Probentreff
"Alles hört auf mein Kommando!", rief die Machtprobe.
"Müssen wir das schlucken?", fragte die Weinprobe.
"Geschmackloser geht's nicht", meinte die Kostprobe.
"Das paßt mir nicht", sagte die Anprobe.
"Ich sehe das ganz nüchtern", erklärte die Blutprobe.
"Die Helden sind müde", sagte die Mutprobe."Weiter im Text!", rief die Leseprobe.
"Wo steht das geschrieben?", fragte die Schriftprobe.
"So ein Theater!", schrie die Generalprobe."Nicht die Nerven verlieren", raunte die Geduldsprobe.
"Der Lack ist ab", sagte die Nagelprobe.
GERD KARPE
WIESBADEN IV
AUS ALLER WELT 26
KULTUR-TESTSEITE VI
1
IMPRESSUM
"Ich muß Sie von irgendwo her kennen." "Das kann schon sein. Dort gehe ich oft hin!"
"Was geschieht, wenn ein Mensch in eine volle Badewanne steigt?" "Dann läutet meist das Telefon, Herr Lehrer!"
Der Kunde zum Verkäufer: "Ich möchte gern diesen Hammer wieder umtauschen." "Warum?" "Er trifft immer daneben."
Der Lehrer fragt: Weshalb kann man für Brillen kein Fensterglas verwenden, Thomas?" "Weil es viel zu groß ist und außerdem viereckig!"
"Wie das Wetter ist, stört mich nicht, mich stört nur, daß man sich bei niemanden beschweren kann!"
"Also; Herr Doktor, jetzt haben Sie mir schon den fünften völlig gesunden Zahn gezogen! Was soll das bedeuten?" "Daß wir jetzt den Kranken bald gefunden haben."
Ein kleiner Junge bekommt von seiner Oma zum Geburtstag ein Buch. Er steht eine ganze Weile da und schaut das Geschenk ungläubig an. Dann fragt er seine Mutter leise: "Mami, was ist das denn?" "Das ist ein Buch, daraus werden die Filme fürs Fernsehen gemacht."
Ein Mann sammelt im Wald Brennholz, das er für seinen Kamin braucht. Plötzlich steht der Förster vor ihm. "Was machen Sie denn da?" "Ich hole Futter für meine Hasen". Fressen die denn auch Holz?" "Ich will es versuchen. Wenn sie es nicht mögen, dann wird es eben verbrannt!"
Maus und Elefant gehen baden. Das Wasser ist lausig kalt. Der Maus wird schon kalt beim Anblick des kühlen Naß, und sie meint zu dem Elefanten: "Geh du schon mal voraus, du hast das dickere Fell." "Na gut", brummt der Elefant, "aber wehe, du schubst mich!"
Der Bankräuber hat sich einen Nylonstrumpf über den Kopf gezogen. Meint der Kassierer vorwurfsvoll zu ihm: "Ich verstehe kein Wort, Sie nuscheln so!"
Ein amerikanischer Astronaut funkt an die Bodenstation: "Ein UFO fliegt neben mir her und fotografiert mich. Was soll ich tun?" Antwort: "Lächeln!"
Zwei Mäuse sitzen vor einer Käseglokke. "Sieh mal", lacht die eine Maus und sagt zu der anderen. "Ein Käse in der Falle!"
Sitzen zwei auf einer Bank. Sagt der eine: "Wie schön frisch die Luft heute morgen ist!" Sagt der andere: "Kein Wunder. Sie war ja auch die ganze Nacht draußen."
Menschenansammlung. Große Aufregung. Ein Mann kommt hinzu und fragt einen der Herumstehenden: "Was ist denn hier los?" "Keine Ahnung. Der letzte der es gewußt hat, ist vor fünf Minuten gegangen."
Der Lehrer erklärt: "Die Sonne ist ungefähr 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt." Darauf die kleine Petra: "Dann ist es aber toll, daß sie jeden Morgen so früh bei uns ist."
Im Urwald hat ein Orang-Utan die Familie versammelt. "Aufgepaßt!" sagt er, "der Heinz Sielmann kommt!" Fragt ein Orang-Utan-Kind: "Heißt das, wir sollen wieder Folklore machen?"
"Herrlich", jubelt der Fernsehdirektor bei der 13. Wiederholung. "Ein ganz neuer Eindruck jetzt mit der veränderten Anfangszeit!"
"Was ist das für ein Hund?" "Ein Polizeihund!" "Der sieht aber gar nicht so aus!" "Soll er auch nicht, der ist von der Kripo."
"Die Kartoffeln sind schon wieder teurer geworden." "So, was kostet denn heute das Stück?"
Ein Schäfer wird gefragt, wie viele Schafe er eigentlich habe. "Keine Ahnung", sagt er. "Wenn ich anfange zu zählen, schlafe ich immer ein."
Die Robbenmutter zum Baby: "Kind, Kind, gib dir bloß mehr Mühe beim Jonglieren, sonst endest du noch als Pelzmantel!"
Schaffner: "Sie sitzen ja mit einer Fahrkarte zweiter Klasse in der ersten Klasse?" Der Fahrgast beleidigt: "Soll ich vielleicht mit einer Fahrkarte erster Klasse in der zweiten Klasse sitzen?"
Ein Pferd und ein Elefant sitzen im Kino. Der Elefant knackt Nüsse. Pferd: "Müssen sie das unbedingt während der Vorstellung machen?" "Was geht das Sie an? Dürfen Pferde überhaupt ins Kino?"
"Welchen Beruf über Sie denn aus?" fragt der Steuerbeamte einen Besucher. "Ich bin Tierstimmenimitator." "Und was für Tiere imitieren Sie?" "Nun, ich mache zum Beispiel das Bellen eines Hundes nach." "In diesem Fall mein Herr, müssen wir uns überlegen ob Sie nicht auch noch zur Hundesteuer herangezogen werden müssen."
Medizinisches Examen: "Herr Kandidat, was fällt Ihnen an diesem Patienten auf?" "Sein rechtes Bein ist länger als sein linken." "Durchgefallen! Das linke ist kürzer als das rechte!"
Nach einem heftigen Knall wird bei der Polizei angerufen. "Machen Sie sich keine Sorgen, ein Düsenjäger hat die Schallmauer durchbrochen", beruhigt der Polizist. Darauf der Anrufer erbost: "Warum reißt man denn diese Schallmauer nicht ein endlich ab?"
Das Ehepaar hat eine vierzehntägige Reise rund um die Welt gebucht. Fragt sie eines Morgens. "Sag mal, welchen Tag haben wir heute?" "Montag." "Aha", meint sie und tritt ans Fenster, "dann müßte das hier Tokio sein!"
"Früher hatten die Menschen Haar am ganzen Körper", erklärt der Lehrer, "Warum wohl heute nicht mehr?" Meldet sich Kläuschen. "Das ist jetzt nicht mehr in der Mode."
"In diesem Wald soll es einen Einsiedler geben?" "Ja, er hat jetzt einen Würstchenstand aufgemacht - wegen der vielen Touristen.
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
1
1
1
MAIN-KINZIG-KREIS II
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478. Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.
Redaktionen Friedberg und Bad Vilbel 6360 Friedberg, Kaiserstraße 82, Postfach 100 332, Tel. 0 60 31 / 94 51, Fax 0 60 31 / 6 16 25.
6368 Bad Vilbel, Niddastraße 14, Postfach 1273, Tel. 0 61 01 / 21 67, Fax 0 61 01 / 21 69
Leitung: Peter Gwiasda, Tel. 0 60 31 / 94 51
1
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 4 78.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.
Redaktionen Bad Homburg und Oberursel 6380 Bad Homburg, Louisenstraße 117a, Tel. 0 61 72 / 2 51 92, Fax 0 61 72 / 2 51 96
6370 Oberursel, Kumeliusstraße 8, Tel. 0 61 71 / 5 10 12, Fax 0 61 71 / 5 10 13
Leitung: Günther Scherf, Tel. 0 61 72 / 2 51 92
LOKALE SPORTRUNDSCHAU 7
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478. Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.
Redaktion für den Main-Taunus-Kreis, Höchst und Wiesbaden 6238 Hofheim, Kirschgartenstraße 11,
Tel. 0 61 92 / 70 87, Fax 0 61 92 / 78 89
Leitung: Ulrike Bauer Tel. 0 61 92 / 70 87
Evangelisch
Weitere Veranstaltungen der Frankfurter Kirchengemeinden
OBERURSEL · V
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
AUS SCHULE UND HOCHSCHULE 6
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.
Redaktionen Hanau und Gelnhausen 6450 Hanau, Wilhelmstraße 11-13, Postfach 1437 Tel. 0 61 81 / 1 30 93, Fax 0 61 81 / 1 30 97
6460 Gelnhausen, Altenhaßlauer Str. 7-9, Postfach 1233 Tel. 0 60 51 / 50 51, Fax 0 60 51 / 50 52
Leitung: Manfred Lochner, Tel. 0 61 81 / 1 30 93
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99-541.
Redaktion Stadt und Kreis Offenbach:
6078 Neu-Isenburg, Rathenaustraße 29, Postfach 145, Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 63, Fax 0 61 02 / 2 92 - 303
Redaktion Kreis Groß-Gerau:
6082 Mörfelden-Walldorf, Langgasse 38, Postfach 1120, Tel. 0 61 05 / 2 25 83, Fax 0 61 05 / 37 73
Leitung: Birgit Buchner,
Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 74
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MEINUNG UND BERICHT 3
Dekanat Höchst
Dekanat Dom
Dekanat Nord
Dekanat West
Dekanat Ost
Dekanat Süd
Alt-Katholisch
Sonstige
Ev. Freikirchen
Ev.-methodistisch
Fremdsprachig
Selbständige
Neuapostolisch
1
1
KREIS OFFENBACH VIII
Hinweise
Wer den Mund zu voll nimmt, ist nur schwer zu verstehen!
Je weniger schlagfertig einer ist, desto eher wird er handgreiflich!
Auch wenn es gelingt, jemanden davon zu überzeugen, daß das Haar in der Suppe von ihm selber stammt: er wird sie nicht mehr essen!
Manche haben so scharfe Zungen, daß sie gefahrlos nicht einmal die eigenen Wunden lecken können! GÜNTER MÜLLER
MAIN-KINZIG-KREIS V
1
1
MRHEIN-MAIN 11
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
Notdienste
MAIN-TAUNUS-KREIS
Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztl. Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 /2 33 50.
Tierärzte
Fr.: Dr. Herfried Menzel, Hofheim, Hattersheimer Straße 13, Tel. 0 61 92 / 63 51; Verena Kunz, Eschborn, Rosengasse 6, Tel. 0 61 96 / 4 35 31.
Sa., So.: Dr. S. Bockmeyer-Cuntz, Hofheim, Marbudstraße 25, Tel. 0 61 92 / 63 04; Dr. Heidemarie Knapp, Kronberg, Königsteiner Straße 7 a; Tel. 0 61 73 / 59 57.
Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Do.: Rats-Apotheke, Eschborn, Rathausplatz 30, Tel. 0 61 96 / 4 21 31.
Fr.: Quellen-Apotheke, Bad Soden, Zum Quellenpark 45, Tel. 0 61 96 / 2 13 11.
Sa.: Kur-Apotheke, Bad Soden, Alleestraße 1, Tel. 0 61 96 / 2 36 05.
Hattersheim. Do., Fr.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.
Hochheim, Flörsheim. Do.: Amts-Apotheke, Hochheim, Frankfurter Straße 8, Tel. 0 61 46 / 53 67.
Fr.: Bahnhof-Apotheke, Flörsheim, Bahnhofstraße 39,Tel. 0 61 45 / 64 90.
Sa.: Bonifatius-Apotheke, Hochheim, Königsberger Ring 2-8, Tel. 0 61 46 / 40 39.
So.: Birken-Apotheke, Flörsheim-Wicker, Flörsheimer Straße 4, Tel. 0 61 45 / 86 15.
13 13.
Kelkheim, Liederbach. Do.: Sonnen- Apotheke, Kelkheim, Kirchplatz 1, Tel. 0 61 95 / 22 66.
Fr.: Marien-Apotheke, Kelkheim, Altkönigstraße 30, Tel. 0 61 95 / 24 50.
Hofheim, Kriftel. Do.: Rosen-Apotheke, Rheingaustraße 46, Tel. 0 61 92 / 78 72.
Fr.: Stein'sche Apotheke, Hofheim, Wilhelmstraße 2, Tel. 0 61 92 / 62 21.
Sa.: Kreuz-Apotheke, Kriftel, Frankfurter Straße 16, Tel. 0 61 92 / 4 21 00.
Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Do.: Burg- Apotheke, Eppstein, Burgstraße 18, Tel. 0 61 98 / 86 15.
Fr.: Sonnen-Apotheke, Niedernhausen, Austraße 10, Tel. 0 61 27 / 29 30.
Sa.: Rathaus-Apotheke, Eppstein-Bremthal, Alte Schulstraße 2, Tel. 0 61 98 / 75 35.
So.: Goldbach-Apotheke, Eppstein-Vokkenhausen, Hauptstr. 59, Tel. 0 61 98 / 96 28.
1
Notdienste
WESTLICHE STADTTEILE
Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege, Tel. 31 89 31. Zahnärzte Über Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71. Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, Tel. 1 92 92.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265. Tierärzte Do., Fr.: Dr. Metzger, Vogelsbergstraße 32, Nordend, Tel. 44 20 16.
Sa.: Dr. Möller, Wielandstr. 22, Tel. 595380.
So.: Dr. von Rhein, Jaques-Offenbach- Straße 14, Offenbach, Tel. 84 64 28. Apotheken Do.: Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 6915.
Fr.: Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41.
Sa.: Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 22 - 26, Tel. 37 42 42; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Str. 1, Tel. 34 44 64.
So.: Alte Apotheke Griesheim, Linkstr. 58, Tel. 38 13 29; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 37, Tel. 31 67 54.
Notdienste in Wiesbaden
Augenärztlicher Dienst Do., Fr.: Dr. W.J. Eichstädt, Rheinstraße 68, Wiesbaden, Tel. 30 32 32 (Praxis), Tel. 52 26 64 (Wohnung).
Sa., So.: Dr. J. Eitner, Wiesbaden, Kirchgasse 18, Tel. 30 47 46 (Praxis), Tel. 52 22 04 (Wohnung). Apotheken Do.: Einhorn-Apotheke, Dotzheim, Aunelstraße 7, Tel. 42 06 06; Paradies-Apotheke, Biebrich, Klagenfurter Ring 84 a, Tel. 8 51 36; Rathaus-Apotheke, Karl-Glässing-Straße 10, Tel. 30 18 59.
Fr.: Aukamm-Apotheke, Parkstraße 29, Tel. 30 39 66; Cäcilien-Apotheke, Mauergasse 16, Tel. 37 04 26; Franken-Apotheke, Erbenheim, Berliner Straße 272, Tel. 71 23 34.
Sa.: Merkur-Apotheke, Kirchgasse 40, Tel. 30 39 02; Olympia-Apotheke am Kleinfeldchen, Dotzheimer Straße 150, Tel. 4 85 93; Pelikan-Apotheke, Biebricher Allee 74, Tel. 8 76 03.
So.: Brunnen-Apotheke, Bleichstraße 26, Tel. 30 21 31; Fortuna-Apotheke, Schierstein, Reichsapfelstraße 7, Tel. 2 23 23; Humboldt-Apotheke, Frankfurter Straße 7, Tel. 30 72 80. Tierärzte
Do., Fr.: Dr. Mannuss, Kaiser-Friedrich-Ring 69, Tel. 81 18 46.
Sa., So.: Dr. Litsch, Schreberweg 4, Tel. 50 20 13. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
- ohne Gewähr -
Im Arbeitsamt: "Wieviel Stellungen hatten Sie im letzten Jahr?" "Neun." "Da sind Sie also Gelegenheitsarbeiter?" "Nein, Fußballtrainer."
Im Fundbüro: "Ist heute ein Fotoapparat bei Ihnen abgegeben worden?" "Welches Fabrikat, mein Herr?" "Weiß ich nicht, ich hatte ihn selbst erst gestern gefunden."
"Haben Sie bisher immer ein gutes Bild gehabt?" erkundigt sich der Techniker vom Fernseh-Reparaturdienst. Schüttelt die Frau den Kopf: "Immer? Das kann man nicht sagen, beim Essen haben wir hin und wieder abgeschaltet."
"Halt: das ist ein Privatweg!" "Na und, ich benutze ihn doch auch nicht für geschäftliche Zwecke!"
Die beiden Astronauten fliegen auf Marskurs am Mond vorbei. Fragt der eine: "Ist das nun der Mond oder die Sonne?" "Keine Ahnung, ich fliege die Strekke auch zum ersten Mal."
Vergnügt kommt der fünfjährige Thomas nach Hause. Fragt der Vater: "Was willst du denn mit dem Regenwurm?" Darauf der Kleine: "Wir haben den ganzen Tag draußen zusammen gespielt, und jetzt will ich ihm einmal unsere Wohnung zeigen."
Ein Pferd sitzt im Omnibus. "Das habe ich auch noch nie gesehen", wundert sich der Schaffner, "ein Pferd im Omnibus!" "Sie müssen entschuldigen", sagt das Pferd, "aber ich habe meinen Wagen in Reparatur."
Zwei Jungen sind im Wald beim Pilzesammeln. Ein Spaziergänger schaut ihnen eine Weile zu. Dann fragt er: "Könnt ihr denn auch die giftigen von den ungiftigen unterscheiden?" Darauf erwidert der ältere der beiden: "Wir essen sie ja nicht selber, wir wollen sie verkaufen."
Ein Affe steigt in einen vollbesetzten Bus und geht auf einen Herrn zu. "Kennen Sie Grzimek?" "Ja, nicht nur das, ich verehre ihn." "Schön, dann machen Sie mal Platz für Tiere!"
Der kleine Holzwurm jammert: "Mami, Mahagoni ist so hart." "Iß nur, das ist gut für die Zähne!"
"Ich werde nie angerufen." "Du hast ja auch kein Telefon." "Ja, aber wer weiß das schon."
Beim Wetteramt in Offenbach ruft jemand an: "Ach bitte, können wir wohl für morgen schönes Wetter haben?" "Aber sicher, für wie viele Personen soll es sein?"
Der Feriengast ist enttäuscht: "In dem Reiseprospekt stand aber, daß man vom Hotelzimmer einen kilometerweiten Ausblick hätte. Und was sieht man: einen Hinterhof!" "Ja, Sie dürfen auch nicht geradeaus gucken! Nach oben müssen Sie schauen, nach oben!"
"Paul, ich weiß jetzt, wie ich viel Strom sparen kann!" sagt Pauline stolz. "So, wie denn?" "Ich benutze für alle Geräte nur noch eine Steckdose."
"Ich habe ein Paar Lederhandschuhe gefunden. Sind das vielleicht Ihre?" "Nein, sie sehen zwar so aus wie meine, aber die können es nicht sein." "Ach - und warum nicht?" "Weil ich meine verloren habe."
Unterhaltungssendung im Fernsehen. Fragt der Quizmaster den Kandidaten. "Was ist der Unterschied zwischen?" "Zwischen was?" "Also, geholfen wird nicht!" meint der Quizmaster.
Kontrolleur: "Warum haben Sie denn keine Fahrkarte?" Fahrgast: "Ich muß sparen."
Personalchef: "In dieser Firma bekommen Sie ein sehr gutes Gehalt, wenn Sie fleißig und pünktlich sind." Bewerber: "Habe ich mir doch gleich gedacht, daß da irgendwo ein Haken dabei ist."
Der Lehrer fragt den kleinen Peter: "Welcher Vogel baut kein eigenes Nest?" "Der Kuckuck." "Sehr gut, Peter, und warum nicht?" "Weil er in einer Uhr wohnt."
Der Kommissar tobt. Seine Leute haben wieder einmal total versagt. "Ich habe euch doch gedagt, ihr sollt sämtliche Ausgänge besetzen! Und nun sind die Ganoven doch entkommen!" "Ja, Chef, aber durch den Eingang!"
Treffen sich zwei Motten. "Mir ist ja soo schlecht", sagt die eine. "ich habe ein Polyamid-T-Shirt angeknabbert!" "Geschieht dir recht", sagt die andere. "Wozu haben wir die Bio-Welle. Friß Wollsocken, das ist gesund!"
Der Augenarzt gibt dem Patienten ein Rezept: "Von dieser Medizin träufeln sie sich dreimal täglich vier Tropfen in beide Augen." "Gut, vor oder nach dem Essen?"
Schüler zum Lehrer: "Ich bin mit Ihnen auch nicht zufrieden. Habe ich mich jemals bei Ihren Eltern beschwert?"
Ist es nicht toll, daß die Astronomen jede Sonnenfinsternis genau vorhersagen können?" "Kunststück, wo es doch in jedem Kalender steht."
STADT UND KREIS OFFENBACH II
HESSEN 21
KULTURSPIEGEL 20
AUS DEN BUNDESLÄNDERN 6
WAS - WANN - WO 31
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU V
WIRTSCHAFT 13
1
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
WETTERAUKREIS II
Das Doppel-progr amm
"Herr Fischer, Sie treten für eine radikale Änderung der üblichen Fernsehgewohnheiten ein. Was muß Ihrer Meinung nach anders werden?"
"Es geht mir um die Optimierung des TV-Konsums. Die ersten Versuchsreihen mit ausgewählten Kandidaten haben bereits begonnen."
"Worum geht es speziell?"
"Wie Sie wissen, ist das Zweitgerät in den Haushalten heute keine Seltenheit mehr. Um jene Anschaffung aber optimal nutzen zu können, bedarf es eines speziellen Trainings. Ich habe deshalb den ZAZP-Kurs ins Leben gerufen."
"Was bedeutet ZAZP-Kurs?"
"ZWEI AUGEN - ZWEI PROGRAMME." "Sie versuchen also den Zuschauer in die Lage zu versetzen, zwei gleichzeitig laufende Programme zu verfolgen?"
"Jawohl. Anders ist künftig das ständig wachsende Programmangebot gar nicht mehr zu bewältigen. Ohne die in meinem ZAZP-Kurs erworbenen Fähigkeiten bekommt der Konsument vor dem Bildschirm ja nur die Hälfte des Angebots mit."
"Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Herr Fischer?"
"Ganz einfach. Schließlich hat uns die Natur mit zwei Augen und zwei Ohren ausgestattet."
"Und mit zwei Händen für zwei Fernbedienungen." "So ist es. Es gilt also nur - vor zwei Bildschirmen sitzend - die Bild- und Tonimpulse in unserem Kopf zu koordinieren beziehungsweise auseinanderzuhalten. Gelingt dies, ist der gleichzeitige Empfang von zwei Programmen ein Spitzenvergnügen für jeden Fernsehzuschauer." "Wenn aber beide Programme miserabel sind?"
"Dann ist rascher Kanalwechsel geboten." "Ist der Durchschnittszuschauer denn den Anforderungen des Doppelempfangs gewachsen?"
"In aller Regel ja. Für den Fall der Überforderung einzelner Kursteilnehmer haben wir vorgesorgt."
"Inwiefern?"
"Wir arbeiten Hand in hand mit einem renommierten Institut zusammen, das ausgezeichnete Erfolge auf dem Gebiet der stationären FEK vorzuweisen vermag." "Was heißt FEK?"
"Fernsehentziehungskur."
MAIN-TAUNUS-KREIS III
SPORTRUNDSCHAU 14
Druck und Verlag:
Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH
Geschäftsführer: Dr. Horst Engel (Vorsitzender), Franz Nabholz, Artur Wagner
Postfach 10 06 60, Große Eschenheimer Straße 16-18, 6000 Frankfurt am Main 1
Chefredakteur und Vorsitzender der Redaktionsleitung:
Roderich Reifenrath
Redaktionsleitung: Horst Wolf, Dr. Jochen Siemens
Chef vom Dienst: Christian M. Schöne
Verantwortliche Redakteure: Dr. Jochen Siemens (Seite 3); Dr. Karl Grobe-Hagel (Außenpolitik);
Wolf Gunter Brügmann (Nachrichten); Helmut Schmitz (Feuilleton kommissarisch); Jürgen Klotz
(Wirtschaft); Horst Wolf (Frankfurt und Rhein-Main); Erwin Krauser (Hessen); Erich Stör (Sport);
Peter Klinkenberg (Wissenschaft, Technik, Verkehr); Jutta Roitsch (Bildungspolitik und Doku-
mentation); Wolfram Schütte (Zeit und Bild: Feuilleton/Literatur); Jutta Stössinger (Zeit und Bild:
Reportage/Moderne Zeiten). Reporter: Hans-Helmut Kohl; Dr. Roman Arens. Weitere leitende
Redakteure: Claus Gellersen, Stephan Hebel, Peter Iden, Werner Neumann, Bianka Schreiber-
Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.
Bonner Büro: Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz.
Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold
1
BERICHT 7
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
SPORTRUNDSCHAU 13
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
1
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III
SONDERSEITE III
Es ist eine Tatsache, daß jeder zehnte Mensch ein Linkshänder ist.
Sind Rechtshänder Männer, so ist ihr rechter Fuß größer als ihr linker.
Schon immer bilden die Linkshänder eine Minderheit.
Die Linke, sagt der Volksmund, kommt vom Herzen.
MARYLIN MONROE war Linkshänderin. Viele Menschen halten sich sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder.
Männer sind rechts-, Frauen linksgeknöpft. Schrauben haben Rechtsgewinde.
Einer, der zwei linke Hände hat, gilt oft als linkisch.
Die überwiegende Mehrheit der männlichen Rechtshänder trägt den Scheitel links.
Für einen autofahrenden Linkshänder befindet sich die Knüppelschaltung auf der falschen Seite.
Eine Kaffeekanne für Linkshänder muß den Henkel immer links, die Schnauze rechts haben.
Sportexperten bestätigen, daß Handball-Linkshänder als Torschützen gefürchtet sind.
Rechts ist, wo der Daumen links ist, erklärt die Kindergärtnerin den Kindern.
Links, zwo, drei, vier tönt es immer noch vom Exerzierplatz. MICHAEL BENKE
DOKUMENTATION 10
Während man total unmotiviert über die enorme Expansion verbaler Internationalismen (so der linguistische Terminus) in unser Idiom lamentiert, beklagt man ganz zu Recht die unnötige Zunahme von Fremdwörtern (so der volkstümliche Begriff) im Deutschen. Doch das Gros dieser verbalen Internationalismen kann kaum effizient durch aboriginale Syntagmen adäquat substituiert werden - wohingegen man fast alle Fremdwörter mühelos durch deutsche Wörter ersetzen kann.
Beispiele gibt es mehr als genug. Insistieren wir Exemplarisches: Was ist die feine englische "Fashion" schon anderes als unser bodenständiger "Fasching"? Was meint der fremde "Clown", wenn nicht dasselbe wie unser gutes urdeutsches "Stribitzen"? Was ist "Patchwork", wenn nicht eine "Fliegenklatsche"? "Drop out" - ein "Münzautomat für Bonbons". Und "Bonbon": Hauptstadt-Hauptstadt".
Die lateinisch gebildete "Kommunikation" wiederum ist haargenau unser heimisches "Kannitverstan": Und schließlich: was ist schon ein dummes fremdes "Traktat" wie das hier anderes als eben dieser kluge deutsche "Aufsatz"? PETER KÖHLER
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
Sprüche
Oft ist Individualismus nur schlecht getarnter Egoismus.
Weltverbesserer haben die Welt schlecht gemacht.
Viele Ereignisse sind deshalb bemerkenswert, weil sie nicht stattfinden.
Bei uns haben alle Menschen die gleichen Rechte, sofern sie sich diese finanziell leisten können!
Wir sind sehr großzügig: Wir zahlen Entwicklungshilfe an diejenigen Länder, die wir zuvor gründlich ausgeplündert haben. Dafür erwarten wir Dankbarkeit!
Der technische Fortschritt ruft immer neue Probleme hervor, die wir anschließend mit seiner Hilfe zu lösen hoffen.
Die Politiker sitzen im Selbstbedienungsladen der Macht!
Was ist, wenn der Glaube an die Wahrheit nur ein tragischer Irrtum wäre?
Wir werden mit Informationen überschüttet, die keinen Menschen interessieren. Ihre einzige Funktion besteht darin, Zeit zu füllen.
Prominente benötigen demnächst einen Skandalberater, der für fette Schlagzeilen sorgt. Dann steigt ihr Marktwert.
Bald wird es so viele Radio- und Fernsehprogramme geben, daß in jeder Straße ein eigener Sender stehen wird. Das Problem wird nur sein, ausreichend Zuhörer und Zuschauer zu finden.
Manchmal kann man die Werbung nicht mehr vom übrigen Fernsehprogramm unterscheiden. FRANZ F. SCHART
Das ist mein Jahrhundert: Das der vollen und der leeren Taschen. Und das ihrer Umverteilung. Und ich mitten drin. Sozusagen: Das Weltkind in der Mitten.
Geschicklichkeit ist alles in diesen Zeiten. Flinke Hände, lange Finger. Trickrich sein ist der Trick, um reich zu werden. Anders geht es nicht. Der Mensch ist doch auch nur ein Trick der Natur, um zu verbergen, daß er von Wölfen, Schafen und Affen abstammt.
Der Unfrieden unter den Menschen kommt doch nur daher, weil es Taschenbesitzer und Nichttaschenbesitzer gibt. Wer keine Tasche besitzt, liegt nur den anderen auf derselben und wundert sich, wenn er am Ende in dieselbe gesteckt wird. Nicht umsonst heißt es, das letzte Hemd habe keine.
Wer nur die Faust in der Tasche ballt, braucht sich nicht zu beschweren, daß er zu nichts kommt. Das läßt sich dann an allen fünf ungebrauchten Fingern abzählen. Ich kenne Leute, die durch den Gebrauch eines einzigen Fingers, des Zeigefingers, reich und berühmt geworden sind. Andere sind durch die Verwendung eines Daumens, nach oben oder nach unten zeigend, ein Leben lang an der Macht geblieben. Das nenne ich Fingerfertigkeit.
Und als Fingerfertigster unter den Fingerfertigen gilt der, der es versteht, anderen Fingern auf die Finger zu klopfen. Es versteht sich von selbst, daß es sich dabei natürlich um ganz schlimme Finger handelt, denn unsre Finger sind ohne Zweifel rein. Es ist eben die hohe Kunst der Taschenspieler, überall herum- und mitzufingern, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Wer diese Kunst beherrscht, dem fällt vieles in die Hände.
Im übrigen ist die Taschenspielerei eine ärmellose Kunst, daß wir es längt nicht mehr nötig haben, uns ein As aus dem Ärmel zu zaubern. Heutzutage zeigen wir unsere Kreditkarten frei, offen und ehrlich herum, und es ist geradezu ein Kinderspiel geworden, Taschen damit zu öffnen, zu leeren und zu füllen. Seit alle Welt aus Taschenspielern und solchen, die es werden wollen, besteht, sind alle Tricks, Finten und Fallen überflüssig geworden. Wir gehen einfach so miteinander um, wie wir sind, und wir können sicher sein, es kommt ein taschenfüllendes Geschäft heraus, wenn auch nicht für alle.
Ansonsten bin ich prüde und hasse alles, was nackt ist. Die nackte Wahrheit, Pornographie, Freiluftkörpervereine und Banken ohne Geheimkonten, Gesellschaften ohne Schlafanzüge und offengelegte Bilanzen, Glasscheiben und Offenbarungseide. Einem nackten Mann kann man eben nicht in die Tasche greifen, nicht einmal spielerisch.
"Madonna"
(Aus dem "Krüger-Kalender 1993", erschienen im Lapppan-Verlag)
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 99
WIESBADEN VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII
HESSEN 24
"Der Eindruck täuscht", sagt Patricia Keller, "in Wirklichkeit ist das knochenharte Arbeit". Die Tochter von Hans Richter, einem der letzten Köhler auf der Schwäbischen Alb, muß dies wissen. Oft genug hat sie selbst mit angepackt, wenn ein Kohlenmeiler ausgeschwelt war und die fertige Holzkohle eingesackt werden mußte. Beneidet wird der Köhler heute vor allem, sagt sie, weil er ständig in der freien Natur ist und im Wald arbeitet. Sei es beim Holzeinschlagen, beim Aufschichten des Meilers, bei der Überwachung des Schwelens, auch beim Abpacken der Holzkohle zum Versand schließlich.
Hans Richters Kohlplatte, auf der seine Familie schon seit erdenklichen Zeiten Kohle aus Holz macht, liegt in Großkuchen bei Heidenheim an der Straße von Nietheim nach Rotensohl. Gleich nebenan "kohlt" - wie es heißt - die Familie der 83jährigen Elisabeth Wengert, ebenfalls seit Generationen diesem Handwerkerberuf verbunden. Drei bis vier Meiler schichten beide monatlich auf. Das sind jeweils um 25 bis 30 Festmeter Buchenholz, die für einen einzigen Meiler gesetzt werden müssen. Die einzelnen Scheite, gut einen Meter lange Holzprügel, werden kunstvoll und nach jahrhundertealter Regel im Kreis herum und aufeinander geschichtet. Die Hölzer haben ein erhebliches Gewicht und fordern den ganzen Mann, bei Wengerts auch die ganze Frau. Der fertig gestapelte Meiler wird mit zwei Deckschichten luftdicht verpackt. Erst kommen Laub, Gras, Moos, Zweige oben drauf, darüber dann noch ein dichtes Dach aus Erde.
Wenn der Meiler an der Spitze angezündet wird, passiert Seltsames. Das Feuer arbeitet sich von oben nach unten in dem Holzstoß vor. Weil alles luftdicht verschlossen ist, kommt ein ordentlicher Brand nicht in Gang. Soll er auch nicht. Das Holz darf nur schwelen, nie brennen. Darum kann so ein Meiler, erstmal angezündet, auch nicht mehr sich selbst überlassen bleiben. Anfangs muß der Köhler ihn regelmäßig alle drei bis vier Stunden kontrollieren - auch nachts.
Nach drei Tagen geht es etwas gemächlicher zu, dürfen die Abstände größer werden, muß der Köhler vor allem nachts nicht mehr raus. Fünf bis sechs Tage schwelt so ein Holzstoß vor sich hin. Das hängt stark vom Wetter ab, sagt Patricia Keller. Ist es trocken, geht es langsamer voran als bei Regenwetter. Schneien darf es nicht. Schnee erstickt den Meiler. Darum wird im Winter nicht gekohlt. Da wird Holz eingeschlagen und vorbereitet. Von März bis November aber ist Betrieb auf den Kohlplatten von Großkuchen.
Das kann man sich anschauen. Vielleicht trifft man dabei Elisabeth Wengert, die 83jährige, oder ihre Tochter, die den Meiler betreut. Viele Geschichten erzählen sie dem, der zuhören kann, aus der Vergangenheit der Köhlerei. In der fünften Generation sind Wengerts Köhler. Hans Richter wird man jetzt seltener auf seiner Kohlplatte finden. Seit 1952 hat er dort gekohlt. Im Alter von 67 Jahren hat er sie jetzt in jüngere Hände gegeben. Richter weiß von keinem Tag Urlaub, den er im Leben gehabt hätte.
Staubig wird's, hat so ein Meiler erst mal ausgeschwelt. Mit Störhacken wird der noch heiße Holzstoß auseinandergerissen. Die Holzkohle muß abkühlen, ehe man sie einsacken kann. Kohlenstaub wirbelt durch die Luft. Der Köhler wird zum schwarzen Mann. Viel Wasser zischt in den Meiler. Immer wieder züngeln kleine blaue Flämmchen auf, die gleich gelöscht werden. Die Holzkohle soll ja nicht hier brennen sondern erst daheim auf einer Terrasse beim Grillabend zum Beispiel. Auch in der Stahlveredelung wird noch heute Holzkohle verwendet. Und die Kohletabletten gegen Durchfall und Erbrechen sind auch nichts anderes als reine Holzkohle. Die aber sind in der Regel nicht aus Buchen- sondern aus Birkenholz, klärt Patricia Kellner auf.
Holzkohle hat einige Vorteile gegenüber einfachem Holz. Sie besitzt die doppelte Heizkraft und brennt ohne Rauch und ohne Geruch. Ihr Volumen ist etwa halb so groß wie das unverkohlten Holzes, hat aber nur ein Viertel von dessen Gewicht - im wesentlichen eine Folge des Wasserverlustes beim Schwelen.
Besucher der Kohlplatten von Großkuchen sollten sich vorher erkundigen, ob es auch was zu sehen gibt und nicht gerade große Pause ist. Auskunft erhält man bei Hans Richter, Mettenleiterweg 18, 7920 Heidenheim-Großkuchen, Tel. 0 73 67 / 25 81, und bei Elisabeth Wengert, 7920 Heidenheim-Großkuchen, Ortsteil Rotensol, Tel. 0 73 67 / 77 30.
GERRIT-RICHARD RANFT
LKALSPORT VII
Neues vom Zeitgeist
von Bernhard O. Prattler Die "Yuppies" sind endgültig out. Neuesten Trendforschungen zufolge liegen stattdessen jetzt die "Ökosymbies", Ostkolonies", "Hysterogesundies", "Katastrophies" und "Staspanimies" recht gut im Rennen um den Lebensstil, der für das Deutschland des Jahres 1992 als prägend und bestimmend gelten kann. Was sind das alles für Leute?
Während "Staspanimies" nach der Devise leben, daß "der Staat endlich sparen soll, aber bloß nicht bei mir", fürchten "Katastrophies" eine Inflation schon dann, wenn sie Leichtsinn zu teuer bezahlen müssen, und daß sie Krebs haben, glauben sie, sobald sie das Wort "Asbest" auch nur lesen.
Experimentierfreude zeichnet "Hysterogesundies" aus. Sie können nicht nur ohne zu stocken mindestens zwei Dutzend Diätprogramme aufsagen; sie haben alle auch schon mal in Selbstversuchen ausprobiert.
"Ostkolonies" sind ausgesprochen liebe Wessies. Ganz im Gegensatz zu den spanischen Konquistadoren, die im 16. Jahrhundert tonnenweise Gold aus Süd- und Mittelamerika herausgeholt haben, tragen sie ihr Geld in die neuen deutschen Länder hinein, um sich dort einzukaufen. Das tun sie aus purem Patriotismus, wie sie uns erzählen.
Für "Ökosymbies" schließlich gehören dicke Autos, Flugreisen und behizte Swimmingpools zum Existenzminimum. Sobald es aber um wirklich Wichtiges, also um Symbole geht, sind sie geradezu fanatische Umweltschützer. Alle Korken ihrer Weinflaschen heben sie auf, niemals würden sie aus Nachlässigkeit ein wachsbeschichtetes Milchtütchen zum Altpapier packen, und beim Anblick einer Kaufhauskundin mit Plastiktüte erschrecken sie ebenso wie Josefine Prüde erschrecken würde, wenn ihr auf dem Weg zur Kirche ein nackter Mann begegnete. Wer von diesen Fünfen wird sich 1992 wohl durchsetzen? Wir rechnen mit einem toten Rennen.
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3
SPORTRUNDSCHAU 13
Kennen Sie den?
"Als ich geboren wurde, haben die Schützen einundzwanzig Schüsse abgegeben." "Da kannst du aber von Glück sagen, daß keiner getroffen hat."
Seit einer Viertelstunde klingelt in der Amtsstube das Telefon. Meint ein Beamter schließlich: "Unglaublich, wieviel Zeit manche Leute verschwenden!"
"Hier steht in der Zeitung, wenn es brennt, soll man 112 rufen." "So ein Quatsch, früher haben wir immer nur ,Feuer, Feuer, Feuer!' gerufen."
Der Friseur ist mit dem Haarschnitt fertig, hält den Spiegel in der Hand und fragt: "Ist es so recht?" Sagt der Kunde: "Etwas länger bitte."
"Ich würde die Burg ja gerne kaufen, aber ich habe gehört, es soll hier Gespenster geben", sagt der Millionär. "Ich habe hier noch keinen Geist gesehen", winkt der Burgherr ab, "und dabei lebe ich schon seit dreihundert Jahren hier!"
Müller kommt mit einem Gemälde unter dem Arm nach Hause. "Was hast du denn da?" erkundigt sich seine Frau. "Einen echten Rubens für nur zwanzigtausend Mark." "Wirklich?" "Ja, und dazu ist er noch der einzige, auf dem ein Flugzeug abgebildet ist!"
"Wir haben im ,Hilton' einen Tisch bestellt." "So? Wir kaufen unsere Möbel immer im Großhandel!"
Im Kino unterhalten sich zwei. "Ich sehe den Film zum zehnten Mal. Aber so gut wie heute waren die Schauspieler noch nie!"
Verzweifelter Anruf beim Klempner: "Kommen Sie schnell, in meinem Keller steht das Wasser fünfzig Zentimeter hoch." "Nichts zu machen", sagt der Handwerker, "in dieser Woche kommen nur die Wasserstände über einen Meter dran."
"Warum verschwendet man eigentlich immer noch soviel Boden zum Kartoffelpflanzen? Die Leute essen doch heute sowieso nur Pommes Frites oder Kartoffelbrei aus der Tüte."
"Kennst du den Unterschied zwischen Klavier und Geige?" "Das Klavier brennt länger."
Am Bahnhofsschalter: "Ich hätte gerne eine Fahrkarte nach Neustadt." "Welches Neustadt meinen Sie?" "Das ist egal. Mein Freund holt mich ab!"
Plantscht ein Mann am Sonntag im Stadtweiher herum. Plötzlich erscheint der Parkaufseher und ruft dem Mann zu: "He, Sie, Baden ist hier verboten." "Was heißt hier baden - ich bin gerade am Ertrinken."Sagt ein Angler zum anderen: "Jetzt weiß ich auch, warum die Fische nicht beißen. Die Würmer schmecken ja scheußlich."
Ein Auto aus Frankreich hält neben einem deutschen Polizisten. Sagt der Fahrer: "Ich suche einen Parkplatz." Darauf der Beamte: "Und deshalb kommen Sie extra aus Frankreich?"
"Na, wie war's denn im Urlaub?" "Ach, genau wie im Büro. Man saß rum und wartete aufs Mittagessen!"
"Wo brennt es denn?" fragt der Bürgermeister den Feuerwehrhauptmann. "Beim Huber-Bauern." "Das kann doch nicht sein, der ist doch gar nicht versichert!""Bis ich diesen Fisch endlich heraus hatte, mußte ich mich eine ganze Stunde lang abmühen", erzählte ein Angler seinem Gast. "Kenn' ich", sagte dieser, "es ist ein Kreuz mit diesen Büchsenöffnern".Schillings besichtigen die Ruinen von Pompeji. "Na", meint da Schilling zu seiner Frau, "Man soll nicht zu bauen anfangen, wenn man nicht das ganze Geld zusammen hat."
"Hilfe, ein Krokodil hat mir ein Bein abgebissen." "Welches?" "Blöde Frage, Krokodile sehen doch alle gleich aus!"
Sprühregen / 0 bis 7 Grad
Satellitenbild vom 22. Dezember. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
Falsch geträumt
Europa Steht vor der Tür. Es hat Ärmelschoner an Und ein krummes Keuz Vom zu vielen Sitzen. Wir Narren hatten Eine knackige Junge Schönheit Erwartet. BERNHARD KATSCH
Herbst
Laub fällt, Temperatur fällt, Haar fällt Und Mut fällt. Zwei aber steigen Strahlend empor, Ganz unwiderstehlich: Preise Und Mieten. BERNHARD KATSCH
Merke!
Wer Nebel Abbläst, Den treibt es Empor. Wer konkret wird, Den nagelt Man fest. BERNHARD KATSCH
TV
Seine Dachantenne Hat der Sturm Verwirbelt. Nun hockt er Und grübelt: Wer hilft ihm Beim Einschlafen? BERNAHRD KATSCH
"Hierdurch mache Ihnen die ergebene Mitteilung, daß ich unter Heutigem in Höchst/M. unter der Firma Th. Hoeser Buch-, Papier- und Landkartenhandlung in Höchst a/M. eine Filiale gegründet habe . . . Straßburg i/Els., im August 1892." Mit dieser Anzeige im Börsenblatt begann die Geschichte der Buchhandlung Bärsch in Höchst, die in diesen Tagen 100 Jahre alt wurde. Die Buchhandlung war durch viele Hände gegangen, bis sie 1970 von Max Strucken zusammen mit Klaus Vorpahl, dem "jungen Mann von Bärsch", wie ihn die Kunden damals nannten, in eine KG umgewandelt wurde.
1966 war Vorpahl, der in historischen Bezügen denkt und für den Buchhandel ein Teil der Geistesgeschichte ist, nach Höchst gekommen. Im Gepäck hatte er eine "seriöse" Buchhändlerlehre, absolviert in einer Konstanzer Buchhandlung "mit stark liberalen Selbstverständnis", das ihn ebenso wie das Gedankengut der Frankfurter Schule geprägt hat.
Der Weg vom engagierten Mitarbeiter, der sich Aufklärung auf die Fahnen geschrieben hatte, bis zum einem erfolgreichen mittelständischen Unternehmer war, so Vorpahl, holprig. Aber dennoch scheint der Werdegang zu ihm zu passen: vor vielen Jahren schon hatte ein Zukunftsdeuter zwei wesentliche Komponenten in Vorpahl entdeckt, nämlich Intellektualität und Wirtschaftlichkeit - was dieser damals weit von sich wies.
Inzwischen hat er längst die unternehmerische Herausforderung eines "knochenharten Wachstumsmarktes" angenommen; in dem die Aufgaben immer mehr zu Führungsaufgaben werden. Dienstleistung wird groß geschrieben in Höchst, denn Buchhändler zu sein bedeutet Vorpahl, die Menschen mit Literatur und Information zu versorgen. "Wir bemühen uns, jedem Kundenwunsch zu entsprechen", sagt er. Die Kunden, die zu ihm kommen, sollen das Gefühl haben, sich in einem kompetenten, gut zusammengestellten Buchumfeld zu bewegen. Ein Umfeld, das zugleich Vertrauen schafft, denn, so Vorpahl, in gewissem Sinn sei ein Buch eine intime Ware, bei dessen Kauf man einen Teil seiner Persönlichkeit preisgebe.
Aber auch die Buchhandlung spiegelt auf ihren 250 Quadratmetern Verkaufsfläche die Neigungen derjenigen wider, die dort arbeiten. "Wir leisten uns viele Titel zur Philosophie und Psychologie, aber man muß gleichzeitig dafür sorgen, daß sich das wirtschaftlich auch trägt", sagt Vorpahl, der Geist und Geld heute scheinbar problemlos verknüpft.
So liegen auf seinem Schreibtisch auch "Die Geschichte des Buchhandels 1" und Geld einträchtig nebeneinander.
Seiner Konkurrenz ist sich Vorpahl bewußt. "Ich habe der Anziehungskraft der Innenstadt-Buchhandlungen und der Bequemlichkeit eines Main-Taunus-Zentrums zu widerstehen", weiß er. Aber nicht nur Höchster kaufen bei Bärsch.
Die Buchhandlung ist, was man ihr auf den ersten Blick nicht ansieht, hochspezialisiert auf Wissenschaft, und ihr Kundenkreis (meist Bibliotheken) reicht inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus. Mit dieser Entwicklung hat Vorpahl unter anderem eines der Ziele realisiert, mit denen er 1970 angetreten war, nämlich die Buchhandlung aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von einem (immer noch sehr wichtigen) örtlichen Großkunden zu befreien.
SUSANNE BROOS
"Hallo . . . Knautschke . . . ich hör' und les' ja gar nichts mehr von Ihnen . . ."
"Herr Minister . . ."
"Wissen Sie noch, Knautschke, was für Auseinandersetzungen wir schon hatten, auch vor den Gerichten?"
"Nun ja . . ."
"Ihre Behauptungen beispielsweise, ich hätte meine Karriere geschmiert, Ihr Bericht über angebliche Frauen- und auch Männergeschichten, Ihre Veröffentlichung über ein angebliches heimliches Treffen mit hochrangigen Oppositionspolitikern . . . Oder denken Sie an die Bankenaffäre . . ."
"Sie haben oftmals sehr empfindlich reagiert, Herr Minister . . ."
"Sie lassen sich doch nicht den Schneid abkaufen, Knautschke? Ihnen sind doch nicht die Ideen ausgegangen? Wo bleibt Ihr Mut, das Recherchieren versteckter Hinweise? Werfen Sie das Handtuch?"
"Keineswegs . . ."
"Ach . . . aber neulich erst ist Ihnen doch zugesteckt worden, daß ich in dem Beschaffungsskandal verwickelt sein könnte . . ."
"Sie wissen davon, Herr Minister . . .?"
"Es stimmt also? Und warum unternehmen Sie nichts, Knautschke?"
"Ich kann's nicht beweisen . . ."
"Danach haben Sie doch nie gefragt. Wo bleibt Ihr journalistischer Spürsinn? Knautschke, Sie haben doch schon aus weniger mehr gemacht . . .!
"Sie meinen . . ."
"Und was haben Sie eigentlich mit den Fotos gemacht, die mich mit den beiden Filmsternchen auf dem Eisbärfell zeigen . . . in der letzten Woche . . ."
"Sie wissen auch davon . . .?
"Gebracht haben Sie noch nichts."
"Ich halte es für eine geschickte Fotomontage . . ."
"Ach herrjeh . . . Sie werden doch nicht alt, Knautschke? Mann, Ihre Leser haben ein Recht auf Informationen, insbesondere kurz vor den Wahlen, auch auf Gerüchte . . ."
"Herr Minister . . ."
"Bitte, Knautschke, versprechen Sie, daß Sie 'mal wieder etwas recherchieren, ja . . .?"
Bodo, bist du noch? Was? Du, ich frage, ob du noch bist! Links, natürlich. Was heißt natürlich? Ich frage dich, ob du noch links bist. Links will ja keiner mehr sein, Bodo. Frag mal rum!
Paul will nicht mehr links sein, weil das Links-Rechts-Schema nichts mehr hergibt. Sagt er. Rita will nicht mehr links sein, weil die linken Männer genauso sind wie die rechten. Sagt sie. Edgar will nicht mehr links sein wegen Stalin. Robert dasselbe wegen Maotsetung. Heinz mehr wegen Lenin. Ilse geht bis Marx zurück. Ella noch weiter. Knut beschuldigt den Urschleim. Und du?
Bist du noch zu retten, Bodo? Was heißt hier Luther? Ich stehe auch und kann auch anders. Frag Margot! Margot will auch nicht mehr links sein, seit sie vom linken Anwaltskollektiv entlassen wurde. Michael will auch nicht mehr links sein, seit Linksbuch seine Romane nicht mehr druckt. Eva begründet dasselbe mit Gedichten. Ernst mit Kurzgeschichten. Und du? Du schreibst doch auch!
Was heißt: Eben drum, Bodo? Andersherum wird ein Roman daraus. Und was für einer! Eberhard will auch nicht mehr links sein, weil keiner mehr zu seinen Vorträgen kommt. Freddie hat die "Linke Tonne" auch schon zugemacht, weil das niemanden mehr sein Bier ist. Und Ellis Nicaragua-Laden bringt es auch nicht mehr. Und du? Du mußt doch die Zeichen der Zeit sehen!
Nun komm mir nicht mit der Dritten Welt, Bodo! Die Dritte Welt war immer meine Stärke! Aber ohne Robert? Der will nicht mehr links sein wegen Castro! Christine nicht wegen Namibia. Arnold nicht wegen Vietnam. Edeltraut nicht wegen Kambodscha. Ansgar nicht wegen Korea. Und du?
Was heißt: Die Linke lebt? Ich bitte dich, Bodo! Charlie hat eben seinen Psychologie-Kurs geschmissen wegen Margarete. Yvonne wegen Horst-Eberhard. Petra hat die Ausländer-Initiative verlassen wegen Dany. Wilhelm wegen Antje. Erwin tut nichts mehr, weil er Oskar gram ist und Annette tut dasselbe wegen Björn. Und du?
Bodo? Bodo?? Bist du noch dran, Bodo? Das ist typisch. Hat der einfach aufgelegt. Ruf ich eben Richard an. Hallo, Richard? Du, Richard, eine Frage: Bist du noch? Was? Du, ich frage dich, ob du noch bist . . .
NACHRICHTEN 2
KULTURPANORAMA 4
Ernte - nein danke!
Wenn der Städter mit dem Bauern sich vereint beim Erntedank, ahnen beide es mit Schauern: Was wir essen, macht uns krank!
Wenn der Stadtmensch zu dem Landmann sich gesellt im Wies'n-Zelt, mahnt die beiden ihr Verstand dran: Auch das Bier wird uns vergällt!
Wenn die letzten Trauben reifen und die letzte Sonne lacht, müssen beide es begreifen: Wir sind fast schon umgebracht!
Dann noch spielt die Blaskapelle. Und das Karussell geht rund. Und der Sekt ist auch zur Stelle. Lustig geht die Welt zugrund!
DIETER HÖSS
Nachsaison Zimmerpreise fallen sacht. Und der Eismann verwaist. Verbleibende Gäste verfärben sich noch. Doch der Strand bekommt Lücken.
Auch das Fräuien von Numero 8 erweist sich als reif nun zum Pflücken. Der entsprechende Herr ist leider schon abgereist.
DIETER HÖSS
Sprüche
Das Recht ist nicht unentgeltlich, und das ist das größte Unrecht. Kurt Guggenheim
Natürlich achte ich das Recht. Aber auch mit dem Recht darf man nicht so pingelig sein. Konrad Adenauer
Es gibt zwei Klassen von Menschen: die Gerechten und die Ungerechten. Die Einteilung wird von den Gerechten vorgenommen. Oscar Wilde
Es ist leichter, ohne Messer eine Auster zu öffnen als den Mund eines Anwalts ohne Honorar. Barten Holyday
Wenn du etwas gegen das Gesetz tun willst, dann frage immer erst einen tüchtigen Rechtsanwalt. George Bernard Shaw
Nichts macht die Menschen so unverträglich wie das Bewußtsein, genug Geld für einen guten Rechtsanwalt zu haben. Richard Widmark
Die Gesetze sind Spinngewebe, durch die die großen Fliegen durchkommen und wo nur die kleinen hängenbleiben. Honoré de Balzac
Wenn man alle Gesetze studieren sollte, so hätte man gar keine Zeit, sie zu übertreten. Johann Wolfgang von Goethe
In einem Staat gibt es um so mehr Räuber und Diebe, je mehr Gesetze und Vorschriften es in ihm gibt. Laotse
Das Studium der Gesetzeslücken ist rentabler als andere Künste. Immanuel Birnbaum
Nichts erhält die Gesetze so wirksam wie ihre Anwendung gegen hochgestellte Personen. Tacitus
Die Lücken in den Gesetzen sind nicht so klein, daß man nicht mit einem Cadillac hindurchfahren könnte. James Parkinson
Verträge: Überflüssige Schriftstücke, die von Gutwilligen ohnehin und von Bösartigen doch nie gehalten werden. Ron Kritzfeld
Der einzig gewonnene Prozeß ist der, den man nicht geführt hat. Hans Habe
Vor dem Gesetz sind alle gleich, aber nicht in den Prozessen. Hugo Olaerts
Verträge werden von Juristen für Juristen gemacht, damit die Laien merken, daß man ohne Juristen nicht auskommt. Paul Getty
Es ist ein Juristenaberglauben, und zwar speziell ein deutscher Juristenaberglauben, daß die Gerechtigkeit um so größer ist, je länger sich die Prozesse hinziehen. Manfred Rommel
Unrecht gewinnt oft Rechtscharakter einfach dadurch, daß es häufig vorkommt. Bertolt Brecht
Großes Unrecht wird kleiner, wenn man es von höheren Posten aus berachtet. Zarko Petan
Weil der Amtsrichter nicht allein Skat spielen kann, braucht ein Amtsgericht zwei Referendare. Theodor Fontane
(Aus: Ernst Günter Tange "Vom Vergnügen, recht zu haben", Zitatenschatz für Juristen, erschienen im Eichborn Verlag)
In ihrer Finanznot haben die Städte und Gemeinden wieder die Bagatellsteuern entdeckt, über deren Erhebung die Kommunen selbst entscheiden können. Mit der Erhöhung von Getränke-, Spielautomaten-, Hunde- und Pornosteuer wurde der Anfang gemacht. Jetzt ist fiskalischer Ideenreichtum gefordert.
Die Kleingärtner könnte man für ihren Gemüse- und Obstanbau zu einer Eigengewächssteuer heranziehen, die Kleintierzüchter zu einer Zuchtabgabe, denn beide Gruppierungen schmälern die Absatzchancen der darbenden Landwirtschaft und steigern deren Subventionsbedarf. Auch für die Entnahme von Grundwasser aus Pumpen in Klein- und Hausgärten sowie für das Sammeln von Regenwasser müßte eine Abgabe entrichtet werden, denn durch die damit verbundene Absenkung des Grundwasserspiegels entstehen den Gemeinden enorme Folgekosten. Das Sammeln von Kräutern, Pilzen, Beeren, Schnecken, Würmern, Käfern und Schmetterlingen sollte mit einer Sammelsteuer belegt werden, denn diese weit verbreiteten Hobbys tragen zur Zerstörung unserer natürlichen Artenvielfalt bei.
Die Hundesteuer wäre zu einer allgemeinen Tiersteuer auszuweiten, denn es ist nicht einzusehen, warum Pferde, Papageien, Affen oder Reptilien steuerfrei bleiben sollen.
Mit der Entwicklung des Fahrrads zum Massenverkehrsmittel ist eine Velosteuer wohl unausweichlich geworden.
Neu zuziehende Einwohner müßten an die Gemeinde ein einmaliges Bürgergeld zahlen, denn sie nutzen kommunale Einrichtungen, zu deren Finanzierung sie nichts beigetragen haben.
Wer Aufträge an auswärtige Firmen vergibt, obwohl am Ort die gleiche Leistung erbracht werden könnte, müßte wegen der damit verbundenen Einbuße an Gewerbesteuer eine Ausfallabgabe leisten. Braten und Grillen im Freien sowie das Betreiben offener Kamine sollte steuerpflichtig werden, denn es trägt zur Luftverschmutzung und zur Aufheizung der Atmosphäre bei.
Buchhändler, Zeitungsverlage und alle Papierverkäufer wären mit einer Waldschadensabgabe zu belasten.
Ortsansässige Ausländer, die in einem Arbeitsverhältnis stehen oder ein Geschäft betreiben, sollten für ihre Landsleute, die als Flüchtlinge in die Gemeinde kommen, eine Solidaritätsabgabe leisten.
Auf geht's, ihr Kämmerer! Macht entsprechende Magistratsvorlagen! Aber bitte mit Copyrightvermerk!
MAIN-KINZIG-KREIS VII
Sieht man von einigen pianistischen oder klanglich/aufnahmetechnisch leicht verhangenen, vernebelten Passagen im h- Moll-Scherzo (op. 20) ab, so fällt es schwer, Maurizio Pollini in dieser neuen Chopin-Zusammenstellung aus der magistralen Sicht des musikbegeisterten Beckmessers schwerwiegende Verstöße gegen den klavieristischen Anstand nachzuweisen. Vielleicht wollte der Interpret die sprühkräftigen, gischtigen Auf- und Abwärtsbewegungen im ersten Scherzo mit vollem Bedacht entkanten und damit humanisieren. Wer weiß es. Aber es nützt gerade in diesem Chopin-Kapitel nicht viel, mit Undeutlichkeit (und Tempo) charakteristische Einprägsamkeit in Mikrophänomenologie erzielen zu wollen.
Gleichwohl, es bleibt bei diesen kleinen, verzeihlichen Smogbildungen. Von da an verfolgt Pollini eine Spur, die sich in ihrer Mischung aus Objektivität, vitaler Eleganz, beherrschter Impulsivität - namentlich in den Scherzi-Finali - und Meinungsblässe weder eindeutig zurückweisen noch leicht beschreiben läßt. Es verhält sich wie um die untadeligen, von langer Hand vorbereiteten und dementsprechend ausprobierten Seminararbeiten eines Vorzugsstudenten, dessen rühmenswerteste Anlagen gegen Ende seiner Gymnasialzeit die Welt in Staunen versetzten (siehe Pollinis Aufnahme der Chopin-Etüden), mit denen man jedoch in den folgenden Jahren rechnen und zwangsläufig reservierter umzugehen beginnt. Pollini explodiert nicht, er gibt sich zwischen den Extremen von WiegenliedBesorgtheit und Scherzo-Existenzialismus nicht wirklich zu erkennen.
Natürlich als souverräner, ja begnadeter Handwerker, aber nicht als leidensfähiger, im besten Sinne sich anfechtbar gebärdener "Interpret", dem die Tränen, die Wunden, Krankheiten und Glückseligkeiten Chopins - so wie sie den Werken eingegeben worden sind - mehr als nur ein Bedürfnis auf vornehme Distanz geworden wären. Zwei Beispiele: Die Berceuse in der embryonal-urmütterlichen, wundersam streichelnden Decca-Version mit Wilhelm Kempff (TIS 414 498-1) oder Giesekings impressionistisch vordatierter Barcarolle-Schluß (EMI) zeigen im Extremfall, wie weit sich Künstler lesend, spielend und fühlend aus der Menge herauswagen, um über den riskanten Umweg des Experiments auf das Unvergleichliche im Zentrum des Bekannten zurückzukommen.
Die Scherzi geben dem Ausführenden mehr Spielraum zur Definition seines Standortes. Aber Pollinis schon erwähnte Meisterlichkeit bewegt sich - klavierpolitisch formuliert - in einer Mitte-links- rechts-Liberalität, von der man sich weder besondere Perspektiven noch faszinierende Ungereimtheiten erwarten darf. Es ist wie in der Malerei von früher: Ohne Wolke war auch das schönste Wetter nicht gemäldefähig . . . In dieser Umgebung müssen auch die drei Beethoven-Sonaten op. 27 (Nr. 1 und 2) und op. 28 ("Pastorale") plaziert werden, geht man von Pollinis überwiegend bedachtsamen, friedfertigen und im lyrischen Gebietsanspruch immer auch etwas neutralen Übermittlungskonzepten aus. Doch im Sinne der Schumannschen Chopin- Diagnose, plaziert Pollini auch beim "mittleren" Beethoven zwischen schönen, gepflegten Blumen durchaus scharfgeladene Kanonen. Die stretta-ähnliche Schlußentwicklung der D-Dur-Sonate op. 28 gehört ebenso zu diesen Reitpassagen wie der komplette Satz der "Mondschein-Sonate", deren erste beide Sätze Pollini geruhsam und bewegt innerhalb der Interpretennorm ausbreitet. Einprägsamer (und pianistisch enorm wendig) sind ihm die raschen Teile der Es-Dur- Sonate (op. 27.1) gelungen, die in ihrer Impulsgenauigkeit an die Gulda-Einspielung erinnern - nun aber mit etwas mehr Fleisch und den Einzelnoten in superber Klangqualität. PETER COSSÉ
Chopin, Scherzi Nr. 1-4, Barcarolle, Berceuse; Maurizio Pollini (Klavier); DG 431 623-1 (1 CD).
Beethoven, Sonaten op. 27 Nr. 1 und 2, op. 28; Maurizio Pollini (Klavier); DG 427 770-2 (1 CD).
Wichtige und besonders typische Werke des 1987 verstorbenen Morton Feldman sind aufgrund ihrer exorbitanten Länge nicht gerade tonträgerfreundlich. Auch das Spätwerk "For Philip Guston" (die Titelwidmung richtete sich an einen befreundeten Maler) ist mit knapp viereinhalb Stunden pausenloser Dauer ein starker Brocken: Vier CDs beansprucht das Werk. Das auf Spezielles geeichte Schweizer Kleinlabel Hat Hut vollbrachte damit eine verdienstvolle editorische Tat. Die Aufnahmen wurden 1991 in der Universität Buffalo (NY) realisiert, Feldmans langjähriger Wirkungsstätte.
"For Philip Guston" ist ein durchweg leises Stück. Es strahlt Gelassenheit aus. Von Cage unterscheidet sich Feldman hier vor allem durch das Festhalten an einer behutsam diskursiven Diktion. Es entsteht eine eigentümliche Balance zwischen sanftem Insistieren, dem Anschein von Intentionslosigkeit und quasi organisch anmutenden Entwicklungsvorgängen.
Die Klangsphäre des Stückes prägt sich unverlierbar ein. Mit Klavier, Celesta (Nils Vigelund), drei Flöten (Eberhard Blum) und den "gestimmten" Schlaginstrumenten Vibraphon, Marimbaphon, Röhrenglocken und Glockenspiel (Jan Williams) wird ein Höchstmaß an variabler, kombinatorisch entfalteter Klanglichkeit erreicht. Anders als die Konzertwiedergabe gestattet der Tonträger ein unterschiedliches Hörverhalten: Man kann (wie es bei der Live-Aufführung geboten ist) konzentriert zuhören und dabei, wie in einer Meditation, ganz neue Zeit-Erfahrungen machen; ebensogut ist es legitim, die Feldman-Klänge als Musique d'Ameublement (Satie) wahrzunehmen, nur von Zeit zu Zeit hinzuhören, auch mal eine Weile wegzugehen - man ist dann immer wieder sofort "in der Musik". CARL TRUEB
Feldman: For Philip Guston: Eberhard Blum, Nils Vigeland, Jan Williams; Hat Hut, CH 4106 Therwil; Best.-Nr. hat Art CD 4-61041-44 (4 CDs).
Vielfarbig verflochten ist das neue Programm "Bon Voyage" des "Frankfurter Kurorchesters". Die Weltreisethematik bildet im Kolumbusjahr einen Hauptstrang; sie wird eröffnet mit einem "Wanderlied" (unter Verwendung eines Eichendorff-Textes) und erreicht Hörbild- Dichte in Anne Bärenz' Titel "Kontiki". Von der grimmig-komischen Seite zeigt sie sich in der Satire "SextouristInnen", wo, ganz im Sinne der Gleichberechtigung, beide Geschlechter veralbert werden. Zum wohlerprobten Konzept gehört sodann die Hereinnahme "traditioneller" Fundstücke und Ohrwürmer: Luiz Bonfas "Orfeo Negro", "Every Needs Somebody" der Blues Brothers Band, "Home" mit Qualtinger- und Polt-Textwürze sowie, als willkommene Gelegenheit zu berserkerhaftem Dreinfahren, "Highway To Hell" in einschlägig nachgestelltem AC/DC- Sound. Eine dritte Programmsträhne bilden die zur Kerngruppe (Anne Bärenz, Willi Kappich, Jos Rink, Frank Wolff, allesamt zugleich Instrumentalisten und Vokalisten) stoßenden Gäste, die diesmal (vor allem mit dem Sarodspieler Aashis Khan) orientalische Facetten beisteuern. In der Frabk Wolff-Miniatur "Boat People" werden ganz rasch auch ein paar ernste Töne angeschlagen. Lustig und turbulent geht es dann wieder zu in der "Räuberhausmusik", einer erzählfreudigen Variante der "Bremer Stadtmusikanten". Die Kurmittel der (aus der 68er-Studentenbewegung hervorgegangenen, zunächst provokant "alternativen") Frankfurter sind gekonnt abgepackt; schon lange zielen sie nicht mehr auf schnelle gesamtkulturelle Heilerfolge, sondern präsentieren sich als angenehm-homöopathische Langzeit-(Über)Lebenstherapie. Allopathische Schocks sind im Kurplan nicht mehr vorgesehen. Die Live-Aufnahmen betten das Ganze ins Einverständnis eines vergüngt-kennerischen Publikums ein. BRUNO D. D. BEBENHAUSEN
Frankfurter Kurorchester: Bon Voyage; RillenWerke 9214 (Bestelladresse: Frankfurter Kurorchester, Fichardstr. 22, 6000 Frankfurt/M.)
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
" . . . nur die Geister von densölben spuken nachts in den Gewölben" - nun, in diesem Fall sind es alle guten Musikgeister, und die Uhrzeit dürfte in der Regel nicht auf die Nachtstunden beschränkt sein.
Die Capella Antiqua Bambergensis hat sie beschworen, und überdies die dazugehörigen meist mittelalterlichen "Klangerzeuger". Blockflöten, Schalmeien, Gamben, Querflöten, Dudelsack und Fideln mögen uns ja noch geläufig sein; aber Hümmelchen, Pommern, Gemshörner, Rankett und Platerspiel?! Im Beiheft ist vieles abgebildet und beschrieben, und zwar reizvollerweise im Deutsch ihrer (oder, genauer gesagt, Michael Praetorius') Zeit, so etwa, wenn die Rede von der "Weiber-Leyer" ist: "die Sayten seynd aus Därmen gemachtet, und muß alles wol geübet seyn und wolgehöret, damit nicht die Perlen für die Säue geworffen würden".
Nachdenklichere Töne schlägt Spiritus rector Wolfgang Spindler in seiner Einleitung an: daß nämlich in einem Zeitalter nur kurzer Lebenserwartung, permanent bedroht von Pest, Pocken und Gewalt, Gemütsergötzung vorrangig vonnöten war, und sei es auch (wie es uns heute erscheinen mag) mit teilweise primitiven Mitteln. Heiter mußte es deshalb auf jeden Fall dabei zugehen, unbeschwert, selbst in der Kirche, wo - glaubt man Spindlers Beteuerungen - sogar getanzt wurde, incl. Bischof und Domkapitel!
Die 21 Stücke und Stücklein umfassen eine weite Zeitspanne: fast 350 Jahre liegen zwischen dem ältesten (dem die komplette CD auch betitelnden "E Dame jolie" von 1300) und dem jüngsten, Tobias Humes' "An Almaine" - Entwicklungen, die gegenwärtig in wenigen Jahrzehnten oder gar Jahren ablaufen, bedurften dazumalen eben ganzer Jahrhunderte . . .
Mit Orlando di Lasso ist ein prominenter Tonschöpfer vertreten; ansonsten dürfte außer dem genannten Hume eigentlich nur noch John Dowland halbwegs bekannt sein. - Lehnen Sie sich nun zurück und lassen Sie die Geister aus den Gewölben wenigstens für kurze Zeit ans Tageslicht kommen; ob sie es in der derzeitigen Hektik überhaupt lange aushalten werden?! Vielleicht sollten umgekehrt Sie einmal versuchen, sich vom entrückenden Zauber immerhin für eine Weile be-"Geistern" zu lassen, bevor "diesölben" wieder in ihren Tiefen verschwinden. PETER FRIEDRICH PFAFFE
"E Dame jolie - Musik von Rittern, Räubern, Königskindern"; Capella Antiqua Bambergensis, Ltg.: Wolfgang Spindler; C. A.B. Records (Kontaktanschrift: Thomas Spindler, Unterer Kaulberg 30, D-W-8600 Bamberg), Best.-Nr. CAB-04-CD; 1 CD (DDD).
Konservativ Musik von Peter Jona Korn
Peter Jona Korn: Beckmesser-Variationen; Symphonie Nr. 3; Exorzismus eines Liszt-Fragments; Thüringen-Philharmonie Suhl, Leitung: Olaf Koch; Thorofen CTH 2153.
Der heute 70jährige Peter Jona Korn wurde bekannter durch verbissene Avantgarde-Beschimpfungen ("Musikalische Umweltverschmutzung") als durch eigene Kompositionen. Anhand von drei gewichtigen Orchesterwerken läßt sich nun die Ästhetik eines intelligenten, kreativ begabten Konservativen beurteilen. Daß er in den "Beckmesser-Variationen" op. 64 (1977) das Panier einer vielgescholtenen Opernfigur (und ihres historischen Vorbilds Eduard Hanslick) ergreift, ehrt ihn. Die Parade der verarbeiteten Beckmesser-Motive aus Wagners "Meistersingern" bleibt gleichwohl in konventionell-spätromantischer, mit vielerprobten philharmonischen Glühlampen illuminierter Unterhaltsamkeit stecken. Vergrübelter gibt sich die 3. Symphonie (Neufassung 1969) in weithin neoklassizistischer, aber von formalen Schemata weggerückter Faktur. Sehr ambitioniert geht Korn mit einigen Themen aus "Les Préludes" in seinem opus 44 von 1966-68 um - er nennt es "Exorzismus eines Liszt-Fragments", doch scheut er sich auch dabei vor obsessivem Realismus, sondern baut so etwas wie Variationen um einige weithin ausgesparte, wetterleuchtende oder imaginär bleibende Themen herum. D. BEBENHAUSEN
Früh- und Spätwerke Zwei Zemlinsky-Opern eingespielt
Eine Aussage des Zeugen Adorno macht sich immer noch gut. Von Alexander Zemlinskys Gottfried-Keller-Oper "Kleider machen Leute" (Uraufführung: 1910 an der Wiener Volksoper) hat er gesagt, "Zartheit und verschämte Anmut der Musik" suchten "ihresgleichen". Der Mitschnitt einer konzertanten Aufführung im Zürcher Opernhaus unterstreicht das Urteil nachdrücklich. Fast noch überzeugender fällt das Berliner Plädoyer für die letzte von Zemlinskys sieben vollendeten Opern, für den "Kreidekreis" nach Klabund, aus, der 1934 in Zürich herauskam, nachdem die vier deutschen Bühnen, die ihn 1933 zeitgleich uraufführen wollten, nacheinander umgefallen waren und dem Zeitgeist vorauseilenden Gehorsam entgegengebracht hatten. (Er erschien, bevor der Komponist sich in die deprimierende Emigration aufmachte, dann aber doch noch an fünf Häusern des Reichs.)
Ralf Weikert und das Zürcher Opernorchester gehen bei "Kleider machen Leute" behutsam und mit viel Gespür für den leichten, den Lustspieltonfall ans Werk. Dessen zartes, lyrisches Klima prägt sich ein, und nur selten hat ausgerechnet das Melos des Schneiders Strapinski, der von den Goldacher Spießbürgern in die Rolle eines polnischen Grafen gedrängt und nach der geflissentlichen Entlarvung durch den Nebenbuhler fallengelassen wird, etwas Angestrengt-Gesuchtes an sich. Der allenthalben spürbare Walzerduft deutet an, daß der - allerdings weit wirkungsvollere - "Rosenkavalier" damals in der Luft lag.
Wer den leisen Reiz der Zemlinskyschen Musik mag und sich an den ungeschickten Direktheiten von Leo Felds Libretto nicht stört, wer die artifizielle Schlichtheit dieser Musik, ihren alles Schweizerisch-Allzubürgerliche sanft ironisierenden Gusto schätzt, der wird hier trefflich bedient. Und das gilt erst recht für die pathetischen Aufschwünge Jungfer Nettchens in der Gestalt Edith Mathis', die sich am Ende tapfer zum aufgeflogenen Schneiderlein des heftig ge-, kaum aber überforderten Tenor Hermann Winklers bekennt.
Mit gehörigem Pathos jubelt sich auch das Liebespaar des "Kreidekreises" ins mächtig aufrauschende Finale, und dort erweist sich denn auch, daß Zemlinsky nicht nur ein Gefolgsmann Mahlers, sondern auch mit Puccinis Melosbögen vertraut war. Und ohne jeden Zweifel hatte der (stets sehr gerühmte) Dirigent Zemlinsky aufgesogen, was durch Weills angejazzte Song-Farben in die Kunstmusik hereingeswingt war, was Strawinskys Rhythmik ihr beschert hatte. Die Einbeziehung gesprochener und melodramatischer Partien verhilft der Musik zu einem schillernd heterogenen, in Maßen fernöstlichen Erscheinungsbild.
Was Zemlinsky gewiß die meisten Freunde gewinnt, ist auch sein Eigenstes: die lyrische Empfindsamkeit, die Liednähe, mit der er mit den Ehrlichen, den Guten, den zu Unrecht Belasteten im Stück ist - bei Haitang etwa, die vom steinreichen Herrn Ma aus dem Teehaus weggekauft und der von dessen Hauptfrau Yü Pei übel mitgespielt wird, bis der Kaiser Pao gut märchenhaft alles klärt und sie zur Gattin erhebt. Zemlinskys hochexpressive Ariensprache bezwingt.
Nimmt man den blechernen Heldentenor Reiner Goldbergs aus, wird auch ganz vorzüglich gesungen, namentlich von Renate Behles Haitang, deren Sopran lediglich für eine Minderjährige recht reif klingt - so wie auch der auf Platten weit unterrepräsentierte Hans Helm bei völlig intaktem Baritonmark als ihr Bruder zu alt wirkt. Roland Hermanns baritongewichtiger Herr Ma und Gertrud Ottental als seine intrigant-fiese erste Gemahlin sind wenigstens noch anzuführen, wenn es um das beträchtliche Vokalniveau der Aufnahme geht, die durch das geschliffene und dramatisch-impulsive Spiel des Radio-Symphonie-Orchesters unter Stefan Soltesz zu einem regelrechten Zemlinsky-Prachtstück wird. Zwei Einspielungen mithin, die die Zemlinsky-Diskothek nach der "Florentinischen Tragödie", nach dem "Geburtstag der Infantin" (eigentlich: "Der Zwerg"), dem "Traumgörge" und "Es war einmal" glückhaft anreichern. HEINZ W. KOCH
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
0.5
SPORTRUNDSCHAU 30
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 22
WIRTSCHAFT 12
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
SPORTRUNDSCHAU 18
SPORTRUNDSCHAU 17
SPORTRUNDSCHAU 14
SCHLUSSWORT
"Wenn der Doktor und der Physiotherapeut ein kleines Wunder vollbringen, sehe ich eine reelle Chance für Helsinki." Knut Schubert, Trainer des Berliner Eiskunstlaufpaares Peggy Schwarz/Alexander König, zu den Aussichten seiner Schützlinge, die wegen einer Hüftverletzung von Peggy Schwarz ihren Deutschen Meistertitel nicht verteidigen konnten, bei der Europameisterschaft dabeizusein.
Eine Angebotslücke in der Reiseführerpalette hat er zweifellos geschlossen, der Hawaii-Fahrer Klaus Kaufmann, ob's aber auch eine Marktlücke ist? Wer aus Deutschland aufbricht zum Archipel im Pazifischen Ozean, wird es kaum tun, um dort zu wandern und zu zelten. Just davon aber handelt Kaufmanns Taschenbuch fast ausschließlich. Also: wenig Hotel- und keine Restauranthinweise; die per Auto erreichbaren klassischen Insel- Attraktionen werden knapp beschrieben. Statt dessen hat Kaufmann in einer Fleißarbeit Informationen über Plätze, an denen gezeltet werden kann und Wanderwege auf den sechs für Touristen zugänglichen Hawaii-Inseln zusammengetragen.
Die meisten Routen dauern nur Stunden, aufregender und erholsamer sind naturgemäß mehrtägige Touren wie die durch den Haleakala-Krater auf Maui oder entlang der Na Pali-Küste auf Kauai. Im Buch finden sich ferner Beschreibungen der Tier- und Pflanzenwelt am Wegesrand und ausgesprochen nützliche Tips wie die über Gepäck-Schließfächer auf den Flughäfen oder darüber, wie man die Genehmigungen bekommt, die man für bestimmte Wanderwege (zum Beispiel die oben genannten) braucht. ah
Hawaii, Reise-, Camping- und Wanderführer von Klaus Kaufmann, Joe-Verlag Aalen 1992, 338 Seiten, 39,80 Mark.
Vom bloßen Zuschauer hin zum aktiven Nutzer Darstellungsformen an der Schnittstelle von TV und Computer auf der "InterActiva" in Köln
EIKON
Die EIKON, evangelische Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft, wird von München nach Potsdam umziehen. Bis Mitte nächsten Jahres, so EIKON-Geschäftsführer Justus Boehncke zum Zeitplan, soll die EIKON auf dem Gelände der ehemaligen DDR-Produktionsgesellschaft DEFA in Potsdam-Babelsberg arbeiten. Die beiden Gremien der gemeinnützigen EIKON, Verwaltungsrat und Gesellschafterversammlung, haben der Verlegung des EIKON-Sitzes - die von Boehncke als "fundierter Neubeginn" bewertet wird - jeweils einhellig zugestimmt. Für die Verlegung, die vor rund einem halben Jahr erstmal im Kreis der Aufsichtsgremien erörtert wurde, werden vier Hauptgründe angeführt. Einmal wird darauf verwiesen, daß auf dem ehemaligen DEFA-Gelände nach dem Abschluß der Verkaufsverhandlungen jetzt ein großes Medienzentrum mit deutschen, französischen und englischen Firmen entstehe, dessen "Produktions-, Nachbarschafts- und Konkurrenzklima" sich förderlich auf eine sich neu formierende EIKON auswirke. Zum zweiten würden bislang von der EIKON individuell unterhaltene und finanzierte technische Dienstleistungen künftig auf diesem Gelände von vielen Produktionsfirmen angeboten. Damit biete sich eine Pool-Nutzung an, die zukunftsträchtig sei; denn notwendige teure Groß-Elektronik werden künftig für eine einzelne Firma unbezahlbar.
Angeführt wird drittens, daß es der evangelischen EIKON "wohl ansteht", einen "Milieu-Wechsel" - von einem katholischen Alt-Bundesland in das evangelische "Neu-Land" Brandenburg - zu vollziehen. Der Umzug sei als eine Art "Bekenntnis" zu werten. "Jedenfalls", so heißt es in einer zusammenfassenden Begründung, "wohnt ihm eine Raison inne, die unsere gegenwärtigen Versuche, die Kirchen der neuen Bundesländer zur Mit-Gesellschaft (in) der EIKON zu animieren, mit der gebotenen Ernsthaftigkeit versieht." Schließlich sprächen auch wirtschaftliche Erwägungen für den Wechsel, weil die potentiellen Auftraggeber in den neuen Bundesländern, insbesondere der ORB und der MDR, unmißverständlich zu verstehen gegeben hätten, daß Aufträge im starken Maße vom Standort der Produktionsfirmen abhingen. Zur verbesserten Wirtschaftlichkeit der EIKON (derzeitiger Jahresumsatz rund 8 Millionen Mark) soll auch ein "stringent verkleinerter Personalbestand" beitragen. Nach den Vorstellungen Boehnckes soll ein kleinerer Stamm (bei vielleicht zwei Drittel der derzeit zwölf festen Mitarbeiter) mit festen Freien projektbezogenen bei Produktionen zusammenarbeiten. "Enttäuschend" findet der Geschäftsführer, daß lediglich die Leitende Redakteurin Karla Krause-Fumetti den Wechsel nach Potsdam mitvollziehen will, während alle anderen Mitarbeiter den Umzug ausgeschlagen haben. Die individuellen Entscheidungen - auf der Grundlage von Änderungskündigungen - sollten bis Ende Oktober fallen. Im Fall der Ablehnung war die Weiterbeschäftigung bis Mitte nächsten Jahres befristet.
Justus Boehncke selbst wird im nächsten Frühjahr die von ihm seit drei Jahren wahrgenommene Geschäftsführung der EIKON abgeben. Er hatte, noch bevor über den Umzug entschieden war, ein Angebot des privaten TV-Senders VOX angenommen, dort eine tägliche Interviewreihe (knapp eine Viertelstunde) nach der Nachrichten-Schau um 19.30 Uhr zu realisieren. Ihn habe dabei gereizt, so Boehncke zu diesem Projekt gegenüber epd, im Rahmen einer großen aktuellen Redaktion zu arbeiten. Eine Nachfolge-Entscheidung ist noch nicht gefallen. Grundsätzlich sollen bei der künftigen Personalstruktur Mitarbeiter aus Ostdeutschland wesentlich berücksichtigt werden. epd
HOCHTAUNUSKREIS. Mit einem Duft der besonderen Art kann sich in diesen Tagen die Stuben füllen, wer auf eine jahrhundertealte Tradition zurückgreift, um Licht ins Dunkel zu zaubern. Denn schon vor 2000 Jahren nutzten die Menschen das Wachs, aus dem die Bienen ihre Waben bauen, um Kerzen zu ziehen.
Große Faszination üben die in völlig gleichmäßigen Sechsecken aufgebauten "Nester" dieser Insekten auf das Auge aus. Aus besonderen Drüsen schwitzen die Bienen das Material, in das sie später ihre Eier legen. Was sich zunächst weiß und geruchlos präsentiert, nimmt später, wenn es zur Brutstätte geworden ist, Farbe und Duft des Honigs an, mit dem die Nachkommen großgezogen werden. Die warme gelbe Farbe, in der Kerzen aus Bienenwachs erstrahlen, kann also ebenso wie ihr Geruch durchaus unterschiedlich sein, je nachdem, welche Blüten bestäubt wurden.
In alten Zeiten, als der Bedarf an Kerzen - vor allem zur Beleuchtung der Kirchen - noch größer war, galt der Kerzenmacher als anerkannter Ausbildungsberuf. Heute ist diese Arbeit, wie viele, die früher zum traditionellen Handwerk zählten, ein Hobby für Fans geworden.
Der eine oder andere wird sicherlich schon einmal versucht haben, aus Resten von abgebrannten Kerzen neue zu produzieren. Ein alter Joghurtbecher oder andere Behältnisse genügen, um das über einer anderen Kerze geschmolzene Wachs aufzufangen. Der Dochtfaden kann in jedem Bastelgeschäft besorgt werden, muß aber immer im richtigen Verhältnis zur Dicke der Kerze stehen, die gegossen werden soll. Ist der Faden zu dick, steigen Rußschwaden beim Abbrennen auf, ist er zu dünn, bricht er schnell ab. Nach dem Erkalten des flüssigen Wachses, kann das Behältnis zerstört werden, und fertig ist die neue Kerze.
Wer nun den ganz besonderen Duft liebt und Zeit und Muße hat, sollte den Versuch wagen, eine Kerze selbst zu ziehen. Die Imker schmelzen und reinigen die Waben ihrer Völker und formen das Wachs zu großen Blöcken, die jeder kaufen kann. Ganz billig ist diese Kostbarkeit nicht, denn schließlich produziert ein Bienenvolk mit seinen etwa 70 000 Bienen nur etwa ein Kilo Wachs im Jahr.
Der Heimgießer sollte nun für seine Kerze einen größeren Blechbehälter haben, der möglichst gleichmäßig warmgehalten werden kann. Ein Wasserbad bietet sich hierzu an, denn schließlich ist das flüssige Wachs recht leicht entzündlich. Nun braucht der Kerzenfan nur noch den Docht langsam ins geschmolzene Bienenwachs zu halten und ebenso allmählich wieder nach oben zu ziehen. Ist die erste Lage erkaltet, wiederholt er diesen Vorgang nach und nach, bis die Kerze die gewünschte Dicke hat.
Es bietet sich an, eine Aufhängevorrichtung für den Docht zu konstruieren, damit er schön "kerzengerade" hängt, während das Wachs erkaltet. Vielleicht tut ja ein Kleiderbügel hierbei schon gute Dienste. Während des ganzen Prozesses sollte das geschmolzene Wachs eine möglichst gleichmäßige Temperatur haben und die Luft im Raum nicht zu zugig sein.
Ein Bienenvolk mit seinen etwa 70 000 Bienen produziert nur etwa ein Kilo Wachs im Jahr / Im Hessenpark sattelte Heinz Schießer auf die Imkerei um 170 Völker werden von ihm betreut Ein Lehrer braut seinen Met Von Gisela Graeser-Güsmann GRÄVENWIESBACH. Man sieht sie nicht nur als Eigenprodukte in Heimarbeit, sondern immer mehr auch auf Märkten und Basaren, zumal in der Vorweihnachtszeit. Bienenwachskerzen werden auch heute noch von Leuten angefertigt, die dies als Teil ihres Broterwerbs betrachten. Einer von ihnen lebt in Grävenwiesbach und pflegt dieses traditionelle Handwerk seit einigen Jahren bereits als Nebenprodukt seiner Hauptarbeit: der Grundschullehrer Heinz Schießer. Schießer kam über die pädagogische Arbeit im Hessenpark in Kontakt mit bäuerlichen Erwerbsmethoden. Hier führte er jahrelang Schulklassen durch das Freilichtmuseum und brachte ihnen das dörfliche Leben früherer Zeiten nahe. Die Imkerei war zunächst nur ein Hobby. Doch dann faszinierte ihn die Arbeit mit den Bienenvölkern immer stärker. Er kehrte dem Schulmeisterdasein endgültig den Rücken und machte sich an den Aufbau einer beachtlichen Honigproduktion. 170 Völker im Vor- und Hintertaunus werden inzwischen von ihm betreut, und einmal im Jahr bringt er einige von ihnen sogar in den Schwarzwald, damit sie dort den besonders begehrten Tannenhonig sammeln. Im Taunus gibt es so gut wie keine Tannen; was der Volksmund so nennt, sind in der Regel Fichten. Frühling und Sommer stehen bei Familie Schießer mit ihren vier Kindern ganz im Zeichen der Bienenpflege. Die Stöcke müssen in körperlicher Schwerarbeit auf Lastwagen verladen und in die Umgebung der Blüten gebracht werden, die bestäubt werden sollen, damit Honig unterschiedlicher Aromen produziert wird. Im Herbst und Winter muß sich Heinz Schießer dann um die Vermarktung seiner Produkte kümmern.
Neben dem reinen Honig, der als gesunde Alternative zum Zucker geschätzt wird, verkauft er auch Honigbonbons, Marzipan, Kosmetikprodukte auf Honigbasis und, nicht zu vergessen, den vergorenen Honigsaft, auch Met genannt. Die Bienenwachskerzen ergänzen die Angebotspalette des Imkers, der immer noch gerne Schulklassen und Jugendgruppen bei seiner Arbeit zuschauen läßt. Auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, die sechsköpfige Familie mit dieser Arbeit zu ernähren: Heinz Schießer möchte die Bewirtschaftung seiner Bienenvölker in der Natur nicht missen.
WETTERAUKREIS. Sie wollten schon immer einmal wissen, welche Bettlektüre Wetterauer Prominente haben, was sie im Urlaub lesen oder was ihr absolutes Lieblingsbuch ist? In unregelmäßigen Abständen will der Kulturspiegel Wetterau im Bücherregal von Politikern, Künstlern und anderen stöbern. In die Buchseiten hat sich heute Kreisarchäologin Vera Rupp schauen lassen.
Wer Fantasy-Romane und Schach mag und zudem gerne zurück in die Vergangenheit reist, für den hat Kreisarchäologin Vera Rupp einen ganz speziellen Buchtip: "Das Montglane-Spiel" von Katherine Neville.
Auf drei Ebenen beschreibt die Autorin das wechselvolle Schicksal eines kostbaren Schachspiels, das aus dem Orient nach Europa gelangt. Wer es besitzt, seine Zeichen und Symbole versteht, dem verheißt es Glück und Macht. Für die Äbtissin des Klosters Montglane zur Zeit der Französischen Revolution bedeutet es aber auch Gefahr, denn sie erwartet den Überfall von Räubern, die in den Besitz des königlichen Spiels gelangen wollen. Um dies zu verhindern, verteilt sie die einzelnen Figuren an ihre Novizinnen und veranlaßt, daß diese sich in alle Welt zerstreuen.
Auf der dritten zeitlichen Ebene begegnet der Leser und die Leserin einer Schachmeisterin der 80er Jahre, die durchaus viele Ähnlichkeiten mit einer der Novizinnen des Klosters Montglane hat. "Das Montglane-Spiel", so Vera Rupp, "ist absolut kein Trivialroman, sondern glänzend und spannend geschrieben, ein neuzeitlicher Roman mit historischem Hintergrund, aber nicht so schwer verständlich wie beispielsweise Umberto Ecos "Das Foucaultsche Pendel". "Das Montglane-Spiel" ist im Scherz-Verlag erschienen und kostet 44 Mark. cor
Der UN-Erdgipfel in Rio im vergangenen Juni war nicht der Anfang. Grenzüberschreitende Umweltkooperation zwischen Staaten gibt es auch nicht erst seit der ersten UN-Umweltkonferenz in Stockholm 1972. Von der Jahrhundertwende bis heute wurden weit über hundert Verträge abgeschlossen, sie reichen vom Artenschutz bis zum Transfer von Giftmüll. Neue internationale Organisationen wurden gegründet, etwa das Umweltprogramm der UN, und in zahlreichen Tagungen und Konferenzen wurden konkrete Maßnahmen ausgehandelt und Deklarationen verabschiedet. Wie sich das Umwelt-Völkerrecht dabei selbst gewandelt hat, untersucht der Frankfurter Jurist Harald Hohmann in seinem Buch.
Hohmann interessiert am Umwelt-Völkerrecht vor allem, ob hier wie im deutschen Umweltrecht seit den 80er Jahren ein "Paradigmenwechsel" zu verzeichnen ist. Dieser weist sich dadurch aus, daß nicht nur die Abwehr von Gefahren, sondern auch eine vorausschauende, auf optimale Pflege gerichtete Nutzung der Natur-Ressourcen angestrebt wird. Was auf nationaler Ebene schon schwer genug zu gestalten ist, wird auf internationalem Parkett noch komplizierter: Es gibt mehr Akteure mit unterschiedlichsten, zum Teil völlig entgegengesetzten Interessen, und dafür weniger Kompromißbereitschaft in Hinsicht auf bindende und kontrollierbare Selbstverpflichtungen.
Hohmann macht deutlich, daß sich im Völkerrecht durchaus einiges getan hat: Sei es beim gemeinsamen "Ökomanagement" von Meeresanrainern, sei es bei der erfolgreichen regionalen Zusammenarbeit, etwa in den Fällen von Bodensee und Rhein oder den "Great Lakes" zwischen den USA und Kanada. Skeptischer sind hingegen die vorliegenden Abkommen und Deklarationen zum Schutz der Luft und der Erdatmosphäre zu beurteilen. Zwar spiegelt sich darin eine Hinwendung zum souveränitätsübergreifenden Denken wieder. Doch daraus ist nur selten eine planvolle und präventive Umweltzusammenarbeit geworden.
Trotzdem gibt es laut Hohmann eine Reihe von Belegen für den "Paradigmenwechsel". Hierzu zählen Bestimmungen zum Technologietransfer oder finanzielle Hilfeleistungen der Industriestaaten für Umweltschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern. Das Umweltvölkerrecht bietet durchaus eine breite Palette von Normen und Regeln, die es den Politikern gestattet, eine dauerhafte und nachweltbezogene internationale Umweltpolitik auszugestalten. Nur müssen sie es auch wollen. MICHAEL STRÜBEL
• Harald Hohmann: Präventive Rechtspflichten und -prinzipien des modernen Umweltvölkerrechts. Duncker & Humblot, Berlin 1992, 439 S., DM 128,-.
NACHRICHTEN 5
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII
Santiago ist nervös. Immer wieder checkt er die Verbindung zu den Korrespondenten im Stadion, gibt er dem Techniker hinter der Glastür Handzeichen. Hektische Blicke auf die Armbanduhr. Nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff des Endspiels um die salvadorianische Fußballmeisterschaft. "Wenn die Sendung danebengeht, wirft uns das gewaltig zurück", sagt Santiago.
Es ist das erste Mal, daß Radio Vencerémos die Live-Übertragung einer Sportveranstaltung wagt. Vier Wochen davor hatten Guerilleros der Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) die Sendeeinrichtung mit einem klapprigen Lastwagen aus den Bergen von Morazan in die Hauptstadt San Salvador geschafft. "Nur drei Tage konnten wir während des Umzugs nicht senden", erklärt Santiago, seit zehn Jahren Sprecher, Chefredakteur und Programmdirektor des ehemaligen Rebellen-Radios.
Die meiste Zeit hat Santiago in Höhlen gehockt, bei Kerzenlicht Manuskripte geschrieben, im Kugelhagel Interviews geführt oder das Radio mit dem Gewehr in der Hand gegen die Soldaten der Regierungsarmee verteidigt (siehe Kasten). Jetzt ist der Krieg vorbei. Santiago wischt sich den Schweiß von der Stirn. "Der Kampf um Gerechtigkeit in unserem Land aber geht weiter. Für uns und die Compañeros von Radio Farabundo Marti ist die Zukunft fast eine größere Herausforderung als die Vergangenheit."
Das am 16. Januar 1992 in Mexico unterzeichnete Friedensabkommen zwischen FMLN und salvadorianischer Regierung sieht auch die Legalisierung der beiden Radiosender der Guerilla vor. Im Moment werden die Massenmedien in El Salvador zu weiten Teilen von der Regierung und der sie tragenden ARENA-Partei, dem Unternehmerverband ANEP oder den Streitkräften kontrolliert. Vier von fünf Fernsehkanälen befinden sich im Besitz von ARENA nahestehenden Familien; ein TV-Sender gehört der Regierung. Nur ein Kanal ist unabhängig.
Der Hörfunk scheint mit 80 kommerziellen Stationen weniger monopolisiert, doch beherrschen auch hier zwei Besitzer mit engen Beziehungen zur ARENA acht der zehn größten Sender. Die Existenz von Radio Vencerémos und Radio Farabundo Marti tastet so das strukturelle Ungleichgewicht zwar nicht an, kann aber die Versorgung der Bevölkerung aber doch erheblich verbessern.
Seit April gehen die beiden Sender jeden Morgen gegen sechs Uhr "al aire". Bislang allerdings nur mit einer groben Programmstruktur. Täglich gibt es drei bis vier längere Nachrichtenblöcke, die übrigen Wortbeiträge - Kommentare, Live-Berichte, Interviews mit Politikern und Leuten von der Straße - werden in die Musiksendungen eingestreut.
Behindert wird ihre Professionalisierung von einer völlig unzureichenden Ausstattung. Bei Direktübertragungen hilft man sich mit einigen Kassettenrekordern, alten Mikrofonen und Walkie- talkies. Immer wieder aber unterbrechen Stromausfälle, leere Akkus und Frequenzschwankungen die Sendungen. "Eine Zeitlang werden uns das die Leute noch verzeihen", vermutet Santiago. "Auf Dauer aber müssen wir im technischen Bereich zulegen, um gegen die anderen Radios bestehen zu können."
Doch die Mittel sind knapp. Die FMLN - seit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Verschärfung der ökonomischen Krise auf Kuba auf sich alleine gestellt - hat den Radios den Geldhahn abgedreht. Linderung sollen Zuschüsse der grünen-nahen Stiftung "Buntstift" bringen, die im Sommer ein dreijähriges Hilfsprojekt mit Radio Vencerémos und Radio Farabundo Marti vereinbart hat. Bis die Sender von Werbung leben können, "müssen sich die politischen Verhältnisse noch erheblich verändern", glaubt Aroldo von Radio Farabundo Marti.
Radio Vencerémos organisierte im Sommer einen Solidaritäts-Marathonlauf. Die Startgelder wurden in neue Schallplatten und ein Mischpult investiert. Radio Farabundo Marti versucht, einen Teil der laufenden Kosten mit Basaren und Festen zu decken. An Löhne für Reporter, Redakteure und Techniker ist vorerst nicht zu denken. "Ohne festes Gehalt können wir noch eine Zeitlang überleben", sagt Santiago. "Ohne das Gefühl, etwas zu bewegen, aber nicht."
Mithelfen soll der Verein "Asociación Radio Nueva" (ANR), den die beiden Radios als gemeinsame Dachorganisation ins Leben gerufen haben. Er sieht seine Aufgabe in der "Transformation der Radios in professionell gemanagte Medien, die sich einem partizipativen, demokratischen und pluralistischen Journalismus und der Unterstützung des demokratischen Prozesses in El Salvador verpflichtet fühlen". Ob die Sender sich letztlich in der Rundfunklandschaft behaupten können, wird außer vom Fortgang des Friedensprozesses vor allem von Kreativität und Ausdauer der Radio-Leute selbst abhängen. REIMAR PAUL
"Radio Farabundo Marti" ist der Sender der "Volksbefreiungskräfte" (FPL), der größten von insgesamt fünf in der FMLN zusammengeschlossenen Guerillaorganisationen. Er ging im Januar 1982 im von den Rebellen kontrollierten Nordosten des Departements Chalatenango auf Sendung. Täglich bis zu drei Stunden berichtete RFM von den Kriegsfronten, über Menschenrechtsverletzungen sowie den Aktivitäten der Volksbewegungen. Immer wieder Ziel von Expeditionen der Regierungsarmee, blieb der Sender bis 1991 in den Bergen versteckt.
Der Umzug in die Hauptstadt im März diesen Jahres brachte eine Ausweitung des täglichen Sendebetriebes auf 16 Stunden mit sich. Das aktuelle Programm enthält vier Wortblöcke von 30 bis 90 Minuten, dazu neun kurze Nachrichtensendungen sowie aktuelle Reportagen und Interviews. Auch in die Musiksendungen sind Kommentare, Meldungen und Telefongespräche mit Hörern eingestreut. Für die Zukunft sind weitere Sendungen geplant, die von Frauenverbänden, christlichen Basisgruppen, der Indigena-Organisation ANIS und Jugendlichen gestaltet werden sollen.
Radio Vencerémos, eine Einrichtung des "Revolutionären Volksheeres" (ERP), nahm am 10. Januar 1981 in Morazan im Nordosten El Salvadors den Betrieb auf. Die FMLN startete damit ihre erste landesweite Militäroffensive. Mit eigener Film- und Videoproduktion und einem Nachrichtenservice für mittelamerikanische Medien avancierte RV schnell zur "offiziellen Stimme" der FMLN. Mehrfach meldete das salvadorianische Militär die Zerstörung des Senders, doch stets war RV am folgenden Tag pünktlich um 18 Uhr wieder in weiten Teilen des Ostens zu hören.
Seit April 1992 sendet RV aus der Hauptstadt. Täglich gibt es drei einstündige Nachrichtenblöcke, Interviews und Gespräche mit Leuten von der Straße sowie Musiksendungen mit Wortbeiträgen. Frühmorgens und abends, zu den "historischen" Sendezeiten, wird nach Perquin in Morazan geschaltet, wo ein Regionalprogramm für die Mitglieder der FMLN, die Rücksiedlungen und die Landbevölkerung im Osten des Landes ausgestrahlt wird. REIMAR PAUL
MAIN-KINZIG-KREIS VIII
1
Redaktion: i. V. Gerd Braune
ESCHERSHEIM. Das 40jährige Bestehen des Kirchenchors der katholischen St. Josefgemeinde feiern seine Mitglieder bescheiden und in Etappen. Schon im Sommer begannen sie mit besonderen Einstudierungen. Bis 24. Dezember gibt es Konzerte in der St. Josefskirche an der Josefskirchstraße. Der Höhepunkt soll die Christmette an Heiligabend (Beginn: 22 Uhr) werden. Wie Chorleiter Wilhelm Appel erläutert, spannt sich das Repertoire des Chors sehr weit und reicht von den Gregorianischen Gesängen bis hin zu zeitgenössischen Messen.
Appel hat viel Notenmaterial: "Nichts Extremes", sagt er, "was wir eben alle akzeptieren können." Er hat selbst das Programm zusammengestellt und die Chorliteratur bearbeitet, damit sie den Möglichkeiten des Ensembles entspricht. Häufig arbeitet er mit anderen Musikern bei der Vorbereitung zusammen.
Große Konzerte auswärts sind selten. Einmal, während der 750-Jahr-Feier des Frankfurter Doms, haben die Eschersheimer dort gesungen: die Josef Gabriel Rheinberger-Messe. "Es war richtig schön", freute sich Appel, als er anschließend die Aufnahmen anhören konnte.
Aber auch die Geselligkeit wird im Chor nicht vernachlässigt. Nach der Dienstagsprobe setzen sich alle im Gemeindehaus zusammen. Auch Ausflüge werden unternommen. "Aber", betont Appel, "wir sind kein Verein. Man kann uns auch nicht mit einzelnen anderen Gruppen der St. Josefgemeinde (beispielsweise Jugend, Senioren und so weiter) vergleichen. Wir begleiten die Liturgie. Und das ist unser Selbstverständnis."
Mit dieser Einschätzung und dem zurückhaltenden Wesen des Chorleiters ergibt sich ein Hauch von Bescheidenheit um das Gesangsensemble. Man ist sich meist selbst genug, freut sich, wenn wieder einmal eine sorgfältig einstudierte Messe gut gelungen ist.
Chorleiter Appel paßt vielleicht deshalb so gut in diese Gruppe, weil er selbst ein "Eschersheimer Bub" ist. Im Langhekkenweg ist er aufgewachsen. Der Josefsgemeinde gehört er an, seit er 1933 zur Ersten Kommunion ging. Erst im Jahr 1954 zog er nach Bad Homburg. Es macht ihm "aber überhaupt keine Schwierigkeiten", betont er immer wieder, zu den Proben und Gottesdiensten nach Eschersheim zu fahren.
Appel hat seine musikalische Ausbildung während des Krieges unterbrechen müssen, weil er, aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, erst einmal Geld verdienen mußte. Die Chorstunden in St. Josef hat er trotzdem nie verpaßt.
Der Kinderchor von St. Josef besteht zur Zeit aus etwa 40 Mitgliedern und singt zumeist vierstimmig. Dieter Miller ist der Erste Vorsitzende des "Vereins ohne Statut", Heinz Arthen sein Stellvertreter. Nur ein Teil der Sänger "kann richtig Noten lesen".
Appel zuckt lächelnd die Achseln: "Es dauert dann eben ein bißchen länger mit den Einstudierungen." Nachwuchs könnte er für seinen Chor immer gebrauchen. Wer interessiert ist, möchte sich bei ihm melden unter Telefon 0 61 72 / 4 76 75.
Wie es weitergehen soll, nach dem Jubiläumsjahr, darüber hat er sich Chorleiter Wilhelm Appel noch keine Gedanken gemacht. "Nach Weihnachten gibt es erst mal eine kleine Pause für uns", sagt er, "und dann überlegen wir uns, was wir weiter machen." li
Längst liegen seine Gedichte wie seine Dramen und Prosa in Sammelausgaben vor - und doch erscheinen immer wieder überraschende Einzelausgaben aus der Feder H. C. Artmanns, so auch hier: ein neues Bändchen Lyrik, in Anspielung auf "allerleirausch" mit "holzrausch" überschrieben, geschmückt mit Holzschnitten Christian Thanhausers. Die Texte sind im österreichischen Waldviertel zu Haus', wo der Autor - neben Salzburg - seinen zweiten Wohnsitz hat; sie schöpfen aus der Alchemie der Natur und verraten uns endlich, was es mit dem fiktiven Geburtsort St. Achatz auf sich hat, um den sich eigene Legenden ranken: hier sind, folgt man dem einschägigen Gedicht, die "schlaflosen libellen", der "unbehauste fisch" und der "scherenwetzer krebs" zu Haus', hier dient der "spinnweb" als "brautschleier" - und Hochzeit wird in einem "kirchlein" gefeiert, das so "nahbald (. . .) pfaffenlos" vor sich hinsummt, "die sonne zieht entlang / der trauring des sommrs". Aber aufgepaßt, es steckt - per überraschende Wortanspielung - auch die ganze Welt in diesen Versen: in ihr reimen sich "papagei" auf "paraguay", uruguay" und "pupugei", reist Sven Hedin nach wie vor "von pol zu pol", und war's auch nur als Faschingsmaske, gehen "santa claus" und "alaska-kid" Arm in Arm und blinzelt "perceval" aus fremden Zeiten bei uns herein. Es stimmt also nach wie vor: H. C. lehrt uns, "daß die Existenz des Dichters möglich ist", weil er zeigt, "daß sich alles in Sprache (Literatur) verwandeln läßt, und daß reziprok mit der Sprache alles angestellt werden kann, daß Literatur lesbar sein kann". KARL RIHA H. C. Artmann: holzrausch. Edition Thanhäuser, Ottensheim/Donau 1992. 25 DM.
"KASPAR HAUSER" Aufwendiger Zweiteiler über den Findling aus Nürnberg von Peter Sehr Kriminalfall des Jahrhunderts: Der Mord am Prinzen von Baden
"Der Fall Hauser", so kommentiert Peter Sehr, "steht in seiner politischen Brisanz dem Schicksal John F. Kennedys oder der Barschel-Affäre in nichts nach". Mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit, so der Münchner Autor und Regisseur, ist das Geheimnis des legendären Findlings, dessen Schicksal immer wieder Literaten, Musiker und Filmemacher inspirierte, entschlüsselt: Bei Kaspar Hauser, der im September 1812 geboren wurde, dann ohne menschlichen Kontakte aufwuchs und als 16jähriger, seelisch verwahrloster und fast sprach- loser Jüngling aufgefunden wurde, handelte es sich um den Erbprinz von Baden.
Einer Hofintrige zum Opfer gefallen, wurde der Prinz für tot erklärt, in Wahrheit aber gefangengenommen und in einem Verließ wie ein Tier gehalten. Der Fall Hauser beschäftigte damals nachhaltig die Öffentlichkeit und galt als Sensation. 1833, als die Gefahr bestand, daß seine wahre Identität entdeckt werden könnte, wurde er im Ansbacher Hofgarten ermordet. Von diesem politischen Hintergrund war in der faszinierenden Kaspar-Hauser-Verfilmung von Werner Herzog, die unter dem Titel "Jeder für sich und Gott gegen alle" 1974 in die Kinos kam (mit Bruno S. in der Hauptrolle), nicht die Rede. Umso mehr Interesse verdient jenes zweiteilige Fernsehspiel, das Peter Sehr derzeit an Schauplätzen in der Tschechoslowakei realisiert und zwar als internationale Koproduktion, an der unter Federführung des Bayerische Rundfunks u.a. der WDR, ORF, SVT und der ARTE beteiligt sind. Nachwuchsmann Sehr, 1951 in Oldenburg geboren, war zunächst als Naturwissenschaftler tätig, bevor er - als Regie- Assistent von Bernard Sinkel ("Hemingway") und Carl Schenkel ("Zwei Frauen") - zum Film fand; er realisierte "Flug des Raben" und die für den Bundesfilmpreis nominierte BR-Produktion "Das serbische Mädchen" und arbeitet auch als Lehrbeauftragter an der Münchner Hochschule für Film- und Fernsehen.
Zwei Jahre lang befaßte sich Peter Sehr mit dem Fall Kaspar Hauser und studierte auch die neuesten Forschungsergebnisse. Sein Film, der mit einer prominenten Schauspieler-Schar glänzt und mit einer aufwendigen Ausstattung (verantwortlich: Karel Vacek, weltbekannt seit "Amadeus" für Milos Forman), soll die politischen Hintergründe der höfischen Intrige deutlich machen und außerdem als farbiges Zeitpanorama die Zuschauer fesseln. Die Gräfin Hochberg wollte das Herrscherhaus der Zähringer durch eine Nebenlinie ablösen und vertauschte den Thronfolger mit einem sterbenden Säugling. Hauser fiel in die Hände von Ludwig I. von Bayern, der das Haus Baden erpressen wollte, um sein Interesse an der Rückgabe der Pfalz zu untermauern. Als Stefanie von Baden schließlich nach Ansbach reiste, wo Hauser inzwischen im Hause des Lehrers Meyer lebte und dort zweifelsfrei als ihren Sohn erkannte, wurde er kurze Zeit später erstochen...
Mehr als 125 Sprechrollen waren zu besetzen, 700 Komparsen wurden engagiert, diverse tschechische Dörfer und Schlösser wurden als Schauplätzen in den Zustand des vorigen Jahrhunderts rückversetzt, damit dieser geheimnisvollste deutsche Kriminalfall des vorigen Jahrhunderts mit Millionenaufwand für den Bildschirm aufbereitet werden konnte. Für die Titelrolle engagierte Peter Sehr den 25jährigen Andr'e Eisermann, Absolvent der Münchner Falckenberg-Schule, den er aus über 600 Bewerben aussuchte. In dem von Star-Kameramann Gernot Roll ("Wallenstein") gestalteten Fernsehspiel wirken desweiteren Udo Samel als Daumer, Jeremy Clyde als Stanhope, Hermann Beyer als Feuerbach, Cecile Paoli als Stefanie von Baden, Katharina Thalbach als Gräfin Hochberg, Uwe Ochsenknecht als Ludwig von Baden, Dieter Laser als Ludwig I. von Bayern und Hansa Czypionka als Hauser-Mörder Hennenhofer mit.
Moritz S. Weiße
Eine Technologie mit Zukunft, aber momentan noch zu teuer: Das ist, auf einen knappen Nenner gebracht, noch immer die Meinung der Experten zum Thema Sonnenenergie. Die Zukunft hat in bescheidenen Maßen jedoch schon begonnen. Da das Land Hessen und die Stadt Frankfurt Förderprogramme aufgelegt haben, kann es sich für Privathaushalte in bestimmten Fällen durchaus lohnen, auf Sonnenenergie zu setzen. Das gilt vor allem für Solarkollektoren zur Wassererwärmung. 150 bis 200 solcher Kollektoren wurden bisher nach einer Schätzung der Stadtwerke auf Frankfurter Dächern installiert. Und ihre Zahl wird weiter wachsen. Der Grund: "Mit den Zuschüssen", so Günter Michel von den Stadtwerken, "ist sogar eine Amortisation drin."
Michel macht folgende Rechnung auf: Eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus mit sechs Quadratmeter Kollektorenfläche und 400-Liter-Warmwasserspeicher kostet um die 10 000 Mark. Vom Land und der Stadt gibt es Zuschüsse von maximal 4000 Mark. Greift man aber zur Eigenhilfe und steigt selbst aufs Dach, kostet die Anlage, so Michel, nur noch um die 3000 Mark. Die Kosten wären gedeckt. 50 bis 60 Prozent des jährlich benötigten Warmwassers bereitet eine solche Anlage mit Hilfe der Sonne auf. "Mit diesen Anlagen ist mehr zu leisten als mit der Photovoltaik", urteilt auch Kurt Schreiber, Leiter der Kundeninformation bei den Stadtwerken. Photovoltaik- Anlagen, die anders als Solaranlagen Strom erzeugen, sind wesentlich kostspieliger. Für eine Anlage mit einer Leistung von zwei Kilowatt (kW) sind etwa 60 000 Mark zu berappen. Nach Abzug des Zuschusses vom Land bleiben noch 33 000 Mark an Eigenleistung übrig. Ein ganz schöner Batzen - und ein Vierpersonenhaushalt kann nicht einmal seinen jährlichen Bedarf mit Strom von der Sonne decken. "Mehr als zwei Drittel des durchschnittlichen Jahresverbrauchs sind mit dieser Anlage nicht zu erzielen", sagt Energieberater Michel. Auch der Wirkungsgrad läßt zu wünschen übrig. Er liegt, je nach Art der Photozellen, bei zehn bis zwölf Prozent. Kein Wunder also, daß nur sieben Anlagen in Betrieb sind: Drei wurden privat installiert, vier sorgen in Kitas, einer Schule und dem Sportzentrum Kalbach für Strom.
Wesentlich besser sieht es bei Kleinstkraftwerken in Kleingärten aus. Seit Herbst 1991 wurden 100 Anträge bewilligt. Mit den Mini-Anlagen versorgen die Kleingärtner Wasserpumpen, Kühlschränke und Lampen mit Strom. "Wir sind überrascht, daß das so gut gelaufen ist", meint Werner Neumann vom städtischen Energiereferat. 50 weitere Anlagen sollen im nächsten Jahr noch gefördert werden.
"Die Sensibilisierung und das Interesse bei den Leuten ist größer geworden", urteilt auch Günter Michel. Deshalb wollen die Stadtwerke am Ball bleiben - mit einem "Good-will-Beitrag" für maximal 200 Photovoltaik-Anlagen. Wer 1993 auf Solarstrom umsteigt, erhält eine höhere Vergütung, wenn er überschüssige Energie ins Stromnetz einspeist. Das ist tagsüber der Fall, wenn niemand zu Hause ist und keine Geräte in Betrieb sind.
Die große Wende bedeutet das noch nicht. In einem Magistratsbericht war gerade erst zu lesen, daß mit einer angenommenen Investition von 50 Millionen Mark in Photovoltaik-Anlagen nur 0,035 Prozent des städtischen Strombedarfs gedeckt werden könnten. Dennoch glaubt Kurt Schreiber von den Stadtwerken, daß der Durchbruch kommen wird: "Diese Technologie wird uns in den kommenden Jahren noch stark beschäftigen." Auch im eigenen Haus übrigens: Die Stadtwerke setzen sich im nächsten Jahr eine 6,5-kW-Anlage aufs Dach und legen sich eine Strom-Tankstelle sowie ein Elektroauto zu. vo
"ROTLICHT" Der dritte Teil der Kriminal-Trilogie von Hartmann Schmige und Michael Lähn wird in Berlin gedreht
***Berlin als Hauptstadt der Kriminalität*** Gespräch mit Autor Hartmann Schmige
Hauptstadt Berlin: Nicht nur die Bundesregierung will das Terrain um den Tiergarten und das Brandenburger Tor erobern, auch das organisierte Verbrechen hat längst erkannt, das sich die Ost- West-Metropole als ideale Schaltstelle für verbrecherische Aktivitäten eignet; hier etabliert sich der internationale Drogenhandel (der ja schon immer die Grenzlage der Stadt zu nutzen wußte), hier will die italienische Mafia mitmischen, hier hoffen Banden aus dem ehemaligen Ostblock auf die schnelle Mark und hier setzen auch traditionelle deutsche Verbrecherkreise auf Zuwachs und Profit, vor allem in Richtung der neuen Bundesländer, die als eine Art Entwicklungsgebiet betrachtet und okkupiert werden.
Vor diesem nicht gerade erfreulichen Hintergrund siedelten Hartmann Schmige und Michael Lähn ihren Fernsehfilm "Rotlicht" an, der derzeit an Originalschauplätzen zwischen Kreuzberg und Prenzlauer Berg abgedreht wird. Der Film (Redaktion: Reinhold Elschot), nächstes Jahr im Mainzer Programm, korrespondiert mit den beiden vorangegangenen Projekten des Berliner Teams, mit "Der Lockspitzel" und "Die Zeugin", die beide wegen ihrer Authentizität und ihrer Vitalität viel Lob seitens der Kritik bekamen und auch beim Publikum auf eine gute Resonanz stießen.
"Durch eine Pressemitteilung des Bundeskriminalamts stieß ich im November 1990 auf diesen Stoff", berichtet Bundesfilmpreisträger Hartman Schmige, "Die Kripo befürchtet, daß sich die organisierte Kriminalität in den Ex-DDR schneller und dynamischer entwickeln könnte als in den alten Bundesländern. Konkret geht es der Szene darum, in attraktiven Städten das Rotlicht-Milieu als garfähigen Boden für Zuhälterei, Prostitution, Menschenhandel und illegale Glücksspiele zu etablieren. Da ich in Berlin sozusagen an der Quelle der Probleme sitze, bin ich der Sache nachgegangen und habe ausführlich recherchiert". Es ging freilich nicht darum, nur Fakten und vermeintliche Enthüllungen anzubieten, sondern eine "emotional packende persönliche Geschichte. Deshalb geht es in 'Rotlicht' - neben den gesellschaftlichen Aspekten - vor allem um Dinge wie Liebe, Erpressung, Angst und Gefahr".
Im Zentrum der Handlung steht Kommissar Rehberg (Helmut Zierl), der vom West- in den Ostteil der Stadt versetzt wird, weil sein Kollege in einem Ostberliner Spielclub im Rahmen einer Razzia erschossen wurde. Rehberg, der sich speziell um verbotene Glücksspielgeschäfte kümmern soll, erkennt im Laufe seiner Ermittlungen, daß sein Amtsvorgänger vom Milieu bestochen war. Gleichzeitig verliebt er sich in die Polizei-Dolmetscherin Inge, die jedoch in ein gefährliches Doppelspiel verwickelt ist und von dem in Verbrecherkreisen wohlbekannten Immobilienhändler Fengler erpreßt wird, die Aktivitäten der Polizei auszuspionieren. Kommissar Rehberg schafft es nun nicht, die privaten und beruflichen Aspekte dieses Falls zu trennen und gerät in eine Zwickmühle...
Neben Helmut Zierl spielen in diesem düster-spannendem Hauptstadt-Drama Barbara Rudnik als geheimnisvolle Blondine, Hanns Zischler als Drahtzieher sowie Jackie Schwartz, Manfred Lehmann, Edwin Marian, Angelika Bartsch, Max Tidoff und Tilo Prückner, der tragische Held aus dem "Lockspitzel".
Moritz S. Weiße
Ein Mittel gegen das Übel auf dem Erdball zu finden. Eine Medizin gegen die menschlichen Leiden. Wer wünscht sich das nicht? Janko Jezovsek, Künstler aus Neuberg, glaubt sie erfunden - oder besser gefunden zu haben. Denn seine "Welterlösungsmaschine" existiert schon seit mehr als zwei Jahrhunderten. Es hat nur noch keiner bemerkt, welche seelische Heilung von ihr ausgehen kann. Zur Demonstration wählt er ein Exemplar "Made in Japan".
Einfach in der Handhabung und dennoch wirkungsvoll erfüllt die Spieldose, die Lochkarten zum Erklingen bringen, viele Bedürfnisse des Menschen. Zum Beispiel Stille. Auf eine simple Holzschachtel gelegt kann die Wunderkiste aber noch viel mehr: Sie wirkt therapeutisch. Direkt findet sich der Mensch in ihr wieder. Und sie ermöglicht freies Musizieren - fernab der aufgezwungenen ästhetischen Zwänge.
"Lochen Sie einfach mal unbewußt diese Karte", sagt der 47jährige Slowene und drückt der Besucherin den quadratischen dünnen Karton und eine Lochzange in die Hand. "Denken Sie nicht, gestalten Sie nicht, damit Sie nicht in gängigen Mustern denken." Die Frau knipst munter drauf los. Zum Schluß signiert die plötzlich zur "Künstlerin" Avancierte das Stück. Achtmal leiert Jezovsek das jeweils gedreht oder gewendete Stück Papier durch die kleine metallene Drehorgel mit den 20 Zungen: Achtmal erklingt eine andere kurze Melodie - ihr Psychogramm, verewigt und materialisiert. Ausschnitte aus ihrem "persönlichen Chaos", wie es der exzentrische Künstler formuliert.
"Ich orientiere mich in meinem Chaos und so finde ich meine Mitte", lautet seine künstlerische Erlösungs-These. Der "Lochomotive" spricht er eine therapeutische Bedeutung zu. Sie steigert Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein. "Man kann nichts Befreienderes tun, als sich selbst zu erkennen und anzuerkennen."
Einem Erwachsenen allerdings fällt es schwer, sich unüberlegt einer Aufgabe zu stellen, sein Bewußtsein völlig auszuschalten. Auch beim Lochen nicht. Deshalb wendet der seit zehn Jahren in Neuberg lebende Allround-Künstler die Lochomotive am liebsten bei Kindern an. Auch von "sogenannten Behinderten", besitzt er "wunderbare Sonnensysteme" in der Schachtel, in der er die quadratischen Karten aufbewahrt. Eine jede für sich stellt ein Gesamtkunstwerk dar. Simpel und spontan kreiert, doch "einen absoluten Raum, wie noch nie in der Musikgeschichte".
Quasi als Abfallprodukt seiner Erfindung präsentiert Jezovsek eine zweite Erlösungs-Komponente der Maschine, die derzeit nur noch in nostalgischen Kirmeskarussells verwendet wird: "Das leichteste System der Welt, um Noten zu lernen." Ganze Lieder kann der Mensch in einen Streifen lochen. Befreit von lästigen Vorübungen gewinnt die Musik an "Schönheit, Flexibilität, Kreativität und Phantasie" - genügt somit den Ansprüchen der Kunst. Der 47jährige spricht wohl aus eigener leidvoller Erfahrung, wenn er Musikinstrumente als "Folterinstrumente" bezeichnet. Wenn er von "Qualen" redet, "die Schüler erleiden müssen, um dann doch die versprochene Freiheit" nicht zu erreichen; allenfalls eine mittelmäßige Beherrschung. "Eine Musikschule ist eine Zuchtanstalt für die Herstellung von Orchestersklaven und Weiterfolterern im Unterricht", sagt er bewußt bösartig. Er, der selbst an solchen Häusern unterrichtete, fordert eine Reformierung der Notenschrift. Und eine Enthierarchisierung des "militanten" Rhythmus, der "die Zeit einfängt, reglementiert".
Statt dessen wünscht sich der Revolutionär, daß der kreative Mensch seine Lieder locht, seine eigene Schallplatte herstellt, die dennoch nicht aus der Konserve kommt. Und sich somit dem Konsumterror entzieht. Außer den nicht mehr erforderlichen Strapazen des Übens weist diese Art des Musizierens einen weiteren Vorteil aus: Die Realisierung von Stücken, die für zehn Finger unspielbar sind.
Weil der Neuberger schon seit Jahren mit dem Nachwuchs arbeitet, Kindertheater spielte und eine unkonventionelle Musikschule in seinen eigenen vier Wänden betreibt, liegen ihm die Knirpse besonders am Herzen. Sogar für die Kleinsten glaubt er das richtige Instrument zur musikalischen Früherziehung gefunden zu haben: das Gloggomobil. Bestehend aus einer Holzwalze mit 360 Löchern, die frei nach der eigenen Phantasie mit Stiften bestückt werden können. Auch hier gilt das Zufallsprinzip. Keiner weiß vorher, welche Hämmerchen das Glockenspiel betätigen. Bespielbar ist das Instrument übrigens mehrfach, wie Jezovsek stolz demonstriert. Mittels der Walze und Kurbel, per Hand oder als einfache Holzklapper. Interessenten an den "Erfindungen" von Janko Jezovsek, der in der Bergstraße 1 c in Neuberg ein Musik-Spielzeug-Museum betreibt, können sich bei ihm unter der Rufnummer 0 61 85 / 75 07 näher informieren. jur
Am Anfang war es nur ein Glöckchen
Als der damals 25jährige Verwaltungsangestellte Hubert Machinek vor mehr als 30 Jahren in einer Zeitschrift Bilder von einer Glockensammlung sah, packte ihn der Ehrgeiz. Etwas Ähnliches wollte er auch aufbauen. Der Fundus, der ihm für sein Vorhaben zur Verfügung stand, war bescheiden: ein einziges, unscheinbares Handglöckchen, das ihn als Kind an Heiligabend jeweils zur Bescherung gerufen hatte. Aus diesem Anfang ist in jahrzehntelanger Sammlertätigkeit etwas geworden, das sich sehen und hören lassen kann.
Das private Glockenmuseum, das Hubert Machinek in einem Raum seines Wohnhauses im Siegener Stadtteil Eiserfeld aufgebaut hat, enthält heute mehr als 1000 Glocken, Glöckchen, Bimmeln, Schellen und Klingeln aus aller Welt. Große Kirchenglocken sind in dem kleinen Privatmuseum aus verständlichen Gründen nicht zu finden; der Sammler konzentrierte sich auf Stücke, die klein und handlich sind.
In früheren Zeiten, als "dienstbare Geister" in Haushalt und Geschäft noch auf jederzeitigen Abruf zur Verfügung standen, gehörte eine kleine Glocke zum unverzichtbaren Inventar. Ob Monarch, Handelsherr oder Ladenbesitzer, ob adelige Dame oder Hausfrau aus "besseren Kreisen", mit einem Glöckchen läutete man Diener oder Sekretär, Zofe oder Dienstmädchen herbei.
Wunderschöne bronzene Tischglocken wurden vor rund 500 Jahren gegossen, Glocke und Griff formschön als Einheit gestaltet und ausgewogen im Dekor. Die Tischglocke aus Silber erlebte im 18. Jahrhundert, im "Rokoko", ihre Blütezeit. Farbe kam mit der Erfindung des europäischen Porzellans auf die kleinen Klangkörper. Die Manufaktur im sächsischen Meissen machte den Anfang der Glockenproduktion, und fast alle anderen Porzellanfabriken folgten. Meist zie- ren Blumen und Früchte, Figuren oder Landschaften in bunter Pracht Glockenmantel und Griff. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckten die Glasmacher das weite Feld klingender Kleininstrumente für sich.
Bei seinem Sammeleifer, so Hubert Machinek, stand nie der Klang einer Glocke im Vordergrund. Ihn reizte die Vielfalt der Formen, der Herstellungsarten und Verwendungsmöglichkeiten von Tischglocken, Schiffs- und Feuerwehrgeläuten, Hausdach- und Türglocken, von klingenden Stäben, Windharfen, Gongs, Rasseln, Schellen, Klappern und Tamtams. Auch Glocken und Schellen sind vertreten, die man Tieren umhängte. Besonders eindrucksvoll sind einige Elefantenglocken, die mit Hilfe einer einfach- raffinierten Gestaltung mehrtönig klingen. Eine originalgetreue Nachbildung der Bundestags-Präsidentenglocke aus der Adenauerzeit ist ebenso vorhanden wie ein verkleinertes Exemplar der Berliner "Freiheitsglocke". Aus dem Zweiten Weltkrieg stammt eine englische Handglocke. Sie besteht aus einem Metall, das für die Produktion von Kampfflugzeugen verwandt wurde, zeigt auf dem Griff das "V" als Siegeszeichen und auf dem Mantel die Relief-Porträts von Churchill, Roosevelt und Stalin.
Eine Tischglocke aus dem 19. Jahrhundert ist einem gedeckten Tisch - samt Glocke - nachgebildet. Über 100 Jahre alt ist eine Andenkenglocke, die aus Anlaß des 500jährigen Bestehens der Universität Heidelberg in großer Stückzahl produziert worden ist. Zu den ältesten Exponaten gehören eine buddhistische Dienerglocke aus Tibet, eine christliche Altarglocke mit den Sinnbildern der vier Evangelisten und eine Zeremonienglocke aus Indien mit dem vielarmigen Gott Shiwa. Vieles, was von Bronzegießern und Silberschmieden, Porzellanmanufakturen und Glaswerkstätten erzeugt wurde, ist verloren gegangen oder in Kriegen vernichtet worden. Wenn dennoch von dem noch Erreichbaren allein in einer Privatsammlung rund 1000 Kleinglocken unterschiedlichster Gestaltung zusammengetragen werden konnten, dann zeugt das von der Vielzahl dessen, was in Jahrhunderten auf diesem Gebiet entstanden ist.
Interessenten wird empfohlen, vor dem Besuch des Museums telefonisch unter der Nummer 02 71-38 73 31 einen Termin zu vereinbaren.
Die 3. Maintaler Fußball-Stadtmeisterschaften sind zwar erst für 10. Januar 93 terminiert, aber die Vorbereitungen begannen bereits vor einigen Wochen. Bei einem Meeting im Vereinsheim des Ausrichters 1. FC Hochstadt wurden die Modalitäten fixiert. Hochstadts Vorsitzender Gert Bechert boxte erneut ein Achter- Feld durch, bekam dabei allerdings etliche "Schrammen" ab.
Sechs Vereine gehören zur Stadt Maintal, als siebter Teilnehmer meldete der Ausrichter eine zweite Mannschaft. Strittig blieb die Besetzung des achten Teilnehmerplatzes, denn kein anderer Lokalrivale sah sich zunächst in der Lage, am 10. Januar eine zweite Mannschaft in der Maintalhalle Dörnigheim spielen zu lassen. Inziwschen hat sich jedoch der FSV 07 Bischofsheim bereit erklärt, mit einer zweiten Formation - anstelle einer sogenannten Maintal-Auswahl (zwei Spieler von sechs Klubs waren vorgesehen) diesen gordischen Knoten zu lösen.
Der Vorteil von zwei Vierer-Gruppen liegt auf der Hand. Zumal die Hochstädter dem antiquierten Modus früherer Meisterschaften (seit 1976 ausgetragen, aber erst zum dritten Mal unter "städtischer Obhut") "jeder gegen jeden" einen Korb gaben. "Wir wollen nach den Gruppenspielen im Überkreuzverfahren mit den beiden Rangersten und den anschließenden Finalspielen für einen echten Höhepunkt garantieren", strich Bechert heraus. Wiederholt war der Maintalmeister vorzeitig ermittelt worden, blieben die letzten zwei oder drei Spiele Makulatur. Und ein richtiges Endspiel gab es ebenfalls nicht.
Der 1.FC Hochstadt avancierte in dieser Saison wieder zur Nummer eins in Maintal, hat Landesliga-Absteiger FSV 07 Bischofsheim in der Bezirksoberliga Frankfurt-West bis jetzt deutlich abgehängt. Die "Lila-Weißen" sind Cupverteidiger, besiegten die "Frösche" im letzten Winter, als ebenfalls bereits acht Formationen starteten, im Finale mit 4:3. 1991 wurden sie ohne Minuszähler im Vergleich "jeder gegen jeden" ebenfalls Hallenchampion. Jetzt will der Ausrichter einen Sieger-Hattrick erzielen, muß aber erstmals wieder mit der Rolle des Favoriten fertig werden.
Hochstadt I zog mit dem Dörnigheimer SV, FC Germania Dörnigheim (beide Bezirksliga Hanau) sowie dem FSV Bischofsheim II ein günstiges Los. In der Gruppe II spielen der 1. FC Hochstadt II, TSV Kewa Wachenbuchen, FSV 07 Bischofsheim und FC Hellas Maintal. Die Gruppenspiele (jeweils über 15 Minuten) sollen ab 10 bis 14 Uhr im 20-Minuten- Takt ausgetragen werden. Nach der Zwischenrunde (14.30 Uhr) folgen ab 15.10 die Plazierungsspiele, die ihre Krönung mit dem Finale um 16.30 Uhr erfahren sollen.
Bei allen Spielen (ab Zwischenrunde) wird im Falle eines Remis sofort zum Penalty-Schießen geschritten. Mit sechs Mark beziehungsweise vier Mark (ermäßigter Satz für Rentner, Studenten undJugendliche) sind die Fußballanhänger Maintals dabei.
Übrigens läßt sich die Stadt ihre Fußball-Meisterschaften nicht viel kosten: Vier Bälle für die vier Bestplazierten zeigen keinen sonderlich hohen Stellenwert bei den Verantwortlichen der 38000-Einwohner-Stadt auf. Dazu kommen für alle Teilnehmer Präsente des Ausrichters, der durch Eintrittsgelder sowie Verkauf von Speisen und Getränken seinen "Schnitt" machen wird. Übrigens wurde bereits jetzt festgelegt, daß die Meisterschaften auf dem Feld vom 28. Juli bis 1. August 1993 vom FSV 07 Bischofsheim ausgerichtet werden. HANS-DIETER PUTH
MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;
NACHRICHTEN 4
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16
Der erste Spatenstich für das Gerätehaus der Ginnheimer Feuerwehr ist getan, in anderthalb Jahren soll es stehen - die Stadtteil-Rundschau berichtete darüber in der Ausgabe vom 12. Oktober unter dem Titel "Eine Lücke genügt nicht". Dadurch sah sich unsere Leserin Freya Linder - sie ist auch Mitglied der Grünen-Fraktion im zuständigen Ortsbeirat 9 - zu einem ausführlichen Brief veranlaßt, mit dem sie auf "ein paar Schmankerl" aufmerksam macht:
Der Artikel berichtet, wie das Projekt in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Korrekt. Es gibt aber noch ein paar Schmankerl an der Sache. Mir scheint Herr Wagner (Referent von Baudezernent Hanskarl Protzmann) einen Hinweis zu geben: Ein bißchen unvermittelt reagiert er auf eine sachliche Kritik mit der Verteidigungsstrategie vom "absoluten Quatsch".
Tatsache ist, daß die Ausschreibung - das gilt übrigens auch für das Feuerwehrgerätehaus Niederursel - am 18. August 1991 (Dienstag) im Amtsblatt Nr. 34 veröffentlicht wurde. Dort wurde auch dazu eingeladen, bis zum 21. August (Freitag) schriftlich, unter Hinzufügung des Einzahlungsabschnitts, die Ausschreibungsunterlagen anzufordern. Als Ausführungsfrist wurde Oktober 1992 genannt. Diese kurzen Zeiträume hätten wohl jeden Bieter, der das Projekt nicht schon vorher kannte, veranlassen müssen, sofort seinen Auftragsbestand umzudisponieren. Die Freiwillige Feuerwehr Ginnheim braucht seit 20 Jahren dringend ein neues Domizil!
Eine Chance für Unternehmer aus dem Umland oder gar aus den neuen Bundesländern hat sich da wohl kaum aufgetan, da ist schon der Postweg davor.
Wie froh ist da der Leser zu erfahren, daß das Haus erst in anderthalb Jahren fertig wird; gut Ding will Weile haben. Und es bleibt genug Zeit, die vielen hundert Kubikmeter Beton in die ruhige Wohnstraße zu karren.
Aber selbst wer die Unterlagen rechtzeitig bezahlt und angefordert hat, konnte nicht alle Gewerke anbieten: Die Papiere für die Landschaftsbauarbeiten wurden nämlich nicht versandt. Nur sehr hartnäckiges Nachfragen fand den Grund dafür: Die Ausschreibung ist zurückgezogen worden. - Ob sie nun gar nicht mehr nötig sind, die 550 Quadratmeter Wege, 140 Quadratmeter Teichanlage, 830 Quadratmeter Boden- und Pflanzarbeiten, 245 laufende Meter Einfriedungen und 540 Kubikmeter Bodenbewegungen auf dem 1320 Quadratmeter großen Grundstück, das mit einer Gebäudefläche von etwa 250 Quadratmetern bebaut wird?
Die Folgekosten sind auch bei der jetzt geplanten Bauweise nicht ganz unbedeutend: 381 000 Mark veranschlagt der Magistrat dafür. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll: Die etwa 30 Idealisten der Freiwilligen Feuerwehr müssen - zum Glück - nur sehr selten ernsthaft zum Notfall-Einsatz.
Ein Anwohner des Ginnheimer Stadtweges äußerte gegenüber einem Besucher der Feier, daß der begonnene Bau doch wohl etwas überdimensioniert für den vorhandenen Baubestand sei. Er soll einen freundlichen Trost bekommen haben: Man solle doch froh sein, daß die Feuerwehr hierher kommt. Sonst würde ein Asylantenwohnheim hingebaut. Da muß man wohl beruhigt sein.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wegen der Weihnachtsfeiertage erscheint die nächste Ausgabe der Frankfurter Rundschau erst am Montag, dem 28. Dezember 1992.
FRANKFURTER RUNDSCHAU Verlag und Redaktion
FRANKFURT A. M. Bereits seit geraumer Zeit verbindet die Völker Spaniens und Portugals eine Freundschaft, die auch in Deutschland gepflegt wird. Das Portugiesische Kulturzentrum und der Spanische Kulturkreis in Frankfurt mußten vor einigen Monaten aus ihren Domizilen ausziehen. Nach einer anstrengenden Suchaktion fanden sie zwei Etagen in der Heddernheimer Landstraße 155.
Dieser Tage wurde die Eröffnung mit portugiesischem Portwein, einem reichhaltigen Büfett und Kuchen gefeiert. Über 100 Menschen drängten sich in den Räumen, auch ein Angehöriger des portugiesischen Konsulates.
Catia Manon, Vorsitzende des Circulo Cultural Español, hielt eine engagierte Eröffnungsrede auf Deutsch. Angesichts der angespannten Lage in Deutschland (besonders für Ausländer) sei es nötig, die Vereinsarbeit stärker umzustrukturieren und mehr Gewicht auf die Zusammenarbeit mit anderen deutschen und ausländischen Vereinen zu legen. Danach begrüßte Virginio Almeida, Vorstandsmitglied des Kulturzentrums, seine Landsleute in seiner Muttersprache.
Gefeiert wurde im künftigen Proberaum der Portugiesen, der mit Fußballpokalen, der Nationalfahne und Souvenirs aus der Heimat geschmückt ist. Den Proberaum zu belegen, ist bereits jetzt unmöglich, er ist von Montag bis Freitag voll ausgebucht. Folklore-, Gesangs- und Theatergruppen werden sich dort auf ihre Auftritte vorbereiten.
In der oberen Etage sind die Büroräume des Kulturzentrums und die Aufenthaltsräume des Spanischen Kulturkreises. Dort wird unter anderem über gemeinsame Projekte beraten. "Wir haben schon auf dem Museumsuferfest zusammengearbeitet. Das war erfolgreich und hat uns viel Spaß gemacht", erzählte Luis de Freitas, ebenfalls im Vorstand des Portugiesischen Kulturzentrums tätig.
Die Führungsgremien beider Vereine wollen versuchen, "ihre" zweite Generation, die in Deutschland geboren ist, noch stärker ins Vereinsleben einzubinden. Catia Manon erklärte in ihrer Rede, die Vereinsarbeit stützte sich auf zwei Säulen: Zum einen solle die zweite Generation die Sprache und Kultur des Heimatlandes der Eltern erlernen, zum anderen sei eine Kooperation mit anderen ausländischen und deutschen Gruppen nötig.
In den nächsten Wochen können die Besucher des Kulturzentrums den Vortrag einer Europaabgeordneten über die strukturelle Schwäche der südlichen EG- Länder (auch Spanien und Portugal) hören. Darüber hinaus möchten die Vereine gemeinsame Theaterstücke und Filmvorführungen anbieten - ob in spanischer oder portugiesischer Sprache, ist bisher noch nicht geklärt. *dil
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
FEUILLETON 8
Wenn es dem (Draht-)Esel zu wohl ist, begibt er sich aufs Eis - vielleicht sogar mit Winterreifen oder Spikes
Schneeketten gibt's auch für Fahrräder
Immer mehr strampeln auch im Winter
BAD HOMBURG. Vereiste Scheiben, leere Batterien, streikende Zündkerzen - die abgehärteten Fahrradfahrer, die mit ihrem Vehikel zu jeder Jahreszeit unterwegs sind, können über die winterlichen Sorgen der vierrädrigen Konkurrenz nur müde lächeln. Doch sie müssen Unbill anderer Art ertragen: Schnee, Matsch, Eis, Nässe, Kälte und die frühe Dunkelheit steigern die Freude am Radeln nicht unbedingt. Viele Radfahrer halten daher in dieser Zeit "Winterschlaf", weiß Ursula Glöckner in einem Bad Homburger Fahrradgeschäft zu berichten. Und dennoch sind in den letzten Jahren immer mehr Radler auf den Straßen, die Wind und Wetter trotzen.
"Drei von zehn unserer Kunden sind das ganze Jahr mit dem Rad unterwegs", beobachtete Joachim Taphorn in einem Sportradladen der Kurstadt. Daß im Winter inzwischen mehr Leute radfahren als früher, fällt auch Uwe Schrank auf. Er ist Kreis-Vorsitzender des Verkehrsclubs der Bundesrepublik Deutschland (VCD) und Mitglied beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Er kann sich auch denken, warum: Die Parkplatzsorgen sind im Winter noch größer, wenn die Menschen mehr Auto fahren. Und in den letzten Jahren fiel wenig Schnee, was das Radfahren ebenfalls erleichterte.
Dennoch - das Radeln ist im Winter beschwerlicher als sonst. Manchen typischen Winter-Problemen kann man immerhin mit richtiger Ausrüstung und rechtzeitiger Vorbereitung entgegentreten. Wenn Rücklicht und Lampe nur noch schummern und beim Stehen vor der Ampel völlig verlöschen, ist leicht Abhilfe schaffen: Mit Batterien oder einem Akku ausgerüstet, strahlen die Lampen auch, wenn sich der Dynamo längst nicht mehr dreht. Aber: Sie sind bisher nur zusätzlich zum herkömmlichen Dynamo erlaubt. Für mehr Erleuchtung, zumindest beim Fahren, sorgt auch ein Halogenscheinwerfer.
Vor dem ersten Frost sollten die Bremszüge gut eingefettet werden. So wird vermieden, daß sie einfrieren. Dagegen sowieso unempfindlich sind Hydraulikbremsen. Und, das gilt winters wie sommers: Die Bremshebel sollten bereits auf halbem Weg zum Lenker festsitzen.
Wie beim Auto gibt es auch beim Fahrrad die richtigen Reifen für den Winter: Ein grobstolliges, möglichst weit umgreifendes Profil und mindestens 37 Millimeter Breite zählen zu seinen Eigenschaften. Wer nun noch den Reifendruck etwas verringert, erreicht eine wesentlich bessere Bodenhaftung. Bei einem tiefen Profil sinkt übrigens auch die Gefahr, daß das gegen Eis und Schnee gestreute Granulat den Schlauch durchlöchert.
Auch an die Bekleidung sollte der Radler denken: Helle Sachen mit reflektierenden Streifen erhöhen die Sicherheit in der dunklen Jahreszeit. Eine wind- und wasserfeste, aber dünne Oberbekleidung, so rät der ADFC, reicht völlig aus. Denn der Körper produziert genügend Eigenwärme. Sehr hilfreich ist ein Poncho, der für ausreichende Ventilation sorgt.
Das Fahrverhalten muß der Witterung angepaßt sein. Liegt auf der Straße Schnee, Matsch oder Splitt, heißt es Vorsicht beim Bremsen und in den Kurven. Und wer sich dennoch aufs Glatteis begeben und es zu spät bemerkt hat, sollte möglichst geradeaus darüber hinwegrollen, weder treten noch bremsen oder lenken. Auch festgefahrene Autospuren im Schnee meidet der Radler besser, denn aus ihnen gibt es mitunter kein Entrinnen.
Doch es ist nicht nur die Natur, die den Radlern im Winter zu schaffen macht. "Ein grundsätzliches Problem ist, daß die Radwege nicht geräumt werden, wenn Schnee fällt", erinnert sich Uwe Schrank an die vergangenen Winter. Dann wird das Radfahren gefährlich, und viele lassen es bleiben.
Heikel ist auch die Rücksichtslosigkeit mancher Autofahrer, die besonders im Winter verhängnisvolle Folgen haben kann. Im Paul-Ehrlich-Weg beispielsweise, einer Einbahnstraße, sei "der Radweg hier abends meist zugeparkt. Die Radfahrer müssen dann auf der Straße gegen die Fahrtrichtung fahren. Das ist vor allem an Winterabenden sehr gefährlich", tadelt der VCD-Vorsitzende.
Auch wer es vorzieht, das Fahrrad für einige Monate in Keller oder Garage verschwinden zu lassen, sollte nicht nur daran denken, daß im Frühjahr eine gründliche Inspektion nötig wird, sondern bereits beim Einmotten ein paar Tips beachten. Zum Beispiel sollte er Kette, Schaltung und alle übrigen beweglichen Teile mit einigen Tropfen Öl versehen. Das ist für den vorbeugenden Rostschutz ebenso wichtig wie ein trockener Raum, wo das gute Stück am besten am Rahmen (um Schlauch und Felgen zu schonen) aufgehängt wird. Auch für die Optik kann etwas getan werden: Der Lack freut sich über eine Reinigung mit Seifenlauge.
Für die ganz Wilden unter den Winter- Radlern gibt es auch mit Spikes versehene Reifen. Die aus Schweden importierten Reifen sind aber in erster Linie für Mountain-Biker gedacht, die zum Beispiel auf gefrorenen Seen herumfahren wollen. Wer sich mit Spikes nicht zufriedengeben will, kann seinem Drahtesel übrigens auch Schneeketten montieren. teb
Baden-Baden (dpa). Die ZDF-Produktion "Schlafende Hunde" von Max Färberböck ist am Sonntag in Baden-Baden mit dem Fernsehspielpreis 1992 ausgezeichnet worden. Der aus einem geschliffenen Glaspokal bestehende Ehrenpreis wurde im Rahmen einer Matinee zum Abschluß der "Baden-Badener Tage des Fernsehspiels" von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste Frankfurt vergeben. "Schlafende Hunde" erzählt die teils traurige, teils komische Geschichte einer Frau, die sich gegen Demütigungen in ihrem Betrieb und durch ihren Mann zu wehren beginnt.
Die Jury würdigte den Film als gelungenes Beispiel für hervorragende Teamarbeit. In dem Beitrag habe alles - vom Drehbuch über Kameraführung, Musik und Kostüme - gestimmt. Lobend erwähnt wurde auch die Leistung von Sabine Postel als Hauptdarstellerin Susanne.
Einen ebenfalls undotierten Sonderpreis für Regie vergab die Jury an die SWF/NDR-Koproduktion "Unter Kollegen" von Claus-Michael Rohne (Buch und Regie). Einen Sonderpreis für die beste Darstellung erhielt der Schauspieler Traugott Buhre für seine Hauptrolle in dem NDR-Beitrag "Gütt - Ein Journalist". Kai Gauditz bekam den Sonderpreis für die beste Kameraführung in dem vom Bayerischen Rundfunk produzierten Film "Fremde liebe Fremde". Auch in diesem Jahr waren wieder elf Fernsehproduktionen für die Preisvergabe nominiert worden. Die "Baden-Badener Tage des Fernsehspiels" waren 1989 ins Leben gerufen worden.
Im Rahmen der fünftägigen Fachveranstaltung hatten 20 Jungredakteurinnen und Jungredakteure von ARD, ZDF, ARTE und SRG ein sogenanntes Baden-Badener Manifest verabschiedet. Zu den Kernpunkten des Papiers zählt unter anderem die Forderung nach mehr Zeit für Experimente und größere Entscheidungskompetenz für die Redaktionen. dpa mh gs
LITERATUR: Die Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Jahresgabe der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek e. V. Herausgegeben von Paul Raabe mit Beiträgen von Ulrich Ricken und Jürgen Storz. 1990, 100 Seiten (mit vielen Fotos und Faksimiles, sehr gut zur Einführung geeignet).
Karl Aley: Vom Waisenknaben zum Waisenvater. Franckesche Stiftungen zu Halle 1916 - 1946. Mitteldeutscher Verlag Halle 1991, 184 Seiten (eine sehr subjektive Biographie, in der die Atmosphäre in den "Anstalten" gut eingefangen ist).
Die Stiftungen August Hermann Francke's in Halle. Festschrift zur zweiten Säcularfeier seines Geburtstages. Herausgegeben vom Direktorium der Franckeschen Stiftungen. Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1863. Reprint Fliegenkopf Verlag Halle/ Verlag Michael Kuhle Braunschweig. 1990.
AUSKUNFT: Freundeskreis der Franckeschen Stiftungen e. V. Postfach 702, O-4002 Halle.
Der junge Hallenser Maurer, der Schubkarre um Schubkarre einen alten Steinboden abträgt und den Bauschutt mit kräftigem Schwung in den bereitgestellten Container kippt, hätte "dies hier gleich janz abjerissen". Sein Malerkollege findet, daß das freigelegte Fachwerk "zumindest braun gestrichen werden muß". Wie man es eben so kennt. Aber so, Fachwerk in Weiß, "das versteht die Bevölkerung nicht". Doch die Architekten wollten es wie 1710. "Oder besser gesagt, wie sie denken, wie es damals war." So ganz genau wüßte dies nämlich niemand mehr.
Ein Kulturdenkmal wird gerettet, die Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale. Das wird teuer. Manchem zu teuer. Bis ins nächste Jahrtausend sind 100 Millionen Mark veranschlagt. Woher das Geld kommen soll, ist noch längst nicht klar. Aber wertvoll ist sie, diese Stadt in der Stadt, vergleichbar vielleicht mit der Fuggerei in Augsburg, nur viel größer und in erster Linie der Bildung verpflichtet.
Hier gab es Schulen, Waisenhäuser und ein Internat, eine Apotheke und ein Krankenhaus, eine Buchhandlung, eine Druckerei und einen Verlag, Bäckerei und Meierei, Fischteiche, Ländereien und Gärten, Bibelsammlung, Bibliothek, Natur-Museum. Und - im Prinzip - ist alles noch vorhanden. "Gottes herrlichste Schulstadt" hieß das einmalige Bau- und Landschaftsensemble. Wir verdanken es vor allem dem Alkohol.
Seine Geschichte beginnt vor 300 Jahren. Als der junge Pfarrer August Hermann Francke, den heutige Lexika als berühmten Hallenser Pietisten bezeichnen, am Ende des 17. Jahrhunderts seine Pfarrstelle in dem Städtchen Glaucha "an Halle" antrat, fand er dort traurige Verhältnisse vor. Jedes fünfte Haus war umfunktioniert zu "Schenken und Puffkeller", Kaschemmen, die den rauhen Fernfahrern an der Straße nach Leipzig eine begehrte Abwechslung boten. Dem Alkohol verfallene, früh verstorbene Eltern hinterließen Waisenkinder, über die der gute und tätige Christ Francke befand, man müsse sie "von der bösen Umwelt" isolieren. Eines Tages im Jahr 1696 fand er vier Taler und sechzehn Groschen im Opferstock und gründete mit diesem "rechten Kapital" ein Waisenhaus mit angeschlossener Schule.
Da der Gottesmann auch ein hervorragender Organisator und ausgezeichneter Geschäftsmann war, hinterließ er bei seinem Tod im Jahre 1727 eine regelrechte Schulstadt. 2500 Schüler lernten hier, neben armen übrigens auch reiche, die gezielt als Geldgeber zur Verwirklichung seiner weitreichenden und teuren Pläne angesprochen wurden.
Die Franckeschen Stiftungen, die sich auch in den kommenden Jahrzehnten räumlich immer weiter ausdehnten, erfreuten sich aufgrund ihrer strengen, protestantischen Erziehung zur Pflichttreue und Vaterlandsliebe nicht nur der besonderen Gunst diverser Hohenzollern, die es als König und Kaiser in Berlin weit gebracht hatten. Bis in die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts waren Absolventen des Francke-Gymnasiums "Latina" wegen ihrer guten Kenntnisse geschätzte Studenten an deutschen Universitäten.
Die SED-Herrschaft setzte eine Zäsur. Ihr war die humanistische Pauk-Schule ebensowenig geheuer wie ihre theologische Ausrichtung. Sie machte aus der feinabgestimmten Francke-Stadt ein willkürliches Konglomerat aus Arbeiter- und Bauernfakultät, aus Kindergarten, poly- technischer wie erweiterter Oberschule sowie diversen Universitätseinrichtungen. Obwohl auch über die Jahre im Hallenser Volksmund immer "Stiftungen" genannt, sind sie erst seit neuestem faktisch als solche wieder existent. Der alte Glanz soll wieder einziehen. Je schneller, je bruchloser, je lieber.
Schwer läßt sich der umbaute Raum skizzieren. Flögen die schwarzen Adler auf, die den Giebel des Haupthauses zieren, so könnten sie aus der Luft wahrnehmen, daß sich das Gelände in zwei Bereiche teilt. Zur Stadtmitte hin das langgezogene, außerordentlich geschlossen wirkende Hufeisen imposanter wie schmuckloser, geradezu karger ehemaliger Schlaf- und Lernhäuser. Immergleiche Gebäude in sechsstöckiger Höhe, die etwas von einer freudlosen Lernfabrik haben. Zur anderen Seite, getrennt durch schwarzes Tor und schwarzen Weg, niedrigere Bauten, teils in Reihung, teilweise alleinstehend, verstreut über das ansteigende Gelände.
Stiftungsarchivarius Jürgen Storz, der die kulturellen Schätze der Stiftungen hütet, als handle es sich bei jedem der gesammelten Stücke um die Blaue Mauritius selbst, bemüht für die geschlossenen Längsbauten das Bild von Schiffen, die in einer Schlachtordnung nebeneinander liegen. Linker Hand liegt die ehemalige "Knabenschule", an die sich die frühere lateinische Waisenanstalt anschließt. Die Häuser acht und neun, das nächste Schiff in gleicher Reihe, dient derzeit noch der universitären Theologenausbildung und soll künftig ein internationales evangelisches Seminar aufnehmen. Der restliche Teil ist Pensionsanstalt, in der seit alters die Internatschüler untergebracht sind, die die ehrwürdige "Latina" besuchen.
Getrennt durch den Lindenhof, in dem das gestutzte Laubholz ausgerichtet ist wie Kadetten auf Deck, finden sich in den parallel liegenden "Längsschiffen" das Haus, in dem Speise- und Versammlungssaal untergebracht sind, sowie das englische Haus, die Bibelsammlung, die Bibliothek und andere Räumlichkeiten, die auch die Universität nutzt. Der niedrige Speisesaal, eine Mensa, in der dreihundert Jahre lang, tagaus, tagein, Essen ausgegeben wurde, ist zur Zeit geschlossen und wartet auf die Maurer. Wird er wieder Mensa? Wird es ein Restaurant? Oder beides? Nichts ist entschieden.
So wie jetzt muß es auch früher gewesen sein. Bauarbeiten und Bildungsbetrieb laufen nebeneinander her. Weil aber in den letzten Jahrzehnten dringend notwendige Renovierungen stets aufgeschoben wurden, haben derzeit Bauleute die Oberhand. Der Lindenhof, der beide Schlachtschiffreihen voneinander trennt, hallt wieder vom Baulärm. Die Zimmerleute sägen und fräsen, die Dachdecker klopfen und hämmern, die Maurer reißen altes Mauerwerk raus.
Das Stiftungsgelände ist nicht mehr, wie früher, als die Schüler von der bösen Außenwelt isoliert werden sollten, durch Pforten verschlossen. Heute kann jeder hindurchspazieren, die öffentlichen Einrichtungen besuchen und durch aufgelassene Türen blinzeln. Der universitäre Betrieb ließe auch gar nichts Anderes zu. Zudem wohnen auch noch Familien auf dem Gelände. Zukünftig sollen Forscher und Lehrende für die Dauer ihres Aufenthaltes auf dem Campus unterkommen können. Mancher nimmt jetzt die einmalige Chance wahr, die "Baustellen" zu inspizieren, ausgetretene, knarrende Stufen nach oben zu steigen. Auf eigene Gefahr, versteht sich und am besten mit kundiger Führung. Es gibt kaum eine bessere als Rolf Osterwald, der seit Jahrzehnten in den Stiftungen wohnt. Sein Vater war der letzte Direktor der "Latina". Sohn Rolf ging in den Franckeschen Stiftungen zur Schule, unterrichtete dann als Lehrer in der "Latina" und gibt nun als rüstiger Rentner, befallen vom "Francke-Bazillus", wie er seinen Enthusiasmus für den großen Stifter nennt, die "Blätter des Frankke-Gymnasiums" heraus. Zuletzt erschien ein Sonderheft, das Namen und Anschriften von 1200 Alt-Franckianern auflistet.
Als Rolf Osterwald den imposanten Versammlungssaal betritt, ist ihm beklommen zu Mute, genau wie damals, während seiner Schulzeit. "Kein Wort durfte gesprochen werden, was nicht von der Kanzel selbst kam." Franckesche Pädagogik, das war das Gegenteil von antiautoritärer Erziehung. Kaiser und Könige, seitlich als Büsten postiert, sowie sämtliche Direktoren der Stiftungen, in Öl, sahen die verschüchterten Schüler streng von oben herab an. Nach oben blicken, von oben predigen. Stufe um Stufe steigen wir über den Bauschutt die Treppe im Haupthaus empor bis zum renovierten Alkan.
Die Stiftungen waren das Zentrum einer fast weltweiten Missionsarbeit. Von hier zogen die pietistischen Geistlichen aus. Hierher schickten sie zurück, was sie gesammelt, hierher meldeten sie, was sie gesehen hatten. In bemalten, gut erhaltenen Barockschränken sind heute Pflanzen und Tiere aus Europa, Indien, Sibirien, Nordamerika und sonstwoher gesammelt, die trotz ihrer 300 Jahre im Spiritus frisch wie von gestern wirken. Mathematische und physikalische Instrumente, Kleidung, Schuhe und Schmuckstücke von damals, ein ganzer Schrank mit Stücken aus dem alten Indien, ein Eskimokajak mit entsprechenden Harpunen, Stiefeln und Schuhen, alles schon im 18. Jahrhundert zusammengetragen und der Öffentlichkeit, also Adligen wie dem gemeinen Mann zugänglich gemacht, was für die damalige Zeit ganz ungewöhnlich war.
Und für die heutige wieder: Das Naturalienkabinett ist das einzige der deutschen Barockepoche, welches noch im Originalzustand erhalten ist. Im Moment leider bausicher verpackt, wird es der Öffentlichkeit erst eines noch nicht bestimmten Tages wieder zugänglich gemacht werden. Spätestens 1998, dem dreihundertsten Gründungsjahr der Stiftungen, wenn alles in prächtigen Farben neu erstrahlt, heller vermutlich, als es der strenge, pedantische und allem Luxus abholde Francke gern gesehen hätte.
Die Stiftungen sind kein Heimatmuseum. Hier ist Weltkultur versammelt, vorzugsweise aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die noch gänzlich erhaltene Barockbibliothek, die seit über 260 Jahren jedwedem Benutzer, ob arm, ob reich, zugänglich ist, birgt noch andere Besonderheiten. Ihre Bücher, an die 100 000 Bände, sind nicht nach Themen geordnet oder Verfassern sondern nach ihrer Größe. Das erlaubte die optimale Platzausnutzung. Francke war sparsam. Ursprünglich wollte der Stifter hier eine jeweils aktualisierte Bibliothek für Schüler und Lehrer einrichten. Dazu aber fehlte das Geld. So wurde es eine Sammlung von Schenkungen.
Die Frankeschen Stiftungen haben ein großes Erbe, aber wenig Geld. So werden sie auch weiterhin darauf angewiesen sein, mit den Kämmerern der Universität, der Stadt Halle sowie denen des Landes Sachsen-Anhalt eng zusammenzuarbeiten. Die "Latina" beispielsweise befindet sich in Landesträgerschaft. Darüber hinaus werden sie auch künftig Teile des Ensembles verpachten müssen. Zum Vorsitzenden des Freundeskreises der Frankeschen Stiftungen wurde Paul Raabe gewählt, Professor und Gründer der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Dort wird er nach einer imposanten Aufbauarbeit demnächst pensioniert, hier in Halle wartet ein neues, durchaus größeres Projekt auf ihn. Man wolle hier "einen Campus" schaffen, eine "vielseitige und multikulturelle Einrichtung", die sowohl die Kinder der Kindergärten, Schüler wie Studenten, Forscher wie Lehrende aufnehmen soll, sagt er. Raabe und seine Mitstreiter sind keine Freunde theologischer Enge. Nach der Öffnung der Grenzen kamen als erstes Pietisten aus Westdeutschland, aus Gießen, in die Stiftungen, die forderten, in die Schulen auf dem Gelände solle der fromme Geist des Pietismus wieder einziehen. "Die haben wir wieder weggeschickt." REINER SCHOLZ
SPORTRUNDSCHAU 31
1
1
MAIN-KINZIG-KREIS VI
.5
Bei Jubiläumsfeiern Auch die Ehrungen muß man anmelden
FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident Hans Eichel und der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - jedoch nur dann, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen. Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und anhand von Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie auch tatsächlich ein Jubiläum begehen. Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen. Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. star
Seit Maastricht werden die Wunschlisten länger Europa macht sich in Deutschlands Schulen breit / Besondere Interessen der Wirtschaft
Hamburg hofft, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. In der Hansestadt gibt es bereits im zweiten Jahr Grundschulen, in denen ab der 3. Klasse Englisch unterrichtet wird. Mit Beginn dieses Schuljahres wurden zehn bilinguale Züge an fünf Gymnasien in Französisch/Deutsch und Englisch/Deutsch eingeführt. Und im berufsbildenden Bereich wird nach Auskunft der Schulsenatorin der fremdsprachliche Fachunterricht schrittweise ausgeweitet.
Es gibt 260 Partnerschaften zwischen Hamburger Schulen und Schulen in 28 Ländern mit wechselseitigen Besuchen von jährlich mehr als 3500 Schülern und Schülerinnen. Für Rosemarie Raab ist das "im Hinblick auf Europa eine positive Entwicklung".
Europa macht sich in Deutschlands Schulen breit. Spätestens seit sich die Europäische Gemeinschaft in ihren Beschlüssen von Maastricht Kompetenzen im Bereich der allgemeinen und der beruflichen Bildung reserviert hat, sind die Schulen hierzulande gefordert, sich auf die europäische Zukunft vorzubereiten. Zwar bleibt Brüssels Zuständigkeit auf dem Bildungssektor beschränkt - Inhalte und Organisation des Bildungswesens bleiben weiterhin in der Verantwortung der Mitgliedsstaaten. Doch seit Maastricht gibt es einen festen Rahmen, der der Gemeinschaft die Möglichkeit und das Recht einräumt, ergänzend und unterstützend aktiv zu werden.
Insbesondere die Wirtschaft ist daran interessiert, das Thema Europa in den Unterricht zu tragen. Dies nahmen unlängst die Norddeutschen Industrie- und Handelskammern sowie der Deutsche Industrie- und Handelstag zum Anlaß, ihr zweites Schulsymposium in Hamburg unter das Leitthema "Wirtschaft - EG - Schule" zu stellen. Mehr als 200 Teilnehmer - Wirtschaftsvertreter ebenso wie Bildungspolitiker, Schulbehördenvertreter, Lehrer und Lehrerinnen weiterführender Schulen waren aus allen Teilen der Bundesrepublik, sogar von so weit her wie München - nach Hamburg gereist, um sich mehrere Stunden lang über die Beschlüsse von Maastricht, insbesondere auf dem Bildungssektor, über Konsequenzen für den Bildungsföderalismus und die Erwartungen der Wirtschaft in die europäische Bildungspolitik informieren zu lassen.
Im Vorfeld ihres Symposiums hatten die Veranstalter eine interessante Umfrage gemacht. "Vor dem Hintergrund des Countdowns zum europäischen Binnenmarkt" wollte die Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Industrie- und Handelskammern von ihren 3100 Mitgliedern in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Bremen wissen, auf welche Schlüsselqualifikationen ihrer Mitarbeiter die Betriebe größten Wert legen. "Die Fähigkeit zur Kooperation steht auf der Wunschliste der Unternehmen ganz weit vorn, wenn es um berufsübergreifende Qualifikationen ihrer Mitarbeiter geht", so das wichtigste Ergebnis der Umfrage, von dem alle mit dem deutschen Schulsystem vertrauten Leute wissen, daß es eine Fähigkeit ist, die die Lehrpläne meist nur für den so seltenen Projektunterricht vorsehen. Und auch den anderen Schlüsselqualifikationen, die Unternehmen bei ihren Mitarbeitern hoch schätzen, kann keineswegs angehängt werden, daß sie Vorrang an deutschen Schulen hätten: Selbständigkeit, Belastbarkeit und Lernfähigkeit, logisch-analytisches Denken, Denken in Zusammenhängen, Leistungsbereitschaft oder die Fähigkeit, in Gruppen zu arbeiten.
So konnte sich einer der Redner in Hamburg ein bißchen gut verpackte Kritik nicht verkneifen. Der schleswig-holsteinische Unternehmer Hans Heinrich Driftmann, der sich das Thema "Erwartungen der Wirtschaft in die europäische Bildungspolitik" vorgeknüpft hatte, holte weit aus, als er geduldig erklärte, daß es zu den "wesentlichen Aufgaben der Schule" gehören müsse, Probleme in Gruppen lösen und die Fähigkeit zu Kommunikation und Kooperation zu lernen. Driftmann: "Alle Unterrichtsfächer müssen durch entsprechende Inhalte, Formen und Methoden diesen Qualifikationen dienlich sein. Hierzu zählen beispielsweise Rollenspiele, Planspiele, Simulationen und Projektarbeit. Nicht daß modernen Pädagogen diese Methoden etwa wenig geläufig wären, sie sind im Gegenteil wohlbekannt. Aber seien wir ehrlich: Kennzeichnen sie nicht doch mehr Ausnahme als Regel im schulischen Alltag?"
Mehr Ausnahme als Regel ist so vieles, was erstrebenswert in deutschen Schulen wäre. So lobte in Hamburg Schleswig- Holsteins Bildungsminsterin Marianne Tidick Fremdsprachenwissen zwar als "unentbehrliches Rüstzeug für Partnerschaftsbegegnungen, für den Eintritt ins Berufsleben, für die Wahrnehmung der Möglichkeiten der Freizügigkeit". Doch sie mußte im gleichen Atemzug gestehen, daß es in ihrem Bundesland junge Leute gäbe, die sich zu Hotel- oder Exportkaufleuten ausbilden ließen, ohne ausreichenden Englischunterricht in der Berufsschule zu erhalten. Und obwohl die Vorzüge von Fremdsprachenwissen nirgendwo bestritten werden, ist es bislang in Schleswig-Holstein nur frommer Wille, "den Fremdsprachenunterricht in den letzten Jahren der Hauptschule zu verstärken und ihn in den beruflichen Schulen generell zu verbessern und auszuweiten".
Woran gute Absichten häufig scheitern, liegt auf der Hand. Marianne Tidick erklärte es am Beispiel Schulzeitdauer: "Wir müssen die Diskussion über die Dauer der Schulzeit an den Bildungszielen und -inhalten führen. Wir wollen Umwelterziehung, wir wollen Friedenserziehung, wir wollen kommunikationstechnische Grundbildung, wir wollen mehr Sprachkompetenzen. Und nun soll mir mal einer sagen, wie wir dann und wo wir dann verkürzen sollen!" - Bei der neu aufgelegten Forderung nach einer Verkürzung der Schulzeitdauer hielt sich die Ministerin übrigens nicht lange auf: Der formale Hinweis auf die kürzere Schulzeitdauer in EG-Ländern überzeuge nicht, da es dort vielfach Ganztagsunterricht, fachgebundene Hochschulreifen oder eigene Aufnahmeverfahren gäbe.
Marianne Tidick war die Aufgabe zugefallen, sich als "überzeugte Föderalistin" für den Föderalismus stark zu machen. Vehement bestritt sie, daß "das Ergebnis von Maastricht ein Treffer in das Zentrum des Föderalismus" sei, obwohl die "Europäische Gemeinschaft ihrem Ziel, in Sachen Bildung über erweiterte Handlungsspielräume zu verfügen, einen Schritt weitergekommen ist". Föderalisten wie Marianne Tidick hoffen - und beten? -, daß der sogenannte Subsidiaritätsgrundsatz - Länderpolitik hat vorrang vor EG-Politik - die Eigenstaatlichkeit der Länder in Bildung und Wissenschaft, in Kunst und Kultur vor den gierigen Zugriffen der Gemeinschaft schützt. Da heißt es nämlich, daß die EG nur tätig werden darf, "sofern und soweit die Ziele der in Betracht gezogenen Maßnahmen auf der Ebene der Mitgliedsstaaten nicht ausreichend erreicht werden können."
Die Skepsis ist groß, daß die Diktatur der Brüsseler Bürokraten auch über die Bildungshoheit der Mitgliedsstaaten herfallen könnte. Kein geringerer als der als Maastricht-Kritiker profilierte Euro-Beamte Manfred Brunner versuchte - noch vor seinem unfreiwilligen Abgang aus dem Kabinett Bangemann wegen zu lautstarker Opposition - in Hamburg besorgte Gemüter zu beruhigen, "daß es keine einheitliche Kulturpolitik in der EG geben soll. Die EG will keine inhaltlichen Kompetenzen an sich ziehen." Brunner, der überzeugt ist, daß seit dem "Nein" der Dänen die Beschlüsse von Maastricht neu verhandelt werden müßten, gab sich Mühe, mißtrauischen Zuhörern zu versichern, daß die EG zumindest in der Bildungspolitik nichts anderes will, als den Strom der Informationen zu vertiefen, den Austausch von Lehrern und Lehrerinnen, von Schülern und Schülerinnen zu fördern. In der beruflichen Bildung beispielsweise, so Brunner, könnten die anderen Partner von der bundesdeutschen Erfahrung und Praxis profitieren: "Unser duales System von schulischer und beruflicher Berufsbildung ist ein Exportschlager."
Daß die Berufsbildungspolitik für die EG "ein bedeutender Teil der Bildungspolitik" ist, wußte Josef Ruland, Mitglied der Europäischen Schulleitervereinigung und ihr Präsident für Deutschland, zu berichten. Deshalb sei festgeschrieben worden, daß die Gemeinschaft im Bereich der beruflichen Bildung ebenfalls aktiv werden darf - jedoch auch nur dort, "wo sie die Berufsbildungspolitik der einzelnen Mitgliedsstaaten ergänzt und untersützt". Hier gelte, daß die Verantwortung für Inhalt und Gestaltung der beruflichen Bildung bei den Mitgliedsstaaten liege, so Ruland, der einerseits aus seiner Begeisterung für die Maastrichter Beschlüsse keinen Hehl machte, andererseits aber nicht verschwieg, daß viele in Europa - auch in der Bildungspolitik - noch gar nicht begriffen haben, was die Gemeinschaft von ihnen will. Drum setzte Ruland drei fordernde Worte an das Ende seiner Rede: Alle mit Europa befaßten Experten müßten "erklären, erklären, erklären". MONIKA M. METZNER
BONN (ap).Der Deutsche Presserat hat davor gewarnt, Rechtsextremisten für Informationen und Bilder Geld zu zahlen. Ein Eingehen auf Honorarforderungen dieser Gruppen stelle eine "Diskreditierung der Medien dar und sei mit den journalistischen Verhaltensgrundsätzen des Deutschen Presserats unvereinbar", heißt es in einer am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Erklärung des Selbstkontrollgremiums. Bei der Beschaffung von Nachrichten und Bildern dürften keine unlauteren Methoden angewandt werden.
Die Honorarvorstellungen Rechtsradikaler bewegen sich nach den Worten des Presseratssprechers Fried von Bismarck um 500 Mark für einmal "Heil Hitler". Für das Lied "Die Fahne hoch" würden 1.000 Mark erhofft. Man müsse sehr sorgfältig sein, wenn man Geld für Informationen zahle, und das öffentliche Interesse dabei berücksichtigen, riet Bismarck. Es sei ein grundlegendes Ziel Radikaler, in den Medien beachtet zu werden.
Es bestehe die Gefahr, daß man mit Informationshonoraren eine Sache unterstütze, die man eigentlich bekämpfen möchte, gab Bismarck zu bedenken. Der Deutsche Presserat wolle mit seiner Warnung auf Entwicklungen hinweisen und das Problembewußtsein schärfen. Die Entscheidungen lägen jedoch bei den Medien. Mit Honorarwünschen Radikaler seien bisher mehr Fernsehen und Rundfunk konfrontiert als die schreibende Presse.
Ende
AP/jb/vf/
HOCHTAUNUSKREIS. Heute wird das letzte Türchen geöffnet, dann hat der Adventskalender seine Schuldigkeit getan. Vorbei die allmorgendliche Neugier. Zwei Redaktionsmitglieder haben notiert, was ihnen dazu einfiel.
So plagte sie das Hinterleben des Adventskalenders höllisch. Vorbei mit dem Glorienschein und der Adventsbesinnung: vorsichtig die Rückseite des papiernen Kalenders mit den 24 Türen abgelöst, mehrere Schokoladenstücke (Ball, Lokomotive und Tannenzapfen) herausgefingert, schnell verdrückt und die Lücke wieder verschlossen.
Mehrmals stand die ältere Schwester mit großen Augen und herabhängenden Mundwinkeln vor ihrem Begleiter durch die Adventszeit. Als sie wieder einmal ein Türchen aufklappte und absolut nichts dahintersteckte, reagierte sie lediglich mit leichtem Achselzucken. Ihre Rache kam an Heiligabend: "Das ist für den 3., das ist für den 5., das für . . ." Und jedesmal nahm sie ein Plätzchen vom Teller der Jüngeren. off
Seit drei Wochen rissen sich die Kolleginnen und Kollegen morgens darum, als erste(r) die Tür zu öffnen. Nein, nicht die Holzpforte zum Redaktionsbüro, sondern das kleine Papptürchen zur Bärenwelt.
Denn die Redaktion hat einen Adventskalender. Kollege G., der mit der ursulinischen (von ursus, lat. Bär) Affinität zu den Pelztieren, hatte nicht widerstehen können, als er im November in einem Bad Homburger Kaufhaus Teddys aller Größen um einen grünen Weihnachtsbaum mit 24 Türchen versammelt sah.
Eigentlich wollte er die bunte Gesellschaft zuhause aufhängen, doch seine Frau hatte schon einen Adventskalender besorgt. Ohne Bären zwar, aber künstlerisch anspruchsvoll. Schließlich ist G. seit 27 Jahren volljährig.
Also wanderte der Bären-Kalender ins Redaktionsbüro, auf daß ihn Kollegin B. vielleicht ihren Kindern schenken möge. Doch die, zwar alle drei zusammen noch um einiges jünger als G., sind aus dem Alter längst heraus, in dem sie ein Adventskalender hätte beglücken können. Womit denn also den bunten Bären um den grünen Baum nichts anderes übrig blieb, als an der Wand im Konferenzraum des Redaktionsbüros zu bleiben.
Und so bemühten sich denn die Kollegin- nen und Kollegen jeden Morgen darum, als erste(r) . . . Und im nächsten Jahr? che
FRANKFURT A. M. "Daß Blinde nicht kreativ arbeiten können, das ist ein ganz verbreitetes Vorurteil", wehrt sich Dieter- Josef Bauer. "Ein wenig stricken, ein bißchen Ton, mehr wird den Menschen nicht zugetraut." Der Frankfurter Maler und Bildhauer beweist nun seit fünf Jahren das Gegenteil. In seinem Projekt an der Frankfurter Stiftung Blindenanstalt arbeitet er künstlerisch mit Blinden an Specksteinen. Die jüngsten Ergebnisse eines gemeinsamen Vorhabens mit dem Liebieghaus waren bis vor kurzem in den Räumen der Stiftung in der Adlerflychtstraße 14 ausgestellt.
Sehende, Sehbehinderte und Blinde erfaßten und erfühlten in diesem Workshop klassische Torsi des Museums am Schaumainkai und drückten diese Erfahrungen und Eindrücke in eigenen Werken aus. Weil die dafür vorgegebene Zeit von März bis Mai dieses Jahres nicht ausreichte, konnten die elf Teilnehmer erst im Herbst ihre Arbeiten fertigstellen. "Blinde arbeiten dabei sensibler als Sehende", meint Dieter-Josef Bauer. "Das ist ganz einfach zu erklären: Wir Sehende denken, alleine über das Auge wahrnehmen zu können. Der Blinde muß sich sein Werk langsam und konzentriert begreifbar machen."
Der Speckstein ist dabei ein ideales Material, weil es "gut fühlbar und zu erarbeiten ist". Doch das genaue Feilen, Raspeln und Schnitzen ist nicht nur eine kunsthandwerkliche Fähigkeit. Blinden soll es eine Möglichkeit zu sinnvoller Lebensgestaltung zeigen und der Integration dienen. Einige Teilnehmer des Projekts leiten dementsprechend heute selbst Gruppen in Rehabilitationszentren. Bauer sieht seine Arbeit eher als sozial und kulturell, denn kommerziell: "Ich wehre mich mit Händen und Füßen dagegen, daß der eigentliche Sinn verfälscht wird. Wenn ein Sammler beispielsweise eine Ausstellung von uns komplett aufkauft, muß man aufpassen, daß die Leute nicht abheben und den finanziellen Aspekt überbetonen. Denn unsere Skulpturen sind durchaus etwas Neues, und man könnte den Bedarf auf dem Markt mit immer mehr Produktion befriedigen."
Gegen Zwänge jeder Art rebelliert der Projektleiter auch sonst. Zur Verleihung des Frankfurter Wilhelm-Fay Preises, "mit Oberbürgermeister und allerlei Leuten in feinem Zwirn", seien er und seine Mitarbeiterinnen eben so hingegangen, wie man auch sonst bei der Arbeit herumlaufe - in Turnschuhen und Jeans. Der (nach eigener Definition) Alt-Hippie: "Die Leute haben gesagt, daß ich doch nicht so dort auftauchen könnte. Da hab ich zurückgefragt, was die denn erwarten. Ich verkleide mich doch nicht."
Wer sich für die Ausstellung und die Arbeit der Stiftung Blindenanstalt interessiert, erfährt Näheres unter der Telefonnummer 2 45 55 40. *laf
Marktanteile fallen ins Bodenlose, Besucherzahlen schrumpfen, und durch die letzten beschaulichen Nischen weht ein schneidender Wind. Was den bevorstehenden Kollaps zu signalisieren scheint, ist jedoch nur der Normalzustand. Experten für bürokratischen Hindernislauf, Produzenten ohne Eigenkapital, Regisseure, die ihre eigenen Produzenten und Buchhalter sind, Funktionäre, die auf Sektempfängen das Banner des deutschen Films schwenken, Zuschauer, die sich zumeist mit Grausen wenden, wenn sie sich überhaupt in einen deutschen Film verirren, künstlerische Bankrotterklärungen in Serie - der deutsche Film kann gar nicht besser sein.
So formulierte Joe Hembus vor drei Jahrzehnten. Der Satz gilt noch immer, denn nie war der deutsche Film so schlecht wie heute, ökonomisch und ästhetisch. Nachdem Bundestag und Bundesrat im Dezember das "zweite Gesetz zur Änderung des Filmförderungsgesetzes" verabschiedet haben, treten mit dem 1. Januar Hilflosigkeit und Unfähigkeit in ein neues Stadium. Die halbherzige Renovierung eines staatliches Instrumentariums, das sich der Wirtschaftlichkeit verpflichtet und aufs deficit spending kapriziert hat, schlägt den Weg ein, den wir erwartet haben: friedlich in die Katastrophe.
Das Gesetz, bis Ende 1998 in Kraft, ignoriert die Gesamtsituation, und die Antworten, die es gibt, gelten Fragen, die niemand gestellt hat. Der Bundestagsausschuß ging von einer grundsätzlichen Bewährung der Fördermittel aus und zeigte sich an der Neuordnung des Europäischen Binnemarktes derart desinteressiert, daß die EG-Kommission ein Wettbewerbsverfahren gegen die Bundesrepublik einleiten mußte, um eine Definition von "deutscher Film" zu erwirken, die nicht mehr an die Staatsangehörigkeit des Filmschaffenden geknüpft ist.
Man feilschte ein wenig um Besucherzahlen und Höchstfördersummen für Referenzfilme, stockte die Förderungshöchstsumme auf zwei Millionen Mark auf, gönnte der Absatzförderung fünfzehn statt bisher zehn Prozent des Haushalts, gestattet den Produzenten fürderhin, bis zu 20 Prozent der zuerkannten Mittel in die Eigenkapitalausstattung fließen zu lassen - und beließ im übrigen alles beim alten, damit, wie der erprobte Schönredner Friedhelm Ost verkündete, wir künftig "noch mehr Freude am deutschen Film" haben. - Wirtschaftlichkeit ist im Gesetz nur ein Wort, weil man weiterhin eine passive Mittelvergabe pflegen wird, die nach dem Gießkannenprinzip verfährt. Daß allein auf einem europäischen Markt, wenn überhaupt, der Dominanz der amerikanischen Major Companies zu begegnen wäre, von dieser Einsicht ist das alte neue Gesetz weit entfernt.
Die Lage ist mithin nicht nur ernst, sondern auch hoffnungslos. Eine Statistik, vor einiger Zeit im Branchenblatt "Filmecho/Filmwoche" publiziert, nennt die Zahlen: 143 Langfilme wurden 1991 in der BRD hergestellt. 85 von ihnen kamen in gewerbliche Kinos. Das entspricht einem Marktanteil von 13,6 Prozent. Im ersten Halbjahr 1992 waren es weniger als zehn Prozent. Den Filmverleihern geht es nur deshalb ein wenig besser, weil sie in ihre Staffeln besser verkäufliche amerikanische und europäische Produkte aufnehmen, weil zur deutschen Verleihwirtschaft auch die hiesigen Filialen der amerikanischen Major Companies rechnen. - Es bedurfte schon eines eher Branchenfremden, des Bertelsmann-Vorstandes Manfred Lahnstein, um auszusprechen, was jeder Laienökonom mit bloßem Auge erkennen kann. Die deutsche Filmbranche ist eine mittelständische Manufaktur ohne Spitzenfirmen, während in Amerika Time/Warner, Sony/Columbia, Universal/Matsushita und andere multinationale Mischkonzerne das industrielle Geschäft kommandieren. In keinem Wirtschaftszweig läßt sich zudem eine Parallele zur Struktur des hiesigen Filmbusineß finden, wo Kleinbetriebe fortlaufend von Steuergeldern alimentiert werden, ohne Entwicklungschancen zu besitzen.
Die rund 4000 Unternehmen mit 23 000 Beschäftigten erzielen einen Produktionsumsatz von rund 100 Millionen Mark, eine Summe, die ungefähr den Mitteln der Förderung entspricht. Eine stationäre Branche also, ein Nullsummenspiel, in dem kein zusätzliches Kapital zirkuliert, weil deutsche Produzenten bei deutschen Banken nicht zu den kreditwürdigen Kunden zählen. Die deutsche Filmwirtschaft kann gar nicht besser sein.
Die strukturellen Defizite produzieren Ohnmacht, Hilflosigkeit und Trotz, Dilettantismus und Bunkermentalität - lauter Leiden schöner und weniger schöner Seelen. Alle Gestalten des "unglücklichen Bewußtseins" (Hegel) sind längst auf der Bühne erschienen. Sie führen zähe Verteidigungsgefechte bis zur Selbstaufreibung, sie machen weiter, ohne die Gründe dafür zu kennen, oder verlassen das Land. Gelobte Werke scheitern an der Kasse, und wenn ihre Einspielergebnisse prima vista erfreuen, so stellt sich heraus, daß sie noch nicht einmal ihre Produktionskosten eingespielt haben wie Helmut Dietls "Schtonk". Geblieben sind Langeweile und Risikoscheu, Selbstbespiegelung und Stumpfsinn sowie eine Handvoll Mavericks ohne Publikum, die etwas wagen wollen. Die deutschen Regisseure (und Autoren) können gar nicht besser sein.
"Die Filmkritik ist sich über die künstlerischen Folgen einer auf Subventionen und deren bürokratisch geregelter Verteilung beruhenden Filmproduktion und -distribution längst nicht mehr klar", hieß es in einem Papier der AG der Filmjournalisten. Die Waffen der Kritik sind stumpf, und die Kritik der Waffen fehlt. Nicht länger sind die Kritik und ihre Objekte kompatibel, nicht zuletzt, weil die Kritik keine Rolle (mehr?) spielt.
Wenn eine Gestalt des Lebens alt geworden ist, dann malt die Kritik ihr Schwarz in Schwarz, und durch Schwarz in Schwarz läßt sich nichts verändern, sondern nur erkennen. Doch die Erkenntnisse, die die Filmkritik gelegentlich noch produziert, sind schal. Ob Wohlwollen gegenüber den Minderbemittelten, ob schonungslose Kritik, die sich selbst nicht mehr hören kann, oder schlichte Nichtbeachtung - es gibt kaum eine Haltung, die sich zum deutschen Film noch einnehmen ließe. Die deutsche Filmkritik kann gar nicht besser sein.
Was deutscher Film heißt, gleicht einer Intensivstation, deren medizinische Leitung sich ARD/ZDF nennt. Den Patienten am Tropf verabreicht die Klinikleitung Tranquilizer und kurzfristig euphorisierende Psychopharmaka. Wo sie nicht schon an die Pathologie überstellt wurden, folgen die Patienten willig den ästhetischen Lösungen und dramaturgischen Spurenelementen, die man ihnen mit auf den Weg gibt. Sie bleiben auf Konsultationen angewiesen, und die Fernsehbestrahlung bekommt ihnen so gut wie eine Chemotherapie. Der fernsehabhängige deutsche Film kann gar nicht besser sein.
Das Filmförderungsgesetz belegt eindrucksvoll, daß der zuständige Bundestagsausschuß nichts begriffen hat: nichts von der Kunst noch vom Geschäft noch von beider kapitaler Misere. Fragen wie die des FDP-Ausschußvertreters nach dem Umfang der amerikanischen Filmförderung sind keine Kuriositäten, sondern symptomatisch. Daß es sich um einen subventionsunabhängigen Wirtschaftszweig handeln könnte, überschreitet offenbar das Vorstellungsvermögen eines deutschen Marktwirtschaftlers.
So, wie es ist, kann es nicht nur, es wird so nicht weitergehen. Es wird schlimmer werden, weil sich die verschiedenen Förderungen in schöner Eintracht zu Tode fördern. Daß Förderung dem Wortsinn nach bedeutet, die Unterstützten mittel- oder langfristig zu befähigen, auf eigenen Füßen zu stehen, daran denkt niemand mehr. Wäre es da nicht besser, man schaffte den deutschen Film ab und wählte sich einen neuen?
hne Förderung freilich wäre der deutsche Film erst recht tot; mit ihr, wie sie ist, stirbt er auch. Ohne Industrie gibt es keine konkurrenzfähigen Industrieprodukte, ohne kommerziell erfolgreiche Erzeugnisse keine ambitionierten künstlerischen Produktionen. Ohne das Fernsehen respektive den Verkauf von Fernsehrechten (das belegt selbst das amerikanische Beispiel) keine Filmproduktion. Mit einem Fernsehen, das jährlich insgesamt zirka 5000 Spielfilme ausstrahlt und dem das neue Gesetz auch weiterhin anheimstellt, einen freiwilligen Beitrag zur Förderung (bisher 23 Millionen Mark von den öffentlich- rechtlichen Anstalten) zu leisten, ebensowenig.
Ohne Filmförderung ist an eine deutsche Filmindustrie im europäischen Rahmen nicht zu denken, weil jene kraft ihrer finanziellen Potenz derzeit die einzige Instanz wäre, die ökonomisch tragfähige Ausgangsstrukturen schaffen könnte. Es sei denn, die großen Medienkonzerne machten sich nach amerikanischem Vorbild auf und nutzten ihre Kreditlinien. Die Filme, die solch profitablen Kalkülen entspringen, wollen wir uns nicht vorstellen. Die Filme, die dem bisherigen System und den Mentalitäten, die es unter den Betroffenen/Beteiligten erzeugt, entspringen, wollen wir nicht mehr sehen. So, wie es ist, muß erst alles zusammenbrechen, bevor aus der Erkenntnis, daß das Fundament längst morsch war, Handeln wird. PETER KÖRTE
SACHSENHAUSEN. Ein Etappenziel bei der Umgestaltung des tristen Pausenhofes der Willemer-Schule ist erreicht: Die vom Stadtschulamt versprochenen 25 000 Mark liegen beim Gartenamt bereit und könnten ausgegeben werden, berichtete Dorothea Gräbner, Sonderschullehrerin an der Grundschule. Doch der Beginn der Arbeiten zur Beseitigung der Asphaltdecke auf einer rund 460 Quadratmeter großen Fläche verzögert sich weiter: Bei einer Probebohrung während der Herbstferien stellte sich heraus, daß die Bitumenschicht auf dem Hof viel mächtiger ist, als erwartet wurde: Der Bohrkern zeigte eine Belagdicke von 17 Zentimetern.
Jetzt droht der Elterninitiative, die sich seit Monaten intensiv um die Begrünung des Hofes bemüht, erneut das Geld knapp zu werden: "Die Beseitigung des Asphaltes kostet jetzt rund das Dreifache des Berechneten", stellte Dorothea Gräbner sorgenvoll fest. Die neuen Kostenvoranschläge für das Aufbrechen des Bitumens und dessen Abtransport belaufen sich auf eine Summe zwischen 26 000 und 27 000 Mark. Die Konsequenzen sind drastisch: "Wenn wir das nicht billiger gemacht kriegen, dann müssen wir die gesamte Planung umschmeißen, sonst haben wir keine zehn Pfennig übrig, um Bäume zu pflanzen", erklärte Gräbner. Auf viele der geplanten Hochbeete und Bäume müsse dann verzichtet, insgesamt könne nur eine viel kleinere Fläche begrünt werden. Zum Glück für die Schulgemeinde hat die Bohrprobe immerhin ergeben, daß der Asphalt nicht durch Gifte kontaminiert ist, wiederverwertet werden kann und nicht kostentreibend auf einer Sondermülldeponie entsorgt werden muß.
Um die finanziellen Probleme zu lösen, hat sich der Schulelternbeirat mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an die Sachsenhäuser Parteien gewendet: Sie sollten zehn Prozent ihres Wahlkampfgeldes für die Begrünung des Schulgeländes stiften und die Schlacht um die Gunst der Wähler mit Worten führen. "Argumente kosten nichts", stellte die kürzlich neu gewählte Vorsitzende des Schulelternbeirats, Erna Eichenauer, in einem offenen Brief fest. Damit könnten die Parteien ein Zeichen für mehr Bürgernähe setzen, meinte Eichenauer, die bislang jedoch noch keine Antwort auf ihr Schreiben erhalten hat.
Doch die Eltern drängen weiter auf eine Lösung: "Wir sind im Zugzwang und werden massiv behindert", sagte Eichenauer. Sie befürchtet, daß die Haushaltsmittel im nächsten Jahr "verloren" sind, wenn sie nicht noch in diesem Jahr ausgegeben werden. Sollte sich nicht bald eine Lösung anbieten, dann will die Elterninitiative mit "Schüleraktionen" die Politiker noch stärker in die Pflicht nehmen. kan
FRANKFURT A. M. Fünf Mark Rente im Monat, und das bei einer täglichen Inflation von zwei bis drei Prozent: Das ist leider Realität - nicht in Frankfurt, sondern für 90 Prozent der älteren Einwohner im fernen Kiew. Solche Daten kamen dennoch zur Sprache beim Besuch, den eine Delegation ukrainischer Sozialplaner dem Sozial- und Reha-Zentrum West in Rödelheim abstattete.
Außer dem Direktor des nationalen Gerontologischen Instituts, Wladislaw Besrukow, interessierten sich 14 weitere Besucher aus der ehemals russischen Republik für die Organisationsformen der bundesdeutschen Altenarbeit.
Der Besuch in der Alexanderstraße 92-96 sei einer der Höhepunkte des vierzehntägigen Aufenthalts gewesen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe und dem Marburger Studienzentrum Wehrda.
In dem mehrgliedrigen Sozialzentrum - Pflegeheim, Altenwohnanlage, Tagespflegeheim und Altenclubs sind zusammenfaßt - seien den Gästen die Organisation, der tägliche Ablauf, die einzelnen Pflege- und Therapieangebote sowie die medizinische Bade-Abteilung vorgestellt worden. Dadurch konnten sie das zuvor in Marburg erworbene Wissen am praktischen Beispiel studieren.
Die 15 Sozialplaner versicherten, von solchen "integrativen, stadtnahen Sozialzentren" und der beispielhaften Versorgung einkommensschwacher älterer Menschen durch speziell betreute Altenwohnungen wie in Frankfurt könne man in Kiew nur träumen. Sie verbinden mit dem Besuch, der vom Bundesinnenministerium unterstützt wurde, die Hoffnung, die Kontakte zum Frankfurter Verband ausbauen zu können. ak
BAD NAUHEIM. Germaine (9) zittert. Schnell zieht sie ihre weiße Strickjacke über die Schultern. Es ist kalt im Bad Nauheimer Eisstadion. Das Trikot der Neunjährigen, ein kurzes Kleid, gemustert wie ein Schachbrett und mit bunten Glassteinen verziert, läßt den Hals unbedeckt. Germaine kommt vom Training: Es ist Freitag, 15.30 Uhr. Das Mädchen ist bereits zwei Stunden Schlittschuh gelaufen. Ihre Aufgabe heute: "Pirouetten drehen". Gleich nach Schule und Mittagessen, erzählt die Neunjährige, sei sie zum Training des Bad Nauheimer Leichtathletik-Sport-Clubs (LSC), Abteilung Eiskunstlauf, gekommen. Die Schülerin ist eines von zehn Kindern des Bad Nauheimer Vereins, die sich auf die Teilnahme an Wettkämpfen vorbereiten. Mit Erfolg: Bei den Hessischen Meisterschaften hatte Germaine bereits den zweiten Platz belegt.
Doch nicht alle Jungen und Mädchen, die täglich hinter dem roten Seil üben, mit dem etwa ein Drittel des Stadions abgesperrt ist, haben diesen Ehrgeiz: Viele wollen von Trainerin Karin Stephan (45) nur Eislaufen lernen. Seit einem Jahr vermittelt die Ost-Berlinerin ihr Wissen den Wetterauer Kindern und Erwachsenen. 15 Jahre war sie hauptberufliche Trainerin der Eisläufer des SC Berlin. In Bad Nauheim muß sie vormittags in einer Apotheke arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch jeden Mittag, von 13 Uhr bis 16 Uhr, steht sie auf ihren Schlittschuhen - wie sie es seit ihrem siebten Lebensjahr gewöhnt ist.
Bis zum Alter von siebzehn Jahren nahm Karin Stephan selbst an Wettbewerben teil. Seit 1977 trainiert sie Eiskunstläuferinnen. Die Umstellung von dem DDR-Leistungssport auf den Breitensport im Wetterauer Verein fiel ihr nicht leicht. Etliche ihrer Bad Nauheimer Schützlinge besuchten neben dem Sport noch Sprach- und Musikunterricht, so ihre Erfahrung. Karin Stephan: "Soviel nebeneinander - das kriegt man nicht unter den Hut." Um an großen Meisterschaften teilzunehmen, meint die 45jährige, sollten Eiskunstläufer zehn bis zwölf Stunden wöchentlich auf dem Eis üben. Außerdem gehören noch Gymnastik und athletische Übungen zum Training. Und je früher Kinder damit anfangen, so Karin Stephan, um so besser: "Ein sehr sportliches Kind kann's auch noch mit sechs oder sieben Jahren schaffen."
So früh wie sie beginnt, so früh endet gewöhnlich die Eiskunstläuferkarriere. Den Grund nennt Abteilungsleiterin Renate Quass (52): "Vom Eislaufen kann man nicht leben." Ein Beispiel: Ihre Tochter Kirsten (19), einst Hessische Juniorenmeisterin. Seit die Abiturientin ihr Studium begonnen hat, läuft sie nur noch dreimal in der Woche auf dem Eis - zu selten um Medaillensiege zu erringen. Nadin Yapici (16) ist da eifriger: Täglich außer montags übt sie zwei Stunden "Sprünge, Pirouetten und Schritte". Ihr großes Ziel ist der "Axel"-Sprung, bei dem sie sich anderthalbmal in der Luft drehen muß. Doch das Üben für die hohen Sprünge hat seinen Preis. Nadin, die mit zehn Jahren das Training begann, leidet unter "einer Überbelastung von Knie und Rücken". Sie bekommt Massagen und geht ins Fitneßstudio, um die Muskeln zu stärken. Nadin: "Dann tut es nicht mehr so weh."
Bis zur Hessischen Meisterklasse müssen die Kinder zwölf Prüfungen erfolgreich bestehen und acht Leistungsklassen durchlaufen. "Acht bis zehn Jahre", so Renate Quass, würden zum Aufbau einer solchen Karriere benötigt. Doch um richtigen Leistungssport zu betreiben, so die Abteilungschefin, "fehlen uns die Trainingsmöglichkeiten". Nachmittags, wenn die Kinder aus der Schule kommen, steht dem Verein nur ein Drittel der Eisfläche zur Verfügung. Auf dem Rest ist Publikumsverkehr: Eislauf zur lauten Popmusik. Das Einstudieren von einer Kür, das Proben einer Choreografie zur passenden Musik ist schon deshalb nicht möglich. Abends, wenn das öffentliche Eislaufen endet, so Renate Quass, habe der Bad Nauheimer Eishockeyclub (EC) das Stadion reserviert. Und im Sommer sind sowieso vier Monate Pause.
Am leichtesten verschmerzen das wohl die etwa 100 Erwachsenen der Eissportabteilung, von denen nicht einmal alle Schlittschuhlaufen können. Selbst Leiterin Renate Quass hat erst in diesem Jahr begonnen, Schlittschuhlaufen zu lernen. Der Erwachsenenkursus des LSC wird montags von 20.30 Uhr bis 21.30 Uhr angeboten. Donnerstags um 14.15 Uhr können Kinder beim Training schnuppern. Die Gebühren sind im jährlichen Mitgliedsbeitrag enthalten. Frauen, Männer und Kinder zahlen 84 Mark.
Das zweite Kind einer Familie kostet nur noch 48 Mark, das dritte wird kostenlos LSC-Mitglied. Weitere Informationen erteilt Renate Quass unter Telefon 0 60 32 / 82 71. kop
WESTEND. Der Überweisungsauftrag lag gleich dem Programm bei. An den Jesuitenprokur zu Nürnberg sollten die Besucher des Konzertes in der katholischen St.-Ignatius-Gemeinde ihren Scheck (gegen Spendenquittung selbstverständlich) richten. Das Geld kommt einem Krankenhaus im bosnischen Kriegsgebiet zu. Ottmar Edenhofer von der theologischen Hochschule St. Georgen berichtete zu Beginn des Konzertes über die Lage in Bosnien und bat um Spenden. Die Musiker taten das Ihrige für die gute Sache: Sie traten ohne Gage auf.
Kompositionen des Barock standen im Mittelpunkt des Benefizkonzertes (übrigens das erste in der Gemeinde), das interessanteste Werk aber war zweifellos das Orgelpräludium "Adeste fideles" von Charles Ives (1874-1954). Eine fast meditative Starre kennzeichnet das langsame Stück. Über sphärischen, tonal erweiterten Akkordsäulen entspinnt sich eine schlichte Trombonenkantilene, die im Baß harmonisch weitergeführt wird. Christian Baumann vermittelte die seltsam-verschleierte Spannung expressiv.
Andrea Reuter, die schon in der Kammeroper Frankfurt aufgetreten ist, sang die Sopranarie "Süßer Trost, mein Jesus kommt" aus der Kantate Nummer 151 von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und die Arie und das Rezitativ "Gott will Mensch und sterblich werden" von Georg Philipp Telemann (1681-1767). Begleitet wurde sie von Hartmut Krause (Violine) und Basso Continuo (Orgel und Violoncello).
Ein bißchen herrschte der Eindruck, daß beide Werke nicht intensiv genug geprobt worden waren. Zwar gestaltete die Sopranistin mit schöner Stimme eine klare Linie und phrasierte gut, aber die Feinabstimmung mit den anderen Musikern fehlte. Der Schlußteil der Telemannarie fiel auseinander. Und Andrea Reuter überdehnte die Vokale, so daß der Text nur sporadisch verständlich wurde.
Besser gelang ihr die Kirchenarie "Pieta Signore", die fälschlicherweise dem italienischen Komponisten Alessandro Stradella (1644-1682) zugeschrieben wird. Bis heute ist allerdings unbekannt, wer sie wirklich komponiert hat. Obwohl sie auch hier manchmal zu sehr auf die Töne drückte, differenzierte die Sängerin nuancierter und gab der Arie eine abgerundete Form.
Ungewöhnlich war die Tatsache, daß zwei Organisten sich an diesem Abend abwechselten. Christian Baumann spielte neben Ives auch noch die 12 Variationen über das Weihnachtslied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Baumann kam in seiner Interpretation sowohl der melodischen Schlichtheit wie komplexen Strukturen nach.
Sein Kollege hatte mit dem "Konzert für Orgel und Orchester op. 4" von Georg Friedrich Händel (1685-1759) keine glückliche Wahl getroffen. Das 1738 entstandene Werk (in der St.-Ignatius-Kirche übernahm ein Streichquartett den Part des Orchesters) weist immense Schwächen auf, die ein Interpret nicht verdekken kann. Kantor Hans-Dieter Mutschler mühte sich redlich, aber händelsches Unvermögen verhinderte einen schönen Konzertabschluß.
Hauptsache aber war ohnehin die Spende. Überweisungsaufträge wurden vielerorts eingesteckt. Der Prokur zu Nürnberg darf sich freuen - und das Krankenhaus in Bosnien (vielleicht) auch ein wenig. jot
FRANKFURT A. M. "Ich wollte einfach alles wissen. Wie man hier sein Essen macht, wie der Tagesablauf aussieht, wie hier eine Party gefeiert wird", sagte die 18jährige Anna Scherstenikina aus Irkutsk schüchtern in gutem Englisch. Sie gehörte zu den 19 Russen aus der sibirischen Stadt, die auf Einladung des Evangelischen Stadtjugendamtes kürzlich zwei Wochen in Frankfurt zu Gast waren.
Es war nicht einfach für die Besucher, die recht hohen Reisekosten aufzutreiben. "Weil die Fahrt so teuer ist, sind etwa zwei Drittel der Reiseteilnehmer von russischen Firmen gesponsert worden. Das kommt in der Regel nur für ältere Personen in Frage; das jetzige Durchschnittsalter der Gruppe beträgt 27 Jahre", erklärte der deutsche Gruppenleiter Peter Schnarr.
Für die erste Woche war ein volles Programm für die Gäste ausgearbeitet worden - unter anderem ein Empfang beim Oberbürgermeister und beim Amt für Multikulturelle Angelegenheiten.
Besonders faszinierend und interessant, so die einhellige Meinung der Besucher aus Irkutsk, war eine Werksführung durch die Fertigungshallen der Adam Opel AG. In der ersten Woche wohnten die Gäste im Haus der Jugend am Deutschherrnufer. "In der zweiten Woche haben wir sie dann privat einquartiert, was eine ganz neue Qualität mit sich brachte. Durch die persönlichen Kontakte und auch das Engagement der deutschen Gastgeber entstanden viele wohl auch für die Zukunft währenden Freundschaften", so Schnarr. Vitalij Rudich, Leiter der russischen Delegation, war besonders überrascht von den spontanen Sympathiebekundungen, die er und seine Landsleute immer wieder erfuhren. "Ich bin auch sehr von den wirtschaftlichen Errungenschaften der Bundesrepublik beeindruckt.
Aber das Wichtigste und Schönste an unserem Aufenthalt war, daß wir bei Gastfamilien wohnten und deshalb am alltäglichen Leben hier teilnehmen konnten und nicht nur Touristen waren", ließ er durch seinen Dolmetscher sagen.
Der Termin für den Gegenbesuch in Irkutsk steht noch nicht fest. "Irgendwann zwischen dem 20. Februar und 26. März" erwartet Vitalij Rudich die Deutschen, die dann 18 Tage lang in Rußland eine neue Welt kennenlernen wollen. dil
Frankfurt/Main (lhe) - Der ehemalige Fernseh-Unterhaltungschef des Hessischen Rundfunks (hr), Jochen Filser, hat im Zusammenhang mit der Finanzaffäre des Senders Strafanzeige erstattet. Die Anzeige richte sich gegen die verantwortlichen Mitarbeiter des Hessischen Landesrechnungshofes, die in einem Prüfbericht Kritik am Finanzgebaren des hr geäußert hatten, heißt es in einer am Montag in Frankfurt veröffentlichten Mitteilung von Filsers Müchner Anwalt Stefan von Moers. Was in dem Bericht des Rechnungshofes über Filsers frühere Tätigkeit stehe, lege den "dringenden Verdacht von falschen Verdächtigungen, übler Nachrede und der Verleumdung" nahe.
Die Behauptungen, Mutmaßungen und Verdächtigungen im Prüfungsbericht des Rechnungshofes seien das "Ergebnis einer absolut einseitigen Prüfung, die sich teilweise auf anonyme Angaben und möglicherweise manipulierte Unterlagen stützt", schreibt der Rechtsanwalt in seiner Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt. Die Darstellung des Rechnungshofes von angeblichen Millionenschäden sei "unhaltbar". Auch liege der Verdacht der Urkundenfälschung vor, weil der Rechnungshof sich auf eine Kalkulation mit handschriftlichen Anmerkungen stütze, die möglicherweise erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Papier angebracht worden seien.
Filser hat den hr im März 1992 auf eigenen Wunsch verlassen. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft läuft gegen ihn und den hr-Fernsehprogrammchef Hans- Werner Conrad seit Mai dieses Jahres ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue aufgrund einer anonymen Anzeige. Der Hessische Rechnungshof hatte sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in die Finanzaffäre beim hr eingeschaltet, nachdem die hausinterne Revisionsabteilung angeblich überhöhte Kosten für drei von der Offenbacher Firma A 3 produzierte TV-Unterhaltungssendungen bemängelt hatte. Auch der Vorwurf der Schleichwerbung, persönlicher Bereicherung Filsers sowie von Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung der ARD-Silverstergala 91/92 spielte eine Rolle. lhe ku sk
NIEDERRAD. Die Wendeschleifen für Autos in der Adolf-Miersch- und der Lyoner Straße - im Bereich zwischen den Straßenbahn-Haltestellen Bahnhof Niederrad und Lyoner Straße - werden vorerst nicht mit Ampeln gesichert. Einen entsprechenden Antrag der CDU lehnten SPD und Grüne in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) ab.
Dazu Sozialdemokratin Johanna Hoffmann: Für einen "gelernten Autofahrer" sei es nicht zu schwierig, die Wendeschleifen ohne Gefahr zu nutzen: "Die Fahrer müssen aufpassen."
Die CDU hatte Ampeln gefordert, die beim Herannahen der Bahn automatisch für den Kraftfahrzeugverkehr auf "Rot" schalten. Ihre Begründung: An den Gleisübergängen hätten sich schon des öfteren schwere Verkehrsunfälle ereignet, "die Folgen sind volkswirtschaftlich für alle schädigend". Der fraktionslose Ortsbeirat Winfried Hackhausen enthielt sich der Stimme. kan
SACHSENHAUSEN. Singend bewegt sich die kleine Prozession im Gang der Dreikönigskirche auf den Altar zu, weißgekleidet sich wiegend im Rhythmus der Musiker, die sie bereits mit Keyboard, Baß und Schlagzeug erwartet. Händeklatschend stellen sich die 25 Sängerinnen und Sänger des Frankfurter Gospelchors "Ten Sing" vor dem Altar auf, geführt von ihrer Leiterin, die gestikulierend den Takt angibt.
Nervosität und Freude - beides ist den meisten Beteiligten anzusehen. Die Rhythmen sind fremd, schwarz. Gospel: Das heißt Offenheit des Herzens, der Stimme, des Raumes. Wer sich gehen lassen kann, den reißt der Rhythmus mit und die Hände klatschen von selbst. "Weil angesprochen wird, was das Herz bewegt", sagt der Keyboard-Spieler in seiner kurzen Predigt, "Und kommt doch alle vor. Es ist durchaus üblich, beim Gospel mitzuklatschen". So sammeln sich die Menschen, die sich in die hinteren Reihen des Gestühls verkrochen haben.
Gospel heißt nicht nur Zuhören, sondern auch Mitmachen, Mitsingen und Aufstehen. "Zugegeben, das erste Lied ist ein bißchen schwierig zum Mitsingen, aber später wird's geh'n." Mit schnellem Rhythmus und Wechselgesang geht es zum nächsten Lied: "Lift up your head, be encouraged" - nur Mut und Kopf hoch. Das könnte auch das Motto dieser Musik sein, die aus den Kirchen der US-amerikanischen Schwarzen kommt und ihrer Lebendigkeit wegen viele Freunde und Nachahmer gefunden hat.
Aber da ist nicht nur Musik. Gospel ist auch ein Weg, zu Gott zu finden. "Laß mich deine Herrlichkeit sehen": Das Moses-Wort scheint einige der Zuhörer zu ermuntern. Sie erheben sich, öffnen die Arme und empfangen die mitreißenden Lieder "Halleluja" und "Hope", in denen Solosänger Jörg mit geschlossenen Augen seine Freude ausdrückt. Nach der Einlage ruft er zu einer Spende für die Aids-Station des Kinderklinikums auf.
Weiter geht es mit Liedern, die Gott preisen und natürlich mit "Go, tell it on the mountain", das die meisten Zuhörer kennen - das Publikum wird aktiver. Der Säugling auf dem Arm einer der Sängerinnen, der lange durchgehalten hat, beginnt zu weinen. Bald wird auch für die anderen der Abend zu Ende sein, der Chor händeklatschend und singend den Gang hinabgehen, sich am Eingang zu beiden Seiten aufstellen und Gott lobpreisend die Kirchengänger in den regnerischen Abend entlassen. eid
FEUILLETON 9
RÖDELHEIM. Venezanische Masken, bunt bemalt und einige edel mit Federn geschmückt; andere einfach nur schwarzweiß, durch leere Augenschlitze ein trauriger Ausdruck. Die Ausstellung in der Cafeteria im Auguste-Oberwinter-Haus in der Burgfriedenstraße 7 zeigt eine Vielfalt dieser durch den Karneval in Venedig berühmt gewordener Masken, große und kleine, aufwendige und schlichte. Wunderschön, aber an sich keine Besonderheit. Und dennoch: Kunstwerke, denn die Künstlerin ist seit fünf Jahren bis zum Hals querschnittsgelähmt, kann die Hände kaum bewegen.
Schon seit drei Jahren stellt Martina Ricciardi venezianische Masken her, anfangs nach Vorlage, inzwischen nach eigenen Entwürfen. Gute zwei Tage braucht sie, um den Gips in die gewünschte Form zu gießen, die Gesichter zu bemalen und zu lackieren. Angefangen hatte alles mit einigen Masken, die sie geschenkt bekam, und die sie begann zu sammeln. Dann probierte sie deren Herstellung selbst aus.
Inzwischen hat sie in diesem Jahr bereits ihre zweite Ausstellung im Auguste- Oberwinter-Haus. Der Erfolg der ersten Ausstellung im März war beachtlich: Die 27jährige konnte fast alle Masken verkaufen. Auch bei der Eröffnung ihrer Weihnachtsausstellung am ersten Advent waren schon gleich zu Anfang viele Menschen da, die sich nach dem Preis der in der Vitrine ausgestellten Masken erkundigten. Vor drei besonders schönen Exemplaren waren schon bald Schilder mit der Aufschrift "Verkauft" zu sehen. "Wenn Bedarf bestünde, würde ich auch Aufträge annehmen, momentan mache ich es nur aus Spaß", erklärte Martina Ricciardi. Die Preise der Masken bewegen sich zwischen 23 und 65 Mark, zu sehen ist die Ausstellung täglich zwischen 14 und 19 Uhr noch bis Februar.
Außerdem beschäftigt sich die junge Frau mit Seidenmalerei; und auch hier findet sich das venezianische Maskenmotiv phantasievoll wieder. "Schließlich bin ich Halbitalienerin", lachte Frau Ricciardi.
Der Ausstellungsort, das Auguste-Oberwinter-Haus, wird vom Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe getragen und versteht sich als Wohnanlage für Behinderte und Integrative Begegnungsstätte. In den 28 behindertengerechten Wohnungen wohnen Mieter unterschiedlichen Alters mit verschiedenartigen Behinderungen. Meistens sind es Querschnittsgelähmte und an Multiple Sklerose erkrankte Menschen, die im Wohnheim die Möglichkeit haben, ein relativ "normales" Leben zu führen. aar
SACHSENHAUSEN. Die Dreikönigskirche ist für Kirchenmusik kein gutes Pflaster. An der Orgel, an der einst Helmut Walcha spielte, sitzt zwar mit Renate Meierjürgen auch heute eine hervorragende Organistin, aber das Publikum ignoriert die evangelische Kirche am Sachsenhäuser Ufer weitgehend. Zur samstäglichen Orgelvesper kommen höchstens zwei Dutzend Leute, und beim Adventskonzert mit dem Instrumentalkreis der Dreikönigsgemeinde waren es leider auch nicht mehr. Entsprechend dürftig klangen die beiden Adventslieder, die das Publikum gemeinsam mit dem kleinen Ensemble singen durfte.
Auch der Instrumentalkreis unter Leitung von Renate Meierjürgen hat schon bessere Zeiten gesehen. Vier Streicher, eine Oboistin und ein Organist sind übrig geblieben - und kein einziger Musiker kommt aus der eigenen Gemeinde. "Eben eine typische Innenstadtgemeinde", kommentiert die Sachsenhäuser Kantorin die musikalische Misere. Das Adventskonzert in der Dreikönigskirche litt vor allem unter einem Problem: die vier Streicher spielten unsauber. Die mangelnde Intonation trübte den Konzertgenuß erheblich. So klangen Unisono-Passagen im ersten Satz des Oboenkonzerts von Alessandro Marcello nicht ein-, sondern mehrstimmig, und im langsamen Adagio konnte der Hörer nie ganz sicher sein, welches Tongeschlecht denn nun gemeint ist, Dur oder Moll. Mangelnde Beherrschung des Instruments oder die katastrophale Überakustik der leeren Dreikönigskirche dürfen dabei nicht als Entschuldigung herhalten. Es sollte sorgfältiger gestimmt und konzentrierter aufeinander gehört werden. Der Cellist machte seine Sache dabei noch am besten und lieferte den anderen Musikern bei den barocken Stücken ein solides Baßfundament.
Im Ensemble dominierte die erste Geigerin Ingrid Ruffert. Mit breitem, energischem Bogenstrich produzierte sie einen tragfähigen Ton. Häufig tat sie aber des Guten zuviel. Vor allem in Georg Philipp Telemanns Konzert a-Moll brachte sie sich mit ihrem üppigen Strich häufig selbst in Bedrängnis: unliebsame Betonungen waren die Folge und bei schnellen Passagen kam sie wegen ihrer langen Bogenstriche oft ein wenig zu spät.
Anne-Kathrin Ludwig war Solistin im Konzert d-Moll für Oboe, Streicher und Basso Continuo von Alessandro Marcello. Sie blies ihren Part sicher und mit Gespür für musikalische Linien. Ein kleines Orchester mit wenigstens zehn oder zwölf Streichinstrumenten hätte Anne- Kathrin Ludwig begleiten sollen. Intonationsmängel würden sich dann eher zu einem Gesamtklang mischen. Ein Kammerorchester in der Dreikönigsgemeinde - der Traum von Renate Meierjürgen.
Jeder, der ein Streichinstrument spielt und Interesse am gemeinsamem Musizieren hat, ist zur Probe des Instrumentalkreises herzlich eingeladen. Termin ist jeweils mittwochs um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Dreikönig in der Löherstraße 15. ECKART BAIER
Wenn Frauen Sport treiben, dann neigen sie - mit Verlaub gesagt - häufiger zur kreativen Ausgestaltung von Bewegung als ihre männlichen Sportkameraden. Dementsprechend stehen tänzerisch angehauchte Aktivitäten hoch im Kurs. Beim Pokalwettbewerb für Tanz und Gymnastik, der in Stierstadt ausgetragen wurde, hatten sich also, wie konnte es anders sein, über 700 Frauen aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengefunden. Abgesehen von einer Handvoll männlicher Akteure, nahmen die Herren der Schöpfung auf der Zuschauertribüne Platz. Was sie zu sehen bekamen, war trotz des breitensportlichen Charakters der vom DTB initiierten Veranstaltung bisweilen fernsehreif - zumindest jedoch sehenswert. Die 70 gemeldeten Formationen, mit Teilnehmerinnen im Alter von 16 bis 50, konnten zwischen zwei verschiedenen Disziplinen auswählen.
Während die einen Gymnastik mit Handgerät boten, versuchte sich der Rest an einer ca. dreiminütigen freien Gestaltung, die in puncto Stilfrage alle nur denkbaren Variationen zuließ. Vom avantgardistischen Elfen- über asiatisch inspierierten Tempeltanz reichte die Palette der dargebotenen Vorführungen bis hin zur Hexen-Performance, die den Reisigbesen mal nicht zum Fliegen, sondern als gymnastisches Handgerät verwendete. Der Phantasie waren offensichtlich keine Grenzen gesetzt, und das war auch gut so. Wie anders hätte sonst eine derartige Happening-Atmosphäre entstehen können. "Wir wollen die Zuschauer dazu animieren, so was auch mal machen zu wollen", erklärte DTB-Gymnastik Fachwartin Monika Wiethoff einen der Gründe für die Neuschaffung des Pokalwettbewerbs, der bislang nur alle vier Jahre, im Rahmen des Deutschen Turnfestes, ausgetragen wurde. Darüber hinaus, so die DTB-Abgesandte, bräuchten die acht bis 16 Frau starken Formationsgruppen einen zusätzlichen Motivationsschub.
In vielen Landesverbänden gäbe es keine regionalen Meisterschaften, die Gelegenheit zur Aufführung der meist aufwendigen Choreographien sei zu gering, um die Gruppen auf lange Sicht zusammenzuhalten. Mit einem Blick auf das in der Öffentlichkeit, wider alle Breitensportherrlichkeit, bestehende Bild eines vom Geräteturnen geprägten DTB möchte die Fuktionärs-Lady ihren Verband in ein besseres Licht rücken. Es sei an der Zeit, daß die "Allgemeinheit endlich begreift, wie breit gefächert Turnen heute sein kann". Die in Überzahl erschienenen Teilnehmerinnen haben dies längst begriffen, waren viele der Formationen doch mit Ersatzturnerinnen, die gar nicht zum Einsatz kamen, gespickt.
Das in Westdeutschland flächendekkende Interesse an der "neuen Gymnastik-Bewegung", die ihren derzeitigen Boom vor allem der ungebrochenen Popularität des Jazz-Tanz verdankt, macht vor den Ostländern vorerst noch halt. Da gäbe es für breitensportliche Aktivitäten noch keine Basis. Turnierleiter Karl- Heinz Bickel drückte es anschaulicher aus. "Wenn aus der ehemaligen DDR überhaupt Gruppen kommen, dann treten die im Matrosenanzug an. Von Modern- Dance hat der Osten noch keinen Schimmer." Um ebendieser, im Westen so zugkräftigen und im Osten so unterbelichteten Tanz-Strömung eine Plattform zu bieten, wurde der "Modern- und Jazztanz- Cup" ins Programm aufgenommen. Obwohl es hier keinerlei Qualifikationen gab, und so auch kein Favorit auszumachen war, zeigte sich Monika Wiethoff vom Niveau des Wettbewerbs überrascht.
"Die Frauen haben ihre kreativen Möglichkeiten voll ausgeschöpft. Wir hätten ein solch hohes Gesamtniveau nie erwartet". Da kamen öffentlichrechtliche- und private TV-Anbieter gerade recht. Karl- Heinz Bickel hatte seine Beziehungen spielen lassen, und das Fernsehen machte seine Aufwartung. Wenn es nach dem rührigen Gau-Turnwart (bin mir über die genaue Bezeichnung nicht im klaren; muß den Mann nochmal anrufen - oder weißt du das?) ginge, wäre die Veranstaltung noch besser vermarktet worden.
"Das ist doch attraktiv genug, um Gewinne zu machen", läßt er künftige Veranstalter von den potentiellen Möglichkeiten des Gymnastik-Meetings wissen. Immerhin sei die Halle im Stierstädter Schulzentrum an beiden Wettbewerbstagen voll gewesen. Da läge der Gedanke, Eintritt zu verlangen, nahe. Die Tatsache, daß sich bei der Ausschreibung der Veranstaltung kein einziger Verein als Ausrichter hervortun wollte, gibt Karl-Heinz Bickel zu denken. Die älteren Vereins- und Verbandsmitglieder stünden neuen Entwicklungen eben nach wie vor sehr skeptisch gegenüber. Bei aller Show gab es für die Akteurinnen - sozusagen als Salz in der Suppe - natürlich auch noch das Bangen ums gute Abschneiden.
Im Pokalwettbewerb der Hauptklasse brauchte die Formation von TUS Böhringen keinen Mitbewerber zu fürchten. Mit einer Interpretation der Oper Carmen tanzten die Baden-Würtembergerinnen an die Spitze. Dahinter plazierte sich die Hessenmeister-Formation vom TV Groß- Zimmern auf Platz zwei. Dritte wurde die Gruppe TV-Münster 2. Den "Modern- und Jazz-Cup" holte der TSV-Waldenbuch, vor dem VTB-Siegen und dem TSV-Dinkelsbühl. MARGIT REHN
OBERRAD. Ruderer fühlen sich nicht nur auf dem Wasser wohl, sie sind auch auf der Kegelbahn zu Hause. Das zumindest kann man von den Mitgliedern der Ruder-Gesellschaft Oberrad sagen, und vor allem von ihrem Zweiten Vorsitzenden Walter Krämer. Ihm gelang bei den internen Kegelmeisterschaften der "Hattrick": Zum dritten Mal nach 1990 und 1991 hat er den Heinrich-Leonhardt-Wanderpreis gewonnen.
Aber auch für die anderen 71 Mitglieder, die zum Kräftemessen erschienen waren, hieß es "Gut Holz". Karl Pieroth mit 109 Holz und Rudolf Baier (103) landeten nur knapp hinter Krämer (112). Bei den Frauen setzte sich Christel Pieroth mit 98 Holz gegen Erika und Petra Fischer durch.
Gute Leistungen gab es auch beim Mannschaftswettbewerb: Die Kegelgesellschaft "Rasselbande" hatte am Ende 599 Punkte auf dem Konto und hängte damit die "Sandhasen", "Die Wilden" und die "Jumbos" ab. ak
1
RÖDELHEIM. Bei der ersten Abstimmung hatte die Anregung der Grünen im Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen, Industriehof) noch die Zustimmung der Mehrheit von SPD und Grünen: Das "Dritte-Welt-Haus" in der Westerbachstraße 40 in Rödelheim solle vom Magistrat gefördert werden, hieß es in der Anregung. Angesichts der zunehmenden Bedrohung für Flüchtlinge und Migranten sei es unverantwortlich, wenn ein Verein aus finanziellen Gründen aufgeben müßte, der sich mit seiner Arbeit für das Verständnis von Flucht-Ursachen und die Solidarität mit Flüchtlingen einsetzt.
Dieser Begründung konnten zwar auch die Mitglieder der CDU im Ortsbeirat zustimmen. Doch "angesichts der prekären finanziellen Lage der Stadt Frankfurt" brachten die Christdemokraten eine eigene Anregung in die Diskussion ein. Im städtischen Etat solle umgeschichtet werden und speziell am Frauenreferat eingespart werden. Das gewonnene Geld sollte dann dem Dritte-Welt-Haus zugute kommen, hieß es in der Anregung der CDU.
Bei einer zweiten Abstimmung über beide Vorlagen wurde die der CDU mit 14 zu vier Stimmen angenommen und die der Grünen abgelehnt. Nur die beiden Vertreter der Grünen und zwei Sozialdemokraten stimmten für den ursprünglich mit Mehrheit akzeptierten Antrag, der damit hinfällig war. "Hier werden doch Frauen und Dritte Welt gegeneinander ausgespielt", empörte sich daraufhin ein Zuhörer.
Das Dritte-Welt-Haus in der Westerbachstraße 40 ist eine selbstverwaltete Einrichtung. Das Haus beherbergt etwa 15 Gruppen, die sich wöchentlich treffen und länder- und themenspezifisch arbeiten. Das Spektrum der Tätigkeiten umfaßt Beratung, politische Information, Kunst und Kultur. Schwerpunkt ist die konkrete Solidarität und Hilfe für Flüchtlinge aus der Dritten Welt in Frankfurt. 1991 waren dem Haus die Räume in Bokkenheim gekündigt worden, so daß die Einrichtung in eine ehemalige Schreinerei in die Westerbachstraße nach Rödelheim ziehen mußte.
Im vergangenen Jahr habe sich die Miete dort jedoch versechsfacht, erklärte ein Vertreter des Dritte-Welt-Hauses in der Ortsbeiratssitzung. "Die Nebenkosten und der Aufwand für den laufenden Betrieb sind von unseren Mitgliedseinnahmen und den Spenden alleine nicht mehr aufzubringen. Die Existenz des Hauses und die dort geleistete Arbeit steht somit zur Disposition." Die Einrichtung sei nun auf Förderung der Stadt angewiesen. mug
FRANKFURT-NORDWEST. Joachim Seiler vom Planungsbüro mußte im Ortsbeirat 7 (auch Praunheim und Westhausen) seine Zeichnungen zur Verkehrsberuhigung in Praunheim wieder mitnehmen. Die Tempo-30-Pläne, die er für das Gebiet zwischen Fritz-Schumacher-Weg, Heerstraße, Sandplackenstraße und Kollwitzstraße vorstellte, waren der Verkehrsinitiative Praunheim Siedlung (VIPS) und dem Ortsbeirat nicht weit genug gegangen.
"Wir brauchen zusätzliche Zebrastreifen, etwa in der Pützerstraße, der Olbrichstraße, im Muthesiusweg und im westlichen Ebelfeld", erklärte Siggi Eller, Sprecher der VIPS. "Und wir wollen Kölner Teller in doppelter Reihe bei gefährlichen Querungen im westlichen Ebelfeld und im Damaschkeanger."
Eine Grundsatzdiskussion um den Sinn der "Kölner Teller" löste diese Forderung im Ortsbeirat aus. Zu gefährlich für Kinder und Radfahrer, fanden die einen. Für die anderen war es einzige Alternative.
Seiler soll es bei der Tempo-30-Kommission der Stadt dennoch einmal versuchen. Eller von der VIPS gab sich jedenfalls zunächst mit "Kölner Tellern" zufrieden. "Sie sollen den Verkehr verlangsamen. Das ist bei einem Stau in der Heer- oder Ludwig-Landmann-Straße besonders wichtig, denn dann kommt es zum Schleichverkehr im Muthesiusweg, am östlichen Ebelfeld in beiden Richtunge und im Damaschkeanger." Die Autofahrer würden dort dann teilweise mit bis zu 80 Stundenkilometern "langrasen".
Besonders wichtig seien Verkehrsberuhigungen im Ebelfeld östlich der Ludwig- Landmann-Straße. "Hier verläuft der Schulweg vieler Kinder, befindet sich ein Kindergarten", erläuterte Eller. Da dieser Straßenabschnitt vom Schleichverkehr und stark überhöhter Geschwindigkeit besonders betroffen sei, müßten sowohl der bestehende Zebrastreifen als auch der neu einzurichtende Überweg mit "Kölner Tellern" gesichert werden.
In der Vergangenheit sei es an diesen Stellen wiederholt zu Unfällen gekommen, einer verlief tödlich. Der Pfarrer der evangelischen Wicherngemeinde, die Trägerin des dortigen Kindergartens ist, erklärte in der Ortsbeiratssitzung: "Ich möchte nicht einmal ein Kind beerdigen müssen, das dort umgekommen ist."
Joachim Seiler will die Pläne für Praunheim ändern und auf der nächsten Ortsbeiratssitzung im Januar 1993 erneut zur Diskussion stellen. *mug
OBERRAD. Endlich war es soweit: Die 15jährige Claudia Huch kam mit einem großen Sack in den Saal des Bürgertreffs Depot auf die Weihnachtsfeier des Verbands deutscher Kriegsopfer und Behinderter (VdK), verteilte kleine Geschenke, Apfelsinen, Nüsse und Äpfel. "Bald ist's wieder Weihnachten", sang es von einem Tonband im Hintergrund. Zeit für die Weihnachtseinkäufe, fand auch eine der Beschenkten, als sie das Papier von ihrem Präsent gewickelt hatte. Der Inhalt: eine Leineneinkaufstasche. "Praktisch in der vorweihnachtlichen Zeit."
Lob der rund 100 Gäste ging auch an David Patronas, der unentgeltlich Weihnachtslieder vortrug. "So viel Engagement von jungen Menschen erleben wir selten", freute sich Helga Huhn, die Frau des Ersten Vorsitzenden Karl Huhn. Sie selbst las eine Weihnachtsgeschichte vor. "Außerdem hatten wir den Singkreis Frohsinn eingeladen." Mit dabei in der Helfer-Gruppe: Magarete Keller, die auf der Weihnachtsfeier des VdK-Oberrad für ihre langjährige Hilfe geehrt wurde. "Bei jedem Fest steht sie in der Küche und wäscht ab, sogar heute", lobte Frau Huhn, "das muß man öffentlich anerkennen." Ebenfalls geehrt wurden das Ehepaar Anni und Siegfried Felske. "Viele Jahre waren sie aktiv, Herr Felske immer als Kassierer. Jetzt müssen sie wegen Krankheit zurückschrauben." Helfer zu finden, das sei momentan das größte Problem der Ortsgruppe, gab Frau Huhn auf der Weihnachtsfeier zu. "Viele Leute nutzen die Vorteile unseres Verbandes, lassen sich von unseren Rechtsanwälten bei den Sozialgerichten für 60 Pfennig Mitgliedsbeitrag im Monat vertreten." Aber mitarbeiten wollten nur die wenigsten. Auch Jugendliche seien nur schwer - wenn überhaupt - für die Vereinsarbeit zu begeistern. "Wir haben überwiegend ältere Mitglieder, und die wenigsten jungen Menschen sind an einem Generationsaustausch interessiert", hat Frau Huhn erfahren müssen. Es sei eine offene Frage, ob der Verband eines Tages aussterben könne. Denn auch wenn der VdK schon seit Jahren für Behinderte offensteht - "sie organisieren sich meistens doch lieber in Selbsthilfegruppen", sagte Frau Huhn.
Ausflüge, Kreppelessen, Totenehrung am Volkstrauertag und Weihnachtsfeier: so sieht das Jahresprogramm des Vdk Oberrad aus. Dazu gehören die Hinterbliebenenbetreuung und Besuche bei älteren Menschen. "Wir versuchen Menschen zu integrieren, die alleine sind." Aber darum stehe es in Oberrad noch nicht so schlimm, wie beispielsweise in der Innenstadt, meinte Frau Huhn. "Wir haben hier noch eine gewachsene Sozialstruktur. Eine Nachbarschaft, wo sich die Leute noch kennen und begegnen. Zumindest allein braucht eigentlich niemand zu sein." mug
BAD HOMBURG. Wer es vorzieht, das Fahrrad für einige Monate in Keller oder Garage verschwinden zu lassen, sollte nicht nur daran denken, daß im Frühjahr eine gründliche Inspektion nötig wird, sondern bereits beim Einmotten ein paar Tips beachten. Zum Beispiel sollte er Kette, Schaltung und alle übrigen beweglichen Teile mit einigen Tropfen Öl versehen. Das ist für den vorbeugenden Rostschutz ebenso wichtig wie ein trockener Raum, wo das gute Stück am besten am Rahmen (um Schlauch und Felgen zu schonen) aufgehängt wird. Auch für die Optik kann etwas getan werden: Der Lack freut sich über eine Reinigung mit Seifenlauge.
SCHWERIN (ap).Antenne Mecklenburg-Vorpommern heißt der erste private Hörfunksender im nordöstlichen Bundesland. Der mit 25 Gesellschaftern angetretene Anbieter setzte sich im elfköpfigen Landesrundfunkausschuß gegen sechs Konkurrenten nach sechs Wahlgängen mit sechs Stimmen durch, wie der Ausschußvorsitzende Eckart Ohse am Dienstag in Schwerin mitteilte. Die Gesellschafter kommen überwiegend aus Mecklenburg-Vorpommern, darunter vier regionale Tageszeitungen und die Sportlerin Katrin Krabbe.
Nach Angaben der Geschäftsleitung von Antenne Mecklenburg-Vorpommern soll nach der Frequenzzuweisung noch im ersten Quartal des neuen Jahres mit dem Proberundfunkbetrieb begonnen werden. Der Sender will ganztägig mit einem 30prozentigen Wortanteil Aktuelles aus dem Lande verbreiten und für Unterhaltung sorgen. Die Zentrale soll in der Landeshauptstadt Schwerin angesiedelt werden. Studios sind in Rostock, Greifswald und Neubrandenburg vorgesehen. Insgesamt sind 25 feste und 25 freie Mitarbeiter avisiert, wie der Sender weiter berichtete. Die Investitionen sollen sechs Millionen Mark in der ersten Ausbauphase betragen.
Ende
AP/lj/it/
SCHWERIN, 1. DEZEMBER (afp). Der Sender "Antenne Mecklenburg-Vorpommern" bekommt die einzige private Rundfunklizenz im nordöstlichsten Bundesland. Wie der stellvertretende Direktor der Landesrundfunkanstalt, Herbert Brentrup, am Dienstag mitteilte, beschloß dies der Landesrundfunkausschuß am Montag nach mehreren Abstimmungen. Hauptgesellschafter von "Antenne" sind die Holtzbrinck-Gruppe, das Handelsblatt, die Wirtschaftwoche und das Wirtschaftsmagazin DM mit insgesamt 19 Prozent. Die Ostsee-Zeitung in Rostock hält neun Prozent, der Nordkurier in Neubrandenburg und der Sender Radio Schleswig-Holstein (RSH) haben je acht Prozent. Hinzu kommen eine Vielzahl kleiner Gesellschafter, darunter die Neubrandenburger Leichtathletin Katrin Krabbe. Die erste Lizenzvergabe des Landesrundfunkausschusses an "Radio Arkona" war im vergangenen Winter annuliert worden, weil bei der Ausschußsitzung nur neun der elf Mitglieder anwesend waren.
ftx/san
1153 01Dec92 AFP
Robert Eisenman lehnt sich in seinen Sessel zurück und lächelt entspannt. Drei Stunden lang hatte der Historiker an der California State University Long Beach seine umstrittenen und heiß diskutierten Theorien über Inhalt und Bedeutung der Qumranrollen im Gespräch akribisch, eindringlich und mit Emphase ausgebreitet, ehe er die entscheidende Frage zuläßt: Wer war Jesus wirklich?
Der US-Professor hatte mit seinen Forschungsergebnissen schon in den vergangenen Jahren einen erstaunlich unakademischen Streit vom Zaun gebrochen, zu- Von Michael Emmrich dessen Ritualen mittlerweile auch Beleidigungen und gezielte Angriffe unter die Gürtellinie gehören. Die traditionelle Altertums- und Bibelforschung reagierte teilweise gereizt. Jetzt wendet sich Eisenman mit 50 bislang unveröffentlichten Dokumenten aus dem Qumrankorpus an das Publikum, die der Bertelsmann Verlag im Januar mit dem Zusatz "Weltsensation" auf den deutschen Markt bringen wird. Das "enfant terrible" der Qumranforschung will weitere überzeugende Belege für ein völlig neues Bild der Urkirche in Jerusalem und von Jesus selbst präsentieren, das mit den Überlieferungen der Evangelien und der Apostelgeschichte kaum etwas gemein hat.
Als der beduinische Schafhirte Mohammed 1947 auf der Suche nach einem verlorenen Tier in den Felsen von Qumran am Toten Meer die ersten Schriftrollen in Tonkrügen in einer Höhle entdeckte, hatte die Wissenschaft unschätzbar kostbares und rund 2000 Jahre altes Material über das damalige Leben in Palästina in die Hand bekommen. Bis in die 50er Jahre hinein förderten Forscher und Beduinen weitere Rollen und Texte aus insgesamt elf Höhlen ans Tageslicht, einiges Material tauchte als begehrte Handelsware auf dem Schwarzmarkt auf, anderes ist unwiderbringlich verschollen.
Die Originale sind heute im Museum "Shrine of the Book" in Jerusalem deponiert. Der Fund besteht aus elf relativ gut erhaltenen Rollen aus Leder und Papyrus, die meisten in hebräischer und aramäischer Sprache, sowie aus fast 60 000 Fragmenten, Überbleibseln von etwa 575 Rollen. Zehn der elf Rollen sind veröffentlicht, während von den Fragmenten 50 Prozent als editiert und von diesen wiederum 80 Prozent als veröffentlicht gelten. Das sind die offiziellen Angaben.
Anfangs war nur eine kleine Gruppe - bis auf eine Ausnahme - katholischer Wissenschaftler mit Auswertung und Publikation eines der bedeutsamsten Funde dieses Jahrhunderts betraut. Doch die Rollenwächter bekleckerten sich nicht mit Ruhm, die Arbeit ging nur schleppend voran. Außerdem standen die konfessionell gebundenen Wissenschaftler ihrem Material wohl kaum unvoreingenommen gegenüber. Für viele hatte, wenn nicht der Papst, so doch der Vatikan bei der vermeintlichen Unterdrükkung Materials, das das Lehrgebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammenbrechen lassen würde, die Hände im Spiel.
Der englische Bibelforscher Geza Vermes sprach vom "wissenschaftlichen Skandal par excellence". Andere wie der Siegener Professor für katholische Theologie, Ingo Broer, führen ins Feld: "Da gibt es nichts zu beschönigen", ein Beweis für ein Schurkenstück sei dies jedoch noch lange nicht. Schuld sei die Unzulänglichkeit der Editoren. Der eine habe geheiratet, der andere sei dem Alkohol verfallen. Und Josef Sievers vom Bibelinstitut des Vatikans sagt heute in der Rückschau: "Ganz sicher hat die Veröffentlichung zu lange gedauert. Die Gründe sind aber nicht in der kirchlichen Institution zu sehen. Aus heutiger Sicht war es falsch, daß fünf bis sechs Leute ein zeitlich unbeschränktes Recht an den Rollen hatten. Der Skandal war, daß diese exklusiven Rechte auch noch an andere Forscher quasi weitervererbt wurden."
So kam der Durchbruch in der Qumranforschung nicht von den mit der Edition der Originale beauftragten Wissenschaftlern. Das besorgten Außenseiter - in erster Linie US-Amerikaner. Schon in den 60er Jahren hatten die Jerusalemer Editoren eine Konkordanz der Texte erstellt, die aber erst 1988 in einer Zwei- Dutzend-Auflage an Universitäten weitergeben worden war. Die Amerikaner Ben- Zion Wacholder und Martin Abegg bedienten sich des Rasters und setzen 1991 die Informationen mit Computerhilfe in lesbare Qumrantexte um. Die Editoren reagierten entsetzt. Von "Diebstahl" und "Verrat" war die Rede. Als dann die Huntington Library in San Marino mit William Moffett einen neuen Direktor bekam und der sich über den Bestand in seinem Hause einen Überblick verschaffte, wurde der Schleier des Exklusiven ein weiteres Stück gelüftet. Denn Moffett fand im Keller knapp 3000 Fotografien der Qumran-Originale, die zur Sicherheit und mit Wissen nur Weniger dort eingelagert worden waren. Ihre Veröffentlichung 1991 wurde mit dem Niederreißen der Berliner Mauer verglichen.
Fast gleichzeitig legten Robert Eisenman und Michael Wise eine zweibändige Ausgabe mit 1800 bisher unveröffentlichten Qumrantexten vor, das Material war ihnen zugespielt worden. Denn der Zugang zu den Originalen hatte Amir Drori, Leiter des israelischen Amtes für Altertümer, Eisenman mit dem Hinweis verweigert: "Sie werden die Rollen nie sehen".
Aus dem Fundus der 1800 Stücke suchten Eisenman und Wise 50 Texte, alle aus Höhle vier, für die Übersetzung und Interpretation aus. Allein die Form des Buches ist revolutionär für die Qumranforschung. Die Autoren präsentieren die Originale in Schrift und als Foto, geben dazu eine Übersetzung und ihre Interpretation. Eisenman: "Meine größte Freude ist, daß die Leute jetzt eine faire Chance haben. Die Öffentlichkeit kann selbst entscheiden, daß wir näher an der Wahrheit sind, als die Editoren in Jerusalem."
Aber was ist die Wahrheit? Und wer waren Jesus, Paulus und Jakobus, der Führer der Urkirche? Die Namen sind in den Qumrantexten bislang nicht aufgetaucht. Doch die Analogien liegen auf der Hand, will Eisenman belegen. Seine Kritiker attestierten ihm bislang "Spuk", "Vermutungen", "Phantasie", eine "unglückliche Liebe zu Qumran", "Halb- und Unwahrheiten". Eisenman ficht das nicht an. Nicht sein Buch sei sensationell, sondern die Qumran-Texte. Er mißt ihnen dieselbe umwälzende Bedeutung wie Luthers Übersetzung der Bibel bei.
Im Kern geht es um die Originalität der christlichen Botschaft, um das Einzigartige an Jesus. Für Eisenman steht fest, daß Jesus keine originäre Figur war, sondern einer der vielen religiösen Lehrer der damaligen Zeit. Jesus habe das Judentum gedanklich nicht überboten, was aus der Übereinstimmung der Glaubenstexte der Gemeinde in Qumran und den Christus-Worten im Neuen Testament hervorgehe. Dies würde die Offenbarung in einem anderen Licht erscheinen lassen - nicht als eines christlich verstandenen Gottes Tat. Die in Qumran gefundenen Texte seien die "Literatur der messianischen Bewegung in Palästina". Das aus den Rollen sprechende Ethos zeige eine breite Erlösungsbewegung, bestehend aus religiösen Eiferern mit nationalistischem und militantem Hintergrund, die in die Wüste zogen, um in Camps auf die Ankunft der Engel und des Weltenherrschers, des Messias, zu warten.
Die im Volk breit verankerte Bewegung, schildert Eisenman, war zugleich gegen das jüdische Establishment gerichtet, das mit den römischen Besatzern kollaborierte, und im Kampf gegen Rom eminent politisch: "Alle messianischen Führer waren so, sonst hätten sie in dieser Bewegung nicht überleben können." Der historische Jesus habe deshalb viel mehr mit den kriegerischen Apokalyptikern gemein, als mit dem sanften idealisierten Christus des Neuen Testaments. Während die Evangelien die "Mythologie der Geschichte" erzählten, sagt Eisenman, haben "wir mit den Qumranrollen den wirklichen Stoff vor uns"; während die Evangelien aus der Perspektive des Rom-orientierten siegreichen Judenchristentums geschrieben seien, zeige Qumran diejenige Seite, die nach dem Apostelkonzil historisch unterlegen war: Qumran spricht von der Geschichte, die dem Neuen Testament zugrundeliegt, aber von den frühen Christen nicht in das Heilige Buch aufgenommen wurde.
Eisenman stellt in seinem Buch einen Exkommunikationstext vor, der die jährlichen Treffen der Qumrangemeinde zu Pfingsten schildere, aber nicht um den Heiligen Geist zu empfangen, sondern um sich stets neu dem Gesetz zu verpflichten. Darin wird eine kosmopolitisch, dem Gesetz lasch gegenüberstehende Figur verflucht. Eisenman bringt dies mit dem Streit zwischen Paulus und der Urkirche, der Jakobus-Gemeinde in Jerusalem, in Verbindung und zeigt die Analogie auf: "Diese Gruppe verflucht eine Person wie Paulus", was bedeute, daß Paulus' Haltung dem Gesetz und der Urgemeinde gegenüber eine abtrünnige war. Das Thema des Apostelkonzils finde sich somit in Qumran wieder, ein deutlicher Hinweis darauf, daß Qumran-Rollen und Bibel vom selben Thema handeln.
Auch der Glaube an den einen Messias, den Eisenman in den 50 Texten erstmals belegt sieht, zeige neben vielen anderen Parallelen denselben Geist wie das Frühchristentum. Nur, das mache Qumran auch deutlich, waren dies keine friedliebend und sanften Gottesfürchtige, wie es die romantisierende Bibel aus hellenistisch-paulinischer Sicht zeige, sondern aggressive, fremdenfeindliche, militante und politische Streiter. Aus diesem Umfeld komme Jesus, und Paulus habe diese Tradition in der Überlieferung verfälscht.
Und wie reagiert die traditionalistische Forschung? Ingo Broer, zum Beispiel, hält mit seiner Kritik an Eisenmans Schlüssen nicht hinter dem Berg: Entgegen den wisschaftlichen Erkenntnissen, wonach die Rollen 100 bis 200 Jahre vor Christus entstanden seien, verlege sie Eisenman zeitlich nach hinten. In Bezug auf die messianische Bewegung "wirft er alles in einen Topf" und beachtet die Gegensätze zwischen den einzelnen Gruppen nicht.
Selbstverständlich gebe es Parallelen zwischen Qumran und dem Neuen Testament, sagt Broer, aber die Unterschiede hinsichtlich Taufe, Struktur der Gemeinde, Messiaserwartung und der benutzten Bilder und Vorstellungen seien weitaus gravierender. "Eisenman hat nur ganz vages Material, aber er macht es unwahrscheinlich geschickt; er kündigt ständig Revolutionäres an, um die vermeintlichen falschen Vorstellungen über Qumran wegzufegen." Broer ist überzeugt: "Eisenmans Theorien sind schwachsinnig, von den Experten glaubt ihm das keiner."
Qumran, räumt der katholische Bibelforscher Sievers etwas moderater ein, "hat uns viel mehr in den jüdischen Kontext eingebunden. Es gibt Parallelen zu vielen Texten im Neuen Testament. Aber Qumran ist keinesfalls eine direkte Vorstufe des Christentums." Die christliche Lehre werde wegen Eisenman nicht zusammenbrechen. Sievers: "Wir sehen konkrete Einzelheiten, die Jesus mehr in den Kontext des frühen Judentums hineinstellen. Das verändert das Bild des Christentums, zerstört es aber nicht."
Eisenman hält freilich dagegen: "Die Qumrantexte führen zu einer Revolution im Denken. Das passiert nicht über Nacht, das dauert 100 bis 200 Jahre. Die Rollen werden diesen Effekt mit der Zeit haben." Und was bedeutet das für das Christentum? "Ich bin Historiker und kein Theologe", wehrt Robert Eisenman ab, "ich will den Menschen nur die Geschichte zeigen."
BAD HOMBURG. Nach einjähriger Pause lädt die SGK Bad Homburg wieder zu einem Weihnachtsball ein. Er findet am Samstag, 26. Dezember, ab 20 Uhr im Bürgerhaus Kirdorf statt. Zum Tanz spielt die Band "Take Five"; für Show- Einlagen sorgt die Turnabteilung.
Karten gibt es im Bürgerhaus, im Autohaus Wächtershäuser und bei den Vorstandsmitgliedern der Turnabteilung.Das Einfache, das schwer zu machen ist
Die Lektüre des Artikels "Die Brutalität in Ex-Jugoslawien spaltet die Friedensbewegung" (FR vom 3. 11. 1992) hat mich endgültig geschockt. Bereits im Dezember 1990 hat der Vorsitzende der "Gesellschaft", Tilman Zülch, der Friedensbewegung wider besseres Wissen vorgeworfen, sie tue nichts gegen "die Vielzahl der Völkermordverbrechen in der 3. Welt, begangen und ermöglicht durch Waffen, Sicherheits- und Militärberater aus den Industriestaaten" und sie engagiere sich nicht gegen den Völkermord an den Kurden. Daß es "die" Friedensbewegung nicht gibt, aber eine Vielzahl von Friedensgruppen und Friedensorganisationen, die miteinander kooperieren, ist bekannt. Zudem deckt friedenspolitisches Engagement eine breite Palette von Problemfeldern ab, so daß schon aus Gründen der begrenzten Arbeitsökonomie nicht jede Gruppe jedes Thema mit gleicher Intensität angehen kann.
Doch in der Summe läßt sich feststellen, daß von Gruppen und Organisationen, die im "Netzwerk Friedenskooperative" zusammenarbeiten, gewiß x-mal mehr an vielfältigen Aktionen und Aktivitäten gegen deutsche Rüstungsexporte unternommen wurden als die der "Gesellschaft für bedrohte Völker", und auch die praktische wie politische Unterstützung für das Selbstbestimmungsrecht der Kurden durch weite Kreise der friedenspolitisch Engagierten, steht außer Frage.
Nun hat die "Gesellschaft für bedrohte Völker" mit dem "offenen Brief" ihrer Osteuropareferentin Felicitas Rohder an das "Netzwerk Friedenskooperative" erneut zugeschlagen. Ihre Vorwürfe gegen "die" Friedensbewegung, sie leiste "Beihilfe zum Völkermord durch verweigerten Schutz" vor allem in Bosnien-Herzegowina, kann ich nur als übelste Diffamierung empfinden.
Gerade die erfahrenen Leute aus der "Gesellschaft für bedrohte Völker" müßten wissen, was militärisches Intervenieren von außen in solchen Situationen bedeutet. Vietnam, wo die USA militärisch intervenierten, und Afghanistan, wo die UdSSR mit ebenso brutaler Gewalt den Krieg verschärfte und ausweitete, sind nur zwei Beispiele dafür, welche zusätzlichen zerstörerischen Folgen (dazu noch mit Langzeitwirkung) ein militärisches Eingreifen von außen hat.
Ich selbst war, zwar wechselnd, aber immer gemeinsam mit anderen Freundinnen und Freunden im Laufe etwa eines Jahres vierzehn Mal in Ex-Jugoslawien. Bei Antikriegsgruppen und Friedensveranstaltungen, um diese mit den vom Komitee für Grundrechte und Demokratie (dessen Sekretär ich bin) eingesammelten Spendengeldern zu unterstützen, in Flüchtlingslagern und an anderen Orten des Schreckens, verbunden mit humanitärer-medizinischer Unterstützung und beim Aufbau der Aktion "Internationale Freiwillige", die west- und osteuropäische Friedensmenschen zur Hilfe in Flüchtlingslager vermittelt und einarbeitet etc. Ich weiß also auch aus eigenem Augenschein und vielen Gesprächen, um wieviel blutiger und brutaler (und es sind da leider Steigerungen möglich) es zuginge, wenn sich die NATO oder die UNO militärisch als Kriegspartei einmischen würden. Anders formuliert: so sehr mich die furchtbaren Leiden der Menschen in den Kriegsgebieten bedrängen, sehe ich in einer militärischen Intervention kein geeignetes Mittel, den Krieg zu beenden. Für Deutschland kommt erschwerend hinzu, daß es im Zweiten Weltkrieg schlimme Schuld gegen die Menschen des Balkan auf sich geladen hat.
Wer in einer solchen Situation, wie es Felicitas Rohder in ihrem "offenen Brief" an das "Netzwerk Friedenskooperative" getan hat, indirekt der Friedensbewegung die Schuld für das mörderische Geschehen auf dem Balkan in die Schuhe schieben will, kann nicht mehr ernst genommen werden und schadet so auch den vielen vergangenen guten Aktionen und dem Ansehen der "Gesellschaft für bedrohte Völker".
Das schreibe ich auch als politischer Pazifist, denn der Pazifismus ist nun mal das Einfache, das schwer zu machen ist. Und doch müssen wir in dieser kalten, haßerfüllten, von Not gepeinigten und mörderischen gesellschaftlichen Situation dieses Einfache lernen: Solange es Waffen und Armeen gibt, solange gerüstet wird, wird es Krieg geben. Mit Mahatma Gandhi: "Es gibt keinen Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg."
Dagegen ist Gewalt, ist Krieg, von wem sie auch ausgehen mögen, und in welcher Situation auch immer, die schlechte Realität. Wer auf militärische Lösungen setzt (und das beginnt mitten im "Frieden", wenn Krieg vorbereitet wird), der setzt auf die Permanenz einer schlechten Utopie, die darin gipfelt, daß die Blutspur der Kriege die Geschichte der Menschheit auch weiter durchziehen werde und somit die Emanzipation zur Gewaltfreiheit chancenlos wäre.
Deshalb ist es auch keine Hilfe in einer sachbezogenen Auseinandersetzung, wenn sich die "Gesellschaft für bedrohte Völker" auf Interventionsforderungen von Antikriegsgruppen in Ex-Jugoslawien beruft. Ich weiß aus direkter Erfahrung: diese sind fast alle gespalten. Aber gerade das in der FR zitierte "Antikriegs- Zentrum" in Zagreb, das auch die "Internationalen Freiwilligen" mitorganisiert, lehnt nach meinen Informationen aus jüngster Zeit nach wie vor jede militärische Intervention von außen ab.
Wider alle real-existierende Unvernunft bleibt denjenigen, die sich in keiner Situation die Hände mit Blut besudeln wollen, nur gewaltfreies, menschenrechtliches und soweit wie möglich gerechtes Handeln. Hilfe tut not in Ex-Jugoslawien. Wir sollten zu allen Opfern bereit sein. Aber keine Soldaten und keine Waffen!
Klaus Vack, Sensbachtal
"Gilles de Laval, Baron von Retz (Rais), Marschall von Frankreich, kämpfte bei Orléans an der Seite der Jeanne d'Arc. Später widmete er sich der schwarzen Magie und marterte und tötete in Verbindung damit viele von seinen Leuten geraubte Kinder (vor allem Knaben); seine Person wird gelegentlich mit dem Stoff des Märchens ,Blaubart&rquote; in Verbindung gebracht", steht in der Brockhaus-Enzyklopädie. Ginge es nach dem französischen Schriftsteller Gilbert Prouteau, dann müßte die Geschichte umgeschrieben werden. Er hält Gilles de Rais, der am 26. Oktober 1440 in Nantes über einem brennenden Scheiterhaufen erhängt wurde, für ein unschuldiges Opfer der Inquisition.
Der notorische Unhold gab zwar zu, 800 Kinder bestialisch umgebracht zu haben, doch sein Fürsprecher Prouteau findet, daß ein unter der Folter abgelegtes Geständnis wertlos sei. Diejenigen, die Gilles de Rais verurteilten, hätten bloß seine Besitztümer einkassieren wollen. Ein bißchen Päderastie möge im Spiel gewesen sein, gibt Prouteau zu, aber die monströsen Morde mußten erfunden werden, um den Mann zu beseitigen. Im übrigen hatte schon Voltaire seine Zweifel, ob soviel Gräßlichkeiten, wie sie "Blaubart" zugeschrieben werden, nicht eher Projektionen waren.
Prouteau, der den alten Fall in einem gerade erschienenen Buch ("Gilles de Rais ou La gueule du loup", Editions du Rocher) aufwärmt, ließ ihn jetzt in Paris sogar noch einmal "gerichtlich" durchspielen. Nachdem sich der Europäische Gerichtshof im Frühjahr für unzuständig erklärte, trommelte der Autor allen Ernstes eine Jury aus prominenten Politikern, darunter einen Ex-Kultur- sowie einen Ex-Justizminister, im Gebäude des Senats (Palais du Luxembourg) zusammen, die das vor 552 Jahren gefällte Urteil nach halbstündiger Beratung wegen Beweismangels(!) kassierten.
Den größten Tort taten sie damit der Literatur und dem Tourismus an, denn ihr Richtspruch wird den sowieso in der Hölle schmorenden Betroffenen vermutlich kalt lassen, da er keinerlei Rechtskraft besitzt. Der Fremdenverkehrsverband hingegen protestierte: schließlich wollen die Touristen, wenn sie Blaubarts Burgruine(n) besuchen, den Kitzel des Monströsen spüren. Phantasmen gehören bekanntlich zum Geschäft. Aber Phantasmen gegen Phantasmen: Um was handelt es sich bei dem ganzen merkwürdigen Revisionsverfahren? Vielleicht um eine durchaus modische Obsession - mit Justizirrtümern? Während die Franzosen nämlich ihren Gilles rehabilitierten, kam aus dem Vatikan die Kunde, daß sich die Erde nun doch um die Sonne dreht und Galileo Galilei offensichtlich recht hatte. Nachdem die Weltpresse dieses päpstliche Irrtumsbekenntnis in der sich von selbst verstehenden feixenden Weise kommentiert hatte und nachdem im gleichen Zusammenhang bekanntgegeben wurde, daß auch der Fall des vor 393 Jahren in Rom als Häretiker verbrannten Philosophen kirchenrechtlich anders zu bewerten sei, fehlte im Grunde bloß noch eins: die Reinwaschung von Bloody Mary in England. Maria Stuart bekam diesen Beinamen, weil sie die Protestanten so rücksichtslos verfolgte. Aber ein Cambridger Gelehrter namens Eamon Duffy behauptet in seiner Studie "The Stripping of the Altars" (Yale University Press), es stimme überhaupt nicht, daß die Menschen Mary ablehnten und den Protestantismus freudig begrüßten. Im Gegenteil: die Protestanten waren durchaus unbeliebt, die von ihnen leergeräumten Kirchen wurden unter Mary's Herrschaft in Windeseile wieder mit den alten Kultgegenständen gefüllt und katholische Gebetbücher waren Bestseller. Der Prozeß der Reformation ging laut Duffy viel langsamer vonstatten, als man bisher glaubte.
Der Geschichtsrevisionismus braucht auch seine Zeit.
BURKHARD MÜLLER-ULLRICH
WESTLICHE STADTTEILE. Die Elternbeiräte von acht Kindertages- stätten und der Elternbeirat der Hostatoschule wenden sich mit Resolutionen gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewalt. "Wir sind entsetzt und beschämt über die rechtsradikalen Morde." Sie rufen zur Solidarität mit ausländischen Mitbürgern auf.
Eine "zivilisierte, humane Gesellschaft darf Terror- und Gewaltakte gegen Menschen anderer Nationalität und Religionszugehörigkeit nicht dulden", schreiben die Elternvertreter der Kitas. Sie betonen, daß Kitas "multikulturelle Lebensräume sind", in denen Betreuerinnen täglich mit Ausländerfeindlichkeit konfrontiert seien. Die Resolution solle auch ihnen den Rücken stärken.
Ein "Stück multikultureller Gesellschaft" werde mit Erfolg an der Hostatoschule verwirklicht, schreibt ihr Elternbeirat. "Wir wollen, daß es so bleibt." Bei den rechten Gewalttätern handele es sich "noch" um eine gefährliche Minderheit. Wer aber "schweigt, an Stammtischen mit undifferenzierten Schlagworten schwadroniert, menschenverachtende Leserbriefe schreibt . . ., prägt ein Klima, in dem Gewalt gesellschaftsfähig wird". dis
FRANKFURT A. M. Mit Fanny Hensel- Mendelssohn war sie ein wenig befreundet, dem jungen Johannes Brahms überließ sie neben ihren Kindern auch ihre tiefe Zuneigung (die Musikwissenschaftler streiten bis heute, wie tief sie ging), und Robert Schumann war 16 Jahre lang ihr Ehemann: Clara Schumann, auch bekannt unter ihrem Mädchennamen Wieck, die von 1819 bis 1896 lebte.
Monica Ries (Sopran) und Elisabeth Süsser (Klavier) hatten unter dem Motto "Herbststürme" Kompositionen der genannten Musiker (und Musikerinnen, muß man wohl anmerken) zusammengestellt. Das Forum war dem angepaßt. Im vollbesetzten Frauenkulturhaus war dies der erste Abend mit klassischer Musik. Männer durften auch zuhören.
Der Titel paßte. Draußen wehte ein heftiger Wind und prasselten Regentropfen auf den Asphalt. Auch was die beiden Frauen boten, war (insbesondere vor der Pause) sehr stürmisch und emphatisch. Fast glaubte man sich in einem Opernhaus, so intensiv und lautstark "schmetterte" Monica Ries mit voluminöser Stimme (untypisch für Liedgesang) die Rükkertlieder op. 12 von Clara Schumann.
Als wolle sie ein verzweifeltes Frauenleben skizzieren, stürzte sie sich mit aller Wucht auf die hohen Töne; leider geriet der Gesamtkontext, das Lineare dadurch etwas brüchig. Elisabeth Süsser begleitete sensibel, aber nicht zu dezent.
Der Liederzyklus "Frauenliebe- und leben" op 42. von Robert Schumann nach Gedichten Adalbert von Chamissos (1781-1838) entstand in dem Jahr, als er Clara Wieck - gegen den Widerstand ihres Vaters - heiratete. Liebe, Ehe, Mutterschaft, das sind die Werte, die in diesen kongenial vertonten Texten beschworen werden. Monica Ries füllte Musik und Sprache mit einem gewaltigen, stark vibrierenden Impetus wie im siebenten Gedicht "An meinem Herzen, an meiner Brust/du meine Wonne, du meine Lust"; dabei vergaß sie nie, deutlich zu artikulieren. Jedes Wort - bei Sängern nicht unbedingt selbstverständlich - wurde geformt und höchst verständlich übermittelt.
Auch die düstere Traurigkeit des "Nun hast Du mir den ersten Schmerz getan" (das letzte Gedicht) veranschaulichte die Sopranistin eindringlich. Plötzlich wechselte die Klangfarbe (im Klavier symbiotisch betont), die Freuden wichen nachvollziehbar aus dem Frauenherz in dem Moment, als der böse, unbarmherzige Mann sie verläßt.
Dem anderen Geschlecht ironisch eins auszuwischen, das vergaßen die beiden Damen (angefeuert von überaus eifrigen Mitstreiterinnen im Publikum) dann auch nicht. Briefstellen wurden rezitiert, historische Ungereimtheiten aufgedeckt und männliche Härte durch Fakten untermauert. Etwas einseitig war's freilich schon.
Zwei Lieder und ein Nocturne für Klavier von Clara Schumann (sie unterrichtete von 1878 bis 1892 am Hoch'schen Konservatorium zu Frankfurt) eröffneten den Reigen nach der Pause. Überraschte Monica Ries mit einer weichen Tongebung und differenzierter Phrasierung, ging Elisabet Süsser trotz klangschöner Passagen das "Nocturne" aus op. 6 etwas unruhig und atemlos an.
Höhepunkt des Abends waren eindeutig die vier Lieder von Fanny Hensel- Mendelssohn (1805-1847). Farbenreich, mit schön eingesetzten Rubati und einer charmanten Leichtigkeit interpretierte das Duo das Gedicht "Italien" von Franz Grillparzer. Inspiriert sang Monica Ries "Sehnsucht" und den "Nachtwanderer".
Zum Abschluß gab es fünf Lieder von Johannes Brahms (1833-1897). Die Musikerinnen folgtem dem Duktus der Texte in transparenter Manier. Bemerkenswert geriet die dramatische Verzweiflung im "Mädchenlied". Das begeisterte Publikum forderte Zugaben. Und noch einmal kam die bereits erwähnte stürmische Emphase zum Vorschein: in Richard Straussens "Zuneignung". *JÜRGEN OTTEN
Vorhang auf: Da ist sie, die Spanierin. So jung und so brünett. Und immer abenteuerlustig. Ganz Madrid liegt ihr zu Füßen; im Hintergrund ist die Silhouette der pompösen Stadt zu sehen. So lacht sie in die Kamera. Und zieht ein Stück rohes Fleisch aus ihrer Büchse.
So fing es an. "Madrid": Der Titel erhob das Foto in den Rang eines offiziellen Bildnisses - halb Stadtvedute, halb kollektives Porträt der Madrilenen. Ouka Lele schuf ihr Bild 1984, auf einem Höhepunkt der "movida": jener "Bewegung", die - so wird bis heute kolportiert - Spaniens Jugend der Post-Franco-Zeit erfaßte; eine Generation, die nun die neue Freiheit und das junge Leben in vollen Zügen genießen wollte.
Mit 27 Jahren funktionierte die Fotografin bereits als Motor der "movida". Als Chronistin der hippen Madrilenen, der Künstler, Designer, Galeristen, ihrer Freunde. Der Schwung der Bewegung ist längst dahin. Allein Ouka Leles Bilder lassen die grelle Gesellschaft jener Tage noch einmal aufscheinen: laut, bunt und forever young. In Bonbon- und Neonfarben, nachträglich aufs Foto gepinselt, hat Ouka Lele ihre Zeitgenossen festgehalten: Kunstfiguren, mit künstlichem Image und gekünsteltem Lächeln. Ihre Posen ahmen das Repertoire der großen Gefühle nach. Darunter auch ein Selbstbildnis der Künstlerin mit gebrochenem Herzen: Leidensmiene, Griff an die Brust, Blick auf den Teller - ein riesiges Herz ist serviert, durchbohrt von Amors Pfeil.
Das ist natürlich einmal mehr die Lust am ironischen Zitat. Bei Ouka Lele sind die verstaubten Symbole aber mehr als nur Dekoration. Attribute wie die Rose und das Messer, und auch das blutige Stück Fleisch der schönen Madrilenin - sie bekommen in diesen Bildern unheimliches Eigenleben. Ein Nachhall des Phantastischen, das der Surrealismus eines Salvador Dali 50 Jahre zuvor heraufbeschworen hatte.
Die grellen Gesellschaftsbilder Ouka Leles werden so stets mit Elementen der Verunsicherung aufgeladen. Irrationale Momente, die die "movida" in ihrer Vordergründigkeit entlarven. Unter der schicken Oberfläche schimmert stets die Ahnung einer düsteren und wenig fashionablen Seite des Lebens durch.
In einer kleinen Auswahl zeigt die L. A.-Galerie in Frankfurt jetzt Bilder aus allen Schaffensphasen der spanischen Fotografin; von den bizarren Porträts aus den frühen achtziger Jahren bis zu den symbolbeladenen, zuletzt wenig inspirierten Stilleben um 1990. Mit der "movida", so scheint es, ist auch Ouka Leles Erzählfreude erlahmt. (Bis 31. Dezember, Fahrgasse 87.) THOMAS A. WOLFF
BOCKENHEIM. "Wir wollen die Zeit bis Weihnachten ruhig und besinnlich gestalten", sagte Kerstin Mann-Schilling. Doch damit lag die Pfarrerin der evangelischen Markusgemeinde nicht ganz richtig: Schon der Basar zum Auftakt hatte es in sich. Bis das reichhaltige Programm zusammengestellt war, mußten sich die Verantwortlichen ganz schön ins Zeug legen. Dafür bereiteten sie den etwa 200 Besuchern einen gelungenen Tag.
Für festliche Stimmung war von Beginn an gesorgt: Der Posaunenchor unterhielt die Gäste mit Adventsliedern. Danach war der Basar im Gemeindesaal zum Sturm freigegeben. Dort waren auf den Tischen all die Dinge ausgebreitet, die der Mensch in der Zeit vor Weihnachten so braucht: Utensilien wie Adventskranz und Baumschmuck oder Gebäck.
Schnell waren die besten Sachen vergriffen. Neben den gestrickten und gebastelten Handarbeiten der Vorbereitungsgruppe, gab es selbstgenähte Taschen aus dem Frauengefängnis Preungesheim. Der Eine-Welt-Laden mit Produkten, hergestellt in der sogenannten Dritten Welt, vervollständigte das Angebot. Der Erlös des Basars geht je zur Hälfte an die evangelische Blindenarbeit und an den Arbeitskreis "Leben trotz Tschernobyl". Für die meiste Stimmung sorgten die Kinder: Während des Gottesdienstes sang der Nachwuchs aus dem Kindergarten zur Gitarre, dirigiert von Jutta Schäfer, der Leiterin der pädagogischen Einrichtung. Später führten der Kinderchor und der Flötenkreis die Kantate "Max und Moritz" auf. Auch hier wieder ein gelungener Auftritt: Die Kinder musizierten und sangen auswendig, laut und mit vernehmlichen Stimmen, die Mütter trugen die Verse engagiert vor. Um den kleinen Zuschauern das Verständnis zu erleichtern, hatten die Chormitglieder bemalte Dias mitgebracht. Die wurden - parallel zur Aufführung - auf eine Leinwand projiziert.
Kantorin Elisabeth Ickler-Wenckebach hatte mit den Kindern schon seit August für den großen Termin geprobt. Jeden Dienstag bastelte der Kinderchor. Im Anschluß daran wurde gemeinsam mit dem Flötenkreis die Musik von Günther Kretzschmar und der Text von Wilhelm Busch eingeübt.
Das Angebot fand reichlich Zustimmung. Mit mehr als 30 Kindern waren die Kapazitäten von Jugendleiterin Gisela Hopp und der Kantorin nahezu ausgeschöpft. "Wir denken jetzt über einen zusätzlichen Termin nach." Das weihnachtliche Gemeindefest ging mit einem gemeinsamen Mittagessen zu Ende. ara
Die Seligenstädter Sportfreunde müssen sich momentan damit abfinden, in der Tabelle der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt Ost von ihrem Ortsrivalen Sportvereinigung überflügelt worden zu sein. Zwar ist die derzeitige Tabellensituation nicht unbefriedigend, aber zumindest den ein oder anderen "eingefleischten" Sportfreunde-Fan wurmt es schon, daß die gerade aufgestiegenen Kicker der Sportvereinigung die "erste Geige" spielen.
Auch Willi Stenger, Spielausschuß-Vorsitzender der Sportfreunde, gibt zu, daß man mit einem Auge auf den Nachbarn schaut: "Sicher ist es auch unser Ziel, in der Endabrechnung vor der Sportvereinigung zu stehen. Aber die Sportvereinigung hat eine gute Mannschaft mit fünf, sechs Landesliga-erprobten Spielern. Die sind nicht schwächer als wir." Dennoch, so meint Stenger, sei das gesteckte Ziel - ein Platz unter den ersten fünf - ja schließlich noch gut zu erreichen. Von einem Tief keine Rede.
Anspruchsvoller sind da schon die Seligenstädter Fans. Im Durchschnitt besuchen 240 die Heimspiele der Sportfreunde. Die Sportvereinigung kann auf einen Durchschnitt von 550 verweisen. Dieser kam jedoch nicht zuletzt durch das Seligenstädter Derby zustande, das eine Rekordkulisse von 1800 Besuchern bescherte. Der Aufsteiger hatte das Glück, zunächst "Gastgeber" zu sein und profitierte von der 20jährigen Derby-Pause zuvor.
Auf eine kräftige "Finanzspritze" dürfen sich die Sportfreunde am 3. April 93 freuen, wenn es zum Rückspiel kommt. Mit einer Wiederholung der für Bezirksoberliga-Verhältnisse unglaublichen Zuschauerzahl ist jedoch kaum zu rechnen, meint auch Willi Stenger: "So viele kommen nicht noch einmal, aber eine vierstellige Kulisse ist schon möglich." Über das insgesamt magere Interesse kann dies jedoch nicht hinwegtäuschen. Stengers Erklärung: "Die Zuschauer sind verwöhnt und die Sportvereinigung hat den treueren Anhang als wir."
Um das Interesse zu steigern, müßten die Sportfreunde schon um den Titel mitspielen. Hierfür scheint es in dieser Saison nicht ganz zu reichen. Dies bestätigt auch der Spielausschuß-Vorsitzende: "Wir können sicher noch ein Wort mitreden, aber ganz oben werden wir am Ende wohl nicht stehen." Ganz oben erwartet Stenger den TSV Lämmerspiel, wo er das beste Spieler-Potential sieht. Die Zugänge vor Beginn dieser Saison waren nicht spektakulär. Einziger "Volltreffer" ist Bernd Huth, der vom Landesligisten SV Bernbach zu den Sportfreunden stieß und dort die Torschützenliste anführt. Vom Hanauer Rainer Frühauf hatten sich die Seligenstädter hingegen mehr erwartet. Die Talente Uwe Gotta und Mirco Reisert haben den Sprung noch nicht geschafft. Freude bereitet hingegen Oliver Beez, der aus der eigenen Jugend zum Kader stieß und mittlerweile eine feste Größe ist.
Die Jugendarbeit der Sportfreunde ist ohnehin ein erfreuliches Kapitel: Mit sechs Teams ist man - trotz der Konkurrenz der Sportvereinigung - ausreichend bestückt. Die A-Jugend führt die Tabelle der Kreisliga an und tendiert zum Aufstieg. Mit Michael Seibert (TSG Mainflingen) schloß sich nun ein weiterer Akteur dem Kader an. Der Mittelfeldspieler, laut Stenger "ein absolutes Thema für die erste Mannschaft", muß jedoch noch "freigemacht" werden. Verzichten müssen die Sportfreunde bereits seit mehreren Wochen auf Reinhard Ricker, der sich einer Meniskus-Operation unterziehen muß. "Ein Rückschlag für uns. Er war in toller Form", meint Stenger. Ansonsten blieben die Sportfreunde jedoch vom Verletzungspech verschont.
Da die Stimmung in der Mannschaft sowie im Umfeld gut und ausgeglichen ist, personell zunächst kein Handlungsbedarf besteht, beginnen die Verantwortlichen bereits mit der Weichenstellung für die Saison 93/94. "Wir haben schon von vier, fünf Spielern Zusagen für die kommende Saison", erklärt Stenger. Mit Spielertrainer Dieter Krapp würden die Seligenstädter gerne auch im nächsten Spieljahr zusammenarbeiten: "Er ist als Spielertrainer für uns die optimale Lösung, tut sehr viel für die jungen Leute." Wenn die Leistungsträger gehalten werden können, dann wollen die Sportfreunde in der neuen Saison in der Spitze mitspielen. Das Thema Landesliga ist noch nicht abgehakt, doch die Planungen laufen eher mittelfristig.
Besonders im Abwehrbereich wären Verstärkungen wohl nötig, denn die Sportfreunde "fangen" - im Gegensatz zu anderen Spitzen-Teams - recht viele Gegentreffer. Dies liegt jedoch auch in der offensive Spielweise begründet. "Wir spielen halt mal nach vorne. Für die Zuschauer ist das sicher angenehm", meint Stenger. Honoriert wird das von den Fans jedoch nicht ausreichend.
Honoriert wird dagegen von der Mannschaft die Arbeit im Umfeld: Die Spieler hatten Vorstandschaft und Helfer zu einem Nikolaus-Essen eingeladen, welches sie aus der "eigenen Tasche" bezahlt haben. Eine nette Geste, die beweist, daß bei den Sportfreunden eigentlich alles im Lot ist. Jetzt muß man nur noch am Ortsrivalen vorbeiziehen . . . jbp
Und abends in die Karaoke-Bar, weil die Stube klein ist Shanghai baut sich ein neues Zentrum und will wieder die modernste Stadt ganz Ostasiens werden Von Karl Grobe (Shanghai)
Zuerst die Eintrittskarte, dann gewöhnen sich die Augen allmählich, sehen nicht mehr nur die TV-Schirme in den Ecken des ziemlich dunklen Raumes, erspähen sogar eine freie Sofa-Nische. Eine amerikanische ausländische Limonade von brauner Farbe bitte, und nun nehmen wir, an den Lichtmangel gewöhnt, auch wahr, daß die junge Dame am Nebentisch leise, aber engagiert die Hongkonger und Taiwaner Weisen mitsingt.
Das Heft, das uns gereicht wird, ist es eine Speisekarte? Nein. Ein Menü der Melodien wird uns gereicht, die wir bestellen dürfen für ein paar Kuai, nicht viel mehr als eine Mark fuffzig. Der Hauptteil ist chinesisch; schade, wir kennen weder Weise noch Text noch Verfasser. Auf den letzten Seiten aber wird es englisch. Strangers in the night - aha, sehr passend und sehr Sinatra. Vor 50 Jahren war hier Ausland
Wir singen nicht. Das junge chinesische Publikum könnte einen durchaus negativen Begriff von der europäischen Musikkultur davontragen. Wir schauen, soweit das Schummerlicht es zuläßt. Die junge Frau am Nebentisch bekommt Besuch von der Kellnerin; zahlt sie jetzt? Mit einem Bon in der Hand geht sie davon. Ein Teststreifen flackert über die Bildschirme, eine Landschaft tut sich auf, Musik der süßlichen auslandschinesischen Art strömt aus den Lautsprechern, Schriftzeichen an den unteren Bildschirmrändern füllen sich mit Farbe in dem Takt, in dem eine weibliche Stimme sie in anhörenswert musikalische Töne umsetzt. Es ist die Stimme der jungen Frau, die gerade am Nebentisch saß.
Dies ist nicht die einzige Karaoke-Bar in Shanghai, nicht die einzige in jenem Teil, der unverkennbar nach dreiundvierzig sozialistischen Jahren noch die architektonischen Züge Frankreichs trägt. Hier war, bis in die vierziger Jahre, für Chinesen Ausland: Französische Konzession, wie es nördlich davon eine Internationale Konzession gab und eine Japanische und, sagen wir es der Vollständigkeit halber, auch eine Chinesenstadt. Mit Karaoke und Toyota, Seiko und Mitsubishi scheint Nippon nun die Achtmillionenstadt zu erobern.
Scheint. Die jungen Menschen kommen nicht, weil sie einer Mode verfallen sind, die "westlich" genannt wird, obwohl sie aus dem ferneren Osten stammt. Sie berappen nicht dreißig Kuai für den Eintritt, fünfzehn für einen alkoholfreien Drink und fünf für einen Auftritt am offenen Mikrofon, weil sie insgeheim gern Japaner wären. Sie kommen, weil sie hier endlich ein bißchen Ruhe finden. Dem statistischen Durchschnitts-Shanghaier stehen (theoretisch) sechs Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Die erstrebte Dreipersonenfamilie hat ein 18-Quadratmeter-Zimmer und sonst vielleicht noch eine gemeinsame Küche mit den Nachbarn. Die Theorie aber schmeichelt. Die real existierende Wohnfläche pro Shanghai-Mensch ist in vielen Quartieren just drei Quadratmeter groß. Daher geht man, um einsam zu sein, singen.
Shanghai, die Weltstadt, ist dennoch das Größte, Beste und und überhaupt Unvergleichliche an China, findet Dong Guangchu. Der proper westlich gekleidete Mann hat die berufliche Aufgabe, ausländische Gäste im Namen der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua in der Stadt am Huangpu zu empfangen. Er ist Lokalpatriot. Er zeigt die Stadt von der vorteilhafteren Seite dem Gast, der nicht gerade in eine Karaoke-Bar entflohen ist, um endlich allein zu sein. Er verschweigt nicht, was arm ist und was schlecht; freilich, daran ist Peking schuld, es hat all die Jahre nur kassiert und kassiert. Was könnte Shanghai sein, wenn zhongyang, die Zentrale, nicht entnommen hätte und wieder entnommen!
Das hat, Deng Xiaoping sei Lob und Preis, nun glücklicherweise ein Ende. Shanghai darf wieder wachsen. Gewiß, ja. Das führende Hotel am Platze, Jinjiang Towers, mißt neuerdings 42 Stockwerke und dreht sich oben im Panorama-Restaurant um die eigene Achse. Irgendwann kommt dann das Wolkenkratzer- Ensemble im Neubaugebiet von Hongqiao ins Blickfeld, an der Straße zum Flughafen. Als wir abends vorbeifuhren, ermaßen wir vor grellen Leuchtreklamen die ganzen Ausmaße nicht.
Wenn die Abgase des Dauer-Staus auf den Straßen den Horizont nicht vernebeln, erkennt man nach Süden hinaus die Entwicklungszone von Minhang. Eine Hochhaus-Brut, die der Frankfurter Adler hochzupäppeln wohl nicht imstande wäre. Gewiß, auch den Fernsehturm betrachtet man von gleich zu gleich, an der Höhe gemessen; doch der ist, sagt der Lokalpatriot, ein alter Hut. Unter die Erde geht Shanghai nämlich auch.
Einerseits die U-Bahn; noch rollen die ersten Wagen erst zur Probe durch den ersten Bauabschnitt, unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Andererseits die Autos; die rollen aber gar nicht sehr. Wir haben uns doch verabredet, drüben das größte Entwicklungsgebiet von Shanghai zu betrachten, Pudong, wo die Stadt so kräftig wachsen soll, wie der Kapitalismus - pardon: die Soziale Markt-Ökonomie - sie eben zu düngen vermag mit Investitionsgießkannen und Zollfreiheitsversprechen. Nehmen wir die Fähre? Wir nehmen den Tunnel.
Das ist leicht gesagt. Der Tunnel beginnt in der Yan'an-Straße. Um hinzukommen, müssen wir aber ein paar Baustellen umfahren (am besten ganz Shanghai, denn ganz Shanghai scheint Baustelle zu sein. Übertreiben Sie nicht, sagt, geschmeichelt, Dong Guangchu). In der Huaihai-Straße, die zur Franzosenzeit Avenue Joffre hieß und der (britischen) Nanking-Straße den Ruf streitig machte, die beste Kaufstraße auf dem Territorium Chinas zu sein, finden wir ein Wegzeichen zur weiteren Orientierung, unübersehbar, in Höhe der ersten Etage eines Glitzer-Geschäftes. Rote Lippen, in der Breite geschätzt: anderthalb Meter plastisch herausschmollender Kußmund. In dem Glitzer-Geschäft darunter werden Kosmetika gehandelt, sehr up-market, für den allergehobensten Bedarf. In der Nähe übrigens ist vor 71 Jahren die Kommunistische Partei Chinas gegründet worden. Es gibt dort ein Museum. Der Wunsch, diese Stätte zu betrachten, macht uns zu Exoten: Muß es gerade dieses beiläufige Detail der Historie sein?
Wir haben Muße zur Betrachtung der Monster-Lippen, der Stau beschafft uns Zeit genug. Der Kraftwagenverkehr ist zu groß geworden; er sollte das Volk auflösen und sich ein kleineres wählen, dann ginge es vielleicht voran. In Pudong drüben, um die sechs Kilometer weiter, stellen wir fest, daß wir uns nur um eine Stunde verspätet haben, obwohl wir nach deutscher und shanghailändischer Gewohnheit sehr pünktlich abgefahren sind. Ein zweiter Mittelpunkt
Pudong, "östlich vom Huangpu", soll ganz bald Shanghais zweiter Mittelpunkt werden; auf die bekannte Stadt zwischen "Bund" und alter Rennbahn, die bald wieder eine sein wird, dürfte man dann unter dem Namen Puxi zu sprechen kommen, "westlich vom Huangpu". Für zwei Millionen Menschen wird da gebaut.
Der britische Architekt Richard Rogers hat eben den Auftrag bekommen, ein kleines Wohnquartierchen für 500 000 Menschen zu planen sowie das Zentrum Lujiazui: Sechzigstöckige Wolkenkratzer rings um einen Park mit einem Halbmesser von siebenhundert Metern; sechs U- Bahn-Stationen; ein Kultur-, Geschäfts- und Verwaltungszentrum ungefähr dort, wo der Tunnel von der Yan'an-Straße in Puxi auf dem Ostufer wieder das Tageslicht erblickt; die Stadtverwaltung hatte sehr genaue Vorstellungen.
Dienstleistungszentrum sollte das sein, war die Vorgabe. Achtzig Prozent der umbauten Fläche: Büros. Rogers hat dem Londoner Guardian jüngst mitgeteilt, daß es höchstens fünfzig Prozent sein dürfen, oder die Neben-City wird als nächtens totes Objekt gebaut werden. Das will das offizielle Shanghai natürlich nicht.
Nein, Leben soll pulsieren in jenem neuen Stadtkern, der jetzt noch von unsagbar verfallenen, unbeschreiblich überbewohnten zweistöckigen Arbeiterhäusern beherrscht ist und von allerlei hafenbezogenen Staatsbetrieben, die sich mit einem Schutzwall aus Schrott und Halbfertigem gegen zudringliche Betrachter abschotten. Nein, das kann so nicht bleiben. Aufgeräumt, blitzsauber, lebendig und sehr hoch wird das, beweist uns Zhang Puxian, von Beruf Dozent, von der Aufgabe Informations- und Verbindungsbeamter des Entwicklungsbüros Pudong, anhand eines zwei Jahre alten Video-Films, der aber von den Zeitläuften auch schon wieder überholt ist: Markt! Markt! Da macht man keine Pläne mehr für die nächste Ewigkeit.
Doch, man macht sie, jetzt aber für die Öffnungspolitik; gaige, die Reform, hat die Weise angestimmt, die Stadt-Verantwortlichen singen sie begeistert mit, als wäre es Karaoke. Ein Freihafen in Lingqiao und Waigaoqiao am tiefen Wasser, wo der Huangpu in den Yangzi mündet, Asiens wasserreichsten Strom. Ein neuer internationaler Flughafen am anderen, südlichen, Ende; heute bauen die Bauern der Dörfer Jiang Zhen und Shi Wan da noch Gemüse an. Industrie das ganze rechte Flußufer entlang: Petrochemie, Schiffbau, Metallurgie, Baumaterialen, vor allem aber High-Tech.
Wo sollen die Arbeitenden wohnen, wenn das eine verdichtete Gewerbezone wird mit Hunderttausenden Arbeitsplätzen? Nun, in der Nähe; die Betriebe können Wohnungen kaufen. Oder bauen. Und wenn sie weiter entfernt leben, gar in Puxi - meiyou wenti, kein Problem, dann läßt man eben Werksbusse fahren. In dem Stau? Nun, wir werden einen zweiten Tunnel haben und eine zweite Brücke und eine dritte und eine vierte. Die erste, flußabwärts, ist hoch genug, um Überseeschiffe durchzulassen, kostet eine geringe Gebühr und ist deshalb fast leer. Der Stau befindet sich auf festem Land an beiden Rampen. Einen Inneren Ring und einen Mittleren wird man bauen, auf daß der Verkehr wieder flüssig werde.
Das wird er nicht. Der große Romancier Mao Dun hat das kapitalistische Shanghai beschrieben, wie es vor sechzig Jahren war; "Shanghai im Zwielicht" ist ein realistischer Roman. Damals war Shanghai, obgleich fremdbeherrscht, Ostasiens modernste und dynamischste Stadt. "Sehen Sie", sagt der Lokalpatriot, "und das werden wir wieder sein". Mao Dun schilderte, wie kapitalistische Ausbeuter, fremde Imperialisten und chinesische Compradoren mit schnellen Autos in einer halben Stunde die Stadt durchquerten. Das mag alles zutreffen. Das mag in Teilen auch wiederkehren, abgesehen von der kolonialen Aufteilung in Konzessions-Stadtteile fremden Rechts. Doch die Zeitangabe für die Autofahrt - sie wird sicher Science fiction bleiben.
OSTEND. Es ist Monika Brendels Debüt-Ausstellung in der Romanfabrik. Im bürgerlichen Beruf Sekretärin, gehört ihre ganze Leidenschaft der Malerei: "Ich verbringe jede freie Minute in den Museen oder male", unterstreicht die 40jährige ihr Faible für visuelle Kunst. Große Meister des Impressionismus wie van Gogh oder Cézanne sind ihre Vorbilder. Besonders der Einfluß von Cézanne, der nach der Erfindung der Fotografie eine neue Verbindung von gegenständlicher und plastischer Wirklichkeit entwickelte, ist in den Aquarellen "Tropische Nacht" oder "Red Stone" zu erkennen.
In der Farbgebung sich immer an die Realität haltend, malte sie Strandmotive südlicherer Breiten, in die sie nach eigener Aussage "ihr meistes Temperament hineingelegt hat". Die Koexistenz von matten Rot- und Blautönen in diesen beiden Werken der Hobbykünstlerin und eine sehr intensive Farbgebung geben den Bildern eine melancholische Note. Ausdruck ihrer Stimmung? - sieht die 40jährige die Malerei auch als Möglichkeit, den "nicht immer einfachen Alltag in ihren Werken zu kompensieren".
Monika Brendel malt neben ihren Aquarellen auch mit Pastell- oder Ölkreide, verwendet Tusche und Feder, oft versehen mit einer Farb- oder Lackschicht. Teilweise sind auch ihre Porträts eine Mischung zweier Techniken, wie das Bild "Äthiopische Feldarbeiterinnen" - ein Aquarell auf Kleister, wobei die Umrisse der Frauengesichter in Pastellkreide gezeichnet sind.
Außer von der Kunst van Goghs und Cézannes ist Monika Brendel auch von den Großen des Expressionismus fasziniert. Vertreter dieser Richtung wie Pechstein oder Heckel verwandten die Farbe nicht zur Beschreibung von Gegenständen oder zur Charakterisierung einer Gesamtstimmung, sondern gaben ihr einen selbständigen Ausdruckswert. So versucht auch Monika Brendel in dem Porträt "Afrikanische Frau" die herkömmliche Modellierung der Form durch die eigenständige Kraft der Farben zu ersetzen. Interessant und voller Ideen ist das Bild "Dünner Mann" - fraglos ein Höhepunkt der Ausstellung. Hinter einem von kaltem Blau bis in warmes Rot übergehenden Farbenschleier verbirgt sich geheimnisvoll ein düster blikkendes Männergesicht.
Die Liebe zur Kunst entdeckte die diplomierte Sozialpädagogin bereits in ihrer Schulzeit. Richtig vertieft in die Malerei hat sich die 40jährige aber erst seit 1987, als sie regelmäßig Zeichenkurse besuchte. Heute kann sie sich ein Leben ohne Kunst nicht mehr vorstellen: "Das Malen gibt mir sehr viel, es bietet einen Ausgleich zu Beruf und Alltag." Die Ausstellung von Brendel in der Romanfabrik ist bis 19. Dezember (ab 19 Uhr) zu sehen. ole
Der Werbung werfen wir häufig vor, daß sie Bedürfnisse weckt, die nicht eingelöst werden können. Der FR ist kürzlich ähnliches passiert. So fühlte sich eine Leserin stark angesprochen von einem Beitrag. In ihm war die Rede von Gerichtsurteilen, die "im Namen des Volkes" gesprochen werden, womöglich sogar im Namen des "Heiligen Geistes". So hätte es zumindest heißen sollen. Zu lesen war allerdings vom "Eiligen Geist".
Gibt's den denn, wollte jetzt die Leserin wissen, und hängte gleich eine Bitte dran. Ob wir ihr nicht Bescheid sagen könnten, wenn er wieder mal bei der FR vorbeischaut. Sie würde ihn gar zu gern mal treffen.
Aber da müssen wir die Leserin enttäuschen. Auch wir werden vom "eiligen Geist" nur gelegentlich gestreift. Mag aber sein, daß besagter eiliger Geist dort weht, wo er hingehört: Beim Oberhaupt der katholischen Christen, das man schon seit Jahren seiner Reiselust wegen den "Eiligen Vater" nennt. Ihre Bastienne
Die nächste Ausgabe der Stadtteil-Rundschau erscheint am Donnerstag, 7. Januar 1993
HÖCHST. In der Küche dampft es aus eimergroßen Töpfen, während draußen Bässe zur Lightshow wummern. Tewolde summt, wiegt den Kopf im Rhythmus der Musik, als er das Schälchen mit heißer Fleischsoße füllt und Fladenbrot dazulegt. Ohne Besteck: "Das wird mit Händen gegessen", erklärt er dem erstaunten Gast und warnt dazu noch: "Vorsicht: scharf!"
Überrascht war der eritreische Junge aber auch selbst: Daß es so scharf sein würde, Herr über Rosinenkuchen, Kartoffelsoßen, Fleisch und Gemüse zu sein - obwohl nebenan die Party tobt - das hatte er nicht erwartet. Aber Tewolde und 20 bis 30 Gleichaltrige aus dem nordafrikanischen Land trafen mit ihrer "One World - One Love"-Party im Jugendzentrum den Geschmack der Besucher. Bei Hip-Hop, Reggae, Soul und Funk live ging so die Post ab, daß es nicht nur die 300 Gäste, sondern auch den Küchenchef mitriß.
Weiß oder schwarz, punkig oder gestylt, mit Zöpfchen oder Lack in den Haaren: Hauptsache gegen "Gewalt und für ein friedliches Zusammenleben in einer Welt" - so das Motto der Party. Die Bands spielten umsonst; der Erlös geht an ein eritreisches Waisenhaus. Spontan entschieden sich die jugendlichen Veranstalter im Laufe des Abends, einen Teil des Geldes an die Hinterbliebenen der Mordopfer von Mölln zu spenden.
Seit Sommer kommen eritreische Teenager aus dem Frankfurter Raum dreimal wöchentlich in die Palleskestraße, um Hausaufgaben zu machen und ihre Heimatsprache Tigrina zu lernen. Träger des Treffs ist die Frankfurter Lehrerkooperative. Sie betreute das Projekt fünf Jahre lang in der Frankfurter Innenstadt. Aber hohe Mieten zwangen jeweils zum Auszug aus den Domizilen, so daß das Juz-Angebot gerade recht kam.
Weiße Wände, lila Fensterrahmen, deutsche Landkarte an der Wand, Globus im Regal und Platz zum Lernen: So sieht einer der beiden neuen Räume aus. "Hier kann man gut was machen", freut sich Carlos Roberto de Hohenstein von der Lehrerkooperative. Dennoch: "Die Stimmung ist ziemlich angespannt", sagt der gebürtige Brasilianer. "Weil es in Deutschland so gegen Ausländer geht."
Seit Monaten können die dunkelhäutigen Jugendlichen täglich neue Erlebnisse schildern. Erminas (17): "Jedesmal, wenn ich in der S-Bahn neben einer Oma sitze, greift sie garantiert ihre Handtasche so fest, daß die Adern heraustreten." Auch Bedrohungen werden immer häufiger, weshalb die Jugendlichen "aus Selbstschutz" nur noch in Gruppen mit der Bahn fahren, sagt die 19jährige Jordanos. Und fürchtet dennoch, "umgebracht zu werden". Angst und Wut machen den jungen Ausländern wüste Beschimpfungen wie "Nigger" oder "rede deutsch!", aber auch häufige "entwürdigende" Polizeikontrollen, "für die es keinen Grund gibt, außer daß wir schwarz sind".
Nur wenige der 1600 jungen Eritreer im Frankfurter Raum leben in vollständigen Familien. "Es gibt so viele Aschenputtelgeschichten", sagt de Hohenstein: Kinder, die von ihren Eltern alleine hierher geschickt wurden, als in ihrem Land noch Krieg tobte. Oft flohen auch Mütter und Kinder, weil die Väter in der Befreiungsbewegung aktiv waren und ihre Familien bedroht wurden. De Hohenstein: "Normale Familien sind nicht normal."
Problematischer wird nun auch das Verhältnis von Eltern und Kindern, seit der Bürgerkrieg vor zwei Jahren beendet wurde. "Eltern wollen wieder zurück, Kinder aber hierbleiben", bringt es Betreuerin Heike Seifert auf den Punkt. "Das Land der Erwachsenen kennen die Kinder nur aus Erzählungen, sie hingegen sind hier aufgewachsen."
Einige Jugendliche haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, andere schwanken, ob sie den Schritt tun sollen. Jüngere wollen ihre Ausbildung beenden und dann weitersehen. Zweifel: "Ob man dort akzeptiert wird, weiß man halt auch nicht. Sicher ist es schwer", sagt Jordanos. Wenige sind so entschlossen wie Ermias, der auf jeden Fall ins Land seiner Eltern gehen möchte - obwohl er es mit vier Jahren verlassen mußte und sich kaum noch erinnern kann. "Ich will studieren und helfen, meine Heimat aufzubauen."
Nicht nur für Ermias ist das ein Grund, regelmäßig zur Hausaufgabenhilfe zu gehen. "Alle wollen vorwärtskommen. Sie fordern uns richtiggehend auf, mit ihnen zu lernen", sagt de Hohenstein. Just in dem Moment kommt ein Junge herein und schlägt dem Betreuer freudestrahlend auf die Hand: "Was sagst du nun: Ich hab' ne Zwei plus in Deutsch."
Solche Fortschritte stecken an, der Treff wird langsam aber sicher angenommen. Herrschte anfangs noch umzugsbedingte Flaute, kommt nun ein Kreis von etwa 50 Mädchen und Jungen ab zwölf Jahren. "Wir überlegen, ob wir einen vierten Betreuer einstellen sollen", sagt Heike Seifert. DIETER SCHWÖBEL
INNENSTADT. Die St. Paulsgemeinde hatte sich für ihren Weihnachtsbasar eine gewagte Adresse ausgesucht: Am Römerberg 9, sozusagen "mitten im Getümmel". Doch für die Damen vom Bastelkreis ist der große Weihnachtsmarkt, der direkt vor der Tür zehntausende Besucher anlockt, keine Konkurrenz. Im Gegenteil: "Unser Basar und der Markt ergänzen sich perfekt", meinte Pfarrerin Angelika Braunberger-Myers.
Die "Stammgäste" der St. Paulsgemeinde nutzten den Standort, um "ihren" Weihnachtsmarkt mit einem Bummel zwischen den Buden zu kombinieren. Und umgekehrt: Wer Erholung von dem lärmenden Gedränge draußen suchte, fand im Gemeindehaus eine Oase der Ruhe. Hier war das Verkaufsgeschehen eher ein "Nebenereignis"; sich zu treffen und bei einer Tasse Kaffee ein Schwätzchen zu halten, stand im Mittelpunkt des Basars. Passend zum heißen Bohnengetränk wartete ein üppiges Kuchenangebot auf die Besucher. Vielen schmeckten die selbstgebackenen Torten so gut, daß sie noch eine zweite Portion verdrückten.
Der Basar in der Innenstadt ist einer der ältesten Frankfurts: Seit 18 Jahren kann man im Saal der Paulsgemeinde "Schnäppchen" machen. Die Stände werden von den Frauen des Bastelkreises bestückt, die das ganze Jahr werkeln: Mützen und "Strickhelme", Handschuhe, Stofftiere, Stickarbeiten, Weihnachtssterne und Kissen, die wie Katzen und Elefanten aussehen - alles Ergebnisse des Bastelkreises.
Hinzu kam ein kleiner Flohmarkt: Da blinkte ein Teeservice aus den 50er Jahren, gleich daneben harrte ein Röhren- Radio eines Abnehmers. Oldie-Liebhaber konnten eine kuriose Sammlung mit Hit- Singles aus Großvaters Zeiten erstehen: Zwischen Roy Black, Connie Froboess und Bill Ramsey lugten alte Aufnahmen von Led Zepplin hervor.
Der Basarerlös wird durch drei geteilt: Das erste Drittel ist für die Einzelfallhilfe der Gemeinde gedacht und soll Obdachlosen in Frankfurt zugute kommen. Ein Drittel geht auf das Spendenkonto der Rumänienhilfe. Mit dem letzten Drittel will man die Partnergemeinde in Goldbeck / Altmark unterstützen. rea
"Ein Wohnmobil?" Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt auf einmal nervös. "Moment, bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme sofort vorbei." Zehn Minuten später bremst ein Auto im knirschenden Kies, und ein aufgeregter Mann springt aus dem Wagen. "Nein, nein, nein", sind seine ersten Worte, während er auf das Haus und die dort wartenden Urlauber losstürmt, "ein Wohnmobil kommt mir nicht auf mein Grundstück." Mit langsamen Schritten umkreist er das bullige Wohnmobil, einer Wildkatze gleich, mit großen Augen sorgfältig jedes Detail des Fahrzeuges studierend. Dann wendet er sich um, langsam und bedächtig, fast zögernd. "Darf ich mal 'reingucken?"
Im Innenraum unseres rollenden Ferienhaues wird aus dem wilden Dänen zusehens ein liebenswerter Zeitgenosse, ein frischgebrühter Kaffee hilft, die Stimmung zu steigern. Er habe unangenehme Erfahrungen mit Wohnmobilisten, erzählt er und berichtet von jenen jungen Leuten, die vor Jahren einmal mit einem uralten klapprigen ausgebauten VW-Bus bei ihm ankamen und - genau wie die Reisenden heute - ihr Wohnmobil auf dem Grundstück neben dem kleinen Ferienhaus aufstellen wollten. Die Freunde der Bully-Fahrer hatten sein kleines Haus am Rande der Feriensiedlung gemietet. "Als die wieder fortfuhren, war das Grundstück total verdreckt und im Haus soviel kaputt, daß ich mir geschworen habe: Ein Wohnmobil kommt mir nicht mehr vors Haus." Er macht eine Ausnahme.
Erst am Abend zuvor und mit vormitternächtlicher Kuschelmusik im Radio hatten wir das Ziel unserer Reise erreicht, nach langem Suchen. "Fahrt über den Damm weiter bis zum roten Haus, 50 Meter vor der alten Räucherei. Dort rechts und dann links bis zur braunen Hütte", stand auf dem Zettel, der kurz vor Weihnachten im Briefkasten lag. Die vage Wegbeschreibung bescherte uns eine unvergeßliche Stunde an Dänemarks Nordseeküste und einigen Blockhaus- Urlaubern unverhofften Besuch: In der stockfinsteren Nacht schien die ganze Siedlung aus braunen Ferienhäusern zu bestehen.
Der nächste Morgen entschädigt für den Ärger: Vorsichtig tastet sich die blasse Wintersonne durch den Frühnebel. Nur selten ist jemand zu sehen: ein paar Kinder, die zum Strand laufen, eine junge Frau mit einer Brötchentüte unter dem Arm, ein älterer Mann, einen Sack Brennholz auf den Schultern. Die Siedlung scheint bis auf wenige Winterurlauber verlassen zu sein - herrlich, genau die richtige Umgebung für ein ruhiges Fest. Die Überraschung folgt gleich nach dem Frühstück beim ersten Blick über die Dünen: Der kilometerlange Sandstrand ist bunt gesprenkelt von bestimmt einigen hundert Spaziergängern und noch mal so vielen herumtobenden Kindern - Weihnachtsflüchtlinge en masse, soweit das Auge reicht.
"Über die Feiertage ist drüben in der Siedlung Hochbetrieb." Erwin Sporer lacht, blinzelt ein wenig mit den Au- gen. Der Vermieter des kleinen Ferienhäuschens lebt in Nørre Nebel, einem kleinen Ort südlich von Ringkøbing Fjords. Ein umgebautes Bauernhaus ist sein Zuhause.
Der Teetopf auf dem Stövchen brodelt, der Geruch von Tannennadeln und Weihnachtsplätzchen liegt in der Luft. Sporer schenkt sich eine weitere Tasse Tee ein und lehnt sich zurück. Der am Morgen noch so besorgte Däne hat sich inzwischen vollends beruhigt, für einen kleinen Kostenbeitrag für Strom und Wasser, so sein nun freundliches Angebot, darf das Wohnmobil für einige Tage auf seinem Grundstück stehen. "Ohne Ihr fahrbares Heim hätten sie auch keine Chance gehabt, hier die Feiertage zu verbringen", sagt Sporer und bestätigt seinen Zuhörern, was Urlauber in den vergangenen Jahren immer wieder berichtet hatten: In den Weihnachtsferien ist Dänemarks Küste ausgebucht, nahezu alle Hütten sind belegt.
Es sind zumeist junge Leute, die in Gruppen zur Jahreswende in den Norden fahren, jede Menge Lebensmittel und Spiele, Bier und Taschenbücher im Gepäck. Aber es kommen auch immer mehr Familien mit kleinen Kindern, die dem Weihnachtsrummel in Deutschland entfliehen möchten. Wer seinen Winterurlaub in einem dänischen Ferienhaus verbringen will, muß allerdings lange vorausplanen: Für die besser ausgestatteten Häuser unterschreiben Dänemark-Profis oftmals schon im Sommer den Mietvertrag - nichts für Spontanplaner.
Der "wilde Däne", einst Lehrer an der örtlichen Mittelschule und nun pensioniert, war einer der ersten, die auf dem schmalen Landstreifen zwischen dem Rinkøbing Fjord und der Nordseeküste ein Ferienhaus errichteten. "Als ich vor dreißig Jahren die Hütte baute, da war sonst nichts dort, nur Natur", berichtet Sporer von den Anfängen. Zufällig, so erzählt er weiter, sei er damals mit einem Bauern ins Gespräch gekommen, der ihm dann das kleine Stück Land nahe der Nordsee verkauft hat. Nach längerem Kampf mit den Behörden bekam der Däne schließlich die Baugenehmigung mit der Auflage, das Haus dürfe vom Weg aus nicht gesehen werden, es müsse in der Natur verschwinden. Sporer seufzt: "Heute verschwindet die Natur zwischen den Häusern."
Beim Anblick der Ferienhauskolonien fällt es in der Tat schwer, sich den Küstenstreifen unberührt vorzustellen: Über eine Strecke von vielen Kilometern stehen die verschiedensten Ferienhäuser nebeneinander, mal weiter voneinander entfernt auf großzügigen Grundstücken, mal dicht an dicht im tristen Einheitsstil. Doch schon hinter Hvide Sande, einer kleinen Stadt mit einem noch kleineren Hafen, sind unberührt scheinende Landstriche zu finden, große Gebiete, in denen nur die Heidepflanzen und das harte Schilfgras das Bild beherrschen. Der idyllische Anblick täuscht: Trampelpfade markieren die Wege der Sommerurlauber, die hier zu Tausenden in den warmen Monaten ihre Ferien verbringen. Die Tiere haben sich inzwischen in ruhigere Gebiete zurückgezogen; selbst jetzt im Winter sind kaum Vögel am Himmel zu sehen, sind keine Tierspuren im Sand zu finden - der Tourismus ist nicht unbemerkt an dieser Region vorübergegangen.
Dänemark ist eine gute Alternative für die Weihnachtsferien. Wer einmal einige Tage während der kalten Jahreszeit an der dänischen Nordseeküste verbracht hat, der spürt die Kraft, die von die- ser Landschaft ausgehen kann: Bizarre Wolkenformationen türmen sich am Himmel, in warmes Licht getaucht von der Sonne, die immer wieder durch die Wolkenlöcher bricht. Der kalte Nordwestwind zerrt am Dünengras, peitscht den Sand in die Luft, vermischt ihn mit der Gischt.
Am Strand herrscht buntes Treiben: Spaziergänger, bis zur Nasenspitze in warme Winterjacken eingepackt, stapfen am Wasser entlang, Kinder mit Gummistiefeln laufen den Wellen hinterher oder spielen mit dem schneeweißen Algenschaum. Hoch oben in der Luft knattern Lenkdrachen. Und dann, am Abend, die ruhigen Momente dieser Jahreszeit: Im warmen Haus spielt leise Musik, das Teewasser kocht auf dem Herd, das Kaminfeuer knistert.
Doch es lockt im Bezirk Rinkøbing nicht nur die Küste: Auch das Hinterland hat seine Reize. Hauptanziehungspunkt - im Rahmen des von den Naturschützern Erlaubten - ist das Vogelschutzgebiet mit seinen großen Sumpfflächen und Schilfwäldern im Süden des Fjords, seit 1928 als wissenschaftliches Reservat ausgeschrieben. Hier ist die Heimat von Möwen, Seeschwalben und Sumpfvögeln, Enten, Gänsen und Schwänen. Jeweils im Frühjahr und im Herbst ist die "Tipperne" zudem Rastplatz für viele Tausende Zugvögel. Damit die nicht nur von den Urlaubern gestreßten Tiere die nötige Ruhe bekommen, ist in diesem Gebiet des Fjords das ganze Jahr über die Jagd, die Fischerei und jeglicher Verkehr verboten. Sowohl in den Sommer- als auch in den Wintermonaten steht allerdings das Reservat Fußgängern für kurze Zeit offen, und zwar jeweils am Sonntag von zehn bis zwölf Uhr. Die gesamte übrige Zeit gehört das Gebiet allein den dort lebenden Tieren.
In den kleinen Orten rings um den Ringkøbing Fjord ist es während der Wintermonate ruhig, viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen, ebenso die wenigen Museen, die im Sommer um die Gunst der Besucher werben. Und doch ist eine Fahrt rund um den Fjord reizvoll. Die knarrenden Postkartenkarussells sind von den Straßen verschwunden, die Sonnenkappen, Strandschaufeln und Gummibälle sind bis zum nächsten Sommer in den Lagerräumen verstaut. Die Menschen, denen der Besucher auf der Straße begegnet, sind hier zu Hause, anders als im Sommer, wo der Urlauber aus Deutschland das Bild in den Ortschaften prägt. Da ist Rinkøbing, eine alte Hansestadt, mit einem alten Stadtkern rund um die historische Kirche, da ist das ehemalige Fischerdörfchen Nymindegab, einst an der alten Nordseeküste am Nyminde-Strom gelegen, da sind die kleinen Orte Velling, Stavning und Lønborg und Nørre Bork mit ihren Kirchenbauten. Wer sich Zeit nimmt, Mensch und Natur zu besuchen, kann hier wunderschöne Tage verbringen.
Schwarze Wolken ziehen über den Sternenhimmel, es ist dunkel. Die Natur hat sich nach den stürmischen Tagen wieder beruhigt, das gestern noch tobende Meer rollt gleichmäßig an den Strand, so als ob nichts geschehen wäre. Für einen kurzen Moment erleuchtet der Mond die nächtliche Dünenlandschaft: blau, unwirklich, verlassen. Allein die hell erleuchteten Rechtecke rund um das Wohnmobil zeugen von den vielen Menschen, die an diesem Ort beisammen sind. Ein Windstoß trägt das weit entfernte Läuten einer Glocke herüber. Eine Tür klappt, ein junges Paar erklimmt die Nachbardüne, Sektgläser in der Hand. Sie lachen, prosten sich zu, trinken, blikken dann schweigend über das Meer. Irgendwo singt ein Kind ein Weihnachtslied, dann ist es wieder ruhig. Es riecht nach Salzwasser. Nieselregen treibt durch die stille Nacht.
MARKUS STROMIEDEL
ÜBERNACHTEN MIT WOHNMOBIL: In Dänemark ist es nicht erlaubt, mit dem Wohnmobil am Straßenrand oder auf einem Rastplatz zu übernachten. Selbst ausgewiesene Parkplätze an der Straße dürfen nur tagsüber benutzt werden. Offiziell heißt es, daß die Übernachtung nur auf einem Campingplatz erlaubt ist. Einschränkend wird jedoch auch von offizieller Stelle aus mitgeteilt, daß nach Absprache mit dem Besitzer die Übernachtung auf einem privaten Grundstück - z. B. auf dem Hof oder der Wiese eines Bauern - erlaubt ist.
Wer auf einen Campingplatz fahren möchte, sollte sich vor der Reise über die Plätze und deren Saisonzeiten (ist der Platz im Winter geöffnet?) sowie die Bestimmungen für Wohnmobilisten in Dänemark informieren. Die dänischen Campingplätze haben sich zu der Organisation "Campingradet" zusammengeschlossen, eine deutschsprachige Broschüre informiert über alles Wissenswerte. Außerdem wird eine als Straßenkarte verwendbare Landkarte angeboten, in der alle Campingplätze eingezeichnet sind.
DIE ENTSORGUNG der Abwasser- und Fäkalientanks von Wohnmobilen ist nur auf Campingplätzen möglich, die Kosten hierfür liegen, wenn man dort übernachtet hat, zwischen null und zehn Mark. Falls man nur zum Entsorgen des Wohnmobils einen Campingplatz ansteuert, muß man in jedem Fall mit einer Gebühr rechnen, die aber nach Informationen des Dänischen Fremdenverkehrsamtes nirgendwo über 10 Mark liegen soll. Eigens für Wohnmobilisten gibt es ein Verzeichnis der Campingplätze mit Entsorgungsstationen. In dem kleinen Faltblatt sind auf einer Übersichtskarte die Campingplätze eingezeichnet, neben den Adressen sind außerdem die Saisonzeiten aufgeführt. Da nur die wenigsten Campingplätze im Winter geöffnet sind, ist es empfehlenswert, das Faltblatt schon bei der Planung der Reiseroute mit einzubeziehen.
MUSEEN UND KONZERTE: Wer kulturell interessiert ist, kann als Anregung für entsprechende Unternehmungen auf einen deutschsprachigen Veranstaltungskalender für Gesamt-Dänemark zurückgreifen, gültig ist das Heft von Oktober bis März. Empfehlenswert ist es, sich vor Ort bei den Fremdenverkehrsbüros über geplante Veranstaltungen zu erkundigen.
AUSKUNFT: Dänisches Fremdenverkehrsamt, Glockengießerwall 2, Postfach 10 13 29, 2000 Hamburg 1, Telefon 040 /32 78 03, Telefax 040 / 33 70 83.
Die Pauschale ist tot, es lebe die "Individualpauschale". Der Gast von morgen will in der Nebensaison nicht mehr geködert werden durch allerlei zusätzliche Leistungen, die eigentlich selbstverständlich sind oder die er gar nicht wünscht. Nicht jedem, der am Ferienziel angelangt ist, gelüstet es sogleich nach einem "Willkommens-Schnapserl", und nicht jeder will unbedingt "gratis ins Hallenbad". Am Ende fühlt sich der Pauschalurlauber gar noch geprellt, wenn er bemerkt, daß der Eintritt zum Heimatabend ohnehin frei ist.
Wenn schon Vergünstigungen, dann solche, die der Urlauber selbst wählen kann. Diese Möglichkeit bieten jetzt zwei oberbayerische Gemeinden, Oberaudorf im Inntal und Wallgau im Werdenfelser Land, mit Hilfe von Punktekarten versuchsweise an. Die sogenannte "Individual-Pauschale" funktioniert so: Der Gast zahlt einen normalen Preis für Übernachtungen mit Frühstück oder für Halbpension, je nach Beherbergungskategorie und Saison zwischen 293 und 583 Mark. Fällt der Aufenthalt in die Zeit vom 9. Januar bis 5. April, dann bekommt er 50 Punkte, während er vom 17. April bis 29. Mai mit 35 Punkten begünstigt wird.
Diese Punkte kann er einzeln und beliebig verwenden. Innerhalb der Winterpauschale "zahlt" er beispielsweise 29 Punkte für einen kompletten Skikurs, neun für eine Tagesskikarte mit Buszubringer, acht für die Wendelsteinbahn und einen für das Hallenbad im Ort. Die Frühjahrspauschale bietet außerdem einen Busausflug, wobei man zwischen sechs verschiedenen Tagesreisen wählen kann.
Zusätzlich können die Punkte bei beiden Pauschalen für einen "Gesundheitstag" mit allerlei Anwendungen, eine Rükkenmassage, eine kosmetische Behandlung oder eine Tennisstunde verwendet werden. Und der Clou: für fünf Punkte bekommt man ein Gäste-Menue in einem der dafür ausgewiesenen Gastronomiebetriebe; in Oberaudorf und Niederaudorf beteiligen sich bisher acht Gasthöfe im Tal und auf den Höhen an diesem gemeinsamen Tisch, der den Gast von der Bindung an eine einzige Küche erlöst und trotzdem die Nebenkosten im Dorf läßt.
Nach diesem System kann jeder Gast seinen Urlaub nach eigenen Wünschen mit Extras bereichern, ohne extra dafür zahlen und ohne einen bestimmten Leistungskatalog abhaken zu müssen. Unermüdliche Skifahrer zum Beispiel können fünf Tage lang alle 22 Sessel- und
AUSKUNFT: Fremdenverkehrsverband München-Oberbayern, Sonnenstraße 10, 8 München 2, Tel. 089 / 59 73 47.
Eine andere Alternative zur herkömmlichen Urlaubspauschale, die nach einer Untersuchung des Touristik-Beraters Hannes Boventer immer weniger genützt wird, hat man sich in Rottach-Egern für die stilleren Wochen des Winters ausgedacht: den "Ferien-Sparschein". Im ganzen Tegernseer Tal bekommt der Übernachtungsgast damit freien Eintritt ins Bauerntheater, Freifahrten an zwei Schleppliften, Ermäßigungen an zwei Seilbahnen, bei einer Skischule, bei einer Pferdeschlittenfahrt, in Sauna, Kegelbahn, Tennishalle und anderen Anlagen. Und seine Farbbilder vom Urlaub kann er für nur 50 Pfennig entwickeln lassen.
SEPP FALLENSTELLER
Die Denkmäler von Florenz verfallen zusehends. Vom Smog schwer angegriffen sind unter anderem die Marmorverzierungen der Basilika Santa Maria Novella, die Uffizien, Palazzo Strozzi und die berühmte Loggia dei Lanzi, deren Restaurierung vor einem Jahr aus Geldmangel abgebrochen wurde. Besorgnis erregt vor allem aber auch der Palazzo Pitti, der nach dem Sturz einiger Steinbrocken von der Fassade - der größte wog knapp 20 Kilogramm - abgesperrt werden mußte. Allein für die Sanierung der Fassade des Palazzo Pitti wären nach Angaben des Superintendenten des Denkmalamtes von Florenz, Domenico Valentino, etwa 100 Milliarden Lire nötig - umgerechnet knapp 115 Millionen Mark. tdt
FRANKFURT-NORDWEST. Der hervorragende Konzertbesuch im ausverkauften Bürgerhaus Nordwest und das ganze Ambiente verrieten die Gründlichkeit, mit der die Benefiz-Veranstaltung der Gruppe Nord im Sängerkreis Frankfurt vorbereitet war. Sieben Chöre sangen Advent- und Weihnachtslieder zugunsten des Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt". Ulrike Ochs, agile Betreuerin der Gruppe Nord, schätzte vorab den Reinerlös für den guten Zweck auf über 5000 Mark. Sie moderierte einfühlsam mit Adventsgedichten und Geschichten. Auch Sängerinnen und Sänger halfen in vorbildlicher Zusammenarbeit mit, Kosten zu sparen. Einige Aktive verzichteten sogar auf einen Sitzplatz. Ulrike Ochs konnte der starken Kartennachfrage wegen ihren Aktiven von 880 Plätzen lediglich 144 freihalten, die man sich im "Rotationsprinzip" teilte.
Die internationale, musikalische vorweihnachtliche Reise begann mit dem Bockenheimer Männerchor 1837 unter Leitung von Erst Voigt. Klingende Kostbarkeiten im Glanze der Lichter eines großen Weihnachtsbaumes boten auch der Gesangverein "Frohsinn" 1840 Heddernheim (Leitung Arno Nyc), die Sängervereinigung 1864 Eschersheim, von Wilhelm Denker dirigiert, der Männerchor "Liederkranz" 1878 Praunheim mit Chorleiter Hans-Erich Debo, der Chor des Turn- und Sportvereins 1878 Ginnheim (Leitung Klaus Assmann), der Winkelmannsche Männerchor 1881 mit Aktiven der Turngemeinde Bornheim (Leitung Ulrich Stoll) sowie der Sängerchor der Bäkker 1909, dirigiert von Max Zimmermann.
Nach "Ich bete an die Macht der Liebe" sangen die rund 250 Sängerinnen und Sänger aller Vereine gemeinsam mit den über 600 Besuchern das Weihnachtslied "O, du fröhliche..." Die Sängerkreisvorsitzende Heidemarie Mathae dankte der Organisatorin Ulrike Ochs für ihr Engagement mit einem Strauß Blumen.
"Ich bin sicher, daß die Gruppe Nord mit ihr einen Schatz gefunden hat", betonte Frau Mathae. Da blieb der Gruppenbetreuerin nur noch, den Dank an alle Aktiven, an ihre Helferschar und an das Publikum weiterzugeben. *dixi
Was ist große Interpretation? Schroffer subjektiver Zugriff oder partiturtreue Objektivität? Die ausgewogene Mischung von beidem? Oder nichts dergleichen? Beim späten Klemperer, der zu Recht als "groß" gilt, sind die Gegensätze nicht mildernd ausgeglichen, sondern ineinander verschränkt: erratisch-monumentale Objektivität als Signum von kantiger dirigentischer Personalität. Celibidache, der den Begriff "Interpretation" für sein Tun verwirft und lieber von "Wiedergabe" spricht, beläßt der jeweils entstehenden Aufführung den Anschein eingrifflosen Geschehenlassens, doch das Medium dafür ist eine ganz mit ihm selbst und seinem Körperausdruck verbundene Langsamkeit (die ein guter Schlüssel ist zu Bruckner, aber nicht zu aller Musik).
Als "groß" empfehlen sich Aufführungstraditionen, alteingeführte Interpretationsarten, gestützt womöglich auf das Wissen von Zeitgenossen der Komponisten, vielleicht auch auf deren irgendwie überlieferte eigene Wiedergabepraxis. Beträchtlicher sind in diesem Feld freilich Eingeschliffenheiten von gewissermaßen anonymer Herkunft, die von Jüngeren fraglos übernommen werden. Große philharmonische Klangkörper sind ein Hort solch "katholischen", das heißt, den Bodensatz vieler (Aufführungs-)Generationen mitschleppenden und zum intimen Profi-Wissen "um" die Musikdarstellung verklärenden Werkglaubens. Auch prominente Dirigenten, etwa Sinopoli oder Levine, wurzeln in solchem Herkommen, machen im Prinzip alles "wie gehabt", nur (technisch) möglichst besser.
Die prestigeträchtige Großsymphonik des 19. Jahrhunderts gehört selbstverständlich zum Kernbestand und hauptsächlichen Exerzierfeld des skizzierten Orchestertraditionalismus. Bei Beethoven gibt es immerhin noch, dank nie verstummender Diskussion um die Berechtigung der vom Autor angegebenen Metronomzahlen, die zweite Interpretationsschiene der stürmisch-aggressiven Ausdeutung à la Toscanini, Leibowitz, Gielen, Norrington. Das Brahms-Bild zerfällt nicht in ähnlich kontroverse Facetten. Die impliziten Gegensätze zeigen sich moderater. Zwischen Georg Soltis klangfarblich-rhetorischer Ausinszenierung und Claudio Abbados etwas geradliniger, schlanker "Natürlichkeit" erscheint das Spektrum der Nuancen schmaler. Furtwänglers subjektivistischer, gewittriger Ansatz, in kleinerer Münze gewiß Teil neuerer Aufführungstradition, ist in seiner personalen Prägung längst "historisch" und der Nachahmung entzogen.
Seit längerem schlagen sich die Brahms-Interpreten offenbar deutlicher mit dem Problem des Geschehenlassens herum. Trotz einiger heroisch-dramatischer Tonfälle sind die Symphonien von Brahms kaum titanische Willensbekundungen; eher werden sie getragen von aufgewühlten, tragischen, melancholischen, verhalten-indifferenten oder verschattet-heiteren, gelegentlich auch triumphalen Stimmungen. Bei Brahms kommt es darauf an, das Triebleben der Klänge, Motivstrukturen, Formen zur Wirkung zu bringen. Demonstrative Effekte, schon ein prononciertes Herausstreichen der Charaktere, wären unangemessen. Brahms ist durchaus ein Künstler des Halbschattens, der Zwischenzonen, des Undefinierbaren. Das mental Unentschiedene, scheu sich Entziehende muß interpretatorisch durch Diskretion vermittelt werden. Die prinzipielle Schwierigkeit zeigt sich besonders anhand des "Rubato". Einerseits wäre bei dem zu metrischen Irritationen und rhythmischen Verwischungen neigenden Brahms nichts falscher als ein stur eingehaltenes Taktmaß. Andererseits verführt die "Rubato"-Diktion zum Kneten, Modellieren und Präparieren der spezifischen Expression, was sich als ebenso schädlich erweisen kann. Ein paradoxer Sachverhalt. Der Idealfall, der den Nerv der Brahmsschen "Intonation" träfe, wären ein Rubato, das sich sozusagen unauffällig halten würde, und eine Takt- und Tempotreue, die dennoch mit dem großen Ausdruck gesättigt wäre. Diese Interpretenhaltung markierte keinen Kompromiß, wäre eher so etwas wie eine Aufladung der jeweils bestimmenden Wiedergabe-Energie durch ihr Gegenteil. Das ist schon weniger paradox, aber schwer zu machen. Celibidache hat ein Gefühl dafür, und Furtwängler hatte es auf eine Weise, die wundersam "weiblich" anmuten mochte, sich aber nicht auf das Ganze zu erstrecken wagte, dafür umso eindringlichere Details schuf.
Am Geschehenlassen orientieren sich die 1990 in der Berliner Christuskirche gemachten Aufnahmen der Symphonien mit Kurt Sanderling, die jetzt, zum 80. Geburtstag des Dirigenten, veröffentlicht wurden. Bemerkenswert ist die unaufdringliche Spielkultur des Berliner Sinfonie-Orchesters. Man setzt sich nicht un-
Sanderling wählt durchweg ruhige Tempi. Den strikt differenten Tempi war Brahms eher abhold; man könnte meinen, daß er sich zu Presto-Bewegungsabläufen nur gezwungenermaßen gelegentlich verstand, um nicht als verschnarchter Ofenbänkler zu gelten. Sanderling ist also bestrebt, die Geschwindheit der (scheinbar) schnellen Sätze zu bremsen. Langsame Sätze werden aber nicht auszelebriert, sondern kommen in mäßiger Ruhe. Bohrender Nachdruck liegt dieser Darstellung fern. Die Reminiszenz der Einleitung in der Coda des Kopfsatzes der 1. Symphonie gerät fast unscheinbar. So gehen viele "große" Brahms-Stellen vorüber. Der dergestalt unforciert vorgetragene Brahms verfällt mitunter dann auch ins Gleichförmige, Gleichgültige. Da wird das Geschehenlassen zu freudlos-fatalistischer symphonischer Abspulung, die Idiosynkrasie vor dem Rubato zu dickhäuterischer Unempfindlichkeit. Die Kraftlinien der Musik entgleiten, und nicht selten stellt sich der Eindruck von Oberflächlichkeit ein. Also gehört auch Sanderling zu denen, die dem "Geheimnis" von Brahms ziemlich nahekommen, ohne es jedoch ganz zu erreichen.
Weit unterhalb des Ranges dieser Neueinspielung ist die (jetzt auf CD vorliegende) Brahms-Aktivität von Rudolf Kempe aus der Mitte der siebziger Jahre anzusiedeln. Die Tondokumente belegen, daß die Münchner Philharmoniker, heute ein exzeptioneller Klangkörper, damals nur mittelmäßiges Niveau hatten. Die Musiker waren offenbar nicht gewohnt, beim Spielen einander zuzuhören. Das Blech fährt munter drein, auch wenn es gar nichts Wichtiges zu sagen hat, und übertönt rücksichtslos Hauptstimmen.
Kempe, der ein gutes Strauss-feeling hatte, war ansonsten kaum ein Perfektionist. Über konventionelle deutsche Kapellmeisterei erhob sich Kempe nur da, wo er schwungvolle Virtuosität, süffigen Orchesterzauber ausspielen konnte. Brahms verfehlt er auf eine eigentümliche, typische Weise. Politur als Substitut von Geistigkeit (Modell Karajan) wird nicht angestrebt, könnte wohl mit diesem Orchester auch nicht sinnfällig gemacht werden. Also rettet sich Kempe in bemühte, beflissene "Gestaltung". Dafür bringt er freilich keine überzeugende geistige Konzeption mit. Er war stets ein guter Metier-Künstler, ein Dirigent der "glücklichen Hand" (im Konzertsaal imponierte er mehr als mittels der Tonkonserve). Was Kempe nun an Ausdrucks-Intensität, an lyrischer Innigkeit und Steigerungstemperament in die Symphonien hineinpackt, erweist sich fast stets als konform mit dem oben beschriebenen Orchestertraditionalismus, mit teils abgeschliffenen, teils geringfügig modifizierten Konventionen. Das stark intendierte, technisch oft unzureichend gelungene Rubato läßt diese Interpretationen, im Verein mit den unbefriedigenden, wie zufällig sich ergebenden Klangproportionen, als altmodisch erscheinen. Brahms bleibt unbegriffen, unerfüllt. Nicht überraschend, daß Kempe mit Abstand am besten da agiert, wo es um eindeutige Klangcharakteristika und orchesterkoloristisch scharf umrissene Abläufe geht: bei den Haydn-Variationen. Diese "Zugabe" gewährt auch Sanderling, der freilich bei der Hornvariation viel dröger bleibt als der furiose Kempe, der sich mit legitimer Naivität der beweglichen Hörnerbravour erfreut.
Aus dem Jahre 1983 stammen Liedwiedergaben mit dem Bassisten Kurt Moll, die jetzt auf CD übernommen wurden. Im Mittelpunkt stehen die "Vier ernsten Gesänge", ein bewegendes Zeugnis der Brahmsschen Religiosität, die sich in diesem Alterswerk mit gleicher Wahrhaftigkeit zu bitterem Agnostizismus (mit dem Prediger Salomo in "Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh") und zu tröstlicher Transzendenz ("Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete" nach dem 1. Korintherbrief des Paulus) bekennt. Moll trifft hier den Ton einer objektivierten, ohne Pose an prophetische Größe reichenden Botschaft recht gut. Stimmliche "Drücker" sind auch bei den meisten anderen Brahmsliedern kaum förderlich, und Moll ist so klug, sie durchweg zu vermeiden, abgesehen von einigen Details in "Versunken" und "Verrat" (bei letzterem verführt der balladeske Inhalt leicht zu etwas opernhaftem Chargieren). Bei Moll wehrt die Wärme des Timbres erfolgreich die Gefahr einer allzu unpersönlichen Rezitation ab. Diskretion ist gewährleistet, sich einmischendes Kommentieren einer "Sängerpersönlichkeit" mit Recht als unnötig erachtet. Die Hintergründigkeit der Charaktere entfaltet sich vor allem aus den musikalisch-textlichen Strukturen selbst. Die Interpretationsproblematik bei Brahms ist für den Vokalisten also nicht minder flagrant als für den Dirigenten oder Kammermusiker. Moll und sein Klavierpartner Cord Garben zeigen durchweg ein gutes Brahms-Profil.
Nicht ganz so idiomatisch mutet die Wiedergabe des Horntrios (op. 40) mit den französischen Interpreten André Cazalet, Guy Comentale und Cyril Huvé an. Die Interpretation changiert zwischen schwärmerischen und feurigen Intonationen, die das Zögerliche, Verschattete ein wenig in den Hintergrund treten lassen. Die CD aus Paris bekommt ihre besondere Attraktivität durch das hinzugefügte Horntrio von György Ligeti, eine ebenso leichthändige wie intrikate Arbeit, die sich deutlich auf das Brahmssche Vorbild bezieht, sich aber auch umso eigenwilliger von ihm absetzt. Ligeti transformiert die Brahmssche Vieldeutigkeit in eine faszinierend vexierspielhafte moderne Doppelbödigkeit. Tradition wirkt weiter und wird zugleich negiert.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Eine günstiger gelegene Ampelanlage will der Ortsbeirat 5 am Buchrainplatz einrichten lassen. Mit einer einstimmig verabschiedeten CDU-Anfrage an den Magistrat wollen die Stadtteilpolitiker prüfen lassen, ob es möglich ist, eine Signalanlage direkt an der Wehrstraße einzurichten. Viele Bürger würden den Oberräder Markt, die Sparkassenfiliale und den Getränkeladen aufsuchen, die jetzige Ampelanlage 50 Meter weiter Richtung Sachsenhausen würde ihnen unnötige Wege zumuten, begründete die CDU ihren Antrag. kan
NIEDERRAD. Mehr Park-and-ride- Plätze im Süden Frankfurts könnten nach Ansicht des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) den Verkehr im Stadtteil vermindern. Das Stadtteilgremium will jetzt auf Antrag der SPD wissen, mit welchen Gemeinden im südlichen Umland der Planungsdezernent Martin Wentz in Verhandlungen über die Einrichtung von Pendlerparkplätzen steht. Weiterhin soll der Magistrat prüfen, ob die vorhandenen Parkplätze am Stadion mit einem Pendelbus an die Bürostadt Niederrad angeschlossen werden könnten.
Das weitere Wachstum der Bürostadt belaste die Wohngebiete des Stadtteils in unzumutbarer Weise, allein durch den Ausbau des Autobahnanschlusses Niederrad sei das Problem nicht in den Griff zu bekommen, begründeten die Sozialdemokraten ihren Antrag. Daher müßten gerade im Süden Frankfurts neue Parkmöglichkeiten eingerichtet werden. kan
OBERRAD. Den Aufstellungsbeschluß für die Erhaltungssatzung für den Stadtteil nahm der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zur Kenntnis. Mit Erhaltungssatzungen für insgesamt 32 Ortskerne beabsichtigt die Stadt, die städtebauliche Eigenart der gewachsenen Wohnviertel auch in Zeiten einer "dynamischen Bautätigkeit" zu erhalten (die Stadtteil-Rundschau berichtete).
Die Erhaltungssatzung für Oberrad soll das Gebiet beiderseits der Offenbacher Landstraße zwischen der Einmündung der Wiener Straße im Osten bis zur Speckgasse beziehungsweise zum Wildgäßchen im Westen umfassen. Auch das kurze Straßenstück des Speckgäßchens wird unter den Schutz der neuen Satzung gestellt. Der Buchrainplatz ist nur in seinem südlichen Teil in die Erhaltungssatzung aufgenommen worden, denn im nördlichen Teil steht im Zuge des Ausbaus der Wehrstraße eine rege Bautätigkeit bevor.
Die Erhaltungssatzung nach Paragraph 173 des Baugesetzbuches stellt ein wesentliches Eingriffsinstrument der Stadt in den Bodenmarkt dar: In den geschützten Gebieten unterliegt der Abriß und der Neubau von Gebäuden einer besonderen Genehmigungspflicht. Dabei werden nicht nur wohnungsrechtliche oder denkmalschützerische Maßstäbe angelegt, sondern die Genehmigung kann auch aus städtebaulichen Gründen versagt werden, wenn das Bauwerk "allein oder im Zusammenhang mit anderen baulichen Anlagen das Ortsbild, die Stadtgestalt oder das Landschaftsbild prägt."
Da die städtebauliche Ortsbildanalyse für Oberrad noch nicht abgeschlossen ist, wurde auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse ein Aufstellungsbeschluß gefaßt, der die Möglichkeit bietet, ab sofort die Zurückstellung von Vorhaben zu verlangen, die den Erhaltungszielen widersprechen. Allerdings muß sich der Magistrat nun sputen: Die Zurückstellung von Baugesuchen ist maximal für eine Dauer von zwölf Monaten zulässig: Liegt eine ausgearbeitete Erhaltungssatzung dann nicht vor, kann gebaut werden. kan
GALLUS. "Wir sind froh, 45 Jahre Frieden zu haben. Doch in der ganzen Welt sieht es jetzt böse aus, vor allem in Jugoslawien herrscht ja der reinste Völkermord." Anläßlich einer Weihnachtsfeier sind das wenig feierliche Worte. Dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Gallus des "Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands" (VdK), Karl-Heinz Baumann, erschienen sie jedoch angebracht.
Denn die Mitglieder des VdK sind wie kaum eine andere Gemeinschaft vom Krieg gezeichnet worden. Das zeigen die Verwundungen, die viele der "Kameraden", wie sie sich untereinander nennen, erlitten haben.
Doch es ging nicht nur ernst zu bei der Feier im Haus der Tierfreunde. Der Akkordeonspieler Rupert Lang trug Weihnachtslieder vor und bei Kaffee und Kuchen hatten die 70 meist älteren Menschen ihre Freude daran, mal wieder zusammenzusitzen und Erinnerungen auszutauschen.
Da fiel es schon auf, wenn sich auch Jüngere unter die Gäste mischten. Jung - das heißt ab 55 Jahren. Mitglieder, die noch im Zweiten Weltkrieg waren, gibt es zunehmend weniger. Der Verband hat deshalb Schwierigkeiten, sich über seine Beiträge zu finanzieren. "Wir versuchen, den ganzen Verein zu verjüngen", sagte Peter Schultz, stellvertretender Vorsitzender. Längst sind auch Behinderte, Unfallopfer oder Krebskranke in die Reihen aufgenommen. "Wir gehen sogar in Krankenhäuser, um für den VdK zu werben."
Der Verband muß mit seinem Geld sparsam umgehen. Doch offensichtlich leidet darunter nicht die Bereitschaft, umfangreiche Betreuungsarbeit zu leisten. "Wir kümmern uns darum, wenn jemand mit der Versorgung Schwierigkeiten hat. Wir haben auch Rechtsanwälte im Kreisverband, die bis zum Bundessozialgericht gehen, wenn jemand nicht das bekommt, was ihm zusteht. So etwas kostet das Mitglied dann keinen Pfennig." Aber auch kleineren Aufgaben stellt sich der VdK. "Wenn jemand nicht mehr laufen kann, dann gehen wir für ihn schon mal einkaufen."
Ebenso gehört die Pflege von Auslandsaufenthalten zur Arbeit des im Gallus 300 Mitglieder starken Verbandes. "Wir fahren jedes Jahr woanders hin", berichtete Schultz. "Jetzt im Sommer waren wir in England. Pro Person hat das für acht Tage mit allem Drum und Dran nur 500 Mark gekostet." Das mache für eine Frau mit einer Rente von 400 bis 600 Mark, die "auch mal Spaß haben" und rauskommen wolle, schon etwas aus.
Aber nicht nur im Ausland, auch daheim gibt es für die Mitglieder des VdK Freude und Abwechslung. Auch wenn es "nur" Mundartgedichte und Musik bei einer Weihnachtsfeier am Nachmittag sind. eid
An drei Tagen während der Hochsaison war letzten Winter in Lech und Zürs "alles dicht": Sobald die Liftkassen den 14 000. Skipaß verkauft hatten, stellten Gendarmen an Zufahrtsstraßen zu den Nobelorten am Arlberg Verbotsschilder auf. Nur anreisende Urlauber mit Buchungsbestätigung ihrer Unterkünfte durften passieren. Inzwischen hat die Vorarlberger Landesregierung beschlossen, auch diesen Winter wieder für die beiden Orte die Zahl der auswärtigen Besucher zu begrenzen.
Vorarlberg hat sich mit dem Kontingentieren für ein Modell entschieden, das einer Masseninvasion nicht wie bisher üblich durch erhöhte Preise entgegenwirkt. So nimmt die Regierung im "Ländle" in Kauf, daß das Besucherlimit mögliche Mehreinnahmen verhindert. Landesstatthalter Dr. Herbert Sausgruber: "Zur Qualitätsverbesserung müssen von den touristischen Anbietern auch Einnahmeminderungen hingenommen werden."
Diese Anbieter freilich stehen keineswegs geschlossen hinter dem Besucher- Aussperren: Nach dem Probelauf im Winter 91/92 sprachen sich 21 Bergbahnbetriebe für, aber 26 gegen das Festlegen von Obergrenzen aus. Noch schlechter schnitt das Kontingentieren durch Wegfall von Parkplätzen ab: Hier waren sogar nur acht Gesellschaften für, aber 22 gegen diese Form des Limitierens. Andererseits hebt Sausgruber hervor: "Die Kapazitätsbegrenzung hatte spürbare Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Gäste."
Vorarlberg sieht im Begrenzen aber nur eine mehrerer möglicher Initiativen, an Hauptansturmtagen den Aufenthalt in den Skizentren für Urlauber, Einheimische und Besucher angenehmer zu machen. Damit mehr Wochenendskifahrer mit Bahn oder Bus anreisen, gilt für sie eine "Skikarten-Garantie": Auch wenn der Ort dichtgemacht hat, erhalten sie noch ihren Pistenpaß. Daß die Tickets für Bahn-/Busfahrer auch noch um zehn Prozent billiger sind, gilt nur als zusätzliches Zuckerl, nicht als der eigentliche Anreiz zum Umsteigen.
Bereits letzten Winter hatten im Montafon Valisera und Gaschurn 600 Parkplätze geschlossen. Falschparker wurden abgeschleppt. Elektronische Anzeigetafeln werden diesmal Anreisenden bereits an der Autobahn beim Pfändertunnel, vor dem Ambergtunnel und vor Bludenz signalisieren, welche Abstellplätze voll sind. Immerhin ist schon in Lindau für deutsche Weekend-Skifans Umsteigen möglich: Von hier aus lassen sich alle Montafoner Bahn- und Buslinien mit einer einzigen, preisgünstigen Karte benutzen: Familien zahlen dafür unabhängig von der Zahl der Kinder umgerechnet nur 21,60 Mark.
Viele Skifahrer indessen bestehen auf dem Auto, weil sie damit bequem die klobigen Stiefel und die Ausrüstung zu den Talstationen der Bergbahnen schaffen können. Nun sollen 1500 neu installierte Ski- und Schuhdepots zum einen das Transportproblem lösen, zum anderen die Brettlfans zum baldigen Wiederkommen animieren. Wer am Wochenende übernachtet, kann bei immer mehr Unterkünften die Ski bis zum nächsten Besuch einstellen - gratis. Inzwischen haben aber auch Ferienorte in Tirol und im Salzburger Land mit Aktionen gegen das Wochenendchaos begonnen. In Scheffau im Skigebiet Kaisertal zum Beispiel erhalten Ortsurlauber sogenannte VIP-Skipässe, die sie zum Vortritt vor Tagesgästen berechtigen. Dagegen scheiterte die Absicht der Gletscherbahnen von Kaprun, Urlauber der näheren Umgebung zu bevorzugen, an einem österreichischen Gesetz, das die Benachteiligung von Fahrgästen verbietet.
Der Schweizer Skiort Samnaun reserviert die Gondeln der Bahn auf den Alp- Trida-Sattel jeweils bis 9.30 Uhr Gästen aus dem Tal. Madonna di Campiglio in der Provinz Trient, das an den Wochenenden immer wieder im "stehenden Verkehr" erstickt, will diesen Winter, wie schon während der Saison 91/92, einfach die Durchfahrtsstraße sperren, wenn alle Parkplätze belegt sind. Langfristig ist eine Tunnelumfahrung vorgesehen. ARMIN GANSER
Es gibt bei uns im Osten immer noch eine Umweltbewegung. Ich glaube, daß das nicht alle wissen - im Westen und im Osten.
Es gibt das ökologische Netzwerk "Grüne Liga", das im Winter 1989/90 gegründet wurde, es gibt Umweltzentren, Grüne Häuser, Umweltinstitute, Vereine, Biohöfe, Bio- und Eine-Welt-Läden, Versuche mit car-sharing und natürlich örtliche Initiativen in großer Zahl - gegen Atom- Ambitionen in Greifswald, Ansprüche der Bundeswehr auf Truppenübungsplätze, die Vernichtung von Alleebäumen, Autobahnbaupläne, Elbekanalisierung, Müllfluten, Golfplätze und und und. Vieles davon ist freilich noch "in Gründung" - das kann ja auch nicht anders sein.
Aber es gibt auch Kontinuitäten. Etwa durch die kirchliche Umweltarbeit, deren Gruppen seit etwa zehn Jahren existieren sowie durch das Kirchliche Forschungsheim Wittenberg, die ökologische Bildungs- und Beratungsstelle der evangelischen Kirchen. Viele der kirchlichen Gruppenmitglieder gründeten 1989/90 neue (außer-kirchliche) Initiativen, so daß auch bei Neugründungen die Umweltbewegung nicht bei Null beginnen mußte. Die kirchliche Umweltbewegung existiert freilich auch als kirchliche fort. Deren Anfänge vor Jahren waren sehr klein - und das ist auch heute nicht viel anders. So ist einzig die Sächsische Landeskirche mit einem hauptamtlichen Umweltbeauftragten ausgestattet. Aber es wächst doch in Kirche und Gesellschaft etwas - und ist auf jeden Fall der Rede wert.
Neben östlichen Eigengründungen gibt es hier inzwischen auch Gruppen etablierter westdeutscher Verbände wie BUND und Naturschutzbund. Erwähnenswert sind auch das Fernseh-Umweltmagazin OZON des Ostdeutschen Rundfunks, das Öko-Journal des Deutschlandsenders Kultur sowie die Zweimonatsschrift ökostroika, die allerdings vor kurzem eingegangen ist. Sie sind "Kinder der Wende" und verstehen sich ausdrücklich als Sprachrohre für die Umweltbewegung.
Weitgehend aufgelöst hat sich allerdings die alte DDR-Kulturbund-Gesellschaft für Natur und Umwelt. Die meisten ihrer ehemals etwa 50 000 Mitglieder hängen jetzt organisatorisch in der Luft.
Was aber bewegt die Ost-Umweltbewegung? Sechs Antworten dazu:
I. Die sich neu bildenden Gruppierungen haben natürlich keinen organisch gewachsenen und eingespielten Mitgliederbestand. Kaum eines der Mitglieder ist in Leitungs- und Verwaltungsdingen geübt. Und einige, die sich inzwischen halbwegs darin eingearbeitet hatten, haben die Gruppen schon wieder verlassen. Außerdem ist die Mitgliederschaft recht unterschiedlich strukturiert. Neben erfahrenen Leuten aus der kirchlichen Umweltarbeit gibt es viele für die das "grüne" Thema einigermaßen neu ist - auch ehemalige SED-Mitglieder - Grund für "spannende" Situationen bei Diskussionen und auch im Umgang miteinander. Schwer fällt oft die Demokratie - nicht nur, weil man sie in der DDR nicht üben konnte, sondern auch, weil besonders engagierte Leute leicht unwillig ob umständlicher Meinungsbildungsprozesse werden.
Es geht in den Verbänden, Vereinen und Gruppen also durchaus quirlig und chaotisch zu. Ein "stabiler Faktor" wie inzwischen die westdeutsche Umweltbewegung ist die ostdeutsche jedenfalls nicht. Nichts versteht sich in ihr schon von selbst. Auch ist noch nicht ausgemacht, welche Rollenverteilung es zwischen den verschiedenen Verbänden und Gruppierungen geben wird. Vielleicht sind manche auch nur Eintagsfliegen. Selbst die Grüne Liga? Keiner weiß das genau.
II. Die rasante und chaotische Entwicklung in Ostdeutschland stellt die Umweltgruppen und -einrichtungen vor große Herausforderungen. Sie sind zwar noch in der Gründungs- und Startphase, wo vorrangig das Selbstverständnis bestimmt - und der Telefonanschluß erkämpft und das Zuschuß-Beantragen gelernt - werden muß, und sie sind aus der Vergangenheit bestenfalls gewohnt, mit kleinen kirchlichen Baumpflanzaktionen an die Öffentlichkeit und mit einigermaßen zahmen Eingaben an den "Staatsapparat" heranzutreten. Dennoch müssen sie jetzt, da sie einer kapitalistischen Marktwirtschaft, einem völlig neuen Gesetzesdschungel und einer neu sich etablierenden Überbürokratie gegenübertreten, gleichzeitig gute Formen der Bildungsarbeit, der Lobbyarbeit und der Öffentlichkeitsarbeit lernen. Zugleich sollen sie die nächste "Öko-Chance" und den nächsten Umweltskandal vorwegahnen, denn beides kommt bestimmt.
III. Die Entscheidungen, die die Umweltbewegung heute beeinflussen kann und möchte, sind nicht nur zahlreich und kommen nicht nur rasch, sie stellen meist wichtige, später nicht mehr rückholbare Weichenstellungen von einmaliger Größenanordnung, dar: Energieversorgungskonzeptionen, Abfallbeseitigungskonzepte, Eisenbahnstillegungen, Elbekanalisierung, Nationalparkprogramm . . . Und das alles auf einmal! Gewinnen sie jetzt, haben sie mehr geschafft als die westdeutsche Umweltbewegung in Jahrzehnten. Eine der Gefahren in dieser Lage ist die Verzettelung: Alles ist sehr wichtig, überall müßte man . . . Aber die Kräfte reichen nicht, und so ist man versucht, statt drei Sachen gut zu machen, in zehn Projekten herumzupfuschen.
IV. In den Geschäftsstellen der neuen Initiativen und Vereine arbeiten oft Kräfte aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Gut, wenn das möglich ist. Aber es gibt auch Probleme. Vor allem: Was wird, wenn die ABM-Zeit abgelaufen ist? Die Unsicherheit für den einzelnen ist groß und wirkt sich auf die Arbeit erheblich aus: Bei einer Sache, die demnächst zu Ende sein kann, ist man natürlich nicht mit dem langen Atem, mit der Konzentration dabei, die notwendig wären. Gerade zum Ende dieses Jahres gibt es Auflösungserscheinungen: Viele ABM-Stellen werden nicht weitergeführt werden.
V. Die Meinung, die Ostdeutschen wären ohne Umwelt-Bewußtsein in die deutsche Vereinigung gekommen, ist falsch. Vielmehr raubt jetzt die Art und Weise der Vereinigung dem Umweltbewußtsein die Chance, in die Praxis übertragen zu werden. Nachdem "grüne" Themen in der DDR im ersten Halbjahr 1990 noch vorderste Plätze eingenommen hatten, sinkt die Akzeptanz ökologischer Forderungen jetzt erheblich. Denn es gibt zunehmend mehr Hemden, die einem näher sind als der (ökologische) Rock. Mancher gibt sich der Illusion hin, man könne später, wenn die "blühenden Landschaften" gekommen sind, Umweltthemen wieder Priorität geben - als ob es jemals eine Zukunft blühender Landschaften geben könne, wenn man diese in der Gegenwart vernachlässigt.
Mangelnde Akzeptanz in der Gesellschaft kann auf beiden Seiten leicht in Aggressivität umschlagen. Wer heute einen Braunkohlentagebau oder eine Autobahntrasse aus ökologischen Gründen in Frage stellt, kann mit heftigen Reaktionen von potientiell arbeitslosen Bergarbeitern oder von Stau-genervten frischen "Westauto"-Besitzern rechnen. Und die Bergbaufirmen und die Landschaftszerschneider können leichter als vor zwei Jahren Investitionen gegen ökologische Bedenken mit dem Hinweis auf Volkes Stimme und den "gesunden Menschenverstand" durchdrücken. Das ist im Westen nicht viel anders, steht aber im Osten mit ganz anderer Brutalität auf der Tagesordnung.
VI. Aus allen ökologischen Gruppierungen hört man von sehr kleinen Mitgliederzahlen. In mehreren Fällen heißt es, die Arbeit der Gruppe ruhe gegenwärtig. Gerade auch Menschen, die "an sich" ein Thema für sehr wichtig halten, können sich dann doch nicht aufraffen, es auch zu bearbeiten. Eine spezielle Erscheinung ist die Unzuverlässigkeit etwa bei Tagungsteilnahmen: Man bestätigt noch am Donnerstag sein Kommen, erscheint aber am Freitag nicht. Obwohl dergleichen aus der östlichen Chaossituation heraus gut zu verstehen ist, ist es enttäuschend und zermürbend für das Häuflein der Initiatoren, der "Durchhalter" und Veranstalter. Es ist aber auch gefährlich für die Umwelt, denn die weitreichenden Entscheidungen, die jetzt erstritten werden müssen, können nicht von einigen wenigen - völlig überlasteten - Einzelkämpfern herbeigeführt werden. Oft steht ja eine Handvoll Leute vor der Aufgabe, als Naturschutzverband nach Artikel 29 des Bundesnaturschutzgesetzes (als Träger öffentlicher Belange) bei Umweltverträglichkeitsprüfungen mitzuwirken, ohne doch genügend Kompetenz und Konzentration dafür aufbringen zu können . . .
Während im Westen Deutschlands die Umweltbewegung gegenwärtig auf recht hohem Niveau stagniert und Anlaß zu Melancholie oder (im besseren Fall) zu neuen Standortbestimmungen hat, passiert im Osten etwas ganz anderes: Wechselbäder im Eiltempo, Erfolge, Vergeblichkeiten, neue Anforderungen, Personalfluktuation, Irrtümer, große Pläne, Nackenschläge, lohnende Projekte . . . Es gibt genug Gründe, die Flügel müde hängenzulassen; dies gelingt einem aber einfach nicht, weil stets schon wieder etwas wirklich wichtiges Neues ins Haus steht, bevor man Zeit zum Resignieren hatte. Und dieses Neue muß kein Skandal sein, es kann auch die gelungene Ausstellungseröffnung, die bewilligte Finanzspritze, die pünktlich gedruckte Infobroschüre sein.
Man möchte manchmal fliehen, die Dinge einfach hinschmeißen, sich tot stellen. Das liegt sehr nahe. Um so größer das Wunder des Weiterarbeitens und die Freude darüber, daß das tausendfach geschieht. Das versteht sich wirklich nicht von selbst.
Reisebaukasten für Preisbewußte nennt Selfmade tours, eine Tochter des Reiseveranstalters airtours, einen 150 Seiten umfassenden Katalog für Individualreisende, bei dessen Gestaltung völlig auf die üblichen Farbfotos und das verbale Drumherum verzichtet wurde. Dafür enthält das Programm weltweite Linienflüge mit internationalen Airlines, Hotels, Appartements und Pensionen in allen Kontinenten, Rundreisen, Mietwagen und Familienangebote. Das Baustein- Sortiment wurde laut Katalog "für den selbständigen, sprachgewandten und reiseerfahrenden Gast" entwickelt; so werden beispielsweise keine Transfers angeboten. FR
Barfuß durch die Natur, und zwar zu jeder Jahreszeit: Durch sommerlichen Morgentau oder frischgefallenen Schnee - das soll Wunder wirken, meinte jedenfalls der Sobernheimer "Lehmpastor" Emanuel Felke, das pfälzische Pedant zum Allgäuer Sebastian Kneipp. Ganz im Sinne der beiden Gottesmänner, "mal von den Socken" zu sein, hat nun das Kur- und Verkehrsamt von Sobernheim eine Rarität eingeweiht: Deutschlands einzigen Barfußpfad. Dieser 3,5 Kilometer lange Trimm-Pfad für die Füße verhilft sozusagen zu einer Fußreflexzonen-Massage im Vorübergehen. Und gratis dazu. Wie das funktioniert? Der Rundweg, der zweimal über die Nahe führt, wurde mit verschiedenen, reizfördernden Materialien belegt, die den Organismus über die Fußsohlen sanft stimulieren: Sand, Steine, Kies, Lehm, Gras und Rindenstückchen. Bequeme Zeitgenossen können am Ausgangspunkt des Pfades, dem Freizeitpark Sobernheim, ihr Schuhzeug in einem Schließfach deponieren. Informationen: Kur- und Verkehrsamt, Bahnhofstraße 6, 6553 Sobernheim, Telefon 0 67 51 / 8 12 41.
Eine Expedition durch die Taklamkan- Wüste, die legendäre "Wüste ohne Wiederkehr", ist der Höhepunkt einer 30tägigen Tour durch Pakistan und China, die zu Lande und in der Luft von Islamabad bis Peking führt. Zur Einstimmung für die rund 500 km lange Wüstentour geht es von Islamabad zunächst per Bus über den Karakorum-Highway durch den Hindukusch und das Karakorum-Gebirge, dann durch das Industal bis Hunza und via den 5000 m hohen Khunjerab-Paß zur chinesischen Grenze. Hier steigt die Gruppe, die maximal 15 Teilnehmer umfaßt, in Jeeps um und fährt weiter nach Kashgar und Hetian (Khotan), Ausgangspunkt für den Wüstentrip, der fünf Tage dauert und in Aksu endet. Preis: 9980 Mark. Veranstalter ist der Wüstenspezialist Ulf G. Stuberger, 26, St. Leon, F-57870 Walscheid, Telefon 00 33 / 87 / 25 59 39. Im Katalog 1993 finden Wüsten-Freaks umfangreiche Touren-Angebote in weitere legendäre Wüsten, beispielsweise in die chinesische Gobi und die australische Simpson Desert. FR
Indien für Einsteiger lautet das Motto einer zehntägigen Rundreise durch den Subkontinent, die ab/bis Frankfurt a. M. schon für 2155 Mark zu haben ist. Stationen der Schnuppertour sind Delhi, Jaipur und Agra. Im Preis enthalten sind außer dem Flug auch die Übernachtungen in First-Class-Hotels inklusive Frühstück. Aufgelegt wurde das Programm von GeBeCo-Reisen, Holzkoppelweg 19a, 2300 Kiel 1, Telefon 04 31 / 54 65 70. Für das Winterhalbjahr 1992/93 präsentiert der Veranstalter u. a. auch einen Neuseeland- Katalog, dessen Schwerpunkt neben kompletten Rundreisen vor allem auf frei kombinierbaren Bausteinen für Individualtraveller liegt. Außerdem vermittel GeBeCo auch Mietwagen und Wohnmobile, Hotelpässe sowie Aufenthalte auf den Fidschi-Inseln, Tonga und Tahiti.
Ski-Urlaub in den Karpaten, Kuraufenthalte und Städtreisen offeriert der neue Rumänien-Spezialist Carpati Reisen International, Herzogstraße 68, 4000 Düsseldorf 1, Telefon 02 11 / 37 10 47. Das im Frühsommer 1992 mit rumänischem Kapital gegründete Unternehmen ist eine Tochter der ältesten rumänischen Reisegesellschaft O.N.T. Carpati S.A. Bucuresti (Gründungsjahr 1936). Neben dem klassischen Rumänien-Angebot stellt der Veranstalter auf Wunsch auch individuelle Programme zusammen. Der günstige Wech- selkurs der Mark schlägt sich in den Preisen für Pauschalreisen nieder: zwei Wochen Ski-Urlaub in den Karpaten sind inklusive Flug und Übernachtung/Frühstück schon ab 749 Mark zu haben. FR
Finnisch-Lappland für "Ladies only" nennt sich ein neues Programm, das eigens für Frauen aufgelegt wurde. Höhepunkte der Abenteuerreise ins Land der Samen sind eine zweitägige Motorschlitten-Safari mit Übernachtung im beheizbaren Zelt und der Besuch einer Rentierfarm. Der Trip zum Polarkreis führt via Helsinki nach Rovaniemi, der Hauptstadt Finnisch-Lapplands, und dauert insgesamt sechs Tage. Preis mit Flug ab/bis Berlin-Rovaniemi, zwei Übernachtungen im Ferienhaus, einer Nacht im Zelt und zwei Nächten im Hotel plus Vollpension, Sauna und Programm ab 2170 Mark. Veranstalter: Finnreise Spezial, Sächsische Straße 38, 1000 Berlin 31, Tel. 030 /8 61 00 78. Winter-Urlaubsangebote für ganz Finnland enthält auch die neue Broschüre der Finnischen Zentrale für Fremdenverkehr, Darmstädter Landstraße 180, 6000 Frankfurt a. M. 70, Tel. 069 / 9 61 23 60. Auf insgesamt 66 Seiten werden die schön- sten Schneeziele präsentiert sowie diverse Unterkünfte und Programme für Individual- und Paschalreisen vorgestellt. FR
Reisen für Herzkranke mit ärztlicher Betreuung rund um die Uhr, sei es auf Teneriffa, Mallorca, Zypern oder in der Toskana auf einem Kreuzfahrtschiff in der Ostsee oder im Mittelmeer - der begleitende Facharzt ist stets für den Notfall gerüstet. - Unter dem Motto "Reisen für Herz und Kreislauf" hat die Deutsche Herzstiftung, Wolfsgangstr. 20, 6000 Frankfurt a. M. 1, Tel. 069 / 9 56 79 80, in Zusammenarbeit mit dem Kölner Veranstalter Kalina Reisen auch für 1993 ein Spezialprogramm für Herzpatienten und deren Angehörige aufgelegt. Neben ärztlicher Betreuung und einem speziell ausgearbeiteten Sportangebot, das von erfahrenen Fachkräften geleitet wird, finden auf allen Reisen auch Arzt-Patienten-Seminare und Gesprächsrunden statt. Näheres ist nachzulesen im Katalog, der bei der Deutschen Herzstiftung angefordert werden kann. FR
BORNHEIM. "Was sollen wir trinken, sieben Tage lang, was sollen wir trin- ken . . .", sangen die Männer des Vokalquartetts "Lyra". Ob sie der Lösung dieses Problems nach ihrer Nikolausfeier nähergekommen sind, ist nicht bekannt. Sicher war nur, daß die etwa 50 Freunde und Mitglieder des Vereins dem Vortrag der Trinklieder und europäischen Volksweisen in der Gaststätte "Frau Baatz" viel Beifall spendeten.
Unter den Gästen waren auch viele Kinder, denen die "Youngmen brothers & Double pets", eine Untergruppe des Vereins, in Nikolauskostümen kleine Geschenke überreichten.
Schon zwischen den Vorführungen der etwa 16 aktiven Sänger wurde ein Problem des 1921 gegründeten Männerchores angesprochen. Da der seit Kriegsende als Dirigent tätig gewesene Otto Rüb im vergangenen Jahr verstorben ist, wird nun nach einem Nachfolger gesucht: "Wir bekommen vielleicht über einen Lehrer an der Musikhochschule einen Dirigenten vermittelt. Aber das ist noch nicht ganz sicher", erklärt Dieter Dehnhardt, der Erste Vorsitzende. Bis dahin müssen zwei Chormitglieder diesen Part mitübernehmen.
"Früher war es Tradition, daß nur acht Männer mitsingen durften - praktisch ein Doppelquartett. Da war es sehr schwer hereinzukommen. Heute kann jeder, der eine gute Stimme hat, bei uns mitmachen", erzählt Dehnhardt. Seit dem Tod des langjährigen Dirigenten fehlt im Jahresprogramm des Vokalquartetts ein Höhepunkt: Unter der Leitung von Rüb hatte die "Lyra" jedes Jahr mit einem Oberurseler Chor gemeinsam ein großes Konzert gegeben. Bekannte Chorstücke wie der "Saul" von Georg Friedrich Händel oder Carl Orffs "Carmina Burana" gehörten ebenso zum Repertoire wie selbstvertonte Trink- und Volkslieder.
Sangesfreunde sind zu den Übungsstunden (donnerstags, 20.30 Uhr, Gaststätte "Frau Baatz", Germaniastraße 49) eingeladen. laf
NIEDER-ERLENBACH. Es war windig und kalt und es regnete auf dem Weihnachtsmarkt der Kindertagesstätte (KT) 95 in Nieder-Erlenbach. Bunte Glühlampen erleuchteten die selbstgezimmerten Weihnachtsbuden, in denen die Mütter heißen Kaffee und über 20 selbstgebackene Kuchen verkauften. "Das ist ja ein Jammer mit dem Wetter", klagten noch die Erwachsenen, während sich die Kinder längst in "ihre" Tagesstätte zurückgezogen hatten.
Die vier großen Räume durchzog der Duft von heißer Limonade, überlagert von den Gerüchen des Glüh- und Apfelweins. In kleinen Holzfächern, an der Wand im Flur, standen sie ordentlich nebeneinander: 100 winzige Hausschuhe in allen Farben und Formen. Die KT 95 ist eine der größten in der Stadt. Insgesamt 100 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren kommen täglich hierher, erzählte Andrea Hofman. Die 28jährige ist eine von elf Erzieherinnen, die auch noch die Kinder aus dem angegliederten Hort betreuen. "Die rosa Krawallschachtel", wie die Einrichtung genannt wird, besuchen 20 sieben- bis zwölfjährige Schüler. Integrationsprobleme mit den über 14 Prozent ausländischen Kindern "haben wir zum Glück keine", sagte Doris Spor- ket- Ries, die Leiterin der KT 95. Das liege wahrscheinlich daran, daß "bei uns auch ein ausländischer Mitbürger im Elternbeirat ist". Überhaupt seien die Eltern sehr aktiv. Für den Basar haben alle gemeinsam - Eltern, Erzieher und die 120 Kinder - gebacken und gebastelt.
Die Attraktion der Weihnachtsfeier wurde gegen 16 Uhr mit einer Handglokke eingeleutet: "Zauberer Geraldino" stand in silbernen Buchstaben auf dem rosa Plakat. Hokuspokus, Simsalabim - hockten über 100 begeisterte Kinder auf dem Boden vor der Bühne. Zauberer Geraldino brachte mit der Hilfe der Kinder selbst die Erwachsenen zum Staunen.
Der beste Trick war der mit der Zeitung: die zerriß der Magier mehrmals von oben nach unten, die Schnipsel legte er aufeinander, faltete sie zusammen, "Abrakadabra" war die Zeitung wieder ganz. Die Kinder sollten dieses Kunststück aber erst nachmachen "wenn der Papi morgens die Zeitung schon gelesen hat" empfahl der Zauberer lächelend. nia
BERGEN-ENKHEIM. Hochkonzentriert blickt der Kleine auf seine Füße: "Jetzt bloß keinen Fehltritt machen", denkt er sich wohl. Doch seine Mutter steht dabei und sichert den Balanceakt auf der Wippe ab. Mit dieser und anderen Showeinlagen begeisterten die verschiedenen Jugendgruppen der Sportgemeinschaft Enkheim (SG) ihr Publikum beim "Nikolausturnen" dieser Tage im Enkheimer Volkshaus.
Der junge Athlet aus der Mutter-Kind- Gruppe bot dabei noch eine der leichteren Übungen: Für seine zwei Lenze schlug er sich ganz beachtlich. Die Gymnastikgruppe oder die Barren- und Bodenturner mußten da schon etwas mehr aufbieten. Das gelang ihnen denn auch: Die Barrensportler ernteten den größten Beifall der etwa 350 Zuschauer - auch wenn manchem die Kraft für einen schwungvollen Abgang fehlte und Übungsleiter Olaf Kirbs zur Unterstützung ein bißchen am Hosengummi der Turner ziehen mußte.
Kirbs, der früher im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Leistungssportler der SG Enkheim trainierte, ist mittlerweile fest angestellt und kümmert sich vorwiegend um den Nachwuchs. Den fördern auch Ursula Dussa und ihr Sohn Björn. Mit der Ballettgruppe und den Bodenturnern hatten die beiden einen Tanz mit Ball und Seil einstudiert. Eng wurde es vor der Bühne, als endlich der Nikolaus kam. Auf zwei Karren transportierte der Mann mit dem langen roten Mantel seine Süßigkeiten, die er an die Kinder verteilte. Nach dem Auftritt des Weihnachtsmanns begann das Abendprogramm: "Feuer und Eis" hieß die Show, die Anne Hubl mit der Schautanzgruppe einstudiert hatte. Für die Vorführungen auf dem Großtrampolin reichte die Höhe des Volkshauses gerade so aus. Auf ihrem Gerät boten die Turner reinste Sportakrobatik.
Überhaupt hatten fast alle der 24 Abteilungen der SG etwas zu bieten. Das zeigte auch, wie breitgefächert das Angebot des Vereins ist: Von der Mutter- Kind-Gruppe bis zu den Koronarsportlern, die in dem Traditionsverein nach Herzinfarkten ein medizinisch überwachtes Aufbautraining betreiben, reicht die Palette. Ebenfalls unter ärztlicher Aufsicht können seit einem Jahr sogar Rükkengeschädigte bei der SG Enkheim trainieren. gun
1
NIEDER-ESCHBACH. Um ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit zu setzen und der Abscheu gegen die Morde von Mölln Ausdruck zu verleihen, plant der Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach) eine gemeinsame Aktion mit deutschen und ausländischen Familien, den Kirchen und schließlich noch dem dem Kinder- und Jugendhaus am Bügel.
"Wir müssen den faschistoiden Tendenzen in unserer Gesellschaft vehement entgegentreten und zeigen, daß ein solcher Wind nicht durch unseren Stadtteil weht", betonte Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD) auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums.
Er will gemeinsam mit dem SPD-Stadtverordneten und Leiter des Kinderhauses am Bügel, Peter Feldmann, sowie dem Arbeitskreis (AK) Bügel eine solche Aktion in der Siedlung organisieren, und zwar voraussichtlich bereits für den Monat Januar 1993.
Die Grünen im Ortsbeirat erklärten sich grundsätzlich einverstanden mit den Plänen, favorisierten aber eine andere Variante. Sie wollen, daß der traditionelle Neujahrsempfang am 10. Januar umfunktioniert wird.
"Am besten wäre, wir würden den Empfang mit der Aktion verbinden und auch die Mitglieder der kommunalen Ausländervertretung einbeziehen", meinte Christa Griebenow.
Damit stieß sie bei den anderen Fraktionen auf wenig Gegenliebe. Der Neujahrsempfang sei den politischen Parteien vorbehalten, bekundeten einmütig SPD, FDP und CDU. Ortsvorsteher Karl Herrmann erklärte zum Vorschlag der Grünen auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau: "Die Idee ist unhaltbar und vom Tisch". jot
NIEDER-ESCHBACH. Als der Nikolaus kam, kehrte zum ersten Mal an diesem Nachmittag Ruhe ein. Etwa 800 Gäste der Turnabteilung des Turn- und Sportvereins Nieder-Eschbach 1894 (TuS) lauschten der sonoren Stimme des großen, kräftigen Mannes in Rot. Sein Auftritt war Höhepunkt des Jahresabschluß- Nachmittags des TuS in der Turnhalle der Otto-Hahn-Schule, wo sich die Turner und Leichtathleten zweieinhalb Stunden von ihrer besten Seite zeigten.
Den Anfang hatten die "Mukis" mit der Darbietung "Bewegungsvielfalt" gemacht. Viel Bewegung war aber auch in den folgenden 15 Programmpunkten, die das Warten auf den Nikolaus verkürzten und alle mit Musik umrahmt waren. So zeigte etwa die Seniorengruppe zu "I'm singing in the rain" eine (fast) synchrone Gruppen-Schirmgymnastik. Schön anzusehen waren die "Panda Bären" mit ihrer Rhönradnummer, die beim Publikum viel Beifall einheimste. Die Löwenbande (die jüngsten im Verein) zeigte ihre Interpretation vom Nikolaus - der gute Mann verteilte viele Leckereien in die Beutel der darstellenden Kinder. Besondere Aufmerksamkeit galt den Turnern aus der französischen Partnerstadt Deuil-la-Barre. Mit dem Pariser Vorort verbindet Nieder-Eschbach eine 25jährige Partnerschaft, die (nicht nur) bei solchen Festen gepflegt wird. Aber auch der Abschlußnachmittag hat Tradition. "Mit solch einer Feier eröffneten wir 1969 die Turnhalle", erinnerte sich Karl-Heinz Bickel, einer der Vorsitzenden. Heute ist die Belegung der Hallenstunden voll ausgelastet - die Schule bis zum frühen Nachmittag, die Vereine bis in den späten Abend.
Alleine der 1810 Mitglieder starke TuS mit seinen fünf Abteilungen Fußball, Handball, Tanzen, Tennis und Turnen nutzt die Halle mehrfach in der Woche. "Deshalb fordern wir auch eine zusätzliche Halle für Nieder-Eschbach", erklärte Bickel, der mit anderen schon 1977 einen Antrag zu diesem Zweck im Ortsbeirat stellte - bisher allerdings ohne Erfolg.
Doch derzeit hat Bickel anderes im Kopf: Während der Abschlußnachmittag noch in vollem Gange war, schweiften seine Gedanken schon zum Vormittag des nächsten Tages. Zum Nikolausturnen sollten sich in der Halle Am Martinszehnten Nieder-Eschbacher, Kalbacher, Franzosen und viele Gäste aus den Nachbarorten zum Turnen treffen.
Gedanklich beschäftigt sich der Vorsitzende auch schon mit der Organisation des 100. Jubiläums der TuS in zwei Jahren, das "der ganze Verein ungeduldig erwartet". Die Wartezeit verkürzt der Verein seinen Mitgliedern beispielsweise mit Turnieren; am ersten Wochenende im Januar laden die Fußballer, am zweiten die Handballer zum Hallenturnier - auch das Tradition. So wartet eben jeder auf etwas anderes - die einen auf den Nikolaus, die anderen auf die Jubiläen. ara
Ortsbeirat aktuell
Der Kinderspielplatz an der Ecke Frankenalle / Schwalbacher Straße muß im Gallusviertel "zumindest in den Sommermonaten täglich" gereinigt werden. Das fordert die Fraktion der Grünen in einem Antrag, den der zuständige Ortsbeirat 1 (Innenstadt, Bahnhof, Gutleut und Gallus) jetzt einstimmig an die Stadtverordnetenversammlung schickte. Eltern und Anwohner hätten sich beschwert, der Spielplatz sei häufig mit Hundekot, zerbrochenem Glas, Fixer- Spritzen und sonstigem Müll verschmutzt. Die Grünen schlagen deshalb auch vor, die vorhandenen schwenkbaren Müllbehälter gegen nicht kippbare Papierkörbe auszutauschen. cob
Verkehrschaos auf der Mainzer Landstraße: Während der Öffnungszeiten des Ordnungsamtes parken in Höhe der Behörde häufig Autos auf der Fahrbahn. Dabei kommt es immer wieder zu "verkehrsgefährdenden Situationen", moniert die CDU-Fraktion in einem Antrag, den der zuständige Ortsbeirat 1 einstimmig verabschiedete. Der Frankfurter Magistrat soll jetzt gegen die Parksünder vorgehen. cob
Dem Falschparken an der Straßenbahnhaltestelle der Linie 21 Kleyerstraße / Schwalbacher Straße im Gallusviertel soll mit Pollern ein riegel vorgeschoben werden werden. Einen entsprechenden Antrag der Fraktion der Grünen schickte der zuständige Ortsbeirat 1 einstimmig auf den Weg. cob
PRAUNHEIM. Vom Kirchturm blasen konnte die "Praunheimer Bläserey" beim Weihnachtsmarkt der evangelischen Auferstehungsgemeinde in Praunheim nicht. Dazu war das Wetter zu schlecht. Auch den vielen Gästen und den Verkäufern an den 40 Ständen wäre ein Sonnenstrahl und warmer Wind lieber gewesen als der Nieselregen. So stand und schlenderte jeder von Plane zu Plane durch die Gasse der Weihnachtsgaben, geführt vom Auge, hielt inne, sah sich um - und griff nach Adventskränzen, bei denen sogar das Grünzeug von Gemeindemitgliedern in die richtige Form gebracht worden war.
Das ist schon außergewöhnlich. Meist werden allenfalls vom Gärtner vorgebundene Kränze verziert. Daß alle 30 Kränze ihren Käufer finden, sind sich die Bastler sicher. Auch auf anderen Basaren und Märkten sind die Adventskränze begehrt und oft im Nu ausverkauft. In anderer Art, aber durchaus für den gleichen Zweck zu gebrauchen, sind die lasierten Schüsseln und Schalen aus unregelmäßig geformter Keramik. Für den kunstvollen Tischschmuck muß man schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Vielleicht würden einige Besucher weniger Hemmungen zei- gen und spendabler sein, wenn sie wüßten, daß ihr Geld einem guten Zweck zufließt.
"Die Leute sollen mehr in die eigene Tasche arbeiten, so daß es Spaß macht", sagt Pfarrer Michel Schirrmeister. Freude bereitet den Verkäufern auf den Weihnachtsmärkten sicher nicht nur der eigene Gewinn. Wenn für einen karitativen Zweck gearbeitet wird, sind viele Menschen in der Weihnachtszeit auch unentgeldlich bereit, Stunden ihrer Freizeit der Nächstenliebe zu widmen.
Und daß dies auch hier der Fall ist, beweisen Standhalter, die den gesammten Erlös der zwei Tage spenden. 800 bis 1200 Mark können da schon zusammenkommen. Neben diesem Geld bekommt die Spendenkasse auch noch die Hälfte der Standgebühr von 20 Mark, um damit das Projekt "Behinderte Kinder bekommen eine Chance" in Afrika zu unterstützen. Bei 3000 bis 4000 Mark dürfte deshalb das gesamte Spendenaufkommen liegen.
"Wir machen das jedes Jahr so. Wir suchen uns ein bestimmtes Projekt aus, das wir dann fördern wollen. In den 70er Jahren haben wir versucht, eigene Beziehungen aufzubauen, aber das ist fehlgeschlagen", erzählt Pfarrer Schirrmeister.
Auf dem Weihnachtsmarkt, der seit 1984 ausgerichtet wird, kommen neben Augen und Magen auch die Ohren nicht zu kurz: Ein kleines Flötenorchester von Mädchen spielt Adventsmusik und Liesel Christ liest Advents- und Weihnachtsgedichte in Frankfurter Mundart. Dazu spielt Karin Funke die Harfe. Danach gibt es eine Familienandacht und anschließend die besagte traditionelle "Praunheimer Bläserey". Dabei hat auch der Pfarrer ein Tönchen mitzublasen. eid
BOCKENHEIM. "Das selbstgemachte Schweineschmalz durfte beim Adventskaffee und Flohmarkt der St.-Elisabeth- Gemeinde noch nie fehlen", versichert Käthe Alsheimer. Die wichtigsten Ingredienzen der Delikatesse seien Zwiebeln und Äpfel, die in einem "besonderen Verfahren" schmackhaft gemacht werden. Mehr ist von dem Gemeindemitglied nicht zu erfahren, schließlich soll die Komposition des "Wunderschmalzes" ein Geheimnis bleiben.
Über mehrere Jahre hinweg organisierte die St.-Elisabeth-Gemeinde im Dezember einen großen Bazar. Doch der Bedarf an Weihnachtsmärkten sei gedeckt, erläutert der Vorsitzende des Veranstaltungsausschusses, Andreas Fladung, die Zeichen der Zeit. Um nicht völlig auf ein weihnachtliches Fest verzichten zu müssen, besann sich die Gemeinde auf Adventskaffee und Flohmarkt.
Alle dort angebotenen Artikel sind gespendet oder selbstgemacht. Von gestrickten Pullovern und gehäkelten Topflappen bis hin zu Weihnachtsgebäck und dem bereits erwähnten Schweineschmalz - auch die verkleinerte Form des Adventsmarktes hatte viel zu bieten. Hinzu kommt eine Tombola und ein reiches Angebot an Kaffee und Kuchen für das leibliche Wohlergehen. Ein Teil des Erlöses geht - wie in den Jahren zuvor - an das Projekt "Menschen in Not", das diesmal vor allem den Menschen in Bosnien- Herzegowina helfen soll. Der andere Teil fließt in die eigene Kasse zur Sanierung von kirchlichen Räumen, die sich nach den Worten von Gemeindemitgliedern "in völlig unzureichendem Zustand" befinden. So soll der Gemeindesaal erweitert und ein kleiner Neubau für Jugendräume finanziert werden. Bislang waren die Jugendlichen in zwei Räumen einer Holzbaracke notdürftig untergebracht.
Besonderen Wert legt Andreas Fladung auf guten Kontakt zu den ausländischen Bürgern in der Gemeinde. Italiener und "Katholiken anderer Muttersprache" seien bestens integriert.
Der Inder Joseph Ponmelil ist sogar im Pfarrgemeinderat - und wer genau hinsieht, erkennt ihn auch im Kostüm des Nikolaus beim Adventskaffee und Flohmarkt von St. Elisabeth. ole
Der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks (HR) will in seiner Sitzung am 18. Dezember einen "Schlußstrich" unter die Finanzaffäre des Senders ziehen. Der HR müsse "zu neuer Arbeitsfähigkeit finden", erklärte Rundfunkrat Friedrich Hertle, der die Landtags-Grünen in dem Gremium vertritt. Auch der Rundfunkratsvorsitzende, Ignatz Bubis, vertritt die Ansicht, daß "die wichtigsten Zukunftsaufgaben des Senders" jetzt in Angriff genommen werden müßten. Die Phase der öffentlichen Anfechtungen müsse beendet werden. HR-Intendant Hartwig Kelm hatte dem Rundfunkrat Ende November einen Katalog von Maßnahmen vorgelegt, mit dem er erste organisatorische Konsequenzen aus den Vorwürfen des Landesrechnungshofes zu finanziellen Unregelmäßigkeiten in der Fernsehunterhaltung ziehen will. (Die FR berichtete darüber.)
Als wichtigsten Punkt nannte Hertle auf epd-Anfrage, daß Kelm "sich darauf einläßt, ein richtiges Controlling zu machen". Damit sei eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vor dem Abschluß von Verträgen gesichert. Vor der Auftragsvergabe müsse künftig die "Bonität" der Geschäftspartner überprüft werden. Kelm hatte insgesamt fünf Maßnahmen angekündigt. Danach sollen "hausinterne Richtlinien" aktualisiert und eine neue Dienstanweisung für Auftragsproduktionen erlassen und "entsprechende Kontroll- und Steuerungsmechanismen im Finanzbereich" eingeführt werden. Außerdem wolle er, sagte Kelm vor dem Rundfunkrat, eine Richtlinie zur Trennung von Werbung und Programm erlassen und die bereits angekündigte Einrichtung eines Referats zur Zusammenarbeit mit Dritten realisieren. Der HR-Verwaltungsrat hatte im Zusammenhang mit der Finanzaffäre bereits Mitte November "einschneidende Maßnahmen" vom Intendanten gefordert.
Wegen der Relativierung der Vorwürfe des Landesrechungshofes durch den HR und der Entscheidungen des Arbeitsgerichts sehe er, so Kelm weiter, "keinen hinreichenden Grund mehr" für die Aufrechterhaltung der vorläufigen Beurlaubung der beiden Direktoren Hans-Werner Conrad und Arthur Jerger. Hertle sagte, er teile hier "nicht die Optik von Kelm". Auch wenn die Suspendierungen rechtlich nicht haltbar seien, so müßten doch Konsequenzen in der Führungsstruktur gezogen werden. Die Direktoren, die einen großen Autonomiebereich hätten, trügen die Hauptverantwortung an den Vorgängen. Deshalb müßte der Intendant seiner Meinung nach auch entlastet werden.
Die Leiterin der HR-Öffentlichkeitsarbeit, Verena Metze-Mangold, sagte auf epd-Anfrage, alle Maßnahmen mit Ausnahme des geplanten Referats für die Zusammenarbeit mit Dritten seien aufgrund des Prüfberichts des Landesrechnungshofes entwickelt worden. Da noch umfangreiche "Vorarbeiten und Diskussionen" vor ihrer Umsetzung notwendig seien, sei ein zeitlicher Rahmen für ihr Inkrafttreten "noch nicht zu definieren". Sicher sei nur, daß die Regeln für Fremdprokuktionen im nächsten Jahr realisiert würden. Auch Hertle sagte, Kelm werde handeln, wenn er durch die Entlastung "den Rücken frei habe". Kelm hatte die Schaffung eines Referats für die Zusammenarbeit mit Dritten bereits Anfang August als "erste organisatorische Konsequenz" aus den Vorwürfen im Zusammenhang mit der ARD-Silvestergala angekündigt. Das neue Referat, das bei der Juristischen Direktion angesiedelt wird, soll danach bei allen Auftrags-, Ko- und Kaufproduktionen mit den betroffenen Bereichen im HR zusammenarbeiten. epd
RÖDELHEIM. Als vor nunmehr 90 Jahren sieben gestandene Männer im damals repräsentativen Nassauer Hof einen exklusiven Verein für Briefmarkenkunde gründeten, verankerten sie in den Statuten, daß jedes Jahr am Gründungstag ein Stiftungsfest stattzufinden habe. Bis auf wenige kriegsbedingte Ausnahmen wurde dieser Auftrag erfüllt, wenn auch in höchst unterschiedlicher Weise.
So trafen sich die Philatelisten zum "90sten" nicht mehr zu einem mehrgängigen Festtagsdinner, wie in den ersten Jahren, sondern zu einem gemütlichen vorweihnachtlichen Beisammensein am Nikolaustag im Vereinsringheim neben dem Feuerwehrhaus im Niddatal. Dabei spielte Vereinsvorsitzender Edwin Uebner den Nikolaus, und der hatte in diesem Jahr die Spendierhosen an. Für die Frauen aller Mitglieder hatte er eine Flasche Sekt mitgebracht. Weil ihre "sammelnden Männer, wenn diese mit der Lupe über den kleinen gezackten Kunstwerken hängen", die Welt um sich vergessen und ihren Frauen nicht zuhören.
Mit Geschenken bedankte er sich bei all jenen, die mit dazu beigetragen hatten, die Jubiläumsbriefmarkenschau in der Empfangshalle der Werbeagentur "Conrad & Burnett" zu "einem vollen Erfolg" werden zu lassen. Werner Diehl und Hermann Jeschke hatten zur Ausstellung eine beachtenswerte Dokumentation zusammengestellt, die jetzt einen festen Platz im Vereinsarchiv findet.
Zum Stiftungsfest bei Kaffee und Kuchen hatten sich alle Generationen eingefunden. Die Jüngsten freuten sich über ihre "mit Lob bedachten Exponate", das älteste Mitglied Otto Lins, der seit mehr als 60 Jahren dabei ist, über die Erfolge der Jugend. Schließlich überreichte Uebner seinem Briefmarkenfreund Walter Brieke, der auf den Tag genau seit 40 Jahren Mitglied des Vereins war, die Ehrennadel in Gold sowie eine entsprechende Urkunde. Auch Dr. Fritz Hartwig gehört dem Verein seit 40 Jahren an. rw
SACHSENHAUSEN. So viel Theater um so einen kleinen Ball. Aber das hat Tradition bei der Hockey-Abteilung der Turn- und Sportvereinigung (TSV) Sachsenhausen 1857. Die Hockey-Kinder führen seit Jahren beim Nikolausfest Sketche und kleine Theaterstücke auf. Sechs Wochen vorher beginnen unter der Leitung des Lehrers Günter Leo die Proben.
Jetzt war es wieder soweit: Die sechs- bis zehnjährigen Jungen und Mädchen standen auf der Bühne und begeisterten ihr Publikum mit Sketchen wie den "Arztbesuch" von Dieter Hallervorden. Die Kleinen hatten sich viel vorgenommen und die vielen Texte für die sechs kleinen Stücke gut gelernt.
Und für die Gäste hatten sich die Organisatoren des Traditionsvereins noch eine besondere Nikolaus-Überraschung ausgedacht: Bei der prächtigen Tombola gab es als Hauptpreis ein Mountainbike zu gewinnen. Doch die jungen Leute in den verantwortlichen Positionen, allen voran der Hockey-Abteilungsleiter Jürgen Lenz, erreichten nicht alles, was sie sich vorgenommen hatten. Mehr Schmuck sollte noch in die große Turnhalle, aber die beauftragten Firmen hatten nicht mitgespielt. Es war auch zu knapp geplant worden - aus Zeitnot.
Noch ein anderes Manko hatte den Sachsenhäusern vor dem Fest zu schaffen gemacht: "Unser großes Problem ist es, Leute zu finden, die ehrenamtlich arbeiten wollen", erklärte Lenz den Mangel an Helfern.
Auch auf dem Sportplatz fehlen Leute: Traditionell ist die Hockeymannschaft mit jüngeren Übungsleitern und Trainern besetzt. Lenz: "Aber wer will und kann heute noch drei Tage in der Woche neben dem Beruf unentgeltliche Vereinsarbeit machen?" Für einen bezahlten Trainer oder Abteilungsleiter fehlen die finanziellen Mittel. Nur 14 000 Mark im Jahr hat die Abteilung zur Verfügung - und keine Sponsoren.
Die Konsequenz: "Wir haben schon öfter aus Mangel an Trainern das Mädchen- team an die Eintracht abgegeben", berich- tete Lenz. "Alle drei, vier Jahre versuchen wir dann, wieder eine neue Mädchen- mannschaft auf die Beine zu stellen."
Aber auch bürokratische Hürden muß die Hockey-Abteilung überwinden: "Wir liegen seit drei Jahren im Clinch mit der Stadt. Aus Mangel an Trainingsplätzen hat uns die Stadt den Sportplatz in der Babenhäuser Landstraße an der Sachsenhäuser Warte zur Verfügung gestellt. Der ist aber mit Dioxin verseucht, und die Aschenbahn ist mit Sand aufgefüllt. Da können wir nicht trainieren."
Denn Hockey ist auf tadellose Plätze angewiesen, da der Ball gut rollen muß. "Nach einem Fußballspiel ist für uns der Platz kaputt", beklagte Lenz. "Da sind unsere Trainingsmöglichkeiten begrenzt. Wir müssen auch mal bei anderen Vereinen anrufen, wenn gar nichts mehr geht." Für den Abteilungsleiter steht fest: "Wenn die Stadt da nicht schnell was tut, dann hat sie bald eine Hockeymannschaft weniger, und dazu noch neben der Eintracht die älteste."
In zwei Jahren wird die Abteilung ihr 75jähriges Bestehen feiern - wenn es sie dann noch gibt. eid
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Dietzenbach. Weihnachtsmärchen: Die Schneekönigin, 10 und 15 Uhr, Bürgerhaus Dietzenbach.
Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (15, 17.30, 20h). - Lux: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (15.30 Uhr); Mein Bruder Kain (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Schöne und das Biest (15.15, 17.45, 20h) - Broadway: Sister Act (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Kevin allein in New York ( 20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Kevin allein in New York (16, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Sister Act (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Dietzenbach. Seniorenzentrum Dietzenbach: Informationsbesuch im ZDF- Sendezentrum Mainz, Abfahrt 12.30 Uhr, Hexenberg, Haltestelle Kiosk.
Seligenstadt. Jugendbegegnungsstätte: Jahresabschlußfête, 19 Uhr.
Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstraße 16: 13 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rödermark. Kinderschutzbund, Beratungsstelle Rödermark: geschlossen vom 21. 12. bis 4. 1. 1993.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.
Mütterberatung des Kreisgesundheitsamtes Offenbach: 14 Uhr, kath. Pfarrheim Klein-Welzheim, Kirchgasse.
Hainburg. Mädchentreff für 11-13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Musical Show: Ain&rquote;t Misbehavin&rquote;, 20 Uhr, Hugenottenhalle.
Dreieich. Ballettmärchen für Kinder: Die Abenteuer des Pumpot, 9, 11, 15 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Schauspiel: Kriminalgroteske, Der wahre Inspektor Hound, 20 Uhr, Stadthalle Langen.
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kevin allein in New York (20.30 Uhr).
Viktoria: Die Schöne und das Biest (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Kevin allein in New York (20.15 Uhr).
Fantasia: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Neues UT-Kino: Keine Vorstellung.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Boomerang (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Kevin allein in New York (20 Uhr).
Bambi: Die Schöne und das Biest (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Die Schöne und das Biest (15, 17, 20.30 Uhr).
Rex II: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20 Uhr).
Cinema: Sister Act (15, 17.30, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wir Enkelkinder (19.30 Uhr); Die Blaue Stunde (21.45 Uhr).
Parteien / Parlamente Kelsterbach. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18 Uhr, Magistratssitzungszimmer.Verschiedenes Dreieich. Stadtbücherei Sprendlingen geschlossen vom 21. 12. bis 10. 1.
Stadtbüchereien Götzenhain, Dreieichenhain, Offenthal geschlossen vom 21. 12. bis 3. 1.
Rüsselsheim. Briefmarkensammler- Tauschabend, 19.30 Uhr, Taunusblick.
Advent / Weihnachten Kelsterbach. Altenclub Süd: Weihnachtsfeier, 15 Uhr, Altenwohnheim, Moselstr. 26.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Telefonnummer 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter der Telefonnummer 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Telefonnummer 0 61 03 / 6 20 03.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Telefonnummer 0 61 03 / 6 49 47.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Sprendlingen, Zimmer 309, Tel. 06103 / 601-242.
Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.
Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannstr. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.
Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Angehörigengruppen, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Altenwohnheim, Gemeinschaftsraum, Walldorf, Schwarzwaldstr. 13-17.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.
Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.
Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.
Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefonnummer 0 61 03 / 5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Telefonnummer 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. Telefonnummer 0 61 42 / 4 63 89.
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Boleks und Loleks große Reise (17 Uhr); Der mit dem Wolf tanzt (19.30 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Die Schöne und das Biest (15, 17, 20.30 Uhr). - Rex II: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20 Uhr). - Cinema: Sister Act (15, 17.30, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wir Enkelkinder (19.30 Uhr); Die blaue Stunde (21.45 Uhr.
Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Betroffene, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kelsterbach. Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Karl-Krolopper-Schule, Friedensstraße 2.
Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Neu-Isenburg. Rock-Musical: Linie 1, 20 Uhr, Hugenottenhalle.
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kevin allein in New York (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Schöne und das Biest (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Kevin allein in New York (14.45, 20.15 Uhr). - Fantasia: Die Schöne und das Biest (14.45, 20.15 Uhr).
Neues UT-Kino: Keine Vorstellung. Beratungen / Offene Treffs
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen
Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Kevin allein in New York (16 Uhr); Der Club der toten Dichter (20 Uhr). - Studio: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Sister Act (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Kevin allein in New York (20.30 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11.
Mütterberatung in Froschhausen, 14 Uhr, im Bürgerhaus. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (15.30 Uhr); Mein Bruder Kain (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Schöne und das Biest (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Sister Act (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Kevin allein in New York (20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr). Parteien / Parlamente Heusenstamm. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr, im Rathaus. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine: Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69: Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e. V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.
Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.
Obertshausen. BI gegen Luftverunreinigung und Lärm, 20 Uhr, Alte Schmiede Hausen, Kantstraße.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Weihnachtskonzert: Musiker des Staatstheaters Wiesbaden, Sa., 16 Uhr, Stadthalle Walldorf.
Rüsselsheim. X-mas Party und Disco, Do. 22 Uhr, Fr. und Sa. 21 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Kelsterbach. Der Ev. Bläserchor spielt an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet, Do., 14 bis 18 Uhr.
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Kevin allein in New York (Do., 14.30 Uhr; Fr. bis So., 17, 20 Uhr); Das kleine Gespenst (Fr. bis So., 14.30 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Kevin allein in New York (Sa., So., 15, 17, 20 Uhr). - Bambi: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Der Tod steht ihr gut (Fr., Sa., 15, 17.30, 20, 22.45 Uhr; So., 11, 13.10, 15.20, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Kevin allein in New York (Fr., So., 15, 17.45, 20, 22.45 Uhr; So., 11, 13.10, 15.20, 17.30, 20 Uhr). - Cinema: Die Schöne und das Biest (Fr. bis So., 15, 17, 19, 20.30 Uhr; So., auch 11, 13.30 Uhr); Rapid Fire (Fr., Sa., 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Kevin allein in New York (Do., 15 Uhr; Fr. bis So., 15, 17.30, 19.30 Uhr); Mo' Money - meh' Geld (Fr., bis So. 21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Reineke Fuchs (Fr., Sa., 20 Uhr; So., 15, 20 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Fr., Sa., 20 Uhr).
Vereine / Organisationen Kelsterbach. Jahresabschluß bei der Kolpingfamilie, So., 15.30 Uhr, Gemeindezentrum Gerauer Straße.
Nauheim. Gesangverein Eintracht: Weihnachtsball, Sa., 20 Uhr, in der Jahnturnhalle.Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Gottesdienst mit Werner Schneider in der Hüttenkirche, Do., 15 Uhr. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Do., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Do., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Riedstadt. Do., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Do., bis So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Do., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich. Do.: Ceres Hutterer, Groß-Gerau, Am Marktplatz 17, Tel. 0 61 52 / 45 17, priv. 0 61 52 / 3 94 32; Fr.: Dr. May, Walldorf, Farmstr. 58, Tel. 0 61 05 / 7 10 66; Sa.: Norbert Hamm, Weiterstadt-1, Darmstädter Str. 42, Tel. 0 61 50 / 41 59; So.: Klaus Schaffner, Walldorf, Bahnstr. 7, Tel. 0 61 05 / 4 43 32.
Südlicher Bereich. Do.: Dr. Beydoun, Ginsheim, Richard-Wagner-Str. 3, Tel. 0 61 44 / 3 19 92, priv. 0 61 31 / 32 01 91; Fr.: Monika Lamla, Gustavsburg, Rudolf-Diesel-Str. 20, Tel. 0 61 34 / 5 31 51, priv. 0 67 37 / 83 89; Sa.: Dr. Rocholl, Kelsterbach, Frankfurter Str. 8, Tel. 0 61 07 / 23 70, priv. 0 61 05 / 10 89; So.: Dr. Cuhadaroglu, Trebur-1, Oderstr. 33, Tel. 0 61 47 / 4 00.
Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Do.: Dr. Schilbach, Seeheim-Jugenheim, Burkhardtstr. 13, Tel. 0 62 57 / 24 16; Fr.: Dr. Panholzer, Biebesheim, Jahnstr. 13-15, Tel. 0 62 58 / 65 52; Sa.: Lothar König, Pfungstadt, Feldstr. 42, Tel. 0 61 57 / 8 13 00, priv. 0 61 51 / 29 19 71; So.: Ludwig Heldmann, Seeheim-1, Am Grundweg 14, Tel. 0 62 57 / 89 81. Apotheken Kelsterbach. Do., 12.30 bis 21 Uhr; Fr. bis So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Do.: Ahorn-Apotheke, Mörfelden, Bahnhofstr. 6-8, Tel. 0 61 05 / 2 33 30; Fr.: Apotheke am Bahnhof, Mörfelden, Bahnhofstr. 30, Tel. 2 22 80; Sa. und So.: Rosen-Apotheke, Walldorf, Gartenstr. 39, Tel. 53 35.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Mi., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Neu-Isenburg. Ballett: Der Nußknakker, Sa., 20 Uhr, Hugenottenhalle.
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kevin allein in New York (Fr. bis So., 16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Der Tod steht ihr gut (Fr. bis So., 16, 18, 20.30 Uhr); Doppelnacht: Kevin allein in New York + Der Tod steht ihr gut (Sa., 22.45 Uhr).
Langen. Hollywood: Kevin allein in New York (Fr. bis So., 14.45, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Die Schöne und das Biest (Fr., bis So., 14.45, 17.30 Uhr); Sister Act (Fr. bis So., 20.15 Uhr; Sa., 23 Uhr).
Neues UT-Kino: Der Tod steht ihr gut (Fr. bis So., 20 Uhr).
Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Mi., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Do., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Do., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Do., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte
Rufbereitschaft: Do., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Do. bis So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im westlichen Kreisgebiet. Do.: Wolfgang Wehner, Dietzenbach, Karlstr. 21, Tel. 0 60 74 / 36 23 und Christel Moroschan, Neu-Isenburg, Bahnhofstr. 216, Tel. 0 61 02 / 2 79 30, priv. 0 61 31 / 47 55 78.
Fr.: Dr. Bucur, Neu-Isenburg, Frankfurter Str. 147-149, Tel. 0 61 02 / 2 66 36, priv. 0 61 42 / 6 78 91 und Dr. Lochner, Neu-Isenburg, Schillerstr. 85, Tel. 0 61 02 / 2 63 71, priv. 0 61 02 / 2 65 95.
Sa.: Dr. Oelmann-Sausmikat und Dr. Sausmikat, Dreieich-Sprendlingen, Darmstädter Str. 50, Tel. 0 61 03 / 6 59 59, priv. 0 61 03 / 8 45 78.
So.: Dr. Maria Weinlich und Dr. Franz Weinlich, Neu-Isenburg, Richard-Wagner- Str. 15, Tel. 0 61 02 / 3 46 46, priv. 0 61 03 / 8 74 64. Apotheken Neu-Isenburg. Do.: Dreieichen-Apotheke, Bahnhofstr. 92, Tel. 2 27 78; Fr.: City- Apotheke, Frankfurter Straße 172, Tel. 3 72 60; Sa.: Forsthaus-Apotheke, Am Dreiherrnsteinplatz 16, Tel. 54 22; So.: Pfauen- Apotheke, Am Forsthaus Gravenbruch, Tel. 5 22 39.
Dreieich. Do.: Hirsch-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 8, Tel. 6 73 46; Fr.: Stadttor-Apotheke, Dreieichenhain, Dreieichplatz 1, Tel. 8 13 25; Sa.: Fichte-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 37, Tel. 3 30 85; So.: Adler-Apotheke, Götzenhain, Langener Str. 18, Tel. 8 56 03 und Stern-Apotheke, Sprendlingen, Damaschkestr. 4-6, Tel. 3 19 80.
Langen / Egelsbach. Do.: Rosen-Apotheke, Langen, Friedrich-/Ecke Bahnstraße, Tel. 0 61 03 / 2 23 23; Fr.: Spitzweg-Apotheke, Langen, Bahnstr. 102, Tel. 2 52 24; Sa.: Garten-Apotheke, Langen, Gartenstr. 82, Tel. 2 11 78; So.: Einhorn-Apotheke, Langen, Bahnstr. 69, Tel. 2 26 37.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, Mi. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.
Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Bereitschaft: Tel. 40 39.
Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. "Die Reise zur Zauberinsel", Kindertheater, Sa. und So., 15 Uhr, Bürgerhaus.
Sterne des Varietés - Ein Wintertraum, Sa. und So., 19 Uhr, im Bürgerhaus. Seligenstadt. Konzert mit der russischen Sopranistin Natalja Popova, So., 17 Uhr, im Riesensaal.
Rodgau. Weihnachtskonzert des Musikvereins Nieder-Roden, Fr., 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden. Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Kevin allein in New York (Fr., bis So., 16.15, 20.15 Uhr; So., 14 Uhr); Der Name der Rose (Sa., 22 Uhr). - Turmstudio: Die Schöne und das Biest (Fr., Sa., 16, 17.30 Uhr, So., 14, 16 Uhr); Sister Act (Fr., 20, 22 Uhr; Sa., 20, 22.30 Uhr; So., 17.30, 20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Fr. bis So., 14.30, 17 Uhr); Boomerang (Fr. bis So., 20 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Friedhof der Kuscheltiere II (Fr., Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr); Sebastian Superbär (Sa., So., 14.30 Uhr). Parteien / Parlamente Rodgau. SPD Dudenhofen: Treffen zur Winterwanderung, So., 12.30 Uhr, ab Toom-Parkplatz. Vereine / Organisationen Rodgau. Männerchor Dudenhofen: Weihnachtsfeier, Fr. 20 Uhr, Bürgerhaus Dudenhofen. Ärzte Dietzenbach. Do., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Do., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Do.: Dr. Michel, Babenhausen, Wilhelm-Leuschner-Str. 5, Tel. 0 60 73 / 33 21; Fr.: Dr. Herrmann, Babenhausen, Obereichen 4, Tel. 20 42; Sa.: Praxis Jakobi, Schaafheim, Schlierbacher Weg 3, Tel. 94 29; So.: Dr. Heimann, Philipp-Reis-Str. 4, Tel. 40 61.
Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Do., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Do. bis So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im östlichen Kreisgebiet. Do.: Dr. Franz, Seligenstadt, Bahnhofstr. 7, Tel. 0 61 82 / 2 22 62 und Dr. Biernatek, Rodgau-5, August-Neuhäusel-Str. 25 A, Tel. 0 61 06 / 6 18 73, priv. 0 61 06 / 7 33 80.
Fr.: Dr. Maksimovic, Seligenstadt-2, Mozartweg 1, Tel. 0 61 82 / 6 78 09, priv. 0 61 82 / 6 76 53 und Dr. Dubberstein, Rodgau-2, Nieuwpoorterstr. 20, Tel. 0 61 06 / 2 13 28.
Sa.: Lorenz Lehmberg, Rodgau-1, Klostergartenstr. 7, Tel. 0 61 06 / 36 36 und Dr. Schmitt, Obertshausen-2, Seligenstädter Str. 56, Tel. 0 61 04 / 7 31 10, priv. 0 61 04 / 7 41 01.
So.: Ingo Pfaller, Seligenstadt, Kortenbacher Weg 2-10, Tel. 0 61 82 / 2 92 91, priv. 0 61 82 / 2 96 95 und Norbert Wick, Rodgau-6, Hauptstr. 2, Tel. 0 61 06 / 36 78. Apotheken Dietzenbach. Do.: Starkenburg-Apotheke, Starkenburgring 12, Tel. 2 73 28; Fr.: Apotheke am Stadtbrunnen, Schmidtstr. 3, Tel. 3 34 89; Sa.: Martins-Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel. 4 15 23; So.: Bieber- Apotheke, Steinberg, Gallische Str. 2-4, Tel. 3 19 17.
Rodgau. Do.: Gartenstadt-Apotheke, Nieder-Roden, Hamburger Str. 1, Tel. 7 20 40; Fr.: Nikolaus-Apotheke, Jügesheim, Hintergasse 9, Tel. 36 66; Sa.: Rochus-Apotheke, Weiskirchen, Waldstr. 8, Tel. 37 30; So.: Sonnen-Apotheke, Dudenhofen, Babenhäuser Str. 3, Tel. 2 20 86.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Do.: Rosen-Apotheke, Klein-Krotzenburg, Wilhelm-Leuschner-Str. 42, Tel. 41 91 und St.-Kilian-Apotheke, Mainflingen, Schillerstr. 25, Tel. 2 46 47; Fr.: Sonnen-Apotheke, Hainstadt, Königsberger Str. 75, Tel. 52 84 und Flora-Apotheke, Froschhausen, Seligenstädter Str. 1, Tel. 6 75 78; Sa. und So.: Bahnhof-Apotheke, Seligenstadt, Bahnhofstr. 19, Tel. 35 02.
Babenhausen. Do. und Fr.: Stadt-Apo- theke, Babenhausen, Fahrstr. 5, Tel. 0 60 73 / 22 16; Sa. und So.: Schloß-Apotheke, Babenhausen, Bahnhofstr. 34, Tel. 52 94.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Do.: Brunnen-Apotheke, Dieburg, Frankfurter Str. 26, Tel. 2 39 15 und Alte Apotheke, Groß-Zimmern, Enggasse 1, Tel. 4 85 58; Fr.: Apotheke am Markt, Dieburg, Zukkerstr. 1-3, Tel. 2 59 59; Sa.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 63 und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56; So.: St.- Georgs-Apotheke, Münster, Altheimer Str. 7, Tel. 3 11 86 und Sonnen-Apotheke, Groß-Zimmern, Wilhelm-Leuschner-Str. 31, Tel. 4 13 04. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).
Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Do. bis So.: Anneliese Stiegelmeier, Tel. 36 16, priv. 3 32 25. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Notdienste
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kevin allein in New York (Fr. bis So., 15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (Fr. bis So., 15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Little Nemo (Fr. bis So., 15.30 Uhr); Mein Bruder Kain (Fr. bis So., 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Schöne und das Biest (Fr. bis So., 15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Sister Act (Fr. bis So., 15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Kevin allein in New York (Fr. 15.15, 20.15, 22.30; Sa., 15.15, 17.30, 20.15, 22.30; So., 15.15, 17.30, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Schöne und das Biest (Fr., 15, 19.45; Sa., So., 15, 16.30, 18, 19.45 Uhr); Die neue Cannes-Rolle (Fr. bis So., 22 Uhr). Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Do., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Do., 11, bis Mo., 7 Uhr. Zahnärzte Rufbereitschaft: Do., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Do. bis So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Do.: Dr. Kamil, Waldstr. 96, Tel. 85 36 53; priv. 87 30 56 und Johann Szabo, Kaiserstr. 84, Tel. 81 43 96, priv. 88 12 11.
Fr.: Walter Schneider, Kaiserstr. 15, Tel. 82 40 41 und Dr. Varzar, Wilhelmsplatz 10, Tel. 82 49 49.
Sa.: Dr. Kreis, Große Marktstr. 3, Tel. 88 70 71 und Anders C. Herkja, Marktplatz 1, Tel. 88 45 88.
So.: Walter Keller, Beethovenstr. 56, Tel. 83 31 70 und Dr. Ueberall, Berliner Str. 254, Tel. 88 12 94. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Do., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr. Do. und Fr.: Dr. Metzger, Frankfurt-Nordend, Vogelsbergstr. 32, Tel. 44 20 16.
Sa.: Dr. Müller, Frankfurt, Alt-Eschersheim 29, Tel. 52 52 01.
So.: Dr. von Rhein, Offenbach, Jacques- Offenbach-Str. 14, Tel. 84 64 28.
Ostkreis Offenbach. Do., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr. Do. und Fr.: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02.
Sa. und So.: Tierarzt Hein, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 10 26.
Do. bis So.: Dr. Gillani, Dietzenbach, Tel. 0 60 74 / 4 11 91. Apotheken Offenbach. Do.: Rosen-Apotheke, Wilhelmsplatz 11, Tel. 88 36 03 und Goethe- Apotheke, Goethestr. 50, Tel. 88 41 64.
Fr.: City-Apotheke zum Löwen, Frankfurter Str. 35, Tel. 81 36 85 und Lauterborn-Apotheke, Hugo-Wolf-Str. 10/12, Tel. 84 29 99.
Sa.: Paracelsus-Apotheke, Kaiserstr. 28, Tel. 88 89 87 und Jahn-Apotheke, Bürgel, Langstr. 3, Tel. 86 14 16.
So.: Bahnhof-Apotheke, Kaiserstr. 10, Tel. 88 08 69 und Ostend-Apotheke, Feldstr. 129, Tel. 85 23 58.
Heusenstamm/Obertshausen. Do.: Linden-Apotheke, Heusenstamm, Hegelstr. 2, Tel. 6 11 30.
Fr.: Rathaus-Apotheke, Hausen, Schubertstr. 5, Tel. 7 35 36.
Sa. und So.: Schloß-Apotheke, Heusenstamm, Hohebergstr. 1, Tel. 22 55.
Mühlheim. Do.: Neue Raths-Apotheke, Bahnhofstr. 1, Tel. 7 22 13.
Fr.: Sonnen-Apotheke, Dietesheimer Str. 29, Tel. 7 14 61.
Sa. und So.: Ketteler-Apotheke, Lämmerspiel, Bischof-Ketteler-Str. 48, Tel. 6 64 18. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02.
Bereitschaftsdienst Do. und Fr.: ESD- Elektroservice, Dreieich-Sprendlingen, Zeppelinstr. 1, Tel. 0 61 03 / 3 15 22.
Sa. und So.: Elektro-Gesser, Hanau, Steinheimer Vorstadt 3, Tel. 0 61 81 / 6 54 64. (Ohne Gewähr)
In der Weihnachtszeit sitzt den Menschen das Geld lockerer in der Tasche, und neben der Konsumfreude greift auch Wohltätigkeit Platz. So hatten sich auf dem gerade zu Ende gegangenen Frankfurter Weihnachtsmarkt auch zahlreiche nichtkommerzielle Stände in die Budenstadt eingereiht.
"Viele Leute schauen sich überall um, um dann dort zu kaufen, wo es einem guten Zweck dient", berichtet die blonde Frau, die bei "terre des hommes" hinter dem Tresen stand. Kalender, Anstecker, Bücher, Postkarten - das Angebot der Organisation, die sich weltweit für die Rechte von Kindern einsetzt, war breit gefächert. Und wozu das? "Wir wollen zeigen, daß es auch Menschen gibt, denen es nicht so gutgeht. Und natürlich kommt dabei auch Geld zusammen, das wir für unsere Arbeit dringend brauchen."
Auch die beiden Damen am Stand der Lion's-Clubs haben sich nicht zum ersten Mal für eine gute Sache engagiert: "Wir sind schon seit zehn Jahren auf dem Weihnachtsmarkt vertreten", erzählt die ältere. Eigentlich sei der Club ja Sache ihrer Männer. Doch die müßten arbeiten. So hatten es die Frauen übernommen, Kuchen auszuteilen und Schmalzbrote zu schmieren. Immer paarweise, fünfeinhalb Stunden lang. "Es war ein hartes Brot. Bis geputzt ist, wurde es jedesmal 22 Uhr."
Im Unterschied zum Lion's-Club, der mit dem Erlös aus dem Weihnachtsmarkt ein Wohnprojekt für Behinderte unterstützt, will das Internationale Familienzentrum vor allem für sich werben. Selbstgemachte Marmelade fand zu fünf und sechs Mark ihre Abnehmer, ebenso Kissen und Gestecke, aber auch Mistelzweige und Holzspielsachen.
Die Puppe für 118 Mark, die die Oberräder Reha-Werkstatt anbot, war vielen Besuchern zu teuer. "118 Mark hört sich viel an", sagt Günter Mauerer, "doch der Preis steht in keinem Verhältnis zum Aufwand."
Billiger als im Fachhandel wurden die Produkte mancher Behinderten-Werkstätten auf dem Weihnachtsmarkt angeboten. In Oberrad dienen sie nicht nur dazu, das schmale Salär der dort beschäftigten psychisch Kranken aufzubessern. Auch das Selbstbewußtsein wächst, wenn man sieht, wie die eigenen Produkte nachgefragt werden.
Schade findet mancher nur, daß das Finanzamt auch mitverdient. Immerhin: Zumindest die Standmiete blieb den karitativen Organisationen erspart. orb
Luftbelastungswerte vom 23. Dezember in Milligramm je Kubikmeter Luft.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,0) 0,021 (0,027) 0,010 (0,010) CO (50) 2,0 ( 2,1 ) 1,2 ( 1,4 ) NO2 (0,2) 0,056 (0,058) 0,029 (0,024) Staub (0,45) 0,040 (0,041) 0,042 (0,037)
- = kein Meßwert bekannt
(in Klammern Werte vom Vortag)
SO2 = Schwefeldioxid
CO = Kohlenmonoxid
NO2 = Stickstoffdioxid
* nach VDI-Richtlinie 2310
Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.
NACHRICHTEN 7
NIED. Über der Baugrube wehte die Post-Fahne, in den Grundstein wurde eine Telefonkarte gelegt, und Martin Wentz, Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, hatte zur Feier des Tages gelbe Gummistiefel an: Unüberseh- bar, daß in der Nieder Werner-Bockelmann-Straße der Grundstein für 162 Wohnungen für Post-Bedienstete gelegt wurde.
400 Menschen sollen bis 1994 in den 15 fünfstöckigen Häusern wohnen, die einen Spielplatz und 21 Park- plätze umschließen werden. Für die Bundespost ist diese Siedlung das größte und letzte Bauvorhaben in Nied. Die Hälfte der Bediensteten der Oberpostdirektion Frankfurt, so deren Präsident Albert Albensöder, wohne in von der Post geförderten Wohnungen oder Eigenheimen.
Die ersten Wohnungen in der Werner- Bockelmann-Straße sollen bereits im Frühjahr fertig sein. Die Miete soll 10,10 Mark pro Quadratmeter betragen. Auf dem freien Markt würden 25 bis 30 Mark verlangt, meint Jürgen Lange, Aufsichtsratsvorsitzender der Bundespost in Frankfurt, "die Differenz zahlt die Post." Die Baukosten sind auf 38 Millionen Mark geschätzt. md
KALBACH. Die Kalbacher Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus (die Stadtteil-Rundschau berichtete) gewinnt zunehmend an Popularität. Mittlerweile haben 444 Bürger und Bürgerinnen, also ein Zehntel der Bewohner des nördlichen Stadtteils, mit ihren Unterschriften ein deutliches Zeichen für mehr Toleranz gesetzt.
Die Initiatoren der Aktion haben wiederholt in Kalbach plakatiert und zusätzlich 2500 Hauswurfsendungen verteilt. Die nächsten Wochen werden Partnerschaften zwischen deutschen und ausländischen Familien in Kalbach geschlossen.
Mittlerweile "wirft auch die Polizei ein wachsames Auge auf die Plakate", sagte die Mitinitiatorin Elfie Pallas-Stelz. Damit die Streifenbeamten auch mit Argusaugen auf die großen, dreifarbigen Plakaten aufpassen können, wird ihnen der jeweilige Termin fürs Plakatieren mitgeteilt. Noch läuft eine Anzeige gegen Unbekannte, die jüngst fast alle Wandzeitungen abgerissen hatten.
Ein weiteres Delikt kam dieser Tage hinzu. Unbekannte hatten Zettel mit ausländerfeindlichen Parolen auf die Plakatständer geheftet. Pallas-Stelz: "Die Beamten haben einen Zettel sichergestellt und überprüfen ihn auf Fingerabdrücke."
Die Engagierten werden weiterhin Widerstand leisten und Unterschriften sammeln. "Kalbach wird nicht Mölln" heißt es auf den Unterschriftenlisten, die in Geschäften, im Rathaus, in den Kirchen und Kindergärten ausliegen. Auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 12 wollten die Initiatoren ihre Aktion allerdings nicht vorstellen. Denn: Sie wollen unabhängig bleiben und parteiübergreifend wirken. tin
FRANKFURT-NORDWEST. Sanftes Kerzenlicht erhellte den gemütlichen Saal der Begegnungsstätte des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe in der Ginnheimer Landstraße. An den weihnachtlich gedeckten Tischen saßen etwa 90 Gäste - überwiegend Senioren - gemütlich bei Kaffee und Kuchen beisammen.Die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt Dornbusch/Eschersheim feierten ihr Adventsfest bereits zum zweiten Mal in der Ginnheimer Begegnungsstätte - sie fühlten sich dort offensichtlich sehr wohl.
Wie Hannelore Heckenauer, die Vorsitzende des Ortsvereins, sagte, hat man in den beiden Heimatstadtteilen keinen geeigneten Raum finden können. Trotzdem kamen deutlich mehr Gäste zur Adventstafel als im vergangenen Jahr. Frau Hekkenauer: "Wir haben hier auch eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Alle konnten gut hierher gelangen."
Nachdem Frau Heckenauer die Gäste begrüßt hatte, hielt Esther Weitzel-Polzer, die Geschäftsführerin des Kreisverbandes der AW, eine Weihnachtsansprache. Das folgende bunte Programm eröffnete das Kelkheimer Seniorenorchester mit Weihnachtsliedern und Unterhaltungsmusik. Hilde und Franz Kremer sangen Opernarien und erzählten Geschichten in Frankfurter Mundart.
Die Überraschung des Nachmittags war der Besuch des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler. Mit viel Beifall wurde er empfangen, als er zwischen den Gästen an der Kaffeetafel Platz nahm. Hannelore Heckenauer begrüßte ihn "mit besonderer Freude" ist er doch auch Mitglied des AW-Ortsvereins Dornbusch/Eschersheim.
In seiner kurzen Rede kam von Schoeler auf die fremdenfeindlichen Aktionen der zurückliegenden Wochen zu sprechen. Er bat alle Anwesenden, bei den Kommunalwahlen ein Zeichen zu setzen und nur demokratische Parteien zu wählen. Er erhielt zustimmenden Applaus.
Als ersten Versuch startete der Vorstand einen Losverkauf mit Losen der AW. Es gab eine rege Nachfrage und Frau Heckenauer stellte fest: "Wir hatten wohl zu wenige bestellt. Aber wir waren unsicher gewesen, ob das ankommt. Das nächste Mal wissen wir es besser." li
FR: Herr Grünberg, Sie befassen sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie jüdische Bürger die Traumata aus der Verfolgung verarbeiten, nicht nur die Opfer der Generation, die unmittelbar betroffen war, sondern auch deren Kinder. In der letzten Zeit ist mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die aktuellen antisemitischen und rassistischen Ausbrüche die von vielen nur unter großen Mühen gezähmten Traumata wieder aktualisiert haben. Ihre Kollegin Anath Sieff nennt als Beispiel einen ehemaligen Auschwitz- Häftling, der sich angesichts der neuen Gewaltwelle inzwischen sogar bei ganz banalen Alltagsereignissen fürchte. Wie manifestiert sich das?
Grünberg: Ich möchte eigentlich gleich in Frage stellen, ob man wirklich von "gezähmten Traumata" sprechen kann. Denn für Juden, die die Shoah, die nationalsozialistische Judenvernichtung, überlebt haben, ist es zwar in gewisser Hinsicht "normal" geworden, mit den Folgen der Verfolgung zu leben. Dennoch muß man sich vergegenwärtigen, was es für die Familie der Überlebenden eigentlich heißt, mit dieser Geschichte zu leben. So haben Psychiater und Psychoanalytiker gefunden, was sie das Konzentrationslagersyndrom oder Überlebendensyndrom nennen - etwa Depressionen, Alpträume, psychosomatische Erkrankungen, massive Angstzustände, Persönlichkeitsveränderungen. Dann auch eine vermeintliche Überlebensschuld - daß man selbst im Konzentrationslager überlebt hat, während andere Familienmitglieder, Eltern, Geschwister, Kinder, ermordet worden sind. Diese Fragen sind über all die Jahre bohrende Fragen, die vielleicht teilweise nach außen hin in den Hintergrund getreten sind. Aber das innere Erleben der Menschen, nachts in ihren Träumen, wenn die tägliche Kontrolle über das eigene Erleben nachläßt, zeigt, daß die Folgen auch nach dem Ausbleiben der direkten Verfolgungszeit massiv sind.
FR: Wie hat sich dieses Erleben vermittelt in die zweite Generation und wie geht sie damit um? Wie sind die Beziehungen zwischen Kindern und Eltern? Gibt es vergleichbare Erfahrungen wie bei deutschen nationalsozialistischen Eltern oder Soldaten, die sich so abschotten, daß sie überhaupt nichts erzählen? Vermittelt sich möglicherweise vieles mehr über das Empfinden, daß da etwas ist, was man nicht weiß, was das heranwachsende Kind dann auch belastet?
Grünberg: Was Sie da jetzt andeuten, würde ich gerne zunächst einmal deutlich trennen. Bei der Beschäftigung mit Nazis und deren Kindern wird häufig gesagt, die Eltern haben oft geschwiegen und die Kinder leiden unter dem Schweigen und wissen nicht, wer ihre Eltern waren. Dann hat man schnell zur Parallelisierung gegriffen und gesagt, wenn die KZ- Überlebenden geschwiegen haben über das, was geschehen sind, dann sind ja sozusagen die Kinder beider Seiten im gleichen Boot. Ich denke eher, daß man in dieser Parallelisierung eine Entlastung suchen will, daß Täter und Opfer an die nächste Generation etwas vermeintlich Ähnliches weitergegeben haben. Doch hier sollte man deutlich trennen. Denn es ist ja ein Unterschied, ob Menschen etwas verschweigen, was sie an Verbrechen begangen haben, wenn ich jetzt wirklich von den Nazi-Tätern, von den direkten Tätern spreche. Nazis haben geschwiegen, weil sie der Verurteilung entgehen wollten, sei es juristisch oder moralisch. Von der deutschen Nachkriegsgesellschaft wurde dies wesentlich mitgetragen. Aber wenn man auf das Schweigen von KZ-Überlebenden zu sprechen kommt, dann ist doch deutlich, daß da Menschen schweigen, weil sie etwas erlebt haben, was sich jeder Beschreibung entzieht. Ich glaube, es war Primo Levi, der davon gesprochen hat, daß Menschen, die Auschwitz überlebt haben, Menschen eines anderen Planeten geworden sind. Die Psychoanalytikerin Ilse Gubrich-Simitis hat deutlich herausgestellt, was die KZ-Verfolgung von anderen Traumata unterscheidet: Bei der Psychose kann man von einem inneren Zusammenbruch der Realität sprechen. In den Konzentrationslagern aber hat sich in der Realität Schlimmeres zugetragen, als man phantasieren kann. Die Realität hat diesen psychotischen Kosmos, die Phantasie, sadistische Phantasien oder was auch immer, weit übertroffen. Und dieser Realität waren Menschen ausgesetzt. Überlebende sagen sehr häufig, das könne eigentlich nur der verstehen und ich kann eigentlich nur mit jemandem sprechen, der das auch erlebt hat. Ein anderer Punkt ist der, daß sich KZ-Überlebende gedacht haben, es sei ja so etwas Grauenvolles, was sie erlebt haben, daß viele, abgesehen von ihrem Gefühl der Überlebensschuld, versucht haben, dieses Grauen, so gut es ging, von ihren Kindern fernzuhalten.
FR: Wir kommen jetzt wieder an den Punkt der Aktualisierung. Was heißt das auch für die zweite Generation?
Grünberg: Bevor wir auf die aktuelle Situation in der BRD kommen, lassen Sie mich noch folgendes sagen: In den Familien der KZ-Überlebenden gab es keinen Mittelweg. Eltern haben so gut wie gar nicht darüber gesprochen oder sie haben ständig über die Verfolgung gesprochen, man kam bei jedem Thema auf das KZ. Doch ist beiden Gruppen gemeinsam, daß die Atmosphäre in den Familien ganz stark bestimmt war durch die Verfolgung der Eltern. Die Kinder wußten vielleicht gar nicht genau, in welchem KZ ihre Eltern waren und was dort mit ihnen und auch den Großeltern geschehen war, mit Onkel und Tanten. Aber sie spürten sehr wohl, daß es etwas gab im Leben der Eltern, was mit unbeschreiblicher Verfolgung zu tun hatte und an das nicht gerührt werden durfte. Das hat zu einer ganz stracken Bindung geführt, die ein eigenständiges Leben der Kinder erschwert hat. So liegt es zum Beispiel nahe, daß Aggressionen gegenüber diesen Eltern, die soviel mitgemacht haben, bei den Kindern schwere Schuldgefühle ausgelöst haben, da man die Eltern ja nicht wieder kränken, ihnen nicht wieder wehtun wollte. Damit ist eine altersgemäße Ablösung sehr erschwert. Denn der Trennungswunsch der Kinder führt dazu, daß bei KZ-Überlebenden, die oft auch die einzigen Überlebenden von Familien waren, die also Trennungen von ihren eigenen Familien sehr, sehr dramatisch erlebt haben, aktuelle Trennungen das gefühlsmäßige Erleben von damals wieder hervorrufen. Und es ist auch aus der Sicht der Nachkommen sehr schwer, die eigenen Eltern zu verlassen, weil man das Gefühl hat, man muß dem Leben der Eltern einen Sinn geben.
FR: Wie zeigt sich diese innere Anbindung im Zusammenleben und welche Folgen hat das für das Hineinwachsen in ein Leben, das auf Gegenwart und Zukunft bezogen ist?
Grünberg: Es ist oft so gewesen, daß in der zweiten Generation Söhne und Töchter Namen von ermordeten Verwandten bekommen haben, so daß diese Menschen sich überlegt haben, bin ich eigentlich ich selbst oder muß ich stellvertretend für jemand anderen Leben? Kann ich je einmal so gut sein wie der ermordete Verwandte? Das sind Fragen, die mit starken Schuldgefühlen, auch mit Aggressionen verbunden sind, die dann aber nicht so offen ausgelebt und besprochen werden können, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Vielfach suchen dann Nachkommen professionelle psychotherapeutische Hilfe. Und bei all dem haben wir überhaupt noch nicht darüber gesprochen, was es heißt, in Deutschland zu leben. All das bisher Gesagte können Sie auch in den USA, in Kanada und zum Teil auch in Israel finden.
FR: Was das Leben in Deutschland betrifft, gibt es, so mein Eindruck, Tendenzen zu einer ambivalenten Haltung, einem Gemisch von Angst und Zivilcourage gleichermaßen? Der Schriftsteller Chaim Noll berichtete kürzlich, seine Großmutter habe ihm eingeschärft, der Deutsche an sich sei eine schlafende Bestie. Man tue gut daran, sie nicht zu wekken. Und Mitglieder jüdischer Gemeinden hätten ihm geraten, sich als Jude nicht herauszustellen. Er aber hält gegen, will erkennbar sein und mir kommt seine Haltung so vor: Ich will die Bestie zwar nicht wecken, aber ich will euch Deutschen auch den Spiegel eures Tuns vorhalten, will euch aus Eurer Schuldigkeit und Verantwortung vor eurer Geschichte nicht herauslassen, ich mache das Spiel nicht mit, euch zu helfen, alles unter den Teppich zu kehren, damit ihr eure Ruhe haben könnt; wir haben das Recht, hier unseren Platz zu haben und nicht immer nur denken zu müssen, werden wir niedergemacht und müssen wir fliehen. Was sagen Sie dazu?
Grünberg: Ich persönlich neige zu der Position, daß es sinnvoll ist, sich an dem Ort, an dem man lebt, einzumischen und sich um die Verwirklichung der eigenen Rechte und Lebensvorstellungen zu bemühen. Und ich denke auch, daß es da etwas gibt, wofür es sich lohnt. In diesem Zusammenhang noch einmal zu der Frage von erster und zweiter Generation von Nazi-Verfolgten: Der israelische Psychoanalytiker Yossi Hadar hat folgendes dargelegt: Viele Opfer, die der Nazi-Verfolgung ausgesetzt waren, hatten vor der Verfolgung zum Beispiel in Deutschland eine relativ normale Kindheit mit normalen Eltern . Viele KZ-Überlebende haben dann versucht, wenn auch einigermaßen vergeblich, später an diese als heil empfundene Kindheit anzuknüpfen. Aus der Sicht der Psychoanalyse ist es ja enorm wichtig, ob die ersten Lebensjahre geeignet sind, eine Persönlichkeit herauszubilden und eine gewisse Stabilität zu erlangen. Man hat nach den Traumata der Nazi-Zeit versucht, an diese Kindheit wieder anzuknüpfen. Man hatte sich zumindest eine Phantasie erhalten, daß es so etwas einmal gab. Wenn man sich einmal dies verdeutlicht und auf die zweite Generation schaut, zeigt sich da etwas sehr Dramatisches: Die zweite Generation sind ja Juden, die nach 1945 geboren sind, die selbst nie die Nazi-Verfolgung erlebt haben. Aber der Ursprung ihres Phantasielebens liegt nicht in einer "heilen" Kindheit, wie unter Umständen bei ihren Eltern, sondern in der Shoah. Das kann man durchweg feststellen, daß alles Nachdenken darüber, wo man herkommt, immer wieder zwangsläufig mit der Nazi- Verfolgung verbunden ist, sozusagen irgendwie seine Ursprünge im Erleben des Grauens von Auschwitz hat. Daher werden das Phantasieleben, die Gefühle, die Überlegungen, die sich Menschen machen, die Gefühle, die im alltäglichen Leben gelebt werden, immer in Verbindung gebracht werden mit diesem Ursprung.
FR: Was fällt Ihnen zu den "schlafenden Bestien" ein?
Grünberg: Wenn sie von schlafenden Bestien gesprochen haben, dann mag das erinnern an die Konzentrationslager. Und das heutige Erleben des Ausländerhasses, des Antisemitismus, Rassismus, der heute auf der Straße sichtbar ist, der offen ausgesprochen werden kann, wo sich Leute dessen rühmen können, sich erlauben können, in U-Bahnen oder Kneipen, im Alltagsleben Menschen zu diskriminieren, was lange Jahre auch mit Tabu belegt war - wo all dies geschieht und sich die Tabus mehr und mehr gelokkert haben, werden natürlich Erinnerungen wach, was eigentlich damals in der Nazi-Zeit los war. Heute werden in der Bundesrepublik Deutschland jüdische Friedhöfe geschändet, KZ-Gedenkstätten werden zerstört. Und im Deutschland des Jahres 1992 werden Menschen ermordet, die Ausländer sind oder für Juden gehalten werden. Und Juden, die ins Ausland fahren, werden von Juden, die sie irgendwo treffen, gefragt: Wie lange wollt ihr eigentlich da bleiben, wie lange wollt ihr noch warten? Mir hat mal jemand vor kurzem gesagt, als ich von meinem Leben in der Bundesrepublik sprach, von meinem persönlichen Leben im Freundeskreis, von meiner Arbeit hier im Institut, daß ich mich anhöre wie ein Jude Anfang der 30er Jahre, als viele Juden meinten, die Zeit zu gehen sei noch nicht gekommen und dann sei es zu spät gewesen. Das sind Erfahrungen, die das Leben in Deutschland heute ganz schwer beeinträchtigen. Da tauchen dann die Fragen auf, was die Gegenwart zu tun hat mit der Vergangenheit, ob die "schlafende Bestie" der deutschen Nazi-Vergangenheit wieder erwacht ist.
Kurt Grünberg ist klinischer Psychologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt. Mit ihm sprach FR-Redaktionsmitglied Wolf-Gunter Brügmann.
RÖDELHEIM. Eine der schlechtesten Straßen Frankfurts: das sei der Kirschbaumweg. Finden zumindest die Anwohner. "Slalom um tiefe Schlaglöcher, Wasserfontänen bei Regen und Staubfontänen bei Trockenheit", beschrieb Carmen Schwalm in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 7 den Zustand "ihrer Straße". Die Anwohner hatten bereits vor zwei Jahren eine Bürgerinitiative gegründet und in mehreren Sitzungen des Gremiums einen Ausbau des Weges gefordert.
Frau Schwalm: "Immer wurden wir damit vertröstet, daß die Gelder schon verplant seien." Jetzt probierte es die Initiative noch einmal. Und: Über eine Anregung der Grünen im Ortsbeirat wurde ihre Forderung, den Kirschbaumweg als Spielstraße auszubauen, angenommen. Peter Gärtner von den Grünen: "Der Kirschbaumweg fällt nicht in die Tempo-30-Planungen für Rödelheim, so daß wir einen Extraantrag stellen mußten. Jetzt können wir nur abwarten, wie der Magistrat entscheidet." - "Wenn das mit der Spielstraße wirklich klappen würde, wären wir natürlich froh", freute sich Frau Schwalm. Schrittgeschwindigkeit wäre dann das höchste Tempo, mit dem Autos durch den Weg fahren dürften.
"Hier wohnen viele Kinder und es gibt zwei Kindergärten", erklärten die Anwohner. "Die Kinder wollen im Sommer auf der Straße radfahren und spielen." Da es keine Läden gebe, würde auch niemand in seiner Geschäftstätigkeit beeinträchtigt. "Eine Spielstraße im Kirschbaumweg wäre ein gutes Beispiel für Wohnen und Arbeiten in einem verkehrsberuhigten Bereich." mug
MAIN-KINZIG-KREIS. Die von den US-Streitkräften beabsichtigten 180 Kündigungen für die deutschen Zivilbeschäftigten sind nach massiven Protesten der Arbeitnehmervertreter fürs erste abgewendet worden. Nach Angaben der ÖTV- Kreisverwaltung ist es den Unterhändlern der Gewerkschaft gelungen, die ursprünglich genannte Zahl auf jetzt 57 Entlassungen zu drücken.
Gewerkschaftssprecher Michael Schweitzer erläutert dazu, daß der Standortkommandant der Hanauer Militärgemeinde, Harald Neely, positiv auf die Proteste der Betriebsvertretung reagiert habe. Den Verantwortlichen in der Personalabteilung waren etliche Fehler bei ihren Bewertungen vorgeworfen worden.
Schweitzer: "Die Rücknahme der Entlassungen vom September erregte armeeintern bundesweit Aufsehen. Hanau war der einzige Standort, wo bereits laufende Kündigungen für nichtig erklärt und Verhandlungen aufgenommen wurden, bei denen jede Maßnahme auf ihre Notwendigkeit und soziale Veträglichkeit hin überprüft wurde."
Den Erfolg der Gespräche mißt Schweitzer nicht nur der energischen Haltung der Gewerkschaft, sondern auch der Kompromißbereitschaft Neelys zu: "Der Vorgang zeigt erneut, daß mit etwas Augenmaß und Bereitschaft auf Arbeitgeberseite Truppenabbau für die Zivilbeschäftigten auch etwas erträglicher geht, als bundesweit von der US-Army praktiziert.
Dazu gehört auch die persönliche Bereitschaft des jeweiligen Standortoffiziers, den Abbau von Arbeitsplätzen nicht mit der Brechstange durchzusetzen, sondern möglichst viele Härten für die Arbeitnehmer zu vermeiden."
Gleichwohl will die ÖTV auch den noch im Raum stehenden 57 Kündigungen widersprechen. Für die Betroffenen gebe es noch immer keinen Sozialplan und nur geringe Abfindungen. hein
SACHSENHAUSEN. "O Tannenbaum, o Tannenbaum", erklang es laut und deutlich. Auf der Bühne versammelte sich eine große Anzahl von Kindern, um ihren Eltern etwas vorzusingen. Mit strahlenden Gesichtern trugen sie ihre Weihnachtslieder vor. Aber nicht nur dem Tannenbaum zollten die Kleinen Hochachtung. Auch den Nikolaus begrüßten sie ehrfürchtig.
Die Turngemeinde Sachsenhausen, die seit 1904 den Breitensport im Stadtteil vorantreibt und derzeit mehr als 1000 Mitglieder zählt, hatte zur Weihnachtsfeier in die Schillerschule eingeladen. 180 Erwachsene und mehr als 300 Kinder und Jugendliche, vorwiegend aus der Turn- und Leichtathletikabteilung, füllten die Aula. "Es ist richtig proppenvoll. Das ist sehr erfreulich", sagte Hans Fieres, der als ehrenamtlicher Helfer seinen Anteil zum Gelingen des Festes beitrug.
Zwei Höhepunkte bestimmten das zweistündige Beisammensein der Turnfreunde. Der befreundete Verein MTV Urberach (Urberach liegt hinter Langen) hatte extra für den festlichen Anlaß ein Märchen einstudiert. "Die Regentrude" sorgte für viel Spaß und Heiterkeit bei Groß und Klein. Für die jungen Sportler war der Nikolaus alias Jürgen Eichman ("Einer der wenigen Jüngeren, die sich ehrenamtlich engagieren", so Hans Fieres, der nebenbei Pressewart der TG 04 ist) noch aufregender als die Aufführung. Denn jetzt war Bescherung angesagt.
Zwei Äpfel, eine Orange, eine Tafel Schokolade, Lebkuchen und ein Mikadospiel aus Holz ("für die Konzentration") hatte der Nikolaus in die großen Wundertüten eingepackt. Als es dann endlich soweit war und die Kinder sehnsüchtig ihre Geschenke entgegennehmen konnten, sorgte der gestrenge Heilige für die nötige Ordnung. "Wenn du hinter einem anderen Kind stehst, so darfst du es nicht stumpen", sprach der Mann mit dem wallenden Bart und der roten Zipfelmütze und wurde dafür verschämt von dem Ungeduldigen angeblickt.
Nachdem die Geschenke verteilt waren und die Kinder festgestellt hatten, daß sie alle die gleichen Sachen aus ihren Tüten zu Tage förderten, löste sich die bunte Gesellschaft allmählich auf. Und zurück blieb nur der Tannenbaum. dil
SECKBACH. Gleich zweimal wurden die Besucher des Weihnachtsfestes beschert, das die Seckbacher SPD-Senioren gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (AW) des Stadtteils in der Zentgrafenschule feierten. Denn, so hatten es sich die Vorstände von AW und Sozialdemokraten ausgedacht: Die Gäste sollten sich gegenseitig beschenken. Die mitgebrachten Präsente wurden in einem großen, weißen Leinensack am Eingang gesammelt. Später dann durfte jeder einmal tief hineingreifen und sich eines der Päckchen angeln. Die Geschenke, die die AW ihren Gästen bei jeder Weihnachtsfeier zukommen läßt, gab's obendrein.
Daß die beiden Seckbacher Vereine vor etwa vier Jahren ihre Feste zusammengelegt haben und seither gemeinsam feiern, hat einen einfachen Grund: "Viele von uns sind Mitglied in beiden Vereinen", erklärte AW-Vorsitzende Elke Flinner die enge Verbundenheit zwischen Arbeiterwohlfahrt und SPD-Senioren. Zusammen zählen beide Organisationen rund 150 Mitglieder. Von ihnen ließen sich bei der Fete etwa 60 ältere Damen und Herren blicken. Auch Stadtrat Martin Berg und der stellvertretende Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Frankfurt, Jürgen Gideon Richter, besuchten die Zentgrafenschule.
Geboten bekam die Festgesellschaft außer einer kostenlosen Bewirtung auch einige Unterhaltung: So spielte unter anderen der Harmonika-Verein Bornheim. Auch das beliebte Duo Heinz und Henry Düx, Vater und Sohn, musizierte für die Gäste. Die beiden haben sich auf die Instrumente Fagott und Klavier spezialisiert. Höhepunkt war allerdings ein "Loriot"-Sketch - aufgeführt von einigen Vereinsmitgliedern -, bei dem es um hartgekochte Eier ging. Etwas besinnlicher wurde das Publikum dann bei den Weihnachtsgeschichten und dem nachdenklichen Gedicht "Morgen, Kinder, wird's nichts geben" von Erich Kästner, das Elke Flinner vorlas.
Daß den beiden Vereinen für ihr Fest nur die Schule blieb, liegt daran, daß es in Seckbach zur Zeit einfach keine öffentlichen Räume gibt. Da trifft es sich, daß die AW einen guten Draht zu der Einrichtung hat. "Wir schenken der Schule jedes Jahr einen Weihnachtsbaum, den die Schüler dann schmücken", erklärte die AW-Vorsitzende Flinner. Die nächste Weihnachtsfeier soll im umgebauten alten Seckbacher Rathaus steigen. gap
NORDEND. Es muß nicht immer das Weihnachtsoratorium sein. Johann Sebastian Bachs berühmtestes Werk läßt derzeit wieder die Kassen klingeln. Dabei hat der Thomaskantor noch andere Stükke zur Advents- und Weihnachtszeit komponiert, das Magnifikat beispielsweise. Beim Publikum offenbar beliebt: Das Konzert mit Chor und Orchester der Epiphaniasgemeinde war ausverkauft.
Von wegen "Auszehrung": Ein Problem, über das viele Frankfurter Kirchengemeinden klagen, ist für die evangelische Gemeinde im Nordend kein Thema. Etwa 80 Sängerinnen und Sänger zählt der Kirchenchor, und wo sich andere Gemeinden für Konzerte teure Profimusiker zusammenkaufen müssen, spart man hier Geld - musiziert wird mit dem eigenen Streichorchester. Dirigentin Elke Mattmüller-Wolberts versteht es offenbar, ihre Musiker zu motivieren. Das war auch beim Konzert am zweiten Advent zu spüren. Neben dem Magnifikat D-Dur standen zwei andere Werke Johann Sebastian Bachs auf dem Programm: Die Solokantate "Süßer Trost, mein Jesu kömmt" und das Konzert A-Dur für Oboe d'amore und Streichorchester.
Zuerst waren es die Gesangs- und Instrumentalsolisten, die sich in der Epiphaniaskirche profilieren konnten - der Chor hat in "Süßer Trost, mein Jesu kömmt" nur einen 20-Sekunden-Auftritt. Sopranistin Ursula Fiedler und Altistin Vera Borowsky-Reimann bekamen mehr zu tun; Ursula Fiedler gleich zu Beginn mit einer langen Arie. Begleitet wurde sie vom Orchester und einem Flötisten - einer von vielen hervorragenden Bläsern, die beim Konzert mitspielten.
Ein anderer war Michael Sieg. Der Oboist, der sein Geld im Radiosymphonie-Orchester verdient, ist in der Kirche im Nordend eine feste Größe, diesmal als Solist im Konzert A-Dur für Oboe d'amore und Streicher. Das anstrengende Werk war für ihn ein Kinderspiel. Souverän meisterte er alle Schwierigkeiten und ließ sich auch im letzten Satz nicht irritieren, als es das Orchester eilig hatte und das Tempo vorantrieb. Die Leistung des Streicherensembles, das hauptsächlich aus Laien besteht, war bemerkenswert. Nie spielten sie zu laut und deckten den Solisten klanglich zu. Sorgfältig achteten die Musiker auf ihr Dirigentin, und auch die Intonation war akzeptabel.
Das Magnifikat komponierte Johann Sebastian Bach zur Weihnachtsvesper 1723. Ursprünglich stand das Werk in Es- Dur und enthielt zusätzliche Choräle und Lieder. Später transponierte es Bach nach D-Dur und verzichtete auf die Einlagesätze. In der Epiphaniaskirche erklang die D-Dur-Fassung mit den vier zusätzlichen Stücken der Es-Dur-Version. Elke Mattmüller-Wolberts hatte für dieses Arrangement ihren Grund: Der Chor hat mehr zu tun, und das Werk wird länger. Bereits im fünfstimmigen Eingangschor bewies der Chor seine Qualitäten: Die Einsätze nach dem Orchestervorspiel kamen überzeugend und direkt. Nur selten fehlte es den Sängerinnen und Sängern an Entschlossenheit. Im schwierigen Chor "Fecit potentiam" wirkte der Tenor in den langen Sechzehntelgirlanden unsicher, ohne aber den Faden zu verlieren.
Gute Solisten sind in Bachs Magnifikat die halbe Miete. Wie gut die Sänger harmonierten, zeigten Tenor Rüdiger Husemeyer und Altistin Vera Borowsky-Reimann im Duett "Et misericordia" und im "Virga Jesse floruit", wo Ursula Fiedler (Sopran) und Bruno Fabisch (Baß) gemeinsam sangen. Die schöneren, spektakuläreren Teile haben zweifellos die Frauenstimmen. Vera Borowsky-Reimann begeisterte in der Alt-Arie "Esurientes", und in der Arie für Sopran "Quia respexit" brillierte neben Ursula Fiedler erneut Michael Sieg als Oboenpartner.
Bachs Magnifikat ist weder für den Chor noch das Orchester keine leichte Aufgabe. Das Konzert am zweiten Advent bewies, welch hervorragende kirchenmusikalische Arbeit in der Epiphaniasgemeinde geleistet wird. ECKART BAIER
ECKENHEIM. Illustre Namen zierten das Programm der Weihnachtsfeier beim Verein mit dem langen Namen: Sozialdezernent Martin Berg brachte Grüße des Magistrats und Opernsänger René Kollo sang Weihnachtslieder - der eine sprach leibhaftig, der andere sang vom Tonband. Der "Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands" (VdK) feierte zum 33. Mal Weihnachten, diesmal im Haus Eckenheim an der Porthstraße 10.
Daß fast nur ältere Leute im Saal saßen, macht auch dem Ortsgruppenvorsitzenden Johannes Kohrs Sorge: "Die jungen Leute haben wohl Angst, zu uns zu kommen." Der VdK ist aber beileibe kein reiner Rentnerverein, er engagiert sich auch für Behinderte und Wehrdienstopfer. Johannes Kohrs ist seit dreißig Jahren Vorsitzender. Nach so langer Zeit kann ihn kaum noch etwas erschüttern. Der Nachwuchsmangel beunruhigt zwar auch ihn, doch 32 Neuzugänge in diesem Jahr sind ein positives Zeichen.
Etwa 90 der 285 Mitglieder des Ortsverbands hatten es sich an den langen Tischen im Haus Eckenheim am zweiten Advent gemütlich gemacht. Nach einer Stunde mit Kaffe, Kuchen und Gebäck begann der offizielle Teil: Außer Johannes Kohrs sprach der Kreis- und Bezirksvorsitzende Udo Schlitt und Sozialdezernent Martin Berg. Berg unterstrich die Bemühungen des Magistrats für Rentner und sozial Schwache und plädierte energisch für die Pflegeversicherung. Und auch zum Thema "Ausländerfeindlichkeit" hatte er die richtigen Worte parat: "Ohne unsere ausländischen Pflegekräfte müßten wir die Kranken- und Altenheime längst dichtmachen."
Was wäre eine Weihnachtsfeier ohne Weihnachtslieder? Für ein Orchester war im kleinen Saal des Haus Eckenheim kein Platz und ein Liveauftritt von René Kollo käme sowieso viel zu teuer. So mußte man sich mit Musik aus der Konserve begnügen. "Das hat hier Tradition und den Leuten gefällt es immer wieder", sagt Johannes Kohrs.
Und es ist ja auch nicht übel, zusammen mit Rudolf Schock "Stille Nacht" und "O du fröhliche" zu singen oder dem Tölzer Knabenchor bei Georg Friedrich Händels "Messias" zu lauschen. bai
DORNBUSCH. Im abgedunkelten Saal der Französisch-reformierten Gemeinde in der Eschersheimer Landstraße saßen etwa 80 Menschen an den liebevoll gedeckten Tischen. Doch von dem Adventsschmuck war anfangs nicht viel zu sehen. Die Kinder der Gemeinde brachten allmählich Licht in das Geschehen mit brennenden Teelichtern, die sternförmig aufgestellt waren, bis ein großer Stern aus 180 Lichtern den Raum erhellte.
Zur Besinnung wurde über vier Symbole der Adventszeit gesprochen: die Kerze, die Christbaumkugel, das Räuchermännchen und das Geschenkpäckchen. Danach saß man gemütlich an den Kaffeetafeln zusammen. Alle Kinder erhielten ein Buch mit Bibelgeschichten.
Pfarrer Peter Balser stellte die Sammelaktionen dieser Adventszeit vor. Sie dienen zwei Projekten in Afrika (Kamerun und Tansania). Außerdem sollen aus den Spenden die Sozialbeiträge für afrikanische Stipendiaten in Frankfurt bestritten werden. Die Feier war auch ein würdiger Rahmen für eine Ehrung: Der langjährige Präsesdiakon Heinz Mulot, der aus Altersgründen sein Ehrenamt nicht mehr wahrnimmt, erhielt einen feierlichen Abschied.
Die Französisch-reformierte Gemeinde, die sich in den letzten Jahren vor allem mit ihrem integrierten Kindergarten (mit gesunden und behinderten Kindern) einen Namen machte, zählt derzeit etwa 300 Mitglieder. Sie wohnen über ganz Frankfurt verteilt und auch in der Umgebung bis Bad Vilbel und Darmstadt.
Wie Balser berichtete, besteht die Gemeinde in Frankfurt seit etwa 300 Jahren. Sie wurde 1554 von Wallonen aus Belgien gegründet, die damals vor den Verfolgungen in ihrem Heimatland durch die von Herzog von Alba geführten katholischen spanischen Truppen geflohen waren. Bis 1916 wurden Predigten und Gottesdienste in französischer Sprache gehalten. Aus alten Aufzeichnungen ergibt sich der soziale Zweck dieser Änderung. Nur die reichsten Familien konnten sich damals französische Gouvernanten für ihre Kinder leisten und sie so französisch lernen lassen. Um keine soziale Kluft zwischen den Gemeindemitgliedern entstehen zu lassen, hielt man seither die Predigten in Deutsch.
Noch heute aber wird einmal im Monat ein Gottesdienst in französischer Sprache gehalten. Nach dem Krieg wurde die Frankfurter Gemeinde durch Französisch-reformierte Protestanten aus Schlesien und Berlin verstärkt. Neue Mitglieder gewinnt sie heute vor allem durch ihre Arbeit im integrierten Kindergarten. li
BERGEN-ENKHEIM. "Also, dieses Jahr waren die Männer wirklich einmalig schön." Das dicke Lob galt allerdings nicht in erster Linie dem Äußeren der Herren, sondern vielmehr ihren Stimmen: Der Gesang des Männerchores der Chorgemeinschaft "Liederlust" wurde mit anhaltendem Applaus quittiert.
Annähernd 170 Mitglieder und Freunde der Bergen-Enkheimer Sänger waren zum Weihnachtskonzert in die Stadthalle Bergen gekommen. Die Männer gaben unter der Leitung von Wilfried Satter bekannte, aber auch weniger geläufige Weihnachtslieder zum Besten.
Der Frauenchor stand den männlichen Bässen und Tenören nicht nach: Mit echten Schlagern der Weihnachtsmusik wie "White Christmas", "Jingle Bells" oder "Es ist ein Ros&rquote; entsprungen" begeisterten sie ihr fachkundiges Publikum.
Für ein Stück gab es sogar "standing ovations": Wolfgang Gatscher, der Dirigent des Frauenchors, hatte mit seinen "Mädels" ein Lied einstudiert, das er selber komponiert hat: Gatscher vertonte das Heinz-Erhardt-Gedicht von der "Weihnachtsgans".
Zwischen den Darbietungen konnte der Zweite Vorsitzende des Chores, Herbert Hassenfluch, mehrere Ehrungen vornehmen. Er überreichte Hans Müller die goldene Nadel des Vereins; Müller erhebt seit 40 Jahren seine Stimme in der Chorgemeinschaft. Seit 25 Jahren hält Ria Reitz der "Liederlust" die Treue, seit fünf Jahren ist sie nun aktive Sängerin. Ebenfalls für 25jährige Mitgliedschaft wurden Fritz Holland, Heinz Damm und Frau Levin ausgezeichnet.
Die Jubilare wünschten sich vom Männerchor noch eine Zugabe; dem Wunsch kamen die Sänger mit dem Lied "Wenn ich ein Glöckchen wär&rquote;" bereitwillig nach.
Abgerundet wurde die bunte Weihnachtsfeier der "Liederlust" durch eine riesige Tombola: Dort warteten eine ganze Reihe von Freßkörben und Haushaltswaren darauf, "erlost" zu werden. Der Clou des Abends war jedoch der Hauptpreis: Dem glücklichen Gewinner winkte ein Rundflug mit einer Cessna für zwei Personen. rea
Brahms: 4 Symphonien, Haydn-Variationen, Atrhapsodie; Berliner Sinfonie Orchester, Leitung: Kurt Sanderling; Capriccio 10600.
Brahms: Die vier Sinfonien, Haydn-Variationen; Münchner Philharmoniker, Leitung: Rudolf Kempe; Acanta Pilz 442094-2
Brahms: Vier ernste Gesänge, ausgewählte Lieder; Kurt Moll, Baß, Cord Garben, Klavier; Acanta Pilz 442093-2
Brahms: Horntrio op. 40; Ligeti: Trio for violin, horn and piano; André Cazalet, Horn; Guy Comentale, Violine; Cyril Huvé, Piano; Disques Montagne Sarl, Paris 782006.
MÜNCHEN, 23. Dezember (dpa). Die strengen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Münchner Flughafen haben einen Weihnachtsmann arg in Verlegenheit gebracht. Er wollte im Büro der israelischen Fluggesellschaft El Al ein Weihnachtspaket abgeben. Da jedoch niemand öffnete, deponierte er die Schachtel in Geschenkpapier vor der Eingangstür. Die El Al-Bediensteten bekamen es jedoch mit der Angst zu tun und setzten einen Sprengstoffhund ein. In Israel begegnet man wegen wiederholter Anschläge grundsätzlich jedem Paket ohne Besitzer vorsichtig. Hündin Jaschy schlug jedoch auch nach intensivem Schnüffeln nicht an - in der Schachtel steckten vier Flaschen Bier, die gern angenommen wurden.
D 2972 A
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
Zeitfunk des HR sucht "Menschen des Jahres"
Hessische Bürger, die im Jahre 1992 Vorbildliches für die Allgemeinheit geleistet haben, ohne deshalb Schlagzeilen zu machen, will der Zeitfunk des Hessischen Rundfunks in seiner Silvestersendung vorstellen. Gefragt ist nicht die Prominenz des öffentlichen Lebens, die ohnehin im Rampenlicht steht; sondern gesucht ist etwa der Feuerwehrmann, der ein Menschenleben gerettet hat, die Initiative, die einer Stadtverwaltung auf die Sprünge hilft, der ehrenamtliche Helfer, der seit Jahren Kranke pflegt. Wer solche "Helden des Alltags" kennt oder von ihnen Hilfe erfahren hat, sollte dem hr per Brief oder Fax Mitteilung machen. Die Adresse: Hessischer Rundfunk, Zeitfunk "Menschen des Jahres", Bertramstraße 8, 6000 Frankfurt am Main 1. Fax: 0 69 / 1 55 - 41 69.
Die vorbildlichen Frauen und Männer aus Hessen, die auf diese Weise von ihren Mitbürgern nominiert werden, sollen an Silvester im hr zu Ehren kommen, in der Hörfunksendung "Unterwegs in Hessen" am 31. Dezember zwischen 10.05 und 12.00 Uhr in hr 1. FR
WIRTSCHAFT 11
NIED. "Mein Zuhause", sagt Jürgen W. freudig und deutet auf den Wohnwagen hinter der Markuskirche. Auch wenn ihm der kleine Camper nicht gehört: Fürs erste ist er das Heim des Wohnsitzlosen, in dem er sich "wohl" fühlt. Bis er eine eigene Bleibe gefunden hat, kann der 44jährige dort leben. Zurück ins Zelt an den Main, wo Ratten seine "regelmäßigen" Besucher waren, braucht er nicht mehr. Ebensowenig wie drei weitere Obdachlose in den beiden anderen Wohnwagen, betont Pfarrer Christoph Wurbs.
"Das sind unsere neuen Nachbarn" - damit warb der Geistliche im Herbst für das von der Stadt Frankfurt, dem Caritas-Verband und dem Diakonischen Werk initiierte Wohnwagen-Projekt. Stadt und Verbände hatten Gemeinden gesucht, die die Camper bei sich aufnehmen und sich um sie kümmern, wenn sie Hilfe brauchen. Trotz Skepsis und Ängsten bei Kirchenmitgliedern und Nachbarn entschieden sich die Gremien der Markusgemeinde für das Projekt.
Nach eineinhalb Monaten stellt Wurbs nun ein "erstaunliches Phänomen" fest: "Ich höre eigentlich nur noch positive Reaktionen. Die Nachbarn sagen, ,die sind ja ganz unauffällig&rquote;." Das anonyme Problem Obdachlosigkeit habe mit den drei Männern und der einen Frau "menschliche Gesichter" erhalten, sagt der Pfarrer. Vorurteile über "das Gesocks, das nur Lärm und Unrat macht", hätten sich im konkreten Fall schnell als unbegründet erwiesen.
"Wir sind normale Menschen", betont Jürgen W. denn auch, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Zwei der vier Camperbewohner gehen festen Arbeiten nach, und W. sucht bei der Jobbörse in der Großmarkthalle kurzfristige Beschäftigungen.
Knapp 100 Mark zahlt ihm beispielsweise eine Brauerei, bei der er häufiger tageweise anheuert. Je nach persönlicher "Kassenlage" beteiligt sich der 44jährige deshalb auch an den Kosten für Strom und Wasser.
"Sie wollen keine Almosen", erklärt der Pfarrer. Sie wollen eine Perspektive. So wie es vor Jahren einmal war, sagt Gudrun S. Die 25jährige führte früher ein "normales Leben". Nach persönlichen Problemen zog sie von München nach Frankfurt. Der Abstieg begann: Sie fand keine Bleibe und landete schließlich im Zelt am Main, schildert die junge Frau. Dort lebte sie in Nachbarschaft zu Jürgen W., der ein ähnliches Schicksal teilt. Seine Ehe ging zu Bruch, er flog aus der gemeinsamen Wohnung, trank immer mehr und verlor schließlich seinen Job. "Drei Jahre ist das her", erinnert er sich, "und glaub' mir, das passiert alles ganz schnell."
Aufwärts wird es so schnell wohl nicht gehen. Dennoch ist Wurbs optimistisch, daß die neuen Nachbarn nach und nach sicheren Boden unter den Füßen und vor allem eine Wohnung finden werden. "Sie können die Lebenskurve kriegen." Die Caritas unterstütze sie, mache aber auch "sanften Druck": Sie beschränkt den Aufenthalt auf der Gemeindewiese fürs erste auf ein Jahr, wie es laut Jürgen W. in seinem Mietvertrag steht. Die Wohnsitzlosen sollen wissen, daß sie sich um ihre Sachen kümmern müssen, sagt der Pfarrer, "ohne daß ihnen jemand die Pistole auf die Brust setzt". dis
HÖCHST. Kürzlich konnte die Belegschaft es schwarz auf weiß als Aushang lesen: Das Tettauer Glashüttenwerk in Höchst macht dicht. Zum 31. März nächsten Jahres wird die Produktion von Weißglas eingestellt. Betroffen davon sind 120 Mitarbeiter.
Etwa 30 bis 40 der Maschinenglasmacher und Formschlosser werden möglicherweise im Zweigwerk Friedrichsdorf eine Arbeit finden. Der Rest der Beschäftigten steht dann auf der Straße. "Das war eine strategische Entscheidung des Vorstandes", erklärte Werksleiter Hilmar Storost auf Anfrage der FR. "Wir haben in den vergangenen Jahren in Höchst eigentlich vernünftige Zahlen geschrieben."
"Der Vorstand hat uns mehrere Gründe für die Schließung mitgeteilt", sagte Betriebsratschef Bodo Jüptner. Dem Unternehmen seien notwendige Investitionen in den Umweltschutz wohl zu teuer gewesen. Unter anderem hätte in Höchst ein neuer Ofen gebaut werden müssen. Außerdem, so der Vorstand, könne der Betrieb auf dem Werksgelände in der Silostraße 51-53 nicht expandieren.
Während die Chefetage das "Aus" für Höchst beschlossen hat, wird im oberfränkischen Tettau allerdings gerade ein neues Werk gebaut, das die Höchster Weißglas-Produktion übernehmen soll. Mit rund 1300 Beschäftigten und fünf Werken gehört der Konzern zu den führenden Glasherstellern in Europa. In Friedrichsdorf produzieren etwa 150 Arbeiter Braunglas.
In dieser Woche soll laut Heribert Weber von der IG Chemie die Verhandlungen über einen Sozialplan beginnen. tos
Die Rückrundentermine der 1. Fußball-Bundesliga
18. Spieltag
Freitag, 19. Februar 1993 SG Wattenscheid 09 - Schalke 04
1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern
Werder Bremen - 1. FC Nürnberg Samstag, 20. Februar 1993 Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt
Bayern München - Bayer Uerdingen
Borussia Dortmund - VfL Bochum
Bor. Mönchengladbach - Karlsruher SC
1. FC Saarbrücken - Bayer Leverkusen
VfB Stuttgart - Hamburger SV 19. Spieltag
Donnerstag, 25. Februar 1993 Schalke 04 - Borussia Dortmund) Freitag, 26. Februar 1993 VfL Bochum - Bor. Mönchengladbach Samstag, 27. Februar 1993 1. FC Nürnberg - VfB Stuttgart
Karlsruher SC - 1. FC Saarbrücken
Bayer Uerdingen - SG Wattenscheid 09
1. FC Kaisersl. - Bayern München
Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln
Bayer Leverkusen - Werder Bremen Sonntag, 28. Februar 1993 Hamburger SV - Dynamo Dresden 20. Spieltag
Freitag, 5. März 1993 Borussia Dortmund - Bayer Uerdingen
Werder Bremen - Karlsruher SC
1. FC Nürnberg - Hamburger SV Samstag, 6. März 1993 Bayern München - Eintracht Frankfurt
SG Wattenscheid 09 - 1. FC Kaisersl.
Bor. Mönchengladbach - Schalke 04
1. FC Saarbrücken - VfL Bochum
VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen
1. FC Köln - Dynamo Dresden 21. Spieltag
Freitag, 12. März 1993 1. FC Kaisersl. - Borussia Dortmund
Hamburger SV - 1. FC Köln
VfL Bochum - Werder Bremen Samstag, 13. März 1993 Karlsruher SC - VfB Stuttgart
Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken
Bayer Uerdingen - Bor. Mönchengladb.
Eintr. Frankfurt - SG Wattenscheid 09
Dynamo Dresden - Bayern München
Bayer Leverkusen - 1. FC Nürnberg 22. Spieltag
Freitag, 19. März 1993 1. FC Saarbrücken - Bayer Uerdingen
SG Wattenscheid 09 - Dynamo Dresden
1. FC Nürnberg - Karlsruher SC Samstag, 20. März 1993 Bor. Dortmund - Eintracht Frankfurt
Bor. Mönchengladb. - 1. FC Kaisersl.
Werder Bremen - Schalke 04
VfB Stuttgart - VfL Bochum
Bayern München - 1. FC Köln
Bayer Leverkusen - Hamburger SV 23. Spieltag
Freitag, 26. März 1993 VfL Bochum - 1. FC Nürnberg
Bayer Uerdingen - Werder Bremen Samstag, 27. März 1993 Schalke 04 - VfB Stuttgart
1. FC Kaisersl. - 1. FC Saarbrücken
Eintr. Frankfurt - Bor. Mönchengladb.
Dynamo Dresden - Borussia Dortmund
1. FC Köln - SG Wattenscheid 09
Karlsruher SC - Bayer Leverkusen Sonntag, 28. März 1993 Hamburger SV - Bayern München 24. Spieltag
Freitag, 2. April 1993 1. FC Saarbrücken - Eintr. Frankfurt
SG Wattenscheid 09 - Bayern München
Bor. Mönchengladb. - Dynamo Dresden Samstag, 3. April 1993 VfB Stuttgart - Bayer Uerdingen
Werder Bremen - 1. FC Kaiserslautern
1. FC Nürnberg - Schalke 04
Bayer Leverkusen - VfL Bochum
Borussia Dortmund - 1. FC Köln
Karlsruher SC - Hamburger SV 25. Spieltag
Donnerstag, 8. April 1993 Bayern München - Borussia Dortmund
Schalke 04 - Bayer Leverkusen
Bayer Uerdingen - 1. FC Nürnberg Samstag, 10. April 1993 1. FC Kaiserslautern - VfB Stuttgart
Dynamo Dresden - 1. FC Saarbrücken
1. FC Köln - Bor. Mönchengladbach
Hamburger SV - SG Wattenscheid 09
VfL Bochum - Karlsruher SC
Eintracht Frankfurt - Werder Bremen 26. Spieltag
Freitag, 16. April 1993 1. FC Nürnberg - 1. FC Kaiserslautern
Werder Bremen - Dynamo Dresden
VfL Bochum - Hamburger SV
Samstag, 17. April 1993
VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt
Bayer Leverkusen - Bayer Uerdingen
Karlsruher SC - Schalke 04
Bor. Dortmund - SG Wattenscheid 09
Bor. Mönchengladb. - Bayern München
1. FC Saarbrücken - 1. FC Köln
27. Spieltag
Freitag, 23. April 1993
SG Wattenscheid 09 - Bor. Mönchengladb.
Bayern München - 1. FC Saarbrücken
1. FC Köln - Werder Bremen
Samstag, 24. April 1993
Dynamo Dresden - VfB Stuttgart
Hamburger SV - Borussia Dortmund
Schalke 04 - VfL Bochum
Bayer Uerdingen - Karlsruher SC
1. FC Kaisersl. - Bayer Leverkusen
Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg
28. Spieltag
Montag, 26. April 1993
Werder Bremen - Bayern München
Dienstag, 27. April 1993
VfB Stuttgart - 1. FC Köln
1. FC Saarbrücken - SG Wattenscheid 09
Bayer Leverkusen - Eintracht Frankfurt
Karlsruher SC - 1. FC Kaiserslautern
VfL Bochum - Bayer Uerdingen
Bor. Mönchengladb. - Bor. Dortmund Mittwoch, 28. April 1993
1. FC Nürnberg - Dynamo Dresden
Schalke 04 - Hamburger SV
29. Spieltag
Freitag, 30. April 1993 Bayern München - VfB Stuttgart
Borussia Dortmund - 1. FC Saarbrücken
Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC Samstag, 1. Mai 1993 Hamburger SV - Bor. Mönchengladbach
Bayer Uerdingen - Schalke 04
1. FC Kaiserslautern - VfL Bochum
Dynamo Dresden - Bayer Leverkusen
1. FC Köln - 1. FC Nürnberg
SG Wattenscheid 09 - Werder Bremen 30. Spieltag
Freitag, 7. Mai 1993 Schalke 04 - 1. FC Kaiserslautern
Werder Bremen - Borussia Dortmund
Bayer Uerdingen - Hamburger SV Samstag, 8. Mai 1993 VfL Bochum - Eintracht Frankfurt
1. FC Saarbrücken - Bor. Mönchengladb.
VfB Stuttgart - SG Wattenscheid 09
1. FC Nürnberg - Bayern München
Bayer Leverkusen - 1. FC Köln
Karlsruher SC - Dynamo Dresden 31. Spieltag
Freitag, 14. Mai 1993 Borussia Dortmund - VfB Stuttgart
1. FC Kaiserslautern - Bayer Uerdingen
Bor. Mönchengladb. - Werder Bremen Samstag, 15. Mai 1993 Hamburger SV - 1. FC Saarbrücken
Eintracht Frankfurt - Schalke 04
Dynamo Dresden - VfL Bochum
1. FC Köln - Karlsruher SC
Bayern München - Bayer Leverkusen
SG Wattenscheid 09 - 1. FC Nürnberg
32. Spieltag
Freitag, 21. Mai 1993 Hamburger SV - 1. FC Kaiserslautern
1. FC Nürnberg - Borussia Dortmund
Schalke 04 - Dynamo Dresden Samstag, 22. Mai 1993 Bayer Uerdingen - Eintracht Frankfurt
VfB Stuttgart - Bor. Mönchengladbach
Bayer Leverkusen - SG Wattenscheid 09
Karlsruher SC - Bayern München
VfL Bochum - 1. FC Köln
1. FC Saarbrücken - Werder Bremen 33. Spieltag
Samstag, 29. Mai 1993 1. FC Saarbrücken - VfB Stuttgart
Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaisersl.
Dynamo Dresden - Bayer Uerdingen
1. FC Köln - Schalke 04
Bayern München - VfL Bochum
SG Wattenscheid 09 - Karlsruher SC
Borussia Dortmund - Bayer Leverkusen
Bor. Mönchengladbach - 1. FC Nürnberg
Werder Bremen - Hamburger SV 34. Spieltag
Samstag, 5. Juni 1993 Hamburger SV - Eintracht Frankfurt
1. FC Nürnberg - 1. FC Saarbrücken
Bayer Leverkusen - Bor. Mönchengladb.
Karlsruher SC - Borussia Dortmund
VfL Bochum - SG Wattenscheid 09
Schalke 04 - Bayern München
Bayer Uerdingen - 1. FC Köln
1. FC Kaiserslautern - Dynamo Dresden
VfB Stuttgart - Werder Bremen
"Ich war der letzte Parteilose, ein Outsider" Wie die Staatssicherheit in der Berliner Renommierklinik Charité Karrieren zuließ und zerstörte / Von Rosemarie Stein
(. . .) Damals habe ich eine gewisse Notwendigkeit gesehen, irgendwie dem Einhalt zu gebieten, was da drohte, daß die DDR ausblutet, und insofern war der Mauerbau ein notwendiges Übel, es war ein Übel, aber ein notwendiges, weil das andere noch schlimmer gewesen wäre. So habe ich das gesehen, und ich kann mir auch heute nicht vorstellen, wie man damals klüger hätte entscheiden sollen; man hätte sagen können: Laß die DDR sausen.
Aber wenn man versucht, mit der Kenntnis der Entwicklung bis heute, über die Situation damals zu urteilen, dann macht man es sich leicht. Man muß versuchen, das aus der damaligen Situation zu verstehen, und ich habe viele Menschen kennengelernt, die das auch so gesehen haben wie ich, die nicht von vornherein die Mauer verteufelt haben als Schmach und Schande und Gefängnis, sondern die gesagt haben: Mensch, Leute, wie soll das anders verhindert werden, daß hier diese Gesellschaft zugrunde geht, die wir doch aufbauen wollen - eigentlich als Alternative zu dem, was als kapitalistische Gesellschaft seit Jahrzehnten existiert, was die Welt in so furchtbare Kriege geritten hat.
Wir wollten was Besseres, Gerechteres aufbauen und haben sicher vieles nicht gesehen, was dieser Zielvorstellung diametral entgegenstand. Und dieser Aufbau-Enthusiasmus, der in den ersten Jahren nach dem Krieg eine Rolle gespielt hat, der hat wahrscheinlich auch viele Manipulationen erleichtert. Man hat nicht gemerkt, daß man manipuliert wurde. Aber die ganze Entwicklung der DDR damals und auch später nun auf Manipulation und Diktatur durch die Partei zu reduzieren, ist genauso falsch.
Ich habe auf meinem Lebenswege viele Leute kennengelernt, die ich identifiziert habe mit meinem Sozialismus-Bild, und deswegen habe ich Dinge, die nicht da reinpaßten, sicher auch zum Teil verdrängt oder habe mir gesagt: Mußt du wohl in Kauf nehmen, wenn du nicht das Ganze in Frage stellen willst. Und das wollte ich nicht, dazu hatte ich gar keine Veranlassung, und vielleicht ist das auch eine Art Opportunismus, aber ein anderer als ich ihn auch kennengelernt habe zu DDR-Zeiten.
Jetzt retrospektiv sehe ich mich als einen gutgläubigen Menschen, der sich in mancher Hinsicht hat ausnutzen lassen, aber das ist nur ein Teilaspekt. Ich glaube schon, das Wichtigste ist eine Motivation für eine bestimmte Zielvorstellung. Unter dem Aspekt empfinde ich vierzig Jahre DDR-Geschichte, die ich ja nun wirklich von Kindesbeinen bis ins Erwachsenenalter sehr bewußt erlebt habe, nicht als vierzig Jahre Unrechtsstaat. Für mich ist die DDR eine verpaßte Gelegenheit, eine verkorkste Chance, und damit ist für mich das Problem Sozialismus noch nicht entschieden.
Warum die Stasi zu mir kam, das kann ich mir noch heute nicht zusammenreimen. Irgendwann - es war wohl 1978 - kreuzte mal jemand in der Frauenklinik in der Tucholskystraße auf, der sich vorstellte als Mitarbeiter dieses Ministeriums, Herr Stolze, und fragte, ob er sich mit mir unterhalten könne. Es ging dann darum, daß er Auskunft haben wollte über zwei Kommilitonen, von denen ich wußte, daß die damals noch zur Zeit des Studiums nach Westdeutschland abgehauen waren. Ich sagte also, daß ich zu denen keinen Kontakt hätte und dazu nichts weiter sagen könne.
Dann kamen tagespolitische Dinge zur Sprache. Ich habe eigentlich nie irgendwelchen Leuten gegenüber mit kritischen Meinungen hinter dem Berge gehalten, da hatte ich auch keine Schutzreflexe, und ich habe die Dinge genannt, die einen so ärgern und die man im Prinzip auch immer in die sogenannten Monatsberichte der Gewerkschaft geschrieben hat: Die Leute sind stinksauer, daß es kein Material gibt, daß es nicht genügend Schwestern gibt und solche Dinge mehr.
Die Gewerkschaftsleitung oder die Parteileitung hätten die Berichte aus den Instituten nur unverfälscht zusammenfassen und weitergeben müssen, aber das wurde nicht getan. Negatives wurde entweder, wenn es zu kritisch dargestellt war, ganz weggelassen, oder es wurde schöngefärbt bis zur Unkenntlichkeit. Das war genau das Gegenteil von dem, was hätte laufen müssen, offensichtlich aus einer opportunistischen Haltung. Je höher die Leitungsebene, um so höher war auch der Opportunismus entwickelt; die hatten wahrscheinlich Angst, was auf den Deckel zu kriegen und sich dann darum kümmern zu müssen, also haben sie es sich offensichtlich leichter gemacht, indem sie keine Probleme berichteten.
Ich habe dann gegenüber diesem Stasi- Mitarbeiter ein paar Dinge genannt, die mich bewegt haben: daß wir in unseren Möglichkeiten beschnitten werden, weil wir nicht genügend Personal haben; daß wir apparativ nicht genug ausgestattet sind; daß bestimmte Medikamente und Materialien nicht in ausreichender Menge vorhanden sind; daß Planungen zu schwerfällig sind, weil wir zwei Jahre im voraus planen müssen und damit überhaupt nicht bedarfsgerecht planen können - solche Dinge, die uns täglich behindert und geärgert haben. Und dann sagte dieser Mann, es sei ganz wichtig, daß die Parteiführung solche Dinge ungefiltert und unverfälscht erfahre. Er hat mich nicht danach gefragt, ob ich mich bereit erkläre oder verpflichte, für einen bestimmten Zeiraum oder auf Lebenszeit mit ihm zusammenzuarbeiten. Offenbar ist das aber als mündliche Bereitschaftserklärung bezeichnet worden. Ich habe ja die Akten noch nicht gesehen, ich habe einen Antrag gestellt, aber da kriegt man eine Nummer, und dann heißt es, das dauert Jahre.
Hätte ich nicht aus der Wissenschaftsverwaltung eine Anfrage nach meiner Tätigkeit für die Stasi gekriegt, dann hätte ich mich gar nicht dafür interessiert. Aber jetzt, wo mir etwas vorgehalten wird und wo ich erfahren muß, daß 62 Seiten Personalakte und 90 Seiten Arbeitsakte angefertigt wurden, da interessiert mich die Sache schon. Es ist doch irgendwie ernüchternd zu erfahren, wie da mit einem umgegangen wurde und was da alles passiert ist, ohne daß man davon wußte. Da wird man eingestuft als gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit, und da werden seitenweise Akten angelegt. (. . .)
Ich habe diese Sache nie so wichtig genommen, ich habe mich eben gelegentlich mit diesem Herrn Stolze getroffen. Welchen Zeitraum das betraf, habe ich erst jetzt im nachhinein aus dem Gauck- Papier rekonstruiert. Für mich war diese Episode nicht so von Belang, daß sie sich mir nun so furchtbar tief eingegraben hätte. Zum Schweigen über diese Treffen wurde ich zwar nicht verpflichtet, aber das verstand sich für mich von selbst, daß man das nun nicht allen erzählt. Ich habe ja auch nicht mit Kollegen jede Parteiversammlung ausgewertet und auch nicht irgendwelche Dinge besprochen, wenn ich Zweifel hegte an der Richtigkeit einer politischen Maßnahme. Das gehörte zu einem Bereich, den man nun nicht in die Öffentlichkeit trägt.
Ich wußte zwar, daß es einen Beauftragten für Ordnung und Sicherheit für die Charité gibt, dachte aber, das ist Ordnung und Sicherheit, wie man landläufig Ordnung und Sicherheit versteht. Ich konnte mir vorstellen, daß es irgendwo jemanden gibt, der auch Aufgaben für die Staatssicherheit wahrnimmt, aber ich wußte nicht, wer das ist, und es hat mich auch nicht besonders interessiert. Ich habe Gespräche mit Herrn Stolze nicht als Zusammenarbeit mit der Stasi gewertet. Wenn Sie so wollen, war das eine Facette meiner gesellschaftlichen Arbeit.
Wie ich ohne Parteimitgliedschaft durch die Jahre hindurchgekommen bin? Mit viel Optimismus, mit einer festen Beziehung zur katholischen Kirche, durch sehr gute Bekannte und Kollegen. Ich kenne keinen in den Alt-Bundesländern, der mich nicht verstanden hat. Mein glücklicher Umstand war, daß mein Lehrer, Professor Waldeyer, bis 1966 hier Direktor war und ich es in dieser Zeit von seinem Vorlesungsassistenten bis zum Oberarzt brachte, durch seine Förderung.
Das war das eine Plus, daß ich einen West-Berliner Chef hatte, der täglich rüberkam und der die Auffassung vertrat, die Mauer kann ja nicht ewig sein, ich komm' ja auch jeden Tag durch. Wenn ich gewußt hätte, daß es 28 Jahre dauert, wäre ich 1960 oder 1961 noch gegangen, ehe die Mauer kam. Ich war promoviert und fertig. Aber das war ja bis 1966 hier so: Eine Parteigruppe hat keine Rolle gespielt, die Gewerkschaft hat keine Rolle gespielt hier im Institut, das war Formsache.
Für mich ist die schlimme Zeit eigentlich gekommen, nachdem Waldeyer 1966/67 als Emeritus weg war und auch nicht mehr herkam, weil er mit gewissen Schwierigkeiten hier weggegangen ist. Unter Waldeyer hat ja die Partei hier keine Rolle gespielt. Und sein Nachfolger, Professor Kirsche, war ein Albert- Schweitzer-Anhänger und wollte nach christlichen Prinzipien das Institut leiten. Die Parteigruppe hat dann zwar schon eine ziemliche Rolle gespielt, aber er hat 1969 eine geheime Wahl durchführen lassen, wer unter den Assistenten sein 1. Oberarzt wird, nachdem er von 1967 bis 1969 immer quartalsweise die Oberärzte eingesetzt hatte. Ich bin dann 1969 geheim gewählt worden zum 1. Oberarzt. Die Charité war einverstanden, und damit war eigentlich meine Laufbahn bestimmt.
Ich hab' mich dann 1973 habilitiert, bin aber 1969 schon Dozent geworden. Bei der Anatomie war ja ein absoluter Notstand; die haben also nicht berufen, aber dafür einen Dozenten eingesetzt, und das war ich. 1976 habe ich praktisch den Lehrstuhl von Waldeyer gekriegt. Ab 1972 hat Kirsche nur noch halbtags gearbeitet, nach seinem Herzinfarkt, da war das eine Notlage hier, und so haben sie mich also geschluckt, könnte man sagen. Sie hätten jemanden herbringen und Kirsche ausbooten müssen, der war aber Nationalpreisträger und sehr angesehen . . .
Von 1972 bis 1975 war ich praktisch nicht amtierender Direktor, sondern der erste Stellvertreter, der alles gemacht hat. Von 1977 bis 1980 war ich dann kommissarischer Direktor, und Kirsche hat nur drei Tage gearbeitet.
Dann hatten sie eigentlich Herrn Bertolini eingesetzt. Ich glaube, er war in einer Blockpartei, aber er hat immer gesagt, er sei nicht drin. Der kam aus Leipzig, und ich bin sein Stellvertreter geworden. Sie haben mich abgesetzt als amtierenden Direktor und zum Stellvertreter gemacht. Ich hatte ja einen Lehrstuhl hier. Ich mußte zu seinem Stellvertreter werden, weil ich ja vorher auch Stellvertreter war. Es ist ganz klar, daß ich das zu tolerieren hatte, und ich hab's auch toleriert, weil ich ja hierbleiben wollte. Überdies hat mir meine eigene Kaderabteilung damals gesagt: Mit Ihrer Kaderakte kommen Sie sowieso nirgends an. Aber ich war ja Außenseiter. In der Anatomie konnte man sich einen Außenseiter leisten.
Bis 1975 hatte die Anatomie einen Lehrstuhl, 1976 waren es zwei Lehrstühle und 1980 waren es plötzlich vier - wohl um die Parteifunktionäre unterzubringen. Damals war es so: Was die Partei beschlossen hatte, mußte ich ausführen. Ich habe sogar den bissigen Witz immer wieder gemacht, warum wir eigentlich Dienstbesprechung am Montag machen und nicht am Dienstag, weil Montagabend die Parteiversammlung war.
In der sogenannten Dienstbesprechung war ich der einzige Parteilose, ich konnte abstimmen, was ich wollte. Der FDGB- Vorsitzende war Parteigenosse, der stellvertretende Direktor war Parteigenosse, der Forschungsbeauftragte war Parteigenosse. "Erziehung und Ausbildung" haben sie mir dann weggenommen, weil ich zu viel zu tun hatte. In dieser Zeit war das so perfektioniert, es waren alle Leitungsaufgaben unter Genossen verteilt. Ich habe dann Ende der siebziger Jahre an den Prorektor geschrieben, wenn man sich für mich nicht entscheiden kann, dann soll man jemanden herholen, ich halte diesen Zustand nicht aus.
Und daraufhin haben sie dann aus dieser Eingabe gemacht, ich würde ja auf das Direktorat verzichten, sie müßten also jemanden holen. Daraufhin habe ich gesagt, Herr Prorektor, ich muß das tolerieren, das ist mein Schicksal. Ich werde trotzdem keine Ausreiseantrag stellen. Da ist er böse geworden. Er kannte mich, und das Ganze geht darauf zurück: Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, daß ich zur katholischen Kirche gehöre, das haben alle gewußt hier im Haus. Ich habe in meiner ersten Vorlesung gesagt, ich bin in der katholischen Kirche, bin auch nicht ausgetreten. Das waren meine Sätze, und ich habe darauf bestanden, daß sie mich nicht mit Genosse anreden, wenn's mal schiefgehen sollte. Ich habe auch Briefe von der Kaderabteilung, die an die "Genossen" gingen, zurückgeschickt.
Sie haben mich zwar hier toleriert, aber sie wußten, daß ich aussterbe. Wenn ich in Rente gegangen wäre, hätte es keinen DDR-Anatomen mehr gegeben ohne Partei. Ich war der letzte Parteilose, ein Outsider. Manche haben auch gesagt: ein Fossil oder ein Exot. Ich hatte ja hier gelebt, ich wollte auch nicht weg. Das möchte ich immer wieder sagen. Ich habe ein sehr gutes Familienleben gehabt, ich habe drei Kinder, und ab 1966 haben mich bundesdeutsche Kollegen immer wieder gefragt, warum ich nicht komme, wenn sie mich komplett einladen, und die Familie später nachhole.
Ich durfte ja 1976 noch nicht nach dem Westen, aber die Jugoslawen haben mich immer wieder zu Kongressen eingeladen. Und nach Jugoslawien durfte ich. Aber es konnte mir ja keiner sagte, dauert's zwei Jahre, dauert's drei Jahre, und ich wollte einfach unsere Familie nicht aufs Spiel setzen. Und zweitens: Ich habe meine halbe Verwandtschaft noch in Ungarn. Ich bin jedes Jahr privat nach Ungarn gefahren, es hat mich nichts gekostet. Ich habe alle bundesdeutschen Verwandten und Kollegen, die gerade in Ungarn waren, getroffen. Und der Akademiepräsident ist ein Duzfreund von mir, also durch den bin ich laufend gereist, und der hat auch dafür gesorgt, daß ich 1976 Professor wurde. Der hat hier als Akademiepräsident den DDR-Minister gefragt, warum sie eigentlich seinen Freund Staudt nicht zum Professor machen, den kenne er doch nun schon seit seiner Aussiedlung.
Ich habe echte Freunde gehabt. Ich habe dort auch an den Heimattreffen teilgenommen, aber nie Genehmigungen eingeholt, was mir Schwierigkeiten machte, denn ich habe auch in Ungarn im deutschen Radio gesprochen, bis dann die Humboldt-Universität kam und mir hier sagte, das sei nicht gestattet. Da habe ich mich entschuldigt. Ich bin auch zur österreichischen Botschaft zum Empfang gegangen, obwohl der Rektor mir verboten hatte, hinzugehen: nicht direkt verboten, sondern der hat gesagt: Nur Sie sind eingeladen, Sie nehmen Ihre Frau nicht mit! Und ich habe gesagt, ich gehe mit ihr hin, und wenn mir einer sagt, ich darf nicht, rufe ich an und sage, es ist verboten worden! Es hat keiner hier angerufen. Ich habe mich dort in die Liste mit meiner Frau eingetragen - also ich hab' sie schon manchmal auch provoziert.
Partei, Stasi und Kampfgruppe - die drei Dinge brauchte man meines Erachtens in der DDR nicht mitzumachen. Ich hab' einen Patenjungen, der einmal vollkommen aufgelöst hier hereinkam und sagte: Ich soll Berichte abgeben! Man ist immer da rausgekommen, wenn man zum Beispiel gesagt hat, man ist kirchlich gebunden und muß das schließlich beichten. Da sind die nicht wiedergekommen. Mich haben sie nicht angegangen, ich kann ja nicht hinterm Berg halten. Ich bin kein so verschlossener Typ. Ich hätte 1985 den Ausreiseantrag gestellt auf Biegen und Brechen, und im Rentenalter wäre ich ohnehin nach dem Westen gegangen. Das wußten die auch hier im Institut, daß ich das mache. 1985 war ich drauf und dran zu gehen, weil sie gesagt haben, daß sie uns ja nicht mehr lange brauchten. Das war so verletzend, und auch das, was hier im Hause vorging. Sie müssen sich vorstellen: Alle Entscheidungen fällten sie, ab 1985, und ich hatte doch auch einen Lehrstuhl.
Die haben mir sogar noch 1987 oder '88 verboten, auch Professor Wenzel, hier im Zimmer einen Abschied für eine Mitarbeiterin zu feiern, als sie mit knapp 70 nach dem Westen gehen wollte. Die war über 30 Jahre hier. Mit der habe ich in einem Haus gewohnt, die hatte hier eine Dienstwohnung. Als die ging, haben wir gesagt, wir machen hier eine Feier. - Ist verboten! - In dem roten Häuschen, das hier steht, da wohnt eine Mitarbeiterin, die hat gesagt, gut, machen wir es bei mir. Da bin ich demonstrativ zweimal über den Hof gegangen in Institutskleidung und habe allen, die ich getroffen hab', gesagt, jetzt geh ich zur Abschiedsfeier von Frau Acker, denn ich darf die nicht in meinem Zimmer machen. Ich habe für die Frau eine Beurteilung geschrieben, die haben die Genossen umgeschrieben. Ich hab' doch der Frau Acker gleich die Beurteilung mitgegeben mit meiner Unterschrift. Und dann kam sie drei Tage später und hat gesagt, Herr Professor, ich hab' die nicht mehr. Die haben mir eine andere gegeben. Und dann haben sie meine nicht mehr gefunden. Die war weg. Sie mußten hier schon eine ganze Menge aushalten.
Unter den Studenten gab es sicher auch IMs, aber ich bin nie so behelligt worden, daß ich hätte sagen müssen, also es geht nicht weiter. Ich habe die ersten Vorlesungen so gehalten, daß ich gesagt habe: Es gibt sehr viele politische Auffassungen; wenn ich hier politische Meinungen vortrage, dann mache ich die ohne Konzept, die fachlichen auch, und wenn Sie fachliche oder politische Dinge aus dem Zusammenhang reißen, dann kön-
Ich habe nie ein DDR-Bewußtsein gehabt, aber ich bin geblieben, denn ich wollte nicht, daß einer sagen kann: Jetzt haben sie den auch noch korrumpiert. Das Geld macht's doch, jetzt ist der auch drüben. Der ist nun dort Professor geworden, der konnte sagen, daß er in der Kirche ist und nun - wo ist da das Zugehörigkeitsgefühl? Ich wollte nicht haben, daß von den inzwischen ungefähr 18 000 Ärzten, die hier durch die Anatomie gegangen sind, einer sagt, naja, Geld macht am Ende alles. Ich hatte eine echte Nische. Natürlich hat's mich aufgeregt, abgesetzt zu werden und zu hören, das sind höhere, das sind parteipolitische Sachen. Da konnte einem doch übel werden. Oder wenn sie dann solche Phrasen gedroschen haben oder selbst, als diese Aussprache war, "Unser Volk", dieses Ding da, was Egon Krenz mit unterschrieben hat und Heym, da war's nochmal so, um den 9. November 1989. Da hab' ich gesagt, ich unterschreibe nicht. Herr Wenzel hat mir damals noch gesagt, das wird ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen. Da hab' ich gesagt: Na, dann setzt's eben eins, ich unterschreibe das nicht!
Ich bin nach der Wende auch aus dem neugegründeten Charité-Parlament ausgetreten, obwohl ich Kandidat war. Für mich war das Charité-Parlament eine Parteiversammlung mit Gästen. Das habe ich auch öffentlich gesagt. Da hat mir Herr Mau geantwortet, das wär' eben so, wenn ich da jetzt nicht anträte, würde ich nur dafür sorgen, daß noch mehr Genossen da sind. So, der hatte recht. Es gibt ja da eine Losung, die heißt: wer schweigt, der lebt jetzt in der DDR. Und wer redet, der stirbt, entweder direkt oder indirekt. Also die Situation haben wir noch.
Die DDR hat 40 Jahre existiert, und das sind ja zusammen nun fast zwei Generationen. Ich glaube, es ist noch nicht alles überstanden. Ich kann auch nicht sagen, ob es absolut falsch gewesen wäre, die Humboldt-Universität zu schließen und wieder zu öffnen. Ich weiß nur nicht, wie starr dann die Fronten gewesen wären in einer möglichen Auseinandersetzung, die wir alle nicht wollten. Aber über den jetzigen Weg geht's wahrscheinlich nicht bei allen. Denn auch ich hab' doch für manche Sachen eine Entschuldigung. Ich hätte ja eigentlich jetzt im nachhinein sagen müssen: Warum habe ich hier so durchgehalten?
Die Medizin gehörte - ebenso wie die technischen Bereiche - zu den Gebieten, die vom MfS mit besonderer Intensität "politisch-operativ durchdrungen" wurden. In den ideologisierten Geisteswissenschaften gab es nach der Feststellung von Hanna Labrenz-Weiß weit weniger IMs, wohl weil dort eine offizielle Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit üblich war. In der Medizin - und besonders in der Charité - fand das MfS genügend Ansatzpunkte für seine IM-Werbung.
"Wenn jemand beispielsweise gern studieren wollte, vielleicht ein besonderes Fach, wenn jemand gerne Facharzt, Oberarzt, Professor oder Abteilungsleiter werden wollte, dann wurde das aufmerksam registriert und in der Akte vermerkt", schreibt Joachim Gauck (in: "Die Stasi-Akten", Reinbek 1991) über den "IM-Vorlauf", welcher der Werbung voranging.
Die Schwachstelle konnte auch ein Konflikt mit den Strafgesetzen der DDR sein, und dazu genügte schon die Vorbereitung einer Flucht (nach § 213 als "Ungesetzlicher Grenzübertritt" mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, in schweren Fällen bis zu fünf Jahren bedroht). Für alles gibt es in der Charité genügend Beispiele: Für die Einflußnahme des MfS (in enger Kooperation mit "der" Partei) auf die berufliche Karriere, auf die Erlangung von Vorteilen und den Schutz vor Nachteilen, etwa vor einer drohenden Kaltstellung. Wissenschaftler wurden vom MfS für ihre inoffizielle Mitarbeit auf solche Weise honoriert, nicht etwa mit Geld bezahlt.
Worin bestand nun diese inoffizielle Mitarbeit? Das läßt sich recht gut den Leitzordnern entnehmen, in denen die Forschungsabteilung der Gauck-Behörde die vor der Vernichtung geretteten Teile der Handakten aus dem Hochschulreferat der Stasi verwahrt. Die Akten handeln von allem und jedem. Weil die "Firma" MfS von jedem Bürger und von allen Vorgängen alles wissen wollte und weil sie mit Bienenfleiß und preußischer Beamten-Akribie alle Einzelheiten zusammentrug, deren sie auf alle erdenkliche Weise nur habhaft werden konnte, ergeben diese Aufzeichnungen ein buntes und ziemlich detailliertes Bild von der Charité; zum Teil freilich aus der geradezu paranoiden Sicht des Staatssicherheitsdienstes, der überall Feinde witterte. Insofern zeigen sie die Krankenstadt an der Berliner Mauer im Zerrspiegel. Außerdem sind viele der Personenschilderungen, wie die Führungsoffiziere sie nach den Berichten der IMs festhielten, aus einer Übelkeit erregenden Schlüsselloch-Perspektive gezeichnet.
Die Stasi wollte ja nicht nur wissen "Wer ist wer?", sondern auch "Wer mit wem?". Beziehungen jeder Art aufzuklären erlaubte ihr zum einen, Schwachstellen zu erkennen, an denen sie bei Bedarf "operativ" ansetzen konnte. Sie erfuhr zum anderen, wer durch West-Kontakte möglicherweise auf Fluchtgedanken kommen könnte und wer umgekehrt durch feste familiäre und andere soziale Bindungen sowie durch befriedigende berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in der DDR fest verankert schien.
Daß die IMs jeden Klinik-Klatsch und -Tratsch "auftragsgemäß" an ihre Führungsoffiziere weitergaben, wirkt auf den ersten Blick lächerlich, manchmal geradezu absurd. Aber es führte dazu, daß die Belegschaft dieser Medizinischen Fakultät mit ihren Kliniken und Instituten für die Staatssicherheit schließlich aus lauter "Gläsernen Menschen" bestand. Für jeden, der sich interessierte, beschaffte sie alle verfügbaren, selbst die intimsten Daten, und so hatte sie jeden in der Hand. Die Frage "Hat er denn jemandem geschadet?" scheint daher falsch gestellt, auch im Falle der Inoffiziellen Stasi-Mitarbeiter an der Charité. Bei dieser datensammelwütigen flächendeckenden Überwachung konnte man ja gar nicht wissen, wann und wozu eine ganz bestimmte Information einmal gegen jemanden benutzt werden könnte. Die IMs lieferten die Fäden, aus denen das MfS sein Netz knüpfte, das es zuziehen konnte, wann es ihm opportun schien.
Es folgen ein paar Beispiele aus IM- Akten, die in der Gauck-Behörde nach dem Stasi-Unterlagengesetz auf Antrag eingesehen werden durften (wobei hier - wenn auch aus anderen Gründen als beim MfS - auch dann die Decknamen verwendet werden, wenn die Klarnamen bekannt sind). IMS "Günter Hille" berichtete (laut Gesprächsprotokoll seines Führungsoffiziers vom 28. 10. 1977) über eine Assistentin des Instituts für Virologie, sie habe das Verhalten der Volkspolizei kritisiert (12- bis 14jährige Mädchen seien die ganze Nacht im Präsidium festgehalten worden). "In diesem Zusammenhang ist zu beachten", so schließt der Bericht, "daß die Sch. lange Zeit als besonders förderungswürdige Nachwuchswissenschaftlerin galt, die jedoch bereits in der Vergangenheit durch abweichende Diskussionen auffiel . . .Im Zusammenhang mit festgestellten intensiven Westkontakten . . . sowie Ablehnung eines Kontaktversuchs der HVA durch die Sch. in schroffer Form wurde die Sch. als Reisekader abgelehnt. Da die Sch. als Wortführer der Opposition im Institut gilt . . ., erscheint eine operative Kontrolle zweckmäßig."
Hier sorgte also der Bericht eines Spitzels dafür, daß über eine Kollegin ein "operativer Vorgang" angelegt wurde, damit sie von nun an systematisch bespitzelt werden konnte. Und mit ihrer wissenschaftlichen Laufbahn dürfte es schon vorbeigewesen sein, seit sie es schroff abgelehnt hatte, für die Hauptverwaltung Aufklärung des MfS (Auslandsspionage) ihre westdeutschen Freunde zu bespitzeln.
Ähnlich vernichtend über Kollegen berichtete IMS "Manfred Mütze", folgt man den Niederschriften seines Führungsoffiziers, zum Beispiel dem Bericht vom 9. 1. 1986: "Es sind einige Grundmängel geblieben, die der IM speziell in folgender Richtung sieht: - Er ist weiterhin sehr kritisch, hat feste Auffassungen, die in wesentlichen Teile nicht mit unseren Anschauungen übereinstimmen. Er hat eine klare kritische Position, ohne dabei aggressiv zu sein . . . Die Auffassungen des D. im einzelnen sind dem IM jedoch nicht bekannt. Insofern hält der IM den D. auch für ungeeignet, als NSW-RK" (er sollte also nicht ins "Nicht-sozialistische Währungsgebiet" fahren dürfen), "da er die DDR politisch nicht vertreten wird, sofern er andere Auffassungen dazu besitzt . . ."
Zum Schluß schreibt sein Führungsoffizier Dewitz dann noch: "Eine Erziehung des D. hält der IM für ausgeschlossen." Solche Aussagen gegenüber der Stasi konnten Karrieren vernichten. In diesem Fall wohl die eines wissenschaftlichen Assistenten im Institut für Biochemie.
Ein anderes Beispiel: ",Becher&rquote; berichtete auftragsgemäß folgendes", wie Dewitz am 19. 11. 1986 schreibt: "Er hatte in der letzten Zeit mehrere Kontakte mit L., außerdem durch Gespräche der Kollegen weitere Informationen.
1. Insgesamt wird eingeschätzt, daß sich der Charakter des L. nicht geändert hat, die erhoffte positive Entwicklung als Persönlichkeit ist nicht eingetreten. Im Gegenteil haben sich negative Eigenschaften noch verstärkt . . ." Folgen Details über den Charakter des Observierten, über seine beruflichen Perspektiven, über seine Beziehung zu einer Kollegin. ("Sie würde über Leichen gehen. Auch L. ist für sie nur ein Objekt . . ."). Was "Bechers" Führungsoffizier weiter von diesem Gespräch aufgezeichnet hat, ist noch unappetitlicher Klatsch.
Eher zurückhaltend scheint dagegen "Jürgen" gewesen zu sein. Laut Bericht vom 21. 9. 1981 gab er Auskunft über einen Wissenschaftler, der in einer westlichen Pharma-Firma arbeitete. Offensichtlich sollte er sondieren, ob man diesen Mann abwerben könnte.
Er bescheinigt ihm eine "eindeutig fortschrittliche Grundhaltung", andererseits sei er aber "natürlich auch mit den typischen Vorbehalten westlicher Wissenschaftler gegenüber der DDR behaftet. Das betrifft solche Dinge wie Reisefreiheit u. ä. Insgesamt hält der IM den E. für aufgeschlossen und bei zielgerichteter Überzeugungsarbeit auch für die DDR zu gewinnen, glaubt aber, daß er von sich aus nie den Schritt einer Übersiedlung gehen würde, da er natürlich mit den dortigen Lebensgewohnheiten verbunden sei."
Die Möglichkeit, westliche Wissenschaftler für die DDR abzuwerben, wird in den Gesprächen der IMs mit ihren Führungsoffizieren selten berührt. Sehr häufig dagegen werden Befürchtungen geäußert, daß die "NSW-RK" (Reisekader für das "Nicht-Sozialistische Währungsgebiet") vom "Feind" abgeworben werden und die DDR "verraten" könnten. Über die geplante Österreich-Reise eines Physikers der Charité stellte ein MfS-Major (anscheinend Dewitz) in einem Vermerk vom 2. 2. 1988 entsprechende Erwägungen an. Er kommt zu der Schlußfolgerung, daß der Betreffende durch solche "gegnerischen Angriffe" unmittelbar gefährdet sei und schlägt in sechs Punkten eine Reihe von Maßnahmen vor: Allein Punkt 2 umfaßt vier solcher Maßnahmen:
"- Konkrete Einschätzung des Wertes der Tätigkeit, des Z. und Perspektive.
- Umfassende Personenaufklärung.
- Hinweise auf veränderte Verhaltensweisen. - Rechtzeitige Information über weitere Reisen, bei Notwendigkeit Unterbindung bestimmter Reisen."
Zur Erfüllung all dieser Aufgaben wird der "Einsatz des IMS ,Heinz-Werner&rquote;" geplant. Der berichtet wenig später "hinsichtlich seines Auftrages" alles nur irgend Wissenswerte über den ihm offensichtlich unterstellten Physiker. (. . .)
"Soske?" fragt die Mutter. Warum? Teilnahmslos starrt sie auf das goldgelbe Tuch, das zwei Tote bedeckt. Rivalen um eine Frau, die einander ermordet haben. Die Mutter, die Ehefrau, die Geliebte bleiben zurück. "Soske?" Es gibt keine Antwort, zumindest keine vernünftige: Liebe, Eifersucht, Haß. Zwei Tote. Grausam ist das Zigeunerleben auf der Bühne im Staatstheater in Cottbus.
"Die Zigeuner sind da" - vor Cottbus waren sie in Chemnitz, Leipzig, Eisenach und Hoyerswerda. Und sie ziehen weiter, nach Magdeburg, Rostock, bis zum 30. Dezember. Pralipe, das einzige Roma- Theater in Europa, reist durch die Republik: mit seinen Bildern zu Garcia Lorcas Liebesmord-Drama "Bluthochzeit", übersetzt in Romanes, der Sprache der Roma. Die Städtetournee wird als "Bewegung eines anderen Deutschlands" annonciert. Ein Beitrag zu diesem deutschen Herbst, dem deutschesten seit langem.
Cottbus, zweitgrößte Stadt Brandenburgs. 250 Plakate kleben an den Litfaßsäulen. "Die Zigeuner sind wieder da", wird darauf gewarnt; also den Geldbeutel festhalten, die Haustür verrammeln, die Kinder in Sicherheit bringen? Diesmal nicht. "Kultur gegen Gewalt" steht unter der von Kindesbeinen an vertrauten Gefahren-Botschaft, dazu ein roter Feuerlöscher: Brandbekämpfung durch Kultur.
Vielleicht muß tatsächlich an diesem Abend in Cottbus wieder einmal ein Feuer gelöscht werden, wie im August, als Molotowcocktails am Asylbewerberheim Flammen schlugen. Der Name, die Stadt hat sich damals ins neudeutsche Unwörterbuch für Fremdenhaß eingebrannt. Mehr noch, Cottbus mit seinen 130 000 Einwohnern gilt als (pseudo)intellektuelles Zentrum der rechtsradikalen Szene. Bis zu ihrem Verbot am 10. Dezember konnte die neonazistische "Deutsche Alternative" hier mit 300 eingetragenen Kameraden als drittgrößte Partei gelten. 1600 Genossen halten noch der PDS die Treue, 330 Cottbusser können sich als Christdemokraten ausweisen, die Sozialdemokraten sind weit abgeschlagen.
"Ein hartes Pflaster." Die Gäste in der Theater-Kantine wissen Bescheid. Kommt es zur Konfrontation an diesem Abend, wenn das Roma-Ensemble Lorcas
Von Ute Frings (Cottbus)
Roberto Ciulli hat das Pralipe vor einem Jahr in sein Haus aufgenommen, als eigenständiges Theater, vom Land Nordrhein-Westfalen mit einem Etat von 400 000 Mark im Jahr ausgestattet. Statt die Türen zu verrammeln, hat man Regisseur und Leiter Rahim Burhan samt seinen 18 Schauspielern und Schauspielerinnen gastfreundlich aufgenommen. Sie kamen aus dem Zigeunergetto im mazedonischen Skopje, der "Schutka". In der Barackensiedlung, die seit dem Erdbeben von 1963 existiert, leben die Roma unter ärmlichsten Bedingungen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei fünfzig Prozent, mindestens ein Viertel der Kinder lernt weder lesen noch schreiben. Hier hat der theaterbegeisterte Schuster Rahim Burhan vor zwanzig Jahren sein Theater gegründet. In der neuen Heimat in Mülheim sind sie dem Pleitegeier entflohen und - was mehr zählt - dem Krieg. Das einzige Roma-Theater in Europa kann weiter arbeiten. Weiter Literatur in die bis vor kurzem noch schriftlose Sprache Romanes übersetzen. Weiter einem Publikum, das kein Wort versteht, mit der Kraft der Bilder alles verständlich machen.
Doch wie lange noch geht das in Deutschland? Nordrhein-Westfalen zahlt für Häuser in Skopje, um ein paar Roma zur Rückkehr zu bewegen. Dreißig Millionen Mark erhält das Iliescu-Regime von der Bundesregierung, um die deutsche Freude über die Abschiebung der rumänischen Roma nicht durch Gewissensbisse zu trüben. Asylbewerberheime brennen jede Nacht. Zieh, Zigan, zieh.
"Pralipe" heißt Brüderschaft. Ein Gespräch unter Brüdern und Schwestern an diesem Abend in Cottbus? Für die Roma in den ersten drei Reihen im Theatersaal gewiß. Ihre Freude an dem Spiel ist unübersehbar: Da wird mit dem Nachbarn getuschelt, gelacht und hier und da ein Kommentar über die Rampe geschickt. Die Cottbusser sind still. Sie wirken unsicher: so viel Fremdes auf einmal. Helmut Schäfer, Dramaturg des Theaters an der Ruhr, hat sie zwar zu Beginn der Vorstellung beruhigt. Die Sprachgrenze werde durch die allen verständlichen Bilder überwunden. Doch weiß man's? Da kommen sie plötzlich, die Zigeuner, aus dem Westen statt dem Osten, und bringen Kunst statt um Asyl zu bitten. Ein fremdes, glattes Parkett, dieser Theatersaal an diesem Abend für die Cottbusser.
"Die Fremdheit überwinden, den Dialog eröffnen" ist eines der Ziele der Städtetournee "Theater gegen Gewalt", heißt es in der Ankündigung. Der Prolog beginnt: zwei Männer mit Kampfhähnen, zwei Frauen - ein Balz-Ballett zu Bizets "Carmen". Stumm wird das Liebesdrama in Kurzfassung erzählt; alle verstehen alles, eine Stunde und fünfzehn Minuten lang. Ein paar Bilder werden im Gedächtnis bleiben, hatte Helmut Schäfer zuvor in der Theater-Kantine gesagt. Die Menschen würden sich erinnern. Man werde etwas wiedererkennen, später, wenn sie auf der Straße, in Geschäften Roma begegnen werden. Das Fremde werde ein klein wenig weniger fremd. Am Ende wird lange geklatscht, ein herzlicher Applaus, der nicht nur die Kunst goutiert, sondern auch dem Ensemble dankt, weil es gespielt hat, hier in Cottbus.
Der Epilog: ein Gespräch. Rahim Burhan, Helmut Schäfer, der Intendant des Cottbusser Staatstheaters, Christoph Schroth, Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt und ein Pastor sitzen auf der Bühne, etwa dreißig Zuschauer im Saal. Appendix hat Helmut Schäfer zuvor diese Gespräche genannt, die regelmäßig nach den Gastspielen angeboten werden. Die verbale Aufklärung sei zwar schon lange kein Medium mehr, doch man wolle den Leuten, die schweigen, Gelegenheit zum Reden geben. Der Oberbürgermeister faßt noch mal eindringlich die Botschaft zusammen. Das tödliche Ende der Bluthochzeit zeige, wohin Haß führe. Diese Erkenntnis solle jeder mit nach Hause nehmen und dem Nachbarn erzählen. Der Pastor, den Bildern wohl nicht recht trauend, bleibt im Konjunktiv: "Wenn wir merken würden, die gehören zu uns. Liebe, Haß, Tod haben die auch, wenn auch nicht genauso wie wir, mitteleuropäisch temperiert." Eine Frau möchte etwas tun, eine Demonstration mit Kerzen wie in München, nach Weihnachten irgendwann. Der Oberbürgermeister gerät in Zugzwang.
Dann Hilflosigkeit. "Wo ist die Kultur hingegangen?" Die (neue) Konsumgesellschaft sei an allem schuld, klagt eine Frau. Wieso kommen Deutsche wieder so schnell zu einer faschistischen Identität, fragt ein Mann. Soske - warum? Eine einfache Erklärung, insgeheim vielleicht erhofft, wird nicht geboten. Rahim Burhan verweigert die Absolution, distanziert sich, auch von dieser kleinen Schar in Cottbus, die doch "alle gegen Fremdenhaß sind", wie eine Frau betont. Doch das genügt Rahim Burhan nicht. "Ihr müßt selber sehen, wie ihr die Zukunft eures Landes gestaltet", sagt er. Er glaube zwar nicht, daß 90 Prozent der Deutschen wie die Rechten dächten. Noch nicht. Aber wenn die Zahl zunehme, werde es gefährlich. Nicht für ihn, er würde dann das Land verlassen - "aber für euch".
RÖDELHEIM. "Die Jungs wollen Profifußballer werden, und die Mädchen wollen am liebsten als Bürokauffrau hinter den Schreibtisch." Henning Hoffmann, Sozialarbeiter im Rödelheimer Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt (AW), beschreibt die "Traumjobs" der Praktikanten, die er zur Zeit im Rahmen eines Berufswahlorientierungsprojektes betreut.
Zwei Klassen begleitet er mit seiner Kollegin, Sozialpädagogin Irmgard Strekkert, an der Körnerschule, einer Hauptschule in Rödelheim. Während der Pflichtpraktika in der achten und neunten Klasse helfen die beiden den Schülerinnen und Schülern bei der Suche nach Praktikumsplätzen und schließlich bei der Berufswahl. Irmgard Streckert: "Die Jugendlichen müssen aufpassen, daß sie während ihrer Praktikumszeit und vor allem später, während ihrer Ausbildung, nicht zum ,Mädchen für alles&rquote; degradiert werden, was mit dem eigentlichen Beruf nicht mehr viel zu tun hat."
Deshalb hat sie mit ihrem Kollegen eine schwarze Liste ausgearbeitet, auf der Betriebe aufgeführt sind, die den Praktikanten oder Auszubildenden unzulässige Arbeiten zumuten.
"Die Zusammenarbeit mit der Körnerschule läuft sehr gut; die Lehrer sind kooperationsbereit", freut sich Irmgard Streckert. Wenn sie und Kollege Hoffmann eine neue Klasse übernehmen, unterhalten sie sich mit den Schülerinnen und Schülern zunächst über deren Vorstellungen und Pläne und die Erwartungen, die sie an ein Praktikum haben. Die Gespräche werden auf Video aufgezeichnet und nach dem ersten Praktikum gemeinsam angesehen, um sie mit den neuen Erfahrungen zu vergleichen.
Danach besucht die Gruppe das Berufsinformationszentrum (BIZ) und informiert sich dort eingehend über die möglichen Berufe und schaut sich Videofilme dazu an. Auch ein Berufsberater steht hier zur Verfügung und hilft den Jugendlichen bei der Entscheidung. Anschließend gehen Strecker und Hoffmann mit ihren Schützlingen in verschiedene Ausbildungsbetriebe, um sich vor Ort über die Berufe zu informieren und sich die Arbeitsplätze genau anzusehen.
Auch dem Ausbildungsamt der Sadt Frankfurt stattet die Gruppe einen Besuch ab. "Die haben einen besonders großen Bedarf an Lehrlingen", sagt Irmgard Streckert. Danach organisiert sie mit ihrem Kollegen ein dreitägiges Seminar für die Jugendlichen, das unter dem Motto "Bewerbungstraining" steht. Dabei sollen Bewerbungsmappen angefertigt werden und die entscheidenden Bewerbungsgespräche geübt werden. Nach dem Abschluß des zweiten Praktikums beginnt dann die intensive Bewerbungsphase, der eine Einzelberatung der Schüler vorausgeht. Hoffmann: "Dann heißt es für die Jungen und Mädchen Bewerbungen schreiben und abschicken. Aber am besten nicht nur eine, sondern gleich mehrere an verschiedenen Firmen, die für eine Ausbildung in Frage kommen."
Das erste Projekt mit den 22 Schülern wurde im Juni dieses Jahres abgeschlossen, und Streckert und Hoffmann erinnern sich, daß viele Schülerinnen und Schüler, die schon lange keine Lust mehr hatten, zur Schule zu gehen, heute die Schule vermissen und sie ihrem Ausbildungsplatz vorziehen würden.
Beide sind insgesamt mit ihrem ersten Berufswahlorientierungsprojekt zufrieden: "Von 22 Schülern haben zwölf einen Ausbildungsplatz bekommen, und sechs haben sich dazu entschlossen, eine weiterführende Schule zu besuchen. Die übrigen suchen noch nach einem Betrieb", berichtet Henning Hoffmann. Und Irmgard Streckert ergänzt: "Wir wollen aber auch nach der Schulentlassung die Betreuung der Jugendlichen sichern. Vor allem, wenn es bei der Ausbildung Probleme gibt oder sie die Ausbildung abbrechen wollen." jan
Die Jungs haben Grund zu feiern! 1992 brachte Hands On The Wheel (HOTW) den Plattendeal, die Veröffentlichung der neuen CD, ausschließlich gute Kritiken querbeet durch den Blätterwald, enthusiastische Publikumsreaktionen und zuletzt eine Tournee mit Nils Lofgren. Dem US-amerikanischen Ausnahmegitarristen gefiel die Musik der Frankfurter so gut, daß er ihnen anbot, ihn bei seiner Europatournee auch nach Skandinavien, Holland und England zu begleiten.
Im Wohnmobil ging's ab nach Oslo. In Stockholm sang das Publikum bei "Jesus On The Mainline" bereits aus voller Brust mit. In Amsterdam gastierte man im legendären Melkweg, in London machte man im renommierten Town & Country Station. In der hippen Metropole war der Empfang zwar etwas kühler, aber je näher man auf der Insel der schottischen Grenze kam, desto besser kam die Rock-Folk-Blues-Country-Mischung von Sänger Thomas Ripphahn und seinen Mannen an.
An Heiligabend, Donnerstag, 24. Dezember, gibt's ein weiteres Heimspiel im Frankfurter Sinkkasten, wo während der Kick '91 alles für HOTW begann. dk
Anfang Januar wird André Borsche wieder im Einsatz sein. Drei Wochen seines Urlaubs opfert der Oberarzt aus dem Markus-Krankenhaus, um im Nordosten Indiens zu helfen. "Wir rechnen damit", berichtet der Experte für plastische Chirurgie, "daß wir viele Verbrennungsfolgen behandeln müssen": Auf etwa 100 Operationen bereitet sich Borsche gemeinsam mit einem Team von Ärzten und Krankenschwestern vor - Engagement "vor Ort" für die Hilfsorganisation "Interplast".
Um Einsätze dieser Art finanzieren zu können, ist die Hilfsorganisation auf Spenden angewiesen. Für die Operationen in der indischen Stadt Silchar hat jetzt das Hamburger Unternehmen Rudolf Otto Meyer (ROM) 20 000 Mark zur Verfügung gestellt: Die Firma für technische Gebäudeausrüstung und Anlagenbau mit über 40 Niederlassungen bundesweit hat sich entschlossen, in diesem Jahr weitgehend auf Weihnachtspräsente für Geschäftspartner zu verzichten. Aus dem Kreis der insgesamt 4200 Mitarbeiter war vorgeschlagen worden, die Spende an "Interplast" zu überreichen.
Mit dem Geld "können wir ein Team voll finanzieren", erklärte Professor Gottfried Lemperle, der Leiter der Plastischen Chirurgie am Markus-Krankenhaus. Er hat die Idee für die Gründung der Hilfsorganisation seinerzeit aus den USA mitgebracht. Doch das ist bereits Geschichte: In den vergangenen zwölf Jahren eilten "Interplast"-Teams bereits 6000 Patienten zu Hilfe. Mit ihrem Einsatz versuchen die Ärzte und Krankenschwestern, "die soziale Ungerechtigkeit ein bißchen zu mildern". ing
Alte Menschen sollen sich verstärkt einmischen Seniorenbeiräte: Ohne Stimme, aber nicht ohne Einfluß Von Ulrich Gehring
Die Städte und Gemeinden haben erkannt, daß man dem wachsenden Bevölkerungsanteil der alten Menschen durch Repräsentation Rechnung tragen muß. Die Form, in der dies geschieht, ist bislang noch recht unterschiedlich. Für Bärbel Gregor von der seit gut einem Jahr in Schlüchtern arbeitenden Leitstelle des Kreises für ältere Bürger ist die Gemeinde Hammersbach "am fortschrittlichsten". Nur dort sind Beiratsmitglieder in allgemeiner Wahl bestimmt. Schöneck will nun nachziehen. In Bad Orb, Bruchköbel, Langenselbold und Maintal werden die Mitglieder der Altenvertretungen berufen, das heißt ihre Organisationen vom VdK bis zur Senioren-Tanzgruppe entsenden Mitglieder. Sie haben genauso wenig ein Votum, für alle älteren Menschen zu sprechen, wie die sachkundigen Bürgerinnen und Bürger, die die Kommunen Hanau und Brachttal in die Arbeitsgemeinschaft hessischer Seniorenvertretungen entsenden.
Pläne für eine Seniorenvertretung gibt es nach Auskunft Gregors inzwischen in den Gemeinden Linsengericht, Freigericht, Erlensee und Biebergemünd. Auch in Rodenbach, so hört man, sitzt die Kommune an Vorbereitungsarbeiten.
Warum soviel Eifer, wo doch in Hessen keinerlei Rechtsnormen einen Seniorenbeirat vorschreiben? Gregor meint, die Kommunalpolitik habe erkannt, daß sie angesichts einer sich wandelnden Altersstruktur das Potential der alten Wählerinnen und Wähler nicht mehr übergehen könne. Sie gibt aber zu bedenken: Wichtig würden Seniorenbeiräte erst, wenn sie in parlamentarischen Gremien mitsprechen dürfen, wie dies die Arbeitsgemeinschaft auf Landesebene fordert. Doch soweit sei man in Hessen noch nirgends. In Baden-Württemberg sei die Repräsentanz der Senioren schon viel weiter gediehen.
Dem Gedanken, auf Kreisebene eine Vertretung der alten Menschen einzurichten, steht Gregor gleichwohl noch zurückhaltend gegenüber: Immerhin ist nicht einmal die Hälfte der Main-Kinzig- Gemeinden ernsthaft an die Sache herangegangen. Solang dies so ist und zudem keine Verankerung der Rechte von Seniorenvertretungen stattgefunden hat, wäre ein Altengremium beim Kreis nur eine "Spielwiese".
Sie lasse aber keine Gelegenheit aus, Bürgermeister auf die Lage in ihren Städten oder Gemeinden anzusprechen. So ist Bärbel Gregor am 28. Dezember bei einer Informationsveranstaltung in Linsengericht zum Thema zu hören.
.5
FEUILLETON 9
OBERURSEL. Er baumelt vom Christbaum, ziert Weihnachtskarten, sitzt in allen Schaufenstern und streckt ungeniert seinen pelzigen Bauch in die Luft. Nikoläusen und Rauschgoldengeln hat er längst den Rang abgelaufen: der Teddybär. In allen Farben und Formen, ob als hübsch verpacktes Geschenk oder originelle Dekoration, macht er beim diesjährigen Weihnachtsgeschäft eindeutig das Rennen.
"Tja, die Bären sitzen überall", seufzt der Oberurseler Geschäftsmann Rainer Kratzenberg: Holzbärchen als Baumdekoration, Bärenmotive auf den Weihnachtskugeln, Bären im Nikolauskostüm - Meister Petz, wohin das Auge auch blickt.
Fragt man nach der Ursache der weihnachtlichen Teddybären-Welle, zucken die meisten mit den Schultern. "Keine Ahnung, wo die herkommen. Aber süß sind sie", meint eine junge Frau und kauft kurzentschlossen das Modell "Schlittenbär".
Kratzenberger hingegen glaubt nach langen Überlegungen nun den eigentlichen Trendsetter gefunden zu haben: "Das kommt von der Gummibärchenwelle im vergangenen Herbst."
Jürgen Herbertz vom Geschenkeladen "Presente" schiebt den traditionellen Weihnachtsfiguren die Schuld in die Schuhe. "Der Nikolaus ist so ausgelutscht." 60 Prozent seiner Kunden schmücken ihren Christbaum in diesem Jahr mit kleinen Bären. Besonders begehrt ist die Lichterkette mit den aneinandergereihten Tierchen. "Das ist ein Renner ohne Ende", weiß der Geschäftsmann und zeigt auf das kitschige Plastikutensil. Lichter brennen in diesem Jahr am Weihnachtsbaum nur wenige.
"Das ist aber eine reine Modeerscheinung", beruhigt Herbertz jene Traditionalisten, die sich ungeachtet des neuen Trends bereits goldene und silberne Kugeln besorgt haben. "Die Bären ziehen sich ja wie ein roter Faden schon durchs ganze Jahr."
Die einleuchtendste Begründung hat jedoch Nicole Rossbach von der Parfümerie "Yaska" parat: "Der Teddybär ist schließlich 100 Jahre alt geworden." Auch ihre Kunden tragen neben diversen Duftwässerchen mit Vorliebe Bären im Nikolauskostüm nach Hause. Traurig blicken indes unzählige Nikoläuse und Weihnachtsengel aus Schaufenstern und Regalen. Für sie ist das Weihnachtsgeschäft schon gelaufen. Doch nicht alle lassen resigniert die Köpfe hängen und kapitulieren vor der bärigen Übermacht. So weiß ein fortschrittlicher Glasweihnachtsmann im Schaufenster einer Geschenkboutique wohl auf sich aufmerksam zu machen: Er segelt mit einem knallroten Fallschirm, der an seiner Mütze befestigt ist, langsam auf die Erde nieder.
"Amerikanisch-kitschig - das geht am schnellsten weg", bestätigt die Verkäuferin. Bunte und auffällige Dekorationen sind gefragt. Wer seinen Weihnachtsbaum nicht mit Bären schmücken will, liegt mit gestreiften Weihnachtskugeln oder rosa Schleifchen ebenfalls im Trend. "In" sind auch geschnitzte Engel aus dem Erzgebirge, Nostalgieschmuck und auf alt getrimmte Dosen.
"Die Leute basteln aber auch wieder selbst", hat Blumenhändlerin Tora Wirth beobachtet. Tannenäste und Adventskränze werden mit Bändern und getöpferten Figürchen verziert. Anregungen, so meint Frau Wirth, holen sich die meisten aus Büchern und Zeitschriften. Passen muß vor allem die farbliche Zusammenstellung: "Kerzen und Bänder müssen aufeinander abgestimmt sein", sagt die Expertin.
Manche Kunden seien sogar darauf bedacht, Wohnungseinrichtung und Weihnachtsdekoration in einen "farblichen Einklang" zu bringen. Kleine Kinder können mit dieser Ästhetik freilich kaum etwas anfangen. Tora Wirth weiß das aus eigener Erfahrung: "Die lieben es, wenn buntes Spielzeug am Baum hängt." Die Bären dürften da genau das richtige sein. KATJA IRLE
Es ist Samstag nachmittag, das Telefon klingelt, man hebt ab und hört lautes Geknirsch'. Wortfetzen dringen von irgendwoher ans lauschende Ohr, die Katastrophe sickert allmählich ins widerstrebende Bewußtsein: eine Störung. So etwas ist im Zeitalter der Information an sich schon störend genug. Am Wochenende allerdings doppelt ärgerlich, schließlich bleibt einem nichts anderes übrig, als zähneknirschend bis Montag morgen auszuharren. Oder aber man fragt bei Telekom an und bittet um eine Entstörung. Außerhalb der Regelarbeitszeit (montags bis freitags von 8 bis 18.30, samstags von 8 bis 13 Uhr) kostet das allerdings 40 Mark Gebühr. Wer sein Telefon auch am Wochenende dringend braucht, muß in den sauren Apfel beißen.
Davon ausgenommen sind laut Lothar Schilling, Pressesprecher der Telekom, allerdings Teilnehmer, die über einen sogenannten Sozialanschluß verfügen. Für sie ist die Reparatur auch am Wochenende kostenfrei. Zurückerstattet wird die Summe auch den übrigen Teilnehmern, wenn sich herausstellt, daß Telekom die Störung verursachte und nicht etwa der Wohnungskater ein Kabel durchgebissen hat. fra
In dem kleinen Dorf Privolnoje hat für Alexander Schiffmann ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Zur Zeit besitzt der 55jährige, der mit seinen tiefen Furchen im Gesicht wesentlich älter aussieht, nur ein Dach über dem Kopf. 35 000 Rubel hat er für das heruntergekommene Haus bezahlt, in dem er und seine Familie seit zwei Monaten wohnen, zu acht in drei kleinen Zimmern. Die Wände sind nicht verputzt, es gibt keine funktionierende Wasserleitung. Doch der Mann mit dem abgeschabten Wintermantel, dessen graues Haar unter einer Fellmütze zum Vorschein kommt, resigniert nicht. Der gelernte Bäcker träumt von einer Konditorei, die er im Dorf eröffnen will.
Privolnoje, wo es keinen einzigen Laden gibt, präsentiert sich in diesen Dezembertagen als unwirtliche Schlammlandschaft. Die Gebäude entlang der lehmigen und löcherigen Straßen sind verwahrlost. Fast alle stehen länger als ein halbes Jahrhundert. Die verwitterten Fassaden können die deutsche Vergangenheit nicht verbergen. Privolnoje liegt im nördlichen Ostpreußen und hieß bis 1945 Neu-Nassau.
Auch Alexander Schiffmann, der in Kasachstan geboren wurde, hat deutsche Vorfahren. Im März hat er seine Heimat an der Grenze zu Usbekistan unweit von Taschkent verlassen und sich auf die lange Reise nach Westen gemacht. "Es war unmöglich dort weiter zu leben", erzählt er. Die Einheimischen hätten ihnen gedroht, nachts Steine in die Wohnungen geworfen. Auch seine Frau Lili mochte nicht länger dort bleiben. "Sie wollten alle Deutschen forthaben", sagt sie.
Die Schiffmanns teilen das Schicksal vieler Deutschstämmiger in den mittelasiatischen Republiken der einstigen Sowjetunion. Aus Furcht vor politischem Chaos, ethnischen Konflikten und dem aufkommenden islamischen Fundamentalismus verlassen die Nachkommen der einstigen Wolgadeutschen jene Gebiete, in die sie Stalin 1941 verschleppen ließ. Die meisten zieht es nach Deutschland. Andere, wie die Schiffmanns, hoffen auf einen Neuanfang im westlichsten Zipfel der ehemaligen UdSSR, im Gebiet von Kaliningrad, dem früheren Königsberg.
In der Exklave, die durch Litauen und Polen von Rußland getrennt ist, haben sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren mehrere tausend sogenannte Rußlanddeutsche angesiedelt. Offizielle Angaben gibt es nicht. Juri Matotschkin, der Gebietschef von Kaliningrad, spricht von 5000, andere schätzen die Zahl wesentlich höher. 20 000 bis 25 000 dürften es tatsächlich sein. Fast täglich kommen neue Familien hinzu. Aber nicht alle Einwanderer verweisen auf ihre Abstammung. Manche haben Russen geheiratet, andere sprechen nach jahrzehntelanger Assimilation nur noch wenig deutsch.
Die Region Kaliningrad befindet sich im Umbruch. Im Sommer vergangenen Jahres hat Präsident Boris Jelzin dem Antrag zugestimmt, das einst vom Militär abgeriegelte Gebiet in eine Freihandelszone umzuwandeln. Doch angesichts des rapiden Niedergangs der russischen Wirtschaft und der politischen unsicheren Situation weiß niemand genau, wohin der Weg führt. Im einstigen Sperrgebiet Kaliningrad spielt das Militär noch eine bedeutende Rolle. Mit seinen Angehörigen stellt es fast ein Drittel der rund 900 000 Menschen, die dort leben. In die politischen Ämter sind zahlreiche Reformer aufgerückt, doch es gibt auch noch eine Reihe Kommunisten vom alten Schlag. Viktor Schuschakov, der Chef der Stadtpolizei, ist so einer. Er macht keinen Hehl aus seiner Meinung, daß seit dem "unseligen Gorbatschow alles nur schlechter geworden ist".
Ungeachtet dessen scheint der Oblast Kaliningrad für die sogenannten Rußlanddeutschen die einzige Alternative zur Übersiedlung in die Bundesrepublik. In der Region um das frühere Königsberg wohnten vor dem Krieg 1,2 Millionen Menschen, 300 000 mehr als heute. Die Russen, die in dem Bezirk von der größe Schleswig-Holsteins leben, stammen aus allen Teilen des einstigen Sowjetimperiums, aus der Ukraine und Weißrußland, aus dem Ural und den asiatischen Republiken. "Es ist ein Vielvölkergemisch", sagt Ewgeni Hritschenko, der als Journalist beim Kaliningrader Fernsehen arbeitet. "Alle wohnen hier friedlich miteinander", berichtet der 33jährige, der Germanistik studiert hat und die Rußlanddeutschen als "tüchtige Menschen" schätzt.
Auch Alexander Schiffmann ist nach Privolnoje etwa 20 Kilometer nordöstlich von Cerhachovsk - dem ehemaligen Insterburg - gekommen, "weil es hier genügend Platz und keine alten Einwohner gibt". Im Prinzip seien "hier ja alles Fremde". Nach Deutschland, wo seine Mutter und seine Schwester leben, will er nicht unbedingt. "Das ist ja schon vollgestopft und kann uns nicht alle aufnehmen", sagt der 55jährige, der eine Art Vertrauensmann für die Rußlanddeutschen in seinem Dorf und der Umgebung ist. Mit allen Kräften wollen er, seine Verwandten und Freunde sich hier eine neue Existenz aufbauen. Johannes Schlegel, der vor zweieinhalb Jahren aus Kirgisien nach Babuschkino kam, hat eine ähnliche Einstellung: "Wir müssen halt machen, daß es uns gefällt", antwortet er in gebrochenem Deutsch auf die Frage, ob er sich denn hier wohl fühle. Zusammen mit Adolf Miller hat er sich bei der Aufteilung der Kolchosen 37 Hektar Land gesichert, auf denen sie Weizen anbauen. "Wir haben kein gutes Saatgut", klagt er, dafür immerhin einen Trecker aus Deutschland.
Doch nicht alle denken so. Viele wollen nicht hierbleiben. Wie Sinaida Janson, die mit ihrem Mann und den drei Kindern nur auf das Visum für Deutschland wartet. Der Nachbar, Arthur Schitz (29), ist "noch unentschlossen". Sein Vater ist bereits in der Bundesrepublik, der Bruder fährt demnächst dorthin. Wenn er mit ihnen spricht, hört er viel gutes über Deutschland.
Babuschkino, im ehemaligen Kreis Stallupönen, ist eine "Hochburg" der Rußlanddeutschen. Hier, 150 Kilometer östlich von Königsberg, nahe der Grenze zu Litauen, leben einige tausend von ihnen, schätzt Klaus Keimer, der im Rahmen der ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) Hannover im Auftrag des Bundesinnenministeriums ein Hilfsprogramm für die deutschstämmige russische Bevölkerung erarbeitet. "Wenn wir den Menschen hier nicht bei der Ansiedlung helfen, kommen die über kurz oder lang alle nach Deutschland", glaubt der CDU- Kreistagsabgeordnete aus dem hessischen Hanau, der sich seit anderthalb Jahren in der Region engagiert. Mit landwirtschaftlichen Maschinen, aber auch so einfachen Dingen wie Nägeln, Folien und Schraubenziehern will er die Menschen unterstützen. Viele solcher Dinge sind in Rußland knapp oder unerschwinglich. Für einen Spaten, der einst einen Rubel und zehn Kopeken kostete, müssen mittlerweile 95 Rubel bezahlt werden, sofern man ihn überhaupt bekommt. Die Mindestrente ist zuletzt auf 1100 Rubel im Monat erhöht worden. Doch viele Rußlanddeutsche haben laut Keimer überhaupt Schwierigkeiten, ihre in Kasachstan, Kirgisien oder Tadschikistan erworbenen Rentenansprüche geltend zu machen.
Hinzu kommen die Probleme vor Ort, wo derzeit fast alle Kolchosen aufgelöst werden und jeder Bauer theoretisch zwei Hektar Land kaufen kann. Vielfach sind Flächen und Maschinen schon verteilt, oder die Neuankömmlinge klagen darüber, daß sie gegenüber den Etablierten in der Region benachteiligt würden. "Wir kommen nur schwer an Land, sie versagen uns die Technik", schimpft Schiffmann. Andererseits stiftet die Unterstützung aus der Bundesrepublik Unfrieden. Ein Traktorgeschenk für einen Rußlanddeutsche läßt manchen Einheimischen ergrimmen. Nicht viel anders ist es, wenn die Hilfstransporte aus dem Westen nur an die Adressen der neuen Siedler gerichtet sind, die Russen zusehen müssen, wie die neuen Nachbarn Apfelsinen und Schokolade essen.
Die Rußlanddeutschen, die in Mittelasien in eigenen Dörfern lebten, "suchen auch hier einen Deutschen Kulturkreis", wie Klaus Keimer erzählt, wollen sich in Vereinen engagieren und wünschen sich Deutschunterricht für ihre Kinder. "Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer nimmt extrem zu", berichtet Kurt Beyer, der seit einem Jahr im Auftrag der evangelischen Landeskirche Sachsen als Probst in Königsberg wirkt und mittlerweile sieben Gemeinden betreut. Bei aller Freude darüber erkennt der Geistliche auch eine Gefahr. "In der Bevölkerung gibt er bereits wieder Befürchtungen, daß die Deutschen in ihre alte Heimat zurückkehren und die Russen raus müssen." Tatsächlich haben sich viele von ihnen auch nach fast 50 Jahren in diesem Gebiet noch nicht richtig eingelebt, fühlen sich hier fremd.
Offiziell gibt es natürlich keine Probleme. "In unserem Gebiet ist es ruhig, der Platz hier reicht für alle", behauptet Iwan Svenarijanko, der Landrat von Stallupönen, dem die Russen den Namen Nesterov gaben. Doch hinter den Kulissen rumort es. Olga Makarewitsch, stellvertretende Chefärztin im Kreiskrankenhaus, spürt Neid und Mißgunst, obwohl, wie sie behauptet, auch die Einheimischen von der humanitären Hilfe partizipieren würden. "Wir verteilen die Pakete genauso an die Russen", sagt die Ärztin, die als Nachkömmling von Wolgadeutschen bis vor zwei Jahren in Alma-Ata lebte.
Die politische Brisanz, die in der Ansiedlungspolitik dieser Region steckt, wird in den vereinzelten Äußerungen von Rußlanddeutschen deutlich. Viktor und Larisa Maijer, die mit ihren beiden Töchtern in Babuschkino ein schmuckes Häuschen mit Schrankwand, Farbfernseher und Klavier bewohnen, kommen zwar mit den Russen gut aus, wie sie erzählen, haben aber im Stillen die große Hoffnung, "daß dieses Land wieder in die Hände der Deutschen kommt".
Es verschlägt mir fast die Sprache (wozu derzeit eigentlich täglich Anlaß ist). Welche "Problemfälle" will die Sparkasse in Bremen demnächst noch ausgrenzen, weil sich Kunden "belästigt" fühlen (FR vom 2. 12. 1992 "Sparkasse grenzt Kunden aus")?
Die Liste der speziell zu Behandelnden dürfte sich in dieser schlimmen Zeit bei entsprechendem Wollen beliebig verlängern lassen.
Hätte ich meine Konten dort, sie wären schon aufgelöst.
Christa Altmann, Rheda-Wiedenbrück
Nach 20 Jahren intensiver Diskussion (FR vom 4. 12. 1992 "Frauen wollen Briefe schreiben") über das Schwangerschaftsabbruchsrecht ist nicht mehr mit neuen Argumenten und Erkenntnissen zu rechnen. Diese wurden alle im Entscheidungsfindungsprozeß des Bundestags berücksichtigt, der zu einem parteienübergreifenden Kompromiß geführt hat.
Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) ist es nun nicht, aufgrund derselben Sachlage in Konkurrenz zum demokratisch legitimierten Parlament diese hochkontroverse Frage neu und höchstrichterlich-autoritär zu entscheiden. Im Zuge der Gewaltenteilung soll das BVerfG nur überprüfen, ob ein Gesetz mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Dabei hat es jedoch zu berücksichtigen, daß auch der Gesetzgeber die Verfassung konkretisieren darf.
Im Falle mehrerer möglicher, vertretbarer Grundgesetzinterpretationen darf das BVerfG nicht die von ihm bevorzugte für verbindlich erklären. Da das BVerfG nicht von einer anderen Instanz kontrolliert wird, obliegt ihm eine besondere Zurückhaltungspflicht. Das neue Abtreibungsrecht ist eines der wenigen Beispiele, in denen über Parteigrenzen hinweg umstrittene Probleme einer demokratischen Lösung auf eine Art zugeführt wurden, die keine Zweifel an deren Rechtmäßigkeit zulassen. Gerade in einer Situation, in der das Vertrauen der Bürger in die Politik und den Staat erschüttert ist, sollte sich das BVerfG davor hüten, seine Macht zu mißbrauchen und die mit großer Mehrheit des Bundestags verabschiedete Neuregelung zu verwerfen. Schaden für die Demokratie und Hilflosigkeit wären die Folge.Holger Mürle, Tübingen
ESCHBORN. Auch einen Tag vor Heiligabend können sich Interessierte noch einen frischen Weihnachtsbaum fürs festlich geschmückte Wohnzimmer schlagen. Fichten gibt es zwischen 13 und 16 Uhr beim Parkplatz Sandplacken am Gasthaus Tannenheim an der L 3004 und beim Parkplatz Pferdskopf.
Eine Säge und Kleingeld sollten die Holzfäller mitbringen. Wer seinen Christbaum nicht selber schlagen möchte, kann beim Forstamt Königstein am Ölmühlweg 17 bis Mittwoch, 23. Dezember, zwischen 8 und 16 Uhr frisch geschlagene Fichten, Kiefern, Blaufichten, Douglasien und Tannen kaufen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Bäume einnetzen zu lassen.
she
HÖCHST. Drei gegen die Main-Kraftwerke AG (MKW): Einstimmig haben sich CDU, SPD und Grüne im Ortsbeirat dagegen ausgesprochen, die verlängerte Ludwigshafener Straße dem MKW-Firmengelände zuzuschlagen. Das Energieunternehmen hatte bei der Stadt einen entsprechenden Antrag auf Entwidmung gestellt, der SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt zufolge gerade von den zuständigen Ämtern geprüft wird. "Wir verlangen von der Stadtverordnetenversammlung jetzt eine politische Entscheidung", erklärte Wildhirt. "Der MKW-Antrag muß abgelehnt werden."
Denn von der verlängerten "Ludwigshafener" erwarten die Ortsbeiräte bald wieder Entlastung für die Höchster Altstadt. Ist die Leunabrücke fertig, soll die Ludwigshafener Straße wieder als Zufahrt zu den Parkplätzen am Main geöffnet werden. Zur Zeit drängen sich die Autos mit Ziel Uferstellplätze noch über Bolongarostraße, Mainberg und Kranengasse zum Fluß.
Die zwischen MKW-Parkhaus und MKW-Verwaltungsbau zum Main führende Ludwigshafener Straße müsse aus diesem Grund "schnellstmöglich wieder für den Verkehr freigegeben" werden, fordert der Ortsbeirat.
Um sich das Sträßchen einzuverleiben, hatten die Mainkraft-Werke Ersatz angeboten. Durch eine namenlose Gasse links der Gaststätte "Haxen-Reichert" sollte der Verkehr künftig zum Main kommen. Wildhirt: "Die hat keinen Bürgersteig, wäre nur als Einbahnstraße zu nutzen und ist so schmal, daß nicht mal Kleinlaster durchkommen." tos
WESTLICHE STADTTEILE. Manchmal müssen sich die Ortsbeiräte sogar mit "dem letzten Dreck" befassen. Damit der in den Altstadt-Gassen und der Fußgängerzone nicht immer wieder liegenbleibt, wollen Sozial-, Christdemokraten und Grüne vom Magistrat prüfen lassen, ob die Bürgerinnen und Bürger auf eigenen Wunsch nicht wieder "vor ihrer eigenen Haustür kehren" könnten. Der Griff zu Schippe und Besen sollte sich dann aber auch lohnen, die Saubermänner und -frauen von der Reinigungsgebühr befreit werden.
Klagen sind laut Hans-Georg von Freyberg (CDU) und Norbert Wildhirt (SPD) immer wieder von Bewohnerinnen und Bewohnern der Höchster Altstadt, aber auch aus Unterliederbach und Nied zu hören. Vor allem die Bürgersteige würden nur oberflächlich gefegt, und die Zahl der per Satzung festgeschriebenen Kehrtage werde von der Stadtreinigung oft gar nicht eingehalten.
Die Stadtteil-Parlamentarier möchten vom Magistrat wissen, warum die Männer in leuchtendem Orange über den Dreck im Frankfurter Westen hinwegfegen. Der Ortsbeirat fragt außerdem, ob nicht "punktuell auf die weniger gründlichen Kehrmaschinen verzichtet" und statt dessen wieder mehr Reinigungskolonnen auf den Weg geschickt werden könnten.
Außerdem soll der Magistrat die Zahl der Kehrtage überdenken. Speziell für die Stadtteile Höchst und Unterliederbach müsse geprüft werden, ob sie ausreichen, "um eine zufriedenstellende Sauberkeit in den Straßen zu erreichen". tos
WESTLICHE STADTTEILE. Mit bald 137 000 Einwohnern ist der Frankfurter Westen einer der größten Ortsbezirke der Bundesrepublik. 19 Ortsbeiräte vertreten im Bolongaropalast rund ein Fünftel der Frankfurter Bevölkerung. Da kann kaum noch bürgernahe Politik gemacht werden, finden die Grünen. Ihren Antrag, das Gebiet zu teilen, lehnten SPD und CDU in der letzten Sitzung des Ortsbeirates ab. Aber nur, um die Diskussion aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Das Thema soll zu Beginn der nächsten Amtsperiode wieder auf den Tisch. Dann wollen Christ- und Sozialdemokraten jedoch zuerst ihre Parteibasis, die Vereinsringe und andere Gruppen befragen. Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD): "Unser Bezirk ist zu groß. Ich werde mich Teilungstendenzen nicht widersetzen, aber sie müssen aus den Stadtteilen kommen."
Die "heutige Sitzung" sei Beispiel dafür, "daß unser Ortsbezirk viel zu groß ist", argumentierte Antragsteller Thomas Schlimme. "Wir sind jetzt fünfeinhalb Stunden lang am Schaffen und haben doch alle schon die Konzentration verloren", stellte der Grüne um 22.30 Uhr fest. "Kein Bürger hört uns mehr zu, wir tagen vor leeren Kulissen." Um die meist 70 bis 95 Tagesordnungspunkte durchzupauken, müßten die Sitzungen bereits um 17 Uhr mit der Fragestunde beginnen. "Eine Zeit, zu der viele Bürger noch arbeiten und gar nicht hierher kommen können."
"Wir 19 Ortsbeiräte vertreten mit bald 137 000 Einwohnern eine eigene Großstadt, das geht doch in Richtung Größenwahn", erklärte Schlimmes Fraktionskollege Thomas Rahner. "Anderswo gäbe es dafür einen eigenen Oberbürgermeister mit kompletter Verwaltung." Die Stadtteile im Westen hätten es verdient, in kleineren Ortsbeiräten besser repräsentiert zu werden.
Daß der "Sechser" nicht nur in Frankfurt alle Rekorde schlägt, ist unbestritten. Das Gros der 16 Ortsbeiräte repräsentiert zwischen 30 000 und 60 000 Einwohner. Im kleinsten Ortsbezirk sitzen sogar neun Parlamentarier für 3670 Nieder-Erlenbacher im Stadtteil-Parlament.
Was in den Augen Schlimmes die Politik vor Ort lähmt, beflügelt offenbar den SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt: "In der Größe unseres Ortsbezirkes liegt auch der Reiz, hier Politik zu machen." Der Magistrat könne den Westen "als Macht" nicht behandeln wie zum Beispiel Harheim oder Kalbach. Im übrigen sei noch jeder Bürger mit seinem Anliegen im Bolongaropalast zu Wort gekommen. "Wir ziehen sogar Tagesordnungspunkte vor, damit die Leute nicht bis nach elf Uhr hier warten müssen."
CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens plädierte dafür, das Thema Teilung aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Nach Paragraph 6 der Hessischen Gemeindeordnung solle die Hauptsatzung, die die Einrichtung von Ortsbeiräten regelt, im Jahr vor dem Urnengang nicht mehr wesentlich geändert werden. Den Antrag der Grünen, eine Arbeitsgruppe zur Teilung des Bezirkes einzurichten, werde er deshalb nicht bewerten. Immerhin gestand Mertens ein: "In der Frage ,Trennung ja oder nein?&rquote; ist unsere Mannschaft gespalten."
Albrecht Fribolin, CDU-Vertreter Sindlingens, würde zum Beispiel lieber heute als morgen in einem kleineren Gremium für seinen Stadtteil ackern. "Die Probleme von Sindlingen sind an einer Hand abzuzählen. Um die zu behandeln, muß ich hier sieben Stunden rumsitzen und mir anhören, wenn es um Höchster Pflastersteine geht." Mit effektiver Arbeit habe das nichts mehr zu tun. Von der Ursprungsidee, im Ortsbeirat bürgernah zu beraten und zu entscheiden, "haben wir uns längst entfernt".
Fribolins Modell: Griesheim zum Ortsbeirat eins, Schwanheim und Goldstein zusammengefaßt, Höchst, Unterliederbach, Sossenheim und Nied bleiben als "Sechser" im Bolongaropalast, Sindlingen bekommt mit Zeilsheim ein eigenes Gremium. "Dann können wir auch wieder Kirchturmpolitik im positiven Sinn betreiben. Vier bis fünf Vertreter eines Stadtteils wissen dann wenigstens, wovon sie reden, können vor Ort recherchieren und entscheiden."
Eine Teilung, die SPD-Fraktionschef Wildhirt zufolge einem Zerreißen gleichkäme. "In unserer Fraktion will freiwillig niemand raus, wir müßten dann einzelne Stadtteile zwangsausbürgern." Außerdem dächten Sindlinger, die "Schiffchen malen", wenn Höchster Themen auf der Tagesordnung stehen, zu kurzsichtig. "Die Probleme im Westen sind hier oft verzahnt", argumentierte auch Ortsvorsteher Hartleib.
Beispiel Verkehr: "Regelungen, die Sossenheim, Nied oder Sindlingen betreffen, haben oft auch Auswirkungen auf Unterliederbach und Höchst." Entscheidend sei, "wie sich die Leute von uns vertreten fühlen", erklärte Hartleib. "Das soll der neue Ortsbeirat im kommenden Jahr in Erfahrung bringen." tos
Befreiungsschlag gegen das Spekulantentum Wohnraum für Normalverdienende in Erlensee Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. Weil auch in Erlensee wie in den benachbarten Kommunen praktisch kein bezahlbares Bauland mehr zu haben ist, will die Kommune jetzt mit einer neuen gesetzlichen Möglichkeit zusätzliche Flächen ausweisen und gleichzeitig dem Spekulantentum Einhalt gebieten. Der Gemeindevorstand hat inzwischen für drei Areale eine sogenannte "städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" eingeleitet, die aufgrund des Beschleunigungsgesetzes von 1990 ein zügiges Verfahren gewährleisten soll. Die Umlegung alter Prägung fällt dabei weg. Außerdem können die Grundstücksbesitzer ab sofort den Verkaufspreis nicht mehr willkürlich festsetzen. Bürgermeister Manfred Heller sieht in dem Beschluß des Gemeindevorstandes eine Art Befreiungsschlag, um für normalverdienende Interessenten wieder Wohnraum schaffen zu können. In der Praxis bedeutet der Verwaltungsschritt, daß die Besitzer der Flächen, für die ein Bebauungsplan aufgestellt wird, die Grundstücke bis auf einen noch festzulegenden Restanteil von beispielsweise 2000 Quadratmeter an die Kommune verkaufen müssen, und zwar zu dem Quadratmeterpreis, den amtliche Schätzer festgelegt haben. Weigert sich ein Eigentümer, kann er zwangsenteignet werden.
Die Gemeinde hat anschließend freie Hand bei dem Zuschnitt der neuen Bauplätze und muß keine Rücksicht auf Partikularinteressen nehmen, wie das bei einem normalen Umlegungsverfahren der Fall ist.
Die ehemaligen Besitzer können danach wieder Flächen erwerben, müssen sich dabei allerdings innerhalb einer gewissen Frist zum Hausbau verpflichten. Manfred Heller legt großen Wert darauf, die Grundstücke möglichst preiswert weiterzugeben. Weil die Umlegung wegfällt, sparen die Beteiligten auch Kosten.
Betroffen von der jetzigen Entscheidung ist ein geplantes rund 20 Hektar großes Wohngebiet nördlich des Langenselbolder Weges und östlich der Geschwister-Scholl-Straße, ein zehn Hektar umfassendes Wohnareal zwischen der bebauten Ortslage und dem neuen Friedhof in Langendiebach sowie ein fünf Hektar großes Misch- und Gewerbegebiet zwischen Umgehungs-, Bogenstraße und "Auf der Beune" in Langendiebach. Dort könnten rund 400 Baugrundstücke entstehen. Das gleiche Verfahren strebt die Gemeinde mit ihrem Bebauungsplan für den 162 Hektar umfassenden Fliegerhorst an. Im Fall des Falles wollen die Verantwortlichen ein fertiges Nutzungskonzept aus der Schublade ziehen können, wenn die US-Amerikaner das Gelände aufgeben. Damit soll auch verhindert werden, daß der Bund dort eigene Vorstellungen verwirklicht.
Zwar sieht auch Bürgermeister Heller den Abzug der Army in weiter Ferne, verweist aber darauf, daß die Amerikaner mehrfach in der jüngsten Vergangenheit quasi über Nacht vorherige Absichten über den Haufen geworfen hätten. Angesichts der Bekenntnisse des neuen Präsidenten Clinton zu mehr Abrüstung erschienen derartige Überlegungen nicht mehr unrealisitsch.
Mittlerweile wurde das Ingenieurbüro Grossmann und Partner mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes beauftragt. Weil das Gelände aber noch unter amerikanischer Oberhoheit steht, haben die Architekten viele bürokratische Hindernisse zu überwinden, allein um an die notwendigen Daten zu kommen. Unklar ist beispielsweise, wem der Grund, der bis zum Kriegsende von der Wehrmacht beansprucht wurde, eigentlich gehört.
Die Verwaltung macht gegenüber dem Bund geltend, daß die Gemeinde kaum noch Entwicklungsmöglichkeiten hat und daher auf das Gelände dringend angewiesen ist, wenn die Hubschrauber von dort verschwinden. Das Areal ist derzeit zu 60 Prozent bebaut oder befestigt. 120 Gebäude wurden gezählt. Davon sollen nach Auskunft der Streitkräfte demnächst mehrere renoviert werden. Außerdem besteht noch immer die Absicht, die Helikopterparkplätze zu betonieren.
Nach Auffassung des beauftragten Büros müssen die vorhandenen Gebäude nicht abgerissen, sondern können weiterhin etwa als Wohnungen genutzt werden.
MÄNNER und Frauen passen nun mal nicht zueinander" - ein schönes Motto zum Fest der Liebe. Loriots berühmte Altersweisheit hat sich das Duo Lisa Politt und Gunter Schmidt (Mitbegründer der gleichnamigen Hamburger Theaterfamilie) zu Herzen genommen. In ihrem Programm "Herren Los" besingen sie die Mäßigkeit der Verhältnisse zwischen den Geschlechtern, mit "schwarzem Humor und exzellenter Musikalität", wie die Jury des deutschen Kleinkunstpreises 1991 befand. Im Gallus Theater ist das ausgezeichnete Stück Musikkabarett jetzt erstmals in Frankfurt zu sehen: am 28. und 29. Dezember. Eine der "Sternschnuppen" am Theaterhimmel, meint zumindest das Gallus Theater, das seine letzte Veranstaltungswoche (in Koproduktion mit dem Lesbisch- Schwulen Kulturhaus) in diesem Jahr mit diesem Titel überschrieb. Das Programm bis zum Jahresende Donnerstag, 17. Dezember, 20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", Kabinettstückchen der Wiener Kaffeehaus-Kultur, serviert vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Der Tanz der Wale", Krimi-Lesung mit Gino Rapisarda in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21 im Ostend), die der Autor mitbegründete - und deren erster Kneipier er war.
Freitag, 18. Dezember, 20 Uhr: "Was macht uns eigentlich so sicher?", das aktuelle Kabarett-Programm der Stachelbären, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a). 20.30 Uhr: "Nachtwache", Lars Norens Psychodrama über die (Selbst-)Zerfleischung der Geschlechter, inszeniert vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin, Hebelstraße.
Samstag, 19. Dezember, 20 Uhr: "13 Jahre Traumtänzer", das Jubiläums- Fest der Frankfurter Gruppe im Theaterhaus (Schützenstraße 12) mit ausgewählten Szenen und erlesenen Schnittchen; "Der Nußknacker", ein Märchen von E. T. A. Hoffmann und Peter Tschaikowsky, inszeniert als "Papiertheater" von der Gruppe "Theater für Mich", im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); und: Stachelbären-Kabarett, Neues Theater Höchst.
20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", das schaurig-schöne Schnulzen- Medley des Freien Schauspiel Ensembles, mit dem es sein Jahresprogramm im Philanthropin beschließt.
Sonntag, 20. Dezember, 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag" im Neuen Theater Höchst; 17 Uhr: "Der Nußknacker" im Gallus.
Montag, 21. Dezember, bis Mittwoch, 23. Dezember, jeweils 10 und 15 Uhr: "Freunde", ein Puppenstück nach den Tierfiguren von Helme Heine (ab vier Jahren) und "Die Fidelgrille und der Maulwurf" nach Janosch (ab drei), gespielt vom Offenbacher Figurentheater im Neuen Theater Höchst.
Freitag, 25. Dezember, 16 und 20 Uhr: das Feiertags-Varieté der Clowns, Artisten und Musiker im Neuen Theater Höchst. 20 Uhr: "Lange Nacht" im Theaterhaus, mit Festbeiträgen von KKZ/Offenbach ("Der Mann, der Fisch und das Bett", eine Collage aus Alltagsszenen der klassischen Theaterliteratur) und den Schwindlern ("Mythen des Abendlandes", musikalisch zelebriert).
Samstag, 26. Dezember, 16 und 20 Uhr: Varieté in Höchst; 20 Uhr: "Lange Nacht" im Theaterhaus.
Sonntag, 27. Dezember, 16 und 20 Uhr: Varieté im Neuen Theater; 20 Uhr: Auftakt der "Sternschnuppen"- Woche im Gallus Theater mit Reinhard Lilas Chanson-Abend "Ich bin meine beste Freundin". Anschließend um 22.30 Uhr gibt's auf der gleichen Bühne des Theaters: "Sex-Spiel- Show", sehr frei nach "Der große Preis", mit Ades Zabel.
Montag, 28. Dezember, und Dienstag, 29. Dezember, jeweils 20 Uhr: "Herren Los", Musiktheaterkabarett mit Lisa Politt und Gunter Schmidt, im Gallus; 22.30 Uhr: Adel Zabels Spielshow.
Mittwoch, 30. Dezember, 20 Uhr: "Ein Leben im Liegen", Travestie- Show mit Melitta Sundström, ebenfalls im Gallus; im Anschluß die letzte "Sex-Spiel-Show".
Donnerstag, 31. Dezember, 20 Uhr: Silvester-Gala im Gallus mit den Meistersängern Jordan und Arias; "Emigranten", ein Stück der Grünen Soße im Theaterhaus - inklusive eines theatralischen "Dinner for 100" zum Jahreswechsel. two
SACHSENHAUSEN. Zu einer Schweigeminute für die drei türkischen Opfer des Brandanschlages von Mölln versammelten sich kürzlich rund 800 Schüler und Lehrer der Carl-Schurz-Schule in der vollbesetzten Aula.
"Wir alle sollten Gewalt verurteilen - egal ob von rechts oder links, ob von schwarz oder weiß, ob von Moslems, Christen oder Juden, ob von Ausländern oder Nazis. Gewalt darf niemals zur Lösung politischer Konflikte dienen", erklärte Schulsprecher Yetkin Gecer in einer kurzen Ansprache nach Ablauf der Schweigeminute unter dem Beifall der gesamten Schulgemeinde.
Mit einem Flugblatt hatte die Schülervertretung zur Teilnahme an der Trauerminute kurz vor dem Ende der zweiten Unterrichtsstunde eingeladen. "Wir, die neue Generation, haben die Verantwortung und die Aufgabe - uns und unseren Nachbarn gegenüber -, daß es nie wieder zu einer Entwicklung wie im Dritten Reich kommt", hieß es in dem Aufruf.
"Die Vorbereitungen klappten wie geschmiert, wir hatten auch die hundertprozentige Unterstützung des Lehrerkollegiums", sagte Gecer, der auch veranlassen konnte, daß die Fahnen vor dem Schulgebäude auf Halbmast gesetzt wurden.
Um der Schweigeminute eine weitergehende Aufmerksamkeit zu sichern, hatte die Schülervertretung auch die Konsuln der Türkei, Spaniens und Italiens eingeladen. Allerdings "durfte" nach Aussage von Gecer der türkische Diplomat auf Anweisung des Botschafters nicht teilnehmen, und der italienische Konsul sei durch den Besuch einer anderen Veranstaltung verhindert gewesen. Der spanische Gesandte habe ihm rundheraus erklärt, daß er nicht an Demonstrationen teilnehme, er sei schließlich Diplomat, berichtete Yetkin Gecer. Der Schulsprecher zeigte sich von dem Verhalten der Repräsentanten der Herkunftsländer vieler ausländischer Mitbürger in Frankfurt enttäuscht. kan
RÖDELHEIM. Dunkle Wolkenkratzer streben verzerrt gen Himmel, eine Mülltonne liegt umgeworfen auf schwarzem Asphalt und erscheint der Perspektive wegen größer als ein Mensch, der auf grauen Straßen durch die Metropolis marschiert - das Bild einer Apokalypse? Vielleicht; wichtiger aber ist dem Künstler Joachim Mennicken der Ausdruck seiner Vision von Licht und heiler Natur am Ende der grauen Straßen. So blickt der Betrachter auf eine grüne Landschaft im Hintergrund des Werkes, umrahmt von einem hellen, blauen Himmel.
Das Bild "Die Vision" von Joachim Mennicken gehört zweifelsohne zu den Höhepunkten der Ausstellung im Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt (AW) Rödelheim. Unter dem Titel "Streusalz auf die Geradlinigkeit" werden Werke des Kunstvereins "Freigehege" in Öl-, Aquarell- und Mischtechnik, aber auch Graphiken und Plastiken gezeigt.
Die Mitglieder des "Freigeheges" sind überwiegend Studenten der Kunstpädagogik - übrigens das einzige, was die Künstler gemeinsam haben. Ansonsten macht die Gruppe ihrem Namen alle Ehre: Der Stil jedes Mitglieds unterscheidet sich ganz von seinen Kollegen; frei von allen Zwängen wird niemand in eine stilistische Schublade gezwängt. Der unterschiedliche Charakter der Werke ist es dann auch, der die Ausstellung interessant und niemals langweilig macht.
Neben seinen Ölgemälden, unter ihnen das Bild "Die Vision", malt Mennicken Aquarelle. Auch hier beweist der Künstler sehr viel Gefühl für das Zusammenspiel von Farben; nur in angedeuteten Umrissen modelliert der 29jährige in seinem Werk "Andorra" in warmen Rottönen die Bergwelt der Pyrenäen. Kurioserweise verzichtet er in dem Bild auf die Darstellung der kleinen Grenzstadt.
Ganz anders als die gegenständlichen Werke Mennickens malte Annette Scholz das stark abstrakte Gemälde "Römisches Bad". Zwei durch einen Holzbalken getrennte Leinwände, eine sensible Komposition warmer dunkler Farben und nicht zuletzt der Versuch, Formen des Bades zu erkennen, erregen das Interesse des Betrachters.
Nicht erst suchen muß man hingegen den Hauptdarsteller des Bildnisses "Mann in gelber Unterhose". Wirklichkeitsnah stellt Scholz einen bis auf die Unterbekleidung nackten Männerkörper dar, der durch den schwarzen Hintergrund besonders betont wird. Aufsehen erregt auch der Kopf des Mannes, der vom oberen Bildrand abgeschnitten wird und dem Betrachter vielerlei Interpretationen läßt.
Andreas Helm setzt mit seinen Plastiken in der Ausstellung einen weiteren, neuen Akzent - den der Bildhauerei. Der Künstler versteht sich hierbei sowohl in der Kunst gegenständlicher wie auch abstrakter Darstellung. Die Betongüsse seiner Werke "Sitzende Frau" und "Knieender Mann" erinnern an Vorbilder aus dem Altertum, während sich die Plastik "Bronzetanz" mehr durch die Phantasie des Betrachters erklärt. Ungewöhnlich ist auch das Material, das der Künstler in vielen seiner Arbeiten verwendet. Beton ist zwar ein anerkannter Baustoff, für künstlerische Statuen wird er hingegen nur selten verwendet.
Abgerundet wird die Exhibition im Jugendladen mit Zeichnungen Michael Bloeks und Gemälden Kerstin Lichtblaus. Ihre drei Werke "Spüliflasche", "Micky" und "Banane" dürften gleichermaßen auf Unverständnis und Begeisterung beim Besucher stoßen. Alle Motive, die durch ihre Titel jeweils treffend erklärt werden, setzen sich von einem knallgelben Hintergrund ab. Den Zusammenhang zwischen den grundsätzlich eigenständigen Bildern schaffen Hasen, die alle drei Darstellungen durchqueren. Die Bilder stekken voller Ideen und Gedanken, sind ein wenig verrückt und nicht ohne Witz - wie im übrigen die gesamte Ausstellung, die noch bis Weihnachten zu sehen ist.
Die Räume in der Straße Alt-Rödelheim 13 haben keine festen Öffnungszeiten. Interessenten können sich aber unter der Telefonnummer 7 89 13 71 anmelden. OTFRIED SCHÖTTLE
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
GINNHEIM. "Aus Grönland", sagte eine Frau leise und zweifelte dabei selbst an ihrer Antwort. "Rußland" - war sich ein anderer Befragter sicher. Und ein Jugendlicher glaubte, die Lösung mit einem Weihnachtslied benennen zu können: "Vom Himmel hoch, da kommt er her." Doch der Mann mit weißem Bart und rotem Bischofsmantel, der vor der Ginnheimer Kindertagesstätte stand, schüttelte jedesmal den Kopf. Nein, von da komme er nicht. Und statt Kindern, wie sonst üblich, überraschte der Mann dann die meisten seiner erwachsenen Gesprächspartner. Die türkische Hafenstadt Myra, heute Dembre, sei die Heimat seines "Ahnen", des Bischofs Nikolaus, gewesen.
"Es muß heute gesagt werden, daß der Nikolaus ein Türke ist", waren sich die Erzieherinnen und Kinder der Tagesstätte 23 einig. Als der Mann bei den Kleinen zu Gast war, hatten sie ihn daher gebeten, nochmal bei den Älteren vorbeizuschauen. Er erfüllte diesen Wunsch gerne. So sagte Nikolaus Tags drauf den Passanten im Ginnheimer Hohl: "Wer sagt, ,Türken und Ausländer raus&rquote;, der fordert, daß auch ich gehen muß." In der Tagesstätte haben vier von zehn Mädchen und Jungen keinen deutschen Paß; 14 Nationalitäten sind vertreten. Doch egal welcher Abstammung: Die Gewalttaten gingen an den wenigsten Kindern vorbei. Sie hätten Angst, angegriffen zu werden, wenn sie mit nichtdeutschen Freunden spielen, berichtete die Sozialpädagogin Sylvia Gräf. Deshalb hatten die Erzieherinnen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit mit den Kindern erörtert. Die jüngeren Mädchen und Jungen malten Bilder, die Schulkinder diskutierten. Jetzt hielten deutsche und ausländische Kinder noch mehr zusammen als vorher, meint Sylvia Gräf.
Passanten vor der Tagesstätte konnten sich hiervon einen Eindruck machen. Auf einer Plakatwand waren Bilder mit vielen Flaggen zu sehen. Eine Gruppe älterer Mädchen und Jungen versuchte, Erwachsene mit suggestiven Fragen zum Nachdenken anzuregen. Und dazu sangen die Kinder Lieder in verschiedenen Sprachen, die sie sich gegenseitig beigebracht hatten. bay
Ich weiß. Es ist ein gewisses Risiko, jemanden in eine Premiere zu schikken. Schließlich weiß man ja nicht wie die Sache ausgeht. Dazu noch eine Uraufführung. Aber zumindest mir geht es so, daß gerade das bei Premieren den eigentlichen Reiz ausmacht: Wird die Sache gut gehen? Werden wir überrascht, schockiert oder gelangweilt aus dem Haus kommen? Wer ist der Autor von "Kararakt"? Wer ist Rainald Goetz? Er soll vor Jahren mit seinem Stück "Krieg" Furore gemacht haben. Ich hab' es nicht gesehen. Jetzt wartet er gleich mit zwei Uraufführungen nacheinander auf.
Aber da ist auch noch Hans Hollmann, von dem man weiß, daß er sich keine Eintagsfliegen für seine Inszenierungen aussucht. Es ist kein bequemer Mann. Das sei nur zum Trost gesagt, denn wir wollen uns ja keinen Honig (mehr) ums Maul schmieren lassen. Und - verflixt - über den Erfolg der "Festung", die gestern Abend über die Bühne ging, wissen wir auch noch nichts Genaues. Unbekannt und unbequem, das ist alles was wir sicher wissen. Aber gerade deshalb ist es ungeheuer spannend, sich einfach kopfüber in das Abenteuer zu stürzen, meine ich. Also: auf die Plätze, fertig, los.
"Katarakt", Schauspiel von Rainald Goetz, Uraufführung, heute Abend, 19.30 Uhr, im Depot. wp
Die Deutsche Welle (DW) beansprucht die Mittel- und Kurzwellenfrequenzen des Deutschlandfunks und RIAS Berlin, wenn die beiden Anstalten in den bundesweiten Hörfunk übergehen. DW-Intendant Dieter Weirich argumentiert, da das Sendegebiet der neuen Körperschaft aus verfassungsrechtlichen Gründen nur das Inland umfassen könne, müßten alle für die Europaversorgung genutzten Übertragungswege (terrestristische Frequenzen und Satellitenplätze) auf den deutschen Auslandsrundfunk, nämlich die DW, übertragen werden. Diese Forderungen habe er in einem Brief an die Vertreter des Bundes im Gründungsausschuß für den nationalen Hörfunk formuliert.
Zur umstrittenen Frequenzzuteilung sagte Weirich, wenn die Deutsche Welle künftig die Europa-Abteilung des DLF übernehmen solle, sei es nur sinnvoll und logisch, ihr auch die bisher genutzten Verbreitungswege für die Europaversorgung zu übertragen. Eine vom Bundespostminister eingesetzte Arbeitsgruppe, an der auch Vertreter der Länder und der DW beteiligt gewesen seien, habe sich bisher nicht darauf verständigen können, die entsprechenden Mittelwellenfrequenzen der DW zuzuordnen. epd
In vielen Bereichen und in einigen Spielklassen scheint die Entwicklung des Frauenfußballs zu stagnieren, wenn nicht sogar zurückzugehen. Seit Einführung der Bundesliga gehen im hessischen Oberhaus nur noch acht Mannschaften an den Start, und auch tiefere Klassen haben teilweise beträchtlich an Umfang und Format verloren. Von dieser tendenziell negativen Entwicklung verschont blieb der Frauenfußball im Bezirk Darmstadt, der offenbar diesbezüglich eine Oase in der Wüste darstellt. Während im Bezirk Frankfurt Spielverlegungen, Absagen und Auflösungsgerüchte an der Tagesordnung sind, teilweise mit überharten Bandagen am grünen Tisch um die begehrten Punkte gekämpft wird, kann Klassenleiter Norbert Eckert von seiner Bezirksoberliga Darmstadt nur positiv berichten. Und auch einen rückläufigen Trend kann der engagierte Funktionär in seinem Bezirk nicht feststellen.
Gerade einmal ein einziges Spiel mußte verlegt werden, und ebenfalls nur ein einziges Mal mußte der Unparteische das rote Karton zücken. Nur eine Mannschaft hatte sich 1991 vom Spielbetrieb zurückgezogen. Das Team aus Biblis tat sich jedoch bald darauf mit Wattenheims Fußballerinnen zusammen und ist in Form einer Spielgemeinschaft nun wieder mit von der Partie. Allerdings mußte diese Spielgemeinschaft in der Bezirksliga starten. In der Bezirksoberliga, so hat der Klassenleiter festgestellt, ist das fußballerische Niveau allgemein gestiegen. "Es wird offenbar besser trainiert, das macht sich positiv bemerkbar", meint Ekkert.
Besonders gut wird offenbar bei Hassia Dieburg trainiert, das mit 14:4 Punkten als Spitzenreiter in die Winterpause geht. Der Meister steigt direkt in die Landesliga Süd auf, der Zweite geht in eine Relegationsrunde mit den Rangzweiten aus Wiesbaden und Frankfurt. Für diese Position kommen derzeit am ehesten der FCA Darmstadt (12:6 Punkte) und der TSV Höchst (10:6) in Frage. Auf Abstiegskurs steuert hingegen der Bezirksligaaufsteiger SV Kleestadt, der nur schwer Fuß faßt (2:14). Doch auch der vorletzte Platz bedeutet Gefahr, und für den kommen noch einige Teams in Frage. Der Vorletzte muß nach Rundenende in einem Relegationsspiel mit dem Zweitplazierten der Bezirksliga um einen Platz in der angestammten Klasse streiten.
So harmonisch wie in den Spielen ging es auch bei der Rundenbesprechung zu. Für ein gutes Verhältnis der Vereine untereinander zeugt auch die alljährlich ausgerichtete Hallen-Bezirksmeisterschaft des Bezirks Darmstadt. An drei Spieltagen treffen sich die Darmstädter Klubs, um ihren Hallenmeister zu ermitteln. Hierzu benötigen die zehn Mannschaften drei Spieltage. Der erste Spieltag wird am 17. Januar 93 in Geinsheim ausgetragen, am 7. Februar reisen die Teams nach Malchen und die Entscheidungen werden am 7. März in Rüsselsheim in der Walter-Köbel-Halle fallen. Wer am Ende am meisten Punkte verbucht, darf sich den Wanderpokal in die Vitrine stellen.
Eine Woche darauf, am 13. März, wird die Bezirksoberliga schon wieder ihre Runde aufnehmen, die dann am 24. April bereits beendet sein wird. Verstärkt will sich Klassenleiter Eckert auch um die Bezirksauswahlmannschaft bemühen, die das "Wir-Gefühl" der Darmstädter Klubs weiter stärken soll. Im September erreichte dieses von Herbert Diehl trainierte Team ein respektables 4:4 gegen die hessische U-16-Auswahl und soll nun des öfteren die Farben des Fußballbezirks repräsentieren. Zu Beginn des nächsten Jahres steht dann auch noch das Pokalhalbfinale zwischen den Landesligisten KSV Reichelsheim und dem TSV Eschollbrücken aus. Den vorgesehenen Termin konnten die Eschollbrückener nicht wahrnehmen, nun soll voraussichtlich am 24. März gespielt werden. Der Gegner im Finale heißt in jedem Falle FV Schaafheim und ist ein Landesligarivale. Damit sind auch die drei höchstrangigen Vertreter des Fußballbezirks Darmstadt genannt, denn nach dem Abstieg des KSV Reichelsheim aus der Oberliga ist kein Darmstädter Vertreter mehr im hessischen Oberhaus vertreten. Aber angesichts der offenbar gesunden Basis dürfen die Fußballerinnen des Bezirks durchaus optimistisch sein, diesen Sprung mittelfristig wieder zu schaffen.
INA SCHNEIDER
BAD HOMBURG. Ein "vielfältiges und abwechslungsreiches Programm", so das Lob von OB Wolfgang Assmann, steht in der Englischen Kirche für das erste Halbjahr 1993 an. Der Magistrat hat die Planungen des Kulturamts zustimmend zur Kenntnis genommen. Zur Forderung von SPD und FDP, das Angebot an Veranstaltungen in der aufwendig umgebauten Kirche müsse größer werden (die FR berichtete), meint Assmann warnend, man dürfe die Zahl der Ereignisse nicht zu Lasten des Durchschnittsbesuchs steigern.
Denn für den Kulturdezernenten ist ein Mehr an Veranstaltungen nicht nur eine Frage des Geldes, sondern vor allem des Publikums. Nachdem eine Reihe von Abenden schlecht besucht war, gilt im Stadthaus jetzt die Devise, die Einrichtung müsse sich zunächst ein Stammpublikum heranziehen und erst danach Ausweitungen des Angebots erwägen. Kulturamtsleiter Wolfgang Zöll sagt, seit dem Frühjahr sei die Resonanz besser geworden und schätzt die Auslastung des 200 Besucher fassenden Hauses auf 60 bis 70 Prozent.
Vorerst soll es bei der Faustregel mit einer Veranstaltung pro Woche bleiben. Bewährt haben sich dabei nach Zölls Überblick die Bereiche Kabarett, Kleinkunst, Folk und Pop. Klassik-Konzerte haben dagegen zu kämpfen.
So finden sich im ersten Halbjahresprogramm 1993 Ausstellungen - unter anderem die Arbeiten des "Europäischen Fotopreises" -, Tanztheater, Rezitationsabende, Clowns, Theater von Dario Fo, eine Lesung mit Peter Härtling, ein Kabarett-Gastspiel der "Leipziger Pfeffermühle" und Kombinationen von Musik und Literatur.
Die Konzertpalette umfaßt Operette (gleich am Neujahrstag), Zigeuner-Jazz ("Häns'che-Weiss-Ensemble", 7. Januar), französische Chansons ("Myriam", eine Woche später), jiddische Musik, Jazz verschiedener Provenienz, Folk und ein Gastspiel des Chors aus Marienbad. Im Juni/Juli steht die Englische Kirche im Zeichen der Hölderlin-Wochen. tom
Zwischen Deutschlandfunk (DLF), RIAS und DS Kultur bestehen weitgehende Differenzen über die Gestaltung und Ausrichtung der künftigen Programme des bundesweiten Hörfunks. Dies geht aus den jetzt bekanntgewordenen Programmkonzepten hervor, die Vertreter der zum nationalen Hörfunk zusammenzuführenden Sender in der Programmunterkommission des Gründungsausschusses für das geplante bundesweite Radio vorlegten. Hauptstreitpunkte der ohne Beschlußfassung beendeten Tagung sind dem Vernehmen nach die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen in beiden Programmen sowie die Festlegung der anzusprechenden Zielgruppen. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der beteiligten Sender soll die Diskussion nun fortführen. Daneben wurden zwei weitere Arbeitsgruppen eingesetzt.
Wie verlautet, besteht der DLF auf einer weitgehend unveränderten Fortführung seines Programms mit dem Schwerpunkt Information, wobei einige Korrekturen als notwendig angesehen wurden. Nach Auffassung von DS Kultur sollte das Berliner Programm in Ergänzung zum Kölner Programm einen eindeutigen kulturellen Schwerpunkt mit vereinzelten Informationssendungen haben. Der RIAS favorisiert dagegen ein Berliner Programm, das sich ausdrücklich an breitere Hörerschichten als das Kölner Programm wendet und tagsüber als Begleitprogramm mit dem Schwerpunkt Information gestaltet und abends vorwiegend mit kulturellen Sendungen versehen wird. Laut dem Entwurf des Staatsvertrags für den Nationalen Hörfunk sollen beide Programme aus Berlin und Köln die Schwerpunkte Kultur und Information haben.
Die eigentliche Programmdiskussion soll künftig in einer Programm-Arbeitsgruppe geführt werden. Ihr gehören der RIAS-Hörfunkdirektor Siegfried Buschschlüter, die DS-Kultur-Chefredakteurin Monika Künzel und DLF-Interimsintendant Detlef Cramer sowie jeweils ein weiterer Vertreter der beteiligten Sender an. Ferner soll ein unabhängiger Medienwissenschaftler zur Beratung hinzugezogen werden. Eine zweite Arbeitsgruppe mit Buschschlüter und Künzel soll den Musikbedarf sowie die künftigen Aufgaben der Klangkörper des Nationalen Hörfunks ermitteln. Die dritte Arbeitsgruppe mit dem Leiter der ZDF-Hauptredaktion Kultur, Karl B. Schnelting und der MDR- Hörfunkdirektorin Carola Sommerey soll sich mit der Frage möglicher und erwünschter Synergie-Effekte zwischen dem Nationalen Hörfunk und den künftigen Muttersendern ARD und ZDF befassen. epd
FRANKFURT A. M. Der Verein "Spiridon" Frankfurt richtet am Donnerstag, 31. Dezember, den "14. Frankfurter Silvesterlauf" mit Start und Ziel im Frankfurter Waldstadion (Wettkampfbüro in der Haupttribüne) aus. Gelaufen wird über eine überwiegend asphaltierte Zehn-Kilometer-Strecke mit Kilometerkennzeichnung. Start ist um 14 Uhr (B-Lauf für Jugend, Schüler, Frauen und Männer mit Bestzeit über 50 Minuten) sowie um 15.15 Uhr (A-Lauf für Männer mit Bestzeit unter 50 Minuten).
Die Klasseneinteilung erfolgt nach der Deutschen Leichtathletikordnung. Neben den Einzelstarts bietet der Veranstalter auch eine Mannschaftswertung an, für die keine zusätzliche Gebühr erhoben wird. Nachmeldungen für Mannschaften sind jedoch nicht möglich. Für Einzelnennungen werden Nachmeldungen bis eine halbe Stunde vor dem Start entgegengenommen (offizieller Meldeschluß ist am Dienstag, 29. Dezember, bei Gerhard Schroeder, Telefon: 61 86 76, jeweils von 19 bis 21 Uhr am 28. und 29. Dezember). Der Sieger des Silvesterlaufs erhält den Pokal der Stadt Frankfurt. Für die Siegerin hat der Hessische Sozialminister einen Pokal zur Verfügung gestellt. Sonderpreise erwarten die Zweit- und Drittplazierten, die Klassensieger erhalten Ehren- und Sachpreise. dixi/50
FRANKFURT A. M. Das Frankfurter Feldbahnmuseum am Rebstockpark (Am Römerhof 15 a) öffnet am Sonntag, 3. Januar (von 10 bis 17 Uhr), seine Pforten. Anlaß ist die "Jungfernfahrt" einer 35 Jahre alten, restaurierten Brigadelok. Der Tag steht unter dem Motto "Feldbahndampf und Glühwein". Zu sehen sind Oldtimer an Feldbahnen, Dampflokomotiven der Baujahre 1900 bis 1952, Dieselloks, Sondertriebfahrzeuge, Kipploren, Wagen und ein Schienenkran.
Auf dem Programm stehen Pendelfahrten vor der Museumshalle, durch Kleingärten und zu den Stationen im Parkgelände Rebstock. Erwachsene zahlen zwei, Kinder eine Mark Eintritt. dixi/50
FRANKFURT A. M. Zum Saisonausklang organisiert der Erste Frankfurter Schwimm-Club (EFSC) am Sonntag, 20. Dezember, ab 14 Uhr (Einlaß 13 Uhr) ein Weihnachtsschwimmfest für Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1979 bis 1985 im Stadtbad Mitte, Hochstraße.
Ausgeschrieben sind die Disziplinen Freistil, Schmetterling, Rücken und Brustschwimmen. Die drei Erstplazierten erhalten Urkunden, für Bestleistungen gibt es Pokale und Medaillen. Einen Sonderpreis erhalten dazu noch die Zeitschnellsten eines jeden Jahrgangs. Neben den Einzeldisziplinen wird eine Freistilstaffel (Jahrgang 1979 und jünger) mit je drei weiblichen und männlichen Teilnehmern gestartet. dixi/50
Mit Beginn des kommenden Jahres belohnt Lufthansa ihre Vielflieger mit der "Miles & More"-Card. Das Bonus-Programm, das ab 1. Februar 1993 auch in Österreich eingeführt wird, kommt nicht nur Geschäftsleuten in der Business Class zugute, sondern auch Urlaubern, die pauschal mit Linie unterwegs sind. Das Meilensammeln ist einfach: Für innerdeutsche Strecken gibt es mindestens 500, für viele europäische Strecken mindestens 1000 Meilen auf ein persönliches Konto. Für Flüge nach USA und Kanada werden gar 2500 Meilen extra gutgeschrieben. Jeweils 500 Meilen gibt es für einen Avis-Mietwagen oder einen Aufenthalt in den Hotels von Penta, Kempinski, Hilton und Vista.
Für gesammelte Meilen bekommt man Freiflüge im Inland, Hotelaufenthalte, Mietwagen oder Pauschalreisen in die Türkei oder nach EuroDisney. Dazu kommen sogenannte Erlebnis-Prämien, wenn etwa ein preisgekrönter Küchenchef einen Abend ins Haus kommt, um ein Mahl für die Gäste zuzubereiten. FR
Verantwortlich: Martina I. Kischke
Mit Empfehlungen für den Umgang mit Opfern sexueller Gewalt wollen die Gießener Polizei und die kommunalen Frauenbeauftragten der Landkreise Gießen und Lahn-Dill helfen, Sexualstraftaten aufzuklären und einzudämmen. Das von Gießens Polizeipräsident Manfred Meise und den Frauenbeauftragten vorgestellte Merkblatt soll an alle Polizeidienststellen im Präsidiumsbereich verteilt werden, aber auch an Opferberatungsstellen wie Wildwasser, Weißer Ring und Notrufgruppen für vergewaltigte Frauen.
Der Etat des Bistums Fulda steigt 1993 um 13,2 Millionen auf 186,5 Millionen Mark. Der Kirchensteuerrat habe dem damit um 7,6 Prozent gestiegenen Haushalt zugestimmt, teilte die Bistumsleitung mit. Auf den Verwaltungsteil entfallen 146 Millionen, auf den Vermögensetat 40,5 Millionen Mark.
"Kassel - Angebote für einen Tag und mehr" heißt die Broschüre, welche die Tourismus- und Kurzentrale der Stadt für 1993/94 herausgegeben hat. Sie enthält auf 38 reich bebilderten Seiten neben Tips für die Tagesgestaltung auch über zwanzig Angebote für Kurztrips, darunter Pauschalarrangements wie etwa Ballonfahrten über die Stadt. Die Broschüre gibt es für 0,50 Mark bei der Touristinformation im ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe.Plötzlich sind kanadische Christbäume suspekt Wie Mexiko trotz Freihandelsabkommen die Importbremse zieht / Neue Qualitätsregeln
Deutsche Marmelade, kalifornische Pfirsiche und kanadisches Bier waren noch vor vier Jahren eine Ausnahmeerscheinung in mexikanischen Supermärkten. Heute führen selbst kleine Lebensmittelläden die einst exotischen Produkte. "In" sind auch importierte Kleider sowie der letzte Schrei auf dem Spielzeug- und Sportartikelmarkt. Die mexikanische "apertura" (Öffnung) mittels Zollsenkung und Reduzierung der Einfuhrgenehmigungen ist so erfolgreich, daß nicht nur das Handelsdefizit des mittelamerikanischen Landes eine besorgniserregende Rekordhöhe erreicht, sondern auch inzwischen Reklametafeln auftauchen, die für heimische Erzeugnisse werben.
"Kaufen Sie mexikanisch" lautet die Aufforderung, und die Regierung scheint - trotz des zukünftigen Freihandelsabkommens mit den USA und Kanada - ins gleiche Horn zu blasen. Wenige Tage vor der Unterzeichnung des Vertrags in der vergangenen Woche (siehe FR vom Samstag) durch die jeweiligen Staatschefs, die den Vertrag dann den Parlamenten zur Ratifizierung vorlegen, hat Mexiko die Import-Bremse angezogen. So begann das Land neue Standard-, Qualitäts- und Kennzeichnungsregelungen einzuführen, die die Importe verlangsamen und die Grenz-Bürokratie erhöhen.
Kanada, das Waren im Wert von über 800 Millionen Dollar dieses Jahr nach Mexiko exportiert, bekommt dies just vor Weihnachten zu spüren. Plötzlich verlangt die mexikanische Einfuhrbehörde eine "Ausräucherung" kanadischer Christbäume gegen spezielle Schädlinge, die - so ein Botschaftsvertreter - "überhaupt nicht bei uns vorkommen". Die Folge: eine Verteuerung der Bäume. Nicht anders beim Rind- und Schweinefleisch, dessen Importzoll von null auf 25 Prozent hochschnellte.
Ein ähnliches Lied können auch Papierproduzenten in Florida singen, die zwar Papierabfälle zur Wiederverwertung leicht nach Mexiko exportieren können, aber bei Fertigprodukten erst große Hürden überwinden müssen. Auch die plötzliche Aufforderung, an Kleidern Etiketten in spanisch anzubringen, oder die Bedingung, daß Computer erst hiesige Laboratorien durchlaufen, erschweren Importe, verstoßen aber, so Experten, nicht unbedingt gegen internationale Regeln.
Mexiko ist der schnellwachsenste Markt in Lateinamerika, vor allem für die USA, mit denen das Land 70 Prozent seines Handels abwickelt. Aber nachdem das Handelsdefizit die geschätzte Marge von 13 Milliarden Dollar bereits in den ersten acht Monaten überschritt und auf ein Rekordhoch von bis zu 20 Milliarden zusteuerte schrillten die Alarmglocken im Land der Azteken. Vor allem da sich auch der Kapitalrückfluß, der im Jahr zuvor das Handelsdefizit ausglich, im zweiten Halbjahr deutlich verlangsamte.
Mexikos durchschnittlicher Einfuhrtarif beträgt zehn Prozent, und nur noch 200 von einst 1200 Produkten benötigen eine Einfuhrgenehmigung. Die Folge: Die Importe haben sich seit 1986 nahezu verdoppelt. Dennoch stöhnen Geschäftsleute auch weiterhin unter der Bürokratie, unter einem Papierwust von Genehmigungen und unter einem Transport- und Verteilungssystem, das modernen Zeiten nicht angepaßt ist. So bezahlt ein Händler für den Transport vom mexikanischen Hafen Manzanillo in die Hauptstadt ebensoviel wie von Chile nach Mexiko per Schiff. RITA NEUBAUER (Mexiko)
Tips und Termine • Tips und Termine • Tips und Termine
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark 2: Kevin - Allein in New York (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Tom & Jerry (15 Uhr); Grüne Tomaten (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Kevin - Allein in New York (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Die Schöne und das Biest (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Kevin - Allein in New York (17.30, 20.15 Uhr). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr. Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechtag der CDU- Fraktion mit Christian Fischer und Albert Reiner, Tel. 061 96 / 4 21 50. Vereine / Organisationen Eppstein. Deutsches Rotes Kreuz: Blutspenden, Rathaus I, Vockenhausen, 18 bis 20.30 Uhr.
Hattersheim. Treffen der Stillgruppe, Grünes Haus am Weiher, 10 bis 11.30 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz, 19 Uhr.
Turnverein: Ski-Gymnastik für Jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Bridge für Anfänger (14 Uhr) und Fortgeschrittene (15 Uhr); Literaturkreis, 14 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Kinderprogramm zur Vorweihnacht: Offenbacher Figurentheater "Freunde", Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46 a, 10 und 15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die chinesische Nachtigall, 14.30 Uhr; Hänsel und Gretel, 19.30 Uhr.
HinterHaus, Karlstraße 15: Kabarett "Irre Aussichten", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45 / 47: Die Schöne und das Biest (13, 15.15, 17.30, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Mein Bruder Kain (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Beta: Little Nemo (13, 15 Uhr); Wiedersehen in Howards End (17, 20 Uhr).
Gamma: Eine Familie zum Knutschen in Manhattan (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr);
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die siebente Saite (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: Ein Pfeil in den Himmel (16, 19.30 Uhr). Sonstiges Holiday on Ice, Rhein-Main-Hallen, 19.30 Uhr (letzter Tag).
Weihnachtsmarkt, Fußgängerzone, ganztägig (bis 23. 12.).
- ohne Gewähr -
WETTERAUKREIS. Es war Weihnachten 1987, als die Frankfurter Rundschau im Wetteraukreis erstmals die guten Wünsche zum Christfest und zum neuen Jahr von Leserinnen und Lesern an Freunde und Bekannte abdruckte. Die "Grußseite" in der Wetterauer Lokalausgabe der FR am Heiligen Abend geht ins sechste Jahr. Die Grüße von Haus zu Haus über Ihre Tageszeitung sind ein guter Brauch geworden.
Schon in den vergangenen Jahren wurde die Grußseite von unseren Leserinnen und Lesern sogar genutzt, um über die Ländergrenzen hinweg in England, Frankreich, den Niederlanden und in Kenia Menschen anzusprechen und ihnen für ein Jahr die besten Wünsche zu übermitteln. Im Jahr 1992 haben solche Grüße eine besondere Aktualität gewonnen.
Bitte senden Sie uns ab sofort Grüße zu Weihnachten und zum neuen Jahr an Ihre Freunde, auch Vereinsfreunde und Bekannten in nah und fern. Vielleicht fällt Ihnen ein hübscher Vers ein, oder Sie machen eine kleine Zeichnung oder lassen sich etwas Besonderes einfallen.
Abgedruckt werden Ihre Einsendungen - natürlich kostenlos - in der Ausgabe von Donnerstag, 24. Dezember. Allerletzter Einsendeschluß ist Mittwoch, 23. Dezember, 12 Uhr.
So erreichen Sie uns:
Frankfurter Rundschau
Kaiserstraße 82, Postfach 10 03 32 6360 Friedberg Fax: 0 60 31 / 6 16 25 oder
Frankfurter Rundschau
Niddastraße 14, Postfach 12 73 6368 Bad Vilbel Fax 0 61 01 / 21 69
Bei einer gelungenen Kettenbrief- Aktion kann sich so mancher über eine große Anzahl von Ansichtskarten aus aller Welt freuen. Doch wenn die Kette, die jetzt vom Saarbrücker und Berliner Büro der "Creativen Gruppe" gestartet wurde, Erfolg hat, wird der Adressat eher genervt sein. Er heißt: Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler, Adenauerallee 139-141, 5300 Bonn 1. Auf den Karten, die ihn zum 60. Jahrestag der Nazi-Machtergreifung am 30. Januar 1993 erreichen sollen, steht: "Halten Sie keine Reden, handeln Sie!"
"Es ist Aufgabe der Regierung, wirksame Maßnahmen gegen den rechten Terror durchzusetzen und alle potentiell Gefährdeten zu schützen", betonen die Initiatoren. Die Regierung sei jedoch "einzig mit ihren Machtinteressen beschäftigt". Deswegen stehen auf dem Vordruck, der vervielfältigt und weitergesandt werden soll, Forderungen: nach Verboten rechtsextremistischer Versammlungen und Parteien, nach dem "Schutz aller Ausländer, Juden, Behinderter, Homosexueller . . .". (pit)
HÖCHST. Die oppositionellen "Durchschaubaren" im Betriebsrat der Hoechst AG werfen der Mehrheit vor, Rechte der Arbeitnehmervertretung preiszugeben. Der Anlaß ist ein Mehrheitsbeschluß, wonach Betriebsräte nicht generell an Versammlungen teilnehmen dürfen, zu denen die Geschäftsleitung Vertrauensleute eingeladen hat.
Der Betriebsrat faßte diesen Beschluß, nachdem "Durchschaubare" zweimal an Treffen von Geschäftsführung und Vertrauensleuten hatten teilnehmen wollen. Die Unternehmensleitung brach die Sitzungen daraufhin ab. Der Betriebsrat verurteilte das Verhalten der "Durchschaubaren" als einen "Angriff auf die Vertrauensleute".
Die Opposition dagegen besteht auf "ihrem Recht", bei allen von der Geschäftsleitung initiierten Versammlungen teilzunehmen - auch ohne Einladung. Sie beruft sich dabei auf das Betriebsverfassungsgesetz.
"Darin heißt es, daß Vertrauensleute zum besseren Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Betriebsräten beizutragen haben", sagt Werner Rossel von den "Durchschaubaren". Gespräche unter Ausschluß des Betriebsrates widersprächen dem jedoch. Der Beschluß sei deswegen nicht zulässig.
Der "Durchschaubare" vermutet, daß der Betriebsrat "kritische Fragen" zum Thema "Strukturanalyse" verhindern möchte. "Das stört sie in ihrer sozialpartnerschaftlichen Haltung gegenüber der Hoechst AG." dis
WESTLICHE STADTTEILE. In sechs weiteren Gebieten im Frankfurter Westen sollen Autofahrer bald Poller umkurven und über Kölner Teller holpern. SPD und Grüne im Ortsbeirat haben für Nied, Sindlingen, Goldstein, Unterliederbach, Zeilsheim und Griesheim neue Tempo-30-Zonen beschlossen. Um ein "politisches Signal" gegen nur "teilverwirklichte" Tempo-30-Gebiete zu setzen, enthielt sich die christdemokratische Fraktion der Stimme.
"Bevor wir weitere Zonen planen, sollten erst mal die schon beschlossenen komplett ausgebaut werden", argumentiert CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens. "Wir lehnen die neuen Tempo-30-Gebiete nicht ab, halten es aber nicht für sinnvoll, lediglich flächendeckend Kölner Teller und Poller über den Westen zu verteilen."
Die Straßen müßten mit der Einrichtung von verkehrsberuhigten Zonen auch neu gestaltet werden. Pädagoge Josef Hartinger (CDU) formulierte es aus der Sicht des Erziehers: "Mit Provisorien gewöhnen wir die Menschen daran, sich darüber hinwegzusetzen."
Voll des Lobes war dagegen SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt: "Mit der Einrichtung von zahlreichen Tempo-30-Zonen hat sich das Stadtbild positiv gewandelt." Thomas Schlimme von den Grünen pflichtete ihm bei: "Frankfurt will mehr als 200 Zonen ausweisen. Das ist gerade ins Rollen gekommen, und da will die CDU jetzt bremsen."
Schlimme verteidigte das Konzept, Tempo-30-Zonen zunächst provisorisch auszustatten und ein Jahr zu erproben. "Erst dann wissen wir, ob noch etwas verbessert werden muß." Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD) legte allerdings Wert darauf, daß all das, was geplant sei, auch in der Testphase "plastisch" werde: "Wo Berliner Kissen hin sollen, müssen Kölner Teller auf den Asphalt, wo ein Baum die Fahrbahn verengen soll, muß ein Stellvertreter hin."
Er werde sich auch in Zukunft weigern, Tempo-30-Zonen zu eröffnen, in denen nur Schilder stehen und Striche hingemalt werden, betonte Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. Seine Empfehlung: "Da müssen die Tempo-30-Arbeitsgruppen ins Technische Rathaus und Nachbesserungen durchsetzen."
Bis die ersten Poller in den neuen Tempo- 30-Zonen aufgestellt werden, dauert es aber noch. Erst müssen die Arbeitsgruppen des Ortsbeirats mit den Ingenieurbüros planen. Wenn dann auch die Anregungen aus der Bürgeranhörung eingearbeitet sind, kann die Testphase starten.
Verkehrsberuhigt wird in Nied die Zone zwischen Mainzer Landstraße, links und rechts der Birminghamstraße und der Oeserstraße. In Sindlingen-Süd wird das Gebiet zwischen Kreisel und Bundesstraße 40 a, westlich der Bahn- und Okrifteler Straße einbezogen.
In Goldstein soll im Gebiet zwischen Schwanheim und Niederrad Tempo 30 gelten. In Unterliederbach ist es der Bereich westlich der Liederbacher Straße bis hin zur Stadtteilgrenze im Süden samt der Gagfa-Siedlung im Norden. Zeilsheim soll eine Zone süd-östlich der Pfaffenwiese bekommen. Zwischen Bahnlinie und Mainzer Landstraße sowie Kieferstraße und Lärchenstraße soll dem Beschluß zufolge Griesheims Tempo-30-Zone liegen. tos
Auf der vor rund 450 Jahren von Sultan Suleiman dem Prächtigen erbauten und noch heute dem Militär dienenden Festung Bender haben drohend drei Schützenpanzer Stellung bezogen. An den gesicherten Festungstoren zeigen rote fünfzackige Sterne an, wer Herr in dieser waffenstarrenden Anlage ist: die 14. ehemals sowjetische Armee. Die heute 138 000 Einwohner zählende Stadt Bendery, wie sie Russen und Ukrainer bei unwesentlicher Abwandlung ihres türkischen Namens nennen reicht als militärischer Brückenkopf rechtsseitig des Dnjestr in das Gebiet der 1991 unabhängig gewordenen ehemals sowjetischen "Republik Moldova" (RM) hinein. Er sichert den Flußübergang zu dem rund zehn Kilometer am östlichen Dnjestr- Ufer liegenden Tiraspol, einer anderen gegen Ende des 18. Jahrhunderts von den Russen angelegten Festungsstadt. Das größere Tiraspol nimmt seit dem 2. September in Anspruch, Hauptstadt der selbstausgerufenen, von keinem anderen Staat anerkannten "Moldawischen Dnjestrrepublik" zu sein, die nicht mehr zur "Republik Moldova" gehören will.
"Unsere Kraft liegt in der Einheit", verkündet bei der Ortseinfahrt von Bendery eine kyrillische Inschrift. Das früher darüber angebrachte Wappen der nicht mehr existierenden Sowjetunion macht unmißverständlich deutlich, welche "Einheit" gemeint ist: keineswegs die mit der "Republik Moldova". Dieser aus der Erbmasse des zerfallenen sowjetischen Weltreiches hervorgegangene, mehrheitlich rumänischsprachige Staat nimmt den Sezessionsakt wiederum nicht zur Kenntnis, weshalb man von dem separatistischen Staatsgebilde jenseits des Dnjestr nur als "Transnistrien" ("Nistru" ist der rumänische Name des Dnjestr) spricht. Momentan mag dies angehen, denn ganz so strikt nimmt man es offenbar auch in Tiraspol nicht mit der Souveränität der "Moldawischen Dnjestrrepublik" Präsident Igor Smirnows. In respektvollem Abstand zur Stadteinfahrt erfolgt die einzige Kontrolle. Ein rumänisch sprechender Soldat der nach den bürgerkriegsähnlichen Konflikten geschaffenen "Friedenserhaltenden Kräfte" fragt nach Waffen. Für eine Zigarette verzichtet er auf die Kontrolle der Ausländer.
Diese "Friedenstruppe", deren Einheiten - zwei Kommandos unterstehen dem des Verteidigungsministeriums Moldovas sowie einem der 14. Armee - hält fürs erste einen brüchigen Waffenstillstand aufrecht. Sie sichern beidseitig des Flusses einen schmalen "Friedenskorridor" und damit auch jenes "Friedensabkommen", auf das sich der russische und der moldovische Präsident Ende Juli in Moskau geeinigt haben. In ihm wurde die territoriale Einheit der Republik Moldova, die Unverletzbarkeit ihrer Grenzen, der Abzug der verfeindeten Streitkräfte von der Gefechtslinie und die Neutralität der 14. Armee, sowie die Rückkehr der Flüchtlinge, garantiert. Der Bevölkerung auf dem linken Dnjestr-Ufer wurde dafür das Recht eingeräumt, "selbst über ihre Zukunft zu bestimmen, wenn der rechtliche Status Moldovas geändert wird". Im Klartext: falls Moldova einmal die Vereinigung mit Rumänien beschließen sollte.
Diese Problematik hatte in Moldova zeitweilig einen Bürgerkrieg jugoslawischer Dimensionen befürchten lassen. An das Gespenst des Krieges wird man in Bendery und Tiraspol immer wieder erinnert. In Bendery werden rund um das Gebäude des Stadtsowjet die Bürgerkriegsschäden behoben. In Tiraspol wird das Ritual neuer moldawischer Eigenstaatlichkeit demonstrativ zelebriert. Um das Mahnmal des Unbekannten Soldaten, sind ein gutes Dutzend Soldatengräber aus den Jahren 1991/92 hinzugekommen. Ein offenbar soeben getrautes Paar, die Braut im traditionellen Weiß, legt Blumen nieder. Aus der Ferne grüßt ein überlebgensgroßer Lenin und nicht weit vom Begründer des untergegangenen ersten Arbeiter- und Bauernstaates reitet der zu Stein gewordene ruhmreiche Feldherr Katharinas der Großen, Fürst Alexandr Suworow, für Mütterchen Rußland.
Russischer Nationalismus und Sowjetnostalgie leben in Tiraspol in einer selten gewordenen politisch-ideologischen Symbiose fort. Vor dem Tiraspoler "Haus der Sowjets", dessen Zugang eine Leninbüste ziert, wird in Schaukästen historische Begründung und aktueller Anspruch moldawischer Eigenstaatlichkeit ins Bewußtsein gebracht. 1792: Stadtgründung - 1795: Errichtung der Festung - 1847: Verleihung des Stadtwappens - 1918: Errichtung der Sowjetmacht - 1924: Gründung der "Moldawischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik" (MASSR), deren Hauptstadt Tiraspol fünf Jahre später wurde - 1944: Befreiung von der deutsch-rumänischen Okkupation. An dieser historischen Datenkette offenbart sich etwas vom Kern des aktuellen Konfliktes. Erst 1924, nachdem sich der revolutionäre Staat als Sowjetunion konstituiert und konsolidiert hatte, wurde auf dem rechten Dnjestr-Ufer die MASSR begründet. Sie sollte den Moskauer Anspruch auf das 1918 an Rumänien verlorene Bessarabien aufrechterhalten. Bessarabien nannten die Russen die ihnen im Frieden von Bukarest 1812 überlassenen, damals zum rumänischen Fürstentum Moldova gehörenden Gebiete zwischen Pruth und Dnjestr. Die Territorien östlich des Dnjestr waren historisch nie ein Teil des Moldau-Füstentums, wenngleich dort zahlreiche Rumänen lebten. Auch heute stellen sie in dem rund 550 000 Einwohner zählenden Transnistrien mit 40 Prozent die stärkste Bevölkerungsgruppe vor den Ukrainern (28,3 Prozent) und Russen (25,4 Prozent).
"Die moldauische Bevölkerung Transnistriens ist weit stärker russifiziert als die Bessarabiens", räumt Parlamentspräsident Alexandru Mosanu ein. Daraus erkläre sich die Tatsache, daß auch ein Teil der rumänischsprachigen Bevölkerung Transnistriens gegen eine Vereinigung Moldovas mit Rumänien sei. Das eigentliche Problem der drohenden Spaltung Moldovas sehen Politiker in Chisinau nicht primär in der unterschiedlichen ethnischen Zusammensetzung der westlichen und östlichen Landesteile, sondern in der Anwesenheit der 14. sowjetischen Armee. "Ihre Anwesenheit auf dem Staatsterritorium erschwert eine politische Lösung ungemein", sagt Pavel Creanga, der Verteidigungsminister der jungen Republik Moldova.
Die Republik Moldova ist durchaus bereit, einen Großteil russischer und ukrainischer Offiziere in ihren Dienst zu übernehmen, falls sie aus familiären oder anderen Gründen im Land bleiben wollen. Diese Armee, die im Anfangsstadium 20 000 Mann zählen soll, wird mit Waffen der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte ausgerüstet. Die Übergabe des Kriegsmaterials sowie andere militärpolitische Probleme - besonders der Status der 14. Armee in Moldova - wird neuerdings mit Moskau offiziell ausgehandelt. Der einst kriegsähnliche Konflikt zwischen Chisinau und dem in Traspol stationierten Kommando der 14. Armee hat sich dadurch merklich entspannt.
"Für uns ist die 14. Armee noch immer eine Okkupationsmacht", sagt Verteidigungsminister Creanga. Unvergessen sind die Zeiten, als der moldovische Staatspräsident Mircea Snegur (am 22. Juni dieses Jahres) verkündete: "Wir haben Krieg mit Rußland!" und der Vizepräsident des russischen Volkskongresses, Alexander Ruzkoj, nach einem Besuch in Tiraspol warnte, die Dnjestrregion könnte "ein zweites Karabach im Herzen Europas" werden. Aber sie sind in den Hintergrund getreten; ebenso wie der Vorwurf des neuen Kommandanten der 14. Armee, General Alexander Lebed, der Moldovas Führung vorgeworfen hatte, einen "faschistischen Staat" geschaffen zu haben, der an seinen eigenen Bürgern "Völkermord" begehe. Die Zahl der vor dem Bürgerkrieg aus dem Dnjestrgebiet geflohenen Menschen, die auf dem Höhepunkt der Krise im Sommer 51 600 erreicht hate, war Ende November auf 3800 zurückgegangen.
In Chisinau will man neuerdings Anzei- chen dafür erkennen, daß sich das Kommando der 14. Armee darum bemüht, zwischen den Konfliktparteien in Chisinau und Tiraspol wieder eine neutralere Haltung zu beziehen. Seit auf moldovischer Seite Präsident Mircea Snegur die von der christdemokratischen "Nationalen Partei" betriebene Politik der schnellen Vereinigung mit Rumänien deutlich bremst, gibt es Hoffnungen, daß der brüchig anmutende Waffenstillstand in Moldova doch zu einem tragfähigen Frieden wird.
Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist, daß die Frage von Zuwanderung mit großem Wurf konzeptionell angegangen werden muß. Einzelmaßnahmen ob in bezug auf Asyl oder die Staatsbürgerschaft von "Gastarbeiterkindern" kommen zu spät und sind der weltweiten Problemlage besonders betreffend Flucht nicht mehr angemessen.
Ausgangspunkt ist weiterhin, daß die Bundesrepublik durch Daueraufenthalt der sogenannten Gastarbeiter längst zum De-facto-Einwanderungsland geworden ist. Die fehlende Bereitschaft, dies anzuerkennen, hat zur gegenwärtigen verfahrenen Situation entscheidend beigetragen.
Notwendig sind die vier Gesetze: 1. Ausnahmegesetz, 2. Überführungsgesetz, 3. Integrationsgesetz und 4. Antidiskriminierungsgesetz.
1. Das Aufnahmegesetz regelt Einreise und Aufenthaltsmöglichkeiten für a) Asylbewerber und Flüchtlinge; b) Ein- und Arbeitswanderer; c) sonstige Ausländer; d) sogenannte Aussiedler.
2. Das Überführungsgesetz regelt "Altlasten": Stellung von Staatenlosen, Abschaffung des vererbbaren Ausländerstatus, Abschaffung des vererbbaren Vertriebenstatus, Rechte der vor Generationen ausgewanderten Deutschen (Aussiedlerfrage). 3. Das Integrationsgesetz regelt Rechte und Pflichten der Zugewanderten und bietet für potentielle Einwanderer die Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft in relativ kurzem Zeitraum zu erwerben (nordamerikanisches Modell). Es geht erstens von dem Prinzip aus, daß Zuwanderer das Tempo ihrer Akkulturation selbst bestimmen wollen. Daher macht das Gesetz Angebote und setzt keine Zwänge (Zuwandererschutz). Angenommene Rechte können gegebenenfalls Pflichten zur Folge haben. Zweitens geht das Gesetz von dem Prinzip aus, daß Rechte, Kosten und dergleichen "sozial gerecht" verteilt werden müssen (Einheimischenschutz). 4. Das Antidiskriminierungsgesetz verbietet Diskriminierung aufgrund von ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit und Hautfarbe (und - in anderem Zusammenhang - Geschlecht, Alter u. ä. m).
- Deutschland hat in seiner Geschichte vielfach Zuwanderer mit gewerblichen Fähigkeiten und Mitteln aufgenommen, z. B. Fachkenntnisse (Hugenotten), ungelernte Arbeitskraft (z. B. Polen, Belgier).
- Deutschland ist seit etwa 1880 Zuwanderungsland für Arbeitskräfte (sogenannte Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter), bei Beendigung der deutschen Massenauswanderung etwa 1893 mit kurzen erneuten Auswanderungswellen nach den beiden Weltkriegen.
- Der derzeit oft abwertend benutzte Begriff "Wirtschaftsflüchtling" trifft auf die überwiegende Mehrzahl der deutschen Auswanderer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert zu.
- Bei Quotierungsdebatten und in Statistiken ist von der Nettozuwanderung auszugehen, da Rückkehr und Abwanderung die Gesamtzahl der Zugewanderten kontinuierlich verringern. Bruttozuwanderung hingegen ist von Bedeutung für die Einschätzung des Akkulturationsgrades und für die Ausstattung sozialer Dienste.
- Unter Akkulturation wird das bewußte und unbewußte Hineinwachsen in eine Empfängerkultur verstanden, die die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht. Im Rahmen vorgegebener Strukturen werden individuelle Entscheidungen darüber getroffen, welche Integrationsangebote aufgenommen werden. Das bedeutet Aufgabe eigener kultureller Normen und Verhaltensformen und Einbringen von kulturellen Elementen, die von der Empfängerkultur aufgenommen werden. Zu 1. Aufnahmegesetz
Im Aufnahmegesetz werden die Einreisemöglichkeiten und das Aufenthaltsrecht zusammengefaßt.
Einreiserecht
a1) Asylbewerber: Das Grundgesetz muß nicht geändert werden, wenn der Text eng ausgelegt wird: wegen politischer Tätigkeit Verfolgte. Alle anderen Gruppen sind durch die Genfer Flüchtlingskonvention ohnehin abgedeckt.
- Einschränkung der Antragsmöglichkeit auf individuell wegen politischer Tätigkeit Verfolgte.
- Das Anerkennungsverfahren ist zu beschleunigen.
- EG-Abstimmung ist notwendig: Asyl kann nur einmal und nur in einem EG- Land beantragt werden.
- Abgelehnte Asylbewerber können permanent von der Möglichkeit zur Einwanderung ausgeschlossen werden.
Die Kategorie Flüchtlinge umfaßt Flüchtlinge nach Genfer Flüchtlingskonvention und sog. Kontingentflüchtlinge.
Verfolgte wegen ihrer Hautfarbe (das Wort "Rasse" ist wegen Unwissenschaftlichkeit zu vermeiden), wegen ihrer Religion, wegen ihrer sozialer Gruppenzugehörigkeit und - dies ist hinzuzufügen - wegen ihres Geschlechts.
Menschen, die vor Kriegen und Bürgerkriegen, vor repressiven gesellschaftschaftlichen Systemen (ohne individuell verfolgt zu sein), vor Naturkatastrophen, vor durch Menschen verursachte ökologische Katastrophen fliehen. Diese Gruppe wird nach allgemeiner Einschätzung rapide zunehmen.
Da Flüchtlinge wie Asylbewerber ihre Heimat unfreiwillig verlassen (push-factor) ist von einer Rückkehrbereitschaft auszugehen. Lebensbedingungen am Ausgangsort werden die Verwirklichung der Absicht allerdings meistens verhindern.Maßnahmen:
Die Maßnahmen teilen sich in Bekämpfung der Fluchtursachen und Regelung der Aufnahme von Flüchtlingen.
Bekämpfung der Fluchtursachen: Katastrophenhilfe ist möglich und sollte erheblich verbessert werden. Militärische Intervention unter UN-Mandat kann Kriegsfolgen verringern. In Frage gestellt werden muß dabei der nationalstaatliche Souveränitätsbegriff, wenn Regierungen nicht die Interessen ethnischer Gruppen (Kurdenfrage) oder nicht die Interessen der Bevölkerungsmehrheit vertreten (Regierung Rest-Jugoslawiens in Bosnien). Damit kann natürlich auch einer interessengeleiteten Interventionspolitik Tür und Tor geöffnet werden (Beispiel Grenada). Allgemeine Wirtschaftshilfe ("Entwicklungshilfe") muß in weitaus größerem Maßstab geleistet werden (Forderung der Nord-Süd-Kommission, Willy Brandt). Dies mag politisch nicht durchsetzbar sein, ist humanitär jedoch unabdingbar. Wichtiger als Entwicklungshilfe sind Strukturveränderungen wirtschaftlicher Macht (terms of trade). Diskussionshinweis: Nach dem United Nations 1992 Development Report sind 80 Prozent der Gross National Products auf 20 Prozent der Weltbevölkerung konzentriert. Nur eine relative Gleichverteilung beendet wirtschaftliche Fluchtursachen.
Regelung der Aufnahme von Flüchtlingen: Die humanitär gebotene Aufnahme aller Flüchtlinge läßt sich politisch, finanziell und gesellschaftlich nicht durchsetzen. Daher müssen Kontingente festgesetzt werden. Innerhalb eines politisch gesetzten Rahmens sollte dies durch eine unabhängige Zuwanderungskommission geschehen. Mit der Aufnahme als Flüchtling muß die Arbeitserlaubnis verbunden sein. Eingliederung in den Wirtschaftsprozeß im Rahmen des Tarifgefüges. (Ablehnung des US-amerikanischen Modells des Eintritts zu Mindestlohnbedingungen oder sogar ohne Schutz der Mindestlohngarantie). Gleiches gilt für Asylberechtigte.b) Arbeitswanderer und Einwanderer
Diese Gruppe umfaßt Menschen, die auf Zeit oder auf Dauer in Deutschland arbeiten und leben wollen. Überwiegend handelt es sich um Arbeitswanderer, die mit zeitlich befristeter Perspektive einreisen, durch Umstände außerhalb ihrer Einflußmöglichkeit jedoch meist dauerhaft in Deutschland bleiben. Zweitens sind es auf Dauer kommende Einwanderer. Drittens ist eine Reihe von Sonderfällen zu berücksichtigen, die hier nicht einzeln besprochen werden, wie z. B. Zuwanderung wegen Heirat.
Nach nordamerikanischem Vorbild können Quoten festgesetzt werden. Dies sollte nicht nach ethnischen Kriterien erfolgen (als diskriminierend sowohl aus US-amerikanischen wie aus kanadischem Recht gestrichen). Als zulässig angesehen werden wirtschaftliche Kriterien (Mangel an Arbeitskräften, Kapitalimport), als selbstverständlich gilt Verwandtennachzug (genaue Regelung des Verwandtschaftsgrades). Festlegung der Quoten sollte - im Rahmen politischer Vorgaben - von einer unabhängigen Zuwanderungskommission erfolgen.
Hinweis: Die Zuwanderung von EG- Bürgern kann mit Einführung der Freizügigkeit nicht mehr einschränkend geregelt werden. Damit muß ohnehin die sehr kostenaufwendige Infrastruktur für Fremdsprachige geschaffen werden (Beschulung der Kinder von EG-Migranten, Mehrsprachigkeit in Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Hier ist das nordamerikanische Vorbild heranzuziehen. S. u. Integrationsgesetz).
Dies betrifft ausländische Studenten, Techniker, Wissenschaftler, Auszubildende, kurzfristig anwesende Geschäftsleute. Die vorhandenen Regelungen scheinen insgesamt unkontrovers, müssen aber vereinfacht werden und sind bei einer nicht der Polizei zugeordneten Behörde anzusiedeln. Unter bestimmten Bedingungen kann eine Rückkehrpflicht sinnvoll sein. (Studenten aus Entwicklungsländern, deren Kenntnisse dort gebraucht werden, Vermeidung eines brain drain in die BRD.)
Die im Zuge des Kriegsfolgerechtes geschaffene Möglichkeit für sog. Deutschstämmige aus den osteuropäischen Staaten nach Deutschland zurückzukehren, ist international einmalig. Es hält an der Fiktion der Staatsangehörigkeit durch Abstammung (Blutslinie) fest. Allgemein ist Rückwanderung schon in der zweiten Generation mit erheblichen, oft unüberwindlichen Akkulturationsproblemen verbunden. Nach wissenschaftlich gebräuchlicher Terminologie handelt es sich nicht um einen Rückwanderungsprozeß.
Beendigung des Sonderstatus sog. Deutschstämmiger. Angesichts früher gemachter Versprechungen und politischer Willenserklärungen werden in diesem Fall Unterstützungsmaßnahmen in den gegenwärtigen Siedlungsgebieten notwendig oder sinnvoll sein. Einreise ist im Rahmen des Einwanderungsverfahrens, ggf. mit Quote, möglich.
Verfahren der Einreise: Die Entscheidung über den Zuwanderungsstatus von Asylbewerbern und Flüchtlingen ist innerhalb von vier Wochen nach Einreise zu fällen. Einsprüche sind innerhalb von weiteren fünf Monaten endgültig zu entscheiden. Unterbringung während des Einreiseverfahrens in Heimen. Nach positivem Bescheid Unterbringung über karitative Organisationen, die entsprechend auszustatten sind, und über Selbsthilfeorganisationen der betroffenen ethnischen Gruppen, soweit vorhanden. Mittel für die Unterbringung und Lebensunterhalt müssen aus Bundesmitteln aufgebracht werden (Zuwanderungsamt mit eigenem Haushalt) und dürfen nicht auf die Sozialetats einzelner Gemeinden abgewälzt werden.
Anträge auf Einreise als Arbeitswanderer oder Einwanderung, Aufenthalt als sonstiger Ausländer sind vor der Einreise zu stellen.
Das Aufenthaltsrecht muß eine mittelfristige Lebensplanung für alle Zuwanderer ermöglichen. Ausweisung darf nur zu klar definierten Bedingungen und vorhersehbaren Zeitpunkten möglich sein. Nach fünf Jahren kontinuierlichen Aufenthaltes in Deutschland besteht Anspruch auf unbefristete Aufenthaltsgenehmigung (Urlaubs-, berufsbedingte sowie Informationsreisen zur Prüfung von Ansiedlungsmöglichkeiten anderswo sind für begrenzte Dauer möglich.) Befristete und unbefristete Aufenthaltsgenehmigung ist mit der Freiheit zur Ausübung des/eines Berufes verbunden.
Flüchtlinge und Asylberechtigte erhalten eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre, die auf Antrag um zwei Jahre verlängert werden kann. Bei Fortfall der Fluchtgründe und Ablehnung der Verlängerung besteht Anspruch auf eine angemessene Frist für die Ausreise, z. B. zum Schuljahresende. Mit der Aufenthaltsberechtigung ist die Schulpflicht für Kinder im entsprechenden Alter und Einhaltung deutscher Gesetze verbunden.
Zu überlegen ist, ob der Anspruch auf unbefristete Aufenthaltsgenehmigung mit begrenzten Kenntnissen deutscher Sprache zu verbinden ist. Andere Bedingungen - Wohnraum, Arbeitsplatz, Lebensmittelpunkt - dürfen nicht gestellt werden.
Zu 2. Überführungsgesetz Alle in Deutschland lebenden Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, z. B. Staatenlose, sind gemäß Zuwanderungs- und Integrationsgesetz zu behandeln. Im wesentlichen wird es sich dabei um das Angebot der Einbürgerung handeln. Vererbbare Sonderstellungen, wie im Inland als Ausländer geborene Kinder und Kindeskinder von Zuwanderern u. dgl., sind abzuschaffen. Duale Staatsbürgerschaft ist zu ermöglichen. Zu 3. Integrationsgesetz Flankierend zu den Integrationsangeboten ist ein Antidiskriminierungsgesetz notwendig.
In der Ausgangskultur sozialisierte Migranten haben bei Ankunft ihre kulturellen Werte und Verhaltensnormen "im Gepäck", in der Mentalität, in der Seele. Um die Anpassung an die Empfängerkultur zu leisten ohne psychische Schäden zu ermöglichen, ist Akzeptanz ihrer Fremdheit durch die Einheimischen notwendig. Massiver Anpassungsdruck erzeugt Widerstand. Deutschtum in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war u. a. eine Reaktion auf Ablehnung und Spott dem Andersartigen gegenüber. Der auf Ruhrpolen um die Jahrhundertwende ausgeübte Druck, Deutsch zu sprechen, hat einen laufenden Eingliederungsprozeß unterbrochen und zu einer Rückbesinnung auf die Werte polnischer Kultur geführt. Die Ansiedlung in ethnischen Vierteln ("Getto") bedeutet Schutz vor den neugierigen Blicken der Einheimischen und ihrer besserwisserischen Kritik. Auf der Basis der im Zuwandererviertel durch nachbarschaftliche, psychische und materielle Hilfe gegebenen Sicherheit erfolgt dann eine vorsichtige Bewegung zur neuen Gesellschaft hin. Integrationsmöglichkeiten und -angebote sind also so zu gestalten, daß sie freiwillig in selbstbestimmtem Tempo wahrgenommen werden können.
Rechtsstellung:
- Grundrechte und andere staatsbürgerliche Rechte (Versammlungsfreiheit, Koalitionsfreiheit, Widerstandsrecht) sind auf alle Staatseinwohner auszudehnen.- Staatsbürgerschaft kann drei Jahre nach Erhalt der unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden. Einfache Sprachkenntnisse sind nachzuweisen. Das Prinzip doppelter Staatsbürgerschaft (praktizierende und ruhende) ist zu akzeptieren.
- Familiennachzug: Lebenspartner/in, Kinder bis 21 Jahre, ggf. Eltern. Die Gestattung von Geschwisternachzug kann über den Erwerb eigener Rechte auf Nachzug zum Schneeballsystem führen. Hier ist genau abzuwägen.
Beteiligung am politischen Prozeß vor Erreichung der Staatsbürgeschaft kann sinnvoll sein (historisches Vorbild USA). Kommunales Wahlrecht oder Wahlrecht für Landtage bieten sich an. Dafür muß das Grundgesetz geändert werden.
Wegen der entstehenden Kosten ist dieser Bereich angesichts der vorhandenen und zunehmenden Ausländerfeindlichkeit von besonderer Brisanz. Die Mittel müssen "sozial gerecht" aufgebracht werden. D. h. dem Sozialversicherungssystem dürfen keine Leistungen abverlangt werden, bevor nicht Beitragszahlungen und Wartezeiten, wie sie für deutsche Mitglieder gelten, erbracht bzw. erfüllt worden sind. Kosten für Sprachkurse, Krankheit u. dgl. sind in einer Übergangsphase vom Zuwanderungsamt zu übernehmen. In Bereichen der Konkurrenz zu Staatsbürgern, z. B. bei der Wohnungssuche, sind durch staatliche Förderungsprogramme Mangelsituationen zu beseitigen. In europäischen Staaten ergibt sich aus dem Sozialstaatsprinzip, im Gegensatz zu den USA, aber auch teilweise zu Kanada, ein Anspruch von Zuwanderern auf Leistungen. Dies wird häufig als "ungerecht" empfunden, bes. von Menschen, die sich selbst helfen mußten - ältere Bevölkerung in den Nachkriegsjahren und Jugendliche, die nach der Schule nicht über einen Beruf in das Sozialversicherungssystem hineinkommen. In Nordamerika wirken oft Selbsthilfemaßnahmen der ethnischen Gruppen (BRD: Beispiel der kroatischen Flüchtlinge). Diese Selbsthilfe sollte ausgebaut werden. Das "Anspruchsdenken" entspricht zwar sozialstaatlichen Grundsätzen, aber nicht den Lebenserfahrungen eines Teils derjenigen, die die Maßnahmen über Sozialversicherungsbeiträge oder Steuern finanzieren. Dies ist bei Leistungsgewährung zu berücksichtigen.
- Staatliche Förderung von Integrationshilfen in der Anfangszeit ist unabdingbar, z. B. Sprachkurse, Einführungen in das Rechts- und Normensystem.
- Im schulischen Bereich ist das Fach "Deutsch als Zweitsprache" grundsätzlich anzubieten. Die Freizügigkeit innerhalb der EG verlangt ohnehin Bildungsmöglichkeiten für Migrantenkinder, die kanadische Praxis von "English as second language" kann als Vorbild dienen. Interkulturelle Erziehung ist zum Unterrichtsprinzip zu machen. Die Erwachsenenbildung ist auszubauen und den Bedürfnissen von Zuwanderern anzupassen, dabei ist wiederum Zusammenarbeit mit ethnischen Organisationen sinnvoll.
- Wohnung: ethnische Viertel sind als Kulturpuffer sinnvoll. Der Fortzug aus dem Viertel in eine integrierte Nachbarschaft darf nicht durch Diskriminierung behindert werden. Zuwanderung - ob angeworbener Arbeitsmigranten, Flüchtlingsaufnahme oder was immer - setzt Schaffung geeigneter Unterbringungsmöglichkeiten durch privatwirtschaftliche oder staatliche Maßnahmen voraus. Sonst wird Zuwandererabwehr gezüchtet.
- soziale und gesundheitliche Versorgung: Eingliederung in das bestehende Versicherungssystem, Anfangsbeitragszahlungen aus dem Haushalt des Zuwanderungsamtes. - Vergehen gegen Rechtsnormen: Die Statistik (sog. Ausländerkriminalität) ist so zu führen, daß Vergehen/Ordnungswidrigkeiten, die von Staatsbürgern nicht begangen werden können, gesondert ausgeworfen werden, da sonst eine Vergleichbarkeit nicht erreicht werden kann. Rechtskräftige Strafen sind - wie bei Führerscheinentzug - von Fortbildungsmaßnahmen über deutsches Recht zu begleiten. Nur bestimmte Tatbestände können eine Ausweisung rechtfertigen, z. B. Drogeneinfuhr, Beteiligung an internationaler Kriminalität. Siehe unten: Antidiskriminierungsmaßnahmen. Multikulturalismus sollte bei Erhalt der einheitlichen Landessprache und einheitlichen Landesrechtes angestrebt werden. Sonderregelungen für religiöse Praktiken sind möglich. Dabei ist Güterabwägung notwendig. Z. B. kann das Recht auf Gleichberechtigung der Geschlechter höher bewertet werden als das Recht auf freie Ausübung einer Religion, wenn diese die Gleichberechtigung nicht kennt.
Kulturelle Identitäten von Zuwanderern dürfen weder zerstört noch durch Absolutsetzung der Fremdheit künstlich erhalten werden (sog. erfundene Ethnizität).Zu 4. Antidiskriminierungsgesetz Jegliche Form von Diskriminierung ist unter Strafe zu stellen (Ausgestaltung von Art. 3 GG). Allerdings sollten Resozialisierungsmaßnahmen Vorrang haben. Hilfsmaßnahmen für die Opfer rangieren vor Täterprofilen, die dem besseren Verständnis der Taten dienen.
- Regierungsamtliche Statistiken und Verlautbarungen müssen ethnisch neutral gefaßt werden.
- Medienberichte müssen ethnisch neutral sein. Berichterstattung über kriminelle Handlungen muß ohne Ansehen der ethnischen Herkunft einer Person erfolgen. Kriminalitätsstatistiken können, um präventive Maßnahmen zu ermöglichen, nach ethnischen Gruppen gesondert geführt werden, dürfen aber in dieser Form nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden (Modell Toronto).
- Parteien und Gruppierungen, die die Freiheit der Meinungsäußerung mißbrauchen, sind als verfassungswidrig zu verbieten.
Migration ist Teil menschlichen Verhaltens. Sie kann be-, aber nicht verhindert werden. Klare gesetzliche Regelungen bieten Steuerungsmöglichkeiten. Sie müssen sofort geschaffen werden. Nicht mehr langfristig, sondern kurz- und mittelfristig ist eine Verringerung der Migrationsursachen notwendig. Menschen, die in Not und Armut leben, werden sich bessere Lebensmöglichkeiten suchen, wie es die deutschen Auswanderer über Jahrhunderte getan haben.
Von 1830 bis 1945 haben ca. 50 Millionen Europäer den Kontinent verlassen. Jetzt muß Europa sich der Einwanderung stellen. Die Wirtschaftsleistung von Zuwanderern kann als Entwicklungshilfe weniger entwickelter Gesellschaften für höherentwickelte verstanden werden. Die einseitige Betonung der Inanspruchnahme sozialer Leistungen verzerrt das Bild. Es geht nicht um einen Kampf für oder gegen Art. 16 GG, sondern um eine menschenwürdige und verfassungsgemäße Behandlung von Mitmenschen.
Eigentlich war der Bayerische Wald, was die wenigsten wußten, immer schon ein topographischer Teil des Böhmerwaldes, des größten Mittelgebirges in Mitteleuropa. Nur die politische Grenze, später der Eiserne Vorhang, hat ihn getrennt. Jetzt aber wächst auch dort zusammen, was landschaftlich und kulturell zusammengehört: durch wieder offene Straßen, Schienenwege - und Loipen.
Im vorigen Winter war die Grenze bei Haidmühle zwar schon offen, aber nur für Fußgänger. Und wer den Ausflug ins Tschechische auf Langlaufskiern wagte, der mußte sich auf Anraten der bayerischen Grenzer auf dem verschneiten Bahndamm bewegen, die Fahrzeiten des Zügleins wissen und auf dessen Pfeifen achten. In diesem Winter nun wird es möglich sein, auf grenzüberschreitenden Loipen jenes "Neuland" zu betreten, das noch viel einsamer und urtümlicher ist als das Waldgebirge auf der deutschen Seite - und die billige Brotzeit, die drüben lockt, wird zunehmend besser.
Der Skiverein drüben in Wallern (jetzt Volary) hat sich, wie der Haidmühler Bürgermeister Wolfgang Landshuter erfuhr, eine der teuren Spurmaschinen besorgt und verhandelt noch mit der regionalen Forstverwaltung. Wie immer die Loipe schließlich trassiert werden kann - sie führt durch eine der schönsten Landschaften des Böhmerwaldes.
Bizarre Eisgebilde schmücken die mäandernden Ufer der Kalten Moldau, die bei Nove Udoli über die grüne Grenze springt. Dieser Ort besteht nur noch aus einem High-Noon-Bahnhof, einem großen Holzlager daneben und der nagelneuen Grenzerbaracke. Aber fünf Kilometer weiter kommen wir gleitend nach Stozek, wo immerhin 120 Menschen leben (früher waren es 3000). Und außer der Rosenauer Hütte oben, wo ein ehemaliger Dissident und seine Frau schon im vorigen Winter die köstlichsten Powidltatschkerln den manchmal viel zu vielen Gästen vor knisterndem Kamin serviert hatten, gibt es inzwischen ein paar weitere passable Gaststätten im wiedererwachenden Dorf.
Wallern dann - wir haben inzwischen die Warme Moldau erreicht - war einmal ein wichtiger Umschlagplatz für die unermeßlichen Holzschätze des Böhmerwaldes. Daran erinnern noch die 13 sehr schmucken Holzhäuser hinter der Kirche. Nicht weniger als 13 Schankwirtschaften und 400 Saumrösser sollen einmal in Wallern bereitgestanden sein. Zurück zur deutschen Grenze auf Langlaufskiern - sofern man ab Wallern nicht die gemütliche Eisenbahn vorzieht - über eine alte Säumerbrücke zunächst nach Böhmisch Röhren (Ceske Zleby). Die ehemalige Raststation am Goldenen Steig, eine Herzogsgründung von 1609, heißt so nach den vielen Wasserleitungen für die Säumer. Später blühte der Fremdenverkehr, es gab große Hotels.
Nur wenige Häuser sind geblieben - und der deutsche Friedhof. Inzwischen hat ein vertriebener Röhrener zusammen mit tschechischen Freunden die Kapelle des Gottesackers vor dem Verfall gerettet und Gedenktafeln in zwei Sprachen aufgestellt. Man pflegt wieder gute, ja sehr gute Nachbarschaft.
Eine Wanderung auf Skiern oder zu Fuß durch den Wald, der nicht mehr zerschnitten ist von Stacheldraht, bietet Anlaß genug zu Gedanken an Glanz und Elend gemeinsam erlebter Geschichte - und sie bietet das Erlebnis einer Landschaft, wie sie in der Mitte des Kontinents kaum mehr zu finden ist. Um sie zu erhalten, haben sich deutsche und tschechische Naturfreunde verbündet.
Bleibt abzuwarten, wie sich die forcierte Entwicklung des Tourismus, die niemand grundsätzlich ablehnt, auswirken wird. So still, wie es ist, wird es nicht bleiben, auch nicht dann, wenn der Winter eine weiche, weite Schneedecke über das "grüne Herz Europas" breitet. Zur Zeit machen sich bayerische Politiker bei den Tschechen dafür stark, daß die neu geteerte Straße über die Grenze, die früher einmal die kürzeste Verbindung zwischen München und Prag war, wenigstens für den Kleinen Grenzverkehr der Haidmühler passierbar wird. Die von einer solchen Ausnahmeregelung Begünstigten würden, wie Bürgermeister Landshuter verriet, durch eine "Öko-Maut" zur Finanzierung beitragen.
Geplant ist im Drei-Länder-Eck eine gemeinsame Touristenzone. Sie wird das große Waldgebirge wohl noch weiter öffnen und beleben. Immerhin will sich das vom bayerischen Umweltministerium beauftragte Planungsinstitut in Freising bemühen, die Trassen nicht gerade durch die letzten Rückzugsgebiete von Auerhahn und Birkwild, von Flußperlmuschel und Fischotter zu führen. Und zunächst einmal wollen die Planer "das Ideenpotential der Ortsansässigen offenlegen und diskutieren". Es könnte ja sein, daß viele Menschen an der Grenze wohl den mit der touristischen "Erschließung" zu erwartenden Wohlstand wollen, nicht aber unbedingt auf Kosten der noch intakten Natur und der wohltuenden Ruhe, die dieser Wald bisher noch ausströmt.
KARL STANKIEWITZ
AUSKUNFT: Fremdenverkehrsamt, 8391 Haidmühle, Tel. 0 85 66 / 3 75. Grenzüberschreitende Langlauf-Skiwanderungen mit Aufenthalt im Böhmerwald veranstaltet Günter Reishofer, Ruedorffer Passage, 8200 Rosenheim, Tel. 0 80 31 / 3 17 40.
HÖCHST. Die Hoechst AG will demnächst mit der gentechnischen Herstellung von Humaninsulin beginnen. Ein Konzernsprecher erklärte dieser Tage, Hoechst werde "vorerst" die strengen Sicherheitsauflagen akzeptieren, wie sie die Genehmigung von 1988 vorsieht. Aus "Zeit- und Kostengründen" habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, um die hundert Millionen Mark teure Anlage nicht länger stillstehen zu lassen.
Laut Bescheid von 1988 müssen sogenannte Plasmide im Abwasser getötet werden, bevor sie aus dem Werk fließen. Die Hoechst AG hatte hingegen darauf ge- drängt, daß dieser Passus gestrichen und so verfahren wird, wie es das seit 1990 gültige Gentechnik-Gesetz erlaubt. Dem Gesetz war der Änderungsbescheid vom Juli auch nachgekommen, allerdings hatten Anwohner dagegen Einspruch erhoben.
Ungeachtet seiner jüngsten Entscheidung hält der Konzern die Rücknahme des RP-Bescheids vom 1. Juli für "unangemessen". Der Betrieb der Anlage sei auch dann "gesetzeskonform und sicher", wenn das Abwasser nicht erhitzt werde, um die Plasmide abzutöten.
Der Regierungspräsident in Gießen hätte den vom Verwaltungsgericht beanstandeten Formfehler auch "ohne weiteres ausräumen" können, moniert Hoechst. Da das in Gießen nicht passiert sei, prüfe Hoechst die RP-Entscheidung nun "sorgfältig". Möglicherweise werde auf Schadenersatz geklagt. Der Firma entstünden monatlich 3,5 Millionen Mark Kosten, sagte Sprecher Dieter Brauer. Die Hoechst AG prüft darüber hinaus, ob sie die strengen Sicherheitsauflagen doch noch durch ein neues Antragsverfahren aushebeln kann. Der Konzern sieht sich sowohl durch das Frankfurter Verwaltungsgericht als auch den Gießener Regierungspräsidenten ermutigt: Beide hätten der Konzern-Meinung nicht widersprochen, wonach nicht abgetötete Plasmide ungefährlich seien.
Ohne öffentliche Anhörung sei ein neues Antragsverfahren jedoch nicht zu haben, betont Rechtsanwalt Thomas Rahner. Der Jurist - er vertritt die Einwender gegen den RP-Bescheid vom Juli - kündigt an, auch in einem neuen Verfahren würden seine Mandanten auf strenge Auflagen drängen. Das Gleiche gelte auch in punkto Genehmigungsverfahren für den Dauerbetrieb: Auch dort werde man auf hohe Sicherheitsstandards pochen, so der Jurist.
Rahner fühlt sich durch die jüngste Entwicklung in seiner Position bestätigt. "Wir sagen schon lange, daß Hoechst auf Grundlage des 88er-Bescheids produzieren kann. Was sie jetzt angefangen haben, hätten sie schon vor Monaten haben können."
Der Konzern habe jedoch stets den Eindruck zu erwecken versucht, die Einwender legten die ganze Anlage lahm. Nun zeige sich, daß die "Hoechstsche Propagandakampagne an den Realitäten gescheitert ist", sagte Rechtsanwalt Thomas Rahner. dis
Herr Ribbeck, gleich die Frage, die viele am meisten interessiert: Wird der FC Bayern wieder Meister?
Wenn man einmal oben steht, möchte man natürlich auch diese Spitzenposition bis zum Saisonende verteidigen. Doch es ist derzeit alles offen und deshalb ist eine klare Aussage nicht zu machen. Es können nach meiner Einschätzung zwischen vier und sieben Vereine den Titel holen. Als stärkste Konkurrenten stufe ich Bremen und Frankfurt ein. Der Abstand vorne ist so gering, daß eine kleine Schwächeperiode genügt, um sofort zurückzufallen. Wie kurios alles zugeht, zeigt am besten die Tatsache, daß wir zuletzt bis auf Ausnahmen unsere besten Saisonleistungen geboten haben und sich unser Vorsprung trotzdem reduziert hat. Die Konkurrenz schläft nicht und für uns ist jede Partie ein Pokalspiel, in der der Gegner sich enorm steigert und auf eine Überraschung hofft. Es wird sich außerdem erst nach der Winterpause definitiv herausstellen, wie wir auf Dauer mit der Rolle des Gejagten fertig werden - da bin ich sehr gespannt. Für den Verein ist das nicht neu, aber für viele Spieler. Wenn wir uns für den UEFA-Pokal qualifizieren können und somit dabei sind, wenn im internationalen Geschäft das Geld verteilt wird, haben wir unser vor Rundenbeginn gestecktes Ziel erreicht.
Das klingt ein bißchen nach Vorsicht und Tiefstapelei. . .
Nein, wir sind ehrgeizig, aber auch realistisch. Es ist zwar kein Wunder, daß wir vorne stehen, doch ein bißchen überraschend kommt es schon. Immerhin hatten wir fünf Neuzugänge einzubauen. Oft ist das schon bei zwei, drei Verstärkungen schwierig. Die Zeit der Bewährung kommt erst, wenn einmal einiges schiefgeht. Dann zeigt sich, wie stark wir wirklich sind. Und eine echte Krise hatten wir bisher nicht. Die Erfahrung lehrt, daß man mit so etwas in jeder Spielzeit einmal rechnen muß, ohne daß wir uns danach sehnen oder Angst davor haben.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Wir hatten zu Saisonbeginn das nötige Quentchen Glück, außerdem kam uns der Terminplan ein bißchen entgegen. Danach sind wird zu einer Einheit zusammengewachsen. Es ist in erster Linie das Verdienst der alten und neuen Spieler, daß es so gut gelaufen ist. Vielleicht haben dabei die Negativ-Erlebnisse der vergangenen Runde indirekt mitgeholfen und wir haben daraus gelernt. Darüber hinaus unternehme ich allles, um den Druck von der Mannschaft zu nehmen. Wir müssen nicht Meister werden. In der letzten Saison hatte kaum jemand mit Stuttgart gerechnet, und das war möglicherweise der entscheidende Vorteil im Titelkampf. Oder betrachten wir die Dänen, die bei der Europameisterschaft deshalb gewonnen haben und zu so glänzender Form aufgelaufen sind, weil von ihnen niemand etwas erwartet hat.
Welche Kriterien waren für Sie beim sportlichen Neuanfang im Sommer in München wichtig und wo setzen Sie in der Alltagsarbeit ihre Schwerpunkte?
Wir haben uns zunächst einmal darum bemüht, nach bestem Wissen und Gewissen einen Kader zusammenzustellen, in dem bei aller Rivalität eine gewisse Einigkeit garantiert ist. Nur so ist nämlich Erfolg möglich. Persönlich lege ich Wert darauf, daß ich alle gleich behandle und wirklich stets das sage, was ich meine. Bei den Spielern wird man sehr schnell unglaubwürdig und verliert an fachlicher Akzeptanz, wenn die erkennen, daß man einige bevorzugt oder eine bestimmte Meinung vertritt, hinter der man in letzter Konsequenz nicht steht und folglich irgendwann einmal anders handelt. Ich bin kein Fußball-Guru und will dies auch nicht sein. Ich strebe seriöse und ehrliche Arbeit an, das entspricht meiner Mentalität und meiner Lebensauffassung. Wenn mir etwas mißfällt, spreche ich das sofort an, um es abzustellen oder zu verbessern. Eine wichtige Aufgabe ist es, die Spieler stets davon zu überzeugen, daß ich nichts gegen sie persönlich habe, wenn die Mannschaftsaufstellung geändert wird oder sie vorübergehend nicht spielen, sondern ich nur ein bestimmtes taktisches Ziel verfolge.
Kommt es da bei einem Kader, der mit so viel prominenten Namen besetzt ist, trotz ihres positiven Bemühens nicht doch zwangsläufig zum Krach?
Wir hatten in dieser Runde bisher keinerlei Konflikte, selbst wenn darüber immer wieder spekuliert wurde. Wenn da Spieler mit Ansprüchen oder ihrer angeblichen Unzufriedenheit zitiert werden, erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß sie im Gegensatz zu den Journalisten im Normalfall keine Germanisten sind. Man darf in die eine oder andere Aussage nicht zu viel reininterpretieren oder Kleinigkeiten aufbauschen. Ungeachtet dessen ist es menschlich, wenn jemand enttäuscht ist, daß er seinen Platz in der Stammformation verliert.
Verlief das Comeback von Lothar Matthäus gerade angesichts dieses Hintergrunds wirklich so reibungslos?
Vorab muß ich eins klarstellen: Wer sich in der Trainingslehre auskennt, der mußte wissen, daß Matthäus nicht auf Anhieb an seine Glanzzeiten anknüpfen konnte. Ich ziehe vor ihm den Hut, wie er sich reingekniet hat, um möglichst schnell wieder fit zu werden. Trotz aller Anstrengungen im Training fehlte ihm jedoch die Wettkampfpraxis, und die kann nirgendwo simuliert werden. Ich habe daher trotz aller Kritik von außen an seinem Wert für unser Team nie gezweifelt. Intern hat Lothar sehr viel geholfen, daß er ein Mannschaftsspieler ist, der sich um des Erfolgs willen auch unterordnen und für die anderen die Dreckarbeit machen kann. Deshalb genießt er viel Sympathie bei seinen Kollegen. Und jeder gute Spieler freut sich über seine Verpflichtung, weil er dazu beiträgt, erfolgreicher abzuschneiden und davon profitieren wiederum alle. Er ist ein absoluter Gewinn für uns.
Und dann gibt es bei den Bayern noch einen gewissen Thomas Berthold. Wie ist dessen Stellung?
Nach seiner Rückkehr aus Italien hatte er es in München nicht. Er hat anscheinend nicht beständig und gut genug gespielt, ihm ist mancher Fehler unterlaufen. Außerdem ist seine Art bei den Fans nicht so angekommen. Aus welchen Gründen auch immer. Jetzt ist Berthold kein Nationalspieler mehr und muß umdenken. Derzeit ist kein Platz für ihn in unserer Mannschaft und wir sind weiter auf der Suche nach einem anderen Klub für ihn. Zwei Angebote aus dem Ausland hat er abgelehnt. Wir stehen mit ihm und seinem Vater, der mehr über Thomas bestimmt als er selbst, im Gespräch.
Wie sieht Ihre konkrete Zusammenarbeit mit Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß aus?
Die Kompetenzen sind klar verteilt. Das letzte Wort über sportliche Entscheidungen habe ich, etwa in puncto Mannschaftsaufstellung oder Neuzugänge. Am meisten habe ich mit Uli Hoeneß zu tun , der für die Organisation aller sportlichen Dinge zuständig ist, unter anderem die Endabwicklung aller Transfers. Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge sind eng in sportliche Entscheidungen bei der Suche nach Verstärkungen miteinbezogen und lassen ihre Kontakte spielen. Vor dieser Saison haben wir viel überlegt und in aller Offenheit miteinander gesprochen, bis wir uns dann zu einer Linie durchgerungen haben. Ohne die hervorragenden Drähte von Rummenigge nach Italien hätten wir beispielsweise nie Matthäus verpflichten können. Und als Beckenbauer bei Scholl angerufen hat, war danach ebenfalls vieles leichter. Die Zusammenarbeit macht viel Spaß, ist harmonisch und ökonomisch, denn mit verhältnismäßig geringem Aufwand haben wir praktisch das Maximale erreicht. Ein Rädchen greift da ins andere, ohne daß wir viel Wind machen. Jeder weiß, was er zu tun hat.
Könnten Sie sich vorstellen, daß Bayern München einmal in Europa eine solche Ausnahmestellung innehat wie der AC Mailand, bei dem sich einheimische Stars und Nationalspieler aus vielen Ländern auf der Ersatzbank drängeln?
Daran verschwende ich überhaupt keinen Gedanken. Es ist bekannt, daß für die Bayern ein Mittelfeldplatz in der Bundesliga nicht interessant ist und wir einen hohen Anspruch haben. Aber mit Milan können und wollen wir uns derzeit nicht vergleichen. Und, was die Einkaufspolitik der Italiener betrifft, so entspricht das zumindest nicht meinen Vorstellungen, die ich über die Zusammenstellung einer erfolgversprechenden Kleingruppe habe. Ich rege mich allerdings deshalb nicht über die Politik auf, die dort gemacht wird. Sie können doch machen, was sie wollen. Außerdem sind die italienischen Verhältnisse ganz anders als bei uns. Wir hätten gar nicht solche Möglichkeiten, so viel hochkarätige Spieler zu verpflichten und die Leute bei uns würden das auch gar nicht verstehen, weil hierzulande schon darüber gestritten wird, ob der hohe Verdienst der Profis gerechtfertigt ist.
Würde Sie es reizen, einmal als Trainer nach Italien zu gehen?
Nein, ich könnte dort nicht arbeiten. Italien ist für mich guter Anschauungsunterricht dafür, was passiert, wenn immer mehr finanzielle Interessen im Vordergrund stehen. Spätestens dann, wenn derjenige, der das Geld gibt, einen Spieler auf die Tribüne schickt, den ich einsetzen möchte, müßte ich meinen Dienst quittieren. Da sind die Verhältnisse bei uns glücklicherweise anders und das wird sich hoffentlich nie ändern: Bei allem gesunden Konkurrenzdenken stimmt hier noch das Verhältnis zwischen sportlichem Ehrgeiz und finanziellen Überlegungen.
Allen voran in den Europacup-Wettbewerben kam zuletzt praktisch jedes Spiel mit deutscher Beteiligung live im Fernsehen. Sehen Sie eine Gefahr darin, daß die Anhänger dadurch fußballmüde werden?
Es wäre falsch, jetzt auf die vielen TV- Übertragungen zu schimpfen, wo das für Vereine, Spieler und Trainer eine genauso wichtige wie lukrative Einnahmequelle ist. Ob eine Übersättigung eintritt, ist schwer zu beweisen. Ich glaube schon, daß das Interesse nachläßt, wenn zu viel übertragen wird. Andererseits ist es für uns positive Werbung, wenn gute Begegnungen im Fernsehen gezeigt und Leute deshalb dazu animiert werden, wieder einmal ins Stadion zu gehen. Problematisch halte ich es, wenn die Spiele so angesetzt werden, daß weniger Zuschauer als normal ins Stadion kommen und darunter die Atmosphäre leidet. Wo dadurch auch das Leistungsvermögen der Heimmannschaft sinkt, ist das eine bedenkliche Entwicklung. Nach meinem Empfinden spielen wir vorrangig nämlich noch immer für die Anhänger im Stadion. Außerdem muß man damit rechnen, daß irgendwelche TV-Gelder einmal nicht mehr fließen und nicht nur deshalb dürfen wir unsere Fans auf keinen Fall durch unüberlegte Entscheidungen in dieser Hinsicht verprellen.
Sie sind nun über 20 Jahre Bundesliga- Trainer. Was hat sich in dieser Zeit verändert? Das Interesse der Medien ist entscheidend größer geworden. Das hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits ist die Bundesliga mehr denn je im Gespräch, andererseits wird der Druck, der von außen erzeugt wird, immer massiver. Gerade für unseren Berufsstand kann das problematisch werden, weil wir praktisch rund um die Uhr beobachtet werden. Da kann ein jüngerer Kollege kaum einmal einen Fehler machen, aus dem er lernen kann und von dem er in seiner weiteren Entwicklung entscheidend profitiert. Wir müssen damit leben und das Beste daraus machen.
Müssen Sie durch die vielen PR-Verpflichtungen einen Teil Ihrer eigentlichen Arbeit vernachlässigen?
Nein, aber es bedarf einer bestimmten Einteilung, um allen Anforderungen gerecht zu werden und die richtigen Schwerpunkte zu setzen. In München haben wir das so geregelt, daß mein Assistent Klaus Augenthaler praktisch das Trainingsprogramm gestaltet, nachdem wir uns vorher darüber austauschen, was wir wollen und machen könnten. Danach hat er alle Freiheiten und ich rede ihm auch nicht rein, wenn er kurzfristig etwas ändert. Dadurch werde ich für andere Aufgaben frei - das ist ein Glücksfall.
Wird durch das Medienspektakel der Fußball nicht immer mehr zu einer Showbühne?
Das liegt an jedem einzelnen von uns. Ich mache beispielweise nicht bei jedem Klamauk oder Zirkus mit, bei dem unter dem Deckmantel des öffentlichen Interesses nur mehr Zeitungen verkauft werden sollen. Ich lehne es deshalb ab, mich in Lederhosen oder als Schlittenfahrer fotografieren zu lassen. Kürzlich hat ein Magazin nach einer entsprechenden Absage so reagiert, als müßte sie ihre ganze Auflage einstampfen, wenn ich nicht mitmache. Das hat mich nicht gestört. Die Leute kommen ins Stadion, um Leistung und Erfolg zu sehen. Dafür arbeiten wir hart und es ist deshalb deplaciert, wenn wir uns bei bestimmten Anlässen als Hampelmänner präsentieren. Künstliches Verstellen für irgendwelche Gags lehne ich ab.
Gibt es denn für Sie das Idealprofil eines Trainers?
Das Entscheidende ist: Jeder muß seinem Naturell treu bleiben. Wer etwas ihm Fremdes kopiert, um irgendwo anzukommen, macht einen großen Fehler. Sonst zeigt sich ja alltäglich, daß die unterschiedlichsten Charaktere erfolgreich arbeiten können, ihnen Vertrauen geschenkt wird und sie Resonanz haben. Ob ein ruhiger Vertreter wie Hitzfeld oder kessere Typen wie Stepanovic, Daum oder Neururer - jeder kann etwas auf seine Art bewegen. Ein anderes Pauschalurteil, das so nicht zutreffend ist, ist die Behauptung, daß sich Trainer auf die Dauer bei einem Klub verschleißen. Ich denke da an Otto Rehhagel, der in seinem Stil seit Jahren in Bremen großartige Arbeit leistet.
Und gibt es für Sie ein Idealprofil für Mitglieder des Präsidiums eines Bundesliga-Klubs? Mein Wunsch wäre, daß in solche Positionen möglichst viele Leute gewählt würden, die unabhängig sind und nicht unter falscher Profilierungssucht leiden. Denn es besteht die große Gefahr, daß die Medien taktieren und Vereinspolitik betreiben. Wenn da Verantwortliche zu ihrem Spielball werden, ist das äußerst gefährlich. Solides Arbeiten ist nur da gewährleistet, wo die Klubführung bedingungslos hinter dem Trainer steht und nicht einzelne Mitglieder aus der Führungsspitze auf seine Kosten irgendwelche egoistischen Ziele erreichen wollen. Mich bewegen im negativen Sinne beispielweise die jüngsten Vorfälle in Bochum, wo am Ende der Mob die Scheiben im Stadion eingeworfen hat, damit der Trainer entlassen wird. Ich kann die dort von Holger Osieck geleistete Arbeit nicht beurteilen. Ich schätze ihn aber als qualifizierten und intelligenten Kollegen, so daß das sicherlich ein negatives Extrem ist, was ihm widerfahren ist. Andererseits weiß ich nur zu gut, daß keiner von uns Trainern bei permanentem Mißerfolg vom Präsidium zu halten ist.
Es wird seit geraumer Zeit viel über Regeländerungen im Fußball diskutiert. Was wäre aus Ihrer Sicht am attraktivsten? Eine Bereicherung wäre es sicherlich, wenn Spiele, die unentschieden ausgehen, direkt entschieden würden. Entweder durch Elfmeter oder durch eine Art Shoot-out per Penalty. Eine Variante wäre auch, die Tore zu vergrößern, weil das publikumsfreundlich wäre. Nachdenkenswert ist außerdem der Vorschlag, daß künftig weniger Spieler auf dem Feld stehen; dadurch gibt es mehr Platz und spektakulärere Aktionen. Alles, was eine Partie spannender, schneller und schöner macht, ist ein Versuch wert. Man sollte sich dabei nicht um jeden Preis an althergebrachte Regeln halten. Dabei müßten von den Profis als Vorreitern gewisse Experimente durchgeführt werden dürfen, die erst allmählich von den Amateuren übernommen werden können. Ich denke etwa an das Argument, daß größere Tore nicht machbar sind, weil diese Umstellung für die Mehrheit der kleineren Vereine und Kommunen zu teuer wäre. Ein ganz anderes Thema: Der Ausländerhaß in Deutschland hat die Bundesliga am letzten Spieltag vor der Winterpause zu ausländerfreundlichen Aktionen veranlaßt. Wie beurteilen Sie diese Initiative? Der Sport ist das beste Beispiel dafür, daß ein friedliches und problemloses Zusammenleben und -arbeiten mit Ausländern möglich ist. Wir haben bei den Bayern neulich folgende Rechnung aufgemacht: In unseren Fußball-Mannschaften von der Jugend bis zur Bundesliga haben wir unter allen aktiven Spielern einen Anteil von 48 Prozent Ausländern. Und das ist eigentlich ganz selbstverständlich. Würde es sich auf Grund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung nicht um ein hochsensibiliertes Thema handeln, würde darüber gar keiner nachdenken. Bei uns passiert Basisarbeit - und das ist das wichtigste. Der Vorstoß aller Bundesligisten war unabhängig davon eine sinnvolle, symbolische Geste. Ich glaube nicht, daß dadurch jemand in unserem Lande seine politische Gesinnung ändert, der von jeher gegen seinen ausländischen Nachbarn ist, weil der eine andere Hautfarbe hat, einer anderen Religionsgemeinschaft angehört oder dessen Frau ein Kopftuch trägt. Es ist aber ein Signal für die Leute in den europäischen Ländern und in der Welt, die nach der Demonstration von Berlin nur im Fernsehen gesehen haben, daß Bundespräsident von Weizsäcker von einer Minderheit mit Eiern beworfen wurde. So wie Lichterketten oder Rock-Konzerte war unsere Aktion ein Beitrag dazu, um deutlich zu machen, daß in Deutschland die Mehrheit der Bürger den Rassismus ablehnt. Ich bin offen für jede weitere Gemeinschafts-Initiative, mit der etwas Konstruktives in dieser Richtung zu bewirken ist.
Zurück zum sportlichen Alltag und abschließende Frage: Wann verlängern Sie Ihren Vertrag bei den Bayern?
Ich möchte mich im Februar entscheiden, ob ich meinen Vertrag verlängere. Es wäre jetzt falsch, unter Druck eine Entscheidung zu treffen, die man später bereut. Deshalb fahren wir erst einmal in Urlaub. Da möchte ich mit meiner Frau in Ruhe reden und auch einige familiäre Dinge bedenken. Danach sehen wir weiter. Wie ich es derzeit beurteile, verlängere ich höchstens um ein Jahr. Eins ist sicher: In meinem Leben habe ich bei allen beruflichen Entscheidungen nie finanzielle Dinge oder die Bequemlichkeit in den Vordergrund gestellt. Als ich in München zusagte, war es für mich ein Reiz zu zeigen, daß ich die Karre aus dem Dreck ziehen kann und die Überzeugungskraft von Franz Beckenbauer bei diesen Beratungen hat mir entscheidend geholfen. Die Praxis war aber zunächst schwieriger als gedacht, denn einiges lag im Argen. Jetzt sind wir auf einem guten Weg und es erfüllt mich mit Genugtuung, daß ich zuletzt schneller als erwartet einiges zum Positiven verändern konnte.
KREIS OFFENBACH. Wer im Kreis Offenbach wohnt und mit Hilfe von Methadon aus der Heroin- oder Kokainsucht aussteigen möchte, muß in der Regel jeden Tag nach Frankfurt fahren. Im Kreisgebiet ist bislang nur ein einziger von 200 niedergelassenen Medizinern bereit, den Ersatzstoff auszugeben. Der Isenburger Arzt Andreas Bohm appelliert an seine Kollegen, "Berührungsängste" zu überwinden. Aber auch der Kreis könnte nach seiner Ansicht mehr tun.
Durch die "Frankfurter Verdrängungspolitik" in Sachen Drogen sieht Andreas Bohm ein lange Zeit - im wahren Wortsinn - "ausgelagertes" Problem auf den Kreis Offenbach verstärkt zukommen: Menschen, die von Heroin und Kokain abhängig sind. In dieser Situation sei es fatal, wenn mit ihm seit zwei Jahren nur ein einziger Arzt im Kreisgebiet Ersatzstoffe ausgebe: "Wer mit den harten Drogen aufhören will, muß jeden Tag extra nach Frankfurt fahren, um sich seine Methadon-Dosis zu holen." Weil vielen Ausstiegswilligen die Energie dazu fehle, blieben sie am Ende bei ihrer Sucht.
Wie wenige seiner Berufskollegen bereit sind, sich mit dem Thema "Methadon" zu beschäftigen, erfuhr Andreas Bohm jüngst: Das Landratsamt hatte die rund 200 Ärzte im Kreis zu einem Informationsabend nach Dreieich eingeladen. Daß nur zwei Mediziner kamen, ist in den Augen Bohms "bedauerlich, aber nicht überraschend". Offenbar hätten viele Ärzte Angst, sich mit der Vergabe von Ersatzstoffen auf ein "dunkles, illegales Geschäft" einzulassen: "Doch dazu muß keiner zum freakigen Drogenarzt werden. Das ist eine ganz normale Behandlung, für die es feste Regeln gibt."
Wer Methadon in seiner Praxis verteilen will, braucht keine Genehmigungshürden zu überwinden. Lediglich einige Fortbildungsveranstaltungen müssen absolviert sein. Derzeit darf jeder Arzt nur an zehn Patienten Methadon verteilen. Bohm wähnt dahinter den Sparkurs der Pro Arzt zehn Patienten Krankenkassen: "Mit rund 1200 Mark pro Quartal kosten Methadon-Patienten viel mehr als der Durchschnitt der Kranken."
Doch viele Ärzte, meint Bohn, akzeptierten Methadon-Patienten nicht als Kranke. "Die sind selbst schuld an ihrer Sucht" sei hinter vorgehaltener Hand häufig zu hören. Sein Gegenargument: "Dann müßten sie auch all jene Diabetiker ablehnen, die sich durch übermäßiges Essen von Süßem selbst krank gemacht haben." Und: "Es darf eben nicht nur Luxusmediziner geben, die sich lediglich um überhöhte Cholesterinwerte kümmern."
Außerdem stellten Drogensüchtige ohnehin nur eine verschwindend kleine Minderheit dar. Unter seinen insgesamt 800 Patienten seien neben den zulässigen zehn Methadon-Abnehmern noch sieben Kranke, die als Ersatzstoff Kodein verabreicht bekämen. Nach Ansicht von Bohm hält sich bislang auch der Kreis "vornehm" zurück, wenn es darum gehe, neben den bestehenden Beratungs- und Therapieangeboten auch Ausgabestellen zu schaffen. "Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Drogenkranken auch im Kreisgesundheitsamt Methadon bekommen könnten", schlägt der 42jährige vor. Ebenso notwendig sei es, in den Krankenhäusern Ambulanzen einzurichten.
Der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann (Grüne) hält von beiden Forderungen wenig. Das Gesundheitsamt liege schließlich in Offenbach: "Der Weg dorthin ist für viele Süchtige im Kreis einfach zu weit." Auch weiter als nach Frankfurt? "Nein, aber dorthin gibt es bessere Verkehrsverbindungen." Sekunden des Schweigens. "Aber ich will nicht grundsätzlich ausschließen, daß im Kreisgesundheitsamt auch einmal Methadon ausgegeben werden könnte", räumt er ein, "vielleicht dann, wenn sich die Ärzte auf Dauer verweigern."
Die Einrichtung von Methadon-Ambulanzen in Krankenhäusern sei nicht praktikabel. "Dafür würden wir keine Genehmigung bekommen", glaubt Kaufmann, denn der gesetzlich verankerte Versorgungsauftrag liege bei den Ärzten.
Der Sozialdezernent hat offenbar noch nicht die Hoffnung aufgegeben, daß die niedergelassenen Mediziner ihre Zurückhaltung doch noch aufgeben könnten. Für eine zweite Informationsveranstaltung zum Thema "Ersatzstoffe" am 28. Januar in Nieder-Roden habe sich bereits ein knappes Dutzend Ärzte angemeldet. Kaufmann optimistisch: "Wenn sich 15 Mediziner im Kreis für Methadon erwärmen könnten, das wäre schon sehr gut." Bis es einmal soweit ist, bleibt Andreas Bohm - wider Willen - "Monopolist".
GERHARD BAYER
FRANKFURT A. M. "Wenn rechtsextreme und ausländerfeindliche Randale von ,Normalbürgern&rquote; Beifall erhält, . . . ist es an der Zeit, nicht nur durch Unterschriften unter gutgemeinte Aufrufe seine Solidarität mit den Betroffenen auszudrücken." Das schreibt die Hessische Sportjugend in einem offenen Brief und fordert ihre Mitglieder auf, sich "aktiv" gegen alle ausländerfeindlichen und rassistischen Tendenzen zu stellen.
Dazu könne jeder beitragen, vor allem im ganz alltäglichen Sport- und Vereinsleben: bei Freizeiten, im Training oder - ganz aktuell - bei den Jahresabschlußfeiern. Wichtig sei, sich "dort einzuschalten und zur Wehr zu setzen, wo der Nährboden für ausländerfeindliche Haltungen entsteht". Das fängt schon damit an, nicht den Mund zu halten, wenn jemand diskriminierende Witze erzählt. Wenn am Stammtisch Ausländer das Gesprächsthema sind, machten oftmals Vorurteile und Fehlinformationen die Runde.
Die Sportjugend fordert auf, sich sachkundig zu machen und sich mit Wissen gegen "ausländerfeindliche und antisemitische Parolen" zu wehren. Der Verband schlägt seinen Mitgliedern vor, im Verein gezielt Kontakt zu ausländischen Klubkameraden zu suchen. Die deutschen Mitglieder könnten von deren Art und Weise Sport zu treiben, "eine Menge lernen". Das Thema "Rechtsradikalismus unter Jugendlichen" soll bei Veranstaltungen des Vereins zum Thema gemacht werden.
Um dem Mißverstehen der fremden Kulturen entgegenzuwirken, könnten länderspezifische Sportabende organisiert werden. Dabei solle aber nicht nur der sportliche Aspekt, sondern auch das Kennenlernen der Kultur im Vordergrund stehen - und das sollte sich nicht nur auf das gemeinsame Essen von "Dönern, Pizza und Paella" beschränken.
Weiter heißt es, Vereine seien eine wichtige Solidargemeinschaft auch für die Bewältigung "außersportlicher Probleme", wie Wohnungs- oder Arbeitssuche. Die Sportjugend appeliert an alle Aktiven, den "Anspruch des Sports und seiner Organisationen zu verwirklichen und einen Beitrag zur Demokratisierung unserer Gesellschaft zu leisten". ak
Auf der Waffenschau im englischen Farnborough verschaffte sich Anders Björck einen donnernden Auftritt. Im Jagdflugzeug kam der schwedische Verteidigungsminister zur Messe geflogen, band sich den Helm ab und schritt militärisch auf seine verblüfften Amtskollegen zu, die mit zivileren Verkehrsmitteln zur Waffenparade gereist waren. "Der Anflug gibt Schweden extra Publizität", feixte Björck vergnügt, und den heimischen Kritikern, die ihm die Verschwendung von Steuergeldern vorwarfen, beschied er ergrimmt: "Die Maschine mußte ohnedies in die Luft. Da konnte sie mich genausogut nach Farnborough fliegen."
Um schwedische Militärtechnologie anzupreisen, ist dem konservativen Minister kein Propagandatrick zu schade. "Ich bin kein Waffenhändler", sagt Björck, "aber den Verkauf guter Produkte unterstütze ich." Und so verwendet der Verteidigungsminister einen beträchtlichen Teil seiner Zeit, um der schwedischen Verteidigungsindustrie neue Märkte zu öffnen und alte zu sichern. Seine Kollegen aus Großmächten wie den USA, Deutschland und Frankreich drücken sich im Verteidigungsministerium in der Stockholmer Fredsgatan ("Friedensstraße") ebenso die Türklinke in die Hand wie jene von kleinen, guten Kunden wie Dänemark und Österreich, Norwegen und Finnland. Mit einer Industriegruppe flog Björck nach Japan, "um die Tür für den Waffenexport aufzustoßen", und selbst wenn er Länder wie Ungarn besucht, die für schwedische Lieferungen von Kriegsmaterial einstweilen tabu sind, zählen künftige Käufe zu den wichtigsten Gesprächsthemen.
"Anders Björck sucht sich seine sicherheitspolitischen Gesprächspartner nach potentiellen Waffenkaufkriterien aus", kritisiert Lars Jederlund von "Svenska Freds", Schwedens wichtigster Friedensorganisation, und schilt den Minister einen "Laufjungen für Swedish Ordnance", den aus einer Fusion zwischen den Waffenschmieden Bofors und FFV hervorgegangenen größten schwedischen Rüstungskonzern. "Wir handeln nicht mit Wäscheklammern oder Damenstrümpfen. Das hier ist eine harte Branche", weist Björck die Vorwürfe zurück. "Ich habe dafür zu sorgen, daß es der schwedischen Rüstungsindustrie gutgeht."
Das ist zwar eine unkonventionelle Definition der Aufgaben eines Verteidigungsministers. Doch Björck glaubt fest daran, daß Schweden seine eigenen Waffen braucht, und daß deren kostengünstige Fertigung größere Stückzahlen erfordert, als Schwedens Armee benötigt. Also ist Export eine Notwendigkeit. "Unsere Rüstungsindustrie soll klein, aber fein sein, mit allerbester High-Tech", strahlt Waffennarr Björck und schwärmt: "Kein anderes Land mit acht Millionen Einwohnern hat die Kompetenz, eigene Kriegsflugzeuge und U-Boote zu bauen."
Was, wie Svenska Freds betont, nicht die ganze Wahrheit ist: Auch die angeblich so eigenständige schwedische Rüstungsindustrie sei völlig von internationaler Zusammenarbeit abhängig, weshalb es keinen Grund gebe, ihre Interessen zur Staatsaffäre zu machen. "Das neue Kriegsflugzeug JAS ist zu 70 Prozent schwedisch", sagt Lars Jederlund, "aber die übrigen 30 Prozent sind die High-Tech-Komponenten." Der Motor kommt aus USA, das Landegestell aus Großbritannien, und auch die Waffen werden importiert. Die Bofors-Haubitzen, ein Exportschlager, bestehen zu neun Zehnteln aus einheimischen Teilen. "Aber entscheidend sind die letzten zehn Prozent", sagt Jederlund. "Ohne sie könnte Bofors keine einzige Rakete bauen."
Es sei ein Paradox, meint Jederlund, daß just die Konservativen, denen sonst die europäische Integration über alles geht, beim Kriegsmaterial Schwedens Sonderstellung als Selbstversorger bewahren wollen. Und weil mit dieser selbstgewählten Rolle die Suche nach neuen Exportmärkten verbunden ist, wirft er Björck vor, ein "Sicherheitsrisiko" zu sein: "In wirtschaftlich schwachen und politisch instabilen Ländern wie Ungarn, Polen und der CSFR als Werber für Waffenkäufe aufzutreten, schadet dem europäischen Sicherheitsprozeß."
Die Länder des ehemaligen Ostblocks zählen zu den Hoffnungsmärkten der Waffenindustrie. "Bei einer stabilen demokratischen Entwicklung werden sie uns bald offenstehen", glaubt Björck. Auch die baltischen Staaten zählen dazu, die ihre neugebildeten Armeen gerne mit schwedischer Technik aufrüsten wollten. Noch sind sie für schwedische Exporte verbotenes Land: Der Waffenexport in Krisengebiete ist prinzipiell untersagt. "Das ist eine knifflige Frage", räumt Björck ein. "Wir verlangen, daß sie ihre Grenzen bewachen, aber wollen ihnen keine Waffen verkaufen", sagt der Minister, fügt jedoch hinzu: "Isoliert können wir ihnen nicht helfen. Das bedarf einer internationalen Lösung."
Die neuen Regeln für den Waffenexport, die zu Neujahr in Kraft treten, erweitern den Kreis der Länder, an die Schweden Rüstungsgut verkaufen darf. Ob die geänderten Bestimmungen eine Verschärfung sind, wie die Regierung mit Blick auf die rüstungskritische Öffentlichkeit behauptet, oder eine weitgehende Liberalisierung, wie die Friedensbewegung meint, ist Ansichtssache. Halbmilitäres Gerät wie Kettenfahrzeuge oder Radarausrüstung, die bisher frei exportiert werden konnten, sind künftig als "Kriegsmaterial" klassifiziert, was bedeutet, daß vor jedem Geschäft die Genehmigung der Regierung einzuholen ist. Andererseits werden die EG-Länder "in dem Tempo, in dem die Zusammenarbeit mit der EG ausgebaut wird", nun in den Kreis der Staaten aufgenommen, an die Rüstungsgut ohne Einschränkungen verkauft werden darf. Dies galt bisher nur für die nordischen Nachbarn und Europas Neutrale.
Für andere Länder ist weiterhin eine Exportlizenz nötig. Wenn es um Milliarden ging, war es allerdings schon bisher kein Problem, eine solche zu bekommen. Die schlechten Erfahrungen der Schweden mit zwielichtigen Waffenhändeln, nach denen schwedische Waffen im Widerspruch mit Paragraphen und Regeln in Kriegsgebieten landeten, hatten Ende der achtziger Jahre zu einer Verschärfung der Exportbestimmungen geführt. Jetzt kommandiert Björck "Kehrt euch", und das Parlament macht mit.
Die entscheidenden Änderungen im neuen Gesetz aber sind nach Ansicht der Friedensbewegung andere. Für Gemeinschaftsproduktionen mit großem ausländischen Anteil sollen künftig die (lascheren) Regeln des Partnerlandes gelten. Dies untergrabe wegen der immer stärkeren Internationalisierung des Waffengeschäfts jeden Versuch schwedischer Restriktionen, meinen die Kritiker. Die Auflage, die die Fortsetzung von Lieferungen an Kunden verbot, wenn diese in einen Krieg verwickelt wurden, gilt nicht mehr: "Mit den neuen Regeln hätte die Regierung den Export von Munition an Chile nach dem Putsch, an Iran während des Krieges mit Irak und an Großbritannien und Argentinien im Falkland-Krieg gutheißen müssen", betont Lars Jederlund.Musikalisches Bonbon Die Markus-Kantorei begeisterte trotz kleiner Patzer
BOCKENHEIM. Wer "Magnificat" hört, denkt an Johann Sebastian Bach. Seine Vertonung der "Lobpreisung Marias" aus dem Lukas-Evangelium ist zweifellos die bekannteste. Den Namen des Thomaskantors suchte man aber vergebens im Programm des Adventskonzerts in der evangelischen Markuskirche. Scheidt, Pachelbel, Buxtehude und Gallus Zeller hießen die Magnificat-Komponisten des Abends.
Etwa 25 Sängerinnen und Sänger zählt die Kantorei der Markusgemeinde. Die meisten durften dem ersten Werk des Abends nur lauschen. Fünf Männerstimmen intonierten den gregorianischen Cantus Firmus in Samuel Scheidts "Magnificat noni Toni". Den einstimmigen, strengen Gesang lockerten eingeschobene Orgelvariationen auf. Scheidts archaisch anmutendes Magnificat blieb dem Hörer aber dennoch eigentümlich fremd.
Johann Pachelbels hochbarocke Magnificat-Version war leichter zugänglich. Bei Einsätzen und komplizierten Stellen kamen die Sängerinnen und Sänger der Markuskantorei immer wieder ins Schwimmen. An Dirigentin Elisabeth Ickler-Wenckebach lag es nicht: Ihre Anweisungen waren klar und deutlich.
Schuld an kleinen Unsicherheiten des Chors war nicht etwa Unvermögen, sondern mangelnde Aufmerksamkeit: Wenigstens zu Beginn und beim Schlußakkord sollte jeder Chorsänger zur Dirigentin schauen. Pachelbels Magnificat begleitete eine kleine Generalbaßgruppe, bestehend aus Cembalo, Violoncello und Kontrabaß - zu leise, um dem Chor eine wirksame harmonische Stütze zu bieten: Der Chor rutschte oft fast einen halben Ton ab.
Besser klappte es mit der Intonation in Dietrich Buxtehudes Magnificat D-Dur und Gallus Zellers Magnificat B-Dur. Ein kleines Streichorchester und - bei Zeller - eine konzertierende Oboe und Violine stützten den Gesang. Vor allem das Wechselspiel zwischen den solistischen Gruppen und dem gesamten Chor machte Zellers Werk zum attraktivsten des Adventskonzerts.
Gallus Zeller lebte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sein Name beweist: Die Musikgeschichte birgt Komponisten, von denen heute nicht einmal ein schlaues Lexikon etwas weiß.
Als kleine Verschnaufpause für den Chor spielte Sibylle Boekh zwischendurch auf dem Cembalo das Präludium und Fuge D-Dur (BWV 874) aus dem "Wohltemperierten Klavier".
Vor einigen Wochen interpretierte sie es schon einmal, im benachbarten Gemeindesaal auf einem Konzertflügel. Damals klappte es erheblich besser. Flüchtigkeitsfehler und falsche Noten kamen diesmal heraus.
Von der Leistung der Kantorei der Markuskirche waren die Zuhörer begeistert: Als Bonbon zum Nikolaustag gab's eine Zugabe. Mit Johann Eccards Chorsatz "Übers Gebirg Maria geht" hatte sich die Kantorei anfangs warmgesungen, nun durfte es das Publikum zum zweiten Mal hören. ECKART BAIER
Wie gesagt, werter Freund, sehr viel Neues gibt es aus Roulettenburg nicht zu erzählen. Und schon gar nicht aus dem Casino, dem Sie während Ihres Aufenthalts im Sommer 1865 so große Aufmerksamkeit schenkten. Amüsiert hat mich in Ihrer Erzählung die Beschreibung der Spielbank-Besucher. "Besonders häßlich", monieren Sie, sei Ihnen "auf den ersten Blick bei dem unfeinen Teil der Roulettspieler die Wichtigkeit" erschienen, "die sie ihrer Tätigkeit beilegten". Und Sie fahren fort: "Darum wird hier scharf unterschieden zwischen derjenigen Art zu spielen, die als mauvais genre bezeichnet wird, und derjenigen, die einem anständigen Menschen gestattet ist. Es gibt eben zwei Arten zu spielen: eine gentlemanhafte und ein plebejische, selbstische, das ist die der unfeinen Menge, des Pöbels". Mit dieser Charakterisierung treffen Sie ins Schwarze, lieber Fjodor. Und sie gilt heute noch genauso wie einst zu Ihrer Zeit. Als ich letzten Montag in der Spielbank weilte, sah ich ähnliche Typen um die Tische sitzen: Noble Leute, die sich mit fröhlicher Miene beim Spiel vergnügten. Und Männer und Frauen mit angespannten Gesichtern, den Blick starr auf die Zahlen des grünen Filz gerichtet, geradeso, als könnten sie mit eiserner, nach innen gerichteter Konzentration den Lauf der Kugel im Roulette manipulieren. Unser Spielbank-Direktor, ein Diplom-Volkswirt namens Klaus Gülker, hat mir bestätigt, daß die Atmosphäre im großen Weinsaal des Kurhauses häufig "so andächtig wie in einer Kirche" sei, was er im übrigen sehr bedauert.
Geblieben ist auch die Bereitschaft zu hohen Spieleinsätzen. Während der kurzen Zeit meines Besuchs sah ich zu meinem Erstaunen, wie häufig Hunderter und Tausender (Deutsche Mark, geschätzter Fjodor, keine Rubel!) gewechselt wurden. Ein älterer Herr hatte Unmengen roter Jetons vor sich aufgehäuft - mit denen er disponierte. Ich habe nicht mehr mitgekriegt, ob er alles verlor, wie es Ihnen damals widerfuhr, oder ob er seinen Gewinn mehrte. Die Jetons sind übrigens heute aus Plastik, und Kinder unserer Zeit nennen sie Chips, geradeso, als ob es sich dabei um Marken für eine Maschine in einem öffentlichen Waschsalon handelte.
Das Ambiente, für das Roulettenburgs Spielbank schon seinerzeit so berühmt war, wird auch heute noch sehr geschätzt. Als ich in Ihrer Geschichte von der jungen Dame las, die "am Spieltisch täglich um ein Uhr mittags" erschien und "pünktlich um zwei" ging, fühlte ich mich an jene Frankfurterin erinnert, die ebenfalls regelmäßig hier im Casino aufkreuzte - und zwar nur, um die einzigartige Atmosphäre zu genießen, die - das sei offen zugegeben - im Vergleich zu Ihrer Epoche sehr selten geworden ist. Ja, die allgemeine Contenance hat derart nachgelassen, daß sich das Casino gar genötigt sah, eine Kleiderordnung zu erlassen. Stellen Sie sich vor: Man muß den Leuten heute vorschreiben, was unter angemessener Garderobe zu verstehen ist. Die wären andernfalls in der Lage, im Buschhemd und in kurzen Hosen auf ihr Glück im Spiel zu setzen. Und trotzdem versuchen immer wieder einige, sich den strengen Vorschriften zu entziehen. Beispielsweise jene junge (nebenbeibemerkt: wohlgebaute) Dame, die doch tatsächlich in Jeans Einlaß begehrte. Sie wissen schon, jene blauen Hosen aus Baumwolle, wie sie die Amerikaner zum Arbeiten tragen, und die hier jetzt so groß in Mode sind. Natürlich wurde die Besucherin, so salopp bekleidet, nicht vorgelassen. Glücklicherweise trug sie unter den Jeans modische Leggings - die sind erlaubt. Nachdem sie also vor der Garderobe - jawohl, in aller Öffentlichkeit - ihre langen Hosen abgestreift hatte und ihre Strumpfhosen zum Vorschein kamen, durfte sie den Spielsaal betreten. Nur einmal ist es einer Besucherin gelungen, die Wächter der Kleiderordnung an der Rezeption hinters Licht zu führen. Sie hatte ein kunterbuntes, wild gemustertes Outfit - was vor allem von Mut und nicht unbedingt von gutem Geschmack zeugt. Jedenfalls gibt es keine Vorschrift, die grelle Farben der Haute Couture ausschließt, und sie wurde vorgelassen. Erst am Spieltisch bemerkte man das Unerhörte: Die Dame war splitterfasernackt, ein Bodymaler hatte sie mit Pinsel und Farbe gestylt. Zur Ehrenrettung der Roulettenburger muß ich sagen, daß sich diese skandalöse Geschichte nicht bei uns zugetragen hat.
Hat man Ihnen, lieber Fjodor Michailowitsch, eigentlich schon erzählt, daß Sie in der Roulettenburger Spielbank des Jahres 1992 sehr wahrscheinlich Hausverbot erhalten hätten? Auf diese Weise will man hier verhindern, daß sich Spieler um Haus und Hof bringen. Ganz sicher war Casino-Chef Klaus Gülker in Ihrem Fall allerdings nicht. Schließlich haben Sie ja nach dem Verlust Ihrer gesamten Barschaft eine tolle Werbeschrift für das Haus verfaßt. Und solches weiß man hier zu würdigen. Denn nicht jeder Unglückliche, der alles verlor, schreibt anschließend einen Roman, der noch dazu in die Weltliteratur eingeht. "Der Spieler" jedenfalls ist ein mittlerweile unverzichtbarer Teil des hiesigen Marketing-Konzepts.
Da fällt mir ein: Sie berichten von "acht Croupiers, die an den Tischen sitzen": Heute sind das nur noch vier. Aber wie bereits zu Ihrer Zeit "passen sie mit angestrengter Aufmerksamkeit auf die Einsätze auf; sie sind es auch, die die Gewinne auszahlen und, falls Streitigkeiten entstehen, diese entscheiden". Ein nervenaufreibender Job, fürwahr, und ganz schön stressig, wie man hierzulande zu formulieren pflegt. Leider schreiben Sie nichts über deren Bezahlung. Mußten die damals auch schon ausschließlich von den Trinkgeldern leben? Jedenfalls sind die heutigen Croupiers auf Geldgeschenke glücklicher Gewinner angewiesen. Darauf also, daß die Spieler ihre Opfergabe für Fortuna bringen. Ein Jeton in den Tronc. Dies geschieht mit den Worten "pour les employers" - für die Angestellten. Ich kann mir diese unsichere Art der Bezahlung nur damit erklären, daß sich für Croupiers bislang keine Gewerkschaft zuständig fühlte. Ob nach Ihnen noch jemand in Roulettenburg so haushohe Spielverluste zu beklagen hatte, wollte man mir nicht sagen. Wie bereits erwähnt, ist man hier vor allem an Berichten interessiert, die der Umsatzförderung dienlich sind. Und das Eingeständnis, daß man sich binnen kurzem am Roulettetisch ruinieren kann, könnte rufschädigend ausgelegt werden. Kurz und gut: Man erzählte mir statt dessen lieber die glücksverheißenden Geschichten. Stellen Sie sich vor, Fjodor, da ist es doch zum Beispiel vor kurzem einem Japaner gelungen, innerhalb weniger Wochen insgesamt 600 000 Mark Gewinn zu machen. Im Casino wurde man schon ganz argwöhnisch - aber beim Spiel des Gastes aus dem Fernen Osten ging alles mit rechten Dingen zu. Er war ganz einfach mit der Glücksgöttin im Bunde. Das sind die Erfolgsmeldungen, die man hier gern verbreitet. Und tatsächlich stehen ja die Gewinnchancen nicht schlecht - jedenfalls besser als bei irgendeinem anderen Glücksspiel. Man darf nur nicht zu riskant setzen - und muß vor allem rechtzeitig aufhören. Aber dieses Thema will ich im Brief an Sie, verehrter Fjodor, lieber nicht weiter vertiefen.
Zum Schluß, lieber Fjodor Michailowitsch, möchte ich noch auf eine heikle Frage zu sprechen kommen, die uns Roulettenburger grämt: Sie zögerten nach Ihrem Paris-Aufenthalt, uns wieder zu besuchen. Warum wollten Sie damals partout nach Homburg fahren?
GRIESHEIM. Ratten im Lachegraben, rasende Laster in der Waldschulstraße und verbotenes Parken auf den Gehwegen: das sind nur einige der Themen, die Stadtbezirksvorsteherin Christel Götz (SPD) in ihrem Halbjahresbericht aufführt. Die erst seit Juni für das Gebiet Griesheim-Nord zuständige Politikerin weist darin aus, welche Forderungen Erfolg gehabt haben. Sie berichtet andererseits auch über die von der Stadt abschlägig behandelten Anträge.
Eine Fußgängerampel in Höhe der Bushaltestelle "Am Lindenhag" wird es vorläufig nicht geben: Bei zwei Zählungen wurden die erforderlichen Kriterien, die eine Aufstellung erlauben würden, nicht erfüllt. Kein Erfolg war auch der Beschwerde über parkende Autotransporter in der Oeserstraße beschieden: Die Ordnungsbehörde stellte fest, die angemeldeten Fahrzeuge stünden vorschriftsmäßig im Parkstreifen.
Abhilfe soll geschaffen werden gegen die Falschparker insbesondere vor der Eichendorffschule. Gegen Laster, die unerlaubt durch die Waldschulstraße rasen, läßt sich laut Frau Götz nur etwas tun, indem "sofort das zuständige Polizeirevier" benachrichtigt wird. Die Telefonnumer des 16. Reviers lautet 73 10 71.
Ein nicht unproblematischer Bereich ist der Lachegraben. Der Schlamm im Bachbett ist mit Kohlenwasserstoffen belastet. Das haben Untersuchungen ergeben. Von der kurzfristigen Säuberung abgesehen, werde geprüft, ob sich "eine direkte Einleitung der Autobahnabwässer" vermeiden lasse. Zudem hatten sich Bürger über Ratten im Lachegraben beschwert. Die Beobachtungen wurden den zuständigen Behörden mitgeteilt, deren Mitarbeiter rückten zur Bekämpfung aus.
Christel Götz nimmt Fragen und Anregungen unter der Rufnummer 38 65 37 oder schriftlich (Adresse: Cuxhavener Straße 9, 6230 Frankfurt 80) entgegen. ak
2
Anfang August schon hätte man diesen einen Satz ernst nehmen sollen. Aber weil er wie "hundertfach gehört und gelesen" daherkam, hat man ihn halt als Allerweltsformulierung abgetan. Bis jetzt, bis die brutalen Morde von Mölln auf fürchterliche Weise klargemacht haben, daß man darüber neu nachdenken muß. Denn was Armin Vielhaber, stellvertretender Geschäftsführer und Fernreise- Referent beim Studienkreis für Tourismus, anläßlich der Veröffentlichung des 26. Sympathie-Magazines im Vorwort geschrieben hat, ist vier Monate später von erschreckend aktueller Bedeutung:
"Islam verstehen", so der Titel des neuesten Heftes, "soll ein Beitrag sein zum Abbau von Vorurteilen und Klischees über eine Weltreligion, die uns seit der Revolution in Iran - und stärker noch seit dem letzten Golf-Krieg - zunehmend als Bedrohung vermittelt wird." Die seit vielen Jahren als länderbezogene Themenhefte erscheinenden Sympathie- Magazine sind längst anerkannter Bestandteil jener anderen Form von Reiseliteratur, die sich einem Kulturkreis auch ohne vorgefaßte Meinung nähern kann. Neben gut verständlichen Texten zeichnen sich die Sympathie-Magazine immer dadurch aus, daß auch Einheimische beziehungsweise Betroffene zu Wort kommen und so die jeweils andere Sichtweise dokumentiert wird. Es mag zwar überraschend gewesen sein, daß der Studienkreis - statt bei der Länderthematik zu bleiben - nun erstmals ein Heft über eine Weltreligion herausgebracht hat, bei näherem Hinsehen jedoch ist dieses Engagement nur folgerichtig:
Zwei Drittel aller Touristen aus Österreich und Deutschland entscheiden sich, wenn sie ins außereuropäische Ausland reisen, für ein Land, dessen Bevölkerung zu 50 Prozent aus Muslimen besteht. Doch kaum jemand aus dem abendländischen Kulturkreis weiß damit wohl richtig umzugehen. Vielmehr liegt die Frage nahe, ob die Urlauber je den Versuch wagen, sich auf die Sitten und Gebräuche des jeweiligen Gastlandes einzulassen (und damit auch auf die Religion), wenn davon noch nicht einmal im eigenen Land, zu Hause, die Rede sein kann. Hierzulande bedurfte es ja seit Jahresbeginn über "1800 rassistisch motivierter Gewaltakte", schreibt jetzt sogar schon die Auslandspresse, "ehe sich der Generalbundesanwalt in Karlruhe eines Falles wie diesem annahm" (Mölln ist gemeint).
So gesehen ist das neue Sympathie- Magazin "Islam verstehen" nun plötzlich auch ein Reiseführer für zu Hause geworden, für die Reise bis zum nächsten türkischen Nachbarn. Dies zu erleichtern leistet "Islam verstehen" (s)einen grundsätzlichen Beitrag. In 32 Kapiteln werden auf rund 50 Seiten die wesentlichsten Fragen angesprochen. Woher der Islam kommt und wieviel überraschende Parallelen zum Christentum bestehen; welche Bedeutung eine Moschee über das Gebet hinaus hat und warum die Kaaba in Mekka im Mittelpunkt der islamischen Welt steht. Heikle Themen wie "Menschenrechte im Islam" (Salman Rushdie) werden dabei genauso wenig ausgeklammert, wie "Frauen im Islam". Ein achtseitiges Einlegeblatt mit Reiseinformationen, Hinweisen und Adressen rundet das Bild ab, und eine kleine Rubrik verdeutlicht gar, woher "unsere" arabischen Ziffern stammen, mit denen wir den alltäglichen Euroscheck ausfüllen - womöglich nur, um damit eine Reise zu bezahlen.
Ein Verdienst des Autorenteams ist es, schon lange vor den menschenverachtenden Ereignissen in diesem deutschen Herbst, ein Kapitel über die "Muslime unter uns" vorzusehen. Wer von uns weiß denn schon tatsächlich, wo in unserer Umgebung die nächste Moschee liegt? Wer weiß, daß 1991 über 6000 Menschen aus Deutschland nach Mekka gepilgert sind und daß diese zu den bald zwei Millionen Muslimen gehören, die jetzt hier leben. Solches erst auf dem (Urlaubs-) Flug etwa nach Tunesien zur Kenntnis zu nehmen, ist vermutlich zu spät. Dort sitzt man vielleicht neben einem Ahmed Maghrebi, der nach 18 Jahren in Deutsch- land in sein Heimatland zurückkehrt, weil es "in Ihrem Land immer weniger Platz gibt für Menschen wie mich". be
Islam verstehen". Das Sympathie-Magazin ist gegen Überweisung von fünf Mark pro Heft auf das Postgirokonto Nr. 1 411 800 (München) beim Studienkreis für Tourismus erhältlich.
FRANKFURT A. M. Die evangelische Familienbildung bietet ab Januar in verschiedenen Stadtteilen Kurse zur Geburtsvorbereitung an. Frauen und Paare können sich über Geburtsverlauf, über entspannende und gymnastische Übungen informieren sowie an Diskussionen über die neue Lebenssituation und das neue Rollenverständnis teilnehmen. Die Kurse dauern bis Ende März. Außerdem weist die Familienbildung darauf hin, daß der überwiegende Teil der Gebühren von der Krankenkasse erstattet wird.
Im Holzhausenbezirk, Zweigstelle Nesenstraße 4, beginnen Kurse für Frauen und Paare am Montag, 11. Januar, um 18.30 Uhr und 20.15 Uhr. In der Zweigstelle Eschersheimer Landstraße 565 (Eschersheim) fängt ein Kurs für Frauen am Mittwoch, 13. Januar, um 18.15 Uhr an. Bornheimer Frauen können sich jeweils donnerstags ab dem 14. Januar (16.45 Uhr) auf die Geburt vorbereiten: im evangelischen Gemeindehaus im Musikantenweg 58.
Weitere Informationen und Anmeldung: Telefon 61 03 08. ak
FR: Seit der Vereinigung erlebt Deutschland sowohl im Ost- als auch im Westteil eine Haß- und Gewaltwelle gegen Ausländer in bislang unbekanntem Ausmaß. Bereits 17 Menschen wurden ermordet, es gab rund 2000 Anschläge. Welche Ursachen ergeben sich für Sie als Kriminologen?
Schneider: Wir haben große Schwierigkeiten mit dem Vereinigungsprozeß, vor allem wirtschaftlicher Natur. Die daraus entstehenden Ängste werden auf Fremde, also Ausländer und Asylbewerber, gerichtet. Sie werden für die allgemeinen Schwierigkeiten verantwortlich gemacht. Man reagiert sich an ihnen ab. Das Asylproblem ist von Politikern hochgespielt worden und hat eine Bedeutung erlangt, die ihm nicht zukommt. In der Gesellschaft ist eine sehr weitgehende Ablehnung des Fremden entstanden, und auf der Spitze dieser Einstellung machen sich die Rechtsradikalen breit. Sie nutzen die für sie günstige Stunde.
FR: Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat es schon in den 80er Jahren eine stärker werdende Organisierung rechtsradikaler Jugendgruppen gegeben, beispielsweise um Michael Kühnen. Diese Gruppen haben zumindest im Westen eine Infrastruktur geschaffen. In der Ex-DDR waren solche Gruppen verboten, dennoch taucht das alte Nazi-Gedankengut plötzlich in breiter Fülle wieder auf. Wurde das sozusagen von den Großeltern an die Enkel weitergegeben?
Schneider: Wir haben im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg einiges hinzugelernt. Nicht genug, aber es ist versucht worden. Die Gesellschaft hat den Nationalsozialismus diskutiert und durchgearbeitet. Leider sind Reste vorhanden, die jetzt virulent werden. In der ehemaligen DDR ist nicht einmal das geschehen, es ist verdrängt worden. Es gab keine freie Diskussion im Einflußbereich der sowjetischen Besatzungsmacht. Neonazismus durfte es nicht geben. Wenn er vorkam, wurde er unterdrückt, und das geht nicht. Nur in freiheitlicher Auseinandersetzung ist es möglich, gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu überwinden. Im Westen haben wir das wenigstens versucht und zum Teil erfolgreich geleistet.
FR: Der Hauptteil der Anschläge und Morde ist aber im Westen geschehen.
Schneider Ja. Die deutsche Vereinigung ist mit einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rückschritt verbunden. Die neuen Bundesländer sind nicht so entwickelt wie die im Westen. Durch die Ankopplung verursacht das im Westen auch einen Rückschritt. Die Reste der nationalsozialistischen Ideologie im Westen sind jetzt durch die östliche Nichtverarbeitung mit erstarkt. Nun kommt im Osten noch der Kommunismus und die Bewältigung der DDR-Vergangenheit hinzu. Ich befürchte, es kommen noch schlimmere Zeiten auf uns zu. Wir müssen uns intensiv damit auseinandersetzen.
FR: Wie könnte diese Auseinandersetzung aussehen?
Schneider: Es ist leider zu spät, harte Neonazis nochmal auf die Schulbank zu schicken. Auch bei mehrfach rückfällig gewordenen Gewalttätern kommen therapeutische Maßnahmen in der Regel zu spät. Ich bin immer dafür, zunächst einmal ohne strafrechtliche Maßnahmen auszukommen. Hier läßt sich aber wahrscheinlich bei den meisten nichts mehr machen. Meines Erachtens kann man darauf nur noch mit der Härte des Gesetzes antworten und der Gefährlichkeit der Täter mit Sicherungsmaßnahmen begegnen. Diesen autoritären nationalsozialistischen Einstellungen muß man frühzeitig im Elternhaus, im Freundeskreis und in der Schule begegnen. Wenn es erst im Laufe einer kriminellen Karriere zu solchen Straftaten kommt, dann ist es zu spät.
FR: Ist denn eine Resozialisierung im Gefängnis denkbar?
Schneider: Das sind Lebensläufe, die sich über lange Zeit entwickelt haben. Die lassen sich nicht in kurzer Zeit im Gefängnis korrigieren. Die Unfreiheit im Gefängnis ist nicht sehr geeignet, demokratische Verhaltensformen zu erlernen.
FR: Zumindest ein Teil der Anschläge ist von Jugendlichen verübt worden, die in ihrer Persönlichkeitsstruktur noch nicht sehr gefestigt scheinen. Sie hatten halbwegs intakte Familien, einen Arbeitsplatz, Freundinnen. Die Angehörigen und Nachbarn schildern sie als höfliche, wohlerzogene junge Männer.
Schneider: Ich hatte zunächst einmal an die Rädelsführer gedacht. Diese Jugendlichen, von denen Sie sprechen, sind beeinflußt. Es gibt eine Fehleinstellung in der Gesellschaft zu Ausländern, die für Schwierigkeiten verantwortlich gemacht werden. Wir haben aber in Wirklichkeit Probleme mit uns selbst. Junge Leute hören diese ausländerfeindlichen Sprüche in der Familie, auf der Arbeitsstelle. Sie glauben, den starken Mann zeigen zu müssen. Wenn die Erwachsenen nichts tun, dann müssen wir es tun, denken sie.
FR: Sind diese gewaltbereiten Jugendlichen also die Symptomträger einer Gesellschaft, die mit sich selbst nicht zurechtkommt?
Schneider: Ja, dieser Meinung bin ich. Wir haben eine allgemeine Zukunftsangst. In Ostdeutschland sind die Menschen jahrzehntelang zum Haß gegen den Westen erzogen worden. Jetzt sollen sie plötzlich dessen Wertvorstellungen übernehmen. Zugleich haben die Ängste in Ostdeutschland auf den Westen übergegriffen, weil wir auch nicht wissen, wohin die Reise geht. Wird die Bevölkerung der neuen Bundesländer den Wandel bewältigen? Können wir unseren Lebensstil und Lebensstandard aufrechterhalten. Das verursacht die Ängste. Ich warte seit der Wende auf die "Schweiß-und-Tränen- Rede" führender Politiker, die den Menschen offen sagt, welche Belastungen durch die Vereinigung auf sie zukommen. Aber diese Rede kommt nicht.
Mit dem Münsteraner Professor für Kriminologie, Hans Joachim Schneider, sprach FR-Redaktions- mitglied Karl-Heinz Karisch.
ENKHEIM. "Grüne Welle" - das ist unter Autofahrern ein äußerst beliebter Begriff, bedeutet er doch für sie meist freie Fahrt. Die "Grüne Welle" sorgt dieser Tage bei den Beschäftigten im Gewerbegebiet Enkheim allerdings für Ärger, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Verkehrsclubs (VCD): Die Ampeln bevorzugen jetzt nämlich die Bahnen der Linie U 7.
Die Behauptung der Autobesitzer, wegen der Vorrangschaltung für die Bahn stünden sie nun häufiger vor roten Ampeln und im Stau, hält der Verkehrsclub für "überzogen". Wenn die Ampel nun auf "Grün" für die U-Bahn springe, so bedeute das für die Wagen nur, sie könnten nicht wie gewohnt "auf der Borsigallee brettern".
Der Club schreibt weiter, was die Autofahrer in ihrem "Brandbrief" bemängelten, sei für Fußgänger und den öffentlichen Nahverkehr "der Normalfall": Sie müßten warten. Oder Radler: Radwege seien häufig nur angelegt worden, um "freien Autofahrern freie Bahn zu verschaffen".
Schließlich weist der VCD darauf hin, in eine U-Bahn paßten 500 Personen, in Autos aber säße oftmals nur der Fahrer. Angesichts "dieser Zahlen" sei vom Magistrat zu erwarten, daß dem Ansinnen der Wagenbesitzer nicht - wie im Oeder Weg - nachgegeben wird. Da sei "eine Minderheit zuungunsten der Mehrheit" bevorzugt worden. ak
Kampf um die Verpackung Noch zuviel Hüllen
Im Sortiment der Kaufhäuser, Supermärkte und Drogerien gibt es neuerdingseine Zahncremesorte, die ohne sogenannte Umverpackung im Regal liegt. Der Nachteil der Pasta ohne Pappkarton: Die 75-Milliliter-Tube dieser Marke ist fast überall die teuerste in ihrer Größe. Sie kostet zwischen 2,99 Mark und 3,19 Mark. Zwei Mark mehr Zwar können Kunden inzwischen die Pappe im Laden lassen und nur die Tube mitnehmen. Die Verpackungsverordnung macht's seit April möglich. Wer aber umweltbewußt die Zahncreme wählen will, wer von vornherein auf die Doppelverpackung verzichtet, muß tiefer in die Tasche greifen - bis zu zwei Mark pro Tube.
Die Zahnpasta ist nur ein Beispiel. Allenthalben stapeln sich immer noch Artikel in den Märkten, die doppelt oder gar dreifach verpackt sind. Wolfram Schmuck, Pressesprecher der REWE- Leibrand-Gruppe, bedauert das. "Wir sind dabei, die Umverpackungen aus den Regalen zu verbannen. Die Hersteller brauchen aber Zeit, um die Produktion umzustellen." Zahnpastatuben etwa müßten für den Transport ohne Schachtel aus widerstandsfähigerem Material gemacht werden. Die üblichen Tuben seien dafür zu empfindlich. Zum Preisunterschied meint Schmuck: "Es ist leider so, daß umweltfreundliche Produkte oft teurer sind. Da muß der Kunde sich entscheiden."
Auch Tengelmann bemüht sich nach Angaben des Geschäftsführers Hans- Christian Bremme darum, "daß Umverpackungen eines Tages ganz verschwinden". Es dürfe aber nicht die Konsequenz sein, daß der Verzicht auf Hüllen zur Verteuerung des Artikels führe.
Nach Auskunft von Dagmar Beckmann, Referentin des Umweltdezernenten Tom Koenigs (Grüne), soll im nächsten Jahr weiter Druck auf die Hersteller ausgeübt werden, die Papphüllen abzuschaffen: Kunden sollen dann Umverpakkungen wie bisher im Geschäft lassen und nicht in die gelben Tonnen werfen, die ab Januar für Packungen mit dem "Grünen Punkt" bereitstehen.
Mechthilde Stock, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Hessen, hat im Großmarkt nach Zahncreme geforscht. Besagte Pasta ist dort mit und ohne Pappschachtel zu haben - zum selben Preis. Die große 100-Milliliter-Tube ist ganz verschwunden, für diese Füllmenge gibt es nur noch Portionsspender. "Ich bezweifle, ob das die umweltfreundlichere Variante ist", sagt Frau Stock.
Die Ausnahme bietet eine Discount- Kette: Dort liegt noch die 100er-Tube im Regal, sogar ohne Umverpackung, und kostet nur 1,99 Mark. ill
,Eltern der Kompanie&rquote; nahmen Abschied Die Sachsenhäuser SPD-Senioren feierten Jahresabschluß / Leiterin ist umgezogen
SACHSENHAUSEN. Zu ihrem letzten Treffen in diesem Jahr hatten sich die Senioren des SPD-Ortsverbandes Sachsenhausen-West etwas Besonderes einfallen lassen: Statt Kaffee und Kuchen gab es Hähnchen mit Kartoffelsalat und für Unterhaltung sorgte der SPD-Linke Diether Dehm. Er trug aus seinem reichhaltigen Repertoire von Stimmenparodien vor, die er zusammen mit dem Kabarettisten Stephan Wald für den Hessischen Rundfunk produziert hat. Auch Ortsvereinsvorsitzender Klaus Pape feierte gemeinsam mit den SPD-Senioren den Jahresabschluß. Täuschend echt konnte Dehm Bundesfinanzminister Theo Waigel und Arbeitsminister Norbert Blüm nachahmen. Viel Beifall erntete Stimmenimitator Dehm auch für seine Parodie von Heinz Schenk, der den verzweifelt-ergebnislosen Versuch unternahm, dem Bundeskanzler Frankfurterisch beizubringen: Ein hoffnungsloser Fall, Kohl brachte alles durcheinander. Die Gags von Dehm und Wald werden täglich um zehn Minuten nach acht im Dritten Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks ausgestrahlt und sind auch auf Kassette erschienen. Klaus Pape wünschte den Altgenossen ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr. Der Ortsvereinsvorsitzende bewirbt sich bei der ersten Direktwahl der Stadtoberhäupter am 16. Mai 1993 um das Amt des Bürgermeisters von Nauheim im Kreis Groß-Gerau. Das Städtchen mit seinen rund 10 000 Einwohnern ist seit Jahren eine SPD-Hochburg, so daß sich Pape gute Chancen ausrechnet, erstes direkt gewähltes Oberhaupt der Gemeinde zu werden. "Von der Umgebung und dem Ortsverein fällt es mir schwer wegzugehen: In 22 Jahren sind eine ganze Menge an Beziehungen gewachsen", sagte Pape.
Im kommenden Jahr werden die Sozialdemokraten noch einen weiteren Verlust hinnehmen müssen: Elly Ley-Weilmünster, die bislang die Seniorenrunde leitete, ist mit ihrem Mann Heinrich nach Groß-Umstadt gezogen und kann an den Treffen nicht mehr regelmäßig teilnehmen: "Die Entfernung ist einfach zu groß geworden, manchmal fahre ich zwei Stunden", stellte Ley-Weilmünster mit Bedauern fest. Damit sieht die Seniorenrunde schweren Zeiten entgegen, denn die Weilmünsters waren "nicht nur die Eltern der Kompanie, sondern auch die Marketender", wie Klaus Pape erläuterte. Heinrich Weilmünster hatte sich vor jedem Treffen in die Küche gestellt und leckeren Kuchen gebacken, auf den die Senioren künftig verzichten müssen. Doch die Altgenossen wollen an ihren monatlichen Treffen festhalten und sich auch weiterhin prominente Genossen einladen, um sich von ihnen über die aktuellen politischen Entwicklungen unterrichten zu lassen: "Wir wollen mal sehen, ob wir auch zusammenkommen können, ohne Kaffee und Kuchen - schließlich sind wir eine politische Organisation", sagte Paul Schuster. Ein neuer Termin wurde dann rasch vereinbart: Am Montag, 4. Januar, um 15 Uhr wollen sich die SPD-Senioren im SPD-Laden wiedersehen. kan
BAD VILBEL. Die Kapazität des Zentralparkplatzes wird nicht verringert, solange nicht weitere Parkplätze in der Nähe der Innenstadt geschaffen sind. Diese Zusicherung hat der Gewerbering aus dem Rathaus erhalten. In einer Pressemitteilung treten die organisierten Gewerbetreibenden "Gerüchten" entgegen, wonach der zentrale Parkplatz angeblich statt 120 nur noch 30 Stellplätze anbieten soll. Damit bezieht sich der Ring offenbar auf Forderungen von BUND, VCD und ADFC, die bei den Montagsgesprächen der FDP erhoben wurden.
Der Gewerbering betont, daß die Erreichbarkeit der Innenstadt und der Ladengeschäfte in der Vilbeler Einkaufsmeile sowie der Anbieter von Dienstleistungen durch Autofahrer zur Lebensqualität der Bürger der Stadt gehöre. "Die Erreichbarkeit der Geschäfts mit dem eigenen Fahrzeug ist eine Existenzfrage für viele Ladengeschäfte und Dienstleistungsanbieter", heißt es in der Mitteilung.
Viele Anlieger hätten während der laufenden Kanal- und Umgestaltungsarbeiten der vergangenen Monate erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, "weil die Kunden nicht mehr in die Nähe der Geschäfts fahren konnten". Der Gewerbering: "Würde ein solcher Zustand zum Dauerzustand werden, so würden mit Sicherheit einige Geschäfte wegen anhaltender Verluste schließen müssen. Ein vermindertes Angebot in Bad Vilbels Innenstadt aber würde weder dem Innenstadtbild noch der Gesamtbevölkerung dienen können." Alle politisch Verantwortlichen, "die sich für eine liebenswerte und lebenswerte Heimatstadt einsetzen wollen", sollten die Hände lassen von Parkplatzstreichungen auf dem Zentralparkplatz und zwar mindestens so lange, bis "vernünftige Alternativangebote vorliegen und auch verwirklicht worden sind".
Der Bad Vilbeler FDP-Vorsitzende Dr. Hermann Groß hat mit "ehrlichem Interesse die Stellungnahme des Vorstandes des Bad Vilbeler Gewerberinges wegen der Parkplätze zur Kenntnis genommen. Aufgabe der Politik sei es, realisierbare Visionen voranzutreiben, gab er dazu zu bedenken. Groß: "Die FDP ist sich bewußt, daß die Bad Vilbeler Kaufleute durch den Umbau der Frankfurter Straße Umsatzeinbußen hinnehmen mußten." Der Umbau sei im übrigen Ende 1993 abgeschlossen. Es sei jedoch die Hoffnung berechtigt, die neu gestaltete Straße könne Grundlage für einen "Kommunikationskauf" der Bad Vilbeler Bürger werden, so daß nicht nur alte Kunden zurück, sondern auch neue hinzugewonnen werden können.
Nach Ansicht der Liberalen sollte die Frankfurter Straße allen Verkehrsteilnehmern gehören: Mütter mit ihren Kindern und auch ältere Mitbürger sollten nicht länger im wörtlichen Sinn an den Rand gedrängt werden. Dazu die Stadtverordnete Marianne Will: "Die Frankfurter Straße wird zum Flanieren, Verweilen, Unterhalten und Einkaufen einladen. Die wünschenswerte Metamorphose von einem schlichten Verkehrsraum zu einem Er-Lebensraum ist schwierig. Mit dem Umlenken des Verkehrs ist es nicht getan, es muß auch ein Umdenken in den Köpfen stattfinden."
Nach den Worten von Dr. Groß dürfe die Politik die Probleme auch im kommunalen Bericht nicht nur verwalten. Sie sei aufgefordert, realisierbare Visionen voranzutreiben. So sei die Belastung der Frankfurter Straße in der Vergangenheit von allen Bad Vilbelern als zunehmendes Problem empfunden worden. Die Lösung könne nicht einfach im "weiter so" gefunden werden. Vielmehr sei ein Bündel von Schritten nötig, so vor allem ein effizientes Ringbus-System. Außerdem gehöre dazu die in vielen Städten schon lange geschaffene Möglichkeit für Radler, in verkehrsberuhigten Bereichen die Einbahnstraße in beiden Richtungen zu befahren.
Zur Diskussion über die Verringerung der Parkplätze auf dem Zentralparkplatz, die von BUND, VCD und ADFC beim Montagsgespräch der FDP angeregt worden war, gab Dr. Groß zu bedenken, daß in der Parkstraße schon zusätzliche Plätze geschaffen worden seien. "Geplant sind dazu, wenn die Zeichen aus dem Rathaus richtig gedeutet werden, Parkflächen am alten Rathaus und am Kreisel Südbahnhof." Die FDP hoffe, die Stadtverwaltung werde außer einem Konzept für den fließenden auch endlich eines für den ruhenden Verkehr vorlegen.
FDP-Sprecher Gregor Weiser deutete eine Einladung an den Bad Vilbeler Gewerbering an: "Bei unseren Montagsgesprächen hören wir Bad Vilbeler Bürgern, den Vereinen und Verbänden zu. Wir lernen dabei Menschen kennen, die was zu sagen haben. Fertige Konzepte besitzt keine Seite." de
Genug ist genug. In diesem Jahr würde Weihnachten ohne mich gefeiert werden müssen. Das hatte ich mir geschworen. Weit, weit weg wollte ich die Feiertage verbringen, an einem Ort, in den noch kein Rauschegoldengel je seinen Fuß gesetzt hat und wo man Weihnachtsstollen nicht einmal vom Hörensagen kennt. 24. Dezember an einem unchristlichen Ort. An Casablanca dachte ich, an Feuerland, Kasachstan oder die Innere Mongolei. Wäre doch gelacht!
Ich wälzte die Kataloge. Und entschied mich schließlich für Kuba. Kuba - ein bißchen christlich, eigentlich sozialistisch. Das sollte genügen. In Cienfuegos würde ich diese schrecklichen Weihnachtstage verbringen. "Pasacaballos" heißt das Hotel - das klingt sehr melodiös und vielversprechend.
Im karibischen Meer würde ich schwimmen, mir zum Frühstück Mangos und Papayas schälen und hin und wieder eine Havanna anstecken, mich mit schönen Frauen im Salsa-Rhythmus wiegen und abends am Pool, unterm Kreuz des Südens im Glas mit dem Daquiri das Eis leise klirren lassen.
Und all das, während 10 000 Kilometer entfernt Kinder über die falschen Geschenke quengelten, Weihnachtsbäume in Flammen aufgingen und immer und immer wieder aus dem Radio Roger Whittaker die Stille Nacht beleidigte.
Der Flug war problemlos. Die Busfahrt von Havanna nach Cienfuegos ebenso. Welch ein Gefühl: Es ist Heiligabend und ich gehe nicht hin! Stattdessen betrete ich, Tasche in der Hand, das Foyer des Hotels "Pasacaballos". Eine hellerleuchtete, geräumige Halle - und mittendrin, als Zentrum und Blickfang, steht der größte, unförmigste, kurioseste Weihnachtsbaum, den ich je zu Gesicht bekommen habe. Ein fünf Meter hohes Baumgerippe mit welken Blättern, über und über mit winzigen elektrischen Lichtlein bedeckt, mit farbigen Papierstreifen und rot und golden glänzenden Folienketten verziert.
Ich drehe mich hilfesuchend um. An der Rezeption strahlt eine junge braunhäutige Frau übers ganze Gesicht, nickt mir verständnisvoll zu und sagt in fließendem Deutsch: "Er ist großartig, nicht wahr, compañero? In einer Stunde machen wir auch noch eine kleine Feier. Sie wollen das doch alle so gern; Sie aus Deutschland fragen immer danach."
Karl Anton Vororth
Das muß eine muntere Gesellschaft gewesen sein, die hier jeden Mittwoch ab 12 Uhr bei Ilja Repin zusammenkam. Man saß um den runden Eßtisch. Auf dem äußeren Kreis fanden Teller, Löffel und Gläser Platz. Der innere Kreis war drehbar. Auf ihm standen die Speisen. Wer sich bedienen wollte, mußte sie durch am Tisch befestigte Griffe eigenhändig herandrehen. Hier wie auch sonst im Hause lebte man nach der Devise: "Gleichberechtigung und Selbsthilfe." Es war verboten, dem Tischnachbarn zu helfen. Ein Tischältester, zu Beginn jeder Mahlzeit gewählt, beaufsichtigte die Einhaltung der Regeln und sprach gegebenenfalls die Strafen aus. "Der Schuldige mußte die Tribüne in der Ecke besteigen und von dort aus eine kurze, geistreiche Rede halten, die unbedingt von einer Idee beflügelt sein sollte", sagt uns die Audio- Führerin.
Die Holzvilla liegt eine Stunde von Sankt Petersburg entfernt im Norden. Der Bus hat uns mitten in der Natur entlassen, zu sehen sind nur die Haltestelle, unendlich viele Birken und ein buntes Holztor mit einer Art indianischer Schnitzerei. Auf dem Gatter steht: "Penaty". Im Wäldchen verstecken sich die "Penaten", jene von seinem Gründungsvater nach den guten römischen Hausgöttern so genannte Konstruktion aus Holz, Glas und Metall, dessen vielfältige Auf- und Anbauten die Absicht des Schöpfers und Bewohners bloßlegen. Hier wohnte einer, der hatte es vor allem auf das Tageslicht abgesehen. Auf dem Dach sind Zelte aus Glas aufgeschlagen. Lichte Veranden und ein weit nach Süden vorgebauter Balkon verstärken den Eindruck.
Ilja Repin ist einer der verehrtesten Maler Rußlands. Dieser Mann, nebenbei Zeichner, Memoiren- und Tagebuchschreiber, war, wie man heute sagen würde, ein workoholic. Über die Woche wollte er nicht gestört werden. Nur am Mittwoch, da hängte er am Mittag eine Fahne hinaus mit der Aufschrift "Penaten". Damit wußten die Gäste, ab jetzt sind sie erwünscht. Heute herrscht in diesem 1940 eingerichteten Museum, das im zweiten Weltkrieg abbrannte und als originalgetreuer Nachbau mit dem geretteten Interieur 1965 wieder öffnete, oft Hochbetrieb. Der Besucher hat Filzpantoffel anzuziehen, um den Holzfußboden nicht mit dem feinen Dünensand des nahen Strandes zu zerkratzen. Wenn sich eine Gruppe von etwa 30 Personen gesammelt hat, ist Einlaß.
Ob im Eingangsbereich, Arbeitszimmer, Atelier oder im Speisezimmer, in jedem der hellen Räume wartet eine der stummen Bediensteten darauf, einen klapprigen Tonbandkasten in Gang setzen zu dürfen. Schnarrend beginnt es dann, auf Wunsch auch auf deutsch: "Bei der Besichtigung der Räume werden Sie einen Menschen kennenlernen, dessen ganzes Leben der Kunst gewidmet war." Er und vor allem wohl seine Lebensgefährtin widmeten sich aber auch, so zeigt das Haus, der Gesellschaftsreform. Im "Penaten" gab es kein Dienstpersonal! Eintretende Besucher mußten ihr Kommen durch einen Gong eigenhändig ankündigen. Niemand machte ihnen auf. Sie wurden von dem Schild begrüßt: "Mantel und Galoschen bitte selbst ausziehen." Und: "Warten Sie nicht auf ein Dienstmädchen. Hier gibt es keins."
Die "Penaten" waren ein offenes Haus. An den Wänden ihrer Räume hängen Bild an Bild, Skizzen und Gemälde der vielen Freunde und Bekannten. Deren Bücher stehen im Arbeitszimmer wie auch Skulpturen von ihnen, Zeugnisse eines regen russischen Intelligenz-Zirkels in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts. Schriftsteller wie Maxim Gorki und Wladimir Majakowski, die Naturwissenschaftler Iwan Pawlow und Wladimir Bechterev, der Schauspieler Fjedor Schaljapin oder aber der Komponist Anton Rubinstein waren oft zu Gast. Man diskutierte die politische und künstlerische Entwicklung und gab Kostproben des eigenen Schaffens.
Ilja Repins große Zeit als Maler waren die siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als er zur führenden Figur in der russischen Kunstbewegung "die Wanderer" avancierte, zum Stern einer Malerei, die sich dem zeitgenössischen Leben zuwandte. Das hieß damals, vom Schicksal und der Kraft der unterdrückten russischen Bauernschaft zu künden.
Repins bekannte Ölbilder sucht man im Museum Repino vergeblich. Wer seine einfühlsamen Porträts sehen will, könnte eine Versteigerung in einem westlichen Auktionshaus wie dem Londoner Sothebys besuchen, wo Repins Kunst wieder sehr geschätzt wird. Seine großen russischen Objekte, seine kecken "Saporosher Bauern", die "einen Brief an den Sultan" schreiben, seine monströse "Kreuzprozession im Kursker Gouvernement" oder seine anrührenden "Wolgatreidler" finden sich in den großen staatlichen Museen wie dem russischen in Sankt Petersburg.
Dort belegt seit kurzem Repins "Die feierliche Sitzung des Staatsrates von 1901", das größte Gruppenporträt der Kunstgeschichte, einen ganzen großen Saal. Bei diesem letzten wichtigen Werk, einer Auftragsarbeit des Zaren Nikolaus II, hat sich der Maler schon deutlich von der Sozialkritik verabschiedet. Dennoch imponiert das enorme handwerkliche Geschick in der Gestaltung der Personen, die um die Jahrhundertwende im Petersburger Parlament Rang und Namen hatten.
Im "Penaten" in Repino hängen immerhin die Vorstudien zur "Festsitzung". Man entdeckt die Farbpalette, die er sich eigens zum Umhängen konstruierte, weil er keine Hand frei hatte, um die Farben zu halten. Hier finden sich auch die bäuerlichen Utensilien, die der Maler von seinen Recherche-Reisen ins Herz Rußlands mitbrachte und die er als Vorlagen für seine großen Werke nutzte, Gewänder, Teppiche, Musikinstrumente, Säbel und Gewehre.
1914 wurde es einsam um ihn. Seine Frau, die Schriftstellerin Natalja Borisowa Nordmann, starb. Über ihr Leben erfährt der Besucher beim Gang durch das Haus, das sie in wesentlichen Teilen mitprägte, zu wenig. Mit der Revolution von 1917 bekam die Grenze zu Rußland eine wirkliche Bedeutung, Finnland wurde unabhängig und die "Penaten" standen auf finnischem Gebiet. Repin war nun auch noch von seinen Freunden abgeschnitten. Eine Übersiedlung nach Leningrad, die ihm mehrfach angetragen wurde, lehnte der alte Mann wahrscheinlich aus politischen Gründen ab. Den wahren politischen Standpunkt Repins, der während des Bürgerkriegs den "Weißen" (gegen die Roten) nahegestanden haben soll, verschleiert die Tonbandführerin mit der Bemerkung, der große Maler habe die Werke Lenins "mit Interesse" gelesen. 1930 starb er im hohen Alter von sechsundachtzig Jahren und wurde, wie von ihm gewünscht, in seinem eigenen Wäldchen nahe der Holzvilla beigesetzt. Als er und seine Frau in diese Birkeneinsamkeit zogen, hieß das Dorf Kuokkala und stand auf finnischem Gebiet. Seit 1940 ist diese Erde russisch und trägt den Namen Repino.
REINER SCHOLZ
Daß Kinder Mütter brauchen, ist so selbstverständlich, daß niemand mehr eine Begründung erwartet. Sie haben sie in der Regel ja auch. Daß Kinder ebenso Väter brauchen, ist schon weniger selbstverständlich. Nicht nur, weil sie sie faktisch oft nicht haben, sondern auch, weil ihre soziale Bedeutung unterschätzt, mitunter bestritten wird.
Väterabwesenheit ist nicht nur eine häufige Folge bei Trennungen und Scheidungen, sondern immer noch die Regel im Alltag der sogenannten intakten Familie. Obwohl verschiedene Untersuchungen seit einiger Zeit einen säkulären Wertewandel bei Männern hin zu mehr Partnerschaft und Gleichberechtigung belegen, scheint die Realität gerade im Bereich der familiären Organisation diesem Einstellungswandel nur sehr schleppend zu folgen.
Als Reaktion auf diesen unbefriedigenden Zustand versucht eine Strömung der Frauenbewegung, besonders der alleinerziehenden Mütter, aus der Not eine Tugend zu machen: Wozu Väter? Es lebe die "autonome", ja "verschmelzende Mutter- Kind-Einheit"! Dieser in der aktuellen familienrechtlichen Diskussion (Stichworte: Sorgerecht, Umgangsrecht, Nichtehelichenrecht) durchaus einflußreiche Standpunkt bewirkt nicht nur eine weitere Verfestigung traditioneller Rollen, sondern wird vor allem den Interessen von Kindern nicht gerecht.
Für ihre Persönlichkeitsentwicklung brauchen Kinder mehr als eine Bezugsperson, nicht zuletzt um der Beziehung zu ihren Müttern willen. Wie soll sich das Ich eines Kindes entwickeln können, wenn es so eng an die eine Person der Mutter gebunden ist, keinen Ausweg und keine Alternative hat, wenn diese Bindung einmal belastet oder gestört ist. (. . .)
Kinder brauchen Väter aus vielen weiteren Gründen - je nach Lebensabschnitt mal mehr mal weniger. Sie brauchen sie mehr als leibhaftige, den als leibliche Väter. Als letztere aber auch, weil sie wissen wollen, woher sie kommen - ob einem das ins Weltbild paßt oder nicht. Sie sollten ihre leiblichen Väter zumindest kennen - nicht nur mit Namen und Anschrift, und nicht erst, wenn sie groß sind, sondern persönlich und von Anfang an.
Kinder brauchen Väter auch, weil sich von Männern viele Dinge lernen lassen, die Mütter kaum vermitteln können - ein Argument, das richtig bleibt, auch wenn das, was heute immer noch als spezifisch weiblich oder männlich gilt, durch neue, aber sicherlich weiterhin geschlechtsspezifische Inhalte überwunden werden kann.
Kinder brauchen Väter schließlich, weil zur Entwicklung von Geschlechtsidentität und Beziehungsfähigkeit mindestens eine gleich- und eine "gegengeschlechtliche" Bezugsperson, und auch die Erfahrung der Beziehung dieser beiden zueinander - unverzichtbar sind - und dies keineswegs erst in der Pubertät. Die Rollendifferenzierung beginnt schon sehr viel früher. Für die Bewältigung des Ödipuskonflikts und die Herausbildung der eigentlichen sexuellen Identität in der Pubertät brauchen Mädchen wie Jungen schon von klein auf gleich- und gegengeschlechtliche Rollenbezüge.
Besonders schmerzlich sind Vaterdefizite für Jungen. Männer wollen sie werden, das erwarten sie selbst von sich und erst recht die Gesellschaft von ihnen. Wie soll das gelingen ohne emotional und alltäglich nahe Väter? Von dem einen Ufer der biologisch bedingten Symbiose mit der Mutter wollen sie sich abstoßen, können das andere Ufer der männlichen Identität jedoch nicht erreichen. Je unerreichbarer es erscheint, desto kräftiger müssen sie sich vom mütterlichen, vom weiblichen Ufer abstoßen. Die Mannwerdung mißglückt. Was bleibt, ist die Abwehr alles Weiblichen, die Unterdrükkung der eigenen weiblichen Anteile. Aus diesem sozialen Szenario entwickeln sich die Grundlagen einer spezifisch männlichen Aggressivität und Gewaltneigung, die ihren Anteil sowohl an der Blutspur hat, die Männer durch die Geschichte gezogen haben, wie an der alltäglichen männlichen Gewalt vor allem gegen Frauen. Beides hat mit Vaterdefiziten, dem Fehlen positiver und konkreter männlicher Vorbilder zu tun. (. . .)
Auch bei Mädchen und Frauen hinterläßt die ungelebte, "mißlungene oder verletzte Beziehung zum Vater offene Wunden". Nach jahrelanger Konzentration auf die komplizierte Beziehung zur Mutter widmet sich die Frauenliteratur verstärkt der Vater-Tochter-Beziehung, bemerkenswerterweise allerdings fast ausschließlich aus der eigenen Retrospektive, selten aus der Sicht ihrer Töchter. Die Diskussion steht ganz am Anfang. (. . .)
Die Abwesenheit des Vaters ist jedenfalls "mehr als das Ausbleiben einer potentiellen zusätzlichen Komponente im Erwachsenwerden". Es ist vielmehr eine "aktive Störung" der kindlichen Entwicklung. Die Abwesenheit des Vaters ist nicht Nachlässigkeit, sondern - so er die Verantwortung für seine Abwesenheit trägt - "Mittäterschaft an späteren Fehlentwicklungen seiner Kinder". (. . .)
In den letzten 20 Jahren hat sich hinsichtlich der Lebensformen und in der Beziehung der Geschlechter zueinander wohl mehr getan als viele Generationen lang zuvor. Inwieweit diese Umbrüche auch das Rollenverständis von Männern und Vätern ergriffen haben, ist umstritten. Teile der professionellen Frauenbewegung werden nicht müde, selbst die wenigen Ansätze und Indikatoren eines sich wandelnden Rollenverständnisses von Männern oder Vätern abzustreiten als stünde damit ihre politische Existenzberechtigung auf dem Spiel. Die hier hin- und herzitiertem Untersuchungen und Analysen, nach denen sich Väter durchschnittlich nur wenige Minuten am Tag um ihre Kinder kümmern, sind meist schon etwas ältlich und oft methodisch einigermaßen gewagt. So etwa, wenn Gunhild Gutschmidt und Anita Heiliger durch Befragung von alleinerziehenden Müttern zu empirischen Aussagen über Verhalten und Einstellungen von Vätern kommen wollen, oder Barbelies Wiegmann der empirische Fundus ihrer Frauenanwaltskanzlei zu allgemeinen Erkentnnissen über "Schattenväter" verhilft, die im Grunde kein Interesse an ihren Kindern haben, nach Trennungen froh sind, sie los zu sein.
Bemühen sich Väter nach Trennungen - wenn's nicht anders geht auch gerichtlich - den Kontakt zu ihren Kinder aufrechtzuerhalten, so tun sie das mit Sicherheit aus unlauteren Motiven. Entweder versuchen sie, auf "rührselig" (Wiegmann) zu machen und können sich dann des frauenbewegten Spotts sicher sein "Der Blick ins leere Kinderbett" (Eva- Marie von Münch in der "Zeit") oder es geht ihnen im Grunde "nicht um die Inhalte dieser Sorge, gar um das ,Wohl der Kinder', wie die bewegten Väter in der Öffentlichkeit nicht müde werden zu betonen. Sie wünschen gesetzlich verbrieft zu sehen, daß sie auch nach der Trennung immer noch der Herr im Haus sind".
Initiativen von Vätern, die sich um ein emanzipatives Verständnis von Vaterschaft, um gemeinsame elterliche Verantwortung für Kinder, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für Väter kümmern - werden gerne übersehen oder gekonnt in das politische Abseits ("militante Väterbewegung") gerückt, in dem sich verdientermaßen eine schillernde Szene chauvinistischer Männerverbünde gegen Scheidungsunrecht, Unterhaltsmißbrauch, oder wie sie heißen, befindet. Nur "Kreide gefressen" hätten die Initiativen neuer Väter oder sie verkündeten lediglich "in weichgespültem Stammtischjargon, mal in geschliffener Juristensprache" nur allzu geläufig ist).
Dabei sind die Ansätze eines Wandels in der Alltagswirklichkeit eigentlich nicht zu übersehen: Väter mit Kindern beim Einkaufen oder auf dem Spielplatz - längst keine Seltenheit mehr. Väter mit Töchtern oder Söhnen auf Reisen, zu Tageszeiten und an Orten, wo sonst nur Mütter mit Kindern anzutreffen waren - überall beginnen sich die Bilder zu wandeln. Daß Väter und Kinder in der trendsetzenden Reklame zum Werbeträger für Lebensversicherungen, Beton, Waschmaschinen (Bauknecht weiß auch hier, was Frauen wünschen) oder Mode geworden sind, ist kein Beweis, aber ein deutliches soziologisches Indiz für ein Aufbrechen des überkommenen Rollenverständnisses von Vätern. (. . .)
Sackgasse
In eine ähnliche Sackgasse kann auch die klassische, besonders die betriebliche Frauenförderpolitik geraten. Sie droht sich in formalisierten Quotierungs- und Antidiskriminierungsfragen aufzureiben, wo doch - immer offenkundiger - die entscheidenden Barrieren gegen den beruflichen Einstieg und Aufstieg von Frauen in ihrer weiterhin bestehenden familiären Einbindung liegen. (. . .)
Auch der Umstand, daß Frauen, die "Karriere" machen - und sei es in Frauenministerien oder Gleichstellungsstellen - in aller Regel kinderlos sind, d. h., sich irgendwann vor die Alternative Kinder oder Beruf gestellt, entscheiden mußten, darf nicht mit dem Bild von der Pluralität der Lenbensentwürfe verklärt werden, sondern ist eine strukturelle und deshalb um so wirkungsvollere Form von Frauendiskriminierung. Auch sie hat ihren Grund in der nachhinkenden Rollenaufweichung im familialen Bereich, d. h. im Emanzipations-lag der Männer, genau genommen der Väter, die nicht nur ihren Kindern die Zuwendung, sondern auch den Müttern ihrer Kinder die Entlastung vorenthalten, die Voraussetzung für gleiche berufliche Entwicklungsmöglichkeiten von Männern und Frauen wäre.
Frauenförderung müßte daher viel stärker die familialen Bedingungen einbeziehen, sich zur Gleichstellungspolitik weiterentwickeln, indem sie auch die Abnabelung der Männer von ihren beruflichen Fixierungen, ihre Motivierung zur Übernahme von Alltagsverantwortung für ihre Kinder zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit macht.
Diese Forderung nach Erweiterung bzw. Verlagerung des Themenspektrums von Frauenbeauftragten oder Gleichstellungsstellen stößt auf zwei Vorbehalte, die hier nur angesprochen werden sollen. Zum einen: wie soll betriebliche Frauenförderung, die als Interessenvertretungspolitik für die Frauen im Betrieb definiert ist (was durch die Forderung nach Wahl statt Bestellung noch unterstrichen wird), ihrer Klientel diese Hürden aus dem Weg räumen? An welche Männer soll sie sich richten? Die Partner der im Betrieb beschäftigten Frauen erreicht sie nicht, und der Nutzen einer betrieblichen Männerarbeit wird der eigenen Frauenklientel schwer vermittelbar sein. Würde etwa eine Frauenbeauftragte nicht ihren institutionellen Handlungsrahmen überziehen, wenn sie sich für die Besetzung einer Teilzeitstelle mit einem engagierten Familienvater statt einer Frau einsetzen würde?
Zum anderen stößt die Vorstellung, die Frauen einer Gleichstellungsstelle engagierten sich für ein neues Rollenverständnis bei Männern, auf Vorbehalte beider Seiten. Viele Frauen beschleicht der Argwohn, hier würde wieder "was für Männer" getan und das ausgerechnet von einer Institution, die sich die Frauen mühsam erkämpft haben. Andererseits wird die Bereitschaft von Männern, traditionellen zumal, sich von Frauen ihr Rollenverhalten kritisieren zu lassen, nicht sehr weit reichen.
Dennoch: die betrieblich institutionalisierte Frauenförderung wird ihrer Funktion letztlich nur gerecht werden können, wenn sie es schafft, die Interdependenz, wie sie der Slogan von der "Frauenfrage als Männerfrage" auf den Begriff bringt, in ihre praktische Arbeit einzubeziehen und damit die sperrigsten Hürden der Frauenförderung beiseite zu räumen. Und dazu gehört auch - noch eine Zumutung? - Männer in die Arbeit von Gleichstellungsstellen einzubeziehen, sei es in Form von Kooperation mit betrieblichen Männergruppen oder sei es auch durch Einstellung von Männern in größere Gleichstellungsbüros oder Frauenministerien.
Nach wie vor bauen Männer ihr Selbstwertgefühl auf der Berufsarbeit und allem was sich daraus ableitet auf - seien es Ergebnise und Erfolge ihrer Arbeit, seien es die finanziellen Resultate und die Selbstdarstellungsmöglichkeiten, die sie eröffnen oder sei es schlicht das beeindruckende Zeitquantum, das für die Berufsarbeit aufgewendet wird. (. . .)
Wichtige Lebens- und Erfahrungsbereiche entgehen den Männern. Von ihren Kindern bekommen sie wenig mit. Wenn ihre Beziehungen ruiniert sind, bemerken sie es kaum oder zu spät. Wesentliche Freundschaften, z. B. zu anderen Männern, sind ihnen unbekannt, weil
SACHSENHAUSEN. "Nach wie vor: Unser größtes Problem sind die Fahrzeuge, die uns für die Hilfstransporte in die Bukowina fehlen." Hermann L. Trautmann, Vorsitzender des Vereins "Hilfe für rumänische Kinder", zeigte sich nach der Jahreshauptversammlung dennoch "zufrieden" mit dem ablaufenden Jahr. Insgesamt seien 25 000 Mark und zahlreiche Sachspenden für die beiden Transporte im April und September zusammengekommen. Lediglich die 9000 Mark, die für die angemieteten Fahrzeuge gezahlt werden mußten und nicht "sinnvoller angelegt werden konnten", schmerzen Trautmann sowie seine Vertreter Stephan Gras und Helmut Hilger.
Aber der Vorsitzende des 53 Mitglieder starken Vereins hofft, daß es 1993 besser wird. Ein Unternehmer habe sich bereiterklärt, einen Lagerraum für die Hilfsgüter zu stellen; bisher wurden die etwa fünf Tonnen Material pro Konvoi in privaten Kellern untergebracht. Ein Spediteur "will möglicherweise einen 20-Tonner" zur Verfügung stellen. Außerdem hat der Verein mit der evangelischen Lukasgemeinde einen auch spendenkräftigen Partner gefunden: 3700 Mark brachte die Gemeinde schon auf.
Wie nötig die Arbeit der kleinen Hilfsorganisation ist, zeigt der Bericht von der jüngsten Reise im September: "Die Situation ist unverändert katastrophal", kommentiert Trautmann die Verhältnisse im "vergessenen Norden Rumäniens". Die in Sachsenhausen gegründete Initiative will deshalb "noch weitere Stationen" anfahren. 8600 Mark konnten Schatzmeisterin Bärbel Praetorius und Protokollführerin Elsbeth Sünbold schon notieren. Dazu kommen 1600 Kilogramm Kleidung, Medikamente, Nahrung, technische Hilfsgüter und Spielzeug, die für den nächsten, den siebten Konvoi vom 15. bis 23. April schon bereitliegen.
Spenden sind aber weiter notwendig: Bei der Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl: 500 501 02) kann auf das Konto 615 815 eingezahlt werden. Informationen geben Hermann-L. Trautmann und seine Frau Susanne unter der Telefonnummer 62 15 96; Adresse: Oppenheimer Landstraße 72, 6000 Frankfurt 70. ask
Die schwer betonierte männliche Rollenfestung zeigt indessen die ersten Risse. Langsam steigt die Zahl der Männer, denen ihre Gefangenheit teils allmählich, teils schlagartig, z. B. durch berufsbedingte Krankheiten, Karriereknicks oder Trennungserlebnisse bewußt wird. Langsam, diskontinuierlich und von einer kleinen Grundgesamtheit aus, steigt die Zahl der Männer, die Erziehungsurlaub nehmen (immerhin 10 232 waren es 1991) und in Teilzeit arbeiten und derer, die in Teilzeit arbeiten wollen.
In einer empirischen Untersuchung über "moderne Arbeitnehmer" wurden männliche Angestellte nach ihrem "gewünschten Erwerbsmuster" befragt. In der Altersgruppe der über 50jährigen äußerten nur 10 v H der befragten Männer den Wunsch nach Teilzeitarbeit, bei den 40-49jährigen waren es 15 v H, bei den 30-39jährigen waren es 28 v H und bei den unter 30jährigen sogar 34 v H. (. . .)
Eine Schlüsselfunktion bei der Neubestimmung des männlichen Verhältnisses zur Arbeit kommt den Gewerkschaften zu. Den emanzipatorischen Aufbruch der Frauen haben sie sich nicht nur zu eigen gemacht, sondern sie haben ihn auch maßgeblich mit vorangetrieben. Gewerkschaftliche Frauenarbeit prägt heute das Profil vieler Gewerkschaften, macht sie attraktiv für Frauen, besonders für jüngere. Hinsichtlich der Männer scheinen die Gewerkschaften jedoch weiterhin der Hort des männlichen Arbeitsethos, geprägt vom Prototyp des alleinverdienenden Facharbeiters geblieben zu sein. Lediglich in der zweiten Welle der Arbeitszeitverkürzung war vor allem bei der IG Metall das Bemühen erkennbar, die Forderungen auch mit einem neuen männlichen Rollenverständnis zu verknüpfen ("mehr Zeit für Familie und Kinder").
Ansonsten haben sich die Gewerkschaften hier bisher kaum zu profilieren versucht. Im Gegenteil: Männerarbeit, die kritische Überprüfung des auf Arbeit und Leistung aufbauenden männlichen Selbstverständnisses geht an ihnen weitgehend vorbei. Während Kirchen und Parteien bemüht sind, diese Felder zu besetzen, drohen die Gewerkschaften hier ins Hintertreffen zu geraten. (. . .)
Ein Vater, der sich auf die Geburt seines Kindes vorbereiten will oder danach etwas mehr Zeit für sein Baby haben will, muß heutzutage Urlaub nehmen. Das werden nicht sehr viele sehr lange tun können. Also bedarf es eines Vaterschaftsurlaubs, der Vätern die Möglichkeit gibt, sich auf ihre neue Rolle als aktiver Vater einzustellen. Will ein Vater aussteigen, um sich in den ersten Monaten ganz um sein Kind zu kümmern, so wird er bei seinen Kollegen ein bißchen Spießruten laufen müssen ("hast Du denn keine Frau zu Hause?"). Das wird er verkraften. Schwieriger ist es, mit einem von dreitausend auf 600 DM reduzierten Einkommen den Familienunterhalt zu bestreiten. Diesem stummen Zwang der materiellen Verhältnisse gehorchend entscheiden die meisten Eltern (nicht nur die Väter), daß die statistisch gesehen geringer verdienende Mutter zu Hause bleibt, weil das Loch in der Familienkasse dann nicht ganz so groß ist. Also bedarf es eines nettolohnbezogenen Elternurlaubsgelds, das das bisherige Einkommen weitgehend sichert. Der Elternurlaub selbst sollte unter den Eltern hälftig geteilt werden, wobei der Väteranteil solange überwiegen darf, bis der Anteil der Väter, die Erziehungsurlaub nehmen, im Bundesdurchschnitt 50 v H erreicht hat. Um die Bereitschaft von Vätern nachdrücklicher zu fördern, können auch anders herum Formen von Quotierung, bzw. asymmetrischer Förderung sinnvoll ein.
Probleme, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, haben nämlich auch Väter. Für die meisten von ihnen scheidet eine Perspektive als unbefristeter Hausmann, also ein einfacher Rollentausch, aus verständlichen Gründen aus. Die meisten Männer werden weiterarbeiten wollen, aber eben nicht nur dies. Es gilt also, die praktischen Hürden, die eine verantwortliche Kinderbetreuung bei gleichzeitiger Berufstätigkeit behindern, aus dem Weg zu räumen. Neben Vaterschafts- und Elternurlaub gehören hierzu auch elternorientierte Arbeitszeitflexibilisierungen, z. B. reduzierte wöchentliche Arbeitszeiten, Gleitzeitregelungen, Recht auf Teilzeitarbeit und mehr Betreuungstage bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit von Kindern. Ein ausreichendes und qualitativ gutes Netz öffentlicher Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder bis 14 Jahre ist auch für Väter, insbesondere für alleinerziehende, unverzichtbar. (. . .)
Mit Kindern zusammenleben heißt generationsübergreifend leben, eröffnet Zugänge in Erfahrungs- und Kommunikationswelten, die Erwachsenen an sich verschlossen sind. Kinder sehen vieles anders, schon allein, weil sie in Zentimetern kleiner sind. Kinder haben ein anderes Verhältnis zur Zeit, das einem, ist man bereit sich darauf einzulassen, die ganze Tragödie des eigenen Umgangs mit Zeit bewußt machen kann. Im nahen Umgang mit Kindern, ihren Vorlieben, ihren Verhaltensweisen und Lernschritten kann gerade Männern vieles von der eigenen, oft verdrängten Vergangenheit und Kindheit, z. B. vom Verhältnis zu den eigenen Vätern, wieder bewußt werden und Impulse für die eigene Entwicklung geben. Schließlich ist es schlicht ein sehr befriedigendes Ergebnis, Anteil an der Entwicklung von Kindern zu haben, von ihnen geliebt und nicht nur respektiert zu werden. Natürlich sind Kinder auch nervend, anstrengend, manchmal krank, haben und machen schlaflose Nächte. Sie verlangen damit Fähigkeiten wie Geduld, Ausdauer, Einfühlungsvermögen ab, die viele Männer sich erst aneignen müssen - und das sollten sie auch.
Allerdings ist die Zahl der Väter, die in ihrer disponiblen Zeit lieber ihre Spezialhobbys pflegen als die Beziehung zu ihren Kindern, nach wie vor groß. Die typisch männliche "Kindischkeit" (Pilgrim), wie sie sich zum Beispiel im männlichen Autokult darstellt, die Verliebtheit in Statussymbole und die viel Geld und freie Zeit zehrende Beschäftigung mit Fetischen sind eben eine gegen die Kultur des Zusammenlebens mit Kindern konkurrierende Kultur. (. . .)
Männer, die nah und alltäglich mit ihren Kindern zusammenleben, ecken häufig an oder geraten in Konflikt mit einer Gesellschaft, die für die Kinderbetreuung eigentlich die Mütter vorgesehen hat. Hat das Kind eine hübsche Jacke an, fragt die Oma an der Haltestelle: "Ja, wo hat die Mutti die denn gekauft?" Geht man mit seinem Sohn bei dem Einzelhandelsgeschäft Nanz einkaufen, so muß man es ertragen, daß der Kleine stolz ein Einkaufswägelchen nebenherschiebt - mit einem Fähnchen dran: "Einkauf für Mutti". Muß das Kind unterwegs mal gewikkelt werden, so geniert man sich schon etwas, die Wickelstation in der Damentoilette aufzusuchen. Geht man mit seinem Kleinen auf Bahn-Reisen, kommt man sich in einem "Mutter-Kind-Abteil" schon etwas deplaziert vor. Beim Einkauf von Babysachen oder Spielzeug findet man sich immer häufiger in einem Damenoberbekleidungsgeschäft wieder, weil die Einzelhändler, auch die alternativen, entdeckt haben, daß sich das Anbieten von Frauen- und Kinderartikeln unter einem Dach wechselseitig verkaufsfördernd auswirkt. (. . .)
Weniger amüsant sind indes die Diskriminierungen im deutschen Familienrecht (bzw. in der einschlägigen Rechtsprechung). Getreu bildet es die überkommene Geschlechterrollenteilung ab: Nach Auskunft des Deutschen Familiengerichtstags in Brühl erhalten bei Scheidungen in 87 v H der Fälle die Mütter und in nur 9 v H die Väter das Sorgerecht. Die sinnvollste, weil kindgerechteste Lösung des gemeinsamen Sorgerechts wird nur in unter 3 v H der Fälle gefunden. Daß so wenige Männer nach Trennungen das Sorgerecht oder die Hälfte davon zugesprochen bekommen, liegt sicher zum überwiegenden Teil an ihnen selbst. Viele Väter wollen sich nach der Trennung nicht mehr engagieren, als sie es vorher taten. Problematisch ist aber der immer größer werdende Teil von Vätern, die sehr wohl bereit sind, sich zu engagieren, oft gar in der Rolle des Hausmanns, sich aber angesichts der eingefahrenen Mütterzentriertheit von Jugendämtern, GutachterInnen und RichterInnen keine Chancen ausrechnen und aufgeben. (. . .)
Eine besondere Brutalität stellt hier das deutsche Nichtehelichenrecht dar. Als hätte sich in den letzten zwanzig Jahren nichts geändert, geht es vom nichtehelichen Vater als Desperado aus, der sein Kind im Urlaub, im Suff und - wahrscheinlich früher am häufigsten - einfach als Seitensprung aus einer gut bürgerlichen Ehe heraus gezeugt hat, jedenfalls von seinem Kind nichts wissen will. Die Alimente hält er für eine mehr oder weniger gerechte Strafe oder Sühne für seinen "Fehltritt" bzw. sein "Kavaliersdelikt". Oft genug reicht das Verantwortungsbewußtsein jedoch nicht einmal für die Selbstverständlichkeit von Unterhaltszahlungen.
Natürlich gibt es diesen Vatertyp auch heute noch; er ist aber längst nicht mehr repräsentativ. Nichteheliche Väter leben heute in zunehmendem Maße in nicht- ehelichen Lebensgemeinschaften. Oft genug verbinden nicht Verheiratete mit ihrer Entscheidung gegen die Ehe besondere emanzipative Vorstellungen von ihrer Beziehung und der Erziehung ihrer Kinder. Dessenungeachtet ordnet das Nichtehelichenrecht pauschal und ausnahmslos die elterliche Sorge und die Bestimmung des Umgangs der Kinder der Mutter zu. (. . .)
In der Auseinandersetzung um Rolle und Rechte von Vätern standen die nichtehelichen Väter nicht umsonst im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen der letzten Jahre, kristallisiert sich an ihnen doch in besonderer Weise der Widerspruch zwischen neuen Realitäten und alten gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Auseinandersetzungen um den § 1711 BGB (Umgangsrecht nicht verheirateter Väter) in der letzten Legislaturperiode oder der Spruch des Bundesverfassungsgerichts vom 5.5.1991, der den grundsätzlichen Ausschluß eines nicht ehelichen Elternteils von der elterlichen Sorge für verfassungswidrig erklärte, werden auch über den Nichtehelichenbereich hinaus zu einer Neubestimmung des Stellenwerts von Vaterschaft und Vätern führen.
Die je nach Rechtsgebiet mehr oder weniger obligatorische rechtliche Zuordnung der Kinder zu ihren Müttern ist insbesondere aus folgenden drei Gründen anachronistisch und destruktiv:
Erstens: Sie behindert kooperative Lösungen in Trennungskonflikten und verführt dazu, Kinder zum Instrument der Druckausübung zu machen. Trennungsphasen sind Zeiten der Irrationalität. Die Beteiligten greifen zu Mitteln, die andere ihnen und sie sich selbst nie zugetraut hätten. Die Versuchung, in einer solchen Situation auch die Kinder als (Gegen-) Machtmittel einzusetzen, widerstehen viele Mütter nicht. Die Chance, eine gemeinsame elterliche Verantwortung auch über die Hürde einer Elterntrennung zu retten, sinkt, wenn einer Seite die rechtliche Möglichkeit geboten wird, durchzumarschieren, den anderen Elternteil auszugrenzen. Gesetzgebung, Rechtsprechung, viele Anwälte/innen und Gutachter/innen verleiten, ja nötigen die sich Trennenden geradezu, sich in Sieger/in und Verlierer/in aufzuteilen, statt von vornherein zu signalisieren, daß sie auch weiterhin beide für gemeinsame Kinder verantwortlich sind, und die Kinder einen Anspruch auf Aufrechterhaltung ihrer Bindung an beide Elternteile haben.
Zweitens: Die einseitige rechtliche Bindung von Kindern an ihre Mütter ist anachronistisch, weil sie von dem biographischen Grundmodell der lebenslangen Kleinfamilie ausgeht, von dem nur in Ausnahmefällen (Tod, Erziehungsunfähigkeit eines Elternteils, selten Scheidung) abgewichen wurde. Auch hier haben sich die Verhältnisse längst gewandelt. Eine Mutter, die im Jahr 2010 auf ihr Leben zurückblickt, wird vielleicht ein-, zweimal verheiratet gewesen sein, wird einige Zeiten lang allein gelebt haben, mehrere für sie wichtige Partnerschaften eingegangen sein und daraus auch Kinder haben. (. . .)
Drittens: Die derzeitige Mütterzentriertheit des Familienrechts ist anachronistisch, weil sie die Entwicklung zu gleichberechtigteren Rollenverteilungen zwischen den Eltern behindert und sabotiert. Dem Vater signalisiert sie, daß es zwar erlaubt ist, sich freiwillig zu engagieren, eine wirkliche Verantwortung und Zuständigkeit im Zweifels- oder Grenzfall aber besteht nicht. Der mit dem Sorgerecht verknüpften Sorgepflicht kann sich ein Vater enthoben fühlen. Auch schützt ihn das Rechtssystem nicht in seiner Rolle als Vater, indem es willkürliche Trennungen zwischen Vätern und Kindern zuläßt, ja vornimmt. (. . .)
Die Forderungen von Vätern nach Gleichstellung in Familienrecht und -rechtsprechung sind von vielen Müttern und von Teilen der Frauenbewegung (und übrigens auch der Männerbewegung) mit Empörung aufgenommen worden. Als ob Männer in dieser Gesellschaft nicht schon genügend Vorrechte genössen. In der Tat ist der frauenpolitische Argwohn nicht unberechtigt, nachdem die etablierten, von scheidungsbetroffenen Männern getragenen Verbände sich vor allem auf unterhaltsrechtliche Fragen kaprizieren und teilweise Forderungen vertreten, die tief in das Selbstbestimmungsrecht von Frauen eingreifen, wie neuerdings die Forderungen der amerikanischen "father's right movement" nach einem Väterrecht auf Austragung von Schwangerschaften.
Rechtliche Forderungen von Männern oder Vätern können jedoch nicht per se illegitim sein. Es kommt darauf an, in welchem Zusammenhang sie gestellt werden, worauf sie abzielen. Sind sie Teil einer emanzipativen Strategie für mehr väterliches Engagement und für mehr Geschlechtergleichberechtigung auch im Reproduktionsbereich, dann sind sie nicht nur berechtigt, sondern unverzichtbar. Ein Hintenanstellen nach dem Motto, erst sollen sich die Väter mal emanzipieren (wieviel Prozent müßten es denn sein?), dann seien die Mütter bereit, auch über eine rechtliche Gleichstellung zu reden, kann es nicht geben. (. . .)
Das bisher überzeugendste und konkreteste Konzept einer Familienrechtsreform hat eine Gruppe SPD-Bundestagsabgeordneter um die Familienrichterin von Renesse vorgelegt. Konsequent räumt ihr Gesetzentwurf mit alten Denkfiguren und Kategorien auf. Rechte und Pflichten werden vom Interessenstandpunkt des Kinde aus definiert. "Das Kind (!) hat das Recht, persönliche Bindungen zu pflegen (. . .)", zu Mutter, Vater und allen anderen wichtigen Bezugspersonen. Dem Kind ist es auch ziemlich egal, ob seine Eltern verheiratet sind oder nicht - deshalb sieht der Gesetzentwurf die Gleichstellung ehelicher und nicht ehelicher Elternschaft vor. Auch wird dem Mißbrauch des Adoptionsrechts (s. o.) ein Riegel vorgeschoben.
Eltern soll, das ist das Kernstück des Entwurfs, im Regelfall das gemeinsame Sorgerecht zustehen. Bei verheirateten ohnehin, bei nicht verheirateten auf gemeinsamen Antrag und bei geschiedenen, solange nicht ein gegenteiliger Antrag auf alleinige elterliche Verantwortung gestellt wird. Diese wird zugesprochen, "wenn dies zur Wahrung des Kindeswohls angezeigt ist und Beratungsangebote (. . .) nicht dazu beitragen konnten, die Aufrechterhaltung der gemeinsamen elterlichen Verantwortung zu ermöglichen". Bemerkenswert ist auch der Vorschlag zwischen dem, was bisher Sorgerecht und was Umgangsrecht heißt, eine Zwischenstufe einzurichten, derzufolge auf Antrag "der Elternteil, der das Kind alleine oder überwiegend betreut, berechtigt ist, für das Kind in den alltäglichen Bereichen von Erziehung, Fürsorge und Vertretung allein Entscheidungen zu treffen". Damit wird den Vorbehalten vieler alleinerziehender Mütter Rechnung getragen, die fürchten, Väter könnten ihre Sorgerechtshälfts dazu mißbrauchen, sich ständig in ihren Alltag einzumischen.
Dieser noch am Anfang der parlamentarischen Behandlung stehende Gesetzentwurf ist ein gutes Stück selten gewordener sozialdemokratischer Reformpolitik. Seine Erfolgschancen sind noch nicht abzusehen. (. . .)
BOCKENHEIM. An ein "Jahr des Miteinanders" auf dem Abenteuerspielplatz Bockenheim erinnerten sich Leiter, Kinder und Eltern während ihrer Abschlußveranstaltung. Etwa 70 Leute kamen in den Räumen des Frankfurter Kinderbüros zusammen und schauten sich bei Kaffee, Saft und Kuchen die Dias des Jahres 1992 an.
"Weil die FTG eine Turnhalle bauen will, mußten wir umziehen", faßte Dominik das Hauptproblem der vergangenen Monate zusammen: Die "Abenteuerer" waren gezwungen, ihre Zelte und Barrakken abzubrechen und alle Geräte, Bauwagen und Materialien auf ein hundert Meter entfernt liegendes Gelände zu transportieren.
Dort mußten sie von vorn anfangen: Ein provisorisches Bürogebäude für die Sozialarbeiter Wolfgang Pohl und Margit Schmidt mußte her, der künstliche Teich mitsamt Pflanzen versetzt und ein Sandbereich mit Sitzgruppe für die Kleinkinder hergerichtet werden.
Zum Glück bekamen die Pfadfinder "von allen Seiten tolle Hilfe": Das Gartenbauamt leistete auf dem neuen Platz einige Vorarbeit. Platzwart Herbert Noll vom Sport- und Badeamt kam mit seinem Traktor und schleppte die "uralten" Bauwagen, "von denen niemand wußte, ob sie es überleben würden", erfolgreich zu ihrem neuen Standort.
Einen besonders großen Beitrag leisteten die Eltern: "Arbeitstage statt Stammtisch", hieß die Devise. An zwei Tagen schrubbten sie die Wagen, gaben ihnen einen neuen Anstrich und bauten für den Bürocontainer ein Vordach. Aber auch zwischendrin packten die Eltern mit an, denn es gab immer wieder "aufwendigen Kleinkram" zu erledigen: Tische abschleifen, Bäume umpflanzen, Dachrinnen anbringen . . .
Weil das ganze Jahr im Zeichen der Arbeit stand, sei die Kinderarbeit ein wenig zu kurz gekommen, meint Wolfgang Pohl. "Wir haben aber trotzdem versucht, einiges anzubieten." Osterferienspiele, eine Fahrt zum Pfadfinder-Pfingstlager, bei dem die Zelte vom Sturm aus der Verankerung gerissen wurden, und eine Herbstfahrt zur Burg Waldeck standen auf dem Programm.
Das große Thema des letzten Sommers waren "die Indianer und ihr Leben". Die Kinder bastelten sich Schmuck, Pfeil und Bogen, bauten Zelte auf und übernachteten darin.
Sogar einen Saunabesuch ließen die Bockenheimer Rothäute über sich ergehen. "Ich bin aber nur kurz reingegangen, weil der Wolfgang zu viele Kräuter reingemacht hat", erinnert sich Martina. "Und wir haben uns Indianer-Kleidung selbst gemacht", kicherte sie. Die Lendenschurze der Jungen hätten dabei "wie Windeln" ausgesehen.
Die beiden engagierten Sozialarbeiter hoffen, sich im nächsten Jahr wieder verstärkt den Kindern widmen zu können. Sie planen ein großes Osterprogramm, bei dem sie ein Versammlungshaus bauen wollen. Es soll halb in der Erde stehen sowie Lehmwände und ein Grasdach bekommen. Für den Sommer haben sie sich eine Fahrt mit Kanus in die neuen Bundesländer vorgenommen. Aber auch während der Schulzeit sind auf dem Abenteuerspielplatz in der Bezirkssportanlage West alle Kinder willkommen, die Hütten und Brücken bauen, im Wasser spielen und am Lagerfeuer "Stockbrot" braten wollen. lub
WÖLLSTADT/WETTERAUKREIS. Zur besinnlichen Stimmung der Vorweihnachtszeit, zu den Feiertagen sowieso, gehört für viele ein "geistiges" Getränk: Alkohol. So lernen oft Heranwachsende schon, mit Alkohol "lustig" zu werden oder scheinbar Probleme zu lösen. Die Frauen und Männer der Guttempler-Gruppe Nieder-Wöllstadt wissen nach den Worten der Leiterin Waltraut Oppitz, daß die Feiertage für Alkoholkranke und ihre Familien eine schwere Zeit ist. Daher bieten sie vom 24. bis 26. Dezember zwei Krisentelefone an: 0 60 32 / 7 17 61 (Oppitz) und 0 60 39 / 4 31 62 (Simon).
Die Guttempler treffen sich jeden Mittwoch um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus von Nieder-Wöllstadt.
"Tabak und Alkohol sind meist die Einstiegsdrogen", sagen Waltraut Oppitz und Herbert Simon aus Karben. Die Guttempler haben in ihrer Praxis die Erfahrung gemacht, daß schon vierjährig Kinder mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Immer öfter folgen dann später Haschisch, dann sogenannte harte Drogen. "Gerade hat die Crack-Welle aus den USA Frankfurt erreicht, es dürfte nicht lange dauern, bis dieser Stoff auch in der Wetterau konsumiert wird", fürchtet die Hochtemplerin.
Um so unverständlicher war es für die Aktiven des Abstinenzverbandes der ehemals Alkoholabhängigen, daß bei einem Fachvortrag über "medizinische Probleme mit Drogenabhängigen" kürzlich gerade die Wetterauer Ärzte kaum vertreten waren. Dabei wollte die Wetterauer Gruppe der Guttempler gerade angesichts der Bemühungen der Stadt Frankfurt, Drogenabhängige wieder in ihre Heimatgemeinden zurückzuschicken, den örtlichen Ärzten Erfahrungen aus erster Hand vermitteln. Der Referent, Dr. med. Manfred Mösch, arbeitet seit Jahren in der medizinischen Ambulanz des Frankfurter VAE-Kontaktladens des Vereins für Arbeits- und Erziehungshilfe in der Moselstraße. Anhand von Dias zeigte er das Elend der Drogenabhängigen und die medizinischen Komplikationen bei der ärztlichen Behandlung.
Wegen der Aktualität des Themas waren auch die Guttempler und ihre Familienangehörigen aus dem benachbarten Hochtaunuskreis eingeladen. Etliche Eltern drogengefährdeter Kinder waren auch gekommen. Die Hoffnung, eine Verbindung zu örtlichen Medizinern herstellen zu können, mußte fallengelassen werden, so Frau Oppitz. Auch Dr. Becker vom Keisgesundheitsamt habe sich über das fehlende Interesse am kompetenten Vortrag gewundert.
Die Kontaktstelle in der Moselstrße werde täglich von 400 bis 600 Drogengefährdeten aufgesucht, die zum Teil auch aus der Wetterau stammen. Durch den Tausch von Spritzen werden HIV-Infektionen weitergegeben, und auch sonst stellen die Mehrfacherkrankungen die Ärzte vor große Probleme. So sei die Wundversorgung vordringlich. Viele nähmen ein bestimmtes Beruhigungsmittel, so daß sie fast im Stehen einschlafen. Das könne auch zu Atemstillstand und Tod führen. Wenn das ein Arzt nicht erkenne und handele, könne es zu spät sein. Überhaupt sei der Mehrfachmißbrauch von Drogen, Tabletten und Alkohol für viele lebensbedrohlich. Oft aber fänden die Ärzte und Krankenwagen kein Krankenhaus, das die schwerkranken Drogenabhängigen aufnehme. Gerade angesichs einer zunehmenden Medikamentenabhängigkeit, so Dr. Mösch, sei es höchste Zeit, daß Ärzte bei ihrer Ausbildung mehr über das Thema Sucht erfahren.
Wie können die Guttempler da helfen? "Wir arbeiten mit Alkoholkranken, nicht mit Drogenabhängigen", erläutert die Hochtemplerin. Der Orden gibt Kontaktadressen an Hilfesuchende. Das ist in Friedberg die Jugend- und Drogenberatung Am Schützenrain 9. Vom Leiter Jörg Krämer habe sie vor einiger Zeit erfahren, daß eine verstärkte Zunahme der Hilfesuchen zu registrieren sei.
In der Arbeit für Alkoholgefährdete beziehen die Guttempler nach Möglichkeit die ganze Familie mit ein, aus der Erfahrung, das die ganze Familie betroffen wird. "Bei den Angehörigen kommt oft ein regelrechter Zusammenbruch, wenn zum Beispiel der alkoholkranke Vater nach einer Therapie die Abhängigkeit überwunden hat. Es wäre wichtig, wenn die ganze Familie zwei Monate Therapie mitmacht", schildert die Guttemplerin.
Die Kinder bekämen sehr wohl mit, was passiert, auch wenn sie noch so klein sind. Das äußere sich im späteren Leben meist in manifesten Störungen oder aber in eigener Alkoholabhängigkeit. Die Angehörigen wüßten dann oft nicht, damit umzugehen, zumal die Erwachsenen mit sich selbst beschäftigt seien.
Bei den regelmäßigen Mittwochstreffen in Wöllstadt wird außer der Gelegeneheit zu Gesprächen auch ein festes Programm geboten. "Wir legen Wert auf Persönlichkeitsentwicklung", schildert Frau Oppitz aus der Arbeit. Themen von Vorträgen in der zurückliegenden Zeit waren unter anderem: wirtschaftliches Autofahren, positives Denken, Angst und Depressionen. Es gibt einen Hobbyabend, oder es werden Dias vom Urlaub gezeigt. Denn: "Es ist schon viel, wenn ein Mensch wieder soweit ist, daß er überhaupt in Urlaub fahren kann." Außerdem gehört die Gestaltung eines Abends schon zur Entwicklugn eines Menschen, dessen ganzes Interesse sich vorher auf die Flucht in den Alkohol konzentrierte.
Günther Simon bestätigt, es sei für ihn nach der Therapie wichtig gewesen, bei den Guttemplern zu sein. "Dort war ich in der Lage, über Probleme, die mit meiner Lage als Alkoholgefährdeter zusammenhingen, zu reden." Außerdem stellte er fest, daß plötzlich viel Freizeit übrigblieb, die er vorher in der Kneipe verbracht hatte. "Ich hatte verlernt, mich zu beschäftigen, und fing nun an, meine handwerklichen Fähigkeiten, meine verschüttete Kreativität wiederzuentdecken."
So helfen die Guttempler nach den Worten von Frau Oppitz bei der Vorbereitung zur Therapie und der gesamten Nachsorge. Die Betroffenen sind also nicht allein gelassen. Die Gefahr eines Rückfalles wird verringert.
"Wir wollen nicht die ganze Welt trokkenlegen", verneint die Hochtemplerin auf eine Frage der FR nach den Zielvorstellungen der Guttempler. Die US-amerikanische Prohibition habe gezeigt, daß das Gegenteil bewirkt werde. Allerdings sollte Alkohol aus dem Straßenverkehr und aus der Werbung verbannt werden, meint sie. Vor allem: "In jedem Bürgerhaus sollte es mindestens ein Getränk geben, das billiger ist als Alkohol." GEORG LINDE
Die Fußball-Bezirksliga Hanau präsentierte sich bis auf eine Ausnahme auch in der bisherigen Spielzeit als eine Klasse ohne große Skandale. In Zeiten ständig steigender Klassenleiter-Urteile (teilweise auch durch Regeländerungen ausgelöst) konnte Kreisfußballwart Karl Klosterbecker, der beim Kreisfußballtag am 26. März 93 nicht mehr kandidieren wird, im Vereinsheim der SG Marköbel sogar einen leicht rückläufigen Trend vermelden. Anstatt 21 Urteilen (mit 26 Bestrafungen) ging die absolute Zahl im Bereich der ersten Mannschaften auf 19 rote Karten (und 20 Bestrafungen) zurück.
Bei den zweiten Mannschaften kippte die Zahl von 25 auf 14 Urteile. Dort konnte fast bereits ein vorbildliches Verhalten konstatiert werden, wenn nicht ein Drittel der roten Karten aus Tätlichkeiten auf dem Spielfeld (Paragraph 25 der Strafordnung) resultieren würden. Die blieben bei den "Ersten" aus. Dort dominierten die Schiedsrichter-Beleidigungen (sieben Hinausstellungen)) und die Unsportlichkeiten (sechs).
Insgesamt mußte der Bezirks-Rechtsausschuß, der anschließend noch eine Stellungnahme der TSV Kewa Wachenbuchen zum Spiel in Langenbergheim (3:5) verhandelte, viermal tätig werden. Der gravierendste Vorfall war die Bedrohung von Schiedsrichter Englert (Schwalheim), dem ein alkoholisierter Langendiebacher Fan mit dem Messer (wie berichtet) in die Quere kam.
Es gab immerhin sechs Vereine, die keine einzige rote Karte quittieren mußten. Ebensoviele Klubs werden wegen fehlender Schiedsrichter zur Kasse gebeten.Von einer Kuriosität berichtete Marköbels Spielausschuß-Vorsitzender Gernot Hartig: "Schiedsrichter Koch aus Wallau wollte das Spiel beim Dörnigheimer SV nicht anpfeifen, weil es regnete und er bei einem Anruf vom Wetteramt erfahren hätte, daß es weiter regnen solle und alle krank werden können. Das könne er nicht verantworten." Nach Rückfragen beim Klassenleiter - beide Mannschaften wollten auf dem durchaus bespielbaren Platz antreten - gab es doch noch eine Kehrtwendung. Inzwischen waren allerdings einige Marköbeler Spieler vom Sportplatz-Gelände weggegangen und Hartig mußte sie praktisch mit dem Lasso wieder einfangen.
Mit vier Spielausfällen kam die Bezirksliga gut über die Runden. Die zweite Halbserie soll geschlossen am 14. Februar fortgesetzt und am 23. Mai 93 beendet werden.
Bis auf drei Ausnahmen gab es keine Verlegungen vom Hauptspieltag, dem Sonntag. Die Relegationsrunde führt Anfang Juni den Hanauer Bezirksliga-Zweiten mit den Pendants aus Frankfurt und Offenbach sowie dem Bezirksoberliga West-Fünftletzten zusammen. Der Hanauer Vertreter trifft zunächst auf neutralem Terrain auf den Offenbacher Bezirksliga-Zweiten, genießt dann Heimrecht gegen den Frankfurter Vertreter und muß abschließend zum Bezirksoberligisten. Die Reserven-Tabellenersten der Bezirks- und Kreisliga A Hanau ermitteln den Kreismeister. Roßdorf wurde hier Halbzeitmeister.
Der geplante Schiedsrichterkosten- Ausgleich wurde in einer Abstimmung abgelehnt, kann frühestens 93/94 praktiziert werden. Das Hauptargument: Die Unterschiede in dieser Klasse sind relativ gering, der Aufwand lohnt nicht. In Landes- und Bezirks-Oberliga wird diese Methode erfolgreich angewandt, haben faktisch alle Klubs am Ende eine gleich hohe Schiedsrichter-Saisonrechnung vorliegen. Interessant: Schlußlicht SV Kilianstädten hat sich für die Terminbesprechung 93/94 beworben. "Wir steigen nicht ab", ist sich Vorsitzender Werner Korb seiner Sache ganz sicher. MAX KÖBEL
Gegen die Verlegung der Sportanlage und des Schießstandes sprachen sich in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 13 (Nieder-Erlenbach) die Vertreter aller Fraktionen mit Ausnahme von Reiner Wöhle (FDP-Fraktionsvertreter) aus. Damit wurde der Magistratsbericht der Stadt vom 16. Oktober 1992 zurückgewiesen. Nach diesem Schreiben ist vorgesehen, im Rahmen des jüngsten Landschaftsplanes neue Standorte für die beiden Sportstätten zu suchen. tin
GOLDSTEIN. Zu dem Puppentheaterstück "Raus aus den Betten! Weihnachten kommt!" hatte das Kinderhaus Goldstein eingeladen. Mit Erfolg: 94 Kinder drängelten sich im Saal. "Zuerst dachten wir, soviel Andrang, das geht nicht", sagte die Sozialpädagogin im Anerkennungsjahr, Angela Obijou. Aber Leiterin Christiane Leonhardt ließ alle nacheinander, "in Vierergrüppchen", herein. Und die Puppenspielerinnen Mirjam Jacobs und Monika Djajadisastra vom Düsseldorfer "Theater aus dem Kessel" fesselten von Anfang an.
"Raus aus den Betten! Weihnachten kommt!" krächzte der Rabe Oskar und weckte die Helden der Geschichte, Troll Tonjo und seinen Freund Quartonius, das Schnüffeltier, die in einem umgefallenen Wasserkessel und einem Baumstumpf ihren Winterschlaf halten. Die Puppen sind liebevoll gearbeitet: Tonjo hat abstehende Haare, einen knallroten Pulli und einen leicht erstaunten Gesichtsausdruck. Er ist ein netter, schüchterner Kerl, der den Sommer über fleißig Blätter, Moos und Kastanien gesammelt hat. Quartonius ist ein häßlich-schönes, kugelrundes Untier mit langem Rüssel, das auf Sauberkeit nicht viel Wert legt, stets einen frechen Spruch auf den Lippen hat und Tonjo ab und zu eine Kastanie stibitzt.
Tonjo und Quartonius haben ein Problem: Was Weihnachten ist, wissen sie nicht. Also stellen sie Vermutungen an: "Vielleicht kann man Weihnachten ja hören. Vielleicht ist es was Süßes. Oder es ist ganz laut. Oder gefährlich?" Dann beobachten sie die Stadtmenschen und stellen fest: "Die sammeln alle Vorräte. Weihnachten muß ganz schön hungrig sein." Rabe Oskar fliegt vorbei und weist die beiden an, den Baumstumpf zu putzen und zu schmücken. Dann sehen sie eine Ameisenfamilie, die Pakete schleppt, und fangen selbst an, Geschenke zu suchen.
Mitten im Weihnachtsfieber hat Tonjo eine Idee: "Vielleicht ist Weihnachten ja was ganz, ganz Schönes." Prompt breitete sich Spannung unter den kleinen Zuschauern aus - sie merkten: Die beiden sind auf dem richtigen Weg.
Mirjam Jakobs und Monika Djajadisastra bewiesen Gespür fürs Publikum. Sie hielten den Spannungsbogen, spielten entscheidende Szenen in aller Ruhe aus. Ganz nebenbei kontrollierten sie auch noch die erste Zuschauerreihe, die am liebsten auf die Bühne geklettert wäre.
Weil "Weihnachten sich wohl verlaufen hat", sind Tonjo und Quartonius bald verzweifelt. So spielen sie "Herr und Frau Weihnachten, die kommen". Und endlich kommt ihnen die Idee, sich gegenseitig zu beschenken. Quartonius bekommt Tonjos "Schnuffeltuch" und Tonjo von Quartonius einen "ganz geheim gefundenen Schatz": eine Christbaumkugel zum Umhängen. Schließlich spielen sie noch zweistimmig Glockenmusik auf den Eiszapfen, die an Tonjos Kessel gewachsen sind, kuscheln sich in die Behausung und setzen ihren Winterschlaf fort.
Nächstes Jahr geht das "Theater aus dem Kessel" unter der Leitung von Barbara Theisen auf Tournee und spielt "ein Stück zur Ausländerproblematik". Nach der einstündigen Vorstellung durften die Goldsteiner Kinder die Puppen genauer anschauen und anfassen. Ein Junge wollte sogar mit den Eiszapfen Musik machen - aber so etwas ist nur mit der Magie einer Vorstellung möglich. lub
Fragen beim Art Aid-Benfiz
Ein kunstgesellschaftliches Ereignis mit Benefiz-Anspruch, das Fragen aufwirft: zum zweiten Mal findet in Frankfurt "ART AID" statt. Das vortreffliche Ensemble Modern hat die Eröffnung musikalisch begleitet. Mißtöne gab es unterdessen in den Reihen der bildenden Künstler, die aufgerufen waren, eines ihrer Kunstwerke für einen guten Zweck zu stiften.
Während die Spenden im vergangenen Jahr im ehemaligen Möbelhaus Hess an der Konstablerwache etwas lieblos präsentiert wurden, haben sich dieses Mal Profis um die Ausstellung gekümmert, die nun in der Raiffeisenhalle (die man als Ausstellungsforum bewahren sollte) zu sehen ist. Die Stellwände, die der Kunstverein für seine Mexiko-Schau installierte, konnten erneut genutzt werden. Hängung und Beleuchtung sind sorgfältig. Andere Punkte geben zu denken.
Zunächst die Künstlerauswahl. Durften im vergangenen Jahr auch diejenigen teilnehmen, die in der "Szene" (noch?) keinen großen Namen haben, so fand heuer eine Art Jurierung statt. Dem Aidskranken dürfte es freilich egal sein, ob ihm durch einen BBK-Künstler, dessen Werk noch nicht die Anerkennung der Frankfurter Kunst-Häuptlinge gefunden hat, geholfen wird oder mit dem Erlös einer Arbeit, die bereits durch deren Augenmerk geadelt wurde.
Klaus Klemp vom Kulturamt - "Wir haben Wert auf Qualität gelegt" - listete diesmal für die Herren König, Weiermeir und Ammann Frankfurter Künstler auf: Hundert wurden um Mitwirkung gebeten, rund 60 Prozent beteiligen sich nun. Was macht der Rest? Wo sind die gewiß konkurrenzfähigen Werke der Städelschul- Professoren? Thomas Bayrle hat immerhin einen kolorierten Druck beigesteuert.
Verwundert erfährt man, daß Ottmar Hörl, der sich doch sonst stetig um Präsenz bemüht, vergessen hat, auf die Teilnahmebitte zu reagieren. Allerdings grübelt er bis heute über das Schicksal seines 1991 gespendeten Werkes. Es wurde nicht verkauft und muß nun als verschollen gelten. Verständlich, daß ihm diesmal die Lust vergangen ist; dafür möchte er etwas erwerben.
Aber auch andere Namen tauchen nicht auf. Bernd Vossmerbäumer mußte sich von Kollegen "anmachen lassen, daß nur privilegierte Edelkünstler zugelassen" seien. Nicht deshalb verzichtete er aber auf die Beteiligung. Vielmehr stellt er die berechtigte Frage, warum unbedingt eine ökonomisch schwache Gruppe - die Künstler - einer sozialen Randgruppe - den Aidskranken - unter die Arme greifen müsse. Er fühlt sich funktionalisiert und fragt, wer am Theater - zum Beispiel - ein Stück kostenlos inszenieren und gagenfrei aufführen würde - um der gnadenbringenden Weihnacht und des guten Zweckes willen. Mit dem Namen König, Amman und Weiermeir würden die Künstler geködert und nicht zuletzt bei ihrer Eitelkeit gepackt.
Seltsam nur, daß sich von den dreien am Vernissage-Abend keiner blicken ließ.
Und die potenten Sponsoren? Bei manchen habe man das Gefühl, sie würden erst mal den Telefonhörer desinfizieren, ist zu vernehmen. Immerhin hat sich eine Reihe von Firmen - große und kleine - engagiert. Leider nicht immer sinnvoll. Was soll dem bloß der aufwendige Katalog mit Farbabbildungen, der in Kürze Makulatur ist? Hätte man dessen Produktionskosten nicht besser der Aids-Hilfe zur Verfügung gestellt?
Auch die von den Künstlern getroffene Werkauswahl ist nicht stets nachvollziehbar. Zwar sieht man erfreulich viele gute Arbeiten und keinen Atelier- Ausschuß: Manchmal sind aber die Formate und damit die Preise für den Anlaß einfach zu gewaltig. Schließlich soll hier auch jemand zum Kauf verlockt werden, der die Hochpreisregionen des Kunstmarktes nicht akzeptieren kann oder will.
Mit Realitätssinn in dieser Hinsicht treten die Fotografen wie Barbara Klemm und Will McBride an. Ein unlimitiertes Multiple ("Vogelhaus") von Steffi Hartel und Udo Koch kann dem Unternehmen dienen, ebenso Michael Reiters Markisenbilder - wirksam angesiedelt zwischen Lucio Fontana und Campingkissen. Andreas Samaras zeigt Objekte, die in seinem Oeuvre einen besonderen Stellenwert haben. Charly Steiger und Hans Jürgen Diez haben - der Sache sehr angemessen - kleine Formate mit eigenständigem Charakter produziert. Georg Hüter präsentiert den "Frankfurter Pflasterstein". Der wenigstens wurde am Eröffnungsabend verkauft, sonst ging kaum etwas. Am 1. Januar sollen die bis dahin nicht reservierten Exponate versteigert werden; ein denkbar ungeschickt gewähltes Datum.
Die am ART AID beteiligten Künstler leisten "ihren Beitrag zu einer städtischen Kultur, in der Schwache ihren Platz haben und in der Kultur und Soziales keinen Gegensatz bilden", verkünden die Veranstalter. Es gibt Besucher, die die frohen Aussichten zu bezweifeln wagen (bis 1. Januar, Oskar-von-Miller- Straße 30). DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
NIEDER-ERLENBACH. Das Dauerthema seit 20 Jahren: ein neuer Parkplatz in der Ortsmitte. Obwohl derzeit keine dringende Notwendigkeit für weitere Stellplätze herrscht, votierten die Fraktionen von SPD, Grünen und CDU (der FDP- Vertreter Reiner Wöhle kam später und stimmte darum nicht mit ab) in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 13 einstimmig für neue Parkplätze in Nieder-Erlenbach. "Mir geht es darum, das Recht des Ortsbeirats vom Magistrat nicht beschneiden zu lassen", solidarisierte sich Otfried Reinhardt (SPD) mit den Kollegen der CDU.
Wiederholt hatten die Christdemokraten eingeklagt, daß die Stadt ihr Versprechen aus dem Grenzänderungsvertrag einhält. Dort steht auf Seite 7, Paragraph 7, Absatz 10, geschrieben: "Die Stadt Frankfurt am Main verpflichtet sich, in der Ortsmitte des Stadtteils Nieder-Erlenbach baldmöglichst einen Parkplatz zu bauen." Das sei das einzige Anliegen aus dem Grenzänderungsvertrag von 1972, "dessen Umsetzung von den Stadtvätern von Jahr zu Jahr hinausgezögert wird", sagte Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU).
Zum zweiten Mal lehnte die Untere Naturschutzbehörde den Bau der Parkfläche ab. Diesmal mit der Begründung, daß der Stellfläche (für höchstens 13 Autos) Grünfläche zum Opfer falle und ein Spielplatz in der Nähe liege. Das Grundstück neben der Post, auf dem der Ortsbeirat die Stellfläche errichten lassen möchte, sei im Bebauungsplan als Grünfläche ausgewiesen, hieß es aus dem Amt. Da keine "planungsrechtliche Festsetzung" existiere, könne auch kein Parkplatz gebaut werden. In der jüngsten CDU-Anregung wird deshalb eingeklagt: Die Stadt soll endlich die planerischen Voraussetzungen schaffen.
Außerdem "ist Bau der Stellfläche ein fester Bestandteil der Tempo-30-Planungen", erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Lorenz. Denn durch die verkehrsberuhigenden Maßnahmen auf der Hauptstraße Alt-Erlenbach würden die Parkmöglichkeiten in der Ortsmitte verringert. Dort wird künftig nur noch versetztes Parken in Parkbuchten möglich sein. "Und durch das Pflanzen von Bäumen fallen weitere Stellplätze weg", sagte Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU).
Die Ortsbeiräte wollen langfristig denken und planen. Denn in den kommenden Jahren "wird auch in Nieder-Erlenbach die Bevölkerung zunehmen", hieß es. Und für die Neubürger müßte Parkfläche geschaffen werden. "Die Autos sind nun mal vorhanden und müssen irgendwo abgestellt werden", meinte Ortsvorsteher Kurt Michel. tin
Mariä Himmelfahrt, Griesheim: Do., 24.: 15 KF, 17.30 CHM; Fr., 25.: 10 HA, 18 V; Sa., 26.: 10 HA; So., 27.: 10 FG.
St. Josef, Höchst: Do., 24.: 16.30 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 19 MS; Sa., 26.: 10 GG; So., 27.: 10 FG, 19 MS.
St. Justinus, Höchst: Fr., 25.: 10 HA; Sa., 26.: 19 MS.
Dreifaltigkeit, Nied: Do., 24.: 15 KF, 22.30 CHM; Fr., 25.: 9,30 MS; Sa., 26.: 9.30 MS; So., 27.: 9.30 MS.
St. Markus, Nied: Do., 24.: 15 KF, 22.30 CHM; Fr., 25.: 10.45 MS; Sa., 26.: 10.45 MS: So., 27.: 10.45 MS.
St. Dionysius, Sindlingen: Do., 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 10 HA; Sa., 26.: 10 HA; So., 27.: 10 HA.
St. Michael, Sossenheim: Do., 24.: 15.30 KCHM, 22.30 CHM; Fr., 25.: 10 HA; Sa., 26.: 10 lat. HA; So., 27.: 10 GG.
St. Johannes, Unterliederbach: Do., 24.: 15.30 KCHM, 21 CHM; Fr., 25.: 10 HA, 16 MS (kroat.), 17.30 V, 18.30 MS; Sa., 26.: 9 HA, 15 MS (indones.), 18.30 MS; So., 27.: 9 HA, 16 MS (kroat.), 18 V, 18.30 MS.
St. Bartholomäus, Zeilsheim: Do., 24.: 16.30 KF, 22.30 CHM; Fr., 25.: 9 MS (Schwesternhaus); Sa., 26.: 10.30 HA, So., 27.: 10.30 HA.
St. Stephan, Zeilsheim: Fr., 25.: 10.30 HA, Sa., 26.: 18.30 HA.
Gemeinde Bockenheim, Sophienstr. 50: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Bonames im Harheimer Weg 18-24 (Haus Nidda): Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottelsdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Bornheim, Luisenstraße 3: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Eckenheim, Engelthaler Straße 16: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst. Gemeinde Eschersheim, Willibrachtstraße 8: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst. Gemeinde Fechenheim, Willmannstraße 13: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst. Gemeinde Griesheim, Lärchenstr. 60: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Höchst, Gebeschusstraße 26: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Nordweststadt, Oberschelder Weg 1: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst. Gemeinde Praunheim im Praunheimer Hohl 1: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst. Gemeinde Riederwald, Am Erlenbruch 28 (Altentagesstätte): Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Sachsenhausen, Großer Hasenpfad 38-40: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Schwanheim, Nürburgstr. 7: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Südwest, Hufnagelstraße 39: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Gemeinde Zeilsheim, Klosterhofstr. 25: Freitag, 25. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst; Sonntag, 27. 12., 9.30 Uhr, Gottesdienst.
Altkatholische Pfarrgemeinde, Frankfurt am Main, Gemeindezentrum in der Basaltstraße 23; Do., 24. 12., 16 Uhr, Heilig Abend - Christmette; Sa., 26. 12., 17 Uhr, Kender- und Familiengottesdienst mit Weihnachtssingen; Do., 31. 12., 17 Uhr, Jahresschlußgottesdienst.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 99
Wer Florence Smyth heute gegenübersitzt, kann sich kaum vorstellen, daß sie nach dem Tode ihres Mannes sich kaum noch um ihre Kinder kümmern konnte: Eine Frau, die so souverän wirkt, als könne sie jede Katastrophe meistern. "Obwohl meine Schwester und meine Familie sich rührend um mich bemühten, Freunde ihre Hilfe anboten und die Polizei ihren psychologischen Dienst, fühlte ich mich so verlassen", sagt die Witwe.
Den Rat von Psychologen wollte sie nicht hören. Selbst Freunde sagten ihr, daß sie als Frau eines Polizisten auf seinen Tod besser vorbereitet sein müßte als andere. Doch sie meint: "Für mich war er ja mein Mann und nicht ein Polizist." Eine Aussage, die in Varianten auch die Psychologin Karola Dillenburger in ihrer Doktorarbeit über Witwen nach dem gewaltsamen Tod ihrer Ehepartner in Nordirland wiedergibt.
Wohl in keinem anderen Buch über Nordirland sind die traumatischen Folgen für die Überlebenden der mehr als 3000 Opfer des Konflikts so einfühlsam beschrieben und Konsequenzen für die psychologische Aufarbeitung gefordert worden. Wie wichtig die Arbeit ist, zeigt sich schon allein darin, daß die meisten Frauen bereit waren, mit der aus Deutschland stammenden früheren Sozialarbeiterin zu sprechen. "Manchmal denke ich, daß niemand Anteil nimmt", schrieb ihr eine Witwe. Und auch Florence Smyth sagt: "Meine Kinder und ich gehören zu den vergessenen Familien."
Die Mutter von drei Kindern, die nach dem Tod ihres Mannes eine Entschädigung von umgerechnet 20 000 Mark erhielt, fühlt sich immer noch mitschuldig am Tode ihres Mannes. Bevor Stanley Smyth von einer Landmine zerfetzt worden war, hatten schon mehr als 250 Polizisten ihr Leben verloren, hatte Interpol berichtet, daß Nordirland der gefährlichste Arbeitsplatz für Polizisten in aller Welt sei und der Risiko-Faktor, in Ulster getötet zu werden, zweimal so hoch sei wie am zweitgefährlichsten Einsatzort: im mittelamerikanischen San Salvador. "Ich habe das alles gewußt", sagt Florence, "aber nichts getan, ihn aus der RUC herauszuholen." Der Mann hat niemals viel von seinem Beruf erzählt, immer die Risiken mit einer Handbewegung abgetan. "Don't worry", hat er ihr oft gesagt, wenn wieder einmal die Nachricht über den Tod eines Kollegen das Gespräch der Eheleute beherrschte: "Mach dir keine Sorgen." Tochter Lucy hat erst beim Tode ihres Vaters erfahren, daß er Polizist war - sie sollte sich in der Schule nicht verplappern. Denn das Risiko für einen Polizisten hört mit dem Dienst nicht auf, seit die IRA Mitte der 70er Jahre auch Polizisten zu ihren "legitimen Zielen" erklärte und sie gnadenlos verfolgt.
Allerheiligen, Ostend: Do., 24.: 16 KF, 22 CHM; Fr., 25.: 10 HA, 18 A; Sa., 26.: 10 FG; So., 27.: 10 HA.
Herz-Jesu, Fechenheim: Do., 24.: 15.30 KF, 22.30 CHM; Fr., 25.: 9.30 GG, 18 V; Sa., 26.: 9.30 GG; So., 27.: 9.30 GG.
Heilig-Geist, Riederwald: Do., 24.: 17 CHM; Fr., 25.: 10.30 HA; Sa., 26.: 10.30 CHA; So., 27.: 10.30 HA.
Sankt Hildegard, Fechenheim: Fr., 25.: 9 HA; Sa., 26.: HA; So., 27.: 9 HA.
Heilig Kreuz, Bornheim: Do., 24.: 16 KF, 22 CHM; Fr., 25.: 10.30 HS, 18 V; Sa., 26.: 10.30 FG; So., 27.: 10.30 HA.
Sankt Josef, Bornheim: Do., 24.: 16 KF, 21.30 CHM; Fr., 25.: 10 HA, 17.45 V, 18.30 MS; Sa., 26.: 10 HA, 18.30 MS; So., 27.: 10 FG, 18 A, 18.30 MS.
Maria Rosenkranz, Seckbach: Do., 24.: 15 KF, 18 CHM; Fr., 25.: 9.15 HA, 18 A; Sa., 26.: 9.15 HA; So., 27.: 9.15 HA.
Dom, Altstadt: Do. 24.: 15.30 KWG, 22 CHM, 24 CHM; Fr. 25.: 9 MS, 10.15 HA, 14.30 V, 18 MS; Sa. 26.: 18 VAM; So. 27.: 9 MS, 10.15 HA, 14.30 A Lange Str. 12), 18 MS.
St. Antonius, Westend: Do. 24.: 16 KCHM, 18 CHM; Fr. 25.: 10 HA, 18 MS; Sa. 26.: 10 HA, 18 MS; So. 27.: 10 HA, 18 MS.
St. Bernhard, Nordend: Do. 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr. 25.: 10.30 HA, 11.45 MS (portug.); Sa. 26.: 9 MS, 10.30 HA; So. 27.: 9 MS, 10.30 HA/KG, 11.45 MS (portug.).
St. Gallus, Gallus: Do. 24.: 16 KCHM, 21 CHM; Fr. 25.: 10 HA; Sa. 26.: 9 HA, 10.30 GG; So. 27.: 9 HA, 10.30 FG.
St. Ignatius, Westend: Do. 24.: 16 KF, 22.30 CHM; Fr. 25.: 10.30 GG; Sa. 26.: 10.30 GGFF; So. 27.: 10.30 GG, 19 MS.
St. Leonhard, Altstadt: Do. 24.: 18 CHM; Fr. 25.: 10 u. 11.30 MS; Sa. 26.: 10 u. 11.30 MS; So. 27.: 10 u. 11.30 MS.
Liebfrauen, Altstadt: Do. 24.: 7 MS, 10 MS, 17.30 CHM; Fr. 25.: 7 MS, 8.30 MS, 10 HA, 11.30 MS, 17 MS; Sa. 26.: 7 MS, 8.30 MS, 10 HA, 11.30 MS, 17 MS; So. 27.: 7 MS, 8.30 MS, 10 HA, 11.30 MS, 17 MS.
Maria Hilf, Gallus: Do. 24.: 17 CHM; Fr. 25.: 10 MS; Sa. 26.: 10 MS; So. 27.: 10 MS.
Sankt Michael, Nordend: Do. 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr. 25.: 10.30 HA, 18 V; Sa.: 26.: 10.30 HA; So. 27.: 10.30 HA.
St. Albert, Dornbusch: Do., 24.: 16 KF, 21.45 CHM; Fr., 25.: 10 HA; Sa., 26.: 10 HA; So., 27.: 10 HA.
St. Bonifatius, Bonames: Do., 24.: 17 KF, 22 CHM; Fr., 25.: 9.30 GG; Sa., 26.: 9.30 GG; So., 27.: 9.30 GG.
St. Lioba, "Am Bügel", Bonames: Do., 24.: 15.30 KF; Fr., 25.: 11.15 GG; Sa., 26.: 11.15 GG; So., 27.: 11.15 GG.
St. Dreifaltigkeit, Frankfurter Berg: Do., 24.: 15 KF, 22 CHM; Fr., 25.: 9.15 MS, 17 A; Sa., 26.: 9.15 MS; So., 27.: 9.15 MS.
Herz-Jesu, Eckenheim: Do., 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 11 MS; Sa., 26.: 11 MS; So., 27.: 11 MS.
St. Josef, Eschersheim: Do., 24.: 16.30 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 9 GG, 10.30 HA; Sa., 26.: 9 GG, 10.30 HA; So., 27.: 9 GG, 10.30 HA.
St. Familia, Ginnheim: Do., 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 11 HA; Sa., 26.: 11 HA; So., 27.: 11 HA.
St. Laurentius, Kalbach: So, 24.: 15 KF, 18 CHM; Fr., 25.: 8.30 MS, 10 HA; Sa., 26.: 8.30 GG, 10 HA; So., 27.: 8.30 GG, 10 HA.
Viele Polizisten sind seither auf dem Weg zur Arbeit oder zum sonntäglichen Gottesdienst ihren Mördern begegnet. Oder wie John Proctor, auf den im Sommer 1981 die Killer warteten, als er seine Frau nach der Geburt ihres ersten Kindes auf der Entbindungsstation der Klinik in Magherafelt besucht hatte. "Wir hatten noch gar keinen Namen ausgesucht, als er sich verabschiedete", erinnert sich seine Witwe! "Wenige Minuten später hörte ich vom Parkplatz Schüsse. Dann kam ein Arzt und sagte mir, daß sie meinen Mann erschossen hätten." Die Witwe nannte den Sohn John.
Selbst zehn Jahre nach dem Tode ihres Mannes fühlt sich Florence Smyth noch nicht frei von Schuld, obwohl sie ihre Depressionen überwunden hat. Vielleicht, so meint sie, habe ihr Mann nur auf ein Wort von ihr gewartet, um den Dienst zu quittieren. Sie erinnert sich an seine Kopfschmerzen, die sie als Folgen von Überstunden, unregelmäßigen Mahlzeiten und von 40 bis 50 Zigaretten pro Tag interpretierte. Doch heute glaubt sie, es sei der Streß gewesen, aber auch die unverarbeiteten Gefühle nach dem Tod anderer Polizisten.
Ein Kollege, mit dem Stanley Smyth einen Fortbildungskurs besucht hatte, liegt seit einem Feuerüberfall 1973 in einer Klinik, völlig gelähmt. Nur gelegentlich ist er bei Bewußtsein. "Er hat Stanley überlebt. Ist das nicht verrückt?" fragt Florence Smyth. Ein anderer Kollege ihres Mannes verlor bei einem Bombenanschlag beide Beine, sein Gesicht ist nach mehreren Operationen immer noch entstellt.
Der Streß und die Gefahr, denen Polizisten in Nordirland 24 Stunden am Tag ausgesetzt sind, schlägt sich auch in einer hohen Selbstmordrate nieder. Obwohl es keine offiziellen Zahlen für die letzten sechs Jahre gibt, haben 35 Selbstmorde zwischen 1976 und 1986 dazu geführt, daß die RUC 1986 einen eigenen Gesundheitsdienst installierte. Einige hochrangige Offiziere sollen sich nach Auskunft der Polizeigewerkschaft der Einrichtung widersetzt haben, weil sie von der Öffentlichkeit als Signal der Schwäche interpretiert werden könnte. Doch im Jahresbericht der RUC für 1990 wird angemerkt, daß der Dienst mehr und mehr gefragt sei: "Es sind lohnende Anstrengungen unternommen worden, sich mit den Problemen nach traumatischen Ereignissen auseinanderzusetzen, wobei sowohl die physischen als auch psychischen Aspekte solcher Vorfälle berücksichtigt werden."
Der Report offenbart, daß 1990 fast jeder siebte Polizist Rat beim Gesundheitsdienst suchte. Gleichzeitig ist die Zahl derjenigen Polizisten gestiegen, die als untauglich aus dem Dienst entlassen wurden: 1989 waren es gerade 99, im darauffolgenden Jahr schon 180. Ein Grund für den Anstieg dürfte allein in der Existenz der Beratungsstelle liegen, die frühzeitige Pensionierungen einfacher macht als früher. Die Hilfsangebote erreichen nicht immer alle Gefährdeten. Im Februar dieses Jahres lief ein 24 Jahre alter Constable in West-Belfast Amok und erschoß im Hauptquartier der "Sinn Fein"- Partei drei Menschen, bevor er seine Dienstwaffe gegen sich selbst richtete. Der Mann hat tags zuvor seinen besten Freund und Kollegen beerdigt, der Opfer eines IRA-Anschlags geworden war.
"Ich habe die Risiken des Polizeidienstes gesehen, aber verdrängt", behauptet Florence Smyth. Nach dem Einsatz bei einer Straßenschlacht Anfang der 70er Jahre sei ihr Mann total erschöpft nach Hause gekommen. Er hatte Verletzungen im Gesicht, ein Auge war blutunterlaufen, die Uniform, mit der damals Polizisten sich noch nach Hause wagten, roch brandig, war besudelt von Blut, Dreck und Spucke.
Sie erinnert sich, wie er sich auf das Sofa warf, nach Whiskey verlangte und fluchte: "Mein Gott, in welcher Hölle leben wir!"
Drei Wochen danach fand ihr Mann die Reifen seines Autos zerstochen, ein paar Tage später, als die Scheiben des Fahrzeugs zertrümmert waren, entschied das Paar, das Heimatdorf der Frau zu verlassen und in die Siedlung von Derry zu ziehen. "Wir glaubten, noch einmal davongekommen zu sein", erinnert sich Florence Smyth und spricht von den Kollegen ihres Mannes, die mit Brandbomben aus ihren Häusern vertrieben worden waren - zunächst nur von terroristischen Helfershelfern der IRA, nach Abschluß des angloirischen Vertrages vom November 1985 auch vom protestantischen Mob, der unter der Regie loyalistischer Politiker gegen das Abkommen Sturm lief. Das hat Stanley Smyth nicht mehr erlebt.
Warum ihr Mann Polizist wurde, als Nordirland im zweiten Jahr von den bürgerkriegsähnlichen Unruhen heimgesucht wurde, weiß seine Witwe nicht ganz genau. "Er war kein Fanatiker. Er glaubte, daß eine gute Polizei für Nordirland wichtig ist. Aber er hat sicher nicht geahnt, wie die Gewalt eskaliert. Hätte er das gewußt, wäre er lieber ausgewandert." In der Familie von Stanley Smyth hatte es zuvor nie Polizisten gegeben, sein Vater war Werftarbeiter in Belfast, seine beiden Brüder wurden Maler und Polsterer. Stanley, der während einer Lehre als Zimmermann eine Allergie gegen Leim entwickelte, brauchte, als er 1970 heiraten wollte, vor allem auch einen Job. Und die RUC brauchte Leute.
Die RUC, die nach der Teilung Irlands 1922 nach dem Willen der protestantischen Mehrheit im Norden "law and order" gegen die als Bedrohung empfundene Minderheit der Katholiken garantieren sollte, bestand zum großen Teil aus schlecht ausgebildeten, aber schwerbewaffneten Loyalisten. Die Parteilichkeit der RUC, die seelenruhig zugesehen hatte, als 1968 und 1969 der protestantische Mob auf friedliche Bürgerrechtdemonstranten losschlug und ganze Straßenzüge in den katholischen Vierteln von Derry und Belfast niederbrannte, gehört zu den Ursachen des nordirischen Konflikts. Stanley Smyth und seine damalige Freundin haben damals wie erstarrt vor dem Bildschirm gesessen. "Ich konnte es nicht glauben, was ich da sah. Vor allem nicht, daß es bei uns passierte", erinnert sich Florence Smyth.
St. Elisabeth, Bockenheim: Do., 24.: 15 KF, 17.30 CHM; Fr., 25.: 10 HA; Sa., 26.: 10 HA; So., 27.: 9 MS, 10.30 MS.
Frauenfriedenskirche, Bockenheim: Do., 24.: 16.30 KF, 22 CHM; Fr., 25.: 10 GG; Sa., 26.: 10 HA, 12 GG (kroat.); So., 27.: 10 GG, 12 GG (kroat.).
St. Anna, Hausen: Do., 24.: 22 CHM; Fr., 25.: 9.30 HA; Sa., 26.: 9.30 HA; So., 27.: 9.30 FG.
St. Peter und Paul, Heddernheim: Do., 24.: 16 WG/KF, 22 CHM; Fr., 25.: 11 HA; Sa., 26.: 11 HA; So., 27.: 11 MS.
St. Matthias, Nordweststadt: Do., 24.: 16 KCHM; 22 CHM; Fr., 25.: 11 HA; Sa., 26.: 11 HA; So., 27.: 11 HA.
St. Sebastian, Nordweststadt: Do., 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 9.30 HA, 18.30 MS; Sa., 26.: 9.30 HA, 18.30 MS; So., 27.: 9.30 HA, 18.30 MS.
St. Pius, Kuhwaldsiedlung: Do., 24.: 21 CHM; Fr., 25.: 9.30 HA; Fr., 26.: 9.30 HA; So., 27.: 9.30 HA.
Christkönig, Praunheim: Do., 24.: 16 KF/KWG, 22 CHM; Fr., 25.: 10 MS; Sa., 26.: 10 MS, 11.30 FG (Westhausen); So., 27.: 10 MS.
St. Raphael: Do., 24.: 16 KCHM; Fr., 25.: 11 GG; Sa., 26.: 11 GG; So., 27.: 11 GG.
St. Antonius, Rödelheim: Do., 24.: 15.30 KF, 17.30 CHM; Fr., 25.: 9 GG, 10.30 HA, 17.30 A; Sa., 26.: 9 GG, 10.45 HA; So., 27.: 10.30 FG.
St. Aposteln, Sachsenhausen: Do., 24.: 17 FG, 23 CHM; Fr., 25.: 10 GG; Sa., 26.: 10 GG; So., 27.: 10 GG.
St. Bonifatius, Sachsenhausen: Do., 24.: 15 KF, 16.30 FCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 10.30 HA; Sa., 26.: 18.30 VAM; So., 27.: 9.30 FG.
Deutschorden, Sachsenhausen: Do., 24.: 18 KF, 22 CHM, 24 CHM (ungar.); Fr., 25.: 10.30 HA; 10 V; Sa., 26.: 10.30 HA; So., 27.: 9 Konventsamt, 10,30 GG.
St. Johannes, Goldstein: Do., 24.: 16 KCHM, 18 CHM; Fr., 25.: 9 HA; So., 27.: 9 HA.
Mutter vom Guten Rat, Niederrad: Do., 24.: 16 KCHM, 22.30 CHM; Fr., 25.: 8 MS, 9.30 FG, 10.30 HA; Sa., 26.: 8 MS, 9.30 FG, 10.30 HA; So., 27.: 8 MS, 9.30 FG, 10.30 HA.
Herz-Jesu, Oberrad: Do., 24.: 16 KCHM, 22 CHM; Fr., 25.: 9.45 HA; Sa., 26.: 9.45 HA; So., 27.: 9.45 HA.
St. Mauritius, Schwanheim: Do., 24.: 15.30 KCHM, 21 CHM, 23 ökum. CHV; Fr., 25.: 10.30 HA; Sa., 26.: 10.30 HA; So., 27.: 10.30 GG.
St. Wendel, Sachsenhausen: Do., 24.: 15 KF, 22 CHM; Fr., 25.: 10 HA; Sa., 26.: 8 MS, 10 HA; So., 27.: 8 MS, 10 HA.
Dennoch hat der junge Mann nicht gewagt, seinem Onkel von seiner Berufswahl zu erzählen. "Er ist ein alter Republikaner, er würde es nicht verstehen", sagt er. Trotz der Rettung durch die RUC? Der junge Mann schaut lange sein Gegenüber an und sagt: "Sie haben nie in West-Belfast gelebt. Dort sterben eher Menschen als Vorurteile!"
Der Constable, der nicht einmal mit einem veränderten Namen in einer deutschen Zeitung erscheinen will, hat nur seiner Mutter den Grund für sein Verschwinden anvertraut - seine vier Brüder glauben, er sei nach England gegangen. Er weiß, daß er sein Elternhaus nie wiedersehen wird, bevor nicht der "unheimliche Krieg" vorüber ist.
"Ich lebe jetzt in einer anderen Welt", bekennt der Constable. Wenn man so will, ist er unter die nordirischen Yuppies geraten. Sein Einkommen gehört mit Überstunden-Abfindungen, Risikozuschlägen und sonstigen Zulagen zur Spitzenklasse einer Zehn-Prozent-Minderheit. Teure Autos, zweimal pro Jahr Urlaub im Ausland und beste Wohnadressen sind die Merkmale einer Berufsgruppe, die einige Gesellschaftskritiker schon zu der Feststellung provozieren, es gebe in Nordirland inzwischen drei Bevölkerungsgruppen: Protestanten, Katholiken und Polizisten.
Constable Alison Wylie, 25, fürchtet sich dagegen nicht, mit ihrem richtigen Namen zitiert zu werden. Seit dreieinhalb Jahren ist sie bei der Polizei und sagt, daß sie ihre Wahl noch keinen Tag bereut hat. Sie stammt von einem Bauernhof in der Grafschaft Tyrone und hat sich immer dagegen gewehrt, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Nach der Schule hatte sie einen Job im Büro, fand dann aber die Routine zu langweilig. "Ich brauchte eine Herausforderung", sagt sie und strahlt dabei, als könne sie mit ihrem Lächeln die Unwirtlichkeit des Ortes vergessen lassen: Den Konferenzraum einer Polizeistation im Norden von Belfast mit den abgewetzten Stühlen und dem verschlissenen Teppichboden, den grauen Himmel, den Stacheldrahtverhau draußen auf dem Hof.
Als in den Jahren danach die britische Armee weitgehend Polizeifunktionen übernommen und dabei genauso kläglich versagt hatte, begann ein fundamentaler Umbildungs- und Selektionsprozeß, der einherging mit einer Rekrutierungswelle in Superdimensionen. Innerhalb weniger Jahre verdreifachte die RUC ihren Personalbestand auf derzeit 8250 Offiziere - unter ihnen sind 700 Frauen -, dazu kommen noch 4500 ausgebildete Reservisten. In den nächsten Monaten sollen weitere 400 Berufsanfänger (Mindestalter: 18 Jahre) eingestellt werden, und über Mangel an Bewerbern braucht die RUC nicht zu klagen. Mehr als 5000 Menschen haben sich auf die 400 zusätzlichen Jobs beworben, obwohl jeder Bewerber weiß, daß inzwischen fast 300 Polizisten getötet wurden.
Trotz aller Reformbemühungen ist die RUC von Skandalen heimgesucht worden, die Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre nicht immer mit allen Konsequenzen verfolgt worden sind: Vorwürfe über Folterungen und Erpressungen von Geständnissen, Kumpanei zwischen Loyalisten und RUC-Offizieren, der Einsatz von Plastikgeschossen gegen Demonstranten, die fragwürdigen Umstände, bei denen unbewaffnete IRA-Mitglieder erschossen wurden.
Dennoch: Eine Kritik an der RUC ist immer politisch begründet und motiviert. Mit nur acht Prozent Katholiken blieb die RUC eine protestantische Polizei - aber schon in den höheren Rängen beginnt das Bild sich zugunsten der Katholiken zu verschieben, je nach Einsatzbereich zwischen 12 und 25 Prozent. Die RUC, die protestantische Mörder und Gewalttäter schneller hinter Gitter brachte als die Killerkommandos der IRA, bemüht sich um mehr katholische Bewerber, geht sogar in die Schulen und unterhält einige "Blaulicht"-Diskotheken in den Gettos, um Vorurteile zu überwinden. Doch immer wieder geschieht es, daß ernsthafte Interessenten aus den katholischen Arbeitervierteln in Belfast und Derry trotz positiver Einstellungsgespräche kurzfristig wieder absagen - aus Angst vor Repressalien der IRA gegen die Familie.
Daß ein katholischer Polizeirekrut nicht in seinem Viertel wohnen bleiben kann, weil eine solche Entscheidung einem Selbstmord gleichkäme, wäre noch die kleinste Barriere. Aber daß möglicherweise Eltern und Geschwister leiden müssen, können nicht alle akzeptieren. Oder auch der Gedanke, von früheren Schulkameraden und Freunden des Viertels als "Verräter" angesehen zu werden, ist für einige unerträglich.
"Du bist für die gestorben", so beschreibt ein 26 Jahre alter katholischer Constable seine eigene Situation und erklärt damit auch, warum er noch nie etwas von einer einzigen Katholikin gehört hat, die aus einem Arbeiterviertel stammt und bei der Polizei Dienst leistet: "Für Frauen ist eine solche Wahl viel schwerer." Über seine Entscheidung für die RUC sagt er, daß er von ihren Erfolgen beeindruckt war, denn inzwischen sei die Polizei in der Lage, vier von fünf Terroranschlägen zu verhindern.
Doch auch er erzählt wie viele andere von einem ganz persönlichen Motiv. Er erinnert sich, wie ein Onkel 1972 einen Bombenanschlag in der Belfaster Innenstadt nur überlebte, weil ein Polizist ihn aus der Gefahrenzone geholt und sich im Augenblick der Explosion auf ihn geworfen hatte. Der schwerverletzte Sergeant, später mit einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, wurde nur Monate später von IRA-Terroristen erschossen.
Erläuterungen zu den Abkürzungen: A = Andacht, BUG = Bußgottesdienst, CHA = Choral(hoch)amt, CHM = Christmette, FG = Familiengottesdienst, GG = Gemeindegottesdienst, HA = Hochamt, JSG = Jahresschlußgottesdienst, JUG = Jugendgottesdienst, KA = Kapitelsamt, KCHM = Kinderchristmette, KF = Krippenfeier, KG = Kindergottesdienst, KWG = Kinderwortgottesdienst, KPL = Komplet, MS = Hl. Messe, PA = Pontifikalamt, PV = Pontifikalvesper, SCHÜG = Schülergottesdienst, V = Vesper, VAM = Vorabendmesse, WG = Wortgottesdienst.
ESCHERSHEIM. Ein besonderes Anliegen hatte der Weihnachtsmarkt der Johann-Hinrich-Wichern-Schule: Schüler und Lehrer wollten zeigen, daß in der Sonderschule mit 60 Prozent Ausländeranteil Deutsche und Ausländer gut miteinander auskommen. "Wir lernen viel voneinander, leben und arbeiten zusammen und das soll auch weiterhin so bleiben", heißt es in einer vom Schülerrat verfaßten Resolution, in der sie die Römer-Politiker auffordern, "den rechtsradikalen Guppierungen entschieden zu begegnen". Der Schulsprecher Mohamed El Moussaoui und einer der Klassensprecher, Ngoc Nguyen, hielten eine Liste bereit, in die sich alle Schüler, Eltern, Lehrer und Freunde eintrugen.
Innerhalb der Schule gäbe es in der Hinsicht keine Probleme, sagte die Direktorin Ina Jakober. "Doch von anderen kriegen wir mit, daß ausländische Kinder sich von Deutschen bedroht fühlen oder umgekehrt." Daß die Schulgemeinschaft harmonisch ist, zeigte sich auch am klassischen Weihnachtsprogramm: Die von den Schülern im wahlfreien Unterricht gebastelten Schlüsselbretter, Puppen und Broschen sowie die genähten und gestrickten Kleidungsstücke und Kissen waren schnell verkauft. Die vielen Kuchen, die mehrere Tische benötigten, waren im hauswirtschaftlichen Unterricht gebacken worden und stießen bei den Besuchern auf Begeisterung. Die Cafeteria war Treffpunkt für Eltern, Lehrer und Ehemalige.
Aber die Eltern waren nicht nur Besucher: Zum ersten Mal halfen sie auch bei den Vorbereitungen. "Und das machte unheimlich viel Spaß", freute sich die Lehrerin Ingeborg Becher. Großer Andrang herrschte auch bei der Tombola. Zu gewinnen gab es Spielzeug, Puppen, Puzzles, Teekannen und vieles mehr. Einen eigenen Stand hatte die Kindertagesstätte (KT) 88 aufgebaut. "Viele Kinder aus unserem Hort gehen hier zur Schule", erklärte die Betreuerin Sabine Melius, "und wir verdienen uns mit dem Gebäck etwas Geld für den Hort hinzu."
Eine Attraktion war das "Türkisch-Marokkanische Café", daß die beiden muttersprachlichen Lehrerinnen Rajae El Hanbli und Yazan Hörmet organisierten. Sie verkauften Kuskus, süße und deftige Fladenbrote und allerlei Gebäck aus ihrer Heimat. Dazu gab es türkischen Tee, der (bei Bedarf) mit Wasser aus einem orientalischen Kessel mit schönen Ornamenten verdünnt werden konnte. Der Erlös wird für neue Spielgeräte, Kassettenrekorder und das nächste Schulfest ausgeben. lub
SACHSENHAUSEN. Auch in diesem Jahr hat der SPD-Ortsverein Sachsenhausen-West den Jahresabschluß in weihnachtlicher Atmosphäre zusammen mit seinen Mitgliedern begangen. Nicht nur, daß man sich zusammensetzt und das vergangene Jahr Revue passieren läßt, oder für das kommende Jahr plant, auch die langjährigen Parteimitglieder wurden an diesem Abend geehrt.
Anita Breithaupt, Mitglied des Hessischen Landtages, besuchte die SPD Sachsenhausen an diesem Abend und nahm die Ehrungen vor. Werner Fritzsche wurde für 25jährige Mitgliedschaft in der Partei geehrt. Für die Genossen Friedrich Büttel und Horst Nötzel gab es Glückwünsche für 40 Jahre Treue zur SPD. Die Mitglieder erhielten neben der SPD-Ehrennadel und der Ehrenurkunde auch eine Flasche Wein aus der Toskana und die obligatorische SPD-Nelke.
"In unserem Ortsverein liegt die Altersgrenze, bedingt durch die Siedlungsstruktur, etwas höher. Die Siedlungen in der Umgebung wurden in den Jahren 1951 bis 1954 bezogen und viele unserer 250 Mitglieder wohnen hier", berichtet Klaus Pape, Vorsitzender des Ortsvereins in dem südlichen Stadtteil. Für den frischen Wind sorgen in der SPD die Jungsozialisten (Jusos). Etwa 50 Mitglieder der SPD Sachsenhausen-West unter 35 Jahren sind bei den Jusos. "Wir haben zwölf aktive Mitglieder, die sich auch einmal in der Woche treffen", berichtet Juso Jan-Oliver Bracks.
"Ein wesentliches Anliegen der SPD in unserem Stadtteil ist die Verringerung des Durchgangsverkehrs. Wir sind sozusagen das südwestliche Einfalltor für Frankfurt und bilden die Zufahrt zu den Mainbrücken. Wir wollen den Ausbau der Tempo-30-Zonen ankurbeln; hier ist es unsere Aufgabe, die Planungen umzusetzen und Forderungen zu stellen", umreißt Klaus Pape die Pläne der SPD.
Auch im Westen des Stadtteils wollen die Sozialdemokraten "anwohnerprivilegierendes Parken" durchsetzen, ebenso sollen die Schulwege sicherer gemacht werden. Zusammen mit den SPD-Ortsvereinen Oberrad, Niederrad, Schwanheim und Goldstein soll ein durchgehender Fahrradweg am Main geschaffen werden, von Oberrad bis nach Schwanheim.
Die Mitgliederzahlen halten sich in der Partei ungefähr die Waage. Zum einen würden die Zahlen durch Wegzug oder Tod verringert, zum anderen durch hinzugezogene wieder ausgeglichen.
"Nach der letzten Kommunalwahl 1989 habe ich gehofft, daß die Mitgliederzahlen etwas zunehmen", erinnert sich Klaus Pape, "wenn die SPD im nächsten Jahr wieder in die Verantwortung gehen sollte, bringt dies vielleicht auch einen Mitgliederschub mit sich." jan
Constable Wylie hat in ihrem Dienst weniger mit Terroristen, sondern mehr mit Dieben, Räubern, gewalttätigen Ehemännern und Ehefrauen sowie Autoknackern zu tun. Diese Herrschaften sind so beliebt, daß sie als "Ordinary Decent Criminals", als "gewöhnliche anständige Kriminelle", sogar in die Akten eingehen. Dienst in drei Schichten, Bürodienst, Einsatz auf Abruf. Jedesmal, wenn Alison die verbarrikadierte Wache verläßt, legt sie ihre kugelsichere Weste an und greift zur Waffe. Gleichgültig, ob sie eine Streifenfahrt im gepanzerten Fahrzeug antritt, auf Patrouille geht, einen Ehekrach zu schlichten versucht oder Fahrzeuge nach Bomben durchsucht - immer ist sie in Alarmbereitschaft.
Wenn Allison an einem Tatort erscheint, sind die meisten Delinquenten erst einmal überrascht: Eine so hübsche Polizistin hätten sie nicht erwartet. Doch daß sie sich nicht durch Komplimente aus dem Konzept bringen läßt, merken sie bald. Sie sagt, daß sie ihren Job mag. Auf die Frage, ob sie Angst habe, zögert sie: "Ich denke nicht darüber nach." Und die ständigen Vorsichtsmaßnahmen wie der Blick unters Auto, das Wechseln der Fahrtroute zum Arbeitsplatz, das Verschweigen des Berufs? "Daran gewöhnt man sich. Das ist Routine." Constable Wylie schätzt sich glücklich, wenigstens in ihrer Familie und mit ihren besten Freunden über den Beruf reden zu können. Sie lobt die Kameradschaft in der Polizei und besonders den guten Kontakt zu den wenigen Kolleginnen.
Constable Alison Wylie sagt, daß sie wußte, worauf sie sich eingelassen hat, als sie sich bei der RUC bewarb. Denn ihr Bruder ist Polizist und auch ihr Ehemann. Und plötzlich bekennt sie, die eine halbe Stunde zuvor ihren Job noch als die selbstverständlichste Sache der Welt charakterisiert hat, daß auch sie Angst hat - um ihren Mann, wenn er im Dienst ist.
Literatur zum Thema: Karola Dillenburger: "Violent Bereavement: Widows in Northern Ireland", 1992 erschienen im Avebury Verlag, Aldershot, 152 Seiten, 32 Pfund Sterling.
Stoffwechselkranke sehen den jahreszeitlichen Festen mit gemischten Gefühlen entgegen. Vor allem Zuckerkranke fühlen sich mehr als Leidtragende, denn als Teilnehmer an frohen Feiertagen. Disziplin beim Essen und Trinken fällt ihnen nämlich besonders schwer, wenn andere genießen. Der Hausarzt hat es dann nicht leicht, seinen diabetischen Patienten die nötige Diät auch während der Feste nachdrücklich ans Herz zu legen.
Leider ist die Zuckerkrankheit das am weitesten verbreitete Stoffwechselleiden. Die gesundheitlichen Folgeschäden des Diabetes kosteten allein in den alten Bundesländern pro Jahr rund sechs Milliarden DM. Die ärztlichen Bemühungen dürfen sich deshalb nicht auf die Früherkennung der Zuckerkrankheit und die Überwachung ihrer Entwicklung beschränken. Stets ist insbesondere auf die Vorbeugung vor gefährlichen Folgeschäden zu achten.
Hier aber sieht sich der Arzt vielfach alleingelassen. Gerade die Typ-II- Diabetiker, die rund um das 50. Lebensjahr erstmals von der Diagnose einer Zuckerkrankheit überrascht werden, können sich oft mit dem Gedanken nicht anfreunden, künftig "auf Sparflamme" zu leben. In den meisten Fällen fehlt es ihnen an Einsicht und Verantwortung im Umgang mit ihrer chronischen Krankheit. Wie eine Studie an 300 Patienten aus 132 westdeutschen Gemeinden zeigte, ist es mit der Bereitschaft der Betroffenen, ihr Schicksal zu managen, nicht weit her. Obwohl jeder zweite insulinpflichtige Diabetiker schon einmal in eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) geraten ist, zieht nur etwa die Hälfte der Kranken eine Lehre daraus und führt ständig für den Notfall ein Päckchen Traubenzucker mit sich. Nur rund 40 Prozent beherrschen die Eigenkontrolle ihres Stoffwechsels und nehmen regelmäßig Harn- und Blutzuckerbestimmungen vor. 48 Prozent gewöhnten sich immerhin daran, ihre Nahrung nach Broteinheiten zu berechnen, 44 Prozent gestanden aber, sich ausschließlich auf ihr Gefühl zu verlassen und trotz ihrer Zuckerkrankheit keinerlei Berechnungen ihrer Ernährung vorzunehmen.
Hier zeigt sich, wie wichtig die moderne Diabetiker-Schulung ist. Die Kenntnis des eigenen Kalorienbedarfs und des Nährwerts der Lebensmittel gehört zu den Voraussetzungen für das Leben mit der Krankheit. Wer gut damit umgeht, kann ohne weiteres ein hohes Alter erreichen; man muß nur einige Grundregeln lebenslang konsequent beherzigen. Dazu gehört beispielsweise auch, täglich die Füße auf kleinste Verletzungen zu inspizieren, weil Wunden an den äußeren Gliedmaßen bei Diabetikern schlecht heilen. Selbst geringfügige Hautschäden können schlimmstenfalls schließlich sogar eine Amputation notwendig machen, sofern sich dort ein Wundbrand (Gangrän) bildet. Darum sollten Ärzte stets auch die Füße der Diabetiker untersuchen.
Die Patienten müssen überdies wissen, daß sie Verletzungen an ihren Füßen oft gar nicht von einem Schmerz her wahrnehmen, weil sich dort bereits Empfindungslosigkeit als Folge von Nervenstörungen (Neuropathien) eingestellt hat.
Als hart empfinden viele Diabetiker die unbedingt erforderliche Umstellung ihrer Ernährung sowie die Notwendigkeit von mehr körperlicher Bewegung. Lieber schlucken viele von ihnen regelmäßig Tabletten oder spritzen Insulin, als auf bestimmte Genüsse zu verzichten. So bleibt dem Diabetiker nichts anderes übrig, als ständig die Broteinheiten zu zählen, den Fettverbrauch zu bremsen und einfach nicht "über die Stränge" zu schlagen. Dr. med. HANNS H. WENK
Ob verwitwet, geschieden oder ledig - Frauen mit Kindern und ohne Partner sind alleinerziehend. Ihre Zahl nimmt zu in Deutschland. Maria Frisé und Jürgen Stahlberg haben ein Buch zu diesem Thema geschrieben, haben Betroffene nach ihrem Leben befragt. "Allein mit Kind" heißt das Buch. Mit Genehmigung des Verlages veröffentlichen wir - leicht gekürzt - ein Kapitel aus diesem Band.
Viele bedauern mich wegen meiner Wohnung hier am Rande der Stadt. "Was für eine gräßliche Betonwüste!" sagen sie. Ich bin gern hier, es ist ruhig, niemand redet mir rein. In meinem Betonklotz wohnen fast nur alleinerziehende Frauen. Ich weiß nicht, ob das Wohnungsamt das bewußt so verteilt. Kontakt zwischen uns Frauen gibt es jedenfalls kaum.
Vor drei Monaten klingelte bei mir der achtjährige Junge von gegenüber. Er bat mich rüberzukommen. Seine Mutter schlafe so lange, und er bekäme sie nicht wach. Der Junge kommt manchmal zu mir, hockt sich auf den Fußboden und spielt allein vor sich hin.
Seine Mutter kannte ich kaum, nur aus dem Fahrstuhl. Daher war es mir auch unangenehm, ihre Wohnung so ohne weiteres zu betreten. Ich sagte, daß ich doch nicht seine Mutter wecken könne, aber er ließ nicht locker und zog an mir. Seine Mutter lag auf der Wohnzimmercouch, ordentlich zugedeckt mit einer Wolldecke. Von der Türschwelle aus rief ich mehrmals ihren Namen. Dann trat ich näher. Ihre Augen waren geschlossen, aber ich sah es sofort. Ich brauchte sie nicht einmal zu berühren - sie war tot. Ich rannte zurück in meine Wohnung und rief die Polizei an. Dann wartete ich zusammen mit dem Jungen, und er erzählte mir, daß seine Mutter schon seit vier Tagen dort schlafe. Der Junge hatte sich nachts neben sie auf den Fußboden schlafen gelegt, hatte sich das Essen selbst gemacht und war wie immer zur Schule gegangen. Noch nie habe ich so gezittert. Ein Polizist, der am nächsten Tag noch einmal vorbeikam, sagte, die Frau hätte sich vor fünf Tagen umgebracht. Der Junge wohnt immer noch in dieser Wohnung, seine Oma ist zu ihm hingezogen.
Als ich mit David schwanger wurde, war ich achtzehn. Thomas, mein Freund, hatte Angst, wegen des Geldes und überhaupt vor der Zukunft. Er wollte, daß ich abtreibe. Aber ich wollte das Kind behalten und habe gesagt: "Das wird schon irgendwie gehen." Ist dann aber doch schief gegangen.
Thomas und ich, wir waren damals schon seit drei Jahren ein Paar. Wir wohnten auch zusammen. Natürlich nahm ich Verhütungsmittel, aber offenbar zu nachlässig. Erst im sechsten Monat traute ich mich zum Arzt. Mein Chef - ich arbeitete damals noch bei einer Messebaufirma - und auch meine Eltern haben erst etwas erfahren, als ich schon im Mutterschutz war. Ich hatte Angst, daß niemand mir das alles zutraut und daß man mich überredet.
Mein Vater fiel tatsächlich aus allen Wolken. Meine Mutter versuchte wenigstens, sich mit meinem Zustand abzufinden. Mein Vater nicht.
Die Schwangerschaft lief sehr gut. Auch das erste Jahr nach der Geburt habe ich mich mit Thomas super verstanden. Aber dann wollte er mehr seine Freiheit. Ich hielt ihn wohl zu sehr. Wir wohnten damals in einer winzigen und schrecklich lauten Wohnung. Ich wollte nicht allein sein, mich hat das wahnsinnig deprimiert - immer zwischen denselben vier Wänden, Kind machen, einkaufen, waschen, Essen kochen. Wenigstens abends sollte Thomas zu Hause bleiben.
David war zwei Jahre alt, als Thomas und ich uns trennten. Daß so etwas passieren könnte, hätte ich nie gedacht. Ich hatte schwer damit zu kämpfen. Thomas war mein erster Mann. Ich hatte mir mein Leben immer zu dritt vorgestellt, nur mit einer größeren Wohnung. Mehrere Kinder wollte ich nie. Wir hatten auch eine größere Wohnung beim Sozialamt beantragt, aber die hatten abgelehnt, weil ich als Alleinstehende galt und dafür der Wohnraum von 22 Quadratmeter genügend sei. Wir hätten heiraten müssen. Das wollten wir aber nicht. Dazu war es zu früh.
Ich bin dann aus unserer Wohnung ausgezogen, bin zu Thomas' bestem Freund gegangen. Der hat mich getröstet. Das ist vielleicht nicht ganz sauber von mir gewesen. Ich haßte Thomas. Es wäre nicht passiert, wenn Thomas nicht selbst zuvor mit einer anderen Frau etwas gehabt hätte.
Thomas und ich, wir haben es dann später noch zweimal kurz miteinander versucht. Es ging nicht. Er hat unheimliche Probleme, finanzieller Art, mit sich, mit Alkohol und mit der Polizei. Er war mit seinen Gedanken immer woanders. Alles andere, ich, das Kind, Ehrlichkeit, Anständigkeit, einfach alles schien ihm zweitrangig zu sein.
Er ruft mich öfters an, wenn er kein Geld hat - manchmal gebe ich ihm etwas, er tut mir unheimlich leid. Er hängt unheimlich durch. Ich würde ihm so gern richtig helfen, aber ich glaube, ich kann es nicht, niemand kann es.
Seit Beginn meiner Lehre als Anwaltsgehilfin wird David die ganze Woche über von meinen Eltern betreut, er schläft auch bei ihnen. Am Wochenende und wenn ich Urlaub habe, ist David bei mir. Das ging zunächst gar nicht gut, David wollte nicht zu seinen Großeltern, er hat grauenhaft geschrien. Heute geht er gerne zu ihnen. Tagsüber ist er im Kindergarten, abends holen ihn meine Eltern ab - manchmal auch ich, dann ist er kurz ganz verwundert und verlegen, aber schon nach zehn Minuten überfällt er mich mit tausend durcheinander erzählten Geschichten.
Zwischen mir und meinen Eltern ging es früher ziemlich schlecht. Ich durfte nie ausgehen, mußte immer zu Hause bleiben. Deshalb bin ich auch so früh schon ausgezogen. Das Verhältnis wurde erst anders, als mich meine Mutter, nachdem David auf der Welt war, öfters besuchte und sie mir schließlich anbot, ihn zu versorgen, wenn ich eine Lehre machen möchte.
Zu meinem Vater habe ich weiterhin ein schlechtes Verhältnis, obwohl er den David inzwischen mag. Er kann es aber nicht lassen, mich über alles auszuquetschen. Das war früher schon so. Er weiß immer alles besser, läßt ständig irgendwelche blöden Sprüche los. Ich werde dann ziemlich verschlossen und sage keinen Ton mehr. Er macht mich klein, läßt nichts gelten, will sogar besser wissen, wann ich dem Kind die Flasche geben soll, was es essen soll und so weiter. Es ist schrecklich. Wenn ich David schimpfe, ergreift mein Vater für ihn Partei. David verliert den Respekt vor mir.
Meine Mutter hält sich aus diesem Streit heraus. Sie hat mich nie unterstützt. Nur ein einziges Mal war das anders. Ist ungefähr vier Jahre her - mein Vater drehte plötzlich durch, und meine Mutter griff ein. Er schien die Welt nicht mehr zu verstehen, er warf Sachen an die Wand, und dann ist er in die Kneipe gegangen. Seitdem hat sich das meine Mutter nie wieder erlaubt. Früher, wenn mein Vater mich watschte, das tat er oft, hat meine Mutter gesagt, er soll mir nicht immer auf den Kopf hauen, davon würde ich nur blöd werden. Nie hab ich von ihr gehört, daß mein Vater Unrecht hat.
Mein Vater ist Feuerwehrmann. Meine Mutter war immer zu Hause, ganz früher war sie Verkäuferin, aber mein Vater wollte nicht, daß sie weiter arbeiten geht. Jetzt endlich hat sie ihre große Aufgabe: David. Seit fast zwei Jahren lebte ich
Im Spielzimmer findet man Puppen und Plüschtiere. Doch der Schein der Normalität trügt: Kinder, die hier spielen, arbeiten schlimme Erlebnisse auf. Dieser Raum ist ein Therapiezimmer des Lübekker Kinderschutzzentrums. Mit einem Modellprojekt, wissenschaftlich begleitet von der Medizinischen Universtität zu Lübeck, sollen Erkenntnisse gewonnen werden, um Gefährdungen für Kinder durch Mißhandlungen frühzeitig zu erkennen.
Mehr als 100 Kinder kommen jährlich durch Prügel zu Tode, schätzt der Deutsche Kinderschutzbund. Einige hundert weitere kämen durch Gewalt ums Leben, "ohne daß dies im Totenschein verzeichnet" sei. Vor allem das Ausmaß sexuellen Mißbrauchs sei erschreckend, klagte jüngst Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Sie beziffert 12 741 angezeigte Fälle im Jahre 1990, aber nur 7649 seien aufgeklärt worden. Die Ministerin macht sich für eine Verlängerung der Verjährungsfristen stark, damit Opfer eine Straftat bis zum 34. statt 24. Lebensjahr noch anzeigen können.
Strafrechtliche Ermittlungen bei Kindesmißhandlungen, Vernehmungen bei Polizei und Staatsanwaltschaft und schließlich vor dem Richtertisch bedeuten für Kinder eine Tortur. Darauf weist der Psychologe Roland Thiessen von der Klinik für Pädiatrie der medizinischen Uniklinik in Lübeck hin, der mit einer sozialwissenschaftlichen Erhebung die Kontaktaufnahme im Lübecker Kinderschutzzentrum analysierte. Aus den Erkenntnissen sollen Konzepte zur Früherkennung von Kindesgefährdungen abgeleitet werden.
Mit etwa 15 neuen Klienten rechnet Barbara Lamberty, Leiterin des Kinderschutzzentrums, im Monat. Etwa 52 Prozent der ersten Kontakte kommen aus der Familie selbst. "Weitere acht Prozent aus dem Kreis der sogenannten Fremdmelder, das sind Personen außerhalb der engeren Familie, müßten hinzugezählt werden. Denn diese werden über das Kinderschutzzentrum motiviert, mit der betreffenden Familie zu reden und sie zu bewegen, von sich aus die Beratung zu suchen", rechnet Psychologe Thiessen aus der Erhebung vor. "Ich war doch überrascht, daß die Selbstmelderquote so 60 Prozent erreicht." Hier ging zu 68 Prozent die Initiative von der Mutter, in acht Prozent der Fälle vom Kind aus. Den Berechnungen zufolge waren es vor allem Alleinerziehende, die von sich aus auf die Therapeuten zukamen.
Das seit zwei Jahren bestehende Kinderschutzzentrum in Lübeck ist recht bekannt. Diese Beratungs- und Therapieeinrichtung ist aus einem informellen kommunalen Arbeitskreis, initiiert von der Kinderärztin Ute Thyen, hervorgegangen. Merkblätter bei Kinderärzten und Behörden weisen auf das Kinderschutzzentrum hin.
"Es ist für die Eltern ein schwieriger Schritt zu sagen: Ich brauche Hilfe! Das ist der schwerste Schritt überhaupt in diesem Entwicklungsprozeß. Insofern verläuft er natürlich auch nicht geradlinig", berichtet Thiessen. Nach dessen Erhebung waren bei Mißhandlungen die Jungen eher betroffen als Mädchen. Bei sexuellem Mißbrauch waren hingegen in vier von fünf Fällen Mädchen das Opfer, der Täter zu 75 Prozent der Vater oder derzeitige Lebenspartner der Mutter.
Nach einem ersten Gespräch im Kinderschutzzentrum wurden zu 90 Prozent die therapeutischen Angebote akzeptiert. Allerdings nahmen an der Familientherapie nur 17 Prozent der eingeladenen Väter teil. "In der ersten Phase ist es eine ausgesprochene Motivationsarbeit. Man muß zur Familie eine Beziehung aufbauen. Eine Therapie für die Kinder allein nützt ja nichts, wenn im familiären Umfeld an den Problemen nichts geändert wird", argumentiert die Leiterin des Lübecker Kinderschutzzentrums.
Psychologe Roland Thiessen warnt davor, die Abnahme der polizeilich registrierten Kindesmißhandlungen als Entwarnung zu betrachten: "Die Anzeigen sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Zahlen sagen nichts über die Größe des Eisbergs aus." Barbara Lamberty sieht in der anhaltenden Wohnungsnot und in wachsender sozialer Not den Problemdruck, den vor allem Kinder zu spüren bekommen. Gerade deshalb fordert sie einen Ausbau der Prävention. Es gelte den Zeitpunkt vorzuverlegen, an dem die Familien auf freiwilliger Basis für Hilfe von außen erreichbar sind.
GÜNTER LANGE
Kontaktadresse: Kinderschutzzentrum, Meesenring 2, 2400 Lübeck. Telefon 04 51 / 6 77 55 (Ansprechpartnerin: Barbara Lamberty)Verwandte stützen die Witwe des Polizisten Bob Buchannon bei der Beerdigung in Lisburn (Bild oben). Die Killer warteten auf ihren Mann: Die Witwe des ermordeten Polizisten John Proctor mit ihrem Baby, das sie ebenfalls "John" genannt hat (Bild unten). (Bilder: Pacemaker Press)
"Nach der Ermordung meines Mannes war ich sehr verbittert. Heute aber weiß ich, daß ich lieber die Frau des Opfers bin als die Frau des Mörders." So die Witwe eines Polizisten, der 1981 von einer IRA-Bombe zerfetzt worden war.
An Weihnachten 1982 erinnert sich Florence Smyth wie an Momentaufnahmen aus einem Film. "Ich sehe am Weihnachtsmorgen meinen Sohn Ian oben auf der Treppe stehen. Er ist im Pyjama, hält seinen Teddy im Arm und weint. Ich rufe ihn, er soll herunterkommen und seine Geschenke auspacken. Doch er schreit, daß er nichts will - nur daß sein Vater wieder nach Hause kommen soll." Florence Smyth schaut lange auf ihre Hände und sagt: "Ich bin die Treppe hochgerannt, habe Ian geschüttelt und angebrüllt: Daddy kommt nie mehr nach Hause. Nie! Nie! Nie!"
Ian war damals gerade fünf Jahre alt.
Die nächste Szene, die in ihrer Erinnerung geblieben ist, zeigt das Gesicht des Hausarztes, das ihr ganz nahe kommt. "Versuchen Sie zu weinen, Mrs. Smyth", beschwört er sie, "dann werden Sie sich besser fühlen." Er gibt ihr eine Beruhigungsspritze, hebt sie in den Sessel neben dem Kamin und hüllt sie in eine Decke. Florence Smyth glaubt, dort das ganze Weihnachtsfest gehockt zu haben: "Ich weiß nur, daß ich mir sagte: ,Du mußt aufstehen und den Kindern zu essen geben.&rquote; Aber ich habe es nicht getan. Meine Schwester wird sie wohl versorgt haben."
Florence Smyth, damals 32 Jahre alt und Mutter von drei kleinen Kindern, hatte einen Monat zuvor ihren Mann verloren. "An diesen Tag erinnere ich mich genau, fast an jede Minute, denn es war der achte Geburtstag unserer Tochter Lucy." Stanley Smyth, 34 Jahre alt und seit elf Jahren im Dienst der Royal Ulster Constabulary (RUC), hatte sich nach dem Frühstück mit der Ermahnung verabschiedet, die Familie möchte doch mit dem Anschnitt der Geburtstagstorte warten, bis er wieder zu Hause sei. Die Torte mit den winzigen Rosen aus Marzipan, den Kerzen und der rosafarbenen Acht hatte schon auf dem Tisch im Wohnzimmer zwischen den Geschenken gestanden. Die beiden ältesten Geschwister zankten sich, das Baby schrie, weil es gerade wach geworden war.
"Warum nicht jetzt?" quängelte Lucy, die ihren Vater vergeblich bedrängte, die Torte sofort anzuschneiden und ihm deshalb den üblichen Abschiedskuß verweigerte. "Nein", schrie sie, "ich werde dir nie wieder einen Kuß geben." Stanley Smyth stürzte aus dem Haus, als sein Kollege draußen im Auto hupte. "Papa hat seine Thermosflasche vergessen", rief Lucy, doch als ihre Mutter im Morgenmantel auf die Straße eilt, war das Auto nicht mehr zu sehen.
Florence Smyth verließ an diesem Tag nicht das Haus in der Waterside-Siedlung im nordirischen Derry, wo viele Familien von Polizisten wohnen, aber alle zur Tarnung behaupten, bei einer zivilen Behörde oder einer Versicherung angestellt zu sein. Sie fühlte sich erschöpft, wollte sich ein bißchen ausruhen, bevor nachmittags die Geburtstagsparty für Lucy starten sollte. Als sie gegen 16 Uhr begann, den Tisch zu decken, klingelte es. Zwei uniformierte Polizisten mit kugelsicheren Westen und ein Mann in Zivil standen vor der Tür: "Ich sah die drei durch den Türspion und wußte, daß Stanley tot war." Als der Mann in Zivil zu sprechen begann, schrie sie ihn an: "Er ist tot, nicht wahr?" Nachdem ihr gesagt worden war, daß eine Stunde zuvor ihr Mann auf einer Streife in der Nähe von Dromore von einer Bombe getötet worden war, nachdem der Polizei ein anonymer Anrufer ein verdächtiges Paket an der Landstraße gemeldet hatte, murmelte sie nur: "Ich habe es immer gewußt. . ."
Florence Smyth konnte nicht weinen. Ihre Schwester sagt, sie sei damals wie ein Zombie durch das Haus gegeistert, habe stündlich die Nachrichten im Radio gehört, wo die Mitteilung über den Tod an zwei Polizisten nicht einmal 30 Sekunden ausmachte. Bei den 6-Uhr-Nachrichten im Fernsehen habe sie auf die Bilder gestarrt: Auf den Krater in der Straße, die rauchenden Trümmer, die weißen Plastikbänder zur Absperrung, die Polizisten, die mit Plastikhandschuhen an den Händen die Trümmer untersuchten und Teile davon in Plastiksäcke warfen, den Kommentar eines Polizeisprechers, das Gesicht eines Reporters, der die Verdammnisurteile der Politiker über den "feigen Anschlag" vorlas und aus dem Bekennerschreiben der Irisch Republikanischen Armee (IRA) zitierte.
Tochter Lucy weinte und wiederholte immer das gleiche: Daß sie schuld sei, weil sie ihrem Daddy keinen Abschiedskuß gegeben habe.
Zwei Tage später wurde der Sarg aus dem Leichenschauhaus gebracht und oben im Schlafzimmer des Ehepaares auf zwei Böcken aufgestellt. Der Sarg war verschlossen. "Sie können ihn nicht mehr sehen", hatte ihr der Arzt gesagt. Sie hatte genickt, denn sie wußte warum. In den beiden Tagen danach kamen viele Leute ins Haus - Protestanten wie auch Katholiken - um ihr Mitgefühl auszudrükken.
Zehn Jahre später erzählte Florence Smyth, daß sie zum ersten Mal weinen konnte, als sie die Bilder vom nächsten Terroranschlag im Fernsehen sah. "Es war wie eine Erlösung", sagt sie und gibt im gleichen Atemzug ein Geheimnis preis, das sie zuvor nur mit ihrer Schwester teilte. In der Nacht vor der Beerdigung hat sie mit einem Meißel den Sarg aufgebrochen und den Deckel angehoben. "Ich habe nicht hineingeschaut, aber ganz vorsichtig eine Hand ausgestreckt. Ich fühlte nur Plastikfolie, aber dennoch habe ich begriffen, daß er wirklich von uns gegangen war." Einen Augenblick lang scheint sie bestürzt, daß sie dieses Detail einem fremden Menschen anvertraut hat. Doch dann sagt sie: "Sie verstehen doch, daß ich das machen mußte. Ich hätte sonst nie in meinem Innersten geglaubt, daß er tot ist, obwohl ich es jedem gesagt habe."
REBSTOCK. Bewohner der Kuhwald- Siedlung sind besorgt, daß in ihrer Nachbarschaft ein neuer Stadtteil entstehen soll. Auf einer Bürgeranhörung mit dem Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) gaben sie Bedenken zum favorisierten Konzept des New Yorker Architekten Peter Eisenman zu Protokoll. Vor allem fürchten die Anwohner durch zusätzlichen Verkehr belastet zu werden.
An die 100 interessierte Bürger folgten der Einladung der Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) in die Sankt Pius-Gemeinde im Kuhwald. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) erläuterte, wie das Areal mit dem Arbeitstitel "Bebauungsplan Nr. 683" westlich der Messe in Zukunft aussehen soll.
Der Verkehr auf dem ehemaligen Batelle-Gelände wird zweifellos zunehmen: Immerhin sollen dort etwa 5000 Bewohner leben und rund 6000 Menschen arbeiten. Dazu kommen die Messebesucher. Wentz schloß aus, daß die Kuhwald-Bewohner dies zu spüren bekommen. Die später vierspurige Straße Am Römerhof sei die bessere Alternative für Autofahrer mit Fahrtziel Rebstock. Sie umschließt das Planungsgebiet u-förmig und verbindet es mit der A 648. Zusätzlich soll die Straße in Richtung Stadtmitte mit der Friedrich-Ebert-Anlage verbunden werden. Dafür entstünde eine neue, ebenfalls vierspurige Straße westlich vom Am Dammgraben.
Einen weiteren Autobahnanschluß lehnt die Stadt ab. Dies habe, so Wentz, das Landesamt für Straßenbau gefordert - auch mit Blick auf das geplante Baugebiet Bockenheim-Süd. Die wenigen freien Flächen dürften nicht verschwendet werden. Daß Autofahrer beispielsweise vor dem Opel-Kreisel mit Wartezeiten rechnen müßten, nimmt Wentz bewußt in Kauf: "Es ist nicht mehr zu gewährleisten, daß jeder zu jeder Zeit ohne Stau vorwärts kommt".
Offenbar noch ungeklärt ist, was mit den Altlasten geschehen soll, die vermutlich auf dem Gelände lagern. Wentz kündigte Untersuchungen an. Im Rebstock betrieb die Lufthansa ab 1936 einen Flughafen. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Gebiet als Flakstellung und wurde bombardiert. Die Trichter wurden nach dem Krieg verfüllt.
Ein "sozial gemischtes Quartier" soll der Rebstock werden, sagte Wentz und stellte die Finanzierung der etwa 2300 Wohnungen vor: Ein Viertel im Sozialen Wohungsbau und ein weiteres Viertel im "Frankfurter Modell".
Investoren für die restlichen 1150 Wohnungen soll der freie Markt bestimmen. Soziale Probleme sah eine Bürgerin auf das neue Wohngebiet zukommen: Sie kritisierte die geplanten Hochhäuser. Wentz ging darauf nicht ein. Er erinnerte nur daran, daß entsprechende Verträge existierten, als die rot-grüne Koalition die Regierung übernommen habe. Er bezeichnete die bis zu 20geschossigen Gebäude als städtebaulich sinnvoll: "Der neue Stadtteil soll den Charakter der Gründerzeitviertel bekommen und nicht aussehen wie die Vorstädte."
Unwahrscheinlich ist, daß das Gebiet in absehbarer Zeit eine S- oder U-Bahn- Station erhält. "Erst muß die Messe eine S-Bahn-Haltestelle bekommen", erläuterte Wentz die Prioritäten der Stadt. Zudem seien wegen anderer Projekte bis zum Jahr 2010 keine Bundes- oder Landeszuschüsse zu erwarten. Allein könne Frankfurt die Kosten nicht bewältigen. Statt dessen soll der künftige Stadtteil mit einer aus Bockenheim kommenden Straßenbahnlinie angebunden werden. Gleise könnten über die Schmidtstraße bis zur Mainzer Landstraße führen.
Die Bürgeranhörung war Teil eines längeren Verfahrens, an dessen Ende die Landesregierung den Bebauungsplan genehmigen soll. Ohne diesen Beschluß kann die Stadtverwaltung keine Baugenehmigungen erteilen. Wentz rechnet mit einem positiven Bescheid aus Wiesbaden Ende nächsten Jahres. Die Arbeiten könnten Mitte oder Ende 1994 beginnen. Bis alle Baulücken verschwunden sind, dürften noch weitere acht bis zehn Jahre vergehen. bay
ALTSTADT. Selbst in den Pausen gab es Musik. Von draußen tönte neben den Geräuschen des Weihnachtsmarktes der Gesang irgendeiner Gruppe, gleichsam als Intermezzo, in die Alte Nicolaikirche. Und jedesmal, wenn ein verspäteter Besucher in den vollbesetzten Raum hineinschlich, mischten sich die Klänge.
Ein abwechlungsreiches Programm bot das "Kleine Adventskonzert" der evangelisch-lutherischen St. Paulsgemeinde. Die Heinrich-Schütz-Kantorei Frankfurt (Leitung: Horst Christoph Diel), der Flötenkreis der Musikschule Schöneck-Nidderau und verschiedene Solisten spielten Kompositionen der Renaissance und des Barock. Von Hieronymus Praetorius (1560-1629) bis Michel Corrette (1709-1795) reichte die Auswahl. Engelbert Albrecht (Viola da gamba) und Christian Baumann (Orgelpositiv) übernahmen den Basso Continuo. Das war ungewöhnlich, weil nur ganz selten ein Gambist zu finden ist und der Klang dieses Instrumentes (auch wegen der sechs Saiten) sich vom "normalen" Cello (vier Saiten) beträchtlich unterscheidet.
Es lag aber nicht nur an den beiden Continuospielern, daß das Konzert zu einem schönen Hörerlebnis wurde. Denn Chor und Flötenensemble erwiesen sich auch als gute Vermittler der Musik, wie in der Kantate "Willkommen, süßer Bräutigam" von Vincent Lübeck (1654-1740) für dreistimmigen Chor, zwei Querflöten und Generalbaß (die Originalbesetzung ist anders). Das genaue Dirigat von Horst Christoph Diel sorgte dafür, daß ein lebendiges Zwiegespräch zwischen Sängern und Instrumentalisten entstand und sich zu einem homogenen Gesamtbild zusammenfügte. Das Stimmengeflecht wurde überschaubar dargestellt, der barocke Duktus klar gezeichnet.
Ein weiterer Höhepunkt - das Programm war zu vielfältig, um jedes Stück zu erwähnen - war das Allegro' aus dem "Concerto comique" in B-Dur für drei Flöten und Basso Continuo des Franzosen Michel Corrette. Heike Albrecht, Sandra Ikert und Katrin Weikard bewiesen Standvermögen und verliehen dem trillerreich-punktierten Satz hübsche Nuancen. Das Komische, Groteske der an Vivaldi erinnernden Musik gefiel.
Liedsätze von Hans Leo Haßler (1564- 1612), Michael Praetorius (1571-1621) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) sowie das Concert "Alleluja! Freuet euch ihr Christen" für drei bis fünf Stimmen von Andreas Hammerschmidt (1612-1675) zeigten, welche Flexibilität die Heinrich- Schütz-Kantorei in Musik und Sprache aufweisen kann. Immer blieb der Klang elastisch, die Stimmen ergänzten sich gut, so daß ein farben- und nuancenreiches Bild übermittelt wurde. Die Zuhörer in der Nicolaikirche dankten mit anhaltendem Applaus. JÜRGEN OTTEN
FRANKFURTER BERG. Der Raum wird langsam eng in der Altentagesstätte im Fliederweg 9-11. Aber die schon etwas betagteren Menschen scheinen sich in diesen vier Wänden wohl zu fühlen, die die Arbeiterwohlfahrt (AW), Ortsverein Frankfurter Berg, für sie auch in diesem Jahr wieder angemietet hat. Dort können die Seniorinnen und Senioren jeden Freitag Skat spielen, Kuchen essen oder sich auch einfach nur unterhalten. Zudem werden häufig Veranstaltungen angeboten: Tanz, Theater oder auch musikalische Darbietungen.
Auch hat jeder die Möglichkeit, freitags zwischen 16 und 17 Uhr, alltägliche Probleme in der eigens angebotenen Sozialberatung zu besprechen. Angefangen von Schwierigkeiten mit der Selbstversorgung in der eigenen Wohnung bis zur Regelung von Behördenkram. Sozialpfleger Klaus Küpper hat für die Probleme älterer Menschen ein offenes Ohr.
Auch zur Weihnachtsfeier waren die Gäste so zahlreich im Fliederweg 9-11 erschienen "wie noch in keinem Jahr davor", sagte der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Frankfurter Berg, Hans-Peter Gorni, zufrieden und dachte gleichzeitig an eine geräumigere Bleibe für die Zukunft. Vor vier Jahren mußte man schon einmal wegen Platzmangels umziehen, damals wurde der Bürgertreff in der Albert-Schweizer-Schule zu klein.
Nun scheint auch der größeren Altentagesstätte der Platz auszugehen, denn bei der letzten Veranstaltung des Jahres, der Weihnachtsfeier, war der Saal wieder bis auf den letzten Platz besetzt.
Auch in diesem Jahr mußte niemand sein Kommen bereuen. Die "Schlaumeier" sorgten mit ihren Trommeln zum Empfang für Stimmung. Bei Kaffee und Kuchen unterhielt Thomas Both am Keyboard die Anwesenden mit Weihnachtsmusik. Den Stammgästen der Altentagesstätte ist er im übrigen kein Unbekannter: Both sorgt auch während des gesamten Jahres häufig für musikalische Unterhaltung.
Schließlich richtete Pastoralreferent Ralf Albensöder noch einige Grußworte an die Anwesenden, und der "Weihnachtsmann" verteilte im Anschluß daran an jeden ein persönliches Geschenk. Sollte im nächsten Jahr die Besucherzahl zur Freude der Arbeiterwohlfahrt weiter ansteigen, benötigt der Nikolaus vielleicht einen ganzen Laster, um seinen Geschenksack zu transportieren. ole
FRANKFURT A. M. Es ist in dieser Stadt eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn Menschen verschiedener Nationalitäten etwas gemeinsam unternehmen. Beispiele gibt es dafür genug. Dennoch darf der 1984 gegründete "International Choir Frankfurt" für sich in Anspruch nehmen, ein ganz besonderes Ensemble zu sein. Musiker aus immerhin zehn Nationen haben sich zusammengefunden, um Werke aus aller Welt zu singen.
Dieser Tage konzertierte der Chor in der Heiliggeistkirche im Dominikanerkloster mit einem bunten, weihnachlichen Programm unter dem Titel "Weihnachtslieder aus aller Welt". Kompositionen und Arrangements aus Griechenland, Spanien, Frankreich, Deutschland, England und Nordamerika waren zu hören. Interessant war die Aufstellung. Von Sopran und Alt eingerahmt (und dominiert) hatten sich die Männerstimmen in der Mitte postiert. Eine seltene, aber durchaus sinnige und originelle Konstellation. Der Klang blieb so während der Stunde stets geschlossen; die glänzende Akustik in der Heiliggeistkirche unterstützte dies. Chorleiter Wolfgang Grimm, der einige der interpretierten Werke selbst bearbeitet hat, zeigte gleich im ersten Lied "Freuet euch, ihr Christen alle", welchen Duktus er gewählt hatte. Nicht das Zelebrieren liegt ihm nahe, er will Musik verständlich und frisch machen. Die flotten Tempi auch in den folgenden Stücken machten den Abend für die Besucher zu einem kurzweiligen Erlebnis.
Doch das war nicht das einzige Lobenswerte. Dynamisch gut abgestuft und kantabel wurde Musik übermittelt. Dazu kam eine präzise Deklamation der Sänger. Wie im "There shall a star come out of Jacob" von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) oder dem von Norman Luboff eigenwillig-impressionistisch harmonisierten Weihnachtslied "Stille Nacht" (die zweite Strophe sang der Chor englisch): immer war die Musik behende.
Einige Weihnachtslieder wurden vom Klavier begleitet. Tomoko Okada hielt sich dezent im Hintergrund. Selten trug ihr Ton (trotz hoher Klangkultur) in die letzten Reihen. Da hätte man sich etwas mehr Vehemenz gewünscht. Die aber zeigte die Pianistin (unterstützt durch einen Partner am anderen Flügel) in dem Potpourri "A Christmas Medley", das mehrere Weihnachtslieder in freier Bearbeitung (Warren Martin) zu einem bunten Mosaik zusammenfügt.
Auch da bewies der Chor, gestenreich animiert durch Wolfgang Grimm, seine ausgeprägte Flexibilität. Schön phrasierte Kantilenen wechselten mit überraschenden Rubati und gehauchten Passagen sinnvoll ab. Die Stimmen ergänzten sich gut. Das Geflecht blieb durchsichtig, der Sopran bewältigte auch herbe Höhen.
Zu bemängeln waren nur die Programmauswahl und die Klangfülle. Deutsches und US-amerikanisches Liedgut dominierte zu sehr, und damit (vor allem bei den Liedern aus den USA ) bisweilen das Schwülstige. Heitere, dünn gesetzte Weihnachtslieder wie "Protochronia" und "Kalanda" kamen etwas zu kurz.
Aber zu Recht gab es begeisterten Applaus in der (fast) ausverkauften Kirche. Der "International Choir Frankfurt" darf sich mit Recht als ein besonderes Ensemble verstehen. JÜRGEN OTTEN
"Ich verlege nur meine Basis, ich will hier keinen Abschied feiern", behauptet Luis Campaña, der zum Jahresende seine Frankfurter Galerieräume schließt. Langfristig müsse man sowieso nach neuen Vermittlungsformen suchen, das Konzept der Kunstpräsentation via Galerieausstellung habe sich überlebt. Andere Vorstellungsformen vermag er indes nicht zu konkretisieren.
Seine letzte Frankfurter Schau nennt sich "RAL 3000" nach einem von Herbert Hamak benutzten Pigment und ist eine "Ein-Bild-Ausstellung". Hamak hat eine der tragenden Säulen in der Raummitte der Galerie hinter einer viereckigen Holzverkleidung versteckt und diese mit seiner speziellen, wächsern wirkenden Farbmasse ummantelt. Eine milchig rote Vertikale strukturiert nun den weißen Raum - die architektonische Stütze ist in einen Raumkörper verwandelt, der zu atmen scheint. Campaña hofft, daß seine Nachmieter das Werk kaufen.
Ein Quartett kleiner quadratischer Tafelwerke findet sich im Nebenraum, außerdem ein Hochformat. Hamak, dessen Wandbilder - je nach Auftragsstärke der Farbmasse - mitunter zu Plastiken geraten, gelingt es, die Signalkraft von Farben darzustellen, ihre Licht- und meditative Wirkung auszuloten bei gleichzeitiger äußerster Zurückhaltung im subjektiven Ausdruck. Es entstehen Farbfelder mit Tiefensog in der Tradition des Colourfield-Painting, die die Materialität von Farbe und ihre Eigenwertigkeit zur Diskussion stellen, nicht ihre Darstellungspotenz.
Hamak arbeitete früher mit dem schon länger aus Frankfurt verschwundenen Galeristen Varisella zusammen, der mit seinen Ausstellungsräumen auch seine Kunsthandelstätigkeit aufgab. Campaña hingegen wird seine Crew, unter ihnen eine Reihe von Frankfurter Künstlern (Marko Lehanka, Kurt Hofmann, Max Mohr, Tobias Rehberger), künftig im Rheinland in seiner bisherigen Dependance am Kölner Friesenplatz, betreuen. (Bis 23. Dezember, Eschenheimer Landstraße 5-7.) dbb
GRIESHEIM. Mehr als zwölf Stunden lang währte die Weihnachtsfeier des Kleingärtnervereins Westend (KGV) im Bürgerhaus Griesheim. Bereits am Nachmittag begann das vielfältige Programm für die Kinder mit dem Klangtheater "YAYA". Fast nahtlos ging die Kinderfete in die Feier für die Erwachsenen über, die "erfahrungsgemäß bis gegen drei Uhr früh geht", schätzte Walter Fellhau vom KGV. Demnach müsse "die Tanzcombo auch dieses Jahr Überstunden schieben, wenn die Leute in Fahrt gekommen sind", meinte er am frühen Abend.
Für die jüngsten Vereinsmitglieder war nicht bloß Unterhaltung angesagt. "Wir wollen die Kleinen natürlich auch ein bißchen müde machen, damit sie heute abend gut einschlafen", verriet Walter Fellhau. Das Klangtheater "YAYA" verteilte bei den rund 60 Kindern Rasseln, Trommeln und Musikinstrumente und brachte die Sprößlinge damit richtig in Stimmung. Auch beim Besuch von "Santa Clown" kam der Spaß nicht zu kurz. Eine Premiere gab es dann mit dem Kinderchor des KGV, der nach der Gründung im Frühjahr unter Leitung von Annie Kuch seinen ersten Auftritt hatte. "Ich denke, daß nach diesem gelungenen Debüt noch mehr Kinder in den Chor kommen werden", sagte Walter Fellhau.
Die Organisation der Weihnachtsfeier übernimmt nach seinen Worten ein "großer Stab von Helfern". Das Abendprogramm wurde diesmal von sechs Künstler- und Musikgruppen bestritten. "Gerne würden wir für einen karitativen Zweck etwas spenden", meinte Fellhau. "Die Weihnachtsfeier ist aber so kostenintensiv, daß wir froh sind, wenn die Unkosten gedeckt werden."
Das Vorstandsmitglied freut sich, daß "gerade im jetzt herrschenden Zeitgeist" viele ausländische Mitbürger im KGV aktiv sind. "Das Kleingartenwesen gilt ja als Ausdruck typisch deutscher Lebensweise. Bei uns wird das mit einem Ausländeranteil von 16 Prozent positiv bereichert." Das Schrebergartenhobby sei vor allem in Portugal, Jugoslawien und Italien mindestens genauso beliebt wie hier, erklärte Fellhau. "Wir reden nicht vom Miteinander, wir praktizieren es." hen
GRIESHEIM. Wird nun das Landschaftsschutzgebiet am Lachegraben verkleinert oder nicht? Im Zuge der Planung von Neubauten auf dem freien Gelände am Lachegraben soll die dort ausgewiesene Schutzzone mit einem sogenannten Neuabgrenzungsvorschlag verkleinert werden. Eine Vertreterin der Bügerinitiative, die sich für Erhaltung der bizonalen Siedlung stark macht, wollte es in der jüngsten Ortsbeiratssitzung wissen und wurde an die höheren politischen Instanzen verwiesen.
Dierk Hausmann vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung, der an der Sitzung wegen einer anderen Angelegenheit teilnahm, informierte den Ortsbeirat darüber, daß ein entsprechender Antrag des Magistrates beim Regierungspräsidium in Darmstadt vorliege, bisher aber noch keine Entscheidung gefällt worden sei.
Thomas Rahner, für die Grünen im Ortsbeirat 6, zeigte sich erstaunt über diese Auskunft: "Ich höre zum ersten Mal von diesem Antrag. Da hat die Stadt eine interne Absprache getroffen, ohne den Ortsbeirat zur Sache anzuhören." Das Stadtteilparlament entschied einstimmig, die untere Naturschutzbehörde, das Planungsamt und den Umweltdezernenten um genauere Auskünfte über diesen Vorgang zu bitten. hen
FRANKFURT-NORDWEST. Acht FDP- Mitglieder kandidieren bei den kommenden Kommunalwahlen im März 1993 für ein Mandat im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim).
Die weiteren Kandidaten sind: Daniel Grubeanu, Andrea Martin, Klaus Funk, Martin Feickert, Caritas Becher und Dr. Irmfried Hüsken.
Doch alle werden sicher nicht in das Gremium aufrücken: Derzeit vertritt Günther Görtz als einziger die FDP-Interessen im Ortsbeirat 9. sen
FRANKFURT-NORDWEST. Die kleine Volksbefragung in dem Viertel um die Kurhessenstraße (die Stadtteil-Rundschau berichtete) ist zu Ende: Von den etwa 3000 Fragebögen, die der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) zur Verkehrsberuhigung verteilt hatte, wurden 359 Bögen ausgefüllt und bei den Politikern abgegeben. Die "Arbeitsgruppe Verkehr" des Stadtteilgremiums wertete dieser Tage die Umfrage aus.
Die Mehrheit - 143 Bürger - votierte für eine "sanfte" Verkehrsberuhigung: Die Verkehrsführung soll sich ihrer Meinung nach nicht ändern. Nur verengte Fahrbahnen, Tempo-30-Schilder und Rechts-vor-Links-Regelungen sollen dafür sorgen, daß die Autofahrer langsamer fahren müssen.
39 Bewohner des Viertels waren der Ansicht, daß eine Diagonalsperre auf der Kreuzung zwischen der Landgraf-Philipp- und der Haeberlinstraße aufgestellt, und die Heylstraße unterbrochen werden soll: Sie votierten für die "Variante 1 b", in der außerdem je eine Verengung in der Kurhessenstraße und in der Straße Am Schwalbenschwanz vorgesehen ist.
52 Bewohnern ist das nicht genung. Sie stimmten für die erste Variante: Für die Sperrung der Kurhessenstraße und je eine Diagonalsperre auf der Kreuzung zwischen der Haeberlinstraße und der Landgraf-Philipp-Straße sowie auf der Kreuzung zwischen der Landgraf-Philipp-Straße und der Straße Am Schwalbenschwanz.
Etwas weniger - 32 Bewohner - machten ihr Kreuz für Variante 2. Insgesamt drei Diagonalsperren (an der Kreuzungen Ludwig-Tieck-Straße / Fuchshohl, Matthias-Claudius-Straße / Haeberlinstraße, Am Schwalbenschwanz / Landgraf- Philipp-Straße) und Sperren in der Heylstraße und in der Kurhessenstraße sollen ihrer Meinung nach eine Durchfahrt vom Norden in den Süden unmöglich machen.
38 Bewohner gaben an, daß sie zwar für eine Verkehrsberuhigung sind, sich aber nicht für eine Variante entscheiden können. 55 sind "grundsätzlich gegen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen".
Die Tendenz ist also deutlich: Nur eine Minderheit kann sich vorstellen, das
Fortsetzung auf Seite 2
DORNBUSCH. Personalnot in der Kindertagesstätte (KT) 89: Bereits seit dem 1. April diesen Jahres müssen die Pädagogen in der integrativen KT ohne die stellvertretende Leiterin zurechtkommen. Anfang Dezember lief außerdem die Stelle der Jahrespraktikantin aus; auch zwei Plätze für Zivildienstleistende sind offen. Zu Anfang Februar hat zudem auch die Leiterin der Einrichtung gekündigt: Die Arbeit in der KT wird schwieriger - die Mitarbeiter denken sogar darüber nach, die sechs Hortkinder an einem Nachmittag in der Woche nach Hause zu schikken, weil sie die Betreuung nicht mehr leisten können.
Im Stadtschulamt ist der Notstand bekannt. Intensiv bemühe sich das Amt um neue Mitarbeiter, erklärte der Referent der Schulderzernentin, Michael Damian, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Seit Mai sei die Stelle für die stellvertretende Leiterin der KT ausgeschrieben. "Ein paar Bewerbungen" seien auch schon eingegangen: "Wir konnten aber niemanden finden", sagte Ebeling-Referent Damian.
Das Problem: "Die Stelle ist nur befristet frei, weil die Mitarbeiterin ihren Mutterschaftsurlaub wahrnimmt." Selten akzeptiere jemand eine Anstellung auf Zeit und mit ungeklärter Zukunft. Aber: "Jetzt gibt es einen neuen Bewerber, und die Bewerbung sieht gut aus", ist der Referent im Schuldezernat optimistisch.
Auch für die Vertretung der Leiterin haben sich die Mitarbeiter im Stadtschulamt Gedanken gemacht. Ab Februar wird die Pädagogin einspringen, die einmal die Hundertwasser-Kindertagesstätte in Heddernheim leiten soll.
Da wegen der Verseuchung sowieso "noch völlig unklar" sei, wann die Hundertwasser-KT eröffnet werde, könne die Leiterin erst einmal in der KT 89 eingesetzt werden. sen
SCHWANHEIM. Flamencomusik hallt durch den Gemeindesaal der katholischen Pfarrgemeinde St. Mauritius. Mädchen in bunten Ballkleidern hüpfen aufgeregt hinter der Bühne umher. In wenigen Minuten haben sie ihren Auftritt bei der spanischen Weihnachtsfeier. Während die Eltern im Saal spanischen Wein schlürfen und "pepito de charizo", eine spezielle Wurst, die in Wein gekocht wird, genießen, zupfen die Mädchen der Tanzgruppe noch einmal ihre Kostüme zurecht, bevor es losgeht. Zu temperamentvoller, südspanischer Musik tanzen die Kinder auf der Bühne. Später am Abend wagen dann auch die Erwachsenen ein Tänzchen in spanischer Manier.
"Unsere Art Weihnachtsfeier hat wenig mit deutschen Traditionen zu tun", erklärte Robert Freitag, der das Fest seit zehn Jahren mitorganisiert und sich selbst als "Halbspanier" bezeichnet. 1981 gründete die Mauritiusgemeinde einen Ausschuß für ausländische Mitbürger, der vor allem die zahlreichen Spanier in Schwanheim vertritt. Bedingt durch die benachbarten Arbeitgeber Flughafen und Hoechst AG ist Schwanheim als Wohnort bei ihnen sehr beliebt.
"Wir sind zwar für alle Nationalitäten da, aber die Spanier haben sich hauptsächlich bei uns etabliert", sagte Robert Freitag, der bis vor kurzem neun Jahre lang Vorsitzender des Pfarrgemeinderates war. Mit dem Ausländerausschuß kam auch die Idee für die außergewöhnliche Weihnachtsfeier und so wird sie nun seit zehn Jahren vor allem von den Spaniern gern besucht. Speisen und Getränke sind an diesem Abend natürlich spanischer Herkunft (Tortillas und Rotwein), und wenn dann kein spanisches Wort für den Kreppel gefunden wird, heißt dieser einfach "Kennedy". Warum? "Weil Kreppel auch Berliner genannt werden und da hatte ein spanischer Mitbürger sofort die Assoziation zu Kennedys Ich-bin-ein-Berliner-Ausspruch. Seitdem heißen die Dinger bei uns Kennedys", klärte Robert Freitag auf.
Neben dem Spaß, gemeinsam zu feiern, hat der Ausschuß für ausländische Mitbürger vor allem die Aufgabe, Vertrauen zwischen Deutschen und Ausländern zu schaffen und Hilfe bei Problemen mit Behörden, Versicherungen oder bei Verständigungsschwierigkeiten zu leisten. hen
SCHWANHEIM. Wenige Wochen nach seiner Amtsübernahme konnte der neugewählte Vorstand der Sportfreunde Schwanheim bereits eine wichtige Tat für die Zukunft des Vereins vollbringen. Auf dem Vereinsfußballplatz an der Schwanheimer Bahnstraße wurde kürzlich die neu installierte Flutlichtanlage in Betrieb genommen. Mit einem Benefizspiel der Sportfreunde gegen die SG Egelsbach zugunsten der Leberecht-Stiftung für geistig und körperlich behinderte Kinder wurden die Lichtmasten vom Vorsitzenden Hans-Dieter Otto, dessen Stellvertreter Seppl Henrich und von Kassierer Volker Betz ihrer Bestimmung übergeben. Die Baukosten von rund 100 000 Mark hatte teils der Verein selbst, teils aber auch die Stadt getragen.
"Mit der Flutlichtanlage sind wir jetzt nicht mehr auf Absprachen mit der Germania Schwanheim angewiesen", freute sich Seppl Henrich. Bisher nutzten die Sportfreunde einen beleuchteten Platz zusammen mit der Germania. Dabei gab es immer wieder Probleme bei der Absprache. "Mit dem Flutlicht können wir nun trainieren, wann wir wollen", sagte der Vize-Vorsitzende.
Um die Kosten möglichst gering zu halten, haben die Sportler die Gräben für die Kabel selbst ausgehoben und beim Aufstellen der Masten mitgeholfen. Nun muß nur noch die Feuerwehr mit einem Leiterfahrzeug kommen und die Scheinwerfer richtig ausrichten. "Da müssen wir aber bis zum ersten Frost warten, sonst sackt das 22 Tonnen schwere Fahrzeug im Boden ein", sagte Seppl Henrich.
Die Sportfreunde haben die Anlage in Etappen finanziert; daher lagen die schon gekauften Masten einige Jahre ungenutzt am Sportplatz. "Schließlich wollte sich der Verein nicht in Schulden stürzen", meinte Henrich. Mit dem Zuschuß der Stadt sind die Schwanheimer Kicker sehr zufrieden, innerhalb von sechs Monaten sei das Geld beim Verein angekommen.
Der 120 Mitglieder starke Verein feiert im kommenden Jahr seinen zehnten Geburtstag. Im Rahmen dieses Jubiläums soll auch eine Jugendabteilung gegründet werden. Als Ansporn für die Nachwuchskicker ist für Mitte Mai ein Training mit Jörn Andersen von der Frankfurter Eintracht angesetzt. hen
WESTLICHE STADTTEILE. Erst nach fünfeinhalb Stunden Sitzung kam Tagesordnungspunkt 45 von insgesamt 88 zur Sprache. "Wir sind doch ein Haufen, der bloß für sich selbst diskutiert." Thomas Schlimme, für die Grünen im Beirat, verteidigte auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums vehement seinen Antrag zur Aufteilung des Ortsbezirks 6.
"Der Ortsbezirk 6 ist der größte in ganz Hessen und vertritt ein Fünftel der Frankfurter Bevölkerung", schrieb Fraktionssprecher Schlimme zur Begründung seiner Forderung.
Durch die neun Stadtteile, die im Ortsbeirat 6 vertreten sind, ergebe sich eine Flut von Anträgen. Die machten eine bürgernahe Politik gar nicht mehr möglich, argumentiert Thomas Schlimme. "Wenn ein Bürger aus Zeilsheim zur Sitzung kommt, muß er sich möglicherweise erst stundenlang Themen aus Griesheim, Höchst oder von anderswo anhören, die ihn gar nicht interessieren", stellte der Grünen-Politiker fest.
Außerdem sei die monatliche Bürgerfragestunde vor den Sitzungen um 17 Uhr zu früh angesetzt. "Da arbeiten noch viele Leute und sind so verhindert", sagte Schlimme. Nur wenn der Ortsbeirat aufgeteilt würde, könne auch die Fragestunde auf später verschoben werden.
Die Fraktionen von SPD und CDU nahmen den Antrag zwar wohlwollend auf, lehnten ihn aber bei der Abstimmung mehrheitlich ab, da sie den Zeitpunkt vor der anstehenden Kommunalwahl für schlecht gewählt hielten.
"Wir sind den Grünen für ihren Diskussionsanstoß dankbar. So ein Antrag hätte eigentlich schon früher kommen sollen", kommentierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Wildhirt den Vorstoß. Wildhirt forderte, eine mögliche Teilung sorgfältig abzuwägen und sowohl bei den Fraktionen als auch bei den Bürgern nachzufragen.
"Wir dürfen nicht vergessen, daß in unserer Größe auch mehr Macht gegenüber der Stadt liegt. Wir haben sicher mehr Einfluß auf die Ämter als beispielsweise der Ortsbeirat von Kalbach", gab der Fraktionsvorsitzende zu bedenken.
Thomas Schlimme hielt dagegen, daß in einem so großen Beirat die einzelnen Stadtteile eher untergingen. "Statt Kompetenz anzuhäufen, sollten wir uns besser in Bescheidenheit üben", forderte er die beiden großen Parteien auf.
Auch die CDU steht dem Teilungsgedanken offenbar nicht ablehnend gegenüber. Die Meinungen innerhalb der Fraktion gehen auseinander. "Das zeigt, wie wichtig das Thema ist", sagte Bernhard Mertens (CDU). Mertens plädierte dafür, die Diskussion in der nächsten Wahlperiode erneut auf den Tisch zu bringen. "So eine elementare Entscheidung hat im Wahlkampf nichts zu suchen", betonte der CDU-Politiker.
Auslöser für den Antrag waren Bürger, die Thomas Schlimme bei der Bürgerversammlung zur Vorstellung des Rahmenplans Griesheim angesprochen hatten. "Warum tagt ihr immer in Höchst und fangt so früh am Abend an?" wurde ich von Griesheimern gefragt, berichtete Schlimme.
Thomas Rahner, ebenfalls bei den Grünen, versicherte, der jetzt abgelehnte An- Fortsetzung auf Seite 7
SACHSENHAUSEN. Die Vorweihnachtszeit ist für viele die anstrengendste Zeit im ganzen Jahr. Hektik, Einkaufsstreß und selten findet man dabei das richtige Geschenk. Doch selbst entnervtesten Zeitgenossen wird es warm ums Herz, wenn Weihnachtslieder erklingen. Freilich nicht aus den Lautsprechern im Supermarkt, sondern gesungen von Kindern. In der evangelischen Osterkirche traten gleich 60 Nachwuchssänger an, um Weihnachtslieder aus aller Welt zu musizieren: Der Internationale Oberurseler Kinderchor unter Leitung von Debra Damron hatte 23 verschiedene Lieder auf dem Programm.
Ob beim deutschen, englischen oder karibischen Weihnachtslied, die Freude und Begeisterung war den jungen Sängerinnen und Sängern anzumerken. Im großen Chor oder ganz allein, denn immer wieder durfte ein Kind als Solist in der großen Kirche an der Mörfelder Landstraße singen: Anna Opitz in "Fröhliche Weihnacht überall", Robert Houston in "Rise up, sheperd, and follow", Sam Wilkins und Luise Unger in "Good King Wenceslas" und viele andere. Großen Applaus gab es natürlich nach jedem Stück. Nach dem "Angel's Song" wollte er aber kaum mehr enden: Marilla Valente hieß die Solistin im Lied, das Robin Steinberger, eine ehemalige Musiklehrerin an der Frankfurt International School, komponierte. "Typisch" amerikanisch klang es, ein wenig nach Musical, ein wenig nach Merry Christmas, eben was fürs Herz.
Viele Stücke hörte das Publikum zum ersten Mal, andere waren von der bekannten Sorte: Bei "O Tannenbaum" oder "Still, Still, Still" summte wohl mancher Zuhörer in der Osterkirche leise mit. Neben der Orgel begleitete auch ab und zu ein kleines Instrumentalensemble, bestehend aus Gitarre, Blockflöte, Violine und - klanglich besonders apart - zwei Krummhörnern. "Von einem Lied können die Kinder nie genug kriegen", erzählte Dirigentin Debra Damron: vom karibischen "Sleep the little Baby". Da durften sie nämlich nicht nur singen, sondern auch in die Hände klatschen. Und außerdem ist der Rhythmus ganz anders als der europäischer Lieder und die Melodie ein richtiger Ohrwurm.
Seit vier Jahren existiert der Internationale Oberurseler Kinderchor. Um den Altersunterschied nicht zu groß werden zu lassen gibt es zwei Chöre, die auch beide in der Sachsenhäuser Osterkirche auftraten: Der Chor der Großen, für Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren, und der Nachwuchschor, in dem bereits Sechsjährige mitmachen können. Die jungen Sängerinnen und Sänger kommen aus 14 verschiedenen Ländern, deshalb wird bei den Proben nicht nur deutsch, sondern auch englisch gesprochen. Ein Höhepunkt in diesem Jahr war eine Konzertreise nach Amsterdam und ein Auftritt im Hessischen Rundfunk: Dort wirkte der Internationale Oberurseler Kinderchor bei der Aufführung von Leonard Bernsteins "Mass" mit.
Natürlich saßen beim Konzert in der Osterkirche viele Eltern und Geschwister der kleinen Künstler. Viele kamen direkt vom Weihnachtseinkauf, beladen mit Tüten und Paketen. Für eine Weile war der Weihnachtsrummel vergessen und bei zwei Liedern durften sie sogar in den Gesang mit einstimmen. bai
FRANKFURT A. M. An die 100 Personen hatten sich dieser Tage im Bürgertreff Kalbach (Am Weißkirchner Berg 3) eingefunden, um gemeinsam das bevorstehende Weihnachten zu feiern. Die "Aktion Soziale Hilfe Frankfurt" (ASHF) hatte dazu eingeladen. Mit einem Jongleur, dem Eschersheimer Kinderchor und viel Musik war rundherum für gute Laune gesorgt.
Der eingetragene Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Strafgefangenen zu helfen, oder ihnen einfach nur eine Freude zu bereiten - und das besonders an Weihnachten. Aus der "Aktion Notwende" heraus, die sich darauf konzentrierte, Briefkontakte zwischen den Strafgefangenen und Menschen außerhalb der Justizvollzugsanstalten (JVA) herzustellen, hatte sich 1981 auf Betreiben von Wilfried Schmidt, dem amtierenden Vorsitzenden, die ASHF gegründet.
Über Spenden waren in diesem Jahr wieder Spielsachen, Kleider und Geld gesammelt worden, um damit Weihnachtspakete zusammenzustellen. Auf dem Fest wurden die Pakete an sozialschwache Familien (auch alleinstehende Frauen, deren Männer im Gefängnis sitzen) verteilt. "Damit deren Kinder auch mal was bekommen", erklärte Charlotte Peeck, eine Mitarbeiterin Wilfried Schmidts. Auch zwei evangelische Pfarrer hatten sich im Bürgertreff eingefunden. Pfarrer Eckhard Giebeler war aus Brandenburg angereist. Seit 1949 bis zum ersten Oktober dieses Jahres betreute er als Pfarrer verschiedene Gefängnisse in der ehemaligen DDR. Zuletzt war er viele Jahre in der JVA Brandenburg tätig. "Ich bin dankbar für die Unterstützung, die wir durch die Aktion Soziale Hilfe erfuhren. Im Durchschnitt schickten sie uns 30 Pakete, so etwas gab es natürlich früher nicht", sagte er.
Pfarrer Rudolf Blazejewski vom Untersuchungs-Haftanstalt Preungesheim kennt Wilfried Schmidt bereits seit 14 Jahren. "Ich bin sehr froh, daß es die Aktion gibt. Es wäre schön, wenn sie den Menschen, die aus der U-Haft kommen ganz praktisch, beispielsweise mit Unterkünften, unter die Arme greifen könnten, aber private Träger können nicht das leisten, was normalerweise staatliche Institutionen tun müßten", sagte er.
Für die Häftlinge organisiert der Verein manchmal Fußballturniere in Sporthallen der Vollzugsanstalten, "die immer gut angenommen werden", wie Charlotte Peeck versicherte.
Dazu kommt an jedem vorletzten Freitag im Monat ein Bowlingturnier für Strafgefangene im offenen Vollzug. Für diese Aktionen wurde eigens der Tochterverein "FC Spitze" gegründet. Außerdem verkauft die ASHF Handarbeiten der Strafgefangenen; der gesamte Erlös kommt den Inhaftierten zugute.
Für das ASHF-Büro arbeiten zwei ehrenamtliche Helfer (Charlotte Peeck und der Finanzchef) sowie eine angestellte Mitarbeiterin. Sie ist für unbestimmte Zeit von der Frankfurter Werkstatt "ausgeliehen" worden und leitet das Büro in der Großen Spillingsgasse 5 in Bornheim. Die ASHF finanziert sich aus den Beiträgen der Mitglieder (fünf Mark im Monat), Spenden und Zuschüssen der Stadt. Ein Drittel der Mitglieder sind "Ehemalige", der größere Teil sind sozialengagierte Menschen, die geworben wurden. dil
PRAUNHEIM. Nach "dreijähriger fruchtbarer Zusammenarbeit" trennt sich der Praunheimer Männerchor Liederkranz 1878 von seinem Dirigenten, Musikdirektor Hans-Erich Debo. Das teilte Peter Rokstein, stellvertretender Vorsitzender, auf der Weihnachtsfeier des Vereins mit. Debo sei ein "hervorragender Fachmann" und habe den großen Chor "vorzüglich weitergebildet", bescheinigte er dem scheidenden Dirigenten.
Die hohen Qualitätsansprüche, die er an die Sänger stellte, hätten den Chor aber von "seinen Anhängern entfernt". Diese sängerische Qualität werde nur von einer Minderheit verstanden und gewürdigt. "Unser Publikum verstand uns nicht mehr und blieb weg. So müssen wir eine im Grunde erfolgreiche Zusammenarbeit beenden", sagte Rokstein.
Debos Nachfolge wird Wolfgang Wels antreten. Der 31jährige "Pianist und Liedbegleiter", wie er sich nennt, betreut seit Januar 1991 musikalisch die "Happy Singers", jene Show-Truppe des Vereins, die mit heiteren Liedern aus Musicals sowie Trink- und Stimmungsliedern weit über Praunheim hinaus bekannt ist. Er freut sich auf sein neues Betätigungsfeld, in dem er sich als "Neuling" fühlt.
Ganz unbekannt ist ihm das Fach allerdings nicht. Seit seinem 14. Lebensjahr hat er sich dem Metier verschrieben, acht Jahre Musik studiert und bei den Bad Hersfelder Festspielen einige Bühnenproben zu Salome dirigiert. Zwischen Qualität und Volkstümlichkeit sieht er keinen Widerspruch: "Das Singen muß Freude machen." rw
FRANKFURT-NORDWEST. Es war eine große Familienfeier im weihnachtlichen Rahmen: die Jahresabschlußfeier der VdK-Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt. Im Saal der evangelischen Auferstehungsgemeinde an der Graebestraße, den die Helferinnen und Helfer festlich geschmückt hatten, begrüßte Vorsitzender Heinrich Kraus über 100 Mitglieder und Ehrengäste, darunter Heinrich Kohrs vom Frankfurter Kreisverband, den Landtagsabgeordneten Armin Clauss, Hausherr Pfarrer Michael Schirrmeister und Stadtbezirksvorsteher Rudi Gesell.
Kraus nutzte die Gelegenheit zu einem Rückblick auf seine Amtszeit. Als er im November 1987 "ins kalte Wasser" geworfen wurde und die (mitgliedermäßig auf "Talfahrt" eingestellte) Ortsgruppe übernahm, zählte er gerade noch 118 Mitglieder. Heute dagegen hat die Ortsgruppe der beiden Stadtteile an der Nidda immerhin 185 Mitglieder, darunter viele jüngere. "Wir haben Aufwind", so Kraus.
In seinem Grußwort hob der Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt (SPD) die gute Zusammenarbeit der örtlichen Organisationen mit der "Geistlichkeit vor Ort" hervor. Das sei keineswegs immer so gewesen, "aber in Praunheim funktioniert das vorbildlich". Die Gemeinden stellten den Vereinen und Organisationen für Sitzungen und Feiern ihre Räume "sehr preiswert" zur Verfügung.
Musikalische Weihnachtsstimmung unterm großen Tannenbaum verbreiteten die flötenspielenden Kinder der Auferstehungskirche. Unter der Leitung von Elke Eisbrich spielten sie Weihnachtstänze, Hirtenlieder und traditionelle Weihnachtslieder zum Mitsingen.
Nach vielen Grußadressen, Gedichten und einer ausgiebigen Kaffeetafel setzte sich Eddy an seine Elektroorgel und untermalte das vorweihnachtliche Beisammensein musikalisch. Sein Repertoire reichte von Weihnachtsliedern bis hin zu Walzerklängen, die einige Gäste auf die kleine Tanzfläche lockten.
Viel Arbeit "nicht nur bei dieser Feier" hatten die Vorstandsfrauen und die ehrenamtlichen Helferinnen in der Küche und am Getränkestand. Sie hatten nicht nur die Kuchen gebacken und gestiftet, sondern auch serviert und Rollbraten mit Kartoffelsalat für des abschließende Abendessen vorbereitet. rw
BOCKENHEIM. Noch brennt das vierte Kerzlein nicht, da feierten die Senioren der Begegnungsstätte "Bockenheimer Treff" und der Altenwohnanlage schon zwei Tage lang Weihnachten. "Wegen der zahlreichen Teilnehmer müssen wir an zwei Tagen feiern", erklärte Edidt Marx, Leiterin der Senioren-Begegnungsstätte.
Zum Auftakt spielte das Seniorenorchester des Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe. Die 24 Musiker - durchschnittlich 60 Jahre alt - wurden von Peter Boltz dirigiert. Carola Dettmar und Reinhold Woldorf von den städtischen Bühnen sangen Weihnachtslieder.
Jeder Festgast berappte 13 Mark. Das sei "haarscharf kalkuliert, da bleibt nichts übrig", versicherte Frau Marx. Dafür bekamen die Senioren auch einiges geboten. Zum Kaffee gab es Stollen, abends wurde warm und reichhaltig ge- speist: Sauerbraten mit Klößen und Rotkraut - den Rotwein gab's gratis dazu.
Die Begegnungsstätte, Am Weingarten 18 bis 20, können auch Senioren besuchen, die nicht in der Altenwohnanlage leben. Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 17.30 Uhr. nia
BORNHEIM. Verschiedene Kulturen zusammenzubringen, das sei das Hauptanliegen der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek der Stadtbücherei (KiBi) in diesem Jahr gewesen, sagte Anja Bernet. "Und das haben wir auch intensivieren können", fügte die Bibliothekarin hinzu. Seit drei Jahren beschäftigt die KiBi in Bornheim eine Bibliotheks-Pädagogin. Linda de Vos sorgt dafür, daß ausländische und deutsche Kinder gemeinsam spielen, lernen und lesen. Regelmäßige Veranstaltungen unterstützen das Integrationsprojekt.
"Kinder erzählen aus ihrem Land", heißt eine Aktion, die drei- bis viermal im Jahr veranstaltet wird. Dabei informieren ausländische Kinder ihre deutschen Altersgenossen über ihre Heimat. Oft sei das eine ganz spannende Sache, meinte Linda de Vos: Weil viele ausländische Kinder in Deutschland geboren seien, müßten sie sich erst bei ihren Eltern über ihre alte Heimat informieren. Dadurch werden auch viele Erwachsene in die Aktionen einbezogen. So hätten beispielsweise einige Mütter Spezialitäten aus ihrem Land gekocht oder gebacken.
"Äktschen" gibt es zweimal in der Woche, für Kinder ab fünf Jahre. Jeden Freitag heißt das Motto "Vorlesen und Spielen". Linda de Vos liest für zehn bis 15 Kinder verschiedener Nationalitäten Geschichten vor. Die Kinder setzen die Erzählung dann kreativ um, in Theater- Bastel- oder Malaktionen. "Da kommen unglaublich tolle Sachen raus", sagte die Pädagogin. Mittwochs wird "Äktschen in der KiBi" von einer der sieben Bibliothekarinnen angeboten. "Kinder in Kurdistan" war beispielsweise ein Thema, das zusammen mit dem Dritte-Welt-Haus konzipiert wurde. Die "Ägypten"-Ausstellung (sie ist noch bis Freitag, 18. Dezember, zu sehen), entstand gemeinsam mit Schülern der siebten Klasse aus der Friedrich-Ebert-Schule. Die Siebtklässer gaben ihr Wissen an die Jüngeren weiter. Die Kleinen bastelten Pyramiden.
"Lesezauber" ist eine jährliche Mitmachaktion für junge Leser aus allen Stadtteilbüchereien. Das Motto in diesen Herbstferien lautete: "Wir zaubern uns ins tiefe Meer." Mehr als hundert Kinder schrieben, bastelten und malten zu Geschichten aus Büchern über Fische, Meer und Unterwasserwelt. Krönung des "Lesezaubers" war ein Abschlußfest, bei dem jedes Kind einen Preis gewann.
"Bücher im Park" steht im Sommer auf dem Programm. Dann packt de Vos die Bücherkiste mit fünf Dutzend Büchern und zieht mit über 50 Kindern in den Günthersburgpark. Unter Bäumen liest sie indianische Märchen oder Geschichten zu den vier Elementen vor. Danach können die Kinder "spielerisch die Natur begreifen", erläuterte sie. "Wir töpfern oder machen wilde Sachen, die wir in der Bibliothek gar nicht machen könnten."
Hilfe bei den Hausaufgaben bietet die Pädagogin dreimal in der Woche an. Mehr als 15 Kinder kommen regelmäßig - hauptsächlich wegen Sprachschwierigkeiten. Ziel der Hilfe sei es, den Kindern zu erklären, wie sie Lexika, Wörterbücher und Atlanten nutzen können.
"Buchpakete" ist ein Angebot speziell für Lehrer. Auf Anfrage stellen die Bibliothekare für die Pädagogen Geschichten, Erzählungen und Sachliteratur zu bestimmten Themen zusammen. "Wir sitzen an der Quelle und kennen neue, pädagogisch überarbeitete Kinderbücher", sagte die Bibliothekarin Bernet. Oft gefragt seien Themen wie "Umwelt", "Indianer" und "Andere Länder".
Führungen durch die Bibliothek, für Schulklassen und Kindergärten, bietet die KiBi dreimal in der Woche. Fragen wie "Wo finde ich mein Lieblingsbuch?" und "Wie nutze ich die Bücherei?", werden dann erklärt.
Die Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek beherbergt mehr als 45 000 Medien, also Bücher, Kassetten, Spiele und Zeitschriften. Täglich kämen gut hundert junge Leser. Manchmal sei es ganz schön laut. "Unsere lebhafte Bücherei" brauche für kreative und laute Aktionen einen Kinderraum, fordern die Bibliothekare. Ausreichend groß, schalldicht, mit Wasseranschluß und verglast müsse er sein. Dann könne die Bücherei auch im nächsten Jahr ein idealer Treffpunkt zum Malen, Basteln, Lesen und Theaterspielen sein. "Unsere Arbeit geht über die Beratung hinaus, wir sorgen für eine persönliche Beziehung zu der Bibliothek", sagte Anja Bernet. "Denn Lesen hat ganz viel mit persönlichem Kontakt zu tun", fügte die Pädagogin de Vos hinzu. nia
BOCKENHEIM. Die Senioren der evangelischen Markusgemeinde und die Senioren der katholischen Frauenfriedensgemeinde feierten zum ersten Mal gemeinsam den Advent. Die ökumenische Feier wurde "aus einer Not heraus geboren", erzählte Anneliese Sabel, Leiterin des Seniorenkreises der katholischen Frauenfriedensgemeinde. Weil das katholische Gemeindehaus zur Zeit renoviert wird und für eine Feier nicht zur Verfügung stand, kam sie auf die Idee, die evangelische Gemeinde anzusprechen.
Klaus Knerr, Pfarrer der evangelischen Markusgemeinde, fand die Anregung ausgezeichnet. Gemeinsam gestalteten beide ein buntes Programm.
Pfarrer Knerr leitete den Nachmittag mit einer Bildmeditation über Marias Verkündung ein und erklärte eine Ikone aus dem 16. Jahrhundert. Das habe er so schön gemacht, sagte die Leiterin des katholischen Seniorenkreises: "Früher wäre das in der evangelischen Kirche gar nicht möglich gewesen."
Der Saal war voll, über 120 evangelische und katholische Senioren hörten den Worten des Pfarrers zu. Danach spielten Elisabeth Ickler-Wenkebach, Organistin der Markus-Gemeinde, und die beiden Flötistinnen Manuela Stab und Christine Beck, Barockmusik.
Gedanken und besinnliche Texte zum Advent trugen sechs Senioren der katholischen Gemeinde in einem Adventsspiel vor. Danach wurden Lieder gesungen, Gedichte und Geschichten vorgetragen. Es war eine "herzliche Atmosphäre, wir waren so gerührt", sagte Anneliese Sabel. Die Stimmung sei sehr heiter und fröhlich gewesen, meinte auch Pfarrer Knerr. Deshalb möchte er die Seniorenarbeit auch in Zukunft ökumenischer gestalten. "Es soll weitergehen", entschied der evangelische Pfarrer.
Am 20. Januar ist im Saal der evangelischen Markusgemeinde ein gemeinsamer Dia-Nachmittag geplant. Die Mitglieder der katholischen Frauenfriedensgemeinde zeigen Bilder von ihrer Pilgerreise nach Santiago de Compostela, dem berühmten Wallfahrtsort in Spanien. nia
FRANKFURT A. M. Geschichten über Tiere las Ruth Lindenthal auf der Weihnachtsfeier des Panda-Clubs, der Kinder- und Jugendgruppe der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) und dem Naturschutzbund Deutschland (DBV). Über 20 acht- bis zehnjährige Kinder kamen ins "Lehrgehölz", wie der Panda-Club sein Domizil mitten im Stadtwald nennt.
"Natur erleben, Natur entdecken, Natur schützen", ist das Motto des Clubs. "Wir wollen Kindern die Natur nahebringen", sagte Heinz Kissling. Er hat den Panda- Club vor sieben Jahren gegründet.
Im Welscher Weg steht das Holzhaus, in dem sich die Kinder-Naturschutzgruppe trifft. Den umliegenden Wald hat das Forstamt der Gruppe zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt. Es sei ganz wichtig, daß die Kinder nach draußen kommen, meinte Ruth Lindenthal. Zusammen mit dem 19jährigen Markus Dönges betreut sie zweimal im Monat die Panda- Gruppe der Acht- bis Zehnjährigen. "Die Kinder kennen zum Teil überhaupt keine Vogelstimmen mehr" erzählte die junge Studienrefrendarin. Auch Regenwürmer seien den Kindern fremd gewesen und zu Erde sagten sie Dreck.
Das Verhältnis zu der Natur habe sich bei den Kindern schnell geändert, seit sie in den Wald kommen. Selbst im Stadt- forst gebe es noch viel zu sehen, beispielsweise Spinnen, Ameisen, Frösche und Lurche - aber vor allem Vögel. Jedes Kind betreut einen Nistkasten. Dieses Jahr habe in einem selbstgebastelten Kasten ein Zaunkönig gebrütet und drei Junge aufgezogen. "Die Kinder waren begeistert", schwärmte Frau Lindenthal.
Die Natur verstehen lernen können die Kinder auch bei schlechtem Wetter oder im Winter. Das Holzhaus im "Lehrgehölz" gleicht einem kleinem Naturkundemuseum: da gibt es eine Vogelnestersammlung, verschiedene Felle von Dachsen, Füchsen, Waschbären und Kaninchen, zahlreiche Schädel von Fleisch- und Pflanzenfressern, getrocknete Blätter und Rinden von heimischen Bäumen sowie Wasserfarben und Buntstifte.
Noch gibt es vier Panda-Club-Gruppen im ganzen Stadtgebiet. Ob sich die Kinder-Naturschutzgruppen halten können, ist fraglich. "Wir haben keine Betreuer mehr", meinte Kiessling: "Wer arbeitet denn heute noch ohne Bezahlung?" nia
SECKBACH. "Ich glaube, ich habe die Ausleihfrist überzogen und muß Strafe zahlen", meint der blonde Junge und fingert seine Geldbörse hervor. Er wird beruhigt: Er hat seinen Abenteuerroman gerade noch rechtzeitig zur Stadtteilbücherei Seckbach zurückgebracht. Alltäglichkeiten im Gebäude neben der Friedrich-Ebert-Schule in der Arnoldstraße. Weniger alltäglich in einer Bücherei sind die Gemälde in einer Vitrine gegenüber den Bücherreihen: Die Hobbykünstlerin Thea Cerson stellt zur Zeit ihre romantischen Ölbilder und Bauernmalereien aus.
Es ist nicht das erste Mal, daß die Leserinnen und Leser die Arbeiten der Rentnerin zu sehen bekommen. Sie stellt beinahe regelmäßig in der Stadtteilbücherei aus, seit im Jahre 1987 die Aktion "Seckbacher Hobbykünstler stellen sich vor" angelaufen ist. Frau Cerson war damals die erste Künstlerin, die den Mut fand, ihre Werke öffentlich auszustellen.
Waren es vor fünf Jahren noch Glasmalereien, die sie dem Seckbacher Publikum zeigte, so griff Thea Cerson für die aktuelle Ausstellung zum Pinsel. Die Autodidaktin zauberte romantische Landschaften auf die Leinwand, ließ Frankfurter Stadtansichten entstehen und malte Blumensträuße in allen Farben und Variationen. Liebevoll bemalte Holzteller sind ebenfalls in den Vitrinen zu beäugen. Noch bis Mittwoch, 23. Dezember, wird über diesen Vitrinen der Name "Cerson" stehen, danach darf man auf die Arbeiten anderer Künstler gespannt sein.
Büchereileiterin Beate Schneider hat noch etwas Platz auf ihrer Künstler- Liste. Mit der Stadtteil-Zugehörigkeit der Aussteller nimmt sie es nicht so genau. "Wer aus Bornheim kommt, ist natürlich ebenso willkommen." Weitere Auskünfte gibt es unter der Rufnummer 47 37 05. amo
PRAUNHEIM. "Ein langes Züchterjahr neigt sich dem Ende. Dies veranlaßt uns zum gemütlichen Feiern und dazu, Rückschau zu halten." So begrüßte Willi Raudies, Ausstellungsleiter des Praunheimer Kleintierzüchtervereins, die Züchterfamilie und die Gäste - unter ihnen Stadtbezirksvorsteher Rudi Gesell und Pfarrer Michael Schirrmeister - zur traditionellen Weihnachtsfeier im Vereinshaus des Westhausener Kleingärtnervereins an der Ludwig-Landmann-Straße.
"Es ist ja nicht so, daß wir nur bei der Jungtierschau und der Lokalschau aktiv sind", erzählte Willi Raudies. Tagtäglich müsse man in die Farm, um die Tiere zu versorgen. Sehr zeitaufwendig sei die Züchterarbeit, aber "sie macht halt immer wieder Spaß", beschrieb er das Hobby, das manchmal zur Arbeit ausartet.
Mit viel Geschick hatten die Züchterfrauen den Gastraum weihnachtlich geschmückt. Auf den Tischen verführten bunte Teller mit süßen Gaben zum Naschen, und hinter der Theke sorgten Gitty und Fred für den flüssigen Nachschub in allen Variationen. Traditionsgemäß verbinden die Züchter die Weihnachtsfeier mit der Siegerehrung.
Mit launigen Worten überreichte "Praunheims Berjermaster" Rudi Gesell die vielen Pokale, Teller und Plaketten: den Pokal des Vereinsmeisters für die Hühnerzucht an Helmut Karbach, für die schönsten Kaninchen an Norbert Seeling und für die besten Tauben an Rudolf Kreupel, der zusammen mit Helga Raudies die meisten Preise "einheimste". Nach so viel Siegerehrung war Rudi Gesell erst einmal "geschafft" und stärkte sich an dem von Rosi und Norbert Seeling arrangierten rustikalen Büfett nach "Bauernart".
Dann ging's über zum gemütlichen Beisammensein, musikalisch umrahmt von Manfred Welker mit Akkordeon und Hammondorgel. Für jeden hatten Rosi und Norbert ein Päckchen parat, und die 68 Familienmitglieder freuten sich über Regenschirme und Uhren bis hin zu Hausschlappen. Den Höhepunkt bildete die amerikanische Versteigerung einer "Tischstehlampe mit Engel". "Es muß ja wieder Geld in die Vereinskasse", sagte Rosi. rw
ECKENHEIM. "Nie gleich den Vertrag unterschreiben", diese Formel wiederholte der erfahrene Jurist einige Male, damit es die Jugendlichen aus dem Jugendclub "Café Skyline" (Sigmund-Freud-Straße 95) auch nicht vergessen. Die Sozialarbeiter Werner Krone und Thomas Hesse hatten im Rahmen einer Reihe von Themen, die interessant für Heranwachsende sind, einen Abend mit der Verbraucherberatung Frankfurt organisiert. Im Mittelpunkt des Gesprächs: Versicherungen.
"Auf jeden Fall sollte man eine private Haftpflicht, eine Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung und später, wenn Familie und ein gewisses Vermögen vorhanden ist, eine Hausratsversicherung und eine Risikolebensversicherung abschließen", erklärte der Rechtsanwalt, der zusammen mit Heike Rath, der Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale, erschienen war. Beide warnten eindringlich vor der Kapitallebensversicherung (Sparen und Lebensversicherung in einem). Es gebe bessere Möglichkeiten, um sein Vermögen zu vergrößern.
Die etwa zehn jungen Erwachsenen zeigten während des 45minütigen Gesprächs kein großes Interesse an den angebotenen Ratschlägen. Billard und Tischtennis finden doch besseren Anklang bei den Teenagern, mußten die beiden Sozialarbeiter feststellen. dil
BORNHEIM. "Für 106 Personen hatte ich Tische hereingestellt, jetzt mußte ich noch sechs hereinstellen, damit all' die Leute Platz finden", sagte Reiner Greb, Erster Vorsitzender der "Wanderfalken Bornheim". Kürzlich feierte der Touristen- und Mandolinenclub Wanderfalke, so der volle Vereinsname, sein Weihnachtsbeisammensein im Bürgertreff.
Mit Adventsschmuck und Weihnachtsbaum wurde der sonst karge Clubraum festlich geschmückt und ein Gabentisch mit Tombolapreisen war aufgebaut. Mit Märchen und Musik stimmten sich groß und klein auf die Feiertage ein.
Wie viele Vereine in Frankfurt klagt der Vorstand der Wanderfalken über Nachwuchsmagel. "Bei uns sind zwar schon wieder ein paar neue Mitglieder dazugekommen, aber die sind zwischen 35 und 50 Jahre alt. Früher wurde bei uns viel Mandoline gespielt, aber jetzt sind nur noch vier Instrumentalisten da; am Unterricht ist keiner interessiert", klagte Vizevorsitzender Robert Wittmann.
13 Wanderungen veranstaltet der Verein jedes Jahr. Wer an allen 13 Ausflügen teilnimmt, erhält das große Wanderabzeichen. Wer 50 Mal hintereinander dabei ist, bekommt ein Glöckchen. Und wer gar 250 Mal mitläuft, der erhält vom Club zehn Glöckchen und das große Wanderabzeichen in echtem Gold.
Im nächsten Jahr wird der Verein sein "75jähriges" feiern. Bereits jetzt tüftelt der Vorstand eine Ebbelweiroute aus, denn bei den Märschen ist es üblich, sich unterwegs ein Stöffche zu genehmigen. Zudem richten die Wanderfalken im Jubiläumsjahr den Volkswandertag aus. dil
BOCKENHEIM. Der Countdown für die Parkplaketten in Bockenheim-Süd ist angelaufen: Ab dem 15. Januar tritt die "Sonderparkberechtigung für Anwohner" im sogenannten Regelungsbereich 8 in Kraft. Dabei war der Protest der Anwohner über die Zeiten, in denen die Plakettenregelung greifen soll, teilweise erfolgreich: Im gesamten Gebiet wird die Reservierungszeit am Vormittag um eine Stunde verschoben - zwischen 8 und 11 Uhr sind die markierten Stellplätze den Anwohnern vorbehalten.
Der Forderung, in den Abendstunden eine generelle Verlängerung einzuführen, ist die Stadt nur teilweise entgegengekommen: Lediglich südlich der Robert- Mayer-Straße ist das Plakettensystem bis 20 Uhr gültig. In den übrigen Straßen sind die Stellplätze bereits ab 19 Uhr wieder für alle Autofahrer frei.
Der Zusage von der Straßenverkehrsbehörde, die Reservierungszeiten zu verschieben, war eine heftige Diskussion mit den Anwohnern vorausgegangen. Rund 40 von ihnen waren zu dem Informationsabend in die Gutenbergschule gekommen. Sie zweifelten mehrheitlich die Wirkung der Parkplaketten an. Igor Vogt, der Leiter der Verkehrsbehörde, wurde mit harschen Vorwürfen konfrontiert: "Sie waren nicht in der Lage, die spezifische Situation Bockenheims einzuschätzen", sagte ein Sprecher der Verkehrsinitiative Bockenheim. Die Anwohner säßen zwischen Universität und Messe; den Parkdruck, der dadurch in dem Viertel entstehe, "bekommen Sie mit diesem Plakettensystem nicht in den Griff", prophezeite er.
Die Initiative bemängelte vor allem, daß die Zeiten - ursprünglich von 7 bis 10 Uhr und von 16 bis 19 Uhr - nicht ausreichten, um die Masse der Uni- und Messe-Pendler aus dem Stadtteil fernzuhalten. Außerdem sei die Zahl der reservierten Stellplätze zu gering, beschwerte sich die Gruppe. Sie will den Stadtteil am liebsten abriegeln: "Warum kann man Bockenheim nicht dichtmachen?"
Auf diese utopische Forderung ging Vogt nicht weiter ein - das sei eine Frage des Verkehrskonzeptes überhaupt und habe mit der Plakette nichts zu tun, sagte er. Das Plakettensystem selbst verteidigte er vehement. Am Beispiel Westend könne man sehen, daß das Konzept funktioniere. Viele Studenten würden sich ihren Parkplatz im Westend suchen, auch dort verursache die Universität Parkdruck: "Und da haben sich Plaketten und auch die von uns vorgeschlagenen Zeiten bewährt", meinte Vogt.
Dennoch war er bereit, dem Einwand der Anwohner, daß viele Studenten erst nach 10 Uhr ins Viertel kämen, nachzugeben. Wenn der Ortsbeirat 2 zustimme, würden die Plätze von 8 bis 11 Uhr reserviert. Bei den Abendstunden hingegen war Vogt nur eingeschränkt zu Konzessionen bereit. Es gebe kaum Personal, das nach 19 Uhr noch auf Streife gehe, erklärte er. Gerade am Anfang müßten aber die Plakettenplätze verstärkt kontrolliert werden. Wer beim Falschparken erwischt wird, den kann das teuer zu stehen kommen: Wer zu lange auf einem reservierten Platz steht, wird rigoros abgeschleppt - und das kostet mittlerweile stolze 250 Mark.
Doch ohne Überwachung seien die Plaketten "sinnlos", sagte Vogt: "Wir torpedieren das System, wenn wir die Zeiten verlängern". Aber auch hier machte die Straßenverkehrsbehörde Zugeständnisse: In den Straßen, die direkt an der Messe liegen - das Gebiet südlich der Robert- Mayer-Straße - gelten die Reservierungszeiten abends eine Stunde länger (bis 20 Uhr). Vogt räumte ein, daß der Parkdruck hier aufgrund von Messegästen und Besuchern von Konzerten besonders hoch sei. "Diese Verlängerung ist aber kein Präzendenzfall für andere Stadtteile", beeilte sich Vogt zu sagen.
Das Verlangen der Initiative, mehr als "nur" die Hälfte aller Parkplätze den Anwohnern zur Verfügung zu stellen, lehnte er rundherum ab. Wenn es für Auswärtige überhaupt keine Möglichkeit mehr gebe, einen legalen Parkplatz zu finden, provoziere man, daß sie sich nicht an das Plakettensystem halten - "dieser Schuß würde nach hinten losgehen", warnte Vogt. Generell gelte, daß mit der Einführung der Sonderrechte für Anwohner kein zusätzlicher Parkraum geschaffen werde - "die Mangelware Parkplatz wird nur anders verteilt". rea
WESTEND. Zehn Künstler stellt die Galerie Rothe derzeit aus. Sie alle haben eines gemeinsam: Jeder der Maler beschäftigte sich im Laufe seiner Arbeit mit der Aquarelltechnik. Dementsprechend schlicht ist der Titel der aktuellen Präsentation: "Das Aquarell". Die Künstler: Jürgen Brodwolf, Friedemann Hahn, Gerhard Hoehme, Heinz Kreutz, Helmut Pfeuffer, Bernhard Schultze, Walter Stöhrer, Hann Trier, Heinz Trökes und Jan Voss. Interessant auch das Konzept der Ausstellung: Die Galeristin Maria Rothe zeigt nicht nur verschiedene Stile des modernen Aquarells, sondern präsentiert jeweils mehrere Arbeiten der zehn Künstler. So offenbart sich dem Betrachter neben der breiten Palette an Motiven und Arbeitstechniken auch die jeweilige Weiterentwicklung, die Präzisierung der Maler. Zwischen den Werken liegen bis zu 20 Jahren der Fortentwicklung.
Mit dem klassischen Motiv "Natur" haben sich beispielweise Bernhard Schultze, Hann Trier und Helmut Pfeuffer intensiv auseinandergesetzt. Ihre Werke aus den 80er und 90er Jahren zeigen Landschaften oder stark stilisiert Blumen. Vor allem die Arbeiten von Schultze erinnern an Gartenpläne, werfen einen Blick auf die Landschaft aus der Vogelperspektive. Dennoch, einen Überblick gewinnt der Betrachter nicht. Zu eng sind die Farben und Pinselstriche ineinanderverwoben. Trier und Pfeuffer widmen sich ganz dem Sujet der Blumenmotive. Ihre Bilder entsprechen keineswegs der gegenständlichen Malerei. Die "Blumen- Landschaften" sind Seelen- und Gemütslandschaften, zeigen eher den inneren, als den äußeren Zustand des Objekt. Der Unergründlichkeit der Natur wird in Farben- und Formpracht Tribut gezahlt. Den Boden der Landschaftsmalerei verlassen dagegen Gerhard Hoehme und Walter Stöhrer. Zwei Aquarelle Hoehmes aus dem Jahr 1975 entsprechen eher soziologischen Abhandlungen über die Entfremdung des Menschen als dem romantisierenden Bild der Natürlichkeit: es sind exzentrische Figuren auf Millimeterpapier. Und Stöhrer wirbelt mit seiner Mischtechnik aus Aquarellfarbe, Kugelschreiber und Graphit über das Papier. Er vereint Wort und Figürliches, hält Wortfetzen und Gedankensprünge fest. Seine Welt ist die aus den Angeln gehobene Natur, die weniger zu einem Spaziergang durch den Garten, als vielmehr zu einer Wanderung über den Friedhof der Kuscheltiere einlädt. Horror aus der Psyche, die allerdings voyeuristische Neugierde weckt.
Poetisches zeigt Heinz Trökes. "Verlassene Festung" (1975) oder "Sommerregen- Dunkelheit" (1977) heißen die Titel. In seinen Landschaftsmodellen entwickelt Trökes das gesamte Panorama an Ordnungs- und Chaosprinzipien in der Natur. Friedemann Hahn, dessen jüngere Arbeiten kürzlich in der Galerie Rothe präsentiert wurden, entsagen vollends der Naturabbildung. Mit dicken Pinselstrichen in Schwarz verhindert er fast das Eindringen in seine Aquarellbilder.
Die Ausstellung "Das Aquarell" dauert noch bis 23. Dezember 1992. Die Galerie Rothe, Barckhausstraße 6, ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Besucher können sich unter der Telefonnumer 72 27 17 anmelden. tin
Erläuterungen zu den Abkürzungen:
AG = Abendmahlsgottesdienst, An = Andacht, CM = Christmette, CV = Christvesper, (E) = mit Einzelkelch, FG = Festgottesdienst, G = Gottesdienst, (A) = mit Abendmahl, (aA) = mit anschließendem Abendmahl, (T) = mit Taufe; GH = Gemeindehaus, K = Kirche.
Johannisgemeinde, Bornheim, Turmstraße: Do., 24.: 16 CV (Gollin/Lippek); 18 CV (Hahn), 23 CM m. Musik; Fr., 25.: 9.30 AG (Gollin); Sa., 26.: 9.30 AG o. Alk. (Roer).
Gemeinde Kalbach, Kita Kalbach: Do., 24.: 15.30 Fam-G; - Katholische Kirche, Kalbach: Do., 24: 16.30 CV; - Evangelische Kirche, Bonames: Do., 24.: 23 CM; Fr., 25.: 10 G(A).
Katharinengemeinde, Innenstadt An der Hauptwache: Do., 24.: 15.30 Fam.-G m. Konf., 17.30 CV m. Kantorei (beide Drescher-Dietrich/Dietrich), 20 CV (Dietrich); 23 CM m. "Unisono"; Fr., 25.: 10 G (A) (Trösken), 18 G (A) (Schwöbel); Sa., 26.: 10 G (A) (Dr. Ossa).
Kreuzgemeinde, Preungesheim, Kirche, Weinstraße: Do., 24.: 15.30 G f. Kinder (Pausch), 18 CV (Schnellbächer), 23 CM (Pausch); Fr., 25.: 10 G (A) (Krähe); Jaspertstr.: Sa., 26.: 16.30 G (A, Saft) (Pausch).
Lukasgemeinde, Sachsenhausen, Gartenstraße: Do., 24.: 16.30 Fam.-G (Kirste), 18 G, 23 AG (Roth); Fr., 25.: 10 AG (Dr. Dallmann); Sa., 26.: 10 AG (Kirste).
Luthergemeinde, Nordend, Schopenhauerstraße: Do., 24.: 15.30 Fam.-G (Haberstock/Team); 18 V (Löffelbein/ Schwarz), 23 CM (Löffelbein); Fr., 25.: 10 G (A) (Haberstock) u. KG; Sa., 26.: 10 G (Löffelbein).
Mariengemeinde, Seckbach, Wilhelmshöher Straße: Do., 24.: 16 Fam.-G m. Krippenspiel (Feilen), 18 CV (Schauß), 23 CM (Feilen); Fr., 25.: 9.30 AG (Schauß); Sa., 26.: 9.30 FG (aA) (Feilen).
Markusgemeinde, Bockenheim, Markgrafenstraße: Do., 24.: 16 Fam.-G (Mann- Schilling), 18 CV (Knerr), 22 CM (Mann- Schilling); Fr., 25.: 10 G (A) (Knerr); Sa., 26.: 18 G (Mann-Schilling).
Martinusgemeinde, Schwanheim, Martinskirchstraße: Do., 24.: 16 Fam.-G m. Krippenspiel (Schwöbel/Ledig), 18 G (Sulimma); Fr., 25.: 10 G (A) Schwöbel); Sa., 26.: 10 G m. Deutscher Messe (Sulimma). - Kirche St. Mauritius: Do., 24.: 23 Ök. G (Hübinger/Ledig).
Matthäusgemeinde, Gallus, Friedrich- Ebert-Anlage: Do., 24.: 18 Fam.-V (Becker), 18 V (Becker/Dr. Ott); Fr., 25.: 10 AG (Becker); Sa., 26.: 10 G (Dr. Ott).
Melanchthongemeinde, Fechenheim, Pfortenstraße: Do., 24.: 16 Fam.-G., 18 G, 23 CM; Fr., 25.: 10 G.
Michaelisgemeinde, Berkersheim, Am Herrenhof: Do., 24.: 17 CV, 23. CM; Fr., 25.: 10 G (A) (alle Fischer-Neumann); Sa., 26.: 10 G (Gad).
GO/EV/5
Nazarethgemeinde, Eckenheim, Eckenheimer Landstraße: Do., 24.: 16 G f. Fam. (Dr. Töpelmann), 18 G m. Chor (Binz), 23 CM (Dr. Töpelmann/Will); Fr., 25.: 9.30 G (Binz); Sa., 26.: 9.30 G (Klebedszons).
Nicolaigemeinde, Ostend, Waldschmidtstraße: Do., 24.: 15 Fam-G (Böck), 17 CV (Klein), 23 CM (Klenk); Fr., 25.: 9.30 G (A), 11 TG (Klein); Sa., 26.: 9.30 G (A) (Klenk).
Gemeinde Nieder-Erlenbach, Zur Charlottenburg: Do., 24.: 15 Fam-G, 16.15 CV, 23 CM; Fr., 25.: 10 G (aA); Sa., 26.: 10 G (Utter).
Gemeinde Nieder Eschbach, Deuil-la- Barre-Straße: Do., 24.: 15.30 Fam-G, 17, 18.30 u. 23 CV; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Nordgemeinde, Westend, Wolfsgangstraße 109: Do., 24.: 16 G; Fr., 25.: 10 G (A).
Nord-Ost-Gemeinde, Ostend, Wingertstraße: Do., 24.: 17 G; Fr., 25.: 9.45 G (aA).
Gemeinde Nord-Weststadt-Mitte im Hammarskjöldring: Do., 24.: 15.30 Fam-G, 17 CV; Sa., 26.: 10.30 Texte und Lieder zu Weihnachten.
Ostermeiende, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße: Do., 24.: 16 u. 18 CV (Ohly); Fr., 25.: 10 G (A) (Leuers); Sa., 26.: 10 G (Gemmer-Snell); - Sankt Aposteln: Do., 24.: 23 CM (Dohnal).
Paul-Gerhardt-Gemeinde, Niederrad, Gerauer Straße: Do., 24.: 16 G f. Kind. u. Erw. (Stichler/Philippi), 17.30 CV (Höppner); Fr., 25.: 10 AG (Stichler).
Paulsgemeinde, Altstadt, Römerberg: Do., 24.: 16 CV m. Krippenspiel (Sengespeick-Roos u. Konf.), 18 CV m. Kantorei (Brauenberger-Myers), 23 CM (Trösken/ Myers); Fr., 25.: 9.30 AG (Sengespeick- Roos); Sa., 26.: 9.30 AG (Braunberger- Myers).
Petersgemeinde, Innenstadt, Bleichstraße: Do., 24.: 16 G f. Kinder u. Erw. (U. Kunz), 18 CV (M. Kunz); Fr., 25.: 10 AG (Weber); Sa., 26.: 10 G (A, E) (M. Kunz).
Pfingstkirchengemeinde, Griesheim, Jägerallee: Do., 24.: 15.30 Fam-G, 17 CV, 22.30 Mette d. Stille; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Philippusgemeinde, Riederwald, Raiffeisenstraße: Do., 24.: 15 Fam-G, 17 CV; Fr., 25.: 10.15 AG; Sa., 26.: 10.15 G.
Segensgemeinde, Griesheim, Alte Falterstraße: Do., 24.: 16 CV (Pelikan), 18 CV (Engler), 22 CM (Stößinger); Fr., 25.: 9.30 AG (Engler); Sa., 26.: 9.30 AG (Pelikan).
Christuskirchengemeinde Nied, Kirche Alt-Nied: Do., 24.: 17 CV (Knohl), 23 CM (Ellmenreich); Fr., 25.: 10 G (A) (Knohl).
Cyriakusgemeinde, Rödelheim, Kirche Auf der Insel: Do., 24.: 16 CV (Dippel), 18 CV (Baumann), 23 CM (Klee); Fr., 25.: 10 G (A) (Dippel); Sa., 26.: 10 G (Baumann).
Dankeskirchengemeinde, Goldstein, Am Goldsteinpark: Do., 24.: 16 Fam-G (Lindstedt), 17.30 Fam-G (Steup), 23 G (Lindstedt/Schmalz); Fr., 25.: 9.30 G (A) (Steup); Sa., 26.: 9.30 G (Lindstedt).
Deutsche ev.-ref. Gemeinde, Westend, Kirche Freiherr-vom Stein-Straße: Do. 24.: 16.30 G Dr. Storch); Fr. 25.: 10 G (A) (Zander). - Kirche Metzlerstraße, Sachsenhausen: Do. 24.: 16 G (Roth); Fr. 25.: 10 G (A) (Delkurt). - Gnadenkirche im Günthersburgpark, Nordend: Do. 24.: 15.30 Fam-G, 17 G; Fr. 25.: 10 G (A) (alle Köhnen). - Gemeindezentrum Gerhart- Hauptmann-Ring, Nordweststadt: Do. 24.: 15.30 Fam-G, 17 G; Fr. 25.: 10 G (A) (alle Ennemoser). - Kirchensaal Bleichstraße, Innenstadt: Do. 24.: 15 (G (A); Fr. 25.: 10.30 G mit anschließendem Weihnachtsempfang (alle Aylor).
Diakonissengemeinde, Nordend, Eschersheimer Landstraße 122: Do., 24.: 16 CV (Hirt), 22 CM (Warnke); Fr., 25.: 10 G (A) (Warnke); Sa., 26.: 10 musik. G (Hirt).
Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße: Do., 24.: 16 Fam-G (Reike), 18 CV (Hufnagel), 23 CM (Reike); Fr., 25.: 10 G (Hufnagel).
Dornbuschgemeinde, Dornbusch, Mierendorffstraße: Do., 24.: 16 CV (Dotterweich/Grein), 17.30 CV (Müller-Fisher), 23 CM (Rahlwes); Fr., 25.: 10 G (A, E, Saft) (Grein); Sa., 26.: 10 Konzert.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Kuhwald, Funckstraße: Do., 24.: 16 Fam-G, 18 CV; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 Orgelmatinee.
Dreikönigsgemeinde, Sachsenhausen, Sachsenhäuser Ufer: Do., 24.: 16 u. 18 G (Seidl), Fr., 25.: 10 G (A) (Berndsen); Sa., 26.: 10 G (Streck).
Dunantgemeinde, Sossenheim, Schaumburger Straße: Do., 24.: 16 Fam-G (Müller), 18 CV (Schulze); Fr., 25.: 10 G bd. Gemeinden in Dunant.
Emmausgemeinde, Eschersheim, Kirche Alt-Eschersheim: Do., 24.: 16 CV f. Kinder u. Angeh., 18 CV (bd. Frodien), 23 Lichtermette m. Musik (Jung); Fr., 25.: 10 G (A, Saft) (Meisinger); Sa., 26.: 10 G (Jung); - Gemeindehaus, Haeberlinstraße: Do., 24.: 17 CV m. Konf. (Jung).
GO/EV/6
Gemeinde Sindlingen-Nord, Hugo-Kallenbach-Straße: Do., 24.: 15.30 Fam-G; 18 CV; Fr., 25.: 10 G (A) (Wangerin); Sa., 26.: 10 G (Blum).
Gemeinde Sindlingen-Süd, Sindlinger Bahnstraße. Do., 24.: 17 CV, 23 CM; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Südgemeinde, Sachsenhausen, Tucholskystraße: Do., 24.: 15.30 Fam-G (Dettmering), 17 CV (Schmidt), 23 CM (Dettmering); Fr., 25.: 10 G (A) (Schmidt); Sa., 26.: 10 G (Dettmering).
Thomasgemeinde, Heddernheim, Heddernheimer Kirchstraße: Do., 24.: 16 Fam- G (Schaffert), 18 CV (Dr. Ossa), 23 CM (Schaffert); Fr., 25.: 10 G (A) (Dr. Ossa); Sa., 26.: 10 G (Martino).
Tiberiasgemeinde, Sossenheim, Siegener Straße: Do., 24.: 16 CV m. Krippenspiel, 18 CV, 23 CM; Sa., 26.: 10 G (A).
Gemeinde Unterliederbach, Dorfkirche: Do., 24.: 15.30 CV (Voigt); Fr., 25.: 10.30 G (Hofmann); - Stephanuskirche: Do., 24.: 17 CV (Voigt), 23 CM (Volz); Sa., 26.: 10.30 G (Hofmann).
Versöhnungsgemeinde, Gallus, Sondershausenstraße: So., 24.: 15 G (Röder), 17 G (Wegner); Fr., 25.: 9.30 G (A) (Röder); Sa., 26.: 9.30 G (Wegner).
Wartburggemeinde, Nordend, Hartmann-Ibach-Straße: Do., 24.: 15.30 CV f. Fam. m. Weihn.-Spiel u. Lichterkirche, 17 CV m. Musik; Fr., 25.: 10 G (A) (Diemer); Sa., 26.: 10 G (Steller).
Weißfrauengemeinde, Bahnhof: Gutleut-/ Weserstraße: Do., 24.: 17 CV; Fr., 25.: 10 G (A) (alle Reinel).
Wicherngemeinde, Praunheim, Pützerstraße: Do., 24.: 16 Fam-G m. Krippenspiel, 18 CV, 22 Jugend-G "Ich denk an Dich"; Fr., 25.: 10 G (A).
Zachäusgemeinde, Niederrad, Kelsterbacher Straße: Do., 24.: 16 G f. Kinder u. Erw. (Egler/KG-Team), 18 CV (Stockenberg), 22 CM m. Chor (Egler); Fr., 25.: 10 AG (Stockenberg); Sa., 26.: 10 G (Egler).
Gemeinde Zeilsheim, Frankenthaler Weg: Do., 24.: 16 Fam-G m. Krippensp., 18 CV; Fr.,25.: 9.30 G (A); Sa., 26.: 9.30 FG.
Gemeinde Zeilsheim-Friedenau, Kellerskopfweg: Do., 24.: 17 CV; Fr., 25.: 9.30 G (A).
Gemeinde Zeilsheim-Taunusblick, Rombergstraße: Do., 24.: 16 Fam-G; 18 CV, 23 CM; Fr., 25.: 10 G; Sa., 26.: 10 G (A).
GO/EV/1
Gemeinde Alt Höchst, Leverkuser Straße 7: Do., 24.: 16 Kinder-CV, 17.30 CV; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Gemeinde Am Bügel, Ben-Gurion-Ring: Do., 24.: 15.30 Fam.-G m. Krippenspiel; Fr., 25.: 10 G (Wolter).
Andreasgemeinde, Eschersheim, Kirchhainer Straße: Do., 24.: 15.30 CV m. Krippenspiel (Keller/Berkler), 16.30 u. 18 CV (Köhler), 23 CM (Keller); Fr., 25.: 10 FG (A) (Keller); Sa., 26.: 10 G (Köhler).
Apostelgemeinde, Nied, Heusingerstraße: Do., 24.: 16 Fam.-G, 17.30 CV; Fr., 25.: 9.30 G; GH Nied-Ost: Sa., 26.: 10 G.
Auferstehungsgemeinde, Praunheim, Graebestraße: Do., 24.: 16 Fam.-G (Schirrmeister), 18 CV (Hofmann-Weiß), 23 CM (Schirrmeister); Fr., 25.: 17 AG (Hofmann- Weiß); Sa., 26.: 10 G (Löbermann).
Berggemeinde, Sachsenhausen, Sachsenhäuser Landwehrweg: Do., 24.: 15.30, 18, 23 G; Fr., 25.: 10 G (A) (alle Sinning); Sa., 26.: 10 G (Streck).
Bethaniengemeinde, Frankfurter Berg, Wickenweg: Do., 24.: 16 CV m. Krippenspiel, 18 CV m. Musik; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 17 Friedensgeb. a. d. Krippe.
Bethlehemgemeinde, Ginnheim, Fuchshohl: Do., 24.: 15.30 Fam.-G (Ickler), 17.30 CV (Moser), 23 CM (Bars); Fr., 25.: 10 AG (Moser); Sa., 26.: 10 G (Bars).
Gemeinde Bonames, Homburger Landstraße 624: Do., 24.: 16 Fam.-G, 18 CV, 23 CM; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Gemeinde Cantate Domino, Nordweststadt, Ernst-Kahn-Straße: Do., 24.: 16 Fam.-G (Borschel), 18 CV (Düringer), 23 CM (Schrom); Fr., 25.: 18 FG (A) m. Musik (Borschel).
Christophorusgemeinde, Höchst, Hospitalstraße: Do., 24.: 17 CV m. Kerzen; - Victor-Gollancz-Haus: Fr., 25.: 10 AG.
SECKBACH. Bei der traditionellen vorweihnachtlichen Feier der Sängervereinigung 1875 Seckbach präsentierte der Vorstand den Besuchern Überraschungsgäste aus Rußland: junge Sänger des St. Daniels Chores Moskau. Die Stimmen des Quintetts mit Petr Fomin (1. Tenor), Wladislaw Belikow und Nikita Korotkow (2. Tenöre), Alexander Efanow (1. Baß) und Renat Schaimardanow (2. Baß und Dirigent) waren nur mit "märchenhaft" zu beschreiben. In der schön dekorierten Mensa der Friedrich-Ebert-Schule begrüßte der Vorsitzende der Sängervereinigung, Karl-Ludwig Kirschenlohr, die Mitglieder und "unsere russischen Freunde" mit ihrer Betreuerin Natascha Kalbhenn sowie die 85jährige Vorsitzende der Lebenshilfe für geistig Behinderte, Christina Heuser.
Gekommen waren auch Gäste aus Nachbarvereinen und Klubs, etwa von der Ski-Gymnastik des Turnvereins. "Ob Mädcher, Fraue odder Männer, am liebste bin ich bei de Seckbacher Sänger", kam St. Nikolaus (Hajo Bill) hereinspaziert. Er hatte mit der Übertragungstechnik weniger Probleme als mit seinem Rauschebart. Der "Himmelsbote" trug ein Gedicht vor und reihte sich in den Männerchor mit ein. Von Jürgen Bischoff dirigiert, sang der Chor einige Lieder.
Kirschenlohr nahm die Gelegenheit wahr und dankte den Dirigenten, Sängern, Sängerfrauen und allen, die den Verein unterstützten. Dank sagte er auch der Gönnerin Margarete Harless für den gestifteten Weihnachtsschmuck. Jürgen Bischoff erhielt ein "geistiges Getränk" als Präsent, den Sängern aus Moskau überreichte er Notenmappen.
Nach der Vorstellung neuer Vereinsmitglieder (ingesamt sind es jetzt 200) wurde es totenstill: Das russische Gesangs-Quintett ließ sich vernehmen. Als Zugabe sangen die fünf das Lied vom "einsamen Glöckchen", was die Besucher mit viel Beifall bedachten. Nach einer Verschnaufpause boten die Russen weitere Kostproben: "Die Besen", "Spiel mein Dudelsack" und "Die Weihnachtsglokken". Während ihres Deutschlandaufenthaltes singen sie für den Aufbau einer Kirche und für ein Kinderheim in Moskau. Über 600 Mark konnten sie als Spende von der "Sängerweihnacht" in Seckbach entgegennehmen. Sie bedankten sich, indem sie sich in den Chor der Sängervereinigung einreihten und zum Ausklang des offiziellen Teils die "Hymne an die Nacht" mitsangen.
Nach einer Tombola mit schönen Preisen spielte die Kapelle "Holidays" zum Tanz und zur Unterhaltung. dixi
Bethanienkrankenhaus, Nordend, Im Prüfling: Do., 24.: 16 CV.
Bürgerhospital, Nordend, Nibelungenallee: Do., 24.: 17.30 CV; Fr., 25.: AG auf den Stationen.
Sankt-Elisabethen-Krankenhaus, Bokkenheim, Ginnheimer Straße: Fr., 25.: 10.30 G (A).
Sankt-Katharinen-Krankenhaus, Seckbach, Seckbacher Landstraße: Do., 24.: 9 G (A).
Sankt-Markus-Krankenhaus, Ginnheim, Wilhelm-Epstein-Straße: Do., 24., 15 ökumenischer G; Fr., 25.: 10.30 G.
Mühlberg-Krankenhaus, Sachsenhausen, Auf dem Mühlberg: Fr., 25.: 10 G (A).
Krankenhaus Nordwest, Praunheim im Steinbacher Hohl: Do., 24.: 16 CV; Fr., 25.: 10 FG; Sa., 26.: 19 G (A).
Rotes-Kreuz-Krankenhaus, Ostend, Königswarterstraße: Do., 24.: 17 FG.
Städtisches Krankenhaus, Höchst, Gotenstraße: Do., 24.: 16 CV.
Universitätsklinik, Sachsenhausen, Theodor-Stern-Kai: Do., 24.: Neurologie, 16 G; Orthopädie, 18 G; Fr., 25.: Kapelle, 10.30 G; Psychiatrie, 10 G.
Epiphaniasgemeinde, Nordend, Oeder Weg: Do., 24.: 16 Fam-G (Dr. Sunnus), 17.30 CV (Wendland); Fr., 25.: 10 G (A) (Dr. Sunnus); Sa., 26.: 10 G (Schwindt).
Erlösergemeinde, Fechenheim, Melanchthonplatz: Do., 24.: 25 Fam-G (Schubert), 17 CV (Müller), 23 CM (Johannsen); Fr., 25.: 10 G (A) (Schubert); Sa., 10 Fam-G (Johannsen).
Festeburggemeinde, Preungesheim, An der Wolfsweide: Do., 34.: 16 Fam-G, 18 CV, 23 CM; Fr., 25.: 10 G (A).
Franz-ref. Gemeinde, Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 393: Do., 24.: 16 Fam-G, 17 CV (Balser); Fr., 25.: 10 AG.
Friedensgemeinde, Gallus, Frankenallee 150: Do., 24.: 16 Kinderweihnacht (Hoffmann), 18 CV (Schade), 19 Hirtenfeuer u. 23 CM (Kobliscke); Fr., 25.: 10 AG (Schade); Sa., 26.: 10 AG (Hoffmann).
Gehörlosengemeinde, Nordend, Rothschildallee 16 a: Do., 24.: 15 G.
Gethsemanegemeinde, Nordend, Ekkenheimer Landstraße 90: Do., 24.: 17 G mit Hirtenfeuer, 22 G; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Glaubenskirchengemeinde, Fechenheim, Fuldaer Straße: Do., 24.: 15 CV f. Familien, 17 CV; Fr., 25.: 9.30 G (aA); Sa., 26.: 9.30 G.
Gustav-Adolf-Gemeinde, Niederursel, Alt-Niederursel: Do., 24.: 16 FG, 17.30 CV, 23 CM; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Gutleutgemeinde, Gallus, Hirtenkapelle: Do., 24.: 16 CV; Fr., 25.: 9 AG (Herrmann); - Gutleutstraße 24: Do., 24.: 18 CV; Fr., 25.: 10 AG (Herrmann); - Johanna-Kirchner-Heim: Sa., 26.: 10.30 G (A) (Hofmann).
Gemeinde Harheim, Am Wetterhahn: Do., 24.: 16 Fam-G, 22 CV; Fr., 25.: 10 G (A).
Gemeinde Hausen, Kirche Alt-Hausen: Do., 24.: 15.30 Fam-G, 18.30 CV, 23 CM (Hampel); Fr., 25.: 10.15 G (Holthausen); - Gemeindehaus Westhausen: Do., 24.: 16.15 Fam-G, 17.30 CV (Holthausen); Fr., 25.: 9 G (Holthausen).
Heilandsgemeinde, Bornheim, Andreaestraße: Do., 24.: 16 Fam-G (Dietrich- Milk), 18 CV, 23 CM (Hotz); Fr., 25.: 10 G (A) u. Sa., 26.: 10 G (Dietrich-Milk).
Jakobsgemeinde, Bockenheim, Kirchplatz: Do., 24.: 16 CV f. Kinder u. Erw., 18 CV m. Chor: Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G (alle Busch).
Ergebnisse und Tabellen
Schlechte Nachrichten aus den Niederlanden. Das bewährte Deutschlandbild gerät aus den Fugen. Jahrzehntelang waren wir "moffen", wie Kinder und Kindeskinder der deutschen Besatzer prägnant zusammengefaßt wurden, beliebtester Buhmann im Land. Einmal ein Deutscher, immer ein Deutscher - diese holländische Bauernweisheit löffelten jongens und meisjes schon im frühen Alter. Das Labsal stärkte das Nationalgefühl: "Moffenhaß" gehörte scheinbar zeitlos zum holländischen Sozialverhalten.
Doch seitdem die deutschen Nachbarn in Krisenstimmung zwischen Brandanschlägen und Demos hin- und herschwanken, breitet sich Katerstimmung und Mitgefühl aus. Das Schreckbild vom übermächtigen Deutschen, dem alles gelingt und der mit Wirtschaftswunderkraft Resteuropa hinter sich herzieht, ist vergangen.
Menschlein sind sie, die Teutonen, stellt man plötzlich fest, von Über- und Herrenmenschen keine Spur. Hilflos klammern sie sich an ihre Molotows. Ratlos, tatlos, leidend an sich selbst: Es muß nicht leicht sein, ein Deutscher zu sein, sinniert die holländische Presse.
Detailliert und sachlich verfolgen die Medien den neuen Faschismus und seine Mordanschläge. Keine Tiraden gegen Fritz; nein, die Presse behandelt die "besonderen Probleme Deutschlands" mit beängstigender Ausgewogenheit. Von "moffen" keine Spur. Statt dessen galoppiert die "europäische Dimension" von Ausländerhaß und Rassismus durch fast jeden Artikel über die deutsche Gewalt. Während weltweit der "häßliche Deutsche" eine Wiedergeburt erlebt, ist es in Holland plötzlich provinziell und höchst unfein, anti-deutsch zu sein.
Als trainierter "mof" in den Niederlanden reibt man sich angesichts des großherzigen Verständnisses die Augen. Auch Kulturinstituten wie dem Goethe-Institut Amsterdam entgeht der verblüffende Meinungsumschwung nicht. Während sich in Asien die Studenten verängstigt von den Deutsch-macht-Spaß-Kursen abmelden und bei Goethes in Lyon Demonstrationen stattfinden, herrscht im Amsterdamer Grachtengürtel Windstille.
"Fehlanzeige", resümiert der Leiter des Goethe-Instituts auf Nachfrage nach wiedererstarkten antideutschen Gefühlen. Im Gegenteil, eine verstärkte Bereitschaft zum Dialog, gar Konsens, seiie zu beobachten. Eine Erklärung für die Abdankung des "moffen" ausgerechnet jetzt kann er auch nicht anbieten. Selbst das zukünftige deutsch-niederländische Betaillon wird von den Niederländern in aller Seelenruhe abgehandelt. Treibhaustomaten und holländischer Käse reichen da als Erklärung wohl nicht aus. Wirtschaftliche Verflechtung auf Gedeih und Verderb und anti-deutsche Sentimente gingen seit Jahrzehnten harmonisch ineinander über.
Und das soll plötzlich alles anders sein? Der dicke Mercedes-Teutone, der sich in Zandvoort, dem deutschen Rimini an der Nordsee, immer gleich seine eigene Grube gräbt - der soll nach Jahrzehnten bewährter Dienste über Nacht der niederländischen Phantasie entschwinden? Oder die beiden Rucksackgermanen, die sich in der Innenstadt von Rotterdam höflich nach der Altstadt erkundigen? Niemand mehr, der an der deutschen Demokratiefähigkeit zweifelt?
Schöne alte Zeiten. Es muß sich um einen Winterspuk handeln. Der nächste Sommer kommt bestimmt und mit ihm Heerscharen deutscher Touristen, und späatestens im Juli heißt es dann wieder auf die Frage verlorener Teutonen nach dem rechten Weg: "Immer geradeaus!" Wie gesagt, Holland liegt am Meer. Auf jeden Fall: Das Deutschlandbild in den Niederlanden bietet Grund zur Sorge.
KLAUS MÜLLER
NIEDERRAD. "Warum sind die Niederräder so schwerfällig?", fragte sich Herta Spindler und machte sich tiefschürfende Gedanken. Nichts los im "schwierigen Stadtteil" (Spindler): kein Wochenmarkt, kein Frühjahrs- oder Weihnachtsmarkt. Dem wollte die agile Geschäftsfrau und leidenschaftliche Seidenmalerin Abhilfe verschaffen und organisierte in diesem Jahr den ersten Niederräder Weihnachtsmarkt.
Schon im August und September machte sich Herta Spindler auf die Beine, klapperte einen Sommer-Basar nach dem anderen ab und lud zahlreiche Hobbykünstler nach Niederrad ein. Doch - wohin mit den Kunsthandwerkern? "Die Ware ist meist kostbar und teuer", meinte die Organisatorin. Außerdem hole man sich bei diesen Temperaturen und der Naßkälte an einem Stand auf der Straße eine gründliche Grippe. Herta Spindler suchte einen Raum und fand Unterstützung beim Geschäftsführer des Restaurants Wienerwald an der Niederräder Rennbahn. Dort weilten dieser Tage dann ungewöhnliche Gäste im Restaurant. Etwa die Hälfte der Gaststätte wurde nicht von hungrigen und durstigen, sondern von kreativen und kauffreudigen Menschen bevölkert. Tische und Stühle waren umgestellt worden. An einem Dutzend Stände bot man den Besuchern das klassische Repertoire eines Weihnachtsbasars an: Seidenmalerei, seidene Tücher und Krawatten, Kunstschmuck, Masken, Vasen, Puppen und Produkte des Kunstglasbläsermeisters Peter Böhm-Casper.
Seit der Öffnung der Mauer reist Böhm-Casper mit seiner Ehefrau durch die Bundesrepublik und präsentiert auf Märkten das traditionelle thüringische Kunsthandwerk.
"Das Geld, das die Verkäufer einnehmen, können sie komplett behalten", erklärte Organisatorin Spindler. Niemand muß eine Standgebühr bezahlen. Und so erwirtschafteten die Hobbykünstler und Kunsthandwerker zumindest kein Defizit in ihrer Kasse. Denn der Besucherstrom ließ auf sich warten. Zwar hatte man im Vorfeld in der Zeitung inseriert und Handzettel verteilt - "Doch die Niederräder brauchen eben ein bißchen länger", hieß es ironisch.
Bis zum Frühjahr haben die Bewohner des Stadtteils immerhin noch ein bißchen Zeit zur Umstellung. Dann nämlich will Herta Spindler einen Frühjahrsmarkt anbieten. Wo die Hobbykünstler ihre Tische aufstellen werden, steht noch nicht fest. Im März 1993 heißt es deshalb: Zeitung lesen oder Handzettel mitnehmen. Denn viele Liebhaberstücke können nur auf Märkten erworben werden. Und die Organisatoren ernten die verdiente Anerkennung für ihr zeitintensives Hobby. tin
Kleine Berichte
NORDWESTSTADT. Im kleinen Saal der "Heddemer Stubb" (Turnhalle) blieb kein Stuhl frei bei der traditionellen Weihnachtsfeier des Kultur- und Geselligkeitsvereins Nordweststadt (KGV). Adventsstimmung mit Nikolausempfang, Ehrungen und ein Benefizium (Wohltat) beherrschten den offiziellen Teil des langen Abends.
Nachdem Günter Uhrig, der zweite Vorsitzende, die zahlreichen Vereinsmitglieder und Ehrengäste begrüßt hatte, verteilte der Nikolaus (Edgar Jestädt) Präsente. Ein besonderes Geschenk hatten Ehrensenator Hans Herwig und der KGV-Vorstand parat. So konnte das Vorstandsmitglied Jürgen Mallach vom Verein "Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt" einen Scheck über 2500 Mark entgegennehmen. Der Reinerlös des Eiberger- Herbstmarktes in Eschersheim ist für die Einrichtung einer Elternwohnung bestimmt. Fleißige Helferinnen und Helfer, die zu diesem Erlös beigetragen haben, wurden für ihr Engagement mit Gaben belohnt, die der Nikolaus überreichte.
Der KGV-Vorstand nahm die Weihnachtsfeier zum Anlaß, langjährige Mitglieder zu ehren. Für 25jährige Vereinstreue wurden Karl Fischer und Herbert Kaiser mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Urkunden für zehnjährige Vereinszugehörigkeit erhielten Edeltraut Natzel-Uhrig sowie Ruth und Günter Reiter. Ehrensenatspräsident Theo Gärtner blieb die Ernennung des Stadtverordneten Gunter Matthei zum Ehrensenator des Vereins vorbehalten. Vereinsvorsitzender Rainer Zug, der zu vorgeschrittener Stunde, gerade aus dem Urlaub zurück, noch zur Feier kam, zeigte sich hocherfreut über den guten Besuch. "Es ist ein schöner Ausklang des Vereinsjahres, wie ich ihn mir besser nicht hätte wünschen können", freute sich der Vorsitzende. dixi/50
FECHENHEIM. Laut tönte es aus der Bootshausgaststätte in Fechenheim. Doch Fußballer waren dort nicht eingezogen, auch der Fernseher lief nicht. Nur die Nikolausfeier der Fechenheimer CDU war voll im Gange - mit der Versteigerung eines Bierkruges, signiert von Bundeskanzler Helmut Kohl, ganz nach amerikanischem Vorbild. Die Idee von Helmut Pfender, dem Vorsitzenden des Vergnügungsausschusses, kam gut an.
Die fünfzig anwesenden Mitglieder waren nach einem in ihren Augen erfolgreichen Jahr guter Laune. Unter sie hatten sich auch einige Prominente gemischt, beispielsweise der Ortsgerichtsvorsteher Siegfried Weber und die Stadtverordnete Dr. Ute-Maria Bodenstedt.
Die Jahresbilanz der Fechenheimer CDU kann sich sehen lassen: 25 neue Mitglieder hat die Ortsgruppe zu den 120 bisherigen hinzugewonnen. Den Wanderungen ins neue Jahr folgten 1992 etliche Aktivitäten: Arbeitsgemeinschaften zur Verkehrsmisere im Frankfurter Osten, eine Flughafenbesichtigung, das große Sommerfest mit einem Fotowettbewerb zum Thema "Leben in Fechenheim", die Teilnahme am Fischerfest im September, die Fechenheimer Gespräche über Sicherheit und Kriminalität. Esfolgte ein Luftballonwettbewerb und die Aufstellung der Ortsbeiratskandidaten.
Um Erziehung drehte sich der Fachkongreß "Kinder, Schule, Bildung", und der November lief mit dem Besuch im Deutschen Bundestages aus, gerade an dem Tag, als die Sprechanlage ausfiel. Jetzt wurde Nikolaus gefeiert. Pfender bekam zum Abschluß noch einen Reisigbesen, um die CDU sauberzuhalten. eid
GO/DIVA
Das große Stadtgeläut der Stadt Frankfurt wird an Heiligabend von 17 bis 17.30 Uhr in der Innenstadt erklingen. ak/50
Die evangelische Segensgemeinde in Griesheim hat für Heiligabend ein kleines Programm zusammengestellt: Die Christvesper im Pfarrhaus (Am Gemeindegarten 6) beginnt um 16 Uhr und ist vor allem für Familien gedacht. Ab 18 Uhr wird der Paul-Gerhardt-Chor singen. Zur Christmette um 22 Uhr spielt die Band "Body and Soul". ak/50
Zum ökumenischen Weihnachtstreff laden die katholische St. Johannesgemeinde und die evangelische Dankeskirche (beide Goldstein) für Heiligabend von 19 bis 23 Uhr in die Räume von St. Johannes, Am Wiesenhof 76 a, ein. Anmeldung unter Tel. 6 66 58 36 und Tel. 6 66 58 31. ak/50
Eine offene Weihnachtsfeier für alle bietet die katholische Gemeinde "Mutter vom Guten Rat" in Niederrad für Heiligabend, um 17 Uhr an - und zwar in der Bruchfeldstraße 51. ak
Die Evangelische Französisch-Reformierte Gemeinde lädt für Heiligabend zur Kinderweihnacht mit Familiengottesdienst um 16 Uhr in die Eschersheimer Landstraße 393 (Dornbusch) ein. Um 17 Uhr wird Pfarrer Balser die Christvesper zelebrieren. ak/50
Die evangelischen Kirchen in der Innenstadt haben an Heiligabend zentrale Gottesdienste: In der Katharinenkirche (Hauptwache) gibt es um 17.30 und um 20 Uhr eine Christvesper sowie um 23 eine Christmette, bei der die Band "Unisono" mitwirkt. In der Alten Nikolaikirche (Römerberg) singt zur Christvesper um 18 Uhr die Heinrich-Schütz-Kantorei, von 20 bis 22 Uhr gibt es ein Hirtenfeuer und um 23 Uhr zelebriert Pröpstin Helga Trösken die Christmette. ak/50
Weihnachtsmusik für Trompete und Orgel ist an Heiligabend um 17 Uhr während der Christvesper in der evangelischen Wartburgkirche, Hartmann-Ibach- Straße 108 (Nordend), zu hören. Es musizieren Rolf Seipel und Helga Ming. ak/50
FRANKFURT A. M. Eine traurige Vorstellung: Weihnachten allein feiern zu müssen. Sie wird für viele - vor allem für alte Menschen - alle Jahre wieder Wirklichkeit. Um die Alleinlebenden ein bißchen an der weihnachtlichen Freude teilhaben zu lassen, haben etliche evangelische Gemeinden für Heiligabend gemeinschaftliche Feiern organisiert.
Die Andreasgemeinde in Eschersheim, Kirchhainer Straße 2, feiert um 19 Uhr, Anmeldung unter Telefon 52 50 22. Die Dreifaltigkeitsgemeinde lädt für 19.15 Uhr in die Funckstraße (Kuhwaldsiedlung) ein, Anmeldung per Telefon 77 29 66. In der Friedensgemeinde (Gallus) gibt es ein Hirtenfeuer: um 19 Uhr in der Frankenallee 150. Die Gethsemanegemeinde in der Marschnerstraße 3 (Nordend) öffnet ihre Pforten um 18 Uhr, Anmeldung unter der Rufnummer 55 16 50. Bornheimer können ab 19 Uhr in die Johannisgemeinde, Turmstraße 21, kommen (Anmeldung: Telefon 45 33 09). Die Zachäusgemeinde in Niederrad schließlich veranstaltet eine ökumenische Feier: ab 17 Uhr in der Kniebisstraße 17, Anmeldung unter der Rufnummer 67 20 77. ak
OBERRAD. "Niklaus tu mich net verhaache" - mit dieser Bitte begann der sechsjährige Christian sein Gedicht in Frankfurter Mundart. Die Reime des blonden Christian bildeten auch den Auftakt der Weihnachtsfeier des Lauftreffs der Turn- und Sportgemeinde 1872 Oberrad, bei der der Nikolaus eine Frau war. Doch "Nikolausi", alias Brigitte Siebert, kam erst nach der Begrüßung durch den Leiter des Lauftreffs, Rolf Scondo, und nachdem sich die etwa 70 Gäste im Bürgertreff Oberrad am reichhaltigen Buffet gestärkt hatten. Und die Stärkung tat not, schließlich galt es einen langen Abend zu genießen. Die Gruppe "Crossroads" sorgte dabei für Musik und die Gäste bewiesen beim Tanzen Kondition.
Zwei Pausen erlaubten es den Vergnügten, sich zu erholen. Langeweile kam aber weder bei der Tombola noch bei der Playback-Show verschiedener Mitglieder auf. Danach feierten und tanzten die "Läufer" bis spät in die Nacht. In den Gesprächen stand das vergangene (sportliche) Jahr immer wieder im Mittelpunkt. Für den Lauftreff begann das Jahr mit dem Silvesterlauf 1991 über zehn Kilometer. Drei Monate später, im März, ging es für einige der etwa 100 Mitglieder, beim Halb-Marathon über eine Distanz von 21,1 Kilometer zum ersten Mal so richtig zur Sache. Beim Volkslauf in Mühlheim und beim Hugenottenlauf in Neu-Isenburg, über je zehn oder 20 Kilometer, zeigten nicht nur die Athleten, sondern auch die Fan-Gruppe des Lauftreffs gute Leistungen. "Unsere Fans gehören zu den Engagiertesten der Region", erklärte Scondo stolz.
Der sportliche Höhepunkt war jedoch der Frankfurter Stadtmarathon. Die als schwierig eingestuften 42,2 Kilometer bewältigte der beste Läufer unter drei Stunden. "Wir sind eben ein Verein des Ausgleichs- und nicht des Hochleistungssports." Doch diese Aussage meinte Scondo als Lob. Der Leiter freute sich darüber genauso wie über die "multikulturelle" Mischung der Mitglieder - derzeit trainieren Langstreckler aus mehr als acht Nationen gemeinsam beim Oberräder Lauftreff, der auch die kulturelle Begegnung pflegt. In den vergangenen Jahren besuchten die Sportler an verlängerten Wochenenden beispielsweise Museen in Paris oder Wien. Im kommenden Jahr heißt das Ziel Budapest.
Der nächste sportliche Termin steht mit dem Silvesterlauf am Donnerstag, 31. Dezember, bereits fest, der um 15 Uhr am Waldstadion gestartet wird. Bis dahin trifft sich der Verein montags und mittwochs jeweils um 18.30 Uhr am Waldhotel in der Buchrainstraße. Am Parkplatz Waldfriedhof geht es zudem samstags um 15 Uhr los. Näheres ist bei Rolf Scondo unter Telefon 65 69 51 zu erfahren. ara
KALBACH. Unter Übermittlungsfehlern litt der Artikel "Neuer Vorstand mit alten Hasen und frischen Kräften" vom 19. November über den Fußball-Club Kalbach. Versehentlich erhielt der Zweite Vorsitzende Alfred Regenbrecht den Vornamen Klaus. Er war nicht zehn Jahre Jugendleiter, sondern von 1975 bis 1986 Zweiter Jugendleiter. Der Erste Vorsitzende Karl-Heinz Seib ist nicht seit 24 Jahren Zweiter Vorsitzender, sondern seit 1971 Mitglied des FCK und seit 1976 im Bewirtschaftungs-Ausschuß.
Karl-Heinz Herbert wurde nicht zum Ersten Kassierer, sondern zum Ersten Schriftführer gewählt. Eberhard Kopp war nicht 24 Jahre, sondern 30 Jahre Erster Kassierer. Ernst Breitling ist seit 1989 Zweiter Kassierer (nicht seit 20 Jahren). Der Spielausschuß-Beisitzer heißt Georg Reining. Ungenaue Formulierungen führten zu weiteren Fehlern: Nicht der Ausbau des Vereinshauses, sondern der Rohbau des Ausbaues soll möglichst 1992 fertiggestellt werden. Das Clubhaus entstand 1976.
Außerdem wurde der Vorstand nicht von 600, sondern von 61 anwesenden Mitgliedern der Generalversammlung gewählt. ara
MAIN-KINZIG-KREIS. Für das Jahr 1993 sind nach Angaben der AOK Main- Kinzig Beiträge zur Krankenversicherung aus einem Entgelt von jährlich höchstens 64 800 Mark oder monatlich 5400 Mark zu bezahlen. Dies stellt gleichzeitig die Krankenversicherungspflichtgrenze 1993 für Arbeiter und Angestellte dar. In der Rentenversicherung gilt eine Obergrenze von jährlich 86 400 oder monatlich 7200 Mark. Die gleiche Obergrenze gilt auch für die Arbeitslosenversicherung.
Beschäftigungen, die gegen ein geringes Entgelt ausgeübt werden, sind dagegen in der Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung versicherungsfrei. Laut AOK Main-Kinzig gilt ein Lohn dann als geringfügig, wenn es 1993 den Betrag von monatlich 530 Mark nicht übersteigt. Angehörige von AOK-Mitgliedern, die unter dieser Grenze bleiben, sind ohne zusätzlich Beitragszahlung familienversichert. Allerdings weist die AOK darauf hin, daß jede Beschäftigung, die regelmäßig mindestens 15 Stunden in der Woche ausgeübt wird, ohne Rücksicht auf den Lohn trotzdem der Versicherungspflicht unterliegt.
Geändert haben sich für das nächste Jahr auch die Obergrenzen für die Härtefallregelungen. Danach sind alleinstehende Versicherte von Zuzahlungen bei Krankheitskosten befreit, wenn ihr monatliches Einkommen 1484 Mark nicht übersteigt. Für Versicherte mit einem Angehörigen liegt diese Grenze bei 2040,50 Mark monatlich.
Wer weitergehende Auskünfte zu den neuen Grenzwerten in der Sozialversicherung haben möchte, kann sich bei der AOK in Hanau unter der Rufnummer 0 61 81 / 102-231 darüber informieren. are
BOCKENHEIM. Ab dem 15. Januar sind in Bockenheim-Süd (Regelungsbereich 8) die Hälfte der Stellplätze für Anwohner reserviert, die eine Plakette besitzen. Die Plakette kostet 50 Mark und ist zwei Jahre gültig. Um eine Sonderparkberechtigung zu erhalten, muß man seinen Hauptwohnsitz in dem betreffenden Gebiet haben und ein Auto mit Frankfurter Kennzeichen. Jeder Anwohner erhält die Plakette nur für jeweils ein Fahrzeug. Wer über eine Garage oder einen Einstellplatz verfügt, bekommt keinen Parkausweis.
Folgende Straßen werden im Regelungsbereich 8 zusammengefaßt: Sophienstraße (südliche Seite) zwischen Gräfstraße und Zeppelinallee; nördliche Seite der Theodor-Heuss-Allee und östliche Seite der Emser Straße. Weiterhin gilt das Plakettensystem in der Hamburger Allee, der Schloßstraße, der Gräfstraße (links ab Haus- Nummer 38, rechts ab Nummer 39), der Bockenheimer Landstraße zwischen Gräfstraße und Zeppelinallee, sowie der Senckenberganlage (westliche Seite).
Reservierte Stellplätze gibt es außerdem in der Zeppelinallee 13, Robert-Mayer-Straße, Emil-Sulzbach- Straße, Georg-Voigt-Straße, Hermann- Wendel-Straße, Homburger Straße und Ludwig-Erhard-Anlage. Und auch in der Jordanstraße, Mertonstraße, Varrentrappstraße, Kiesstraße, Jungstraße, Nauheimer Straße und Jügelstraße sind Parkplätze den Anwohnern vorbehalten. rea
Mit 133 100 Mark unterstützt der Evangelische Regionalverband 1993 die Kirchenmusik in den Gemeinden. Mit 8400 Mark geht der höchste Betrag an die Katharinengemeinde.
Die Epiphaniasgemeinde erhält 7700 Mark, sechs weitere Gemeinden bekommen 5000 Mark und mehr für ihr musikalisches Angebot. vo
Explosion droht auf der "Hanauer"
OSTEND. In der Hanauer Landstraße herrscht Explosionsgefahr: Von einer Tankstelle in der "Hanauer" 57 kann überlaufendes Benzin ungehindert auf den Bürgersteig fließen und könnte dort schon durch eine weggeworfene Zigarette in Brand geraten. Die Tankstelle weist noch etliche andere Sicherheitsmängel auf: Unter anderem fehlt ein Ölabscheider, so daß das Erdreich verseucht wird.
Bekannt ist die Situation schon lange, spätestens seit der Ortsvorsteher des Ortsbeirates 4, Franz Stein, Anfang des Jahres die Behörden informierte. Doch getan hat sich bislang nichts: "Das ist eine unglaubliche Schlamperei", platzte Stein (SPD) der Kragen. Der Ortsbeirat will jetzt "Druck machen": In der jüngsten Sitzung verabschiedete das Gremium einstimmig einen Antrag, daß die von der Tankstelle ausgehenden Gefahren "umgehend" beseitigt werden sollen.
Hintergrund: Als vor fünf Jahren die Umfahrung der Feuerwache neu geregelt wurde, wurde auch die Trasse der "Hanauer" verbreitert - und dabei das Gelände der Tankstelle "gekappt". Dadurch fiel die Abgrenzung zwischen Zapfsäulen und Bürgersteig weg. Ein vorhandener Ölabscheidekanal wurde entfernt. Früher gab es vor dem Grundstück eine Abflußrinne, an die ein Benzin- und Ölabscheider angeschlossen war. Die existiert seit dem Umbau der Landstraße nicht mehr.
Ergebnis: Wenn Autos auf dem Tankstellengelände gewaschen werden, läuft das verschmutzte Wasser quer über den Platz und den Bürgersteig in den Gully auf der Straße; laut Franz Stein werden vor der Halle auch Autos repariert, so daß auch Öl auf den Platz laufe. Mitten auf dem Bürgersteig werde getankt - "jeder rauchende Fußgänger kann eine Katastrophe auslösen", warnte Stein.
All diese Beobachtungen sind den Behörden bekannt und wurden vom Umweltamt bestätigt. Anfang des Jahres hat der Ortsvorsteher mit der Gewerbeaufsicht und dem Umweltamt telefoniert und auf die Mißstände aufmerksam gemacht. Im Februar waren Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Wiesbaden, der städtischen Bauaufsicht und des Umweltamtes vor Ort und stellten bei der Besichtigung fest, daß "die gesamte Oberflächenentwässerung der Tankstelle ungehindert in den Straßenkanal" abfließt.
Es sei kein Kanalanschluß mit Abscheideeinrichtungen vorhanden. Da es bei der Begehung regnete, seien auf dem abfließenden Wasser "deutlich sichtbare Ölschlieren" zu sehen gewesen. "Die gesamte Oberflächenentwässerung ist als völlig untragbar anzusehen", heißt es in dem Bericht des Umweltamtes.
Weiter sei auf dem Ortstermin festgestellt worden, daß die Zapfsäulen nur etwa ein bis 1,30 Meter vom Bürgersteig entfernt sind. Der Wirkungsbereich der Zapfpistolen gehe fast über den Gehweg hinaus bis zur Fahrbahn der Hanauer Landstraße. Die Autofahrer würden den Bürgersteig zum Anfahren und Tanken benutzen. Eine "erhebliche Gefährdung" und "mögliche Explosionsgefahren" seien "nicht auszuschließen", bemängelt die Behörde in ihrem Schreiben.
Doch konkrete Maßnahmen, um diesen gefährlichen Zustand zu entschärfen, wurden bis jetzt nicht ergriffen. Laut Dagmar Beckmann, persönlicher Referentin von Umweltdezernent Tom Koenigs, ist das Umweltamt für die notwendigen baulichen Veränderungen "nicht zuständig". Der Fall wurde an die Bauaufsichtsbehörde weitergeleitet. Von dort war bis Redaktionsschluß keine Auskunft zu erhalten.
Über das "Kompetenzen-Wirrwarr" bei der Stadt hat sich Franz Stein besonders geärgert: "Seit Monaten telefoniere ich von Amt zu Amt, und keiner fühlt sich zuständig", schimpfte er.
Zur Sitzung des Ortsbeirates war auch der Pächter der Tankstelle gekommen. Nach seiner Auskunft streiten sich zur Zeit der Besitzer und die Stadt darum, wer die Kosten für eine neue Abscheideanlage übernehmen muß. Der Ortsbeirat stimmte seiner Einschätzung zu: "Daß es das Entwässerungssystem nicht mehr gibt, ist die Schuld der Stadt." rea
HANAU. Die vom Hanauer Magistrat und der SPD geplante Streichung der Schulassistenten-Stellen an den großen Schulen ist auf scharfe Kritik der Lehrergewerkschaft GEW gestoßen. Wie berichtet, hat die Stadt im Haushaltsplan diese Stellen mit einem "kw-Vermerk" versehen, was soviel heißt, daß freiwerdende Stellen künftig nicht mehr besetzt werden. Erstes Opfer der städtischen Sparbemühungen wurden die Kaufmännischen Schulen in Hanau, die den Weggang ihres Schulassistenten bereits bitter beklagten.
Nach Auffassung der GEW werden sich die Stellenstreichungen als "Eigentor" für die Stadt herausstellen. Denn die Schulassistenten sind vor allem auch für die Wartung und Pflege der vielen hochwertigen technischen Geräte an den Schulen zuständig. Diese Geräte werden nach Ansicht der Lehrergewerkschaft künftig nur noch notdürftig gewartet oder die Arbeiten werden mit Fremdaufträgen mit den damit zwangsläufig verbundenen hohen Kosten erledigt.
"Nur Kopfschütteln" hat die GEW für die Reaktion des Oberbürgermeisters Hans Martin auf die Proteste der Kaufmännischen Schulen übrig. Martin hatte gesagt, daß Schulassistenten zum schulischen Fachpersonal gehören und die ausreichende Ausstattung der Schulen mit Fachpersonal Sache des Landes Hessen sei.
Als versierter Jurist und langjähriger Verwaltungsfachmann hätte Martin wissen müssen, daß nach Paragraph 28 des gültigen Schulverwaltungsgesetzes die Kosten für Nicht-Lehrkräfte vom Schulträger übernommen werden müßten, meint die GEW. Das neue Schulgesetz regele in Paragraph 156 den gleichen Sachverhalt. Abschließend heißt es: "Wenn die Ansicht des Oberbürgermeisters im Magistrat und im Parlament so unwidersprochen stehenbleibt, stellt sich die Frage, ob nicht geltendes Recht wissentlich seitens der politisch Verantwortlichen ausgehöhlt wird."
Auf der jüngsten Stadtverordnetensitzung haben sich die Grünen wie erwartet nicht mit ihrer Forderung durchsetzen können, die kw-Vermerke (künftig wegfallend) aus dem Stellenentwurf zu streichen. Die beiden großen Fraktionen SPD und CDU votierten dagegen. are
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Gedenkkonzert zum Jahrestag des Flugzeugabsturzes bei Heidelberg, 20 Uhr, Stadttheater. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der mit dem Wolf tanzt (19.30 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Kevin allein in New York (20 Uhr).
Bambi: Die Schöne und das Biest (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Die Schöne und das Biest (15, 17, 20.30 Uhr).
Rex II: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20 Uhr).
Cinema: Sister Act (15, 17.30, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Wir Enkelkinder (19.30 Uhr); Die Blaue Stunde (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Kommunales Kino: Stilles Land (20 Uhr). Verschiedenes Kelsterbach. Stadtbücherei: geschlossen vom 23. 12. bis 11. 1.
Advent / Weihnachten Rüsselsheim. Weihnachtsbasteleien für Kinder, 15.15 Uhr, Museum. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. VdK-Ortsgruppe Walldorf: Sprechstunde, 19 Uhr, Waldenser-Schule, Hintergebäude.
Pfadfinderschaft St. Georg: Leiterrunde, 20 Uhr, kath. Pfarrzentrum Walldorf.
Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Telefonnummer 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Telefonnummer 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Telefonnummer 0 61 52 / 78 98.
Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Telefonnummer 0 61 42 / 6 21 09).
Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefonnummer 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.
Kelsterbach. Sprechstunde des Kreisjugendamtes, 9 bis 11 Uhr und ab 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdest. des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 069/6902200. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kevin allein in New York (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Schöne und das Biest (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Kevin allein in New York (14.45, 20.15 Uhr). Fantasia: Die Schöne und das Biest (14.45, 20.15 Uhr).
Neues UT-Kino: Sister Act (20 Uhr); Sneak Preview (22.30 Uhr). Verschiedenes Westkreis Offenbach. Lichterkette gegen Fremdenhaß und Gewalt entlang der B 3 in Neu-Isenburg, Dreieich, Langen und Egelsbach, 17.30 Uhr.
Langen. Winterliches Wasserspektakel: Badespaß II, 14 Uhr, Hallenbad.
Turnverein: Senioren-Wandern, Treffpunkt 14.15 Uhr, Friedhof. Advent / Weihnachten Langen. Weihnachtsfeier der Janusz- Korczak-Schule, 10 Uhr, Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 88 40.
Pro Familia: Sprechstunde, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Tel. 2 65 25.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung: Tel. 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung: Tel. 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr; Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Treff für Babys und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde Sprendlingen, Fichtestr. 31.
Verein zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Eltern, Lachweg 14: Spielkreis, 15.30 bis 18 Uhr.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Kevin allein in New York (16, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Sister Act (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.
VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.
Kinderschutzbund: Beratungsstelle Rodgau / Rödermark geschlossen bis 4. 1.93.
Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.
Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (15.30 Uhr); Mein Bruder Kain (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Die Schöne und das Biest (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Sister Act (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Kevin allein in New York (20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr). Vereine / Organisationen Mühlheim. VHS Mühlheim: "Wie war das damals?" - Gespräche zwischen den Generationen, Die fünfziger Jahre, 19 Uhr, Rathäuschen. Verschiedenes Offenbach. Zusätzlicher Markttag, Wochenmarkt, Wilhelmsplatz. Advent / Weihnachten Offenbach. Weihnachtsfeier des Vereins Para Nicaragua: Feliz Navidad, 20 Uhr, Goethestraße 20. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.
DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).
Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Aktionsbündnis gegen Rassismus: Treffen, 20 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus). Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
Szene
Halleluja Einen Chor von Topsolisten, darunter Al Jarreau, Chaka Khan, Patti Austin und Vanessa Williams, dirigierte Star-Produzent Quincy Jones für das Finale von "Handel's Messiah" (wea). Der bekannteste Choral des 1742 komponierten Oratoriums, "Hallelujah!", wird hier regelrecht zelebriert. "A Soulful Celebrations" heißt dann auch das ganze Werk im Untertitel. Händels Barock-Melodien erklingen zu Grooves des 20. Jahrhunderts. It's Partytime, und doch bleibt der geistliche Charakter des Originals erhalten. dk
Seit Kevin Coyne (dk-Bild oben) beim Offenbacher Rockport-Label unter Vertrag ist, ist der in Nürnberg lebende Brite wieder heftigst präsent auf der Szene. Und das nicht nur als Musiker (im Duo oder mit Band), sondern auch als Buch- Autor und als Maler. So war der Bluessänger nicht nur häufig in Konzerten (auch im Fernsehen), sondern auch bei Lesungen und Vernissagen zu erleben.
Zum Jahresabschluß spielt Coyne nun am Dienstag, 29. Dezember, noch einmal mit seiner Paradise Band im Sinkkasten in der Brönnerstraße. "Ich steh' einfach wieder mit beiden Füßen auf dem Boden", freut sich Kevin, den man auch schon mal wegen seiner Hilflosigkeit im Kampf gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt als Don Quichote der Rockmusik bezeichnet hatte.
In seinen Songs nimmt er nach wie vor Partei für die Underdogs, die Ausgegrenzten, die Verrückten, und wettert heftigst gegen Staat und Institutionen. Wirkte das früher eher tragikomisch und selbstzerstörerisch, trifft seine boshafte Ironie heute mitten ins Schwarze, deckt auf, klagt an. Die neue Lust am Leben und an der Liebe hat ihm neue Power gegeben, ihn kämpferischer, aber auch lokkerer und witziger werden lassen.
"Ich sehe mich ohnehin vor allem als Entertainer", bekennt das Multitalent. "Außerdem bin ich wirklich ein bißchen crazy. Aber auf eine eher nette Art und Weise." - Stimmt! dk
Zum absoluten Modewort der Musikszene avancierte im vergangenen Jahr die Vokabel "unplugged". MTV, der Musik-TV-Kanal, hatte mit seiner gleichnamigen Sendereihe einen Stein ins Rollen gebracht. Ging in den Konzerten der Superstars die Materialschlacht unvermindert weiter, präsentierten sich im Fernsehstudio die gleichen Herrschaften, ob Pop-, Blues- oder Hardrock-Helden, mit kleinem Equipment, quasi akustisch, mit leisen, sanften Tönen.
Die unerwartet positive Publikumsresonanz auf diese "back to basics"-Bemühungen via Mattscheibe, beeinflußte letztlich die ganze Branche. Vermehrt integrierten viele Acts akustische Parts in ihre Konzerte. Von Seal bis Extreme, alle setzten in ihrer Dramaturgie plötzlich auf diese erholsamen Verschnaufpausen.
Ian Anderson erinnerte sich daran, daß er einst als moderner Minnesänger gefeiert worden war, ließ kleine Hallen buchen und ging unter dem Motto "A Little Light Music" zurück in intimere Bereiche. Was es ursprünglich nur als Bootlegs gab, wurde plötzlich auch ein wichtiger Verkaufsaspekt auf dem Plattenmarkt.
Paul McCartney gab einen Mitschnitt seiner "Unplugged"-Sessions in limitierter Auflage heraus. Sie war schnell ausverkauft. Sting wollte den Absatz eines Buches mit einer Fünf-Titel-CD mit semi- akustischen Versionen einiger Hits ankurbeln. Und Eric Clapton, dessen "Layla" durch die Opel-Werbung in verschiedensten Versionen (von Spieldose bis sinfonisches Orchester) ohnehin in alle Wohnzimmer drang, machte mit seiner "Unplugged"-CD den Reibach des Jahres.
"Unplugged" ist längst zu einem Promotion- und Marketingkonzept geworden. Und alle wollen ein Stück vom großen Kuchen abhaben. Bob Dylan traut sich nach Jahrzehnten wieder ganz pur zu spielen. Eddie Money zieht nach. Golden Earring werfen ebenso eine Platte auf den Markt. Und die seltsamsten Stilblüten sind noch zu erwarten.
Doch bei solch einem inflationären Umgang mit einer ursprünglichen guten Idee, wird es nicht mehr lange dauern, bis das Publikum nur noch müde gähnt und das Thema "Unplugged" zu Tode geritten ist. Nimmt man "unplugged" wörtlich, so hat ohnehin kaum einer der Protagonisten den Anspruch wirklich erfüllt. Zu Zeiten, wo fast jeder Straßenmusiker mit kleinen Verstärkern durch die Fußgängerzonen lärmt, geht in Clubs und Hallen auch nichts ohne Elektronik.
Einzig Peter Hammill sang für fünf Minuten im Sinkkasten "totally unplugged" - ohne Mikrofon, am Bühnenrand sitzend, einen Meter vom Publikum entfernt. Ähnlich intensiv gestalteten auch Altmeister John Cale und Newcomerin Tori Amos ihre Gigs: nur mit Stimme und Flügel, dezent verstärkt. Bei ihnen gehört das zum Konzept.
Für Musiker wie die irischen Brüder Christy Moore und Luka Bloom ist es Tradition. Sie brauchen keine Band, um sich und ihre Ideen zu vermitteln. Bloom war es dann auch, der angesichts des "Mutes" solcher Herren wie Paul McCartney lästerte: "What a big deal . . . Man kennt sie dafür, daß sie klassische Popsongs geschrieben haben. Die müssen schließlich auch nur mit Klampfe funktionieren . . ."
Und dann gibt es noch die Spezies Musiker, für die das Touren mit kleinem Gepäck schlicht wirtschaftliche Gründe hat und überlebensnotwendig ist. Für Martin Stephenson etwa, der keinen Plattenvertrag mehr hat. Oder Tom Robinson, der kein Riesenpublikum mehr zieht. All sie sind eigentlich diejenigen, die "unplugged" wirklich leben und verkörpern. Das taten sie schon, als das Modewort noch nicht kreiert war. DETLEF KINSLER
FRANKFURT A. M. In einer Stellungnahme anläßlich der Jahreswende hat der Vorsitzende der Sport- und Kulturgemeinschaft (SKG), Dr. Gerd Reinschmidt, vor allem das Thema Ausländerfeindlichkeit aufgegriffen.
Angesichts der "drängenden Probleme" wie Hungersnot und Krieg in vielen Ländern der Erde, erfüllt es "uns mit Scham und Trauer, daß es in unserem Land Menschen gibt, die andere Menschen, welche bei uns Zuflucht vor Krieg und Hunger suchen, mißhandeln und töten", beklagt Reinschmidt die gewalttätigen Übergriffe auf ausländische Mitbürger. Weiter führt er aus: Gerade der Sport habe dagegen "schon immer" die Angehörigen aller Nationen in internationaler Solidarität verbunden. Bei der SKG trieben deutsche und ausländische Mitbürger seit Jahren miteinander Sport in freundschaftlicher Verbundenheit.
"Jeder sollte seinen Beitrag dazu leisten", daß auch künftig ein solch friedliches Miteinander möglich ist, fordert der SKG-Vorsitzende. ak
BÜDINGEN. Cornelia Bäcker (Name von der Red. geändert) ist für knapp sechzig Minuten zu einer Lehrerin geworden. Ohne es zu wissen, veranschaulichte die gelernte Gardinennäherin vor dem Amtsgericht in Büdingen, wie instabil persönliche Lebensumstände werden können, die gemeinhin als geordnet bezeichnet werden.
Vier Monate liegt der Vorfall zurück, der eine unauffällige Frau für wenige Stunden auffällig werden ließ. Für das, was passierte, gibt es in ihren Augen bis dato keine Erklärung. Deshalb bemüht sie einen Begriff, der sie vor sich selbst bestehen lassen soll: Blackout.
Die Vierzigjährige muß sich vor Gericht verantworten, weil sie ohne zu bezahlen mit sieben Seidenblumengestekken aus einem Gartencenter marschiert ist, Gesamtwert 682 Mark. Der Richter, Dr. Johannes Nink, der die Angeklagte in seinem kleinen Büro vernimmt, hätte es sich einfach machen können. Mit einem Strafbefehl wäre für ihn die Sache schnell vom Tisch gewesen. Damit aber wäre niemandem gedient gewesen. Nink wollte herausbekommen, "was hier los ist".
Cornelia Bäcker war ohne einen Anwalt von ihrem Heimatort nach Büdingen gekommen. Sie hatte schon in einem Brief an den Richter ihre Schuld eingestanden, aus ihrer Sicht benötigte sie keinen professionellen Verteidiger mehr. Die Fakten besagten: "Ich habe Scheiße gebaut."
Die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder handelte nicht aus finanzieller Not. Ihr Mann verdient soviel wie ein Regierungsdirektor, sie selbst, seit eineinhalb Jahren in der Altenpflege tätig, erhält monatlich immerhin 1500 Mark netto. Sie kann sich ein Seidenblumengesteck leisten, ja, sie könnte sich sogar sieben oder mehr anschaffen, wenn sie nur Verwendung dafür hätte. Um dererlei Fragen ging es an jenem Tag im August offenbar jedoch nicht. Cornelia Bäcker, die während der gesamten Verhandlung um Fassung ringt, ist darauf bedacht, nicht nur der Tat, sondern auch den Stunden zuvor einen Status von Singularität zu verleihen. Ihr Mann, der ungewöhnlich tüchtig und beruflich belastbar sein muß, sitzt vor dem Richterzimmer auf der Zeugenbank, als Cornelia Bäcker von einem Tag im Altersheim berichtet, der aus ihrer Sicht außergewöhnlich anstrengend gewesen ist.
Bereits morgens nimmt sie "eine Beruhigungstablette" ein. Im Verlauf des Tages erfährt sie schließlich noch, daß eine Kollegin ausfallen würde. Als die Vierzigjährige nachmittags schließlich zu Hause ankommt, ist sie geschafft. Sie vergißt, so sagt sie, die Beruhigungstablette vom Vormittag und nimmt eine zweite, trinkt Kaffee und, weil sie plötzlich großen Durst verspürt, auch noch eine Flasche Bier.
Cornelia Bäcker ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, wo sie sich etwas beweisen muß. Ihr jetziger Arbeitgeber ist bereits ihr dritter in nur eineinhalb Jahren. In den anderen Altersheimen sei "immer Personalwechsel" mit allen negativen Folgen gewesen, sagt sie. Da habe sie es nicht ausgehalten. Ihr jetziger Arbeitsalltag verlaufe ruhiger. Fachpersonal, zahlreiche Hilfsschwestern: "Da stehst du nie allein."
Für Cornelia Bäcker, die Seiteneinsteigerin, ist das wichtig: Sie ist in den Pflegeberuf, den sie nun trotz aller Strapazen nicht aufgeben möchte und jeder Fabrikarbeit vorzieht, "reingestolpert", weil sie "nicht daheim bleiben wollte".
Wenn sie durchhält, obwohl es wieder einmal anstregend gewesen ist, belohnt sich Cornelia Bäcker mit kleinen Geschenken. Sie fährt in das nahe Gartencenter und kauft einen Strauß Schnittblumen, besonders liebt sie Geranien. An jenem Tag, an dem sie nicht zahlte, sollte es sogar nur ein Blumentopf sein.
Was Cornelia Bäcker als harmlose Beruhigungstabletten bezeichnet, ist Valium. Vor Gericht beteuert sie, nicht abhängig von den Tabletten zu sein. Sie nehme sie nur, wenn sie "aufgeregt" sei. "Oder einmal abends, wenn ich nicht einschlafen kann." Auch vor der Verhandlung hat Cornelia Bäcker eine Valium genommen. Sonst, schildert die Vierzigjährige, würde sie das alles nicht durchstehen.
Das Gartencenter will Cornelia Bäcker nie wieder betreten. Nicht etwa, weil da ein Hausverbot bestünde, sondern der vielsagenden Blicke wegen. Jeder würde sich daran erinnern, daß sie mit einem Einkaufswagen voller Seidenblumengestecke schnurstracks den der Kasse gegenüberliegenden Ausgang zum Parkplatz angesteuert hatte, wo sie von einem jungen Angestellten des Gartencenters schließlich "wachgerüttelt" wurde. Das will sie sich ersparen.
Ob sie sich tatsächlich in einer Art Trance, entstanden aus einer Reaktion von Valium mit Alkohol, befunden hat, kann das Gericht ohne Sachverständigen nicht klären. Eine schriftliche Zeugenaussage, gemacht von einem Verkäufer, läßt daran Zweifel. Schon als sie sich beim Hinausgehen beobachtet gefühlt habe, sei die Beschuldigte erschrocken und habe ein Ablenkungsmanöver zu iniitieren versucht. Oberamtsanwalt Horst Hänschke, der die Staatsanwaltschaft vertritt und die behutsame Verhandlungsführung des Richters unterstützt, fragt vorsichtig, ob sie über ihre Schwierigkeiten einmal mit einem Psychotherapeuten gesprochen habe. Zur Antwort erhält er den Hinweis, sie habe die Valium ja weggestellt. Hänschke kommt auch nicht weiter, als er im Gespräch mit der Angeklagten und ihrem Mann vorschlägt, zu vertagen und einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Nach einer kurzen Beratung unter vier Augen erklärt Bäcker: "Wir wollen die Sache heute vom Tisch haben."
Es ergeht ein Beschluß auf Einstellung des Verfahrens bei Zahlung einer Geldbuße von 1000 Mark an ein Heil- und Erziehungsheim. Hänschke erinnert das Paar daran, "sich beim Psychologen mal (zu) melden". Martin Bäcker sagt, als sei nun das Schlimmste überstanden: "Das machen wir auf jeden Fall."
BERND SALZMANN
Ebenezergemeinde: Bahnhof, Ludwigstraße 19: Fr. 25. 9.30 G. - Erlösergemeinde, Dornbusch, Kaiser-Sigmund- Straße 50: Do. 24.: 16.30 CV; Fr. 25.: 10 G. - Rufergemeinde, Höchst, Zuckschwerdtstraße 42: Do. 24.: 16.30 CV; Fr. 25.: 9.45 G. - Zionsgemeinde im Nordend, Merianplatz 13: Do. 24.: 17 CV; Fr. 25.: 10 G. - Mühlberggemeinde, Sachsenhausen, Schwesternwohnheim Bethanien, Dielmannstr. 26: Do. 24.: 15 CV; Fr. 25.: 10 G.
OBERRAD. Die katholische Herz-Jesu- Gemeinde in der Mathildenstraße und die evangelisch-lutherische Erlösergemeinde in der Wiener Straße hatten sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Insgesamt 400 Weihnachtbäume wollten die beiden Gemeinden an die Bevölkerung verkaufen und mit dem erzielten Gewinn einem blinden philippinischen Mädchen den weiteren Schulbesuch ermöglichen. Bereits seit 21 Jahren arbeiten die beiden Kirchen zusammen, um gemeinsam eine von der "Hildesheimer Blindenmission" vermittelte Patenschaft zu finanzieren.
Doch die Tannenbaum-Verkäufer waren mit dem Kundenbesuch nicht recht zufrieden: "In diesem Jahr läuft es schleppend", stellte Jens Koske bedauernd fest, der mit einer Gruppe der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg vor der Herz-Jesu-Gemeinde den Baumverkauf leitete. Am Sonntag nachmittag standen noch rund 90 Tannen auf dem Grundstück der Kirche. "Vor zwei Jahren haben wir 150 Bäume in einer Stunde verkauft, die Leute haben uns die Tannen aus den Händen gerissen", erinnerte sich Koske an "bessere Zeiten". Das gleiche Bild bot sich vor der Erlösergemeinde: Hier warteten am Rande des Hofes noch etwa 80 Bäume auf einen Käufer.
Die Tannen wurden in den vergangenen Jahren von Gemeindemitgliedern selbst geschlagen und zum Verkauf aufgestellt. Doch in diesem Jahr fand sich kein Waldbauer in Hessen bereit, die Helfer selbst mit der Säge in die Schonungen zu lassen. Daher mußten die Bäume zum Stückpreis von 10,50 Mark aus dem Sauerland beschafft werden. Der Verkaufspreis der Tannen bestimmte sich dann aber anhand der Länge: Die kleinsten Christbäume wechselten für 15 Mark den Besitzer, jede weiteren zehn Zentimeter mußten mit zwei Mark Aufschlag honoriert werden. Insgesamt hoffen die Kirchengemeinden auf Einnahmen von rund 3000 Mark. Diese Summe wird benötigt, um dem Patenkind Mildred Apa den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen.
Die mittlerweile 18jährige Mildred Apa entstammt einer kinderreichen Familie, der es nicht möglich war, das blinde Kind in eine Schule zu schicken. Durch die Unterstützung der beiden Gemeinden konnte die junge Frau in den vergangenen Jahren dennoch eine Ausbildung in Blindenschrift erhalten und im Umgang mit einer speziellen Schreibmaschine unterrichtet werden. Voraussichtlich im nächsten Jahr wird das Patenkind die Schulausbildung in der Stadt Davao auf der philippinischen Hauptinsel Mindanao beenden. Dann ist sie auf sich selbst gestellt: "Wenn die Schule beendet ist, hört auch unsere Unterstützung auf. Das soll ein Start ins Berufsleben sein", berichtete Renate Wagner, die vor der Erlösergemeinde frierend auf Kundschaft wartete. "Die Küsterin hat uns mit Glühwein versorgt", sagte sie lachend, "damit wir nicht ganz festfrieren."
Da der Verkauf der Christbäume etwas stockend verlief, werden die beiden Oberräder Kirchengemeinden auch am kommenden Wochenende Tannen zum Kauf anbieten: Wer noch einen Weihnachtsbaum sucht, kann sich am Samstag, 19. Dezember, zwischen 15 und 18 Uhr, sowie am Sonntag, 20. Dezember, zwischen 9 und 17 Uhr bei einer der beiden Kirchengemeinden nach einem passenden Baum umschauen. kan
NIEDERRAD. Die kleinen Mitglieder des Carneval-Clubs (CC) Blau-Rot hatten sich auf die Weihnachtsfeier im Klubhaus an der Schwanheimer Straße gut vorbereitet: Einem stilvoll verkleideten Weihnachtsmann trugen sie - manchmal noch ein wenig stockend - ihre Gedichte und Musikstückchen auf der Blockflöte vor. Dieter Schwarz, der in die Rolle des Weihnachtsmanns geschlüpft war, holte für jedes Kind ein kleines Geschenk aus seinem Gabensack: Zur Freude des Nachwuchses kamen kleine Spiele, Bausteine und Autos zum Vorschein, die von den Vereinsmitgliedern durch Spenden finanziert worden waren. Die weihnachtliche Komödie "Nur keine Aufregung" rundete das Programm des Abends ab.
Doch nicht nur für den Nachwuchs richtete der CC Blau-Rot eine Feier aus: Bereits in der Woche zuvor hatten die Erwachsenen des Vereins ihr Vergnügen auf einer Jahresabschlußfeier gefunden. Auch an die breitere Öffentlichkeit war gedacht worden: Ein Theaterabend lockte kürzlich etwa 60 Besucher in das Vereinsheim: Das Publikum konnte sich an der Aufführung des Stückes "Zauberschlaf im Märchenwald" erfreuen. "Da waren 41 Akteure auf der Bühne", berichtete Horst Keller, Erster Vorsitzender des CC Blau-Rot.
Mit diesen Feiern beendeten die Niederräder Karnevalisten nach Aussage von Horst Keller ein "sehr erfolgreiches Jahr": Die aus dem Musikzug, den Majoretten und der Garde neu zusammengestellte "Mainflotte" des Vereins konnte sich in der vergangenen Kampagne erstmals dem Publikum präsentieren. "Wir versuchen damit einen neuen Weg zu gehen", erläuterte Keller. Die 35 Köpfe zählende Gruppe schaffte den Durchbruch mit einem neuen Konzept und war beinahe jedes Wochenende bei Umzügen, Sitzungen und Musikfestivals engagiert.
Mit Hilfe einer Ballettmeisterin wurde eine neue Choreographie entwickelt und die Showeinlagen bis zum akrobatischen Tanzsport erheblich ausgebaut. Auch das musikalische Repertoire sei erweitert worden und bestehe jetzt nicht mehr nur aus Märschen und Polkas, sagte Keller.
Die Umgestaltung bedeutete für den 160 Mitglieder zählenden Verein eine erhebliche finanzielle Belastung: Rund 30 000 Mark wurden vor allem in neue Kostüme und eine erweiterte technische Ausstattung der "Mainflotte" investiert. So können jetzt auch Spezialeffekte mit Trockeneisnebel und sogenannten "Catlights" erzielt werden. Diese verbesserten "Lichtorgeln" werden über ein Mikrophon gesteuert und setzen das Klangbild der Musik in Lichtbewegung um.
Nach dem finanziellen "Kraftakt" wünscht sich der Vorsitzende vor allem, daß "der Verein weiter erfolgreich wirtschaftet und im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreibt." Keller zeigte sich jedoch sehr optimistisch, daß sich die Investitionen auszahlen werden.
Mittlerweile bereiten sich die "Jecken" des CC Blau-Rot auf das "Ordensfest" am 6. Januar vor. Die verdienten Vereinsmitglieder werden bei dem Niederräder Klub vor der neuen Kampagne ausgezeichnet: "Wir wollen, daß die Mitglieder ihre Orden dann zeigen können", begründete Keller die Abweichung vom üblichen karnevalistischen Brauch. kan
OBERRAD. Ein umfangreiches Programm hatte der Singkreis Frohsinn Oberrad 1984 für seine Weihnachtsfeier zusammengestellt: Nach der Begrüßung der etwa 140 Gäste durch die Erste Vorsitzende, Christa Giar, trug der Chor des Singkreises aus seinem umfangreichen Repertoire Weihnachtslieder vor. "Dafür haben wir einige unbekannte Stücke aus Österreich, Italien und Frankreich ausgesucht", berichtete Giar. Um auch den Chormitgliedern Gelegenheit zu einem Plausch mit Freunden und Bekannten zu geben, spielte in der Kaffeepause die "Oberräder Bläsergruppe" besinnliche Musik. Für einen weiteren Höhepunkt des Jahresabschlußfestes im Bürgertreff Depot, den Helmut Buch festlich geschmückt hatte, war mit einer attraktiven Tombola gesorgt.
Bevor die Bläsergruppe zum Abschluß das Publikum zum Mitsingen verschiedener deutscher Weihnachtslieder einlud, hatte eine Schar von Frohsinn-Mitgliedern noch eine Überraschung vorbereitet: Kostümiert sangen sie bekannte "Gassenhauer" wie Jingle-Bells oder Blue Christmas und unterbrachen die Vorstellung immer wieder mit kleinen Slapstick- Einlagen. "Wir lassen einen Elvis als Engel auftreten, ein Banker ist dabei, ein Zooangestellter und ein Reisender, der immer zu spät kommt", sagte Daniela Dietz. Die Vorstellung des zehnköpfigen Teams wurde vom Publikum mit so viel Beifall quittiert, daß sich die Frohsinn- Mitglieder sogar noch zu einer kleinen Zugabe bereitfanden.
Mit der Abschlußfeier beendete der Singkreis ein erfolgreiches Jahr, wie die Vereinsvorsitzende zufrieden feststellte: So konnte die Sängervereinigung vier neue "Stimmen" hinzugewinnen und zählt jetzt 42 Mitglieder. An etwa 20 Veranstaltungen hatten die Sänger teilgenommen, die wichtigste Präsentation des Vereins war "Sing mit - Mach mit", die im Oktober über die Bühne ging und großen Zuspruch verbuchen konnte (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Wie sehr der Singkreis im Stadtteil verwurzelt ist, zeigte auch die Beteiligung am Stadtteilfest des Vereinsrings und am Sommerfest auf dem Sportplatz. Und auch bei den Weihnachtsfeiern von VdK und Arbeiterwohlfahrt waren die Sänger dabei.
Zum letzten Mal in diesem Jahr wird der Singkreis Frohsinn noch einmal beim Weihnachtsmarkt des Vereinsrings am 4. Advent auftreten. Auch der erste Auftritt im neuen Jahr steht mit dem 31. Januar 1993 bereits fest: An diesem Tag werden sich viele Vereine bei der Vorbereitungsveranstaltung für die 800-Jahr-Feier Sachsenhausens im Bürgerhaus Südbahnhof dem Publikum vorstellen.
Zu den Übungsabenden kann sich der Singkreis Frohsinn auch 1993 im Bürgertreff "Depot" treffen: "Wir sind sehr froh über diese Möglichkeit - ohne das Depot gäbe es keinen Frohsinn", sagte Christa Giar. Jeden Mittwoch um 20 Uhr versammeln sich die Mitglieder zu gemeinsamen Singstunden im Bürgertreff Depot, Offenbacher Landstraße 357 a, zu denen auch Interessierte eingeladen sind. kan
GALLUS. Die "Kulturwochen im Gallus", ein Projekt der Stadt Frankfurt und der Saalbau GmbH, sind zur Hälfte vorüber. Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen - zumal kürzlich Differenzen zwischen dem Organisationsteam der Kulturwochen und dem Vorsitzenden des Vereinsrings Gallus, Josef Häfner, offenbar wurden.
Häfner hatte sowohl die Organisation als auch das Programm der Kulturwochen kritisiert. An den Bedürfnissen der deutschen Gallusbewohner gehe das Programm völlig vorbei. Außerdem leisteten die Vereine einen Großteil der organisatorischen Arbeit, ohne sich angemessen auf den Kulturwochen im Stadtteil präsentieren zu können.
Emmanuel Bohn und Norbert Kleemann, die die Kulturwochen künstlerisch und organisatorisch leiten, erklärten dagegen, die Kulturwochen seien kein Serviceunternehmen für Vereine, sondern machten lediglich Angebote zur Zusammenarbeit, von der auch die Vereine im Gallusviertel profitieren könnten.
Außerdem trage das internationale Programm nur dem hohen Ausländeranteil im Viertel Rechnung. Dem Ziel, allen Gallusbewohnern ausländische Kultur näherzubringen und ein Forum zur Auseinandersetzung mit Kultur zu bieten, sei man deutlich nähergekommen. Das zeige sich vor allem bei Projekten wie dem "Tanzcafé" oder der Jugenddisco "Gallus bebt", die sich über die Kulturwochen hinaus etablieren würden.
Schwierigkeiten bei der Organisation einiger Veranstaltungen räumte Emmanuel Bohn dagegen ein; diese hingen einerseits mit der knappen Vorbereitungszeit zusammen, andererseits sei das Büro der Kulturwochen personell unterbesetzt. Daß die Arbeit im Kulturbeirat nur schleppend vorankommt, führte Bohn auf die Arbeitsüberlastung vieler Vereinsvorsitzenden zurück. In dem Gremium, das die Zusammenarbeit der Vereine und der Kulturwochen koordinieren soll, engagierten sich die Vereine deshalb vornehmlich dann, wenn es um eigene Projekte geht. "Mehr als einladen kann ich die Leute aber nicht", bedauerte Bohn die geringe Beteiligung.
Daniela Schwing vom Karnevalverein "Die Sterntaler" merkte an, viele Vereinsmitglieder stünden den Kulturwochen mit Skepsis und Mißtrauen gegenüber. Das geballte Angebot führt ihrer Meinung nach vor allem bei alteingesessenen Vereinen zu Rivalität und Ablehnung.
Emmanuel Bohn führte diese defensive Haltung auf die Tradition in dem Arbeiterviertel zurück. Zudem habe sich zu dem Nationalitätenkonflikt im Gallusviertel ein weiterer Konflikt gesellt: Auch die verschiedenen Generationen im Stadtteil machten es unmöglich, ein alle zufriedenstellendes Kulturprogramm durchzuführen. gun
Daß die "kleinen Kickers" aus Obertshausen im Schatten der "großen Kickers" vom OFC stehen, daran haben sie sich mittlerweile gewöhnt. Im Dunstkreis des Oberligisten, der gerade den Wiederaufstieg in die Zweite Fußball-Bundesliga anpeilt, sind keine Rekordkulissen zu erwarten. Mit einem "treuen" Stamm von durchschnittlich 120 Besuchern zu Heimspielen sind die "kleinen" Kickers zufrieden. Sportlich jedoch wollen sich die Verantwortlichen nicht mit der Offenbacher Bezirksliga zufrieden geben, sondern wollen an alte, erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Immerhin kann man in Obertshausen auf Oberliga-Erfahrung verweisen, die allerdings schon einige "Jährchen" zurückliegt. Mittelfristig peilen die Verantwortlichen den Aufstieg in die Bezirksoberliga an, doch in dieser Saison ist das für die Kickers noch nicht aktuell.
Im Tabellen-Mittelfeld der ausgeglichenen Klasse tummelt sich der Traditionsverein, und die Zielsetzung im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg heißt zunächst: Klassenerhalt. "In den nächsten zwei, drei Jahren wollen wir dann den Aufstieg schaffen", erklärt Peter Fach, seit November '91 Spielausschuß-Vorsitzender der Kickers. Die neu zusammengestellte Vorstandschaft ist eifrig auf Sponsorensuche, arbeitet intensiv auf das große Ziel Aufstieg hin. Die Voraussetzungen im Umfeld könnten besser nicht sein: Die Sportanlage am Waldschwimmbad ist ein "Juwel", nicht nur im Kreis Offenbach und auch finanziell geht es den Kickers recht gut. Zwar ist ein Großteil des Vermögens - Erlös aus dem Verkauf des alten Sportgeländes - festgelegt, doch von den Zinsen lebt es sich nicht schlecht. Einen Etat von 100 000 Mark können sich die Obertshäusener auch ohne "den großen" Sponsor leisten.
In den vergangenen Jahren bauten sich die Obertshausener eine beachtliche Jugendabteilung auf: Trotz der Konkurrenz durch den Ortsrivalen Teutonia Hausen (Bezirksoberliga) schicken die Kickers neun Jugend-Teams ins Rennen, darunter eine neu zusammengestellte A- Jugend. Jugendleiter Karl-Heinz Lummer und Trainer Jürgen Benning leisten auf diesem Sektor gute Arbeit. Die Spieler bekommen bei den Kickers neben hervorragenden Trainingsbedingungen auch medizinische Betreuung durch Masseur Jörn Paulig geboten. Paulig betreut die Kickers-Kicker unentgeldlich und gilt ebenso als "Glücksgriff" wie Maria Fach, die - ebenfalls gratis - das Vereinsheim bewirtet. Die Einnahmen aus der Gaststätte, deren Umsatz durch das Engagement Frau Fachs ständig steigt, fließen in die Kasse der Kickers.
Im Bereich der ersten Mannschaft verlief die Saison bisher nicht wunschgemäß, zu selten konnte Trainer Franz Rehart die Bestbesetzung aufbieten. Leistungsträger wie Stefan Bako, Michael Ries, Wolfgang Trumpf und Rainer Schönig blieben von Verletzungen nicht verschont. Besonders das Fehlen von Libero Rainer Schönig macht sich bemerkbar, mit einem Bänderriß fällt er auch weiterhin aus. Das Defensivgefüge geriet durcheinander und die stattliche Zahl von 37 Gegentreffern waren die Folge. Auch im Angriff konnte das "Traumduo" Ries und Trumpf erst selten gemeinsam auflaufen. Von diesen beiden erhoffen sich die Kickersfans noch einige Tore. Obwohl solche Spieler Leistungsträger sind, kehrt bei den Kickers keine "den Star raus", betont Peter Fach. "Michel Ries könnte Landesliga spielen, aber Geld reizt ihn nicht", erklärt Fach und lobt Wolfgang Trumpf: "Er ist immer für andere da."
Die Neuzugänge fügten sich gut ein, besonders Frank Öhlenschläger, Michael Geyer und Stefan Bako gelten als feste Größen. Es herrscht eine gute Atmosphäre im Kader, und auch mit der zweiten Mannschaft (Fach: "Das Wort Reserve gibt es bei uns nicht") besteht ein friedliches Miteinander. "Bei uns geht keiner gleich nach dem Spiel oder dem Training nach Hause", erklärt Fach, dessen Frau Maria sich stets über die Gäste freut. So schließt sich der Kreis. Frau Fach wird weiterhin mit dafür sorgen, daß ihr Gatte über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, hiermit soll der Spielerstamm gehalten und ergänzt werden und dann heißt das gemeinsame große Ziel: Aufstieg in die Bezirksoberliga. Auf die Meisterschaftsfeier im Vereinslokal freuen sich nicht nur Peter und Maria Fach. jbp
FRANKFURT A. M. Die sportliche Jahresbilanz der Leichtathleten von Eintracht Frankfurt weist 49 Hessenmeisterschaften und fünf Berufungen in den Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf. Ein Deutscher Meister (Wolfram Walther im Dreisprung) sowie mehrere gute Plazierungen bei der Deutschen und der Süddeutschen Meisterschaft kamen hinzu. Diese Bilanz präsentierte Abteilungsleiter Hans Joachim Schroeder auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit, bei der jedoch die Bewertung der Erfolge im Mittelpunkt stand. Mit den 49 Hessentiteln blieben die Leichtathleten zwar hinter dem Resultat (58 Titel) von 1991 zurück, konnten aber insgesamt das hohe Niveau der letzten zehn Jahre halten.
Zum Hintergrund: 1982 verabschiedete sich die Eintracht aus der Bundesliga und konnte seither die hessischen Meistertitel mehr als verdoppeln. Die Jugend-Mannschaften ließen zudem mit einem Doppel-Erfolg in der zurückliegenden Saison aufhorchen. Jungen und Mädchen belegten den ersten Platz und holten damit das seltene Double.
Trotz dieser Erfolge war Schroeder nicht in ausgelassener Stimmung. Denn: Die Hoffnungen auf ganz große Leistungen oder eine Teilnahme bei Olympia wurden enttäuscht. Verletzungen oder Krankheiten machten der Eintracht einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam die Schwangerschaft der Spitzenläuferin Sabine Richter. Schroeders Fazit: "Wir müssen eben ein schlechteres Jahr für den Spitzenbereich wegstecken."
Doch die Eintrachtler haben keine Zeit, ihre Wunden zu lecken: Sie bekommen von ungeahnter Seite Druck. Sportdezernentin Sylvia Schenk interpretiert die Erfolge anders. Titel in Hessen seien für die Eintracht doch "kleine Fische", schließlich sei die Leistungsgemeinschaft (LG) Frankfurt einziger ernstzunehmender Konkurrent, sagte die SPD-Politikerin der Stadtteil-Rundschau.
Und: Für die Sportdezernentin zählen erst Deutsche Meistertitel oder die Teilnahme bei internationalen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen. "Andere Vereine werden nicht gefördert und sind trotzdem erfolgreich." So hätten beispielsweise die Hockey-Damen von SC 80 oder Eintracht ohne finanzielle Unterstützung in den vergangenen Jahren nationale Titel errungen. Von den etwa 800 000 Mark der Stadt für Leistungsförderung gingen insgesamt etwa 325 000 Mark an die LG und die Eintracht. Schenk: "Die Ruderer würden mit den 119 000 Mark, die die Eintracht bekommt, einen Gold-Achter haben."
Für Schroeder bedeutet das, Äpfel mit Birnen vergleichen: "Gute Leichtathleten sind teuer, während in den genannten Sportarten noch reine Amateure zu finden sind." LG-Sprecher Karl Terstegen sieht das genauso: "Mit 250 Mark im Monat ist kein Spitzenathlet zu halten", erklärte er der Stadtteil-Rundschau. Nur Fahrtkosten in Höhe der genannten Summe dürften die beiden Vereine, so Terstegen, von der Leistungsförderung für einzelne Sportler abrechnen.
In anderen deutschen Leistungszentren würden den Sportlern Jobs, Wohnungen für etwa 1400 Mark im Monat und sogar Handgeld geboten. Der Konter von Schenk: "Sie wollen doch nur ihre Pfründe verteidigen." Für die Vereine gelte es in Zukunft, mehr Ideen zu produzieren, und die Stadt werde die Mittel flexibler und durchsichtiger verteilen.
Für das kommende Jahr wünscht sich Schroeder, in Ruhe weiter arbeiten zu dürfen. Eine Kürzung der Förderung wie im Vorjahr würde schaden: "Wir fanden zum Glück für die etwa 50 000 Mark einen Sponsor." Mit einem neuen Trainer in der Kalbacher Halle könnte zudem noch einiges bewegt werden.
Ob der Eintracht-Sponsor 1993 noch tiefer in die Tasche greifen muß oder der Klub noch andere Geldquellen finden muß, entscheidet sich im Frühjahr. Bis dahin wird weiter über Erfolg und Mißerfolg gestritten. ara
HANAU. US-Hubschrauber aus Erlensee und Soldaten der Kampffliegerbrigade der 1. Panzerdivision in Hanau beteiligen sich nach Darstellung der Army an dem derzeitigen Einsatz amerikanischer Truppen in Somalia.
Die Einheiten sind in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Dritte-Welt-Land dazu eingesetzt worden, die Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung sicherzustellen. hein
FECHENHEIM. "Dem einen liegt's im Blut, dem anderen nicht. Aber wir versuchen schon, die Fastnachtsmuffel irgendwie herumzukriegen", lacht Martina Gries, Pressesprecherin des Karnevalvereins "Schwarze Elf". Nicht mehr überzeugt werden brauchten die etwa hundert Mitglieder, die ihr Weihnachtsfest im Alten Rathaus feierten. Vor allem für die Kinder war das Fest gedacht. Der Nikolaus (Willi Brehl) hatte für sie Stofftiere und Geschenktüten mitgebracht.
Und weil der Nikolaus nur die fleißigen Kinder liebt, mußten die kleinen Gardemädchen erst ein kurzes Gedicht aufsagen, bevor sie als Lohn die Päckchen bekamen. Ersatzweise wurden aber auch bekannte Adventslieder anerkannt.
Für die großen Narren bereiten die "Schwarzen Elfer" nach Weihnachten die Sitzungen der Kampagne vor. Darunter ist eine Veranstaltung mit den "Praunheimer Werkstätten". Dort stellen geistig und körperlich behinderte Menschen Holzarbeiten und Spielzeug her.
Die Werkstätten sind Ausrichter, während der Verein das Programm gestaltet und dadurch zu möglichst hohen Einnahmen für den guten Zweck verhelfen will. Von den insgesamt 178 Mitgliedern des Fastnachtvereins engagieren sich etwa ein Drittel als Büttenredner oder in der Mädchen- und Frauengarde, im Männerballett und den "Narrenfrauen". Das jüngste Mitglied ist anderthalb Jahre alt: "Unser Pampers-Minister kann sogar schon ,Helau&rquote; sagen, was dann allerdings eher wie ,au&rquote; klingt", witzelt Gries.
Aber nicht nur dem Karneval ist der Verein zugetan. Der Skatclub "Assequetscher" spielt einmal im Monat im Vereinsheim (frühere Freiligrath-Schule) und der Kegelclub "Kugeldotzer" trifft sich alle zwei Wochen im Gemeindehaus der Herz-Jesu-Kirche. "Gesellige Veranstaltungen, ganz unabhängig von der Kampagne, organisieren wir das ganze Jahr über", erläutert Martina Gries. Der Erlös des Gartenfestes geht wieder an die "Praunheimer Werkstätten". An Christi Himmelfahrt wird gewandert und gegrillt. Ein Volksfest am Wäldchestag und eine Busfahrt sollen ebenso die Geselligkeit fördern. Wer Interesse am Narrenleben hat, kann montags im Alten Rathaus beim Abend der Garden vorbeisehen. laf
BERGEN-ENKHEIM. Ein buntes Bild bot sich auf dem Parkplatz vor der Schelmenburg in Bergen: Kleine Holzbuden, an denen es schöne wie nützliche Kleinigkeiten zu kaufen gab, und Stände mit Würstchen und Glühwein reihten sich aneinander. Knapp zwei Dutzend Gelegenheiten zum Schauen, Schlemmen und Kaufen gab's. Und auch den Christbaum konnten Bummler gleich mit nach Hause nehmen - vorausgesetzt sie hatten nicht nur Kleingeld in der Tasche. Denn um die 100 Mark mußte man für eine mannshohe Blautanne schon anlegen.
Ein Weihnachtsmarkt vor der eigenen Haustür - das hatte es in Bergen-Enkheim schon seit Jahren nicht mehr gegeben. Beim letzten Mal sei das Interesse der Bürger nicht sonderlich groß gewesen. So zumindest begründete Reinhard Müller, bislang Vorsitzender des Bergen- Enkheimer Vereinsrings, warum der Weihnachtsmarkt dort "eingeschlafen" sei. Fortan mußten sich die Bewohner des östlichen Stadtteils schon in die Innenstadt bequemen, wenn sie zwischen bunten Buden entlangschlendern und einen wärmenden Glühwein schlürfen wollten.
Damit aber wollten sich die Bergen- Enkheimer, stets um eigenes Kulturleben im Stadtteil bemüht, nicht zufriedengeben. So machte der Gewerbeverein, unterstützt vom Vereinsring, in diesem Jahr einen weiteren Versuch - mit Erfolg. Zwar drängten sich auf dem kleinen Platz oberhalb der Marktstraße keine Menschenmassen wie etwa auf dem Paulsplatz oder dem Römerberg. Doch nahm an diesem Wochenende so mancher Spaziergänger einen Umweg in Kauf, um einen kleinen Streifzug zwischen Bratwurstgrills und Kunsthandwerk zu unternehmen.
Denn eines hatten die Veranstalter von vornherein geplant: Beim Weihnachtsmarkt sollten nicht alleine Essen und Trinken im Vordergrund stehen. Und so fanden sich dann auch einige Stände, an denen es Blumengebinde, Keramik, Öllämpchen nebst duftendem Inhalt und vieles mehr zu bewundern und natürlich auch zu erstehen gab.
Einen "Schnelldurchlauf" schien indes keiner der Marktbesucher geplant zu haben. Die mäßige Zahl der Schlenderer machte es möglich, in kleinen Gruppen zusammenzustehen und gemütlich zu plaudern. Denn natürlich war der Weihnachtsmarkt auch Treffpunkt für Nachbarn und Bekannte. Wer es überhaupt nicht eilig hatte, ließ sich in einem beheizten "Bierzelt" im Kleinformat nieder, das an einer Ecke des Patzes stand und in dem dunkles Weihnachtsbier ausgeschenkt wurde.
Etwas getrübt wurde die Idylle, als eine südamerikanische Künstlerin, die sich mit ihrer Gitarre vor dem Eingang der Stadthalle niedergelassen hatte, Folkore sang. Denn wer zu dicht an den Lautsprechern stand, dem gingen die sonst sehr schönen Lieder durch Mark und Bein. Die gutgemeinte Abwechslung zur üblichen Weihnachtsmarkt-Beschallung war schlicht zu laut. gap
BERGEN-ENKHEIM. Gegen eine Änderung des Grundgesetzartikels 16, der politisch Verfolgten in Deutschland Asyl garantiert, sprach sich Rupert von Plottnitz, Vorsitzender der Grünen im Hessischen Landtag, aus. Gleichzeitig plädierte der Politiker dafür, mehr Personal einzustellen, damit die Anträge der Asylbewerber schneller bearbeitet werden können.
Dies forderte von Plottnitz bei einem Diskussionsabend in der Stadthalle Bergen-Enkheim, zu dem die Grünen des Stadtteils eingeladen hatten. Thema der Gesprächsrunde war die wachsende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland sowie die Auseinandersetzung über eine mögliche Änderung des "Artikels 16".
Auch Berthold Huber, Richter am Frankfurter Verwaltungsgericht, hält es für unnötig, den Grundgesetzartikel und damit den generellen Anspruch auf Asyl in der Bundesrepublik zu streichen. Der "Asylrechts-Experte" leitete die Diskussion mit einem Vortrag über die Praxis der Gerichte ein und stellte aktuelle Modelle für eine Änderung der Asylgesetze vor. Wie der Jurist berichtete, werden von der großen Zahl der Bewerber gegenwärtig etwa zwölf bis 15 Prozent als politisch Verfolgte anerkannt. Weitere 20 bis 30 Prozent der Antragsteller werden als Verfolgte "im weiteren Sinn" registriert oder können "nicht ohne weiteres abgeschoben werden", da in ihrem Heimatland die Lebensbedingungen beispielsweise durch Krieg beeinträchtigt werden.
Als "unproblematisch" bezeichnete Huber den Vorschlag des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD), einer möglichen Änderung des Asylrechts die Richtlinien der Genfer Flüchtlingskonvention zugrunde zu legen. Danach darf eine Person nicht in ein Land zurückgewiesen werden, in dem ihr Verfolgung droht. Den individuellen Anspruch, in ein Land einzureisen, um dort Asyl beantragen zu können, sieht die Genfer Konvention allerdings nicht vor.
Kritisch äußerte sich Huber zu den übrigen Ideen der SPD und der CDU für eine Gesetzesänderung. Überflüssig sei der Vorschlag der Sozialdemokraten, zukünftig alle Asylbewerber zurückzuweisen, die bei ihren Anerkennungsverfahren "nicht mitwirken", indem sie etwa verschweigen, warum sie geflüchtet sind.
Da es bereits eine "Mitwirkungspflicht" gebe, müsse diese nicht erst vorgeschrieben werden. Für bedenklich hält der Jurist auch das "Länderlistenmodell" der SPD, nachdem vorher bestimmt werden soll, in welchen Ländern niemandem eine Gefahr für Freiheit und Leben droht. Dies sei kaum zu überprüfen.
Huber wies außerdem darauf hin, daß sich die Bundesrepublik durch die Genfer Fortsetzung auf Seite 2
BORNHEIM. Mit Fackeln und Kerzen, Plakaten und Transparenten zog die Menschenschlange um das Bornheimer Uhrtürmchen, um zu demonstrieren: "Wir gehören zusammen." Über 300 Eltern und Kinder waren der Einladung des Schulelternbeirates der Comeniusschule gefolgt und versammelten sich zu einem "internationalen Freundschaftstreffen" im Hof der Schule. Unter dem Motto "Wir halten zusammen" gingen die Jungen und Mädchen mit den Erwachsenen durch die Wiesenstraße zum Uhrtürmchen.
Dort trafen sie auf eine zweite Gruppe, die ebenfalls auf die Straße gegangen war, um ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit zu setzen. Die Mitglieder von "Frauen gegen Rassismus", die zum Verein "MuKiVa" (Abkürzung für Mutter- Kind-Vater) gehören, verteilten Flugblätter und forderten Passanten auf, dazu beizutragen, daß "Gewalt und Intoleranz in diesem Stadtteil keine Chance haben". Die Pogromwelle von Neonazis gegen Asylsuchende, Immigranten, Sinti und Roma, Behinderte, Schwule und andere Minderheiten, die Anschläge gegen jüdische Einrichtungen und KZ-Gedenkstätten habe mit den Morden von Mölln ihren abscheulichen Höhepunkt erreicht.
Die "politische Verharmlosung", die sich auch in der bisherigen geringen Bestrafung der Täter ausdrücke, "lehnen wir ab", sagten die Frauen. Der "braune Terror" zwinge dazu, Farbe zu bekennen: "Gleichgültigkeit und Desinteresse machen schuldig." Dieser Meinung waren auch die vielen Schüler und Eltern, die mit ihrem Marsch durch die Stadt deutlich zeigten, daß sie das Geschehen nicht tatenlos hinnehmen wollen.
"Wir können es uns nicht vorstellen, ohne unsere ausländischen Schulkinder, unsere ausländischen Freunde, unsere ausländischen Nachbarn und Mitmenschen zu leben", betonte der stellvertretende Vorsitzende des Schulelternbeirates, Joachim Erdweg. Bei all den schlechten Meldungen, die man Tag für Tag den Nachrichten entnehmen müsse, bleibe doch festzustellen, daß es in Deutschland eine große und von der Mehrheit der Menschen getragene Demonstrationswelle gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus gebe, sagte Erdweg. Mit ihrer Veranstaltung wolle die Comeniusschule ein Zeichen der Freundschaft setzen.
"Wir versuchen unseren Kindern Achtung vor unseren Mitmenschen und Verantwortungsbewußtsein für das eigene Handeln beizubringen", sagte Erdweg. Dazu gehöre auch, daß man nicht zusehe, wenn ganze Bevölkerungsgruppen verfolgt und angegriffen werden. Er forderte die Kinder auf, daß sie helfen, "wenn euer Freund angegriffen wird, bloß weil er Ausländer ist". Der Schulelternbeirat und die Lehrer stünden jederzeit zur Verfügung, wenn man alleine nicht zurecht komme. "Bei uns an der Comeniusschule sollen sich alle Kinder sicher fühlen", sagte Erdweg abschließend. rea
NIEDER-ESCHBACH. Im Gewerbegebiet von Nieder-Eschbach entsteht gegenwärtig auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern ein Bürogebäude. Kürzlich wurde in der Berner Straße 28 das Richtfest gefeiert; voraussichtlicher Termin für die Fertigstellung ist Mitte 1993.
Neben Büroflächen, die vor allem von kleineren und mittleren Unternehmen genutzt werden sollen, bietet das Gebäude Räume für Ausstellungen und den Service- und Montagebetrieb. "Die Architekten haben das in ihren Planungen hinreichend berücksichtigt", erklärte Geschäftsführer Gerhard Behrens, Projektbetreuung Gaulke & Mastrigt GmbH.
Der Standort Nieder-Eschbach sei gewählt worden, um die hohen Mietpreise in der Frankfurter Innenstadt zu umgehen und eine attraktive Alternative zu bieten. Die Nähe zur Frankfurter Innenstadt (mit der U-Bahn-Linie 2 gut zu erreichen) und zum Flughafen über die Autobahn A 661 spricht nach Ansicht der Makleragentur ebenso für den Standort.
Vor dem dreigeschossigen Bürogebäude soll eine Grünfläche mit Baumbepflanzung angelegt werden. 35 Parkplätze stehen in einer Tiefgarage zur Verfügung. Außenstellplätze können von Interessenten angemietet werden. jot
KALBACH. Den Bedürfnissen der Mitglieder angepaßt, feierte der Kalbacher Ortsverband der Kriegs- und Wehrdienstopfer (VdK) ein ruhiges Weihnachtsfest. "Die meisten Vereinsmitglieder sind weit über 60 Jahre alt", erklärte der Vorsitzende Albert Kanthak, der Älteste ist 87.
Und obwohl viele seit zwei Jahrzenten dem VdK angehören, gibt es stets Neues zu erzählen und "kann man sich immer wieder neu kennenlernen" (Kanthak).
Keine Weihnachtsandacht ohne Ehrungen: 43 Jahre ist der Kalbacher Ortsverband alt. Für 40jährige Mitgliedschaft wurden Maria Kopp, Georg Klug, Anna Stöhr und Elisabeth Rainmöller geehrt. Seit zehn Jahren dabei sind: Josef und Hildegard Cornel, Hans Honeck, Elisabeth Haseneier und Berta Weigand. Die Jubilare erhielten vom Stadtkreisverband eine Ehrennadel und eine Urkunde.
Nach den Ehrungen ging man im Bürgertreff zum gemütlichen Teil über. Maria Auer und Maria Hübsch unterhielten die rund 70 Gäste mit Weihnachts-Gedichten. Kaffee und Kuchen wurde angeboten, jeder Anwesende erhielt als Präsent eine Flasche Wein.
Ein eigenes Vereinsheim hat der Ortsverband Kalbach nicht. "Das ist nicht notwendig", erklärte der Vorsitzende. Den Mitgliedern des VdK stünden in Kalbach für Veranstaltungen alle Türen offen. Je nach Anlaß und Größenordnung eines Festes können sie Räume im Bürgertreff am Weißkirchener Berg oder in der alten Turnhalle Am Grubweg mieten. Regelmäßige Treffen werden vom Vorstand nicht organisiert. Kanthak: "Dafür gibt es bei uns Seniorentreffen."
Man bietet allerdings zwei Tagesausflüge im Jahr und eine gemeinsame Urlaubsreise an. "Und die ist auch immer gut besucht", meinte der Vorsitzende, der vor Jahren einmal eine Gruppe von 58 Mitreisenden betreuen mußte. "Das mache ich aber nicht mehr, das ist viel zu anstrengend", erinnerte sich der Vorsitzende. Mehr als 45 Plätze werden seitdem nicht mehr ausgeschrieben.
Die achttägige Reise 1992 führte den Verein nach Bederkäsa bei Bremerhafen. Die Tagesausflüge dagegen gingen alle in den schönen Odenwald. tin
HARHEIM. Über Nachwuchsmangel kann die Freiwillige Feuerwehr Harheim nicht klagen. Derzeit gehören neun junge Männer und zwei junge Frauen der Jugendfeuerwehr an. Sie nehmen ihren festen Platz in der Truppe ein und beteiligten sich entsprechend engagiert an der Gestaltung der jüngsten Weihnachtsfeier. Die "Partylöwen" unter den rund 130 Gästen wurden mit der Aufführung einer Mini-Playback-Show zufriedengestellt.
Ein Jahr zuvor hatten die Jugendlichen ein Theaterstück inszeniert. Dieses Mal wurden Pop- und Rockgrößen persifliert: von Genesis über den Hard-Rocker Mister Big bis zu den Prinzen. Für die ältere Generation war auch etwas dabei: die Wildecker Herzbuben. Durch die Schau führte unerschrocken Jan Gnida.
Ein Hauch USA wehte durch das Bürgerhaus, als Karsten Günter mit Gitarre und Barhocker auf die Bühne kam und Folk-Songs berühmter US-amerikanischer Musiker - beispielswese von Neil Young oder Bob Dylan - interpretierte. Weihnachtsgrüße auf amerikanisch: "Das hat allen sehr gut gefallen", freute sich Pressewart Dieter Quirin.
Es gab aber auch Konventionelles: Zu Beginn der Feier spielte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr drei Stücke unter der Leitung von Katja Reuter. Für 40jährige Mitgliedschaft wurden Karl Kern und Jean Bachmann, der Mitbegründer des Musikzuges ist, geehrt. Anschließend zog Wehrführer Thomas Buchwald eine kurze Jahresbilanz. Er blickte zurück auf die Beteiligung des Musikzuges der Wehr am Harheimer Brunnenfest und auf die gemeinsame Gestaltung des Maskenballs mit des Harheimer KJV. Höhepunkt des Jahres 1992 war aber die Fünftagesfahrt in die ungarische Stadt Kattabanja gewesen.
Dort gründete sich vor einigen Monaten ein städtischer Kulturverein, den die Brandschützer aus Harheim finanziell unterstützen. Mit dem Erlös des vorjährigen Weihnachtsmarkts "haben wir Instrumente gekauft und diese dem Kulturverein geschenkt", erklärte der Pressewart. Dieses Jahr blies man dann zum deutsch-ungarischen Kulturaustausch: die Harheimer fuhren im Spätsommer nach Ungarn und besuchten den noch jungen Musikzug Kattabanjas.
Ein Ausblick auf das kommende Jahr wurde ebenfalls gewährt: 1993 ist Jubiläumsjahr. Dann feiert die Wehr 60jähriges und der Musikzug 40jähriges Bestehen. "Uns steht also ein 100jähriger Geburtstags ins Haus", lachte Dieter Quirin. Das Jubiläumsdatum: 2. bis 5. Juli 1993.
Damit die Blauröcke auch die nächsten Jahre ohne Sorgen und mit vielen Helfern Grillfeste gestalten, ehrte man auf der Weihnachtsfeier die beiden "Grillkönige": Karl Heinz Schmidt und Klaus Schmolke erhielten die zum ersten Mal verliehene "Goldene Grillzange".
Anschließend bescherte Günter Schöneck alias Nikolaus die Jugendfeuerwehr und die anwesenden Kinder. Wem die Geschenke nicht genügten, beteiligte sich später an der Tombola. Hauptpreis war ein tragbares Radio mit zwei Boxen. "Viele Preise wurden uns gespendet", freute sich der der Pressewart. tin
BORNHEIM. Ein halbes Jahr haben sie geprobt für den Auftritt. Hingefiebert auf den Moment, in dem es in der Kirche still wird und sie mit dem "Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich unser) einsetzen. Als sei das eine Aufforderung an ein höheres Wesen, das helfen soll, ein sprödes, sperriges Werk zu bewältigen: die "Messe in D-Dur" op. 86 von Antonin Dvorák.
Vielleicht lag es an der kurzen Zeit, in der Dvorák diese (Auftrags)-Komposition 1887 niederschrieb - etwa drei Monate -, aber es will kein rechter Fluß hineinkommen. Zu verschroben, brüchig bewegt sich das harmonisch-melodische Konstrukt durch den gottesfürchtigen Text, zu hölzern ist der Spannungsbogen gebaut. Das macht eine treffende, geschlossene Interpretation höchst verwickelt.
Die Kantoreien der evangelischen Gemeinden Johannis und St. Nicolai unter der Leitung von Detlev Steffenhagen und die vier Solisten Almuth Modschiedler- Arnold (Sopran), Anja Dochantschi (Alt), Daniel Dochantschi (Tenor) und Robert Hahn (Bass) taten in der "schönsten Barockkirche Frankfurts" in der Turmstraße alles mögliche, um dem Gewebe einige klangschöne Fäden zu entlocken, Klarheit hineinzulegen in das Wirrwarr, aber dieses Unterfangen gelang nur halb.
Zur Hälfte deswegen nur, weil zum einen der Organist (Andreas Schmidt) eine zu derbe, eigensinnige Registrierung gewählt hatte und nicht gewillt war, einen (zumindest angedeuteten) warmen Klangteppich auszubreiten und weil zum andern Solisten und Chor nicht jede kompositorische Nuance ausleuchten konnten. Bei dem Schwierigkeitsgrad der Messe allerdings auch kein Wunder.
Da sind Intervallsprünge, verschachtelte Strukturen, harsche Melodien, die selbst routiniert-ausgebufften Profis alles abverlangen. Da sind einsame, freie Einsätze, die allzu offenliegen (und -legen). Schön wurde es an Stellen wie dem "Gratias agimus tibi", wenn der Klangapparat füllig intonierte. Und auch das "Benedictus" harmonierte in feiner Ziselierung.
Oft gespielt und nur manchmal wirklich überzeugend umgesetzt ist das "Konzert d-Moll für zwei Violinen und Streicher" (Werkeverzeichnis 1043) von Johann Sebastian Bach. Die Solisten waren Cornelia Lukas und Boris Kottman. Begleitet wurden sie von den Kottmann- Streichern und dem aufmerksamen Cembalisten Detlev Steffenhagen. Diese phrasierten sauber, packten Bach beim Schopfe und legten fulminant los. Das überzeugte, weil es dem barock-swingenden Gestus folgte. Cornelia Lukas konnte dem (vor allem rhythmisch) nicht entscheidend markante Impulse verleihen. Da wackelte einiges und trübte so das vertrackte Zusammenspiel, zumal Boris Kottmann seinen Part beherrschte.
Auch im "Largo, ma non tanto" dauerte es eine Weile, bis Ruhe und Sicherheit einkehrten. Dann aber entfaltete sich fließend musische Anmut. Die Streicher konnten dies im "Allegro" in präzise Frische umwandeln, der Solistin jedoch fehlte es an intonatorischer Sicherheit.
Über Edward Elgars "Serenade e-Moll" für Streichorchester viele Worte zu verlieren, erübrigt sich. Seicht, belanglos, hübsch als Hintergrundmusik: mehr nicht. Und was die melodische Linienführung anbetrifft: Brahms konnte dies wesentlich besser. Um es positiv auszudrükken - es ist ja nun Advent, und Besinnliches ist gefragt. JÜRGEN OTTEN
HAUSEN. Pünktlich um 16 Uhr griff Karl-Heinz Koch zum Mikrophon: "Alle Kinder zum Kakaofassen zu mir." Mit einer großen Schöpfkelle stand der Erste Vorsitzende des Turn- und Sportvereins (TuS) Hausen hinter einem großen Topf und versorgte die Kleinen mit dem süßen Getränk. Lange mußte er nicht bitten. Schnell bildete sich eine Schlange.
In der vereinseigenen Halle (1963 erbaut) feierte der 1860 gegründete Verein sein traditionelles Weihnachtsfest. "Es ist eine Feier für die Kinder", erklärte der stellvertretende Vorsitzende und aktive Tischtennisspieler, Michael Smolinna, "die Erwachsenen machen das in ihren Abteilungen separat." Die Organisatoren hatten sich, wie jedes Jahr, etwas Besonderes einfallen lassen.
Über eine Stunde lang hopste der Darmstädter Künstler Claus-Peter Fehr als Struwwelpeter über die Bühne, erzählte von den Problemen des Jungen mit der lieben Ordnung und der strengen Mutter und holte schließlich einige Kinder auf die Bühne, um mit ihnen gemeinsam "clowneskes Theater" zu spielen. Den Kleinen, man konnte es dem Gelächter entnehmen, gefiel es sehr gut.
Geld mußte niemand mitbringen an diesem Nachmittag. Der Verein hatte die Finanzierung der Feier übernommen, der Kuchen wurde von den Eltern gespendet. Und nach dem Kaffeetrinken kam ein verkleideter Weihnachtsmann und überreichte den Kindern kleine Geschenke unter dem mit Lichterketten geschmückten Tannenbaum.
650 Mitglieder hat der TuS Hausen, Tendenz steigend. Da sind rührige Männer am Werk. "Jeder Jugendliche, der von der Straße wegkommt, ist bei uns willkommen", meinte Koch. Und sein Stellvertreter verweist auf die kontinuierliche Jugendarbeit im Verein. Als Beispiel erwähnt er die Entwicklung im Tischtennisbereich. "Wir haben mit einer Mannschaft angefangen. Jetzt trainieren und spielen Aktive in sieben Herren-, drei Damen- und fünf Jugendmannschaften."
Darauf ist man stolz beim TuS. Gerade in einer Zeit, wo viele sich aus den Vereinen zurückziehen und Gemeinschaft zunehmend zu einem Fremdwort wird. Smolinna: "Wir versuchen, solchen Tendenzen mit entsprechenden Angeboten entgegenzuwirken." Damit einher geht, daß sich der TuS von einem reinen Stadtteilklub langsam zu einem gesamtstädtischen Verein entwickelt.
Die Tischtennisspieler trainieren zum Teil bereits in der Anna-Schmidt-Schule in der Innenstadt. Die vereinseigene Halle bietet nicht mehr genügend Platz. Auch die Tennisasse (bei gutem Wetter stehen ihnen drei Außenplätze auf dem TuS-Gelände zur Verfügung) müssen im Winter in eine andere Halle ausweichen. Bei der Frankfurter Turngemeinschaft (FTG) ist man fündig geworden.
Neben diesen Sportarten gibt es im Verein die Bereiche Kinderturnen, Damengymnastik, Schwimmen, Leichtathletik und Schach. Die Beiträge sind (noch) sehr niedrig, auch deswegen, weil die Stadt den Verein bezuschußt und die Eigeninitiative sehr groß ist. Was den Verantwortlichen Sorgen macht, ist die Handballabteilung. Sie mußte vorübergehend aufgelöst werden, weil Aktive aufhörten oder abwanderten. Ziel ist es jetzt, eine Jugend- und eine Seniorenmannschaft neu aufzubauen.
Die Trikotaktion in der Bundesliga "Mein Freund ist Ausländer" finden Smolinna und Koch absolut positiv. "Leider haben wir im Moment kein Geld, um solche bedruckten Trikots zu beschaffen, aber wir tragen diesen Satz in unseren Herzen", sagte Karl-Heinz Koch. Dann entschuldigte er sich, denn die Kinder warten schon auf ihren Kakao. jot
BORNHEIM. Da in jeder echten Burg Geister umherspuken, gibt es auch in der Kindergruppe "Burgblock" ein "Schloßgespenst" - wobei es sich in diesem Fall eindeutig um eine gute Fee handelt: Ursula Happ hat die internationale Kindergruppe ins Leben gerufen und leitet sie seit nunmehr zehn Jahren ehrenamtlich, sprich ohne Bezahlung. Im Rahmen einer Nikolausfeier feierten Kinder und Eltern des "Burgblocks" jetzt das zehnjährige Bestehen der Gruppe.
Angefangen hat alles damit, daß 1982 die Siedlung in der Eichwaldstraße in eine Altenwohnanlage umfunktioniert wurde, erinnert sich Ursula Happ. "Dabei sind die Jüngeren und die Ausländer ins Hintertreffen geraten." Ursula Happ und ihre Bekannte Bibi Abendroth kamen auf die Idee, eine Kindergruppe zu gründen. Gesagt, getan: Die Arbeiterwohlfahrt stellte den Frauen zwei Räume zur Verfügung, und seither treffen sich jeden Freitag die Kinder mit Ursula Happ im Zentrum in der Eichwaldstraße.
Die Jungen und Mädchen sind zwischen drei und 14 Jahre alt und kommen aus aller Herren Ländern: Zur Zeit zählt der "Burgblock" 20 "Ritter" aus 15 Nationen. Zum Programm gehören Basteln, Spielen und gemeinsame Ausflüge. Ursula Happ ist auch immer dann zur Stelle, wenn es irgendwo "brennt": Egal ob nun die Eltern der Kinder Probleme mit Ämtern oder ihre "Racker" Ärger in der Schule haben - die "Burgherrin" steht mit Rat und Tat zur Seite. Ihr größter Erfolg: Durch persönlichen Einsatz hat sie es geschafft, fünf Kinder, die auf eine Sonderschule geschickt werden sollten, in einer Realschule unterzubringen. Sorgen macht der Leiterin der Geldmangel beim "Burgblock". "Die Finanzierung unserer Kindergruppe ist immer wieder ein Abenteuer."
Die Gruppe bekomme 650 Mark pro Jahr von der Arbeiterwohlfahrt; ansonsten erhalte der "Burgblock" keinerlei Unterstützung. Die Kindergruppe ist auf Spenden angewiesen. Einen Teil der Unternehmungen finanziert der "Burgblock" mit dem Erlös von verkauften Geschenken, die die Kinder selbst gebastelt haben, und wenn es gar nicht mehr reicht, greift Ursula Happ auch mal in die eigene Tasche.
Die Kinder haben sich für dieses Engagement auf ihre Weise bedankt: Bei einem gemeinsamen Bummel über den Frankfurter Weihnachtsmarkt haben sie ihre Groschen zusammengekratzt, um ihrer Leiterin ein Lebkuchenherz mit Namen zu kaufen. Außerdem haben sie fleißig geübt und bei der Nikolausfeier ein Weihnachtslied in vier Sprachen vorgetragen: Vor den Eltern und ihrer begeisterten Leiterin sangen die Jungen und Mädchen das Lied "Bruder Jakob" in deutsch, englisch, türkisch und französisch. Zu dem Fest waren viele "Ehemalige" gekommen, um mit Ursula Happ das Jubiläum zu feiern, und auch Sozialbezirksvorsteher Heinz Gehrmann und der SPD-Stadtverordnete Michael Paris gehörten zu den Gästen. Der Stadtverordnete bekannte sich als "Fan" des "Burgblocks". Es sei "einfach toll", sagte er, "daß mitten im Herzen von Bornheim deutsche und ausländische Kinder ihre Nachmittage zusammen verbringen". rea
Der eiskalte Steppenwind wirbelt Schneekristalle über den Sükebator- Platz. In Ulan-Bator, der kältesten Hauptstadt der Welt, hat wieder der mongolische Winter begonnen. Bei Temparaturen zwischen minus 20 und 40 Grad hat er die Stadt mit einer dünnen Schicht aus Eis und gefrorenem Schnee geweißelt.
So extrem wie die Temperaturen sind auch die Widersprüche im Alltag dieser jungen Demokratie, die im zweiten Winter nach der mongolischen Revolution einen Ausweg aus dem wirtschaftlichen Chaos sucht. Seit dem plötzlichen Ende des "großen Bruders" Sowjetunion, dessen Satellitenstaat die Mongolei fast sieben Jahrzehnte lang war, probt das Zweimillionen-Volk notgedrungen den Übergang vom Sozialismus zur Marktwirtschaft, von der Diktatur zum Pluralismus und aus einer Vergangenheit voller Schrecken in eine ungewisse Zukunft.
Es genügt ein Spaziergang rund um den Sükebator-Platz im Zentrum der Stadt, und die Gegensätze zeichnen sich so deutlich ab wie die Konturen der Eisblumen auf den Fensterscheiben. Da steht an der Westseite des Platzes die für vier Millionen US-Dollar postmodern möblierte Aktienbörse des Landes, auf deren Computerbildschirmen die Namen von 190 privatisierten ehemaligen Staatsbetrieben aufleuchten. Doch nur sechs Haustüren weiter, vor dem Lebensmittelgeschäft "Nummer 37", drängt sich eine Gruppe von Mongolen mit leeren Einkaufstaschen, um ihre kargen Brot-, Fleisch- und Speiseölrationen abzuholen.
"Dies ist die schwierigste Zeit, die ich in meinem Leben durchgemacht habe", sagt der 63jährige Rentner Amgalan . "Ich bekomme alle zwei Tage einen Laib billiges Brot, und dafür muß ich manchmal stundenlang anstehen." Amgalan und seine Frau Holana, beide pensionierte Kader der ehemaligen kommunistischen Partei, beziehen im Monat eine Rente von knapp 3000 Tugrug, etwa 13 Mark nach dem Schwarzmarktpreis. Die Inflation, die manche Experten derzeit inoffiziell auf bis zu 700 Prozent schätzen, bringt vor allem Rentner und Staatsangestellte mit festem Gehalt in große Not.
Nach den ersten freien Wahlen im Jahr 1990 hatte sich die Regierung zur Einführung der Marktwirtschaft bekannt und mit der Liberalisierung der Preise begonnen. Doch schon wenig später sah sie sich zur Rationierung von Grundnahrungsmitteln gezwungen, denn die einst völlig auf die Sowjetunion und andere Comecon-Staaten ausgerichtete Wirtschaft befindet sich im freien Fall.
Das Bruttosozialprodukt der Mongolei schrumpfte im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent und die Zahlen für dieses Jahr sehen nicht besser aus. Schon jetzt hat das Land ein Budget-Defizit in Höhe von 20 Prozent des Bruttosozialprodukts. Vor allem eine Energiekrise droht Produktion, Transport und sogar die Heizung in den Städten vollständig zum Erliegen zu bringen. Dennoch hat die Mongolei in der kurzen Zeit ein ehrgeiziges Privatisierungsprogramm durchgeführt, das vielen der ehemaligen sozialistischen Bruderstaaten als Vorbild dienen könnte.
"In neun Monaten habe ich 190 große Betriebe privatisiert", sagt Zolzhargal, der 27jährige Vorsitzende der im Februar eröffneten Börse. Jeder Mongole erhielt Ende Mai 1990 einen rosa und einen blauen Börsen-Coupon, den er in Aktien umtauschen kann. "Bis jetzt haben 700 000 Leute Aktien erworben. Die 52 privatisierten Großbetriebe in der Hauptstadt gehören jetzt zu 60 Prozent Viehzüchtern, die in Zelten in der Steppe leben", sagt Zolzhargal, während er Kaffee aus seiner amerikanischen Tasse schlürft. Sie trägt die Aufschrift "New York Stock Exchange" und ist ein Souvenir seiner letzten Reise in die USA.
Mehr als die Hälfte der 2,1 Millionen Mongolen leben nach wie vor als Nomaden in der dünn besiedelten Steppe. Mit ihren transportablen "Ger", den bei uns unter dem russischen Namen "Jurte" bekannten Filzzelten, ziehen sie zusammen mit ihren Herden von Schafen, Pferden oder Rindern von Weidegrund zu Weidegrund. Nun ist diese Nation von Viehzüchtern dabei, ein Volk von Aktionären zu werden. Zolzhargal hat von seiner Wallstreet der Steppe aus dank moderner Telekommunikation Verbindung zu 700 Börsenmaklern im ganzen Land.
Es sind junge Leute wie der Börsenchef Zolzhargal, auf deren Schultern die Hoffnungen der Mongolen lasten. "Ich traue keinem, der älter ist als 40 Jahre", sagt Zolzhargal. "Diese Leute haben mehr als 20 Jahre im Kommunismus gelebt. Jetzt haben sie Kinder und keine Zeit zum Lernen." Privatisierung und Aktienvergabe seien der einzige Ausweg, seit die "Seifenblase" der mongolischen Wirtschaft platzte, so Zolzhargal. "Aber Privatisierung produziert noch kein Geld, sie verändert bloß die Eigentumsstruktur.
Daher träumt Zolzhargal von einer noch schnelleren Privatisierung, von günstigeren Bedingungen für ausländische Investoren und von der freien Konvertibilität der Währung im Landesinneren. Doch die Regierung fährt einen vorsichtigeren Kurs. "Ich weiß nicht, was unser Präsident den ganzen Tag lang macht. Warum ist die Inflation so hoch",schimpft der Börsenchef. Ein anderer Hoffnungsträger, Zolzhargals 33jähriger Bruder, hat sich nach vielversprechendem Karrierestart bereits vor Gericht zu verantworten. Ihm wird vorgeworfen, als Gouverneur der Zentralbank bei Devisengeschäften auf internationalen Märkten 82,4 Millionen US-Dollar verspielt zu haben - das waren mehr oder weniger die gesamten Devisenreserven der Mongolei.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Sükebator-Platzes, im sogenannten "Weißen Haus", residiert Dash-Yondon, Generalsekretär der regierenden Mongolischen Revolutionären Volkspartei (MRVP). Sein Büro, sein graues Jackett und seine ausweichenden Antworten erinnern an vergangene Zeiten, als die MRVP noch eine kommunistische Partei war. Doch auch Dash-Yondon redet wie ein Apostel der Marktwirtschaft.
"Als die Veränderungen hier begannen, wußten wir sehr wenig über die Marktwirtschaft", sagt Dash-Yondon. "Doch nun müssen wir alle weiteren Schritte auf diesem Weg gehen. Alle Preise müssen liberalisiert werden. Wir müssen den privaten Sektor ermutigen und unterstützen. Und wir müssen uns für mehr ausländische Investitionen einsetzen."
"Die MRVP ist immer noch eine kommunistische Partei", sagt Zorig, der vor mehr als zwei Jahren die Demonstrationen für Demokratie auf dem Sükebator- Platz mitanführte. Jetzt ist er als Abgeordneter der Mongolischen Nationaldemokratischen Partei, erst kürzlich als Zusammenschluß dreier kleiner Parteien gegründet, einer von fünf Oppositionspolitikern im Parlament. "Die Regierung verfolgt im Moment eine Politik zurück zu mehr Zentralisierung. Das zentrale Privatisierungskomitee hat sich seit der Bildung der neuen Regierung nicht ein einziges Mal getroffen." Bei den Parlamentswahlen im Sommer dieses Jahres errang die ehemals kommunistische MRVP 71 der 76 Parlamentssitze. "Die Bevölkerung hat mit ihren Mägen abgestimmt", sagt der Oppositionspolitiker Zorig leicht zerknirscht. Das Wahlsystem, ein direktes Mehrheits-Wahlsystem, habe die jungen Oppositionsparteien benachteiligt. Obwohl nur etwa 57 Prozent der Wähler für die MRVP stimmten, habe diese die überwältigende Mehrheit der Parlamentssitze errungen. "Wir können nicht sagen, daß die Mongolei schon eine Demokratie ist", sagt Zorig.
Demokratie mag noch ein Ziel sein, doch schon jetzt erfreuen sich die Mongolen einer in fast siebzig Jahren sowjetischer Gängelung ungekannten Freiheit. Ein wichtiges Barometer dafür ist der Umgang mit der Vergangenheit.
An den drei Fahnenstangen auf dem Sükebator-Platz, zwischen dem Reiterdenkmal des Revolutionshelden und seinem Mausoleum, beugen Passanten dieser Tage ihre Köpfe über die wütende Anklage einer Frau namens Zummba. Eine Kamelhaar-Decke hat sie unter den Masten ausgebreitet. Darauf stehen vier Paar zerschlissene Baumwollschuhe ihrer zwei Töchter und ein selbstgemaltes Plakat mit ihrer Geschichte: "Vor sechs Jahren verhörte mich die Geheimpolizei. Seitdem bin ich arbeitslos und meine zwei Töchter sind ständig hungrig." Die Menschen bleiben trotz der beißenden Kälte stehen, lesen, schütteln stumm die Köpfe und gehen dann weiter. Auch Polizisten in Uniform sind unter den Lesern.
Einen Steinwurf vom Sükebator-Platz entfernt zeigt Rinchin, einer der führenden Historiker der Mongolei, seinen Studenten einen im Sommer selbstgedrehten Videofilm. Es sind Aufnahmen von der Öffnung eines Massengrabes in der Nähe des im Norden des Landes gelegenen Höbsogol-Sees. Etwa 1000 Leichen haben Rinchin und seine Helfer dort gefunden. Es sind Opfer der Massenexekutionen in den Jahren 1937 und 1938, als der mongolische Diktator von Stalins Gnaden Tschoibalsan 100 000 Mongolen als "Gegner der Revolution" hinrichten ließ.
"Üblicherweise wurden die Leute mit einer Pistole in den Hinterkopf geschossen. In manchen Schädeln stecken noch Patronen vom Kaliber 5,6 mm", sagt Rinchin. Auf dem Videofilm sind vor allem Leichen vom lamaistischen Mönchen zu sehen, die der Diktator als größte Gefahr für die "Revolution" betrachtete. Alle 700 Klöster wurden damals zerstört, und laut den nun zugänglichen Archiven der Geheimpolizei sind mehr als 17 000 Mönche exekutiert worden - neben Intellektuellen, Arbeitern, Ministern und Nomaden.
Blutgetränkte gelbe Kappen, safranfarbene Mönchskutten und rote Scherpen, Schnupftabakdosen, Knochen und gespaltene Schädel, Reste von Haaren und Muskelfleisch werden von vermummten Helfern Schicht für Schicht aus dem Boden gegraben: eine Archäologie des Horrors. "Nachdem ein Teil dieses Films im Fernsehen gezeigt wurde, begegnete ich abends vor meinem Haus einem unbekannten Mann", sagt Rinchin. "Er schrie: Wir werden dich erschießen!" Doch Rinchin will nicht aufgeben. Im nächsten Sommer sollen die Grabungen weitergehen. Die Mongolei hat heute wie alle ehemaligen Satelliten des Sowjetimperiums neben einer ungewissen Zukunft mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen.
Für ausländische Reporter arrangiert der Historiker Rinchin Treffen mit einem der Täter. Ishtseren, heute ein 86jähriger kahlköpfiger Greis, war von 1937 bis 1939 Direktor der 1. Abteilung der gefürchteten Geheimpolizei NAH. Persönlich überwachte er die Exekution von 15 724 Menschen. "Die Gefangenen mußten niederknien, dann wurden ihnen ihre Mäntel über den Kopf geworfen und sie wurden mit einer russischen Pistole erschossen", sagt Ishtseren. "Tschoibalsan saß in seinem privaten Raum und aß und trank. Meist war er betrunken, wenn er die Todesstrafen fällte. Diese Leute waren keine Volksfeinde. Es ist eine Schande."
Draußen, hinter dem Arbeitsraum des Historikers, weht der kalte Steppenwind Schnee auf eine Holzkiste mit dem umgestürzten Stalin-Denkmal Ulan-Bators. Die Mongolen, die im Abenddunkel über den Sükebator-Platz nach Hause eilen, haben andere Sorgen als die Bewältigung der Vergangenheit. Noch lange Monate wird dieser Winter dauern, und wie schon im vergangenen Jahr droht den Heizkraftwerken die Kohle auszugehen. "Ohne weitere Hilfe aus dem Ausland", sagt der Parteichef Dash-Yondon, "werden wir diesen Winter nur schwer überstehen."
BORNHEIM. Nachwuchsprobleme hat der Concordia Chor 1846 nur bedingt. "Die Männer machen uns Sorgen", formulierte es die Vorsitzende Gisela Held. Seit etlichen Jahren schon melden sich mehr Frauen als Männer im Chor an. Auch unter den Neuzugängen im traditionsreichen Chor sind drei Frauen und lediglich ein Mann.
Bis 1978 war die Concordia ein reiner Männerchor. "Nachwuchsmangel provozierte die Veränderung", sagte die Vorsitzende. Frauen wurden zugelassen. Mittlerweile gehören dem Verein 77 Personen an, darunter 38 aktive Sänger und Sängerinnen. Das Repertoire des Bornheimer Chors ist vielfältig: Es reicht von Klassik über Volkslieder bis Gospel und Musicals.
Auch auf der Weihnachtsfeier frönte man dieser Leidenschaft. Die Solisten Herbert Gerlich, Herbert Seyerlein, Manfred Bürkle und Hans-Martin Schneidmüller traten gemeinsam mit dem jungen Pianisten Thorsten Wszolek auf. Ab und zu stimmten die Gäste auch gemeinsam ein Weihnachtslied an. Doch nicht der Gesang allein sollte im Mittelpunkt des besinnlichen Festes stehen.
1996 feiert der Chor sein 150jähriges Bestehen. "Das Programm planen wir derzeit noch nicht", meinte die Vorsitzende. Das sei noch zu früh. Aber wegen des bevorstehenden Jubiläums wurde kürzlich die Vereinsfahne restauriert.
Etwa 70 000 Mark ist die Original-Fahne aus dem Jahr 1846 wert. "Das haben wir jetzt schätzen lassen", sagte Held. Die Ausbesserung des Stoffes und der Stickerei kostete den Verein 3900 Mark. Held: "2000 Mark müssen noch eingetrieben werden." Der Vorstand will einen Antrag bei der Stadt um finanzielle Unterstützung stellen. Der Restbetrag soll durch Spenden gedeckt werden.
Und so organisierte man im Bornheimer Bürgerhaus zur Weihnachtsfeier eine englische Versteigerung. Ein Freßkorb wurde den Sängern und Sängerinnen feilgeboten und letztendlich für 522 Mark vergeben.
Zuvor aber ehrte die Vorsitzende langjährige Vereinsmitglieder. Einen Buchpreis, eine Ehrennadel und Urkunde erhielt Julius Seiler für 60jährige Mitgliedschaft. Der 88jährige Frankfurter ist heute noch aktiver Sänger im Chor. 40 Jahre dabei ist Wilhelm Krause. Und Alfons Jung-König jun. sowie Heinrich Fengel wurden für 25jähriges Mitsingen ausgezeichnet. Seit 1982 sind Hilde Günther und Doris Büttner im Concordia Chor aktiv. Und auf eine 40jährige Dirigentenlaufbahn kann Reinhold Decker zurückblicken. "Er singt aber schon seit vielen Jahren bei uns im Chor", ergänzte Gisela Held.
Die Aktionen des Concordia Chors beschränken sich nicht nur auf Konzerte und Freundschaftssingen. Die Vereinsmitglieder treten einmal im Jahr zu einer gemeinsamen Reise an. 1992 war der Spessart das Ziel: man fuhr zunächst nach Rhineck, wanderte auf die Bayerische Schanz und kehrte schließlich auf der Burg Sinn ins Wirtshaus des singenden Kochs ein. Frei nach dem Motto: das Wandern und die Gemütlichkeit sind des Sängers Lust. tin
BORNHEIM. Ein schönes Weihnachtsgeschenk konnten sich die Kinder bei den Minimeisterschaften im Tischtennis, jüngst von der Turngemeinde 1860 (TG) ausgerichtet, dieser Tage selbst machen. Keines der 41 Kinder im Alter bis zu elf Jahren mußte mit leeren Händen nach Hause gehen. Für alle Jungen und Mädchen hatten die Sponsoren (Volksbank und Raiffeisenbank) vorsorglich ein Präsent bereitgelegt: Das Gabenangebot reichte vom Baumwoll-Shirt bis zum tollen Spiel.
Als Bester an der Platte unter den 37 Jungen erwies sich der elfjährige Serkan Öztürk, der Jonas Hilcken auf den zweiten Platz und Dennis Froneberg und Jaouad Boulaiche auf den dritten Rang verweisen konnte. Bei den Mädchen schlug die zehnjährige Aleksandra Stojkovski die härtesten Schmetterbälle, da konnten ihr Somaiyeh Ali-Joali und die beiden Drittplazierten Martina Wagner und Hannah Siebert einfach nicht das Wasser reichen.
Als Sieger durfte sich auch die Turngemeinde Bornheim 1860 an diesem Nachmittag fühlen: Gleich ein paar der jungen Ball-Artisten beschlossen, dem Verein beizutreten. Wer Lust hat, sich ebenfalls (oder wieder einmal) an der rechteckigen Platte zu versuchen, kann montags zwischen 15 und 17.30 Uhr oder dienstags zwischen 14 und 17 Uhr im Bornheimer Bürgerhaus, Arnsburger Straße 24, vorbeischauen.
Dort informieren die "1860er" über ihre Angebote. Weitere Auskünfte sind auch telefonisch unter der Rufnummer 45 34 90 zu erhalten. ak
• 6. bis 8. Januar: Gemeinsam leben in der Stadt der Zukunft, Tagung der Evangelische Akademie Iserlohn, Infos: Margit Tünsmeyer, Tel. 0 23 71/3 52 47.
• 22. bis 24. Januar: Vielfalt in aller Munde - Perspektiven für Bewirtschaftung und Vermarktung im bundesweiten Streuobstanbau, Tagung in Bad Boll. Veranstalter und Informationen: Ev. Akademie Bad Boll, Ref. Öffentlichkeitsarbeit, Jobst Kraus, Tel. 0 71 64/7 92 22.
• 4. bis 5. Februar: Umweltschutz im Krankenhaus, Probleme und Erfahrungen in der Abfallentsorgung. Veranstalter: Umweltinstitut Offenbach, Nordring 82 B, 6050 Offenbach, Tel. 0 69/81 06 79.
ESCHERSHEIM. Viele Gratulanten hatten sich angemeldet - Ursula Trautwein zog die Konsequenz und mietete den Saal der evangelischen Gemeinde an der Zehnmorgenstraße. Gemeinsam mit ihrem Mann, Dieter Trautwein, hatte sie gut vorgesorgt: Zusammen begrüßten sie die Gäste und Dieter Trautwein hieß besonders herzlich seine Nachfolgerin, Pröpstin Helga Trösken, willkommen. Anlaß des großen Festes war ein runder Geburtstag: Ursula Trautwein ist 60 Jahre alt geworden.
Neben Freunden und Verwandten kamen auch viele bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens; auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler: "Er ist sehr lange dageblieben", freute sich Ursula Trautwein später. Andreas von Schoeler fand herzliche Worte für die Jubilarin, als er in einer kurzen Rede ihre Verdienste würdigte. Sehr vielfältig ist ihr Engagement.
Als Frau der Kirche hat sie sich an der Seite ihres Mannes, des früheren Propstes Dieter Trautwein, für ihre Mitmenschen eingesetzt, in der ökumenischen Frauengruppe, den ökumenischen Afrika- und Asiengruppen (eine Freundin aus dieser Tätigkeit war eigens aus Kapstadt angereist), in der evangelischen Frauenarbeit, im Landeswohlfahrtsverband. Die Liste ihrer Ehrenämter ist lang. Und sie füllt jedes aus. Die immer freundliche und lebhafte Ursula Trautwein nimmt ihre Aufgaben sehr ernst, setzt sich überall mit Eifer ein. Auf die Frage, wie sie das schafft, lacht sie: "Als Pfarrersfrau ist man gewöhnt, immer unter Leuten zu sein, viel unterwegs und immer beschäftigt. Ich kann gut damit leben."
Sie hat ihren vielfältigen Aufgaben noch eine weitere beigefügt: Nachdem ihr Mann als Propst der Evangelischen Kirche in Frankfurt ausgeschieden war und das Amt beim Bibelwerk übernahm, trat sie der SPD bei. Sie wurde als Kandidatin für die Stadtverordnetenversammlung nominiert und nach der Wahl als eines der "jüngsten" Mitglieder der SPD-Fraktion von den Kollegen freundlich aufgenommen. Sie stürzte sich in die neue Aufgabe mit dem üblichen Elan, gehört heute dem Präsidium des Fraktionsvorstandes an und kümmert sich vor allem um Soziales und das Gesundheitswesen. Viele frühere Kontakte sind hier nützlich.
So gehörten zu den Gratulanten auch Sieghard Pawlik und Grete von Loesch vom Unterbezirksvorstand der SPD, Landtagsabgeordnete (etwa Armin Clauss), viele Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung. Ursula Trautwein hatte Mühe, bei der Begrüßung niemanden zu vergessen. Auch im SPD-Ortsverein Eschersheim ist die Jubilarin als Mitglied des Vorstandes aktiv. Der Ortsvereinsvorstand und viele Mitglieder waren gekommen, um ihr Glück zu wünschen.
Frau Trautwein hatte gebeten, statt eines Geschenks für einen gemeinnützigen Zweck zu spenden - der Heinrich- Kraft-Stiftung für Kinder in Waisenhäusern. Dieser Bitte waren viele Gratulanten nachgekommen. Der SPD-Ortsverein etwa überreichte 300 Mark in einem "Notenbüchlein".
Ursula Trautwein ist in Mangalore in Südwestindien geboren. Ihr Vater bildete damals an einer Hochschule Theologen aus. Sie ist die Zweitälteste von neun Geschwistern (drei davon waren jetzt zum Fest nach Frankfurt gekommen, ebenso ihre Eltern).
Sie wuchs im Schwarzwald auf, heiratete 1956, hat drei Kinder und vier Enkelkinder. Mit ihrer Familie kam Ursula Trautwein nach Hessen, zuerst nach Biedenkopf und schließlich nach Frankfurt. Alle Gratulanten wünschten, sie möge mit dem bekannten Eifer noch viele Jahre tätig sein. An ihr wird's nicht liegen - Ursula Trautwein liebt es, viel zu tun zu haben. li
FRANKFURT A. M. Die Schlittenfahrt zur Christmette am Weihnachtsmorgen müssen die in Deutschland lebenden Schweden zwar missen (in Frankfurt beispielsweise schon deswegen, weil es an Weihnachten an Schnee mangelt). Was aber für sie nicht ausfallen darf, ist die Luciafeier. Am 13. Dezember - diesmal ein Sonntag - trafen sie sich in der Kirche der evangelischen Dornbuschgemeinde in der Mierendorffstraße.
Der Kirchenraum war voll besetzt. Viele Kinder waren dabei. Manche hatten ihre Kleinsten im Wickeltuch mitgebracht. Erwartungsvoll saßen alle in der fast dunklen Kirche. Dann öffnete sich die Tür, Kerzenschimmer drang herein. Lucia trat über die Schwelle, den Kranz mit vier hohen brennenden Kerzen auf dem blonden Haar. Sie wurde dargestellt von der 18jährigen Cecilia Rinne.
Gemessenen Schrittes ging sie durch den Mittelgang bis zum Altar. Mit ihr kam ein Gefolge junger Mädchen und Kinder, alle in lange weiße Gewänder gekleidet mit brennenden Kerzen in der Hand. Die Jungen trugen hohe spitze Mützen. Sie sangen St. Lucia und eine Reihe weihnachtlicher Lieder. So begann das traditionelle Luciafest der Schweden in Frankfurt, die im Schwedischen Kirchenverein zusammengeschlossen sind.
Die Kirchengemeinde in Frankfurt betreut alle Schweden, die zur Zeit in den Bundesländern Saarland, Rheinland- Pfalz und Hessen leben. Pfarrer Christian Thorborg muß viel reisen, um die Kontakte zu pflegen. Zum Julmarkt und zum Luciafest kommen viele nach Frankfurt, um ein Stück Heimat zu erleben.
Der 13. Dezember ist nach dem christlichen Kalender der Tag der heiligen Lucia. Diese Heilige stammt aus Syracus und gilt als Schutzheilige der Augenkranken. Zur Patronin des schwedischen Lichterfestes wurde sie, weil nach früherer Zeitrechnung am 13. Dezember die längste Nacht des Jahres war. Nun feiern die Schweden die Wiederkehr des Lichts zweimal: am Luciatag und am eigentlichen Jultag, dem Weihnachtstag.
Zu Hause in Schweden überraschen die Kinder ihre Eltern mit einem frühmorgendlichen Lucia-Umzug. Überall gibt es diese Umzüge, in Werkstätten und Büros, in Schulen und Vereinen. Immer ist ein Mädchen die Lucia und trägt den Lichterkranz auf dem Kopf. Es werden viele traditionelle Lieder gesungen. Manche davon haben sich erst seit etwa 100 Jahren eingebürgert, so das Lucia-Lied selbst (einem italienischen Volkslied entlehnt) und viele "romantische" Weisen, wie Pfarrer Christian Thorborg meint.
Während der Feier wird außerdem traditionelles Lucia-Gebäck aus Hefeteig verteilt und Pfefferkuchen.
In Frankfurt gab es nach dem Fest noch einen Glögg-Empfang. Der köstliche Schweden-Punsch gab dem Abend einen gemütlichen Abschluß. Die Familien und Freunde verabschiedeten sich. Viele hatten einen weiten Heimweg. Manche übernachteten bei Freunden. Im nächsten Jahr will man sich wieder treffen, spätestens zum Julmarkt oder zur Luciafeier. li
FRANKFURT A. M. In den Klassenräumen des Abendgymnasiums I sind die Tische zu Sitzgruppen zusammengeschoben, das Büfett in der Aula steht bereit. Nur die Band auf der Bühne muß noch ihre Instrumente zurechtrücken. Gabriele Kloske blickt nervös zum Eingang: "Hoffentlich kommen sie auch." Die Mitarbeiterin der Schülervertretung (SV) hat mit anderen Schülern ein Fest organisiert, mit dem Schüler und Lehrer zeigen wollen, "daß es auch Sympathie für Ausländer gibt", so Schulsprecher Robert Ekkert. Denn Ehrengäste bei der Feier sind Asylsuchende, die in Frankfurt leben.
Herzlich begrüßt das Organisatorenteam die erste Gruppe der ausländischen Gäste: ein junger Mann, mehrere Frauen und Kinder. Sie stammen aus Iran, aus Eritrea und Afghanistan. "Welcome, Bienvenue, Bongiorno, Buenos dias, Willkommen" steht an der Tafel im Klassenraum 211. Dort, etwas abseits vom Gedränge in der Aula, kommen einige Schüler mit den fremden Menschen ins Gespräch. Wenn auch zunächst etwas zögerlich. Eine Mutter erzählt stolz, ihr kleiner Sohn bekomme gerade vier Zähne - und auch, daß sie Mathematiklehrerin sei.
Die Abendschüler sind gut vorbereitet. In verschiedenen Fächern haben sie sich mehrfach mit den Ländern beschäftigt, aus denen Asylbewerber häufig kommen. Die Frauen und Männer analysierten Fluchtursachen und verfolgten die Debatte um eine neues Asylrecht in Deutschland. Vor vier Wochen entschlossen sie sich, mit dem Fest ein Zeichen zu setzen. Über das multikulturelle Büro und verschiedene Betreuer luden sie über 80 Asylsuchende ein.
Etwa eine Stunde nach dem Beginn der Feier wird es in der Aula nicht nur am Büffet eng. Etwa 250 Menschen sind jetzt hier. Kurdische Jungen und Mädchen in Trachten zeigen traditionelle Tänze. Ein Jugendlicher spielt dazu Musik auf dem Tembur, einem Saiteninstrument. "Koma Serkeftin" nennen sich die Zehn- bis Zwölfjährigen, die zum Kurdischen Kultur- und Unterstützungsverein gehören. "Gruppe des Erfolgs" hieße das in Deutschland.
Für Frankfurter Ohren ungewöhnlich sind auch die Klänge, die aus den Lautsprechern tönen, bis eine Band internationale Rockmusik spielt. Genauso friedlich wie sich die Kinder in der Spielstube vergnügen, verläuft die ganze Veranstaltung. Die beiden Polizisten in Zivil können sich aufs Mitfeiern beschränken.
Bei der symbolischen Einladung soll es nicht bleiben. "Wir wünschen uns", so Gabriele Kloske, "daß das Fest Ausgangspunkt für weitere Treffen mit den Asylsuchenden ist." bay
"Die Frauen haben eigentlich gar nichts gemacht und werden hier kriminalisiert ..." heißt es im Artikel "Familientragödien hinter Gefängnismauern" (FR vom 3. 12. 1992). Gemeint sind deutsche Gefängnismauern. Die deutsche Justiz steckt abgelehnte AsylbewerberInnen aus Rumänien ins Gefängnis. Familien werden auseinandergerissen, Mütter von ihren Kindern getrennt und die kleinen Kinder ins Heim gesteckt. Ich bin erschrocken: Opfer von damals, nämlich Roma und Sinti, werden wieder Opfer.
Wenn durch verschärfte Gesetze und neue Richtlinien zuwandernde Ausländer im Gefängnis landen, in Abschiebehaft, dann bekommt auch die in letzter Zeit so massenhaft bekundete Ablehnung von Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß einen faden Beigeschmack.
"Den Wind kann man nicht verbieten, aber man kann Mühlen bauen." Wir brauchen eine Steuerung der Zuwanderung, nicht ihr Verbot. Vorschläge dazu liegen vor. Scheinlösungen und Problemverschiebungen führen zum Anwachsen der Probleme und weiteren Folgeproblemen.
Susanne Teutenberg-Meiners, Heidelberg
Etwas verspätet lese ich Ihren Artikel "In Israel leben die alten Ängste vor diesen Deutschen wieder auf" (FR vom 2. 12. 1992) und erfahre deshalb erst heute von den Erlebnissen einiger Messebesucher aus dem Kibbutz "Ein Hannaziv". Ich selbst war schon Besucher in "Ein Hannaziv" und erinnere mich gerne an die Gastfreundschaft, die ich dort erlebt habe. Ich hoffe, eine politisch bewußte Messeleitung streicht die betroffene Unterkunft aus ihrer Adressenliste.
Niemand muß wieder Angst haben vor Deutschen, sondern - so traurig das Ergebnis deutscher Politik seit 1945 stimmen mag - immer noch. Bertolt Brecht hat das schon vor vielen Jahren erkannt und es gilt nach wie vor: der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch. Deshalb lassen sich auch Parallelen zum Beispiel zu Weimarer Verhältnissen nicht ziehen, wenn man vergleicht, was kriecht (Skins o.ä.), sondern allein mit dem Blick auf den Schoß.
Sie erwähnen zu recht in Ihrem Artikel (mit Verweis auf S. Wiesenthal), daß die Politik seit Jahren große Unterschiede macht zwischen Linken und Rechten. Das gleiche gilt auch für die Rechtsprechung. Es hat ja auch noch kein deutscher Richter einen NS-Richter verurteilt.
Die Strukturen haben sich nicht geändert. Es ist der Abstand zum NS-Staat der menschenfeindlicher, antisemitischer Gesinnung erlaubt, wieder gesellschaftsfähig zu werden. Man hat nur aus Opportunitätsgründen geschwiegen oder etwas leiser gedacht.
Diese Gedankenwelt des kleingeistigen deutschen Bürgers (auch wenns große Politiker waren oder sind) wird noch zunehmen, hörbarer werden: "Wir sind wieder wer!"
Das stimmt. Fragt sich nur: wer? Und verräterisch ist das Wort wieder, es legt nahe, daß wir das schon einmal waren.
Martin Bühler, Frankfurt am Main
NORDEND. Wer alle ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeister auf einmal sehen möchte, hat jetzt dazu die Gelegenheit. Der Frankfurter Maler und Reprofotograf Horst Sauer hat sie in einem Bild verewigt. Es ist eines von zwei Dutzend Werken, die bis Dienstag, 22. Dezember, im Bilderhaus in der Hermannstraße 41 (Nordend) gezeigt werden.
An die 150 Gäste betrachteten bei der Eröffnung die vielfältigen Arbeiten des Künstlers. In der Bleistiftzeichnung "Bäume und Menschen" nimmt auf zwei spärlich ausgefüllten Bildern die Zahl der Strichpunktmenschen zu und die der Bäume ab. Auf einem anderen Bild tragen Hengste sich gegenseitig die Köpfe. Und mit Kugelschreiber, Bleistift und Kreide hebt sich im "Bärchenbild" ein Plüschbär plastisch von wirren Strichen ab. Surrealistisch ist "Paßbild, Früchte, Schnecke, Zopf": Anscheinend zuammenhangslos liegen und schweben die Gegenstände neben roten Kugeln. Das Paßbild ist zerrissen. Eine Hälfte ist gemalt, die andere am Rahmen angeklebt.
Im gleichen Stil ist das Bild "Profil 1" gestaltet: Eine Origamitaube schwebt vor den Konturen eines Gesichts. Es blickt dem "Vogel" aus gewundenem Rohr und einer Glaskugel nach - natürlich, unbeschwert und gleichgültig, als sei ihm eine solche Taube genauso gut wie eine echte.
Der Kubismus so großer Maler wie Picasso oder Braque scheint mit dem Bild "DIN A 4" zurückzukehren: Ineinander und transparent schachtelt sich Papier - das Sinnbild der Bürokratie - drohend hinter einem zerberstenden Zaun. Im Stil des Symbolismus ist das Bild "Dikettanz" kreiert. Kleine Menschen hüpfen auf Disketten nach deren Takt im Kreis. Hauptberuflich zeichnet der gelernte Chemie- Laborant wissenschaftliche Darstellungen innerer Organe, wie sie in Fachbüchern zu finden sind. Bei dieser Arbeit im Frauenklinikum der Universität läßt sich Sauer inspirieren. Das gilt auch für ein weiteres Hobby von Sauer: Er baut und fährt Sesselräder.
Zunächst hatte der Künstler versucht, möglichst realistisch zu malen. Inzwischen sind seine Werke eher symboliund lassen dem Betrachter viel Spielraum - und das bewertet Sauer eher skeptisch: "Es gibt nichts Schlimmeres, als Bilder falsch auszulegen." Die Ausstellung ist montags bis freitags, 16 bis 18.30 Uhr, zu sehen. Wochenend-Termine können unter Telefon 42 46 08 vereinbahrt werden. eid
Freie evangelische Gemeinde am Turm, Nordend, Oeder Weg 6: Do. 24.: 16 CV; Fr. 25.: 10 FG.
Ev.-freikirchliche Gemeinde (Baptisten), Frankfurt am Main, Am Tiergarten 50: Do. 24.: 16 CV; Fr. 25.: 10 G.
Einen "Öko-Bonus" fordern die Frankfurter Jungsozialisten. Gemeint ist ein Zuschlag von 20 Pfennig pro Liter auf die Mineralölpreise, der sich jedes Jahr bis zu einem Endpreis von fünf oder sechs Mark erhöhen soll. Die Mehreinnahmen sollen jeweils am Jahresende an alle steuerpflichtigen Bürger zu gleichen Teilen wieder zurückgezahlt werden. Damit, so die Jusos, zahlten die Vielfahrer auch mehr für die Benutzung ihrer Autos.
Weitere Forderungen des SPD-Nachwuchsverbandes sind paritätisch mit Frauen besetzte Planungs- und Stadtentwicklungsgremien und die Einstellung des Flugverkehrs auf Strecken unter 500 Kilometer. cg
SCHOTTEN. Auf den ersten Blick ist die Nickels-Mühle in Schotten-Sichenhausen im Vogelsberg ein schön restauriertes Fachwerkhaus. Auch das Spielzeugmuseum, das Günter Voigt (54) im Keller eingerichtet hat, scheint nur eines von vielen zu sein. Doch in einem unterscheidet es sich von den übrigen: Bei ihm dürfen die Kinder mit den Exponaten auch spielen.
Seit 30 Jahren sammeln Voigt und seine Frau alte Spielsachen. Als sie vor vier Jahren Frankfurt den Rücken kehrten und die 340 Jahre alte Mühle in dem einsam gelegenen 300-Einwohner-Dorf im Hohen Vogelsberg kauften, dachten sie zunächst daran, ihre Spielzeugsammlung einem Museum zu geben. "Ich habe dann viele Museen besucht, doch überall waren die Ausstellungsstücke in Vitrinen versteckt und konnten nicht berührt werden. Deshalb wollte ich ein anderes Museum, eines zum Anfassen."
400 Exponate, darunter viele Puppen, Teddys und alte Eisenbahnen haben die Voigts zusammengetragen. Einen Bezug zum Spielzeug hat er auch von Berufs wegen - er vertreibt Spiele für Erwachsene. "Ich habe meinen Beruf mit meinem Hobby ideal verbunden", bekennt Voigt zufrieden.
Kindergartengruppen und einzelne Kinder aus dem Dorf haben das einzige Museum in der näheren Umgebung bereits ausgiebig genutzt. Eva-Maria (4) hat ein schwarzes Schaukelpferd mit weißer Mähne so ins Herz geschlossen, daß sie die übrigen Spielsachen verschmäht. Der kleine Florian kommt von der alten Eisenbahn, mit der vor einigen Jahrzehnten noch amerikanische Kinder spielten, nicht mehr los. Auch seine Mutter, Manuela Müller, kann sich dem Reiz der Spielsachen nicht entziehen: "So was sieht man nicht alle Tage. Die Sachen, die ich als Kind schon hatte, kann ich hier wieder sehen."
Große Sorgen darüber, ob die Kinder im Eifer des Spiels seine Sammelobjekte zerstören können, macht sich Voigt nicht. "Die Eltern sind doch dabei. Sollte, wie es schon geschehen ist, etwas kaputtgehen, dann wird es eben wieder repariert", meint Voigt. Die Reaktionen der Kinder auf das Spielzeug ihrer Eltern und Großeltern sind nach seinen Erfahrungen durchaus positiv. "In einer Ecke habe ich auch seltenes Spielzeug unserer Tage, damit die Kinder einen Vergleich haben. Das Interesse für die alten Sachen ist aber meistens größer."
Sein "Musem zum Anfassen" ist für Voigt auch eine Perspektive für die Zeit nach dem Berufsleben. Er sieht es als zeitfüllendes Hobby an, von dem andere ebenfalls etwas haben. Finanzielle Interessen, was sein Museum angeht, hat er nicht. Wer im Keller spielen will, muß sich nur anmelden, das Anfassen und Spielen ist kostenlos. RÜDIGER EWALD (dpa)
Wenn Bill Clinton am 20. Januar als neuer US-Präsident sein Amt antritt, könnte er rascher mit einer Krise konfrontiert werden, als dem Demokraten lieb sein kann. Schon "bombardieren" besorgte Einwohner des südlichsten Bundesstaates Florida Clinton mit Briefen. In Miami warnt die "Vereinigung für eine Einwanderungsreform" vor einer Massenflucht, und die US-Küstenwache macht besorgniserregende Signale aus. Haiti, das karibische Armenhaus, könnte, so die Experten, auf der Agenda des Präsidenten plötzlich ganz oben stehen.
Aus zwei Gründen: zum einen läßt eine Lösung der politischen Krise auf Haiti knapp 15 Monate nach dem blutigen Militärcoup auf sich warten. Das von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) vor einem Jahr verhängte Handelsembargo hatte bislang nur einen Effekt: Es zerstörte die Wirtschaft der Insel weiter. Statt die Militärs zum Dialog zu zwingen und eine mögliche Rückkehr des gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide einzuleiten, versinkt das Land immer mehr im wirtschaftlichen Chaos. Die Fabriken schließen, die Arbeitslosigkeit erreicht die Siebzig-Prozent-Marke. Es droht eine ökologische Katastrophe.
Doch nicht nur die wirtschaftliche Misere lastet schwer auf den sechs Millionen Haitianern, die Militärs halten die Bevölkerung mit Terror in Schach. Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Immer wieder fallen Aristide-Anhänger den Schergen der Militärs zum Opfer und viele Haitianer leben aus Furcht vor Racheakten seit dem September-Coup 1991 im Untergrund. Nach der Wahl Clintons hegen sie vor allem die Hoffnung, daß eine demokratische US- Regierung im Gegensatz zu den Republikanern mehr Wert auf die Achtung der Menschenrechte in Lateinamerika legt und folglich auch den Druck auf die Interimsregierung von Marc Bazin verstärkt.
Clinton nährte zusätzlich Hoffnungen, als er im Wahlkampf sagte, er denke an eine Änderung der Politik gegenüber den haitianischen "boatpeople", die nach dem Putsch zu Tausenden aufs Meer geflohen waren. US-Präsident George Bush hatte, nachdem die Kapazität der US-Militärbasis Guantanamo auf Kuba erschöpft war, und mehr als 35 000 Haitianer in wenigen Wochen geflüchtet waren, die Order erteilt, alle Flüchtlinge zurück nach Haiti zu schaffen. Dort stand ihnen dann das Konsulat für einen Antrag auf politisches Asyl offen. Diese Politik stoppte nicht nur den Flüchtlingsstrom, sie erregte vor allem Menschenrechtler in den USA.
Seit der Wahl Clintons betreiben nun beide Seiten, Gegner und Befürworter der gegenwärtigen Politik, gleichermaßen Lobbyismus für ihre Sache. So schüren Werbespots in Radios die Furcht der Floridaner vor einem Massenexodus, der selbst die Flucht von 125 000 Kubanern im Jahr 1980 in den Schatten stellen könnte. Vor allem nachdem Hurrikan "Andrew", so die Argumentation, das Leben in Miami und Umgebung mehr als komplizierte, sei es den Bewohnern nicht zuzumuten, außer dem täglichen Zustrom von Kubanern auch noch Zehntausende von Haitianern aufzunehmen.
Die Schwarzmaler werden von Berichten der Küstenwache unterstützt, die angeblich bereits Hunderte von Booten auf der Insel Gonave ausmachte, die zum Auslaufen bereit seien, sobald Clinton die Bush-Politik revidiere. Diesen Berichten halten Menschenrechtler entgegen, daß es schon deshalb keinen Massenexodus geben werde, da es sich inzwischen sehr wenige Haitianer leisten könnten, zwischen 300 und 700 Dollar für die 800 Seemeilen lange Passage zu bezahlen. Der Durchschnittslohn liegt bei mageren 100 bis 200 Dollar im Jahr.
Mit der Hoffnungslosigkeit stieg auch der Preis für die Überfahrt, der noch vor einem Jahr rund 100 Dollar betrug. Zum einen muß das Holz für den Schiffbau auf der verkarsteten Insel von immer weiter hergeschafft werden, zum anderen lassen sich die Kapitäne die Passage inzwischen fürstlich entlohnen. Auch wenn viele Auswanderer Land, Tiere und all ihren Besitz verscherbeln, so ist die Fahrt auf den überladenen und oft seeuntüchtigen Booten lebensgefährlich. Immer wieder mußte die US-Küstenwache Haitianer auf hoher See retten, die sonst den Haien zum Opfer gefallen wären.
Und ein Ende der Krise scheint nicht in Sicht. Außer Absichtserklärungen produzierte die OAS bislang wenig Konkretes. Auch der Versuch des ehemaligen Premierministers von Jamaica, Michael Manley, die Vereinten Nationen (UN) vor den Karren zu spannen, trugen eher zu mehr Konfusion denn zu eindeutigen Entscheidungen bei. So reagierte OAS- Präsident Joao Baena Soares nach Meinung von Beobachtern "äußerst sensibel" auf eine stärkere Einmischung der UN.
Undurchsichtig sind die Manöver der De-facto-Regierung, die Außenminister François Benoit abgestellt hat, um mit Aristides Vermittler, dem katholischen Priester Antoine Adrien, zu verhandeln. Doch auch dieser "Dialog" führte bislang nur in eine Sackgasse. Die OAS wird immer ungeduldiger mit beiden Seiten - dabei allerdings vergessend, daß in Haiti weiterhin die Militärs das Sagen haben, und die sind weder an einem Dialog geschweige denn an einer Rückkehr des charismatischen Präsidenten interessiert. Das Paradoxe an der Situation ist, daß das Embargo vor allem den ärmsten Haitianern schadet, während die Oberschicht und die von ihr unterstützten Militärs nicht selten am Schmuggel mitverdienen.
Daß sich Clinton der zukünftigen Probleme bewußt ist, zeigen zwei bislang geheimgehaltene Expertisen, denen zufolge sich angeblich eine Sondergruppe mit dem Fall Haiti auseinandersetzen soll. Ob dies mehr Druck auf die Bazin-Regierung bedeutet, ist unklar. Wahrscheinlicher ist, daß sich die neue Regierung vorrangig mit dem Flüchtlingsproblem beschäftigen wird. 277 ungeklärte Fälle muß der neue Präsident möglichst bald lösen. Denn obwohl sie Anspruch auf politisches Asyl haben, wurden sie auf der Militärbasis Guantanamo zurückgelassen. Der Grund: Fast alle sind an Aids erkrankt, und ein unter Bush verabschiedetes Gesetz verbietet die Einreise von HIV-Erkrankten.
Schabedoth/Schroeder scheinen mit ihrem Artikel "Nichts ist so lähmend wie überholte Orientierungen" (FR vom 7. 11. 1992) offensichtlich einen wunden Punkt getroffen zu haben. Jedenfalls läßt sich dies aus den Reaktionen schließen.
Aber wem ist damit gedient, daß wir nun "wissen", daß Schabedoth/Schroeder schlechte Menschen, naiv, Komplizen der Rechten oder "kopflos" sind? Oder daß sie Fragen aufwerfen, ohne die Antworten selbst gleich umfassend mitzuliefern? Macht das allein ihre Fragen, ihre Thesen oder ihr Anliegen schon falsch?
Es geht doch um mehr als um die Beurteilung persönlicher Integrität, Formulierungsgeschick oder politische Einschubladisierung. Es geht um die Frage des politischen Willens und Fähigkeit der Linken - was immer das heute auch ist? Das ist meine Frage an Schabedoth/ Schroeder -, ein mehrheitsfähiges Politik- und Gesellschaftskonzept zu entwikkeln und der Regierung und der politischen Rechten "das Ruder" zu entreißen, um in einer Methapher eines früheren Leserbriefes zu bleiben.
Wohin soll die Reise gehen? Das fragen Schabedoth/Schroeder. Welchen Fahrplan, welche Route haben WIR, die sich eine gerechtere, sensiblere, solidarischere Politik gegenüber den Armen dieser Welt wünschen. Denn ist noch so gut gemeinter Wunsch und Absichtserklärung schon politische Konzeption? Natürlich nicht.
Auch notwendige praktische Solidaritätsarbeit kann politische Gestaltungs- und Handlungsfähigkeit nicht ersetzen. Ohne sie wird Solidaritätsarbeit immer nur sozialarbeiterische Krisenintervention für die Armen dieser Welt bleiben.
Ulla Mikota, Frankfurt am Main
Den beiden Provinznazis Grundrechte nach Art. 18 GG abzuerkennen, adelt die beiden Dummlaller zu intellektuellen Köpfen (FR vom 10. 12. 1992 "Neonazis sollen Rechte verlieren"). Und schlimmer noch: das, was sie sagen, wird zur "Meinung" erklärt, dabei ist es nichts als braune Scheiße, die immer, wenn geäußert, nach dem Strafgesetzbuch bestraft gehört, das reicht völlig aus.
Und das geht auch: § 86 (Verbreiten von Nazi-Propaganda), § 86 a (Verwenden von Nazi-Symbolen), § 90a (Verunglimpfung des Staates), § 111 (Aufforderung zu Straftaten), § 126 (Androhung von Straftaten), §§ 129, 129a (Werbung für kriminelle/terroristische Vereinigung), § 130 (Volksverhetzung), § 130a (Anleitung zu Straftaten), § 131 (Aufstachelung zum Rassenhaß), § 140 (Billigung von Straftaten), § 166 (Beschimpfung von Religionen), §§ 185 ff (Beleidigung u. ä.), § 189 (Verunglimpfung Verstorbener) . . .
Hans-Otto Prade, Hamburg
In Kreisen streitbarer Abtreibungslobbyisten gehört es zur Zeit zum guten Ton, die Richter des II. Senats des Bundesverfassungsgerichts öffentlich zu diskreditieren, wohl um sie damit auch öffentlichem Druck auszusetzen, wobei man auch vor ehrverletzenden Angriffen nicht zurückschreckt, jedenfalls aber die Wahrheit nach Belieben halbiert.
Ich habe erst jüngst vor einer Kammer dieses Senats ein Verfahren verloren (wegen Rüstungs- und Abtreibungssteuerverweigerung aus Gewissensgründen) und von daher keinen Grund, diesem Gremium besondere Sympathien entgegenzubringen.
Was aber gerade in letzter Zeit insbesondere über den Richter Prof. Böckenförde in die Welt gesetzt wird, empfinde ich als so infam, daß es mir geboten erscheint, die allgemeine Demagogie durch ein paar Tatsachen zu unterlaufen.
Es ist abwegig, die Unabhängigkeit und die Fähigkeit eines Richters wie Herrn Böckenförde zu sachgerechtem Umgang mit dem Thema "Abtreibungsrecht" mit dem Argument in Zweifel zu ziehen, daß dieser bis vor kurzem Mitglied in der Juristenvereinigung Lebensrecht war.
Dies zeigt nur, daß Herr Böckenförde offenbar der Ansicht ist, daß der menschliche Embryo unter dem Schutz des Art. 1 und 2 Absatz 2 GG steht, mehr nicht. Auf diesem Standpunkt darf in Deutschland ein Mensch stehen, auch wenn er dem Bundesverfassungsgericht angehört.
Niemand würde doch wohl auf die Idee kommen, einen Richter, der Mord für ein Verbrechen hält, in Mordprozessen für befangen zu erklären.
In diesem Zusammenhang darf auch daran erinnert werden, daß sich dieser Standpunkt nicht nur mit der Mehrheitsmeinung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Abtreibung aus dem Jahre 1975 deckt, sondern daß sich der Senat in diesem Punkt damals vollkommen einig war.
Die abweichenden Voten der Richterin Rupp-v. Brünneck und des Richters Simon betrafen allein die Frage, ob es eine aus der Verfassung ableitbare Pflicht des Staates gibt, Abtreibungen mit Kriminalstrafen zu belegen. Eine solche Pflicht konnten die Dissidenten dem Grundgesetz - wohl zu Recht - nicht entnehmen.
Daß Herr Böckenförde gerade auch von einem links-liberalen Standpunkt aus eine vertrauenswürdige und ganz und gar nicht rechtslastige Persönlichkeit ist, kann man an einer ganzen Reihe von Tatsachen festmachen, von denen ich nur die offensichtlichsten nennen will:
Erstens: Zusammen mit dem jetzigen Vizepräsidenten und Vorsitzenden des II. Senats, Mahrenholz, war Böckenförde im Verfahren über das Kriegsdienstverweigerungsgesetz ("Postkartenlösung") im Jahre 1985 Vertreter einer Mindermeinung.
In seinem dissenting vote vertrat er uneingeschränkt und unmißverständlich das Recht der Gewissensfreiheit und erteilte dem tollkühnen Versuch der Senatsmehrheit, der Funktionsfähigkeit der Streitkräfte einen höheren Rang einzuräumen, eine klare Absage.
Zweitens: In dem Verfahren über die Klage der Grünen, die von den Altparteien von der parlamentarischen Kontrolle der Geheimdienste ferngehalten wurden, vertrat er 1986 wiederum zusammen mit Mahrenholz entschieden das Recht auf parlamentarische Opposition, während die Senatsmehrheit die Geheimschutzinteressen höher bewertete.
Drittens: Im selben Jahr sprach er sich in einem dissenting gegen das Recht von Körperschaften aus, Parteispenden von der Steuer absetzen zu können und rügte den unverhältnismäßig großen Steuervorteil, der den Reichen dadurch gewährt wird, daß sie Parteispenden bis zu 100 000,- Mark von der Steuer absetzen können.
Prof. Böckenförde hat in seiner bisherigen Tätigkeit am BVerfG also schon zur Genüge seine Liberalität unter Beweis gestellt. Ihn öffentlich in eine rechtsreaktionäre Ecke zu stellen, zudem noch in einer Situation, in der er sich schwerlich selbst dagegen wehren kann, ist niederträchtig und durch nichts zu rechtfertigen. Die Mitglieder der Juristenvereinigung Lebensrecht in Bausch und Bogen in die rechte Ecke zu stellen ist, wie das Beispiel Böckenförde zeigt, ebenfalls unvertretbar. Ich selbst bin in dieser Organisation, von der ich inzwischen den Eindruck gewonnen habe, daß in ihr in der Tat ein rechtsreaktionärer Geist dominiert, seinerzeit beigetreten, gerade weil ich im Mitgliederverzeichnis den Namen Bökkenförde gelesen habe und mir dies Gewähr dafür war, daß man diesen Ein- Punkt-Verein unterstützen kann, weil auch ich der Meinung bin, daß der Fetocid gegen die Menschenwürde verstößt und daher vor der Verfassung keinen Bestand haben kann.
Ich glaube aber nicht, daß diejenigen, die mich kennen, mich dem rechten Spektrum zuordnen werden. Es eignet sich halt nicht jeder für die bequeme Einordnung in vorgegebene Schubladen, zumal wenn der Schubladenschrank so klein ist wie etwa der von Frau Schwartzer und anderen.
Dr. Paul Tiedemann, Frankfurt am Main
Solange wir Südwestdeutschen in Bonn beschlossene Steuern in die Bundeskassen überweisen, solange wir Kriegsdienst bei der Bundeswehr leisten statt bei den Schwäbischen Kreistruppen, solange wir mit dem Interregio fahren statt mit der Württembergischen Staatsbahn und solange wir in DM und Pfennigen statt in Gulden und Kreuzern bezahlen, - so lange dürfen wir die blutigen Bestrebungen in und um Europa, wieder zu Stammes- und Sippenverbänden zurückzukehren (FR vom 2. 12. 1992 "Aufgespießt"/"Der Frankfurter Professor Egbert Jahn über die Neigung, die Unabhängigkeitsbestrebungen junger Nationen in Osteuropa abzulehnen"), sehr wohl kritisieren.
Martin Burkhardt, Walzbachtal
Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste
Weihnachten
Hanau. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Telefon 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Telefon 1 06 11.
Steinheim / Klein-Auheim. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Zugang Doorner Straße, Steinheim, Do. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Do. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28.
Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Do. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Langenselbold. Do. ab 12 Uhr bis Fr. 22 Uhr, Dr. Baacke, Friedrichstraße 48, Telefon 35 82; Fr. ab 22 Uhr bis So. 8 Uhr Dr. Ducocq, Steinweg 7, Telefon 34 30; So. ab 8 Uhr bis Mo. 8 Uhr, Dr. Heinrich, Steinweg 1, Telefon 6 11 22.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Do. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Do. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Do. 8 bis Mo. 8 Uhr.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
Biebergemünd. Do. u. Fr. Dr. Ulrich, Telefon 0 60 50 / 27 79; Sa. u. So.: Dr. Neumann, Telefon 0 60 50 / 16 16.
Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Do. bis So.: Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.
Bad Orb. Do. Dr. Linck, Telefon 0 60 52 / 49 91, Fr.: Dr.Trautmann, Telefon 0 60 52 / 14 55; Sa. Dr. Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11; So.: Dr. Stock, Telefon 0 60 52 / 22 75..
Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte
Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Do. 14 Uhr.
Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.
Gelnhausen. Über DRK Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken
Hanau. Do.: Mohren-Apotheke, Freiheitsplatz 11, Telefon 2 48 34, Fr.: Neue Apotheke, Kanaltorplatz 6, Telefon 2 18 86; Nord Apotheke, Lamboystraße 11, Telefon 91 18 11 oder 1 57 32; Rochus Apotheke, Großauheim, Hauptstraße 1, Telefon 5 42 51, Sa.: Römer Apotheke, Römerstraße 9, TElefon 2 35 96 oder 25 11 15; So.: Sonnen Apotheke, Am Freiheitsplatz, Telefon 2 07 30; Fleming Apotheke, Steinheim, Doorner Straße 62, Telefon 96 29 62..:
Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Do., Fr. u. Sa.: Sonnen-Apotheke, Hanauer Straße 13, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 25 80, So.: Limes Apotheke, Limesstraße 8, Rodenbach, Telefon 0 61 84 / 5 06 35.
Maintal. Do.: Schiller Apotheke, Dörnigheim, Mozartstraße 16, Telefon 0 61 81 / 49 13 00; Fr.: Flora Apotheke, Bischofsheim, Dörnigheimer Weg 4, Telefon 0 61 09 / 6 47 47; Sa.: Schwanen-Apotheke, Dörnigheim, Bahnhofstraße 77, Telefon 0 61 81 / 49 16 66; So.: Burg Apotheke, Wachenbuchen, Raiffeisenstraße 4, Telefon 0 61 81 / 8 52 91.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Do.: Schloß Apotheke, Kilianstädter Straße 10, Schöneck-Büdesheim, Kilianstädter Straße 10, Telefon 0 61 87 / 78 78; Fr.: Ring Apotheke, Innerer Ring 1, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 83 12; Sa.: Brunnen-Apotheke, Oberdorfelder Straße 17a, Niederdorfelden, Telefon 0 61 01 / 34 26 und Castell Apotheke, Hauptstraße 30, Marköbel, Telefon 0 61 85 / 6 30; So.: Sonnen-Apotheke, Hanauer Straße 13, Nidderau-Ostheim, Telefon 0 61 87 / 38 85.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Dr.: Bahnhof-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 35 38; Fr.: Barbarossa-Apotheke, Schmidtgasse 8, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 36 66; Sa.: Einhorn Apotheke, Krämergasse 1, Telefon 0 60 51 / 24 52; So.: Falken-Apotheke, Gründau-Lieblos, Gelnhäuser Straße 15, Telefon 0 60 51 / 22 37.
Bad Orb. Do.: Brunnen-Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87; Fr.: Alte Stadtapotheke, Hauptstraße 69, Telefon 0 60 52 / 23 80; Sa.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05; So.: Martinus Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66.
Freigericht. Do. u. Fr. Sonnen-Apotheke, Bahnhofstraße 10, Somborn, Telefon 0 60 55 / 77 77; Sa. u. So.: Markus-Apotheke, Hauptstraße 117, Altenmittlau, Telefon 0 60 55 / 61 71..
Wächtersbach. Do. u. Fr.: Tannen Apotheke, Friedrich Wilhlemstraße, Telefon 0 60 53 / 37 21, Sa. u. So.: Vogelsberg Apotheke, Brachttal-SchlierbachFreiherr vom Stein Straße 1, Telefon 0 60 53 / 97 97.
Gemeindeschwestern Langenselbold. Do.: Klara Müller, Hanauer Straße 4, Telefon 25 20; Fr.: Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21; Sa. u. So.: Ursula Ungermann, Wächtersbacher Straße 12, Telefon 13 20.
Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: Do. u. Fr. 8 63 63; Sa. u. So.: 7 28 08.
Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Tel. 0 61 81 / 36 50.
Altkreis Hanau. EAM, Tel. 0 61 81 / 27 49.
Altkreis Gelnhausen. Tel. 0 16 13 / 60 86 41.
Altkreis Schlüchtern. Tel. 06 61 / 1 21.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Hinweis auf die Asylbewerberunterkunft werde als besondere Begründung für die Vordringlichkeit der Maßnahme in die Meldung des Baumittelbedarfs 1993 einfließen. So lautet die prompte Antwort vom hessischen Straßenbauamt auf einen Brief von Bürgermeister Bernhard Brehl.
Der hatte sich für eine rasche Realisierung des Radwege-Ausbaus entlang der B 486 zwischen Mörfelden und Mönchbruch stark gemacht und "die absolute Notwendigkeit und Dringlichkeit" des Projektes unter anderem mit der Asylbewerberunterkunft am Mönchbruch begründet.
Es gehe "nicht nur um die logistische Fortsetzung des vorhandenen Radweges" entlang der B 486 von Rüsselsheim her, sondern auch um die Sicherheit der Menschen, die täglich in Richtung Mörfelden-Walldorf unterwegs seien - ohne daß ein gesicherter Weg bestünde. Statt dessen würde die Straße benutzt, was erhebliche Gefahren berge, so der Rathauschef, der hofft, daß es nun voran geht. wal
FRANKFURT-SÜDWEST. Erst nach fünfeinhalb Stunden Sitzung kam Tagesordnungspunkt 45 von insgesamt 88 zur Sprache. "Wir sind doch ein Haufen, der bloß für sich selbst diskutiert." Thomas Schlimme, für die Grünen im Beirat, verteidigte auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums vehement seinen Antrag zur Aufteilung des Ortsbezirks 6.
"Der Ortsbezirk 6 ist der größte in ganz Hessen und vertritt ein Fünftel der Frankfurter Bevölkerung", schrieb Fraktionssprecher Schlimme zur Begründung seiner Forderung.
Durch die neun Stadtteile, die im Ortsbeirat 6 vertreten sind, ergebe sich eine Flut von Anträgen. Die machten eine bürgernahe Politik gar nicht mehr möglich, argumentiert Thomas Schlimme. "Wenn ein Bürger aus Zeilsheim zur Sitzung kommt, muß er sich möglicherweise erst stundenlang Themen aus Griesheim, Höchst oder von anderswo anhören, die ihn gar nicht interessieren", stellte der Grünen-Politiker fest.
Außerdem sei die monatliche Bürgerfragestunde vor den Sitzungen um 17 Uhr zu früh angesetzt. "Da arbeiten noch viele Leute und sind so verhindert", sagte Schlimme. Nur wenn der Ortsbeirat aufgeteilt würde, könne auch die Fragestunde auf später verschoben werden. Die Fraktionen von SPD und CDU nahmen den Antrag zwar wohlwollend auf, lehnten ihn aber bei der Abstimmung mehrheitlich ab, da sie den Zeitpunkt vor der anstehenden Kommunalwahl für schlecht gewählt hielten.
"Wir sind den Grünen für ihren Diskussionsanstoß dankbar. So ein Antrag hätte eigentlich schon früher kommen sollen", kommentierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Wildhirt den Vorstoß. Wildhirt forderte, eine mögliche Teilung sorgfältig abzuwägen und sowohl bei den Fraktionen als auch bei den Bürgern nachzufragen.
"Wir dürfen nicht vergessen, daß in unserer Größe auch mehr Macht gegenüber der Stadt liegt. Wir haben sicher mehr Einfluß auf die Ämter als beispielsweise der Ortsbeirat von Kalbach", gab der Fraktionsvorsitzende zu bedenken.
Thomas Schlimme hielt dagegen, daß in einem so großen Beirat die einzelnen Stadtteile eher untergingen. "Statt Kom- Fortsetzung auf Seite 5
3
NORDEND. Die Schüler der Schwarzburgschule haben dem internationalen Kinderhilfswerk Unicef 1600 Mark gespendet. Das Geld stammt aus dem Erlös eines Weihnachtsbasars mit Flohmarkt und Kaffeestube.
Die Aktion wurde von zwei Klassen der Grundschule im Nordend angeregt. Die Schüler aus der ersten und dritten Jahrgangsstufe hätten im Religionsunterricht über die Armut in der Dritten Welt gesprochen, berichtete Ulrike Majid, Leiterin der Schwarzburgschule.
Die Kinder seien über den Hunger in den Entwicklungsländern so betroffen gewesen, daß sie etwas dagegen unternehmen wollten. "Das ist ihnen wirklich gelungen", sagte Ulrike Majid stolz. Begleitet von den Religionslehrerinnen Ingrid Westenberger und Erentraud Stephani brachten zehn Schüler aus beiden Klassen das Geld auf die Bank. nia
GERTRUD und KARL WEIDEMEIER haben ihre Mandate für die SPD in der Erlenseer Gemeindevertretung zurückgegeben. Für sie werden HARM OTTEN und KARL HEINZ BACH nachrücken.
FRANKFURT-NORDWEST. Es war eine große Familienfeier im weihnachtlichen Rahmen: die Jahresabschlußfeier der VdK-Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt. Im Saal der evangelischen Auferstehungsgemeinde an der Graebestraße, den die Helferinnen und Helfer festlich geschmückt hatten, konnte Vorsitzender Heinrich Kraus über 100 Mitglieder und Ehrengäste, darunter Heinrich Kohrs vom Frankfurter Kreisverband, den Landtagsabgeordneten Armin Clauss und Pfarrer Michael Schirrmeister als Hausherrn und Stadtbezirksvorsteher Rudi Gesell begrüßen.
Kraus nutzte die Gelegenheit zu einem Rückblick auf seine Amtszeit. Als er im November 1987 "ins kalte Wasser" geworfen wurde und die (mitgliedermäßig auf "Talfahrt" eingestellte) Ortsgruppe übernahm, zählte er gerade noch 118 Mitglieder. Heute dagegen hat die Ortsgruppe immerhin 185 Mitglieder, darunter viele jüngere. "Wir haben Aufwind", so Kraus.
In seinem Grußwort hob der Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt (SPD) die gute Zusammenarbeit der örtlichen Organisationen mit der "Geistlichkeit vor Ort" hervor. Das sei keineswegs immer so gewesen, "aber in Praunheim funktioniert das vorbildlich". Die Gemeinden stellten den Vereinen und Organisationen für Sitzungen und Feiern ihre Räume "sehr preiswert" zur Verfügung.
Musikalische Weihnachtsstimmung unterm großen Tannenbaum verbreiteten die flötenspielenden Kinder der Auferstehungskirche. Unter der Leitung von Elke Eisbrich spielten sie Weihnachtstänze, Hirtenlieder und traditionelle Weihnachtslieder zum Mitsingen.
Nach vielen Grußadressen, Gedichten und einer ausgiebigen Kaffeetafel setzte sich Eddy an seine Elektroorgel und untermalte das vorweihnachtliche Beisammensein musikalisch. Sein Repertoire reichte von Weihnachtsliedern bis hin zu Walzerklängen, die einige Gäste auf die kleine Tanzfläche lockten.
Viel Arbeit "nicht nur bei dieser Feier" hatten die Vorstandsfrauen und die ehrenamtlichen Helferinnen in der Küche und am Getränkestand. Sie hatten nicht nur die Kuchen gebacken und gestiftet, sondern auch serviert und Rollbraten mit Kartoffelsalat für des abschließende Abendessen vorbereitet. rw
ERLENSEE. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz-Dieter Winter hat der Darstellung der Grünen anläßlich der jüngsten Gemeindevertretersitzng widersprochen, wonach der Ortsverband die Abschaffung des Grundrechtes auf Asyl fordere. Vielmehr solle der Artikel 16 "analog der Genfer Flüchtlingskonvention" geändert werden.
Außerdem heißt es in dem Fraktionsantrag der Christdemokraten: "Abgelehnte Asylbewerber sind auch aus Erlensee sofort abzuschieben". hein
Ein Orgelkonzert mit Werken zur Weihnacht von Bach ist am Freitag, 18. Dezember, 20 Uhr, in der evangelischen Katharinenkirche an der Hauptwache zu hören. Organist: Martin Lücker. Der Eintritt kostet zehn Mark. di/50
Ein "kleines Adventskonzert" mit Liedern und Monetten zur Weihnacht gibt es am Samstag, 19. Dezember, 17 Uhr, in der evangelischen Nikolaikirche am Römerberg. Es singt die Epiphaniaskantorei. Leitung: Elke Mattmüller. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei. di/50
Orgelmusik zum Advent ist bei einer Vesper am Samstag, 19. Dezember, 18 Uhr, in der evangelischen Nikolaikirche, Waldschmidtstraße / Ecke Rhönstraße zu hören. Es spielt Andreas Schmidt. di/50
Ev. St. Paulsgemeinde: Weihnachtliche Orgelmusik mit Dagmar Lübking ist am kommenden Sonntag, 20. Dezember, 17 Uhr, in der Alten Nikolaikirche am Römerberg zu hören. di/50
Ein Adventskonzert mit weihnachtlicher Orgelmusik spielt Dagmar Lübking: am Sonntag, 20. Dezember, um 17 Uhr in der evangelischen Alten Nicolaikirche (Römerberg). ak/50
Gospel-Songs: Am Freitag, 18. Dezember, 20 Uhr, singen in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Thomas-Mann-Straße 10 (Nordweststadt), Dorothy Wilson und ihre Gruppe "Gospel Express". di/50
In der Reihe "Musik - Gedanken zum bildhaften Lied" ist in der evangelischen Emmausgemeinde in Eschersheim (Alt-Eschersheim) am Samstag, 19. Dezember, 18 Uhr, ein Liederabend "Maria durch ein Dornwald ging". Petra Bessel (Sopran) wird an der Orgel von Herbert Hoffmann begleitet. di/50
Kolpingfamilie Heddernheim: Am Montag, 21. Dezember, 20 Uhr, feiern die Kolpings mit behinderten Freunden aus Oberursel Advent im Pfarrhaus, Heddernheimer Landstraße 47. di/50
Ev. Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde: Am Sonntag, 20. Dezember, 10 Uhr, ist in der Thomas-Mann-Straße (Nieder-Ursel) eine lateinamerikanische Weihnacht mit dem "Coro Latino". Aufgeführt wird die Misa Creolla von Ariel Ramierez. di/50
Musikgottesdienst: Werke von Brixi, Rathgeber und Vanhal werden in der evangelischen Kirche Cantate Domino unter der Leitung von Conrad Misch aufgeführt - am Freitag, 25. Dezember, um 18 Uhr, in der Ernst-Kahn-Straße 14 in der Nordweststadt. nia/50
Weihnachtskonzert: Werke von Händel, Lübeck und anderen werden in der evangelischen Michaeliskirche in Berkersheim aufgeführt. Karin Baumann leitet das Konzert am Samstag, 26. Dezember, um 17 Uhr, Am Herrenhof 44. nia/50
Die Messe "Misa Criolla" von Ariel Ramierez führen argentinische Musiker unter der Leitung von Raul Alvarellos auf. Der lateinamerikanische Weihnachtsgottesdienst in der evangelischen Dietrich-Bonhoefer-Gemeinde (Nordweststadt) ist am Sonntag, 20. Dezember, um 10 Uhr, Thomas-Mann-Straße 10. nia/50
Ein Adventskonzert mit Orgel-, Chor- und Instrumentalmusik wird unter der Leitung von René Hlawa aufgeführt: am Sonntag, 20. Dezember, um 17 Uhr, in der evangelischen Friedenskirche in Harheim, Am Wetterhahn 1. nia/50
Ev. Markusgemeinde Bockenheim: Der Kindergarten feiert am Freitag, 18. Dezember, 15 Uhr, in der Landgrafenstraße 22 seine Weihnachtsfeier. di/50
Ev. Segensgemeinde Griesheim: Zu einer musikalischen Vesper mit dem Paul-Gerhardt-Chor und zum Singen mit der Gemeinde wird am Samstag, 19. Dezember, 18 Uhr, in die Segenskirche, Alte Falterstraße 6, eingeladen. di/50
Orgelwerke der Romantik spielt Friedrich Schneider in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche am Samstag, 26. Dezember, um 10 Uhr in der Kirche an der Funckstraße 16 (Kuhwald). nia/50
Vom Turm der evangelischen Bethlehemkirche in Ginnheim spielt ein Posaunenchor Weihnachtslieder am kommenden Samstag, 19. Dezember, 18.30 Uhr, Fuchshohl 1. nia/50
Zum traditionellen Weihnachtskonzert lädt die Liebigschule ein. Chor und Orchester musizieren am Donnerstag, 17., und Freitag, 18. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr in der Schulaula, Kollwitzstraße 3, in der Siedlung Westhausen. nia/50
Weihnachten mit Ausländern: Aus Protest gegen Rassismus und Gewalt lädt ein die evangelische Dreifaltigkeitsgemeinde zu einem Treffen bei Kerzenlicht für Heiligabend, 24. Dezember, um 22.30 Uhr am Friedrich-Naumann-Platz in der Kuhwaldsiedlung. nia/50
Die Weihnachtsfeier im Kindergarten der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde ist am Freitag, 18. Dezember, 16 Uhr, in der Funckstraße 16 (Kuhwald). nia/50
Zum Tanzen lädt die evangelische Dreifaltigkeitsgemeinde (Kuhwald) ein. Folklore, Volks- und andere Tänze werden jede Woche geprobt, und zwar montags, 15 Uhr, Funckstraße 14. nia/50
Den "Messias" von Händel bringt der Cäcilienverein am Sonntag, 20. Dezember, um 18 Uhr in der evangelisch-lutherischen Dreikönigskirche (Sachsenhäuser Ufer) zu Gehör. ak/50
Weihnachtstheater spielt die Theatergruppe der evangelischen Erlösergemeinde Oberrad am Samstag, 19. Dezember, um 19 Uhr. Der Eintritt im Gemeindesaal, Wiener Straße 23, ist frei. ak/50
Musik und Märchen stehen in der kleinen Kirche der evangelischen Zachäusgemeinde Niederrad am Sonntag, 20. Dezember, um 17 Uhr auf dem Programm. In der Kelsterbacher Straße 41-43 singt der Chor P. A. Blue unter Leitung von Frank Murmann, Claudia Enders liest Märchen vor. ak/50
Kath. Gemeinde St. Wendel: Die Kinder führen am Donnerstag, 24. Dezember, um 15 Uhr ihr Krippenspiel im Pfarrhaus der Sachsenhäuser Gemeinde, Altes Schützenhüttengäßchen 6, auf. ak/50
Zur Adventsfeier lädt der Gemeinschaftsclub der katholischen Herz-Jesu- Gemeinde Oberrad für den heutigen Donnerstag, 17. Dezember, um 15 Uhr ins Pfarrhaus, Mathildenstraße 30. ak/50
Ein "Offenes Singen" veranstaltet der Chor der Sachsenhäuser Schillerschule am Freitag, 18. Dezember, um 19 Uhr in der Aula. In der Morgensternstraße 3 werden erklingen Weihnachtslieder aus Europa und Lateinamerika. ak/50
Ev.-luth. Erlösergemeinde: Das Kurrendeblasen des Posaunenchores ist am Montag, 21. Dezember, um 19 Uhr: Geblasen wird vom Turm der Oberräder Kirche am Melanchthonplatz. ak/50
Zum Goldsteiner Weihnachtsabend lädt die katholische St.-Johannes-Gemeinde für Donnerstag, 24. Dezember, von 19 bis etwa 23 Uhr ein. Wer zu Musik und Unterhaltung bei Kerzenschein ins Pfarrheim, Am Wiesenhof 76 a, kommen will, sollte sich im Büro der evangelischen Dankeskirche (Am Goldsteinpark) unter Tel. 6 66 58 36 anmelden. ak/50
Frisch geschlagene Weihnachtsbäume aus dem Odenwald verkauft die katholische Sankt-Mauritius-Gemeinde in Schwanheim am kommenden Samstag, 19. Dezember, von 14 bis 17 Uhr. Vor dem Pfarrheim, Mauritiusstraße 10, werden außerdem Glühwein und Schmalzbrote angeboten. ak/50
Die ev. Nazarethgemeinde in Eckenheim lädt zu ihrer Silvesterparty "für jung und alt" ein. Am Donnerstag, 31. Dezember, um 20 Uhr, wird im Gemeindesaal, Feldscheidenstraße 36, groß gefeiert. Anmeldungen dazu werden noch bis spätestens Mittwoch, 23. Dezember, unter Tel. 5 48 18 81 entgegengenommen. nia/50
Jetzt singen sie wieder: Der gemeinsame Kirchenchor der katholischen Gemeinden von Goldstein (St. Johannes) und Schwanheim (St. Mauritius) hat eine Chorleiterin gefunden. Zu den Proben, die regelmäßig montags um 19.30 Uhr im Pfarrsaal der Schwanheimer (Mauritiusstraße 10) sind, dürfen auch neue Sängerinnen und Sänger kommen. ak/50
Eine Winterfreizeit für Jugendliche nach Vorarlberg (Österreich) hat die Nieder-Eschbacher evangelische Gemeinde für die Zeit vom 2. bis 10. Januar organisiert. Auskunft und Anmeldung: ab sofort im Jugendbüro der Gemeinde, Görlitzer Straße 26, unter Tel. 5 07 64 15. ak/50
In der Schwerelosigkeit des Alls fliegt die ganze Familie durch den Innenraum der Rakete: Anna, Tobias, Onkel Herbert, Tante Lisa, Hund Topi und Katze Garfield. Oma hält ihre Augen fest geschlossen und denkt nur an ihre guten Freunde, die nicht mitkommen konnten. "Naja, macht nichts", murmelt sie, "es ist nie zu spät für ein neues Abenteuer." "Prima", freut sich Tobias, "kein Fernsehen mehr und keine Hausaufgaben!"
"Mein geheimer Planet" ist der Titel eines ganz neuartigen Kinderbuches, aus dem diese Szene stammt. Tobias heißt dort der Held. Er könnte aber genauso gut Christian, Markus oder Klausi heißen. Die Heldin Anna könnte im Nu zu Tina, Laura oder Frauke werden - ganz nach Wunsch. Denn dieses bunt bebilderte Buch, eines von sieben, ist eine neue Geschenkidee. Erst beim Kauf wird der Band gedruckt und gebunden, nachdem die persönlichen "Daten" des Kunden in den Computer eingegeben wurden. Nur die Bilder bleiben immer gleich.
Auf der ersten Seite ist auch noch Platz für eine mitgedruckte Widmung. Von Tante Lisa vielleicht, die das Buch verschenkt. Ihr Name könnte ein paar Seiten weiter wieder auftauchen: Mitten im Geschehen. Noch aufregender wird es dann fürs beschenkte Kind, wenn auch Raffi und Mautzchen dabei sind, wenn sie merken, daß die aquarellierte Bilder-Story in ihrer Stadt, in ihrer Straße spielt!
Sieben Geschichten gibt es in dieser Machart zu kaufen. Von "Der Mann im Mond und ich" über "Mein zauberhafter Geburtstag" bis hin zu "Wie ich das Weihnachtsfest gerettet habe". Der Stand, an dem man diese "My Book"-Bücher (so der Name) mit "unempfindlichem" Pappedeckel für 34 Mark kaufen kann, steht in der Spielwarenabteilung des Hertie-Hauses.
Einen Haken an der persönlichen Buchidee könnte man vielleicht entdecken: In den meisten der Geschichten spielen die Hauptrollen Held und Heldin. Was wird, wenn ein Mädchen die Buch-Abenteuer mit ihrer Freundin bestehen will? Oder ein Kind viel mehr Geschwister hat - oder ein Junge gar keine - dafür aber einen Freund - oder . . . nik
Umfrage . . .
Umstritten bleibt die Umfrage dennoch. Denn niemand weiß genau, wieviele der Umfragezettel in welchen Briefkästen landeten. Manche Bewohner hatten bis zum Schluß keinen bekommen. Dafür steckten Bögen in den Briefkästen an der Hügelstraße und an der Eschersheimer Landstraße - dort, wo gar keine Umfragebögen verteilt werden sollten.
Günther Görtz (FDP): "Es steht jedem frei, zu spekulieren, wie Leute abgestimmt hätten, die keinen Bogen gekriegt haben, ob die Leute doppelt gestimmt haben, oder ob die Leute eigentlich nicht doch ganz anderer Meinung sind." sen
Spendenschecks in Höhe von insgesamt 43 000 Mark aus Mitteln des Prämiensparen-Zweckertrags überreichte der Regionalleiter der Nassauischen Sparkasse, Fritz Zimmer, Vertretern sozialer und karitativer Einrichtungen in Frankfurt.
10 000 Mark nimmt die Gemeinschaftsaktion gegen Drogenabhängigkeit in Empfang, 5000 gehen an das Rote Kreuz, Beträge in Höhe von 3000, 2000 und 1000 Mark werden an weitere Vereine und Institutionen verteilt, darunter Frauen helfen Frauen, der Spastiker-Verein, das Theater im Keller und das Caritas-Aussiedlerheim in Hochheim. fra
Beirat . . .
Fortsetzung von Seite 1
Der Grüne sieht den Sinn des Ortsbezirks 6 verfehlt, da dieser mit an die 120 000 Bürgern, (die anderen 15 Beiräte vertreten durchschnittlich 40 000 Frankfurter), die Ausmaße einer kleinen Großstadt angenommen habe. "Der Ortsbeirat soll eigentlich die Defizite der bürgerfernen Verwaltung einer Großstadt ausgleichen. Das ist im 6er nicht der Fall", meinte Thomas Rahner.
Die Kinderbeauftragte Christine Schwab sieht in der Größe gar einen "Wählerbetrug". Nach ihrer Auffassung müßten für die dreifache Zahl von Wählern auch die dreifache Menge Politiker im Beirat sitzen. Ortsvorsteher Rudolf Hartleib äußerte sich moderat: "Ich werde mich Teilungstendenzen nicht widersetzen." Er schlug vor, die Meinung der Bürger per Umfrage zu ermitteln. hen
MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit der Ablösung von Stellplätzen beschäftigt sich eine Anfrage der DKP-Fraktion, die inzwischen von Bürgermeister Bernhard Brehl beantwortet wurde. Die Kommunisten hatten wissen wollen, wie viele Stellplätze von 1989 bis 1992 auf Grundlage der Stellplatzsatzung abgelöst worden seien, ob noch Zahlungen ausstünden und wofür diese Gelder verwandt worden seien.
Der Verwaltungschef antwortete, daß im nachgefragten Zeitraum 22 Stellplätze abgelöst wurden, die Bezahlung jeweils satzungsgemäß erfolgt sei. Ausgegeben wurden die Gelder bisher nicht: "Sie stehen für entsprechende zweckgebundene Maßnahmen unter einer gesonderten Haushaltsstelle zur Verfügung."
Auf die Frage der DKP, wann mit der im Dezember 1991 vom Parlament in Auftrag gegebenen Neufassung der Stellplatzsatzung zu rechnen sei, verwies Brehl auf das Ergebnis der Parkplatzbedarfsplanung, mit dem die Stadt Ende Dezember rechnet. Sobald es vorläge, werde die Satzung überarbeitet, um dann im "zweiten Quartal 1993" vorgelegt zu werden - mithin erst nach der Kommunalwahl im März. wal
Im Gespräch: Bischof Romélus aus Haiti Einsatz für Menschenrechte
Seit die Militärs in Haiti am 30. September 1991 den demokratisch gewählten Präsidenten Jean Bertrand Aristide abgesetzt haben, häufen sich wieder die Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen in dem Karibikstaat. Einer der wenigen Geistlichen, die unter Gefährdung des eigenen Lebens immer wieder willkürliche Verhaftungen, Folter und Erschießungen anprangern, ist Willy Romélus, Bischof in der haitianischen Diözese Jérémy. Er ist derzeit in Europa, um vor allem in der katholischen Kirche für eine Unterstützung der Sozial- und Bildungsarbeit in den Diözesen Haitis zu werben und über die politische Lage zu informieren. Im Gespräch mit der FR berichtete er über die Situation in seiner Heimat und die Rolle der Kirche dort. "Die Repressionen sind so schlimm wie in den schlimmsten Zeiten der Duvalier-Diktatur", sagt der 61jährige Bischof. Seit dem Militärputsch seien etwa drei- bis viertausend Menschen von Soldaten oder Geheimpolizisten ermordet worden. Viele der Opfer seien Anhänger des ehemaligen Präsidenten Aristide gewesen. "Kirchen, in denen über Menschenrechte gesprochen wird, werden häufig von Soldaten umstellt, um die Menschen vom Gottesdienst abzuhalten." Pfarrhäuser würden durchsucht, kirchliche Mitarbeiter bedroht. Er selbst, sagt Romélus, sei Ende September nur knapp einem Mordanschlag entgangen.
Der Bischof äußerte deutliche Sympathie für den im Exil in Washington lebenden Aristide, der als Anhänger der lateinamerikanischen Befreiungstheologie gilt. Auch in Haiti, fordert Romélus, müsse die Kirche deutliche Worte finden, um ihren christlichen Auftrag zu erfüllen und mitzuhelfen, die Menschen aus Unterdrückung und Diktatur zu befreien. Leider sei es im Moment aber so, daß seine zehn Bischofs-Kollegen in Haiti "fast durchweg zu den Zuständen schweigen".
Auch in Rom, deutet Romélus an, fehle es an der nötigen Unterstützung. So sei die - zu 80 Prozent katholische - Bevölkerung Haitis irritiert darüber, daß der Papst den diplomatischen Vertreter des Vatikans in Haiti mit einem Empfehlungsschreiben bei der vom Militär eingesetzten derzeitigen Regierung Haitis eingeführt habe. "Viele deuten das als eine Anerkennung dieser Regierung", sagt Romélus. Solidarität erfahren die Anhänger Aristides zwar von der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS). Aber die Sanktionen, die von der OAS gegen die für "illegal" erklärte derzeitige Regierung Haitis verhängt worden sind, haben nach Ansicht von Romélus "überhaupt keine Wirkung" gezeigt. Das Handelsembargo werde von einigen OAS-Mitgliedern, wie den USA, immer wieder durchlöchert.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche in Haiti sieht der Bischof darin, die Menschenrechtsverletzungen öffentlich zu machen. Möglich werde dies unter anderem über Radiosender, die überwiegend aus dem Ausland nach Haiti senden. Überdies sei die kirchliche Bildungs- und Sozialarbeit dort unverzichtbar. Er hoffe, sagt Romélus, daß die katholischen Hilfswerke in Europa sich für eine Unterstützung dieser Arbeit einsetzen. Vier von fünf Haitianern seien Analphabeten, die Arbeitslosigkeit betrage 60 Prozent. Seit der Weltmarktpreis für die Hauptexportware Kaffee eingebrochen sei, lebten 80 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
Über die politische Einflußnahme der Kirche im Staat meint Romélus, es sei "zwar besser, wenn es ohne sie ginge". Aber Stellung zu nehmen gegen Diktatur und Menschenrechtsverletzungen, das sei die "Pflicht" der Kirche: "Christus hätte das genauso gemacht." MATTHIAS BARTSCH
Die Schweiz . . .
Fortsetzung von Seite 1
Rupert von Plottnitz setzte sich dafür ein, in der zentralen Behörde in Zirndorf, wo sich nach Angaben der Grünen derzeit 400 000 unerledigte Asylanträge stapeln, mehr Personal einzustellen. Dort fehlen nach Ansicht der Grünen 2000 Entscheider. "Viele beanspruchen Asylrecht, denen es nicht zusteht", sagte von Plottnitz. Doch für diese Situation könne man "nicht das Grundgesetz verantwortlich machen". Der "Ärger" sei die Dauer der Verfahren. "Im Regelfall" werde erst nach zwölf bis 13 Monaten über einen Antrag entschieden. Einfache Verfahren sollten jedoch "nicht länger als eineinhalb bis zwei Monate dauern", so der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Hessen.
Von Plottnitz warnte davor, den Artikel 16 zu ändern. Dies werde dazu führen, daß die Zahl der Ausländer, die sich illegal in Deutschland aufhalten, stark ansteige, was letztendlich eine "Gefahr für die innere Sicherheit" bedeute. gap
Von Schwanewede zur Partnerschule in Gambia Entwicklungspolitik im Unterricht: Erfahrungen mit einer ungewöhnlichen, bisher einzigartigen Klassenfahrt
"Vom Hocker" fielen jedoch nicht die Eltern der fünf Schülerinnen und Schüler, die schließlich im September für zwei Wochen auf Studienfahrt ins westafrikanische Gambia gingen. Vielmehr waren es die Beamten im niedersächsischen Kultusministerium, die wegen der noch nie dagewesenen Aufgabe geradezu an ihren Bürostühlen kleben blieben. Fast ein Jahr dauerte es, bis sie sich durchringen konnten, die Genehmigung zu dieser, in Deutschland erstmaligen "Unterrichtsveranstaltung außerhalb des Schulortes" zu geben.
"Fast wäre die ganze Sache daran gescheitert, daß es kein passendes Antragsformular für diese Art von Fahrt gab", sagt Mechthild Reinhardt, 52jährige Erdkundelehrerin an der Kooperativen Gesamtschule im niedersächsischen Schwanewede. Sie hatte im Sommer 1991 die Idee gehabt, mit ihren Schülern ihre Partnerschule in Gambia zu besuchen. "Im Lehrplan ist ein ganzes Halbjahr für das Thema ,Entwicklungsprobleme&rquote; vorgesehen. Die Schüler sollen z. B. lernen, Entwicklungsprojekte auf ihre Tauglichkeit hin zu bewerten. Ich dachte mir, es ist doch Wahnsinn, daß wir in Schwanewede sitzen und von hier aus die Probleme der Dritten Welt lösen lernen sollen. Ich war 1987 zwei Wochen in Burkina Faso - seit da weiß ich, wie hoffnungslos es ist, zu denken, man könne vom Schreibtisch aus irgend etwas dort beurteilen oder gar lösen."
Zwar hatte Mechthild Reinhardt schon viel Erfahrung mit den Tücken internationaler Schülerbegegnungen, organisiert sie doch schon seit zehn Jahren den deutsch-französischen Schüleraustausch ihrer Schule. Aber die Fahrt nach Gambia durchzusetzen war eine andere Sache. Es gab keine Erfahrungswerte für eine schulische Reise in ein Entwicklungsland. "Mit einem normalen Austausch oder einer der üblichen Studienfahrten nach London, Rom oder Paris kann man das nicht vergleichen. In Gambia kann man sich nicht einfach in einer Jugendherberge einmieten und sich vom Fremdenverkehrsamt das Besuchsprogramm zusammenstellen lassen." Den Unterschied zu "normalen" Studienfahrten brachte die 18jährige Mitfahrerin Katja Kniese auf den Punkt: "Normalerweise geht man ja während einer Studienfahrt in der Gruppe z. B. durch Rom und hört sich das Referat über das Kollosseum oder den Petersdom an. Mit den Menschen dort haben wir keinen Kontakt. Wir wollen ja in erster Linie Spaß in der Gruppe haben. Wenn ich zum Badeurlaub nach Teneriffa fahre, interessieren mich die Leute dort gar nicht."
Aber gerade um die Menschen ging es. Seit 1990 hat die niedersächsische Gesamtschule Kontakt mit einer beruflichen Schule in Gambia. Die Möglichkeit, den Schülern einmal vor Augen zu führen, daß die Dritte-Welt-Ausschüsse, all die Spendenaufrufe, Basare nicht nur ein schwer nachvollziehbares Steckenpferd damit nervender Lehrer seien, sondern tatsächlich etwas mit konkreten Menschen zu tun haben, denen es an allem fehlt, was für uns selbstverständlich ist, ist wohl der Traum jedes Lehrers, der sich in der Dritten Welt engagiert.
Aber trotz all dieser einleuchtenden Gründe, trotz der ausdrücklichen Aufforderung des Kultusministers, solche Schülerbegegnungen zu fördern, gab es viele Hindernisse auf dem Weg nach Gambia zu überwinden. Ursprünglich hatten sich 18 Schülerinnen und Schüler für die Fahrt nach Gambia interessiert. Aber die Sorge um die Gesundheit, die ungewohnte Belastung durch das Klima der tropischen Regenzeit, die Furcht vor der eigenen Courage schließlich sorgten dafür, daß nur fünf Mitfahrer überigblieben. Ein Vorwurf wurde besonders laut: die Fahrt sei wegen der hohen Kosten von über 2000 Mark nur etwas für Kinder reicher Eltern. Obwohl der Preis durch Zuschüsse auf 1500 Mark pro Schüler gesenkt werden konnte (Spendengelder für die Partnerschule wurden dafür nicht verwendet), blieb doch eine Differenz von 700 Mark zu den Kosten von normalen Studienfahrten. Daß die Reise eine Elitefahrt gewesen sei, wie viele Kollegen gemurrt hätten, bestreiten auch die Schüler. Sie hatten ja insgesamt ein Jahr Zeit, sich und ihre Eltern auf die finanzielle Belastung vorzubereiten. "In einem Jahr kann man so viel Geld aufbringen, wenn es einem wichtig ist", so einer der Mitfahrer. Ob durch Jobs Geld verdient wurde, Erspartes geopfert oder der heißersehnte Führerschein aufgeschoben wurde: am fehlenden Geld hat es nicht gelegen. Die Lehrerkollegen waren schließlich zu überzeugen, die Beschlußlage der Gesamtkonferenz so zu ändern, daß die Fahrt möglich wurde.
Schwieriger war es bei den Behörden. Schließlich kam die Genehmigung nach ungezählten Briefwechseln mit verschiedenen Behörden, insgesamt drei Besuchen im Kultusministerium und bei der Bezirksregierung dann doch noch. Die Flugtickets waren freilich längst bestellt und angezahlt. Die Vorbereitungen der Reise erstreckten sich ebenfalls über ein Jahr. Nicht nur die Schüler sollten Bescheid wissen über das Land und die Leute, mit denen sie zu tun bekommen sollten. Auch dem Kollegium der Schule mußte erst diese ungewohnte Form des Unterrichts nähergebracht werden. Und schließlich sollten auch die besorgten Eltern wissen, auf welche Unwägbarkeiten ihre Kinder (allesamt in der 13. Klasse und volljährig) sich einlassen würden. "Aber das wichtigste war es, daß die Schüler selber an der Planung teilgenommen haben. Ich sehe mich nicht als Reiseunternehmer, der im Schuldienst für Jugendliche Abenteuerreisen organisiert. Die Schüler mußten selber die Anträge formulieren - wer nach Afrika fahren will, wird ja auch sagen können, warum." So die Pädagogin Reinhardt.
Die Möglichkeiten, Zuschüsse zu bekommen, recherchierten die Schüler selbst. Auch die Flugverbindung hatten die Schüler herausgesucht; sie bestimmten, zu welchen Themen sie sich vorbereiten wollten. Die Probleme, mit denen sie sich im Vorfeld der Fahrt beschäftigten, waren unter anderem der Kolonialismus, die Auswirkungen des Massentourismus (Gambia ist ein touristisch erschlossenes Land), die deutsche Entwicklungspolitik gegenüber Gambia und auch die sozialen, kulturellen und religiösen Bedingungen in dem islamischen Land. Reihum bereiteten sich die Schüler auf ein Thema vor und hielten nachmittags ihre Referate - in der schulfreien Zeit.
In Gambia wartete auf die insgesamt achtköpfige Gruppe ein volles Progamm. Nur für zwei Wochen war die Genehmigung erteilt worden, und vieles mußte in der kurzen Zeit untergebracht werden. Die Partnerschule Gambia und ihr agiler Schulleiter Forster hatte schon Monate vor der Ankuft der Gruppe mit den Vorbereitungen des Aufenthalts begonnen. Die vor der Abfahrt noch große Unsicherheit der Deutschen, ob man denn den harten Lebensverhältnissen in Afrika gewachsen sei, stellten sich als unbegründet heraus. Zwar hatten sich die Schüler bewußt entschieden, die auch existierenden Hotels mit europäischem Komfort zu meiden und statt an der touristisch voll erschlossenen Küstenregion lieber ihr Quartier direkt am Schulort Brikama zu beziehen, um mehr vom Alltag der Bevölkerung erleben zu können. Doch die Unterkunft in einem Gästehaus der methodistischen Mission war durchaus auch verwöhnten deutschen Gymnasiasten ausreichend bequem. "Meine Mutter würde es in der Küche hier zwar keinen Tag aushalten", mußmaßte Frank Westerhold, "aber es ist doch alles da: Dusche, Toiletten, Betten - hier kann man's aushalten!" Zumal die hohen Gäste aus Deutschland keinen Finger zu rühren hatten. Drei Frauen waren extra dafür abgestellt, für das leibliche Wohl zu sorgen - es gab dreimal am Tag warm zu essen. Eine Frau war dafür engagiert, jeden Tag die Wäsche der acht Gäste zu waschen - mit der Hand. Ungebetene Gefälligkeiten, die für die Deutschen nicht leicht zu akzeptieren waren. "Die Frauen, die für uns kochten, haben nicht mit uns am Tisch gegessen, sondern in der Küche auf dem Fußboden. Und das Fleisch war auch nur für uns - sie selbst haben etwas anderes gegessen", war eine der ungewohnten Erfahrungen.
Aber es war dafür gesorgt, daß diese Irritationen zumindest teilweise aufgeklärt werden konnten: Immer waren Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Angestellte der Partnerschule da, um etwaige Fragen zu beantworten. Schulleiter Forster legte viel Wert darauf, daß die jungen Leute ungehindert ins Gespräch kommen sollten und hatte deshalb arrangiert, daß sogar nachts Gambier mit im Haus waren, eine Camp-Atmosphäre herrschte. "Es war total wichtig, daß wir diesen direkten Kontakt zu den Gambiern hatten", sagt Mitfahrerin Ulrike Groppe. "Sonst würden ja Gespräche mit der Bevölkerung auf der Ebene ablaufen, daß man nur nette Konversation macht und Höflichkeiten austauscht. So hatten wir z. B. die Gelegenheit zu erfahren, wie es für die Lehrerin Mhama ist, die dritte Frau ihres Mannes zu sein und mit zwei Nebenfrauen leben zu müssen."
Aber auch bei allen Ausflügen zu Behörden, den traditionellen "Chiefs" und vielen Schulen der Umgebung waren Schülerinnen und Schüler der Partnerschule dabei. Ob man einen Termin beim Commissioner hatte (das Äquivalent zu den deutschen Ministerpräsidenten der Länder), beim Minister für Jugend, dem ehemaligen Bildungsminister und Parlamentssprecher oder bei dem deutschen Gesandten in der Hauptstadt Banjul: die Kommentare der einheimischen Altersgenossen waren ein Korrektiv für die offiziellen Verlautbarungen. Aber auch die unliebsamen Erlebnisse konnten mit Hilfe der gambischen Schüler zumindest etwas aufgearbeitet werden. So zählten die Bettelei und die permanente Bitte von Kindern, ihnen doch die Adresse in Deutschland zu geben und Geld, Bücher, Uhren zu schicken, zu den unangenehmen Erfahrungen. Der gambische Schüler Edrisa erklärt: "In Gambia hat man keine Chance, seine Bildung weit genug zu bringen, um eine gute Zukunft zu haben. Es gibt nicht genug weiterführende Schulen, keine Universität. Wer etwas werden will, muß ins Ausland gehen, und das schafft er nur, wenn er Kontakt zu Weißen bekommt, die ihm Geld schicken oder ein Flugticket nach Europa." Die unrühmliche Rolle, die der Massentourismus (vorwiegend aus Deutschland kommend) bei der zunehmenden Abhängigkeit der Gambier von den Touristen spielt, sieht Edrisa anders als sein Schulleiter. Dieser bringt das Phänomen Tourismus so auf den Punkt: "Wir werden ein Volk von Bettlern, wenn es Schule macht, daß ein Kind mit dem Betteln bei ,großzügigen' Touristen, denen im Urlaub sowieso das Geld locker sitzt, mehr Geld verdient als der Vater mit seiner Arbeit." Sein Schüler Edrisa dagegen: "Die Touristen haben eine Menge Entwicklung gebracht. Die Hotels, die guten Straßen dort, wo Touristen sind. Ohne Tourismus hätte keiner die Gelegenheit, das Land zu verlassen und im Ausland zu studieren. Wer es geschafft hat, dem haben Touristen geholfen."
Dafür zu sorgen, daß sein Volk nicht "ein Volk von Bettlern wird", hat sich Schulleiter Forster mit der Gründung "seiner" Schule vorgenommen. Die Partnerschule ist zu dem Zweck gegründet worden, um auch den Schülern eine Ausbildung zu verschaffen, die durch die Zugangsberechtigung zur weiterführenden Schule fallen. Mehr als 60 Prozent aller gambischen Schüler müssen nach sechs Jahren Grundschule abgehen. Für sie ist Arbeitslosigkeit, in den Städten soziale Isolation und (seit den letzten Jahren zunehmend) eine Drogenkarriere vorgezeichnet. Erst seit vier Jahren gibt es die Schule, und in dieser Zeit wurden Räumlichkeiten für die inzwischen 1400 Schülerinnen und Schüler gebaut. Vor zwei Jahren begann die Unterstützung durch die deutsche Gesamtschule, die in dieser Zeit 80 000 Mark beschafft hat. Dennoch sind die Zustände an der Schule (die vom Staat zwar hochgelobt und anerkannt, nicht aber finanziell unterstützt wird) für die Augen der Gäste reichlich ungewöhnlich. Die Mauern nur halb hochgezogen, um Ziegel zu sparen, die Wände nicht verputzt, keine Türen und Fenster, nur Löcher in den Wänden. Beim Mobiliar ist die größte Not gelindert, seit aus Schwanewede in Deutschland ausgemusterte Schulmöbel geschickt worden sind. "Ist schon witzig, hier unsere alten Bioraumstühle zu sehen."
Aber bei aller materiellen Kargheit ist für die Schüler der Unterricht am fremdesten. Wenn 50 Schüler in einer Klasse sitzen, dichtgedrängt und ohne Bücher und Schreibmaterial, muß Unterricht anders organisiert werden als in Deutschland. Auch dafür muß erst Verständnis geschaffen werden: Für Björn ist es nicht einfach zu akzeptieren, daß der Kunstlehrer nicht aus Unwillen oder Bequemlichkeit schlechten Unterricht macht, sondern weil er es nicht besser kann. Für einen deutschen Schülersprecher ein Ding der Unmöglichkeit: "Da steht der Lehrer 20 Minuten an der Tafel und zeichnet irgendeine afrikanische Maske an!", erregt er sich. "50 Schüler sitzen derweil herum und gucken zu - oder auch nicht. Und perspektivisch zeichnen kann er wohl auch nicht!" Schwer für einen Schüler zu begreifen, daß er plötzlich mit seinem Fast-Abitur deutlich höher qualifiziert dasteht als der gambische Lehrer, der nur in ein paar Kursen für seinen Beruf fitgemacht wor-
Neben vielen neuen Erlebnissen bringen die Schüler auch neue Erkenntnisse zurück. Was es eigentlich ist, wissen sie selbst noch nicht: "Das alles in Worte zu fassen, das würde ich nicht können", findet Katja noch eine Woche nach der Rückkehr nach Schwanewede. Für Ulrike hat die Fahrt eine andere Bedeutung gehabt. "Ich glaube, mein Umgang mit Afrikanern hat sich verändert. Wenn ich jetzt in der Straßenbahn einem Afrikaner begegne, dann ist das nicht nur eine gesichtslose, schwarze, bedrohliche Masse, die Deutschland überrollen und Steuergelder fressen will. Ich weiß jetzt, daß dahinter richtige Menschen stehen, die gar nicht so ganz anders als wir und unheimlich sind, Menschen wie Mhama, Sonna oder Edrisa."
Reue um das viele Geld für die Reise? Die Schüler antworten mit Sätzen des Schulleiters Forster: "Geld zu bekommen ist wichtig für uns - ohne das Geld aus Deutschland gäbe es diese Schule nicht. Aber noch wichtiger für uns als Menschen ist es, daß Sie gekommen sind, uns zu besuchen. Wenn man reich ist und zwar Geschenke gibt, aber nie kommt, um zu sehen, wie der Arme lebt, hat man nichts miteinander gemeinsam. Für unsere Schüler ist noch wichtiger als die Schulbildung, daß sie das Gefühl haben können: Wir sind nicht allein gelassen auf dieser Welt. Wir müssen die Hoffnung noch nicht aufgeben - wir haben Freunde." CHRISTOPH REINHARDT
FRANKFURT A. M. Die sportliche Jahresbilanz der Leichtathleten von Eintracht Frankfurt weist 49 Hessenmeisterschaften und fünf Berufungen in den Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf. Ein Deutscher Meister (Wolfram Walther im Dreisprung) sowie mehrere gute Plazierungen bei der Deutschen und der Süddeutschen Meisterschaft kamen hinzu. Diese Bilanz präsentierte Abteilungsleiter Hans Joachim Schroeder auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit, bei der jedoch die Bewertung der Erfolge im Mittelpunkt stand. Mit den 49 Hessentiteln blieben die Leichtathleten zwar hinter dem Resultat (58 Titel) von 1991 zurück, konnten aber insgesamt das hohe Niveau der letzten zehn Jahre halten.
Zum Hintergrund: 1982 verabschiedete sich die Eintracht aus der Bundesliga und konnte seither die hessischen Meistertitel mehr als verdoppeln. Die Jugend-Mannschaften ließen zudem mit einem Doppel-Erfolg in der zurückliegenden Saison aufhorchen. Jungen und Mädchen belegten den ersten Platz und holten damit das seltene Double.
Trotz dieser Erfolge war Schroeder nicht in ausgelassener Stimmung. Denn: Die Hoffnungen auf ganz große Leistungen oder eine Teilnahme bei Olympia wurden enttäuscht. Verletzungen oder Krankheiten machten der Eintracht einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam die Schwangerschaft der Spitzenläuferin Sabine Richter. Schroeders Fazit: "Wir müssen eben ein schlechteres Jahr für den Spitzenbereich wegstecken."
Doch die Eintrachtler haben keine Zeit, ihre Wunden zu lecken: Sie bekommen von ungeahnter Seite Druck. Sportdezernentin Sylvia Schenk interpretiert die Erfolge anders. Titel in Hessen seien für die Eintracht doch "kleine Fische", schließlich sei die Leistungsgemeinschaft (LG) Frankfurt einziger ernstzunehmender Konkurrent, sagte die SPD-Politikerin der Stadtteil-Rundschau. Und: Für die Sportdezernentin zählen erst Deutsche Meistertitel oder die Teilnahme bei internationalen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen. "Andere Vereine werden nicht gefördert und sind trotzdem erfolgreich." So hätten beispielsweise die Hokkey-Damen von SC 80 oder Eintracht ohne finanzielle Unterstützung in den vergangenen Jahren nationale Titel errungen.
Von den etwa 800 000 Mark der Stadt für Leistungsförderung gingen insgesamt etwa 325 000 Mark an die LG und die Eintracht. Schenk: "Die Ruderer würden mit den 119 000 Mark, die die Eintracht bekommt, einen Gold-Achter haben."
Für Schroeder bedeutet das, Äpfel mit Birnen vergleichen: "Gute Leichtathleten sind teuer, während in den genannten Sportarten noch reine Amateure zu finden sind." LG-Sprecher Karl Terstegen sieht das genauso: "Mit 250 Mark im Monat ist kein Spitzenathlet zu halten", erklärte er der Stadtteil-Rundschau. Nur Fahrtkosten in Höhe der genannten Summe dürften die beiden Vereine, so Terstegen, von der Leistungsförderung für einzelne Sportler abrechnen.
In anderen deutschen Leistungszentren würden den Sportlern Jobs, Wohnungen für etwa 1400 Mark im Monat und sogar Handgeld geboten. Der Konter von Schenk: "Sie wollen doch nur ihre Pfründe verteidigen." Für die Vereine gelte es in Zukunft, mehr Ideen zu produzieren, und die Stadt werde die Mittel flexibler und durchsichtiger verteilen.
Für das kommende Jahr wünscht sich Schroeder, in Ruhe weiter arbeiten zu dürfen. Eine Kürzung der Förderung wie im Vorjahr würde schaden: "Wir fanden zum Glück für die etwa 50 000 Mark einen Sponsor." Mit einem neuen Trainer in der Kalbacher Halle könnte zudem noch einiges bewegt werden.
Ob der Eintracht-Sponsor 1993 noch tiefer in die Tasche greifen muß oder der Klub noch andere Geldquellen finden muß, entscheidet sich im Frühjahr. Bis dahin wird weiter über Erfolg und Mißerfolg gestritten. ara
FRANKFURT A. M. Die sportliche Jahresbilanz der Leichtathleten von Eintracht Frankfurt weist 49 Hessenmeisterschaften und fünf Berufungen in den Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf. Ein Deutscher Meister (Wolfram Walther im Dreisprung) sowie mehrere gute Plazierungen bei der Deutschen und der Süddeutschen Meisterschaft kamen hinzu. Diese Bilanz präsentierte Abteilungsleiter Hans Joachim Schroeder auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit, bei der jedoch die Bewertung der Erfolge im Mittelpunkt stand. Mit den 49 Hessentiteln blieben die Leichtathleten zwar hinter dem Resultat (58 Titel) von 1991 zurück, konnten aber insgesamt das hohe Niveau der letzten zehn Jahre halten.
Zum Hintergrund: 1982 verabschiedete sich die Eintracht aus der Bundesliga und konnte seither die hessischen Meistertitel mehr als verdoppeln. Die Jugend-Mannschaften ließen zudem mit einem Doppel-Erfolg in der zurückliegenden Saison aufhorchen. Jungen und Mädchen belegten den ersten Platz und holten damit das seltene Double.
Trotz dieser Erfolge war Schroeder nicht in ausgelassener Stimmung. Denn: Die Hoffnungen auf ganz große Leistungen oder eine Teilnahme bei Olympia wurden enttäuscht. Verletzungen oder Krankheiten machten der Eintracht einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam die Schwangerschaft der Spitzenläuferin Sabine Richter. Schroeders Fazit: "Wir müssen eben ein schlechteres Jahr für den Spitzenbereich wegstecken."
Doch die Eintrachtler haben keine Zeit, ihre Wunden zu lecken: Sie bekommen von ungeahnter Seite Druck. Sportdezernentin Sylvia Schenk interpretiert die Erfolge anders. Titel in Hessen seien für die Eintracht doch "kleine Fische", schließlich sei die Leistungsgemeinschaft (LG) Frankfurt doch der einzige ernstzunehmende Konkurrent, sagte die SPD-Politikerin im Gespräch mit der Stadtteil- Rundschau.
Und: Für die Sportdezernentin zählen erst Deutsche Meistertitel oder die Teilnahme bei internationalen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen. "Andere Vereine werden nicht gefördert und sind trotzdem erfolgreich." So hätten beispielsweise die Hockey-Damen von SC 80 oder Eintracht ohne finanzielle Unterstützung in den vergangenen Jahren nationale Titel errungen.
Von den etwa 800 000 Mark der Stadt für Leistungsförderung gingen insgesamt etwa 325 000 Mark an die LG und die Eintracht. Schenk: "Die Ruderer würden mit den 119 000 Mark, die die Eintracht bekommt, einen Gold-Achter haben."
Für Schroeder bedeutet das, Äpfel mit Birnen vergleichen: "Gute Leichtathleten sind teuer, während in den genannten Sportarten noch reine Amateure zu finden sind." Karl Terstegen, Sprecher der Leistungsgemeinschaft, sieht das genauso: "Mit 250 Mark im Monat ist kein Spitzenathlet zu halten", erklärte er der Stadtteil-Rundschau. Nur Fahrtkosten in Höhe der genannten Summe dürften die beiden Vereine, so Sprecher Terstegen, von der Leistungsförderung für einzelne Sportler abrechnen.
In anderen deutschen Leistungszentren würde den Sportlern ein Arbeitsplatz, eine Wohnung für etwa 1400 Mark im Monat und sogar Handgeld geboten. Der Konter von Sylvia Schenk: "Sie wollen doch nur ihre Pfründe verteidigen." Für die Vereine gelte es in Zukunft, mehr Ideen zu produzieren, und die Stadt werde die Mittel flexibler und durchsichtiger verteilen.
Für das kommende Jahr wünscht sich Schroeder, in Ruhe weiter arbeiten zu dürfen. Eine Kürzung der Förderung wie im Vorjahr würde schaden: "Wir fanden zum Glück für die etwa 50 000 Mark einen Sponsor." Mit einem neuen Trainer in der Kalbacher Halle könnte zudem noch einiges bewegt werden.
Ob der Eintracht-Sponsor 1993 noch tiefer in die Tasche greifen muß oder ob der Traditionsclub vielleicht noch andere Geldquellen auftun muß, wird sich im nächsten Frühjahr entscheiden. Bis dahin wird weiter über Erfolg und Mißerfolg gestritten. ara
FRANKFURT A. M. Die sportliche Jahresbilanz der Leichtathleten von Eintracht Frankfurt weist 49 Hessenmeisterschaften und fünf Berufungen in den Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf. Ein Deutscher Meister (Wolfram Walther im Dreisprung) sowie mehrere gute Plazierungen bei der Deutschen und der Süddeutschen Meisterschaft kamen hinzu. Diese Bilanz präsentierte Abteilungsleiter Hans Joachim Schroeder auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit, bei der jedoch die Bewertung der Erfolge im Mittelpunkt stand. Mit den 49 Hessentiteln blieben die Leichtathleten zwar hinter dem Resultat (58 Titel) von 1991 zurück, konnten aber insgesamt das hohe Niveau der letzten zehn Jahre halten.
Zum Hintergrund: 1982 verabschiedete sich die Eintracht aus der Bundesliga und konnte seither die hessischen Meistertitel mehr als verdoppeln. Die Jugend-Mannschaften ließen zudem mit einem Doppel-Erfolg in der zurückliegenden Saison aufhorchen. Jungen und Mädchen belegten den ersten Platz und holten damit das seltene Double.
Trotz dieser Erfolge war Schroeder nicht in ausgelassener Stimmung. Denn: Die Hoffnungen auf ganz große Leistungen oder eine Teilnahme bei Olympia wurden enttäuscht. Verletzungen oder Krankheiten machten der Eintracht einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam die Schwangerschaft der Spitzenläuferin Sabine Richter. Schroeders Fazit: "Wir müssen eben ein schlechteres Jahr für den Spitzenbereich wegstecken."
Doch die Eintrachtler haben keine Zeit, ihre Wunden zu lecken: Sie bekommen von ungeahnter Seite Druck. Sportdezernentin Sylvia Schenk interpretiert die Erfolge anders. Titel in Hessen seien für die Eintracht doch "kleine Fische", schließlich sei die Leistungsgemeinschaft (LG) Frankfurt einziger ernstzunehmender Konkurrent, sagte die SPD-Politikerin der Stadtteil-Rundschau.
Und: Für die Sportdezernentin zählen erst Deutsche Meistertitel oder die Teilnahme bei internationalen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen. "Andere Vereine werden nicht gefördert und sind trotzdem erfolgreich." So hätten beispielsweise die Hockey-Damen von SC 80 oder Eintracht ohne finanzielle Unterstützung in den vergangenen Jahren nationale Titel errungen.
Von den etwa 800 000 Mark der Stadt für Leistungsförderung gingen insgesamt etwa 325 000 Mark an die LG und die Eintracht. Schenk: "Die Ruderer würden mit den 119 000 Mark, die die Eintracht bekommt, einen Gold-Achter haben."
Für Schroeder bedeutet das, Äpfel mit Birnen vergleichen: "Gute Leichtathleten sind teuer, während in den genannten Sportarten noch reine Amateure zu finden sind." LG-Sprecher Karl Terstegen sieht das genauso: "Mit 250 Mark im Monat ist kein Spitzenathlet zu halten", erklärte er der Stadtteil-Rundschau. Nur Fahrtkosten in Höhe der genannten Summe dürften die beiden Vereine, so Terstegen, von der Leistungsförderung für einzelne Sportler abrechnen.
In anderen deutschen Leistungszentren würden den Sportlern Jobs, Wohnungen für etwa 1400 Mark im Monat und sogar Handgeld geboten. Der Konter von Schenk: "Sie wollen doch nur ihre Pfründe verteidigen." Für die Vereine gelte es in Zukunft, mehr Ideen zu produzieren, und die Stadt werde die Mittel flexibler und durchsichtiger verteilen.
Für das kommende Jahr wünscht sich Schroeder, in Ruhe weiter arbeiten zu dürfen. Eine Kürzung der Förderung wie im Vorjahr würde schaden: "Wir fanden zum Glück für die etwa 50 000 Mark einen Sponsor." Mit einem neuen Trainer in der Kalbacher Halle könnte zudem noch einiges bewegt werden.
Ob der Eintracht-Sponsor 1993 noch tiefer in die Tasche greifen muß oder der Klub noch andere Geldquellen finden muß, entscheidet sich im Frühjahr. Bis dahin wird weiter über Erfolg und Mißerfolg gestritten. ara
In der iranisch-irakischen Grenzregion Pishder sind neue "Gäste" - so die offizielle Bezeichnung - eingetroffen. Weit über 2000 Guerilleros der in der Türkei bewaffnet für Kurdenautonomie kämpfenden PKK haben sich hier angesiedelt. Die Bewohner der Region freuen sich über die Gäste. "Vor allem deshalb, weil dieser unschöne Krieg jetzt vorbei ist", meint ein Ingenieur aus Qala Dize, der größten Stadt der Grenzregion. "Niemand wollte, daß es zum Krieg kommt, und die Leute sind bereit, die PKK hier in allem zu unterstützen, wenn nur Frieden bleibt."
Im Oktober hatten die irakischen Kurden versucht, die PKK gewaltsam zu vertreiben. Daran schloß sich eine Offensive der türkischen Armee an, die die PKK nach Irak hinein verfolgte. Die Regierung des irakischen Südkurdistan schloß schließlich einen Waffenstillstand mit der PKK.
"Diese Auseinandersetzung war nicht schön und hat auch uns sehr geschadet" resümiert heute der stellvertretende kurdisch-irakische Innenminister Ahmet Serif in Hewler. Doch nun seien die Beziehungen äußerst zufriedenstellend.
Fünf Dörfer und Stellungen wurden den PKK-Leuten, die sich den Peschmerga-Truppen der kurdischen Regierung ergaben, zur Verfügung gestellt, die Waffen nach der Ankunft dort zurückgegeben. Die Versorgung ist gewährleistet, die Bewegungsfreiheit nur in Grenzen. Alle PKK-Mitglieder erhalten Ausweiskarten, die sie dann beim Verlassen ihrer Region vorzuzeigen haben. Schwere Waffen sind im Lager Pishder nicht zu sehen. Sie wurden während der Auseinandersetzungen zum größten Teil auf die türkische Seite der Grenze gebracht. Mehrere hundert Guerillakämpfer sollen ebenfalls direkt zu den in der Türkei operierenden Einheiten gestoßen sein.
Nichts bestätigt den Eindruck, daß die PKK alle Gedanken an Weiterführung des Kampfes aufgegeben hat. Im Gegenteil: "Alle fünf Dörfer liegen direkt an der iranischen Grenze" erklärt einer der Peschmerge aus Qala Dize, "die PKK kann nach Iran und von dort aus in die Türkei, sie ist nicht völlig abgeschnitten." Nach einer kurzen Pause fährt er fort: "Wir wußten auch nicht mehr, was wir denken sollten. Wir wollen nicht, daß die PKK für ihren Kampf in der Türkei geschwächt wird, das sind Kurden wie wir und sie werden unterdrückt, wie wir unter Saddam. Aber sie haben auch Fehler gemacht. Hier haben wir so große Schwierigkeiten, unsere Kinder verhungern uns, sie müssen wissen, daß wir von der Türkei abhängig sind." Ähnliche Äußerungen sind in Teehäusern, Bussen, überall dort, wo Menschen zusammenkommen und zu diskutieren anfangen zu vernehmen. Vor allem im Norden, direkt an der türkischen Grenze, wo die Kurden von der Versorgung über die Türkei abhängig sind, warteten die Menschen auf Lebensmittellieferungen und UN-Hilfsgüter: "Die hätte die PKK durchlassen müssen" meinen viele, auch die, die sich geweigert hatten, zu den Waffen zu greifen und die PKK zu bekämpfen. Südkurdistan litt phasneweise unter einem dreifachen Embargo. Zum einen blockiert Iraks Diktator Saddam Hussein die Kurdenregion, zum anderen kommen wegen des UN-Embargos gegen Irak kaum Erstazteile ins Land. Als dann die PKK noch die türkisch-irakische Grenze sperrte, verschärfte das die Versorgungskrise.
Während nun der Innenminister der irakischen Kurden in Arbil von konkreten Drohungen der Türkei in Bezug auf die Hilfslieferungen spricht, macht ein Blick auf die andere Seite der Grenze die ganze Vielfalt der kurdisch-kurdischen Auseinandersetzung deutlich. Dort hat die "Winteroffensive 92" begonnen. In einer überdimensionalen Propagandaaktion wurden Journalisten mit Helikoptern in das Cudi-Massiv direkt an der Grenze geflogen und konnten Tausende von weißgekleideten türkischen Soldaten ausschwärmen sehen. Junge Männer, kaum 18 Jahre, sprachen vor den Fernsehkameras von "mitleidloser Jagd gegen die Vaterlandsverräter" der PKK. Was die Kameras dann nicht mehr zeigten, ist die Tatsachen, daß im vergangenen Sommer und Herbst in der Region so gut wie gar kein Dorf mehr übriggelassen wurde, daß auch schwangere Frauen und kleine Kinder unter die Rubrik Vaterlandsverräter fallen.
Einige von denen, denen es trotz "wie einer Mauer befestigter Grenze" (der türkische Ministerpräsident Suleyman Demirel) gelungen war, auf die irakische Seite zu fliehen, berichten von Massakern an der noch in der Region verbliebenen Bevölkerung. "Alle Straßen sind blockiert von dieser Winteroperation, wie können nicht mehr aus der Region" erzählt eine Frau. Einziger Weg ins Überleben ist also die irakisch- türkische Grenze, die, laut türkischem Generalstabschef Güres in der türkischen Zeitung Hürriyet, "jederzeit wieder überschritten werden kann".
Sami Abdurrahman, Vorsitzender der "Vereinigten Kurdischen Partei" die im vergangenen Sommer aus drei, nicht im Parlament vertretenen kurdischen Parteien hervorgegangen war verhandelte zu Beginn der Auseinandersetzungen mit dem türkischen Außenminister Hikmet Cetin in der Türkei. Er kehrte nicht eben optimistisch zurück, was die türkische Bereitschaft zur Unterstützung Kurdistans angeht: "Ich habe versucht Cetin zu erklären, daß wir die irakischen Grenzen nicht ändern wollen, aber bin auf sehr große Besorgnis gestoßen." Gewinner der Auseinandersetzung, darüber sind sich auch sonst widersprechende Stellungnahmen einig, ist die türkische Regierung. Deren Einfluß auch innerhalb der in der Türkei stationierten multinationalen "poised hammer force" zur Überwachung der alliierten Schutzzone gewachsen ist. Nachdem dieser Truppe von der türkischen Presse in den vergangenen Monaten immer wieder Zusammenarbeit mit der PKK vorgeworfen worden war, bewegen sich jetzt auch die US-Offiziere in Irak nur noch mit türkischer Begleitung - an Aufklärungsflügen über die gesamte Zone hatten schon immer türkische Piloten teilgenommen. Ärger mit der Türkei soll, so ist aus Äußerungen alliierter Offiziere zu erkennen, nach Möglichkeit vermieden werden. MILENA ERGEN (Arbil)
Großer . . ....
Fortsetzung von Seite 1
Auch die CDU steht dem Teilungsgedanken offenbar nicht ablehnend gegenüber. Doch die Meinungen innerhalb der Fraktion gehen auseinander. "Das zeigt, wie wichtig das Thema ist", sagte Bernhard Mertens, der Fraktionsvorsitzende der CDU. Mertens plädierte dafür, die Diskussion in der nächsten Wahlperiode erneut auf den Tisch zu bringen. "So eine elementare Entscheidung hat im Wahlkampf nichts zu suchen", betonte der CDU-Politiker.
Auslöser für den Antrag waren Bürger, die Thomas Schlimme bei der Bürgerversammlung zur Vorstellung des Rahmenplans Griesheim angesprochen hatten. "Warum tagt ihr immer in Höchst und fangt so früh am Abend an?" wurde ich von Griesheimern gefragt, berichtete Schlimme.
Thomas Rahner, ebenfalls bei den Grünen, versicherte, der jetzt abgelehnte Antrag werde im kommenden Frühjahr erneut auf der Tagesordnung stehen. "Obwohl ich noch nicht weiß, ob und wie wir im nächsten Ortsbeirat vertreten sind", sagte Rahner.
Der Grüne sieht den Sinn des Ortsbezirks 6 verfehlt, da dieser mit an die 120 000 Bürgern, (die anderen 15 Beiräte vertreten durchschnittlich 40 000 Frankfurter), die Ausmaße einer kleinen Großstadt angenommen habe. "Der Ortsbeirat soll eigentlich die Defizite der bürgerfernen Verwaltung einer Großstadt ausgleichen. Das ist im 6er nicht der Fall", meinte Thomas Rahner.
Die Kinderbeauftragte Christine Schwab, sieht in der Größe gar einen "Wählerbetrug". Nach ihrer Auffassung müßten für die dreifache Zahl von Wählern auch die dreifache Menge Politiker im Beirat sitzen.
Ortsvorsteher Rudolf Hartleib äußerte sich moderat: "Ich werde mich Teilungstendenzen nicht widersetzen." Er schlug vor, die Meinung der Bürger per Umfrage zu ermitteln. *hen
RÖDELHEIM. Eine Arbeitsgruppe gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassenhaß haben 40 Rödelheimer gegründet, darunter Menschen, die keinen deutschen Paß haben. Die Gruppe will verhindern, daß sich im Stadtteil "eine ausländerfeindliche Stimmung ausbreitet".
Bis heute sei das Zusammenleben in Rödelheim harmonisch verlaufen, es gebe keine Probleme. Jetzt fühlten sich Ausländer im Stadtteil zusehends bedroht.
Die Arbeitsgruppe will künftig auch öffentlich auftreten und auf Gewalt gegen Ausländer hinweisen. Sie will in den nächsten drei Monaten Plakate, Plakatwände und ein Fest vorbereiten. Auskunft gibt es unter Telefon 78 38 62. nia
Christuskirchengemeinde, Nied, Kirche Alt-Nied: Do., 24.: 17 CV (Knohl), 23 CM (Ellmenreich); Fr., 25.: 10 G (A) (Knohl).
St. Jakobsgemeinde, Bockenheim, Kirchplatz: Do., 24.: 16 CV f. Kinder u. Erw., 18 CV m. Chor: Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G (alle Busch).
St. Katharinengemeinde, Innenstadt An der Hauptwache: Do., 24.: 15.30 Fam.-G m. Konf., 17.30 CV m. Kantorei (beide Drescher-Dietrich/Dietrich), 20 CV (Dietrich); 23 CM m. "Unisono"; Fr., 25.: 10 G (A) (Trösken), 18 G (A) (Schwöbel); Sa., 26.: 10 G (A) (Dr. Ossa).
Gemeinde Nieder-Eschbach, Deuil-la- Barre-Straße: Do., 24.: 15.30 Fam-G, 17, 18.30 u. 23 CV; Fr., 25.: 10 G (A); Sa., 26.: 10 G.
Ostergemeinde, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße: Do., 24.: 16 u. 18 CV (Ohly); Fr., 25.: 10 G (A) (Leuers); Sa., 26.: 10 G (Gemmer-Snell); - Sankt Aposteln: Do., 24.: 23 CM (Dohnal).
Gemeinde Nordweststadt-Mitte im Hammarskjöldring: Do., 24.: 15.30 Fam-G, 17 CV; Sa., 26.: 10.30 Texte und Lieder zu Weihnachten.
Fast jeder zweite griechische Staatsbedienstete hat einen illegalen Zweitjob. Auch nahezu die Hälfte aller Bankangestellten geht nach Feierabend einer zweiten Arbeit nach, ohne diese Einkünfte dem Finanzamt zu melden. Unter dem Strich dürfte die "Schattenwirtschaft" in Griechenland ein Volumen von umgerechnet etwa dreißig Milliarden Mark im Jahr erreichen. Das entspricht fast einem Drittel des offiziell ermittelten Bruttoinlandsprodukts, der Summe aller volkswirtschaftlichen Leistungen.
Zu diesen Resultaten kommt eine jetzt veröffentlichte Studie des Athener "Zentrums für wirtschaftliche Planung und Forschung". Nach den Berechnungen des Instituts gehen dem griechischen Finanzminister durch die Schattenwirtschaft jährlich Steuereinnahmen in Höhe von fast acht Milliarden Mark verloren. Das entspricht nahezu dem Haushaltsdefizit des zu Ende gehenden Jahres. Mit anderen Worten: Wenn alle Griechen ihre Steuern zahlen würden, wäre der Athener Finanzminister den größten Teil seiner Sorgen los. öhl (Athen)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Das kleine Gespenst (15), Mein Bruder Kain 17.30, 20 Uhr).
Central: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Grimm-Center I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr).
Grimm-Center II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).
Grimm-Center III: Little Nemo (15, 17.30), Mo' money (20.30 Uhr).
Palette: Der Tod steht ihr gut (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr), Die allerneuste Cannes Rolle '92 (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Kevin allein in New York (20.15 Uhr).
Zeitlos: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kevin allein in New York (20.30 Uhr). Kulturmix Hanau. Jazzkeller, Philippsruher Allee, Jim Knopf & Friends (Session), 21 Uhr.
Bad Soden-Salmünster. "Weihnacht in den Bergen" mit den Sotzbacher Sangesfreunden, 19.30 Uhr Konzerthalle. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 20 Uhr Gymnastik nach der Geburt. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, vormittags, KAB-Geschäftsstelle, Im Bangert 2, Telefon 2 15 66.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Telefon 3 36 99 und 5 53 22 oder 0 61 83 / 7 33 17.
Altenberatung 10 bis 12 uhr Martin Luther Stiftung, Ernst Sopp Haus.
Cafeteria des Vereins Lebensgestaltung in Zusammenarbeit mit dem psychiatrischen Krankenhaus, 17 bis 20 Uhr Julius Leber Straße 2, Telefon 29 68 39.
Elternselbsthilfe drogengefährdeter und drogenabhängiger Kinder, Termine zu erfragen bei der Jugend- und Drogenberatung, Telefon 80 98 31.
Sprechstunde des Ortsvorstehers Steinheim, Friedrich Eberhard, 18 bis 19 uhr Ludwigstraße 92.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde der Lawine-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot 10 bis 17 Uhr Beratung und Treff für Mädchen und junge Frauen, Bruchköbeler Landstraße 39 a, Telefon 8 48 00.
Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks 11 bis 19 Uhr Gustav Hoch Straße 10, Telefon 80 98 31.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks 10 bis 14 Uhr, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr Gustav Hoch Straße 10, Telefon 80 98 24.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Maintal. Beratung für Kriegsdienstverweigerer 17 bis 19 Uhr evangelische Kirche Hochstadt, Ringstraße 13, Telefon 0 61 81 / 43 27 47.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 10 bis 14 Uhr Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Beratung für Öffentlichkeitsarbeit in der SEKOS 9 bis 12 uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14.
Bad Orb. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 20 Uhr Martin Luther Haus, Kontakt-Telefon 0 60 52 / 56 62 oder 28 63. Initiativen/Organisationen Nidderau. "Runder Tisch" der Friedensinitiative Nidderau/Schöneck und den Sandino Bikers, 20 Uhr evangelische Gemeindezentrum Windecken. Verschiedenes Hanau. Entspannunstraining für Mädchen ab 13 Jahren, 17.30 Uhr im Teehaus Marienstraße 17, Großauheim.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Kinderkeller, 17 Uhr FAN 70 Mädchentreff im Teehaus Marienstraße, 19.30 Uhr Singkreis im Gemeindezentrum Waldsiedlung.
Bürgerkeller Großauheim, 15 Uhr Kindertreff für Kinder ab 5 Jahren, 19.30 Uhr Hobby-Gruppe, altes Bürgerhaus.
Maintal. Seniorengymnastik 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 9.30 Uhr Mutter- Kind-Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur.
Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 15 Uhr Pfarrer Dähnert erzählt Geschichten aus der Bibel für Kinder ab 5 Jahren, 20 Uhr Elterntreff der Gruppe Kunterbunt. Seniorentreff, 8.30 und 10.15 Uhr Gymnastik im ST Mitte, 9 Uhr Gymnastik in der Mehrzweckhalle Roßdorf, 10.15 uhr Gymnastik im ST Ost, 14 Uhr offenr Betrieb im ST Mitte, 14.30 Uhr Kegeln im Bürgerhaus, 15 Uhr Canasta im ST Ost.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 17 Uhr Weihnachtsfeier der evangelischen Kindertagesstätte in der Kirche, 19.30 Uhr Singkreis, 19.30 Uhr Jugendgesprächskreis im Gemeindezentrum. Rodenbach. Seniorentreff, 10 Uhr Bücherrunde in der Bücherei.
Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe 9.30 Uhr evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.
Erlensee. Arbeiterwohlfahrt Langendiebach 14 Uhr Frauen-Nachmittag, Hanauer Straße 11.
Hammersbach. Krabbelkreis der Elterninitiative für Kinder ab 1 Jahr, Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Langenbergheim.
Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14 Uhr Deutschkursus für ausländische Frauen.
Weihnachten in Singapur: Schleppen aus glitzernden Lianen hängen von den Dächern der Shopping Center. Ihre sieben Tage in der Woche geöffneten Tore sind mit Stechpalmen und roten Schleifen umwunden. Von den Fassaden traben Schimmel durch die Lüfte, präsentieren Nußknacker das Gewehr, rauscht ein Santa Claus kopfüber durch den Kamin. In der restaurierten viktorianischen Halle des Telok Ayer Market singt ein Chor weißgekleideter Chinesinnen zwischen spachtelnden Restaurantgästen ein Weihnachtslied nach dem anderen: "Come all ye faithfull . . . "
Das muß mir mal jemand erklären: Was haben 2,7 Millionen Singapurer, die, wie man hört, übers Jahr die wildesten und wundersamsten chinesischen, malaiischen und indischen Feste feiern, mit dem Christkind am Hut, das hier, mit Verlaub, den wenigsten etwas zu sagen hat?
So eine Frage kann natürlich nur ein Mensch stellen, der zum erstenmal nach Singapur kommt. Die vornehmste aller Religionen hier heißt Umsatz, und zwar in größerem Maßstab. Deshalb: Herbei, oh, ihr Gläubigen! Singapur senkt die Preise vor Weihnachten und nennt sich stolzer denn je ein Einkaufsparadies - ganz so, als sei die ewige Seligkeit ein Schnäppchen. Schmuck, Jade und Gold, Designermode, Elektronik und Computer, Kameras, Uhren, Taschen, Parfüm, Seide zu Duty-free-Preisen. "Shop till you drop" heißt die frohe Botschaft. Der moralische Kater, den man zu Hause angesichts weniger bevorteilter Mitmenschen aus dem Kaufrausch davonträgt, ist hier unbekannt, so wie der weniger bevorteilte Mitmensch kaum im Erscheinung tritt: auf 500 Meter ein schüchterner Straßenmusikant, kein einziger Bettler. Wo sind sie? "Müßiggang wird bei uns nicht ermutigt" sagt Mrs. Lee vom Singapore Tourist Promotion Board. Statt dessen hat Hitachi die Orchard Road entlang geflaggt: "Love - Peace - Hope" - Eierkuchen für alle.
Dieses vorbehaltlose Ja zum Konsum geht mit einem wachsenden Stolz einher. Singapur, 1819 von Sir Stamford Raffles als britischer Handelsposten gegründet, hat in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts einen beispiellosen Aufschwung als Finanzzentrum und Freihandelszone genommen. Mit ihm ging eine rigorose Kampagne des ersten Premierministers nach der Unabhängigkeit, Lee Kuan Yew, einher, der seinen 625 Quadratkilometer großen versifften Stadtstaat an der Südspitze von Malaysia zum saubersten, tüchtigsten, bestgedrillten und unexotischsten Ort von Südostasien machte. Todesstrafe für 15 Gramm Heroin; Gefängnis und Prügel für ein bißchen Shit; saftige Strafandrohungen für den, der seine Kippe wegschmeißt, die Wasserspülung nicht zieht oder zehn Meter neben dem Zebrastreifen über die Straße hatscht. Schon am Gepäckband erwarten zwei lächelnde Studentinnen mit Kladde den Gast: Finden Sie unseren Flughafen sauber? Picobello, meine Damen. - Kaugummiverbot, Rauchverbot. Herumlungern verboten, Küssen verboten, Widerworte verboten. Eine Erziehungsdiktatur. Schlimm, schlimm. Aber wem es eigentlich immer schon zuviel der Folklore war, ausgeraubt, betrogen, als Frau zwischen die Beine gegriffen zu werden und nach einer Mahlzeit auf der Straße drei Tage lang unter Dünnpfiff zu leiden, der wird die Abwesenheit solcher exotischen Reise-Begleiterscheinungen willkommen heißen.
"Die meisten sagen nicht mehr ,Ich bin ein Chinese aus Singapur&rquote;, sondern ,Ich bin ein chinesischer Singapurer&rquote;, erläutert der nette Mr. Mei-Sin, der uns durch die Stadt führt. Über chinesische Traditionen vermag er ironisch zu plaudern, aber wenn es um die Errungenschaften der Moderne geht, nimmt er entschieden Partei für das Rad der Geschichte, das in seiner Heimatstadt so vieles plattgefahren hat. Selbstverständlich mußte Bugis Street einer U-Bahn-Station weichen. Hat man das Ensemble nicht hundert Meter weiter wieder getreulich aufgebaut? Und zwar so, daß sich heute dort keine Matrosen auf Landgang, Junkies, Schieber und Prostituierten mehr herumdrücken, sondern Touristen an den Straßenrändern heiße Maronen, Stinkfrüchte und indonesische Pfannekuchen, falsche Rolex für 40 Dollar und Hermès-Tücher für sechsfuffzig kaufen können. Ein Plakat fordert Kinder auf, sich an einem Malwettbewerb für Bugis-Street zu beteiligen. Nur in einer Ecke, im Boom Boom Room, tanzt der schöne, spargeldünne indische Transvestit Kumar einer nicht sonderlich weltstädtischen Show vor und flötet Witze auf Singapore English ins Mikrophon: "Entschuldige, Süßer, dein Hosenstall steht offen" - "Boa ey, dann hast du also meinen Jaguar gesehen." - "Jaguar? Du meinst wohl den Mini mit zwei platten Reifen." Nicht gut, aber immer noch besser als der Malwettbewerb.
Und das "Raffles"? Keiner, der die große alte Dame unter den Kolonialhotels kannte, ist von ihrem 160-Millionen- Dollar-Face-Lifting beglückt. Der Palm Court ist verschwunden; durch die Long Bar weht der Eishauch der Air Condition; sinnlos und albern bewegen sich die herzförmigen Fächer unter der Decke, wie Ruderblätter, die ins Leere schaufeln. In der Sarkies Suite (6000 Dollar pro Nacht) reicht eine geputzte Weihnachtstanne bis unter die Decke. Sie ist echt, selbstverständlich. Im Raffles ist alles echt, von den Antiquitäten bis zum Silber. Nur das Raffles selbst nicht mehr. Wie eine wundervolle, frische Sahnetorte prangt es zwischen den Palmen, und wo sich etwas abstößt, wird sofort nachgeweißelt. Dem alten Hotelkomplex wurde im selben Stil ein Einkaufszentrum mit exklusiven Boutiquen angefügt.
Wo sich Alt und Neu treffen, ist ein großer Patio entstanden, in dem man abends, umweht von Frangipaniduft und dem Zirpen zweier Mandolinen, seinen Singapore Sling trinkt. 5000 Gläser mit dem roten Longdrink schießt das Raffles täglich über seine Theken. Der Sling wird längst nicht mehr frisch gemixt, sondern jeden Morgen in großen Containern zusammengerührt. "Was hätte es für einen Zweck gehabt, das Raffles in seiner schäbigsten Fasson auferstehen zu lassen", wendet Mr. Mei-Sing ein. "Es sollte wieder so glorios werden, wie es vor hundert Jahren dastand." Das ist gelungen - unter Exorzierung aller guten Geister. Kaum zu glauben, daß Somerset Maugham hier eine einzige Zeile schreiben würde.
Baugrund ist rar und kostbar. Ein Teil der Inselstadt steht auf Land, das vom Meer abgezweigt und aufgefüllt wurde. In den 60er und 70er Jahren hatte die Regierung ein umfangreiches Kahlschlagprogramm in die Wege geleitet, dem der größte Teil der alten Architektur, der ein- und zweistöckigen bunten Shophouses mit ihren Arkaden, Säulen und Veranden, zum Opfer fiel, und begonnen, ihre multikulturelle Bürgerschaft aus Chinesen, Malayen und Indern in Zementkästen übereinanderzustapeln. Erst Mitte der 80er Jahre besann man sich des touristischen Wertes der "ethnischen" Viertel und startete ein milliardenschweres Konservierungsprogramm. In Chinatown rükken heute haushohe Lattenverschläge vor, die die krümelnden Mauern, aus denen schon junge Bäume sprießen, unter sich begraben und als funkelnagelneue Straßenzüge, kolonialweiß mit bunten Fensterläden, am anderen Ende wieder hinauslassen.
Läppische eurozentristische Trauer über das Unwiederbringliche kapituliert vor dieser Zielstrebigkeit, die alles Machbare auch für wünschenswert hält. Materialismus hat hier nicht den Anflug eines unfeinen Geruchs. Chinesischen Toten werden von ihren Angehörigen auf dem Verbrennungsweg Uhren, Schmuck, Goldbarren, Zigaretten, Hausangestellte, Limousinen, Münzgeld und American Express Cards aus feinem Papier nachgeschickt, um ihnen den Aufenthalt in der Geisterwelt kommoder zu gestalten. Aus diesem Grund brennt wahrscheinlich auch dem Christkind in Singapur der Kittel: Es wird um den Transfer der Weihnachtsgeschenke gehen.
Diesem Geist muß sich selbstverständlich auch die Natur, die größte aller Pfuscherinnen, beugen. Sie bedarf notwendig der Zähmung oder zumindest des "Upgrading", um genießbar zu werden. Nicht Mount Faber mit seinem Rest von Regenwald stellt den höchsten Punkt der Stadt dar, sondern die Wolkenkratzer der neuen City. In der Piano-Bar des Meridien Hotels klimpert ein chinesischer Cleyderman "Stormy weather". Der Nordwind bläst aus allen Fugen. Ein Cocktail aus Orangensaft und Gin nennt sich euphemistisch "Harvey's Wallbanger", doch alles bleibt ruhig. Wo das ganze Jahr um die 30 Grad herrschen, fühlt niemand den Drang, im Freien zu sitzen oder exzessiv herumzulaufen. Wer hier mit dem Rad fährt, strampelt für den fußlahmen Touristen im Beifahrersitz. Und jeder Ausflug endet unweigerlich im klimatisierten Innenraum.
Sentosa-Island, in fünf Minuten mit der Seilbahn oder der Fähre erreichbar, ist ein einziger großer Ferienpark. Eine Magnetbahn bringt die Besucher zur Schmetterlingsfarm, zu den künstlichen Lagunen, dem Golfplatz oder der "Underwater World". Ein Plexiglastunnel führt mitten durch das riesige Aquarium. Nur ein paar Millimeter deutsche Wertarbeit trennen uns von der überwältigenden Wasserlast und der beunruhigenden Präsenz von Hai und Rochen. 3000 großen und kleinen Fischen wurde ein Christbäumchen samt Geschenkpaketen zwischen die Korallen gepflanzt. Ein Rollband fädelt die Besucher zügig durch die Wasserwelt, verhindert Staus und Richtungsänderungen. Dort kommt es zu einem unerwarteten Akt von Anarchie, als eine junge Chinesin, die vom festen Randstreifen aus ihre davonrollende Verwandtschaft zu fotografieren versucht, beim Hinterherhetzen und Neupostieren den ganzen Verkehr durcheinanderbringt. Im Jurong-Vogelpark zwischen den Industriegebieten westlich der City wartet eine lange Menschenschlange auf dem Bahnsteig der Magnetbahn. Sie wird von strengen jungen Damen in Sechsergruppen eingeteilt und in die Abteile gewiesen; eine wischt noch einmal mit dem Gummischaber die Fenster trocken. Tür zu, Band ab, hinaus in den Regen, den niemand fühlt, zu den Düften der Erde, die niemand riecht, und den Stimmen der Vögel, die niemand hört. Vom Tonband erklingt eine mörderisch gutgelaunte Stimme, die allerlei Eindrucksvolles über den Park erzählt, durch dessen Wipfel die Hochbahn gleitet. In die Monologpausen juchzt die Musik aus "Schwanensee". Tief unten sind zwei bunte Regenschirme unterwegs. Es ist ja nicht so, daß man im Dezember in Singapur nicht spazierengehen könnte. Drinnen ist Winter, aber draußen fühlt man die Tropen. Der Nordostmonsun näßt die Sandale. Ein paar Stationen und eine Welt jenseits von Orchard Road liegen Little India, Arab Street oder Chinatown mit Garküchen und offenen Geschäften, die mit ihrem Sortiment unter die Arkaden und auf die Straße quellen. Hier kann man sich durch alle Kulturen futtern: Krabben mit Stäbchen oder Fish Head Curry mit den Fingern von einem frischen Bananenblatt.
Bunte Göttergesellschaften türmen sich über den Toren hinduistischer Tempel, und Duftschwaden von Räucherwerk ziehen von den chinesischen Schreinen. Rote Lampions statt Lichtergirlanden. Papierdrachen statt Rentierschlitten. Es gibt frische Mangos und Sternfrüchte - und bisher Unerprobtes zu kosten: getrocknete Seepferdchen in natürlich gekräuseltem Zustand und zu dicken Stiften gebündelt: Pulverisiert und aufgebrüht sind sie dem allgemeinen bien-etre zuträglich.
Dürre Flugeidechsen und Seegurken, Pilze und Tang, Haifischflossen - ebenfalls sehr gesund. Und Tee. Das Tea Chapter in Neil Road liegt zwei Treppen hoch; die Sandalen bleiben unten stehen. Oben lagert man vor niedrigen Tischen auf Kissen und läßt sich den Tee in einer Art Puppengeschirr zelebrieren. Aus einem winzigen Becher, in den er zwecks Begutachtung gegossen wird, fließt er in eine noch kleinere Teeschale. Nach vier, fünf Fingerhüten ist man blau und geht heiter und ungewöhnlich belebt aus diesem Experiment hervor.
In Arab Street um die Sultansmoschee mit ihrer goldglänzenden Kuppel öffnen sich die Gewölbe der Stoffhändler. Wer so kurzsichtig war, in Orchard Road malaysischen Batikstoff für acht Dollar den Meter zu kaufen, bekommt ihn hier für zweifünfzig vom Ballen abgeschnitten. An der Ecke hat sich ein Rattangeschäft in einem zusammenbrechenden Altbau eingerichtet. Dort sollte man einen großen Korb kaufen, ehe man beginnt, sich durch die Läden zu wühlen - wohlfeil, lustvoll und unbehelligt von jeder Art Santa Claus.
BONAMES. Das Fanfaren-Corps hatte sich vor dem Eingang der evangelischen Gemeinde postiert. Die Kälte ließ die Finger der Musikanten steif werden. So dauerte es ein wenig, bis die Zuschauer die festliche Musik hören konnten. Viele Bonameser waren gekommen, um sich auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein zu gönnen oder die Stände der 13 Bonameser Vereine zu begutachten.
Der Vereinsring hat den Weihnachtsmarkt letztes Jahr ins Leben gerufen. Diesmal lud der Vorsitzende Helmut Stätte auch die August-Jaspert-Schule, die Bürgerinitiative Bonames, die evangelische Gemeinde und die katholische St. Bonifatius-Gemeinde dazu ein.
Schon am frühen Morgen begannen die Aufbauarbeiten, damit Helmut Stätte, als Nikolaus verkleidet, pünktlich um 11 Uhr das Treiben eröffnen konnte. Der griechische Sportverein Pansereikos bot außer einer speziellen griechischen Wurst und Landwein auch Hochprozentiges an. Ouzo und Metaxa fanden großen Zuspruch.
Für die Jüngeren hatte sich Helmut Stätte etwas Besonderes ausgedacht. Eine Mark kostete der Ritt auf den Ponys durch den alten Ortskern des nördlichen Stadtteils. Dabei waren auch der Gesangsverein Maien-Quartett und der Bonameser Frauenchor, die im Laufe des Nachmittags ebenfalls vor der Kirche ihre Lieder zum besten gaben.
Um den Besuchern die Geschichte des Ortes aufzubereiten, wurden die Ausstellungsräume des Heimatmuseums in ein gemütliches Café verwandelt. Früher verrichtete die Polizei-Meldestelle dort ihren Dienst. Zwischen alten Fotos der seltenen Grenzsteine und einer alten hessischen "Guten Stubb" wurde selbstgebackener Kuchen und Kaffee gereicht. "Wir waren die einzigen, bei denen es schön warm war. Da herrschte natürlich viel Betrieb, und nebenbei schauten sich die Leute auch unser Museum an", sagte Edith Herzberg. Vor 23 Jahren zog die gebürtige Berlinerin nach Bonames, inzwischen hat sie den Stadtteil liebgewonnen.
Am Ende zeigte sich Helmut Stätte zufrieden: "Die Kirchen haben etwas eingenommen und können es für wohltätige Zwecke spenden. Die Vereine hatten die Chance, sich vorzustellen und ihre Kassen ein wenig aufzubessern." dil
"Wenn man einmal oben steht, möchte man natürlich auch diese Spitzenposition bis zum Saisonende verteidigen. Es wird sich aber erst nach der Winterpause herausstellen, wie wir auf Dauer mit der Rolle des Gejagten fertig werden." "Persönlich lege ich Wert darauf, daß ich alle gleich behandle und wirklich stets das sage, was ich meine." "Ich könnte nicht in Italien arbeiten. Was da passiert, ist ein guter Anschauungsunterricht dafür, wie es im Fußball zugeht, wenn immer mehr finanzielle Interessen im Vordergrund stehen." Das sind einige Aussagen von Erich Ribbeck, dem Trainer des FC Bayern München, in einem FR-Interview. Ribbeck (55), als Trainer für Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen sowie den Deutschen Fußball-Bund tätig, war nach einem Engagement als Sportchef beim Hamburger SV vorübergehend als Repräsentant der Firma Opel angestellt, ehe er am 12. März 1992 in den Bundesliga-Alltag zurückkehrte und Bayern München in einer äußerst schwierigen Situation übernahm. Über die Perspektiven des Herbstmeisters, seinen persönlichen Führungsstil und seine Zukunftspläne, das Comeback von Lothar Matthäus und die Rolle von Thomas Berthold, die Zusammenarbeit mit Franz Beckenbauer, Karlheinz Rummenigge und Uli Hoeneß nimmt er in dem FR-Interview ebenso Stellung wie zur generellen Entwicklung des Fußballs, dem Selbstverständnis der Trainer und der Ausländer-Aktion der Bundesliga-Klubs am letzten Spieltag vor der Winterpause. Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Harald Stenger.
FR: "Herr Ribbeck, gleich die Frage, die viele am meisten interessiert: Wird der FC Bayern wieder Meister?"
"Wenn man einmal oben steht, möchte man natürlich auch diese Spitzenposition bis zum Saisonende verteidigen. Doch es ist derzeit alles offen und deshalb ist eine klare Aussage nicht zu machen. Es können nach meiner Einschätzung zwischen vier und sieben Vereine den Titel holen. Als stärkste Konkurrenten stufe ich Bremen und Frankfurt ein. Der Abstand vorne ist so gering, daß eine kleine Schwächeperiode genügt, um sofort zurückzufallen. Wie kurios alles zugeht, zeigt am besten die Tatsache, daß wir zuletzt bis auf Ausnahmen unsere besten Saisonleistungen geboten haben und sich unser Vorsprung trotzdem reduziert hat. Die Konkurrenz schläft nicht und für uns ist jede Partie ein Pokalspiel, in der der Gegner sich enorm steigert und auf eine Überraschung hofft. Es wird sich außerdem erst nach der Winterpause definitiv herausstellen, wie wir auf Dauer mit der Rolle des Gejagten fertig werden - da bin ich sehr gespannt. Für den Verein ist das nicht neu, aber für viele Spieler. Wenn wir uns für den UEFA-Pokal qualifizieren können und somit dabei sind, wenn im internationalen Geschäft das Geld verteilt wird, haben wir unser vor Rundenbeginn gestecktes Ziel erreicht."
FR: "Das klingt ein bißchen nach Vorsicht und Tiefstapelei . . ."
"Nein, wir sind ehrgeizig, aber auch realistisch. Es ist zwar kein Wunder, daß wir vorne stehen, doch ein bißchen überraschend kommt es schon. Immerhin hatten wir fünf Neuzugänge einzubauen. Oft ist das schon bei zwei, drei Verstärkungen schwierig. Die Zeit der Bewährung kommt erst, wenn einmal einiges schiefgeht. Dann zeigt sich, wie stark wir wirklich sind. Und eine echte Krise hatten wir bisher nicht. Die Erfahrung lehrt, daß man mit so etwas in jeder Spielzeit einmal rechnen muß, ohne daß wir uns danach sehnen oder Angst davor haben."
FR: "Was ist Ihr Erfolgsrezept?"
"Wir hatten zu Saisonbeginn das nötige Quentchen Glück, außerdem kam uns der Terminplan ein bißchen entgegen. Danach sind wir zu einer Einheit zusammengewachsen. Es ist in erster Linie das Verdienst der alten und neuen Spieler, daß es so gut gelaufen ist. Vielleicht haben dabei die Negativ-Erlebnisse der vergangenen Runde indirekt mitgeholfen und wir haben daraus gelernt. Darüber hinaus unternehme ich alles, um den Druck von der Mannschaft zu nehmen. Wir müssen nicht Meister werden. In der letzten Saison hatte kaum jemand mit Stuttgart gerechnet, und das war möglicherweise der entscheidende Vorteil im Titelkampf. Oder betrachten wir die Dänen, die bei der Europameisterschaft deshalb gewonnen haben und zu so glänzender Form aufgelaufen sind, weil von ihnen niemand etwas erwartet hat."
FR: "Welche Kriterien waren für Sie beim sportlichen Neuanfang im Sommer in München wichtig und wo setzen Sie in der Alltagsarbeit ihre Schwerpunkte?"
"Wir haben uns zunächst einmal darum bemüht, nach bestem Wissen und Gewissen einen Kader zusammenzustellen, in dem bei aller Rivalität eine gewisse Einigkeit garantiert ist. Nur so ist nämlich Erfolg möglich. Persönlich lege ich Wert darauf, daß ich alle gleich behandle und wirklich stets das sage, was ich meine. Bei den Spielern wird man sehr schnell unglaubwürdig und verliert an fachlicher Akzeptanz, wenn die erkennen, daß man einige bevorzugt oder eine bestimmte Meinung vertritt, hinter der man in letzter Konsequenz nicht steht und folglich irgendwann einmal anders handelt. Ich bin kein Fußball-Guru und will dies auch nicht sein. Ich strebe seriöse und ehrliche Arbeit an, das entspricht meiner Mentalität und meiner Lebensauffassung. Wenn mir etwas mißfällt, spreche ich das sofort an, um es abzustellen oder zu verbessern. Eine wichtige Aufgabe ist es, die Spieler stets davon zu überzeugen, daß ich nichts gegen sie persönlich habe, wenn die Mannschaftsaufstellung geändert wird oder sie vorübergehend nicht spielen, sondern ich nur ein bestimmtes taktisches Ziel verfolge."
FR: "Kommt es da bei einem Kader, der mit so viel prominenten Namen besetzt ist, trotz ihres positiven Bemühens nicht doch zwangsläufig zum Krach?"
"Wir hatten in dieser Runde bisher keinerlei Konflikte, selbst wenn darüber immer wieder spekuliert wurde. Wenn da Spieler mit Ansprüchen oder ihrer angeblichen Unzufriedenheit zitiert werden, erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß sie im Gegensatz zu den Journalisten im Normalfall keine Germanisten sind. Man darf in die eine oder andere Aussage nicht zu viel reininterpretieren oder Kleinigkeiten aufbauschen. Ungeachtet dessen ist es menschlich, wenn jemand enttäuscht ist, daß er seinen Platz in der Stammformation verliert."
FR: "Verlief das Comeback von Lothar Matthäus gerade angesichts dieses Hintergrunds wirklich so reibungslos?"
"Vorab muß ich eins klarstellen: Wer sich in der Trainingslehre auskennt, der mußte wissen, daß Matthäus nicht auf Anhieb an seine Glanzzeiten anknüpfen konnte. Ich ziehe vor ihm den Hut, wie er sich reingekniet hat, um möglichst schnell wieder fit zu werden. Trotz aller Anstrengungen im Training fehlte ihm jedoch die Wettkampfpraxis, und die kann nirgendwo simuliert werden. Ich habe daher trotz aller Kritik von außen an seinem Wert für unser Team nie gezweifelt. Intern hat Lothar sehr viel geholfen, daß er ein Mannschaftsspieler ist, der sich um des Erfolgs willen auch unterordnen und für die anderen die Dreckarbeit machen kann. Deshalb genießt er viel Sympathie bei seinen Kollegen. Und jeder gute Spieler freut sich über seine Verpflichtung, weil er dazu beiträgt, erfolgreicher abzuschneiden und davon profitieren wiederum alle. Er ist ein absoluter Gewinn für uns."
FR: "Und dann gibt es bei den Bayern noch einen gewissen Thomas Berthold. Wie ist dessen Stellung?"
"Nach seiner Rückkehr aus Italien hatte er es in München nicht leicht. Er hat anscheinend nicht beständig und gut genug gespielt, ihm ist mancher Fehler unterlaufen. Außerdem ist seine Art bei den Fans nicht so angekommen. Aus welchen Gründen auch immer. Jetzt ist Berthold kein Nationalspieler mehr und muß umdenken. Derzeit ist kein Platz für ihn in unserer Mannschaft und wir sind weiter auf der Suche nach einem anderen Klub für ihn. Zwei Angebote aus dem Ausland hat er abgelehnt. Wir stehen mit ihm und seinem Vater, der mehr über Thomas bestimmt als er selbst, im Gespräch."
FR: "Wie sieht Ihre konkrete Zusammenarbeit mit Franz Beckenbauer, Karl- Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß aus?"
"Die Kompetenzen sind klar verteilt. Das letzte Wort über sportliche Entscheidungen habe ich, etwa in puncto Mannschaftsaufstellung oder Neuzugänge. Am meisten habe ich mit Uli Hoeneß zu tun , der für die Organisation aller sportlichen Dinge zuständig ist, unter anderem die Endabwicklung aller Transfers. Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge sind eng in sportliche Entscheidungen bei der Suche nach Verstärkungen miteinbezogen und lassen ihre Kontakte spielen. Vor dieser Saison haben wir viel überlegt und in aller Offenheit miteinander gesprochen, bis wir uns dann zu einer Linie durchgerungen haben. Ohne die hervorragenden Drähte von Rummenigge nach Italien hätten wir beispielsweise nie Matthäus verpflichten können. Und als Beckenbauer bei Scholl angerufen hat, war danach ebenfalls vieles leichter. Die Zusammenarbeit macht viel Spaß, ist harmonisch und ökonomisch, denn mit verhältnismäßig geringem Aufwand haben wir praktisch das Maximale erreicht. Ein Rädchen greift da ins andere, ohne daß wir viel Wind machen. Jeder weiß, was er zu tun hat."
FR: "Könnten Sie sich vorstellen, daß Bayern München einmal in Europa eine solche Ausnahmestellung innehat wie der AC Mailand, bei dem sich einheimische Stars und Nationalspieler aus vielen Ländern auf der Ersatzbank drängeln?"
"Daran verschwende ich überhaupt keinen Gedanken. Es ist bekannt, daß für die Bayern ein Mittelfeldplatz in der Bundesliga nicht interessant ist und wir einen hohen Anspruch haben. Aber mit Milan können und wollen wir uns derzeit nicht vergleichen. Und, was die Einkaufspolitik der Italiener betrifft, so entspricht das zumindest nicht meinen Vorstellungen, die ich über die Zusammenstellung einer erfolgversprechenden Kleingruppe habe. Ich rege mich allerdings deshalb nicht über die Politik auf, die dort gemacht wird. Sie können doch machen, was sie wollen. Außerdem sind die italienischen Verhältnisse ganz anders als bei uns. Wir hätten gar nicht solche Möglichkeiten, so viel hochkarätige Spieler zu verpflichten und die Leute bei uns würden das auch gar nicht verstehen, weil hierzulande schon darüber gestritten wird, ob der hohe Verdienst der Profis gerechtfertigt ist."
FR: "Würde Sie es reizen, einmal als Trainer nach Italien zu gehen?"
"Nein, ich könnte dort nicht arbeiten. Italien ist für mich guter Anschauungsunterricht dafür, was passiert, wenn immer mehr finanzielle Interessen im Vordergrund stehen. Spätestens dann, wenn derjenige, der das Geld gibt, einen Spieler auf die Tribüne schickt, den ich einsetzen möchte, müßte ich meinen Dienst quittieren. Da sind die Verhältnisse bei uns glücklicherweise anders und das wird sich hoffentlich nie ändern: Bei allem gesunden Konkurrenzdenken stimmt hier noch das Verhältnis zwischen sportlichem Ehrgeiz und finanziellen Überlegungen."
FR: "Sie sind nun über 20 Jahre Bundesliga-Trainer. Was hat sich in dieser Zeit verändert?"
"Das Interesse der Medien ist entscheidend größer geworden. Das hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits ist die Bundesliga mehr denn je im Gespräch, anderererseits wird der Druck, der von außen erzeugt wird, immer massiver. Gerade für unseren Berufsstand kann das problematisch werden, weil wir praktisch rund um die Uhr beobachtet werden. Da kann ein jüngerer Kollege kaum einmal einen Fehler machen, aus dem er lernen kann und von dem er in seiner weiteren Entwicklung entscheidend profitiert. Wir müssen damit leben und das Beste daraus machen."
FR: "Müssen sie durch die vielen PR- Verpflichtungen einen Teil Ihrer eigentlichen Arbeit vernachlässigen?"
"Nein, aber es Bedarf einer bestimmten Einteilung, um allen Anforderungen gerecht zu werden und die richtigen Schwerpunkte zu setzen. In München haben wir das so geregelt, daß mein Assistent Klaus Augenthaler praktisch das Trainingsprogramm gestaltet, nachdem wir uns vorher darüber austauschen, was wir wollen und machen könnten. Danach hat er alle Freiheiten und ich rede ihm auch nicht rein, wenn er kurzfristig etwas ändert. Dadurch werde ich für andere Aufgaben frei - das ist ein Glücksfall." FR: "Wird durch das Medienspektakel der Fußball nicht immer mehr zu einer Showbühne?"
"Das liegt an jedem einzelnen von uns. Ich mache beispielweise nicht bei jedem Klamauk oder Zirkus mit, bei dem unter dem Deckmantel des öffentlichen Interesses nur mehr Zeitungen verkauft werden sollen. Ich lehne es deshalb ab, mich in Lederhosen oder als Schlittenfahrer fotografieren zu lassen. Kürzlich hat ein Magazin nach einer entsprechenden Absage so reagiert, als müßte sie ihre ganze Auflage einstampfen, wenn ich nicht mitmache. Das hat mich nicht gestört. Die Leute kommen ins Stadion, um Leistung und Erfolg zu sehen. Dafür arbeiten wir hart und es ist deshalb deplaciert, wenn wir uns bei bestimmten Anlässen als Hampelmänner präsentieren. Künstliches Verstellen für irgendwelche Gags lehne ich ab."
FR: "Gibt es denn für Sie das Idealprofil eines Trainers?"
"Das Entscheidende ist: Jeder muß seinem Naturell treu bleiben. Wer etwas ihm Fremdes kopiert, um irgendwo anzukommen, macht einen großen Fehler. Sonst zeigt sich ja alltäglich, daß die unterschiedlichsten Charaktere erfolgreich arbeiten können, ihnen Vertrauen geschenkt wird und sie Resonanz haben. Ob ein ruhiger Vertreter wie Hitzfeld oder kessere Typen wie Stepanovic, Daum oder Neururer - jeder kann etwas auf seine Art bewegen. Ein anderes Pauschalurteil, das so nicht zutreffend ist, ist die Behauptung, daß sich Trainer auf die Dauer bei einem Klub verschleißen. Ich denke da an Otto Rehhagel, der in seinem Stil seit Jahren in Bremen großartige Arbeit leistet."
FR: "Und gibt es für sie ein Idealprofil für Mitglieder des Präsidiums eines Bundesliga-Klubs?" "Mein Wunsch wäre, daß in solche Positionen möglichst viele Leute gewählt würden, die unabhängig sind und nicht unter falscher Profilierungssucht leiden. Denn es besteht die große Gefahr, daß die Medien taktieren und Vereinspolitik betreiben. Wenn da Verantwortliche zu ihrem Spielball werden, ist das äußerst gefährlich. Solides Arbeiten ist nur da gewährleistet, wo die die Klubführung bedingungslos hinter dem Trainer steht und nicht einzelne Mitglieder aus der Führungsspitze auf seine Kosten irgendwelche egoistischen Ziele erreichen wollen. Mich bewegen im negativen Sinne beispielweise die jüngsten Vorfälle in Bochum, wo am Ende der Mob die Scheiben im Stadion eingeworfen hat, damit der Trainer entlassen wird. Ich kann die dort von Holger Osieck geleistete Arbeit nicht beurteilen. Ich schätze ihn aber als qualifizierten und intelligenten Kollegen, so daß das sicherlich ein negatives Extrem ist, was ihm widerfahren ist. Andererseits weiß ich nur zu gut, daß keiner von uns Trainern bei permanentem Mißerfolg vom Präsidium zu halten ist."
FR: "Ein ganz anderes Thema: Der Ausländerhaß in Deutschland hat die Bundesliga am letzten Spieltag vor der Winterpause zu einer ausländerfreundlichen Aktion veranlaßt. Wie beurteilen Sie diese Initiative?"
"Der Sport ist das beste Beispiel dafür, daß ein friedliches und problemloses Zusammenleben und -arbeiten mit Ausländern möglich ist. Wir haben bei den Bayern neulich folgende Rechnung aufgemacht: In unseren Fußball-Mannschaften von der Jugend bis zur Bundesliga haben wir unter allen aktiven Spielern einen Anteil von 48 Prozent Ausländern. Und das ist eigentlich ganz selbstverständlich. Würde es sich auf Grund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung nicht um ein hochsensibiliertes Thema handeln, würde darüber gar keiner nachdenken. Bei uns passiert Basisarbeit - und das ist das wichtigste. Der Vorstoß aller Bundesligisten war unabhängig davon eine sinnvolle, symbolische Geste. Ich glaube nicht, daß dadurch jemand in unserem Lande seine politische Gesinnung ändert, der von jeher gegen seinen ausländischen Nachbarn ist, weil der eine andere Hautfarbe hat, einer anderen Religionsgemeinschaft angehört oder dessen Frau ein Kopftuch trägt. Es ist aber ein Signal für die Leute in den europäischen Ländern und in der Welt, die nach der Demonstration von Berlin nur im Fernsehen gesehen haben, daß Bundespräsident von Weizsäcker von einer Minderheit mit Eiern beworfen wurde. So wie Lichterketten oder Rock-Konzerte war unsere Aktion ein Beitrag dazu, um deutlich zu machen, daß in Deutschland die Mehrheit der Bürger den Rassismus ablehnt. Ich bin offen für jede weitere Gemeinschafts-Initiative, mit der etwas Konstruktives in dieser Richtung zu bewirken ist."
FR: "Zurück zum sportlichen Alltag und abschließende Frage: Wann verlängern Sie Ihren Vertrag bei den Bayern?"
"Ich möchte mich im Februar entscheiden, ob ich meinen Vertrag verlängere. Es wäre jetzt falsch, unter Druck eine Entscheidung zu treffen, die man später bereut. Deshalb fahren wir erst einmal in Urlaub. Da möchte ich mit meiner Frau in Ruhe reden und auch einige familiäre Dinge bedenken. Danach sehen wir weiter. Wie ich es derzeit beurteile, verlängere ich höchstens um ein Jahr."
BESTE REISEZEIT: Im Dezember ist Monsunwetter: tagsüber bis zu 30 Grad, nachts um 24, hohe Luftfeuchtigkeit, tropische Schauer.
EINREISE: Kein Visum nötig.
ANREISE: z. B. mit Emirates (Tel. 069 / 7 49 06 21) Frankfurt-Singapur mit Zwischenstopp in Dubai, ab 1742 Mark.
UNTERKUNFT: Metropolitan YMCA, 60 Stevens Road, Einzelzimmer ab 58 Dollar. YWCA Hostel, 6/8 Fort Canning Road, Einzelzimmer ab 42 Dollar. The Duxton, (sehr schick und behaglich) Duxton Road in Chinatown, Einzelzimmer ab 260 Dollar, Raffles, 1 Beach Road, nur Suiten, ab 650 Dollar.
ESSEN UND TRINKEN: Unendliche Auswahl in chinesischer, malayischer, indischer und der heimischen Nonya Cuisine. Empfehlenswert die Hawker Stalls, z. B. im Telok Ayer Market, Raffles Quay. Little India: The Banana Leaf Apolo in 54-58 Race Course Road.
GELD: Ein Singapur-Dollar entspricht etwa einer Mark. Unbesorgter Tausch bei den Money Changers überall in der Stadt.
VERKEHRSMITTEL: Die U-Bahn (MRT) erschließt die Stadt in vier Richtungen. Einzelfahrpreis ab 60 Cents. Taxis sind billig (die ersten 1,5 Kilometer kosten 2,20 Dollar, jeder weitere Kilometer 40 Cents); allerdings gibt es Restricted Zones, wo der Taxifahrer und sein Passagier draufzahlen müssen. Trinkgeld wird nicht erwartet.
GESUNDHEIT: Keine Impfungen notwendig. Alle Restaurants und Garküchen unterliegen strengen hygienischen Prüfungen. VERANSTALTER: z. B.: Fly & Travel Service (fünf Nächte, Hotel/ÜF, Doppelzimmer ab 2500 Mark), Wolfsbachweg 27, 4300 Essen.
SOUVENIRS: "Ethnic Shopping" in Chinatown, Little India, Arab Street, Geylang Serai: Stoffe, Gewürze, Düfte, Geschirr, Kunsthandwerk.
LITERATUR: Irene Hoe: Singapur, Edition Erde (ausführlich, unkritisch). Geo- Heft: Malaysia - Singapur (harsch).
AUSKUNFT: Fremdenverkehrsbüro von Singapore, Poststraße 2-4, 6000 Frankfurt, Telefon 069 / 23 14 56 - 57. ema
OBERURSEL. "Mit singen kann man in der heutigen Zeit Impulse rüberbringen", davon ist Franz Schneider, ein Mitglied des Oberurselers Friedenschors "Cantaré", überzeugt. Für Chorleiterin Sieglinde Voss-Conrad bedeutet die Überzeugung eines Mitsängers, daß sie das Ziel erreicht hat, das sie sich im März 1990 bei der Gründung des ökumenischen Chors setzte. Die Gesangsstudentin und ehemalige Gospelsängerin wollte ihre Zuhörer durch den Gesang anregen, über Probleme der heutigen Zeit nachzudenken.
Diese Idee beschrieb sie auch in ihrer Anzeige in der Frankfurter Rundschau, mit der sie nach Interessenten suchte. Die Resonanz war erstaunlich. Es meldeten sich spontan 30 Leute, die alle sofort mitmachen wollten. Nach zwei Jahren ist die Begeisterung über das Programm des Chores mittlerweile so groß, daß er bei 40 bis 45 Mitgliedern gar keine weiteren mehr aufnehmen kann. "Vereinzelt suchen wir höchstens noch ein paar bestimmte Männersingstimmen, aber ansonsten müssen wir alle Anfragen leider ablehnen", bedauert Schneider.
Mit der Zahl der Mitglieder wuchs auch das Repertoire, zu dem mittlerweile eine große Auswahl von Stücken gehört. "Erst haben wir nur moderne Kirchenlieder gesungen, dann kamen politische Lieder hinzu und schließlich haben wir auch viele afrikanische Gospels im Programm", erinnert sich Helga Fremerey, die von Anfang an dabei ist.
Die Themenauswahl für die aktuellen Lieder treffen alle gemeinsam. "Wir haben Mitglieder aus den unterschiedlichsten Berufsbereichen, die immer wieder neue Informationen bringen und uns somit auf neue Sachen hinweisen", berichtet Fremery. Gemeinsam beratschlagen die Mitglieder über die Vorschläge, wobei die Leiterin darauf hinweist, was musikalisch überhaupt möglich ist.
Nicht immer können sie alle Wünsche erfüllen, und es kommt vor, daß jemand mit einem Thema gar nicht zurecht kommt. "Wenn er meint, daß er diese Sache nicht unterstützen kann, dann setzt er auch schon mal aus und singt nächstes Mal wieder mit", berichtet Heike Dezius, die mit Tochter und Mann dem Chor angehört.
Haben sie sich auf eine Sache geeinigt, beginnt die Vorbereitung. Aktuelle Textteile - Zitate oder eigene Stellungnahmen - müssen selbst geschrieben und dann mit Gesang und Musik verknüpft werden. In der Aufführung werden diese Texte zwischen den musikalischen Passagen von einer kleinen Gruppe gesprochen. Zusätzlich dazu dürfen bei afrikanischen Stücken natürlich die Rhythmusgeräte nicht fehlen.
"Wir haben das große Glück, daß uns ein Professor für Entwicklungshilfe nicht nur mit Informationen versorgt, sondern auch Orginalinstrumente von seinen Afrikareisen für uns mitbringt", ist Voss-Conrad sehr dankbar. Außerdem unterstützen sie musikalisch jeweils zwei Klavierspieler, Gitarristen und Flötistinnen.
Wegen der vielen Mitwirkenden können sie sich nur alle drei Wochen zum Proben treffen, was aber nach Voss-Conrad sehr gut klappt. "Wir legen die Probentermine schon sehr früh fest, so daß sich jeder danach richten kann. Wir haben dann zwar weniger Proben, aber dafür kommen dann auch fast alle", macht die Leiterin ihre Theorie verständlich. Hinzu kommen allerdings die zweimal im Jahr stattfindenden Chorwochenenden, und ein ausgesuchtes Vokalensemble von 16 Leuten trifft sich noch zusätzlich, um für spezielle Auftritte zu üben.
Bis jetzt treten sie außer bei Gottesdiensten etwa drei- bis viermal pro Jahr bei größeren Veranstaltungen auf. Das Programm dauert eineinhalb bis zwei Stunden und ist immer themenbezogen und nie bunt gemischt. Im Anschluß findet häufig eine Diskussion mit dem Publikum statt, wie zum Beispiel während der Kolumbuswoche über den Begriff der Kolonialisierung. Für all diese Vorführungen erhebt die Gruppe keinen Eintritt, aber bittet um Spenden für ein jeweiliges Projekt, zum Beispiel für Straßenkinder in Brasilien oder für die Peruhilfe.
"Mir gefällt besonders, daß ich politisches Engagement mit Musik verknüpfen kann", sagt Helga Fremerey und Voss- Conrad legt Wert darauf, daß auch Christen sich mindestens auf musikalischer Ebene mit der Politik auseinandersetzen müssen. Da fangen aber die Probleme auch schon an. Die etwas ungewöhnliche Stilrichtung wird von den Kirchen gut angenommen, aber viele scheinen immer noch Schwierigkeiten zu haben, wenn sich Menschen aus der Kirche für politische Themen engagieren.
Das hält den Chor aber nicht davon ab, gerade jetzt bei den vielen Mahnwachen mit ihren Liedern ein friedliches Zeichen zu setzen. Nächstes Jahr möchte der Chor in der Partnergemeinde in Thüringen kostenlos singen und hofft so, einige Kontakte zu knüpfen. Doch dafür werden im Moment noch Spenden gesammelt. eva
1
Redaktion: Ric Folz
Zusätzliche Ruhebänke im Naherholungsgebiet Nieder-Erlenbach: Zwischen der Brücke der L 3008 über den Erlenbach und der Gemarkungsgrenze zu Massenheim sowie zwischen der Brücke in der Steinstraße und der Gemarkungsgrenze zu Ober-Erlenbach will die CDU zusätzliche Ruhebänke aufstellen lassen. Der Antrag wurde von allen Fraktionen im Ortsbeirat 13 unterstützt, da man den Bewohnern ausgedehnte Wanderungen durch die Gemarkung ermöglichen will. "Dafür müssen genügend Bänke für Ruhepausen aufgestellt werden", hieß es. tin
HANAU. Mit der Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplans für die Stadt Hanau werden sich die Ausschüsse der Stadtverordnetenversammlung beschäftigen. Das beschloß das Parlament in seiner jüngsten Sitzung.
CDU-Fraktionssprecher Klaus Romeis begrüßte den Magistratswunsch, Hanau als Oberzentrum aufzuwerten. Zu dieser Zentrumsfunktion gehöre, Hanau als Eisenbahnknotenpunkt auszubauen. Daher sei es unverständlich, wie die Raumplaner des Regierungspräsidiums (RP) die Bahnlinien aus Friedberg und Seligenstadt hätten vernachlässigen können.
Grünen-Sprecher Elmar Diez fragte den Magistrat, wie er zur Absicht des RP stehe, in Hanau keine weiteren Gewerbegebiete mehr zuzulassen. him
Um französischen Schülern den Aufenthalt in einer deutschen Familie zu ermöglichen, sucht "nacel international" noch Gastfamilien. Speziell für den kommenden Sommer werden solche Familien gesucht. Sie selbst brauchen nicht mal französisch zu sprechen.
Aber auch, wenn kein Gast aufgenommen werden kann, besteht die Möglichkeit zur Vermittlung von Schülern. Nicht nur nach Frankreich, sondern auch nach Irland. nik
Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt
Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt
Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt
Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt
Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt
Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenberg 57. In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Alfred Krebs (Tel. 31 20 28). wpt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt
Frankfurter Musikverein 1981: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band- Sound): Norbert Natho (Tel. 46 12 85); Dirigent: Karl-Heinz Velten. wpt
Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt
FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft zu den Angeboten gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt
Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Weitere Informationen über die TSG gibt Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ-König, Damaschkeanger 158. wpt
Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vereins am Poststadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Radsportfreunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim, Gelnhäuser Straße 2. wpt
Rödelheimer Neuner: Der Chor probt jeden Dienstag (20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt
Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt
Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt
Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag 9 Uhr). Belegwünsche: Geschäftsstelle dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt
Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt
Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" freitags (von 20 bis 22 Uhr) in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Auskunft über das Schwimmangebot gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt
Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt
Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold- Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt
Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Heim des Rödelheimer Vereinsringes in der Assenheimer Straße 24. wpt
In der Ausgabe vom 7. 12. 1992 zitiert die FR Björn Engholm unter "Aufgespießt": "Allein die physische Vorstellung, ich ginge mit Helmut Kohl kuscheln, ist für mich unerträglich."
Mein Gott, Herr Engholm, immer diese feine Behutsamkeit. Warum läßt der Mann nicht einmal die Handbremse los, wenn ihm einer unterstellt, er gehe mit Kohl kuscheln, und allein der Gedanke an solch physische Zweisamkeit mit dem CDU-Doppelzentner dreht ihm den Magen um?
Die "physische Vorstellung" ist Quark, und "unerträglich" ist blaß und handzahm wie die Empörung von Politikern, die bekunden, daß sie zutiefst empört seien.
Manfred Römer, Königstein
Da kommt ein junger Barde aus Moskau und singt russische Romanzen in einem Kellerlabyrinth in Bockenheim. Melancholische, traurige Verse, von der Liebe vor allem. Bei Kaviarhäppchen, Kerzenlicht und ein wenig russischem Sekt können etwa zwanzig Gäste in der "Russischen Galerie" einen musikalischen Abend erleben.
Der Galerist Wladimir Finogin erinnert an die Tradition der Balladen und Lieder, von denen viele aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Nach dem Ende der Sowjetära spricht er von einer "Suche nach alten Wurzeln".
Und trotzdem bleibt da ein Unbehagen, auch wenn die Sitznachbarin in Erinnerungen an ihren Jugendaustausch nach Rußland vor wenigen Jahren schwelgt. Natürlich können die Lieder an eigene Erlebnisse rühren, jedoch an Abende anderer Art. An russische Freunde in engen Küchen, die zur späten Stunde nach den ersten Flaschen Wodka zum Gesang anheben. Auch dort erklingt so oft das bekannte Repertoire von "Schwarze Augen" und Michail Glinkas Weisen. Doch taucht die folgende Überlegung einfach nicht auf: Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Kitsch?
Im Kellergewölbe der Galerie bleibt sie präsent. Sergej Maximitsch und Swetlana Dmitriewa heißen die Interpreten, die mit Klavier- und Gitarrenbegleitung den Abend gestalten. Vor allem der dunkle Bariton ruft, wenn auch nicht von seinem Popperhaarschnitt her, Erinnerungen an Iwan Rebroff wach.
So darf "Kalinka" offenbar beim Folkloreprogramm nicht fehlen. Das kennt jeder deutsche Gast, es wird mitgeklatscht und das Russenklischee ist perfekt. Der freundliche Galerist spricht mit starkem slawischen Akzent in der sanften Stimme, im Wandregal stehen die "Puppen in der Puppe".
Finogin, der etwas vermessen angibt, in seiner 1991 entstandenen Galerie "die maßgebenden russischen Künstler" auszustellen, will es bei den Musikabenden nicht belassen. Ihm schwebt vor, in Frankfurt eine "Deutsch-Russische Kulturgesellschaft" zu gründen. Sie soll dabei helfen, das Vakuum auszufüllen, welches von der staatlich organisierten Kulturpolitik der ehemaligen UdSSR hinterlassen wurde. Da bleibt nur zu hoffen, daß von der großen russischen Kultur in der akuten Krise nicht nur diese kümmerlichen Reste übrigbleiben.
Wer sich trotzdem einmal der Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch aussetzen mag und einfach gerne sentimentale russische Gesänge hört, der muß sich nur über den erhöhten Eintrittspreis hinwegsetzen: "Russische Galerie", Bockenheimer Landstraße 97-99, Frankfurt.
GEMMA PÖRZGEN
Gerade sitze ich auf gepackten Koffern, um in den nächsten Tagen das zu tun, was Ihre Autorin Jutta Nachtigäller (FR vom 8. 12. 1992 "Die letzten Geheimnisse der Welt zertrampelt") so verdammt: in die Antarktis reisen und Pinguine "scheuchen". Mir das zu vergällen hat auch sie nicht vermocht - auch wenn sie behauptet, daß Besucher Adelie-Pinguine so nervten, daß die armen Viecher fliegend das Weite suchen. Jedenfalls habe ich auch nach zehn Reisen in die kalte Pracht noch keinen Adelie-Pinguin ". . . mit einem größeren Küken wegfliegen . . . sehen".
Ich werde diesmal ganz besonders auf fliegende Pinguine achten und Grzimeks Tierleben, den Brehm und all die anderen Altvorderen eines besseren belehren. Sollte mir ein Eisbär begegnen, würde mich auch das nach der Lektüre des Artikels nicht mehr wundern.
Aber Spaß beiseite: Der Artikel ist gut gemeint - aber leider ist der fliegende Pinguin nicht der einzige Fehler. Als Meeresbiologe und Umweltschützer habe ich in der Antarktis geforscht und begleite heute ab und an Touristenreisen in die faszinierende Wildnis.
Frau Nachtigäller wird es freuen, daß ich radikal dafür sorge, daß die Pinguine nicht das Fliegen erlernen. Sprich: die Überwachung der Touristen und ihre umweltgerechte Schulung. Wer sich nicht daran hält, bekommt Landgangverbot.
Antarktischer Tourismus? Ja! Aber limitiert und unter strengsten Auflagen - die Forderung nach einheitlichen Regelungen ist berechtigt.
Daß Umweltschützer (Greenpeace) die Antarktis verschandeln mußten, um sie zu schützen, und eine Hütte bauten, daß Forscher ganze Inseln verwüsten (King George Island) und daß Heerscharen von Biologen Pinguine unerbittlich bis in ihre letzte Intimsphäre verfolgen, bis sie auch ihren letzten Krächzer erforscht und dabei ganze Kolonien genervt haben, gehört aber genauso in Ihren Artikel wie die Belastung durch einen ausufernden Tourismus.
Meine Forderung: Begrenzung der Forschung auf das wirklich Notwendigste, Regulierung des Tourismus auf 10 000 Besucher pro Jahr, wenn es sein muß, auch über den Geldbeutel. Umweltschutzabgabe inklusive.
Von diesem Geld ließen sich antarktische Ranger finanzieren, die den "Weltpark Antarktis" wirkungsvoll schützen: gegen Ausbeuter, Wissenschaftler, Touristen und übereifrige Umweltschützer - ein "Certifikat" für Tourismusunternehmen, die die Anforderungen an einen umweltverträglichen Tourismus erfüllen, muß her - Kontrolle aller Aktivitäten durch die UNEP.
Die Antarktis als gigantisches Forschungslabor ist genauso gefährdet wie ein antarktisches Ibiza. Und Zeitgenossen, die meinen, daß Pinguine fliegen können, sollte man ohnehin nicht hinfahren lassen.
Wolfgang Fischer (Biologe), Wedel
WIESBADEN / KREIS GROSS-GERAU. Von den siebzig Millionen Mark des hessischen Nachtragsetats 1992 erhält der Kreis Groß-Gerau 1,8 Millionen Mark für die investive Förderung von Kinderbetreuungseinrichtungen. Damit könnten Neubauten und Erweiterungen an vier Standorten erfolgen, wodurch 188 neue Plätze geschaffen und 75 vorhanden gesichert würden. Das teilt die Ministerin für Jugend, Familie, und Gesundheit, Iris Blaul, mit.
Blaul hob hervor, daß bei den nunmehr vereinfachten Bewilligungsverfahren die Kommunen und Kreise selbst über Bedarf und Vorrang geplanter Einrichtungen entscheiden können. In Mörfelden- Walldorf würde ein Kindergarten um fünfzig Plätze erweitert. Ebenso viele Plätze entstünden in Ginsheim-Gustavsburg durch Umbau einer Einrichtung. In Groß-Gerau seien zwei Neubauten mit je 44 Plätzen vorgesehen. lis
Ein Bild des Glücks, das Oskar Lafontaine und Björn Engholm bieten: "Freude über den Asylkompromiß" steht da zu lesen. Sie freuen sich über ihren "Kompromiß", den sie ausgehandelt haben (FR vom 8. Dezember 1992, "Genug gestritten, einmal muß Schluß sein"). Sie können sich ja auch freuen, denn sie haben es geschafft: Alle, die das Asyl mißbrauchen, können nicht mehr rein, und alle, die politisch verfolgt werden, genießen Asylrecht.
Alle außer denen, die schon in Polen, in der CSFR oder sonstigen in dieser Hinsicht so überaus liberalen Nachbarstaaten nicht anerkannt werden. Alle außer denen, die kein Geld für das Flugzeug haben. Oder am Flughafen von der heimatlichen Polizei verhaftet werden. Oder der Verhaftung durch gefälschte Papiere zwar entgehen, aber wegen dieser identitätsverschleiernden Papiere hierzulande nicht asylberechtigt sind. Aber alle anderen, die dürfen. Und die beiden haben in großartigem Einsatz für die Menschenrechte verhindert, daß das Asylrecht, wie von der CSU gefordert, ganz abgeschafft wurde.
Deutschland, eines der reichsten Länder dieser Erde, schiebt die Verantwortung auf seine Nachbarn. Der "Palisadenzaun aus Nichtverfolgerländern" steht und kann ja zur Not auch noch beliebig erweitert werden - per einfacher Mehrheit im Bundestag und Zustimmung im Bundesrat. Wer, bitte, Herr Engholm, glaubt denn daran, daß zum Beispiel ein wichtiger NATO- und Wirtschaftspartner dieses unseres "Rechts"-Staates wie die Türkei in den Augen einer Regierung offiziell ein Verfolgerland sein kann, wo es doch von ihr auch noch die für die Unterdrückung eines ganzen Volkes benötigten Waffen in Hülle und Fülle bekommt?
Wie kann eine Partei, deren Altväter in den KZ Nazideutschlands gequält wurden, die in ihrem eigenen Land wegen ihrer politischen Überzeugung verfolgt wurden, einem solchen Kompromiß zustimmen? Weil "Volkesstimme" das will? Weil Volkesstimme weiß, die Asylanten sind schuld, wenn wir dieses Jahr keinen Videorekorder unter dem Christ(!)baum haben. Was wird bloß, wenn es im nächsten Jahr auch nichts wird damit? Wer ist denn dann schuld?
So betrachtet ging es "uns" doch vor drei Jahren viel besser - bevor "die" da drüben einfach ihre schöne Mauer aufgemacht haben. Dieses neumoderne Konstrukt, das all die Bösen auf der einen und all uns Guten auf der anderen Seite fein säuberlich trennte. Da ist der Vorschlag eines Zaunes an der Grenze zu Polen und/oder CSFR doch halbherzig - greifen wir doch lieber auf Altbewährtes zurück und bauen die Mauer wieder auf. Die neuen Länder kosten eh zuviel, sind verschmutzt, und Arbeitslose brauchen wir auch nicht. Teilen ist out, es lebe der Wohlstand.
Gut nur, daß wir es noch mal schriftlich bekommen haben, daß wir ein "ausländerfreundliches, weltoffenes Land" sind. Die, die da brennen und morden, das sind nur einige wenige. Eine solch kleine Minderheit, daß sie es geschafft hat, unser Grundgesetz in einem seiner wesentlichen Züge zu verändern.
Ciske Busch, Kitzingen
Nichts gegen die Wiedereröffnung der "Gemäldegalerie Alter Meister" in Dresden, aber alles gegen schmierige deutschnationale Feuilletonpredigten wie jene des Herrn Peter Iden in der FR vom 7. Dezember 1992 ("Das Wunder von Dresden").
Die hochtönenden Leerformeln und Euphemismen - ". . . das wichtigste (Ereignis) seit der politischen Vereinigung . . . imstande, ein Bewußtsein der Identität zu fördern und zu stützen . . . für alle Deutschen ein Anlaß der Freude" - gehören untrennbar zum Genre. Doch was hat derartiges in der Frankfurter Rundschau verloren?
Gekrönt wird das Idensche identitätsstützende Machwerk von der dummdreisten Behauptung, "daß die Stadt (Dresden) dann für mehr als vier Jahrzehnte den Deutschen im Westen des Landes nicht mehr erreichbar gewesen ist". Als wüßte Iden nicht genauso gut wie seine Leser, daß es sich genau umgekehrt verhielt: es waren die DDR-Normalbürger, ob aus Dresden oder nicht, denen der Westen unerreichbar gewesen ist.
Daß es die Idens (wie auch ich) zu beschwerlich fanden, sich den DDR-Grenzformalitäten und anderen Reiseunannehmlichkeiten auszusetzen, ist ja nicht zu verurteilen. Wenn solche Leute aber jetzt den deutschnationalen Bramarbas geben und forsch besitzergreifend durch die Dresdner Galerie schreiten ("Hier haben wir einen gemeinsamen Besitz"), so löst das, zumindest bei mir, Brechreiz aus.
Reinhard Siebert, Gießen
In der FR wurde im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen den § 218 viel über die Befangenheit von Richtern geschrieben (FR vom 9. 12. 1992 "Herbe Vorwürfe an die Reformerinnen").
Meine Zweifel an einigen Richtern betreffen allerdings nicht nur das gegenwärtige Verfahren: Ernst Wolfgang Bökkenförde z. B. war Mitherausgeber einer Festschrift (von "Freunden und Schülern") zum Geburtstag des Staatsrechtlers Carl Schmitt.
Bekanntlich gehörte Schmitt zur ersten Garde des NS-Regimes, war dessen ideologischer Wegbereiter und rechtfertigte alle Formen des Nazi-Terrors.
Für Schmitt war Hitler "oberster Richter". Der Justiz sprach er jedes Recht ab, Entscheidungen des "obersten Führers" auch nur anzuzweifeln. Ich jedenfalls bezweifle, ob "Freunde und Schüler" dieses Nazi-Ideologen als Verfassungsrichter geeignet sind.
Die "rechte" Gesinnung bringt scheinbar auch Verfassungsrichter Hans Hugo Klein mit, der als Professor für öffentliches Recht und damaliges CDU-MdB einen rechtsradikalen Lehrer (HIAG-Mitglied) öffentlich unterstützte, als dieser die Schrift "Grundgedanken der nationalsozialistischen Weltanschauung" des rechtsextremen Druffel-Verlages als Unterrichtsmaterial an seine Schüler verteilte und damit bundesweit für Aufsehen sorgte.
Das sind nur zwei kleine Beispiele, aber sie passen in die politische Landschaft.
Die Entwicklung dieser Republik nach rechts vollzieht sich eben nicht nur randalierend auf den Straßen.
Peter Klimann, Hamburg
Leser-Forum
Die nächste Ausgabe der Stadtteil-Rundschau erscheint am Donnerstag, 7. Januar 1993
Die nächste Ausgabe der Stadtteil-Rundschau erscheint am Donnerstag, 7. Januar 1993
Die nächste Ausgabe der Stadtteil-Rundschau erscheint am Donnerstag, 7. Januar 1993
Schabedoth/Schroeder haben in ihrem Beitrag "Nichts ist so lähmend wie überholte Orientierungen" (FR vom 7. 11. 1992) das zentrale Nervensystem derer empfindlich getroffen, die sich selbst als Linke bezeichnen. Ihre Thesen, die dazu anregen sollten, über einige liebgewonnene Selbstverständlichkeiten des zerbrechenden deutschen Nachkriegskonsenses neu nachzudenken, treffen auf erbitterten Widerstand innerhalb und außerhalb der Gewerkschaften.
Auch wenn seit 1989 Deutschland aus der selbstverschuldeten weltpolitischen Unmündigkeit entlassen wurde, halten viele unbeirrt am Sonderweg der Bundesrepublik nach 1945 fest.
Die Linke fühlt sich zu Recht angegriffen, da sie am Konzept der "Nicht-Politik" festhält und weiterhin mit Diffamierung, Unterstellung und Ignoranz reagiert. Diese Formen der Selbstimmunisierung ziehen sich quer durch die vielen Leserbriefe, die in den vergangenen vier Wochen als Reaktion auf den Diskussionsbeitrag von Schabedoth/Schroeder in dieser Zeitung veröffentlicht wurden.
Die Argumente, oberlehrerhaft vorgetragen, wiederholen sich weitgehend. Auf eine Form der Selbstimmunisierung ist besonders hinzuweisen; die Rechts-Links- Umkehrung. Diese, im übrigen nicht neue Strategie, stellt die unbequemen Kritiker im eigenen Lager in das des Gegners. Das Prekäre an den vorliegenden Ereignissen besteht darin, daß Vertreter derselben Institution, Lang/Schauer - Tarifabteilung der IG Metall -, die Strategie der Diffamierung gegen Schabedoth/ Schroeder - Grundsatzabteilung der IG Metall - verwenden und letztere ins Lager der Rechten verabschieden.
Lang/Schauer eröffneten mit ihrer Antwort "Modernisierung als Fetisch, abseits von Moralität" (FR vom 14. 11. 92) die Debatte um den Diskussionsvorschlag von Schabedoth/Schroeder, scheinbar ohne ihn zur Kenntnis genommen zu haben. Die Stoßrichtung, über den Strukturkonservatismus der Linken nachzudenken, wird überhaupt nicht wahrgenommen, dafür aber um so mehr die Beschlußlage eingeklagt und Denkverbote ausgesprochen.
Ganz entgegen der Vorstellung von Schabedoth/Schröder, die von einer sehr mobilen und innovativen Rechten ausgehen, wird ihnen folgendes Bild einer Rechten, "die wahrscheinlich nur noch als die andere ,reaktionäre Masse&rquote; ohne jegliche Differenzierung kaum noch der Erwähnung wert ist", unterstellt. Dies läßt eher auf das eigene infantile Bild von der Rechten schließen, als daß es auch nur annähernd den Grundgedanken von Schabedoth/Schroeder wiedergeben kann, ihn sogar in sein Gegenteil verkehrt.
Möglich ist, daß man die eigene Lehre rein halten kann, indem man Veränderungen in der Welt nicht zur Kenntnis nimmt. Allerdings - dieses als einen Beitrag zur Gestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse auszugeben, und sich dabei moralisch als guten Internationalisten in Szene zu setzen, macht die Sache nur um so schlimmer.
Die in dieser Frage sowieso problematischen Verkürzungen linken Selbstverständnisses werden hier in einer eher hilflosen Form weiter zementiert. Das Nord-Süd-Problem soll gelöst werden durch eine "weltweite Verteilungsgerechtigkeit, eine neue Weltwirtschaftsordnung, eine neue internationale Entwicklungspolitik. Das kann auch für die Arbeitnehmer schmerzlich sein, ist aber purer Realismus (. . .)."
Ich möchte hier nicht entscheiden, wie viel Realismus eine solche Position innerhalb der westdeutschen Gewerkschaften repräsentiert. Auch will ich mich nicht weiter mit den "heiligen Formeln" beschäftigen, die doch nur dazu dienen, sich selbst die Absolution zu erteilen, sich vom genauen Lesen und Nachdenken freizusprechen und Andersdenkenden in den eigenen Reihen mit der Exkommunikation aus der Linken zu drohen.
Dagegen sind die Anregungen von Schabedoth/Schroeder eine Aufforderung zur Auseinandersetzung. Ihre wesentlichen Aussagen möchte ich hier zur Erinnerung wiederholen:
"Die linke als konservierende, die rechte als verändernde Kraft, das kommt einem Paradigmenwechsel gleich."
Der Nachkriegskonsens sei zerbrochen und deshalb eine neue Innen- und Außenpolitik der vereinigten und souveränen Bundesrepublik Deutschland zu formulieren. Vorgeschlagen wird eine Intervention in der sich neu formierenden Innenpolitik, da Deutschland faktisch ein Zuwanderungsland sei. Der bisherige Streit um den Artikel 16 verknappe die Argumente und fördere die bisherige Doppelmoral, die stark gestiegenen Einwanderungszahlen als politisches Asyl zu thematisieren.
Bei einer neuen Außenpolitik solle sich im Rahmen der UNO auch die Bundeswehr bei friedenssichernden militärischen Einsätzen beteiligen. Es sei zu einfach, sich die Hände nicht schmutzig machen zu wollen, es aber von anderen, zum Beispiel beim Schutz junger Demokratien, zu verlangen.
Ein Post-Nachkriegskonsens wird sich herausbilden, auch wenn sich die Linke in Enthaltsamkeit übt und dadurch möglicherweise das erreicht, was sie als Gespenst an die Wand malt. Linken Fundamentalisten - wie Lang/Schauer und Leserbriefschreiber der letzten Zeit - scheint keine andere Möglichkeit mehr zu bleiben, als kritische Stimmen systematisch durch Diffamierung, Unterstellung und Ignoranz auszugrenzen. Sie sollten besser anfangen zu überlegen, ob mit sensibler Wahrnehmung von Stimmungslagen der Bevölkerung und Kenntnisnahme der sich verändernden geopolitischen Konstellationen die eigene Versenkung in die Bedeutungslosigkeit aufzuhalten wäre.
Burkard Ruppert, Frankfurt am Main
KASSEL. Räume super - Lage falsch. "Nehmen Sie es mir nicht übel, aber der Weg nach oben ist zu weit." Das ist die häufigste Antwort, die Kasseler Missions-Frauen von hilfsbedürftigen Reisenden auf eine Einladung zum Kaffee in ihre funkelnagelneuen Räume bekommen.
Seit der größte Bahnhofsneubau (300 Millionen Mark) nach dem Zweiten Weltkrieg im Mai 1991 in Kassel- Wilhelmshöhe in Betrieb genommen wurde, liegen Bahnhofsmission und die Deutsche Bundesbahn (DB) über einen eigenen, "gleisnahen" Fahrstuhl im Clinch.
Die Helferinnen sind im ersten Stock am Ende der Gleise schwer zu finden und teilen sich einen versteckten, abzuschließenden Aufzug mit einem Restaurant. Rollstuhlfahrer müssen klingeln und von den Missionsfrauen abgeholt werden, wenn nicht gerade eine Lieferung den Fahrstuhl lahmlegt. Höchstens zwanzig Gäste am Tag in der Bahnhofsmission sind die Folge solcher Fehlplanung.
Im alten Kasseler Hauptbahnhof, heute für den Regionalverkehr zuständig, funktioniert die Hilfestellung deutlich besser: 46 000 Menschen kamen im vergangenen Jahr in Kontakt mit der Bahnhofsmission. Fast alle Behinderten, Senioren, Schüler mit Wartezeiten und Wohnungslose schauten in der "gemütlichen Hütte" auf einen Kaffee oder eine warme Mahlzeit vorbei. Im ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe dagegen leisten die Helferinnen von Caritas-Verband und Diakonie meist nur Umsteigehilfe. "Wir zerren die Blinden hinter uns her", beschreibt Leiterin Herta Weispfennig die Situation.
Obwohl ältere und behinderte Menschen wegen der beschwerlichen, steilen Rampen oft Anschlußzüge verpaßten, warteten sie lieber eine Stunde in der Kälte, als zur Mission zu laufen, berichtet die Sozialpädagogin. Viele entdeckten nur eine Wendeltreppe, die offiziell als Fluchtweg gilt. Wer die nicht erklimmen könne, kehre wieder um. Auf die Forderung nach einem zweiten Fahrstuhl sagt DB-Pressesprecher Walter Henss: "Wir haben kein Geld."
Die Bundesbahn ist sowieso verärgert, weil es die Mission in der Planungsphase des Bahnhofs verpaßt habe, Ansprüche zu stellen. Aber da war noch nicht klar, ob Diakonie und Caritas genug Geld für eine zweite Kasseler Einrichtung aufbringen konnten. Die letzte Hoffnung der christlichen Crew liegt bei Sponsoren.
Aber auch wenn Geldgeber gefunden würden, gäbe es noch Probleme. Das Berliner Architekturbüro Brandt/ Böttcher, das an Entwurf und Ausführung des kühnen Neubaus beteiligt war, muß jeder Veränderung zustimmen, und das scheint Eingeweihten "fast unmöglich".
BRITTA KÖRBER (dpa)
Zwei Neubauten für Fachhochschule Mit zwei neuen Gebäuden ist die Fachhochschule (FH) Gießen-Friedberg an ihrem Gießener Standort erweitert worden. Dadurch werde die Nutzfläche um rund 4300 Quadratmeter erweitert, was einem Zuwachs von 329 Studienplätzen für die Ingenieurwissenschaften entspreche, erklärte Hessens Wissenschaftsministerin Evelies Mayer am Montag während der Feier für die rund 30 Millionen Mark teuren Gebäude. Mit den Neubauten werde die Überlast der FH mit ihren rund 9400 Studenten nicht völlig abgebaut, aber gemildert. Sie hoffe, daß auch die in Friedberg bestehende Raumnot mit neuen Gebäuden verringert werden könne. Gewinner eines Journalistenpreises Ein Redaktionsteam und drei Frauen haben den zum zweitenmal ausgeschriebenen Journalistenpreis der Architektenkammer Hessen gewonnen. Der Wettbewerb stand 1992 unter dem Thema "Erneuern oder zu zerstören". Die Jury vergab Preise von jeweils 5000 Mark an zehn Mitarbeiter der "Fuldaer Zeitung" für ihre Artikelserie "Denk-mal" im Lokalteil sowie an Annette Wannemacher vom "Darmstädter Echo" für vier Beiträge zum Denkmalschutz in der Stadt. Agnes Schönberger von der "Oberhessischen Presse" in Marburg erhält 3000 Mark, und ein Sonderpreis von 2000 Mark fiel an Sabine Cronau, freie Mitarbeiterin des Rhein-Main-Teils der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
20 Jahre Klaus-Kübel-Stiftung Mit einer Feststunde hat am Montag in Bensheim (Kreis Bergstraße) die Klaus- Kübel-Stiftung ihr 20jähriges Bestehen gefeiert. Sie gehört nach eigenen Angaben zu den zehn größten, gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland und will das "ganzheitliche Wachstum von Kindern" fördern. Dabei helfe sie Eltern, "ihre Fähigkeiten als Partner und Erzieher von Kindern zu stärken". Seit 1990 schreibt die Stiftung jährlich einen mit 100 000 Mark verbundenen Preis für beispielhafte Eltern-Kind-Initiativen aus. Stiftungsgründer und Möbelfabrikant Klaus Kübel hatte der Einrichtung mit rund 72 Millionen Mark einen Großteil seines Privatvermögens übereignet."Kassel 1955" wird verlängert Die Ausstellung "Kassel 1955 - die Stadt im Jahr der ersten documenta" wird verlängert: Wegen des anhaltenden Besucherstroms wird sie noch bis zum 31. Mai im Stadtmuseum am Ständeplatz zu sehen sein. Nachgezeichnet werden die wirtschaftliche, architektonische und kulturelle Entwicklung der Kommune und das politische Klima in den Wirtschaftswunderjahren. Zu sehen auch viele Details aus dem Alltag: unter anderem in der Werkakademie entworfene Tapetenmuster sowie alte Haushaltsgeräte (geöffnet von dienstags bis freitags, 10 bis 17 Uhr, und samstags und sonntags, 10 bis 13 Uhr).
Five Blind Boys Of Alabama Gute Gospelmusik ist zeitlos. Und so haben die Five Blind Boys Of Alabama zwar altersmäßig schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, klingen aber in ihrem beseelten Gesang jugendlich und frisch wie junge Hüpfer. Vor über 50 Jahren sind sie gegründet worden. Ihre aktuelle Platte "Deep River" (Nonesuch-American Explorer/wea) erschien beim Warner-Medienkonzern, ihre Konzerte sind weltweit ausverkauft. Und ihre Musik ist inhaltlich noch immer pur, doch stilistisch längst ein Brückenschlag zwischen Gospel, Blues, Rock, Soul und Jazz. dk
NEU-ISENBURG. Computer haben bereits in fast alle Amtsstuben des Isenburger Rathauses Einzug gehalten. Nach Auskunft des Magistrats arbeiten bereits 13 der 14 Ämter mit elektronischer Datenverarbeitung. Auch der Personalrat habe Schreibmaschinen ausrangiert und zu Tastatur und Bildschirm gegriffen. Neben Standardprogrammen sei auch speziell für Verwaltungszwecke entwickelte Software im Einsatz: So unterstützt die Mitarbeiter des Standesamtes bei Eheschließungen und dem Ausstellen von Urkunden - ein Programm namens "Elvis".
Laut einer Umfrage im Rathaus glauben 82 Prozent der Beschäftigten, daß sie ihre Arbeit mit einem Computer besser und schneller tun können. Die chip-beladenen Geräte sind der Stadt offenbar nicht nur lieb, sondern auch teuer: Bis 1995 sollen weitere Computer und Programme im Wert von knapp einer Million Mark angeschafft werden.
Ob es allerdings dazu kommen wird, ist ungewiß: Gerade bei den Etatposten für Computer sehen die Fraktionen im Stadtparlament eine Möglichkeit, Geld einzusparen, das möglicherweise anderswo dringender gebraucht wird. leo
NEU-ISENBURG. Erst vor wenigen Tagen wurden sie für ihre Filme "Inländer - Ausländer" und "Krawalle gegen Ausländer" beim Videowettbewerb des Kreises Offenbach mit zwei Sonderpreisen ausgezeichnet. Morgen, Dienstag, 22. Dezember, werden Thomas Scholl, Patrick Herr und Tilman Brandmeier um 14.30 Uhr ihre prämierten Werke im Gravenbrucher Hort Schwalbenstraße vorführen - dort, wo ihre "Karrieren" als Filmemacher begannen.
Anlaß ist das Jahresabschlußfest des Kinderkinos "Dschungelmovie". Zu sehen gibt es dort auch den 1988 gedrehten Spielfilm "Der Bär" von Jean-Jacques Arnaud, der die Geschichte von Youk erzählt, der bei einem Erdrutsch seine Mutter verlor. leo
Ob sich die Stellung von Arbeitslosen in der Gesellschaft verändert hat, auf diese Frage möchte Uli Brachthäuser gar nicht erst antworten. "Die Arbeitslosen, das ist doch keine homogene Gruppe", sagt er verärgert. Brachthäuser, gelernter Sozialarbeiter, war selbst drei Jahre erwerbslos. Heute ist er Journalist und bei der überregionalen Arbeitslosenzeitung quer beschäftigt.
Im März 1985 war im Frankfurter Arbeitslosenzentrum ein Schreiber ohne Job aufgetaucht, der die zündende Idee hatte, eine eigene Zeitung zu machen. Falz hieß sie zu Beginn. Das stand für Frankfurter Arbeitslosenzeitung. Doch je mehr das Blatt über die Region hinaus an Bedeutung gewann, um so wichtiger wurde ein neuer Name. Auch bei Klartext konnte es aus Titelschutzgründen nicht bleiben. quer ist inzwischen mit einer verkauften Auflage von 2000 bis 3000 Stück ein wichtiger Informationsträger für Leute ohne Arbeit und Erwerbslosen- Initiativen in Ost und West.
"Infos für den täglichen Ämterkampf", aber auch Hintergrundberichte zeichnen die monatlich erscheinende Publikation aus. Die Redaktion mit fünf "Machern" recherchiert zwar die meisten Artikel von ihrem Büro in einem Frankfurter Hinterhof aus, doch auch Leser tragen zur Themenvielfalt bei. "Sie begreifen uns als ihr Medium und liefern vieles an", erzählt quer-Journalist Jochen Dieckmann.
Ein Leser aus dem Kreis Kleve spielte ihm einmal einen Fragebogen des Sozialamtes zu, der zum peinlichen Verhör unverheirateter Paare diente. "Werden Einkäufe zusammen getätigt? Wer wäscht die Bett- und Leibwäsche und bügelt sie? Wer stellt das Waschpulver?" hieß es da. quer veröffentlichte das Schriftstück und beschrieb die Praktiken, zu denen sogar Erkundigungen bei Nachbarn gehörten. Bei den Recherchen bestritt das Kreissozialamt zunächst, das Papier oder gar dessen Herkunft zu kennen. Die Amtsleitung verfügte dann schließlich aber doch, daß der Fragebogen nicht mehr verwendet werden durfte.
"Es wird versucht, die Leute zu vereinzeln. Dem wollen wir etwas entgegensetzen", erläutert Dieckmann das Redaktionskonzept. Als arbeitslos wird auch nicht nur angesehen, wer bei der Bundesanstalt gemeldet ist. Besondere Bedeutung kommt der Berichterstattung über Rechtsthemen zu. Ein Gerichtsurteil in Flensburg mag auch in München von Interesse sein, und die Leser können sich beim örtlichen Arbeitsamt auf den erläuterten Gesetzestext darauf berufen. Ferner berichtet das Blatt von den Treffen der rund tausend Initiativgruppen gegen Arbeitslosigkeit und Armut.
"quer erreicht intensiv eine interne Öffentlichkeit", glaubt Brachthäuser seine Leserschaft am treffendsten zu beschreiben. Zu den treuen Abonnenten gehören auch Gewerkschaften oder die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Sie ist neben der Stadt Frankfurt an der Finanzierung beteiligt, den Rest muß die Redaktion über den Verkaufserlös von zwei Mark pro Exemplar oder 21,60 Mark für den Jahresbezug abdecken.
Schon Anfang 1990 begannen die quer- Denker damit, Kontakte in die neuen Bundesländer zu knüpfen und Ostthemen aufzugreifen. "Die Zeitung wird bei uns sehr aufmerksam gelesen, weil wir von den Erfahrungen der alten Bundesländer profitieren wollen", bestätigt Hans-Jürgen Schütt vom Ostberliner Arbeitslosenverband das große Informationsbedürfnis in der Ex-DDR. Die Geschichten aus dem Osten machen die Lektüre auch besonders attraktiv. So erschien in der Novembernummer ein Artikel über Vertragsarbeiter im früheren Honecker-Staat und ein Interview mit einem Brandenburger Schuldenberater.
Die Redaktion will zunehmend auch allgemeinpolitische Themen aufgreifen, sagt Brachthäuser. Auch könne es nicht länger bei der Beschränkung auf nationale Ereignisse und Themen bleiben. Im Februar will er deshalb einer Einladung nach Moskau folgen. Für Rußland sagt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) nach dem Zusammenbruch vieler Großunternehmen zum Jahreswechsel nicht weniger als zehn Millionen Arbeitslose voraus. GEMMA PÖRZGEN
HANAU. Die Ortsbeiräte zu stärken, hat der FDP-Stadtverband Hanau im Zusammenhang mit der Aufstellung seiner Kandidatenliste für den Stadtteil Steinheim gefordert. Wäre dies in der Vergangenheit möglich gewesen, hätte es Fehlentwicklungen wie die Schloßhofgaragen und den Schloßgartenausbau nicht gegeben, meint Raimund Wurzel als Steinheimer FDP-Spitzenkandidat.
Hinter Wurzel rangieren Kristina Kusel und Bernd Bareiter auf der Ortsbeiratsliste. Das Trio fordert die Fortsetzung der Steinheimer Altstadtsanierung, den ersatzlosen Abriß der alten Illert-Fabrik für freie Sicht auf die Stadtmauer sowie eine verstärkte Förderung der kulturtreibenden Vereine und Privatinitiativen im Stadtteil. him
1
Drei Tempo-30-Zonen sollen in Ginnheim eingerichtet werden. Das forderte der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) in seiner vergangenen Sitzung gegen die Stimmen der Grünen. Eine Blitzaktion: Die Politiker hatten weder ein Planungsbüro eingeschaltet, noch eine Bürgeranhörung organisiert. Darauf könnten sie wegen der "Geschlossenheit, Gleichartigkeit und Eindeutigkeit der Stadtquartiere" verzichten, rechtfertigten sich die Antragsteller der SPD-Fraktion.
Demnach sollen die Viertel um die Guitastraße (August-Scheidel-Straße, Reichelstraße, Mahräckerstraße, Heinstraße, Prächterstraße), um die Karl-Kotzenberg- Straße (Am Eichenloh, Am Eisernen Schlag, Ginnheimer Stadtweg, An den Drei Brunnen, Am Großen Berge, Rebgärten) und um die Ginnheimer Hohl in Alt-Ginnheim "ohne einschneidende und finanziell aufwendige Umbauten" beruhigt werden. Bauliche Maßnahmen seien nicht nötig. Für ausreichend halten die Politiker Tempo-30-Schilder und die sogenannten Kölner Teller an den Einfahrten.
Nur den Grünen ging die pauschale Verkehrsberuhigung zu schnell. "In allen drei Gebieten gibt es Sachen, die zu beplanen wären", erklärte der Grüne Peter Steinberg. Auch, wenn der Verkehr in den Vierteln nicht so "brisant problematisch" sei, wie etwa in Eschersheim oder in der Dornbuschsiedlung. Über die Verkehrsberuhigung dort diskutieren die Politiker schon seit mehr als einem Jahr.
Steinberg fürchtet außerdem, daß der Antrag von der Stadtverwaltung an den Ortsbeirat zurückgesandt werde, weil das Gremium kein Büro eingeschaltet habe. Steinberg: "Damit haben Sie erfolgreich verzögert, Zeit gewonnen, und das erreicht, was Sie wollten: keine Verkehrsberuhigung." sen
Aufgespießt
"Es klingelt. Draußen stehen ein Mann und eine schwangere Frau. Dunkelhäutig. Zigeuner? Nein, Palästinenser, Asylbewerber. Sie suchen Unterkunft. Was ist zu tun?
a) 20 Mark geben. Taxi rufen. Zum Krankenhaus schicken.
b) Erklären, man sei nicht zuständig. Den Weg zum Sozialamt (über die Feiertage geschlossen) zeigen.
c) Tür zumachen. Weitersingen. Über die Rücksichtslosigkeit der Leute schimpfen.
d) Die Leute hereinbitten, sie bewirten, ihnen das Gästezimmer zur Verfügung stellen. Krankenhaus verständigen. Dort versichern, daß man notfalls für Entbindungskosten aufkäme.
e) Bedauern ausdrücken, da Besuch momentan sehr ungünstig (Aufbruch zur Christmette). "Gesegnete Weihnacht" wünschen. "Weihnachtsquiz" nach Pfarrer Karl Jung aus Image (Aachen), Materialdienst für Pfarrbriefe.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Stern- Apotheke, Bad Homburg, Frankfurter Landstraße/Ecke Haberweg.
Oberursel/Steinbach. Birken-Apotheke, Oberursel-Weißkirchen, Kurmainzer Str. 85.
Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
Ihrer Patenfamilie in der Nähe von Tschernobyl wollte FR-Leserin Petra O. zum Jahresende ein "Care"-Paket zukommen lassen. Sie schnürte Lebensmittel, Spielsachen und ein bißchen Kleidungkompakt zusammen und trug das Elf-Kilo-Paket zur Hauptpost. Dort stieß sie jedoch auf geballte Probleme. "Das geht nur per Luftpost", sagte der Beamte und verlangte 105 Mark Porto. Petra O., der das zu teuer schien, insisitierte auf dem Landweg und erfragte diesen Tarif. "60 Mark" gab der Beamte Auskunft, wies jedoch darauf hin, daß das Paket dafür nicht richtig verpackt sei. Die GUS schreibe als Verpackungsmaterial Holzkisten oder Säcke aus Pack- oder Wachsleinwand vor. Da Petra O. ohnehin zu wenig Geld eingesteckt hatte, nahm sie ihr Paket wieder mit und kehrte am nächsten Tag zurück. Diesmal ging das Paket ohne Auseinandersetzungen über die Verpackung anstandslos mit: auf dem Luftweg allerdings, für mehr als hundert Mark. O. fragt sich nun, warum in der Luft nicht gelte, was auf dem Landweg nötig sei.
"Der Annahmebeamte hat völlig richtig gehandelt", gibt Dieter Heinbuch, Pressesprecher der Oberpostdirektion, Auskunft, "schließlich haftet die Post ja bei Beschädigung und oder Verlust". Da müßten die vom Weltpostverband festgelegten Versandvorschriften, die für die GUS eine spezielle Verpackung vorschrieben, genau eingehalten werden. Auf dem Luftweg, so ist den Vorschriften zu entnehmen, dürfe man großzügiger verfahren, da das Paket hier höchstens eine Woche, über Land jedoch mehrere Wochen unterwegs sein kann. Wie die Verpackung von per Luftpost verschickten Paketen genau auszusehen habe, das liege im "Ermessen des Annahmebeamten". Bei Sendungen in die GUS dürfe etwa auch das Gesamtgewicht von zehn Kilo nicht überschritten werden. "Da hat die Dame noch Glück gehabt, daß der Beamte das Paket trotz des Übergewichts angenommen hat."
Heinbuch empfiehlt Postkunden, die zum ersten Mal etwas ins Ausland verschicken, sich vorher über die genauen Versandvorschriften dieses Landes zu informieren. "So erspart man sich Ärger." fra
Mögen sich für 1993 alle Knoten lösen. Eine frohe Weihnacht und ein glückliches Neues Jahr für alle, die in unserem Land leben.
Georg Günther 2. Vors. SPD Ortsbezirk Bönstadt
Von M. an meine beiden S.!
Ein Jahr ist um, es gibt viel zu sagen,
es gab viel Freude, im Alltag manch&rquote; Plagen
Jedoch bei allem war mir klar -
ich hab&rquote; meine Familie, geh&rquote; nicht allein durchs Jahr!
Ihr seid es, Ihr habt Kraft mir gegeben,
was nur wäre ohne Euch mein Leben!
Aufs Weihnachtsfest, aufs Neue Jahr - ich freue mich, Ihr seid ja da!
Für &rquote;93 und alle Zeit - Gottes Segen, Gesundheit und mit mir "etwas" Freud&rquote;!
Marion Boller, An der Bleiche 7, 6368 Bad Vilbel-Massenheim
Allen Sängerinnen und Sängern im Wetteraukreis eine frohe Weihnacht und ein glückliches, gesundes Jahr 1993.
Ein besonderer Gruß an unsere Freunde vom Kirchenchor Bönstadt.
Georg Günther 2. Vors. Germania Sängerlust Bönstadt
Ein gesegnetes Weihnachtsfest für Zwei und ein glückliches Jahr 1993 für die drei Rehe aus der Merzbergstraße (?) in Lißberg.
Euer Peter
Der Kneipp-Verein in Bad Vilbel
wünscht allen seinen Mitgliedern und Freunden
ein friedliches Weihnachtsfest
und ein gutes Jahr 1993.
Gehen wir Kneippianer mit gutem Beispiel ins neue Jahr, denn:
"Wer die Natur und die Menschen liebt, wird sorgsam mit ihnen umgehen."
Auch wir Fassenachter freuen uns auf Weihnachten, Silvester und das Neue Jahr, und wir hoffen, daß alle Wünsche werden wahr.
Doch neben all den Geschenken und den vielen schönen Sachen wünschen wir uns allen: GESUNDHEIT, FRIEDEN und ein GLÜCKLICHES LACHEN.
Die 1. Ober-Mörler Karnevalsgesellschaft "Mörlau" e.V. wünscht allen Freunden der Fastnacht in und um Ober-Mörlen herum ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr.
Lieber Markus, das war vielleicht ein tolles Jahr mit Dir,
noch viele solche Jahre wünsch&rquote; ich mir.
Deine Liebe ist so zart und rein,
so soll das auch immer sein
denn bei uns trügt nicht der Schein!
Meinem Kuschelbär, der manchmal brummelt und oft lacht, wünsche ich zum 2. Mal FROHE Weihnacht. Deine Anke
Lieber Papa, liebe Evie
Euch wünsche ich einen ganz tollen Tag und einen ruhigen, romantischen Heiligen Abend.
Ich freue mich auf morgen.
FROHE WEIHNACHTEN
Eure Anke
Ich sende liebe Weihnachts-Grüße und -Küsse an Malgorzata Jablonska, Forstwissenschaftlerin und Ökologin in Warszawa und wünsche ihr, ihrem Mann Jan und der kleinen Karolinka alles Gute für 1993, und dem kranken polnischen Wald wünsche ich das auch.
In Gedanken bis ich aber auch in diesen Tagen bei Malgorzatas in diesem Jahr verstorbener Mutter, die 1944/45 mithalf, die deutschen Faschisten aus Warszawa zu vertreiben und von der wir oft gesprochen haben, und ich denke mit Scham und Trauer an ihre und Jans Angehörigen, die in Majdanek und Auschwitz von deutschen Staatsverbrechern umgebracht wurden.
Peter Hartung, Ranstadt
Für Frank und Thomas und meine Maus!
Ein Weihnachtsmann, man glaubt es kaum, vergaß im Himmel seinen Weihnachtsbaum. Er rief zum Christkind: "Liebes Kind, komm zu mir nur ganz geschwind.
Bring mir den Lichterbaum ganz schnell,
die Kinderaugen leuchten schon so hell!"
Papa Michael wünscht sich am heutigen Weihnachtsabend große leuchtende Augen und freut sich schon riesig darauf. Den Kindern und meinem "Mäuschen" fröhliche Weihnachten!
Hallo Frauchen Christa und Herrchen Knud!
Euer Thalmeier-Pudel "Brandy" wünscht Euch Beiden alles Liebe zum Fest und ein gutes 1993!
"Brandy" Salomon (von der Zauberhekke) aus Okarben
Der TV Rendel e.V. wünscht allen seinen Mitgliedern und Freunden ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches und gesundes neues Jahr.
Allen Zivis des ASB Karben wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und sagen herzlichen Dank für die liebevolle Betreuung unserer Mütter.
Frau Kluge und Familie Will
"Wer nie gelitten hat,
weiß auch nicht wie man tröstet."
Mit diesem Ausspruch von Dag Hammarskjöld möchte ich allen, die mir im vergangenen Jahr ihr Vertrauen schenkten, harmonische Weihnachtstage und Zufriedenheit für das Neue Jahr wünschen. Heidi Schoennagel
Gesundheitsberatung Altenstadt
Weihnachts- & Neujahrsgruß an Todesstrebende von Stalingrad 1942.
Laßt uns auch mal 5000 Kerzen anzünden für Kriegsopfer unserer Landsleute. Nie mehr "Deutscher Angriffskrieg".
Karl Steiner
Ohne Kracher ins neue Jahr
Ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr verbunden mit dem Appell, dieses Jahr keine Feuerwerkskörper zu kaufen, wünscht die Jugengruppe des BUND in Friedberg / Bad Nauheim. Der Jahreswechsel läßt sich auch ohne Feuer- und Knallzauber feiern.
Wir möchten dazu anregen, ähnlich der von Brot für die Welt initiierten Aktion "Brot statt Böller" durch Nichtkauf von Feuerwerkskörpern gespartes Geld im sozialen und ökologischen Bereich zu spenden. So kann je nach Adressat notleidenden Menschen, Kranken oder dem Natur- und Tierschutz geholfen werden.
Statt mit Lärm und Gestank würde das neue Jahr gleich mit einer "guten Tat" begangen.
Ein weiterer Effekt wäre die Einsparung großer Mengen Müll und nicht ganz unbedenklicher Verbrennungsprodukte. Jeder, der die Jahre zuvor am Neujahrstag durch die Straßen lief, muß den stetig gestiegenen Silvesterabfall in Straßen und Vorgärten bemerkt haben.
Außerdem meinen wir, daß sich die in Deutschland stark zugenommene Gewaltbereitschaft auch am Gebrauch von Silvester-Böllern zeige. Sind die China-Kracher nicht Molotow-Cocktails im kleinen und spielen nicht viele Kinder gern mit mit Knallmunition gefüllten Revolvern und MGs, ihre Phantasie dabei beeinflußt von Szenen aus dem Fernsehen?
Die aktuellen Geschehnisse sollten uns doch lieber Zeichen des Friedens setzen lassen.
In diesem Sinne, für die BUNDjugend - Stephan Hübner
Clara grüßt alle Öko-Rasenmäherer und ganz besonders ihre Pflegemutter Annemarie.
Mikis grüßt die ganze Klasse 4 b der Grundschule in Ober-Rosbach. Extragrüße an Max und Simon.
Hallo Klasse 1 b der Grundschule in Ober-Rosbach. Viele Grüße von Jannis. Und ein ganz dicker Gruß an Tobias in der 1 a.
Der lieben Tanja aus Rodheim wünschen wir am 26. Dezember ein rauschendes Geburtstagsfest.
Allen Freunden und Spendern von Terre des Hommes im Wetteraukreis danken wir für ihre Treue und Mitarbeit und wünschen ihnen und ihren Familien eine frohe Weihnacht und ein friedvolles neues Jahr.
Terre des Hommes Deutschland, AG Hanau, Waldemar Kunath, Bad Vilbel
Der Nikolaus bracht&rquote; huckepack
in diesem Jahr den gelben Sack.
Der Sack ist leer! Wie kann das sein?
Es soll Verpackungsmüll hinein.
Der Nikolaus bracht' wohl die Gaben;
den Müll jedoch will er nicht haben.
Wir wünschen, daß die alte Erde,
zur Müllkippe nicht weiter werde.
Wir woll&rquote;n, daß jede / r recht sortiert
der gelbe Sack sein Recht verliert.
Verbundstoffe und Dosen weichen
Mehrwegsysteme uns erreichen.
Doch eine wirklich gute Tat
der gelbe Sack zu leisten hat:
Der Brand von Bechern und von Kästen kann gute Landluft arg verpesten
Viel' Herde, Öfen - muß man sagen -
sind Müllbeseitigungsanlagen.
Dem schwarzen Rauch macht den Garaus der gelbe Sack vom Nikolaus!!!
Eine gereinigte Atmosphäre und ein friedliches Fest
wünscht
der BUND Ortsverband Florstadt / Reichelsheim Der Lauftreff Gronau wünscht allen, besonders aber unseren ausländischen Mitbürgern, ein friedvolles Weihnachtsfest und ein konfliktarmes gutes Jahr 1993.
Daß den maßgeblichen Herren in Bad Vilbel ein Licht aufgehen möge -
z.B. wo die Laufbahn für die Gronauer Leichtathleten gebaut werden kann - sowie ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes, neues Jahr.
Daß vielen, vielen anderen
und einigen insbesondere auch ein Licht aufgehen möge - nicht nur zur Weihnachtszeit . . .
Blue Mac
Zum Weihnachtsfest laßt Liebe
in unseren Herzen entflammen
Zeigt große Güte den Fremden
und Einsamen.
Tröstet die Kranken und Armen,
helft den "Entwurzelten", zeigt Euer Erbarmen.
Verhindert den Krieg -
denn nur der Friede ist Sieg!
Und wenn wir alle mit guten Taten
und Gedanken uns begegnen -
wird unser Schöpfer einen jeden
von uns segnen.
Frohe Weihnachten &rquote;92, ein gesundes, friedfertiges und erfolgreiches 1993 wünscht allen Lesern, Freunden und Bekannten Eleonore ICM Poulheim
Guldengasse 21
6308 Butzbach
OHNEPCTUTSCHREIB
ENWEHTROTZSCHMER
ZENANHANDUNDFUSS
SENDEICHAUCH92EI
NENGRUSSANMEINEE
GDENKICHDOCHIMME
RWERDENDIESCHMER
ZENAUCHIMMERSCHL
IMMERABERDIEKURW
IRDDIESALLESHEIL
ENDENN93WERDENWI
RUNSDIEARBEITWIE
DERTEILENDEMMUND
MTEAMALLESALLESG
UTENURDASWUENSCH
TDIETANTEAUSDERK
UR.AS
WEIHNACHTEN 1992
Die besten Festgrüße
sendet
Ingrid Baguß
der "Flotten Masche"
in Dortelweil---
Die "Kinderlobby Altenstadt" e.V. wünscht ALLEN Kindern fröhliche Weihnachten und den Erwachsenen, daß sie sich Zeit für sie nehmen.
Hallo herzallerliebste Schwester, Schwägerin und "Zirkuslied"-Sängerin,
dieses Mal senden wir Dir auf diesem Wege die besten Weihnachtsgrüße. Denk&rquote; beim Fondue und dem dazugehörigen Rotwein an Deinen Magen und grüß&rquote; auch "Isa-Mäuschen" ganz herzlich von uns. Anschließend viel Spaß in der Toscana wünschen
Moni, Dein liebster Schwager und die kleine Rübe
Wie jedes Jahr an dieser Stelle, einen Gruß zur Weihnacht hier auf die Schnelle.
Die FR macht es möglich vom 4.-6. Stock, an alle mit Hosen, Pfoten und mit Rock.
So feiert das Neue Jahr mit viel Gsundheit und bleibt recht helle.
G. W. H.
WALTRAUD und HEINZ BALLMERT sowie EMILIE HEILSCHER grüßen HANS W. POLLACK, den Mann mit dem großen Herzen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Ihm und seiner Familie wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 1993, Herrn Pollack persönlich wünschen wir noch eine komplikationslose Heilung seiner unfallverletzten Hand.
Ich grüße meine ganze Klasse und alle, die mich kennen, und als Extra noch:
Mareike T., Lisa E. Sandra S., Simone B., Claudia S., Stefanie Sch., Alice R., Jan M.* und Tobias L.
Ich wünsche Euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Johannes P.
Allen meinen Schülerinnen und Schülern der Saalburgschule und deren Eltern und auch allen Ehemaligen und deren Familien wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest, ein friedliches Neues Jahr und vor allem ein harmonisches Miteinander in unserer Stadt und unserem Land.
Evelyn Neumann
Um auch "Nicht-Rundschau-Leser" einmal dazu zu bewegen, einen Blick in diese Zeitung zu werfen, möchten wir allen Voßmännern und -frauen sowie allen Schindlers nebst Anhang auf diesem Wege ein frohes Weihnachtsfest und ein friedvolles Jahr 1993 wünschen
Monika, Thomas und die kleine Rübe
Wir wünschen allen Kindern, die am 27. Dezember Geburtstag haben, alles Gute und natürlich dem JOHANNES aus Bauernheim.
Vroni, Theo, Jule und Jakob
Das Frauenzentrum Friedberg grüßt alle ausländischen und inländischen Frauen hier und auf der ganzen Welt!
Ganz besonders denken wir an die Frauen in Jugoslawien, die doppelte Opfer dieses Krieges sind.
"Da Kriege in den Köpfen der Menschen (Männer?) beginnen, muß in den Köpfen der Menschen Vorsorge getroffen werden."
(Präambel zur Verfassung der UNESCO)
An JÖRG C. S. KLEMM, Fachklinik Melchiorsgrund Schwalmtal / Hopfgarten
Ich wünsche Dir ein frohes Fest und ein gutes Neues Jahr 1993.
Auch möchte ich Dir sagen, daß ich Dich noch immer sehr liebe, sowie Dich bitte, melde Dich wieder bei mir.
In Liebe, dein Fränky aus Butzbach
An Inge und Günter aus Halle!
Ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr.
Allseits "Gut Wind" auf dem Sonnensegel-Paddelboot im Sommer (mit uns?).
Es grüßen: Inge, Hans-Dieter, Christine aus Schwalheim
Der ADFC Wetterau wünscht allen Mitgliedern und (Noch-) Nichtmitgliedern ein friedvolles Weihnachtsfest und 1993 allzeit gute Fahrt!
Das nächste ADFC-Treffen findet am 18 1 93 um 20 Uhr im Literaturcafé in Friedberg statt.
Liebe Freunde und Mitglieder, wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 1993.
Ihre Stadtkapelle Musikverein 1883 e.V. Bad Vilbel
Liebe Heide, bis Du (mit Daniel) den Samlandweg mit Gödelitz vertauschst, ist's sicher noch was hin. Du wirst halt noch gebraucht in der "kalten" Brunnenstadt. Die Liebe, die Du gibt's, möge von Herzen zu Dir zurückkommen, wünscht Dir "Weihnachtsmann" Georg.
"Die Dummheit macht sich unsichtbar, indem sie immer größere Ausmaße annimmt." Dieser Satz von Bertolt Brecht hat in Deutschland derzeit Hochkonjunktur. Der "Bonner Asylkompromiß" ist das beste Beispiel. In der Hoffnung, die "Dummheit" sichtbar zu halten, wünsche ich allen Asylsuchenden und Flüchtlingen, die im Wetteraukreis eine Zuflucht gefunden haben, ein besseres 1993 in einem Deutschland, das seine Grenzen offen hält.
Ulrich Schneckener, Bad Nauheim
Liebe Mutti, lieber Jörg, ich wünsche Euch beiden ein friedliches, erholsames Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr! Ich hoffe, wir alle bleiben gesund und können dann am nächsten Jahresende vielleicht einmal gemeinsam die Festtage feiern. Uns Kindern wünsche ich, daß Du, Mutti, uns noch sehr lange erhalten bleibst, und den Münchnern wünsche ich, daß der Umzug nach Ankara nicht nur in beruflicher/schulischer Hinsicht ein neuer Anfang ist. Laßt uns den friedfertigen Umgang miteinander üben - das Leben ist kriegerisch genug.
Liebe Frauen, ich freue mich schon jetzt auf ein weiteres Jahr mit Euch auf den Holzbänken und Plastikstühlen des Rebstockbades und wünsche Euch ein fröhliches Weihnachtsfest und für das Neue Jahr alles, alles Liebe!
Liebes, auch wenn wir über die Feiertage räumlich getrennt sind: Wir bleiben in Verbindung, sowieso! Was das Jahr 1993 wohl für uns bringt? Ich hoffe, daß in diesem Land das friedliche Miteinander endlich nicht nur ein Lippenbekenntnis sein wird, sondern daß Worten und Lichtern nun auch Taten folgen werden und wir alle von einander lernen und miteinander leben, als Menschen unter Menschen. Dir wünsche ich viel Kraft für Deine politischen Aufgaben, Gesundheit vor allem, viel Freude und mehr Zeit für Dich selbst.
Deine "lahme Ente"
Kleine Fluchten aus dem Winteralltag Tropische Inseln in Palmengarten, Exotarium und Freizeitbad Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel
Wenn die Blätter fallen und die Temperaturen nicht aufhören zu fallen, nähert sich des Menschen Befindlichkeit dem jährlichen Stimmungstief. Längst spricht auch die Wissenschaft von Winterdepression. Wer ihr entkommen will, entflieht der Melancholie - etwa in die konservierte Welt des zeitlosen Immergrüns. Im Palmengarten, haben die Hüter der Tropen und Subtropen beobachtet, sucht der Mensch winters nicht nur Ruhe. Es verlangt ihn nach Wärme und frohstimmender Farbigkeit. Sie treffen sich stets im Dornwald. Wenn die Sonne zum südlichen Wendekreis übergeht, wechseln Emmy K. und Bernhard W. in die verträglichen Klimazonen des Tropicariums. Zu Fächerpalmen und Kalebassenbäumen, diesen gleichsam natürlichen Antidepressiva. Die Regelmäßigkeit, mit der dies seit Jahren geschieht, ist witterungsbedingt gefestigt. Wie sich der Pulsschlag der Natur verlangsamt, bewegt sich auch unser Paar, verwitwet und höheren Alters, mit verhaltenem Tempo durch die feuchtigkeitsregulierte Welt tropischer Flora. Den Eingang zur immergrünen Vielfalt dekorieren hochgewachsene Sukkulenten. Ganz wie sie, hatte W. gesagt. So aufrecht, so gerade.
Das war zu Beginn ihrer Freundschaft, als die Vertrautheit noch wie ein unbekanntes Land vor ihnen lag. Seitdem treffen sie sich im Dornwald, wo ihnen die Geradlinigkeit der wasserspeichernden Pflanzen wie die Illustration einer wunderbaren Freundschaft dünkt. Die gläserne Hülle, die diese tröstliche Illusion konserviert, arbeitet derweil geräuschvoll unter dem Temperaturkontrast. Bei Kälte, so hatten sie einmal gelernt, zieht sich die Materie zusammen. Das gilt auch für sie, die nun, untergehakt, an fleischigen Aloen und feinnervigen Studenten der schönen Künste vorbeidefilieren.
Der Savanne entgegen. In dieser Region, wo die Temperatur an schlechtgeheizte Dachwohnungen erinnert, hält man sich nicht lange auf. Zur linken beugt sich wie eine sonnenabwehrende Markise das Blattwerk einer baumhohen Leguminose über Weg und Paar, zur rechten eine in Südwest-Afrika beheimatete Akazie. Ein Ehepaar in mittleren Jahren, beschwert mit Tüten und Wintertextilien, schlendert durch die Savanne, den Blick wie ein erfahrener Gärtner auf (Fortsetzung auf Seite 20)
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 163, und Hardtwald-Apotheke, Friedrichsdorf-Seulberg, Hardtwaldalle 5.
Oberursel/Steinbach. Columbus-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16.
Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.
HANAU. Die Arbeiterwohlfahrt bietet für Familien und Frauen speziell folgende Kurse an: Nähen und Zuschneiden ab 11. Januar, Rückenschule ab 14. Januar, Vollwertkost ab 18. Januar, Orffsche Instrumente für Kinder ab vier ab 20. und 26. Januar, Malen für Kinder ab 25. Januar und eine Kinderwerkstatt ab 26. Januar. Ferner hat die AW Hanau folgende Kurse im Programm: Yoga für Frauen in den Wechseljahren am 23./24. Januar, Englisch für Anfängerinnen ab 28. Januar, Französisch für Anfängerinnen ab 28. Januar und 2. Februar, Französisch für Fortgeschrittene ab 26. Januar, Rhetorik für Frauen am 29./30. Januar, Heilfasten vom 1. bis 12. Februar, Computer-Basiswissen für Frauen am 5./6. und 12./13. Februar. Anfragen und Anmeldungen bis zum 23. Dezember unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128.
Oberursel/Steinbach. Dornbach-Apotheke, Oberursel-Oberstedten, Hauptstr. 19, und Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchgasse 2.
Usinger Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22.
Kronberg/Königstein. Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Str. 5, und Apotheke am Westerbach, Westerbachstr. 23.
Notdienste
Heiliger Abend
Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hirsch- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102, und Landgrafen-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 100.
Oberursel/Steinbach. Hohemark-Apotheke, Oberursel, Fischbachstr. 1.
Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu- Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Str. 16. 1. Weihnachtsfeiertag / 2. Weihnachtsfeiertag / Sonntag
Ärzte
Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92.
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Fr.: Louisen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 78.
Sa.: Kur-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße/Ecke Thomasstraße.
So.: Hof-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55, und Philipp-Reis-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 86.
Oberursel/Steinbach. Fr.: Holzweg-Apotheke, Oberursel, Holzweg 13.
Sa.: Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Ecke Burgstraße.
So.: Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.
Usinger Land. Fr.: Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6, und Sonnen- Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Sa und So.: Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Königstein/Kronberg. Fra.: Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1.
Sa.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
So.: Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7, und Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2.
HOCHTAUNUSKREIS. Wenn Jesus wollte, könnte er heute wieder auf die Welt kommen. Zwar 1992 Jahre später als damals, aber am gleichen Tag, zur gleichen Zeit. Als Christkind geboren werden. Vor Jahren dagegen hätte er kaum Chancen gehabt, das Licht der Welt am 24. Dezember zu erblicken. Die "programmierte Geburt" hätte das verhindert.
Die Idee, die Kinder an einem bestimmten Tag, möglichst noch zu einer bestimmten Zeit zur Welt kommen zu lassen, hat ihre Hoch-Zeit allerdings inzwischen hinter sich. Alfred Etzrodt, Chef der gynäkologischen Abteilung im Homburger Kreiskrankenhaus, siedelt sie Mitte der 70er Jahre an. Damals habe die Geburtshilfe in der Klinik "im Überschwang des Erreichten" auch noch das, was bei einer Geburt nicht vorher festzulegen sei, nämlich den Zeitpunkt, planen wollen. Erst später hätten die Mediziner erkannt, daß "man eben viele Dinge nicht in den Griff bekommen kann und soll".
Die mit dem sogenannten Wehentropf eingeleiteten Geburten gestalten sich nämlich in der Regel alles andere als leicht. Die Eröffnungsphase, in der sich bei langsam häufiger auftretenden Wehen der Muttermund allmählich weitet, dauert bei den künstlich eingeleiteten Geburten einiges länger, da, wie Etzrodt erläutert, auch der Körper der Mutter "erst eine gewisse Geburtsreife" haben muß. Die tritt in der Natur selten zu einem bestimmten Zeitpunkt ein.
"Termine gibt es im Bankgewerbe", sagt Etzrodt dazu. In der Natur gebe es nur eine Verteilung. Und die sieht so aus, daß nur 15 Prozent der Kinder zum errechneten Zeitpunkt kommen. Der Großteil der Babys erblickt das Licht der Welt vor oder nach dem Termin. Und damit eben auch an Weihnachten, wie im Sankt-Josefs-Krankenhaus in Königstein, wo 1987 ein Kind am 26. Dezember und 1988 eines am 24. Dezember zur Welt kam. "Wie die Kinder wollten, so kamen sie", meint dazu Marianne Mitbauer, Geschäftsführerin des Krankenhauses. Heute allerdings tun sie das gar nicht mehr, zumindest in Königstein; dort ist seit 1990 die gynäkologische Abteilung geschlossen. Kinder kommen im Taunus nur noch in Usingen und Bad Homburg zur Welt. An Heiligabend und den beiden Weihnachtsfeiertagen erblickten dort 1988 insgesamt acht Kinder das Licht der Welt. 1989 waren es nur fünf, 1990 wieder sechs. In diesem Jahr sind in Bad Homburg allein insgesamt schon mehr als 1100 Kinder zur Welt gekommen. Als 1100. gab sich am 16. Dezember ein Mädchen die Ehre: Jessica Marie Elisabeth Hardt, geboren um 15.02 Uhr, 3460 Gramm schwer und 53 Zentimeter groß. Mit ihr setzt sich in Homburg ein Trend fort: Die Zahl der Geburten im Kreiskrankenhaus nimmt ständig zu. Im letzten Jahr waren es insgesamt nur 1006.
Dabei kommen die Kinder zu allen Tages- und Nachtzeiten auf die Welt. Nur ein Drittel der Kinder hält sich an bürgerliche Zeiten und schreit zwischen 10 und 18 Uhr zum ersten Mal. Heute hat aber die Geburtshilfe auch die Gelassenheit, darauf zu warten, bis der neue Erdenbürger den Kampf mit der zunächst so kalten Welt aufnehmen möchte. "Das, was man heute an Sicherheit hat", sagt Alfred Etzrodt, "macht es möglich, die böse Fee in der Geburt weitgehend auszuschalten". Die Angst vor schicksalhaften Geburten sei geringer geworden. Trotzdem gibt es auch heute noch in ländlichen Gebieten die programmierte Geburt. Wenn das auch von den Kliniken oft abgestritten wird. Mit der optimalen Besetzung des Kreißsaals wird dort argumentiert oder mit der medizinischen Notwendigkeit, die durchaus vorhanden sein kann, wenn das Kind übertragen wird. Bis zu zwei Wochen nach dem Termin besteht bei regelmäßiger Überwachung aber kein Grund zur Sorge. Und kein Grund, das Kind eher herauszulocken.
"Ich finde, man sollte in die Natur nicht eingreifen", sagt auch Elisabeth Schneider, Hebamme am Usinger Krankenhaus, die in den letzten Jahren einige "Christkinder" zur Welt gebracht hat. Im vergangenen Jahr waren es sogar zwei: Am 24. Dezember 1991 erblickten um 16.16 Uhr ein Junge, um 21.25 Uhr ein Mädchen das Licht der Welt. Auch 1989 gab es eine Geburt am 24. Dezember: Der Junge, der damals zur Welt kam, konnte sogar noch am gleichen Tag Heiligabend feiern, denn das erste Mal schrie er bereits um 12.51 Uhr.
Was alle gemeinsam haben, ist das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein. Denn Geschenke gibt es nur einmal. Und nicht unbedingt mehr, nur weil der Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag fallen. Doch werden diese Kinder immerhin mit Glockenklängen statt wie die, die eine Woche später zur Welt kommen, mit Böllern begrüßt. ca
Geschwenkt werden die Dinger mittlerweile ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Wurden sie vor 20 Jahren allenfalls an Silvester oder unterm Tannenbaum angesteckt, sind sie inzwischen für Zuschauer von Sport und Spiel, in der Musik und sogar beim Männerstrip salonfähig geworden - funkensprühende Wunderkerzen. Euphorisierte Michael Jackson-Fans schwenken sie ebenso wie Demonstranten gegen Ausländerfeindlichkeit und jubelnde Schlachtenbummler.
Nun warnt das R+V-Infocenter für Sicherheit und Vorsorge davor, die beliebten Wunderkerzen unbeaufsichtigten Kindern in die Hand zu geben. Lebensgefährliche Vergiftungen drohen, wenn Kinder die Kerzen länger in den Mund stecken, womöglich minutenlang daran lutschen, oder gar Partikel der grauen Stäbchen verschlucken. Das in den Kerzen enthaltene Schwermetall Barium könne schwerste gesundheitliche Schäden im Magen-Darm-Trakt anrichten oder Herz-Rhythmus-Störungen verursachen, wenn es über den Darm in die Blutbahn gelange. Ohne ärztliche Behandlung droht eine tödliche Lähmung der Atemmuskulatur.
Erste Hilfe leistet das Abführmittel Glaubersalz (Natriumsulfat), es bindet die Giftstoffe und verhindert, daß sie in die Blutbahn gelangen. In jedem Fall sollte jedoch ein Arzt oder die Giftinformationszentrale (Telefon 0 61 31 / 23 24 66) verständigt werden. Ein kurzer Schleck sei jedoch unbedenklich.
Doch nicht nur das Lutschen an den beliebten Funkensprühern ist gefährlich. Höhere Konzentrationen der giftigen Stoffe, die beim Abbrennen der Kerzen frei werden, könnten ebenfalls zu gesundheitlichen Schäden führen, warnen die Fachleute.
Nitrosegase sind die Übeltäter und in der Luft schwebende Partikel von Bariumoxiden. Während eine unterm Tannenbaum angezündete Kerze völlig ungefährlich ist, können hunderte bei einem Rockkonzert oder Eishockeyspiel in geschlossenen Räumen geschwenkte Kerzen durchaus zu gesundheitlichen Schäden führen.
Grenzwerte, die festlegen, wieviele Kerzen gesundheitlich unbedenklich sind, liegen jedoch nicht vor. "Jeder Organismus reagiert ja auch verschieden", erklärt Ulrich Frieling vom R+V Infocenter. fra
HANAU. Eine in Österreich hergestellte Turbine ist jetzt am Hanauer Herrenmühlenwehr eingebaut worden. Dort hatten die Stadtwerke im Juni diesen Jahres ein 3,4 Millionen Mark teures Laufwasserkraftwerk zur Stromgewinnung errichtet. Die Turbine ist zwölf Tonnen schwer und kann entsprechend der zur Verfügung stehenden Wassermenge der Kinzig so betrieben werden, daß sie den besten Wirkungsgrad erzielt. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks soll im kommenden Frühjahr sein.
Für die durch Wasserkraft gewonnene Energie müßten laut Stadtwerke-Angaben in einem modernen Kohlekraftwerk jährlich rund 180 Tonnen Kohle verbrannt werden, wobei 645 Kilogramm Schadstoffe ausgestoßen würden. him
BAD HOMBURG. Die Malschule Voigt öffnet wieder ihre Türen. Als Begleitveranstaltung zu der Ausstellung über den Homburger Hofmaler Johann Friedrich Voigt - derzeit im Gotischen Haus zu sehen - bietet das Museum Malkurse für Kinder und Erwachsene an. Bereits im November fand ein solcher Kurs statt. Nun können auch im Januar wieder jeweils an drei Nachmittagen (für Erwachsene an drei Abenden) die Schüler lernen, in der Art des Hofmalers zu malen. Damit wird nicht nur das Werk des Malers vorgestellt, sondern auch eine Idee von ihm weiterverfolgt. Denn neben seiner Tätigkeit als Maler am landgräflichen Hof unterrichtete Voigt auch Kinder und Kurgäste im Malen.
Die Kinder von heute lernen bei dem Kurs auch das Sehen: Am Anfang des Unterrichts steht jedesmal die Bildbetrachtung. Beim letzten Kurs wählten die Kinder dann zwei Bilder des Malers aus, die sie nachempfinden wollten. Mit der ihnen eigenen künstlerischen Freiheit allerdings: Die Wäscherinnen auf dem Bild "Die Bleiche an der Obermühle im Mühlengrund" wurden zu weidenden Pferden. Und statt der Spaziergänger, die das Bild "Aussichtstempel auf dem Wingertsberg" bevölkern, laufen nun bei einem Kind Enten durchs Bild.
Wer ebenfalls welche malen möchte: Der nächste Kurs findet am 12., 19. und 26. Januar statt. Die Kinder können dann in der Zeit von 16 bis 17.30 malen; die Erwachsenen sind von 18 bis 19.30 Uhr an der Reihe. Anmeldungen sind unter Tel. 0 61 72 / 3 76 18 möglich. ca
Wenn wir alle Freiburger wären - nur mal so angenommen - und aus unserer Dachwohnung im Schwabentor auf die Stadt schauen könnten, würden wir vermutlich erst in diesen Tagen die Muße finden, alles neu zu überdenken. Während der Feiertage würden wir uns endlich im Sessel räkeln und bei einem Gläschen Gutedel all die Aufmerksamkeit Revue passieren lassen, die uns über Wochen zuteil geworden ist. Nein, nicht selbstzufrieden, aber hochzufrieden doch immerhin.
Nachdem bundesweit fast alle Zeitungen in groß aufgemachten Berichten geschildert haben, wie glänzend unsere 190 000 Einwohner zählende Stadt im Kommunalwettbewerb der Deutschen Umwelthilfe abgeschnitten hat, melden sich hier fast täglich Studienfreunde, ehemalige Arbeitskollegen, melden sich Mitstreiter aus der Zeit der großen AKW-Demonstrationen gegen Wyhl; ja sogar diejenigen rufen an, die nach ihrem "endgültigen" Ausstieg in die Selbstversorger- Szene doch noch bei einer Werbeagentur gelandet sind, um dort - aus der Praxis für die Praxis - über Sensibilisierungskampagnen zur Umstellung auf den ökologischen Landbau nachzudenken.
Längst laufen seither unsere allabendlichen Telefonate nach dem immer gleichen Ritual ab. Unser Gedächtnis extemporiert dabei mühelos die wichtigsten Zahlen und - was das Verblüffendste ist - wir selbst sind auf dem besten Wege, uns zu einem in der Wolle gefärbten Lokalpatrioten zu entwickeln.
Ob es denn tatsächlich stimme, wollen die Anrufenden immer als erstes wissen, daß sie, falls sie mich mal besuchen kommen, mit meiner Regio-Umweltkarte in allen Bussen und Bahnen der Stadt, in den umliegenden Landkreisen, ja bis hinauf in den Hochschwarzwald fahren dürfen, ohne einen Pfennig zu zahlen? Freilich ist sie übertragbar, antworten wir dann immer lachend (nicht ohne noch darauf hinzuweisen, daß dies ein Gebiet umfaßt, das viermal so groß ist wie der Bodensee), jedoch würde unsere Karte nur an diejenigen ausgeliehen, so flechten wir flugs unsere persönliche Bedingung ein, die per Bahn anreisen - sonst mache das alles ja keinen Sinn.
Auf die häufig zweite Frage - die nach den Kosten einer derartigen Politik - sind wir mittlerweile bestens präpariert. Als würden wir bei der nächsten Gemeinderatswahl kandidieren wollen, haben wir alles parat, was die unsinnige Behauptung widerlegt, "Umweltschutz kostetin erster Linie Geld". Die Regio-Umweltkarte (monatlich für 49 Mark zum regulären, für 42 und 36 Mark zum ermäßigten Preis erhältlich) wurde allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres 676 535mal verkauft; insgesamt wurden nur im Netz der VAG, der hiesigen Straßenbahnen, 40,7 Millionen Fahrgäste befördert, was ein Plus von 6,6 Millionen an "neuen" Fahrgästen bedeutet und - um nun endlich zum schnöden Mammon zu kommen - zu einer Steigerung der Einnahmen um 8,1 Millionen auf 37,3 Millionen Mark geführt hat.
Mit was will denn die Stadt auch sonst ihre ehrgeizigen Öko-Ansprüche erfüllen, so plädieren wir im Rahmen unserer fernmeldetechnischen Werbefeldzüge, wenn nicht mit umzuschichtender "Kohle", die zuvor in einem beispielgebenden Bereich erwirtschaftet wurde.
"Kohle" ist dann immer auch das Stichwort, um möglichst schnell auf die Energiefragen dieser Stadt zu kommen. Spät zwar, aber wenigstens überhaupt, hat sich der Gemeinderat 1986 einhellig gegen Wyhl und damit gegen die Nutzung von Kernenergie ausgesprochen. Das damals verabschiedete Energieversorgungskonzept gewinnt allerdings erst allmählich Konturen. Niemand bestreitet, daß der derzeitige Atomstrom-Anteil im Freiburger Netz nach wie vor bei 60 Prozent liegt, doch gilt es als beschlossen, daß der Eigenstromanteil, nach der Verwirklichung eines großen Fernwärmeverbundes, auf über 80 Prozent anwachsen wird. Sinn macht das freilich erst - sage noch jemand, man könne seine Freunde in Freiburg nicht anrufen! -, wenn zugleich auch wirksame Energiesparmaßnahmen eingeleitet werden. Soll heißen, von nun an dürfen auf städtischen Grundstücken nur noch Häuser der Niedrigenergiebauweise errichtet werden, weil in diesen bis zu 50 Prozent an Heizenergie eingespart werden kann. Wäre im übrigen ja noch mal schöner, angesichts der Kompetenz, die sich in dieser Stadt versammelt hat, würde man im alten Denken weiterwursteln.
Das Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme sitzt hier, das bundesweit bekannte Öko-Institut sowie die Landesgeschäftsstelle des BUND von Baden-Württemberg. Hier wurde die erste Filiale der Öko-Bank eröffnet, alljährlich im November findet die Ökomedia statt (lange schon das bedeutendste Festival des ökologischen Films), die ÖKO, die größte ökologische Verbrauchermesse Europas, hat hier ihre Wurzeln und während alle Welt nach Rio schaute, war natürlich wo der Gegengipfel? - in Freiburg! Für gewöhnlich kommt es (man kann sich halt doch nie so richtig zurückhalten) an dieser Stelle des Telefonates unweigerlich zu einem Abschweifen vom Thema, kommt es zu Erinnerungsschwelgereien an irgendein Klassentreffen oder zum Austausch von Geschichten aus dem letzten Urlaub. Und dabei trennt sich dann plötzlich die Spreu vom Weizen; es unterscheiden sich diejenigen, die nur von Korallenriffen berichten, die man beim Tauchen bewundern könne, von denjenigen, die dabei, vor Jahren schon, sagen wir vor den Malediven, die im Meer versenkten Müllsäcke nicht übersehen haben. Naheliegend, daß an dieser Stelle unser Freiburg wieder ins Spiel kommt, daß die Anrufer insbesondere der zweiten Kategorie nun wissen wollen, wie man es denn damit im Südbadischen so halte? Wie sich denken läßt, genügen Augenblicke, darauf einzugehen.
Auf die Frage, ob man denn jetzt befürchten müsse, wenn man unsereinen in Freiburg besuche, einem endlosen Schwall von Öko-Argumenten ausgesetzt zu sein, war uns lange Zeit nichts eingefallen. Aus lauter Verlegenheit haben wir dann immer über den Markt geplaudert, über den man bummeln könne, über die Gemüsefrauen dort, über die Gassen und Gässlein der Stadt, wir haben von den warmen Sommernächten auf dem Münsterplatz erzählt, einen Ausflug auf den Schauinsland oder zum Kaiserstuhl vorgeschlagen, wir sprachen von Gourmet- Trips in das nahe Elsaß oder von einer Fahrradtour nach Staufen. Irgendwie ist uns dann aber doch wieder eingefallen, was wir darauf schon immer antworten wollten:
Stell' dir doch einfach vor, es gäbe mehrere solcher Freiburgs. Orte zum Wohlfühlen, Lebensräume, aus denen man nicht in den nächstbesten Urlaub fliehen will; Regionen also, die nicht den alleinigen, aber immerhin einen Maßstab setzen. Stell' dir doch einfach vor, so was greift um sich und wird vom bloßen Slogan zum selbstverständlichen Anspruch: Arbeiten, wo andere Urlaub machen und Urlaub haben, wo andere arbeiten wollen.
Stell dir doch einfach vor, der Anfang dieser Geschichte ist frei erfunden, aber der Rest ist vollständig wahr.
KLAUS BETZ
Der CD-Boom ebbt ab, und die Zuwachsrate der Branche schrumpft. Längst schon hat sich eben jeder seine Lieblings-LP auch als digitale Silber-Scheibe besorgt. Um das Prestige der CD aufzuwerten, brachten die Strategen der Konzerne vor vier Jahren die ersten Box-Sets auf den Markt - aufwendige Retrospektiven von Künstlern wie Clapton und Hendrix. Doch was anfangs nur für passionierte Sammler gedacht war, hat längst eine große Fan-Gemeinde erreicht.
Sie sind quadratisch, praktisch, manchmal auch etwas sperrig. Aber stehen sie erst im Regal, machen sie in jedem Fall mehr her als eine gewöhnliche Greatest- Hits-CD. Die CD-Box-Sets haben sich - vor vier Jahren als Sammlerstücke für den Fan auf den Markt gebracht - mittlerweile zum Umsatzgaranten einer zunehmend kränkelnden Musikbranche entwickelt.
Die Zuwachsrate durch den CD-Boom ist geschrumpft, nachdem nun jeder die Lieblings-LPs durch die digitalen Silber- Scheiben ersetzt hat. Also suchten die Marktstrategen eifrig nach neuen Mitteln, um die Profite wieder zu steigern. Mit der CD-Box ist das gelungen.
Digital abgemischte Retrospektiven kamen in diesem Jahr von Jeff Beck, Lou Reed, Elvis Presley, Bob Marley, Pink Floyd und Fleetwood Mac in die Läden. Ein Ende der Veröffentlichungsflut von wiederaufbereitetem Archiv-Material ist nicht in Sicht. Die aufwendigen Boxen sind zum Prestigeobjekt geraten - ein Muß für den Sammler, aber auch das ideale Yuppie-Geschenk. "Die Nachfrage steigt ständig, und das nicht nur zur Weihnachtszeit", meint Gerd Gliniorz, Manager für strategisches Marketing bei EMI Electrola, "es gibt eben Leute, die wollen mehr hören als das Übliche".
Oft müssen sie für Altbekannntes auch mehr bezahlen, wenn bereits veröffentlichte CDs lediglich in neuer Abmischung zusammengepackt werden. So geschehen bei Pink Floyd, die zu ihrem 25jährigen Bestehen die nobel aufgemachte Box "Shine On" (EMI) herausgebracht haben - ein selektiver Querschnitt mit acht CDs. Der Schwerpunkt liegt auf den größten Erfolgen von "Meddle" bis "A Momentary Lapse Of Reason". Aus der Experimental-Phase der frühen Jahre haben sie lediglich "A Saucerful Of Secrets" und eine Zusammenstellung der "Early Singles" berücksichtigt. Als Dreingabe gibt's Postkarten von Covern der Floyds- LPs und ein Buch zur Band-Historie mit einer schlampig recherchierten Diskographie, in der das Album "Meddle" schlicht vergessen worden ist: für 290 Mark nicht gerade billig.
Das findet auch Floyd-Drummer Nick Mason. "In dieser schwierigen ökonomischen Situation warten die Leute vielleicht nicht gerade auf eine Luxus-Ausgabe von Pink Floyd, aber wir hatten nun mal in diesem Jahr Jubiläum", meint er lapidar, "und wir wollten die alten LPs in ihrer Gesamtheit neu auflegen, nicht nur die bekanntesten Songs herausschneiden." Und da das Paket nur in einer limitierten Auflage von 10 000 Stück erscheint, wird der Rückblick ganz clever zu einer Rarität aufgewertet.
Im Gegensatz dazu bieten andere CD- Boxen Werkschau und Raritäten in einem. Bob Dylans "Bootleg Series 1961-1991" (Sony Music, 1991) war mit seiner Sammlung verschollener und unveröffentlichter Songs ein Musterbeispiel für die liebevolle Restauration verstaubter Tondokumente.
Mit ähnlicher Akribie wurden Jeff Becks "Beckology" (Sony Music, 1992), Lou Reeds "Between Thought And Expression" (RCA, 1992) und Bob Marleys "Songs Of Freedom" (BMG Ariola, 1992) zusammengestellt. Die alten Hits wurden in teils neuen Arrangements veröffentlicht, dazu kamen nie gehörte Live-Aufnahmen und Songs, die (aus heutiger Sicht) damals ungerechtfertigt unter den Tisch fallen mußten.
Derart gelungene Wiederaufbereitungen kamen nicht nur bei Sammlern, sondern auch bei Novizen an. "Mit diesen spezifischen Boxen gibst du einen anderen, interessanteren Einblick in das Gesamtwerk eines Künstlers - auch für jüngere Fans", erzählt Hans Peter Busshoff, Pressechef bei BMG Ariola. Für seinen Kollegen Ian Graham von Sony Music sind diese CD-Pakete "vergleichbar mit Kunstausstellungen, es gibt gute und schlechte. Für Leute, die damals Jeff Beck oder die Byrds gehört haben, sind Ausschnitte reizvoller. Die wollen nicht unbedingt alle sechs Original-Alben mit den Füll-Songs in einer Box, sondern bevorzugen eine Auswahl rarer Tracks".
Ein weiterer Vorteil dieser meist auf drei bis vier CDs verteilten Archiv-Collagen: Sie sind mit Preisen zwischen 70 und 90 Mark verhältnismäßig billig, während bei den luxuriösen Gesamtausgaben eine nahzu dreiste Preispolitik betrieben wird. So muß man für das komplette CD- Werk der Beatles in einer Holzkiste um die 650 Mark investieren.
Die Sinatra-Packung "Concepts", 17 Silberlinge mit Aufnahmen von seiner Zeit bei Capitol-Records, bewegt sich in der gleichen Preisklasse. "Das ist nur was für den ganz großen Sammler", meint Gerd Gliniorz, "diese Editionen werden deshalb auch gar nicht in großen Stückzahlen hergestellt." Eine kostspielige Leidenschaft. Doch bleiben solch sündhaft teure CD-Pakete eher die Ausnahme. Auch in Zukunft will man mit den Boxen vornehmlich den interessierten und zahlungskräftigen Fan ansprechen. Nachdem viele Rock-Größen der 60er ausgeschlachtet worden sind, ist nun die jüngere Generation Zielgruppe.
Derzeit wird bereits der Song-Katalog von Talk Talk und Fischer-Z durchforstet. Was die Alt-Stars keineswegs verdrängt: Nach der CD-Box zum 20jährigen Bestehen von Jethro Tull wird im nächsten Jahr eine erweiterte Ausgabe zum 25jährigen auf den Markt geworfen. Recycling ohne Ende. MARTIN SCHOLZ
HÖCHST. Die Kirchengemeinde Alt- Höchst reist vom 10. bis 21. März nach Israel - und sucht noch Mitfahrer. Ziele der Tour sind biblische Stätten und das moderne Israel. Die Reisegruppe trifft sich außerdem mit israelischen Staatsbürgern und ehemaligen Höchstern.
Angesichts wiedererstarkendem Antisemitismus versteht die evangelische Kirchengemeinde den Besuch auch als Signal für Juden und Christen in beiden Ländern.
Wer Interesse hat, wird gebeten, sich mit dem evangelischen Gemeindebüro in der Leverkuser Straße 7, Tel. 31 30 85, in Verbindung zu setzen. dis
BAD HOMBURG. Mit solch einem Erfolg hat er nicht gerechnet. Marjan Katrusa ist begeistert, mit welchem Eifer ihm wildfremde Menschen aus dem ganzen Taunus, aber auch aus Wiesbaden und Frankfurt geholfen haben. Der Homburger, der aus Kroatien kommt, bringt seit Beginn des Jahres Hilfslieferungen zu seinen Landsleuten in das Kriegsgebiet. Bis Anfang November hatte er nur mit seinem Freund Janko Bengez zusammen alle Lebensmittel und Medikamente besorgt und mit dem eigenen Wagen nach Osijek transportiert. Dann kam er jedoch auf die Idee, sich auch einmal an andere Leute zu wenden.
Und diese haben sich nun so zahlreich gemeldet, daß er vergangene Woche mit einem Lastwagen nach Osijek fahren konnte, um insgesamt rund eine Tonne Lebensmittel, Kleider, Fahrräder und andere Hilfsgüter dorthin zu bringen. Den Fünftonner hat ihm eine Firma aus Oberursel kostenlos zur Verfügung gestellt. "Nur das Spritgeld zahle ich selbst", wie er es immer getan hat.
Eine Frau aus Bad Homburg hat Marjan Katrusa Arzneimittel und medizinische Instrumente im Wert von 20 000 Mark überlassen. Diese Sachen will der Kroate direkt in die Klinik von Osijek bringen. Dort ist Hilfe dringend nötig: "Die Kinder liegen neben zerschossenen Scheiben", berichtet er über die Klinik, in der oft genug die Menschen aus Mangel an Instrumenten nicht richtig operiert oder behandelt werden können.
Von dort hat er auch Bilder mitgebracht. Nicht nur, um hier den Leuten die Situation im Kriegsgebiet vor Augen zu führen. Sondern auch, um zu dokumentieren, daß die Hilfe ankommt. Wenn er wieder aus Osijek zurück ist, will Marjan Katrusa auch Kontakt mit den Menschen aufnehmen, die ihm so großzügig geholfen haben, und ihnen anhand der Zollpapiere erläutern, wie die Hilfsgüter verteilt worden sind.
Dann wird er sich auch bei der Homburger Taxifahrerin melden, die ihm versprochen hatte, ihm einen Tagesverdienst als Benzingeld mitzugeben. Kurz vor der Abfahrt kam sie mit Kleidern und mit dem Geld: "Sie ist die ganze Nacht dafür gefahren, obwohl sie krank war", erzählt er, noch immer davon beeindruckt.
Wer auch helfen will, kann sich an die Familie von Janko Bengez wenden, die unter der Telefonnummer 0 61 72 / 30 17 85 zu erreichen ist. ca
BERLIN. Vor der Wende kämpften die bulgarischen Filmemacher gegen ein dreifaches Desinteresse: in Bulgarien gegen die Willkür der Parteibürokraten, im sozialistischen Ausland - vor allem in der DDR - wurden die Filme für zu kritisch befunden, und im Westen interessierten sich nur Spezialisten für diese Filmlandschaft, obwohl die offizielle Kulturpolitik wesentlich liberaler war als in anderen sozialistischen Ländern.
Unlängst präsentierte das Berliner Kino Arsenal "Tage des jungen bulgarischen Films", die einen Einblick in ein unbekanntes Filmland ermöglichten. Der Initiative des Exil-Bulgaren und Filmregisseurs Christo Bakalski ist es zu verdanken, daß eine erste umfassendere Auseinandersetzung mit dieser Kinematographie erfolgen konnte. Alle Beiträge dieser Filmreihe wurden noch vor der Wende ausgedacht, aber konnten erst danach realisiert werden. Bereits die Filmtitel ("Exitus", "Fragmente der Liebe", "Elegie für ein Haus", "Stille") sprechen von den alptraumartigen Lebensverhältnissen einer ganzen Nation.
Höhepunkt des Programms war "Exitus" von Krassimir Krumov. Der Regisseur mußte fünf Jahre lang auf die Erlaubnis warten, bevor er 1989 seinen Debütfilm realisieren konnte. Die Behörden hatten Angst vor seiner Abrechnung mit dem politischen und emotionalen Stillstand einer ganzen Nation. Man sieht "Exitus" in keiner Sequenz an, daß es ein Erstlingswerk ist. Wie ein Anatom legt Krumov die Destruktivität der bulgarischen Diktatur Anfang der 80er Jahre bloß.
Seine Bildsprache steht dem Mystizismus Andrej Tarkowskijs und den Untergangsvisionen Béla Tarrs nahe. Am Ende des Films steht ein stummer Schrei: Ein junger Mann, der Bulgarien verlassen wollte, schreit sich in einem Kino seine ganze Verzweiflung aus dem Leib. Sein Freund sitzt ungerührt neben ihm und starrt auf die Leinwand. Die Helden haben die Hoffnung auf eine bessere Zukunft längst aufgegeben. Das Leben ist eine einzige sinnlose Kreisbewegung, ein Martyrium ohne Anfang und Ende.
Krumovs zweiter Spielfilm "Das Schweigen" wurde dieses Jahr in Cottbus ausgezeichnet; in Berlin war er leider nicht zu sehen. In einer psychiatrischen Anstalt erhängt sich ein Patient. Bei der Leichenwäsche erkennt der Arzt in dem Selbstmörder seinen Vater. Der Sohn gerät aus der Bahn, denn er glaubte, sein Vater sei schon vor vielen Jahren gestorben. Er rekonstruiert das Leben seines Vaters, besucht Freunde und Bekannte, unternimmt eine Annäherung an die Vergangenheit, wie sie schmerzvoller nicht sein könnte.
Am Ende löst er sich von den Schrekken seiner Kindheit und Jugend. Aus einem dunklen Innenraum tritt er zögernd hinaus in eine Frühlingslandschaft, und das Bild friert ein.
Im "One Way", einer kleinen Kneipe im Prenzlauer Berg, treffe ich Krassimir Krumov zu einem Gespräch. In der Diskussion nach der Vorführung von "Exitus" im Arsenal meinte Krumov, es sei ihm schwergefallen, seinen Film noch einmal zu sehen; er könne die in ihm enthaltene Misanthropie nicht mehr ertragen. Ich frage ihn, ob "Das Schweigen" ihm näherstehe: "In meinem ersten Film mußte ich mich von all den schrecklichen Gedanken befreien. Ich mußte eine bedrückende Realität verarbeiten. In ,Das Schweigen' findet der Held zum Leben zurück, weil er wieder in Kontakt mit der Vergangenheit seines Landes und seines eigenen Lebens kommt."
Für seinen dritten Spielfilm sucht Krassimir Krumov noch Koproduzenten im Ausland. Er hofft, bald mit den Dreharbeiten beginnen zu können, den langen Zeitraum der künstlerischen Stagnation hinter sich zu lassen: "Die Wende hat mich total paralysiert. Ich konnte überhaupt nicht mehr arbeiten."
Ivan Tscherkelov hat mit "Fragmente der Liebe" (1989) nur einen Film gedreht, aber er hat mit diesem Psychogramm das Lebensgefühl einer ganzen Generation auf den Punkt gebracht. Die jahrelang aufgestaute Frustration kann sich nur noch in zielloser Aggression und Selbstzerstörung eine Bahn brechen. Am Ende von "Fragmente der Liebe" rast ein junger Mann in einem Auto über eine regennasse Fahrbahn. Er gerät dabei ins Schleudern, kann sich garade noch aus dem Auto befreien, bevor es sich überschlägt, Feuer fängt und ausbrennt. Seine Freundin kommt in den Flammen um.
In einem Interview mit "Bulgarski Film" erklärte Tscherkelov, die Dramaturgie der unterdrückten Emotionen laufe auf genau dieses Ende hinaus: "Die Erzählweise folgt gesetzmäßig, zielstrebig, sogar kaltblütig dieser Richtung. Der Tod ist kein zufälliger Unglücksfall. Ich persönlich traue dem Begriff Zufall nicht, weder dem tragischen noch dem glücklichen, da ich alles als eine Folgeerscheinung bestimmter Gründe betrachte." Nach "Fragmente der Liebe" ist Ivan Tscherkelov in einer Hare-Krishna-Sekte untergetaucht, um dort den Qualen der Einsamkeit und der Leere zu entkommen.
Auch in "Ich, die Gräfin" (Regie: Peter Popslatev, 1989) kommt Ende der 60er Jahre eine junge Frau mit dem staatlich verordneten Mief nicht klar. Während in Westeuropa die Studenten revoltieren, wütet in Bulgarien der Schiwkow-Clan. Jede Abweichung von der Norm wird gnadenlos bestraft. Die "Gräfin" sieht keinen anderen Ausweg aus der Gesellschaft, als sich in eine Wahnwelt und in den Drogenrausch zu flüchten. Mit diesem Ausstiegsversuch beginnt eine Odyssee durch Besserungsanstalten und psychiatrische Kliniken. Die "Gräfin" geht langsam vor die Hunde.
In Bulgarien werden inzwischen jährlich rund zehn Spielfilme und zwanzig Dokumentarbeiträge hergestellt - die Hälfte der früheren Gesamtproduktion. In einer Diskussionsrunde berichtete Dimiter Dereliew, Chef des Nationalen Filmzentrums, daß bulgarische Filme bis zu 80 Prozent staatlich gefördert werden, den Rest zahlen entweder private Produzenten oder müssen die Regisseure aus ihrer eigenen Tasche aufbringen. Aufgrund der ökonomischen Misere werden vor allem Coproduktionen mit Frankreich angestrebt.
In diesem Jahr entstehen gleich drei Spielfilme in französisch-bulgarischer Zusammenarbeit. Die französische Filmpolitik zeigt gegenüber den Regisseuren aus Osteuropa eine besondere Aufmerksamkeit. Die deutschen Produzenten hingegen schlafen entweder selig oder scheuen noch immer das Risiko, obwohl die Kosten 20mal billiger sind als für eine Produktion in Deutschland. KLAUS DERMUTZ
Der von den Geschäftsreisenden und Touristen gleichermaßen geschätzte "Airport Express" wird womöglich eingestellt. "Die Auslastung ist von ursprünglich 60 auf unter 50 Prozent zurückgegangen", begründet ein Sprecher der Deutschen Lufthansa (LH) Überlegungen seines Hauses, diesen Flughafenzubringer-Zug - der "Airport Express" verbindet Düsseldorf und Stuttgart mit dem Frankfurter Flughafen - 1993 nicht weiter zu betreiben. Die nachlassende Auslastung des "Airport Express" geht nicht zuletzt auf das Angebot "Rail und Fly" zurück: Seit Juni können Passagiere an den Bahnhöfen von Köln, Bonn, Koblenz, Würzburg, Nürnberg und Aschaffenburg ihr Gepäck aufgeben und eine Bordkarte empfangen. Bei seiner Einführung vor zehn Jahren - nach LH-Angaben macht der gelb-weiße Zug jährlich 3000 Kurzstreckenflüge überflüssig - wurde der vor allem auch von ausländischen Touristen geschätzte Zug als "Fliegen auf Höhe null", und weltweite Neuerung angepriesen. tdt
HELMUT WILDT, 36 Jahre im Usinger Katasteramt beschäftigt, ist jetzt in den Ruhestand gegangen. Wildt war in dieser Zeit auch zwölf Jahre Vorsitzender des Katasteramt- Personalrats und zehn Jahre Mitglied des Bezirkspersonalrats der Kataster- und Vermessungsverwaltung.
KELSTERBACH. Nachdem die Stadtverordnetenversammlung die Umbenennung in "Willy-Brandt-Schule" beschlossen hat, "beschäftigen wir uns intern damit," berichtet Alfred Harnischfeger, Rektor der Lehranstalt, die noch Integrierte Gesamtschule heißt. Eine Arbeitsgruppe aus Eltern, Lehrer/innen, Schüler/innen sei gebildet worden. Zwar gebe es von den Schulgremien noch keinen Beschluß, doch der Trend, so Harnischfeger, gehe dahin, die Namensänderung der seit zwanzig Jahren bestehenden Schule gutzuheißen - zumal in der Namenssache selbst ohnehin nichts mehr zu ändern sein dürfte.
Was geklärt werden müsse, sei die Frage, welche Verpflichtungen sich aus den Namen des am 8. Oktober verstorbenen Alt-Bundeskanzlers und SPD-Ehrenvorsitzenden ergeben. "Sollen wir uns als kleine Erben Willy Brandts um Aussöhnung mit dem Osten bemühen und eine Patenschaft mit einer Schule eingehen?" Oder: Welche Rolle spielt die Schule an Gedenktagen? Wann sollen die Feierlichkeiten zur Namensgebung sein, wie sollen sie aussehen?
Nach den Weihnachtsferien wolle die Arbeitsgruppe das Gespräch mit dem Schulträger, also der Stadt Kelsterbach, suchen, um diese Fragen zu klären. Harnischfeger geht davon aus, daß die Kommune noch keinen Kontakt zu Brigitte Seebacher-Brandt, der Witwe Willy Brandts, aufgenommen habe, die das Namensanliegen gutheißen soll. "Ich habe Diskussionen in anderen Orten mir vorbehalten, daß dieser Anfrage ein Brief von mir beigefügt wird, in dem deutlich wird, daß wir des Namens würdig sind."
Harnischfeger bedauerte nach wie vorden "unglücklichen Anfang", den es um die Namensgebung gab. Bevor die Schule von dieser Absicht informiert war, kam der Antrag der SPD an die Öffentlichkeit. Ehe die untergeordneten Gremien dazu befragt wurden, hatten die Sozialdemokraten mit ihrer absoluten Mehrheit im Stadtparlament den Namen beschlossen. Das hatte für Diskussion in der Stadt gesorgt. Doch damit stehen die Kelsterbacher nicht allein. Auseinandersetzungen gab es laut Presseberichten auch in anderen Städten. In Köln sollte der Friesenplatz künftig nach Willy Brandt heißen: es hagelte Proteste, die Anregung wurde zurückgezogen. Der neue Vorschlag, den Breslauer Platz umzubenennen, sorgte für Unmut bei den Vertriebenenverbänden. Oder das Beispiel Hamburg: Hier wollten die Sozialdemokraten den Neuen Jungfernstieg umtaufen. Auch dagegen sperrten sich viele - auf die Witwe Brandts wartet einige Arbeit, um zu entscheiden, wo ihr verstorbener Mann als Namenspatron genehm ist. lis
Freitag, 25. Dezember: Wer Ernies last order nächtens an Heiligabend im Künstlerkeller ohne größeren Hangover weggesteckt hat, macht am ersten Feiertag abends weiter bei den Gypsys im Spritzehaus oder bei All Colours in der Werkstatt (jeweils auch am Samstag). Im Jazzlife sind Milan und Sixpack angesagt.
Samstag: Al Martin & The Big Bambou liefern im Sinkkasten die Begleitmusik. In der Batschkapp gehen Megalomaniax, Epydemyc und Freezee Bee hart zur Sache. Im Jazzkeller spielt das Goldbach Quartett, Sixpack rocken im Jazzlife, Wild Cat Night im Dreikönigskeller. Im Bizarre Gießen sind Here the Beat und die 3 O'Clock Heroes zugange.
Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof mit Merlins Fantasy Farm. Im Spritzehaus spielen um 15 Uhr die Time Bandits, abends Murphy & the Magic Tones. Und es tingeln: The Busters mit Cinq-a- Sec in der Batschkapp, Forty Tons (Jazzlife), Biber Herrmann (Werkstatt) und The Sinbeats mit Musicians Don't Dance im Dreikönigskeller. In der Intimbar (Moselstraße) sind die 3 O'Clock Heroes bei ihrer "Cynical Bite"-CD-Party ab 21 Uhr in Acoustic-Version zu hören.
Montag: Im Jazzlife rocken The Heynoes und in der Werkstatt Ronja (jeweils auch am Dienstag). In der Krone Darmstadt gibt's World Music von Sechaba.
Dienstag: Kevin Coyne & The Paradise Band (siehe Toptip) spielen im Sinkkasten. Rat Race bringen Heavy Metal ins Negativ, und die Zodiak rocken (auch Mittwoch) in der Krone Darmstadt.
Mittwoch: Die Blues Cruisers im Jazzlife, Mallet im Spritzehaus und die Main River Band in der Werkstatt sind jeweils auch in der Neujahrsnacht in diesen Clubs angesagt. Im Negativ dröhnen die Skinny Norris und I. H. SKA lautstark.
Donnerstag: Silvesterparties allüberall; im Sinkkasten mit Lilly & the Soulboys, im Schlachthof mit Just for Fun, in der Batschkapp geht eine "We will Rock you"-Party über die Bühne, in der Brotfabrik eine Tropical-Fete mit Toninho dos Santos & Caipora sowie Salsa der Kimbiza. Gefeiert wird auch im Cooky's, im Dreikönigskeller, im Negativ und in der Krone Darmstadt mit Angus Press Me.
Freitag, 1. Januar: Nach dem guten Rutsch ins Neue Jahr steigt im Isenburger Schloß Offenbach eine "Rockvester"- Fete mit Don't you even Care. ric
sp HANNOVER, 20. Dezember. Die Altenpflege muß nach Ansicht einer vom niedersächsischen Sozialminister Walter Hiller (SPD) eingesetzten Fachkommission von Grund auf reformiert werden. Da der Anteil der Alten an der Bevölkerung größer wird, dringen die 25 Experten, die jetzt in Hannover nach anderthalbjähriger Kommissionsarbeit ihren Abschlußbericht vorlegten, auf zügiges Handeln der Politiker. Nach Hillers Angaben wird die Zahl der über 65jährigen in Niedersachsen bis zum Jahre 2000 voraussichtlich um 15 Prozent, die Zahl der über 85jährigen sogar um 60 Prozent steigen.
Bei allen Planungen muß nach Meinung der Experten vorrangig das Prinzip gelten, die Grundrechte der alten Menschen zu achten. Die Empfehlungen der Kommission richten sich gegen jedes Abschieben von Alten und Pflegebedürftigen in Heime, in denen die Bewohner nichts zu sagen haben. Minister Hiller sagte, auch im hohen Alter müßten Selbstbestimmung in der Lebensführung, Integrität des privaten Lebensraumes und Intimität in der Privatsphäre gewährleistet sein. Der Wunsch, möglichst lange so zu leben, wie man es gewohnt ist, erfülle sich vielen Menschen nicht, weil es immer weniger Angehörige gebe, die bei Krankheit oder dauerhafter Pflegebedürftigkeit helfen könnten, erklärte der Minister. Weitere Gründe seien: unpassende Wohnungen, ein unzureichendes System ambulanter Beratungs-, Unterstützungs- und Pflegedienste sowie eine veraltete Struktur von Pflegeheimen, in denen Versorgungs- und Betreuungsdenken vorherrsche, während die individuellen Rechte und persönlichen Bedürfnisse der Bewohner nicht genügend respektiert würden.
Die Kommission weist darauf hin, daß zur Finanzierung der empfohlenen Reformen die Einführung einer Pflegeversicherung unverzichtbar sei. Viele wirksame Veränderungen seien aber auch mit den vorhandenen Mitteln möglich. Allen Heimen, in denen alte Menschen nur passiv versorgt werden, müsse der Staat die Förderungswürdigkeit aberkennen, fordern die Experten. Staat und Wohnungswirtschaft müßten mehr Alternativen zum Alleinwohnen und zum Pflegeheim schaffen. Die Kommission empfiehlt besonders Altenwohnhäuser mit wählbaren Dienstleistungen. Die Gemeinden sollen auf altersgemischte Siedlungsstrukturen, Verkehrsberuhigung im Wohnungsnahbereich, schnelle Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel, Fahrdienste und Rufsysteme, kleinräumige Organisation der sozialen Dienste, Netzwerke der Nachbarschaftshilfe, wohnungsnahe kulturelle Angebote und Möglichkeiten gesellschaftlicher Mitwirkung achten. Sie sollen Selbsthilfegruppen fördern, die gemeinschaftliche Wohnformen anstreben. Als Mindestgröße eines Einzimmer-Appartements gibt die Kommission 45 Quadratmeter an.
Am Ende ihrer ersten und einzigen Kur wurde Annegret R., heute 68, vom Professor mit den Worten verabschiedet: "Wir können nur lindern, nicht heilen." Ihre Mutter, die selbst von einer kärglichen Rente lebte, hatte in der Hoffnung auf einen Heilerfolg 1000 Mark für den Sanatoriumsaufenthalt der Tochter aufgebracht - Annegret R. nennt die Zahl noch heute in einem Ton voll dankbarer Verwunderung. Aber gegen die fortschreitende Parkinson-Erkrankung konnte auch das nicht helfen. Die damals noch junge Frau mußte wieder zurück in den Beruf bei der Post in Leipzig, allerdings nicht mehr als Briefsortiererin, denn die Sendungen fielen ihr immer wieder aus den zittrigen Händen. Sie konnte nun nur noch vertretungshalber die Kantine leiten und - eine dem Zustand keineswegs angemessene Beschäftigung - ausgerechnet putzen. "Das habe ich bis 60 Jahre gemacht. Ich bin inzwischen verbraucht wie eine 80jährige." Sie sagt das freundlich, sachlich, ohne einen Ton der Klage.
Annegret R. siedelte erst vor einem halben Jahr aus der einen in die andere Bücherstadt über. Ihre einzige Tochter mit Familie, die schon vor drei Jahren gekommen war, holte die inzwischen allein lebende, an Armen und Beinen behinderte Sächsin nach Frankfurt nach. "Ich fühle mich sehr wohl hier. Hätte ich schon früher hier leben können, wäre es mir bestimmt besser gegangen. Es ist schändlich, was sich der Honecker mit uns geleistet hat. Und jetzt gibt es schon wieder Leute, die Hakenkreuze malen und Schlimmeres machen. Es ist nicht zu begreifen."
Vor diesem Termin konnte und wollte die Leipzigerin aber nicht umziehen. Bis vor einem Jahr, bis zum Tag vor Heiligabend, hat sie trotz der eigenen Schwierigkeiten ihre hochbetagte Mutter bei sich betreut und gepflegt. "Wir hatten eine Ein-Raum-Wohnung bekommen. Sie war eng, aber für uns reichte sie. Meine Mutter ist so ruhig und bescheiden gestorben, wie sie gelebt hat."
Ruhig und bescheiden, die Beschreibungen könnten auch auf Frau R. selbst zutreffen. Sie kennt es nicht, Ansprüche zu stellen, etwas für sich zu verlangen. "Das war vielleicht mein Fehler in meiner Ehe. Ich habe mich völlig ausnutzen lassen." Sie wurde nach wenigen Jahren geschieden.
Auch in Frankfurt öffnet ihr ihre Art leicht die Herzen. Am Arbeitsplatz waren sie stets "eine Familie". In der jetzigen Altenwohnanlage fand sie gleich netten Anschluß. Nur über ihre früheren Nachbarn in Leipzig ist sie enttäuscht. "Sie haben versprochen, sich zu melden. Ich habe ihnen zum Abschied so viel von meinen Sachen geschenkt. Aber bis jetzt hörte ich nichts. Vielleicht war ich nur wieder mal zu leichtgläubig." er
Überweisungen erbitten wir an "Not gemeinsam lindern", Alten- und Weihnachtshilfe der "Frankfurter Rundschau" e. V., Postscheckkonto Nr. 102 500-603 Frankfurt am Main, mit dem Vermerk "Weihnachtshilfe 1992". Geldspenden und Gutscheine werden auch an unseren Anzeigenschaltern im "Rundschau"-Haus am Eschenheimer Turm in Frankfurt entgegengenommen. Von Sachspenden bitten wir abzusehen.FR-Altenhilfsaktion/Not gemeinsam lindern Mit Liebe Babys gehätschelt Traum vom Leben als Krankenschwester ging schnell zu Ende
Von Kind an träumte Sibylle U., 69, davon, Krankenschwester zu werden. Aber die Mutter warnte: "Mädchen, das hälst Du auf Deinen Füßen nicht aus." Töchter pflegten damals den Eltern zu gehorchen, und so wurde sie Büroangestellte. Der Jugendwunsch blieb aber immer bestehen. Erst mit über 40 gelang Sibylle U. doch noch ans Ziel. Frankfurter Krankenhäuser boten auch Frauen ohne Examen an, Schwesternhelferin zu werden. Sie gab Stelle, Wohnung, Wohnort auf und sattelte um - ohne auf den Verdienst zu achten. "Das war mir nie die Hauptsache. Es gab ja auch Unterkunft, Verpflegung, Wäsche frei. Ich bin einfach ein bißchen mütterlich veranlagt und habe für Kinder und Tiere viel übrig."
Ein Kleines Foto aus dieser Zeit zeigt eine ausnehmend schöne Frau im weißen Kittel mit einem molligen Baby im Arm. Es war der Liebling der Säuglingsstation, in der Sibylle U. nach einem Jahr Einarbeitungszeit arbeitete. Beide schauen zufrieden in die Kamera. Die Neugeborenen zu pflegen und zu hätscheln, das bereitete ihr allergrößte Freude. Nur ab und an merkte sie, wie die Warnung der Mutter zutraf. Sie war nicht die Kräftigste.
Ganz kann es sich die inzwischen kränkliche, schwächliche Rentnerin noch nicht verzeihen, daß sie nach einer Weile die Arbeit aufgegeben hat, um doch noch ein spätes Glück in einer Ehe zu suchen. Das Wagnis schlug fehl, eine ähnliche Arbeitsstelle war anschließend nicht mehr zu finden. So kehrte die Frau zurück in den ungeliebten Büroberuf, den sie auch noch vorzeitig als Frührentnerin aufgeben mußte. Eine ihr verleidete Arbeit, ungünstiges Betriebsklima, Zwistigkeiten mit einer Kollegin haben ihr auch gesundheitlich zugesetzt. "Ich will gar nicht mehr daran erinnert werden, sonst rege ich mich nur wieder auf."
Inzwischen häufen sich die Krankheiten. "Die Jahre sind vorbei, in denen man alles durch stramme Haltung ersetzen konnte." Sibylle U. gehört zu der Generation von Frauen, die, weil unverheiratet, während des Faschismus zu allem herangezogen wurden: Arbeitsdienst, Wehrmachtshelferin am Flakscheinwerfer einer oft angegriffenen Stadt. "Damals hatte man nicht zu überlegen, was man machen könnte. Die anderen haben einen einfach irgendwo hingestellt." er
Überweisungen erbitten wir an "Not gemeinsam lindern", Alten- und Weihnachtshilfe der "Frankfurter Rundschau" e. V., Postscheckkonto Nr. 102 500-603 Frankfurt am Main, mit dem Vermerk "Weihnachtshilfe 1992". Geldspenden und Gutscheine werden auch an unseren Anzeigenschaltern im "Rundschau"-Haus am Eschenheimer Turm in Frankfurt entgegengenommen. Von Sachspenden bitten wir abzusehen.Todkrank in die Krankenschwester verliebt Literaturmusik - einiges zum Lesen und zum Hören
Der Dichter Arthur Rimbaud war ein Genie, ein Abenteurer. Er galt als äußerst reizbar und streitsüchtig. Heute halten seine Gedichte immer noch eifrig Literaten und Autoren gleichermaßen in Atem. Werk und Biographie fordern Pennäler zum ersten Lyrik-Erguß auf und helfen ihnen, den "Rimbaud in sich" zu fühlen.
Die bisherigen Übertragungen ins Deutsche sind dabei ein Thema für sich. Was soll man, zum Beispiel, von einer Transkription halten, die den Begriff "Baum-Schlingel" verwendet? "Baum- schlingel", die Laub ans Fenster "bollern"! In diesem Fall berührt Lyrik doch eher befremdlich und wirft die Frage auf, was wohl durch die Hirnwindungen des Übersetzer-Schlingels bollert.
Großen Eindruck auf gegenwärtige Künstler macht immer noch Rimbauds frühe Weigerung, weiter Literatur zu produzieren. Bedauerlicherweise fand Rimbaud in diesem Punkt keine Nachahmer.
Anläßlich Arthur Rimbauds 100. Todestages hat sich die Pop-Szene, die es ja an sich nur gut meint, des Dichters angenommen. Mit "Sahara blue" verpaßte Hector Zazou (nachdem schon die Doors und Patti Smith vor langer Zeit ihre Interpretationen abgeliefert hatten) der Lyrik ein Pop-Gewand aus hauchzarter Melancholie und nicht allzu großer Nachdenklichkeit. Damit dieses ehrenwehrte Unternehmen nicht völlig fehlschlug, holte sich Zazou einen ganzen Stab an prominenten Mitarbeitern. Gerard Depardieu und Richard Bohringer, leibhaftig, deklamieren wacker ein paar Verse. John Cale spricht "First Event" mit der pathos- schwangeren Stimme eines 50jährigen, der die Auswirkungen seiner aufkeimenden Impotenz bemerkt. Dieses Stück ist ausgezeichnet.
Man sollte dabei nur den Text vergessen, denn in diesem Gedicht geht es um eine übermütige und verspielte Verführung. Auch in "Hunger" macht Cale keinen glücklichen Eindruck, denn Cale ist ein Intellektueller, und die grämen sich bekanntlich von morgens bis abends. Neben Zazou zeichnen Mr. X (alias David Sylvian) und Ryuichi Sakamoto für die Musik verantwortlich. Fraglich ist, weshalb Sylvian bei Gastauftritten immer so mittelmäßig wirkt?
Der Qualitätsunterschied zu seinen Solo-Platten ist enorm. Selbst ein japanisches gesprochenes Intro kann sein Stück "To a reason" nicht retten. Bei Sakamoto ist es übrigens genau umgekehrt. Ryuichis hat einen sehr guten Ruf, obwohl seine Platten das nicht unbedingt rechtfertigen. Sylvian und Sakamoto schweben mit ihrem Geiste über fast allen Stücken von "Sahara blue".
Dabei plündern sie überwiegend Arrangements und Ideen, die sie in den 80er Jahren besser in den Griff bekommen haben. Zazou nennt das freilich anders: Ideen entwickeln, improvisieren. Schließlich begreift er seine Rolle als "Klang- Designer" und "Arrangeur".
Zazou leidet nebenbei bemerkt an heftiger PGS (Peter-Gabriel-Syndrom) und möchte die musikalischen Kulturen der Welt verschmelzen. "Sahara blue" bietet neben wunderschönen Momenten seelenlosen Kitschs sogar flotte Tanznummern ("I'll strangle You"). Lebendig wird es, wenn Barbara Grogan im Titeltrack durch mangelnde Gesangsqualität dem Stück immerhin den Schmalz entzieht. Beachtlich ist die Passage Samy Birnbachs (MINIMAL COMPACT). Hier kommt zu der kalten Atmosphäre doch noch ein bißchen Wärme auf, denn der hebräisch singende Birnbach bereichert in "Hapolot Kenym" den Song um die große Poesie des Klangs einer fremden, alten Sprache. "Sahara blue" kommt um Jahre zu spät und bietet nicht viele Glanz- punkte. Der Mangel an Substanz ist durch den reichlich esoterischen und ethnischen Nebel nur undeutlich auszumachen.
Um Lyrik geht es unter anderem auch bei "NUNFT", genauer um eine Aktion, die vom Göttinger Steidl Verlag gerne unter dem kraftlosen und nichtssagenden Begriff "facettenreiches Gesamtkunstwerk" zusammengefaßt wird und zu der Reihe "Hören & Lesen" gehört. Dieses Werk besteht aus einem Gedichtband des Berliner Dichters Gert Papenfuß-Gorek (Jg. 1956), der CD des Novemberclubs (Nymfonie: Krallerbach & Lederbissen") und zahlreichen Illustrationen von "endart", hinter denen sich Pseudonyme Goldie Broiler (Jg. 1957), P. Jodel (Jg. 1954) und Wendie Hals (Jg. 1989) verbergen. Bei allen Vorbehalten gegenüber solchen Wundertüten, erweist sich "Nunft" als echte, wohltuende Überraschung. Papenfuß-Gorek, Mitglied der "Prenzlauer- Berg-Connection", arbeitet seit geraumer Zeit mit Musikern zusammen. Schon nach dem ersten Hören ist eines klar: "Nunft" ist eine CD, der ein sehr schön gestaltetes Buch beigelegt wurde und nicht umgekehrt. Das ist keine übliche Vertonung zeitgenössischer Gedichte: Hier geht die Post ab!
Harte, kreischende Gitarren, wie man sie sonst von Sonic Youth kennt, rockig gesungene und gebrüllte experimentelle Gedichte Papenfuß-Goreks, die in der Musik Geist und Witz voll entfalten können. Eine rauhe und gemeine Platte, schmutzig, intelligent und biestig.
Der Novemberclub besteht aus Bernd Jestram (Gitarre, Baß, Gesang, "komputergenerierte Instrumentation"), Ronald Lippok (Schlagzeug, Gesang), Sarah Marrs (Gesang), Mario Mentrup (Gitarre, Gesang) und Papenfuß-Gorek als Sprecher. Als Gast tritt übrigens Sascha A-loch Anderson auf. Das nur zur Erklärung auf die pausenlos eingestreuten Seitenhiebe auf Wolf B-loch Biermann.
In Russel Hobans besten Roman "Kleinzeit" (Dt. 1989, Fischer) wird alles aufgehoben. Schwerkraft, Logik, Tragik. Held Kleinzeit verliert darin seinen Job und sucht wegen seines Dauerschmerzes (von "A nach B") einen Arzt auf, der ihn in ein Krankenhaus einweist. Kleinzeit, so stellt sich heraus, ist totkrank: Er hat es an der "Hypotenuse"(!).
Der Todkranke verliebt sich in die Nachtschwester, flieht aus dem Krankenhaus und verdient sein Geld mit einem Glockenspiel in der Subway. In diesem Buch voll geglückter Absurditäten spricht alles: "Heute morgen wird gelaufen, sagte der Morgen, der durch Kleinzeits Fenster schaute. Kleinzeit stand auf. Heute morgen wird gelaufen, sagte er zum Spiegel im Badezimmer. Ohne mich, sagte der Spiegel. Keine Beine. Kleinzeit zog seinen neuen Trainingsanzug an, seine neuen Laufschuhe. Auf geht's! sagten die Schuhe, Bewegung!
Geschwindigkeit! Jugend! Keine Geschwindigkeit, sagte Kleinzeit. Und jung bin ich nicht. Scheiße, sagten die Schuhe. Trotzdem gehn wir. Als Kleinzeit die Tür seiner Wohnung öffnete, saß der Tod da, schwarz, haarig und häßlich, nicht größer als ein mittelgroßer Schimpanse mit dreckigen Fingernägeln."
Die Pop-Band NO SECRETS IN THE FAMILY hat sich des Buches angenommen und es adäquat vertont. Die Gruppe wurde vor sechs Jahren gegründet und besteht aus: Annette Schönholzer (Stimme, Keyboards, Handorgel, Melodica), Markus Schönholzer (Stimme, Gitarre, Banjo), Moritz Rüdisüli (Baß, Gitarre) und Martin Gantenbein (Schlagzeug, Flöten, Keyboards, Stimme). Auf "Kleinzeit" sind auch Gäste vertreten: Urs Blöchlinger (Sopranino, Alto, Alto-Horn, Baß- Saxophon, CH-Phon), Christoph Gantert (Posaune, Piccolo-Trompete), Robi Rüdisüli (Sopranino, Soprano, Alto), Produzent Bill Gilonis (Piano auf "Underground", Operations-Assistent auf "Hospital". Nicht mal in ihrer Heimat, der Schweiz, werden NO SECRETS IN THE FAMILY gewürdigt. Dabei lassen sich ihre musikalischen Ideen durchaus hören. Eine Prise Avantgarde, Einfallsreichtum und virtuose Beherrschung ihrer Instrumente erinnern an die frühen NITS. Sie bedienen sich aus allen Töpfen, Jazz, Pop, Rock, und passen in keine Schublade. Die Band ist witzig, schräg, grotesk und beschwört beklemmende Momente herauf, denn sie schätzt kleine nervig-ziselierte Arrangements mit filigranen Gitarrengriffen, hinterlistig klingenden Bässen und nervöse Percussion. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die gelungene (ausklappbare) Cover-Illustration von Peter Bäder gerichtet werden. NO SECRETS IN THE FAMILY sind der größte Geheimtip Europas außerhalb der EG.
THOMAS FEIBEL
HECTOR ZAZOU: Sahara blue BMG 74321112082
GERT PAPENFUSS-GOREK: Endart & Novemberclub: NUNFT; Poesej & Krach Buch mit CD. Steidl Verlag, Göttingen 1992, 34 DM (Buch und CD zusammen!) über die Buchhandlungen erhältlich.
NO SECRETS IN THE FAMILY: Kleinzeit RecRec Music RecDec 47 (über EfA).
Obwohl ihre Rente nur gerade das (amtliche) Existenzminimum übersteigt, gab es für Emma N., 84, in Bad Vilbel keinen Mietzuschuß. "Sie sagten mir auf dem Amt, den hätte ich nur für eine teurere Wohnung gekriegt. Dabei habe ich ja gerade aus Rücksicht auf meine Lage eine billige ohne Bad, mit Klo auf der Treppe, genommen, bin überhaupt nur wegen der niedrigeren Miete von Frankfurt dorthin gezogen, als mein Mann so früh starb und ich eine größere Wohnung nicht mehr halten konnte. All diese Gesetze verstehe ich nicht. Ich glaube, ich habe alles falsch gemacht in meinem Leben."
Inzwischen wurde sie von ihrer einzige Tochter wieder nach Frankfurt geholt. Frau N. bewohnt ein Mini-Appartement in einer Wohnanlage und wird täglich von der Tochter gepflegt. Außerdem kommt jeden Morgen die Krankenschwester. Die 84jährige kann kaum mehr einen Schritt und nur mit Mühe einige Handgriffe alleine tun. Wegen ihres schlechten Allgemeinzustands wagt sie es nicht, ihren Bandscheibenvorfall operieren zu lassen.
"Meine Mutti hat in ihrem Leben nichts gehabt", erzählt die Tochter, die ihrerseits eine schmerzhafte Nervenentzündung im Arm hat. "Im Ersten Weltkrieg verlor sie den Vater, worauf ihre Mutter sich und zwei Töchter mit Hemdennähen durchbringen mußte. Als sie selbst heiratete, vertraute sie auf die guten Berufsaussichten des Mannes, ließ sich die Rentengelder zur Einrichtung der Wohnung auszahlen. Kurz darauf mußte der Mann in den zweiten Krieg, und dann ging alles in einer der schlimmsten Frankfurter Bombennächte in Flammen auf.
Im vergangenen Sommer fiel erstmals ein bißchen Glück auf Emma N. Trotz der Behinderung schickte die Stadt sie in Erholung. Sie hat es überaus genossen und wünscht sich nichts sehnlicher als vielleicht einen ähnlichen Urlaub mit der FR-Altenhilfe. er
Überweisungen erbitten wir an "Not gemeinsam lindern", Alten- und Weihnachtshilfe der "Frankfurter Rundschau" e. V., Postscheckkonto Nr. 102 500-603 Frankfurt am Main, mit dem Vermerk "Weihnachtshilfe 1992". Geldspenden und Gutscheine werden auch an unseren Anzeigenschaltern im "Rundschau"-Haus am Eschenheimer Turm in Frankfurt entgegengenommen. Von Sachspenden bitten wir abzusehen.Osteuropäisches Leben . . . in jiddischen Liedern
"Wenn ihr Kinder älter werdet, Kinder", sagt der Rabbi, der den Kleinen das Alphabet beibringt, "dann werdet ihr von allein verstehen, wieviele Tränen in den Buchstaben liegen." So heißt es in dem Lied "Oyfn pripethsik" von Mark Warshawsky aus dem 19. Jahrhundert, einem von 21 jiddischen Liedern unterschiedlichster Herkunft und Entstehungszeit auf Daniel Kempins CD "Mazl und Shlamazl" (auf deutsch: "Glück und Unglück"). In den Liedern spiegeln sich die verschiedensten Lebenssituationen der osteuropäischen und der von Osteuropa in die USA ausgewanderten Juden; die Auswahl umfaßt Religiöses und Weltliches, Trauer und Freude, Ernst und Satire. Es ist die "Folklore" einer untergehenden Kultur von hohem geistigen und seelischen Niveau, Lichtjahre entfernt von dem etwa, was an dumpfer kommerzialisierter "Volksmusik" über deutsche Rundfunk- und Fernsehsender geht.
Das fängt an mit dem Arrangement: Der Sänger begleitet sich selbst - in wechselnder Schlagtechnik - auf der Gitarre; gelegentlich treten ein Geiger und ein Kontrabassist hinzu; zuweilen finden sich instrumentale Vor-, Zwischen- oder Nachspiele. Kempin singt mit angenehm natürlicher Stimme und klarer Diktion, getreu dem Ausdruck des Textes; nirgends erliegt er der Gefahr, die in den Liedern niedergelegten Erfahrungen nicht ernst zu nehmen und ein Lied wie das andere, eine Strophe wie die andere zu singen.
Freunde der jiddischen Sprache und jiddischer Musik dürften ohnehin auf ihre Kosten kommen. Doch Kempin führt auf beeindruckende Weise exemplarisch vor, was sensibel vorgetragene Volksmusik (und volkstümliche Musik) sein kann. Das Begleitheft verrät außer den Namen über die Interpreten leider nichts, aber es bringt - und das ist wesentlicher - alle Lieder im Originaltext sowie in deutscher und englischer Übersetzung!
ALEXANDER HAUFF
"Mazl und Shlamazl", Jiddische Lieder mit Daniel Kempin; 1992 Melisma Musikverlag Wiesbaden im Vertrieb von Capella Musikproduktion Wiesbaden, Bestell- Nr. LUZ 3033-2.
"Mehr Boccherini" bringt jetzt das Label Thorofon unter die Leute, dazu noch mit interessanten (da in unseren westlichen Landen bislang wohl selten, wenn noch gar nicht gehörten) Interpreten: den sächsischen Streichersolisten der Dresdner Staatskapelle nämlich.
Also wieder einmal gilt es, sich von den altbekannten (wenngleich hier nochmals zitierten!) "Menuett-Fesseln" zu befreien und Ohr und Herz dem zu öffnen, was es an reizvoll Schönem sonst noch alles aufzuspüren gibt. Und das ist nicht gerade wenig; viele betrachten Boccherini als den "Streichquintett-Erfinder", immerhin hat er selbst nicht weniger als 125 Werke dieser Gattung beigesteuert - dazu 91 Streichquartette! Etliches davon ist leider immer noch vergessen oder verschollen; vielleicht startet der eine oder andere Berufene, beispielsweise enflammiert durch vorliegende CD, entsprechende Suchaktionen? Dann wäre Thorofons Initiative doppelt verdienstvoll.
Drei Quartette und ein Quintett (eben das mit dem berüchtigten Menuett!) werden vorgestellt. Gewiß, das Beiheft spricht zu Recht von "gehobener Hausmusik", doch liegt nicht auch gerade darin eine weitere Chance zu Neu- und Wiederbelebungen?! (Nicht umsonst erwähnt man im Begleittext gleich die entsprechenden Verlage.)
Nähern wir uns also dem Boccherini dieser CD einmal von "hausmusikalischen" Blick- und Hörwinkeln aus, was schließlich nicht nur passive, sondern sogar aktive Konsequenzen haben könnte. Es muß dabei dann ja nicht unbedingt so mustergültig-perfekt zugehen wie bei den Dresdner "Profis", die ihren gemeinsamen "Start" übrigens mit dem Eröffnungstag der wiederaufgebauten Semperoper koordinierten. Beispielgebend sei die Devise! pfp.
Boccherini: Streichquartette op. 27,2, 33,5, 40,3; Streichquintett E-Dur; Sächsische Streichersolisten der Staatskapelle Dresden; Thorofon (Pf. 10 03 23, D-W-3002 Wedemark/Han.) CTH 2084 (CD; DDD).
"Offene Aggressionen" gegenüber Ausländern in Ost- und Westdeutschland hat der Landesverband Hessen der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) scharf verurteilt. In einer Entschließung bezeichnete der Verband Gewaltanwendung gegen Asylbewerber als "Schande" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Es gelte, trotz aller Meinungsverschiedenheiten über alle Partei- und Verbandsgrenzen hinweg gegen Haß, Terror und Gewalt gemeinsam anzugehen. Wer zu Übergriffen gegen Ausländerinnen und Ausländer schweige, so die hessische DAG, mache sich mitschuldig. Von jedem einzelnen sei deshalb Zivilcourage gefordert.
Während die Gewerkschaft auf den uneingeschränkten Erhalt des Rechts auf Asyl für politisch Verfolgte pocht, fordert sie jedoch auch, daß "wirksame Maßnahmen gegen den Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen ergriffen werden müssen". fra
In der Kontroverse zwischen den IGM Kollegen aus der Vorstandsverwaltung wird eine Schlüsselfrage unter Linken aufgeworfen, die bisher genauso ungeklärt, wie zugleich für Politik entscheidend ist: es geht um die Einstellungen und Haltungen der Bevölkerung dieses Landes (FR vom 7. Dezember 1992 "Nichts ist so lähmend wie überholte Orientierungen" und FR vom 13. 11. 1992 "Modernisierung als Fetisch, abseits von Moralität"). Deren Kenntnis und genaue Wahrnehmung ist Voraussetzung für politische Handlungsfähigkeit, für zukunftstragende Identifikationsangebote, für die Akzeptanz von politischen Großprojekten.
In der sensiblen Wahrnehmung liegt aber ebenso das Gefühl für den richtig plazierten Streit ums Bewußtsein und um Einstellungen, z. B. in kritischen Umbruchsituationen wie dem Wandel zur Einwanderungsgesellschaft, der neuen Rollen- und Aufgabendefinition von Deutschland in Europa und in der Welt etc.
Indes scheint bei vielen Linken in Deutschland dieses seismographische Vermögen unterentwickelt. Stattdessen zeigt sich eine lähmende Polarisierung: mal wird das Volk verherrlicht als die revolutionäre Triebkraft sozialer Veränderungen, mal wendet man sich angewidert ab, wo das Volk nur aus kleinkarierten, deutschtümelnden Stammtischen zu bestehen scheint.
Die Polarisierung zwischen mystifizierender Überhöhung und abschätzigem Haß deuten aber nur darauf hin, daß das eigene lebensgeschichtliche Verhältnis zur Bevölkerung, zu einer sozialen Klasse etc. nicht richtig verarbeitet ist, trotz aller wissenschaftlichen Studien übers Bewußtsein. Genau diese sich selbst gegenüber unaufgeklärte Haltung führt aber immer wieder dazu, daß man/frau glaubt, die Positionen der Moralität einnehmen und sich als moralische Zensor- und Strafinstitution aufführen zu müssen, wenn in Krisensituationen das Volk nur aus häßlichen Deutschen bestehen soll.
Es geht nicht um die Vernachlässigung der politischen Wachsamkeit, aber es geht um die schon unerträgliche Anmaßung, sich auf die Seite des Guten zu stellen, es geht um die nicht annehmbare Arroganz, in der die eigenen Aggressionen gegen das böse Volk scheinbar legitim umgemünzt werden in die zensurierende Oberlehrerposition. Zu bedenken ist aber, daß die Wut auf die eigene Bevölkerung auch Selbsthaß sein kann auf die eigene verwandtschaftliche Herkunft.
Wer sich hingegen Gedanken macht, was einer Bevölkerung zuzumuten ist; wer sich Gedanken macht über die "Interessen der einheimischen Bevölkerung" im Wechselspiel zu den "sozialen historischen und menschenrechtlichen Verpflichtungen", die Deutschland eingegangen ist (Schabedoth/Schroeder); wer sich Gedanken macht, was die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahre - Rationalisierungsfolgen, Arbeitslosigkeit, Wertewandel etc. - für eine lebbare Identität der hiesigen Bevölkerung bedeuten, und diesen Leidensdruck nicht bereit ist gegen das sicherlich viel größere Elend in den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt aufzurechnen, der ist noch kein Populist, der öffnet den Rechten nicht die Tür und der paßt sich auch nicht irgend welchen Rechten an - wie es Schauer und Lang in ihrer Inanspruchnahme der Moralität unterstellen.
Natürlich wird man auch bei einer Befragung in Metallbetrieben erhebliche Ausländerfeindlichkeiten feststellen können. Aber kann es nicht genauso stimmen, daß sich die gleichen Leute in anderen Situationen ihres Lebensalltags als durchaus tolerante und aufgeschlossene Menschen zeigen können und umgekehrt? Vielfalt und Ambivalenz in den Einstellungen und Haltungen sind ja gerade das Produkt und das Problem der modernen gesellschaftlichen Arbeits- und Lebensverhältnissen, die heute überall als individualisierte Gesellschaft beschrieben werden. Hier kenntnislos und unsensibel zu reagieren, indem ganze Gruppen gesellschaftlich etikettiert werden, wäre gerade für Strategien politischen Handels fatal.
Als neue politische Fähigkeiten und Kompetenzen, die politisch reaktionsfähig bleiben, bedarf es nicht so sehr der wortgewaltigen Zensoren und moralischen Richter; vielmehr bedarf es solcher, die diese Identitätsumbrüche der Bevölkerung auch mit Anteilnahme verstehen, aber gerade aus diesem Verständnis neue inhaltlichen Identifikationsperspektiven entwickeln, die abgrenzungsmentalität und Borniertheit überwinden hilft und Offenheit und Solidarität stärkt.
Dr. Franz Grubauer (Wissenschaft- licher Mitarbeiter Leiterkreis der Evangelischen Akademien in Deutsch- land e. V.), Frankfurt am Main
BERLIN/CHEMNITZ (dpa/VWD). Die traditionsreichen Unternehmen des sächsischen Textilmaschinenbaus können weiterarbeiten. Die Treuhandanstalt hat die von der Chemnitzer Firma Textima, dem ehemaligen DDR-Kombinat, konzipierte Neugründung der Wirkbau Sachsen genehmigt und zum Anschub des Geschäfts 18 Millionen Mark bereitgestellt. In der Gesellschaft werden Anfang Januar die Wirkbau Textilmaschinen und der Wirk- und Spezialnähmaschinenbau in Limbach-Oberfrohna zusammengefaßt, die aufgrund ihrer veralteten Betriebssubstanz bislang als nicht sanierungsfähig galten.
Die Spindelfabrik Hartha wurde von einer deutsch-amerikanischen Investorengruppe übernommen wurde. Für die Textilmaschinenbauer Aue und Gera sowie die Chemnitzer Strickmaschinen sind den Angaben zufolge die Verkaufsverhandlungen fortgeschritten.
Am 10. Dezember ist der Malimo Textilmaschinenbau in Chemnitz an die West-Firma Karl Mayer veräußert worden. Der Treuhand zufolge macht auch die Privatisierung der Spindelfabrik Neudorf Fortschritte. Durch den vom Chemnitzer Spinnereimaschinenbau hereingeholten russischen Großauftrag habe sich die wirtschaftliche Situation beim Großenhainer Textilmaschinenbau und dem Spinnereimaschinenbau Leisnig stabilisiert. Sie seien für die nächsten zwölf bis 18 Monate weitgehend ausgelastet.
SCHWALMTAL. Gegen Pläne der Bundesbahn, den Bahnhof in Schwalmtal- Renzendorf (Vogelsbergkreis) zu schließen, hat sich Landrat Hans-Ulrich Lipphardt (SPD) gewandt. Er sagte, nach seinen Informationen solle der Bahnhof, der an der Strecke Fulda-Gießen liegt, wegen zu geringer Fahrgastzahlen geschlossen werden. Ob weitere Bahnhöfe auf dieser Strecke geschlossen werden könnten, werde von der Bahn geprüft.
Der Bahnhof in Renzendorf ist nach Darstellung Lipphardts jedoch für Schwalmtal eine wichtige Infrastruktureinrichtung und kann aufgrund seiner zentralen Lage durchaus attraktiver werden. Dies setze aber deutliche Verbesserungen bei den derzeit mangelhaften Warte- und Unterstellmöglichkeiten im Bahnhof Renzendorf voraus. lhe
Es ist nichts Neues, daß die deutsche Halbbildung beim Bemühen, ihre Sprache zu reinigen, von fremden, undeutschen Elementen die possierlichsten, wie auch widerwärtigsten Kapriolen vollführt: Das reichte vom "Gesichtserker" für die lateinischstämmige Nase bis zur "geflügelten Jahresendfigur" für den Angelus novus, den neuen (Weihnachts-) Engel aus der ehemaligen DDR.
Es soll keiner "neudeutschen" Sprachzerstörung das Wort geredet werden, wie sie im falschen und vulgären Gebrauch wissenschaftlicher und technischer termini (frust, stress) interessierter Wortbedeutungsverkehrungen (unternehmensPhilosophie, äußere Optik, sub/ess/wohnKultur), sub"kultureller" Vulgarismen und dem modischen Wegwerf-Vokabular der juvenilen Idiome (verschärft, korrekt, das Teil) alltäglich zu beklagen wäre, doch die im Un-Geist der Zeit liegende Aversion gegen Fremdes, hier gegen die lateinischen und griechischen Wurzeln eines großen Teils unseres Wortschatzes, wie sie Herr Römer aus Königstein (FR/ FRA vom 11. 12. 1992 "Ein starkes Stück Demokratieverständnis") formuliert, ist nichts als ewig schwärendes deutsches petitbourgeoisressentiment, nichts als "deraisonnierende" Biertischbarbarei und fordert deshalb eine polemische "Replik" geradezu heraus.
Herr, noch leben wir in einer Gesellschaft, in der man (und frau) sich die Zeitung aussuchen kann, die einem in ihren politischen Präferenzen und/oder der eigenen intellektuellen Leistungsfähigkeit entspricht und so sollte sich der "ridiküle" Herr Deutschmann, denn Römer kann er nicht mehr heißen, zu seinem Wunsch "Es gibt Tage, da möchte ich BILDLeser sein" auch praktisch bekennen und halt von den "Bleiwüsten" des abstrakten Denkens - das auch in der FR weiß Gott nicht überbordet -, "in denen ein Mensch (wie er) nach wenigen Abschnitten den Verstand verlieren kann", sich in die nonverbalen BILD-Oasen zurückziehen, wo ihm sicher Labung seiner überforderten Leserseele (psyche wäre da wohl wirklich nicht das richtige Wort) zuteil würde. Nicht alles, was der beschränkte Verstand nicht faßt, ist elitär und "undemokratisch".
Vielleicht jedoch erinnert sich Herr Römer in selbstkritischen Momenten an die Zeiten, als jüdische Intellektuelle, Professoren, Geschäftsinhaber gezwungen wurden, auf Knien deutschen Unrat von deutschen Straßen zu putzen, gezwungen vom Auswurf des analphabetischen Pöbels, dessen Muttersprache, auch heute wieder, das unartikulierte Grunzen, das Brüllen der Gewalt ist. Und vielleicht sieht er dann auch vor sich einen Meister der deutschen Sprache, Carl von Ossietzky, im Angesicht des triumphierenden Cretinismus, versteint vor Schmerz und Ohnmacht, und findet, wenn schon nicht mehr zu "humanistischer Bildung", so doch zu humanitärer Haltung. Nicht nur der Steinbau ist von den Römern zu den Germanen gekommen, Herr Römer, sondern auch das Fremd-Wort hierfür: murus, die Mauer . . .
P. S.: Und nehmen Sie den deutschen Aufklärer Lichtenberg nicht mehr so oft in den Mund, in der nächsten Zeit, Monsieur!
Peterjörg Endres, Hofheim
MÖRFELDEN-WALLDORF. Vergeblich forderte die DKP in der Stadtverordnetensitzung, die Ausschüsse wieder mit je neun Parlamentariern zu besetzen. Die übrigen Fraktionen waren dagegen, da es bis zur Wahl nur noch eine Ausschußrunde gebe und nach dem 7. März die Karten ohnehin neu verteilt würden.
Hintergrund des Antrages war die Erweiterung der Aussschüsse im Sommer, als sich vorübergehend die Grüne Bürgerliste und die Fraktion "Die Grünen" im Parlament befanden. Bau-, Vereins- und Hauptausschuß wurden um je einen Sitz erweitert, damit beide Gruppen vertreten waren. Weil das GBL-Quartett inzwischen zurücktrat, wäre die alte Sitzverteilung wieder möglich gewesen.
Statt dessen, so meinte Gerhard Schulmeyer (DKP), werde "stillschweigend alles beim neuen belassen", wodurch die SPD drei, die Grünen zwei Mandat und die CDU eins zusätzlich haben. Damit zögen vor allem die Koalitionsfraktionen einen Gewinn aus den Streitigkeiten, den die Bürger in Form von Sitzungsgeldern bezahlen müßten. Auch wenn es nur noch eine Sitzungsrunde gebe: "Es geht hier ums Prinzip, nicht um die Zeit." wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. 10 000 Mark spendet die Stadt für den Hilfsfond "Vergewaltigte Frauen". Das beschlossen die Stadtverordneten einstimmig. Die CDU hatte den Antrag eingebracht. Die Stadt will sich mit der Spende solidarisch mit jenen Frauen und Mädchen erklären, die zu Tausenden im Zuge des Krieges im ehemaligen Jugoslawien vergewaltigt und gequält werden und wurden.
Den Hilfsfond hatten Politikerinnen der Bundesparteien eingerichtet, um kroatischen wie moslemischen Frauen, die nach Vergewaltigungen oft von ihren Familien verstoßen werden, psychosozial und ärztlich zu helfen. wal
Es überrascht kaum, daß die Opfer von Terror und ausländerfeindlicher Gewalt geringe Aussicht auf eine Entschädigung haben (FR vom 2. 12. 1992 "Kein Geld für Gewaltopfer"). Es sollten jedoch darüber hinaus auch andere Aspekte der Hilfeleistung und Versorgung durch eine breite Diskussion ins öffentliche Bewußtsein gebracht werden.
Das Berliner Zentrum für Folteropfer e.V., über dessen Eröffnung Sie auch berichtet haben (FR vom 2. 12. 1992 "Wenn die Seele schreit"), verspricht die Versorgung von Gewalt-, Verfolgungs- und Folteropfern auf höchstem internationalem Standard zu gewährleisten. Das Zentrum wurde aber konzipiert, um Menschen zu helfen, die in ihren Heimatländern, bevor sie in Deutschland Zuflucht gesucht haben, bereits traumatisiert worden waren. Das Zentrum kann trotz der besten Absichten relativ gesehen nur wenigen der Opfer der gegenwärtigen Inlands-Gewaltwelle direkte Hilfe anbieten.
Diese Gewaltwelle mit ihren vielen Opfern wirft eine Reihe von Problemen und Verpflichtungen auf, was das Bedürfnis nach Schutz, Hilfeleistung, sozialer Unterstützung sowie körperlicher und psychischer Versorgung betrifft.
Ich habe den Eindruck, daß es der Bevölkerung wie auch den zuständigen Behörden zum einen an der Kenntnis über die Tatsache von Traumatisierung mangelt, zum anderen am Bewußtsein darüber, wie notwendig die seelische Versorgung und Unterstützung von Gewaltopfern ist.
Durch viele Erfahrungen mit den Lebensproblemen und dem Leiden von z. B. Vietnam-Veteranen, Opfern von Massenkatastrophen, von Vergewaltigung und anderen Formen der extremen Gewalt sind neue Erkenntnisse und Einsichten gesammelt worden, die eine breit akzeptierte Gültigkeit für die Hilfe und Unterstützung von anderen Gewaltopfern haben.
Es ist wichtig zu erwähnen, daß infolge einer extremen psychischen Belastung fast jeder Mensch, d. h. auch ein bis dahin seelisch völlig gesunder, traumatisiert werden kann.
Zu den möglichen Symptomen, die sofort, nach Monaten oder nach Jahren als Ergebnis einer Traumatisierung erscheinen können, zählen Schlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit, Ausbrüche von Agressivität, emotionale Störungen, Gedächtnis und Konzentrationsprobleme, Angstzustände, störendes "Wiederaufflakkern" des traumatischen Ereignisses. Kinder können in ihrer Entwicklung zurückgeworfen werden (bei kleinen Kindern z. B. in Form des Verlustes neu angeeigneter entwicklungsbedingter Fähigkeiten wie Sprachfähigkeiten oder "Sauberkeitstraining"), sie können körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen bekommen.
Der Grad der Beeinträchtigung in nach-traumatischen Situationen reicht von leicht bis sehr schwer. Im letzten Fall können nahezu alle Bereiche des Lebens der Betroffenen davon erfaßt werden.
Es ist von Bedeutung, daß nach einer potentiell traumatisierenden Erfahrung die Opfer so bald wie möglich sich an Helfer wenden können, die für den Umgang mit Trauma ausgebildet worden sind. Solche frühen Hilfestellungen können vor späteren Symptomen schützen. Darüber hinaus brauchen die Opfer eine sichere, warme Umgebung mit angemessenen Lebensbedingungen und sie sollten von den Menschen, die sich um sie kümmern, Beruhigung und Zuwendung erhalten. Opfer, die ein starkes Trauma erlitten haben oder posttraumatische Symptome entwickeln, sollten einem Spezialisten, der über die Notwendigkeit einer weiteren Behandlung entscheiden kann (natürlich freiwillig!), vorgestellt werden.
Wenn post-traumatische Symptome vorkommen, kann es Forderungen nach einer Entschädigung geben. Viele Menschen, die unter post-traumatischen Belastungsstörungen litten, haben Entschädigungen erhalten.
Die Erfahrung lehrt, daß im Hinblick auf die Bereitstellung von adäquater Versorgung für psychisch traumatisierte Opfer von Gewalt großen Maßes es notwendig ist, spezielle Pläne zu entwickeln, Personal zu schulen, Übungen mit den in Frage kommenden Einrichtungen und Personengruppen (z. B. Polizei, Feuerwehr, Sozialarbeiter, Psychologen/innen, Ärzte/innen) durchzuführen. So wurden z. B. nach der Katastrophe, die sich vor kurzem in den Niederlanden ereignete, als ein Transportflugzeug in einen Wohnblock stürzte, die Rettungsdienste in der internationalen Presse besonders für ihr gutes Zusammenwirken und - auch im psychosozialen Bereich - sensibles Agieren gelobt. In der Bundesrepublik wurde 1987 nach dem großen Grubenunglück in Borken viel gelernt, als es darum ging, die Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute zu versorgen und zu unterstützen. Die gegenwärtige Welle von Gewalt gegen "Ausländer" und andere Minderheiten unterscheidet sich natürlich hinsichtlich der Art der Unterstützung, Bereitstellung direkter Versorgung und Nachsorge von solchen singulären Katastrophen. Allerdings fühlen sich Hunderttausende zu Recht bedroht und es gibt Hunderte, vielleicht sogar Tausende, die schon - durch Gewalt und Terror - extremen Streß und Trauma erfahren haben und in Gefahr sind, post-traumatische Symptome, u. U. mit Langzeit-Beeinträchtigung zu entwickeln.
Das Prinzip "Outreach" könnte hier angewendet werden. Dies meint "die Hand ausstrecken", Menschen mit schwierigen Problemen aufsuchen, Informationen darüber geben, wer Hilfe brauchen könnte und wo sie angeboten wird.
Dr. Michael Macpherson, Berlin
Erstaunt stellen wir fest, daß in den letzten Tagen und Wochen das Thema Vergewaltigung von Mädchen und Frauen im ehemaligen Jugoslawien verstärkte Aufmerksamkeit in den Medien findet. Als eine Institution, die sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen und Mädchen, die von sexueller Gewalt betroffen sind, zu unterstützen und in der Öffentlichkeit über die Thematik sexuelle Gewalt aufzuklären, begrüßen wir das natürlich.
Dennoch sind wir z. T. auch etwas befremdet über die Berichterstattung. In dem Artikel "Vergewaltigung als Waffe - und die UN sind hilflos" (FR vom 9. 12. 1992) wird z. B. von J. N. Wetterwald vom UN-Flüchtlingskommissariat berichtet, der bereits u. a. im Vietnamkrieg war, aber nie etwas ähnliches erlebt hat, wie die Massenvergewaltigungen an den Bosnierinnen. Wir fragen uns, wo der Mann denn in Vietnam seine Augen und Ohren hatte?
Spätestens seit den Analysen von Susan Brownmiller ("Gegen unseren Willen - Vergewaltigung und Männerherrschaft") ist weithin bekannt, daß (nicht nur) im Vietnamkrieg brutalste Vergewaltigungen von allen Seiten an der Tagesordnung waren. Massenhafte Vergewaltigungen finden in allen Kriegen und von allen beteiligten (Männer)Parteien statt. Sie werden von den Kriegsführern nicht nur geduldet, quasi als Recht der Eroberer, sie werden auch systematisch unterstützt. Wie anders sind die institutionalisierten Bordelle zu erklären, in denen einheimische Frauen gefangengehalten werden und mit der Truppe reisen müssen, um die Soldaten "bei Laune" zu halten?
So sind z. B. in jüngster Zeit Dokumente bekannt geworden, nach denen die japanische Armee in Korea und in anderen Ländern 100 000 Frauen in Bordellen für kriegführende Soldaten gefangengehalten und zur Vergewaltigung freigegeben hat. Diese Zahl beinhaltet noch nicht die sicherlich immense Zahl von Mädchen und Frauen, die in diesen Kriegen - sozusagen "im Vorbeigehen" - auch noch Opfer sexueller Gewalt wurden.
Jeder Krieg ist auch ein Krieg Männer gegen Frauen, aber wir können sicher sein, daß wir nie etwas darüber erfahren werden, daß UN-Blauhelme oder die gerade in Somalia einmarschierten "Hoffnungs"-Soldaten aus den USA ebenfalls massenweise Frauen und Mädchen vergewaltigen. Das paßt nun nicht ins Bild.
Und - gucken wir doch einmal direkt vor der eigenen Haustür - wann erfahren wir denn etwas in den Medien darüber, daß auch in der BRD fast jede zweite Frau mindestens einmal (oft aber auch mehrfach) Opfer einer versuchten oder vollendeten Vergewaltigung wird? Und das ohne Krieg.
Natürlich muß schnellstens etwas geschehen, um die Mädchen und Frauen aus Jugoslawien zu schützen, nicht nur die Bosnierinnen, sondern auch die Serbinnen und alle anderen Frauen, die in diesem Krieg männlicher Gewalt ausgesetzt sind. Wir wären die letzten, die das nicht fordern würden. Wir sprechen uns nur gegen die Verlogenheit aus, so zu tun, als ob dies ein ganz neues und außergewöhnliches Phänomen sei.
In unserer Arbeit wird deutlich, daß sexuelle Gewalt, auch bei uns, eine alltägliche menschen- und vor allem frauenverachtende Realität ist, die sich in Kriegssituationen "nur" um ein vielfaches potenziert. Maren Kolshorn, Frauen-Notruf Göttingen e.V.
KREIS OFFENBACH. Die zwölf jungen Beamtinnen und 37 Beamten, die 1992 ihren Dienst bei der Schutzpolizei in Stadt und Kreis angetreten hatten, wurden jetzt von Landrat Josef Lach empfangen. Ihn freute es besonders, "daß es der Landesregierung möglich war, den hiesigen Polizeistellen sechs zusätzliche Planstellen zuzuweisen, die fast alle zum Ende des Jahres besetzt sein werden."
Laut Lach arbeiten inzwischen 40 Frauen bei der Schutzpolizei. "Die Erfahrungen, die Polizistinnen im Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern machen konnten, sind eindeutig positiv zu bewerten." In brenzlichen Situationen trügen Polizeibeamtinnen nicht selten allein durch ihre Anwesenheit dazu bei, den Konflikt friedlich beizulegen: "Nur selten ist nämlich reine Muskelkraft gefragt." fin
KREIS OFFENBACH. Der Kreisausschuß hat beschlossen, sich mit 20 000 Mark am Kauf von hochstämmigen Obstbäumen und Speierlingen zu beteiligen. Von dem Zuschuß profitieren die Arbeitskreise Rodgau und Dreieich der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON). Sie wollen in ihrer Gemarkung weitere Bäume pflanzen.
Wie der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann sagte, solle der selten gewordene und für einen guten Apfelwein unentbehrliche Speierling wieder verstärkt angepflanzt werden. "Der Speierling, der die Früchte für dieses hessische Nationalgetränk trägt, ist zum Baum des Jahres 1993 benannt worden."
Ferner sollen die gefährdeten Streuobstbestände gepflegt werden. Dafür erhält die HGON nochmals 8000 Mark, um Geräte und Werkzeug anzuschaffen. fin
HANAU. Die Leybold AG hat einen Großauftrag über mehr als 20 Millionen Mark erhalten. Die Firma wird dafür Anlagen für die CD-Fertigung der PolyGram-Gruppe bauen. Das Unternehmen unterstreicht, damit festige es seine Position als "Marktführer im CD-Anlagen-Geschäft".
Mit diesem Erfolg knüpfe der Verfahrensbereich CD-Fertigungsanlagen an sein gutes Geschäftsjahr 1991/92 an. In dieser Zeit sei der Umsatz gegenüber 1990/91 mehr als verdoppelt worden. him
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark 2: Kevin - Allein in New York (20 Uhr).
Hattersheim.Kino am Kirchplatz, Okriftel: Tom & Jerry (15 Uhr); Die Tigerin (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Kevin - Allein in New York (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Zeit des Erwachens (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Kevin - Allein in New York (20.15 Uhr).
Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Portraits und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Eschenplatz: Werke des Bildhauers Manfred Robertz, 15 bis 18 Uhr (bis 10. 1.).
Hattersheim. "Kunst in der Praxis": Bilder von Vesna Bakic, Taunusstraße 6 a, Okriftel (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).
AOK, Wilhelmstraße 16: Aquarelle vom "Malkreis Camilla Bischoff", zur Öffnungszeit der Geschäftsstelle (bis 23. 12.).
Rathaus, Chinonplatz: Suhler Künstler stellen aus, "Mal seh'n, was draus wird", Foyer, 9 bis 12, 16 bis 18 Uhr (bis 3. 1.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Radierungen/ Bilder von Annette Bierwirth, Collagen von Ulrike Michel, Foyer, 8 bis 17 Uhr (bis 6. 1.).
Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr.
Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 06196 / 37 46.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 /55 57.
Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchplatz 6, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. DRK Okriftel und Eddersheim: Blutspende, Alte Schule, Eddersheim, 17 bis 21 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteoporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr; Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.
Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Seniorentreff, 14.30 Uhr.
Eschborn. Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahren: "Du bist nicht mehr meine Freundin", Stadtbücherei, 16 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Kelkheim. Mädchentag, Jugendtreff an der Stadthalle, 15 bis 18 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr.
Hattersheim. Wochenmarkt, 14 bis 18 Uhr.
WESTLICHE STADTTEILE
Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Brazil (20 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a.
Höchst. Taunus-Sparkasse, Hostatostraße 19: Günter Berg "Von Dubrovnik nach Puerto de la Cruz", Erinnerungen an Reisen in südliche Landschaften, Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 31. 12.).
Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).
Galerie im MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Höchst maritim", Bilder von Kurt Gerling, 8.30 bis 15 Uhr (bis 8. 1.). Beratung / Selbsthilfe
Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen
Höchst. BUND: Treffen, Katholisches Pfarrheim, Schleifergasse 2, 19.30 Uhr.
Unterliederbach.Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.
Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche
Höchst. Kinderprogramm vom Offenbacher Figurentheater: "Freunde" (10 Uhr); "Die Fiedelgrille und der Maulwurf" (15 Uhr), Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46 a.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Senioren-Gymnastik, 15 bis 17 Uhr, Wartburgstraße 1. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die chinesische Nachtigall, 14.30 Uhr; Die drei Musketiere, 20 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Das Dschungelbuch, 18 Uhr.
Theater, Studio: Der Bär / Der Heiratsantrag, 20 Uhr.
HinterHaus, Karlstraße 15: Die Interface Weihnachtsparty mit intergalaktischen Überraschungsgästen, 21 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Schöne und das Biest (13, 15.15, 17.30, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr.
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Mein Bruder Kain (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Beta: Little Nemo (13, 15 Uhr); Wiedersehen in Howards End (17, 20 Uhr).
Gamma: Eine Familie zum Knutschen in Manhattan (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr);
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die siebente Saite (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: Ein Pfeil in den Himmel (16, 19.30 Uhr). Ausstellungen Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 Uhr (bis 29. 1.).
Kellergalerie der Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Bücher/Mappen/ Unikate", 10 bis 18.30 Uhr (bis 7. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38 -40, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr. Sonstiges Weihnachtsmarkt, Fußgängerzone, ganztägig (bis 23. 12.).
- ohne Gewähr -
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Wer schweigt, macht mit!" Unter diesem Motto hatten die Disco-AG des Walldorfer Jugendzentrums und die Mitarbeiter/innen der Jugendpflege unlängst zu einer Unterschriftenaktion aufgerufen. Rund 150mal wurde der Aufruf unterschrieben, der sich gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit richtet, mehr Toleranz gegenüber Minderheiten fordert und ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern von rechter Gewalt sein will. Eine von Peter Stein und Inge Röder angeführte Delegation des Walldorfer Jugendzentrums händigte die Liste jetzt im Landratsamt Kreischef Enno Siehr aus. Der Landrat zeigte sich beeindruckt und sprach von einer beispielhaften Initiative. Aktionen dieser Art, bekundete er, seien notwenig, um Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz entgegenzuwirken. Sedat Cakir, Ausländerbeauftragter des Kreises, wird die Unterschriftenliste nun zusammen mit den Ergebnissen ähnlicher Initiativen, die derzeit kreisweit angestoßen werden, als gemeinsame Erklärung nach Bonn und Wiesbaden weiterleiten. wal
Freie Aussprache
Pannen im System Auch bei den Störfällen am Siemens- Parkleitsystem in Frankfurt, dessen Abschaltung wegen Restrisiko zur Vorweihnachtszeit bereits erwogen wird (FR vom 2. und 3. 12), gilt jenes geflügelte Wort, das beim Störfall an der Siemens-High- Tech-Tonanlage im neuen Bundeshaus- Prunksaal ausgerechnet der CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch vor aller Öffentlichkeit gelassen aussprach: "Und die wollen Atomkraftwerke verkaufen" (FR vom 25. 11.).
Leider war dieses geflügelte Wort aus berufenem CSU-Mund noch nicht gesprochen, als bekannt wurde (FR 9. 10.), daß Siemens wegen Störfällen und Restrisiken zur Rückholaktion für alle 416 Motoren der 52 ICE-High-Tech-Wunderzüge geblasen hat.
Hans Grossmann, Maintal Kultur-Spagat Selbstverständlich soll, muß und darf die Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch kritisiert werden, die anstehenden Verteilungskämpfe in Zeiten knapper Mittel bieten genug Stoff fürs Streiten.
Der Kommentar "Erstarrt im Spagat" (FR vom 12. 12.) liefert jedoch nicht nur schon im Titel ein obszönes Sprachbild, das sich bei jedem Mann von selbst verbieten würde.
Der Kommentar erfüllt das von Karl Kraus so benannte Delikt der "Verrichtung kritischer Notdurft". Die vorgebliche Chronik vom "Jahr der Niederlagen", deren chauvinistische Sprache die Schlachtermesser wetzt, ist ein Dokument journlaistischer Enthemmung - und, weil im Namen der Kultur, besonders unkultiviert. Das offenkundige, unbewußte (?) Bedürfnis nach einem starken Mann in der Frankfurter Kulturpolitik macht in dieser neuen Eskalation sprachlicher Gewalt gegen die Person Linda Reisch (die doch wohl auch eine verletzbare Würde hat) diesmal erst kurz vor dem verbalen Totschlag halt. "In Entziehungskur" von der "Droge Macht" solle sie endlich geschickt werden. Für die Abwahl (so hieße der demokratische Vorgang korrekt) wird gar eine große Römerkoalition herbeigesehnt. Na prima!
Nun warte ich, bis der FR-"Kulturspiegel" mir auch mal einen "Mann im Spagat" samt Strip bis auf die Macher- Knochen präsentiert und die bei Frauen so üblen Charakteristika wie "Ehrgeiz", "Energie", "Macht des Amtes", "Job gewollt" oder "Chefsache" auch Männern negativ angehängt werden.
Alf Mayer, Frankfurt Tierfriedhof Zum Artikel "Noch keine Klarheit über den Tierfriedhof", FR vom 10. 12.
Als Besitzerin des Grundstücks, das direkt an die Parzelle grenzt, auf der der künftige Tierfriedhof angelegt werden soll, habe ich sehr wohl sachliche Einwände (die die Allgemeinheit betreffen) und dem Dezernat für Gesundheitswesen auch bekannt sind.
Herr Lietz (SPD) sollte sich daher kundig machen und vorsichtig sein mit der Aussage "die haben Morgenluft gewittert und wollen die Preise in die Höhe treiben". Die Preise in die Höhe treiben kann nur der Grundstückseigentümer und der ist in diesem Falle seit 12 Jahren die Stadt Frankfurt.
Gisela von Rahden, Bad Vilbel 2 Rock gegen Behinderte Gleich zweimal wurden wir am Wochenende in Frankfurt aufs äußerste diskriminiert und frustriert. Am Samstag bei dem Konzert von James Brown in der Festhalle begann die Frustration und fand ihren Höhepunkt beim "antirassistischen Festival" vor der Festhalle.
Wir bezahlten 56,- DM für den Master of Soul und versuchten vergeblich, ihn zu Gesicht zu bekommen. Die Veranstalter hatten sogar an eine "Behindertenbühne" gedacht, doch war diese dummerweise hinter den Stuhlreihen im Innenraum der Festhalle aufgebaut. Schon bei der Vorgruppe standen die Leute verständlicherweise von den Stühlen auf und tanzten. Wir sahen gar nichts mehr.
Trotz der niederschmetternden Desillusionierung begannen wir den kommenden Tag mit hoffnungsvollem Elan. Antirassismus war angesagt. Selbst in irgendeiner Form betroffen, wollten wir selbstverständlich unsere Solidarität bekunden und fuhren wieder einmal zur Festhalle. Schnell merkten wir, daß die Veranstalter völlig vergaßen, einen adäquaten Sichtplatz für Behinderte aufzustellen.
Sollte dieses Versäumnis nicht durch die äußerst knappe Vorbereitungsphase, sondern durch die Überlegung entstanden sein, daß Behinderte sowieso nur vor dem Fernseher sitzen, und sich dort das Konzert anschauen, dann sehen wir darin eine neue Qualität subtiler Behindertendiskriminierung.Andrea Blomke, Yesko Barabas, Ffm.
ALEX WEGENAST, CDU-Stadtverordneter aus Neu-Isenburg, hat sein Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Damit reißt die Serie der Rücktritte im Isenburger Stadtparlament nicht ab: Nach Ingo Straßburger (CDU), Heinrich Kolb (SPD) und Alexander Hermes (FWG) ist Christdemokrat Wegenast der vierte im Bunde. Der Parlamentarier war zu keiner Stellungnahme zu erreichen, da er sich derzeit in Argentinien aufhält.
Nach den Worten seines Vaters, Hans-Joachim Wegenast, sind allein berufliche Gründe für das Ausscheiden seines Sohnes verantwortlich. Dieser sei bereits in der Vergangenheit häufig im Ausland unterwegs gewesen und werde für seinen Arbeitgeber, eine Bank, von April nächsten Jahres an ständig in Südamerika tätig sein. leo
MAX PFEIFFER, seit dem 26. August 1974 Hausmeister im Isenburger Rathaus, wird zum Jahresende seinen Posten verlassen und in den Ruhestand gehen. Der 60jährige wurde von der Stadtverordnetenversammlung mit Beifall und einem Geschenk verabschiedet. Mit dem 27 Jahre alten ROMAN ROSS steht sein Nachfolger bereits fest. leo
ROSEMARIE MINTA, MONIKA SCHLEMP (beide SPD), KARL VEY (FWG) und ACHILLES REHBERGER (CDU) bekamen jetzt vom Neu-Isenburger Parlament die Ehrenbezeichnungen "Stadtälteste" verliehen. Als Vorraussetzung für diese Auszeichnung müssen die Betreffenden mindestens 20 Jahre lang Mandatsträger in der Kommunalpolitik gewesen sein und ihr Amt "ohne Tadel" und "zum Wohle der Stadt" ausgeübt haben. leo
KARBEN. "Ist das Hinterteil vom Esel schon da?", fragt eine Mutter im Saal des Gemeindehauses St. Bonifatius. Dort proben insgesamt 17 Karbener Buben und Mädchen das Krippenspiel "Bethlehem in unserer Mitte" für die Aufführung am heutigen Heiligen Abend diesmal schon um 15.30 Uhr in der katholischen Bonifatiuskirche. Der Esel spielt in dem Stück eine wichtige Rolle.
Das "Vorderteil" ist schon da, ein größeres Mädchen; seine Partnerin, das Mädchen, das sich an der Taille des vorderen Kindes festhält und gebückt den Eselskörper bildet, trudelt schließlich auch ein. Die Probe kann beginnen.
Seit vielen Jahren schon studiert Christel Kittner zusammen mit zwei Helferinnen an der katholischen St. Bonifatius- Gemeinde mit einer Kindergruppe das Spiel um die Weihnachtsgeschichte um die Ankunft des Lichtes in die Welt. Zusammen mit Monika Straubach und Gertrud Hintz beginnt Frau Kittner mit den Acht- bis Zwölfjährigen etwa sechs Wochen vor dem Fest mit der Einstudierung des Spiels. Darin versuchen die Beteiligten, die Weihnachtsbotschaft auf kindgemäße Weise in die heutige Zeit zu transportieren. Seit Jahren hat sich die Aufführung am Nachmittag des Heiligen Abends in der Kirche zu einem Renner vor allem für Familien mit Kindern erwiesen.
Die "moderne Zeit" wird im Spiel von der "Supermaus" gespielt. Sie hat mit ihren großen Ohren und der guten Nase vor allem einen Riecher dafür, wo es etwas für sie "zu holen" gibt. Der Esel hat nun die Aufgabe, die eher arrogante Bewohnerin eines Supermarktes zum Besuch an der Krippe einzuladen und zu motivieren. Denn was kann eine Futterkrippe in einem Stall der Supermarkt- Maus schon bieten? Klar, daß die Maus den Esel für dumm und einfältig hält. Doch schließlich wird auch sie von der Freude und der Liebe angesteckt, die von dem Kind in der Krippe und seinen Eltern ausgeht.
Diese Freude äußert sich auch in verschiedenen Weihnachtsliedern, die im Lauf des Stückes von den Spieler/-innen und vor allem von den Besucher/-innen in der Kirche gesungen werden. Gemeinsam gesungen klingen Lieder, auch Weihnachtslieder, eben doch viel schöner. Womöglich ist das Krippenspiel für manche auch eine Gelegenheit, selbst "Oh Du Fröhliche" zu singen, statt nur dem Radio oder Fernseher zu lauschen. Allerdings sagten die Kinder, die beim Krippenspiel mitwirken, auf Fragen der FR, daß bei ihnen zu Hause sehr wohl Weihnachtslieder gesungen werden: "Ihr Kinderlein kommet" zum Beispiel.
Supermaus merkt im Stück dann doch schneller als mancher Zeitgenosse, daß es zu Weihnachten um etwas geht, was man im Supermarkt nicht bekommen kann. "Ich wär' auch gerne dabei gewesen, damals in Bethlehem", meint sie nachdenklich. Aber das sei ja vor 2000 Jahren passiert. "Nein", ruft der Esel, "das ist nie vorbei, Christus lebt immer noch, er lebt für alle Zeit."
Geduldig übt Frau Kittner mit den quirligen Kindern Text, Aussprache und Gestik. Etwa wenn die heiligen drei Könige sagen: "Nun kann es nicht mehr weit sein, dort steht der Stern, laßt uns ihm folgen."
Inzwischen ist auch "Josef" eingetroffen, der vorher noch zur Beichte in der Kirche war. Die beiden Eselhälften haben die Zeit genutzt, um gemeinsam Gehübungen zu machen und ihre Bewegungen zu koordinieren. Und zur Beruhigung verteilen Monika Staubach und Gertrud Hintz an jedes Kind ein Plätzchen. Zur Aufführung am 24. Dezember, da sind alle sicher, wird alles klappen.
Wie die Mütter berichten, haben die meisten der Kinder schon im vergangenen Jahr das Spiel aufgeführt. Es kommen immer einige neue hinzu. Die Kindergruppe trifft sich bei St. Bonifatius während des ganzen Jahres. Sie spielen und basteln zusammen. Im Sommer geht's viel ins Freie. Die Gruppe ist im übrigen überkonfessionell. Ab Januar soll eine weitere Gruppe entstehen für Buben und Mädchen des ersten und zweiten Schuljahres, kündigen die Frauen an.
GEORG LINDE
Abends bleibe ich fast immer zu Hause. Manchmal treffe ich eine Freundin. Die eine hat auch ein kleines Kind. Mit Frauen fühl ich mich wohler, sicherer. Viel reden tue ich da auch nicht, ich hab das irgendwie nie gelernt. Einen Mann kennenzulernen, darauf bin ich jetzt jedenfalls nicht scharf, vielleicht später mal.
Meine Arbeit ist zwar nicht spannend, aber ich bin lieber in der Arbeit als zu Hause. In der Arbeit kann ich meine Gedanken abschalten, da ist Ordnung, das kann ich alles blind machen. Zu Hause kommen zuviel Gefühle. David ist ja wochentags meist nicht da. Wenn ich von der Arbeit komme, lege ich mich erst einmal auf die Couch oder in die Badewanne, döse, schaue Fernsehen, lese noch ein wenig und dann schlafe ich ein. Das ist alles nicht so toll. Aber mit jemand anderem möchte ich auch nicht zusammenwohnen. Ich möchte meine Sachen irgendwo hinwerfen können, wenn ich nach Hause komme, und kochen, wann ich will. In der Beziehung fühlte ich mich einsamer als jetzt.
Früher habe ich viel an die Zukunft gedacht, ich fragte mich, ob ich meine Lehre schaffen würde, ob ich mal verheiratet sein, ein Haus und ein Auto haben würde, und was ich im Urlaub machen würde. Das ist jetzt anders. Das einzige, worüber ich manchmal noch nachdenke, ist, wie es David haben wird, in zehn oder fünfzehn Jahren. Mehr nicht. Es ist alles so schnell gegangen. Eigentlich hatte ich gar nichts von meiner Jugend.
In meiner Freizeit bin ich vorwiegend mit David zusammen. Ich gehe mit ihm viel spazieren, in ein Einkaufszentrum beispielsweise. Manchmal nervt er mich. Zum Beispiel, wenn ich ausschlafen möchte. Das geht dann nicht. David ist sehr lebhaft, ganz anders als ich. Wenn David nicht wäre, würde ich wahrscheinlich wieder bei meinen Eltern wohnen.
Thomas kommt David in letzter Zeit reichlich unregelmäßig besuchen. Wir verabreden die Besuche meist telefonisch. Thomas bleibt dann mit David in meiner Wohnung. Ich mag es nicht, wenn er David mitnimmt. David freut sich, wenn sein Vater kommt. Manchmal übernachtet Thomas bei mir. Unser Verhältnis ist ganz anders geworden. Schon wegen seinem Durchhängen. Aber auch, weil ich gemerkt habe, daß es auch alleine geht. Ich bin plötzlich die Stärkere. Er braucht mich so. Und manchmal denke ich auch, so könnte es vielleicht doch wieder mit uns klappen.
(Maria Frisé/Jürgen Stahlberg: "Allein mit Kind" - alleinerziehende Mütter und Väter. Piper-Verlag, Georgenstraße 4, 8000 München 43, Preis: 32,- DM)
Aufgespießt
"Mit 17 hat man noch Träume" - so verheißt es ein altgedienter deutscher Schlager. Was in der Welt der Liebe seine Bewandtnis haben mag, läßt sich auf den Sport nicht unmittelbar übertragen. Zumindest nicht auf den Schwimmsport. Wer es hier mit 17 nicht geschafft hat, gehört bereits zum "alten Eisen"; mit 20 ist dann aller Tage abend. Die frischgebakkenen Twens können in Frührente gehen und fortan in der Seniorenklasse an den Start gehen. Das ach so frühe Gnadenbrot hält Ex-Olympionikin Jutta Meeuw vom SC Wiesbaden keineswegs für vermessen. "Ab 20", so die Sportärztin und Schwimm-Mutti, "ziehen sich die weniger Erfolgreichen vom Wettkampfsport zurück. Die haben keine echte Chance mehr."
Damit jedoch auch die erwachsenen Wasserratten ihrem Sport treu bleiben können, wurde vor fünf Jahren die vorgezogene Seniorenklasse eingeführt. Darüber hinaus, hofft die Bronzemedaillen- Gewinnerin von München '72, könnte noch eine weitere Neuerung dafür sorgen, daß sich die älteren Schwimmsemester künftig im feuchten Naß wieder wohler fühlen. Die seit zwei Jahren in den Wettbewerbs-Betrieb integrierten Kurzstrecken böten auch jenseits der Pubertät noch eine reele Siegchance. Und ganz davon abgesehen gäbe es schließlich zweimal im Jahr die Ligen-Wettbewerbe, wo alle zusammen - die aufstrebenden und die bereits ausgemusterten Talente - im Mannschaftsvergleich auf den Startblock treten.
Mit jeweils zwei Männer- und Frauenteams stürzten sich die Schwimmerinnen und Schwimmer des SC Wiesbaden in die Fluten. Nachdem die Wiedervereinigung, und die damit verbundene Einbeziehung der leistungsstarken Ostländer ins Wettkampfgeschehen, einen gehörigen Anstieg der sportlichen Anforderungen nach sich gezogen hatte, mußte das in der ersten Bundesliga schwimmende Frauen- Team in diesem Jahr mit dem Abstieg rechnen. Daß der befürchtete Rückschritt in die zweite Liga dann tatsächlich eintrat, lag ein klein wenig am Alter der Wiesbadener Schwimmerinnen. Mit Susanne Notdohm, Maria Roth und Frauke Meeuw konnten drei aussichtsreiche Talente nicht mithelfen, den Abstieg zu verhindern. Die elfjährigen Mädchen müssen auf ihre Startberechtigung in der ersten Bundesliga noch ein Jahr warten. Daß Angela Maurer (17) ihre persönliche Bestzeit über 400-m Lagen auf 4:58,0 Sek. drückte, und auch Anke Rittgen (14) über dieselbe Strecke in 5:24 ihr Bestes gab, nützte im Endeffekt auch nichts mehr.
Das zweite Frauen-Team erreichte in der Oberliga Platz drei und verpaßte den Aufstieg in die zweite Bundesliga somit haarscharf. Bei den Männern konnte die erste Mannschaft ihren siebten Rang aus dem Vorkampf bestätigen, womit der Verbleib in der zweiten Bundesliga gesichert war. Das zweite Männer-Team brauchte in die Wettkämpfe der Oberliga erst gar nicht einzugreifen, da der Abstieg in die Landesliga schon vor dem eigentlichen Hauptkampf feststand.
Im nächsten Jahr möchte der SC Wiesbaden zumindest mit dem besten Frauen- Team wieder in erste Bundesliga aufsteigen. Die Zukunft aller vier Mannschaften ist jedoch auch davon abhängig, ob der 800 Mitglieder starke Verein seine Nachwuchssorgen in Griff bekommt. Wo viele ehemalige Leistungsträger entweder abgewandert sind oder ganz aufgehört haben, gelte es die "Ärmel hochzukrempeln und mit neuem Elan die Saison zu beginnen". Jutta Meeuw hat eben auch kein Patentrezept. MARGIT REHN
BAD HOMBURG/OBERURSEL. "Rossi Rossborne" hat "Die Börsenrocker", die "Researcher" und "Love Sex and Money" auf die Plätze verwiesen - das Schüler-Planspiel Börse der deutschen Sparkassen ist zu Ende, die Sieger stehen fest. Im Hoch- und Maintaunuskreis, dem Bereich der Taunus-Sparkasse, wagten sich mehr als 100 Teams von Schülerinnen und Schülern während des gut neunwöchigen Spiels auf das glatte Börsenparkett.
Am besten schnitt das Team "Rossi Rossborne" von der Bad Homburger Kaiserin-Friedrich-Schule ab. Sein Depot stieg innerhalb der gut neun Wochen von 100 000 Mark auf einen Wert von exakt 121 112,61 Mark.
2000 Mark dahinter folgen "Die Börsenrocker" der Bad Homburger Gesamtschule am Gluckenstein. Die "Researcher" der Oberurseler Feldbergschule und die Gruppe "Love, Sex and Money" der Kaiserin-Friedrich- Schule auf den Plätzen drei und vier liegen mit einem 10 000-Mark-Abstand dagegen schon weit zurück.
Mit dem Bundessieg hatte keines der Hochtaunus-Teams etwas zu tun: Die Bundessieger aus Elmshorn schraubten ihren Depotwert auf fast 205 000 Mark. Bundesweit beteiligten sich 400 000 Schülerinnen und Schüler in 35 000 Gruppen an dem Spiel. stk
SCHMITTEN. Die FDP hat sich gegen "Beschleunigungszahlungen" der Gemeinde Schmitten an den Hochtaunuskreis für den Grundschulneubau in Reifenberg und den Schulanbau in Arnoldshain ausgesprochen. Die Liberalen forderten den Kreis als Schulträger in einer Presseerklärung statt dessen auf, die Erlöse aus der Veräußerung der alten Grundschulen in Nieder- und Oberreifenberg für die geplanten Projekte zu verwenden. FWG und UBB befürworten hingegen die Absicht, dem Kreis für die Bauten eine Million Mark zur Verfügung zu stellen.
"Die armen Hintertaunusgemeinden dürfen nicht schlechter behandelt werden als die reichen Gemeinden im Vordertaunus", meint die FDP-Sprecherin Utta Dommes. Der Bedarf an Schulraum sei maßgebend und nicht die finanzielle Situation einer Gemeinde.
Mit Empörung reagierten die Liberalen auf die Kalkulation des Kreises, für den Arnoldshainer Anbau 500 000 Mark als Einnahme der Gemeinde Schmitten schon im neuen Kreishaushalt einzusetzen. "Ohne daß die Gemeindevertreter von Schmitten informiert, geschweige denn zugestimmt hatten", sagte Utta Dommes.
Landrat Jürgen Banzer (CDU) habe obendrein "durchblicken" lassen, daß dies mit Bürgermeister Josef Braun (FWG) abgesprochen sei. Braun bestreitet dies allerdings. cn
WIESBADEN. Die Wiesbadener sind spendenfreudiger als die Kieler. Sammelten die Hessen aus der ersten Partnerstadt der UNICEF im vergangenen Jahr rund zwei Millionen Mark für die Unterorganisation der UN, brachten es die Norddeutschen 1992 auf 1,3 Millionen Mark.
Das berichtete jetzt Oberbürgermeister Achim Exner, der zur Abschlußveranstaltung und Geldübergabe an die Ostsee gereist war. set
Der noch jugendliche Rugby-Klub Heusenstamm (wird im März 14 Jahre alt) hat mit der Meisterschaft in der Zweiten Bundesliga Süd, Gruppe B, nicht nur den Erhalt der neu strukturierten Zweiten Bundesliga (von den zwölf Teams der Staffeln A und B steigen neun ab) gepackt, sondern gehört damit zur Elite der 18 besten deutschen Rugby-Mannschaften. Und darauf dürfen die "Macher" vom Sportzentrum Martinsee zu Recht stolz sein. "Über 80 Prozent unserer jetzigen Spieler der ersten Mannschaft stammen aus unserer Jugendabteilung", freut sich Vorsitzender Klaus-Uwe Gottschlich. Er sieht sich in der jahrelangen Aufbauarbeit bestätigt.
"Besonderen Anteil an unserem Erfolg hat Jugendtrainer und Sportwart Michael Schuster. Er hat die Grundlagen für unsere Jugendarbeit gelegt und die meisten Spieler zu Leistungsträgern herangeführt", ergänzt der Vorsitzende. Auf dieser Grundlage konnte das Trainergespann Stefan Terboczi und Paul Doran aufbauen. Dieses Gespann hat den Spielern das erforderliche Leistungsbewußtsein eingetrichtert. Hierdurch konnte der Sturz aus der Ersten Bundesliga mühelos aufgefangen werden. In der Qualifikationsrunde zur höchsten Klasse können die Heusenstammer im Frühjahr verlorenes Terrain wettmachen. Das bleibt dem Nachbar-Rivalen BSC 99 Offenbach, der als Rangdritter die Chance auf ein Entscheidungsspiel verpaßte, verwehrt.
Eine andere Komponente für den RKH-Erfolg: Die Mannschafts-Mischung stimmt. Erfahrene "Cracks" wie Harald Hees, Jürgen Walke. Ulrich Schuppert, Oliver Weidlich, Peter Keller, Michael Walker, Michael Schuster sowie die Gebrüder Jörg und Bernd Weidmann ergänzen sich prächtig mit den talentierten Nachwuchskräften Mark Niedziella, Alexander Weidlich, Matthias Kilian, Ralf Baum, Stefan Rothe, Jens Steinweg und Peter Knaak. Da auch in der zweiten Mannschaft (belegte hinter dem SC 1880 Frankfurt den zweiten Platz in der hessischen Regionalliga) sowie in der Jugend weitere Talente sprießen, scheint es um die Zukunft des RKH nicht schlecht bestellt zu sein. "Das jetzige Niveau können wir mit Sicherheit halten, eher sogar noch ausbauen", hofft Gottschlich auf eine erste Bestätigung in der Aufstiegsrunde. Dort stoßen die Heusenstammer auf den TSV Heidelberg-Handschuhsheim, dem SCM Heidelberg-Neuenheim sowie der PSG Stuttgart. Dazu kommen mit dem Bonner SC sowie dem Sieger des Qualifikationsspiels München gegen Aachen weitere dicke Brocken.
Die Heusenstammer bedauern, daß der BSC 99 Offenbach diese Runde durch eine sportliche Unfairneß - der RC Rottweil verzichtete nach dem Spielausfall mangels Masse auf eine Neuansetzung gegen den Münchener RFC, wodurch den Bayern ein 50:0- Sieg gutgeschrieben wurde und die Offenbacher (ebenfalls 24 Pluspunkte) wegen der schlechteren Spielpunktedifferenz nur Dritter wurden - nicht erreichten. "Offenbach hätte gegen Aachen bestimmt eine Chance und wir ein Lokal-Derby gehabt", ärgert sich der RKH-Vorsitzende auch im eigenen Vereinsinteresse über diese unsportliche Haltung der Rottweiler.
Die "Macher" glauben, daß die Heusenstammer Formation die Chance hat, sich unter die besten zwölf deutschen Mannschaften, damit wieder für die Erste Bundesliga zu qualifizieren. Der dritte Platz in der Aufstiegsrunde gilt als das Maß aller Dinge. "Damit wären wir wieder im Oberhaus", setzen Trainer und Sportwart auf die gut besetzte Mannschaft. Der Aufstieg ist kein absolutes Muß.
Die zweite Mannschaft ist bereits knapp gescheitert. "Ein Jahr mehr oder weniger in der Regionalliga. Darauf kommt es wirklich bei der zweiten Mannschaft nicht an. Wir wollen - wie alles andere auch - den Aufstieg systematisch angehen", zeigt Klaus- Uwe Gottschlich die Vereinspolitik auf. Wichtig sei nur, "möglichst oben zu bleiben". Er erinnert an 1979, als sieben Mitglieder, davon fünf Spieler, begonnen haben und der Rugby-Klub Heusenstamm inzwischen mit 280 Mitgliedern zum zahlenmäßig stärksten Verein in Hessen vorgerückt ist. Auf dem sportlichen Sektor wird die Vereins- und Jugendarbeit überall akzpetiert, auf kommunaler Ebene bleibt dem Verein die Unterstützung oftmals versagt. MAX KÖBEL
OFFENBACH. Der CDU-Landtagsabgeordnete Hermann Schoppe hat eine Lösung für die Raumprobleme im Isenburger Schloß und in der Hochschule für Gestaltung (HfG) gefunden: Das Jugendzentrum und die beiden Gottesdiensträume sollen im Isenburger Schloß bleiben, die Hochschule für Gestaltung deckt ihren Raumbedarf im Schloß und zusätzlich in der Rudolf-Koch-Schule.
"Das wäre eine gute Lösung, die auch die Zustimmung der Hochschule und der Wissenschaftsministerin Evelies Mayer findet", berichtet Schoppe. Die Ministerin und der HfG-Rektor Kurt Steinel jedenfalls hätten positiv auf seinen Vorschlag reagiert und empfohlen, die Probleme in diesem Sinne zu lösen.
Die HfG platzt aus allen Nähten. Die hessische Landesregierung löste deshalb Anfang des Jahres ein altes Versprechen ein, der Designer-Schmiede das landeseigene Schloß zur Verfügung zu stellen. Die HfG kündigte dafür dem städtischen Jugendzentrum und den beiden Kirchengemeinden die Räume. Seitdem sucht die Stadt verzweifelt nach Ausweichquartieren. lz
Kleine FR
Spende für Samariter GROSSKROTZENBURG. 500 Mark aus dem Erlös des Weihnachtsmarktes hat die SPD zur Unterstützung des Arbeiter- Samariter-Bundes gespendet. Genossen tagen GROSSKROTZENBURG. Die nächste Vorstandssitzung der SPD findet am Donnerstag, 7. Januar, um 19.30 Uhr in den "Taunusstuben" statt.
GROSSKROTZENBURG. Der Beschluß des Gemeindeparlamentes vom April, in den Wohnstraßen Tempo 30 einzuführen, ist jetzt umgesetzt worden. In den vergangenen Tagen wurden die Gebotsschilder aufgestellt.
GROSSKROTZENBURG. Der Nachtragsetat für das zu Ende gehende Jahr kann in der Zeit vom 21. Dezember bis 5. Januar im Rathaus während der Dienststunden eingesehen werden.
FRIEDRICHSDORF. Der Gesprächskreis für Literatur, Geschichte und Kunst in Seulberg soll wieder aufleben. Literaturinteressierte treffen sich dazu zu einer ersten Sitzung im neuen Jahr am Montag, 11. Januar, um 15.30 Uhr im Vereinszentrum alte Schule.
1991 hat der Kreis über das italienische Mittelalter, arabische Geschichte und Schriftsteller wie Stefan Heym gesprochen. Zudem standen Museumsbesuche auf dem Programm. stk
Frau Elisabeth Born aus Erlensee- Rückingen zum 80. Geburtstag am Montag, 21. Dezember.
Die wilde Jagd um den Altar gehört dazu Heute hat das Krippenspiel Premiere: Momentaufnahmen von den Proben Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Eigentlich, gesteht Daniela, war sie anfangs nicht begeistert davon, die Maria zu spielen. Die Rolle des Mädchens Judith wäre ihr lieber gewesen. Anderen ging's ähnlich. Nicht alle waren mit dem Part zufrieden, den sie im Krippenspiel übernehmen sollten. Manche, wie Christoph und Cathrin, haben auch getauscht. Bei einigen hat es gedauert, bis sie sich mit ihrer Rolle angefreundet haben, aber dann wollten sie sie nicht mehr hergeben, schmunzelt Margot Renner. Zusammen mit Hanne Theil, Patricia Wohner und Pfarrer Gerhard Helbich hat sie mit den 20 bis 30 Kindern, die regelmäßig zum Kindergottesdienst kommen, das Stück einstudiert, das sie am heutigen Heiligen Abend, 16 Uhr, in der evangelischen Kirche Mörfelden zeigen. Daniela wird heute die Maria spielen - mit Kerstin als Josef an ihrer Seite. Vom Tausch der Rolle war im Laufe der Proben nicht mehr die Rede: "Nö", schüttelt sie den Kopf, "jetzt hab' ich mich dran gewöhnt. Und außerdem kann ich ja auch schon den Text." Den können auch Danielas Mitspieler. Sie alle haben in den vergangenen Wochen geprobt, ihre Rollen gelernt und Kulissen gebastelt. Alles für das Krippenspiel am Heiligen Abend.
Rund um den Altar ist dann die Stadt Bethlehem aufgebaut, die die Drei- bis Zwölfjährigen in den vergangenen Wochen mittels Klebstoff, Schere und Pappe gebastelt haben. Von der Herberge "Zum Alten Simon" bis hin zum Kuhstall ist alles da.
Auch die Tiere wird es geben. "Ich bin ein Schaf", ruft Marcel vergnügt, "ich auch", echot es aus dem Hintergrund. Die Knirpse, höchstens vier, fünf Jahre alt, freuen sich auf ihren Auftritt, auch wenn sie nichts zu sagen haben. "Eine Sprechrolle ist für sie noch zu schwer, aber sie dürfen so mitlaufen", sagt Margot Renner mit Blick auf die Schar der kleinen Engel, Schäfchen und Hirten, die an den Kulissen werkeln.
Die Schauspieltruppe ist derweil vom evangelischen Kindergarten in die Kirche umgezogen. Zum Üben. "Susanne, komm, du bist dran", ermuntert Margot Renner. Susanne, ganz woanders als sie sein sollte, flitzt heran, stapft vor dem Altar auf und ab, bemüht sich um eine gestrenge Miene - immerhin spielt sie den römischen Soldaten. Christoph und Cathrin, die zwei Hirten, haben noch Zeit und hocken auf einer Decke im Gang, die das Nachtlager darstellt, und gucken zu, wie Susanne die anderen durch die Gegend scheucht. Und Niko, heute nachmittag der Engel der Verkündigung, steht bei dieser Probe oben auf der Kanzel und amüsiert sich königlich über das Gewusel zu seinen Füßen. Sein Auftritt kommt erst noch.
Es ist kein gewöhnliches Krippenspiel, das die Kids um 16 Uhr präsentieren. Das demonstrieren schon die Laternen, die den Leuten den Weg von der Straße zum Krippenspiel in der Kirche weisen sollen. Zwar erzählen auch Daniela, Cathrin, Christoph, Lena, Niko, Judith und die anderen den Kirchenbesuchern die Weihnachtsgeschichte, aber "im Mittelpunkt stehen Kinder, die in Bethlehem zu Hause sind und sich darüber Gedanken machen, warum so viele Fremde in der Stadt sind", erzählt Margot Renner.
Ein Krippenspiel von Kindern für Kinder. Moderne, den kleinen Schauspielern angemessene Texte, die leicht von der Zunge gehen, und eine Handlung, die Spaß macht; mit nachdenklichen Untertönen, doch nicht zu ernst. Es darf auch gelacht werden. Zum Beispiel dann, wenn die Kinder vor "Soldat" Susanne weglaufen und aus dem Versteck hinter dem Altar laut über die Volkszählung von Kaiser Augustus lästern: "Augustus der Gemeine, der macht den Leuten Beine!"
Den Kindern gefällt das. "Da passiert was", meint Sebastian, dem die üblichen Krippenspiele zu langweilig sind. Daniela findet: "Bei uns ist es viel lustiger. Wir Kinder haben auch viel mehr Phanatasie als Erwachsene." Daß ihnen bei der ganzen Geschichte die Hauptrolle zukommt, finden die Kids sowieso am besten. Ihnen scheint es nur gerecht, daß diesmal nicht Josef und Maria, sondern die Kinder im Stück die Personen mit den größten Rollen sind, denn "wir sind auch wichtig", sagen sie.
Lampenfieber vor dem großen Auftritt? "Ein bißchen schon", gesteht Cathrin, aber "wir haben ja schon Theater gespielt", beruhigt sie sich selbst. Außerdem haben sie oft genug in der Kirche geübt, um sich auf ihre "Bühne" vor dem Altar einzustellen. Was nicht so einfach ist. Erst bei den letzten Proben standen die Kulissen, zwischen denen sich die Kids heute bewegen sollen.
Und dann sind da heute noch die Gottesdienstbesucher. Was vor allem dann Probleme macht, wenn die Kinder herumtoben sollen. Diese Szene geriet in der Hitze des Probengefechts manchmal zur wilden Jagd um den Altar, trotz der Ermahnung der Betreuer, es nicht zu toll zu treiben: "Sonst fliegt ihr den Leuten auf den Schoß."
Es hat auch etwas gedauert, bis die Kinder mit dem Mikrophon klarkamen. Reinsprechen und weitergeben - alles nicht so einfach. Doch mittlerweile klappt's, und die Texte sitzen längst. Und wenn's heute einen Hänger gibt? "Da fällt uns schon was ein", sagen die Kids zuversichtlich. Davon ist auch Margot Renner überzeugt: "Nach ein paarmal Üben hat man richtig gemerkt, wie die Kinder anfingen, in ihren Rollen zu leben. Das klappt schon."
GRIESHEIM. Ratten im Lachegraben, rasende Laster in der Waldschulstraße und Autos, die Gehwege versperren: das sind einige der Themen, die Stadtbezirksvorsteherin Christel Götz (SPD) in ihrem Halbjahresbericht aufführt. Die seit Juni für Griesheim-Nord zuständige Politikerin zählt außerdem erfolgreiche Forderungen als auch von der Stadt abschlägig beschiedene Anträge auf.
Schlechte Nachricht für Passanten: Eine Fußgängerampel an der Bushaltestelle "Am Lindenhag" wird es vorläufig nicht geben. Bei zwei Zählungen konnte der Bedarf nicht nachgewiesen werden. Kein Erfolg war auch der Beschwerde über parkende Autotransporter in der Oeserstraße beschieden: Nach Ansicht der Ordnungsbehörden stehen die Fahrzeuge vorschriftsmäßig im Parkstreifen.
Falschparker vor der Eichendorffschule sollen aber nicht länger geduldet werden. Durch die Waldschulstraße rasende Lastwagenfahrer werden laut Götz jedoch nur dann belangt, wenn "sofort das zuständige Polizeirevier" benachrichtigt wird. Die Telefonnumer des 16. Reviers: 73 10 71.
Probleme anderer Art gibt es im Lachegraben. Der Bachbettschlamm ist mit Kohlenwasserstoffen belastet, wie Untersuchungen ergeben haben. Es werde deshalb geprüft, wie sich künftig "eine direkte Einleitung der Autobahnabwässer" vermeiden läßt. Bürger hatten sich zudem über Ratten im Lachegraben beschwert. Das wurde den zuständigen Behörden mitgeteilt, deren Mitarbeiter daraufhin zur Bekämpfung ausgerückt seien, so die Stadtbezirksvorsteherin.
Christel Götz nimmt Fragen und Anregungen unter der Rufnummer 38 65 37 oder schriftlich (Adresse: Cuxhavener Straße 9, 6230 Frankfurt 80) entgegen. ak
HARTMUTH WILKE, Leiter des Darmstädter Vivariums, darf sich nach zehnjähriger Wartezeit über Nachwuchs freuen: In Darmstadts Tiergehege wurde zum ersten Mal ein Zebra geboren. Das als "sehr lebhaft" beschriebene Tier kann täglich von 13 bis 14 Uhr im Vivarium besichtigt werden - die übrigen Stunden will das junge Zebra ungestört bei der Mutter im Warmen verbringen.
Die Faust im Davidsstern und die Worte "nie wieder", die einst mit Blut an die Mauer eines von SS-Truppen zertrümmerten Hauses im Warschauer Ghetto geschrieben waren, schmücken das verschwitzte T-Shirt. Sein Träger ächzt unter den Gewichten, die er wie in Selbsttortur wieder und wieder stemmt. "Kraft, Geschick und Schnelligkeit" seien Voraussetzungen für den Job, den er auszuführen habe, erklärt der "Kungfu-Spezialist", wie er sich bezeichnet. Weiteren Fragen weicht er aus: "Wir werden vor Ort, wenn wir uns mit den Gegebenheiten vertraut gemacht haben, entscheiden, wie wir vorgehen." Auch wenn er seinen Dienst in einer Eliteeinheit der israelischen Armee beendet hat, will er in Form bleiben - ebenso wie seine Kameraden, harte Burschen mit Pistolen im Hosenbund, die in dem Jerusalemer Fitneß-Studio für ihre Privatkriege trainieren.
"Heute gehen wir nach Bethlehem, um Steinewerfer zu schnappen", kündigt ihr Chef Baruch Ben-Yosef an. Aus seinem Mund klingt das so alltäglich wie die Mitteilung, ins Büro zu gehen: "Wenn sie sich aber mit Gewalt widersetzen, dann wenden wir auch Gewalt gegen sie an - gegebenenfalls tödliche Gewalt."
Die Intifada-Jäger meinen es ernst. Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe "B'Tselem" fielen in den vergangenen fünf Jahren 60 Palästinenser Anschlägen israelischer Zivilisten zum Opfer. Die Granate, die am 16. November im moslemischen Viertel der Altstadt einen Toten und 16 Verletzte forderte, geht nach Auffassung der Polizei auf das Konto jüdischer Vigilantengruppen. "Der Araber sollte immer im Hinterkopf haben, daß ein Jude bereitsteht, sich seiner anzunehmen, sobald er einen Stein oder einen Molotow-Cocktail wirft", sagt Ben-Yosef.
"Vor 24 Jahren", erzählt er in seinem mit Fax-Geräten, Computern und Scannern vollgepackten Büro in der Jerusalemer "Yeshiva des jüdischen Gedankens", wo er Tora und Talmud lehrt, "gründete Rabbi Meir Kahane die Jüdische Verteidigungsliga (JVL) in den USA." Später, in Israel, baute Kahane seine rechtsradikale Kach-Partei auf (Kach, der Kampfslogan der vorstaatlichen Untergrundbewegung Irgun, zu deutsch: Das ist der einzige Weg), die 1984 den Sprung in die Knesset schaffte, zu den beiden folgenden Wahlen jedoch unter dem Vorwurf, rassistisch zu sein, nicht mehr zugelassen wurde.
Zur gleichen Zeit operierten in Israel rechtsextremistische Organisationen wie der "Jüdische Untergrund", die zahlreiche Bombenattentate gegen arabische Bürgermeister in den besetzten Gebieten durchführten, mal die Islamische Hochschule in Hebron überfielen oder gar versuchten, den Felsendom auf Jerusalems Tempelberg zu sprengen. "Die Mitglieder dieses Untergrunds, 1984 verhaftet, überführt und zu Gefängnisstrafen verurteilt", warnte neulich die Zeitschrift Jerusalem Report, "sind heute alle frei."
Die Polizei befürchtet, daß diese inzwischen in Ben-Yosefs "JVL in Israel" untergekommen sind. Dort nämlich predigt der Jung-Rabbi die Lehren seines einstigen Mentors Kahane: Zur Durchsetzung seiner Vorstellungen eines religiösen jüdischen Staates, in dem kein Platz für Araber ist, sei auch Gewalt erlaubt. "Wenn das Gesetz verbietet, Steinewerfer zu erschießen, dann muß dieses Gesetz gebrochen werden", fordert der 33jährige Rabbi und Jurastudent der Bar-Ilan-Universität; das sei "völlig legal".
Zwar vergleicht er die Straßen Israels gern mit der New Yorker Bronx, wo er als Heranwachsender und Mitglied der JVL Schwarze aufzumischen pflegte, die "versuchten, unsere Friedhöfe und Synagogen zu schänden". Doch die jüdischen Siedler im Westjordanland, im Gazastreifen oder in Ostjerusalem ähneln in seinen Ausführungen weit eher jenen Pionieren, die sich einst bei der Eroberung des amerikanischen Westens der Angriffe von Indianern und Banditen erwehren mußten. Hier "arbeitet das Gesetz nicht für den Bürger. Also muß der Bürger das Gesetz in die eigenen Hände nehmen." Und wie der legendäre Judge Roy Bean aus dem gesetzlosen US-Westen, so ist auch Ben-Yosef alles in einer Person: Polizist, Ankläger, Richter und Henker.
Bisher richteten sich die Aktivitäten seiner Leute hauptsächlich gegen Araber. Doch jetzt hat er Deutschlands Nazis ins Visier genommen. Hundert Freiwillige hätten sich schon bei ihm gemeldet, sagt er, "Leute, die wir bisher nicht kannten, sogar ehemalige Mitglieder aus Eliteeinheiten" der israelischen Armee seien darunter, so wie er. Eine Vorhut von drei Mann sei bereits in Deutschland, um "alles vorzubereiten". Zwei Gruppen von je sechs Männern gingen demnächst, "kurz nach Weihnachten", ins Feindesland.
"Das ist einer unserer Kämpfer", stellt er einen jungen Mann in schwarzem T- Shirt, schwarzer Hose, schwarzen Socken und schwarzen Turnschuhen vor, der mit zusammengepreßten Lippen haßerfüllt auf die zum Gruß ausgestreckte Hand starrt, sich dann wortlos abwendet und weggeht. "Seine Großeltern starben im Konzentrationslager", erklärt Ben-Yosef.
Im Fitneß-Studio wird der schwarze Kämpfer, der unvermeidlich an die Kungfu-Filme aus Hongkong erinnert, gesprächiger und zeigt verblüffende Nähe zu seinen deutschen Feinden: "Mir ist egal, ob so ein Nazi Deutsche, Chinesen oder Schwarze umbringt. Wenn er aber Juden umbringt, dann ist es meine Pflicht, ihn zu töten." "Darum", ein anderer klopft auf seine finnische FN-Pistole, "werden wir all die Führer der rechten Bewegung umbringen. Wir haben schon ihre Adressen."
"Wer weiß, welchen Dienst wir der Geschichte erweisen, wenn wir einen Naziführer und seine Anhänger töten", sagt Rabbi Ben-Yosef. "Die Geschichte wäre anders verlaufen, wenn nur jemand rechtzeitig Hitler und seine Henker umgebracht hätte." Zwar "wäre es gut, wenn deutsche Juden mitmachten", doch damit rechnet der Rabbi nicht, wiewohl die Finanzierung seiner Kommandos angeblich durch Zuwendungen von "ein paar reichen Juden in Deutschland, die auch an Rache denken, und einem amerikanischen Juden" gesichert sei.
Eigentlich haben "Juden nichts in Deutschland zu suchen", meint er; denn es gäbe nirgends Hoffnung für sie, dem Antisemitismus zu entgehen außer in Israel. "Darum gehe ich nicht nach Deutschland, um sie zu verteidigen, sondern um an unseren Feinden, den Nazis, Rache für Auschwitz zu nehmen." So könnte eines Tages "ein Neo-Nazi aus seinem nächtlichen Schlaf anderntags nicht mehr aufwachen", schickt er dunkle Drohungen nach Deutschland. Seine Truppe sei "zu gut", als daß sie sich von der deutschen Polizei erwischen lasse, meint er. "Die laufen dort ja nicht mit ihren Gewehren und Pistolen rum, die brauchen sie nicht. Es gibt ganz andere Methoden, zu töten. Sehen Sie", zeigt er auf verschiedene Gegenstände auf seinem Schreibtisch, "ich kann Sie mit einem Kugelschreiber, einem Brieföffner, einer Nadel töten." (Unwillkürlich fällt der Agentenstreifen "Die Nadel" mit Donald Sutherland ein.)
Gelegentlich operiere er noch in New York, versucht Ben-Yosef die nagenden Zweifel zu zerstreuen, man befinde sich hier nur im falschen Film, "da zerrten wir Altnazis, die sich in den USA versteckt hielten, ans Tageslicht". Als Beweis zieht er einen Bericht der New York Post aus dem Jahre 1987 über einen gewissen Tscherim Sobzokov, der in New York von einer Granate zerrissen worden war, aus der Schublade: grauenhafte Fotos von gehenkten Juden, die der vermutliche SS-Offizier und Ex-CIA-Mitarbeiter aus Georgien einst aufgenommen hatte. "Die amerikanischen Ermittlungsbehörden haben mich im Verdacht, an dem Attentat beteiligt gewesen zu sein", sagt er stolz, legt aber kein Geständnis ab.
"Sie reden zuviel", zweifelt ein israelischer Journalist an den Absichten der Splittergruppe. "Aber ein paar könnten tatsächlich verrückt genug sein, Ben-Yosefs Aufforderung zu folgen und als Nazikiller nach Deutschland zu gehen."
USINGEN. Lachs satt, Forelle blau, der obligate Puter oder Schweinebraten. An Weihnachten wollen sich die Menschen auch kulinarisch etwas Gutes tun. Gerne. Aber wie wär's denn mal mit einem Rehbraten? Zumindest in Usingen hat die Idee mittlerweile zahlreiche Anhänger. Dort kommt das Wild nämlich direkt vom Förster in den Kochtopf. Oder in die Pfanne. Bei Inge Maurer, die im Usinger Forstamt arbeitet, am liebsten in den Bräter.
Darin landet ganz selten auch mal ein Wildschwein. Aber "das schmeckt intensiver, mehr nach Wald", was sie davon abhält, das Borstenvieh regelmäßig zu verarbeiten. Außerdem ist da auch die Natur vor: Die Wildschweine, die es im Taunus durchaus gibt, geraten dem Jäger selten vor die Flinte. - Inge Maurer kümmert das wenig. Sie fühlt sich durch einen Rehbraten vollends entschädigt. Bevor Keule oder Rücken des Rehs gegessen werden, legt sie die Fleischstücke in Buttermilch ein.
"Das wichtigste ist das Wildgewürz", meint die Hobby-Köchin, die sich damit erspart, Lorbeerblätter, Thymian, Rosmarin und Nelken einzeln zusammensuchen zu müssen. Pfeffer und Salz gehören ebenfalls an den Rehbraten. Und etwas darf auf keinen Fall fehlen: Klöße. "Klöße sind am besten", meint Inge Maurer, die nicht nur an Weihnachten gerne Wild ißt.
In der Zeit nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl war sie da allerdings etwas zurückhaltender. Wenn sie auch meint, "daß man sich vor all diesen Dingen gar nicht schützen kann", so hat sie damals doch darauf geachtet, auf Wild zu verzichten.
Heute ist Wildfleisch aus Deutschland weitaus weniger belastet als noch vor Jahren: Die meisten radioaktiven Stoffe, die durch das Reaktorunglück freigesetzt wurden, sind inzwischen zerfallen. Sie haben geringere Halbwertszeiten (in denen die Hälfte ihrer Atome zerfallen) als Cäsium 137 und Strontium 90, die noch immer, auch im Wild, nachgewiesen werden können. Doch ist auch bei den radioaktiven Stoffen die Wirkung eine Frage der Dosis. Für sogenannte Risikogruppen wie Kleinkinder und stillende Mütter wird als Grenzwert für Nahrungsmittel 7,5 Becquerel pro Kilogramm (für Cäsium 137) und 0,7 Becquerel pro Kilogramm (für Strontium 90) empfohlen. Bei Grundnahrungsmitteln, die häufig verzehrt werden, liegt der Grenzwert entsprechend niedriger.
Doch Wild ist für die meisten Menschen etwas Feines, das sie nicht, wie Brot oder andere Grundnahrungsmittel, jeden Tag essen. Allein das schützt (fast) schon vor einer zu hohen Strahlenbelastung. Doch ist die Belastung je nach Region unterschiedlich. Wer Zweifel hat, sollte die Strahlenbelastung in einem Institut messen lassen. Die Daten weichen stark voneinander ab.
Eines aber kann der Leiter des Forstamtes in Usingen, Arnold Krause, garantieren: Anders als das Wild, das in Gehegen in Australien oder Neuseeland gezüchtet wird, ist das Wild aus dem Usinger Wald frei von Zusätzen. Denn in die Ernährung der Tiere im Taunus wird, anders als bei der Zucht, nicht eingegriffen. Was ihre kulinarischen Genüsse betrifft, sind die Tiere ganz sich selbst überlassen.
Das führt dazu, daß Wildfleisch weniger Fett als etwa Schweinefleisch und dafür wesentlich mehr Eiweiß enthält. Auch aus diesem Grund setzen es manche Usinger ab und an auf den Speiseplan. Auch Arnold Krause verschmäht ein Reh im Kochtopf nicht. Üblicherweise kennt er die rotbraunen Tiere mit dem weichen Fell aber eher aus der freien Wildbahn.
Doch ist der Förster auch ein Gourmet: "Kroketten und Preiselbeeren" gehören für ihn unbedingt zum Rehbraten dazu. Wahlweise kann es auch mal ein Apfelbrei sein. Eins aber geht nicht, da ist Arnold Krause streng: "Wild und Ketchup" ist für ihn eine kulinarische Todsünde. Überhaupt: "Das Beste am Wild ist der Eigengeschmack. Man darf Wild nicht zu viel würzen", weiß der Forstamtsleiter. Und damit dabei auch nichts schiefgeht, überläßt er die Zubereitung seiner Frau. "Ich verbrenn' mir nur die Finger."
Arbeitsteilung auch im Hause Siegel im Usinger Stadtteil Wernborn: Kurt Siegel hat das Reh vom Forstamt geholt; Edith Siegel kann Auskunft darüber geben, was zum Rehbraten paßt. Sie bereitet ihn so wie ihre Mutter zu, legt genau wie Inge Maurer das Fleisch in Buttermilch ein. Gewürzt wird es dann mit Lorbeer, Nelken und Wacholderbeeren. "Und gespickt werden muß es unbedingt." Etwas, was auch der Förster empfiehlt: Wildfleisch ist durch den geringen Fettgehalt trockener. Wenn es "ringsrum braun ist", füllt Edith Siegel mit Wein oder Brühe auf.
Auch bei ihr gehören Klöße "und ein schöner Rotwein" unbedingt dazu. Und außerdem kann am Reh dann die ganze Familie mitessen, "die Töchter, die Schwiegersöhne und die Enkel". Doch an Weihnachten ist das bei ihr alles graue Theorie. Denn: "An Weihnachten gibt es bei uns Lachs." CONSTANZE ANGERMANN
BAD HOMBURG. Auf der Suche nach Jesus. Wo fange ich an? 1992 Jahre nach seiner Geburt ist er schwer zu finden. Da hilft auch das Plakat an der Straße nichts: "Jesus, vielen Dank, daß Du auf die Welt gekommen bist." Kein Hinweis auf den Ursprung. Kann das Homburger Standesamt vielleicht helfen? Auch dort Fehlanzeige: "In Bad Homburg gibt es keinen Jesus." Aber immerhin erfahre ich, daß es auch deutschen Eltern erlaubt ist, ihren Sohn Jesus zu nennen. Bisher hat das aber hier noch niemand getan.
Jesus läßt weiter auf sich warten. Bis zu seinem "Geburtstag" sind es noch zehn Tage. Das Lexikon hält ein paar Informationen bereit: Jesus, vgl. Josua, ist die griechische Umschrift des hebräischen Jeschua und bedeutet "Jahve hilft". Dort steht auch zu lesen, daß Jesus eigentlich schon "sieben oder acht Jahre vor Christus" geboren wurde. Doch auch diese Spur führt nicht weiter.
Auch die Suche in Kindergärten, Krabbelstuben und bei der Hausaufgabenhilfe für ausländische Kinder bleibt erfolglos. Der spanische Elternverein kann mir ebenfalls nicht weiterhelfen; die spanischen Eltern, die hier in Bad Homburg leben, haben sich für ihre Kinder andere Namen ausgedacht.
Schließlich lande ich beim Verein "Athleticus". Und bekomme dort immerhin etwas Nachhilfe: "Chessus" wird der Name im Spanischen ausgesprochen, "Schesusch" sagen die Portugiesen. Doch der einzige Jesus, der bei diesen Nachforschungen auftaucht, wohnt in Offenbach.
Und dann steht er plötzlich doch vor mir: "Aber nicht, daß Sie mich als guten Jesus hinstellen", warnt mich der Homburger Jesus Vallet lachend. Als Jesus hat er natürlich sofort gemerkt, was ich will, als ich in die Kneipe komme, und spricht mich gleich an. Sechs Tage vor dem 24. Dezember kommt es so dann doch noch dazu, daß er mir über sein Leben erzählt.
Gerade hat er selbst seinen 60. Geburtstag hinter sich gebracht: Am 9. Dezember 1932 ist er geboren. "Jesus ist in Spanien ein ganz gewöhnlicher Name", versichert er mir immer wieder. Dafür ist er in Deutschland schon oft über seinen Jesus gestolpert. Schuld daran ist seine Taufpatin, die den Namen für das Kind bestimmte. "Die war sehr katholisch."
Er hat sich schon daran gewöhnt, daß die Leute hier, wenn er sich vorstellt, regelmäßig sagen: "Und ich heiße Maria." Vielleicht, so sinniert er, sei das mit ein Grund, warum er seinen Töchtern "ganz normale" Namen gegeben habe: Sie heißen Marina und Cristina.
"Die haben damit nie Schwierigkeiten gehabt", sagt er und berichtet über den Freund, der ihn nach mehr als 20 Jahren gefragt habe: "Sag mal, Jesus, wie heißt du eigentlich richtig?" - "Der hat immer gedacht, das sei ein Spitzname", berichtet der Homburger Jesus lachend. Hätte er einen Sohn, würde er ihn jedenfalls nicht Jesus nennen: Der würde "irgendeinen normalen Namen" bekommen.
Sein eigener Name führt natürlich noch zu anderen Einfällen: Etwas Gutes hat er schon mal getan. "Aber darüber rede ich nicht." Ansonsten sind die Parallelen nur spärlich vorhanden. Jesus Vallet beneidet Jesus um sein Leben nicht. Ein Asket wie dieser will er nicht sein. "Dazu lebe ich zu gerne."
Gerne lebt er auch in Bad Homburg. Hier wohnt er seit fast 30 Jahren. Hier arbeitet er in der Kunststoffverarbeitung. Hier hat er - spanische und deutsche - Freunde gefunden. Und schließlich hat er hier auch seine Frau Pilar kennengelernt. "Obwohl wir vorher in Madrid in derselben Straße gewohnt und beide in der Nähe gearbeitet haben." Seine Ehefrau - "99 Prozent von mir, nicht nur die bessere Hälfte" - hat er erst hier getroffen. Und in der ersten Zeit ihres gemeinsamen Lebens in Deutschland wird Jesus sicher öfter an Jesus gedacht haben: "Am Anfang, in Frankfurt, da hatten wir noch keine Wohnung. Da wohnten wir in einem Stall."
BRUCHKÖBEL. Nachdem der Zuschlag zugunsten Hanaus drohte, hat die Bruchköbeler Stadtverordnetenversammlung im zweiten Anlauf nun doch noch mit großer Mehrheit dafür gestimmt, daß auf ihrer Gemarkung südwestlich des Kinzigheimer Hofs eine Kompostierungsanlage des Main-Kinzig-Kreises gebaut werden darf. Mit dem Bau an dieser Stelle ist eine Abfindungssumme von einer Million Mark verbunden, die die Stadt einstreichen könnte.
In der Debatte votierten lediglich die Grünen gegen den Standort. Sie wiederholten ihre Kritik, wonach die Zubringerstraße und das Gebäude selbst einen massiven Eingriff in die Landschaft bedeuten. Verträglicher sei dagegen die Hanauer Alternative einige 100 Meter weiter nördlich. Sie würde sich an ein Gewerbegebiet anschließen. Die Bedingungen, die der Bruchköbeler Magistrat inzwischen an sein Placet knüpfte, nannte die Grüne Antje Schöny-Tietje fadenscheinig. So sei die geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt ohnehin obligatorisch. hein
SCHÖNECK. Am Tag vor Silvester ist Ultimo für Kandidatenvorschläge zur Wahl des Seniorenbeirats Schöneck. Dann kann sich der Erfolg der Vorfeldwerbung erweisen. Die Resonanz auf die Informationsveranstaltungen mit Seniorenberaterin Gabriele Hantschel war in den Ortsteilen recht unterschiedlich. Waren im Hauptort Kilianstädten ganze fünf Frauen der Einladung gefolgt, so kamen in Büdesheim immerhin 16 Personen, und auch in Oberdorfelden konnte Hantschel zufrieden sein. Bislang haben sich dennoch gerade eine Handvoll alte und ältere Leute um einen der neun Sitze im Seniorenbeirat beworben. Wahltag ist am Dienstag, 2. Februar.
In Schöneck einen parteipolitisch und konfessionell unabhängigen Seniorenbeirat als beratendes Gremium des Gemeindevorstands und der Gemeindevertretung zu installieren, war Idee der seit gut einem Jahr in der Verwaltung arbeitenden Seniorenberaterin Gabriele Hantschel. Sie hat auch - angelehnt an auswärtige Vorbilder - die im September vom Gemeindevorstand beschlossene Geschäftsordnung des Beirats ausgearbeitet.
In der Kilianstädter Informationsversammlung diskutierten die Anwesenden, ob die vorgesehene vierjährige Amtszeit für ältere Menschen sinnvoll sei. Gesprächsteilnehmerinnen meinten, dieser Zeitraum sei zu lang. Hantschel und andere hielten dagegen, daß wegen der längeren Einarbeitungszeit und um der Kontinuität willen die längere Frist nötig sei. Gleichwohl könne jedes Beiratsmitglied, das es sich aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen während der Wahlperiode anders überlegt, zurücktreten.
Abstimmungsberechtigt sind alle Menschen, die bis zum Wahltag das 60. Lebensjahr vollendet haben. Von Schönecks 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sind dies immerhin 2000. Sie werden bei entsprechender Wahlbeteiligung ihre Anliegen kraftvoll vorbringen können, meint eine Diskutantin im Kilianstädter Bürgertreff - "mit einem ,Sit-in&rquote; auf der Rathaustreppe", wirft eine andere - halb zweifelnd, halb selbstgewiß - ein.
Die Beteiligung hofft man mit Hilfe von Briefwahl weitgehend zu steigern. Der Beirat soll je drei Mitglieder aus jedem der drei Ortsteile haben. Laut Geschäftsordnung dient er dazu, die "älteren Mitbürger(innen) am kommunalpolitischen Geschehen zu beteiligen und ihre Mitwirkungsmöglichkeiten auszudehnen". Der Gemeindevorstands-Beschluß weiter: "Das Interesse an der Lösung kommunaler Probleme soll bei der älteren Generation geweckt und die Entscheidungsprozesse überschaubarer gemacht werden."
Beim Ausbau von Einrichtungen oder Beratungs- und Hilfsdiensten für alte Leute, bei Planung und Ausführung des Kultur- und Freizeitprogramms für diese Altersgruppe und beim Thema Vorbereitung auf das Alter soll ein künftiger Beirat die Gemeinde beraten und unterstützen. Im Bereich Altenarbeit kann das Team auch eigenverantwortlich (aber in Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung) beraten und informieren.
Erst der vorletzte Punkt in der Aufgabenliste bestimmt, daß der Seniorenbeirat Wünsche und Anregungen an den Gemeindevorstand beziehungsweise die Gemeindevertretung weiterleiten oder aber diese selbst bearbeiten kann. Der Beirat soll sich auf Wunsch von Verwaltungsspitze oder Parlament zu bestimmten Angelegenheiten äußern; im Gegenzug verpflichtet sich die Gemeinde, ihn über alle relevanten Fragen zu unterrichten.
Daß in der Kilianstädter Informationsversammlung Frauen unter sich waren, bezeichnete eine Teilnehmerin als typisch: Vielfach überließen Männer auf dem sozialen Feld Frauen den Vortritt. Drückt sich darin eine Geringschätzung dieser Aufgaben aus patriarchaler Warte oder aber der Pessimismus aus, daß ein Seniorenbeirat ohnehin nichts ausrichten könne? Wie die Männer denken, wird man ebenfalls an Silvester und am Wahltag besser wissen. Seniorenberaterin Hantschel ermutigte die Frauen: Wenn sie je im Beirat mehrheitlich das Sagen haben sollten, könnten sie dies ja als Gelegenheit zu neuen Erfahrungen ansehen. Daß in Schöneck eine Besprechungsrunde alter Menschen nötig sein kann, zeigte sich gerade daran, daß das Gespräch immer wieder zu Alltagsproblemen und -problemchen abschweifte. Das ging von akuten familiären Schwierigkeiten im Bekanntenkreis, bei denen auch nach der Seniorenberaterin verlangt worden ist, bis zum Wunsch nach flexibleren Fahrdiensten etwa zu den gemeindlich geförderten Büdesheimer Schloßkonzerten. Ul
Als sich Schahrnusch Parssipur auf die Bühne setzt, um ein literarisches Selbstporträt zu verlesen, das sie eigens für das deutschsprachige Publikum verfaßt hat, legt sie sich ihr weißes, großmaschiges Schultertuch übers Haar. Verschmitzt lächelnd spricht sie sich gegen den Kopftuchzwang für islamische Frauen aus, sagt, daß sie diese Geste aber als landesübliche annehmen könne, sobald sie öffentlich auftrete.
Die Mittvierzigerin, die auch ihr cognacfarbenes langes Übergewand als modisches Accessoire über schwarzem Rock und Rollkragenpulli trägt, ist gewiß keine Frau, die sich wortlos den Regeln der Mullahs im Iran unterwirft. Peter Ripken, Geschäftsführer der "Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika", sagt einleitend, daß ihm Schahrnusch Parssipur von Exil-Iranern als "mutige und aufregende" Schriftstellerin zur Übersetzung empfohlen wurde. Der Unionsverlag wird 1993/94 ihren Roman "Touba und die Bedeutung der Nacht" veröffentlichen. Das Buch hat sie während ihres Gefängnisaufenthaltes (1981-86) geschrieben. Es erzählt die Geschichte einer Frau dieses Jahrhunderts, die in einer von Umwälzungen erschütterten Gesellschaft lebt.
Eingesperrt wurde Parssipur nach der Veröffentlichung ihres Kurzgeschichtenbands "Frauen ohne Männer". "Ein Mißverständnis", meint sie, und münzt dies auf die blindwütige Reaktion von Männern, die "Angst haben vor Frauen, die zuviel reden" - egal, was sie zu sagen haben. Sie sei auch nie in "explizit politische" Arbeit verwickelt gewesen, sagt sie. Aber ihr Selbstporträt läßt ahnen, was das Politische an ihr ist: Sie reflektiert sich als Frau, als Individuum im gesellschaftlichen Zusammenhang.
Die ganze Welt holt sie nach Iran. Der Algerienkrieg, Vietnam, die Hollywood- Stars der 50er und 60er Jahre hinterlassen ihre Spuren bei der Heranwachsenden. Sie wägt ab, begeistert sich für Fidel Castro wie für die chinesische Philosophie. Heute sieht sie nur Fragen.
Warum sie in Iran geblieben ist? Sie habe das Gefühl gehabt, daß sich das Drama Irans, in Variation freilich, auch woanders abspiele. Sie sei deshalb lieber dort geblieben, wo sie Anteil habe am Geschehen, wenngleich sie das meiste nicht liebe. Auch heute gebe es in Iran viele Menschen, mit denen man leben könne.
Den Kontakt mit denen im Exil zu knüpfen, war ein Ziel ihrer vierzehntägigen Schweden- und Deutschlandreise. ANGELIKA BURKHARD
OFFENBACH. 5380 Mark sind auf das Spendenkonto zur Hilfe für die Menschen in Somalia eingegangen, berichtet die Initiatorin der Sammlung, die Offenbacherin Andrea Weinberger. Eine Kinderärztin aus dem Kreis hat zum Beispiel in ihrer Praxis knapp 500 Mark gesammelt. Durch den Verkauf selbstgefertigter Seidenmalereien hat Sigrid Gross, Mitarbeiterin bei der Stadt Offenbach, mehr als 1000 Mark eingenommen und gespendet. Wer helfen will: Spendenkonto 10 758, Sparkasse Offenbach (BLZ 505 500 20), "Hilfsaktion Somalia", Haushaltsstelle 6 0000 0233 8. pmü
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einer Gesamtsumme von knapp 2,5 Millionen Mark hat der Kreisausschuß bei der Vergabe von Aufträgen für die Schulsanierung und -erneuerung im auslaufenden Jahr noch einmal kräftig zugelangt. Mit 1,6 Millionen Mark wird dabei der dickste Batzen in den Neubau der Grundschule Linsengericht-Altenhaßlau gesteckt.
Maurerarbeiten an der Turnhalle der Grundschule in Erlensee-Langendiebach schlagen mit 110 000 Mark zu Buche. 67 000 Mark gibt der Kreis für die Erneuerung des Schwingbodens aus. Für 178 600 Mark werden in der Bruchköbeler Heinrich-Böll-Gesamtschule die einfach verglasten Holz-Schiebefenster gegen isolierverglaste Fenster ausgetauscht. 135 400 Mark kostet wiederum der Einbau von Holzfenstern in der Grundschule Gelnhausen-Höchst.
Für die Bornwiesenturnhalle in Schlüchtern hat der Kreisausschuß Aufträge für Betonsanierung, Gerüstbau und Vollwärmeschutz in Höhe von 138 700 Mark vergeben. Hinzu kommen: 162 500 Mark für Zimmer-, Dachdecker-, Spengler- und Isolierarbeiten sowie 35 000 Mark für Austausch der Glasbausteine und Einbau von Wärmeschutzglas. Weiterhin hat der Kreisausschuß einer Firma den Auftrag erteilt, für rund 66 000 Mark pro Jahr in diversen Schulen, Sporthal- len und im Verwaltungsneubau in Gelnhausen regelmäßig die Fenster zu putzen. hok
Die Portugiesin hat sich auf den blanken Boden sinken lassen, mit beiden Armen den Sockel der Antonius-Statue umgriffen und - hemmungslos schluchzend - ihren Kopf am abgewetzten Knie der Heiligenfigur geborgen. Von den drei Dutzend Frauen und Männern, die an diesem Werktagmittag zur gleichen Zeit auf den Bänken im Kirchenraum von Liebfrauen knien oder sitzen, nimmt keiner von der Szene Notiz. Jede(r) ist bei sich: meditiert, betet, wärmt sich auf oder verschnauft. "Das ist eine Atmosphäre, die findet man nirgendwo sonst", behauptet Kapuzinerpater Erich, "und viele erwarten die auch nicht an solcher Stelle."
Der Volksmund spricht vom "Seelenbad Mitte", der katholische Weltanschauungsbeauftragte Lutz Lemhöfer nennt Liebfrauen " d e n Ort traditioneller Spiritualität in Frankfurt". Dabei läßt sich die dreischiffige spätgotische Hallenkirche im City-Kern nicht unbedingt auf den ersten Blick ausmachen: Das Gotteshaus und das dazugehörige Kapuzinerkloster ist in eine Ladenzeile an Neuer Kräme und Liebfrauenberg eingepaßt. Den Weg durchs Hauptportal oder das Pfädchen an der Carolus-Buchhandlung durch den Innenhof zu Mariengrotte und Anbetungskapelle findet man nur schwer - und das gilt beileibe nicht nur für Auswärtige.
Dennoch: "Diese Kirche ist nie leer", sagt Pater Erich, "wir haben sie von morgens bis abends geöffnet, und den Tag über kommen jeweils zwischen 1000 und 2000 Menschen hier rein." Die sechs Sonntagsmessen, die die Kapuziner zelebrieren, werden ebenfalls von insgesamt 2000 Leuten besucht - meist Fremde, denn die eigentliche Liebfrauengemeinde zählt gerade mal um die 400 Seelen.
Regen Zuspruch findet zudem eine kirchliche Offerte, die andernorts kaum noch nachgefragt wird: der Beichtstuhl. Die Mönche warten in dieser ihrer "Beichtfabrik" - so schnoddert der Frankfurter Volksmund - täglich sechseinhalb Stunden auf Menschen, die kniend im Halbdämmerlicht Sünden bekennen wollen oder geistlichen Rat suchen. "Die geben sich die Tür in die Hand, das geht ohne Pause", berichtet Pater Kilian, der - wenn gewünscht - mit den Beichtenden auch in ein Gesprächszimmer wechselt.
Bruder Wendelin ist vom Beichtehören zur Zeit ausgenommen. Er hat gut damit zu tun, den 100 Obdachlosen, die sich jeden Morgen mit knurrendem Magen im Innenhöfchen von Liebfrauen einfinden, ein Frühstück aufzutischen. Da gibt es Kaffee, Brote mit Wurst und Käse und eine gute Suppe. "Spiritualität heißt auch: unser Brot zu teilen", meint Wendelin, der darauf achtet, daß die Heizung stets brummt: "Wir halten unsere Kirche immer warm. Auch die, die sich nur aufwärmen wollen, sind hochwillkommen."
Hocherfreut zeigen sich die acht Kapuziner des Liebfrauen-Klosters darüber, daß die doch recht teure Speisung der Obdachlosen völlig aus Spendengeldern von Liebfrauen-Besuchern finanziert werden kann. "Das Geld holen wir aus dem fast immer gefüllten Opferstock beim heiligen Antonius. Manchmal kommt auch jemand aus der Anbetungskapelle raus und gibt an der Klosterpforte einen Scheck über 500 Mark ab."
Die Anbetungskapelle: ein mit vielen Blumen geschmückter, von Kerzenlichtern erhellter, nach Weihrauch duftender Altarraum, in dem täglich die goldene Monstranz ausgestellt ist, d a s liturgische Gefäß, in dem nach katholischem Glauben das "Allerheiligste" verwahrt wird. Üblicherweise wird die Monstranz nur einmal im Kirchenjahr, an Fronleichnam, aus dem Tabernakel geholt und gezeigt - doch auch das ist in Liebfrauen völlig anders.
In Kapelle und Kirche herrscht trotz massiven Publikumszuspruchs stets Ruhe. "Alle benehmen sich leise, niemand läuft rum, denn unsere Kirche besichtigt man nicht", sagt Pater Erich, und Ordensbruder Kilian ergänzt: "Es kommen immer mehr, und die Menschen kommen freiwillig, uneingeladen und unorganisiert und knien nieder." Warum der Zulauf? "Es gibt einen großen Hunger und eine große Sehnsucht nach Spiritualität und Religiösität in dieser Stadt", behaupten die Patres.
Mit der Ansicht stehen sie nicht allein. "Die Menschen glauben wieder", bilanziert Elke Keck vom Esoterik-Laden "Mandala" in der Schillerpassage den Boom von und die Umsatzrekorde bei New Age-Angeboten. Ob Bachblüten, Pendel, Horoskope, Indianermärchen, Geistheilung, Tarot, Meditationen, ostasiatische Religionen, Psychokulte, Engelsglaube - mit Sinn und Orientierung offerierenden Angeboten wird kräftig Kasse gemacht auf einem ungebrochen expandierenden Markt. Der katholische Weltanschauungsbeauftragte Lutz Lemhöfer und sein evangelischer Kollege Kurt-Helmut Eimuth sprechen denn auch unisono von einer "diffusen Religiösität im Rhein-Main-Gebiet".
Die gehe allerdings einher mit steigenden Austrittszahlen bei den Amtskirchen, sinkendem Gottesdienstbesuch und vermehrtem Ausklinken bei Ritualen wie Taufe und Beerdigung. "Die traditionsgestützte Religiosität ist dramatisch zerbröselt", diagnostiziert Lemhöfer, "und durch New Age haben die Kirchen ihr Monopol auf Weltanschauung verloren. Aber es gibt ihn, diesen Hunger nach religiöser Erfahrung, wie ja auch das Beispiel Liebfrauen zeigt."
In Frankfurt hat man zur Aufholjagd geblasen. Die Kirche startet Zen-Meditationsprojekte, bietet "chinesische Energieübungen", "ganzheitliches Heilen" und vieles andere mehr aus dem Eso-Sortiment an. "Nein, wir kupfern da nichts ab", sagt Lemhöfer und behauptet: "Alles, was wir machen, ist Rückbesinnung auf eigene Traditionen, die uns verschütt gegangen sind."
(Siehe auch nächste Seite: "New Age weckt . . .")
KELSTERBACH. In der Christuskirche feierten die Frauenhilfen der Sankt Markusgmeinde und der Christuskirchengemeinde ihren Jahresabschluß. Erster Stadtrat Erhard Engisch würdigte die unverzichtbaren Verdienste dieser kirchlichen Sozialarbeit, die es seit achtzig Jahren gibt. Die Vorsitzende Helene Kaus fragte mahnend, wie in der heute so hektischen Zeit überhaupt noch äußerer Friede entstehen könne, wenn die Menschen nicht einmal zu ihrem inneren Frieden fänden. lis
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn Menschen lange Zeit ohne Arbeit sind, ist es meist nicht damit getan, ihnen einfach einen Job zu geben. Oft sind sie so lange "draußen", daß sie an geregelte Arbeit erst wieder herangeführt werden müssen. Hier hakt das Projekt "Hilfe zur Arbeit" ein, das die Stadt Anfang November gestartet hat. Zehn Langzeitarbeitslose haben über zwei Jahre hinweg die Möglichkeit, beruflich wieder Fuß zu fassen. Damit es klappt, steht als Projektleiter der Sozialpädagoge Martin Oeser bereit und hilft bei Problemen.
Es ist das zweite Mal, daß die Stadt ein derartiges Angebot unterbreitet. Seit Anfang dieses Jahres läuft bereits die damals noch "Arbeit statt Sozialhilfe" geheißene Maßnahme, ebenfalls mit dem Ziel, Langzeitarbeitslosen den beruflichen Neueinstieg zu erleichtern. Die Leute, dem Berufsalltag entwöhnt, brauchen mehr Zeit, sich wieder einzufinden. Nachsicht ist angesagt, wenn sie sich aufgrund der Entwöhnung anfangs wenig zutrauen und nicht voll belastbar sind. Regie führt in beiden Fällen das Sozialamt, das potentielle Teilnehmer anspricht.
Die anfängliche Toleranz lohnt sich: Viele Betroffene schaffen es am Ende, wieder Fuß zu fassen und auch die mit dem Jobverlust einhergehenden Probleme wieder in den Griff zu bekommen. Auch positiv: Vorher meist Sozialhilfeempfänger, haben sie jetzt einen Arbeitsvertrag, verdienen Geld, sind wieder kranken- und rentenversichert, erwerben Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung.
Es klappt nicht immer und nicht überall, aber "bei uns ist das superpositiv gelaufen", urteilt die stellvertretende Sozialamtsleiterin Inge Baier über das erste, extern durchgeführte Projekt, dessen Teilnehmer von der Stadt in verschiedene Firmen vermittelt wurden und schon fast ein Jahr bei der Stange sind.
Auch das zweite Projekt - mit zehn bei den Bauhöfen eingesetzten Teilnehmern - ist prima angelaufen. Dabei sind zehn Männer, 23 bis 49 Jahre alt, alle aus Mörfelden-Walldorf. Das ist laut Bürgermeister Bernhard Brehl auch so gedacht. Überörtlich, meint er, lasse sich so was kaum realisieren, weil die betroffenen Per- sonen "einfach auch weniger flexibel" seien.
Martin Oeser, der die Teilnehmer sozialpädagogisch betreut, ist sicher, daß das am Ende der zweijährigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme anders aussieht. Schon jetzt zeige sich bei den meisten ein spürbar gewachsenes Selbstvertrauen - nicht nur wegen der neuen ökonomischen Situation. Arbeitslosigkeit verändere nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch den Menschen, der schließlich gar keine Perspektive mehr habe und den sich anhäufenden Problemen hilflos gegenüber stehe. Ein Teufelskreis, den das Projekt zu durchbrechen sucht. "Wir arbeiten entwicklungsorientiert. Wir holen die Leute da ab, wo sie stehen und führen sie dann weiter", erläutert Oeser.
Auf einem Weg, der mehrere Abschnitte hat. Zunächst geht es darum, sich an den Arbeitsalltag zu gewöhnen. Danach wird die Belastung Zug um Zug erhöht, am Ende folgt eine halbjährige Orientierungsphase, in der sich die Projektteilnehmer über ihren künftigen Werdegang klarwerden sollen. Zwei Jahre dauert die Maßnahme, manche schaffen den Einstieg in einen normalen Job auch früher.
Daß das Projekt bei den Bauhöfen angesiedelt ist, findet Oeser gut. Zwar sollen die Teilnehmer ihre ersten Schritte in Richtung Arbeitsmarkt schon in einem behüteten Rahmen tun, aber "wir wollen nicht so ein aufgestülptes Ding machen - die Realtiät soll spürbar sein". Zudem gebe es auf den Bauhöfen zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in verschieden Bereichen, so daß die Leute ihre Neigungen und Interessen erproben könnten.
Billig ist die "Hilfe zur Arbeit" nicht. 600 000 Mark kostet das Projekt, das von Land und Kreis bezahlt wird. Doch mit reinem "Schubladenrechnen", so Brehl und Oeser unisono, lasse sich der Wert der Maßnahme ohnehin nicht ausdrükken. Es gehe um Menschen, die der Arbeit lange entwöhnt seien. "Wenn wir die nicht irgendwie auffangen, sind das keine Langzeit- sondern Dauerarbeitslose", so der Verwaltungschef. Daraus resultiere weiteres Elend, das letztlich mehr Geld koste. So aber werde Langzeitarbeitlosen die Chance eröffnet, Zug um Zug zur sogenannten Normalität zurückzufinden.
Brehl räumt ein, daß das nicht bei allen gelingt. Doch auch wenn nur ein Teil wieder Fuß fasse, mache sich das auch rechnerisch bezahlt. Wie sehr die Stadt das Projekt fördert, mag die Tatsache verdeutlichen, daß der Startschuß fiel, "obgleich das Risiko bestand, daß keine Mittel fließen", sagt Brehl. Die Zusage, daß der Kreis seine Kosten übernimmt, kam erst Ende November - als die Maßnahme schon fast vier Wochen lief. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Veranstaltungskalender 1993 für Senioren ist da. Zum zehnten Mal hat die Stadt die Broschüre herausgegeben, mit der sich ältere Menschen einen Überblick darüber verschaffen können, was ihnen in der Stadt geboten wird. Von Freizeitmöglichkeiten über Hilfsangebote bis hin zu städtischen Veranstaltungen steht alles drin. Der kostenlose Kalender (Auflage 2800 Exemplare) liegt in Arzt- und Zahnarztpraxen, in den beiden Rathäusern, Banken und Sparkassen aus. wal
OFFENBACH. Zu Spenden für das vom Bürgerkrieg zerrissene Bosnien-Herzegovina und Sarajevo ruft Oberbürgermeister Wolfgang Reuter auf. Nach einem Augenzeugen-Bericht von Mariofil Ljubic vom Staatspräsidium Bosnien-Herzegovinas sagte er: "Wir können uns der Bitte um Hilfe nicht verschließen." Als Grundstock der Sammelaktion hat Reuter 1000 Mark aus seinem Dezernatsfonds zur Verfügung gestellt und bei der Städtischen Sparkasse Offenbach ein Spendenkonto einrichten lassen; Nummer 10 758, Haushaltsstelle 98 01 10 19 (Bankleitzahl 505 500 20). Reuter sagt zu, daß keine Mark der Spendengelder für administrative Zwecke ausgegeben wird. Die mit dem Geld gekauften Hilfsgüter würden den Menschen in den umkämpften Städten direkt zukommen. Dafür will Stejepan Kovac sorgen, Vorstandsmitglied des Kroatisch Demokratischen Vereins; er hat schon viele Hilfslieferungen auf den Weg in seine Heimat gebracht. pmü
Kleine FR
Parkdeck am Krankenhaus RÜSSELSHEIM. Die Einrichtung eines Parkdecks für Bedienstete des Stadtkrankenhauses hat das Stadtparlament gebilligt. Sommerprogramm geplant KELSTERBACH. Zugestimmt hat der Magistrat dem von der Jugendpflege ausgearbeiteten Sommerprogramm 1993. Danach werden vom 15. Mai bis 12. September zahlreiche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche angeboten. Neue Intensivkurse KELSTERBACH. Englisch-Intensivkurse veranstaltet die Volkshochschule vom 11. bis 14. Januar sowie 18. bis 21. Januar, 19 bis 21.15 Uhr, in der Gesamtschule. Auskunft und Anmeldung: Tel. 773-249. Bildungsurlaub Türkei KREIS GROSS-GERAU. Kreisausländerbeauftragter und Volkshochschule Groß-Gerau bieten vom 18. April bis 2. Mai einen Bildungsurlaub Türkei an. Reisepreis 1980 Mark. Information und Anmeldung: VHS, Tel. 0 61 5 2 / 716-292. Städtereise nach Bremen KREIS GROSS-GERAU. Vom 22. bis 27. Juni führt die Kreisvolkshochschule eine Städtereise nach Bremen durch. Die Teilnahme kostet 755 Mark. Auskunft und Anmeldung: KVHS, Tel. 0 61 52 / 12-442.
"Dummkopf", betitelte der Heusenstammer CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Barz in der Stadtverordnetenversammlung den Grünen Gernot Richter. Der konterte: "Ach das haben schon viele zu mir gesagt. Neulich hat einer zu mir gesagt, Ihr Grünen seid alle Dummköpfe, besonders der Blüm."
GLAUBURG. Die Abwassergebühren in Glauburg steigen im nächsten Jahr um 60 Pfennige auf 6,50 Mark. Das beschlossen die Gemeindevertreter mehrheitlich. Bürgermeister Eberhard Langlitz (SPD) begründete dies mit Verpflichtungen gegen den Abwasserverband Oberes Niddertal.
Mit dem Anschluß an die DSD-Wertstoff-Entsorgung steigen in Glauburg die Abfallgebühren geringfügig, da die Gemeinde bisher Altpapier günstiger an den Mann bringen konnte. Das wurde bei der Änderung der Abfallsatzung deutlich.
Zur Wahlleiterin für die Kommunalwahl wurde Brigitte Schanz gewählt. de
HAMMERSBACH. Behutsam ist der Hammersbacher Seniorenbeirat in seiner ersten, zweijährigen Wahlperiode vorgegangen. Eben erst haben in Hammersbach Seniorinnen und Senioren zum zweiten Mal in allgemeinen Wahlen ihr Vertretungsorgan bestellt. Liselotte Höfler und Gustav Strelau ziehen im FR-Gespräch Bilanz über die Arbeit, die sie während der ersten Wahlperiode als Vorsitzende und deren Stellvertreter im Beirat geleistet haben: ein zufriedenes Resümee, doch hat der Beirat auch seine Grenzen erfahren.
Aktiva des Erfolgskontos sieht Höfler, von Beruf Buchhalterin, in der Ergänzung des Kultur- und Freizeitangebots für alte Menschen sowie im Sozialen. Mit politischen Forderungen hielt sich der Beirat in der ersten Wahlperiode zurück. Höfler: "Wir haben uns zunächst auf das Machbare beschränkt. Politisch etwas durchzusetzen, erfordert Fingerspitzen- Gefühl; das wird sehr schwer werden."
Sie war eben mit 60 Jahren aus dem Arbeitsleben ausgeschieden, als sie sich zur Beiratsvorsitzenden wählen ließ, gehört mithin immer noch zu den "jungen" Senior(inn)en. Mit ins Gremium brachte sie die langjährige Mitgliedschaft beim Roten Kreuz, also Vereinserfahrung. Diese teilt sie mit dem über zehn Jahre älteren Gustav Strelau, der erst als Pensionär nach Hammersbach kam. Unter anderem als Kriegsbeschädigtem und Vertriebenem ist ihm das Vereinsleben vertraut. In Hammersbach ist dies wichtig. Alten- wie Jugendarbeit waren in der Kleinkommune lange Zeit Domäne von Kirchen und Rotem Kreuz.
Höfler wie Strelau fassen ihre Aufgabe im Seniorenbeirat denn auch als Fortsetzung ihrer dortigen Arbeit auf. Nach Amtsantritt haben sie sowie Jugend- und Seniorenarbeiter Manfred Papenkort in einer Umfrage erst einmal den Wünschen der älteren Bevölkerung nachgespürt. Von 736 Bögen kamen 138 zurück, Ergebnis: Geselligkeit, Heimatgeschichtliches, Theater / Konzerte, Besichtigungen, also weitere Veranstaltungen, waren gefragt. Neue Angebote greifen das auf.
Fast jeden Tag sei in Hammersbach mittlerweile etwas für alte Menschen los. Auf Beiratsinitiative wurde montags eine abendliche Sportgruppe gegründet. In ihr machen Männer mit, anders als bei der Vormittagsgruppe des DRK. Ein paar 55jährige, so Höfler, dürften ruhig noch dazustoßen, etwa als Vorturner(innen). Die zehn Senioren, die am letzten Donnerstag jeden Monats loswandern, könnten ebenfalls noch "ein bißchen Zuspruch" brauchen, sagt Strelau.
"Voll eingeschlagen" habe die Halbtagsfahrt jeden ersten Mittwoch im Monat. 50 und mehr Personen fahren mit, obwohl sie selbst die Kosten tragen. Bei diesen Bildungstouren in die Umgebung seien Neubürger bestens einbezogen. Und Halbtagstouren bringen die Alten nicht aus ihrem Tagesrhythmus. Die Verwaltung unterstützt den Beirat bei dem Programm. Höchstens einen sonntäglichen Tanztee will er noch einführen.
Strelau und Höfler kennen ihre "Klientel" gut. Gustav Strelau hat besonders die Sorge für alleinstehende Schwerbehinderten in Marköbel im Blick, in Langenbergheim sorge die Kirche dafür. Beim persönlichen Besuch gab er schon manchen juristischen Rat, half auch schon, eine Prothese zu bestellen oder begleitete Gebrechliche aufs Amt. Daneben können die Beiratsmitglieder Hilfen vermitteln. Am Ort gebe es Studentinnen, die alten Menschen einkaufen. Putzhilfen oder eine Fahrt zum Friseur können vermittelt werden.
Höfler will bei Seminaren der Arbeitsgemeinschaft hessischer Seniorenvertretungen gewonnene Kenntnisse an die alten Hammersbacher weitergeben, etwa über Pflegeversicherung, Betreuungsgesetz oder Sozialhilfe. Sie ist vom überörtlichen Erfahrungsaustausch in der Arbeitsgemeinschaft sehr angetan.
Die Seniorenvertreter machen sich allerdings keine Illusionen über ihren Einfluß. Stolz sind sie schon, daß die Gemeinde künftig - allerdings nur bei fällig werdenden Erneuerungsarbeiten - die Bordsteine rollstuhlgerecht absenkt. Über ihre informell guten Drähte zu Verwaltung und Parlament weisen Höfler und Strelau auf fortbestehende Probleme hin, etwa darauf, daß das alte Rathaus Marköbel nur über Stufen erreichbar ist. Seniorengerechtes Bauen wäre ein wichtiges Arbeitsfeld in der nun angelaufenen Amtsperiode.
Eine stärkere Position hätten die Mitglieder, wenn sie vom älteren Bevölkerungsteil besser getragen würden. Doch da hapert es auch nach der zweiten Beiratswahl noch: Die Beteiligung hielt sich mit 50 Stimmen von 760 Wahlberechtigten wie bei der ersten Wahl in engen Grenzen. Daß parallel zur Wahl diesmal eine Beerdigung stattfand, erklärt nicht alles. Die Aktiven sind enttäuscht.
Neben den vier von der Bevölkerung gewählten Mitgliedern sitzen im Beirat Hammersbach je ein Mitglied der Fraktionen und des Gemeindevorstands. Ohne Stimmrecht sind dabei: die Bürgermeisterin und der gemeindliche Sozialarbeiter. Ul
Beim Wettbewerb um die schönste Weihnachtsmeldung liegt eine Nachricht unschlagbar an der Spitze. Nein, es sind nicht die Berichte über den Einsatz der 28 000 US-Soldaten, die den hungernden Somalis mit Waffengewalt zur Nahrungsaufnahme verhelfen sollen. Auch nicht die Mitteilung vom Hofe, daß Prinzessin Anne Elizabeth Alice Louise in einem schottischen Dorfkirchlein dem Commander Timothy Anthony Hamilton Laurence ihr zweites Ja-Wort gegeben hat.
Der Bericht aus Dublin dagegen, daß die irische Armee künftig dafür eingesetzt wird, Obdachlose von den Straßen und unter den Brücken der Liffey hervorzuholen, um sie in Kasernen und anderen Notunterkünften unterzubringen, lag dagegen ganz gut im Rennen, bis . . . ja bis die Meldung eintraf, die alle vorherigen in den Schatten stellte. Sie kommt aus New York und schon die Überschrift ist einsame Spitze: Woody Allen darf seinen Kindern etwas zu Weihnachten schenken.
Der schmächtige Brillenträger, der immer in diesen ausgebeulten Cordhosen rumläuft und es vermutlich als einziger US-Regisseur verstanden hat, einfach sein Privatleben zu verfilmen und damit auch noch Geld zu verdienen, will seinen Kindern nicht nur etwas zu Weihnachten schenken, er darfes sogar. Das hat er schriftlich. Von einem New Yorker Gericht, das in dem Sorgerechtsstreit zwischen ihm und Mia Farrow zu entscheiden hat.
Wir sehen Woody schon vor uns, wie er an einem trüben New Yorker Weihnachtsabend bei leichtem Schneetreiben, über und über beladen mit Weihnachtspäckchen, durch den Central- Park läuft, hin und wieder eines derPäckchen verlierend und beim Aufheben des einen Päckchens zwei weitere fallen lassend. Wenn er schließlich völlig aufgelöst in Mias Wohnung ankommt, hat er schon beinahe vergessen, was er hier eigentlich wollte. Wie
Weihnachtsgaben
Wenn das mal nicht der Stoff für einen neuen Woody-Allen-Film ist. df
Kleine FR
Der letzte Termin naht EGELSBACH. Wer seine neue Tonne für den Restmüll im Hof oder vor dem Haus stehen haben will, muß sich sputen. Die letzte Gelegenheit, die gekauften Tonnen abzuholen, besteht am Mittwoch, 30. Dezember, 14 bis 17 Uhr, auf dem Betriebshof der Firma Knöß & Anthes, Woogstraße 38. Neue Tafeln im Dreieicher Wald DREIEICH. Das Forstamt Langen läßt im Dreieicher Wald neue Orientierungstafeln aufstellen, nachdem die alten bei den Stürmen vor zwei Jahren beschädigt worden waren. Spende an die Pflegedienste DREIEICH. Der Rotary Club Offenbach-Dreieich hat den Pflegediensten Dreieich ein Auto gespendet. Der kirchliche Zweckverband will das Fahrzeug bei der ambulanten Versorgung von Pflegebedürftigen einsetzen. Freie Plätze in der Krabbelgruppe DREIEICH. In der Eltern-Kind-Gruppe, die sich mittwochs in der evangelischen Christuskirchengemeinde in Sprendlingen trifft, sind noch vier Plätze für Kinder zwischen zweieinhalb und drei Jahren frei. Wer Interesse hat, kann sich bei Cäcilia Stroh melden: Telefonnummer 8 72 10. Treffpunkt für ältere Menschen NEU-ISENBURG. Die freireligiöse Gemeinde lädt alle älteren Bürger und Bürgerinnen dazu ein, am 6. und am 20. Januar jeweils ab 14.30 Uhr zum Seniorentreff in das Landeshaus, Ulmenweg 5, zu kommen.
Wie an Weihnachten der Postrubel rollt In der Stadtbücherei Sprendlingen stellt die Philatelistin Dietlinde Budell aus Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Wissen Sie, seit wann Weihnachten gefeiert wird? Wie die Krippe entstanden ist? Seit wann es Christbäume gibt? Dietlinde Budell kann jede dieser Fragen beantworten. Die Philatelistin, die derzeit in der Stadtbücherei Sprendlingen Fotobriefe, Karten, Briefmarken und Stempel ausstellt, ist Motivsammlerin. Und ihr Motiv heißt "Weihnachten". Das heißt für sie: das Thema ausforschen, Hintergründe entdecken, Zusammenhänge erkennen. So wurde sie zur Expertin in Sachen "Christfest". Dietlinde Budell, 65 Jahre alt, sammelt seit zwölf Jahren. Wie viele andere begann sie mit einer "Ländersammlung", in ihrem Fall Briefmarken aus Frankreich. Dann wechselte sie ziemlich bald zum Motivsammeln; der Vortrag eines Philatelisten hatte sie draufgebracht. So kreist sie nun seit zehn Jahren das Thema "Weihnachten" ein.
In der Bundesrepublik gibt es nach ihren Angaben 130 Sammler, zusammengeschlossen in einer Arbeitsgruppe, die sich mit Weihnachten beschäftigen. "Ich bin die einzige, die den Kommerz herausstreicht", sagt sie. Den anderen gehe es um das religiöse Thema. Doch ihr ist die Weihnachtsgeschichte von Lukas zu "ausgelutscht". Ihre Ausstellung nennt sie "Weihnachten - das Fest im Wandel und Handel".
Mit ihrem eher unkonventionellen Zugriff habe sie es in der "reinen Männerdomäne" anfangs sehr schwer gehabt, erzählt die Sprendlingerin. Vor vier bis fünf Jahren sei ihr dann der Durchbruch gelungen. Das bedeutet: Ihre Ausstellung wurde in Philatelistenkreisen anerkannt und häufig ausgezeichnet. So zeigt sie in der Stadtbücherei ein "hochprämiertes Exponat" in Kopie.
"Andere Länder - andere Sitten", "Tradition der Weihnachtsmärkte", "Nun singet und seid froh", "Festgrüße aus nah und fern" - unter solchen Titeln sind die Belege geordnet, die wissensreich kommentiert werden. Wer sich Zeit nimmt, genauer hinzuschauen und auch mal ein paar Zeilen zu lesen, kann sich viele Geschichten erzählen lassen.
In einer Geschichte geht es um das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht". Es ist "aus der Not" entstanden, liest man in einem kurzen Kommentar zu einem Stempel, der ein Notenband und den Liedtitel zeigt. Es war an Weihnachten 1818, als in einer Oberndorfer Kirche die Orgel nicht mehr ging, weil der Blasebalg von Mäusen zerfressen war. Vikar Mohr textete kurzerhand die Strophen, Organist Grupper vertonte sie zur Gitarre.
Postalische Beispiele für die "Kommerzialisierung des Festes" gibt es zuhauf. Mal wurde ein Christkindl-Stempel oder eine Weihnachtsmarke erfunden, "damit der Postrubel rollte". Mal entdeckte ein Händler, daß frankierte Rückantworten das Weihnachtsgeschäft beleben könnten und verschickte sie eifrig. Ein typischer Weihnachtsstempel: "Osram Weihnachtskerzen erfreuen alle Herzen".
Auch Feldpostkarten und Fotobriefe von der Front gehören zu der Sammlung von Dietlinde Budell. So grüßt beispielsweise der amerikanische Soldat Dick seinen Freund Ray in Ohio zu Weihnachten per "Victory-Mail". Aus der Heimat wiederum bekamen Kriegsgefangene Weihnachtsgrüße mit Durchhalteparolen.
"Schon in der Schule war Geschichte mein Lieblingsfach", erinnert sich Budell. Sie hat Spaß am "Ausforschen", wie sie es nennt. Im nächsten Jahr, wenn sie bei der Dreieicher SPD, wo sie Fraktionsgeschäftsführerin und Schriftführerin ist, etwas kürzertreten will, möchte sie sich einen Computer kaufen und weitere Themen anpacken. Eins davon wird lauten: "Singe, wem Gesang gegeben."
Mit der aktuellen Ausstellung, so hofft sie, lassen sich vielleicht ein paar junge Leuten zur Nachahmung anregen. "Die Hugenotten sind ein Super-Thema, das noch nicht besetzt ist."
• "Weihnachten - das Fest im Wandel und Handel": Die Ausstellung von Dietlinde Budell ist bis zum 29. Januar im Galerieraum der Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50, zu sehen.
Seit Edinburgh sind die schlimmsten Alpträume vorüber Trotz des noch ausstehenden Referendums übernimmt Dänemark mit einigem Optimismus die EG-Präsidentschaft Von Hannes Gamillscheg (Kopenhagen)
Doch nun haben die Dänen ihr Sonderabkommen unter Dach und Fach, und Ellemann-Jensen kann sich während der sechs Monate, in denen der EG-Vorsitz ab Jahreswechsel an Kopenhagen fällt, vorerst anderen Problemen widmen.
Der Minister will dabei zeigen, daß das Image des europäischen Außenseiters, das seinem Heimatland verpaßt wurde, seit dessen Wähler zum Maastrichter Vertrag "nej" sagten, nicht die ganze Wahrheit ist. "Wir wissen, daß wir unser Kreditkonto zuletzt kräftig überzogen haben", sagt der dienstälteste europäische Außenminister. "Aber während des kommenden Halbjahres werden wir es wieder auffüllen."
Gelegenheit dazu gibt es im Überfluß. An einem "Meilenstein der europäischen Zusammenarbeit" übernehme Dänemark die Präsidentschaft, sagt Ministerpräsident Poul Schlüter: Am 1.Januar tritt der europäische Binnenmarkt in Kraft. In den USA steht wenig später Bill Clintons Machtübernahme an. Als Ratsvorsitzender ist es Schlüter, der für die EG erste offizielle Kontakte mit dem neuen Präsidenten knüpfen wird. Er ist bereit, gemeinsam mit dem Kommissionspräsidenten Delors schon bald nach dem 20. Januar, dem Tag von Clintons Vereidigung, nach Washington zu reisen. "Aber", sagt Schlüter, "es könnte auch sein, daß Clinton statt dessen nach Kopenhagen kommt." Es wäre ein "hervorragendes Signal", wenn der US-Präsident zuerst nach Europa käme, meint der dänische Regierungschef. "Wir arbeiten daran."
Für Ellemann-Jensen beginnt das Reiseprogramm in EG-Regie schon am 6. Januar in Ljubljana. Slowenien, Kroatien und Mazedonien sind die ersten Stationen einer Reise durchs ehemalige Jugoslawien, die ihn auch nach Sarajewo, Belgrad und Kosovo führen soll. "Ich glaube, es ist wichtig, persönliche Kontakte mit allen Konfliktparteien zu knüpfen", begründet er seine Rundreise und fügt hinzu, daß er vorerst keine Anzeichen für eine Beilegung des Krieges sehen könne. Während Dänemark bei den Friedensbemühungen auf dem Balkan, in der Nahostkonferenz, den GATT-Verhandlungen oder bei der Unterstützung des Demokratisierungsprozesses in Südafrika wohl kaum eigene Akzente setzen kann, sollen die Beschäftigungs- und Umweltpolitik der EG im kommenden Halbjahr von dänischen Gesichtspunkten geprägt werden.
"17 Millionen Arbeitslose in der EG machen notwendig, daß während unserer Präsidentschaft eine echte Wachstumspolitik in Gang kommt", sagt Schlüter. Sinkende Zinsen in Deutschland gelten in Kopenhagen dafür als wichtigster Ansporn. Und in der Umweltpolitik, in der Dänemark seit jeher zu den Vorreitern zählt, legt man sowohl auf generell verschärfte Normen Wert, wie auf die Verwirklichung des vielgerühmten "Subsidiaritätsprinzips": daß die EG sich nicht einmischt, wenn einzelne Länder beim Umweltschutz weitergehen wollen als ihre trägeren Partner.
Vorrang im EG-Halbjahr unter dänischer Flagge aber soll die Erweiterung der Gemeinschaft bekommen. Zunächst muß nach dem Nein der Schweizer der europäische Wirtschaftsraum für die verbliebenen 18 EG- und EFTA-Länder unter den europäischen Hut gebracht werden. Das soll rasch und problemlos geschehen. Zwischen Stockholm, daß nach dem Berner Rückzug den EFTA- Vorsitz übernimmt, und Kopenhagen wird es zumindest keine Sprachprobleme geben. Schon Anfang Januar aber sollen auch die offiziellen Beitrittsverhandlungen der EG mit Schweden, Finnland und Österreich beginnen. "Wir sind glücklich, daß in Edinburgh grünes Licht für die Gespräche gegeben wurde, obwohl der Maastricht-Vertrag noch nicht in Kraft ist", sagt Schlüter. Noch vor Neujahr will der Dänenpremier seine skandinavischen Kollegen zu informellen Überlegungen nach Kopenhagen bitten. Und auch Norwegen soll sich bald an den Verhandlungstisch setzen. "Wir wollen darauf dringen, daß sich die Kommission mit ihrem Avis zu Norwegen beeilt, denn wir wollen Oslo gerne dabei haben", erläutert Schlüter. Wenn das offizielle Logo der dänischen Präsidentschaft auch eine Wikingerbarke mit zwölf Mann Besatzung zeigt (einer 3000 Jahre alten Höhlenzeichnung nachempfunden), will Kopenhagen doch alles dafür tun, daß schon 1995 sechzehn Mitglieder im EG-Boot sitzen.
Für die beitrittswilligen Staaten ist es ein Vorteil, die Gespräche beginnen zu können, während Dänemark das EG-Ruder hält. Die Dänen stehen der Erweiterung weit positiver gegenüber als zum Beispiel Belgien, das in der zweiten Hälfte 1993 den Vorsitz übernimmt. "Dänische" Ausnahmeordnungen werden für neue Mitglieder allerdings nicht gelten. "Wir haben unsere bekommen, weil wir der EG auf der Grundlage der Römischen Verträge beitraten", meint Schlüter. "Für die Neuen wird Maastricht gelten." Zwar könnten sie in Kopenhagen mit Verständnis für Wünsche nach Übergangsregeln rechnen. "Aber die dänische Ordnung steht anderen nicht offen."
Ob die Dänen selbst diese Ordnung akzeptieren, wird sich erst während der dänischen Präsidentschaft herausstellen. Das zweite Maastricht-Referendum, das Ende April oder Anfang Mai stattfinden soll, wird die Vorsitzperiode trotz all der sich aufdrängenden internationalen Probleme überschatten: ohne dänische Zustimmung ratifiziert auch London nicht. Dann ist der Maastricht-Vertrag Makulatur, und zumindest bei den skandinavischen Beitrittskandidaten rückt ein Ja zur EG in weite Ferne. Dann würden, glaubt Poul Schlüter, die übrigen Zehn sich neu organisieren und ihre Unionspläne dennoch verwirklichen. "Dann wären Mittel- und Südeuropa in enger Zusammenarbeit verbunden, während wir in Nord- und Nordwesteuropa nur zusehen könnten, was die anderen beschließen."
"Das darf nicht geschehen", ist Schlüter überzeugt: "Eine solche Europakarte ist unakzeptabel." Eine "schwere Last auf unseren Schultern", nennt der Ministerpräsident die entscheidende Rolle, die das dänische Referendum für Europas Weiterentwicklung bekommen hat.
Doch er wählt, seinem Naturell gehorchend, die optimistische Betrachtungsweise: "Ist es nicht phantastisch, welche Folgen unser Ja bekommen wird?" Meinungsumfragen, die für die Volksabstimmung Nummer zwei einstweilen eine Ja- Mehrheit von 54 zu 24 Prozent vorhersagen, geben ihm vorerst Grund zur Hoffnung, daß diesmal nach den Politikern auch die Wähler der Union zustimmen werden.
Wenn die EG-Regierungschefs am 21. Juni im Kopenhagener Bella-Center zum nächsten Gipfel zusammentreffen, soll der Weg für das Inkrafttreten des Maastrichter Abkommens gebahnt sein. Ob dann Poul Schlüter, der am längsten dienende EG-Ministerpräsident, Gastgeber sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Zunächst muß er innenpolitische Scharmützel überstehen: der für den 14. Januar angekündigte Rapport eines Untersuchungsgerichts über den "Tamilen-Skandal", bei dem es um Schlüters Mitwissen über im Kopenhagener Justizministerium begangene Rechtsverletzungen gegenüber tamilischen Flüchtlingen geht, kann den Sturz der Regierung auslösen.
Der Reigen wäre dann geschlossen: auch im Herbst 1981, als Poul Schlüter und Uffe Ellemann-Jensen nach dem Rücktritt des Sozialdemokraten Anker Jörgensen ihre Regierungsämter übernahmen, war Dänemark Präsident der europäischen Gemeinschaft.
KÖNIGSTEIN. Bewohner der Altstadt haben eine böse Weihnachtsüberraschung erlebt: Sie erhielten Gebührenbescheide bis zu 10 000 Mark, die sie für die Straßenerneuerung vor ihren Grundstükken bezahlen sollen. Die Stadt mußte die Rechnungen noch im Dezember losschikken, sagt Bürgermeister Bertram Huke, weil Ende 1992 die Angelegenheit verjährt sei: "Wir sind rechtlich dazu verpflichtet und haben keine andere Wahl, es ist aber klar, daß wir Stundungs- und Ratenzahlungsanträgen stattgeben."
Bewohner des unteren Teils der Gerichtsstraße treffen die Bescheide besonders hart: Sie wissen, daß im oberen Teil der Straße nichts gezahlt werden muß, weil dort die Ansprüche der Stadt inzwischen verjährt sind. Erster Stadtrat Klaus Dehler weiß nicht, wie das passieren konnte: "Als die Bescheide hätten rausgeschickt werden müssen, war ich noch nicht im Amt." Er kann sich auch nicht erklären, weshalb die Anlieger nicht zu Versammlungen eingeladen wurden, um ihnen alles zu erläutern.
Eine solche Bürgerinformation ist in der Anliegerbeitrags-Satzung, die das Stadtparlament 1990 rückwirkend bis 1985 beschlossen hat, nicht vorgesehen. Das ist einer der Gründe, weshalb die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) der Satzung seinerzeit nicht zustimmte. Außerdem, so Fraktionsvorsitzender Berthold Malter, sei die ALK mit der Einstufung einiger Straßen nicht einverstanden gewesen: "Es ist nicht nachvollziehbar, wieso beispielsweise die Haintürchenstraße als reine Anliegerstraße mit 75 Prozent Kostenbeteiligung eingestuft ist, obwohl über sie der größte Teil des öffentlichen Verkehrs zum Krankenhaus läuft." Nach Malters Ansicht wäre der Ausbau der Straßen anders verlaufen, wenn die Bürger in die Diskussion miteinbezogen worden wären: "Hätten sie über die anstehenden Kosten Bescheid gewußt, so hätten vielleicht einige die Baumaßnahmen abgelehnt."
Die ALK hat sich im Lauf der Haushaltsberatungen 1993 bemüht, für die Zukunft die Bürgerbeteiligung bei Straßenerneuerungen zu sichern: "Wir konnten dazu beitragen, daß die für den Ausbau vorgesehene Waldhohlstraße in Schneidhain (50 Prozent Kostenbeteiligung der Anlieger) erneut aus dem Haushalt herausgenommen und aufgeschoben wurde." Drin blieben allerdings die Erneuerung des Helbighainer Weges (Kosten 400 000 Mark), zu dem die Anlieger 75 Prozent der Kosten beisteuern sollen. nau
KRONBERG. "Palais Kronberg" nennt das Unternehmen Caliston, eine Tochterfirma der Commerzbank, das Bauprojekt am Sodener Stock auf dem Gelände der ehemaligen Früchteverwertung. Ein dreistöckiges Bürohaus, mit ausgebautem Dachgeschoß, soll entstehen und 500 neue Arbeitsplätze nach Kronberg bringen. Nicht nur das: Auf dem Gelände werden auch 300 Parkplätze angelegt, eine Zahl, die die Stadt gerne "gedrückt" hätte, so Erster Stadtrat Karsten Stahlberg: "Auch der Hinweis, daß wahrscheinlich bald ein S-Bahnhof, der sogenannte Bahnhof Süd, in der Nähe eingerichtet wird, hat nicht geholfen." Die Firma bestehe auf den Parkplätzen, da sich sonst die Büros nicht vermieten ließen.
Verkehrstechnisch bedeutet der neue Bürokomplex, daß die Kreuzung am Sodener Stock umgebaut werden muß. Aus Richtung Frankfurt, sagt Stahlberg, wird die Abbiegespur in Richtung Oberhöchstadt auf doppelte Breite gebracht, und die Linksabbieger aus Richtung Oberhöchstadt bekommen ebenfalls eine Extra-Spur.
Doch nicht nur das neue Bürogebäude samt Abstellplätzen bringt zusätzlichen Verkehr für die Kreuzung am Sodener Stock. Ganz in der Nähe, auf Schwalbacher Gebiet, am sogenannten "Kronberger Hang" soll ein attraktives Gewerbegebiet entstehen mit gut 3000 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Der umstrittene Bebauungsplan ist noch nicht rechtskräftig, doch das erste Unternehmen, das mit Ausnahmegenehmigung gebaut hat, ist schon eingezogen: Der Computerhersteller "Atari". Mit weiteren Bauherren und Mietern wurden schon Verträge geschlossen oder stehen kurz vor dem Abschluß, wie Schwalbachs Bürgermeister Horst Faeser (SPD) kürzlich während einer Pressekonferenz sagte: Die ehemalige Gewerkschaftsschule der IG Bau, Steine, Erden wird abgerissen, um Platz für ein 200-Betten-Hotel der Kette "Dorint" zu machen. Daneben soll ein viergeschossiges Gebäude der Daimler Benz Informationssysteme hochgezogen werden, mit 800 bis 1000 Mitarbeitern. In der Handelszentrale deutscher Kaufhäuser (Hadeka) mietete Procter & Gamble zwei Etagen. Durch den Abriß von Gebäudeteilen wurde Platz geschaffen für einen Neubau des Chemieriesen Dow Chemical (600 Mitarbeiter) - das sind nur einige Beispiele. Naturschützer kritisierten nicht nur die Verschandelung der Landschaft am Kronberger Hang, das Straßenbauamt äußerte auch massive Bedenken, ob die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen seien. Die Stadt legte ein Gutachten vor, das vorschlägt, den jetztigen Linksabbieger zur "Hadeka" von der L 3005 aus in einen Tunnel zu verlegen. Auch der aus Kronberg kommende Verkehr soll an der Kreuzung mit der L 3014 in die Erde gehen, damit der nach links abbiegende Verkehr nach Schwalbach kreuzungsfrei abfließen kann. nau/she
Wollteppiche, Hockschemelbänkchen, Yoga-Kissen: 30 Frauen und Männer aus dem Nordend mühen sich redlich, ihre Beine zu einem zünftigen Lotussitz zu verknäulen. Peter Lipsett nimmt einen Klöppel und gongt damit gegen eine Tonschale. Dann wird eine Stunde meditiert - so wie es die Überlieferung von Zen und Krya gebietet. Man schließt die Augen, übt Konzentration und Selbstbesinnung und macht den Kopf leer. Ein Mantra wird gesungen und gebrummt.
Ort des Geschehens ist nicht etwa das "Haus der Meditation" am Luisenplatz oder das Zentrum für transzendentale Meditation im Grüneburgweg: Die Gruppe trifft sich mittwochs um 18 Uhr im Haus der evangelischen Gethsemanegemeinde. Zen-Meister Lipsett ist auch kein westlicher Guru oder Frankfurter Yogi, sondern katholischer Theologe und Religionsphilosoph. Er leitet das ökumenische Meditationsprojekt von evangelischer und katholischer Kirche in Frankfurt.
Das ist keine Ketzerei, was er tut, sondern zählt - das attestiert ihm der katholische Stadtdekan Klaus Greef - zur "Neuentdeckung von christlichen Dingen, die schon mal da waren" und bediene ein "echtes ernst zu nehmendes Bedürfnis, die Menschen zur Ruhe kommen zu lassen". Greef, das geistliche Oberhaupt der 180 000 Frankfurter Katholiken, hat selbst drei Meditationskurse mitgemacht und dabei kein schlechtes Gewissen bekommen: Die Innenschau und die leibliche Komponente ("der Atem wird mit reingenommen") knüpfe ja schließlich an an "beste Traditionen christlicher Spiritualität und Mystik". Im Unterschied zur ostasiatischen Entspannungstechnik sei in der katholischen Version jedoch immer "eine Rückbindung an ein personales Gottesbild gegeben".
Überhaupt die Mystiker: Weltanschauungsbeauftragter Lemhöfer findet bei ihnen den Anstoß, "Dinge wieder zu entdecken, die im christlichen Gedächtnis vergraben waren": das ganzheitliche Menschen- und Gesundheitsverständnis der heiligen Hildegard von Bingen zum Beispiel.
Von dem zeigt sich auch das Erwachsenenbildungsprogramm des katholischen "Haus der Begegnung" (HdB) im Gärtnerweg inspiriert. Kurse im chinesischen Quigong, in Bioenergetik, autogenem Training und meditativer Tanztherapie; eine tiefenpsychologische Traumwerkstatt, Einführungen in Psychoanalyse und Jungscher Psychologie, Tango-Tanzen und Jonglage - "alles immer rappelvoll" meldet das HdB.
Ausgebucht auch stets die Einkehrwochenenden, Meditations- und Fasten- Workshops und Besinnungs-Exerzitien, die in den Exerzitienhäusern (Limburg, Vallendar, Hofheim) und den Klöstern des Bistums Limburg (Tiefenthal, Arnstein, Engelthal) übers Jahr angeboten werden.
"Eigentlich", so sinniert grienend Weltanschauungsbeauftragter Lemhöfer, "könnten wir an alle Abteien ja Schilder machen, um uns von New Age klar abzusetzen. Und überall draufschreiben: ,Das Original&rquote;." peh
Briefe an die Redaktion
"Forderung nach Kontrollen ist utopisch" Eltern haben Angst um ihre Kinder: Raser vor der Buchhügelschule in Offenbach (FR vom 14. Dezember):
Autofahrer sind zu schnell, das kann jeder täglich beobachten. Mit Recht fürchten deshalb Eltern um ihre Kinder. Nach den berechtigten Klagen an der Ebertschule (Rennstrecke Mühlheimer Straße) kommt jetzt der Schulweg zur Buchhügelschule in die Diskussion. Da erfahrungsgemäß neue Schilder locker ignoriert werden, helfen nur bauliche Maßnahmen. Die lehnt jedoch das Straßenverkehrsamt bedauerlicherweise ab.
Dort fordert frau für Obere Grenzstraße und Goerdelerstraße "ordentliche Kontrollen, Geschwindigkeitsmessungen und Rotlichtkontrollen". Das klingt recht plausibel. Wenn man jedoch Tag für Tag in der Innenstadt erleben muß, daß selbst die Kontrolle des ruhenden Verkehrs durch das Straßenverkehrsamt rund ums Rathaus nur unzulänglich vorgenommen wird - worauf wiederholt schriftlich hingewiesen wurde -, erscheint die Forderung für den Buchhügel leicht utopisch. Den Kindern helfen keine Beruhigungspillen, sie brauchen Taten zum Überleben. Jürgen W. Fritz, Offenbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Es geht dabei eben nicht nur um die Bildungsnotwendigkeiten von Kindern und Jugendlichen, sondern immer mehr auch um die sich verschlechternden Arbeitsplatzbedingungen der Kollegien.
Es ist die alte Leier erfolgloser Arbeitskampfstrategien: aufzeigen, massiv demonstrieren, brandmarken . . . Darauf hat noch kein KuMi reagiert.
Schulamtsdirektor Bartnitzky nennt keine einzige wirksame Maßnahme, wie dem Kahlschlag im Bildungswesen wirklich begegnet werden kann, wie sich Lehrer erfolgreich wehren können.
Die entflammte Diskussion zeigt doch, daß die "pädagogische Verweigerung" offenbar den Nerv trifft.
Soll doch der Schulamtsdirektor mal deutlich machen, wie man sich sonst wehren kann, ohne daß dienstrechtliche Maßnahmen ergriffen werden, an denen er in seiner Position wohl auch beteiligt sein würde.
"Nein!" Und nochmals "nein"! "Nicht die Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort" verweigern sich in Wirklichkeit - unsere hochdotierten Politiker verweigern sich unter fadenscheinigen Begründungen und wider besseres Wissen "den Kindern und Jugendlichen", statt, wie es ihrer Aufgabe entspräche, das Wohl des Volkes zu mehren. (. . .)
Seit Jahrzehnten tragen dagegen pädagogisch denkende Kolleginnen und Kollegen den pädagogischen Fortschritt auf ihren Schultern, den der Kultusminister "für allerlei Foto- und Pressetermine" "persönlich nutzte" - weitgehend ohne Anerkennung in der Öffentlichkeit und zeitweise begleitet mit erniedrigenden Kommentaren aus dem Hause eben dieses Kultusministers. Seit Jahrzehnten werden die Kolleginnen und Kollegen mit dem Hinweis auf ihr pädagogisches Gewissen ausgenutzt.
Das Maß ist voll! Die GEW ist - als Gewerkschaft - nicht vorrangig für eine fortschrittliche Bildungspolitik zuständig, das ist die primäre Aufgabe des Kultusministers, sondern die GEW hat - als Gewerkschaft - in viel stärkerem Maße dafür Sorge zu tragen, daß die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen mit dem pädagogischen Fortschritt Schritt halten.
Aus Leserbriefen zu einem Beitrag Horst Barnitzkys (siehe FR v. 19. 11.) in: neue deutsche schule 23/24 - 92.
WETTERAUKREIS. Der Verurteilung rechtsradikaler und ausländerfeindlicher Aktivitäten will der vom DGB initiierte runde Tisch, der von einem breiten Spektrum demokratischer Kräfte in der Wetterau unterstützt wird, nun auch Taten folgen lassen. Die 30 Organisationen aus Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, Parteien, Schülervertretungen und Initiativen haben hierzu ein "Aktionsprogramm für Ausländerfreundlichkeit und Asyl - gegen Fremdenfeindlichkeit" verabschiedet, das bereits mit konkreten Arbeitsaufträgen verbunden worden ist. Die politisch Verantwortlichen der Wetterauer Kommunen sollen an einen Tisch geholt werden. Die Schulen sollen bei der Behandlung von Themen wie Rechtsradikalismus oder Fremdenfeindlichkeit unterstützt werden. Ausländische Mitbürger/-innen sollen im Falle von Diskriminierung und Hetze eine Kontaktadresse für Beschwerden erhalten. Weitere Aktivitäten zielen auf die Einrichtung eines Jugendzentrums in Friedberg sowie auf die Vorbereitung einer großen Kulturveranstaltung. Die FR veröffentlicht das Aktionsprogramm des runden Tisches im Wortlaut. Grundsätze:
1. Ausländer in Deutschland stehen, unabhängig von ihrer Herkunft, unter dem Schutz des Grundgesetzes. Wir werden im Wetteraukreis alles tun, damit dieser Schutz wirksam gewährt werden kann. Am Grundrecht auf Asyl halten wir ohne Wenn und Aber fest.
2. Eine Änderung des Grundgesetzartikels 16 wird keines der Probleme unserer Gesellschaft lösen. Zu dieser Erkenntnis werden wir auch öffentlich stehen und wenden uns gegen jegliche Änderung des Grundgesetzes sowie die weitere Diskussion darüber.
3. Die unselige "Asylantendiskussion", in der Asylsuchende und Ausländer für die Probleme unserer Gesellschaft verantwortlich gemacht werden, muß sofort beendet werden. Die Parteien werden aufgefordert, dieses Thema nicht als Wahlkampfthema zu nutzen und damit Fremdenhaß weiter anzuheizen. Auch die Boulvevardpresse soll mit der Hetze aufhören und wird von uns dazu aufgefordert.
4. Wir fordern die konsequente Verfolgung und Bestrafung der Täter einschließlich des Tatbestandes der Volksverhetzung.Aktionsvorschläge:
1. Wir erkennen, daß Ausländer und Asylsuchende in ihrer rechtlosen Lage und als Minderheit zu Sündenböcken gemacht werden. Wir setzen uns für gleiche Rechte von ausländischen und deutschen Mitbürgern/-innen ein, fordern erleichterte Einbürgerung sowie das Wahlrecht für Ausländer. Bis zur Verwirklichung dieser Forderung sollen alle Möglichkeiten der demokratischen Mitwirkung von Ausländern/-innen in den Städten und Gemeinden sowie im Wetteraukreis weiterentwickelt und genutzt werden. Dafür sollen die Bürgermeister/-innen gewonnen werden. Außerdem regen wir zu diesem Zweck die Einrichtung von Nachbarschaftsbüros auf örtlicher Ebene an. Telefonnummern von Anlaufstellen sollen sowohl in deutschen als auch türkischen Zeitungen veröffentlicht werden.
2. Wir setzen uns dafür ein, daß in unseren Organisationen, den Behörden, Betrieben, Schulen, Kindertagesstätten und sonstigen Einflußbereichen der Teilnehmer/-innen des runden Tisches keine Diskriminierung von Ausländern/-innen stattfindet. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat für dieses Ziel streben wir an. Für Angestellte von Behörden, die viel mit Ausländern/-innen arbeiten, sollen Seminare organisiert werden. Ausländische Eltern und Schüler/-innen sollen an der Vorbereitung beteiligt werden.
3. Die Teilnehmer/-innen und Organisationen des runden Tisches setzen sich für die Aktivierung aller demokratischen Kräfte im Wetteraukreis ein, um gemeinsam die Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Rassismus und Ausländerhaß zu organisieren. Ziel muß es sein, auf faschistische und rassistische Kräfte einzuwirken oder sie so zu isolieren, daß Vorfälle wie in Mölln und anderswo bei uns nicht möglich sind. Das erfordert auch, faschistische und rassistische Tendenzen und Umtriebe in unserer unmittelbaren Umgebung zu erkennen, öffentlich zu benennen und die Auseinandersetzung auch öffentlich mit ihnen zu führen. Ausländerhaß und Fremdenfeindlichkeit darf nicht länger salon- oder stammtischfähig sein!
4. Wetteraukreis sowie Mandatsträger und -trägerinnen in den Kommunen werden aufgefordert, sich zusammenzusetzen, besondere Gefahrenquellen für Asylwohnheime, Aussiedlerwohnheime und Wohnungen von Ausländern im Wetteraukreis herauszufinden und hier in Zusammenarbeit mit jeweils einbeziehbaren Organisationen auf mögliche Tätergruppen präventiv einzuwirken. Ziel ist es, Jugendliche dem Einfluß von Volksverhetzung zu entziehen und diese zu isolieren.
5. Wir erkennen, daß soziale Probleme in Deutschland und damit auch in den Gemeinden des Wetteraukreises wachsen und gerade unter der Jugend zu einer Anfälligkeit gegenüber Rechtsextremismus und Gewalt führen. Wir werden uns diesen sozialen Aufgaben und Problemen im Rahmen unserer Möglichkeiten stellen und fordern den Kreis und die Gemeinden auf, sozialen Mißständen zu begegnen und eine Jugend- und Sozialarbeit in Gang zu setzen, wo es sie noch nicht gibt.
6. Bei Veranstaltungen rechtsextremer und neofaschistischer Organisationen während des Wahlkampfes wollen die teilnehmenden Organisationen jeweils Gegenaktionen (zum Beispiel Mahnwachen und Demonstrationen) zu Beginn der Veranstaltungen am Veranstaltungsort organisieren. Städte und Gemeinden werden aufgefordert, alle Rechtsmittel auszuschöpfen, damit solchen Veranstaltern keine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden müssen. Wir appellieren an Gastwirte und Gaststättenbesitzer/-innen, keine Räumlichkeiten für solche Veranstaltungen zu gewähren.
7. Die Bedeutung der Schulen und Kindertagesstätten für diese Auseinandersetzung muß hoch eingeschätzt werden. Der runde Tisch begrüßt daher die wachsenden Aktivitäten in diesem Bereich. Das miteinander Leben und Lernen muß aktiv und praktisch gefördert werden, konkrete Probleme (Fremdenhaß, Rivalitäten und Bandenbildung) müssen benannt, aufgegriffen und diskutiert werden. Die Teilnehmer/-innen des runden Tisches erklären sich bereit, Initiativen dazu im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit Rat und Tat zu unterstützen. Der Kreisschülerrat will die Initiative im Kreis in Zusammenarbeit mit den Schülervertretungen einzelner Schulen übernehmen und Veranstaltungen organisieren, in die auch Lehrer/- innen und Eltern einbezogen werden.
8. Der runde Tisch begrüßt weiterhin den Zusammenschluß von Einzelpersonen und Organisationen zu Asylarbeitskreisen auf Ortsebene, die den Schutz und die Einbindung von Asylsuchenden und anderen ausländischen Mitbürgern/-innen zum Ziel haben, und regt an, solche Arbeitskreise in weiteren Orten zu gründen. Die anwesenden Organisationen und Einzelpersonen wollen sich nach ihren Kräften und Möglichkeiten auch initiativ an dieser Aufgabe beteiligen.
9. Zeitungen, Funk und Fernsehen werden aufgefordert, keine Wahlwerbung und Berichterstattung für rechtsextreme Parteien zu machen. Auch sollen keine rechtsextremen Leserbriefe veröffentlicht werden.
10. Der runde Tisch hat eine Arbeitsgruppe gebildet, die ein Konzept für eine große Kulturveranstaltung im nächsten Frühjahr erstellen will.
11. Jede der teilnehmenden Organisationen und Einzelpersonen entwickelt weitere Vorschläge, wie sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Arbeitsbereiche gegen den Fremdenhaß arbeiten kann.
Eines der Verdienste der Frankfurter Rundschau besteht darin, daß wichtige Beschlüsse und Gesetzesänderungen im Wortlaut wiedergegeben werden, so auch jetzt im Falle des Asyl-Kompromisses. Mißlungen ist in diesem Fall nur die Überschrift "Ein versöhnendes Signal" (FR vom 8. 12. 1992).
Im ersten Absatz der Vereinbarung wird diese Formulierung benutzt mit dem Hinweis darauf, daß "Deutschland ein weltoffenes, tolerantes Land ist und bleiben soll" und "der Schutz tatsächlich politisch Verfolgter gewährleistet werden" muß.
Liest man den Wortlaut des Parteien- Kompromisses zum Asylrecht weiter, wird jedoch sehr bald deutlich, daß dies kein versöhnendes, sondern ein verhöhnendes Signal ist - verhöhnend für die betroffenen Asylbewerber.
Der Satz "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht" soll zwar ebenso in der Verfassung bleiben wie die Rechtsweg-Garantie, jedoch nur auf dem Papier. Mit den geplanten Ergänzungen kann das Asylrecht wirksam gegen jegliche Inanspruchnahme geschützt werden. "Einreise über ein sicheres Drittland", "unzureichende Mitwirkung des Betroffenen am Asyl-Verfahren" oder "Herkunft aus einem Nicht-Verfolger-Staat" - einer dieser Gründe für Abschiebung wird sich für jeden Asylbewerber finden lassen. Die Chance, nach den geplanten Gesetzesänderungen noch den Nachweis zu erbringen, tatsächlich politisch verfolgt zu sein, ist denkbar gering. Triumphierend hat auch Herr Stoiber erkannt, daß man nun jeden an der Grenze abweisen kann (siehe FR-Artikel "amnesty sieht das individuelle Recht auf Asyl nicht gewährleistet" vom 8. 12. 1992 auf der gleichen Seite). Nicht nur die betroffenen Asylbewerber, auch unsere Nachbarländer werden über diese Regelung "hoch erfreut" sein.
In den langen Verhandlungsrunden wurde nicht einmal im Ansatz der Versuch unternommen, objektive Kriterien zu erarbeiten, an Hand derer entschieden werden soll, ob jemand politisch verfolgt ist. Wenn der Erhalt des Grundrechts auf Asyl für wirklich politisch Verfolgte angeblich von allen gewollt wird, sind die erarbeiteten "Auswahlkriterien" jedenfalls völlig unverständlich.
- Weshalb soll jemand, der per Flugzeug einreist, eher zum Asylverfahren zugelassen werden als derjenige, der auf dem Landweg kommt? Macht ein Flugtikket politische Verfolgung glaubwürdiger?
- Warum soll ein Asylbewerber, der keine Angaben über seine Herkunft oder seinen Reiseweg macht, zumindest noch in das verkürzte Eilverfahren gelangen? Was macht denjenigen, der diese Angaben ehrlich macht, weniger glaubwürdig?
Solche Regelungen machen nur Sinn, wenn es ausschließlich darum geht, die Zahl der Asylbewerber zu reduzieren. Da bisher die Mehrzahl der Asylbewerber, die nicht abgeschoben werden, wegen der Genfer Flüchtlingskonvention oder aus humanitären Gründen (Artikel 1 GG) ein Bleiberecht erhält, werden künftig auch diese Grundrechte ausgehöhlt. Zu guter Letzt will man gar die noch neu zu schaffenden Gesetze nachträglich auf die (von unserer Regierung mutwillig "aufgestauten") alten Asylanträge anwenden - ein wohl einmaliger Vorgang in der Rechtsgeschichte. Damit haben die etablierten Parteien Forderungen der Schönhuber- Partei umgesetzt, ohne daß deren Vertreter mit am Tisch saßen.
Das schlimme an diesem Asylkompromiß ist, daß es sich nicht um ein Thesenpapier irgendeiner Splitterpartei von Rechtsaußen oder zumindest eines kleinen rechtskonservativen Zirkels (wie dem unlängst bei der Union gegründeten) handelt. Vielmehr ist es ein Papier, das für die große Mehrheit unserer Volksvertreter konsensfähig sein soll. Wenn dieses Dokument latenter Fremdenfeindlichkeit mit der Zustimmung von CDU/CSU, FDP und SPD in Gesetze gegossen werden sollte, muß man wirklich wieder Angst haben - um Deutschland und vor Deutschland. Die Asyldebatte ist in Zusammenhang mit der Ausländerfeindlichkeit zu sehen.
Zum Glück gibt es auch zunehmend deutliche Signale in eine andere Richtung, zuletzt waren es in München und Hamburg jeweils 300 000 Menschen sowie etwa 200 000 hier in Frankfurt, die gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert haben. Vielleicht denken unsere Volksvertreter angesichts massenhafter Proteste noch einmal über die Wirkungen ihres Asylkompromisses nach und korrigieren ihn. Bei der NATO-Nachrüstungsdebatte zu Anfang der achtziger Jahre dauerte es auch einige Zeit und bedurfte massiver Proteste, bis die großen Parteien zur Einsicht kamen. Wenn aber diese Einsicht ganz ausbleibt, dann sollten wir mit dem Stimmzettel bei der nächsten Wahl dafür sorgen, daß diese Volksvertreter nicht noch mehr Unheil anrichten können.
Dr. Sven und Gabriele Cabs, Frankfurt am Main
Zunächst möchte ich der FR mein Lob aussprechen, daß sie in der Ausgabe vom 11. 12. 1992 mit den Beiträgen von Ursula Knapp "Acht kleine Gesetzgeber?" und von Astrid Hölscher "Ein wenig Lebenswirklichkeit in Karlsruhe" auch über den zweiten Verhandlungstag, den 9. Dezember, im Verfassungsstreit um die Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchrechtes eingehend und informativ berichtet hat.
Hervorheben möchte ich dabei, daß beide Berichterstatterinnen erkennbar auch nach der Abendpause bis zum späten Ende des langen Verhandlungstages (gegen Mitternacht) anwesend waren, während man den Berichten anderer überregionaler Zeitungen oft anmerkt, daß ihre Berichterstatter (vielleicht aus Erschöpfung) den Prozeßverlauf nach Fortsetzung der Verhandlung ab 21.15 Uhr nicht mehr verfolgt haben.
Die Feststellung von Ursula Knapp "Bei wirklicher Zahlungsunfähigkeit würde sogar das Sozialamt die Arztrechnung übernehmen müssen, wie in der mündlichen Verhandlung einmütig festgestellt wurde", gibt den Verhandlungsverlauf jedoch nicht ganz korrekt wieder. Zu diesem Punkt kam es nämlich zwischen den Sachverständigen zu später Stunde noch zu einer juristischen Kontroverse, die ich, weil auch sie die weittragende Bedeutung des zu erwartenden Urteils des BVerfG aufzeigt, kurz wiedergeben möchte.
Als von anhörungsberechtigten Ländern benannter Sachverständiger für Sozialhilfe hatte ich unter anderem vorgetragen, daß die Sozialhilfe sich derzeit bei der Übernahme von Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs am Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen orientiert, weil die entsprechenden Vorschriften des Sozialhilferechts hier auf das Recht der Krankenkassen verweisen. Diese Vorschriften fielen aber in sich zusammen, wenn das BVerfG gemäß dem Antrag des Landes Bayern das Krankenkassenrecht insoweit für verfassungswidrig erklärt.
Der von Bayern benannte Sachverständige meinte daraufhin, dann würden die Träger der Sozialhilfe im Wege des Ermessens oder als freiwillige Leistung der Kommunen bei bedürftigen Frauen die Kosten des Schwangerschaftsabbruchs übernehmen und trug auf Nachfrage des Gerichts ein Berechnungsbeispiel vor.
In meiner knappen Replik auf die Ausführungen dieses Sachverständigen wies ich darauf hin, daß die Legitimation zu solchen freiwilligen oder Ermessensleistungen auf schwankendem Boden stehe, weil sie vom Ausgang dieses Verfassungsstreitverfahrens abhänge.
Die Bemerkung eines Verfassungsrichters, auch nach seiner Ansicht sei zunächst die Frage der Rechtmäßigkeit zu beantworten, bevor sich die Frage der Zuweisung einer Leistungspflicht zum Krankenversicherungsrecht oder zur Sozialhilfe stelle, zeigte mir, daß mein Argument durchaus verstanden worden ist, nämlich daß auch der Sozialhilfe eine Kostenübernahme verwehrt würde, wenn und soweit das BVerfG Schwangerschaftsabbrüche für rechtswidrig erklärt.
Prof. Dr. Dieter Giese (Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge), Frankfurt am Main
Wurden die Bahnfahrgäste noch vor ein paar Wochen in Frankfurter S-Bahnen von Klimaberatern des Umweltministers für ihr umweltschonendes Verhalten persönlich belobigt, so werden sie jetzt mit der Tariferhöhung der Bundesbahn bestraft (FR vom 15. 12. 1992 "Bahn: Schlimme Preissignale").
Die Autofahrer heizen mit billigem Benzin weiter dem Klima ein (1 l Benzin entspricht 2,4 kg des Treibhausgases CO2). Wilfried Lietzau, Bremen
Haben Sie schon einmal von schlecht informierten Journalisten gehört? Nein? Da geht es Ihnen wie uns von i p o s (Institut für praxisorientierte Sozialforschung in Mannheim), bis wir die FR vom 16. 12. 1992 ("Umfrage - Wes Brot ich ess' . . .") gelesen haben. Seit dieser Zeit sind wir besser informiert: Es gibt welche!
i p o s (das bekannte Schwesterinstitut der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen) stellt die Hypothese auf: Unter den Lesern der Frankfurter Rundschau ist der Anteil derer, die von i p o s schon gehört haben, größer als unter den Wirtschaftsredakteuren der FR. Begründung: Die Leser lesen mehr oder weniger alle Teile ihrer Zeitung, die Redakteure des Wirtschaftsteils haben etwas Berührungsängste mit dem politischen Teil ihrer Zeitung.
Wurde doch innerhalb der letzten zwei Wochen dort dreimal über i p o s-Untersuchungen berichtet, ohne daß die Kollegen des Wirtschaftsteils das mitbekommen haben. Am Montag, dem 14. Dezember, unter dem Titel: "Eine Umfrage sieht Rot-Grün vorn", eine Studie, bei der die FAZ-Sonntagszeitung Auftraggeber war.
Übrigens, wir versuchen mit anerkannten und erfolgreichen sozialwissenschftlichen Forschungsmethoden für die Entwicklung unserer Gesellschaft relevante Einstellungen für interessierte und ebenso seriöse Auftraggeber zu erheben. Darunter würden wir übrigens (selbst jetzt noch) auch die Frankfurter Rundschau zählen. Dabei mag die Auswahl der analysierten Themen durchaus dem Interesse der Auftraggeber folgen; daß die von uns vorgelegten Ergebnisse darauf keine Rücksicht nehmen, versteht sich für unser Haus aber von selbst.
Daß im konkret kommentierten Fall die Mehrheit der Deutschen in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten auch ihre eigenen Ansprüche zu reduzieren bereit ist, spricht weniger für interessengeleitet manipulierte Daten als dafür, daß die Deutschen den Sinn für die Realitäten in den zurückliegenden Jahren wirtschaftlicher Hochkonjunktur nicht verloren haben. Ein ähnliches Ergebnis wurde übrigens bereits im Mai im ZDF in WISO aufgrund einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen dargestellt.
Daß uns die Glosse im übrigen mit den Wickert-Instituten vergleicht, könnte uns im Falle mangelnden Selbstvertrauens möglicherweise ehrenrührig erscheinen, unter den gegebenen Umständen ringt uns das aber lediglich das Lächeln ab, das sich auf den Gesichtern der FR-Redakteure für den Fall wiederfinden würde, daß man das sie alimentierende Blatt mit einem kürzlich in Berlin verstorbenen Boulevardblatt vergleichen würde.
Dr. Dieter Roth (i p o s), Mannheim
ROM. Er geht. Zumindest vorübergehend will er die Leitung des Mailänder "Teatro Piccolo" aus der Hand geben, um in Ruhe über seine endgültigen Schritte nachdenken zu können. "Aber die Arbeit geht weiter", bekräftigen seine Mitarbeiter. Den Hintergrund der in ganz Italien mit Bestürzung aufgenommenen Meldung bildet - wie berichtet (FR vom 30.11.) - ein Untersuchungsverfahren gegen den renommierten Theatermann, der sich dem Verdacht ausgesetzt sieht, 800 000 Mark an EG-Zuschüssen ohne Belege ausgegeben zu haben.
Tief getroffen kommentierte Giorgio Strehler: "Ich habe nichts dagegen, wenn mich jemand als Regisseur kritisiert; aber niemand darf mich wie einen Dieb behandeln." Untersuchungsrichter Fabio De Pasquale sieht das anders. Er wirft der Leitung des "Teatro Piccolo" vor, Zuschüsse der Europäischen Gemeinschaft für die Ausbildung von Technikern und Schauspielern in Höhe von 2,5 Millionen Mark seien zum Teil ohne korrekte Belege verschwunden. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, würde der Spitzenmann des italienischen Theaters wegen schweren Betrugs auf Brüsseler Kosten zur Verantwortung gezogen.
Nach fünfstündiger Vernehmung hatte Strehler empört verlautbart: "Ich trete als Italiener zurück. Es ist absurd, daß ich, mit meiner persönlichen Geschichte, wie ein dahergelaufener Tölpel behandelt werde. . . . Ich habe keine Ahnung vom Gesangsunterricht, und die andern verstehen nichts von der Vortragskunst. Deshalb versuchte ich dem Richter zu erklären, wie meine Kurse abgelaufen sind und daß wir das ganze EG-Geld ausgeben mußten." Den Journalisten warf er vor, sie hätten in sensationeller Aufmachung Vermutungen als Gewißheit verkauft. "Nicht als Künstler, sondern als Bürger fühle ich mich verletzt."
Als erste zog Nina Vinchi, die Witwe Paolo Grassis (des Mitbegründers des "Piccolo") und seit 1958 Generalsekretärin des Theaters, die Konsequenzen aus der Affäre: In einem Brief an Mailands Bürgermeister Piero Borghini kündigte sie ihr Dienstverhältnis. Allerdings rechnet man in Theaterkreisen damit, daß sie künftig durch einen Mitarbeitervertrag an das Haus gebunden bleibt. "Eine schmerzliche Entscheidung", kommentierte sie, "besonders in diesem Moment, wo Polemik und künstlerische Arbeit durcheinandergeraten. Auf den Vorwurf, ich habe öffentliche Gelder verschwendet, kann ich nur antworten: Die Pension wird mir mehr einbringen als mein Gehalt."
Aus allen Teilen Europas trafen in der lombardischen Hauptstadt Sympathiebekundungen ein, in denen völlig ausgeschlossen wird, daß Strehler und seine Mitarbeiter sich Geld erschwindelt haben. Künstler aus zehn europäischen Ländern erklärten in einem öffentlichen Brief, die sich ausweitenden Skandale in Italien dürften nicht dazu führen, daß nun einer der ersten Theaterleute des Kontinents verunglimpft werde. Sie beteuerten Strehler ihre Freundschaft und nannten alle Angriffe auf ihn eine "Hexenjagd".
Pamela Villoresi hingegen, eine erfolgreiche Schülerin Strehlers, ereifert sich: "Ich kenne die Abrechnungen des Piccolo nicht. Wenn es aber darum geht, gewisse Zahlen seien nicht korrekt verbucht worden, dann müßten alle Theaterleute verhaftet werden. Um in diesen Jahren zu überleben, haben wir Salti mortali gemacht. Die staatlichen Zuschüsse kommen erst nach Jahren, und inzwischen steigen die Sollzinsen ins Uferlose . . ."
Die richterliche Entscheidung darüber, ob es zum Prozeß kommt gegen die Mailänder Theaterleute, fällt im Januar. HORST SCHLITTER
Die SPD-Stadtverordnetenfraktion hat im Römer-Plenum auf die Rücktrittsdrohung von Stadtrat Daniel Cohn-Bendit (Grün), Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten, reagiert. Die Sozialdemokraten wollen, so erklärte ihre Sprecherin Ursula Trautwein, nach der Kommunalwahl im März 1993 "einschätzen, wo noch weitere Möglichkeiten für das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) bestehen, wo sich das Amt noch besser einbringen kann". Wie berichtet, hatte Cohn-Bendit in der vergangenen Woche angekündigt, er werde den Stadtratsposten im rot-grünen Magistrat aufgeben, falls das Amt in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr Kompetenzen erhalte.
Wenn es nach der CDU ginge, würde das Multikultur-Amt so schnell wie möglich aufgelöst, gingen seine Betreuungsfunktionen ans Jugend- und Sozialamt. "Wir werden Herrn Cohn-Bendit am Rücktritt nicht hindern", sagte Unionssprecher Albrecht Magen in der gut zweistündigen Debatte über die kommunale Ausländerpolitik. Der Stadtrat benutze ohnehin "die Szenarien der Ausländerarbeit mehr als Bühne für seine Selbstinszenierung" - allerdings ohne sich persönlich zu bereichern.
Cohn-Bendit hätte sich, so Magen, da mehr um die Kommunale Ausländervertretung (KAV) kümmern sollen, deren "Anlaufen ein Trauerspiel" sei. Nach einjähriger Arbeit hätte "von den vielen Entschließungen und Anträgen der KAV" gerade eine die Stadtverordnetenversammlung erreicht.
Cohn-Bendit hatte zuvor in einem Rechenschaftsbericht "Schwierigkeiten" bei der KAV und "Bruchstellen in der Verzahnung" eingeräumt, insgesamt jedoch eine positive Bilanz der bisherigen AMKA-Arbeit gezogen: "Wir haben uns unseren Platz in der Stadt erkämpft." Es werde wohl "keinen vernünftigen Politiker geben, der das Multikultur-Amt abschaffen will, bei dem, was wir in den kommenden Jahren in Deutschland erleben werden".
Das Multikultur-Amt habe "praktische Einwanderungspolitik" betrieben und dabei gut gearbeitet, mit Erfolg Probleme gemeistert: mit Behörden, Schulen, Polizei und in der ganzen "bunten Palette des Alltagslebens" zwischen Ausländern und Deutschen.
Große Aufgabe für die Zukunft sei, so Cohn-Bendit, den ausländischen Jugendlichen in Frankfurt "politische Einbürgerung" zu ermöglichen. Die fühlten sich als Frankfurter, wollten hier bleiben und leben, würden aber aufgrund ihrer nichtdeutschen Abstammung "immer anders behandelt". Das könne schon bald "soziale Aggressionen schaffen - mit möglicherweise schlimmen Formen". Cohn- Bendit: Ein "Sprengsatz, mindestens so gefährlich wie das Asylproblem".
Die rot-grünen Koalitionsfraktionen sahen das ähnlich und waren im übrigen voll des Lobes über die Arbeit des Multikultur-Amtes. Daß es in Frankfurt keine massive, offene Fremdenfeindlichkeit gebe, daran habe das AMKA - so die Sprecher von SPD und Grünen - gebührenden Anteil. peh
Albrecht Magen, Sprecher der CDU- Stadtverordnetenfraktion für Fragen der kommunalen Ausländerpolitik, ist sich mit Multikultur-Stadtrat Daniel Cohn- Bendit (Grüne) einig: "Die Polizei könnte auch Mitarbeiter ausländischer Herkunft brauchen", sagte Magen im Römer-Plenum - und wich damit von der offiziellen Unionslinie ab.
"Angesichts möglicherweise steigender Spannungen zwischen verschiedenen Nationalitäten" seien nichtdeutsche Polizisten durchaus vonnöten, meinte der christdemokratische Politiker. Bis jedoch ein Türke oder Marokkaner eine Frankfurter Schupo-Uniform anziehen darf, stünden eine ganze Reihe "praktischer Probleme" an: "Über deren Lösung sollten der Magistrat und der Oberbürgermeister nachdenken." peh
KARSTEN KNOLLE und JÜRGEN ANGELBECK, Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt, wollen nach eigenen Angaben "möglicherweise zwischen Weihnachten und Neujahr 60 geistig und körperlich behinderte Mädchen und Jungen aus dem bosnischen Kriegsgebiet" nach Deutschland holen. Knolle sagte in Magdeburg, Hilfsorganisationen hätten berichtet, daß in einer Behindertenschule Sarajewos die Kinder nicht mehr medizinisch versorgt werden könnten. Daraufhin seien Angelbeck und er "hinter den Kulissen aktiv" geworden. Ein deutscher Sponsor sei nun bereit, einen Charterflug für die Kinder von Split nach Deutschland zu finanzieren. Die beiden Parlamentarier waren durch ihre umstrittene Evakuierung von 42 Kindern aus Sarajewo im August bekannt geworden. Sachsen-Anhalts Sozialminister Werner Schreiber verwies auf die notwendige Abstimmung mit der Bundesregierung und der bosnischen Regierung. Er habe Kontakte aufgenommen. Alleingänge von Einzelpersonen lehne er ab. (AP)
BONN. Nach monatelanger Vakanz ist der Chefsessel im Kunstmuseum Bonn wieder besetzt. Der Stadtrat berief einstimmig den derzeitigen Leiter des Sprengel-Museums in Hannover, Dieter Ronte (49), in das Amt. Wann er es antritt, ist noch ungewiß. Die Vorgängerin Katharina Schmidt war kurz nach Eröffnung des Museums an die Kunstsammlungen Basel übergewechselt. dpa
HANNOVER. Das Kommunale Kino in Hannover, eines der ältesten in Deutschland, soll doch nicht geschlossen werden (die FR berichtete). Neben den ursprünglich als Abwicklungsetat gedachten 270 000 Mark für 1993 sollen Gelder durch Spenden, Sponsoren und Werbung gesichert werden. Der Subventionsbedarf liegt bei 400 000 Mark pro Jahr. dpa
ESSEN (dpa/VWD). Der Expansionshunger des Brillen-Herstellers Fielmann ist kaum zu stillen. Das Hamburger Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, demnächst ein Viertel des deutschen Marktes zu beherrschen. Derzeit beträgt sein Anteil knapp ein Fünftel.
Das Fielmann-Konzept der "schönen Kassenbrille" und des Verkaufs von Markenfabrikaten zu "fairen Preisen" hat sich innerhalb von 20 Jahren bewährt. In diesem Jahr wird ein Umsatz in Höhe von 615 Millionen Mark erwartet, was einem Zuwachs um 22,6 Prozent entspricht. Die etwa 4000 Beschäftigten veräußerten 2,2 (Vorjahr: 1,7) Millionen Sehhilfen. Als Ergebnis nennt das Unternehmen nur eine Summe aus Gewinn und Abschreibungen, die mit 60 (50) Millionen Mark beziffert wird.
Führend sind die Hanseaten nach eigenen Angaben inzwischen in Schleswig- Holstein, Hamburg, Bremen, Nordrhein- Westfalen und Niedersachsen. Diese Position werde jetzt auch in Bayern, Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz angepeilt. In den neuen Ländern sollen mittelfristig 100 Millionen Mark hineingebuttert, 40 Filialen eröffnet und 800 Stellen geschaffen werden. Derzeit gibt es dort etwa 28 Geschäfte und in Rathenow eine Fassungsproduktion.
Im kommenden Jahr will Fielmann die Zahl der Filialen um 16 auf 270 erhöhen. Etwa 58 Millionen Mark sollen investiert werden.
LOS ALAMITOS. Dana Andrews, der in den 40er und 50er Jahren viele Hauptrollen in wichtigen Hollywood-Filmen spielte, zum Beispiel in William Wylers "Die besten Jahre uneres Lebens", ist im Alter von 83 Jahren gestorben. dpa
MAGDEBURG, 20. Dezember (dpa). Der sachsen- anhaltinische CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Krause (Foto), Sprecher des kürzlich gegründeten "Christlich-Konservativen Deutschlandforums", hat mit einer "Denkschrift zu nationalen deutschen Fragen" Kritik aus der eigenen Partei ausgelöst. Die stellvertretenden Landesvorsitzenden Christoph Bergner und Bernhard Ritter zeigten sich entsetzt über die Thesen des 46jährigen Tierarztes aus der Altmark, in denen er einen "staatszersetzenden krankhaften Liberalismus" kritisiert, eine "kerndeutsche Anständigkeit" hervorhebt und von "deutschen Volksgenossen" spricht.
In seinem Papier kritisiert Krause die Berichterstattung über die gewalttätigen ausländerfeindlichen Ausschreitungen als einseitig und gegen die "deutsche Ehre" gerichtet: "Die politische Einäugigkeit der Presse, der staatszersetzende krankhafte Liberalismus dürfen nicht länger ungestraft Verleumdungen, Beleidigungen und Verhöhnung der deutschen Würde in der deutschen Presselandschaft verbreiten." Eine "schmerzhafte Erfahrung mit einer einäugigen, linksparteiisch einseitigen und die deutsche Ehre verhöhnenden westdeutschen Medienlandschaft" lasse es "uns durch 40 Jahre kommunistische Knechtschaft ungebrochene aufrechte Deutsche wirklich unverständlich und verräterisch erscheinen, wenn kriminellen Asylbetrügern mehr Aufmerksamkeit, Verständnis und Herzenswärme entgegengebracht wird als den eigenen deutschen Volksgenossen".
Bergner sagte in Magdeburg: "Dieser Blödsinn ist gefährlich." Ritter nannte Krauses Sprachgebrauch unerträglich. Nach Ansicht des SPD-Oppositionsführers Reinhard Höppner muß geprüft werden, ob mit den Äußerungen Krauses nicht der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt werde.
PARIS, 20. Dezember (dpa). Der Nazi- Kriegsverbrecher Alois Brunner, der im Zweiten Weltkrieg für die Deportation von 130 000 Juden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern verantwortlich war, soll angeblich 80jährig in Syrien gestorben sein. Das berichtetet die Pariser Zeitschrift Cahiers de l'Orient unter Berufung auf diplomatische Kreise in Damaskus. Demnach soll Brunner im vergangenen Sommer gestorben sein.
Deutschland, Frankreich und Israel haben immer wieder vergeblich Auslieferungsanträge an die syrische Regierung gerichtet. Die Syrer bestritten stets, daß sich der Gesuchte im Land aufhält. In Frankreich, wo Brunner 1943/44 das Lager von Drancy nördlich von Paris geleitet hatte, war Brunner 1954 zweimal in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Das französische Außenministerium gab bekannt, daß es keine neuen Erkenntnisse habe.
Aufgespießt
Schreiben Sie bitte am Ende der Meldung: . . . einer akademischen Feier zur Emeritierung rpt. Emeritierung (nicht: Eremitierung) des Psychoanalytikers Prof. Dr. Horst Eberhard Richter. Berichtigung der Deutschen Presse-Agentur
Zur Person:
JÜRGEN TRUMPF, deutscher EG-Botschafter in Brüssel, wird neuer Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Der 61jährige tritt Ende Januar sein Amt an. Er löst HANS-WERNER LAUTENSCHLAGER ab, der auf Wunsch des Bundeskanzlers seinen Ruhestand um ein Jahr hinausgezögert hatte, um die Verabschiedung der Maastrichter Verträge zu begleiten. Trumpf stammt aus Düsseldorf und trat 1956 in den Auswärtigen Dienst ein. (dpa)
BONN, 20. Dezember (dpa). Kinder, die jünger als zwölf Jahre und kleiner als 1,50 Meter sind, sollen in Autos besser geschützt werden. Der Bundesrat stimmte am Wochenende einer entsprechenden Verordnung des Verkehrsministeriums zu, die den Einbau besonderer Sicherheitssysteme vorschreibt. Allerdings beschlossen die Länder, daß die Neuregelung erst am 1. April und nicht - wie vom Verkehrsministerium vorgesehen - am 1. Januar in Kraft tritt, um genügend Zeit für den Kauf und Einbau der Sicherungssysteme zu lassen.
Verkehrsminister Günther Krause (CDU) hatte diesen Einwand allerdings schon zuvor als nicht stichhaltig zurückgewiesen. Die Bundesregierung muß sich zum Termin noch äußern. Wird er akzeptiert, muß eine neue Verordnung vorgelegt werden. Ausgenommen bleiben bis 31. Dezember 1997 Taxen, soweit sie nicht regelmäßig Kinder befördern. Begründet wird die neue Vorschrift vor allem damit, daß in den alten Bundesländern nur etwa 67 Prozent, in den neuen Ländern sogar nur 33 Prozent der mitfahrenden Kinder besonders gesichert würden.
Vor gestrecktem und deshalb möglicherweise lebensgefährlichem Kokain hat das hessische Landeskriminalamt gewarnt.
Bei einer Kontrolle auf dem Frankfurter Flughafen sei ein Kolumbianer festgenommen worden, der 850 Gramm Kokaingemisch in seinem Magen einschmuggeln wollte, berichtete die Behörde am Freitag in Wiesbaden.
Das Kokain sei mit Kaliumchlorat vermischt gewesen, das zu Herzrhythmusstörungen und Blutbildveränderungen führen könne und damit eine zusätzliche Gefahr beim Drogenkonsum sei. lhe
Der deutsche Sport will endlich mit einer Großaktion gegen Rassismus und Ausländerhaß mobil machen. Auf eine entsprechende Kampagne einigte sich die Stiftung Deutsche Sporthilfe, die zwölf Millionen Mitglieder in Sportvereinen aktivieren kann: Am 9. Februar 1993 soll eine etwa sechswöchige Postkarten-Aktion anlaufen. "Jedes Mitglied von Sportvereinen, auch Sportinteressierte sollen eine klare Position gegen die Saat der Gewalt von rechts beziehen", erklärte "Sporthilfe"-Aktionsleiter Carlheinz Rühl.
Der Plan, ein Massenbekenntnis des Sports zu inszenieren, wurde bereits am Rande der Olympia-Party in Stuttgart entwickelt. Werner Köster, PR-Spezialist im Sport und Manager von Schwimm- Star Franziska van Almsick, fertigte ein erstes Konzept. Die Aktion, die auch den kleinsten Verein erreichen soll, wird mit einer Großfete mit Sport, Spiel und Show abgeschlossen. Dortmund oder Berlin sind als Veranstaltungsorte im Gespräch.
Am 9. Februar, dem Beginn der vorbildlichen Motivierungs-Bewegung, erscheinen die neuen Sport-Briefmarken. Ein sinnvoller Nebeneffekt: Wer seine Pro-Ausländer-Postkarte zurückschickt und sie mit einer 60-Pfennig-Sport-Briefmarke frankiert, stiftet automatisch 20 Pfennig für die Sporthilfe. sid Sportler zur Lichterkette in Frankfurt
Die Aktion "Brücken zueinander - gegen Auländerfeindlichkeit" wird auch von den in Frankfurt ansässigen Dachorganisationen des Sports unterstützt. Bei der Veranstaltung rufen Vertreter aller Institutionen aus Politik und Gesellschaft in der Main-Metropole zu einer großen Lichterkette am 22. Dezember (19 Uhr) in der Innenstadt auf.
Hans Hansen, der Präsident des Deutschen Sportbundes, Walther Tröger, Präsident des NOK für Deutschland, und Erich Schumann, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe, bitten die Sportlerinnen und Sportler in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet, sich an dieser Demonstration zu beteiligen.
EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, 28. Spieltag: ES Weißwasser - Augsburger EV 5:3 (1:1, 3:0, 1:2), SC Memmingen - EC Kassel 2:4 (2:0, 0:1, 0:3), SB Rosenheim - EC Hannover 5:2 (3:0, 1:2, 1:0) EC Bad Nauheim - SV Bayreuth 5:1 (0:0, 2:0, 3:2), EHC Nürnberg 80 - ECD Sauerland 5:3 (0:0, 3:0, 2:3), EHC Essen-West - SC Riessersee 9:3 (3:1, 1:2, 5:0).
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark 2: Kevin - Allein in New York (16, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Tom & Jerry (15 Uhr); Die Tigerin (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Kevin - Allein in New York (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Die rote Laterne (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Kevin - Allein in New York (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Portraits und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Eschenplatz: Werke des Bildhauers Manfred Robertz, 15 bis 18 Uhr (bis 10. 1.).
Hattersheim. "Kunst in der Praxis": Bilder von Vesna Bakic, Taunusstraße 6 a, Okriftel (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).
AOK, Wilhelmstraße 16: Aquarelle vom "Malkreis Camilla Bischoff", zur Öffnungszeit der Geschäftsstelle (letzter Tag).
Rathaus, Chinonplatz: Suhler Künstler stellen aus, "Mal seh'n, was draus wird", Foyer, 9 bis 12 Uhr (bis 3. 1.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Radierungen/ Bilder von Annette Bierwirth, Collagen von Ulrike Michel, Foyer, 8 bis 17 Uhr (bis 6. 1.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
DRK: Psychosoziale Gesprächs- Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl). Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.
Schwalbach. Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Badener Straße 23, Limes, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Weihnachtsfeier für die Stiftsbewohner, Stiftstheater, 17 Uhr, Speisesaal 18.15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr; Russisch- Stammtisch, 17.30 Uhr.
Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm, Kirchgasse, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren: Die Verwandlung des Weihnachtsmannes", Stadtbücherei am Markt, 15 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.
Kelkheim.Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Brazil (20 Uhr).
Ausstellungen Höchst. Taunus-Sparkasse, Hostatostraße 19: Günter Berg "Von Dubrovnik nach Puerto de la Cruz", Erinnerungen an Reisen in südliche Landschaften, Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 31. 12.).
Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).
Galerie im MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Höchst maritim", Bilder von Kurt Gerling, 8.30 bis 15 Uhr (bis 8. 1.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4, 17 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Neues Theater Höchst: Offenbacher Figurentheater "Die Fiedelgrille und der Maulwurf", 10, 15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Theater / Konzerte Kurhaus: Polnische Staatsoper, "Die Zauberflöte", 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Schöne und das Biest (13, 15.15, 17.30, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr.
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Mein Bruder Kain (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Beta: Little Nemo (13, 15 Uhr); Wiedersehen in Howards End (17, 20 Uhr).
Gamma: Eine Familie zum knutschen in Manhattan (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr);
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Rote Laterne (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: Ein Pfeil in den Himmel (16, 19.30 Uhr). Ausstellungen Kellergalerie der Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Bücher/Mappen/ Unikate", 10 bis 18.30 Uhr (bis 7. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 16 Uhr.
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe
Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Sonstiges Weihnachtsmarkt, Fußgängerzone, ganztägig (letzter Tag).
- ohne Gewähr -
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn der neue Bebauungsplan für Walldorf- Mitte aufgestellt wird, will die Stadt darauf verzichten, gleichzeitig den eigentlich vorgeschriebenen Landschaftsplan aufzustellen. Diese Ausnahme ist möglich, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, was die Planer im Rathaus als gegeben sehen.
Wie Claudia Sonntag, stellvertretende Bauamtsleiterin, erläuterte, kann ein Landschaftsplan entfallen, wenn mit dem neu erstellten Bebauungsplan keine Nutzungsänderungen einhergehen. Das treffe auf "Walldorf- Mitte" zu. Der Verzicht auf den Plan sei mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen, auch wenn die offizielle Stellungnahme noch fehle.
Für Bürgermeister Bernhard Brehl ist der neue Bebauungsplan wichtig, weil der bestehende bei der Stadtkernerneuerung an einzelnen Stellen außer Kraft gesetzt wurde. Ein Landschaftsplan mache hier keinen Sinn, da es "keinerlei Dispositionsflächen oder Baulücken" gebe. Die Stadtverordneten stimmten der Vorlage zu. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. In der Van-Gogh-Straße wird nächstes Jahr mit dem Bau von 27 weiteren Sozialwohnungen begonnen, die noch ins Wohnungsbauprogramm 1992 fallen und 1994 bezugsfertig sein sollen. Der Bau wird von der Reichardt-Stiftung durchgeführt.
Einstimmig votierten die Stadtverordneten auf ihrer jüngsten Sitzung dafür, daß die Stadt 3,142 Millionen Mark der auf etwas über 7,7 Millionen Mark geschätzten Baukosten übernimmt. Eine Summe, die in jährlichen Raten zu 282 780 Mark der Stiftung zufließt, die das Geld nutzt, um ein Darlehen in gleicher Höhe zu finanzieren.
Geplant sind in der Van-Gogh-Straße 13 Eineinhalbzimmerwohnungen, eine Zweizimmerwohnung, neun Drei- und vier Vierzimmerwohnungen. Die Mietobergrenze für die kleinen Wohnungen ist auf 8,25 Mark pro Quadratmeter festgesetzt, die größeren Wohnungen kosten acht Mark pro Quadratmeter.
Bürgermeister Bernhard Brehl verwies darauf, daß die Stadt in den letzten Jahren in der Relation zur Einwohnerzahl so viel wie keine andere hessische Kommune in den Sozialwohnungsbau investiert habe. wal
DIETZENBACH. "Das Ansehen vieler bisheriger Dietzenbacher Kommunalpolitiker ist auf dem Nullpunkt angekommen - und das wohl nicht zu unrecht", stellte der Stadtverbandsvorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), Wolfgang Wrzesniok, fest. Ferner nannte er die Verlautbarungen der Freien Wählergemeinschaft "Bürger für Dietzenbach" besonders im Zusammenhang mit dem Amerika-Wandgemälde "populistisch, unsachlich und polarisierend". Offenbar könne sich der eher ruhige Vorsitzende der Wählergemeischaft, Walter Seybert, nicht mehr durchsetzen.
Die ÖDP rechnet damit, bei der Kommunalwahl am 7. März die Hürde von fünf Prozent zu überspringen und zwei oder drei Mandate zu erzielen. Das Team auf der verabschiedeten Kandidatenliste ist im Schnitt 28 Jahre alt und wird von Spitzenkandidat Wrzesniok angeführt. Es folgen: Roland Krapp, Gerlinde Neidinger, Philipp Schneider, Patrick Junker, Bettina Amtmann, Ulrich Immler und Helga Noah.
Die ÖDP-Leute wollen, falls sie sie ins Parlament einziehen, sich dort für einen neuen Umgangsstil aussprechen. Denn, so bedauerte Wrzesniok, der Umgang der sogenannten etablierten Parteien sei nur noch von unsachlichem Streit geprägt, "zuungunsten der Stadt und ihrer Bevölkerung". fin
DIETZENBACH. Die Initiative, die sich donnerstags von 18 bis 19 Uhr vor dem Toom-Markt zu Mahnwachen gegen Gewalt trifft, will diese auch 1993 fortsetzen. Sie hat eine Erklärung zu den bevorstehenden Feststagen vorgelegt: "Weihnachten 1992! Fest der Christen? Fest der Liebe? Fest des Miteinanders?"
Die Internationale Liste für Solidarität und Gleichberechtigung (ILSG) aus dem Ausländerbeirat, die federführend in der Dietzenbacher Gruppe ist, weist auf die "schlimme Bilanz für Deutschland und die Deutschen" hin. "Wem haben wir dies alles zu verdanken? Nein, nicht ,nur&rquote; den Rechtsradikalen, den Antisemiten, den Rassisten. Tragen nicht auch wir, die große Masse, einen Teil der Schuld? Haben nicht viele von uns diese Zustände zu lange geduldet, vielleicht sogar insgeheim gutgeheißen?", heißt es in der Erklärung.
Bislang werden die Mahnwachen unterstützt von: ILSG, Friedensforum, Budoverein "Bushido", pro familia, IG Metall, Bürger gegen Atomstrom, evangelischer und katholischer Kirche, "Wohnen, Arbeiten, Leben", SPD, AsF, FDP, Grünen, ÖDP und DKP. fin
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Donnerstag, Heiligabend
Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Gemeinsamer Weihnachtsabend mit Stiftsdirektor Heigenmooser, Stiftscafé, 20 Uhr.
Sulzbach. Altenwohnanlage "Im Brühl": Gemütliches Beisammensein mit Kaffee, Kuchen und kleinem Programm, 14.30 bis 17 Uhr, Fahrdienst-Anmeldung Tel. 70 21 51 oder Tel. 70 21 56. Freitag, Erster Feiertag
Theater / Konzerte Kelkheim. Kirchenchor St. Franziskus: Konzert in der Klosterkirche, 10.30 Uhr. Sonstiges Hofheim. Antikmarkt, Stadth., 10 Uhr. Filmspiegel
Weihnachten / Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark 2: Do. geschl., Kevin - Allein in New York (Fr., Sa., So. 17.30, 20 Uhr, So. 15 Uhr).
Hattersheim.Kino am Kirchplatz, Okriftel: Do. geschlossen, Das kleine Gespenst (Fr., Sa., So. 15 Uhr); Boomerang (Fr., Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Do. geschlossen. Kino 1: Kevin - Allein in New York (Fr., Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Sister Act (Fr., Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (Fr., Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Die Schöne und das Biest (Do. 15 Uhr, Fr., Sa., So. 15, 17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Schöne und das Biest (Do. 14.30 Uhr); Kevin - Allein in New York (Fr. 20.15 Uhr, Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr), .
Ausstellungen
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, Do. bis So. 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Eschenplatz: Werke des Bildhauers Manfred Robertz, Sa., So. 11 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr (bis 10. 1.).
Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).
Hochheim. Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14-17 Uhr oder Tel. 0 61 46 / 90 01 13. WESTLICHE STADTTEILE
Donnerstag, Heiligabend
Höchst. Weihnachtliche Choräle vom Höchster Schloßturm, 20 bis 20.25 Uhr.
Freitag, Samstag, Sonntag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Varieté an den Feiertagen", täglich 16, 20 Uhr. Filmspiegel
Weihnachten / Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Do., Fr. keine Vorstellung; Sa. Lawrence von Arabien (20 Uhr); So. Kinderkino: Jessica und das Rentier (15 Uhr); Lawrence von Arabien (20 Uhr). Ausstellungen
Weihnachten / Wochenende Höchst. Kunst im Schloß von Zaneta Vangeli, Firmenmuseum der Hoechst AG im Höchster Schloß, täglich 10 bis 16 Uhr. WIESBADEN
Freitag, Erster Feiertag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die drei Musketiere", 18 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Des Teufels General", 18 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Weihnachtsgala mit neuem Programm der Tailed Comedians "Wenn ich vergnügt bin, muß ich singen", 20.30 Uhr.
Kurhaus: Russische Chöre "Himmel über Rußland", 20 Uhr. Sonstiges Weihnachts-Neue-Deutsche-Welle-Party unter dem Motto: "Das Backwerk formt den dicken Ranzen, da hilft nur eins, wir gehen zum Tanzen", Wartburg, Schwalbacher Straße 51, 21 Uhr. Samstag, Zweiter Feiertag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die chinesische Nachtigall", 14.30 Uhr; "Der Vogelhändler", 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie", 19.30 Uhr.
Theater, Studio: "Der Bär / Der Heiratsantrag", 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Weihnachtsgala mit neuem Programm der Tailed Comedians "Wenn ich vergnügt bin, muß ich singen", 20.30 Uhr.
Kurhaus: Staatsoper Warschau "Die schönsten Opernchöre", 20 Uhr. Sonstiges Weihnachts-Dancefloor-Party unter dem Motto: "Das Backwerk formt den dicken Ranzen, da hilft nur eins, wir gehen zum Tanzen", Wartburg, Schwalbacher Straße 51, 21 Uhr.
Sonntag Theater, Großes Haus: "Die chinesische Nachtigall", 11 Uhr; Otello, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Was ihr wollt", 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Weihnachtsgala mit neuem Programm der Tailed Comedians "Wenn ich vergnügt bin, muß ich singen", 20.20 Uhr. Filmspiegel
Weihnachten / Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Do. geschlossen. Die Schöne und das Biest (Fr., Sa., So. 13, 15.15, 17.30, 20 Uhr, Fr., Sa. 22.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Do. geschlossen. Sister Act (Fr., Sa., So. 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr, Fr., Sa. 23.15 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Do. geschlossen. Kevin - Allein in New York (Fr., Sa., So. 13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Do. geschlossen. Der Tod steht ihr gut (Fr., Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Do. geschlossen. Mein Bruder Kain (Fr., Sa., So. 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr, Fr., Sa. 23 Uhr).
Alpha: Do. geschlossen. Grüne Tomaten (Fr., Sa., So. 14.30, 17.30, 20.30 Uhr, Fr., Sa. 23.30 Uhr).
Beta: Do. geschlossen. Little Nemo (Fr., Sa., So. 13, 15 Uhr); Wiedersehen in Howards End (Fr., Sa., So. 17, 20 Uhr).
Gamma: Do. geschlossen. Man Trouble (Fr., Sa., So. 14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Do. geschlossen. Ein Pfeil in den Himmel (Fr., Sa., So. 14 Uhr); Die siebente Saite (Fr., Sa., So. 17.15, 20 Uhr, Fr., Sa. 23 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: Do. geschlossen. Cyrano von Bergerac (Fr., Sa., So. 16, 19.30 Uhr). Monty Pythons - Das Leben des Brian (Fr., Sa. 22.30 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Perix - Der Kater und die 3 Mausketiere (Sa., So. 14.30 Uhr. Ausstellungen
Weihnachten / Wochenende Kellergalerie der Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Bücher/Mappen/ Unikate", Do., Fr. 10 bis 18.30 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 7. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", Do., Fr. 9 bis 16.30 Uhr, Sa. 9 bis 12.30 Uhr (bis 5. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, täglich 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: Do. bis So. 10 bis 16 Uhr.
Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), Dotzheimer Museum, Römergasse 13, So. 10 bis 12 Uhr.
- ohne Gewähr -
OBERTSHAUSEN. In der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete die CDU, die dort über die absolute Mehrheit verfügt, gegen die Stimmen von SPD, Grünen und FDP den Haushalt für das Jahr 1993. Im Verwaltungsteil sind 64,4 Millionen Mark vorgesehen, im Investionsteil 12,4 Millionen Mark.
Die Personalkosten betragen rund 15 Millionen Mark und somit mehr 5,3 Prozent mehr als 1992. Etwa den gleichen Betrag zahlt die Stadt an Umlage an den Kreis. Neue Außenanlagen an zwei Kindertagesstätten sollen 380 000 Mark kosten, 700 000 Mark die Waldbad-Renovierung. 2,7 Millionen Mark sind für den Straßenbau vorgesehen.
Die Sozialdemokraten lehnten den Haushalt ab, weil darin die schwierige wirtschaftliche Situation in ganz Deutschland nicht ausreichend berücksichtigt werde. Karl-Heinz Schmidt forderte, die Ausgaben der Stadt auf das wirklich nötige zu beschränken.
Änderungsanträge habe die SPD nicht gestellt, weil die Erfahrung gelehrt habe, daß solche Anträge ohnehin mit der absoluten Mehrheit der CDU-Stimmen abgelehnt würden. Auch FDP und Grüne hatten keine Anträge gestellt.
Bei der Überarbeitung des Haushalts 1993 wolle die SPD allerdings wieder ins Gespräch bringen: einen zweiten innerörtlichen Bahnübergang, den Rathausumbau zum Vereinshaus in der Beethovenstraße, die Einrichtung von Krabbelstubenplätzen, die Konzeption für ein Jugendhaus, eine Citybuslinie und ein weiteres Sportfeld mit Kunstrasen.
Axel Schwalm (Grüne) vermißte im Haushalt nötige Innovationen in der Stadtpolitik. Offenbar habe man vergessen, daß dem von Kämmerer Hubert Gerhards angekündigten Umdenken das Denken vorausgehen müsse. Seine Fraktion lehne den Etat ab, weil darin keine Fortschritte in der Alten- und Jugendpolitik zu finden seien. Wichtig wäre es, Alte und Jugendliche nach deren Wünschen zu fragen, statt auf eingefahrenen Gleisen weiterzumachen. Außerdem regte Schwalm an, einen Umweltbeauftragten als Ansprechpartner für die Bürger einzustellen, öffentliche Einrichtungen kinderfreundlich zu gestalten und eine eigenständige Kulturszene zu fördern. Wichtig sei es, die Bürger stärker an politischen Entscheidungen zu beteiligen und das kulturelle Miteinander der 74 Nationen in der Stadt zu stärken.
Brigitte Schreiber (FDP) begründete die Ablehnung des Haushalts damit, daß nicht genügend gespart werde. In den kommenden Jahren könnte vor allem bei der Waldbadrenovierung, der Außenanlage zweier Kindertagesstätten und durch die Streichung der Brückenpläne am Egerländer Platz Geld gespart werden. Reduziert werden könnten auch die Zuschüsse für die Renovierung der Jugenddisco und den Ausbau des Bürgerhauses.
Die Monostruktur der örtlichen Industrie mache Obertshausen wirtschaftlich von wenigen Großbetrieben abhängig. Deshalb sollte nach Ansicht der FDP verstärkt versucht werden, neue Betriebe anzusiedeln und ein neues Gewerbegebiet auszuweisen.
Für die CDU verteidigte Peter Roth- Weikl die Zustimmung zum Haushalt damit, daß es gelungen sei, trotz sinkender Steuereinnahmen die notwendigen Investitionen zu finanzieren und die Neuverschuldung der Stadt gering zu halten. Am Beispiel der Kindertagesstätten legte Roth-Weikl dar, daß die Christdemokraten in Obertshausen eine familien- und frauenfreundliche Politik betrieben.
So sei die Versorgungsquote mit über 83 Prozent schon sehr hoch und werde durch den begonnenen Bau eines neuen Kindergartens in der Vogelsbergstraße noch verbessert. Im Vergleich mit gleich großen Städten im Kreis liege Obertshausen damit auf Platz eins. Den Ausbau der Krabbelstubenplätze lehnte der Christdemokrat ab. Änderungsanträge der CDU seien nicht nötig gewesen, da die Partei die Politik des Magistrats voll und ganz trage, sagte Heinz Zimmermann. pgh
WÄCHTERSBACH / MAIN- KINZIG-KREIS. Die im Mai in Wächtersbach versuchsweise eingeführte Job-Vermittlung für den östlichen Main-Kinzig-Kreis hat sich als voller Erfolg herausgestellt. Schon während der Versuchsphase wurden in der Job- Vermittlung Wächtersbach weit mehr befristete Arbeitsverhältnisse vermittelt als erwartet. Daher baut das Hanauer Arbeitsamt die Zeitpersonal- Vermittlung im Ostkreis nun flächendeckend aus. Die bisher von einer Mitarbeiterin in Wächtersbach betreute Job-Vermittlung wird ab 1. Januar von zwei Mitarbeitern geleitet.
Um eine möglichst große Bürgernähe zu erzielen, hat sich die Arbeitsverwaltung entschlossen, je eine Job-Vermittlungsstelle in den Arbeitsämtern in Gelnhausen und in Schlüchtern einzurichten. Die Job-Vermittlungsstelle in Wächtersbach wird damit zum 31. Dezember entbehrlich und bis auf weiteres geschlossen.
Damit existieren ab dem 1. Januar drei Job-Vermittlungsstellen im Main- Kinzig-Kreis. An Aushilfsstellen interessierte Arbeitgeber und Bewerber können sich dann an den speziellen Vermittlungsservice für Zeitpersonal "Job" im Arbeitsamt Gelnhausen, Obermarkt 24, Telefon 0 60 51 / 8201-20, Fax: 0 60 51 / 1 48 56, "Job" im Arbeitsamt Schlüchtern, Lotichiusstraße 40, Telefon 0 66 61 / 3031, Fax: 0 66 61 / 71647, "Job-City-Büro" Hanau, Rosenstraße 4, Telefon 0 61 81 / 672-270, Fax: 0 61 81 / 672-653 wenden.
Die übrigen Dienstleistungen des Arbeitsamtes in Wächtersbach bleiben wie bisher bestehen. are
RÜSSELSHEIM. Das Museum in der Festung soll attraktiver werden: Eine Neukonzeption für die Einrichtung billigte die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen von SPD, CDU und Grünen gegen die der FDP. Danach soll die Festung selbst ein Teil des neuen Ausstellungsbereichs werden, indem die Ergebnisse der umfangreichen Grabungsarbeiten in diesem Bereich der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Auch eine Abteilung zur Ausstellung von Spielzeug ist vorgesehen. Geplant ist zudem ein gastronomisches Angebot.
Diese Ideen würdigte für die SPD Professor Horst Metzner. Er freute sich, daß die Stadtgeschichte als Kontinuum dargestellt werden soll und sich die Einrichtung besonders für Kinder öffnet.
Christian Torsten Otto (FDP) kritisierte vor allem die im Rahmen der Neuerung geplante Einrichtung eines gastronomischen Angebots durch die Stadt. Die Kommune solle sich nicht noch mehr Bürden aufladen. Es gebe genug Gaststätten in der Umgebung. Auch hielt er ein Spielzeugmuseum für Rüsselsheim nicht angebracht. Zur neuen Konzeption und auch dem gastronomischen Bereich bekannte sich für die Grünen Karl-Heinz Przyklenk. So werde die städtische Einrichtung in der Festung noch attraktiver. Gut sei auch die Absicht, mehr Lehrbetrieb für wichtige pädagogische Aufgaben zu ermöglichen. Die CDU werde der Neukonzeption zustimmen, wenn auch mit einem "etwas unangenehmen Beigeschmack", erklärte für die Christdemokraten Manfred Quick. cas
EGELSBACH. Noch steht der Flächennutzungsplan dem Bau einer Biomüll- Kompostierungsanlage des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) entgegen: Darin ist das Gelände zwischen Flugplatz, Bahnlinie und künftiger K 168, für das sich UVF und Gemeinde gemeinsam entschieden haben, als "landwirtschaftliche Fläche" ausgewiesen. Laut Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) hat er beim UVF den Antrag gestellt, den Flächennutzungsplan zu ändern und auf dem Areal nicht nur das Kompostwerk zu genehmigen: "Wir möchten dorthin auch den Betriebshof der Gemeinde verlagern." Die Entsorgungsfirma Knöß & Anthes wolle sich auch auf dem Gelände ansiedeln.
Für Änderungen des Flächennutzungsplanes ist im Rhein-Main-Gebiet der UVF zuständig. Daraus ergibt sich bei der Kompostierungsanlage eine pikante Verflechtung von Interessen und Kompetenzen. Die Gemeinde hat, so Eysen, ihre Zustimmung zum Kompostwerk davon abhängig gemacht, daß der UVF neben der 17 Millionen Mark teure Anlage auch die beiden anderen Betriebe zuläßt.
Beim UVF gibt es "keinen prinzipiellen Widerstand, wie Umweltdezernent Thomas Rautenberg versichert. Entschieden werde in der ersten Jahreshälfte 1993: "Wir wollen nur klären, welche Dimensionen die Gebäude des Betriebshofs und des Entsorgungsunternehmens annehmen werden." Rautenbergs Verweis auf das Ausmaß der Egelsbacher Planungen kommt nicht von ungefähr: Vor Jahren wollte die Gemeinde an gleicher Stelle ein Gewerbegebiet einrichten, bekam aber vom UVF einen Korb. "Freiflächenschutz" hieß damals der Grund für die Ablehnung. Heute sieht der Verband das Areal offenbar mit anderen Augen. leo
HIRZENHAIN. Im Parlamentsstreit um die Frage, ob die Gemeinde für den Ausbau des Daches des künftigen Verwaltungsgebäudes einen Zuschuß oder ein (rückzahlbares) Darlehen zu erwarten habe, hat auf Anfrage der FR der frühere Hirzenhainer Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) Stellung genommen. Die FR hat berichtet, daß Bürgermeisterin Elfriede Pfannkuche (SPD) als Medebachs Amtsnachfolgerin im Nachtragsetat den als Zuschuß für den Ausbau verbuchten Betrag nun als Darlehen unter die Kreditposten des Haushaltes umgebucht hatte.
Die CDU hat daher dem früheren Bürgermeister "Täuschung" vorgeworfen, gleichzeitig sich rechtliche Schritte gegen Medebach vorbehalten. Medebach schildert nun aus den Akten die Geschichte der Geldmittel für den Wohnungsausbau unter Dach:
Am 11. Juni 1990 habe er dem Gemeindevorstand über den Förderantrag beim Amt für Bauförderung berichtet, den Ausbau von drei Wohnungen in das Förderprogramm aufzunehmen. Eine Wohnung sollte im alten Verwaltungsgebäude und zwei sollten im künftigen entstehen.
Die Behörde habe die Kommune aufgefordert, die Anträge zur Finanzierungshilfe zu stellen. Medebach sagt, er habe von insgesamt 265 000 Mark an Zuschüssen als Oberbegriff für Fremdmittel gesprochen. Die gliederten sich in 132 146 Mark Landesbaudarlehen, 40 000 Mark Zuwendungen von der Denkmalpflege und 37 908 Mark Zuschuß nach dem Wohnungsbauprogramm, insgesamt 210 054 Mark. Darüber habe auch der Antrag gelautet, den er am 25. August 1990 beim Amt eingereicht habe. Darauf habe es noch einen Schriftwechsel mit der Behörde gegeben, so sei eine Unbedenklichkeitsbescheinigung nachgereicht worden.
Seine Nachfolgerin im Amt habe im Etat 1991 einen Zuschuß als Zuwendung vom Land mit 179 000 Mark ausgewiesen, diese Position dann im Nachtrag desselben Jahres herausgenommen und 1992 erneut veranschlagt. Der Betrag wurde jetzt im zweiten Nachtrag wieder in ein zinsloses Darlehen geändert, wie gestern berichtet.
Am 12. November habe die Gemeinde Hirzenhain den Bewilligungsbescheid über das zinslose Landesbaudarlehen von 176 000 Mark erhalten.
Im übrigen äußert sich der heutige Rosbacher Bürgermeister zuversichtlich: "Ich warte auf die Klageschrift der CDU." de
BAD VILBEL. Ein kleines Dankeschön für den Hilfstransport der Freiwilligen Feuerwehr in die Ukraine erhielten am Freitag die Bad Vilbeler Gasteltern von 33 Mädchen und Jungen aus Kiew. Die Kinder, die im Spätsommer die Brunnenstadt besucht hatten, gaben den Fahrern des von der Hessen-Quelle zur Verfügung gestellten Lastwagens, Norbert Ulrich, Berufsfeuerwehrmann aus Frankfurt, und Wolfgang Frey, Freiwilliger Brandschützer vom Heilsberg, Weihnachtsgeschenke für ihre Gastmütter und -väter mit.
Damit bedankten sie sich für die Lieferung von 9,5 Tonnen Lebensmitteln, Kleidung, Spielsachen und Medikamenten, die auf dem Lastwagen etwa 2000 Kilometer weit von der Wetterau in die Ukraine gebracht worden waren. Nun verteilte Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel die Mitbringsel im Bad Vilbeler Feuerwehrstützpunkt.
Wie berichtet, waren Norbert Ulrich und Wolfgang Frey am Nikolaustag zu der zweitägigen Fahrt aufgebrochen. Im Gepäck hatten sie 100 Lebensmittelpakete und 50 Geschenkpäckchen für die Kinder. Die Lieferung der "Care"-Pakete war durch Spenden von Bad Vilbeler Bürgern, Geschäftsleuten und Unternehmen ermöglicht worden. So hatten die Firmen Milupa, Maggi und Ferrero Kindernahrung, Fertiggerichte sowie Süßigkeiten und die Bad Vilbeler Kurapotheke Medikamente gespendet.
Nachdem sie bei ihren Kameraden in Wien übernachtet hatten, trafen die beiden hessischen Brandschützer am Dienstag abend, 8. Dezember, in Kiew ein. Am Mittwoch vormittag, 9. Dezember, wurden die Fahrer dann offiziell von Feuerwehrchef Oberst Koroschok und Sergej Gogol, dem Leiter der Ferienkinder-Delegation, empfangen. Dabei übergaben sie bereits das erste Stück Ladung, ein von der Vilbeler Wehr gestiftetes Austauschgetriebe für ein Drehleiterfahrzeug an die Kiewer Brandschützer. Anschließend wurden Spielsachen, Lebensmittel und Süßigkeiten an drei- bis sechsjährige Kinder im Waisenhaus Kiew übergeben.
Am Donnerstag, 10. Dezember, fand die Bescherung im Kiewer Krankenhauses statt. Außer Medikamenten und Pflegeartikeln für die Klinik bekamen die Patienten, Feuerwehrmänner, die bei den Aufräumungsarbeiten nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl eingesetzt worden waren, Geschenke überreicht. Den Rest der Hilfslieferung, Lebensmittel und Bekleidung, erhielt ein Alten- und Behindertenheim.
Höhepunkt des letzten Aufenthaltstages war die Beschenkung der Ferienkinder und ihrer Familien, die strahlend die Weihnachtsgeschenke ihrer Bad Vilbeler Gasteltern in Empfang nahmen. Im Gegenzug gaben sie ihre Päckchen mit auf den Weg.
Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel: "Die während des Hilfsgütertransportes erneut gewonnenen Eindrücke machen Mut, die angelaufene Hilfsaktion weiter fortzusetzen." Nach wie vor können jeden Montag, von 18 bis 21 Uhr, Lebensmittel, Kleidung und Spielsachen in den Feuerwehrgerätehäusern Heilsberg, Gronau, Massenheim und im Feuerwehrstützpunkt Bad Vilbel abgegeben werden. Geldspenden sind auf das Konto Nummer 107 30 79 bei der Bad Vilbeler Volksbank, Bankleitzahl 518 613 25, einzuzahlen. Stichwort: "Hilfe für Kiew".
Außerdem suchen 15 Familien aus Kiew noch Brieffreunde in der Brunnenstadt.
Gerhard Stengel freut sich, daß für den nächsten geplanten Hilfsgütertransport im März 1993 von der Firma Hessen- Quelle wieder ein Lastwagen, diesmal sogar mit Fahrer, zur Verfügung gestellt wird. Einen Monat später, im April, wollen die Bad Vilbeler Gasteltern "ihre" Kinder in Kiew besuchen.
Schon jetzt bedankte sich das Bildungsministerium der Ukraine mit einem förmlichen Schreiben bei der Bad Vilbeler Bevölkerung für die geleistete Hilfe.
JÖRN KOPPMANN
GRÄVENWIESBACH. Wo wird der neue Laufbrunnen aufgestellt? Dies soll bei einem Ortstermin mit Experten am Mittwoch, 23. Dezember, um 13.30 Uhr an der Kreuzung Mönstädter Straße/Bachstraße gefunden werden. Hierzu lädt die Gemeinde alle Anwohner der Mönstadter Straße, Bachstraße und Schulstraße ein. cn
MAIN-KINZIG-KREIS. Das "EnergieWende-Komitee Main-Kinzig" möchte nicht nur über Energiesparen reden, sondern auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen. "Energy-Watchers" heißt dabei das Zauberwort. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, sollte die feste Absicht haben, seinen privaten Energieverbrauch im kommenden Jahr um mindestens 30 Prozent zu reduzieren. Die "Energy-Watchers" hoffen, möglichst viele Bürger zur Teilnahme am Programm bewegen zu können.
Mitmachen kann jeder und jede. Die Initiatoren legen Wert auf die Feststellung, daß es sich dabei um einen gemeinnützigen Verein handelt und keine Kosten entstehen würden. In einer Vorbereitungssitzung soll zunächst das eigene Verhalten analysiert und der Energieverbrauch ermittelt werden. Als nächster Schritt ist dann das Aufstellen eines individuell abgestimmten Plans vorgesehen. Vom Strom über die Wärme bis zum Wasser geht es dabei um die magische Marke von 30 Prozent Einsparung. In monatlichen Treffen soll die "Einhaltung der Maßnahmen überprüft und gegebenenfalls die Planung ergänzt oder verändert" werden.
Die Diskussion über den Treibhauseffekt und den CO2-Anstieg in der Erdatmosphäre zeigt für die "Wender" deutlich, wie nötig der sparsame Umgang mit Energie für den Erhalt der Welt sei. Dabei biete auch die Atomkraft keine Alternative. Das Komitee hält es für "völlig unsinnig, ein Übel durch ein noch größeres verhindern zu wollen". Wichtig sei vielmehr, auf allen Ebenen mit rationellerer Energienutzung zu beginnen. Für die Aktion "EnergieWende" bedeutet das auch, bei sich selbst anzufangen - also 30 Prozent an Energie im nächsten Jahr einzusparen.
Das Komitee weist darauf hin, daß die meiste Energie heutzutage für Raumheizung und Mobilität (Straßenverkehr) verbraucht werde. Kleinere Einsparungspotentiale machen die "Wender" bei der Warmwasseraufbereitung im elektrischen Durchlauferhitzer - Gas wäre umweltschonender - und bei der Stand-by- Schaltung am Fernsehgerät aus.
Wer sich an der Aktion beteiligen möchte oder weitere Informationen erhalten will, kann sich an die "Energy- Watchers" in der Bürogemeinschaft Großauheim, Auwannenweg 72, 6450 Hanau-Großauheim (Telefon: 0 61 81 / 5 31 39) wenden. hok
"Wenn das Gesetz verbietet, Steinewerfer zu erschießen, dann muß dieses Gesetz gebrochen werden", fordert der 33jährige Rabbi Baruch Ben-Yosef.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Das Land Hessen ist bereit, ein Drogen- konzept von Stadt und Kreis Offenbach, das voraussichtlich Anfang 1993 vorliegt, finanziell zu unterstützen. Voraussetzung für Zuschüsse - die beispielsweise sogenanntem "Betreuten Wohnen" zugute kämen - ist nach den Worten der hessischen Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) auf alle Fälle aber ein umfassendes Konzept, das Prävention ebenso berücksichtigt wie Beratung, Substitution, Entgiftung und Entzug. Einzelne Projekte sollen künftig nicht mehr isoliert gefördert werden.
Stadt und Kreis müssen sich bekanntlich an einen Tisch setzen, nachdem Frankfurt seine Drogenpolitik geändert hat und nur noch jene Süchtige betreut, die ihren Wohnsitz in der Stadt haben. In der Offenbacher Region fehlt es bislang vor allem an niedrig-schwelligen Angeboten wie der Offenbacher Einrichtung "Bella Vista", wo die Drogenabhängigen frühstücken, duschen oder Wäsche waschen können, und an Schlafplätzen. Die Gesundheitsministerin kündigte an, daß mit Hilfe des Landes das "Bella Vista" seine Öffnungszeiten beträchtlich ausweiten soll.
Beim Thema "Betreutes Wohnen" wies der Sozialdezernent des Kreises, Frank Kaufmann, darauf hin, daß der Kreis bereits 100 000 Mark in seinem Haushalt für ein solch dringend notwendiges Projekt vorgesehen habe. Zusammen mit dem Verein "Wildhof" sei man dabei, Details zu erarbeiten. Von dem Geld könnte eine Wohnung gemietet und eine Honorarkraft als Betreuer/in bezahlt werden. Untergebracht werden sollen vor allem solche Drogenabhängige, die nach dem Entzug den Weg zurück in Beruf und Gesellschaft suchen.
Über das Methadonprogramm werden Stadt und Kreis laut Blaul-Ankündigung mit der Stadt Frankfurt verhandeln. Eventuell könnte der Frankfurter Methandon-Bus, in dem das Ersatzmittel ausgegeben wird, seine Route bis Offenbach verlängern - zumindest an den Wochenenden. Positive Reaktionen gibt es in der Region auch unter den niedergelassenen Ärzten, die für die Methadon-Substitution gewonnen werden sollen. Bisher ist die Zahl der Mediziner, die da mitarbeiten, viel zu gering. Der Kreis hat inzwischen 200 Ärzte angeschrieben und sie zu Fortbildungsmaßnahmen in Sachen Methadon eingeladen. Zehn Mediziner konnten so für eine Kooperation interessiert werden. Engpässe gibt es zur Zeit noch bei Entgiftungsplätzen, die im Vorfeld von Entzugsmaßnahmen in Krankenhäusern bereit gehalten werden sollten. "Da gibt es Probleme in den Kliniken," räumt die Ministerin ein. Das Personal fühlt sich häufig durch die schwierigen Patienten überfordert. Iris Blaul sieht aber die Möglichkeit, Mitarbeiter/innen der Drogenberatungsstellen - auch Sozialtherapeuten - zur Unterstützung der Krankenschwestern und Pfleger in die Kliniken zu schicken.
Die Gesundheitsministerin kündigte an, daß im kommenden Jahr mehr Geld als bisher für die Drogenhilfe in das Frankfurter Umland fließen soll. Die Mainmetropole wird zwar weiterhin Schwerpunkt bleiben, die Nachbargemeinden erhalten jedoch höhere Zuschüsse als in der Vergangenheit. hf
Kleine FR
Heute letzte Sprechstunde RODGAU. Zum letzten Mal in diesem Jahr haben heute die Ortsgerichte Jügesheim und Nieder-Roden Sprechstunden; zwischen den Jahren gibt es keine Termine, die nächsten sind am 6. Januar zur gewohnten Zeit. Existenzgründungsseminar für Türken DIETZENBACH. Die Volkshochschule bietet ein Existenzgründungsseminar für Türken an. Es beginnt am Freitag, 15. Januar, um 18 Uhr in der "Alten Schule". Wer sich für diesen Wochenendkurs interessiert: Telefon 0 60 74 / 2 67 49. Sprechstunden für Versicherte SELIGENSTADT. Die Landesversicherungsanstalt Hessen (LVA) berät ihre Versicherten am Donnerstag, 28. Januar, von 8.30 bis 12 und von 13 bis 15 Uhr im Zimmer 104 des Rathauses. Kreative Samstage DIETZENBACH. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (AW) lädt Kinder und Jugendliche zu kreativen Samstagen ein. Am 16. und 23. Januar soll jeweils zwischen 15 und 18 Uhr in den Räumen an der Wiesenstraße getöpfert werden. Anmeldungen: 0 60 74 / 36 94. Tanzen mit älteren Menschen RÖDERMARK. Einen weiteren Kursus "Tanzen mit älteren Menschen" bietet die Evangelische Familien-Bildung im Januar in Urberach an. Der Lehrgang beginnt am 11. Januar um 10 Uhr im Gemeindehaus. Anmeldungen: Kursleiterin Gisela Bellhäuser, Telefon 0 60 74 / 2 74 20. Zuschuß verdoppelt RÖDERMARK. Verdoppelt hat die Stadt ihren für den Neubau einer Rettungswache der Johanniter Unfallhilfe in Nieder-Roden zugesagten Zuschuß um 30 000 auf nun 60 000 Mark.
Es ist nichts geringes, wenn eine Kantorei, heute die der Heddernheimer Thomaskirche, ein so diffiziles Stück wie Claudio Monteverdis "Marienvesper", die "Vespro Della Beata Virgine", in technisch wie musikalisch gültiger Form nachvollzieht. Stilistisch abgeklärt, korrekt im melodisch/rhythmischen Ambitus bei einem Repertoire, das epochal an einer Nahtstelle zwischen Renaissance und Barock schwierig angesiedelt ist.
Konkret bleibt dieser rituell gehaltenen Vesper ihre frühbarocke Natur, die sich - später - in der sogenannten dramatischen Monodie weit entschiedener noch verwirklichte: "Erhitzung" nämlich, im vordergründig fixierten Ausdruckswesen, Verschärfung und Zuspitzung musikalischer Charakteristika in gesucht agitierter Ordnung: im "stile concizato", deklamatorischer Intensität.
Die Thomaskantorei, energisch angespornt im Dirigat von Kantor Ernst-Wilhelm Schuchhardt, hat derlei mit gedrungenem Stilbewußtsein durchzogen. Da lebt gar kantig umrissenes Frühbarock, ungekünstelt und vielsagend in einer wahren Flut expressiver Phasen, lebt auf in glasklar durch den Kirchenhall gesungener Linie.
Spannungskonturen, knapp und präzis ausgemacht, stehen vor geschlossenem Affekt und die Soli, allen voran der Tenor Joachim Thalmann, halten ihren Part schlicht und damit vielsagend in beredt angegangenen Parlando.
Zum Rahmen der Aufführung paßte es gut, daß das Frankfurter Corelli-Ensemble (Einstudierung: Uwe Sommerfeld) auf historischen Instrumenten stilbewußt begleitete. ALEXANDER ULLMANN
Forte, fortissimo -
Finale auf der Zeil
Musik. Nein, es ist die Steigerung von Musik. Es ist ihre Revolutionierung, die sich dieser Tage auf Frankfurts Zeil ereignet. Hier gelangt, gegen den Widerstand ungünstiger Witterungsverhältnisse, eine Klangimprovisation zur Aufführung, eine collagenartig sich zusammenfindende Komposition, die den Namen experimentell nicht scheuen muß. Es ist ein avantgardistisch zu nennendes Klangerlebnis von überzeugender Frische und lang vermißter Originalität, das die furiose Übertreibung nicht scheut, das Amateurhafte nicht verleugnet, die Improvisation triumphieren läßt über jede partiturhafte Strenge. Es ist eine atemlose Kunstschöpfung, die sich nur einmal die Stille einer Fermate erlaubt, um sich dann in einem gloriosen Finale, mit einem fordernden fortissimo der Streicher zu erschöpfen. Hören wir die Ouvertüre.
Die Männer mit den Pelzmützen öffnen die Arme, schwärmen aus wie Mauersegler, klucksende, kehlige Laute ausstoßend. Der Chor der Frauen antwortet mit spitzen Jauchzern. Ihre rotgeschnürten Stiefel tanzen Stakkato auf dem Pflaster. Sascha schlägt das Tamburin, Schellen schalgen silberhell. Das Akkordeon dehnt sich schmerzlich. Tschernosjomotschka, schwarze Erde, der vielstimmige Jauchzer des russischen Folkloreensembles verweht über der Zeil. Ihr Kinderlein kommet, lockt der Solist, ein Leierkastenmann, der Meister der leisen Töne. Baumwolltücher, eine Mark, ruft mit klarer Stimme der unbekannter Kenner des A-cappella. Der Schrei einer Dampflokomotive, heftig wie ein asthmatischer Anfall, stürzt vom Dachvorsprung eines Kaufhauses, wo das Requisit rastlos durch die Kulissen einer Winterlandschaft jagt. Rechts in einem arrangierten Fichtenhain verschwindend, von dort wieder auftauchend, und keuchend in den links liegenden Hain wieder eintauchend. Tsch-tsch-tsch, echot eine Dame. Von der Uhr des gegenüberliegenden Juweliergeschäftes schlägt es dreizehn. Einsatz der Preßlufthammer, die unsichtbar hinter der Fassade eines Rohbaus, ein eindringliches Beispiel klanglicher Monotonie liefern. Die aufbegehrende Melodie des Leierkastenmannes flüchtet sich vieldeutig ins resignative Moll.
Freut euch, kreischt es aus dem Lautsprecher des Kaufhauses, dem das Gute nicht gut genug. Friede überall. Hier feiert der gute deutsche Schlager seine konzertante Rehabilitation. Ihr Kinderlein kommet, begehrt eine Stimme auf.
Hauptwache, Ort des furiosen Finales. Hier im Schaufenster eines Kaufhauses, in der belebten Miniaturlandschaft triumphiert noch einmal die klangliche Animation der Streicher. Ein Affe wienert Schuhe ohne Unterlaß, ein Bär schwenkt ekstatisch das Megaphon, ein Esel applaudiert.
Stille. Drei Takte gehalten. sar
Welten liegen noch immer zwischen den Nomaden und den Bewohnern der Hauptstadt Ulan-Bator. (Bilder: FR-Archiv/AP)
Ost oder West? Die Frage nach der Herkunft innerhalb Gesamtdeutschlands ist in Berlin mittlerweile untrennbar mit der Begrüßungsformel bei neuen Bekanntschaften verbunden. Lauthals gestellt oder auch klammheimlich still per Augenschein beantwortet; in Berlin, wo sich - wie nirgends sonst - Ostler und Westler dicht auf der Pelle hocken, entscheidet die Antwort über den weiteren Verlauf des Gesprächs.
Vom Deutschen ohne geo-politische Herkunftsbestimmung sind wir noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte entfernt. Im Gegenteil. Die Brüder und Schwestern sind zu Ossis und Wessis mutiert; der jahrzehntelang in Treu und Glauben gehegten Sehnsucht hat der Mauerfall den Offenbarungseid abverlangt. Hätte man es wissen können, vorher schon? Das Werkbund-Archiv in Berlin, das Museum der Alltagskultur des 20. Jahrhunderts, ist dieser Frage nachgegangen, mit einem jahreszeitgemäßen Ausschnitt deutsch-deutscher Mentalitäts- und Kulturgeschichte: "Vorfreude, schönste Freude ... Aus den Zeiten der grenzüberschreitenden Liebe". Eine Weihnachtsausstellung: Weihnachtsbäume, Pakete, Briefe aus Ost und West über Stacheldraht und Todesstreifen hinweg.
"Luckenwalde, den 26.12.85. Liebe Tante Henny! Vielen Dank für Dein schönes Weihnachtspaket. Es ist am 23. angekommen. Wir haben schon gezittert. Es war ziemlich zerfleddert, als ob es um die halbe Welt gegangen wäre." "Würzburg, den 10.12.1987. Liebe Schwägerin! Vielen Dank für die Einladung. Leider müssen wir nach unserem Haus sehen, fliegen am 20. nach Santanyi (Mallorca). Wir wären gern bei Euch gewesen, kommen die Wuppertaler? Feiert schön", wünschen Hannelore und Heinz und versprechen: "Wir denken an Euch." Dennoch, man wußte, was man aneinander hatte, und jeder gab sein Bestes; hüben wie drüben. Backpulver, Bohnenkaffee, Kugelschreiber, Ananas in Scheiben und Nivea-Creme gegen Dresdner Stollen, Räuchermännchen aus dem Erzgebirge, selbstgehäkelte Topflappen und Plauener Deckchen. Deutsch-deutsche Begegnungen alle Jahre wieder, da wurden keine Kosten und Mühen gescheut; belohnt wurden sie allemal. Im Westen konnte man die edle Tat steuerlich abschreiben, im Osten endlich auch einmal Schokoladenpudding essen, "der nicht so krisselig ist wie bei uns".
Die Weihnachtsbotschaft offenbart es: Schon damals - trotz Trennungsschmerz - dümpelte die deutsch-deutsche Liebe in seichten Gewässern. Unverhohlene Arroganz auf der einen Seite: "Hat Hans den neuen Wartburg, die zehn Jahre müßten doch um sein?" - und heroisch erduldete Enttäuschung auf der anderen: "Mutti sagt, es ist nicht alles drin, was du sonst immer schickst. Kein ,Tosca&rquote;, ist aber nicht so schlimm. Mutti hat noch welches vom letzten Jahr. Das wird ja nicht schlecht und riecht immer gleich."
In das Weihnachtspapier waren auch Überheblichkeit, harsche Zurückweisung, Kränkung und Minderwertigkeitsgefühle eingepackt, und dabei lebte man damals noch auf Distanz, wußte die Kontakte auf Geburtstage, Ostern, silberne Hochzeiten, Trauerfeiern und eben Weihnachten beschränkt. "Liebe Heidi! Dein Mann hatte sich zu Weihnachten ein Hemd der Marke ,Seidensticker&rquote; gewünscht. Diese Hemden sind sehr teuer. Ich schicke eines, das nach Auskunft der Verkäuferin gleichwertig sein soll." Und: "Leider haben wir weder Zeit noch Geld, die mint-grüne Metallic- Lackierung zu besorgen, die wir uns auch nicht geleistet haben."
Die Vorfreude auf Weihnachten - und wenn überhaupt auch die auf die Vereinigung - gilt nicht zu Unrecht als die schönste. Die Installation im Werkbund-Archiv mit den kleinen und den großen Weihnachtsbäumen gibt den Blick frei in die deutsche Seele Ost und West, und das zur Weihnachtszeit, in der sie bekanntlich rührselig, sanft im Herzen schlummert. Deutsch-deutsche Kulturgeschichte in gelben und braunen Paketen, zwischen Mainzelmännchen und schwarzen "Othello-Keksen". "Die Sache ist auf den Punkt gebracht", hat eine Besucherin ins Gästebuch geschrieben. Eine andere: "Man sieht und liest und langsam kommt so ein erinnerndes Grinsen ins Gesicht."
UTE FRINGS (Berlin)
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Schöne und das Biest (17 und 19 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Sister Act (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Sister Act (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Die Schöne und das Biest (15, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Columbus 1492 - Die Eroberung des Paradieses (15, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Kevin allein in New York (17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: Ausstellung von Kinder- und Jugendbüchern, 14 bis 17.30 Uhr.
Theaterfoyer: "40 Jahre Kurtheater", Fotoausstellung, 15 bis 19 Uhr.
Königstein. Königsteiner Volksbank, Frankfurter Str. 4: Arbeiten von Gertrud Schloßmacher, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr.
Luxemburger Schloß: Bilder des Schweizer Malers Jan-Peter Fluck im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. SPD-Sprechstunde mit Beate Fleige, Stadthaus, Fraktionsgeschäftszimmer, 11 bis 12 Uhr.
Oberursel. Bürgersprechstunde der CDU mit Hans Dieckmann, Rathaus, 17 bis 18 Uhr,Tel. 50 22 28. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10 bis 14 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Audenstr. 8, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.
Kaiser-Wilhelms-Bad: Bewegungsübungen bei Osteoporose, 16 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Weihnachtsferien. Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr.
Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz 19.30 bis 22 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Aktuelles vom Tage, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Bürgerhaus Kirdorf: "Die Nachtelfe", Marionetten-Theater von Nico Nicolai, 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 15 km.
Wehrheim. Versammlung der Jagdgenossenschaft, Wiesbachtalhalle in Pfaffenwiesbach, 20 Uhr.
Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.
Zu allem Unglück ist nun auch der Winter besonders früh und ungewöhnlich streng über das geplagte Bosnien-Herzegowina hereingebrochen. Der von einem brutalen Bürgerkrieg heimgesuchten Bevölkerung fehlt es so gut wie an allem, was zum Überleben nötig ist. Vor allem die Kinder leiden unter der Not.
Daher bittet die "Kultur- und Sportgemeinschaft Bosnien-Herzegowina Frankfurt am Main" die deutsche Bevölkerung sowohl um Geld- als auch um Sachspenden: Lebensmittel, Bekleidung, vor allem auch Medikamente.
Geldspenden können eingezahlt werden bei der Frankfurter Volksbank, Konto-Nr. 276 391 470, BLZ 501 900 00. Über Sachspenden informieren Telefon 62 48 57 sowie Telefax 0 61 42-6 88 30. FR
Seine Anstrengungen, etwas gegen die Schulden seiner Freundin zu unternehmen, muß der "Fahrradschreck von Eschersheim" teuer bezahlen: Wegen Diebstahls schickte ihn die 4. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts für drei Jahre und neun Monate hinter Gitter. 13mal hatte er vom 8. bis 30. Juni dieses Jahres mit seinem Fahrrad Frauen in Eschersheim von hinten angefahren und ihnen dabei die Handtaschen entrissen. Einge Male bestahl er auch Frauen, indem er sich beim Vorbeifahren deren Taschen griff.
14 000 Mark wollte der 29 Jahre alte Lagerarbeiter auf diese Art und Weise für seine Freundin beschaffen. Der Angeklagte, der alles freimütig gestand, bestritt lediglich, einer Frau, die ihre Tasche festgehalten haben soll, mit der Faust auf den Kopf gehauen zu haben.
Das Gericht glaubte dem Mann und ließ den ursprünglichen Anklagepunkt des Raubes fallen. sol
Er will uns nicht alles verraten, schließlich soll das eine oder andere Bild ja auch einen Überraschungswert haben. Während die erste Szene in einer Art Glaspavillon spielt, herbstlich-schön, verführerisch und trotzdem von einer gewissen Kälte, hat er den dritten Akt in eine sandig-sumpfige Gasse einer Wiener Vorstadt verlegt, von wo aus die Akteure den ebenso lüsternen wie verängstigten Ochs von Lerchenau in den Untergrund, in die Kanalisation locken, wo man ihm ein gespenstiges "Lustlager" gebaut hat. Die Verbindung vom "Rosenkavalier" zum "Dritten Mann" ist nicht zu übersehen: Bühnenbildner Erich Wonder ist für die Zeit der Vorbereitungen zur "Rosenkavalier-Premiere" mal wieder nach Frankfurt zurückgekehrt.
Frankfurt ist für Wonder ein vertrautes Pflaster: "Hier kenne ich mich besser aus als in Wien", gesteht der Österreicher. Schließlich hatte er am Main seine ersten, wichtigsten Erfolge. Vor 20 Jahren kam er von Wien, über Bremen und Bochum als Zwischenstationen, an den Main, zuerst ans Schauspiel, dann an die Oper, wo er gleich mit Händels "Giulio Cesare" in der Regie von Horst Zankl, auch seinen ersten Erfolg feiern konnte. Es folgten Lullys "Castor und Pollux" (ebenfalls mit Zankl zusammen), dann schließlich war es Verdis "Aida" unter Hans Neuenfels, die - und da stimmt uns Wonder gerne zu - als eine der großen Opernarbeiten unserer Zeit in die Musikgeschichte eingegangen ist.
Seine bislang letzte, absolut zukunftsweisende Frankfurter Arbeit war Leos Janaceks Oper "Die Sache Makropulos", bei der Ruth Berghaus Regie führte. Eine bizarre Geschichte, die ein ebenso bizarres Bühnenbild brauchte. Erich Wonder lieferte es: verrückt im doppelten Wortsinn, mit doppelten Böden, verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen, bei denen auf der einen die Zeit eingefroren schien, während sie auf einer anderen, darunterliegenden Ebene, weiterlief, unerbittlich und durch nichts aufzuhalten.
Wonder bezeichnet die vier Arbeiten in Frankfurt als "vier Glücksfälle", die Frankfurt für ihn - und da wird es ihm kaum anders gehen als der Regisseurin Ruth Berghaus - in eine besondere Beziehung setzen. Wenn er sich vorstellt, was sich in der Zwischenzeit, seit der Ära Gielen, alles zugetragen haben muß, dann findet er keine Worte mehr und kann nur noch den Kopf schütteln. "Aber ein neuer Anfang ist notwendig - man muß einfach neu beginnen. Frankfurt war tatsächlich einmal das Opernzentrum Europas", sagt er mit seiner leisen, doch eindringlichen Stimme, und wir müssen hinzufügen, daß viele Frankfurter damals nicht wahrhaben wollten. Und, so fährt Wonder fort, Frankfurt "sollte danach streben, wieder dorthin zu kommen."
Woran er sich mit einer gewissen Wehmut erinnert, ist das Konzept der "Main- Oper", die damals mit dem Dramaturgen Klaus Zehelein zusammen für Frankfurt geplant, aber leider nicht verwirklicht wurde: Ein Zug der Hafenbahn sollte das Publikum aufnehmen, das - so langsam durch die Landschaft des Frankfurter "Nizza" rollend - eine musikalische Schreckens- und Mordgeschichte (nach einer Hebel-Ballade) verfolgen sollte. Man hatte schon die ersten Fühler zur Realisierung ausgestreckt (Oberbranddirektor Ernst Achilles hatte bereits seine Zustimmung für eine Auto-Verfolgungsjagd mit Unfall und Brand gegeben). Mit Heiner Goebbels, dem Komponisten, war gesprochen worden, die ersten Wonderschen Skizzen hatten bereits den Weg vom Kopf in die Hand gefunden und waren sogar schon einmal ausgestellt. Aber dann häuften sich die Schwierigkeiten. "Das Stück ist schließlich vor seiner Realisation organisatorisch zusammengebrochen", meint Wonder und bezieht sich kritisch selbst mit ein: "Ich war damals auch noch nicht reif dafür."
Jetzt scheint er es zu sein, denn inzwischen hat er ähnliche Projekte in der Kasseler Karlsaue, am Berliner Landwehrkanal und in den Staatlichen Stahlwerken von Linz (während dort 20 000 Menschen arbeiteten) verwirklicht. Das jüngste Projekt, eine Untergangsvision im Zusammenhang mit dem Golf-Krieg, wurde während der Festwochen auf der Wiener Ringstraße mit der Rockgruppe "Einstürzende Neubauten" vor 15 000 Zuschauern realisiert: "Das Publikum war außer sich, vor Begeisterung und vor Ablehnung."
Am "Rosenkavalier" arbeitet er schon weit mehr als ein halbes Jahr. Die Gedankenarbeit begleiten Notizen und Skizzen. Dann fertigt er die ersten Zeichnungen, Aquarelle und Szenen-Modelle an. Es folgen Besprechungen mit der Regie, dem Dirigenten, und zuletzt folgt eine etwa zweimonatige intensive Endphase, so daß sich die Gesamtarbeitszeit schon über ein Jahr hinziehen kann. Wonder hat nicht die Absicht, Strauss' "Rosenkavalier" zu illustrieren, "dazu ist allein schon das Stück und dann noch mal die Musik allzuoft gebrochen". Auch Wien, in dem die Oper spielt, wird von ihm nicht ornamental wahrgenommen, also auch nicht illustriert.
Festhalten will er allerdings den Zustand der Menschen dort. Zum Beispiel dreht sich im Mittelbild, einer riesigen Attrappen-Bibliothek des neureichen Faninal, bald der ganze Horizont im Kreis: Die ganzen Intrigen lassen die Menschen schwindeln, Zeiten und Bilder scheinen vertauscht, manche Dinge laufen mit dem Stück, andere dagegen.
Wonder versucht, die Geschichte mitsamt den Brechungen des Librettos und der Musik (höchstes Raffinement, Terzen- und Walzer-Seligkeit, derb-bäuerliche Ironie und zarte Naivität) durch seine Bilder mitzuerzählen.
WIr werden sehen, wie es ihm gelingt. WERNER PETERMANN
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 832 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Mitmachen - fit bleiben; 15.30 Uhr Vortrag: Ernährung bei hohem Cholesterin; 16.10 Uhr Kurseelsorge, Adventsmeditation.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 882 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 481 39.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Kulturmix Nidda. Gymnasium: Weihnachtskonzert, 20 Uhr, Kath. Kirche.
Astrid Brack und Ensemble - Laßt uns froh und munter sein, weihnachtlicher Unterhaltungsabend, 19.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Vogelschutzgruppe: Zusammenkunft, 20 Uhr, Sportheim.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.
Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30- 11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle.
BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.
Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff I (Mütter mit Kindern v. Beginn des Laufalters bis 16 Mon.), 14-15.30 Uhr; Zwergentreff II (Mütter mit Kindern von 16 Mon. bis 2 J.), 15.45-17.30 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Foto Club: Familienabend zum Jahresausklang, Kl.-Karbener-Str. 25 Rendel.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Volkssternwarte Wetterau: Dia-Vortrag "Der Stern von Betlehem" v. J. Labudde, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.Blutspendetermin Bad Vilbel. DRK: Blutspendetermin, 16-21 Uhr, Friedrich-Ebert-Str. 34. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).
Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).
Rosbach. Leonid Jacoubouk - moderne St. Petersburger Malerei, Di.-Sa. 9.30- 12 Uhr, Di.-Fr. 15-18.30 Uhr, Galerie Unterm Nußbaum, Chemnitzer Str. 9a, Rodheim (bis 23. 12.).
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Grafik, Plastiken des 20. Jh., täglich außer Mo., 14-18.30 Uhr, Kunstgalerie Rodheim, An der Mergel 16, Rodheim (bis 30. 12.).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Kevin - allein in New York (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr) - Studio: Sister Act (15, 20.15 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15 Uhr); Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: John F. Kennedy (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Kevin - allein in New York (20 Uhr) - Bambi: Universal Soldier (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Reihe Krimis für Kids: Tommy, der Träumer (16 Uhr); Reihe Deutsche Geschichten: Stilles Land (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Kevin - allein in New York (20 Uhr) - Princess: Die Schöne und das Biest (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr); Die Cannes-Rolle '92 (22 Uhr).
Lich. Kino Traumstern: Ich bin meine eigene Frau (19.30 Uhr); Das Leben der Bohème (21.45 Uhr); Karniggels (24 Uhr).
(Ohne Gewähr)
BAD HOMBURG. Der Kinderschutzbund Hochtaunus hat ab sofort ein neues Domizil: Die Geschäftsstelle ist jetzt in der Audenstraße 8 (Tel. 2 00 44).
Sprechzeit ist dort, wie die Organisation mitteilt, jeden Montag von 16 bis 18 Uhr. FR
Das Niederrodenbacher Fußball-Hallenfest findet "zwischen den Jahren" (27. bis 30. Dezember) stets einen besonderen Anklang. Im vergangenen Jahr "garnierte" der Außenseitersieg des 1. FC Rommelhausen zusätzlich das Geschehen in der Bulau-Halle, wo es mit 1200 Zuschauern einen Rekord gegeben hatte. Finalpartner war der FSV Ravolzhausen (1:2 unterlegen), während der Gastgeber nach einem 0:2 gegen den TSV Niederissigheim Vierter wurde. Landesligist Spvgg. 1910 Langenselbold, der ebenso wie das Spitzenquartett auch beim achten Turnier dabei sein wird, belegte einen enttäuschenden fünften Rang.
Der Veranstalter hat dieses Mal ein großes 20er-Feld zusammenbekommen, die Teilnehmer auf vier Fünfer-Gruppen aufgeteilt.
Der Startschuß zum zahlenmäßig größten Hallenturnier dieses Winters im Fußballkreis Hanau soll am Sonntag (27. Dezember) nach Weihnachten fallen. Um 13 Uhr bestreiten der FSV Ravolzhausen und der 1. FC Langendiebach das Eröffnungsspiel. Die Spielzeit beträgt zweimal zehn Minuten.
Der Ausrichter hat eine kleine Pause von fünf Minuten eingebaut, wodurch im 25-Minuten-Takt angepfiffen und der Zeitplan eingehalten werden soll. Am ersten Tag sind exakt 20 Spiele (der VfR Kesselstadt und Cup-Verteidiger FC Rommelhausen wollen um 20.55 Uhr den Reigen beschließen) vorgesehen, am 28. Dezember (Montag) sowie am 29. Dezember (Dienstag) stehen ab 17.30 Uhr jeweils zehn Begegnungen auf dem Terminplan, wobei die letzte Partie jeweils um 21.15 Uhr angepfiffen werden soll. Am Mittwoch (30. Dezember) ist Endrunden- Spieltag.
Die Überkreuzspiele (ab 17.30 Uhr) führen die beiden Gruppen-Ersten zusammen, ab 19.10 Uhr sind die beiden Halbfinals anberaumt, um 20 Uhr soll das Spiel um Platz drei und gegen 20.30 Uhr das Finale ausgetragen werden. Gespielt wird um 1275 Mark Preisgelder. Dem Sieger winken allein 500 Mark Bargeld sowie der Ehrenpreis der Gemeinde Rodenbach.
Der Finalpartner erhält 350 Mark, die Teilnehmer am "kleinen Finale" bekommen 200/100 Mark, der Fünfte und Sechste ist noch mit 75 beziehungsweise 50 Mark dabei. Die Turnierleitung übernimmt Klaus Kramb.
Die Gruppen-Einteilung bescherte mit dem einzigen Landesligisten Spvgg. 1910 Langenselbold, dem FSV Ravolzhausen sowie den Hallenkünstlern aus Langendiebach und Niederissigheim eine besonders starke Gruppe eins. Cup-Verteidiger FC Rommelhausen glaubt es in der Staffel II mit dem favorisierten Bezirksoberligisten 1. FC Hochstadt sowie dem gleichrangigen Rodenbacher Lokalrivalen FC Eintracht Oberrodenbach aufnehmen zu können. Gastgeber FC Germania Niederrodenbach gilt in der Staffel drei als klarer Favorit, Eintracht Oberissigheim wird in der Gruppe vier - neben Türk Gücü Hanau - am höchsten gehandelt.
ACHTES SILVESTERPOKAL-HALLENFUSSBALLTURNIER FC GERMANIA NIEDERRODENBACH, Gruppe A: FSV Ravolzhausen. 1. FC Langendiebach, Germania Großkrotzenburg, TSV Niederissigheim, Spvgg. 1910 Langenselbold; Gruppe B: 1.FC Hochstadt, 1.FC Mittelbuchen, FC Eintracht Oberrodenbach, VfR Kesselstadt, 1. FC Rommelhausen; Gruppe C: FC Germania Niederrodenbach, FC Germania Rückingen, VfB Großauheim, FC Alemannia Niedermittlau, FC Sportfreunde Ostheim; Gruppe D: FC Hellas Maintal, FC Eintracht Oberissigheim, SKG Rüdigheim, FC Rot-Weiß Großauheim, FC Türk Gücü Hanau.
Die Spieltermine: Sonntag, 27. Dezember, 13 Uhr (erstes Spiel) bis 21.15 Uhr (letztes Spiel); Montag, 28. Dezember: 17.30 Uhr bis 21.15 Uhr; Dienstag (29. Dezember): 17.30 Uhr bis 21.15 Uhr; Mittwoch (30. Dezember): 17.30 Uhr (Endrundenbeginn) bis 20.30 Uhr (Endspiel). MAX KÖBEL
Das Stück ist ein klassisches Inselmärchen: Ein Kreuzfahrtschiff ist gesunken, die meisten Passagiere ertrinken; nur ein kleines Häuflein Glücklicher rettet sich an die Gestade eines Eilands. Darunter Frau Müller-Lüdenscheid, deren erste Sorge ihrem Diamantohrring gilt. Und die junge Frau, die verzweifelt ihren Bruder sucht - nicht, weil sie ihn so sehr liebte, sondern weil sie ohne ihn den Anspruch aufs Familienerbe verlöre. Ein Beau, der sich die seidene Krawatte zurechtrückt. Eine Frau aus Sachsen, die nach ihrer Zahnbürste schreit und verzweifelt ist, weil sie ihren Arzttermin verpassen wird: "Ich bin pünktlich, das habe ich so gelernt." Dazu zwei Mann von der Besatzung, grobschlächtig im Vergleich zu den feinen Herren und Damen, dafür mit Sinn fürs Praktische.
Die Figuren sind Typen, die so handeln, wie man es von ihnen erwartet: Raffgierig noch im Angesicht des Todes, unfähig, an anderes zu denken als an Geld. Die Klischees, die die Theatergruppe in der "Insel" präsentiert, lassen ob ihrer Einfachheit häufig schmunzeln.
Doch es geht den acht Spielern aus Togo, Spanien, Marokko, der Türkei, Pakistan, Griechenland und Deutschland schließlich auch um eine stereotype Situation, fast schon eine Parabel. Was wäre, wenn wir alle in den Urzustand zurückversetzt würden, ohne Klassenschranken aus Bildung, Rasse und Besitz? Auf einer einsamen Insel einander ausgeliefert, auf Gedeih und Verderb?
"Wenn wir hier überleben wollen, müssen wir lernen zu teilen", sagt einmal jemand aus. Das ist natürlich gar nicht so leicht bei Menschen, die nichts anderes gelernt haben als den Kampf gegen alle. Und auch die Ordnungsprinzipien lassen sich nicht so einfach über Bord werfen. Ein Leiter wird gesucht. Was, ein Leiter? Den brauchen wir nicht. - "Anarchie!" wirft da die entsetzte Sächsin ein; doch sie muß sich dreinschicken.
Das süße Südseeleben kann beginnen. In Wechselschichten wird auf Baumwollfeldern gearbeitet, Wasser herbeigeschleppt, Getreide angebaut. Alle sind glücklich im Palmenidyll - bis wieder der schnöde Mammon auftaucht, in einer goldgefüllten Piratenkiste.
Das Spiel vom Inselleben ist eine Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft und ihren Maßstäben. Ein bißchen Utopie, ein bißchen Sozialismus für Anfänger, erfrischend unkompliziert und mit viel Elan auf die Bühne der Hausener Brotfabrik gebracht von der "multikulturellen" Frankfurter Laiengruppe "Fatamorgana", die den Mut hat, schwierige Fragen auf eine einfache Ebene herunterzuholen. DIRK FUHRIG
MAINTAL. Dieser Tage wird der neue Veranstaltungskalender der Stadt Maintal für das kommende Jahr gedruckt. Die 16 Seiten umfassende Broschüre informiert über die Veranstaltungen der Vereine, Organisationen und Ämter der Stadt. An die Vereine soll der Kalender zwecks Kontrolle der Termine noch vor Weihnachten übergeben werden, teilt Udo Jung vom Amt für Jugend, Kultur und Sport mit.
Im neuen Jahr ist der Kalender dann in allen Verwaltungsstellen kostenlos zu haben. Enthalten ist auch das komplette Programm der Feiern und Feste zum 1200jährigen Bestehen Dörnigheims.
Der Kalender hat laut Jung die Funktion, "die Koordination der Veranstaltungen in Maintal zu erleichtern und den Bürgerinnen und Bürgern die Orientierung angesichts der Vielfalt von Veranstaltungen zu erleichtern." Bestandteil des Werkes sind auch die langfristig geplanten Veranstaltungen des Amtes für Jugend, Kultur und Sport. pom
Katharina Appel wird mit dem Handball (und Fußball) groß. Die vierjährige Tochter der Gederner Oberliga-Handballerin Birgit Appel und von Bernd Appel (32 Jahre), der beim Bezirksligisten SV Mittel-/Nieder-Seemen auf Torejagd geht, ist in aller Regel bei den Spielen ihrer sportbegeisterten Eltern dabei. Klein-Familien mit einem Kind, verbunden mit sportlichen Aktivitäten im Mannschaftsbereich, sind keine Seltenheit.
Bei den Appels verhält sich die Sache dennoch anders, denn am 23. März 91 kamen noch die Zwillinge Helena und Nora dazu. Dennoch ist die dreifache Mutter weiterhin beim TV Gedern aktiv und gilt als beste Torschützin ihrer Mannschaft respektive der gesamten Klasse. Mit ihren sieben "Böllern" gegen den Kreisrivalen TV Ortenberg erhöhte die wurfgewaltige Rückraumspielerin ihr Konto auf 60 Treffer und führt die interne Skala vor Sylvia Langlitz (44 Tore) und Ina Müller (30) deutlich an.
Beim großen Triumph gegen Ortenberg war nur die viereinhalbjährige Katharina dabei. "Bei dem erwarteten Zuschaueransturm mußten die beiden Kleinen daheim bleiben", erläuterte die Mutter.
Mit zehn Jahren hat die 28jährige Hausfrau beim TV Gedern mit dem Handball begonnen, pausierte kurzzeitig im A-Jugend-Alter sowie während der Schwangerschaften. "Wir haben nur Gederner Spielerinnen in der Mannschaft und beim Training am Montag und Mittwoch jeweils von 20 bis 22 Uhr sind alle dabei", verweist Birgit Appel auf die günstigen Trainingszeiten. Selbst für die dreifache Mutter ist es um diese Zeit keine Problem, zumal die Eltern im gleichen Haus wohnen, ansonsten Ehemann Bernd an diesen Tagen kein Fußball- Training hat. Er muß dienstags und donnerstags etwas für seine fußballerische Fitneß tun. Ansonsten werden beide durch die drei Sprößlinge entsprechend auf Trab gehalten. Beim TV 1889 Gedern gilt es nicht als Floskel: Die Oberliga- Handballerinnen bekommen kein Geld. Das von der Mannschaft selbst erstellte Oberliga-Info (auch die Anzeigen wurden von den Spielerinnen persönlich gesammelt), das zu jedem Heimspiel herausgegeben wird, sorgt für die Finanzierung der Auswärtsfahrten, die großteils mit einem Bus bestritten werden (müssen). Für den entscheidenden Zusammenhalt im Gefüge kommt daher auch kein Sponsor oder der Abteilungsleiter auf, sondern schlichtweg der Trainer Bernd Silberling. Er garantiert dafür, daß das Mannschafts-Schiff in ruhigen Gewässern segelt, daß die Fluktuation auf einem niedrigen Level bleibt. Nach dem Sieg gegen Ortenberg hatte ein Sponsor in die örtliche Pizzeria eingeladen. Dort wurde lange gefeiert. Zumal jetzt eine Pause bis 10. Januar (in Kassel) ins Haus steht. Allerdings nimmt der TVG bereits am 2./3.Januar am Turnier in Ortenberg teil, bevor am 4. Januar der normale Trainingsbetrieb aufgenommen werden soll.
"Gedern liegt etwas abseits", erklärt Silberling seinen kleinen Kader. Neben zwei Trainingseinheiten bietet er freitags (auf freiwilliger Basis) einen sogenannten Video-Abend an. Dabei werden allerdings keine x-beliebigen Spielfilme gezeigt, sondern wird der nächste Gegner analysiert. Silberling macht die Aufnahmen selbst, womit sein großes Engagement bei kleinem Salär aufgezeigt wird. "Die Wiederholung des fünften Platzes - und damit bester Kreisverein zu sein - gilt als Nahziel", sagt der Coach, der überzeugt ist, sich weiterhin auf sein Team verlassen zu können.
Auch um die Zukunft scheint es im Gederner Frauenhandball nicht schlecht bestellt zu sein. Alle Jugend-Spielklassen (A- bis E) sind besetzt. Dahinter kommt bereits der Nachschub aus dem Hause Appel. Katharina Appel ist die jüngste Spielerin im Team der "Minis", hat demnach einen Vorsprung von sechs Jahren gegenüber ihrer Mutter, die dennoch als technisch und spielerisch gute Handballerin, vor allem wurftechnisch überragende Akteurin gilt. HANS-DIETER PUTH
MARBURG. "Was wir nicht organisieren, passiert nicht", hatte Helmut Schuster, Sozialarbeiter und Sprecher des "Aktionsbündnisses ausländerfreundliches Gelnhausen" den Marburgern vor drei Wochen bei einer ersten Bürgerversammlung zugerufen und sie zum Engagement für die erwarteten Asylbewerber ermutigt. Ein Pfarrer aus Butzbach, wo die neuen Nachbarn praktisch über Nacht kamen, bedeutete den Marburgern: "Wir haben nicht das Glück gehabt, so wie Sie einiges im Vorfeld zu klären." Um von guten und schlechten Erfahrungen andernorts in Hessen zu lernen und den Anwohnern die Möglichkeit zu geben, auch Ängste und Vorbehalte zu artikulieren, die an diesem Abend allerdings nur verhalten zum Ausdruck kamen, hatte der "Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Marburg" eingeladen - ein runder Tisch mit Vertretern von Kirchen, Gewerkschaften, Stadt, Parteien, Universität und Polizei.
Den hatte Bürgermeister Gerhard Pätzold (SPD) sofort ins Leben gerufen, nachdem spätestens Ende Oktober klar gewesen war, daß wahrscheinlich zur Jahreswende über tausend Asylbewerber oder Bürgerkriegsflüchtlinge in der Marburger Tannenbergkaserne untergebracht werden. Vier Gebäude hat die Bundeswehr dort für diesen Zweck freigegeben. Sie wird Ende März 1993 das mit insgesamt 295 000 Quadratmetern riesige Areal vollständig räumen. Derzeit ist dort noch das Flugabwehrregiment 300 mit Waffen und Gerät stationiert.
Jetzt werden höchstwahrscheinlich noch vor Weihnachten die ersten 500 Flüchtlinge kommen. So wie in Marburg bereitet das für die Unterbringung zuständige hessische Familienministerium auch Kasernen in Wetzlar und Wiesbaden für eine kurzfristige Belegung vor, "um Obdachlosigkeit an Weihnachten zu vermeiden", so Staatssekretär Alex Müller. Die Wetzlarer Sixt-von-Arnim-Kaserne, wo schon rund 430 bosnische Flüchtlinge leben, soll voraussichtlich zumindest einen Teil der 500 Asylbewerber aus Butzbach aufnehmen, weil das Land dort die Auflösung des Sammellagers versprochen hatte. Im Wiesbadener "Camp Pieri" werde die Belegung "aus technischen Gründen" (Müller) wohl erst nach den Feiertagen erfolgen. Bis zum Jahresende rechnet der Staatssekretär mit bis zu 1500 neuen Asylbewerbern, die er mit den jetzigen Maßnahmen alle unterzubringen hofft. Derzeit leben in Hessens Kommunen und Kreisen knapp 60 000 Asylbewerber. Bekanntlich sind einige Kreise bei der Unterbringung erheblich im Rückstand: von den 10 000 weiteren Asylsuchenden in der Erstaufnahme hätten die Kreise und Kommunen schon 7000 übernehmen müssen. Außerdem kamen zwischen 9000 bis 11 000 Flüchtlinge aus Bosnien nach Hessen. Weitere werden erwartet.
Noch knapp vor dem angekündigten Eintreffen der ersten Asylsuchenden konnte am gestrigen Sonntag in Marburg auf Anregung des runden Tisches ein "Tag der offenen Tür" in den freigegebenen Kasernengebäuden stattfinden, die durch einen Maschendrahtzaun vom übrigen Gelände abgetrennt sind. Falschen Vorstellungen über eine "Luxusunterbringung" will man vorbeugen, die Bürger vertraut machen mit der Kaserne, auch in der Hoffnung, daß manche später wieder den Weg hierher finden und sich einsetzen, um den Menschen das Leben in der Fremde unter solch schwierigen Bedingungen erträglicher zu machen.
Zahllose Gruppen und Einzelpersonen unterschiedlichster Provenienz stehen in den Startlöchern und bereiten schon seit Wochen ihre Mitarbeit vor. Auch kritische Studenten sind darunter, die sich momentan vom offiziellen Runden Tisch noch ausgegrenzt fühlen. Sie lehnen Verschärfungen des Asylrechts und eine derartig massenhafte Unterbringung strikt ab. Sie fordern statt dessen gemischte Wohnkonzepte für Asylbewerber und Studenten. Andere wollen in der Innenstadt ein "Flüchtlingscafé" einrichten, wo auch Beratung möglich sein soll.
Bei den Kirchen und Gewerkschaften melden sich immer wieder Menschen, die mithelfen wollen, und bei der Stadt gingen gar Angebote von Privatleuten ein, Asylbewerber bei sich aufzunehmen. Denen muß der von der Stadt eingesetzte Koordinator dann erklären, daß es sich um Flüchtlinge im Erstaufnahmeverfahren handelt, die nur relativ kurze Zeit in der Kaserne bleiben und dann auf Kommunen und Kreise weiterverteilt werden sollen. Marburg wird Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen, einer von vier in Hessen, die am 1. April 1993 die Arbeit aufnehmen sollen.
Ehrenamtliche Dienste hat etwa eine Gruppe von zwölf Hebammen angeboten, falls schwangere Flüchtlingsfrauen Hilfe benötigen und die Kostenfrage weiterhin ungeklärt bleibt. Auch Uni-Professoren und ihre Studenten wollen sich nützlich machen: Um den Anglistik-Professor Rüdiger Zimmermann sammeln sich Leute, die seltene Sprachen beherrschen und Übersetzungsdienste leisten möchten. Womöglich könnten sie später den Neuankömmlingen auch Grundkenntnisse in Deutsch beibringen. Bei den Medienwissenschaftlern sollen Videos gedreht werden, um den Asylbewerbern die erste Orientierung in Marburg zu erleichtern und sie über das Asylverfahrensgesetz zu informieren. Das ist eine Idee von Werner Giede, der beim Marburger Sozialamt für die rund 800 Asylbewerber zuständig ist, die in der Stadt bislang stets dezentral und in möglichst kleinen Einheiten untergebracht wurden.
Die Uni-Pädagogen planen Freizeitangebote und Spielnachmittage für Kinder, andere wollen mit den Bewohnern der direkt unterhalb der Kaserne liegenden Tannenbergsiedlung ins Gespräch kommen, um bei ihnen eine positive Einstellung gegenüber den Flüchtlingen zu schaffen. Aber auch, um zu signalisieren, daß man sie mit ihren Ängsten ernst nimmt.
Seit Jahren von der Stadt vernachlässigt fühlen sich nicht wenige der knapp 700 Menschen, die in dem einige Kilometer außerhalb liegenden tristen Viertel mit zumeist mehrstöckigen Sozialwohnungen leben. Dort gibt es keinen Laden, keine Kneipe, kein Bürgerhaus, nicht mal einen Kiosk. Der einzige Jugendtreffpunkt ist ein ausgemusterter knallig-bunter Bus.
Ein offenes neonazistisches Potential gibt es hier nach Einschätzung von Stadtjugendpfleger Dietmar Stullich nicht, wohl aber rechtsextreme Tendenzen - wie auch anderswo. Die Stadt hat angekündigt, manches, gerade auch in der Jugendarbeit, verbessern zu wollen. Am heutigen Montag wird außerdem als Anlaufstelle ein "Bürgerbüro" mitten in der Siedlung eröffnet. Über die Geschehnisse in der Kaserne sollen Info-Blätter die Anwohner aktuell informieren - Bürgerbeteiligung erwünscht. Zunächst parallel zur Flüchtlingsunterbringung plant die Stadt nach Abzug der Bundeswehr dort oben einen "richtigen" Stadtteil: Wohnungen, Dienstleistungen, Einkaufsmöglichkeiten, Grünflächen.
Übrigens wollen sich auch Anwohner aus der Siedlung für die Asylbewerber engagieren. Ein großer Kraftakt wird nötig sein, um die vielen Aktivitäten zu koordinieren. Manches dürfte von der guten Zusammenarbeit mit dem Betreiber abhängen, der für Unterbringung, Verpflegung und soziale Betreuung verantwortlich ist. Das Land hat hierfür, wie von der Stadt Marburg gewünscht, die AWO Nordhessen ausgewählt, obwohl diese Lösung ein wenig teurer sein wird, als wenn es sich um einen privaten Betreiber handelte. Ein solcher hatte in Gelnhausen durch unkooperatives Verhalten bekanntlich für zusätzliche Schwierigkeiten gesorgt.
Mit den Flüchtlingen sieht Helga Bundesmann-Lotz nicht nur Probleme auf die Stadt zukommen, sondern auch eine Chance. Die Dekanin der evangelischen Kirche in Marburg und Vorsitzende des Arbeitskreises "Rat und Hilfe im Asyl", der sich schon längere Zeit um hier lebende Asylbewerber bemüht, hat selbst einige Jahre in armen Ländern gelebt. "Ich sehe eine Chance, daß wir uns damit auseinandersetzen müssen, daß wir in Deutschland nicht auf einer Insel der Seligen leben, sondern teilhaben an den weltweiten Problemen und den Schwierigkeiten, unter denen Menschen leiden müssen auf dieser Erde", sagt die engagierte Kirchenfrau und spricht von der Möglichkeit, "ein Stück Solidarität einzuüben". ANDREA TERSTAPPEN
RODGAU. Mit wachsendem Unverständnis reagiert die Stadtverwaltung auf die wilden Müllkippen, die in der Gemarkung entstehen. Jüngste Beispiele: Unbekannte lagerten in einem Jügesheimer Neubaugebiet Schutt, alte Radios und Holztüren ab. Im Wald und auf den Feldern östlich von Dudenhofen fanden sich 13 Autoreifen, halbverbranntes Mobiliar, Fußbodenbelag und ein Fernsehgerät.
Die Stadt verweist auf die zahlreichen Möglichkeiten, Abfälle auf legale Weise zu entsorgen. Zum Teil kostet das keinen Pfennig, nur ein bißchen Zeit. Dazu sind aber offensichtlich einige nicht bereit. "Das ist kein Kavaliersdelikt", erklärt der Magistrat. Unerlaubtes Müllablagern werde mit Bußgeldern geahndet.
Die Bürger/innen werden zu verstärkter Wachsamkeit aufgerufen und gebeten, Beobachtungen im Rathaus oder bei der Offenbacher Umwelt-Polizei (Telefon 069 /80 90 - 578) zu melden. "Das hat nichts mit Denunziation zu tun", heißt es im Rathaus. Die Umweltverschmutzung wird letztlich von allen bezahlt: über ständig steigende Müllgebühren. hf
ALTENSTADT. Im Rathaus von Altenstadt liegt jetzt die schriftliche Zusage des Landes Hessen vor, den Bau eines Kindergartens in Oberau-Süd mit 850 000 Mark zu bezuschussen. Weitere 110 000 Mark steuert der Landeswohlfahrtsverband für die Einrichtung bei. Das Projekt kostet insgesamt etwa 2,5 Millionen Mark.
Peter Pfeffer, Pressesprecher der SPD Altenstadt und Mitglied des Gemeindevorstandes, sieht durch den Zuwendungsbescheid aus Wiesbaden die politische Linie seiner Partei im Gemeindeparlament bestätigt. CDU und FWG, insbesondere deren Sprecher Günter Bögelein, hätten "die finanzielle Hilfe des Landes immer wieder angezweifelt" und den Bau eines Kindergartens "mit eigenen Mitteln" gefordert. Pfeffer: "Hätten sich CDU und FWG im Altenstädter Parlament durchgesetzt, wäre zwar einige Wochen früher mit dem Bau begonnen worden, aber dies hätte unsere Gemeinde, mit dem Zuschuß des Wohlfahrtsverbandes, zirka eine Million Mark gekostet."
Ursprüngliche Pläne der Gemeinde sahen, so vom Parlament beschlossen, einen 3,5 Millionen Mark teuren Kindergarten vor. Das Land Hessen, das ergaben Gespräche des Bürgermeisters im zuständigen Wiesbadener Ministerium, war jedoch nicht bereit, den Bau eines so teuren Kindergartens finanziell zu unterschützen: Wer derart große Pläne schmiede, so der Tenor, müsse sie auch aus der eigenen Tasche finanzieren können. In der Folgezeit wurden die Pläne überarbeitet, heraus kam ein Bau, der noch etwa 2,5 Millionen Mark verschlingen wird. Das Land steuert für dieses entschlackte Modell gemeinsam mit dem Wohlfahrtsverband nahezu eine Million Mark bei. Die Gemeindekasse wird folglich nur noch mit 1,5 Millionen statt mit 3,5 Millionen Mark belastet.
Zufrieden ist mit diesem Ergebnis auch Altenstadts parteiloser Bürgermeister Gerd Göllner. Das Gelände sei für die Bauarbeiter "bereits abgesteckt". In Kürze erfolge der erste Spatenstich. Den Kindergarten werden 90 junge Altenstädter besuchen können. In zwei der vier Gruppen könnten auch behinderte Kinder aufgenommen werden. Göllner ist sicher, daß die 90 Plätze innerhalb kürzester Zeit vergeben sein werden. Wunsch des Gemeindevorstandes sei es daher, auch in der Waldsiedlung ein neues Angebot zu schaffen. Gedacht sei an einen Anbau an das Gemeinschaftshaus, in dem zwei Gruppenräume eingerichtet werden könnten. Die erforderlichen Planungskosten seien im Haushaltsplanentwurf für 1993 vorgesehen. sal
KARBEN. Die Arbeitsgruppe der Grünen lädt interessierte Bürger zur Mitarbeit ein. Das nächste Treffen wird für Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr, im Kolleg der Gaststätte "Niddatal" in der Okarbener Untergasse 34 angekündigt. de
BRUCHKÖBEL. Bruchköbel hatte als erste Kreiskommune eine Seniorenvertretung, seit 1976 genau. Dennoch steht wohl bald ein Wandel an. Bisher ist der "Seniorenrat" eine Vertretung der organisierten alten Menschen: Vereine und Institutionen, die mit Altenarbeit befaßt sind, entsenden Mitglieder zur einmal im Monat tagenden Runde. Der Trend, so meint bei der Stadt Seniorenbeauftragter Dietmar Hussing, geht aber hin zu einer allgemein gewählten Vertretung alter Menschen. Schon in zwei Jahren könnte es soweit sein, die Vorbereitung läuft.
Dabei hat man nach Hussings Ansicht in Bruchköbel bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht. Anregungen des Seniorenrats würden in der Regel schnell umgesetzt, Politik und Verwaltung seien für die Belange der Alten offen. Manchmal genüge schon ein Hinweis in der Sitzung. Der ohne Stimmrecht dabeisitzende Magistratsentsandte sorgt oft für eine "unbürokratische" Realisierung. So werde dann mal eine Bushaltestelle beim Alten- und Pflegeheim eingerichtet, ein Zebrastreifen oder eine Ampel angebracht, auf behindertengerechte Ausstattung öffentlicher Gebäude geachtet.
Daß es nicht leicht sein wird, die Bruchköbeler ab 60 für eine allgemeine Seniorenbeirats-Wahl zu mobilisieren, sieht Hussing voraus. Das Beispiel anderer Kommunen belege, daß die Partizipation in der Regel erst beim zweiten, dritten oder vierten Mal wachse.
Ob denn die Seniorenbeiräte nicht generell zu wenig bewirken? Dietmar Hussing verweist darauf, daß die Arbeitsgemeinschaft hessischer Seniorenvertretungen ein Mitspracherecht der Gewählten bei Ausschußsitzungen der Kommunalparlamente anstrebe. Doch dürfe man den Einfluß einer Altenvertretung auf Gemeindeebene auch ohne dieses Recht nicht unterschätzen. Schon heute können sich auf Wunsch Bruchköbeler Altenvertreter von Verwaltungbediensteten oder Politiker von gemeindlichen Vorhaben berichten lassen. Dabei werden Volksvertreter auch an ihre Wahlversprechen erinnert.
Schließlich könne man in unserer Demokratie auch nichtparlamentarisch, etwa über Informationsstände oder Demonstrationen, Interessen bekunden. Allerdings, so fügt Hussing an, habe das Bruchköbeler Gremium bislang noch kaum für etwas kämpfen müssen.
Der Seniorenrat Bruchköbel hat zahlreichen Veranstaltungen für alte Menschen auf die Sprünge geholfen, etwa einem speziellen Gedächtnis- oder einem Sicherheitstraining für diese Altersgruppe. Hussing beobachtet in den zurückliegenden Jahren eine verstärkte Nachfrage nach anspruchsvollen, durchorganisierten Veranstaltungen. Die Resonanz auf zwanglose Treffen, also offenen Betrieb, nehme sichtlich ab. Das scheinen die Alten mit den Jungen gemein zu haben. ul
NIDDA. Mit einer schlechten Nachricht begann für die Mitarbeiterinnen des Frauen-Notrufs in Nidda das Jahr 1992: Die ABM-Stelle einer qualifizierten Beratungskraft lief im Januar aus. Die eh schon finanziell unzureichend ausgestattete Hilfseinrichtung kam an den Rand ihrer Leistungskraft, zumal sich die Notfälle häuften, die von den wenigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen nicht mehr betreut werden konnten. Folge hiervon waren organisatorische Veränderungen bis hin zur Wahl eines neuen Vorstandes. Im April konnte der Frauen-Notruf in größere Räume umziehen, eine Honorarkraft wurde eingestellt, die Arbeit trotz aller Hemmnisse weitergeführt. Heute verfügt der Notruf über eine Wohnung, in der Frauen in Krisensituationen bis zu fünf Tage bleiben können. Außerdem gibt es eine sogenannte Nachsorgewohnung, die Frauen, die sonst obdachlos würden, die Möglichkeit bietet, von dort aus Wohnung und Arbeitsplatz zu suchen.
Im Juli hingegen verschärft sich die Situation erneut. Entgegen der Zusage, wird die ABM-Stelle nicht wieder eingerichtet. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen müssen einspringen, um das Büro wenigstens zwei Stunden täglich besetzt zu halten. Briefe an alle Bürgermeister des Wetteraukreises, in denen die Frauen um einen Zuschuß zur Sicherung der Verwaltungsstelle bitten, werden bis auf wenige Ausnahmen überhaupt nicht beantwortet oder abgelehnt.
Gerade in den vergangenen Wochen sind die Mitarbeiterinnen wieder mit einer Vielzahl von "Gewalt in der Ehe" konfrontiert worden: mit den Berichten von Frauen, die von ihren Männern geschlagen, geprügelt, mißhandelt werden. Sie wollen und werden deshalb weiterarbeiten: Maria Dugar als neue Erste Vorsitzende, Cornelia Stein-Dietz als ihre Stellvertreterin, Schatzmeisterin Renate Fleischer-Neumann und Schriftführerin Margarete Lotz und ihre Helferinnen. An den Feiertagen und zwischen den Jahren ist das Büro des Notrufs nicht besetzt. In Krisensituationen können Frauen unter Tel. 0 60 43 / 44 71 eine Nachricht hinterlassen. cor
Mit Hausbesuchen bei über 300 niedergelassenen Ärzten in Frankfurt und Umgebung hat sich die Deutsche Krebsgesellschaft bemüht, die Vorsorgeuntersuchungen populärer zu machen. Die Aktion war, wie Professor Bernhard Kornhuber jetzt einräumte, ein Flop. In den Gesprächen mit den Hausärzten, die von drei Wissenschaftlern geführt wurden, zeigte sich immer wieder: Krebs ist nach wie vor ein Tabuthema - auch bei den Ärzten selbst.
Seitdem vor zwanzig Jahren die kostenlose Früherkennung eingeführt wurde, wird sie von 30 Prozent der Frauen und von zehn Prozent der Männer wahrgenommen. Der Nutzen solcher Untersuchungen ist erwiesen. Je früher ein Karzinom erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsaussichten. Dennoch unterziehen sich nur 25 Prozent der Hausärzte selbst der Früherkennung.
Nur eine Minderheit von 10 Prozent weist ihre Patienten regelmäßig und systematisch auf die Krebsfrüherkennung hin. "Offensichtlich wirkt sich auf der unbewußten Ebene die eigene Angst des Arztes vor Krebs und seine Schwierigkeiten im Umgang mit lebensbedrohlichen Erkrankungen auf das Engagement bei der Krebsfrüherkennung aus", folgern die drei Wissenschaftler. Auch wollten Ärzte "keine schlechten Nachrichten überbringen", sondern "als Sieger im Kampf gegen Krankheiten hervorgehen".
Auch wenn es nicht gelungen sei, mehr Ärzte für die Früherkennung zu gewinnen, so seien durch das Projekt doch wichtige Erkenntnisse gewonnen worden, meinte Kornhuber. Ein Curriculum sei erarbeitet worden, das schon während des Studiums zur Beschäftigung mit dem Thema zwingen soll. Und man werde versuchen, die Krebsfrüherkennung in andere Gesundheitsprogramme einzubinden.
Daß dies der richtige Weg ist, bestätigte der stellvertretende Geschäftsführer der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt, Dieter Kunze. Vor einem Jahr habe man jedem Mitglied den Berechtigungsschein für den zweijährigen "Check Up" zugeschickt, der mit der Krebsfrüherkennung kombiniert werden kann.
"Die Folge war, daß wir im ersten Halbjahr bei den Männern 8000 Vorsorgeuntersuchungen hatten, im Vergleich zu 11 500 im Jahr 1991", sagte Kunze. Bei den Frauen sei die Zunahme bescheidener ausgefallen. 22 400 nahmen die Früherkennung im ersten Halbjahr '92 wahr, 1991 waren es insgesamt 38 400. ft
Frau Friederike Werner, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Elfriede König, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Philipp Geiss, Groß-Karben, zum 83. Geburtstag.
Herrn Hanns Stern, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.
Herrn Friedrich Meiß, Bönstadt, zum 89. Geburtstag.
Der Unterricht beginnt morgens entspannt mit dem Morgenkreis. Dann helfen sich die Kinder gegenseitig durch das Gestrüpp des kleinen Einmaleins, und schließlich essen sie zusammen Mittag. Seit sieben Jahren lernen behinderte und nichtbehinderte Jungen und Mädchen gemeinsam an der Integrativen Schule Frankfurt. Dabei pauken sie nicht nur das Abc, sondern gehen auch zusammen schwimmen oder machen gemeinsam Hausaufgaben. Keiner ist ausgeschlossen. "Wir nehmen jedes Kind auf, auch wenn es mehrfach schwerstbehindert ist", sagt Schulleiter Friedrich Fabriz.
Nun aber scheint die Integrative Schule gefährdet zu sein. Die Stadt Frankfurt hat Zuschüsse gekürzt, und die beiden Träger der Privatschule - der Evangelische Regionalverband und die evangelische Französisch-reformierte Gemeinde - signalisieren das Ende ihrer finanziellen Belastbarkeit. Fabriz: "Die Zukunft unserer Schule ist ernsthaft gefährdet."
Das erscheint den Pädagogen und den Eltern besonders ärgerlich, weil die Schule sich immer auch als Pilotprojekt empfunden hat. Es war die erste Schule in Frankfurt, an der Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam lernen konnten. Staatliche Grundschulen zogen nach. Obwohl die rot-grüne Landesregierung das gemeinsame Lernen nun an einer Vielzahl von Grundschulen möglich gemacht hat, setze die Integrative Schule noch "wichtige Zeichen", meint Fabriz. Als "differenzierte Ganztagsschule" will sie für das gemeinsame Lernen mehr Zeit aufwenden, als es die Stundentafel vorsieht. In den Klassen unterrichten Teams aus Grundschullehrerin, Sonderschullehrerin, Erzieherin und einem Zivildienstleistenden. Therapeuten kommen vormittags in die Schule, und die "Integration ist unteilbar", sagt Fabriz. Auch Mehrfachbehinderte, die sich in Regelschulen nicht zu integrieren wagen, werden aufgenommen.
Obwohl die Arbeit von allen Seiten Lob findet, geht das Geld aus. Die Stadt hat für 1993 ihre Zuschüsse von 400 000 auf 250 000 Mark zusammengestrichen, der Evangelische Regionalverband diskutiert über Kürzungen, und die evangelische Französisch-reformierte Gemeinde sieht sich nicht in der Lage, mehr zuzubuttern, sagt Fabriz. Dabei sind inzwischen auch die Eltern mit 275 Mark im Monat für Unterricht und Mittagessen dabei, und das Land Hessen zahlte bisher mehr, als es eigentlich verpflichtet war.
Schließlich bangt die Schule auch um die räumliche Zukunft. Das Gebäude am Praunheimer Weg wird in absehbarer Zukunft von der benachbarten Erich-Kästner-Schule beansprucht, und bisher fehlt das Geld, um ein eigenes Schulhaus hinzustellen, obwohl die Stadt der Integrativen Schule ein Grundstück gleich neben dem Hundertwasser-Kindergarten im Mertonviertel angeboten habe.
Schuldezernentin Jutta Ebeling signalisiert Hilfe: Niemand im Magistrat sei daran interessiert, die "sehr gute Arbeit" der Schule zu gefährden. Bereits für den Nachtragshaushalt 1993 werde über zusätzliche Mittel nachgedacht. luf
Als in Rostock nächtelang die Brandsätze gegen Wohnhäuser flogen, als "brave Bürger" Beifall klatschten, wenn gewaltbeseelte Skinheads Molotow- Cocktails gegen Kinder warfen, als brutale Gesellen Nacht für Nacht die Hatz auf mangelhaft geschützte Ausländer machten, da hielt es auch einen ansehnlichen Teil der Frankfurter Schülerschaft nicht mehr auf den Stühlen. Statt mit Pythagoras die Fläche rechtwinkliger Dreiecke zu berechnen oder den ollen Caesar zu übersetzen, folgten rund 5000 Schüler und Schülerinnen einem Aufruf des Stadtschülerrates, verließen zur besten Unterrichtszeit ihre Schule, um gegen Ausländerhaß und Rassismus zu demonstrieren. Schuldezernentin Jutta Ebeling war von so viel Engagement ganz gerührt und lobte die "wachsamen" Jungen und Mädchen.
Das war vor mehr als drei Monaten, aber bis heute haben die meisten Frankfurter Schuldirektoren das Lob der Stadträtin für renitente Schüler nicht verwinden können. Fast ein Vierteljahr nach der Demonstration beklagen sich 13 Schulleiter des "Bezirksverbandes Frankfurt der Bundesvereinigung der Oberstudiendirektoren" bei der Stadträtin über ihre "wenig hilfreiche Billigung des Fehlverhaltens" und fordern sie auf, sich künftig "etwas mehr Zurückhaltung aufzuerlegen".
Was sich liest wie eine Satire auf den Pauker der 50er Jahre, scheint bitterer Ernst zu sein. Von Verstößen gegen Rechts- und Verwaltungsvorschriften ist die Rede. Schließlich habe das unentschuldigte Fernbleiben, die "Schule an der Erfüllung ihrer Aufgabe" gehindert. Die Kultusminister hätten schon anno 1973 das Demonstrationsrecht in die unterrichtsfreie Zeit verlegt.
Jetzt sehen sich die Schulleiter in der Klemme. Eigentlich müßten sie "pädagogische oder auch Ordnungsmaßnahmen" gegen die pflichtvergessenen Schüler "anwenden". "Dies wurde allerdings durch den starken politischen Druck erheblich erschwert." Schließlich fanden nicht nur die Schuldezernentin, sondern auch viele Eltern, Lehrer und die Presse die Schüler gut.
Stadträtin Ebeling aber scheint gar keinen Spaß an der Pauker-Satire gefunden zu haben. Als ein "Dokument unpolitischer, bürokratischer Engstirnigkeit" wertet sie das Schreiben der Direktoren. Und in ihrer Antwort äußert sie ihr Unverständnis über so viel "Verordnungsgläubigkeit" angesichts rassistischer Anschläge und antisemitischer Denkmalschändungen.
"Wie machen Sie Jugendlichen klar, daß in Rostock tagelang vergleichsweise unbehelligt Jugendliche gegen Ausländer vandalisieren konnten, während hier in Frankfurt der Protest gegen diese Unmenschlichkeit als ,Fehlverhalten&rquote; geahndet wird?" Und das demokratische Wertesystem sieht Ebeling durch die demonstrierenden Schüler schon gar nicht in Gefahr. Die Jugendlichen seien ja gerade für den Erhalt des demokratischen Gemeinwesens und für die Achtung der Menschenwürde auf die Straße gegangen. Die Stadträtin: "Seien Sie froh, daß Sie solche Schüler/- innen haben." luf
Der Magistrat ist der Meinung, daß sich die Frankfurter sicherer fühlen, als noch zu Anfang des Jahres. In einem Rechenschaftsbericht an die Stadtverordneten begründet die Stadtregierung ihren Eindruck mit der starken Präsenz von Polizei, Stadtwerke-Ordnungsdienst und privaten Sicherheitsunternehmen auf Straßen, Plätzen und in unterirdischen Anlagen. "Eine Wende", eine Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühles, läßt sich nach Auffassung des Magistrats vor allem an den auffallend rückläufigen Fallzahlen bei Straßenraub-Delikten erkennen.
Der Magistrat bezieht sich auf bislang unveröffentlichte Angaben aus der Polizeistatistik. In ihr werden die ersten zehn Monate der Jahre 91 und 92 miteinander verglichen. Lag die Raubquote im vergangenen Jahr noch bei 850 Straftaten, so sank sie in diesem Jahr auf 680. Das entspricht einer Abnahme um 20 Prozent.
Der Kommentar des Polizeisprechers Karl-Heinz Reinstädt dazu lautet: "Wir haben durch unsere uniformierte Präsenz etwas bewegt."
Der Magistrat veröffentlichte mit seinem Bericht eine Graphik aus dem Polizeipräsidium, die das Ausmaß polizeilicher Aktivitäten gegen den Rauschgifthandel und die Straßenkriminalität deutlich macht: Im Jahre 1990 setzte die Polizei auf diesen Deliktsfeldern knapp 10 000 Beamte ein. Die haben 41 000 Personen kontrolliert und knapp 2300 davon festgenommen; bis zum Ende dieses Jahres, so eine Hochrechnung, werden 48 000 Beamte auf der Straße sein. Die überprüften 160 000 Personen und nahmen mehr als 13 000 fest.
Die Intensivierung der Polizeiarbeit wurde möglich, weil dem Präsidium seit Mitte des Jahres jene 130 Beamten zur Verfügung stehen, die bis dahin am Flughafen eingesetzt und vom Bundesgrenzschutz abgelöst worden sind.
Der Magistrat verweist in seinem Report an das Parlament auf seine eigenen personellen Anstrengungen im Sicherheitsbereich. So auf den Sicherheitsdienst der Stadtwerke, der seine Patrouillen mit 53 Mann in U-Bahnhöfen und in Zügen durchführt. Er wird von 36 Wachleuten einer Privatfirma unterstützt, die sich auf die B-Ebenen konzentrieren. Dazu kommen noch die sogenannten Citystreifen, die zwischen Hauptbahnhof und Konstablerwache unterwegs sind. habe
Grüber: Neue Defizite über Reformen sanieren Weitere 240 Millionen Fehlbetrag prognostiziert Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Über das jüngst verkündete Sparpaket hinaus setzt der Magistrat den Rotstift an: "Ende Januar/Anfang Februar" 1993 will Kämmerer Martin Grüber (SPD) eine "Liste von möglichen Strukturreformen" in der Stadtverwaltung präsentieren, die seit Sommer von Fachleuten einer "Arbeitsgruppe Ausgabenkritik" vorbereitet wird. Grüber: "Viele Aufgaben der Stadt sind heute noch doppelt abgedeckt - das soll sich ändern." Die Betriebskommission der Stadtwerke (Defizit 1992: 150 Millionen Mark) beschäftigte sich ebenfalls mit Sparvorschlägen: Darunter der uniformierte Wachdienst in den B-Ebenen (Kosten 1992: zehn Millionen Mark) und das Kunden-Beratungszentrum Hauptwache. All dies hat seinen Grund: Bleibt es bei der vorausgesagten Stagnation der Wirtschaft für 1993, werden dem Kämmerer weitere 240 Millionen Mark in der Kasse fehlen. Grüber bestätigte dieser Tage: Statt der erwarteten 1,741 Milliarden Mark bei der Gewerbesteuer-Einnahme 1993 in Frankfurt ist mit "nicht über 1,5 Milliarden Mark" zu rechnen - bei Nullwachstum. Geht die Wirtschaftstätigkeit gar zurück - was Fachleute erwarten -, klafft darüber hinaus ein dreistelliges Millionenloch. Schon jetzt ist für den Kämmerer klar, daß die bisherigen Defizite - 200 Millionen Mark 1991 und 87 Millionen Mark 1992 - in den nächsten Jahren nicht völlig abgebaut werden können. Seine Lösung: "Wir werden die Verluste weiter vor uns herschieben müssen." Unklar ist, wie lange die hessische Landesregierung noch zusieht, ohne den Sparkommissar nach Frankfurt zu schicken.
Der SPD-Politiker nannte andere finanzielle Probleme, die noch nicht bewältigt sind. Am 1. Januar klettert die Mehrwertsteuer von 15 auf 16 Prozent - für die Stadt jährliche Mehrkosten von zwölf Millionen Mark, weil die Preise analog steigen. Weil der Landeswohlfahrtsverband (LWV) ebenfalls am 1. Januar die Pflege der über 65jährigen Senioren an die Kommunen überträgt, muß Frankfurt mit Mehrkosten von 30 Millionen Mark rechnen. Der Kämmerer hofft, die Zahl in Verhandlungen noch drücken zu können.
Die Politiker und die Fachleute im Römer diskutieren inzwischen immer offener die Teil-Privatisierung der Müllabfuhr und die Aufgliederung der Stadtwerke in drei Unternehmen (Verkehr, Energie, Wasser und Entsorgung) mit Beteiligung privater Finanziers. Stadtwerke-Direktor Jürgen Wann begrüßte eine solche Reform: "Die Stadtwerke könnten dann effektiver handeln" - Wann ließ freilich durchblicken, daß mit Abbau von Personal zu rechnen wäre.
Als ersten Schritt beschloß die Betriebskommission, die gesamten Stadtwerke von einer privaten Unternehmensberatung auf Rationalisierungs-Möglichkeiten untersuchen zu lassen. Aus den Jahren 1991 und 1992 laufen nach Wanns Worten insgesamt 300 Millionen Mark Verlust auf - das Defizit entsteht vor allem durch Busse und Bahnen, die nicht kostendeckend betrieben werden können.
Während die neuen Sparpläne bekannt wurden, kritisierte die Gewerkschaft ÖTV die beabsichtigte Streichung der Ballungsraumzulage von 100 Mark, die heute noch 70 Prozent der städtischen Beschäftigten bekommen.
(Siehe den Beitrag ". . . unsozial" und den Kommentar auf Seite 14)
In Hannover verfügt die Stadtregierung ein drastisches Sparprogramm, in München verkündet OB Kronawitter einen Einstellungsstopp im Rathaus, in Stuttgart schließen Theater. Die Strukturkrise der öffentlichen Haushalte verschärft sich rasch - befeuert von wirtschaftlicher Rezession, sinkenden Steuereinnahmen, Umverteilungskämpfen als Folge der deutschen Einheit. Frankfurt ist da keine Insel - in immer kürzeren Abständen holt die Bürger die Entwicklung ein.
Aus der Lage politisches Kapital zu schlagen, wie es die CDU jetzt im Stadtparlament immer noch mit der wohlfeilen Formel "rot-grüner Verschwendung" versucht hat, mußte scheitern. Hilf- und konzeptionslos stand die Opposition in der Finanzdebatte da, mußte sich ihr eigenes Wahlprogramm vorwerfen lassen, das Nur ein erster Schritt vielen immer noch alles verspricht. Die Zeit aber, da mit Versprechungen Politik zu machen war, ist vorbei.
Auf diese Art und Weise, aus dem vollen schöpfend, lebte die Dienstleistungs-Großstadt Frankfurt schon in den 80er Jahren über ihre Verhältnisse - gerade mit einem milliardenschweren Kultur-Investitionsprogramm, das über Bauten auch identitätsstiftend wirken wollte. Auch die rot-grüne Koalition korrigierte den finanzpolitischen Kurs 1989 zunächst nicht - sie baute soziale Defizite ab. Das war richtig, aber sehr teuer.
Die schwierige Aufgabe für den rot- grünen Magistrat heißt jetzt: Sparen, aber politikfähig bleiben. Zu Recht hat die Koalition das billige FVV-Umweltticket verteidigt - es läßt Bürger auf Busse und Bahnen umsteigen. Und es gilt, sich Geld nicht bei Armen und sozial Schwachen zu holen - da gibt die Bundesregierung gerade ein schlimmes Beispiel ab. Zu Recht hat der Magistrat dagegen den Frankfurt- Paß für Bedürftige erhalten.
Was OB Andreas von Schoeler präsentierte, war ein Schritt in die richtige Richtung. Freilich: Viele Schritte müssen folgen - die Reform der städtischen Finanzen, die Frankfurt verändern wird, steht erst am Anfang. Viele Bürger müssen wissen: Ohne Überprüfung eigener Ansprüche an soziale und kulturelle Infrastruktur, an Konsum und Mobilität wird es nicht gehen. Umdenken tut not, soll das gesellschaftliche System Stadt weiter funktionieren.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
KIEL, 23. Dezember (epd). Der Hamburger Pastor Edgar Spir muß seinen Dienst unter der Leitung der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen versehen, auch wenn er sie nicht in ihrem Amt anerkennt. In einem in Kiel veröffentlichten Brief erklärte die nordelbische evangelische Kirchenleitung, für Spir, der die Frauenordination aus theologischen Gründen ablehnt, könne es keine Ausnahmegenehmigung geben.
Der Vorsitzende der Kirchenleitung, Bischof Karl Ludwig Kohlwage (Lübeck), und der Schleswiger Bischof Hans Christian Knuth wiesen die Behauptung des Pastors zurück, die Frauenordination stehe nicht im Einklang mit der Bibel. Unter Hinweis auf den theologischen Ausschuß der Evangelischen Kirche in Deutschland erläuterten sie, es gebe keine Gründe aus der Bibel und dem lutherischen Bekenntnis, Frauen von der Ordination zum Pfarramt "und also auch von der Berufung in kirchliche Leitungsämter auszuschließen".
Spir hatte bereits im Februar mit einer kleinen Gruppe von Pastoren und Gemeindemitgliedern die Bischofskandidatur der damaligen Harburger Pröpstin Jepsen kritisiert, weil sie sich "öffentlich und einseitig für eine feministisch-theologische Richtung" ausgesprochen habe.
Ein Weihnachtskonzert ohne "O du fröhliche" und "Stille Nacht" - unvorstellbar. Beim Konzert der Jugendmusikschule Frankfurt in der Alten Nikolaikirche war es der Kinderchor, der das "Pflichtprogramm" erledigte. Und es machte sogar richtig Spaß den Liedern zuzuhören, die sonst tagaus, tagein aus den Lautsprechern der Einkaufshäuser quellen.
Ein Blechbläserensemble eröffnete das Konzert mit "festlicher" Barockmusik, ohne die Weihnachten bekanntlich auch nur halb so schön ist. Trompeter, Posaunisten und Hornisten spielten unter Leitung von Sunhild Pfeifer die "Sonata pian'e forte" von Giovanni Gabrieli. Die Dynamik war klar herausgearbeitet, Intonation und Zusammenspiel stimmten. Barockes boten die meisten Ensembles, die in der Kirche am Römerberg auftraten.
Eine Ausnahme machte das Querflötenquartett: Die "Paraphrasen über ein eigenes Thema" von E. Kronke war eine beschwingte und originell gesetzte Komposition. Und daß um diese Jahreszeit nicht nur "O Tannenbaum" oder Corellis Weihnachtskonzert gespielt werden muß, zeigte auch der Gitarrenspielkreis. Zurückhaltend und präzis musizierten die fünf Gitarristen Stücke des Renaissancekomponisten Pierre Phalese.
Die sechs- bis zehnjährigen Musikschüler durften nicht nur Weihnachtsliedern singen, sondern zusammen mit dem Kammerchor Michael Praetorius' "Wie schön leuchtet der Morgenstern". Der Chor der "Großen" unter Dirigent Ulrich Stoll imponierte auch in Heinrich Schütz' "Jauchzet dem Herrn" und Sweelincks "Hodie Christus Natus" mit kompaktem, ausgefeiltem Gesang. Begleitet wurden sie dabei von einem Historischen Ensemble aus Gamben- und Lautenspielern. Mit den Variationen "La Follia" von Francesco Geminiani trat das Kammerorchester der Jugendmusikschule auf. Kein leichtes Werk, doch die Musikerinnen und Musiker waren bestens präpariert. Störend nur die kurzen Pausen, die Dirigent Helmut Willkeit zwischen den einzelnen Variationen einlegte.
Nicht nur die musikalische Leistung der Jugendmusikschüler war bewundernswert, sondern auch die Gelassenheit, mit der sie ihr Programm absolvierten. Durch den Weihnachtsmarkt nebenan war in der Alten Nikolaikirche dauernde Unruhe. Ständig kamen Leute herein, die mit dampfendem Glühwein in der Hand mal eben ein paar Minuten zuhörten. Das konnte die jungen Musiker aber nicht erschüttern: "Ein wenig Chaos gehört bei uns einfach dazu."
ECKART BAIER
LANGEN / RÜSSELSHEIM. Am 22. Dezember jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Walter Rietig. Der ehemalige Langener Bürger wurde auf Anweisung der Nationalsozialisten vom Volksgerichtshof wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Fast fünfzig Jahre liegt auch der Tod von Wilhelm Burk zurück, ebenfalls ein Langener, der nach schwerer Zwangsarbeit im KZ Sachsenhausen-Oranienburg starb. Zum Gedenken an die beiden Männer werden aus Langen Bürgermeister Dieter Pitthan und Stadtverordnetenvorsteher Karl Weber morgen, Dienstag, 22. Dezember, 10 Uhr, am Ehrenmal auf dem Langener Friedhof einen Kranz niederlegen. Nach Burk und Rietig sind in Langen Straßen benannt.
Walter Rietig, der in Rüsselsheim bei Opel arbeitete, gehörte vor der Machtübernahme der NSDAP verschiedenen sozialistischen Organisationen an. Er wurde von Kollegen denunziert. Die Anklage lautete, Rietig habe sich regimekritisch geäußert, Werbung für ein kommunistisches Gesellschaftssystem betrieben, positiv über Juden gesprochen und Kontakte zu französischen Kriegsgefangenen gepflegt.
Offenbar wollten die NS-Machthaber ein Exempel statuieren, um die Unzufriedenheit zu bekämpfen, die sich im Opel- Werk ausbreitete. "Aus Gründen der Abschreckung" - wie es im Urteil heißt - verhängte der Berliner Volksgerichtshof die Todesstrafe. Rietig hatte bis zum Tode seine Unschuld beteuert. Er starb unterm Fallbeil.
Der Steinbrucharbeiter Wilhelm Burk gehörte zu einer Gruppe von Widerstandskämpfern gegen das Nazi-Regime. Sein Wohnhaus war in den ersten Monaten nach der Machtübernahme 1933 die Zentrale für eine Zelle der KPD. Ende 1934 stellten Burk und seine politischen Freunde ihre illegale Tätigkeiten ein. Fast sieben Jahre später wurden Burk und andere KPD-Mitglieder verhaftet. Ein ehemaliger Mitkämpfer, der dem Terror der Gestapo nicht mehr standgehalten hatte, hatte die Namen der Langener Gruppe preisgegeben.
Burk und seine Genossen wurden im Februar 1941 zu Gefängnisstrafen zwischen einem und zwei Jahren verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde Burk jedoch nicht freigelassen, sondern ins Konzentrationslager gebracht. Im Alter von 58 Jahren starb er - offiziell an Herzversagen.
In Rüsselsheim gibt es heute, Montag, 21. Dezember, 20 Uhr, in der Stadtbücherei "Information und Diskussion zur Person und Zeit von Walter Rietig". Vorbereitet hat die Veranstaltung eine Aktionsgruppe um die Jugendzentrumsinitiative "Dicker Busch". dac
HEUTE
. . . sagte der Wanderprediger zu der Frau: "Ob arm, ob reich, wir sind alle aus Staub!" Die Frau pflichtete bei. Sie sagte: "Merr sieht's an Ihne Ihrne Schuh!"
. . . rannte die Frau mit Tüte und Schaufel hinter dem Dobermann her, den sie an der langen Leine hatte, und ein Mann sagte zu der Frau: "Willer net?", und die Frau sagte: "Könnte sie uff Kommando?" . . . fragte der Kunde die blonde Verkäuferin in der Geschenkboutique: "Hawwe Sie Engelshaar, Follein?" Die Verkäuferin lächelte geschmeichelt und sagte: "Nein, mein Herr! Ich spüle mit Kamille!"
. . . sagte die Frau: "Ich derrf net an Silwester denke! Merr krieje en Haufe Besuch!" - "Mir hatte voriches Jahr es Haus voll! Un uff unsern Bunsch issene aach noch schlecht worrn!" - "Mache Se Sache! Könnt ich emal des Rezept hawwe?"
DARMSTADT. Die Einrichtung eines mit 50 000 Mark ausgestatteten "Fonds gegen Rechtsradikalismus und Rassismus" hat die Stadverordnetenversammlung beschlossen. Der Darmstädter Unternehmer Detlev Mengler spendete außerdem 20 000 Mark für das "Bündnis gegen Rechtsradikalismus", dem die vier im Stadtparlament vertretenen Parteien SPD, CDU, Grünen und FDP, Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen und der Jüdischen Gemeinde angehören.
Das Geld soll nach Angaben von Bürgermeister Peter Benz (SPD) vorwiegend in die Präventionsarbeit mit Jugendlichen an Schulen gesteckt werden: Anfang des kommenden Jahres, so Benz, werde man mit den Schulleitern zusammenkommen, um Pläne für Unterrichts- Projekte und Aktionen auszuloten. Dazu zählt Benz auch, "wenn es notwendig ist, direkte Aktionen" wie Demonstrationen, aber auch Exkursionen zu NS-Gedenkstätten. Nach Brandanschlägen und Gewalt gegen Asylbewerber in Groß-Bieberau, Alsbach, Griesheim, Darmstadt-Wixhausen und Erzhausen hatte sich Mitte Oktober auf Initiative von OB Günther Metzger, Peter Benz und Stadtverordnetenvorsteher Eike Ebert (alle SPD) das "Bündnis gegen Rechtsradikalismus" bei großem Andrang von rund 500 Menschen konstituiert.
Besonders wegen der kontroversen Debatte um die Änderung des Asyl-Grundrechtsartikels 16, aber auch wegen Diskussionen über die Person des Bundestagsabgeordneten Eike Ebert, der sehr frühzeitig für eine restriktivere Asylpolitik eintrat, hat sich ein breites Spektrum von Organisationen unter dem Namen "Darmstädter Bündnis gegen Rassismus und rechtsextreme Tendenzen" zusammengeschlossen.
Die für eine "offene, multikulturelle Gesellschaft" eintretende Plattform wird unterstützt von Gruppierungen wie amnesty international, der Katholischen Hochschulgemeinde, Allgemeinen Studentenausschüssen, Stadtjugendring, BUND-Jugend, Bürgerinitiativen und den in der Flüchtlingsarbeit engagierten Wohlfahrtsverbänden sowie anderen sozialen Trägern.
Angesprochen auf die Distanz der beiden Bündnisse zueinander sagte Bürgermeister Benz der FR: "Es darf bei diesem Anliegen keine Konkurrenz geben". feu
WETTERAUKREIS. Mit Traueranzeigen in den Wetterauer Zeitungen, öffentlich getragenen lila Bändern und Demonstrationen wollen künftig die Frauen des Wetterauer Frauenbündnisses nach einer Vergewaltigung ihr Mitgefühl mit dem Opfer und ihre Wut gegen den Täter ausdrücken. Das beschloß das Bündnis auf seiner jüngsten Sitzung in Rosbach einstimmig.
Weiterhin plädierten die Frauen, an Stätten im Kreis, an denen Gewalt gegen Frauen ausgeübt wurde, Mahnmale zu setzen. Allein bis zum Dezember dieses Jahres sind im Wetteraukreis 37 Frauen vergewaltigt oder sexuell genötigt worden - zuletzt allein zehn Frauen in Nidda. Nach dem Täter fahndet die Kripo Friedberg bislang vergeblich.
Zunehmende Gewaltbereitschaft einer Gesellschaft, wie sie sich im Rechtsradikalismus, in Ausländerfeindlichkeit und im Krieg zeige, bedeute auch immer eine Erhöhung der Gewaltbereitschaft von Männern gegenüber Frauen, schreibt das Wetterauer Frauenbündnis in seiner Erklärung, mit der es auch die Vergewaltigungen im Balkan-Krieg verurteilt.
Auf Initiative des Landesverbandes des Deutschen Frauenrings hat nach Mitteilung der Pressereferentin Judith Schwarzenberg (Bad Nauheim) auch der Landesfrauenrat Hessen eine Resolution verfaßt, "gegen den systematischen Einsatz von Vergewaltigung und Demütigung von Frauen und Mädchen im ehemaligen Jugoslawien, speziell von Serben gegen moslemische Bosnierinnen einzutreten" und Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen einzustufen.
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Wetterau verurteilt scharf die Kriegsverbrechen an Frauen. Auf seiner jüngsten Sitzung beschloß er einstimmig, ein Hilfsprogramm des Komitees Kap Anamur für vergewaltigte Frauen in Bosnien-Herzogowina mit 200 Mark zu unterstützen. cor
Bis zu 30 000 Mark Belohnung winken jetzt demjenigen, der die jüngst am Ostgüterbahnhof gestohlenen beiden Container mit 22 Tonnen Jacobs-Kaffee wiederbeschafft.
Das verlautete jetzt aus dem Polizeipräsidium. Wie die Polizei dazu mitteilte, hat die Versicherung des Transporteurs, dem "Weser-Logistic-Service Frankfurt", diesen Betrag ausgesetzt.
Die Kripo hat nach den Worten eines ihrer Sprecher bislang noch keine Spur von den Tätern. Sie werden allgemein im Bereich der organisierten Kriminalität vermutet.
Hinweise in dieser Sache nimmt die Frankfurter Kriminalpolizei unter den Telefonnummern 755-40 40 oder 755-44 00 entgegen. enk
Der Aufsichtsrat der Frankfurter Flughafen AG hat jetzt einleitende Maßnahmen zur europagerechten Gestaltung des neuen Terminals am Frankfurter Flughafen beschlossen, das Ende 1994 in Betrieb gehen soll. Dabei handelt es sich um eine Gesamtinvestition von 95 Millionen Mark. Als vor einem Jahr noch die Lufthansa als alleinige Nutzerin dieses Terminal im Gespräch war, wurde über eine Investition von 900 Millionen Mark diskutiert. Nun soll das Terminal endgültig von sämtlichen Fluglinien benutzt werden; dort sollen jährlich zwölf Millionen Passagiere abgefertigt werden.
Für die Umgestaltung des alten Terminals hat der Aufsichtsrat jetzt die Planungskosten freigegeben. Dort soll die Lufthansa, die inzwischen auf die alleinige Nutzung des neuen Terminals verzichtet hat und es mit der üblichen Auslastung belegen wird, neben dem bisher schon beanspruchten A-Bereich auch noch den größten Teil des B-Bereiches von der FAG zugeteilt bekommen. Die Kosten hierfür sind im FAG-Etat mit 230 Millionen Mark veranschlagt. In Kürze stehen Verhandlungen um besondere Ausgestaltungswünsche der Lufthansa und deren Finanzierung an.
Entgegen anderslautenden Meldungen ist über die Vertragsverlängerung des FAG-Vorstandsmitgliedes Thomas Norweg nicht verhandelt worden. Bereits im Sommer dieses Jahres sowie in der November-Sitzung hatte der Aufsichtsrat die Verlängerung der Verträge mit den beiden Vorstandsmitgliedern Norweg und Hans J. Borst um zweieinhalb Jahre verlängert. Von der Bundesregierung hatte es Initiativen gegeben, die Verträge für weitere fünf Jahre abzuschließen. In der letzten Aufsichtsratssitzung ist dieses Thema nicht weiter behandelt worden, wie Herbert Mai als Arbeitnehmer-Vertreter in diesem Gremium mitteilte.
Mai widersprach auch Meldungen, wonach Hessens Umweltminister Joschka Fischer den geplanten Bau eines Frachtzentrums auf nördlichen Teilen der Air Base, die von den Amerikanern freigegeben werden, ablehne. Der Aufsichtsrat habe lediglich Planungskonzeptionen zur Kenntnis genommen, wobei klar geworden sei, daß auf diesem Gelände kein Wald gerodet werde. amm
KARBEN. Die Schaltung der Ampel an der Kreuzung der B 3 mit der Landstraße 3205 wurde jetzt erneut geändert. Das berichtete Bürgermeister Detlev Engel (SPD) im Stadtparlament. Nach ersten Beobachtungen habe sich dadurch die Verkehrssituation auf der Bahnhofstraße deutlich verbessert.
Die FR hatte über Klagen von Karbener Bürgern berichtet, die noch vor einem Monat beanstandet hatten, daß sich in der L 3205 Staus bildeten, während die Grünphase für die B 3 so lang geschaltet sei, daß schon längst kein Autofahrer mehr die Kreuzung passierten, die Ampel aber noch immer freie Fahrt für die B 3-Benutzer signalisiere. Nach den Worten Bürgermeister Engels ist diese Schaltung nun geändert worden. de
Nach den tödlichen Schimmelpilz-Infektionen wird in der Ärzteschaft des Universitätsklinikums jetzt die Frage diskutiert, ob die Asbest-Sanierung des Hauptgebäudes überhaupt notwendig ist. Wie der ärztliche Direktor, Werner Groß, bei der traditionellen Weihnachts-Pressekonferenz einräumte, werde die Gefährlichkeit von Asbest in der Medizin seit eineinhalb Jahren "unterschiedlich gesehen" und "nicht von allen Experten als die ganz große Bedrohung eingestuft". Derzeit ruhen die Sanierungsarbeiten, weil ein Zusammenhang mit der Zunahme der sogenannten Aspergillosen befürchtet wird.
Die Asbest-Sanierung innerhalb einer gewissen Frist sei gesetzlich vorgeschrieben, erklärte die Verwaltungsleiterin, Irmtraut Gürkan. Die Bedenken der Ärzte und der Klinikleitung, Sanierung und Krankenversorgung parallel zu betreiben, seien dem zuständigen Ministerium vorgetragen worden. Um die Belastungen durch die Bauarbeiten so gering wie möglich zu halten, habe man eine Reihe von Fachleuten eingeschaltet. Mit neuen Belüftungs- und Klimaanlagen koste die abschnittsweise Sanierung des Hauptgebäudes 110 Millionen Mark.
Die zwölf Patienten, die in diesem Jahr an einer Infektion mit Aspergillus fumigatus gestorben sind, haben die CDU- Landtagsfraktion veranlaßt, eine Sondersitzung der zuständigen Ausschüsse zu beantragen, die nun am Dienstag, 22. Dezember, 14 Uhr, sein wird.
Die organisatorischen Mängel, die in dem Gutachten eines Münchner Professors beanstandet wurden, werden zu Strukturveränderungen in einigen Zentren der Uniklinik führen, erklärte Groß. Mit der Asbest-Sanierung habe dieses Gutachten nichts zu tun. Von der Wirtschaftlichkeitsprüfung, die im Auftrag der Krankenkassen bereits seit einem Jahr läuft, verspricht sich die Klinikleitung, daß "sie unsere Leistungsfähigkeit dokumentiert". Im Universitätsklinikum lägen nun einmal besonders kranke und damit auch besonders teure Patienten. "Wir haben die stille Hoffnung, daß unser Pflegesatz erhöht wird."
Derzeit, so Gürkan, betrage der Pflegesatz 350 Mark. Allerdings befinde sich das Klinikum in einer Ausnahmesituation: Bis Oktober habe man bei den Krankenkassen 697 Mark pro Tag und Patient abgerechnet. Weil sich dies als überhöht herausgestellt habe, schaffe man jetzt mit den 350 Mark einen Ausgleich. ft
Bebauungsplan für das Viertel zwischen Taunusanlage und Goethestraße wird offengelegt Schub für fünf neue Hochhäuser Wentz: "Positives Signal" Von unserem Redaktionsmitglied Claus Gellersen Der Frankfurter Magistrat hat jetzt mit dem Beschluß zur Offenlegung des Bebauungsplans für das Bankenviertel zwischen Taunusanlage und Goethestraße eine wichtige Entscheidung für die Errichtung von weiteren Hochhäusern getroffen. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) teilte zudem mit, daß für das Projekt der Commerzbank am Kaiserplatz, das Japancenter am Taunustor und den Bau der Hessischen Landesbank (Helaba) an der Neuen Mainzer Straße unterdessen die Bauanträge eingereicht wurden. Im Gebiet des Plans liegt auch das Vorhaben der Rheinland-Versicherung, die an der Ecke Junghofstraße / Neue Mainzer Straße einen 100-Meter- Turm bauen will, bei dem in den oberen Etagen 16 Wohnungen vorgesehen sind. Hier steht der Antrag noch aus. Während der sechswöchigen öffentlichen Auslegung der Pläne haben die sogenannten "Träger öffentlicher Belange" - beispielsweise Umweltbehörden, Post oder Feuerwehr - sowie betroffene Bürger Gelegenheit, Bedenken und Einwände vorzubringen. Wenn keine gravierenden Bedenken geäußert werden, kann die Landesregierung grünes Licht für die planungsrechtlichen Genehmigungen geben.
Wentz rechnet im günstigen Fall mit einer einjährigen Prüfungszeit für die Bauanträge. Ob diese relativ kurze Zeitspanne eingehalten werden kann und wie rasch dann gebaut wird, hängt wesentlich auch von den Investoren ab. Für die drei Projekte wird eine Bausumme von 1,1 Milliarden Mark genannt, die sich aber beträchtlich erhöhen wird, weil der Innenausbau nicht berücksichtigt ist. Allein für das mit 130 000 Quadratmetern Geschoßfläche größte Projekt, das mehrere Gebäude und den Turm umfassende Commerzbankareal zwischen Kaiserplatz und Gallusstraße, sind 404 Millionen Mark angegeben. Die Helaba will 113 000 Quadratmeter verbauen, das Japancenter 33 000. Die Türme werden Höhen zwischen 114 (Japancenter) und 200 Metern (Helaba und Commerzbank) haben, wobei das Gebäude am Kaiserplatz nun doch eine fast 50 Meter hohe "Antenne" als schmückendes Beiwerk erhalten soll.
Martin Wentz, der dieses architektonische Versatzstück zunächst abgelehnt hatte, zeigte sich während einer Pressekonferenz erstmals auch mit den Plänen für die große öffentlich Passage zwischen Kaiserplatz und Gallusstraße zufrieden, die den bisher eher am Wege gelegenen Platz am Frankfurter Hof zu einem attraktiven Treffpunkt machen könne. Der Stadtrat hob noch einmal hervor, daß es im Japancenter und im Projekt der Commerzbank neben anderen attraktiven Einrichtungen auch Restaurants und kleine Bühnen geben wird. So könnten die neuen Hochhäuser zur abendlichen Belebung der Innenstadt beitragen. Angesichts der bedenklichen Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung sei die 1,1-Milliarden Bausumme ein wichtiges positives Signal für Frankfurt.
Dr. WERNER BRAAM, Leiter des Bauamtes der Stadt Friedberg, ist auch erfolgreicher Publizist. Sein Buch "Stadtplanung - Aufgabenbereich, Planungsmethodik, Rechtsgrundlagen" ist in der zweiten - überarbeiteten und erweiterten - Auflage erschienen. Es richtet sich laut Dr. Braam "sowohl an interessierte Laien als auch an professionelle Städteplaner". Das Buch ist im Werner-Verlag in Düsseldorf erschienen und kostet 68 Mark.
Prof. Dr. Dieter Enders, seit 1985 Direktor für Organische Chemie der Universität Aachen, ist mit dem Förderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet worden. Der einstige Absolvent des Butzbacher Weidiggymnasiums erhielt den Preis für seine wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der asymmetrischen Synthese, die neue Wege zur Herstellung von Arznei-, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel eröffnete.
Enders gelang insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Chemieunternehmen Celamerck die Herstellung des künstlichen Lockstoffes für den Borkenkäfer, wodurch die massenhafte Vernichtung des Baumschädlings seit 1987 möglich wurde.
Die nach dem Lockstoff gebaute Borkenkäferfalle funktioniert recht einfach. In größeren Baumbeständen werden die meist aus Plastik bestehenden flachen Kästen aufgehängt und mit dem künstlichen Lockstoff gefüllt. In freudiger Erwartung fliegen die Käfer in die Falle, aus der sie sich jedoch nicht mehr befreien können. Daß die Fallen recht erfolgreich eingesetzt werden, beweist nicht nur der Rekord von rund 800 000 Borkenkäfern die in einer Falle gefunden wurde, sondern auch die Tatsache, daß sie in fast allen Forstrevieren in Deutschland aufgestellt sind. Der entscheidende Vorteil des Verfahrens: Nur der Borkenkäfer wird bekämpft, während Nützlinge des Waldes darunter nicht leiden müssen.
Prof. Dr. Enders hat mittlerweile über 100 Aufsätze publiziert und fünf Patente erworben. Seit 1984 ist Enders Mitherausgeber der Zeitschrift "Synthesis". Der ihm jetzt verliehene Förderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist mit insgesamt 3 Millionen Mark dotiert. Das Geld steht in den nächsten fünf Jahren zweckgebunden für die Forschung zur Verfügung. MANFRED SCHNEIDER, seit Mitte dieses Jahres Leiter der Arbeitsamts- Dienststelle Friedberg, ist jetzt zum Verwaltungs-Oberamtsrat befördert worden. Schneider ist bereits seit über 20 Jahren in Diensten der Arbeitsverwaltung. Als ausgebildeter Arbeitsvermittler und Förderungsberater verfügt er über grundlegende Praxiskenntnisse des Arbeitsmarktes. In seiner vorherigen Position als Abschnittsleiter beim Arbeitsamt Frankfurt war er maßgeblich an der Einführung der computerunterstützten Arbeitsvermittlung beteiligt.
Die Arbeitsamts-Dienststelle Friedberg ist die größte Außenstelle des Gießener Arbeitsamtes. Zu ihr gehört auch die "Fachvermittlung für landwirtschaftliche Fachkräfte", deren Zuständigkeit sich über Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland sowie über große Teile Nordrhein-Westfalens erstreckt.Gemmer: Frankfurt ist besser als sein Ruf
Frankfurt ist, was die Kriminalität anbelangt, besser als sein Ruf. Diese Ansicht vertrat Polizeipräsident Karlheinz Gemmer in einem Schreiben an die über 3300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Behörde. "An der Kriminalitätslage", schrieb Gemmer, "gibt es nichts zu beschönigen." Allerdings seien die hier lebenden deutschen und ausländischen Mitbürger "nicht krimineller als die Bewohner anderer Städte". Es wäre "zu vordergründig", von der Zahl der in Frankfurt verübten Straftaten auf die Kriminalität der Bewohner zu schließen.
Gemmer nahm damit Bezug auf seine immer wiederholte These, daß ein großer Teil der hier registrierten Kriminalität "nicht hausgemacht", sondern von Tätern verübt wird, die von der Metropole Frankfurt angezogen werden.
In bezug auf die Ausschreitungen gegen Ausländer meinte er, daß derartige Delikte im Frankfurter Bereich sich glücklicherweise bisher in Grenzen gehalten hätten. Gemmer: "Aber selbst wenn es zu Ausschreitungen einzelner Krimineller kommen sollte, kann ich mir nicht vorstellen, daß die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger in Massen diesen Straftaten Beifall zollten." enk
KARBEN. Ob Papierblüten zur Dekoration, eine selbstgebraute Fruchtbowle oder hausgemachte Leckereien: Wenn die Kulturinitiative Karben zu Veranstaltungen in den Jugendkeller des Bürgerzentrums einlädt, erwartet die Gäste immer etwas Besonderes. Ein Konzept, das viel Engagement erfordert, das von Programm zu Programm dafür immer mehr Zuspruch bekommt. So kann Peter Hoffmann von der KiK zufrieden auf die vergangenen fünf Veranstaltungen blicken.
Ihre dritte Reihe hatte die Kik am 1. Oktober mit dem Zauberer Wittus Witt gestartet. Daß zu seiner Vorstellung, die ohne große Showeffekte auskam, 60 Gäste gekommen waren, wertete Hofmann als Zeichen, "daß es in Karben auch Liebhaber und Bewunderer für Nischen gibt." Trotz großer Konkurrenz gut besucht war auch das Clowntheater mit "Schorsch", das die Kik in Zusammenarbeit mit dem Mütterzentrum organisiert hatte. Auch zukünftig wollen die Kulturmacher mit Karbener Gruppen zusammenarbeiten. Darin bestärkt wurden sie nicht zuletzt durch ihre Veranstaltung vom 23. Oktober, in der sie mit Claus Bauer und Jens Dietrich zwei junge Künstler präsentierten und Schülerinnen und Schüler der Kurt-Schumacher-Schule Gelegenheit gaben, ihre Gedichte "Im Wirbel der Gefühle" vorzustellen.
"Ausverkauft" war denn der letzte KiK- Abend in diesem Jahr: Christian Überschalls Auftritt zwischen Emil und Woody Allen. Peter Hofmann: "So widrig die Verhältnisse sind, zum Ausgleich suchen die Menschen die Kritik des Kabaretts, um sich über beißenden Spott auch anders mit Problemen auseinandersetzen zu können." Als Zentrum der Veranstaltungen zeichnet sich also das Kabarett ab, doch wollen die KiK-Macher auch künftig - 1993 zunächst von März bis Juni - Experimentelles wagen. cor
Und sie läuten doch: Alte Nikolaikirche am Römerberg, St. Katharinen an der Hauptwache und Peterskirche an der Bleichstraße werden mit ihren Glocken am Dienstag, 22. Dezember, 19 Uhr, den Teilnehmern an der Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit im Anlagenring das Signal zum Anzünden der Kerzen geben. Das Geläut, in das weitere Gotteshäuser nach Entscheidung der Kirchenvorstände einstimmen können, lädt gleichzeitig zum Gottesdienst um 19.30 Uhr ein und wird um 19.20 Uhr, wenn die Lichter gelöscht werden sollen, ein weiteres Mal erklingen.
Im Ring der Wallanlagen um die Innenstadt werden sich dann der hessische Ministerpräsident Hans Eichel mit der Riege seiner Minister und der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler mit Magistratskollegen eingefunden haben.
Die Leute von der Kommunalen Ausländervertretung werden mittels Licht-Zeichen "diese demonstrative Absage an den Rechtsradikalismus mit voller Kraft" ebenso unterstützen wie die Grünen im Römer, für die ihr Geschäftsführer Lutz Sikorski die Hoffnung aussprach: "Vielleicht gelingt es uns ja doch, den einen oder anderen politischen Kopf in Bonn zu erhellen."
Petra Roth und der Kreisvorstand der CDU werden da stehen wie die Mitglieder des städtischen Gesamtpersonalrats, der Gewerkschaft der Polizei oder des ÖTV-Kreisvorstands. Seite an Seite mit Dragoslav Stepanovic, dem Trainer der Eintracht, oder dem Polizeidirektor Rolf Mai ("Niemand sollte schweigen"), der mit Frau und Kindern aus dem Urlaub zur Lichterkette in die Stadt kommt.
Die Mehrheit aber werden die vielen Namenlosen sein. Die Schüler Tonio ("Ich find' das super, daß so viel getan wird, damit die Ausländer nicht so schlecht behandelt werden") oder Nikolas: "Die Deutschen sollten sich überlegen, wie das wäre, wenn sie im Ausland angegriffen würden."
Die Bockenheimer Krankenschwester Birgit Braun, "seit 1968 das erste Mal auf der Straße", kommt dazu, weil man "in der Praxis von den Älteren oft so widerwärtige Dinge hört und als Arzthelferin dazu nichts sagen kann".
Der technische Angestellte Dietmar Junghans wird sich mit Familie einreihen, "um durch persönliche Präsenz ein Zeichen zu setzen, daß Gewalt gegen wehrlose Menschen kein Mittel der Auseinandersetzung ist".
"Ich geh' dahin", sagt die Pädagogin Johanna Scheibenpflug, die mit mehreren Bewohnern ihres Westend-Hauses teilnehmen wird, "weil ich nicht unmittelbar helfen kann und trotzdem ein Symbol setzen will."
Letztlich meldete sich die 20jährige Sandra Andorfer nachmittags telefonisch im Rundschauhaus - bestürzt darüber, "daß diese Rechtsradikalen ja meist so in meinem Alter sind". Das Signal der Lichterketten in Deutschland, überlegt sich die Werbe-Frau, die samt Kollegin und Chefin mitmachen wird, "könnte diese jungen Leute doch nachdenklich machen". clau
Das Wetter
FRANKFURT A. M., 20. Dezember (FR). Im Küstenbereich heiter bis wolkig und trocken, sonst stark bewölkt bis bedeckt und zeitweise Regen, in Hochlagen auch Schnee, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 2 und 6 Grad, die Tiefstwerte zwischen minus 2 und 2 Grad. Aussichten: Trockener und kälter. (Siehe auch Lokalteil)
BAD HOMBURG. Die Geschichte des Bad Homburger Kurtheaters kann noch bis 9. Januar durch eine Ausstellung im Theaterfoyer in weiten Teilen nachvollzogen werden. Etwa 70 Szenenfotos von Erich Gunkel und Horst Immel lassen 40 Jahre Theaterspielplan in Auszügen Revue passieren. In mehreren Vitrinen sind alte Programmhefte, Spielplanübersichten und Requisiten ausgestellt, Kostüme der Bad Homburger Volksbühne sind zu sehen.
Zusammengestellt hat die Ausstellung Michael Jacob (Bad Homburg). Die Schau kann montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden. off
Im Hintergrund: UN-Truppe für Mosambik Wahlen sollen klappen
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) in New York hat die Entsendung eines umfangreichen Kontingents von UN-Soldaten und zivilen Beobachtern nach Mosambik ("ONUMOZ") beschlossen. Insgesamt 8000 Personen sollen die Vorbereitungen und den regulären Ablauf jener für Oktober 1993 geplanten freien Wahlen sichern, auf die sich die Frelimo-Regierung und die Renamo-Rebellen im Friedensabkommen vom 4. Oktober geeinigt haben. Der Waffenstillstand, den Staatschef Joaquim Chissano und Renamo- Vorsitzender Afonso Dhlakama geschlossen haben, hält seit Mitte Oktober erstaunlich gut, nachdem die rechtsgerichteten Renamo-Rebellen in den ersten beiden Oktoberwochen vergeblich versucht haben, eine Reihe kleiner Städte in der Zambezia-Provinz in Zentral-Mosambik zu besetzen.
Die versprochene Bewegungsfreiheit im Land ist allerdings noch nicht verwirklicht. Viele Überlandstraßen sind weiter vermint, und die Renamo hat die von ihr kontrollierten Zonen bisher nicht für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Dhlakama, Der einst von Südafrika unterstützte Führer der Renamo-Rebellen, könnte schon in den nächsten Wochen als Vorsitzender einer politischen Partei nach Maputo übersiedeln: Die Regierung hat eine luxuriöse Villa für ihn bereitgestellt.
Noch steht nicht fest, wann genau die Stationierung der UN-Einheiten beginnen kann und welche Staaten sich an der Aktion beteiligen werden. Sicher ist nur, daß die Italiener, die schon an der Vermittlung des Friedensabkommens mitwirkten, eine Schlüsselrolle spielen. Die gesamte Operation wird vom italienischen UN- Vertreter Aldo Ajello geleitet, und zwei Bataillone der italienischen Streitkräfte mit rund 1500 Mann sollen als erste den Schutz des Beira- und des Nacala-Korridors übernehmen, durch die die Binnenländer Simbabwe und Malawi ihren lebenswichtigen Zugang zum Meer erhalten.
Doch die dringlichste Aufgabe für die UN-Soldaten wird die Demobilisierung aller Streitkräfte im Land sein. Rund 110 000 Regierungssoldaten und Renamo-Kämpfer sollen an insgesamt 49 Punkten im Land gesammelt und vollständig entwaffnet werden. Erst dann - so der UN-Plan - wird mit dem Aufbau einer neuen Nationalarmee begonnen. Genau dieser Punkt erwies sich in Angola als entscheidende Schwachstelle: Dort hatten UNITA und Regierungssoldaten bis zum Wahltag entgegen den Vereinbarungen kaum abgerüstet und damit die rasche Wiederaufnahme der Kämpfe nach dem umstrittenen Wahlausgang erst ermöglicht.
Auch bei der Überwachung des Wahlvorgangs selbst wollen die UN aus den Fehlern in Angola lernen. Neben 148 eigentlichen UN-Wahlbeamten sollen noch 1200 Beobachter einen regulären Ablauf der Parlaments- und Präsidentenwahlen am sicherstellen. Zusätzlich wollen die UN auch 128 Polizeioffiziere nach Mosambik entsenden, die schon im Vorfeld der Wahlen auf eine Einhaltung der Menschenrechte achten sollen.
Nach dem erfolgreichen Friedensprozeß in Namibia und der herben Enttäuschung in Angola lassen sich die Vereinten Nationen den geplanten Großeinsatz in Mosambik nun 331 Millionen US-Dollar kosten. Und die 25 wichtigsten Geberländer haben auf einer Konferenz in Rom nochmals rund 320 Millionen an Krediten und Wiederaufbauhilfe für das durch 16 Jahre Bürgerkrieg zerstörte Land zugesagt. Fast eine Million Menschen kamen in dieser Zeit ums Leben, fünf bis sechs Millionen, ein Drittel der Bevölkerung, wurden aus ihren Heimatdörfern vertrieben. HELMUT OPLETAL (Nairobi)
WEILROD. Das gab es noch nie: Für keinen der 21 bisher verabschiedeten Etats in der Großgemeinde fand sich eine so breite Mehrheit wie für den Haushalt 1993. SPD, CDU und FWG stimmten in der jüngsten Gemeindevertretersitzung geschlossen für das neueste Zahlenwerk. Gegenstimmen kamen nur von den Grünen. Der Haushalt hat ein Gesamtvolumen von 15,9 Millionen Mark.
Es blieb die einzige Überraschung beim Etat 1993, der sich nahtlos in die Dauerserie der nicht ausgeglichenen Weilroder Haushalte einreihte. Als Zahlenwerk der "Notwendigkeiten" bezeichnete ihn daher der Fraktionsvorsitzende der SPD, Herbert Schmidt. Er bedauerte, daß der finanzielle Spielraum der Gemeinde im Bereich der freiwilligen Leistungen eng sei. Nach Abzug aller Pflichtzahlungen blieben knapp drei Millionen Mark. Die Zukunft verspreche keine Besserung: "Wir werden auch künftig keine ausgeglichenen Haushalte vorlegen können und weiterhin auf Hilfe von außen angewiesen sein."
Norbert Bargon von der CDU nahm sich das neue Defizit von 1,3 Millionen Mark vor. Es werde vermutlich noch schrumpfen, sagte er, da der Kämmerer vorsichtig kalkuliert habe. "Beim Zinsaufwand ist noch Luft drin." Außerdem unterbreitete er verschiedene Sparvorschläge, die auf Zustimmung von SPD und FWG stießen.
Der Fraktionsvorsitzende der FWG, Bertold Menningen, zählte hingegen auf, wie die Einnahmen verbessert werden könnten: Durch zusätzliche Gewerbe- und Einkommensteuern, die mit Hilfe neuer Gewerbe- und Siedlungsflächen fließen sollen. Der FWG-Politiker warnte zudem vor der Gefahr, den Haushalt "ins Bodenlose" abstürzen zu lassen. "Das ist in Weilrod immer wieder möglich", sagte er. Bei seiner Bilanz des vergangenen Haushaltsjahres erinnerte er außerdem an das mitzuschleppende Defizit von 1992 in Höhe von rund einer Million Mark.
Das taten auch die Grünen. Wegen des "rasanten" Anstiegs der Schulden sprachen sie sogar von einem "Pleitehaushalt". Sie lehnten das Zahlenwerk ab. Keiner ihrer Verbesserungsvorschläge für den Sozial- und Umweltbereich, vom Geschirrmobil bis zu mehr Jugendhilfe, fand eine Mehrheit. cn
Im März des Jahres 1987 war es, daß das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt ein Resümee der Gegenwartsarchitektur lieferte. Titel: Bauen heute. Man feierte den Sieg der bilder- und formenreichen Postmoderne über die Beton- Monotonie und Anonymität der zur Containerstapelei verkommenen Spätmoderne. Fortan, so prophezeite das Museum, werde voraussichtlich nur noch er- und verträglich gebaut.
Nun, im Dezember 1992, bewahrheitet sich diese kühne Prognose aufs Schönste: Wohin das Auge schweift, ersetzt Gemütvolles die Kälte des Beton: Das Steildach hat sein angestammtes Recht wieder erlangt, weist hier aber eher ins Biedermeierlich-Bergende. Lang schleppende Dachflächen werden momentan bevorzugt, tief gezogen, zuweilen bis auf dem umgebenden Grund und Boden reichend. Die Bedeckung wiederum, teils in zierlichen Schindeln, teils in rhombenförmigen Ziegeln, greift Alt-Nürnberger und Rothenburger Bau-Traditionen auf.
Auch die momentan vorherrschenden Fassaden sind weder von Pappe noch von der Betonakkuratesse der vorangegangenen Jahrzehnte. Warmherzig strahlen die neuen Wandflächen, meist in schokoladenbraunem oder cremigem Caramelton.
Die gute alte Butzenscheibe samt Klappläden feiert gleichfalls Urständ. Ornamente und Friese tummeln sich auf körnigen Putzstreifen, wo eben noch der Horror der glatt-kahlen Flächen gähnte. Seis drum, wenn ab und dann des Guten ein wenig zuviel getan wird: jedes mandelförmige Applikat, jede kirschrot-runde Wandausbuchtung kündet vom Siege des Gemüts über die Kälte.
Zeigt die äußere Form dieser Häuser sich als Synthese deutscher Spätgotik und romantischen Biedermeiers, so folgt die innere Gestaltung urgermanischen Vorbildern. Mit dem Einraum-Haus unserer Altvorderen hat das hehre Ideal von den eigenen vier Wänden nach langen Irrwegen wieder zu seinem Urbegriff zurückgefunden. Gekuschelt unters Dach, geborgen hiner Butzenscheiben und umhüllt von putzigen Wänden - so lassen sich Gestalt und Funktion dieser allgegenwärtigen Häuschen charakterisieren.
Frankfurt-Kenner werden längst hiesige Architekturidyllen erkannt haben: Neu-Alt-Sachsenhausen zum Beispiel mit seinen herzallerliebsten Discos, Bodegas, Pubs und Pinten unterm putzigen Schieferdächelchen und hinter kreuzbravem Fachwerk. Oder das neue Wohnviertel westlich vom barocken Deutschordenshaus, postmoderne Miniaturdörfchen um ein hinreißend biedermeierlich kaschiertes Parkhaus. Nicht zu vergessen die Giebel-bestandene Saalgasse und die Römerberg-Ostzeile, deren Handwerkergewinkel nun die Hüttchen des Weihnachtsmarktes aufs glücklichste ergänzen.
Sie sind auf den Geschmack gekommen? Möchten ein solches Heim umgehend ihr eigen nennen? Nichts leichter als das. Hier das Rezept: Sie drehen je 125 g Mandeln und Haselnüsse durch die Mühle, rühren drei Eier samt 200 g Zukker schaumig, fügen je eine Prise Muskatblüte, abgeriebene Zitronenschale, Zitronat, Orangeat sowie die geriebenen Nüsse unter und verfeinern mit 2 Eßl. Rum. Lassen Sie die Masse über Nacht ziehen. Am nächsten Tag sind längsrechteckige Teigplatten zu formen. Diese werden im Backofen auf der mittleren Schiebeleiste bei Mitteltemperaturen ca. 20 Minuten gebacken. Während die Rechtecke abkühlen, bereiten sie einen Mörtel aus Puderzucker, Zitronensaft und Rum. Bei der abschließenden Dekoration sind Zukkerguß, Nüssen und kandierten Früchten, vor allem aber der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Unerschütterlichen Anhängern der seit DDR-Zeiten diskreditierten Plattenbauweise steht es frei, sich in Konditoreien mit Fertigware zu versorgen. Für ökologisch gesinnte Bauherren gibt es Vollkornrezepte; Exzentriker seien darauf hingewiesen, daß Frankfurts Bethmännchen sich zum Bau voluminöser Pfeiler und Säulen ebenso eignen wie als originelle Poller, die das putzige Häuschen wirkungsvoll isolieren. Sollten anfänglich (Bau-)Probleme auftreten, denken Sie daran: Manche Architekten haben oft klein angefangen und heißen heute doch die größten Zuckerbäcker. Also: Frohes Fest, respektive Frohes Schaffen. DIETER BARTETZKO
AUSKUNFT: Repino liegt auf der Straße von Sankt Petersburg nach Wiborg und Helsinki. Wer öffentliche Verkehrsmittel benutzt, fährt bis zur Metro-Station Tschernaja Retschka und steigt dort in den Bus 411 (fährt etwa im Stundentakt), Abfahrt ist an der kleinen Newa. Das Gebiet um den Kurort Repino eignet sich hervorragend für lange Strandspaziergänge am finnischen Meerbusen. Literatur über Ilja Repin, vor allem über seine Bilder, findet sich in jeder größeren deutschen Stadtbibliothek. Im Museum selbst gibt es kein deutschsprachiges Material zu kaufen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Frankfurt wird seinen traditionellen Neujahrsempfang am Samstag, 23. Januar, 10 Uhr, dazu nutzen, den umgebauten "Kommunikationsbereich" des DGB-Hauses in der Wilhelm-Leuschner- Straße vorzustellen.
Paul Schuster vom DGB-Seniorenkreis wird etwas zur Geschichte des Hauses sagen. Hauptredner werden Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Medien, Detlef Hensche, sein. ft
"Sie werden wahrscheinlich mit dem Mantel nicht in den Lesesaalbereich kommen. Wir haben unten eine Garderobe." Die Ausstellung ist im dritten Stock. Hinter Glas, in sechs Schränken und zwei Vitrinen, Schriften von und über Gustav Landauer. Fotographien, Reproduktionen von gemalten Portraits, Lebenszeugnisse und: Bücher, Bücher. "Beginnen", heißt der Band mit Aufsätzen über den Sozialismus, "Der werdende Mensch" versammelte Gedanken über Leben und Schrifttum. Sozialismus und Schrifttum, Politik und Schriftstellerei. Damit ist es umschrieben, das Leben von Gustav Landauer. In Kürschners Deutschem Kulturkalender auf das Jahr 1910 lautet der entsprechende Eintrag "Antipolitik, Roman".
Antipolitik? Landauer, 1870 als Sohn jüdischer Eltern in Karlsruhe geboren, Radikalsozialist und gewaltfreier Anarchist, wird, im Verlauf der Rätewirren, am 2. Mai 1919, einen Tag nach seiner Verhaftung, von Mitgliedern des Freikorps im Münchner Zentralgefängnis Stadelheim ermordet. Roman? Ja, belletristische Werke hat er auch geschrieben, neben Essays und programmatischen Schriften: "Für eine herrschaftslose Gesellschaft".
Würde, frage ich mich, eine herrschaftslose Gesellschaft solch eine Ausstellung an so einem Ort erlauben? Der Blick wandert von Tolstoi über Wilde, Tagore, Kropotkin, Whitman zu Shaw - alles Bücher, die Landauer übersetzt hat - und registriert Freunde und Zeitgenossen wie Martin Buber, Erich Mühsam, Ernst Toller, Oskar Maria Graf, Manès Sperber, Stefan Zweig und Hermann Hesse in diesem Flur im hintersten Winkel, in dem, eingekeilt von stählernen Archivschränken, die Exponate ruhen. Sanft. Nein, eine herrschaftslose Gesellschaft würde solch einen Ort nicht erlauben, nicht für eine Ausstellung, und für eine über Leben und Werk Gustav Landauers gleich gar nicht (bis 30. Dezember in der Stadt- und Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstraße 134-138).
RAINER ZUFALL
Die heruntergekommene und schlecht ausgestattete Gutenbergschule sollte nach Ansicht der CDU schnellstens wieder in Ordnung gebracht und mit neuen Geräten versehen werden.
In einem Antrag an das Stadtparlament will die CDU-Fraktion im Römer jetzt Tempo machen bei den Verbesserungen für die Berufsschule, da der Baubeginn für den Um- und Ausbau des Gebäudekomplexes "überhaupt nicht mehr absehbar" sei.
Der rot-grüne Magistrat hatte eine Bau- und Finanzierungsvorlage für das Berufsschulzentrum Hamburger Allee mehrfach verschoben, weil das 160-Millionen-Mark-Projekt derzeit nicht finanzierbar sei.
Die CDU will nun das Schulgebäude aus Bauunterhaltungsmitteln in Ordnung bringen lassen. Außerdem müßten in acht Fachbereichen der Gutenbergschule - in ihr wird der Fachnachwuchs für den Druckbereich ausgebildet - Ausstattungsmängel behoben werden. luf
HANAU. Der Wahlpflichtkurs Ökologie an der Steinheimer Eppsteinschule hat sich dagegen gewehrt, daß das DRK "auf unserem Schulgelände" zwei Garagen bauen wolle. Damit würde nicht nur der bisherige Schulweg versperrt, heißt es in einer Presseerklärung. Zudem werde die Verschönerung der Schule eingeschränkt. Ein Skulpturenpark und Bepflanzungen seien dann nicht mehr möglich. Der Lebensraum von Pflanzen werde eingeschränkt. Das seit längerem vorgesehene Sträucherpflanzen als Begrenzung des Schulgeländes zur Straßenseite hin sei dann nicht mehr möglich. Als Alternative schlagen die Schüler/innen einen besseren Standort vor, beispielsweise auf dem Parkplatz der Doorner Halle. him
Der Frankfurter Mietspiegel, den das Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt (IWU) 1990 für die Stadt Frankfurt erstellt hat, ist jetzt von der 11. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt "abgesegnet" worden. "Der Frankfurter Mietspiegel ist voll verwertbar", heißt es in der jetzt bekanntgewordenen Begründung einer Entscheidung der Kammer (Az.: 2/11 S 202/92). Von Sachverständigengutachten über Mieterhöhungsverlangen wollen die Richter nichts hören. An der Sachkunde der von der Stadt beauftragten IWU-Wissenschaftler sei nicht zu rütteln - eine Position, an der Sozialdezernent Martin Berg und seine Vorgänger immer festgehalten hatten.
Die Kammer hatte über den Fall eines Mieters aus Höchst zu entscheiden, der ein seiner Ansicht nach unberechtigtes Mieterhöhungsverlangen seines Vermieters nicht hinnehmen wollte. Der Anwalt des Vermieters, der die Miete auf einen Schlag von 659,34 auf 791,94 Mark heraufsetzen wollte, hatte versucht, den bereits vor Monaten von der Vereinigung der Frankfurter Haus- und Grundeigentümer bestellten und bezahlten Statistikprofessor Krämer aus Dortmund als Zeugen zu laden, um auf diese Weise die Frankfurter Mietwerttabelle als Beurteilungsgrundlage auszuschließen. Dies scheiterte nun in zwei Instanzen.
Friede über die ortsübliche Vergleichsmiete und woran man sie festmacht, ist allerdings auch mit dieser Urteilsbegründung noch nicht eingekehrt. Denn ein neu zu erarbeitender Mietspiegel muß ab 1. Januar 1994 her. Mietervereinigungen und Frankfurts Hauseigentümerverband sind vorbereitet: Mitte Januar soll möglichst einvernehmlich in Anwesenheit von Sozialdezernent Martin Berg eine Absprache darüber getroffen werden, welches Institut mit der Ausarbeitung beauftragt werden sollen. Zur Auswahl stehen wieder die IWU und zwei andere Institute in Hamburg und Mannheim. Alle drei wenden das bisher praktizierte Erhebungsverfahren (Regressionsanalyse) an. Den Zuschlag wird letzlich die Vergabekommission des Magistrats geben, wahrscheinlich im nächsten Frühjahr.
Gustav Teitge, Geschäftsführer der Haus- und Grundbesitzer, meinte nach Bekanntwerden des Urteils: "Wir müssen uns damit abfinden, daß unser Gutachter, der Statistik-Professor Krämer, nicht vom Gericht gehört wurde. Aber diese Entscheidung ist nun einmal rechtskräftig." Beeindruckt hatte dieses Gutachten offenbar die Leitung der Frankfurter Amtsanwaltschaft, bei der 28 Bußgeldverfahren des Amtes für Wohnungswesen gegen Vermieter wegen Mietpreisüberhöhungen anhängig sind. Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Werner Koch will man bisher die Mietwerttabelle nicht als Maßstab gelten lassen. In einem Musterverfahren, das voraussichtlich im Frühjahr vor dem Amtsgericht stattfindet, hat die Amtsanwaltschaft ausdrücklich dem dem Antrag des Vermieters zugestimmt, bei der Frage der Mietpreisüberhöhung eine gutachterliche Stellungnahme einzuholen. Der Oberstaatsanwalt sieht seine Behörde nicht rechtlich gebunden durch das Urteil des Landgerichts, dem er überdies vorwirft, das Gutachten nicht vollständig geprüft zu haben. enk
Mit der Förderung beruflicher Schulen müsse das Land Hessen nun die Gleichwertigkeit allgemeiner und beruflicher Bildung unter Beweis stellen. Diese Forderung hat die Handwerkskammer Rhein-Main jetzt erhoben.
Im einzelnen verlangt die Kammer Lösungen, um den Mangel an Fachlehrern zu überwinden. Mit mehr Lehrern für die Schulen müsse auf die unterschiedliche Vorbildung der Schüler reagiert werden. Außerdem fordert die Kammer mehr Weiterbildung für die Lehrer und die Erfüllung des wöchentlichen Unterrichtssolls von zwölf Stunden. luf
HEUSENSTAMM. Mit Beginn des kommenden Jahres wird in Heusenstamm nicht nur das Duale System eingeführt, auch die Abholtermine für die Müllabfuhr verändern sich. Konnten die Bürger bislang sicher sein, jeden Freitag ihre Tonne geleert zu bekommen, werden sie sich in Zukunft anhand eines eigens von der Stadt entwickelten Kalenders orientieren und herausfinden müssen, wann der Müllwagen in ihre Straße kommt. Die Abfuhr wird auf das Dekadensystem umgestellt: die Mülltonnen werden nur noch alle zehn Tage geleert. Den Müllkalender bekommt jeder Haushalt in den Briefkasten gesteckt.
Nach dem neuen Abfuhrsystem wird die Stadt in fünf Bezirke eingeteilt, folglich gibt es auch fünf unterschiedliche Müllkalender. Der erste Bezirk umfaßt die Altstadt, der zweite den Osten samt Rembrücken. Dem dritten Abfuhrbezirk gehören die Haushalte im Nordwesten der Stadt nebst dem Bastenwald an und dem vierten Bezirk alles, was sich südlich der Hohebergstraße befindet einschließlich der Waldesruhe. Der fünfte Bezirk bezieht die Haushalte in dem Viertel rings um das Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt ein.
Achtmal wird im kommenden Jahr wieder Sperrmüll abgefahren, wobei viermal brennbarer und die restlichen Male nichtbrennbarer Sperrmüll mitgenommen wird. Dies gilt ab dem kommenden Jahr auch für den Ortsteil Rembrücken, wo bislang immer alle Sperrmüllsorten gleichzeitig abtransportiert wurden.
Bleiben soll es laut Bürgermeister Josef Eckstein bei der einmaligen Abfuhr von Grünabfällen. Dieser Abfuhr werde so terminiert, daß er in die Zeit des Baumschnitts Ende November, Anfang Dezember fällt. Die Weihnachtsbäume werden Mitte Januar abgeholt.
Durch die Einführung des Dualen Systems ändert sich auch die Nutzung der Grünen Tonne. Dort darf von 1. Januar an nur noch unbeschichtetes Papier hineingeworfen werden, also keine Blechbüchsen oder sonstigen Metallteile wie bisher. Die kommen dann in den gelben Sack, in dem alle sogenannten Leichtverpackungen verschwinden sollen. Das sind außer Papier und Glas praktisch alle verwertbaren Verpackungen.
Glas wird wie bislang in Containern gesammelt, wobei in Zukunft die Flaschen getrennt nach Farben (weiß, grün, braun) eingeworfen werden sollen. Korken und Verschlüsse sollen draußen bleiben. In die graue Tonne gehört der Restmüll: also alles, was nicht im gelben Sack oder der grünen Tonne verschwindet. Dieser Restmüll wird auch weiterhin verbrannt. pmü
Blende '92 - Wenn der Vater mit dem Sohne: heiße Ware auf kaltem Untergrund
Peter Obenauer ließ es nicht an deutlichen Worten in Richtung des Oberbürgermeisters fehlen: "Ausgesprochen unsozial" nannte der Vorsitzende des städtischen Gesamtpersonalrats und Sprecher von 26 000 Beschäftigten, was Andreas von Schoeler jüngst angekündigt hatte: Gespräche über die Abschaffung der Ballungsraumzulage von 100 Mark monatlich für die Mitarbeiter der Kommune. Und Rainer Hohner, der ÖTV-Kreisvorsitzende, erregte sich "über die Saloppheit, mit der da einer sagt: ,100 Mark, das ist nichts!&rquote;" Auch er meinte den OB.
Für die Gewerkschaft ist in den jüngsten Monaten unversehens eine schwierige Situation entstanden: Früher, in den langen Jahren der CDU-Herrschaft im Rathaus, war die politisch-ideologische Frontstellung klar: Auf der einen Seite die Konservativen, die den Beschäftigten an den sozialen Besitzstand gingen, auf der anderen Seite die mutigen Verteidiger von SPD und ÖTV. Heute begegnen die Gewerkschafter bei ihren Verhandlungen etwa dem Sozialdemokraten und Personaldezernenten Achim Vandreike, dem von Personalräten seit Monaten ein besonders ruppiger und unsensibler Umgang mit Mitarbeitern vorgehalten wird.
Was keineswegs bedeutet, daß die Gewerkschaft in der heutigen gesellschaftlichen Situation nicht den Zwang zum Sparen einsähe - "in einer Verwaltung, die sich seit Jahren fast naturwüchsig entwickelte" (Kämmerer Martin Grüber, SPD). ÖTV-Chef Hohne beteuerte es noch einmal: Sparen ja, aber nicht allein auf dem Rücken der sozial Schwachen. Und so ist denn der Protest gegen den Wegfall der Ballungsraumzulage mehr als eine ÖTV-Pflichtübung. 1990 führte der rot- grüne Magistrat den Gehalts-Aufschlag von 100 Mark monatlich für 70 Prozent der 26 000 städtischen Beschäftigten ein - für die unteren und mittleren Einkommensgruppen. Personalrats-Chef Obenauer: "Die Gründe, die man damals hatte, sind heute nicht weggefallen!" - nämlich die hohen Mieten, Preise und Lebenshaltungskosten im Rhein-Main-Gebiet. Oft, so Obenauer, fänden sich in der Stadtverwaltung Ehepaare oder Partner: "Die trifft es jetzt doppelt!"
Der rot-grüne Magistrat steht in den nächsten Monaten also vor schwierigen Verhandlungen. Weniger Probleme hat die Gewerkschaft zum Beispiel mit den 100 Arbeitsplätzen, die in zurückliegenden Monaten in aller Stille bei städtischen Gesellschaften wegfielen. Etwa ältere Rangierer bei der Hafenbahn, die mit Erreichen der Pensionsgrenze ausschieden - hier verändert moderne Technik ein lange fast starres Berufsbild. Ähnlich ist es bei den Ablesern, die im Auftrag der Stadtwerke die Stromzähler kontrollierten.
Und die Grünen? Ihre Stimme blieb leise im jüngsten Spar-Konzert. Für die Partei ist diese neue, allübergreifende Bescheidenheit schwer zu vermitteln. "Bei Wahlveranstaltungen wie vor kurzem in Fechenheim", sagt Fraktionschef Uli Baier, "muß ich schon einiges erklären." Baier sieht einen "Bewußtseinsprozeß", der im Gange ist: "Das wird noch eine Zeit dauern!" jg
Der Obdachlose drückt sich frierend in den Windschatten einer Bank unweit der Hospitalkirche. Die kalten Marmormauern bieten ihm wenig Schutz. Durch den grauen Dezembernebel hasten Geschäftsleute. Sie würdigen den Mann mit den verhangenen Augen keines Blickes. Nur wenige hundert Meter entfernt, in der noblen Calwer Straße, spiegeln Damen ihr modisch aufgeputzes Selbst in den Schaufensterscheiben der Boutiquen.
Fünf Minuten Großstadt, fünf Minuten Stuttgart. Was tut ein Pfarrer im Herzen einer 600 000-Einwohner-Stadt, in dem kaum noch Familien leben, Yuppies ihr Geld für sündhaft teure Mieten ausgeben, Singles ihre Abende in Kneipen, Kinos oder daheim vor dem TV verbringen und übriggebliebene Alte sich frühzeitig zu Bett legen? Kirchliches Gemeindeleben im landläufigen Sinne existiert da nicht.
Vor dem Zweiten Weltkrieg, berichtet der evangelische Pfarrer Helmut A. Müller, umfaßte die Hospitalgemeinde, in der er seit sechs Jahren arbeitet, mehr als 10 000 Christen. Heute sind es gerade noch 1300. Darunter etwa 350 im Alter zwischen 20 und 45 Jahren und etwa 300 über 65jährige. 16 bis 18 Teenager zählt er unter seinen Schäfchen. In einigen Jahren fiel die Konfirmationsfeier in der ehrwürdigen Hospitalkirche ganz aus, weil "maximal drei Konfirmanden zusammenkamen. Und die schickten wir dann in die Nachbargemeinden", erzählt Müller. Und doch ist diese Kirche und der ihr angeschlossene Hospitalhof weit über die Stuttgarter Stadtgrenzen hinaus bekannt. Helmut A. Müller und sein Vorgänger Martin Klumpp nämlich haben aus der Not eine Tugend gemacht und Schwerpunkte gesetzt. Ein anspruchsvolles, breitgefächertes Bildungsangebot, das sich bis in die sonntäglichen Gottesdienste zieht, und fünf bis sechs Kunstausstellungen im Jahr locken die Leute aus Stadt und Umland an. Die Predigten, die in der Verbindung mit Kunstwerken "sinnliche und spannende Hermeneutik- Versuche" (Müller) sein sollen, hören meist mehr als hundert Leute. Und das, obwohl Müller genau weiß, daß die wenigen Menschen, die hier in der City noch wohnen, "am Wochenende schnell das unwirtliche Quartier der Banken, Versicherungshäuser und Läden verlassen, um draußen Luft zu schöpfen".
Die kirchliche Ortsgemeinde (auch Parochialgemeinde genannt) stirbt in den bundesdeutschen Großstädten. Klumpp, der heute als Stuttgarter Stadtdekan arbeitet, nennt die Hintergründe: Das religiöse Leben von der Wiege bis zur Bahre spielt sich nicht mehr nur im Wohnviertel ab, das die Grundlage für die übliche Gemeindeform ist. Das für die Kirche "klassische Einfallstor Familie" gebe es in der City nicht mehr, meint auch Müller. Klumpp: "So sucht sich der Stadtmensch, was er braucht, und er kann es sich leisten, weil er mobil ist. Wer am Sonntag eine Bachkantate hören will, kann das wegen das großen Aufwandes nicht in jeder Gemeinde, obwohl überall Gottesdienst ist. Also sucht er sich einen Ort, wo sich ein Schwerpunkt Musik herausgebildet hat." Ein Beispiel ist die Stuttgarter Gedächtniskirche, in der mehrere Kantatengottesdienste jährlich stattfinden, zu denen dann mehr als tausend Leute kommen.
Die Glocken rufen. Zum Eingang der Stiftskirche, in ganz Württemberg Inbegriff einer richtigen Kirche, streben die Frommen im Sonntagsstaat. Konrad Eißler, der den Ruf des wortgewaltigen Verkündigers genießt, blickt gelassen auf die 1500 Gläubigen, die sich im Kirchenschiff versammelt haben. Keine Säule versperrt ihm den Blick aufs Volk. Die Bänke sind besetzt bis auf den letzten Platz. Sonntag für Sonntag bringt Eißler das Wort Gottes an Hunderte von Frauen und Männern. Ein leeres Gotteshaus kennt der stockkonservative Pastor nicht. In den Jugendgottesdiensten, die er mehrmals im Jahr anbietet, drängen sich bis zu 2500 Jugendliche. "Dann macht die Polizei wegen des Brandschutzes dicht", erzählt er.
Sein Geheimnis für die ungewöhnlich volle Kirche heißt: "reines Angebot des Evangeliums, die Verkündigung des Wortes". Und im pietistisch geprägten Württemberg kommt das an. Auch sein Kollege in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde zieht die evangelikal geprägten Protestanten an und kann sich nicht über Besuchermangel beschweren. Eißler beschreibt seine Aufgabe als: "die Leute dort abholen, wo sie sind. Wir müssen die Kommstruktur zur Gehstruktur wandeln." Er missioniert die Menschen vor dem Eingang der Stiftskirche, macht Hausbesuche nicht nur zum 70. Geburtstag, sondern schon zum 30. oder 40.
Müller vom Hospitalhof glaubt, daß die Menschen, die sich seinen Angeboten zuwenden, sonst für die Kirche vielleicht ganz verloren wären. Seit etwa zehn Jahren haben sich die Schwerpunktgemeinden in Stuttgart neben den traditionellen Parochien entwickelt, und alle Pastoren leben gut damit - obwohl sie auch wissen, daß die Pfarrer in den Vorstädten zuweilen neidisch auf die Kollegen in der City starren und Angst vor dem Ausbluten ihrer Ortsgemeinden haben.
Denn wo bleiben die Alten, Kranken und Familien mit kleinen Kindern? Werden sie künftig der Bodensatz der Ortsgemeinden, weil die mobilen Jungen und Dynamischen sich ihre Angebote frei nach Wunsch wählen? Stuttgarts Innenstadtpfarrer reden, so gefragt, gern von einem "Organismus", in dem beide Strukturformen ihre Berechtigung haben und miteinander verzahnt sind. Dekan Klumpp glaubt auch nicht, daß mit einer Spezialisierung der Gemeinden das soziale Engagement der Kirche verlorengehen könnte, und berichtet stolz vom diakonischen Gesamtkonzept.
Zusätzlich bildeten sich aber bereits Einzelinitiativen, die vor allem auf dem Ehrenamt fußen: "Sitzwachengruppen", in denen Freiwillige Sterbebegleitung in Krankenhäusern und Altenheimen leisten, oder eine "Arbeitsgruppe Hospiz", die Angehörige von Todkranken betreut. Klumpp berichtet, daß sich zu diesen Gruppen meist mehr Leute melden, "als wir ausbilden können", weil die Bereitwilligen den Nutzen für den eigenen Lebenssinn erkennen.
Manche Bezeichnungen aber meiden die Stuttgarter City-Pastoren wie der Teufel das Weihwasser: "Bekenntnis- oder Richtungsgemeinde". Davon wollen sie nichts hören und wissen doch, daß der Grad zwischen "Schwerpunktgemeinde" und "Richtungsgemeinde" äußerst schmal ist. In letzterer sammeln sich Christen, die sich bewußt vom Mischmasch der Volkskirche abwenden, ihre eigene Frömmigkeit leben und damit eine "Konfessionalisierung" unter den Protestanten vorantreiben. Der evangelikale Ulmer Prälat Rolf Scheffbuch sieht als einen Vorteil solcher "Freiwilligkeitsgemeinden", wie er sie nennt, "weniger verborgene Reibungsfläche". Der konservative Christ braucht sich nicht mehr über den "linken" Pfarrer zu ärgern, der sich in die Politik einmischt, und der weltoffene Gläubige muß nicht mehr den "frommen" Pfarrer rügen, weil der sich bibeltreu allein auf das Wort Gottes konzentriert. Scheffbuch und Eißler legen dennoch Wert darauf, daß sich dies alles in "einer pluralistischen Kirche" abspielt. Dennoch tauchen Zwischentöne auf, die auch andere Optionen offenhalten. "Das Flaggschiff Volkskirche in seiner heutigen Struktur ist vielleicht für die Stürme dieser Zeit nicht mehr geeignet", sinniert Eißler. "Aber viele kleine Boote - unter welcher Reederei ist dann noch die Frage." Und hat seine eigene Position: "Ich bin ein Mann im Schützengraben und nicht im Stab. Ich hänge nicht an Institutionen."
Württembergs evangelischer Oberhirte Theo Sorg hat sich auf der jüngsten Synode des Themas angenommen. Er weiß, daß vor allem die Pietisten, Konservativen und Evangelikalen eine Konkurrenz drückt; die Charismatiker oder "Schwärmer" (Eißler) sind vor allem in Südwestdeutschland im Kommen. Ihnen gilt das Wort Gottes alles. Sie betreiben "Erwekkungen", heilen durch Handauflegen und werben mit Wundern durch den "Heiligen Geist". Sie schotten sich ab von der Welt und meinen, den rechten Glauben für sich gepachtet zu haben. Der spirituelle Mangel der Moderne treibt ihnen Suchende zu, die auch die Kirche gern für sich einnehmen möchte. So freut sich die "Biblische Glaubensgemeinschaft" von Pastor Peter Wenz im Großraum Stuttgart über Zulauf.
Also kündigte Sorg vor der Synode eine Reform der Parochialstruktur an, damit Protestanten leichter als bisher ihre angestammte Gemeinde verlassen und sich dort anschließen können, wo sie im Gemischtwarenladen der Kirche das Richtige für sich finden. Sorg verschwieg die Risiken für den Zusammenhalt der Volkskirche nicht. Doch die Kirchenväter sehen sich im Zugzwang; denn der Spielraum für überbrachte Strukturen wird kleiner, weil die Kassen sich leeren und auch die Württemberger Landeskirche an Mitgliederschwund leidet. Im frommen Ländle kehrten im vergangenen Jahr etwa 16 000 Protestanten ihrer Religionsgemeinschaft den Rücken. Das waren 64 Prozent mehr als 1990.
Die Stuttgarter Innenstadtgemeinden hatten in den vergangenen 30 Jahren ein Viertel der Gläubigen verloren. Doch hier habe der Schwund seit drei Jahren gestoppt werden können, versichert Klumpp. Die flexible Reaktion auf die Lebenswirklichkeit in der City hat sich demnach ausgezahlt.
Manchesmal schreibt das Leben noch kleine Märchen. Da gibt es im Stadtteil Hausen eine Briefträgerin namens Margot Hohmann. Die liefert seit 34 Jahren nicht nur die Post ab. Sie steigt auch in die Hochhäuser bis obenhin und sieht hinter die Türen. Vor allem bei Alten und Kranken. Die besucht sie dann in ihrer Freizeit, sieht nach dem Rechten.
Eine Frau, die von ihr betreut wird und zwei schwere Operationen hinter sich hat, ist die 87 Jahre alte Friedericke Ochs. Sie wohnt an einer großen Straßenbrücke, in ärmlich-kalten vier Wänden. In einem winzigen, zugigen Häuschen, das früher zur "Arbeitslosensiedlung" zählte. Und weil sie, die vier Kinder großgezogen hat, von denen ein Sohn in Stalingrad blieb und der andere mit 61 starb, auch sonst nicht viel Gutes erlebt hat, machte die FR-Altenhilfe jetzt ihre Aufwartung: Das war eine schöne Bescherung!
Es gab ein bißchen Wärme in Form eines Ölradiators, der künftig den Kohleofen entlastet. Dazu den Gutschein für einen neuen Mantel. Und was zum Schnabulieren für die Feiertage im Präsentkorb. Außerdem ein Gedicht von der Leni Hermann. "So bin ich im Leben noch nie beschenkt worden", sagte die alte Dame. Und als die Tränen der Rührung versiegt waren, da lachten alle. Schon, weil's der Fotograf so wollte.
Wer 87 ist, hat was zu erzählen. "Ich war am glücklichsten, als die vier Kinder klein waren", sagt sie. Ihr Mann war in der schweren Zeit vor 1933 arbeitslos. Doch die Münder wollten gestopft sein. "Da hab ich halt bei de reiche Leut gewäsche und geputzt", erinnert sie sich.
Nachdem die schreckliche Nachricht eingegangen war, daß der Sohn mit 18 Jahren in Rußland gefallen ist, sollte es noch schlimmer kommen. "Beim letzten Märzangriff 1945 wurden wir ausgebombt!" 1947 hat sie dann "mit den Kindern Steine gekopft und alles provisorisch wieder aufgebaut". Der Mann kam erst später aus der Gefangenschaft. Die beiden noch lebenden Töchter sehen regelmäßig nach ihr, kaufen auch ein, sind aber, 67 und 68 Jahre alt, ebenfalls krank und finanziell eingeschränkt.
Zum engeren Kreis um die brave Briefträgerin Margot Hohmann, die manche auch schon mal den "Engel von Hausen" nennen, gehört auch Erna Wandtke. Sie ist die frühere Gemeindekrankenschwester. Obwohl schon sieben Jahre außer Dienst, hat auch sie die Frau Ochs nach dem Oberschenkelhalsbruch und der letzten, schweren Bauchspeicheldrüsenoperation noch gepflegt: "Eigentlich hatten die Ärzte sie schon aufgegeben." Nur, so wissen die Beteiligten: "Wenn in solch einer Situation jemand da ist, der sich kümmert, geschehen oftmals Wunder!"
Und deutlich sagt die Frau Hohmann aus ihrer beruflichen Sicht: "Was mit der Petra Kelly passiert ist, wär bei mir net gelaufe." Daß die solange unbemerkt in der Wohnung lagen. Wo sie nämlich sehe, daß am nächsten Tag noch die Post im Kasten steckt, "da frag&rquote; ich die Nachbarn, wer die Bewohnerin gesehen hat. Und ich dring&rquote; darauf, daß sich jemand kümmert!"
Daß sie auch Kranke schon mal am Wochenende pflegt, sie wäscht oder ihnen die Fußnägel schneidet oder dann im Rollstuhl ausfährt, "ohne viel Wesens daraus zu machen", das erfuhren wir nur von ihren Vorgesetzten und von Leuten aus der Umgebung. Daß sie jetzt, dank der schweren Brieflasten, an der Wirbelsäule geschädigt ist und den Beruf, den sie so geliebt hat, aufgeben muß, will ihr noch gar nicht nicht so recht in den Kopf. Hohes Lob zollt ihr deshalb auch die Friedericke Ochs: "Sie ist unsere Postfrau!" Und von sich selbst sagt sie beim Abschied: "Des war zuviel. Jetzt muß ich mich erst mal hinlegen!" Den Heizofen, für den die FR-Altenhilfe - ebenso wie für Licht und Gas - im nächsten Jahr auch die Kosten übernimmt, den rollt sie sich jetzt schon mal an ihren Stuhl und reibt wohlig Hände und Knie.
"Ich bin halt gläubig", sagt sie. "Und ich bet&rquote; jeden Tag, daß mir der Herrgott noch ein bißchen beisteht." Was die FR-Leser gespendet haben ("Fast zwei Millionen?") will ihr nicht in den Kopf. Doch sagt sie "allen ein Dankeschön, die sowas möglich machen". LOTHAR VETTER
Ein 36jähriger Serbe ist wegen eines Überfalls auf einen 57jährigen Kroaten von einem Frankfurter Schöffengericht zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn unter anderem wegen Körperverletzung und Nötigung schuldig. Sein Komplize, ein 31jähriger Landsmann, erhielt sieben Monate Haft auf Bewährung.
Die beiden Serben hatten den Kroaten im Dezember 1991 verfolgt, geschlagen und verletzt. Sie waren auf das Auto des Kroaten aufmerksam geworden, weil es einen Aufkleber mit der kroatischen Nationalflagge trug. Als der Kroate an einer Ampel stoppte, versuchten die Serben, die Reifen seines Wagens zu durchstechen. Daraufhin flüchtete der Kroate in eine Kfz-Werkstatt, wo ihn der 36jährige Serbe mit einem Baseballschläger angriff. lhe
"Wenn es Sie langweilt, mit den lieben Verwandten den Weihnachtsbaum zu schmücken", empfiehlt der Mousonturm für Heiligabend einen Besuch in der Waldschmidtstraße. Dort ist Jo van Nelsen um 22 Uhr mit seinem nicht ganz unpassenden Programm "Lauter Lügen" zu sehen. Der Auftritt gehört zum nicht gerade üppigen Frankfurter Kulturprogramm, das allen, die anders oder nicht allein feiern wollen, an Heiligabend geboten wird. Bis auf die Komödie, wo um 20.15 Uhr "Die Kaktusblüte" Heiterkeit verbreiten soll, bleiben in den Theatern die Vorhänge unten. Zur Weihnachtsshow laden die Groschenoper in der Düsseldorfer Straße 1 (Reservierung 2 42 60 10) und das Café Cult in der Schillerpassage ein (Reservierung 92 00 61 23). In den meisten Discos wird zu später Stunde der Bär los sein, was aber für ältere Menschen, die an Weihnachten nicht allein sein wollen, kaum eine Alternative sein dürfte.
Für sie machen die Kirchen deshalb in einigen Gemeinden ein Angebot. Bei den katholischen Gemeinden St. Ignatius in der Leerbachstraße 37 und St. Gallus in der Mainzer Landstraße 299 kann man sich um 22.30 Uhr beziehungsweise 21 Uhr bei Plätzchen und Tee treffen.
Die Offerten der evangelischen Kirche sind umfangreicher und meist mit einer Voranmeldung verbunden. Die Orte und Heiligabend-Termine im einzelnen:
Die Andreasgemeinde heißt die Gäste um 19 Uhr in der Kirchhainer Straße 2 willkommen. Telefonische Anmeldung: 52 50 22. In der Dankeskirchengemeinde, Am Wiesenhof 76 a, geht es gleichfalls um 19 Uhr los (Anmeldung: 6 66 58 36). Bei der Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstraße 10, treffen sich Interessenten um 19.15 Uhr (Anmeldung: 77 29 66). Keine Anmeldung ist bei der Friedensgemeinde in der Frankenallee 150 erforderlich. Beginn ist um 19 Uhr. Die Feier in der Gethsemanegemeinde, Marschnerstraße 3, beginnt um 18 Uhr (Ameldung 55 16 50), in der Johannesgemeinde, Turmstraße 21 um 19 Uhr (Anmeldung 45 33 09) und in der Zachäusgemeinde, Kniebisstraße 27 um 17 Uhr (Anmeldung: 67 20 77). Die Gäste können etwas essen, bekommen teilweise ein kleines Rahmenprogramm geboten und haben vor allem die Möglichkeit, sich zu unterhalten.
Hinter der Alten Nicolaikirche auf dem Römerberg wird am Abend im übrigen ein Hirtenfeuer entzündet. Es soll an die Hirten in Bethlehem erinnern. Wer sich nur ganz profan wärmen will, ist aber auch willkommen. vo
Zum dritten Mal treffen sich Schüler aus Frankfurt und Umgebung zum Schulschachturnier "Hibbdebach gegen Dribbdebach".
Das vom Förderkreis für Jugend- und Schulschach und mit Unterstützung der Frankfurter Sparkasse ausgerichtete Turnier findet in diesem Jahr wieder traditionell am vorletzten Schultag, Montag, 21. Dezember, ab 11 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses Bornheim, Arnsburger Straße 24, statt.
Eingeladen sind auch diesmal alle Schüler, vom Schachanfänger bis zum kommenden Großmeister. Bis Anmeldeschluß haben sich bereits 320 Schüler in 40 Mannschaften angemeldet. Als besondere Attraktion spielen die beiden Abgeordneten des Hessischen Landtags Sieghard Pawlik (SPD) und Walter Korn (CDU) im Prominentenspiel gegeneinander. FR
Zwei Yoga- und Nähkurse
SINDLINGEN. Die evangelische Kirchengemeinde Sindlingen-Nord, Hugo- Kallenbach-Straße 59, bietet im kommenden Jahr einen Yogakursus für Frauen, Männer und Jugendliche sowie einen Nähkursus an.
Beide Kurse sind montags und beginnen am 18. Januar. Nähen wird von 19.30 bis 22 Uhr gelernt. Yoga steht von 18.15 bis 19.45 Uhr auf dem Programm.
Wer mitmachen möchte, wird gebeten, sich an das Gemeindebüro zu wenden unter Tel. 37 12 67. dis
ESCHBORN. Fleißige Helferinnen und Helfer packten Hunderte von Päckchen: Die Stadt Eschborn stellte in diesem Jahr 42 000 Mark zur Verfügung, um Weihnachtsgeschenke für über 80jährige, Sozialhilfeempfänger, Kranke und Bewohner von Altenwohnanlagen zu kaufen.
Auch die Kinder in der Spielstube der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft können sich freuen: Sie bekommen neues Spielzeug. Die Weihnachtsfeier im Aussiedlerwohnheim wird von der Stadt ebenfalls bezuschußt. she
ESCHBORN. Zugunsten von krebskranken Kindern sammelten sie in diesem Jahr 50 000 Mark: die Eschborner "Drehorgelmänner". Am heutigen Dienstag übergibt ihr Vorsitzender Heinz Giesler im Rathaus einen Scheck an die Vorsitzende des Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder", Helga von Haselberg, und an Professor Bernhard Kornhuber vom Zentrum für Kinderheilkunde an der Frankfurter Universitätsklinik. Die Spende wird für den Bau eines Elternhauses in Niederrad verwendet. Dort sollen Eltern, deren krebskranke Kinder in der Uniklinik behandelt werden, wohnen können, um mit ihren Kindern Urlaub von der Station zu machen.
Die Drehorgelmänner sammelten das Geld während vieler Auftritte und Benefizveranstaltungen.
Wer Heinz Möhrle, Karl Ohlberg, Alfred Sennewald und Heinz Giesler noch nicht kennt oder die Drehorgelmänner einmal wiedersehen möchte, kann am Dienstag um 17.15 Uhr das ZDF-Länderjournal anschauen. Da treten die Männer auf, berichten über ihre Aktivitäten und spielen Weihnachtslieder. she
Mit Tritten gegen ein Taxi und Schlägen gegen den Fahrer "rächte" sich jetzt ein 49jähriger Radfahrer dafür, daß er auf dem Fahrradstreifen am Eschenheimer Turm von dem Wagen angefahren worden war, als er vor der roten Ampel wartete. Bei dem Gerangel ging der Scheinwerfer des Taxis zu Bruch. Der 50jährige Fahrer erstattete Anzeige wegen Körperverletzung. nik
ESCHBORN. Wegen Weihnachten und Neujahr verschieben sich die Termine für die Abfallbeseitigung: Vor den Weihnachtsfeiertagen kommen die Müllwerker einen Tag früher als gewohnt.
In der ersten Januarwoche rollen die Lastwagen nicht schon Neujahr, sondern erst am Samstag, 2. Januar. she
Als einen "geplanten Angriff gegen die Armutsbevölkerung" hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfe-Initiativen in Frankfurt die vorgesehenen Kürzungen im sozialen Bereich bezeichnet. Nach ihrer Auffassung müsse jeder ein "Existenzgeld" von 1200 Mark plus Miete erhalten, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können. ft
ESCHBORN. An Heiligabend und Silvester läuft die Stadtverwaltung nur auf schmaler Spur: Bis 12 Uhr sind lediglich die Stadtkasse, das Einwohnermeldeamt, das Standesamt und das Sozialamt mit einem Notdienst besetzt. Alle anderen Dienststellen und das Wiesenbad sind an beiden Tagen geschlossen.
Die Verwaltung bittet, nur in dringenden Fällen die Notdienste in Anspruch zu nehmen. Die Telefonzentrale ist bis 12 Uhr besetzt. Danach gibt ein Anrufbeantworter Auskunft. she
Kaufring kauft Horten-Häuser
has FRANKFURT A. M. Das Schicksal des größten Teils der 13 Warenhäuser der Gesellschaft Horten Extra ist besiegelt. Zehn der Filialen werden an den Kaufring verkauft, an dem der Horten-Konzern mit 25 Prozent beteiligt und damit größter Einzelaktionär ist. Bei den an den Kaufring gehenden Läden handelt es sich um diejenigen in Andernach, Baden- Baden, Bergheim/Erft, Duisburg-Hamborn, Gevelsberg, Heidenheim, Pirmasens, Viersen, Wattenscheid und Worms. In diesen Niederlassungen, die für einen Umsatz von 237,6 Millionen Mark stehen, werden derzeit 877 Leute beschäftigt, wobei Teilzeit- auf Vollzeitkräfte umgerechnet sind.
Die Extra-Häuser in Bremerhaven und Neuss sollen in den Horten-Konzern zurückgeführt werden. Ungewißheit besteht noch über das Schicksal der Filiale in Dortmund. Nach dem Willen von Horten soll diese an ein Einzelhandelsunternehmen verkauft werden. "Wenn das nicht möglich ist, wird das Haus im Laufe des ersten Halbjahres 1993 geschlossen", heißt es in einer Mitteilung des Düsseldorfer Warenhauskonzerns klipp und klar.
Die 13 Extra-Niederlassungen waren Anfang 1990 aus der Horten-Gruppe ausgegliedert worden, weil sie nicht zum von Horten verfolgten Galeria-Konzept paßten. Seither arbeiteten sie eigenverantwortlich.
Der erhoffte nachhaltige Sprung in die Gewinnzone wurde aber nicht geschafft. In den 13 Läden belief sich der Umsatz im vergangenen Jahr auf 369,1 Millionen Mark. Unter dem Strich stand allerdings ein Verlust. Ob Horten aus dem Verkauf der zehn Filialen einen außerordentlichen Ertrag verbuchen kann, wird nicht mitgeteilt.
Horten und der Kaufring sind eng miteinander verbundene Unternehmen. Neben der oben erwähnten Beteiligung ist der Kaufring bei der Firma WestBTL zu zehn Prozent dabei. Diese wiederum hält 49 Prozent des Horten-Kapitals. Des weiteren arbeiten die beiden Unternehmen in der Beschaffung von Waren - etwa in der Merkur Einkaufsgesellschaft - intensiv zusammen.
HOFHEIM. Türken und Portugiesen, Griechen, Italiener und andere Ratsuchende fanden Hilfe und Unterstützung bei der Geschäftsstelle des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises an der Alten Bleiche 7. In der Jahreshauptversammlung des Vereins erwähnte Vorsitzender Raul Precopio nicht nur die Unterstützung in vielen Einzelfällen. Der Freundeskreis bietet auch Hausaufgabenhilfe für ausländische Schüler an der Pestalozzischule an und sucht noch Betreuer. Mittlerweile läuft an elf Schulen im Kreis "schulbegleitender Nachhilfeunterricht" für Kinder von Spätaussiedlern und anerkannten Flüchtlingen. 14 Pädagogen erteilen 140 Wochenstunden mit Unterstützung des Kreisjugendamtes.
Seit April gibt es außerdem ein Modellprojekt in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt, das Deutschkurse zur Orientierungshilfe für Kinder von Flüchtlingen anbietet. Mittlerweile laufen bereits neun Kurse an verschiedenen Schulen mit jeweils vier Wochenstunden.
Raul Precopio wurde in der Versammlung erneut zum Vorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreter sind Dagmar Siegemund und Necdet Göl. Wer mehr über den Deutsch-Ausländischen Freundeskreis erfahren möchte, kann unter 06192/24739 vormittags anrufen. she
Klöckner steht bei Pensionären tief in der Kreide
spi DUISBURG. Der Pensionsversicherungs-Verein in Köln sowie die Deutsche Bank sind vom Vergleich der Duisburger Klöckner-Werke sowie deren beiden Stahlgesellschaften am stärksten betroffen. Wie aus einer unternehmensinternen Gläubiger-Liste hervorgeht, stehen die Pensionsrückstellungen mit rund 600 Millionen Mark zu Buche. Sie sind damit der mit Abstand größte Brocken. Dahinter folgt mit etwa 250 Millionen Mark Forderungen die Deutsche Bank. Am Wochenende wurde der Aufsichtsrat über den Stand des Verfahrens informiert. Erwartungsgemäß wählte das Kontrollgremium den Ex-Hoesch-Chef Kajo Neukirchen zu seinem neuen Vorsitzenden.
Insgesamt steht bei den Klöckner-Werken, wie berichtet, ein Kreditvolumen von 2,7 Milliarden Mark zur Disposition. 760 Millionen davon sind bevorrechtigt. Das heißt, sie sind im Konkursfall vor allen anderen Außenständen zu regulieren. Der Vergleichsvorschlag sieht dagegen einen Abschlag von 40 Prozent vor. Knapp zwei Milliarden verbleiben damit als "normale" Schulden, von denen entsprechend der in Aussicht gestellten Quote voraussichtlich 60 Prozent verloren sind.
Die vom Vergleich betroffenen Gesamtschulden verteilen sich auf 1,3 Milliarden Bankkredite und 1,4 Milliarden Mark andere Verbindlichkeiten. So sind unter anderem auch Rechnungen für Strom in Höhe von 50 Millionen sowie für Kohle (gut 80 Millionen Mark) unbezahlt. Die EG-Kommission in Brüssel hat 200 Millionen Mark Forderungen für fällige Zahlungen im Rahmen des Montan-Vertrages (EGKS) angemeldet.
Der Liste zufolge steht der gesamte Klöckner-Konzern (also einschließlich der Weiterverarbeitungs-Unternehmen) zur Zeit bei 26 Kreditinstituten mit 2,3 Milliarden Mark in der Kreide. Die inländischen Privatbanken verliehen davon rund die Hälfte, ausländische weitere zwölf Prozent. Die öffentlich-rechtliche Bankengruppe war mit knapp einem Drittel dabei. Auf die im Vergleich stehenden Gesellschaften Klöckner-Stahl, Klöckner Edelstahl Georgsmarienhütte und Klöckner-Werke entfallen nach dieser Aufstellung damit durchschnittlich knapp 60 Prozent der Gesamtschulden. Die exakte Zuteilung auf Stahl und Nicht-Stahl scheint aber selbst manchen Geldhäusern noch unklar zu sein. Darüber hinaus gibt es noch weitere Kredite zugunsten einzelner Beteiligungsgesellschaften im Klöckner-Konzern. Diese sind in der Tabelle nicht enthalten.
Die größten Gläubiger (in Klammer gerundete Kreditlinien in Millionen Mark) sind: Berliner Bank (70), BHF-Bank (90), Bayerische Vereinsbank (150), Deutsche Bank (450), DG-Bank (120), Deutsche Giro-Zentrale (40), Dresdner Bank (175), Deutsche Verkehrskreditbank (65), Hamburger Landesbank (88), Hongkong & Shanghai-Bank (62), Kredietbank Luxemburg (20), NordLB (33), Royal Bank Canada (30), Schweizer Bank-Gesellschaft (50), Schweizer Bank-Verein (40), Schweizer Kredit-Anstalt (50), Sparkasse Düsseldorf (50), Sparkasse Duisburg (60), Sparkasse Essen (75), Sparkasse Bremen (30), SüdwestLB (75), Trinkaus & Burkhardt (50), Westfalen Bank (50) sowie die WestLB mit 250 Millionen Mark.
SCHWALBACH. Das Albert-Einstein- Gymnasium soll erweitert werden. Seit dem Spätsommer plante ein Architekt und legte vier verschiedene Modelle vor. Mittlerweile ist in Beratungen, an denen auch Schulleiter Reinhard Kolbe teilnahm, eine ästhetische, funktionale und außerdem "kostenmäßig vertretbare" Lösung gefunden worden, so Landrat Jochen Riebel (CDU). Demnach ist kein Anbau, sondern ein separter zweigeschossiger Neubau vorgesehen. Er soll durch einen überdachten Zugang vom Erdgeschoß des vorhandenen Gebäudes zu erreichen sein. Ein Flachdach soll den Neubau nicht mehr zieren. Auch bei anderen Objekten will der Kreis keine Flachdächer mehr bauen lassen.
In dem Neubau werden auf 945 Quadratmetern zwölf Klassenräume mit jeweils 60 Qudaratmetern, ein Mehrzweckraum von 120 Quadratmetern, ein 80 Quadratmeter großer Informatikraum und zwei Lehrmittelräume entstehen. she
Die Geschenke sind gekauft. Kleinigkeiten nur, für die Familie, ein paar Freunde. Die Gaben waren schnell gefunden - schwierig war es mit dem Drumherum. Irgendwann hat sie es sich angewöhnt, das Papier auf die Empfänger abzustimmen. Jetzt freut sie sich auf die freie Zeit vor dem Bescherabend, wenn sie Zeit hat, die Geschenke einzupacken.
Zwischen naiven und abstrakten Mustern zu wählen, neue Wickelmethoden auszuprobieren, dabei vergißt sie Raum und Zeit. Irgendwann wird sie dazu übergehen, nur noch Verpakkungen zu verschenken.
Ihre Bastienne
Ach, diese gemütlichen Feierabendrunden! Garantiert kommt jemand auf die Idee zu erzählen, welchem Ärger er wieder ein paar grauen Haare zu verdanken hat. Und schon beginnt unter den Männern (Frauen sind bei diesem Thema bemerkenswert still) ein Wettstreit. "Hier, im Bart . . .", oder "Was soll i c h denn erst sagen!" Großes gegenseitiges Bedauern über jedes einzelne graue Haar. Bis sich der Kollege zu Wort meldet, dessen Stirn mittlerweile fast bis in den Nacken reicht: "Ich weiß gar nicht, weshalb ihr jammert. Ich wäre froh, ich hätte welche." Ihre Bastienne
USINGEN. Der Leiter des Usinger Forstamtes, Arnold Krause, weiß das Reh auch im Kochtopf zu schätzen. Doch als Förster denkt er bei der Jagd auf das Wild auch an seinen Wald. Wenn nämlich kaum noch ein Weidenröschen wächst und dem Förster immer mehr abgeschälte Bäume bei seinem Weg durch den Wald auffallen, muß er auch von Berufs wegen zur Flinte greifen.
"So ungefähr zehn bis zwölf Stück" Rehwild sind auf 100 Hektar vertretbar. Nun tun die Rehe dem Förster allerdings nicht den Gefallen, alle schön in Reih' und Glied aufzumarschieren, damit er sie zählen kann. Der Bestand wird geschätzt. Je mehr Bäume angenagt sind, umso mehr Rehe haben in dem Waldstück ihr Zuhause.
Und wenn zu viele Bäume in Mitleidenschaft gezogen worden sind, dann ist die "tragbare Wilddichte" überschritten. Dann setzt sich Arnold Krause morgens in den Hochsitz und wartet, bis eines der Tiere vor die Flinte kommt. Damit wird das natürliche Gleichgewicht künstlich wieder hergestellt. Anders geht es nicht; denn den Rehen fehlen natürliche Feinde.
Wenn der Förster dann abdrückt, hat er aber nicht nur auf die Kugelstärke und den Abstand zu achten. Am liebsten ist es den Förstern, kranke und schwache Rehe abzuschießen. Dabei dient aber nur die Größe des Tieres als Richtschnur. "Denn wir sehen ja nun mal leider nicht, ob das Reh Bauchschmerzen hat."
Doch nach dem 31. Januar wäre selbst das kein Grund für den Abschuß. Denn die weiblichen Tiere, die Ricken, und ihre Kitze dürfen nur in der Zeit zwischen dem 1. September und Ende Januar geschossen werden. "Dabei schießt man natürlich nicht den Kitzen die Ricke weg." Die Böcke sind vom 16. Mai bis zum 15. Oktober zum Abschuß freigegeben.
Diese Fristen gibt es übrigens bei den Wildschweinen nicht. Sie vermehren sich noch stärker als die Rehe und dürfen deshalb immer erlegt werden. Nur scheinen sie das zumindest im Taunus auch genau zu wissen. In dem Wald, in dem Krause jagt, trifft er jedenfalls nur selten auf die Borstenviecher. "Irgendwie meiden die Tierchen den Staatswald." ca
Bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft in der Berger Straße in Bornheim haben unbekannte Täter jetzt Schmuck im Wert von schätzungsweise 300 000 Mark erbeutet.
Nach Angaben der Polizei hatten sich die Täter vermutlich als Handwerker verkleidet. Das Haus, in dem sich der Juwelierladen befindet, wird gegenwärtig gerade umgebaut.
Über die Spessartstraße waren sie zu demn Hinterhof des Hauses gelangt, hatten die Glasscheibe der Kellertür zerschlagen und waren in den Keller eingedrungen. Dort stemmten sie ein etwa 30 mal 30 Zentimeter großes Loch in die Decke und kletterten in den darüberliegenden Verkaufsraum des Juweliergeschäftes.
Dort raubten sie die Vitrinen aus und flüchteten anschlsießend mit ihrer Beute. Von den Tätern fehlt nach Angabe der Polizei bislang jede Spur. enk
Zweite Eishockey-Bundesliga Die Fans feierten Torjäger Poddobny
Die bisher beste Saisonleistung bot Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim und präsentierte seinen 1200 Fans nach zuvor sechs Niederlagen in Folge mit dem 5:2 (0:0, 2:0, 3:2)-Heimerfolg gegen SV Bayreuth wieder einmal ein Erfolgserlebnis. Überragend beim Gastgeber der ehemalige NHL-Profi Walt Poddobny, der es gleich auf vier Treffer und eine Vorlage brachte. Sein kanadischer Landsmann David Latta stand ihm kaum nach, produzierte mehrere Vorlagen und markierte das vorentscheidende 4:1 (47.).
Von den Fans wurde jedoch Matchwinner Walt Poddubny nach seinen vier herrlichen Toren gefeiert, nun können die Bad Nauheimer vor dem Auswärtsspiel am Sonntag beim SChlußlicht SG Riessersee sogar wieder auf den zehnten Tabellenplatz hoffen. Der Vorletzte zeigte eine makellose kämpferische Leistung, allerdings fiel die zweite Angriffsreihe deutlich ab. Für Bayreuth trafen Rioux (1:3) und Müller (2:4).
Für den EC war es der erste Sieg gegen einen Meisterschaftsfavoriten, in der Abwehr war der große Rückhalt Torwart Carsten Greb. Bayreuth kann sich in dieser Verfassung die Erstligaträume abschminken. jo
Eishockey-Oberliga Nord Ein "Schuß vor den Bug" für die zahmen "Löwen"
Rechtzeitig vor Beginn der Endrunde, in der es vom 27. Dezember an um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga geht, hat die Eishockey-Mannschaft des Frankfurter ESC noch einmal einen Schuß vor den Bug bekommen. Im Spitzenspiel der Eishockey-Oberliga Nord unterlag der Tabellenführer am Freitag abend dem Tabellendritten, ESC Wedemark mit 2:4 (1:2, 0:1, 1:1).
Roger Nicholas hatte die "Löwen" in Führung gebracht, doch danach dauerte es bis in die Schlußphase, ehe Verteidiger Engelbert Grzesiczek ein weiterer Treffer für den Favoriten zur Resultatsverbesserung gelang. Die Schwächen der Frankfurter im Abschluß waren erschreckend. Auch der erstmals eingesetzte Jürgen Schaal, der vom Bundesligisten Krefelder EV an den Main gewechselt war, verriet noch keine Torgefährlichkeit. Überragend spielten auf beiden Seiten die Torhüter, wobei Oliver Schulz bei den Gästen diesmal den Vorzug gegenüber Udo Döhler erhalten hatte.
Für Wedemark waren Chyzowski, West, Sinowitz und Keller erfolgreich. Die Schiedsrichter verhängten gegen die Gastgeber 14 Strafminuten, 20 an die Löwen.
MOSKAU, 20. Dezember (AP). Vibrationen von Hubschraubern, mit denen der russische Präsident Boris Jelzin und Bundeskanzler Helmut Kohl in dieser Woche im Moskauer Kreml starteten und landeten, haben Schäden an wertvollen Kunstwerken verursacht. Die in den Kremlmuseen tätige Expertin Iriana Katschalowa berichtete jetzt der Nachrichtenagentur ITAR-Tass, es seien sichtbare Schäden an aus dem 17. Jahrhundert stammenden Ikonen in der ältesten und größten Kremlkirche entstanden. Der Darstellung zufolge bewirkten die von den Hubschrauberrotoren ausgehenden Vibrationen, daß Füllmaterial aus Ritzen im Holz der Ikonentafeln fiel.
Jelzin hatte drei Hubschrauber geordert, um mit seinem deutschen Gast zum Präsidentenlandsitz Sawidowo 140 Kilometer westlich von Moskau zu gelangen. Im allgemeinen fliegen keine Hubschrauber über dem Kreml; Jelzin benutzt üblicherweise, wie die kommunistischen Machthaber vor ihm, eine Wagenkolonne.
OSNABRÜCK, 21. Dezember (AP). Der Deutsche Kinderschutzbund nennt die Lage der in- und ausländischen Kinder in der Bundesrepublik immer bedrückender. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Geschäftsführer Walter Wilken, mehr als 500 000 Kinder lebten in Obdachlosensiedlungen oder "absolut verheerenden Wohnverhältnissen". Auf dem Wohnungsmarkt bestünden für ihre Eltern und sie selbst keine Chancen. Ferner erhielten eine Million Kinder Sozialhilfe, die bis zum siebten Lebensjahr nur 230 Mark im Monat betrage.
Als weitere "erschreckende Tatsache" führte Wilken an, daß eine Million Kinder von ihren Eltern mit Gegenständen geschlagen würden. Auch erlebten die Jungen und Mädchen eine tiefe Hilflosigkeit gegenüber Krieg, Armut und Kindersterben in der Welt durch Bilder, die leider täglich über das Fernsehen gesendet werden müßten. "Sie merken, daß es gegen dieses Elend keine Mittel gibt."
Das Vertrauen der Kinder in die Generation der Erwachsenen und in die Zukunft sei erschüttert. Die Politik habe gegenüber den Kindern versagt und gehe an deren Interessen gnadenlos vorbei. So wüchsen Angst, Depression und Aggression. Schon jetzt müßten sehr viele Kinder psychologisch behandelt werden und bekämen entsprechende Medikamente.
NASHVILLE, 20. Dezember (AP). Zwei weiße US-Polizisten sind wegen brutaler Gewaltanwendung gegen einen verdeckt agierenden schwarzen Kollegen fristlos entlassen worden. Der in Zivil arbeitende Fahnder war am vergangen Montag in Nashville (Tennessee) von fünf weißen Beamten angehalten worden, weil er einen - von der Polizei gestellten - Lastwagen mit ungültigem Nummernschild fuhr. Dabei war er so mißhandelt worden, daß er sich in einem Krankenhaus wegen einer Unterleibsverletzung behandeln lassen mußte.
Die drei anderen weißen Polizisten wurden vorläufig ohne Bezahlung vom Dienst suspendiert. Ihre Anhörung soll in der kommenden Woche stattfinden.
KÖLN, 20. Dezember (AP). Nach Bekanntwerden der Sparpläne der Bundesregierung bei zahlreichen Sozialleistungen geht die SPD auf Distanz zum geplanten Solidarpakt. SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing rechnet nicht mehr damit, daß der angestrebte Solidarpakt zwischen Parteien und Gewerkschaften noch zustande kommt. Blessing sagte dem Kölner Express, statt auf einen Solidarpakt könnten sich Bundesregierung, Sozialdemokraten und Gewerkschaften allenfalls auf eine Absprache über den Erhalt des industriellen Kerns im Osten, die Heranziehung von Beamten, Freiberuflern und Abgeordneten zur Finanzierung der Einheit sowie über Steuererhöhungen verständigen.
Der Verhandlungsführer der SPD bei diesen Gesprächen, der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine, knüpfte eine Zustimmung an die Bedingung, daß der Pakt die soziale Schieflage bei der Finanzierung der Einheit beseitige. Auch nach der Veröffentlichung der Streichliste halten Gewerkschaften am Solidarpakt fest. Der Sprecher der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, Claus Eilrich, forderte jedoch am Sonntag Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf, die Streichliste zurückzunehmen und endlich ein konkretes und realistisches Konzept für die Finanzierung der deutschen Einheit vorzulegen.
IG-Chemie-Vorsitzender Hermann Rappe sprach sich für ein Weiterverhandeln aus. Im Mitteldeutschen Rundfunk sagte er, das Zustandekommen des Solidarpaktes sei wichtig. Streichungen wie in der Liste vorgesehen seien aber mit der IG Chemie nicht zu machen. Als Angebot der Gewerkschaften nannte Rappe eine Tarifentwicklung für die nächsten zwei, drei Jahre, die "Reallohnsicherung als Überschrift hat".
(Weiterer Bericht auf Seite 4)
KASSEL, 20. Dezember (AP). Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wird in der Nähe von Wolgograd in Rußland zwei zentrale Soldatenfriedhöfe anlegen, auf denen die deutschen Kriegstoten von Stalingrad zusammengebettet werden sollen. Eine entsprechende Vereinbarung ist mit dem Oberbürgermeister von Wolgograd, Jurij Viktorowitsch Tschechov, getroffen worden, der am Samstag die Bundesgeschäftsstelle der Kriegsgräberfürsorge in Kassel besuchte.
Wie der Volksbund weiter bekanntgab, ist bereits eine Arbeitsgruppe der deutschen Kriegsgräberfürsorge im Raum Wolgograd tätig, die 26 kleinere deutsche Soldatenfriedhöfe gefunden und über 1000 deutsche Kriegstote von Stalingrad geborgen habe.
HAMBURG, 20. Dezember (AP). Pornographische Bücher, Hefte und Bildbände sollen nach Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" stärker besteuert werden. Das Blatt beruft sich auf Pläne des Finanzministeriums in Bonn. Staatssekretär Franz Christoph Zeitler habe Minister Theo Waigel vorgeschlagen, auf Pornographie künftig nicht mehr den halben, sondern den vollen Mehrwertsteuersatz von 15 Prozent zu erheben. Bisher wurde Pornographie steuerrechtlich wie Literatur bewertet. Wie das Blatt weiter erfahren haben will, hat sich eine zuständige Fachabteilung im Ministerium dagegen ausgesprochen, weil sich in der Vergangenheit Juristen und Steuerexperten nie darüber hätten einigen können, welches die Grenze zwischen Kunst und Pornographie sei.
BERLIN, 20. Dezember (dpa). Kurz vor Weihnachten hat ein West-Berliner Einzelhandelsunternehmen seine Ost-Berliner Beschäftigten mit der Einführung der Westtarife überrascht. Das bedeutet für die mehr als 200 Ost-Angestellten der Foto-Radio-Wegert Ost GmbH zum 1. Januar 1993 eine Einkommensverbesserung um durchschnittlich 25 Prozent, wie Vertriebschef Ralf Krausnick sagte.
Bislang zahlen im Berliner Einzelhandel nur zwei deutlich kleinere Filialketten in Ost und West gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Branchenweit liegen die Ostgehälter zwischen 75 und 80 Prozent des Westtarifs.
WIEN, 20. Dezember (dpa). Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen den Österreicher Gottfried Küssel (33) Anklage wegen des Verdachts der nationalsozialistischen Betätigung erhoben. Das sagte Generalanwalt Christoph Mayerhofer am Samstag. Küssel sitzt seit knapp einem Jahr in Wien in Untersuchungshaft. Er gilt als einer der führenden Köpfe der Neonazis in Österreich, Deutschland und Ungarn. Ihm droht lebenslange Haft.
Küssel hatte im vergangenen Dezember bei einer paramilitärischen Veranstaltung im niederösterreichischen Langenlois einem deutschen Privatsender und dem US-Sender ABC Interviews gegeben. Darin hatte er Adolf Hitler als einen der größten Männer der deutschen Geschichte bezeichnet und bedauert, daß die Nationalsozialisten den Zweiten Weltkrieg verloren haben. Er hatte den Holocaust abgestritten, die NS-Ideologie für gut befunden und die Zulassung der NSDAP als Partei gefordert. Im Januar war Küssel festgenommen worden.
Küssel ist nicht nur Gründungsmitglied der österreichischen "Ausländer- Halt"-Bewegung und Führer der sogenannten Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO), er wurde im Vorjahr auch als Nachfolger des verstorbenen deutschen Neonazi-Führers Michael Kühnen gefeiert. Zuvor hatte er an der Gründung der nun verbotenen rechtsextremen "Deutschen Alternative" teilgenommen.Engländer wird CERN-Generaldirektor
GENF, 20. Dezember (dpa). Der englische Physiker Christopher Llewellyn Smith von der Universität Oxford wird ab 1994 für fünf Jahre Generaldirektor des Kernforschungszentrums CERN in Genf. Der CERN-Rat beschloß außerdem, den Beitrag Deutschlands für die Jahre 1994 bis 1996 um rund zehn Prozent zu kürzen, also um jährlich etwa 25 Millionen Mark.
LITTLE ROCK, 20. Dezember (dpa/ AP). Der künftige US-Präsident Bill Clinton wird nach allen Erwartungen den bisherigen Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses im Repräsentantenhaus,
Der 54jährige Aspin aus Wisconsin hatte am Freitag in Little Rock, Arkansas, das entscheidende Gespräch mit Clinton. Der moderate Verteidigungspolitiker wird auch von Republikanern als führender und ausgewiesener Militärexperte anerkannt.
Der 67jährige erfahrene Diplomat Christopher, der als einziger Kandidat für das Außenamt erscheint, hatte nach der Wahl die Auswahl der Kabinettsmitglieder und den Regierungswechsel vorbereitet. Er hatte offengelassen, ob er danach ein Angebot annehmen würde. Der Abgeordnete Dave McCurdy, der als neuer Chef des zentralen Geheimdienstes CIA im Gespräch war, ließ verlauten, daß er für den Posten nicht zur Verfügung stehe. Hillary soll mitregieren
WASHINGTON (AFP). Nach dem Willen Clintons soll seine Frau Hillary an den Sitzungen seines Kabinetts teilnehmen, obwohl sie nicht Mitglied der Regierung sein wird. Dem Wall Street Journal sagte Clinton, er hoffe, daß die First Lady an den Sitzungen teilnehmen werde, weil sie in vielen Dingen mehr wisse "als die meisten von uns". Hillary Clinton gilt als eine der hundert besten Rechtsanwältinnen der USA.
(Leitartikel auf Seite 3)
Bundestrainer Berti Vogts verpaßte Stefan Effenberg einen Denkzettel. Der 24jährige Mittelfeldspieler vom AC Florenz wurde von Vogts für das Länderspiel gegen Uruguay am Sonntag in Montevideo aus der Mannschaft verbannt. "Die Zeit für irgendwelche Entschuldigungen ist vorbei. So etwas geht in unserer Situation nicht mehr. Ich lasse mir das nicht bieten", erklärte Vogts im Mannschaftsquartier "Hosteria del Lago". Vogts reagierte damit auf die schwache Leistung seines Sorgenkindes beim 1:3 am Mittwoch gegen Brasilien.
Die Aussagen Effenbergs im Anschluß an das Brasilienspiel hatten für Vogts dem Faß den Boden ausgeschlagen. Daß Effenberg dabei einen Stammplatz im zentralen Mittelfeld forderte, strapazierte die Geduld des Bundestrainers und der Mitspieler. "Man kann nicht nur einfach sagen, ich hatte einen schlechten Tag. Wenn alle so denken, sind wir bei der Weltmeisterschaft 1994 im Achtelfinale ausgeschieden. Das ist für Stefan ein Spiel zum Nachdenken", sagte Vogts.
Das Länderspiel Uruguay - Deutschland in Montevideo war am Sonntag bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht beendet. Ausführlicher Bericht in der morgigen Ausgabe. (Red.)
Italien hat in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA den ersten Sieg unter Dach und Fach gebracht. Nach zwei Unentschieden gewannen die Italiener in La Valetta gegen Malta mit 2:1 (0:0). Für Italien trafen Nationalstürmner Vialli (60.) und Signori (63.), bevor Gregory für Malta drei Minuten vor Spielschluß noch auf 1:2 verkürzte.
Der italienische Sieg kam sehr glücklich zustande, denn einen durch Baresi in der 68. Minute verschuldeten Handelfmeter konnten die Malteser nicht in einen Treffer ummünzen. Baresi wurde wegen "absichtlichen Handspiels" vom Platz gestellt.
Italien (4:2 Punkte) liegt nun hinter dem ungeschlagenen Tabellenführer Schweiz (7:1) auf Rang zwei. dpa
ERIWAN, 21. Dezember (dpa). Armenien hat die in den GUS-Republiken und im Baltikum dienenden armenischen Soldaten aufgefordert, in die Dienste der nationalen Armee Armeniens zu treten. In einer am Samstag verbreiteten Erklärung des Verteidigungsministerium hieß es, gesucht würden vor allem Grenzsoldaten und Piloten. Den Angaben nach dienen etwa 8000 armenische Offiziere und Unteroffiziere außerhalb ihrer Heimat.
Der stellvertretende Verteidigungsminister, Generalleutnant Norat Ter-Grigorjan, sagte, sein Land verfüge über eine funktionierende Luftwaffe. Deren Kampfbomber könnten von Berg-Karabach aus eingesetzt werden, um Artilleriestellungen der Aserbaidschaner in und um die umkämpfte Kaukasus-Enklave auszuschalten.Ski-AkrobatikErster Saisonsieg
Erster Saisonsieg für Tatjana Mittermayer: Die 28 Jahre alte Olympia-Vierte aus Rosenheim gewann den Buckelpisten-Wettbewerb beim Freestyle-Weltcup am Samstag im italienischen Piancavallo.
Sieger bei den Männern wurde der Franzose Jean-Luc Brassard vor seinem Landsmann, Olympiasieger Edgar Grospiron.
Der Franzose Sebastien Foucras hat den zweiten Wettbewerb im Freestyle- Weltcup in Piancavallo (Italien) gewonnen.
Der 21 Jahre alte Ski-Akrobat siegte am Freitag im Springen mit 236,61 Punkten vor seinem Landsmann Luc Longlois und Weltmeister Philippe Laroche aus Kanada.
Der Münchner Gerhard Melcher war als 18. bester Teilnehmer des Deutschen Skiverbandes (DSV). Alexander Auerswald (München) kam auf Rang 21, der Stuttgarter Erhard Fisoler und Christoph Jehle aus Immenstadt belegten die Plätze 30 und 32.
Großes Pech hatte Mitfavoritin Elfie Simchen: Die 25 Jahre alte Vizeweltmeisterin aus Stuttgart verletzte sich im Training und fällt voraussichtlich für den Rest der Saison aus. sid/dpa
LEIPZIG, 20. Dezember (dpa). Die Grünen Parteien Europas wollen enger und effektiver zusammenarbeiten. Delegierte von 21 Parteien beschlossen am Samstag in Leipzig entsprechende Leitlinien. Sie streben damit den Aufbau von Strukturen "in Richtung einer paneuropäischen Grünen Partei" an, sagte Hans Beat Schaffner von der Schweizerischen Grünen Partei. Politische Erklärungen könnten künftig mit einer Dreiviertelmehrheit verabschiedet werden und bedürften nicht mehr der Zustimmung aller 26 Mitgliedsparteien.
In einer Resolution zu Militäreinsätzen in Ex-Jugoslawien forderten die Parteien eine "Erweiterung des Mandats der UN- Blauhelme einschließlich der Anwendung von Gewalt gegen die Sabotage der humanitären Hilfe". Dies berichtete Helmut Lippelt von den deutschen Grünen.
SCHACH BUNDESLIGA: SC Stadthagen - Hamburger SK 4,5:3,5, FC Bayern München - SG Bochum 5,5:2,5, SG Kirchheim - SG Köln-Porz 2:6, PSV Dresden - Solinger SG 3:5, SV Empor Berlin - SK Delmenhorst 6,5:1,5, Münchener SC - Bielefelder SK 6:2, VFL Sindelfingen - SV Koblenz 7:1, SC Erfurt West - Dortmund Brackel 4,5:3,5.
Der Anhausener Golfprofi Bernhard Langer spielte mit 72 Schlägen am dritten Tag der Weltmeisterschaft auf dem schweren Par-70-Kurs in Montego Bay (Jamaika) seine bisher beste Runde. Dennoch rangiert der Weltranglisten-Vierte als Vorjahres-Zweiter mit insgesamt 225 (77+76+72) Schlägen vor der letzten Runde ohne Chance erst an 20. Stelle der nur 28 Konkurrenten. Am Vortag lag der Deutsche immerhin noch zwei Plätze schlechter.
Bei Regen und etwas weniger Wind als an den Vortagen baute der überragende Weltranglisten-Erste Nick Faldo mit neuem Platzrekord von 65 Schlägen seine Führung bereits auf fünf Schläge Vorsprung aus. Mit 206 (71+70+65) Schlägen rangiert der Engländer weiter klar vor dem Australier Greg Norman 211 (71+71+69) und dem Amerikaner Tom Kite 213 (73+69+71). Vom neunten auf den vierten Platz arbeitete sich der amerikanische Titelverteidiger Fred Couples (214/77+69+68).
Bei dem mit 2,7 Millionen Dollar höchstdotierten Golfturnier der Welt kassiert der Sieger allein 500 000 Dollar und auch der Letzte noch 50 000 Dollar. Das auf 28 Profis begrenzte Teilnehmerfeld wurde in weltweit 24 Turnieren dieser Saison ermittelt und durch Einladungen ergänzt. dpa
WASHINGTON, 20. Dezember (AFP). Das US-Justizministerium hat dem 67jährigen Deutschen Anton Bless wegen seiner Beteiligung an nationalsozialistischen Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs die US-Staatsbürgerschaft aberkannt. Er soll daraufhin nach Deutschland geflohen sein. Wie das Ministerium am Wochenende in Washington bekanntgab, war Bless 1956 in die USA ausgewandert und hatte dort 1964 die Staatsbürgerschaft erhalten. Er habe damals seine Vergangenheit als Mitglied der Waffen-SS verheimlicht. Bless sei im Vernichtungslager Auschwitz Wärter gewesen, was jetzt aufgedeckt worden sei.
Bless habe zuletzt im US-Bundesstaat Florida gelebt, hieß es weiter. Er sei Anfang 1992 nach Deutschland ausgereist, als er davon erfuhr, daß in den USA gegen ihn Anklage erhoben werden solle.
Zur Person:
DIETER HACKLER, Bundesbeauftragter für den Zivildienst, hat sich mit Nachdruck gegen die Einführung eines sozialen Pflichtjahres ausgesprochen. Zur Begründung sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die Erfahrungen mit dem Zivildienst hätten gezeigt, daß die Fachkräfte in Altenpflegeheimen, Krankenhäusern und auf Pflegestationen nicht durch ungelernte Kräfte ersetzt werden könnten. Er wehre sich "mit Händen und Füßen" gegen Vorschläge zur Einführung eines sozialen Pflichtjahres im Kampf gegen den Pflegenotstand. "Wir können hier nicht an der Ausbildung sparen, denn das ist ein Sparen, das letztlich auf die Menschenwürde geht", warnte Hackler. Er schlug vor, der Zivildienst solle auf die Ausbildung zum Krankenpfleger angerechnet werden, um die sozialen Dienste attraktiver zu machen. Vorbild könne die Ausbildung zum Rettungssanitäter sein, die schon jetzt im Zivildienst absolviert werden kann. Auch im Umweltschutz würden von den Zivis enorme Leistungen erbracht, die wenigstens zum Teil als Praktikum für einen Studiengang angerechnet werden sollten, forderte Hackler. (AFP)
AJACCIO, 20. Dezember (AFP). Auf Korsika sind in diesem Jahr bereits 40 Mordfälle registriert worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden am Wochenende wieder zwei Männer erschossen. In Ajaccio wurde ein 31jähriger Südfranzose, der nicht auf Korsika ansässig ist, erschossen in einem Treppenhaus aufgefunden. Die Hintergründe der Tat blieben unbekannt. Der Erschossene hatte ersten Erkenntnissen zufolge keine Verbindung zur Unterwelt. In Lucciana im nördlichen Inselteil wurde ein 30jähriger Marokkaner im Streit von einem 60jährigen Franzosen erschossen. Die Ermittler erklären die hohe Mordrate damit, daß "Streitfälle, die andernorts mit den Fäusten ausgetragen werden, auf Korsika häufig mit Schüssen enden".
GRENOBLE, 20. Dezember (AFP). Der Bürgermeister der ostfranzösischen Gemeinde Morestel hat am Wochenende rechtliche Schritte gegen den Staat wegen der Entscheidung zum Stopp des Schnellen Brüters von Creys-Malville eingeleitet. Die Gemeinde hat sich in Erwartung hoher Steuereinnahmen durch den benachbarten Atomreaktor verschuldet und kann ihren Verpflichtungen nun nicht nachkommen. Sie will erreichen, daß die im Rahmen des Projekts erfolgten Kreditverträge für null und nichtig erklärt werden.
Nach der Entscheidung zum Bau des Schnellen Brüters 1976 hatte der Staat die Gemeinde Morestel zum Bau einer höheren Schule und anderen Einrichtungen für die Kinder der Angestellten des künftigen Reaktors aufgefordert. Wegen der kurzen Betriebsdauer des Schnellen Brüters hat Morestel jedoch nur 1988 und 1989 die fälligen Gewerbesteuern einnehmen können. Der Bürgermeister erklärte, die Gemeinde sei vom Staat "betrogen" worden. Insgesamt sind zehn Anrainergemeinden von der Stillegung der Anlage finanziell betroffen.
BONN, 20. Dezember (AFP/AP/dpa/ Reuter). Weit mehr als eine halbe Million Menschen haben am Sonntag in mehreren Städten erneut gegen Fremdenhaß, Rassismus und Gewalt demonstriert. In Stuttgart und Karlsruhe versammelten sich je 120 000, in Bremen und Hannover je an die 100 000 und in Saarbrücken 55 000 Menschen. In einigen Städten läuteten minutenlang die Kirchenglocken. Zu den Aktionen hatten Privatleute, Kirchen und Gewerkschaften aufgerufen.
In zahlreichen Städten bildeten die Menschen der Polizei zufolge mit Kerzen, Taschenlampen und Leuchten kilometerlange Lichterketten durch die Innenstädte. In Stuttgart zog sich die Menschenkette der Polizei zufolge "mehrreihig" durch die Stadt und erreichte eine Länge von über zehn Kilometern. Auch der baden- württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) und weitere Vertreter der Landesregierung reihten sich ein.
In Karlsruhe wurde um 17 Uhr die Innenstadtbeleuchtung ausgeschaltet, die Stadt wurde vom Schein der Kerzen erhellt. In Tübingen kamen zu der kurzfristig angesetzten Veranstaltung statt der erwarteten 1000 Teilnehmer über 8000.
Auch in Düsseldorf zog sich die Lichterkette mit mehr als 8000 Beteiligten über die Königsallee in der Innenstadt. Im brandenburgischen Cottbus zündeten 2000 Teilnehmer Kerzen an. Auch in Halle und Magdeburg gab es Lichterketten.
Zehntausende Kölner Bürger hatten schon am Samstag abend als Zeichen der Solidarität mit Ausländern brennende Kerzen und Lichter in ihre Fenster gestellt. Zu der Aktion hatten Kirchen, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und die Gesellschaft für Jüdisch- Christliche Zusammenarbeit aufgerufen. "Entzünden Sie ein Licht, das Haß und Gewalt gegen Ausländer überstrahlt", hieß es im Appell.
In Aalen im Ostalbkreis hatten am Samstag abend 6000 Menschen mit Kerzen und Fackeln gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert. Insgesamt rund 1300 beteiligten sich auch in Kiel und Ekkernförde an Lichterketten. 6000 Teilnehmer wurden bei Kundgebungen in Fürstenfeldbruck, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim gezählt.
Vietnamesische Bürger und Einwohner Rostocks trafen sich am Samstag zu einer vorweihnachtlichen Feier. Die Vietnamesen wollten sich damit für die Hilfe bedanken, die ihnen deutsche Freunde nach den ausländerfeindlichen Krawallen vom August geleistet hatten. Griechin Hakenkreuz in Haut geritzt
Erneut wurden an diesem Wochenende Gewalttaten gegen Ausländer begangen. Drei deutsche Rechtsextremisten griffen am Freitag eine junge Griechin in Düsseldorf an und ritzten ihr mit einem Messer ein Hakenkreuz in die Stirn. Das gab das griechische Außenministerium am Samstag bekannt. Die griechische Botschaft in Bonn und das griechische Konsulat in Düsseldorf hätten bei den deutschen Behörden protestiert, hieß es.
Auf ein Asylbewerberheim in Greifswald wurde in der Nacht zum Sonntag ein Brandanschlag verübt. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, warfen unbekannte Täter zwei Molotow-Cocktails auf einen Balkon des Gebäudes. Von dort aus griffen die Flammen auf ein Zimmer über. Die 25 Bewohner des Heims aus Rumänien und mehreren afrikanischen Ländern mußten evakuiert werden.
Zwei Rumänen wurden in der Nacht zu Sonntag auf dem Berliner Kurfürstendamm von sechs Männern niedergeschlagen und schwer verletzt.
Der Oberbürgermeister von Tel Aviv, Schlomo Lahat, forderte die Politiker in Deutschland auf, energischer gegen rechtsradikale Gewalttäter vorzugehen. Die Haltung seiner Freunde in der deutschen Politik habe ihn enttäuscht, sagte Lahat der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Ich habe erwartet, daß ihre Reaktion auf die Verbrechen dieser Banditen viel stärker sein würde." Auch die Bevölkerung müsse aktiv werden. "Wenn diese rechtsradikalen Lumpen wieder schreien und brüllen, müssen Tausende aufhören zu arbeiten und dagegen demonstrieren." Das erwarte er von jedem Deutschen, "vom Kind bis zum Erwachsenen".
Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, warnte die demokratischen Parteien in der Bundesrepublik vor einem Ruck nach rechts. Sie seien in Gefahr, nach rechts abzudriften und sich so zu benehmen, "als ob sie die bessere Rechte sein wollten", sagte Bubis im Deutschlandfunk.
(Weitere Berichte Seite 4 und Hessenseite)
GRENOBLE, 20. Dezember (AFP). Weil seine Einkünfte ihn nicht zum Empfang von Gratismahlzeiten bei den karitativen "Restaurants du Coeur" (Restaurants des Herzens) berechtigen, hat ein Mann eine Verteilstelle der Wohltätigkeitsorganisation in Saint-Martin-d'Herès bei Grenoble verwüstet. Wie die Polizei am Wochenende mitteilte, fuhr der Abgewiesene schon am Freitag mit seinem Auto in die Frontscheibe der Verteilstelle, die in einem ehemaligen Laden eingerichtet ist. Das "Restaurant du Coeur", in dem zweimal wöchentlich Eßkörbe an 350 Bedürftige ausgegeben werden, mußte fürs erste schließen.
WASHINGTON, 20. Dezember (AFP). Die ukrainische Regierung zeigt einem Bericht der Zeitung Washington Post zufolge wenig Bereitschaft, auf ihr atomares Potential ganz oder teilweise zu verzichten. Die Führung in der Ukraine wolle sich offenbar nicht an die Zusage halten, ihre Atomwaffen an Rußland abzuliefern, schrieb die Zeitung in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf Berichte der US-Geheimdienste.
Das ukrainische Parlament hat die für dieses Jahr vorgesehene Abstimmung über die Ratifizierung des 1991 zwischen den USA und der UdSSR unterzeichneten START-Vertrages über die Reduzierung strategischer Waffen auf 1993 verschoben. Im Mai hatten Weißrußland, die Ukraine und Kasachstan angekündigt, den Atomwaffensperrvertag zu unterzeichnen und die strategischen Waffen bis Ende des Jahrhunderts zu zerstören oder Rußland zu übergeben. Gegenwärtig lagern in der Ukraine noch etwa 1650 Sprengköpfe strategischer Waffen. Die Entscheidungsgewalt über einen Einsatz hat der russische Präsident.
BERN, 20. Dezember (AFP). Tausende meist junge Schweizer haben am Samstag in Bern für eine Öffnung der Schweiz nach Europa demonstriert. Bei einer Volksabstimmung am 6. Dezember hatte die Schweizer Bevölkerung den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum mit knapper Stimmenmehrheit abgelehnt.
ZAGREB/NEW YORK. (AFP/Reuter). Die kroatische Regierung hat erstmals bestätigt, daß sich Einheiten der kroatischen Armee in Bosnien-Herzegowina aufhalten. Verteidigungsminister Gojko Susak sagte laut kroatischer Tageszeitung "Novi Vjesnik", daß reguläre kroatische Armee-Einheiten im Norden Bosnien-Herzegowinas operieren. Der Kommandant der UN-Schutztruppen (UNPROFOR), General Satish Nambiar, habe bei der kroatischen Regierung gegen die kroatische Truppenpräsenz in Bosnien protestiert, räumte Susak ein. Er habe den Vermittlern von EG und UN, Lord Owen und Cyrus Vance, "offen gesagt", daß sich dort Truppen aufhalten. Es handele sich um "eine gewisse Anzahl von Offizieren", so der Verteidigungsminister laut "Novi Vjesnik". Kroatien sei bereit, seine Truppen aus Bosnien abzuziehen, wenn die UN bereit sei, die Kroaten in Bosnien-Herzegowina zu schützen.
In weiten Teilen Bosniens wurde in der Nacht zum Sonntag heftig gekämpft. Auch Sarajewo lag wiederholt unter schwerem Beschuß serbischer Artillerie, berichtete der bosnische Rundfunk. Schwere Gefechte wurden aus der Tiefebene der Save im Norden sowie aus dem sogenannten Kessel von Bihac im Westen Bosniens gemeldet. Nach Berichten bosnischer Militärs bereiteten serbische Truppen bei Bihac erneut eine Offensive vor. Die kroatischen Verbände in Mittelbosnien rechnen nach Angaben ihres Kommandeurs Ivica Lucic mit einer baldigen serbischen Offensive gegen die strategisch wichtige Ortschaft Bugojno.
Bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen in Serbien und Montenegro bemängelte die Opposition zahlreiche Unregelmäßigkeiten. Der stellvertretende Vorsitzende der Demokratischen Partei (DS), Zoran Djindjic, sagte in Belgrad, serbische Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina hätten reihenweise gewählt, obwohl sie keine Bürger der Föderativen Republik Jugoslawien (FRJ) seien. Auch das Parlament Restjugoslawiens wurde am Sonntag neu gewählt. Hingegen seien Tausende von Bürgern aus den Wählerlisten gestrichen worden, sagte Djindjic. Als Beispiele nannte der Oppositionspolitiker die Ortschaften Smederevo, 60 Kilometer östlich von Belgrad, sowie Prizren und Pristina in der mehrheitlich von Albaner bewohnten Provinz Kosovo.
BEIRUT, 20. Dezember (AFP/dpa). Eine libanesische Untergrundgruppe hat der Bundesregierung in Bonn am Wochenende mit "offenem Krieg" gedroht, falls die Haftbedingungen für die in Deutschland inhaftierten Brüder Mohamed und Abbas Hamadi nicht verbessert würden. In einer in Beirut verbreiteten Erklärung werden die deutschen Behörden aufgefordert, die "notwendige medizinische Behandlung von Mohamed Hamadi zu gewährleisten". Die Gruppe hatte eigenen Angaben zufolge die beiden Deutschen Thomas Kemptner und Heinrich Strübig als Geiseln gehalten und im Juni freigelassen.
Mohamed Hamadi ist wegen Flugzeugentführung und Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, sein Bruder Abbas zu 13 Jahren Haft wegen unerlaubten Sprengstoffbesitzes. Die Hamadi-Familie hatte einen Tag vor der Kampfansage die libanesische Regierung aufgefordert, sich bei den deutschen Behörden für die Freilassung von Mohamed Hamadi einzusetzen und dabei ihren Vorwurf wiederholt, die Brüder würden gefoltert. Diesen Vorwürfen wurde vom Saar-Justizministerium mit Nachdruck widersprochen.
LITTLE ROCK, 20. Dezember (AFP). Die Gesundheitsberaterin des zukünftigen US-Präsidenten Bill Clinton hat sich dafür ausgesprochen, die medizinische Verwendung von Marihuana in den Vereinigten Staaten zuzulassen. Doktor Jocelyn Elders sagte in Little Rock im US- Bundesstaat Arkansas, wenn Ärzte den Einsatz als "wohltuend für den Patienten" einstuften, müsse der Stoff "verfügbar sein". Nach den geltenden Gesetzen ist der Einsatz von Marihuana für medizinische Zwecke in den USA untersagt. Clinton hatte die Medizinerin als seine zukünftige Generalstabsärztin nominiert.
Wie Elders erläuterte, kann die Verschreibung von Marihuana sowohl bei der Behandlung des grünen Stars von Nutzen sein als auch zur Behandlung von Übelkeitsanfällen und zur Appetitsteigerung bei Krebs- und Aids-Patienten. Dagegen betonte Clintons Sprecherin Max Parker am Samstag, der zukünftige US- Präsident stütze die gültige Rechtslage und habe zunächst nicht die Absicht, diese zu verändern.
BALTIMORE, 20. Dezember (AFP). In den USA sterben im Schnitt täglich drei bis vier Kinder an den Folgen von Mißhandlungen oder durch mangelnde Versorgung. Wie aus einer am Wochenende in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland veröffentlichten Untersuchung des Zentrums zur Verhinderung von Kindesmißhandlungen hervorgeht, sind in mehr als der Hälfte dieser Todesfälle Kinder betroffen, die noch nicht ihr erstes Lebensjahr vollendet haben.
1991 seien insgesamt 1383 Kinder durch Mißhandlung und Unterversorgung gestorben. Dies bedeute gegenüber einer parallelen Untersuchung von 1985 eine Steigerung um 54 Prozent, hieß es weiter. Während 1990 insgesamt 2,5 Millionen Fälle von Mißhandlung und mangelnder Versorgung registriert wurden, sei die Zahl 1991 auf 2,7 Millionen angestiegen. Die Autoren der Studie machten die wirtschaftliche Rezession in den USA für diese Entwicklung verantwortlich.
WIESBADEN. Das hessische Frauenministerium hat 17 500 Mark für die Hilfe vergewaltigter Frauen im ehemaligen Jugoslawien bereitgestellt.
Wie das Ministerium in Wiesbaden mitteilte, geht das Geld an konfessionelle Frauenhilfsorganisationen in Hessen, die die betroffenen Frauen medizinisch, sozial und psychologisch unterstützen.
Vergewaltigungen müßten international als Kriegsverbrechen anerkannt und geahndet werden, forderte Frauenministerin Heide Pfarr (SPD).
Sie appellierte an die Medien, diese Verbrechen nicht zu verharmlosen. Nur so könne politischer Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt werden. zg
EISHOCKEY OBERLIGA NORD: Herforder EG - HEC Bonn 30:0, ESC Wedemark - ESC Frankfurt 4:2, Berliner SC - EC Wilhelmshaven 2:9, Schalker Haie - ESC Wolfsburg 5:3, Grefrather EC - ETC Timmendorf 4:5, REV Bremerhaven - EC Braunlage 8:1, TSV Adendorf - Herner EV 12:3.
400 Bauern protestierten Etwa 400 Bauern haben am Samstag in Kassel gegen die Landesregierung protestiert. Ursprünglich hatten 3000 Landwirte auf ihren Treckern den Weihnachtsverkehr lahmlegen wollen. Doch statt mit Traktoren kamen sie mit einem 500- Mark-Scheck. Den stifteten sie für eine Weihnachtsaktion des Privatradios FFH zugunsten bedürftiger Kinder.
WASHINGTON, 20. Dezember (Reuter). US-Präsident George Bush hat Emigranten aus dem früheren Jugoslawien den Flüchtlingsstatus zuerkannt. Er ordnete an, daß Menschen, die vor der Gewalt in dem auseinandergebrochenen Staat fliehen, in den USA die für Flüchtlinge vorgesehenen Hilfen erhalten.
HAMBURG (rtr/FR). Durch einen eventuellen Ausstieg aus dem Mobilfunk- Geschäft will der Mannesmann-Konzern nach einem Bericht des Spiegel seine angespannte Finanzlage verbessern. Der Konzern beziffere den "möglichen Erlös aus dem Verkauf der Anteile an der Mannesmann Mobilfunk GmbH auf 2,5 Milliarden Mark". Eine endgültige Entscheidung des Vorstandes stehe aber noch aus.
Die 1989 an ein Konsortium unter der Führung von Mannesmann erteilte Lizenz zum Aufbau eines landesweiten digitalen Mobilfunk-Netzes (D2), das in Konkurrenz zur staatlichen Telekom (D1) operiert, wird nach Expertenschätzungen frühestens 1994 Gewinne abwerfen. Bis zum Jahresende soll D2 aber bereits 100 000 Teilnehmer haben.
Eigentlich bis zum Ultimo hatte der ausgeschiedene Postminister Christian Schwarz-Schilling die Lizenz für ein drittes Plaudersystem (E1) vergeben wollen. Zwei Bewerberkonsortien, die sich um BMW (E-Star) und Veba (E-Plus) scharen, buhlen um den Zuschlag. In Bonn werden die Chancen von E-Star jedoch als gering eingeschätzt. Angeblich könnte sich der unterlegene Bewerber mit dem Kauf der Mannesmann-D2-Anteile trösten.
LISSABON, 20. Dezember (Reuter/AP). Angola hat seine Armee nach Truppenbewegungen der oppositionellen UNITA in den allgemeinen Alarmzustand versetzt. Wie der angolanische General Higino Carneiro am Wochenende nach Meldungen portugiesischer Medien sagte, sollen die Streitkräfte im Dienst der altkommunistischen Regierung jeden Versuch der UNITA abwehren, weitere Städte zu besetzen.
Ein dreiköpfiges Kamerateam des Zweiten Deutschen Fernsehens ist am Samstag nachmittag nach einwöchiger Haft in der angolanischen Hauptstadt Luanda freigelassen worden. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Bonn mit. Wie das ZDF erfuhr, wird den drei Fernsehleuten offenbar aber noch die Ausreise aus Angola verweigert.
Das Team war am vergangenen Sonntag von Südafrika kommend mit einem Privatflugzeug nach Angola gereist, um dort den Chef der Rebellenbewegung UNITA, Jonas Savimbi, zu interviewen. Regierungstruppen verhafteten die drei Fernsehleute und den südafrikanischen Piloten und warfen ihnen illegale Einreise und Spionage vor.
SKI ALPIN WELTCUP-SLALOM der Männer in Kranjska Gora/Slowenien: 1. Fogdoe (Schweden) 1:43,20 (52,25+50,95), 2. Tomba (Italien) 1:43,48 (52,56+50,92), 3. Roth (Königssee) 1:43,91 (52,44+51,47), 4. Ericson (Schweden) 1:44,09 (53,72+50,57), 5. Staub (Schweiz) 1:44,13 (52,58+51,55), 6. Tritscher (Österreich) 1:44,53 (52,64+51,89), 7. Wallner (Schweden) 1:44,77 (53,51+51,26), 8. Kosir (Slowenien) 1:44,91 (53,46+51,45), 9. Marksten (Norwegen) 1:44,94 (53,56+51,38), 10 Gerosa (Italien) 1:44,98 (52,82+52,16), 11. Stangassinger (Österreich) 1:45,29 (52,89+52,40), 12. Grilc (Slowenien) 1:45,55 (53,73+51,82), 13. Girardelli (Luxemburg) 1:45,61 (53,43+52,18), 14. Furuseth (Norwegen) 1:45,62 (53,50+52,12), 15. Gstrein (Österreich) 1:45,87 (53,19+52,68).- Stand im Slalom-Weltcup nach vier Rennen: 1. Fogdoe 240 Punkte, 2. Tomba 196, 3. Sykora (Österreich) 169, 4. Bianchi (Frankreich) 140, 5. Tritscher und Strolz (beide Österreich) je 120. - Stand im Gesamt- Weltcup nach neun Rennen: 1. Tomba 336 Punkte, 2. Girardelli 267, 3. Fogdoe 240, 4. Thorsen (Norwegen) 197, 5. Besse (Schweiz) 180, 6. Sykora 169, 7. Stock (Österreich) 150, 8. Aamodt (Norwegen) 148, 9. Heinzer (Schweiz) 144, 10. Bianchi 140.
Frauen, 7,5 km: 1. Schaaf (Willingen) 29:00,3/0, 2. Paramigina (Weißrußland) 29:13,7/1, 3. Briand (Frankreich) 29:31,1/1, 4. Adamickova (CSFR) 29:34,7/1, 5. Lampinen (Finnland) 29:42,3/1, 6. Santer (Italien) 29:49,0/2, 7. Hakova (CSFR) 29:51,8/3, 8. Permjakova (Weißrußland) 29:57,5/1, 9. Burlet (Frankreich) 30:01,6/0, 10. Fossen (Norwegen) 30:03,6/2, 11. Bedard (Kanada) 30:06,2/2, 12. Idland 30:17,6/2, 13. Elvebakk (beide Norwegen) 30:24,2/2, 14. Misersky (Oberhof) 30:28,4/3, 15. Niogret (Frankreich) 30:36,0/2,...29. Schneider (Altenberg)31:40,6/3,...31. Greiner-Petter (Oberhof) 31:42,1/2,...40. Disl (Moosham) 32:07,8/5,...43. Humanik (Oberwiesenthal) 32:20,4/4,...52. Kesper (Willingen) 33:01,5/3,...54. Pieper (Oberhof) 33:23,1/4. - Stand im Gesamt-Weltcup nach zwei Wettbewerben: 1. Briand 54 Punkte, 2. Schaaf 46, 3. Hakova 45, 4. Lampinen 43, 5. Adamickova 41, 6. Bedard 36, 7. Niogret 35, 8. Idland und Fossen beide 34, 10. Santer 32,...13. Misersky 21.
EISKUNSTLAUF DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Mannheim, Frauen, Endstand: 1. Kielmann (Dortmund) 2,5 Punkte, 2. Lang (Oberstdorf) 3,0, 3. Szewczenko (Düsseldorf) 4,5, 4. Großmann (Chemnitz) 5,0, 5. Hochstetter (Stuttgart), 6. Westenhuber (München) beide 9,0 (besseres Kürergebnis zugunsten von Hochstetter), 8. Demovic (Stuttgart) 12,0, 9. Weber (Dortmund), 10. Geißler (Berlin) beide 13,5 (besseres Kürergebnis zugunsten von Weber).
SKI NORDISCH SAISON-WELTCUP in der NordischenKombination in St. Moritz/Schweiz, Stand nach dem Kombinations-Sprunglauf: 1. Ogiwara 226,5 Punkte (95 Meter+94,5 Meter), 2. Kono 222,8 (94+94,5/0:24 Minuten Rückstand vor dem 15- km-Langlauf), 3. Abe (alle Japan) 220,5 (92,5+92/0:40), 4. Pohl (Schonach) 210,1 (89+94,5/1:49), 5. Lundberg (Norwegen) 207,3 (88+90/2:08), 6. Schaad (Schweiz) 201,6 (87,5+88,5/2:46), 7. Guy (Frankreich) 195,2 (86+86/3:28), 8. Engen Vik (Norwegen) 195,1 (86,5+88,5/3:29), 9. Ofner 190,6 (86+85/3:59) und Stadelmann (beide Österreich) 190,6 (86+86,5/3:59), 11. Kogawa 190,4 (86+86,5/4:00), 12. Mikata (beide Japan) 187,5 (84+85/4:20), 13. Zihlmann (Schweiz) 184,6 (85+83/4:39), 14. Aschenwald (Österreich) 182,9 (84+84/4:50),15. Sarparanta (Finnland) 182,6 (85+86/4:52),...18. Deimel (Winterberg) 179,0 (85,5+82,5/5:10),...24. Dufter (Hammer) 175,2 (83,5+82,5/5:42),...26. Leonhardt (Oberwiesenthal) 174,7 (81,5+82,5/5:45),...30. Braun (Baiersbronn) 171,6 (80,5+83/6:06),...37. Abratis (Klingenthal) 157,0 (78+79/7:43).
EISSCHNELLAUF DEUTSCHE MEISTERSCHAFT im Vierkampf in Berlin-Hohenschönhausen, zweiter Tag; Männer, 1.500 m: 1. Adeberg (Berlin) 1:58,05 Minuten, 2. Tröger (Inzell) 1:59,45, 3. Kumm 2:00,02, 4. Tonat (beide Berlin) 2:00,49, 5. Jeklic (Inzell) 2:01,14, 6. Spielmann (Berlin) 2:01,36, 7. Dittrich (Chemnitz) 2:01,62. - Stand nach drei Disziplinen: 1. Kumm 123,454 Punkte, 2. Tröger 123,464, 3. Tonat 123,940, 4. Jeklic 124,009, 5. Dittrich 124,195, 6. Spielmann 124,411.
HANDBALL BUNDESLIGA, Frauen: BFV Frankfurt/Oder - TuS Eintracht Minden 18:12 (9:3).
Auch von Weltmeister Schweden wurden die deutschen "Eishockey-Kids" beim Iswestija-Cup in St. Petersburg und Moskau aufs Glatteis geführt. Am Samstag kassierte die verjüngte Olympia-Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) beim 1:4 (0:1, 1:2, 0:1) in der Vorrundengruppe B gegen die Skandinavier zwar die dritte Niederlage, doch präsentierte sich das DEB-Team gegenüber den beiden Schlappen gegen die zweite Garnitur von Gastgeber Rußland (1:8) sowie den WM-Zweiten Finnland (2:6) deutlich verbessert.
"Das war bislang die beste Leistung meiner Mannschaft", meinte Bundestrainer Dr. Ludek Bukac. "Jeder hat auf internationalem Parkett Erfahrungen sammeln können", lobte Dr. Bukac und fügte an: "Die Truppe hat Charakter."
Den Ehrentreffer für die Deutschen erzielte der Düsseldorfer Rainer Zerwesz im zweiten Drittel zum zwischenzeitlichen 1:1. Nach Abschluß der Vorrunde reiste Bukac in der Nacht zum Sonntag per Zug nach Moskau, wo sein Team am Montag (13.00 Uhr MEZ) im Spiel um Platz sieben auf den Olympia-Zweiten Kanada trifft, der in Gruppe A nur einen Punkt verbuchen konnte.
Vor der Revanche für die unglückliche Niederlage im Penalty-Schießen im Viertelfinale des Olympischen Turniers von Meribel gibt sich Bukac zuversichtlich: "Die Kanadier sind technisch nicht so stark wie die Schweden, die hier mit zehn Weltmeistern aufgelaufen sind."
Vom Einsatz der Deutschen, die sich aggressiv und kämpferisch dem Drei- Kronen-Team entgegenstellten, zeigte sich auch Schwedens Trainer Per-Marts Lundmark beeindruckt: "Ich war wirklich überrascht von ihrem Einsatz. Kompliment an die Deutschen."
Im Finale am Montag (16.30 Uhr MEZ) stehen sich in Moskau die CSFR und Rußland II gegenüber. Die Tschechoslowaken bezwangen in ihrem letzten Spiel in der Gruppe A die Schweiz 7:2 und behaupteten mit 5:1 Punkten die Führung. Rußland II siegte 2:1 gegen Finnland und verteidigte mit dem dritten Sieg erfolgreich die weiße Weste. sid
Schweden - Deutschland 4:1 (1:0, 2:1, 1:0). - Tore: 1:0 Juhlin (4:50), 1:1 Zerwesz (30:26), 2:1 Larsson (33:31), 3:1 Juhlin (37:37), 4:1 Larsson (51:33). - Zuschauer: 1000. - Strafminuten: Schweden 4 - Deutschland 8.
G-uppe B in St. Petersburg: Deutschland - Schweden 1:4 (0:1, 1:2, 0:1), Rußland II - Finnland 2:1.
SQUASH BUNDESLIGA, Frauen: Squash Hoppers Gießen - CSC Bamberg 4:0, WOS Squash Team Hagen - Paderborner SC 1:3, Boastarts Kiel - ASC Stadthagen 1:3, Landshuter SC - LST Bavaria München 3:1.
SQUASH BUNDESLIGA, Männer: OSC Ingolstadt - SC OA Altdorf/Nürnberg 5:0, Paderborner SC - RSS Recklinghausen 5:0, 1. SC Bonn-Pennenfeld - SCS Wahn/Köln 4:1.
BADMINTON BUNDESLIGA, 10. Spieltag: SV Fort. Regensburg - TV Mainz-Zahlbach 4:4, FC Langenfeld - TuS Wiebelskirchen 5:3, SSV Heiligenwald - BSC Eint. Südr Berlin 5:3, FC Bayer Uerdingen - OSC Düsseldorf 4:4.
SG Wallau-Massenheim - TUSEM Essen 24:22 (12:10). - Tore: Kaellman (8/3), Schwalb (4/1), Schoene (4), Beuchler (4), Stoschek (2), Heckmann (2) für Wallau - Fraatz (11), Tutschkin (7), Arens (2/1), Quarti (1), Harting (1) für Essen. - Zuschauer: 5500 (ausverkauft).
SG Leutershausen - THW Kiel 21:20 (10:9). - Tore: Kunze (9), Roth (3), Schuppler (3), Voinea (3/2), Croy (2/1), Nagel (1) für Leutershausen - Germann (4), Knorr (4/2), Schwenke (3/1), Wislander (3), Ahrens (2), Bech (2), Lüdtke (2) für Kiel. - Zuschauer: 2000.
TV Niederwürzbach - VfL Fredenbeck 29:27 (12:13). - Tore: Kordowiecki (10/4), Schwarzer (6), Hartz (5), Olsson (5), Bohrmann (1), Grundel (1), Schmitt (1) für Niederwürzbach - Heinemann (12/3), Baruth (6/3), Neitzel (3), Peitz (2), Tluczynski (2), Lewandowski (1), Schmidt (1) für Fredenbeck. - Zuschauer: 1300.
TBV Lemgo - SG VfL Hameln 17:20 (9:9). - Tore: Mudrow (4), Marosi (3), Krewinkel (2), Zerbe (2), Ziegler (2), Bezdicek (1), Blatter (1), Lause (1), Wefing (1) für Lemgo - Hahn (4), Haug (4), Gyurka (3), Hönnige (3), Lache (3), Fegter (2), Wahl (1) für Hameln. - Zuschauer: 2500 (ausverkauft).
SG Flensburg-Handewitt I - TV Großwallstadt 18:18 (10:8). - Tore: Jörgensen (5/2), Cordes (3), Schubert (3), Wiemann (2), Leidreiter (1/1), Menzel (1), Schäfer (1), Schneider (1), Tuitjer (1) für Flensburg-Handewitt - Lakenmacher (6), Hochhaus (3/1), Liesegang (3), Bjarnason (2/1), Roos (2), Heerstraß (1), Hein (1) für Großwallstadt. - Zuschauer: 3000.
TuS Schutterwald - TSV Bayer Dormagen 22:20 (11:10). - Tore: Andersson (9/6), Derr (4), Armbruster (2), Bohn (2), Eckhardt (2), Esslinger (1), Schilling (1), Schmidt (1) für Schutterwald - Kohlhaas (4), Schmidt (4), Andersson (3), Springel (3/2), Sproß (3), Fitzek (1), Klemm (1), Scheuermann (1) für Dormagen. - Zuschauer: 1600.
TV Eitra - HCE Rostock 21:21 (12:12). - Tore: Beck (4), Jarak (4/1), Janeck (3), Fichtner (3), Zlattinger (3), Kemmler (2), Majstorovic (1), Wörner (1) für Eitra - Feldbinder (7/4), Borchardt (4), Steinke (4), Ganschow (3), Schlette (2), Wegner (1) für Rostock. - Zuschauer: 2100.
TSV Milbertshofen - SC Magdeburg 23:18 (9:7). - Tore: Ochel (9/5), Kofler (4), Löhr (3), Michaeler (3), Rastner (2), Neitzel (2) für Milbertshofen - Winselmann (7), Fiedler (4/3), Michel (3), Benecke (1), Fink (1), Jankevicius (1), Liesegang (1) für Magdeburg. - Zuschauer: 1200 (ausverkauft).
ROLLHOCKEY BUNDESLIGA, Männer: TuS Düsseldorf - RESG Walsum 4:5 (1:2), ERC Stuttgart - ERC Iserlohn 4:7 (1:3), IG Remscheid - GRSC Mönchengladbach 7:4 (1:2), SpVg. Herten - RSV Weil 1:10 (0:2), FC Recklinghausen - RSC Cronenberg 1:2 (0:1), TV Dortmund - TGS Ober- Ramstadt 5:2 (1:0).
BOXEN BUNDESLIGA, 4. Kampftag: TSC Boxring Berlin - Boxring Brandenburg 15:15, Sparta Flensburg - Schweriner SC 12:17, Bayer Leverkusen - SV Halle 18:12.
Katholisch
Die Gottesdienste an den Feiertagen
LONDON, 20. Dezember (AP). Eine Spezialeinheit der russischen Polizei hat nach einem Bericht der Londoner Zeitung The Sunday Times kurz vor dem Start in Moskau ein Flugzeug mit 36 Atomexperten gestürmt, die ihre Fähigkeiten an Nordkorea verkauft haben sollen. Die Sonntagzeitung berichtete unter Berufung auf russische Sicherheitskräfte, alle Techniker seien nach dem Vorfall vom 8. Dezember verhaftet worden.
Dem Bericht zufolge wollten sie nach Nordkorea fliegen, wo sie für monatlich 3000 bis 4500 Mark an geheimen Rüstungsprojekten arbeiten sollten. Nach westlichen Informationen betreibt die kommunistische Regierung Nordkoreas ein militärisches Atomprogramm im Atomkraftwerk Yongbyon, rund 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang.
WISMAR, 20. Dezember (AP/dpa/AFP/ Reuter). Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hat sich bei der Eröffnung der Bauarbeiten zur Ostsee-Autobahn A 20 Lübeck-Stettin am Wochenende bei Wismar durch nichts aufhalten lassen. Weil ein Mitglied der Umweltschutzorganisation Greenpeace sich an den Bagger gekettet hatte, mit dem Krause den Boden bewegen wollte, griff dieser zum Spaten und stach die erste Schaufel Erde mit der Hand aus.
"Greenpeace" und das Aktionsbündnis "Keine A 20" pflanzten 300 Bäume auf dem Gelände, wo das erste Kreuzungsbauwerk entstehen soll. Die Polizei trug Greenpeace-Leute samt der jungen Bäume weg, an die sie sich mit Handschellen angekettet hatten. Die rund 70 Verbände und Initiativen des Aktionsbündnisses befürchten schwerste ökologische Folgen in der sensiblen Naturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns.
Der verkehrspolitische Sprecher der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Grüne, Klaus-Dieter Feige, sagte, der Bau sei weder von einem Verkehrswegeplan noch von einem Maßnahmegesetz rechtlich abgesichert. Ein Minister, der rechtsstaatliche Grundsätze bei Planung und Genehmigung außer acht lasse, unterscheide sich "nur wenig von einstigen Straßenbauministern der DDR", sagte Feige. Der Bundesverband des Verkehrsklubs Deutschland in Bonn nannte Krause gar einen "Autobahn-Stalinisten" und forderte ihn auf, die Bauarbeiten nicht zu beginnen. Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland, Jochen Flasbarth, sprach von einem "Anschlag auf die Rechtskultur in Deutschland".
Krause prophezeite den "Schreihälsen", daß sie den wirtschaftlich notwendigen Lauf der Dinge nicht aufhalten könnten und mit Sicherheit später einmal die Autobahn selber nutzen würden. Als unverständlich bezeichnete er es, daß sich jemand den Bauarbeitern gerade in einem Land entgegenstelle, in dem 40 Jahre lang kaum etwas für die Verkehrsinfrastruktur getan worden sei.
Der Bonner Minister pries die geplante 290 Kilometer lange Piste als "das Rückgrat des Aufschwungs", der Regierungschef Mecklenburg-Vorpommerns, Berndt Seite, gar als die "Aorta" des Landes. Gewerbe, Handel und Tourismus soll sie fördern. 3,19 Milliarden Mark sollen in den nächsten zehn Jahren verbaut werden, 6000 Menschen Arbeit finden. Angeblich sind laut Umfragen 80 Prozent der Bevölkerung für die Autobahn. Unter den - bis auf die Autobahngegner - ausschließlich geladenen Gästen hielt die CDU-Stadtratsfraktion aus Wismar Schilder hoch: "Wir fordern Umweltschutz für Menschen durch A 20."
Statt Aufschwung sehen die Kritiker den Abschwung kommen. Die Autobahn erschließe östliche Märkte für Hamburg und Schleswig-Holstein, in Mecklenburg- Vorpommern entstünden jedoch kaum langfristige Jobs. Sie warnen, daß noch mehr Menschen das Land verlassen.
SEOUL, 20. Dezember (AP/Reuter). Mit klarem Vorsprung ist der Kandidat der regierenden konservativen Demokratisch-Liberalen Partei, der ehemalige Dissident Kim Young Sam zum neuen Präsidenten Südkoreas gewählt worden. Nach dem am Wochenende veröffentlichten Endergebnis erhielt der 65jährige 42,0 Prozent der Stimmen. Kim ist der erste zivile Präsident Südkoreas seit 32 Jahren. Er tritt die Nachfolge seines Parteifreundes, des ehemaligen Generals Roh Tae Woo an.
Kims schärfster Rivale, Oppositionsführer Kim Dae Jung von der Demokratischen Partei, erreichte 33,9 Prozent der Stimmen. Der 67jährige, der sich in der Vergangenheit bereits zweimal vergebens um das Präsidentenamt beworben hatte, gratulierte dem Sieger und kündigte das Ende seines 40jährigen politischen Engagements und seinen Rückzug aus der Politik an. Auf Platz drei kam der Gründer des Hyundai-Konzerns, Chung Ju Yung mit 16,2 Prozent der Stimmen. Die restlichen Stimmen gingen an vier als chancenlos eingestufte Kandidaten, unter denen sich auch erstmals eine Frau befand.
Der Wahlsieger kündigte als Schwerpunkte seiner künftigen Politik die Festigung der Beziehungen zu traditionellen Verbündeten Südkoreas wie den USA und Japan an sowie einen Ausbau der Beziehungen zu China, Rußland und osteuropäischen Ländern. Die Außenpolitik werde im wesentlichen so bleiben, wie Roh sie betrieben habe, sagte Kim. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Politik werde es sein, bis zum Jahr 2000 die Wiedervereinigung Nord- und Südkoreas herbeizuführen.
Aus Kims Mitarbeiterstab verlautete, es sei eine Reorganisierung der Regierungspartei geplant, um überflüssige Posten in der Bürokratie zu beseitigen. Dies würde auch Folgen im Staatsapparat haben und vor allem die Entfernung von Politikern bedeuten, die der Militärherrschaft zugetan sind. Kim sagte, er wolle das Land aus einer Ära unnötiger Polemiken herausführen.
(Weiterer Bericht auf Seite 3)
TAIPEH, 20. Dezember (AP). Die regierenden Nationalisten bleiben in Taiwan trotz Verlusten bei der Parlamentswahl an der Macht. Dem veröffentlichten Endergebnis zufolge legte die oppositionelle Demokratische Fortschrittspartei mit ihrem Vorsitzenden Hsu Hsin- Liang (dpa-Bild) zwar zu, konnte aber nur 50 der insgesamt 161 Parlamentssitze erringen. Die seit 1949 herrschende konservative Kuomintang-Bewegung erhielt 96 Mandate. Unabhänigige Kandidaten und kleinere Parteien bekamen 15 Sitze. Keine der beiden großen Parteien tritt für einschneidende politische Veränderungen ein.
Etwa 71 Prozent der 13 Millionen Wahlberechtigten nutzten die Gelegenheit, erstmals ein vollständig neues Parlament zu wählen. Bislang wurde immer nur ein Teil der Abgeordneten neu gewählt. Die Kuomintang erreichte diesmal 53 Prozent der Wählerstimmen, bei der Wahl 1989 waren es noch 60 Prozent. Die Fortschrittspartei verbesserte sich um drei Prozentpunkte auf 31 Prozent.
Der von der Kuomintang beherrschte Inselstaat bezeichnet sich nach wie vor als "Republik China", da sich die Regierung als die Vertretung Gesamtchinas versteht. Die nationalistische Führung war 1949 vor den Kommunisten vom Festland geflohen und hatte die Herrschaft über die taiwanische Bevölkerung übernommen. Insgesamt 38 Jahre lang blieben die Kuomintang mit Hilfe des Kriegsrechts an der Macht. Erst 1987 ließen sie demokratische Reformen zu.
MONTREAL, 20. Dezember (AP). Die 33 Delegierten der UN-Zivilluftfahrtbehörde (ICAO) haben in Montreal einstimmig beschlossen, den Abschuß einer Boeing 747 der koreanischen Fluggesellschaft KAL durch einen sowjetischen Düsenjäger neu aufzurollen. Beim Absturz der über sowjetischem Gebiet fliegenden Maschine, die vor zehn Jahren von Anchorage in Alaska nach Seoul unterwegs war, wurden 269 Menschen getötet. Moskau beschuldigte seinerzeit die Koreaner der Spionage. Seoul und Washington wiesen dies zurück.
Die am Samstag beschlossene neuerliche Untersuchung des Falles ist von Südkorea, Rußland, den Vereinigten Staaten und Japan beantragt worden. Der Antrag wurde gestellt, nachdem Rußland die Aushändigung des Tonaufnahmegerätes aus der Kanzel der Maschine und den Flugschreiber angekündigt hatte. Der russische Präsident Boris Jelzin übergab die beiden Geräte bei seinem Besuch in Südkorea der Regierung in Seoul, doch stellten die Behörden fest, daß der Flugschreiber leer war und das Tonband nur Gespräche enthielt, die bereits im Oktober veröffentlicht worden waren.
SAARLOUIS, 20. Dezember (AP). Die Mitgliedschaft und Betätigung in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) ist kein Hinderungsgrund für eine Einbürgerung von Ausländern. Dies hat das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes in Saarlouis entschieden. Mit dem am Wochenende bekanntgewordenen Urteil (Az: 8 R 88/91) konnte eine französische Staatsangehörige, die im Saarland geboren und aufgewachsen ist, ihren Anspruch durchsetzen.
Die Richter kamen zu der Auffassung, die Klägerin strebe die kommunistische Gesellschaft lediglich als Fernziel an. "Das Grundgesetz regelt nicht den Endzustand der menschlichen Zivilisation und steht mithin einem Meinungsunterschied über diesen Endzustand nicht entgegen", heißt es in der Urteilsbegründung. Aus der Sicht der Gefahrenabwehr müsse es nach neuem Einbürgerungsrecht bei langjährig in Deutschland lebenden Ausländern "genügen, daß der Bewerber das Grundgesetz nicht bekämpft oder diffamiert". Eine entsprechende Parteiarbeit sei bei der DKP, die sich seit der Wiedervereinigung in der ideologischen Krise befinde und organisatorisch verfalle, nicht festzustellen.
Die Klägerin hatte vor 15 Jahren schon einmal erfolglos die Einbürgerung begehrt. 1985 stellte sie erneut einen Antrag. Das Bundesinnenministerium verweigerte jedoch wegen ihres Engagements in der DKP die Zustimmung.
MÜNCHEN, 20. Dezember (AP). Aus Protest gegen die Gesundheitsreform ist der Vorstand der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayern geschlossen zurückgetreten. Ihre Pressestelle teilte am Sonntag in München mit, das Vertrauen in die Bundesregierung sei untergraben, nachdem die Verbesserungsvorschläge der Standesvertreter unbeachtet geblieben seien. Der Stil, in dem das Gesetz durchgesetzt und ohne Übergangsfrist allen Beteiligten aufgezwungen werde, sei ein weiterer Grund für Politikverdrossenheit und Rücktritt.
Untragbar sei, daß den Krankenkassen eine übermächtige Rolle zukomme und die Zahnärzte nahezu keine Verhandlungsposition mehr besäßen, hieß es weiter. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayern "möchte nicht Befehlsempfänger der Krankenkassen beziehungsweise Feigenbatt für eine verfehlte Gesundheitspolitik sein".
MOGADISCHU, 20. Dezember (AP/ dpa). Die internationale Interventionstruppe hat am Wochenende ihren Aktionsradius in Somalia weiter ausgeweitet und ermöglicht dadurch immer umfassendere Hilfeleistungen für die vom Hungertod bedrohten Menschen. Am Sonntag landeten belgische und US-amerikanische Soldaten in der südsomalischen Hafenstadt Kismaju.
Als erste gingen Soldaten der US-Marine in Kismaju an Land, das von entscheidender Bedeutung für die Versorgung des Südens von Somalia ist. Nachdem sie einen Brückenkopf errichtet hatten, erreichten 90 belgische Fallschirmjäger in Luftkissenbooten und 180 US-Marineinfanteristen in Amphibienfahrzeugen den Strand. Zuvor waren US-Düsenjäger und Kampfhubschrauber über die Stadt geflogen, um militärische Stärke zu demonstrieren.
In Kismaju, wo marodierende Banden alle Hilfeleistungen zum Erliegen gebracht hatten, hatten sich zuletzt noch 1600 bewaffnete Somalier aufgehalten, wie ein US-Offizier schätzte. Mit ihnen hätten die Soldaten zunächst keinerlei Berührung gehabt. Noch im Laufe des Tages wollte der belgische Oberst Marc Jacomin, der die Landungstruppe kommandierte, mit dem bisher mächtigsten Mann der Stadt, dem ehemaligen Armeeoberst Omar Dschess, zusammentreffen. Aus UN-Kreisen verlautete, die Militärs wollten als nächstes die Stadt Hoddur, die 160 Kilometer nördlich von Baidoa liegt, einnehmen. Dies werde in den nächsten vier oder fünf Tagen geschehen. Hoddur befindet sich in der Gewalt von Räuberbanden und Milizionären. 20 Lastwagen der Vereinten Nationen mit Lebensmitteln erreichten Baidoa. Die Wagen hatten 300 Tonnen Lebensmittel dabei. US-Marineinfanterie ging erstmals gezielt gegen eine der bewaffneten Truppen in Somalia vor. Die Soldaten stellten außerhalb von Baidoa einen dieser Clans von rund 100 Männern und nahmen ihnen Waffen und Fahrzeuge weg. In der Hauptstadt Mogadischu gab es am Sonntag einen Schußwechsel zwischen US-Soldaten und Bewaffneten, bei dem ein Somali angeschossen wurde.
UN-Mitarbeiter berichteten, ein am Freitag bekanntgegebenes Abkommen zwischen den Führern der beiden Bürgerkriegsparteien, Ali Machdi Mohammed und General Farrah Aidid, habe nur wenig praktische Bedeutung. Nach dieser Vereinbarung wollten beide Seiten ihre Einheiten aus der Hauptstadt abziehen. Dazu hieß es, die mit Waffen ausgerüsteten Fahrzeuge der Gegner hätten die Stadt ohnehin zum größten Teil schon verlassen. Das Problem der "grünen Linie", die Mogadischu in zwei Hälften teilt, sei jedoch ungelöst geblieben.
BRÜSSEL (AP/dpa/AFP). Zum Schutz der gefährdeten Fischbestände in ihren Gewässern haben sich die EG-Fachminister auf einen Kompromiß über die Fangquoten geeinigt, der allerdings teilweise hinter den Vorstellungen der EG-Kommission zurückbleibt. Die Politiker verständigten sich auch auf ein Zehnjahresprogramm, das bis 1995 die Einführung von Lizenzen und die genauere Überwachung der Höchstfangquoten vorsieht.
Den größten Einschnitt nahm der EG- Rat beim Kabeljaufang in der westlichen Ostsee vor: Nach 36 000 Tonnen in diesem Jahr wurde die Quote für 1993 auf 14 400 Tonnen begrenzt. Hingegen wurde das Kontingent in der Nordsee leicht erhöht. Auf britische und spanische Widerstände hin fielen die Kürzungen der Quoten von Seehecht im Iberischen Atlantik und Schellfisch in der Nordsee sehr vorsichtig aus. So dürfen im kommenden Jahr statt der von der EG vorgeschlagenen 1000 Tonnen Seehecht 12 000 Tonnen gefangen werden, was eine Verringerung um 4000 Tonnen gegenüber diesem Jahr bedeutet. In der Nordsee sinkt die Fangquote für Schellfisch von 110 000 Tonnen auf 93 000 Tonnen.
Die deutschen Fischer müssen Einbußen bei Seelachs (minus 18 Prozent) in der Nord- und Dorsch in der Ostsee (minus 60 Prozent) hinnehmen. Dafür dürfen sie mehr Seezunge an Land holen.
PARIS, 20. Dezember (AP). Der ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius muß sich sich wegen seiner Rolle im Skandal um aidsverseuchte Blutkonserven nun doch vor einem Sondergericht des Parlaments verantworten. Senat und Nationalversammlung beschlossen am Wochenende, daß das Hauptverfahren gegen den ehemaligen Regierungschef eingeleitet wird. Er wird sich wie zwei andere frühere Mitglieder der sozialistischen Regierung wegen unterlassener Hilfeleistung zu verantworten haben.
Als erste Kammer stimmte die Nationalversammlung am Samstag abend bei sechs Enthaltungen dem Prozeß zu. Betroffen sind auch die einstige Sozialministerin Georgina Dufoix und der frühere stellvertretende Gesundheitsminister Edmond Hervé.
Die Abgeordneten hoben einen erst am Donnerstag gefaßten Beschluß wieder auf, wonach die drei nicht vor Gericht gestellt werden sollten. Dies hatte in der französischen Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Am Sonntag votierte der Senat mit 286 gegen eine Stimme ebenfalls dafür, daß Fabius und die beiden anderen Beschuldigten vor Gericht gestellt werden. Diese Kammer hatte am 10. Dezember zunächst entschieden, daß Frau Dufoix und Hervé der fahrlässigen Tötung anzuklagen seien, daß die Beweise im Fall Fabius aber nicht ausreichten. Die neuen Abstimmungen kamen zustande, nachdem der einstige Premierminister dies selbst beantragt hatte. Nun ist der Weg dafür frei, daß erstmals seit 1958 wieder der für Regierungsmitglieder zuständige Hohe Gerichtshof zusammentritt. Er besteht aus zwölf Deputierten und zwölf Senatoren.
1985 waren 1200 Bluter mit Blutkonserven behandelt worden, in denen der Aids- Virus festgestellt wurde. Mehr als 300 Menschen sind inzwischen deswegen gestorben. Der damaligen Regierung wird vorgeworfen, sie habe Kenntnis vom Zustand der Konserven gehabt, doch Fabius bestreitet dies. Bisher sind in der Affäre nur drei Beamte der Gesundheitsverwaltung zu Haftstrafen verurteilt worden.
(Kommentar auf Seite 3)
LUANDA, 21. Dezember (AP). Die Kämpfer der angolanischen Rebellenbewegung UNITA wollen sich offenbar aus Städten im Norden des Landes zurückziehen. Wie US-Unterstaatsekretär Jeffrey Davidow am Sonntag in Luanda mitteilte, habe ihm UNITA-Führer Jonas Savimbi dies bei einem Treffen zugesichert.
Der Sprecher des US-Verbindungsbüros in Luanda, Joseph Schreiber sagte, Savimbi habe sich ferner bereit erklärt, die Verhandlungen mit der Regierung von Präsident Eduardo Dos Santos wiederaufzunehmen.Mercedes-Stern glüht tiefrot "Spiegel": Autokonzern fährt erstmals Milliarden-Verlust ein
STUTTGART (dpa/VWD/FR). Der Automobilriese Mercedes-Benz steckt angeblich in weit größeren Schwierigkeiten als bislang vermutet. Einem Bericht des Spiegel zufolge wird das Betriebsergebnis des Konzerns 1992 ein Minus von 1,1 Milliarden Mark ausweisen. Im Vorjahr habe es noch einen Überschuß von 600 Millionen gegeben. Damit wäre die Stuttgarter Nobelschmiede erstmals in den vergangenen zehn Jahren in der internen Rechnung in die Verlustzone geraten. Als Hauptursache nennt das Magazin den rückläufigen Pkw-Verkauf.
Daimler-Sprecher Matthias Kleinert erklärt zu der Meldung, es sei "ehernes Prinzip" seines Hauses, über die internen Betriebsrechnungen keine Stellungnahme in der Öffentlichkeit abzugeben. Er erinnert jedoch daran, daß Daimler-Chef Edzard Reuter erst vor wenigen Tagen erklärt habe, im zweiten Halbjahr 1992 werde der Gewinn sinken. Dies sei in erster Linie auf den von niemand in dieser Größenordnung erwarteten Einbruch der Automobilkonjunktur zurückzuführen. Reuter habe auch erklärt, daß der Überschuß der Mercedes-Mutter Daimler nach Steuern für das Gesamtjahr bei knapp 1,5 Milliarden Mark liegen werde und damit erheblich unter dem Vorjahresgewinn von 1,9 Milliarden. Kleinert: "Nicht mehr und nicht weniger kann ich bestätigen."
Der Spiegel berichtet, daß in Deutschland, dem Hauptabsatzmarkt von Mercedes-Benz, die Absatzzahlen in den ersten zehn Monaten dieses Jahres um 12,4 Prozent gesunken seien. Einen noch stärkeren Rückgang hätte die Firma mit dem "guten Stern" nur durch teure Verkaufshilfen wie Rabatte oder günstige Leasing- Angebote vermeiden können. Für Absatzhilfen in den USA sei ein hoher dreistelliger Millionenbetrag aufgewendet worden.
Bei dem Stuttgarter Automobilunternehmen beginnt am heutigen Montag in den inländischen Werken die längste Zwangspause in der Nachkriegsgeschichte. In den zwölf Produktionswerken und in der Verwaltung werden rund 180 000 Beschäftigte eine verlängerte Weihnachtspause bis zum 8. Januar einlegen. An diese elf Tage Arbeitsruhe schließt sich dann am 11. Januar und im Februar jeweils noch eine weitere Woche Kurzarbeit an.
Die interessante Sportnotiz
Ludwig Radsportler des Jahres Weltcup-Gewinner Olaf Ludwig aus Gera wurde zum "Radsportler des Jahres" 1992 gewählt. Der 32jährige verbuchte in dieser Saison 17 Siege, gewann unter anderem das Amstel Gold Race in den Niederlanden. Er war dadurch als erster Deutscher bei einem Weltcup-Rennen erfolgreich. Ludwig bekam bei der vom Kölner Fachmagazin "Radsport" durchgeführten Wahl 1860 Stimmen. Auf den zweiten Platz kam Jens Heppner aus Gera (917 Stimmen). Schrempf erneut überragend Der ehemalige Leverkusener Basketball- Star Detlef Schrempf war beim 101:113 der Indiana Pacers in der US-Profiliga NBA bei den Philadelphia 76ers erneut überragender Akteur. Trotz seiner 23 Punkte und 17 Rebounds konnte der 29jährige die elfte Niederlage der Pacers im 24. Saisonspiel nicht verhindern.
Abramczik verlängert in Saarbrücken Rüdiger Abramczik wird auch in der Saison 1993/94 beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Saarbrücken tätig sein. Nach einem Gespräch mit Vizepräsident Gerhard Schwartzkopf verlängerte der Co- Trainer seinen Vertrag um ein weiteres Jahr. Noch nicht geklärt ist die Funktion, die Abramczik übernehmen soll.
Michael Roth verläßt TV Eitra Der Vertrag zwischen Handball-Bundesligist TV Eitra und seinem Kapitän Michael Roth wird zum 31. Dezember aufgehoben. Roth, der vor zweieinhalb Jahren vom TV Großwallstadt zum TV Eitra gekommen war und den Aufstieg in die erste Liga schaffte, steht der Mannschaft von Trainer Hrvoje Horvat aber ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Toter bei Fußballfeier in Argentinien Ein Todesopfer und über 100 Verletzte beklagte Argentiniens Polizei nach Ende des letzten Spieltags der argentinischen Fußballmeisterschaften. In Buenos Aires wurde ein elfjähriger Junge getötet, als bei einer Feier Freudenschüsse abgefeuert wurden. Fans hatten in einem Vorort von Buenos Aires den Titelgewinn von Boca Juniors Buenos Aires gefeiert. Glöckner wechselt nach Dortmund Rad-Olympiasieger Michael Glöckner fährt in der kommenden Saison für den RC Olympia Dortmund. Der 23 Jahre alte Bahnspezialist, der bei den Olympischen Spielen in Barcelona Gold mit dem Bahn- Vierer gewann und 1991 Weltmeister in der Vierer-Verfolgung war, will sich auch als Straßenfahrer profilieren.
Gunda Niemann trainiert wieder Eisschnellauf-Doppelolympiasiegerin Gunda Niemann, die bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Berlin wegen eines ausgerenkten Halswirbels nach dem ersten Rennen aufgeben mußte, kann seit Dienstag wieder trainieren.
Fritz Sdunek wird Box-Bundestrainer Fritz Sdunek wird Bundestrainer der Amateurboxer mit Sitz in Leverkusen. Der 45 Jahre alte Diplom-Sportlehrer bleibt Stützpunkttrainer des Bundesliga- Spitzenreiters Bayer Leverkusen.
Schläger-Bastler werden bestraft Das Präsidium des Deutschen Tischtennis-Bundes hat das vom Weltverband erlassene Verbot des Frischklebens übernommen. Wer gefährliche Klebstoffe während oder kurz vor Veranstaltungen zum Aufkleben der Schläger-Beläge verwendet, verstößt gegen die DTTB-Satzung. Bei einem Verstoß sind als Strafen ein Verweis, eine Geldstrafe bis 5000 Mark oder eine Sperre möglich.
KÖNIGSTEIN, 22. Dezember (dpa). Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) will mit gerichtlicher Hilfe erreichen, daß die Tarifverträge für alle Bankangestellten von den Arbeitgebern eingehalten werden. Sie habe gegen den Arbeitgeberverband der Genossenschaftsbanken in Bonn eine einstweilige Verfügung beantragt, weil dieser eine tarifwidrige Empfehlung gegeben habe und nicht akzeptieren wolle, daß der 31. Dezember arbeitsfrei sei.
Das Jahr vor der Titelverteidigung bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA wird für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum Härtetest. Bundestrainer Berti Vogts hat für seine Mannschaft elf Länderspiele geplant. Höhepunkt ist die Teilnahme am "US Cup 93" vom 10. bis 16. Juni mit Spielen gegen Brasilien, USA und England. Außerdem ist nach der Vorrunde der Bundesliga eine Reise nach Kalifornien und Mexiko vorgesehen: Weltmeister Deutschland wird am 18. Dezember 1993 in San Francisco von der US-Mannschaft geprüft, für 22. Dezember ist ein Vergleich mit Mexiko in Mexiko City vorgesehen. Auf dem Flug in die Staaten möchte Vogts noch ein Treffen gegen Vize-Weltmeister Argentinien in Orlando/Florida bestreiten. Der Termin steht aber noch nicht endgültig fest.
Die Reihe der Länderspiele beginnt am 24. März mit einem Gastspiel in Glasgow gegen Schottland. Anschließend spielt die Auswahl von Ghana am 14. April in Bochum. Nach der US-Reise findet in Tunis am 22. September das Spiel gegen Tunesien statt. Zu den Rückspielen treten Uruguay und Brasilien am 13. Oktober in Karlsruhe und 17. November in Köln an. "Diese Begegnungen haben wir uns auf unserer diesjährigen Südamerika-Tournee noch einmal fest bestätigen lassen", erklärte am Sonntag DFB-Direktor Bernd Pfaff.
Auch für das Jahr 1994 hat der DFB bereits feste Planungen. Italien und England gastieren am 23. März und 20. April in Stuttgart und München. Wenn das Olympia-Stadion an diesem Tag allerdings Schauplatz des Finales um den Meistercup im Europapokal-Wettbewerb ist, dann soll das Treffen gegen England im Niedersachsen-Stadion von Hannover stattfinden. In den Vorbereitungen auf das WM-Turnier fallen wahrscheinlich Länderspiele am 29. Mai (Gegner noch unbekannt) in Hamburg und 3. Juni gegen Österreich in Wien.
Das Programm der Nationalmannschaft für 1993: 24. März: Schottland - Deutschland in Glasgow 14. April: Deutschland - Ghana in Bochum 10. Juni: Brasilien - Deutschland (Spielort noch nicht bekannt) 13. Juni: USA - Deutschland (wahrscheinlich in Chicago) 19. Juni: England - Deutschland in Detroit 22. September: Tunesien - Deutschland in Tunis 13. Oktober: Deutschland - Uruguay in Karlsruhe 17. November: Deutschland - Brasilien in Köln 15. Dezember: Argentinien - Deutschland in Orlando (noch offen) 18. Dezember: USA - Deutschland in San Francisco 22. Dezember: Mexiko - Deutschland in Mexiko City dpa
Mit dem Gewinn des neunten WM-Titels in den lateinamerikanischen Tänzen sind die schottischen Profis Donnie Burns und Gaynor Fairweather endgültig "reif" für das Guinness-Buch der Rekorde: Seit 1984 neunmal Champion in Folge, dazu noch siebenmal Europameister - nie gab es ein erfolgreicheres Paar.
"Zwei, drei Jahre schaffen wir das noch", verriet Burns am Samstag nach dem neuerlichen Triumph in München, wo er erneut alle fünf Tänze eindeutig beherrschte und mit 35 "Einsern" standesgemäß siegte. Zweite in dem 46er Feld aus 27 Nationen wurden die Europameister Johan und Nadja Eftedal (Norwegen) vor den Engländern Corky und Shirley Ballast. Obwohl zwei deutsche Paare im Finale vertreten waren, landeten Hans- Rainhard Galke/Bianca Schreiber (Freiburg) und Ralf Lepehne/Lydia Weisser (Bonn) nur auf den Plätzen vier und fünf.
Rudolf Trautz (Augsburg), als Vizepräsident des Weltverbandes Kontrolleur der sieben Wertungsrichter, konnte wegen des "enttäuschenden Abschneidens" der Deutschen das 450 000-Mark-Spektakel nicht voll genießen: "Eine reine Nationenwertung, der Lepehne/Weisser beinahe zum Opfer gefallen wären, kamen sie doch nur als Sechste noch ins Finale. Ich werde darüber in der nächsten Präsidiumssitzung sprechen, denke an gelbe und rote Karten wie in anderen Sportarten", erregte sich Trautz, der als neuer Weltpräsident gehandelt wird. dpa
Der Titelkampf um die vakante Schwergewichts-Europameisterschaft der Boxprofis muß in die zweite Runde. "Unentschieden" lautete in der Nacht zum Sonntag vor 2000 Zuschauern das Urteil der Jury, nachdem sich in der Berliner Eishalle der Zwei-Meter-Mann Henry Akinwande (England) und Axel Schulz (Frankfurt/Oder) zwölf Runden vergeblich um den Titel gemüht hatten. Innerhalb der nächsten drei Monate muß die EM wiederholt werden. "Noch im Ring nach der Urteilsverkündung bot mir Akinwande-Manager Mickey Duff 75 000 Pfund für Schulz, wenn der Rückkampf in England stattfindet", erklärte Wilfried Sauerland, der die Geschicke der neuen deutschen Schwergewichts-Hoffnung von der Oder leitet.
"Das Urteil ist ein Witz. Ich war mir klar, gewonnen zu haben", reagierte der farbige Brite, für den die EM in Berlin eigentlich nur ein Aufgalopp zur Weltmeisterschaft sein sollte, sauer. Genauso - nur mit umgekehrten Vorzeichen - empfand der 24jährige Schulz, der zwar sehr beherzt, aber mit zu wenig boxerischer Raffinesse an die Aufgabe herangegangen war. Den 27jährigen Akinwande hatte der über zehn Zentimeter kleinere Schulz nach eigenem Befund "taktisch richtig geboxt". Die drei Punktrichter aus Italien (115:115), Belgien (115:115) und Frankreich (118:115 für Akinwande) konnten sich nach einem Fight ohne große Höhepunkte zu keinem klaren Urteil durchringen.
Der Brite mit der enormen Reichweite hielt nicht, was er versprach. "Spätestens bis zur sechsten Runde" wollte er Schulz im Ringstaub haben. Statt dessen war er blitzschnell immer auf dem Rückzug, schlug viele Innenhände zum Körper, hatte aber die größere Übersicht. Die erste Hälfte des Kampfes gehörte ihm - danach kam Schulz auf, der in der neunten Runde seine stärkste Phase hatte. Den Schluß-Akkord setzte aber noch einmal relativ eindrucksvoll Akinwande, als sich das rechte Auge des Frankfurters, Ergebnis Hunderter kleiner "Mückenstiche" des nicht gerade umwerfend schlagstarken Riesen aus London, fast geschlossen hatte.
Trotzdem konnten sich beide Boxer irgendwie als Sieger fühlen: Sowohl Schulz (16 Kämpfe) als auch Akinwande (19) behalten weiter ungeschlagen ihre weiße Weste. Zudem ist ein weiterer Zahltag beiden sicher. dpa
PARIS, 20. Dezember (dpa). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, hat sich gegen die Formulierung "Recht auf Einmischung" gewandt, die immer häufiger im Zusammenhang von Einsätzen der UN-Friedenstruppen verwendet wird. Der Begriff sei "ziemlich unglücklich", da er im Gegensatz zum UN-Prinzip der Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes stehe.
Die Formel sei daher niemals in UN- Resolutionen gebraucht worden, sagte Ghali der Pariser Zeitung Le Journal du Dimanche vom Sonntag. Er ziehe es vor, von "humanitären Pflichten" oder "humanitären Notwendigkeiten" zu sprechen.
BERLIN, 20. Dezember (dpa). Die Berliner Landesdelegiertenkonferenz des Bündnis 90 hat am Samstag ein zügiges Zusammengehen mit den Grünen auf Bundesebene befürwortet. Der Beschluß wurde mit knapper Mehrheit gefaßt. Kritiker und Befürworter des Assoziationsvertrages seien in etwa gleich stark gewesen, hieß es.
Vor einer Woche hatte das Brandenburger Bündnis 90 eine Fusion mit den Grünen abgelehnt. Ferner hatte das Bündnis dort beschlossen, aus dem Bundesverband der Partei auszutreten und sich beim Bundeswahlleiter als neue Partei anzumelden.
MADRID. Das neue Joan-Miró-Museum auf der Mittelmeerinsel Mallorca, soeben feierlich eröffnet, soll nicht nur Ausstellungen Platz bieten, sondern als Kulturzentrum und Förderstätte für junge Künstler dienen. Damit geht ein letzter großer Wunsch des berühmten spanischen Malers und Bildhauers Joan Miró (1893-1983) in Erfüllung, dessen 100. Geburtstag und zehnter Todestag 1993 Anlaß für rund 200 Gedenkveranstaltungen sein werden (die FR berichtete).
Das sternförmige weiße Betongebäude wurde über der Bucht von Palma de Mallorca errichtet, auf Mirós früherem Landgut, wo der Künstler seine letzten drei Jahrzehnte verbrachte. Der von dem Architekten Rafael Moneo entworfene Neubau knüpft stilistisch an die poetisch-surrealistischen Werke Mirós an. Neben dem Museum stehen inmitten von Mandel- und Johannisbrotbäumen sein Landhaus, seine Werkstatt und sein Atelier.
Zur Eröffnung werden zwei Expositionen gezeigt. Eine Dauerausstellung umfaßt mehr als 200 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Stiche, die Joan Miró zwischen 1950 und 1980 schuf. Die zweite Ausstellung ist eine "Hommage" anläßlich des 100. Geburtstags. Rund 300 Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Partituren, Briefe und Gedichte von 90 Zeitgenossen und Weggefährten des Künstlers vor allem aus seiner Pariser Zeit (1919-1940) wurden zusammengetragen, um die geistige und künstlerische Entwicklung zu dokumentieren.
In den Gebäuden der Stiftung auf Mallorca ist ein internationales Studien- und Kulturzentrum entstanden, das auch Werke anderer Künstler zeigen wird und wo Stipendiaten der Stiftung arbeiten können. dpa
"Wer Schiedsrichter beleidigt, handelt kriminell." In der ihm eigenen scharfen Form hat der frühere Chefankläger des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Hans Kindermann, die Hatz auf die Unparteiischen angeprangert. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin "Stern" sagte der 70jährige Jurist, der seinen Posten nach fast 30 Jahren vor wenigen Wochen abgab: "Wenn ein Spieler zum Schiedsrichter ,Du Arschloch&rquote; sagt, dann ist das eine Beleidigung nach § 185 Strafgesetzbuch." Überdies sollten sich die Profis klar machen, daß es ohne Schiedsrichter nicht geht. Und "menschlich fies" sei es sowieso. Kindermanns Liebe zum Fußball ist in den Jahren, in denen er sich mit den negativen Auswüchsen beschäftigen mußte, deutlich abgekühlt. "Ich stelle nur klar, daß der bezahlte Fußball mit Sport nichts mehr zu tun hat. Das ist nur noch ein Tanz um das Goldene Kalb." Die finanzkräftigen Geister, die der DFB gerufen hat, seien daran nicht schuldlos. "Wer da alles im Innenraum der Stadien rumspringt", kritisiert Kindermann, der die Reporter vom Spielfeldrand am liebsten fernhalten würde und Interviews während des Spiels strikt ablehnt. "Es verstößt gegen die Menschenrechte, wenn ein Spieler schwer verletzt vom Spielfeld getragen wird, und die Herren vom Fernsehen haben nichts Eiligeres zu tun, als voll draufzugehen." dpa
Zum Abschluß des Vier-Länder-Turniers gab es für die deutschen Handball- Frauen am Sonntag in Salzburg mit einer 16:27 (4:14)-Niederlage gegen Turniersieger Österreich einen herben Rückschlag. Österreich gewann damit ungeschlagen (5:1 Punkte) vor Deutschland (4:2). Das Team des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hatte zuvor beachtliche Siege über Rumänien (24:19) und Rußland (29:18) erkämpft und etwas für das angeschlagene Image getan.
"Die Mannschaft wächst langsam zusammen. Vor allem der Rückraum hat an Ausstrahlung und Gefährlichkeit gewonnen", so der neue Bundestrainer Lothar Doering nach diesen Siegen. Gegen Österreich verfiel sein Team wieder in den alten Trott. Nur in der Anfangsphase hielt die Mannschaft noch mit, danach geriet sie von 3:4 (10.) mit 3:8 (15.) schon bis zur Pause aussichtslos in Rückstand. Stationen der zweiten Halbzeit: 7:18 (40.) und 10:24 (52.). "Wir haben die erste Halbzeit regelrecht verschlafen, klare Chancen nicht genutzt und uns den Schneid abkaufen lassen", urteilte Doering.
Der neue Bundestrainer hatte seit seinem Amtsantritt nach dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Barcelona gleich mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen beruflicher Verpflichtungen gaben ihm einige Spielerinnen für dieses Jahr einen "Korb", so daß er zumeist stark ersatzgeschwächt und teilweise nur mit zwölf Spielerinnen zu Turnieren reisen mußte.
Trotz des Ausrutschers gegen Österreich bedeuten die Siege über Rumänien und Rußland so etwas wie Licht am Ende des Tunnels für die weitere Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in einem Jahr in Norwegen.
"Auf diese Leistung läßt sich aufbauen", ist sich Bundestrainer Doering sicher. Zum erstenmal vor einem Turnier konnte er einen Lehrgang abhalten, auch personell nimmt die Mannschafts-Besetzung langsam Konturen an, die seinen Vorstellungen entsprechen.
Die Rückkehr von Spielmacherin Sybille Gruner und der wurfstarken Linkshänderin Bianca Urbanke (beide TSV Leverkusen), mit insgesamt 24 Toren die beste Werferin im DHB-Team, erwies sich als Volltreffer. dpa
Der haushohen Favoritin und Olympiasiegerin Gunda Niemann blieb der erste deutsche Mehrkampftitel im Eisschnellauf erneut verwehrt. Doch ihre Vereinsgefährtin Heike Warnicke riß den Sieg für Erfurt aus dem Feuer. Alles hatte Gunda Niemann in den vergangenen Jahren abgeräumt: Olympiasiege, Welt- und Europameistertitel, Weltrekorde. Den erhofften Sprung auf das höchste Treppchen beim nationalen Championat verhinderte am Wochenende in Berlin wiederum nicht die starke Konkurrenz, sondern eine Verletzung. Nach ihrem klaren 500-m-Erfolg in guten 41,75 Sekunden stoppte eine Verrenkung des Halswirbels beim Auslaufen den Griff nach dem Gold. Den Titel bei den Männern sicherte sich Langstrecken-Spezialist Markus Tröger aus Inzell.
In Abwesenheit ihrer Freundin und Trainingsgefährtin entschied Heike Warnicke die restlichen drei Strecken unbedrängt für sich. Da auch 1500-m-Olympiasiegerin Jacqueline Börner (Berlin) nach der Sprintstrecke aus Verletzungsgründen aufgab, hatte sich das Frauenfeld auf klägliche fünf Starterinnen reduziert.
"Schade, daß unsere Meisterschaften trotz der Olympia-Erfolge wieder so im Schatten stehen. Nur fünf Läuferinnen im Ziel, und dann die miese Zuschauerresonanz - das ist traurig. Doch damit müssen wir leben. Ich habe trotzdem mein Bestes gegeben und bin mit meinen Zeiten auch recht zufrieden", so Heike Warnicke, die in Albertville auf den Langstrecken jeweils nur Gunda Niemann den Vortritt gelassen hatte.
Mitten in den Saisonvorbereitungen war für die neue Meisterin, die schon vor zwei Jahren in Inzell triumphiert hatte, die schlechte Nachricht gekommen, daß ihre Volontariatszeit in einer Erfurter Tageszeitung nicht verlängert wird und sie auch keinen Redakteursvertrag erhält. "Die Zeitung muß abspecken, und da bekam ich den Stuhl vor die Tür gestellt. Die Vereins-Geschäftsführung bemüht sich nun aufs neue, vielleicht klappt es mit einem Job bei der Sparkasse", so Warnicke, die aber aus beruflichen Gründen auf keinen Fall ihre Thüringer Heimat verlassen will.
Im Wettkampf der Männer schob sich Markus Tröger erst auf den abschließenden 10 000 m auf den Meisterrang. Wer ihn zu den internationalen Titelkämpfen begleiten wird, bleibt noch offen, da der Doppelsieger über 500 und 1500 m, der Berliner Peter Adeberg, über 5000 m stürzte und nun auf eine Ausnahmeregelung des Trainerrates hoffen muß. dpa
WILNA, 20. Dezember (dpa). Das Fernsehen der litauischen Hauptstadt Wilna hat am Sonntag einen Videofilm gezeigt, in dem zur Ermordung des neugewählten Staatsoberhaupts Algirdas Brasauskas aufgerufen wurde. Eine Popgruppe namens "Drehende Hakenkreuze" sang darin zu Bildern von Erschießungskommandos einzig den Text "Offiziere liefen herbei und erschossen Brasauskas". Parallel wurde der Song unkommentiert im Rundfunk gespielt.
Der ehemalige Kommunist Brasauskas war an der Spitze der Litauischen Demokratischen Arbeiterpartei (LDAP) im November zum neuen Staatschef der baltischen Republik gewählt worden.
PEKING, 20. Dezember (dpa). He Jingzhi, der zur orthodoxen linken Fraktion in Chinas Führung zählt, ist als chinesischer Kulturminister abgelöst worden. Als amtierender Kulturminister fungiert nach einem Bericht der amtlichen Pekinger Schriftsteller-Zeitung Wenyibao vom Sonntag nun der 60jährige Liu Zhongde. Der maoistische Ideologe He Jingzhi war von Altpolitiker Deng Xiaoping zuvor persönlich wegen "linker Abweichungen" kritisiert worden. He tauchte schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, und er soll zuvor von sich aus schon sein Amt zur Verfügung gestellt haben.
Der 67jährige He hatte nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1989 den liberaler eingestellten Schriftsteller Wang Meng als Kulturminister abgelöst. Unter He war der Kultursektor danach unter der Losung "Kampf der Bürgerlichen Liberalisierung" wieder eng an die Kandare der linken Kader genommen worden.
Der Deutsche Skiverband schöpft in den nordischen Disziplinen langsam Hoffnung
Mühlegg, Duffner und Pohl sind auf Kurs in die Erfolgsspur
Der Deutsche Ski-Verband (DSV) hat in den klassischen nordischen Disziplinen in der gerade begonnenen Saison 1992/93 wieder einige Hoffnungsträger: Zehn Tage vor dem Auftakt in Oberstdorf trägt Christof Duffner nach dem neunten und 16. Rang bei den Weltcup-Springen in Sapporo allerdings quasi allein die Bürde bei der Internationalen Vierschanzen-Tournee.
Langläufer Johann Mühlegg aus Marktoberndorf zeigte mit einem Klasselauf und dem die WM-Qualifikation bedeutenden vierten Rang über 30 km im südtiroler Fleimstal nach dem Klassiker- Spezialisten Jochen Behle (Willingen) auch "Freistil"-Chancen auf.
Und der Schonacher Hans-Peter Pohl schließlich vollbrachte in St. Moritz einen ersten Schritt zurück in die Erfolgsspur der nordischen Kombinierer, verfehlte aber als Neunter um einen Rang die WM- Fahrkarte, die bei den Springern nur Duffner bereits sicher hat.
Der seit Mittwoch 21 Jahre alte Unteroffizier Duffner aus Schönwald verfehlte am Sonntag von der Großschanze bei widrigen Bedingungen mit wechselnden Winden und zwei Unterbrechungen wegen starker Schneefälle erstmals einen Punkterang unter den Top-15.
Doch nach seinem neunten Platz auf der Normalschanze bei idealen Voraussetzungen war er auch im sechsten Weltcup-Durchgang auf Rang 16 mit Abstand der beste der vier Schützlinge von Bundestrainer Rudi Tusch. Der Hinterzartener Ex-Weltmeister Dieter Thoma meldete sich zunächst mit 104 m zurück, gehörte dann aber zu den "Windopfern" und stürzte auf Rang 30 ab.
Überraschungssieger Akira Higashi profitierte dagegen von den widrigen Bedingungen: Der Favorit für die Tournee in den Alpen, Werner Rathmayr, ärgerte sich nach dem 122-m-Satz des Japaners im ersten Durchgang: "Da mußte man abbrechen. Ich mußte den Sprung bei 117,5 m aufhören - sonst wäre er auf 130 m gegangen."
Der 20 Jahre alte Schüler aus dem österreichischen Hinzenbach belegte nach seinen zwei Siegen von Falun wie vor einer Woche in Ruhpolding sowie am Samstag Rang zwei. Normalschanzen-Gewinner Martin Höllwarth bleibt hinter Rathmayr (110 Punkte) Zweiter in der Gesamtwertung, allerdings gleichauf mit dem Franzosen Steeve Delaup (je 43), der in Sapporo die Plätze drei und vier belegte.
Pohl weckte ebenfalls Hoffnung vor allem im Sprunglauf, konnte aber in der 15- km-Loipe seinen guten vierten Rang nicht halten und fiel auf den neunten Platz zurück, noch knapp abgefangen von den norwegischen Elder-Brüdern.
Den dritten Saisonerfolg des auch zum drittenmal überragenden Springers Kenji Ogiwara hätte er ohnehin genausowenig verhindern können wie den Dreifach-Erfolg der auch in der Loipe sehr starken Japaner. Sie brachten Takanori zum zweitenmal auf Rang zwei und eroberten durch Masashi Abe auch noch "Bronze" vor dem Norweger Fred Börre Lundberg.
Bundestrainer Hermann Weinbuch: "Meine Athleten haben hier gesehen, daß sie mit den anderen mithalten können. Sie können sich noch steigern - die Japaner nicht."
Bei den folgenden Weltcups in Ruhpolding und Schonach werden sicherlich auch die beim Europacup-Wettbewerb in Predazzo in den Dolomiten einen Doppelsieg feiernden Falk Schwaar (Klingenthal) und Enrico Heisig (Oberhof) ihre Chance erhalten.
Zufriedenheit auch bei Langlauf-Trainer Georg Zipfel im Hinblick auf die WM Mitte Februar in Falun (Schweden): "Ich bin mit dem Abschneiden zufrieden. Auf diesen Ergebnissen läßt sich aufbauen", meinte er nach dem neunten Rang bei den Frauen und dem zehnten Platz der Männer in den Staffelläufen am Sonntag in Tesero im Fleimstal.
Dabei brach nur Startläufer Torald Rein (Altenau) völlig ein. Hier ruht die Hoffnung ebenfalls auf den Junioren: Mike Greiner, 19 Jahre jung aus Zella- Mehlis, ließ sich beim Alpencup in Davos nach seinem Sieg vom Samstag im Verfolgungslauf am Sonntag nur vom Schweden Fredriksson abfangen - Rene Sommenfeld (Klingenthal) verbesserte sich vom siebten auf den vierten Rang vor Alexander Bollwein (Oberstdorf). dpa
Die deutschen Rennrodler bestimmten auch am zweiten Tag das Geschehen beim Nationen-Cup in Oberhof. Die einheimische Kathrin Schneider und das Winterberger Doppel Steffen Skel/Steffen Wöller gewannen am Sonntag die Konkurrenzen.
Am Vortag hatte der Olympiasieger von 1988 im Doppelsitzer, Jochen Pietzsch aus Oberhof, den Sieg errungen.
Die Oberhoferin verwies in einer Gesamtfahrzeit von 1:29,437 Minuten ihre Vereinskameradin Peggy Göpfert (1:29,855) auf Rang zwei.
Das siegreiche Doppel benötigte 1:28,800. Zweiter bei den Doppelsitzern wurde das Oberwiesenthaler Duo Mike Paulin/Karsten Lindner in 1:29,412 Minuten.
Schnellste bei den Frauen war allerdings die außer Konkurrenz startende Silke Kraushaar aus Oberhof (1:28,840), die genau wie andere Athleten den Cup zur Vorbereitung auf die am Dienstag an gleicher Stelle beginnenden Deutschen Meisterschaften nutzte.
Bei den Junioren siegten Sven Möhlmann aus Oberhof und Sandra Prokoff aus Winterberg. dpa
JERUSALEM/BEIRUT, 20. Dezember (dpa/AFP/Reuter). Nach der Ausweisung von 415 Palästinensern durch die Regierung in Jerusalem ist am Wochenende die Intifada eskaliert. Sieben Palästinenser wurden bei Unruhen erschossen. Am Sonntag beriet das Kabinett in Jerusalem über die angespannte Situation.
Die Unruhen im besetzten Gaza-Streifen waren am Samstag ausgebrochen, nachdem die Armee eine seit Tagen währende Ausgangssperre teilweise aufhob, um Einkäufe zu ermöglichen. Sofort füllten sich die Straßen mit Demonstranten, die die Soldaten mit einem Hagel aus Steinen und anderen Gegenständen angriffen. In Khan Yunis eröffneten die Militärs das Feuer, sechs Menschen wurden getötet, darunter ein neunjähriges Mädchen. Bereits am Abend zuvor war ein Palästinenser in einem Flüchtlingslager erschossen worden. Auch am Sonntag gab es Demonstrationen an zahlreichen Orten in den besetzten Gebieten. Die bislang verfeindete fundamentalistische Hamas-Bewegung und die von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) gestützte Leitung des Palästinenser-Aufstandes (UNLU) riefen ihre Anhänger auf, den Kampf gegen die israelische Besatzung zu verstärken.
In Jerusalem vertagte sich der Oberste Gerichtshof auf den heutigen Montag. Er war von mehreren Seiten erneut angerufen worden, um die Ausweisungsverfügung gegen mutmaßliche Mitglieder der Hamas und Islamischer Dschihad rückgängig zu machen. Die Deportation war wegen der Ermordung von fünf israelischen Soldaten durch Ministerpräsident Yitzhak Rabin angeordnet worden. Die Ausgewiesenen waren jedoch im Niemandsland zur libanesischen Grenze gestrandet, weil Beirut sich geweigert hatte, sie aufzunehmen.
Rabin verteidigte seine Entscheidung und warnte Libanon eindringlich davor, die abgeschobenen Palästinenser nach Israel zurückzuschicken. Die israelische Presse übte scharfe Kritik. Die Tageszeitung Haaretz schrieb: "Wir stehen nicht mehr als Opfer des Terrorismus dar, sondern als ein Land von Barbaren." Jediot Aharonot beklagte, daß das Lager der Verbannten im Niemandsland "eine schlimme Verschlechterung" des Bildes Israels in der Welt bedeute.
Die deportierten Palästinenser fanden in Zelten des Roten Kreuzes notdürftig Schutz vor Kälte und Nässe. Auch 1200 Wolldecken und Ölöfen wurden übergeben. Der Sprecher der Deportierten, der Geographie-Professor Asis Tweik aus Nablus, sagte, die meisten litten an Durchfall.
Der UN-Sicherheitsrat hatte am Samstag die Ausweisung einstimmig verurteilt und Jerusalem in einer Resolution aufgefordert, die "sofortige und sichere" Rückkehr der Palästinenser zu ermöglichen. Ein Armeesprecher teilte mit, es würden jetzt militärische Berufungsausschüsse eingerichtet, vor denen die Abgeschobenen über ihre Familien oder Anwälte Beschwerde einlegen können.
Die deutschen Biathleten können fröhliche Weihnachten feiern. Beim Start in den WM-Winter knüpften sie bei den Weltcup-Wettbewerben im slowenischen Pokljuka mit zwei Einzelsiegen und zwei Staffelerfolgen eindrucksvoll an die Olympia-Ergebnisse von Albertville an. Die Serie der Erfolge krönte am Sonntag das Frauen-Quartett. Uschi Disl (Moosham), Antje Miesersky (Oberhof), Ilka Schneider (Altenberg) und Petra Schaaf (Villingen) gelang eine eindrucksvolle Olympia-Revanche gegen Goldmedaillen- Gewinner Frankreich.
Am Samstag hatten Petra Schaaf und der Oberhofer Doppel-Olympiasieger Mark Kirchner die Sprintwettbewerbe gewonnen, nachdem die Männer bereits am Donnerstag mit einem hervorragenden mannschaftlichen Ergebnis und den Plätzen zwei und drei für Mark Kirchner und Jens Steinigen (Ruhpolding) hinter dem französischen Überraschungssieger Patrice Bailly-Salins imponiert hatten. "Wir wissen jetzt, daß wir auf dem richtigen Weg sind", meinte Bundestrainer Norbert Baier.
In der Staffel-Entscheidung der Männer mußte sich die erste deutsche Vertretung in der Weltmeister-Besetzung Ricco Groß (Ruhpolding), Frank Luck, Mark Kirchner (beide Oberhof) und Fritz Fischer (Ruhpolding) nach Stockbruch bei Fischer mit dem fünften Platz zufrieden geben, dafür sprang die zweite Mannschaft in die Bresche. Außerhalb der Weltcup-Wertung laufend kamen Sven Fischer, Steffen Hoos (beide Oberhof), Holger Schönthier und Jens Steinigen (beide Ruhpolding) deutlich vor allen anderen Teams ins Ziel.
Ihren ersten Weltcupsieg in der an Erfolgen mit fünf Weltmeistertiteln reichen Laufbahn landete Petra Schaaf. Erst lange nach dem Zieleinlauf realisierte sie den Erfolg. "Damit habe ich heute überhaupt nicht gerechnet. In den letzten Trainingstagen gelang mir nie ein Nuller, und auch das Laufen fiel mir schwerer als in den vergangenen Wochen. Ich mußte mich läuferisch gewaltig reinhängen", schätzte sich die Lebensgefährtin von Langlauf-As Jochen Behle ein. Am Sonntag führte Petra Schaaf die Staffel vom sechsten Platz beim letzten Wechsel zum Erfolg, womit sie zur gefeierten Doppelsiegerin von Pokljuka wurde.
Bei idealen Bedingungen mit Minusgraden, Sonnenschein und Windstille imponierte im Feld der Skijäger aus 20 Ländern auch Mark Kirchner mit hervorragenden Schieß-Leistungen. In allen sechs Prüfungen der Einzelrennen blieb er ohne Fehler. "Es läuft fast schon zu gut. In den letzten Jahren habe ich die Saison fast immer mit drei Fahrkarten begonnen. Ich glaube aber schon, daß ich auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften im Februar im Plan liege, es noch Reserven gibt. Besonders erfreulich ist, daß ich meine Trainingsleistungen im Wettkampf bestätigen konnte." Kirchner hat nun seine Schieß-Umstellung perfektioniert. Schoß er früher im Liegend-Anschlag von rechts nach links, so beginnt er jetzt auf der anderen Seite.
"Der Weltcup-Auftakt war gut fürs Selbstvertrauen der ganzen Mannschaft. Auch diejenigen, die diesmal noch nicht ganz vorn einkamen, wissen nun, daß wir im Vergleich zur Konkurrenz gut liegen", zog Baier ein positives Fazit. Mit Holger Schönthier als 16. über 20 km und Sven Fischer als Überraschungs-Fünften im Sprint gaben zudem die beiden Team- Neulinge einen überaus gelungenen Weltcup-Einstand. "Die B-Mannschaft ist kaum schwächer als die erste Garnitur. Da kann jederzeit einer vorn mit reinlaufen", meint Sven Fischer, dessen Schwager Frank Luck sich mit dem fünften Platz über 20 km nach Verletzungspause in der Weltspitze zurückmeldete. dpa
BIELEFELD, 20. Dezember (dpa). Für eine Beseitigung des "flächendeckenden Bildungsnotstandes in Ost und West" haben sich mehr als 400 Schülerinnen und Schüler auf dem dritten gesamtdeutschen Schülerkongreß in Bielefeld ausgesprochen. Zum Abschluß ihrer Tagung appellierten die Teilnehmer am Sonntag nachmittag an die verantwortlichen Politiker in Bund und Ländern, das Bildungssystem aus den Sparplänen herauszuhalten.
"Es wird verheerende Folgen für die Zukunft der jungen Generation haben, wenn an deren Ausbildung gespart wird, um leere Haushaltskassen zu sanieren", sagte Daniel Zeller (Potsdam), Vorstandssprecher der Bundesschülervertretung.
POTSDAM, 20. Dezember (dpa/AP). Der größte Waffenraub in der Geschichte der Bundeswehr wurde in der Nacht zum Sonntag im Hauptquartier des Territorialkommandos Ost in Geltow bei Potsdam verübt. Den drei mit Tarnanzügen, Kapuzen und Springerstiefeln bekleideten Männern fielen nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums und des Bonner Verteidigungsministeriums 34 Sturmgewehre G3, sieben Maschinengewehre MG 3, drei Abschußvorrichtungen für leichte Panzerfäuste und ein Kalaschnikow-Sturmgewehr in die Hände. Sie erbeuteten aber keine Munition.
Von den Tätern fehlte am Sonntag noch jede Spur. Nach Einschätzung des stellvertretenden Kommandeurs, Generalmajor Hans-Konrad Bromeis, handelt es sich um orts- und sachkundige "Insider" der Bundeswehr. Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD) sagte, es lägen keine Erkenntnisse vor, ob es sich bei den Tätern um eine rechte oder linke terroristische Vereinigung oder um eine kriminelle Organisation handele.
Die Täter müssen sich auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne sehr gut ausgekannt haben. Nach Darstellung von Bromeis stiegen sie in einem hinteren, unübersichtlichen Kern der Kaserne ein, drangen mit vorgehaltener Pistole in die Waffenkammer, fesselten und knebelten einen wachhabenden Unteroffizier und einen Gefreiten, brachen das Stahlgitter zur Waffenkammer mit Gewalt auf und schafften die Waffen mit einem Kleintransporter fort. Die Überfallenen konnten sich gegen 3.45 Uhr befreien und Alarm schlagen.
Das Bundesinnen- und das Verteidigungsministerium seien ebenso informiert worden wie der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt, sagte Innenminister Ziel. Die Ermittlungen führten aber die Staatsanwaltschaft Potsdam und 24 Beamte der Kriminalpolizei Brandenburg.
HAMBURG, 20. Dezember (AFP). Die in Israel als rechtsextrem eingestufte Jüdische Verteidigungs-Liga (Jewish Defence League) hat angekündigt, sie wolle in den kommenden Wochen ein dreiköpfiges Sonderkommando zur Ermordung von "fünf bis sechs führenden Neonazis" nach Deutschland entsenden. Dem Fernsehsender "RTL plus" sagte ein Mitglied des Kommandos, wenn die deutschen Behörden sich nicht um die Neonazis kümmerten, "dann müssen wir das machen".
(Bericht auf Seite 7)
PETER KURT WÜRZBACH, Bundestagsabgeordneter der CDU, wünscht sich einen neuen Parteivorsitzenden. In der Berliner Sonntagspost sprach er sich dafür aus, daß Bundeskanzler Helmut Kohl den CDU-Vorsitz niederlegen solle: "Jetzt wäre es der CDU auf der einen und dem Regierungschef auf der anderen Seite zu wünschen, daß zwei Leute gemeinsam an der gleichen Sache arbeiten." Kritik übte Würzbach am Führungsstil des Kanzlers. Er würde sich einen Regierungschef wünschen, der "nach vorne weist". Kohl jedoch handle nur dann, wenn er Handlungsbedarf spüre. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sei "in manchen Bereichen zu zurückhaltend und zu artig gewesen", fügte Würzbach hinzu. (AFP)
GUATEMALA, 20. Dezember (AFP). Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu hat ihre Landsleute am Wochenende in Guatemala-Stadt dazu aufgerufen, für die Verwirklichung "tatsächlicher Demokratie" zu kämpfen. Der Regierung bot sie ihre Vermittlung an. Menchu wurde am Flughafen von Dutzenden von Menschen erwartet, darunter auch den Botschaftern von Frankreich, Italien, Mexiko und Spanien.
In einer kurzen Ansprache betonte Menchu, der Friedensnobelpreis des Jahres 1992 solle in Guatemala das Bewußtsein für den notwendigen Aufbau einer "pluralistischen Nation" schärfen. Bei den ins Stocken geratenen Friedensgesprächen zwischen der Regierung und der Rebellenorganisation "Nationalrevolutionäre Guatemaltekische Einheit" (URNG) wolle sie die Rolle des Vermittlers, des katholischen Bischofs Rodolfo Quezada Toruno, stützen. Die Quiche-Indianerin kündigte zugleich ein Zusammentreffen mit Präsident Jorge Serrano an, ohne dafür ein Datum zu nennen.
MEDELLIN, 20. Dezember (AFP). Der Chef der Geheimpolizei der kolumbianischen Großstadt Medellin ist von Unbekannten erschossen worden. Fünf weitere Polizisten wurden bei dem Attentat am Samstag durch Kugeln verletzt, wie die Geheimpolizei mitteilte. Eine Gruppe schwerbewaffneter Männer, die in mindestens zehn Autos unterwegs war, hatte eine Dynamit-Sprengladung auf das Haus des Geheimpolizei-Chefs, Hauptmann Fernando Posada, geschleudert. Dieser flüchtete daraufhin mit zwei Leibwächtern aus dem Gebäude, wo die Angreifer das Feuer eröffneten. Posada wurde in dem Kugelhagel getötet.
Posada war als Chef der Geheimpolizei Medellins mit der Fahndung nach dem Drogenboß Pablo Escobar beauftragt. Escobar, Chef des berüchtigten Kokain-Kartells von Medellin, war am 22. Juli gemeinsam mit weiteren führenden Mitgliedern der Rauschgiftmafia aus seinem Luxusgefängnis in Envigado bei Medellin geflüchtet.
DSCHIBUTI, 20. Dezember (Reuter). In Dschibuti hat die regierende Volkspartei für Fortschritt (RPP) die Parlamentswahlen gewonnen. Wie es von amtlicher Seite am Wochenende hieß, erhielt die Partei von Präsident Hassan Gouled Aptidon fast 75 Prozent der abgegebenen Stimmen. Rund ein Viertel seien auf die einzige an der Wahl teilnehmende Oppositionsgruppe gefallen, die Partei für Demokratische Erneuerung (PRD). Die Wahlbeteiligung in dem kleinen Staat am Roten Meer betrug nach Angaben aus dem Innenministerium nur 49 Prozent.
Die PRD warf der Regierungspartei am Sonntag "massiven Wahlbetrug" vor. Internationale Beobachter hatten von Unregelmäßigkeiten in den nördlichen Distrikten Obock und Tadjourah berichtet, wo die oppositionelle PRD keine Kandidaten aufgestellt hatte.
DUSCHANBE, 20. Dezember (AFP/ dpa). Der Chef der oppositionellen islamisch-demokratischen Koalition im tadschikischen Parlament, Saheb Nasarow, ist am Samstag von pro-kommunistischen Einheiten getötet worden. Das teilte am Sonntag die Demokratische Volksfront mit, die dem islamischen Oppositionsbündnis im Parlament angehört.
Streitkräfte der neuen kommunistisch orientierten Regierung von Tadschikistan hatten am Samstag ihre Offensive gegen die geschlagenen Bewaffneten der gestürzten islamischen Übergangsführung fortgesetzt. In den Kämpfen, die zur Eroberung der Stadt Kofirnichon führten, kamen 150 Menschen ums Leben. Es gelang den Moslems nach Angaben des russischen Militärs, einen Hubschrauber der Regierungseinheiten abzuschießen.
BELGRAD, 20. Dezember (AFP/dpa/ Reuter). Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat die Evakuierung der Serben aus Sarajewo zur Bedingung für die Fortsetzung des Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina gemacht. Am Wochenende beschuldigte Karadzic die Moslems, die Serben am Verlassen der bosnischen Hauptstadt zu hindern. Gleichzeitig forderte Karadzic nach Angaben der serbischen Nachrichtenagentur Srna die Serben in Sarajewo auf, auszuharren, "bis wir euch auf die eine oder andere Art befreien". Die Serben belagern Sarajewo seit acht Monaten.
Die Forderung von UN-Kommandeuren, die serbische Artillerie von den Stellungen rund um Sarajewo zu verlegen, könne nicht erfüllt werden. Das sagte Karadzic laut Srna nach seinen Gesprächen mit dem Co-Vorsitzenden der Genfer EG- Jugoslawien-Konferenz, Lord Owen, in Pale nahe Sarajevo. "Wir können höchstens Beobachter bei unseren Artilleriestellungen akzeptieren", wird Karadzic zitiert. Nach Ansicht Owens haben die Verhandlungen über die Demilitarisierung Sarajewos erst begonnen und werden noch lange dauern. Nach einem Treffen mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic äußerte Owen dann die Hoffnung, daß eine Entmilitarisierung Sarajewos und ein Ende der Kämpfe erreicht werden könne. Er wolle in Genf eine Gesprächsrunde von Moslems, Kroaten und Serben über die Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung sowie der Telefonverbindungen in Sarajewo in Gang bringen. Owen verlängerte seinen Aufenthalt in Sarajewo bis zum heutigen Montag mit der Begründung, es gebe immer noch Dinge, über die zu reden sich lohne. Izetbegowitsch gab sich weit pessimistischer.
Das selbsternannte Parlament der bosnischen Serben beschloß, weiterhin nicht die im UN-Friedensplan vorgesehene Stationierung eines kanadischen UNPROFOR-Bataillons in ihrer nordbosnischen Hochburg Banjaluka zu erlauben. Das meldete Srna. Die Kanadier sollten ursprünglich die freie Fahrt von UN-Hilfskonvois in Nordbosniens sichern. Nach UN-Angaben erhalten dort 200 000 Menschen seit Monaten keinerlei humanitäre Hilfe.
HAMBURG/BONN, 20. Dezember (AFP/AP). Die von der Bundesregierung geplanten umfassenden Einschnitte ins soziale Netz waren am Wochenende weiter Gegenstand heftiger Kritik. Auch in CDU und CSU regte sich Widerspruch gegen die Streichungen bei der Sozialhilfe, dem Wohngeld, der Arbeitslosenhilfe und dem Kindergeld und anderen sozialstaatlichen Leistungen.
Rainer Barzel, Vorgänger von Helmut Kohl als CDU-Vorsitzender, kritisierte im Kölner Express die Bundesregierung. Er nannte es in der gegenwärtigen Lage "unerträglich, die Diäten - wenn auch nur maßvoll - heraufzusetzen und gleichzeitig Millionenbeträge für die Renovierung des Berliner Schlosses auszugeben".
Abgeordnete von CDU/CSU und FDP übten in Zeitungsinterviews Kritik an einer einseitigen Belastung sozial schwacher Gruppen. Der brandenburgische CDU-Vorsitzende und Chef der Sozialausschüsse, Ulf Fink, sprach im Springer- Blatt Bild von einer "Horrorsparliste", die ein "Anschlag gegen unser Sozialsystem" und eine "Politik zu Lasten der Schwächsten" bedeuten würde. Kein CDU-Gremium werde so etwas mitmachen, sagte Fink voraus, der auch stellvertretender DGB-Vorsitzender ist.
Auch der CDU-Abgeordnete Julius Louven warnte davor, "nur dem kleinen Mann Geld abzunehmen". Schließlich sagte der CSU-Parlamentarier Benno Zierer, die Regierung solle sich etwas Besseres einfallen lassen, als "an den Schwachen und Alten der Gesellschaft zu sparen". Der bayerische FDP-Bundestagsabgeordnete Josef Grünbeck mahnte die Koalitionsspitze in der Augsburger Allgemeinen, nicht den "bequemsten Weg" zu gehen und allein soziale Leistungen zu kürzen.
Der Ministerpräsident von Sachsen- Anhalt, Werner Münch (CDU), befürwortete in der Magdeburger Volksstimme eine Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags noch vor 1995. Dies wäre "gerade auch aus psychologischen Gründen" sinnvoll. Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) schloß in der Westdeutschen Zeitung Kürzungen der Sozialhilfe nicht aus, verlangte aber ebenfalls, die soziale Symmetrie zu erhalten.
Die Kinderbeauftragten der Fraktionen von Union und FDP, Herbert Werner und Norbert Eimer, beklagten die in den Sparvorschlägen vorgesehene Benachteiligung von Familien. Damit würden Familien mit Kindern noch mehr ins finanzielle Abseits gedrängt.
Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) verteidigte die von der Regierung ins Auge gefaßten Sparmaßnahmen. "Bei Einsparungen darf es kein Tabu geben", sagte Waigel der Welt am Sonntag. Entscheidende Summen müßten im öffentlichen Dienst zusammenkommen, die Renten und die Rentenanpassung stünden jedoch nicht zur Disposition. Auch Steuererhöhungen vor 1995 schloß der Minister aus.
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff behauptete die Notwendigkeit massiver Einsparungen und "schmerzhafter Eingriffe in Leistungsgesetze". Der FDP- Chef machte vor allem die Gewerkschaften für Fehlentwicklungen verantwortlich. Richtig sei allerdings, daß nicht nur die Bezieher kleiner Einkommen oder von Sozial- und Arbeitslosenhilfe betroffen sein dürften.
MOSKAU, 20. Dezember (AFP/Reuter/dpa). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat eine erste Machtprobe mit den Konservativen um den neuen Regierungschef Viktor Tschernomyrdin offenbar für sich entschieden. Die meisten Minister aus dem Reform-Kabinett des früheren Ministerpräsidenten Jegor Gajdar werden auch der neuen Regierung unter Tschernomyrdin angehören, gab Jelzin-Sprecher Wjatscheslaw Kostikow am Sonntag nach einem Gespräch zwischen Jelzin und Tschernomyrdin bekannt. Jelzin hatte am Samstag seinen Staatsbesuch in China vorzeitig abgebrochen, um in Moskau "die Ordnung wiederherzustellen".
Er habe in der Nacht erfahren, daß in Moskau Anstrengungen unternommen würden, die Reform-Regierung auseinanderzubringen, sagte Jelzin vor seinem Abflug in Peking. "Einige Leute haben zu früh damit begonnen, um Ministerämter zu kämpfen. Also muß der Herr und Meister heimkehren." Es sei verständlich, daß ein neuer Ministerpräsident seine eigene Mannschaft aufstellen wolle. Doch dürfe der innere Kreis der Reformer "unter keinen Umständen auseinandergerissen werden". Die wichtigsten Personen müßten gehalten werden, damit die Reformen vorangebracht werden könnten.
Tschernomyrdin war seinerseits vorzeitig aus Kasachstan zurückgekehrt, um an den Beratungen in Moskau teilzunehmen. Tschernomyrdin erklärte sich laut Agentur ITAR-TASS schon davor bereit, Mitglieder der alten Regierung zu übernehmen: "Wer arbeiten will und kann, soll bleiben." Gleichzeitig setzte sich Tschernomyrdin erneut von seinem Vorgänger Gajdar ab: "Ich bin für Reformen, die Ergebnisse bringen." Der Markt sei kein Allheilmittel. Einzelheiten wurden nach dem Spitzengespräch jedoch nicht genannt.
Die konservative Parlamentsmehrheit hatte auf Tschernomyrdins Antrag einen Kredit von 200 Milliarden Rubel (etwa 748 Millionen Mark) für die Gasindustrie bewilligt. Damit überschritten sie die zwischen Gajdar und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgehandelte Begrenzung des Haushaltsdefizits für 1992 um fünf Prozent.
Während Jelzin zu seinem von beiden Seiten als Erfolg bezeichneten Besuch in China weilte, hatten viele russische Politiker ihren Anspruch auf Mitsprache bei der Kabinettsbildung angemeldet. Der Chef des Unternehmerverbandes und Führer der Bürgerunion, Arkadi Wolski, legte laut "Iswestija" in Japan fast eine komplette neue Ministerliste vor. Nikolai Trawkin von der Demokratischen Partei Rußlands verlangte auf einem Kongreß seiner Partei den Rücktritt des liberalen Außenministers Andrej Kosyrew.
Kosyrew warnte auf einem Gegenkongreß der Bewegung Demokratisches Rußland vor der Rückkehr zu undemokratischer Großmachtpolitik. "Rußland wird nur dann ein großes Land sein, wenn es demokratisch ist", sagte er. Sonst würde es im Chaos ethnischer Konflikte versinken. Gegen die von Kosyrew vertretene Linie hatte das Parlament eine Jugoslawien-Resolution beschlossen, die Rußland zum Ausscheren aus den antiserbischen Sanktionen der UN zwingen soll.
(Kommentar Seite 3)
NEU-DELHI, 20. Dezember (AFP). Die indische Polizei hat am Sonntag Hunderte von Menschen festgenommen, die an einer Veranstaltung der radikalen Hindu- Partei Bharatiya Janata Partei (BJP) in Neu-Delhi teilnehmen wollten. Zu Straßenschlachten kam es, als die Polizei vier Stadtbezirke abriegelte, um BJP-Anhänger am Besuch der Veranstaltung zu hindern. Frauen und Kinder kamen den BJP-Anhängern zu Hilfe und warfen mit Steinen und mit Säure gefüllten Flaschen auf die Polizisten. Unter den Festgenommenen befand sich auch BJP-Führer Atal Behari Vajpayee, der nach Angaben der Polizei wieder freigelassen wurde.
BAD HERSFELD. Bei Niederjossa (Kreis Hersfeld-Rotenburg) ist in der Nacht zum Sonntag ein Sägewerk fast vollständig abgebrannt. Nach Auskunft der Polizei Bad Hersfeld vom Sonntag beläuft sich der Schaden auf rund eine Million Mark.
Entdeckt worden sei das Feuer am Samstag kurz nach 23 Uhr. Zu der Zeit sei auch ein verdächtiger Kleinlaster in der Nähe des Sägewerks gesehen worden. Es bestehe Verdacht auf vorsätzliche Brandstiftung.
Besitzer des Sägewerks ist ein Bosnier, der sich nach Mitteilung der Polizei zur Zeit in seiner Heimat aufhält. lhe
GRIESHEIM. Zum vierten Mal hat in diesem Jahr ein Altreifenlager in Griesheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) in Flammen gestanden. Wie die Polizei in Darmstadt am Sonntag mitteilte, brannte am Samstag ein Holzschuppen völlig nieder. Auf dem benachbarten Speditionsgelände seien drei Container zerstört worden. Über die Gesamthöhe des angerichteten Sachschadens machte ein Polizeisprecher noch keine Angaben.
Menschen seien nicht gefährdet gewesen. In dem Altreifenlager hatte es schon Ende Mai und Mitte Juli gebrannt. Zuletzt habe die Feuerwehr im November zu dem Lager ausrücken müssen, so die Polizei. lhe
OFFENBACH. Ein 81jähriger Mann hat seine 78 Jahre alte Lebensgefährtin in der gemeinsamen Wohnung in Offenbach erschossen und sich anschließend selbst das Leben genommen. Die Leichen seien am Sonntag gefunden worden, berichtete die Polizei.
Der Tod sei offenbar bereits am Freitag abend eingetreten. Als Motiv vermutet die Polizei schwere Erkrankungen der beiden alten Menschen. Die Tatwaffe gehörte dem 81jährigen. lhe
MIAMI, 20. Dezember (Reuter). In einer gewagten Rettungsaktion hat ein aus Kuba geflohener Luftwaffenoffizier am Wochenende auch seine Familie in die USA geholt. Der Offizier, der im vergangenen Jahr mit seinem Kampfflugzeug vom sowjetischen Typ MiG-23 in die USA desertiert war, flog nach eigenen Angaben mit einer viermotorigen Maschine nach Kuba und landete auf einer belebten Straße in der Stadt Matanzas rund 100 Kilometer östlich von Havanna. Dort habe er vor zahlreichen staunenden Passanten wie vereinbart seine Frau und seine zwei Kinder an Bord genommen. Die Familie kehrte nach Marathon Key am Südzipfel Floridas zurück.
Der Offizier hatte nach seiner Desertation im März 1991 vergeblich versucht, eine Ausreisegenehmigung für seine Familie zu bekommen. Jetzt beantragten seine Frau und seine Kinder Asyl in den USA.
JÜRGEN MÖLLEMANN, Bundeswirtschaftsminister (FDP), hat Bund und Länder aufgefordert, Bildung, Wissenschaft und Forschung absolute Priorität einzuräumen. Wer dort mit neuen Ideen und Geld knausere, der gefährde Deutschlands Fähigkeit, Problemlösungen zu erarbeiten und verspiele mittelfristig und dann für eine lange Dauer die Wettbewerbsfähigkeit, meinte Möllemann in einer Erklärung. Er empfahl für den Nachtragshaushalt 1993 eine spürbare Steigerung der Mittel für Hochschulen sowie angewandte Forschung und Entwicklung. (Reuter)
PHNOM PENH, 20. Dezember (Reuter). Nach zwei Tagen in der Gewalt der Roten Khmer ist am Sonntag eine Gruppe von UN-Mitarbeitern in Kambodscha wieder freigelassen worden. Die elf Männer, die seit Freitag von einem Regionalkommando der kommunistischen Rebellen im Nordosten des Landes festgehalten wurden, seien wohlauf, teilte UN- Sprecher Eric Falt in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh mit. Zuvor hatte der Chef der Rebellen, Khieu Samphan, die sofortige Freilassung der Männer angeordnet, wie er dem kambodschanischen Staatschef Prinz Nnorodom Sihanouk mitteilte. Khieu Samphan beschuldigte aber die Schutztruppe, den Vorfall und drei vorherige Verschleppungen von UN-Soldaten durch die Roten Khmer selbst provoziert zu haben. Soldaten hätten Rebellen-Gebiet ohne Erlaubnis betreten. Falt, Sprecher der UN-Übergangsverwaltung für Kambodscha (UNTAC), sagte weiter, die Geiseln seien ohne Bedingungen auf freien Fuß gesetzt worden. Die Rebellen hatten gedroht, sie zu töten, falls die Vereinten Nationen versuchen sollten, sie mit Gewalt zu befreien.
Mehr als 10 000 kambodschanische Zivilisten sind nach UN-Angaben wegen schwerer Gefechte zwischen Roten Khmer und Regierungstruppen aus der Stadt Bavel im Nordosten geflohen. Die Flüchtlinge lebten jetzt unter unmenschlichen und unhygienischen Bedingungen, teilte ein UNTAC-Sprecher mit.
Vertreter des UN-Flüchtlingskommissariats und der Welternährungsorganisation seien bei einem Besuch über die schlechten Lebensbedingungen schokkiert gewesen.
FRANKFURT A. M., 20. Dezember. (Reuter/AP). Die SPD ist nach den Worten ihres Vizevorsitzenden Oskar Lafontaine bereit, den geplanten bewaffneten Bundeswehr-Einsatz in Somalia mitzutragen, wenn vorher das Grundgesetz geändert wird. Zu humanitären Aktionen gehöre auch eine leichte Bewaffnung zur Selbstverteidigung, sagte Lafontaine am Wochenende. "Allerdings sind wir gegen Kampfeinsätze zur Erreichung militärischer Ziele", fügte er hinzu.
Lafontaine warf der Bundesregierung vor, sie habe durch ihr Nein zu einer Grundgesetzänderung gemäß SPD-Vorstellungen selbst verhindert, daß die Bundeswehr heute schon in Somalia aktiv sein könne. Jetzt betreibe die Regierung aus parteitaktischen Gründen den Verfassungsbruch. Das müsse mit Hilfe des Verfassungsgerichts verhindert werden.
Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) sagte dem Spiegel, der Einsatz in Somalia diene humanitären Zwecken, sei aber kein Kampfeinsatz. Weil niemand garantieren könne, daß es nicht auch in vorher von der UN befriedeten Gebieten "Ärger geben" könne, müßten sich die Soldaten selbst schützen können. Rühe sagte, die Regierung müsse die SPD genau informieren, wandte sich aber erneut strikt gegen eine Grundgesetzänderung nach deren Vorstellungen. Bei Blauhelm- Missionen der Vereinten Nationen gebe es immer öfter einen "fließenden Übergang zu Kampfhandlungen".
Der rheinland-pfälzische Justizminister Peter Caesar sagte, wenn die Bundesregierung ohne Grundgesetzänderung Soldaten nach Somalia schicke, sei der Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung beim Bundesverfassungsgericht notwendig, um die Rechtmäßigkeit des Einsatzes zu klären. Damit widersprach der FDP-Politiker auch seinen Bonner Parteifreunden, die den geplanten Einsatz für vertretbar halten. Caesar forderte ferner eine gesetzliche Regelung, daß nur Spezialeinheiten, keinesfalls aber Wehrpflichtige entsandt werden dürften. Er erinnerte an Beschlüsse der FDP, laut denen bewaffnete Bundeswehreinsätze ohne Grundgesetzänderung nicht möglich seien.
BONN, 20. Dezember (Reuter). Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) soll sein Regierungsamt dafür genutzt haben, die geschäftlichen Interessen eines Verwandten zu fördern. Die Illustrierte stern und die Zeitung B.Z. am Sonntag berichteten am Wochenende, Möllemann habe sich an die Vorstände führender Supermarkt-Ketten gewandt und ihnen ein System zur Sicherung von Einkaufswagen zur Beachtung empfohlen, das von der Kölner Firma eines angeheirateten Vetters vertrieben werde.
Ein Sprecher Möllemanns habe erklärt, die Schreiben seien ohne Billigung des Ministers und in seiner Abwesenheit auf blanko unterschriebenen Briefbögen versandt worden, hieß es weiter. Möllemann mißbillige dieses Vorgehen und bedaure den Vorfall.
In dem Brief in Ich-Form und auf dem persönlichen Briefpapier des Ministers vom 17. März an die Chefs von Aldi, Spar und co op hieß es laut stern, der von der Firma Pro-Invention vertriebene Schlüsselbund-Chip sei ein "pfiffiges Produkt" und eine Alternative zur üblichen Einkaufswagen-Sicherung, für die der Kunde ein Mark-Stück braucht. Der Mitinhaber der Firma, Möllemanns angeheirateter Vetter Hubert Appelhoff, bestätigte dem stern nach dessen Angaben, daß er sich mit der Bitte an das Wirtschaftsministerium gewandt habe, "ob Jürgen da nicht ein wenig Starthilfe geben kann". Zumindest von Aldi sei die Firma kurz nach dem Möllemann-Brief zu einer Präsentation des Systems eingeladen worden.
Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Friedhelm Ost (CDU), sagte der B.Z. am Sonntag: "Das riecht nach Vetternwirtschaft." Die FDP- Abgeordnete Margaret Funke-Schmitt- Rink meinte, wenn Möllemann den Brief geschrieben habe, dann sollte er "die politischen Konsequenzen ziehen".
WASHINGTON, 20. Dezember (Reuter). Großbritannien und die USA wollen sich zusammen dafür einsetzen, daß der UN- Sicherheitsrat eine militärische Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien- Herzegowina beschließt. Das teilten US- Präsident George Bush und der britische Regierungschef John Major am Sonntag in Washington mit, nachdem sie auf Bushs Landsitz beraten hatten. Major sagte, es gehe um die Umsetzung des bestehenden UN-Beschlusses, der serbische Luftangriffe in Bosnien verbietet.
US-Außenminister Lawrence Eagleburger sagte, den bosnischen Serben werde wahrscheinlich ein Ultimatum zur Einstellung ihrer Flüge über der ehemals jugoslawischen Teilrepublik gestellt. Von einem noch nicht festgelegten Termin an werde das von den Serben immer wieder verletzte Flugverbot mit Gewalt durchgesetzt. Falls der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) dem zustimmt, würden dann nach Eagleburgers Worten die Kampfflugzeuge und Militärhubschrauber der Serben abgeschossen. Er machte allerdings deutlich, daß die USA über diese Maßnahme nicht hinausgehen wollten. Nur wenige Länder wollten mit Bodentruppen in den Bosnien-Konflikt eingreifen, sagte der Minister. Präsident Bush habe solches nicht vor. (Weiterer Bericht Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
BUNDESLIGA, Männer: Tübinger SV - SVD Dortmund 81:95 (49:43), SG MTV Braunschweig - TTL Basketball Bamberg 67:63 (27:32).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SV Oberelchingen - TV Langen 103:88 (42:39), Lotus München - DJK Würzburg 97:90 (35:45), Telekom PostSV Karlsruhe - FC Bayern München 56:62 (27:26), TSV Speyer - FC Baunach 23:75, BG MAXX Offenbach/Neu- Isenburg - TV Lich 95:87 (46:37).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Paderborn Baskets - Oldenburger TB 97:86 (44:45), TuS Herten - Osnabrücker BV 88:85 (40:29), BG Göttingen - BG Bonn 111:92 (59:53), SG AdW/BT Berlin - SC Aplerbeck 72:73 (34:37).
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: DJK Don Bosco Bamberg - DJK Würzburg 72:65 (41:38), Heidenheimer SB - TSV Nördlingen 63:50 (36:24), KuSG Leimen - Eintracht Frankfurt 60:56 (29:30), USC Freiburg - TVG Basketball Trier 61:86 (45:48).
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: Basket Berlin - TuS Lichterfelde 63:58 (29:32), VfL Bochum - BG 74 Göttingen 77:73 (34:42), BG Dorsten - TG Neuss 62:60 (30:20).
Schwergewicht (sechs Runden): Schießer (Berlin) - van Spaendonk (Niederlande) unentschieden.
Cruisergewicht (vier Runden): Ryl (Berlin) - Tshikuna (Zaire) unentschieden.
Cruisergewicht (acht Runden): Rocchigiani (Berlin) K.o.-Sieger fünfte Runde über Enis (USA).
Schwergewicht (acht Runden): Miroschnitschenko (Rußland) 3:0-Punktsieger über Simuwelu (Sambia).
Weltergewicht, Internationale deutsche Meisterschaft (zehn Runden): Gies (Kaiserslautern) 3:0-Punktsieger über Chalajew (Rußland), damit Gies Internationaler Deutscher Meister.
Schwergewicht, Europameisterschaft (zwölf Runden): Schulz (Frankfurt/Oder) - Akinwande (England) unentschieden.
Der deutsche Meister SG Wallau-Massenheim hat das Superduell der Handball-Bundesliga vier Tage vor Weihnachten mit 24:22 gegen den deutschen Pokalsieger TUSEM Essen deutlich für sich entschieden. Vor 5500 Zuschauern in der erstmals ausverkauften Frankfurter Ballsporthalle in Höchst triumphierte das Team von Trainer Heiner Brand am Sonntag über den direkten Verfolger aus Essen und setzte sich in der Tabelle mit 24:6 Zählern deutlich von Essen (22:10) auf dem Weg zur Titelverteidigung wieder klar ab.
In der entscheidenden Phase behielt Wallaus finnischer Nationalspieler und Kapitän Kaellman (8/3) die Übersicht und führte die Hessen unter den Augen von Bundestrainer Armin Emrich zum verdienten Erfolg. Selbst die Trefferserie von Torschützenkönig Jochen Fraatz (11) und Tutschkin (7) reichte für die Gäste nicht zum gewünschten Auswärtssieg.
"Das war Spitzenklasse", meinte Bundestrainer Emrich, "die Mannschaften haben ihre Dominanz und ihre Führung in der Liga deutlich unter Beweis gestellt." Wallau drehte in dem niveauvollen Match die bisherigen Attribute als beste Abwehrmannschaft und Essen als beste Angriffsformation in dieser für die Meisterschaft so wichtigen Partie um. Von Beginn an waren die Abwehr mit einem in der zweiten Halbzeit überragenden Torwart Hofmann, der zwei Siebenmeter gegen Fraatz hielt, sowie der Angriff mit dem starken Rückraum Kaellman, Schoene (4) und Schwalb (4/1) Herr in der Halle. Juniorennationalspieler Beuchler (4) machte das Erfolgsquartett komplett und zählte zu den Garanten des Sieges, der die Erfolgsserie von Wallau auf 19:1 Punkte wachsen läßt. Als Beuchler zum 24:21 (58.) verwandeln konnte, war nicht nur die Partie entschieden, sondern auch das Weihnachtsfest für Wallau-Massenheim schon vorzeitig eingeläutet.
Die SG Hameln gewann das Derby beim TBV Lemgo 20:17 (9:9) und der TV Niederwürzbach sein Heimspiel gegen den abstiegsbedrohten VfL Fredenbeck 29:27 (12:13). Dagegen rutscht der THW Kiel immer weiter in die Krise. Bei Vizemeister SG Leutershausen verloren die Kieler 20:21 (9:10) und verabschiedete sich auf Rang acht ins Mittelmaß (17:15 Punkte).
Vor 2000 Zuschauern an der Bergstraße schlug Jung-Nationalspieler Kunze mit neun Treffern die Kieler fast im Alleingang. Beim THW blieben in der dramatischen Partie die Leistungsträger Schwenke (3) und Wislander (3/1) unter ihren Möglichkeiten. Den Siegtreffer erzielte Nagel Sekunden vor Schluß.
In Niederwürzbach veranstaltete Heinemann (12/3) für den Gast aus Fredenbeck ein Preischießen. Weil sich Kordowiecki aber daran beteiligte (10/4), blieben die Punkte beim ansonsten enttäuschenden Gastgeber. Einen Heimsieg landete auch der TUS Schutterwald mit dem überragenden Spielmacher Andersson (9/6) gegen die Gäste von Bayer Dormagen und distanzierte sich damit von der Gefahrenzone.
Der Abstand auf die beiden Tabellenletzten, den TV Eitra und HCE Rostock, beträgt aber immer noch beruhigende sieben Punkte. Das Kellerduell in Eitra endete 21:21 (12:12), was weder dem TVE noch Rostock weiter half.
Auch die SG Flensburg-Handewitt hat im Abstiegskampf einen Punkt verloren. Lediglich mit einem 18:18-Remis trennte sich sich von dem TV Großwallstadt. Während die SG daheim bereits sieben Minuspunkte kassierte, kam Großwallstadt in sechs Auswärtsspielen zum ersten Zähler. sid/lhe
Deutschlands Spitzendoppel hat beim zweiten Tischtennis-Weltcup in Las Vegas das erste Ziel erreicht: Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner aus Düsseldorf bezwangen die Europameister Jörgen Persson/Erik Lindh aus Schweden im Viertelfinale in drei Sätzen mit 21:19, 21:14, 21:16 und treffen im Halbfinale auf das russische Brüderpaar Andrej und Dimitri Mazunow, die in der Bundesliga für den TTC Hannover und die TTF Ochsenhausen aktiv sind.
Ausgeschieden sind im Las Vegas Convention Centre dagegen die Olympiasieger von Barcelona, die Chinesen Lu Lin/ Wang Tao, und die Weltmeister von Chiba 1991, die Schweden Peter Karlsson/ Thomas von Scheele.
Europameister Jörg Roßkopf zu den Aussichten, wie bei der World-Doubles- Cup-Premiere im November 1990 in Seoul in das Finale einzuziehen: "Die Niederlagen bei der letzten Weltmeisterschaft und bei der Olympia-Qualifikation in Danzig zu Beginn dieses Jahres sind aber längst vergessen."
Während Lu/Wang den Koreanern Yoo Nam Kyu/Kim Taek Soo in fünf Sätzen unterlagen, war das 10:21, 18:21, 12:21 der Weltmeister Karlsson/von Scheele gegen die Koreaner Lee Chul Seung/Kang Hee Chan fast eine Sensation. sid
SKI NORDISCH WELTCUP im Skispringen in Sapporo/Japan, Sprunglauf von der Großschanze: 1. Higashi (Japan) 234,4 Punkte (122 Meter+111,5 Meter), 2. Rathmayr (Österreich) 220,4 (117,5+108,5), 3. Myrbakken (Norwegen) 219,0 (120,5+107,0), 4. Delaup (Frankreich) 216,2 (118+105), 5. Zupan (Slowenien) 208,4 (110+108,5), 6. Bredesen 208,4 (116,5+102), 7. Ottesen (beide Norwegen) 206,7 (120,5+100), 8. Vettori (Österreich) 203,7 (111+104,5), 9. Harada (Japan) 200,4 (108,5+105), 10. Höllwarth (Österreich) 198,0 (108+107), 11. Sakala (CSFR) 194,3 (101,5+110), 12. Ashimoto (Japan) 194,0 (110,5+102), 13. Wodnew (Kasachstan) 193,1 (107+102), 14. Petek (Slowenien) 192,2 (98+112,5), 15. Sakurai (Japan) 189,9 (106+102,5), 16. Duffner (Schönwald) 188,7 (100+110,5),...22. Gebstedt (Oberhof) 169,5 (99,5+98),...30. Thoma (Hinterzarten) 154,1 (104+87,5),...44. Nölke (Neuenrade) 70,8 (92). - Stand im Gesamt-Weltcup nach fünf Wettbewerben: 1. Rathmayer 110 Punkte, 2. Höllwarth und Delaup beide 43, 4. Myrbakken 42, 5. Ottesen 39, 6. Higashi 37, 7. Franc (Slowenien) 33, 8. Goldberger (Österreich) 32, 9. Bredesen 29, 10. Martinsson (Schweden) 27, 11. Duffner 26,...30. Weißflog (Oberwiesenthal) 4.
GEWICHTHEBEN BUNDESLIGA, Gruppe Nord: TSV Schwalbe Tündern - VfL Duisburg 451,7:710,8, TuS Lüchow - KG Wolfenbüttel/Braunschweig 697,6:615,0, VfL Wolfsburg - GSV Eintracht Baunatal 882,0:366,5, SSV Samswegen - AC Soest 670,2:878,5.
SKI NORDISCH LANGLAUF-WELTCUP in Tesero/Italien, 4x5-km-Staffel der Frauen: 1. Norwegen (Dahlmo/Wold/Nybraaten/Dybendahl) 57:50,4 Minuten, 2. Rußland (Lazutina/Wjalbe/Gawriljuk/ Jegorawa) 58:27,3, 3. Finnland (Pyykkonen/Rolig/Määttä/Savolainen) 59:09,3, 4. Italien 1:00:15,5 Stunden, 5. CSFR 1:01:16,1, 6. USA 1:01:32,1, 7. Deutschland (Apel, Oberhof/Schulze, Willingen/Kümmel, Oberwiesenthal/Wezel, Klingenthal) 1:01:55,3, 8. Polen 1:02:27,7, 9. Weißrußland 1:02:39,7, 10. Schweiz 1:02:40,8.
Das Rennen um den Einzug ins Bundesliga-Finale der Ringer ist wieder offen: Am vierten Kampftag der Endrunde kam der VfK Schifferstadt in der Gruppe B beim KSV Witten über ein 12:12 nicht hinaus. Bei nur noch einem Punkt Vorsprung vor dem KSV Wiesental dürfen die Schifferstädter beim entscheidenden Rückkampf am 9. Januar gegen Wiesental nicht mehr patzen.
"Dieses Unentschieden ist wie eine Niederlage. Jetzt fangen wir wieder bei Null an", ärgerte sich Schifferstadts Trainer Willi Heckmann. In Wiesental dagegen herrscht Euphorie. Coach Erich Klaus: "Jetzt ist wieder alles möglich." Die Wiesentaler gewannen am Samstag mit 18:10 beim Endrunden-Debütanten ASV Lampertheim.
In der Gruppe A wurde der KSV Aalen mit 22,5:8 seiner Favoritenrolle gegen Außenseiter KSC Graben-Neudorf gerecht. Chancen für den Endkampf aber haben die Aalener nicht mehr. sid
REITEN CSI in London, 9. Weltcupspringen der Saison: 1. Beerbaum (Buchloe) Ratina Z 0 Fehlerpunkte/32,78 Sekunden, 2. Charles (Irland) Royal Chocolate 0/36,13, 3. Frühmann (Österreich) Genius 0/36,78, 4. Melliger (Schweiz) Concorde 0/43,67, 5. Bost (Frankreich) Norton de Rhuys 4/31,75, 6. Sloothaak (Mühlen) Gina Ginelli 4/33,1, alle im Stechen.- Gesamtwertung: 1. Beerbaum 58 Punkte, 2. Luther (Mellendorf) 56, 3. de Irujo (Spanien) 53, 4. Charles 52, 5. Tops (Niederlande) 51, 6. Sloothaak 50, 7. Lansink (Niederlande) 43, 8. Raymakers (Niederlande) 42, 9. M. Beerbaum (Buchloe) 39, 10. Hetzel (Goch) und Melliger je 38, 12. Sarasola (Spanien) 35, 13. Tebbel, Bost und Wiltfang (Thedinghausen) je 32, 16. Nieberg (Homberg/Ohm) 30.
Zeitspringen: 1. M. Whitaker (Großbritannien) 43,66 Sekunden, 2. Skelton (Großbritannien) Major Wager 43,96, 3. Tebbel auf John Blunt 44,70, 4. Bowen (Großbritannien) Delsey 49,01, 5. Eriksson (Schweden) Artist 49,01, 6. McCourt (Großbritannien) Rosport 49,44.
S-Springen: 1. J. Whitaker (Großbritannien) Grannusch 0/28,71, 2. Beerbaum auf Alex 0/28,97, 3. Billington (Großbritannien) Rhapsodie 0/29,11, 4. Frühmann auf Albertino 0/29,61, 5. Cassan (Großbritannien) Genesis 0/30,64, 6. Skelton auf Florida 4/29,87, 7. Sloothaak auf Gina Ginelli 4/30,30, alle im Stechen.
S-Springen: 1. Edgar (Großbritannien) Sure Thing 0/26,74, 2. Skelton auf Florida 0/26,75, 3. Broome (Großbritannien) Countryman 0/27,29, 4. Mändli (Schweiz) Revanche 0/31,59, 5. Tebbel auf John Blunt 4/24,82, 6. J. Whitaker auf Fonda 4/26,27, alle im Stechen,... 10. Sloothaak auf Dorina 4/54,31, nach Normalparcours.
TANZEN WELTMEISTERSCHAFT der Professionals in den lateinamerikanischen Tänzen in München: 1. Burns/Fairweather (Schottland) Platzziffer 5, 2. Eftedal/Eftedal (Norwegen) 10, 3. Ballas/Ballas (England) 15, 4. Galke/Schreiber (Freiburg) 20, 5. Lepehne/Weisser (Bonn) 26, 6. Valenzuela/Dexter (USA) 29.
Marco van Basten steht auf einer Stufe mit seinem großen Vorbild. Wie der holländische Superstar Johan Cruyff wurde der Torjäger des AC Mailand und Europameister von 1988 zum dritten Mal zu "Europas Fußballer des Jahres" gewählt. Außer den beiden Niederländern schaffte dies nur noch der Franzose Michel Platini.
"Als mich ein Journalist von France Football anrief und mir die große Neuigkeit mitteilte, bin ich aus allen Wolken gefallen", frohlockte der inzwischen 28 Jahre alte Torschützenkönig der italienischen Liga: "Damit hatte ich nicht gerechnet."
Doch seine Freude wurde mittlerweile getrübt. Marco van Basten muß bis Ende Februar pausieren. Er erlitt im Meisterschaftsspiel gegen Ancona eine schwere Knöchelverletzung. "Aber es ist besser, daß es jetzt passiert ist und ich mich operieren lasse, dann kann ich im März wieder spielen. Und außerdem ist Jean-Pierre Papin zur Zeit in großer Form", meinte van Basten.
Milan-Chef Silvio Berlusconi hat ihn und seine Familie derweil eingeladen, den Jahreswechsel im Schweizer Chalet des Medien-Moguls zu verbringen. Zu Berlusconi verbindet van Basten eine innige Beziehung. Er sei wie ein Vater zu ihm gewesen, deshalb wolle er ihm auch die Auszeichnung widmen, meinte der Torjäger. Er wurde zum dritten Mal nach 1988 und 1989 von der internationalen Sportpresse zur Nummer eins in Europa gewählt. Cruyff gewann 1971, 1973 und 1974, Platini war in den Jahren 1983, 1984 und 1985 siegreich.
Allgemein gerechnet wurde mit dem Bulgaren Christo Stoitschkow vom FC Barcelona, der es jedoch nur auf 80 Punkte brachte. Dritter wurde der Niederländer Dennis Bergkamp von Ajax Amsterdam (53) vor dem einzigen Deutschen unter den ersten 20, dem "Deutschen Fußballer des Jahres 1992" Thomas Häßler vom AS Rom (42).
"Ich glaube, daß meine vier Tore kürzlich gegen Göteborg den Ausschlag gegeben haben", mutmaßte van Basten, der glaubte, wegen seiner enttäuschenden Vorstellung bei der Europameisterschaft im Juni in Schweden und wegen der Europapokalsperre des AC Mailand in der vorigen Saison keine Chance zu haben.
Daß er dennoch das Rennen machte, hat van Basten auch der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und dem Fernsehen zu verdanken. "Es ist der Sieg des Telefußballs", schrieb die "Gazzetta dello Sport", die van Basten in Balkenlettern als "Seine Majestät Marco III." würdigte. Weil die TV-Bilder von den Spielen der "Champions League" in diesem Jahr in allen Ländern exklusiv zu sehen sind, hat ganz Europa van Bastens Superspiel gegen Göteborg bestaunen können.
"Die erste Auszeichnung 1988 hatte ich wegen meiner Leistung bei der Europameisterschaft in Deutschland erhalten, aber die von 1989 und die heutige verdanke ich dem AC Milan, der mittlerweile in ganz Europa gesehen und bewundert wird", sagte van Basten. sid
SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Frauen in Lake Louise (Kanada): 1. Bournissen (Schweiz) 1:35,88 Minuten, 2. Seizinger (Halblech) 1:35,93, 3. Gerg-Leitner (Lenggries) 1:36,58, 4. Gutensohn (Oberaudorf) 1:36,63, 5. Pace (Kanada) 1:36,78, 6. Zurbriggen (Schweiz) 1:36,86. 7. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:36,94, 8. Lindh (USA) 1:37,28, 9. Ruthven (Kanada) 1:37,33, 10. Ginther (Österreich) 1:37,55, 11. Zeller (Schweiz) 1:37,71, 12. Zelenskaja (GUS9 1:37,72, 13. Schmidinger (USA) 1:37,73, 14. Lee-Gartner (Kanada) 1:37,82, 15. Wiberg (Schweden) 1:37,86, 16. Vogt (Starnberg) 1:37,91, ... 19. Renoth (Berchtesgaden) 1:38,20, ... 33. Ertl (Lenggries) 1.39,60, 34. Meier (Rottach-Egern) 1:39,62. - Gesamt-Weltcup (nach sieben Rennen): 1. Wachter (Österreich) 279 Punkte, 2. Wiberg (Schweden) 265, 3. Maier (Österreich) 236, 4. Vogt (Starnberg) 180, 5. Seizinger (Halblech) 163, 6. Gutensohn (Oberaudorf) 146, 7. Merle (Frankreich) 144, 8. Coberger (Neuseeland) 140, 9. Bournissen (Schweiz) 138, 10. Parisien (USA) 134, ... 20. Gerg-Leitner (Oberaudorf) 86. - Abfahrts-Weltcup (nach zwei Rennen): 1. Gutensohn und Seizinger je 130 Punkte, 3. Bournissen 118, 4. Vogt 115, 5. Lee-Gartner (Kanada) 78, 6. Lindh (USA) 72, 7. Zurbriggen (Schweiz) 66, 8. Stanggassinger (Berchtesgaden) 65, 9. Gerg-Leitner 60, 10. Zeller (Schweiz) 48, ... 17. Häusl (Bad Reichenhall) 36.
4 x 7,5-km-Staffel: 1. Österreich (Hofstädter/ Gredler/Perner/Schuler) 1:36:47,6 Stunden/ 1 Schießfehler, 2. Rußland (Medwedzew/Kirilenko/Kobelew/Tschepikow) 1:37:09,1/1, 3. Norwegen (Kvalfoss/Tyldum/Matberg/Loeberg) 1:37:10,5/1, 4. Weißrußland 1:37:32,5/0, 5. Deutschland (Groß, Ruhpolding/Luck/Kirchner, beide Oberhof/Fischer, Ruhpolding) 1:38:22,5/0, 6. CSFR 1:39:30,4/1, 7. Ukraine 1:40:03,4/0, 8. Slowenien 1:40:05,8/0, 9. Frankreich 1:40:24,1/1, 10. Italien 1:41:27,4/4.
EISSCHNELLAUF DEUTSCHE MEISTERSCHAFT im Vierkampf in Berlin-Hohenschönhausen, Männer, 500 m: 1. Adeberg 38,61 Sekunden, 2. Kumm 39,13, 3. Künzel 39,51, 4. Spielmann (alle Berlin) 39,58, 5. Schmidt (Grefrath) 39,61, 6. Jeklic (Inzell) 40,01.
1.500 m: 1. Adeberg 1:58,05 Minuten, 2. Tröger (Inzell) 1:59,45, 3. Kumm 2:00,02, 4. Tonat (Berlin) 2:00,49, 5. Jeklic 2:01,14, 6. Spielmann 2:01,36, 7. Dittrich (Chemnitz) 2:01,62.
5.000 m: 1. Tröger 7:09,48 Minuten, 2. Dittrich 7:10,05, 3. Tonat 7:13,97, 4. Jeklic 7:16,19, 5. Taubenrauch (Erfurt) 7:19,96, 6. Kotva (Inzell) 7:22,05, 7. Kumm 7:23,18, ... 16. Adeberg 7:52,97.
10.000 m: 1. Dittrich 14:47,84 Minuten, 2. Tonat 14:50,29, 3. Tröger 14:52,40, 4. Jeklic 14:52,83, 5. Künstler (Chemnitz) 15:10,26, 6. Smulders (Grefrath) 15:12,76. - Stand nach vier Disziplinen: 1. Tröger 168,084 Punkte, 2. Tonat 168,454, 3. Dittrich 168,587, 4. Jeklic 168,650, 5. Spielmann 170,137, 6. Kumm 170,367.
Frauen, 500 m: 1. Niemann (Erfurt) 41,75 Sekunden, 2. Adeberg 42,77, 3. Börner (beide Berlin) 43,11, 4. Warnicke (Erfurt) 43,33, 5. Pechstein 43,74, 6. Mischke (beide Berlin) 43,80.
1.500 m: 1. Warnicke 2:09,09 Minuten, 2. Adeberg 2:10,89, 3. Pechstein 2:13,25, 4. Mischke, 5. Teuween (Erfurt) 2:15,68.
3.000 m: 1. Warnicke 4:28,47 Minuten, 2. Pechstein 4:33,50, 3. Mischke 4:38,34, 4. Adeberg 4:39,35, 5. Teuween 4:47,80.
5.000 m: 1. Warnicke 7:35,20 Minuten, 2. Mischke 7:52,07, 3. Pechstein 7:53,41, 4. Adeberg 8:01,93, 5. Teuween 8:10,82.
Stand nach vier Disziplinen: 1. Warnicke 176,625 Punkte, 2. Pechstein 181,081, 3. Adeberg 181, 151, 4. Mischke 182,123, 5. Teuween 186,125.
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nord: BSK Ahlen - SSV PCK Schwedt 16:11, CSC Frankfurt/Main - BC Kamp-Lintfort 12:15.
Das deutsche "Fräulein-Wunder" in der Abfahrt hält an. Katja Seizinger Zweite, Michaela Gerg-Leitner Dritte, Katrin Gutensohn Vierte, dazu ein siebter Rang von Ulrike Stanggassinger - eine Woche nach dem Doppelsieg von Vail (USA) verhinderte nur die Schweizerin Chantal Bournissen bei der zweiten Weltcup-Abfahrt im kanadischen Lake Louise einen neuerlichen Triumph der deutschen Schußfahrerinnen.
Auch die deutschen Männer überzeugten im slowenischen Kranjska Gora mit guten Leistungen. Altmeister Peter Roth (Königssee) meldete sich mit einem überraschenden dritten Slalom-Platz in der Weltspitze zurück und bescherte sich wenige Tage vor Weihnachten das zweitbeste Resultat seiner langen Karriere. In 1:43,91 Minuten lag der 31 Jahre alte DSV-Senior, der nach dieser Saison aufhören will, nur knapp hinter dem Schweden Tomas Fogdoe (1:43,20). Der 22jährige Schlaks (1,90 m) feierte nach Val d'Isere seinen zweiten Saisonsieg und verwies Italiens Olympiasieger Alberto Tomba (1:43,48) an dessen 26. Geburtstag auf Platz zwei.
Den Riesenslalom am Sonntag gewann der Wahl-Luxemburger Marc Girardelli vor dem Norweger Lasse Kjus und dem Schweden Frederik Nyberg. Als bester Deutscher fuhr Tobias Barnerssoi (Halblech) auf der extrem eisigen Piste "Podkoren" auf den guten zwölften Platz. Ein gelungenes Comeback feierte Markus Wasmeier, der einen Monat nach seinem Knöchelbruch mit Platz 28 in den Skizirkus zurückkehrte. Armin Bittner hingegen erlebte ein "schwarzes Wochenende" und schied zweimal aus.
Nur ein Wimpernschlag trennte Katja Seizinger am Ende der 2600 Meter langen Hochgeschwindigkeits-Piste "Olympia" von ihrem fünften Weltcupsieg. Bis zur letzten Zwischenzeit lag sie zeitgleich mit Michaela Gerg in Front, dann aber holte die Gleitspezialistin Chantal Bournissen, die für ihren sechsten Weltcupsieg ein Preisgeld von 18 000 Dollar erhielt, auf den letzten Metern die entscheidenden fünf Hunderstel heraus.
Schon in Vail hatte Katja Seizinger als Vierte den Sprung aufs Podest nur um eine Hunderstel verpaßt. "Zweimal so knapp - das wurmt einen schon", gab die 20 Jahre alte Abfahrts-Weltcupsiegerin hinterher freimütig zu. "Angesichts der Knieverletzung aber bin ich heilfroh, daß es schon wieder so gut klappt." Erst vor fünf Wochen hatte sie sich bei einem Trainingssturz einen Innenbandanriß im linken Knie zugezogen.
Trotz kanadischer Gefrierschrank- Temperaturen (minus 18 Grad) strahlte auch Michaela Gerg wie ein Honigkuchenpferd. Erst vor drei Wochen mußte sich die 26 Jahre alte Lenggrieserin wegen eines Trümmerbruches im Zeigefinger operieren lassen, entgegen dem Rat der Ärzte ging sie mit einer Platte und vier Schrauben in der Hand an Start.
Weniger gut erging es Miriam Vogt (Starnberg), die sich nach ihrem ersten Weltcupsieg von Vail mit Platz 16 begnügen mußte. Regina Häusl aus Bad Reichenhall (Siebte in Vail) fuhr nach fünftbester Zwischenzeit auf der extrem schnellen Piste mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 130 km/h an einem Tor vorbei und schied aus. "Das war heute im Grenzbereich", meinte selbst Katja Seizinger, die als eine der mutigsten Schußfahrerinnen gilt.
Nach sieben Rennen führt im Gesamt- Weltcup die Österreicherin Anita Wachter mit 279 Punkten vor der Schwedin Pernilla Wiberg (265) und der Österreicherin Ulrike Maier (236). Miriam Vogt (180), Katja Seizinger (163) und Katrin Gutensohn (146) folgen auf den Plätzen vier, fünf und sechs. sid
Deutschlands Handballerinnen haben für die Weltmeisterschaft vom 24. November bis 5. Dezember 1993 in Norwegen ein gutes Los erwischt. Die Gruppenauslosung am Sonntag mittag im Oslo Plaza Hotel ergab als Gegner für das Team von Bundestrainer Lothar Doering in der Gruppe C die Mannschaften von Rumänien, Schweden und Angola.
Bundestrainer Doering meinte dazu: "Schweden können wir schlagen, und Angola wird kaum eine Mannschaft aufbieten, die uns überraschen kann." Rumänien gilt als klarer Favorit.
In der Gruppe A spielen Gastgeber Norwegen, Polen, Ungarn und Spanien. Die Gruppe B bilden Rußland, Dänemark, Korea und Litauen, und in der Gruppe D spielen Österreich, China, die CSFR und die USA.
Die Biathleten erwiesen sich am ersten kompletten Weltcup-Wochenende im Nordischen Skisport wieder einmal als deutschen Aushängeschilder. Bereits am Samstag hatten der Oberhofer Doppel- Olympiasieger Mark Kirchner und Petra Schaaf aus Willingen beim Weltcup-Auftakt im slowenischen Pokljuka die Entscheidungen über 10 km sowie 7,5 km gewonnen. Am Sonntag siegte die deutsche 4x7,5-km-Staffel der Frauen vor Frankreich und der CSFR, während die Olympiasieger-Staffel der Männer den fünften Platz hinter Österreich, Rußland, Norwegen und Weißrußland belegte.
Bei den Olympischen Spielen von Albertville hatten die deutschen Biathleten sieben Medaillen gewonnen und galten damit bereits vor Saisonbeginn als große Favoriten. Dieser Rolle wurden in Pokljuka vor allem die Männer gerecht, die außerdem durch Mark Kirchner (Zweiter über 20 km), Jens Steinigen (Ruhpolding/ Dritter über 20 km) sowie die Oberhofer Sven Fischer (Fünfter über 10 km) und Frank Luck (Fünfter über 20 km) Spitzenresultate erzielten.
Bei den deutschen Frauen dagegen lief trotz des Sieges von Petra Schaaf in den Einzelrennen noch nicht alles nach Wunsch. Vor allem die Schießleistungen waren schlecht. 15-km-Olympiasiegerin Antje Misersky aus Oberhof zum Beispiel fiel am Samstag beim 7,5-km-Sprint durch drei Schießfehler im Stehendbereich noch auf den 14. Platz zurück. Im abschließenden Staffel-Wettbewerb aber lieferten Uschi Disl (Moosham), Antje Misersky, Neuling Ilka Schneider (Altenberg) und Petra Schaaf ein fehlerfreies Rennen und verwiesen Olympiasieger Frankreich auf den zweiten Platz.
Der Schonacher Mannschafts-Olympiasieger von 1988, Hans-Peter Pohl holte sich beim Weltcup der Nordisch-Kombinierten in St. Moritz als Neunter seine ersten Saisonpunkte. Pohl hatte nach dem Springen noch auf Platz vier gelegen, büßte aber am Sonntag beim 15-km-Lauf fünf Ränge ein. Auch beim dritten Wettbewerb der Saison blieb der Japaner Kenji Ogiwara erfolgreich, der diesmal seine Landsleute Takanori Kono und Masashi Abe auf die Plätze verwies. Thomas Dufter (Hammer) und Sven Leonhardt (Oberwiesenthal) liefen sich nach schwachem Springen noch auf die Ränge 19 und 20 vor.
Die Skispringer von Bundestrainer Rudi Tusch konnten auch beim dritten Saison-Weltcup im japanischen Sapporo nicht überzeugen. Einzig der Schönwalder Christof Duffner kam als Neunter von der Normalschanze zu Weltcup-Punkten. Während Ralph Gebstedt (Oberhof) wenigstens jeweils das Finale der besten 35 Springer erreichte, mußten sich Dieter Thoma (Hinterzarten) und Marc Nölke (Neuenrade) mit hinteren Plätzen begnügen. Die Siege in Sapporo gingen an Martin Höllwarth (Österreich/Normalschanze) und Akira Higashi (Japan/Großschanze). Der im Gesamt-Weltcup klar in Führung liegende Österreicher Werner Rathmayr kam jeweils auf den zweiten Platz.
Beim Weltcup der Langläufer im italienischen Tesero holten sich die deutschen Frauen am Sonntag die ersten Weltcup- Punkte der Saison. In der Besetzung Katrin Apel (Oberhof), Anke Schulze (Willingen), Ina Kümmel (Oberwiesenthal) und Heike Wezel (Klingenthal) gelang dem deutschen Quartett bei der im klassischen Stil gelaufenen 4x5-km-Staffel ein siebenter Platz. Der Sieg ging an Norwegen, das Olympiasieger Rußland auf den zweiten Rang vor Finnland verwies.
Auch die DSV-Männer liefen in der Besetzung Thorald Rein (Oberhof), Jochen Behle (Willingen), Johann Mühlegg (Marktoberdorf) und Jan Fiedler (Oberwiesenthal) auf den siebenten Platz. Den Sieg in der ebenfalls im klassischen Stil gelaufenen 4x10-km-Staffel der Männer sicherte sich Rußland vor Italien und Olympiasieger Norwegen.
Ihren ersten Weltcupsieg in der an Erfolgen mit fünf Weltmeistertiteln reichen Laufbahn landete Biathletin Petra Schaaf. Erst lange nach dem Zieleinlauf realisierte sie den Erfolg: "Damit habe ich heute überhaupt nicht gerechnet. In den letzten Trainingstagen gelang mir nie ein Nuller, und auch das Laufen fiel mir schwerer als in den vergangenen Wochen. Ich mußte mich läuferisch gewaltig reinhängen." Am Sonntag führte Petra Schaaf die Staffel vom sechsten Platz beim letzten Wechsel zum Erfolg.
Bei idealen Bedingungen mit Minusgraden, Sonnenschein und Windstille imponierte im Feld der Skijäger aus 20 Ländern auch Mark Kirchner mit hervorragenden Schieß-Leistungen. In allen sechs Prüfungen der Einzelrennen blieb er ohne Fehler. "Es läuft fast schon zu gut. In den letzten Jahren habe ich die Saison fast immer mit drei Fahrkarten begonnen. Ich glaube aber schon, daß ich auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften im Februar im Plan liege, es noch Reserven gibt. Besonders erfreulich ist, daß ich meine Trainingsleistungen im Wettkampf bestätigen konnte." Kirchner hat nun seine Schieß-Umstellung perfektioniert. Schoß er früher im Liegend-Anschlag von rechts nach links, so beginnt er jetzt auf der anderen Seite. sid/dpa
Das deutsche "Fräulein-Wunder" hält an. Beim zweiten Super-G im kanadischen Lake Louise feierte Katja Seizinger ihren ersten Saisonsieg im Weltcup und setzte einem grandiosen Wochenende der deutschen Ski-Mädchen die Krone auf. Es war der fünfte Weltcup-Triumph der 20jährigen vom SC Halblech, die vor sechs Wochen wegen eines Innenbandanrisses noch im Krankenhaus gelegen hatte. Für ihren Erfolg kassierte sie 18 000 Mark Siegprämie sowie 50 500 Mark vom Deutschen Ski-Verband (DSV).
Mit 1:10,93 Sekunden lag Katja Seizinger hauchdünn vor der Russin Tamara Lebedewa (1:11,01), die als Vorläuferin mit Startnummer 59 ins Rennen gegangen war. Am Vortag hatte sich Katja Seizinger in der Abfahrt nur um fünf Hundertstelsekunden der Schweizerin Chantal Bournissen geschlagen geben müssen.
Es war ein Wochenende ganz im Zeichen der deutschen Mädchen. Den Erfolg im Super-G komplettierten Regina Häusl (Bad Reichenhall) als Dritte (1:11,20) und Michaela Gerg-Leitner (Lenggries) als Sechste (1:11,49). Bei der Abfahrt an gleicher Stelle hatten am Tag zuvor Katja Seizinger den zweiten, Michaela Gerg- Leitner den dritten, Katrin Gutensohn den vierten und Ulrike Stanggassinger den siebten Platz belegt.
Auch die deutschen Männer überzeugten im slowenischen Kranjska Gora mit guten Leistungen. Altmeister Peter Roth (Königssee) meldete sich mit einem überraschenden dritten Slalom-Platz in der Weltspitze zurück und bescherte sich wenige Tage vor Weihnachten das zweitbeste Resultat seiner langen Karriere. In 1:43,91 Minuten lag der 31 Jahre alte DSV-Senior, der nach dieser Saison aufhören will, nur knapp hinter dem Schweden Tomas Fogdoe (1:43,20). Der 22jährige feierte nach Val d'Isere seinen zweiten Saisonsieg und verwies Italiens Olympiasieger Alberto Tomba (1:43,48) an dessen 26. Geburtstag auf Platz zwei.
Den Riesenslalom am Sonntag gewann der Wahl-Luxemburger Marc Girardelli vor dem Norweger Lasse Kjus und dem Schweden Frederik Nyberg. Als bester Deutscher fuhr Tobias Barnerssoi (Halblech) auf der extrem eisigen Piste "Podkoren" auf den guten zwölften Platz. Ein gelungenes Comeback feierte Markus Wasmeier, der einen Monat nach seinem Knöchelbruch mit Platz 26 in den Skizirkus zurückkehrte. Armin Bittner hingegen schied zweimal aus.
Nur ein Wimpernschlag trennte Katja Seizinger am Ende der 2600 Meter langen Hochgeschwindigkeits-Piste "Olympia" vom vierten Sieg bei einer Weltcup-Abfahrt. Bis zur letzten Zwischenzeit lag sie zeitgleich mit Michaela Gerg-Leitner in Front, dann aber holte Chantal Bournissen auf den letzten Metern die entscheidenden fünf Hundertstel heraus.
Trotz kanadischer Gefrierschrank- Temperaturen (minus 18 Grad) strahlte auch Michaela Gerg wie ein Honigkuchenpferd. Erst vor drei Wochen mußte sich die 26 Jahre alte Lenggrieserin wegen eines Trümmerbruches im Zeigefinger operieren lassen, entgegen dem Rat der Ärzte ging sie mit einer Platte und vier Schrauben in der Hand an Start. "Das Risiko hat sich gelohnt", meinte Gerg überglücklich. "Bei so einem Erfolg vergißt man die Schmerzen."
Weniger gut erging es Miriam Vogt (Starnberg), die sich nach ihrem ersten Weltcupsieg von Vail mit Platz 16 begnügen mußte. Regina Häusl (Siebte in Vail) fuhr nach fünftbester Zwischenzeit auf der extrem schnellen Piste mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 130 km/h an einem Tor vorbei und schied aus. "Das war heute im Grenzbereich", meinte selbst Katja Seizinger, die als eine der mutigsten Schußfahrerinnen gilt. sid
Mit dem Sieg des Favoriten Nick Faldo aus England nach einem Stechen mit dem Australier Greg Norman und Rang 16 für den Anhausener Bernhard Langer endete am Sonntag in Montego Bay auf der Karibikinsel Jamaika die zweite Weltmeisterschaft der Profi-Golfer.
Der Weltranglisten-Erste und British- Open-Gewinner Faldo siegte zum Jahres- Abschluß nach einem packenden Finale auf dem schwierigen Par-70-Küstenkurs des Tyrall Golfclubs am ersten Extraloch der "Verlängerung" mit einem Par, nachdem beide Spieler nach 72 Löchern 274 Schläge auf ihrem Konto hatten.
Dabei hatte Greg Norman bei seiner Aufholjagd am Schlußtag mit 63 Schlägen einen phantastischen Platzrekord aufgestellt. Vor dem letzten Loch führte er sogar, doch der als nervenstark bekannte Nick Faldo schaffte am 18. Loch ein Birdie und zog mit seinem Konkurrenten gleich. Und genau an diesem Loch fiel auch im Stechen die Entscheidung, als Norman nur ein Bogey spielte.
"Das war nicht meine WM. Mein kurzes Spiel war katastrophal, und auch meine langen Schläge waren schlecht", sagte der Schwabe, dem an den ersten beiden Tagen kein Birdie gelang. Erst nach der "Halbzeit", als sich die starken Winde etwas gelegt hatten, gelangen ihm zwei respektable Durchgänge. sid
"Mein schönstes Weihnachtsgeschenk", strahlte Bad Nauheims Eishockey-Trainer Rudolf Sindelar, nach dem nicht nur seiner Ansicht nach bisher "stärksten Saisonspiel". Nach sechs bitteren Pleiten in Folge platzte ausgerechnet gegen den Meisterschafts-Aspiranten aus der Wagnerstadt der Knoten. Am Ende stand ein 5:2(0:0, 2:0, 3:2)-Überraschungssieg gegen die Schützlinge des maßlos enttäuschten SVB-Trainers Pergl. "Wir haben Bad Nauheim unterschätzt. Der EC war gegenüber dem Vorspiel nicht mehr wiederzuerkennen", so Pergl.
Überragend beim Gastgeber der ehemalige NHL-Profi Walt Poddubny, der es gleich auf vier Einschüsse und eine Vorlage brachte. Sein kanadischer Landsmann David Latta stand ihm kaum nach, produzierte mehrere Vorlagen und markierte das vorentscheidende 4:1 (47.).
Von den Fans wurde jedoch Matchwinner Walt Poddubny nach seinen vier herrlichen Toren gefeiert. Poddubny stand auch nach dem Spiel im Mittelpunkt der Fragen, denn der schußgewaltige Stürmer wird von einigen Erst- und Zweit-Ligisten heftig umworben. "Ich kann nur hoffen, daß Poddubny bleibt. Ich weiß, daß es ihm in Bad Nauheim gefällt", schwebt Trainer Sindelar noch zwischen Hoffen und Bangen.
Ein hartes Statement in Sachen Poddubny gab dagegen Rechtsanwalt Dauernheim vom Konkursverwalter-Büro Reuß ab:" Poddubny hat einen Vertrag bis Ende April in Bad Nauheim. Er ist Profi und wird zumindest bis zum Saisonschluß für uns weiterhin auf Torejagd gehen."
Ob mit oder ohne Poddubny: Der EC hat wieder Land in Sicht. Die Fans allerdings wollen unbedingt weiterhin Poddubny auf Torejagd sehen, der EC Kassel ist aus dem "Wettstreit" um den immer stärker werdenden Kanadier übrigens ausgeschieden. Nach der Verpflichtung von Poddubnys Landsmann Moesor ist das Ausländer-Kontingent der Nordhessen erschöpft. jo
MÖRFELDEN-WALLDORF. Führende Sozialdemokraten haben sich hinter ihren Parteifreund, den Ersten Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran, gestellt und Rücktrittsforderungen an dessen Adresse eine klare Absage erteilt. Die SPD bezieht sich auf Überlegungen der Grünen. Sie wollen nach der Kommunalwahl nur noch zwei statt bisher drei hauptamtliche Wahlbeamte im Rathaus. Im Fall eines Fortbestands der rot-grünen Koalition sei es daher naheliegend, wenn die SPD den Bürgermeister und die Grünen den Ersten Stadtrat stellten - mithin müßte Vorndran gehen.
Offensichtlich fürchten die Sozialdemokraten zunehmend, kurz vor der Kommunalwahl vom Personal- und Politgerangel ihres Grünen-Koalitionspartners um Stadtrat Dirk Treber (Grüne) wenig wählerwirksam in Mitleidenschaft gezogen zu werden. In der SPD-Erklärung heißt es: "Es ist schon schlimm genug, wenn die Grünen in Mörfelden-Walldorf in ihrem Familienstreit den Kopf ihres ehemaligen Aushängeschildes, Motors der Startbahnbewegung und jetzigen Grünen-Stadtrates, Dirk Treber, fordern. Völlig unakzeptabel aber sei die Forderung, Vorndran solle sein Amt zur Verfügung stellen, um im Zuge eines Gesamtrevirements Platz für einen neuen Stadtrat oder eine neue Stadträtin der Grünen nach der Kommunalwahl zu schaffen.
Dies sei eine kaum noch zu überbietende Dreistigkeit und belaste die rot-grüne Koalition. Eine Klarstellung des Koalitionspartners sei dahingehend notwendig, daß er voll hinter Vorndran stehe. "Man soll die Leidensfähigkeit der SPD nicht überschätzen", hieß es bei der Vorstandssitzung.
Die SPD erinnert daran, daß es die Grünen gewesen seien, die die Stelle eines dritten Stadtrates gefordert hätten. Es sei daher allein deren Sache, wie sie mit der aktuellen Situation zu Rande kämen. Die SPD hofft, daß die Grünen ihren Hauskrach beenden und trotz der Nervorsität vor der für sie sicher schwierigen Kommunalwahl zu sachlichen Auseinandersetzungen zurückfänden. cas
Das Schlimmste von allem, erinnert sich Robert Winter, sei doch "die Demütigung des Bettelns" gewesen - der Zwang, die Hand aufzuhalten, sich seine Pennies für einen kargen Lebensunterhalt in den Straßen Londons zusammenbetteln zu müssen. "Ich kann mich gut daran erinnern", sagt Robert. "Vor zwei Jahren war ich noch selbst da draußen, auf mich allein gestellt."
Inzwischen schläft der junge Engländer nicht mehr unter Brücken oder in Hauseingängen. Er hat, nebst einer Behausung, einen Job gefunden, der ihn über Wasser hält. In einem ebenso kleinen wie feinen Büro im Westlondoner Stadtteil Hammersmith, gleich neben der U-Bahn-Linie, arbeitet Robert Winter an einem Projekt mit, das von der offiziellen Medienszene der britischen Hauptstadt mit unverhohlenem Neid gemustert wird.
Das Projekt hat in diesem Jahr nämlich alle Publikumsrekorde geschlagen. Es heißt The Big Issue, ist eine vierzehntägig herauskommende Zeitschrift und bringt Nachrichten, Geschichten, Feature, Terminkalender, Vermißtenmeldungen und Klatsch und Tratsch für interessierte Leser aus dem Londoner Leben.
The Big Issue - zu deutsch etwa: die Kernfrage - ist freilich keine Zeitschrift wie jede andere. The Big Issue ist, laut Motto auf der Titelseite, ein Magazin, das "den Obdachlosen hilft, sich selbst zu helfen". Verkauft wird das Blatt überall in London von Obdachlosen, die vom Verkaufspreis (50 Pence, also etwa 1,25 Mark) 30 Pence für sich behalten können.
Das schafft den über 500 meist jüngeren Leuten, die die Zeitschrift vertreiben, und die ohne ein festes Dach überm Kopf in der Hauptstadt leben, ein kleines Einkommen, das nach Schätzung des Chefredakteurs, John Bird, "bei 600 bis 700 Mark monatlich" liegt. Es gibt den Obdachlosen außerdem, wie einem alle Verkäufer bestätigen, ein neues Selbstgefühl, da ein Produkt feilzuhalten, noch dazu eins mit entsprechender Thematik, "etwas ganz anderes ist, als die Hand aufzuhalten und auf milde Gaben zu warten".
Ins Leben gerufen wurde die Zeitschrift im September 1991, und zwar vom Boß der britischen Firma Body Shop, Gordon Roddick, der im Sommer zuvor bei einer New-York-Reise auf ein US- amerikanisches Pendant unter dem Titel Street News gestoßen war. Der Body Shop finanzierte das Startkapital und offerierte Unterstützung bis zu einem Zeitpunkt, an dem die Zeitschrift sich selbst tragen würde. John Bird entwickelte daraufhin eine Monatszeitschrift, an deren Produktion Obdachlose ebenso mitwirkten wie an deren Straßen-Vertrieb.
Inhaltlich und vom Layout her war The Big Issue zwar zunächst etwas unterentwickelt und mit Gewißheit kein publizistischer "Renner", der sich mit etablierten Londoner Magazinen hätte messen können. Doch die Idee, daß hier Obdachlose sich selbst am Schopf aus der Gosse zogen, fand rasch Anklang beim zahlenden Straßenpublikum.
In kurzer Zeit vervielfachte sich die Verkaufszahl von 35 000 auf 120 000, und im September dieses Jahres, anläßlich ihres ersten Geburtstags, konnte die Zeitschrift auf 14tägiges Erscheinen umstellen. "Wir waren", räumt Robert Winter ein, "von dieser rasanten Entwicklung selbst überrascht." Von der Weihnachtsausgabe druckte The Big Issue bereits eine stolze Viertelmillion Exemplare.
Mit solchen Zahlen, und mit sprudelnden Werbequellen, hat das Obdachlosen- Magazin damit in diesem Monat begonnen, sich selbst zu tragen - eine Absicht, die der Body Shop als kommerzielles Unternehmen von vornherein verfolgte. Mittlerweile ist die Redaktion des Blattes, eine Mischung aus Presse-Profis und ehemaligen Obdachlosen, von einem winzigen Büro im Londonder Stadtteil Richmond in die neuen komfortablen Räume in Hammersmith umgezogen. Gedruckt wird das Blatt in Bristol, und an die Verkäufer verteilt wird es täglich an Londons Victoria Station. Wer The Big Issue verkaufen will, muß allerdings eine Art Kurzschulung mitmachen und sich, zwecks Wahrung des guten Namens der Zeitung, per Unterschrift zur Einhaltung gewisser Regeln verpflichten.
Zu diesen Regeln gehört, daß die Zeitschrift nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluß verkauft werden darf. Verkäufer dürfen keine Polizisten oder Passanten beschimpfen, dürfen nicht aggressiv werden und keine rassistischen oder sexistischen Kommentare machen. Außerdem dürfen sie nicht miteinander in Streit geraten, wo es um Vorzugspositionen beim Verkauf der Zeitschrift in der Stadt geht. Die Erfahrung zeigt, daß dieses System der Selbstkontrolle gar nicht übel funktioniert: Umgekehrt drücken Londoner Bobbies beide Augen zu, wenn sie Verkäufer ohne offizielle Handelslizenz antreffen. Die Erleichterung, Obdachlose bei einem Broterwerb zu wissen, der ihnen ihr Essen und oft auch eine Unterkunft sichert, wiegt Bedenken wegen der Legalität des Verkaufs bei weitem auf.
Chefredakteur John Bird, selbst jemand, der als Jugendlicher aus einem gewalttätigen Elternhaus "ausstieg" und der seit damals die ganze Obdachlosenszene kennengelernt hat, betont den sozialen und den Selbsthilfe-Aspekt des Unternehmens: "Wir suchen die Ansichten der Obdachlosen zu reflektieren und den Leuten Arbeit zu verschaffen." Während Bird weiß, daß der Body Shop, als Kapitalträger, daran interessiert sein muß, daß das Blatt sich auf Dauer selbst trägt, ist er doch auch stolz auf die Besonderheit der finanziellen Regelung für seinen kleinen Betrieb: "Unsere Profite gehen direkt in Schulungskurse für Obdach- und Arbeitslose, die den Betreffenden Gelegenheit geben sollen, eine Unterkunft und einen Job zu finden."
Bird ist sich auch im klaren darüber, daß The Big Issue seinen Erfolg nicht aufs bloße "Mitleid der Mittelklasse" mit den Obdachlosen gründen kann, das gerade zur Weihnachtszeit ein offensichtliches Käufermotiv ist, sondern sich langfristig durch "die Qualität des Produkts selbst" bewähren muß. In dieser Hinsicht, räumen die Mitarbeiter der Zeitschrift ein, bleibe einiges zu tun, um The Big Issue einen festen Ort in der britischen Presselandschaft zu verschaffen.
An Expansionsplänen für die nahe Zukunft fehlt es den unternehmungslustigen Herausgebern jedenfalls nicht. Nachdem in diesem Jahr bereits im südenglischen Seebad Brighton eine Big-Issue- Ausgabe mit lokaler Zusatzinformation verteilt wurde, wird derzeit eine Ausgabe in der mittelenglischen Stadt Manchester getestet. Im Februar will die Zeitschrift nach Glasgow und Edinburgh vorstoßen. Selbst aus dem Ausland - von Hamburg ist in diesem Zusammenhang die Rede - wird Interesse an einer entsprechenden Selbsthilfe-Idee gemeldet.
Mögen andere Blätterdieser Tage im Königreich das Erscheinen einstellen als Opfer der Rezession und scharfer Konkurrenz: The Big Issue hat keine solchen Probleme. Die Anzeigenplätze sind auf längere Zeit hinaus ausgebucht, und der Verkauf läßt nichts zu wünschen übrig. Londons Obdachlose, und zur Abwechslung mal nicht australische Pressebarone, haben die Erfolgsstory des Jahres 1992 zustande gebracht. Der Schlager der Saison heißt: Gedruckte Selbsthilfe - Schluß mit der blöden Bettelei!
Wer glaubt, Herbert Schäty sei total gegen Hallen-Turniere, irrt. Der Trainer des Oberligisten SG Egelsbach will&rquote;s jedoch in der Halle nicht übertreiben, betrachtet Vorbereitungsspiele ebenso wie Spielausschußvorsitzender Klaus Leonhardt auf dem Feld als die bessere Alternative. Nicht die personelle Lage im Spielerbereich sprach zunächst gegen das fünfte Karl-Heinz-("Charly")-Graf-Gedächtnisturnier vom 26. bis 28. Dezember, sondern fehlende Referees. Nur mit Mühe erhielt die SGE die Turnier-Genehmigung. "Es bedurfte eines Vorstands-Entscheides im HFV", stellte Fußball-Chef Hans-Peter Seng hierzu fest. "Wir hatten genügend Schiedsrichter, wußten nichts von zwei Abmeldungen, die direkt beim HFV und nicht bei der SG Egelsbach erfolgt sind", erklärt Seng das Defizit. Aufmerksam wurde der Verein durch die 900-Mark-Geldstrafe sowie die fehlende Turnier-Genehmigung seitens des Kreisfußball-Ausschusses. Da die SGE Spieler wie Jochen Krapp oder Sven Müller für die Hessen-Auswahl abstellt und sich stets kooperativ zeigt, gaben Hans-Hermann Eckert und seine Vorstandskollegen doch noch grünes Licht.
Kaum ist die Weihnachtsgans verdaut, soll es am zweiten Feiertag in der Dr.- Horst-Schmidt-Halle mit dem bunten Fußball-Reigen losgehen. Der Oberliga- Dritte will sich nicht die Blöße vom Vorjahr geben, als Egelsbach I im Finale gegen Egelsbach II 0:1 (durch Gaidas) verlor. Die SGE schickt dieses Mal nur eine Formation aufs Parkett, gilt in der Staffel B neben dem Landesligisten 1. FC Germania Ober-Roden als klarer Favorit. In der Gruppe A ist die Spvgg. 03 Neu- Isenburg (Landesliga Süd) ranghöchster Klub, denn die "Lilien" vom SV Darmstadt 98 werden mit ihrer zweiten Mannschaft (Bezirksliga) erwartet.
Die Preisgelder wurden erhöht. Insgesamt werden den Ausschreibungen nach 2600 Mark für die ersten vier sowie Sachpreise für die übrigen Teilnehmer ausgelobt. Dem Sieger winken allein 1200 Mark, der Finalpartner muß sich mit 700 "Blauen" zufriedengeben. Neben dem Wanderpokal für den Turniersieger (noch in der Egelsbacher Vereinsvitrine) stehen zudem ein Fairneß- und ein Offensiv- Pokal parat. Ferner soll der beste Keeper geehrt werden.
Die SG Egelsbach wird mit großer Wahrscheinlichkeit bis zum zweiten Feiertag keinen Neuzugang präsentieren, denn die Sache mit Folker Liebe (Spvgg. 05 Bad Homburg) ist noch nicht endgültig unter Dach und Fach. "Wir sind uns über die finanziellen Modalidäten einig, brauchen jetzt nur noch einen Geldbgeber für diesen Transfer", bekennt Seng freimütig. Möglicherweise wird es auch einen Abgang geben, denn der vom FSV Frankfurt zu Rundenbeginn verpflichtete Stefan Simm ist mit seiner Ersatzbank-Rolle unzufrieden und denkt an einen Wechsel. Auf Dragan Reljic und Günter Franusch, die nicht unbedingt als Indoor-Spezialisten gelten, werden die SGE-Anhänger verzichten müssen. Ansonsten versucht Schäty, seine bestmögliche Formation ins Rennen zu schicken. Die Unterbrechung des Weihnachtsurlaubs wird in Kauf genommen, zumal die Spieler anschließend bis 17. Januar freihaben. Sie gilt zudem als Vorbereitung auf das Oberliga-Masters am 23./24.Januar in der Ballsporthalle Höchst.
SG EGELSBACH, HALLENTURNIER - Gruppe A: Spvgg. 03 Neu-Isenburg, TG 08 Ober-Roden, SV Darmstadt 98 II, TS Ober-Roden, FC Offenthal.
Gruppe B: SV Dreieichenhain, 1.FC Germania Ober-Roden, 1.FC 03 Langen, SG Götzenhain, SG Egelsbach.
TERMINPLAN, Samstag (26.12.), 15.30 Uhr: Neu-Isenburg - TG Ober-Roden, 16.00: Darmstadt - TS Ober-Roden, 16.30: Dreieichenhain - Germania Ober-Roden, 17.00: FC Langen - Götzenhain, 17.30: FC Offenthal - Neu-Isenburg, 18.00: Egelsbach - Dreieichenhain, 18.30: TG Ober-Roden - Darmstadt 98, 19.00: TS Ober-Roden - Langen, 20.00: Götzenhain - Egelsbach.
Sonntag (27.12.), 16.00: Neu-Isenburg - Darmstadt 98, 16.30: TG Ober-Roden - TS Ober-Roden, 17.00: Dreieichenhain - Langen, 17.30: Germania Ober-Roden - Götzenhain, 18.00: Darmstadt 98 - FC Offenthal, 18.30: TS Ober-Roden - Neu- Isenburg, 19.00: Langen - Egelsbach, 19.30: Götzenhain - Dreieichenhain, 20.00: FC Offenthal - TG Ober-Roden, 20.30: Egelsbach - Germ. Ober-Roden.
Montag (28.12.), 17.00: Sieger Gruppe A gegen Zweiter Gruppe B, 17.30: Sieger Gruppe B - Zweiter Gruppe A, 18.00: Spiel um Platz 9, 18.30: Platz 7, 19.00: Platz 5, 19.30: Platz 3, 20.00: Endspiel. MAX KÖBEL
"Gehn sie aus im Stadtpark die Laternen", trällerten Gitte Henning und Rex Gildo vor etwa einem Vierteljahrhundert täglich durch den Äther. Dem können die Fußballer aus dem Höchster Stadtpark nach einem Jahr der Konsolidierung energisch widersprechen. Unter Trainer Matthias Schroda (26 Jahre) hat die SG 01 Höchst ihren Oberliga-Abstieg glänzend verkraftet. Sie geht mit 38:4-Punkten als Spitzenreiter ins neue Jahr. Vor genau einem Jahr sah die Welt jedoch anders aus. Sehr früh stand der Sturz in die Zweitklassigkeit fest. Mit 20:44-Punkten wurden die Stadtpark-Kicker zwar noch Drittletzter, was jedoch nichts am sicheren Abstieg änderte.
Daß die Lichter im Stadtpark nicht ausgingen, verdankte der Traditionsverein einem solide wirtschaftenden Vorstand um Abteilungsleiter Heinz Knierim und dem Spielausschuß-Vorsitzenden Günter Allmann. Dieses Gespann prägt den sportlichen Bereich bei den "Nulleinsern" seit Jahr und Tag. Oberliga, Landesliga und zurück - die Berg-und-Tal- Fahrt hinterließ keine großen Wunden, allenfalls kleine Narben. In besten Tagen wurde mit dem Einsatz der letzten Mittel sogar eine Position im oberen Drittel der Oberliga erreicht. Ein Kraftakt, der nicht repetierbar war.
Für die Landesliga sind die Höchster trotz einer großen Fluktuation stets zu stark, dominieren das Geschehen in der zweiten Amateurklasse fast nach Belieben. Allerdings gibt es in diesem Jahr einen ernsthaften Mitbewerber, denn Altmeister und Oberliga-Rekordhalter VfB 1900 Gießen will seinen 31 Jahren im Amateur-Oberhaus nach vielen vergeblichen Anläufen die 32. Runde folgen lassen. Dem steht prinizpiell nur die Elf vom Stadtpark entgegen, die die bessere Ausgangsposition (zwei Punkte Vorsprung) hat und vor allem in der zweiten Halbserie den direkten Mitbewerber im Stadtpark empfangen kann.
"Fröhliche Ostern" soll das Motto im Stadtpark lauten, denn der vermutliche Kassenschlager ist für Ostermontag (12. April) terminiert. Dann soll es einen Saisonrekord (1000 und mehr Fans) und die Revanche bei der SG 01 geben. Im Gießener Waldstadion gab es am 14. Spieltag (2:3) die einzige Saison-Niederlage für den Frankfurter Stadtteilverein, zudem mit 1500 Zuschauern eine Saison-Rekordkulisse. Davon kann allerdings im Dunstkreis der Frankfurter Eintracht sowie der Armada an Ober- und Landesligakonkurrenten im Stadtpark nur geträumt werden.
Mit 300 bis 400 Fans sind die Macher allerdings zufrieden, denn auch im grauen Oberliga-Alltag ist der Zuspruch nicht sonderlich viel höher. Daran haben sich die Höchster gewöhnt. Sie sind die Nummer eins im Main-Taunus-Kreis, aber nicht überall beliebt. Das liegt tiefer verwurzelt, die Höchster "grapschen" sich viele Jugendspieler von den Nachbarklubs, was immer wieder böses Blut gibt.
43 Treffer schlugen in 32 Oberliga-Spielen zu Buche. Nach 21 Begegnungen in der Landesliga sind es bereits 79. Und daran haben drei Spieler großen Anteil: Die Routiniers Andreas Grabitsch und Christian Peukert, die auch unter den erfolgreichsten Schützen zu finden sind, Ulli Ludwig und vor allem das Sturmtalent Cem Crolly. Dieser Akteur kam vom Brentanobad in den Stadtpark und hat bereits 17 Treffer erzielt. Allerdings konnte auch er nicht verhindern, daß die SG 01 im letzten Spiel dieses Jahres (0:0 in Steinbach) erstmals ohne Torerfolg blieb.
Bis zum 7. Januar 93 ruht der Betrieb im Stadtpark, am 9./10. Januar nimmt der Spitzenreiter am populären Künzeller Osthessen-Cup teil. Dort spielt das Team in der Gruppe III gegen den FC Alemannia Aachen, Wartburg Eisenach, RSV Petersberg und den Türkischen SV Fulda. Dem Sieger um den OFFIS-Cup winken 6000 Mark, dem Finalpartner 3000 Mark, und die Teilnehmer am "kleinen Finale" spielen noch um 2000 beziehungsweise 1000 Märker. Die Höchster können hierdurch - wie berichtet - nicht am Offensiv-Cup in Kriftel teilnehmen, was einige Disharmonien auslöste.
Künzell gilt als Generalprobe für das Oberliga-Masters (Portas-Cup) am 23./24. Januar in der Höchster Ballsporthalle, wo sich der langjährige Oberligist als Lokalmatador mit der Oberliga-Elite messen kann. Dazwischen will Schroda seine Mannschaft gegen die Oberligavereine Sportfreunde Eisbachtal (16. 1.) und FV Bad Vilbel (19. 1.) auf das Tempo im Amateur-Oberhaus einstimmen.
"Wir haben hart gearbeitet und werden auch im Januar mit viermal Training pro Woche alles tun, um uns im Zweikampf gegen Gießen durchzusetzen", sagt der Trainer. Der A-Lizenz-Inhaber konstatierte einen sehr großen Leistungsunterschied zwischen beiden Spielklassen: "Das Niveau in der Oberliga ist viel höher, die Klasse wesentlich ausgeglichener", will er die jetzige Zwischenbilanz nicht überbewerten. Selbst eine "riesige Bilanz" - wie im Falle VfB Marburg und RSV 1920 Würges in den beiden letzten Spielzeiten vor Augen geführt - reicht oftmals nicht aus, um ohne größere Verstärkungen in der Oberliga zu bestehen. "Die Mischung stimmt, die Kameradschaft ist wesentlich besser als im Vorjahr. Das ist ein weiterer Erfolgsgarant", setzt Schroda auf altbewährte Komponenten.
Meilensteine sollen bereits in den Heimspielen gegen die ehemaligen Oberliga-Rivalen TSV Battenberg (27. Februar) und vor allem gegen den Nachbarn FC Viktoria Sindlingen (13. März), wohin Stürmer Norbert Reichert wechselte, gesetzt werden. Die Bezirksderbys in Biebrich (30. April) und das Saison-Halali am 22. Mai beim RSV 1920 Würges könnten sich schlußendlich als Fallen erweisen. Spötter könnten dann doch noch das Lied anstimmen "Gehn sie aus im Stadtpark die Laternen . . . " HANS-DIETER PUTH
BAD HOMBURG. Nochmal ein Zeichen setzen, denen den Rücken stärken, die gegen eine Änderung des Grundgesetzes sind - mit diesem Ziel kamen am Samstag rund 200 Menschen zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz zusammen. Den Aufruf "Grundgesetz schützen, Asylrecht verteidigen" hatten die Grünen aus Bad Homburg und Friedrichsdorf, das Jugendumweltbündnis, Jungdemokraten und Jungsozialisten, der DGB und die Arbeitskreise für Asyl unterstützt.
Auch Eva Busse von der Kaiserin- Friedrich-Schule hatte den Aufruf unterschrieben und das Flugblatt vor der Schule verteilt. Was der Rektor der Schule tolerierte - einige Mitschüler taten sich damit schwer: "Von denen mußte ich mir Beschimpfungen anhören, daß das Flugblatt wie Propaganda aus dem dritten Reich sei", berichtet die Schülerin über sechs männliche Kollegen, die sie umringt und behindert hätten.
Der Streit um die Grundgesetzänderung zeigt den tiefen Graben zwischen der großen Politik und dem Handeln vor Ort. So zumindest empfindet es Karin Weber vom Arbeitskreis Asyl Bommersheim. Gemeinsam mit Elisabeth Bentrup verdeutlichte sie in Wechselrede, was es heißt, in einem Lager zu leben, Angst vor Abschiebung und keine Rechte zu haben. Die beiden Frauen spüren, wie die Angst unter den Asylbewerbern zunimmt.
Versäumnisse warf der Chef der Grünen-Landtagsfraktion, Rupert von Plottnitz, der Regierung vor. Es gehe nicht an, daß man sich die Parole "Deutschland den Deutschen" zu eigen mache, sagte er auch mit Blick auf die über sechs Millionen Ausländer in Deutschland, die endlich zu "gleichberechtigten Bürgerinnen und Bürgern" gemacht werden müßten.
Das Lied von den "Wirtschaftsmächten, die versuchen, uns zu lenken und uns unsere Rechte nehmen", sang auch der Chor "Entrüstet Euch", der nach den Worten der Schriftstellerin Dagmar Scherf immer wieder Gelegenheit finde, "seinem Namen Ehre zu machen".
"Zuschauen und klatschen ist dasselbe wie totschlagen", mahnte auch Leo Kauffeldt, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. An die Runde der Zuschauer, unter denen sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling befand, richtete er auch die beschwörenden Worte: "Selbst wenn es uns schwer fällt, wir müssen unsere Stimme erheben." ca
Kleine FR
"Stern über Bethlehem" OBERURSEL. Zu einer festlichen Einstimmung auf Weihnachten lädt die St.- Ursula-Gemeinde alle Kinder und ihre Eltern am Heiligen Abend um 16 Uhr in die Kirche ein. "Stern über Bethlehem" ist das Thema der Krippenfeier. VHS macht Pause OBERURSEL. Die Geschäftsstelle der VHS macht ab morgen, Mittwoch, Pause für den Rest des Jahres. Die neuen Programme für das Frühjahrssemester werden ab 5. Januar ausliegen. Am 11. Januar beginnt die Einschreibung, am 25. Januar ist Semesterbeginn. Wochenmarkt vorverlegt KÖNIGSTEIN. Wegen des ersten Weihnachtsfeiertages wird der Wochenmarkt auf den Heiligen Abend vorverlegt. Ebenfalls einen Tag früher ist er wegen Neujahr: bereits am 31. Dezember.
OBERURSEL. Magistratsmitglieder und Stadtverordnete bekommen keine Freikarten mehr für das Frei- und Hallenbad. Grund: Der rigorose Sparkurs angesichts schwieriger Haushaltslage. Ab 1. Januar können nur noch Schwerbehinderte (auf Antrag) kostenlos schwimmen.
"Gerade wir müssen in Zeiten knappen Geldes mit Vorbild vorangehen", findet Bürgermeister Thomas Schadow. hko
FRIEDRICHSDORF. Gemeinsam knuspern wollen heute ab 15 Uhr die Bewohner des Altenheimes "Haus Dammwald" und die Flüchtlingskinder aus den Holzhäusern am Petterweiler Holzweg.
Um sich gegenseitig kennenzulernen und ein Zeichen gegen Fremdenhaß zu setzen, haben die Senioren in der Vorweihnachtszeit Knusperhäuschen gebakken, die sie mit den Kinder vernaschen wollen. Geplant ist zudem die Aufführung des Theaterstücks "Der Weihnachtskarpfen", das Eltern aus der Grundschule am Hohen Weg zeigen wollen. ca
GRÄVENWIESBACH. Eigentlich könne man die Haushaltsrede des letzten Jahres wiederholen, meint Grävenwiesbachs Bürgermeister Hellwig Herber. Die Rahmendaten hätten sich kaum geändert. Auch 1993 wird Grävenwiesbach wieder mehr als zwölf Millionen Mark Schulden haben. Die Gründe sind für Herber, der am Freitag den neuen Etat vorstellte, nicht hausgemacht: Vielmehr habe die Gemeinde mit den Folgen der Politik von Bund und Land zu kämpfen, die immer mehr Aufgaben auf die Kommunen verlagerten und zusätzlich deren Finanzausstattung reduzierten.
"Die von den Kommunen seit Jahren vorgetragenen Forderungen nach Einführung einer Flächenkomponente wird nicht einmal ernsthaft diskutiert." Doch nur damit lasse sich der besonderen Situation der Flächengemeinden, zu denen Grävenwiesbach gehört, gerecht werden. Nur dann könne die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen bei den Einrichtungen wie Kanal, Wasser und Müll ausgeglichen werden.
Seit Jahren sind die Gebühren für Wasser und Kanal in Grävenwiesbach nicht kostendeckend, obwohl die Gemeinde dazu gehalten ist. Doch die Kosten laufen davon. Eine weitere Erhöhung der Gebühren hält Herber für "sozial nicht vertretbar". Die Kanäle, die Wasserversorgung und die Kindergärten sind die Bereiche, in denen die Gemeinde auch im kommenden Jahr draufzahlen muß. Für die Kindergärten sind als Zuschuß im Verwaltungshaushalt, der einen Umfang von rund elf Millionen Mark hat, insgesamt 455 000 Mark vorgesehen. Bei der Abwasserbeseitigung muß die Gemeinde 268 000 Mark zuschießen. Dabei hegt der Bürgermeister allerdings eine Hoffnung: Der Umlandverband Frankfurt hat Interesse an der Kläranlage in Mönstadt geäußert. Die Übernahme würde Grävenwiesbach von einigen Belastungen befreien.
Bei den Investitionen, für die aus dem Vermögenshaushalt rund 2,5 Millionen Mark zur Verfügung stehen, setzt die Gemeinde die Schwerpunkte beim Bauen und bei der Wasserversorgung. In Mönstadt soll im kommenden Jahr der Bau des Dorfgemeinschaftshauses begonnen werden. Geld für das Dorfgemeinschaftshaus gibt es auch in Laubach: Dort soll 1993 das Obergeschoß weiter und möglichst auch fertig ausgebaut werden.
Der Straßenbau konzentriert sich auf Grävenwiesbach. Für 1993 ist vorgesehen, den Scheidweg komplett als Straße auszubauen. In der Industriestraße soll damit zumindest begonnen werden. In den Ortsteilen Laubach, Naunstadt und Heinzenberg sollen eigene Wasservorkommen die Fremdwasserversorgung ersetzen. Derzeit wird dort aber nur geplant. Wann das Geld für die Anlagen investiert werden kann, hängt von der Genehmigung des Wasserwirtschaftsamtes ab. ca
KRONBERG. Gerhard Beier, SPD-Stadtverordneter und Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses, hat aufgrund der Parlamentssitzungen von Donnerstag und Freitag Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz (CDU) zum Rücktritt aufgefordert. Hier Auszüge seines Briefes vom Wochenende an Frau Bretz im Wortlaut:
"Wenn ein seit 1968 im Kronberger Stadtparlament erfahrener Abgeordneter aus der Haut fährt und übergebührlich laut wird, dann hat das Gründe, die sich seit Jahren aufstauen und von Ihnen in den letzten Wochen und Tagen dramatisch verstärkt wurden. Sie haben Neutralität und Kollegialität auf eklatante Weise verletzt. Ihre Amtsführung gefährdet die notwendigen Beschlüsse zum Abschluß des Haushalts- und Geschäftsjahres. Sie haben an zwei Sitzungstagen nicht geschafft, was der von vielen geschätzte Wilhelm Küchler an einem langen Dezemberabend elegant über die Runden brachte. Ob die nunmehr notwendig werdende, gegen Ihr zögerndes Taktieren durchzusetzende Sondersitzung das Pensum schafft, wage ich zu bezweifeln, wenn Sie Ihre parteiliche und geschäftsordnungswidrige Handlungsweise nicht grundlegend ändern. Wenn die notwendigen Beschlüsse nicht bis zum Jahresende gefaßt sind, haben Sie die Arbeit des Magistrats auf Ihre hinterlistige Weise erfolgreich sabotiert. Statt Neutralität zu üben und Mehrheitsbeschlüsse des Parlaments zu fördern, haben Sie Schaden für alle angerichtet, der nur schwer zu beheben sein wird.
Ihre seit Jahren beobachteten Verstöße gegen Neutralität und Kollegialität reichen von kleinlicher Piekserei durch Abschalten des Rednermikrophons über parteiliche Wahrnehmung von Wortmeldungen bis zu falscher Bemessung der Redezeiten von Parlamentariern, je nachdem, ob sie Ihrer Gruppierung angehören oder nicht.
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres drohte erneut eine überlange Haushaltsrede des von Ihnen favorisierten CDU-Sprechers Knapp. Die Folgen waren absehbar. Sie haben nichts unternommen, sondern zur Aufschwellung der Redezeiten ermuntert. Das Ziel dieser Taktik war seit Anfang Dezember erkennbar. Sie wollten die rechtzeitige - gesetzlich vorgeschriebene - Beschlußfassung durch Verzögerungstaktik verhindern.
Wenn wir vor fast vier Jahren die Vertreterin der CDU ins Präsidentenamt wählten, war es u. a. ein freundliches Angebot, die harten Bänke der Opposition leichter erträglich zu machen. Dieses Angebot wurde anscheinend nicht richtig verstanden. Die daraus resultierenden Einflußmöglichkeiten wurden hinterlistig mißbraucht. Wer das protokollarisch höchste Amt in unserem Gemeinwesen als letzte Bastion der Opposition einseitig ausnutzt, hat sein Amt verwirkt. Treten Sie zurück, Frau Vorsteherin, bevor unser Gemeinwesen weiteren Schaden leidet. Oder stellen Sie die Vertrauensfrage. Die Mehrheit, die Ihnen zu diesem Amt verhalf, ist nicht mehr gegeben."
Im Blickpunkt: Nordatlantik-Kooperationsrat Das erste Ost-West-Jahr
Der Krieg in Ex-Jugoslawien und die Frage seiner Eingrenzung waren das Hauptthema der vierten Tagung des Nordatlantischen Kooperationsrates (NACC), dem die fünf mittel- und osteuropäischen Staaten, die drei baltischen Länder, die Staaten der Ex- UdSSR und die 16 NATO-Staaten sowie Finnland als Beobachter angehören. Aber auch die ethnischen Konflikte in den GUS-Staaten und Georgien wurden angesprochen, und US-Außenminister Larence Eagleburger nutzte am Wochenende in Brüssel die Gelegenheit, bei den Vertretern Rußlands und der Ukraine auf die Ratifizierung des SALT-II-Vertrages (Reduzierung strategischer Atomwaffen) zu dringen. Der vor einem Jahr gegründete Kooperationsrat, der stets unter Vorsitz von NATO-Generalsekretär Manfred Wörner tagt, billigte überraschend einmütig die Kernaussagen der vorausgegangenen NATO-Ministerratssitzung zu Ex-Jugoslawien, vor allem die Verurteilung "ethnischer Säuberungen" und die völkerrechtliche Ungültigkeit "gewaltsamer Grenzveränderungen". Er setzte damit ein Zeichen auch für die Konflikte in der ehemaligen Sowjetunion, was erstaunlicherweise selbst von den Außenministern Armeniens und Asserbeidschans mitgetragen wurde. Doch dürfen daraus nach Ansicht von Diplomaten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden.
Deutlich wurde, daß die Ex-Jugoslawien Nachbarstaaten Ungarn, Rumänien und Bulgarien über die mangelnde Bereitschaft der NATO zum militärischen Eingreifen auf dem Balkan beunruhigt sind, allerdings in unterschiedlicher Weise. Der Budapester Außenminister Geza Jeszenszky schlug eine multinationale Ausbildung von "Friedenstruppen" durch NATO- Instruktoren auf Übungsplätzen seines Landes vor, was nach Diplomaten Meinungen ein Warnsignal (nicht nur an Belgrad) zugunsten der ungarischen Minderheiten in allen umliegenden Ländern wäre. Bulgarische Kreise ließen hingegen die Sorge vor (türkischer) NATO-Einmischung zugunsten der bosnischen Moslems durchblicken.
Obgleich der Kooperationsrat mit nunmehr 38 Staaten für manche schon als ein "unhandliches Instrument" für Friedenssicherung in Europa erscheint, wird er von Diplomaten des Ostens eher noch mehr gepriesen als von denen der NATO-Staaten. Als Gremium unterhalb der europäischen Sicherheitskonferenz KSZE, zu der auch die "Neutralen" gehören, hat er eine breite Tätigkeit nicht nur zum Austausch von Militärs und Diplomaten, sondern auch in den Bereichen Wirtschaftsmanagement, wissenschaftliche Zusammenarbeit, Umweltschutz, Fluglotsenorganisation und politische Planung entfaltet. Das Arbeitsprogramm für 1993 ist in Stichwortangaben mehr als vier Seiten lang. Wichtigster bisheriger Erfolg ist die Umsetzung der konventionellen Ost-West-Abrüstung, deren Einhaltung vor einem Jahr nach der Auflösung der UdSSR in Frage stand.
Unterschiedlich ist, wie die einzelnen Ost-Partner die Chancen nutzen. Beispielsweise seien die Ungarn bei der diplomatischen Zusammenarbeit "ganz vorn" mit einem hervorragenden Behördenapparat, während aus Polen viel mehr Parlamentsabgeordnete, Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter die Informations- und Kontaktmöglichkeiten nutzten, sagt ein NATO-Diplomat. Zugegeben wird, daß es auch kleine Zwischenfälle gegeben habe, wie beispielsweise bei NATO- Belehrungsversuchen über "Militär in einer Demokratie", wo ein Vertreter aus dem asiatischen Teil der ehemaligen Sowjetunion erklärt habe: "Wir wissen auch mit Messer und Gabel zu essen."
Für die östlichen Staaten haben NATO-Länder in Brüssel Patenschaften übernommen, so Deutschland beispielsweise für Georgien und Weißrußland. Weil dazu notfalls auch die Hilfe bei Reisekosten und Übernachtung gehört, war es den Deutschen etwas peinlich, daß die "Noch-Atommacht" Weißrußland - wie übrigens auch Kasachstan als eine weitere - zum vierten NACC-Treffen nicht erschien. ERICH HAUSER (Brüssel)
OBERURSEL. 21 Organisationen - Parteien, Vereine, Verbände, Initiativen - haben inzwischen "Nein zur Gewalt und Ja zur Würde des Menschen" gesagt: Sie haben die "Oberurseler Erklärung" unterschrieben, die gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder 33" und der Türkischen Jugend formuliert worden war. Mitten im vorweihnachtlichen Einkaufsgedränge haben die Initiatoren und andere Gruppen am Wochenende auf das Anliegen aufmerksam gemacht und in vielen Gesprächen Unterstützung und Zustimmung gefunden.
Aber auch "dumme Bemerkungen" gab es, wie die Schülerinnen Hüsniye, Arzu und Ebru kopfschüttelnd feststellten. Die türkischen Mädchen hatten sich Plakate umgehängt mit Aufschriften wie "Nazis raus", "Wer die Fremden nicht schützt, wird sich selber fremd" oder "Gemeinsam gegen Gewalt sind wir stärker". Hüsniye, die in Steinbach wohnt, in Frankfurt zur Schule geht und bisher "eigentlich nie Fremdenfeindlichkeit gespürt hat", wurde von einem älteren Passanten mit der Bemerkung angepöbelt "Verhaltet Euch brav, dann passiert Euch auch nichts". Und Arzu, die das Nazi-raus-Plakat trug, wurde von einem ebenfalls älteren Mann aggressiv gefragt, ob sie eigentlich schon mal einen Nazi gesehen habe.
Die ganze Skala von Solidarität bis zynischer Ablehnung hatte zuvor auch schon Eberhard Laeuen, Sprecher der AG "Nie wieder 33" erfahren, als er vor einem Supermarkt in Oberursel-Nord Unterschriften sammelte. "Da gab es auch viel Uneinsichtigkeit", berichtet er. Aber zum Glück sei das nicht repräsentativ, sagte er und wies auf die bunten Plakate in der Vorstadt. Darauf hatten zahlreiche Gruppen, von "Frauen helfen Frauen", Arbeiterwohlfahrt und Katholischem Bildungswerk bis zum Frauenring und zum Oberurseler Gymnasium mit ihren Unterschriften gegen Fremdenfeindlichkeit protestiert. Auch Einzelpersonen, vom Verkehrsminister Ernst Welteke, der mit einer Einkaufstüte vorbeikam, bis zu Bürgermeister Thomas Schadow, der sich über die "konzertierte Aktion" in der Fußgängerzone freute. Tatsächlich hatten SPD, CDU, FDP und Grüne die "Oberurseler Erklärung" unterstützt; nur die OBG demonstrierte Abstinenz. Um die Mittagszeit läuteten die Glocken der evangelischen Kirchen, während der katholische Pfarrer Perne mit seiner Anwesenheit Solidarität bekundete.
"Wir sind eine ausländerfreundliche Stadt", betonte Bürgermeister Schadow. Mit den Asylbewerbern (550 leben in Oberursel) habe es überhaupt noch nie ein Problem gegeben; "nur wegen der Straßenreinigung beschweren sich dreimal in der Woche die Leute".
Die Grüne Stadtverordnete Ellen Stephan-Gleich bewies mit wunderschön gestalteten Plakaten ("Nicht wegsehen, einander verstehen") ihr künstlerisches Talent und äußerte sich dankbar für die Aktion: "Ein Tag wie dieser ist so wichtig, denn oft fühlt man sich allein mit seinem Entsetzen über das, was in diesem Land an Schrecklichem passieren kann". hko
BAD HOMBURG. "So etwas hat Bad Homburg doch noch nicht gesehen!" Renate Bill vom Arbeitskreis Ausländerfreundlichkeit kann es gar nicht fassen. Dicht an dicht säumen am frühen Samstag abend die Menschen in der kalten Abendluft die Straßen der Altstadt, schützen mit der Hand die Flamme ihrer Kerze sorgsam vor dem Wind, um schließlich, als sich die Reihe der Menschen geschlossen hat, eine Lichterkette zu bilden. Noch während der Veranstaltung sagte ein Polizist, er schätze, daß "das zwischen 3000 und 5000 Leute sind". Am Sonntag teilte die Homburger Polizei mit, daß "die Endzahl der Teilnehmer 1000 betragen" habe. Die Kette war dauernd in Bewegung: Während die letzten kamen, gingen die ersten.
"Ich will meinen Kindern später sagen können, ich habe was gemacht", sagt Carolin Heuring, die noch am gleichen Morgen mit ihren Freundinnen darüber diskutiert hat, wie dieses Engagement aussehen kann. "Mitarbeit im Ausländerbeirat oder im Arbeitskreis Asyl" fällt ihrer Freundin Annette ein. Doch für Carolin scheint das Nicht-mehr-wegsehen das Wichtigere zu sein: "Neulich, da wollten ein paar Jungs, die hinter uns gingen, einen Nazi-Spruch über ein ausländerfreundliches Schild kleben", berichtet sie. Ihre Freundin habe sich umgedreht und "Hau ab, Du blöder Nazi" gesagt. Den Mut ihrer Freundin bewundert sie noch heute.
Inzwischen ist die Mauer aus Menschen wieder ein Stück länger geworden. Eva und Joachim Schulz-Thiel warten mit ihren beiden Kindern in der Rathausstraße geduldig darauf, daß sich die Menschenkette schließt. Die Organisatoren haben dafür rund eine Stunde angesetzt. In dieser Zeit sollen die Homburger, die ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit setzen wollen, eine Kette vom Weihnachtsmarkt über die Rathausstraße, Wallstraße und ein Stück der Louisenstraße gebildet haben. Am Mahnmal für die Homburger Juden vor der ehemaligen Synagoge bleiben viele stehen, zünden Kerzen an, die sie auf den Sims stellen.
In der Kette der Wartenden ist unterdessen auch Zeit für Gespräche: "Man trifft sich hier auch mal wieder", meint Joachim Schulz-Thiel, der erstaunt ist, "daß so viele Homburger auf den Beinen sind". Angesichts der vielen in der Dunkelheit blinkenden Lichter schöpft er Hoffnung: "Ich denke, auch die Neo-Nazis merken jetzt, wie gewaltig sich diese Demokratie wehrt."
"Bitte füllen Sie die Lücke", ertönt ein paar Meter weiter immer wieder das Kommando. Die vielen spontanen Helfer verteilen Kerzen und dirigieren die Menschen in die Reihe. Auch dem Wehrführer aus Dornholzhausen, Christian Broweleit, macht es Spaß, dabei zu sein. Immer wieder bittet er die Leute freundlich, "aufzuschließen und sich in die Reihe zu stellen, damit die Kette vollständig wird". Er wartet noch auf die Nachhut, die das Loch in der Louisenstraße stopfen soll; hat aber Verständnis für die Leute: "Die, die von Anfang an stehen, haben jetzt schon kalte Füße."
Ohnehin haben die Homburger nicht das Stehvermögen der Münchener Vorbilder: In der Lichterkette, die ab und zu große Lücken aufweist, steht es sich nicht so gut wie im Lichterklumpen am Weihnachtsmarkt, wo die Kerzen mehr wärmen. Dort sammeln sich am Ende alle, als auch die Spitze des Zuges wieder dort landet und damit die Kette schließt. Angeführt wird sie von Jugendlichen, die nach einer Idee des Ausländerbeirates - in 14 Sprachen übersetzt - das Motto "in Frieden miteinander leben" auf weißen Schildern vor sich hertragen.
Zu Beginn des Zuges auf dem Weihnachtsmarkt hatte Simeon Gektidis vom Ausländerbeirat noch deutliche Worte an die Umstehenden gerichtet: "Für uns ist es wichtig, zu wissen, daß Ihr uns nicht dem rechtsradikalen Mob ausliefert!" Das fürchteten die Ausländer umso mehr, da "rassistisches Denken salonfähig geworden sei". Gektidis findet die Aktion "schon wichtig", auch wenn sie die Arbeit im Kleinen, im täglichen Umgang nicht ersetze. Auch er hofft, daß die Menschen nicht mehr weggucken. Ähnlich auch die Worte von Oberbürgermeister Wolfgang Assmann zum Beginn des Zuges. "Sagen wir ein deutliches Nein, wenn in unserer Gegenwart rassistische Witze erzählt oder an Stammtischen über Ausländer schwadroniert wird." Die Stimmung in einer Gesellschaft werde von jedem einzelnen geprägt; dessen müsse man sich bewußt sein. Und den Ausländern gerade jetzt zeigen, "daß wir Euch nicht allein lassen in Eurer Sorge und Eurer Angst".
Nicht allein lassen wollen die Organisatoren an diesem Abend auch die Asylbewerber in Bad Homburg.
Als die Kette sich gegen 18 Uhr am Weihnachtsmarkt auflöst, geht eine Gruppe noch weiter: Zur Asylbewerberunterkunft am Niederstedter Weg, um dort an die Bewohner Weihnachtssterne zu überreichen.
In den Straßen der Altstadt brennt derweil noch Licht, hat der Zug seine Spuren hinterlassen: Still flackern die Kerzen vor sich hin, die die Menschen auf dem Heimweg in den Blumenkübeln, auf den Treppen des Denkmals am Waisenhausplatz und am Rande der Bürgersteige aufgestellt haben. CONSTANZE ANGERMANN
WETTERAUKREIS. Wer möchte der FDP einmal seine Meinung zum Thema Europa sagen? Ab 2. Januar kann dies jeder genau einen Monat lang, und zwar täglich von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 19 Uhr unter der Telefonnummer 0 17 22 00 / 19 93. In mehreren Städten werden die Europa-Parlamentarier der FDP selber die Fragen und Kommentare der Bürger aufnehmen.
"Wir wollen wissen, wo die Bürger der Schuh drückt, um mögliche Kurskorrekturen vorzunehmen oder politische Initiativen zu starten", meinte zu der Telefonaktion der FDP-Europaabgeordnete Martin Holzfuß, der im kleinen Butzbacher Stadtteil Maibach wohnt.
Die FDP-Hotline verspricht den Anrufern zwar keine Soforthilfe, dennoch möchten die Liberalen besondere Fälle herausgreifen und sich um Abhilfe bemühen.
Der ehemalige Bundeswehrgeneral und heutige Berufspolitiker Holzfuß: "Wir werden jedes berechtigte Anliegen an die richtigen Ansprechpartner weiterleiten."
str
BAD NAUHEIM. Weil die 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bad Nauheimer Hotels Intereuropa in diesem Jahr auf ihre Weihnachtsfeier verzichteten, konnten die Hotelinhaber, die Eheleute Kiesel, den eingesparten Betrag von 2000 Mark auf das Spendenkonto für hungernde Kinder in Somalia überweisen. str
Kleine FR
Schuldach wird saniert NIDDA. Das Flachdach des Klassentraktes der Berufsschule Nidda wird saniert, mit einer Wärmedämmung versehen und anschließend bepflanzt. Der Kreisausschuß hat einen entsprechenden Auftrag im Rahmen des Energiekonzeptes des Wetteraukreises vergeben. Die Kosten für dieses Projekt sollen sich auf 160 000 Mark belaufen. Reichwein-Schule wird saniert FRIEDBERG. Sechs Millionen Mark wird die Umsetzung des Energiesparkonzeptes an der Adolf-Reichwein-Schule voraussichtlich kosten. In dieser Summe sind allerdings auch Renovierungsarbeiten enthalten. Im ersten Sanierungsabschnitt werden jetzt die Kellerräume sowie die Räume der Erd- und Obergeschosses renoviert. Die Kreisverwaltung hat die Aufträge für Erd-, Kanal-, Abbruch-, Maurer-, Beton- und Stahlbetonarbeiten sowie für Fliesen- und Schlosserarbeiten in einer Höhe von rund 230 000 Mark vergeben.
BAD NAUHEIM. Die mehr als 50 Bewohner des Anfang Dezember in Bad Nauheim wegen erheblicher Mißstände geschlossenen Alten- und Pflegeheimes "Senioren-Residenz Bristol GmbH" sind in andere Heime umgezogen. Dabei seien die Wünsche der Betroffenen weitgehend erfüllt worden, wie Gunter Größmann vom Landesversorgungsamt Hessen jetzt mitteilt.
Das Landesversorgungsamt Hessen hatte dem Heim mit einer vom Verwaltungsgericht in Darmstadt bestätigten Entscheidung die Betriebserlaubnis entzogen. Erhebliche Mißstände seien seit Jahren nicht behoben und Mängel im Personalbereich nicht beseitigt worden, hieß es in der Begründung. str
SCHOTTEN baut seinen Ruf als überregionales Schulungszentrum für Computer-Programme weiter aus. Die im Vogelsbergstädtchen ansässige "Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnik Schotten" ist jetzt als "Autorisiertes Trainings-Zentrum (ATC) für AutoCad" anerkannt worden. Damit ist das von der Stadt Schotten, der IHK Friedberg und regionalen mittelständischen Betrieben gegründete Schulungszentrum das einzige vom Hersteller autorisierte zwischen Siegen und Offenbach, wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Gesellschaft und Schottener Bürgermeister, Hans Otto Zimmermann, jetzt betonte.
"AutoCad" ist das weltweit am meisten eingesetzte Software-Programm für computerunterstütztes Zeichnen und Konstruieren. Es wird vor allem für technische Zeichnungen im Maschinen- und Werkzeugbau, in der Architektur, in Schreinereien und überall dort eingesetzt, wo gezeichnet und konstruiert werden muß.
Damit die Kunden des um die 10 000 Mark teuren Programmes optimal betreut werden, fördert die Muttergesellschaft Autodesk einige wenige Schulungszentren, an die besonders hohe Anforderungen gestellt werden. So mußten im sogenannten "Gelben Haus" in Schotten, wo das Schulungszentrum sein Domizil hat, die Personalcomputer aufgerüstet werden, ein DIN-A-0-Farbplotter und teure Eingabegeräte für technische Zeichnungen angeschafft werden.
Ab Februar sollen die ersten CAD-Kurse in Schotten abgehalten werden. Die soll der in Ortenberg-Lißberg wohnende Gerhard Hermann halten, der bei der europäischen Niederlassung von Autodesk in Neuchâtel (Schweiz) als Projektleiter für die deutsche Version von AutoCad 12.0 arbeitet. Interessenten an dem Kursus brauchen nicht zu befürchten, daß Hermann ein unverständlich sprechender Theoretiker ist, da er als gelernter Industriemeister auch die Probleme der kleineren Betrieben kennt.
Wer zunächst einmal eine abgespecktere Version kennenlernen will und nur im zweidimensionalen Bereich zeichnen will, dem bietet sich der Kursus "Autoscetch für Windows" an. Nähere Informationen zum gesamten CAD-Programm gibt es am Freitag, 22. Januar, ab 16 Uhr im Gelben Haus in Schotten.
Das komplette Schulungsprogramm für das 1. Halbjahr 1993 versendet die Gesellschaft für Informations- und Kommunikationstechnik Schotten, Vogelsbergstraße 137a, in 6479 Schotten (Tel. 0 60 44 / 727, Fax: 0 60 44 / 763). str
BUTZBACH. Die Außenstelle der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) in der Butzbacher Schloßkaserne wird zum Jahreswechsel geschlossen. Das geht jetzt aus übereinstimmenden Erklärungen des hessischen Familienministeriums und der Betreibergesellschaft K & S hervor. Die rund 650 derzeit in der Kaserne lebenden Asylbewerber sollen nach Angaben der Betreibergesellschaft zwischen dem 28. und 31. Dezember in die Sixt-von- Arnim-Kaserne nach Wetzlar umziehen.
Damit hält offensichtlich Hessens Ministerpräsident Hans Eichel sein vor einem Jahr der Stadt Butzbach gegebenes Wort, die vom Land Hessen widerrechtlich belegten drei Gebäude in der einstigen US-Kaserne nach zwölf Monaten wieder zu räumen.
Dem Auszug war die Entscheidung des sogenannten runden Butzbacher Tisches vorausgegangen, die vom Land selbst gesetzte Frist nicht zu verlängern. Zu dem runden Tisch waren alle maßgeblichen politischen Kräfte in Butzbach, die Fraktionen, Parteien, der Magistrat, der Arbeitskreis Asyl, der Butzbacher Landtagsabgeordnete Kartmann und die beiden Europaabgeordneten Holzfuß und Görlach eingeladen worden.
Für die Mitarbeiter/-innen des "Arbeitskreises Asyl", der sich vorbildlich um die Betreuung der Asylbewerber in der Kaserne kümmerte, ist die Entscheidung, die Schloßkaserne zu räumen, nur schwer nachzuvollziehen. Dazu Sprecher Wolfgang Keeß: "Aus unserer Sicht hätte der bestehende Vertrag zeitlich befristet verlängert werden sollen bis zu einer anderen Nutzung des Kasernengeländes oder wenigstens über den Winter, weil die zum Kauf angebotenen Gebäude auf unabsehbare Zeit nun leerstehen werden und die Bevölkerung nicht umfassend darüber aufgeklärt wurde, daß nach der Auflösung der Unterkunft für Erstaufnahmen nun Dauerunterkünfte für Asylbewerber geschaffen werden müssen."
Das dafür vorgesehene ehemalige Heim der US-Offiziere an der Großen Wendelstraße könne nur 50 der voraussichtlich 270 Asylbewerber aufnehmen, die 1993 in der Stadt und den Stadtteilen untergebracht werden müßten. Dies schaffe zusätzliche Probleme.
Sinnvoller wäre es gewesen, argumentieren die Butzbacher Grünen, auf die Dauerunterkünfte zu verzichten und stattdessen die Schloßkaserne zeitlich befristet Kriegsflüchtlingen als Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung zu stellen. Hinzu komme, daß die vom Kreis zugewiesenen Flüchtlinge intensiver betreut werden müßten, da sie oft monatelang in den Heimen ohne Arbeit und Perspektive auszuharren hätten.
Die neue Situation bedürfe der Mithilfe und des Verständnisses aller. Keeß: "Wir vom Arbeitskreis Asyl sind offen für die kommenden Aufgaben." Keeß abschließend: "Die Flüchtlinge haben nach den Bedrohungen in der eigenen Heimat häufig Ängste vor der deutschen Bevölkerung. Auch umgekehrt bestehen Ängste und Vorbehalte gegenüber den Fremden in unserer Stadt. Dennoch konnten viele Menschen die Erfahrung machen, daß diese Begegnungen menschlich bereichernd waren. Wir danken allen, die durch ihre Offenheit, ihr Entgegenkommen und ihre Hilfsbereitschaft dazu beigetragen haben." str
Eine fremde Behausung betretend, sah Herr K., bevor er sich zur Ruhe begab, nach den Ausgängen des Hauses und sonst nichts. Auf eine Frage antwortete er verlegen: "Das ist eine alte leidige Gewohnheit. Ich bin für die Gerechtigkeit; da ist es gut, wenn meine Wohnung mehr als einen Ausgang hat." (Bert Brechts Keuner-Geschichte: Herr K. in einer fremden Behausung)
Sie klingen immer wieder im Ohr, die rechtsradikalen, menschenverachtenden Sprüche dieser kleinen braunen Schar, die sich unter friedliche Fußballfans gemischt hat. Ausgerechnet der Sport - und speziell der Fußball - wurde in den letzten Jahren immer wieder zur Bühne für den Auftritt des "häßlichen Deutschen", der mit ausländerfeindlichen und antisemitischen Parolen den Rest der Welt in Angst und Schrecken versetzt hat.
Die Rattenfänger von heute versuchen den Sport - wie schon einmal die Nazis mit ihrer Gleichschaltung - zu mißbrauchen. Mittlerweile sind ja nicht mehr allein die Stadien Schandplätze, sondern die ganze Republik von Rostock bis Überlingen.
Gegen die Welle der Gewalt strömt nun eine Protestflut, die auch der deutsche Sport mitträgt. Nicht nur Resolutionen werden da vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) oder Deutschen Sportbund (DSB) verkündet, sondern vor Ort, an der Vereinsbasis und in den Spitzenverbänden sind Aktionen gegen Rechtsradikalismus im Gange, die manchmal vielleicht naiv anmuten, aber ehrlich gemeint sind.
Die Handball-Nationalmannschaft und die Basketballer des Zweitligisten TV Langen, die Schwimmer der TV Nikar Heidelberg, die Landessportbünde oder der Deutsche Fußballbund - sie alle haben Gegenkurs zur Rechtsströmung in diesem Lande eingeschlagen.
Gerade der deutsche Sport hat sich aufgrund der bösen Erfahrungen mit den Nazionalsozialisten nach dem Krieg besonders für Aussöhnung, Völkerverständigung und Freundschaft eingesetzt. Und der ehemalige Kanute Uli Eicke sprach sicher im Sinn aller Athletinnen, Athleten und Sportfunktionäre, als er in Stuttgart bei der NOK-Versammlung darauf hinwies, daß deutsche Sportler im Ausland immer gastfreundlich aufgenommen und behandelt wurden.
Die Deutsche Sportjugend hatte sich schon zu Beginn der 70er Jahre mit der Aktion "Sport spricht alle Sprachen" für Integration und Miteinander im deutschen Sport und gegen aufkeimenden Fremdenhaß eingesetzt. Denn es gab damals Tendenzen, daß Ausländer als Bereicherung für den Profisport gerne gesehen waren und Einbürgerungen unheimlich schnell gingen, aber als normale Vereinsmitglieder blieben sie eher draußen vor. Auch in deutschen Vereinsköpfen war - wenn auch häufig unbewußt - noch rechtes Gedankengut zu finden.
Das führte dazu, daß sich viele ausländische Klubs bildeten. Sie stellen heute im deutschen Sportleben, das mittlerweile tatsächlich ein multikuturelles ist, eine Bereicherung dar. Die Das multikulturelle deutsche Sportleben befürchtete Ghettoisierung der Ausländer blieb aus, obwohl manche von ihnen sie bewußt in Kauf genommen hätten, weil sie sich weder von den Deutschen etwas überstülpen lassen noch sich anpassen wollten. Heute gibt es italienische oder spanische, türkische oder portugiesische Klubs, in denen Deutsche Mitglieder sind.
Und diejenigen deutschen Vereinsmeier, die immer noch lieber unter sich sein wollten, mußten sich schon aus Existenzgründen öffnen: Viele Vereine hätten keine Nachwuchsteams mehr, gäbe es nicht die ausländischen Kinder und Jugendlichen als Mitglieder, die zwischen zwei und zehn Prozent ausmachen (genaue Zahlen gibt es darüber nicht).
Trotz aller positiven Erfahrungen in der sportlichen Ausländerarbeit gilt es noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Und Wachsamkeit ist angebracht: Es gibt Jugendliche, die sich auch im Klubheim oder bei gemeinsamen Fahrten mit Hitlergruß und Türkenwitzen hervortun - warum sollten sie sich im Sportdreß anders verhalten als auf der Straße?
Um vieles wäre der deutsche Sport ärmer ohne ausländische Mitspieler und Mitspielerinnen, ob Bundesliga oder Kreisklasse. Das müssen wir besonders denen klarmachen, die Hetzparolen nur schreien, weil es die anderen tun, und nicht, weil sie politisch motiviert sind: Sie machen sich mitschuldig. Auch im Sport sind Rechtsradikale die Minderheit, diejenigen, die sich selbst durch ihr Verhalten ausgrenzen. Nicht nur Freunde, wie die DFB-Aktion "Mein Freund ist Ausländer" suggeriert, sind auf deutschen Sportplätzen und Turnhallen willkommen, sondern gerade Fremde, ob In- oder Ausländer.
Viele engagierte Beteiligte, aber auch nur Zuschauer haben nun Bedenken - nicht nur im Sport -, daß diese vielen Veranstaltungen vielleicht eine Art Ermüdung zur Folge haben könnten und vor allem auch nicht mehr als außergewöhnliches Zeichen verstanden werden. Im Zusammenleben, dem alltäglichen Umgang bei der Arbeit oder im Sport, muß bewiesen werden, daß der Protest auf der Straße oder die Aktion auf der Bühne keine Pflichtübungen waren.
Für Sportler ist das Miteinander keine neue Erfahrung. Nach Anlaufschwierigkeiten hat für sie das oft antiquierte, ja negativ besetzte Wort "Kameradschaft" eine positive Bedeutung wiedererlangt. Es drängt sich leider auch der Eindruck auf, daß da einige Trittbrettfahrer von dieser Bürgerbewegung gegen rechts profitieren wollen, sei es, indem sie versuchen abzukassieren, sei es indem sie hier einen Weg sehen, sich ins Gespräch zu bringen.
Während man deutschen Rockstars oder Sportlern (die werden am 26. Januar in Frankfurt unter dem Motto "Mit Hand und Fuß" gegen rechts antreten) ihr Anliegen und ihre Angst abnimmt, wirken manche Vorschläge von Werbe- oder PR-Agenturen doch schon ziemlich konstruiert. Entziehen können sich bekannte Menschen den ständigen Anforderungen nicht, denn: "Das kann man sich nicht leisten, weil man ganz schnell in die rechte Ecke gedrängt wird", wie ein geplagter DSB-Mitarbeiter schildert, der fast täglich mit neuen Anfragen und Bitten um Stellungnahmen der Sportorganisationen und ihrer Repräsentanten gebeten wird.
Der deutsche Sport will sich weder mißbrauchen lassen noch mut- oder sprachlos sein. Er hat sich eingereiht in die Phalanx der Demokraten, die gegen Ausländerhaß und Antisemitismus antritt. Denn das olympische Motto "Dabeisein ist alles" hat hier wirklich einen tiefen Sinn.
BIANKA SCHREIBER-RIETIG
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer SPD weint dem vom Amt des Postministers zurückgetretenen CDU-Politiker Dr. Christian Schwarz-Schilling keine Träne nach. In einer vom Wetterauer SPD-Geschäftsführer Otto Geyer verfaßten Erklärung heißt es, daß der Rücktritt "weder eine negative noch eine positive Bedeutung" für den Wetteraukreis habe, da Schwarz-Schilling in seiner zehnjährigen Amtszeit im Kohlschen Kabinett "nichts, außer spektakulären Fahrrad- und Kutschtouren" für den Kreis getan habe.
Weder bei der Diskussion um militärische Belastung des Wetteraukreises noch bei den ungelösten Verkehrsproblemen hätten die Menschen im Wetteraukreis gemerkt, daß es da einen "Mann in Bonn" gab. Mit seinem Rücktritt sei der Berufspolitiker nur seinem "Rausschmiß aus dem Bonner Kabinett durch seinen Duzfreund Helmut Kohl zuvorgekommen".
Die Wetterauer SPD-Spitze sei gespannt, wie lange Schwarz-Schilling das harte Geschäft eines einfachen Abgeordneten des Bundestages - "ohne Dienstwagen und ergebene Hofschranzen" - aushalte. In der SPD-Erklärung heißt es abschließend: "Es werden Wetten angenommen, daß er 1994 nicht mehr antritt." str
Vertrag über den neuen Wohn- und Freizeitpark am Westhafen ist unter Dach und Fach Sportyachten verdrängen Kohlenkähne Auch Sozialwohnungen Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Wohnhäuser am und im Wasser, zu erreichen über eine Zugbrücke, ein "Yacht- und Freizeithafen", ein Forum für Konzerte zu Füßen eines Hotel-Turmes: Für viele Frankfurter mag das Assoziationen an die Côte d'Azur wecken. Indes: Noch vor dem Jahr 2000 sollen die Pläne Wirklichkeit werden, nur wenige hundert Meter von der Innenstadt entfernt - im Westhafen, den heute noch Lagerschuppen und Kräne und Kohlenkähne prägen. Nach über sechs Monaten Verhandlung hat sich die Stadt mit dem Investoren-Konsortium International Properties Limited (IPL) über das Milliarden-Projekt geeinigt - in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr, am 8. Januar, will der Magistrat den Vertrag beschließen. IPL und Kommune gründen für den Westhafen eine gemeinsame Entwicklungsgesellschaft - erstes Beispiel einer Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Unternehmen ("public-private partnership"), die angesichts städtischer Finanznot die 90er Jahre prägen könnte.
Für den "eigentlichen Verhandlungserfolg" hält Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), daß nur 60 Prozent der Kosten der Altlasten-Sanierung die Stadt trägt - das vorherrschende Verursacher- Prinzip hätte den kommunalen Hafenbetrieben eigentlich die gesamte, noch unbekannte Millionen-Summe aufgebürdet.
Als weithin sichtbares architektonisches Erkennungszeichen des neuen Stadtviertels am Wasser ist ein Hotel- Hochhaus gedacht - westlich der Friedensbrücke ragt es künftig mit 25 Geschossen 75 Meter hoch empor. Für diesen Teil des Quartiers gibt es einen gesonderten Architektenwettbewerb. Eigentlich reichte das Mainwasser, das sich im Hafenbecken staut, fast bis an die Empfangshalle des Hotels heran. Aber das östliche knappe Fünftel des heutigen Hafens verschwindet in den nächsten Jahren unter einem neu aufgeschütteten Vorland - eben das sogenannte "Forum", das ein halbmondförmiges Ufer bildet. Hier, in attraktiver Lage am Wasser, gibt es Raum für kulturelle Veranstaltungen aller Art unter freiem Himmel.
Beidseits des restlichen Hafenbeckens, also auf der schmalen Mole im Süden und auf dem mit einer Steinmauer begrenzten westlichen Ufer, wachsen die Wohnhäuser. Die Architekten und Planer des "Consiliums Stadtraum Main", die zwei Jahre lang die Stadt berieten, empfahlen, die Wohngebäude nicht höher als vier bis fünf Stockwerke aufragen zu lassen. Hier ist die Stadt den privaten Geldgebern entgegengekommen: Sie erlaubt Wohnhäuser mit sechs Etagen.
Eine Besonderheit: Dreiviertel der Wohngebäude der Mole stehen nicht auf dem Festland, sondern ruhen auf Pfählen im Wasser. So bleibt auf der schmalen Hafen-Insel Platz für Grün: Nach Süden begrenzt sie ein kleiner Park. Heute dröhnen hier die Bagger von Sehring- Kies: Sie ziehen in den Niederräder Flußhafen weiter westlich um.
Insgesamt 1200 Wohnungen sehen die Entwürfe vor. Überall sonst in Frankfurt dringt die Stadt auf ein Drittel-Modell im Wohnungsbau: 33 Prozent frei finanzierter, teurer Mietwohnungen, ein Drittel
(Fortsetzung auf Seite 18)
öhl ATHEN, 20. Dezember. Eine schwere Explosion hat am Freitag abend im Zentrum der griechischen Hauptstadt Athen für Panik unter Passanten und Anwohnern gesorgt. Die Detonation am belebten Kanningos-Platz wurde vermutlich durch ein Leck in einer Gasleitung verursacht. Autos wurden beschädigt, im Umkreis von mehr als hundert Metern gingen fast alle Fensterscheiben zu Bruch. Glücklicherweise wurden nur fünf Passanten durch umherfliegende Glassplitter leicht verletzt.
ROM, 20. Dezember (dpa/Reuter/aud). Die Vereinten Nationen haben die Hilfslieferungen von Lebensmitteln und Medikamenten an die Kurden im Norden Iraks eingestellt. Damit reagiere das Büro des Welternährungsprogrammes WFP auf die Anschläge gegen die UN-Hilfskonvois in Irak, sagte WFP-Sprecher Collin Mitchell am Wochenende in Rom. Die humanitäre Hilfe könne nur fortgesetzt werden, wenn die irakischen Behörden gemäß dem internationalen Abkommen deren Sicherheit gewährleisteten.
Die USA hatten Irak vor ernsten Konsequenzen gewarnt, falls dessen Truppen gegen Kurden vorgehen sollten. In dieser Woche seien 15 Fahrzeuge durch Bomben beschädigt worden, sagte der zuständige Abteilungsleiter im State Department.
Die Kurden Nordiraks leiden unter mehreren Blockaden: Einerseits läßt Bagdad keine Lieferungen durch. Zum anderen unterliegt das gesamte Land nach wie vor dem UN-Embargo wegen des Einmarschs in Kuwait. Wegen Rivalitäten hatte die militante türkische Kurdenpartei PKK zeitweise die Grenze zur Türkei, die einzige verbliebene Versorgungslinie, gesperrt. Nach Aussage von irakischen Kurden-Repräsentanten fehlen deshalb vor allem Brenn- und Treibstoff.
Gefechte in der Türkei öhl ATHEN. Bei Überfällen kurdischer Guerillakämpfer sowie Gefechten zwischen türkischen Einheiten und Rebellen der verbotenen PKK wurden am Wochenende in Südostanatolien dreizehn Menschen getötet. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, stoppten PKK-Rebellen in der Provinz Siirt zwei Kleinbusse und erschossen acht von der Regierung besoldete Dorfwächter, die unter den Passagieren waren.
Für die meisten Menschen sind Versicherungen eine ebenso undurchschaubare wie unerquickliche Materie. Wer mag sich schon am Feierabend lange mit einem Vertreter herumärgern? Der Gedanke an drohenden Diebstahl, Unfall oder gar Tod wird möglichst schnell mit Hilfe einer Police verdrängt. Selbst Masochisten muten sich die Lektüre des Kleingedruckten nur im Ausnahmefall zu. Die Folge: Die Deutschen sind - Experten beklagen dies seit langem - vielfach zu teuer und falsch versichert.
Welcher Assekuranz-Vertrag aber ist überflüssig? Wo stecken die Fallstricke? Welchen "Beratern" kann man trauen? Zu diesen Fragen hat der Fischer Verlag jetzt einen Ratgeber vorgelegt (Jürgen Gaulke: Kursbuch Versicherung. 16,90 Mark). Auf 460 Seiten zeichnet das Taschenbuch erfrischend respektlos ein Panorama von Licht und Schatten des Risikoschutz-Gewerbes. Mit leichter Feder und ironischer Distanz, doch ohne die Polemik anderer Branchenkritiker, erklärt der angehende Redakteur des Manager Magazin nicht nur detailliert die einzelnen Vorsorge-Produkte, sondern führt auch in die Eigenarten des staatlich behüteten hiesigen Assekuranz-Systems ein.
Viele Kritikpunkte sind nicht neu. Daß etwa die Kapital-Lebensversicherung für den Kunden kaum durchschaubar ist und nur magere Renditen abwirft, das Industriegeschäft von der privaten Klientel subventioniert wird, Versichertengelder in Holding- Konstruktionen verschwinden und das Provisionssystem Quantität statt Qualität fördert, haben Verbraucherschützer oft angeprangert. Doch Gaulke bleibt nicht in der Analyse stecken (eine Auflistung, wieviel der Vertreter an welchem Vertrag verdient, inklusive), sondern widmet über die Hälfte seines Buches der Lebenshilfe.
Da erfährt der Leser dann, wofür etwa die Reisegepäckversicherung nicht haftet (Kamera im unbeaufsichtigten Auto), wie man aus der Hausrat- oder Haftpflichtpolice trotz zehnjähriger Laufzeit leicht herauskommt (Schaden melden) oder welche Gesellschaften günstige Tarife bieten. Tabellen und Checklisten erleichtern die Ermittlung des individuellen Bedarfs.
Für "absolut notwendig" hält Gaulke übrigens nur zwei Policen: den Haftpflicht- und den Berufsunfähigkeitsschutz. Die Negativskala wird von der Insassenunfallversicherung angeführt. Ihr verleiht der Autor das Prädikat "überflüssig". doe
Halbzeit in der Saison der Hallenhockey-Bundesliga
HC Dürkheim ohne Punktverlust an der Spitze
In die bis 16. Januar dauernte Weihnachtspause der Hallenhockey-Bundesliga geht bei den Männern der deutsche Feldhockeymeister Dürkheimer HC (16:0) ohne Punktverlust als Tabellenführer der Bundesliga, Gruppe Süd hinein. Hauptverfolger TG Frankenthal mußte sich bei Uhlenhorst Mülheim 6:13 geschlagen geben und teilt nun die Verfolgerrolle (je 10:6 Punkte) mit den Mülheimern und dem Limburger HC, der beim Aufsteiger RTHC Leverkusen 8:5 gewann.
Halbzeitmeister der Frauen-Bundesliga, Gruppe Süd, wurde der Rüsselsheimer RK (12:2), der den Dürkheimer HC unbedroht 9:1 bezwang und damit die seither führende Frankfurter Eintracht (11:3), die in Leverkusen (10:4) 8:9 verlor, von der Spitze verdrängte. Auch der Club Raffelberg (9:5) bleibt nach seinem 10:2 über den THC Hanau weiter Anwärter auf einen der vorderen Plätze.
Am Tabellenende ist wieder alles offen geworden. SC 1880 Frankfurt verlor bei Blauweiß Köln 4:11, die Kölnerinnen müßen aber ihr in Hanau mit 4:3 gewonnenes Spiel wegen eines Schiedsrichterfehlers wiederholen. SC 80 Frankfurt (2:12) und THC Hanau (1:11) bleiben am meisten bedroht.
Der Rüsselsheimer Trainer Berti Rauth war schon in Festtagsstimmung: "Meine Mannschaft hat heute vor allem technisch überzeugt, selbst wenn nicht alle der vielen Chancen ausgenutzt wurden." So moderat hatte man Berti Rauth lange nicht gesehen. Immer wieder lobte er die Spielzüge seiner Schützlinge, die nach dem Wiedereinsatz der seither erkrankten Nationalspielerin Tanja Dikkenscheid, auch wirklich ein gutes technisches Spiel mit feinen Kombinationszügen darboten.
Obwohl von sieben Ecken nur eine ins Ziel traf, die Dürkheimer Annette Bauer rettete allerdings noch zweimal vor der Torlinie, fielen vor allem vor der Pause in regelmäßigen Abständen die RRK-Treffer. Britta Becker (4., 14., 30.), Tanja Dikkenscheid (5.), Marja Busch (8.) und Susanne Müller (17.) legten bis zur Pause 6:0 vor und waren, trotz etwas offensiverem Spiel der Pfälzerinnen, auch nach dem Seitenwechsel nicht zu bremsen. Erst als Denis Klecker (Ecke, 39.) und Susanne Müller (49.) auf 8:0 erhöht hatten, gelang der Gäste-Kapitänin Renate Mesmer der Ehrentreffer, dem aber postwendent das 9:1 von Tanja Dickenscheid folgte.
"Wir fühlen uns eindeutig von der Bonner Schiedsrichterin Ute Löwenstein in den letzten zehn Minuten klar benachteiligt", wetterte Eintracht Frankfurt-Coach Jürgen Fiedler. Selbst die Leverkusener Verantwortlichen sahen in der Schlußphase der echten Spitzenbegegnung zwischen dem RTHC und der Eintracht: "wie Frau Löwenstein immer mehr die Übersicht verlor". Zwanzig Minuten lang war die Partie völlig offen, glich Birgit Mensch (3.) die RTHC-Führung mit 7 m aus und brachte Sonja Pyrczek (8.) die Frankfurterinnen sogar in Führung. Dann kam ein Durchhänger der Eintracht. Natella Krasnikowa wurde von Tina Peters gut bewacht und konnte erst nach 34 Minuten die Torerfolge des RTHC auf 3:6 verkürzen. Nach dem 3:7 änderte Fiedler des Eintracht-System. Dagmar Bremer, die beste Eintrachtlerin, holte nicht nur zum 4:7 und 5:8 auf, sondern leitete auch den Eintracht-Endspurt ein, der zwischen der 51. und 55. Minute durch sie selbst, Ariane Kübert und Natella Krasnikowa zum 8:8 Ausgleich führte. Während der Eintracht durch Ute Löwenstein einige Ecken versagt blieben, gelang Franziska Hentschel zwei Minuten vor Schluß das 9:8.
SC 1880 Frankfurt hielt in Köln gut mit. Katrin Wahl (12.), Petra Ross (21.), Anna Grün (33.) und Andrea Ross (44.) beantworteten die sieben Kölner Tore von Eva Hegener (7 m/14., 38.), Anja Koobmann (15.), Sandra Eickhoff (7 m/17.) und Katja Buhl (23., 27., 34.) bis zur 44. Minute viermal. Als aber Andrea Ross in der 45. Minute einen 7 m vergab, kam ein Riß ins Frankfurter Spiel, den die Kölnerinnen gnadenlos durch Sandra Eickhoff, Eva Hegner, Korina Hengstbach und Sandra Hauschild zum 11:4 ausnutzten. "Wir konnten in der letzten Viertelstunde unsere Aufholjagd nicht fortsetzen", so SC 80-Trainer Thorsten Hautzel.
"Für uns war in Raffelberg nichts zu holen", bestätigte Hanaus Trainer Ali Gürtler den verdienten Raffelberger Sieg. Zwar hielten die Hanauerinnen vor der Pause dank der massierten Abwehr um Susi Koch und der Glanzparaden von Torfrau Julia Bingel mit 0:2 das Ergebnis in Grenzen. Nach dem Wechsel brachen sie aber zusammen. Den Treffern der besten Raffelbergerin Karen Jungjohann (3), Franca Brosius, Nina Hartkopf (2), Julia Hermann (2) und Sabina Paßmann, konnten Claudia Severin (1:3/35.) und Eva Weiß-Bollandt (2:10,58.) nur zweimal antworten. ks
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Eiskalt" sind alle Jahre wieder kurz vor Weihnachten ein paar Unentwegte der Interessengemeinschaft Rettungsdienst Badesee Walldorf (IRBW): Während die meisten Zeitgenossen wegen winterlicher Kälte eher den Pelzmantel aus dem Schrank holen, steigen kühne Schwimmer in die kühlen Fluten des Walldorfer Badesees. Beim traditionellen Fackelschwimmen am Samstag abend hatten allerdings die Zuschauer und Zuschauerinnen eindeutig die Überhand - und sie froren beim Zusehen fast mehr, als das von der IRBW-Chefin Ilona Knodt angeführte Schwimmteam.
Bei um die sieben Grad Wasser- und Außentemperatur knapp über Gefrierpunkt stiegen sie, geschützt durch Neoprenanzüge, beim Landungssteg gegen 18 Uhr in den See: Ilona Knodt als einzige Frau sowie Hermann Scheffer, Jörg Bauclow, Torsten Lerchermann, Bernd Fiedler, Holger Rauert, Walter Kunz, Andreas Heimberger, Kurt Knodt, Stefan Kalcher, Jörg Neue, Joachim Wittner und als Gastschwimmer vom Groß-Gerauer Tauchklub "Kalypso" Alexander Behanka und Jochen Klein.
Einige von ihnen waren schon mehrmals dabei, der älteste Teilnehmer 50 Jahre alt. Motivation für die kühne Tat, so war zu hören, seien der Spaß an der Freude an diesem ungewöhnlichen Spektakel, aber auch ein wenig Beweis der eigenen Fitness.
In diesem Jahr gab's bei den seit 1980 durchgeführten winterlichen Badefreuden einige Veränderungen. Im Hintergrund stehen die Umbauarbeiten an der daher nur wenig zugänglichen IRBW-Rettungsstation auf der Halbinsel. Daher traf man sich diesmal zunächst im Bootshaus zum Umziehen und einem aufwärmenden Getränk. Vom Landungssteg wurde mit beleuchteten Fackeln eine etwa 400 Meter lange Strecke Richtung Bootshaus geschwommen.
Wie Glühwürmchen schienen die Fackeln über dem See zu schweben. Vom Ufer aus wurde alles von roten Fackeln beleuchtet, tauchte die Szene in ein romantisches Licht. Ein Höhepunkt beim Näherkommen ans Ufer: Ein Feuerwerk vom See aus, wozu das IRBW-Team ein orginelles Bootsgefährt mit sich führte und so den großen und kleinen Schaulustigen manches "Oh" und "Ah" entlockte. Der nächste IRBW-Termin steht auch schon fest: Am Freitag, 1. Januar, 10 Uhr - dann allerdings trifft man sich im Bootshaus zum Heringsessen. cas
WETTERAUKREIS/FRIEDBERG/ROSBACH. Weit über 2000 Menschen haben am Wochenende im Wetteraukreis an fünf Veranstaltungen gegen den zunehmenden Fremdenhaß teilgenommen. Knapp 1000 dürften es alleine bei der Lichterdemonstration am Samstag in Friedberg gewesen sein, die somit eine der größten Prostestaktionen darstellt, die bislang in der Kreisstadt veranstaltet wurden. Schätzungsweise 300 Menschen gingen am Wochenende in Büdingen auf die Straße. Rund 400 kamen zum Rockkonzert gegen rechts in Nidda und weitere 400 besuchten ein weiteres Konzert dieser Art in Rosbach. Gut besucht war am Sonntag auch ein Gottesdienst in der evangelischen Kirche im Niddataler Stadtteil Bönstadt.
Die Veranstalter hatten zu den Aktionen nicht nur wegen der allgemeinen Zunahme von rechtsextremistischen Ausschreitungen gegen Ausländer aufgerufen, sondern auch wegen diverser örtlicher Vorkommnisse. So beschäftigte kürzlich eine blutige Rauferei zwischen unterschiedlich politisch motivierten deutschen Jugendlichen im Friedberger Stadtteil Dorheim die Ärzte und die Polizei. Darüberhinaus wurden Kinder zum Fremdenhaß in Dorheim aufgestachelt und bedroht. In Butzbach flog gar ein Brandsatz in die Schloßkaserne, wo derzeit noch über 650 Asylbewerber leben. Im Butzbacher Stadteil Hoch-Weisel wurden Asylbewerber in ihrer Wohnung von Jugendlichen tätlich angegriffen. Im Niddataler Stadtteil Bönstadt wurde eine Drohung bekannt, die Wohnung von Asylbewerbern anzustecken.
Gegen diese Bedrohungen und Ausschreitungen wollten am Samstag rund 1000 Bürger auf den Europaplatz vor dem Kreishaus in Friedberg ein Zeichen setzen. Bei einer kurzen Ansprache wurde daran erinnert, daß jeder Angriff auf einen Ausländer ein Angriff auf unsere Demokratie und Verfassung sei. "Heute sind es die Ausländer, morgen sind es Behinderte und Arbeitslose und schließlich sind es Andersdenkende", meinte ein Sprecher des Stadtjugendringes.
Polizei und Justiz wurden aufgefordert, die Gewalttaten schneller und effektiver zu ahnden. Die Politik müsse zudem für mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Wohnungen sorgen und die Arbeitslosigkeit abbauen, um so dem Rechtsextremismus den Nährboden zu entziehen. Den Bürgern wurde empfohlen, sich gegen jedes Anzeichen von Intoleranz und Gewalt zur Wehr zu setzen, denn Gleichgültigkeit sei der "schlimmste Feind der Mitmenschlichkeit".
Friedbergs Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr betonte, daß Haß und Gewalt gegen Ausländer keinen Platz in unserer Gesellschaft eingeräumt werden dürfe, da diese die Todfeinde der gesellschaftlichen Ordnung seien und auch nicht die Fragen unserer Zeit beantworten könnten. Den anschließenden Marsch der rund 1000 Demonstranten mit ihren Kerzen vom Kreishaus durch die Friedberger Innenstadt zur Stadtkirche bezeichnete Fuhr als ein "Zeichen für die Solidarität mit unseren ausländischen Mitbürgern und als ein Zeichen des Gedenkens an alle Menschen, die unter Haß und Gewalt leiden, denn die Ablehnung von Haß und Gewalt ist unteilbar." Die evangelische Kirche hatte die Demonstranten mit Glockengeläut zu einem Gebet empfangen. str
ROSBACH. Nur nach und nach füllte sich am Samstag abend der Saal der Adolf-Reichwein-Halle. Die vier Frankfurter Rockmusiker/-innen der Gruppe COB - zwei Männer und zwei Frauen - begannen die Veranstaltung "Rock gegen rechts" gegen 19.30 Uhr vor zunächst nur wenigen Zuhörer/-innen. Erst gegen 22 Uhr füllte sich das moderne Achteck der zentralen Rosbacher Versammlungsstätte. 400 Personen, so die Veranstalter, wurden insgesamt gezählt. Die Fluktuation war groß.
Friedlich und fröhlich sollte diese Musikveranstaltung mit drei Bands aus der näheren Umgebung ablaufen. So war es gedacht und so wurde es auch. Polizeibeamte in einem dezent postierten Streifenwagen verbrachten einen ruhigen Abend.
Im Saal selbst fiel auf, daß viele junge Frauen ihre kleinen Kinder mitgebracht hatten. Es waren im Schummerlicht des großen Saals auch eine Reihe von Ausländern, vor allem Türken, zu erkennen. Der farbige COB-Sänger, der Amerikaner Arthur L. White, hatte zu Beginn eine schwere Aufgabe, in dem noch fast leeren Saal Stimmung zu erzeugen. Erst allmählich fuhr dem Publikum der fetzige Funk- Rap in die Glieder, begannen sich die jungen Leute nach den harten Rhythmen zu bewegen. Als sich der Saal allmählich füllte, wurde die Aufgabe für die Gruppe "Never Trust A Hippie", die eigene Kompositionen zu gesellschaftskritischen Texten bot, und für die Rock- und Jazz spielende "Stage Band" etwas einfacher. Punkt ein Uhr wurde die Musikveranstaltung beendet.
Die Idee zu diesem "Rock gegen rechts" hatte die Gruppe "Never Trust A Hippie" gehabt. Diese war schon am Samstag vor einer Woche in der überfüllten Friedberger Szenenkneipe TAF mit einem Konzert gegen den blutigen Krieg in Jugoslawien aufgetreten. Zwei Auftritte so kurz hintereinander waren nach Auffassung der Veranstalter in Rosbach wohl der Grund, weshalb die Erwartungen an die Zahl des Publikums nicht ganz erfüllt wurden. Martin Zapf, der Sänger und Textdichter der "Hippies" hatte schon vor mehreren Monaten eine Musikdarbietung gegen den in Deutschland grassierenden Ausländerhaß geplant. Sein Vater, Rolf Zapf, der in Rosbach eine Firma betreibt, hatte die Organisation übernommen. Er war auch nach außen hin als Vertragspartner aufgetreten, hatte das Risiko für eventuelle Regreßansprüche bei möglichen Ausschreitungen getragen und die von den Versicherungen verlangten 4000 Mark Sicherheitsleistungen vorgelegt. Geplant war ursprünglich gewesen, mit dem Konzert in einer zentraler gelegenen Halle im Wetteraukreis aufzutreten. Doch die in Frage kommenden Räume waren für diesen Samstagabendtermin schon anderweitig vergeben gewesen. Die Stadt Rosbach hatte den Fußboden der Halle mit einem robusten Teppichboden ausgelegt, um das Parkett vor allem vor brennenden Zigarettenkippen zu schützen. Der Teppichboden wurde zwar eigens für dieses Konzert angeschafft, doch hatte die Stadt diese Investition schon vor längerer Zeit geplant. "Die Ausgaben für den Teppich sind immer noch geringer, als wenn man nachher das Parkett abschleifen lassen müßte", sagte ein städtischer Bediensteter am Rande des Konzerts.
Am Ende hatte die Rockveranstaltung doch noch einen kleinen Reinerlös ergeben. Es waren 400 Mark, die den ausländischen Kindern im ehemaligen Rosbacher Hotel "Waldschlößchen" zugute kommen sollen. hm
HANAU. Mit einem Plumps landet Puntalena im tropfnassen Regenwald und purzelt den Raben Poko, Grasso und Lungo genau vor die Krallenfüße. Das Mädchen findet seinen Sturz vom Regenbogen ganz aufregend und möchte das Federvieh, das sie von oben schon lange kennt, nun richtig kennenlernen.
Zwei der Riesenvögel empfinden den Besuch jedoch als Provokation und erfinden hanebüchene Gründe, die neugierige Puntalena in einen Käfig zu sperren. Vor allem aber soll das Gör ihnen als Faustpfand im Streit zwischen Sonne und Regen dienen. Ermutigt vom mitfühlenden Poko kann das Regenbogenkind fliehen.
Begleitet vom "Aah!" und "Ooh!" der Kinder im Comoedienhaus trifft es im purpurnen Land der Mohnblumenprinzessin ein. Was für eine klatschmohnfarbene Pracht! Welche Schönheit! Aber auch: was für ein Narzißmus!
Doch mit ihrer ansteckend-wirkenden Natürlichkeit kann Puntalena die hochgestochene Prinzessin umkrempeln und zur kindlichen Freundin gewinnen. Auch Poko trudelt im Thronsaal ein und zu dritt geht es neuen Abenteuern entgegen, bis das Trio schließlich - und mit tatkräftiger Hilfe vom freundlichen Mann im Mond - die Strickleiter findet, auf der das Regenbogenkind wieder nach Hause klettern kann. Poko und die Prinzessin bleiben als Liebespaar zurück.
Hannele Limpach, Autorin des Märchens vom Regenbogenkind, hat mit dem Pfalztheater Kaiserslautern eine hinreißende Inszenierung erarbeitet. Martin Reszler hat ihr für die verschiedenen Reisestationen aus bemalten Leinwandbahnen vier herrliche Bühnenbilder entworfen, die, wie schon erwähnt, das kleine Publikum der Hanauer Volksbühne in großes Erstaunen versetzen. Monika Lanz hat die Hauptdarsteller/innen in Phantasiekostüme gesteckt: Die Raben erscheinen als pechschwarze Papagenos, Puntalenas Dress erinnert an Harlekins bunte Flicken, die Prinzessin zeigt sich als gigantische Mohnblume, der Popanz von Wüstenfürst mit den Pavarotti-Allüren wird begleitet von einer Stuntman-Distel und einem die Bürokratie karikierenden Heuschreck.
Quicklebendig ist auch das Spiel des nur sechsköpfigen Ensembles. Allen voran fasziniert Barbara Seeliger als koboldisches Naturkind in der Rolle der Puntalena. Kaum zu glauben, das sie drei Tage zuvor in Hanau Othellos Desdemona so strahlend-fraulich gespielt hat. Auch Gero Wachholz darf für das Märchenspiel das Fach vom naßforschen Jago zum treuherzigen Poko wechseln, was ihm überzeugend gelingt.
Heidrun Gärtners Mohnblumenprinzessin erntet Sympathien durch die Wandlung von der Zierpuppe zum engagierten Reisekumpel. Matthias Schulze (Grasso/Heuschreck) und Norbert Ghafouri (Lungo/Distelmensch) vertreten das parodistische Element, Walther K. Stein (Mond) das poetische: eine Kindervorstellung, die nichts zu wünschen übrig läßt. RUTH DRÖSE
Wunsch und Wirklichkeit
Man kann Bill Clinton, dem gewählten US-Präsidenten, wahrlich nicht vorwerfen, er verschwende Zeit. Zielstrebig und konsequent nutzt er die Periode des Übergangs von der Präsidentschaft Bush zu seiner eigenen Amtszeit im Weißen Haus, um so gut vorbereitet wie möglich im fliegenden Start am 20. Januar die Regierungsgeschäfte aufzunehmen.
Clinton weiß warum. Zwar hat er ähnlich wie 1980 Ronald Reagan den Vorteil, mit einer Mehrheit seiner Partei im Senat regieren zu können, gleichwohl aber wird auch er nach 100 Amtstagen schonungsloser Kritik unterzogen werden. Und die Erfahrung lehrt: Was die Regierung Clinton nicht bis zur Sommerpause an grundlegenden und prägenden Reformen und Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht hat, wird zwischen den Mühlsteinen parlamentarischer Tricks und Debatten und dem Einfluß von Interessengruppen zerrieben werden.
Vor allem wegen seiner Versprechen gewählt, der US-Wirtschaft auf die Füße zu helfen, hat Clinton folgerichtig zunächst sein Team für die Wirtschafts- und Finanzpolitik zusammengestellt. Zusätzlich lud er die Creme der US-Wirtschaft zu einer Diskussionsrunde und belebte den Nationalen Wirtschaftsrat wieder, eine dem Nationalen Sicherheitsrat nachempfundene Institution im Weißen Haus. Zuletzt nutzte Präsident Gerald Ford Mitte der siebziger Jahre dieses Instrument, dessen Existenz und Arbeit signalisieren soll, wie bedeutend die Wirtschaft für die nationale Sicherheit der USA ist.
Personen sind Programm. Clinton hat mit dem Senatsveteranen Lloyd Bentsen und dem Haushaltsfuchs Leon Panetta aus dem Repräsentantenhaus als Finanzminister beziehungsweise Haushaltsdirektor nicht nur dem Kongreß signalisiert, daß er mit ihm zusammenarbeiten will - im Gegensatz zum letzten demokratischen Präsidenten, Jimmy Carter -, er hat sich für zwei Personen entschieden, die eindeutig für die Verringerung des US-Haushaltsdefizits stehen. Ihre Auswahl läßt erwarten, daß Clinton sich letztlich gegen kurzfristige Investitionsprogramme zur Stimulierung der US- Wirtschaft entscheiden wird und für einen konsequenten Abbau des Defizits.
Mehr Rätsel als Antworten geben bisher die anderen Ernennungen auf. Klar ist lediglich, daß Clinton mehr Frauen und Vertreter von Minderheiten am Kabinettstisch haben wird als je ein US-Präsident vor ihm. Aber die Präsidentin zweier Universitäten wird nicht etwa Bildungsministerin, sondern soll das Gesundheitsministerium übernehmen; der Generalsekretär der Demokratischen Partei, ein ausgewiesener Politstratege, wird nicht etwa Stabschef im Weißen Haus, sondern Handelsminister, und ein Harvard-Ökonom, der mit seinen Wirtschaftstheorien Clinton beeinflußte, soll Arbeitsminister werden - ein Amt, in dem er vor allem mit der Realität der Gewerkschaften zu tun haben wird.
Zur Erklärung hilft ein Blick ins Geschichtsbuch. Franklin D. Roosevelt stellte seine Regierung ähnlich widersprüchlich zusammen mit dem Zweck, ein breites Spektrum von zumeist kontroversen Auffassungen zu bekommen. Die Führungsqualität Roosevelts bestand darin, sich aus diesem Spektrum selbst eine Meinung zu bilden und zu entscheiden. Clinton deutet einen ähnlichen Führungsstil an. Er beeindruckt rundum mit Detailkenntnissen und holt sich von allen Seiten Rat. Dazu paßt auch die Ankündigung, seine Frau werde an Kabinettssitzungen teilnehmen.
Allerdings stellt sich die Frage, ob Präsident Clinton die Zeit haben wird, die er sich wünscht, um die dringenden wirtschafts- und innenpolitischen Probleme der USA in den Griff zu bekommen. Während er an seinem Team für diese Aufgaben arbeitete, begann sich hinter ihm die Woge aufzutürmen, die schon so oft in den vergangenen Jahrzehnten die innenpolitischen Nöte des Landes beiseite schwemmte: Die Rolle der USA als Weltmacht.
Bei Clintons Amtsantritt werden US- Soldaten in Somalia stehen und der Druck auf die NATO immens gestiegen sein, in Bosnien zu intervenieren. Sollen die Nahost-Friedensgespräche nicht vollends scheitern, wird der neue Mann im Oval Office unverzüglich vermitteln müssen. Der ethnische Flickenteppich in Rußland und anderen GUS-Staaten kann dem neuen Präsidenten nach den Erfahrungen auf dem Balkan nur als Sprengstoff erscheinen, an dem eine kurze Lunte liegt. Die Frage, wie Washington die nukleare Abrüstung (möglicherweise mit Start II) vorantreiben oder nur retten kann, muß unmittelbar beantwortet werden, angesichts der immer unverholener wirkenden Absicht der Ukraine, Weißrußlands und Kasachstans, Atommächte bleiben zu wollen.
Angesichts einer Welt in rapidem Umbruch, in der die Krisen aufbrechen wie fiebrige Geschwüre, die lange durch den Kalten Krieg unterkühlt waren, wird sich die verbliebene Supermacht der Vermittler-, Schlichter- und Weltpolizisten-Rolle nicht entziehen können. Präsident Clintons Aufmerksamkeit wird rasch von seinen Wahlzielen abgelenkt werden.
FT Dörnigheim - TV Flörsheim 16:25 (10:10). Leichter als erwartet zog Oberliga-Schlußlicht TV Flörsheim in die zweite Runde des Hessenpokals ein. Beim noch ungeschlagenen Tabellenführer der Kreisliga, dem FT Dörnigheim, siegten die Schleith-Schützlinge. "In der ersten Halbzeit war noch Alkoholverdunstungsstunde nach unserer vorangegangenen Weihnachtsfeier", kommentierte TVF- Männerwart Heinrich Eckert.
Dörnigheim kämpfte da noch mit dem Mute der Verzweiflung. Immerhin hatte die FTD in der vorhergehenden Pokalrunde auf Bezirksebene den Ex-Oberligisten TSG Ober-Eschbach aus dem Rennen geworfen. Mit der Zeit ließen jedoch die Kräfte bei Dörnigheim nach. Zum Schluß kam Flörsheim (ohne den an der Bandscheibe lädierten Nauheimer) noch zum zu hoch ausgefallenen Pflichtsieg. Vor allem ein Verdienst von Torhüter Devito, der in der zweiten Hälfte Kapitän Thomas Brauße ablöste und die etatmäßige Nummer eins am Samstagabend einmal eindeutig in den Schatten stellen konnte.
Bei Flörsheim machte sich das Fehlen von Urlauber Kohl kaum bemerkbar. TVF: Brauße, Devito (ab 31.); Schütz (3), S. Breckheimer, W. Breckheimer (3), Kling (1), Gröschl (5), Jung (6/5), Kirschner (2), Ostmann (5), Pitz. jo
HEUSENSTAMM. Es war einer der größten Demonstrationen, die Heusenstamm je gesehen hat: Tausend Leute zogen am Samstag vormittag vom Schloß durch die Stadt zum Adolf-Reichwein-Gymnasium, um gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus zu demonstrieren.
Schüler der 12. und 13. Klassen hatten dazu unter dem Motto "Wer wegsieht, ist schuldig" aufgerufen. Sie wurden unterstützt von Lehrern, Elternbeirat, Evangelischer Kirchengemeinde, Katholischer Pfarrgemeinde Maria Himmelskron und der Heusenstammer Greenpeace-Jugend.
Auf der Abschlußkundgebung lobte Bürgermeister Josef Eckstein ausdrücklich das Engagement der Jugendlichen. Er bezeichnete es als erschreckend, daß in Deutschland Ewachsene tatenlos zusehen und sogar Beifall klatschen, wenn "der rechtradikale Mob Asylbewerber- Unterkünfte ansteckt und dabei sogar die Tötung von Menschen in Kauf nimmt".
Eckstein kritiserte die Medien: "Es darf nicht länger möglich sein, daß mit Gewaltverherrlichung Geschäfte gemacht werden." Der Bürgermeister appellierte an die Demonstranten, auch in Heusenstamm näher hinzuschauen und gegen Gewaltverherrlichung und Ausländerfeindlichkeit vorzugehen. Den Schülern riet er, sich die Frage zu stellen: "Wie gehen wir miteinander in den Klassen um?"
Elternbeirats-Vorsitzende Heike Hebestreit mahnte bei Schülern, Lehrern und Eltern mehr Zivilcourage im Alltag an. Themen wie Rechtsradikalismus und Umgang mit Ausländern und Minderheiten sollten in den Schule verstärkt behandelt werden. Die Schüler, die einen Arbeitskreis "Pro Asyl" gegründet haben, warben auf der Kundgebung um Mitstreiter. Die Jugendlichen wollen den ausländischen Mitschülern bei Hausaufgaben und im Deutsch-Unterricht helfen, zudem den Kontakt zu den in Heusenstamm lebenden Asylbewerbern ausbauen. lz
An diese leidige Westhafen-Geschichte haben weder Günter Dürr noch Volker Hauff gute Erinnerungen. Hauff, der längst aus dem Amt geschiedene frühere Frankfurter Oberbürgermeister, nannte den heute immer noch amtierenden SPD-Fraktionschef Dürr öffentlich "ein Sicherheitsrisiko" für jeden OB.
Und warum so rüde Worte? Dürr hatte vor einem Jahr - ebenso offen - den Magistrat aufgefordert, bei der Zukunft des Westhafens die Kontrolle über die Grundstücke nicht völlig privatem Kapital zu überlassen. Und Dürr warnte damals vor einer voreiligen Festlegung der rot-grünen Koalition auf die Investoren-Gruppe International Properties Limited (IPL). In einem kann der Fraktionsvorsitzende jetzt zufrieden sein: Alle öffentlichen Flächen etwa für Straßen, alle Grundstücke für Infrastruktur wie Schulen und Kindertagesstätten und alle Areale, auf denen öffentlich geförderte Wohnungen stehen werden, bleiben dauerhaft im Eigentum der Stadt.
Genauer: Der Vertrag, den die Fachleute von Kämmerer Martin Grüber (SPD) und Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) jetzt mit der IPL aushandelten, sieht vor, daß die genannten Flächen von einer Grundstücksgesellschaft wieder an die Kommune zurückübertragen werden. Wieviel Prozent des neuen Viertels Westhafen bleiben also städtisch? Den Anteil, beteuert Wentz, habe er "nie ausgerechnet".
Fest steht: Auf kommunalem Boden westlich der Hafenstraße wächst eine neue, "vierzügige Grundschule für das gesamte Gutleutviertel" (Wentz). Sie beherbergt also nicht nur die Kinder, die künftig am Wasser wohnen, sondern bringt dem Gutleut endlich Klassen, die hier schon lange fehlen. Von der Gutleutstraße aus wird eine neue Er- schließungsstraße an der Schule vorbei nach Süden zum Mainufer vorangetrieben.
Auch die Hafenstraße endet im Laufe der 90er Jahre dann am Wasser. Das alte Gutleut und das neue Hafenviertel sollen organisch zusammenwachsen - ob das gelingt, bleibt abzuwarten.
Für die Menschen, die heute im Hafen arbeiten, nämlich die Spediteure und die Teppichhändler, findet sich ganz im Westen, an der Grenze zum Heizkraftwerk West, ein neues Domizil: 60 000 Quadratmeter Gewerbefläche in einem Gebäudekomplex mit 19 Geschossen. Und damit der Investor IPL auf seine Kosten kommt, darf er im neuen Quartier weitere 60 000 lukrativen Büroraum unterbringen.
Daß dieser städtebauliche Schwerpunkt mit Blick auf die ohnehin gebeutelte Umwelt noch verträglich ist, glaubt Stadtrat Wentz zu wissen. Auf seinem Schreibtisch liegt schon ein "positives Klima-Vorgutachten". jg
MOERS/KREFELD. "Der Mensch muß denken", verkündet der trottelige König in Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena" mit der zwangslogischen Klammer "wenn-dann". Genau die hat Sören Kierkegaard ein Jahr nach der Erstausgabe von Büchners Stück in seinem "Lebensfragment", "Entweder-oder" 1843 als Hegelsche Butterfaß-Dialektik namhaft gemacht. Im "Tagebuch des Verführers", dem Schlußstück der ersten Abteilung von "Entweder-oder", dient sie dem Erzähler Johannes als Annäherungsstrategie an die junge Cordelia über deren Tante.
Dieser große Versuch in schriftstellerischer Sinnlichkeit, die erzählpraktische Umsetzung von Kierkegaards Gedanken über Mozarts "Don Diovanni" ist in dem von Herbert Neubecker zu einer Art Spiegelkabinett ausgestatteten Studiobühne des Schloßtheaters im niederrheinischen Moers als Ein-Mann-Theater in der wohl ersten szenischen Aufbereitung zu besichtigen - mit gelegentlichem Auftauchen einer weiblich-stummen Schönheit (Djamila Mahmud).
Hausherr Rupert J. Seidl hat die kollektiv vom Theater eingestrichene und von Hans-Holger Pollack inszenierte Textfassung in ihrer originalen Formanlage belassen: Auf die fiktiven Tagebucheintragungen folgen am Ende, sozusagen die Aktion dramatisch beschleunigend, nicht minder fiktive Briefe dieses mit den Vornamen von Don Juan und Doktor Faustus sich selbst potenzierenden Johannes.
So bekommen wir in einer imponierenden Gedächtnis- und Sprachleistung Seidls mit, wie Johannes Cordelia zum ersten Mal im Spiegel über einem Ladentisch beobachtet, wie er es einrichtet, ihr scheinbar unauffällig zu begegnen, wie er sich bei der Ziehtante einschmeichelt, um ein ständiger Hausgast zu sein, wie er den schüchternen Edvard vorschickt, damit er dem Mädchen den Hof mache und schließlich als großer Verführer auftritt: mit Verlobung, aufgelöster Bindung seitens des Mädchens samt folgender Hingabe.
Für Johannes ist sie damit endgültig verloren, da ihre zur vollen Identität gebrachte Weiblichkeit ihm sein eigenes Scheitern bewußt macht: Er hat es nicht verstanden, sie zu seinem Ebenbild zu machen - einem Mann. So entledigt sich Seidl in betonter Langsamkeit seiner Kleider und geht ins Wasser, um nach beklemmend langer Zeit wie ein Film-Teuflischer Clouzots zum Finalclou zu kommen: der Entlarvung der Lebensphilosophie des Dänen als mythisiertes Herrschaftsmittel eines Männlichkeitswahns. Das ist ein starker Schluß für ein fast schon hybrides 75-Minuten-Entweder, dem das Oder - wenn schon Philosophie auf dem Theater, dann doppelt - in der rheinischen Nachbarschaft Krefeld auf dem Fuße folgte.
Dort tritt mit Baruch Spinoza ein Philosoph leibhaftig auf die Studiobühne der Fabrik Heeder, von Joshua Sobol in einem richtigen Vierakter - uraufgeführt Ende 1991 im Haager Theater De Appel - zu abendfüllendem Theaterformat gerundet. "Solo für Spinoza" nennt der israelitische Autor sein jüngstes Stück, vielleicht in Kenntnis der Tatsache, daß vor zwei Jahrzehnten in den Niederlanden ein Spinoza-Stück von Dimitri Frenken Frank kursierte - sogar von Ton de Kruyf 1971 zur Oper "Spinoza" vertont -, in dem der jüdische Philosoph sephardischer Herkunft mit seinem Zeitgenossen und Nachbarn Rembrandt van Rijn als historisches Duo vorgestellt wurde.
Tatsächlich machten beide im Juli 1656 eine vergleichbare Erfahrung der sozialen Gefährdung eines Genies. Während Rembrandt mit der Gesellschaft in Form eines Bankrotts kollidierte, wurde Spinoza wegen seines aufklärerischen Gedankenguts vom Synagogenrat ausgestoßen und verflucht (die portugiesische Urkunde ist noch heute im Spinoza-Museum von Rijnsburg bei Leiden aufbewahrt).
Von dieser Parallelisierung der Ausnahmeerscheinungen in einer vergleichsweise liberalen Gesellschaft hielt Sobol nichts, aber das Solo für Spinoza nahm er auch nicht so wörtlich. Er verordnete dem Philosophen nämlich mit dem Arzt Prado eine Komplementärfigur. Während Prado, unter soufflierender Hilfe des Philosophen, dem geforderten Abschwören aller Freigeisterei nachkommt, bleibt Spinoza der Logik des von ihm Gedachten auch im Leben treu: um den Preis der Einsamkeit.
Das in Rückblenden des Sterbenden ablaufende Stück macht neben dem Nutzen auch die Nachteile der Logizität für das Leben offenkundig. Im Umgang mit einer Dirne (Dagmar Gruhl) muß Spinoza erfahren, daß die von ihm verkündete Liberalität ihre Grenzen an seinen sexuellen Besitzansprüchen findet; um dem insgeheim nicht nur platonisch geliebten Töchterlein seines niederländischen Lateinlehrers (Madeleine Scherrer) muß er in schmerzlicher Konsequenz der menschlichen Willensfreiheit zugestehen, daß sie ihm einen ländlichen Witzeerzähler vorzieht.
Spinoza wird in diesem Stück als ein aus der Zeit Gefallener sichtbar. Daß er, der nur 44 Jahre alt wurde, das Leben mit seiner hochentwickelten Gedanklichkeit wie in einem Teilchenbeschleuniger empfand, macht Sobol in einer zentralen Szene vor der Bannaussprache deutlich. Da laufen Lebensstationen im Eiltempo am Philosophen vorbei, geordnet als rituelle Siebenzahl. Doch in Krefeld nutzt Regisseur Martin-Michael Driessen das Angebot eines fahrbaren Dreiecks als Zentralspielort: Ausdruck des Ineins von Logos und Transzendenz im Symbol des Gottesauges, durch den Bühnenbildner Thomas Lorenz-Herting nicht überzeugend. Zwar läßt er dieses Dreieck herumwirbeln, aber mit den Drehungen geht auch manches vom Text verloren.
In dieser Szene bedarf die Vorlage einer phantastischen Umsetzung. Sie ist in der Krefelder Arenabühne, deren offene Seite mit schräg angeordneten Türfüllungen zu tempoverschleppenden Klettereien verführt, nicht gegeben. Und so sehr sich Matthias Brandt für die komplementäre Rolle des Prado engagierte, so wenig konnte er ihrer theatralischen Blässe abhelfen. So wurde das Stück wirklich zu einem Solo für Spinoza, da Stephan Schad mit geradezu sephardischem Charme jene Gesten und Töne fand, in deren Sinnlichkeit die Logik des gelebten Gedankens eine zweite Naivität gewinnt. ULRICH SCHREIBER
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Gehirnerschüttung erlitt eine Radfahrerin am Freitagabend bei einem Unfall in der Mörfelder Hochstraße, Ecke Darwinstraße. Nach Auskunft der örtlichen Polizeidienststelle mißachtete die Radfahrerin die Vorfahrtregelung, wurde daher von einem Personenwagen erfaßt und zu Boden geschleudert.
Die Frau mußte ins Kreiskrankenhaus nach Groß-Gerau gebracht werden. Es entstanden außerdem 1800 Mark Schaden. cas
Es mag dramatisch klingen, die sonntäglichen Wahlen in Rest-Jugoslawien als eine Frage von Sein oder Nichtsein zu bezeichnen, von schicksalhafter Bedeutung waren sie allemal. Sie haben, wie schon der Bürgerkrieg im ehemaligen Vielvölkerstaat, noch zusätzlich die Kluft zwischen Herrschenden und Opposition vertieft. Trotzdem ist es ein Fortschritt, daß die Wahlen, egal wie sie ausgehen, überhaupt stattfanden.
Lange Zeit hat sich das Regime Milosevic gegen vorgezogene Neuwahlen gesperrt, die für seine "Sozialistische Partei Serbiens" den Verlust der Macht und damit auch gesellschaftlicher Privilegien bedeuten könnten. Zudem war keineswegs sicher, daß die Opposition daran teilnehmen würde.
Unabhängig vom Ergebnis der Wahlen werden die Parlamente wegen des geltenden Verhältniswahlrechts vielschichtiger zusammengesetzt sein als bisher. Die Opposition, so sie nicht gewinnen sollte, wird nicht mehr ein marginales Grüppchen parlamentarischer Außenseiter darstellen, die die überwältigende Regimemehrheit nicht einmal in Verfahrens- geschweige denn Sachfragen ernst zu nehmen brauchte.
Für den Fall der Abwahl der Neo-Sozialisten sollte man aber nicht vorschnelle Erwartungen bezüglich einer Wende hegen. Es bleibt zu hoffen, daß die bisherigen Machthaber bei einer Niederlage die Macht friedlich an die Opposition übergeben. Und die wird dann den Beweis antreten müssen, daß sie willens und imstande ist, den fürchterlichen Bürgerkrieg unter Wahrung der nationalen serbischen Interessen tatsächlich zu beenden. yr (Belgrad)
MAIN-TAUNUS-KREIS. Zu einem deutlichen Zeichen aus den Betrieben gegen Rassismus und Antisemitismus hat der Kreissekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bernd Vorlaeufer-Germer aufgerufen. Der DGB im Hoch- und im Main-Taunus-Kreis forderte Betriebs- und Personalräte, Vertrauensleute und Funktionäre auf, Weihnachtsfeiern und Betriebsversammlungen zu nutzen, um Resolutionen gegen Fremdenfeindlichkeit zu verabschieden. Vorlaeufer-Germer: "Die 17 Todesofper 1992, die durch rechtsradikalen Terror in Deutschland umkamen, klagen uns alle an."
Auch über zehnminütige Arbeitsniederlegungen sollten Gewerkschaften und Arbeitgeber gemeinsam nachdenken. Dies sei schließlich auch nach der Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer möglich gewesen, so Vorlaeufer-Germer.
Die Gewerkschafter fordern die vom Main-Taunus-Kreis gewählten Bundestagsabgeordneten auf, dem Asylkompromiß nicht zuzustimmen, sondern für ein Einwanderungsgesetz und die Bearbeitung der 400 000 unerledigten Asylanträge beim Bundesamt in Zirndorf einzutreten. she
Nach Auskunft Krauses werden zuerst die Kreuzungen der Autobahn mit Brücken fertiggestellt. Danach sollen diese Bauwerke untereinander mit der eigentlichen Autobahntrasse verbunden werden, für die teilweise die Streckenvarianten noch nicht festliegen. Die Fertigstellung eines ersten, etwa 40 Kilometer langen Teilabschnitts im Westteil der Autobahn stellte er für 1994 in Aussicht. Für die weiteren Abschnitte müsse erst noch der ökologisch günstigste Verlauf innerhalb eines teilweise mehrere Kilometer breiten Korridors ermittelt werden.
Krause meinte, mit diesem Vorhaben könnten alle bisherigen Rekorde im Autobahnbau der Bundesrepublik gebrochen werden. Den ersten Rekord hat er nach eigenen Angaben mit einer nur zweijährigen Vorplanungszeit bis zum ersten Spatenstich für das Kreuzungsbauwerk bei Wismar bereits aufgestellt. Die eigentliche Leistung bestehe jedoch in der endgültigen Fertigstellung der gesamten Autobahn bis 2000. "Das wäre ein Ergebnis, was bislang in Deutschland einmalig ist", sagte Krause.
Dieser Tage hat das Umweltministerium in Schwerin die nutzbaren Kies- und Sandvorkommen entlang der geplanten Küstenstraße benannt, wo in der Bauphase die Rohstoffe abgebaut werden können. Schon seit Frühjahr gibt es einen Landtagsbeschluß, der einen entsprechenden Vorstoß bei der Bundesregierung vorsieht, daß zwei Prozent der Autobahn-Bausumme für Kunst im öffentlichen Raum verwendet werden.
Eine Bremse, um den Wucher zu stoppen Was sich Ernst Köder, Vorsitzender des Mietervereins, vom Mietspiegel verspricht Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Ernst Köder, Vorsitzender des Mietervereins Dreieich und Umgebung, schaut in eine düstere Zukunft: "Wir steuern auf eine Katastrophe zu. Das muß man so sagen." Es ist der Wohnungsmarkt, der ihm Sorgen macht. Genauer gesagt: die explodierenden Mieten. Aus der Beratungspraxis weiß Köder: Viele suchen vergeblich nach einer bezahlbaren Wohnung, andere fürchten Mietsteigerungen in schwindelnde Höhen. Gegen diese Entwicklung scheint kein Kraut gewachsen. Oder doch? Das Dreieicher Parlament hat kürzlich beschlossen, einen Mietspiegel erstellen zu lassen. Köder sieht darin eine "Bremse, die man noch einbauen kann". Es mag verblüffen, aber laut Köder (kleines Bild) gibt es eigentlich genügend Wohnungen in Dreieich und Umgebung. "Woran es fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum", betont er. Quadratmeterpreise von über zwanzig Mark könnten sich Banken und Agenturen leisten, nicht aber Familien und junge Leute.
Der Mieterverein, dem Köder seit vier Jahren vorsteht, hat Beratungsstellen in Sprendlingen, Langen, Rödermark und seit einem Jahr auch in Dietzenbach. Dort stehen an den Beratungstagen die Hilfesuchenden Schlange. Die immer wiederkehrenden Probleme sind Kündigungen und drastische Mieterhöhungen.
"Wer 'raus muß, findet auf dem freien Markt keine bezahlbare Wohnung mehr", sagt Köder. Andere sehen sich mit Forderungen des Vermieters konfrontiert, die ihr Haushaltsbudget weit übersteigen. So kommt es zu den Streitigkeiten, die die Aktenordner der drei Juristen füllen, die im Auftrag des Mietervereins arbeiten.
Bezahlbaren Wohnraum zu erhalten - dieses Ziel peilt das Parlament mit dem Mietspiegel an. Köder, der auch SPD- Stadtverordneter ist, hatte die Initiative seiner Fraktion "angeschoben". Der erste Vorstoß war schon vor etwa einem Jahr. Damals ging es allerdings nur um Mietrichtlinien. Laut Köder stellte sich nach den Diskussionen mit Fachleuten heraus: "An die Richtlinien wird sich doch keiner halten." Vor Gericht zähle nur ein verbindlicher Mietspiegel, der für bestimmte Wohnungsgrößen unter Berücksichtigung von Alter, Ausstattung und Wohnlage Durchschnittswerte benennt.
Das Zahlenwerk wird etwa 100 000 Mark kosten und soll in zwei Jahren fertig sein. Für die Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete ist eine aufwendige empirische Untersuchung nötig. Gewonnen wird mit dem Mietspiegel eine "Markttransparenz", die vor allem den Mietern zugute kommen soll.
"Mieter und Vermieter orientieren sich derzeit an den Anzeigen in den Tageszeitungen, die ein falsches Bild vermitteln", sagt Köder. Der Grund: Günstige Wohnungen werden unter der Hand weitergereicht; die Bestandsmieten, die meist erheblich unter den Neuabschlüssen liegen, bleiben außer Betracht. "In Sprendlingen gibt es noch viele alte, seriöse Vermieter, die vernünftige Mieten nehmen."
Gegen unseriöse Vermieter bietet der Mietspiegel eine rechtliche Handhabe. Liegt eine Forderung zwanzig Prozent über der Vergleichsmiete, kann die Miete als Wucher vor Gericht angefochten werden. Köder hofft, daß sich gerade dank des Mietspiegels Prozesse vermeiden lassen und Einigungen im Vorfeld möglich werden. Das sei optimistisch gedacht, aber diesen Optimismus will sich Köder auch nach mehr als zwanzig Jahren Erfahrung auf diesem Feld nicht nehmen lassen: "So könnte es doch auch laufen."
Den Mietspiegel hält Köder für um so dringlicher, als mit vielen neuen, günstigen Wohnungen in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist. Zu wenig wurde in der Vergangenheit für den sozialen Wohnungsbau getan. "Wer die Misere verbrochen hat, spielt keine Rolle. Alle haben ihren Teil dazu beigetragen", sagt der SPD-Mann, dem es nicht um ein parteipolitisches Süppchen geht. Zwar investiert Rot-Grün derzeit in Dreieich erhebliche Summen in den Wohnungsbau, doch das hat noch nicht zu einer spürbaren Entlastung geführt.
"Das ist ein Schritt in die richtige Richtung," auch wenn "noch kein Licht am Ende des Tunnels ist", sagt Köder. Für einen besseren Schutz der Mieter wären aus seiner Sicht viele Neuregelungen nötig. Beispielsweise könnte eine Sperrfrist nach jedem Eigentümerwechsel dem Mißbrauch von Kündigungen wegen Eigenbedarfs vorbeugen. Oder: Mieterhöhungen bei laufenden Mietverhältnissen sind auf 15 Prozent in drei Jahren zu begrenzen - erlaubt sind dreißig Prozent.
Realistisch ist aber, daß die Probleme der Mieter eher noch zunehmen und die Mietervereine weiter Zulauf bekommen. In Dreieich und Umgebung zählt der Mieterbund 1600 Mitglieder. Wobei zu bedenken ist, wie Köder sagt: "Wir sind kein geselliger Verein. Und leider können wir auch keine Wohnungen vermitteln."
OFFENBACH. "Wir können stolz auf unsere Leute sein", sagte Professor Herbert Heckmann und wies mit Grandezza auf die viele Qualität an den Wänden der drei Stockwerke der Designer-Schmiede. 17 Studenten des Fachbereichs Visuelle Kommunikation präsentierten am Freitag abend in der Hochschule für Gestaltung (HfG) ihre Diplom-Arbeiten.
Stolz ist die Hochschule nicht nur auf die Qualität der Abschlußarbeiten, sondern auch darauf, daß erstmals ein HfG- Student, Heiko Sacher vom Fachbereich Produktgestaltung, ein Voll-Stipendium der renommierten Fulbright-Kommission erhalten hat: Sacher kann nun ein Jahr lang an einer amerikanischen Hochschule studieren. Die HfG-Absolventin Dagmar Schneider erhielt ein Teilstipendium der Fulbright-Kommisssion.
Kein Wunder, daß Sprecher der Diplomanten auf der Abschlußparty sogar ihre Lehrer und den Stil der Ausbildung lobten: die interdiziplinäre Öffnung aller Fachbereiche, der kreative Kontext zu international renommierten Designern und Künstlern, die Öffnung der Hochschule nach außen. Die Studenten bedankten sich dafür, daß die HfG mittlerweile recht gut mit Computer-Technologie und mit Multi-Media ausgestattet ist. Ihr Wunsch an die Schule zum Wohle künftiger Studenten-Generationen: Noch mehr interdisziplinäre Gruppenarbeit ermöglichen und neue und aktuelle Computer-Technologie anschaffen.
Vielfältig sind die Themen der 17 Diplomarbeiten. Besonders originell? Vielleicht die Arbeit des Offenbachers Peter Biler über die Chaos-Forschung "Chaos, oder wenn das ganze mehr ist . . ." Der Bremberger Tankred Steineke gestaltete ein kulturhistorisches Sachbuch über den Pfeil.
Auffällig viele Besucher drängelten sich vor der Arbeit der Offenbacherin Julia Göpel. Sie sagt über ihre Arbeit "Fahrradspuren - elf Sequenzen einer humanen Fortbewegung": "In meinem Buch gestaltet sich die Intension, das Fahrrad von verschiedenen Perspektiven zu betrachten und es dabei immer wieder auf den Menschen zu beziehen. Die vielfältigen und individuellen Bezüge zum Fahrrad sind es, die den Reichtum und die Faszination ausmachen, welche das schlichte Gefährt umgeben."
Um die Jahrhundertwende beispielsweise hatte die Benutzer des schlichten Gefährts noch viel zu leiden. Schuster, Kutscher, Pferdezüchter sahen in den ersten Radfahrer Verderber ihrer Geschäfte, droschen deshalb mit Peitschen auf sie ein oder hetzten die Hunde auf sie. Deshalb rüsteten sich die Velo-Benutzer auch mit "Hundebomben", Knallköpern, aus. Das Fahrrad revolutionierte damals auch die Damenmode. Das Korsett verschwand, die Röcke wurden leichter und kürzer.
Was viele bedauern: alle Arbeiten waren nur übers Wochenende ausgestellt. lz
"Freie Wähler" treten im März auf Kreisebene an Organisationen im Raum Hanau agieren gemeinsam Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Nun ist amtlich: Bei den Kommunalwahlen am 7. März 1993 wird auf Kreisebene eine "Freie Wählergemeinschaft Main- Kinzig" antreten. Nach einem "Spitzengespräch" in Langenselbold wurde am Freitagabend in Rodenbach die Gründung offiziell vollzogen. Dabei hat die Wählergemeinschaft auch eine Satzung aufgestellt und einen Vorstand gewählt. Günter Kullick von der Neuberger FWG soll als erster Vorsitzender das Zugpferd der Gruppe auf Kreisebene sein. Zum Stellvertreter wurde Dieter Simon von den inzwischen ebenfalls etablierten "Bürgern für Hanau" (BfH) bestimmt. Bei Simon handelt es sich übrigens um den ehemaligen Bürgermeister von Ober- Mörlen (Wetteraukreis). Von der "Selbolder Liste" (SL) kommen Kassierer Lothar Kühn und Schriftführer Hans Jürgen Leister. Als Pressesprecher, der gleichzeitig als "beratendes Mitglied im Vorstand ohne Stimmrecht" fungiert, tritt Michael Frenzel von der SL auf. Beisitzer sind: Vera Heim von der SL und die beiden FWGler Sander (Neuberg) und Toms (Hanau).
In der Gründungsversammlung teilte Hanns Jäger, Spitzenkandidat der "Bürger für Hanau", mit, daß auch Wählergemeinschaften aus Maintal und Großkrotzenburg ihre Unterstützung zugesagt hätten. Damit hätten sich mit Ausnahme von Hammersbach praktisch alle Wählergemeinschaften im Altkreis Hanau zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Die in Rodenbach anwesenden FWGler sollen rund 200 Mitglieder ihrer örtlichen Wählergruppen repräsentieren.
Allerdings scheint die Main-Kinzig- Wählergemeinschaft kein Standbein in der Region Gelnhausen / Schlüchtern zu haben. Die Resonanz aus diesem Gebiet wird als "traurig" beschrieben. Laut Pressesprecher Frenzel kamen bisher "nur vereinzelt Reaktionen auf mehrere Anschreiben". In Rodenbach wurde daher beschlossen, nochmals in direkten Gesprächen Tuchfühlung aufzunehmen.
Im Kernpunkt der Satzung steht die Aussage: "Jede natürliche Person, die im Main-Kinzig-Kreis wohnt, kann Mitglied der Wählergemeinschaft werden." Wie berichtet, hatte der CDU-Kreisvorsitzende Aloys Lenz bereits scharf darauf reagiert, daß bei den Kommunalwahlen eine Wählergemeinschaft auf Kreisebene antreten will. Dabei bemühte er auch die Statuten der CDU. Danach sei es für jedes Parteimitglied unvereinbar, auf einer anderen Liste als der der CDU zu kandidieren. Weiter bezeichnete Lenz das Auftreten einer solchen Liste auf Kreisebene letztlich als einen "totalen Fehlschlag". Seiner Meinung nach schwächt das allein die CDU und "stärkt ausschließlich die linken Listen wie SPD und Grüne und ihre Chance einer erneuten Koalition".
Die harsche Kritik des CDU-Kreisvorsitzenden wurde nun in der FWG-Gründungsversammlung in Rodenbach als Zeichen dafür gewertet, daß man als "Wahlkampfgegner durchaus ernst genommen" werde und sich die CDU wohl erhebliche Sorgen um ihr Abschneiden bei den Kommunalwahlen mache. Der SPD habe es "ohnehin die Sprache verschlagen", meint die Kreis-FWG.
Die FWGler wollen bei ihrem nächsten Treffen am Dienstag, 29. Dezember, 19 Uhr, im Vereinsraum der Gaststätte "Da Bruno" in Rodenbach ihr Wahlprogramm erörtern. Was das Thema Ausländer- und Asylpolitik angeht, will die FWG nach eigener Ankündigung "klare, aber auch sehr differenzierte Aussagen geben". Dabei soll sich die Wählergemeinschaft "sehr deutlich von Reps und anderen rechten Gruppierungen abgrenzen".Bei den Deutschen Meisterschaften traf sich die Eiskunstlauffamilie wieder einmal unter Ausschluß der Öffentlichkeit Marina Kielmann dreht an der Pirouette zur Europameisterin Tanja Szewczenko Überraschungsdritte / Evelyn Großmann nur Vierte / Männer-Konkurrenz erneut erschreckend schwach Aus Mannheim berichtet unser Redaktionsmitglied Reinhard Sogl
Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf sind immer auch ein großes Familientreffen unter Ausschluß der offensichtlich desinteressierten Öffentlichkeit. Generationen früherer Titelträger finden sich da ein, um sich ein Bild über ihre Nachkommen zu verschaffen. So war es gleich aus doppelter Sicht kein Wunder, daß den Deutschen Meisterschaften 1993 - wegen des Qualifikationscharakters für die Europameisterschaften finden die nationalen Titelkämpfe immer schon im Dezember des Vorjahres statt - am Samstag in Mannheim auch Claudia Leistner beiwohnte, denn die mehrfache deutsche und Vize-Weltmeisterin aus Ludwigshafen war in ihrer Amateurkarriere im Eislaufzentrum Herzogenried zu Hause gewesen.
Daß für Claudia Leistner die Rückkehr an ihre Wurzeln gewissermaßen zu einer Reise in die eigene Vergangenheit werden sollte, hatte aber noch einen anderen Grund. Denn in der Konkurrenz der Frauen, die sich im Eiskunstlaufen Damen nennen und zum großen Teil Mädchen sind, gewann die 24jährige Marina Kielmann aus Dortmund zum dritten Mal hintereinander den Titel, eine Läuferin also, die wie ihre Vorgängerin erst im reiferen Alter den Zenit ihres Könnens erreichte. Und da schaffte mit der erst 15 Jahre alten Tanja Szewczenko aus Düsseldorf, die sensationell Dritte wurde, nach Claudia Leistner wieder einmal eine Jugendliche den Sprung auf einen Medaillenrang. Zusammen mit der von Chemnitz nach Oberstdorf gewechselten Simone Lang, die mit ihren 21 Jahren für das verbindende Moment zwischen Altstar und Jungtalent sorgt und die den zweiten Platz belegte, werden Marina Kielmann und Tanja Szewczenko die deutschen Farben bei den Europameisterschaften im Januar in Helsinki vertreten. Daß die zuletzt wahrlich nicht mit Erfolgen verwöhnte Deutsche Eislauf-Union (DEU) in dieser Disziplin bei den kontinentalen Titelkämpfen gleich ein Trio ins Rennen schicken darf, liegt am hohen Leistungsniveau in der Frauenklasse. Obwohl Patricia Neske nach den Winterspielen zurückgetreten war, durfte sich Simone Lang in ihrer Prognose bestätigt fühlen, daß es in Mannheim eine "ungeheuer starke Konkurrenz" werden würde. Auf der Strecke blieb immerhin keine geringere als die Europameisterin 1990, Evelyn Großmann aus Chemnitz - trotz einer soliden Kür. Es reichte indessen für den letzten Schützling der früheren Erfolgstrainerin Jutta Müller dennoch nur zum undankbaren vierten Rang, weil sich Tanja Szewczenko durch ihren sensationellen Sieg beim Technikprogramm einen nicht mehr aufzuholenden Vorsprung erlaufen hatte.
Marina Kielmann, deren wunderschöne Kür mit fünf verschiedenen Dreifachsprüngen der EM-Zweiten genügend Selbstvertrauen geben sollten, das große Ziel, "vielleicht doch einmal Europameisterin zu werden" mit Verve anzustreben, führte die Stärke der deutschen Läuferinnen eben auf den glücklichen Umstand zurück, daß durch die drei zu vergebenden EM-Startplätze realistische Chancen für eine breite Spitze vorhanden seien, daß der monatelange Einsatz an Blut, Schweiß und Tränen mit einer Berufung für internationale Aufgaben belohnt wird. Mithin ist für die erfolgreiche Titelverteidigerin der Erfolg Basis für weiteren Erfolg. Im Umkehrschluß sieht die nervenstarke Dortmunderin, die offensichtlich dann immer zu größten Leistungen fähig ist, wenn sie vor der Kür in Rückstand liegt, das erschreckend schwache Niveau der Männer auch dadurch bedingt, daß diese nur einen Teilnehmer nach Helsinki entsenden dürfen. Ronny Winkler aus Chemnitz sicherte sich mit dem Meistertitel auch die einzige EM-Fahrkarte, während Titelverteidiger Mirko Eichhorn aus Berlin, der nach einer Knieoperation erst vor zwei Wochen wieder das Training aufgenommen hatte, nach einem schwachen Technikprogramm verletzungsbedingt auf die Kür verzichtete.
Eine neuerliche Hüftverletzung von Peggy Schwarz nahm auch jede Spannung aus der Paarlaufentscheidung, da nach dem Verzicht der Vorjahresmeister Schwarz/König der Weg zum ersten Titelgewinn frei war für die neuen deutschen Hoffnungsträger Mandy Wötzel/Ingo Steuer aus Berlin. Das erst im Sommer zusammengefundene Duo hat nach dem vierten Sieg im vierten Wettbewerb so viel Selbstvertrauen gefunden, daß Ingo Steuer im Hinblick auf Helsinki sogar davon sprach, kein Paar sei nach dem Ende der russischen Herrlichkeit mehr unschlagbar, sie sich aber über eine Medaille gleich welcher Legierung auch immer "riesig freuen" würden. Während die Meisterschaftszweiten Jekaterina Silnitskaja/Marno Kreft aus Berlin sich ebenfalls auf die EM vorbereiten dürfen, hängt die Teilnahme von Schwarz/König vom Heilungsprozeß der unter einem Beckenschiefstand leidenden Berlinerin ab. Im Eistanz schließlich besetzt die DEU ihre beiden Plätze mit dem Meisterpaar Jennifer Goolsbee/Hendry Schamberger aus Essen sowie den zweitplazierten Berlinern Kati Winkler/Rene Lohse, wobei eine Plazierung unter den Top Ten schon als Erfolg anzusehen wäre.
Mit den größten Aussichten reist aber gewiß Marina Kielmann nach Helsinki, das nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur Weltmeisterschaft im März in Prag sein wird. "Ich glaube, daß es mit der Kür von heute auch bei der Europameisterschaft zu einer Medaille gereicht hätte, bei der Weltmeisterschaft für einen Platz unter den ersten acht, vielleicht sogar unter den ersten fünf", freute sich die Dortmunderin über ihren Hattrick, den sie erreichte, ohne das letzte Risiko eingehen zu müssen. Für die nun anstehenden internationalen Prüfungen hat sich die erst mit 19 Jahren in die Weltspitze vorgerückte Westfälin ebenso noch Reserven im technischen Bereich offengehalten wie die EM-Vierte, Simone Lang, und die WM-Dritte der Juniorinnen, Tanja Szewczenko.
Was für die Meisterin der Höhepunkt der Laufbahn werden soll, könnte für die DM-Dritte der Beginn einer großen Karriere sein. Daß nun die Jugend ihr die Position der Nummer eins in Deutschland streitig machen könnte, empfindet die "Seniorin" Kielmann ("ich fühle mich noch nicht zu alt") dabei alles andere als Belastung. "Ich bin froh, daß jetzt jemand nachkommt und der deutsche Damenlauf nicht in ein Loch fällt. Es ist schön zu wissen, daß man nicht irgendetwas zurückläßt, wenn man aufhört, sondern daß Nachfolgerinnen da sind", blickte Marina Kielmann, die sich die Teilnahme an ihren dritten Olympischen Spielen in Lillehammer 1994 zum Ziel gesetzt hat, schon einmal aus der Zukunft zurück. Es sind dies die immergleichen Gedanken, die einen Ausnahmesportler mit Liebe zu seinem Hobby vor dem absehbaren Ende der Karriere bewegen. Auch Claudia Leistner ging es vor drei Jahren so. Ihr Erbe wußte die Mannheimerin bei Marina Kielmann in guten Händen. REINHARD SOGL
Tanja Szewczenko
Freude des Herrn Meyer
Die drei kleinen, bunten Plastikschnuller und das silberne, vierblättrige Kleeblatt im rechten Ohr wackelten mit dem prächtigen Pferdeschwanz um die Wette, als die Preisrichter ihr Urteil über ihren Kürvortrag bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften in Mannheim abgegeben hatten. Als wollte sie zu einem weiteren dreifachen Toe-Loop ansetzen, sprang die erst 15 Jahre alte Tanja Szewczenko aus Düsseldorf in die Höhe, denn die Noten hatten sie auf den dritten Rang und damit zu den Europameisterschaften im Januar in Helsinki katapultiert. Vor Freude hätte die Schülerin am liebsten die ganze Welt umarmt, fiel stellvertretend aber ihrem Trainer Peter Meyer um den Hals. Wie sehr auch der Dortmunder Coach von einem erhebenden Gefühl erfaßt worden war, zeigte sich wenig später bei der EM-Nominierung. Als der Name Tanja Szewczenko fiel, drückte Peter Meyer dem sprungkräftigen und ausdrucksstarken Mädchen zu seiner Rechten ganz fest die Hand.
Denn der Erfolg seines Schützlings war für Peter Meyer späte Genugtuung für Zeiten, an die er sich nicht so gerne zurückerinnert. "Heute war eine besondere Situation für mich, weil meine Läuferin Evelyn Großmann verdrängt hat", machte Meyer aus seinem Herzen keine Mördergrube. Denn die Europameisterin von 1990 ist der letzte Schützling der früheren Startrainerin Jutta Müller, unter deren strengem Regiment Peter Meyer in der früheren DDR seiner Arbeit nachging, als Chemnitz noch Karl-Marx-Stadt hieß. Im Sommer 1989 verließ er bei einem Trainingslager in Jugoslawien die Mannschaft, um im Westen ein neues Leben zu beginnen. Obwohl Peter Meyer zu Jutta Müller "jetzt wieder ein normales Verhältnis hat", war der Samstag doch auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung für ihn.
Peter Meyer durfte sich in gewisser Weise gleich als doppelter Sieger bei der Einzelkonkurrenz fühlen, saß zu seiner Linken doch mit Simone Lang eine Athletin aus früheren gemeinsamen Tagen, an deren Fortkommen Meyer auch nicht ganz unbeteiligt ist. "Wenn er nicht gewesen wäre, weiß ich nicht, ob ich heute noch laufen würde", dankte die Meisterschaftszweite "Herrn Meyer, der mich wieder motiviert hat, als ich verletzt war." Auch Simone Lang war ein Schützling von Jutta Müller gewesen, und daß sie Peter Meyer bei dessen Besuch der DDR-Meisterschaften 1990 herzlich begrüßte, hatte ihr nicht eben Beifall eingebracht. Peter Meyer war von Jutta Müller zur persona non grata erklärt worden.
Um so erwünschter war der Mann im Westen. Wegen seines mit pädagogischem Gespür gepaarten Wissens vertraute sich vor einem Jahr auch die talentierte Tanja Szewczenko an. Just in Chemnitz gewann die Düsseldorferin den Junioren-Wettbewerb "Blaue Schwerter", den 1961 als letzte Deutsche die spätere Weltmeisterin Gaby Seyfert gewonnen hatte - Tochter von Jutta Müller. Mit dem Sieg sicherte sich Tanja Szewczenko die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft vor drei Wochen in Seoul, wo sie mit einem dritten Platz ihre erste internationale Medaille gewann. Auch den Druck, nach dem Technikprogramm als Führende die Kür laufen zu müssen, steckte sie erstaunlich gut weg.
Trainer Meyer bestätigt ihr eine "innere Ruhe", die sie solche Situationen meistern lasse. Tanja Szewczenko: "Nervosität kenne ich eigentlich nicht." Weil sie von Wettkampf zu Wettkampf reiste, hatte Tanja Szewczenko zuletzt "gar nicht viel Zeit, über ihre Erfolge nachzudenken". Es ist zu hoffen, daß sie auch nach der Europameisterschaft ("ein Traum hat sich erfüllt") ihre Unbeschwertheit nicht verliert. rs
KELKHEIM. Ein kleiner Tannenbaum mit Schneemännern und Lichterkette schmückt den Tresen. Darüber hängt ein Spiegel, der über verschiedene Stellungen beim Liebesspiel aufklärt. Sven Bielmann und Enrico Ciccotto kippen hinter dem Tresen eine Cola - Alkohol schenkt der neue Ruppertshainer Jugendtreff in der Schönwiesenhalle nicht aus. Dafür gibt es montags, mittwochs und jeden zweiten Freitag, wenn der Treff offiziell geöffnet hat, Würstchen, Hamburger, Pizza oder andere Kleinigkeiten. Die bruzzeln die jungen Ruppertshainer zusammen mit Uwe König von der städtischen Jugendpflege. In der blitzblanken neuen Küche, die sich hinter dem Tresen anschließt, könnten sie auch Mehrgänge- Menüs zubereiten.
Sven und Enrico sind zufrieden mit dem neuen Treffpunkt. Schließlich legten sie zusammen mit sechs anderen Ruppertshainern in den acht Wochen vor der Eröffnungsparty kräftig mit Hand an. Sie zogen den Tresen aus Holzbalken und Backsteinen hoch, suchten zu den runden Bistro-Tischchen passende schwarze Stühle mit bunt gemusterten Stoffen und verlegten Kabel für die Lichtkugel und die Strahler an der Decke. 200 Besucher kamen zur Eröffnung am 27. November.
Der neue Treff hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den beiden Räumen, die die Stadt bisher für die Jugendlichen unter der katholischen Kirche anmietete: "Wir hatten immer Ärger mit den Anliegern, weil es dann doch öfter mal lauter wurde", erinnert sich der 17jährige Sven.
Das Problem gibt es in der abseits gelegenen Schönwiesenhalle nicht mehr. Dort gehen die Jugendlichen durch einen eigenen Eingang. Ihnen fehlt aber die Tischtennisplatte, der Billardtisch und der Tischfußball, die im alten Treff standen. Dafür sitzen sie spätestens im nächsten Sommer um den eigenen Grillplatz vor der Schönwiesenhalle. "Volleyballspielen werden wir auch", sagt Uwe König von der Jugendpflege.
Der Student ist zu den offiziellen Öffnungszeiten des Treffs da, gibt Tips und hilft jungen Fotografen im kleinen Fotolabor weiter. "Eigentlich", sagt die städtische Jugendpflegerin Petra Bliedtner, "war mal geplant, daß die Jugendlichen ihre vier Treffs in Kelkheim-Mitte, Münster, Fischbach und Ruppertshain selbst verwalten." In Münster klappt das "hundertprozentig", in Fischbach verwalten die Jugendlichen sich ebenfalls selbst und auch in Ruppertshain besitzen sie einen eigenen Schlüssel, um den Treff auch mal ohne Uwe König, ihren "pädagogischen Betreuer", aufzumachen.
2500 Mark steht den Jugendlichen im Jahr für Anschaffungen zur Verfügung. "Damit kommen wir hin", ist Enrico sicher. Im Schnitt sind die Besucher des neuen Treffs um die 18 Jahre alt. Rund 20 Stammgäste kommen in die Schönwiesenhalle. 30 zählt der Jugendtreff, den der Internationale Bund für Sozialarbeit für die jungen Aussiedler in der ehemaligen Domagk-Klinik einrichtete. Berührungsängste kennen die Jugendlichen nicht: "Wir besuchten uns jeweils zu unseren Eröffnungsparties", erzählt Sven. Doch im Alltag bleiben die Cliquen lieber unter sich: "Die sind anders drauf im Aussiedlerheim", meint Enrico. Unter sich bleiben die Jugendlichen auch meist in ihren eigenen Treffs: Einer aus "Ruppsch" geht vielleicht gerade noch nach Fischbach. Aber von Münster nach Mitte oder umgekehrt - das gibt es so gut wie nicht. Auch wer als Neuling in die Schönwiesenhalle kommt, wird erst mal groß angeguckt. Enrico: "Ich bin aber auch neugierig auf neue Leute." Doch "auf Ruppsch", wie die Jugendlichen ihren Stadtteil nennen, kennt sowieso jeder jeden.
Eines ist jedoch bei allen vier Jugendtreffs gleich: Die Jungens haben das Sagen, die Mädchen kommen nur als "Freundin von" mit. Doch Enrico sagt: "Die Mädchen habe hier auch ein Mitspracherecht." SUSANNE HOERTTRICH
KRONBERG. Die Rufe aus dem Plenum "Wir zweifeln die Abstimmung an", erreichten Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz (CDU) nicht mehr: Sie hatte nach der Abstimmung darüber, ob das Parlament nach 22.30 Uhr (dem vereinbarten Schluß) die Sitzung noch fortsetzen sollte, festgestellt, die Mehrheit der Abgeordneten sei dagegen. Genau gezählt wurden Gegenstimmen und Enthaltungen nicht. Die meisten Abgeordneten eilten aus dem Saal. Zurück blieben einige Kollegen, ratlos und empört, weil über zwei Tagesordnungspunkte unbedingt hätte abgestimmt werden müssen: über die Vertragsunterzeichnung mit DSD (Duales System Deutschland), der Teile der Müllentsorgung ab 1. Januar 93 regelt, und über die Aufstellung von Bebauungsplänen für Gebiete, wo illegal Gartenhütten gebaut wurden. Sind die Aufstellungsbeschlüsse nicht bis 31. Dezember gefaßt, droht den Hütten der Abriß. Ein Hinweis vom Parlamentspräsidium auf diese Tatsachen unterblieb vor der Abstimmung über das Ende der Sitzung.
Kurz nach 23 Uhr unterschrieben die noch anwesenden Parlamentarier mit Hinweis auf die ausstehenden Beschlüsse einen Antrag auf eine Sondersitzung am Mittwoch, 23. Dezember. Wer gehofft hatte, die gereizte Stimmung vom Donnerstag abend sei überwunden, sah sich am Freitag enttäuscht: Anfangs belehrte Gisela Bretz die Parlamentarier, sie hätten alle gegen die Geschäftsordnung verstoßen, als es am Donnerstag unterschiedliche Meinungen über Abstimmungen gab. "In Zweifelsfragen entscheidet der Stadtverordnetenvorsteher", stehe in der Geschäftsordnung. Eine Rednerrunde lang ging es um das Klima im Parlament, das, so CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Ruegg, durch die Mehrheitskoalition (SPD/ UBG/Grüne) und die lauten Angriffe von Gerd Beier (SPD) vergiftet worden sei: "Wir verlangen eine öffentliche Entschuldigung und werden diese Forderung an alle Haushalte Kronbergs schriftlich verteilen." Gisela Bretz heizte das Klima zusätzlich durch eine Bemerkung über Erich Geisel (UBG) an: Er hatte sich am Donnerstag abend krank gemeldet, und die CDU hatte deshalb bei Abstimmungen, wie es vereinbart ist in solchen Fällen, auf eine Stimme verzichtet, um die üblichen Mehrheitsverhältnisse herzustellen. Geisel tauchte am Freitag wieder auf, was Gisela Bretz sehr verwunderte: "Gestern waren Sie noch sehr krank, und heute sind Sie wieder da"; sie wisse nicht, was sie davon halten solle . . .
Erst nach 20 Uhr kam der erste Punkt der Tagesordnung an die Reihe: Fast eine Stunde diskutierten die Stadtverordneten einen CDU-Antrag zur Abschaffung der Gebühren (30 Mark im Jahr) für Parkplaketten, die Anliegern das Parken im Altstadtbereich erlauben. Versöhnliche Töne gab es beim Thema Burg: Auch CDU und FDP stimmten dem Antrag zu, daß der Magistrat mit dem Burgverein über eine Trägerschaft verhandeln soll. nau
Seit einigen Monaten wetteifern einige unserer Politiker über die Frage des Einsatzes deutscher Soldaten in Krisengebieten (FR vom 16. Dezember 1992 "Bundeswehr rüstet zum Auslandseinsatz"). Vermißt habe ich bisher die ebenso lautstarke Forderung dieser Herren nach einem vorausgehenden strikten weltweiten Verbot von Waffenlieferungen, dem Grundübel aller bewaffneten Konflikte.
Wer hat Serbien alle die Waffen geliefert, mit denen sie jetzt unschuldige Frauen und Kinder erschießen? Und warum? Bei der weltpolitischen Lage gab es keinen Grund, daß Serbien einen feindlichen Angriff hätte befürchten müssen.
Solange Staaten und Privatleute ihre üblen Geschäfte mit Waffenherstellung und -verkauf machen, zeugt es von reichlich perversem Denken, unsere Söhne und Enkel hinterherzuschicken, um für die Konsequenzen solcher Geschäfte ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Schickt alle Waffenhersteller, -lieferanten und ihre Befürworter an die Front, um die von ihnen eingebrockte Suppe selbst auszulöffeln, aber verschont unsere Kinder damit.
Karl-Heinz Stöhr, Frankfurt am Main
Mit Hoch-Weisel und Rockenberg, die ihre Auswärtsaufgaben in Dortelweil und Obermörlen ohne Schaden überstanden haben, gesellten sich in der Bezirksliga Friedberg zwei weitere Teams zum nunmehr acht Clubs umfassenden Kreis der potentiellen Titelkandidaten. In zwei weiteren Nachholpartien kamen Echzell und Kloppenheim auf eigenem Platz über Teilerfolge nicht hinaus und gelten weiterhin zusanmmen mit dem neuen Tabellenletzten Obermörlen als die am stärksten abstiegsgefährdeten Vereine.
SV Echzell - FC Ober-Rosbach 2:2 (2:1). Tore: 1:0 Schild, 2:0 Jockumsen, 2:1 Käding, 2:2 Jochum. Beste Spieler bei Echzell Mogk und Schild, bei Ober-Rosbach Schütz und Haase.
FSV Kloppenheim - KSV Bingenheim 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Presel, 1:1 Hinkel. Beste Spieler bei Kloppenheim Benkmann und Finsterer, bei Bingenheim Hofmann und Perez.
SC Dortelweil - SV Hoch-Weisel 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Frank. Beste Spieler bei Dortelweil Hartmann und Brück, bei Hoch-Weisel Heid und Klopsch.
SV Obermörlen - TuS Rockenberg 0:2 (0:1). Tore: 0:1 Baier, 0:2 Kissler. Beste Spieler bei Obermörlen Zöller und Schimpf, bei Rockenberg Landvogt und Bingel. bo
jod JOHANNESBURG, 20. Dezember. Der südafrikanische Staatspräsident Frederik Willem de Klerk hat indirekt bestätigt, Mitglieder der Streitkräfte des Landes sabotierten den Demokratisierungsprozeß und schürten die blutigen Unruhen, bei denen allein in diesem Jahr 3500 Menschen ums Leben gekommen waren. Überraschend kündigte de Klerk am Samstag eine beispiellose Säuberungsaktion innerhalb der Südafrikanischen Streitkräfte (SADF) an: insgesamt 16 Offiziere, unter ihnen zwei Generäle, werden mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzt und weitere sechs SADF- Mitglieder in Zwangsurlaub geschickt bis die Untersuchungen abgeschlossen sind.
Ausgelöst wurde die Aktion durch eine interne Untersuchung, die der SADF-Generalstabschef Pierre Steyn im Militärischen Geheimdienst (MI) vornahm. Steyn hatte de Klerk in der vergangenen Woche von den vorläufigen Ergebnissen seiner Nachforschungen unterrichtet. Über die zum Vorschein gebrachten "illegalen und unautorisierten" Tätigkeiten zeigte sich der Staatspräsident "schockiert und enttäuscht": Der "ernste und nicht akzeptable Zustand" einzelner SADF-Abteilungen könne nicht geduldet werden.
De Klerk räumte ein, das Motiv der betroffenen SADF-Mitglieder sei möglicherweise gewesen, einen Erfolg des Verhandlungsprozesses zu verhindern. Es sei außerdem nicht auszuschließen, daß die illegalen Tätigkeiten "auch zum Tod von Menschen" geführt hätten. Der Staatspräsident vertrat jedoch die Auffassung, "die relativ kleine Zahl der in Frage kommenden Leute" lasse es nicht zu, von einer "Third Force" zu reden, die der oppositionelle Afrikanische Nationalkongreß (ANC) schon seit Jahren hinter den Unruhen vermutet. Nach Informationen westlicher Diplomaten beabsichtigte de Klerk noch kurz vor Veröffentlichung der Disziplinierungsmaßnahmen, insgesamt sechs Generäle in den Ruhestand zu schicken. Dagegen habe es offenbar massiven Widerstand aus Militärkreisen gegeben, dem sich der Staatspräsident schließlich gebeugt habe.
Die SADF-Affäre begann Mitte November, als die unabhängige Goldstone-Kommission die MI-Abteilung für Geheime Informationsbeschaffung durchsuchte. Dabei waren Unterlagen sichergestellt worden, die bewiesen, daß der Geheimdienst nach wie vor Kampagnen zur Verleumdung der Opposition unterhält, was de Klerk wiederholt dementiert hatte. Als Reaktion auf die Enthüllungen der Goldstone-Kommission beauftragte de Klerk Generalstabschef Steyn mit einer internen Untersuchung der MI-Aktivitäten.
In einer ersten Reaktion bezeichnete der ANC die Säuberungsaktion de Klerks als "einen Schritt in die richtige Richtung". Der Staatspräsident hätte jedoch "viele Menschenleben retten können", wenn er früher auf die Existenz der "Third Force" reagiert habe, sagte ANC- Vorstandsmitglied Mac Maharaj in Johannesburg. Der ANC forderte die sofortige Namens-Nennung der Disziplinierten und die Auflösung der entsprechenden Einheiten. Die Konservative Partei sprach dagegen von einer "Hexenverfolgung" gegenüber "unbescholtenen SADF- Offizieren".
WEHRHEIM. "Sie haben die meisten Anträge gestellt. Also reden Sie auch zuerst." Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Paul-Josef Sommer, gab bei der Etatdebatte am Freitag abend zunächst den Gemeindevertretern ohne Parteibindung (GOP) das Wort. Gegen die seltene Einmütigkeit der anderen im Parlament vertretenen Parteien war die GOP zum Haushalt 1993 nämlich mit einer Reihe von Sperrvermerken angetreten.
Die Vorschläge, Geld für die Erneuerung der Kegelbahn, für das Schleppdach der Trauerhalle in Obernhain und für den Umbau der Lüftungsanlage vorzusehen, seien "noch nicht ausreichend diskutiert" worden, begründete Magdalena Kutzmann-Longard den Vorstoß ihrer Partei. Allerdings kamen der GOP bei ihren Vorstellungen "zu mehr Beteiligung des Parlamentes an den Finanzentscheidungen" dann doch Zweifel. Im Laufe des Abends zog sie zwei ihrer Anträge zurück, von denen sie ihre Zustimmung zum Haushalt abhängig gemacht hatte.
Bürgermeister Helmut Michel war über die Vorwürfe der GOP sichtlich erschüttert: "Wir versuchen hier, wirklich Demokratie zu machen", sagte er und zeichnete die Entscheidungsfindung für die Etatvorschläge noch einmal nach. Alle Punkte seien wie üblich in den Ausschüssen diskutiert worden.
Auch bei den anderen Parteien riefen die Vorschläge der GOP nur Kopfschütteln hervor. "Lächerlich" sind sie in den Augen des Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Hans-Joachim Steffen-Jesse, der in ungewohnter Manier die Verwaltung verteidigte. Er forderte die GOP auf, das Wort von "dieser Verwaltung, der man das nicht mehr überlassen" dürfe, zurückzunehmen. Für die CDU sagte Uwe Engeland, daß "das Verhalten der GOP sehr nach Wahlkampf" aussehe. Der Streit mit der GOP war denn aber auch die einzige Verstimmung. Ansonsten trifft der Haushalt mit einigen Nachbesserungen bei den Parteien auf uneingeschränkte Zustimmung. Für die CDU erläuterte Michael Velte die Rahmendaten. Für die Christdemokraten sind die Schwerpunkte Wohnungsbau, Kindergartenerweiterung und Verkehrsneuordnung. "Maßvolle Investitionen dort, wo sie nötig sind", sei die Devise der CDU. Von Bedeutung ist für sie dabei auch die Stelle des Jugendpflegers, die im kommenden Haushalt festgeschrieben wird.
In diesem Punkt finden sich Christ- und Sozialdemokraten: Marianne Fischer machte für die SPD deutlich, daß der Jugendpfleger das Wichtigste sei und seine Arbeit, wie sie hoffe, auf fruchtbaren Boden falle. Bei Schule und Bauhof muß auch für die SPD investiert werden. Dabei habe aber die CDU versäumt zu erwähnen, daß sich Wehrheim nur aufgrund der Gewerbesteuernachzahlungen so gut stelle. "Im nächsten Jahr heißt es dann den Gürtel enger schnallen."
Auch die Grünen können mit dem Haushalt leben, der beim Verkehr abgespeckt sei und damit ihre Forderungen erfülle. Auch die nachträglich aufgenommenen Mittel für einen Fahrradweg zwischen Wehrheim und Usingen sorgen bei den Grünen für Freude. Einziger Wermutstropfen sei das Duale System, das nun auch in Wehrheim gilt.
Die Änderungen im Haushalt betreffen in erster Linie die Wasserversorgung und die Kanalisation. Zum Teil gehen diese Pläne noch auf den Haushalt des laufenden Jahres zurück, können nun aber erst 1993 realisiert werden. ca
Zu spät. Schade, findet Alfred Fritzel. Hätte er sich bloß eine halbe Stunde früher auf sein Fahrrad geschwungen und wäre vom Nordend aus an den Main gefahren. Zu "dieser einmaligen Sache", sagt Fritzel, "die mit Frankfurt zusammenhängt". Gefreut hat er sich darauf. Und ein paar von den Dinger als Geschenke für Weihnachten gedacht. Aber, wie gesagt, es ist zu spät: Nach nicht einmal anderthalb Stunden sind am Samstag morgen die Nieten des Eisernen Stegs verkauft. Insgesamt 700, das Stück zu zehn Mark.
"Wer hätte gedacht", ist auch Ernst Lenz überrascht, "daß die so gefragt sind." Eigentlich, erzählt der Bauingenieur aus dem Straßenbauamt, sei ja geplant gewesen, um 10 Uhr mit dem Verkauf der Nieten zugunsten der Kinderkrebsstation in der Uni-Klinik zu beginnen. Sieben Stunden lang sollten die stählernen Verbindungsstücke dann von Mitarbeitern des Straßenbauamtes feil geboten werden. Aber denkste: Zum Aufstellen des Hinweisschildes an der Nordseite zum Aufgang des Eisernen Stegs kam es gar nicht erst. Denn bereits am frühen Morgen warteten die ersten geduldig darauf, ein Stückchen von dem Wahrzeichen Frankfurts zu bekommen.
Aus dem Grundgerüst des Eisernen Stegs waren die Nieten gelöst worden, um die Brücke sanieren zu können: Kleine Stahlstifte, nicht länger als fünf Zentimeter, die das Konstrukt seit 1912 zusammengehalten hatten. "Sie waren verrostet", berichtet Ernst Lenz, der die Arbeiten am Eisernen Steg betreut. Doch die Verbindungsstücke wurden präpariert und jedes von ihnen mit einem Schild versehen: "Eisernen Steg 1869 / 1912".
"Das wäre eine schöne Idee für ein Weihnachtsgeschenk gewesen", findet auch Eric Steiner. Doch der 27jährige war ebenfalls zu spät dran. Nun kann er nur hoffen: Einige der Nieten sollen noch bearbeitet und schließlich an die Interessenten verschickt werden. Für eine zweite Verkaufsaktion aber, die im Februar nächsten Jahres zur Eröffnung des Eisernen Stegs vorgesehen war, reicht der Vorrat nicht mehr. Dafür ist es nun zu spät. ing
FLÖRSHEIM. "Wir haben Platz im Boot - Pfadfinder gegen Fremdenhaß." "Haß macht krank!" "Grundrechte verteidigen, Flüchtlinge schützen, Rassismus bekämpfen" - die Plakate vor der Kirche St. Gallus drückten aus, was die Menschen dachten. Mehr als 1000 Menschen versammelten sich gestern vormittag nach Angaben von Pfarrer Rolf Kaifer vor der katholischen Gemeinde, um ein Zeichen zu setzen gegen Haß und Gewalt.
"Wer schweigt, stimmt zu", lautete das Motto der Demonstration, die am Vormittag mit einem Zug durch die Straßen der Innenstadt begann. Aufgerufen hatten sämtliche Parteien des Flörsheimer Parlamentes, die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden sowie zahlreiche Vereine und Verbände vom Fotoclub und dem Bund für Umwelt und Naturschutz über die Germania 08 bis zum Volksliederbund.
Pfarrer Kaifer lobte das Engagement von Thorsten Weilbächer. Der 17jährige Schüler hatte die Idee für die Kundgebung. Binnen vier Tagen trat er mit den Verantwortlichen der Stadt, der Parteien und Vereine in Verbindung, lotete deren Zustimmung zum Aufruf aus. Absagen gab es keine. Allerdings erhebt die Liste der Aufrufenden keinen Anspruch auf Vollständigkeit: "Es waren einfach nicht alle so schnell erreichbar", so Weilbächer.
Erreicht indes hatte der Aufruf zahlreiche Menschen aus den Flörsheimer Stadtteilen und der näheren Umgebung. Einige Hundert fanden sich am Vormittag zunächst vor der St. Gallus-Kirche ein, um nach dem Gottesdienst gemeinsam durch die Straßen zu ziehen - und immer mehr Menschen gesellten sich dazu, versammelten sich zur Abschlußkundgebung vor der Kirche.
Gemeinsam ein "Zeichen zu setzen für Frieden im Land", nannte Pfarrer Kaifer das Ziel des Protestes. Die Christen müßten dafür eintreten, daß die Würde des Menschen unantastbar bleibt. Dieses Grundrecht stehe an erster Stelle des Grundgesetzes. Und eben das solle bezeichnend für diesen Staat sein.
Doch wenn diese Würde verloren geht, wenn Häuser angezündet, wenn Menschen geschlagen und sogar ermordert werden, "dann sind wir aufgefordert, nicht zu schweigen. Wir zeigen, daß wir nicht zulassen, daß Menschen in den Dreck gezogen werden." Denn, so hieß es auf einem Spruchband neben dem Pfarrer: "Was ihr meinen Brüdern und Schwestern getan habt, daß habt ihr mir getan." kkü
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, werden sich vor der Kommunalwahl am 7. März ein öffentliches Streitgespräch liefern. Roth hatte von Schoeler in einem Offenen Brief zunächst den Vorschlag unterbreitet, sich in einer Fernseh-Diskussion "den Wählerinnen und Wählern in unserer Stadt zu stellen". Bei dieser Gelegenheit sollten aus der Sicht der CDU-Politikerin eine "Bilanz der zuendegehenden Wahlperiode" gezogen und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt werden.
Eine Debatte dieser Art könne, so behauptete Roth, ein Beitrag gegen die Politikverdrossenheit "eines Teils unserer Frankfurter Bevölkerung" sein - und zwar, weil "die Spitzenkandidaten ihre politischen Positionen in der Öffentlichkeit transparent machen". Es gebe zahlreiche Themen, die es wert seien, kontrovers diskutiert zu werden.
OB-Referent Ulrich Geissler betonte nun, daß von Schoeler grundsätzlich ein öffentliches Gespräch mit Roth bejaht: "Wir haben keinen Grund, einer Diskussion über unsere erfolgreiche Politik auszuweichen". Deutliche Verstimmung herrschte freilich im OB-Büro darüber, daß Roth den Brief zuerst an die Medien geschickt hatte, ohne zumindest sicherzustellen, daß das Schreiben von Schoeler erreicht hatte. Geissler: "Wenn mit dieser Diskussion ein Erfolg gegen Politikverdrossenheit erzielt werden soll, dann muß sich Frau Roth erst einmal an die Anstandsregeln in der Politik halten!"
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hatte den Appell Roths nicht nur veröffentlicht, sondern zugleich halbstündige Sendetermine im FAZ-Fernsehen angeboten. Von Schoeler ließ dagegen als Veranstaltungsort den Frankfurter Presseclub am Römerberg vorschlagen. Es müsse gewährleistet sein, so Geissler, daß insgesamt mehr Zeit als 30 oder 60 Minuten zur Verfügung stünden - andernfalls ließen sich politische Positionen beider Kontrahenten nicht differenziert verdeutlichen.
Roth hatte an von Schoeler geschrieben, in einer öffentlichen Diskussion lasse sich auch für eine starke Beteiligung an der Kommunalwahl werben. Außerdem könnten beide Kontrahenten deutlich machen, daß es wichtig sei, ausschließlich demokratischen Parteien ihre Stimme zu geben. jg
HANAU. Ein massives Aufgebot von rund 450 Polizeibeamten, mehreren Hundestaffeln und Wasserwerfern hat am Samstag in Erlensee (Main-Kinzig-Kreis) einen zuvor befürchteten Zusammenstoß zwischen linken Autonomen und rechten Skinheads verhindert. Am Rande einer Kundgebung und eines von Autonomen veranstalteten Demonstrationszuges wurde allerdings ein junger Mann, der laut Polizei vermutlich der Skinhead-Szene zuzurechnen ist, am Ortsrand von Erlensee durch Messerstiche in Rücken und Oberschenkel von bislang Unbekannten schwer verletzt.
Zuvor war es im wenige Kilometer entfernten Hanauer Hauptbahnhof zu einer Messerstecherei zwischen sechs Skinheads und einer Gruppe von Türken mit einem deutschen Anführer gekommen. Dabei wurden drei Skinheads leicht verletzt.
Grund des massiven Polizeiaufgebotes in Erlensee war der geplante Auftritt der rechtsradikalen Deutschrock-Bands "Störkraft" und "Kettenhunde" in der Diskothek "Conny's Hard 'n Heavy Palace". Trotz mehrerer gerichtlicher Verbotsverfügungen hatten die Betreiber des Lokals bis zuletzt versucht, das Konzert stattfinden zu lassen, nachdem bereits über 500 Karten verkauft worden waren. Gewissermaßen in letzter Minute entzog die Gemeinde Erlensee am späten Samstagnachmittag nach einem juristischen Eiertanz der Gaststätte die Konzession und ließ das Lokal versiegeln.
Trotz des Auftrittsverbots waren etwa 200 Skinheads aus der gesamten Bundesrepublik angereist. Sie wurden aber durch großräumige Absperrungen der Polizei daran gehindert, an ihr Ziel zu gelangen.
Bei Fahrzeugdurchsuchungen stellten die Beamten mehrere Schlag- und Stichwaffen sowohl bei rechtsradikalen Jugendlichen als auch bei den Autonomen, die bundesweit zu einer Demonstration gegen rechts aufgerufen hatten, sicher. Mehrere Personen aus beiden Lagern wurden vorläufig festgenommen.
Zuvor waren sowohl die Kundgebung, zu der unter anderem zunächst auch die örtliche SPD und der DGB aufgerufen hatten, als auch die Demonstration mit etwa 500 Teilnehmern friedlich verlaufen. Der Polizei war bis gestern nicht bekannt, ob die Gruppe "Störkraft", deren Plattentexte wegen fremdenfeindlicher und zu Gewalt aufrufender Inhalte teilweise verboten sind, an einem anderen Veranstaltungsort aufgetreten ist.
RÜDIGER ARENDT
Die Bahn hat bereits mit der Einführung der BahnCard für bestimmte Kundenkreise Preissignale allerschlimmster Art gesetzt, gegen die die von ihnen erwähnten Beispiele harmlos anmuten (FR vom 15. 12. 1992 "Schlimme Preissignale").
So konnten bisher Familien den Familienpaß erwerben, der zu Halbpreis-Fahrten für gemeinsam reisende Familien, aber auch für gemeinsam ohne Kinder reisende Eltern und für alleinreisende Kinder galt. Er kostete 130 DM und galt in der 1. und 2. Klasse.
Bei Vorstellung der neuen BahnCard für Familien rühmt sich die Bahn, die Preise sogar gesenkt zu haben, denn die neue Karte koste nur noch 110 DM. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich diese Aussage als Etikettenschwindel. Für diesen Preis kann man nur die zweite Klasse benutzen, und außerdem gilt sie nur für gemeinsame Reisen von Eltern (oder eines Elternteils) mit Kindern. Die übrigen Nutzungsmöglichkeiten sind weggefallen.
Familien, die die bisherigen Möglichkeiten nutzen wollen, müssen jetzt folgende Kalkulation aufmachen:
Stammkarte 220 DM, Partnerkarte 110 DM und Kinderkarte 50 DM, insgesamt also 380 DM, bei mehreren Kindern jeweils 50 DM mehr.
Die Ein-Kind-Familie zahlt also 192 Prozent mehr als früher. Gönnte sie sich die erste Klasse, kommt sie sogar auf 760 DM oder 485 Prozent mehr. Wer mehr Kinder hat, wird noch stärker bestraft.
Mit diesem "übersichtlicheren Angebot" vergrault man Kunden und zwingt sie in den Pkw.
Heinz Uhlig, Frankfurt am Main
Vielleicht lag es am Datum, daß ihr Autor Jochen Kubitschek ausgerechnet auf der Wissenschaftsseite als guter Nikolaus die geplagte Genlobby reich beschenken durfte (FR vom 5. 12. 1992 "Ein beträchtliches Potential an Zukunftschancen wurde bereits verspielt"). Denn sonst ließ der Artikel jeden wissenschaftlichen Bezug vermissen. Würde der Autor nicht nur die Hochglanzbroschüren der Chemischen Industrie, sondern ab und an die FR studieren, so wäre ihm sicherlich nicht entgangen, daß seine Behauptung unrichtig ist, es sei bisher kein gentechnischer Unfall bekannt geworden.
Die Tragödie mit dem von einer japanischen Firma gentechnisch hergestellten L-Tryptophan-Präparat, die allein in den USA bisher zu 31 bekannten Todesfällen und 1500 schwer Erkrankten aufgrund von in Standardprüfverfahren nicht meßbaren Verunreinigungen geführt hat, ging schließlich als Meldung rund um die Welt. Zu solchen "Verbesserungen der Qualität des Endprodukts" kann es durch Gentechnik eben auch kommen.
Das Beispiel gentechnisch hergestellten Humaninsulins als Beweis für die segensreichen Wirkungen der neuen Technik ist hingegen eher tragikomisch, denn die Bedenken der KritikerInnen wurden durch gehäufte Todesfälle eher bestätigt. Nicht wenige PatientInnen nahmen aufgrund des Humaninsulins den Zustand der Unterzuckerung nicht wahr - Gefährdungen im Alltag, im Straßenverkehr usw. mit teilweise tödlichem Ausgang waren die Folge.
Die von der neueren Forschung nachgewiesenen Risiken bei der Freisetzung genmanipulierter Organismen waren erst gar kein Thema für den Autor. Horizontaler Gentransfer - etwa durch Raubmilben - oder die nackte DNA finden keine Erwähnung. Der größte Teil des Artikels ist denn auch direkt politischer Natur und "verstärkt" die parallel laufende Anzeigenkampagne der Initiative "Pro Gentechnik".
Im übrigen: die Argumente von "Pro Gentechnik" werden auch dadurch nicht besser, daß ihr Autor sie wortreich wiederholt. Das Märchen von den "liberalen Bestimmungen" in den USA ist spätestens seit einer im Auftrag der EG-Kommission erstellten Studie erledigt. Diese Studie verglich die gesetzliche Regulierung der Gentechnik in der EG und den USA. Sie stellte fest, daß in den USA eine wesentlich breitere Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Genehmigung gentechnischer Anlagen gesetzlich verankert ist, als in der EG. Für alle EG- Staaten gelten ohnehin die Gentechnikrichtlinien der EG (90/219/EWG und 90/220/EWG). Da sie von allen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden mußten (Stichdatum 23. 10. 1991), kann es innerhalb der EG auf mittlere Sicht gar keine "liberaleren" Bestimmungen als in Deutschland geben.
Und die nicht gerade gentechnikfeindliche EG-Kommission hat erst unlängst die unzureichende Umsetzung dieser Richtlinien im deutschen Gentechnikgesetz (fehlende und unzureichende Kontroll- und Inspektionsinstanzen bei gentechnischer Produktion und Forschung, fehlende Notfallpläne, zu vage Kriterien für die Freisetzung genmanipulierter Organismen usw.) moniert. Da EG-Richtlinien in allen Bereichen bisher eher Mindeststandards vorschrieben, kann die Nichterfüllung dieser Standards durch Deutschland nicht gerade als Beleg für eine zu hohe Regulierungsdichte gewertet werden. Dänemark hat auch nach der Novellierung seines Gentechnikgesetzes immer noch erheblich restriktivere Bestimmungen als die Bundesrepublik.
Es ist wenig verwunderlich, daß die Kampagne gegen das Gentechnikgesetz just in dem Moment losgetreten wurde, als die EG die Einhaltung der schärferen EG-Bestimmungen einzuklagen begann. Die Auswertung realer Erfahrungen mit dem Gentechnikgesetz kann nicht vorgelegt werden, denn in den zwei Jahren seines Bestehens sind gerade einmal die Bundes- und Landesinstanzen für den Normalvollzug des Gesetzes unter großen Mühen geschaffen worden. Vielmehr nutzt die Industrie nun Ängste, wie sie in Rezessionsphasen immer entstehen, um unliebsame Sicherheitsbestimmungen aus dem Weg zu räumen - in Bonn und in Brüssel.
Hiltrud Breyer (MdEP), Straßburg
MÜHLHEIM. Am Freitag gegen 19 Uhr wartete in der Helpertseestraße in Lämmerspiel eine ältere Dame auf eine Bekannte, als ein Auto neben ihr hielt. Ein etwa 20 Jahre alter Mann stieg aus, schlug ihr mit einem Gegenstand auf den Kopf und versuchte, ihr die Handtasche zu entreißen. Als die Frau um Hilfe rief, flüchete der Mann mit dem Auto. Die Polizei sucht Zeugen: Tel. 069 / 8090-259. lz
OFFENBACH. Schaden von über 6000 Mark richtete ein 30jähriger Autofahrer am Freitag abend in der Marienstraße an. Wie die Polizei berichtet, schob er am Fußgängerüberweg Ecke Senefelder Straße zwei wartende Autos zusammen. Eine Fahrerin wurde dabei leicht verletzt. Der Mann habe nicht rechtzeitig gebremst, weil er angetrunken war, meint die Polizei und behielt den Führerschein ein. lz
FRIEDBERG. Drei Verletzte forderte ein Unfall am Samstagmorgen in Friedberg. Gegen 6.25 Uhr war auf der Kaiserstraße ein 28jähriger Autofahrer mit seinem Wagen ohne zu bremsen frontal auf einen in Höhe der Hausnummer 142 geparkten Wagen gekracht.
Dabei wurde der 28jährige und ein Mitfahrer leicht und ein weiterer Insassse schwer verletzt. Den Gesamtschaden gab die Polizei mit 6000 Mark an. str
OFFENBACH. Busfahren wird am 1. Januar 1993 um durchschnittlich 4,7 Prozent teurer. Die Stadtwerke (SOG) "passen angesichts der allgemeiner Kostenentwicklung maßvoll ihre Tarife an". Der Einzelfahrschein kostet dann 2,50 Mark, die Kurzstreckenfahrkarte 1,40 Mark, und die Tagesnetzkarte sechs Mark. Kinder zahlen die Hälfte.
SOG-Sprecher Roman Röhrig empfiehlt ein Jahresabonnement für das Umweltticket. Die übertragbare Monatskarte (43 Mark) kostet lediglich den Preis von zehn Monatskarten, auch wenn sie zwölf Monate benutzt werden kann. Röhrig betont außerdem: 1993 entfallen Umtausch und Rücknahme der noch nach dem alten Tarif gelösten Mehrfachfahrkarten. Diese Fahrkarten bleiben bis zum 28. Februar 1993 gültig. lz
RÜSSELSHEIM. Mit einer Demonstration von der Walter-Rietig-Straße aus erinnerten an den gleichnamigen Opel-Arbeiter, der auf Anweisung der Nationalsozialisten 1942 ermordeten, am Freitagabend etwa 30 meist jüngere Leute der lokalen linken Szene. Der Zug führte unter dem Motto "Gegen das Vergessen" anläßlich des 50. Jahrestages der Hinrichtung Rietigs von der Siedlung aus bis zur Innenstadt. Dort wurde in Redebeiträge unter anderem auch auf die Kriegsproduktion der Adam-Opel-AG bis 1945 hingewiesen. So sei entgegen mancher Dementis zeitweilig beinahe jeder dritte Lastwagen an der deutschen Front ein Produkt der Brandenburger Opel-Tochter gewesen. In Rüsselsheim seien unter anderem Teile für Junkers-Flugzeuge hergestellt worden. Für die Aktion am Freitag interessierte sich unter anderem das italienische Fernsehen RAI, sichtlich enttäuscht über die geringe Resonanz. Das TV-Team war davon ausgegangen, daß bis zu 2000 Teilnehmer kommen würden. cas
700 Kundgebungsteilnehmer, einige Skinheads und 450 Polizisten rund um "Connys" / Tumult im Parlament / Junger Mann verletzt Konzert im "Palace" verhindert
Von Rüdiger Arendt und Holger Klös ERLENSEE. Ein massiver Aufmarsch von über 450 Polizeibeamten, Hundestaffeln und technischem Gerät hat am Samstag in Langendiebach verhindert, daß es erneut, wie im September dieses Jahres geschehen, rund um die Diskothek "Conny's Hard 'n' und Heavy Palace" zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen rechtsradikalen Skinheads und Leuten aus der autonomen Szene kommt. Der Erlenseer Ortsteil glich von etwa 14 Uhr an bis zum späten Abend einer belagerten Stadt, vor allem die Bewohner der Friedrich-Ebert-Straße, der Querachse zwischen Kundgebung und "Conny's Hard 'n' Heavy Palace", ließen sich während dieser Zeit kaum vor ihren Häusern sehen, nachdem sie mittags schnell noch ihre Bürgersteige gekehrt hatten.
Nach der Kundgebung und einer anschließend von Autonomen veranstalteten Demonstration, die in der Nähe der Diskothek von starken Polizeikräften gestoppt wurde, zog die Polizei eine vorläufige Bilanz: Im großen und ganzen verlief alles friedlich, nachdem es gelungen war, die zum Teil von weither zahlreich angereisten Skinheads durch großräumige Absperrungen von Erlensee fernzuhalten.
Zu diesem Zeitpunkt konnten die Polizeisprecher vor Ort noch nicht wissen, daß ein junger Mann, vermutlich aus der rechtsradikalen Szene, in der Waldsiedlung am Fliegerhorst durch Messerstiche in Rücken und Oberschenkel schwer verletzt worden war. Das Opfer hatte gegen 19.30 Uhr am Fliegerhorst mit seinem Auto bei Rot vor einer Ampel gehalten und war von vier bis fünf Männern mit einem laut Polizei schwarzen Auto mit runden Scheinwerfern bedrängt worden.
Der junge Mann floh in den Wald, wurde aber von den anderen eingeholt und niedergestochen. Die Täter sollen dunkel bekleidet gewesen sein. Näheres konnte ein Polizeisprecher gestern noch nicht sagen.
Ebenfalls einen politischen Hintergrund könnte eine Auseinandersetzung eine Stunde zuvor im Hanauer Hauptbahnhof haben. Dort waren sechs Skinheads von einer Gruppe von sieben türkischen Jugendlichen mit einem deutschen "Anführer" in der Vorhalle laut Polizei zunächst angepöbelt worden. Anschließend kam es zu einer Schlägerei, bei der auch Messer eingesetzt wurden. Drei Skinheads wurden leicht verletzt.
Zu tumultartigen Szenen war es am Freitagabend in der Erlenseer Gemeindevertretung gekommen, nachdem SPD und CDU signalisiert hatten, einen Antrag der Grünen, das Parlament solle die Bevölkerung zur Teilnahme an der Demonstration aufrufen, abzulehnen. Etwa 40 Frauen und Männer aus dem Arbeitskreis Pro Asyl reagierten mit Trillerpfeifen und lautstarken Zwischenrufen vor allem auf Äußerungen von CDU-Abgeordneten, wonach es sich bei 95 Prozent der Asylbewerber um "Scheinasylanten" handele und die Kriminalitätsquote bei den Flüchtlingen um ein Vielfaches höher sei als in der deutschen Bevölkerung.
Erneut wurden von seiten der CDU heftige Angriffe gegen den Erlenseer Pfarrer und Mitglied des Arbeitskreises, Lothar Grigat, erhoben. Der engagierte Christ wurde beschuldigt, durch seinen Aufruf zur Kundgebung Gefahren für die Erlenseer Bevölkerung heraufzubeschören. Grigat sagte gegenüber der FR, er schließe nicht aus, gerichtlich gegen einzelne CDU-Angeordnete vorzugehen, nachdem er das Protokoll der Gemeindevertretersitzung eingesehen habe.
Die Parlamentsvorsitzende Hedi Haude verwies einzelne Besucher mehrfach des Raumes, um die Sitzung weiterführen zu können. Der Zorn des Arbeitskreises richtete sich aber auch gegen die SPD, die zu den Aufrufern der Kundgebung gehört hat. Daß sie am Freitagabend nicht mehr zu ihrem Aufruf standen, begründeten deren Sprecher damit, daß man wegen des falschen Zeitpunkts der Kundgebung es nicht verantworten könne, als Parlament die gesamte Bevölkerung zur Teilnahme aufzurufen. Eine mögliche Gefährung der Bevölkerung durch die Parlallelität der Veranstaltungen - zum einen Verhinderung des Auftritts der rechtsradikalen Bands in der Diskothek, zum anderen die Kundgebung - könne nicht ausgeschlossen werden. Auf der Kundgebung war dann auch kein SPD-Abgeordneter mit Redebeiträgen vertreten. Dies sei ohnenhin nicht vorgesehen gewesen, sagte der SPD-Abgeordnete Herbert Horst gestern gegenüber der FR.
Ein Antrag der CDU, abgelehnte Asylbewerber in Erlensee sofort abzuschieben, wurde anschließend von SPD und Grünen abgelehnt. Einen großen Schreck löste bei den Parlamentariern dann am Freitagabend gegen 22.30 Uhr die Nachricht aus, in der Rückinger Straße sei eine Wohnung ausgebrannt. Erinnerungen an Mölln wurden auch bei Bürgermeister Manfred Heller wach. Doch als Brandursache stellte sich später eine Explosion oder eine Verpuffung in der Küche der Wohnung heraus. Außer leichten Rauchvergiftungen gab es bei dem Brand keine Verletzten, die Familie konnte sich rechtzeitig aus der Wohnung befreien. Laut Polizei entstand allerdings hoher Schaden.
Zu einem kaum noch nachvollziehbaren juristischen Eiertanz geriet dann am Samstag das behördliche Vorgehen gegen die Betreiber des "Conny's Hard 'n' Heavy Palace". Nachdem der Verwaltungsgerichtshof in Kassel am Freitagabend das Nutzungsverbot des Kreises über die Gaststätte teilweise aufgehoben hatte, mußte die Diskothek am Samstagvormittag erstmal wieder entsiegelt werden. Die Kasseler Richter hatten zwar das Auftrittsverbot der Gruppe "Störkraft" bestätigt, den normalen Schankbetrieb der Gaststätte aber wieder genehmigt.
Längst überfällig bediente man sich im Erlenseer Rathaus dann des Gaststättenrechts und fand heraus, daß wegen der "Unzuverlässigkeit der Betreiberin" die Konzession für das Lokal entzogen werden könnte. Erneut machten sich Verwaltungs-Mitarbeiter - diesmal der Gemeinde Erlensee - auf, um die Diskothek abermals zu versiegeln. Gegen 16.45 Uhr war es soweit, die Gaststätte wurde mit "sanfter Gewalt" geräumt, die Türen amtlich dichtgemacht. Einen Tag zuvor hatten die Kreiswerke bereits das Wasser in dem Haus abegstellt, nachdem beide Mietparteien mit den Gebührenzahlungen in Verzug geraten waren.
In "Conny's Hard 'n' Heavy Palace" und im Hof hatten sich in den Nachmittagstunden neben Ernest und Conny Loos und Teilen des Diskotheken-Team auch etwa ein Dutzend jugendliche Skinheads aus Ludwigsburg, - Fans der Gruppe "Kettenhunde" - aufgehalten, die bereits am Vormittag nach Erlensee gereist waren. Nachdem die Polizei die Personalien festgehalten hatten, verzogen sie sich später aus dem "Sperrgürtel", den die Polizei mit starken Einsatzkräften rund um die Diskothek gezogen hatte. Die Familie Loos dagegen schimpfte lauthals vor zahlreichen Kameras - selbst das italienische Fernsehen war eigens nach Erlensee gekommen - über den "Rechtsstaat", der in ihren Augen diesen Namen nicht mehr verdient.
Bis in die späten Abendstunden hielten sich dann Teile der Polizeikräfte noch in Erlensee und Umgebung auf. Anhaltspunkte dafür, daß "Störkraft" und "Kettenhunde" etwa nach Freigericht-Altenmittlau, nach Kahl oder nach Büdingen ausweichen könnten, gab es am Samstagabend nicht mehr.
Eigentlich sollte die Kundgebung am Nachmittag ja auf dem Platz direkt vor "Conny's Palace" stattfinden, doch Auflagen machten einen Strich durch die Rechnung. Die "Bannmeile" vor "Conny's" war von starkem Polizeiaufgebot dicht abgeschottet. Die Kundgebungsteilnehmer mußten etwa 500 Meter weiter zu einer größeren Freifläche an der "neuen Anlage" pilgern. Ungefähr 700 Menschen, darunter zahlreiche Autonome, hatten sich dort eingefunden, um bei klammen Temperaturen den Worten der Sprecher von "Pro Asyl", den Initiatoren der Kundgebung, zuzuhören.
Mehrfach gingen die Redner auf die "ungeheuerlichen Vorgänge" vom Abend zuvor im Erlenseer Gemeindeparlament ein. Dabei wurden die verleumderischen Angriffe gegen Pfarrer Lothar Grigat scharf verurteilt. Ein Flüchtling, der zunächst als Redner auftreten wollte, sah sich aufgrund dieser Vorgänge nicht in der Lage, auf der Kundgebung zu sprechen. Parteienvertreter kamen nicht zu Wort. Das Podium blieb Gruppen wie dem "Autonomen Kulturzentrum Metzgerstraße Hanau" vorbehalten. Dessen Sprecher wurde deutlich: "Wir sind heute hier, um das Nazi-Skin-Konzert im ,Conny's&rquote; zu verhindern. Wir wollen nicht, daß sich hier heute und in Zukunft zum wiederholten Male ein rassistisches Pack versammelt." Der Vertreter der Hanauer Autonomen attackierte heftig die SPD-Führung in der Stadt Hanau und im Main-Kinzig- Kreis, die es zulasse, daß Flüchtlinge "auf engstem Raum in Containern zusammengepfercht" würden. Politiker, "die lauthals vorgeben, die Anschläge und Pogrome auf MigrantInnen und Flüchtlinge zu verurteilen, sind selbst verantwortlich für die Angriffe auf ihre alltäglichen Lebensbedingungen", erklärte der Sprecher des Kulturzentrums.
DGB-Sekretär Ferdinand Hareter stellte sich vor Pfarrer Grigat. Er wies entschieden die üblen Beschimpfungen einiger CDU-Politiker gegen den Seelsorger und den Arbeitskreis "Pro Asyl" zurück. Man könne doch nur froh sein - so rief Hareter den Versammlungsteilnehmern zu -, daß aufrechte Demokraten aufgestanden seien und zum angekündigten Auftritt der rechtsradikalen Bands gesagt hätten: "Die wollen wir hier nicht." Gegen Faschismus und Ausländerfeindlichkeit vorzugehen, sei eine bleibende Aufgabe. Hareter zeigte sich erfreut darüber, daß auch der Hanauer SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen und die Jusos dem Aufruf zur Kundgebung gefolgt seien. Die musikalischen Auftritte und Redebeiträge wurden von der mit Beifall bedachten Durchsage unterbrochen, daß "alle Skins abgeführt" worden seien. Ein junger Mann aus Erlensee drückte auf dem Podium seine Freude über das Engagement vieler Jugendlicher gegen den Rechtsradikalismus aus. Danach machte eine Sprecherin einer antifaschistischen Initiative aus Frankfurt auf die Aktivitäten (Rundruf bei Angriffen gegen Flüchtlinge) in der Main-Metropole aufmerksam. (Siehe auch Hessen-Seite)
NIDDA. Schwer verletzt wurde der Fahrer eines Fiats am Freitag bei einem Unfall im Niddaer Stadtteil Ober-Lais. Wie die Polizei berichtet, hatte die Fahrerin eines VW-Polos an der Einmündung der Michelauer Straße in die Landesstraße 3185 nicht die Vorfahrt beachtet. Der Mann wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus Schotten gebracht. str
BAD VILBEL. "Das Bestehen einer Utopie als Utopie ist eine unerläßliche Bedingung dafür, daß sie einmal aufhört, eine Utopie zu sein." Dieser Satz des polnischen Schriftstellers und Philosophen Leszek Kolakowski könnte als Motto über dem Programm des Sängers Dennis di Rienzo stehen, der vor "vollem Haus" in der Teestube "Jay" gastierte. Seine Botschaft war eindeutig: Man muß träumen, manchmal wider die Vernunft (oder was dafür gehalten wird), damit die Hoffnung nicht erstirbt.
Bis auf zwei Songs von Barbara Streisand und der Popgruppe "Abba" hatte di Rienzo, vielen als Leiter des Kinos in der "Alten Mühle" bekannt, ausnahmslos Liedertexte von Udo Jürgens gewählt. Texte, die kaum bekannt sind, die aber zum Teil von hoher Intensität und intellektuell-sozialkritischem Anspruch sind.
Dennis di Rienzo, an Keyboard und Sampler von seinem Bruder René aufmerksam begleitet, wagte einen Seiltanz. Zwischen den Liedern erzählte er sehr persönliche Geschichten, von seinem Vater, dem Ausländerhaß, der ihm damals in der Schule begegnete, Begebenheiten, die ihn tief berührt haben.
Er scheute sich auch nicht, Tränen zu zeigen, als er berichtete, wie in Hamburg eine Gruppe Neonazis mit faschistischen Parolen durch eine Einkaufstraße zog, ohne daß die (anwesende) Polizei irgendetwas unternommen hätte.
Das rührte, war eindringlich, machte viele Zuhörer betroffen, aber glitt manchmal zu sehr ins Sentimentale ab. Besser waren solche Lieder, die zu Courage aufforderten gegen die "Erbärmlichkeit der Heuchelei in einer Welt, die auf Fassaden gebaut ist". Besser, weil plastischer, fundierter und instruktiv- kritisch.
Dennis di Rienzo fing bereits mit fünf Jahren an zu singen. Seine Stimme strahlt Wärme aus, er weiß zu deklamieren und artikulieren wie in dem englisch gesungenen Lied, das von der Zerrissenheit des Einzelnen kündet. Wie perlende Staccatosechzehntel markieren die schnellen Wortkaskaden den intensiven Charakter des Stücks.
Ehrlich ist er schon, der symphatische junge Mann mit den braunen Augen. Er singt dieses Programm, erklärt er den Titel "Meinetwegen", eigentlich nur für sich und fügt musikalisch gleich hinzu: "Glaubt keinem Träumer wie mir." Ein kluger Einschub, weiß er doch um die Akzeptanz im vorwiegend jungen, leicht alternativ angehauchten Publikum. Besonders gut kam (natürlich) das hintergründig-doppelbödige Lied "Das ehrenwete Haus" von Udo Jürgens an, das di Rienzo gemeinsam mit seinem Bruder interpretierte. Die Geschichte der zwei Menschen, die aus einem Haus vertrieben werden, bekam "brennende" Aktualität. Diese Menschen, das sind möglicherweise Ausländer, die aus einem Land vertrieben werden, nur weil sie anders aussehen oder anders denken.
Da wird die Mahnung des "Halbausländers" (Rienzos Vater ist Italiener, seine Mutter Deutsche) überzeugend, konkret, ohne gleich an die Tränendrüse zu rühren. Diese politisierende Wirkung hätte man sich öfter gewünscht, weil sie der Sache näher kommt, wie das kluge Arrangement des Schlagers "Griechischer Wein", das plötzlich eine traurige Geschichte vom Fremdsein ist.
Und Geschichten kann Dennis di Rienzo erzählen. Vielleicht, weil er intuitiv an den Satz von Kolakowski über die Utopie glaubt. Die Zuhörer dankten es mit begeisterm Applaus. jot
doe FRANKFURT A. M. "Je näher das Fest, desto kleiner die Geschenke." Diese Handelsweisheit hat sich am letzten Adventswochenende erneut bewahrheitet. Insbesondere "Zweit- und Ergänzungspräsente sowie Artikel der Eigenversorgung", berichtet Hertie-Sprecher Elmar Kratz, hätten im Vordergrund des Käuferinteresses gestanden. Der Branche brachte der vierte verkaufsoffene Samstag nach dem mäßigen Abschneiden eine Woche zuvor noch einmal eine schöne vorweihnachtliche Bescherung. Nicht nur Hertie konnte seinen Vorjahresumsatz an diesem Tag um fünf Prozent übertreffen. Allgemein berichten Fachgeschäfte und Warenhäuser nach Verbandsangaben von "ähnlichen oder leicht besseren Ergebnissen" wie 1991.
Etwas verhaltener fällt gleichwohl die Bilanz des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) für das gesamte Weihnachtsgeschäft aus. "Die Kundenfrequenzen stimmten, doch die Beträge auf den Kassenzetteln waren in der Regel etwas niedriger", resümiert HDE-Sprecher Hubertus Tessar. Nachdem das Christkind der Branche im vergangenen Jahr - begünstigt vom Nachholbedarf im Osten - 25,4 Milliarden Mark in die Kassen gelegt hatte, erwartete der Einzelhandel ursprünglich für 1992 eine weitere leichte Steigerung auf 25,8 Milliarden. Unter dem Strich dürften nun tatsächlich 25,2 Milliarden Mark herauskommen. (Die rechte Kerze auf unserer Grafik müßte also einen knappen Millimeter kleiner sein.)
Während der HDE diesen Mini-Rückgang betrauert, zeigt sich Hertie-Mann Kratz angesichts der etwa ein Prozent niedrigeren Erlöse "recht zufrieden". Als Vergleichsbasis, argumentiert er, müsse eigentlich das von Sondereinflüssen freie Jahr 1989 herangezogen werden. Und gegenüber dem damaligen Geschäftsvolumen habe sein Konzern mit 71 Dependancen heuer ein Fünftel zugelegt. Doch auch im Vorjahresvergleich zeigt der Trend nicht überall nach unten: Laut HDE melden neun Prozent der Firmen höhere, 57 Prozent ähnliche, 29 Prozent leicht schlechtere und fünf Prozent spürbar schlechtere Umsätze als 1991.
Süßigkeiten, Christbaumschmuck, Zutaten für das Feiertagsmenü und festliche Kleidung gehörten nach Händler-Angaben zu den Rennern des vierten Einkaufssamstages. Nach wie vor waren jedoch auch Spielwaren, Parfüm, Elektronik und Lederwaren gefragt. Laut HDE wurde das Angebot vor dem Gang zur Kasse "stärker verglichen".
In den verbleibenden Tagen bis zum Heiligen Abend dürften nun Nahrungs- und Genußmittel ganz oben auf die Einkaufslisten rücken. Ist die Warteschlange in der Lebensmittelabteilung zu lang, empfiehlt sich für Schnäppchen-Jäger als Alternative ein Abstecher in den Winterbekleidungs- oder Schuhshop. Bei diesen Produkten nämlich, so der HDE, "drükken die Läger" derzeit. Das Überangebot, mutmaßt der Branchenverband denn auch, dürfte spätestens zwischen den Jahren "zu Sonderangeboten herausfordern".Jüdische Bräuche gefährdet
LOS ANGELES, 20. Dezember (epd). In jüdisch-christlichen Mischehen in den USA gehen jüdische Bräuche eher verloren als christliche. Dadurch werde die Erhaltung jüdischer Identität bedroht, heißt es in einer am Wochenende in Los Angeles veröffentlichten Studie des "Amerikanischen Jüdischen Komitees". Das sei insbesondere in der christlichen Weihnachtszeit zu beobachten, wenn gleichzeitig das jüdische Chanukka-Fest gefeiert werde.
Die Zahl der jüdisch-christlichen Ehen hat nach Angaben des "Rates der jüdischen Verbände" in den vergangenen drei Jahrzehnten in den USA stark zugenommen. In jeder zweiten jüdischen Hochzeit sei bereits ein Partner nicht-jüdisch. 28 Prozent der Kinder aus diesen Ehen würden als Juden erzogen, 41 Prozent als Christen und 31 Prozent religionslos. In den USA leben etwa sechs Millionen Juden.
Warum ausgerechnet der saarländische Umweltminister Jo Leinen laut Greenpeace-Mitarbeiter Andreas Bernstorff einer der "Hauptverantwortlichen" für das Verschieben deutscher Pestizide nach Rumänien sein soll (FR vom 17. Dezember 1992 "Ostdeutschland wurde Müllkippe des Westens"), ist nach Kenntnis der Fakten nicht zu begreifen. Tatsache ist:
Nach Erkenntnis der saarländischen Umweltbehörden sind keine Pestizide aus dem Saarland nach Rumänien gelangt. Es sind allein Lacke und Farben aus ostdeutscher Produktion über das Saarland Anfang dieses Jahres nach Rumänien exportiert worden - was die saarländischen Umweltbehörden aufgrund der geltenden Rechtslage damals nicht verhindern konnten.
Denn gemäß einer vom saarländischen Umweltministerium angeordneten Analyse waren diese aus der Gegend von Chemnitz stammenden Lacke und Farben noch verwertbar. Gleichzeitig wurde den Umweltbehörden ein Liefervertrag über die Lacke und Farben mit einer rumänischen Firma vorgelegt, samt einer Einfuhrgenehmigung des rumänischen Ministeriums für Handel und Tourismus. Unter diesen Voraussetzungen mußten die saarländischen Umweltbehörden die gefundenen Lacke und Farben aus Ostdeutschland nicht als entsorgungspflichtige Sonderabfälle, sondern als (verwertbares) Wirtschaftsgut einordnen.
Fazit: Es gibt für Greenpeace überhaupt keine Veranlassung, ausgerechnet das Saarland an den Pranger zu stellen. Die Pestizide in Rumänien stammen nicht aus diesem Bundesland. Und deshalb gibt es für das saarländische Umweltministerium auch keine Veranlassung, das Verursacherprinzip zu durchlöchern und einen Kostenanteil für den Rücktransport der Pestizide zu übernehmen, wie Greenpeace es fordert.
Nachdem Bundesumweltminister Töpfer gegenüber Rumänien die Rücknahme in Ausischt gestellt hatte, sollte die Bundesregierung jetzt auch die Konsequenzen, das heißt Kosten für dieses Versprechen tragen und nicht auf die Länder abwälzen wollen.
Burghard Schneider (Pressestelle, Staatssekretär des saarländischen Ministierums für Umwelt), Saarbrücken
BÜDINGEN. Ein BMW-Fahrer aus Büdingen geriet am Freitag mit seinem Wagen auf der Kreisstraße 229 zwischen Büdingen-Orleshausen und Düdelsheim nach einem Überholmanöver auf reifglatter Fahrbahn ins Schleudern.
Obwohl sich der Wagen überschlug und im angrenzenden Feld landete, zog sich der Fahrer, der nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis ist, keine Verletzungen zu, berichtet die Polizei. str
Nicht Klamauk in Lederhosen, sondern seriöse Arbeit ist das Erfolgsrezept seiner Arbeit bei Bayern München, meint Trainer Ribbeck im Sport, Seite 27
ptz BONN, 20. Dezember. Das hessische Unternehmen Linden Arzneimittel (Heuchelheim) unterläuft die im neuen Gesundheitsstrukturgesetz vorgeschriebene generelle Selbstbeteiligung der Patienten an den Arzneikosten. Linden greift dabei auf die Idee des Rabattbuches zurück: Die Firma druckt auf Pakkungen mit Präparaten zur Dauermedikation eine Rabatte-Treuemarke auf. Wer drei Märkchen hat, schickt diese dem Unternehmen und erhält dann die in der Apotheke entrichtete Selbstbeteiligung zurück.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie stuft die Aktion als "rechtlich ausgesprochen zweifelhaft" und "unerwünscht" ein. Ein Sprecher vermißte die bei der Vermarktung von Arzneimitteln "gebotene Sensibilität". Linden-Geschäftsführer Volker Arenth begründete den Vorstoß mit der hohen Belastung chronisch Kranker durch die von Bonn ausgeweitete Selbstbeteiligung. Sein Haus verzichte auf Werbung und wolle das gesparte Geld lieber Patienten zukommen lassen.
Das am 1. Januar 1993 in Kraft tretende Gesundheitsstrukturgesetz sieht für Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen eine Selbstbeteiligung von drei, fünf oder sieben Mark je nach Preis der Pakkung (bis 30 Mark, unter und über 50 Mark) vor. Dies trifft besonders chronisch Kranke, die regelmäßig Herz- oder Diabetismittel, Hormonpräparate oder durchblutungsfördernde Pillen einnehmen müssen. Da es sich hierbei häufig um sogenannte Festbetragsarzneimittel handelt, war bisher keine finanzielle Eigenleistung fällig gewesen. Auf diese Gruppe zielt Linden mit dem Treue-Rabatt.
Der Pharmaverband wurde von der großzügigen, erheblichen Spielraum bei den Preisen verratenden Linden-Kampagne vollkommen überrascht und warnt vor einer Verletzung des Rabattgesetzes. Arenth sieht Klagen gelassen entgegen. Ein juristisches Gutachten belege, daß Gerichte Treue-Rabatte von bis zu 14 Prozent erlaubten. Bei Linden handelt es sich um eine Vertriebsfirma, die ihre Wirkstoffe von Dritten bezieht.
vs DÜSSELDORF, 20. Dezember. Die innenpolitische Lage in Afghanistan und in Irak verbietet nach Auffassung des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Schnoor (SPD) die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern in diese Länder. Schnoor forderte deshalb am Wochenende in Schreiben an Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) und die Innenminister der Länder eine Verlängerung des Ende des Jahres endenden Abschiebestopps für Flüchtlinge aus Afghanistan und irakische Kurden.
Der nordrhein-westfälische Innenminister stützte sich bei seiner Auffassung auf Berichte des Auswärtigen Amtes, aus denen hervorgehe, "daß sich die Situation der betroffenen Personengruppen nicht gebessert hat". Nach dem neuen Ausländergesetz müssen sich jeweil der Bund und alle Länder auf Abschiebestopps für abgelehnte Ayslbewerber aus bestimmten Ländern verständigen. Früher übliche Einzelentscheidungen einzelner Länder sind nicht mehr erlaubt.
FRIEDBERG. Weil ein 18jähriger auf der Landesstraße zwischen Bruchenbrükken und Friedberg sein Auto am Samstag abbremste, um zu wenden, und ein nachfolgender gleichaltriger Autofahrer dies nicht rechtzeitig bemerkte, stießen beide Fahrzeuge zusammen. Der Unfallverursacher wurde dabei leicht verletzt. Den Schaden gab die Polizei mit 10 000 Mark an. Der Unfall ereignte sich in der Nähe der Görbelheimer Mühle. str
Die Gewerkschafter Schabedoth und Schröder problematisieren in ihrem Beitrag "Nichts ist so lähmend wie überholte Orientierung" (FR vom 7. 11. 1992) die "defensive" Haltung der Linken bezüglich der "Änderung der Verfahrensregelung und notfalls Präzisierung des Grundgesetz-Artikels 16" sowie die "beharrliche Ablehnung jeglicher Bundeswehreinsätze außerhalb der NATO".
Dies sind Problembereiche, mit denen sich gegenwärtig alle politisch Interessierten im Land auseinandersetzen müssen, die also dringend diskussionsbedürftig sind.
Aber was passiert: Dieser Beitrag wird von anderen (hauptsächlich aus den Reihen der IG Metall) nicht diskutiert, sondern ihnen wird die "IG Metall-Treue zu Grundsätzen" entgegengehalten, die Autoren werden nahezu als Wegbereiter der "Rechten" hingestellt. Im Artikel von Lang und Schauer (FR vom 13. 11. 1992 "Modernisierung als Fetisch abseits von Moralität") schwingt der Tenor durch, Schabedoth/Schröder würden für die Abschaffung ("Entsorgung" nennen es Lang/Schauer) des Artikel 16 Grundgesetz eintreten. Wie Lang und Schauer darauf kommen, bleibt im dunkeln.
Nochmaliges Nachlesen des genannten Artikels brachte keine Klarheit. Schabedoth/Schröder haben den Artikel 16 GG nicht zur Disposition gestellt.
Beide haben ausgeführt, daß es ohne "Ergänzung bzw. Präzisierung" des Art. 16 GG es nicht möglich sei, angesichts von weltweiten Migrationsbewegungen und damit auch der aktuellen und zukünftigen Zuwanderung handlungsfähig zu bleiben.
Dem nur entgegenzuhalten, es gehe jetzt darum, eine "Politik der internationalen Gerechtigkeit" durchzusetzen, ist einfach, vielleicht zu einfach angesichts der krisenhaften Entwicklungen auf dem Erdball.
Ich kenne übrigens niemanden aus dem Gewerkschaftsbereich, der sich dieser Forderung nach internationaler Gerechtigkeit nicht anschließen würde, und auch bei Schabedoth/Schröder findet man nichts Gegenteiliges dazu.
Aber die Frage müssen sich auch Lang und Schauer gefallen lassen: Kann man realistisch bei dieser Forderung stehenbleiben?
Da war die IG Metall doch schon weiter, war sie doch eine der ersten Gewerkschaften, die konkret die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz gestellt hat. Mit diesem Beschluß war doch bereits klar, daß mit dem Artikel 16 Grundgesetz allein die Zuwanderung nicht zu steuern ist.
Schabedoth/Schröder haben dies pointiert dargestellt und haben diskussionswürdige Begründungen geliefert. Ihnen deshalb eine Abkehr von "Moralität" zu unterstellen, ist für mich nicht nachvollziehbar.Ruth Weckenmann, Stuttgart
Bezirksoberliga-Spitzenklub SG Bruchköbel siegte im letzten Viertelfinalspiel des Hanauer Kreispokalwettbewerbs 92/93 standesgemäß mit 3:1 (1:0) beim Hanauer Bezirksliga-Vertreter KSV Langenbergheim. Vor 150 Zuschauern erzielten Hofmann (13./FE), Bieber (56.) und Bätz (90.) die Tore für den Sieger, während der eingewechselte Rehberg (51.) den vorübergehenden Ausgleich markierte. Beim Bruchköbeler "Grand ohne vier" überragte Stürmer Bieber, beim Gastgeber gefiel vor allem Quanz. Im Halbfinale trifft Bruchköbel auf Eintracht Windekken (31.1. oder 7.2.93). Ferner kommt es beim Spiel FSV Ravolzhausen gegen Germania Niederrodenbach zu einem weiteren Bezirksoberliga-Vergleich. hdp
Die letzten Urteile im Fußball-Bezirk Frankfurt sind noch vor Weihnachten gefällt worden. Dabei gab es keine Gnade: Der Spieler Slobodan Ilic (SV Germania Ockstadt), der im Bezirksoberligaspiel mit dem Hochstädter Nicolae Soare zusammengerasselt war, erhielt wegen Tätlichkeit drei Monate Sperre. Er muß ab heutigem 21. Dezember bis einschließlich 20.März 93, längstens 12 Pflichtspiele, zusehen. Rechtswart Günter Kauck (Birstein-Sotzbach) verhängte die Mindeststrafe von zwei Monaten zusätzlich der satzungsmäßigen Erhöhung um 50 Prozent wegen der bevorstehenden Winterpause. Germania Ockstadt muß zudem die Verfahrenskosten tragen. Ilic war bei einem Zweikampf mit Soare im Gesicht getroffen worden und wollte sich nach seiner Rückkehr auf das Spielfeld revanchieren. Da er seinen Schlag noch abbremsen konnte, waren die Wirkung und das Urteil relativ milde.
Der Platzverweis von Carsten Stein (TSV Kewa Wachenbuchen), der sich beim Spiel der Bezirksliga Hanau in Langenbergheim (3:5) eine rote Karte eingehandelt hatte, wurde vom Bezirksrechtsausschuß bestätigt. Stein wurde wegen rohen Spiels vom 29.November bis einschließlich 28.Januar 93 (maximal acht Pflichtspiele) gesperrt. Spielausschuß-Vorsitzender Peter Ditzinger, der anch dieser Hinausstellung Schiedsrichter Hüseyin Kumdereli (DJK Viktoria Dieburg) an den Kragen wollte, aber von einem halben Dutzend Spielern abgehalten werden konnte, erhielt ein Platz- und Funktionsverbot vom heutigen 21.12.92 bis einschließlich 20.Januar 93. Zudem muß er 200 Mark Strafe bezahlen, der Verein Kewa Wachenbuchen die Verfahrenskosten tragen. "Der Spieler kam aus zehn Metern und sprang seinem Gegner von hinten die Beine, wobei der Ball bereits 1,50m weg war", erläuterte der Schiedsrichter, der sich massiv bedroht fühlte und mit kaum druckreifen Ausdrücken beleidigt wurde, seine Entscheidung. dip
Das Weihnachtsgeschäft hat Frankfurter Geschäftsleuten auch nach dem vierten verkaufsoffenen Samstag im Vergleich zum Vorjahr keinen Zuwachs gebracht. Die meisten von ihnen waren damit zufrieden, das Ergebnis vom Dezember 1991 erreicht zu haben. Die Erwartungen aber, die in den Kauftrubel gesetzt worden waren, wurden nicht erfüllt.
Den Umsatz vom Jahr zuvor "werden wir endlich mal einstellen", resümierte Gero Haas, Geschäftsführer des "Kaufhofs" auf der Zeil am Samstag kurz vor Ladenschluß. Insgesamt werde in seinem Haus der Dezember "mit dem Vorjahresergebnis" abgeschlossen. Doch Zuwächse wird es in diesem Weihnachtsgeschäft kaum geben, selbst wenn der Heiligabend noch vier Tage auf sich warten lassen wird. Auch Heinz Geiger, Geschäftsführer des Zeil-Kaufhauses "M. Schneider", rechnete damit, daß "wir das Vorjahrsergebnis erreichen". Zufrieden wäre er, "wenn wir ein kleines Plus haben". Vielmehr aber ist nicht drin: "Wenn das Vorjahr erreicht wird, ist das eine gute Sache", findet auch Hans-Otto Sauermann, Geschäftsführer von "Hertie". Schließlich sei die Bilanz damals "nicht schlecht" ausgefallen. Sicherlich aber "haben wir optimistischer geplant". Doch das Ausbleiben des Umsatzplus als Zeichen der wirtschaftlichen Krise zu deuten, hielt der Geschäftsführer für "überzogen".
Denn daß es in der Innenstadt an Käufern gemangelt hätte, die auf den berüchtigten "letzten Drücker" unterwegs waren, davon konnte keine Rede sein: Bereits um 9.20 Uhr war das Parkhaus von "Hertie" besetzt, mittags waren freie Plätze nur noch in dem Parkhaus am Theaterplatz zu haben. Aber der prognostizierte Ansturm blieb nach Angaben der Polizei aus: "Ins Verhältnis dazu gesetzt", sagte ein Polizeisprecher, daß es der letzte Samstag vor Weihnachten war, die letzten Geschenke endlich besorgt werden mußten und Kenner der Einkaufsszene das Signal "SOS" ("Socken, Oberhemd, Schlips") ausgegeben hatten, ließ das Verkehrschaos auf sich warten. Vielleicht auch, weil Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs auf der Zeil ein besonderes Angebot gemacht worden war: Volle Geschenktüten konnten dort beim Gepäckbus der Stadtwerke und des Einzelhandels abgegeben werden, um ungehindert den Einkauf fortsetzen zu können. 5634 Gepäckstücke wurden an den vier verkaufsoffenen Samstagen dort aufbewahrt. Dagegen wurde der Zustellservice der Stadtwerke für die Päckchen nur dreimal in Anspruch genommen. Was der Innenstadt erspart blieb, sorgte an den Abfertigungsschaltern des Flughafens für lange Schlangen: Von "regem Reiseverkehr" am Wochenende berichtete der Verkehrsleiter vom Dienst. In den Zügen der Bundesbahn, die 13 zusätzliche Züge eingesetzt hatte, mußte sich nach Angaben einer Agentur so mancher Fahrgäste mit einem Stehplatz begnügen. ing
Spieler und Trainer Reinhold Fanz schlichen wie begossene Pudel vom Platz, einigen Oberliga-Vereins-Trainern fiel ein Stein vom Herzen: Die klare Niederlage der Hessenauswahl im Endspiel um den Amateur-Länderpokal gegen Gastgeber Westfalen verhinderte Diskrepanzen zwischen dem HFV und einigen Vereinen, die gegen die vom DFB für den Sieger gestiftete Nepal-Reise vom 15. bis 29. Januar opponiert hatten.
Diese Terminprobleme haben jetzt die Westfalen, die bereits Anfang Februar ihre Punktrunde fortsetzen wollten. An mögliche Terminprobleme im Januar dachte dennoch kein Spieler. Negativ wirkte sich allerdings der 120 Minuten- Einsatz der Hessen im Nachholspiel am Dienstag in Viernheim gegen das Saarland aus, denn der Mannschaft fehlte besonders nach dem Wechsel die Frische.
Am verdienten Sieg der homogener wirkenden Westfalen-Elf gab es keinen Zweifel, die in der Bundeliga erprobten Libero Schwiderowski (Schalke 04), Guillou (Bochum) und Grauer (Dortmund) wirkten abgeklärter, und in der Offensive wirkten Kornmeier und Gutberlet reifer, setzten die Angreifer Borgmeier und Silberbach glänzend in Szene. Bei den Hessen riß spätestens nach der Zeitstrafe gegen Rasiejewski (38.), die sofort mit dem Ausgleich durch Guillou bestraft wurde, der Faden. Ein weiterer Meilenstein war das 2:1 kurz nach der Pause, als Wolters freigespielt wurde und Torwart Schimek keine Chance ließ.
"Ich wollte bereits vor der Halbzeit auf der rechten Seite, wo Rasiejeweski und Hartmann nicht zurechtkamen, auswechseln, dann fiel jedoch der Ausgleich und durchkreuzte zudem die Zeitstrafe mein Konzept", nannte Fanz die Schlüsselszene dieses Spiels. Da auch Schäfer auf der linken Seite zu wenig Druck entwickelte und Hossmang zu wenig Ideen einstreute, blieben Wendler und Feyen oft auf sich allein gestellt. Dabei hatte der Wehener mit dem frühen Elfmetertor (nach einem Foul von Wagner an Wendler) optimale Voraussetzungen geschaffen, zwang den Gegner hierdurch zu einer offensiveren Spielweise.
"Unsere Konter blieben zu oft im Ansatz stecken", trauerte Fanz den Möglichkeiten nach dem Führungstor nach. Das Foul von Jugendnationalspieler Rasiejeweski gegen Wagner (vom Ahlener Lokalmatador geschickt provoziert) ließ das Spiel kippen. Dem wachsenden Selbstvertrauen der Westfalen stand die allgemeine Verunsicherung im Hessenteam gegenüber. Nach dem dritten Tor (70.) war die Partie vorzeitig entschieden. Reinhold Fanz, der Dahl (Rot-Weiß Frankfurt) nach schwächeren Vorstellungen, aber auch aus disziplinarischen Gründen (hatte die Sportschule Grünberg am Donnerstagabend unerlaubt verlassen und zu Hause übernachtet) durch King ersetzt hatte, wollte nach einer knappen Stunde mit Liebers und Drube noch das Ruder herumreißen, aber seine Mannschaft war kräftemäßig dazu nicht mehr in der Lage. Der Schuß ging nach hinten los. Libero Albert kurbelte das Spiel noch am meisten an, im Defensivverhalten mangelte es jedoch an allen Ecken und Enden, hatten King (gegen Borgmeier) und Krapp (gegen Silberbach) große Mühe. Das Duell Krapp gegen Silberbach wurde mit Haken und Ösen geführt. Bei einer Tätlichkeit des Wattenscheiders gegen Krapp (25.) - er trat ihm ohne Ball von hinten in die Beine - hatten Schieds- und Linienrichter nichts gesehen. "Das war für mich eine klare rote Karte und hätte den weiteren Verlauf maßgeblich beeinflusst", ärgerte sich Fanz.
Am fünften Länderpokalsieg der Westfalen gab es am Ende nichts zu deuteln, dennoch kann sich auch die hessische Bilanz in diesem weiterhin nicht unumstrittenen Wettbewerb sehen lassen. Der Cupverteidiger Hessen stand in den letzten fünf Wettbewerben viermal im Endspiel, erlitt seit über drei Jahren in der regulären Spielzeit (ohne Entscheidungen durch Elfmeterschießen) seine erste Niederlage. MAX KÖBEL
Westfalen: Ogrinc (Armnina Bielefeld); Schwiderowski (FC Schalke 04), Guillou (VfL Bochum), Grauer (Borussia Dortmund), Bertelsbeck (Preußen Münster), Wagner (TuS Ahlen), Wolters (SG Wattenscheid), Kornmeier (Preußen Münster), Gutberlet (Borussia Dortmund), ab 84. Bördeling (Borussia Dortmund), Borgmeier (Schalke 04), Silberbach (WSG Wattenscheid), ab 77. Dohm (Schalke 04).
Hessen: Schimek (Eintracht Frankfurt); Albert (OFC Kickers), King (Eintracht Frankfurt), Krapp (SG Egelsbach), Rasiejeweski (VfB Marburg), ab 59. Drube (Borussia Fulda), Hartmann, (OFC Kickers), Hossmang (Rot-Weiß Frankfurt), Sandt (FSV Frankfurt), Schäfer (FSV Frankfurt), Wendler (SC Neukrichen), ab 59. Liebers (Hessen Kassel), Feyen (SV Wehen).
Tore: 0:1 Feyen (6./FE), 1:1 Guillou (39.), 2:1 Wolters (50.), 3:1 Kornmeier (70.), 4:1 Dohm (79.), 4:2 Schäfer (82.), 5:2 Bördeling (90.).
Schiedsrichter: Strampe (Handorf).
Zuschauer: 550 in Ahlen.
ALSFELD. Der Vogelsbergkreis hat aus dem 40-Millionen-Programm des Landes Hessen für Umweltsanierungen zusätzlich ein zinsfreies Darlehen über 1,8 Millionen Mark erhalten und kann damit drei Projekte schneller verwirklichen. Landrat Hans-Ulrich Lipphardt (SPD) sagte in Alsfeld, es handle sich dabei um die 3,9 Millionen Mark teure Komplettsanierung des Lindensportplatzes in Alsfeld. Das mit Dioxin belastete Kieselrot werde restlos entfernt und die Sportflächen modernisiert. Insgesamt übernehme das Land Hessen einschließlich früherer Förderungssummen 40 Prozent (1,6 Millionen Mark).
Bei den anderen Umweltsanierungen geht es nach den Worten Lipphardts um den drei Millionen Mark teuren Ausbau und die Entsorgung der asbestbelasteten Nachtspeicheröfen an der Max-Eyth- Schule in Alsfeld, die in den Sommerferien 1993 an die Gasversorgung angeschlossen werde. Ein Jahr später - in den Sommerferien 1994 - sollen an der Lauterbacher Gesamtschule für eine Million die Deckenhohlräume von Asbestteilen saniert werden. ma
FULDA. Schwere Vorwürfe gegen das Arbeitsamt Fulda hat die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) erhoben. Der Geschäftsführer der ÖTV Fulda, Peter Malkmus, erklärte, durch die Ablehnung von Kurzarbeitergeld habe die Arbeitsverwaltung die Entlassung von 50 Beschäftigten eine Firma in Neuhof-Hauswurz ausgelöst.
Im Hintergrund steht die Tatsache, daß es gegenwärtig im Bereich von Bundesbahn, Privatbahnen und Gleisbaufirmen einen auftragsbedingten Arbeitsmangel für Sicherungsposten gibt. Um die etwa 50 Arbeitsplätze einer Firma (Trapp GmbH) für Sicherungsdienste (in Neuhof-Hauswurz) zu erhalten, hatten die Beschäftigten zunächst Urlaub gemacht und darauf gehofft, ihre Arbeitsplätze durch zeitweilige Kurzarbeit behalten zu können. Diesen Antrag hat das Arbeitsamt Fulda nach Informationen der ÖTV abgelehnt. Daraufhin erhielten sofort die 50 Beschäftigten ihre fristlose Kündigung. Gewerkschaftssprecher Malkmus forderte die Arbeitsbehörde in Fulda eindringlich auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen und die Kurzarbeit zu genehmigen. ma
Aufatmen beim Türkischen Sportverein Vatan Spor Bad Homburg (Bezirksoberliga Frankfurt-West): Der Verbandsrechtsausschuß hob in zweiter und letzter Instanz das Urteil des Bezirksrechtsausschusses teilweise auf: Anstatt eines Vier-Punkte-Abzugs am Saisonende entschied das Gremium um den Vorsitzenden Dieter Baumecker (Steinheim) auf eine Platzsperre für zwei Spiele. Ferner faßte er die Bestrafungen, die zunächst 700 plus 300 Mark ausmachten, in einen Betrag zusammen, beließ es aber bei insgesamt 800 Mark.
"Der TSV Vatan Spor hatte bei der Tätlichkeit seines Spielers gegen den Schiedsrichter keine Einwirkungsmöglichkeit, das das Geschehen auf der gegenüberliegenden Seite der Ersatzspielerbank stattfand", begründete Baumekker das modifizierte Urteil. Gegen die Spielersperre von Ali Keskin (ein Jahr) hatte der Verein keinen Widerspruch eingelegt. Und an der Spielwertung gab es durch den vom Gastgeber verursachten Spielabbruch gegen den SV Germania Ockstadt nichts zu deuteln, diese Punkte werden trotz des 0:0-Zwischenstandes nach 25 Minuten endgültig dem Gegner gutgeschrieben. mk
GERSFELD. Die Stadtverordnetenversammlung von Gersfeld (Kreis Fulda) hat mit großer Mehrheit beschlossen, mit dem Kreis und anderen Anliegergemeinden einen Vertrag über den Weiterbetrieb der Rhönbahnstrecke Fulda-Gersfeld einzugehen. Gleichzeitig wurde der einmalige Finanzierungsanteil von Gersfeld an der Sanierung auf 630 000 Mark festgelegt. Für das städtische Engagement stimmten 21 Abgeordnete von SPD, CDU und DKP mit Ja, dagegen die FDP und die Wählergemeinschaft BWG.
Die Freidemokraten und die Wählergemeinschaft hatten zuvor in einem Antrag eine Bürgerbefragung bei den knapp 6000 Bewohnern über die Finanzbeteiligung verlangt, die von der Mehrheit abgelehnt worden war.
Mit diesem Beschluß übernimmt die Stadt Gersfeld für die Rhönbahnstrecke Fulda-Gersfeld den höchsten Kommunalanteil aller Anliegergemeinden, zu denen auch Fulda, Eichenzell und Ebersburg zählen. Die Gemeindevertretung von Ebersburg hat die Zahlung ihres Anteils in Höhe von 125 000 Mark von dem Ergebnis einer Bürgerbefragung 1993 abhängig gemacht. Der Fuldaer Kreistag stimmte dem Vertrag über die Erhaltung und die Sanierung der Rhönbahn ebenfalls vor einigen Tagen zu.
Die 27 Kilometer lange, letzte Bahnlinie in die Rhön soll für 21,5 Millionen Mark saniert werden. Die Finanzierung tragen das Land Hessen mit 17 Millionen Mark, das Biosphärenreservat Rhön mit einer Million, der Kreis Fulda mit 1,7 Millionen Mark sowie die Anliegergemeinden. Bei Zustimmung aller wäre der Betrieb auf dieser Bahnstrecke mindestens bis zum Jahre 2002 gesichert. ma
FULDA/BAD HOMBURG. In verschiedenen Städten Ost- und Südhessens hat es am Samstag Protestaktionen und Demonstrationen gegeben. Unter dem Motto "Wer schweigt, stimmt zu" zogen am Samstag morgen etwa 600 Schüler, Pädagogen und Eltern durch Lauterbach (Vogelsbergkreis) und machten ihre Ablehnung von Gewalt und Rechtsextremismus, Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit deutlich. Diese erste Aktion der Vogelsberger Schülervertretungen auf Kreisebene war auch von der Personalversammlung des Lauterbacher Humboldt-Gymnasiums unterstützt worden.
Bei der Kundgebung auf dem Berliner Platz in Lauterbach und einem anschließenden Demonstrationszug durch die Innenstadt erklärten die Schülervertreter, sie wollten deutlich machen, daß zu den Grundlagen der westlichen Demokratie neben der theoretischen Anerkennung der Menschenrechte auch das Engagement dafür notwendig sei.
Mit einer Lichterkette setzten am Samstag mittag in der Innenstadt von Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) etwa 1000 Menschen ein "leuchtendes Zeichen gegen den Fremdenhaß". Die von zahlreichen Bürgern angeregte Aktion, unterstützt vom örtlichen Gewerkschaftsbund, stand unter dem Motto "Schlüchtern sagt nein". In einer Zeit, in der Ausländer immer mehr zum Zielpunkt von Gewalt und Terror würden, wollten sich Schlüchterner Bürger nicht unbeteiligt danebenstellen und zur Tagesordnung in Form von Weihnachtsvorbereitungen für ein "friedliches Fest" zu Hause übergehen.
Fast gleichzeitig protestierten mit einem "Lichterzug" durch die Fuldaer Innenstadt etwa 700 Frauen aus Politik, Kirche und Gesellschaft Osthessens gegen die systematischen Massenvergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien. Mit Transparenten, Plakaten und brennenden Kerzen in den Händen zogen sie vom Buttermarkt zur abschließenden Kundgebung am Bahnhofsvorplatz. Zu der Veranstaltung unter dem Motto "Wir schweigen nicht länger" hatten die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) und die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) aufgerufen.
"Mit Abscheu und Entsetzen" verurteilten Sprecherinnen der Fuldaer Verbände die grausame Schändung von über 50 000 Frauen während eines Vernichtungsfeldzuges. Auf diese Weise werde eine Generation von Frauen und Kindern "systematisch an Leib und Seele zerstört".
Unter Hinweis auf das Christfest hieß es, in Bosnien würden in einigen Monaten viele tausend Kinder geboren, deren Mütter sie weder ansehen noch annehmen wollten, weil sie die Erinnerung an deren Entstehung nicht ertragen könnten. Die Fuldaer Frauengruppen forderten die Bundesregierung auf, Aufnahmegarantien für die betroffenen Frauen und deren Kinder abzugeben, die Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen anzuprangern sowie Geld und Sachspenden für die geschändeten Frauen bereitzustellen.
In Flörsheim (Main-Taunus-Kreis) demonstrierten am Sonntag laut Polizei etwa 600 Menschen gegen Fremdenhaß. Die Demonstranten zogen, aufgerufen von Kirche und Politikern, mit Spruchbändern durch die Stadt.
In Bad Homburg (Hochtaunuskreis) hatten am Samstag etwa 2000 Bürger eine über zwei Kilometer lange Lichterkette gegen Ausländerhaß gebildet. Die Aktion stand unter dem Motto "Für ein friedvolles Miteinander". ma/lhe
KARBEN. Woanders als im großen Saal des Bürgerzentrums hätte die Preisverleihung für den Schüler- Malwettbewerb zum Thema "Tempo 30" kaum stattfinden können. Nur hier fanden all die Schulkinder mit ihren Eltern Platz, denn etwa 400 Personen waren am Samstag nachmittag zusammengekommen, um an der Preisvergabe teilzunehmen. Der lichtdurchflutete Saal, Stellwände mit einer Vielzahl bunter Bilder in Plakatgröße, eine lange Tischreihe, vollgepackt mit Spielsachen - die Preisverleihung, die Bürgermeister Detlev Engel vornahm - assistiert von der "Seele" dieses Wettbewerbs, Öffentlichkeitsreferentin Susanne Schubert - paßte genau in die vorweihnachtliche Zeit.
Nicht weniger als 347 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis 16 Jahren hatten sich zwischen dem 25. August und 30. September ausführlich mit "Tempo 30" auseinandergesetzt. Vor allem Lehrerinnen an der Selzerbachschule, der Kurt-Schumacher-Schule, der Grundschule Petterweil und der Schule für Lernhilfe hatten sich sehr viel Mühe gegeben, den Kindern die Bedeutung von Verkehrsberuhigung in den Wohnstraßen der Stadt verständlich zu machen.
Die Schüler/-innen machten sich dann daran, ihre Ideen zu diesem eher abstrakten Thema bildhaft umzusetzen. Einem Thema, bei dessen Bewältigung sicher auch mancher Erwachsene seine Schwierigkeiten gehabt hätte.
Am kreativsten erwiesen sich - nicht nur zur Überraschung der veranstaltenden Stadtverwaltung - die jüngsten Teilnehmer/-innen. Schülerinnen und Schüler ab 17 Jahren, die ebenfalls Gelegenheit hatten, an dem Malwettbewerb teilzunehmen, hatten gar keinen Beitrag zustandegebracht.
Blickt man auf die am Samstag ausgestellten Arbeiten, so ist erkennbar, daß alle Kinder sehr genau verstanden haben, was es bedeutet, wenn sie vor ihrem Haus auf der Straße spielen können, ohne Furcht vor den üblicherweise viel zu schnell fahrenden Autos zu haben. Das runde Verkehrsschild mit einer dicken "30" war fast auf allen Bildern zu sehen. In einer der preisgekrönten Arbeiten umrahmen das Schilderrund fröhlich dreinblickende Kinder und auch die Oma und der Opa mit Krückstock wurden als Nutznießer einer größeren Sicherheit auf den Wohnstraßen nicht vergessen.
Die Mitglieder der Jury - die Designerin Gisela Grosse, der Verkehrsplaner Dr. Jürgen von Mörner, der Polizist Hans Kristmann, die stellvertretende Vorsitzende des Stadtelternbeirates, Angelika Seitz, die Leiterin des Okarbener Kindergartens, Christiane Peters, die Kinderbeauftragte Gabriele Kloka sowie Bürgermeister Detlev Engel - waren überwältigt gewesen von der Vielzahl der eingereichten Arbeiten. Susanne Schubert hatte zwar die Plakatentwürfe fein säuberlich nach den Altersklassen 6 bis 9, 10 bis 13 und 14 bis 16 Jahre geordnet und damit die Qual der Auswahl etwas erleichtert. Dennoch fiel die Entscheidung schwer. Zunächst einigte man sich auf eine Begrenzung auf 40 Arbeiten. Dann wählte jedes Mitglied der Jury für sich die besten aus. Nicht wenige der in die engere Wahl gelangten Bilder erhielten sechs Punkte, wurden also einstimmig für die besten erklärt.
Yvonne Muszynski und Nicole Frenzel von der Schumacher-Schule wurden nunmehr als Preisträger geehrt, ebenso wie Verena Lerch und Annika Roeder von der Grundschule Petterweil und Maximilian Brückner und Stephan Schnierle (beide Selzerbachschule). Die Klassen sieben bis neun der Schule für Lernhilfe erhielten ebenfalls einen der Hauptpreise und zwar in Gestalt eines Schecks.
Insgesamt 48 Kinder, die an den ausgewählten 40 Bildern gearbeitet hatten, wurden am Samstag nachmittag ausgezeichnet und mit Spielsachen belohnt. Die preisgekrönten Plakate werden künftig zur Werbung für die neuen Tempo-30- Zonen im Gebiet der Stadt verwendet. hm
FLÖRSHEIM. Unbekannte drangen in die Vereinsräume des Sportvereins 09 ein und ließen eine Stereoanlage und die Jugendkasse mit 150 Mark mitgehen.
Wie die Polizei gestern mitteilte, gelangten die Einbrecher in den frühen Morgenstunden des Donnerstags durch eine Stahltüre in die Jugendräume und brachen auch innerhalb des Hauses mehrere Türen auf, um in den Bewirtungsraum zu kommen. Dort durchsuchten sie alles. Dem Verein entstand ein Schaden von rund 2 000 Mark. she
H. J. SCHNEIDER
WÄCHTERSBACH. Tödliche Verletzungen hat am Samstag bei einem Verkehrsunfall gegen 18.15 Uhr auf der Kreisstraße zwischen Aufenau und Bad Orb ein 18 Jahre alter Beifahrer erlitten.
Nach Angaben der Polizei kam der 21 Jahre alte Autofahrer kurz vor einer Brücke nach rechts von der Straße ab und prallte frontal gegen das Brückenbauwerk. Während der Wagenlenker schwer verletzt wurde, kam für den Beifahrer jede Hilfe zu spät. Er mußte mit der Rettungsschere aus dem Wrack befreit werden.
Als Unfallursache nannte die Polizei zu hohe Geschwindigkeit und möglicherweise Alkoholkonsum. are
BONN, 20. Dezember (epd). Die evangelische Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, deren Fortbestand durch eine schwere Finanzkrise gefährdet war, kann nach Angaben des Vorstandes weiterarbeiten. Der Organisation sei es gelungen, die Schwierigkeiten zu meistern, erklärte der Vorstand am Wochenende in Bonn. Mit Zusagen von Bürgschaften, Darlehen und Spenden, zu denen sich Mitglieder, Förderer und Kirchengemeinden bereit erklärt hätten, sei ein kurzfristiger Kredit in Höhe von einer halben Million Mark gesichert worden, teilte der Sühnezeichen-Vorsitzende Klaus Gever mit. Der Theologe äußerte die Überzeugung, daß Sühnezeichen auf dieser Basis als unabhängige Einrichtung und "kritische Stimme" erhalten bleibe.
Der Vorstand beschloß außerdem ein Sanierungskonzept. Darin wird für das kommende Jahr eine erhebliche Steigerung der Spendeneinnahmen angestrebt und ein "drastischer Personalabbau" vorgeschlagen.
Die Auseinandersetzung mit der NS- Vergangenheit und die Parteinahme für die Opfer rassistischer Gewalt werden weiterhin zentrale Bezugspunkte für die Freiwilligendienste im In- und Ausland sein, hieß es.
KRONBERG. Edmund Knapp, finanzpolitischer Sprecher der CDU, empfindet das Verhalten von SPD, UBG und Grünen bei den Haushaltsberatungen im Stadtparlament als "Maulkorb für die Opposition". Nach seiner Etatrede, schreibt er, habe von der Opposition nur noch Helmut von Schenk (FDP) Gelegenheit gehabt, zu sprechen: "Die heftige Kritik an unseren Ausführungen seitens der Redner von SPD, UBG und Grünen sowie des Bürgermeister kam nicht unerwartet. Das Ende kam dann allerdings doch unerwartet, denn nachdem insbesondere meine Rede, die ich als erster halten konnte, kräftig zerissen wurde, wurde plötzlich seitens der Regierenden der Antrag auf Schluß der Debatte gestellt. Uns, aber auch den Kollegen von der FDP, wurde jede Möglichkeit der Verteidigung unserer Aussagen rigoros abgeschnitten". nau
OBERURSEL/STEINBACH. Zwei etwa 18 Jahre alte Männer haben am Freitag gegen 18 Uhr die Inhaberin eines Jeans- Ladens in der Oberurseler Vorstadt mit einem Messer bedroht und sie zur Herausgabe der Tageseinnahmen gezwungen. Sie trugen, wie die Polizei berichtet, Pudelmützen und Jogginghosen und flüchteten in Richtung des Oberurseler Rathauses.
Zehn Euro-Schecks, Bargeld, Schmuck, eine Videokamera und ein Fotoapparat sind am Freitag zwischen 14 und 18 Uhr aus zwei Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus in Steinbach (Niederhöchstädter Straße) gestohlen worden.
Zeugen haben einen Mann beobachtet, der "ein Bein nachzog" und eine Gehstütze benutzte. Er soll etwa 35 bis 40 Jahre alt sein. hko
BAD NAUHEIM. Mit dem Bau der 5 Millionen Mark teuren und 237 Parkplätze fassenden Park-and-ride-Anlage am Bad Nauheimer Bahnhof wird möglicherweise schon im Frühsommer 1993 begonnen, wie Bad Nauheims Erster Stadtrat Dr. Werner Flach mitteilt. Nach seinen Angaben hat der Bad Nauheimer Magistrat jetzt grünes Licht für das Projekt gegeben, da die entscheidenden Hindernisse ausgeräumt und die Finanzierung gesichert seien.
Von den insgesamt 237 P+R-Plätzen sollen 232 auf dem jetzigen Gleis der Butzbach-Licher-Eisenbahn und den Gleisen 6, 7 und 8 der Deutschen Bundesbahn entstehen. Die Zufahrt wird von der Umgehungsstraße am Goldstein aus erfolgen, unmittelbar nördlich vom Kraftwerk des Hessischen Staatsbades. Die Pendler sollen zu den Bahnsteigen durch einen Tunnel unter den Gleisen gelangen können. Die Gleisanlage der Butzbach-Licher-Eisenbahn erhält zudem eine Verbindung zum Bundesbahngleis 5, aus dem nördlich der Stellplatzanlage wieder ein Anschluß an das vorhandene Gleis in Richtung Steinfurth hergestellt wird.
Die zwischenzeitlich aufgetauchte Überlegung, für den Bahnsteig 2 eine behindertengerechte Rampe für 1,2 Millionen Mark zu errichten, ist auf einen seperaten Bauabschnitt verschoben worden, da nach den derzeitigen Richtlinien eine Förderung durch Bundes- und Landesmittel nur auf S-Bahnhöfen möglich ist. Bis dahin sollte der vorhandene Aufzug genutzt werden, so Dr. Flach. Die Bahn habe für 1993 zudem zugesagt, eine Einsteighilfe zur Verfügung zu stellen.
Geplant wird die P+R-Anlage am Bad Nauheimer Bahnhof bereits seit 1987. Die Realisierung verzögerte sich zunächst, da der Kostenanteil der Stadt sich auf über drei Millionen Mark verdoppelte und die Bundesbahn einer Nutzung ihres Gleises durch die Dampflok der Eisenbahnfreunde Wetterau widersprach, was wiederum nicht von der Stadt habe akzeptiert werden können. Flach: "Dieses Problem ist jedoch durch eine Vereinbarung zwischen der Bundesbahn und der Butzbach- Licher-Eisenbahn zwischenzeitlich ausgeräumt worden."
Sichergestellt sei mittlerweile auch die Finanzierung. So bezahle der Bund von den errechneten Kosten von 5 Millionen Mark aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz 3,2 Millionen Mark, das Land aus Mitteln des Finanzausgleiches 640 000 Mark und die Stadt Frankfurt knapp 900 000 Mark, so daß die Stadt Bad Nauheim weniger als 300 000 Mark bezahlen müsse.
Die relativ hohe Förderung durch die Stadt Frankfurt ergibt sich, so Flach, aus der Tatsache, daß nach den Ergebnissen der Volkszählung 87 Prozent aller Bad Nauheimer Pendler nach Frankfurt fahren.
Da die Finanzierung gesichert ist, soll nun eine Verwaltungsvereinbarung mit der Deutschen Bundesbahn und der Butzbach-Licher-Eisenbahn geschlossen werden und das beauftragte Ingenieurbüro die Ausführungsplanung erarbeiten. Nach Vorlage des endgültigen Bewilligungsbescheides, so Dr. Flach abschließend, könne dann im Frühsommer 1993 mit der Baumaßnahme begonnen werden. Er glaube, daß durch diese wichtige Infrastrukturmaßnahme auch die Bedeutung Bad Nauheims als Eisenbahnhaltepunkt gestärkt werde. str
WIESBADEN. Die Szene war wie auf einem der Magnetbänder in den Regalen ringsum: Mit gezückter Pistole stürmte der maskierte Mann in die Videothek, raubte die Kasse aus und verschwand mit 260 Mark Bargeld.
Wie die Wiesbadener Polizei am Wochenende berichtete, betrat der Unbekannte den Video-Laden in der Tempelhofer Straße in Wiesbaden am Freitag gegen 20.45 Uhr. Hinter der Theke stand eine Angestellte. Sie war alleine in dem Geschäft.
Der Räuber bedrohte die Frau mit einer Pistole, forderte sie auf, die Kasse zu öffnen und steckte 260 Mark ein. Die Angestellte drängte er anschließend in den Toilettenraum, schloß die Tür ab und verschwand.
Vermummt war der Räuber mit einem schwarzen Nylonstrumpf. Den fanden Beamte gegenüber der Videothek am Straßenrand. Die Polizei geht davon aus, daß der Mann sein Fluchtauto dort abgestellt hatte.
Der Täter soll zwischen 1,75 und 1,80 Meter groß, etwa 70 Kilo schwer und zwischen 25 und 27 Jahre alt sein. Bekleidet war er mit einer mittelbraunen Jacke und mit Bluejeans. Hinweise nimmt die Wiesbadener Polizei unter der Rufnummer 0611 / 34 51 entgegen. kkü
Bundesliga-Spitzenreiter TV Lützellinden siegte in der 2. Handball-Pokalrunde der Frauen beim Hessenrivalen TSV Rot- Weiß Auerbach mit 23:9, auch Schwarz- Weiß Wiesbaden setzte sich gegen die klassentiefere BSG Halloren Halle klar mit 34:15 durch. Oberligist SV Crumstadt verlor gegen die SG Guths Muts/BTSV Berlin nach harter Gegenwehr mit 17:21.
Die BSG Halloren Halle erwies sich für Bundesliga-Aufsteiger DJK Schwarz- Weiß Wiesbaden, der zuletzt schwere Schlappen quittieren mußte, als richtiger Aufbaugegner. Der Bundesligazehnte stellte bereits vor der Pause die Weichen auf Sieg. Karin Mietzner (8/4), Nicole Müller (6/2), Silvia Kilian (5), Vera Radic, Sabine Quednau (je 4), Alexandra Istel (3) sowie Petra Ritter und Simone Hegebart (je 2) erzielten die Treffer.
Der SV Crumstadt bot dem Zweitligisten Guts Muths Berlin vor 450 Zuschauern bis zur 50. Minute (13:16) die Stirn, dann zogen die Berlinerinnen durch Anna Osiakowska (7 Tore), Sybille Schimmel und Jewgena Torstogan (je 4) die Zügel noch einmal an. Dank der überragenden Torfrau Kirsten Mauler sowie Tanja Müller (4) und Heidrun Kobsa (3) als besten Werferinnen war bis zum 12:12 eine Überraschung möglich, dann mußten die Schützlinge von Joachim Hönerath dem hohen Tempo Tribut zollen. hdp
ROM, 20. Dezember. "Die Kirche kennt keine Ausländer." Diesen Satz stellte Johannes Paul II. in den Mittelpunkt seiner Ansprache an die südwestdeutschen Bischöfe, die sich am Wochenende zu dem alle fünf Jahre fälligen "ad limina"-Besuch in Rom aufhielten. Trotz der von ihm verurteilten "schrecklichen Ausschreitungen gegen Asylbewerber und Ausländer" lobte der Papst, "daß Freundlichkeit gegenüber Fremden und Hilfsbereitschaft unter den Menschen in Eurem Land nach wie vor groß sind".
Deutschland habe in diesen Jahren mehr Ausländer aufgenommen als irgendein Land in Europa und den Bedrängten vorbildlich geholfen. Allerdings müsse die Kirche auch ernstnehmen, daß immer mehr Menschen den Zustrom von Asylbewerbern als Überforderung empfänden. So drohe Hilfsbereitschaft in Abschottung umzuschlagen. Er mahnte: "Innere und äußere Ausgrenzung stellt keine Lösung dar, sondern führt zu Unsicherheit, die in Aggression und Protest umschlagen kann." Bei "überzogenen Asylvorstellungen" bestehe die Gefahr, daß das Gebot des christlichen Glaubens, Fremde aufzunehmen, nicht mehr eingehalten werden könne. Der Menschenwürde wäre besser Genüge getan, wenn den Notleidenden in ihrem eigenen Land geholfen werde, damit wenigstens Menschen, die nicht aus Kriegsgebieten flüchten müssen, in ihrer Heimat blieben. Die Bischöfe rief der Papst auf: "Helft konstruktiv mit, Voraussetzungen zu schaffen, daß das wertvolle Gut des Asylrechts in Deutschland durch eine praktikable Lösung und Präzisierung erhalten werden kann." Außerdem gehe es darum, "ungesunde und menschenverachtende Verirrungen gerade junger Menschen zu verhindern". Zuvor hatte Oskar Saier, Erzbischof von Freiburg, im Namen der Bischöfe "ausgeprägten Individualismus" und den "Trend zur Gleichgültigkeit" in der Gesellschaft beklagt.
Er sei bei den vielen nächtlichen Gemeinderatssitzungen in Nordfriesland oft gefragt worden: "Was bringt uns die Anerkennung des schleswig-holsteinischen Wattenmeers als international anerkanntes Feuchtgebiet nach der Ramsar-Konvention eigentlich?" Noch eine "Chromleiste" mehr, wo doch bereits 285 000 Hektar Watt als Nationalpark ausgewiesen sind? Arnd Rüger, als Arten- und Biotopschutzreferent im Kieler Umweltministerium auch für die Umsetzung internationaler Übereinkommen zuständig, erzählte dann, wenn mal wieder nur die Skeptiker das Wort führten, beharrlich von dem Leben der Knäkente. "Das ist doch unser Vogel", hielt er den Friesen vor Augen, denn der brüte doch "bei uns" an der Nordseeküste. Den Winter aber, schlug Rüger den Bogen nach Afrika, verbringen die Knäkenten südlich der Sahara, in Tschad oder in Senegal. "Wir erwarten doch auch, daß diese armen Länder ihre Feuchtgebiete intakt halten, damit die Enten leben können." Da sei es doch nur folgerichtig, wenn dies "zu Hause" an den friesischen Küsten auch geschehe.
Das weltumspannende Histörchen des Naturschützers Rüger mag dazu beigetragen haben, daß auch im lokalen Bereich ein internationaler Begriff bekannt wurde. Und schließlich gelang es dann im vergangenen Jahr auch, nach den beiden anderen Nationalparken an Deutschlands Nordseeküste, die zum Teil erheblich früher ihre heutigen Schutzzonen dem Ramsar-Sekretariat nach Gland in der Schweiz meldeten, den Schleswig-Holsteinischen Nationalpark zum "Ramsar-Gebiet" zu erklären.
Mit der Konvention, die nach ihrem ersten Konferenzort den Namen der iranischen Stadt Ramsar trägt, können nicht nur Lokalpolitiker sehr selten etwas anfangen, auch den Naturschutzbehörden ist dieses 1971 geschlossene Übereinkommen nicht immer geläufig. Das auf Initiative der britischen Wasservogelforschungsorganisation IWRB gefaßte Übereinkommen, dem die Bundesrepublik 1976 und die DDR 1978 beigetreten waren, entstand in einer Zeit, in der weltweit die Feuchtgebiete gerade als Lebensraum für Wasser- und Watvögel unter größter Bedrohung standen. Der zwischenstaatliche Vertrag - er sollte ursprünglich bereits 1968 in Leningrad verfaßt werden, war wegen des Einmarschs der Sowjets in die CSSR dann verschoben worden - sollte helfen, den Reichtum an Tier- und Pflanzenarten in Feuchtwiesen, Mooren, Sümpfen, Flüssen oder Seen, in Süß-, Brack- und Salzgewässern, ob künstlichen oder natürlichen Ursprungs, zu erhalten. Die Vertragsländer verpflichteten sich, mindestens ein derartiges Areal mit mindestens 20 000 Wasservögeln zu benennen und zu erhalten. Inzwischen sind 68 Staaten der Ramsar-Konvention beigetreten, und es bestehen 558 Ramsar-Feuchtgebiete. In der Bundesrepublik gibt es 29 derartige Zonen, davon acht in den neuen Bundesländern. Stand zu Anfang vor allem der Wasservogelschutz im Vordergrund, so gilt seit der Ramsar-Konferenz von 1990 in Montreux ein erweiterter Kriterienkatalog, wonach die Qualität der schützenswerten Feuchtgebiete sich nicht allein an der Zahl der dort lebenden Vögel bemißt. Die Folge wird (nicht nur) in der Bundesrepublik sein, daß noch ein ganzes Paket von Gebieten nachgemeldet werden muß. Dazu werden große Teile des Oberrheins oder der ostholsteinischen Seen gehören.
Doch "internationale Konventionen sind oft ein zahnloser Tiger", stellten die Teilnehmer einer Ramsar-Tagung fest, bei der am Wochenende in der Naturschutzakademie auf der Insel Vilm vor Rügen staatliche und ehrenamtliche Naturschützer sich auf eine Verbesserung der Zusammenarbeit und auf verstärkte Strategien zur Umsetzung von Ramsar einigten. Denn es gibt nicht nur in den Dritte-Welt-Ländern große Defizite beim Feuchtgebietsschutz, sie bestehen auch in der Bundesrepublik.
Der von drei bedeutenden Wasservogelforschungsstationen in Wesel, Münster und Potsdam vorbereitete, vom Bundesumweltministerium allerdings noch nicht genehmigte Bericht für die nächste internationale Ramsar-Konferenz im kommenden Juni in Kushiro (Japan) kennt so gut wie kein deutsches Ramsar-Gebiet, das frei von Mängeln oder Bedrohung wäre. Das Ramsar-Gebiet "Ostufer Müritzsee" zum Beispiel ist von der Trinkwasserversorgung für Rostock bedroht, der Dümmer in Niedersachsen durch die Umleitung eines nährstoffreichen Baches. Die Rieselfelder von Münster leiden unter Algenblüte, der Starnberger See hat eine zerstörte Ufervegetation. In den Wattenmeeren drohen zwar unmittelbar keine neuen Gefahren durch neue Gas- oder Ölbohrungen, ausschließen kann das aber für die Zukunft keiner.
Von der Landwirtschaft und zunehmend auch vom Tourismus gehen nach wie vor die größten Gefahren aus. So war manches DDR-Ramsar-Gebiet früher als Staatsjagd abgeriegelt. Doch selbst der heutige Status als Nationalpark kann nicht dieselbe Ruhe garantieren, es fehlen oft Naturschutzwarte, um Besucher zu informieren und von unbedachtem Tun abzuhalten.
Wie sehr Bundesverkehrs- und Bundesnaturschutzpolitik auseinanderlaufen, zeigt das Beispiel des Ramsargebietes "Unterer Rhein". Dort plant Bundesverkehrsminister Günther Krause gleich zwei Bundesstraßen (B 510 und B 9 neu) quer durch das Gänse-Revier, wie Johan Mooij von der Niederrheinischen Arbeitsgemeinschaft Biotopmanagement in Wesel beklagt.
Oliver Schall, Biotopschutzreferent im Bonner Umweltministerium gestand auf Vilm ein, daß "unsere Möglichkeiten beschränkt sind" und es in diesem wie anderen Fällen ein "zähes Ringen" gebe - mit ungewissem Ausgang. Ohnehin bedeutet die Anerkennung als Ramsar- Gebiet noch keinen juristischen, allenfalls einen moralischen Schutz. Denn Ramsar ist vor den Gerichten nicht einklagbar, und auch europäisches Recht hilft nicht immer weiter. So fallen zwar alle deutschen Ramsar-Gebiete unter das Schutzgebietsszenario der EG "Natura 2000", gelten als "Wichtige Vogel- Gebiete" und sind durch die Flora-Fauna-Habtitate-Richtlinie der Gemeinschaft abgedeckt. Doch, so Helmut Brücher, Vorstandsmitglied der Deutschen Sektion des Internationalen Rates für Vogelschutz, versuche die EG-Kommission derzeit das Klagerecht für solche Fälle abzuschaffen.
Auch in nationales Recht ist die Ramsar-Konvention nie umgesetzt worden. Die Vilmer Tagung forderte deshalb den Gesetzgeber auf, bei der anstehenden Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes eine neue Schutzkategorie zu schaffen, die dann etwa "Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung gemäß Ramsar-Konvention (FIB)" heißen könnte. Bisher besitzen nämlich außerhalb der Nationalparke liegende Ramsar-Gebiete - und das ist der überwiegende Teil - nur sehr selten einen ausreichenden nationalen Schutzstatus: Nur sechs Prozent zum Beispiel sind Naturschutzgebiet.
Oft genug hapert es auch an der Kooperation zwischen den Beteiligten: So könnten die Schaffung einer Zentrale für die wissenschaftliche Betreuung der Ramsar-Zonen und die Einsetzung eines mit Bundes- und Ländervertretern sowie den ehrenamtlichen Naturschützern bestückten Komitees weitere Mängel ausgeräumt werden. Denn immer dann, so Mooij, wenn man sich als Naturschützer bei seinem Bundesland - dort und nicht beim Bund liegt die Verantwortlichkeit für den Naturschutz auch bei der Umsetzung internationaler Übereinkommen - wegen unzureichender Beachtung der Ramsar-Konvention beklage, schöben Bund und Land sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Der Bund stehle sich aus der Verantwortung für ein von ihm und nicht den Ländern unterzeichnetes Papier. Statt dessen solle er doch schon deshalb der "Motor" sein, weil, so etwa der niederländische Ökologe Johan Mooij auf Vilm, "von dem vereinten Deutschland im Ausland ein verstärktes Engagement im Naturschutz erwartet wird".
STEPHAN BÖRNECKE (Vilm)
RINGEN BUNDESLIGA, Endrunde, Gruppe A: KSV Aalen - KSC Graben-Neudorf 22,5:8.
BUNDESLIGA, Endrunde, Gruppe B: ASV Lampertheim - KSV Wiesental 10:18, KSV Witten - VfK Schifferstadt 12:12.
1. VfK Schifferstadt 67,0:33,0 7:1 2. KSV Wiesental 58,0:47,0 6:2 3. KSV Witten 46,5:58,0 3:5 4. ASV Lampertheim 40,0:73,5 0:8
WASSERBALL BUNDESLIGA, Männer: Hohenlimburger SV - WF 98 Hannover 15:9 (5:1, 3:1, 3:3, 4:4), vom 3. Spieltag: Waspo Hannover-Linden - WF Spandau 04 9:9 (2:2, 2:3, 3:2, 2:2).
MAINTAL. Der Platz vor dem Jugendzentrum "Frankfurter Hof" im Maintaler Stadtteil Dörnigheim war am Freitagabend in ein Lichtermeer getaucht. Knapp 200 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, hatten sich dort eingefunden, um ein Zeichen ge- gen Rechtsextremismus zu setzen. Dazu hatte die örtliche Friedensinitiative aufgerufen.
Deren Sprecher Klaus Seibert wandte sich in seiner kurzen Ansprache am Megaphon gegen rechte Gewalt, gegen Terror und Mord. "Reden wir darüber mit unseren Nachbarn, mit Arbeitskollegen, Mitschülern, in den Vereinen und auch in der Kneipe", mahnte Seibert. Auch in Maintal gebe es "einiges zu tun", erklärte der Vertreter der Friedensinitiative weiter. Ausländer würden angegriffen, aber auch Behinderte und andere Gruppen.
Mit Transparenten wie "für ein friedliches Miteinander" postierten sich die Demonstranten später entlang der Durchgangsstraße. Mit dabei war auch eine Gruppe des "Kinderclubs" Dörnigheim, die sich von der Dietrich-Bonhoeffer- Schule mit einem Fackelzug auf den Weg gemacht hatte. Unter's mit Kerzen bestückte Volk hatte sich auch der DGB- Kreisvorsitzende und Maintaler Parlamentsvorsteher Sepp Sigulla gemischt.
Mit ihrem Aufruf zur Lichterkette wollte die Friedensinitiative auch eine Gemeinschaftsaktion der Stadt zum Thema "Stoppt den Ausländerhaß - gegen rechte Gewalt" unterstützen. Damit sollte die Solidarität zu diesem Appell nun auch öffentlich bekundet werden.
Am Freitag wurden Flugblätter verteilt. Darauf heißt es unter anderem: "Nicht wegschauen und weghören bei ausländerfeindlichen Übergriffen, bei Pöbeleien und Beleidigungen. Machen wir gemeinsam dem alltäglichen Rassismus ein Ende. Rechtsradikalismus löst keine sozialen Probleme, statt dessen fördert er sozialen Kahlschlag, die Beseitigung von Grund- und Menschenrechten, Nationalismus und damit die Gefahr von Kriegen. Wir möchten allen Menschen in unserer Stadt Mut machen, sich aktiv gegen den Rechtsradikalismus zu wehren." hok
MANNHEIM, 20. Dezember (wil/AFP). Das Landgericht Mannheim hat zwei 19jährige Jugendliche wegen dreifacher schwerer Körperverletzung bei einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim zu Haftstrafen von zwei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung sowie zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Bei dem am 12. September in der nordbadischen Kleinstadt Hemsbach verübten Attentat hatten ein drei Jahre altes Mädchen, sein fünfjähriger Bruder und die Mutter, die vor dem Bürgerkrieg in Jugoslawien in die Bundesrepublik geflohen waren, zum Teil schwerste Brandverletzungen erlitten. Das Gericht wertete die Tat im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft jedoch nicht als versuchten Mord. Staatsanwalt Hans-Heiko Klein kündigte dagegen Revision an.
Als mitentscheidend für die Tat sah das Gericht den starken Alkoholgenuß der beiden jungen Männer an. Beide hätten zur Tatzeit einen Blutalkoholgehalt von zwei bis drei Promille gehabt. "Die Tat ist ein Ausfluß übermäßigen Alkoholkonsums", sagte der Vorsitzende Richter Peter Bauer in seiner Urteilsbegründung. Beide seien an dem Abend frustriert gewesen, weil ihre Freundinnen sich von ihnen getrennt und die favorisierten Fußballvereine verloren hätten.
Die Täter hätten den Asylanten einen "Denkzettel" verpassen wollen, weil sie sich über deren Verhalten schon früher mehrmals geärgert hätten. Ihnen sei gleichgültig gewesen, ob dabei Menschen zu Schaden kommen könnten. Bei einem der beiden seien zudem rechtsextreme Tendenzen festzustellen. In seinem Zimmer hatten sich ein Hitlerbild und einige Aufkleber verbotener rechter Gruppierungen befunden. Ihm müsse durch die Haft klargemacht werden, daß er lernen müsse, sich mit "fremdartigen Gepflogenheiten" vertraut zu machen.
Dem Mittäter hielt das Gericht zugute, daß er sich in der U-Haft intensiv mit der Tat auseinandergesetzt habe und eine Wiederholung nicht zu befürchten sei. Daher könne die Jugendstrafe auf Bewährung ausgesetzt werden. Ihm wurde auferlegt, sich einer ambulanten Alkoholentziehungstherapie zu unterziehen.
Wir haben etwas ganz Wunderbares gesehen. Nur wenige hatten sich anlocken lassen von dem etwas merkwürdigen Namen "Theater für Mich", der eigentlich gar nichts versprach. Nach dem Ende der Aufführung wollen wir gar nicht nach Hause, verzaubert bleiben wir auf unseren Plätzen, dann trauen sich erst einzelne, dann mehrere auf die Bühne, um diesen Kasten zu betrachten, in dem eine Stunde lang so herrliche Dinge geschehen sind.
"Das ist ja wie beim Kindertheater", kommentiert eine Mitarbeiterin vom Gallus-Theater unser Interesse an der Apparatur. Und wirklich: Wie die Kinder, mit vorweihnachtlich glänzenden Augen, haben wir die Vorführung betrachtet, haben gelacht und gelitten, gehofft und gebangt.
Wir haben gesehen: "Der Nußknacker", das Traummärchen von E. T. A. Hoffmann, mit der Musik von Peter Tschaikowsky; doch nicht im Ballett, nicht mit großen Sprüngen, geschmeidigen Tänzerinnen und kraftvollen Tänzern. Sondern alles ganz klein, auf einer Mini-Bühne, in einem winzigen Guckkasten, mit zarten Figurinen, sorgfältig aus Papier ausgeschnitten und angemalt. Die Kinder Marie und Franz, der wackere Nußknakker, Herr und Frau Stahlbau - sie alle stehen als Miniaturen vor uns, rucken nach rechts oder links, beugen sich vor und zurück, ein bißchen ungelenk zwar, doch das macht sie um so liebenswerter.
Es sind zarte Wesen, deren Bewegungen von unten mit Stöcken gesteuert werden. Und sie können mehr als nur einen Arm hoch- und runterklappen; sie können tanzen, veritable Pirouetten drehen, so schnell, daß einem beim Zuschauen schwindlig werden kann, viel schneller jedenfalls als sogar die besten Primaballerinen.
Zbigniew Mich hat diese wundervollen Figuren geschaffen, er hat das "Papiertheater" aus dem 19. Jahrhundert wieder zum Leben erweckt und führt uns damit in eine romantische Welt, in der es grüne blinkende Ungetüme gibt, die mit ihren langen, dünnen Armen das kleine Mädchen umschlingen wollen. Wo ein Husarencorps mit feuerzüngelnden Kanonen auf die Bösen losstürmt, wo Engel in den Saal schweben und selbst der Weihnachtsbaum zu tanzen beginnt. Zbigniew Mich ist ein Magier, der uns mit seinem altmodischen Kasten verzaubert hat, ein Märchenerzähler mit Papier und Schere.
DIRK FUHRIG
&blt; Vortrag über Martin Buber
In der Vortragsreihe "Denken ohne Geländer" der Evangelischen Erwachsenenbildung Frankfurt spricht heute Abend, 20 Uhr, im Dominikanerkloster, Kurt- Schumacher-Straße 23, Prof. Evaline Goodman-Thau zum Thema "Martin Buber zwischen Mystik und Chassidismus. Über Dialog und Differenz". &blt; "Chor des russischen Himmels" Im der Jahrhunderthalle Hoechst singt heute Abend um 20 Uhr der "Chor des russischen Himmel" unter der Leitung von Sergej Nazarko "Lieder der Taiga". &blt; "Ain't Misbehavin'" "Ain't Mishbehavin'", das große Erfolgsmusical mit Musik von Fats Waller aus dem Harlem der 30er Jahre wird am heutigen Montag, um 20 Uhr im Großen Saal der Neu-Isenburger Hugenottenhalleaufgeführt.&blt; Harlekin 92 verliehen der "Frankfurter Harlekin Preis 1992" der Frankfurter Volksbühne wurde in diesem Jahr einstimmig Judith Rosenbauer, der Leiterin des English Theater und der Darstellerin vieler menschlich gestalteter Rollen, zugesprochen. Die Preisverleihung durch die Kulturdezernentin findet voraussichtlich am Samstag, dem 30. Januar, in dem Theater in der Kaiserstraße statt.
Obdach für 60 Menschen in Ex-Militärmission Niederrad: Früheres UdSSR-Gebäude schnell bezogen Von unserem Mitarbeiter Wohnen hinterm Stacheldraht: 60 Frauen, Männer und Kinder sind dabei, einen Gebäudekomplex zu beziehen, der jahrzehntelang hermetisch abgeriegelt war: die ehemalige sowjetische Militärmission in Niederrad. Ende November hatte das Bundesvermögensamt die Gebäude in der Goldammerstraße der Wohnrauminitiative Frankfurt angeboten, bereits Anfang Dezember wurde der Mietvertrag geschlossen, zunächst befristet auf drei Jahre. Die Vermittlung der Wohnungen und Appartments vollzog sich in Windeseile. Nach einem Aushang in der Universität "haben sich sofort 300 Leute gemeldet", sagt Jürgen Sievert von der Wohnrauminitiative. Die Auswahl der 60 Mieter habe man nach sozialen Kriterien vorgenommen. Studenten sind darunter, aber auch "ganz normale Familien", zwei Obdachlose und einige Ausländer.
Der Theologiestudent Hans-Martin beispielsweise hat monatelang nach einer Bleibe gesucht. Ständig zwischen Marburg und Frankfurt zu pendeln, "ist zeitlich einfach nicht mehr drin gewesen", beschreibt er seine Notlage. Jetzt ist er heilfroh, ein knapp 20 Quadratmeter großes Zimmer in einem Zweier-Appartement im Haus Nummer 34 einrichten zu können. 280 Mark Warmmiete kostet das Zimmer, ein traumhaft niedriger Preis. Zumal der Gebäudekomplex in einer ruhigen Wohngegend liegt, von Grünflächen umgeben ist und über einen Kinderspielplatz und ein Volleyballfeld verfügt.
Allerdings sind die Gebäude mit den Hausnummern 32 bis 36 in unterschiedlich gutem Zustand. Notwendige Reparaturen und die Renovierung sollen "möglichst in Selbsthilfe erfolgen", sagt Sievert. Als erste Maßnahme wurden Briefkästen angebracht und Schlösser ausgetauscht. Jetzt sind die Mieter mit Pinsel, Farbe und anderen Gerätschaften dabei, die Räume auf Vordermann zu bringen. Eine aufwendige Arbeit, wie sich in den Dreieinhalb- und Viereinhalb-Zimmer- Wohnungen beobachten läßt.
Die Selbsthilfe ist Programm: "Mitbestimmtes Wohnen" heißt das Stichwort, worunter zu verstehen ist, daß sich die Mieter in allen Wohnbelangen tatkräftig beteiligen können. Bei der Fahrradwerkstatt beispielsweise, die in einer Garage entstehen könnte oder einer Töpferei im ehemaligen Wachhäuschen.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Sicher ist dagegen, daß die Wohnrauminitiative mit ihrem Büro ebenfalls in die Goldammerstraße zieht. Der 1991 gegründete studentische Verein hat nach seinem ersten großen Erfolg reichlich Zuwendung erfahren. So hat die Computerfirma CBS Software und PCs gestiftet, um die Wohnungsverwaltung zu ermöglichen. Ein Verlag steuerte Mobiliar bei, AEG liefert gratis nagelneue Öko-Kühlschränke. Ein Wunsch für die nächste Zukunft: Der Stacheldrahtzaun soll verschwinden. "Der hat seine Funktion erfüllt", meint Sievert. Im Kalte-Krieger-Heim soll's wohnlich werden. vo
Montag, 21. Dezember
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: 20 Uhr, Neues Ballett von William Forsythe; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".
Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 10 Uhr, "Der Wunschpunsch" (Märchen). Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 10 & 15 Uhr, Offenbacher Figurentheater. Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Struwwelpeter-Revue".
Hessischer Rundfunk, Foyer Bertramstr. 8: 14 Uhr, "Warten auf das Christkind".
Frankfurter Ensemble: 15 Uhr, "Die Bremer Stadtmusikanten"; Bürgerhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Kinder- & Jugendtheater: 15 Uhr, "Hänsel und Gretel"; Bürgerhaus Nordwest, Walter-Möller-Platz 2.
Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Mason & Young.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Ronja.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr.: 20 Uhr, Clarinette à la Swing.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Chor des Russischen Himmels - "Lieder der Taiga". Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 20 im Anzeigenteil. Vorträge / Diskussionen Ev. Erwachsenenbildung: 20 Uhr, Vortrag "Martin Buber zwischen Mystik und Chassidismus. Über Dialog und Differenz."; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Deutsch-Somalisches Komitee: 19.30 Uhr, Diskussion "US-Intervention in Somalia"; Studentenhaus, Jügelstr. 2/R 203.
Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Briefmarkensammler-Verein: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 17.30 Uhr, Bridge-Nachmittag; Brentano-Haus.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Offener Treff.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe für Frauen und Männer. Märkte
Weihnachtsmarkt, Paulsplatz/Römerberg: 10 bis 21 Uhr.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig- Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Katzmann, Beethovenstr. 2, Tel. 74 57 72; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Wir gratulieren
Herrn Karl Hofmann zum 89. Geburtstag am 21. Dezember.
BAD VILBEL. Nur noch Schrottwert hat die 140 000 Mark teuere Nobelkarosse eines Frankfurter Fahrers nach einem Unfall am Freitag auf der B 3a zwischen Bad Vilbel und Kloppenheim. Wie die Polizei mitteilt, mußte der Frankfurter am Freitag gegen 16.55 Uhr dem Wagen eines entgegenkommenden Fahrers ausweichen, der auf der zweispurigen B 3a überholt hatte. Sein Auto geriet dabei ins Schleudern und überschlug sich. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens setzte unterdessen seine Fahrt unbekümmert fort. Er wurde bis Sonntag nicht ermittelt, obwohl sich Zeugen gemeldet hatten. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 70 45 entgegen.
Es werden auch noch weitere Unfallflüchtige gesucht. So war am Samstag um 7 Uhr ein Kraftfahrer mit seinem Wagen auf der Homburger Straße in Höhe der Einmündung der Straße An der Ziegelei über eine Verkehrsinsel gefahren und hatte dort zwei Verkehrszeichen beschädigt. Ein bislang unbekannter Wagenlenker hatte außerdem am Samstag gegen 11 Uhr in der Vogelsbergstraße ein geparktes Auto angefahren und Schaden von 1000 Mark angerichtet.
Am Sonntag, um 1.29 Uhr, war auf der Kasseler Straße ein Autofahrer in Richtung Dieselstraße nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und gegen ein geparktes Auto geprallt. Auch er kümmerte sich nicht um den Schaden, den die Polizei auf 3000 Mark schätzt.
Gesucht wird weiterhin ein Autofahrer, der am Sonntag um 5.10 Uhr auf der B 3a fuhr und in Karbener Gemarkung mit seinem Fahrzeug ins Schleudern kam. Das Auto fuhr die Böschung hinauf und kippte auf die rechte Seite. Ein kleiner Baum und der Wildschutzzaun wurden beschädigt. Seinen Wagen ließ der Unfallfahrer stehen und flüchtete zu Fuß. Die Schadenssumme schätzt die Polizei auf 5300 Mark.
Die Polizei berichtete am Wochenende von zehn weiteren Unfällen im Raum Bad Vilbel und Karben, bei denen ein Schaden von insgesamt 22 500 Mark entstand. hm
WIESBADEN. Drei junge Männer haben am Freitag abend einen 44jährigen Mann in einem Parkhaus in der Schwalbacher Straße überfallen und ausgeraubt.
Wie die Polizei am Wochenende berichtete, wollte der Mann in sein Auto steigen, als er von dem Trio gepackt und gewürgt wurde. Einer der Täter hielt ihm ein Messer an den Hals. Derweil durchsuchten die beiden Komplizen Jacke und Hose des Mannes. Nachdem sie ein Portemonnaie mit etwa 130 Mark sowie verschiedenen Dokumente gefunden und eingesteckt hatten, stießen sie ihr Opfer auf den Boden und flüchteten.
Der Haupttäter soll etwa 1,90 Meter groß und von kräftiger Gestalt sein, schwarze Haare und ein rundes Gesicht haben. Seine beiden Komplizen sollen etwa 1,75 bis 1,80 Meter groß sein, ebenfalls schwarze Haare haben. Alle drei waren mit schwarzen Lederjacken und Bluejeans bekleidet. Hinweise an die Polizei Wiesbaden, Telefon 0611 / 3451. kkü
HOCHTAUNUSKREIS. Abraham Jariv, Vorsitzender des Distrikts Gilboa in Israel, mit dem der Hochtaunuskreis seit sieben Jahren partnerschaftlich verbunden ist, hat auf einen Brief des Kreistagsvorsitzenden Ekkehard Gries geantwortet. Gries hatte, wie berichtet, dem israelischen Freund seine Abscheu über die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland bekundet und um Vertrauen geworben. Abraham Jariv nun in seiner Entgegnung an Gries, Landrat Banzer "und all unsere vielen Freunde im Hochtaunus" wörtlich: "Das ist die richtige Zeit, Ihnen bei Ihrem Kampf gegen diese unmenschlichen Faktoren in Ihrem Land zur Seite zu stehen und Sie in Ihrem Vorgehen gegen die Gewalttätigkeit und den Rassenhaß zu unterstützen."
Jariv warnt in seinem Schreiben vor der Illusion, daß die aktuellen Ereignisse ein vorübergehendes Problem seien. Vieles deute vielmehr auf einen Versuch hin, "Deutschland in die 30er und 40er Jahre zurückzuversetzen, in die Tage des Verlierens jeglicher Achtung der menschlichen Würde". Mit Genugtuung verfolge die israelische Öffentlichkeit jetzt die Demonstrationen gegen den Ausländerhaß. Sein Land erwarte, "daß Sie mit aller Gesetzesstrenge gegen die Verantwortlichen und Teilhaber der Verbrechen und schrecklichen Taten vorgehen".
Jariv abschließend: "Es ist uns wichtig, Ihnen zu versichern, daß diese schweren, schicksalhaften Tage die Beziehungen und das Verständnis zwischen uns nur noch stärken und vertiefen und sie wirklicher und echter werden lassen." hko
HANAU. Mehr als 1000 Mark kamen am Samstagabend beim Benefizkonzert der "Bluesbube" im Hanauer Jugendtreff Hans-Böckler-Haus zugunsten der FR-Altenhilfsaktion zusammen. Dabei zeigte die Band nicht nur, daß sie ein Herz für alte Menschen hat, mit ihrem Auftritt setzten die Mannen um Leader Rainer Weisbecker auch ein deutliches Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit, wie sie eindringlich unter Beweis stellten. Natürlich alles in waschechtem Hessisch - halt einfach "Utschie- Bebbes-Schatze-Bobbes".
Der rollende Sound der "Bluesbube" ließ den Wind von Baumwollfeldern ins Heinrich-Böckler-Haus wehen, wo Jugendtreff-Leiterin Uschi Gerlach und Hausmeister Hermann Zemann ums Wohl der FR-Familie besorgt waren. Gegen Mitternacht, nach stürmisch geforderten Zugaben, stieg das Stimmungsbarometer auf den Siedepunkt. Das Konzert dürfte jedenfalls nicht das letzte seiner Art gewesen sein. Auf diesem Weg noch ein herzliches Dankeschön für die Spendenfreudigkeit. Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Leiter des Hanauer FR-Büros, Manfred Lochner, darauf hingewiesen, daß die FR-Altenhilfsaktion vor rund 30 Jahren vom damaligen Herausgeber Karl Gerold gestartet worden sei. Damit ist der Gedanken verbunden, das Leid alter Leute, die Unterstützung bitter nötig haben, aber aus Scham nicht um Hilfe nachsuchen, mildern zu helfen. hok
Joggend erscheint der 65jährige Gesundheitsfanatiker Kim Young Sam am Morgen nach seinem Sieg in der Zentrale der Regierungspartei. Vor einigen hundert Journalisten und Anhängern verspricht er, daß mit ihm "eine neue Ära" anbrechen werde. In der Zentrale von Kim Dae Jungs Demokratischer Partei fließen zur selben Zeit die Tränen. "Ich habe das Vertrauen der Leute wieder nicht gewonnen. Ich bin schuld", sagt der 67jährige Oppositions-Veteran und kündigte an, er werde sich nun endgültig aus der Politik zurückziehen.
"Die Anpasser haben sich zwar wieder durchgesetzt, aber es ist immerhin ein hoffnungsvolles Zeichen, daß Südkorea jetzt einen Präsidenten hat, der kein Militär ist" sagt Pfarrer Oh Yong Shik, ein überzeugter Anhänger der Opposition. Bei der Antwort auf die Frage, warum ihre Landsleute den Regierungsvertreter gewählt haben, sind sich Linke und Konservative einig: "Sie haben sich für Kontinuität und gegen das Risiko eines Wechsels entschieden", verkündet der konservative Politologe Han Sung Joo. Die Oppositionsabgeordnete Lee Oo Chung formuliert es so: "Sie wollten das Wagnis einer neuen demokratischen Gesellschaft nicht eingehen."
Im Gegensatz zu den vergangenen Wahlen wirft die Opposition der Regierungspartei diesmal keine Verfälschung des Ergebnisses vor. Bei der Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren soll die Regierung die Zahlen durch Manipulation der Computer zu ihren Gunsten verändert haben. Diesmal setzten die Wahlkomitees neben den Computern auch noch manuelle Rechenschieber ein, um Betrügereien zu verhindern. Die von Studenten und Bürgern gebildete Koalition zur Überwachung der Wahlen meldeten allerdings zahlreiche Fälle von Wähler-Bestechung. Lee Yong Sun, Sekretär der Bürger-Koalition, berichtet: "Regierungsbeamte haben bis zu 100 000 Won (200 Mark) pro Wähler verteilt, um für Kim Yong Sam zu werben." Einige Politiker sollen außerdem wertvolle Vasen und Armbanduhren verschenkt haben. Trotzdem, so Lee, sei dies wohl der sauberste Wahlkampf gewesen, den Südkorea je erlebt habe. Viele Südkoreaner sind stolz darauf, daß die Wahlen diesmal ohne große Skandale über die Bühne gingen. Der 50jährige Händler Kim Hong Shik sagt: "Ich hätte mir zwar einen Machtwechsel gewünscht, aber es ist schon ein Fortschritt, daß alle das Ergebnis anerkennen. Wir sind auf dem Weg ein politisch entwickeltes Land zu werden."
Kim Dae Jung falle es nicht leicht, "zu akzeptieren, daß sein ehemaliger Weggefährte und späterer Rivale Kim Young Sam jetzt Präsident wird", weiß eine enge Vertraute des Oppositionsführers. Das südkoreanische Fernsehen brachte am Tag nach der Wahl immer wieder die Bilder aus der Zeit, als die beiden Kims in den 70er und 80er Jahren gemeinsam gegen die Militärdiktatur kämpften. Mehrmals hatten die Schergen der Regierung versucht, Kim Dae Jung zu ermorden. Sie entführten ihn, warfen ihn ins Gefängnis und zwangen ihn ins Exil. Auch sein damaliger Gefährte Kim Young Sam landete in der Haft. Er riskierte seine Gesundheit, als er mit einem Hungerstreik gegen das Regime protestierte. Bei der Wahl im Jahr 1971 wäre Kim Dae Jung mit 46 Prozent der Stimmen beinahe Präsident geworden. General Park Chung Hee soll sich die Macht mit Hilfe von Wahlmanipulationen gesichert haben. 1987 hatte die Opposition ihre nächste Chance. Doch Kim Dae Jung und Kim Young Sam konnten sich nicht einigen, wer von ihnen der Präsidentschaftskandidat werden sollte. Die Opposition spaltete sich, und der ehemalige Vier-Sterne-General Roh Tae Woo wurde mit nur 36 Prozent der Stimmen Präsident.
1990 kam es zum endgültigen Bruch zwischen den beiden Weggefährten. Kim Young Sam ließ sich vom amtierenden Präsidenten überreden, seine Oppositionsgruppe mit der Regierungspartei zu verschmelzen. Ex-General Roh Tae Woo hatte ihn mit dem Versprechen gelockt, er werde ihn zu seinem Nachfolger im Parteivorsitz und damit auch zum Präsidentschaftskandidaten machen. Viele Südkoreaner halten Kim Young Sam seit seinem Frontenwechsel für einen Opportunisten. Kim Dae Jung wirft ihm vor, er habe die Wähler verraten. Doch Kim Young Sam behauptet noch heute, er habe sich damals "für die Demokratie geopfert". Das "Opfer" hat sich für ihn gelohnt, denn heute ist der ehemalige Oppositionelle Präsident. Er muß nun die Gratwanderung zwischen seinen demokratischen Ansprüchen und den Wünschen der autoritären Hardliner in der Regierungspartei aufnehmen. Selbst seine Gegner aus dem Oppositionslager gestehen ihm zu, daß er durch und durch Zivilist ist und demokratischer denkt und handelt, als seine Vorgänger im Präsidentenamt. Allerdings zeigte Kim Young Sam bereits im Wahlkampf, daß er mit der Opposition nicht anders umgehen wird, als alle seine neuen Freunde in der Regierungspartei. Er versuchte immer wieder, seinen ehemaligen Weggefährten Kim Dae Jung als "Kommunistenfreund" zu denunzieren. "Diese Propaganda hat den Leuten Angst gemacht, denn sie fürchten seit dem Koreakrieg nichts mehr, als den Kommunismus und das Chaos", sagt Oppositionsfrau Lee Oo Chung. Außerdem, so die Parlamentarierin, "haben viele Südkoreaner, die es in den vergangenen Jahren zu relativem Wohlstand gebracht haben, Angst davor, mit den Ärmeren teilen zu müssen". Kim Dae Jung habe sich für die Ärmeren und Diskriminierten eingesetzt - das mache ihn den Augen vieler schon zum Kommunisten. Neben der Angst vor dem "Kommunismus" hat - wie in allen Wahlen zuvor - auch diesmal wieder der Regionalismus eine wichtige Rolle gespielt. Der 25jährige Architekturstudent Shin Hun Suck aus Seoul sagt zum Beispiel: "Ich habe Kim Dae Jung nicht gewählt, weil er aus der Provinz Cholla kommt." Viele Südkoreaner entscheiden sich bei den Wahlen nicht für den Kandidaten, den sie am besten finden, sondern für den, der aus ihrer Region stammt. So bekam Kim Dae Jung in seiner Heimatprovinz im Südwesten des Landes eine satte Mehrheit. Kim Young Sam wurde dagegen im dichter besiedelten Osten und in der Mitte des Landes gewählt. Als Präsident wird er die Region im Südwesten geschlossen gegen sich haben.
Auch mit den Hardlinern in seiner Partei, die das ehemalige Militärregime stützten, wird es nicht leicht werden. Sie haben noch nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie Kim Young Sam für einen Schwächling halten. Die größte Herausforderung für den neuen Präsidenten wird jedoch sein, ob Südkorea den Übergang vom Billiglohnland zur erfolgreichen Industrienation schafft.
Eine weitere schwere Aufgabe, die auf den neuen Präsidenten zukommt: die Verhandlungen mit dem kommunistischen Norden über die Wiedervereinigung. Er werde die Wiedervereinigung gründlich vorbereiten, hatte Kim Young Sam im Wahlkampf versprochen. Seine Berater fürchten nichts mehr, als daß das Regime im Norden plötzlich zusammenbricht und eine Wiedervereinigung nach deutschem Modell ins Haus steht. Dies würde das Land unweigerlich ins Chaos stürzen, denn 40 Millionen in relativem Wohlstand lebenden Südkoreanern stehen 20 Millionen bitterarme Nordkoreaner gegenüber.
Kim Young Sams Weggefährten aus Oppositionszeiten hoffen darauf, daß er als neuer Präsident innenpolitische Reformen durchsetzt und das "nationale Sicherheitsgesetz" liberalisiert. Dieses Gesetz stellt immer noch jedes Wort unter Strafe, das als "pro-kommunistisch" gedeutet werden könnte. Fraglich, ob Kim Young Sam hier etwas verändern will, denn er bezeichnete Studenten, Pfarrer und Gewerkschafter, die wegen Verstößen gegen das nationale Sicherheitsgesetz im Gefängnis sitzen, als zu recht verurteilte "Gewalttäter".
Außenpolitisch wird Kim Young Sam auf jeden Fall die Politik seines Vorgängners forsetzen. Er wird großen Wert auf gute Beziehungen zu Japan und Amerika legen und einen Abzug der in Südkorea stationierten amerikanischen Truppen zu verhindern versuchen.
Viele oppositionelle Südkoreaner befürchten nach dieser Wahl, daß nun in ihrem Land "japanische Verhältnisse" einziehen. Das heißt: eine mächtige Regierungspartei bestimmt die Geschicke des Landes - die Opposition hat keine Chance gewählt zu werden. Der 29jährige Lehrer Ho Gum Hoe sagt zum Beispiel: "Ich habe Angst, daß nun die selbe Partei für immer an der Macht bleiben wird." Die Gefahr ist groß, daß die oppositionelle "Demokratische Partei" auseinanderfällt, wenn sich ihr "Übervater" Kim Dae Jung aus der Politik zurückzieht. Der Abgang des "Alten" könnte jedoch auch eine Chance für die jüngere Generation sein. Wenn es ihr gelingt, die Partei über den Südwesten hinaus im ganzen Land populär zu machen, dann kann es die Opposition bei der nächsten Wahl in fünf Jahren vielleicht schaffen.
Briefe an die Redaktion
"Als Rufmord zu bezeichnen" Auch außerhalb Erlensees sind die Aussagen der dortigen CDU-Vertreter Wess und Winter, die vor der Demonstration gegen Ausländerhaß und Rassismus am vergangenen Samstag gewarnt hatten, auf Empörung gestoßen. Zum Thema äußern sich jetzt zwei Leserinnen aus Großauheim und Großkrotzenburg:
"Unverantwortlich und provokativ" (Zitat aus einem Leserbrief im Hanauer Anzeiger vom 12. Dezember) finden wir die Anschuldigung von Edith Wess und Heinz-Dieter Winter (beide CDU) gegen Herr Pfarrer Lothar Grigat. Im Gegensatz zu ihm scheinen sie die Texte der Gruppen "Kettenhunde" und "Störkraft" nicht zu kennen. Sonst wüßten sie, wo die Verursacher von Ausschreitungen bis hin zu Angriffen auf Menschen zu suchen sind. Dem Arbeitskreis Asyl und seinem Sprecher Grigat zu unterstellen, sie hängten sich ein Deckmäntelchen um, indem sie zu einer Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit, Neonazismus und Rassismus aufrufen, ist schon als Rufmord zu bezeichnen.
Gerade der Arbeitskreis Asyl setzt seit Jahren viel freie Zeit, Phantasie und Mut für ein friedliches Miteinander von Ausländern, Asylbewerbern und Einheimischen ein. Als er nun von dem geplanten Konzert der rechtsradikalen Gruppen bei Conny Loos hörte, sah er seine jahrelange Arbeit extrem gefährdet.
Seinen Recherchen und massiven Einsprüchen ist es zu verdanken, daß mehrere Verbote gegen dieses Konzert ausgesprochen wurden. Trotzdem verkaufte Frau Loos weiterhin Karten für die Veranstaltung, die - und in diesem Fall ist der Ausdruck "Deckmäntelchen" gerechtfertigt - den Aufdruck "Benefizkonzert für die Kinderkrebshilfe" tragen. Dies deckte nicht etwa die CDU, sondern der Arbeitskreis Asyl auf. Die Deutsche Krebshilfe hätte sich wahrscheinlich bei Conny Loos für die großzügige Spende bedankt, ohne zu ahnen, daß dieses Geld erheblich stinkt.
Da in Erlensee mit dem Erscheinen sehr vieler Rechtsradikaler gerechnet wird, ist es wichtig, daß die Erlenseer Bevölkerung Gelegenheit hat, zu zeigen, daß sie sich von diesen Gruppen distanziert. Die Großdemonstrationen in Berlin wurden doch auch nicht abgesagt, weil mit gewalttätigen Ausschreitungen gerechnet wurde. Das ließ sich unter anderem an der massiven Polizeipräsenz erkennen.
Wie würden Sie, Frau Wess und Herr Winter, reagieren, wenn Ihr Parteivorsitzender, Helmut Kohl, der zu dieser Demonstration aufgerufen hatte, für die Ausschreitungen bei der Abschlußkundgebung verantwortlich gemacht würde?" Eva Jansen, Großkrotzenburg Margret Stadler, Hanau
"Reaktion der CDU unfaßbar" Die Solidarität mit ihrem Fraktionsmitglied, dem Hertie-Geschäftsführer und CDU-Stadtverordneten in Bruchköbel, Claus Oßwald, verurteilt eine Leserin aus Bruchköbel. Von seinen Äußerungen zur Asyldiskussion, die im Parlament für erregte Debatten sorgten, hätte sich eine demokratische Partei abgrenzen müssen, meint sie im folgenden:
Der Leserbrief von Claus Oßwald, Parlamentarier der CDU in Bruchköbel, ist ungeheuerlich. Die Reaktion der CDU Bruchköbel ist unfaßbar.
Keine Sanktionen gegen Oßwald, keine Präsidiumssitzung und schon gar keine Distanzierung von der rechtsradikal gefärbten Meinungsäußerung des "Privatmannes" Oßwald. Auf Nachfrage der Frankfurter Rundschau sagte Dziony, Oßwald habe viele zustimmende Reaktionen erhalten. Zustimmung von wem? Von den Herren Irmen, Ermold, Schüller, Dziony? Von der gesamten CDU-Fraktion? Dann wäre es an der Zeit, das ,C&rquote; und das ,D&rquote; aus dem Parteinamen zu streichen. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Am Ende nur eine schwarz-braune Soße. Sigrid Hirschmann Bruchköbel
"BUND skeptisch gegenüber Gewerbegebiet" Zu wenig berücksichtigt fühlt sich der BUND in der Berichterstattung über das geplante Langenselbolder Gewerbegebiet (FR vom 16. Dezember). Der Vorsitzende des Gebietsverbandes "Unteres Kinzigtal" schreibt:
In dem Artikel stand zu lesen, der BUND hätte ebensowenig wie die übrigen Experten auf dem Podium etwas zu dem geplanten Projekt der Stadt Langenselbold sagen können. Dies entspricht nicht den Tatsachen.
Als Vorsitzender des BUND-Gebietsverbandes habe ich von Beginn an mit auf dem Podium gesessen und zudem gleich am Anfang der Diskussion den Standpunkt unseres Verbandes dargelegt. Deshalb kurz einige Worte zu den Fakten: Die Fläche des von der Stadt geplanten Gewerbegebietes liegt nach dem gültigen Regionalen Raumordnungsplan am Rande des regionalen Grünzuges (Teile davon sind u. U. sogar Bestandteil desselben). Das Gebiet ist mit der Signatur für ein bestehendes beziehungsweise geplantes Wasserschutzgebiet überzogen und weist zudem für die Landwirtschaft wertvolle Böden auf. Wesentlich erscheint uns insbesondere die Tatsache, daß der gesamte Langenselbolder Weinberg im Gutachten zum landschaftsplanerischen Teil des neuen Regionalen Raumordnungsplanes als Kaltluftentstehungsgebiet gekennzeichnet ist. Solche, für den abiotischen Teil des Naturhaushaltes wertvollen Flächen dürfen keinesfalls überbaut werden. Schließlich habe ich auf der Veranstaltung auf die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, das heißt des größten zusammenhängenden Streuobstgebietes in Langenselbold, durch eine Bebauung hingewiesen. In dem Artikel fehlte auch der Hinweis, daß der BUND aufgrund u. a. dieser ganzen fachlichen Gesichtspunkte einer Bebauung des unteren Weinberghanges äußerst skeptisch gegenübersteht. Der in dem Artikel aufgestellten Behauptung, daß das Podium also "nur mit einem wirklichen Experten", nämlich dem Vertreter des von der Stadt beauftragten Planungsbüros, besetzt gewesen sei, müssen wir daher widersprechen." Norbert Robok Rodenbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Ausstellungen Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr: Richard Wenzel (bis 22. 12.).
Berufsverband Bildender Künstler, Paulskirche & Römer Schwanenhalle: tägl. 11 bis 20 Uhr, Weihnachtsausstellung Frankfurter Künstler (bis 22. 12.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8, Tel. 61 59 18: Di. u. Fr., 14 bis 18 Uhr, So., 14 bis 17 Uhr; Betti Häring - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen (bis 22. 12.).
Stadtteilbibliothek Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Melancholische Fotos vom Jüdischen Friedhof (bis 23. 12.).
Stadt- & Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.); Vitrinenvorraum B-Ebene: Archiv-Ausstellung "Spielhölle - Ästhetik & Gewalt" (bis 23. 12.).
Erzählcafé, Bürgertreff Rothschildpark, Oberlindau 20: Mo. bis Fr., 9 bis 12 Uhr, Mi., ab 15 Uhr; Werke Frankfurter Senioren (bis Ende 1992).
Café Cult, Schillerpassage: 10 bis 24 Uhr, D.C. Kimmel - Drucke & Originale (bis 31. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: Mi., 12 bis 18 Uhr, Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 12 bis 23 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr, Fotoausstellung "Frauen erobern sich Bokkenheim" (bis Jan. 93).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "14. 7. 1792: Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik" (bis 3.1.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen - Drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900" (bis 10. 1.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14.2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Isa Genzken - "Jeder braucht ein Fenster" (bis 3. 1.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Joseph Fach OHG, Fahrgasse 8, Tel. 28 77 61: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ölskizzen deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts (bis 23. 12.).
Galerie der Jahrhunderthalle Hoechst: täglich, 11 bis 15 Uhr, an Veranstaltungstagen 18 bis 22 Uhr; Joan Miro - Radierungen, Lothigrafien, Holzschnitte, Mappenwerke 1967-1981 (bis 10. 1.); Creartion - "Kunsthandwerk kanadischer Ureinwohner, der Inuit" (bis 23. 12.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Das Aquarell (bis 23. 12.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, A.R. Penck - Druckgraphik 1983-1991 (bis 23.12.).
Galerie Kaiserplatz, Kirchnerstr. 4: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, Doris Kleffmann-Metz - Seidenunikate (bis 23. 12.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. O: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr, Grey - Aquarelle (bis 28. 12.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Farangis Yegane und Robert Mondani - "Kathedralen-Kommunikation" (bis 30. 12.).
Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 10.30 bis 14 Uhr, Lenka Vilhelmova - "Köpfe im Kopf" (bis 31. 12.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 09 12: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Ouka Lele - Werkübersicht (bis 31. 12.).
Galerie-Bistro "Trödelstübchen", Leipziger Str. 20, Tel. 70 71 856: tägl., außer So., 18 bis 1 Uhr; Japanische Impressionen - Aquarelle (bis 31. 12.).
Galerie der Dresdner Bank, Schillerstr. 19: geöffnet zu den Schalterzeiten, Ami Blumenthal - "Zwischen den Steinen" (bis 14. 1.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16.1.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).
Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16.1.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventern der Prager Akademie (bis 16. 1.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vnadermoere - Malerei (bis 22. 1.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 27. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordendstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.). Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.). Ausstellungen Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr: Richard Wenzel (bis 22. 12.).
Berufsverband Bildender Künstler, Paulskirche & Römer Schwanenhalle: tägl. 11 bis 20 Uhr, Weihnachtsausstellung Frankfurter Künstler (bis 22. 12.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8, Tel. 61 59 18: Di. u. Fr., 14 bis 18 Uhr, So., 14 bis 17 Uhr; Betti Häring - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen (bis 22. 12.).
Stadtteilbibliothek Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Melancholische Fotos vom Jüdischen Friedhof (bis 23. 12.).
Stadt- & Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.); Vitrinenvorraum B-Ebene: Archiv-Ausstellung "Spielhölle - Ästhetik & Gewalt" (bis 23. 12.).
Erzählcafé, Bürgertreff Rothschildpark, Oberlindau 20: Mo. bis Fr., 9 bis 12 Uhr, Mi., ab 15 Uhr; Werke Frankfurter Senioren (bis Ende 1992).
Café Cult, Schillerpassage: 10 bis 24 Uhr, D.C. Kimmel - Drucke & Originale (bis 31. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10 - 17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: Mi., 12 bis 18 Uhr, Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 12 bis 23 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr, Fotoausstellung "Frauen erobern sich Bokkenheim" (bis Jan. 93).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).
BAD VILBEL. Insgesamt 13 Autoaufbrüche wurden am Wochenende der Polizeistation in Bad Vilbel gemeldet. Es entstand Schaden von insgesamt 7500 Mark. Gestohlen wurden jeweils Autoradios mit CD-Spielern. Auf dem Bad Vilbeler Marktplatz wurde außerdem am Samstag vormittag ein roter Fiesta, Baujahr 1981, mit dem Kennzeichen HG-CJ 664 im Wert von 800 Mark gestohlen. Hinweise unter der Telefon 0 61 01 / 70 45. hm
GROSSKROTZENBURG. Kostenlose Informationen erteilt die Fürsorgestelle der VdK am Mittwoch, 6. Januar, um 16 Uhr im Theodor-Pörtner-Haus.
Montag, 21. Dezember
Vorträge / Diskussionen Ev. Erwachsenenbildung: 20 Uhr, Vortrag "Martin Buber zwischen Mystik und Chassidismus. Über Dialog und Differenz."; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Deutsch-Somalisches Komitee: 19.30 Uhr, Diskussion "US-Intervention in Somalia"; Studentenhaus, Jügelstr. 2/R 203. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 0 61 02/3 85 43).
City-Lauftreff am Römer: 12 - 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 u. 8 km.
Briefmarkensammler-Verein: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 17.30 Uhr, Bridge-Nachmittag; Brentano-Haus.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 11 Uhr, offener Treff.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, offene Trennungsgruppe für Frauen und Männer. Märkte Weihnachtsmarkt, Paulsplatz/Römerberg: 10 bis 21 Uhr. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen- Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig-Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel- Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Katzmann, Beethovenstr. 2, Tel. 74 57 72; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil- Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.
EISKUNSTLAUF DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Mannheim, Männer, Endstand: Winkler (Chemnitz) 2,5 Punkte, Reinhardt (Stuttgart) 3,5, 3. Bliadse (Düsseldorf) 4,5, 4. Dechert (Mannheim) 6,0, 5. Hopfes (München) 8,5, 6. Kannegießer (Chemnitz) 9,0, 7. Dörmer (Berlin) 11,0, 8. Sragowicz (Düsseldorf) 12,0, 9. Gerlach (Oberstdorf) 13,0, 10. Kaden (Berlin) 16,0.
BELGIEN (17. Spieltag): FC Lüttich - FC Antwerpen 2:1, SK Beveren - KV Mechelen 1:0, RC Genk - SC Lommel 2:0, RSC Anderlecht - SC Charleroi 2:0, AA Gent - FC Brügge 2:3, Lierse SK - FC Boom 4:1, Cercle Brügge - SK Lokeren 1:1, SV Waregem - RWD Molenbeek 0:1, Germinal Ekeren - Standard Lüttich 0:0.
PORTUGAL (16. Spieltag): Gil Vicente - FC Famalicao 0:1, Sporting Braga - SC Salgueiros 3:0, Sporting Espinho - FC Tirsense 1:0, SC Farense - Pacos Feirreira 2:0, Sporting Lissabon - Belenenses Lissabon 3:0, Benfica Lissabon - Estoril Praia 4:0, Boavista Porto - Maritimo Funchal 2:1, FC Porto - SC Beira Mar 0:0, CD Chaves - Vitoria Guimaraes 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. FC Porto 25:7/30:9, 2. Sport. Lissabon 21:11/25:13, 3. Benfica Lissabon 20:10/20:9.
NIEDERLANDE (16. Spieltag): PSV Eindhoven - Vitesse Arnheim 1:0, Sparta Rotterdam - FC Volendam 0:2, Go Ahead Eagles - Roda JC Kerkrade 2:0, SVV/Dordrecht '90 - RKC Waalwijk verlegt, FC Utrecht - Cambuur Leeuwarden 1:1, Fortuna Sittard - Ajax Amsterdam verlegt, FC Twente Enschede - BVV Den Bosch verlegt, FC Groningen - MVV Maastricht 2:1, Willem II Tilburg - Feyenoord Rotterdam 0:2. - Die Tabellenspitze: 1. PSV Eindhoven 15 Spiele/26:4 Punkte/42:8 Tore.
SPANIEN (15. Spieltag): FC Osasuna - Real Sociedad San Sebastian 2:0, Celta Vigo - CD Teneriffa 0:1, Real Oviedo - Real Burgos 3:0, FC Cadiz - Sporting Gijon 2:3, Español Barcelona - Albacete 2:0, Real Saragossa - Deportive La Coruna 0:2, Athletico Bilbao - FC Valencia 1:4, Atletico Madrid - CD Logrones 0:1, FC Sevilla - Real Madrid 2:0, Rayo Vallecano - FC Barcelona 3:3.
Steffi Graf kam zum Match gegen Bundesaußenminister Klaus Kinkel wie zu einem Weltklasseturnier. Mit weißem Röckchen und weit geschnittener Tennisjacke, die Profi-Tasche mit den vielen Schlägern lässig über der Schulter und die blonden Haare zum Pferdeschwanz gebunden, trat die Zweite in der Welt des Frauentennis am Samstag in einer Bonner Vereinshalle gegen den passionierten Freizeit-Tennisspieler Kinkel an.
Die Spitzen-Sportlerin und der Politiker schwangen die Rackets für einen guten Zweck: Mit dem Benefiz-Turnier wollten sie Punkte machen für den Behindertensport - und Geld sammeln für den Rollstuhltennis. Nach einem 20minütigen Einzel schlugen Kinkel und Graf mit Rollstuhltennis-Spielern zum gemischten Doppel auf. "Der Behindertensport ist hier im Mittelpunkt", erklärte der Minister vor vollbesetzten Zuschauerrängen und dankte Steffi Graf und ihrem Vater für die Bereitschaft, dabei mitzumachen.
Viel Luft hat Steffi Graf dem Außenminister dabei nicht gelassen. "Einmal springt der Ball", rief sie amüsiert und spornte ihren Gegner zum Laufen an. Angetan mit schwarzer Jogginghose und mintfarbenem Sweatshirt flitzte der 56jährige eifrig über den grünen Kunststoffrasen und ließ sich von seiner Traumgegnerin nicht einschüchtern. Beim Aufschlag rutschte dem sportlichen Politiker vor lauter Eifer die Brille von der Nase. Die gefürchteten Aufschläge von Steffi Graf - die jedoch sanfter als sonst draufschlug - brachte Kinkel souverän zurück. Und wenn der Außenminister, dem eine "gewisse Grundlinienzähigkeit" nachgesagt wird, die Tenniskönigin mit Netzroller und Stoppball zum Sprinten brachte, brandete ihm der Applaus entgegen. Zum Schluß hatte der Schiedsrichter 6 Punkte für den nach Luft japsenden Kinkel und 15 für die Spitzentennisspielerin verbucht.
"Rollstuhl-Tennis ist eine ganz tolle Sache", meinte die Tenniskönigin. Beim gemischten Doppel spielte sie an der Seite von Lothar Esser, der mit wehenden Haaren über das Grün zum Ball rollte und behende aus allen Positionen zurückschlug. Ihnen gegenüber trat Kinkel mit Regina Isecke an, der deutschen Meisterin im Rollstuhl-Tennis. Die Lehrerin, die seit über 20 Jahren querschnittsgelähmt ist, hatte die Idee zu dem Match - und war "doch etwas ergriffen, daß es zustande gekommen ist". Mit Schnelligkeit brachte die Weltranglistendritte die Bälle übers Netz. Zum Schluß stand es nach vier Spielen 2:2. "Vermutlich das erste Spiel, das Steffi Graf unentschieden gespielt hat", meinte der Schiedsrichter. dpa
sp HANNOVER, 20. Dezember. Mehr als eine Million Menschen in Deutschland sind medikamentenabhängig. Im Gegensatz zum Alkoholismus ist diese Sucht aber bisher wenig erforscht. Darauf weisen Arbeitswissenschaftler der Universität Hannover in einer Studie hin, die im Auftrag des niedersächsischen Sozialministeriums entstanden ist. Über Medikamentenmißbrauch zeigten sich selbst Betriebsärzte kaum informiert, berichten Iris Steinbach und Elisabeth Wienemann als Mitautorinnen der Studie.
Die Wissenschaftler befragten Pharmazeuten, Mediziner, Sozialarbeiter, Verantwortliche für Arbeitssicherheit und andere Experten. Auch der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie räumte ein, daß es im Hinblick auf die Verkehrs- und Arbeitssicherheit bisher an Kriterien für die Beurteilung der "Gefährdungspotenz" eines Medikaments fehle. Steinbach und Wienemann fordern nun, daß solche Kriterien entwickelt werden müßten, damit sich beispielsweise ähnlich wie beim Alkoholgehalt im Blut eine Grenze der Fahrtüchtigkeit festlegen lasse. Dazu müßten die einzelnen Medikamente eindeutig gekennzeichnet werden. Das setze aber bessere Kenntnisse über die Wirkungsweise der Medikamente voraus, vor allem soweit sie auf die Psyche wirken. Erst auf dieser Grundlage werde Aufklärung in den Betrieben möglich.
Als eine Ursache für Medikamentenmißbrauch sehen die hannoverschen Wissenschaftler den Wunsch nach Erhaltung, Wiederherstellung oder Steigerung der Arbeitsfähigkeit. Bei Dauergebrauch könnten die Tabletten die Gesundheit erheblich beeinträchtigen - bis hin zu Organschäden, Abhängigkeit und Sucht. Nach Erkenntnissen der Wissenschaftler sind sich nur wenige Abhängige selbst über ihren Zustand im klaren. Die Autoren der Studie warnen vor allem vor Unfallgefahren im Betrieb und auf der Straße. Sie weisen auf eine Untersuchung des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Hamburg hin. Dort wurden Urinproben von 400 Autofahrern untersucht, die sich, ohne einen Tropfen getrunken zu haben, so benahmen, als hätten sie mehr als zwei Promille Alkohol im Blut. Fast alle standen unter starkem Medikamenteneinfluß.Grüne legen offene Kandidatenliste vor
KARBEN. Elf Personen kandidieren auf einer offenen Liste der Grünen für die Kommunalwahl am 7. März 1993. Ingeborg Rippen, derzeit Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtparlament, führt die Liste an. Es folgen Peter Hofmann, Bernhard Karow, Heinz Schülke, Dr. Gerd Rippen, Ute Weber-Schäfer und weitere.
Die Kandidaten/-innen, die nur zum Teil der Partei angehören, haben inzwischen Arbeitsgruppen zu den Themen Stadtentwicklung, Verkehr, "familienfreundliches Karben", Naturschutz und Soziales gebildet.
Das nächste Plenumstreffen der "Grünen Wählerinitiative" findet am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Niddatal" in Okarben statt. Über die Treffen der Arbeitsgruppen und die Ziele der Initiative geben Gisela Agricola, Telefon 16 17, und Waltraud Haertel, Telefon 34 57, Auskunft. hm
DIETZENBACH. Das Friedensforum Dietzenbach ruft zur Teilnahme an der Lichterkette gegen Fremdenhaß am morgigen Dienstag, 22. Dezember, an der Bundesstraße 3 zwischen Neu-Isenburg und Egelsbach auf. Die Dietzenbacher treffen sich um 17 Uhr am Toom-Markt, um gemeinsam nach Dreieich zu fahren.
Es sollen Fahrgemeinschaften gebildet werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, Kerzen oder Teelichter in einem leeren Marmeladenglas mitzubringen. Auskunft gibt Ursula Ulbrich, Tel. 0 60 74 / 2 66 89.
Das evangelische Dekanat Dreieich leitet die Kundgebung, die auch von den katholischen Gemeinden und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden Dreieich, einem ökumenischem Zusammenschluß aller örtlichen Kirchen, unterstützt wird. fin
Der Tod eines Obdachlosen beim Brand eines ausrangierten Hafenkrans an der Weseler Werft im Osthafen hat noch am Sonntag für bittere Kommentare unter den Ortsbeiräten des Ostends gesorgt. Aus dem Viertel sind seit vielen Monaten eine Reihe von Anregungen an die städtischen Ämter gegangen, für die etwa 40 wohnsitzlosen Menschen, die im Hafengebiet nächtigen, an der Weseler Werft ein Zelt aufzustellen. Bei der Stadt hatte es auf die Initiative keine Resonanz gegeben.
Wie Polizei und Feuerwehr am Sonntag berichteten, war der Brand in der Nacht zum Sonntag gegen 23.15 Uhr von einem Zeugen gemeldet worden. Auf dem Gelände eines Kiesbetriebs an der Eyssenstraße stand der Maschinenraum des dort abgestellten Krans in Flammen.
Die Feuerwehr rückte mit 15 Mann an und fand beim Löschen die verkohlte Leiche. Da sich im Bereich des Krans "weitere Sachen fanden", so die Feuerwehr, "die auf ein Lager hindeuteten", lag schnell die Vermutung nahe, bei dem Opfer könne es sich um einen der Wohnsitzlosen handeln.
Nach Befragungen wird vermutet, daß der Tote ein 48 Jahre alter Mann war, der sich nach Angaben der Polizei seit einigen Tagen in dem Kran eingerichtet hatte. Man fand Matratzen, Kochgeschirr und einen Propangaskocher, der das Lager vermutlich entzündet hatte.
"Es wird eben immer enger für die Leute", kommentierte am Sonntag Ostend-Ortsvorsteher Franz Stein das Unglück. Die Zahl der Obdachlosen im Osthafengebiet sei angewachsen, seitdem am Kaiserlei gebaut wird. So hätten sich die Menschen an der Weseler Werft eine Reihe von Zelten aufgestellt. Andere hausten in Baggern unter der Brücke.
Schon im Spätsommer hatte der Ortsbeirat 4 einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung verabschiedet, den Wohnsitzlosen ein Gemeinschaftszelt an die Weseler Werft zu stellen. "Das sind da unten", sagte Stein, "keine Zustände." Ferner gibt es seit Wochen Bemühungen, den Leuten in den Sanitärräumen der leerstehenden ehemaligen Wurstfabrik Emmerich an der Oskar-von Miller-Straße "wenigstens die Gelegenheit zu geben, sich zu waschen und zu rasieren". clau
HOFHEIM. Auf große Fahrt geht der Deutsch-Ausländische Freundeskreis Main-Taunus. Ziel einer siebentägigen Studienreise Ende März ist Flandern.
Laut DAF gibt es nur noch wenige freie Plätze. Besucht werden sollen Brüssel, Brügge, Gent und Antwerpen. Anmeldungen unter Tel. 0 61 92 / 2 47 39. kkü
HOCHHEIM. Das Mütterzentrum "Mamma Mia" macht von heute an Ferien. Weiter im Programm geht es am Montag, 11. Januar. Von 15 bis 17 Uhr ist dann wieder der Montags-Treff in der Pfarrgemeinde St. Bonifatius, Kolpingstraße 2. An gleicher Stelle ist dienstags von 9.30 bis 11.30 das Frühstück. Die Termine sind offene für alle Frauen. kkü
TuS Eintracht Wiesbaden geht in der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest als "Weihnachtsmeister" ins neue Jahr. Im vorgezogenen Spiel besiegte die Mannschaft aus der Landeshauptstadt den Nachbarrivalen TV 1860 Hofheim klar mit 17:11 und führt mit 20:4-Punkten die Tabelle vor der SG Hessen Hersfeld und der SG Kirchhof (je 18:4) an. Die TSG Ober-Eschbach wahrte im Nachholspiel beim TV Flörsheim (10:8) ihre theoretische Chance, hat allerdings als Rang- Fünfter drei Minuszähler mehr als das Führungstrio aufzuweisen. Für Hofheim (7:17-Zähler) und Flörsheim (6:16) bleibt's im Abstiegskampf eng. Gemeinsam mit Bruchköbel (6:16), Eisenach (5:17) und Jena (4:18) machen die beiden Main-Taunus-Vertreter die beiden Absteiger unter sich aus. Am 9. Januar muß Flörsheim zum SV Darmstadt 98 (17.30 Uhr, Böllenfalltor-Halle), die TSG Ober-Eschbach empfängt am gleichen Tag den ThSV Eisenach (19.30 Uhr, Massenheimer Weg).
TV Flörsheim - TSG Ober-Eschbach 8:10 (3:5). Das Taunus-Derby konnte die wenigen Zuschauer selten erwärmen. Es lebte allerdings vom Spannungsgehalt und der möglichen Überraschung. In der Graf-Stauffenberg-Halle schienen die Tore teilweise vernagelt zu sein. Die Mannschaft von Hartmut Schmidt führte nach vier Minuten 2:0, traf dann 25 (!) Minuten lang nicht mehr und lag 2:5 zurück. Erst kurz vor der Pause schränkte Katja Szünder ein. Dieses Tor beflügelte die Gastgeberinnen und lähmte im Angriff gleichermaßen den Favoriten. Bis zur 48. Minute schien Flörsheim mit dem 8:6- Zwischenstand auf der Siegerstraße zu sein. Dann nahm der Flörsheimer Angriff seine zweite "Auszeit", wodurch die Mannschaft von Sigrid Zernikow im zweiten Aufwind segelte und auf den letzten Drücker das Höhenruder herumreißen konnte. Sybille Arras (57.) und Birgit Specht (59./7m) hämmerten am lautetesten gegen das von Alexia Pfeifer glänzend gehütete TV-Gehäuse.
Schmidt betrachtete die beiden Zeitstrafen in den letzten acht Minuten gegen Corinna Fehler und Gabi Dietz als wesentlich, sah jedoch auch die gravierenden Fehler im Angriff. Pech war bei "Holz-Würfen" sowie knapp übergetretenen Wurfaktionen im Spiel. Im Angriff lief es auch beim Sieger holprig. "Im Spiel ohne Ball ist zu wenig passiert", monierte Sigrid Zernikow das zu statische Anrennen ihrer Mannschaft. Erst als kontrollierter agiert wurde, gab es noch ein Happy-End. Die Abwehr zeigte inklusive Kerstin Reviol eine Klasseleistung. Zwei vergebene Siebenmeter durch Kathrin Nüchter-Schmidt und Petra Sattler zeigen die vergebenen Möglichkeiten bei der TSGO auf. Einzig Birgit Specht (4/2) traf wie gewohnt.
TV FLÖRSHEIM: Alexia Pfeifer (Tor); Corinna Fehler, Karin Sehring (2), Conny Moritz (2/1), Katja Szünder (2), Corinna Christ, Diana Knopp, Claudia Kramer, Ulrike Körner (1), Jutta Kaufmann, Gabriele Dietz (1).
TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (Tor); Carola Schröder, Susanne Meuer, Birgit Specht (4/2), Petra Sattler (2), Kathrin Nüchter-Schmidt (2), Monika Engel (1), Nasaria Makey, Sabine Zernikow, Sybille Arras (1), Angela Jordan.
Eintracht Wiesbaden - TV 1860 Hofheim 17:11 (8:4). Der neue Spitzenreiter begann schwach (2:4 nach einer Viertelstunde), um dann jedoch eindeutig das Kommando zu übernehmen und dem Erzrivalen noch ein ordentliches Weihnachtsgeschnek zu verpassen. Zunächst vereitelte Ines Madaler Wiesbadener Chancen, dann ließ die Angriffsdiziplin beim Gast nach, kehrte Hektik und Nervosität ein, was die Eintracht bis zur Pause konsequent ausnutzte. Von dieser Wiesbadener Trefferserie erholte sich die Mannschaft von Tünde Hajdu nicht mehr. Spätetens beim 11:5 war die Sache gelaufen. Die Preßdeckung gegen Martina Peter erwies sich nach der Halbzeit als Flopp, denn die Wiesbadenerinnen zogen hieraus entscheidende Vorteile. "Da sich Hofheim voll auf Bettina Rau konzentrierte, nutzten wir die Lücken auf den Außenpositionen kaltschnäuzig aus", freute sich Wiesbadens Coach Bela Graeser. An Michaela Kettenbach, vor allem aber dem hart zupackenden Abwehrblock, gab es kaum ein Vorbeikommen. Keine Hofheimerin erzielte mehr als ein Feldtor, was die Angriffsschwächen am besten charakterisierte. Martina Plankl (fünf Siebenmeter-Treffer) und die abwehrstarke Petra Westenberger verdienten sich neben Ines Madaler die beste Note. Ein angebliches Nachtreten von Claudia König gegen Sabine Henninger wurde "nur" mit einer Zwei-Minuten- Strafe geahndet, eine angebliche Attacke von Bettina Rau gegen Petra Westenberger von den Schiedsrichtern Haase und Wilhelm (Kronberg) nicht registriert.
EINTRACHT WIESBADEN: Michaela Kettenbach (bis 53.), Bettina Schauß (Tor); Martina Peter (3), Bettina Rau (2/1), Erika Müller, Marion Jüngst (3), Marianne Sprenger (5/2), Sabine Eichner, Ulrike Koczyra (2), Jana Köhler, Claudia König (2), Heike Wallrabenstein.
TV 1860 HOFHEIM: Ines Madaler (bis 50.), Sabine Claas (Tor); Anke Nels, Caroline König (1), Petra Westenberger, Sandra Andersch, Andrea Wenzel (1/1), Kristina van Loyen (2/1), Sabine Henninger (1), Nadja Schott (1), Astrid Bender, Martina Plankl (5/5). mk
BAD VILBEL. Der langjährige Aufnahmestopp des Tennisclub 84 Gronau ist aufgehoben worden. Nachdem der Verein nunmehr eine Baugenehmigung für vier Aschenplätze nördlich der Breitwiesenhalle in der Tasche hat und im Frühjahr mit dem Bau beginnen will, werden ab sofort wieder Aufnahmeanträge angenommen, und zwar in der Bäckerei Rolf Wenzel, Vilbeler Straße 2, sowie bei der Metzgerei Otmar Dauterich, Vilbeler Straße 11. hm
BAD VILBEL. Die alle zwei Monate an der Evangelischen Christuskirche angebotenen Krabbelgottesdienste für Kinder bis vier Jahre und ihre Eltern finden in diesem Jahr erstmals auch am Heiligen Abend statt. Am Donnerstag, 24. Dezember, um 15 Uhr sind Eltern mit ihren kleinen Kindern in den Grünen Weg eingeladen. Ochs und Esel sind zur Darstellung der Weihnachtsgeschichte verpflichtet worden, berichtet die Kirche. Der Gottesdienst dauert 20 Minuten. hm
HAMBURG. Er liebe Kinder, betonte Charles Lutwidge Dodgson, alias Lewis Carroll gern, ausgenommen kleine Jungen, mit denen könne er gar nichts anfangen, sie seien eine ziemlich unattraktive Gattung der Spezies Mensch. Aber kleine Mädchen mochte er sehr, er konnte sich stundenlang mit ihnen unterhalten, hatte ihnen in seiner Wohnung im Christ College in Oxford, wo er jahrelang Mathematik unterrichtete und bis zu seinem Tode 1898 lebte, ein wahres Paradies eingerichtet, mit Spielsachen, einem Marionettentheater, bunten Kleidern und allem, was das Kinderherz begehrte. Carroll schrieb lange, witzige Briefe an seine kleinen Freundinnen und er fotografierte sie - in allen möglichen Posen, in Kostümierungen und auch nackt. Das war zu Zeiten der prüden Königin Victoria merkwürdigerweise bei weitem nicht so schokkierend, wie man heute vermuten könnte. Damals lebte man noch im vorfreudianischen Zeitalter, hielt Kinder für ziemlich unschuldig und betrachtete ihre unbekleideten Körper durchaus als dekoratives Element.
Mrs. Liddle allerdings sah das anders. Sie war die Mutter von Alice, Lewis Carrolls liebster kleiner Freundin, die ihn zu seinen Büchern "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" inspirierte. Sie verbot dem dreißigjährigen Dozenten von einem Tag auf den anderen den Umgang mit ihrer elfjährigen Tochter und zwang die, alle Briefe ihres Verehrers zu verbrennen. Was vorgefallen war, wurde nie geklärt, die entsprechenden Seiten in Carrolls Tagebuch sind "gereinigt", und auch eine spätere Bemerkung des Autors, daß es solcher Vorsichtsmaßnahmen nicht bedurft hätte, gibt zwar vielen Spekulationen Raum, aber wenig Aufschluß. Ebenso bleibt im dunkeln, warum der dann schon berühmte Schriftsteller 1880 seiner Leidenschaft am Fotografieren überhaupt entsagte.
Ein riesiger Fotoapparat schreibt sich wie ein bedrohliches Tier auf die Bühne des Thalia-Theaters, das Objektiv richtet sich zielbewußt auf das Mädchen, das bewegungslos auf einem Stuhl verharrt. Robert Wilson versucht, die seltsame Geschichte zwischen dem Dichter und seiner Muse, die auch sein literarisches Geschöpf ist, ins Bild zu zwingen. Aber dieses Bild vibriert nicht, lebt nicht, es erstarrt und gibt nichts preis.
Der amerikanische Theatermacher Wilson bringt nun schon sein viertes Projekt am Hamburger Thalia-Theater heraus, wie vor zwei Jahren hat er sich auch diesmal zusammen mit dem Rock-Musiker Tom Waits ein Thema aus der Märchenwelt gesucht. Damals war es "Black- Rider", die ungemein erfolgreiche Variante auf die Geschichte vom "Freischütz", diesmal ist es also "Alice", die bizarren Erlebnisse eines kleinen Mädchens zwischen Tieren und lebendig gewordenen Gegenständen tief unter der Erde und jenseits der Spiegel. In das Wilson-Team neu hinzugekommen ist der Autor; steuerte damals der Vater der Beatnik-Literaten William S. Burroughs die Texte bei, so schrieb sie diesmal ziemlich unbekannte New Yorker Slawist und Übersetzer Paul Schmidt.
Alice's Abenteuer gehören in der anglo- amerikanischen Welt zu den meist gelesenen Kinderbüchern, die Topoi sind bekannt wie bei uns die Märchen der Brüder Grimm. Auf einen vergleichbaren Wiedererkennungseffekt kann "Alice" bei einem deutschen Publikum nicht bauen. Aber dessen ungeachtet lassen sich Wilson und Konsorten viel entgehen, was die auch hierzulande hätte attraktiv machen können. Sie folgen weder dem absurden Witz des Buches mit seiner intellektuellen Spleenigkeit, noch bleiben sie der ambivalenten Beziehung zwischen den Protagonisten Alice und Carroll auf der Spur. Statt dessen eine Kette unvermittelt aneinander gereihter raffinierter Bilder, die sich nicht zu einer Geschichte fügen. Tom Waits komponierte dazu Orchesterbegleitung und Songs, die meistens ziemlich glatt tönen, Eklektizistisches hören lassen und auch mal wie unbeschwerte Tanzstundenrhythmen klingen.
Alice, wie sie da im himmelblauen Kleid der gewaltigen Kamera gegenüber sitzt, ist so ziemlich das Gegenteil von dem lasziven Foto, das Carroll von seiner kleinen Freundin überliefert hat: mit kokettem, schrägem Blick, als Bettlermädchen kostümiert, dessen zerrissenes Kleid den Körper raffiniert entblößt. Annette Paulmann hingegen ist ein großes, nettes, kräftiges Kind mit breitem Lächeln und staunenden Augen. Robert Wilson läßt ihr weder die erotische Ausstrahlung der Alice Liddle, noch den naseweisen Vorwitz, mit dem die literarische Alice die Regeln englischer Konversation immer wieder ins Absurde vorantreibt, vor allem im Gespräch mit Gegenübern, die ganz anderen Wertvorstellungen huldigen.
Es gibt einen Versuch der Interpretation: die alternde Alice im roten Samtkleid vor blutrotem Hintergrund à la Vagina erinnert sich im halbtrunkenen Gespräch mit ihrer Katze daran, wie es war, das bewegungs- und willenlose Objekt eines Künstlers gewesen zu sein - eine Szene, die so beziehungslos zwischen Wunderlandbegebenheiten steht, daß sie sich dem unkundigen Publikum, das die Szenenanweisung zum Text nicht kennt, kaum erschließt.
Lewis Carroll tritt in mehrfacher Form auf, als englischer Gelehrter in dunklem Gehrock, als Kaninchen, das Alice in die fremde Welt lockt, und als weißer Ritter, der am Ende das Mädchen vor einer Verurteilung rettet, weil er die Schuld an inkriminierenden Briefen, die ungelesen durch einige Szenen geflattert sind, auf sich nimmt. Stefan Kurt hat da keinerlei Chance, irgendeine Figur zu prägen, er frappiert vielmehr durch rasanten Maskenwechsel. Aber es bleibe nicht unerwähnt, daß Stefan Kurt ebenso wie Annette Paulmann zwei Schauspieler sind, die sich Robert Wilsons kompliziertem Bewegungsdiktat aufs akkurateste und, in diesen Grenzen, auch überzeugendste zu unterwerfen wissen.
Es scheint, als hätte Wilson seine gesamte Phantasie auf die Beleuchtung konzentriert. Kaum je habe ich eine Inszenierung gesehen, die so raffiniert, so genau mit Licht und Schatten, mit dem Wechsel von Farben und Effekten zu lokken weiß. Dazu Kostüme von Frieda Parmiggiani in erlesenen, aufeinander abgestimmten Nuancen, edel geschnitten, aus steifen Materialien in unverrückbare Façon gebracht. Da ergeben sich immer wieder Bilder, die in traumhafter Schönheit prunken, aber auch nicht mehr mitzuteilen haben als eben dies, ihre Schönheit.
Neben einigen ironischen Einschüben, wie dem Song der Ministranten, finden sich nur gelegentlich Einfälle von sinnlicher Prägnanz. Einer davon betrifft die Szene mit der Raupe, in Lewis Carrolls Buch ein luzider Dialog über das Verhältnis von Größe zur Macht. Hier endlich einmal wird die Sprache umgesetzt in ein grandioses Bild, während die Raupe (Jörg Holm) eines von Waits' Liedern singt, bläht sich ihr Leib auf, bis er schließlich den gesamten Bühnenraum ausfüllt und auch Alice gänzlich unter sich verbirgt. Aber solche Momente sind rar - leider.
Die Aufführung endet matt mit einem matten Lied von Alice: Sehnsucht und Erinnerung. Aber bei diesem faden Schluß wollte es das Premierenpublikum nicht bewenden lassen. Schließlich hatte man einer Vorstellung beigewohnt, die schon seit Wochen im voraus von den Medien als Ereignis gefeiert wurde. Also rafften die Bravo-Rufer alle Kraft zusammen, um die Buh-Schreier niederzustimmen. Das Ensemble hatte, gut vorbereitet, ein "dacapo" nach dem anderen parat, in das sich dann auch Tom Waits mit rauher Stimme und abgehackter Motorik mischte, die aller vorausgegangenen Glätte hohn sprachen. Als dann auch noch Intendant Jürgen Flimm aus der Kulisse lugte, war die Welt wieder in Ordnung, für das Theater und sein Publikum. MECHTHILD LANGE
KARBEN/BAD VILBEL. "Jona" heißt das neue Stück, das die Karbener Kirchenmäuse in einer Freizeit in Nieder- Dieten einstudiert haben und am Sonntag, 10. Januar, um 15.30 Uhr im Gemeindesaal der St. Nikolausgemeinde, Schulstraße 6 in Bad Vilbel, aufführen werden. Der Eintritt kostet fünf Mark.
Die Geschichte des Propheten Jona wird mit aufwendiger Dekoration und mit verschiedenen Musikstilen als Musical aufgeführt. Es ist das dritte Stück dieser Art, das die Kirchenmäuse einstudiert haben. Im November war im Kurhaus das Stück "Schrift an der Wand" aufgeführt worden.
Die Kirchenmäuse bestehen seit vier Jahren und haben unter Leitung von Chroleiter Gerhard Radgen einen eigenen Stil entwickelt. Ihre Musik soll Kinder und junggebliebene Erwachsene ansprechen. hm
Alice, wie sie da im himmelblauen Kleid der gewaltigen Kamera gegenüber sitzt, ist so ziemlich das Gegenteil von dem lasziven Foto, das Carroll von seiner kleinen Freundin überliefert hat: mit kokettem, schrägem Blick, als Bettlermädchen kostümiert, dessen zerrissenes Kleid den Körper raffiniert entblößt. Annette Paulmann hingegen ist ein großes, nettes, kräftiges Kind mit breitem Lächeln und staunenden Augen. Robert Wilson läßt ihr weder die erotische Ausstrahlung der Alice Liddle, noch den naseweisen Vorwitz, mit dem die literarische Alice die Regeln englischer Konversation immer wieder ins Absurde vorantreibt, vor allem im Gespräch mit Gegenübern, die ganz anderen Wertvorstellungen huldigen.
Es gibt einen Versuch der Interpretation: die alternde Alice im roten Samtkleid vor blutrotem Hintergrund à la Vagina erinnert sich im halbtrunkenen Gespräch mit ihrer Katze daran, wie es war, das bewegungs- und willenlose Objekt eines Künstlers gewesen zu sein - eine Szene, die so beziehungslos zwischen Wunderlandbegebenheiten steht, daß sie sich dem unkundigen Publikum, das die Szenenanweisung zum Text nicht kennt, kaum erschließt.
Lewis Carroll tritt in mehrfacher Form auf, als englischer Gelehrter in dunklem Gehrock, als Kaninchen, das Alice in die fremde Welt lockt, und als weißer Ritter, der am Ende das Mädchen vor einer Verurteilung rettet, weil er die Schuld an inkriminierenden Briefen, die ungelesen durch einige Szenen geflattert sind, auf sich nimmt. Stefan Kurt hat da keinerlei Chance, irgendeine Figur zu prägen, er frappiert vielmehr durch rasanten Maskenwechsel. Aber es bleibe nicht unerwähnt, daß Stefan Kurt ebenso wie Annette Paulmann zwei Schauspieler sind, die sich Robert Wilsons kompliziertem Bewegungsdiktat aufs akkurateste und, in diesen Grenzen, auch überzeugendste zu unterwerfen wissen.
Es scheint, als hätte Wilson seine gesamte Phantasie auf die Beleuchtung konzentriert. Kaum je habe ich eine Inszenierung gesehen, die so raffiniert, so genau mit Licht und Schatten, mit dem Wechsel von Farben und Effekten zu lokken weiß. Dazu Kostüme von Frieda Parmiggiani in erlesenen, aufeinander abgestimmten Nuancen, edel geschnitten, aus steifen Materialien in unverrückbare Façon gebracht. Da ergeben sich immer wieder Bilder, die in traumhafter Schönheit prunken, aber auch nicht mehr mitzuteilen haben als eben dies, ihre Schönheit.
Neben einigen ironischen Einschüben, wie dem Song der Ministranten, finden sich nur gelegentlich Einfälle von sinnlicher Prägnanz. Einer davon betrifft die Szene mit der Raupe, in Lewis Carrolls Buch ein luzider Dialog über das Verhältnis von Größe zur Macht. Hier endlich einmal wird die Sprache umgesetzt in ein grandioses Bild, während die Raupe (Jörg Holm) eines von Waits' Liedern singt, bläht sich ihr Leib auf, bis er schließlich den gesamten Bühnenraum ausfüllt und auch Alice gänzlich unter sich verbirgt. Aber solche Momente sind rar - leider.
Die Aufführung endet matt mit einem matten Lied von Alice: Sehnsucht und Erinnerung. Aber bei diesem faden Schluß wollte es das Premierenpublikum nicht bewenden lassen. Schließlich hatte man einer Vorstellung beigewohnt, die schon seit Wochen im voraus von den Medien als Ereignis gefeiert wurde. Also rafften die Bravo-Rufer alle Kraft zusammen, um die Buh-Schreier niederzustimmen. Das Ensemble hatte, gut vorbereitet, ein "dacapo" nach dem anderen parat, in das sich dann auch Tom Waits mit rauher Stimme und abgehackter Motorik mischte, die aller vorausgegangenen Glätte hohn sprachen. Als dann auch noch Intendant Jürgen Flimm aus der Kulisse lugte, war die Welt wieder in Ordnung, für das Theater und sein Publikum. MECHTHILD LANGE
SOSSENHEIM. Es duftet nach Waffeln und Kartoffelpuffern. Trotz Regens drängen sich viele Sossenheimer auf dem Platz am Kirchberg, trinken Kaffee oder Glühwein gegen die Kälte und nehmen ihren neuen Ortsmittelpunkt in Augenschein. "Wunderbar" sei der, meint eine ältere Frau. Und als die Männer von der Chorgemeinschaft ein Weihnachtslied anstimmen, kehren ein wenig Ruhe und Andacht ein in die Menschenmenge. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), über den Landtagsabgeordneter Alfons Gerling (CDU) vorsorglich einen Schirm hält, lobt denn auch die Sänger und meint: "Nur eines fehlt noch für die richtige Weihnachtsstimmung - daß sich der Regen in Schnee verwandelt."
Zwei Winter vergingen mit dem Bau des neuen Stadtteilzentrums, das neben dem neuen Platz einen Neubau der Flörsheimer Architektengruppe Hytrek, Thomas, Weyell & Weyell umfaßt. Der beherbergt in einem Turm die Stadtbücherei, die ursprünglich im Volkshaus untergebracht und dann in ein Wohnhaus an der Siegener Straße ausgelagert worden war. Unten zur Sossenheimer Straße hin liegt ein Schreibwarenladen, der auch Zeitschriften, Tabakwaren, Geschenke, Getränke und Süßigkeiten verkauft. Auch ein Café wird einziehen.
OB von Schoeler meint, er könne sich über den neuen Sossenheimer Ortsmittelpunkt nur noch freuen. Seinen Vorgängern Wallmann, Brück und Hauff hätte dieser aber wohl manches graue Haar bereitet. Seit 1969 forderte der Vereinsring ein Domizil. Er darf jetzt in einem Mehrzweckraum im schmucken Neubau Quartier nehmen.
1985 beschloß der Magistrat dann die Bebauung des Kirchberges. Bis dann aber zwei Wohnhausblöcke und eine alte Scheune für den Ortsmittelpunkt fielen, vergingen noch Monate. Acht Millionen Mark gab die Stadt für das Projekt aus.
Zur Eröffnung des Neubaus hob gestern Dezernentin Linda Reisch den Vorhang für die Ausstellung eines "weltbekannten Sossenheimers", des Karikaturisten Chlodwig Poth. Bis zum 28. Januar ist zu sehen, was ihm so alles zum Thema "last exit sossenheim" einfiel.
Der CDU-Politiker Bernd-Dieter Serke war hingegen damit beschäftigt herauszufinden, wo denn die öffentliche Toilette sein sollte, die für den Neubau versprochen war, damit das Klohäuschen an der Straße Alt-Sossenheim endlich abgerissen werden kann. Und ein anderer Mann meinte, die Behinderten könnten wieder nicht auf den Platz rollen, da er nur über Stufen erreichbar sei.
Vereinsringvorsitzender Ralph- Peter Hofmann hingegen betonte, er hoffe, "daß sich viele auf dem Platz treffen und Feste feiern." Und das taten die Sossenheimer am Sonntag trotz Regens. Sie tranken dunkles Weihnachtsbock-Bier, taten sich an hauchdünnen Crêpes gütlich oder schauten noch nach Weinachtsgeschenken. SUSANNE HOERTTRICH
WIESBADEN. Einen Ring im Wert von etwa 45 000 Mark erbeuteten vier Trickdiebe am Samstag nachmittag in einem Juweliergeschäft in der Nähe der Wilhelmstraße.
Wie die Polizei berichtete, habe das Quartett den Laden am späten Nachmittag betreten. Während eine Frau den Juwelier in ein Gespräch verwickelte, lenkte ein Mann die Frau des Geschäftsinhabers ab. Dazu lockte er sie auf die Straße, um sich einige Schmuckstücke in einem Schaufenster beschreiben zu lassen.
Die Verwirrung nutzten die beiden Komplizen, um die Tür zu einem Schaufenster zu öffnen und einen wertvollen Ring einzustecken. Anschließend flüchtete das Quartett über die Wilhelmstraße in Richtung Hauptbahnhof.
Die Frau soll etwa 30 Jahre alt sein, dunkle Haare mit grauen Strähnen haben und elegant gekleidet gewesen sein. Die drei Männer sind nach Auskunft der Beraubten zwischen 30 und 35 Jahre alt, allesamt etwa 1,70 groß. Auch sie seien ordentlich gekleidet gewesen und hätten sich in einer fremden Sprache unterhalten. Hinweise nimmt die Wiesbadener Polizei unter der Rufnummer 0611 / 3451 entgegen. kkü
Das Wetter
Wetterlage Das Hoch über Südschweden verlagert sich langsam südostwärts und bestimmt zunehmend das Wetter im nörd- und östlichen Deutschland.
Die anderen Gebiete bleiben im Einflußbereich des nahezu ortsfesten Tiefausläufers über Süddeutschland.
Vorhersage gültig bis Dienstag früh Im Küstenbereich heiter bis wolkig und trocken.
Sonst stark bewölkt bis bedeckt und zeitweise Regen, in den Hoch- lagen der nördlichen Mittelgebirge Schnee.
Höchsttemperaturen im Norden um 2 Grad, sonst 3 bis 6 Grad.
Tiefstwerte in der Nacht zum Dienstag im Norden um minus 2, im Süden um plus 2 Grad.
Im Norden mäßiger Wind aus Nordost bis Ost, sonst überwiegend schwachwindig.Weitere Aussichten für Dienstag Auch im Süden Bewölkungsauflockerung, nachlassende Niederschläge und Temperaturrückgang.
Wetterdaten am Sonntag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 20 Amsterdam
Regen 4 Athen
leicht bewölkt 11 Barcelona
wolkig 15 Brüssel
Regen 3 Budapest
bedeckt -1 Dublin
leicht bewölkt 0 Helsinki
leicht bewölkt 1 Innsbruck
wolkig 2 Istanbul
bedeckt 6 Kairo
wolkig 17 Larnaka
wolkig 13 Las Palmas
stark bewölkt 17 Lissabon
Regen 10 Locarno
wolkig 6 London
stark bewölkt 5 Madrid
stark bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt 17 Mallorca
wolkig 18 Moskau
leicht bewölkt -5 Paris
stark bewölkt 11 Rom
leicht bewölkt 12 St. Petersburg
stark bewölkt 3 Stockholm
wolkenlos 0 Varna
bedeckt 1 Venedig
Nebel 3 Warschau
Schneefall 0 Wien
bedeckt 0 Zürich
stark bewölkt 2
Deutschland
Berlin
Regen 3 Dresden
stark bewölkt 3 Feldberg/Ts.
Regen 5 Feldberg/Schw.
stark bewölkt 2 Frankfurt/M.
Regen 4 Freiburg
stark bewölkt 9 Garmisch
leicht bewölkt 4 Hamburg
stark bewölkt 4 Helgoland
stark bewölkt 6 Köln
Regen 7 Leipzig
Regen 4 München
stark bewölkt 0 Norderney
stark bewölkt 5 Rostock
leicht bewölkt 4 Sylt
leicht bewölkt 4 Zugspitze
wolkig -3
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips,
unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.22 Uhr
Sonnenuntergang 16.26 Uhr
Mondaufgang 5.49 Uhr
Monduntergang 14.18 Uhr
BAD VILBEL. Einen Kursus, wie man sich gesund ernähren und dabei auch abnehmen kann, bietet die Evangelische Frauenhilfe Anfang nächsten Jahres im Grünen Weg 4-6 an.
Ein Informationsabend findet am Freitag, 15. Januar, um 18.30 Uhr statt. Der eigentliche Kursus beginnt am Freitag, 22. Januar, um 19.30 Uhr. Er findet einmal wöchentlich statt und erstreckt sich über zwölfmal zwei Stunden.
Anmeldungen nimmt die Familienbildungsstätte in Friedberg, Telefon 0 60 31 / 9 19 76 ab 2. Januar montags, dienstags und donnerstags jeweils von 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr entgegen. hm
BAD VILBEL. Eine Fastenwoche bietet die Evangelische Frauenhilfe von Montag, 11. Januar, bis Sonntag, 17. Januar, im Evangelischen Gemeindehaus von Massenheim an. Jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr wird über Eßgewohnheiten und -verhaltensweisen nachgedacht und diskutiert. Zum Abschluß wird das Fasten mit einer gemeinsamen Mahlzeit gebrochen.
Ein Informationsabend, der für die Teilnehmer/-innen verbindlich ist, findet am Freitag, 8. Januar, um 18.30 Uhr in der Hainstraße statt. Anmeldungen bei der Frauenhilfe ab 2. Januar unter der Telefonnummer 0 60 31 / 9 19 76. hm
DIETZENBACH. Die "Sterne des Varietés" leuchten am zweiten Weihnachtstag, 26. Dezember, und am Sonntag, 27. Dezember, im Bürgerhaus. Jeweils um 20 Uhr beginnt die Show, die wie "ein Wintertraum" wirken soll. Zu den Künstlern zählen der Zauberer Wittus Witt, die Jongleurgruppe "Double U. C.", die Goldmenschen "La Metta", der Akrobat El Fachoua und der Comedy- Spezialist Mr. Peabody. Besucherinnen und Besucher können sich Eintrittskarten für 24 bis 35 Mark an der Vorverkaufsstelle des Bürgerhauses reservieren lassen (06074 / 301335). Das Kulturamt bittet um Abendgarderobe.
RODGAU. Der Männerchor Dudenhofen kommt am ersten Weihnachtstag, 25. Dezember, um 20 Uhr im Bürgerhaus Dudenhofen zusammen, um vor seinem örtlichen Publikum in einer Feier bei Kerzenlicht zu singen.
Zu einem Weihnachtskonzert lädt der Musikverein Nieder-Roden für ersten Feiertag, 25. Dezember, 20 Uhr, ins Bürgerhaus Nieder-Roden ein.
SELIGENSTADT. Volksweisen aus ihrer Heimat und bekannte Melodien aus Oper und Operette präsentiert die russische Sopranistin Natalja Popova einem interessierten Publikum am Sonntag, 27. Dezember, um 17 Uhr im "Riesen"-Saal in einer Veranstaltung der Stadtkapelle. Deren Kammerorchester wird an dem Spätnachmittag in kleiner Besetzung auch Werke von Gluck, Frank und Mozart spielen. fin
BAD HOMBURG. Verletzungen am Kopf erlitt ein 14jähriges Mädchen am Samstag nachmittag, als es an einem Fußgängerüberweg an der Schleußnerstraße von einem Auto erfaßt wurde. Nach Angaben der Polizei passierte der Autofahrer, obwohl er "Rot" hatte, den Überweg. Das Mädchen wurde mit Verletzungen am Kopf und an den Knien ins Krankenhaus gebracht. ca
BAD VILBEL. Die Freiwillige Feuerwehr Gronau lädt zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 8. Januar, um 20 Uhr in das Gerätehaus ein. Anträge müssen schriftlich eine Woche vorher beim Vorsitzenden Gerd Schramm, Bachwiesenstraße 10, eingereicht werden. hm
FRANKFURT A. M. Während es im Zuschauerraum noch lange hell bleibt, starten auf der kahl-dunklen Bühne des Schauspiels bereits die ersten Aktionen. David Kern (Computerprogrammierer und Tänzer) spricht in einen Spiegel und bannt über eine komplizierte, roboterartige Mechanik seine Lippenmimik auf einen Monitor. Rechts neben ihm sitzt starr im Profil ein Musiker und liest die Zeitdauer von einem Digitalbildschirm ab. So nüchtern, ja verwirrend startet der erste von drei Teilen eines neuen Ballettabends des William Forsythe.
Das Stück heißt als amerikanisches Wortspiel "ALIE/N A(C)TION", frei übersetzt "fremde Länder, fremde Sitten", erinnert aber auch an den Film "Alien". Fremdartig zu sein, ist eine Frage der Position im Koordinatensystem der Emotionen, also absolut relativ. Dieses Motiv spricht sicher diskret die Problematik momentan ungeheuerlicher Ausländerfeindlichkeit bei uns an, ist aber mehr eine Reflexion vom Begriff "fremd" überhaupt. Zwei ernste, wirklich erschütternde Abschnitte umklammern einen urkomisch-skurrillen.
Rhythmische Sprechsequenzen, dazwischen leise Hintergrundmusik von Thom Willems, die sich oft in orkanartigen Eruptionen entlädt, strukturieren den Tanz. Unstet, hektisch und isoliert bewegen sich hinten verzweifelte Typen. Sie rennen gegen die Wand, auf die jemand mit Kreide "Ent-worldet" gekritzelt hat. Wir degenerieren unsere Erde oder befinden uns auf einem außerirdischen Planeten. Sechs lange Holzpritschen werden hin und her geschoben. Tänzer bauen rasch auf und zerstören Strukturen ebenso schnell. Dabei agiert jeder Protagonist kühl vor sich hin. Typische Figuren von Forsythe werden angesetzt, aber sofort wieder gebrochen. Wir sehen verstörte, sich mühsam gegen die Technik wehrende Wesen.
Für den zweiten Teil hat sich die Szene fast gänzlich gewandelt. Nach Tristesse funkeln jetzt bunte Farben in vorwiegend Himbeerrot und Giftgrün mit weißen Flecken. Stephen Galloway hat die Kostüme entworfen und spielt auch einen faszinierend-diabolischen Sektenpriester, der weltweit Anhänger um sich versammelt. Er scheint magische Kräfte zu besitzen und zieht sofort eine Gruppe von schlitzäugigen Geishas in seinen Bann. Seine wieselflinke, kleine Helferin Dana Caspersen schlägt dazu den Takt mit Hammer und Gong. Links sitzt als Frau im Kimono Thom Willems, der Komponist und zugleich Akteur. Er entlockt dem Keyboard einschmeichelnde Weisen von überseeischer Folkloreromantik. Predigtsingsang und Chorstimmen der Tänzer wandeln die Melodik zu spiritueller Lokkung. Der Teufel betört Massen. Als kritischer Kontrast warnt eine Tafel: "Don't want to be hypnotized". Am Ende intoniert das Ensemble kanonartig den Spruch.
In den Gottesdienst trippeln en travestie männliche und weibliche Ballerini als Symbole weißer, etwas demolierter Exotenschwäne. Einzelne lösen sich aus der Gruppe und vollführen aufregende klassische Solovariationen. Was als knallige Mahnung konzipiert ist, gerät derart komisch, daß man herzhaft lachen muß. So erschließt sich die Tanzbotschaft raffiniert in bester Brechtmethodik. Zwischenzeitlich schwebt ein übergroßes Insekt wie aus einem anderen Planeten stammend von der Decke. Nach alle Mitwirkenden und Zuschauer entflammender Rede vom schwarzen Reverend stoppt dieser plötzlich seine Suada und wünscht lächelnd "Merry Christmas!" Schließlich kommt die Truppe vollständig auf die Bühne zurück und glotzt mit herausfallenden Augen ins Publikum.
Im dritten Teil wird die Szene wieder schwarz und ernst. Mitten auf der Bühne steht David Kern wie ein Schiedsrichter und zeigt brabbelnd die Richtung an. Dabei lotet er die Raumdimensionen für klassisches Ballett aus. Um ihn herum wirbeln Tänzer in unterschiedlichen Formationen. Ihre superben, technich vertrackten, äußerst schwierigen, aber mitreißenden Tanzsequenzen werden die Schnitte im Film per Vorhang oftmals unterbrochen. Das steigert spannend die Erwartungshaltung, was nach der nächsten Unterbrechung folgen mag. Zu solch erregendem Ballettdigest spielt Tänzer Shaum Amyot am Klavier wundervoll elegisch Arnold Schönbergs Choral nach Goethetexten "O daß der Sinnen doch so viele sind". Dazu fallen gelegentlich Samplerdonner von Thom Willems ein.
Mit der Uraufführung seines Trios "ALIE/N A(C)TION" ist Choreograph und Dekordesigner William Forsythe ein nachdenkliches Stück voller Ambivalenzen gelungen. Es regt auf und an, betört und verstört zugleich, hat ernsthaft-aufwühlende und witzige Momente, alles vom Ballett Frankfurt in glänzender Technik sowie konzentrieter Mimik dargeboten. Das Werk besitzt hintergründig politische Motive, will uns Fremdheit nahebringen. Trotzdem ist es ein typischer Forsythe mit dem Verdacht, daß die Szenen auch rein ästhetisch gelten können. Soll sich doch jeder einen eigenen Reim darauf machen. Bewegungen verweben sich wunderbar mit der Musik. Wir erleben aufregendes Tanztheater im Futur mit überschäumender Phantasie und Ernsthaftigkeit, die Reflexion provoziert. ROLAND LANGER
BAD VILBEL. Als Trugschluß bezeichnet der Bad Vilbeler Arbeitskreis des "Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland" die Auffassung des Gewerberings in der Brunnenstadt, daß nur die Erreichbarkeit der Geschäfte in der Innenstadt mit Autos deren Existenz sichere. Wie Heiko-Mario Ebert mitteilt, sei tatsächlich die gute Erreichbarkeit der Geschäfte für die Existenz der Läden von Wichtigkeit, doch müsse den Gewerbetreibenden wohl entgangen sein, daß viele Einkäufer zu Fuß oder per Fahrrad in die Innenstadt kämen - oder mit dem Bus.
Sei acht Monaten allerdings fahre der 30er Bus nicht mehr durch die Einkaufsmeile zwischen Altem Rathaus und der Kreuzung am Südbahnhof. Für viele sei der Bus die einzige Möglichkeit gewesen, in die Innenstadt zu gelangen, und viele hätten abends nach der Rückkehr mit dem Bus vom Arbeitsplatz in Frankfurt noch schnell etwas eingekauft.
Wenn jetzt über Umsatzrückgänge geklagt werde, dann könne dies nicht am verminderten Angebot an Autoparkplätzen liegen. Deren Zahl nämlich sei unverändert geblieben.
Der VCD bekräftigt die Forderung, den Bus der Linie 30 wenigstens während der Einstellung der Straßenbauarbeiten in der Frankfurter Straße in den Wintermonaten wieder aufzunehmen, und fordert die Einführung einer eigenen Stadtbuslinie. Der VCD regt ferner an, statt Parkgebühren zu erheben, die Kosten der Bus- und Bahnfahrscheine teilweise zu erstatten, um den Autoverkehr in der Innenstadt zu vermindern.
Der VCD fordert die Gewerbetreibenden auf, vermehrt Fahrradständer vor ihren Geschäften anzubringen und sich für die Aufstellung von Buswartehallen in der Innenstadt einzusetzen.
Ebert abschließend: "Der VCD wünscht sich, daß die Bad Vilbeler Innenstadt auch ohne Auto sehr gut zu erreichen sein wird. Deshalb würde sich der VCD auch freuen, wenn zukünftig weniger den absoluten Parkplatzzahlen als vielmehr den Belangen der Fußgänger/-innen und den mit Bus und Bahn Einkaufenden Beachtung geschenkt würde". hm
In den Gottesdienst trippeln en travestie männliche und weibliche Ballerini als Symbole weißer, etwas demolierter Exotenschwäne. Einzelne lösen sich aus der Gruppe und vollführen aufregende klassische Solovariationen. Was als knallige Mahnung konzipiert ist, gerät derart komisch, daß man herzhaft lachen muß. So erschließt sich die Tanzbotschaft raffiniert in bester Brechtmethodik. Zwischenzeitlich schwebt ein übergroßes Insekt wie aus einem anderen Planeten stammend von der Decke. Nach alle Mitwirkenden und Zuschauer entflammender Rede vom schwarzen Reverend stoppt dieser plötzlich seine Suada und wünscht lächelnd "Merry Christmas!" Schließlich kommt die Truppe vollständig auf die Bühne zurück und glotzt mit herausfallenden Augen ins Publikum.
Im dritten Teil wird die Szene wieder schwarz und ernst. Mitten auf der Bühne steht David Kern wie ein Schiedsrichter und zeigt brabbelnd die Richtung an. Dabei lotet er die Raumdimensionen für klassisches Ballett aus. Um ihn herum wirbeln Tänzer in unterschiedlichen Formationen. Ihre superben, technich vertrackten, äußerst schwierigen, aber mitreißenden Tanzsequenzen werden die Schnitte im Film per Vorhang oftmals unterbrochen. Das steigert spannend die Erwartungshaltung, was nach der nächsten Unterbrechung folgen mag. Zu solch erregendem Ballettdigest spielt Tänzer Shaum Amyot am Klavier wundervoll elegisch Arnold Schönbergs Choral nach Goethetexten "O daß der Sinnen doch so viele sind". Dazu fallen gelegentlich Samplerdonner von Thom Willems ein.
Mit der Uraufführung seines Trios "ALIE/N A(C)TION" ist Choreograph und Dekordesigner William Forsythe ein nachdenkliches Stück voller Ambivalenzen gelungen. Es regt auf und an, betört und verstört zugleich, hat ernsthaft-aufwühlende und witzige Momente, alles vom Ballett Frankfurt in glänzender Technik sowie konzentrieter Mimik dargeboten. Das Werk besitzt hintergründig politische Motive, will uns Fremdheit nahebringen. Trotzdem ist es ein typischer Forsythe mit dem Verdacht, daß die Szenen auch rein ästhetisch gelten können. Soll sich doch jeder einen eigenen Reim darauf machen. Bewegungen verweben sich wunderbar mit der Musik. Wir erleben aufregendes Tanztheater im Futur mit überschäumender Phantasie und Ernsthaftigkeit, die Reflexion provoziert. ROLAND LANGER
BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord : Zehlendorfer Wespen - Crefelder HTC 8:8 (4:2), Braunschweiger THC - Schwarzweiß Köln 6:7 (2:4). - Tabelle: 1. Rotweiß Köln 103:47 Tore, 16:0 Punkte, 2. Crefelder HTC 61:60, 11:5, 3. Harvestehuder THC 81:74, 9:7, 4. Schwarzweiß Köln 47:61, 8:8, 5. Zehlendorfer Wespen 64:60, 6:10, 6. Club an der Alster 49:57, 6:10, 7. Braunschweiger THC 70:83, 4:12, 8. Gladbacher HTC 66:99, 4:12.
BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: RTHC Leverkusen - Eintracht Frankfurt 9:8 (4:2), Club Raffelberg - 1.Hanauer THC 10:2 (2:0), Blauweiß Köln - SC 1880 Frankfurt 11:4 (5:2), Rüsselsheimer RK - Dürkheimer HC 9:1 (6:0). - Tabelle: 1. Rüsselsheimer RK 52:29 Tore, 12:2 Punkte, 2. Eintracht Frankfurt 71:33, 11:3, 3. RTHC Leverkusen 58:41, 10:4, 4. Club Raffelberg 50:37, 9:5, 5. Blauweiß Köln 31:38, 4:8, 6. Dürkheimer HC 28:40, 5:9, 7. SC 1880 Frankfurt 29:61, 2:12, 8. 1.Hanauer THC 15:55, 1:11.
BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: Großflottbeker THGC - DHC Hannover 7:4 (3:2), Club zur Vahr - Eintracht Braunschweig 4:4 (4:2), Klipper Hamburg - Berliner HC 3:7 (1:4), UHC Hamburg - ATV Leipzig 9:4 (5:1). - Tabelle: 1. Berliner HC 75:24 Tore, 14:0 Punkte, 2. Eintracht Braunschweig 48:34, 10:4, 3. Klipper Hamburg 48:48, 10:4, 4. Großflottbeker THGC 39:43, 8:6, 5. UHC Hamburg 46:55, 5:9, 6. DHC Hannover 39:42, 4:10, 7. Club zur Vahr 29:45, 3:11, 8. ATV Leipzig 28:61, 2:12.
OBERLIGA HESSEN, Männer: Eintracht Frankfurt Ib - Limburger HC Ib 8:9 (2:6), SC SAFO Frankfurt - TEC Darmstadt 9:7 (4:3), SC 1880 Frankfurt Ib - Offenbacher RV 5:5 (0:1), Höchster THC - Wiesbadener THC 11:8 (6:3). - Tabelle: 1. SC SAFO Frankfurt 68:39 Tore, 13:1 Punkte, 2. Höchster THC 48:37, 11:3, 3. Wiesbadener THC 59:38, 10:4, 4. SC 1880 Frankfurt Ib 48:45, 8:6, 5. TEC Darmstadt 44:44, 5:9, 6. Offenbacher RV 47:55, 5:9, 7. Limburger HC Ib 39:57, 4:10, 8. Eintracht Frankfurt Ib 34:72, 0:14.
PARIS, 20. Dezember. Der französische Senat hat am Sonntag nachmittag mit der Debatte einer Resolution begonnen, die doch noch eine Klärung der Verantwortung des früheren Premierministers und heutigen Parteichefs der Sozialisten, Laurent Fabius, und zweier seiner Regierungsmitglieder im Bluterskandal durch den Hohen Gerichtshof ermöglicht. Die Entschließung war am Vortag von der Nationalversammlung verabschiedet worden, nachdem dort die Sozialisten die zur Verfahrenseröffnung führende Prozedur vorübergehend abgeblockt hatte.
Die Vorsitzenden der Senatsfraktionen erzielten vor Beginn der Sitzung überraschend Einigung darüber, Fabius sowie die ehemalige Sozialministerin Georgina Dufoix und den Ex-Gesundheitsstaatssekretär Edmond Hervé nicht wegen fahrlässiger Tötung vor den Hohen Gerichtshof zu schicken. Vielmehr schlossen sie sich dem von der Nationalversammlung genannten Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung für Personen in Gefahr an.
Ein gleichlautender Beschluß beider Häuser des Parlaments ist Voraussetzung dafür, daß ein Untersuchungsverfahren beginnt. Dabei geht es um die Frage, welche Verantwortung Fabius und die beiden Mitglieder seiner Regierung dafür tragen, daß rund 1500 französische Bluter im Jahr 1985 durch verseuchte Gerinnungspräparate des staatlichen Bluttransfusionszentrum mit dem Aids-Virus infiziert wurden. 300 von ihnen sind inzwischen gestorben.
Vergangene Woche hatte die konservative Senatsmehrheit gegen Dufoix und Hervé ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gefordert, Fabius jedoch davon ausgenommen. Der Parteichef der Sozialisten sah sich damit freigesprochen, worauf seine Fraktion aus Solidarität mit den beiden Ex-Ministern die gesamte Prozedur stoppte. Um die Partei vor einer schweren Krise zu bewahren, entschloß sich Fabius, auch für sich ein Verfahren vor dem Hohen Gerichtshof zu verlangen.
(Kommentar auf Seite 3)
Im Amtsblatt der Freien Stadt Frankfurt stand am Dienstag, dem 13. Dezember 1842, die amtliche Bekanntmachung, die Scheide-Anstalt der hiesigen Münze betreffend: "Das Rechnei- und Renten- Amt bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß die Scheideanstalt der öffentlichen Münze vom 2. Januar 1843 an durch Herrn Münzwardein Rössler in Betrieb gesetzt werden wird." Auch die Preise für Übernahme von Scheidegut, güldisches Silber, feines Gold in Loth und Tausendteilen wurden exakt bekanntgegeben.
Am 2. Januar 1843 nahm die Frankfurter Edelmetallscheideanstalt in den Räumen der Städtischen Münze ihren Betrieb auf. Das Ereignis jährt sich jetzt zum 150. Mal. Zur Feier dieses Geburtstages und zur eigenen Bestätigung hat die Degussa, die ihr Gründungsdatum auf das Jahr 1873 verlegt - damals entstand sie als Aktiengesellschaft -, eine nobel gewandete, vorzüglich bei Brönner gedruckte Publikation herausgebracht, die jetzt vom Vorstandsvorsitzenden Gert Becker vorgestellt wurde.
Die Historikerin Mechtild Wolf, Leiterin der Dokumentationsabteilung der Degussa, hat in sieben Kapiteln Entstehung und Entwicklung des Weltunternehmens dargestellt. Der symbolische Titel "Im Zeichen von Sonne und Mond", die Symbole für Gold und Silber, die auch im Firmenzeichen der Degussa enthalten sind, umfaßt die Entwicklung in den Jahren vor und nach den Weltkriegen.
Die Frankfurter Münze entstand mit der Edelmetallscheideanstalt in engem Zusammenhang mit der Entwicklung des deutschen Münzwesens im 19. Jahrhundert. Die politischen und wirtschaftlichen Einigungsbestrebungen in Deutschland, auch die Geschichte Frankfurts beeinflußte sie. In Frankfurt wurde seit 1785 kaum noch geprägt. Friedrich Ernst Rössler bekam den Auftrag eine neue Münze einzurichten, gleichzeitig auch eine Edelmetallscheideanstalt.
Am 2. Januar 1843 konnte diese in der Münzgasse eröffnet werden. Der Münzwardein Rössler übernahm sie gegen Pacht und auf eigene Rechnung. Wie es dann unter den Preußen weiterging, wie sich die einheitliche Marktwährung nach 1871 auf die Edelmetallscheideanstalt auswirkte, das und vieles mehr ist in der Publikation beschrieben. "Im Zeichen von Sonne und Mond" ist in einer Auflage von 35 000 Stück erschienen. E-S
STADT UND KREIS OFFENBACH. Der in Offenbach tätige evangelische Schulpfarrer Wolfgang H. Weinrich lädt zu "Talk & Blues am Heiligen Abend" ein. Der "Gottesdienst anderer Art" beginnt um 22 Uhr in der evangelischen Kirche Hergershausen (Kreis Darmstadt- Dieburg). Die Hebamme Gertrud Oesterling (Dieburg), der Auszubildende Michael Müller (Ober-Roden) und die aus Sachsen-Anhalt stammende und heute in Obertshausen lebende Schülerin Annett Wendler werden nacheinander in einem alten Ohrensessel Platz nehmen und sich von FR-Redakteur Siegfried Scholz (Offenbach) zum Thema "Verlangen nach Leben" befragen lassen - dem Leitwort für diesen unkonventionellen Gottesdienst. Es spielt die Band "Blues Selection" aus Rödermark. fin
DIETZENBACH. Der Schulelternbeirat der Helen-Keller-Schule unterstützt den Antrag von Leitung und Kollegium, die Sonderschule "in ein sonderpädagogisches Förder- und Beratungszentrum umzuwandeln". Wie die Beiratsvorsitzende Anne-Marie Schleussing (Heusenstamm) erläutert, wäre die Zusammenarbeit mit den anderen Dietzenbacher Schulen gewährleistet, wenn das neue Konzept für die H.-Keller-Schule eingeführt würde.
Laut Schleussing schafften in diesem Fall einige Schülerinnen und Schüler problemloser den Sprung zurück an die regulären Grundschulen. "Außerdem könnten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in ihren Grundschulen bleiben und von Lehrern der Helen- Keller-Schule integrativ gefördert werden."
Damit der Umwandlung der Schule nichts im Wege steht, sind auch eine Turnhalle und ein Ganztagsangebot notwendig. Schleussing würde es begrüßen, "wenn die Helen-Keller-Schule nach elf Jahren eine Turnhalle bekäme; bisher muß ein Drittel des regulären Sportunterrichts ausfallen, weil diese fehlt". fin
BAD HOMBURG. Bereits vor mehr als einer Woche, am 11. Dezember, wurde ein 17jähriges Mädchen bei einem Unfall in der Urseler Straße verletzt. Die Polizei sucht nun nach dem Mädchen, das sich damals am Knie verletzte. Sie wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden, ebenso aber auch Zeugen. ca
DIETZENBACH. Die Stadt Dietzenbach plant ein neues Konzept für die Fernwärmeversorgung und strebt eine Zusammenarbeit mit der Energieversorgung Offenbach AG (EVO) an. Vorgesehen ist, eine gemeinsame Kapitalgesellschaft zu gründen.
"Ziel der Kooperation ist", so sagte der zuständige Dezernent im Rathaus, Jochen Huvart, "die Situation der Fernwärmeversorgung in Dietzenbach sowohl ökonomisch als auch ökologisch zu verbessern." Es müsse jedoch garantiert werden, daß die Stadt Dietzenbach über ihre Stadtwerke Mehrheitsgesellschafter in der Kapitalgesellschaft wird.
Er hofft, daß die Stadt somit mehr Einfluß bekommen wird auf ein Fernwärmekonzept, das sich mehr als bisher an wirtschaftlichen Gesichtspunkten orientiert. Jochen Huvart: "Wirtschaftlicher jedenfalls als durch einen Liefer- oder Betriebsführungsvertrag."
Dem Unternehmen, das bisher die Heizwerke I und II in Dietzenbach betreibt, wurde vom Magistrat bereits die Kündigung der bestehenden Verträge zum 30. Juni 1994 angekündigt. Huvart: "Spätestens mit Ablauf des ersten Quartals 1994 müßte deshalb der Gründungsvertrag der Kapitalgesellschaft unter Dach und Fach sein." Ein Ingenieurbüro sei schon von der EVO und den Stadtwerkenbeauftragt worden, alte Gutachen zur Fernwärmeversorgung dahingehend zu Ausbau Heizwerk I? überprüfen, ob sie noch den heutigen Rahmenbedingungen entsprächen.
Dabei soll auch abgeklopft werden, ob eine Versorgungsleitung von der Müllverbrennungsanlage bis nach Dietzenbach gelegt werden kann.
Ferner soll der Frage nachgegangen werden, ob der Ausbau des Heizwerks I zu einem richtigen Heizkraftwerk sinnvoll ist. Weil Bau und Betrieb einer solchen Anlage die finanziellen und technischen Möglichkeiten der Stadt überschreiten würden, sucht Dietzenbach einen leistungsfähigen Partner wie die EVO. fin
"Etwas tun, ist das Gebot der Stunde" Gemeinde rückt enger zusammen und wird so eine Flüchtlingswohnung ermöglichen Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Der Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde hat beschlossen, das Obergeschoß des Gemeindezentrums in der Jahnstraße zu einer Flüchtlingswohnung für vier bis sechs Leute umzubauen. Wie Pfarrerin Leonie Krauß-Buck ankündigt, soll mit den Arbeiten möglichst bald begonnen werden. Sie schätzt die Kosten auf etwa 30 000 Mark. Dafür gebe es Gelder aus der Rücklage der Gemeinde. Außerdem gewähre die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau einen Zuschuß - als zinsloses Darlehen. Kirchenpräsident Doktor Helmut Spengler regte in einem Rundbrief an die Kirchenvorstände der Gemeinden an, bei der Unterbringung von Asylbewerbern vor Ort Phantasie zu zeigen. Er nannte als Beispiel die christlichen Flüchtlingshilfen, die als Gesellschaften mit beschränkter Haftung bereits Häuser gekauft und als Flüchtlingsquartiere hergerichtet haben.
Das Finanzmodell, mit dem die christlichen Flüchtlingshilfen erfolgreich arbeiten, soll auch in Seligenstadt angewandt werden. Mit den Mietkosten, die das Land Hessen für die Unterbringung der Flüchtlinge zahlt, sollen zunächst die Zuschuß sichert Miete Schulden beglichen werden. Alle Überschüsse, mit denen gerechnet wird, sollen dann in die Betreuung der Flüchtlinge fließen.
Leonie Krauß-Buck sagte, daß sich - anders als bei privaten Vermietern von Massenherbergen - die Seligenstädter Kirchengemeinde keine goldene Nase verdienen wolle. Vielmehr gehe es darum, notleidenden Flüchtlingen unter guten Bedingungen ein Dach über dem Kopf zu bieten.
Die Räume im Obergeschoß des 1989 errichteten Zentrums wurden bislang für die Gemeindearbeit genutzt. Die Zimmer, in denen Kinder betreut wurden und in denen sich kleine Gesprächskreise trafen, sollen zu einer kleinen Wohnung mit Küche und Bad umgestaltet werden. "Die Angst vieler Gemeindeglieder, daß durch diese Nutzungsänderung Gemeindegruppen keinen Platz mehr in diesem Haus finden, konnte ausgeräumt werden", berichtet die Pfarrerin. Der Tenor in der jüngsten Sitzung des Kirchenvorstands sei gewesen: "Wenn alle etwas mehr zusammenrücken, gibt es da keine Probleme." Dem Beschluß des Kirchenvorstands, den Schritt zu wagen, sei eine intensive Auseinandersetzung über die Asylproblematik und das Profil der Gemeinde vorausgegangen, erinnert sich Leonie Krauß-Buck. "Immer deutlicher wurde im Lauf der Diskussion, daß Christen nicht glaubwürdig sind, wenn sie von der Kanzel predigen und Stellungnahmen abgeben, ihr Handeln aber davon unbeeinflußt bleibt. Endlich etwas zu tun - darüber war man sich schnell einig -, ist das Gebot der Stunde."
Die evangelische Kirche in Seligenstadt war sich nach Angaben der Pfarrerin darüber im klaren, mit einer solchen Wohnung nichts an der desolaten Gesamtsituation bei der Unterbringung von Asylbewerbern ändern zu können. "Aber die Kirchenvorstandsmitglieder wollten auch ein Zeichen setzen, deutlich machen, daß es ihrer Meinung nach in nächster Zeit gar nicht mehr anders gehen wird - als daß Menschen umdenken, auf Gewohntes verzichten, Bereitschaft entwickeln, zusammenzurücken und abzugeben." Daß es nicht nur beim Umbau der Wohnung bleiben darf, darüber sind sich die Verantwortlichen im Kirchenvorstand einig. Die Pfarrerin meint: "In vielerlei Hinsicht müssen Christen in Seligenstadt tätig werden. So soll eine Gruppe gegründet werden, die die Menschen im umgebauten Gemeindezentrum betreut, ihnen Hilfestellung gibt, wenn es nötig ist." Darüberhinaus engagiere sich die Kirchengemeinde weiterhin im Seligenstädter Arbeitskreis "Asyl".
Die Pfarrerin will auch nicht verschweigen, daß es in einer Gemeindeversammlung auch Kritik an den Vorhaben gegeben hat. Manche Gemeindeglieder fürchteten, daß wegen der Asylbewerber Mehr Hoffnung als Angst Probleme im Gemeindezentrum entstehen könnten. Es seien Ängste geäußert worden, von außen angegriffen zu werden, weil sich die Kirche entschlossen habe, den Asylbewerbern eine Bleibe zu bieten.
Andererseits sei auch deutlich geworden, "wie sehr viele sich solch ein Zeichen wünschen". Nach dem Gefühl der Pfarrerin befindet sich die Kirchengemeinde nun in Aufbruchstimmung - verbunden mit Hoffnungen und Erwartungen, aber auch mit Angst und Unsicherheiten. Krauß-Buck: "Es wird sich was verändern - das ist ganz klar. Und die Hoffnungen sind, es wird sich zum Positiven hin verändern."Landesliga Mitte Klarer Sieg
In einem Nachholspiel der Landesliga Mitte gewann der VfB Unterliederbach gegen SSV Dillenburg 3:1 (0:0). Die abstiegsbedrohten Dillenburger wehrten sich, wenn auch nicht immer mit sauberen Mitteln, tüchtig und hatten im ersten Spielabschnitt vielleicht sogar die besseren (Konter)-Chancen. Überlegen freilich spielten in dieser Nachholbegegnung die Gastgeber auch ohne ihren gesperrten Spielmacher Hochheimer. Den möglichen 0:1-Pausenrückstand verhinderte VfB-Kpperer Holger Ettig. Er parierte einen Foulelfmeter. In der 57. Minute erzielte "Andy" Rak das erlösende 1:0, dem Chakir Charag in der 67. Minute das 2:0 folgen ließ. Nach dem 2:1 Anschlußtreffer wurde es noch einmal eng. Erst in der Nachspielzeit machte das eingewechselte Nachwuchstalent Zoran Vranesevic mit dem 3:1 alles klar gegen die Dillenburger Gäste, die zum diesem Zeitpunkt freilich als Folge eines Platzverweises nur noch 10 Akteure auf dem Feld hatten. -ll-
In einem Nachholspiel der Bezirks-Oberliga Wiesbaden kam der SV Hattersheim mit 1:7 bei der TSG Wörsdorf gehörig unter die Räder. Zu wenig druckvoll war im Gegensatz zum neuen Wörsdorfer Tabellenführers das Spiel der Hattersheimer, die erstmals auch Abwehrschwächen verrieten und nach dieser Niederlage mit großen Sorgen in die Winterpause gehen. Zur Pause war bei einem 0:3-Rückstand praktisch schon alles entschieden. Der Gegentreffer resultierte aus einem am kurz zuvor eingewechselten Jorge Alvarez verwirkten Foulelfmeter. Spielführer Michael Seckinger schoß ein. -ll-
HOCHTAUNUSKREIS. Zahlreiche Unfälle auf von Eis und Regen glatten Fahrbahnen meldete die Homburger Polizei am Wochenende.
Allein zwei schwere Unfälle auf Glatteis, bei denen die Autos auf dem Dach landeten, brachten einen Schaden von 48 000 Mark. Noch 20 weitere Unfälle, bei denen die Leitplanken oder andere Autos beschädigt wurden, beschäftigten die Polizei. ca
KÖNIGSTEIN. Spiegelglatt war die Fahrbahn am frühen Samstag morgen in Höhe des Buswendeplatzes in Falkenstein. Eine Autofahrerin kam ins Schleudern, ihr Fahrzeug blieb quer auf dem Schaderhohlweg stehen. Ein in Richtung Ortsmitte fahrender Mann konnte nicht mehr ausweichen und stieß gegen das Unfallauto.
Während die Polizei sich gerade um die Unfallaufnahme kümmerte, schlitterte ein weiterer Personenwagen gegen die schwer beschädigten Fahrzeuge.
Die Fahrerin dieses dritten Wagens hatte noch versucht, über den Gehweg vorbeizukommen, was "wegen der glatten Fahrbahn und nicht angepaßter Geschwindigkeit mißlang", wie die Polizei berichtet. Der Schaden wird hier mit 11 000 Mark angegeben. hko
FRANKFURT A. M., 20. Dezember (epd). In Rest-Jugoslawien nimmt nach Angaben von Frauenorganisationen die Gewalt auch in der eigenen Familie zu. Wie die deutsche Theologin Elisabeth Raiser vom Ökumenischen Forum Christlicher Frauen in Europa am Wochenende in Frankfurt berichtete, hat der Krieg "zu einer erschreckenden Degradierung der Würde und der Selbstbestimmung der Frauen" geführt. Frauen würden seitens der offiziellen Ideologie auf ihre Rolle als Gebärerinnen der "Söhne des Vaterlandes" reduziert. Sie berichtete von Erkenntnissen des "SOS-Notrufs", einer Hilfsorganisation für Frauen und Kinder in Serbien, denen zufolge die Vergewaltigungen durch Ehemänner oder Verlobte seit Ausbruch des Krieges um fast 30 Prozent zugenommen haben.
Systematische Massenvergewaltigungen oder die Existenz von Vergewaltigungslagern in Bosnien hätten ihre Gesprächspartner in Belgrad weder bestätigen noch dementieren können, sagte Frau Raiser. Die serbischen Frauenorganisationen hätten jedoch bestätigt, daß in den Kriegsgebieten Bosniens "Jäger" unterwegs seien, die Frauen aufgriffen und zur Prostitution zwängen.
Mit einem Frauen-Protestzug in Hamburg und einer Trauerdemonstration in Bonn gingen am Wochenende mehrere hundert Menschen wegen der Massenvergewaltigungen im Kriegsgebiet auf die Straße.
SAFO ist Halbzeitmeister. Nach dem Abstieg aus der ersten Feldhockey-Bundesliga hat sich der SC SAFO Frankfurt in der Hallenhockey- Oberliga Hessen wieder schnell gefangen und führt nach Abschluß der Vorrunde ungeschlagen (13:1) die Tabelle an. Unter dem neuen Trainer Rüdiger Hoffmann faßte die Mannschaft - obwohl Bauernfeind, Morales, Kummer und Woeller aus Studiengründen in diesem Winter nicht in der 1. Garnitur spielen - wieder Tritt und mußte nur beim Höchster THC mit 4:4 einen Punkt abgeben. Am letzten Vorrundenspieltag besiegte SAFO den vom ehemaligen SAFO-Spieler Wolfgang Baumgart trainierten TEC Darmstadt. Lars Ohligs, Sven Ohligs, Jung (je 2), Spamer, Hünert und Barth, der verletzt ausscheiden mußte, schossen die Tore beim 9:7-Sieg. Die Höchster folgen nach einem 11:8 über den Wiesbadener THC mit 11:3 Punkten vor dem WTHC (10:4). Schwächer als in den Vorjahren spielte in dieser Saison die 1b-Mannschaft des SC 1880 Frankfurt, die nach dem 5:5 gegen den Offenbacher RV mit 8:6 Punkten auf dem vierten Platz liegt. Eintracht Frankfurt 1b dürfte nach dem 8:9 gegen den Limburger HC 1B mit 0:14 Punkten kaum noch zu retten sein. ws
Von drei Nachholspielen konnten in der Bezirksliga Gelnhausen nur zwei durchgeführt werden. Dabei trennten sich die beiden Kellerkinder der Liga, Hesseldorf und Germania Horbach 1:1. Der TSV Wirtheim schaffte in einem wenig "weihnachtlichen" Spiel gegen Aufsteiger Eidengesäß beim 1:0-Erfolg den zweiten Saisonsieg auf eigenem Platz und erstmals eine zweistellige Tordifferenz (10) auf der Habenseite.
Wirtheim - Eidengesäß 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Ottmar Weingärtner (50). Besondere Vorkommnisse: Rote Karten für Axel Korn (80.) Foulspiel, Harald Lehr (86.) Tätlichkeit, Harry Herzig (86.) Schiedsrichterbeleidigung - alle Eidengesäß. Beste Spieler: Stagemann (wechselt zum Landesligisten Spvgg. Langenselbod), Volker Müller (W) - Schöbl, Bemernt (E).
Hesseldorf/Weilers/Neudorf - Horbach 1:1 (1:1). Tore: 0:1 (25.) Nees, 1:1 (44.) Cierniak. Bes. Vorkommnis: Rote Karte Ralf Eiring (51. - HWN) wegen Schiedsrichterbeleidigung. Beste Spieler: Torhüter Heim (HWN), Nees (Horbach). wh
Beim zweiten Durchgang der Winterlaufserie der Sportfreunde und der BSG Seligenstadt bezwang der Jugendliche Michael Völker (Jahrgang 1973) vom Offenbacher LC über 12 000 Meter in 38:27,2 Minuten klar den Sieger des ersten Durchgangs, Helmut Marenholz (TuS Griesheim) in 38:29,4 Minuten. An dritter Positon des 156 Teilnehmer umfassenden Feldes lief der 35jährige Ulrich Amborn (LG Offenbach) in 41:09,5 ins Ziel. Mannschaftssieger wurde das Quartett des SSC Hanau-Rodenbach in 2:54:04,8 Stunden vor der LG Offenbach in 2:55:26,2 und neun weiteren Gegnern. Schnellste Frau war Silke Welt (LG Frankfurt) in 45:14,2 Minuten. Ihr folgte Birgit Kraus (TV Haibach) in 47:17,4. Der TV Haibach stellte auch die beste Mannschaft in 4:00:58,8 Stunden. Einen souveränen Erfolg buchte Carsten Arndt (SSC Hanau-Rodenbach) über 6000 Meter in 18:50,7 Minuten vor Oliver Wohllebe (Offenbacher LC) in 19:42,5. Beste Teilnehmerin war die Jugendliche Heike Möller in 22:57,5 vor der gleichfalls noch jugendlichen Martina Jäger (beide Offenbacher LC) in 23:13,7. -ch
Weihnachtliche Stimmung in Sossenheim: Mit dem traditionellen Weihnachtsmarkt der Vereine wurde jetzt das neue Stadtteilzentrum am Kirchberg eingeweiht. Trotz Regens waren viele Sossenheimer gekommen, um über den neu angelegten gepflasterten Platz zu schlendern, der auf der einen Seite von Bauten der katholischen Gemeinde und auf der anderen von einem Neubau mit Stadtbücherei, Café, Kiosk und Ladenlokal umschlossen wird. Auch der Vereinsring, der seit 1965 die Kirchbergbebauung forderte, wird von den insgesamt 790 nutzbaren Quadratmetern einen Mehrzweckraum zugeteilt bekommen.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler machte während seiner Ansprache deutlich, seine Vorgänger Wallmann, Brück und Hauff hätten wohl ein paar graue Haare wegen der Kirchbergbebauung bekommen, während er sich nur noch freuen könne. Vom Magistratsbeschluß 1985, der dann nochmals geändert wurde, dauerte es immerhin fünf Jahre, bis mit den Bauarbeiten am 3. Dezember 1990 begonnen wurde.
Für rund acht Millionen Mark setzte die Flörsheimer Architektengruppe Hytrek, Thomas, Weyell & Weyell einen schmucken Neubau an die Straße Alt- Sossenheim. Er wird mit der Ausstellung eines "weltbekannten Sossenheimers" eingeweiht: Des Karikaturisten Chlodwig Poth. Bis zum 28. Januar ist montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags zwischen 11 und 14 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen, was Poth so alles zum Thema "last exit sossenheim" einfiel. she
Sechs Jahre nach dem Tschernobyl-GAU hat das Interesse am Wiesbadener Elternverein Restrisiko nachgelassen Aber Meßstelle und Skepsis sind geblieben Mitgründerin Eva Suda: Ausstieg aus der Atomenergie, andere Umweltpolitik machen Von Susanne Settemeyer WIESBADEN. "Wir hatten das Gefühl, wir würden alle fürchterlich verschaukelt." Auch heute wird Eva Suda diesen Gedanken angesichts mancher Aussagen von Politikern nicht ganz los. Geblieben ist aber nicht nur das; viel umfassender sind die Auswirkungen. "Nichts ist mehr wie vorher. Unser gesamtes Leben hat sich in den letzten sechs Jahren verändert." So lange schon ist es her, daß - weit weg und doch viel zu nah - aus dem Reaktor in Tschernobyl ungeheure Mengen an Radioaktivität entwichen und bis in die Bundesrepublik gelangten. Und seit diesem Mai 1986 arbeitet die Hausfrau und Mutter im flugs gegründeten Elternverein Restrisiko, der noch immer seine Meßstelle für Lebensmittel in Wiesbaden unterhält. "Wir mußten uns doch selber informieren", begründet die 38jährige die Vereinsgründung, "weil so viele widersprüchliche Meldungen an die Öffentlichkeit gelangten." Keine Gefahr, alles halb so schlimm: So manche Auskunft von amtlicher Seite paßte nicht zu Befürchtungen von Wissenschaftlern, denen schnell der Ruch anhaftete, aus dem alternativen Lager zu kommen oder besonders schwarzzumalen. Daß es nicht nur aufgebrachte Mütter waren, die in diesem Aussagen-Wirrwarr Initiative ergriffen, beweist noch heute das Briefpapier des Vereins. Kleingedruckt, aber nicht zu übersehen, sind die Mitglieder des sogenannten wissenschaftlichen Beirats vermerkt, unter denen nur einer ohne Doktor- oder Professorentitel ist.
"Sie sind die erste, die das merkt", ist Eva Suda verblüfft und schmunzelt: "Damit waren wir nicht so leicht angreifbar." Darum war es auch die angestellte Chemikerin, die die im Oktober 1986 eingerichtete Meßstelle betrieb. "Oh, eine Frau Doktor", hieß es dann, wenn Firmen erhöhte Meßwerte in Lebensmitteln vorgehalten wurden und schnell vom ruinierten Ruf die Rede war. Heute freilich steht niemand mehr Schlange, um zu erfahren, ob Spinatblätter oder Milch radioaktiv belastet sind. "Wir haben nachts in unserem Kellerraum in der Schule gehockt und die Meßlisten getippt", erinnert sich Eva Suda an den riesigen Andrang. Die Ergebnisse wurden dann in der Vereinszeitung veröffentlicht. Die Meßstelle liegt zwar immer noch im Keller. Aber der ist "für den in Wiesbaden üblichen Preis" und nach viel Überredungskünsten privat angemietet worden, weil die Schule ihren Platz wieder brauchte. Dorthin, in die Danziger Straße 77, kommen vor allem zur Pilzsaison noch Bürger, um Cäsium 134 und 137 ermitteln zu lassen. Vereinzelt trudeln auch Lebensmittelproben per Post ein und lassen sich Schwangere beraten.
Vorbei ist auch die Zeit, in der man mit Behörden und Firmen im Clinch lag, weil Meßwerte Wirbel verursacht hatten. Der Verein hatte sich gleich nach Tschernobyl einen Geigerzähler zugelegt, Messungen durchgeführt und es auf zahlreichen Wiesbadener Schulhöfen ticken hören. "Aber die Stadt wollte die Schulen nicht reinigen", berichtet Eva Suda von den damals üblichen Auseinandersetzungen mit der Verwaltung. Auch der Umweltminister haben nicht handeln wollen, als er von Restrisiko-Leuten auf übermäßig belastete Haselnüsse ausmerksam gemacht wurde. Statt dessen tat es die Supermarktkette - sie zog alle Nüsse aus dem Verkehr.
Von den einstmals 1400 Vereinsmitgliedern sind Restrisiko rund 750 bundesweit erhalten geblieben und haben den Verwaltungsaufwand auf ein erträgliches Maß reduziert. Denn der war besonders groß, als der Verein ein Jahr nach Tschernobyl in einem Dokumentarfilm des hessischen Fernsehens ausführlich vorgestellt wurde. "600 neue Leute in zwei Tagen haben wir damals gehabt" - und alle bekamen die Vereinszeitung zugeschickt. "Die meisten haben uns aber sowieso nur als Serviceunternehmen betrachtet, daß preiswerte Messungen vornahm", ist für Eva Suda deren Austritt erklärlich. Ihr ging und geht es jedoch darum, den Ausstieg aus der Atomindustrie voranzutreiben, eine andere Umweltpolitik zu machen. In Wackersdorf hat sie Einwendungen erhoben, und gemeinsam war der aktive Kreis von rund 20 Mitgliedern auf dem Wismut-Gelände in der ehemaligen DDR.
Politisch hatte sich die Mutter zweier Kinder, heute acht und elf Jahre alt, nie engagiert. Und daß sich das Familienleben verändert hat, "empfinde ich nicht als Verlust, sondern als Gewinn. Man ist für sich selbst verantwortlich", hat sie kapiert, "und kann nicht auf die Regelungen anderer hoffen". Das höre sich schlimmer an als es ist. Schließlich habe man sich schrittchenweise daran gewöhnt, und "die anderen Leute im Verein hatten dieselben Probleme". Vor allem der Kinder wegen kommen bei Familie Suda fast nur Lebensmittel auf den Tisch, von denen man nachvollziehen kann, woher sie stammen. Das muß nicht immer Gemüse vom Biobauern sein, "der ist so weit weg. Auch der Türke um die Ecke, weiß inzwischen, was ich will."
"Männer sorgen sich nicht so wie Frauen", ist die Grundtendenz von Eva Sudas Erfahrungen. Dabei weisen auch heute noch Wild, Waldbeeren und -honig sowie Fisch und Lebensmittel aus der Sowjetunion erhöhte Radioaktivität auf. Und Para- und Haselnüsse sollten Kinder ("Eltern sind ja für sich selbst verantwortlich") gar nicht essen. Weltweit seien sie aufgrund der oberirdischen Atomwaffenversuche mit Strontium belastet. Daß das viele Menschen kaum kümmert, weiß Eva Suda. "Es ist halt einfacher, wenn man sich einredet, es ist alles wieder gut."
HANAU. Die Senioren-Kegelgruppe des Hanauer Freizeit- und Sportamts sucht noch Mitspieler/innen. Gekegelt wird dienstags von 15 bis 17 Uhr im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Anmeldungen: Telefon 295 - 557 oder -922.
GROSSKROTZENBURG. Der evangelische Jugendclub "FAN '70" sammelt am Samstag, 9. Januar, ausgediente Weihnachtsbäume ein und gleichzeitig Spenden für ein Projekt des Hilfswerkes Brot für die Welt in Brasilien".
GROSSKROTZENBURG. Im Januar können die Kinder, die bis zum 31. August drei Jahre alt sind, im Kindergarten, montags bis donnerstags von 8 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr sowie freitags von 8 bis 12.30 Uhr angemeldet werden.
GROSSKROTZENBURG. Der Jahrgang 1920 / 21 trifft sich wieder im neuen Jahr am Donnerstag, 7. Januar, um 15 Uhr am Rathaus zu einem Spaziergang mit Schlußrast gegen 16.30 Uhr im Bürgerhaus.Hessische Meisterschaft im Kyudo, der japanischen Form des Bogenschießens Innere Ungeduld wird zum eigentlichen Gegner Junge Sportart gehört zum Judoverband / Teilnehmer sind eher "fortgeschrittene Anfänger"
Es ist still in der Halle. Die Bogenschützen halten konzentrierte Innenschau - ihre Blicke wirken entrückt, ja verlaufen sich scheinbar ziellos im Nichts. So knien sie da, in ihren dunklen, knöchellangen Gewändern, atmen, einem strengen Ritual folgend, aus der Tiefe des Körpers, und lassen "Ki", die nichtstoffliche Energie, langsam anfluten. Sodann folgt der eigentliche Akt. In gemessener, der bevorstehenden Handlung ehrerbietender Bewegung, nehmen die Kyudokas Haltung an. Sie spannen den Bogen, erst auf Nasenhöhe und weiter bis zum Äußersten. Dann fliegt er endlich, der vielbeschworene Pfeil, und landet überraschend selten inmitten der Zielscheibe.
Die verhältnismäßig geringe Trefferquote verwundert Insider wie Johannes Ibel ganz und gar nicht. "Auch wenn dies hier die hessischen Meisterschaften sind, ist keiner von uns mehr als ein fortgeschrittener Anfänger." Der Vorsitzende der dem hessischen Judoverband angegliederten Sektion Kyudo weiß, wovon er redet. Seit 1986 selbst mit Pfeil und Bogen aktiv, hat er schon unzählige Interessenten kommen und gehen sehen. Diejenigen, die am schnellsten wieder verschwänden, seien die beim Kyudo immer wieder auftauchenden Esoteriker. Das von "Spiri-Kreisen" zur Kult-Fibel erkorene Einsteiger-Faszinosum "Zen und die Kunst des Bogenschießens" übe auf erleuchtungshungrige Hobby-Bodhisattvas eine geradezu magische Anziehung aus.
Doch, und hier möchte Johannnes Ibel der fehlgesteuerten Legendenbildung entgegenwirken, habe Kyudo mit "Zauberei" überhaupt nichts zu tun. Vielmehr stehe die asiatische Form des Bogenschießens in höfischer und kriegerischer Tradition. Den eindringlich wirkenden Vorbereitungs-Zeremonien käme eine "klar militärische Bedeutung zu". Auf gut deutsch: Es handele sich um eine exotische Form des Kasernendrills. Im fernen Japan seien Pfeil und Bogen mörderische Kriegs-Geräte gewesen, die ob ihrer todbringenden Gefahren, einer behutsamen Handhabe bedurften. Die historische "High-Noon-Situation", bei der nur einer überlebte, habe einen möglichst perfekten Umgang mit dem Tötungs-Instrument erforderlich gemacht.
Anders als heute, wo längst Quantität und Qualität der Waffensysteme über Leben und Tod entscheiden, mußten sich Japans Krieger auf ihre eigenen Stärken besinnen. So konzentiert, als ginge es um "alles", und so gelassen, als ginge es um "nichts", befehligte der real bedrohte Kyudoka-Ahne sein Kriegsgerät. Die neuzeitlichen Nachahmer brauchen den lebendigen Feind zwar nicht mehr zu fürchten, doch machen sich viele ihre eigene Ungeduld zum Gegner. Schon in der ersten Übungsphase werden die angehenden Kyudokas auf die Probe gestellt; müssen sie sich doch ein halbes Jahr - ohne Pfeil und Bogen je berühren zu dürfen - mit Vorübungen begnügen. "Die meisten Anfänger kommen über dieses Stadium gar nicht hinaus. Das lange Warten auf die ersten Schußversuche ist denen zu stressig."
Wer jedoch wie Johannes Ibel eine gewisse Hartnäckigkeit mitbringt, und den Pfeil auch nach andauernden "Frustphasen" nicht ins Korn wirft, dem eröffnet sich eine sportliche Erfahrungswelt, die westlich geprägte Bewegungsarten meist vermissen lassen. Das bewußtere Wahrnehmen von Körper und Geist sei genauso Teil der Kyudo-Philosophie wie die völlige Loslösung vom klassischen Leistungsdenken. Nur wer jahrelang trainiere und dennoch zweckfrei agiere, könne das Geheimnis des Kyudo entdecken.
MARGIT REHN
NEU-ANSPACH. Auf brutale Weise wurden zwei Schüler am Samstag abend in Neu-Anspach beraubt. Die beiden jungen Männer im Alter von 16 und 17 Jahren standen an der Bushaltestelle gegenüber der Häuser "An den Hochwiesen", als gegen 22 Uhr ein dunkelblaues Auto hielt, in dem drei oder vier Personen saßen.
Mit vorgehaltenem Revolver bedrohten zwei junge Männer die Schüler und forderten den einen auf, seine Jacke auszuziehen. Als der 17jährige sich weigerte, rissen ihm die beiden Männer die Jacke vom Leib und rannten zu ihrem Auto zurück. Damit flüchteten sie in Richtung Feldberg-Center.
Die beiden Täter beschreiben die Schüler als 17 bis 18 Jahre alt, 1,70 und 1,80 Meter groß. ca
Mit einem 3:2-Sieg in Eichen rückte der TSV 1860 Hanau in der Fußball-Bezirksliga Hanau bis auf zwei Punkte an den Spitzenreiter Germania Dörnigheim heran. Dagegen büßte der Tabellenvierte, Langendiebach, beim 0:0 gegen Oberissigheim vor dem Gang in die Winterpause einen weiteren Zähler ein.
FC Türk Gücü Hanau - Kewa Wachenbuchen 1:2 (1:0) Tore: 1:0 Güven, 1:1 M. Kirschner, 1:2 Arendt. Beste Spieler: Güven, Soysal (H), M. Kirschner, Kaufeld (W).
FC Langendiebach - Eintracht Oberissigheim 0:0 Beste Spieler: Mucha, Zimmermann (L), Blaut, Parnow (O). Zimmerling (L) verschießt in der 25. Minute Foulelfmeter.
KSV Eichen - TSV 1860 Hanau 2:3 (1:0) Tore: 1:0 Leichner, 1:1 Naranjo, 2:1 Raab, 2:2 Amann, 2:3 Frisenna. Beste Spieler: Heppner, Nazarenus (E), Naranjo, Amann (H). gö
WASSERBALL REGIONALLIGA SÜD: SV Augsburg - VW Mannheim 7:7, 1. Offenbacher SC - WSV Ludwigshafen 11:7, WV 70 Darmstadt - SV Neunkirchen 11:7, Neptun Leimen - SCW Fulda 7:6, WBC 80 Frankfurt - SV München 99 21:7, 1. Offenbacher SC - SV München 99 14:13.
Obdachloser verbrannte auf seinem Behelfslager Ostend: Vorsteher kritisiert fehlende Hilfe der Stadt Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Michels Der Tod eines Obdachlosen beim Brand eines ausrangierten Hafenkrans an der Weseler Werft im Osthafen hat noch am Sonntag für bittere Kommentare unter den Ortsbeiräten des Ostends gesorgt. Aus dem Viertel sind seit vielen Monaten eine Reihe von Anregungen an die städtischen Ämter gegangen, für die etwa 40 wohnsitzlosen Menschen, die im Hafengebiet nächtigen, an der Weseler Werft ein Zelt aufzustellen. Die Initiative war von seiten der Stadt ohne Resonanz geblieben. Wie Polizei und Feuerwehr am Sonntag berichteten, war der Brand in der Nacht zum Sonntag gegen 23.15 Uhr von einem Zeugen gemeldet worden. Auf dem Gelände eines Kiesbetriebs an der Eyssenstraße stand der Maschinenraum des dort abgestellten Krans in Flammen.
Die Feuerwehr rückte mit 15 Mann an und fand beim Löschen die verkohlte Leiche. Da sich im Bereich des Krans "weitere Sachen fanden", so die Feuerwehr, "die auf ein Lager hindeuteten", lag schnell die Vermutung nahe, bei dem Opfer könne es sich um einen der Wohnsitzlosen handeln. Es dauerte vierzig Minuten ehe "Feuer aus" gemeldet wurde.
Nach Befragungen wird vermutet, daß der Tote ein 48 Jahre alter Mann war, der sich nach Angaben der Polizei seit einigen Tagen in dem Kran eingerichtet hatte. Man fand Matratzen, Kochgeschirr und einen Propangaskocher, der das Lager vermutlich entzündet hatte.
"Es wird eben immer enger für die Leute", kommentierte am Sonntag der Ortsvorsteher des Ostends, Franz Stein (SPD), das Unglück. Die Zahl der Obdachlosen im Osthafengebiet sei angewachsen, seitdem am Kaiserlei-Kreisel im Osten der Stadt gebaut wird. Im vergangenen Winter hätten sie auch in den mit Planen überbrückten Teilen der alten Flößerbrücke gewohnt, die dort lagerte. Eine Unterkunft, die ihnen genommen wurde, nachdem diese Brückenkonstruktion inzwischen neben der Friedensbrükke wieder installiert ist.
So hätten sich die Menschen an der Weseler Werft eine Reihe von Zelten aufgestellt. Andere hausten "in Baggern, unter der Eisenbahnbrücke und im Schacht unter der Großmarkthalle". Es kämen "immer wieder welche dazu, die keinen Platz haben".
Schon im Spätsommer hatte der Ortsbeirat 4 einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung verabschiedet, den Wohnsitzlosen ein Gemeinschaftszelt an die Weseler Werft zu stellen. "Das sind da unten", sagte Stein, "keine Zustände." Ferner gibt es seit Wochen Bemühungen, den Leuten in den Sanitärräumen der leerstehenden ehemaligen Wurstfabrik Emmerich an der Oskar-von Miller-Straße "wenigstens die Gelegenheit zu geben, sich zu waschen und zu rasieren".
"Die Stadt hat in der Gegend so viel Gelände", sagte Stein, "und solange man kein Geld hat, die geplanten Wohnungen auch zu bauen, könnten die Obdachlosen ja wohl untergebracht werden."
Nachrichten-Börse
Waigels Gesetz verfassungswidrig? Richter des Bundesfinanzhofes halten dem Spiegel zufolge Teile des von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) geplanten Standortsicherungsgesetzes für verfassungswidrig. Unter das von drei Senaten ausgesprochene Verdikt falle auch die Senkung des Spitzensteuersatzes für gewerbliche Einkünfte von 53 auf 44 Prozent, während gleichzeitig Freiberufler weiter bis zu 53 Prozent an den Fiskus abführen müßten. "EG-Bananen-Zoll ist teuflisch" Die lateinamerikanischen Bananen-Exportländer wollen gemeinsam die von den EG-Landwirtschaftsministern beschlossenen Restriktionen für den Import der krummen Früchte nach Europa torpedieren. Auf einer Dringlichkeitssitzung nannte der kolumbianische Außenhandelsminister Juan Manuel Santos die drohende Diskriminierung der Dollar-Bananen "teuflisch, pervers und illegal". Welche Gegenaktionen die Staaten Costa Rica, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua und Honduras planen, blieb zunächst unklar. Offenbar soll die Sache vor das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) gebracht werden. USA und EG wollen Einigung bis Januar Die USA und die EG wollen darauf dringen, daß die Verhandlungen über ein neues Welthandelsabkommen (Gatt) bis Mitte Januar beendet werden. Dies erklärte US-Präsident George Bush nach Gesprächen mit dem britischen Premierminister John Major und EG-Kommissionspräsident Jacques Delors. Viel Betrieb an Wall Street Mit dem größten Geschäftsvolumen seit drei Jahren hat die New Yorker Aktienbörse am Freitag deutlich fester geschlossen. Der Dow-Jones-Index kletterte um 44,04 auf 3313,27 Punkte. Insgesamt 374 Millionen Wertpapiere wechselten ihren Besitzer. China freut sich über Touristen Für die chinesische Tourismusindustrie dürfte 1992 zum Rekordjahr werden. Zwischen Januar und Oktober kamen mit 31,7 Millionen Urlaubern rund 14 Prozent mehr Menschen als 1991 ins Land. Der mit den Reisenden erzielte Umsatz dürfte nach amtlichen Angaben im Gesamtjahr um fast ein Viertel auf 3,5 Milliarden Dollar klettern.
NEU-ANSPACH. Im Auto beraubt wurde eine Frau aus Neu-Anspach am Samstag vormittag. Sie hatte in einer Bäckerei erzählt, daß sie nach Westerfeld wolle. Daraufhin habe ihr ein Mann angeboten, sie mitzunehmen. Die Frau stieg ins Auto ein, der Mann holte noch einen Bekannten in Usingen ab. Dieser hielt die Frau während der Fahrt plötzlich von hinten fest und forderte den Fahrer auf, zu schauen, was sie in ihrer Tasche habe.
Die beiden Männer stahlen ihr Kontokarten und Bargeld. Erst geraume Zeit später ließen sie sie auf der Bundesstraße nach Bad Homburg hinter dem Abzweig nach Wehrheim aussteigen. Als Kennzeichen des dunkelblauen Golfs GTI hat die Frau die drei Buchstaben F-AZ erkannt. ca
Das Wetter
Wetterlage Das Hoch über Südschweden verlagert sich langsam südostwärts und bestimmt zunehmend das Wetter im nörd- und östlichen Deutschland. Die anderen Gebiete bleiben im Einflußbereich des nahezu ortsfesten Tiefausläufers über Süddeutschland.
Vorhersage gültig bis Dienstag früh Im Küstenbereich heiter bis wolkig und trocken. Sonst stark bewölkt bis bedeckt und zeitweise Regen, in den Hochlagen der nördlichen Mittelgebirge Schnee.
Höchsttemperaturen im Norden um 2 Grad, sonst 3 bis 6 Grad.
Tiefstwerte in der Nacht zum Dienstag im Norden um minus 2, im Süden um plus 2 Grad. Im Norden mäßiger Wind aus Nordost bis Ost, sonst meist schwachwindig.
Auch im Süden Bewölkungsauflockerung, nachlassende Niederschläge und Temperaturrückgang.
Wetterdaten am Sonntag, 13 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 20 Amsterdam
Regen 4 Athen
leicht bewölkt 11 Barcelona
wolkig 15 Brüssel
Regen 3 Budapest
bedeckt -1 Dublin
leicht bewölkt 0 Helsinki
leicht bewölkt 1 Innsbruck
wolkig 2 Istanbul
bedeckt 6 Kairo
wolkig 17 Larnaka
wolkig 13 Las Palmas
stark bewölkt 17 Lissabon
Regen 10 Locarno
wolkig 6 London
stark bewölkt 5 Madrid
stark bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt 17 Mallorca
wolkig 18 Moskau
leicht bewölkt -5 Paris
stark bewölkt 11 Rom
leicht bewölkt 12 St. Petersburg
stark bewölkt 3 Stockholm
wolkenlos 0 Varna
bedeckt 1 Venedig
Nebel 3 Warschau
Schneefall 0 Wien
bedeckt 0 Zürich
stark bewölkt 2
Deutschland
Berlin
Regen 3 Dresden
stark bewölkt 3 Feldberg/Ts.
Regen 5 Feldberg/Schw.
stark bewölkt 2 Frankfurt/M.
Regen 4 Freiburg
stark bewölkt 9 Garmisch
leicht bewölkt 4 Hamburg
stark bewölkt 4 Helgoland
stark bewölkt 6 Köln
Regen 7 Leipzig
Regen 4 München
stark bewölkt 0 Norderney
stark bewölkt 5 Rostock
leicht bewölkt 4 Sylt
leicht bewölkt 4 Zugspitze
wolkig -3
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42
(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.22 Uhr
Sonnenuntergang 16.26 Uhr
Mondaufgang 5.49 Uhr
Monduntergang 14.18 Uhr
Die Bezirksliga Hochtaunus verzeichnete keinen glatten Weihnachtsabschluß. Die Spiele in Hattstein und Schneidhain/Falkenstein (Nachholtermin: 14. 1. 93) fielen aus. Bewegung gab es im Verfolgerfeld: Hinter dem souveränen Spitzenreiter Spvgg. 05 Bad Homburg II (42:2 Punkte) hat die Usinger TSG (34:10 Zähler/2:2 gegen den FSV Steinbach) die besten Relegationschancen. Neuer Dritter ist der FV Stierstadt (4:1 im Schlagerspiel gegen den FSV Friedrichsdorf). Auch TuS Weilnau sowie der 1. FC 04 Oberursel (2:0 gegen DJK Helvetia Bad Homburg /8. Spiel ohne Niederlage) bleiben mit 30:16 Punkten im Rennen um Platz zwei.
EFC Kronberg - SG 05 Hausen 7:1 (5:0). Tore: 1:0 Gawlic, 2:0 und 3:0 Silvio Mondello, 4:0 Bernd Jochmann, 5:0 Bretana, 6:0 Fischer, 6:1 Maik Stephan, 7:1 Fischer. - Beste Spieler: Silvio Mondello, Fischer (K). - Besondere Vorkommnisse: Die Kronberger Bernd Jochmann (2) und Gawlic trafen jeweils Latte und Pfosten. FV Stierstadt - FSV Friedrichsdorf 4:1 (2:0). Tore: 1:0 Henkel, 2:0 Seidenthal, 3:0 und 4:0 Henkel, 4:1 Halt. - Beste Spieler: Henkel (S) sowie Ellmers (F). Usinger TSG - FSV Steinbach 2:2 (0:1). Tore: 0:1 Zeitzschel (FE), 0:2 Heil, 1:2 und 2:2 Favaro. - Beste Spieler: Favaro, Rosin (U) sowie Zadravec (S). - Besondere Vorkommnisse: Pippinger (U) sowie Zadravec (S) trafen in der 89. und 90. Minute jeweils die Latte. FC Oberursel - DJK Helvetia Bad Homburg 2:0 (0:0). Tore: 1:0 Hohmann, 2:0 Michalik. - Beste Spieler: Heid, Michalik (O) sowie Torwart Turano (BH).
TG 02 Wernborn - FC Inter Oberursel 3:1 (0:1). Tore: 0:1 Savolligo, 1:1 und 2:1 Wolfram Baum, 3:1 Sanchez. - Beste Spieler: Kai Wanzke, Sanchez, Wolfram Baum (W) sowie Torwart Caspary (O). - Besonderes Vorkommnis: Wolfram Baum schoß in der 67. Minute einen Fouelfmeter vorbei. hdp
Die Seligenstädter Sportfreunde besiegten im Nachholspiel der Bezirkoberliga Frankfurt- Ost den abstiegsbedrohten FSV Ravolzhausen 7:1 und haben als erster die 50-Tore-Marke übertroffen. Dennoch blieb das Team "nur" Tabellensechster. Gut im Rennen blieb auch der SV Birstein, der Hanau 93 2:1 besiegte. Der Ex- Zweitligist sackte auf Platz 12 ab.
Sportfreunde Seligenstadt - FSV Ravolzhausen 7:1 (5:0). Der Sieg paßte zur abendlichen Weihnachtsfeier. Frühauf (12.) sorgte für einen Frühstart, Lindenau (15. Saisontreffer) sowie Ott (32./45.), der sein Konto auf 11 erhöhte, und der FSV-Abwehrspieler Djumic (43./Eigentor) markierten den Pausenstand. Huth (60.) gelang später ebenfalls sein 15. Saisontor, Spielertrainer Krapp (62.) schoß das 7:0, während die Neuberger erst mit dem Abpfiff durch Rücknagel (FE) trafen. Zuvor war Schröder (72.) mit einem Strafstoß an Torwart Heller (S) gescheitert. Schön und Ott (S) sowie mit Abstrichen Schröder und Rückngael (R) traten vor 200 Zuschauern in den Vordergrund.
SV Birstein - FC Hanau 93 2:1 (1:0). Schiedsrichter Müllner (Groß-Karben) ließ aus unerfindlichen Gründen 102 Minuten spielen, aber in dieser "Verlängerung" fiel trotz Zeitstrafen gegen Koc (H) und Lohrey (B) kein Treffer mehr. Lohrey (26.) und Jürgen Bittner (71.) legten zwei Birsteiner Treffer vor, Munoz (72.) traf im Gegenzug für die "93er", die mit erheblichen Aufstellungsproblemen zu kämpfen hatten. Ersatztorwart Pongratz und Fehmi Koc gefielen vor 200 Zuschauern beim spielerischen besseren Gast, Lohrey, Gören, Härtel und Simon garantierten den nicht einmal unverdienten Arbeitssieg der Platzherren. hdp
Den Umständen, unter denen der Parteichef der französischen Sozialisten und frühere Premierminister Fabius sowie seine beiden damaligen Regierungsmitglieder Dufoix und Hervé vor den Hohen Gerichtshof kommen werden, haftet etwas Absurdes und Tragisches an. Ein solches aus Mitgliedern beider Häuser des Parlaments zusammengesetztes Sondergericht ist in einem demokratischen Rechtsstaat eine anachronistische Institution. Wenn Politiker für im Amt begangene Taten nur von ihresgleichen abgeurteilt werden dürfen, widerspricht dies dem Prinzip der Gleichheit aller vor dem Gesetz. Eine Verurteilung kann leicht in den Geruch politischer Revanche, ein Freispruch in den der Gefälligkeit geraten.
Das bestätigt sich in der Kontroverse um die Verantwortung beider Politiker im Bluterskandal, nachdem ein von der konservativen Opposition beherrschter Senat gegen Dufoix und Hervé den Vorwurf der fahrlässigen Tötung erhoben hat. In kopfloser Reaktion auf die schmähliche Hexenjagd der Rechten ließen sich die Sozialisten zu einer Solidarität mit den Beschuldigten treiben, welche sie in den Augen der Öffentlichkeit um den Rest ihrer Glaubwürdigkeit brachte.
Was das Verfahren an den Tag bringen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist schon jetzt, daß keine der von Staatspräsident Mitterrand vorgeschlagenen Verfassungsreformen dringlicher erscheint als die Abschaffung des Hohen Gerichtshofes. hhb (Paris)
VOLLEYBALL DREI-NATIONEN-TURNIER der Männer in Minden: Deutschland - Polen 1:3 (15:13, 14:15, 11:15, 7:15), Deutschland - Kanada 2:3 (15:5, 15:8, 8:15, 4:15, 13:15).
DVV-POKAL der Frauen, 2. Hauptrunde: VC Marl - Schweriner SC 0:3 (0:15, 4:15, 4:15), CJD Berlin - CJD Feuerbach 3:0 (15:13, 15:11, 15:3), USC Münster - TSV Bayer 04 Leverkusen 3:0 (15:4, 15:12, 15:6), Bayern Lohhof - VfL Vechta-Oythe 1:3 (12:15, 15:8, 7:15, 10:15).
BUNDESLIGA, Männer: VfB Friedrichshafen - SC Leipzig 3:0 (17:16, 15:2, 15:4), TV Düren - VfB Friedrichshafen 1:3 (15:10, 5:15, 9:15, 8:15).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SC Schwaig - SV Fellbach 0:3, USV TU Dresden - VfL Sindelfingen 1:3, SSG Etzbach - Internat Höchst 3:1, VBC Ludwigshafen - SV Eintracht Mendig 1:3, FTM Schwabing - SSV Nordhausen 1:3, SV Lohhof - USC Gießen 3:1, FTM Schwabing - USC Gießen 3:1, SV Lohhof - SSV Nordhausen 3:1, VGF Marktredwitz - VfL Sindelfingen 3:0.
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TV Fechingen - TV Dingolfing 0:3.
Aus dem Geschäftsleben
Feine Augen-Optik In der Goethestraße 24 hat der Frankfurter Rainer Brenner sein "Haus der feinen Augen-Optik" mit neuen Ideen eröffnet und zu einer Kombination von Einrichtung, Kunst und Lichttechnik gestaltet. Es gibt auch außergewöhnliche und verfremdende Brillen aus der Sammlung von L. A. Eyeworks, USA, zu sehen. E-S
HOCHTAUNUSKREIS. Mehrere tausend Mark wurden nach Angaben der Polizei am Freitag abend beim Überfall auf eine Tankstelle in der Friedrichsdorfer Höhenstraße geraubt. Der Räuber hinderte den Angestellten gegen 22 Uhr am Wegfahren und zwang ihn laut Polizeibericht mit einer Schußwaffe, das Geld herauszugeben.
Bei weiteren Einbrüchen und Diebstählen im Taunus wurden am Wochenende auch noch ein Autoradio und eine Einkaufstasche mit Geld gestohlen. Bei zwei Einbrüchen in Läden in Bad Homburg wurden in der Nacht von Freitag auf Samstag Kleider und Sonnenbrillen entwendet. Beide Geschäfte, in die eingebrochen wurde, befinden sich in der Louisenstraße. ca
RÖDERMARK. Wer baut die größte, schönste, höchste, tollste Kugelbahn? Unter diesem Motto veranstaltet die Stadt Rödermark in der neuen Stadtbücherei ein großes Kugelbahn-Turnier, an dem Mädchen und Jungen jeden Alters teilnehmen können. Das Turnier beginnt am Mittwoch, 6. Januar, und endet am Sonntag, 31. Januar. Dabei gibt es attraktive Preise zu gewinnen.
Sicher haben die wenigsten schon etwas von einer Kugelbahn gehört; eines aber ist gewiß: Es macht einen Riesenspaß, eine Kugelbahn aufzubauen. Wer sich dafür interessiert, kommt am besten heute oder morgen zwischen 10 und 12 Uhr oder von 14 bis 17 Uhr in die Bibliothek. Dort ist Diplom-Bibliothekarin Brigitte Stehnske Organisatorin und Ansprechpartnerin, die auch alle Einzelheiten erklärt.
Dort werden auch nicht nur Anmeldungen entgegengenommen, bei denen jeder Teilnehmer erfährt, wann er an der Reihe sein wird; außerdem kann bis zum morgigen Mittwoch auch noch geübt werden, um beim Turnier fit zu sein. Aufgebaut werden kann allein oder als Team zu zweit. Gestartet wird in vier Klassen, um allen Altersgruppen gleiche Chancen einzuräumen. Alle Bahnen werden mit ihren Erbauern fotografiert. Die zu gewinnenden Preise sind in den Vitrinen der Stadtbücherei ausgestellt und werden am 12. Februar den Siegern überreicht. ttt
DHB-POKAL der Frauen, 2. Runde: Oldenburger SV - ASC Spandau 16:13 (8:4), ESV Delitzsch - TSG Wismar 15:23 (8:10), SV Crumstadt - GutsMuths Berlin 17:21 (11:12), SSV PCK 90 Schwedt - Buxtehuder SV 9:34 (3:18), Reinickendorfer Füchse - HCE Rostock 16:19 (7:14), TV Beyeröhder - VfL Oldenburg 20:25 (9:11), TSV Ost-Mosheim - SV Neubrandenburg 20:17 (12:10), DJK Augsburg-Hochzoll - VfL Oldesloe 14:17 (8:12), TSV Krumbach - BSV BW Frankfurt/Oder 22:23 (20:20, 8:11) n.V., Grün-Weiß Wismar - TuS Walle Bremen 12:34 (4:20), TF Woltmershausen - VfL Sindelfingen 15:22 (9:10), Berliner VB - Eintracht Minden 20:23 (8:9), Berliner TSC - TSV Tempelhof-Mariendorf 25:17 (11:9), TJK Würzburg - TV Mainzlar 16:18 (9:9), TSV Schmiden - HC Dambach-Gröbenzell 16:18 (8:10), TSV Harrislee - SC Magdeburg 28:26 (23:23, 20:20, 10:9) n.V., SV Süd Braunschweig - SC Leipzig 24:27 (13:15), SV Werder Bremen - Holstein Kiel 28:24 (14:10).
Mit einem Besuch im Moskauer Staatszirkus an der Bockenheimer Warte hat das Kinderbüro sein zweijähriges Bestehen gefeiert. Die Firma Tengelmann machte 70 000 Mark locker, um 1500 Kindern nebst Begleitpersonen die Gratis- Vorstellung zu finanzieren. Weil die Karten in "Null Komma nichts" weg waren, spendierte die Firma noch einen zweiten Zirkusbesuch. Leider konnten die Kinder dabei nur eine Probe verfolgen, wofür sich Gabriele Mankau, Leiterin des Kinderbüros, gestern entschuldigte.
Sozialdezernent Martin Berg zog eine positive Bilanz der Arbeit des Kinderbüros. Die Stadt sei dadurch "ein Stückchen kinderfreundlicher geworden". Auch Büroleiterin Mankau sprach von einem "guten Anfang, der nicht mehr zu stoppen ist". Einige Wünsche blieben freilich offen. "Die Lobby muß größer werden", meinte Mankau. Und es fehlt natürlich an Geld. 150 000 Mark stellt die Stadt pro Jahr zur Verfügung. Hinzu kommen Spenden von Firmen und Privatleuten. Mit diesem Geld würde jetzt der Ausbau von Kinderzimmern in Hotels finanziert. Rund 800 ausländische und deutsche Kinder, die aus verschiedenen Gründen allein gelassen wurden, seien in Hotels untergebracht.
Mankau hob ferner das Engagement der ehrenamtlichen Helfer - viele Studenten, aber auch ältere Bürger - hervor. Sie seien beispielsweise bei der Vermittlung in Konflikten zwischen Kindern und Anwohnern aktiv, wenn es um die Lautstärke spielender Kinder in Höfen und Wohnanlagen geht.
Für das kommende Jahr kündigte Büroleiterin Mankau die Vorlage eines Kinderberichts an. Im Januar soll ein Kinderstadtplan vorgestellt werden und eine Veranstaltung mit dem Titel "Kinder und Ältere - Neue Form der Partnerschaft" stattfinden. vo
RÖDERMARK. Der Waldfestplatz Schillerwald in Ober-Roden bekommt ein Telefon, das in der vorhandenen Blockhütte installiert werden wird. Damit entspricht der Magistrat einer Bitte der Ortsvereine, die in der Vergangenheit bemängelt hatten, daß bei Unfällen oder sonstigen Vorkommnissen während ihrer Waldfeste nicht auf schnellstem Wege Hilfe herbeigeholt werden könne. Bis zum Beginn der neuen Saison soll der Fernsprecher zur Verfügung stehen. ttt
ELKE BISCHOFF, Neu-Isenburgerin, die zur Zeit noch an der Fachhochschule Frankfurt Sozialarbeit studiert, wird vom neuen Jahr an zusammen mit den städtischen Jugendpflegern das Rödermärker Jugendzentrum betreuen und das bisherige Team ablösen, das sein erfolgreiches Engagement beendet hat. Sie wird während der gegenwärtigen Renovierungsphase den Kontakt zu den bestehenden Jugendgruppen pflegen und außerdem bei der Erstellung eines Konzepts für den Jugendtreff in Ober- Roden mitwirken. Bis zur Wiedereröffnung des JuZ im Februar will die Stadt weitere pädagogische Mitarbeiter gewinnen. ttt
LISELOTTE HAAG, HEINRICH ERDMANN, HANS HOCH und ALEXANDER GRAF ZU SOLMS-LAUBACH, Rödermärker Kommunalpolitiker, haben im Anschluß an die letzte Plenarsitzung des Jahres aus der Hand von Bürgermeister Walter Faust für 20jähriges ehrenamtliches Engagement als Mandatsträger Verdienstplaketten der Stadt Rödermark in Silber entgegengenommen. "Lilo" Haag (CDU) hat vielen Parlamentsausschüssen auch in leitender Position angehört, ehe sie 1981 als ehrenamtliche Stadträtin in den Magistrat einzog; beispielhaft ist darüber hinaus ihr aktives Eintreten für Behinderte und Senioren. Heinrich Erdmann ist als SPD-Stadtverordneter aus dem Haupt- und Finanzausschuß nicht mehr wegzudenken und arbeitet uneigennützig beim Roten Kreuz und der Johanniter-Unfallhilfe mit. Hans Hoch, christdemokratischer "Alterspräsident" in der Stadtverordnetenversammlung, gehört dem gleichen Ausschuß wie Heinrich Erdmann an, war Mitglied der Töpferkommission, der Verbandsversammlung "Zweckverband Sparkasse Dieburg", engagiert sich in der Heimatkommission, im Heimat- und Geschichtsverein, war Jugendschöffe am Amtsgericht Darmstadt und ist im Vereinsleben von Rödermark eine "feste Größe". Alexander Graf zu Solms-Laubach kennt so ziemlich jeden Parlamentsausschuß aus eigener Erfahrung, war Schiedsmann in Ober-Roden und ist im Vereinsleben vielfach vertreten. ttt
STEFFEN HUCK, 24jähriger Seligenstädter, legte in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt die Diplomprüfung mit der Note "sehr gut" ab. Damit bekam er das beste Zeugnis, das in einer Feierstunde vom Prüfungsamt übergeben wurde. Huck hatte 1987 als 18jähriger am Seligenstädter Einhardgymnasium sein Abitur mit der Gesamtnote 1,0 bestanden und war Jahrgangsbester. fin
GÜNTER COUMONT, bislang stellvertretender Forstamtsleiter in Babenhausen, hat die Nachfolge des in den Ruhestand getretenen Forstamtmannes Wilhelm Dietrich angetreten. Er hat 40 Jahre lang ein Revier geleitet, das die Wälder von Reinheim, Groß-Bieberau und Fischbachtal umfaßt. sch.
HERMANN WEGERICH (51), Gartenbau-Ingenieur und seit 1987 Groß- Umstädter, ist neuer Leiter des Versuchsgutes für Obst- und Weinbau in Groß-Umstadt - als Nachfolger von Günter Steinbauer, der nach 30jähriger Tätigkeit in Ruhestand trat. sch.
HEDI KANDEL, aus Dieburg stammende Malerin, die heute im israelischen Tivon lebt, wurde 80 Jahre alt. Ihr Vater wurde ein Opfer des Ersten Weltkriegs, ihre Mutter ein Opfer des Holocaust. Sie selbst mußte ihre Heimat unter Einsatz ihres Lebens verlassen. Inzwischen hat Hedi Kandel, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzt, schon mehrfach ihre alte Heimat besucht und auch ihre Bilder ausgestellt. 1988 war sie mit der Verdienstplakette der Stadt Dieburg ausgezeichnet worden. sch.
HEUTE LESEN SIE
Südafrika Hohe Militärs entlassen Seite 2
Leitartikel Clintons Wunsch und Wirklichkeit Seite 3
Deutsches Asylrecht Papst ruft zur Verteidigung auf Seite 4
Feuilleton "Alice" in Hamburg Seite 8
Medienrundschau Kelms Rücktrittsrede Seite 11
Frankfurt Wohnen am Westhafen Seite 13
Hessen Marburg erwartet Flüchtlinge Seite 19
Fernsehen und Funk Seiten10/11
Roman Seite 18
Freie Aussprache Seite 21
SPORTRUNDSCHAU Ski alpin Seizinger knapp geschlagen Seite 23
Amateur-Länderpokal Hessen unterlag im Finale Seite 26
Profi-Fußball Kindermann reitet Attacke Seite 26
1
RODGAU. Einen Scheck über 20 000 Mark hat Bärbel Seyer, Rektorin der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Weiskirchen, aus der Hand von Jürgen Schlebrowski, Geschäftsführer von Pepsi- Cola Deutschland, entgegennehmen können.
"Wir freuen uns sehr über dieses Weihnachtsgeschenk und werden das Geld vor allem für Therapie-Einrichtungen und Materialien im Schulneubau verwenden", sagte die Schulleiterin.
Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen darauf verzichtet, seinen Kunden Weihnachtsgeschenke zu machen und statt dessen dem Offenbacher Theresien-Kinderheim einen Scheck in Höhe von ebenfalls 20 000 Mark zukommen lassen.
Die lokale Nähe der Behindertenschule zum Abfüllwerk in Nieder-Roden war diesmal ein ausschlaggebender Aspekt. "Aber wir haben diese Einrichtung auch ausgewählt, weil sie nur durch private Zuschüsse optimale Behinderten-Arbeit leisten kann."
Die Bodelschwingh-Schule war 1972 gegründet worden und steht unter der Trägerschaft des Kreises Offenbach. "Wir freuen uns mit der Schule über diese großzügige Spende", erklärte die Kreisbeigeordnete und Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher.
Das Geld trage dazu bei, Behinderten die Selbständigkeit zu vermitteln, die ihnen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben ermögliche.
Zur Zeit werden in der Bodelschwingh- Schule 32 zum Teil schwerst- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 19 Jahren halbtags unterrichtet. ttt
Firmen-Telegramm
Leo Kirch landet in Lufthansa-Zentrale
Die krisengeschüttelte Lufthansa hat ihre Kölner Verwaltungszentrale endgültig verkauft. Neuer Eigentümer ist eine "Bürogebäude Gablenzstraße 2-6", an der auch der Münchner Medienmogul Leo Kirch beteiligt ist. Die Kranich-Airline mietete in ihrem ehemaligen Gebäude Büros für rund 1000 Leute wieder an. Pöhl spricht für Oppenheim Ex-Bundesbankchef Karl Otto Pöhl, seit Anfang diesen Jahres Gesellschafter des Privatbankhauses Oppenheim, ist von den Partnern zu ihrem Sprecher gewählt worden. Alfred Freiherr von Oppenheim übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz des Instituts. Boeing und Airbus planen Super-Jumbo Der US-Produzent Boeing und die europäische Airbus Industrie werden nach einer Meldung der Sunday Times möglicherweise gemeinsam das Großraumflugzeug der Zukunft entwickeln. Angeblich planen die Konkurrenten ein Zusammengehen bei dem auf rund 25 Milliarden Mark veranschlagten Projekt für einen Super-Jumbo mit 600 bis 800 Sitzen.
RÖDERMARK. Nach dreitägiger Marathon-Sitzung hat die Stadtverordnetenversammlung den Haushaltsplan 1993 verabschiedet. Das von Bürgermeister und Kämmerer Walter Faust vorgelegte Zahlenwerk mit einem Volumen von insgesamt 90 Millionen Mark wurde allerdings allein von der CDU-Mehrheitsfraktion gutgeheißen, die SPD lehnte es in Bausch und Bogen ab, Grüne und FDP votierten pointiert. Freidemokrat Wolfgang Bieneck sagte "ja" zum Vermögens- aber "nein" zum Verwaltungshaushalt. Den Stellenplan lehnte die gesamte Opposition ab. Bei den Wirtschaftsplänen der Eigenbetriebe Abwasserentsorgung und Wohnungsbau übten die Grünen Enthaltung.
Stadtverordnetenvorsteher Ladislaus Groß gewann den Haushaltsberatungen indes Positives ab: Von insgesamt 35 von den Fraktionen eingereichten Änderungsanträgen seien elf - das sind 36 Prozent - angenommen, sechs zurückgezogen worden. "Eine solche Bilanz ist gut", sagte der zum Ende der Legislaturperiode in den politischen Ruhestand gehende Erste Bürger der Stadt.
Am Ende der Debatten hatten die Sprecher der vier Fraktionen in kurzen Statements noch einmal das Thema Nummer eins, die geplante Kulturhalle in Ober-Roden, "hochgekocht". Für die Andere Liste / Die Grünen hatte Roland Kern angekündigt, die Kommunalaufsicht einzuschalten, wenn die Union "auf Teufel komm raus" das Projekt noch vor der Kommunalwahl durchpauken wolle.
Karl-Heinz Oberfranz lehnte für die SPD den Etat in allen seinen Teilen ab, zumal er und seine politischen Freunde die Erfahrung gemacht hätten, daß sie zehn Jahre lang Anträge stellen müßten, um einmal ans Ziel zu kommen.
Margot Süß für die CDU erklärte, die Kulturhalle sei für ganz Rödermark da, ihre Fraktion kenne kein Stadtteildenken. Einer Anfechtung des Vorhabens bei der Kommunalaufsicht sehe man gelassen entgegen. Mit der Forderung, die Entscheidung bis nach der Wahl zurückzustellen, habe die Gegenseite sich schon einmal verkalkuliert - bei der Wahl und Wiederwahl von Erstem Stadtrat und Bürgermeister. Einen ausdrücklichen Befürworter der Halle hatte die Mehrheitsfraktion in dem Liberalen Wolfgang Bieneck gefunden, der seine Ablehnung des Verwaltungsetats mit der Aufforderung an den Magistrat verband, im Rathaus "mit noch spitzerem Bleistift" zu rechnen.
Als eine der letzten in diesem Jahr traf die Stadtverordnetenversammlung die Entscheidung, sich von 1993 an dem Dualen System Deutschland (DSD) mit seiner gelben Tüte anzuschließen. Da halfen Beschwörungen eines Roland Kern nichts, der prophezeite, daß DSD Schiffbruch erleiden werde und die Stadt dann vor einem Scherbenhaufen stehe. Das System mit dem "grünen Punkt" sei nicht auf Müllvermeidung, sondern auf die Maximierung von, zugestanden wiederverwertbarer, Verpackung ausgerichtet.
Erster Stadtrat Alfons Maurer teilte weitgehend Skepsis und Bedenken des Grünen-Sprechers, sagte aber, der Stadt bleibe keine andere Wahl. Das sahen denn auch Christ-, Sozial- und Freidemokraten so und votierten für DSD. ttt
KREIS OFFENBACH. Die CDU-Kreistagsfraktion rückt nicht von ihrer Forderung ab, daß die beiden Grünen Roland Schöner und Reimund Butz Äußerungen revidieren, die sie in der jüngsten Kreistagssitzung am 25. November gemacht haben. Damals hatten sie die Union und namentlich deren Fraktionsvorsitzenden Paul Scherer mitverantwortlich gemacht für Ausländerfeindlichkeit und Ausschreitungen gegen Heime für Asylbewerber. Die CDU hatte daraufhin den Plenarsaal verlassen und kategorisch eine Entschuldigung verlangt.
In einem ebenso offenen Brief, wie ihn die Grünen an ihn gerichtet und darin einen Kotau zurückgewiesen hatten, antwortet jetzt Paul Scherer, "daß es für uns nicht ausreichend ist, wenn Roland Schöner erklärt, er habe kein Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion persönlich gemeint. Er und Reimund Butz haben in ihren Beiträgen im Rahmen der Kreistagsdebatte ihre Vorwürfe (...) bewußt an die CDU und damit an alle Mitglieder unserer Partei ausgesprochen. Es ist nach unserer Auffassung ein ungeheurer Vorwurf an Generationen von Männern und Frauen, die sich seit 1946 unermüdlich für die Demokratie eingesetzt und mit all ihrer Kraft nach dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte den Aufbau einer demokratischen, sozialen Gesellschaft mitgeprägt haben."
Es sei verantwortlich und legitim, geht Scherer noch einmal auf das auslösende Moment des Eklats ein, wenn der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Kreistag Offenbach dazu Stellung nehme und das Problem des immer knapper werdenden Wohnraums anspreche. Es dürfe nicht sein, daß in einem demokratischen Gemeinwesen bestimmte Themenbereiche tabuisiert würden und die Politiker den Menschen damit den Eindruck vorgaukelten, daß sie die Augen vor den Problemen verschlössen.
Auch der Hinweis aus den Reihen der rot-grünen Koalition, daß nur fünf Prozent der im Kreis Offenbach untergebrachten Asylbewerber in vom Kreis angemieteten Wohnungen lebten, sei nicht hilfreich. "Sie müssen zur Kenntnis nehmen", schreibt Scherer, "daß in der Bevölkerung zunehmend Unverständnis dafür vorhanden ist, daß Menschen, die verzweifelt bezahlbaren Wohnraum für sich und ihre Familie suchen, keine finden, die öffentlichen Hände gleichzeitig aber erhebliche Beträge für die Unterbringung von Asylbewerbern aufbringen, die nicht aus Gründen politischer Verfolgung in unser Land kommen und für die das Asylrecht der Bundesrepublik nur bequemer und einfacher Weg des Zugangs darstellt." ttt
Es ist schon ein bißchen feierlich. Mit Kerzen und Tannenzweigen, Stollen und Schokopudding. Ein wenig Weihnachten, nicht mehr. "Ein richtiges Weihnachten" ist es nicht, findet Yodit. Denn was ist Weihnachten ohne ihre Eltern. Aber immerhin, fügt die 17jährige aus Eritrea hinzu und löst behutsam die Klebestreifen von dem hellblauen Papier, das das kleine Kästchen umhüllt. Zumindest bleibt sie nicht auf ihrem Zimmer, wenigstens sitzt die Schülerin, die 1989 allein vor dem Bürgerkrieg geflohen ist, nicht einsam in diesem Wohnheim für Asylbewerber irgendwo in Sachsenhausen. Nein, einen Moment lang tritt das Bedrückende zurück, für ein paar Stunden hat die Lehrerkooperative jetzt die Bewohner zur Weihnachtsfeier eingeladen.
Anfang des Jahres, blickt Thomas Blankenhorn zurück, "haben wir hier angefangen": Seitdem bietet die Lehrerkooperative in dem Wohnheim, in dem insgesamt 110 Asylbewerber leben, für die Kinder eine Hausaufgabenhilfe an. Jeden Tag, außer freitags, denn dann ist Zeit "für gemeinsame Freizeiten", erklärt Blankenhorn.
Zusammen mit vier Honorarkräften betreut der Pädagoge 22 Kinder. Finanziert wird das Projekt der Lehrerkooperative vom Land Hessen. Neben anderen Hausaufgabenhilfen für Asylbewerber, die von der Lehrerkooperative bereits seit zwei Jahren meist an Schulen angeboten wurden, ist die Betreuung "vor Ort" nun die vierte Initiative. Wieviele Hausaufgabenhilfen nötig wären, weiß niemand.
Fest aber steht: Allein die Frankfurter Schulen haben in diesem Jahr zwischen 800 und 1000 Schüler aufgenommen, die aus ihren Heimatländern, meist aus dem ehemaligen Jugoslawien, geflüchtet waren. "Eine große Integrationsleistung", lobt Schuldezernentin Jutta Ebeling am Rande der Weihnachtsfeier. Zumal es ja für Flüchtlingskinder keine Pflicht gebe, in die Schule zu gehen: "Das ist eine freiwillige Leistung", sagt die Stadträtin und betont das Engagement des staatlichen Schulamtes.
Nicht angeben könne sie jedoch, wie hoch der Anteil der Kinder sei, die die Schulen nun als "Quereinsteiger" besuchen, aber mit ihren Eltern noch keine eigene Wohnung gefunden haben, sondern in Hotels und Wohnheimen leben. Doch Frau Ebeling ist auch nicht zu dieser Weihnachtsfeier gekommen, um große Worte zu machen oder Reden zu halten. Nein, sie ist die Weihnachtsfrau und verteilt die Präsente. "Das nächste", ein kleines Päckchen, umhüllt von hellblauem Papier, "ist für ...", genau: für Yodit. ing
RODGAU. Markus mag die Surekha sehr gern, und für Fabian ist Bernd so etwas wie sein bester Freund. Sie sehen sich allerdings nur freitags von 17 bis 18 Uhr bei der Sportvereinigung Weiskirchen, um miteinander Gymnastik und anderen Sport zu treiben, sich zu bewegen, vor allem aber auch, um Spaß zu haben. Seit dem 16. Oktober besteht dort eine Behinderten-Sportgruppe, und das bisherige Dutzend Teilnehmer fiebert diesem Termin jedesmal geradezu entgegen.
Mit Joachim Steinfatt ist SV-Geschäftsführer Dr. Helmut Jäger ein Glücksgriff gelungen, wie er selbst erkannt hat. Von Beruf aus Gärtner bei der Stadt Rüsselsheim, verfügt der Vater zweier Kinder nicht nur über eine Übungsleiterlizenz sowohl für körperlich wie geistig Behinderte, sondern auch über das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit jungen Menschen, die mit einer Epilepsie fertig werden müssen, ihr Augenlicht eingebüßt haben oder Spastiker sind. Und wie sie damit leben: in den freitäglichen Sportstunden legen sie, motiviert von Joachim Steinfatt, eine Freude und einen Ehrgeiz an den Tag, um die sie manche Nichtbehinderte beneiden können. Ihr " Vorturner" bringt übrigens seine beiden drei und fünf Jahre alten Töchter Olivia und Katja mit zum Training, und weil es auch Kinder gibt, die noch ihre Geschwister dabei haben, ist es ein buntes Völkchen von behinderten und nichtbehinderten jungen Menschen, die gar nicht sehen und merken, daß die einen gehandicapt sind.
Doch was heißt gehandicapt? Wenn sie sich auch körperlich nicht messen können mit den von der Gesellschaft so vergötterten und materiall verwöhnten Spitzenathleten, so gibt es doch kaum eine Sportart, die ihnen verwehrt bliebe. Und daß sie sich mit ihren Leistungen nicht zu verstecken brauchen, haben erst die jüngsten Paralympics in Barcelona wieder gezeigt.
Der Kreis der Kinder und Jugendlichen, die freitags zur SV Weiskirchen kommen, könnte wahrhaftig größer sein, denn es gibt mit Sicherheit mehr als nur zwei Handvoll junger Menschen in Rodgau, die von Geburt an oder durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt oder anderweitig körperlich oder geistig beeinträchtigt sind. Der Raum im ersten Stock der Sporthalle zwischen Bürgerhaus und Rodgau-Autobahn in Weiskirchen hat die Ausmaße eines Tennisplatzes, und da paßten noch viele hinein. Bis er ganz voll ist und die Übungsstunde noch mehr Freude macht, wird Joachim Steinfatt nicht müde, seine Schutzbefohlenen zu ermuntern, noch mehr Geschwister und Freunde mitzubringen. Natürlich werden sie dann im Sommer hinaus ins Freie gehen, um auf dem Sportplatz umherzutollen, und auch an einen Tagesausflug ist schon gedacht. Natürlich sind alle beim Hessischen Behinderten-Sportverband versichert, und ihren Monatsbeitrag bei der Sportvereinigung trägt der Verein "Gemeinsam mit Behinderten".
Sorge bereitet den Eltern und Verantwortlichen im Verein, daß in diesen Tagen in Deutschland nicht nur Ausländer, sondern auch Behinderte Angst haben (müssen). Daß es Wirrköpfe gibt, die nicht davor zurückschrecken, wehrlose Rollstuhlfahrer umzuwerfen. Von denen, die jetzt zusammen mit ihnen Sport treiben, sie schätzen und achten lernen, wird das nicht zu befürchten sein.
Während einer kleinen Weihnachtsfeier hat Joachim Steinfatt "seinen" Schützlingen bestätigt, daß sich ein jeder sein kleines Geschenk redlich verdient habe. "Und bleibt schön gesund", hat er allen für das kommende Jahr gewünscht. Denn Kranke sind es nun wahrlich nicht.
JOCHEN NOTTROTT
Auch die Spitzenfunktionäre der in Frankfurt ansässigen Sport-Dachverbände tragen die Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit am kommenden Dienstag im Anlagenring mit: Präsident Hans Hansen für den Deutschen Sportbund, Präsident Walther Tröger für das Nationale Olympische Komitee und Erich Schumann als Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe haben in einer gemeinsamen Erklärung alle Sportler und Sportlerinnen aufgerufen, sich in die Kette einzureihen.
Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr; die Kerzen sollen zwischen 19 und 19.20 Uhr brennen. Neben den Glocken der Alten Nikolaikirche am Römerberg, der Katharinenkirche an der Hauptwache und der Peterskirche an der Bleichstraße wird auch das Geläut der Weißfrauenkirche (Gutleutstraße) zum Zünden und Löschen der Lichter erklingen. So hat der Kirchenvorstand am Wochenende entschieden. Anschließend findet in der Kirche um 19.30 Uhr eine "Kurzandacht gegen Haß und für Frieden" statt.
Inzwischen hat auch der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) alle Mitglieder und überhaupt "alle Maler, Bildhauer und sonstige Kollegen" zur Teilnahme eingeladen. Die Frankfurter Behindertenarbeitsgemeinschaft ruft in einer Erklärung "alle behinderten Menschen in Frankfurt auf: Beteiligt euch an der Lichterkette". Sammelpunkt der Behinderten ist der Brunnen am Opernplatz um 18.30 Uhr.
Der Stadtrat für Multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit, hat an "Persönlichkeiten der Frankfurter Wirtschaft" ein werbendes Schreiben gerichtet: "Wir fühlen uns mitverantwortlich für den Erhalt eines menschlichen Klimas in unserer Stadt und drücken deshalb klar unsere Überzeugung aus, daß es in Frankfurt am Main als internationalem Dienstleistungsort mit einem Anteil von 27 Prozent Einwohnern ausländischer Herkunft Offenheit gibt für Pluralität und gegenseitige Toleranz. Wir sind froh darüber, daß die ausländischen Beschäftigten, gleichgültig aus welchem Land sie kommen, hier bei uns arbeiten und leben." Gerade Frankfurt, so Cohn- Bendit, sollte "ein weiteres Glied der Kette sein, die bereits Hunderttausende dazu bewegt hat, ein offenes und friedliches Bekenntnis zu unserer Demokratie und gegen Gewalt abzulegen". clau (Siehe auch Skizze auf Seite 20)
Während sich die siegreichen Gästeboxer vom BC Kamp-Lintfort nach ihrem vierten Kampfgewinn und einer gelungenen Vorstellung in der Sporthalle Süd berechtigte Aufstiegshoffnungen machen dürfen, hat beim CSC Frankfurt der Abstiegskampf begonnen. Durch die 12:15-Niederlage rutschte der dreimalige deutsche Mannschaftsmeister auf den letzten Tabellenplatz in der zweiten Liga ab. "Ich bin tief enttäuscht über unsere Boxer, auch das Kampfgericht hat uns zum wiederholten Male benachteiligt", wetterte CSC-Manager Horst Gauß.
In der Kritik stand erneut Schwergewichtler Willi Fischer, der gegen den US-amerikanischen Militärweltmeister Benjamin McDowell klar nach Punkten verloren hatte. "Willi soll die Feiertage zum Nachdenken nutzen und mir im Januar sagen, wie er sich seine Zukunft als Boxer vorstellt. Ein bißchen Leistungssport dulde ich nicht", warf Bundestrainer Ranze dem 20jährigen Olympiateilnehmer mangelnden Trainingsfleiß vor.
Zwei "alte Haudegen" zeigten, was man mit Trainingsdisziplin erreichen kann. Topfit präsentierten sich der 30 Jahre alte CSC Staffelkapitän Alexander Künzler (Halbmittel) und sein vier Jahre älterer Klubkamerad Szeslav Kapalka (Mittel). Künzler bestach durch Technik und Übersicht und siegte gegen den DM-Dritten Frank Ruf einstimmig nach Punkten. Kapalkas Punktsieg über den deutschen Juniorenmeister Uwe Üdema darf als Sensation gewertet werden. Nach vierjähriger Ringpause startete der ehemalige polnische Meister erst vor einigen Wochen sein Comeback.
Um den Sieg gebracht fühlte sich Hessenmeister Servet Köksal. Der Sachsenhäuser Weltergewichtler brachte Juniorenweltmeister Lude Bros nicht nur in arge Bedrängnis, sondern schlug den Topfavoriten in der zweiten Runde sogar zu Boden. Unter gellenden Pfiffen erklärte das Kampfgericht Bros zum Punktsieger.
"Wir müssen uns damit abfinden, gegen den Abstieg zu kämpfen", analysierte Horst Gauß realistisch. Dank der 750 zahlenden Zuschauer drohe dem traditionsreichen Klub jedoch nicht der vorzeitige Konkurs. Gauß: "Bis zum Saisonende wird es in Sachsenhausen weiter Boxsport geben. Was dann kommt, weiß ich noch nicht." JOCHEN GOLLE
Nachdem der russische Kongreß der Volksdeputierten vor einer Woche den Reformpremier Jegor Gajdar gestürzt und statt dessen den farblosen Wirtschaftsapparatschik Wiktor Tschernomyrdin zum Regierungschef gewählt und sich anschließend bis April vertagt hatte, schien der Machtkampf in Moskau an Schärfe zu verlieren. Präsident Boris Jelzin war zudem bemüht, nach außen hin Normalität zu demonstrieren: Er fuhr wie geplant mit dem deutschen Kanzler über Land und hielt auch an der vorgesehenen Chinareise fest. Der Konflikt zwischen Reformern und Reformgegnern aber schwelte derweil weiter, das war jedem klar.
Nun hat Jelzin das Land des sozialistischen Wirtschaftswunders fluchtartig verlassen, um im heimischen Moskau die Dinge zu ordnen. Wenigstens den "Kern" seiner Reformmannschaft wollte der russische Präsident ins neue Kabinett Tschernomyrdins hinüberretten. Das ist ihm gestern in einem Gespräch mit dem gewählten Regierungschef offenbar gelungen.
Also ein Sieg für Jelzin? Wohl kaum. Es ist eine Eigenart des gegenwärtigen russischen Machtgefüges, daß sich Sieg und Niederlage stets überlappen. So hat Jelzin nun zwar einiges Reformpersonal in der neuen Regierung installiert. Welcher Handlungsspielraum diesem Reformflügel dort aber bleibt, ist unklar. Das Parlament, ein ständig tagendes Konzentrat aus dem überwiegend reformfeindlichen Volksdeputiertenkongreß, hat in der vergangenen Woche bereits deutlich gemacht, daß es sich künftig noch stärker als ohnehin schon in die Regierungsarbeit einzumischen gedenkt. ost(Moskau)
KRONBERG. Zwei Mitglieder der Bürgerinitiative Schillerstraße ("BISS") haben einen Rechtsstreit gegen die Stadt verloren. Das Frankfurter Verwaltungsgericht hat ihren Antrag gegen die Verkehrsumlenkung, von der sie sich als Anwohner der Schillerstraße unzumutbar beeinträchtigt sehen, abgewiesen. Bürgermeister Wilhelm Kreß teilte dies mit sichtlicher Genugtuung dem Stadtparlament mit. Den Mißerfolg der Klageführer betrachtet er als um so bemerkenswerter, als sie von "einem besonders spezialisierten Anwaltsbüro vertreten wurden, das die eigenen Erfolgschancen stets positiv dargestellt hat".
Die unterlegenen Antragsteller müssen die Kosten des Verfahrens tragen. Die Stadt hat sich von der Magistratsrätin Irene Lausen vertreten lassen, wodurch den beiden BISS-Mitgliedern zusätzliche Prozeßkosten erspart blieben.
Das Verwaltungsgericht machte sich die städtische Argumentation zu eigen, wonach sich erst nach Ablauf der Probephase gesicherte Erkenntnisse über die Belastung der Anwohner gewinnen ließen. Mit der Verkehrsumlenkung seien zudem keine vollendeten Tatsachen geschaffen worden; das sei schon daran zu erkennen, daß auf eine Dauermarkierung verzichtet und die Ampelanlage an der Schillerstraße nur provisorisch installiert worden sei.
Die von den Anwohnern genannten Werte über die Lärmbelastung (nach Ansicht der Stadt beruhen sie auf "nicht nachvollziehbaren Schätzungen") wurden vom Gericht als zutreffend unterstellt; die Orientierungswerte würden jedoch die Lärmschutzrichtlinie nicht überschreiten. Eine "enteignende" Wirkung sei auszuschließen, eine Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrheit nicht ersichtlich.
Wörtlich heißt es im Beschluß des Verwaltungsgerichts: "Schließlich hat die Antragsgegnerin (die Stadt) im engeren Teilstück der Schillerstraße zwischen Ludwig-Sauer-Straße und Friedrichstraße eine Einbahnstraßenregelung eingeführt, so daß der Nord-Süd-Verkehr nicht mehr durch dieses Straßenstück fließt. Darüber hinaus wurde in der ganzen Schillerstraße die Geschwindigkeit auf Tempo 30 beschränkt. Diese beiden Maßnahmen, die zu einer Verminderung des Verkehrslärms führen, zeigen, daß die Antragsgegnerin die Belange der Anwohner der Schillerstraße und damit die Interessen der Antragsteller bei ihrer Abwägung in einer Weise berücksichtigt hat, die Ermessensfehler nicht erkennen läßt."
Die Bürgerinitiative Schillerstraße hat die Entscheidung mit Gelassenheit zur Kenntnis genommen: "Zugegeben, das ist eine Niederlage für die BISS und ein Erfolg für den Bürgermeister", kommentiert ihr Sprecher Friedo Wolf, "aber damit steht es erst 1:0 in der ersten Halbzeit!"
Es sei nicht über die endgültige Verkehrsumlenkung entschieden worden, sondern lediglich über die Rechtmäßigkeit der Erprobung. In einem Eilververfahren wie diesem finde keine umfassende Sachverhaltsermittlung, sondern nur eine "summarische Prüfung" statt.
Die dem Beschluß zugrunde gelegten Lärmpegel beruhten im übrigen lediglich auf Schätzungen, der tatsächliche Lärmpegel, so Wolf, liege "höher und überschreitet die nach Ansicht des Gerichts einschlägigen Grenzwerte". Die von der Kammer genannte Richtlinie sei keineswegs zwingende Rechtsnorm, sondern nur eine "Orientierungshilfe". Der BISS- Sprecher wörtlich: "Die nach Ansicht des Gerichts einschlägigen Grenzwerte sind überholt, und es bestehen gute Aussichten, daß sie in einem zukünftigen Beschwerde- oder Hauptsacheverfahren erheblich niedriger angesetzt werden." hko
Landesliga Mitte
Die polnische Stadt Breslau ist ab Januar erstmals durch eine Linienflugverbindung an den Westen angebunden. Als erste deutsche Fluggesellschaft errichtet die Eurowings NFD + RFG Luftverkehrs AG einen Liniendienst von Frankfurt/ Main in die Stadt an der Oder.
Vom 18. Januar an nimmt montags, mittwochs und freitags jeweils um 12.30 Uhr eine Maschine vom Typ ATR 42 Kurs auf Breslau. Die Flugzeit beträgt eine Stunde und 45 Minuten. Rückflugtermin am Breslauer Flughafen ist an denselben Tagen jeweils um 14.45 Uhr, teilte die NFD Luftverkehrs AG in Nürnberg mit. lhe
Die Frankfurter Universität hat am Wochenende ein Flugblatt zurückgezogen, auf dem namentlich ein Student für Sachbeschädigungen während der gewalttätigen Auseinandersetzungen am vergangenen Dienstag verantwortlich gemacht wurde.
Der betroffene Student, der von 1989 bis 1990 AStA-Vorsitzender war, streitet die Vorwürfe ab und beantragte beim Verwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung. Die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts, so Thomas Kieseritzki, Anwalt des Klägers, habe sich am Freitag mit dem Kanzler der Universität in Verbindung gesetzt und erwirkt, daß das umstrittene Flugblatt aus dem Verkehr gezogen wird.
Über den Erlaß der einstweiligen Anordnung werde das Gericht formell heute entscheiden. Sein Mandant behalte sich darüber hinaus vor, die Vorwürfe im Rahmen einer Feststellungsklage klären zu lassen, sagte Kieseritzki.
Der Anwalt vertritt auch einen Studenten, der während der Auseinandersetzungen am Dienstag von einem Schlagstock am Kopf getroffen wurde und ins Krankenhaus mußte.
Gegen den betreffenden Polizisten, so Kieseritzki, werde eine Strafanzeige vorbereitet. vo
Ein 18jähriger Mann und eine 36 Jahre alte Frau sind am Wochenende im Frankfurter Straßenverkehr ums Leben gekommen. Die Unfälle ereigneten sich in Sachsenhausen und im Ostend. Ein Fußgänger im Gallus hat schwere Verletzungen erlitten.
Wie die Polizei berichtet, wurde die Frau am Samstagabend gegen 22.10 Uhr auf dem Deutschherrnufer frontal von einem Opel Kadett erfaßt und starb wenig später im Notarztwagen. Sie hatte die Straße überqueren wollen. Am Steuer saß ein 26jähriger Frankfurter, der mit seinem Wagen aus Richtung Offenbach gekommen war.
Die angefahrene Frau war nach Angaben von Zeugen in Begleitung einer weiteren Frau gewesen, die in der Fahrbahnmitte stehengeblieben war. Nach dieser Frau, die anschließend "die Unfallstelle verlassen hatte", wird nun als Zeugin gesucht. Sie soll 30 bis 35 Jahre alt gewesen sein, kurze schwarze Haare gehabt und schwarze Kleidung getragen haben. Anlaufadresse ist bei diesem Verkehrsunfall das 8. Polizeirevier, Telefonnummer 61 02 61.
Ein junger Offenbacher war der Unfallfahrer, als am frühen Sonntagmorgen ein mit fünf Personen besetzter Citroën in der Sonnemannstraße gegen ein Eisentor prallte. Laut Polizeibericht war der 18jährige gegen 3.10 Uhr in Höhe des Hauses Nummer 4 von der Fahrbahn abgekommen. Sein Beifahrer, ebenfalls 18 Jahre alt, wurde bei der Kollision aus dem Wagen geschleudert. Der junge Mann verstarb noch direkt an der Unfallstelle im Ostend.
Drei weitere Mitfahrer, alle 19 Jahre, wurden nur leicht verletzt. Der Wagen fing Feuer und mußte von der Feuerwehr gelöscht werden. Die Unfallursache muß noch in den nächsten Tagen noch geklärt werden.
Hingegen ist ein 54 Jahre alter Fußgänger auf der Mainzer Landstraße in der Nacht zum Samstag gegen 1.15 Uhr bei einem Unfall mit schweren Verletzungen davongekommen.
Der Mann wollte laut Bericht der Polizei im Gallusviertel, in Höhe der Hausnummer 371, die Straße überqueren. Eine 34jährige Frankfurterin, die in Richtung Innenstadt unterwegs war, erfaßte mit ihrem VW Golf trotz einer Vollbremsung den Fußgänger. Dieser mußte stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden. clau
Widerstand gegen die Sparpläne der Bundesregierung im sozialen Bereich hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hessen angekündigt. Erneut wolle die Bonner Regierung die Lasten auf die Schultern derer abladen, die bislang am meisten benachteiligt worden seien, sagte der DGB-Landesvorsitzende Karl-Heinz Jungmann am Wochenende in Frankfurt.
Wer nur die Empfänger von Wohngeld, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe zur Haushaltssanierung heranziehen wolle, könne nicht mit der Zusammenarbeit der Gewerkschaften bei dem geplanten Sozialpakt rechnen. Nur wenn ein offenkundig ausgewogenes Programm, das diesmal auch die Einheitsgewinnler wie Anwälte, Versicherungen, Manager und andere Besserverdienende spürbar an den Kosten des Aufschwungs Ost beteilige, aufgelegt werde, würden die Arbeitnehmerorganisationen mitmachen erklärte Jungmann. lhe
Der mit 100 000 Mark dotierte Manfred-Köhnlechner-Preis ist dem Wissenschaftler und Arzt Gerhard Ohlenschläger verliehen worden. Er werde für seine "bahnbrechende Forschertätigkeit" am Institut für Physiologische Chemie an der Universität Frankfurt/Main geehrt, hieß es in der Begründung.
Dem 61jährigen sei es gelungen, die Funktionszusammenhänge zwischen Zellen und dem körpereigenen Gluthation- System zu klären. Diese Erkenntnisse könnten für die Krebsbekämpfung Bedeutung haben. Der Preis ist nach dem bekannten Naturheilpraktiker Manfred Köhnlechner benannt und wird von der gleichnamigen Stiftung vergeben. Er soll die höchstdotierte Auszeichnung in Deutschland für Medizin sein. dpa
330Verschiedene
Zweite Basketball-Bundesliga, Frauen Mit Freiwürfen von Ängsten freigeworfen
Aufsteiger Kronberg kann mit ausgeglichenem Punktekonto beruhigt in die Weihnachtsferien gehen. Selbst der vierte Rang ist nach der Würzburger Niederlage greifbar. Die Absicherung des fünften Ranges, der die Teilnahme an der Abstiegsrunde verhindert, bleibt das Ziel. Mit Schwabing konnte einer der Mitstreiter um diesen Rang abgewiesen werden.
Wegen der Bedeutung des Spiels agierten die Gastgeberinnen im ersten Abschnitt nervös. Einzelaktionen prägten das Geschehen. Trotz der Distanztreffer von Heidi Globbig und Marianna Klimentova und der Tatsache, daß die Münchnerinnen nur mit sechs Akteurinnen angereist waren, blieb das Geschehen bis zur 28. Minute (52:48) offen. Erst dann zeigte sich der Neuling in der Abwehr kompakter, wirkte auch mannschaftlich harmonischer und erwies sich als Freiwurfspezialist: von 24 Versuchen zappelten 22 im Korb. Die ehemalige CSFR-Jugendnationalspielerin Marianna Klimentova war mit 29 Korbpunkten wie gewohnt treffsicherste Akteurin, Heidi Globig (14) gelangen zwei "Dreier". Steffi Herzog (11), Marion Friedrich (7) sowie Marion Kühn, Ilka May (je 6) sowie Helga Neumann und Kim Salentin (beide 4) trafen ebenfalls für den MTV. hdp
Zwei Angestellte eines Sportgeschäfts am Roßmarkt sind am hellichten Tag vor der nahegelegenen Dresdner-Bank-Filiale um einen Teil der Tageseinnahmen beraubt worden.
Laut Polizeibericht trugen die beiden, 23 und 31 Jahre alt, in einer Tüte zwei Geldbomben mit insgesamt 40 000 Mark bei sich. Kurz bevor sie um 17.50 Uhr die Bank erreicht hatten, stieß sie jemand von hinten an.
Der Jüngere fiel zu Boden. Als er lag, wurde ihm die Tüte entrissen. Sein Partner konnte die beiden Täter noch bis in die Junghofstraße verfolgen, verlor sie dann aber aus den Augen.
Die Täter sollen beide etwa 1,80 Meter groß und mit dunklen Bomberjacken bekleidet gewesen sein. Einer soll eine Baseball-Mütze getragen haben. clau
Ein Streit zwischen einem 28jährigen und einem 18jährigen im Stadtteil Hausen hatte am Samstag abend blutige Folgen. Laut Polizeibericht gerieten die beiden Männer in der Langweidenstraße gegen 22 Uhr zunächst mit Worten aneinander. Darauf ging der 28jährige in seine Wohnung und kam mit einem Jagdmesser und einer Schreckschußpistole zurück. Mit dem Messer stach er dem 18jährigen in den Bauch und verletzte ihn schwer. Neben einer Funkstreife wurden Rettungs- und Notarztwagen gerufen.
Als die Polizisten eintrafen, stürzten sich plötzlich mehrere Umstehende auf den Täter. Darauf stach dieser, der alkoholisiert war, mit seinem Messer um sich und verletzte zwei Zeugen, einen 22jährigen und einen 27jährigen, schwer. Danach konnte der Mann festgenommen und seine Waffen sichergestellt werden. clau
2616 Bürger haben sich während des ersten Jahres im Polizeiladen am Technischen Rathaus beraten lassen. 712mal war die Begehung von Häusern oder Wohnungen die Folge. Für die Polizei haben sich damit die Erwartungen erfüllt, daß mit einer solchen Einrichtung außerhalb des Präsidiums eine Schwellenangst gegenüber der Polizei überwunden werden kann.
Im Polizeiladen gibt es Ratschläge zu Sicherungsmaßnahmen gegen Einbrüche und über das richtige "präventive Verhalten" zum Schutz vor Diebstählen, Betrügereien und Gewalttaten. Die Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag von 8 bis 12 Uhr, donnerstags von 16 bis 19 Uhr. Die Telefonnummer des Polizeiladens: 28 52 35. clau
Ralph Berner, der Deutsche Meister im Querfeldeinradfahren vom VC Frankfurt gewann am Sonntag das zweite Rennen um den Trier-Cup vor Profi-Weltmeister Mike Kluge (Berlin) und dem Kölner Jörg Arenz. Damit gewann Berner auch die Gesamtwertung des zweitägigen Rennens in Trier, nachdem er am Samstag hinter Kluge und vor Arenz Zweiter geworden war.
Klar, daß Ralph Berner am Sonntagabend dann auch im Mittelpunkt der Jahresabschlußfeier des VC Frankfurt im Südbahnhof stand. Vorher hatte Vorsitzender Günter Schabel die Straßenfahrer geehrt, die für elf Siege und etliche gute Plazierungen gesorgt hatten, wobei Dirk Märkl sechsmal und Oliver Roth dreimal erfolgreich gewesen waren. Auch Neuzugänge konnten vorgestellt werden wie die Brüder Mackeldey und Junior Peter Fontain aus Schöneck sowie als Rückkehrer Sven Bauer, der im Vorjahr für einen Berliner Verein gefahren war.
Die stärksten VC-Fahrer werden 1993 mit den besten des RSC Mars-Rotweiß und des RV Henninger Sossenheim die Bundesligamannschaft der LG Frankfurt bilden. Boe
KREIS OFFENBACH. Ein 81jähriger Renter hat vermutlich schon am Freitag abend mit einer Pistole seine 78jährige Ehefrau und anschließend sich selbst erschossen. Die beiden wurden am Sonntag vormittag in ihrer Wohnung an der Schoppenhauer Straße von Nachbarn entdeckt. Wie die Polizei am Sonntag abend mitteilte, ist das Motiv noch nicht geklärt. Die Behörden vermuten, daß die Eheleute so krank waren, daß sie sich entschlossen, sich das Leben zu nehmen. fin
Eigentlich hat Arturo Martín Menoyo allen Grund, an diesen Weihnachtstagen zufrieden zu sein. "Das Jahr 1992" urteilt der spanische Jesuiten-Pater, "sieht sehr erfreulich aus." Immerhin knapp 80 Millionen Dollar dürfte der Priester bis zum Monatsende in der Kasse haben - gut ein Viertel mehr als 1991.
38 Jahre lang hat Menoyo als Japan- Missionar gearbeitet. Vor zweieinhalb Jahren aber rief ihn der Papst für eine besondere Mission in den Vatikan: Seither leitet der Ordensmann das Büro zur Koordinierung der weltweiten Spendensammlungen des Heiligen Stuhles. Die 1989 eigens eingerichtete Dienststelle hat vor allem eine Aufgabe: Sie soll der chronisch defizitären Zentralverwaltung der katholischen Kirche verstärkt Geld zuführen. So reist Menoyo fast ständig im Ausland herum, spricht vor den nationalen Bischofskonferenzen, katholisch orientierten Unternehmerverbänden oder auch in großen Pfarreien über die materiellen Bedürfnisse seines Dienstherren, diskutiert Hilfsmöglichkeiten und ruft zu verstärkter Gebefreudigkeit für den sogenannten "Peterspfennig" auf. "Peterspfennig" reicht nicht
Doch trotz des Einsatzes des Spaniers wird das gesammelte Geld im laufenden Jahr nicht ausreichen, um den Fehlbetrag im Etat des Heiligen Stuhles auszugleichen. Knapp 85 Millionen Dollar Verlust fährt die Kurie 1992 ein. Und 1993 dürfte es noch dicker kommen - rechnet doch der Präsident der päpstlichen Wirtschaftspräfektur, der amerikanische Kardinal Edmund Casimir Szoka, mit einem Rekorddefizit von fast 92 Millionen Dollar. Den insbesondere aus Kapitalanlagen und Immobilien gespeisten Einnahmen von 86 Millionen Dollar stehen veranschlagte Ausgaben von beinahe 178 Millionen Dollar gegenüber. Mit einem Anstieg um zehn Prozent legen die Aufwendungen überproportional zu. Der Grund: Vom 1. Januar an muß ein neuer Pensionsfonds für alle Beschäftigten im Vatikan finanziert werden.
Allerdings ist der souveräne "Staat der Vatikanstadt", wie er 1929 durch die Lateranabkommen - der Aussöhnung zwischen Papst Pius XI. und Mussolini - ins Leben gerufen wurde, kein einheitliches administratives, juristisches oder finanzpolitisches Gebilde. Zwischen wenigstens zwei Ebenen muß im kleinsten Staat der Erde unterschieden werden: Während der Heilige Stuhl, die Zentrale der katholischen Weltkirche mit ihren zahlreichen Behörden und Kurienbüros, seit 1973 kontinuierlich rote Zahlen schreibt, weist der "weltliche" Vatikanstaat, dessen Oberhaupt ebenfalls der Papst ist, traditionell einen positiven Saldo aus. Mit seinen Dienstleistungsangeboten und Betrieben, wie etwa den Museen, der Post, dem Münzen- und Medaillenverkauf, dem zollfreien Supermarkt und der Tankstelle, hat der Vatikanstaat 1990 und 1991 jeweils knapp 13 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet. Im zu Ende gehenden Jahr sollen es 7,8 Millionen und 1993 nur noch etwa 5,8 Millionen Dollar werden. Aus diesen Überschüssen müssen die roten Zahlen der Purpurträger letztlich ausgeglichen werden.
Von diesen beiden Verwaltungen völlig unabhängig operiert das "Istituto per le Opere di Religione", die Vatikanbank, die Anfang der achtziger Jahre in den Skandal um den Zusammenbruch der Mailänder Banco Ambrosiano verwickelt war. Das mittlerweile gründlich umstrukturierte Institut, das vor allem Einlagen von Orden, Klerikern und anderen kirchlichen Kunden verwaltet, ist persönliches Eigentum des jeweiligen Papstes. Sie veröffentlicht keine Bilanz, ihre Erträge fließen nicht in den kurialen oder den staatlichen Haushalt ein.
Den größten Posten im Etat des Heiligen Stuhles machen stets die Personalkosten aus. Rund ein Drittel der Ausgaben wurden zuletzt für Löhne, Gehälter und Pensionen der 2330 Beschäftigten und gut 900 Rentner aufgewendet. Und eben dieser Kostenblock dürfte in Zukunft noch kräftig wachsen. Bislang nämlich werden die Renten hauptsächlich aus den laufenden Einnahmen bestritten. Zwar knapst die päpstliche Finanzverwaltung von allen Monatslöhnen zwischen fünf und acht Prozent für eine Pensionskasse ab, doch reichen die so aufgebrachten Beträge nur, um etwa ein Sechstel der Ruhestandsgehälter zu begleichen. Am 8. September hat Papst Johannes Paul II. daher das Reglement für einen neu einzurichtenden Pensionsfonds gebilligt, aus dem die Ex-Beschäftigten sowohl des Heiligen Stuhles als auch des Vatikanstaates (den 1250 Aktiven stehen hier rund 550 Rentner gegenüber) bezahlt werden sollen.
Experten schätzen, daß ein solcher Fonds mit mindestens 225 Millionen Dollar ausgestattet sein muß, um die erforderlichen Erträge für die Unterstützung der insgesamt knapp 1500 vatikanischen Ruheständler zu erwirtschaften. Das Grundkapital des im Oktober eingerichteten Fonds beträgt aber lediglich zehn Milliarden Lire, was dem mageren Gegenwert von 7,4 Millionen Dollar entspricht. Dieses lächerlich niedrige Startkapital soll vom kommenden Januar an von den einzelnen Administraturen und Abteilungen des Vatikans mit monatlich 20 Prozent des Gehalts jedes Beschäftigten aufgestockt werden. Fünf Prozentpunkte muß der Arbeitnehmer beisteuern, den Rest trägt der Arbeitgeber. Knapp 16 Millionen Dollar dürften so per annum insgesamt in die Rentner-Kasse fließen. Mithin würde es - stabile Wechselkursverhältnisse von Dollar und Lire vorausgesetzt - mehr als zehn Jahre dauern, ehe das Minimum-Polster erreicht wäre. Rentenfonds falsch geplant "Das Startkapital ist viel zu gering", bemängelt denn auch Kardinal Szoka. Als der ehemalige Erzbischof von Detroit Anfang 1991 nach Rom wechselte, war das Reglement im wesentlichen schon ausgehandelt. Insider behaupten, die Wirtschaftsexperten der Kurie seien bei der Erarbeitung nicht konsultiert worden. Dies erkläre den offensichtlichen Planungsfehler. Zusätzliche Mittel zur Aufstockung des Startkapitals hätten nämlich durchaus zur Verfügung gestanden. So lagert in New York noch immer ein Goldschatz im Wert von 85 Millionen Dollar - ein "Überbleibsel" der Abfindungssumme, die der italienische Staat dem Vatikan mit den Lateranverträgen als Ausgleich für im 19. Jahrhundert verlorene Gebiete überwiesen hatte. Dieses Vermögen hätte man "anzapfen" können. Auch müßte die monatlich abzuführende Quote, aus der sich der Fonds speist, höher angesetzt werden. In Italien sind Abgaben in der Größenordnung von 40 Prozent keine Seltenheit. Da all dies jedoch nicht geschah, bleibt dem Vatikan in den kommenden Jahren wohl nichts anderes übrig, als noch stärker zu Spenden aufzurufen, um die Einlagen erhöhen zu können. Bereits seit geraumer Zeit werden die Defizite des Heiligen Stuhls durch freiwillige Gaben der Katholiken wettgemacht. Eine zentrale Rolle spielt dabei der sogenannte "Peterspfennig", dessen Vermehrung die Aufgabe von Pater Menoyo ist. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts als persönliche Kollekte der Gläubigen rund um den Globus für den Papst gestartet, sollten diese Almosen nach den Lateranverträgen dem katholischen Oberhirten eigentlich die Möglichkeit geben, unbürokratisch finanzielle Hilfe in Katastrophengebieten zu leisten und Notleidenden in aller Welt unter die Arme zu greifen. Von dieser karitativen Zielsetzung ist die Kurie seit den siebziger Jahren aber immer weiter abgerückt. Die "Pfennige" wurden zunächst (1970 erstmals) teilweise und von 1979 an vollständig zum Budgetausgleich des Heiligen Stuhles verwendet. Die Zweckentfremdung der privaten Spendengelder hat in den achtziger Jahren auch im Kardinalskollegium zu kontroversen Diskussionen geführt. 1984 mußte man dann erstmals sogar auf die Rücklagen aus den fünfziger und sechziger Jahren zurückgreifen, bis 1990 auch dieser Topf leer war.
Längst wird der "Peterspfennig" nicht mehr ausschließlich aus dem Aufkommen der Kollekte gespeist, die jährlich in den Pfarreien zum Fest der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni) abgehalten wird und ihm den Namen gab. Ausdrücklich weist der Vatikan die Bischöfe auf Kanon 1271 des neuen Kirchenrechts hin, demzufolge die Diözesanherren "aufgrund des Bandes der Einheit und der Liebe gemäß den Möglichkeiten ihrer Diözese zur Besorgung der Mittel beitragen" sollen, die Papst und Kurie "entsprechend den Zeitverhältnissen" brauchen, um ihren Dienst "ordnungsgemäß" leisten zu können. So überweist denn alleine die Deutsche Bischofskonferenz jährlich eine Pauschale von zehn Millionen Mark nach Rom. Besonders aus den USA schicken daneben auch Stiftungen (etwa die 1988 gegründete "Papal Foundation" in Philadelphia) sowie Privatpersonen Geld. Schließlich sammeln die Orden weltweit für den römischen Oberhirten. Alle diese Beiträge summieren sich zu den 80 Millionen Dollar in Menoyos Kasse.
Regional ist die Gebefreudigkeit sehr unterschiedlich verteilt. So stammten 1991 fast ein Viertel der Spendengelder aus den Vereinigten Staaten. Die Gläubigen in Italien und Deutschland steuerten jeweils rund 15 Prozent bei. Der Jemen landete dagegen nur auf dem 119. und damit letzten Platz der Länderliste: Insgesamt vier Dollar (gut sechs Mark) war den Katholiken dort der Papst wert. In Deutschland machte hingegen - statistisch betrachtet - jeder einzelne Katholik (unabhängig von der Steuer für die heimische Kirche) immerhin 49 Pfennig für die römische Zentrale locker.
Doch selbst noch so intensive Spendensammlungen dürften auf Dauer an den wachsenden Finanzsorgen des Vatikans kaum etwas ändern. Ökonomen empfehlen daher der Kirchenregierung, ihre bisherige konservative Strategie bei Anlagen und Finanzierung in einigen Punkten zu überdenken. Schließlich hat der Heilige Stuhl beachtliche Reserven. Das Gesamtvermögen an Gold, Immobilien und Wertpapieren betrug 1991 mindestens 800 Milliarden Lire (reichlich eine Milliarde Mark). Um langfristig sichere Einnahmequellen für die ständig steigenden Bedürfnisse der Kurie zu haben, wäre zum Beispiel die Aufhebung der selbstgesetzten Beschränkung, maximal sieben Prozent des Kapitals von Unternehmen zu erwerben, denkbar. Auch die derzeit relativ risikolose Anlagepolitik, stark in Rentenpapiere zu investieren, bei Aktien jedoch Zurückhaltung zu üben, könnte verändert werden. Schließlich wäre an einen Verkauf der amerikanischen Goldreserven zu denken.
So einfach allerdings geht das nicht: Derart gravierende Entscheidungen nämlich müßten von höchster Stelle, dem Papst, persönlich abgesegnet werden.
HARTMUT BENZ (Rom)
Gasgeruch in einem Haus in Bockenheim veranlaßte die Feuerwehr jetzt dazu, das Gebäude Hamburger Allee 98 räumen zu lassen.
Laut Bericht der Feuerwehr-Einsatzleitstelle wurden die Bewohner als erste auf das austretende Gas aufmerksam und riefen die Brandschützer, die mit dem Gasnotdienst anrückten. Als nach Messungen die Entscheidung zur Räumung fiel, mußte auch noch der Krankenbus der Wehr bestellt werden, denn es leben auch alte und bettlägerige Menschen in dem Gebäude, die in dem Wagen untergebracht wurden.
Schuld am Gasalarm waren sowohl undichte Stellen an der Gasleitung als auch eine undichte Propangasflasche im Keller. Diese wurde abtransportiert; eine Fachfirma machte die Leitung dicht. Nach vier Stunden, um 18.40 Uhr, konnten alle zurück in ihre Wohnungen. clau
Der Meister geht auf jeden Fall als Spitzenreiter aus dem bisher erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte mit den beiden Titelgewinnen auf deutscher und europäischer Ebene. "Aber davon abzuleiten, daß es so nahtlos weitergeht, wäre vermessen. Noch haben wir zwei ganz schwere Spiele gegen Milbertshofen und in Gummersbach sowie im Januar das Vorrunden-Nachholspiel in Großwallstadt zu absolvieren, während das nur zwei Plus- und vier Minuspunkte zurückliegende Essen erst wieder im neuen Jahr ran muß", warnt Wallaus Handball-Trainer Heiner Brand seine Schützlinge vor Übermut nach dem 24:22-Sieg gegen Essen. "Die beiden Punkte müssen wir gegen Milbertshofen bestätigen, das wird vielleicht schwerer als gegen TUSEM", sieht Brand der letzten Partie vor Weihnachten am Mittwoch (20 Uhr) gegen den "Angstgegner" TSV Milbertshofen mit gemischten Gefühlen entgegen.
Die Münchener gehen keinesfalls als Außenseiter in die Rüsselsheimer Walter- Köbel-Halle, denn in den letzten Jahren fuhren die Isarstädter regelmäßig mit Punktegewinnen nach Hause. Sogar im Meisterschaftsjahr reichte es für die SG nur zu einem Remis, allerdings in Höchst. Reißt nun die Negativserie in Rüsselsheim, wo der Spitzenreiter seit über einem Jahr (Heimniederlage gegen Leutershausen) ungeschlagen blieb? "Die Milbertshofener sind wieder einmal rechtzeitig vor unserem Spiel in Schuß, es ist wie verhext", hat auch SG-Macher Bodo Ströhmann die Erfolgsserie der Voik-Schützlinge mit Argwohn beobachtet. Nach dem Mil-Heimsieg (16:15) gegen Wallau (eine von zwei Niederlagen der Brand-Schützlinge) steckten die Münchener lange in der Abstiegszone, stehen nun wieder dank der hervorragenden Leistungen von Torwart Holpert und Rückraumschütze Ochel - am Sonntag neun Volltreffer beim überraschend klaren 23:18 gegen das starke Magdeburg - wieder in den positiven Punktezahlen. Andererseits steht die Superserie der SG, die zuletzt 19:1-Punkte sammelte.
Wahrscheinlich schaut am Mittwoch erneut Bundestrainer Armin Emrich beim zweiten Tophit in nur vier Tagen vorbei. "Dirk Beuchler besitzt Perspektiven für die Nationalmannschaft, vielleicht auch ein Mike Fuhrig. Bei ihm muß man aber erst einmal abwarten, wann er nach seinem schweren Unfall wieder auflaufen kann", sieht Heiner Brand Chancen für zwei SG-Spieler auf höhere Aufgaben. Fuhrig begann am Montag mit ganz leichtem Lauftraining. An seinen Einsatz ist so schnell nicht zu denken. Dafür nimmt Beuchler nun des öfteren bei offensiver Deckungsvariante die Abwehraufgaben von Fuhrig ein. Gegen Milbertshofen dürften jedoch primär die beiden Torhüter Hofmann und Holpert (angeblich ein heißer SG-Kandidat) im Mittelpunkt, im Feld dürften die starken Rückraumreihen das letzte SG- Heimspiel 1992 entscheiden. jo
Die bei vielen Bürgern beliebte Grillanlage am Monte Scherbelino mußte der geplanten Mülldeponie weichen - jetzt entsteht ein neuer Grillplatz auf einem Teil der Parkbucht an der Isenburger Schneise. Etwa 2,5 Millionen Mark lassen sich Stadt und Umlandverband (UVF) die Sache kosten - beide teilen sich die Investitionen.
UVF-Beigeordneter Thomas Rautenberg (SPD) erklärte am Wochenende, daß zur Erschließung der neuen Grillanlage eigens eine Fußgängerbrücke über die vielbefahrene Isenburger Schneise gebaut wird. jg
Die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst haben jetzt Farbe bekannt: "Weihnachten wird in den Bergen weiß, ansonsten grün und frostig", sagte Wetterkundlerin Anette Tanck voraus. Die Temperaturen eines von Norden nach Süden durchziehenden Regengebietes - am Sonntag noch zwischen ein und sechs Grad - sollen auf den Gefrierpunkt fallen. Dabei werde es trocken, der oberhalb von 600 Metern fallende Schnee bleibe liegen. So soll es von Dienstag an bleiben, "eine Änderung ist nicht zu erkennen", sagte die Meteorologin.
Zur Vorsicht riet die Wetterfachfrau allen, die an den Festtagen ins Auto steigen. Straßenglätte und Nebelfelder könnten ein sicheres Ankommen gefährden: "Das Beste wird sein, zu Hause zu bleiben." Trotz des Ferienbeginns in mehreren Bundesländern blieb der Verkehr auf den hessischen Autobahnen am Sonntag ruhig, teilte die Fernmeldeleitstelle der Polizei in Wiesbaden mit.
Das von Norddeutschland nach Süden wandernde Regengebiet sollte bis Montag morgen über Hessen hinweggezogen sein. Schleswig-Holstein lag bereits am Sonntag unter dem Einfluß von Auflockerungen, die bis Dienstag abend das Wetter in ganz Deutschland beherrschen sollten. Südlich der Donau lugte die Sonne am Sonntag zeitweise zwischen Nebelwolken hindurch.
Wenn es zwischen Dienstag und Weihnachten nochmals Niederschläge geben sollte, "dann auch weiß", so Meteorologen Tanck. Der Schnee werde am ehesten in Bayern fallen. lhe
Nachdem das Erlebnisbad Titus Thermen in der Nordweststadt zehn Monate lang in Betrieb ist, muß im Januar eine erste umfangreiche Inspektion erfolgen. Daher werden das Bad sowie die angegliederten Restaurants "Lagune" und "Glashaus" vom 11. bis 15. Januar geschlossen.
Die Sauna ist in dieser Zeit montags von 13 bis 22 Uhr und dienstags bis freitags von 9 bis 22 Uhr zu einem reduzierten Preis von 15 Mark geöffnet.
Der Badebetrieb beginnt nach Abschluß der Inspektion wieder am 16. Januar um 7 Uhr, teilt die Titus Therme mit. vo
Ein gelungener Jahresabschluß bei den Handballern der TSG Münster (Regionalliga Südwest): Die Mannschaft aus dem Kelkheimer Stadtteil deklassierte in einem vorgezogenen Spiel die HSG Asbach/Modau mit 29:18 und bleibt mit 21:7-Punkten ein durchaus ernst zu nehmender Verfolger des Spitzenreiters TuS Griesheim (22:4-Zähler).
Der Main-Taunus-Vertreter hat durch diese Spielverlegung seine Weihnachtspause bis zum 17. Januar 93 verlängert. Und genau an diesem Tag dürfte eine richtungsweisende Partie auf dem Terminplan stehen: Griesheim erwartet nämlich dann im Top-Schlager Münster (17 Uhr, Großsporthalle der Gerhart-Hauptmann- Schule). Zuvor muß der Spitzenreiter zum heimstarken Aufsteiger TV Groß- Umstadt (10. Januar), wodurch sich Münsters Ausgangsposition weiter verbessern könnte.
TSG Münster - HSG Asbach/Modau 29:18 (16:7). Der vorgezogene Rückrunden-Auftakt verlief erfolgreich, die anschließende Jahresabschluß-Feier der TSG-Handballer war "gerettet". "Wir haben bis um 4 Uhr früh zusammengesessen", verriet Abteilungschef Karl Heinz Jacob. Die Mannschaft von Trainer Jochen Reindl hatte sich eindrucksvoll für die im nachhinein unverständliche 16:17- Vorrunden-Niederlage revanchiert. Zwar zeigte sich die Abwehr nach der Halbzeit nicht mehr konsequent genug, was aber in Anbetracht des hohen Vorsprungs verständlich war. Die Handballspiel-Gemeinschaft verriet nach dem 16:7 zunächst noch eine gute Moral, verkürzte bis zur 45. Minute auch auf 21:13, bevor der Gastgeber vor 300 stimmungsvollen Fans wieder einen Zahn zulegte und den Vorsprung auf elf Treffer anwachsen ließ. Herausragend agierte Linksaußen Rüdiger Finckh, der bei Tempo-Gegenstößen brillierte und mit sechs Treffern zum erfolgreichsten Werfer avancierte.
Die Mannschaft aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg brachte nach einer schwachen Gesamtleistung am Schluß unnötige Härten ins Spiel. Allerdings bewegte sich die Strafzeitenskala mit 8:10-Minuten im Rahmen des Üblichen. Uwe Simon räumte nach starker Vorstellung zur Pause seinen Platz für Martin Herweh, der unter der schwächeren Abwehrleistung zu leiden hatte und prompt gleich elfmal hinter sich greifen mußte. Abwehr-Spezialist Joachim Schreiber (Zehenfraktur) wurde dort sicherlich am meisten vermißt. Ungewohnt war die "Null-Diät" von Mark Nitschky, während Finckh und Klump (5) die Lücken im Angriff am besten erspähten. mk
TSG MÜNSTER: Uwe Simon (bis 30.), Martin Herweh (Tor); Andreas Schreiber (3), Peter Heimburger (2), Artur Kollek (3/1), Rene Scheu (2), Mark Nitschky, Stefan Kirch (3/1), Thomas Egenolf (3), Rüdiger Finckh (6), Oliver Klump (5), Andre Köhler (2).
Der Eisenbahnsportverein Blau-Gold Bad Homburg dampfte in der ersten Halbserie der Frauen-Tischtennis-Oberliga Südwest auf vollen Touren. Lediglich die abschließende 6:8-Niederlage bei der DJK-Sportvereinigung Blau-Weiß Münster paßte nicht in die Erfolgsbilanz des ESV, der hierdurch vier Punkte hinter dem Halbzeitmeister Hünfelder SV auf dem vierten Platz rangiert.
Beim Mitbewerber TSV Arzell kann es zum Neujahrsauftakt (16. Januar, 16.30 Uhr, Mehrzweckhalle Eiterfeld-Arzell) ebenso wie tags darauf beim Spitzenreiter Hünfelder SV (10 Uhr, Wigbert-Gymnasium) allerdings weitere Rückschläge für die Homburgerinnen geben. In Arzell ist Revanche für die äußerst unglückliche 6:8-Heimniederlage angesagt, während Hünfeld den absoluten Saisonhöhepunkt der ersten Halbserie bestätigen soll: 8:2 hatten die "Eisenbahnerinnen" in ihrem besten Spiel seit Jahr und Tag den Neuling aus dem Osten des Landes deklassiert. Es blieb allerdings die einzige Niederlage der Hünfelderinnen, die alle übrigen acht Hinrunden-Begegnungen gewannen und damit den TSV Langstadt um zwei Punkte distanzieren konnten.
Anita Kück hatte gegen Birgit Weber ihr Einzel abgegeben, Kück/Sommer im Doppel gegen Weber/Imort 0:2 verloren. Dafür zeigten sich Spitzenspielerin Gabi Junk, Monika Walther und Karin Sommer in ihren Einzeln in Bestform.
In der ersten Halbserie lagen die internen Bilanzen nur unwesentlich auseinandner: Gabi Junk erreichten mit 16:7- Siegen an Tisch eins die Leistungszahl 3,52, Monika Walther (2) kam mit 15:7- Siegen auf 3,41, Anita Kück (3) mit 12:10-Siegen auf 2,77 und Karin Sommer verbuchte 10:8-Siege, die 2,22 Zähler ergaben.
"Ich muß nach diesen Ergebnissen keine Umstellung in der Mannschaft vornehmen", rekapitulierte Klassenleiterin Henny Anderson aus Frankfurt-Höchst. Nach der neuen Bewertung erhalten die Spielerinnen an Brett eins für einen Sieg neun Punkte, sechs gibt es an Brett zwei, vier an Brett drei und drei Zähler an Brett vier. "Die sich ergebenden Punkte werden durch die Anzahl aller gespielten Einzel geteilt, um zur Leistungszahl zu kommen", erläuerte die Staffelleiterin. Bei einer Differenz von mehr als 0,6 Punkten muß sie eine Umstellung für die Rückrunde vornehmen.
Da nur der Meister in die Regionalliga Südwest aufsteigen kann, andererseits auch nur ein Absteiger zu erwarten ist, können die "Eisenbahnerinnen" eigentlich leicht und locker aufspielen. "Unser Ziel ist das obere Drittel", sagte Anita Kück vor der Runde, wobei die Definition im verkleinerten Zehner-Feld nicht ganz leicht ist. Genaugenommen müßte Rang drei erreicht werden, was bei einem Punkt Rückstand kein besonderes Unterfangen sein dürfte.
Alexandra Lüdtke kam aus beruflichen Gründen in der Vorrunde überhaupt nicht zum Zuge. Sie war vom Leistungsniveau her auf Position zwei eingestuft. Eine erstaunliche Leistung bringt hingegen weiterhin Anita Kück. Die mehrfache Senioren-Meisterin zählt schließlich 56 Lenze, hält aber gegen die oftmals erheblich jüngeren Gegnerinnen dank ihrer Routine glänzend mit und erlebt in der Oberliga ihren zweiten Frühling.
Nach dem Osthessen-Trip zum Rückrundenstart erwarten die Bad Homburgerinnen am 30. Januar (16.30 Uhr, Hölderlin-Halle) den Tabellenzweiten TSV Langstadt zum ersten großen Heimknüller im neuen Jahr. "Alles oder nichts" lautet die Devise bei den Blau-Gold-Spielerinnen, die zum Jahresende mit einem spektakulären Pokal-Triumph auf sich aufmerksam machten: Regionalliga-Vertreter KSV Hessen Kassel II wurde an eigenen Tischen mit 5:3 aus dem Cup geworfen. Dabei hatten die Nordhessinnen in der neuen Sporthalle der Hölderlin- Schule bereits mit 3:0 geführt.
Dann drehten Gabi Junk, Monika Walther (je zwei Siege) und die nimmermüde Anita Kück (1) den Spieß in einem begeisternden Pokal-Fight noch herum. Mit diesem Elan soll nach der Weihnachtspause den drei Rangersten begegnet werden. 4:2-Punkte lautet die Mindestforderung. Ansonsten wäre der Zug im Meisterschaftsrennen für die Eisenbahnerinnen vorzeitig abgefahren.
TISCHTENNIS-OBERLIGA SÜDWEST, Frauen, Halbzeitbilanz: 1. Hünfelder SV 16:2-Punkte/66:32 Spiele, 2. TSV Langstadt 14:4/64:25, 3. TSV Eiterfeld-Arzell 13:5/63:46, 4. ESV Blau-Gold Bad Homburg 12:6/63:40, 5. SKG Frankfurt 11:7/60:48, 6. DJK Blau-Weiß Münster 11:7/60:48, 7. SG Dornheim 5:13/44:55, 8. TSV Erfurt 5:13/39:60, 9. TTV Schmalkalden 3:15/26:69, 10. SSV UT Erfurt 0:18/11:72. mk
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Von Mäusen und Menschen.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.45, 20.30, 23.00 Uhr: Der Tod steht ihr gut; 20.15 Uhr: Ein Pfeil in den Himmel; 13.30, 15.30 Uhr: Little Nemo im Schlummerland; 23.00 Uhr: The Crying Game; 17.30 Uhr: Die siebente Saite; 15.30 Uhr: Das klei- ne Gespenst; 13.30 Uhr: Wolfsblut.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Grüne Tomaten.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 13.00, 15.00, 19.00, 21.00 Uhr: Kleine Haie.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.30, 16.30, 18.30, 20.45 Uhr: Mo' Money - meh' Geld.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 2.00, 4.15, 6.30, 8.45 p. m.: Beauty and the beast (OV).
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.00 Uhr: Sidekicks.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.00, 16.15, 18.30, 20.45 Uhr: Die Schöne und das Biest.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Grüne Tomaten.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Strictly Ballroom.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Eine Klasse für sich.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Gestohlene Kinder.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p. m.: Home alone 2: lost in New York.
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 16.00, 20.00 Uhr (Überlänge mit Pause): Die besten Absichten.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 2.00, 5.00, 8.00 p. m.: Howards End (OV).
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Wintermärchen.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 20.15, 22.45 Uhr: The Crying Game (dt. Fas- sung); 18.00 Uhr: Tausend Kraniche mußt du falten; 18.15, 20.30 Uhr: Am Ende eines langen Tages; 22.30 Uhr: Prick up your Ears (dt. Fassung); Kin- derkino, 16.00 Uhr: Frau Holle.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Jagd auf einen Unsichtbaren (ab 6 J.) (BE) Mo. 16.00 Uhr.
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Mo. keine Vorstellung.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 + 19.45 Uhr: Jean Cocteau, F '48, Les parents terribles - Die schrecklichen Eltern (OmU); 22.00 Uhr: Jean Cocteau, F '45, La belle et la bête - Es war einmal.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 16.00 u. 20.00 Uhr: Ein Pfeil in den Himmel.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00 u. 20.15 Uhr: Gestohlene Kinder (OmU.); 22.30 Uhr: Die Frauen.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 13.30, 15.45, 18.00, 20.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30., 23.15 Uhr: Sister Act; 23.15 Uhr: Sneak-Preview-Night, 5,- DM.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Friedhof der Kuscheltiere 2.
TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Raising Cain (original English version).
TURM 4 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Death becomes her (original English version).
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Mein Bruder Kain.
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sister Act.
TURM 7 - 15.15, 17.45, 20.15. 22.45 Uhr: Die Stunde der Patrioten.
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.45 Uhr: Boomerang.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland; 20.30 Uhr: Agora- phobia - die Angst im Kopf.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.30, 15.45, 18.00, 20.15 Uhr: Strictly Ballroom.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 12.00, 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Eine Klasse für sich.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.30, 15.45, 18.00 Uhr, 20.15 Uhr: Housesitter - Lü- gen haben schöne Beine.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - tägl. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr: Kevin - allein in New York.
Wenn die Handballer der SG Wallau/ Massenheim auf die Minuspunkte schauen, dann wird ihnen weihnachtlich warm ums Herz. Denn nicht nur was ihre spielerischen, kämpferischen und technischen Fähigkeiten betrifft, kann die Mannschaft aus dem "Ländche" zwischen Frankfurt und Wiesbaden nur wenige dieser Minuspunkte zusammenzählen, vor allem die in der Tabelle lassen das Team jubeln. Ganze sechs stehen auf dem Konto des Spitzenreiters, und, was viel wichtiger ist, der Tabellenzweite aus Essen hat schon deren zehn. Zwei mußten die Essener am Sonntag vor 5500 Zuschauern in der ausverkauften Höchster Ballsporthalle nach der 22:24(10:12)-Niederlage beim deutschen Meister ihrem Soll hinzuzählen. Bei einem Erfolg wären sie gleichauf gewesen.
Kein Wunder also, daß SG-Manager Ströhmann über einen erfüllten Weihnachtswunsch jubelte, während Gästetrainer Petre Ivanescu seine schlechte Laune nach der Niederlage nur unzureichend verbergen konnte. Verständlich war er allerdings schon, der brummige Auftritt des ehemaligen Bundestrainers, hatte er doch mitansehen müssen, wie sich die unbestrittenen Stärken seines Teams in die entscheidende Schwäche verwandelten. Jochen Fraatz und Aleksandr Tutschkin heißen diese Stärken, die beiden erzielten elf und sieben Treffer. Die TUSEM-Schwäche: Frank Arens traf zweimal (ein Siebenmeter), je ein Tor schossen Peter Quarti und Frank Harting, danach kam zumindest im Angriff nichts mehr. Und wenn dann auch noch die Schützen vom Dienst zusammen mehr Fehlversuche haben - darunter zwei Fraatz-Siebenmeter, die Wallaus Torwart Peter Hofmann parierte - als der Rest des Teams überhaupt den Ball auf des Gegners Tor wirft, dann mag dies in normalen Bundesligaspielen für einen Sieg hinreichen, beim deutschen Meister jedoch war es einfach zu wenig. Zumal auch Jochen Fraatz seinem Ruf, zwar viele Tore zu erzielen, die wichtigen aber zu verpassen, wieder einmal treu blieb. Eine Minute vor dem Ende "rollte" er Hofmann einen Distanzwurf auf die Brust. Die letzte Chance, das Spiel noch herumzureißen, war kläglich vergeben.
Hofmann immerhin hatte so noch einmal Gelegenheit, sich auszuzeichnen, eine Chance, die ihm Tutschkin und Fraatz so häufig nicht geboten hatten. Dennoch hielt er hinter einer nicht immer aufmerksamen Deckung recht ordentlich. Gewonnen haben die Wallauer das Spiel jedoch im Angriff, trotz der teilweise überharten Deckung des Tabellenzweiten. Und machten dabei auch deutlich, worin der Unterschied zu den völlig auf Tutschkin und Fraatz fixierten Essenern besteht: Der deutsche Meister ist einfach ausgeglichener besetzt. Bekanntlich haben auch die Wallauer ihre Stars, natürlich auch werden Handballspiele im Rückraum gewonnen. Den 18 Rückraumtreffern der Essener stellten die Gastgeber denn auch deren 16 durch Mikael Kaellman (8/3), Martin Schwalb (4/1) und Stephan Schoene (4) entgegen, dazu aber - und das eben machte den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus - kamen noch vier vom Kreis durch Dirk Beuchler und deren vier von den Außenpositionen durch Christian Stoschek und Ralf Heckmann (je 2).
Angesichts dieser weihnachtlichen Bescherung - gegen Milbertshofen (Mittwoch, 20 Uhr, in Rüsselsheim) kann die Tabellenführung nicht verloren werden - zeigten sich die Fans spendabel gegenüber den Patienten der Kinderkrebsklinik Frankfurt. Einige tausend Mark spendeten sie via einer Tombola. ARND FESTERLING
0.5
Ihren krönenden Abschluß fand die hessische Tennisturnierserie um die Wilson-Trophy im Bad Nauheimer Sportpark. Nach fünf Qualifikationsturnieren ging es beim Masters der 16 punktbesten Spielerinnen und Spieler nicht nur um Punkte für die deutsche Rangliste, sondern auch um die verbleibenden 4800 der insgesamt 30 000 Mark Preisgeld.
Die Entscheidung bei den Männern war erwartungsgemäß eine rein hessische Angelegenheit. Der Bad Nauheimer Oliver Trott (TC Ravensburg, deutsche Rangliste 112), der nach der Absage des Topplazierten Wolfgang Tusch (VfL Bochum/DR 109) auf Position eins der Setzliste rutschte und diesen Vorschußlorbeer mit dem Sieg rechtfertigte, gehört zu den Newcomern dieses Jahres, auch wenn er eigentlich schon lange dabei ist. Der 24jährige hatte mehr als ein Jahr verletzungsbedingt pausieren müssen, ehe er mit der Bundesligamannschaft von Karlsruhe-Rüppurr im Sommer ein glänzendes Comeback feierte.
Doch so leicht wie zunächst angenommen, hatte es der Hallenspezialist in Bad Nauheim nicht. "Das ist meine Halle, hier trainiere ich ständig und hier kennen mich die Leute. Da war ich beim ersten Spiel dermaßen aufgeregt, daß ich einen Arm aus Eisen hatte", bekannte Oliver Trott lächelnd und froh darüber, daß sich das nach und nach gelegt hatte und im Halbfinale auch der Aufschlag wieder gekommen sei. "Es ist schwer zu spielen, wenn Leute, die man kennt, am Fenster stehen und gucken, was man macht."
Seinem Finalgegner und Namensvetter ging es da nicht wesentlich anders. Der Rosbacher Oliver Kesper, der beim Regionalligisten Bad Homburg seine sportlichen Brötchen verdient, ist in Bad Nauheim ebenfalls kein Unbekannter.
Ziemlich bekannt waren sich auch die beiden Finalisten. "Wir trainieren hier ab und zu mal zusammen und kennen uns eben ziemlich gut", kommentierte Oli Trott den Verlauf des Endspiels. Fast drei Stunden benötigten die beiden, ehe sie mit einem äußerst knappen 6:7, 7:5 und 7:5 Oliver Trott als Sieger ausgemacht hatten.
Bei den Frauen setzten sich, wenn auch sehr knapp, die beiden Top-Plazierten der Setzliste durch. Elena Pampoulova-Wagner (TC Weiden), Nummer 243 der Weltrangliste, hatte dabei im Halbfinale gegen Gabriela Mach (Palmengarten Frankfurt/DR 54) keinen leichten Stand. Die amtierende Hessenmeisterin gab sich erst nach drei Sätzen mit 7:5, 3:6 und 5:7 geschlagen. Auch die andere Halbfinalbegegnung ging über die volle Distanz von drei Sätzen, ehe Andrea Petermann (GR Hildesheim/DR 34) die Münchnerin Steffi Sammet (DR 52) glücklich mit 6:4, 5:7 und 6:2 niedergerungen hatte. Das Finale war nach diesen Kraftanstrengungen dann eher eine kurze Angelegenheit. Nach einer guten Stunde stand Elena Pampoulova-Wagner mit 6:4 und 6:4 als Siegerin fest und durfte sich über 1200 Mark freuen. Für Andrea Petermanns Weihnachtseinkäufe blieben immerhin noch 600 Mark. SILKE RÜBSAMEN
0.5
Sportyachten...
(Fortsetzung von Seite 17)
Am westlichen Ende der Mole führt eine Zugbrücke wieder aufs Festland. Ab und an klappt man die Brückenhälften hoch - damit die Freizeit-Kapitäne mit ihren Booten auch den neuen Yacht-Hafen am Molen-Ufer erreichen können. (Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Harter Kontrast zum Gutleut" auf Seite 20.)
Für Flüchtlingskinder aus dem ehemaligen Jugoslawien bietet die Stadt zusammen mit dem Roten Kreuz vom 2. bis 10. Januar 1993 kostenlose Ferienfreizeiten in Kronberg (Taunus), Wildeck-Obersuhl bei Bad Hersfeld und in Schwanewede bei Bremen an.
Die Kinder, die zwischen sechs und zwölf Jahre alt sein sollten, werden von Betreuerteams begleitet, in denen auch serbokroatisch gesprochen wird. Interessierte Familien können entweder am Dienstag, 22. Dezember, 17 Uhr, in das Jugendamt, Berliner Straße 33-35, kommen oder sich ab sofort an das DRK wenden. Die Telefonnummern lauten 71 91 91 25 und 71 91 91 29. ft
Wunsch und Wirklichkeit
Man kann Bill Clinton, dem gewählten US-Präsidenten, wahrlich nicht vorwerfen, er verschwende Zeit. Zielstrebig und konsequent nutzt er die Periode des Übergangs von der Präsidentschaft Bush zu seiner eigenen Amtszeit im Weißen Haus, um so gut vorbereitet wie möglich im fliegenden Start am 20. Januar die Regierungsgeschäfte aufzunehmen.
Clinton weiß warum. Zwar hat er ähnlich wie 1980 Ronald Reagan den Vorteil, mit einer Mehrheit seiner Partei im Senat regieren zu können, gleichwohl aber wird auch er nach 100 Amtstagen schonungsloser Kritik unterzogen werden. Und die Erfahrung lehrt: Was die Regierung Clinton nicht bis zur Sommerpause an grundlegenden und prägenden Reformen und Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht hat, wird zwischen den Mühlsteinen parlamentarischer Tricks und Debatten und dem Einfluß von Interessengruppen zerrieben werden.
Vor allem wegen seiner Versprechen gewählt, der US-Wirtschaft auf die Füße zu helfen, hat Clinton folgerichtig zunächst sein Team für die Wirtschafts- und Finanzpolitik zusammengestellt. Zusätzlich lud er die Creme der US- Wirtschaft zu einer Diskussionsrunde und belebte den Nationalen Wirtschaftsrat wieder, eine dem Nationalen Sicherheitsrat nachempfundene Institution im Weißen Haus. Zuletzt nutzte Präsident Gerald Ford Mitte der siebziger Jahre dieses Instrument, dessen Existenz und Arbeit signalisieren soll, wie bedeutend die Wirtschaft für die nationale Sicherheit der USA ist.
Personen sind Programm. Clinton hat mit dem Senatsveteranen Lloyd Bentsen und dem Haushaltsfuchs Leon Panetta aus dem Repräsentantenhaus als Finanzminister beziehungsweise Haushaltsdirektor nicht nur dem Kongreß signalisiert, daß er mit ihm zusammenarbeiten will - im Gegensatz zum letzten demokratischen Präsidenten, Jimmy Carter -, er hat sich für zwei Personen entschieden, die eindeutig für die Verringerung des US-Haushaltsdefizits stehen. Ihre Auswahl läßt erwarten, daß Clinton sich letztlich gegen kurzfristige Investitionsprogramme zur Stimulierung der US-Wirtschaft entscheiden wird und für einen konsequenten Abbau des Defizits.
Mehr Rätsel als Antworten geben bisher die anderen Ernennungen auf. Klar ist lediglich, daß Clinton mehr Frauen und Vertreter von Minderheiten am Kabinettstisch haben wird als je ein US- Präsident vor ihm. Aber die Präsidentin zweier Universitäten wird nicht etwa Bildungsministerin, sondern soll das Gesundheitsministerium übernehmen; der Generalsekretär der Demokratischen Partei, ein ausgewiesener Politstratege, wird nicht etwa Stabschef im Weißen Haus, sondern Handelsminister, und ein Harvard-Ökonom, der mit seinen Wirtschaftstheorien Clinton beeinflußte, soll Arbeitsminister werden - ein Amt, in dem er vor allem mit der Realität der Gewerkschaften zu tun haben wird.
Zur Erklärung hilft ein Blick ins Geschichtsbuch. Franklin D. Roosevelt stellte seine Regierung ähnlich widersprüchlich zusammen mit dem Zweck, ein breites Spektrum von zumeist kontroversen Auffassungen zu bekommen. Die Führungsqualität Roosevelts bestand darin, sich aus diesem Spektrum selbst eine Meinung zu bilden und zu entscheiden. Clinton deutet einen ähnlichen Führungsstil an. Er beeindruckt rundum mit Detailkenntnissen und holt sich von allen Seiten Rat. Dazu paßt auch die Ankündigung, seine Frau werde an Kabinettssitzungen teilnehmen.
Allerdings stellt sich die Frage, ob Präsident Clinton die Zeit haben wird, die er sich wünscht, um die dringenden wirtschafts- und innenpolitischen Probleme der USA in den Griff zu bekommen. Während er an seinem Team für diese Aufgaben arbeitete, begann sich hinter ihm die Woge aufzutürmen, die schon so oft in den vergangenen Jahrzehnten die innenpolitischen Nöte des Landes beiseite schwemmte: Die Rolle der USA als Weltmacht.
Bei Clintons Amtsantritt werden US- Soldaten in Somalia stehen und der Druck auf die NATO immens gestiegen sein, in Bosnien zu intervenieren. Sollen die Nahost-Friedensgespräche nicht vollends scheitern, wird der neue Mann im Oval Office unverzüglich vermitteln müssen. Der ethnische Flickenteppich in Rußland und anderen GUS-Staaten kann dem neuen Präsidenten nach den Erfahrungen auf dem Balkan nur als Sprengstoff erscheinen, an dem eine kurze Lunte liegt. Die Frage, wie Washington die nukleare Abrüstung (möglicherweise mit Start II) vorantreiben oder nur retten kann, muß unmittelbar beantwortet werden, angesichts der immer unverholener wirkenden Absicht der Ukraine, Weißrußlands und Kasachstans, Atommächte bleiben zu wollen.
Angesichts einer Welt in rapidem Umbruch, in der die Krisen aufbrechen wie fiebrige Geschwüre, die lange durch den Kalten Krieg unterkühlt waren, wird sich die verbliebene Supermacht der Vermittler-, Schlichter- und Weltpolizisten-Rolle nicht entziehen können. Präsident Clintons Aufmerksamkeit wird rasch von seinen Wahlzielen abgelenkt werden.
Joggend erscheint der 65jährige Gesundheitsfanatiker Kim Young Sam am Morgen nach seinem Sieg in der Zentrale der Regierungspartei. Vor einigen hundert Journalisten und Anhängern verspricht er, daß mit ihm "eine neue Ära" anbrechen werde. In der Zentrale von Kim Dae Jungs Demokratischer Partei fließen zur selben Zeit die Tränen. "Ich habe das Vertrauen der Leute wieder nicht gewonnen. Ich bin schuld", sagt der 67jährige Oppositions-Veteran und kündigte an, er werde sich nun endgültig aus der Politik zurückziehen.
"Die Anpasser haben sich zwar wieder durchgesetzt, aber es ist immerhin ein hoffnungsvolles Zeichen, daß Südkorea jetzt einen Präsidenten hat, der kein Militär ist" sagt Pfarrer Oh Yong Shik, ein überzeugter Anhänger der Opposition. Von Tina Stadlmayer (Seoul) Bei der Antwort auf die Frage, warum ihre Landsleute den Regierungsvertreter gewählt haben, sind sich Linke und Konservative einig: "Sie haben sich für Kontinuität und gegen das Risiko eines Wechsels entschieden", verkündet der konservative Politologe Han Sung Joo. Die Oppositionsabgeordnete Lee Oo Chung formuliert es so: "Sie wollten das Wagnis einer neuen demokratischen Gesellschaft nicht eingehen."
Im Gegensatz zu den vergangenen Wahlen wirft die Opposition der Regierungspartei diesmal keine Verfälschung des Ergebnisses vor. Bei der Präsidentschaftswahl vor fünf Jahren soll die Regierung die Zahlen durch Manipulation der Computer zu ihren Gunsten verändert haben. Diesmal setzten die Wahlkomitees neben den Computern auch noch manuelle Rechenschieber ein, um Betrügereien zu verhindern. Die von Studenten und Bürgern gebildete Koalition zur Überwachung der Wahlen meldeten allerdings zahlreiche Fälle von Wähler-Bestechung. Lee Yong Sun, Sekretär der Bürger-Koalition, berichtet: "Regierungsbeamte haben bis zu 100 000 Won (200 Mark) pro Wähler verteilt, um für Kim Yong Sam zu werben." Einige Politiker sollen außerdem wertvolle Vasen und Armbanduhren verschenkt haben. Trotzdem, so Lee, sei dies wohl der sauberste Wahlkampf gewesen, den Südkorea je erlebt habe. Viele Südkoreaner sind stolz darauf, daß die Wahlen diesmal ohne große Skandale über die Bühne gingen. Der 50jährige Händler Kim Hong Shik sagt: "Ich hätte mir zwar einen Machtwechsel gewünscht, aber es ist schon ein Fortschritt, daß alle das Ergebnis anerkennen. Wir sind auf dem Weg ein politisch entwickeltes Land zu werden."
Kim Dae Jung falle es nicht leicht, "zu akzeptieren, daß sein ehemaliger Weggefährte und späterer Rivale Kim Young Sam jetzt Präsident wird", weiß eine enge Vertraute des Oppositionsführers. Das südkoreanische Fernsehen brachte am Tag nach der Wahl immer wieder die Bilder aus der Zeit, als die beiden Kims in den 70er und 80er Jahren gemeinsam gegen die Militärdiktatur kämpften. Mehrmals hatten die Schergen der Regierung versucht, Kim Dae Jung zu ermorden. Sie entführten ihn, warfen ihn ins Gefängnis und zwangen ihn ins Exil. Auch sein damaliger Gefährte Kim Young Sam landete in der Haft. Er riskierte seine Gesundheit, als er mit einem Hungerstreik gegen das Regime protestierte. Bei der Wahl im Jahr 1971 wäre Kim Dae Jung mit 46 Prozent der Stimmen beinahe Präsident geworden. General Park Chung Hee soll sich die Macht mit Hilfe von Wahlmanipulationen gesichert haben. 1987 hatte die Opposition ihre nächste Chance. Doch Kim Dae Jung und Kim Young Sam konnten sich nicht einigen, wer von ihnen der Präsidentschaftskandidat werden sollte. Die Opposition spaltete sich, und der ehemalige Vier-Sterne-General Roh Tae Woo wurde mit nur 36 Prozent der Stimmen Präsident.
1990 kam es zum endgültigen Bruch zwischen den beiden Weggefährten. Kim Young Sam ließ sich vom amtierenden Präsidenten überreden, seine Oppositionsgruppe mit der Regierungspartei zu verschmelzen. Ex-General Roh Tae Woo hatte ihn mit dem Versprechen gelockt, er werde ihn zu seinem Nachfolger im Parteivorsitz und damit auch zum Präsidentschaftskandidaten machen. Viele Südkoreaner halten Kim Young Sam seit seinem Frontenwechsel für einen Opportunisten. Kim Dae Jung wirft ihm vor, er habe die Wähler verraten. Doch Kim Young Sam behauptet noch heute, er habe sich damals "für die Demokratie geopfert". Das "Opfer" hat sich für ihn gelohnt, denn heute ist der ehemalige Oppositionelle Präsident. Er muß nun die Gratwanderung zwischen seinen demokratischen Ansprüchen und den Wünschen der autoritären Hardliner in der Regierungspartei aufnehmen. Selbst seine Gegner aus dem Oppositionslager gestehen ihm zu, daß er durch und durch Zivilist ist und demokratischer denkt und handelt, als seine Vorgänger im Präsidentenamt. Allerdings zeigte Kim Young Sam bereits im Wahlkampf, daß er mit der Opposition nicht anders umgehen wird, als alle seine neuen Freunde in der Regierungspartei. Er versuchte immer wieder, seinen ehemaligen Weggefährten Kim Dae Jung als "Kommunistenfreund" zu denunzieren. "Diese Propaganda hat den Leuten Angst gemacht, denn sie fürchten seit dem Koreakrieg nichts mehr, als den Kommunismus und das Chaos", sagt Oppositionsfrau Lee Oo Chung. Außerdem, so die Parlamentarierin, "haben viele Südkoreaner, die es in den vergangenen Jahren zu relativem Wohlstand gebracht haben, Angst davor, mit den Ärmeren teilen zu müssen". Kim Dae Jung habe sich für die Ärmeren und Diskriminierten eingesetzt - das mache ihn den Augen vieler schon zum Kommunisten. Neben der Angst vor dem "Kommunismus" hat - wie in allen Wahlen zuvor - auch diesmal wieder der Regionalismus eine wichtige Rolle gespielt. Der 25jährige Architekturstudent Shin Hun Suck aus Seoul sagt zum Beispiel: "Ich habe Kim Dae Jung nicht gewählt, weil er aus der Provinz Cholla kommt." Viele Südkoreaner entscheiden sich bei den Wahlen nicht für den Kandidaten, den sie am besten finden, sondern für den, der aus ihrer Region stammt. So bekam Kim Dae Jung in seiner Heimatprovinz im Südwesten des Landes eine satte Mehrheit. Kim Young Sam wurde dagegen im dichter besiedelten Osten und in der Mitte des Landes gewählt. Als Präsident wird er die Region im Südwesten geschlossen gegen sich haben.
Auch mit den Hardlinern in seiner Partei, die das ehemalige Militärregime stützten, wird es nicht leicht werden. Sie haben noch nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie Kim Young Sam für einen Schwächling halten. Die größte Herausforderung für den neuen Präsidenten wird jedoch sein, ob Südkorea den Übergang vom Billiglohnland zur erfolgreichen Industrienation schafft.
Eine weitere schwere Aufgabe, die auf den neuen Präsidenten zukommt: die Verhandlungen mit dem kommunistischen Norden über die Wiedervereinigung. Er werde die Wiedervereinigung gründlich vorbereiten, hatte Kim Young Sam im Wahlkampf versprochen. Seine Berater fürchten nichts mehr, als daß das Regime im Norden plötzlich zusammenbricht und eine Wiedervereinigung nach deutschem Modell ins Haus steht. Dies würde das Land unweigerlich ins Chaos stürzen, denn 40 Millionen in relativem Wohlstand lebenden Südkoreanern stehen 20 Millionen bitterarme Nordkoreaner gegenüber.
Kim Young Sams Weggefährten aus Oppositionszeiten hoffen darauf, daß er als neuer Präsident innenpolitische Reformen durchsetzt und das "nationale Sicherheitsgesetz" liberalisiert. Dieses Gesetz stellt immer noch jedes Wort unter Strafe, das als "pro-kommunistisch" gedeutet werden könnte. Fraglich, ob Kim Young Sam hier etwas verändern will, denn er bezeichnete Studenten, Pfarrer und Gewerkschafter, die wegen Verstößen gegen das nationale Sicherheitsgesetz im Gefängnis sitzen, als zu recht verurteilte "Gewalttäter".
Außenpolitisch wird Kim Young Sam auf jeden Fall die Politik seines Vorgängners forsetzen. Er wird großen Wert auf gute Beziehungen zu Japan und Amerika legen und einen Abzug der in Südkorea stationierten amerikanischen Truppen zu verhindern versuchen.
Viele oppositionelle Südkoreaner befürchten nach dieser Wahl, daß nun in ihrem Land "japanische Verhältnisse" einziehen. Das heißt: eine mächtige Regierungspartei bestimmt die Geschicke des Landes - die Opposition hat keine Chance gewählt zu werden.
Der 29jährige Lehrer Ho Gum Hoe sagt zum Beispiel: "Ich habe Angst, daß nun die selbe Partei für immer an der Macht bleiben wird." Die Gefahr ist groß, daß die oppositionelle "Demokratische Partei" auseinanderfällt, wenn sich ihr "Übervater" Kim Dae Jung aus der Politik zurückzieht. Der Abgang des "Alten" könnte jedoch auch eine Chance für die jüngere Generation sein. Wenn es ihr gelingt, die Partei über den Südwesten hinaus im ganzen Land populär zu machen, dann kann es die Opposition bei der nächsten Wahl in fünf Jahren vielleicht schaffen.
Den Umständen, unter denen der Parteichef der französischen Sozialisten und frühere Premierminister Fabius sowie seine beiden damaligen Regierungsmitglieder Dufoix und Hervé vor den Hohen Gerichtshof kommen werden, haftet etwas Absurdes und Tragisches an. Ein solches aus Mitgliedern beider Häuser des Parlaments zusammengesetztes Sondergericht ist in einem demokratischen Rechtsstaat eine anachronistische Institution. Wenn Politiker für im Amt begangene Taten nur von ihresgleichen abgeurteilt werden dürfen, widerspricht dies dem Prinzip der Gleichheit aller vor dem Gesetz. Eine Verurteilung kann leicht in den Geruch politischer Revanche, ein Freispruch in den der Gefälligkeit geraten.
Das bestätigt sich in der Kontroverse um die Verantwortung beider Politiker im Bluterskandal, nachdem ein von der konservativen Opposition beherrschter Senat gegen Dufoix und Hervé den Vorwurf der fahrlässigen Tötung erhoben hat. In kopfloser Reaktion auf die schmähliche Hexenjagd der Rechten ließen sich die Sozialisten zu einer Solidarität mit den Beschuldigten treiben, welche sie in den Augen der Öffentlichkeit um den Rest ihrer Glaubwürdigkeit brachte.
Was das Verfahren an den Tag bringen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist schon jetzt, daß keine der von Staatspräsident Mitterrand vorgeschlagenen Verfassungsreformen dringlicher erscheint als die Abschaffung des Hohen Gerichtshofes. hhb (Paris)
In dem kleinen Dorf Privolnoje hat für Alexander Schiffmann ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Zur Zeit besitzt der 55jährige, der mit seinen tiefen Furchen im Gesicht wesentlich älter aussieht, nur ein Dach über dem Kopf. 35 000 Rubel hat er für das heruntergekommene Haus bezahlt, in dem er und seine Familie seit zwei Monaten wohnen, zu acht in drei kleinen Zimmern. Die Wände sind nicht verputzt, es gibt keine funktionierende Von Jörg Andersson (Kaliningrad) Wasserleitung. Doch der Mann mit dem abgeschabten Wintermantel, dessen graues Haar unter einer Fellmütze zum Vorschein kommt, resigniert nicht. Der gelernte Bäcker träumt von einer Konditorei, die er im Dorf eröffnen will.
Privolnoje, wo es keinen einzigen Laden gibt, präsentiert sich in diesen Dezembertagen als unwirtliche Schlammlandschaft. Die Gebäude entlang der lehmigen und löcherigen Straßen sind verwahrlost. Fast alle stehen länger als ein halbes Jahrhundert. Die verwitterten Fassaden können die deutsche Vergangenheit nicht verbergen. Privolnoje liegt im nördlichen Ostpreußen und hieß bis 1945 Neu-Nassau.
Auch Alexander Schiffmann, der in Kasachstan geboren wurde, hat deutsche Vorfahren. Im März hat er seine Heimat an der Grenze zu Usbekistan unweit von Taschkent verlassen und sich auf die lange Reise nach Westen gemacht. "Es war unmöglich dort weiter zu leben", erzählt er. Die Einheimischen hätten ihnen gedroht, nachts Steine in die Wohnungen geworfen. Auch seine Frau Lili mochte nicht länger dort bleiben. "Sie wollten alle Deutschen forthaben", sagt sie.
Die Schiffmanns teilen das Schicksal vieler Deutschstämmiger in den mittelasiatischen Republiken der einstigen Sowjetunion. Aus Furcht vor politischem Chaos, ethnischen Konflikten und dem aufkommenden islamischen Fundamentalismus verlassen die Nachkommen der einstigen Wolgadeutschen jene Gebiete, in die sie Stalin 1941 verschleppen ließ. Die meisten zieht es nach Deutschland. Andere, wie die Schiffmanns, hoffen auf einen Neuanfang im westlichsten Zipfel der ehemaligen UdSSR, im Gebiet von Kaliningrad, dem früheren Königsberg.
In der Exklave, die durch Litauen und Polen von Rußland getrennt ist, haben sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren mehrere tausend sogenannte Rußlanddeutsche angesiedelt. Offizielle Angaben gibt es nicht. Juri Matotschkin, der Gebietschef von Kaliningrad, spricht von 5000, andere schätzen die Zahl wesentlich höher. 20 000 bis 25 000 dürften es tatsächlich sein. Fast täglich kommen neue Familien hinzu. Aber nicht alle Einwanderer verweisen auf ihre Abstammung. Manche haben Russen geheiratet, andere sprechen nach jahrzehntelanger Assimilation nur noch wenig deutsch.
Die Region Kaliningrad befindet sich im Umbruch. Im Sommer vergangenen Jahres hat Präsident Boris Jelzin dem Antrag zugestimmt, das einst vom Militär abgeriegelte Gebiet in eine Freihandelszone umzuwandeln. Doch angesichts des rapiden Niedergangs der russischen Wirtschaft und der politischen unsicheren Situation weiß niemand genau, wohin der Weg führt. Im einstigen Sperrgebiet Kaliningrad spielt das Militär noch eine bedeutende Rolle. Mit seinen Angehörigen stellt es fast ein Drittel der rund 900 000 Menschen, die dort leben. In die politischen Ämter sind zahlreiche Reformer aufgerückt, doch es gibt auch noch eine Reihe Kommunisten vom alten Schlag. Viktor Schuschakov, der Chef der Stadtpolizei, ist so einer. Er macht keinen Hehl aus seiner Meinung, daß seit dem "unseligen Gorbatschow alles nur schlechter geworden ist".
Ungeachtet dessen scheint der Oblast Kaliningrad für die sogenannten Rußlanddeutschen die einzige Alternative zur Übersiedlung in die Bundesrepublik. In der Region um das frühere Königsberg wohnten vor dem Krieg 1,2 Millionen Menschen, 300 000 mehr als heute. Die Russen, die in dem Bezirk von der größe Schleswig-Holsteins leben, stammen aus allen Teilen des einstigen Sowjetimperiums, aus der Ukraine und Weißrußland, aus dem Ural und den asiatischen Republiken. "Es ist ein Vielvölkergemisch", sagt Ewgeni Hritschenko, der als Journalist beim Kaliningrader Fernsehen arbeitet. "Alle wohnen hier friedlich miteinander", berichtet der 33jährige, der Germanistik studiert hat und die Rußlanddeutschen als "tüchtige Menschen" schätzt.
Auch Alexander Schiffmann ist nach Privolnoje etwa 20 Kilometer nordöstlich von Cerhachovsk - dem ehemaligen Insterburg - gekommen, "weil es hier genügend Platz und keine alten Einwohner gibt". Im Prinzip seien "hier ja alles Fremde". Nach Deutschland, wo seine Mutter und seine Schwester leben, will er nicht unbedingt. "Das ist ja schon vollgestopft und kann uns nicht alle aufnehmen", sagt der 55jährige, der eine Art Vertrauensmann für die Rußlanddeutschen in seinem Dorf und der Umgebung ist. Mit allen Kräften wollen er, seine Verwandten und Freunde sich hier eine neue Existenz aufbauen. Johannes Schlegel, der vor zweieinhalb Jahren aus Kirgisien nach Babuschkino kam, hat eine ähnliche Einstellung: "Wir müssen halt machen, daß es uns gefällt", antwortet er in gebrochenem Deutsch auf die Frage, ob er sich denn hier wohl fühle. Zusammen mit Adolf Miller hat er sich bei der Aufteilung der Kolchosen 37 Hektar Land gesichert, auf denen sie Weizen anbauen. "Wir haben kein gutes Saatgut", klagt er, dafür immerhin einen Trecker aus Deutschland.
Doch nicht alle denken so. Viele wollen nicht hierbleiben. Wie Sinaida Janson, die mit ihrem Mann und den drei Kindern nur auf das Visum für Deutschland wartet. Der Nachbar, Arthur Schitz (29), ist "noch unentschlossen". Sein Vater ist bereits in der Bundesrepublik, der Bruder fährt demnächst dorthin. Wenn er mit ihnen spricht, hört er viel gutes über Deutschland.
Babuschkino, im ehemaligen Kreis Stallupönen, ist eine "Hochburg" der Rußlanddeutschen. Hier, 150 Kilometer östlich von Königsberg, nahe der Grenze zu Litauen, leben einige tausend von ihnen, schätzt Klaus Keimer, der im Rahmen der ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) Hannover im Auftrag des Bundesinnenministeriums ein Hilfsprogramm für die deutschstämmige russische Bevölkerung erarbeitet. "Wenn wir den Menschen hier nicht bei der Ansiedlung helfen, kommen die über kurz oder lang alle nach Deutschland", glaubt der CDU- Kreistagsabgeordnete aus dem hessischen Hanau, der sich seit anderthalb Jahren in der Region engagiert. Mit landwirtschaftlichen Maschinen, aber auch so einfachen Dingen wie Nägeln, Folien und Schraubenziehern will er die Menschen unterstützen. Viele solcher Dinge sind in Rußland knapp oder unerschwinglich. Für einen Spaten, der einst einen Rubel und zehn Kopeken kostete, müssen mittlerweile 95 Rubel bezahlt werden, sofern man ihn überhaupt bekommt. Die Mindestrente ist zuletzt auf 1100 Rubel im Monat erhöht worden. Doch viele Rußlanddeutsche haben laut Keimer überhaupt Schwierigkeiten, ihre in Kasachstan, Kirgisien oder Tadschikistan erworbenen Rentenansprüche geltend zu machen.
Hinzu kommen die Probleme vor Ort, wo derzeit fast alle Kolchosen aufgelöst werden und jeder Bauer theoretisch zwei Hektar Land kaufen kann. Vielfach sind Flächen und Maschinen schon verteilt, oder die Neuankömmlinge klagen darüber, daß sie gegenüber den Etablierten in der Region benachteiligt würden. "Wir kommen nur schwer an Land, sie versagen uns die Technik", schimpft Schiffmann. Andererseits stiftet die Unterstützung aus der Bundesrepublik Unfrieden. Ein Traktorgeschenk für einen Rußlanddeutsche läßt manchen Einheimischen ergrimmen. Nicht viel anders ist es, wenn die Hilfstransporte aus dem Westen nur an die Adressen der neuen Siedler gerichtet sind, die Russen zusehen müssen, wie die neuen Nachbarn Apfelsinen und Schokolade essen.
Die Rußlanddeutschen, die in Mittelasien in eigenen Dörfern lebten, "suchen auch hier einen Deutschen Kulturkreis", wie Klaus Keimer erzählt, wollen sich in Vereinen engagieren und wünschen sich Deutschunterricht für ihre Kinder. "Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer nimmt extrem zu", berichtet Kurt Beyer, der seit einem Jahr im Auftrag der evangelischen Landeskirche Sachsen als Probst in Königsberg wirkt und mittlerweile sieben Gemeinden betreut.
Bei aller Freude darüber erkennt der Geistliche auch eine Gefahr. "In der Bevölkerung gibt er bereits wieder Befürchtungen, daß die Deutschen in ihre alte Heimat zurückkehren und die Russen raus müssen." Tatsächlich haben sich viele von ihnen auch nach fast 50 Jahren in diesem Gebiet noch nicht richtig eingelebt, fühlen sich hier fremd.
Offiziell gibt es natürlich keine Probleme. "In unserem Gebiet ist es ruhig, der Platz hier reicht für alle", behauptet Iwan Svenarijanko, der Landrat von Stallupönen, dem die Russen den Namen Nesterov gaben. Doch hinter den Kulissen rumort es. Olga Makarewitsch, stellvertretende Chefärztin im Kreiskrankenhaus, spürt Neid und Mißgunst, obwohl, wie sie behauptet, auch die Einheimischen von der humanitären Hilfe partizipieren würden. "Wir verteilen die Pakete genauso an die Russen", sagt die Ärztin, die als Nachkömmling von Wolgadeutschen bis vor zwei Jahren in Alma-Ata lebte.
Die politische Brisanz, die in der Ansiedlungspolitik dieser Region steckt, wird in den vereinzelten Äußerungen von Rußlanddeutschen deutlich. Viktor und Larisa Maijer, die mit ihren beiden Töchtern in Babuschkino ein schmuckes Häuschen mit Schrankwand, Farbfernseher und Klavier bewohnen, kommen zwar mit den Russen gut aus, wie sie erzählen, haben aber im Stillen die große Hoffnung, "daß dieses Land wieder in die Hände der Deutschen kommt".
Ergebnis-Telegramm
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: DJK Don Bosco Bamberg - DJK Würzburg 72:65 (41:38), Heidenheimer SB - TSV Nördlingen 63:50 (36:24), KuSG Leimen - Eintracht Frankfurt 60:56 (29:30), USC Freiburg - TVG Basketball Trier 61:86 (45:48), MTV Kronberg - MTSV Schwabing 81:72 (36:33). EISHOCKEY
ZWEITE BUNDESLIGA, 29. Spieltag: Augsburger EV - EHC Essen-West 8:1 (4:0, 3:0, 1:1) ECD Sauerland - SC Memmingen 6:1 (3:1, 2:0, 1:0), SV Bayreuth - ES Weißwasser 1:3 (0:2, 1:0, 0:1) SC Riessersee - EC Bad Nauheim 5:5 (2:0, 1:0, 2:5) EC Kassel - SB Rosenheim 2:2 (1:0, 0:1, 1:1) EC Hannover - EHC Nürnberg 80 9:4 (3:0, 3:1, 3:3).
OBERLIGA NORD: ESC Wolfsburg - Berliner SC 20:3, HEC Bonn - REV Bremerhaven 2:11, ESC Frankfurt - TSV Adendorf 25:3, EC Braunlage - Schalker Haie 4:5, ETC Timmendorf - Herforder EG 4:4, EC Wilhelmshaven - ESC Wedemark 4:6, Herner EV - Grefrather EC 8:4.
1. ESC Frankfurt 26 270:70 46:6 2. ETC Timmendorf 26 198:115 43:9 3. ESC Wedemark 26 184:94 42:10 4. ESC Wolfsburg 26 185:103 37:15 5. EC Braunlage 26 132:132 28:24 6. REV Bremerhaven 26 128:123 27:25 7. Schalker Haie 26 104:117 27:25 8. Herforder EG 25 149:114 25:25 9. Herner EV 26 140:147 24:28 10. ESC Wilhelmshaven 26 111:103 23:29 11. Grefrather EC 25 108:140 18:32 12. HEC Bonn 26 88:265 10:42 13. TSV Adendorf 26 102:228 6:46 14. Berliner SC 26 104:252 6:46
Für die Endrunde mit dem ersten Spieltag am Sonntag haben sich ESC Frankfurt, ETC Timmendorf, ESC Wedemark, ESC Wolfsburg, EC Braunlage, REV Bremerhaven, Schalker Haie und Herforder EG qualifiziert.
Der HEC Bonn hat seine Mannschaft aus finanziellen Gründen zurückgezogen. Das Team nimmt nicht an der Qualifikationsrunde zur Oberliga Nord teil. HANDBALL BUNDESLIGA, Männer, 16. Spieltag: SG Leutershausen - THW Kiel 21:20 (10:9), TV Niederwürzbach - VfL Fredenbeck 29:27 (12:13), TBV Lemgo - SG VfL Hameln 17:20 (9:9), SG Flensburg-Handewitt - TV Großwallstadt 18:18 (10:8), TuS Schutterwald - TSV Bayer Dormagen 22:20 (11:10), TV Eitra - HCE Rostock 21:21 (12:12), TSV Milbertshofen - SC Magdeburg 23:18 (9:7), SG Wallau-Massenheim - TUSEM Essen 24:22 (12:10), TURU Düsseldorf - VfL Gummersbach 21:14 (10:4). HOCKEY OBERLIGA HESSEN, Frauen: DHC Wiesbaden - THC Hanau Ib 9:6 (4:3), Eintracht Frankfurt Ib - Rüsselsheimer RK Ib 6:9 (1:5), SC 1880 Frankfurt Ib - Offenbacher RV 10:3 (1:2), SKG Frankfurt - FSV Frankfurt 6:3 (1:1). - Tabelle: 1. Rüsselsheimer RK Ib 61:33 Tore, 12:2 Punkte, 2. Eintracht Frankfurt Ib 52:34, 11:3, 3. SKG Frankfurt 43:26, 10:4, 4. SC 1880 Frankfurt Ib 52:40, 8:6, 5. Offenbacher RV 27:30, 6:8, 6. FSV Frankfurt 27:34, 6:8, 7. DHC Wiesbaden 25:62, 2:12, 8. THC Hanau Ib 22:50, 1:13. RINGEN BUNDESLIGA, Endrunde, Gruppe A: KSV Aalen - KSC Graben-Neudorf 22,5:8, RWG Mömbris/Königshofen - AC Goldbach 12:13,5. SKI ALPIN WELTCUP-SUPER-G der Frauen in Lake Louise (Kanada): 1. Seizinger (Halblech) 1:10,93 Minuten, 2. Lebedewa (Rußland) 1:11,01, 3. Häusl (Bad Reichenhall) 1:11,20, 4. Eder (Österreich) 1:11,27, 5. Gerety (USA) 1:11,29, 6. Lee- Gartner (Kanada) 1:11,38, 7. Gerg-Leitner (Lenggries) 1:11,56, 8. Wachter (Österreich) 1:11,49, 9. Merle (Frankreich) 1:11,69, 10. Ertl (Lenggries) 1:11,80, 11. Kronberger (Österreich) 1:11,84, 12. Bournissen und Zurbriggen (beide Schweiz) je 1:11,86, 14. Meier (Rottach-Egern) 1:11,97, 15. Loedemel Norwegen) 1:11,99, ... 18. Renoth (Schellenberg) und Pace (Kanada) je 1:12,12, ... 21. Gutensohn (Oberaudorf) 1:12,18, ... 27. Vogt (Starnberg) 1:12,47, ... 32. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:12,62
Stand im Gesamt-Weltcup nach acht Rennen: 1. Wachter 311 Punkte, 2. Wiberg 279, 3. Seizinger 263, 4. Maier 247, 5. Vogt 184, 6. Merle 173, 7. Eder 163, 8. Bournissen 160, 9. Gutensohn u. Kron- berger je 156, ... 15. Gerg-Leitner 122, 16. Häusl 117.
SKI NORDISCH WELTCUP in der nordischen Kombination in St. Moritz/Schweiz, Endstand nach dem Kombinations-Sprunglauf und 15-km-Langlauf: 1. Ogiwara 226,5 Punkte im Springen/40:23,54 Laufzeit, 2. Kono 222,8/40:35,97/0:36,43 Minuten zurück, 3. Abe (alle Japan) 220,5/41:32,54/1:49,00, 4. Lundberg (Norwegen) 207,3/40:38,99/2:23,45, 5. Guy (Frankreich) 195,2/40:08,35/3:12,81, 6. Schaad (Schweiz) 201,6/41:09,24/3:31,70, 7. Elden 174,4/38:15,76/3:39,22, 8. Elden (beide Norwegen) 171,3/37:55,06/3:39,52, 9. Pohl (Schonach) 210,1/42:14,51/3:39,97, 10. Lewandi (Estland) 180,9/39:10,77/3:51,23, 11. Ofner (Österreich) 190,6/41:21,35/4:56,81, 12. Engen-Vik (Norwegen) 195,1/42:02,06/5:07,52, 13. Cuendet 175,6/ 40:05,02/5:20,48, 14. Kempf 177,0/40:16,65/5:23,11, 15. Zarucchi (alle Schweiz) 178,2/40:50,43/5:48,89 . . . 19. Dufter (Hammer) 175,2/41:12,33/6:30,79, 20. Leonhardt (Oberwiesenthal) 174,7/41:16,33/ 6:37,79, . . . 34. Braun (Baiersbronn) 171,6/ 43:18,95/9:01,41. TISCHTENNIS DOPPEL-WELTCUP in Las Vegas, Halbfinale, Männer: A. und D. Mazunow (Rußland) - Roßkopf/Fetzner (Düsseldorf) 21:8, 22:20, 17:21, 22:24, Soo/Kyu (Südkorea) - Chan/ Seung (Südkorea) 21:14, 21:15, 21:13. - Finale: Soo/Kyu - Mazunow/Mazunow 14:21, 21:15, 21:14, 21:16.
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TVB Nassau - DJK Offenburg 9:2, TTF Ochsenhausen - FTG Frankfurt 9:1, FC Bayreuth - SEV Jahn Kassel 5:9, TTC Frickenhausen - Post-SV Augsburg 9:5.
Die Cracks des Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim kommen auch zwischen den Feiertagen nicht zur Ruhe. Spätestens am Sonntagabend muß der Festtagsbraten verdaut sein, ansonsten dürfte es beim sowieso haushoch favorisierten ECD Sauerland erneut eine herbe Abfuhr geben. Die Partie beginnt bereits um 18 Uhr. Die Gastgeber kämpfen noch um den begehrten achten Platz gegen den EHC Essen-West.
"Das wird sehr schwer für uns, denn Sauerland will sich den praktisch noch letzten freien Platz in der Aufstiegsrunde ergattern", sieht EC-Trainer Rudolf Sindelar, der seine Schützlinge auch am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag zum Training bitten wird, den Tabellenvorletzten in der Rolle des krassen Außenseiters. Sein Sauerländer Pendant Steve Pulgar, aus dem Mutterland des Eishockeys stammend, ist jedoch seit dem 18. November vor den Hessen gewarnt. Da siegte der EC sensationell mit 5:2, allerdings auf eigenem Eis. "Zu Hause ist der ECD Sauerland eine absolute Macht. Da muß der Gegner auch noch gegen das fanatische Publikum zusätzlich ankämpfen", meinte Sindelar vor dem letzten Spiel des Jahres 1992. Für die "Roten Teufel", immer noch in Konkurs spielend, sicherlich kein berauschendes Jahr.
Nun wurde noch ein Verteidiger der sowieso schon dünn besetzten Abwehrreihe abgegeben. Der bei Trainer Sindelar in Ungnade gefallene Abwehr-Riese Jens Krüger wird den Oberligisten TSV Peißenberg von seinen in Bad Nauheim wenig gezeigten Fähigkeiten überzeugen wollen. Krüger kam kaum über die Zuschauer-Tribüne oder bestenfalls die Ersatzbank hinweg. Bei seinen wenigen Einsätzen fiel der ehemalige Ostberliner in der Regel nur durch plumpe und unnötige Fouls auf.
Nur noch fünf Verteidiger beim EC. Die Transferzeit läuft an Silvester um Mitternacht ab. "Wahrscheinlich gibt es keinen Einkauf mehr. Die Geldmittel sind beschränkt und der Markt leergefegt. Die wenigen vorhandenen Verteidiger sind super-teuer", macht Rechtsanwalt Dauernheim den Fans und Trainer Sindelar wenig Hoffnungen auf einen "Fang in letzter Sekunde".
Am ersten Wochenende im neuen Jahr steht übrigens auch nur eine Partie auf dem Programm, am 3. Januar empfängt der noch auf Rang zehn hoffende EC auf den Meisterschafts-Aspiranten EHC Nürnberg. jo
TISCHTENNIS BUNDESLIGA, Frauen, 10. Spieltag: Spvg. Steinhagen - DSC Kaiserberg 8:4, FC Langweid - FC Bayer Uerdingen 7:7, TSV Betzingen - TSG Dülmen 2:8, TuS Jahn Soest - VfB Lübeck 5:8, RW Klettham-Erding - TuS Glane 7:7.
1. Spvg. Steinhagen 10 10 0 0 80:21 20:0 2. TSG Dülmen 9 8 0 1 70:23 16:2 3. TuS Glane 10 7 1 2 68:39 15:5 4. Klettham-Erding 9 4 2 3 55:55 10:8 5. Bayer Uerdingen 10 4 2 4 63:57 10:10 6. FC Langweid 9 4 1 4 45:57 9:9 7. VfB Lübeck 10 3 2 5 52:66 8:12 8. TSV Betzingen 10 3 0 7 41:63 6:14 9. TuS Jahn Soest 10 1 0 9 28:77 2:18 10. DSC Kaiserberg 9 0 0 9 28:72 0:18
RUGBY BUNDESLIGA, Gruppe Süd: TSV Handschuhsheim - Post Stuttgart 3:8.
"Cohn-Bendit meets Böhse Onkelz" - der Titel des Papiers mit dem Briefkopf des Frankfurter Multikultur-Dezernenten mutet an wie ein übler Scherz. Doch der vormals rote und längst grüne Dany will ausloten, ob der Werwolf nur Kreide gefressen hat, um - mit weichgespülter Stimme - das Punk-Käppchen so getarnt besser reißen zu können. Es geht um die Frankfurter Gruppe, die - so Cohn-Bendit - vor Jahren als Punkband ihrem Namen "alle Ehre" gemacht und sich mit ausländerfeindlichen Texten ("Türken raus") hervorgetan habe. Sie avancierte rasch zur Kultband von rechtsradikalen Skinheads, die mehr und mehr in Gewalttätigkeit und Rassismus abdrifteten; ein Image-Problem, das den Onkelz Auftrittsverbote bescherte.
Nun aber, so hat nicht nur Cohn-Bendit festgestellt, versucht die Gruppe seit geraumer Zeit, von diesem Ruf runterzukommen: die Böhsen Onkelz vielleicht doch die "guuhden, nehtten Jungz" von nebenan? Denn die vier Musiker verstehen sich nicht als rechts, schon gar nicht als rassistisch und ausländerfeindlich. Seine früheren Texte sieht Sänger Stephan Weidner heute als Jugendsünden, die neuen Lieder reden nicht mehr der Gewalt und Aggression gegen Ausländer das Wort, "sondern sind Texte, wie sie andere Rockbands auch schreiben", befindet der Stadtrat.
Die Band wandte sich an ihn. Von der Musikszene und von Veranstaltern werden sie geschnitten, faktisch haben sie bundesweit Auftrittsverbot. Ihr Versuch, bei dem Open-air "Heute die - morgen du" am 13. Dezember vor der Festhalle aufzutreten, scheiterte an den Veranstaltern und am Veto von Kollegen wie Udo Lindenberg und Peter Maffay, weil man ihnen ihre Wandlung nicht glaubt.
Nun mag und kann Cohn-Bendit die Texte der Onkelz und ihre Musik nicht künstlerisch beurteilen. Ihm geht es um die "Message", die sie vermitteln, und diese sei nicht rassistisch. Vielmehr hätten sich die Onkelz öffentlich gegen Gewalt und Rassismus ausgesprochen. Vor allem aber geht es Cohn-Bendit darum, mit der Gruppe ein offenes Gespräch zu führen, denn, so der Dezernent, "sie haben Einfluß auf die Jugendlichen und Kinder, die von rechtsradikalen Parolen gefährdet sind". Und er fügt hinzu: "Ich meine, wir können es uns in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation nicht leisten, diejenigen herauszubeißen, die sich geändert haben oder sich ändern wollen." Deshalb hat er sich mit dem Kabarettisten Matthias Beltz und den Böhsen Onkelz zu einem Treffen dieser Tage in Frankfurt verabredet.
Vehement wehrt sich Cohn-Bendit gegen den Vorwurf, er wolle die Onkelz reinwaschen. Es gehe darum, einerseits Menschen zu mobilisieren, die nicht rassistisch sein wollen - so wie bei Rock gegen rechts oder Lichterketten, so am heutigen Dienstag auf dem Anlagenring in Frankfurt. Aber diejenigen Jugendlichen, die anfällig sind für rechtsradikale Aktivitäten, "trifft man eben dort nicht kann sie also auch nicht ansprechen".
Die Böhsen Onkelz, so Cohn-Bendit, "wollen mich benutzen, damit sie wieder Säle kriegen - und ich will sie benutzen, um zu sehen, ob man nicht an diese gefährdeten Jugendlichen ran kann". Das heißt für den Stadtrat, über die Onkelz "eine Auseinandersetzung anzufangen mit jungen Leuten, die anfällig sind für nationalistische rechtsradikale Parolen". Es sei zu klären, ob die Onkelz dagegen vorgehen wollen, daß alte Lieder (wie ihr "Türken-Song") weiter verbreitet werden. Ob sie notfalls bereit sind, dazu die Rechte an solchen Liedern zurückzukaufen. Es müsse diskutiert werden, ob die Onkelz mehr wollen als zu sagen "es war Scheiße", ob sie bereit sind, "sich einer Ehrenjury zu stellen, die mal ihre Texte, auch die heutigen, überprüft".
Denn, so Cohn-Bendit, sie haben ja auch solche Texte auf der letzten CD wie "Wir schreiben Geschichte mit unserem Blut". Über diese Blut-und-Boden-Ideologie werde man mit den Onkelz eine Auseinandersetzung führen. "Auch wenn sie nicht sagen ,Türken raus&rquote;, können solche germanischen Signale, die sie aussenden, von der rechtsradikalen Szene aufgegriffen werden." Ob die Onkelz es echt meinen, könne man "von vornherein nie wissen, aber", so der Dezernent, "man kann's ja probieren, und dann sieht man's ja".
"Das ,Türken-raus&rquote;-Lied ist nie veröffentlicht worden", betont Stephan Weidner. Der Sänger und Texter der Böhsen Onkelz verweist darauf, daß die Band sich seit Jahren auf Flugblättern und Plakaten von rechtsradikalen Umtrieben distanziert, Neonazis nicht in den Konzertsaal läßt: "Ich komm' mir langsam schon wirklich vor wie ein reinkarnierter Adolf Hitler", kommentiert er die Kampagne gegen seine Gruppe. Das Lied "Wir schreiben Geschichte" sei absolut ironisch darauf gemünzt, daß wir Menschen unsere Welt kaputtmachen, und nichts weiter als die Aussage, "wir zahlen für die Fehler, die gemacht werden". Das habe "nichts mit Blut-und-Boden-Scheiße zu tun", betont Weidner, "ich war ein Skinhead, und nicht mehr und nicht weniger. Und ich hab' mich niemals zu einer Partei bekannt." Die Onkelz hätten nie für eine Organisation dieser Art gespielt, sich sogar relativ früh von solchen Umtrieben distanziert.
Weidner: "Klar suchen wir das Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit, weil wir jemanden brauchen, der willens ist, sich mit uns auseinanderzusetzen auf eine Art und Weise, auf die wir beide voneinander profitieren können. Aber ich mach' das nicht aus kommerziellen Gründen, sondern aus ethischen. Weil ich das persönlich möchte. Wir haben unseren Interviewboykott gebrochen, weil wir gesagt haben, wir können zu den Vorfällen, die momentan stattfinden, nicht schweigen."
Sein Gitarrist Matthias "Gonzo" Röhr hatte bereits vor kurzem an die Medien geschrieben: "Jeder hat die Pflicht, in einer Zeit, in der die Gewalt gegenüber Andersdenkenden, Ausländern oder Menschen anderer Konfessionen derart zunimmt, seine Stimme zu erheben." Er fügt hinzu: "Die Rechten hassen uns, weil wir uns nie gescheut haben, sie darauf hinzuweisen, daß sie bei uns nichts verloren haben." In der Tat werden die Onkelz von der ultrarechten Skinhead-Szene inzwischen als "linke Schweine" abgelehnt.
Kritiker der Band zitieren immer wieder den Song "Der nette Mann" aus 1984, der '86 von der Bundesprüfstelle indiziert worden ist. "Ich find's nicht geschmacklos, würde es heute etwas anders schreiben, aber die Ausage ist o. k.", sagt Weidner heute über das Lied, in dem er in der Ich-Form als ekelhafter Kindermörder auftritt: "Ich glaub', daß Leute wie Alice Schwarzer, die das richtig anhörten, das auch verstanden haben", sagt er. Er habe damit "den Leuten 'nen Spiegel vors Gesicht halten und ihnen sagen wollen, paß mal auf, dein Nachbar könnt' so jemand sein".
Weidner: "Wenn ich Richter bin und solche Lieder indiziere, dann muß ich schon auch verstehen, wie das gemeint ist. Ich denk', Leute, die an solch einer Position sitzen, müßten ein bißchen mehr Grips im Kopf haben." Die Band habe keinen Einspruch eingelegt, "weil wir auf diese Platte keinen Wert mehr legten".
Zu der umstrittenen Plattenfirma Rock-O-Rama hätten sie die Verbindung bereits 1988 aufgelöst, auch mit dem Manager Ingo Nowotny und dessen Metal- Enterprise-Label. Die einzige Onkelz- Platte also, die indiziert worden ist, war "Der nette Mann". Das Lied "Türken raus" gibt es nicht offiziell, so Weidner, es sei nur für ein Demotape aufgenommen worden: "Die Kassette ist einfach 100 000fach kopiert worden." Und er schildert, wie es zu dem Text kam: "Wir waren Punker, uns wurde ,kräftig aufs Mett gegeben&rquote;, und aus Verärgerung raus habe ich das Lied geschrieben." Denn bevor sie in fließendem Übergang zu Skinheads wurden, waren sie Punks, provozierten durch ihr Auftreten. "Aber es ging halt auch so weit, daß wir handfeste Schlägereien hatten", erinnert sich Weidner, "damals waren das so Punk-Popper-Geschichten, es gab ständig heftigste Reibereien auch mit Türken, und das war eine Reflektion davon."
Weidner: "Ja, ich hab' mich zweimal in die Schublade gesteckt. Einmal stachlige Haare gehabt, dann gar keine. Und irgendwann hab' ich mich gefragt, was machste denn eigentlich die ganze Zeit. Ich habe keine Lust mehr gehabt, mich äußerlich zu erkennen zu geben." Inzwischen trägt er die Haare schulterlang.
Ärgern tut er sich über den "Wolf-im- Schafspelz"-Vorwurf. "Wir sind ja im Geschäft. Momentan die bestverkaufte deutsche Gruppe mit 300 000 Exemplaren von der letzten LP." Und: "Ich könnt' mir's ja auch einfach machen und sagen, o. k., ist mir doch alles scheißegal, ich verkauf' ja sowieso meine Platten. Das ist mir eben nicht egal. Leute, die so was sagen wie ,Kreide gefressen&rquote;, wissen nichts von mir und sollten besser das Maul halten."
Heilige Lieder - scheinheilige Lieder, das Cover in Schwarz-Rot-Gold - Weidner dazu: "Rio Reiser hat sein ,Wenn ich König von Deutschland wär&rquote; gesungen. Wenn man übel will, ist das voll das rechte Lied. Wenn wir das gebracht hätten, würden sie alle Sieg Heil vor mir stehen. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen."
Indes fielen sämtliche Onkelz-Konzerte der laufenden Tournee Verbotsverfügungen anheim. Ein "bundesweites Auftrittsverbot", so Gitarrist "Gonzo". Herb auch für die Fans - meist zwischen zwölf und 30 Jahre alt. Dennoch irrt nach Weidners Meinung die Autorin Edith Kohn, die in der "Weltwoche" von weichgespülten Texten der Onkelz schreibt, weil's ihnen mit dem Auftrittsverbot "an den Geldbeutel geht". Das Live-Verbot sei zwar bitter, "aber Geld verdienen wir auch so", sagt Weidner. Doch sei es für einen Musiker wichtig, daß er den direkten Kontakt zu seinem Publikum hat, "zu sehen, daß die Musik, die du geschrieben hast, Emotionen in den Leuten hervorruft, einfach mit den Leuten Aug' in Aug' dazustehen, die direkte Reaktion zu haben". Das sei ihm nicht vergönnt, "das tut mir weh. Und ich denke, daß es nicht gerechtfertigt ist, uns eine Art Berufsverbot - darauf läuft es ja irgendwie hinaus - auszusprechen".
"Wir verteilen seit Jahren Flugblätter vor Konzerten, auf denen wir ganz klar Stellung beziehen, daß wir keine Nazis sind, daß wir keine Parolen dulden und daß Besucher, die sich nicht dran halten, rausfliegen. Wir lassen Leute, die sich eindeutig als Rechtsradikale zu erkennen geben, gar nicht erst in die Halle," behauptet der Onkelz-Sänger.
Wie geht's weiter? Seinen Skateboard- Shop auf der Zeil hat Weidner aufgegeben, ist - wie auch Gitarrist "Gonzo" - in den Taunus gezogen. Kevin Russell, sein englischer Bandkollege und Mit-Sänger, hat einen "Tattoo"-Laden in Frankfurt. Weidner war lange mit einer Iranerin zusammen. "Von daher gesehen, hab ich's einfach satt, mir ans Bein pinkeln zu lassen." Die Onkelz bekommen auch von Türken und Jugoslawen Fan-Post.
Zur Fascho-Band Störkraft mag sich Weidner "nur soweit äußern, was ich so gehört und gesehen habe - das ist nicht viel. Ich habe von Alice Schwarzer ein Textblatt bekommen. Die Strophen waren dermaßen rassistisch und voller Haß, auch dumm dazu, und ich hab' gemerkt, daß die ganze Ideologie dahintersteckt, die eindeutig nationalsozialistisch ist, eben ganau das, was Hitler und Goebbels propagiert haben". Geschockt sei er von Videos gewesen, auf denen die Skins minutenlang "Sieg Heil" und "Ausländer raus" brüllten. "Mir geht's auf die Eier mit so einer Band in einem Atemzug genannt zu werden", sagt Weidner.
Seine Band hat, wie er sagt, in ihrer 13jährigen Geschichte höchstens 30 Konzerte gegeben. Es sei sogar von Ausschreitungen bei Onkelz-Konzerten berichtet worden, obwohl sie gar nicht gespielt hatten. Ihre Fans, so Weidner, "sind absolut diszipliniert, die fahren auf die Musik ab, toben sich aus und das war's. Einzelne Idioten gibt's immer. Und wenn bei uns eine Hauerei passiert, ist es aus". Den Namen Böhse Onkelz wollen sie beibehalten, er solle "irgendwann nicht mehr für rechts, sondern für positive Veränderung stehen".
Störkraft - deren Auftritt am Samstag in Hanau-Erlensee von der Polizei verhindert wurde -, Endstufe, Kahlkopf (neuerdings mit einem Lied gegen die Onkelz), Boots and Praises aus Stuttgart: "Diese Bands werden eigentlich viel zu sehr aufgewertet", meint Weidner, "werden wichtiger gemacht, als sie eigentlich sind, ich denke, daß sie für unsere Gesellschaft nutzlos sind, im Gegenteil. Für mich sind sie nur ein Haufen Scheiße. Sie sind froh, wenn sie 10- bis 20 000 Platten verkaufen." Die Zahl der Skinheads wird auf etwa 4500 in Deutschland geschätzt, die Mitläufer eingerechnet bis zu 20 000.
"Wir geben nicht auf", versichern die Onkelz - den geplatzten Termin am 15. Dezember in der Darmstädter Eissporthalle wollen sie bis zum Bundesverwaltungsgericht durchziehen. Argumentiert wird gegen sie mit Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. "Ein Gummiparagraph", meint Weidner, "danach dürfte kein Bundesligaspiel mehr stattfinden." Denn jeden Samstag seien in zehn Städten immer Schlägereien angesagt. "Da geschieht viel mehr Gewalt und Ausländerfeindlichkeit als sonstwo."
Zwei Ziele hatte sich Trainer Helmut Jirmann mit seiner Mannschaft vor dem Endrunden-Rückkampf gegen AC Bavaria Goldbach gesetzt: Man wollte mit acht Punkten Vorsprung gewinnen, um noch eine Chance auf den Einzug ins Finale zu haben oder zumindest überhaupt siegen. Vor knapp 3000 Zuschauern in der Aschaffenburger Unterfranken-Halle gingen gestern beide Wünsche nicht in Erfüllung. Goldbach, der amtierende Meister, gewann mit 13,5:12-Mannschaftspunkten, RWG Mömbris/Königshofen, das Team von Helmut Jirmann, muß im nächsten Jahr einen neuen Anlauf auf den deutschen Titel nehmen.
Dabei haben die Kandidaten für das Ringerfinale - mal abgesehen vom Krösus Goldbach - seit Jahr und Tag weniger die Meisterschaft, sondern mehr den warmen Regen für die Vereinkasse im Visier. Hier kassierte Mömbris-Königshofen zum letzten Mal vor zwei Jahren ab, als man im Finale gegen Goldbach stand und verlor. Deshalb war es nur zu verständlich, daß RWG-Geschäftsführer Arnold Behl gestern in der Unterfranken- Halle das Finale wieder als Ziel nannte, jedoch hinzufügte, man hoffe aber, erst dann auf Goldbach zu treffen.
Vor zwei Jahren, im Final-Rückkampf in der Höchster Ballsporthalle, hatte Mömbris/Königshofen zum letzten Mal den großen Nachbarn bezwungen. Groß war die Hoffnung im Kahlgrund, diesmal in den beiden Endrundenkämpfen Goldbach das Nachsehen zu geben und mit Schifferstadt oder Wiesental aus der anderen Gruppe um die Meisterschaft zu kämpfen. Doch dann gab es wieder zwei Niederlagen, im Vorkampf sogar mit acht Punkten Unterschied.
Auf der Suche nach den Gründen kommt man zu keinem klaren Ergebnis. Von Nervenschwäche über Benachteiligung durch das Mattengericht bis hin zum "Goldbach-Komplex" reichte auch gestern wieder die Skala. Trainer Helmut Jirmann sprach einen weiteren Punkt an: "Hätten wir rechtzeitig die Einbürgerung von Rahmat Soukra erreicht, wären unsere Chancen gegen Goldbach um einiges größer gewesen." So wurde der einzig erlaubte Ausländerplatz auch gestern durch den sechsmaligen (!) Weltmeister Valentin Jordanov belegt (Schultersieger gegen Jochen Richter).
Wieviel Glück auch im Ringen im Spiel sein kann, dafür war der gestrige Kampf in Aschaffenburg mal wieder der Beweis. Da gingen bei Goldbach die Welt- und Europameister Rifat Yildiz (gegen Zamanduridis) und Alexander Leipold (gegen Andre Backhaus) völlig leer aus - und dennoch reichte es Goldbach zum Sieg. Auch deshalb, weil Mattenleiter Uwe Manz aus Witten und Matten-Präsident Horst Faller (Neuss) alles andere als harmonierten. So lief es bereits im ersten Kampf gegen Mömbris/Königshofen, denn Fuat Yildiz hatte mit einer Wertung gegen Reiner Heugabel gewonnen, die mit Beinunterstützung erzielt wurde, was im klassischen Stil bekanntlich verboten ist. Tumelte gar beim besten Kampf des Tages, als Backhaus gegen den Konterkünstler Leipold agierte, eine Wertung aber erst dem Goldbacher alleine zugestanden wurde, in der Korrektur daraus dann ein 3:2 für Leipold wurde. Olympiasieger Maik Bullmann (Goldbach): "Was soll das? Entweder drei Punkte für den einen oder für den anderen. In diesem Fall eher für Backhaus." hgs
Montag, 21. Dezember
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: 20 Uhr, Neues Ballett von William Forsythe; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans"; Bokkenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".
Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 10 Uhr, "Der Wunschpunsch" (Märchen).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 10 & 15 Uhr, Offenbacher Figurentheater.
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Struwwelpeter-Revue". Hessischer Rundfunk, Foyer Bertramstr. 8: 14 Uhr, "Warten auf das Christkind". Frankfurter Ensemble: 15 Uhr, "Die Bremer Stadtmusikanten"; Bürgerhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Kinder- & Jugendtheater: 15 Uhr, "Hänsel und Gretel"; Bürgerhaus Nordwest, Walter-Möller-Platz 2. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Mason & Young.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Ronja.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr.: 20 Uhr, Clarinette à la Swing.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Chor des Russischen Himmels - "Lieder der Taiga".
Na, wenn das kein gelungener Jahresabschluß ist: Die Rüsselsheimer Hockey- Spielerinnen boten vor 150 Fans gegen den Dürkheimer HC eine ausgesprochen gute Leistung, siegten mit 9:1 und setzten sich damit zum Jahresende an die Tabellenspitze der Bundesliga-Südgruppe. Sie profitierten hierbei von dem 9:8-Erfolg des RTHC Leverkusen über den bisherigen Spitzenreiter Eintracht Frankfurt. Aus einer optimalen Ausgangsposition heraus kann das Team von Berti Rauth nun am 16. Januar 1993 gegen Blau-Weiß Köln in die zweite Halbserie starten. Die Chancen, nach dem Gewinn der Meisterschaft auf dem Feld auch in der Halle zu triumphieren, haben sich für den RRK weiter verbessert.
Die erfreulich zahlreich anwesenden Zuschauer wurden vom Rüsselsheimer Team für ihr Kommen mit einer spielerisch überzeugenden Leistung belohnt. Den Vorwurf, der RRK könne seine Tore nur aus Standard-Situationen erzielen, fegten die gut aufgelegten Rüsselsheimerinnen eindrucksvoll beiseite. Bereits in der ersten Hälfte gelangen den Gastgeberinnen sechs blitzsaubere Feldtore. Eines schöner anzusehen als das andere. Dreimal Britta Becker, Tanja Dickenscheid, Marja Busch und Susanne Müller sorgten für die deutliche Pausenführung. Die Spielzüge und Kombinationen des RRK- Teams regten die Zuschauer mehr als einmal zu "standing ovations" an. Auch nach dem Wechsel dominierten die Rüsselsheimerinnen, auch wenn sie nicht mehr ganz so oft ins Schwarze trafen. Besonders die Nationalspielerinnen Britta Becker, Eva Hagenbäumer und Tanja Dickenscheid, nach einer Virus-Erkrankung noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, legten große Spielfreude an den Tag. Susi Müller freute sich über zwei Treffer nach einer längeren Durststrecke und National-Keeperin Bianca Weiß bot zum wiederholten Male eine starke Partie.
Das Nationalmannschafts-Quintett des RRK wird zum Beginn des neuen Jahres (8. bis 10. Januar) nach London reisen, wo es den Titel des Hallen-Europameisters zu verteidigen gilt. Schon vorher wird Berti Rauth die übrigen Spielerinnen wieder zum Training rufen, um auch die zweite Hälfte der Saison so erfolgreich gestalten zu können, wie dies mit der ersten Hälfte gelungen ist. Der Vorsprung vor der Eintracht (ein Punkte) und den Leverkusenerinnen (zwei Punkte) ist schließlich nicht komfortabel genug, um sich darauf auszuruhen.
RK RÜSSELSHEIM: Bianca Weiß (1. bis 30.) und Stefanie Rinderer (Tor); Britta Becker (3), Eva Hagenbäumer, Denise Klecker (1), Susanne Müller (2), Angela Müller, Marja Busch (1), Sybille Breivogel, Kathrin Schmidt, Tanja Dikkenscheid (2).
TABELLE: 1. RK Rüsselsheim 12:2-Punkte/52:29-Tore, 2. Eintracht Frankfurt 11:3/71:33, 3. RTHC Leverkusen 10:4/58:41, 4. Club Raffelberg 9:5/50:37, 5. Blau-Weiß Köln 6:8/35:40, 6. Dürkheimer HC 5:9/27:40, 7. SC 1880 Frankfurt 2:12/29:61, 8. THC Hanau 1:13/18:59. jbp
Wenn Albrecht Gürtler, Trainer der Hockey-Spielerinnen des 1. Hanauer THC, von "geknickter Moral" und "Schuldzuweisungen in der Mannschaft" berichtet, dann ist das angesichts der derzeitigen Tabellen-Situation des HTHC nicht unbedingt verwunderlich. Ein geruhsames Weihnachtsfest können die Hanauerinnen wahrlich gebrauchen. Der Abstiegskampf in der Bundesliga, mit dem man von Beginn an gerechnet hat, gestaltet sich in der Halle für die Hanauerinnen noch um einiges schwieriger als auf dem Feld, wo sie ja weiterhin erstklassig sind.
Nach dem 2:10 beim Club Raffelberg gehen die Hanauerinnen mit 1:13-Punkten und als Tabellen-Schlußlicht in die Winterpause. Einzig der SC 1880 Frankfurt (2:12-Punkte) scheint für das Hanauer Team in der Rückrunde noch ein Maßstab werden zu können. Doch angesichts der nur 18 erzielten Treffer des HTHC ist man nur schwerlich bereit, an eine "Aufholjagd" im zweiten Halbjahr der Saison zu glauben.
Auch Trainer Gürtler ist sich nicht sicher, ob der Klassenerhalt noch zu schaffen ist. Zumindest eine Leistungssteigerung wäre nötig. "Auf dem Feld habe ich unser Bundesliga-Niveau nicht angezweifelt", meint er, "aber in der Halle steht da schon ein dickes Fragezeichen." Im schnellen, torreichen Hallenhockey machen sich Konzentrationsmängel und eine nicht hundertprozentige Einstellung eben gravierender bemerkbar als auf dem Feld. Die Schuldzuweisungen unter den Spielerinnen sind für Gürtler bezeichnend: "Jede regt sich über die Fehler der anderen auf, aber nicht über die eigenen", ärgert sich der Coach. Teams, die eine überdurchschnittliche Torjägerin in ihren Reihen haben, können fehlende Konzentration oder Einstellung ausmerzen. Die Hanauerinnen können dies nicht.
Eine gute Saison gespielt zu haben, bescheinigt der Trainer der überragenden Torfrau Julia Bingel, Neuzugang Amina Böhmert, Claudia Severin und mit Abstrichen Claudia Büchting, Nina Methfessel sowie Susi Koch. Um jedoch erstklassig zu bleiben, müßten alle Hanauerinnen an die Leistungsgrenze gehen. Dies gelang auch nicht in Raffelberg, wo Claudia Büchting fehlte, aber von Sonja Prothmann zufriedenstellend vertreten wurde. Die erste Halbzeit lief noch sehr gut. Das 0:2 hätte bei besserer Chancenverwertung auch ein Remis sein können. Doch nach dem 1:3 (37.) durch Susi Koch vergaßen die Hanauerinnen alle taktischen Regeln, stürmten nach vorn und fingen bis zur 43. Minute vier Treffer zum Zwischenresultat von 1:7 ein. Claudia Severins 2:10 in der Schlußminute war Makulatur. In der Winterpause gilt es, die geknickte Moral noch einmal aufzurichten, um vielleicht doch noch das Unmögliche möglich zu machen.
1. HANAUER THC: Julia Bingel (Tor); Amina Böhmert, Nina Methfessel, Claudia Severin (1), Susanne Koch (1), Eva Weiß-Bolland, Anne Däther, Heike Stutzer, Sonja Prothmann.
DIE TABELLE: 1. Rüsselsheimer RK 12:2-Punkte/52:29-Tore, 2. Eintracht Frankfurt 11:3/71:33, 3. RTHC Leverkusen 10:4/58:41, 4. Club Raffelberg 9:5/50:37, 5. Blau-Weiß Köln 6:8/35:40, 6. Dürkheimer HC 5:9/27:40, 7. SC 1880 Frankfurt 2:12/29:61, 8. 1. THC Hanau 1:13/18:59. ina
Montag, 21. Dezember
Vorträge / Diskussionen Ev. Erwachsenenbildung: 20 Uhr, Vortrag "Martin Buber zwischen Mystik und Chassidismus. Über Dialog und Differenz."; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Deutsch-Somalisches Komitee: 19.30 Uhr, Diskussion "US-Intervention in Somalia"; Studentenhaus, Jügelstr. 2/R 203.
Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Briefmarkensammler-Verein: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 17.30 Uhr, Bridge-Nachmittag; Brentano-Haus.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Offener Treff.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe für Frauen und Männer. Märkte Weihnachtsmarkt, Paulsplatz/Römerberg: 10 bis 21 Uhr. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig- Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
19 bis 23 Uhr Dr. Katzmann, Beethovenstr. 2, Tel. 74 57 72; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Nikolausball beim TSV Blau-Gold Steinbach ein voller Erfolg Die Tänzer kamen ohne Stiefel Niederreiter/Lenz aus München sicherten sich Altkönigs-Pokal
Zum Jahresausklang bieten die TänzerInnen des Tanzsportvereins Blau-Gold Steinbach ihren Mitgliedern und Freunden noch einmal etwas ganz Besonderes. Zum Nikolausball reisten auch in diesem Jahr sieben Tanzpaare der deutschen Spitzenklasse in Steinbach an, um den Gewinner des prächtigen "Altkönigspokals" unter sich auszumachen. Zu den Klängen der Kapelle "Take Seven" legten die Paare erstklassige Lateintänze auf das Parkett und lieferten sich einen spannenden Wettkampf. Steinbachs Bürgermeister Edgar Parnet überreichte dann Monika Niederreiter und Carsten Lenz vom TTC München die stattliche Trophäe. Auf dem zweiten Rang schlossen Kirsten Radde und Andrej Rothermund (Frankfurter Kreis) ab, dritte wurden mit Andrea Grabner und Sven Walker (Rot-Gold Casino Nürnberg) wiederum ein bayerisches Paar.
Ebenso beeindruckend wie die Künste der LateintänzerInnen war auch die akrobatische und schwungvolle Darbietung des RRC "Kängaroo" Königstein, der mit einer Rock-'n'-Roll-Schau die Zuschauer unterhielt. Karolin Oschwald und Markus Holzapfel sowie Karin Baumrucker und Hajo Elmer bestachen mit leichtfüßiger Technik und großem tänzerischen Können.
Nach Latein und Rock 'n' Roll kamen auch die Standardtänze zum Zuge. Unter der choreographischen Leitung von Wilhelm Gräber, dem Vorsitzenden des TSV Blau-Gold, bewiesen Marlies und Kurt Baumrucker, Silvia und Heinz Drees, Karin und Wilhelm Gräber, Helga und Helge Kießling sowie Manfred Ruppert als "Schneemann" mit ihrer amüsanten Tanzschau "Happy Christmas", daß auch die Standard-Tänze keineswegs langweilig sein müssen.
Alle aktiven Teilnehmer versammelten sich dann noch einmal zum großen Finale und boten bei Kerzenlicht eine Rumba, ehe die traditionelle Tombola freigegeben wurde. Einmal mehr sorgten die Ball-Organisatoren mit Karin und Wilhelm Gräber und ihre vielen Helfer aus den Reihen des TSV Blau-Gold für eine rundum gelungene Veranstaltung. jbp
Stark vertreten war die Badminton-Abteilung der SG Anspach beim deutschen Ranglistenturnier in Brauweiler. Die AnspacherInnen, die auf dem besten Weg in die Zweite Badminton-Bundesliga sind, stellten unter Beweis, daß sie für "höhere" Aufgaben gewappnet sind. Einen hervorragenden dritten Platz im Mixed sicherten sich die jungen Anspacher Talente Sandra Mirtsching und Franklin Wahab. Die beide Anspacher schalteten unter anderem im Viertelfinale die mehrfachen deutschen Meister Frey/Krickhaus (Mainz/Zahlbach und Südring Berlin) aus.
Während die beiden bei den Hessen- Meisterschaften noch überraschend in der ersten Runde gescheitert waren, bewiesen Sandra Mirtsching und Franklin Wahab in Brauweiler, daß sie in der deutschen Spitze mithalten können. Im Einzel erspielte sich Sandra Mirtsching darüber hinaus noch den neunten Platz, verpaßte nur knapp den Einzug ins Viertelfinale. Günter Entzel und Oliver Kudicke mußten ohne Siegerehren nach Hause fahren.
Auch die Jugendlichen starteten bei einem DBV-Ranglistenturnier. Sie waren in Bonn aktiv. Die SG Anspach schickte mit Nicole Raasch (U 18) sowie Dominique Mirtsching und Boris Gantenberg (beide U 16) drei Talente ins Rennen. Nicole Raasch sicherte sich gemeinsam mit Gerhard Balondo von der TSG Hanau/Erlensee im Mixed den undankbaren vierten Rang. Im U 16-Bereich war die SGA noch erfolgreicher. Dominique Mirtsching sicherte sich gemeinsam mit dem Langenfelder Joppien sogar die Silbermedaille im Doppel und auch im Einzel den zweiten Platz. Im Finale unterlag sie ihrer früheren Doppelpartnerin Stefanie Struschka (1. BC Frankfurt) mit 11:7, 5:11, 5:11. Diese beiden Spielerinnen sind die derzeit besten ihres Jahrgangs in Deutschland. Boris Gantenberg komplettierte die erfolgreiche Bilanz mit einem sechsten Platz im Mixed an der Seite von Stefanie Struschka.
Unterdessen tummelten sich Nicole Komma (18), Heike de Haan (17) und Christian Komma (15) bei den Bezirks- Junioren-Meisterschaften in Jügesheim, wo sie in Abwesenheit der TGA-Topspieler die Fahnen der Anspacher hochhielten. Mit Erfolg: Nicole Komma siegte im Einzel und im Doppel setzte sie sich gemeinsammit Heike de Haan an die Spitze. ppa
Die Leichtathleten von Eintracht Frankfurt haben sich mit dem Geher Ralf Weise aus Erfurt verstärkt. Der Thüringer weist als beste Plazierung Rang drei bei den deutschen Meisterschaften über die 20-Kilometer-Distanz auf. Als Bestleistungen hat Weise 40:10 Minuten für die Strecke über zehn Kilometer und 1:23:12 Stunden für die doppelte Distanz zu Buche stehen. Zudem wechselten noch die Langsprinterin Alexandra Koltai sowie Weitspringerin Inken Lehmann vom USC Mainz zu den Riederwäldern. rs
Oberliga-Vorrunde abgeschlossen "Löwen" übten sich im Scheibenschießen
Frankfurt - Adendorf 25:3 (7:1, 10:1, 8:1) Am letzten Spieltag der Oberliga-Vorrunde, die sie als Tabellenerste abgeschlossen haben, durften die Eishockey- Spieler des Frankfurter ESC noch einmal um die Wette schießen. Vor knapp 7000 Zuschauern gab es einen 25:3(7:1, 10:1, 8:1)-Erfolg über den TSV Adendorf.
Leider werden die "Löwen" diesen Gegner in der am kommenden Sonntag beginnenden Endrunde der acht besten Teams nicht wiedersehen. Vielleicht aber ist das nicht von Nachteil. Während der Vorrunde haben die Frankfurter mehrfach Siege dieser Größenordnung gefeiert und damit das Gefühl erhalten, in dieser Klasse unschlagbar zu sein. Dreimal bekamen sie die Quittung für diesen Trugschluß in Form von Niederlagen.
Diese Gefahr bestand am Sonntag nicht. Spielfreudig und im Abschluß konsequent wie selten machten die "Löwen" ihrem Anhang viel Freude. Trainer Forster wollte wohl allen Spielern die Gelegenheit geben, Selbstvertrauen zu tanken, und setzte vier komplette Sturmreihen und sieben Verteidiger ein. Entsprechend groß war die Zahl der am Scheibenschießen Beteiligten: Erhardt, Grzesiczek, Zajic, Jaufmann (je 3), Thom, Ekkert, Nicholas (je 2), Zimlich, Hall, Nocon, Wolf, Major, Thornbury und Scholz. Sim
REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TV Flörsheim - TSG Ober-Eschbach 8:10, Eintracht Wiesbaden - TV Hofheim 17:11.
OBERLIGA HESSEN SÜD, Männer: TuS Dotzheim - TV Breckenheim 14:13.
POKALRUNDE AUF VERBANDSEBENE, Männer: TG Hainhausen - TG Hochheim 15:22, FT Dörnigheim - TV Flörsheim 16:25, SG Bruchköbel - TuS Holzheim 28:18, TV Breckenheim - TV Büttelborn 14:21, SKV Mörfelden - TV Lampertheim 21:17, TV Hattersheim - TSG Bürgel 19:23, TSV Kirch-Brombach - TV Wicker 14:15, TV Fränkisch-Crumbach - TV Idstein 22:15, TG Ober-Roden - TG Rüsselsheim 20:19, SG Anspach - TG Nieder- Roden 18:10.
POKALRUNDE AUF VERBANDSEBENE, Frauen: TG Bad Soden - Artemis Sport Frankfurt 21:14, SG Rosenhöhe Offenbach - SU Mühlheim 7:16, HSG Reichelsheim/Beerfurth - PSV Heusenstamm 17:14, SG Arheilgen - TGS Walldorf 13:12, TGS Niederrodenbach - TV Hattersheim 11:21, SSG Bensheim - TV Groß-Umstadt 18:17.
KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TV Gonzenheim - SG Sossenheim 23:9, TV Bergen-Enkheim - MTV Kronberg 15:13, TV Bad Vilbel - TV Petterweil II 19:15, TGS Vorwärts Frankfurt - TuS Nieder-Eschbach II 9:21, TSG Frankfurter Berg - TSG Nordwest Frankfurt 11:20, TG Schwanheim - TSV 57 Sachsenhausen 19:10.
KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TSG Oberursel II - SG Nied 11:11, TG Sachsenhausen - TV Petterweil 25:10, SG Riederwald - Usinger TSG 14:3, Grün-Weiß Frankfurt III - TSG Nordwest Frankfurt 6:12, Tschft. Griesheim - FSV Frankfurt 9:9.
Zweite Eishockey-Bundesliga Im Schlußdrittel noch einen Punkt gerettet
Riessersee - Nauheim 5:5 (2:0, 1:0, 2:5) Zwei Tage nach der glanzvollen Vorstellung gegen Titelaspirant SV Bayreuth (5:2) erreichte der EC Bad Nauheim im Kellerduell der zweiten Eishockey-Bundesliga beim SC Riessersee mit dem 5:5 (0:2, 0:1, 5:2) nur ein Remis. Dabei hatten die Gastgeber bereits mit 4:0 nach 47. Minuten geführt. Danach war der SCR jedoch mit seinen Kräften völlig am Ende.
Für Nauheim markierte Poddubny das 1:4, ehe der SCR noch einmal auf 5:1 erhöhte. Barczikowski (52.), wiederum der Kanadier Poddubny (53.), sein Landsmann Latta (56.) zum 4:5 und elf Sekunden vor Schluß Trainersohn Roman Sindelar schafften noch das Remis.
Riessersee verpaßte seinen dritten Saisonsieg, verbuchte aber von seinen acht Pluspunkten alleine zwei gegen den EC. Für die Nauheimer sind dennoch die Hoffnungen auf den noch möglichen und für die Abstiegsrunde wichtigen zehnten Platz weiter intakt. Für Riessersee trafen vor nur 1200 Zuschauern im Olympiastadion Reindl (2), Warnakow, Maurer und Oswald.
"Wenn wir noch eine Minute weitergespielt hätten, wäre der EC als Sieger vom Eis gegangen", resümierte Trainer Sindelar. jo.
Kleine Berichte aus dem lokalen Sportgeschehen
WASHINGTON / MOSKAU, 21. Dezember (AP). Die Präsidenten der Vereinigten Staaten und Rußlands, George Bush und Boris Jelzin, haben am Sonntag in einem Telefongespräch über ein neues Abkommen zum Abbau der strategischen Rüstung (START II) und vermutlich auch über ein Gipfeltreffen noch vor dem Ende der Amtszeit des US-Politikers gesprochen. Bush sagte nach dem 35minütigen Telefonat am Abend in Washington, es seien einige substantielle Fortschritte erreicht worden, doch herrsche noch nicht in allen Punkten Einigkeit. Der Frage von Journalisten nach einem möglichen Gipfeltreffen mit Jelzin in Anchorage in Alaska, bei dem Berichten zufolge START II unterzeichnet werden könnte, wich Bush aus.
BELFAST, 21. Dezember (AP). Vor den Augen seiner Familie ist am Sonntag in der nordirischen Hauptstadt Belfast ein Katholik bei Weihnachtsvorbereitungen von zwei Männern erschossen worden. Das Opfer hielt seine fünfjährige Tochter auf dem Schoß, während seine Frau und drei andere Kinder Geschenke einpackten. In einer Erklärung an Nachrichtenmedien bekannte sich die protestantische Untergrundbewegung Ulster Volunteer Force (UVF) zu der Bluttat. Die UVF erklärte, der Mann sei Mitglied der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) gewesen. Die Familie sagte, der Ermordete habe keine Beziehung zur IRA gehabt. Wie die Polizei mitteilte, drangen die Täter durch eine Hintertür in das Haus der katholischen Familie ein.
OSNABRÜCK, 21. Dezember (AP/dpa). Auch die Arbeitgeber halten Kürzungen alleine beim Arbeitslosengeld und anderen Sozialleistungen für den falschen Weg zu einem Solidarpakt.
Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann, es sei falsch, die Struktur der Sozialhaushalte "völlig umzukrempeln". Er fürchte, daß die Gewerkschaften den geplanten Solidarpakt nicht mittragen würden, "wenn überwiegend in der Sozialgesetzgebung gestrichen wird und die andere Seite weitgehend verschont bleibt". Auch Bonner Minister setzten sich für ein sozial ausgewogenes Konzept zum Solidarpakt ein. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm appellierte an die Tarifpartner, den Solidarpakt nicht scheitern zu lassen. Der Bild-Zeitung sagte er: "Der Solidarpakt ist lebenswichtig, wer ihn verhindert, läßt die Arbeitslosen im Stich." Blüm betonte, es müsse ein sozial ausgewogenes Konzept sein. Dafür werde er alle seine Kräfte einsetzen. Die Rentenversicherung allerdings bleibe unangetastet, "an der Rente wird nicht gewackelt".
Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann bat die Tarifparteien, bei der kommenden Lohnrunde Öffnungsklauseln zu vereinbaren, "die bedrängten Unternehmen Spielraum unterhalb der Tarifvereinbarung lassen". Demselben Blatt sagte er: "Nur so kann verhindert werden, daß noch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden." Zur Diskussion um die Bonner Streichliste meinte der FDP-Politiker: "Niemand will die von der SPD lancierte Liste komplett und einseitig einsetzen."
Nach Ansicht Murmanns ist eine allgemeine Kürzung bei Arbeitslosenbezügen um drei Prozent "nicht der richtige Weg". Das treffe auch jene Arbeitslosen, die arbeitswillig seien. Statt dessen sollten gezielt vorhandene Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Die Regierung müsse mit differenzierten Kürzungen in Sozialleistungen eingreifen. Dagegen begrüßte er eine eventuelle Begrenzung der Einkommenserhöhungen im öffentlichen Dienst auf drei Prozent und den Abschlag bei Beamten von einem Prozent als richtiges Signal für die Tarifverhandlungen in der Wirtschaft. Murmann kritisierte Bundeskanzler Helmut Kohl, weil er sich mit den Gewerkschaften weitgehend auf die Erhaltung der industriellen Kerne in Ostdeutschland geeinigt habe, "ohne auch nur ansatzweise eine verbindliche Gegenleistung der Gewerkschaften einzufordern". Es müsse im Osten wie im Westen eine Tarifpolitik verabredet werden, die sich an den wirtschaftlichen Notwendigkeiten orientiere. "Ich möchte ganz deutlich machen: wenn die Gewerkschaften einen solchen Tarifkurs nicht mitfahren, dann scheitert der Solidarpakt, dann wird es ihn nicht geben", betonte Murmann.
DARWIN/JAKARTA, 21. Dezember (AP). Im Seegebiet zwischen Indonesien und Australien hat sich am Montag ein heftiges Erdbeben ereignet, das im Norden Australiens und auf den Molukken spürbar gewesen ist. Wie das Australische Seismologische Institut in Darwin mitteilte, hatte das Beben eine Stärke von 7,3 auf der Richter-Skala, indonesische Seismologen sprachen dagegen von der Stärke 5,4. Berichte über Schäden gab es noch nicht. Die Seeregion war erst am 11. Dezember von einer schweren Erdbebenkatastrophe heimgesucht worden, der in Indonesien über 2500 Menschen zum Opfer fielen.
Den Angaben zufolge lag das Epizentrum des Bebens vom Montag in der Banda-See in indonesischen Gewässern etwa 700 Kilometer nördlich der australischen Hafenstadt Darwin. Die Erschütterungen waren noch 300 Kilometer südlich der Stadt zu spüren. In der Stunde nach dem Hauptbeben wurden vier Nachbeben registriert.
Im Niemandsland zu Libanon Schüsse auf Palästinenser
MARDSCH EL SUCHUR, 21. Dezember (AFP/AP). Die pro-israelische Miliz Südlibanesische Armee (SLA) hat am Montag auf die ausgewiesenen Palästinenser geschossen, die sich den SLA-Stellungen genähert hatten. Ob durch die Schüsse jemand verletzt wurde, war zunächst noch unklar. Die Palästinenser hatten sich am Montag morgen den Stellungen der SLA in der von Israel besetzten "Sicherheitszone" genähert. Ein Offizier der libanesischen Armee hatte die Palästinenser zuvor aufgefordert, ihre Zelte zu verlassen und in Richtung Sommaraja zu marschieren, wo die SLA einen Stützpunkt hat. Das Rote Kreuz war aufgefordert worden, seinen Beistand für die Deportierten einzustellen.
Den Abgeschobenen sei erklärt worden, sie müßten dorthin zurückkehren, woher sie gekommen seien, erklärte die Regierung in Beirut. Die Palästinenser waren nach dem Mord an einem israelischen Grenzbeamten als mutmaßliche Anhänger der militanten Hamas-Bewegung festgenommen und am vergangenen Donnerstag in Bussen über die Grenze gebracht worden. Libanon erkennt die Abschiebungsverfügung Israels nicht an. Am Sonntag hatten einige der abgeschobenen Palästinenser angekündigt, sie wollten auf eigene Faust in die israelische Zone und von dort aus in ihre Heimatorte in den besetzten Gebieten zurückkehren.
Ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin teilte auf Anfrage in Jerusalem mit, er habe keine Kenntnis von dem Vorgehen der libanesischen Regierung. Der Oberste Gerichtshof Israels wollte am heutigen Montag seine Beratungen über die Rechtmäßigkeit der Abschiebung fortsetzen. Mehrere israelische Juristen verlangen die Rückkehr der Abgeschobenen.
China will in den nächsten zehn Jahren über 75 Millionen Mark für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Großen Pandabären ausgeben. Dies teilte das Forstministerium am Montag in Peking mit. Wie die Naturschutzorganisation World Wide Fund of Nature (WWF) mitteilte, beruht das Projekt zu 80 Prozent auf Plänen, die WWF zusammen mit chinesischen Umweltschützern in den 80er Jahren entwickelt hat.
Nach Darstellung des Ministeriums sollen 14 neue Reservate in der Heimat der Pandas, in den südwestlichen Provinzen Sichuan, Gansu und Shaanxi, eingerichtet werden. "Korridore" sollen diese mit bereits bestehenden 13 Reservaten verbinden. Die Schutzgebiete sollen sich dann über insgesamt 10 000 Quadratkilometer erstrecken. Chinesischen Angaben zufolge leben noch 1000 Pandas in freier Wildbahn, westliche Experten gehen von 1100 bis 1500 aus. Der größte Teil der Mittel muß laut WWF für die Umsiedlung von 5000 Holzfällern und Bauern und 18 Sägemühlen verwendet werden. AP
DÜSSELDORF, 21. Dezember (AP). In Nordrhein-Westfalen können die Notrufnummern 110 und 112 bald von öffentlichen Telefonen aus kostenlos angerufen werden. Als erstes Bundesland werde Nordrhein-Westfalen Münzfernsprecher und Kartentelefone für den Polizei- und Feuerwehrnotruf kostenfrei schalten lassen, sagte Innenminister Herbert Schnoor am Montag in Düsseldorf. Bereits bis zum kommenden Frühjahr würden rund 90 Prozent der knapp 20 000 öffentlichen Münzfernsprecher in NRW umgestellt sein: "Es darf doch nicht sein, daß der Ruf nach schneller Hilfe an fehlenden 30 Pfennig scheitert."
HANNOVER, 21. Dezember (AP/dpa). Niedersachsen hat am Montag als erstes Bundesland eine rechtsextremistische Organisation verboten. Wie Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) in Hannover erklärte, richtet sich die Verfügung gegen den neonazistischen "Deutschen Kameradschaftsbund Wilhelmshaven (DKB)". Die Vereinigung habe sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung betätigt. Bei Hausdurchsuchungen bei DKB-Mitgliedern habe die Polizei am 9. Dezember umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Der "Kameradschaftsbund" habe laut seinem Grundsatzprogramm beispielsweise das Ziel, sich gegen "Überfremdung und Asylbetrug" zu wehren, eine "volksdeutsche und heimattreue Erziehung" an den Schulen einzuführen und "Deutschland in den Grenzen von 1937" wiederherzustellen.
Die Organisation hat nach Angaben des SPD-Politikers rund 60 Mitglieder. Da er nur in Niedersachsen tätig war, habe ihn das Land selbst verbieten können. Glogowski betonte, nach dem Verbot mache sich strafbar, wer sich weiter als Mitglied des "Kameradschaftsbundes" betätige. Es sei verboten, Ersatzorganisationen zu bilden. Vermögen und Sachwerte des Bundes seien eingezogen worden. Der Minister setzte sich dafür ein, auch die "Freiheitliche Deutsche Arbeiter-Partei" zu verbieten. Das könne jedoch nur auf dem Rechtsweg über das Bundesverfassungsgericht geschehen.
Erst im November war der 31 Jahre alte DKB-Anführer, Thorsten de Vries, vom Landgericht Oldenburg zu 16 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden. Ihm wurden mehrere Fälle von Bedrohung mit und ohne Waffe, Nötigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beleidigung und Störung des öffentlichen Friedens zur Last gelegt.
Die Neonazis in Niedersachsen sind nach den Beobachtungen des Leiters des Landesamtes für Verfassungsschutz, Hansjürgen Knoche, zunehmend mit Computern vernetzt. Es bestehe die Besorgnis, daß sie diese Kommunikationsnetze wie Adressenlisten und Mailboxen auch zu Aktionen benutzten. Der Kreis der Drahtzieher bei den Neonazis ist nach Einschätzung Knoches relativ klein, die Gefahr nehme jedoch zu. Rechtsaußen verlieren Sympathien
sp HANNOVER. Die Sympathien für Rechtsaußen-Parteien sind im vergangenen halben Jahr stark zurückgegangen, wie repräsentative Umfragen des Münchner Instituts "polis" in Niedersachsen im Auftrag der Landesregierung ergaben. Im Mai hatten nur 72 Prozent der Befragten ausgeschlossen, daß sie eine Partei wie die "Republikaner" oder DVU wählen würden. Anfang Dezember gaben 86 Prozent an, sie würden einer solchen Partei keinesfalls die Stimme geben.
Zugleich wuchs jedoch sowohl die Angst vor der wirtschaftlichen Entwicklung, vor allem in der Arbeiterschaft, als auch die Skepsis gegenüber den Parteien insgesamt. 29 Prozent sagen jetzt, sie trauten keiner Partei die Lösung der Zukunftsaufgaben zu; im Mai waren es 16 Prozent.
Für einen Machtwechsel in Bonn nach der nächsten Bundestagswahl plädieren der Umfrage zufolge 64 Prozent der niedersächsischen Wahlberechtigten; auch ein Viertel der CDU- und die Hälfte der FDP-Anhänger wünschen den Wechsel.
DÜSSELDORF, 21. Dezember (AP). Immer mehr Kinder kommen zur Welt, ohne daß die Eltern vorher geheiratet haben. Allein in Nordrhein-Westfalen verdoppelte sich der Anteil der nichtehelich geborenen Kinder in den vergangenen 20 Jahren von 5,1 auf 10 Prozent. 1991 seien 19 854 von insgesamt 198 436 Neugeborenen unehelich zur Welt gekommen, berichtete das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik am Montag in Düsseldorf.
Nach wie vor beobachteten die Statistiker bei den nichtehelichen Geburten ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Am höchsten war die Nichtehelichen-Quote in Düseldorf mit 14,6 Prozent, gefolgt von Köln mit 14,3 Prozent und Münster mit 14 Prozent. Am niedrigsten war sie in den Kreisen Coesfeld (5,9 Prozent), Olpe (5,2 Prozent) und Borken (4,4 Prozent).
Besonders hoch sei der Anteil nichtehelicher Geburten mit 37,1 Prozent bei jungen Müttern im Alter zwischen 16 und 19 Jahren. Bei den 20- bis 29jährigen Müttern sinke er dagegen auf 10,4 Prozent und bei den 30- bis 39jährigen sogar auf nur noch sieben Prozent.
BERLIN, 21. Dezember (AP). Der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker bleibt in Haft. Nach einer achtstündigen Verhandlung lehnte die 27. Große Strafkammer des Landgerichts am Montag den Antrag der Verteidigung auf Einstellung des Verfahrens und Haftentlassung ab. Das Gericht befand, daß die Prognose der ärztlichen Gutachter über die Krebskrankheit des 80jährigen zu ungewiß sei. Im Januar soll Honecker erneut untersucht werden; am 4. Januar wird weiterverhandelt.
Das Gericht folgte in seiner Entscheidung dem Antrag der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage. In einer "zusammenfassenden Würdigung" kam die Kammer zu der Auffassung, daß die Voraussage, der Angeklagte habe nur noch eine Lebenserwartung von drei bis sechs Monaten und werde das Ende des Verfahrens nicht mehr erleben, zu ungewiß sei. Die besondere Schwere des Tatvorwurfs lasse die Aussetzung der verfassungsrechtlich gebotenen Strafverfolgung nicht zu, sagte der Vorsitzende Richter Hansgeorg Bräutigam.
Honecker und die drei mitangeklagten früheren DDR-Politiker müssen sich für den Tod von Flüchtlingen an der Grenze verantworten.
Vor der endgültigen Entscheidung am elften und bisher längsten Verhandlungstag wies die Kammer noch zwei Ablehnungsanträge der Nebenkläger gegen Bräutigam wegen Besorgnis der Befangenheit als unbegründet zurück.
Zu Verhandlungsbeginn wurde Honekker und seiner Verteidigung eine zweite Anklageschrift übergeben, in der dem ehemaligen SED-Chef in Zusammenhang mit der Luxusversorgung der Prominentensiedlung Wandlitz die Veruntreuung von 15,5 Millionen Mark angelastet wird. In diesem Fall besteht bereits seit Juni Haftbefehl, der bei Einstellung des Totschlagsverfahrens automatisch in Kraft träte. Der Untreueprozeß soll vor der 14. Großen Strafkammer geführt werden; ein Termin ist noch nicht genannt worden.
Die Verteidiger Honeckers hatten gefordert, ihren Mandaten wegen seiner fortgeschrittenen Krebserkrankung aus der Haft zu entlassen und den Prozeß abzubrechen. Es dürfe keine "Justiz im Schweinsgalopp" veranstaltet werden, nur um "mit unerbittlicher deutscher Gründlichkeit" Härte gegen den Angeklagten zu zeigen, sagte Anwalt Nicolas Becker. Sein Kollege Wolfgang Ziegler sprach von einem "unwürdigen Spiel" und meinte: "Es kann doch nicht sein, daß dieser Gerichtssaal zum Sterbezimmer wird." Honecker werde bald nur noch eine Stunde pro Woche verhandlungsfähig sein und den Prozeß "mit aller Wahrscheinlichkeit nicht überleben".
Nach der Gerichtsentscheidung sagte Becker, diese sei "ein Zeichen, daß es sich um einen politischen Prozeß handelt". Die Kammer sei offensichtlich bereit, mit einem Todkranken "alles bis hin zur Quälerei" zu tun. Ziegler kündigte eine Beschwerde beim Berliner Kammergericht an. Er schloß auch die Anrufung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe nicht aus.
Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, sie halte den Angeklagten weiter im bisherigen Maß für verhandlungsfähig. Sie beantragte, den Prozeß mit Honecker fortzusetzen und dessen Antrag auf Einstellung des Verfahrens zurückzuweisen.Serbien-Embargo gebrochen
HAMBURG, 21. Dezember (AP). Der Zoll in Hamburg hat einen Verstoß gegen das Handelsembargo gegen Jugoslawien aufgedeckt. Wie ein Sprecher am Montag mitteilte, sind drei vorübergehend verhaftete Mitarbeiter einer Firma in der Hansestadt gegen Zahlung einer Kaution aber wieder freigelassen worden.
Die Hamburger Firma hatte vor dem im Sommer erlassenen Embargo serbische Gummiprofile zur Herstellung von Auto-Türdichtungen bezogen. Gleich nach dem Embargo hatte die Firma nach Angaben des Zoll zur Tarnung eine in Ungarn ansässiges Unternehmen eingeschaltet. Mit entsprechenden ungarischen Lieferunterlagen hätte die Hamburger Firma dann ungarischen Ursprung der Waren vorgetäuscht und beim Zoll die Abfertigung beantragt. Insgesamt seien so 27 Lastwagen mit serbischen Gummiprofilen im Warenwert von 1,2 Millionen Mark nach Hamburg gelangt.
DÜSSELDORF, 21. Dezember (AP). In Nordrhein-Westfalen können die Notrufnummern 110 und 112 bald von fast allen öffentlichen Telefonen aus kostenlos angerufen werden. Als erstes Bundesland werde Nordrhein-Westfalen Münzfernsprecher und Kartentelefone für den Polizei- und Feuerwehrnotruf kostenfrei schalten lassen, sagte Innenminister Herbert Schnoor am Montag in Düsseldorf. Zusatzgeräte, wie sie bisher in einer Reihe von Telefonzellen installiert worden seien, um einen Notruf auch ohne Münzen zu gewährleisten, würden damit überflüssig.
Bereits bis zum kommenden Frühjahr würden rund 90 Prozent der fast 20 000 öffentlichen Münzfernsprecher im bevölkerungsreichsten Bundesland umgestellt sein, sagte Schnoor.
Bereits 1990 hatte in Köln ein großangelegter Feldversuch mit einem kostenlosen Notruf stattgefunden. Die Befürchtung der Post, die Zahl mißbräuchlicher Notrufe werde sich erhöhen, habe sich nicht bestätigt, berichtete Schnoor.
PEKING, 21. Dezember (AP). Der ehemalige Polizeichef des Bezirks Mizhi in der zentralchinesischen Provinz Shaanxi ist wegen des versuchten Mordes an einem örtlichen KP-Funktionär mit Genickschuß hingerichtet worden. Das geht aus der Zeitung Shaanxi Ribao vom Freitag hervor, die am Montag Peking erreichte. Danach wurde der 49jährige Gao Shengxiu am Donnerstag hingerichtet, weil er mit aus einer Kohlengrube gestohlenem Sprengstoff das Haus des Parteisekretärs Zhang Zenglian in die Luft gesprengt hatte. Zhang soll den Polizeichef wiederholt kritisiert haben. Er habe sich zum Zeitpunkt des Anschlags jedoch nicht in dem Haus aufgehalten.
Mit Ausnahme des Verkehrssektors wird der Energieverbrauch in Brandenburg und damit auch der Schadstoffausstoß einer Studie zufolge in allen Bereichen abnehmen. Wirtschaftsminister Walter Hirche stellte das Gutachten zum Energiekonzept für das Land am Montag in Potsdam vor. Schlecht sieht es danach für die Braunkohleförderung in der Lausitz aus.
Dort erwarten die Gutachter Hirche zufolge bis zur Jahrtausendwende eine Verringerung des Abbaus von 94 Millionen Tonnen im Jahr 1990 auf etwa 45 Millionen Tonnen. Schon dieses Jahr würden nur noch 64 Millionen Tonnen abgebaut. Der von den Experten für 2000 ermittelte Wert bleibe wesentlich hinter der von der Landesregierung zugrundegelegten Orientierungsgröße von 60 Millionen Tonnen pro Jahr zurück, sagte Hirche. Die Lausitz werde wahrscheinlich künftig noch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sein als bisher angenommen. Der Minister forderte eine gemeinsame Energiepolitik für Berlin und Brandenburg, in der der Braunkohle aus der Lausitz starke Bedeutung eingeräumt werden solle.
Wie Hirche erklärte, werden die energiebedingte Schadstoffemissionen drastisch abnehmen. Der Ausstoß von Kohlendioxid werde bis zum Jahre 2010 im Vergleich zu 1990 um fast die Hälfte zurückgehen. Am stärksten werde der Rückgang des Energieverbrauchs in der Industrie sein, dagegen werde im Verkehrssektor mit einer Verdreifachung gerechnet. Insgesamt werde für den Zeitraum von 1990 bis 2010 ein Rückgang um rund 15 Prozent vorhergesagt.
Der Schadstoffausstoß durch Verfeuerung werde aufgrund des Produktionseinbruchs in der Industrie und des Einsatzes moderner Umwelttechnik stark zurückgehen, sagte der Minister. Die CO2-Emissionen würden von 1990 bis 2000 um 35 bis 42 Prozent, bis zum Jahr 2010 sogar um 41 bis 46 Prozent abnehmen. Auch hier sei der Verkehr der einzige Sektor, in dem der Kohlendioxidausstoß noch zunehmen werde. AP
KIEL, 21. Dezember (AP). Der Seehundbestand im schleswig-holsteinischen Wattenmeer hat sich seit dem Massensterben von 1988 weiter erholt. Wie der Kieler Umweltminister Berndt Heydemann am Montag mitteilte, hat sich die Zahl der Seehunde im Sommer 1992 um 23,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Dies sei die höchste Zuwachsrate seit vier Jahren.
Die Zählungen des Institutes für Haustierkunde der Universität Kiel hätten einen Bestand von 2861 jungen und erwachsenen Seehunden ergeben. Davon seien 613 Jungtiere gewesen. Dieser positive Trend dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Seehundbestände in der Nordsee durch Giftstoffe weiterhin belastet seien, sagte der Minister.
PEKING, 21. Dezember (AP). Der konservative chinesische Kulturminister He Jingzhi hat sein Amt aufgegeben. Sein Nachfolger wurde nach Angaben einer chinesischen Kulturzeitschrift vom Wochenende der Politiker Liu Zhongde. Dieser gilt zwar im Vergleich zu seinem Vorgänger als liberaler, politische Beobachter äußerten sich jedoch pessimistisch darüber, daß sich an der restriktiven Kulturpolitik Pekings mit dem Amtswechsel maßgeblich etwas ändern werde.
Wann Liu das Amt übernahm, ging aus dem Zeitungsbericht nicht hervor. He war seit 1989 Kulturminister. Er hatte den Posten von dem Schriftsteller Wang Meng übernommen, der nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung sein Amt hatte aufgeben müssen.
FARO, 21. Dezember (AP/Reuter/dpa/ vog). Der Flug in den Weihnachtsurlaub an der portugiesischen Algarve ist für 327 Menschen in einem Flammenmeer zu Ende gegangen. Die DC-10 der niederländischen Chartergesellschaft Martinair stürzte beim Landeversuch in Faro in einem Gewitter ab und riß nach einer vorläufigen Bilanz mindestens 50 Menschen in den Tod, 25 Insassen werden noch vermißt. Die Überlebenden, unter ihnen der Pilot, erlitten zum Teil schwere Brandverletzungen.
Die aus Amsterdam kommende Maschine, in der 13 Besatzungsmitglieder an Bord waren, setzte nach Berichten von Überlebenden gegen 8.30 Uhr dreimal zur Landung an. "Beim letzten Mal ging der Pilot steil nach unten", berichtete ein Passagier im niederländischen Fernsehen. "Ich sah aus dem Fenster, wie das Triebwerk in Flammen aufging und die Tragfläche auf den Boden aufschlug. Dann sah ich nur noch Feuer."
Marie-Luise Jungerius, eine andere Überlebende aus Holland, schilderte die Katastrophe: "Es gab einen Knall, dann brach Panik aus. Ich sah blutende Stewardessen herumlaufen, machte mich von meinem Sitz los und rannte weg. Dann gab es eine Explosion. Das Chaos war komplett. Überall war fürchterliches Geschrei. Irgendwie bin ich nach draußen gekommen, bevor die Maschine lichterloh brannte."
Viele Opfer verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Die Leichen wurden zunächst am Rande des Flugfelds aufgereiht. Acht Schwerverletzte wurden mit Hubschraubern in Lissabonner Krankenhäuser geflogen, die über Spezialeinrichtungen zur Behandlung von Brandverletzten verfügen. Die übrigen Opfer wurden in Hospitälern in Faro und den umliegenden Orten versorgt.
Ein Fluglotse berichtete, daß er Sekunden vor dem Absturz eine Explosion gesehen habe. Angaben, wonach das Flugzeug von einem Blitz getroffen wurde, konnte Martinair-Sprecher Udo Buys jedoch nicht bestätigen. Diese Möglichkeit wurde auch von anderen Fachleuten weitgehend ausgeschlossen. Vielmehr habe das auf der Piste aufschlagende Metall Funken geworfen. Der niederländische Pilot selbst führte den Absturz auf eine starke Windböe zurück. Der Leiter der Ambulanz von Faro zitierte den Piloten mit den Worten, er habe beim dritten Landeanflug einen heftigen Windstoß gespürt und gleichzeitig eine Explosion im hinteren Teil des Flugzeuges gehört. Dann habe er die Kontrolle über die DC-10 verloren. Der Pilot stehe noch unter Schock. Auch die Flughafendirektion in Faro wies auf das schlechte Wetter mit Seitenwinden von mehr als 90 Knoten hin. Seit seiner Eröffnung vor 25 Jahren hatte der Flughafen an der Algarve keinen einzigen Unfall mit Menschenopfern zu verzeichnen. Erst vor wenigen Monaten waren seine Anlagen ausgebaut und modernisiert worden.
Wie Sprecher der Gesellschaft weiter mitteilten, zerbrach das Flugzeug beim Aufprall auf den Boden in zwei Teile. Das Heck der Maschine wurde vom Rumpf getrennt und in zahllose Stücke gerissen.
Die portugiesische Nachrichtenagentur LUSA berichtete, mehrere Überlebende hätten noch eine Stunde nach dem Absturz verzweifelt darum gekämpft, aus brennenden Wrackteilen zu entkommen. Insgesamt waren 67 Feuerwehren aus der gesamten Region im Einsatz. Dichter Rauch behinderte die Bergungsarbeiten.
Das Flugzeug war um 5.44 Uhr mit einer Verspätung von 34 Minuten auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol gestartet. Laut Angaben des Amsterdamer Rundfunks waren alle 327 Passagiere Niederländer, die ihren Weihnachtsurlaub an der sonnigen Algarve verbringen wollten. Darunter waren 20 Kinder.
Faro ist die Hauptstadt der Algarve, der größten Ferienregion Portugals, und eines der beliebtesten Reiseziele in Südeuropa. Im Winter lockt das milde Klima zahllose Urlauber vor allem aus Großbritannien, aber auch aus Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern an.
Das niederländische Charter-Flugunternehmen Martin Air Holland (oder korrekt Martin's Luchtvervoer Maatschappij N.V.) wurde im Mai 1958 von dem niederländischen Geschäftsmann Martin Schröder gegründet. Das Unternehmen ist nach seinem (Vor-)Namen benannt. Die Gesellschaft, die zunächst bis 1967 unter der Bezeichnung Martins Air Charter Rund- und Zubringerflüge anbot, expandierte in den Folgejahren unter anderem durch die Übernahme kleinerer Unternehmen. In den Luftfahrt-Registern wird die Gesellschaft in ihrer Kurzform als Martinair geführt.
Die nationale Fluggesellschaft KLM beteiligte sich mit 25 Prozent an dem Unternehmen und ermöglichte durch die Stellung von größeren strahlgetriebenen Verkehrsflugzeugen den Einstieg in den Charterflugverkehr großen Stils. 1973 führte das Unternehmen erstmals die dreistrahligen Großraumflugzeuge vom Typ DC-10 ein, 1988 folgte die erste vierstrahlige Boeing 747.
Beliebt ist die Airline vor allem bei Touristen auf der Transatlantikroute und innerhalb Europas. Besonders auf der Transatlantikroute von Martinair sind unter den Passagieren regelmäßig sehr viele deutsche Urlauber, die von den nahegelegenen Bundesländern Nordrhein- Westfalen und Niedersachsen anreisen und aus Kostengründen den Amsterdamer Flughafen Schiphol als Startbasis für einen Urlaub wählen.
Das Unglück ist die vierte Katastrophe der zivilen Luftfahrt in Portugal seit 15 Jahren. Im November 1977 kamen beim Absturz einer Boeing 727 auf Madeira 132 Menschen ums Leben. Nur einen Monat darauf zerschellte vor der Küste der Insel eine Caravelle, 36 Menschen wurden getötet. Im Februar 1989 prallte eine Boeing 707 gegen einen Berg auf der Azoreninsel Santa Maria. Dabei verloren 144 Menschen ihr Leben.
STUTTGART. Zum Preis von 48 Millionen Mark wird das Land Baden-Württemberg in den Besitz eines bibliophilen Schatzes gelangen: Ministerpräsident Erwin Teufel teilte am Montag in Stuttgart mit, die Verhandlungen über den Erwerb der Handschriftensammlung des Donaueschinger Hauses Fürstenberg seien am Wochenende abgeschlossen worden. Der Bestand von über 1 000 Handschriften, davon etwa ein Viertel mittelalterlicher Stücke, stelle die größte noch in Privatbesitz befindliche Sammlung in Europa dar. Die Kollektion werde so bald wie möglich in Sonderausstellungen in Stuttgart und Karlsruhe gezeigt.
Der Regierungschef bezeichnete den Kaufpreis angesichts der Preisentwicklung auf dem internationalen Kunstmarkt als "ausgesprochen günstig". Ausgenommen bleibe allerdings die um 1220 entstandene Handschrift des Nibelungenliedes, für die dem Land ein Optionsrecht eingeräumt worden sei. Die Abwanderung der Sammlung ins Ausland und die damit verbundene Zerstreuung durch Auktionen wäre nach Auffassung von Teufel ein unersetzlicher Verlust sowohl für Baden-Württemberg als auch für die internationale Wissenschaft und Forschung gewesen. Trotz Sparmaßnahmen in allen Bereichen habe sich das Land daher eine so einmalige Gelegenheit, eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Geschichte auch für die Öffentlichkeit zu erhalten, nicht entgehen lassen dürfen.
Der Vorsitzende des Finanzausschusses im Landtag, der SPD-Abgeordnete Dieter Puchta, hatte den Ankauf angesichts der konjunkturellen Krise und der sozialen Einschnitte scharf kritisiert. Nach einem Bericht des "Mannheimer Morgen" soll die Sammlung bereits in ein zollfreies Lager in der Schweiz gebracht und das Londoner Auktionshaus Sotheby's eingeschaltet worden sein. Puchta wertete das Vorgehen des Hauses Fürstenberg als "fast erpresserisch". Es könne nicht Aufgabe des Landes sein, die Spekulationen des Adelshauses zu unterstützen.
Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth hatte seit Mitte der 80er Jahre mit dem Haus Fürstenberg über einen Ankauf der Sammlung verhandelt, nachdem 1982 der Verkauf von 20 wertvollen Handschriften bei Sotheby's zum Preis von 4,4 Millionen Mark für Aufsehen gesorgt hatte. Kunstliebhaber befürchteten einen Ausverkauf nationaler Güter.
1988 war der Wert der Handschriften in einem Gutachten auf 80 Millionen Mark taxiert worden, jener der im Besitz des Adelshauses verbleibenden "Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek" mit über 130 000 Bänden auf 124 Millionen Mark.
Nach Angaben von Teufel ist der Handschriften-Bestand in der wissenschaftlichen Welt seit langem bekannt, besonders durch die sogenannte Sammlung Lassberg, die den eigentlichen Kern der Bibliothek darstelle. Es handle sich um einen Komplex deutschsprachiger Handschriften, die eine ganze Reihe fundamentaler Zeugen für die Überlieferung der deutschen Literatur enthielten. Besonders zu erwähnen seien die Donaueschinger Liederhandschrift, eine Parzivalhandschrift sowie nicht weniger als sieben Exemplare des "Schwabenspiegels", eines der wichtigsten deutschen Rechtsbücher des Mittelalters.
Neben der Sammlung Lassberg führte Teufel auch ein um 1235 bis 1240 in Hildesheim entstandenes Psalterium mit reicher Buchmalerei an. Es gehöre zu den Höhepunkten der deutschen Buchkunst des 13. Jahrhunderts. Allein für diese Handschrift, die auf der Liste zum Schutz nationaler Kulturgüter steht, sei dem Fürstenhaus vor kurzem ein Kaufangebot von 20 Millionen Mark gemacht worden.
Ebenfalls auf der Kulturgüterliste steht den Angaben zufolge ein aus St. Gallen stammendes Sakramentar des 9. Jahrhunderts, dem im 10. Jahrhundert ein in der Forschung oft diskutiertes Verzeichnis der berühmten Reichenauer Bibliothek hinzugefügt wurde. Der Schätzwert dieser Handschrift liege bei drei bis vier Millionen Mark. Da die überwiegende Zahl der Handschriften aus ehemaligen Kloster-und Stiftsbibliotheken und adeligen Sammlungen des südwestdeutschen Raums stammen, komme dem Bestand "ein hervorragender Stellenwert für die kulturgeschichtliche Tradition Baden- Württembergs zu". AP
LEIPZIG, 21. Dezember (AP). Die sowjetischen Vernehmungsprotokolle, die den berüchtigten Waldheimer Prozessen zugrunde lagen, sind neuen Zeugenaussagen zufolge verfälscht worden. Unterschriften unter Geständnisse von Gefangenen seien zudem teilweise unter Gewaltandrohung erpreßt worden, sagte der ehemalige Waldheim-Häftling Willi Mattiaschk, der am Montag als Zeuge im Prozeß gegen den ehemaligen Waldheim- Richter Otto Jürgens vor dem Leipziger Bezirksgericht aussagte.
"Es wurde bewußt nicht das ins Protokoll aufgenommen, was ich gesagt hatte", berichtete der Zeuge über den Verlauf der Verhöre der sowjetischen Untersuchungsführer. Mattiaschk, dem Spionage, Mord an zwei sowjetischen Fallschirmspringern und Propaganda gegen die Sowjetunion vorgeworfen wurde, kam im Frühjahr 1950 nach Waldheim. Wie zahlreiche andere Gefangene auch wurde er dort von einem Sondergericht nach nur etwa 30minütiger Verhandlung zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.
STUTTGART/LÜBECK, 21. Dezember (AP). Nach vierwöchiger Dauer ist am Wochenende der Lübecker Friseur-Streik - der erste Arbeitskampf im deutschen Friseurgewerbe - zu Ende gegangen. Wie die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) am Montag in Stuttgart mitteilte, wurde nach sechs Verhandlungsrunden eine Tarifeinigung erzielt. Danach gilt der Bundesmanteltarifvertrag künftig auch für 600 Beschäftigte in den 178 Lübecker Salons.
Den Angaben der Gewerkschaft zufolge werden künftig die Arbeitsverträge schriftlich fixiert. Unter anderem seien eine Beschränkung der Probezeit auf vier Wochen, eine Neuregelung der Überstundenvergütungen und des Urlaubs in einem Stufenplan sowie eine Arbeitsbefreiung bei ärztlicher Untersuchung und Behandlung vereinbart worden. Die Arbeitgeber hätten sich verpflichtet, für Berufskleidung zu sorgen und die Kosten für das Handwerkszeug Kamm und Schere, die mit 150 bis 250 Mark angegeben wurden, zu übernehmen.
MOSKAU, 21. Dezember (AP). Der neue russische Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin beabsichtigt nach eigenem Bekunden, einige Änderungen an der Reformpolitik seines Vorgängers Jegor Gaidar. Ohne konkret zu werden, sagte Tschernomyrdin in einem vom russischen Fernsehen ausgestrahlten Interview, die Richtung müsse in bestimmten Punkten geändert werden. Am Kurs der Marktwirtschaft wolle er allerdings festhalten. Die reformorientierte Ministerin für Soziales, Ella Pamfilowa, reichte ihren Rücktritt ein.
Der vor einer Woche vom Volksdeputiertenkongreß gewählte Tschernomyrdin sagte, fertige Rezepte für eine wirtschaftliche Gesundung habe er noch nicht. Er kündigte die Absicht an, das bisherige Kabinett auf einigen Posten zu verändern. Die Zusammensetzung des neuen Kabinetts hat offenbar zu einem Konflikt zwischen Tschernomyrdin und Präsident Boris Jelzin geführt, der nach russischen Agenturberichten jedoch am Sonntag beigelegt werden konnte. Wie die Agenturen Itar-Tass und Interfax meldeten, einigten sich Jelzin und Tschernomyrdin darauf, insbesondere bei den wichtigsten Ressorts keine Änderungen vorzunehmen.
SAARBRÜCKEN, 21. Dezember (AP). In der Versorgungsaffäre des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) hat die Justiz die Ermittlungen gegen Unbekannt endgültig eingestellt. Oberstaatsanwalt Peter Arweiler teilte am Montag in Saarbrücken mit, es habe nicht geklärt werden können, wer persönliche Daten über die Einkünfte Lafontaines an die Presse weitergegeben habe. Nach einer Anzeige des SPD-Politikers seien über 30 Personen vernommen worden,die Kontakt zu den geschützten Daten hatten, doch ohne Erfolg. Journalisten der Saarbrücker Zeitung hätten vom Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht. Aufgrund einer Gesetzesänderung muß Lafontaine Ausgleichszahlungen von über 200 000 Mark brutto aus seiner Zeit als Oberbürgermeister Mark zurückerstatten.
KARLSRUHE (AP). Der Inhaber eines Postgirokontos kann Schadenersatz verlangen, wenn ein Beamter oder Angestellter bei Einlösung gefälschter Barschecks auffällige Abweichungen vom bisherigen Kundenverhalten nicht beachtet. In einem vom Bundesgerichtshof entschiedenen Fall hatte eine Studentin in einem kleinen Amt in Abständen von jeweils rund einem Monat Schecks über 1000 Mark eingelöst. Bei dem Beamten, der die Frau persönlich kannte, reichte ein ihm unbekannter Mann an vier Tagen einer Woche Schecks der Studentin von zweimal 1800 Mark, 2000 und 1200 Mark über den Schalter, ohne daß dieser darauf reagierte. Erst danach hatte die Studentin gemeldet, daß ihr Schecks gestohlen worden seien und das Konto sperren lassen.
Nach Ansicht des Gerichts hätte der Beamte schon bei Vorlage des zweiten Schecks Verdacht schöpfen müssen, weil die Kontoinhaberin stets persönlich und in größeren Intervallen gekommen war und kleinere Beträgen sich habe auszahlen lassen. Er hätte rückfragen oder zumindest die Personalien des Einreichers feststellen müssen, um einen möglichen Fälscher von Abhebungen abzuhalten oder seine Identität festzustellen. (AZ.: BGH XI ZR 56/92)
BERLIN, 21. Dezember (Reuter/AP). Der Prozeß gegen den früheren DDR- Staatschef Erich Honecker wird fortgesetzt. Ungeachtet seiner schweren Leberkrebserkrankung sei der 80jährige haft- und verhandlungsfähig, sagte der Vorsitzende Richter der 27. Großen Strafkammer, Hansgeorg Bräutigam, am Montag in Berlin. Damit verwarf die Kammer des Berliner Landgerichts den Antrag der Verteidiger Honeckers, das Verfahren gegen ihren Mandanten einzustellen und den Haftbefehl aufzuheben. Nach Angaben von Honeckers Anwälten waren schon Vorbereitungen für eine Ausreise Honeckers nach Chile getroffen, wo seine Frau und weitere Mitglieder seiner Familie leben.
Die bisher längste Verhandlung war mehrfach für Beratungen des Gerichtes unterbrochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte nach Würdigung der medizinischen Gutachten eine Entlassung des krebskranken 80jährigen abgelehnt.
Honecker und weitere Angeklagte müssen sich wegen der tödlichen Schüsse an der deutsch-deutschen Grenze verantworten. Am Montag wurde Honecker eine weitere Anklage überreicht, in der es um die Veruntreuung von 15,5 Millionen Mark für die Luxusversorgung der Prominentensiedlung Wandlitz geht.
(Weiterer Bericht Seite 5)
Waffenräuber auf der Flucht
POTSDAM, 21. Dezember (AP/dpa). Einen Tag nach dem Waffenraub aus dem Territorialkommando Ost der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam waren die Diebe weiter unbekannt. Der Justizminister Brandenburgs, Hans Otto Bräutigam, schloß am Montag eine politische Motivitation der Tat nicht mehr aus. Bisher gingen die Ermittler aber von Beschaffungskriminalität aus. Zur Beute gehören 34 Sturmgewehre, sieben Maschinengewehre und drei leichte Panzerfäuste.
Nach Angaben des Potsdamer Innenministers Alwin Ziel erhärtete sich der Verdacht, daß die Diebe über das Wissen Eingeweihter verfügten. Die Täter hätten sich sehr gut ausgekannt, deutsch gesprochen und Tarnanzüge der Bundeswehr getragen. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft setzte 10 000 Mark für Hinweise zur Ergreifung der Diebe aus. Die Sprecherin des Innenministeriums, Helga Wanke, sagte, Ende November habe eine Frau in einer Diskothek aus Gesprächen am Nebentisch von einem geplanten Überfall auf die Waffenkammer in Geltow erfahren. Die Frau habe die Polizei darüber informiert.
Das Verteidigungsministerium zahlt für die Bewachung von Bundeswehr-Objekten durch zivile Dienste rund eine Milliarde Mark pro Jahr. Bundesweit werden nach Angaben eines Sprechers rund zwei Drittel der 1300 bewachten Bundeswehr- Liegenschaften entweder nur von zivilen oder von gemischt militärisch-zivilen Kräften gesichert.
Wegen der Verkürzung der Wehrdienstzeit und des Dienstzeit-Ausgleichsanspruchs der Wehrpflichtigen fehlten dafür Soldaten.
FRANKFURT A. M., 21. Dezember (AP). Große deutsche Umweltschutzverbände haben ein Aktionsbündnis gegen die Planungspolitik der Bundesregierung angekündigt. Wolfgang Baumann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sagte am Montag in Frankfurt, der von der Bonner Koalition vorgelegte Gesetzentwurf zur beschleunigten Planung und Genehmigung von Verkehrswegen oder anderen Bauvorhaben komme einem gezielten Kahlschlag des geltenden Umweltrechts gleich.
Gemeinsam wollen BUND, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der World Wide Fund for Nature (WWF) und andere Gruppen in den nächsten Wochen "in letzter Minute" ihre Basis mobilisieren. Veranstaltungen, Flugblattaktionen und Einwirken auf Politiker sollen den "Großangriff auf die Umweltrechte" zurückweisen.
MOSKAU, 22. Dezember (AP). Russische Sicherheitskräfte haben 64 Atomforscher festgenommen, als sie versuchten, das Land zu verlassen.
Wie ein Sprecher des Ministeriums für innere Sicherheit, Alexej Kandaurow, mitteilte, wurde am 15. Oktober und am 5. November jeweils eine Gruppe von Wissenschaftlern auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen, die als Träger von Staatsgeheimnissen galten. Sie seien nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt worden, dürften aber nicht ausreisen.
Einer Meldung der russischen Tageszeitung Iswestja zufolge berichtete Staatssicherheitsminister Viktor Barannikow dem Volksdeputiertenkongreß bereits Anfang Dezember von einer Gruppe von Waffenspezialisten, die an der Ausreise nach Nordkorea gehindert worden sei. Auch die britische Sunday Times meldete, russische Sicherheitsbeamte hätten am 8. Dezember ein Flugzeug mit 36 Atomexperten an Bord auf dem Moskauer Flughafen gestürmt. Alle seien festgenommen worden, und einige würden zur Vernehmung noch in Untersuchungshaft gehalten. Kandaurow bestätigte diesen Bericht nur zum Teil.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind vor allem westliche Staaten besorgt darüber, daß Atomwaffen von dort aus verbreitet werden und Experten ihr Fachwissen an Nichtatomwaffenstaaten verkaufen könnten.
. . . und außerdem Santa Maria soff ab in Weihnachtsstadt
Villa de la Navidad, Weihnachtsstadt, hieß die erste Siedlung der spanischen Eroberer in der Neuen Welt, die Christoph Kolumbus am ersten Weihnachtstag des Jahres 1492 an der nordwestlichen Küste der Insel Hispaniola (heute Haiti) errichten ließ. Was der Entdecker später als eine Art göttlicher Vorsehung darzustellen versuchte, war schlicht die Folge einer Havarie aus Unachtsamkeit - und die erste Tragödie der Europäer jenseits des Atlantiks.
Es herrschte völlige Windstille. Die Karibik war, wie das Logbuch verzeichnet, "glatt wie ein Teich". Die "Santa Maria", Kolumbus' Flaggschiff, lag Heiligabend in der Flaute. Am nächsten Morgen wollte man am rund drei Meilen entfernten Sandstrand an Land gehen und einer Einladung des Häuptlings Guacanagari folgen. Die Mannschaft dürfte das Weihnachtsfest schon ausgiebig gefeiert haben, wie Historiker vermuten.
Kolumbus selbst hatte, wie er notierte, "zwei Tage und eine Nacht" nicht geschlafen und legte sich um 23 Uhr zur Ruhe. Auch den Steuermann überkam tiefe Müdigkeit, und er übergab das Ruder einem Schiffsjungen - "was ich ausdrücklich untersagt hatte", bemerkte der Generalkapitän der kleinen Flotte. Irgendwann in der Nacht ging dann ein Ruck durch die "Santa Maria". Kolumbus und die Mannschaft, aus dem Schlaf gerissen, wußten Bescheid: Das Schiff war auf Grund gelaufen.
An Bord brach offenbar Panik aus. Viele der rund 40 Seeleute starken Besatzung versuchten, sich auf die eineinhalb Meilen entfernt liegende "Nina" zu retten, deren Kapitän sie jedoch nicht an Bord des deutlich kleineren Schiffes nahm. Der dritte Segler, die Karavelle "Pinta", war schon über einen Monat vorher auf anderen Kurs getrieben worden und seither unauffindbar.
Alle Versuche, die "Santa Maria" am Weihnachtsfeiertag wieder flottzumachen, bleiben erfolglos. "Das Wasser ging noch weiter zurück, und das Schiff neigte sich mehr und mehr zur Seite. Dann drang das Wasser durch die Fugen ein." Hilfe kam vom Häuptling der Taino-Indianer, der die Europäer schon erwartete. Er schickte Männer und Boote, um den Gästen zu helfen und die Ladung aus dem Havaristen zu bergen.
Als herzliches Volk, das keine Habsucht kennt, beschrieb der Entdecker die Indianer dieser Küstenregion und beschloß noch am Weihnachtstag, dort die erste Siedlung von Europäern in der Neuen Welt zu gründen. Praktische Überlegungen zwangen ihn dazu. Denn auf der "Nina" hätte die gesamte Mannschaft keinen Platz zur Rückreise nach Spanien gefunden - und überdies schien es in der Gegend reichlich Gold zu geben, dem ja letztlich die ganze Expedition galt.
Die Europäer waren gewiß, daß sie den ersten Brückenkopf für die weitere Eroberung "der Indischen Lande" eingerichtet hatten, zu der sie am 3. August 1492 vom spanischen Hafen Palos aufgebrochen waren. "Auf dieser Isla Espannola, welche die Indianer Bohio nennen, ließ ich in der Feste 39 Männer unter dem Befehl von drei Offizieren zurück, die alle mit König Guacanagari auf gutem Fuß stehen. Den obersten Befehl führt Diego de Arana aus Cordoba, dem ich alle Befugnisse vollständig übertragen habe, die ich selbst von den königlichen Herrschern erhielt", schrieb Kolumbus in seinem Tagebuch. Am 4. Januar 1493 trat er auf der "Nina" die Rückreise an.
Der Generalkapitän, der am 12. Oktober 1492 auf seinem Westkurs nach Indien erstmals auf Land gestoßen war und am 6. Dezember Hispaniola gefunden hatte, ankerte auf seiner zweiten Entdekkungsreise knapp elf Monate später wieder vor Weihnachtsstadt. Niemand erschien zu seiner Begrüßung. Ein Landgang brachte zutage, daß keiner der zurückgebliebenen Europäer überlebt hatte. Was in diesem knappen Jahr tatsächlich geschehen ist, liegt bis heute im dunkeln. Die befestigte Siedlung wurde vermutlich von einem benachbarten, feindlichen Indianerstamm überfallen.
Die Spuren des ersten Europäerforts in der Neuen Welt galten als unauffindbar, bis 1983 ein Team der Universität Florida zu suchen begann und vier Jahre später bei En-Bas-Saline Hinweise auf die Siedlung fand. HORST HEINZ GRIMM (dpa)
Die japanische Elektronikindustrie hat einen neuen Hoffnungsträger. Unter dem Stichwort "Multimedia" wollen die von der weltweiten Flaute in der Computer- sowie der Bild- und Ton-Branche getroffenen Konzerne eine neue Generation von Geräten entwickeln, die auf kleinstem Raum und bei möglichst geringem Gewicht Funktionen aus der Datenverarbeitung, der Nachrichtentechnik und der Unterhaltungselektronik kombinieren.
Tragbare Rechner werden in Zukunft neben den bekannten Anwendungen wie Textverarbeitung etwa auch das Telefonieren und Telefaxen erleichtern. Auf ihrem CD-Laufwerk lassen sich neben Daten-Disketten dann auch Compact Discs mit Musik oder Silberscheiben mit Bildern abspielen. Auf der anderen Seite arbeiten die Hersteller der "braunen Ware" an tragbaren Audio- und Videoapparaten, die auch über Computer-Fähigkeiten verfügen. Um maßgeschneiderte Speicherchips und Steuer-Bausteine zu entwickeln, haben sich bereits japanische und amerikanische Konzerne zu Bündnissen zusammengeschlossen.
Durch den Einsatz digitaler Technologie wird es möglich, die Lücke zwischen den Computern und den Geräten der Verbraucherelektronik zu schließen. Die Einbindung von Daten, Text, Grafik, Ton und Bild in ein System haben sich beide Seiten der Elektronikindustrie auf die Fahnen geschrieben, nicht nur in Japan. Dabei soll der Kunde nicht passiv vor der Maschine sitzen, sondern in das Geschehen eingreifen können (Interaktivität). Die Industrien erhoffen sich von der Technik Innovationen und damit positive Impulse für das flaue Geschäft. Die Palette der verwirklichten oder ins Auge gefaßten Anwendungen reicht von der Dokumentenverwaltung im Büro, über Schulung und Ausbildung (computerunterstütztes Lernen), Informations- und Verkaufssysteme (etwa Infokioske für Ausstellungsbesucher) bis zur Kommunikation (Videokonferenzen) und Unterhaltung (Spiele, Kurse).
Der kalifornische Computerhersteller Apple geht auf seinem Weg in die Multimedia-Zukunft Kooperationen mit Firmen aus dem Lager der EDV-Branche und auch der Verbraucherelektronik ein. Zur schnelleren Entwicklung von Produkten gründete die Firma mit dem angebissenen Apfel als Logo ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Informatikriesen IBM. Inzwischen arbeiten die Kalifornier auch mit Sharp und Toshiba aus Nippon zusammen. Ziel ist der "Personal Digital Assistent": Der kleine Helfer soll dem Besitzer unterwegs Information, Kommunikation und Unterhaltung bieten.
Die Experten-Schätzungen über den Umfang des Marktes für Multimedia gehen weit auseinander. Allein für die Region Westeuropa reichen die Prognosen für die Mitte des Jahrzehnts von fünf bis zehn Milliarden Mark. Noch ist Multimedia vor allem ein Schlagwort. Denn im Wettbewerb um die beste Marktposition lähmt bislang die mangelnde Einigkeit über Standards und Formate den Durchbruch der neuen Technik. Ein Apple-Manager klagte auf einem Seminar in Tokio: "Es gibt zu viele verschiedene und nicht zu verbindende Plattformen für Multimedia-Anwendungen." Laut Frank Ohgai, Planungsmanager für Audio- und Videoprodukte bei Matsuhita (Marken Technics, National, Panasonic), treffen zwei Weltanschauungen aufeinander. "Nur wir von der Unterhaltungselektronik können benutzerfreundliche Multimedia-Geräte entwickeln. Die sollen doch nicht wie Computer aussehen, sondern wie Audio- und Videoapparate", fordert Ohgai.
Beide Lager haben mittlerweile erste Multimedia-Produkte auf den Markt gebracht. Die EDV-Gruppe Fujitsu präsentierte schon vor drei Jahren die Serie FM Towns. Der Personalcomputer (PC) arbeitet mit CD-ROM-Platten und -Spieler als wichtigem Speichermedium. Der Benutzer kann zum Beispiel eine Oper hören und gleichzeitig den Text auf dem Computerschirm lesen. Erste "Multimedia-Bücher" werden entwickelt, bei denen auf einer CD Fotos, die Stimme des Erzählers und Begleitmusik gespeichert sind. Fujitsu will mit Lehrprogrammen auch Schulen und Universitäten ansprechen. Ein hoher Preis und zu wenig Software- Auswahl schreckten zunächst die Kunden ab. Mittlerweile ist der Preis in Japan um die Hälfte gefallen, und Fujitsu öffnete das System für die beliebten Windows-Programme des US-Softwarehauses Microsoft. Der Absatz von FM Towns hat seitdem deutlich angezogen. Inzwischen sind viele PC-Hersteller rund um den Globus mit speziellen Multimedia-Maschinen an den Mark gegangen. Freilich handelt es sich dabei oftmals nur darum, daß die Anbieter ihre Hardware mit Audio- und Videokomponenten "aufrüsten".
Von den Unterhaltungselektronik-Konzernen stellte Sony im Oktober in Japan seinen "Multimedia-Player" vor. Der kleine CD-Spieler von der Größe zweier Zigarettenschachteln verfügt über einen Flüssigkristall-Bildschirm und eine Computer-Tastatur, die ihn bei Einsatz einer Datendiskette zum PC machen.
Soll Multimedia über Nischen hinaus wirklich zum Massenmarkt werden, der die Kassen klingeln läßt, dann müssen auch die Menschen mitspielen. Noch stehen in den Geschäften potentielle Kunden oftmals ratlos selbst vor dem von Philips als "bedienungsfreundlich" angepriesenen, relativ einfachen CD-I-System für daheim. dpa/vwd/sch
MANILA, 21. Dezember (dpa). Das Katastrophengebiet um den Vulkan Mount Pinatubo will die philippinische Regierung für ausländische Touristen erschließen. Dafür werden Abenteurertouren und Fußmärsche zu unter Vulkanasche begrabenen Dörfern vorgeschlagen. Fast anderthalb Jahre nach den Ausbrüchen des Pinatubo hausen in den drei nordphilippinischen Notstandsprovinzen Pampanga, Tarlac und Zambales immer noch Tausende von Familien in primitiven Zeltstädten. Durch die Vulkanausbrüche waren fast 850 Menschen ums Leben gekommen. Über eine Million Touristen aus dem Ausland haben die Philippinen in diesem Jahr erwartet. Nach amtlichen Statistiken sind aber seit Januar lediglich 750 000 Urlauber eingetroffen.
NAIROBI, 21. Dezember (dpa). Bei einem Überall von Viehdieben sind in Nordkenia 49 Menschen getötet worden. Das Blutbad hat sich im Turkana Distrikt bereits in der vergangenen Woche ereignet. Die kenianische Polizei hatte eine umfangreiche Fahndung eingeleitet, nachdem schon zu Beginn des Monats 89 Menschen bei ähnlichen Überfällen ums Leben gekommen waren. Bei dem Zusammenstoß in der vergangenen Woche lieferten sich Sicherheitsbeamte und Räuber ein heftiges Feuergefecht, bei dem 37 Diebe erschossen wurden. Zwölf weitere Viehräuber sind in West Pokot von der Polizei erschossen worden. Nomadenstämme in den wüstenähnlichen Gegenden in Nordkenia leben traditionell von Viehraub. Daß die Banditen mit schweren Waffen auf die Jagd nach Kühen, Ziegen und Schafen gehen, ist in Kenia ein neues Phänomen.
MONTEVIDEO, 21. Dezember (dpa). Als die Nationalspieler und Bundestrainer Berti Vogts um kurz nach Mitternacht in Montevideo den Lufthansa-Jumbo in Richtung Frankfurt/Main bestiegen, wirkten sie erleichert, erlöst und befreit. "Wir haben im alten Jahr noch einen Neuanfang gemacht. Der Sieg gegen Uruguay war das Ergebnis unserer Aussprache nach der Niederlage in Brasilien. Dort liegt die Wurzel des Erfolges", freute sich Berti Vogts nach dem 4:1 (1:0) über den zweimaligen Weltmeister Uruguay, mit dem die deutsche Nationalmannschaft nach drei sieglosen Spielen das Jahr 1992 doch noch versöhnlich abgeschlossen hatte.
"Wir haben uns den Brasilien-Frust weggeschossen. Dieser Sieg war ein Zeichen der Mannschaft, daß sie noch miteinander spielen kann", meinte Jürgen Klinsmann: "Wir haben nach außen demonstriert, daß wir noch ein Team sind. Das tut gut." Teamkapitän Lothar Matthäus sprach an, was alle dachten: "Wir wußten, daß Berti in Deutschland schwere Zeiten erleben würde, wenn wir gegen die Urus verloren hätten." Der Erfolg, den Buchwald (41.), Möller (60.), Häßler (70.) und Klinsmann (76.) bei einem Gegentreffer von Moran (84.) herausschossen, ließ auch das Fazit der strapaziösen Südamerika-Reise nach einer harten Bundesliga-Hinrunde in wesentlich positiverem Licht erscheinen, als noch am Tag vor dem Anpfiff vermutet werden durfte. "80 Minuten haben wir sehr guten Fußball gespielt", sagte Vogts nach der Vorstellung im Centenario-Stadion vor nur 17 830 Zuschauern, bei der er eine neue Elf präsentiert hatte, die zu Hoffnungen Anlaß gibt. Nach dem 1:3-Debakel gegen den dreimaligen Weltmeister Brasilien vier Tage zuvor, in dem der aus dem Team verbannte Stefan Effenberg der große Verlierer war, hießen die Sieger von Montevideo: Torwart Andreas Köpke, Libero Olaf Thon, Neuling Michael Zorc und Andreas Möller, der erstmals als Sturmspitze glänzte. Als besten Spieler bezeichnete der Bundestrainer jedoch Guido Buchwald. Allerdings hat der Stuttgarter ohnehin einen Stammplatz sicher. Vogts verteilte aber für die Zukunft noch weitere feste Positionen.
"Olaf Thon ist und bleibt nun unser Libero, wenn er sich nicht verletzt. Andreas Möller hat mit Abstand sein bestes Länderspiel gezeigt, das war teilweise Traumfußball von ihm. Ich freue mich für ihn und für mich", lobte Vogts den "Turiner", der noch vor kurzem sein erstes Sorgenkind war. "Michael Zorc spielt einfach, aber sehr effektiv. Er hat genau das gemacht, was ich erhofft habe. Er hat weiter sehr gute Perspektiven bei mir", stellte Vogts dem schon 30 Jahre alten Dortmunder nach dessen ersten Länderspiel über die volle Distanz ein Zeugnis aus, das den Sohn eines früheren Amateur-Nationalspielers auf eine späte Nationalelf-Karriere à la Uwe Bein bei der WM 1990 hoffen läßt. Zorc spielte in Abwehr und Angriff schnörkellos, aber glänzend und schlug einen Traumpaß auf Möller vor dem 2:0. Lediglich beim Torwart wollte Vogts keine Entscheidung treffen. "Das warte ich ab. Wir können Bodo Illgner nicht die Tore in Brasilien allein anlasten", sagte er, jedoch dürfte der Nürnberger Köpke nach seiner fehlerfreien Leistung nun die besseren Karten auf das Trikot mit der Nummer eins haben.
Verlierer auch dieser Partie wurde Effenberg, der nach zwölf Spielen in Serie nur zuschauen durfte. "Es wird schwer für Effenberg, wieder in die Mannschaft zu kommen", meinte Lothar Matthäus: "Alle wollen ihm helfen, und es wäre besser, wenn er sich helfen lassen würde." Auf seine Leistung angesprochen, meinte Matthäus, an dessen Thron Effenberg rütteln wollte: "Ich habe meine Position im zentralen Mittelfeld mehr als nachhaltig unterstrichen." Einzige Schwachstellen blieben gegen die Uruguayer, die allerdings nicht die Stärke der Brasilianer besaßen, die Außenpositionen. In der ersten Halbzeit stimmte auf beiden Seiten, zwischen Thomas Helmer und Thomas Doll auf links sowie zwischen Thomas Häßler und Michael Zorc, die Feinabstimmung nicht. "Ich bin nicht unzufrieden. Häßler hat noch zu seinem Spiel gefunden, und Helmer hat nach links hinten gut abgesichert."
Da auch der Münchner Mittelstümrer Bruno Labbadia noch in den letzten elf Minuten zu seinem Länderspieldebüt kam, gab Vogts allen vier nach Südamerika mitgenommenen Neulingen eine Chance, die vor allem Martin Wagner in Brasilien und Zorc im zweiten Spiel nutzten. Nur der Leverkusener Heiko Scholz kam aus dem 22 Spieler umfassenden Kader überhaupt nicht zum Einsatz. Mit Buchwald, Jürgen Kohler, der gegen die "Urus" sein 50. Länderspiel-Jubiläum feierte, und Matthäus waren nur drei Spieler 180 Minuten im Einsatz.
HAMBURG, 21. Dezember (dpa/Reuter). Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus-Dieter Naumann, lehnt eine Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland nach wie vor ab. Im ARD/ ZDF-Frühstücksfernsehen sagte Naumann heute, die Verteidigung sei die Aufgabe aller Bürger. Auch vor dem Hintergrund der neuen Überlegungen, deutsche Soldaten im Rahmen der Vereinten Nationen weltweit bei Hilfsaktionen einzusetzen, sprach sich Naumann gegen die Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufsarmee aus. Auch der sicherheitspolitische Experte der SPD, Norbert Gansel, sprach sich im Deutschlandfunk gegen die Abschaffung der Wehrpflicht aus.
DÜSSELDORF, 21. Dezember (dpa). Was ängstliche Naturen zusammenschrecken läßt, versetzt Naturschützer in helle Freude: In den Wiesen und Feldern wimmelt es wieder von Mäusen. "Überall sind wieder Mauselöcher zu sehen", jubelte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) NRW am Montag in Wesel. Der Naturschutzbund rechnet mit einer Erholung der Brutbestände bei Raubvogelarten, vor allem beim seltenen Raubwürger. Anfang 1991 war der Feldmausbestand aufgrund einer Übervermehrung total zusammengebrochen. Zu leiden hatten darunter Waldkäuze, Schleiereulen, Mäusebussarde, Turmfalken und der vom Aussterben bedrohte Raubwürger.
ERFURT, 21. Dezember (dpa). Ergiebige Schneefälle, Schneematsch und Eisglätte haben heute morgen in weiten Teilen Thüringens ein Verkehrschaos verursacht. Viele kamen zu spät zur Arbeit. In der Landeshauptstadt Erfurt kam der Berufsverkehr teilweise zum Erliegen, teilte der Verkehrswarndienst des Polizeipräsidiums Thüringen mit. Auf der Autobahn A 4 in Richtung Eisenach stauten sich an Steigungen die Autos nach einem Unfall über mehrere Kilometer. Die Höhenlagen des Thüringer Waldes waren nur mit Winterausrüstung zu befahren.
Markus Wasmeier strahlte schon wieder voller Optimismus. "Ich hatte überhaupt keine Probleme mit dem Fuß. Jetzt schaue ich mal, was in Bad Kleinkirchheim rauskommt", sagte der 29 Jahre alte Schlierseer nach dem Weltcup-Riesenslalom von Kranjska Gora und lächelte verschmitzt. Der Weltmeister von 1985 hat mit seinem erstaunlich schnellen Comeback alle verblüfft. "Ein kleines Wunder", freute sich Martin Oßwald, der Männer- Cheftrainer im Deutschen Skiverband (DSV), über die Rückkehr des blonden Bayern.
Der Olympia-Vierte in der Abfahrt war gerade vor dieser Saison besonders gut in Form. Doch eine Woche vor dem Weltcup-Auftakt kam der Schock: Wasmeier prallte bei einer Trainingsfahrt mit einem Servicemann zusammen - ein gebrochener rechter Fuß, eine Schulterverletzung und eine schwere Gehirnerschütterung lautete die Diagnose. Erst im Januar werde er wieder in den Weltcup eingreifen können, meinten die Trainer.
Doch Wasmeier redete nur von seinem Comeback, selbst als er noch mit starken Kopfschmerzen zu Hause lag und unbedingt Ruhe brauchte. Als es ihm etwas besser ging, kam er zur Rehabilitation nach Bad Wiessee. Daneben vertraute er auf einen Heilpraktiker - und dann ging alles ganz schnell: In der vergangenen Woche trainierte er mit der Mannschaft im österreichischen Dorfgastein und kündigte an: "Im Super-G vor Weihnachten bin ich wieder dabei." Das Comeback sollte noch früher sein. "Es lief so gut im Training. Da beschlossen wir kurzfristig, daß Markus schon in Kranjska Gora startet", erzählte Oßwald. Erst am Samstag abend kam Wasmeier in Slowenien an und fuhr am Sonntag auf Anhieb in die Punkteränge. Seine Zeit und sein 28. Platz waren natürlich noch nicht berauschend. "Aber ein guter Test. Ich weiß jetzt, daß ich den Fuß nicht mehr schonen muß", meinte er.
Dabei hatte er vor seinem Auftritt nur einen Tag Riesenslalom trainiert. "Mir fehlen in dieser Disziplin sechs Wochen", sagte er. Zudem war die Piste eisig; die Schulter schmerzte, weil er bei der Fahrt gegen eine Torstange geschlagen war. "Ich habe nicht gedacht, daß ich ins Finale der besten 30 komme. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden", lautete seine Bilanz aus den "Probeläufen". Vom nächsten Rennen am heutigen Dienstag in Bad Kleinkirchheim (Österreich) erwartet er mehr, denn Super-G hat er nach der Pause schließlich trainiert. Das vom Verletzungspech dezimierte DSV-Team freut's. dpa
DESSAU, 21. Dezember (dpa). Nachdem sie die Gitterstäbe im Fernsehraum durchsägt hatten, sind fünf Häftlinge am Sonntag aus der Justizvollzugsanstalt Dessau geflohen. Es handele sich um drei deutsche und zwei rumänische Untersuchungshäftlinge, teilte der Sprecher des Justizministeriums Thomas Ahrens am Montag mit. Einer der Geflohenen sei wegen Mordes angeklagt, die anderen wegen Diebstahls-, Raub- und Erpressungsdelikten. Der Fernsehraum befindet sich im Vorgelände der Anstalt, so daß keine Mauer überwunden werden mußte. Wie und mit welchen Werkzeugen die Gitterstäbe zersägt wurden, ist unklar. Die Stäbe seien kurz vor dem Ausbruch überprüft worden, ohne daß etwas bemerkt worden sei.
Honecker-Prozeß
Staatsanwalt
lehnt die
BERLIN, 21. Dezember (dpa). Die Staatsanwaltschaft beim Berliner Landgericht hat am Montag eine Einstellung des Verfahrens gegen Erich Honecker wegen der Todesschüsse an Mauer und Stacheldraht abgelehnt.
Die Prognose über Honeckers Gesundheitszustand sei nicht hinreichend sicher, begründete Staatsanwalt Bernhard Jahntz seinen Antrag. Der Gutachter Professor Jörg Kirstaedter habe lediglich eine Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent festgestellt, daß Honecker den Herbst 1993 nicht überlebe. Die Tatvorwürfe von äußerstem Gewicht erlaubten es nicht, das Verfahren einzustellen.
Vor Verhandlungsbeginn hatte Nebenklägervertreter Hanns-Ekkehard Plöger angekündigt, gegen den Vorsitzenden Richter Hansgeorg Bräutigam den unterdessen dritten Ablehnungsantrag unterbreiten zu wollen.
Der Anwalt stellte außerdem ein medizinisches Gutachten des bei Schulmedizinern umstrittenen Krebsexperten Professor Julius Hackethal in Aussicht.
ZAGREB, 21. Dezember (dpa). Serbische Freischärler haben in einem von UN-Friedenstruppen kontrollierten Gebiet Kroatiens eine kroatische Polizeistation überfallen. Wie der kroatische Rundfunk berichtete, ereignete sich der Vorfall in Nova Gradiska bereits in der Nacht zum Montag. Demnach wurde die Dienststelle mehrere Stunden lang aus automatischen Waffen und einem Flugabwehrgeschütz beschossen. Über die Hintergründe dieses Angriffs sowie über mögliche Opfer gab es keine Angaben.
Nova Gradiska liegt in einer "Rosa Zone" am Rande der UN-Schutzzone West in Kroatien. "Rosa Zonen" gelten als Gebiete unter gemischter Kontrolle von Serben und Kroaten, die von Blauhelmen überwacht werden.
LISSABON, 21. Dezember (dpa). Bei einem Flugzeugunglück im südportugiesischen Faro hat es heute morgen nach Angaben des Flughafendirektors Lucas Salgado "viele Tote" gegeben. Genaue Angaben machte er nicht. An Bord der DC-10 der niederländischen Charterfluggesellschaft Martin-Air, die bei der Landung in Brand geraten war, hätten sich rund 330 Passagiere befunden.
Salgado berichtete, der Pilot habe dem Kontrollturm keinerlei Hinweise auf Schwierigkeiten beim Landeanflug gegeben. An den Rettungsarbeiten beteiligen sich auch Hubschrauber, die Verletzte bergen und in entfernte Krankenhäuser bringen, weil die Hospitäler der Hauptstadt der Algarve bereits überfüllt sind.
Nach Informationen des spanischen staatlichen Radiosenders RNE waren unter den Opfern mehrere Portugiesen. Das Unglück ereignete sich nach diesen Angaben am Morgen bei einem schweren Gewitter und Windgeschwindigkeiten von 64 Kilometer in der Stunde. Die Maschine habe zweimal den Landeanflug versucht. Als sich das Flugzeug erneut der Piste näherte, sei sie mit der Tragfläche aufgeschlagen, die sofort Feuer gefangen habe.
BIELEFELD, 21. Dezember (dpa). Der wegen zehnfachen Patientenmordes angeklagte Gütersloher Krankenpfleger Wolfgang Lange will im nächsten Jahr detaillierter über die ihm vorgeworfenen Taten und das Motiv aussagen. Das kündigte die Verteidigung in der 15. und nur 15 Minuten dauernden letzten Verhandlung in diesem Jahr am Montag vor dem Bielefelder Schwurgericht an.
Der Mordprozeß wird am 4. Januar mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36 Jahre alten Angeklagten vor, von Mai bis Dezember 1990 in der Westfälischen Klinik für Psychiatrie in Gütersloh sieben Frauen und drei Männer im Alter von 69 bis 92 Jahren mit Luftinjektionen umgebracht zu haben.
HAMBURG. Die Musikbranche hat sich von Buch- und Schallplattenveröffentlichungen distanziert, die zu Rechtsradikalismus und Gewalt aufrufen. In einer gemeinsamen Erklärung des Komponistenverbandes, des Textdichterverbandes, des Musikverlegerverbandes und des Gesamtverbandes Deutsche Musikfachgeschäfte heißt es: "Wir wollen nicht schweigen, wenn eine Minderheit von kriminellen Elementen neuen Terror gegen Menschen verbreitet, die in Deutschland Zuflucht und eine neue Heimat suchen." dpa
LUDWIGSHAFEN, 21. Dezember (dpa). Der Kreis Ludwigshafen gewährt seinen 251 Arbeitern und Angestellten bis zu drei Jahre unbezahlten Urlaub, wenn sie pflegebedürftige Angehörige betreuen wollen. Dies sei in einer neuen Dienstvereinbarung festgelegt worden, teilte Landrat Ernst Bartholome (CDU) am Montag mit. Ziel sei es, Pflegebedürftigen das vertraute Umfeld so lange wie möglich zu erhalten und ihre Unterbringung in einem Heim zumindest aufzuschieben.
Im Gegensatz zu Beamten können sich Arbeiter und Angestellte nach gültigem Tarifrecht nur beurlauben lassen, wenn "besondere Anlässe" vorliegen. Mit der Dienstanweisung sollten die beiden Gruppen gleichgestellt werden, hieß es von der Kreisverwaltung.
Firmen-Telegramm
Mannesmann funkt Dementi "Mannesmann Mobilfunk ist erfolgreich gestartet und stellt ein Kerngeschäft des Unternehmens dar, das weiter ausgebaut werden soll." So dementieren die Düsseldorfer einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, nach dem die Firma einen Mobilfunk-Ausstieg nicht ausschließt. Der Konzern befinde sich nicht in "angespannter Finanzlage", heißt es in einer Mitteilung weiter. Er verfüge vielmehr über ausreichende liquide Mittel und nehme mehr Zinsen ein, als er zu zahlen habe. Macrotron braucht mehr Leute Die Elektronik-Vertriebsgesellschaft Macrotron rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatzsprung um rund 40 Prozent auf 330 Millionen Mark. Als Gründe nennen die Münchner eine Erweiterung des Leistungsangebots im Fachhandel sowie eine verstärkte Ausrichtung auf professionelle Anwender in den Sparten Computer, Peripherie und Software. Die Investitionen schnellten bis Ende September von 0,5 auf 8,4 Millionen Mark in die Höhe. Um das wachsende Geschäft zu bewältigen, beschäftigen die Bayern in der laufenden Periode mit 240 Frauen und Männern 64 mehr als im Schnitt des Jahres 1991.
Mondi-Mode gefällt Bahrain-Firma Die in Bahrain ansässige Investcorp steigt beim hiesigen Mode- und Textilunternehmen Mondi ein. Sie erwarb 50 Prozent der Münchner Gruppe von Mondi- Gründer Herwig Zahm, der selbst über die übrige Hälfte verfügt. Über den Kaufpreis schweigt man in Manama. Mercedes erhöht Pkw-Preise Mercedes-Benz-Pkw werden vom 2. Januar an um durchschnittlich 1,8 Prozent teurer. Damit bleibe man deutlich unter der "inflatorischen Kostensteigerung". Für alle in diesem Jahr bestellten Wagen, die bis Ende April 1993 ausgeliefert werden, gelten die bisherigen Preise. Für rund 174 000 Beschäftigte des Autokonzerns begann am Montag die längste Zwangspause seit Kriegsende. Rom will mit Imi Kasse machen Rom möchte den Großteil der Staatsbeteiligung am Geldhaus Istituto Mobiliare Italiano (Imi) privatisieren. Insgesamt 42 Prozent sollen an die Sparkasse Cariplo und die Sparkassenzentrale ICCRI gehen. Die Regierung bewertet Imi auf Basis einer Prüfung durch eine Londoner Bank mit 8,4 Milliarden Mark. Nach der Veräußerung bleiben Rom acht Prozent an Imi.
Üppiges Weihnachtsgeschenk für Katja Seizinger: Über 100 000 Mark an Prämien hat die 20 Jahre alte Studentin am letzten Weltcup-Wochenende vor den Feiertagen abgeräumt. Auch die Gewißheit, nach mehrwöchiger Verletzungspause wieder in Höchstform zu sein, dürfte dem ehrgeizigen Ski-As vom SC Halblech das Fest verschönern: Ihr Sieg im zweiten Weltcup-Super-G im kanadischen Lake Louise, 24 Stunden zuvor ein zweiter Platz in der Abfahrt - die Olympia-Dritte krönte mit ihren Triumphen den äußerst erfolgreichen Übersee-Trip der deutschen Ski- Frauen. "Ich bin ganz platt. Das habe ich nicht erwartet", freute sich Alpinchef Peter Hinterseer, der zu Hause vor dem Fernsehapparat mitzitterte.
"Ich liebe kanadische Pisten", jubelte Katja Seizinger nach dem furiosen Finale vor der Weihnachtspause. In der Zeit von 1:10,93 Minuten war sie auf der beinharten Strecke im Bundesstaat Alberta auf das oberste Siegertreppchen vor der Russin Tatjana Lebedewa (1:11,01) gerast. Platz drei war wieder für eine Läuferin des Deutschen Skiverbandes (DSV) reserviert. Die 19 Jahre alte Regina Häusl (Bad Reichenhall/1:11:20) machte mit dem größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere das Glück von Trainer Rainer Mutschler komplett, der sich am Vortag bereits über die Ränge zwei bis vier freuen konnte.
Die kürzlich am Finger operierte Michaela Gerg (1:11,49) und Martina Ertl (1:11,80) aus Lenggries belegten im Super-G die Plätze sieben und zehn. Weltcup-Punkte holten auch Christine Meier (Rottach-Egern) als 14., Rosi Renoth (Schellenberg) als 18., Katrin Gutensohn (Oberaudorf) als 18. und Miriam Vogt (Starnberg) auf Platz 27.
Katja Seizinger, die sich im November das Innenband im Knie angerissen hatte, war selbst überrascht über den ersten Saisonsieg. "Nach meiner Verletzung fehlte mir vor allem im Super-G viel Training. Vor einer Woche hatte ich in der Disziplin noch Probleme. So konnte ich nicht erwarten, hier zu gewinnen", erzählte sie. Auch Mutschler staunte: "Toll, wenn man bedenkt, daß sie vor vier Wochen noch plattgelegen ist." Einen "vorderen Platz im Gesamt-Weltcup" hatte Katja Seizinger als ihr Saisonziel genannt. Vorläufig hat sie es erreicht: Mit den Wochenend-Resultaten machte sie in der Wertung einen Sprung vom 17. auf den dritten Platz. Im Super-G- und Abfahrts-Weltcup ist sie sogar an der Spitze. Auch der Verdienst läßt sich sehen: 20 000 kanadische Dollar erhielt sie vom Veranstalter, 77 300 Mark vom DSV-Skipool.
Ihr Erfolgsrezept ist neben ihrem Ehrgeiz - als sie bei der ersten Abfahrt in Vail ganz knapp Rang drei verpaßte, tobte sie vor Wut - die "Kopfarbeit": Die Betriebswirtschafts-Studentin, die ihr Abitur mit der Traumnote 1,6 ablegte, "entspannt" sich mit den trockenen BWL-Büchern, die sie immer dabei hat. "Eine gute Abwechslung", meinte sie. Abwechslung hat auch der Mannschaft geholfen. Mit ungewöhnlichem Training - Skispringen auf der Mattenschanze, Rafting und Schießen - brachten sich die Frauen vor der Saison in Form. Leistungsfördernd ist auch der Konkurrenzkampf: Durch die vielen guten Plätze haben die Trainer bei der Nominierung für die Weltmeisterschaft im Februar die Qual der Wahl. "Das ist gut so", meinte Hinterseer. dpa
NORDHORN (dpa/VWD). Zur Rettung des Nordhorner Textilunternehmens Nino werden die knapp 2400 Beschäftigten auf einen Teil ihrer Löhne und Gehälter verzichten. Dadurch spart das stark verschuldete Unternehmen rund acht Millionen Mark. "Von der Putzfrau bis zum Vorstand sind die Mitarbeiter entsprechend ihres Einkommens mit dabei", sagte ein Sprecher. Die Bereitschaft bei Belegschaft und Betriebsrat sei überraschend groß gewesen. Das Nino-Personal bringt nicht zum ersten Mal Opfer. Vor zwei Jahren hatte es beim ersten Sanierungskonzept bereits auf einen Teil der Sonderzahlungen verzichtet.
Da die Firma tief in den roten Zahlen steckt, bestehen nun auch die Gläubigerbanken nicht mehr auf der Rückzahlung von Forderungen. Die Institute erlassen den Nordhornern Verbindlichkeiten in Höhe von 30 Millionen Mark. Somit geht Nino finanziell gestärkt ins neue Jahr. Zusätzliche Sanierungsschritte seien in Vorbereitung und sollen voraussichtlich noch im Geschäftsjahr 1992/93 (31. März) umgesetzt werden. Nach wie vor ist das Unternehmen auf der Suche nach einem starken Partner.
Im ersten Semester der laufenden Periode hat das Unternehmen bei einem Umsatzrückgang um 17 Prozent auf 167,5 Millionen Mark knapp 16 Millionen Mark Verlust ausgewiesen und damit 53 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.Aids-Prozeß erst nach Wahl
PARIS, 21. Dezember (dpa). Das wegen des Aids-Skandals anstehende Verfahren gegen den französischen Ex-Premier Laurent Fabius ist in Paris als schwerer Schlag für die Sozialisten vor der Parlamentswahl im März gewertet worden. Zugleich wurde am Montag klar, daß der Hohe Gerichtshof frühestens im Mai über die Anschuldigungen gegen Fabius, die ehemalige Sozialministerin Georgina Dufoix sowie Staatssekretär Edmond Hervé verhandeln kann. Ihnen wird vorgeworfen, den Verkauf aidsverseuchter Blutpräparate des staatlichen Bluttransfusionsdienstes nicht verhindert zu haben.
Die linksliberale Liberation wertete das Parlamentsvotum vom Wochenende, ein Verfahren einzuleiten, als "K.O. für die Sozialisten und ihren Chef" Fabius. Umfragen sagen den Bürgerlichen eine Zwei-Drittel-Mehrheit in der Nationalversammlung voraus. Der rechtsgerichtete Le Quotidien de Paris sieht angesichts einer solchen Mehrheit auch die politische Zukunft von Staatspräsident François Mitterrand gefährdet.
STRAßBURG, 21. Dezember (dpa). Das Antifolterkomitee des Europarates hat erstmals seit seiner Gründung 1987 die Vertraulichkeit seiner Untersuchungen aufgehoben und Anklagen über Folter in türkischen Polizeidienststellen erhoben. Schwere Mißhandlungen von Inhaftierten, die politischer Straftaten verdächtigt werden, sowie von Personen, die wegen Einbruchs, Raubes oder Drogendelikten festgehalten würden, seien nach wie vor weit verbreitet, hieß es in dem am Montag in Straßburg veröffentlichten Bericht.
Bei seinen drei Besuchen in türkischen Polizeistationen im September 1990, im Oktober 1991 und im Dezember 1992 seien dem Komitee erschreckend viele Beschwerden über Elektroschocks an Genitalien, Schläge auf die Fußsohlen und Wasserfolter vorgebracht worden. Außerdem seien Gefangene längere Zeit in engen, dunklen Zellen eingesperrt worden.
Besonders wurden in dem Bericht die Anti-Terrorismus-Abteilungen der Polizei in Ankara und Diyarbakir erwähnt. Dort seien nach Berichten von Ärzten gerichtsmedizinischer Institute Folterpraktiken ohne Einschränkung weiter an der Tagesordnung.
Die 27 Rechtsexperten und Ärzte des Komitees entdeckten in den Polizeihauptquartieren beider Städte außerdem Folterräume mit Holzgestellen, auf denen das Opfer mit auf den Rücken gebundenen Händen an den Handgelenken aufgehängt wird. Das Komitee entschloß sich, seinen Bericht zu veröffentlichen, weil die türkische Regierung auch nach mehrmaliger Aufforderung bisher keine Maßnahmen ergriffen hat, die menschenrechtswidrigen Praktiken einzudämmen.
Das Komitee überprüft ohne vorherige Ankündigung in den 27 Ländern des Europarates die Behandlung festgehaltener Personen in Haftanstalten, Militärgefängnissen und psychiatrischen Anstalten. Es wurde im Rahmen der europäischen Menschenrechtskommission geschaffen.
GENF, 21. Dezember (dpa). Die vergewaltigten Frauen aus Bosien-Herzegowina brauchen dringend medizinische und psychologische Hilfe. Darauf hat eine ökumenische Frauengruppe des in Genf ansässigen Weltkirchenrates am Montag hingewiesen. Auch viele Kinder benötigten angesichts der Grausamkeiten und Massenvergewaltigungen die Hilfe geeigneter Spezialisten, teilten die Frauen mit. Sie hatten sich in der vergangenen Woche in Zagreb über das Schicksal von geflohenen Frauen und Kindern aus Bosnien informieren lassen.
Brenda Fitzpatrick vom Weltkirchenrat warnte zugleich davor, die vergewaltigten Frauen ihr Leiden ein zweites Mal durchleben zu lassen, indem sie gezwungen würden, darüber zu berichten. Es sei augenscheinlich, daß vor allem von serbischer Seite systematische Massenvergewaltigung als Kriegswaffe benutzt werde. Über die gesammelten Dokumente jedoch müsse weiterhin auch berichtet werden, damit gegen diese Art Kriegsverbrechen vorgegangen werde.
FRANKFURT A. M. (dpa/VWD/FR). Bei der Lufthansa fallen Anfang nächsten Jahres mehr als 1000 Flugbegleiter- Stellen weg. Die Stewardessen und Stewards sollen entweder Abfindungen erhalten oder zum innerdeutschen Dienst, dem Lufthansa-Express, wechseln, wofür es finanzielle Anreize gibt. Das sieht ein Sozialplan vor, den Betriebsrat und Vorstand am Wochenende vereinbart haben, teilt der Vorsitzende der Gruppenvertretung, Ingo Marowsky, mit.
Chancen auf eine Beschäftigung bei Lufthansa-Express haben rund 750 Flugbegleiter. Dort sind Purser und Stewards vom vierten Berufsjahr an finanziell deutlich schlechter gestellt als bei der Lufthansa. Deswegen lehnen die meisten Beschäftigten der Kabinen-Stammbelegschaft bislang einen freiwilligen "Abflug" zum Express ab.
Der Sozialplan sieht beim Ausscheiden nach zehn Berufsjahren Abfindungen von 71 400 (Purser) und 64 950 Mark (Steward) vor. Im Extremfall sind sogar 178 000 Mark möglich. Purser und Stewardessen, die künftig Lufthansa-Express fliegen, erhalten abhängig von der Dauer der Beschäftigung eine Abfindung sowie 5000 Mark Erschwernis-Zulage. Alternativ dazu können frei werdende Flugbegleiter unbezahlten Urlaub von einem bis drei Jahren nehmen.
Grundsätzlich wird allen Betroffenen die Option für eine Rückkehr zur alten Lufthansa eingeräumt. Davon können sie laut Marowsky jedoch nur Gebrauch machen, wenn Arbeitsplätze frei sind.
Ein weiteres Angebot zur Reduzierung der Personalkosten sieht vor, daß Mitglieder des Bodenpersonals in Deutschland und die sogenannten Auslandsentsandten über 50 Jahre bis zum Erreichen der Altersgrenze oder bis zur Frühpensionierung "Übergangsurlaub" in Anspruch nehmen können.
KÖLN, 21. Dezember (dpa). Die Tarife der rund 15 000 Beschäftigten im rheinischen Braunkohlenbergbau erhöhen sich rückwirkend vom 1. Dezember an um 4,2 Prozent. Darauf haben sich am Montag die Tarifparteien in Köln geeinigt. Wie die Gewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) mitteilte, hat der Tarifvertrag eine Laufzeit von 14 Monaten. Mit dem Januargehalt werde zusätzlich ein Einmalbetrag von 100 Mark ausgezahlt. Die Gewerkschaft hatte 7,5 Prozent gefordert.
MOSKAU, 21. Dezember (dpa). Die russische Regierung hat das Abkommen mit Deutschland über technische und finanzielle Hilfen bei der Vernichtung von Atom- und Chemiewaffen gebilligt,meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass am Montag. Die Hilfe war beim Moskau-Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl vergangene Woche vereinbart worden. Nach Einarbeitung geringfügiger Korrekturen werde das russische Ministerium für Atomenergie das Abkommen unterzeichnen, hieß es. Zur Umsetzung des Vertrages werde eine deutsch-russische Kommission gebildet.
Zur Person:
RICHARD VON WEIZSÄCKER, Bundespräsident, ist der Ansicht, daß es mit Lichterketten und Demonstrationen gegen Ausländerhaß in Deutschland einen "dringend notwendigen Wandel zum Positiven" gibt. Die Demokratie lebe vom Bürger-Engagement, das nicht in der Verfassung festgeschrieben sei, sagte der Bundespräsident der Illustrierten Bunte. Das Staatsoberhaupt warnte davor, eigene Ziele aus den Augen zu verlieren: "Wir brauchen humane, demokratisch lebendige Verhältnisse in Deutschland um ihrer selbst willen und nicht, um dem Ausland zu gefallen." (dpa)
WLADIMIR SEMJONOW, ehemaliger Botschafter der Sowjetunion in Bonn, ist im Alter von 81 Jahren in Köln gestorben. Wie die russische Botschaft in Bonn mitteilte, starb Semjonow an den Folgen einer Lungenentzündung in Köln. Er war von 1978 bis 1986 Botschafter der UdSSR in der Bundesrepublik und stand seit 1939 im Dienst des sowjetischen Außenministeriums. Von 1953 bis 1954 war er Hoher Kommissar der Sowjetunion in Deutschland, später stellvertretender Außenminister und Leiter der sowjetischen Delegation bei den SALT-I-Verhandlungen in Genf. Nach Angaben der Botschaft wird Semjonow in Moskau beigesetzt. (dpa)
PETER STRUCK, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, hat sich zur Bekämpfung der Drogenmafia für die Zulassung des "großen Lauschangriffs" ausgesprochen. In der Augsburger Allgemeinen Zeitung machte er die Zustimmung allerdings von einer Grundgesetzänderung abhängig. So müsse festgeschrieben werden, daß jede Abhöraktion richterlich genehmigt werde. Außerdem müsse eine ständige parlamentarische Kontrolle stattfinden, um Mißbräuche zu verhindern. (AFP)
STUTTGART, 21. Dezember (dpa). Einen einzigartigen Gefäßfund aus der Römerzeit haben Archäologen jetzt in Heidenheim entdeckt. Wie Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes am Montag in Stuttgart bekanntgaben, wurden bei Bauarbeiten in der Heidenheimer Innenstadt 14 Bronzegefäße gefunden, die vollständig erhalten sind oder nur geringfügige Beschädigungen aufweisen.
Die Archäologen erhoffen sich von der Entdeckung wichtige Aufschlüsse über das römische Lagerdorf bei dem Kastell, das dort um 100 n. Chr. angelegt wurde.
Im einzelnen wurden drei Kannen gefunden, drei Krüge, ein Becken, zwei Eimer, ein kleiner Kessel, zwei ineinandergestellte Kessel, eine Schale und eine Art Flacon. Einige Stücke sind fein gearbeitet und verziert.
PLAUEN, 21. Dezember (dpa). Im Prozeß um die Fälschung der Kommunalwahlen in der Ex-DDR vom Mai 1989 vor dem Kreisgericht Plauen sind gegen drei Angeklagte Bewährungsstrafen mit Geldauflagen verhängt worden. Ein weiterer Angeklagter erhielt am Montag eine Geldstrafe. Nach den Worten des Ex- Oberbürgermeisters von Plauen wurde die Manipulation der Wahlergebnisse "von oben" gesteuert.
Der frühere 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Plauen wurde zu einem Jahr Bewährungsstrafe verurteilt. Nach Auffassung des Gerichtes war er der Anstifter für die Wahlfälschung. Außerdem muß er 10 000 Mark zahlen. Der Ex-Oberbürgermeister wurde "als Anstifter im zweiten Glied" zu acht Monaten auf Bewährung und 6000 Mark verurteilt. Der Leiter der Rechengruppe Kommunalwahlen, der die Manipulation ausführte, bekam sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung und muß 4000 Mark zahlen. Der frühere Sekretär des Rates der Stadt wurde zu 50 Tagessätzen zu je 35 Mark verurteilt.
FRANKFURT A. M., 21. Dezember (dpa). Einige Kondome halten offenbar nicht, was sie versprechen. Das Wissenschaftsforum im Hörfunk des Hessischen Rundfunks (hr) berichtet in seiner Montagsausgabe, die samentötende Beschichtung einiger Präservative stehe im Verdacht, das Gummi chemisch anzugreifen. In dem Magazin wird ein Sprecher des Bundesgesundheitsamtes in Berlin zitiert, nach dessen Darstellung die Chemikalie "Nonoxinol-9" die Reißfestigkeit der "Verhüterli" beeinträchtige. Einige Hersteller hätten ihre Kondome mit diesem Zusatz bereits vom Markt zurückgezogen, heißt es. Sicher könnten sich Benutzer solcher Kondome sein, die vom Bundesgesundheitsamt zugelassen sind und eine Genehmigungsnummer auf der Packung haben.
Hans Hansen, der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), hat heftige Kritik an den geplanten Streichungen öffentlicher sozialer Leistungen auch im Bereich Sport geübt. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte Hansen: "Ich halte eine solche Diskussion für falsch, weil der Sport in den Augen der Finanzpolitiker eine Feiertagsbeschäftigung darstellt. Dabei ist der Sport ein ganz entscheidender Faktor zur Gesunderhaltung der Menschen, wie sich gerade bei den über 50jährigen immer mehr zeigt."
Der soziale Auftrag des Sports könne nicht erfüllt werden, wenn die Möglichkeiten zur Benutzung von Schwimmbädern oder Sportanlagen genommen und die Vereinsarbeit gefährdet würden. Im übrigen finanzieren sich die Sportvereine nach Auskunft von Hansen zu 80 Prozent selbst. Nur 15 bis 20 Prozent der Gesamtetats seien öffentliche Zuschüsse. "Die sind aber auch wirklich notwendig", betonte der DSB-Präsident in dem Gespräch mit dem Sender.
In Zusammenhang mit den am Wochenende bekannt gewordenen neuerlichen Sparplänen der Bundesregierung hieß es, Bonn habe den Bundesländern Vorschläge zur finanziellen Entlastung von Ländern und Gemeinden gemacht. Demzufolge sollten Zuschüsse für Sportstätten gestrichen, Bäder geschlossen oder zumindest ihre Wassertemperaturen gesenkt werden.
Hansen sagte im Deutschlandfunk weiter: "Wir bleiben bei unserer Philosophie. Der Staat stellt die Sportanlagen zur Verfügung und unsere Vereine füllen sie ehrenamtlich mit Leben." dpa/sid
LISSABON, 21. Dezember (dpa). Zur Tragödie ist der Flug in den Weihnachtsurlaub für eine Reisegruppe aus den Niederlanden geworden. Mindestens 50 Menschen kamen ums Leben, als ihre Chartermaschine am Montag auf dem Flughafen der südportugiesischen Ferienmetropole Faro verunglückte, in zwei Teile zerbrach und Feuer fing. Die DC-10 war in Amsterdam mit 327 Fluggästen und 13 Besatzungsmitgliedern gestartet.
(Bericht "Aus aller Welt", Seite 26)
GEESTHACHT, 22. Dezember (dpa). Die Umweltschutzorganisation "Robin Wood" und Mitglieder der Bürgerinitiative Geesthacht haben am Montag nach einem Gespräch mit dem schleswig-holsteinischen Energieminister Günther Jansen (SPD) die Blockade des Atomkraftwerks Krümmel beendet. Die Atomkraftgegner, die sechs Tage lang das Haupttor des Kraftwerks versperrt hatten, sollen an einer Klausurtagung Anfang 1993 im Kieler Energieministerium beteiligt werden, bei der es auch um Untersuchungen der Geesthachter Atomanlagen durch unabhängige Experten geht.
Bei dem Vermittlungsgespräch, teilte "Robin Wood" mit, sei allerdings auch deutlich geworden, daß das Atomkraftwerk Krümmel und das Atomforschungszentrum vorerst nicht stillgelegt werden. Das Ergebnis der Blockade sei nicht zufriedenstellend, hieß es. Nach Ansicht der Umweltschützer "verdichtet sich immer mehr die Beweiskette", daß ein ursächlicher Zusammenhang von radioaktiver Strahlung aus den Geesthachter Atomanlagen und der "weltweit höchsten Leukämierate" in der Elbmarsch besteht.
Eine Frankfurter Amtsrichterin soll nach Angaben des Schwulenverbandes in Deutschland das Standesamt angewiesen haben, das Aufgebot zweier homosexueller Männer "mit dem Zwecke der Eheschließung" zu erlassen. Wie der Verband am Montag mitteilte, habe die Richterin in einem Beschluß die Auffassung vertreten, das Eheschließungsverbot bei Gleichgeschlechtlichkeit verstoße gegen das Grundrecht der Eheschließungsfreiheit, der freien Entfaltung der Persönlichkeit und gegen den Gleichheitsgrundsatz (Aktenzeichen: 40 UR III E 166/92).
Der Sprecher des Schwulenverbandes, Volker Beck, bezeichnete die Entscheidung als einen "großen Sieg für die Schwulen- und Lesbenbewegung". Eine Bestätigung des Amtsgerichtes stand bis Montag abend noch aus. dpa
NEW YORK, 22. Dezember (dpa). In einer Sondersitzung will der jüdische Weltkongreß heute in New York über Möglichkeiten beraten, den "alarmierenden Entwicklungen" in Deutschland entgegenzuwirken. Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, wird nach einer Ankündigung des Kongresses über die "Welle naziartiger Aktivitäten" in Deutschland berichten. Unter Vorsitz von Edgar Bronfmann, dem Präsidenten des Weltkongresses, wollen führende Vertreter der Juden aus den USA und Kanada anschließend über die Ursachen der Fremdenfeindlichkeit und des Antisemitismus beraten und Wege zu ihrer Überwindung aufzeigen.
Schöne Bescherung für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft: Beim 25. Turnier um den Iswestija-Cup landeten die Schützlinge von Bundestrainer Ludek Bukac nach vier Niederlagen auf dem enttäuschenden letzten Platz, nachdem sie am Montag in Moskau mit dem 1:6 gegen Kanada auch im Spiel um Platz sieben eine Lektion verpaßt bekamen.
Großer Triumphator beim Jubiläums- Turnier war der ehemalige russische Nationaltrainer Viktor Tichonow. Die von ihm betreute Olympia-Auswahl Rußlands sicherte sich mit dem 2:1 im Endspiel in Moskau gegen den Olympia- und Weltmeisterschafts-Dritten CSFR den Pokal und die Siegprämie von 55 000 Dollar. Der Verlierer konnte sich mit 35 000 Dollar trösten.
Für den 62 Jahre alten Tichonow, der als Chefcoach der "Sbornaja" acht Weltmeistertitel und drei olympische Goldmedaillen gewonnen hatte, war der Endspielsieg nach Toren von Gusmanow und Kudaschow der größte Erfolg seit seiner Entmachtung im Sommer. Das von seinem Nachfolger Boris Michailow betreute russische A-Team, 19facher Sieger des seit 1967 ausgespielten Turniers, mußte sich nach dem 4:1 über Weltmeister Schweden in St. Petersburg mit Platz drei und 20 000 Dollar Prämie begnügen. Platz fünf sicherte sich an gleicher Stelle Vize-Weltmeister Finnland mit dem 3:1- Erfolg gegen die Schweiz.
Die junge deutsche Mannschaft mußte kräftig Lehrgeld zahlen. Aber wie schon nach den Niederlagen gegen Rußland B (1:8), Finnland (2:6) und Schweden (1:4) nahm Ludek Bukac auch nach der Abfuhr gegen Kanada sein Team in Schutz. "Bei den Spielern war die Luft raus", meinte der Bundestrainer angesichts der Konditionsschwächen seines Teams: "Die meisten Spieler können das hohe Tempo, das bei internationalen Turnieren angeschlagen wird, nicht mithalten."
Dennoch zog Bukac eine positive Bilanz der Rußland-Reise: "Wir haben jetzt einen Erfahrungswert mehr und wissen, daß vier bis fünf Spieler in der Lage sind, als Alternativen für die Weltmeisterschaft zur Verfügung zu stehen."
Neben den beiden Torhütern Klaus Merk (Preussen Berlin) und Christian Frütel (Düsseldorf) konnten sich die Landshuter Thomas Schinko und Tobias Abstreiter sowie Josef Lehner (Preussen Berlin), Christian Schmitz (Düsseldorf) und Daniel Kunce (Kaufbeuren) empfehlen. Gegen die körperbetonte Spielweise der drittklassigen Auswahl der Kanadier, die eine Mannschaft aus College- und Zweitligaspielern aufgeboten hatten, mußte das DEB-Team vor nur 800 Zuschauern im Moskauer Bobrow-Stadion erneut Lehrgeld zahlen. Es reichte nur zu einem Treffer durch den Krefelder Reemt Pyka. dpa
LEIPZIG, 21. Dezember (dpa). Mehrere zehntausend Menschen haben am Montag abend in Leipzig mit einem Schweigemarsch gegen Fremdenhaß, Rassismus, Rechtsradikalismus und Gewalt demonstriert. Nachdem sich die Menschen mit Kerzen, Fackeln und Lampions im Stadtzentrum versammelt hatten, zogen sie auf den Innenstadtring und bildeten eine Lichterkette um die Altstadt. Aufgerufen hatten Stadtpräsidente Friedrich Magirius, Opernintendant Friedrich Zimmermann und vier weitere Leipziger.
Auf dem Leipziger Innenstadtring hatten sich im Herbst 1989 Hunderttausende mit den legendären Montagsdemonstrationen für die Durchsetzung demokratischer Rechte und Freiheiten eingesetzt und die friedliche Revolution in der DDR eingeleitet.
München, 22. Dezember (dpa). Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat die Bundesländer zur Mitarbeit am gemeinsamen Sparpaket gemahnt. Spätestens bis 1995 müsse die "Drei vor dem Komma" bei den Zuwachsraten der Länderhaushalte erreicht sein, forderte Waigel. Anders sei die finanzielle Herausforderung durch die deutsche Einheit nicht zu bewältigen. Bereits innerhalb der nächsten drei Monate müsse Klarheit über die finanz- und steuerpolitischen Entscheidungen bis über 1995 hinaus geschaffen werden. Steuererhöhungen zum jetzigen Zeitpunkt nannte der Minister erneut "mehr als kontraproduktiv".
BONN, 21. Dezember (dpa). Die Einführung von Autobahngebühren nach den Privatisierungsplänen von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) bedeutet aus der Sicht der SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier eine zusätzliche Belastung von 400 Mark pro Auto jährlich. Diese Summe ergebe sich, "wenn sich der Betrieb der Autobahnen privatwirtschaftlich rechnen soll". Was Krause sage, sei "allenfalls die halbe Wahrheit", kritisierte sie heute unter Hinweis auf Angaben des Ministers, der von den erwarteten elf Milliarden Mark Einnahmen Unterhaltung und Bau der Autobahnen finanzieren sowie zur Entschuldung der Bahn beitragen will.
BONN, 21. Dezember (dpa). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Lehrerstreiks gedroht, falls die Länder im Zuge der Sparmaßnahmen die Arbeitszeit der Pädagogen wieder heraufsetzen sollten. Entsprechende Forderungen waren in den vergangenen Tagen wiederholt in den "Streichlisten" zur Finanzierung des Solidarpakts aufgetaucht.
GEW-Vorsitzender Dieter Wunder sagte am Montag, die Arbeit von Lehrern sei in den vergangenen Jahren schwieriger geworden. Die Klassen würden immer größer. Die Diskussionen um die Gewalttätigkeit von Jugendlichen und das Vordringen rechtsextremer Strömungen habe gezeigt, daß die Lehrer sehr viel mehr Zeit für eine intensive Arbeit mit den Schülern benötigten. Pädagogen seien keine "Unterrichtsbeamte", deren Arbeitszeit beliebig erhöht werden könne.
Sollte die Bundesregierung an ihrer Absicht festhalten, "den Sozialstaat abzubauen", dann werde seine Organisation sich mit im DGB dafür einsetzen, die Gespräche über den Solidarpakt "umgehend abzubrechen", meinte Wunder weiter.
BONN, 21. Dezember (dpa). Die pfiffige Idee eines Polizei-Hauptkommissars brachte der Deutschen Krebshilfe 105 000 Mark. Damit deutsche Polizeibeamte bei ihren Ermittlungen nicht mehr länger durch die Dienstkrawatte behindert werden, brachte ein Ordnungshüter aus Dortmund die Krawattennadel als Lösung ins Spiel. Wie die Deutsche Krebshilfe am Montag in Bonn mitteilte, entwickelte der Hauptkommissar eine "offizielle" Nadel mit Länderwappen, die vom nordrhein- westfälischen Innenministerium bereits als Bestandteil der Uniform akzeptiert wurde. Der Erlös aus dem bundesweiten Verkauf des nützlichen Accessoires geht auf das Konto der Kinderkrebshilfe, die mit dem Geld Projekte zum Wohl krebskranker Kinder unterstützt.
BONN, 21. Dezember (dpa/Reuter). Experten der Bundeswehr sollen schon am 29. Dezember nach Somalia fliegen, um dort die Voraussetzungen für den von der Bundesregierung geplanten Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen der UN- Hilfsaktion zu erkunden. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag mitteilte, werde das aus 50 bis 60 Stabsoffizieren verschiedener Fachgebiete bestehende "Erkundungskommando" unbewaffnet sein. Seine Aufgabe sei, zusammen mit militärischen sowie zivilen Organisationen in Somalia und Kenia humanitäre Hilfsmaßnahmen vorzubereiten. Danach könne die Bundeswehr sofort aktiv werden, sobald eine entsprechende Anforderung der Vereinten Nationen erfolge.
Die Diskussion um die verfassungsrechtliche Zulässigkeit eines Engagements deutscher Soldaten in Somalia ging weiter. Der SPD-Außenpolitiker Norbert Gansel nannte die geplante Entsendung im Deutschlandfunk einen "regierungsamtlichen Mißbrauch". Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) sagte der Bild-Zeitung, seine Partei werde die Hilfsaktion der Bundeswehr "sicher leichter unterstützen können, wenn vorher die Grundgesetzänderung auf den Weg gebracht wird". Dagegen sah Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) im Kölner Express den Einsatz voll durch das Grundgesetz gedeckt.
Gansel sprach sich auch gegen die Abschaffung der Wehrpflicht aus. Im Deutschlandfunk sagte er, das jetzige System sei ein "Element politischer Kontrolle". Es verhindere, daß das Militär zur Verfolgung nationaler Machtinteressen eingesetzt werde. Die Wehrpflichtigen trügen zur gesellschaftlichen Integration der Bundeswehr bei.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus-Dieter Naumann, sagte im Frühstücksfernsehen, Verteidigung sei Aufgabe aller Bürger.
Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) schrieb in seinem "Tagesbefehl zum Jahreswechsel 1992/93" an die Bundeswehr, von den Soldaten werde nicht nur die Bereitschaft zu Hilfs- und Rettungsmaßnahmen gefordert, sondern "ebenso die Fähigkeit, im Rahmen der internationalen Solidarität an Friedensmissionen im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen teilzunehmen".
Die CDU will internationale Kampfeinsätze der Bundeswehr auch ohne vorherigen Beschluß des UN-Sicherheitsrats ermöglichen. Im Entwurf des neuen CDU-Grundsatzprogramms wird gefordert, Deutschland müsse sich "im Rahmen der Charta der Vereinten Nationen" an friedenserhaltenden wie an friedensschaffenden Aktionen der UN, der NATO, der WEU und der KSZE beteiligen können. Der Vorsitzende der Grundsatzkommission, Reinhard Göhner, sagte, dabei seien auch Kampfeinsätze im Auftrag der UN - wie etwa im Golf-Krieg - möglich.
BONN (dpa/FR). Trotz verfassungsrechtlicher Bedenken des Bundesfinanzhofs (BFH) will Bonn an der Spaltung des Einkommensteuer-Spitzensatzes festhalten. Das Finanzministerium verweist auf verschiedene juristische Meinungen. Das Vorhaben, mit dem sogenannten Standortsicherungsgesetz den Spitzensatz für gewerbliche Einkünfte auf 44 Prozent zu senken und ansonsten bei 53 Prozent zu belassen, sei ökonomisch sinnvoll und werde nach Prüfung des Ministeriums dem Grundgesetz standhalten.
Der finanzpolitische Experte der SPD- Fraktion, Joachim Poß, meint dagegen, Finanzminister Theo Waigel (CSU) mißachte "wissentlich die Verfassung". Für ihn sei "die Durchsetzung politischer Vorgaben wichtiger als die Wahrung unseres Grundgesetzes", sagt Poß auch unter Hinweis auf die Höhe des Grundfreibetrages, die neue Form der Zinsbesteuerung und die umstrittene Streichliste mit dem Vorschlag der Kindergeldkürzung vom zweiten Sprößling an. Unter anderem kritisiert Poß, daß Waigel 1993 das Existenzminimum nur bis zu 12 000 Mark unbesteuert lassen wolle, während das Bundesverfassungsgericht 13 910 Mark vorgerechnet habe.
Nach Meinung des BFH verstößt die von Waigel geplante Spaltung des Spitzensteuersatzes, womit Nicht-Gewerbetreibende zugleich einen Solidarbeitrag für den Aufbau Ostdeutschland leisten sollen, "gegen den Gleichheitssatz".
Kurz gemeldet: Atomfrachter erreicht Südpazifik
SYDNEY, 21. Dezember (AFP). Der japanische Plutonium-Frachter "Akatsuki Maru" hat am Montag die Gewässer von Neu-Kaledonien im Südpazifik erreicht. Das teilte die internationale Umweltschutzorganisation Greenpeace mit. Bombenanschläge ohne Schäden ANKARA, 21. Dezember (AP). Gegen die US-amerikanische und die französische Botschaft in Ankara sind am Sonntag abend Bombenanschläge verübt worden. Es wurde jedoch niemand verletzt, und es entstand auch kein Schaden. Major schließt baldige Wahlen aus LONDON, 21. Dezember (AFP). Der britische Premier John Major hat am Montag im Sender BBC bestritten, eine Kabinettsumbildung zu planen. Bulgarien macht Grenzen dichter SOFIA, 21. Dezember (Reuter). Bulgarien will nach amtlichen Angaben im Januar Einreisebeschränkungen für Bürger aus den Staaten der Ex-Sowjetunion einführen. Sofia befürchtet eine weitere Einreisewelle, wenn die GUS am 1. Januar ihre Reisebestimmungen lockert. Freundschaftspakt beschlossen KISCHINJOW, 21. Dezember (dpa). Die Staatschefs von Moldawien und Weißrußland, Mircea Snegur und Stanislaw Schuschkjewitsch, haben am Montag ein Abkommen über Freundschaft und wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet. In dem Vertrag wird die Unverletzlichkeit der Grenzen und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des jeweils anderen Staates garantiert.
BELGRAD / SARAJEWO, 21. Dezember (AFP/dpa/AP). Die Wahlkampfleitungen der beiden Hauptkonkurrenten bei den serbischen Präsidentschaftswahlen, Slobodan Milosevic und Milan Panic, haben jeweils ihre Kandidaten zu den Siegern des Urnenganges vom Sonntag erklärt.
So teilte das Oppositionsbündnis DEPOS mit, der Ministerpräsident von Rest- Jugoslawien, Panic, führe in Belgrad mit 55 Prozent gegenüber dem serbischen Präsidenten Milosevic, der nur auf 45 Prozent gekommen sei. Der Sprecher der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS), Ivica Dacic, sprach dagegen von einer "katastrophalen Niederlage" von Panic. Milosevic liege in Belgrad wie auch in den Provinzstädten vorn. Offizielle Ergebnisse gab es dagegen zunächst noch nicht.
Wie die private Belgrader Agentur "Partner" am Sonntag nach einer Umfrage an den Wahllokalen berichtete, erhielten Panic und Milosevic beide rund 47 Prozent der Stimmen. Damit würde keiner der Rivalen die absolute Mehrheit erreichen, so daß es zu einer Stichwahl kommen müßte. Der Agentur zufolge fand die Umfrage vor 60 Wahlbüros unter 1370 Wahlberechtigten statt. Wie die Agentur weiter mitteilte, führte bei den Parlamentswahlen das Oppositionsbündnis DEPOS mit 36 Prozent vor der regierenden Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) von Milosevic, die bei rund 31 Prozent lag.
Wie die Nachrichtenagentur Tanjug meldete, wurde in Serbien eine Wahlbeteiligung zwischen 50 und 65 Prozent verzeichnet. In Montenegro lag sie Tanjug zufolge bei 64 Prozent. Aufgerufen waren rund 7,3 Millionen Wahlberechtigte. Amtliche Ergebnisse sollten erst im Laufe des heutigen Montags veröffentlicht werden.
Die Luftbrücke in die bosnische Hauptstadt Sarajewo wurde am heutigen Montag nach 21tägiger Unterbrechung wiederaufgenommen. Ein erstes Flugzeug des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) landete um 8.20 Uhr (MEZ) auf dem Flughafen Sarajewos. Insgesamt sollten am Montag 16 Flugzeuge mit Hilfslieferungen in Sarajewo landen. Das teilten UN-Fluglotsen mit. Die Luftbrücke war am 30. November unterbrochen worden, nachdem zwei Flugzeuge der UN angegriffen worden waren.
Der EG-Beauftragte und Co-Vorsitzende der internationalen Jugoslawien- Konferenz, Lord Owen, will heute bei den Verhandlungen der verfeindeten bosnischen Bürgerkriegsparteien noch einen Schlichtungsversuch starten. Wie der bosnische Rundfunk meldete, waren die Gespräche in Sarajewo über einen möglichen allgemeinen Waffenstillstand in Bosnien am Sonntag abend ohne Ergebnis vertagt worden. "Wir haben hier nur Zeit verschwendet", zitierte der Rundfunk den stellvertretenden Kommandeur der bosnischen Regierungstruppen, Oberst Stjepan Siber.
Unterdessen setzten die Bürgerkriegsparteien ihre schweren Gefechte in beinahe allen Landesteilen bis Montag morgen fort. Wie schon in den Wochen zuvor stürmten serbische Truppen die Stellungen der moslemisch-kroatischen Verbände in der Tiefebene der Save im Norden Bosniens. Auch die am Vortag begonnene serbische Offensive gegen den sogenannten Kessel von Bihac im Westen des Landes dauerte an. Der bosnischen Rundfunk sprach von "extrem hohen Verlusten" der serbischen Seite, ohne diese genauer zu erläutern.
US-Präsident George Bush und der britische Premierminister John Major hatten sich am Wochenende prinzipiell auf die Durchsetzung des Flugverbots für die jugoslawische Luftwaffe über Bosnien- Herzegowina verständigt. Nach ihrem Treffen in Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten, sagten beide Regierungschefs am Sonntag, daß der Weltsicherheitsrat in dieser Woche einen Beschluß fassen werde, der die Umsetzung des von der UN verhängten Flugverbots gewährleisten soll. Beide Politiker dementierten jedoch britische Presseberichte, wonach den Serben und Montenegrinern ein Ultimatum gesetzt werden solle und an den Abschuß von Maschinen gedacht sei.
AUGSBURG, 21. Dezember (AFP). Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, hat sich zur Bekämpfung der Drogenmafia für den "großen Lauschangriff" ausgesprochen. In der Augsburger Allgemeinen am Montag machte der SPD-Politiker seine Zustimmung aber von einer Grundgesetzänderung abhängig. So müsse ein Richter das Abhören genehmigen. Es müsse außerdem eine ständige parlamentarische Kontrolle der Praktiken stattfinden, um Mißbräuche zu verhindern. Der Einfluß der Drogenbosse dürfe nicht unterschätzt werden, warnte Struck. Der Einsatz verdeckter Ermittler sei "unverzichtbar".
LIMA, 21. Dezember (AFP). Etwa zehntausend Menschen haben am Sonntag an der Beerdigung des ermordeten peruanischen Gewerkschaftschefs Pedro Huilca in Lima teilgenommen. Die Beerdigung wurde zur größten Protestkundgebung gegen Präsident Alberto Fujimori in diesem Jahr. Die Opposition hatte die Regierung für den Tod Huilcas verantwortlich gemacht. Das 46jährige Mitglied der Kommunistischen Partei Perus (PCP) war am Freitag vor seinem Haus in Lima von Unbekannten durch Schüsse verletzt worden und starb im Krankenhaus. Fujimori hatte die maoistische Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad", mit der Huilca verfeindet war, für die Tat verantwortlich gemacht. Die Gewerkschafter schließen dies jedoch aus. Sie wollen zu einem eintägigen Generalstreik aufrufen.
ALGIER, 21. Dezember (AFP/AP). Algerische Sicherheitskräfte haben in der Stadt Blida (50 Kilometer südlich der Hauptstadt Algier) am Sonntag nach eigenen Angaben sechs moslemische Fundamentalisten und zwei Frauen getötet. Wie Augenzeugen am Montag weiter berichteten, gab es auf seiten der Sicherheitskräfte bei den Gefechten keine Verluste. Bei der Operation der "Antiterrorismus-Brigade" im Zentrum der Stadt, die vom Nachmittag bis in die Nacht gedauert habe, seien auch schwere Waffen eingesetzt worden. Die Brigade habe ein Gebäude angegriffen, in dem sich Fundamentalisten verschanzt hatten, und dieses teilweise zerstört. Der Lärm der Explosionen sei in einem Umkreis von mehreren Kilometern zu hören gewesen.
Ein Unteroffizier der algerischen Gendarmerie und ein Angehöriger seiner Familie wurden am Sonntag in Ksar Al- Boukhari, hundert Kilometer südlich von Algier, von vier bis fünf unbekannten Männern erschossen. Das verlautete aus offiziellen Kreisen. Wie es hieß, wurde der 36jährige Polizist von den Unbekannten mit automatischen Waffen getötet, als er in Begleitung seines Schwiegervaters eine Bäckerei verließ.
Seit der Verhängung einer Ausgangssperre in sieben nordalgerischen Departements am 5. Dezember wurden bisher 16 Polizisten von mutmaßlichen islamischen Fundamentalisten getötet. 30 bewaffnete Widerstandskämpfer starben seitdem bei Feuergefechten und Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften.
Die algerische Regierung verbot am Wochenende die Tageszeitung El Djzair El Youm. Sie habe Artikel veröffentlicht, in denen Staatssymbole verunglimpft worden seien, hieß es.
Die für Sonntag geplante Eröffnung eines Prozesses gegen 90 Offiziere wegen Konspiration mit der verbotenen fundamentalistischen Opposition, der Islamischen Heilsfront, wurde um eine Woche verschoben. Im Falle einer Verurteilung droht den Angeklagten die Todesstrafe.
BUDAPEST, 21. Dezember (AFP). Die größte Synagoge Europas in Budapest ist in der Nacht zum Sonntag von Unbekannten geschändet worden. Das teilte der Generalsekretär der Jüdischen Gemeinden in Ungarn, Gusztav Zoltai, am Montag mit. Eine große Marmorplatte mit den Namen der Soldaten, die das Budapester Judenghetto 1945 von den Nationalsozialisten befreit hatten, sei aus der Mauer des Gotteshauses herausgebrochen worden.
Nachrichten-Börse
Tschechei prüft Passauer Zeitungskäufe Die tschechische Regierung will prüfen, ob die umfangreichen Käufe der Verlagsgruppe Neue Passauer Presse in Böhmen gegen das Kartellrecht verstoßen. Wie die Nachrichtenagentur CTK meldet, erteilte Ministerpräsident Vaclav Klaus der Behörde einen entsprechenden Auftrag. Der Passauer Verlag hat durch seine tschechische Tochterfirma Vltava etwa zehn Lokalblätter in Cheb, Hradec Kralove, Plzen und Ceske Budejovice übernommen. Damit befinden sich nahezu alle Lokalzeitungen in Böhmen im Besitz des bayerischen Unternehmens. Franzosen drohen mit Kiwikrieg Die Organisation der französischen Kiwibauern hat ihren Konkurrenten in Neuseeland mit einem Handelskrieg gedroht, falls diese europäische Vorschläge für eine Beschränkung der neuseeländischen Ausfuhr weiter kategorisch ablehnten. Die Neuseeländer, die früher weltweit als einzige Nation Kiwis anbauten, stecken wegen der Überproduktion und der zunehmenden Konkurrenz anderer Länder in der Krise. Die Weltmarktpreise sind auf Tiefstände gerutscht. Rußland öffnet Gasindustrie Die russische Gasindustrie wird künftig auch privaten Investoren offenstehen, aber unter staatlicher Kontrolle bleiben. Ein entsprechendes Dekret unterzeichnete Präsident Boris Jelzin. Unklar ist, inwieweit Ausländer einsteigen können.
KARLSRUHE, 21. Dezember (AFP). Die "Aktionsgemeinschaft Artenschutz" (AGA) hat im Streit gegen die Hamburger Pelzimportfirma Paul Fehns GmbH vor dem Bundesgerichtshof (BGH) einen Teilerfolg erstritten. Das Hamburger Oberlandesgericht muß jetzt erneut überprüfen, ob es sich um eine unwahre Behauptung der AGA handelt, daß die Importfirma "illegal mit Fellen und Häuten besonders geschützter Tierarten gehandelt" habe. Dies hat der Bundesgerichtshof in einem am Montag in Karlsruhe veröffentlichten Urteil entschieden und damit ein anderslautendes Urteil der Vorinstanz aufgehoben. (Aktenzeichen: VI ZR 344/91)
Dem BGH zufolge hatte das Hamburger Gericht im Streit zwischen den Artenschützern und der Pelzimportfirma entscheidende Verfahrensmängel begangen und Beweismaterial der AGA nicht berücksichtigt. Die Artenschützer hatten unter anderem auch behauptet, die Firma habe große Mengen von Fellen geschützter Wildkatzen wie zum Beispiel Ozelot illegal über den Hamburger Freihafen importiert und sich an einem "Plünderungsraubzug in Bolivien und Paraguay" beteiligt. Bei der verbotenen Einfuhr der Felle im Wert von etwa zwölf Millionen Mark seien die Gesetze von Bolivien und der Bundesrepublik sowie entsprechende EG-Verordnungen und das Washingtoner Übereinkommen zum Artenschutz mißachtet worden. Die Beweismittel der Artenschützer ließ das Hamburger Gericht nicht gelten.
Die AGA hatte sich auf entsprechende amtliche Zeugnisse des damaligen Koordinators für Umweltschutz in Bolivien und des bolivianischen Landwirtschaftsministers Jose Guillermo Justiniano berufen. Der Minister hatte 1989 in mehreren Schreiben an die bundesdeutsche Botschaft in La Paz auf Pelzschmuggel durch deutsche Unternehmen hingewiesen. Unter anderem bat das Ministerium die Botschaft, von der Paul Fehns GmbH "illegal importierte Pekari-Häute" in Deutschland beschlagnahmen und vernichten zu lassen.
BONN, 21. Dezember (AFP). Die Pläne des Bundesinnenministeriums, Soldaten zur Verstärkung des Grenzschutzes anzufordern, sind in den Fraktionen von CDU/CSU und FDP auf Kritik gestoßen. Es sei verfassungsrechtlich problematisch, die Bundeswehr zu polizeirechtlichen Maßnahmen wie der Eindämmung der illegalen Zuwanderung an der Grenze zu Polen einzusetzen, sagte der CDU-Abgeordnete und ehemalige Verteidigungsminister Rupert Scholz am Montag im Deutschlandfunk. Dies sei nicht Aufgabe der Bundeswehr. Denkbar sei allenfalls Amtshilfe, für die eine Abordnung von Soldaten für eine begrenzte Zeit Aufgaben an der Grenze mit übernehmen könnte.
Der FDP-Innenexperte Burkhard Hirsch meinte: "Die Bundeswehr ist kein personalpolitischer Steinbruch, der beliebig genutzt werden kann." Sie sei keine Hilfspolizei und der Bundesgrenzschutz (BGS) keine paramilitärische Truppe.
PERPIGNAN, 21. Dezember (AFP). Bei einer Demonstration gegen Billigeinfuhren von Obst und Gemüse haben rund 300 französische Bauern am Montag vormittag in Perpignan (Südwestfrankreich) zwei Polizeiinspektoren drei Stunden in ihrer Gewalt gehalten. Sie ließen ihre Geiseln erst los, als die Gendarmerie mit Tränengas einschritt. Nach Angaben der Polizei hatten sie das Auto der beiden Beamten zu Beginn ihrer Kundgebung auf dem Gemüsegroßmarkt mit einem eigenen Fahrzeug gerammt.
LEIPZIG, 21. Dezember (AFP). Unbekannte haben am Wochenende einen jüdischen Friedhof in Leipzig geschändet. Wie die Polizeidirektion Leipzig am Montag mitteilte, stießen die Täter mehrere Grabsteine um und beschmierten andere mit nazistischen Symbolen. Auch in der Umgebung des Friedhofes wurden NaziParolen entdeckt. Die sächsische Sonderkommission gegen Rechtsextremismus leitete Ermittlungen ein.
BELGRAD, 21. Dezember (AFP/AP/ dpa/Reuter). Der jugoslawische Ministerpräsident und Oppositionskandidat bei der serbischen Präsidentschaftswahl, Milan Panic, will wegen vieler Unregelmäßigkeiten die Annullierung der Wahlen beantragen. Panics Berater Teodor Olic sagte am Montag in Belgrad, wegen Wahlbetrugs sollten die Wahlen innerhalb von 90 Tagen neu ausgeschrieben werden. Die Wahlbüros hätten am Sonntag nachmittag die Anweisung erhalten, die Urnen nicht direkt in die Auszählungszentren zu schicken, sondern zunächst bei den Bürgermeisterämtern abzuliefern. Diese würden von Sozialisten des Amtsinhabers Slobodan Milosevic gehalten. Milosevic selbst bezeichnete sich als Wahlsieger.
Auch der Beobachter der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), Jack Zetkulic, sprach von "schweren Fehlern" und Manipulationen. Der britische Wahlbeobachter Michael Meadowcroft bestätigte, daß Unregelmäßigkeiten größeren Umfangs registriert worden seien. Durch unvollständige Wahllisten seien zwischen fünf und 10 Prozent potentieller Oppositionswähler an der Wahl gehindert worden. Die KSZE-Beobachter seien der Meinung, daß all dies im Falle eines zweiten Wahlganges behoben werden müsse, um internationale Standards für demokratische Wahlen zu erfüllen. Der Vizevorsitzende der Demokratischen Partei, Zoran Djindjic schätzte die Zahl der nicht eingetragenen Wähler auf über fünf Prozent. In Belgrad konnte ein führender Politiker des Oppositionsbündnisses DEPOS wegen fehlender Stimmzettel nicht wählen.
Milosevics Sprecherin sagte, er habe rund 54 Prozent der Stimmen erhalten, Panic etwa 32 Prozent. Die amtliche Wahlkommission teilte mit, nach Auszählung von 13,6 Prozent der Stimmen seien 56 Prozent auf Milosevic und 33 auf Panic entfallen. Die Sozialisten führen nach eigenen Angaben auch bei der Auszählung für das serbische Parlament sowie das Bundesparlament.
(Kommentar auf Seite 3)
BRASILIA, 21. Dezember (AFP). Der vom Amt suspendierte brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello hat am Montag seine Verteidiger entlassen. Damit muß die entscheidende Senatssitzung in dem gegen ihn gerichteten Absetzungsverfahren auf Januar verschoben werden, erfuhr AFP beim Senatspräsidium in Brasilia. Ursprünglich sollte der Senat am Dienstag morgen (Ortszeit) zu der entscheidenden Sitzung zusammentreten. Die für die Absetzung Collors notwendige Zweidrittelmehrheit in der Parlamentskammer galt als sicher.
FRANKFURT A. M. Der Brauch, die Wohnungen in der Advents- und Weihnachtszeit mit frischem Grün zu schmücken, hat eine jahrhundertealte Tradition. Bereits unsere heidnischen Vorfahren holten sich im Spätherbst immergrüne Zweige von draußen in ihre Behausungen. Damit war die Absicht verbunden, den freundlichen Waldgeistern eine vertraute Heimstatt für den Winter zu schaffen. Zugleich sollte das Immergrün als Symbol der Lebenskraft böse Dämonen vertreiben.
Die Zweige und Girlanden, die im Mittelalter Häuser, Kirchen und Wirtshausschilder schmückten, hatten schon eine christliche Bedeutung erhalten. Sie galten nunmehr als Zeichen dafür, daß "Christus wie eine zarte Pflanze aufblühen und immer grün bleiben würde, lebendig bis in alle Ewigkeit". Dieser grüne Schmuck wurde erst nach Mariä Lichtmeß am 2. Februar entfernt.
Auch Stechpalme und Christrose wurden in die christliche Symbolik einbezogen. Die Stechpalme mit ihren stacheligen Blättern und roten Beeren gilt seither als Symbol für Dornenkrone und Blutstropfen Christi. Die Christrose soll an den Sproß aus der Wurzel Jesse erinnern, der mitten im Dunkel der Welt aufblühte. Darüber hinaus gilt die Christrose in ländlichen Gebieten noch wie ehedem als Orakelblume. Man stellt in der Weihnachtszeit zwölf Blütenknospen ins Wasser, für jeden Monat des kommenden Jahres eine. An der Art und Weise, wie sich die Knospen öffnen, liest man dann das Wetter der nächsten zwölf Monate ab. Geschlossene Knospen stehen dabei für schlechtes, offene für gutes Wetter.
Eine bereits sehr alte Weihnachtspflanze ist der heilkräftige Rosmarin mit seinen witterungsbeständigen Blättern, den roten Blüten und dem aromatischen Duft. Er ist zugleich Zauberpflanze und Weihrauch der "kleinen Leute". Sein Duft soll wie der des Weihrauchs Segen verströmen. Deshalb hat man sich in früheren Zeiten zur Erinnerung und als Segensgabe kleine Rosmarinbuketts geschenkt. - Auch Getreidekörner spielen in der Weihnachtszeit eine Rolle. Im Burgenland etwa und in verschiedenen Gegenden Osteuropas werden am Barbaratag (4. Dezember) Weizenkörner auf feuchtes Fliespapier gesät. Wird dieser sogenannte "Barbaraweizen" genügend feucht gehalten, ist das Feld zu Weihnachten grün und findet dann zwischen Moos und Immergrün in der Landschaft um die Krippe seinen Platz.
Nach und nach haben alle traditionellen Weihnachtspflanzen auch den Weg in die Kirchen gefunden, indem ihnen eine christliche Bedeutung zugeschrieben wurde. Lediglich dem berühmtesten englischen Weihnachtssymbol, dem Mistelzweig, wurde diese Ehre nicht zuteil. Im Gegensatz zu Stechpalme und Lorbeer gilt die Mistel nach wie vor als heidnische Pflanze und das, obwohl sie seit Jahrtausenden als Symbol des Friedens und der Freundschaft angesehen wird.
Die Mistel, die mit ihren erbsengroßen weiße Beeren in den Zweigen anderer Bäume zu Hause ist, war schon den keltischen Zauberpriestern 300 bis 200 vor Christi Geburt heilig. Sie zogen während der winterlichen Sonnenwendfeiern zu den heiligen Eichen, auf denen die Misteln wuchsen. Der würdigste Druide kletterte auf den Baum, schnitt die Mistelzweige mit einer goldenen Sichel ab und warf sie auf ein zuvor ausgebreitetes Tuch, damit die Zweige die Erde nicht berührten.
Nach einem Stieropfer wurden die Zweige dann verteilt und in den Häusern aufgehängt. Sie galten als Friedenssymbol und sollten aufgrund ihrer besonderen Kraft, im Winter grün zu bleiben, Wunder wirken, Glück bringen und vor allem böse Geister abwehren.
Wenn sich Feinde unter einem Mistelzweig trafen, sollen sie sich umarmt und versöhnt haben. Noch heute freut man sich über das "Recht", jeden küssen zu dürfen, der unter einem Mistelzweig steht. HEIKE MICHEL (dpa)
GIESSEN, 21. Dezember (lhe). Eine 26jährige Autofahrerin ist in der Nacht zum Montag bei Staufenberg (Kreis Gießen) schwer verletzt worden, als sie mit ihrem Autos einer Lokomotive in die Quere kam. Wie die Polizei berichtete, hatte die aus Wetzlar stammende Fahrerin offensichtlich das rote Warnlicht an dem Bahnübergang übersehen. Die Frau erlitt erhebliche Verletzungen im Gesicht. Der Schaden an Lokomotive und Auto wird auf 30 000 Mark geschätzt.
BABENHAUSEN. Die Michelsbräu GmbH in Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) hat wenige Tage vor Weihnachten einem Drittel ihrer Mitarbeiter gekündigt. Das bestätigte die Geschäftsleitung am Montag auf Anfrage.
Ihren Schritt begründete Eigentümerin Susan Schubert damit, die Schreinerei und den Fuhrpark, wo die zwölf Mitarbeiter beschäftigt sind, schließen zu wollen. So solle versucht werden, die Kosten des Betriebs "in den Griff zu bekommen".
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuß- Gaststätten (NGG) will Klagen gegen die Kündigungen, die zum 31. Januar oder später wirksam werden, vor dem Arbeitsgericht unterstützen.
Die NGG vermutet einen "Rachefeldzug" der Geschäftsführung gegen die Belegschaft wegen eines Streiks im Herbst.
Die Besitzerin verteidigte die Kündigungen als "unternehmerische Entscheidung". lhe
DARMSTADT. Darmstadt hat einen "Fonds gegen Rechtsradikalismus" eingerichtet. Die Stadtverordneten-Versammlung habe dazu 50 000 Mark aus dem Haushalt bereitgestellt, teilte am Montag ein Sprecher der Stadt mit. Der Fonds solle vor allem in den Schulen zur Aufklärung über die Gefahren des Rechtradikalismus ausgeschöpft werden.
Mit dem Geld könnten Demonstrationen, Fahrten zu Gedenkstätten oder Stände für Ausstellungen zum Thema Nationalsozialismus und Rechtsextremismus finanziert werden, hieß es. Ein Darmstädter Bauunternehmer unterstützte die Initiative mit 20 000 Mark.
Anfang nächsten Jahres will Bürgermeister Peter Benz (SPD) mit allen Schulleitern der Stadt schulische Formen der Aufklärung über Rechtsextremismus beraten. lhe
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Gruppeneinteilung für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga im nächsten Jahr festgelegt. Neben zwei Vierer-Gruppen ermitteln die Meister der drei ostdeutschen Oberliga-Staffeln in einer Dreier-Gruppe einen Aufsteiger. Aus jeder Gruppe steigt nur eine Mannschaft auf. Die Aufstiegsspiele beginnen am 20. Mai 1993 und enden am 13. Juni.
Die Meister der Oberliga Nordost mit den Staffeln Nord, Mitte und Süd bilden die Gruppe 1. Nach dem derzeitigen Stand wären Tennis Borussia Berlin, FC Union Berlin und Rot-Weiß Erfurt qualifiziert. Die Meister der Oberligen Westfalen (Preußen Münster), Nordrhein (Rot-Weiß Essen), Nord (VfL Herzlake) und Südwest (Eintracht Trier) spielen in der Gruppe 2.
In die Gruppe 3 trifft der Nord- Zweite (Holstein Kiel) auf die Oberliga-Meister aus Hessen (Kickers Offenbach), aus Bayern (TSV 1860 München) und aus Baden-Württemberg (SSV Ulm 46). lhe
GIESSEN. Unter dem Titel "Kultur am Fluß" planen die fünf mittelhessischen Landkreise im kommenden Sommer ein Kulturprogramm. Das Konzept für diesen ersten "Mittelhessischen Kultursommer" wurde am Montag in Gießen von Rainer Erd, dem Geschäftsführer des eigens für dieses Projekt gegründeten "Kulturförderkreis Mittelhessen", vorgestellt.
Der Startschuß für den Kultursommer an der Lahn fällt am 4. Juni mit einem Jazz- und Theaterfestival in Gießen und Marburg, das bis Ende des Monats vorwiegend von mittelhessischen Gruppen gestaltet wird. Ferner werden, organisiert vom Marburger Literaturforum, an verschiedenen Orten der Region Lesungen mittelhessischer Autoren stattfinden.
Darüber hinaus sind Einzelveranstaltungen geplant, so ein Projekt "Flußwelten" der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar. gds
BENSHEIM. Die Bestechungsaffäre in Bensheim (Kreis Bergstraße) weitet sich aus: Am Montag nahm die Staatsanwaltschaft den Bauamtsleiter der Stadt Bensheim fest. Nach einem Sachbearbeiter des Hochbauamts werde noch gesucht, teilte die Staatsanwaltschaft Darmstadt mit. Die beiden Männer stünden unter dem Verdacht der Vorteilsnahme.
Auf die Beamten war die Strafverfolgungsbehörde nach Hinweisen zweier Mitarbeiter von Baufirmen in Pfungstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) und Bensheim aufmerksam geworden, die seit Freitag in Untersuchungshaft sitzen.
Neben den beiden Geschäftsleuten sind ebenfalls seit Freitag bereits der Leiter der Tiefbauabteilung im Bensheimer Rathaus sowie ein Sachbearbeiter in Untersuchungshaft. Ihnen sowie dem am Montag festgenommenen Bauamtsleiter und dem Mitarbeiter aus dem Hochbauamt wird vorgeworfen, für die Vergabe von Aufträgen an Baufirmen Geld und Sachleistungen entgegengenommen zu haben.
Der Hochbauamts-Mitarbeiter soll nach Darstellung der Staatsanwaltschaft einen Wagen erhalten haben.
Den bereits am Freitag verhafteten städtischen Bediensteten wird vorgeworfen, von einer Baufirma in Groß-Zimmern (Kreis Darmstadt-Dieburg) insgesamt 35 000 Mark an Geld und Sachleistungen eingestrichen zu haben. Die beiden Geschäftsleute aus Pfungstadt und Bensheim standen "in geschäftlicher Beziehung zur Stadt Bensheim". - Gegen die Baufirma wird bereits ermittelt, weil sie sich auch Aufträge aus dem Groß- Zimmerner Rathaus mit Zuwendungen erkauft haben soll. Der dortige Bauamtleiter sitzt in U-Haft, Bürgermeister Walter Thünken (SPD) wurde in der vorletzten Woche vom Dienst suspendiert. zg
Somalia USA gegen Entwaffnung
WASHINGTON / BONN, 21. Dezember (Reuter/AFP/AP). US-Außenminister Lawrence Eagleburger hat sich am Sonntag dagegen ausgesprochen, daß die multinationale Truppe in Somalia die dortigen Banden vollständig entwaffnet. Dem US-Fernsehsender NBC sagte er, alle schweren Waffen einzusammeln, würde weit länger dauern, als die USA ihre Truppen in Somalia lassen wollten. Auch US-Verteidigungsminister Richard Cheney erklärte, Entwaffnungen seien nur im Rahmen der Sicherung von Hilfslieferungen geplant. Er rechne weiter damit, daß der Großteil der US-Einheiten bis Ende Januar mit dem Abzug beginne.
Auch nach dem Abzug der US-Truppen könnten sich nach den Worten Eagleburgers vor der somalischen Küste weiter amerikanische Verbände bereithalten. Damit solle verdeutlicht werden, daß "wir noch immer da sind, um zu helfen".
Eine mögliche Klage der SPD vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Entscheidung der Bundesregierung, Soldaten nach Somalia zu schicken, wird nach Ansicht von Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) in Karlsruhe kaum Aussichten auf Erfolg haben. Dem Kölner Express sagte Bohl: "Die Bundesregierung sieht einer möglichen Klage der SPD gelassen entgegen. Selbst wenn man nicht der Meinung wäre, daß wir durch unseren UN-Beitritt dazu berechtigt und verpflichtet sind, gilt doch: Es handelt sich um einen friedlichen Hilfseinsatz aus humanitären Gründen - und zwar in befriedeten Regionen".
Vor der Entsendung von deutschen Soldaten nach Somalia sollte nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann die geplante Grundgesetzänderung über UN-Einsätze der Bundeswehr vorgezogen werden. In der Bild-Zeitung sagte er: "Das sollte unmittelbar nach der Weihnachtspause geschehen."
MOSKAU, 21. Dezember (Reuter/AP). Der Regierung des neuen russischen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin sollen die wichtigsten Wirtschaftsreformer aus dem Kabinett seines Vorgängers Jegor Gaidar weiter angehören.
Wie das russische Fernsehen meldete, erklärte Tschernomyrdin am Sonntag, er wolle zwar Teile der bisherigen Politik neu überdenken, der Kern von Gaidars Mannschaft solle jedoch im Amt bleiben. Tschernomyrdin kündigte im Fernsehen aber an, das bisherige Kabinett auf einigen Posten zu verändern. "Ich denke, es wird eine Regierung geben, die mich zufriedenstellt", sagte er. Er bekannte sich zur Reformpolitik, deren Fortsetzung Präsident Boris Jelzin am Sonntag bekräftigt hatte. Jelzin hatte einen China- Besuch vorzeitig abgebrochen, um die Position der Reformer in Moskau zu verteidigen.
Der als konservativ geltende Tschernomyrdin war zum Regierungschef berufen worden, nachdem es Jelzin nicht gelungen war, seinen Vertrauten Gaidar gegen die Reformgegner im Volksdeputiertenkongreß als Ministerpräsidenten durchzusetzen. Gaidar bot im Fernsehen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an, die neue Regierung bei den Wirtschaftsreformen zu beraten.
Es wird erwartet, daß der Präsident und der Regierungschef heute ihre Beratungen über die Zusammensetzung des Kabinetts fortsetzten werden. Tschernomyrdins Regierung soll dem Vernehmen nach bis Dienstag stehen.
MOSKAU, 21. Dezember (Reuter). Nach dreitägigen schweren Kämpfen haben tadschikische Regierungstruppen in der Nacht zu Montag laut der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS die wichtigste Hochburg der islamischen Rebellen in der Republik eingenommen. Bei den Kämpfen um das 25 Kilometer östlich der Hauptstadt Duschanbe gelegene Kofernichon habe es auf beiden Seiten Verluste gegeben. Nun hätten die Truppen der altkommunistischen Regierung einen Vormarsch auf die benachbarte Region Pamir begonnen, in der es noch "beträchtliche Rebellen-Verbände" gebe. In der zentralasiatischen Republik kämpfen die Altkommunisten und militante islamische Gruppen seit Monaten um die Macht.
POTSDAM, 21. Dezember (Reuter). Einen Tag nach dem Überfall auf den Sitz des Bundeswehr-Territorialkommandos Ost bei Potsdam verfolgt die Polizei bisher mehrere Spuren. Darunter sei aber keine "heiße Spur", sagte eine Sprecherin des Brandenburger Innenministeriums am Montag in Potsdam. Einen politischen Hintergrund für den Überfall, bei dem Panzerfäuste, Maschinenpistolen und Sturmgewehre geraubt worden waren, hielt sie für möglich. Nach den vier vermutlich deutschen Tätern läuft eine bundesweite Fahndung.
BONN, 21. Dezember (Reuter). Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) hat Berichte bestätigt, wonach es im Zusammenhang mit den Geschäftsinteressen seines Vetters Hubert Appelhoff zu einem "Fehlverhalten" gekommen sei. Ein Mitarbeiter seines Hauses habe unzulässigerweise einen "Blankobogen" mit seiner Unterschrift verwendet, erklärte der Minister der Bild-Zeitung am Montag. Er bedauere und mißbillige dieses Vorgehen. Am Wochenende hatten mehrere Zeitungen berichtet, Möllemann habe sich brieflich an die Vorstände führender Supermarkt-Ketten gewandt und ihnen ein System zur Sicherung von Einkaufswagen empfohlen, das von der Firma seines angeheirateten Vetters Appelhoff vertrieben wird.
BERLIN, 21. Dezember (Reuter). Bei Razzien gegen Rechtsextreme hat die Berliner Polizei am Wochenende 13 Verdächtige festgenommen, wovon drei dem Haftrichter vorgeführt wurden. Bei 161 Kontrollen seien Waffen und zahlreiche verbotene NS-Symbole gefunden und beschlagnahmt worden, teilte die Polizei am Montag mit. Sie habe 17 Strafanzeigen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Gruppen, Widerstands und Verstoßes gegen das Waffengesetz, schweren Landfriedensbruchs und Körperverletzung erhoben.
Unter den Festgenommen seien auch zwei Personen mit tätowierten NS-Hakenkreuzen und SS-Runen gewesen, hieß es.
KABUL, 21. Dezember (Reuter). Beim Einschlag dreier Raketen in einem belebten Basar der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Montag Augenzeugen zufolge mindestens zehn Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, berichtete ein Soldat, der bei der Bergung der Opfer half. Hunderte Menschen hätten in Panik versucht, sich vor den Geschossen in Sicherheit zu bringen.
Welche Gruppe die Raketen abgefeuert hatte, ist noch nicht bekannt. Der Soldat teilte aber mit, am frühen Morgen seien Gefechte zwischen den Regierungstruppen und Kämpfern der ehemaligen kommunistischen Miliz ausgebrochen.
ESSEN, 21. Dezember (Reuter). Die Polizei hat im nordrhein-westfälischen Sprockhövel einen Mann festgenommen, der rund 300 Gramm radioaktives Material auf seinem Balkon versteckt hatte. Das Material, das in Metallhülsen verpackt war, weise eine geringe Strahlung auf und sei zur Untersuchung ins Kernforschungszentrum Jülich gebracht worden, teilte die Essener Staatsanwaltschaft am Montag mit. Über Herkunft und Zusammensetzung gab es keine Angaben.
NEU-DELHI, 21. Dezember (Reuter/ AP). In Indien sind bei den schweren Unruhen nach der Zerstörung einer Moschee durch Hindus nach amtlichen Angaben 1119 Menschen ums Leben gekommen. Im westlichen Bundesstaat Maharashtra habe es mit 259 Toten die meisten Opfer gegeben, hieß es in einem Bericht der Regierung an das Parlament am Montag. Wie viele der Toten Hindus beziehungsweise Moslems waren und wie viele Personen von der Polizei getötet wurden, ging aus dem Bericht nicht hervor. Durch die nach dem 6. Dezember ausgebrochenen Gewalttaten in 15 der 22 indischen Bundesstaaten seien Schäden in Millionenhöhe entstanden, hieß es weiter.
Moslem-Politiker sagten, die meisten Opfer seien Moslems, die von der Polizei beim Versuch erschossen worden seien, die Zerstörung der Moschee von Ayodhya zu verhindern. Militante Hindus wollten auf dem Gelände der Moschee einen Hindu-Tempel errichten, da das moslemische Gotteshaus ihrer Ansicht nach auf der Geburtsstätte ihres Gottes Rama stand. Schon vor den Unruhen im Dezember waren 3000 Menschen im Konflikt um die Moschee ums Leben gekommen.
Indiens Ministerpräsident P. V. Narashima Rao überstand am Montag ein Mißtrauensantrag der radikalen religiösen Opposition. Er drohte damit, religiöse Propaganda in der Politik zu verbieten. Raos Kongreß-Partei und ihr marxistischer Verbündeter Linke Front brachten mit 334 gegen 106 Stimmen im Unterhaus den Antrag der radikalhinduistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) zu Fall. BJP hatte den Antrag mit der Entlassung der von ihr kontrollierten Regierungen in vier Bundesstaaten nach den gewalttätigen Ausschreitungen begründet. Zuvor war die Regierung der BJP-Forderung nach Anerkennung als politische Partei nachgekommen. Innenminister S. B. Chavan kündigte vor dem Oberhaus an, daß die BJP politische Versammlungen in geschlossenen Räumen durchführen dürfe.
MOGADISCHU, 21. Dezember (AFP/ Reuter). Zehn Tage nach der Ankunft der US-Truppen in Somalia haben die bewaffneten Banden im Norden der Hauptstadt Mogadischu ihre Plünderungen und bewaffneten Auseinandersetzungen wieder aufgenommen. Das teilten am Montag Mitarbeiter der Hilfsorganisationen mit. Im Norden der Stadt gehörten mit Kalaschnikows bewaffnete Banden wieder zum Erscheinungsbild, sagte Mark Thomas vom UN-Kinderhilfswerk Unicef. Nach der Ankunft der US-Truppen hatten sich die bewaffneten Somalier vorübergehend zurückgezogen.
In der Hafenstadt Kismaju, wo am Sonntag US-amerikanische und belgische Truppen einmarschiert waren, forderte der dortige Unicef-Vertreter Sean Devereux, die internationale Schutztruppe sollte von den Städten aus rasch in ländliche Regionen vorstoßen, um den aktiver werdenden Banden entgegentreten zu können. Der Geschäftsführer der Organisation Help, Luitwin von Galen, sagte in Bonn, in den Provinzstädten werde die Bevölkerung noch stärker terrorisiert als vor der Landung der multinationalen Truppen. Die Versorgungslage habe sich nur in Mogadischu verbessert. Dies führe zu einem neuen Flüchtlingsstrom in die Hauptstadt. Von Galen bemängelte, daß die US-Truppen nicht bereit seien, die Banden konsequent zu entwaffnen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen würden in Mogadischu zunehmend durch Hekkenschützen gefährdet seien.
Bei einem Gefecht zwischen somalischen Milizen und französischen Soldaten in der Nähe der Stadt Baidoa wurden nach Angaben der französischen Truppen drei Somalier verletzt. Wie es hieß, sollen zehn Männer von einem Lieferwagen aus die Soldaten angegriffen haben.
Der Treibstoff für Hilfsflüge von Kenia aus nach Somalia wird nach UN-Angaben knapp. Wie eine Sprecherin für das Welternährungsprogramm in Nairobi sagte, konnten am Sonntag und Montag nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Flugzeuge starten. Statt der üblichen 20 Flüge am Tag, seien an den beiden Tagen nur jeweils zehn Flüge unternommen worden. (Weiterer Bericht auf Seite 4)
HONGKONG, 21. Dezember (Reuter). Als lebende Blutbanken hat einem Pressebericht zufolge eine Bande in China von ihr entführte Menschen mißbraucht. Wie die in Hongkong ansässige Nachrichtenagentur CNS berichtete, hatte die Bande in Hengshui in der Nordprovinz Hebei über ein Dutzend Arbeiter aus anderen Regionen des Landes festgehalten und ihnen täglich Blut abgezapft, das verkauft wurde. Wer sich gewehrt habe, sei mißhandelt worden. Blut für medizinische Zwecke ist in China knapp, weil die Menschen aus Tradition nur wenig spenden.Zoll entdeckt Embargo-Bruch
HAMBURG, 21. Dezember (Reuter). Eine Hamburger Firma hat nach Angaben der Zollbehörden gegen das von den Vereinten Nationen (UN) erlassene Handels-Embargo gegen Serbien verstoßen. Der Zoll teilte am Montag in Hamburg mit, Fahnder hätten bei einer Betriebsprüfung Geschäftsunterlagen entdeckt, aus denen hervorgehe, daß Waren aus Serbien im Wert von 1,2 Millionen Mark nach Hamburg gelangt seien. Bereits Mitte Dezember seien drei Mitarbeiter der Firma festgenommen worden, die inzwischen nach Entrichtung einer Kaution wieder freigelassen wurden.
Die Firma habe im Rahmen langjähriger Geschäftsbeziehungen von serbischen Produzenten Gummiprofile zur Herstellung von Auto-Türdichtungen bezogen. Bereits vor Inkrafttreten des Embargos hätten sich der Geschäftsführer und der Prokurist Möglichkeiten überlegt, wie man weiterhin diese Waren aus Serbien beziehen könne. Zur Tarnung hätten sie eine in Budapest ansässige Firma eingeschaltet.
FRANKFURT A. M. (FR). Der Frankfurter Aktienmarkt ist mit einem Kursaufschwung auf breiter Front in die Weihnachtswoche gestartet. Der Deutsche Aktienindex (Dax) sprang locker über die 1500-Punkte-Marke. Er schloß mit 1515,85 Zählern um knapp 1,6 Prozent höher als am Freitag. Händler erklärten dies mit markttechnischen Faktoren wie Deckungskäufen an der Terminbörse, dem Überspringen von Chartlinien oder der Auflösung von Wertpapierleihen. Geholfen habe zudem der vorangegangene Aufschwung an der Wall Street. Ob das Niveau über 1500-Dax-Punkten längerfristig gesichert sei, das wollten die Profis nicht sagen. "Die Umsätze sind zu dünn, und der Kursanstieg verlief zu rasch. Ein Rückfall ist nicht ausgeschlossen", meinte einer von ihnen.
Ungeachtet eines Spiegel-Berichts über ein negatives Betriebsergebnis bei Mercedes-Benz zogen Daimler-Aktien um 14,50 Mark an. Händler verwiesen auf Käufe an der Terminbörse und ausländischer Anleger, die dem Rat gefolgt seien, "bei schlechten Nachrichten zu kaufen". Zu den Rennern zählten neben Allianz und Deutscher Bank, die um 42 respektive sieben Mark anzogen, auch Mannesmann. Die Papiere gingen mit einem Aufschlag von 4,20 Mark aus dem Markt, nachdem der Konzern versichert hatte, er wolle das Mobilfunk-Geschäft ausbauen.
Am Rentenmarkt stiegen die Kurse öffentlicher Anleihen um bis zu 25 Pfennig. Die Umlaufrendite fiel um eine Stelle auf 7,23 Prozent. Die Bundesbank gab Titel im Nennwert von gut 297 Millionen Mark an den Markt ab.
TOULOUSE, 21. Dezember (Reuter). Mit Tränengas sind am Sonntag abend Polizisten im südfranzösischen Beziers gegen randalierende Jugendliche vorgegangen, die gegen den Tod eines arabischstämmigen Altersgenossen protestierten. Aus Polizeikreisen verlautete, der 17jährige Hassan Ben Hamed sei erschossen worden, als er aus der Untersuchungshaft fliehen wollte.
Als Reaktion auf den Tod des 17jährigen bewarfen die meist aus Nordafrika stammenden Jugendlichen eine Polizeiwache mit Steinen. Zudem hätten die Demonstranten ein Fahrzeug umgerissen und Schaufensterscheiben zerstört, hieß es bei der Polizei weiter.
SARAJEWO/LONDON, 21. Dezember (Reuter/dpa/AFP/AP). Der Beauftragte der EG für das ehemalige Jugoslawien, Lord Owen, hat nach eigenen Angaben bei viertägigen Gesprächen in Sarajewo die Grundlage für eine Entmilitarisierung der bosnischen Hauptstadt gelegt. Es seien zweifellos Rückschläge zu erwarten, doch es gebe eine grundsätzliche Vereinbarung, sagte Owen am Montag in Sarajewo. Im nahen Lukavica hatte Owen mit den bosnischen Serben verhandelt. Moslems, Serben und Kroaten sollen dem Plan zufolge in vier Arbeitsgruppen über die Sicherheit Sarajewos sprechen.
Die Themenbereiche der vier Arbeitsgruppen sind laut Owen die Demilitarisierung der Umgebung des Flughafens, die Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung, die Schaffung gemeinsamer Polizeistreifen und die sichere Auslieferung von Hilfsgütern.
Die internationale Luftbrücke für Sarajewo wurde nach 20tägiger Unterbrechung wiederaufgenommen.
Ungeachtet der Verhandlungen gab es im Norden Sarajewos wieder erbitterte Gefechte. Der bosnische Rundfunk berichtete von schweren Artillerie-Duellen und wiederholten serbischen Angriffen gegen zwei strategisch wichtige Höhen, die in der Vorwoche von moslemisch- kroatischen Einheiten erobert worden waren. Auch aus anderen Teilen Bosniens wurden schwere Kämpfe gemeldet.
Die Außenminister der Europäischen Gemeinschaft haben bei einem Treffen am Montag in Brüssel keine neuen Beschlüsse über Bosnien gefaßt.
Zwischen Großbritannien und den USA bestehen offenbar doch noch größere Meinungsverschiedenheiten über das Vorgehen zur Durchsetzung des militärischen Flugverbotes über Bosnien-Herzegowina. Der britische Premierminister John Major sagte dem Sender BBC, er habe mit US-Präsident George Bush "keine Übereinkunft" darüber getroffen, wie lang die Frist sein soll, die den serbischen Truppen vor einer gewaltsamen Durchsetzung des Flugverbotes gesetzt werden soll.
LONDON, 21. Dezember (Reuter/AP). Die von der Staatsfirma British Coal angekündigte Schließung von 31 Kohlegruben ist nach Ansicht des obersten britischen Gerichts in London rechtswidrig. Der Gerichtshof befand am Montag zudem, auch der revidierte Beschluß, zehn unrentabel arbeitende Zechen sofort stillzulegen und die übrigen 21 von dem Plan betroffenen Gruben zu überprüfen, sei nicht mit britischem Recht vereinbar.
Ein Sprecher von British Coal wollte zu dem Urteil zunächst nicht Stellung nehmen. Der Vorsitzende der Bergarbeitergewerkschaft, Arthur Scargill, begrüßte das Urteil. "Wenn diese Regierung Ehre besitzt, wird sie jetzt ankündigen, daß alle 31 Gruben geöffnet bleiben und weiterhin wertvolle Kohle für Großbritannien fördern", sagte Scargill.
KÖLN, 21. Dezember (Reuter). Durch eine Verpuffung von Alkohol auf dem Heizkörper eines Straßenbahn-Anhängers ist am Montag in Köln ein Fahrgast lebensgefährlich und ein weiterer leicht verletzt worden. Laut Polizei kippte einer der Männer, die offensichtlich unter starker Alkoholeinwirkung standen, auf der Sitzbank eine Flasche Korn um. Der Alkohol lief auf die Heizung und begann zu brennen. Das Feuer griff schnell auf Polster und Seitenverkleidung über und erfaßte auch die Männer. Der Schwerverletzte hatte Alkohol auch über seine Hose gegossen, wodurch die Flammen schnell Nahrung fanden.
Die beiden Männer, die bereits bewußtlos waren, wurden von anderen Fahrgästen aus dem brennenden Wagen gezogen, wobei sich die Helfer Schnittverletzungen zuzogen.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse hat sich am Montag während der ersten Stunde des Handels keine einheitliche Tendenz herausgebildet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte geringfügig um 0,27 auf 3313,54 Punkte.
In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 führende Titel um 35,30 auf 17 645,44 Zähler.Bewährungsstrafe wegen Hetze
HAMBURG, 23. Dezember (Reuter). Ein 50jähriger Seemann ist in Hamburg wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Sachbeschädigung zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten verurteilt worden. Zudem machte das Gericht dem Mann zur Auflage, innerhalb von drei Monaten wieder auf einem Schiff anzuheuern, damit Hamburg vor dem "unberechenbaren Seemann" geschützt werde. Der Mann hatte im November dieses Jahres mit einer Pistole auf ein Reklameschild eines türkischen Lokals geschossen und die Besitzer mit ausländerfeindlichen Äußerungen beschimpft.
In seiner Wohnung wurden zudem 450 Schuß Munition und ein verbotenes Flugblatt mit nach Ansicht des Gerichts "extrem ausländerfeindlichem Inhalt" gefunden. Der Richter begründete das Urteil damit, daß man im Zuge der jüngsten Vorkommnisse große Besonnenheit bei der Verurteilung walten lassen müsse.
CSU Waigel will Chef bleiben
MÜNCHEN, 22. Dezember (Reuter). CSU-Chef Theo Waigel hat am Montag abend in München den Anspruch erhoben, seine Partei auch über ihren nächsten Wahlparteitag Ende 1993 hinaus zu führen. Angesprochen auf angebliche Pläne seines Stellvertreters Edmund Stoiber, dann gegen Waigel zu kandidieren, sagte der CSU-Chef: "Ich trete jedenfalls an." Er sei auch zuversichtlich, daß er die Abstimmung gewinnen werde. Theo Waigel bezeichnete sich selbst als einen "Mann der Mitte" und warnte seine Partei vor der Gefahr, sich zu einseitig nach rechts zu profilieren.
Die nächsten Wahlen werden nach Waigels Auffassung zwar "rechts von der Mitte" gewonnen, doch würde die CSU seiner Ansicht nach unweigerlich Stimmen in der Mitte und links davon verlieren, "wenn wir uns nur als eine demokratische Rechtspartei profilieren würden". Die CSU sei eine Partei der Mitte und müsse nach links wie nach rechts offen sein.
Waigel fügte hinzu, er jedenfalls sehe das Gesamtprofil der CSU durch sich selbst im Vorsitz am besten abgedeckt. Im übrigen habe Stoiber ihm gegenüber seine Absichten zur Kandidatur noch nicht enthüllt. Darüber sei noch nicht gesprochen worden.
Waigel sprach sich grundsätzlich gegen eine große Koalition aus, räumte aber ein, falls ein Wahlergebnis keine anderen gangbaren Lösungen zulassen sollte, "dann muß man es eben tun". Dann helfe kein Lamentieren. "Wollen" sollte man eine große Koalition nicht, und er sehe einen solchen Fall derzeit auch nicht.
Eine klare Trennungslinie zog Waigel zu den rechtsradikalen "Republikanern". Er stehe dafür, daß es mit dieser Partei keinerlei Koalition, "auf keiner Ebene", geben werde.
LITTLE ROCK, 22. Dezember (AP/Reuter). Der künftige US-Präsident Bill Clinton hat zwei weitere Mitglieder seines Kabinetts ernannt und dabei eine Frau berufen. Als Bildungsminister benannte er den früheren Gouverneur Richard Riley, Energieministerin wurde Hazel O'Leary. Die 55jährige ist die zweite Frau und das dritte schwarze Mitglied des Kabinetts, in dem noch sechs Posten zu besetzen sind. Bis Weihnachten soll das Kabinett Clinton komplett sein.
Frau O'Leary kündigte nach ihrer Berufung an, sie wolle die USA von ausländischen Ölimporten unabhängiger machen. Dazu solle Engergie wirksamer und unter anderem mehr Erdgas eingesetzt werden. Die künftige Ministerin ist im Vorstand des Stromversorgers Northern Staates Power Co mit Sitz in Minneapolis. Das Unternehmen ist auch im Atomenergiebereich tätig.
Clinton sagte, er widme die Ernennung Rileys dem New Yorker Grundschulleiter Patrick Daly. Daly war vergangenen Donnerstag auf der Suche nach einem vermißten Schüler in einem unsicheren Viertel der Metropole erschossen worden.
Als die Nationalspieler und Bundestrainer Berti Vogts kurz nach Mitternacht in Montevideo den Lufthansa-Jumbo in Richtung Frankfurt/Main bestiegen, wirkten sie erleichert, erlöst und befreit. "Wir haben im alten Jahr noch einen Neuanfang gemacht. Der Sieg gegen Uruguay war das Ergebnis unserer Aussprache nach der Niederlage in Brasilien. Dort liegt die Wurzel des Erfolges", freute sich Berti Vogts nach dem 4:1 (1:0) über den zweimaligen Weltmeister Uruguay, mit dem die deutsche Nationalmannschaft nach drei sieglosen Spielen das Jahr 1992 doch noch versöhnlich abgeschlossen hatte.
"Wir haben uns den Brasilien-Frust weggeschossen. Dieser Sieg war ein Zeichen der Mannschaft, daß sie noch miteinander spielen kann", meinte Jürgen Klinsmann: "Wir haben nach außen demonstriert, daß wir noch ein Team sind. Das tut gut." Teamkapitän Lothar Matthäus sprach an, was alle dachten: "Wir wußten, daß Berti in Deutschland schwere Zeiten erleben würde, wenn wir nun auch noch gegen Uruguay verloren hätten."
Der Erfolg, den Buchwald (41.), Möller (60.), Häßler (70.) und Klinsmann (76.) bei einem Eigentor von Thon (84.) herausschossen, ließ auch das Fazit der strapaziösen Südamerika-Reise nach einer harten Bundesliga-Hinrunde in positiverem Licht erscheinen, als noch am Tag vor dem Anpfiff vermutet werden durfte. "80 Minuten haben wir sehr guten Fußball gespielt", erklärte Vogts nach der Vorstellung im Centenario-Stadion vor nur 17 830 Zuschauern, bei der er eine neue Elf präsentiert hatte, die zu Hoffnungen Anlaß gibt.
Nach dem 1:3-Debakel gegen den dreimaligen Weltmeister Brasilien vier Tage zuvor, in dem der aus dem Team verbannte Stefan Effenberg der große Verlierer war, hießen die Sieger von Montevideo: Torwart Andreas Köpke, Libero Olaf Thon, Neuling Michael Zorc und Andreas Möller, der erstmals als Sturmspitze glänzte. Als besten Spieler bezeichnete der Bundestrainer jedoch Guido Buchwald. Allerdings hat der Stuttgarter ohnehin einen Stammplatz sicher. Vogts verteilte aber für die Zukunft noch weitere feste Positionen.
"Olaf Thon ist und bleibt nun unser Libero, wenn er sich nicht verletzt. Andreas Möller hat mit Abstand sein bestes Länderspiel gezeigt, das war teilweise Traumfußball von ihm. Ich freue mich für ihn und für mich", lobte Vogts. "Michael Zorc spielt einfach, aber sehr effektiv. Er hat genau das gemacht, was ich erhofft habe. Er hat weiter sehr gute Perspektiven bei mir", stellte Vogts dem schon 30 Jahre alten Dortmunder nach dessen erstem Länderspiel über die volle Distanz ein Zeugnis aus. Zorc spielte in Abwehr und Angriff schnörkellos und schlug einen Traumpaß auf Möller vor dem 2:0. Lediglich beim Torwart wollte Vogts keine Entscheidung treffen. "Das warte ich ab. Wir können Bodo Illgner nicht die Tore in Brasilien allein anlasten", sagte er, jedoch dürfte der Nürnberger Köpke nach seiner fehlerfreien Leistung nun die besseren Karten auf das Trikot mit der Nummer eins haben.
Verlierer auch dieser Partie wurde Effenberg, der nach zwölf Spielen hintereinander nur zuschauen durfte. "Es wird schwer für Effenberg, wieder in die Mannschaft zu kommen", erklärte Lothar Matthäus: "Alle wollen ihm helfen und es wäre besser, wenn er sich helfen lassen würde." Auf seine Leistung angesprochen, meinte Matthäus, an dessen Thron Effenberg rütteln wollte: "Ich habe meine Position im zentralen Mittelfeld nachhaltig unterstrichen."
Einzige Schwachstellen blieben die Außenpositionen gegen die Uruguayer, die allerdings nicht die Stärke der Brasilianer besaßen und weitestgehend ohne ihre im Ausland engagierten Spieler angetreten waren. In der ersten Halbzeit stimmte auf beiden Seiten, zwischen Thomas Helmer und Thomas Doll auf links sowie zwischen Thomas Häßler und Michael Zorc, die Feinabstimmung nicht.
Da auch der Münchner Mittelstürmer Bruno Labbadia noch in den letzten elf Minuten zu seinem Länderspieldebüt kam, gab Vogts allen vier nach Südamerika mitgenommenen Neulingen eine Chance, die vor allem Martin Wagner in Brasilien und Zorc im zweiten Spiel nutzten. Nur der Leverkusener Heiko Scholz kam aus dem 22 Spieler umfassenden Kader überhaupt nicht zum Einsatz. Mit Buchwald, Jürgen Kohler, der gegen die "Urus" sein 50. Länderspiel-Jubiläum feierte, und Matthäus waren nur drei Spieler 180 Minuten im Einsatz. dpa
Uruguay: Siboldi - Moas, Daniel Sanchez, Gomez, Cabrera, - Salazar, Moran, Saralegui (58. Garcia), Gutierrez - Peletti, Guerra.
Deutschland: Köpke - Thon - Kohler, Helmer - Häßler (84. Sammer), Zorc, Buchwald, Matthäus, Möller, Doll (84. Kirsten) - Klinsmann (79. Labbadia).
Schiedsrichter: Loustau (Argentinien)
Tore: 0:1 Buchwald (41.), 0:2 Möller (60.), 0:3 Häßler (70.), 0:4 Klinsmann (76.), 1:4 Thon (84./ Eigentor).
Zuschauer: 17 830.
Der erste japanische Autohersteller fährt gegen den Baum. Weil seine Wagen seit Jahren Verluste verursachen, stellt Isuzu Motors die Pkw-Produktion ein, übergibt das "Geschäft" teils an Honda und konzentriert sich fortan auf den Bau von Nutzfahrzeugen.
Das Management kündigt zudem ein Gemeinschaftsunternehmen mit Hauptaktionär General Motors (GM), der bisher in den USA jährlich im Inland hergestellte 70 000 Isuzu-Fahrzeuge über sein Händlernetz verkaufte. Künftig sollen dort Dieselmotoren für leichte Lastkraftwagen vom Band laufen. Von Januar 1994 an übernimmt Konkurrent Honda unter seinem Namen in den USA die Vermarktung des von Isuzu entwickelten Freizeitwagens Rodeo und fertigt ein Auto auf Basis der eigenen Entwicklung Domani mit dem Isuzu-Emblem.
Der gesamte Deal mutet nicht wie ein normales Geschäft an - es scheint sich vielmehr um eine verkappte Isuzu-Übernahme durch Honda zu handeln. Der von Experten schon lange erwartete Konzentrationsprozeß unter Nippons elf Fahrzeugproduzenten ist damit eingeläutet. Isuzu, eines der ältesten Unternehmen in Nippons PS-Branche, wird zum "ersten Opfer der angeschlagenen Automobilindustrie Japans", urteilt die Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun.
Mit dem Rückzug hat die Branche gerechnet, allerdings nicht so schnell. Es wurde spekuliert, daß sich der auf kleinere und mittlere Nutzfahrzeuge spezialisierte Konzern den "Luxus" einer Pkw- Produktion noch einige Zeit leisten könnte. Nippons Automarkt steckt derzeit in einer Rezession und der "Ausstieg eines Anbieters könnte wie ein Alarmsignal wirken und die gesamte Branche in weitere Turbulenzen stürzen", vermutet das TV-Magazin Japan Business Today.
Isuzu fährt schon seit drei Jahren keine Profite mehr ein. In der Rechnungsperiode 1991/92 (Ende Oktober) soll ein Fehlbetrag von umgerechnet 425 Millionen Mark im operativen Geschäft entstanden sein. Schon im vorangegangenen Zeitraum waren bei einem Umsatz von 14,3 Milliarden Mark über 600 Millionen Mark an Miesen angefallen. Die Misere konnten also selbst die stabilen Lkw-Verkäufe nicht verhindern.
Im Kalenderjahr 1991 schlug Isuzu noch rund 498 000 Fahrzeuge los, etwa ein Fünftel davon waren Personenwagen. In der Folgezeit hagelte es zweistellige Rückgänge bei den Pkw-Neuzulassungen. Das Unternehmen geriet auch mit dem Verkauf seines Top-Modells Gemini, dessen Design mit Hilfe von Opel entstand, ins Schlingern. Die Rüsselsheimer GM- Tochter erhält übrigens per annum rund 100 000 Dieselmotoren von Isuzu, denn von der Herstellung dieser Aggragate verstehen die Japaner mehr als jede andere Firma in der Welt.
Personenwagen spielen in den Isuzu- Zahlenwerken nur eine geringe Rolle. Etwa ein Zehntel steuern sie zum Umsatz bei. Auf 35 Prozent bringen es leichte Nutzfahrzeuge. 22 Prozent steuern schwere Lastkraftwagen und Busse zum Erlös bei. Ein Drittel des Volumens entfällt auf Zulieferungen an den Detroiter GM-Konzern, dem Isuzu zu 37,4 Prozent gehört. Eine Portion Schuld am relativ geringen Gewicht der Pkw-Sparte bei der Nippon- Firma trägt sicherlich die Opel-Muttergesellschaft. Sie kaufte sich 1971 beim Dieselmotorenhersteller Isuzu ein, um an dessen Wissen in der Lkw-Fertigung heranzukommen. Die Amerikaner setzten durch, daß Isuzu seine Pkw nicht auf Märkten feilbieten darf, in denen sich GM-Töchter starke Positionen gesichert hatten. So mußten die Tokioter beispielsweise zugunsten Opels auf eine Ausweitung der Geschäfte in Deutschland verzichten, obwohl etwa dem allradgetriebenen Freizeitfahrzeug Big Horn Verkaufschancen in Europa eingeräumt wurden.
Als "Ersatz" bot General Motors seinerzeit Isuzu die nordamerikanische Region an. Dort freilich laufen die Geschäfte derzeit auch für die Detroiter schlecht. In Tokio wird denn auch vermutet, daß GM für die Pkw-Vollbremsung von Isuzu gesorgt hat. RAINER KÖHLER (Tokio)
Im Blickpunkt: Wahlen in Kuba Opposition rügt "Farce"
Für Kubas Präsident Fidel Castro waren sie die "demokratischsten Wahlen der Welt". Die Opposition qualifizierte die Kommunalwahlen am Sonntag jedoch als "Farce" ab. Sieben Millionen Wähler waren zum ersten Urnengang nach dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa und dem Verschwinden der Sowjetunion aufgerufen, um rund 14 000 Vertreter für 169 Gemeindeversammlungen landesweit zu wählen. Der Urnengang fand zum ersten Mal nach dem neuen Wahlmodus statt. Danach wurden die Kandidaten in direkter und geheimer Abstimmung und nicht wie früher indirekt über Delegierte gewählt, wobei aber die Opposition außen vor blieb. Zum einen verhindert das Einparteiensystem auf der Zuckerinsel eine legale Opposition. Zum anderen hatten unabhängige Kandidaten nicht die geringste Chance, von der Nationalen Kandidaten-Kommission aufgestellt zu werden. Deren Mitglieder gehören den Massenorganisationen wie beispielsweise den Nachbarschaftskomitees, der kubanischen Frauenvereinigung oder dem Arbeiterverband an.
Zwar betonte der Präsident der Nationalversammlung, Juan Escalona, daß die Massenorganisationen keinesfalls Befehlsempfänger der Partei seien und Eigeninteressen vertreten, dennoch gehörte ein hoher Prozentsatz der Kandidaten der kommunistischen Partei an. Die gewählten Gemeindevertreter werden 50 Prozent der Nationalversammlungen auf Provinzebene und 50 Prozent auf nationaler Ebene stellen, um so eine "breitere Volksvertretung" zu erreichen.
Das neue Wahlsystem, das auch im Februar auf die Wahl der lokalen Vollversammlungen angewendet wird, erlaubt zum ersten Mal, daß Kandidaten abgelehnt werden können. So müssen nun selbst Fidel Castro und andere verdiente Revolutionäre die 50-Prozent-Hürde nehmen, um in einer der 169 Gemeinden als Delegierte gewählt zu werden und somit entweder in die Nationalversammlung oder in den Staatsrat einzuziehen.
Funktionäre bezeichneten die Wahlen als eine Art "Plebiszit" über die Zustimmung der Bevölkerung zur Politik der Partei angesichts der schweren Wirtschaftskrise, in der das Land seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa und dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion steckt. Dennoch spielten kubanische Funktionäre die Möglichkeit herunter, daß sich die Unzufriedenheit über Lebensmittelrationierung, Energieengpässe und einer drastischen Reduzierung des öffentlichen Transportsystems in massiver Wahlenthaltung ausdrücken würde.
Westliche Kritik am Einparteien- System hatte Castro zuvor schon zurückgewiesen und erklärt, daß das kubanische Modell das demokratische System mit einer einzigen Partei vereinen wolle. Er verteidigte das Einparteien-System als einzigen Garant für die Einheit Kubas, denn in Osteuropa habe das neue Mehrparteien-System die Staaten zerstört.
Ein Teil der Opposition, die von der Regierung als "konterrevolutionär" denunziert wird, hatte anfangs Interesse am Wahlprozeß gezeigt. Nachdem jedoch die Aufstellung unabhängiger Kandidaten nicht möglich war, zogen sich auch die wenigen Interessenten zurück. Auch die Vereinigung sozialdemokratischer Gruppen, die "Corriente Socialista Democratica Cubana", nahm vom Wahlprozeß Abstand, um nicht einen "betrügerischen Wahlgang" zu legitimieren.
Nach Regierungsaussagen gibt es rund 50 oppositionelle Gruppierungen, die aber häufig nicht mehr als ein paar Dutzend Aktivisten zählen. Viele haben die Menschenrechte auf ihre Fahnen geschrieben, wie die "Vereinigung der Menschenrechte und nationale Versöhnung" von Elizardo Sanchez, der jüngst wegen "Störung der Ordnung" verhaftet wurde und schon mehrfach hinter Gittern saß.
Zu unterscheiden sind zwei Strömungen. So tritt die moderate Opposition, die "Corriente Socialista Democratica Cubana" beispielsweise, für einen Dialog mit der Regierung ein. Die Hardliner, die häufig von der ultrarechten Kubanisch-Amerikanischen Stiftung (CANF) in Miami und somit von der US-Regierung finanziert werden, lehnen dagegen jegliche Konzessionen ab. Sie fordern ein Mehrparteien-System ohne Castro und die kommunistische Partei sowie freie Marktwirtschaft. RITA NEUBAUER
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein Unfallschwerpunkt in der Stadt soll entschärft werden: Die Stadtverordneten sprachen sich einstimmig für die in Grundstücksangelegenheiten getroffenen Vorbereitungen zum Ausbau der Kreuzung B 44/ Aschaffenburger Straße aus. Damit kann der Umbau angegangenen werden. Die Entschärfung des Knotens ist seit langem ein städtischer Wunsch. Das Hauptproblem: Es fehlt an einer Linksabbiegespur für den Verkehr aus Richtung Mörfelden. Weil die Abbieger meist bemüht sind, die Straße für die nachfolgenden Autos zu räumen, kommt es oft zu Kollisionen mit dem Gegenverkehr aus Richtung Walldorf. Kritisch ist die Situation vor allem im Sommer, wenn Badeseebesucher kreuz und quer am Straßenrand parken und zusätzliche Hindernisse bilden.
Der Wunsch der Stadt: Die Kreuzung wird verbreitert und mit einer Linksabbiegespur und einem Stück Radweg auf der östlichen Seite ausgestattet, das kurz vor der Kreuzung beginnt und etwa in Höhe der Kiesgruben-Einfahrt enden soll. Für die Zukunft ist zwar daran gedacht, den Radweg auch über die Aschaffenburger Straße nach Walldorf zu führen, doch "das wird noch einen Moment dauern", urteilt Bürgermeister Bernhard Brehl. Dieses Vorhaben soll im Zuge der Entschärfung des Knotens Aschaffenburger Straße / Farmstraße realisiert werden. Doch damit ist wegen des geplanten Brückenneubaus vorerst nicht zu rechnen. Zwar sind die Planungen hierfür laut Brehl schon aufgenommen, doch aus Wiesbaden kam schon die Nachricht, daß dieses Projekt "zeitlich gestreckt" werde.
So bleibt's fürs erste beim Einfach-Umbau, den das städtische Bauamt entworfen hat. Mehr Umbau, sagt Brehl, sei nicht machbar, "sonst müssen wir in die Planfeststellung rein", was er mit den jetzigen Entwürfen nicht muß. Da genügen die Zustimmung des Forstes, der Naturschutzverbände und der Gemeinde Trebur, deren Oberwald betroffen ist.
Den Beginn des Straßenumbaus strebt Brehl "möglichst bald" an, dämpft aber zu großen Optimismus: "Wenn wir 1994 anfangen können, wäre das nach allgemeinen Lebens- und Verwaltungserfahrungen sehr gut." Schließlich müsse neben den Verbänden auch das Wiesbadener Verkehrsministerium zustimmen. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. Erst im Januar oder Februar soll den Stadtverordneten der Maßnahmenkatalog für Sanierung, Umgestaltung und Renovierung des Mörfelder Bürgerhauses vorgelegt werden. Diese Antwort vom Magistrat bekam nun die DKP-Fraktion auf eine diesbezügliche Anfrage.
Bürgermeister Bernhard Brehl räumte ein, daß es Verzögerungen gegeben habe. Eine Untersuchung über mögliche Energiesparpotentiale im Bürgerhaus sei erst Mitte August gekommen und müsse nun noch in den Maßnahmenkatalog eingearbeitet werden. wal
Parteienverdruß bündelt sich zur Wahl Unzufriedene aus SPD und CDU wollen Liste "Bürger für Mühlheim" aufstellen Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller MÜHLHEIM. Gut drei Monate vor den Kommunalwahlen am 7. März verspricht deren Ausgang in Mühlheim immer spannender zu werden. Zur Gründung einer Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" rufen jetzt nicht nur einige der Abweichler auf, die sich von der SPD getrennt und eine Fraktion der "Freien Sozialdemokraten" gebildet haben. Den Aufruf haben auch der ehemalige stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und Stadtverordnete Heinz Hölzel unterschrieben, die parteilose Brigitte Meder, die zwei SPD-Mitglieder Helmut Herbert und Edgar Kolb sowie die Abweichler Jürgen Ries, Dieter Löwe, Helmut Weigert, Martina Chatzis. Wie Dieter Löwe sagt, versteht sich "Bürger für Mühlheim" als eine Gemeinschaft kommunalpolitisch aktiver Bürgerinnen und Bürger aus allen politischen Lagern. "Nur die Braunen werden bei uns nicht geduldet." Am 16. Januar soll die Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" offiziell gegründet werden. An diesem Tag soll auch bereits eine Kandidatenliste aufgestellt werden, mit der man bei den Wahlen antreten will. Bis Anfang Februar ist Zeit, die Liste beim Wahlleiter abzugeben.
"Wir wollen mal sehen, was es in dieser Stadt für ein Protestpotential gibt", begründet Helmut Weigert den Aufruf. "Es sitzen Leute in den Parteien, die zu uns kommen werden", sagt er voraus, rechnet aber auch mit einer ganzen Reihe von bislang unorganisierten Mühlheimern. Weigert glaubt am 16. Januar 15 bis 20 Leu- te für eine Liste zusammenzubekommen.
Als Hauptziel der "Bürger für Mühlheim" kündigt er Sach- statt Machtpolitik an. Es gehe darum, verkrustete Strukturen aufzubrechen, die keine sachlichen Diskussionen mehr zuließen, sagt er mit Blick auf die ehemals absolute Mehrheit der SPD in der Stadtverordnetenversammlung. "Wir wollen die Leute ansprechen, die aus Politikverdrossenheit nicht mehr zur Wahl gehen wollen." Für die gebe es jetzt eine Alternative zu den Altparteien, macht Weigert deutlich.
Mit den Zwängen und Machtstrukturen in den etablierten Parteien haben offensichtlich nicht nur die SPD-Abweichler ihre Probleme, solche Schwierigkeiten gibt es auch in der CDU. Heinz Hölzel macht deutlich, er halte die derzeitige Fraktionsspitze der CDU nicht für kompetent. Helmut Herbert erklärt mit Blick auf die SPD, bislang "hat Kritik Folgen gehabt, anstatt sich damit auseinanderzusetzen". Der intolerante Umgang mit denjenigen, die Kritik übten, störe ihn. Aus diesem Grunde seien die Abweichler auch innerhalb der SPD immer mehr aufs Abstellgleis geraten, macht Löwe den Entschluß deutlich, lieber "etwas Eigenes" zu machen.
Alle Unterzeichner des Aufrufes hoffen, mit ihrer Liste über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen, damit die "Bürger für Mühlheim" in der nächsten Legislaturperiode in der Stadtverordnetenversammlung sitzen können. "Die Zeit der absoluten Mehrheit der SPD ist jedenfalls vorbei", orakelt Helmut Weigert.
Mit dem Aufruf zur Gründung der Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" habe man bis nach den Etatberatungen gewartet, damit dort sachlich argumentiert werde.
Die Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" hat sich zum Ziel gesetzt, "unbelastet von parteipolitischem Schubladendenken ausschließlich sachbezogene Kommunalpolitik für unser Mühlheim zu verwirklichen", heißt es in dem Aufruf. Wie Weigert sagt, habe man sich einfach einmal auch mit CDU-Leuten zusammengesetzt und gemerkt, daß man miteinander kann, es Gemeinsamkeiten gibt.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Erfahrung spreche dagegen, an der örtlichen Volkshochschule anzubieten, den Hauptschulabschluß (HASA) nachzuholen. Das erklärte die VHS auf eine Anfrage der Grünen. Die hatten wissen wollen, wie es um das Angebot steht.
Die VHS sieht kaum Bedarf für dieses Angebot: 1984 habe man mit großem Aufwand die organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen, doch hätten sich seinerzeit nur fünf Interessenten gefunden. "Zu wenig, um einen Kurs durchzuführen", sagt die VHS, die Interessente an die VHS in Rüsselsheim verwies. In Übereinstimmung mit dem VHS-Beirat wurde darauf verzichtete, den Lehrgang weiter anzubieten, zumal das Angebot auch in den Folgejahren nur wenig nachgefragt worden sei.
Die zweite Frage der Grünen, die sich mit Weiterbildungsangeboten für Jugendliche befaßt, beantwortete die Volkshochschule positiv. Es gebe seit Jahren derartige Kurse, die in Zusammenarbeit mit dem Kreis-Jugendbildungswerk in den Jugendzentren angeboten würden. Als thematischen Schwerpunkt gibt die VHS die Phase der Berufsfindung nach Schulende an. wal
BERLIN. Die erste Fassung von Maxim Gorkis "Die falsche Münze" entstand zwischen 1913 und 1915, zehn Jahre später hat der Dichter das Stück noch einmal überarbeitet, diese zweite Fassung, die jetzt am "Schiller Theater" gespielt wird, wurde 1928 in Rom uraufgeführt. Alexander Wampilow schrieb "Letzten Sommer in Tschulimsk" 1971, die Uraufführung in Tiflis hat er nicht mehr erlebt, kurz nach der Vollendung des Stücks, dessen nun Andrea Breth sich an der "Schaubühne" angenommen hat, ertrank Wampilow bei einem Bootsunfall im Baikalsee, noch vor seinem fünfunddreißigten Geburtstag.
Zwischen den beiden russischen Dramen liegen also knapp sechzig Jahre, eine Zeit heftiger politischer Veränderungen und Verwandlungen der Literatur und des Theaters. Der Vergleich der Aufführungen in Berlin macht diesen Abstand allerdings nur an ein paar Äußerlichkeiten erkennbar, Andrea Breth läßt in dem Stück von Wampilow einige Male Düsenjäger den Handlungsort, eine Kreis- stadt in der Taiga, lärmend überfliegen - das ist das auffälligste Zeitzeichen.
Sonst ist die Welt in beiden Darstellungen die gleiche geblieben: Was von ihr erzählt wird, sind die alten Geschichten, vom immerzu ungenügenden Leben, aus dem die Menschen sich heraussehnen und in dem sie doch steckenbleiben; von Liebe und Betrug und Eifersucht; von Hoffnungen, Enttäuschungen, Verzweiflung. Bei Gorki schließt die Handlung mit dem Selbstmord einer jungen Frau, die sich vor einen Güterzug wirft; in der Aufführung des Stücks von Wampilow fährt am Ende eine Spielzeug-Eisenbahn sich fest in dem Sand, den der Bühnenbildner Gisbert Jäkel in dem unwirtlichen Gelände der breiten Mulde aufgeschüttet hat, die hier der Schauplatz ist.
Die alten, die glücklichen und die elenden Geschichten - man könnte am Beispiel der zwei Dramen auf den Gedanken kommen, daß das Theater, solange es uns Menschen vorführt, in seinen Möglichkeiten, sich zu erneuern (was doch oft sein Programm war), schließlich sehr begrenzt ist: Weil die Leute, welche Umstände und Requisiten sie für ihre Existenz auch erfunden haben und erfinden, vor allem doch sich selber der wichtigste Stoff sind - und an dem, an den Lebenszeichen ihrer Reaktionen auf die Welt, den Empfindungen, den Passionen, hat sich über die Epochen soviel wieder nicht geändert.
Es ist freilich die Frage, ob die Einräumung dieser sich gleichbleibenden Conditio humana nun dazu veranlassen darf, aus den beiden Stücken so weitgehend, wie das in Berlin geschieht, herauszunehmen, was an Zeitgeschichte (als Epochenfarbe) in sie eingeschrieben ist. Es wird schon so sein, daß das Theater mit dem zu tun hat, was immer war - aber zu einem Gegenstand des Interesses kann es für seine Zuschauer nur werden, indem es vom Menschenschicksal nicht bloß generell handelt, vielmehr das Allgemeine in das Licht einer Zeit rückt und es wahrnehmbar werden läßt als das durch je verschiedene Umstände immer wieder Besondere. Da ist es dann erstaunlich, daß Andrea Breths Geschichte von einem Sommer zu Beginn der siebziger Jahre in der Sowjetunion zum Beispiel auch in Arizona spielen könnte und Alexander Lang die Begebenheiten in dem vorrevolutionären Stück von Gorki so inszeniert, daß man sich bei Ionesco wähnt.
Den beiden Regisseuren ist es jedenfalls gelungen, beinahe alles an konkreter politisch-gesellschaftlicher Bezüglichkeit in ihrer Wiedergabe der Stücke zu löschen. Sie tun das zugunsten einer hohen Künstlichkeit ihrer Aufführungen, die beide, wenngleich auf unterschiedliche Art, beachtliche Kunstleistungen sind. Jedoch erkauft um einen Mangel an Wirklichkeit. Das ist zur Zeit durchaus eine Tendenz am deutschen Theater; sie bezeugt eine gewisse Neigung zur Introversion, nicht ungefährlich, weil die Selbstbespiegelung ihre Ergebnisse dem Zuschauer zwar noch vorführt, aber sie ihm zugleich auch entrückt.
Dabei werden wir von Andrea Breth in der "Schaubühne" so dicht als überhaupt möglich an den Schauplatz herangerückt. In nur fünf, freilich langen Reihen sitzen die Zuschauer fast schon selber in Gisbert Jäkels sandiger Mulde, die eingefaßt ist von einem hellen Rundhorizont, dessen raffinierte Beleuchtung die Weiten der Steppe insinuiert, zwei hohe Fichtenstämme davor, links ein schäbiges Gasthaus. Die Figuren, die da auftreten, kommen so nahe, daß man ihnen, wollte man das, tief in die Augen blicken könnte. Vor allem sie möchten das aber gerade nicht: Sie wollen nämlich ganz für sich sein, die imaginäre vierte Wand zum Publikum fest verschlossen halten für das Lebensbild, das sie mit großer Hingabe ausmalen.
Was ist in diesem, derart abgedichteten Bild zu sehen, was tut sich da? Liebeshändel. Besitzer des Gasthauses, einer Teestube, sind ein wüster, zwischen Neigungen zur Gewaltsamkeit und schweren sentimentalen Anwandlungen schwankender russischer Mensch (Michael König mit dem Mut zur Übertreibung gängiger Vorstellungen von den Eigenheiten der "slawischen Seele") und seine empfindliche, dennoch lebenstüchtige Frau (Angela Schmid, die ihre Ausdrucksmittel mit dem ausgeprägten Formsinn einsetzt, durch den sie, vor zwanzig Jahren, eine unvergleichliche Besetzung für die Sängerin in Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" war). Der Mann ist mit einem Vorfall in entfernter Vergangenheit immer noch nicht fertig: Als er im Krieg war, hatte die Frau ihn betrogen. Der Sohn aus jener Verbindung (Cornelius Obonya), ein ruppiger Bursche, ist zu Besuch bei der Mutter und dem Vater, der seiner nicht ist. Daraus folgen Spannungen, der Mann säuft und will fort in die Taiga, mit einem alten Ewenken (das sind die Indianer Sibiriens), der in das Gasthaus kommt, weil er der Steppe müde ist.
Fort aus dem Nest will auch ein Untersuchungsrichter (Wolfgang Michael mit der vorzüglichen Studie eines zerquälten Menschen), auch in seiner Geschichte gibt es dunkle Flecken, jetzt hat er ein Verhältnis mit der Apothekerin, einer resoluten, zum Vulgären tendierenden Person (Swetlana Schönfeld). Dann ist noch ein heiratswilliger Buchhalter da (Ulrich Matthes) - und, mehr und mehr hervortretend, Valentina, angestellt in der Teestube, die Tochter eines Forstbeamten. Dieses Mädchen, von der wunderbar leuchtenden Karoline Eichhorn gespielt wie eine ins Irdische verirrte Engelsfigur, hat sich verliebt in den viel älteren, in seiner Karriere gescheiterten Untersuchungsrichter - eine Zuneigung, die sich nicht erfüllten kann, weil der Vater die Tochter dem Buchhalter zugedacht hat. So kann sich hier nichts entwickeln, alle sind eingeklemmt in die Verhältnisse.
Aber von diesen Verhältnissen selbst, in der Sowjetunion zu Beginn der siebziger Jahre, schildert die Aufführung wenig. Die Gesellschaft, der man zuschaut, läßt kaum Rückschlüsse zu auf politische Zustände und Umbrüche, die Wampilow zu seinen Figuren und deren Geschichten motiviert haben müssen. Die Inszenierung will - wie ähnlich schon Andrea Breths Aufführungen von Schnitzlers "Der einsame Weg" und Gorkis "Nachtasyl" - statt dessen ins Überzeitliche. Plötzliche Lichtwechsel schaffen magic moments, lassen die Szenen erstarren zu abgehobenen Inbildern: Wir sollen verstehen, daß hier, bei allem Realismus der unmittelbaren Personenführung, großes Drama, Menschheitstragödie verhandelt wird.
Jedoch, ohne die Begründung der Vorgänge aus dem Stoff einer bestimmten Zeit werden sie auf einmal banal: Junges Mädchen liebt älteren Mann, Vater verstößt unehelichen Sohn, Liebhaber will sein Verhältnis nicht heiraten - man ist dann, gerade weil Andrea Breth so hoch hinaus will, auf einmal bei lauter Klischees, im Lore-Roman. Wenn schon die Dramen Tschechows, wie die neuere Aufführungstradition, nicht zuletzt an der "Schaubühne", gezeigt hat, ein Höchstmaß an Konkretion verlangen, so gilt das für Alexander Wampilow um so mehr: Seine Figuren sind flacher ("Letzten Sommer in Tschulimsk" ist nur sehr vordergründig eine kleinbürgerliche Fortsetzung des "Kirschgarten"), sie brauchen nicht die Überhöhung, sondern gerade den Boden unter den Füßen, der ihnen von der Aufführung zu oft entzogen wird.
So sind an der "Schaubühne" die von der Direktorin Andrea Breth neu an das Theater engagierten, sehr befähigten Schauspieler interessanter als das Stück. Das trifft, mit Einschränkungen, auch auf Alexander Langs Gorki am "Schiller Theater" zu. Die Schauspieler werden hier sogleich freigestellt: In dem abstrahierten Ambiente eines großen, eleganten, hellen Zelts (Bühne: Caroline Neven du Mont) können Hilmar Thate, der die zentrale Figur eines gebeutelten Uhrmachers freilich ständig überdreht, Steffie Kühnert, Susanna Simon und Therese Hämer (als Mutter, Tochter und Nichte), sowie die Herren Schellow, Fiedler, Merki ihre komödiantischen Talente zur Stilisierung ausleben, ungestört durch irgendeinen Realitätsbezug. Sie kurven munter auf der weitläufigen Spielfläche herum, von Alexander Lang präzise choreographiert, machen viel Wind; es gibt aber keine Segel, das heißt: die ganze Aufregung bewegt - fast nichts.
Zu Anfang, starke Nummer des Pyrotechnikers, versinkt ein Spielzeug-Schloßbau brennend im Bühnenboden. Der Brand bringt offenbar Unruhe in die Stadt und einen Falschmünzer sowie andererseits auch einen Burschen, der eine Erbschaft zu verteilen hat, in das Haus des Uhrmachers. Zuerst will der Hausherr mit dem Ganoven paktieren, später nicht mehr, weil der sich ernsthaft verliebt in die Frau seines Gastgebers. Der Falschmünzer wird ein Guter, weil seine Liebe "echt" ist, aber die er liebt, nimmt sich das leben, "falscher" Moral wegen.
Dieses (symbolische?) Gerüst läßt sich mitvollziehen. Das ganze Drumherum aber ist allenfalls ein Exkurs ins Absurde, bravourös angeführt von Stefan Merki (in der Rolle des Erbensuchers), der eine Ionesco-Figur par excellence abgibt. Irgendein Sinn läßt sich in all dem Kommen und Gehen und in den erregten Reden und Gegenreden nicht ermitteln. Während der Proben muß sich bei den Beteiligten eine Deformation horrenden Ausmaßes ereignet haben: Selten hat man ein Ensemble sich derart aussichtslos in einem Text verirren und verstrikken sehen. Gorki, virtuos bis zur Unbegreiflichkeit weggespielt.
Theater, das bei sich bleibt. Mehr oder weniger Kunst, aber Nachrichten keine. Berliner Bescherungen, Weihnachtszeit 1992. Rußland ist weit.
PETER IDEN (Wampilows "Letzten Sommer in Tschulimsk" an der "Schaubühne", die nächsten Vorstellungen am 23. 12. und am 6., 15., 19., 22., 27. Januar. - Gorkis "Die falsche Münze" am "Schiller Theater": 26. 12. und 1., 9., 11., 21., 26. 1.)
FRANKFURT A. M. Wer will denn schon alles begreifen, wer könnte es? Fremd, befremdlich nimmt sich das Gesagte im Mund des Sprechers aus, als gehörten beide nicht zusammen. Irgendwann mitten im Stück teilt ein freundlicher Herr - er trägt den Vornamen des Autors - dem Publikum in nachdenklichem Ton diesen Umstand mit, den man längst selbst bemerkt und begrübelt hat. Allerdings hat der Regisseur dafür gesorgt, daß die auf zahlreiche Sprecher verteilten schriftlichen Darlegungen des Autors Rainald Goetz wesentlich kompakter klingen als sie sich lesen. Ein Theatertext ist schließlich keine Wohnzimmerprosa, und was gestrichen ist, kann nicht unverstanden bleiben.
Doch vermag auch Hans Hollmann, der schon Rainald Goetz' erstem Stück "Krieg" Geburtshilfe leistete, nun bei "Festung" aus einem wüsten Steinhaufen keine glatte Mauer zu formen. Er sorgt dafür, daß unter der Kuppelwölbung und zwischen den Eisenträgern des ehemaligen Frankfurter Straßenbahn-"Depots" immer ordentlich was los ist. Disco-Gedröhne empfängt die Besucher und läßt sie vier Stunden nicht mehr los. Sie befinden sich in der Hanns-Martin- Schleyer-Halle zu Stuttgart und wohnen einem vom Fernsehen übertragenen bunten Abend bei, in dem eine besinnungslose Unterhaltungsindustrie und ihre Entertainer sich im deutschen Geschichtssumpf suhlen, der ihnen ein Erfrischungsbad bedeutet.
Was anderen Auschwitz ist - der Zeitpunkt, von dem an die Menschheitsuhr rückwärts läuft -, das war für Goetz bereits die Wannseekonferenz, auf der "die Endlösung der Judenfrage" und damit die Vernichtung beschlossen wurde. Dies schießt ihm zusammen mit dem scheinbar kritischen, vergangenheitsbewältigenden Treiben zumal der Intellektuellen, Künstler und Medienleute, wie es ihm einmal beim Berliner Kolloquium just am Berliner Wannsee besonders übel aufstieß, durch den Kopf: Die immer selben Beschwichtigungs- oder Aufgeregtheitsformeln im "Café Normal", das sich offenbar auf dem Gelände des ehemaligen "Grandhotel Abgrund" etabliert hat.
Es sind Dutzende mehr oder weniger bekannte Namen, von Hape Kerkeling bis Vittorio Hösle, von Madonna bis Beate Klarsfeld, deren Träger von Goetz als irgendwie prototypische Vertreter in der Unterhaltungsshow herbeizitiert werden. Fürs Fernseh-Entertainment wird alles verwurstet, und alle machen mit, jede Ernsthaftigkeit wird ausgeräuchert - mit Gas. Ja, Goetz arbeitet mit Andeutungen, er riskiert Vergleiche und zieht Parallelen, die schaudern machen, jedoch kaum je einen Kältestrom der Erkenntnis durchs Gehirn jagen. Dieser Autor hat keinerlei Vertrauen in Rationalität und Logik, er hält nichts von Argumentation. Er schifft sich und uns ein auf dem reißenden Strom seiner Assoziationen - ringsum Gischt, und nichts Genaues zu erkennen.
"Man müßte sich die geredete Sprache lieber als eine Art sanften Hauch vorstellen, der dem Kind von der Mutter ins panisch brüllende Gesicht geatmet wird, so zur Besänftigung. Und das Gebrüll wäre die Hirngrundenergie, die dauernd versuchen würde, sich in alle möglichen Inhalte hinauszuzerstäuben. - Würde man hier also in den Raum der Sprache von hinten her hinein sehen?"
Ein schönes Bild. Es findet sich im Vorspiel zu "Festung", das in Frankfurt nicht gegeben wird. Ein beherzigenswertes Programm, doch weder der Autor noch der Regisseur hielten sich daran. Nicht das Kind brüllt - das tut die Mutter, die Muse Thalia, das Theater. Und die "Hirngrundenergie" war fast ganz zerstäubt, bevor sie auf Goetzens Schreibpapier sich niederschlagen konnte. Manchmal jedoch gibt er in der Sprache seiner Welterfahrung tatsächlich Raum, findet er zu poetischen Bildern:
"SOMMER: Es war heiß, und ich ging auf einer Art Landstraße hügelig dahin in sanften Kurven. In der Ferne war über dem Teer die Luft schwer und sichtbar wie in Kindheitssommern. Ich ging und ging, ganz ruhig, wie auf der Stelle, und ich spürte unter mir die Erde. Sie drehte sich Schritt für Schritt zurück und zugleich von vorne mir entgegen, immer neu tauchte sie vor mir auf, sozusagen aus dem Himmel heraus, und kam daher, trug mich und stürzte hinter mir nach unten weg in ein Ich-weiß-nicht-Wohin. Ich war sehr weit außen, aber ohne Angst . . ."
Dieses Wegstürzen der Erde dann unter den Füßen des Erwachsenen, der wissend wurde und immer noch keine Angst hat, oder sie verdrängt, verjuxt, während das niemals Alte immer neu vor ihm auftaucht: Davon handelt "Festung", möchte dieser Text etwas mitteilen, mitempfinden lassen. Aus ihm dampfen Ohnmacht, Wut, Haß; aber auch Anmaßung, Eitelkeit, Selbstüberschätzung. Goetz will zu viel zusammenzwingen und kommt meist übers bloße Artikulieren nicht hinaus. Was sein Regisseur als das Theater des nächsten Jahrtausends ausschellt, ist eine überwürzte Resteverwertung des alten.
Hollmanns Inszenierung macht es überdeutlich. Indem sie das Stück lebendig machen will, macht sie es platt. Sie liefert bis zur Abstumpfung einen Abklatsch des TV-Showschwachsinns, der es mittlerweile zu damit verglichen nachgerade intelligenten Persiflagen auf sich selbst gebracht hat, von denen diese Darbietung weit entfernt ist. Zu allem Überfluß sieht sich die meist kurzatmige Goetzsche Medienkritik auch noch bebildert: indem etwa mit Heften von "stern" oder "tempo" gefuchtelt wird. Zur Katharsis dagegen setzt Hollmann in dem von ihm mitentworfenen Bühnenbild ein Stück Eisenbahngleis samt Viehwaggon: Menschentransport zur Rampe. Ton weg, Graulicht an: Gewiß nicht ohne manchen Effekt, aber allzu absehbar werden hierher die ernsten, die ruhigen Momente verlagert, wird hier mahnend der Zeigefinger erhoben.
Das mutet an, als halte sich das Schauspiel Frankfurt zumal für den Schulbesuch bereit. Die Kids wollen beschallt, optisch/akustisch unterhalten werden, ohne daß der begleitende Lehrkörper ein schlechtes Gewissen haben müßte. Zu lernen freilich ist rein gar nicht aus dieser Veranstaltung, die immerhin manches zu fühlen und zu denken gibt, und nicht nur Negatives. Wozu es wiederum keinesfalls der vier Stunden bedurft hätte, die sie sich genehmigt. Überhaupt scheinen die Texte das Lektorat des Suhrkamp-Theaterverlags ebenso unbehelligt passiert zu haben, wie sie sich nun, kaum gebändigt, im Depot breitmachen.
Ein Heer von Schauspielern hat alle Hände und Füße voll zu tun, Rollen und Kleider zu wechseln und den nächsten Auftritt pünktlich zu erreichen. Die Beleuchter geben ihr Äußerstes, die Halle dröhnt. Ihre Weite wird ausgespielt, kaum eine Ecke bleibt unbenutzt. So wie Hollmann die rauhen, löchrigen Texte geglättet und geschmeidig gemacht und damit vielfach ihrer Widerspenstigkeit gegen sich selbst beraubt hat, so routiniert als solid-umfängliches Handwerksstück läuft die Inszenierung ab.
Es hängt noch etwas vom unsäglichen Mosebach/Hollmannschen "Rotkäppchen" im Raum, Frankfurts theatralischem Eintagsfliegenpilz. Und es geistert eine ferne Ahnung von Karl Kraus' "Letzten Tagen der Menschheit" durch das Depot, eine Wunschprojektion. "Schwierige Geschichte, keine Sache / für normalen Beifall / Festung", hat Rainald Goetz notiert, im Stück. Nun - ein kleines Kunst- Stück hat er doch vorgelegt: eines, das zugleich zu schwer und zu leicht ist.
HELMUT SCHMITZ
(Auf dem Spielplan am 23., 28., 30. Dezember; 3., 6., 9., 14.-17., 23./24., 29./30. Januar, zum Teil mit dem gestern abend ebenfalls im Depot uraufgeführten Goetzschen Monodrama "Katarakt".)
HATTERSHEIM. Stadtverordnetenvorsteherin Silvia Maeder (SPD) hatte schon einige Übung. Der Name der neuen Partnerstadt Hattersheims kam ihr glatt über die Lippen: Mosonmagyarovár. Landrat Jochen Riebel dagegen hatte mehr Schwierigkeiten, schaute irritiert auf das Redemanuskript und wünschte "Hattersheim und der Partnerstadt aus Ungarn alles Gute".
Die 25 000-Einwohner-Kreisstadt Mosonmagyorovàr liegt im Dreiländereck Ungarn-Österreich-CSFR und entstand 1920 aus den Gemeinden Altenburg und Wieselburg. Viele Menschen sprechen dort Deutsch - wegen der habsburgischen Vergangenheit und der nahen österreichischen Grenze.
Der Weg zur Verschwisterung der beiden Städte führte aber auch ohne Sprachprobleme über einige Umwege: 1985 knüpfte der Hattersheimer Knabenchor "Rosenkavaliere" erste Kontakte mit Mosonmagyarovàr, 1988 besuchte die damals noch kommunistische Bürgermeisterin Makosch die Mainstadt. Doch dann kam die Wende in Ungarn, und der Hattersheimer Delegation, die im Juni 1989 Mosomagyarovàr besuchte, wurde gesagt: Die Frage einer Städtepartnerschaft ist augenblicklich für uns zweitrangig.
Erst von Mai 1991 an wurden die Kontakte mit den nun demokratisch gewählten Geremien in Ungarn wieder enger; und am 9. November 1992 beschloß das Parlament der ungarischen Kreisstadt die Partnerschaft mit Hattersheim.
Nun folgte 820 Kilometer weiter nordwestlich die Zustimmung der deutschen Partner: Einstimmig bejahte das Hattersheimer Parlament die Verschwisterung. Sie soll, sagte Bürgermeister Alfred Schubert (SPD), "nicht Geldtransfer sein: Wir wollen gemeinsam lernen, mit der neuen Situation in der Welt fertigzuwerden." Mit Mosomagyarovàr im ehemaligen Ostblock, mit Sarcelles aus Frankreich und Santa Catarina von den Kapverdischen Inseln zeige man Interesse sowohl an der Einigung Europas als auch an der sogenannten "Dritten Welt".
Partnerschaften hätten unter dem alten Regime in Ungarn vor allem Belohnungsreisen für verdiente Parteifunktionäre bedeutet, sagte Bürgermeister Istvàn Plutzer vor der Hattersheimer Stadtverordnetenversammlung. Nun hätten sie eine besondere Signalwirkung "in einer Zeit, in der sich die Nationen vor allem mit sich selber beschäftigten und auch in Ungarn der Fremdenhaß wächst." "Zwei Städte zeigen, daß sie neugierig aufeinander sind."
Nun seien die Hattersheimer und die Bürger von Mosomagyarovàr nicht mehr Fremde: "Wer zu seinem Bruder reist, fährt immer nach Hause." md
pid HANNOVERSCH MÜNDEN, 21. Dezember. Das auf deutschen Autobahnen einmalige Notfall-Kiesbett an der extremen Gefällstrecke vor der Brückenbaustelle der A 7 über die Werra bei Hannoversch Münden soll kein Provisorium bleiben. Auch nach Abschluß der Bauarbeiten an der Brücke und der Ausbauarbeiten an den Fahrbahnen voraussichtlich Ende 1993 solle die Notfallspur erhalten bleiben, sagte der Leiter des zuständigen Staßenneubauamtes in Northeim, Jürgen Klepp, am Montag. Allerdings müsse das Kiesbett dann verlegt werden.
Die Notfallspur habe sich gut bewährt, seit sie im Frühjahr 1991 nach einer Reihe von schweren, zum Teil tödlich verlaufenen Lkw-Unfällen auf der Brückenbaustelle eingerichtet wurde, sagt Klepp. Mindestens einmal monatlich werde ein Lkw mit Bremsversagen in das Kiesbett gesteuert, der andernfalls auf dem mit acht Prozent Gefälle steilsten Autobahnabschnitt Deutschlands eine Katastrophe verursacht hätte.
MÖRFELDEN-WALLDORF / RIEDSTADT. "Wir sagen Nein zur Gewalt" und "Wir sagen Ja zur Nächstenliebe". So und ähnlich lauteten die Texte bei der Straßenaktion der evangelischen Kirchengemeinde Mörfelden am Tizianplatz. Dort war auch ein kleines Straßencafé als Anlaufstelle für Gespräche über ein heißes Thema bei wärmenden Getränken eingerichtet, und das fand lebhaften Anklang.
Gemeinsam mit Pfarrer Gerd Helbich erteilten über zwanzig Mitglieder verschiedener kirchlicher Gruppen wie der Hausaufgabenhilfe und der bei der Unterbringung von Asylbewerbern besonders engagierten Christlichen Flüchtlingshilfe sowohl Ausländerfeindlichkeit als auch rechtsradikalen Gewalttaten eine eindeutige Absage. Sie warben für friedliches und freundschaftliches Miteinander von Deutschen und Ausländern. In Riedstadt-Erfelden wurde mit einer Lichterkette und auf Plakaten bei einer Aktion der evangelischen Kirchengemeinde für Ausländerfreundlichkeit geworben. Im Zusammenhang mit der Waldweihnacht auf dem Kühkopf wurde mit Kerzen ein Zeichen gegen Fremdenhaß gesetzt. (cas)
"Anfangs haben wir gedacht, der TGV soll besser beim Nachbarn langfahren, nicht bei uns", erinnert sich Madame Herbelin, deren Bauernhof nahe der westfranzösischen Stadt Le Mans seit drei Jahren vom Hochgeschwindigkeitszug TGV-Atlantique passiert wird. Inzwischen hat sich ihre Familie so an das Geräusch des Schienen-Jets gewöhnt, daß sie sogar auf den Bau einer Schallschutzmauer verzichtete. "Wir wollen ihn lieber sehen, wenn wir den Zug schon hören", erklärt die Bäuerin.
Senta Seip und Karl Kerschgens, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Hessen, erstaunt die Gelassenheit der Landwirte, die sie entlang der Strecke des TGV-Atlantique besuchen. In Hauptverkehrszeiten braust alle paar Minuten ein Zug mit 300 Stundenkilometern am Haus der Herbelins vorbei. Doch die skeptischen Gäste aus Deutschland müssen zugeben, daß der Lärm nicht so schlimm ist.
"Der Erfolg liegt im Zeitgewinn", berichtet Claude Constant, Chef der Abteilung für internationale Angelegenheiten der französischen Staatsbahn SNCF. Die Passagiere stiegen dann auf die Bahn um, wenn die Fahrtzeit mit dem Hochgeschwindigkeitszug kürzer sei als der Flug. Auf der ältesten TGV-Route, die Paris und Lyon verbindet, habe die SNCF bereits 93 Prozent der Fluggäste abgeworben. Die Züge, die auf dieser Trasse täglich 54 000 Reisende befördern, seien zu 80 Prozent ausgelastet. 1993 soll der TGV-Atlantique bis nach La Rochelle weiterfahren und der TGV-Nord bis Lille in Betrieb gehen. Eine Fahrt von Lyon in die nordfranzösische Stadt dauert dann nur noch drei Stunden und zehn Minuten, von Paris bis Lille nur noch eine Stunde. Die SNCF erwartet dort 30 Millionen Fahrgäste.
"Viele Städte wollen einen Haltepunkt des TGV", weiß Constant. So hat Lille 17 Prozent der 200 Millionen Mark Mehrkosten übernommen, damit der Hochgeschwindigkeitszug vom nächsten Sommer an nicht an der Stadt mit ihren 200 000 Einwohnern vorbeifährt. Vom Prestigeobjekt versprechen sich viele Orte neben der besseren Anbindung an Paris auch einen Modernisierungsschub.
"Wir wollen Fernreisende, die mehr als vierhundert Kilometer fahren", heißt jedoch die SNCF-Devise. Die kürzeren Strecken lohnen sich finanziell nicht, und mit dem Hochgeschwindigkeitszug soll vor allem Geld verdient werden. Das Bahnunternehmen hat derzeit 100 Milliarden Franc Schulden.
Seit einem Jahr reift nun eine neue Idee: eine Zugverbindung von Calais bis Marseille soll her, die den Transport von Lastwagen übernehmen soll. Beginnen will die SNCF mit der Teilstrecke Dijon- Avignon, auf der momentan täglich 13 000 Lastwagen verkehren, im Jahr 2000 sollen es laut Prognosen 30 000 sein. Die französischen Autobahnbetreiber wollen sich an der Verlagerung des Brummi- Verkehrs auf die Schiene beteiligen.
Jean Macheras vom französischen Fahrgastverband Fnaut gehört trotzdem zu den SNCF-Kritikern. Die Eisenbahner sind seiner Ansicht nach ausschließlich am TGV und dem Ausbau des Fernverkehrs interessiert, vernachlässigen jedoch den öffentlichen Nahverkehr. Der SNCF habe bisher nur den Wettbewerb mit dem Flugzeug gesucht, nicht etwa den mit dem Auto.
Erik Marchandise von der grünen Partei Les Verts ist zwar für den Schnellzug als "bessere Alternative zur Autobahn". Doch ihm mißfällt, daß die Streckenlegung einseitig Ballungsgebiete begünstige, vor allem die Hauptstadt. Wer von Nantes nach Lyon fahren möchte, der müsse über Paris fahren, weil es keine Direktverbindung gibt.
Das neue Projekt eines TGV-Mediterranée von Paris bis nach Nizza stößt nicht nur bei den Grünen auf Widerstand. Anders als die Einwohner westfranzösischer Städte, die dafür demonstrierten, daß ihr Ort einen TGV-Bahnhof erhielt, wehren sich große Teile der Bevölkerung in der Provence dagegen, daß der Trassenbau ihre Landschaft zerstört.
Nach Ansicht von Gunther Ellwanger, deutscher Vertreter und Umweltbeauftragter im Internationalen Eisenbahnverband (UIC), wird der Ausbau der Strecke durch die Proteste "höchstens verzögert". Die Planung laufe bereits. Ohnehin gehe es in Frankreich mit der Realisierung von Vorhaben schneller: Von der Idee bis zum Baubeginn dauere es nur zwei, in Deutschland hingegen 15 bis 20 Jahre. Schon 1982 hatte der Bahnexperte in einem Fachaufsatz für die Zeitschrift Bundesbahn geschrieben: "Das System TGV ist für die monozentrische Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur Frankreichs optimal, jedoch auf deutsche Verhältnisse nicht übertragbar."
GEMMA PÖRZGEN
ATHEN, 21. Dezember (AFP/öhl). Die griechische Untergrundgruppe "Organisation 17. November" hat sich am Montag zu dem Attentat auf den griechischen Abgeordneten der regierenden Neuen Demokratie, Elesterios Papadimitriou, bekannt. In einem Schreiben an eine private Athener Radiostation hieß es, mit dem Attentat auf das Mitglied des parlamentarischen Finanzausschusses habe die Organisation gegen die Privatisierungspolitik der Regierung protestieren wollen. Der konservative Politiker war durch mehrere Schüsse verletzt worden.
Die beiden Attentäter waren mit einem Lieferwagen dem Auto des Abgeordneten gefolgt, der sich auf der Fahrt zum Parlament befand. An einer roten Verkehrsampel stieg einer der Männer aus, trat an das Fahrzeug des Parlamentariers und gab drei Schüsse ab. Anschließend flohen die Männer vom Tatort. Die Geschosse trafen den 44jährigen Papadimitriou ins rechte Bein. Er wurde unmittelbar nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus operiert und befindet sich nach Angaben der Ärzte außer Lebensgefahr.
FRANKFURT A. M., 21. Dezember. Beamte des Bundeskriminalamts in Wiesbaden (BKA) und des Zolls haben in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Kollegen in der Tschechoslowakei und Lettland über drei Tonnen der synthetischen Droge "Ecstasy" sichergestellt - zum größten Teil am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen.
Fünf Personen, die laut BKA einer international agierenden Rauschgifthändlerbande angehören, wurden nach monatelangen Ermittlungen festgenommen. Ein Sprecher des BKA wertete am Montag Sicherstellung und Festnahme der Männer aus Belgien und CSFR "weltweit als bislang größten Erfolg gegen Dealer synthetischer Drogen".
Dem Erfolg der Ermittler waren wochenlange Beobachtungen dieser internationalen Tätergruppe in Lettland und der CSFR vorausgegangen. Wie das BKA mitteilte, wurden zwischen dem 25. November und dem 5. Dezember dieser Jahres am Frankfurter Flughafen insgesamt 63 aus Riga in Lettland kommende Transportkisten sichergestellt, die rund zehn Millionen Tabletten des vollsynthetischen Rauschgifts "Methylendioxyamphetamin" (MDA) enthielten. Die Kisten, die im Frachtbereich bis zur Zollabfertigung gelagert waren, sollten laut BKA von einer "seriösen Spedition" in die Niederlande und nach Belgien gebracht werden. Die Container mit den Tabletten waren als das Grippemittel "Remantandine" deklariert. Dieses Mittel, das in Deutschland nicht vertrieben wird, ist in einigen europäischen Ländern zugelassen und auch nicht verschreibungspflichtig. Vom BKA veranlaßte Analysen ergaben, daß es sich bei dem angeblichen Heilmittel um das Aphetaminderivat "MDA" handelte. "MDA" ist ein Rauschmittel, das in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt und nicht legal gehandelt wird. Laut BKA-Sprecher handelt es sich um ein Rauschgift mit stark aufputschender Wirkung, das in höheren Dosen genommen zu Halluzinationen und Kreislaufproblemen bis hin zum Kollaps führt. Dauerbenutzer drohen Gehirnschädigungen. MDA wird als "Designerdroge" bezeichnet. Den Stoff nehmen auch Besucher sogenannter Techno-Diskos.
Im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft vereitelten Beamte am 9. Dezember den Versuch, das "MDA" außer Landes zu bringen. Ein 28 Jahre alter Lastwagenfahrer sowie dessen 51 Jahre alter Beifahrer, die das Fahrzeug in Belgien angemietet hatten, wurden festgenommen und die Ladung beschlagnahmt.
Anschließend wurden drei weitere Männer im Alter von 31, 36 und 37 Jahren aus dem tschechischen Bratislava in Frankfurt festgenommen, die laut BKA die Geschäftsabwicklung betreuen sollten.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Telefon: 0 60 31 / 640 00.
Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 833 59.
Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 14.30-18 Uhr Diätberatung.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle.
Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache; Kinderbuchausstellung (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr.
Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Verschiedenes Bad Vilbel. Georg-Büchner-Gymnasium: Weihnachts-Volleyball-Turnier, ab 11 Uhr, Gr. städtische Sporthalle.
Ranstadt. Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung: Versammlung der Ortslandwirte und Ortsvorsitzenden, 9.15 Uhr, Bürgerhaus. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).
Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).
Rosbach. Leonid Jacoubouk - moderne St. Petersburger Malerei, Di.-Sa. 9.30- 12 Uhr, Di.-Fr. 15-18.30 Uhr, Galerie Unterm Nußbaum, Chemnitzer Str. 9a, Rodheim (bis 23. 12.).
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Grafik, Plastiken des 20. Jh., tägl. außer Mo., 14-18.30 Uhr, Kunstgalerie Rodheim, An der Mergel 16, Rodheim (bis 30. 12.).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Kevin - allein in New York (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr) - Studio: Sister Act (15, 20.15 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15 Uhr); Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: John F. Kennedy (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Kevin - allein in New York (20 Uhr) - Bambi: Universal Soldier (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Reihe Krimis für Kids: Tommy, der Träumer (16 Uhr); Reihe Deutsche Geschichten: Stilles Land (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal + Princess: k. Vorst.
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr); Die Cannes-Rolle '92 (22 Uhr).
Lich. Kino Traumstern: Halfaouine - Zeit der Träume (19.30 Uhr); Das Leben der Bohème (21.45 Uhr); Karniggels (24 Uhr). (Ohne Gewähr)
HOCHHEIM. Heiligabend und Silvester sind für die Müllmänner in Hochheim keine freien Tage. Um allerdings rechtzeitig zum Feiern zu kommen, fangen sie an beiden Tagen früher mit der Arbeit an. Die Tonnen werden bereits ab sechs Uhr geleert.
In Massenheim werden die Abfuhrtermine vom ersten Weihnachtsfeiertag auf den 24. Dezember und vom Neujahrstag auf Samstag, 2. Januar, verlegt. Die Sperrmüllabfuhr am 29. Dezember fällt aus. kkü
Kleine Lokalrundschau
HOCHHEIM. Auch die Beamten feiern Weihnachten und Neujahr. Das Rathaus in Hochheim bleibt am 24. und 31. Dezember zu. Die Verwaltungsstelle in Massenheim hat noch bis zum 8. Januar geschlossen.
Hallenbad, Kindergärten und Hort machen vom 24. Dezember bis 1. Januar Pause. Bereits zu hat die Stadt- und Schülbücherei - bis 11. Januar.
Spende für vergewaltigte Frauen LIEDERBACH. Die CDU-Frauen der kleinsten Gemeinde im Taunus haben spontan zum Geldbeutel gegriffen und 250 Mark gesammelt, als sie vom Spendenaufruf für vergewaltigte Frauen in Bosnien hörten. Eine Aktion der Bundesministerinnen Merkel, Rönsch und Schwaetzer. Wer dem Beispiel folgen will, kann eine Spende auf das Konto Cap Anamur für vergewaltigte Frauen in Bosnien überweisen. Nähere Informationen bei Leonore Wolf, Kastanienweg 13.
Kolpingfamilie auf Krippentour HOCHHEIM. Krippen im Rheingau will die Kolpingfamilie am Donnerstag, 7. Januar, besichtigen. Treffpunkt und Abfahrt ist um 14 Uhr am Berliner Platz. Anmeldung in den Pfarrbüros.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Das war ein Andrang, der alle Erwartungen überschlug: Über 250 Weihnachtsbäume wurden bei der Selbstschlagaktion der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit Förster Ingo Waltz verkauft. Interessenten kamen von Ginsheim-Gustavsburg bis Groß-Gerau, aber auch aus Bereichen angrenzender Kreise dazu in den "Treburer Oberwald" östlich der B 44.
Eine Menschen-Karawane wälzte sich von und zum Ort des Geschehens: die einen noch spannungsgeladen und mit erwartungsfroh glitzernden Augen, die anderen bereits mit Fichtengrün beladen und zufriedenen Blicks auf dem Rückweg. Freundliche Tips der "Schon-Eigentümer" an die "Noch-Nicht-Besitzer" eines Selbstgeschlagenen lagen unterwegs zur Beruhigung der Anreisenden in der Luft: "Es sind noch Bäume da."
Auf einem dazu ausgewählten Gelände konnten bei der Aktion Fichten unterschiedlichster Größe erworben werden. Einzige Bedingung: Säge und Beil mußten mitgebracht und beim Fällen selbst Hand angelegt werden. Die Attraktivität solcher Angebote war offensichtlich ungebrochen: Frisches Grün aus dem Wald ins Weihnachtszimmer zu bekommen, das Gemeinschaftserlebnis mit den eigenen Kindern den Weihnachtsbaum zu schlagen - und das auch noch zu günstigen Preisen.
Doch stand bei den meisten nicht das Geld im Vordergrund, sondern eben das besondere Gefühl, einen direkten Kontakt mit dem Glanzstück des Heiligen Abends zu haben und den Baum nicht einfach irgendwo anonym gekauft zu haben.
Dieser Teilbestand des "Treburer Oberwaldes" ist nach Auskunft von Forstmann Waltz speziell für solch kurzfristige Fällaktionen gedacht - wegen der darüber hinweg führenden Hochspannungsleitung dürften die Bäume nicht zu hoch werden. Daher sei es auch trotz Waldsterbens vertretbar, solche Aktionen durchzuführen, werde nicht etwa aus ökologischen Gründen dringend benötigter Wald abgeholzt.
Darüber hinaus könnten bei solchen Gelegenheiten Bürger für den Lebensraum Wald zusätzlich interessiert, auf die aktuellen Probleme angesprochen und die Sinne geschärft werden. Deshalb freute sich Förster Waltz über den hohen Anteil von Familien bei der Selbstschlagaktion.
An der Zahlstelle der Schutzgemeinschaft kam es immer wieder zu einem regelrechten Weihnachtsbaumstau - so groß war der Andrang. Während ein Teil der Familienmitglieder sich bereits bei warmen Getränken und Schmalzbroten labte, berappten andere für das Grün. Die Preise waren günstig, das Gros der Bäume kosteten zehn bis dreißig Mark.
Ein älterer Herr, der ein besonders hübsches Bäumchen, aber eben nur kleines, auserkoren hatte, wurde - weil er durch das amtliche Raster des Baumverkaufes fiel - diskret auf die Spendenbüchse der Schutzgemeinschaft verwiesen. Für Förster Waltz ist es ausgemacht, daß die Aktion auch im kommenden Jahr durchgeführt werden soll. cas
STEINBACH. Als vor 20 Jahren der Gewerbeverein gegründet wurde, gab es in Steinbach 600 Arbeitsplätze. Heute sind es 1500, die meisten im Handel. Größter Arbeitgeber in Steinbach ist allerdings die Stadtverwaltung mit inzwischen 104 Beschäftigten. Diese Zahlen nannte Bürgermeister Edgar Parnet, als der Gewerbeverein am Wochenende sein Jubiläum feierte.
Insgesamt sind in der Stadt 496 Gewerbebetriebe angemeldet; überwiegend Kleinbetriebe mit zwei bis vier Beschäftigten. Gewerbesteuerpflichtig sind nur 130 Betriebe. Sie sorgen jedoch für 20 Prozent der städtischen Gesamteinnahmen - das sind rund fünf Millionen Mark im Jahr. Wie Parnet berichtete, zahlt ein Betrieb knapp 800 000 Mark, zwei zwischen 200 000 und 300 000 Mark und 123 zwischen "100 und 100 000 Mark".
Trotz 20 Jahren verdienstvoller Arbeit des Gewerbevereins, der auch immer wieder mit Ausstellungen auf die Leistungsfähigkeit seiner Mitglieder aufmerksam macht, sei "das Wissen vieler Bürger um die Breite der Angebotspalette von Handel, Handwerk und Gewerbe in ihrer Stadt lückenhaft", merkte Parnet an. Oft stammten die Verhaltensmuster, die den Ausschlag dafür gäben, daß man zum Einkaufen "in die Stadt", also nach Frankfurt, fahre, noch aus der Kinderzeit der Verbraucher. Daß am Ort die Auswahl groß, die Entfernung geringer, das Einkaufen bequemer sei (und außerdem das Geld in Steinbach bliebe), das müsse den Bürgern noch deutlicher ins Bewußtsein gerückt werden.
Der Bürgermeister dankte während der Jahresabschlußfeier, an der auch sein Vorgänger Walter Herbst teilnahm, dem "Motor des Gewerbevereins", Klaus Hering, der - gemeinsam mit dem Vereinsringvorsitzenden Klaus Döge - viele Veranstaltungen organisiere und damit auch Wichtiges zum Steinbacher Kulturleben beitrage. Im kommenden Jahr soll, wie Hering ankündigte, wieder eine Gewerbeschau stattfinden. hko
RÜSSELSHEIM. Der Zeitpunkt war bewußt gewählt: Ein Jahr nach dem ihr Mitglied und Freund Martin Kirchberger bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte, setzten die Wendemaler mit der Ausstellung in ihren Räumen bei der Gerhart-Hauptmann-Schule ein Zeichen. Uwe Wenzel, Susanne Radau und Vera Bourgeois, als neue Dritte im Bunde, wollen im Sinne Kirchbergers weitermachen.
Projekte für 1993 gibt es reichlich: so eine Aktion am städtischen Umweltamt und vor der renovierten Stadthalle die Aufstellung eines Metall-Porträts Ferdinand Lasalles, Mitgründers der Arbeiterbewegung. Bewegliche "Stadtbilder" als Blickfang sind an Fasaden nahe dem Opel-Gebäude zum Eingang in die Fußgängerzone Marktstraße hin geplant. Auch den Brunnenbereich zwischen Theater und Stadtbücherei wollen die "Wendemaler" gestalten.
Unter dem Titel "Arbeitsräume - in memoriam Martin Kirchberger" wurden bei der Ausstellung vom früheren Wendemalerteam gefertige Werke präsentiert: Dokumente zum 1985 mit dem Adam-Opel-Porträt gezierten fälschungssicheren Ausweis auf 50 Quadratmetern am Einwohnermeldeamt oder das 460 Meter große "Paradigma" von 1987, der Aufriß eines Omega-Modells an einer Bunkerwand bei Opel.
Daneben gab's aber auch neuere Arbeiten wie die Black-Box-Aktion diesen Sommer zu bestaunen. Die Ausstellung mit Entwürfen und Modellen vermittelte einen Eindruck von der ungeheuren Vitalität und Kreativität Martin Kirchbergers.
Anläßlich des Jahrestages des Flugzeugabsturzes, bei dem 28 Menschen starben, findet heute, Dienstag, 22. Dezember, 20 Uhr, im Stadttheater ein Gedenkkonzert statt. cas
HANAU. Der Busverkehr der Hanauer Straßenbahn AG wird am 24. Dezember gegen 18 Uhr und am 31. Dezember gegen 22 Uhr eingestellt. An beiden Tagen gilt der Samstagsfahrplan. Am 25. und 26. Dezember und am 1. Januar wird der Verkehr erst gegen 8 Uhr aufgenommen.
Das Heinrich-Fischer-Bad hat am 24. Dezember von 8 bis 12 Uhr und am 26. Dezember von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Am 25. und 31. Dezember und am 1. Januar hat es geschlossen. Die dortige Sauna ist vom 24. bis einschließlich 27. Dezember, am 31. Dezember und am 1. Januar geschlossen. Das Lindenaubad hat am 31. Dezember von 8 bis 12 Uhr geöffnet, vom 24. bis 26. Dezember und am 1. Januar hat es geschlossen.
Die Museen im Schloß Philippsruhe, in Steinheim und in Großauheim sind am 24., 25. und 31. Dezember und 1. Januar geschlossen.
Die Schalter der Post haben am 24. und 31. Dezember wie samstags vormittags geöffnet. Am 26. Dezember werden keine Briefkästen geleert. Am 27. Dezember und am 1. Januar ist am Kanaltorplatz von 11 bis 12 Uhr ein Brief- und Geldschalter geöffnet.
Das Stadtarchiv hat vom 24. Dezember bis zum 7. Januar geschlossen.
Der Bürgerkeller in Großauheim hat bis zum 11. Januar geschlossen.
Pro familia, Vor dem Kanaltor 3, hat vom 24. Dezember bis 3. Januar geschlossen.
Das Büro der Deutschen Stadtentwicklungs mbH, Steinheimer Vorstadt 25, hat bis 4. Januar geschlossen.
MAINTAL. Änderungen im Busverkehr am 24. und 31. Dezember: Die Linie 701 verkehrt nicht. Bei der Linie 703 gibt es keine Änderung. Die Linie 704 verkehrt ab Enkheim zuletzt um 14.45 Uhr, ab Niederdorfelden um 14.15 Uhr. Die Linie 705 verkehrt ab 14.30 Uhr nur noch im 60-Minuten-Rythmus (ab Enkheim zur halben, ab Wachenbuchen zur vollen Stunde).
Das Maintalbad hat am 25., 28. und 31. Dezember und am 1. Januar geschlossen. Geöffnet hat es am 26. und 27. Dezember von 8 bis 12 Uhr, am 29. Dezember von 8 bis 22 Uhr, am 30. Dezember von 8 bis 19.30 Uhr, am 2. Januar von 8 bis 18 Uhr und am 3. Januar von 8 bis 12 Uhr.
Die Stadtverwaltung hat vom 24. bis 31. Dezember geschlossen. Vom 28. bis 31. Dezember (8 bis 12 Uhr) richtet das Ordungs- und Sozialamt einen Notdienst ein.
Die Stadtbücherei in Bischofsheim hat vom 24. Dezember bis einschließlich 4. Januar geschlossen.
Der Bauhof ist in dringenden Fällen (Straßen-, Kanal- oder Straßenbeleuchtungs-Schäden) unter Telefon 0 61 81 / 400-333 erreichbar.
Bei den sozialen Hilfsdiensten steht bis 3. Januar nur weniger Personal zur Verfügung. Die Angehörigen werden gebeten, die übrigen Mitarbeiter so weit wie möglich zu entlasten.
NIEDERDORFELDEN. Die Müllabfuhr verschiebt sich für die Restmülltonnen vom 24. auf den 23. Dezember und vom 31. auf den 30. Dezember, für die Restmüllcontainer vom 25. auf 28. Dezember und von 1. auf 4. Januar.
NIDDERAU. In Ostheim und Heldenbergen verschiebt sich die Müllabfuhr vom 24. auf den 23. und vom 31. auf den 30. Dezember.
ERLENSEE. Die Sauna im Hallenbad hat bis einschließlich Montag, 11. Januar, geschlossen.
GELNHAUSEN. Das Büro und das Beratungstelefon der Selbsthilfekontaktstelle Sekos in der Altenhaßlauer Straße 21 ist vom 23. Dezember bis einschließlich 4. Januar nicht besetzt. Die Treffen der Selbsthilfegruppen sind davon nicht betroffen.
Die Mülldeponie Hailer hat am 24. und 31. Dezember geschlossen.
BAD ORB. Das Leopold-Koch-Bad schließt am 24. und 31. Dezember um 13 Uhr, am 25. Dezember und 1. Januar um 15.30 Uhr.
Die Kurkarten-Schalter haben am 24. und 31. Dez. von 8 bis 11 Uhr geöffnet.
Die Bücherei hat am 24. und 31. Dezember geschlossen, am 23. und 30. Dezember geöffnet.
Das Verkehrsbüro hat am 24. und 31. Dezember von 9.30 bis 11 Uhr, der Infopavillon von 10.30 bis 12.30 geöffnet. az (Alle Angaben ohne Gewähr)
Das Kopf-an-Kopf-Rennen in der Männer-Handball-Regionalliga Südwest hält an: Die TSG Groß-Bieberau (21:5 Punkte) siegte im Nachholspiel 22:16 gegen Hermannia Kassel und weist zum Jahreswechsel nur einen Punkt Rückstand auf Spitzenreiter und "Weihnachtsmeister" TuS Griesheim (22:4) auf. Am Ball blieb auch die TSG Münster (21:7), die im vorgezogenen Spiel die HSG Asbach/Modau 29:18 deklassierte. Als Geheimtip gilt weiterhin der TV Lützellinden (19:7). Selbst Aufsteiger TSV Eschwege (18:8) wird noch manches "dicke Ei" zugetraut. Zu Hause will auch Mit-Aufsteiger TV Groß- Umstadt (15:11 zur Saisonhalbzeit) die Favoriten weiterhin "kitzeln". Als erster soll das Tabellenführer Griesheim am 10. Januar (18 Uhr, Sporthalle der Ernst- Reuter-Schule) zu spüren bekommen. Groß-Bieberau startet genau zum gleichen Zeitpunkt bei TuS Obernburg (Valentin-Ballmann-Sporthalle) ins neue Jahr.
TSG Groß-Bieberau - Hermannia Kassel 22:16 (12:6). Ein weiteres Bieberauer Handballfest zum Jahresausklang: Oliver Setterl hatte vor 500 Zuschauern wieder am besten "aufgesattelt", zog eine Handball-Schau wie weiland Jochen Fraatz ab. Seine Drehwürfe, seine "Kunst-Treffer" an sich waren allein das Eintrittsgeld wert. Siebenmal war der Flügel-Flitzer erfolgreich. Da konnte selbst der "bissig" agierende Stefan Beißer (5) nicht ganz mithalten. Zusammen mit Tobias Maurer (3) rissen die beiden Hauptwerfer den Abfangzaun immer wieder um, ließen die Nordhessen nie zur Entfaltung kommen. Die betont langsame Spielweise des Gastes war bereits mit dem 7:3 (10. Minute) ausgehebelt worden, dennoch änderte der SVH seine Taktik nicht. Auch ein Torwartwechsel (Carsten Walter war später der Bessere) diente allenfalls einer Schadensbegrenzung. Bereits Mitte der zweiten Halbzeit (14:7) wurde die Trick-Kiste ausgepackt, aber das Tor zunächst nicht mehr getroffen. Kassel "verteidigte" mit dem 20:13 seinen Sieben-Tore-Rückstand, konnte allerdings Ritter in den letzten zehn Minuten noch einige "faule Eier" ins Nest legen.
TSG GROSS-BIEBERAU: Frank Schumann (bis 50.), Jens Ritter (Tor); Stefan Beißer (5), Tobias Maurer (3), Milan Brestovansky (2), Jens Rousselot, Dirk Wackerfuß (1), Oliver Setterl (7/2), Achim Schnellbächer, Bernd Ziegler (2), Jens Wackerfuß, Christopher Malik (2/1). mk
MARBURG. Schärfer könnte der Kontrast kaum sein. In der Ecke rechts die Inszenierung eines bürgerlichen Wohnzimmers mit geschmücktem Tannenbaum und Geschenken und gegenüber die ärmliche Heimarbeiterstube. Wäschelumpen hängen über dem roh gezimmerten Tisch mit den Utensilien zur Puppenherstellung aus Papiermaché.
"Es hat gewacht die ganze Nacht, Spielsachen den Kindern der Reichen gemacht", lautet eine Zeile des sozialkritischen Gedichts, das 1902 im "Thüringer Boten" erschien und diesen sozialen Gegensatz aufs Korn nimmt. Auf der einen Seite die weihnachtlich reich beschenkten Bürgerkinder mit ihren herausgeputzten Puppen, auf der anderen Seite die Kinder der Heimarbeiter in den Thüringer Puppenmacherdörfern um Sonneberg. Noch bis in unser Jahrhundert waren sie wegen der geringen Löhne und der bitteren Armut vom 4. Lebensjahr an zur Mitarbeit gezwungen, ohne daß sie selbst kaum jemals eine fertige Puppe besaßen.
"Kinder arbeiteten für Kinder, ohne sich jemals als Kinder zu begegnen", pointiert Ingeborg Weber-Kellermann, die "Grande Dame" der Marburger Volkskunde. Die emeritierte Professorin ist sozusagen die geistige Mutter dieser kleinen Ausstellung, die Ullrich Amlung, einer ihrer Schüler und wissenschaftlicher Lehrbeauftragter an der Uni Marburg, seit dem Sommersemester gemeinsam mit Studenten des Instituts für Europäische Ethnologie und Kulturforschung zusammengetragen hat.
Herausgekommen ist eine Weihnachtsausstellung, die "nicht heimattümelnd und gemütlich" daherkommt, so der Marburger Kulturamtschef Armin Klein, sondern die Historie des rauschenden Konsumfestes sozialgeschichtlich gegen den Strich bürstet. Die Stadt förderte das Projekt als allerletzten Ausklang des umfangreichen kulturellen Beiprogramms zur Landesausstellung "Hessen und Thüringen", die von Mai bis Oktober im Marburger Schloß und auf der Eisenacher Wartburg über die Bühne ging.
Einen Proteststurm von etlichen Marburger Bürgern erntete Ingeborg Weber-Kellermann übrigens vor fast zwanzig Jahren mit einer ersten und viel größeren Ausstellung über "Spielzeug der bürgerlichen Zeit", die Kinderarbeit in der Produktion ebenso thematisierte wie geschlechtsspezifische Rollenfixierungen durch Puppen für Mädchen und Eisenbahnen für die Jungs, wie es auch heute noch üblich ist. Daß sie selbst so etwas Schönes wie Kinderspielzeug in den "sozialkritischen Dreck" ziehen müsse, wurde die Professorin beschimpft, die seit den sechziger Jahren gegen eine romantisierend-verklärende Volkskunde zu Felde zieht. Heute seien solche extremen Reaktionen wohl kaum noch zu erwarten, "das Rad der Wissenschaftsgeschichte läßt sich nicht zurückdrehen", meint Ingeborg Weber- Kellermann optimistisch.
Zur "Weltspielwarenstadt" entwikkelte sich das südthüringische Sonneberg im 19. Jahrhundert durch kostengünstige Massenproduktion. Aus dem hessischen Nachbarland kamen zu Beginn unseres Jahrhunderts 40 Prozent der deutschen und 25 Prozent der Weltgesamtproduktion an Spielzeug. Für deren Herstellung schuftete rund um Sonneberg mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Von ihnen arbeiteten rund 25 000 Menschen, meist abhängig von den die Preise diktierenden Verlegern, als Heimarbeiter in der Puppenbranche, darunter weit über 5000 Kinder, die unter den unsäglichen Arbeitsbedingungen in den engen, stickigen Stuben litten.
"Obwohl wir Tag und Nacht arbeiteten, blieben wir doch arm", erinnert sich der Heimarbeiter Max Lauer, der 1895 an seinem vierten Geburtstag zum ersten Mal mitrackern mußte. "Oft mußten wir barfuß zur Schule gehen. Zwei Tage in der Woche wurden wir meist als ,krank&rquote; entschuldigt. In Wirklichkeit mußten wir oft bis nach Mitternacht helfen. Wer müde wurde, bekam eine Ohrfeige, und schon ging es wieder. Nie konnten wir ausschlafen; wir waren immer müde."
Neben den sozialen Mißständen als Preis sowohl für die ehedem herausragende Weltmarktstellung Sonnebergs als auch für das besinnliche Bescherfest für die Kinder der Wohlhabenden erläutert die Ausstellung auch die Herstellung der verschiedensten Puppen. Von einfachen geschnitzten oder gedrechselten Holzpuppen ("Docken") über solche aus Papiermaché und den wertvolleren Exemplaren aus Stoff, Leder oder Porzellan reicht die Palette der Ausstellungsstücke, die eigens aus dem 1901 gegründeten "Deutschen Spielzeugmuseum" Sonneberg nach Marburg kamen.
Puppen mit technischen Neuheiten wie beweglichen Armen und Beinen, Schlafaugen und "Ma-ma"-Stimme zählten damals zu den begehrtesten Sonneberger Spielartikeln, die rund um den Globus vertrieben wurden.
Die Sonnenseite der Puppen kommt also nicht ganz zu kurz, die bei Kindern (und auch manchen Erwachsenen) immer noch hoch im Kurs stehen - trotz Technospielzeug und Plastikkunstfiguren, die den Kids heutzutage als Medienverbundprodukte schmackhaft gemacht werden.
ANDREA TERSTAPPEN
Die Ausstellung in der Brüder- Grimm-Stube, Am Markt 23, in Marburg ist auch am zweiten Feiertag und an Neujahr geöffnet (nicht jedoch am 24., 25. und 31. Dezember), ansonsten bis zum 31. Januar 93 täglich - außer montags - von 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr. Der kleine, informative Katalog "Spielzeug und Spielware - Puppen aus Sonneberg im Thüringer Wald" (80 Seiten, 8 Mark, Jonas Verlag Marburg) ist dort oder über den Buchhandel erhältlich.
Weihnachtsgans, Gebäck und weitere Völlereien gehören dieser Tage nicht zur Heimaufgabe für die Handballer der TSG Groß-Bieberau. Der ambitionierte Regionalliga-Zweite hat nämlich bereits ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag (bis einschließlich 29. Dezember) ein Trainingscamp in eigener Halle anberaumt. Hierdurch soll ein möglicher Gewichtszuwachs gleich wieder abgebaut werden. Und schon am 2./3. Januar nehmen die Groß-Bieberauer an einem gut dotierten Turnier in Hofgeismar teil.
Das dürfte keine Provinz-Klamotte werden, denn mit den in Deutschland nicht unbekannten Teams von Grün- Weiß Dankersen (heute GWD Minden) und TuS Nettelstedt sowie den anderen Zweit-Bundesligisten TuS Eintracht Wiesbaden und TG Melsungen sind vier höherrangige Klubs an diesem Turnier, das von der Stadt Hofgeismar ausgerichtet wird, beteiligt. Komplettiert wird das Sechser-Feld durch eine Junioren-Auswahl von der Insel Fünen (Dänemark). Dem Sieger winken 2000 Mark, aber auch die anderen Ränge führen zu Geldbeträgen von 1500/1000/500 Mark. Eine Plazierung unter den ersten vier wäre für den Noch-Regionalligist aus dem Bezirk Darmstadt eine tolle Sache. Mit glänzenden Rahmenbedingungen (Übernachtung etc. werden ebenfalls bezahlt) wirbt Hofgeismar um die Gunst der Vereine und der Fans. Eine Rechnung, die aufzugehen scheint. Das stark besetzte Meeting gilt als Vorbereitung auf die Januar-Knüller der Groß-Bieberauer, die sich in Obernburg (10.) darauf einstimmen wollen, denn bereits eine Woche später kommt es zum großen Derby gegen den TV Groß- Umstadt (17. Janaur). Anschließend geht es zum Mitbewerber TSG Münster (23. Janaur). Daraufhin folgen das Derby gegen Asbach-Modau (31. Januar) sowie am 7. Februar der absolute Spitzenschlager bei TuS Griesheim.
"Spätestens nach den ersten fünf Rückrundenspielen werden wir wissen, wo wir wirklich stehen", setzt Handball-Abteilungsvorsitzender Uwe Schulz auf die härteste Vorbereitung aller Zeiten bei der TSG. Spieler-Trainer Milan Brestovansky hofft mit seiner Mannschaft, das große Ziel erreichen zu können. Die Vizemeisterschaft hat wie immer keinen sportlichen Nährwert, ist in Groß-Bieberau bereits ein Alptraum. Auf Träumereien verläßt sich der Verein längst nicht mehr.
Um gut gewappnet in die zweite Halbserie gehen zu können, wurde zusätzlich ein neuer Mann verpflichtet: Kai Schenkel. Der früher in Diensten der SG Wallau/Massenheim stehende Rückraumspieler kam über TuS Griesheim und den SV Darmstadt 98 in die Großsporthalle "Im Wesner". "Er ist für uns ab 1. Januar '93 spielberechtigt und kann daher in Hofgeismar auf Herz und Nieren getestet werden, sich dort ins Gefüge integrieren", setzt Schulz große Hoffnungen auf diese Verstärkung des TSG-Aufgebotes. mk
USINGEN. Der Alptraum so mancher Hausfrau droht alljährlich um den vierten Advent: Nur noch wenige Tage bis zum heiligen Abend - und das Weihnachtsgebäck ist schon aufgegessen. Dieses "Drama" hat die Hausherrin vom "Waldhof", Elfriede Oppelt, in diesem Jahr - wen wundert's - bei ihrer ganz speziellen "Sorte" heimgesucht: Dem Quarkstollen. Gestern blieb der Usinger Landfrau und Meisterin der Hauswirtschaft daher nichts anderes übrig, als die zweite Runde beim Weihnachtsbacken einzuläuten.
Es hätte sie allerdings kaum günstiger treffen können, meint sie. "Quarkstollen ist nämlich schnell gemacht." Zumindest verglichen mit Hefestollen. Früher, als auf dem Aussiedlerhof noch diese Tradition gepflegt wurde, nahm die Prozedur wegen des komplizierten Teiges fast einen ganzen Tag in Anspruch. Dem Quark sei dank, daß der Christkuchen nicht nur mit Hilfe von Backpulver schneller gehen kann. Er zeigt sich auch noch in anderer Hinsicht seinem Hefe- Verwandten überlegen: "Er ist saftiger, leichter, gesünder und schmeckt immer frisch."
Daran hat allerdings außer dem Quark auch jener Küchenbann einen nicht unerheblichen Anteil, den die gelernte Hauswirtschafterin so mancher Zutat aus früheren Zeiten auferlegte. Rinderfett, Schweineschmalz, Fettglasur oder Zukkerguß sind gestrichen. Weshalb auch die beiden Töchter, die schon aus dem Haus sind und auf ihre schlanke Linie achten, bei Mutters Kuchen wieder kräftig zulangen können.
Obendrein wurden in der Küche des "Waldhofes" schon einige Verbesserungsvorschläge der Jugend in Sachen Vollkornmehl und Honig-statt-Zucker getestet - und in gegenseitigem Einverständnis wieder verworfen: "Vollkornmehl macht den Teig zu fest und Honig pappt zuviel."
Das Geheimnis des Oppeltschen Erfolgsrezeptes, das die Hauswirtschaftsmeisterin zu ihrer Lehrzeit in der Usinger Landwirtschaftsschule überliefert bekam und dessen exaktes Alter sich ihrem Wissen entzieht, liegt in der Zutatenmischung. "Es ist ziemlich alles mit drin", verrät die Landfrau und zählt nicht ohne Stolz auf: Korinthen, Rosinen, Haselnüsse, Mandeln, Zitronat, Orangeat, Rum, Bittermandelöl, Muskatnuß und als unentbehrliches Weihnachtsgewürz Cardamon. "Alles ist natürlich zu ändern, je nach Geschmack", betont die erfahrene Stollenbäckerin. Beim Variieren darf allerdings eines nicht übersehen werden: Mit der Zahl der Zutaten wächst die Mühe des Verarbeitens.
Der Usingerin bleibt hier keine Wahl. Sie studiert zwar leidenschaftlich gerne die vielen, alljährlich neu erscheinenden Stollenrezepte. Beim Backen greift sie aber letztlich immer wieder auf ihr eigenes zurück. In den wenigen Fällen, in denen sie sich bisher zu einer Abweichung hinreißen ließ, vermißte sie stets irgend etwas. Doch, gesteht sie mit einem Schmunzeln: "Man konnte das auch essen, irgendwie." CLAUDIA NENNINGER
Da der Hanauer Nordkreis selten von großen sportlichen Ereignissen tangiert wird, gilt die Silvesterpokal-Hallensportschau in Nidderau alljährlich als Top-Ereignis in dieser Region. Die Mischung aus Fußball-Turnier, anderen sportlichen "Einlagen" sowie musikalischen Darbietungen lockt die Fans stets in Scharen in die Großsporthalle der Bertha-von-Suttner-Schule. Zwischen dem 27. Dezember und dem 1. Januar soll diese Hallen-Gala, die wiederum vom SV Victoria Heldenbergen und dem SC Eintracht-Sportfreunde Windecken in Kooperation ausgerichtet wird, erneut mehr als 2500 Fans anlocken. Die Eintrittsgeld-Einnahmen sollen in diesem Jahr der Kinderhilfestiftung Frankfurt zur Verfügung gestellt werden. Im Vorjahr erhielt der Arbeiter- Samariter-Bund einen Scheck über 4200 Mark.
Bis zu 700 Menschen finden in der Nidderauer Großsporthalle Platz, die - zwischen den beiden Stadtteilen gelegen - als zentraler Punkt gilt. Im Mittelpunkt der sportlichen Ereignisse steht wie immer das Fußballturnier. Insgesamt zehn Mannschaften haben ihre Teilnahme zugesagt: SV Kilianstädten, SG Bruchköbel, SV Victoria Heldenbergen, SKG Erbstadt, FC 66 Büdesheim (Gruppe A) sowie KSV 1945 Eichen, TSG Niederdorfelden, Eintracht-Sportfreunde Windecken, Spvgg. Roßdorf und FC Kaichen (Gruppe B). Gespielt wird zweimal 15 Minuten. Die beiden Gruppen-Ersten ermitteln im Überkreuzverfahren die Teilnehmer am Spiel um "Bronze" sowie die Finalpartner. Das Turnier-Eröffnungsspiel absolvieren am Sonntag (27. Dezember) der SV Kilianstädten und Bezirksoberligist SG Bruchköbel (14 Uhr), der neben seinem Klassen-Rivalen Eintracht Windecken als Favorit gilt. Zuletzt gab es jedoch selten einen Favoritensieg. Cup-Verteidiger ist Victoria Heldenbergen. Der Mit-Ausrichter schickte im Vorjahr Kilianstädten im Finale mit 6:2 heim.
Am Neujahrstag fallen die Entscheidungen. Nach den Halbfinals (14/14.40 Uhr) sowie Einlage-Spielen der D-und E- Jugend aus den Nidderauer Jugend-Spielgemeinschaften SG Eichen/Heldenbergen und SG Ostheim/Windecken folgt um 16 Uhr das kleine Finale. Danach sind die Scheckübergabe an die Kinderhilfestiftung (16.40 Uhr), eine Einlage des Rock 'n'-Roll-Clubs Langenselbold (16.50 Uhr) und ein musikalisches Intermezzo des Spielmannszuges der Freiwilligen Feuerwehr Heldenbergen (17 Uhr) geplant. Die Stimmung soll wie immer beim Fußball- Endspiel (Anstoß um 17.10 Uhr) einen Höhepunkt erreichen.
Was wäre der Fußball ohne leuchtende Vorbilder? Nach Dietmar Roth (Eintracht Frankfurt), der sich im Vorjahr lange in der Halle beziehungsweise im Foyer unter den Fans aufhielt, haben die Veranstalter in diesem Jahr den "Shooting- Star" dieser Bundesliga- Saison aus dem Main-Kinzig-Kreis verpflichtet: Rainer Krieg vom Karlsruher SC. Der Torjäger aus dem Birsteiner Ortsteil Sotzbach (Vogelsberg) hat sich zusammen mit seinem "Manager" Heiner Ott (zugleich Trainer der Spvgg. 1910 Langenselbold) für Sonntag (27. 12.) zu einer Talk-Show um 16.10 Uhr angekündigt. König Fußball zeigt sich in seiner Vielschichtigkeit, denn nicht nur ein Spieler aus dem Profibereich, Kicker der mittleren Amateur- Preisklasse, Nachwuchsspieler, sondern auch die "Alten Herren" sowie die Frauen wollen ihr Können am runden Leder demonstrieren. Mit dem FSV Frankfurt konnte sogar eine Bundesliga-Frauenmannschaft verpflichtet werden. Sie will am 28. Dezember (20.35 Uhr) gegen eine Kreisauswahl Hanau/Gelnhausen antreten.
Die Faustballer vom TV Kesselstadt und vom Polizeisportverein Hanau wollen für ihren Sport werben, für Kurzweil die Gesangs-Imitatorin Franca Margano (bekannt aus Funk und Fernsehen), eine Mädchen-Jazztanzgruppe sowie für einen Augenschmaus die Jazztänzerinnen des HSV Nidderau sorgen. Weitere "Schmankerln" sollen kurzfristig serviert werden. Dafür sind die Ausrichter, die das erfolgreichste Hallen-Spektakel in dieser Region zum zwölften Mal präsentieren wollen, bekannt. MAX KÖBEL
Nach dem 4:1 sieht . . .
JÖRG SIEBERT wurde von der Mitgliederversammlung der Wirtschaftsjunioren Offenbach zum neuen Präsidenten gewählt. Der Vizepräsident heißt JÜRGEN PIETREK. pmü
THOMAS FINDEISEN, bislang pädagogischer Leiter der Rüsselheimer Integrierten Gesamtschule Alexander- von Humboldt-Schule, wurde jetzt offiziell vom staatlichen Schulamtsdirektor Werner Scholz in sein neues Amt als Leiter der Offenbacher Gesamtschule Schillerschule eingeführt. Der 45jährige Findeisen studierte Deutsch und Sozialkunde in Nürnberg und Frankfurt, war Mitarbeiter im hessischen Institut für Lehrerfortbildung und engagierte sich besonders mit einem deutsch-englischen Schultheaterprojekt zwischen Rüsselsheim und Cheshire. Findeisen, der die Schillerschule schon seit einiger Zeit kommissarisch leitet, ist Nachfolger von Heiner Zeller, der Leiter der deutschen Schule in Moskau wurde. lz
JOHANNA GOLLER, ehrenamtliche Seniorenbetreuerin, wurde von Offenbachs Oberbürgermeister Wolfgang Reuter im Auftrag des hessischen Ministerpräsidenten in der Bürgeler Altentagesstätte mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Die heute 75jährige, Kriegswitwe und selbst behindert, kümmert sich seit 27 Jahren um ältere und behinderte Menschen. Reuter nannte sie "ein Goldstück", weil sie mit ihrem Akkordeon und ihren heiteren Vorträgen in Seniorenclubs, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen, Pflegestationen in Stadt und Kreis unentgeltlich Freude verbreitet hat. lz
RENATE BÜTTNER, seit über zehn Jahren Dozentin an der Offenbacher Volkshochschule für die Chinesische Kochkunst und Veranstalterin von Studienreisen ins Reich der Mitte, freut sich über ein besonderes Engagement. Sie wird auf dem Traumschiff "MS Arkona" vom 9. Januar bis 1. Februar 1993 während einer Kreuzfahrt, die von Hongkong über Malaysia und durch die indonesische Inselwelt nach Colombo führt, den wahrscheinlich weltweit ersten Chinesisch-Kochkurs an Bord eines Kreuzfahrerschiffes leiten. Renate Büttner, die auch ein ganz neues Kochbuch entwickelte und beim Deutschen Patentamt eintragen ließ, zur Zeit mit deutschen Fernsehsendern über einen chinesischen Koch- Kurs verhandelt, will mit den Kreuzfahrern nach original chinesischen Familienrezepten kochen. lz
Gravierende Leistungsschwankungen kennzeichneten die erste Handball-Pokalrunde der Männer und Frauen auf Verbandsebene. Standesgemäßen Siegen der Oberliga-Vereine aus den Taunus-Gefilden stand das Ausscheiden einiger Favoriten gegenüber. Von den hessischen Oberligisten setzten sich die SG Anspach (18:10 gegen den Klassen-Rivalen TG Nieder-Roden), TV Flörsheim (25:16 bei den Freien Turnern Dörnigheim) und der TV Wicker (15:14 in Kirch-Brombach) erfolgreich in Szene, während der TV Breckenheim die Doppelbelastung Punktspiel (am Freitag 13:14 im Spitzenschlager bei TuS Dotzheim unterlegen; siehe gesonderten Bericht auf dieser Seite) und Pokalspiel (14:21 gegen den Oberliga-Konkurrenten TV Büttelborn) nicht überstand und als Verlierer des Wochenendes gilt.
Für positive Schlagzeilen sorgte erneut Pokalschreck TG Hochheim (22:15 bei der TG Hainhausen), während der TV Idstein in Fränkisch-Crumbach 15:22 und der TV Hattersheim der TSG Bürgel 19:23 unterlegen war. Im Frauen-Wettbewerb mußte TuS Kriftel im Oberliga-Vergleich gegen die TSG Bürgel (15:17) die Segel streichen, wohingegen die Außenseiter auftrumpften: Die TG Bad Soden fertigte Artemis Sport Frankfurt 21:14 ab, der TV Hattersheim siegte sensationell hoch mit 21:11 in Niederrodenbach.
Der Stellenwert im Pokal ist höchst unterschiedlich, daher gibt es immer wieder außergewöhnliche Ergebnisse. Auch in der Anspacher Reichwein-Halle hatte keiner der 150 Zuschauer mit einem glatten 18:10 (8:5) des Gastgebers gegen die TG Nieder-Roden gerechnet. Nach dem 8:3 kamen die Rodgauer zu Beginn der zweiten Halbzeit auf 9:7 heran, aber die SGA setzte sich sofort wieder auf fünf Treffer ab und beherrschte den jetzt willenlosen Gast nach Belieben. Einziger Wermutstropfen: Alexander Roos schied bereits nach 20 Minuten beim Sieger verletzt aus. Überragend hielt Torwart Michael Jäger, der neun freie Bälle abwehren konnte. Gert Eifert (6), Guillermo Gracia (3/2), Peter Wünsch und Dirk Kretzschmar (je 2) waren die Hauptschützen bei Anspach. "Das war wie eine Kaffeefahrt in den Taunus", rekapitulierte TGN-Trainer Walter Fischer, der die fehlende Einstellung und Disziplinlosigkeit in seiner Mannschaft monierte. Torwart Michael Pfänder verhinderte eine höhere Niederlage. Steffen Seib (4) war bester Werfer.
Der TV Breckenheim war kräftemäßig am Boden, mußte die Wunden der Niederlage in Dotzheim lecken. Kai Lendle und Gilles Lorens (je 4) erfüllten im Angriff am ehesten ihr Soll. Beim 14:21 (11:12) gegen Büttelborn hielt der TVB vor rund 100 Besuchern eine Halbzeit lang mit, dann schnürte der Gast den Sack binnen einer Viertelstunde (11:17) zu. Spielertrainer Wolfgang Heiligenthal und Michael Janz (je 5) sowie Volker Seybel und Dag Sensfelder (beide vier) imponierten beim Sieger.
Bei den Frauen mußte TuS Kriftel im Oberliga-Meeting mit der TSG Bürgel (15:17) seine Hoffnungen begraben. Nach dem 15:16 durch Carola Grübel (59.) vergab Corinna Striepen mit einem Siebenmeter den Ausgleich. Die Mannschaft von Trainerin Hanne Koch konterte prompt zum Endstand. Ohne Torfrau Martina Link (wurde durch Angelika Becker gut vertreten) sowie die erfahrene Heike Armbrust und Nicole Pfaff (beide verletzt) reichte es nicht ganz. Corinna Striepen (6/3), Marion Blume und Carola Grübel (je 3) konnten es gegen die stabile TSG-Abwehr allein nicht schaffen. Petra Bender (6/5), Petra Bröckling (4) und Brigitte Grotemeyer (3) waren maßgeblich am Gäste-Erfolg beteiligt. mk
Daß Pokalspiele ihre eigenen Gesetze haben, diese Erfahrung mußte im Viertelfinale des Friedberger Kreispokals der Bezirksoberligist SV Steinfurth machen. Die Schützlinge von Trainer Mike Buxmann unterlagen im Bad Nauheimer Stadtderby dem zwei Klassen tiefer angesiedelten TSV Bad Nauheim nämlich mit 1:2, wodurch sich die Tosunoglu-Elf als erster Klub für die Vorschlußrunde qualifiziert hat. Noch nicht ganz so weit vorgedrungen sind der SV Nieder-Weisel und der A-Ligist SVP Fauerbach, die im Rahmen der dritten Runde gegen Wölfersheim und Echzell die Oberhand behielten. Im Viertelfinale warten auf beide Sieger allerdings ausgesprochen harte Brocken, denn sowohl Nieder-Weisel (beim Cup-Verteidiger KSV Klein-Karben) als auch die Butzbacher Vorstädter (in Rodheim) gelten in den im Februar steigenden Spielen lediglich als krasse Außenseiter.
KREISPOKAL FRIEDBERG, 3. Runde: TSG Wölfersheim - SV Nieder-Weisel 0:2 (0:2): 0:1 (1.) Volp, 0:2 (30.) Zingrabe; SVP Fauerbach - SV Echzell 2:1 (1:1): 1:0 (17.) Greiner, 1:1 (43.) Mogk, 2:1 (88.) Foulelfmeter Müller.
KREISPOKAL FRIEDBERG, VIERTELFINALE: SV Steinfurth - Türkischer SV Bad Nauheim 1:2 (0:0,1:1) nach Verlängerung: 0:1 (63.) Tosunoglu, 1:1 (82.) Klomann, 1:2 (97.)Oezdemir. bo
MÖRFELDEN-WALLDORF. Er stehe zum Wiederaufbau des Waldenserhofes und mache keinen Hehl daraus, für dieses Projekt stark geworben zu haben, nahm Bürgermeister Bernhard Brehl jetzt Stellung zu Debatten der jüngsten Parlamentssitzung, wo er harsche Kritik der CDU geerntet hatte. Die Union, der das millionenschwere Projekt zu teuer ist, hatte es als Unsinn kritisiert, erst Fachwerk einzuziehen, um eben dieses Fachwerk dann "mit Putz zuzuschmeißen". Die Union meinte, daß unter diesem Aspekt ein Verzicht aufs Fachwerk besser und billiger gewesen sei.
Brehl attestiert der Union mangelnden Sachverstand. Zum einem habe es die Auflagen des Denkmalschutzes und damit verbunden entsprechende Landeszuschüsse gegeben, außerdem habe es, "zumindest in Walldorf so gut wie kein Sichtfachwerk gegeben, sondern nur konstruktives - das hat nur statische, aber keine optische Funktion gehabt".
So habe es auch der Denkmalschutz gesehen, dem die Stadt immerhin einen Kompromiß abgetrotzt hat. Danach wird der Waldenserhof zwar von außen verputzt, doch innen soll das Fachwerk sichtbar bleiben. wal
Dienstag, 22. Dezember
Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 10 Uhr, "Der Wunschpunsch"; 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor, Tel. 59 83 43: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 J.).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 10 & 15 Uhr, Offenbacher Figurentheater. Kinder- & Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2: 15 Uhr, "Hänsel und Gretel".
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste - "Wir warten auf das Christkind".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 289691: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Music Hall, Voltastr. 74-80: 18.30 Uhr, X-Mas- Festival - Prong/Corrosion of Confirmity/ Mucky Pup/Modred/Waltari.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106:19 Uhr, Mason & Young.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Accüsed. Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, New York Harlem Dancers/Uno Dance Company - Musical Show "Best of Broadway".
Zeilgalerie Les Facettes: 17 Uhr, Jackson Singers - Weihnachtslieder; 17.30 Uhr, Joan Faulkner - Gospels.
Kommunikationszentrum KOZ, Uni Campus: um 21 Uhr, Boxhamsters & Bad Communication. La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Skyline - Jazztrio. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zum Thema "Verdauungsstörungen, Chaos und das Erhabene: Zaugg, Blume, Darboven".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo".
Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 7 im Anzeigenteil. Vorträge/Diskussionen Diskussionszirkel Frankfurter Kulturpolitik: 20 Uhr, Vorträge Toyo Ito & Bernard Tschumi - "Many Dreams of Many Gardens"; Oper am Theaterplatz, Holzfoyer. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km & 8 km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Wingertstr. 29-31: 18 Uhr, Klubcafé "Es weihnachtet sehr". Märkte Römerberg / Paulsplatz: 10 bis 21 Uhr, Weihnachtsmarkt - letzter Tag.
Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Apotheke im Hessen-Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Hirsch-Apotheke, Zeil 111, Tel. 28 15 65; Höhen-Apotheke, Berger Straße 97, Tel. 44 68 21; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 46, Tel. 77 63 64; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstraße 164, Tel. 52 23 63; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Katzmann, Beethovenstr. 2, Tel. 74 57 72; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Frankfurt: Drei Tonnen Disko-Drogen entdeckt
Wir gratulieren
Herrn Otto Nies zum 70. Geburtstag am 22. Dezember.
BAD HOMBURG. Erst vor wenigen Wochen präsentierte der Chor der Erlöserkirche eine chorisch glanzvolle Aufführung der "Missa solemnis" von Beethoven. Orchester und Solisten waren damals nicht in der Lage, dem Niveau des Chores zu entsprechen. Nun aber, im traditionellen Weihnachtskonzert - seit einigen Jahren um eine zusätzliche Aufführung am vierten Advent erweitert -, fanden die Choristen im "Barokorkest Florigelium Musicum" Den Haag einen ebenbürtigen Partner.
Die auf historischen und nachgebildeten Instrumenten musizierenden Gäste aus Holland stellten dem Kammerchor der Erlöserkirche unter der Leitung von Hayko Siemens einen Klangkörper gegenüber, der dem barocken Klangbild in herausragender Weise entsprach.
Nach der jubilierenden Kantate Nr. 191 "Gloria in excelsis Deo" von Johann Sebastian Bach folgte die D-Dur-Suite des Thomaskantors. Ein verständiges Zunikken ging durch die Zuhörerschar, als das wohlbekannte, durch zahlreiche unterhaltungsmusikalische Platteneinspielungen populär gemachte "Air" erklang.
Doch wie schlicht und entschlackt die Musiker das von berückender Schönheit geprägte Werk ausmusizierten bewies endgültig, daß die natürliche Form der barocken Vorlage jedwede Bearbeitung in den Schatten stellt.
Unter Konzertmeister Martin Sonneveld verzichteten die Instrumentalisten auf jede Süßlichkeit oder aufgesetzte Lieblichkeit. Gleiche Intuition prägte das Solisten-Ensemble des Abends, das besonders in Bachs "Magnificat" prachtvoll zur Geltung kam. Ruth Amsler (Sopran) und Michael Schopper (Baß) ergänzten sich in vorbildlich oratorienhafter Weise in dem Duett "Virga Jesse Floruit", das zu jenen vier Einschüben gehört, die Bach in seiner Originalfassung für eine Aufführung in der Weihnachtszeit hinzufügte. Monika Moldenhauer (Alt) und Gerd Türk (Tenor) ergänzten zum Quartett, das der barocken Zielsetzung der Aufführung voll gerecht wurde.
Dem Chor kommen in den kurzen Sätzen des Magnificats und den der h-Moll- Messe entnommenen Teilen der Kantate dankbare Aufgaben zu, die in gewohnt herausragender Weise unter der äußerst sorgsamen und korrekten Zeichengebung Hayko Siemens' zur Geltung kamen. Allein der beispielhaften Chordisziplin sind solch straffe Wiedergaben der polyphon gestalteten Chorsätze zu verdanken. Das ungewöhnlich hohe Niveau auch dieses Konzertes unterstrich erneut die herausragende Stellung des Bad Homburger Erlöserkirchenchores im Bereich der Laienchöre im weiten Frankfurter Umfeld. Der ungebrochene Zuhörerstrom, der bei beiden weihnachtlichen Aufführungen für eine restlos ausverkaufte Kirche sorgte, bestätigt den weiterhin wachsenden Ruf der konzertanten Aufführungen.
BERND GAU
Einige Milliarden Mark "schenken" die Arbeitnehmer Jahr für Jahr den Finanzministern von Bund und Ländern. Viele Erstattungsansprüche werden bei der steuerlichen Veranlagung beziehungsweise Einkommensteuererklärung nicht geltend gemacht. Oder die Steuerzahler lassen Freibeträge nicht eintragen und verzichten damit auf ein höheres Nettomonatseinkommen, was nicht nur zu Zinsnachteilen führt, sondern darüber hinaus herbere Verluste verursachen kann: Nach den Nettoeinkünften richten sich etwa auch die Zahlungen von Kranken- und Mutterschaftsgeld.
Grund für diese "Geschenke" dürfte weniger die Großzügigkeit der ohnehin zunehmend zur Kasse gebetenen Steuerzahler sein als deren Unwissenheit. Angesichts der ständigen Änderungen von Gesetzen und Erlassen sowie der sich wandelnden Rechtsprechung haben sogar Experten Mühe, den Weg durch den Dschungel steuerlicher Vorschriften zu finden. Hinzu kommt, daß Anspruchsteller in vielen Fällen einen lästigen Papierkrieg in Kauf nehmen oder persönlich beim Finanzamt vorsprechen müssen. Eine große Hilfe selbst für Leute, die sich im Steuerrecht zumindest halbwegs auskennen, ist der "Steuerblock" der Volks- und Raiffeisenbanken, dessen 93er Ausgabe jetzt bei diesen Geldinstituten für 7,50 Mark erhältlich ist.
Das Heft führt unter dem Motto "Spar ordentlich Steuern" leicht verständlich in 18 Schwerpunktthemen wie Bewerbungskosten, doppelte Haushaltsführung, außergewöhnliche Belastungen oder Vorsorge-Aufwendungen ein; dazu gibt es Beispiele, Rechenmodelle und Fundstellen (etwa die Geschäftsordnung der Finanzämter oder einschlägige Gerichtsurteile). Im Unterschied zu vielen anderen Steuerratgebern enthält es darüber hinaus nützliche Vordrucke, die Steuerpflichtige ohne große Mühe selbst ausfüllen und (eventuell mit einem Stempel des Arbeitgebers versehen) dem Finanzamt vorlegen können. Das Durchsetzen von Ansprüchen wird dadurch wesentlich erleichtert, weil die Verfasser des Steuerblocks wissen, auf welche Angaben es ankommt.
Das seit vielen Jahren bewährte Hilfsmittel wurde weiterentwickelt. Die jüngste Ausgabe umfaßt neben Checklisten für vorab einzutragende Freibeträge beispielsweise auch ein neues Kapitel über Computer. Es erklärt, unter welchen Voraussetzungen und inwieweit sich der Fiskus an den Kosten dieser Arbeitsgeräte bei häuslicher Nutzung beteiligt. Ein weiterer Abschnitt ist dem Zinsabschlag gewidmet. Dazu gehört ein Berechnungsbogen, aus dem sich in vielen Fällen über die Pauschalen von 100/200 Mark (Ledige/Verheiratete) hinausgehende Werbungskosten für die Verwaltung des Vermögens ergeben dürften. ski
Im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die den üblichen Rahmen sprengt: es ist keine reine Kunstausstellung, obgleich sie die Kunst nicht ausklammert. Es ist aber auch keine reine geologische Ausstellung, obgleich sie sich mit Steinen befaßt: Sie könnte Geologen wie Kunstfreunde interessieren. Die Schau unter dem Titel "Faszination Edelstein" präsentiert Glanzstücke aus der Natur- und Kulturgeschichte des Edelsteins.
So sind dort Smaragde, Achatscheiben, Amethystdrusen, Rubine in Gneis gelagert, Rohdiamanten, Muscheln, Perlen und Korallenbäume zu sehen. Dazu gehören Edelsteinarbeiten vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert aus den Schatzkammern der Welt: den größten geschliffenen Edelstein, ein chinesisches Totengewand aus Jade und - unter anderem - die einzige originalgetreue Kopie der deutschen Reichskrone.
Parallel dazu sind Installationen der polnischen Documenta-Künstlerin Marina Abramowicz zu sehen, die sich ebenfalls auf Kristalle beziehen und auf die Erfahrungen, die Menschen mit ihnen haben können. (bis 25. April; Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10 bis 17 Uhr, Mittwoch auch 19 bis 21 Uhr. Sonntag, 11 bis 17 Uhr. Am 24. und am 31. Dezember ist von 10 bis 12 geöffnet, am 25. Dezember ist geschlossen). wp
Sonntag morgen am vierten Advent. Die Welt ist wieder einmal ziemlich unwirtlich. Es ist naß und kalt, dünne Nebelschwaden liegen über der Stadt. Ein Tag, an dem Normalbürger am liebsten lange im Bett bleiben und danach ein gemütliches Frühstück im Kerzenschein des Adventskranzes genießen. Nicht so über hundert bewegungsbesessene Sportler: Für sie ist "Winterlauf" angesagt. Bei der Sport- und Kulturvereinigung (SKV) Mörfelden findet auch in diesem Jahr eine Winterlaufserie statt, nunmehr zum 16. Mal und wieder mit großem Erfolg. Seit dem 29. November dieses und bis zum 21. Februar nächsten Jahres können Langstreckenläufer Sonntag für Sonntag im Mörfelder Waldstadion an der Rüsselsheimer Straße ihre Joggingschuhe zuschnüren und sich auf den zehn Kilometer langen Parcours begeben. Zwangslos und ohne Zeitnahme. Am Ende gibt es für die Gesamtleistung eine Urkunde, wer mehr als 120 Kilometer durch den Mörfelder Wald gerannt ist, nimmt an der Auslosung von Sonderpreisen teil.
Trotz des schlechten Wetters kamen an den vier bislang angebotenen Lauf-Terminen jeweils zwischen 120 und 140 Athleten, die Obergrenze liege erfahrungsgemäß bei etwa 150, so Organisator Heinrich Hormel. Er bemüht sich schon seit vielen Jahren um den Laufsport in Mörfelden und ist in diesem Punkt die treibende Kraft bei den SKV-Leichtathleten. Für ihn zählt allein die Freude der Sportler, die zum Teil von weit her anreisen und die Winterlaufserie in Mörfelden zu schätzen wissen. Wie etwa Karl Müller aus Mühlheim bei Koblenz. Dieser Beschäftigte bei der Deutschen Bundesbahn kommt jeden Sonntag mit der Bahn nach Mörfelden-Walldorf, um zehn Kilometer durch den Winterwald zu traben. Für Heinrich Hormel ist es in erster Linie die familiäre Atmosphäre, die den besonderer Reiz der Veranstaltung ausmacht.
So manch einer ist schon seit vielen Jahren immer wieder dabei, bei der diesjährigen Ausgabe der Winterlaufserie liegt der Anteil der "Neuen" allerdings außerordentlich hoch: 30 bis 40 Einsteiger verzeichnen die SKV-Leichtathleten in ihren Teilnehmerlisten. Ein möglicher Grund hierfür: Viele der anderen Winterlaufserien etwa in Jügesheim, Rüsselsheim oder Seligenstadt finden nur noch alle zwei Wochen oder gar einmal im Monat statt, und häufig hat die Stoppuhr ihren Einzug gehalten, steht die Leistung im Vordergrund. In Mörfelden sind dagegen auch Wanderer gerne gesehen, die die zehn Kilometer im gemächlichen Schritt-Tempo zurücklegen. Leistung wird nur zweimal verlangt: Beim Marathon-Staffellauf am 10. Januar und beim Halbmarathon am 7. Februar. Dann allerdings platzt das Sportlerheim an der Rüsselsheimer Straße aus allen Nähten. Im letzten Jahr kamen zum Staffellauf 125 Mannschaften mit je vier Läufern, dazu noch etwa hundert weitere Winterläufe.
Auch der Halbmarathon ist für die zuständigen Forstamtsleiter immer so etwas wie ein kleiner Alptraum, auch hier drängen sich stets mehrere hundert Läufer auf den Waldwegen. Der Erfolg der Mörfelder Winterläufe ist so erfreulich wie dringend nötig. Die SKV-Athleten finanzieren aus den Einnahmen dieser Massenveranstaltungen einen Großteil ihrer jährlichen Kosten an Startgeldern. Sportfeste sind auf der veralteten Aschebahn im Waldstadion schon lange nicht mehr möglich und andere Einnahmequellen gibt es nicht. Die Suche nach Sponsoren ist ein müßiges Geschäft, wie Heinrich Hormel jedes Jahr aufs Neue feststellen muß. Selbst Firmen mit großen Werbeetats müssen ihren Finanz-Kuchen an immer mehr Vereine und Organisationen aufteilen, so die Erfahrung Hormels. Und der Traum von der Tartanbahn, die wieder nationale Sportfeste ermöglichen würde, bleibt auf absehbare Zeit das, was er ist: ein Traum. ANDREAS RIPPL
WIEN. Nun ja, nehmen wir's vorweg, es ist das Beste nicht und nicht das Schlechteste, aber zweifelsohne das Benachrichtigungswürdigste, im gemeinen Sinn Sensationellste dieser Staatsopern-Neuinszenierung der "Walküre": der Auftritt Placido Domingos als Siegmund. Der Gladiator des italienischen Faches entdeckt schon seit geraumer Zeit bei sich Kapazitäten für tenorale Wagnerhelden. Da diese Mangelware sind und Domingo ein neugieriger, strebsamer Künstler, haben alle einen Vorteil davon. Dabei hält sich der Aplomb dieses Rollendebüts auf der Bühne durchaus in Grenzen; die Sensation verfließt zu einer passablen Normalität mit abwägbaren Gelungenheiten und Defiziten, und es mutet eher sympathisch an, daß Domingo nach den beiden von ihm mitbetreuten "Walküre"-Akten nicht als tumb strahlender Sieger dasteht, sondern als profund problematischer Rollenabsolvent, beraten genug, um auch seine Unzulänglichkeiten zu erkennen.
Im Kontext üblichen Wagnergesangs erscheinen sie freilich als läßliche Mängel. Dankbar registriert man zumal (wenn der nahliegende Wortscherz erlaubt ist) den südländisch kultivierten "Singmund", der den Linien ein nicht unbekömmliches Belcanto-Flair zumißt. Passagen schierer vokaler Evokation (natürlich auch die "Wälse"-Rufe auf der Höhe des ersten Aktes) werden bewunderungswürdig gemeistert, Lyrismen fein herausgesponnen, und man merkt dann, daß Wagner zeitlebens den Duktus Bellinis schätzte. Dann aber gibt es Erzählstrecken von mühsamerer Mitteilsamkeit, wo Domingo sich doch arg schwertut mit der deutschen Sprache und ihren verteufelten Endkonsonanten. Man müßte eben doch "Lenz" vernehmen; "Len" ist für eine Stargage einfach zu wenig. Oft scheint er akkurat nicht zu wissen, was er singt.
Hilflosigkeiten selbstverständlich auch im Spiel. Die Hände zum Beispiel wollen beredt in den Raum greifen, doch reuevoll brechen sie ihre Vorwitz-Sprache wieder ab und legen sich schlicht an die Hosennaht. Das beim Hinstürzen nicht optimal um den Körper drapierte Wolfsfell muß, aller Erschöpfungs-Illusion zum Trotz, schnell noch mal ansehnlicher um die Beine gelegt werden. Und selten steht dieser stattliche, hochgebaute Wotanssohn unabgeknickt da, sondern fast immer ein wenig knieweich und ratlos, ein Turiddu, der sich in die falsche Oper verirrt hat, nun aber, ein mustergültiger Bühnen-Soldat, wacker aushält und sich von all der über ihn hereinbrechenden Unbill nicht unterkriegen läßt.
Gewissenhaft und gelehrig arbeitet sich Domingo also an dieser Partie ab und holt sich auf (noch weithin) fremdem Terrain einen Achtungserfolg. Vielleicht hätte er sich und seinem Publikum noch größere Befriedigung verschafft, wenn er mit einer fordernden, luziden Regie konfrontiert gewesen wäre. In Wien war das leider nicht der Fall. Adolf Dresen hat im zweiten "Ring"-Stück nun doch kaum noch etwas von interpretatorischer Durchdringungskraft erkennen lassen. Sein tetralogisches Projekt für die Wiener Staatsoper scheint gezeichnet von einer Fadheit, die sich in vorauseilender Bedenklichkeit allen großinstitutionellen Gegebenheiten anschmiegt. Es mag schwierig sein, nach Melchinger, Herz, Stein, Grüber, Dew, Berghaus, Wernicke, sogar nach Lehnhoff und Kupfer, allemal nach Chéreau, einen ingeniösen "Ring" auf die Bretter zu bringen. Unmöglich wäre es nicht. Wenn einer derzeit mit diesem Hauptwerk des 19. Jahrhunderts und seiner Motivplausibilität im zwanzigsten noch Staunen erregen könnte, dann wäre es sicher Robert Wilson. Dresen ist's jedenfalls nicht. Daß Wien nicht der richtige Platz dafür wäre, hätte genauerer, mutigerer Überprüfung bedurft.
Nichtssagend schon das Bühnenbild von Herbert Kapplmüller: die Hundinghöhle und der Beginn des 2. Aktes als Zelt, jeweils mit erklecklichen bühnentechnischen Malaisen zum Verschwinden gebracht und in eine nachtblaue Landschafts-Totale überführt. Den Wonnemond signalisiert ein mächtiger Blütenbaum, von dem Wotan bei der Unterredung mit Fricka ein Zweiglein noch in der Hand hält - ein immerhin guten Sinn stiftendes Detail. Ansonsten viel flockiges Gestöber, mal von oben und von der Seite als Schnee, am Opernschluß praktisch-billig umfunktioniert zum auffahrenden Funkengestiebe. Einen so lahmen Feuerzauber hat man schon lange nicht mehr gesehen.
Gravierender als romantische Effekt- Verweigerung und provinzielle technische Lösungen ist die Tatsache, daß Dresens brav nachbuchstabierende Musikdramaturgie den Assoziationsraum verengt und das Werk wieder zur Gänze ins Zeitlos-Unverbindliche lenkt. Nur an wenigen Punkten wird's ein bisserl spannender, so bei dem ehelichen Dialog Wotan-Fricka, dessen bissiger Beziehungs- Realismus freilich auch dem Törichtesten ein- und heimleuchtet. Uta Priew als resolute Gattin konnte sich dementsprechend optisch und stimmlich messerscharf profilieren.
Ansonsten möchte man, zur gebührenden Bezeichnung der schalen Werksicht, wieder einen Namenswitz bemühen: Dresens "Walküre"-Draufsicht erwies sich als ein an Konventionen klebendes "Unding", als rezeptionsgeschichtlicher Offenbarungseid. Das betraf fast jedweder Rollenzeichnung, auffälligst die des Hunding, der wieder als sagenferner und -finsterer Schlagetot durch die Handlung rumorte, von Kurt Rydl kernig-robust intoniert. Robert Hale war ein baritonal insgesamt zureichender, im Langstreckengesang aber auch ermüdbarer Wotan, als Figur völlig uninteressant und, von wenigen Momenten im zweiten Akt abgesehen, ohne tragische (oder gar hintergründig-tragikomische) Facetten. Die Brünnhilde von Hildegard Behrens war routiniert-rollenkundig abgeliefert, darstellerisch etwas schwankend zwischen hollywood-verkitscht und unsicher-dezent, gesanglich weniger gefährdet als bei früheren Gelegenheiten, wenn auch eine mit merklichem Geschick ihre stimmlichen Brüche verwaltende Akteurin. Vielleicht wächst mit Waltraud Meier, die diesmal als Sieglinde das abgerundetste Rollenporträt bot und ihrem leuchtenden Sopran auch hochdramatische Wirkungen zutrauen kann, demnächst eine frischere Brünnhilde heran. Eine quasi monopolistische Rolleninhabe ist ebenfalls ein Unding, das dieser Aufführung als bedenkliches Fragezeichen anhaftete. Als rechter Tiefpunkt der "Walküren"-Szene war schließlich noch das öde Herumgeschussel des martialischen Walkürenauftritts am Beginn des 3. Aktes zu registrieren. Da versöhnte gekonnt reckenhafter Frauenensemble-Gesang wenig.
Achtungsvoll, wie sie begann, darf diese Premierenbetrachtung schließen mit der Würdigung des Dirigenten Christoph von Dohnányi, der zum erstenmal eine "Walküre" leitete und sie wenigstens musikalisch zu schöner Gedeihlichkeit bringen konnte. Er erzielte eine flüssige, mitunter auch heftig zupackende, stürmische Klangsprache mit vielen exquisit ausgehörten Valeurs. Das Orchester war sehr hoch postiert: Schon das eine deutliche Absage an nebulösen Misch- und Schummerklang. Auch so wurden die Sänger nicht zugedeckt, blieben sie sorgfältig begleitet. Dohnányi mithin hatte den interpretatorischen Mut, den Dresen vermissen ließ. Ganz aus einem Guß war seine Wiedergabe dennoch nicht. Manchmal, am spürbarsten bei Wotans Abschied, kam doch so etwas wie eine Wunschkonzert-Mentalität durch, und die subtile Diktion verdickte sich zu schwelgerisch- pastoser Vortragsart, als gälte es noch ein Extra-Zuckerl. Das war überflüssig. Die Wiener Premierentiger buhten eh. Wenn die einen nicht buhen, dann die andern. Man kann in Wien machen, was man will. Also Courage, werte "Ring"-Macher in Wien! Noch ist nicht alles im Eimer. "Siegfried" und "Götterdämmerung" sind noch nicht im Kasten.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
(Weitere "Walküre"-Aufführungen geplant für 22.,26.und 29.Dezember).
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Punsch und Plätzchen BAD ORB. Mit Punsch und Plätzchen werden am Donnerstag, 24. Dezember, die Weihnachtsgäste begrüßt. Kurdirektor Dr. Christian Kirchner lädt ab 10.30 Uhr zu einem Empfang in der Konzerthalle ein. Für festliche Klänge sorgen das Kurorchester und Kinder der Grund- und Hauptschule. Radio und Telefon weg BAD SODEN-SALMÜNSTER. Unangenehme Überraschung für einen Fahrzeugbesitzer am Samstag kurz nach Mitternacht: Unbekannte hatten seinen VW aufgebrochen und neben dem Radiocassettenrecorder auch das Autotelefon gestohlen. Schaden: 5000 Mark. Fahrt zum Schlittschuhlaufen BIEBERGEMÜND. Eine günstige Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen in der Frankfurter Eissporthalle bietet die Gemeinde Kindern und Erwachsenen am Dienstag, 29. Dezember. Die Busfahrt einschließlich Eintritt kostet 10 Mark für Kinder und 15 Mark für Erwachsene. Der Bus startet um 13 Uhr in Bieber-Röhrig und hält in allen Ortsteilen. Anmeldungen im Rathaus, Telefon 7083 oder 7084. 10 100 Mark für Organisationen BIRSTEIN. Die Raiffeisenbank Vogelsberg hat bei ihrem Gewinnsparen auch für die örtlichen Vereine, die im sozialpflegerischen oder kulturellen Bereich tätig sind, das Füllhorn ausgeschüttet. Insgesamt 10 100 Mark wurden an die DRK- Ortsvereinigungen, die Krankenpflegestationen, die VdK-Ortsgruppen, den Birsteiner Geschichtsverein, den Kneipp- Verein sowie die Spielberger Landfrauen gespendet. Halle wird außen schöner BRACHTTAL. Die Außenansicht der Mehrzweckhalle wird herausgeputzt. Pali- saden, neue Beleuchtung und Pflasterungen sollen die Anlage attraktiver machen. Der Ortsbeirat hat sich zudem für einen kleinen Kaskadenbrunnen entschieden, der erst im Frühjahr gebaut werden soll.
Gemeindevertreter feiern FLÖRSBACHTAL. Im Zeichen des Weihnachtsfestes steht die heutige Gemeindevertretersitzung in der Gaststätte "Zum Spessart" in Kempfenbrunn. Ab 20 Uhr stehen zunächst einige Regularien auf der Tagesordnung, im Anschluß treffen sich die Mandatsträger zum gemeinsamen Festschmaus. Termine für Abfallbeseitigung FREIGERICHT. Der neue Abfallkalender &rquote;93 wird in den nächsten Tagen an alle Haushalte in Freigericht verteilt. Neu im Plan ist die Abfuhr des "gelben Sakkes", in dem künftig Verpackungsmüll landet. Die Restmülltonne wird deshalb nicht mehr - wie bisher - 14täglich, sondern nur noch alle drei Wochen geleert, und die Biotonne wird im Sommer wöchentlich abgefahren. Familiengottesdienst GELNHAUSEN. Für Heiligabend lädt die evangelische Kirchengemeinde ein zum Familiengottesdienst auf dem Untermarkt. Die Feier beginnt um 16.30 Uhr, die Kollekte geht an "Brot für die Welt". Neun Tonnen Verpackungsmüll GRÜNDAU. Bei der ersten Abfuhr der gelben DSD-Säcke kamen in den sieben Gründauer Ortsteilen rund neun Tonnen Kunststoffmüll zusammen. Angesichts der "noch nicht idealen Bedingungen, die das Duale System biete", will die Gemeinde nun die "Sicherheit der Wiederverwertungswege nachprüfen". Frontalzusammenstoß in einer Kurve HASSELROTH. In einer scharfen Rechtskurve der Hauptstraße in Niedermittlau sind gestern zwei Autos frontal zusammengestoßen. Einer der beiden Fahrzeugführer war in Höhe der Friedhofstraße auf die Gegenfahrbahn geraten. Bei der Kollision entstand ein Schaden von 9000 Mark. 1300 Schlüchterner gegen Fremdenhaß SCHLÜCHTERN. Mit einer Lichterkette protestierten am Samstag mehr als 1300 Schlüchterner gegen die steigende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland. Zur der Aktion in der Obertorstraße hatte eine private Initiative unter dem Motto "Schlüchtern sagt nein - Bürger gegen Fremdenhaß" aufgerufen. Weihnachtskonzert der Harmonie SINNTAL. Der Männergesangverein Harmonie Mottgers gibt am Sonntag, 27. Dezember, ein weihnachtliches Konzert. Ab 18.30 Uhr erklingen in der evangelischen Kirche neben Chorgesang und einer Sopranistin Orgel, Querflöte und Saxophon. Der Eintritt kostet drei Mark. 22 Millionen Mark Schulden WÄCHTERSBACH. Auf Initiative der BIW soll sich der Haupt- und Finanzausschuß der Stadt intensiver mit der finanziellen Situation des Abwasserverbandes Bracht auseinandersetzen. Dort haben sich nach Angaben der Bürgerinitiative mittlerweile 22 Millionen Mark Schulden angehäuft.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Einbrecher ließen Beute zurück BAD ORB. Ein Notarztwagen des DRK hat Dienstag morgen gegen 4 Uhr Einbrecher aus dem Verkaufsraum einer Tankstelle verscheucht. Bei ihrer Flucht ließen die Täter den größten Teil der Beute zurück: Zigaretten, die sie bereits in Säcken verstaut hatten. Nach Angaben der Kripo verschwanden die beiden Unbekannten mit Münzgeld und ein paar Feuerzeugen.
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Am ersten Weihnachtsfeiertag werden auch in Bad Soden-Salmünster Kerzen gegen den Ausländerhaß entzündet. In einem interfraktionellen Antrag beschlossen die Stadtverordneten für Freitag, 25. Dezember, in der Brückenstraße in Bad Soden und in der Frankfurter Straße in Salmünster jeweils um 19 Uhr eine Lichterdemonstration. Zur Teilnahme sind alle Einwohner aufgerufen.
BIEBERGEMÜND. Die Gemeinde ist als Mäzen einer geplanten Grillhütte des Verkehrs- und Verschönerungsvereins in Bieber abgesprungen. Die im Nachtragsetat vorgesehene Unterstützung von 25 000 Mark wurde mit den Stimmen von CDU und FWG ersatzlos gestrichen.
BIRSTEIN. Heiligabend und Silvester wird in den Gemeindeverwaltungen nicht gearbeitet. Sämtliche Dienststellen einschließlich Kindergärten und Bauhof sind an beiden Tagen geschlossen.
Neuer Weg in Neuenschmidten BRACHTTAL. Um speziell älteren Mitbürgern den Einkauf in Neuenschmidten zu erleichtern, hat die Gemeinde einen Verbindungsweg zwischen der Stichstraße (Krollius) und dem Bereich Barth/ Bauhof angelegt. Dadurch braucht die Brachttstraße nicht mehr überquert werden, teilt die Gemeinde mit. Männerneujahre FLÖRSBACHTAL. Die Gemeinde hat die Termine für die traditionellen Männerneujahre festgelegt. Den Auftakt machen am 2. Januar um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Stern" die Bewohner von Flörsbach. "Viktoria" im Hörfunk FREIGERICHT. Der Altenmittlauer Musikverein "Viktoria" wird demnächst im Programm des Hessischen Rundfunks zu hören sein. Unter Leitung von Dirigent Hans Rückert nahmen die mehrfach prämierten Viktorianer drei Stücke auf, darunter der Titel "In Rechte Baan". Der genaue Sendetermin wird noch bekanntgegeben.Zwei Häuser durchwühlt GRÜNDAU. Auf der Suche nach Schmuck und Bargeld haben Unbekannte zwei Wohnhäuser in Rothenbergen verwüstet. Sowohl in der Osterlandstraße wie im "Roten Rain" hebelten die Täter in Abwesenheit der Bewohner am frühen Abend die Terrassentüren auf. Die Schadenssumme ist noch unbekannt. Neuer Hahn über Gondsroth HASSELROTH. Ein Gewitter hatte im August dem Hahn, der das Dach der evangelischen Kirche von Gondsroth ziert, den Garaus gemacht. Vor kurzem wurde nun die Spitze des aus dem 11. Jahrhundert stammenden Wehrturms restauriert und der lädierte Gockel durch einen "künstlerisch aufwendiger gearbeiteten" Nachfolger ersetzt. Ortsbeirat diskutiert über Schwimmbad SCHLÜCHTERN. Nachdem das Stadtparlament die im Haushalt &rquote;93 vorgesehene Sanierung des Huttener Schwimmbades mit einem Sperrvermerk versehen hat, beschäftigt sich der verärgerte Ortsbeirat am Freitag, 8. Januar, mit dem Thema. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr. Müllabfuhrgebühren steigen SINNTAL. Höhere Deponiegebühren, Verpackungsverordnung und Duales System lassen auch in Sinntal die Müllabfuhrgebühren in die Höhe schnellen. Vom 1. Januar an müssen für die Entleerung einer 50-Liter-Tonne statt bisher 135,60 Mark nun 204 Mark jährlich bezahlt werden. Keine Chance den Radikalen STEINAU. Radikale sollen beim Steinauer Fastnachtsumzug am 20. Februar keine Chance haben. Aus diesem Grund beschlossen die Steinauer Vereine, die einzelnen Nummern des närrischen Lindwurms bereits vor dem Start unter die Lupe zu nehmen. Dieb im dreckigen Hemd? WÄCHTERSBACH. Eine Waschmaschine und einen Trockner haben Diebe bei einem Einbruch in Leisenwald erbeutet. Die Geräte standen in einem als Lackiererei genutzten Anbau des Hauses.
GELNHAUSEN. Überhöhte Geschwindigkeit und Nässe sind laut Polizeiangaben einem Autofahrer auf der Landstraße Höhe der Mülldeponie Hailer zum Verhängnis geworden. Sein VW Passat geriet ausgangs einer scharfen Rechtskurve ins Schleudern, prallte gegen die Böschung und überschlug sich.
Der Fahrer blieb unverletzt, am Wagen entstand 10 000 Mark Schaden. jan
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Schmuck und Bargeld gestohlen BAD ORB. Am hellichten Tag waren Einbrecher im Hochhaus in der Frankfurter Straße aktiv. Aus einer Wohnung im vierten Stock entwendeten sie nach Angaben der Polizei Bargeld, Kamera, Schecks und Schmuck im Wert von 9000 Mark. Chor- und Orchesterkonzert BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Ahler Kirchenchor unter dem neuen Chorleiter Steffen Winfried Zahn und die "Dörnigheimer Kantorei" gestalten am Sonntag, 27. Dezember, ein Chor- und Orchesterkonzert. Um 20 Uhr wird in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Salmünster das klassische französische Weihnachtsoratorium "Oratorio de Noël" von Camille Saint-Saens aufgeführt. Am Sonntag Skatturnier BIEBERGEMÜND. 200 Mark kann sich der erfolgreichste Skatspieler am Sonntag, 27. Dezember, in Wirtheim sichern. Um 16 Uhr beginnt im Sportlerheim das alljährliche Preisturnier des TSV. Zu gewinnen sind nach Angaben der Veranstalter weitere Geldbeträge sowie Schinken und Präsentkörbe. Der Startpreis beträgt zwölf Mark. Wettges sucht neuen Wehrführer BIRSTEIN. Einen neuen Wehrführer wählt die Freiwillige Feuerwehr Wettges am Dienstag, 29. Dezember. Während der Jahreshauptversammlung, die um 20 Uhr im Gerätehaus beginnt, werden auch mehrere Mitglieder geehrt. Weihnachtstanz der Turner BRACHTTAL. Zum Weihnachtstanz bittet der Turnverein Brachttal am Samstag, 26. Dezember, in die Mehrzweckhalle Neuenschmidten. Dort spielt die Tanz- Band "Corrida" Blasmusik und Disco- Hits. Neue Sänger gesucht FLÖRSBACHTAL. Der Männergesangverein Lohrhaupten will den Chorgesang verstärken und sucht neue Sänger. Wer Interesse hat, kann ab Dienstag, 12. Januar, 20 Uhr, bei den Proben in der Alten Schule vorbeischauen. Norbert Meyer neuer Chef FREIGERICHT. Der Elternbeirat der Kopernikusschule hat einen neuen Chef: Mit großer Mehrheit wählten die Mitglieder des Gremiums Norbert Meyer, bisher zweiter Vorsitzender der Elternvertretung. Er löst nach Angaben des Elternbeirates die langjährige Vorsitzende Margarete Aden ab, deren "selbstlosen und engagierten ehrenamtlichen Einsatz" die Schulleitung bei der Verabschiedung lobte.Geld für Coleman-Kaserne GELNHAUSEN. Aus dem Topf des Pilotprojektes "Flächenrecycling in Mittelhessen" bekommt die Stadt Gelnhausen nach Angaben von Wirtschaftsminister Ernst Welteke 135 000 Mark für "die Erstellung von Nutzungskonzepten für das Gelände der Coleman-Kaserne". Obwohl das neue Hessische Konversionsprogramm erst ab 1993 greife, könnten mit dem Pilotprojekt der Wirtschaftsförderung bereits in diesem Jahr Kommunen gefördert werden, die vom Truppenabbau besonders stark betroffen seien. Die Narretei beginnt GRÜNDAU. Wenn die Festtage vorüber sind, "beginnt in Grinn die Narretei", schreibt der Niedergründauer Karnevalsverein "Die Schiwwerberger" mit Blick auf seine Fastnacht-Sitzungen am 16., 23. und 30. Januar im Gemeinschaftshaus. Der Kartenvorverkauf für sämtliche Veranstaltungen beginnt den Angaben des Vereins zufolge am Samstag, 2. Januar, um 10.11 Uhr im Niedergründauer Gemeinschaftshaus.Auto gestohlen HASSELROTH. Ein Geräusch hat einen Mann in der Hauptstraße in Niedermittlau gestern nacht aus dem Schlaf gerissen. Zweieinhalb Stunden später mußte er feststellen, daß sein weißer VW, Kennzeichen HU-XP 820, gestohlen wurde. Die Polizei gab den Wert des Autos mit rund 10 000 Mark an. Weihnachtsmusik in Oberndorf JOSSGRUND. Am heutigen Heiligabend spielt der Musikverein Oberndorf Weihnachtsmusik. Die Musiker sind um 15 Uhr auf dem Rathausplatz zu hören, 45 Minuten später sind sie noch einmal in Pfaffenhausen. Weihnachtliche Weisen LINSENGERICHT. Mit weihnachtlichen Weisen zieht der Musikverein Lützelhausen am Heiligen Abend durch die Straßen des Ortsteils. Die Orchestermitglieder treffen sich am 24. Dezember um 13 Uhr an der Poststelle Lützelhausen.
SCHLÜCHTERN. Die Big Band des Eisenbahner-Musikvereins lädt für Samstag, 26. Dezember, zum Weihnachtskonzert ins Elmer Dorfgemeinschaftshaus.
SINNTAL. Am Montag, 11. Januar, sind die Kindergärten in Sinntal wieder geöffnet. Ausnahme: in der Betreuungsstätte in Neuengronau geht es bereits eine Woche vorher, am Montag, 4. Januar, los. Geschenke für Asylbewerber
STEINAU. Ein Zeichen gegen die Ausländerfeindlichkeit will die Steinauer FDP mit einer Geschenkaktion setzen: Der Ortsverband überreichte den in Steinau lebenden Asylbewerber-Familien Weihnachtspakete.
WÄCHTERSBACH. Kurz vor Heiligabend haben sich Unbekannte noch mit Weihnachtsbäumen eingedeckt. Von einem Händler in der Main-Kinzig-Straße entwendeten sie nach Angaben der Polizei des Nachts 15 Blaufichten und zehn Nordmannstannen, die sie über einen zwei Meter hohen Gitterzaun stemmten.
OBERURSEL. Nikolaus ist tatsächlich "Ausländer". Der heilige Mann mit dem Sack voller Geschenke stammt aus der südlichen Türkei. Das erfuhren die überraschten Eltern von Kindern der fünften und sechsten Klassen der Stierstädter Gesamtschule, die in der Aula eine stimmungsvolle - und dazu sehr informative - Weihnachtsfeier gestalteten. Weihnachten ist überall, und überall ist es das Fest der Kinder, wie die Schüler mit einer Reise quer durch Europa, hübsch untermalt mit Liedern und Musikstükken, darstellten.
In Holland wird der Nikolaus schon am letzten Samstag im November erwartet. Er kommt mit dem Schiff aus Spanien, reitet dann durchs Land, und da sein Pferd was zu trinken braucht, stellen ihm die Kinder einen Eimer Wasser neben die Schuhe mit dem Wunschzettel. In England ist Santa Claus per Rentierschlitten unterwegs, mit Mistelzweigen und Stechpalmen schmücken die Leute vor seiner Ankunft die Wohnungen. Im frommen Polen bleiben beim Festmahl vorsorglich zwei Sitze frei - es könnte ja sein, daß Maria mit dem Jesuskind vorbeikommt.
Ein goldenes Schweinchen spielt eine wichtige Rolle bei den Hirtenspielen in der Tschechoslowakei, und in den skandinavischen Ländern stellen die Kinder für die hilfreichen kleinen Hausgeister süßen Milchbrei vor die Tür. In Rußland wird am letzten Tag des Jahres "Väterchen Frost" mit seinen Geschenken erwartet - ein Vetter des Nikolaus, der natürlich in dem schneereichen Land mit dem Pferdeschlitten reist.
Väterchen Frost besucht auch die Kinder auf dem Balkan, von Kroatien bis Serbien. Noch ein bißchen südlicher, in Griechenland, wird am 6. Januar gefeiert, am Tag, als Jesus getauft wurde; Geschenke aber gibt es schon am Neujahrstag. Im Kuchen werden Gold- und Silbermünzen eingebacken, und wer auf eine beißt, hat ganz bestimmt Glück im neuen Jahr.
Fröhliche Lieder rund um die Weihnachtskrippe singen die Familien in Italien. Mit den Geschenken dauert's dort bis zum 6. Januar, gebracht werden sie von der "Dreikönigshexe". Die Portugiesen feiern am 22. Dezember und schmükken ihre Häuser mit Pinienzapfen, die Spanier genießen ihren Truthahnbraten und feiern nach der Mette auf dem Dorfplatz mit Tanz und Musik.
Bunte Vielfalt uralter Traditionen in Europa - die Eltern und Schüler der Gesamtschule fanden den weihnachtlichen Streifzug über den Kontinent richtig spannend. Die fünften und sechsten Klassen verfolgten auch eine ganz aktuelle Absicht: sie wollten, wie Stufenleiterin Hromadko sagte, einen Beitrag zur Toleranz und zum Respekt anderen Völkern gegenüber leisten. hko
NIDDATAL. Ein deutliches Zeichen gegen Fremdenhaß und Rechtsradikalismus setzten etwa 200 Niddatalerinnen und Niddataler, die am Sonntag zum Gottesdienst gegen Ausländerfeindlichkeit in die Bönstädter Kirche gekommen waren. Stellvertretend für alle 8700 Einwohner der Stadt erklärten sie ihre Solidarität mit den etwa 470 ausländischen Mitbürgern, darunter knapp 80 Asylsuchende. Im Anschluß an die Messe bekundeten viele ihre Bereitschaft, in einem deutsch-ausländischen Freundeskreis mitzuarbeiten. Sie wollen zur Gründungsversammlung der Organisation am Samstag, 23. Januar 1993, um 15 Uhr ins evangelische Gemeindehaus Bönstadt kommen. Bürgermeister Wilfried Martin (SPD) sicherte im Gespräch mit der FR dem Freundeskreis seine Unterstützung zu.
Repräsentanten der drei im Parlament vertretenen Parteien, SPD, CDU und Grüne, hatten sich bereits am vergangenen Mittwoch zu einem "runden Tisch" gegen Ausländerfeindlichkeit getroffen. Die Ergebnisse: Die Stadtverordneten rufen zu einer Mahnwache vor dem Asylbewerberheim im Stadtteil Bönstadt auf. Am morgigen Mittwoch, 23. Dezember, um 19 Uhr wollen sich die Parlamentarier vor das Gebäude in der Assenheimer Straße 12 stellen. In der nächsten Stadtverordnetenversammlung am Montag, 8. Februar 1993, soll zudem eine Resolution gegen Fremdenhaß verabschiedet werden. Der Rathauschef vor den Gottesdienstbesuchern: "Wir sind aufgerufen, die Grundwerte unserer Demokratie mit friedlichen Mitteln zu verteidigen."
Anlaß für die Aktionen von Kirche und Parteien in Niddatal waren neben den Anschlägen von Rechtsradikalen im gesamten Bundesgebiet auch Anzeichen von Ausländerfeindlichkeit in der eigenen Gemeinde gewesen. So hatte ein anonymer Anrufer bei der Polizei kurz nach den Morden von Mölln einen Brandanschlag auf das Bönstädter Asylbewerberheim angekündigt. Etwa zwei Wochen später, so Rathauschef Martin, seien in den Hof des Wohnheims Stöcke und Steine geschleudert worden, wahrscheinlich von "jugendlichen Saufköppen". Vor dem Haus an der Assenheimer Straße waren daraufhin neue, hellere Straßenlaternen aufgestellt worden. Wilfried Martin will die beschwichtigende Meinung vieler, daß sich in Niddatal bisher nichts Nennenswertes zugetragen habe, nicht gelten lassen: "Richtigerweise muß man sagen: Glücklicherweise hat sich nichts Ernsthaftes ereignet."
Beim Gottesdienst am Sonntag kam außerdem ein irakischer Flüchtling zu Wort. Der Mann, von Beruf Lehrer, erzählte die Geschichte seiner Flucht. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hatte er aus politischen und religiösen Gründen sein Heimatland verlassen. Er ist Christ. Wie 17 andere Familien wohnt das irakische Ehepaar seit etwa einem Jahr im Bönstädter Asylbewerberheim.
Assenheims evangelischer Pfarrer Andreas Schwöbel-Stürzel freute sich, daß es mit der Messe gelungen sei, als Kirche "ein neues Zeichen" zu setzen. Schwöbel- Stürzel: "Christ sein heißt auch politisch verfolgt sein." Der Gottesdienst um 14 Uhr hatte die üblichen Sonntagmorgen- Messen in Niddatals Stadtteilen ersetzt. An der Feier nahmen deshalb auch die Pfarrer Günther Kuche, Jörg Fröhlich und Edgar Sahm teil. Die Besucherinnen und Besucher wurden mit Bussen zur Bönstädter Kirche und wieder nach Hause gefahren. Die Fahrtkosten übernahm die Stadt Niddatal. kop
Mehrkampfcup, Hochsprungcup, DLV- Talentcross, Werfercup und IBM-Sprintcup - die Angebotspalette für den jüngeren Nachwuchs wird auch beim Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) immer größer. Man hat die Zeichen der Zeit erkannt. Der "Kampf" um die Jugend hat längst begonnen. Die Konkurrenz durch die Ballsportarten und Tennis wird langsam übermächtig. Zudem ist das Image der Leichtathletik durch die zahlreichen Dopingfälle in jüngster Zeit nicht gerade aufpoliert worden. Talentsuche ist also unbedingtes "Muß", sollen die Erfolge auch in Zukunft nicht ausbleiben.
Nachdem der IBM-Sprintcup bereits in anderen Bundesländern zu einer festen Institution gereift ist, wollte auch der Hessische Leichtathletik-Verband nicht nachstehen, so daß jetzt erstmalig eine Veranstaltungsreihe organisiert wurde. Nach dem gelungenen Auftakt in Stadtallendorf machte die Sprinterschar in der August-Schärttner-Halle in Hanau Station. Beschlossen wird die Premierenreihe dann am 23. Januar in Frankfurt-Kalbach. Knapp 500 Nachwuchssprinter aus 71 Vereinen wollten ihre Sprintqualitäten unter Beweis stellen. In Stadtallendorf waren es 350. Erster Erfolg für die Veranstalter. "Damit sind wir schon zufrieden. Für Frankfurt hoffen wir auf eine weitere Steigerung", erklärte Ingrid Kron, Pressebeauftragte der IBM Deutschland.
Zum Vergleich: In Sindelfingen waren mehr als 1000 Jugendliche am Start. Auch wenn die Quantität noch steigerungsfähig ist, bleibt die Qualität der Veranstaltung unbestritten. Die Zielsetzung ist klar: junge talentierte Nachwuchssportler auf regionaler Ebene zu entdekken und aufzubauen. Bei einem Sprintdreikampf (30 Meter "fliegend", 30 Meter und 60 Meter aus dem Tiefstart) werden dabei die Fähigkeitsmerkmale Reaktion und Aktion im Startblock, Beschleunigungsfähigkeit und Maximalgeschwindigkeit überprüft. Diese Merkmale bestimmen etwa 90 Prozent der Schnelligkeitsleistung. Klar ist auch: Basis für den Erfolg in allen leichtathletischen Disziplinen ist die Steigerung der Grundschnelligkeit und die Verbesserung der Sprintqualitäten.
Ihre unbestrittenen Qualitäten stellte in Hanau erneut Gabi Becker unter Beweis. War die 17jährige Bruchköbelerin ihrer Konkurrenz bereits in Stadtallendorf um Längen voraus, dominierte sie auch diesmal in allen drei Disziplinen. Für die 30 Meter "fliegend" benötigte die angehende Verwaltungsfachangestellte 3,16 Sekunden, eine weitere Verbesserung um vier Hundertstel. Damit ist sie dem "IBM-Rekord" von Silke Lichtenhagen aus Leverkusen (3,13 Sekunden) ein Stück nähergerückt.
Auch Gabi Beckers Vereinskollege Jens Bormann beeindruckte als Zweitplazierter hinter dem Rheinländer Martin Schreiber mit einer ausgeglichenen Gesamtleistung. Auf Platz drei kam Stadtallendorf-Sieger Ulysses Hammelstein (SSC Bad Soden-Allendorf), der über 30 Meter "fliegend" und 60 Meter aus dem Tiefstart Tagesbestzeit in der A- Jugend-Konkurrenz lief, aber über 30 Meter aus dem Tiefstart den Gesamtsieg verspielte. Dennoch ging die Sonderprämie für die schnellsten "fliegenden" 30 Meter an ihn.
Eine fünstellige Summe investiert der Sponsor in den Sprintcup, Prämien und Organisationskost inbegriffen. Trotz rückläufiger Einnahmen will das Unternehmen auch in Zukunft den Sprintnachwuchs fördern. "Zu 99 Prozent sind wir auch im nächsten Jahr wieder dabei", erklärte Ingrid Kron.
Ergebnisse: MJA: 1. Schreiber (LV Rheinland) 2503 Punkte (30 Meter fliegend: 2,89 Sekunden, 30 Meter: 4,04 Sekunden, 60 Meter: 7,00 Sekunden), 2. Bormann (LAZ Bruchköbel) 2487 (2,90, 4,04, 7,02), 3. Hammelstein (SSC Bad Soden-Allendorf) 2481 (2,88, 4,10, 6,98), MJB: 1. Kunz (Eintracht Frankfurt) 2435 (2,92, 4,13, 6,95), 2. Simon (LV Rheinland) 2305 (2,98, 4,13, 7,15), 3. Stöckel (TG Hanau) 2297 (2,98, 4,13, 7,17), WJA: 1. Becker (LAZ Bruchköbel) 2674 (3,16, 4,35, 7,52), 2. Schmidt (LG Frankfurt) 2423 (3,26, 4,51, 7,64),3. Pollert (LAZ Bruchköbel) 2364 (3,29, 4,49, 7,76), WJB: 1.Jäger (TV Gelnhausen) 2206 (3,38, 4,52, 7,92), 2. Süßner (LG Ried) 2147 (3,44, 4,50, 7,98), 3. Keil (LG Frankfurt) 2060 (3,50, 4,56, 7,98), Staffeln: JB(zwei Mädchen, zwie Jungen): 4x100 Meter:1. TV Gelnhausen 47,67 Sekunden, 2. TSG Bergdorf 48,46, 3. LAZ ESV Lok Gotha 49,09, Schüler A: 1.LAZ Bruchköbel 49,92, 2. SSC Bad Soden-Allendorf 50,12, 3. SG Egelsbach 51,70, Schüler B: 4x50 Meter: SV Einheit Eisench 27,53, 2. LAZ Bruchköbel 28,34, 3. LSCBad Nauheim 29,60, Schülerinnen A: 4x100 Meter: 1. TSV Kirchhain 54,36, 2. TSG Bergedorf 54,71, 3. LAZ Bruchköbel II 54,71, Schülerinnen B: 4x50 Meter: 1. LAZ Bruchköbel 28,95, 2. TV Assenheim 28,99, 3. TSV Stadtallendorf 29,33. odo
Frau Emma Seiche aus Hanau zum 95. Geburtstag am Dienstag, 22. Dezember.
Frau Amalie Bergmann aus Großkrotzenburg zum 90. Geburtstag am Dienstag, 22. Dezember.
Frau Maria Igler aus Erlensee-Rückingen zum 85. Geburtstag am Dienstag, 22. Dezember.
Für die Händlerschürze bitte
Fußball
verwenden...gz
LIEDERBACH. Mit vertrauten Gesichtern wird die Unabhängige Liste Liederbach (ULL) zur Kommunalwahl am 7. März antreten. Angeführt von dem amtierenden Fraktionschef Joachim Unverzagt, der bereits 16 Jahre Parlamentserfahrung auf dem Buckel hat. Keine Änderung auch auf Platz zwei, den der stellvertretende Vorsitzende der Gemeindevertretung und des Haupt- und Finanzausschusses, Manfred Görg, einnimmt. Ihm folgen Ingrid Simon, die Vorsitzende des Jugend- und Sportausschusses, das Gemeindevorstandsmitglied Horst Becht und Hans Henrich, der sich bisher als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins für die Gestaltung der alten Ortskerne Liederbachs eingesetzt hat.
Neu auf Listenplatz sechs der ULL - wenngleich ein alter Hase im kommunalpolitischen Geschäft - kandidiert Joachim Fliege, der nach Auseinandersetzungen in der CDU-Fraktion zur drittstärksten Partei in der Gemeindevertretung gewechselt ist. Die folgenden Kandidaten Markus Jährig und Hans Joachim Steffen haben ebenfalls in vorangegangenen Legislaturperioden im Parlament mitgearbeitet. Auf den Listenplätzen neun bis elf schließlich kandidieren Brigitte Blum-Unverzagt, Mathias Noll und Thomas Schauder.
Die ULL, die stets für sachorientierte Kommunalpolitik über Parteigrenzen hinweg wirbt, versteht sich als "Alternative zur festgefahrenen Politik der großen Parteien". Erklärtes Ziel sei es, die 12,9 Prozent Stimmenanteil bei der vorigen Kommunalwahl weiter auszubauen. ana
WEHRHEIM. Eine Hochzeit oder eine Taufe wird in Zukunft in Wehrheim etwas mehr kosten. Zumindest wenn in den Bürgerhäusern gefeiert wird. Das Gemeindeparlament hat am Freitag einer neuen Gebührensatzung für die Bürgerhäuser zugestimmt. Danach zahlt eine Wehrheimer Familie für eine Feier im gesamten Bereich des Bürgerhauses Wehrheim künftig 265 statt 190 Mark. Für das Belegen des Vereinsraumes in der Saalburghalle müssen 120 Mark, für eine Saalhälfte oder die Bühne in der Mehrzweckhalle Pfaffenwiesbach 100 Mark gezahlt werden.
Bürgermeister Helmut Michel begründete den Vorstoß mit dem ständig steigenden Zuschußbedarf. Von der Sache her sei es richtig, "das jetzt zu machen".
Obwohl die Gebührenerhöhungen für Auswärtige zum Teil 90 Prozent betragen, konnten auch die Ortsbeiräte dem Vorschlag zustimmen, zumal die Gebühren für Wehrheimer und auswärtige Familien unterschiedlich sind. Auswärtige Familien bezahlen für die Nutzung des Bürgerhauses nämlich in Zukunft sogar 380 Mark, für die Saalburghalle 180 Mark und für die Wiesbachtalhalle 150 Mark je Saalhälfte oder Bühne.
Für Wehrheimer Vereine, Betriebe, Gruppen oder Parteien, die keinen Eintritt für ihre Veranstaltungen verlangen, bleiben die Kosten für die Nutzung der Bürgerhäuser gleich. Die neuen Gebühren für Familien gelten vom 1. Januar des kommenden Jahres an. ca
NAIROBI, 21. Dezember (dpa). Bei einem Überfall von Viehdieben sind in Nordkenia 49 Menschen getötet worden. Kenianische Tageszeitungen berichteten am Montag von dem Blutbad, das sich im Turkana Distrikt in der vergangenen Woche ereignet habe. Die kenianische Polizei hatte eine umfangreiche Fahndung eingeleitet, nachdem schon zu Beginn des Monats 89 Menschen bei ähnlichen Überfällen ums Leben gekommen waren. Bei dem Zusammenstoß in der vergangenen Woche lieferten sich Sicherheitsbeamte und Räuber ein heftiges Feuergefecht, bei dem 37 Diebe erschossen wurden. Zwölf weitere Viehräuber sind in West Pokot von der Polizei erschossen worden. Nomadenstämme in den wüstenähnlichen Gegenden in Nordkenia leben traditionell von Viehraub. Meist gehen diese Raubzüge ohne Todesopfer vor sich. Daß die Banditen mit schweren Waffen auf die Jagd nach Kühen, Ziegen und Schafen gehen, ist in Kenia ein neues Phänomen.
MANILA, 21. Dezember (dpa). Die grauschwarzen Katastrophengebiete um den Vulkan Pinatubo will die philippinische Regierung für ausländische Touristen erschließen. Das Tourismus-Ministerium hat am Montag Abenteuertouren und Fußmärsche zu unter Vulkanasche begrabenen Dörfern vorgeschlagen. Fast anderthalb Jahre nach den Ausbrüchen hausen in den Notstandsgebieten immer noch Tausende Familien in primitiven Zeltstädten. Durch die Vulkanausbrüche waren fast 850 Menschen ums Leben gekommen.Häftlinge sägten Gitter durch
DESSAU, 21. Dezember (dpa). Nachdem sie die Gitterstäbe im Fernsehraum durchsägt hatten, sind fünf Häftlinge am Sonntag aus der Justizvollzugsanstalt Dessau geflohen. Es handele sich um drei deutsche und zwei rumänische Untersuchungshäftlinge, teilte der Sprecher des Justizministeriums Thomas Ahrens am Montag auf Anfrage mit. Einer der Geflohenen sei wegen Mordes angeklagt, die anderen wegen Diebstahls-, Raub- und Erpressungsdelikten.
Nach Angaben des Sprechers befindet sich der Fernsehraum in dem Vorgelände der Anstalt, so daß keine Mauer überwunden werden mußte. Wie und mit welchen Werkzeugen die Gitterstäbe zersägt wurden, ist unklar.
Herrn Alexander Ummer, Bad Vilbel, zum 91. Geburtstag.
Herrn Gerhard Matzker, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Frau Irma Grief, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Arno Hinz, Groß-Karben, zum 73. Geburtstag.
Frau Gertrude Laun, Rendel, zum 72. Geburtstag.
Herrn August Kliem, Ilbenstadt, zum 83. Geburtstag.
Frau Gertrude Frank, Kaichen, zum 88. Geburtstag.
HATTERSHEIM. Jedes Jahr die gleiche Geschichte: Anfang Dezember überkommt die Menschen hierzulande eine stete und sonderbare Unruhe. Während allenthalben Fichten und Tannen elektrifiziert werden und ganze Innenstädte im verkaufsfördernden Lichterglanz strahlen, machen sich Männer und Frauen auf die kollektive Suche nach Geschenken. Weihnachten steht vor der Tür, Fest der Freude und des Schenkens. Und Serkan hat sich noch immer nicht daran gewöhnt. Der Elfjährige geht nämlich regelmäßig leer aus an diesem 24. Dezember. Wenn andernorts aufgeregte Christen- Kinder die sorgsam verpackten Geschenke vom Schmuckpapier befreien und in froher Erwartung glänzende Augen bekommen, guckt Serkan in die Röhre.
Oft hat er sich deshalb schon mit seinen Eltern unterhalten, "warum wir nicht Weihnachten feiern". Die Antwort hat ihm für den Augenblick wenig Trost, über die Monate aber eine Perspektive gegeben. Serkan ist Moslem, und das Weihnachtsfest hat für Moslems keine Bedeutung. "Wir freuen uns auf Ramadan und das Opferfest", sagt Serkan und fügt später an, daß er nichts einzuwenden hätte, wenn alle - Christen und Moslems - am 24. zum großen Fest zusammenkommen würden.
Doch der Weg zur interkonfessionellen Feier ist denkbar weit. Einstweilen bleibt Christi Geburt für Serkan, Samir oder Rachid - Schüler der Heinrich-Böll- Schule in Hattersheim - aus naheliegenden Gründen aber ein Tag wie jeder andere.
Die vorweihnachtliche Feier in der Gesamtschule in der vergangenen Woche, an der Jungen und Mädchen aus 19 Nationen teilgenommen haben, war deshalb ein Versuch, auch Andersgläubige in der besonderen Stimmung des Augenblicks nicht ganz allein zu lassen. Enttäuscht über die fehlende Feier sind die jungen Moslems deshalb nicht, auch wenn Samir gerne mitmachen würde. "Ist eben ein deutsches Fest und kein Fest für Moslems", sagt der Zehnjährige, für den der "Ich denke immer an Gott und versuche zu beten" 24. Dezember "ein ganz normaler Tag ist, an dem niemand von uns feiert."
Und auf Geschenke müssen die drei Jungen aus der Türkei und aus Marokko auch nicht verzichten. Wenn Anfang Sommer ein Lamm oder ein Schaf zum Opferfest geschlachtet wird, bekommen die Kinder von ihren Eltern Geld oder andere Geschenke. Dann spüren die auch drei jungen Moslems jene Vorfreude, die in diesen Tagen ihre christlichen Mitschüler bewegt.
Ein bischen wundert sich Samir aber schon über den wichtigsten Tag im christlichen Kalender. "Die meisten Deutschen", hat der Zehnjährige beobachtet, "glauben doch nicht mehr an Gott. Ich denke immer an ihn und versuche auch zu beten."
Kristina mag ihm da nicht wiedersprechen. Die Elfjährige ist in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen und hat das Weihnachtsfest dort unter staatlicher Leitung in Erinnerung. Am Festabend seien die Bewohner der Stadt im Konzertsaal zusammengekommen, um dort auf den Weihnachtsmann und die Schneefrau zu warten. Die Geschenke hatten die beiden vom Staat bekommen, um sie an die Menschen im Lande zu verteilen, erinnert sich Kristina.
Daß die meisten Menschen trotz des Weihnachtsfestes nicht mehr an Gott glauben, liegt für die Elfjährige an den fehlenden Wundern. Das sei früher anders gewesen, und deshalb hätten die Menschen an Gott geglaubt. "Jetzt denken die meisten, daß Gott gestorben ist", stellt Kristina fest.
Gegen solche Schwäche des Glaubens hat die Kirche in Italien ein probates Mittel gefunden. Wenn am 24. Dezember die Gläubigen zum Weihnachtsgottesdienst gerufen werden und mancher vielleicht über Alternativen zur hochheiligen Veranstaltung nachzudenken beginnt, "schließen die Bars und Pizzerien, damit die Männer auch in die Kirche gehen", sagt Claudia, die wie Kristina, Samir, Serkan und Rachid an der Heinrich-Böll- Schule unterrichtet wird. Nach der zweistündigen Andacht, die um Mitternacht endet, ziehen die Männer, Frauen und Kinder durch ihre Dörfer oder Städte und feiern dann gemeinsam bis in die frühen Morgenstunden. "Wir spielen Tombola und Karten", beschreibt Claudia die italienische Variante. "Dagegen ist Weihnachten in Deutschland langweilig."
Solche Festfreude wäre im alten Rußland zum Festtag kaum möglich gewesen. "An diesem Tag darf man doch keine
An diesem Tag darf man doch keine Karten spielen
Aki und Georgios, die beiden elfjährigen Griechen, sehen "keine großen Unterschiede zur deutschen Weihnacht." Drei Tage, sagt Aki, wird an der Ägäis gefeiert, "die Kinder ziehen von Haus zu Haus und singen", ergänzt Georgios. Als Lohn für ihren Vortrag bekommen die jungen Barden Früchte und Geld.
So unterschiedlich das individuelle Verhältnis zum Christen-Fest auch sein mag: Die Kinder mit ihren unterschiedlicher Konfessionen respektieren die jeweils Andersgläubigen - eine Toleranz, die außerhalb der Schule nicht überall herrscht. schu
Getreu dem Motto "Jedes Grüppchen kocht sein Süppchen" gehen auch im Fußballkreis Friedberg wieder zahlreiche Hallenturniere über die Bühne. Die ausrichtenden Klubs können diesen Veranstaltungen allemal einen positiven Aspekt abgewinnen, denn ein paar Mark bleiben für die Vereinskasse immer übrig. So bei den Hallen-Meetings des SV Germania Ockstadt und des SV Steinfurt, an denen 23 Mannschaften beteiligt waren. Die Preise sicherten sich der SV Niederweisel in der Steinfurter Halle sowie der Türkische SV Bad Nauheim beim Ockstädter Turnier. Das Team von TV- Spielertrainer Javus Tosunoglu setzte sich dabei im Finale gegen den Bad Nauheimer Stadtrivalen SV 06 dank zweier Demirci-Treffer mit 2:1 durch. Auf den Plätzen drei bis sechs landeten Vatan Spor Bad Homburg, Germania Ockstadt, der VfB Friedberg und der SV Reichelsheim. In Steinfurt behielt der SV Niederweisel zum zweitenmal in Folge das bessere Ende für sich, wobei die Mannschaft um Kapitän Günther Volp das entscheidende Duell gegen die erste Garnitur des SV Steinfurt mit 4:3 gewinnen konnte. So ergab sich folgender Endstand: 1. SV Niederweisel 53:15 Tore, 10;4 Punkte; 2. SV Steinfurt I 34:25, 10:4; 3. SV Steinfurt II 33:19, 8:6; 4. VfR Butzbach 34:27, 8:6; 5. TSV Bad Nauheim 35:33, 8:6; 6. SV Obermörlen 32:54, 6:8; 7. SG Oppershofen 22:31,6:8; 8. SGO Bad Nauheim 12:37, 0:14. bo
OFFENBACH. Parken in der Innenstadt wird am 1. April 1993 drastisch teurer. Für den City- und den Innenstadt- Bereich, die Zonen I und II, erhöht der Magistrat - vorausgesetzt die Stadtverordnetenversammlung stimmt zu - die Gebühren um 50 Prozent auf 1,50 Mark pro angefangene halbe Stunde. Die Maximal-Parkzeit wird auf zwei Stunden festgelegt, kostet also sechs Mark.
Die Gebührenerhöhung begründet der Magistrat nicht nur mit der angespannten Finanzlage der Stadt, sondern auch mit dem "gestiegenen Nutzwert von Parkplätzen im öffentlichen Straßenraum" angesichts der immer noch zunehmenden Zahl von Autofahrern.
Die Erhöhung gilt deshalb nicht für kommerziell betriebene Parkdächer und Parkhäuser.
In diesem Zusammenhang kündigt der Magistrat an, daß er weiterhin die mittlerweile altertümlichen, reparatur- und manipulationsanfälligen Parkuhren durch Parkschein-Automaten ersetzen wird. Mittlerweile gibt es schon 17 solcher Automaten in der Offenbacher Innenstadt. lz
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Out of Rosenheim (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Sister Act (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Sister Act (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Die Schöne und das Biest (15, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Columbus 1492 - Die Eroberung des Paradieses (15, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Kevin allein in New York (17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: Ausstellung von Kinder- und Jugendbüchern, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr.
Galerie Scheffel, Ferdinandstr. 19: "Auras del Silencio" von Ricardo Calero, 10 bis 13.
Königstein. Luxemburger Schloß: Bilder des Schweizer Malers Jan-Peter Fluck, 14 bis 16 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Usingen. Mütterberatung im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 11 bis 12 Uhr; Tel. 6 69 66.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie im Haus Bommersheim, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 5 18 42.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr. Seniorentreffs Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Singkreis, Altentagesstätte, In den Dorngärten 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé, Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: "Der Babba darf auch", Töpferkurs für Kinder ab 10 Jahre und deren Eltern, 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Treffen der BUND- Jugend, Ev. Gemeindezentrum, 20 Uhr.
Schmitten. Dienstags-Treff für Jugendliche, Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 19 Uhr.
Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstraße: Filmabend ab 20 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Kurparkführung: Kaiser-Wilhelms- Bad, 15 Uhr.
Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
Mehr als nur Spaß und Spiel ließ die Ankündigung des Kindertheaters "Der Wasserkristall", das am 10. Dezember in Friedberg und am 15. Dezember in Bad Nauheim zu sehen war, vermuten. Deutlich hervorgehoben war der "ökologische Hintergrund", auf dem das Stück von Lakomy spielt. Eine Ansicht, die FR-Leserin Johanna Arlt aus Karben nicht teilen kann. Statt Kritisches sei Klischeehaftes präsentiert worden. Für Johanna Arlt Anlaß nachzufragen, ob sich die Verantwortlichen nicht vorher ansehen sollten, was sie Kindern anbieten.
"Das vom Marburger Schauspiel als Märchenmusical mit ökologischem Hintergrund im Rahmen des Kindertheaterprogramms der Volksbühne Friedberg dargebotene Kindertheater ,Der Wasserkristall&rquote; von Lakomy war an Seichtheit kaum zu überbieten und entbehrte nicht zahlreicher Geschmacklosigkeiten. Mit optischen und akustischen Effekten wurde Faszination erzeugt. Es gab action, wie es die Kinder vom Fernsehen gewohnt sind. Da blieb das ökologische Thema des Wassers eher im Hintergrund. Im Vordergrund ging es um Show-Effekte. Und dazu wurden alle Register gezogen. Für die Kinder nicht erkennbar, aber erlebbar, wurde Sexismus in reinster Form in der Rolle der ,Himmelskuh&rquote; dargeboten. Eine Frau in vollendeter Naivität mit Minirock und überdeutlichen Posen, die ihr Hinterteil als Allerwertestes demonstrierte, wie es in der Phantasie von Männern nur existieren kann, die dazu noch in lächerlich machender und denunzierenden Art und Weise von den Wolkenschäfchen - Männer in Schaffellchen gehüllt, mit demonstrativ hervorlugenden Büstenhaltern und Stöckelschuhen - vorgestellt wurde. Diese Himmelsszene wirkte dazu wie eine Transvestitenschau. Grauenerregende Handlanger des bösen Wasserverkäufers Grugru agierten in Gewaltszenen, die an aktuelle Ereignisse und Handlungsweisen gegenüber Asylanten erinnerten.
Ob die mehrmals abgefragten und mit der wiederholten Aufforderung an die zuschauenden Kinder ,Merkt Euch das!&rquote; versehenen Lernziele:
Wie macht der Frosch - quak-quak! Wie macht das Sternchen - blink-blink! - zu mehr ökologischem Verständnis geführt haben?
Es gibt böse Menschen, die das Wasser aus Gewinnsucht verschmutzen wollen. Sie mit allen Tricks zu besiegen, bringt die heile Welt zurück. Störenfriede müssen nur bekämpft werden! Welches soziale Bewußtsein wird hier suggeriert? Ist es nicht das, was uns in Form von Ausländerhaß und Gewalt gegen Fremde wieder deutlich vor Augen tritt? Lakomys Stück vermittelt kein kritisches, sondern klischeehaftes Denken.
Vermittelt wurde den Kindern eine heile Welt, die sich dem Bösen durch ihre Allmachtsphantasie und Naivität erwehren kann. Heile Welt als Himbeersoße mit Konfetti, in denen Männer als Transvestiten und Frauen mit Sex-appeal Glück verheißen.
Bedauernswert, daß so etwas auf die Bühne gebracht wird, mit dem Anspruch, Kindern ab sechs Jahren etwas zu bieten, was über die Faszination durch action hinausgeht.
Ist es das, was wir brauchen? Wo unsere Kinder leise Töne nicht mehr kennen, wo ihre Phantasie durch die viel zu viel konsumierten Bilder verkümmert, wo sie Schwierigkeiten haben, in einer reizüberfluteten Lebenswirklichkeit zu sich selbst zu finden, und vor ihrer Ungeborgenheit in Allmachtsphantasien flüchten.
Wäre es da nicht wichtiger, ihnen Sinnbezüge zu eröffnen, die ihrer eigenen Phantasie und inneren Kraft Raum läßt, und damit kindliche Bedürfnisse anspricht, statt sie mit noch mehr Klischees aus einer gedankenlosen Erwachsenenwelt zu belasten und unbewußte Vorurteile zu suggerieren?
Wäre es nicht möglich, daß sich die verantwortlichen Veranstalter die Kindertheaterstücke der Volksbühne vorher einmal unter pädagogischen Aspekten anschauen, anstatt sie Hunderten von Kindern unkritisch vorzusetzen, und die Beurteilung allein am begeisterten Beifallklatschen der jungen Zuschauer zu messen? Beifallklatschen ist kein Gradmesser für Richtigkeit! Es sollte nun endlich Schluß damit sein, die Erziehung der Kinder auf die leichte Schulter zu nehmen, wie es in der Pädagogik der fetten Jahre opportun erschien, wenn uns die
Johanna Arlt Am Breul 27 Karben
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Siedler laufen Sturm gegen Erhöhung der Erbpacht Magistrat schlägt bei Vertragsänderungen kräftig auf Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Wir haben lange stillgehalten - damit ist jetzt Schluß!" Kurt Leger, Kreisgruppenvorsitzender des Deutschen Siedlerbundes, protestierte jetzt im Namen von 4000 Bürgern in Frankfurt. Denn der rot-grüne Magistrat erhöht - wegen der schwierigen Finanzlage - die städtischen Erbpachten kräftig. Pächter, die in jüngster Zeit ihren Vertrag mit der Kommune verändern oder verlängern wollten, sahen sich plötzlich mit einem Aufschlag von 300 Prozent und mehr konfrontiert. Bauwillige verzichteten laut Leger schon auf ein neues Haus, erste juristische Auseinandersetzungen sind im Gange - auf die Stadt könnte eine Prozeßwelle zukommen. Alfred Gangel, der Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes, verweist darauf, daß viele Erbpachtverträge noch aus den 50er Jahren stammten. Während die Häuser auf den Grundstücken einen immensen Wertzuwachs erfahren hätten, sei die Pacht kaum gestiegen. Dieses Mißverhältnis könne die Kommune gerade in ihrer heutigen finanziellen Situation nicht länger hinnehmen.
Ein Blick in das Statistische Jahrbuch zeigt, daß im Jahr 1991 die Stadt 209 659 Quadratmeter Grund und Boden in Erbpacht vergeben hatte. Daß hier in die Preise Bewegung gekommen ist, demonstrieren vertrauliche Magistratspapiere, die dem Stadtparlament zur Genehmigung vorlagen. Beispiel: Ein Erbbauberechtigter wollte seinen Kontrakt mit der Kommune um 27 Jahre verlängern. Die Stadt stimmte zu, unter der Bedingung, daß er mehr zahlte - statt 4013 Mark jährlich nun 12 455 Mark.
Kurt Leger vom Siedlerbund nennt andere Beispiele. In der Siedlung Goldstein mit allein etwa 1000 Pächtern sei eine Pacht von bisher 40 Pfennig auf sechs Mark pro Quadratmeter angehoben worden. Leger: "Leute mit 500 oder gar 1000 Quadratmetern können sich das nicht mehr leisten!"
Amtsleiter Gangel gibt sich dennoch zuversichtlich. Er beruft sich auf Paragraph 9 a der Erbbaurechts-Verordnung. Danach könnten Pachten jährlich um den Lebenshaltungskosten-Index erhöht werden. Wenn Verträge sich über Jahrzehnte nicht geändert hätten, seien die gegenwärtigen Preissprünge juristisch durchaus möglich.
Der Siedlerbund hält hingegen das Vorgehen der Stadt für "sozial nicht vertretbar" (Leger). Eine der Forderungen der Pächter an Stadtkämmerer Martin Grüber (SPD) ist deshalb, "die Erhöhungen auf zehn Jahre auszusetzen". Wenn aber schon ein Vertrag sich ändere, müsse die neue Pacht 99 Jahre lang gelten.
Um Unterstützung für ihre Forderungen einzuholen, trafen sich die Vertreter des Siedlerbundes unlängst mit der CDU- Opposition. Dabei wurde "übereinstimmend Handlungsbedarf festgestellt". Bei Grüber hatten die Pächter weniger Glück: Zwei vereinbarte Termine habe der SPD-Politiker platzen lassen - die neue Verhandlungsrunde ist jetzt für 26. Januar vereinbart. Leger: "Wir fühlen uns verschaukelt!"
BAD HOMBURG. Alles über den Baumkuchen - das Backwerk, das in der Vorweihnachtszeit Hochkonjunktur hat -, hat die FR am vergangenen Freitag berichtet. Falsch, nur fast alles. Denn in der Aufzählung der Konditoreien, die im Kreis die hohe Kunst des Baumkuchens beherrschen, hat einer gefehlt: Claus Walter aus Bad Homburg. Kunden, die seinen Baumkuchen zu schätzen wissen, wiesen auf den Fehler hin.
In Walters Backstube in der Haingasse arbeitet bereits die dritte Walze, an der Kuchen bis zu einer Höhe von einem Meter entstehen. Allein 800 Baumkuchen werden jährlich als Firmenpräsente bundesweit verschickt. tom
Über die Debatte in der Bad Vilbeler Stadtverordnetensitzung über die von der Stadtverwaltung veranlaßte Grabsteinumlegung berichtete die FR am 19. Dezember ("Doch keine &rquote;mangelnde Sensibilität&rquote;"). Dazu schreibt FR-Leserin Waltraud Bosold aus Bad Vilbel-Dortelweil:
"Als einer der Sprecherinnen der Bürgerinitiative &rquote;Friedhofsruhe in Dortelweil&rquote; möchte ich folgendes festhalten:
Bei der Versammlung am 5. Dezember (von Herrn Frank als inoffiziell erklärt) haben wir verlangt, daß die gesetzlich vorgeschriebene Überprüfung der Grabsteine im Beisein interessierter und betroffener Bürger stattfindet.
Rechtzeitige Terminierung und Benachrichtigung sollte kein Problem sein. Andernfalls werden wir eine breitere Öffentlichkeit informieren. Auch in Bad Vilbel gilt der Slogan &rquote;Wir sind das Volk&rquote;, und von unseren Steuern, Abgaben und Gebühren werden zum Beispiel ein überflüssiger zweiter Stadtratsposten oder das maschinelle Herausheben und Umlegen der Grabsteine oder die für Fußgänger unfallträchtige Pfasterung unter der Linde finanziert.
Noch eine Frage: Arbeiten die beschuldigten Steinmetze auf anderen Friedhöfen sorgfältiger? Dort gibt es keine solchen Verwüstungen wie hier. Dem Bürger bleibt als Antwort das Kreuzchen auf dem Wahlzettel im nächsten Jahr."
Waltraud Bosold Kastanienstraße 8 6368 Bad Vilbel
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Von Karl-Otto Sattler folgender Text an Combox Berlin zur Weiterleitung an die Redaktion = = = = = = = = = = = = = Für die Europa-Seite:
Nach dem Votum für Straßburg als Sitz des Euro-Parlaments
Europäische Blütenträume an der Ill
STRASSBURG. Jetzt ist sie also gewonnen, die "zweite Schlacht an der Marne", von der einmal Edith Cresson sprach, einstige sozialistische Ministerin in Paris und auch kurzzeitig Premierministerin. Nun, diese "Schlacht" wurde nicht an der Marne geschlagen, sondern in einem mehrjährigen Scharmützel an der Ill im äussersten Osten Frankreichs ausgefochten, und entschieden wurde die Bataille auf der britischen Insel - dieser Tage beim EG-Gipfel in Edinburgh: Die zwölf Regierungschefs beschlossen, Straßburg endgültig und definitiv zum Sitz des Europaparlaments zu machen. Catherine Trautmann, agile sozialistische Bürgermeisterin und Abgeordnete im Euro-Parlament, freut sich natürlich mächtig über diesen Punktsieg im permanenten Konkurrenzkampf mit dem belgischen Brüssel über den imaginären Status der "europäischen Hauptstadt". Indes will sich Trautmann nicht auf diesem mühsam errungenen Lorbeer ausruhen, sondern mit dem europäischen Rückenwind ihren bereits mit Bedacht und Zielstrebigkeit eingeschlagenen Weg energisch fortsetzen, Straßburg zu einer pulsierenden, zukunftsträchtigen Stadt im Herzen Europas zu machen.
In mehr oder wenig schöngeistig-tiefsinnigen literarischen Betrachtungen über das Wesen Straßburgs als solches wird die elsässische Hauptstadt gern als "belle europeenne", als "schöne Europäerin" tituliert. Gelegentlich ist aber auch, durchaus liebenswürdig, von der "alten Dame" Straßburg die Rede. Und als solche betuliche alte Jungfer war bis zum Wahlsieg der PS und Trautmanns 1989 die traditionsreiche Stadt drauf und dran, ihre europäische Zukunft zu verschlafen: Die konservative Altherrenriege im Rathaus unter Marcel Rudloff (jetzt Präsident des elsässischen Regionalparlaments) hatte die Zeichen der Zeit nicht so recht erkannt - daß nämlich der Zug zur Brüsseler Zentrale abzufahren drohte, weil immer mehr Euro- Parlamenarier mit durchaus plausiblen Argumenten nach Belgien drängten. Auch die Pariser Regierung hatte sich lange Zeit nicht übermässig stark gemacht für die Stadt an der Ill.
Die bedeutsamen EG-Institutionen sind bislang auf drei Städte verteilt. In Brüssel ist der politische Kern der EG mit der Kommission und dem Ministerrat beheimatet. Luxemburg beherbergt den Europäischen Gerichtshof, die Investitionsbank und den Rechnungshof. In Straßburg ist der mit 27 Mitgliedsstaaten über die EG hinausreichende Europarat angesiedelt. Und dann das Parlament, das seinerseits wiederum dreigeteilt ist: In Straßburg finden monatlich für eine Woche die Plenarsitzungen samt den wichtigen Etatberatungen statt, in Brüssel tagen Fraktionen und Ausschüsse, in Luxemburg ist als Parlamentsverwaltung das Generalsekretariat etabliert. Dieses Modell galt bis Edinburgh als bloß "provisorisch".Es waren vor allem britische und belgische Abgeordnete, die dort musizieren wollten, wo auch die eigentliche Musik gemacht wird - nämlich in Brüssel, wo bei der Kommission und dem Ministerrat die Entscheidungen fallen. Zudem wurde die Effizienz ins Feld geführt: Immerhin kostet der ewige "Wanderzirkus" den EG- Steuerzahller jährlich rund 80 Millionen Mark. Einmal im Monat ziehen die 518 Abgeordneten samt dem Troß aus Verwaltungsbeamten, Sekretärinnen, Dolmetschern, Mitarbeitern und Journalisten, alles in allem rund 3000 Personen, von Brüssel nach Straßburg mit ungeheuren Mengen an Akten um. Dann stapeln sich in den Fluren der Straßburger Büros die Blechkisten mit ungeheuren Papiermengen - um nach den Debatten wieder nach Brüssel geschafft zu werden.
Immer mehr Euro-Parlamentarier entdeckten Ende der achtziger Jahre ihre Neigung zu Brüssel. Auf wenig aussichtsreichem Posten trat dann Catherine Trautmann ihren Feldzug an. Unermüdlich warb "Madame le Maire" um die Aufwertung ihrer 250000 Einwohner-Stadt: Straßburg als wirtschaftliches und politisches Tor Frankreichs zu Osteuropa, Straßburg als Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung und damit ein europäisches Fundament, Straßburg als Ausdruck des geschichtlichen europäischen Humanismus - solche Argumente sollten nicht zuletzt die Pariser Regierung zu einem größeren Engagement für die kleine elsässische Schwester bewegen.
Zu Hilfe kam der wackeren Kämpferin im Rathaus schliesslich die Auseinandersetzung um den Vertrag von Maastricht. Francois Mitterrand hatte eine Dankespflicht abzutragen, verhalfen doch schliesslich die Elsässer mit großen Mehrheiten (in der Stadt Straßburg gab es den Rekord mit 72 Prozent Ja- Stimmen) am 20. September beim französischen Referendum zum knappen "oui". Und die Kontroverse um Maastricht ließ nicht nur bei vielen EG- Bürgern, sondern auch bei den Regierungen die Einsicht wachsen, daß die Zentralisierung Europas auf "Brüssel" wohl nicht das Gelbe vom Ei ist und daß eine Dezentralisierung der Entscheidungszentren durchaus ihr Gutes haben könne - und daß man sich dies auch was kosten lassen solle, einschließlich "Wanderzirkus". Letztlich gab es in Edinburgh einen deutsch-französischen Kompromiß: Straßburg wird Sitz des EG-Parlaments, und die Deutschen erhalten künftig die meisten Mandate in diesem Parlament. Außerdem hofft Bonn auf Pariser Unterstützung bei der Frage, wo die künftige europäische Zentralbank angesiedelt wird.
Praktisch wird sich beim EG- Parlament zunächst nichts ändern, die "Dreiteilung" zwischen Straßburg, Brüssel und Luxemburg wurde im Prinzip nur formell festgeschrieben. Doch bei der jüngsten Sitzungswoche im Dezember war im Euro- Parlament bei Tischgesprächen und beim Plausch an der Cafe-Bar so manche Mutmaßung zu hören: Als Sitz des Parlaments werde Straßburg schon eine eigene Dynamik und Anziehungskraft entfalten, und über kurz oder lang werde wohl zumindest die Parlamentsverwaltung von Luxemburg in Elsaß verlegt.
Auch das Umfeld wird in Straßburg attraktiver. Zur Zeit tagt das Euro-Parlament mangels eines eigenen Plenarsaals noch zur Untermiete in Palais d'Europe beim Europarat. Schon bis 1996 indes will Catherine Trautmann ein neues Kongresszentrum fertigstellen (da geht es um einiges schneller zu als bei den Hauptstadtbauten in Berlin), das sich über millionenschwere Mietzahlungen des Europaparlaments finanzieren soll. Ein neues Straßenbahnnetz soll die zuweilen etwas chaotischen Verkehrsverhältnisse in Straßburg verbessern. Mit neuen Argumenten kann "Madame le Maire" nun in Paris auf den Ausbau des kleinen Flughafens in Entzheim und auf den Anschluß Straßburgs ans Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz TGV dringen.
Nicht nur der Parlamentssitz läßt die europäischen Perspektiven der Stadt in einem rosigeren Licht erscheinen. Der deutsch-französische TV- Kulturkanal "arte" sendet seit Mai von der Ill aus. Der Führungsstab des deutsch- französischen Eurocorps residiert in Straßburg. Die französische Elite-Hochschule ENA wurde, ein geradezu revolutionärer Akt, von Paris nach Straßburg verlegt. Und vielleicht gewinnt die einst von Lothar Späth in die Welt gesetzte Idee eines "Euro-Districts" Straßburg/Kehl mit diplomatischem Sonderstatus und eigenen Hoheitsrechten, worunter sich bislang niemand so recht etwas vorstellen kann, jetzt an inhaltichen Konturen.
Freilich herrscht in Straßburg nicht nur eitel Freude. So manche Bewohner haben durchaus gemischte Gefühle. Je europäischer, je weltläufiger mit politischen und sonstigen Kongressen es in Straßburg zugeht, desto hektischer wird es auch werden - Brüssel kann da als Beispiel dienen. Mit der wenigstens in der Altstadt in der Umgebung des Münsters hin und wieder noch anzutreffenden Ruhe und Muße wird es dann vollends vorbei sein. Vor allem aber: Schon jetzt ist Straßburg eine der teuersten Städte Frankreichs, bei Immobilien und Mieten wie beim Menu im Restaurant. In Zukunft wird alles wohl noch kostspieliger. Und der Durchschnitts- Straßburger verfügt keineswegs über die üppigen Diäten der Euro-Parlamentarier.KARL-OTTO SATTLER
doe FRANKFURT A. M. Das Pokern um den Verkauf der BfG Bank an die französische Staatsbank Crédit Lyonnais ist angeblich beendet. "In allen bisher noch strittigen Punkten" sei "eine Verständigung" erzielt worden, teilt die Aachener und Münchener Beteiligungs- AG (AMB) mit, die derzeit noch gut die Hälfte vom Kapital des Frankfurter Geldhauses besitzt: Der Vertrag mit dem Crédit Lyonnais (CL) werde "planmäßig noch vor Weihnachten" unterzeichnet.
In den vergangenen Wochen hatte es erhebliche Irritationen über den Deal gegeben. Mal hieß es, die französische Staatsbank CL verlange plötzlich sehr weitgehende Garantien für alte BfG- Forderungen. Dann wurde die Befürchtung gestreut, das Koppelgeschäft - der CL erleichtert die AMB um den BfG- Klotz, dafür wird die verschwisterte Assurances Générales de France (AGF) als Großaktionär des Aachener Versicherungsriesen anerkannt - drohe zu scheitern, weil sich die französische Bank wieder davonstehlen könne, sobald die vinkulierten Namensaktien auf die AGF umgeschrieben seien. Solchen Unterstellungen hat der CL energisch widersprochen.
"Entgegen anderslautenden Gerüchten" betont die AMB, daß wie geplant am 30. Dezember die Hauptversammlung zusammenkomme, die nach dem Willen des Vorstandes BfG-Verkauf und Umschreibung der AGF-Papiere absegnen soll. Beobachter rätseln allerdings, weshalb für den 29. Dezember noch eine "vorbereitende Aufsichtsratssitzung" einberufen wurde. Wahrscheinlich soll dem Kontrollgremium dann der endgültige Vertragstext mit den Franzosen vorgelegt werden.
Hartnäckig halten sich jedoch auch Gerüchte, denenzufolge AMB-Aufsichtsratschef Helmut Gies wegen seines Zickzackkurses an jenem Tag den Hut nehmen muß. Der cholerische "Kaiser von Aachen" hatte als Vorstandschef den Kauf der gewerkschaftseigenen BfG eingefädelt. Doch das erhoffte Allfinanzwunder blieb aus, die BfG wurde für die Aachener zum Milliardengrab.
Angeblich ist Gies bereits auf der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Samstag einem Mißtrauensvotum nur aus formalen Gründen entgangen. AMB-Sprecher Michael Rabe wollte zu der Zusammenkunft "keine Stellungnahme" abgeben. Doch gilt als offenes Geheimnis, daß die La Fondiaria (AMB-Anteil: 20 Prozent) auf die Ablösung von Gies drängt.
SCHÖNECK. Als Reaktion auf die wachsende Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik hat ein Brautpaar aus Schöneck-Kilianstädten am Wochenende dem Kindergarten in der Flüchtlingsunterkunft in Büdesheim einen Betrag in Höhe von 2300 Mark gespendet.
Das Ehepaar, das namentlich nicht genannt werden möchte, hatte auf Hochzeitsgeschenke verzichtet und seine Gäste gebeten, statt dessen "ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit" zu setzen und Geld für die Flüchtlingskinder zu spenden. Die beiden Kilianstädter hoffen, daß ihr Beispiel Nachahmer findet. are
KELKHEIM. In diesem Sommer wurden zwar weniger Besucher im kombinierten Hallen- und Freibad gezählt als im Vorjahr, doch die Einnahmen waren trotzdem höher. Ersteres führt die Stadt auf die dreiwöchige Schließung des Hallenbades zurück, dessen Dach renoviert werden mußte, letzteres auf die höheren Eintrittspreise. Unterm Strich ist die Verwaltung zufrieden: Trotz der Pause tummelten sich genau 93 384 Badegäste im Wasser und auf der Liegewiese direkt am Waldrand - 27 140 weniger als im Vorjahr. Spitzenmonat war der Juli, in dem sich knapp 30 000 Wasserratten auf den Weg ins Schwimmbad machten. Etwa tausend Gäste weniger waren es noch im August, bevor sich im kühlen, nassen September gerade noch 1 231 Hartgesottene ins Wasser wagten. Zufrieden war die Stadtverwaltung auch mit dem Auftakt der Badesaison: Im Mai wurden rund 12 900 Besucher gezählt, einen Monat später bereits 20 500. Knapp 240 000 Mark hat die Stadtverwaltung während der Saison eingenommen - genau 398 Mark mehr als im Vorjahr. ana
Dem König der Kuchen macht ein Kamm seine schlanke Taille Der unaufhaltsame Aufstieg vom Prügel- zum Baumkuchen / Jetzt hat das Konditoren-Kunstwerk Hochsaison / Prüfstein für Meister
Baumkuchen sind Prüfungsarbeit, wenn ein Geselle seinen Meister macht. Und das Wappen des Deutschen Konditoren-Verbandes ziert keine Schneckennudel, kein Apfelkuchen, sondern das taillierte Backwerk. Klar, er ist der "König der Kuchen" und hat - dank intensiver Handarbeit - seinen Preis. Ein großer Baumkuchen, wie er etwa zu einer Hochzeit oder sonstigen Feier hergestellt wird, kann mit 80 bis 100 Zentimeter Höhe und besonderer Verzierung durchaus 400 Mark kosten.
Das Rezept, so erzählt Rolf Weil (Bad Homburg), stammt aus Tirol. Dort wurden seit dem Mittelalter sogenannte Prügelkuchen gebacken: Der Kuchen wuchs über einem Holzprügel auf offenem Feuer zu immer größerem Durchmesser heran. Heute ist an die Stelle des Prügels eine Maschine getreten, in der sich eine Walze langsam dreht. Und doch kommt beim Baumkuchen alles auf die Erfahrung des Konditors und auf seine Geschicklichkeit an. In der Backstube der Konditorei Kofler-Weil in der Louisenstraße arbeitet ein "antikes Modell". "Ich bin jetzt 36 Jahre in der Firma; so lange steht die Maschine da", erzählt Meister Werner Stamm. Rolf Weil, der den Betrieb an seinen Sohn Ralph übergeben hat, aber noch Mitinhaber ist, weiß es genauer: Das Gerät ist sogar 42 Jahre alt.
Weil wurde in die Geheimnisse des Baumkuchens in Frankfurt eingeweiht. Sein Königsteiner Kollege Christoph Kreiner erhielt die höheren Back-Weihen in Luxemburg. Beide schwören auf Gas. "Ein Baumkuchen braucht angreifende Hitze", meint Kreiner. Helmut Leitner, Konditormeister bei Peter Kofler in Bad Homburg, backt dagegen elektrisch. Manche Kollegen meinen, ein am Gas gereifter Kuchen sei saftiger als der vom Strom, aber Leitner sieht "praktisch keinen Unterschied".
Die Walze, die den späteren Hohlraum des Baumkuchens ausmacht, ist mit Stanniol umwickelt. Unterhalb, im Vorratstrog der Maschine, harrt die Masse der Schöpfkelle. Der Konditor gibt sie auf die rotierende Walze; ein Teil bleibt hängen, ein Teil tropft herunter. Stimmt die Gestalt, schwenkt der Mann die Walze hin zur Hitze: die erste Schicht wird gebacken. Der Vorgang wiederholt sich bis zu 20mal - wie ein Baum setzt der Kuchen immer neue Ringe an. Immer wieder legt der Meister ein Gerät an, das wie ein überdimensionaler Kamm aussieht und dem Backwerk die Taillen macht.
Klar, Baumkuchen gibt es das ganze Jahr. Aber wenn es auf Weihnachten zugeht, steigt die Nachfrage - nach dem Motto: zu einem besonderen Fest ein besonderer Leckerbissen. "Von der letzten November-Woche an backen wir täglich. Zwei Maschinen laufen parallel", berichtet Helmut Leitner aus dem Hause Kofler. Bis zu 80 Zentimeter Höhe geben die Geräte her. Doch wenn der Kuchen so hoch bleiben soll, muß eine konische, oben sich verjüngende Walze genommen werden; andernfalls droht die Statik zu versagen. Ein solches Kunstwerk kann gut neun Kilo auf die Waage bringen.
Peter Kofler hat mit seinen Baumkuchen so manchen Preis gewonnen. Den Namen Bad Homburgs tragen sie auch in die Welt hinaus: im Rhein-Main-Gebiet und in Deutschland häufig, gelegentlich auch in die USA - und einmal flog ein Homburger Baumkuchen gar nach Australien.
Eine hessische oder gar Homburger Spezialität ist der Baumkuchen nicht. In Deutschland waren die Exemplare aus Cottbus und Salzwedel stilbildend. Trotz aller Experimente mit Verzierungen und zusätzlichen Geschmacks-Tricks: Als klassisch gelten nach wie vor der Schokolade-Überzug und die Fondant-Glasur (Zuckerguß mit Zitronengeschmack).
Hat eine Konditorei, die Baumkuchen produziert, ein Café dabei, gibt's das Backwerk auch in kleinen Stücken. Christoph Kreiner bietet in Königsteins Hauptstraße Halbringe, hell oder dunkel glasiert, oder kleine Spitzen als Teegebäck an. Den Betrieb hat Großvater Adam Kreiner 1905 gegründet. Nicht nur die Meister, auch die Lehrlinge lassen Baumkuchen wachsen. Christoph Kreiner: "Es sollen ruhig alle dran."
Wer glaubt, Baumkuchen sei eher trokken und nicht allzu gehaltvoll, liegt daneben. Schon die Masse, obwohl sie leicht und luftig schmeckt, hat es in sich. Viel Butter, viele Eier, lauter hochwertige Zutaten treiben den Preis ebenso wie die Kalorienzahl in die Höhe. Schon ein halber Ring macht ganz schön satt. Und ein Baumkuchen mit fünf Ringen wiegt ein knappes Kilo und kostet rund 50 Mark.
Helmut Leitner ißt Baumkuchen nach eigenem Bekunden "sehr gerne", aber Werner Stamm würde sich im Zweifelsfall anders entscheiden: Wenn ich die freie Auswahl hätte, würde ich einen Apfel- oder Streuselkuchen vorziehen." THOMAS RÜGGEBERG
HAINBURG. Bei dem Feuer, das in der Nacht zum Freitag die Kreuzburghalle im Ortsteil Klein-Krotzenburg in Schutt und Asche gelegt hat, schließt die Kriminalpolizei vorsätzliche Brandstiftung aus. Das erklärte gestern der Sprecher des Polizeipräsidiums Offenbach, Karlheinz Raupach. Demnach komme fahrlässige Brandstiftung oder ein technischer Defekt als Ursache des Flammen-Infernos in Frage. In die Ermittlungen hat sich das Landeskriminalamt eingeschaltet. ttt
Telefone und CD-Spieler gestohlen BAD ORB. Zwei Autotelefone und einen CD-Spieler haben Autoknacker am Sonntag "Am Aubach" erbeutet. Nach Polizeiangaben reichten ihnen 30 Minuten, in denen die beiden Fahrzeuge dort unbeobachtet standen. Schaden: 10 000 Mark.
OBERTSHAUSEN. Die neue Brücke sei ein Meilenstein für die Umgehungsstraße Obertshausens, erklärte Bürgermeister Josef Seib, zückte die Schere, durchschnitt das rotweiße Band, das die Fahrbahn im Rembrücker Weg überspannte und gab die Brücke für den Verkehr frei. Fast die halbe Stadtverordnetenversammlung und zahlreiche Zuschauer hatten sich eingefunden, um diesen historischen Moment mitzuerleben.
Im Juni war die einspurige alte Brücke, die hinüber zum Gelände der Kleingärtner und Geflügelzüchter führt, abgerissen worden. In einem halben Jahr stellte das Autobahnamt Frankfurt eine neue Brücke an die Stelle der alten. Sie ist 60 Meter lang und 12,5 Meter breit und verfügt über einen 2,5 Meter breiten Fuß- und Radweg. Auf der südlichen Autobahnseite soll einmal die Umgehungsstraße von der Heusenstammer Straße kommend parallel zur Autobahn verlaufen und später weiter östlich unter der Autobahn hindurch und über eine Eisenbahnbrücke zum Knoten an der B 448 führen. Knapp 3,6 Millionen Mark hat das Bauwerk gekostet. Knapp 2,4 Millionen Mark zahlt der Bund, eine halbe Million das Land. An der Stadt Obertshausen bleiben etwa 200 000 Mark hängen, weil sich ihr Anteil von 754 000 Mark noch durch andere Landeszuwendungen reduziert. Als nächster Schritt für die Umgehungsstraße ist im Frühjahr der Baubeginn für die Eisenbahnbrücke am Appeneichwald geplant.
Zeitlich in etwa parallel dazu soll auch mit dem Bau der Trasse der Umgehungsstraße südlich der Autobahn begonnen werden. pmü
"Innere und äußere Ausgrenzung" stellen keine Lösung des Flüchtlingsproblems für Deutschland dar. Papst Johannes Paul II. sprach am Wochenende vor südwestdeutschen Bischöfen unter anderem über den Schutz des Lebens und das Asylrecht. Das Oberhaupt der katholischen Kirche verurteilte die "schrecklichen Ausschreitungen" gegen Asylbewerber und Ausländer, würdigte aber auf der anderen Seite zugleich die praktizierte "Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft" in Deutschland gegenüber Fremden. Wir dokumentieren Auszüge aus der Rede des Papstes an die deutschen Bischöfe.
Der AV Schaafheim hat mit einem 24:9,5-Erfolg über die KG Schwalbach/ Schwarzenholz am letzten Kampftag der Zweiten Ringer-Bundesliga den zweiten Tabellenplatz verteidigt und steht in der Play-off-Runde um den Aufstieg in die Bundesliga-Nordgruppe. Sicher setzten sich die Schaafheimer vor 200 Zuschauern durch. Dem FSV Münster brachte der überraschende Sieg beim Meister KSV Köllerbach hierdurch nichts mehr ein. Obwohl sie den Köllerbachern mit 15:11 die einzige Saison-Niederlage beibrachten, müssen sie sich mit Rang drei zufriedengeben, der nicht zur Play-off-Teilnahme berechtigt.
Während die Münsterer sich nun erholen dürfen, geht es für die AV-Ringer bereits am 2. Januar mit dem Kampf gegen den SV Halle weiter. Neben Köllerbach und dem AV nehmen Halle und der TKSV Bonn-Duisdorf an den Aufstiegskämpfen teil. Bis zum 6. Februar werden alle Hin- und Rückkämpfe absolviert sein. Der Sieger steigt in die Erste Liga auf. Das Erreichen der Play-offs stellt für den AV bereits den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte dar und wurde entsprechend gefeiert.
So ganz ohne Bedenken waren die Schaafheimer nicht in den abschließenden Kampf gegangen, auch wenn sie auf dem Papier der klare Favorit waren. Für die Gäste ging es immerhin noch um den Klassenerhalt. Holger Kartschall (bis 48 kg) kam zum Auftakt kampflos zu vier Punkten, Schwergewichtler Dominik Hirschland mußte dann gegen Loverde allerdings zwei Zähler abgeben (0:2- Punktniederlage). Ralf Markgraf gelang ein Blitzsieg: Nach 20 Sekunden legte er den Schwalbacher Becker auf die Schultern. Weitere vier Punkte steuerte Ringer-Trainer Tino Hempel bei, der gegen Bredy nach viereinhalb Minuten mit 15:0 überlegen siegte. Nur zehn Sekunden dauerte es, ehe Rainer Markgraf seine vier Zähler sicher hatte. Sein Kontrahent Wehling gab frühzeitig auf. Ringer-Trainer Nummer zwei, Mario Gattnar, gelang ein 3:2-Punktsieg über Xahyaoglu und Engin Ürüns Gegner Pohl gab nach dreieinhalb Minuten auf.
Die zweite AV-Niederlage mußte Normen Krautwurst auf Schultern nach dreieinhalb Minuten gegen Gabriel hinnehmen. Siggi Sauer holte die beiden letzten Punkte für den AV mit einem 2:0 über Greifenhagen, ehe auch Peter Krautwurst (0:3,5 gegen Goczol) die Segel streichen mußte. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch der Kampf schon lange zugunsten der Gastgeber entschieden. Der kalt gestellte Sekt durfte geschlürft werden, denn durch ihren Sieg hatten sich die Schaafheimer den zweiten Rang gesichert, unabhängig vom Ausgang des Kampfes zwischen Köllerbach und Münster. Und das sollte sich als wichtig erweisen. Die KG Schwalbach/Schwarzenholz muß nun den Köllerbachern und Schaafheimern in den Play-offs die Daumen halten: Nur wenn eines dieser beiden Teams aufsteigt, darf die KG in der Zweiten Liga verbleiben. Besiegelt ist hingegen der Abstieg für Pirmasens, Bretzenheim/Worms und Langenlonsheim.
Der FSV Münster bot beim Meister zum Abschluß eine großartige Leistung und fügte den Köllerbachern die erste und einzige Saison-Niederlage zu. Mehr als persönliche Befriedigung schöpfen die Münsterer hieraus jedoch nicht. Die Derby-Niederlagen gegen Schaafheim kosten sie in der Endabrechnung den Vizetitel. Vier Siege zum Auftakt brachten den FSV in Köllerbach von Beginn an nach vorn. Thomas Wörner erzwang gegen Michael Dienhart einen Abbruch nach dreieinhalb Minuten bei 15:0, Schwergewichtler Klaus Schmitt verbuchte ein 6:0 über den um einiges schwereren Peter Walz, Ralf Kotsch, Unglücksrabe des Derbys, rang in einem guten Kampf Michael Klein mit 2:1 nieder und Klaus Roth erzielte ein 3:0 über Jörg Jakob. Den einzigen Sieg für Köllerbach vor der Pause erzielte Horst Jakobs gegen Holger Rauscher mit 9:0.
Nach der Pause lief es zunächst andersherum: Olgun Levent unterlag dem Olympiavierten von Barcelona und Neuzugang der Köllerbacher Fatih Özbas nur mit 1:3. Noch weniger ausrichten konnte Harald Hört gegen den Dritten der deutschen Meisterschaft, Fazli Yeter, der nach zwei Minuten den Abbruchsieg sicherstellte. Durch Jürgen Both, der Dieter Löbig mit 9:5 niederhielt, ging der Meister erstmals mit 11:10,5 in Führung.
Doch die Münsterer hatten ihr "Pulver" noch nicht verschossen. Lubos Jelinek drehte mit einem sicheren 8:0 gegen Andreas Heier den Spieß wieder um. Mit einer 13:11-Führung im Rücken trat Thomas Hasieber zum Abschluß gegen Ertan Arslan an. In einer äußerst spannenden Partie behielt der Vertreter von Markus Rill mit 8:7 knapp die Oberhand und sicherte dem FSV den Sieg, der zwar erfreulich, aber leider bedeutungslos war.
RESULTATE DES LETZTEN KAMPF- TAGES: ASV Hüttigweiler - KSG Ludwigshafen 14:15,5, RWG Bretzenheim/ Worms - KSV Waldaschaff 10:26, KSV Köllerbach - FSV Münster 11:15, AV Schaafheim - KG Schwalbach/Schwarzenholz 24:9,5, Langenlonsheimer SC - ASV Pirmasens 40:0.
DIE ABSCHLUSS-TABELLE DER ZWEITEN BUNDESLIGA MITTE: 1. KSV Köllerbach 33:3/409:164,5-Punkte, 2. AV Schaafheim 28:8/345:211, 3. FSV Münster 27:9/319,5:190,5, 4. KSG Ludwigshafen 26:10/377,5:1183,5, 5. ASV Hüttigweiler 20:16/314:248,5, 6. KSV Waldaschaff 18:18/326:264,5, 7. KG Schwalbach/ Schwarzenholz 14:22/282:275,5, 8. Langenlonsheimer SC 9:25/257,5:336,5, 9. RWG Bretzenheim/Worms 4:32/144:478, ASV Pirmasens 0:36/109:528. ina
WEHRHEIM. Mit der Neugestaltung der Friedhöfe will Wehrheim auch eine Stätte für die Beisetzung von Urnen einrichten. Das Parlament stimmte am Freitag einem entsprechenden Antrag der CDU zu.
Gudrun Himmelreich begründete für die CDU den Antrag damit, daß Urnenbestattung heute keine Seltenheit mehr sei. Für die Gemeinde sei es daher geboten, eine Möglichkeit für diese Art der Beisetzung zu schaffen.
Die Entwicklung der letzten Jahre bestätigt die Wehrheimer Entscheidung: Nach einer Umfrage des Deutschen Städtetages stieg die Zahl der Urnenbeisetzungen von 1950 bis 1991 von insgesamt knapp 40 000 auf 188 000. Damit lassen sich in den alten Bundesländern mittlerweile insgesamt rund 27 Prozent einäschern.
Dabei gibt es bundesweit zwischen den Kommunen ein starkes Gefälle: Während in Flensburg rund 83 Prozent aller Verstorbenen eingeäschert werden, sind es in Köln nur 18 und in Bielefeld sogar nur elf Prozent.
Im Rhein-Main-Gebiet hat sich die Zahl der Urnenbestattungen auf die Hälfte eingependelt. Diesem Trend möchte sich Wehrheim nicht verschließen. ca
GELNHAUSEN. Wild gestikulierend haben am Sonntag kurz nach Mitternacht einige Asylbewerber in der Seestraße ein Taxi angehalten. Der Grund: Einer von ihnen hatte einen tiefen Messerstich im Gesäß und mußte dringend ins Krankenhaus gebracht werden.
Nach Angaben der Polizei steht die Verletzung möglicherweise im Zusammenhang mit einem Vorfall, der etwa anderthalb Stunden später vom Wachpersonal in der Colemann-Caserne zu Protokoll gegen wurde. Dort sei es zwischen alkoholisierten Algeriern zum Streit gekommen, wobei ebenfalls einer der Nordafrikaner mit Messerstichen im Oberschenkel verletzt wurde.
Zwei Tatverdächtige sind mittlerweile in die Unterkunft nach Schwalbach gebracht worden, heißt es. jan
Aufgrund der besonderen Form und der dazu nötigen Technik bleibt der Baumkuchen den Profis vorbehalten. Doch auch zu Hause könnte ein Kuchenliebhaber aus den Zutaten des Baumkuchens eine Art Torte backen, die zwar ähnlich schmecken, aber zwangsläufig völlig anders aussehen würde.
Der Baumkuchen entsteht aus einer sogenannten Drei-Kessel-Masse. Im ersten Behälter werden Butter, Marzipan, Zitrone, Vanille und Weizenpuder schaumig gerührt, im zweiten Eigelb und invertierter Zucker, im dritten Eiweiß und Zucker. Diese drei Bestandteile werden dann vermischt; in bis zu 20 Schichten wird die Masse auf die rotierende Walze gegeben und jeweils zwischengebacken. tom
Der saarländische Umweltminister Jo Leinen will mehr Berufspendler zum Umsteigen auf Fahrgemeinschaften bewegen. Der SPD-Politiker stellte dazu jetzt in Heusweiler bei Saarbrücken ein neues Programm zur Einrichtung von Mitfahrer-Parkplätzen vor. Danach sollen an Autobahnauffahrten oder Knotenpunkten wichtiger Straßen bis 1995 weitere 800 Stellplätze geschaffen werden. Bisher stehen rund 650 Plätze zur Verfügung oder sind im Bau.
Um den Gesamtbedarf zu ermitteln, hatte das Ministerium eine landesweite Umfrage bei Städten und Gemeinden durchgeführt. Auf die Parkplätze weist künftig ein einheitliches Schild mit der Aufschrift "Treffpunkt Fahrgemeinschaft" hin. (AP)
MAIN-KINZIG-KREIS. Für das Sozialamt des Kreises beginnt das neue Jahr mit einer gewaltigen zusätzlichen Aufgabe: Durch eine Gesetzesänderung wird die Zuständigkeit für die stationäre Altenpflege vom Landeswohlfahrtsverband auf den Landkreis übertragen. "Die dadurch entstehenden Mehraufwendungen werden aber durch die Verringerung der Verbandsumlage nicht ausgeglichen", verweist Sozialdezernent Erich Pipa auf die negativen finanziellen Folgen für den Main-Kinzig-Kreis und die anderen Landkreise in Hessen.
Grundsätzlich sei die Übertragung der Zuständigkeit aber zu begrüßen, so Pipa. Der örtlich zuständige Sozialhilfeträger könne damit eine durchgängig gleichgestaltete Betreuung für ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfe verwirklichen. Pipa: "Das zum Teil hinderliche Aufgabensplitting ist damit beseitigt." Für denkbar schlecht hält er jedoch die organisatorische Umsetzung des Gesetzes.
So seien für die 1300 Fälle, für die das Sozialamt ab dem 1. Januar zuständig ist, bislang kaum Akten vom Landeswohlfahrtsverband eingegangen. Besonders scharf kritisiert Pipa, daß die bisher mit den Fällen betrauten Sachbearbeiter beim Landeswohlfahrtsverband bleiben sollen, die Kreise jedoch voraussichtlich neues Personal benötigen werden. "Unter diesen Umständen kann die verlangte Kostenneutralität natürlich nicht eingehalten werden."
Der Sozialdezernent schätzt die zusätzlichen Aufwendungen des Kreises auf mehrere Millionen Mark. Hessenweit sind es rund 20 000 Fälle, die vom Landeswohlfahrtsverband bearbeitet werden. Das Kostenvolumen beläuft sich auf rund 850 Millionen Mark. Die rund 1300 Fälle im Main-Kinzig-Kreis sind mit einem Kostenvolumen von rund 54 Millionen Mark zu veranschlagen. Diesen Ausgaben stehen Ersparnisse bei der Verbandsumlage und Einnahmen aus Renten und ähnlichem gegenüber. Im Sozialamt laufen gegenwärtig die organisatorischen Vorbereitungen auf Hochtouren. Es sind neue Sachgebiete zu schaffen, Zuständigkeiten neu zu ordnen, und das Personal muß eingearbeitet werden. are
Die Zuwanderung nach Deutschland ist mit Einzelmaßnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen. Dirk Hoerder formuliert deshalb Überlegungen zu einer "Zuwanderungsgesetzgebung", die aus einem Aufnahmegesetz, einem Überführungsgesetz, einem Integrationsgesetz und schließlich einem Antidiskriminierungsgesetz bestehen soll. Der Autor formuliert seine Überlegungen und Empfehlungen vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit Einwanderung in den USA und Kanada. Dirk Hoerder ist Professor für Sprach- und Kulturwissenschaften an der Universität Bremen.
HÖCHST. Auch viele Höchster wollen sich heute an der Frankfurter Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus beteiligen. Die Mitglieder der Flüchtlings-Arbeitsgemeinschaft starten um 18.19 Uhr mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Wer mit Kerzen, Laternen oder Taschenlampen ein leuchtendes Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit setzen möchte, kann sich der Gruppe anschließen. Die Arbeitsgemeinschaft will sich vom Theaterplatz aus an der Lichterkette beteiligen.
Gemeinsam bricht auch der BUND- Ortsverband zur Demonstration auf. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr der Höchster Bahnhof. Von dort starten die BUND'ler um 18.39 Uhr mit der S-Bahn Richtung Hauptwache. tos
HOCHTAUNUSKREIS. "Pferdekutschen und Leihfahrräder werden die große Zahl der Hessenpark-Besucher nicht befördern können und stellen keine Alternative zum Auto dar", erklärt der Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Umlandverband Frankfurt, König.
Eine Schmalspurbahn könne in einer Spurweite von 600 oder 750 Millimeter und entlang der Wirtschaftswege geführt werden. Die Verwendung von Rasengleisen würde dann seiner Ansicht nach eine Anpassung an die Landschaft ermöglichen.
Damit bezieht König zu der Kritik des BUND Wehrheim Stellung, wonach eine Kleinbahn die Landschaft irreparabel schädigen würde. König zufolge müsse man sich dann aber die Frage stellen, ob "der Hessenpark an der falschen Stelle liegt".
Wer dies verneine, müsse nach Wegen suchen, das Museum so vielen Menschen wie möglich zu erschließen. jd
Als der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Franz Steinkühler, sich dem Motto für den 1. Mai 1993 ("Frau geht vor") verweigerte, ging der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) flugs in die Knie - nach der Devise "Franz geht vor", wie Gewerkschafterinnen so trefflich anmerkten. Statt des von Steinkühler verworfenen Drei-Wörter-Satzes soll nun das Motto "Zeichen setzen: Für Gleichberechtigung, Toleranz und Gerechtigkeit" die Massen der Arbeitnehmer zu den Mai-Reden der Gewerkschaftsfunktionäre locken.
Wer den Streit um das Mai-Motto damit beigelegt wähnte, der irrt. Vor wenigen Tagen folgte dem ersten Kniefall der zweite. Die Beteiligten sind auch diesmal wieder die IG Metall und die DGB-Spitze - in Person des Vorstandssekretärs Günther Horsetzky. Die Leidtragenden sind die Frauen. Und zur Disposition steht die oft gerühmte innergewerkschaftliche Streitkultur.
"Der DGB und seine Frauenoffensive: ein Schritt vor - zwei zurück" lautete die Überschrift eines Artikels, in dem die Leiterin der DGB-Abteilung Frauen, Gabriele von Camen, in der Januar-Ausgabe der DGB-Funktionärszeitschrift Die Quelle die Querelen um das Mai- Motto aus Frauensicht kritisch beleuchten wollte. In dem Artikel wertet sie das Verhalten der DGB-Spitze - bezugnehmend auf das geplante Signet - als "Tritt vors Schienbein der selbstbewußt ausschreitenden Frau".
So unerhört scharfe Töne und Sätze des Artikels wie "Wer die Gleichstellung der Frau ernsthaft will, muß bereit sein, die Macht in unserer Gesellschaft neu zu verteilen" bleiben der gewerkschaftlichen Leserschaft der Quelle aber erspart. Der Vorstandssekretär des DGB-Vorsitzenden Heinz-Werner Meyer entschied, daß der Artikel nicht erscheint - kurz bevor die Quelle umbrochen war. Der Entscheidung vorangegangen war ein Anruf aus Frankfurt - von der Zentrale der IG Metall.
Dort hatte man von der Sache Wind bekommen. Es sei bekannt geworden, sagt IG-Metall-Pressesprecher Jörg Barczynski auf Anfrage, daß in der Quelle ein Artikel erscheinen solle, in dem die IG Metall angegriffen und beschimpft werde. Außerdem habe man erfahren, daß der Streit um das - inzwischen ja gekippte - Mai-Motto "unsachlich" dargestellt werde. Da die größte Einzelgewerkschaft im DGB eine "falsche Darstellung" in der DGB- Postille aber als "nicht angemessen" betrachtet habe, so sagt Barczynski weiter, habe man den DGB-Vorsitzenden davon verständigt, "der darüber nichts wußte".
Ein getroffener Hund bellt bekanntlich. Wieso sich die IG Metall jedoch getroffen fühlte, bleibt verborgen - ist die Gewerkschaft im Artikel doch nicht einmal namentlich erwähnt. Vielmehr ging die Stoßrichtung der Kritik eindeutig gegen die eigene Organisation, den DGB. Zitiert wurde in dem Artikel unter anderem die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer mit dem Satz: "Der DGB ist offenbar noch nicht reif dafür, den Tag der Arbeit im nächsten Jahr unter das Motto ,Frau geht vor&rquote; zu stellen."
Günther Horsetzky selbst leugnet jeden Zusammenhang zwischen seiner Entscheidung und dem Metaller-Signal aus Frankfurt. Die Entscheidung sei "sachgeleitet" gewesen, sagt er, und wäre auch erfolgt, wenn sich eine kleine Gewerkschaft an die DGB-Spitze gewandt hätte. Horsetzky nennt als seine Kritikpunkte an dem Artikel "falsche Gewichtung" und "sachlich unrichtige Kritik". Über das neue vom DGB beschlossene Motto habe in der Quelle nur ein kleines Kästchen informieren sollen, über den "Nachklapp" zum Streit über "Frau geht vor" dagegen ein langer Artikel. Dies sei für eine DGB-Zeitschrift nicht angemessen. Schließlich solle die Quelle DGB-Funktionäre informieren über die Beschlußlage des Bundesvorstands.
Es gebe in der Quelle Leserbriefe zum Thema "Frau geht vor", sagt Horsetzky weiter. "Die Auseinandersetzung findet also statt."
Wie hoch die Wogen schlagen, die die DGB-Männer in Düsseldorf hervorgerufen haben, hatte jüngst die Abteilung Frauen des DGB mit einer Dokumentation verdeutlicht. Die Kopien der Protestschreiben kamen aus vielen Gewerkschaften und aus allen Teilen der Republik.
Der nicht erschienene Artikel der Düsseldorfer DGB-Frau kann nun dem Haufen beigefügt werden. Darin heißt es: "Klar, der 1. Mai hätte nicht schlagartig die Lage der Frauen in diesem Land verändert. Aber der DGB hätte ein Zeichen gesetzt." Denn: "Frauen sind die Verliererinnen der härter gewordenen Verteilungskämpfe. In diesen Auseinandersetzungen spielen Männer bekanntlich eine entscheidende Rolle." Was im ganzen Streit um das Mai- Motto ja hinlänglich bewiesen wird.
ULRIKE FÜSSEL
Mit Daniel Cohn-Bendit und Stephan Weidner, dem Sänger der Band Böhse Onkelz, sprach FR-Redakteur Ric Folz.
Mit Daniel Cohn-Bendit und Stephan Weidner, dem Sänger der Band Böhse Onkelz, sprach FR-Redakteur Ric Folz.
KRONBERG. 17 Einbrüche in Vereinsheime, Gaststätten, Geschäfte und Kindergärten in Kronberg, Steinbach und Bad Homburg sind aufgeklärt: Die Königsteiner Polizei nahm bereits am vergangenen Mittwoch zwei 22 und 23 Jahre alte geständige Kronberger fest. s
BAD HOMBURG. Nach einjähriger Pause lädt die SGK Bad Homburg wieder zu einem Weihnachtsball ein. Er findet am Samstag, 26. Dezember, ab 20 Uhr im Bürgerhaus Kirdorf statt.
Zum Tanz spielt die Band "Take Five"; für Show-Einlagen sorgt die Turnabteilung.
Karten gibt es im Bürgerhaus, im Autohaus Wächtershäuser und bei den Vorstandsmitgliedern der Turnabteilung.
RÖDERMARK. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel hat jetzt die Beschwerde von zehn Anwohnern Am Buchrain im Stadtteil Waldacker gegen einen Beschluß des Verwaltungsgerichts Darmstadt zurückgewiesen. Sie hatten einen Baustopp für ein in ihrer Straße entstehendes Mehrfamilienhaus erzwingen wollen.
Wie berichtet, befürchteten die Anlieger ein spürbar höheres Verkehrsaufkommen in der nur drei Meter breiten Straße und sahen die Durchfahrt für Müllabfuhr oder Rettungsfahrzeuge nicht mehr gewährleistet.
Zwar gehöre das auf einer Fläche von 7000 Quadratmeter im Rohbau fast fertige Neun-Familienhaus nicht in eine als nicht bebaubar ausgewiesene Grünfläche, doch seien die Nachbarschaftsrechte nicht so beeinträchtigt, daß ein Baustopp oder gar ein Abriß gerechtfertigt wäre, hatte das Verwaltungsgericht Darmstadt erkannt - eine Auslegung, der sich der hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel jetzt ohne nähere Begründung anschloß. Bauherrin Betty Schöneberger fühlt sich mit diesem Spruch in zweiter Instanz bestätigt. Schon mit ihrer Bauvoranfrage vor fünf Jahren seien die Nachbarn über ihr Vorhaben unterrichtet worden. Außerdem habe sie der Stadt zum Straßenrand hin einen Streifen ihres Grundstücks abgetreten und den Nachbarn weitgehende Nutzungsrechte auf dem nicht bebauten Teil des Areals eingeräumt. ttt
HANAU. Das Provisorium hat ein Ende. Nachdem Eltern, deren Kinder in der Kinderklinik behandelt wurden, jahrelang mit einem Feldbett auf der Station vorliebnehmen mußten, können sie jetzt die Nacht in einer gemütlichen Wohnung verbringen. Auf Initiative des Elternvereins der Klinik, "Sterntaler", wurde im Erdgeschoß der Hanauer Kinderklinik der Konferenzraum in ein Aufenthalts-, Schlaf- und Badezimmer umgebaut. Angehörige der kleinen Patienten können hier nun sehr viel angenehmer die Wartezeiten verbringen.
Die Einrichtung der Elternwohnung war eines der Hauptanliegen der Sterntaler gewesen, die sich vor einem Jahr im Dezember als Förderverein für die Kinderklinik gegründet haben. Da sie in dem neuen Leiter der Klinik, Dr. Bertram einen Unterstützer gefunden haben, konnte das Ziel innerhalb kurzer Zeit erreicht werden. Die Klinik half beim Umbau der Räume, die Renovierung und Ausstattung übernahm der Verein selbst. Durch Spenden und Erlöse von Wohltätigkeitsfesten konnte die Einrichtung gekauft werden.
Die betroffenen Eltern sind zufrieden mit ihrer Unterkunft. Die Vereinsvorsitzende Margot Wörner: "Die Wohnung kommt sehr gut an." Viele Eltern, berichtet sie von ihr bekannten Beispielen, kommen von weit her und könnten gar nicht jeden Tag anreisen. Dennoch wollen die meisten ihr Kind nicht allein lassen.
Bei der Vorstellung der neuen Räume, die bereits seit geraumer Zeit von Eltern schon provisorisch genutzt wurden, feierte der Verein am Wochenende gleichzeitig sein einjähriges Bestehen. Seit der Gründung im Dezember 1991 ist die Zahl der Mitglieder von 16 auf 70 angestiegen. "Das Interesse ist enorm", so Margot Wörner. Gerade vor Weihnachten hätten die Sterntaler auch viele Spenden von Firmen, Kindergärten und Privatleuten erreicht, von denen im kommenden Jahr neue Projekte angegangen werden sollen. So soll unter anderem das Spielzimmer auf der Kinderstation noch besser und freundlicher ausgestattet werden und alle Zimmer Gardinen erhalten. Außerdem sucht der Verein nach pädagogischen Mitarbeiter/innen, die am Nachmittag die Kinder im Spielezimmer betreuen können. Die überlasteten Krankenschwestern hätten dafür nicht auch noch Zeit, begründet die Vereinsvorsitzende das Anliegen.
Im nächsten Jahr will der Verein zudem wieder am Lamboyfest teilnehmen und auch erneut ein Kinderfest in der Klinik veranstalten. alu
Saris Zuhause ist eine Müllhalde in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Dort, zwischen stinkendem Abfall, hat sich der Junge einen Schlafplatz eingerichtet - die einzige Kontinuität in seinem bisherigen Leben. Ansonsten leben Sari und seine Freunde wie die anderen rund 2000 Straßenkinder in den Tag hinein. Mit gelegentlichen Hilfsarbeiten verdienen sich Jungen und Mädchen ihren Unterhalt. Wenn sie keinen Job bekommen, helfen sie sich mit kleinen Gaunereien weiter.
Es kümmerte bisher niemanden, was die jugendlichen Obdachlosen, deren Zahl mit der Verbreitung von Aids mehr und mehr zunimmt, weil ihnen Eltern, für sie sorgende Geschwister oder Verwandte wegsterben, so trieben. Doch mittlerweile ist etwas Beständigkeit in das Leben der 12- bis 20jährigen gekommen - durch ein Projekt der Deutschen Sportjugend (DSJ).
Vor drei Jahren sprach es sich ganz schnell bei den "Street Children" herum, daß es am Rande eines Slumgebietes der Hauptstadt einen Treffpunkt für sie gibt, nämlich einen Sportklub. Nach vorsichtigem gegenseitigen Herantasten fanden die Kinder Gefallen an dem Angebot und den Betreuern - oft die ersten Menschen, die nach langer Zeit Interesse an ihnen zeigten. Regelmäßig traben nun Sari und viele andere nachmittags in den Sportklub und vertreiben sich die Zeit. Die Übungsleiter haben ihnen die Regeln von Hand-, Fußball und anderen Sportarten beigebracht, und mittlerweile gibt es schon Wettbewerbe zwischen Gruppen aus verschiedenen Slums oder Spielfeste, wo die Kinder anderen zeigen können, was sie gelernt haben. Ehrgeiz und Kreativität entwickeln die Jugendlichen auch, wenn es um das "Erfinden" oder Herstellen von Sportgeräten geht: Ein Springseil, aus zerschnittenen Autoreifen geflochten, ist ebenso vielfältig einsetzbar wie der Ball aus Bananenblättern. Die Jungen und Mädchen sind stolz, daß sie nicht nur auf geschenkte Sportgeräte angewiesen sind.
Ist das nun wieder eine Geschichte dafür, wie einigen armen Kindern ein paar Stunden lang ein Ausflug in Alices Wunderland ermöglicht wird? Eine Geschichte also, mit der sich schlechtes Gewissen beruhigen und die sich gerade zur Weihnachtszeit gut erzählen läßt? Nein, die Zeiten, in denen Sport von vielen als Allheilmittel eingesetzt wurde, ist lange vorbei. Die Idee zu dem DSJ-Projekt war auf einem Seminar der Führungs- und Verwaltungsakademie in Berlin entstanden. "Es lief so über die persönliche Schiene", sagt Gerhard Schulz, Sozialreferent bei der DSJ. Das Besondere an dem Projekt ist, daß da nicht nur Sport angeboten wird, sondern es auch um Ausbildung und soziale Betreuung geht.
Als Fachmann verpflichtete die DSJ den ehemaligen Handball-Nationalspieler Wolfgang Kubitzki, der schon für das Nationale Olympische Komitee (NOK) von Deutschland in Afrika unterwegs war. Kubitzki und der Erlanger Sportlehrer Friedhelm Elias, die das Modellprojekt für die DSJ mit einem Ausbildungsseminar für ugandische Sozialarbeiter, Übungsleiter, Lehrer und Sporttrainer starteten, waren zu Beginn ziemlich skeptisch gewesen. "Wie wird sich in einem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land ein Projekt, in dem Sport und Sozialarbeit miteinander gekoppelt sind, entwickeln?" so fragte sich Kubitzki immer wieder.
Die Angst vor einem Fehlschlag war unbegründet, es ließ sich gut an: Mittlerweile gibt es bereits fünf dieser Sportklubs, in denen 350 Straßenkinder von 25 Betreuern regelmäßig angeleitet werden. Warum der Zulauf so groß ist, erklärt Kubitzki, der auch Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist, so: "Das Projekt bietet den Kindern sowohl Geborgenheit wie auch eine Ausbildung." Durch den Sport fassen die Kinder Vertrauen zu ihren Betreuern, wachsen in feste Gruppen hinein. Sie sind bereit, sich einzusetzen, Aufgaben zu übernehmen, für andere einzutreten.
Den Sportklubs wurden nun bereits verschiedene Kleinbetriebe angegliedert. In einem Schmiedebetrieb, einer Ofenwerkstatt und einem Fahrradworkshop, der Reparaturen ausführt und Botendienste übernimmt, können die Jugendlichen ihre Interessen und Fähigkeiten entwikkeln und Geld verdienen.
Die Mädchen, die nach afrikanischer Tradition eigentlich keine Handwerksberufe ausüben, betreten Neuland: Für sie wurde eine Schneiderwerkstatt eingerichtet. "Die Kinder haben hier eine Perspektive, sie werden ausgebildet und können später ihren Lebensunterhalt mit seriöser Arbeit verdienen. Und der Sport erleichtert das Kennenlernen, das Miteinander", sagt Schulz, der darauf hinweist, daß die DSJ weitere Ausbaupläne hat.
So soll in Zusammenarbeit mit der US- amerikanischen Hilfsorganisation Inter- Aid und den ugandischen Partnern von FOCA eine Schule mit Übernachtungsmöglichkeiten für rund 500 Kinder eingerichtet werden. Der Analphabetismus ist unter den Straßenkindern, die mit der Schule nie viel im Sinn hatten, weit verbreitet. Außerdem soll noch eine kleine, mobile Krankenstation eingerichtet werden, um die katastrophale gesundheitliche Situation - die Kinder sind häufig von Infektionen, Wurm- und Geschlechtskrankheiten befallen - wenigstens etwas zu verbessern, falls es nicht schon zu spät ist. Denn mangelhafte Ernährung und fehlende Hygiene führen häufig zu schweren chronischen Schäden.
Das Projekt hat auch bei der ugandischen Regierung Aufmerksamkeit erregt. Bisher gab es in den offiziellen Sportvereinen keine Jugendabteilungen. Nun denken die Verantwortlichen über eigene Jugendorganisationen nach, denn Sport ist oft die einzige Abwechslung für Jugendliche - nicht nur für jene ohne Geld und soziale Einbindung.
Seit 1989 läuft nun diese Straßenkinder-Aktion, die ein optimales Beispiel für die oft zitierte "Hilfe zur Selbsthilfe" ist. Doch ob diese Hilfestellung weiter fortgesetzt werden kann, das hängt von den finanziellen Mitteln ab. Die DSJ ist auf Unterstützung öffentlicher Stellen und auf Spender angewiesen. Bisher zeigten sich die großzügig. So stellte das Bonner Jugendministerium rund 30 000 Mark zur Verfügung. Die Stadt Frankfurt beteiligte sich mit 8000 Mark an dem Fahrradworkshop. Ob das Geld weiter zur Verfügung gestellt wird, ist noch nicht sicher. Für 100 Mark kann ein Kind ein ganzes Jahr betreut, verpflegt und ausgebildet werden.
Noch nächtigt Sari auf seiner Müllhalde, aber er hat mit dem Sportklub und seiner Arbeit im Workshop einen Platz gefunden, wo er gebraucht und akzeptiert wird. Wo er sich wohl fühlt. Sein Wunderland ist wirklich billig zu haben, zumindest für uns.
BIANKA SCHREIBER-RIETIG
KRONBERG. Spaziergänger haben auf dem "Haderweg" im Wald in der Nähe der B 455 neu am Sonntag gegen 12.45 Uhr einen 23jährigen Eschborner erschossen am Steuer seines Wagens gefunden. Er hatte eine Waffe in der Hand.
Die Ermittlungen lassen für die Kripo an seinem Freitod keinen Zweifel. Der junge Mann habe nach einem Streit sein Elternhaus verlassen. s
Dienstag, 22. Dezember
Theater Fritz-Rémond-Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 10 Uhr, "Der Wunschpunsch"; 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor, Tel. 59 83 43: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 J.).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 10 & 15 Uhr, Offenbacher Figurentheater.
Kinder- & Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2: 15 Uhr, "Hänsel und Gretel".
Hessischer Rundfunk, Bertramstraße 8/Foyer: um 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste - "Wir warten auf das Christkind". Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, internationale Weihnachtsrevue.Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Music Hall, Voltastr. 74-80: 18.30 Uhr, X-Mas-Festival - Prong/Corrosion of Confirmity/Mucky Pup/Modred/Waltari.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Mason & Young.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Accüsed.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, New York Harlem Dancers/Uno Dance Company - Musical Show "Best of Broadway".
Zeilgalerie les facettes: 17 Uhr, Jackson Singers - Weihnachtslieder; 17.30 Uhr, Joan Faulkner - Gospels.
Kommunikationszentrum KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Boxhamsters & Bad Communication.
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Skyline - Jazztrio.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1. 93).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "14. 7. 1792: Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik" (bis 3.1.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego-Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen - Drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900" (bis 10. 1.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und Feiertag, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Telefon 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glokkenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: tägl., 10-16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm- Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und Feiertag, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Isa Genzken - "Jeder braucht ein Fenster" (bis 3. 1.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Joseph Fach OHG, Fahrgasse 8, Tel. 28 77 61: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ölskizzen deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts (bis 23. 12.).
Galerie der Jahrhunderthalle Hoechst: täglich, 11 bis 15 Uhr, an Veranstaltungstagen 18 bis 22 Uhr; Joan Miro - Radierungen, Lithografien, Holzschnitte, Mappenwerke 1967-1981 (bis 10. 1.); Creartion - "Kunsthandwerk kanadischer Ureinwohner, der Inuit" (bis 23. 12.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Das Aquarell (bis 23. 12.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, A.R. Penck - Druckgraphik 1983-1991 (bis 23. 12.).
Galerie Kaiserplatz, Kirchnerstr. 4: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, Doris Kleffmann-Metz - Seidenunikate (bis 23. 12.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. O: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr, Grey - Aquarelle (bis 28. 12.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Farangis Yegane und Robert Mondani - "Kathedralen-Kommunikation" (bis 30. 12.).
Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 10.30 bis 14 Uhr, Lenka Vilhelmova - "Köpfe im Kopf" (bis 31. 12.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 09 12: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Ouka Lele - Werkübersicht (bis 31. 12.).
Galerie-Bistro "Trödelstübchen", Leipziger Str. 20, Tel. 70 71 856: tägl., außer So., 18 bis 1 Uhr; Japanische Impressionen - Aquarelle (bis 31.12.).
Galerie der Dresdner Bank, Schillerstr. 19: geöffnet zu den Schalterzeiten, Ami Blumenthal - "Zwischen den Steinen" (bis 14. 1.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).
Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16. 1.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventen der Prager Akademie (bis 16. 1.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vnadermoere - Malerei (bis 22. 1.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 27. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.). Ausstellungen Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr: Richard Wenzel (bis 22. 12.).
Berufsverband Bildender Künstler, Paulskirche & Römer Schwanenhalle: tägl. 11 bis 20 Uhr, Weihnachtsausstellung Frankfurter Künstler (bis 22. 12.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8, Tel. 61 59 18: Di. u. Fr., 14 bis 18 Uhr, So., 14 bis 17 Uhr; Betti Häring - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen (bis 22. 12.).
Stadtteilbibliothek Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, melancholische Fotos vom Jüdischen Friedhof (bis 23. 12.).
Stadt- & Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.); Vitrinenvorraum B-Ebene: Archiv-Ausstellung "Spielhölle - Ästhetik & Gewalt" (bis 23. 12.).
Erzählcafé, Bürgertreff Rothschildpark, Oberlindau 20: Mo. bis Fr., 9 bis 12 Uhr, Mi., ab 15 Uhr; Werke Frankfurter Senioren (bis Ende 1992).
Café Cult, Schillerpassage: 10 bis 24 Uhr, D. C. Kimmel - Drucke & Originale (bis 31. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10-17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: Mi., 12 bis 18 Uhr, Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 12 bis 23 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr, Fotoausstellung "Frauen erobern sich Bockenheim" (bis Jan. 93).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F. K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Ausstellungen Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr: Richard Wenzel (bis 22. 12.).
Berufsverband Bildender Künstler, Paulskirche & Römer Schwanenhalle: tägl. 11 bis 20 Uhr, Weihnachtsausstellung Frankfurter Künstler (bis 22. 12.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8, Tel. 61 59 18: Di. u. Fr., 14 bis 18 Uhr, So., 14 bis 17 Uhr; Betti Häring - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen (bis 22. 12.).
Stadtteilbibliothek Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, melancholische Fotos vom Jüdischen Friedhof (bis 23. 12.).
Stadt- & Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.); Vitrinenvorraum B-Ebene: Archiv-Ausstellung "Spielhölle - Ästhetik & Gewalt" (bis 23. 12.).
Erzählcafé, Bürgertreff Rothschildpark, Oberlindau 20: Mo. bis Fr., 9 bis 12 Uhr, Mi., ab 15 Uhr; Werke Frankfurter Senioren (bis Ende 1992).
Café Cult, Schillerpassage: 10 bis 24 Uhr, D. C. Kimmel - Drucke & Originale (bis 31. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10-17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: Mi., 12 bis 18 Uhr, Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 12 bis 23 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr, Fotoausstellung "Frauen erobern sich Bockenheim" (bis Jan. 93).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F. K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Eine "Hitliste" sparsamer Haushaltsgeräte schicken die Stadtwerke jetzt ihren Frankfurter Stromkunden zu. Die vier Broschüren befassen sich mit Waschmaschinen, Gefriergeräten, Kühlschränken und Spülmaschinen. Eine übersichtliche Tabelle zeigt jeweils für eine Vielzahl von Fabrikaten an, wieviel Energie und damit Geld die Anschaffung eines verbrauchsarmen Gerätes spart.
Um diese Berechnungen mit dem Verbrauch der eigenen Waschmaschine oder des Kühlschranks vergleichen zu können, bieten die Stadtwerke in ihrem Beratungszentrum an der Hauptwache (B- Ebene) zusätzlich einen besonderen Service an.
Interessenten können sich dort kostenlos ein Meßgerät ausleihen. Mit Hilfe des Gerätes können sie zu Hause ihren Strom- und Wasserverbrauch messen. Auf Grundlage dieser Daten erstellen die Stadtwerke dann jeweils eine Verbrauchsdiagnose. vo
KARBEN. Die Bauarbeiten für einen Bürgersteig an der südlichen Ortseinfahrt von Burg-Gräfenrode haben begonnen. Von dem neuen Fußweg werden vor allem die Anlieger des Sohlwegs profitieren, für die die Bushaltestelle in der Berliner Straße gefahrloser erreichbar sein wird. Die Maßnahme kostet laut Bürgermeister Detlev Engel 30 000 Mark.
Der Poker der Stadt mit dem Straßenbauamt in Gießen darum, wer diesen Betrag bezahlt, hat mehrere Jahre gedauert. Das Straßenbauamt ist für diesen Fußweg entlang der Landesstraße von Groß- Karben her zuständig, sah sich aber außerstande, den Bürgersteig in angemessener Frist zu finanzieren. Deshalb ist nach Angaben von Erstem Stadtrat Hans Puchtinger nunmehr die Stadt eingesprungen. Es wurde mit dem Gießener Amt eine Vereinbarung geschlossen, die der Stadt den Bau in eigener Regie ermöglichte. Ein nur wenige Zentimeter breiter Grünstreifen wird der Fahrbahn der Landesstraße zugeschlagen und von der Straßenbauverwaltung bezahlt.
Die Stadtverwaltung hat geprüft, ob sie für die 30 000 Mark mit einem Zuschuß nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz rechnen könne. Auf diesen Zuschuß hat der Magistrat jetzt aber verzichtet, weil dieser nicht vor 1993 zugesagt worden wäre.
Die im Verhältnis zum städtischen Etat eher kleine Maßnahme, die sich als ein kompliziertes Verwaltungsproblem herausstellt, wird noch ein Stück komplizierter. Gegen das Vorhaben der Gießener Straßenbauer, die Fahrbahn um einige Zentimeter zu verbreitern, hat die Stadt Einspruch eingelegt. Sie möchte, daß die Ortseinfahrt von Groß-Karben her nicht breiter wird und Autofahrer noch mehr als bisher zum Rasen geradezu anregt.
Wie Bürgermeister Engel gegenüber der FR sagte, sei von Gießen der Bau einer Verkehrsinsel mündlich in Aussicht gestellt worden. hm
HÖCHST. Der Blick wandert über die gelben und braunen Dächer der Höchster Altstadt, am Kirchturm von St. Justinus vorbei, hinüber zum Main und den grünen Uferzonen. Drei Lastkähne schippern im Sonnenschein auf dem grau- blauen Wasser. "Flußidylle" ist der Titel dieses Bildes. Es ist eines von 31 Temperabildern, die als Gesamtzyklus "Höchst maritim" noch bis zum 8. Januar in einer Ausstellung im Kundenzentrum der Mainkraftwerke in Höchst zu sehen sind.
Der Hofheimer Maler Klaus Gerling führt den Betrachter seiner Bilder an das Mainufer. Vor der Speck-Werft auf Schwanheimer Seite liegen Motor- und Segelboote, oftmals mit kleinen bunten Fähnchen an ihren Masten, im Wasser. Die Motoryacht steht aufgebockt an Land und ist bereit, gewartet und überholt zu werden, um dann im Sommer wieder beim "Bootskorso" dabei zu sein.
Im Hintergrund erkennt man die Höchster Silhouette, mit St. Justinus, dem Schloß und Bolongaropalast. "Vom Schwanheimer Ufer betrachtet", so Gerling, "stellt dies die schönste Seite von Höchst dar".
Helle Farben, weiche Linienführung und die durch Verwendung gleicher Farbtöne in Vorder- und Hintergrund leicht zu erschließende Räumlichkeit der Bilder vermitteln den Eindruck von Ruhe und Gelassenheit. Beinahe glaubt man sich in eine Hafenstadt am Meer versetzt, verspürt einen Hauch von Côte d&rquote;Azur und damit jene Atmosphäre, die Klaus Gerling als maritim bezeichnet und die für den 56jährigen den notwendigen Gegenpol zur urbanen Hektik Frankfurts darstellt.
Altes und Beschauliches ist in vorwiegend blauen, braunen und grünen Farbschattierungen festgehalten. Mittlerweile trocken gelegt versieht die alte Fähre auf einigen Bildern noch ihren Dienst. "Die neue Fähre wäre kein Motiv mehr für mich, denn gerade die alte Fähre hat so gut zu Höchst gepaßt", sagt Gerling und zeigt in seinen Bildern Ausschnitte von Höchst, die schon seit seiner Jugend einen besonderen Reiz auf ihn ausgeübt haben und den Charakter des Ortes ausmachen. Die etwas andere Wirklichkeit, Industrie und rauchende Schlote läßt er bewußt außen vor und resümiert: "Wenn ich auf meinen Bildern nicht mehr das Schöne zeigen dürfte, wüßte ich nicht mehr, was ich malen sollte".
Der Blick fällt hinein in die Niddamündung mit den dort ankernden Hausbooten und verfängt sich schließlich im scheinbar undurchdringbaren Grün der Bäume am Ufer - Flußidylle.
STEPHAN FAHRIG
SCHWALBACH. Erwartungsgemäß stimmten Parlamentarier von SPD, FDP und Unabhängiger Liste dem Haushalt für das kommende Jahr während der jüngsten Sitzung des Stadtparlamentes zu. Die Grünen enthielten sich der Stimme, während die CDU gegen den 45 Millionen Mark großen Etat votierte. CDU- Fraktionschef Paul Marcus führte gleich eine Vielzahl von Kritikpunkten an. So seien die 80 000 Mark, die die CDU für Geräte in Kindergärten und auf Spielplätzen ausgeben wollte, nicht eingeplant worden. Auch die gewünschte Biotopkartierung habe nicht geklappt. Der Büchereineubau werde wohl erst im kommenden Jahrtausend hochgezogen, befürchtete Marcus. Er kritisierte weiter, für das geplante Jugendzentrum im Limes seien noch keine Gelder für den Bau bereitgestellt worden.
Der Finanzexperte durchleuchtete den Haushalt der FDP-nahen Kämmerin und attestierte der Stadt, von der "Einnahmenseite" her "äußerst gesund" zu sein. Doch das Stadtvermögen werde in Relation zu den 17 Millionen Mark Steuereinnahmen nur um 1,2 Millionen Mark vermehrt. Der Schuldenberg der Stadt wachse auf 30 Millionen Mark. Auch die 20,7 Prozent Zuwachs bei der Gewerbesteuer, mit der die Kämmerin für 1993 aus dem neu geschaffenen Gewerbegebiet am Kronberger Hang rechnet, stellte Marcus in Frage. Schließlich siedele dort vor allem die Computerbranche, die Verluste schreibt. Auch Einkommenssteuerzuwächse hält Marcus wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Krise nicht für wahrscheinlich.
Die Grünen enthielten sich nach Auskunft von Arnold Bernhardt, weil sie die "generelle Tendenz" des Haushaltes unterstützen, aber gleichzeitig erwarten, daß "nach der Wahl zweifellos viel wieder gestrichen wird". Die Summenaufstellung, glaubt Bernhardt, "ist nur eine vorläufige." Kritikwürdig finden die Grünen, daß für eine Übergangslösung für die Jugendlichen im Limes kein Geld bereitgestellt wurde. Auch die Fachberatung für Behinderte sei nicht mit 80 000 Mark, wie die Grünen es forderten, sondern nur mit 40 000 Mark ausgestattet worden.
Günter Pabst von der Unabhängigen Liste führte nicht nur an, daß Schwalbach den geringsten Schuldenstand pro Einwohner im Kreis aufweise. Er sagte auch, der Haushalt sei ein Werk, das zwar nicht "alle Wünsche erfüllt, aber festhält am Ausbau der sozialen Infrastruktur als Voraussetzung für ein Zusammenleben in kultureller Vielfalt". she
FLÖRSHEIM. Allein vorm Weihnachtsbaum, einsam an Heiligabend - die Flörsheimer Kirchen bieten eine Alternative: eine Weihnachtsfeier für Alleinstehende. Der Tisch wird um 18.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Erzbergerstraße 13 a, gedeckt. Das Beisammensein klingt gegen 21.30 Uhr aus.
Anmeldungen beim evangelischen Pfarramt, Tel. 77 27, und den katholischen Pfarrämtern St. Gallus, Tel. 76 52, und St. Josef, Tel. 67 03. kkü
WIESBADEN. "So etwas habe ich noch nie erlebt", ärgert sich Planungsdezernent Thomas Dilger (FDP) über Kritik seines Magistratskollegen Jörg Bourgett (SPD). Der Wirtschaftdezernent hatte Dilger im Streit um den Verbleib der Kasteler Firma Elster "Fehlplanungen" vorgeworfen. In dem neu erstellten Stadtentwicklungsplan für Kastel sei der "Standort einer leistungsfähigen Firma" gefährdet. Die Firma würde einzig als Grünzug in den Planungen auftauchen. "In der Sache kann man streiten, aber daß wir Magistratskollegen uns in der Öffentlichkeit angreifen, hat eine ganz neue Qualität", sagt Dilger, der die Vorwürfe von Bourgett nicht versteht.
"Eigentlich ist das Thema bereits seit zehn Tagen vom Tisch", so Dilger. In Gesprächen mit dem Ortsbeirat habe er deutlich gemacht, daß solch eine Strukturplanung, die sich über Jahrzehnte bewege, etwas sehr Allgemeines sei, ausgeschmückt mit vielen Alternativen. Zudem bliebe die Firma Elster, die elektronische Meß- und Regelgeräte fertigt, auf ihrem Gelände in Kastel.
Die Planungen sehen nach Angaben von Dilger vor, daß in diesem Bereich in 20 oder 30 Jahren drei Siedlungsprojekte in Angriff genommen werden. Zwei auf dem Afex-Gelände, auf dem zur Zeit noch überwiegend zivile Versorgungseinrichtungen der US-amerikanischen Streitkräfte beheimatet sind. Ein weiteres in der Nachbarschaft der Firma Elster. "Und genau zwischen dieser Siedlung und der Firma soll dann ein Grünstreifen die beiden Bereiche trennen", erklärt Dilger, für den die ganze Aufregung um dieses Thema einzig mit dem kommunanlen Wahlkampf zusammenhängt.
Mittlerweile hat sich auch Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) eingeschaltet. Der OB stellte vor seiner Abreise in den Weihnachtsurlaub fest, daß Mißverständnisse dieser Art zukünftig bereits im Vorfeld ausgeschaltet werden müßten. Er forderte zudem "mehr Sensibilität" von allen Beteiligten. Er wolle nach Weihnachten "intern noch einmal Klartext reden". Für Dilger ein Indiz dafür, daß auch Exner innerhalb des Magistrats um Ruhe bedacht ist. hu
NIED. Engelhafte Gesänge stimmten die Kindlein in ihrer Herberge an der Wörtspitze nicht an. Zum Jahresabschlußfest hauten die Mädchen und Jungen am Wochenende mit Liedern wie "Inki, dinki, minki" ganz schön auf die Pauke. Den Gitarrensound dazu lieferte Ulli Becker. Der kommt seit Anfang November einmal pro Woche mit seinem Musikmobil zum Kinderhaus gefahren, probt und improvisiert mit drei Musikgruppen.
Für das Band-Projekt macht das Amt für multikulturelle Angelegenheiten im kommenden Jahr 4000 Mark locker. Kinderhaus-Pädagogin Dagmar Thiel: "Wir wollen Mädchen und Jungen verschiedener Nationalitäten beim Musikmachen zusammenbringen." Bei ihrer Abschlußfete hatte neben den Bands auch eine Feuerspuckerin ihren Auftritt. Die Herzen der rund 90 Kinder ließ auch eine Geisterbahn im dunklen Keller höher schlagen. tos
Glück gehabt, die Welt - zumindest die fußballerische deutsche - geht doch nicht unter. Nach der Niederlage gegen Brasilien sah es noch ganz danach aus, wiewohl sich dank brasilianischer Leichtfertigkeit vor dem deutschen Tore das Ergebnis in durchaus erträglichen Grenzen hielt. Daß Berti Vogts nun seinen Trainerkopf auch ins Jahr 1993 zwischen den Schultern trägt, daß beim DFB die Feiertage und der Jahreswechsel in ruhiger, selbstbewußter Gelassenheit begangen werden, daß gar von einer "Wiedergeburt" der Mannschaft die Rede ist, all dies verdanken wir einem katastrophal schlechten Fußball-Team aus Uruguay.
Scheinbar wohl informiert über die desperate Situation der Gäste, verzichteten die weniger ihres spielerischen Vermögens wegen denn ob ihrer unsäglichen Härte gefürchteten Uruguayer auf diese, ihre einzige Stärke und präsentierten sich spielerisch harmlos und kämpferisch körperlos. Ein dankbarer Gegner also für das angeschlagene Vogts-Team, das dank einer fast perfekten Chancenauswertung zu einem klaren Sieg kam. Aber eben gegen einen zweitklassigen Gegner, der zudem noch deutlich unter seinen ohnehin bescheidenen Möglichkeiten blieb. Nun können sich weder Vogts noch seine Mannen die Form des Gegners aussuchen, und das deutsche Team hat ja auch einen recht soliden Part abgeliefert, zu übermäßigem Jubel besteht allerdings auch kein Anlaß. Weder dem Bundestrainer noch seinen Kickern dürfte es recht sein, gegen künftige, stärkere Gegner an den Toren von Montevideo gemessen zu werden - das nämlich kann nur schiefgehen.
Grund zur Zufriedenheit hat der Bundestrainer dennoch auf anderem Gebiet, denn die als solche angekündigte Phase des Experimentierens hat sich für ihn durchaus gelohnt. Zwar hätte er sich manche schmerzliche Erkenntnis - für Wolter, Wörns oder Illgner etwa - auch sparen können, so aber kommen selbst seine schärfsten Kritiker nicht um ein gewisses Verständnis für des Bundestrainers Dilemma herum. Vogts fehlen nämlich schlicht die überragenden Spieler, vor allem für die wichtigen Positionen an der rechten und linken Seitenlinie. Und wirklich gute Anwärter sind nicht in Sicht.
Wenn gegen schwache Gegner hoch gewonnen und gegen starke recht knapp verloren wird, dann müssen sich der Bundestrainer, seine Mannschaft und ihr Publikum ans Mittelmaß gewöhnen. Es gibt eben einige Teams, die besser als das deutsche sind. Aber, und das ist das Schöne am Fußball, mit etwas Glück und gutem Willen lassen sich auch die hin und wieder schlagen. ARND FESTERLING
Die Bundesbahn hat ihr Informationssystem im Hauptbahnhof weiter verbessert. Nachdem bereits im September am Eingang des Reisezentrums eine neue Informations-Säule errichtet worden war, ist dieser Tage ein baugleiches Gerät auf dem Querbahnsteig in der Haupthalle installiert worden.
Die mit einem Personalcomputer-Bildschirm versehenen Info-Säulen ermitteln unter Angabe von Reisedatum, Uhrzeit, Wegstrecke, Umsteigemöglichkeiten und Fahrtdauer die jeweils günstigste Verbindung. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Fahrt in Frankfurt beginnt oder hier enden wird.
Das Informationsangebot umfaßt alle Verbindungen der Bundesbahn und der Reichsbahn, ausgewählte internationale Strecken sowie - einmalig für Frankfurt - den kompletten FVV-Fahrplan mit allen S-, U- und Straßenbahnen sowie den Omnibussen. Für die Zukunft sei geplant, daß die Verkehrsverbünde bundesweit auch den Fahrplan der Bahn in ihre Informationssysteme übernehmen.
Die neuen Bahn-Computer zeigen bis zu fünf mögliche Reiseverbindungen an, die auf Wunsch auch ausgedruckt werden. Frankfurt hat dieses System zuerst erhalten.
Bis Ende Januar werden weitere Info- Säulen in Karlsruhe, Dresden, Magdeburg, Hamburg, Bremen, Hannover, Köln, Düsseldorf, Nürnberg, München und Stuttgart installiert. gang
MARBURG, 21. Dezember. Wachsende Angst vor gewaltsamen Übergriffen auch bei Behinderten und ihren Angehörigen registriert die Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat der in Marburg ansässige Verband den Kanzler aufgefordert, dabei mitzuhelfen, behinderten Menschen das Gefühl zu vermitteln, "daß sie in unserer Gesellschaft nicht allein gelassen sind, daß notfalls staatliche Kräfte für ihren Schutz einstehen". Noch sei es Zeit, schlimme Entwicklungen zu Lasten behinderter Menschen durch mutiges Bekenntnis und entschlossenes Handeln abzuwehren, heißt es in dem Brief.
Die Lebenshilfe berichtet von Mord- und Bombendrohungen gegen Schulen für behinderte Kinder. "Menschen mit Behinderungen werden überfallen, gequält, sogar angezündet - feige Gewalttaten gegen Wehrlose", so formuliert es die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Annemarie Griesinger. Vor dem Hintergrund der hunderttausendfachen "Euthanasie"-Morde in der deutschen Geschichte sei es verständlich, daß erste Anzeichen der Bedrohung sensibel wahrgenommen würden, auch wenn diese "zum Glück noch weniger häufig sind als die Anschläge auf Heime für Asylbewerber und weniger spektakulär als die Morde von Mölln". Häufiger müßten sich Behinderte in letzter Zeit Bemerkungen wie diese anhören: "Daß so was heute überhaupt noch geboren wird!", "Die nehmen uns Steuerzahlern unsere Plätze in der S- Bahn weg!" oder "Beim Hitler wärt ihr vergast worden - wartet nur, ihr kommt auch noch dran!".
Zum Klima latenter Behindertenfeindlichkeit in Deutschland rechnet die Lebenshilfe ebenso das Flensburger Urteil (in dem ein Gericht Urlaubern eine finanzielle Entschädigung für den Anblick behinderter Menschen beim Essen zugesprochen hatte), die Ablehnung von Wohnheimen für Behinderte durch die Nachbarn und das gefährdete Lebensrecht behinderter Kinder. Von schwangeren Frauen werde eine Abtreibung geradezu erwartet, wenn eine Behinderung festgestellt wurde.
Es gebe jedoch auch positive Beispiele, so habe sich ein Bremer Busfahrer nicht von einem Fahrgast einschüchtern lassen, der lautstark dagegen protestierte, daß das Einsteigen eines Rollstuhlfahrers ein wenig mehr Zeit brauchte - der Fahrer rief die Polizei zu Hilfe. "Wachsamkeit, Zivilcourage und Solidarität bieten wirksameren Schutz als Mauern", heißt es im Brief an den "sehr verehrten Bundeskanzler", der diese Tugenden von den Mitbürgern öffentlich einfordern solle. Mit Blick auf die geplanten Kosteneinsparungen im Sozialbereich appelliert die Bundesvorsitzende Griesinger an Helmut Kohl: "Lassen Sie es nicht dazu kommen, daß der Öffentlichkeit vermittelt wird: Mehr sind uns die Schwächsten nicht wert. Viele Menschen könnten daraus ableiten: Behinderte Menschen sind weniger wert."
MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein Jahr haben sie verhandelt, fünf Verträge ent- und verworfen, gestern dann war das Werk reif für die Unterschriften: Der Main-Taunus-Kreis und die Firmen Kilb, Knettenbrech und Meinhardt besiegelten den Kontrakt für Bau und Betrieb der Wertstoffsortieranlage in Wicker. 25 Millionen Mark soll das Projekt kosten.
Dem Vertrag ging eine Erkenntnis voraus, die laut Erstem Kreisbeigeordneten Gerd Mehler (SPD) vor geraumer Zeit gewonnen wurde: Wertstoffe aus dem Gewerbemüll sollten nicht länger auf der Deponie landen. Sinnvolles Recycling sei so nicht möglich. Zudem gelte es, das kostbare Volumen der Deponie zu schonen, sagte Mehler. Genau diese Überlegung habe im Vordergrund gestanden.
Offen indes war zu diesem Zeitpunkt die Frage des Standorts für die Sortieranlage: "Auf der Deponie haben wir dafür keinen Platz", sagte Mehler. Die kreiseigene Main-Taunus-Recycling GmbH (MTR) als Bauherr mußte allerdings nicht weit suchen, um fündig zu werden. Im nahen Gewerbegebiet Steinmühle von Wicker solle die Sortieranlage entstehen.
Die Proteste aus Flörsheim und seinem Ortsteil hallten zunächst laut. Doch in einer Serie von Beratungen seien die meisten Bedenken ausgeräumt worden. Zudem versüßten die in Aussicht gestellten Pachterlöse den Flörsheimer Politikern das Ja. Immerhin knapp 570 000 kassiert die Mainstadt als Besitzerin des Grundstücks pro Jahr an Miete.
Die Pläne für die Wertstoffsortieranlage sind zwischenzeitlich auch vom Regierungspräsidenten genehmigt. Derzeit würden die Bauanträge geprüft; außerdem laufe die Ausschreibung. Mehler geht davon aus, daß die Aufträge im März vergeben werden, und dann auch zügig mit dem Bau begonnen werden kann. In Betrieb wird die Sortieranlage nach dem derzeitigen Zeitplan im Spätsommer 1994 genommen.
Bauherr und Eigentümer wird die MTR sein, sagte deren Geschäftsführer Gerd Mehler. Die Kreis-Gesellschaft werde auch die technische Ausstattung übernehmen. Die Kosten dürften sich auf 25 Millionen Mark summieren. Darin enthalten seien auch etwa fünf bis sechs Millionen Mark für Umweltschutz. Vorgesehen sind unter anderem eine Begrünung der Hallendächer sowie Wälle zum Schutz für die Nachbarn vor Lärm. Genau ließen sich die Zahlen aber noch nicht beziffern, schränkte Dr. Winfried Stephan, Vorsitzender des MTR-Aufsichtsrates, ein. Die Ausschreibungen seien noch nicht abgeschlossen.
Beendet hingegen sind die Verhandlungen mit den künftigen Betreibern der Anlage. Hans-Jürgen Kilb, Harald Knettenbrech und Frank Meinhardt unterzeichneten gestern den Vertrag mit Gerd Mehler. Dessen Laufzeit ist zunächst zehn Jahre. Die drei Firmen zahlen für die Benutzung der Anlage eine Pacht, zudem Leasingraten für den Gerätepark.
Mehler: "Wir wollen den Betrieb der Anlage Unternehmen überlassen, die über hinlängliche Erfahrungen verfügen." Zudem könne so schneller auf die Anforderungen des Marktes reagiert werden. Schließlichlich sollen die aussortierten Wertstoffe zu einem guten Preis verkauft werden.
Die Kapazität der Anlage ist auf 60 000 Tonnen im Jahr ausgerichtet. Laut Harald Knettenbrech gelte es, die Materialströme zu trennen, fürs Recycling vorzubereiten. Altholz geht dann beispielsweise an die Holzindustrie zur Herstellung von Spanplatten. Wird auch Müll aus dem gelben Sack sortiert? Mehler: "Im Vertrag gibt es da Optionen." kkü
Im neuen Jahr wieder ins alte Haus Sanierung: Nach Penta-Chlor-Phenol im Mai ist Kita Uhlandstraße nun bezugsfertig Von Helmut Pomplun MAINTAL. Für 56 Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren ist der heutige Dienstag der letzte Tag "im Exil". Seit Mai werden sie in zwei Räumen im Förderstufengebäude der Erich-Kästner-Gesamtschule im Stadtteil Bischofheim betreut, weil "ihr Haus" - integrierte Kindertagesstätte mit Hort - in der Bischofsheimer Uhlandstraße saniert werden mußte. Die Stadt hat indes nicht nur die mit Penta-Chlor-Phenol verseuchten Holzeinbauten ausgetauscht, sondern auch Fußböden und die Küche erneuert. Ab Montag, 4. Januar, geht der Betrieb im erneuerten alten Haus weiter. Eltern haben ihre Hilfe beim Umzug zugesagt. "Wir freuen uns, wir haben's geschafft", faßte Leiterin Marianne Karrenbrock gestern die Stimmung der Kinder und Betreuerinnen zusammen und lobte: "Die Einrichtung ist wunderschön geworden." Doch was sie nun hinter sich haben, steht anderen erst noch bevor: Drei weitere Einrichtungen müssen saniert werden - auch wegen Penta-Chlor-Phenol. Die städtische Kindertagesstätte Uhlandstraße war im Mai wegen erheblicher "Belastungen" mit verschiedenen Giften - im Amtsdeutsch "Schadstoffe" genannnt - geschlossen worden. Herausragend waren die gemessenen Werte von Penta-Chlor-Phenol (PCP). Die Kinder wurden in die Kästner-Schule verlegt. Die Stadt verfügte aufgrund der begrenzten Raumverhältnisse nach den Sommerferien einen Aufnahmestopp für die Einrichtung. "Notfälle mußten wir seither in anderen Einrichtungen unterbringen", berichtete Marianne Karrenbrock gegenüber der FR, "denn hier waren wir wirklich an der Grenze mit nur zwei Räumen ohne Rückzugsmöglichkeiten. Aber wir haben es uns möglichst gemütlich gemacht, und nun haben wir's ja geschafft."
Nach dem Umzug am 4. Januar sollen dann schrittweise weitere Kinder aufgenommen werden, die jetzt noch auf der Warteliste stehen. Die integrierte Einrichtung Uhlandstraße ist laut Karrenbrock für maximal 80 Kinder ausgelegt.
Die Uhlandstraße war neben den Kindertagesstätten Schillerstraße und Gäns- See-Straße die dritte, die nach Schadstoffuntersuchungen saniert werden mußte. Nach Raumluftmessungen waren wie berichtet auch Materialproben untersucht worden. Die Untersuchungsergebenisse haben den Magistrat veranlaßt, in den nächsten Monaten drei weitere Kindertagesstätten zu sanieren.
Geprüft worden sind laut Bericht des Magistrats in der Stadtverordnetenversammlung außer den drei genannten fünf weitere Einrichtungen. In den Kindertagesstätten Ahornweg (Hochstadt) und Pavillon Eichendorffstraße (Dörnigheim) seien "keine außergewöhnlichen Belastungen" festgestellt worden, hieß es: "Maßnahmen sind hier nicht zu treffen."
Doch in der Kindertagesstätte Vilbeler Straße (Dörnigheim) wurden im Deckenholz des Gymnastikraumes und in der Kilianstädter Straße (Wachenbuchen) in den Deckenhölzern aller Gruppenräume und der Turnhalle PCP-Gehalte von 1300 bis 1600 Milligramm pro Kilogramm Material (mg/kg) gefunden. "Diese Gehalte weisen auf einen seinerzeitigen intensiven Gebrauch von Holzschutzmitteln hin und sind in ihrer Dimension mit den vorgefundenen Gehalten an PCP in der Kindertagesstätte Uhlandstraße, welche gerade einer Sanierung unterzogen wurde, zu vergleichen", heißt es im Magistratsbericht wörtlich: "Eine Sanierung dieser vorgenannten Räume beider Tagesstätten ist dringend erforderlich."
In der alten Kindertagesstätte Eichendorffstraße (also nicht im Pavillon nebenan) sind im Material der "Holzburg" genannten Einbauten und im Deckenholz des Rhythmikraumes PCP-Gehalte von 43,6 mg/kg beziehungsweise 44,6 mg/kg festgestellt worden. Da der zulässige Grenzwert bei 5 mg/kg liege, sei auch in diesen Räumen eine Sanierung notwendig. Aber aufgrund der deutlich geringeren Kontaminationen (Giftbelastungen) in diesen Räumen gegenüber den gemessenen Werten in den beiden vorgenannten Einrichtungen (Vilbeler und Kilianstädter Straße) sei - so die Meinung des Magistrats - zu vertreten, daß die Eichendorffstraße als letzte saniert werde.
Diese drei Sanierungen sollen bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen werden, wie der Baudezernent, Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber (SPD) in der letzten Magistratspressekonferenz des Jahres mitteilte, die Kosten werden auf 150 000 bis 200 000 Mark geschätzt. "Während der Sanierungsarbeiten ist eine Betreuung der Kinder in den Gebäuden möglich", versicherte Schreiber, "da mit Hilfe von Tunnels und Schleusen staubfrei gearbeitet wird und damit eine Gefährdung der Kinder ausgeschlossen ist."
Zu der jetzt abgeschlossenen PCP-Sanierung Uhlandstraße merkte der Politiker an, es sei besonders den Leistungen des Ingenieurs Wolfgang Korthals, Bediensteter des städtischen Bauamtes, zu verdanken, daß die Arbeiten "in reibungsloser Weise realisiert werden konnten". Zudem sei es in Verhandlungen mit den ausführenden Firmen gelungen, die Kosten von 430 000 auf 380 000 Mark zu reduzieren. Zur neuen Küche erklärte Schreiber: "Bisher war sie im Eingangsbereich, jetzt ist sie praktischer den Eßräumen angegliedert." Neu eingerichtet wurde zudem eine Lehrküche, in der die Kinder auch selbst kochen können. Schließlich wurden in den Gruppenräumen Raumteiler aus Holz eingebaut und sämtliche Elektrokabel - bisher über Putz - in die Decken verlegt.
WEHRHEIM. Auch Wehrheim legalisiert nun noch seine Gartenhütten. Per Erlaß des Ministeriums sind die Kommunen gehalten zu prüfen, ob sich für die Gebiete, auf denen die Gartenhütten stehen, Bebauungspläne aufstellen lassen. Die haben bisher nicht existiert; die meisten Hütten wurden illegal errichtet. Nun müssen bis Ende des Jahres die Pläne auf den Weg gebracht sein, damit sie bis 1996 rechtskräftig sind und die Hütten stehen bleiben dürfen. Bis dahin genießen sie eine Schonfrist.
Edwin Seng, der erste Beigeordnete von Wehrheim, der am Freitag die Pläne vorstellte, wies darauf hin, daß sich für einzelne Hütten in den Außenbereichen des Gemeindegebietes kein Plan aufstellen lasse. Ohnehin sind nur die Außenbereiche von dieser Regelung betroffen. Die Gärten im Innern des Ortes bleiben davon unberührt. Ein Bebauungsplan ist, wie Seng erläuterte, nur für zusammenhängende Gebiete möglich. Das sind in Wehrheim die Bereiche an der Rodheimer Straße hinter dem Friedhof und westlich der Straße Am Ried.
Auch die Verlängerung der Straße Am Joseph nördlich des Regenrückhaltebekkens erhält einen Plan. In Pfaffenwiesbach wird der Bereich Heßberg, für den bereits ein Plan existiert, um einen Garten erweitert. Alle anderen Gärten, die nicht in diesen Bereichen liegen, müssen sich um Einzelgenehmigungen bemühen. Diese sind zum Teil schon vorhanden.
Für die verstreut liegenden Gärten am oberen Holzbach kann kein Plan aufgestellt werden, da sie in einer Bachaue liegen, die nach dem Naturschutzgesetz besonders zu schützen ist. Das hat auch das Gemeindeparlament noch mal mit einem Beschluß bekräftigt, der das Gebiet als geschützten Landschaftsteil ausweist. ca
ORTENBERG. Der Junge, der gestern morgen von seinen Eltern für die siebte Klasse an der Gesamtschule Konradsdorf angemeldet wurde, ist kein Deutscher. Deshalb gehänselt, beleidigt oder gar bedroht zu werden, braucht er nicht zu fürchten. Für ihn und alle Ausländer starteten vor zwei Wochen alle 37 Klassen der Gesamtschule eine spontane Aktion. Nicht in einer Projektwoche, nicht im Unterricht entstand ihre Idee, mit weithin sichtbaren Transparenten am Schulgebäude ein Zeichen gegen Fremdenhaß zu setzen. "Von den Brandanschlägen erfährt man, aber die Gegenaktionen werden zu wenig wahrgenommen", schildert Schulsprecherin Ursula Blanke ein Ansinnen der knapp 900 Schülerinnen und Schüler, von denen sieben Prozent eine andere als die deutsche Nationalität haben. Nach einem SV-Beschluß wurden mit Zustimmung der Schulleitung inner- und außerhalb des Unterrichts die Parolen für die Transparente diskutiert, Farben organisiert, Bettlaken bemalt. Schulleiter Ulrich Lang: "Was sonst künstlich produziert wird, entstand hier aus der spontanen Initiative der Schüler und wurde so zum Projekt."
Bis Weihnachten sollten die Slogans wie "Macht alle Hautfarben zu eurer Lieblingsfarbe" oder "Jeder ist Ausländer fast überall" von der Entschiedenheit der Konradsdorfer Kinder und Jugendlichen gegen die Diskriminierung und Gewalt Menschen anderer Hautfarbe oder Nationalität an der Schule wehen.
Am Montag vergangener Woche mußten sie bestürzt feststellen, daß Unbekannte bis auf sechs Transparente ihre Protestäußerungen entfernt hatten. Die Absicht, Strafantrag gegen Unbekannt zu stellen, hat die Schulleitung verworfen, da ein solcher kaum erfolgversprechend ist. "Es ist dennoch ein klarer Verstoß gegen die Regeln der Schule", erklärt Verbindungslehrer Wilfried Schäfer. Ein Verstoß, den Schüler wie Lehrer öffentlich verurteilen wollen.
Damit allen klar ist, daß an der Gesamtschule Konradsdorf kein rech- ter Geist herrscht und alle, die ge- gen Fremdenhaß protestieren, nicht eingeschüchtert werden können. Schulsprecherin Ursula Blanke: "Wenn man weiß, daß 900 Menschen hinter einem stehen, braucht man keine Angst zu haben." cor
RODGAU. Ohne Führerschein muß ein Autofahrer Weihnachten feiern, der Sonntag auf der Kreisquerverbindung zwischen Seligenstadt und Rodgau einen Stau nicht wahrhaben wollte, daran vorbeifuhr und mit seinem Wagen einen entgegenkommenden Personenwagen streifte. Blutprobe und Entzug der Fahrerlaubnis waren die Folge. ttt
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Vizepräsident des hessischen Landtags und Kreisvorsitzende der FDP, Dirk Pfeil, hat der rot-grün geführten Landesregierung vorgeworfen, die Bauern im Stich zu lassen. Pfeil bezieht sich dabei auf einen von SPD und Grünen abgelehnten Antrag von CDU und FDP, den hessischen Landwirten wie in anderen Bundesländern den Mehrwertsteuerausgleich in Höhe von 35 Millionen Mark als Einkommenshilfe zur Verfügung zu stellen.
Pfeil hatte sich eigenen Angaben zufolge vor der Antragsberatung von einer Vertretung der Kreisbauernschaft über die Situation der Landwirte und Landfrauen informieren lassen.
Diese hätten deutlich gemacht, daß sie nicht dazu bereit seien, weiter Einkommensverschlechterungen hinzunehmen. Der FDP-Politiker: "Die Landwirte haben in der Sache die volle Unterstützung der FDP. Die rot-grüne Landtagsmehrheit mißbraucht die wirtschaftliche Situation der Landwirte für ideologische Zwecke."
Mit der nun getroffenen Entscheidung seien die hessischen Landwirte die einzigen, die keinen Einkommensausgleich bekämen.
Dies bedeute für die Landwirte im Main-Kinzig-Kreis einen jährlichen Verlust von über drei Millionen Mark. Die Aussage von SPD-Minister Jörg Jordan, daß die Landesregierung über 400 Millionen Mark für die ländlichen Regionen aufwende, sei eine Täuschung, da hier der Eindruck erweckt werde, daß dieses Geld den Landwirten zur Verfügung gestellt werde. "Die Mittel für Dorferneuerung, Strukturhilfen und Natur- und Landschaftsschutz sind Mittel, die nicht der Landwirtschaft, sondern den ländlichen Regionen zur Verfügung gestellt werden", erklärte Pfeil.
Der Landtagsabgeordnete forderte die Landwirte auf, nicht in ihren Forderungen nachzulassen, und hofft, daß es bei weiteren Beratungen von Nachtragshaushalten doch noch zu einer Korrektur der hessischen Haltung kommt. are
Die Auflösung der Rätsel finden Sie auf der Seite M 10
Weihnachten im Erzgebirge. Da werden Kindheitsträume wahr. Jedes Jahr, vom ersten Advent bis zum 6. Januar, strahlt das "Land der Spielzeugmacher" in der sächsischen Grenzregion zu Böhmen im Lichterglanz. Die Fenster der spitzgiebeligen Häuschen in den kleinen Bergdörfern sind festlich geschmückt. Mit selbstgefertigten Lichterketten, hölzernen Nußknackern, Bergmännern, Engeln und Schwibbögen feiern die Erzgebirgler ebenso romantisch wie gläubig ihre "fünfte Jahreszeit". In den Gärten und unter Vordächern drehen sich riesige, beleuchtete Weihnachtspyramiden. Tatsächlich: Hier muß das Christkind zu Hause sein.
Hunderttausende von Touristen besuchen jedes Jahr das "Weihnachtswunderland" und vergessen allzu leicht, mit welch großen Problemen das Erzgebirge zu kämpfen hat. Seit der Wende ist die zu sozialistischen Zeiten massiv subventionierte Industrie zusammengebrochen, die Arbeitslosigkeit ist hoch wie kaum irgendwo sonst in Deutschland und das Waldsterben so schlimm, die Berghänge zum Beispiel im Fichtelgebirge so kahl wie nirgendwo sonst in Europa. Längst müssen die Schnitzer und Drechsler daher ihr Material im Ausland einkaufen, die eigenen Bäume sind zur Spielzeugherstellung meist unbrauchbar.
Zur Weihnachtszeit mag daran niemand denken, besonders nicht in Seiffen, dem Zentrum der erzgebirgischen Volkskunst. Das gerade 3300 Einwohner zählende Dörfchen, auf einer Anhöhe direkt im Grenzland zu Böhmen gelegen, gilt seit jeher als das Herz des sächsischen Spielzeuglandes. 180 Handwerksbetriebe sägen, schnitzen, hobeln und drechseln, zumeist wie seit Jahrhunderten in Heimarbeit, jene hölzernen Kunstwerke, die hier zum ersten Mal entstanden und heute in aller Welt bekannt sind: den rotbemäntelten Nußknacker, mit grimmigem Blick und langem weißen Bart, Miniaturdörfer, die in eine Streichholzschachtel passen - und natürlich das Seiffener Wahrzeichen: das zauberhafte, achteckige Bergkirchlein mit seinem runden Turm, umrahmt von Tannen, Häusern und der Kurrende, dem Kinderchor, der zur Weihnachtszeit auch heute noch die Seiffener zu Hause besucht.
Bürgermeister Johannes Glöckner weiß, daß Seiffen eine Insel der Seligen inmitten einer der ärmsten Regionen Deutschlands ist: "Uns geht es gut, wir wissen, daß wir viel besser dran sind als die meisten anderen Menschen hier im Erzgebirge." Die Seiffener haben die Wende geschafft, wenn auch mit Macken: Die Spielzeugherstellung und der Tourismus ernähren einen Großteil der Einwohner. 40 000, 50 000 Besucher drängelten sich an jedem Adventswochenende in den Straßen des langgestreckten Dorfes. Seiffen wird in den Weihnachtswochen zum Jahrmarkt. Handwerker bieten an Ständen ihre Schätze feil, führen in den Werkstätten Drechselarbeiten vor und zeigen im Freilichtmuseum das Reifendrehen, eine vor Jahrhunderten im Ort entwickelte Kunst, Holzscheiben auf der Drehbank so zu bearbeiten, daß hernach Tierfiguren wie Kuchenstücke herausgeschnitten werden können. Nur noch ein Dutzend Seiffener beherrscht diese, von Generation zu Generation weitergegebene, geheimnisvolle Herstellung der Reifentiere, die zum ersten Mal die Massenproduktion des Holzspielzeugs ermöglichte.
Wer denkt bei solch beeindruckenden Vorführungen daran, daß auch Seiffen einmal bitterarm war? 1324 erstmals urkundlich erwähnt, hat der Ort seinen Namen vom Zinnseifen, dem Herauswaschen des wertvollen Metalls aus den Gebirgsbächen, dem später der Seiffener Zinnbergbau folgte. "Anders als die Silbergewinnung im westlichen Erzgebirge konnte der Zinnabbau allein die Region mit der Zeit nicht mehr ernähren", erzählt Konrad Auerbach, Direktor des einmaligen Spielzeugmuseums im Ort. Während in Schwarzenberg oder Annaberg- Buchholz die Bergleute nur am Feierabend schnitzten und drechselten, wurde die Spielzeugherstellung im 17. und 18. Jahrhundert immer mehr zur Haupterwerbsquelle der Seiffener. 1849 schließlich lief der Bergbau völlig aus. Da aber waren die Reifentiere aus der Spanschachtel, die charakteristischen Spielzeugfiguren aus dem Erzgebirge, längst zu Verkaufsschlager geworden, auf den Messen in Leipzig und Nürnberg ebenso wie in Übersee.
Dafür gesorgt hatten neben der Schönheit und Qualität der Erzeugnisse die Verleger, Händler, die meist die gesamte Spielzeugproduktion eines Handwerkers auf- und weiterverkauften. Verbunden damit war aber ein immer höherer Preisdruck auf die Hersteller, die den Verlegern zusehends ausgeliefert waren. Untersuchungen der sächsischen Regierung ergaben, daß 1875 noch 20, sechs Jahre später aber schon 64 Spielzeugmacherfamilien in Seiffen weniger als zehn Mark in der Woche verdienten. "Kinderarbeit in den erzgebirgischen Spielmacher- Wohnstuben war noch bis in die 30er Jahre weit verbreitet", heißt es anklagend im - noch aus DDR-Zeiten stammenden - Museumsführer.
Im Sozialismus wurde die Spielzeugindustrie verstaatlicht. Die Handwerker mußten der Handelsgenossenschaft Dregeno zuliefern, die nahezu die gesamte Produktion gen Westen verkaufte, um dem DDR-Staat die nötigen Devisen zu erwirtschaften. Für die eigenen Leute blieb kaum etwas übrig. "Kein Einzelhandel - Nachfragen zwecklos!" Solche Schilder an Handwerkerhäusern schreckten noch kurz nach der Wende allzu Neugierige ab. Die Folge: Nußknacker aus Seiffen wurden zur begehrten Schwarzmarktwährung, zum Tauschobjekt, wenn man im DDR-Mangelstaat "etwas organisieren" mußte. Und das mußte man ständig: Wenn Kantor Gottfried Wagner einen Sack Zement für die Ausbesserung seiner Kirchenmauern brauchte oder Museumsdirektor Auerbach einen neuen Auspuff für seinen Trabi - mit der Ostmark war nichts, mit dem Nußknacker aber fast alles zu haben.
Heute sind Besucher in den Wohnstuben der Spielzeugmacher hochwillkommen, im Geburtshaus des Nußknackers bei Volker Füchtner ebenso wie bei den Miniaturexperten Matthias und Reiner Flath oder in der größten Manufaktur der Gegend, der Richard Glässer GmbH. 1932 als Verlag gegründet, stellen heute 150 Menschen, meist Frauen, in mehreren Fabriken Weihnachtsschmuck von den traditionellen Pyramiden über Räuchermännchen bis zu Spieluhren her. 1972 vom DDR-Regime enteignet und nach der Wende von der Treuhandanstalt an die früheren Eigentümer reprivatisiert, war "der Neubeginn nicht einfach", sagt Firmenchef Richard Glässer. Bürokratische Hürden, mit der Kreditvergabe zögernde Banken hemmten den Start in die Marktwirtschaft.
Dort müssen sich die Seiffener Nußknacker und Weihnachtspyramiden, nun drei- oder viermal so teuer wie zu sozialistischen Dumpingpreis-Zeiten, gegen den Markt überschwemmende Billigimitate Made in Taiwan behaupten. Noch bemalen die Frauen in den Werkshallen von Richard Glässer die Engelsflügel deutlich unter Tarif: für sechs bis acht Mark in der Stunde, und das 42 Stunden in der Woche. Doch selbst das ist, im Vergleich zur asiatischen oder auch nur der benachbarten böhmischen Konkurrenz, viel zu teuer. Noch allerdings sind die meisten Kunden bereit, für das Original aus dem Erzgebirge deutlich mehr zu bezahlen als für ein qualitativ oft minderwertiges Imitat. Vor allem den Ostdeutschen fehlt dazu aber zusehends das Geld.
Firmen wie Richard Glässer setzen daher auf den Export, insbesondere auf weihnachtsliebende Amerikaner und Japaner. Die Weihnachtskrippe heißt jetzt "Santa's Workshop", die Weihrauch verströmenden Räuchermännchen feiern mit Fahnen wie "500 Years Christoph Columbus" die Entdeckung Amerikas. An Geschmacksverirrungen fehlt es nicht: In die Legion der lustigen, bunten und unbedingt sehenswerten Nußknacker im Museum, die vom Förster bis zum Cowboy jede Gestalt annehmen, hat sich auch einer mit braunem Kampfanzug und dem Schild "Operation Desert Storm" eingereiht. Will Seiffen damit etwa an die eigene unselige Vergangenheit erinnern, als während des Zweiten Weltkriegs Handgranatenstiele und Drehteile für Hitlers "Wunderwaffe" V 2 gefertigt wurden?
So jedenfalls dürften die Auslandsmärkte kaum zu erobern sein. In jedem Fall muß der Ort weg von der Abhängigkeit von der Holzindustrie. Der Seiffener Verwaltungsleiter Heinz Seidler will dem Dorf mit dem Tourismus ein zweites Standbein verschaffen. Er lockt mit herrlichen, schneesicheren Langlaufloipen in traumhafter Landschaft, mit Liften, einer geplanten Sommerrodelbahn und "Urlaub für die ganze Familie". Noch allerdings sind die Übernachtungsmöglichkeiten bescheiden. Nur noch 250 von einst 500 Betten stehen zur Verfügung, seit die FDGB- Heime des DDR-Gewerkschaftsbundes leerstehen, weil die Treuhand bisher keinen Käufer fand. "Noch und nöcher" gebe es Übernachtungsanfragen, die man, bis die drei geplanten Hotels fertig sind, meist an die Nachbarorte, an Neuhausen oder Olbernhau, weiterleiten muß. "Im Umkreis von 30 Kilometern", sagt Seidler, "sorgen die Seiffener so auch für den Aufschwung in der gesamten Region."
HANS-PETER GENSICHEN ist Umweltbeauftragter der Kirchenprovinz Sachsen und Leiter des kirchlichen Forschungsheims in Wittenberg. Er beschreibt die Lage der Umweltbewegung in den neuen Ländern, deren Entwicklung er - unter anderem als Initiator des "Zentralen Grünen Tisches" der DDR im Jahr 1989 - hautnah miterlebt hat. (Bild: Ch. Schmidt)
FREIGERICHT / HANAU. Die Hanauer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen windigen Anlageberater "wegen Betrügerei in Millionenhöhe", wie der Leitende Oberstaatsanwalt Albert Farwick am Montag mitteilte.
Wie die Gelnhäuser Neue Zeitung am Samstag berichtete, soll der mittlerweile untergetauchte Mann speziell im Raum Freigericht zahlreiche zumeist gutsituierte Bürger um größere Summen geprellt haben. Der zuletzt in Gründau wohnhafte Anlagenberater versprach seinen Geschäftspartnern bei Geldanlagen ungewöhnlich hohe Zinsen, die angeblich aus einem Leasing-Modell mit Luxus-Limousinen erwirtschaftet werden sollten. Dabei lockte er Kunden zunächst mit kleinen Gewinnbeteiligungen.
Nach Angaben der Zeitung sind im hiesigen Raum etwa 70 Vereine, Geschäftsleute oder Politiker Opfer des Betrügers geworden.
Nach Angaben von Farwick, der den Bericht bestätigte, ermittelt die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Anzeige gegen den Betrüger. Man stecke jedoch noch ganz am Anfang einer "diffizilen und schwierigen Sache". jan
RODGAU. Rund 200 Menschen haben Sonntag abend in Nieder-Roden mit Kerzen und Fackeln für Toleranz und mehr Verständnis für die unter ihnen lebenden Ausländer demonstriert.
Sie waren einem gemeinsamen Aufruf von katholischer und evangelischer Kirche, aramäischer und islamischer Gemeinde, spanischem Club, VdK, DGB- Ortskartell, der örtlichen Schulen, des Vereins Focus sowie der in Rodgau vertretenen demokratischen Parteien gefolgt.
In zwei Schweigemärschen zogen sie von der katholischen Kirche und dem Einkaufszentrum Leipziger Ring aus zum Puiseauxplatz.
Derweil kündigt sich für den Stadtteil Jügesheim die nächste derartige Aktion an: Heiligabend soll um 21.30 Uhr um die St.-Nikolaus-Kirche eine Lichterkette gebildet werden. ttt (FR-Bild: Oliver Weiner)
BAD VILBEL. Die Stadt sieht keine Möglichkeit, ihre eigenen Flachdachgebäude aufzustocken, um dort neuen Wohnraum zu schaffen. Ein Antrag der SPD in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments wurde deshalb mit CDU- Mehrheit gegen die Stimmen von SPD, FDP und Grünen abgelehnt.
Die SPD hatte sich vorgestellt, daß auf die Flachdächer städtischer Gebäude Schräg- oder Walmdächer gebaut werden. Der Magistrat sollte eine entsprechende Konzeption vorlegen. Außerdem beantragte die SPD, daß der Magistrat prüft, inwieweit bei privaten Flachdächern Möglichkeiten der Überbauung bestehen. Die SPD meinte, angesichts des knappen Wohnraums in Bad Vilbel solle jede Möglichkeit genutzt werden, um neuen Wohnraum zu schaffen.
In der Aussprache des Stadtparlaments sagte Erster Stadtrat Klaus Minkel, die Möglichkeiten von Flachdachüberbauung bei städtischen Gebäuden sei geprüft worden. Es gebe aber keine Möglichkeit. Dem stünde das Baurecht entgegen, denn aus Gewerbegebieten könnten nicht ohne weiteres Mischgebiete gemacht werden, die auch Wohnen zulassen. Außerdem gebe es statische Probleme.
In bezug auf private Vorhaben sagte Minkel, die Stadt stehe der Aufstockung von Flachbauten aufgeschlossen gegenüber und habe auch schon in der Vergangenheit mitgeholfen, indem sie Änderungen in den Festsetzungen gültiger Bebauungspläne zuließ. Nach den Äußerungen Minkels sah die CDU-Mehrheitsfraktion keinen Anlaß, dem SPD-Antrag zuzustimmen. hm
Weihnachtsgedanken Seien wir mal ehrlich zu uns
I ch hau ab!", sagte Freund Jürgen, als ich ihn nach seinen Weihnachtsplänen befragte. Mit seiner Freundin sitzt er heute abend in irgendeinem Hotelzimmer in Südportugal. Otto ist ebenfalls fort. "Ich hab den Flug schon im März gebucht", erzählte er kurz vor der Abreise. Weihnachten kann er nicht ausstehen. Zum Glück hat er keine Familie, die ihn an den Christbaum zwingt. Haljan bleibt zu Hause. Er muß nicht fliehen; als Muslim kann ihm das Christfest egal sein. Allerdings sagt auch Haljan: "Ich lade mir ein paar Freunde ein."
Tatsächlich läßt der heutige Abend niemanden kalt. Auch eingefleischte Individualisten brauchen an diesem unerbittlichen Datum Nestwärme. Das ganze Jahr können sie ihre Vereinzelung als Ausdruck der Freiheit und der persönlichen Stärke verkaufen. Nur heute nicht. An keinem anderen Datum wird uns so sonnenklar bewußt, wie weit wir uns von unserer ursprünglichen sozialen Struktur - dem Leben in Sippengemeinschaft - entfernt haben.
Weihnachten zeigt jedem, ob er in sozialer Hinsicht "richtig" lebt. Wer heute allein ist oder sich in der kleinen Familie unwohl fühlt - der hat zu wenige Freunde. Und braucht das ganze Jahr mehr vertraute Menschen um sich herum. Wir sollten ehrlich sein. Und uns eingestehen, daß das Allein-Leben uns unglücklich macht.
KLAUS NISSEN
NEU-ANSPACH. Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Dorfweil / Neu-Anspach hat kürzlich Richtfest für ihr neues Gemeindezentrum am Bürgerhaus gefeiert, nachdem der erste Spatenstich im Sommer gemacht worden war.
Im Rahmen einer kleinen Feier wurde den Arbeitern des Rohbaus gedankt, anschließend feierten die Gemeindemitglieder mit den "Rohbauern" im Keller bei heißer Suppe und Getränken. jd
Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. Die zweite Backrunde läuft: Quarkstollen-Nachschub für den Feiertagskaffee. Seite III KRONBERG. Erwin Kaisers Passion für die Mauersegler wurde mit dem Umweltschutzpreis belohnt. Seite IV LOKALSPORT. Blau-Gold Bad Homburg in der Tischtennis-Oberliga Südwest mit dem Saisonverlauf zufrieden.
BAD HOMBURG. "Oper - rette sich, wer kann . . ." lautet das Motto beim Neujahrskonzert im Bad Homburger Kulturzentrum Englische Kirche am 1. Januar ab 11 Uhr. Mit heiteren Melodien aus Oper und Operette wollen die vier Musiker das neue Jahr eröffnen.
Mezzo-Sopranistin Sabine Schmidt- Kirchner, Tenor Rainer van Husen, Bariton Michael Flöth und Pianist Wolfgang Hess interpretieren unter anderem Ausschnitte aus Mozarts "Don Giovanni" und "Zauberflöte", Rossinis "Barbier von Sevilla" und Bizets "Carmen". stk
GLASHÜTTEN. Linda Gondry ist Spitzenkandidatin der Glashüttener SPD für die Kommunalwahl im März 1993. Auf der Mitgliederversammlung wurde die Schloßborner Vorsitzende der Glashüttener SPD und derzeitige Vertreterin im Gemeindevorstand mit großer Mehrheit auf Platz eins gewählt.
Platz zwei und drei nehmen Günter Zimmermann aus Glashütten und Kurt Maurer aus Oberems ein. Auf Rang vier ein neues Gesicht: Angelika Röhrer, Lehrerin aus Glashütten, danach Reinhold Klomann aus Schloßborn, der bereits in der Gemeindevertretung gesessen hat.
Auf Platz sechs ist mit dem Juristen Andreas Gräfe aus Glashütten ein weiterer neuer Name zu finden. Ebenfalls neu: Werner Gulden, Werkschutzfachmann aus Schloßborn, auf Rang sieben. Er wird auf dem für die SPD "noch sicheren" achten Platz gefolgt von Christoph Barth, Jurist aus Glashütten. Nach ihm folgt Alfred Keller aus Glashütten, jetziges und nach Angaben der SPD auch zukünftiges Mitglied des Gemeindevorstandes.
Am Ende der mit 25 Personen besetzten Liste stehen der Bauausschuß-Vorsitzende Dariusch Yassemi und der Fraktionsvorsitzende Manfred Pippert, die beide nach mehr als einem Jahrzehnt aus persönlichen Gründen nicht mehr kandidieren. Bei der Kommunalwahl im Jahre 1989 erzielte die SPD 22,4 Prozent der Stimmen und damit fünf Sitze im Gemeindeparlament (CDU acht, FWG sechs, Grüne und FDP jeweils zwei Plätze).
"Es ist eine gute Mischung aus Jung und Alt, neuen und erfahrenen Kommunalpolitikern und -politikerinnen. Die drei Ortsteile sind ausgewogen repräsentiert", erklärt Hilde Klär für die SPD. jd
Das Angebot an Sprachheilklassen kann im Main-Kinzig-Kreis den Bedarf längst nicht abdecken Kinder erhalten in Übung Gefühl für den Luftstrom Nur eine Sprachheilpädagogin an Hanaus Grundschulen Von Astrid Ludwig HANAU. Der siebenjährige Kemal (Anm. d. Red.: Name geändert) ist sprachauffällig. Statt Schule kommt dem kleinen türkischen Jungen immer nur "Sule" über die Lippen. Kinder, die stammeln oder lispeln, müssen im Unterricht nicht nur die Witzchen ihrer Klassenkameraden ertragen. Die Fächer Lesen und Schreiben werden für die Grundschüler oftmals zur unüberwindbaren Hürde, an der sie ohne Sprachheilunterricht scheitern. Im Kreisgebiet und in der Stadt Hanau ist das Angebot an Sprachheilklassen jedoch gering und kann längst nicht den Bedarf abdecken. Grund sind vor allem die Finanzen und die fehlenden Lehrkräfte. Die Stadt Hanau hat weitere Klassen beantragt, doch ob sie vom Land genehmigt werden, ist fraglich. In Hanau hat als einzige von 16 Grundschulen die Anne-Frank-Schule eine Sprachheilpädagogin im Kollegium. Sybille Lange, gleichzeitig Sprachheilbeauftragte der Stadt, betreut neben den 16 Schüler/innen dieser Brennpunktschule noch die Tümpelgartenschule und die Brüder-Grimm-Schule ambulant. Mehr als drei Schulen, sagt sie, ist nicht drin. 47 Kinder mit Sprachstörungen betreut sie derzeit - viele der Schüler an den beiden Ambulanzschulen wegen der Vielzahl der Betreuungsfälle nur einmal in der Woche oder noch seltener. Viel zu wenig, bedauert die Pädagogin, denn gerade Kontinuität wäre notwendig.
153 Kinder wurden laut einer Erhebung vor zwei Jahren von den Grundschulen der Stadt Hanau als sprachgestört gemeldet. Von ihnen werden derzeit gerade einmal 30 Prozent therapeutisch betreut. Das Staatliche Schulamt spricht daher von einer Minimalbetreuung und fordert ebenso wie die Stadt Hanau vom Land Hessen eine Verbesserung des Angebotes. Ali und Kemal, zwei Erstkläßler der Anne-Frank-Schule, gehören zu den wenigen, die zur Zeit gefördert werden. Sie besuchen seit Beginn des Schuljahres Sybille Langes Unterricht jeweils zweimal die Woche für zwanzig Minuten. Die beiden sind eifrig bei der Sache. Mit einem Strohhalm versuchen sie Wattebälle anzusaugen und in ein Glas zu heben. Eine Funktionsübung, erklärt die Sprachheilpädagogin, um den Kindern ein Gefühl für den Luftstrom zu geben. Kemal und Ali sind Stammler. Sie haben Schwierigkeiten Laute wie Sch, S oder auch K, R und L auszusprechen.
Die Lehrerin übt mit ihnen die so schwierigen Worte wie Schiff oder Schal. Kranzförmig legt sie die Hand um den Mund und stößt den Anfangsbuchstaben wie ein Zischen aus. Die beiden Jungs haben Spaß an dem Spiel. Bei jeder Karte, die die Lehrerin ihnen mit Bildern von Schirmen oder Schaukeln vorlegt, eifern sie ihr nach.
Sybille Lange trainiert vor allem die Sinneswahrnehmung der sprachgestörten Kinder. "Ich lasse die Kinder Buchstaben kneten und befühlen. Wir machen Versteckspiele, um Präpositionen wie unter, über, auf oder neben zu erfahren." Bewegungs- und Sprachzentrum liegen im menschlichen Gehirn nebeneinander. Über die Form begreifen die Kinder. Sybille Lange übt daher ihre Fingerfertigkeit, trainiert Laute über Mund- und Lippenübungen. "Wie sollen die Kinder ein SCH aussprechen, wenn sie nicht wissen, wie man die Lippen dazu formt." Erst dann setzt sie bei der Sprache an. Gestört ist bei den Kindern meist die auditive Wahrnehmung. Bei zweisprachigen Kindern kommt als weitere Hürde hinzu, daß sie jeweils zwei Begriffe für ein Wort lernen müssen.
Die sieben Jahre alte Anna ist mehrfach sprachgestört. Sie lispelt und ist zudem disphasisch, im Fachjargon die Umschreibung für eine zurückgebliebene Sprachentwicklung. Elifs Wortschatz ist gering und auch grammatikalisch unterentwickelt. Beim Memoriespiel mit Sybille Lange läßt sie stets den Artikel aus. "Hier kommt Schiff", wiederholt sie mit rauher Stimme bevor sie zaghaft zum Schluß auch das "das" hinzufügt.
Sprachauffälligkeiten werden spätestens während des Leseunterrichts im ersten Schuljahr offensichtlich. Oftmals schicken die Lehrerkollegen Schüler zu Sybille Lange oder sie wird selbst während ihrer Deutschstunden auf die Schwierigkeiten der Kinder aufmerksam. Je nach Art der Sprachstörung unterrichtet sie einzeln oder in Zweier-Gruppen. Die Schüler kommen gern. "Sie empfinden den gesonderten Unterricht nicht als Strafe oder etwas Diskriminierendes", sagt sie. Sie will motivieren: "Die Kinder sollen das Gefühl haben, sie packen das."
Rund dreiviertel der sprachgestörten Kinder haben in den vier Jahren, in denen Sybille Lange an der Anne-Frank- Schule unterrichtet, die Lernziele der Grundschule auch erreicht. Für ein Viertel jedoch ist das Angebot zu wenig. Sie brauchen eine konstante Begleitung oder müssen auf eine Sprachheilschule wechseln. Dort lernen die Kinder auf Grundschulniveau mit therapeutischer Betreuung.
Doch diese Schulen sind ebenso wie die Sprachheilklassen Mangelware. In Schlüchtern gibt es zwar eine derartige Einrichtung, doch die verfügt über kein Schulgebäude. In Offenbach existiert eine Sprachheilschule, doch deren Leitung nimmt entgegen früherer Jahre keine Schüler aus dem Main-Kinzig-Kreis mehr an. Und das, schätzt Hartmut Emmel vom staatlichen Schulamt in Hanau, wird wohl auch so bleiben, denn die Offenbacher verzeichnen selbst einen enormen Andrang aus dem eigenem Kreis.
Das Staatliche Schulamt in Hanau setzt statt auf eine Schule auf ein flächendeckendes Angebot an Sprachheilklassen. Doch davon kann im Main- Kinzig-Kreis keine Rede sein. Neben der einen Pädagogin in Hanau gibt es eine Sprachheilklasse in Maintal, Bruchköbel, Erlensee, in Gelnhausen und ein Angebot in Schlüchtern. "Der Bedarf ist nicht gedeckt", weiß Schulamtsdirektor Emmel, der bedauert, daß die Sprachheilklassen unverdientermaßen nur eine Rolle am Rande spielen. Derzeit fließen fast alle finanziellen Mittel des Landes in den integrativen Unterricht. Fünf bis sieben Sonderschullehrer sollen im nächsten Jahr dem Kreis dafür zugewiesen werden. Emmel: "Ob da noch etwas für die Sprachheilklassen bleibt, ist fraglich."
Sozialdezernent Klaus Remer und das Schulamt fordern jedoch vier weitere, dringend notwendige Klassen allein in der Stadt Hanau. Nach anfänglicher Ablehnung des Landes aus Personalkostengründen liegt der Stadt Hanau nun zumindest die Zusage für eine Sprachheilklasse an der Eichendorffschule in Großauheim vor. Sie soll ab dem 1. August '93 eingerichtet werden. "Für weitere", so Klaus Remer, "werden wir Anträge stellen." Das Staatliche Schulamt wird sich in einer Gesamtkonferenz am 28. Dezember mit dem Thema Sonderschulpädagogik und auch Sprachheilklassen befassen. Ein Konzept samt Prioritätenliste soll erstellt werden.
BAD VILBEL. In der Woche "zwischen den Jahren", am 28., 29. und 31. Dezember, sammelt die Arbeitersamariterjugend in der Innenstadt für Hungernde in der Welt. Die Spenden werden der evangelischen Kirche für die Aktion "Brot für die Welt" überwiesen. Der ASB-Nachwuchs wirbt vor allem mit dem Slogan "Brot statt Knaller". Die jungen Leute möchten, daß Silvester das Geld nicht für sinnloses Feuerwerk "in den Himmel gejagt" wird, sondern daß mit dem Geld notleidenden Menschen geholfen wird. Ansprechpartner für den ASB ist Joachim Barowski, Telefon 0 60 39 / 72 07. hm
Durch eine mißverständliche Formulierung in unserem Bericht "Besuch bei den Engeln" in der Ausgabe vom 17. Dezember wurde der Eindruck erweckt, die Klosterschänke in Engelberg sei an den Feiertagen geschlossen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Schänke im Kloster Engelberg bei Miltenberg ist, wie immer von Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Lediglich am Heiligen Abend bleibt sie zu.
Informationen unter der Telefonnummer 0 93 71-26 25. FR
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Das kleine Gespenst (15), Mein Bruder Kain (17.30, 20 Uhr).
Central: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).
Kino III: Little Nemo (15, 17.30), Mo' money (20.30 Uhr).
Palette: Der Tod steht ihr gut (15.15, 17.45,20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr), Die allerneueste Cannes Rolle '92 (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Kevin allein in New York (20.15 Uhr).
Zeitlos: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kevin allein in New York (15.30 und 20.30 Uhr).
Casino: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr). Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatungsstelle, 17 bis 19 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Beratung durch den Verein Frauen helfen Frauen für Frauen udn Mädchen bei Trennung/Scheidung, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen, sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks 10 bis 14 Uhr, Gustav Hoch Straße 10, Telefon 80 98 24.
Öffnungszeiten des Franziskushauses 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter 15 bis 19 Uhr Erlenhalle Langendiebach.
Treff für Jugendliche in Berufsnot 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39 a, Telefon 8 48 00
Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 45 77.
Schlüchtern. RosengartenKontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstr. 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14. Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen des Arbeitskreises Asyl, 20 Uhr Bürgerhaus Taubengasse Großauheim. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauengymnastik, 15 Uhr Frauentreff im Gemeindezentrum Waldsiedlung, 14.30 Uhr Kinder-Hobbytheke im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé im Teehaus Marienstraße.
Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 18 Uhr offener Spieleflur. Bruchköbel. Seniorentreff: 9 und 10.15 Uhr Wassergymnastik im Hallenbad, 10 Uhr Strick-Treff ST Mitte,14 Uhr Tischtennis im ST Mitte, 15 Uhr offener Betrieb im ST Ost, 15 Uhr Kegeln im Bürgerhaus, 16.30 Uhr Töpfern im ST Ost.
Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe 15 bis 17 Uhr evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste im Gemeindezentrum. Gelnhausen. Wissen- und Hobbybörse 14 bis 18 Uhr in der SEKOS, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.Neuer Anlauf für Gewerbegebiet Florstadt erwartet Genehmigung des Regierungspräsidenten
FLORSTADT. Die Bemühungen der Gemeinde, in ihrem Ortsteil Nieder- Mockstadt ein neues Gewerbegebiet auszuweisen, datieren schon auf das Jahr 1989 zurück.
Seit dieser Zeit strebt die Kommune an, das Ackerland "Im Unterfeld" an der Bundesstraße 275 zwischen dem westlichen Ortsrand und der Autobahn nach Gießen anderweitig zu nutzen. Bislang vergebens.
Der Hinweis der Kreisarchäologie und der Landesdenkmalpflege auf eines der größten Hügelgrabfelder Hessens, das unter der Nieder-Mockstädter Scholle vermutet wird, war noch der kleinste Stolperstein auf dem Weg zu der neuen Gewerbefläche, die sich teilweise über genau jene frühgeschichtliche Kulturstätte erstrecken soll.
Der nach der Anhörung der Träger öffentlicher Belange 1991 beschlossene Bebauungsplan wurde vom Regierungspräsidenten vor allem deshalb abgelehnt, weil die Gemeinde Florstadt nicht nur Eigenbedarf für heimisches Gewerbe angemeldet hatte, sondern gleichzeitig auch noch ortsfremde Betriebe ansiedeln wollte. Das aber lasse sich aus dem Flächennutzungsplan nicht entwickeln, befand die Genehmigungsbehörde.
Die Kommune ließ ihren Bebauungsplan daraufhin ändern und unternahm nun mit einem einstimmig gefaßten, parlamentarischen Satzungsbeschluß einen zweiten Anlauf, die Bauleitplanung auf den Weg zu bringen.
Nach einer neuerlichen Offenlegung des Bebauungsplanes waren zuvor weitere Anregungen von Trägern öffentlicher Belange eingearbeitet worden, zum Beispiel eine Nord-Süd-Ausrichtung der Gebäude, um auf diese Weise eine Engergiegewinnung durch Solarkollektoren zu ermöglichen. Ebenfalls Anregungen zur Regenwassernutzung werden jetzt gegeben. Darüber hinaus besteht die Absicht, das Gebiet in einem späteren Verfahrensschritt an den öffentlichen Personennahverkehr anzubinden.
Jetzt hat erneut der Regierungspräsident das Wort. Sollte die begehrte Gewerbefläche genehmigt werden, können die Archäologen der Landesdenkmalpflege mit ihren Plangrabungen beginnen. Je nachdem, ob die Wissenschaftler dabei auf bemerkenswerte Funde stoßen, wird es dann unter Umständen nochmals Jahre dauern, bis der erste Gewerbebetrieb auf dem Unterfeld seine Gebäude errichten kann. mu
rgg FRANKFURT A. M., 22. Dezember. Als "Verschönerungs-Anstrich" und Übertünchung "einstürzender Strukturen" hat die Initiative Kirche von unten (IKvu) die geplante Werbekampagne der katholischen Kirche bezeichnet. Mit Image-Pflege sei den kirchlichen Problemen nicht beizukommen, meint die IKvu, ein Zusammenschluß zahlreicher kirchlicher Basisgruppen und Initiativen.
Die Krise der katholischen Kirche werde immer offenkundiger, heißt es in einer Erklärung der IKvu. So habe die Pastoralkommission des Zentralkomitees der Katholiken die "Dialogunfähigkeit" der Kirche bemängelt. Die Bischöfe hätten kürzlich in ihrem Schreiben über den priesterlichen Dienst ein "Verdunsten des Glaubens" beklagt. Nach Ansicht der IKvu muß die katholische Kirche vor allem für mehr Transparenz sorgen und verstärkt die Kirchenbasis fragen.
BAD VILBEL. Drei Schwerverletzte und 46 000 Mark Schaden forderte ein Verkehrsunfall am Sonntag um 21.55 Uhr auf der Landesstraße 3008 in Höhe der Einmündung der B 521 in der Gemarkung Gronau. Wie die Polizei mitteilt, war ein Auto von der B 521 abgefahren, und der Fahrer wollte nach links in die L 3008 Richtung Niederdorfelden abbiegen. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit einem Auto, das die L 3008 aus Richtung Niederdorfelden befuhr. Beim Zusammenprall wurden die beiden Autofahrer und ein Beifahrer schwer verletzt. hm
ALTENSTADT. Eine vorgezogene Bescherung erlebten jetzt über 5200 rumänische Kinder in Covasint, Siria, Lipova und Arad: Gemeinsam mit 32 ehrenamtlichen Helfern des Deutsch-Rumänischen Freundschaftskreises Saarland machte sich Günther Morres aus Limeshain- Rommelhausen auf den Weg nach Rumänen, um den Jungen und Mädchen persönlich die Päckchen zu überbringen, für die eifrig gesammelt worden war.
So hatten die Schülerinnen und Schüler der Grundschulen in Lindheim und Limeshain sowie der Klasse 9 b R der Limesschule in Altenstadt auf den Elternsprechtagen Kaffee und Kuchen für die Hilfsaktion "Kinder helfen Kindern" gekauft, der Zonta-Club Friedberg/Bad Nauheim, die Schwesternschaft des Mathilden-Hospitals Büdingen und viele Privatpersonen den Weihnachtspäcken-Konvoi mit Geld- und Sachspenden unterstützt.
Verteilt wurden die Gaben bei Weihnachtsfeiern in Schul- und Kindergärten. Bereits im April diesen Jahres hatten Wetterauer Bürger eine ähnliche Aktion für rumänische Kinder mit Spenden unterstützt. cor
NIDDERAU. Bürgermeister Otfried Betz und Stadtbaurat Heinz Appel sind zuversichtlich, daß in Kürze mit dem Bau des Kindergartens im Neubaugebiet Allee-Süd begonnen werden kann. "Uns fehlt nur noch die Zuschußzusage aus Wiesbaden", sagte Appel gestern vor Journalisten. Aus dem Ministerium sei aber bereits signalisiert worden, daß die Zusage "zwischen den Jahren" im Rathaus eintreffen wird. Gleich im Anschluß daran soll der erste Spatenstich erfolgen.
Die beiden Hauptamtlichen rechnen damit, daß die prognostizierte Bauzeit von vier Monaten auf keinen Fall überschritten wird. Die Baufirma habe bereits mehrere ähnliche Projekte im gleichen Zeitraum verwirklicht und verfüge über ausreichende Erfahrungen. Wie berichtet sollen in dem neuen Kindergarten zunächst drei Gruppen mit 75 Kindern untergebracht werden, später soll eine weitere Gruppe hinzukommen.
Konsequent weiterverfolgt werden im Rathaus auch die Pläne für den Bau eines zweiten Kindergartens im Stadtteil Ostheim. Betz und Appel halten die Ausweitung der Kindergarten-Kapazität für dringend nötig, weil gegenwärtig auch in Ostheim mehrere Neubaugebiete entstehen, beispielsweise das Baugebiet Hanauer Hohl, die Wolfskaute oder die Sepp-Herberger-Straße. Auch das lange Zeit umstrittenen Ziegelei-Gelände wird nach Ansicht Appels im nächsten Jahr Bauland. Der architektonische Wettbewerb, den die Stadt für den zweiten Kindergarten in Ostheim ausgeschrieben hat, ist inzwischen entschieden worden. Zwei von insgesamt vier Firmen sind mit ihren Vorstellungen in die engere Wahl gekommen und aufgefordert worden, bis Mitte Februar Detailplanungen und weitere Verbesserungsvorschläge zu machen. Das Grundstück liegt am östlichen Ortsrand Ostheims in Verlängerung der Straße "Am Jungfernborn". Das Areal soll in das Neubeugebiet "An der Seife" integriert werden.
Im Etat der Stadt für 1993 wurden 2,5 Millionen Mark für den Kindergartenneubau mit vier Gruppen eingestellt. Da in dem neuen Bau auch eine integrierte Gruppe betreut werden soll, muß der Kindergarten behindertengerecht ausgebaut werden. Außerdem sollen die Dächer mit Sonnenkollektoren ausgestattet werden. Von der ursprünglichen Idee, ein Brauchwassersystem im neuen Kindergarten zu installieren, ist die Stadt inzwischen abgekommen, weil das Gesundheitsamt signalisiert hat, dieser Baumaßnahme nicht zuzustimmen. An Kindergärten werden hygienisch ähnliche Ansprüche gestellt wie an Krankenhäuser. are
Schüler sollen sich wie zu Hause fühlen Sanierte und erweiterte Grund- und Hauptschule Eidengesäß kann in Betrieb gehen Von Katja Schoßer LINSENGERICHT. Nicht gerade begeistert wirkten die Pennäler, die von außen durchs Fenster des neuen Mehrzweckraumes die Eröffnung der frisch sanierten Grund- und Hauptschule in Linsengericht-Eidengesäß beobachteten. Denn dazu waren neben Lehrern, Politikern und Behördenvertretern nur die Klassensprecher geladen. "Wir müssen leider draußen bleiben", hieß es bei älteren Schülern vor der Tür, die man buchstäblich im Regen stehengelassen hatte - wohl aus Angst, den Honoratioren nicht genügend Stühle bieten zu können. Drinnen herrschte unterdessen eitel Sonnenschein: Denn mit dem Festakt wurde die seit langem ersehnte und ebenso nötige Erweiterung der Schule offiziell besiegelt. Rund 3,8 Millionen Mark für den Ausbau und noch einmal 800 000 Mark für die Renovierung mußte der Main-Kinzig- Kreis nach Angaben von Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) aufbringen, um die Eidengesäßer Bildungsanstalt von Grund auf zu überholen, zu vergrößern und somit "das wohnortnahe Schulangebot attraktiver zu machen". Denn schließlich, wünscht sich der Landrat, "soll der Arbeitsplatz Schule auch ein Zuhause geben". Um den Neubau in den bestehenden Komplex zu integrieren, mußte ein Teil der alten Gebäude weichen. Nun verfügen die knapp 350 Schüler und Lehrer nicht nur über 17 Klassenzimmer, sondern auch über ein großzügiges Fachraumangebot und einen neuen Verwaltungstrakt auf insgesamt rund 1600 Quadratmeter Grundfläche. Durch den zwei- bis dreigeschossigen Anbau sind unter anderem drei Werk- und fünf Polytechnikräume, eine moderne Lehrküche, ein Fotolabor, ein großer Mehrzweckraum, Büroflächen, je ein Lehrer- und ein Klassenzimmer hinzugekommen.
Im Zuge des vierten Bauabschnittes, den die Schule seit ihrem Bezug hinter sich gebracht hat, wurde der Gebäudekomplex außerdem mit neuen Fenstern, Eingangsanlagen und einem frischen Anstrich versehen und das Heizsystem sowie die Wärmedämmung auf den neuesten Stand gebracht. Auch Schulhof und Bepflanzung wurden neu gestaltet, bald sollen Spielgeräte folgen.
Als die Grund- und Hauptschule - damals nach Angaben von Schulleiter Werner Brand ein 1,4-Millionen-Mark-Projekt des 1969 gegründeten Schulverbands Eidengesäß/Geislitz - im Oktober 1963 eingeweiht wurde, verfügte sie über 279 Schüler und acht Lehrer. Weil sich auch Großenhausen dem Verband anschloß und wenig später alle Neuntkläßler aus Linsengericht nach Eidengesäß gingen, erwies sich das Gebäude schon bald als zu klein. Im Schuljahr 1965/1966 kam eine Turnhalle dazu, vier Jahre später wurde angebaut und ab Herbst 1970 gingen - bis auf die Klassen 1 bis 8 in Altenhaßlau - alle Linsengerichter Grund- und Hauptschüler nach Eidengesäß. Als dann die Schülerzahl Mitte der 70er Jahren auf mehr als 550 kletterte, wurde die Raumnot "notorisch", wie sich Brand einnert, und ein Pavillon angefügt.
Obwohl die Schülerzahlen inzwischen wieder gefallen sind, war wegen der heute üblichen kleineren Klassenstärken eine Erweiterung dennoch dringend vonnöten. Bereits 1985 beantragte die Schule dies, so ein Lehrer: "Doch jahrelang passierte nichts." Die noch vom Vorgänger Eyerkaufers eingereichten, mit Formfehlern behafteten Vorlagen hätten in einer Schublade des Regierungspräsidiums in Darmstadt "geschmort".
Für die jetzige Kreisregierung ist der Anbau laut Eyerkaufer "Teil des sehr ehrgeizigen Schulbau-Programms". Obwohl in Eidengesäß die Schülerzahlen nicht so gestiegen seien wie anderswo, sei die Sanierung dennoch fällig gewesen. Der erste Spatenstich für den vierten Bauabschnitt seit dem Bestehen der Schule erfolgte im Juni &rquote;90, ein Jahr später stand der Anbau. Die neuen Räume sind hell, freundlich und geräumig. Darüber freuen sich - trotz der Verstimmung bei der offiziellen Übergabe - vor allem die Schüler.
BAD HOMBURG. "Wir rechnen, zwischen zehn und 20 Prozent der Stimmen erreichen zu können." Klaus Freund vom dreiköpfigen kommissarischen Vorstand der "Freien Homburger Wähler" (FHW) zieht seinen Optimismus für die Stadtparlamentswahl im März aus Zustimmungsbekundungen "quer durch alle sozialen Schichten, quer durch die Parteien". Das Echo scheint den FHW-Machern so positiv, daß sie die gerade erstellte vorläufige Kandidatenliste bereits für zu klein halten. 20 Namen stehen darauf, vermeldet der Vorstand stolz, die ersten drei Plätze gingen an Frauen. Mehr wird nicht verraten - die Liste soll erst nach einer Mitgliederversammlung am 11. Januar öffentlich vorgestellt werden.
Mehr als 30 Frauen und Männer haben bei einer Versammlung am Freitag in Ober-Erlenbach die FHW neu formiert. An die alte FHW, deren Arbeit seit einem Jahr ruhte, solle nur noch "erinnerungsmäßig angeknüpft" werden. Deren Gründer Curt Hoffmann arbeitet laut Freund noch als "normales Mitglied" mit. In den kommissarischen Vorstand wählte die Versammlung außer Geschäftsmann Freund die Designerin Clara Rausch und Kaufmann Gerhard Steuding.
Zudem einigte sie sich laut Vorstandsangaben auf eine neue Satzung und ein Wahlprogramm. Die wichtigste Satzungsänderung gilt der Öffnung für Mitglieder anderer Parteien. Bisher waren Doppelmitgliedschaften ausgeschlossen.
Die Überparteilichkeit soll auch in der erhofften parlamentarischen Arbeit erhalten bleiben. "Die FHW macht keine Parteipolitik, sondern ausschließlich Kommunalpolitik", heißt es im Wahlprogramm. Sie will die "verkrustete Betonriege" der CDU-FDP-Mehrheit aufbrechen und die "selbstherrlichen Entscheidungen des Magistrats" unterbinden.
Dabei setzt die FHW auf wechselnde Mehrheiten im Stadtparlament, Koalitionsvereinbarungen mit anderen Fraktionen werden ausgeschlossen. Allenfalls "Sachkoalitionen" könne es mit den Freien Wählern geben, kündigt Steuding an. Die Orientierung an Themen werde auch den Wahlkampf prägen: "Wir wollen ihn an Sachen führen, nicht an Personen."
Auf die versprochene Glaubwürdigkeit ihrer Bewerberinnen allerdings ist die FHW angewiesen; verspricht das Wahlprogramm vom Plädoyer für eine gemischte Wirtschaftsstruktur über Mini- Pendelbusse durch die Stadt bis zu vorbeugender Jugendarbeit und Umweltschutz doch inhaltlich wenig Neues, sondern vor allem einen neuen Stil: "Eigentlich bräuchten wir kein neues Programm und könnten das der CDU nehmen - nur umgesetzt hat sie's nicht", zitiert Freund einen FHW-Mitstreiter.
Zentrale Punkte des Programms sind Bürgernähe, Transparenz und Kommunikation - sie sollen unter anderem durch einen städtischen "Ombudsmann" als Ansprechpartner für alle Bürgersorgen sichergestellt werden. Insgesamt will die FHW Betroffene stärker einbinden. stk
KRIFTEL. Drei Finger dick ist "das Paket", dessen Lektüre Parlamentsvorsitzender Friedel Fischer (CDU) den Gemeindevertretern "über die Feiertage" empfahl: Der Etatentwurf für das Jahr 1993. Kämmerer Paul Dünte (CDU) bezeichnete ihn als "einen Haushalt des Atemholens". Auch in Kriftel gehen die Umsätze zurück. Umfaßte das Verwaltungsbudget 1992 rund 25,1 Millionen Mark, rechnet Dünte im kommenden Jahr mit nur 24,3 Millionen Mark. Ein Minus von 40 Prozent wird gar im Vermögenshaushalt erwartet: 1993 soll er 7 550 406 Mark umfassen, im ablaufenden Jahr waren es noch 12,6 Millionen Mark. Macht für den gesamten Haushaltstopf 1993 eine Summe von 31,9 Millionen Mark gegenüber einem Gesamtvolumen von 37,7 Millionen Mark im Vorjahr. Dünte: "Der finanzielle Handlungsspielraum der Gemeinde ist erschöpft."
Das Hohelied vom Sparen singen die Kämmerer unisono. Eine millionschwere Ursache dafür ist die erhöhte Umlage an den Main-Taunus-Kreis - in Kriftel steigt sie 1993 um 1,5 Millionen auf 6,7 Millionen Mark. Zweitens, und hier trifft es Kriftel hart, schrumpfen die Einnahmen bei der Gewerbesteuer überall. Nach dem Rekordjahr 1992 mit 8,6 Millionen Mark geht Dünte 1993 "optimistisch" von 6,6 Millionen Mark aus.
Bei den Deckungsmitteln, also jenen Einnahmen, die nicht für bestimmte Ausgaben eingeplant sind, sieht so schlecht nicht aus. Nach der Etat-Prognose steigen sie um 1,1 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr auf 18 Millionen Mark. Als zuverlässige Quelle nannte Dünte die Einkommenssteuer: Sind es in diesem Jahr bereits 9,2 Millionen Mark, erhoffen sich die Krifteler Rechner 1993 gar mehr als zehn Millionen Mark. Allerdings müssen aus diesem Topf die Mehrkosten beglichen werden, die den Kämmerer drükken. Ein Beispiel: Fürs Personal werden mit 5,6 Millionen Mark knapp 300 000 Mark mehr als im Vorjahr bezahlt. Und das, obwohl es keine Einstellungen in der Verwaltung geben werde.
"Um ihre öffentlichen Einrichtungen und ihr Vermögen in Schuß zu halten" meinte Dünte, "muß sich die Gemeinde erheblich anstrengen." Allein die Grünflächenpflege schlägt mit 770 000 Mark zu Buche; bei den Bewirtschaftungskosten werden die Schwarzbachhallen mit 522 450 Mark, das Parkbad mit 403 060 Mark, die Park- und Grünanlagen mit 653 195 Mark und die Sportanlagen mit 193 380 Mark subventioniert. Die Einrichtungen zu erhalten und zu pflegen, habe absoluten Vorrang vor neuen Projekten.
"Tendenz steigend" - das gelte auch für die Kindergärten- und Kinderhortkosten, das sind 1993 mehr als eine Million Mark. Jeder Kindergartenplatz, sagte Dünte, koste die Gemeinde 3000 Mark im Jahr. Zwei neue Gruppen für 40 Kinder sollen geschaffen werden, bis das "Haus der Kinder" gebaut ist. Die Übergangslösung koste "im Anlaufjahr" 200 000 Mark. Im Seniorenwohnhaus neben dem Josef- Wittwer-Haus sollen 25 Sozialwohnungen für alte Menschen gebaut werden. Für das Seniorenhaus und den Kinderhort an der Lindenschule - die beiden "Großprojekte" - werden insgesamt 3,4 Millionen Mark im Haushaltsentwurf bereitgestellt. Der Ansatz für das Kommunale Wohngeld beträgt 100 000 Mark. Bei den Spielplätzen steht die Totalsanierung der Anlage "In den Reden" an erster Stelle; 160 000 Mark beträgt der Gesamtetat für alle Plätze.
Noch andere Ausgaben sind vorgesehen: 190 000 Mark für die Erweiterung des Fuß- und Radweges entlang der Kapellenstraße, 460 000 Mark für Kanäle und Leitungen an der Schwarzbachhalle oder eine Million Mark für die Friedhofserweiterung. Bitter für Dünte: Kriftel muß sich mit 700 000 Mark neu verschulden. Vor diesem Hintergrund müsse jedes Projekt "gut überlegt" sein. pms
BUTZBACH. Was lange währt, wird endlich gut: Nach über zehnjähriger Planungsphase ist Ende der vergangenen Woche die gemeinsame Kläranlage für die Butzbacher Stadtteile Fauerbach und Münster in Betrieb genommen worden. Damit werden ab sofort die Abwässer der über 700 Fauerbacher Einwohner gereinigt, die knapp 500 Münsterer müssen sich noch einige Monate gedulden, bis die Abwasserleitung zur Kläranlage gelegt ist.
Die Kosten für das Gesamtprojekt bezifferte bei der Einweihung Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke auf rund 5,9 Millionen Mark, wovon die Stadt Butzbach 2,7 Millionen Mark bezahlen muß. Von den Gesamtkosten werden für die eigentliche Kläranlage 2,6 Millionen Mark benötigt. Die meisten Kosten (3,3 Millionen Mark) verusacht jedoch die Abwasserleitung von Münster und Fauerbach an die Kläranlage.
Die Kläranlage liegt rund 500 Meter unterhalb von Fauerbach in Richtung Ober-Mörlen in der Feldgemarkung "Dorfwiesen". Zunächst werden dort die sperrigen Dinge mit einem Rechen aussortiert, die nicht behandelt werden können. Die organischen Stoffe werden dann in zwei hintereinander angeordneten belüfteten Teichen biologisch abgebaut. Die schweren Stoffe lagern sich auf dem Boden ab, während die Stickstoffe durch ein zusätzliches Verfahren von dem Abwasser getrennt werden. Die sogenannte Nachklärung erfolgt dann in zwei weiteren Becken, bevor das saubere Wasser in den Fauerbach eingeleitet wird.
Die ersten Überlegungen für den Bau der Kläranlage gehen bereits auf das Jahr 1980 zurück. 1987 wurden dann konkrete Pläne erarbeitet, die ein Jahr später vom Stadtparlament beschlossen wurde. Die Genehmigungen und die Förderbescheide lagen 1990 vor. Mit dem Bau begonnen wurde im September 1991.
Damit geht die Zeit ohne Kläranlage für die letzten Butzbacher Stadtteile zu Ende. Dennoch gibt es immer noch keine Kläranlagen für die Stadtteile Maibach und Bodenrod.
Mit dem Bau des Zulaufs für die Maibacher Anlage ist bereits begonnen worden, der Bau der Kläranlage selbst ist für Frühjahr 1993 geplant, so daß sie noch im nächsten Jahr fertig sein könnte.
Ende 1994 soll dann mit Bodenrod der letzte Butzbacher Stadtteil an eine Kläranlage angeschlossen werden. Die Planungen sind abgeschlossen, im Butzbacher Rathaus wartet man noch auf die überörtlichen Finanzierungszusagen. str
Das Schicksal geht bisweilen eigenartige Wege. So auch im Falle der Familie Freund, die auf wundersame Weise einen ungewöhnlichen Sport entdeckte. Michael Freund, derzeit weltbester Vierspänner-Fahrer, und dem Droschken- Sport in zweiter Generation verhaftet, spricht gerne von dem, was seinem Vater Ende der 30er Jahre widerfuhr. Als einer, der seinen Beruf als Bäckermeister besonders gut beherrschte, gewann Vater Freund den Bundeswettbewerb seiner Zunft und durfte sich alsdann vom Großvater 'was wünschen. Eine Weltreise oder ein Pferd standen zur Disposition - welches Geschenk der Überglückliche auswählte, bedarf wohl keiner weiteren Beschreibung. Sohn Michael, der in Neu- Isenburg heute einen Einzelhandel für Futtermittel betreibt, trieb des Vaters Leidenschaft sportlich auf die Spitze.
Gleich bei seiner ersten Teilnahme an Deutschen Meisterschaften im Jahre 1976 holte sich der heute 38jährige den Titel. Fortan ging es, leichte Formschwankungen immer miteinkalkuliert, unaufhaltsam an die Weltspitze. Die Erfolge des gebürtigen Frankfurters gipfelten in diesem Jahr in dem Gewinn der Mannschafts-WM, wobei Michael Freund den Einzeltitel nur um vier Punkte verfehlte. Doch es gab ja noch eine zweite Möglichkeit, seine Ausnahmeposition im Viererzug-Fahren unter Beweis zu stellen. Ähnlich wie der in vielen Sportarten seit Jahren für mehr Popularität sorgende "Welt-Cup", gibt es auch im Droschken-Sport eine vergleichbare Wettbewerbskette. Von sieben internationalen Turnieren der schwersten Kategorie werden die vier besten Ergebnisse zusammengerechnet; wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, darf sich als welt- punktbester Vierzug-Fahrer hochleben lassen.
Mit Michael Freund konnte in diesem Jahr zum ersten Mal ein Deutscher diesen begehrten Pokal gewinnen. Bei der Royal Windsor Horse-Show 1993 darf der begeisterte Hobbyskiläufer die Tröphäe in Empfang nehmen. Trotz der Ehre, die Michael Freund durch die Einladung nach England zuteil wird, würde der finanziell eher minderbemittelte Pferdesportler lieber einen Scheck, als einen nur ideel wertvollen Pokal in Empfang nehmen. Obwohl die Deutsche Vierspänner-Nationalmannschaft immer nur dann eine Medaille einheimste, wenn Michael Freund im Kader stand, ließ sich bislang kein einziger Sponsor finden. "Ich hole Titel ohne Mittel", erklärt der Neu-Isenburger nicht ohne Zynismus seine derzeitige Situation. Angesichts der Tatsache, daß auch der Vierspänner-Sport immer anspruchsvoller wird, und mehr und mehr Trainingsaufwand erfordert, versucht sich Michael Freund weiterhin professionell zu orientieren.
Ein positiver Aspekt hinsichtlich dessen, ist die Tatsache, daß Michael Freunds Pferde neuerdings durch den "Förderkreis olympischer Reiterspiele" mitfinanziert werden. Dieser glückliche Umstand zwingt den zweimaligen Neu- Isenburger Sportler des Jahres nicht mehr wie bisher dazu, seine besten Tiere gewinnbringend weiterverkaufen zu müssen. Mit Fontaine (5), Lisander (5), Liverpool (7) und Filou (7), hält er derzeit vier Pferde am Zügel, die er für die kommende Saison behutsam aufbauen möchte. Momentan beschränkt er das tägliche Training witterungsbedingt zwar auf reine Sparzierfahrten, doch spätestens im Februar beginnt er wieder mit gezielter Arbeit in allen drei, den Vierzug-Fahrern abverlangten Disziplinen.
Neben der Geländefahrt, die Michael Freund besonders liebt, umfaßt der Vielseitigkeitswettbewerb auch noch die Dressur und das Hindernisfahren (eine Art Slalom, bei dem sich die sperrigen Kutschen zwischen Plastikkegeln einen Weg bahnen müssen). Seit die bis heute als öffentliches Verkehrsmittel zugelassenen Vierspänner durch den 1970 eingeführten internationalen Turnierzirkus sportlich salonfähig wurden, kletterten die Anforderungen immer höher. Während die Fahrer auf der 22-28 Kilometer langen, und aus fünf Teilstrecken zusammengesetzte Geländestrecke, mit ihren Gespannen bis zu 18 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichen, wird ihnen im Dressur-Viereck ebenfalls eine Menge abverlangt. Vom versammelten und starken Trab reicht die Palette der geforderten Übungen bis hin zum Rückwärtsrichten. Damit Michael Freund gegen die starke Konkurrenz aus den Niederlanden, der Schweiz, Schweden und den USA auch in Zukunft bestehen kann, ist also hartes Training gefragt.
Die romantische Vorstellung von einer rasanten Kutschfahrt durch heimische Laubwälder, hat mit der sportlichen Realität so rein gar nichts gemein. Doch Michael Freund schaffte es dennoch, sich und seinen Pferden ab und zu die Zeit zu stehlen. Dann fahren sie hinaus ins freie Gelände und galoppieren "nur so zum Spaß" duch die Gegend. Im Herbst, wenn sich der Nebel schwadenartig übers Land legt, mache das besonderen Spaß.
MARGIT REHN
joe HEIDELBERG, 23. Dezember. Eine Kirchengemeinde im Heidelberger Stadtteil Rohrbach hat einer von Abschiebung bedrohten kurdischen Familie Asyl in ihrem Gemeindesaal angeboten. Der Asylantrag der in Neulußheim lebenden Familie war vor zwei Jahren abgelehnt worden, vergangene Woche sollte sie abgeschoben werden.
Ein Vertreter des Heidelberger "Arbeitskreises Asyl" sagte, die Lage in der Heimat der Familie habe sich zugespitzt. Der Mann, der Verwandte unter kurdischen Widerstandskämpfern habe, sei in der Türkei bereits früher gefoltert worden und weiter von Folter bedroht. Daher müsse über den Antrag nochmals entschieden werden. Betreuer aus der Kirchengemeinde wollen sich um die vier Familienmitglieder kümmern und dafür sorgen, daß sie den Gemeindesaal nicht verlassen müssen. Man hoffe, daß die Behörden das Kirchenasyl respektierten und eine Duldung für die Familie aussprächen.Appell zur Mitmenschlichkeit
ulf FRANKFURT A. M., 23. Dezember. Die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuß und die Gewerkschaft Nahrung- Genuß-Gaststätten (NGG) rufen gemeinsam dazu auf, der Verbreitung rechtsextremer Gedanken "entschieden entgegenzutreten". In einer Erklärung, die auf 10 000 Plakaten in den Betrieben verbreitet werden soll, fordern beide Tarifparteien die rund 600 000 Arbeitnehmer ihrer Branche auf, sich schützend vor die ausländischen Arbeitnehmer zu stellen. "Wir dürfen nicht zulassen, daß Ausländer und andere Gruppen in Deutschland in einem Klima der Angst leben müssen", heißt es in dem Appell "für Mitmenschlichkeit und gegenseitige Achtung". Ausländerfeindlichkeit habe in den Betrieben "nichts zu suchen".
BAD ORB. Die "Böhmische Hirtenmesse" des tschechischen Komponisten Jakub Jan Ryba wird am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, in der Orber Konzerthalle aufgeführt. Mitgestaltet wird das Stück vom Chor der St.-Martins- Kirche und dem verstärkten Kurorchester Bad Orb. Neben der Rybaschen Weihnachtsmesse stehen in dem Konzert, das um 16.30 Uhr beginnt, vokale und instrumentale Kompositionen von Händel und Vivaldi auf dem Programm. jan
An Silvester bleiben die Banken in diesem Jahr erstmals geschlossen. So haben es die Tarifparteien vereinbart, und den Arbeitnehmern sei's gegönnt. Doch für die Kunden der Geldbranche kann dies - je nachdem, ob ihr Konto im Soll oder im Haben steht - ganz unterschiedliche, in beiden Fällen aber negative Folgen haben. Zumindest einzelne Banken scheinen zu versuchen, ihre tariflichen Kosten über eigenwillige Abrechnungsmethoden zu Lasten der Kunden wieder hereinzuholen.
Beispiel 1: Ein Sparer hat einen größeren Betrag bei der Münchener DSK-Bank angelegt. Die jährlichen Zinsen sind vereinbarungsgemäß am 31. Dezember fällig. Doch an diesem Tag kann der Kunde das Geld nicht abholen - die Bank ist, wie gesagt, geschlossen. Sie kann den Betrag angeblich erst am 4. Januar 1993 überweisen. Der Einleger ärgert sich über den ihm entstehenden Zinsverlust, ihm geht es darüber hinaus aber auch "um das Prinzip, das die mächtigen Banken tausendfach bei der Vielzahl von Sparern durchzusetzen versuchen". So flexibel, dem Kunden - wie von ihm vorgeschlagen - schon am 30. Dezember einen Verrechnungsscheck auszustellen, ist das Geldhaus in diesem Fall nicht.
Beispiel 2 zeigt, daß manch anderes Institut durchaus zur "Flexibilität" fähig und willens ist - jedenfalls wenn es um den eigenen Vorteil geht. So schreibt die Frankfurter Hypothekenbank einem Kunden zu einem per 31. Dezember fälliggestellten Darlehen, daß "an diesem Tag sämtliche Kreditinstitute nicht arbeiten". Man habe daher den Rückzahlungsbetrag "vorsorglich" zum 4. Januar errechnet, einschließlich Zinsen für vier zusätzliche Tage. Wolle der Kunde diese Belastung vermeiden, habe er "die Rückzahlung so rechtzeitig zu veranlassen, daß uns der Ablösungsbetrag spätestens am 30. 12. gutgeschrieben wird" - also einen Tag vor Fälligkeit. Von einer Zinsgutschrift für diesen Tag ist hingegen nicht die Rede.
Fazit: Arbeitgeber und Gewerkschaften schließen Tarifverträge, die Bankkunden zahlen dafür - auch eine Art "Solidarpakt". ski
BAD VILBEL. Die CDU-Geschäftsstelle in der Frankfurter Straße 58 ist in den Weihnachtsferien von Mittwoch, 23. Dezember, bis Samstag, 9. Januar. geschlossen. Ab Montag, 11. Januar, sind die Christdemokraten täglich von 10 bis 12 Uhr erreichbar. hm
Briefe an die Redaktion
Von Schoelers Beitrag zur Staatsverdrossenheit Unter der Überschrift "Kinder werden langsam schon aggressiv" berichtete die Frankfurter Rundschau in ihrer Lokalausgabe am Donnerstag, 17. Dezember, über den dioxinbelasteten Spielplatz der Sossenheimer Albrecht-Dürer-Schule. Die Fläche ist noch immer nicht saniert und muß wahrscheinlich bis 1994 gesperrt bleiben. Dazu erreichte uns folgender Leserbrief: Es ist schlichtweg ein Skandal, wie die Stadt Frankfurt mit der Gesundheit der Sossenheimer Grundschulkinder umgeht. Seit zwei Jahren ist ein großer Teil des Grundschulgeländes wegen überhöhter Werte der Kieselrot-Erde gesperrt, und es passiert nichts. Ja, es wird sogar im nächsten Jahr nichts passieren, weil die Stadt dafür kein Geld hat. Da nimmt man lieber aggressive, weil eingeengte Kinder in Kauf.
Was denken sich unsere Stadtpolitiker dabei, die doch gerade das hohe Ziel des Umweltschutzes auf ihre Fahnen geschrieben haben? Mit viel Geld werden Bäche renaturiert, werden Asphaltflächen begrünt. Aber die unmittelbar vor Ort erfahrbaren Gesundheitsrisiken werden geduldet, obwohl es gerade Kinder in ihrem täglichen Bereich Schule trifft. Dabei ist noch zu bedenken, daß Sossenheim nicht der einzige Ort ist, an dem diese Probleme seit Jahren existieren. Es ist für mich unbegreiflich, daß die Stadt Tausende von Mark in Scheinaktivitäten zur Verkehrsberuhigung steckt, deren Nutzen mehr als zweifelhaft sind, für die körperliche Gesundheit der Kinder aber kein Geld hat. Hier droht die Gefahr, daß der Umweltschutz sich selbst ad absurdum führt, ja zur Groteske wird.
Zynisch wird der Tatbestand dann noch, wenn sich OB von Schoeler in den Frankfurter Westen begibt und die Leistungen der Stadt für diese Region minutiös auflistet. Hier leistet unser OB seinen Beitrag zur Staats- beziehungsweise Stadtverdrossenheit.
Dieter Frank
Weinbergstraße17 a
6230 Frankfurt 80
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
HÖCHST. Bürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) singt mit: "Jingle bells, jingle bells, klingt es weit und breit, mach mit mir 'ne Schneeballschlacht, der Winter steht bereit" - flotte Klänge einer verspäteten Eröffnungsfeier für die Kindertagesstätte 9 (KiTa 9) in der Gerlachstraße. Mit 120 Plätzen ist die Einrichtung im ehemaligen AOK-Gebäude eine der größten in Frankfurt - und bereits seit drei Monaten in Betrieb.
Das Blech-Schiffchen vor dem Eingangstor und der Flieger, dessen Spitze aus dem ersten Stock ins Freie ragt, sind ihren kleinen Vettern aus Papier nachempfunden. Sie zeigen: Hier ist kein Verwaltungsgebäude mehr, hier leben Kinder. Nachdem die Kanten der Figuren entschärft wurden, stuft nun auch das Schulamt die Kunst als kindgerecht ein.
Bis auf den tragenden Rahmen wurde das 1954 gebaute AOK-Haus "entkernt" und in zwei Jahren für etwa 5,6 Millionen Mark umgebaut. Nun beherbergt es je drei Gruppenräume im Erdgeschoß und im ersten Stock, außerdem gibt es Tobezimmer und Kuschelecken, Werkräume, Geräteräume, zwei Kinderküchen und jede Menge Spielflächen. "Das AOK-Gebäude ist um einiges größer als neu geplante Kindergärten", sagt Architekt Kränzle. Dafür ist der Spiel-Platz auf dem 2 500-Quadratmeter-Grundstück verhältnismäßig klein.
Seit dem 7. Oktober spielen und lernen die sechs Gruppen in der Kita 9. Die drei Kindergarten-Gruppen sind bereits voll; im Hort für die Schulkinder sind noch Plätze frei. "Die ersten Anmeldungen hatten wir schon 1989", sagt die Leiterin Elfriede Schmitz. "Und der Hort wird im Sommer voll sein. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist groß."
Das muß auch Bürgermeister von Schoeler in der Festrede zugeben. Immer mehr Kinder hätten berufstätige oder alleinerziehende Eltern: "So nehmen öffentliche Einrichtungen Aufgaben wahr, die früher Sache der Familie waren." Deshalb habe Frankfurt seit 1989 mehr als 3000 Betreuungsplätze eingerichtet oder gefördert - in eigenen Einrichtungen oder denen von freien Trägern und Betrieben.
Was wollen die zehn Betreuerinnen der Kita 9 leisten? Leiterin Schütz nennt als "Säulen unserer Arbeit" den "multikulturellen Aspekt", die Integration Behinderter und die Orientierung am Leben im Stadtteil: "Wir feiern zum Beispiel das Zuckerfest im Frühjahr zum Abschluß des islamischen Fastenmonats Ramadan." Für Schröder ist diese Arbeit "wichtiger als alle großen Reden".
Die Mädchen und Jungen dürfen den Reden lauschen, die Kinder von der Kita 113 singen "Ich schenk Dir einen Regenbogen". Dann gehört das Gebäude den Steppkes: "Keine Erwachsenen", tönt es aus der Tobestube, "wir spielen gerade Michael-Jackson-Konzert!" md
HANAU. Mehr als 3500 Schülerinnen und Schüler der Oberstufen im westlichen Main-Kinzig-Kreis haben am Montag mittag in der Hanauer Stadtmitte gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus demonstriert. Bereits am Morgen hatten nach Angaben der Veranstalter 36 Schulen an einer Lichterkette teilgenommen, zu der der KreisschülerInnenrat aufgerufen hatte.
Mit Parolen wie "Nazis raus" zogen Tausende von Jungen und Mädchen ab 11.30 Uhr durch die Innenstadt und brachten dort den Verkehr streckenweise zum Erliegen. Das staatliche Schulamt hatte die Kundgebung unterstützt und ab 11 Uhr schulfrei angeordnet.
Sprecher der Hanauer Schulen und der Vorsitzende des DGB-Main-Kinzig, Sepp Sigulla, forderten die Teilnehmer auf, aktiv gegen ausländerfeindliche oder rechtsradikale Parolen anzugehen. hein
Alle Hautfarben als Lieblingsfarben 900 junge Menschen versprechen auf Transparenten Toleranz und Freundschaft
Den Eheleuten Maria und Ernst Büttner aus Großkrotzenburg zur Diamantenen Hochzeit am Mittwoch, 23. Dezember.
Herrn Siegfried Neumann aus Erlensee-Rückingen zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 23. Dezember.
MAIN-KINZIG-KREIS. Während eine Bündelung der geplanten Hochgeschwindigkeitstrasse mit der bestehenden Bahnlinie im Bereich des Kinzigtals kaum in Frage kommt, soll zumindest geprüft werden, ob die neue Strecke in etwa parallel zur Autobahn A 66 geführt werden kann. Dies teilt die osthessische Bundestagsabgeordnete Barbara Weiler nach einem Briefwechsel mit dem Bundesverkehrsministerium mit.
Generell seien die Varianten für den Abschnitt östlich von Gelnhausen noch zu prüfen, sagte die Sozialdemokratin, schränkte aber ein, daß eine großräumige Abweichung von der im Bundesverkehrswegeplan skizzierten Trasse die Bündelungsmöglichkeiten mit anderen Verkehrswegen nur noch erschweren würde. Im puncto Planung sieht Barbara Weiler Minister Günther Krause in der Pflicht: "Zwischen Gelnhausen und Fulda muß der Bundesverkehrsminister als Straßen- und Gleisbauer zu einer wirkungsvollen geografischen und zeitlichen Koordination mit sich selbst finden."
Nach dem zeitlichen Rahmen, wie ihn das Bonner Verkehrsministerium auf der Grundlage des sogenannten Beschleunigugsgesetzes vorgestellt habe, "wäre unter günstigen Voraussetzungen ein Baubeginn 1996 möglich", glaubt die Bundestagsabgeordnete. Das Raumordnungsverfahren werde frühestens im Herbst kommenden Jahres eingeleitet. Dabei habe das Land Hessen noch einmal bekräftigt, daß es von der "Kann-Bestimmung" Gebrauch machen und auf eine eingehendere Raum- und Umweltverträglichkeitsprüfung pochen werde.
Zwischenzeitlich hat sich auch Karl Eyerkaufer noch einmal zu dem Bahn- Projekt geäußert. Dabei hat sich der Landrat von den Bürgerinitiativen gegen die Schnellbahn-Pläne, mit denen er noch vor zwei Monaten in Schlüchtern den Schulterschluß praktizierte, wieder etwas distanziert. Die jüngste Pressemitteilung aus dem Landratsamt liest sich wesentlich moderater als die Aussagen Eyerkaufers einige Wochen zuvor, als er den Planungskorridor im Kinzigtal als "sozial unverträglich" und "umweltschädlich" bezeichnete. Mittlerweile ist der Landrat zu der Erkenntnis gelangt, daß sich mit der Schnellbahntrasse "die Chance für eine erhebliche Verbesserung im öffentlichen Personennahverkehr" (ÖPNV) biete, der zur Zeit unter der hohen Belastung der vorhandenen Strecke leide. Deshalb sollten die "demnächst vorliegenden Trassenvarianten" der Bahn auch von den Bürgerinitiativen "sachlich geprüft und diskutiert werden". Einig sei er sich mit letzten jedoch weiterhin darin, daß die derzeitige Variante für den Kreis und die betroffenen Bürger "unzumutbar" sei.
Eyerkaufer, der sich ebenfalls für ein Raumordnungsverfahren durch das Land Hessen aussprach, will in Kooperation mit den betroffenen Kommunen eine Arbeitsgruppe zum Thema Schnellbahntrasse einsetzen, an dem sich auch die Bürgerinitiativen beteiligen sollten.
Nach Angaben aus dem Landratsamt gibt es im Main-Kinzig-Kreis 90 000 Berufspendler, von denen knapp ein Viertel den ÖPNV nutzten. Nur durch ein besseres Bahnangebot ließen sich mehr Leute dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen. jan
Geschenke, so sagt ein Bibelwort, verblenden die Weisen. Gilt das auch für Müllmänner? Die Gewissensfrage "soll ich oder soll ich nicht?" wird Jahr um Jahr wieder gestellt, wenn der Mann in Orange vor der Tür steht, die besten Wünsche für Weihnachten und "den Rutsch" übermittelt und die Hand aufhält. Darf man ihm was geben? Will man überhaupt?
"Formaljuristisch" kann man den Griff in die Spendierhose vergessen. Den Müllmänner - und auch anderen, die "öffentliche Leistungen" vollbringen (Bestatter, Krankenschwestern, Schornsteinfeger) wird eine kleine Predigt gehalten vor der Weihnachtszeit. Dabei werden sie dazu "angehalten", so Personalamtsleiter Eckhard Götzl, "daß alles zu unterlassen ist, was darauf hinweisen könnte, daß etwas gegeben werden soll".
Also ein Schild, "Hausieren zu Silvester verboten" - oder ähnliches? Könnte hilfreich sein. Auch für den Müllmann. Denn wenn der beim "betteln" erwischt wird, droht "strafrechtliche Verfolgung". Tatsächlich. Und das will ja wohl keiner. Also: Wer seinen "Dienstleistern" etwas zukommen lassen will, sollte schnell handeln. Wenn die Abfuhr kommt, schnell hin zum Lkw. Ehe das Müll-Team in Verlegenheit kommt, ihr eventuell fordernd wirkendes Sprüchlein herzusagen.
Ob man den Männern dann mit einem Fläschchen Rum, ein paar Märkern oder einigen Zusatzkalorien für den bunten Teller eine Freude macht - laut Götzl ist so ein "unaufgefordertes" Dankeschön dann "tolerierbar". Ein Glück für alle, die es da mit dem Volksmund halten. Denn der hat zu dem Thema eine ganz eindeutige Meinung: "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft." nik
FULDA. Der Katholikenrat des Bistums Fulda hat sich dafür ausgesprochen, am Montag, 28. Dezember, dem kirchlichen "Fest der unschuldigen Kinder von Bethlehem", wieder um 12 Uhr ein Mahnläuten und Beten für die Opfer von Abtreibung und Gewalt zu veranstalten.
In einer gestern in Fulda veröffentlichten Resolution bedauerte das höchste Laiengremium im Bistum Fulda, daß in der öffentlichen Diskussion über Gewalt das den ungeborenen Kindern zugefügte Unrecht keine Berücksichtigung finde. Die Bereitschaft zur Abtreibung sei ein "geistiges Problem", weil das Recht auf Leben und die Unverletzlichkeit der Person in bestimmten Bereichen in Frage gestellt würden.
In diesem Zusammenhang verwies der Katholikenrat auf das in den vergangenen Jahren von den Kirchen vorgenommene Mahnläuten am 28. Dezember. Gerade im Hinblick auf die zunehmende Gewalt befürworte das Gremium die Fortsetzung dieser Tradition. ma
FULDA. Das vor drei Jahren im Landkreis Fulda eingeführte System einer "Altmedikamenten-Erfassung" hat sich bewährt und wird beibehalten.
Nach Informationen des Ersten Kreisbeigeordneten Gerhard Möller (CDU) nehmen seit dem 1. Januar 1990 die Apotheken alte Arzneimittel von den Bürgern an und geben sie gesammelt zur umweltschonenden Entsorgung weiter. In diesem - fast abgelaufenen - Jahr kommen voraussichtlich zwölf Tonnen Altmedikamente zusammen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 80 000 Mark, die über die Abfallgebühren aufgebracht werden.
Mit der getrennten Erfassung alter und überflüssiger Arzneimittel werde die Kreisabfalldeponie Kalbach mengenmäßig nur gering entlastet, meinte Möller. Die Verringerung einer möglichen chemischen Gefährdung durch pharmazeutische Mittel in den Mülltonnen sei jedoch wesentlich wichtiger.
"Erschreckend" nannte es der CDU-Politiker, daß nach einer Studie der AOK Essen bundesweit jährlich Medikamente im Wert von 3,5 Milliarden Mark im Abfall landeten. Damit werde nicht nur die Umwelt schwer belastet, ein solches "Müllaufkommen" sei auch für die Solidargemeinschaft der Krankenversicherten unerfreulich. ma
MÜHLHEIM. Mit dem diesjährigen Jugendpreis der Stadt wurde am Wochenende der Budo-Club ausgezeichnet. Bürgermeister Karl-Christian Schelzke überreichte den Scheck in Höhe von 1000 Mark dem Vereinsvorsitzenden Jürgen Cramer. Der Preis wurde zum achten Male vergeben.
Budo ist ein Sammelbegriff für alle asiatischen Kampfsportarten, also beispielsweise Taekwondo und Judo, wie sie in dem Verein angeboten werden. In Mühlheim wird schon seit 20 Jahren trainiert. 1972 gründeten damals eine Handvoll Kampfsport-Begeisterter bei der Sport-Union eine Budo-Abteilung. Ihre Karatekämpfer riefen dann 1979 einen eigenen Verein in Hausen ins Leben. Die Taekwondo- und Judo-Abteilungen folgten zehn Jahre später nach und gründeten 1989 den heutigen Budo-Verein.
Ihm gehören mittlerweile rund 300 Mitglieder an, vor allem Schüler. Und weil die Arbeit mit diesen jungen Leuten ebenso engagiert wie erfolgreich ist, erhielt der Verein denn auch den Preis. Zu Schlägern werden die Jugendlichen dort keinesfalls ausgebildet, im Verein geht es vielmehr darum, Beweglichkeit, Ausdauer und Konzentration zu üben und zu lernen, mit Aggressionen umzugehen. pmü
FRIEDRICHSDORF. Die Gefahr, daß die Musikschule nur noch Besserverdienenden nutzt, sieht der Vorstand der Musikschule Friedrichsdorf. Der Grund ist der Beschluß des Stadtparlaments, den vorgesehenen 50 000-Mark-Zuschuß zunächst zu sperren.
"Streichorchester war eine große Enttäuschung!" kommentiert der Vorstand nun und verweist auf das große Interesse der Friedrichsdorfer an dem neuen Angebot: "Die Musikschule hat in kürzester Zeit 250 Schüler aller Altersstufen aufnehmen können." Das Stadtparlament hat den Zuschuß bis zu Beratungen im Kulturausschuß gesperrt, weil es fürchtet, den Musikschul-Verein gegenüber privaten Musikschulen zu bevorzugen. Eine private Musikschule hatte die Fraktionen zuvor auf eine drohende Ungleichbehandlung hingewiesen.
Die Musikschule ermögliche den Schülern außer dem Instrumentalunterricht "gerade im gemeinsamen musikalischen Tun soziale Erfahrungen und sinnvolle Freizeitbeschäftigung", argumentiert der Vereinsvorstand nun und warnt: "Um solche Angebote . . . für alle sozialen Schichten verwirklichen zu können, brauchen wir die Unterstützung einer öffentlichen Hand. Ansonsten wird Musikschule zu einem Institut für Wohlsituierte." stk
Kleine FR
Kein Wochenmarkt an Heiligabend HANAU. Am Heiligabend findet kein Wochenmarkt statt. Dafür sind die Marktbeschicker am Mittwoch, 23. Dezember, bis 14 statt bis 13 Uhr erreichbar. Literaturtelefon HANAU. Im Hanauer Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41) ist vom 1. bis 7. Januar ein Auszug aus Alfred Landmessers Geschichte "Sylvester in Bonames" zu hören.Bayern Alles war so schön vorbereitet im Stadtrat von Regensburg. Drei Referenten der Stadtverwaltung sollten neu gewählt werden. Nach dem bayerischen Kommunalwahlrecht genießen die Ressortleiter der Verwaltung ziemliches Gewicht, sie werden nicht einfach ernannt, sondern müssen in geheimer Wahl vom Stadtrat gekürt werden. "Stadtminister" werden sie auch schon mal gern genannt.
In Regensburg jedenfalls, so lobte Oberbürgermeisterin Christa Meier (SPD), habe man die Wahl noch nie so sorgfältig vorbereitet. Es wurde eigens eine Kölner Personalberatungsfirma eingeschaltet, um unter den 200 eingegangenen Bewerbungen die fähigsten Leute auszusieben. Bei der Wahl des neuen Umweltreferenten gab es zwei aussichtsreiche Bewerber, den einen wollte die CSU, den anderen bevorzugten die Oberbürgermeisterin und das SPD-Lager. Eigentlich hätte der Wunschkandidat der Sozialdemokraten das Rennen ganz knapp machen müssen - die Stimme der Oberbürgermeisterin ist das Zünglein an der Waage des 50köpfigen Stadtrats. Doch der Teufel steckt halt im Detail: Christa Meier vergaß einfach, ihren Stimmzettel abzugeben. Das Ergebnis war ein Patt zwischen den beiden Bewerbern. Für Vergeßlichkeit gibt die weiß-blaue Gemeindeordnung kein Pardon, in so einem Fall muß das Los entscheiden. Und da bewies der als Glücksfee auserkorene älteste Stadtrat, ein CSU-Mann, ein feines Händchen: Er zog den eigenen Kandidaten aus der Lostrommel. fa Nordrhein-Westfalen Versprochen ist versprochen. Und deshalb soll noch rechtzeitig vor dem Jahresende die Zusage eingelöst werden, über den Fortgang einer beispiellosen Initiative der nordrhein-westfälischen CDU- Landtagsopposition aus den schönen Sommertagen dieses Jahres zu berichten.
Damals hatte doch der Fraktionsvorsitzende Helmut Linssen die nach seiner Meinung nicht nur gesundheitsfördernde, sondern auch "sehr pressewirksame" Idee, daß die Damen und Herren seiner Fraktion alle das Sportabzeichen machen sollten. Eine Schlagzeile für die Aktion war dem Oppositionsführer auch schon eingefallen: "CDU-Landtagsfraktion macht sich mit Sportabzeichen fit für 1995". Im Mai 1995 muß in Nordrhein- Westfalen ein neuer Landtag gewählt werden, und der einzige, der schon jetzt eifrig turnt, um Norbert Blüms Nachfolger in der undankbaren Rolle des Rau- Herausforderers zu werden, ist besagter Helmut Linssen. Bis zum 7. August, so ordnete Linssen an, sollten sich die sportiven Abgeordneten in seinem Büro für die Teilnahme am pressewirksamen Spektakel melden, alldieweil die Sache ja "eine gewisse logistische Planung und Vorbereitung" erfordere.
Der Juli ging ins Land, der Sommer ermattete in August und September, die ersten Oktobernebel legten sich über das Düsseldorfer Rheinstadion - und noch immer warteten die Journalisten flitzebogengespannt auf die ersten Erfolgsmeldungen der doch sicher eifrig trainierenden CDU-Athlet(inn)en. Nichts kam. Und so ist das im Journalismus: Wenn Informationen nicht freiwillig kommen, muß man ihnen nachjagen. Also Helmut Linssen gesucht und gefunden und gefragt: "Was macht eigentlich die pressewirksame Sportabzeichen-Aktion?" Der Herr Oppositionsführer druckste und schluckte und teilte dann mit, daß die Aktion mangels Meldungen von Bewerbern gar nicht erst begonnen worden sei. Er habe das aber nicht an die große Glocke hängen wollen . . .
Wie hatte Linssen doch in der Ankündigung gedichtet, die im Sommer so wunderbar in der Regionalpresse "gelaufen" war? "CDU-Landtagsfraktion macht sich mit Sportabzeichen fit für 1995." War wohl nichts. Aber gemeldet werden muß das auch. War ja versprochen. vs Saarland Den Saarländern werden Umweltfragen neuerdings über ihren Haussender SR (Saarländischer Rundfunk) nahegebracht. In der Adventszeit hat der Sender in einem Ratespiel über die Europawelle mehrmals täglich eine (Umwelt)Frage ausgestrahlt, jeden Tag eine andere. So kann man mit einer guten Sache fast kostenlos sonst teure Sendeminuten füllen. Die Fragen hat zum größten Teil das saarländische Umweltministerium fabriziert. Und so erfahren die Hörer beinahe spielerisch aus erster Ministeriums-Quelle, "wieviel Sondermüll sie in ihrem Hausmüll produzieren" (0,5 Prozent) oder andere Umweltgeheimnisse. Wie es zu einem gutem Ratespiel gehört, sind täglich Gewinne ausgesetzt, um den Anreiz zum Mitmachen zu erhöhen. Der Hauptgewinn soll morgen, am 24. Dezember, ausgelost werden.
Eigentlich eine gute Idee. Wären da nicht die Gewinne, die zu einem Reizklima innerhalb des Senders über den Sinn und Unsinn von solchen Quizspielen geführt haben. Als Preise wurden nicht etwa Regenwassernutzungsanlagen, Solarkollektoren oder andere Umweltwohltaten ausgelobt. Weit gefehlt. Der Quizsieger an der Saar, der sich als Umweltkenner auszeichnet, darf sich in ein schickes nagelneues Auto vom Typ BMW 316i setzen und/oder mit der Condor "umweltbewußt" ins sonnige Mauritius jetten.
Die Kritik an den Preisen im Gewinnspiel, die einem Autohaus als Spender rund 300 kostenlose Rundfunk(werbe)- nennungen bescheren, wird auch im Sender ernst genommen. Immerhin habe der Wagen einen Katalysator, heißt es dort eher kleinlaut. gra
SHIRIN KERN aus der Klasse 6c der Pestalozzischule in Hofheim hat beim Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels in ihrer Schule den Sieg errungen. Mit einer spannenden Geschichte aus Michael Endes "Wunschpunsch" zog sie Zuhörer und Jury in ihren Bann und darf nun die Pestalozzi-Lesebande auf Kreisebene beim nächsten Wettbewerb vertreten. Hitchcock-Fan BENJAMIN STAAB kam auf Platz zwei und wird Shirin Kern vertreten - falls sie verhindert
KLAUS MELLENTHIN hat Abschied genommen. Gestern schied der Leiter der Deponie Wicker aus dem öffentlichen Dienst in den Ruhestand. 17 Jahre lang hat Mellenthin Abertausende von Tonnen Müll dirigiert. Sein Nachfolger, ERNST BORSBACH, ist bereits im Dienst. Drei Monate ließ er sich von seinem Vorgänger in die neue Aufgabe einführen.
Man kann es gar nicht deutlich genug sagen - allerdings werden die FR-Kommentare zum Frankfurter Kulturleben (FR vom 15. 12. 1992 "Opernnöte") erfreulicherweise immer deutlicher - : Frankfurt wird zunehmend uninteressant. Daß man einstmals von Heidelberg nach Frankfurt ins Schauspiel fuhr, kann man sich kaum noch erinnern; die Ära Gielen ist hingegen noch "lebendige Vergangeheit" - aber eben Vergangenheit!
Von einigen wenigen Ereignissen im TAT und in der Schirn (Herrn Vitali sei Dank) abgesehen, lohnt sich der Aufwand höchstens noch, wenn die "Frankfurt Feste" (Herrn Rexroth sei Dank) Stockhausen oder Cage bieten - oder eine Rarität aus früheren Zeiten.
Was sich sonst in dieser Stadt tut, kann man (Frau Reisch sei Dank) nur noch als biederste Provinz bezeichnen - und ein weiterer Abstieg scheint programmiert.
Oper: Ein Jammer; Schauspiel: ein Trauerspiel; TAT und Schirn nach Weggang von Vitali? Städel&rquote;s Zukunft? Jüdisches Museum: kein Ruhmesblatt. Frankfurt 2000 - eine kulturelle Nullnummer?
Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hat wieder einmal beschleunigt zugestochen. Fast vor seiner Haustür setzte er in der Nähe von Wismar im Norden Mecklenburgs den ersten Spatenstich für eines der ehrgeizigsten und nach Ansicht seiner Kritiker unsinnigsten Autobahnvorhaben der Gegenwart: die 300 Kilometer lange A 20, die einstmals Lübeck mit Stettin verbinden soll. In Rekordzeit, so rühmte der Minister, habe man die Vorplanungszeit bis zu diesem Stich bewältigt. Und mit noch nie gekannter Geschwindigkeit, so hofft Krause, soll auch der eigentliche Bau vollzogen werden, der nach seiner Überzeugung Wohlstand ins darbende Mecklenburg- Vorpommern bringen soll.
Der Minister erweckt auf diese Weise den falschen Eindruck, als baue er die neue Betonpiste auf festem Grund, als sei alles wohlbereitet und geordnet. Das Gegenteil ist der Fall, Krause baut auf stark schwankenden Unterbau. Außer dem offenkundig ungebrochenen Glauben, mit dem Beton komme auch sozusagen automatisch der Beton-Minister Reichtum ins arme Land, würden die High-Tech-Betriebe wie Spargel im Frühling aus dem Boden sprießen, hat Krause und haben die übrigen Befürworter der Autobahn bisher nichts Überzeugendes vorzuweisen. Angesichts der völlig unzureichenden Voruntersuchungen, bei denen Alternativen wie Bahn- und Schiffsverkehr praktisch unbeachtet blieben, angesichts der mangelhaften Planungen, der vielen offenen rechtlichen Fragen und vor allem der schweren ökologischen Bedenken kommt der beschleunigte Spatenstich des Ministers schon einer Provokation gleich. Mag ja sein, daß Krause und andere Befürworter der Autobahn nach gründlicher Abwägung aller sorgfältig erarbeiteten Argumente trotzdem zu dem Ergebnis kommen, das 3,1-Milliarden-Ding müsse unbedingt gebaut werden. Doch was jetzt geschieht, hat mit Sorgfalt und Abwägen nichts mehr gemein.
Krause ist stolz darauf, wie schnell er ist. Er führt sich auf wie das personifizierte Beschleunigungsgesetz. Auf der Strecke bleibt dabei wieder ein Stück Glaubwürdigkeit der Politik just bei Bürgern, die sich der öffentlichen Dinge trotz aller Enttäuschungen immer noch mit Ernsthaftigkeit, Engagement und hoher Sachkompetenz annehmen. KARSTEN PLOG
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Am Donnerstag, 24. Dezember, sind alle Kinos geschlossen Freitag Hanau. Arabella: Das kleine Gespenst (15), Just like a woman (17.30, 20 Uhr).
Central: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Fr. u. Sa. 22.30 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Kevin allein in New York (14.30, 17 und 20 Uhr, Fr. u. Sa. 22.30 Uhr) Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr, Fr. u. Sa. 22.45 Uhr).
Kino III: Little Nemo (15), Mo' money (17.30, 20.30 Uhr, Fr. u. Sa. 23 Uhr).
Palette: Eine Familie zum Knutschen in Manhattan (15.15, 17.45 ,20.15 Uhr, Fr. u. Sa. 22.30 Uhr).
C'est la vie: Der Tod steht ihr gut (15.30, 18 und 20.30 Uhr, Fr. u. Sa. 22.45 Uhr.
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (16 und 19.45 Uhr); Das Leben des Brian (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Kevin allein in New York (15.15, 20.15 Uhr). Uhr).
Zeitlos: Die Schöne und das Biest (15 und 19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kevin allein in New York (Fr. u. Sa.: 15.30 und 20.30 Uhr, So.: 15.15, 17.45 und 20.30 Uhr).
Casino: Die Schöne und das Biest (Fr. 16 Uhr, Sa. u. So.: 16 und 20.15 Uhr).
Weihnachtliches am Heiligen Abend Hanau."Heiligabend mit der Weihnachtsfamilie" zwischen 18 u. 21 Uhr, Stadtmission in der Steinheimer Str. 37.
Maintal. Kurrendeblasen des Posaunenchors der evangelischen Kirchengemeinde Hochstadt auf Straßen und Plätzen, 16.30 Uhr Turmblasen, 17 Uhr Familiengottesdienst mit Krippenspiel.
Bruchköbel. "Heiliger Abend für Alleinstehende" zwischen 18 und 22 Uhr in der katholischen Pfarrgemeinde St. Familia, Haus Shalom, Riedstraße 5.
Schöneck. Kindervesper für Eltern mit Kindern 16 Uhr in der evangelischen Kirche im Schönecker Ortsteil Oberdorfelden. Freitag Bad Soden-Salmünster. Festliches Frühkonzert mit dem Kurorchester Allegro, 10 Uhr Kleiner Konzertsaal. Samstag Großkrotzenburg. Weihnachtsfeier des spanischen Vereins, 19 Uhr Turnhalle Kahlerstraße.
Bad Orb. Weihnachtskonzert "Böhmische Hirtenmesse" von Jakub Jan Ryba, 16.30 Uhr Konzerthalle.
Brachttal. Weihnachtstanz des TTV, 20 Uhr Mehrzweckhalle im Brachttaler Ortsteil Neuenschmidten.
&blt; Ballett Frankfurt in Italien
Zu Beginn des neuen Jahres, vom 5. bis
zum 10. Januar, gastiert das Ballett
Frankfurt in Reggio Emilia. Aufgeführt
wird in der norditalienischen Stadt das
NEU-ISENBURG. Drei maskierte Räuber haben in der Nacht auf Sonntag in der Frankfurter Straße einen Gastwirt überfallen und 6000 Mark geraubt. Gegen 1.10 Uhr lauerte das Trio den 39jährigen Mann beim Verlassen seiner Gaststätte auf und zwang ihn mit vorgehaltener Pistole, den Tresor zu öffnen. Dann schlossen sie ihn im Büro ein und flohen, teilte die Polizei jetzt mit. pgh
UTTRICHSHAUSEN. "Ich bin froh, daß dem Tier nichts passiert und die Sache so gut ausgegangen ist. Immerhin haben ja manche Leute so getan, als ob es ein tollwütiger Hund gewesen wär." Die Erleichterung des Fuldaer Vogelschützers und Umweltschutzpreisträgers Hans Mittermeier gilt einer "Corvus Corone Corone". Die Rabenkrähe hatte sich wochenlang im Kalbacher Ortsteil Uttrichshausen (Kreis Fulda) "herumgetrieben" und Dinge angestellt, die von betroffenen Menschen als "Unwesen" oder "Schabernack" bezeichnet wurden.
Das zahme Tier, das nach Ansicht einiger Bürger "erlegt" werden sollte und das die Polizei wegen des Jagdverbots für Krähenvögel ratlos machte, ist nun in der "Vogelpflegestation" in Fulda in doppelter Hinsicht auf Nummer Sicher.
Die "unheimliche Krähe" war vor vier Wochen in Uttrichshausen aufgetaucht und hatte den Landschaftsbereich "Börnberg" westlich der Rhön-Autobahn A 7 bevorzugt. Von dem "artfremden Verhalten" des Vogels fühlten sich viele Menschen amüsiert und manche geängstigt.
Die Rabenkrähe flog Menschen an, setzte sich auf Kopf oder Schulter, stahl die aus Briefkästen heraushängende Post und soll einer Frau die Perücke vom Kopf stibitzt haben. Das Schild mit den Öffnungszeiten an der Post hat der Vogel "völlig demoliert" und einer Frau, die an ihrem Auto einen Reifenwechsel vornahm, eine Radmutter entwendet.
Beliebter Aufenthaltsort war der Schulhof, wo einige Kinder die Krähe fütterten, während andere "schon Angst hatten", wie die Leiterin der Grundschule berichtet. Das Tier habe auch oft auf der Fensterbank gesessen und "geklopft" - vor allem wenn in der 4. Klasse mit dem Glockenspiel hantiert wurde.
Ein Beamter der zuständigen Polizeistation Neuhof, der sich um die "Vorfälle" kümmerte, stellte schnell fest, daß alle Krähenvögel unter Schutz stehen und für die "Bejagung" eine Ausnahmegenehmigung der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel nötig wäre. Kurzentschlossen packte er das corpus delicti und brachte es in die Vogelpflegestation.
Hans Mittermeier, der seit 15 Jahren ehrenamtlich verletzte Vögel pflegt und wieder in die Freiheit entläßt, wird diesen gefiederten Gast jedoch länger behalten müssen. "Die Krähe ist sicher von Menschen aufgezogen worden und wollte nur spielen. Aber wenn ich sie freilasse, geht das Drama von vorne los." gwa
WIESBADEN. Auch in der zweiten gesetzlich vorgesehenen Abstimmung hat der Landeselternbeirat die geplanten neuen Stundentafeln für die hessischen Schulen abgelehnt. Nach dem erwartungsgemäßen Nein der mehrheitlich als konservativ geltenden obersten Elternvertretung muß Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) die Stundentafeln jetzt per Kabinettsentscheid in Kraft setzen lassen.
Umstritten an den Tafeln, die ab dem Schuljahr 1993/94 gelten sollen, ist vor allem die Kürzung des Pflichtunterrichts in der Mittelstufe um zwei Wochenstunden pro Klassen, von der (mit Ausnahme der musischen Fächer) alle Unterrichtsfächer etwa gleichmäßig betroffen sein sollen.
Der Landeselternbeirat warf dem Minister vor, "nicht einmal andeutungsweise Kompromißbereitschaft" gezeigt und durch seine Ankündigung, die Stundentafeln auf jeden Fall im Kabinett durchzusetzen, ein "gebrochenes Verhältnis zur Elternmitbestimmung" bewiesen zu haben.
WIESBADEN. Ein "runder Tisch" verschiedener gesellschaftlicher Organisationen hat die hessischen Schulen am Montag in Wiesbaden zu mehr Engagement gegen Rechtsextremismus aufgerufen. Tendenzen von Gewalt, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rechtsextremismus müsse "durch Vermittlung von klaren Wertorientierungen in aller Entschiedenheit entgegengewirkt" werden, heißt es in einer anschließend veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von Kultusministerium, Lehrer- und Jugendverbänden, Elternvertretungen und Kirchen in Hessen.
Die Schule sei ein "öffentlicher Ort, in dem soziale und politische Tugenden nicht nur erlernt, sondern auch erfahrbar werden" müßten. Allen Beteiligten an Schulen müsse "Mut gemacht werden, sich dieser Aufgabe zu stellen".
Der erstmals in dieser Zusammensetzung tagende Kreis will sich im Februar erneut auf Landesebene zusammensetzen. Es wurde aber auch dazu aufgerufen, ähnliche "runde Tische" auf lokaler Ebene einzuberufen und innerhalb der einzelnen Organisationen mehr über das Thema Rechtsextremismus zu sprechen.
Die Erklärung nach dem ersten landesweiten Treffen hebt allgemeine Prinzipien hervor, nennt aber auch bereits konkrete Aktionsmöglichkeiten wie Projekttage an den Schulen, Übernahme von Patenschaften, Besuch in Asylbewerberheimen, Mahnwachen und Demonstrationen. Wenn Schülerinnen und Schüler sich daran beteiligen, sei es Aufgabe der Schulen, sie darin zu bestärken.
Schule sei "keine abgeschottete Welt für sich", heißt es in der Erklärung. Um so wichtiger sei es, daß alle relevanten Institutionen und Organisationen der Bildungslandschaft gemeinsam ein Zeichen geben, daß Gewalt an den Schulen keinen Platz haben dürfe. Die verschiedenen Organisationen haben sich auch vorgenommen, die "Anstrengungen zahlreicher Lehrerinnen und Lehrer nach Kräften zu unterstützen, die im Unterricht wie außerhalb Schülerinnen und Schüler mit ihren Ängsten, ihrer Wut und ihrer Unsicherheit nicht allein lassen" - und auch Müttern und Vätern zu helfen, die "durch aktive Teilnahme am schulischen Leben zum demokratischen Engagement der Schule stehen".
Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) machte den Bildungsorganisationen in der anschließenden Pressekonferenz jedoch wenig Hoffnung, daß der Staat in den kommenden Jahren in der Lage sein wird, die schulischen Probleme durch massiven Mitteleinsatz anzupakken. Holzapfel forderte eine "nüchterne Diskussion" über die künftigen "Rahmenbedingungen" von Schule.
Die traditionellen Mechanismen, Probleme durch steigenden Wohlstand zu "lösen", stünden "nicht mehr zur Verfügung". Das mache die Aufgabe der Schulen "nicht gerade leichter", aber sie müßten sich dennoch darauf einstellen, daß sie in den kommenden Jahren "nicht die wünschenswerten Ressourcen" zur Verfügung hätten. Die Bildungspolitiker müßten deutlich machen, daß Schule "nicht unter beliebigen" Bedingungen arbeiten könne, aber "ideal" würden diese Bedingungen auch nicht sein können. me
enk FRANKFURT A. M., 21. Dezember. Beamte des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden (BKA) haben in den vergangenen Tagen in Deutschland, Lettland und der Tschechoslowakei in einer konzertierten Aktion mit den dortigen Polizeistellen den bislang größten Schlag gegen den internationalen Handel mit der vollsynthetisch hergestellten Droge Methylendioxyamphetamin (MDA) geführt. Am Frankfurter Flughafen stellten die Sicherheitsbehörden bereits am 9. Dezember mehr als drei Tonnen und 60 Kilogramm dieser Droge sicher.
Nach Erkenntnissen des BKA war diese Droge, die in eingeweihten Kreisen "ecstasy" genannt wird, in einem der größten Pharmaunternehmen Lettlands produziert worden. Die Ladungen, die am Frankfurter Flughafen sichergestellt wurden, waren für die Niederlande und Belgien bestimmt.
In Frankfurt und dann am vergangenen Wochenende im lettischen Riga sowie in Bratislava in der CSFR wurden insgesamt mindestens ein Dutzend Hersteller und Verteiler der Droge festgenommen.
Am Montag konnte das BKA noch keinen genauen Überblick über den Stand der international geführten Ermittlungen geben.
(Bericht "Aus aller Welt", Seite 26)
Die Hoffnung auf eine weiße Weihnacht in unseren Breiten ist nur noch minimal: Wintersportmöglichkeiten werden derzeit überhaupt nur vom Zugspitzplateau gemeldet. Die Meteorologen rechnen allenfalls von Samstag an von Norden her mit beginnendem Schneefall.
Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:
Harz: 0 53 21-2 00 24
Hoher Meißner: 0 56 02-24 09
Hunsrück: 0 65 33-71 50
Kurhessisches Bergland: 0 56 86-367
Odenwald: 0 62 07-25 54
Rhön: 0 66 54-12 11
Siegerland/Wittgenstein: 02 71-1 15 30
Taunus: 0 60 82-27 27
Thüringen: 03 68 74-581
Vogelsberg: 0 60 44-66 66
Waldeck: 0 56 32-40 132
Westerwald: 0 27 75-200 oder -14 11
Österreich-Information: 069-2 06 98
Schweiz, Verkehrsbüro: 069-25 60 010
Schneetelefon Südtirol (Italien): 0039-471-97 85 77
ADAC-Schneebericht: 089-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz) und -25 60 (Frankreich). FR
MAIN-TAUNUS-KREIS. Ihrem Entsetzen über die brutale Gewalt gegen Frauen in Bosnien-Herzegowina haben die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten im Main-Taunus-Kreis in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl Ausdruck verliehen. Sie fordern ihn auf, all seine Möglichkeiten zu nutzen, das schlimme Schicksal der Frauen zu mildern.
"Mit Betroffenheit verfolgen wir Berichte über angeordnete Massenvergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien und über Frauen, die gegen ihren Willen in Bordell-Lagern interniert sind", heißt es in dem Schreiben an Kohl.
Der Kanzler solle darauf hinwirken, daß die Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen verurteilt werden. Außerdem solle er Druck auf die serbischen Verhandlungsführer ausüben, die Lager sofort aufzulösen und die Verbrecher zu bestrafen. Ferner soll Kohl Aufnahmegarantien für die betroffenen Frauen und ihre Familien in Deutschland geben.
Die Frauenbeauftragten der Region fordern zudem die Bevölkerung um Unterstützung. Im Hattersheimer Rathaus liegen Unterschriftenlisten aus, die nach Bonn geschickt werden sollen. Außerdem will sich das Hattersheimer Frauenbüro an einer Spendenaktion des Komitees Cap Anamur zugunsten der vergewaltigten Frauen beteiligen.
Nähere Informationen gibt Marion Uhle-Fassing, Frauenbeauftragte in Hattersheim unter Tel. 0 61 90 / 80 81 35. kkü
Tausende von Schülern haben gestern im Main-Kinzig-Kreis gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus demonstriert Elf Nationen unter einem Dach "Zähne auseinander" Von Wolfgang Heininger MAIN-KINZIG-KREIS. Tausende von jungen Leuten im Main-Kinzig- Kreis wandten sich gestern aktiv gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Zu den Aktionen an den einzelnen Schulen und in der Hanauer Innenstadt hatte der KreisschülerInnenrat (KSR) mit Unterstützung des staatlichen Schulamtes aufgerufen. Begonnen hatten die Demonstrationen zum Schulbeginn um 8 Uhr. An 36 Schulen im gesamten Kreisgebiet wurden Lichterketten zur Mahnung an die zunehmenden Ausschreitungen von rechts gegen Asylbewerber, Juden, Ausländer und Behinderte gebildet. Nicht überall stießen die viertelstündigen Kundgebungen des guten Willens auf Zustimmung. So berichtete eine Verbindungslehrerin aus Steinau, daß ein Pädagoge die Aufforderung der Schulsprecherin, am Montag Kerzen mitzubringen, mit dem Satz "Eine Viertelstunde für Ausländer ist eine Viertelstunde zuviel" kommentiert habe. Außerdem hätten CDU-Mitglieder ihren Kindern verboten, an den Lichterketten mitzuwirken.
Um 11 Uhr strömten in Hanau die Schüler ab der 8. Klasse aus der Grimm- Stadt und Umgebung - mit dabei waren Oberstufen aus Bruchköbel, Nidderau, Maintal und Großkrotzenburg - Richtung Marktplatz. Der Verkehr kam in der Innenstadt zeitweise zum Erliegen.
Mit selbstgefertigten Transparenten wie dem von der Eberhard-Schule, die stolz darauf ist, daß dort elf Nationen friedlich unter einem Dach leben, zeigten die jungen Leute, daß die Diskussionen der vergangenen Monate nicht spurlos an ihnen vorübergegangen sind. "Die Schüler wollen ein Zeichen setzen", meinte denn auch Stadtverbindungslehrer Horst Fink an der Spitze des Zuges: "Sie haben von den Parteien die Nase voll und wollen selbst etwas tun. Deswegen wurden auch keine Parteien eingeladen."
Bei der Abschlußkundgebung auf dem Marktplatz machten sich die Schülersprecher gegenseitig Mut zum "Arsch hoch und Zähne auseinander", wie es die Kölner Rockgruppe "BAP" formulierte. Bei etwas Zivilcourage könne man den Rechten entgegentreten, wie es am vergangenen Wochenende in Erlensee gelungen sei, wo ein Konzert der Skin-Band "Störkraft" verhindert wurde. Ein Schülersprecher kritisierte in diesem Zusammenhang die Haltung der örtlichen CDU, aber auch Aussagen anderer Lokalpolitiker bis hin zu Hanaus OB Hans Martin, der von den Asylbewerbern als "Zumutung" für die Stadt gesprochen habe. Kritisiert wurde auch Landrat Eyerkaufer. Wenn Vertreter dieser Parteien sich inzwischen an Demonstrationen beteiligten, gehe es ihnen offenbar weniger um die flüchtenden Menschen, sondern um das Ansehen der Bundesrepublik und das Investitionsklima in Deutschland.
Überall, so der Sprecher, sollten die Teilnehmer den Stammtischparolen entgegentreten, wonach Asylbewerber kriminell seien, Deutschen die Arbeit und die Wohnungen wegnähmen. Sie sollten sagen, daß die Ursachen für die Not in der Dritten Welt auch daher rührten, weil die reichen Länder wie die Bundesrepublik diese Nationen nach wie vor ausbeuten.
Fünftägige Spanisch-Kurse in Barcelona, Wattwanderungen auf Sylt oder Bergwanderungen in Hindelang, wobei man sich anläßlich eines Hüttenabend über den sanften Tourismus in den Alpen unterhält, sind nach Auffassung des nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsabgeordneten Jürgen Schwernicke unbestreitbare Beweise für den "offensichtlichen Mißbrauch", der in Nordrhein-Westfalen mit dem Bildungsurlaub getrieben wird.
Nach dem NRW-Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz von 1984 haben die Beschäftigten an Rhein und Ruhr Anspruch auf fünf Tage bezahlten Weiterbildungsurlaub im Jahr. Der CDU- Politiker Schwericke, im Hauptberuf Chefjurist bei der Chemiefirma Bayer AG in Leverkusen, beklagte in Düsseldorf, daß das von der SPD durchgesetzte Gesetz "immer exotischere" Angebote ermögliche, für die die Unternehmen bezahlten Urlaub gewähren müßten. Die Veranstalter solcher Bildungsangebote seien "wie Pilze aus dem Boden gewachsen" und machten Angebote, die mit der im Gesetz vorgeschriebenen Beschränkung des Bildungsurlaubs auf berufliche oder politische Bildung nichts mehr zu tun hätten. So werde beispielsweise das Studium der Geschichte des Kölner Doms, verbunden mit einer entsprechenden Besichtigungstour als "politische Bildung" deklariert. Das gleiche gelte für "Kommunikations-Workshops" auf Kreta oder Seminare über ökologisches Bauen und Renovieren.
Schwericke forderte die SPD-Mehrheitsfraktion und die Landesregierung nachdrücklich auf, diese "Farce" durch eine Gesetzesnovelle zu beenden. Das Gesetz in seiner jetzigen Fassung ist nach Meinung des Bayer- Chefjuristen ein Beweis für "Auswüchse an sozialen Wohltaten", die so länger nicht mehr hinnehmbar seien.
vs (Düsseldorf)
Wenn schon, denn schon, mag sich Bodo Ströhmann, Manager des Deutschen Handball-Meisters SG Wallau/Massenheim, im weihnachtlichen Überschwang gedacht haben. Den Sieg gegen Verfolger TUSEM Essen und die Tabellenführung trotz des ausstehenden Spieles gegen Milbertshofen (Mi, 20 Uhr, Walter-Köbel- Halle Rüsselsheim) bereits auf dem Gabentisch, legte der Macher der Wallauer für sich, die Mannschaft und ihre Anhänger noch einen drauf und verpflichtete Trainer Heiner Brand für ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 1994.
Zu gleichen Bedingungen, wie Ströhmann stolz mitteilte, wobei offen blieb, ob Brand nun so bescheiden, oder seine Entlohnung bisher so generös war. Jedenfalls steht die Vertragsverlängerung und ihre Bedingungen dem Vernehmen nach in keinem direkten Zusammenhang mit dem dicken Veilchen, das der Wallauer Trainer seit einigen Tagen auf dem linken Auge spazieren trägt. "So ein kleiner, emsiger", habe es ihm vergangenen Mittwoch in einem Benefizspiel der Weltmeister von 1978 gegen eine Auswahl des Saarlandes verpaßt, meinte Brand. Zur hämischen Begeisterung der gesamten Weltmeister-Mannschaft, einschließlich Vlado Stenzels übrigens. Die Zusage zur Verlängerung, so der 40jährige Brand zu Ströhmann, habe ihren Grund vor allem im Verein und seinem Umfeld. Bei der SG gefalle es ihm rundum.
Die Wallauer können also gelassen und voller Wohlgefallen in das neue Jahr gehen, dem Spiel gegen Essen sei's gedankt. Denn nicht nur zwei wichtige Punkte verbuchte der Titelverteidiger, auch das angeschlagene Bankkonto der Wallauer bedurfte dringend weihnachtlicher Gaben. Da kam, so Ströhmann, die mit 5500 Zuschauern ausverkaufte Höchster Ballsporthalle gerade recht.
Genauso wie die fünfzigminütige Fernsehübertragung, die dank der Werbeverträge, die die Sponsoren zu Nachschlägen abhängig von der Übertragungsdauer verpflichten. Alles in allem auf 150 000 Mark werden die Einnahmen aus diesem Spiel geschätzt. "Kontoausgleich", sagt Ströhmann nach dem bisher in der Liga allgemein und bei den Wallau/Massenheimern speziell enttäuschenden Zuschauerzuspruch dazu.
Immerhin, ein Silberstreif schimmert am finanziellen Horizont. RTL soll den Handballvereinen ein millionenschweres Angebot auf den Tisch gelegt haben, nach dem ständigen Ärger während des 1994 auslaufenden Pauschalvertrages von ARD und ZDF mit dem DHB eine weitere schöne Überraschung zum Fest. fes/sid
USINGEN. Die Zutaten: 500 g Mehl, je 1 Päckchen Backpulver und Vanillinzucker, 200 g Zucker, 1 Prise Salz, je 4 Tropfen Bittermandelöl und Zitrone, 2 Eßlöffel Rum, je 1 Messerspitze gemahlener Cardamon und Muskatnuß, 2 Eier, 125 g Butter, 50 g Margarine, 250 g Quark, 125 g Korinthen, 125 g Rosinen, 125-150 g gemahlene Haselnüsse oder Mandeln, je 100 g gewürfeltes Zitronat und Orangeat.
Die Zubereitung: Mehl und Backpulver auf Backbrett oder Tischplatte sieben, in die Mitte eine Vertiefung eindrücken. Zucker, Vanillinzucker, Gewürze und Eier hineingeben, mit einem Teil des Mehls zu einem Brei verarbeiten. Darauf das in Stücke geschnittene kalte Fett, Quark, Korinthen, Rosinen, Haselnuß/Mandeln, Zitronat und Orangeat, das alles mit dem Restmehl zu einem glatten Teig verkneten. Sollte er kleben, noch etwas Mehl hinzugeben. Auch Korinthen, Rosinen, Zitronat und Orangeat können mit Mehl bestäubt werden, damit sie sich besser verarbeiten lassen und im Teig nicht absacken. Teig zu einem Stollen formen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen.
Das Backen: Ofen vorheizen; die Backzeit beträgt 50-60 Minuten bei 200 Grad. Danach den Stollen, während er noch heiß ist, mit zerlassener Butter oder Margarine (50 g) bestreichen. Für einen weißen Überzug mit Puderzucker (50 g) bestäuben. Über Nacht auskühlen lassen, in Alufolie packen und an einem kühlen Ort oder in einer Blechdose aufbewahren. cn
Wenn am 15. Januar in Bockenheim- Süd das achte Parkplakettengebiet in Frankfurt eingerichtet wird, werden sich viele Autofahrer im Quartier neu orientieren müssen. Betroffen sind zum Großteil Studentinnen und Studenten, die wegen der nahe gelegenen Universität nach Bockenheim gezogen sind. Sie fahren häufig Autos, die auf den Namen des Vaters oder der Mutter zugelassen sind und kein Frankfurter Kennzeichen haben.
Anwohner im Sinne der Plakettenregelung sind jedoch nur Bürger, die ihren ersten Wohnsitz in Bockenheim und ein in Frankfurt zugelassenes Kraftfahrzeug haben. Wer kein Anwohner ist, wird sich im Quartier zwischen Theodor-Heuss-Allee, Emser Straße, Adalbertstraße, Gräfstraße, Sophienstraße und Senckenberganlage künftig von alten Parkgewohnheiten verabschieden und einen neuen Abstellplatz suchen müssen.
Von den 1221 legalen Straßenparkplätzen im südlichen Bockenheim werden künftig 610 zu bestimmten Zeiten für Bewohner des Viertels reserviert bleiben. Zwischen 8 und 11 Uhr sowie in den Abendstunden zwischen 16 und 19 Uhr sind sie dann für Ortsfremde tabu.
Südlich der Robert-Mayer-Straße bleiben die Sonderparkzonen den Anwohnern sogar bis 20 Uhr vorbehalten. Damit will das Ordnungsamt verhindern, daß die Besucher von Veranstaltungen in der Festhalle oder auf dem Messegelände ihre Autos in den angrenzenden Wohnquartieren abstellen.
Während in den anderen Plakettengebieten im Stadtgebiet das Parkverbot für Nicht-Plaketteninhaber bereits morgens um 6, spätestens aber um 7 Uhr beginnt und in der Regel wieder um 9 Uhr endet, hat das Ordnungsamt "aufgrund der besonderen Struktur von Bockenheim-Süd" die Zeiten verschoben.
Dort nämlich machen in erster Linie nicht Berufspendler den Anwohnern die raren Stellflächen streitig, sondern Studenten - und deren Vorlesungen und Seminare beginnen zumeist etwas später.
Der Genehmigungsbehörde liegen bislang rund 600 Anträge auf Ausstellung einer Parkgenehmigung vor. Rund 300 Ausweise sind bereits verschickt, der Rest im Geschäftsgang. Zumeist fehlt noch der Nachweis über die Einzahlung der Verwaltungsgebühr in Höhe von 50 Mark.
Abschlägig beschieden wurden bereits einige Anfragen von Studierenden. Das gilt auch für jene, die zwar im Viertel wohnen, aber ein auswärts zugelassenes Kraftfahrzeug haben.
Sie werden keine Ausnahmeerlaubnis erhalten. "Wir werden nicht von unserer bewährten Praxis abweichen", betonte Gert Stahnke vom Ordnungsamt.
Die derzeitige Regelung war die Folge eines Mißbrauchs der Plakettenordnung. Vermeintlich pfiffige Pendler hatten sich - insbesondere im Westend - möglichst in der Nähe des Büros einen "Zweitwohnsitz verschafft" (Ordnungsamt) und mit Hilfe der fingierten Adresse eine Parkerlaubnis erhalten. Daraufhin änderte das Amt die Kriterien. gang
Den Eheleuten Luise und Willi Bondkirch aus Hanau-Steinheim zur goldenen Hochzeit am Donnerstag, 24. Dezember
Den Eheleuten Gretel und Gottfried Bosch aus Hanau-Steinheim zur goldenen Hochzeit am Donnerstag, 24. Dezember.
Den Eheleuten Frieda und Arthur Stürzenberger aus Hanau-Großauheim zur goldenen Hochzeit am Donnerstag, 24. Dezember
Herrn Heinrich Klassert aus Großkrotzenburg zum 80. Geburtstag am Donnerstag, 24. Dezember
Herrn Paul Birkenstock aus Erlensee- Rückingen zum 80. Geburtstag am Donnerstag, 24. Dezember.
Frau Anna Emmel aus Nidderau-Ostheim zum 93. Geburtstag am Freitag, 25. Dezember.
Frau Emma Kulak aus Rodenbach zum 97. Geburtstag am Freitag, 25. Dezember.
Herrn Fritz Schmittat aus Maintal-Wachenbuchen zum 80. Geburtstag am Samstag, 26. Dezember.
Frau Theresie Zakrzowski aus Maintal- Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Samstag, 26. Dezember.
Herrn Ewald Spratler aus Erlensee- Rückingen zum 80. Geburtstag am Samstag, 26. Dezember.
Frau Anna Geduldig aus Rodenbach zum 85. Geburtstag am Samstag, 26. Dezember.
Frau Maria Möller aus Nidderau-Ostheim zum 85. Geburtstag am Sonntag, 27. Dezember.
Frau Else Löwenstein aus Rodenbach zum 92. Geburtstag am Sonntag, 27. Dezember.Glühwein trinken und Bus fahren Weihnachts-Appell der Polizei: Nicht mit Alkohol ans Steuer
WIESBADEN. Die Jahreszeit der Weihnachtsfeiern und des Glühweins verleitet viele Autofahrer wieder zur Unvernunft. Alle Jahre wieder steigt die Zahl der unter Alkoholeinfluß verschuldeten Verkehrsunfälle. Nach Angaben der Wiesbadener Polizei registrierte sie allein im Stadtgebiet im Vorjahr zum Vergleich zu 1990 einen Anstieg von 37 auf 41 Unfälle. Polizeipräsident Wolfhard Hoffmann rechnet aber noch mit einer Dunkelziffer, die gravierend sei.
Die Polizei wird daher besonders in diesen Tagen verstärkt Alkoholkontrollen durchführen. Vor allem werktags in den Nachmittags- oder frühen Abendstunden. Hoffmann appelliert daher an die Vernunft der Autofahrer, nach Alkoholkonsum auf öffentliche Verkehrsmittel oder Taxen umzusteigen.
Dabei sollte allerdings bedacht werden, daß gerade an den Feiertagen Sonderregelungen im öffentlichen Nahverkehr in Kraft treten. Am Heiligen Abend verkehren alle ESWE-Busse nach dem Samstagsfahrplan und stellen ihren Dienst gegen 18 Uhr ein. Am ersten Weihnachtsfeiertag beginnt der Linienverkehr wieder um 9 Uhr. Die Nachtbusse fahren in der Zwischenzeit nicht.
Veränderte Fahrzeiten auch zu Silvester und an Neujahr: Am 31. Dezember gilt ebenfalls der Samstagsfahrplan, und die Busse fahren nur bis 20 Uhr. Tags darauf beginnt der Betrieb wieder um 9 Uhr. Die Nachtbusse fahren. hu
RÜSSELSHEIM. "So lasse ich mich nicht abservieren." Ein kämpferischer Stadtrat Armin Muth (CDU) wies gestern vor der Presse die im Stadtparlament gegen ihn von SPD-Oberbürgermeister Norbert Winterstein erhobene Kritik an seiner Baupolitik und zu "großzügigen Befreiungspraxis" für Bauherren von Bebauungsplänen zurück, weshalb in einigen Stadtteilen zu verdichtet gebaut würde. Diese Politik habe bisher der ganze Magistrat getragen, sagte Muth, die Angriffe seien wohl Teil des SPD-Wahlkampfes vor dem 7. März.
Muth bekannte sich zur "bauherrenfreundlichen Politik". Danach habe die von ihm geführte Bauaufsicht Befreiungen von Bebauungsplänen gewährt, den Ausbau von Dachgeschossen und verdichtete Bebauung ermöglicht. Das sei wegen enormer Wohnungsnot und großen Siedlungsdrucks geboten gewesen. Ohne die Befreiung wären viele neue Wohnungen überhaupt nicht möglich geworden. Diese Praxis sei bis vor kurzem gemeinsame Linie des Magistrats gewesen. Außerdem habe er sich mit den Absichten des Landes Hessen im Einklang befunden, das großzügige Befreiungen empfohlen habe. Derzeit gebe es einen rechtlich offenen Zustand - weil das Bundesverwaltungsgericht aus formalen Gründen den Befreiungsparagraphen 25 c gekippt hat - was aber in wenigen Monaten mit dem neuen Wohnbaulandgesetz wieder gekittet sein werde. Das hessische Innenministerium habe sogar ausdrücklich angewiesen, trotz des Urteils die bisher großzügige Befreiungspraxis in der Übergangszeit beizubehalten, nicht zuletzt im Interesse der Gleichbehandlung aller Bürger.
Christdemokrat Muth sah sich sogar im Einklang mit der Absichtserklärung der lokalen SPD, insgesamt 1000 neue Wohnungen in drei Jahre zu ermöglichen. Das sei mit seiner Hilfe in nur rund zweieinhalb Jahren realisiert worden. In wenigen Fällen sei er vielleicht zu forsch rangegangen, so bei der Genehmigung eines zusätzlichen Geschosses in drei Bauprojekten. Das jetzt von Oberbürgermeister Winterstein im Zusammenhang mit der Kritik an ihm angekündigte Verfahren, bei Befreiungen von Bebauungsplänen Magistrat und Stadtparlament einzuschalten, sei formal korrekt. Daß dies aber just jetzt der Fall sei und in dieser Form - dafür sah Muth eindeutig politische Gründe, um ihn und die CDU zu diskreditieren.
In Rüsselsheim sind SPD mit 28 und CDU mit 19 Stadtverordneten in einer großen Koalition verbunden, Muth ist der einzige hauptamtliche CDU-Mann unter insgesamt vier hauptberuflichen Magistratsmitgliedern. Er dementierte gestern Gerüchte, er wolle Rüsselsheim den Rükken kehren. Gerade die jüngste Entwicklung habe ihn bewogen, zu bleiben und politisch zu kämpfen. Trotz der jetzigen Vorwürfe halte er die Arbeit der Großen Koalition für sehr erfolgreich. Seiner Partei am Ort empfehle er allerdings, bei aller Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit mit der SPD fürs Wohl der Stadt, künftig mehr eigenständiges Profil zu zeigen. In der Tat habe er Probleme mit jenen Parteifreunden, die ständig zur Mäßigung rieten, weil es der CDU in Rüsselsheim erst nach langer Zeit wieder gelungen sei, mit in der Regierung zu sitzen. Er ist für eine härtere Linie.
Begonnen hatte die jüngste Auseinandersetzung, als Stadtrat Muth am vergangenen Donnerstag öffentlich im Parlament von Winterstein - ohne Namensnennung, aber deutlich - kritisiert wurde. Der Gescholtene konnte vor dem Parlament ohne Genehmigung des Oberbürgermeisters als Chef des Magistrats nichts sagen. Das holte er am Montag in seinem Amtszimmer nach. Seine persönliche Empfindung bei der Attacke im Parlament: "Ich war völlig überrascht." Falsch sei, daß die CDU von der SPD als Partner in der Großen Koalition von dieser Absicht vorher informiert gewesen sei. Daß Winterstein seine Kritik auf eine Anfrage des SPD-Stadtverordneten Peter Layer hin vorgetragen hatte, wertete Muth trotz Layers Dementi gestern als "Absprache" des Oberbürgermeisters und fügte hinzu - mit einem "möglichen künftigen Stadtratkandidaten".
Das alles sei sehr unappetitlich. Keine Stellung wollte Muth gestern zu Absichten aus den Reihen der lokalen SPD nehmen, nach der Kommunalwahl wieder einen fünften hauptamtlichen Magistratsposten einzurichten und diese Stelle mit einem Genossen zu besetzen. Da gelte es die Wahl abzuwarten, auch was seine eigene Zukunft im Magistrat angehe, falls die SPD eine absolute Mehrheit erreiche. Für ihn stehe fest, daß er nicht bei der 1993 anstehenden Direktwahl des Oberbürgermeisters gegen Winterstein antreten werde. Seiner Partei empfehle er jedoch dringend, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. cas
WETTERAUKREIS. Wie Sie die "Grußseite" in der Weihnachtsausgabe der Frankfurter Rundschau nutzen können, müssen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht mehr erläutern. Sie wissen, am heutigen Mittwoch, 23. Dezember, um 12 Uhr ist absoluter Schlußtermin für Ihre privaten Grüße, die bis dahin in den FR-Redaktionen in Friedberg und Bad Vilbel eingetroffen sein müssen.
Denn: Ein bißchen Zeit brauchen wir schon, um diese Sonder-Zeitungsseite für den nächsten Tag zu gestalten.
Viele Leserinnen und Leser sind bereits unserer Anregung gefolgt. Sie haben sich lustige, teils auch knifflige Texte einfallen lassen, nicht wenige Grüße sind mit einer kleinen Zeichnung oder Graphik ergänzt.
Die Grußseite steht Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zur Verfügung. Sie können "Ihre Seite" nach Herzenslust mit Leben erfüllen. Der Abdruck Ihrer kleinen und großen Beiträge ist natürlich kostenlos. Die Seite nimmt schon langsam Gestalt an. Sie verspricht erneut, vielbeachtet zu werden.
Es sind ja nicht die besten Zeiten. Haß und Gewalt sind in erschreckendem Maß in Deutschland Realität. Die Weihnachtsseite unserer Leserinnen und Leser bekommt auf einmal eine Funktion, die sie bisher noch nicht gehabt hat.
Sie ermöglicht eine Verständigung all jener Menschen untereinander, die Haß und Gewalt eine Absage erteilen, und ermöglicht, auch jene Menschen zu grüßen und zu ermuntern, die in Furcht vor rechtsradikalen Ausschreitungen leben müssen.
Es gibt also viele Gründe, sich noch an der "Grußseite" zu beteiligen.
Ihre Grüße senden Sie bitte an die Frankfurter Rundschau Postfach 10 03 32 6360 Friedberg, Fax: 0 60 31 / 6 16 25, oder Frankfurter Rundschau Postfach 1273 6368 Bad Vilbel Fax 0 61 01 / 21 69. hm
GIESSEN. Grünes Licht für den "gelben Sack": Nach zähen Verhandlungen wird der Landkreis Gießen nun doch dem Dualen System Deutschland (DSD) beitreten.
Einen entsprechenden Vertragsabschluß billigte der Kreistag am Montag in Kleinlinden ohne Gegenstimme.
Kreisbeigeordneter Hans-Christoph Boppel (Grüne) wertete das Abkommen als "Zweckbündnis". Um die Verwertungsmöglichkeiten für die bisher getrennt gesammelten Wertstoffe nicht zu gefährden, sei eine Mitwirkung beim DSD nicht mehr zu umgehen. tru
KRONBERG. Die Faszination begann im Kindesalter. Erich Kaiser erinnert sich noch, wie er auf dem Weg zur Schule über Bordsteine stolperte, weil er den Blick nicht von den Himmelsflitzern lassen konnte. Aus dem Hans-guck-in-die-Luft ist ein Ornithologe geworden, der mit Fachpublikationen und Vorträgen auf sich und die Vögel aufmerksam macht, die er seit 30 Jahren beobachtet und die ja auch wirklich ganz erstaunliche Eigenarten haben: die Mauersegler. Gestern nachmittag hat ihm Bürgermeister Wilhelm Kreß den Umweltschutzpreis der Stadt Kronberg verliehen.
Längst ist die ganze Familie von Erich Kaisers Leidenschaft infiziert. Ende April sucht Sohn Daniel schon ungeduldig den Himmel ab - sie müssen jeden Tag kommen! Und wenn sie dann zurück sind aus Afrika, wenn sie mit atemberaubender Geschwindigkeit ihre Nistplätze unterm Giebeldach ansteuern, als wären sie nie weggewesen, wenn die ganze Margarethenstraße in Schönberg erfüllt ist vom "Schrii-Schrii" der Heimkehrer - dann weiß Ehefrau Gertrud: "Sie läuten den Sommer ein." Ende August dann, wenn die Mauersegler ihren Nachwuchs aufgezogen und ihr Winterquartier verlassen haben, empfinden die Kaisers die jähe Stille wie den Verlust naher Freunde. "Mauersegler sind in Europa geborene Afrikaner", sagt Erwin Kaiser, "drei Monate sind sie hier, neun Monate im südlichen Afrika."
Unterm Dach hat er eine "Kolonie" angelegt - Nistplätze für 28 Pärchen, die im Juni und Juli täglich eineinhalb Kilo "Luftplankton" an die Jungsegler verfüttern. Das sind überwiegend Schadinsekten, die sie in der Luft erjagen, zu Ballen formen und den Jungen in den Rachen stopfen. Ein Drei-Gramm-Bällchen enthält bis zu 1500 Fluginsekten: Schädlingsbekämpfung absolut chemiefrei und kostenlos dazu.
Erwin Kaiser kann stundenlang über seine Lieblinge erzählen. Verblüffende Geschichten! Wer hält es für möglich, daß diese Vögel praktisch pausenlos in der Luft bleiben können, daß sie sogar in Höhen von 2000 Metern segelnd schlafen? Man weiß erst seit knapp 20 Jahren, daß sie "ihr Bett immer bei sich haben" (Erwin Kaiser). Das mit dem Barometer im Bauch ist ein weiteres Wunder der Natur: Schon im Schönwettergebiet sagt ihnen ein geheimnisvoller Sinn für Luftdruckschwankungen, daß sie besser eine andere Route wählen sollten, um Regen, Blitz und Donner zu umfliegen. Unter den Mauerseglern herrscht Wohnungsnot. Die Altstadtsanierung nimmt ihnen natürliche Nistplätze. Das Problem ließe sich mit einfachsten Mitteln lösen, die Stadt Zürich tut das in großem Stil; der Preisträger übergab dem Bürgermeister gestern Informationen dazu. Aber auch in der Nähe - im Idsteiner Schloß, in Wehrheim und in der Schönberger Kirche - sind in jüngster Zeit Quartiere für die Gäste aus Afrika geschaffen worden. hko
In der Hanauer Landstraße hat die Verkehrsüberwachung einen Autofahrer erwischt, der die vorgeschriebene Geschwindigkeit beinahe um das Doppelte überschritt. Er wurde jetzt mit 92 km/h gemessen. Ansonsten waren die Überwacher mit der Tempodisziplin auf dieser Hauptader im Frankfurter Osten zufrieden: Die erlaubten 50 wurden von 88,5 Prozent der Autofahrer beachtet.
Dafür gab es anderenorts Klagen: In der Gerauer Straße (Niederrad) mißachtete jeder Dritte "Tempo 30". Ein ähnliches Resultat gab es in der Frankenallee. In der Höchster Gotenstraße - dort wird die 30 auf einer Leuchttafel angezeigt - wurden nur 2,5 Prozent beanstandet. habe
Die Sport AG, der Lauftreff und die AOK Groß-Gerau erinnern an den Silvesterlauf, der um 17 Uhr am AOK-Gebäude in der Gernsheimer Straße gestartet wird. Die neue Strecke führt über 4,7 Kilometer. Im Anschluß an den Lauf gibt es Teepunsch, Brezeln und eine Autogramm-Stunde mit dem prominentesten Teilnehmer, dem mehrfachen Hürden- Europameister Harald Schmid.
Die Strecke führt über die Heuss-, Darmstädter, Sudeten-, Fabrikstraße, den Nauheimer Weg, die Rathenau-, Elisabethen-, Behring- und Gernsheimer Straße zurück zum AOK-Gebäude. dv
BAD HOMBURG. Auch im nächsten Jahr setzt die Homburger Christuskirche ihre Samstagskonzerte fort, die seit 18 Jahren die Zuhörer in die Kirche locken. So alt ist mittlerweile auch das Gemeindezentrum. An insgesamt zwölf Terminen, also jeweils einmal im Monat, wird die Christuskirche ihre Pforten für Konzertbesucher öffnen. Auftritte des Mannheimer Streich-Trios und des Posaunen- Quintetts Berlin stehen ebenso auf dem Programm wie ein Weihnachtskonzert des Cantatekreises Hochtaunus oder das Konzert der Förderpreisträger der Christuskirche. Dieser Förderpreis wird im kommenden Jahr zum ersten Mal von der Christuskirche vergeben. Wie Pfarrer Gerhard Blaurock erläutert, werden die Preise an förderungswürdige junge Künstler vergeben, die im Rahmen der Konzertreihe ausgewählt werden. Die Christuskirche habe bei ihren Konzerten immer darauf geachtet, nicht nur "namhafte Hochschullehrer und bekannte Solisten zu verpflichten, sondern vor allem jungen, begabten Künstlern eine Auftrittschance zu geben und sie zu fördern". Das wird durch die enge Zusammenarbeit mit der Frankfurter Musikhochschule gewährleistet.
Nach mittlerweile 180 Konzerten hat sich die Reihe der Christuskirche etabliert. Für diejenigen, die kein Konzert am Samstag nachmittag verpassen wollen, bietet die Gemeinde 1993 ein Abonnement an. Für 200 Mark erhalten Familien eine übertragbare Karte. Beim Besuch des Konzerts ist es gleich, welches Familienmitglied - und vor allem wie viele - zuhören wollen. Einzelabonnements kosten 100 Mark. Für jedes Konzert müssen bei freier Platzwahl 10 oder 15 Mark gezahlt werden. Die Programmübersicht ist bei der Christuskirche zu bekommen. ca
Es gibt nur eine wirklich gefahrlose Form, Lügen in die Welt zu setzen. Man formuliert sie als Fragen an tote Zeugen, stützt sich auf wiedergefundene Dokumente und bezweifelt am Ende sorgenvoll selbst die neue Wahrheit. Doch die Lüge lebt dann. Und sie lebt in ihrem besten Panzer, dem Gerücht. So steht es heute um den Selbstmord Walter Benjamins, seit Ingrid Scheurmann ihn mit einem großen Artikel in der FR vom 15. Dezember zur "Selbstmordthese" reduzierte.
Sieh mal an, sagte sich mancher nach der Lektüre, da ist Benjamin wohl doch ganz prosaisch an seinem schlechten Kreislauf gestorben. Die Kletterei über die Pyrenäen war einfach zu viel für ihn. Ingrid Scheurmann denkt natürlich nicht so plump wie ich. Bei ihr tritt das pikante Gerücht gleich mit den korrekten moralischen Strapsen auf: "Der Mythos des symbolisch gewordenen Todes in Port- Bou muß sich befragen lassen, ob ein tragisches und frühes Ende im Exil der Selbstmordthese bedarf."
Mit anderen Worten: Wir brauchen den Selbstmord gar nicht, Freunde der benjaminschen Tragödie - ganz gleich, was wahr ist. Und hier kann ich der Historikerin nicht mehr folgen. Mich interessiert nämlich die historische Wahrheit.
Es macht einen Unterschied, ob ein Mensch in einer Grenzsituation seinen Leiden erliegt oder ob er die Freiheit des Handelns auch hier sucht und seinem Leben ein Ende setzt. Im ersten Fall gibt es nichts zu bedenken. Der Tod ist eingetreten, wie man gedankenlos und mit einigem Recht sagt. Aber im zweiten Fall begegnen wir in aller Regel einem Menschen, der das einsame, nur ihm zugängliche Bild seiner Existenz gegen die Übermacht der Umstände zu retten versucht. Es gelingt ihm nur um den Preis des Todes, der ihn zugleich, wie im ersten Fall, unserem Urteil entzieht. Nicht seine menschliche Qualität steht also zur Debatte, sondern allein seine Haltung. Der Selbstmord war für Benjamin die einzig mögliche Haltung, um in einer ausweglos erscheinenden Lage zu handeln und damit seine Biografie bewußt vor dem Zugriff der Geschichte zu schützen.
Das ist auch der Sinn seiner letzten Zeilen. Sie sollen uns davon überzeugen, daß er in Port-Bou keine Verzweiflungstat begangen hat: "In einer ausweglosen Lage habe ich keine andere Wahl, als Schluß zu machen. In einem kleinen Dorf in den Pyrenäen, wo niemand mich kennt, wird sich mein Leben vollenden. Sagen Sie bitte meinem Freund Adorno, wie sehr ich an ihn denke, und erklären Sie ihm die Lage, in die ich mich geraten sah. Es bleibt mir nicht genügend Zeit, all die Briefe zu schreiben, die ich gern geschrieben hätte."
Doch ich greife vor. Denn gerade dieses Billet, das Walter Benjamin in den Morgenstunden des 26. September 1940 auf französisch an Henny Gurland schrieb, ist die größte Barriere auf dem Weg zur neuen Todestheorie. Vor fünf Monaten waren seine Worte noch authentisch genug, um von Ingrid und Konrad Scheurmann als Dokument auf einer eigenen Seite ihres Buchs "Für Walter Benjamin" kommentarlos zitiert zu werden. Jetzt schreibt die Autorin: "Diese Karte existiert lediglich in Form einer Aufzeichnung Henny Gurlands aus der Erinnerung, und deren Glaubwürdigkeit wird durch neue Dokumente aus Port-Bou stark in Frage gestellt." Damit sind wir beim Kern ihres ganzen Artikels: Er versucht alles, um uns Henny Gurland als Lügnerin nahezubringen. Nur dann dürfen wir ja Benjamins Abschiedsworte als ihre höchst kunstvolle Erfindung vergessen. Doch leider tun die neuen Dokumente Ingrid Scheurmann diesen Gefallen nicht. Es gibt in ihnen kein einziges Faktum, das im Widerspruch zu der bekannten brieflichen Schilderung der Ereignisse durch Henny Gurland steht. Die Autorin geht deshalb einen eigenartigen Weg: Sie behandelt Henny Gurlands Schreiben wie ein Verhörprotokoll und klagt dann als Staatsanwalt bei ihr Aussagen ein, die im Brief gar kein Thema waren.
Etwa so: "Wieso erwähnte Frau Gurland nicht, daß der Arzt den Kranken bereits am Ankunftstag besuchte. Wieso erweckt sie den Eindruck, Benjamin sei bereits im Laufe des Vormittags des 26. September gestorben?" Die simple Antwort: Henny Gurland erzählt von einem Selbstmord. Dagegen ist für sie der erste Arztbesuch wegen Benjamins Schwächeanfall eine vergleichsweise unwichtige Einzelheit. Und der Tod am Vormittag? Fehlanzeige. Ihr Bericht gibt keine exakte Abfolge der Ereignissse, weil immer wieder die Schilderung ihrer eigenen Angst durchschlägt. Er läßt keinen Schluß auf eine bestimmte Todeszeit zu.
Nun hat Ingrid Scheurmann ein weiteres Problem. In den neuen Dokumenten steht wenig Neues drin. Das aufschlußreichste Schriftstück ist die Hotelrechnung, die Benjamin posthum beglich. Ihr entnimmt die Autorin, daß der Denker keineswegs Selbstmordabsichten hatte, sondern Hilfe suchte: "Warum sonst hätte er am Nachmittag und Abend des 25. September viermal telefonieren sollen?"
Tatsächlich steht auf der Rechnung vom 1. Oktober "4 Telefongespräche - 8,80 Peseten". Aber leider auch noch "4 Tage Übernachtung" vom 26. bis 30. September für den "heute verstorbenen Benjamin Walter", der schon seit drei Tagen in seiner Gruft ruhte. Und damit es richtig teuer wurde, ließ der Wirt auch gleich für 75 Peseten das Zimmer renovieren. Kurz: Wir haben es mit einem Dokument zu tun, das eindrucksvoll bezeugt, wie man eine Hotelrechnung auf die nachgelassene Barschaft eines Gastes abstimmt.
Benjamin hat selbst nicht telefoniert. Aber Henny Gurland erzählt, daß Frau Birmann am nächsten Tag erfolglos das amerikanische Konsulat in Barcelona anrief. Die Telefongebühren sind also ausnahmsweise ganz korrekt auf seine Rechnung gelangt. Ich könnte nun immer so weiter jedes Detail korrigieren und dabei doch nicht den Rufmord an Henny Gurland aus der Welt schaffen. Weiß Ingrid Scheurmann eigentlich, an wem sie sich vergreift?
Ich wußte es bis zu diesem Artikel auch nicht. Rainer Funk, der den Nachlaß Erich Fromms betreut, hat mich über sie aufgeklärt. Sie war eine intelligente Fotografin, die in Berlin für eine linke Zeitung gearbeitet hatte. Als Henny Meyer 1900 in Aachen geboren, hatte sie in erster Ehe einen Sohn, Joseph, der heute als emeritierter Professor in Providence lebt. Sie flüchtete 1933 allein nach Brüssel und besaß später den Mut und die Weitsicht, ihr Kind gegen den Willen des Vaters aus Deutschland herauszuholen.
In Brüssel heiratete sie Rafael Gurland, der dann im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte und 1940 als französischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet. Henny Gurland gelang mit ihrem Sohn die Flucht nach Amerika. Unterwegs, in Marseille, hatte sie sich mit Benjamin angefreudet und war mit ihm über die grüne Grenze nach Port-Bou gegangen. Sie war eine psychisch gefährdete Frau, die gut aussah und eine starke Aussstrahlung besaß. In New York faßte sie im Fotostudio ihrer Freundin Ruth Staudinger wieder Fuß, und hier lernte sie Erich Fromm kennen. Sie liebten sich sehr und heirateten 1944. Fromm tat alles für sie und zog mit ihr sogar nach Mexiko, wo sie sich Linderung von ihren Schmerzen versprach. Dort starb sie 1952.
Nichts im leidvollen Leben dieser Frau gibt uns einen Anlaß, an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln. Auch Grete Freund und Gershom Scholem taten das nicht, wie Ingrid Scheurmann es behauptet. Scholem glaubte nur fest an die Existenz eines letzten großen Manuskripts von Benjamin, und er unterstellte, mit menschlichem Verständnis, daß Henny Gurland es aus Angst vernichtet habe und deshalb kein Wort darüber verlor.
Aber auch ihm, wie den mit den Umständen vertrauten Augenzeugen in Port- Bou, kam es nie in den Sinn, Benjamins Selbstmord in Frage zu stellen. Welches Motiv sollte Henny Gurland gehabt haben, die "Selbstmordthese" in die Welt zu setzen? Und zwar schon am Morgen des Todestags, in Port-Bou, zu ihrem Sohn und zu den vier mitreisenden Frauen, in einer Situation also, wo sie die größte Angst hatte, daß sein Selbstmord der Polizei bekannt werden und zu Verhören und Anklagen führen könnte?
Nein, Henny Gurland hat ebensowenig gelogen wie der spanische Arzt und die Beamten vor Ort. Alle alten und neuen Zeugnisse zu Benjamins Tod lassen sich nämlich zu einem widerspruchsfreien Panorama vereinigen, wenn man die unterschiedlichen Perspektiven, Interessen und Kenntnisse der Beteiligten berücksichtigt. Es ist wie in "Rashomon", und es wäre reizvoll, diese Geschichte richtig zu erzählen. Warum hat sich Ingrid Scheurmann nicht die Mühe gemacht?
Hier müßte ich nun spekulieren. Doch ich möchte mich auf den Hinweis beschränken, daß sie die Mitautorin einer Benjamin-Ausstellung ist, die ihre Tournee durch Deutschland gerade beginnt. In ihr werden die Dokumente, die sie hier so falsch deutet und die nichts Neues beweisen, erstmals gezeigt. HANS PUTTNIES
Der Verfasser dieser Replik hat 1991 mit Gary Smith einen Band "Benjaminiana" vorgelegt.
FLORSTADT. Unbekannte Täter haben am Sonntag zwischen 16 und 17 Uhr versucht, in den kommunalen Kindergarten in Staden einzubrechen, berichtet die Kriminalpolizei. Weil sie dabei die Alarmanlage der Betreuungseinrichtung auslösten, ergriffen die Einbrecher die Flucht.
Die Friedberger Kripo schätzt den Schaden auf 1000 Mark und bittet unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10 um Hinweise auf verdächtige Personen oder auch Fahrzeuge. mu
FRIEDBERG. Weihnachtszeit - Bücherzeit. Doch nicht alles, was der Literaturmarkt bietet, ist empfehlenswert. Gerade Kinder- und Jugendbücher spiegeln häufig noch das traditionelle Rollenverständnis wider, zeigen Jungen mit dem Technikbaukasten, Mädchen mit der Puppe, den Mann am Arbeitsplatz, die Frau am Herd.
Praktische Hilfe bei der Auswahl für das Buchgeschenk auf dem Gabentisch oder den nächsten Geburtstag will eine Empfehlungsliste des Frauenamtes geben, die Lektüre zusammenstellt, in denen Mädchen als aktiv handelnde Personen vorkommen, in denen sie eine Hauptrolle spielen und die ihnen den Abschied von den Helden erleichtern können. Titel der Liste: "Von pfiffigen Mädchen". Die Empfehlungen sind für Jungen und Mädchen bis zwölf Jahre gedacht. Wer Interesse an ihr hat, kann die Broschüre ab sofort im Frauenamt des Wetteraukreises in der Leonhardstraße 7 in Friedberg, Tel. 0 60 31 /8 38 25, abholen.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der "blaue Engel" hat wenig von der Leichtigkeit des Seins. Er steht - zumindest in diesem Fall - für ein Schwergewicht. Mehr als 16 Tonnen bringt der gelbe Koloß auf die Waage. Engelhaft, und das verrät erst der Dreh am Zündschlüssel, hingegen sind die Töne, die das Gefährt von sich gibt: Die Riese flüstert - im Vergleich zu anderen Exemplaren seiner Gattung. Die Hörprobe aufs Exempel machte gestern Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD). Er päsentierte den ersten Radlader mit "blauem Engel" auf der Deponie Wicker - ein Monstrum auf leisen Sohlen.
"Seh'n Sie, man hört nichts", konstatierte Mehler zwischen zwei Baggern. Die Quelle des Lärms sprudelte deutlich von rechts. Dort stand ein Radlader alten "Schallisolierte Komfort-Fahrerkabine" Typs. Und der röhrte derart, daß von seinem Nachbarn schier gar nichts mehr zu hören war. 300 000 Mark hat der neue Bagger gekostet, der seit wenigen Tagen Müllberge versetzt.
Gewiß, auf der Deponie gebe es genug Lärm, sagte Mehler. Da falle der Radlader mit "extrem niedrigem Schalleistungspegel" (Firmen-Prospekt) kaum ins Gewicht. Doch, sagte Mehler, es gehe ja in erster Linie um den Arbeitsplatz, um den Menschen, der künftig an den Schalthebeln sitzt.
Den "blauen Engel" hat der Bagger vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung verliehen bekommen. Immerhin, er ist "fünfmal so leise wie ein herkömmlicher Radlader seiner Klasse" (Firmenpospekt). Das Leisetreten indes hat seinen Preis: Das Einkapseln des Sechs-Zylinder-Motors und die gedämmte Hydraulik schlagen mit etwa 20 000 Mark am Gesamtpreis zu Buche. Und wer darf sich nun in die "vorbildlich schallisolierte Komfort-Fahrerkabine" setzen? Darüber, sagt Deponie-Dezernent Mehler, habe er sich noch keine Gedanken gemacht. Und Eifersüchteleien darüber, wer denn nun die zwölf Tonnen fassende Schaufel bedient und Herr über 180 PS sein darf, erwarte er ebensowenig. kkü
Nur ein Unentschieden erreichte die erste Mannschaft des Schachclubs Obertshausen im Spitzenspiel der Regionalliga des Unterverbandes Main-Vogelsberg gegen Somborn I. Mit 4:4 trennten sich die beiden Teams, die nun weiter an der Spitze der Tabelle stehen. Für Obertshausen siegten Jörg Hamann und Günther Baumgartl, während Wolfgang Justinger, Thomas Klement, Manfred Ester und Günther Kellnerje ein Remis erzielten. Sascha Kirchmann und Jörg- Christian Hamann hatten dagegen das Nachsehen. Leider mußte Gerhard Reitz kurzfristig absagen, so daß die Siegeschancen für die Obertshausener schon etwas eingeschränkt waren.
Die zweite Mannschaft des Schachclubs siegte in der Bezirksklasse West bei Froschhausen mit 5:1 Punkten. Damit konnte sie ihren guten Tabellenplatz in der Spitzengruppe behaupten. Für Obertshausen siegten Kai Polenske, Andreas Filip, Erhan Alkan, Horst Schrader. Je ein Remis steuerten Jörg-Christian Hamann und Thomas Hattermann bei.
In den Pokalrunden des Unterverbandes erreichten beide Vierer-Teams aus Obertshausen die nächste Runde. Bei Ronneburg IV gewann Obertshausen in der Besetzung Hamann, Reitz, Baumgartl und Kirchmann mit 3,5:0,5-Punkten. Mit dem gleichen Ergebnis kehrte Obertshausen II aus Bruchköbel zurück. Dort spielten Julius Muthig, Hattermann, Filip und Schrader. me
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Nahost- Friedensverhandlungen wecken Hoffnungen, aber auch Ängste bei Israelis und Palästinensern.
Die Freundschaftsinitiative Nahost (FINO), die sich im Main-Kinzig-Kreis seit zwei Jahren mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt befaßt, will sich bei einer Studienfahrt vom 13. April bis 4. Mai 1993 einen Eindruck von den laufenden Veränderungen verschaffen.
Dazu eingeladen sind junge Erwachsene ab 18 Jahren, die auch bereit sind, an Vorbereitung und Organisation mitzuwirken.
Die Reise kostet 1500 Mark. Da die Gruppe klein bleiben soll, sind nur noch wenige Plätze frei. Daher ist umgehendes Anmelden erforderlich bei der Regionalstelle für Jugendbildung in Hanau, Friedrichstraße 12, Telefon 0 61 81 / 3 33 89.
Das Hauptaugenmerk der Reisenden soll Bewegungen und Initiativen gelten, die sich für ein friedliches Zusammenleben der Israelis und Palästinenser einsetzen.
Besuche der religiös und geschichtlich bedeutsamen Stätten stehen ebenso auf dem Programm wie das Erleben der vielfältigen Natur. him
nff HAMBURG. Das sechs Wochen lange Ringen um den Verbleib der Hamburger Ärmelkanal-Fähren "Olau Britannia" und "Olau Hollandia" unter deutscher Flagge war vergeblich: In letzter Minute hat die Reederei den fix und fertig auf dem Tisch liegenden Kompromiß der Einigungsstelle noch am Wochenende torpediert - beide Schiffe sollen künftig doch den steuersparenden Wimpel Luxemburgs hissen (siehe FR vom 23. November). Jetzt stehen rund 500 Arbeitsplätze auf der Kippe, die Seeleute sind "wie vor den Kopf geschlagen", die Gewerkschaft ÖTV fühlt sich gelackmeiert.
In einem persönlichen Schreiben hatte der Vorsitzende der Einigungsstelle, der Präsident des Landesarbeitsgerichts Bremen, Martin Bertzbach, die Geschäftsführung der Olau-Line bedrängt: "Ich bitte die Arbeitgeberseite dringend, den ausgehandelten Kompromiß zu akzeptieren. Schließlich ist die Arbeitnehmerseite sehr weit den Forderungen der Arbeitgeber entgegengekommen. Letztendlich macht eine Ausflaggung, die keinen finanziellen Vorteil bringt, wenig Sinn."
Um zu retten, was zu retten ist, hatte sich die Gewerkschaft sogar bereit erklärt, die Zahl der zu Zweitregister-Bedingungen Beschäftigten auf beiden Fähren von je 38 auf "nicht mehr als 80 pro Schiff" aufzustocken. Besondere Tarifverträge über Arbeitszeit und Heuern für das Catering-Personal dienten dem gleichen Zweck. Klaus Meyer von der ÖTV Hamburg meint: "Wir sind bis an die Grenze des Vertretbaren gegangen."
So wurde zum Beispiel auch die Laufzeit der Vereinbarung auf zweieinhalb Jahre festgelegt, obwohl das deutsche Flaggenrechts-Gesetz nur ein maximal zweijähriges Verlassen des bundesrepublikanischen Registers samt deutschen Tarifen (ganz oder teilweise) - zur wirtschaftlichen Sanierung - vorsieht. Damit kann der Reeder die Vorteile der Billigflagge mit den Vorzügen der schwarz- rot-goldenen Farben verbinden. Nach diesem Strickmuster werden in nicht wenigen Fällen Bonner Zuschüsse kassiert und gleichzeitig im Ausland Heuern und Steuern gespart.
Doch die Olau-Eigentümerversammlung beschloß am 15. Dezember hinter geschlossenen Türen ihr Nein ("Die Zugeständnisse von See-Betriebsrat und ÖTV reichen nicht aus") und ließ zwei Tage lang die übrigen Beteiligten eine Posse spielen: Am 16. Dezember traten Vertreter von ÖTV und Betriebsrat, Reederei und Verband deutscher Reeder bei der Hamburger Arbeitsbehörde an, um die genannten Tarifverträge registrieren zu lassen. Am vergangenen Donnerstag stimmten ÖTV und Belegschaftsvertreter dem Vorschlag der Einigungsstelle zu. Einen Tag später wurde dann die Ablehnung durch die Olau-Eigner aktenkundig.
Wie geht es jetzt für die betroffenen 500 von insgesamt etwa 600 Beschäftigten auf den Fähren weiter? Die Reederei bietet ihnen, wie schon beim ersten Ausflaggungsanlauf im November, Verträge für Luxemburg an. Wegen ungeklärter Lage etwa bei Kündigungsschutz, steuerlicher Behandlung der Heuer und Sozialversicherung ("sie kann mit vier Wochen Frist gekündigt werden") und weil das Großherzogtum keine Tarifverträge kennt, rät die ÖTV eindringlich von der Unterschrift ab. "Die Reederei hat die Leute vier Wochen lang belogen", meint Klaus Meyer unverblümt, "ich würde dort niemandem mehr trauen."
Er sagt auch: "Lieber ein Ende mit Schrecken und Sozialplan als einen Job auf Abruf ohne jede Chance auf eine Abfindung." Die Verhandlungen über den Sozialplan werden Mitte Januar beginnen; je nachdem, für wie viele der 500 Seeleute er gelten wird, können leicht Kosten in zweistelliger Millionenhöhe herauskommen. Nur 6,2 Millionen Mark im Jahr bringt nach Olau-Rechnung dagegen die Ausflaggung ein.
FRANKFURT A. M., 21. Dezember (FR). Leichte Niederschläge, bis in tiefe Lagen als Schnee mit Glättebildung, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null Grad im Norden und fünf Grad im Süden, die Tiefstwerte zwischen zwei und minus ein Grad.
(Siehe auch Lokalteil)
WETTERAUKREIS. Ein "billiges Wahlmanöver" sieht die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Grüne) in der Kritik des Bad Nauheimer Bürgermeisters Bernd Rohde (CDU) und des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Rainer Schwarz, an der Festlegung von Asylbewerberqoten für die einzelnen Wetterauer Städte und Gemeinden. Die Unterbringung der Asylbewerberinnen und -bewerber sei nicht nur Aufgabe des Kreises, sondern auch der Kommunen, betont Gertz. Der Wetteraukreis habe bisher noch nicht, wie andere Landkreise, die aufzunehmenden Flüchtlinge quotiert, weil genügend privat angebotene Unterkünfte zur Verfügung standen. Das habe aber dazu geführt, daß in einzelnen Gemeinden, besonders im Ostkreis, viele Asylbewerberinnen und -bewerber untergebracht wurden. Diese Kommunen hätten ihre Quoten oft übererfüllt, während andere Städte und Gemeinden überhaupt keine Unterkünfte haben, betont die Erste Kreisbeigeordnete.
Sie appelliert an die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen und die Bevölkerung, "bei der schweren Problematik der Unterbringung mitzuhelfen". Der Kreis sucht weiterhin nach Gemeinschaftsunterkünften. Gertz: "Die vom Wetteraukreis gegründete Flüchtlingshilfe GmbH ist derzeit bemüht, Unterkünfte zu finden oder Gelände, auf dem Unterkünfte errichtet werden können."
Bad Nauheims Bürgermeister Bernd Rohde hält daran fest, daß seine Stadt nicht dazu in der Lage sei, "kurzfristig Menschen unterzubringen". Rohde: "Ein Zeltlager à la Hessenpark halte ich für keine vernünftige Lösung." ieb
LANGEN. Die Kette ausländerfeindlicher Übergriffe reißt nicht ab, aber auch jene, denen ein friedliches Miteinander von Deutschen und Ausländern am Herzen liegt, lassen nicht locker. Auch im Kreis Offenbach reiht sich eine Aktion gegen Fremdenhaß an die nächste: von der Schülerdemo bis zur Lichterkette, die für heute, Dienstag, 22. Dezember, 17.30 Uhr, an der Bundesstraße 3 geplant ist.
In Langen hängen an vielen Häusern, in öffentlichen Gebäuden und Geschäften die von einer Werbeagentur im Auftrag der Stadt gedruckten Plakate "Mehr Mut zu Toleranz". Die erste Auflage von 3000 Stück ist vergriffen.
Frauen und Kinder aus dem Mütterzentrum und dem Mütterbüro griffen selbst zu Pinsel und Farbe und bemalten eine Plakatwand in der Bahnstraße. Auf diese Weise hatten sie sich schon einmal vor einem Jahr gegen Ausländerfeindlichkeit zu Wort gemeldet.
Am Bahnhof wurden Schüler und Schülerinnen aus allen vier Langener Grundschulen als Plakatmaler aktiv. Sie bekräftigten: "Wir spielen zusammen, wir lernen zusammen, wir halten zusammen." dac
SCHWALBACH. Die Gasversorgung der Stadt liegt weiter in den Händen der Maingas Aktiengesellschaft. Gestern unterzeichneten die Stadt und das Energieversorgungsunternehmen nach einjährigen Verhandlungen einen entsprechenden Konzessionsvertrag, der 18 Jahre gilt. Wie die Maingas AG mitteilt, wird die Stadt mit dem neuen Vertrag die gesetzlich höchstmögliche Konzessionsabgabe erhalten. Die Abgabe zahlt die Maingas AG dafür, daß sie Straßen und Wege für ihre Gasleitungen nutzt.
Dies auszuhandeln, versäumten die Stadtväter, als sie 1934 mit der Hessen-Nassauischen-Gas AG den ersten Vertrag für die Versorgung ihrer Bürger mit Gas abschlossen. Das Stadtgas wurde seinerzeit in Frankfurt-Höchst erzeugt. In die Rechte und Pflichten aus dem alten Vertrag, der 1964 ohne zeitliche Begrenzung verlängert wurde, stieg die Maingas AG vor zehn Jahren ein.
In dem neuen Konzessionsvertrag ist auch festgehalten, daß die Maingas als Berater "zur Verfügung steht", wenn die Stadt Energieversorgungskonzepte erarbeiten läßt. An dem Kraft-Wärme-Projekt in der Limesstadt ist die Maingas beipsielsweise maßgeblich beteiligt. Von 6128 Wohneinheiten in Schwalbach werden rund 24 Prozent mit Gas versorgt, 57 Prozent hängen am Fernwärmenetz, Öl macht 15,7 Prozent aus. Die Maingas AG betreibt für die Gaskunden ein 34 Kilometer langes Versorgungsnetz. 1991 zahlte das Unternehmen 96 000 Mark Konzessionsabgabe. she
GRÄVENWIESBACH. Gezählt wurden 4615 Autos, Busse und Laster - und alle fuhren sie zu schnell. Über 70 Stundenkilometer ortsauswärts, über 60 ortseinwärts; jeder sechste Autofahrer "heizt" sogar mit fast 80 Sachen hier vorbei: An der Ortseinfahrt Grävenwiesbach hat sich die Bundesstraße 456 aus Richtung Weilburg zu einer Rennstrecke mit Gefahr für Leib und Leben der Bewohner entwickelt. Die Gemeinde will jetzt so schnell wie möglich verkehrsberuhigende Maßnahmen einleiten.
Bei einem Sachverständigenbüro hatte die Gemeinde Anfang Oktober ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben, das durch Radarmessungen und Verkehrszählungen die Situation an der Ortseinfahrt untersuchte. Demnach passieren 100 Prozent der Autofahrer die Stelle zu schnell, zum Teil mit erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitungen bis zu Tempo 90.
Als Gründe für dieses rasante Verhalten nennt das Gutachten die Bedeutung der Straße für den überörtlichen Verkehr sowie ihre topographische Lage und Ausgestaltung. Die B 456 ist eine überörtliche Verbindung von und in das Rhein-Main- Gebiet und den Vordertaunus. Seit die Umgehungsstraße Wehrheim gebaut wurde, gilt auf dieser Strecke durchgängig das 100-Stundenkilometer-Limit - mit Ausnahme zweier "Tempo-50-Hemmschwellen" in Form von Grävenwiesbach und Usingen.
Außerdem folgt die Ortseinfahrt nach Grävenwiesbach im Anschluß an eine rund 1,7 Kilometer lange Gefällstrecke. Zum Gefühl der "freien Fahrt für freie Bürger" trägt nach Ansicht des Gutachtens auch die Fahrbahnbreite bei: Der Fahrbahnquerschnitt beträgt hier 7,80 Meter. Die Straße ist damit nach Aussage des zuständigen Sachbearbeiters Jürgen Kramer von der Bauverwaltung "sehr gut ausgebaut".
Die Radarmessungen wurden Anfang November in der Zeit zwischen 5.30 und 19 Uhr vorgenommen. Demnach wird die zulässige Geschwindigkeit durchgängig, also unabhängig von der Tageszeit und in beiden Fahrtrichtungen überschritten. Aufschlußreich sind auch die Zeiten besonderer Belastung: Zwischen 14 und 14.30 Uhr passieren über 400 Lastkraftwagen und Busse die Stelle und erreichen dann mit über 20 Prozent ihren höchsten Anteil am Verkehrsaufkommen.
Mit ebenfalls über 400 Autos aus Richtung Weilburg wurden in der Zeit zwischen sechs und sieben Uhr morgens die meisten Fahrzeuge gezählt, nachmittags passieren zwischen 16 und 17 Uhr die meisten Fahrzeuge (fast 390) das Grävenwiesbacher "Formel-1-Nadelöhr".
Insgesamt stellt das Gutachten erhebliche Defizite in der Verkehrssicherheit sowie eine Verschlechterung der Lebensqualität der Anwohner fest. Dies manifestiere sich in erhöhten Emissionen durch Lärm und Schadstoffe in den Abgasen. Linderung könnten hier nur Maßnahmen zur Verringerung der Geschwindigkeit bringen. "Wir denken an eine Verschwenkung der Fahrbahn, so daß die Autos im Slalom und damit langsamer fahren müßten", erklärt Jürgen Kramer. Möglich sei auch eine Insel in der Fahrbahnmitte. Für all das sei aber das Frankfurter Straßenbauamt zuständig. "Und bis dort das Genehmigungsverfahren beendet ist, vergeht sicherlich noch ein Jahr", sagt Jürgen Kramer. JÜRGEN DICKHAUS
HANAU. Erfreuliche Nachricht für etwa 17 200 Gasbezieher und 600 Fernwärmekunden in Hanau: Mit Beginn der verbrauchsstarken Monate sollen ab Januar die Preise für eine Kilowattstunde Erdgas um durchschnittlich 0,35 Pfennige und für eine Megawattstunde Fernwärme um umgerechnet drei Mark sinken. Das haben die Stadtwerke Hanau angekündigt. him
pid GÖTTINGEN, 21. Dezember. In der Universität Göttingen sind "gentechnische Arbeiten mit HIV-Viren in einer nicht genehmigten Anlage" durchgeführt worden. Wie die Göttinger Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, ist deshalb gegen einen Mitarbeiter der Abteilung "Spezielle Medizinische Mikrobiologie" ein Ermittlungsverfahren wegen "Vergehens gegen das Gentechnikgesetz" eingeleitet worden. Weitere Einzelheiten wollte die Leiterin der Strafverfolgungsbehörde, Helga Engshuber, auf Anfrage nicht nennen.
Hochschulsprecher Frank Woesthoff sagte am Nachmittag, bei den Arbeiten habe es sich nicht um gentechnische Experimente mit HIV-Viren gehandelt. In einem Labor der Abteilung "Spezielle medizinische Mikrobiologie" von Professor Werner Büttner seien vielmehr Blutanalysen mit gentechnischen Verfahren durchgeführt worden. Mit Hilfe dieser Untersuchungen solle festgestellt werden, ob sich bei Aids-Patienten, die mit speziellen Medikamenten behandelt werden, therapieresistente Varianten des HIV-Virus bilden.
Nach dem neuen Gentechnik-Gesetz müßten derartige Arbeiten der sogenannten "Sicherheitsstufe 3" unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen, zum Beispiel unter Unterdruck durchgeführt werden. Die entsprechende Anlage befinde sich zwar im Bau, sei allerdings noch nicht fertiggestellt. Nach einer "sorgfältigen Güterabwägung" habe sich die Hochschule aber zum Wohle der betroffenen Patienten trotzdem entschlossen, die gentechnischen Untersuchungsverfahren auch nach Inkrafttreten des neuen Gentechnikgesetzes weiterhin durchzuführen. Bei der Arbeiten seien im übrigen alle mikrobiologischen Vorsichtsmaßnahmen und Regeln eingehalten worden. Dritte hätten keinen Zugang zu dem Labor gehabt. Und von irgendwelchen Schäden sei nichts bekannt. Das bestätigte auch die Staatsanwaltschaft. Nach den bisherigen Erkenntnissen seien "alle aus virologischer Sicht erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten worden".
Frankfurts Schullandschaft verändert sich. Gestern gab Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel grünes Licht für 23 von insgesamt 25 geplanten schulischen Neuorganisationen. Die Veränderungen, die der Minister vorbehaltlich der Abstimmung mit dem Finanzministerium bekanntgab, sollen zum Schuljahr 1993/94 wirksam werden.
Zum Stand der Schulentwicklungspläne sagte Holzapfel, daß der Plan für die beruflichen Schulen "in den nächsten Monaten" abschließend bewilligt werden könne, der Plan für die allgemeinbildenden Schulen dann, wenn auch benachbarte Schulträger ihre Stellungnahmen abgegeben hätten. Nach vorläufiger Prüfung hätten sich beide Pläne als "tragfähige Grundlage" erwiesen. Vorbehaltlich der Zustimmung des Finanzministeriums wird Holzapfel folgenden 23 Einzelprojekten zustimmen:
Das Angebot an Integrierten Gesamtschulen (IGS) wird erweitert. So werden die Förderstufenjahrgänge 5 und 6 der Paul-Hindemith-Schule und der Friedrich-Ebert-Schule umgewandelt. In der Carlo-Mierendorff-Schule kann die Umwandlung in eine IGS jahrgangsweise vom 5. Schuljahr an 1993/94 beginnen.
Förderstufen in den Klassen 5 und 6 wird es an der Käthe-Kollwitz-Schule, der Eduard-Spranger-Schule und der Adolf- Reichwein-Schule geben. Die geplante Einrichtung von Förderstufen an der Arndt- und der Kerschensteinerschule wird zurückgestellt. An der Glauburg- Schule wird hingegen die Förderstufe, wie beantragt, abgeschafft. An der Carl- von-Weinberg-Schule und der Salzmann- Schule ist ebenfalls die Auflösung der 5. und 6. Klassen vorgesehen.
Die Zahl der Hauptschulen wird auf 19 reduziert. Der Hauptschulzweig wird aufgelöst an der Ebelfeld-, der Engelbert- Humperdinck-, der Elsa-Brändström-, der Comenius- und der Robert-Schumann- Schule; die Schulen bleiben als Grundschulen bestehen. An der Albert-Schweitzer-Schule, der Robert-Blum-, der Karl- von-Ibell-, der Minna-Specht-Schule und der Adolf-Reichwein-Schule wird der Hauptschulzweig jahrgangsweise aufgelöst.
Vor der angestrebten Ausweitung der gymnasialen Oberstufen ist laut Holzapfel zunächst eine "abgestimmte Bedarfs- und Prioritätenplanung" erforderlich. Daher werde auch die Zustimmung zur Errichtung von Oberstufen an der Otto- Hahn-Schule, der Carl-von-Weinberg- sowie der Carlo-Mierendorff-Schule wegen der derzeit "schwachen" 10. Jahrgänge zurückgestellt. Für die Otto-Hahn-Schule stellte Holzapfel seine Zustimung für 1995/96 in Aussicht.
Im Bereich Schwanheim/Goldstein/ Niederrad wird es an der Frauenhofschule eine Förderstufe geben, während für die August-Gräser-Schule eine Außenstelle der bestehenden Förderstufe geplant ist. Die geforderte Oberstufe an der Carl- von-Weinberg-Schule könne erst dann realisiert werden, wenn sich eine ausreichende Zahl von Schülerinnen und Schülern für den Gymnasialzweig meldeten.
Für den Bereich Rödelheim/Hausen/ Praunheim erfordert die "unbefriedigende" Situation nach Einschätzung von Schuldezernentin Jutta Ebeling eine "grundsätzliche Bereinigung". Daher würde auch die Einrichtung zweier Förderstufen an der Arndt- und der Kerschensteinerschule zurückgestellt.
Mit der Neuorganisation will die Dezernentin die regionale Vielfalt der Schulen erhalten und erweitern. Eltern sollten auch künftig die Wahl haben, sich neben der stark gefragten Gesamtschule für das dreigliedrige System zu entscheiden. sar
OFFENBACH. Als sie ihren Hund ausführte, wurde eine 25jährige Frau am Sonntag gegen 21.30 Uhr auf dem Parkplatz Hospitalstraße / Mittelseestraße von einem Mann überfallen. Dieser hatte sich an die Frau herangeschlichen und schlug ihr ohne irgendeine Vorwarnung mit der Handkante gegen den Hals. Anschließend griff er ihr in die Jackentasche und entriß ihr einen Geldbeutel mit rund 120 Mark und persönlichen Papieren.
Bevor der Täter in Richtung Kaiserstraße flüchtete, versetzte er der Frau noch einen Faustschlag in den Bauch. Die Polizei beschreibt den Mann als etwa 30 Jahre alt, 180 Zentimeter groß und kräftig. Er hat kurze, schwarze Haare und einen bis ans Kinn heruntergewachsenen Oberlippenbart. Hinweise an die Polizei: Telefon 069 / 80 90-259. pmü
Kurz gemeldet
Geschenke für kranke Kinder Alle Jahre wieder zieht die Jugend des Arbeitersamariter-Bundes zur Weihnachtsfeier los, jedesmal an einen anderen Ort. War es im letzten Jahr ein Heim für Asylbewerber, ist es in diesem Jahr die Kinder-Krebsstation der Universitätsklinik. Dort werden die Geschenke, die von verschiedenen Firmen zusammengetragen wurden, am Mittwoch, 23. Dezember, verteilt.
Billig in den Zoo Weihnachten im Zoo: Auch der zweite Weihnachtstag, 26. Dezember, gilt im Tiergarten als billiger Samstag. Kinder und Erwachsene können zu stark reduzierten Eintrittspreisen etwa Klapperschlangen-Nachwuchs und junge Nachtaffen beobachten.
Spende für die Kinderhilfestiftung Einen Scheck über 810 Mark überreichten Bernd Fischer und Roland Heidl von der Dresdner Bank Frankfurt an Dieter Hofmann von der Kinderhilfestiftung. Der Betrag war der Erlös einer Tombola, die von der Wertpapierabteilung der Niederlassung Frankfurt auf ihrer Weihnachtsfeier durchgeführt wurde.
Schallplattenbörse Von der Schellack-Scheibe bis zur Bildplatte reicht das Angebot der CD- und Schallplattenbörse am Sonntag, 27. Dezember, von 11 bis 18 Uhr im Forum der Frankfurter Messe, Tor 4.
cri FRANKFURT A. M. Etwa zehn Prozent der ostdeutschen Betriebe in der Metall- und Elektroindustrie müßten Konkurs anmelden, falls der im vergangenen Jahr vereinbarte Tarifvertrag umgesetzt würde. Außerdem drohten zusätzlich 70 000 Beschäftigte in diesen Branchen arbeitslos zu werden, da die Unternehmen noch mehr Personal abbauen würden. Dies ist das Fazit einer Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, des Zentralverbands der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sowie des Landesverbandes Sachsen/ Thüringen der Eisen, Blech und Metall verarbeitenden Industrie in den neuen Bundesländern. Das aufgezeigte Horrorszenario soll die von Arbeitgeberseite schon oft geäußerte Forderung nach einer Revision der Ost-Abschlüsse untermauern.
Lediglich fünf Prozent der befragten Firmen könnten die vorgesehenen Lohnzuwächse "verkraften", heißt es. Der 1991 zustandegekommene Abschluß sehe vor, daß die Tariflöhne im kommenden April um 26 sowie zwölf Monate später um 37 Prozent steigen. Die konjunkturelle Lage sowie die Kluft zwischen Lohn- und Produktivitätsentwicklung erlaubten dies aber nicht, meinen die Organisationen. So liege der durchschnittliche Umsatz pro Beschäftigtem derzeit bei knapp 90 000 Mark per annum, während es ihm Westen etwa 200 000 Mark seien. "Begleitet" werden müsse der geforderte Verzicht allerdings, heißt es kurz am Schluß einer Mitteilung, durch "zusätzliche wirtschaftpolitische Maßnahmen, die den Rückgang der Industrialisierung der Metall- und Elektroindustrie aufhalten".
Daß Lohn- und Produktivitätsentwicklung im Osten noch auseinderklaffen, bestreitet die IG Metall nicht. Sie sieht höhere Einkünfte im Osten denn auch als "politischen Lohn", der gezahlt werden müsse, um eine noch stärkere Abwanderung von Fachkräften in den Westen zu verhindern, aber auch, um nicht das Vertrauen der Belegschaften in Tarifverträge zu zerstören. Die IG Metall hält eine Revision jedoch auch wirtschaftspolitisch für Unsinn. Sie belaste den einzelnen Arbeitnehmer erheblich, sei aber nicht der Schlüssel für mehr Investitionen.
"Wir gehen unverdrossen in die Rückrunde", erklärt Angela Radtke, Mannschaftsführerin der Tischtennisspielerinnen des PPC Neu-Isenburg und gibt damit das Startsignal zum Kampf um den Klassenerhalt. Denn bislang gelangen den Neu-Isenburgerinnen nur gegen den TTC Pfungstadt und den SKV Hähnlein Unentschieden. Mit 2:22 Zählern haben die Neu-Isenburgerinnen zur Halbzeit die "rote Laterne" inne und müssen sich in der zweiten Halbserie enorm sputen, wollen sie auch in der kommenden Saison noch in der Hessenliga dabeisein. Am 16. Januar (17 Uhr) starten die Neu-Isenburgerinnen mit dem wichtigen Spiel bei der SKG Frankfurt in die Rückrunde. Ein Sieg beim Elften würde die Welt des Aufsteigers gleich ein ganzes Stück schöner aussehen lassen. Nicht minder bedeutungsvoll ist die Partie in Hähnlein (30. Januar).
Die Laune im Team ist noch in Ordnung", meint Angela Radtke, die die Hoffnung auf den Klassenerhalt noch lange nicht aufgegeben hat. "Wir sind nur mit Glück in diese Klasse reingerutscht, weil Bergen-Enkheim sich zurückzog", stellt sie klar, daß sportliche Höhenflüge ohnehin nicht zu erwarten waren. In der Rückrunde setzt der Klassenneuling auf den Vorteil, die Gegner besser ausrechnen zu können und auf mehr Konstanz in den eigenen Leistungen. Bislang war es nur Spitzenspielerin Christine Kothmann, die beständig ihre Leistung brachte. Doch gerade in den entscheidenden Partien war meist eine der übrigen Spielerinnen indisponiert. Weder Jutta Hafner (29 Jahre), die routinierte Team-Chefin Angela Radtke (46), Jungtalent Andrea Hamm (18) noch Rita Brunssen (30) vermochten ihre Leistung zu stabilisieren. An den eigenen Nerven scheiterten die Neu-Isenburgerinnen meist dann, wenn es um wichtige Punkte ging.
Das Leistungsgefälle innerhalb der Hessenliga ist groß. Während Staffel und Lahr einen einsamen Zweikampf um die Meisterschaft führen, kämpfen gleich fünf Teams gegen den Abstieg. Mit den beiden ambitionierten Erstplazierten können die Neu-Isenburgerinnen nicht mithalten, hierzu fehlen die finanziellen Voraussetzungen. Beim PPC, dem reinen Tischtennisverein, tragen die Spielerinnen und Spieler alle Kosten selbst, das "bißchen Geld, das wir haben" stecken die Neu-IsenburgerInnen in ihre Jugendarbeit. Nicht zuletzt wegen des hoffnungsvollen Nachwuchses wollen die Frauen, das sportliche Aushängeschild, noch einmal alles daran setzen, die Klasse doch zu erhalten.
Eine Jugend-, zwei A-Schüler, zwei B- Schüler und ein C-Schülerteam gehen für den PPC an die Tische. Jugendtrainer Thomas Deutsch wird in der Trainingsarbeit von Christine Kothmann und Andreas Dietz unterstützt. Die 1. Männermannschaft des PPC ist in der Zweiten Verbandsliga angesiedelt und hat den Aufstieg im Visier. Neuzugang Leo Weiß hat an der eins erst zwei Niederlagen hinnehmen müssen und erfüllte die Erwartungen ebenso wie Kristian Schneider an der drei. Eine sehr gute Bilanz erzielte auch Andreas Batz, der erst eine Niederlage quittierte. Da zur Rückrunde wohl auch Harald Hechler, die etatmäßige Nummer drei, wieder aus dem Ausland zurückkehrt, stehen die Chancen auf den Aufstieg nicht schlecht. Weniger wunschgemäß lief es bisher bei den 2. Männern in der Bezirksliga. Nach einigen unerwarteten Punktverlusten kämpft das verstärkte Team nur noch um den zweiten Platz. Die 3. von insgesamt fünf Männermannschaften führt die Tabelle der Kreisliga unangefochten an und tendiert in Richtung Bezirksliga. Die 2. Frauenmannschaft des PPC, der "Talentschuppen" für das Hessenligateam, belegt in der Kreisliga als Aufsteiger einen guten Mittelplatz und gibt Anlaß zu Optimismus.
Doch es sind nicht unbedingt die sportlichen Erfolge, die den PPC von der Konkurrenz abheben, es ist vielmehr das familiäre und freundschaftliche Miteinander aller Mitglieder. Zwischen den Teams gibt es einige Querverbindungen, wie am Beispiel von Christine und Klaus Kothmann deutlich wird. Es wäre denn auch kein "Weltuntergang", könnte sich das Frauenteam nicht in der Hessenliga etablieren. Und auch ein "Ausverkauf" der Spielerinnen stünde nicht ins Haus. Selbst um ihre Topspielerin Christine Kothmann braucht den Neu-Isenburgerinnen nicht bange zu sein, sie hat gleich zwei gute Gründe dem PPC treu zu bleiben: Die außergewöhnliche Kameradschaft und die Nähe zu ihrem Gatten. ina
HANAU. Das "Schtones-Moonshine- Turnier" von Schüler(inne)n, Ehemaligen und Lehrern der Hanauer Hohen Landesschule alljährlich zur Weihnachtszeit zählt wohl zu den Schulsportereignisen mit der längsten Tradition in Hanau. In diesem Jahr fand das Turnier zum 16. Mal statt.
Die begehrten 20 Startplätze für Hallen-Mannschaften waren diesmal binnen weniger Stunden belegt.
Darunter war auch ein reines Mädchenteam. Und "Die Schlümpfe" spielten mit Original-Schlumpf-Mützen als Kopfbedeckung. Das Finale stieg nach acht Stunden gegen eins in der Nacht. Die siegende "Racing Hola" gewann einen Speisegutschein über hundert Mark. him
NIDDATAL. Die Weihnachtskonzerte in der Basilika St. Peter und Paul in Ilbenstadt haben eine lange Tradition und ein treues Publikum. Die Besucher finden hier in der Verbindung des einzigartigen Kirchenraums mit dem von Alois Ickstadt gepflegten "dienenden" Musikstil, der sich vom üblichen Musikkonsum bewußt nicht einfangen läßt, besondere Erlebnisse, die er, beispielsweise in der Alten Oper, nicht findet.
Im Doppelkonzert am vierten Adventswochenende bildeten zwei Bachkantaten als Eckpunkte den Rahmen für eine Reihe von Musikstücken, deren Komponisten sämtlich Verbindungslinien zum mitteldeutschen Zentrum der Musik in Sachsen und Thüringen haben.
Dem Text des Lutherliedes "Nun komm der Heiden Heiland" entsprechend, prägte die Musik zu Bachs gleichnamiger Kantate 62 ein erwartungsvoller Grundzug. Schwerelos schwebte die Choralmelodie aus dem Orchester (solide muszierend das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim) in die Stimmgruppen des Figuralchors Frankfurt. Ein geradezu tänzerischer Schwung gab dem folgenden "Geheimnis" der Tenorarie die rechte Freudenstimmung, die Karl Markus mit gestalterischer Überlegenheit und stimmlicher Eleganz vermittelte.
Berthold Possemeyer (Baß) fügte sich mit seinem sonoren und distingierten Ausdrucksvermögen schlüssig in dieses Konzept ein.
Jene musikantische Leichtigkeit, die die Eingangskantate bestimmte, wiederholte sich in zwei "Thüringer Motetten" eines unbekannten Meisters, in denen sich die Choralmelodien von "Gelobet seist du Jesu Christ" und "Wir Christenleut" sehr frohgemut und lebendig gesungen in den bewegten Chorsatz einfügten.
Als sollten die Diminutiva Rös"lein" und Kind"lein" in die Sprache unserer Tage übersetzt werden, erklang der berühmte Prätorius-Satz über "Es ist ein Ros entsprungen" in einer sehr kraftvollen, diesseitigen Version. Ebenso wie in Eccards "Übers Gebirg Maria geht" überraschte hier die gleichförmig dargebotene Strophenfolge, in der Ickstadt und der Figuralchor auf die Verdeutlichung textbezogener Affekte verzichteten.
Der abschließenden Bachkantate 110 gab der Dialog zwischen Instrumentalsolisten (Fabian Menzel, Oboe d'amore; Andrea Hanke, Violoncello) und den Gesangssolisten entscheidendes Gepräge. Während Elaine Woods (Sopran) und Mechtild Georg (Alt) sehr auf die Entfaltung des vokalen Glanzes bedacht waren, setzten die Männerstimmen auch ausgewogene Gestaltungsbögen und individuellen Ausdruck ein. ARND KNAUER
Über kaum einen anderen deutschen Sportler sind schon so viele mehr oder weniger gescheite Sätze geschrieben worden als über Boris Becker. Seit der Tennisprofi aus Leimen als damals 17jähriger Jüngling in Wimbledon gewann, vergeht kaum ein Tag, an dem über den wohl bekanntesten Deutschen nicht in irgendeiner Form berichtet würde. Die gewiß intelligentesten Zeilen über Boris Becker sind im vergangenen Frühjahr erschienen, als sich 18 Autoren daransetzten, sich dem "Phänomen Boris B." in literarischer oder pseudoliterarischer Form zu nähern und den Menschen und Sportler Becker mit all seinen Widersprüchen darzustellen. Der Versuch, den so bekannte Schriftsteller wie Martin Walser oder der zwischen Buchautor und Sportreporter wandelnde Hans Blickensdörfer, angesehene Journalisten wie Ulrich Kaiser oder Axel Hacke, nicht zuletzt auch der Kabarettist Werner Schneyder unternahmen, darf als überaus gelungen bezeichnet werden. Nicht zuletzt läßt sich über den umfangreichen Farbbilderteil, für den der deutsche Tennisfotograf schlechthin, Paul Zimmer, sein umfangreiches Archiv durchforstete, die ungewöhnliche Karriere dieses ungewöhnlichen Sportlers nachzeichnen. "Dieses Buch ist eine Ehre für mich", kommentierte Boris Becker das Werk.
Zur Fußball-Europameisterschaft und zu den Olympischen Spielen sind mehrere Bücher erschienen, bei denen vor allem das Bildelement im Vordergrund steht. Als Herausgeber wurden Träger bekannter Namen verpflichtet (Harry Valerien, Franz Beckenbauer, Dieter Kürten), um auf diese Weise die Produkte besser verkaufen zu können. Inhaltlich bleibt dies aber völlig ohne Einfluß, und die gemeinsame Phantasielosigkeit bei der Titelgebung ist schon verblüffend.
Die Olympischen Spiele sind auch das Thema der Sportagentur Kranz, und zwar - und das ist das Besondere und bislang Einzigartige an diesem 208 Seiten starken Buch - die von behinderten und nichtbehinderten Sportlern. Ganz bewußt haben die Autoren nicht unterschieden zwischen den Olympischen Spielen und den Paralympics, zwischen Behinderten und Nichtbehinderten, haben in Text- und Bildteil keinen Unterschied gemacht zwischen dem Dream-Team mit "Magic" Johnson und dem "Wunderbasketballer" im Rollstuhl Geert van der Linden. Allein die sportliche Höchstleistung von Behinderten und Nichtbehinderten steht im Mittelpunkt dieses bemerkenswerten Buches, dem ein ausführlicher Ergebnis-Teil beigefügt ist: Denn beiden ist eines gemeinsam: der Wille zum Sieg, der Beste
Ein interessantes, aber mit 78 Mark auch teures Buch beschäftigt sich mit dem Gleitschirmfliegen. Mit beeindrukkenden Fotos von Robert Bösch und Texten von Roland Heer wird dem Betrachter diese Sportart für Individualisten und Abenteurer nahegebracht. Für den Interessenten eine lohnende Sache.
Über eine "Traumkarriere im Sattel" informiert ein Buch, das den bisherigen Lebensweg der Dressur-Olympiasiegerin Nicole Uphoff nachzeichnet. Auch dieser Band ist mit zahlreichen Fotos ausgestattet und schildert ihre Kindheit und Jugend bis hin zum Gold von Barcelona in diesem Jahr.
"Der große Poker" ist die Grand-Prix- Story 92 überschrieben. Die packende Darstellung der Formel-1-Rennen der Saison stammt aus der Feder von Heinz Prüller, dem Sportchef beim Österreichischen Fernsehen. Für die Fans des Motorsports ein echter Leckerbissen, der durch den umfangreichen statistischen Teil noch schmackhafter wird.
"Immer oben dabei" in 30 Jahren Bundesliga war Eintracht Frankfurt, und so lautet auch der Titel eines Buches, mit dem die Autoren Rainer Franzke und Wolfgang Tobien die jüngere Geschichte des 1899 gegründeten Traditionsvereins nachzeichnen. Franzke und Tobien lassen noch einmal die Triumphe der "launischen Diva" Revue passieren, porträtieren die großen Persönlichkeiten (von Kress, Gramlich, über Nickel, Hölzenbein, Grabowski bis hin zu Binz, Bein und Stein) der Eintracht, beschreiben Sternstunden des Klubs und geben einen Abriß über die letzten drei Jahrzehnte Fußball-Bundesliga. Ein umfangreicher statistischer Teil mit den Ergebnissen aller Bundesligaspiele seit 1963 und den Einsätzen aller Eintracht-Spieler setzt den Schlußpunkt eines 228 Seiten (177 Fotos) dicken Buches, das dem wahren Eintracht-Anhänger nichts Neues bietet, aber Altbekanntes liebevoll zusammenfaßt. FR
"Boris B. - 18 Autoren und ein Phänomen", herausgegeben von Herbert Riehl-Heyse, Engelhorn/GfU Verlag, 288 Seiten mit 123 Farbbildern, 49,80 DM.
"Nicole Uphoff - Traumkarriere im Sattel" von Elke Müller-Mees, Verlag Franckh-Kosmos, 29,80 DM.
"ZDF-Sportjahr '92" von Berd Heller, Falken- Verlag, 29,80 DM.
"Die Fan-Freundschaft zwischen den Schalkern und Nürnbergern", Rainer Rapp, Strohhalm-Verlag, 39,80 DM.
"Gleitschirmfliegen" von Robert Bösch und Roland Heer, Stürtz-Verlag, 78 DM.
"Schweden - EM '92", herausgegeben von Dieter Kürten, Mosaik-Verlag, 29,80 DM.
"Fußball-Jahr und EM '92", Herausgeber Franz Beckenbauer, Verlag Gruner und Jahr, 39,80 DM.
"Olympische Spiele 1992" vom Sportinformationsdienst und Sven Simon, Copress-Verlag, 39,80 DM.
"Olympische Sommerspiele Barcelona '92, herausgegeben von Dieter Kürten, Mosaik-Verlag, 39,80 DM.
"Olympische Sommerspiele Barcelona", herausgegeben von Harry Valerien, Südwest-Verlag, 39,80 DM.
"Olympische Spiele 1992 Barcelona", Naumann und Göbel-Verlag, 15 DM.
"Olympische Spiele und Paralympics 1992 - Zweimal zwei Wochen in Barcelona", Sportagentur Kranz, 49,50 DM. Direktvertrieb. Postfach 16 12, 6460 Gelnhausen.
"Immer oben dabei", Hrsg: Der Deutsche Fußballsport, Dasbach Verlag GmbH, Taunusstein, 38 DM.
"Der große Poker", die Grand-Prix-Story 92 von Heinz Prüller, Verlag Orac Wien, 42 DM.
Das Klagelied der angestellten Manager und selbständigen Unternehmer in Deutschland klingt trotz unterschiedlischer Modulation immer gleich. Tarifvertragliche Fesseln, unsinnige Vorschriften der Behörden, von den Bonner Politikern zwischen die Beine geworfene steuer- und ordnungspolitische Knüppel - kurz, alles, was die Deregulierungskommission vor einiger Zeit aufgelistet hat, muß als Entschuldigung herhalten, wenn es einem Unternehmen, einer Branche oder der gesamten Wirtschaft schlecht geht.
Ein kleines Beispiel dafür, was in unserer angeblich so verkrusteten Gesellschaft immer noch möglich ist, liefert seit dem Frühjahr die Lufthansa. Selbst in dieser Firma, in der unter Ex-Vorstandschef Heinz Ruhnau das Anspruchsdenken regelrecht gezüchtet wurde, in der zwei Gewerkschaften in ein permanentes Profilierungsgefecht verstrickt sind und bei der sich wegen tarifrechtlicher Besonderheiten der Vergleich mit dem berühmten Tanker, der noch mehrere Seemeilen geradeaus läuft, bevor er auf das Rudersignal reagiert, förmlich aufdrängt - selbst in dieser Firma sind früher undenkbare Dinge geschehen, die zumindest die Hoffnung nähren, den Absturz vermeiden zu können.
Um weit über eine Milliarde Mark werden die für 1992 angesetzten Kosten unterschritten, die Beschäftigtenzahl sinkt trotz des für große Teile der Belegschaft geltenden Kündigungsschutzes deutlich stärker als geplant, ohne daß die Sicherheit im geringsten gefährdet erscheint und sich beim Service jedenfalls insofern etwas getan hat, als daß die Fluggäste jetzt nennenswert häufiger über dessen Qualität klagen würden. (Daß die Bandbreite der Urteile hier von extrem negativ bis extrem positiv reicht, damit muß jede Fluggesellschaft leben.)
Man könnte zwar einwenden, daß ein deutsches Unternehmen erst vor der Pleite stehen muß, damit sich bei ihm etwas bewegt. Das mag schon richtig sein. Doch dann stellt sich die Frage, wer es in die Bredouille gebracht hat. Auch die Lufthansa wird nicht vom Gros der Belegschaft, sondern von einer relativ kleinen Gruppe von Managern geleitet. jk
An der Spitze der Handball-Oberliga Hessen-Süd stehen mit dem TV Breckenheim und TuS Dotzheim zwei Mannschaften, die zum einen gar nicht unbedingt mit einem solchen Höhenflug gerechnet hatten, zum anderen auch nicht "unbedingt" den Aufstieg anpeilen. So lautet jedenfalls der Tenor beider Vereinsvertreter. Dennoch waren für das Duell zwischen den beiden Wiesbadener Stadtteil-Vereinen am Freitagabend alle Voraussetzungen für ein echtes Spitzenspiel gegeben: Der Verfolger (Dotzheim, 19:11-Punkte) empfing den Spitzenreiter (Breckenheim, 23:7-Punkte) und mußte die letzte Chance nutzen, den Anschluß zu halten. Der lokale Charakter sollte sein übriges tun. Immerhin kamen auch zirka 700 Neugierige nach Dotzheim, um sich dieses spannende Duell anzusehen.
"Wenn nicht überall Weihnachtsfeiern laufen würden, wären wohl noch mehr gekommen", meint Volker Eckhardt, Handball-Abteilungsleiter der TuS. Die Zuschauer sahen einen 14:13-Erfolg der Gastgeber und ein Spiel, daß den hohen Ansprüchen zu keiner Zeit gerecht werden konnte. Wie so oft, konnte der vermeintliche "Knüller" die im Vorfeld gesteckten Erwartungen nicht erfüllen.
Die beiden Trainer hatten es erwartet und unterstrichen damit ihr Fachwissen: Sowohl Gerd Schulz (Dotzheim) als auch Helmut Koch hatten ein torarmes Spiel vorausgesagt. Weder der Tabellenführer noch die Gastgeber gingen ein übergroßes Risiko ein, was sich in vorsichtigen Angriffsversuchen und hochkonzentriertem Abwehrverhalten niederschlug. Keine Mannschaft vermochte sich entscheidend durchzusetzen. Die Breckenheimer traten ohne ihren verletzten Torjäger Matthias Sternberger (65 Treffer) und ab der 19. Minute auch ohne den zweiterfolgreichsten Schützen Torsten Radusch (51 Tore) an, der sich eine Oberschenkelverletzung zuzog, auskommen. "Im Angriff haben wir das Spiel verloren", meint denn auch Abteilungsleiter Dieter Wink, "diese Ausfälle waren nicht zu kompensieren".
Beim Stand von 9:10 stand das Spiel auf der Kippe. Daß es zugunsten der Dotzheimer endete, war besonders ein Verdienst des Dotzheimer Außens Andreas Graffe. Er gab Torsten Schäfer mehrmals das Nachsehen, holte zwei Siebenmeter und erzielte zwei Treffer selbst, darunter auch den Siegtreffer. Zehn Sekunden vor dem Abpfiff kamen die Gäste, bei denen nur Keeper Jens Bohrmann voll überzeugte, noch einmal in Ballbesitz, doch der Abpraller von Gilles Lorenz fand nicht den Weg ins Tor.
So blieb es beim knappen Dotzheimer Sieg in einem Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient hatte. Die Dotzheimer machten damit die Saison wieder spannend und sich selbst Hoffnungen bezüglich der Meisterschaft. Volker Eckhardt favorisiert allerdings ein ganz anderes Team: Den TV Büttelborn hält er für die beste Mannschaft der Liga. "Wir sind zu instabil und Breckenheim zu jung und anfällig" meint der Dotzheimer. Sein Team bedarf einer Verjüngung, die zur nächsten Saison mit drei neuen Spielern in die Wege geleitet werden soll. Die Zuschauer-Einnahmen vom "Knüller", der keiner war, dürften schon bald wieder investiert werden . . .
TUS DOTZHEIM: Andreas Deichert (Tor); Oliver Beil (1), Michael Guse, Stefan Schwinn (1), Markus Baum, Jürgen Volkenand, Markus Nitzke (2), Andreas Graffe (4), Andre Schermuly (4/3), Kokman Yuen (2/1).
TV BRECKENHEIM: Stefan Strecker (1. bis 20.) und Jens Bohrmann (Tor); Jens Tischendorf (2/2), Michael Bohrmann (1), Heiko Müller, Torsten Schäfer (2), Gilles Lorenz (1), Torsten Radusch (2/2), Dirk Völker (2), Carsten Scholles (2), Holger Kling (1), Frank Stemmler.
STRAFMINUTEN: 2:0. - SIEBENMETER: 6/4:2/2. SCHIEDSRICHTER: Wellings und Schleipfer (Hochheim). - ZUSCHAUER: 700 (617 zahlende). INA SCHNEIDER
Als der Zugführer der Feuerwache 5 am Sonntag abend die alte Scheune in der Schwanheimer Schrimpegasse 3 ausleuchtete, knisterte und knackte es im Gebälk. Der Mann erkannte auf Einsturzgefahr und rief 18 Kollegen herbei, denen es mit letztem Einsatz gelang, den Giebel zu sichern, bevor der Rest des 230 Jahre alten Gebäudes wie ein Kartenhaus zusammenfiel.
Fünf Bewohner eines Nachbarhauses hatten gegen 16.30 Uhr an dem Fachwerkgiebel der Scheune eine bedrohliche Schräglage beobachtet und den örtlichen Wehrführer alarmiert, der die Meldung an die Feuerwache in Nied weitergab. Deren Zugführer konnte sich davon überzeugen, daß die Holzkonstruktion im Inneren bereits stark beschädigt war.
Die Feuerwehr hielt die Ziegelsteinwand mit Leinengurten, die an einem Kran befestigt waren, in der Balance und verhinderte dadurch, daß der 17 Meter hohe Giebel auf das nur zwei Meter entfernte, mittlerweile geräumte Nachbarhaus stürzte.
Teile der Scheune prasselten auf die Decke eines Stalles, in der drei Kühe und ein Bulle standen. Die Tiere konnten unverletzt in Sicherheit gebracht werden.
Nach Darstellung der Feuerwehr wurde das 25 Meter lange Gebäude als Depot für ausrangierte landwirtschaftliche Maschinen benutzt. Unter dem Dach der verwahrlosten Scheune, die einem Schwanheimer Landwirt gehörte, vergammelten ein Mähdrescher und drei Traktoren mit platten Reifen. habe
KÖNIGSTEIN. Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler bildeten gestern mittag eine Menschenkette rund um den Parkplatz und die Konrad-Adenauer-Anlage. Sie hielten Kerzen in der Hand oder Transparente wie "Wir sind stark ohne Gewalt" und "Gebt der Gewalt keine Chance". Die Schülerselbstverwaltungen (SV) der Taunus-, St.-Angela- und Bischof-Neumann-Schule (BNS) hatten ihre Mitschüler zur friedlichen Demonstration gegen Ausländerhaß und Fremdenfeindlichkeit aufgerufen. Lehrer und Passanten reihten sich in die Kette ein.
In allen drei Schulen haben die Jugendlichen das Thema im Unterricht diskutiert. Taunus-Schulsprecherin Beate Stadler: "Es gibt bisher noch keine Gewalt gegen ausländische Mitschüler - mir ist aber aufgefallen, daß allgemein Gewalt unter Schülern zunimmt." Auch da müsse gegengesteuert werden. Die Demonstration sollte sich gegen keine spezielle Gruppe richten: "Wir sind gegen jede Form der Gewalt, ob sie von links oder rechts kommt." Uki Park, Sprecher der BNS, betonte, daß "wir in der Schule für das Leben lernen", und jeder müsse zu dem aktuellen Thema Stellung nehmen.
Auch im Unterricht der St.-Angela- Schule, sagte Sprecherin Anne-Katrin Schunicht, werde das Thema aktuell behandelt. s
Ein Wahlkampf tobt da seit Mitte Dezember in Kenia, in dem sich Regierung und Opposition kaum etwas ersparen: Hausmauern und Schaufenster sind mit Wahlplakaten vollgeklebt, die meisten jedoch haben politische Gegner nach wenigen Stunden wieder abgerissen. Sprayer malen darüber in Leuchtfarben ihre Konkurrenzbotschaften. Lautsprecherwagen plärren Aufrufe durch die Straßen. An allen Ecken agitieren Wahlredner - oft vor überraschend kleinem Publikum - von improvisierten Podesten herab.
Auf Kenia blickt die Welt mehr als auf irgendeinen anderen Staat in Afrika. Lange Zeit galt das ostafrikanische Land als enger Verbündeter des Westens und als kleines Wirtschaftswunder des Kontinents. Nun hat die Krise auch Kenia erfaßt. Versagt der Demokratisierungsprozeß auch in Kenia, könnte das ein negatives Signal für die gesamte politische Erneuerung in Afrika sein. So ortet ein kenianischer Journalist trotz der Hitze des Gefechts in der Bevölkerung zunehmendes politisches Desinteresse. Der Kampf um Stimmen für die Wahl am 29. November, der ersten seit über 20 Jahren zu der mehrere Parteien zugelassen sind, habe zu wenig mit den eigentlichen Problemen der Menschen zu tun, zu stark spielten eigennützige Machtinteressen einzelner Politiker eine Rolle, meint er.
Oft bleibt die Auseinandersetzung an Symbolen und oberflächlichen Schlagworten hängen, eine inhaltliche Debatte gibt es kaum, obwohl zumindest die größeren Parteien eigene Manifeste veröffentlicht haben: Alle sind für Demokratie, für mehr Wohlstand und eine bessere Infrastruktur im Land. Wie es gemacht werden soll, sagt aber keine. Nur bei wenigen Themen versucht die Opposition, ihr eigenes Profil hervorzustreichen: So will sie die "Sicherheitsverwahrung" ohne Gerichtsverfahren und andere repressive Gesetze abschaffen.
Doch im Grunde geht des bei den Wahlen nur um eine Frage: Bleibt Präsident Daniel arap Moi mit seinem KANU-Establishment im Amt, oder kommen neue Leute und damit frischer Wind an die Spitze des Staates? Das verwirrende politische Spektrum könnte zur Folge haben, daß sich die Mehrheit der Kenianer letztlich doch für Kontinuität und Altbekanntes entscheidet. Das ist die Masche, mit der Mois Wahlwerbung unermüdlich auf Stimmenfang geht, während die Opposition für Wandel und Erneuerung trommelt und das Gespenst eines Bürgerkriegs an die Wand malt, falls der seit 1978 regierende Moi an der Macht bleibt.
Wenn das passiert, dann könne es einfach nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, behauptet die Opposition schon jetzt. Und die zahllosen Manipulationen im Vorfeld der Wahl geben ihr teilweise recht: Vor allem jüngere Kenianer, die eher der Opposition zuneigen, konnten nicht in die Wahllisten aufgenommen werden, weil sie noch keine Personalpapiere besaßen. Im staatlichen Radio und Fernsehen wurde der Opposition die versprochene Gleichbehandlung verwehrt, und vor allem im ethnisch gemischten Westen des Landes verhindern die Behörden bis heute politische Aktivitäten der Opposition. In 20 (von insgesamt 188) Wahlkreisen wurde mit Einschüchterungen, manchmal sogar mit Brachialgewalt, verhindert, daß überhaupt jemand gegen die regierende KANU antritt.
Aber die Opposition selbst hat ihre Chancen geschmälert. Selbst, wenn Staatschef Moi nur 30 Prozent der Stimmen erhält, könnte er die Wahl gewinnen, weil die Oppositionsstimmen auf mehrere Parteien aufgesplittert sind. Bis zuletzt hatten Beobachter erwartet, die drei großen Gruppen würden wenigstens einen Pakt für den Wahltag schließen. Doch das "Forum für die Wiederherstellung der Demokratie", das Motor des Kampfes für Pluralismus war, präsentiert sich seit Monaten gespalten in zwei Parteien: "FORD-Kenya" und "FORD-Asili". Und auch die "Democratic Party" (DP), die für gemäßigten Wandel steht, tritt allein an.
Das am britischen Vorbild orientierte Wahlsystem "winner takes all", bei dem in jedem Wahlkreis nur der stärkste Kandidat gewinnt (gleich, ob er nun 90 oder nur 20 Prozent erreicht hat), begünstigt die Regierungspartei, zumal in fast allen heiß umkämpften Stimmbezirken drei oder vier (manchmal sogar sieben) rivalisierende Oppositionskandidaten antreten. Eine Sensation wie in Sambia, wo vor einem Jahr eine geeinte Opposition Präsident Kenneth Kaunda entmachtet hat, wird es in Kenia nicht geben.
Auch für die Präsidentschaft hat sich Moi rechtzeitig ein passendes Wahlverfahren zurechtgezimmert: auch für den Staatschef reicht die relative Mehrheit. Insgesamt sieben Oppositionelle treten gegen den amtierenden Moi an, drei von ihnen mit starkem Rückhalt in einzelnen Regionen: Jaramogi Oginga Odinga ("FORD-Kenya"), der heute 80jährige frühere Vizepräsident, ist im Luo-Gebiet am Victoria-See unumstritten. Ex-Minister Kenneth Matiba ("FORD-Asili"), der 1990 die Oppositionsbewegung gegen Moi ausgelöst hat, verfügt im Kikuyu-Land nördlich von Nairobi über eine solide Hausmacht, während der vor einem Jahr aus der Regierung abgesprungene Mwai Kibaki (DP) die Mehrheit der übrigen Kikuyus, der größten ethnischen Gruppe des Landes, hinter sich weiß.
Eine Fußangel im Wahlrecht, von Mois Vertrauten konzipiert, um einer regional starken Opposition den Sieg zu vermasseln, könnte sich gegen den Präsidenten selbst richten: Der Sieger muß 25 Prozent der Stimmen in mindestens fünf der acht Provinzen erreichen; durch die Vielzahl der Kandidaten kann sich nun auch Moi dessen nicht mehr sicher sein. Damit wird ein zweiter Wahlgang zwischen ihm und dem stärksten Oppositionskandidaten möglich. Das ist der Strohhalm, an den sich die Opposition klammert.
Die ethnische Überlagerung des Wahlkampfes liefert schon jetzt unkalkulierbaren politischen Zündstoff für die Zukunft. Im Zuge der Kampagne sind nach Monaten relativer Ruhe die Stammesfehden wieder aufgeflammt: Fast jeden Tage werden Tote und einige hundert oder tausend Vertriebene gemeldet. Die ehemals nomadischen Viehzüchter im dünn besiedelten Westen und Norden Kenias - wie die Kalenjin, die Turkana oder die Masai - wehren sich gegen die Zuwanderung von ackerbauenden Kikuyu oder Luo aus den bevölkerungsreichen Gebieten um Nairobi und am Victoria-See. Staatschef Moi, selbst ein Kalenjin, hat sich zu ihrem Anwalt aufgeschwungen, während die Opposition als Vertreter der Kikuyu- und Luo-Interessen gilt. Schon jetzt geht die Angst um, vor allem unter der rund 200 000 Köpfe starken wirtschaftlich dominierenden indisch-asiatischen Gemeinschaft, die schon öfter in ähnlichen Situationen in Afrika als Sündenbock herhalten mußte. Verkäufer von Alarmanlagen machen glänzende Geschäfte und Inder, die es sich leisten können, haben ihren Urlaub in England oder Tansania gebucht.
Für die etwa 150 Wahlbeobachter aus dem Ausland, darunter an die 50 US- Amerikaner, 30 Vertreter von Commonwealth-Staaten, aber auch 25 Deutsche und fünf Schweizer, wird es nach dem 29. Dezember nicht leicht sein, ein Urteil zu fällen: Sie werden zusammen mit kenianischen Beobachtern des Kirchenrates und verschiedener Bürgergruppen in erster Linie den Ablauf am Wahltag selbst überwachen. Doch viele Verstöße sind schon im Vorfeld geschehen.
( . . . ) Als Lehrer des Glaubens habt Ihr oft über Themen gesprochen, die im Leben Eurer Gesellschaft aktuell sind. Die Weisungen, die Ihr zum Beispiel zum Schutz des Lebens gegeben habt, verdienen hohe Anerkennung. Es ist unmöglich, all die ausgezeichneten Initiativen zu erwähnen, die entstanden sind und unter der engagierten Leitung des Vorsitzenden Eurer Konferenz Eure Unterstützung gefunden haben. In besonderer Weise denke ich an die zahlreichen Aktionen für das Leben, bei denen Katholiken, Christen anderer Konfessionen und Menschen guten Willens, die sich nicht zu einer religiösen Gemeinschaft bekennen, gemeinsam ihre Überzeugung vom unverletzlichen Wert des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis an bis zum natürlichen Tod zum Ausdruck gebracht haben. (. . .)
Menschliches Leben ist grundsätzlich unverfügbar: Und da das ungeborene Kind vom Augenblick der Empfängnis an Mensch ist und nicht erst später zum Menschen wird, kann es nicht für eine bestimmte Frist zur Disposition gestellt werden. (. . .)
Eure Verfassung beginnt mit der grundlegenden Erkenntnis und dem Bekenntnis: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Doch gibt es immer wieder Situationen, in denen diese Erkenntnis nicht mehr selbstverständlich zu sein scheint. Ihr habt Euch in der turbulenten Debatte zum Schutz des ungeborenen Lebens nicht beirren lassen und wart Euch dessen bewußt, daß es in dieser Frage keine modernen oder altmodischen Argumente gibt, sondern nur richtige und falsche Überlegungen. Der Maßstab für solche Überlegungen muß stets das Lebensrecht des anderen Menschen sein, auch des noch nicht sichtbaren, kleinen und stummen. Das Recht auf Leben in seiner ganzen, von Gott zugesagten Fülle kann niemals dem oft Schwächeren verweigert werden zugunsten der Verwirklichung dieses Rechtes durch einen anderen ( . . . )
Mit Genugtuung habe ich auch von Euren Bemühungen Kenntnis genommen, den in Bedrängnis geratenen Frauen beizustehen, auch dann, wenn sie sich gegen das beginnende Leben entschieden haben sollten. Die Kirche handelt im Sinne der Frauen, wenn sie hilft, Abtreibungen zu verhindern. Und die Kirche setzt sich für die Frauen ein, wenn sie sich für ein kinderfreundliches Klima in Eurer Gesellschaft engagiert.
Dankbar begrüße ich auch die offenbar sehr konkrete Planung einer Solidaritätsaktion der Deutschen Bischofskonferenz zugunsten der Menschen und Kirchen in Mittel- und Osteuropa. Diese Initiative nimmt Gestalt an in Koordination und Kooperation mit schon bestehenden Institutionen in Eurem Land und in Europa. Die Menschen in den vom Kommunismus befreiten Ländern bedürfen der finanziellen Hilfe, aber noch mehr der menschlichen Begegnung und des Austausches der sehr unterschiedlichen Erfahrungen in den vier Jahrzehnten gewaltsamer Trennung des Kontinentes. (. . . ) Ihr habt Euch in den letzten Jahren in vorbildlicher Weise für Flüchtlinge und für den Schutz politisch Verfolgter eingesetzt. Im Zusammenhang mit schrecklichen Ausschreitungen gegen Asylbewerber und Ausländer wurde in letzter Zeit viel über das Asylrecht diskutiert. Trotz der Klagen, in Deutschland wachse die Ausländerfeindlichkeit, bleibt festzustellen, daß Freundlichkeit gegenüber Fremden und Hilfsbereitschaft unter den Menschen in Eurem Land nach wie vor groß sind. Den vielen, die Fremden in vorbildhafter Weise Hilfe zuteil werden ließen und lassen, gilt mein ausdrücklicher Dank. In diesen Tagen und Wochen steht auch Ihr, liebe Mitbrüder, unter einem besonderen Erwartungsdruck. Es ist die Spannung zwischen grundsätzlicher christlicher Haltung und aktuellen politischen Herausforderungen. Einerseits wird von Euch gefordert, immer wieder darauf hinzuweisen, daß die Nächstenliebe verpflichtend ist und bleibt, andererseits dürfen aber Eure Worte die Notwendigkeit einer baldigen Lösung des Asylproblems nicht außer acht lassen. (. . .) Deutschland hat in diesen Jahren mehr Ausländer aufgenommen als irgendein anderes Land in Europa. Die Hilfen, die den Armen und Bedrängten zuteil wurden, sind vorbildlich. Allerdings muß die Kirche auch die Tatsache ernstnehmen, daß immer mehr Menschen das Gefühl haben, der Zustrom von Asylbewerbern führe zu einer Überforderung, die zur Folge hat, daß Hilfsbereitschaft in Abschottung umschlagen könne. Macht Euren Gläubigen bewußt, daß innere und äußere Ausgrenzung und Abschottung keine Lösung darstellen können, sondern zu Unsicherheit führen und sogar in Aggression und Protest umschlagen. Die unveräußerliche Menschenwürde eines jeden einzelnen muß in Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen, zwischen dem ethisch Gebotenen und dem tatsächlich Machbaren garantiert werden.
Dies verlangt von Euch viel Mut und Engagement. Es besteht die Gefahr, daß das Gebot unseres christlichen Glaubens, Fremde aufzunehmen (vgl Mt. 25, 35) und Gastfreundschaft zu gewähren (vgl. Röm. 12, 13), bei überzogenen Asylvorstellungen nicht mehr eingehalten werden kann. Die Kirche muß vielmehr in allen Teilen der Welt Gerechtigkeit und Frieden fordern. Voraussetzungen, die helfen, das Asylproblem zu lösen. Im übrigen wäre der Menschwürde noch zutreffender Genüge getan, wenn Ihr und euer Land fortfahren würdet, wie bisher in großzügiger Weise Hilfen für die Länder in Not zur Verfügung zu stellen (vgl. GS Nr. 84), so daß wenigstens die Menschen, die nicht aus Kriegsgebieten flüchten müssen, in ihrer Heimat verbleiben können und nicht gezwungen sind, alles im Stich zu lassen.
Helft konstruktiv mit, Voraussetzungen zu schaffen, daß das wertvolle Gut des Asylrechts in Deutschland durch eine praktikable Lösung und Präzisierung erhalten werden kann, und helft eine Gesinnungsethik zu vermeiden, die als Theorie keinen Bezug zum wirklichen Leben hat. Damit leistet Ihr einen Dienst, weil Ihr mithelft, ungesunde und menschenverachtende Verirrungen gerade junger Menschen zu verhindern. Als Kirche kennen wir keine Ausländer: Ihr müßt aber andererseits dazu beitragen, daß das deutsche Volk nach Jahren der gewaltsamen Teilung und der nicht ohne Schwierigkeiten verlaufenen Einigung in Frieden seine volle Identität noch findet.
BRUCHKÖBEL. Nach monatelangem Stillstand will die hessische Landesregierung jetzt den Weiterbau der neuen B 45 mit der Umgehung des Bruchköbeler Stadtteils Roßdorf vorantreiben. Wie Verkehrsminister Ernst Welteke mitteilte, soll zum Beginn des nächsten Jahres der Sofortvollzug für die Baupläne angeordnet werden. Damit könnte einer der von dem Bau betroffenen Landwirte den Fortgang des Projektes nicht länger blockieren. Mit dem Hinweis darauf, daß sein Betrieb in seiner Existenz bedroht sei, war der Biobauer Thomas Stöppler vor den Verwaltungsgerichtshof in Kassel gezogen.
Die Klage gegen das Planfeststellungsverfahren war bereits zu Jahresbeginn eingereicht worden. Die Begründung wurde inzwischen vom Verkehrsministerium geprüft und Welteke gelangte zu der Auffassung, "daß das für den Sofortvollzug erforderliche öffentliche Interesse gegeben ist". Allerdings wolle er weiter mit den Betroffenen verhandeln, damit diese ihre Klage doch noch zurückziehen. Denn auch der Sofortvollzug ist juristisch anfechtbar und bedeutet noch nicht, daß die Bagger nach der Anrodnung auch gleich anrollen können.
In einer ersten Stellungnahme hat sich die Bruchköbeler SPD zufrieden über die Mitteilung des Ministers geäußert. Hätten doch die ständigen Kontakte der Bruchköbeler Genossen mit dem Wiesbadener Parteifreund offensichtlich Wirkung gezeigt. Nun kann auch Ministerpräsident Hans Eichel guten Mutes im Frühjahr nach Roßdorf kommen. Dem Vernehmen nach wird er dort zum traditionellen politischen Aschermittwoch der Sozialdemokraten erwartet. Ohne den Sofortvollzug in der Tasche wäre der Regierungschef von den lärm- und verkehrsgeschädigten Anwohnern wohl nicht sehr freundlich empfangen worden. hein
ALTENSTADT. Marie Pinsel, Schülerin der Klasse 6 eF der Limesschule in Altenstadt, wird ihre Schule beim Kreisentscheid im Vorlesewettbewerb vertreten. Sie ging als Siegerin des vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstalteten zunächst schulinternen Wettbewerb der sechsten Klassen hervor. Platz zwei belegte Claudia Weickert aus der 6 bF. Auf den dritten Rang kamen Julia Weih, 6 bF und Joachim Unger (6cF).
HANAU. Weil der Vorsitzende der "Bürger für Hanau" (BfH), Hanns Jäger, und dessen Stellvertreter Manfred Blum die Konzerthalle auf dem Schlachthofgelände unbefugt betraten (die FR berichtete), haben die Hanauer Jungsozialisten verlangt, beide sollten sich beim Trägerverein der Schweinehalle als Mieter entschuldigen.
Es sei "erstaunlich, daß die beiden Eindringlinge Jäger und Blum bisher keinerlei Unrechtsbewußtsein zeigen", heißt es in der Juso-Erklärung weiter. Denn der Trägerverein hatte beide wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.
Blum seinerseits gab ebenfalls eine Erklärung ab mit der Ausgangsfrage, ob es sich um Hausfriedensbruch handele, ging dann aber nur auf den BfH-Vorwurf ein, die in der Konzerthalle verwandten Dämmplatten seien wegen der Steinwollfasern gesundheitsschädlich.
Auf Rückfragen der FR sagte er, die juristische Frage solle der Staatsanwalt klären.
Er rechtfertigte sich damit, daß die Tür zur Schweinehalle "angelehnt" und damit unverschlossen gewesen sei.
Daß ein Mitglied des Trägervereins sich angeblich mit ihm und Jäger unterhalten und sie habe die Halle inspizieren lassen, wertete er als Einverständnis für diese Aktion.
Da Hanns Jäger in Hanau allseits bekannt sei, habe auch der Schlüsselgeber von der Norddeutschen Fleischzentrale (NFZ) wissen müssen, wem er den Türöffner aushändige.
Aus Sicht des Trägerverein-Vorsitzenden Frank Giese stellt sich der Sachverhalt anders dar: Jäger habe bei der NFZ vorgegeben, vom Kulturamt zu sein. Bei demjenigen vom Verein, der zu dieser Zeit Bürodienst versehen habe, hätten Blum und Jäger zunächst den Eindruck erweckt, vom Gesundheitsamt zu sein. Als er aber Papierbögen mit BfH-Briefkopf bei ihnen entdeckt habe, habe er sie der Halle verwiesen.
Die BfH haben das Hanauer Bauaufsichtsamt kritisiert, trotz "einiger gravierender Mängel" binnen kurzer Zeit die Baugenehmigung für die Halle gegeben zu haben.
Im Schreiben Jägers ans Rathaus ist von den Dämmfaserplatten aber nicht die Rede.
Vielmehr kritisiert er die Be- und Entlüftung als "unzureichend".
Ausführlich geht dagegen Blum in seiner Presserklärung auf den BfH-Vorwurf ein, eingeatmete Mineralfasern seien gesundheitsschädlich.
Der Nicht-Jurist gibt dem Trägerverein gar zu bedenken, daß es sich hierbei um "fahrlässige Körperverletzung" handeln könne. In einem Brief habe die Bürgerliste das Gesundheitsamt aufgefordert, die Faserbelastung in der Halle zu untersuchen, erklärte er der FR auf Rückfrage.
Giese konterte im FR-Gespräch, der Verein habe sich für die Schalldämmung ein Gutachten eingeholt, in dem die Faserplatten empfohlen worden seien. Das Hochbauamt habe sich ebenso wie er selbst - durch Rückfragen beim Hersteller - versichern lassen, daß die Dämmplatten für jeden Dachausbau zugelassene und auch in anderen Konzerthallen verwandte Baustoffe seien. Die Bürgerliste müsse die Frage beantworten, welche Alternative denn zur Steinwolle bestünden. Nach seiner Kenntnis bleibe nur Baumwolle, aber die genehmige die Feuerwehr aus Brandschutzgründen nicht.
Giese will von Jäger und Blum wissen, welche Jugendliche sich über Juckreiz und Atembeschwerden durch die Faserplatten beschwert hätten. Dem Verein seien solche Sorgen nicht bekannt.
Blum schrieb dazu, "einige junge Leute" hätten sich besorgt gezeigt, wollten aber ihre Namen nicht nennen, um in ihrer Clique nicht ausgegrenzt zu werden. Mitglieder des Trägervereins hätten ihnen mit Ausschluß gedroht, wenn sich die Jugendlichen öffentlich zu diesem Thema äußerten.
Da die Bürgerliste vom Rathaus keine Informationen zur Gesundheitsgefahr erhalten habe, sei der "grenzüberschreitende Mut von Greenpeace" nötig gewesen, um durch den eigenmächtigen Hallenzugang "hinter die Schliche der Verantwortlichen zu kommen".
Die Jusos halten der Bürgerliste in ihrer Erklärung vor, die "Kampagne" gegen die Schweinehalle nehme allmählich "verleumderische Züge" an. Mit der "völlig haltlosen Behauptung", Faserpartikel führten zu Juckreiz und Atembeschwerden, solle der Trägerverein "jetzt anscheinend gezielt wirtschaftlich ruiniert werden".
Dabei schreckten die "Bürger für Hanau", die sich öffentlich gerne als Saubermänner darstellten, offenbar auch vor einem Gesetzesbruch nicht zurück. him
"Hü und hott" belastet die Koalition Niemann: Sozis sollen Grabenkämpfe beenden / Hoch: Wahlkampfgeplänkel Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Der Erste Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) appelliert an die SPD, "ihre Grabenkämpfe zu beenden und den Bürgermeister nicht immer im Regen stehen zu lassen". Von den Sozialdemokraten komme nur noch "hü und hott". Niemann: "So kann man keine Politik machen. Das belastet die Koalition." Der Erste Stadtrat nennt als jüngstes Beispiel das "leidige Thema Bürgerhaus". Bürgermeister Jürgen Heyer (SPD) habe eine Magistratsvorlage vorbereitet, um mit dem freien Journalisten und PR-Mann Ulrich Burbach einen befristeten Vertrag über die kommerzielle Nutzung des Bürgerhauses abzuschließen. Doch plötzlich sei er am Wochenende offenbar von seiner eigenen Partei zurückgepfiffen worden. SPD-Fraktionschef Werner Hoch nennt solche Äußerungen des hauptamtlichen Grünen "zu 80 Prozent Wahlkampfgeplänkel". Der in Jügesheim lebende Burbach ist inzwischen nicht mehr bereit, mit der Stadt Dietzenbach zusammenzuarbeiten. "Für mich ist der Käs' gegessen", versichert er. "Ich lasse mich nicht in den erklärten Privatkrieg zwischen Heyer und Hoch reinziehen." Offenbar gehe es in Dietzenbach drunter und drüber. "Die Reaktionen dieser Herren lassen sich nur im tiefenpsychologischen Bereich klären", meint SPD-Mitglied Burbach, der sich, wie andere auch, zunächst für die im Januar vakant werdende Stelle des Bürgerhausmanagers beworben hatte.
Bürgermeister Heyer, der inzwischen im Winterurlaub Erholung von Dietzenbach sucht, ließ auf Wunsch der SPD das Bewerbungsverfahren stoppen, um erst nach der Kommunalwahl die Personalfrage zu klären.
Wie Burbach sagt, habe er daraufhin mit Heyer gesprochen und ihm vorgeschlagen, einen befristeten Erfolgshonorarvertrag für die kommerzielle Vermarktung des Bürgerhauses abzuschließen. Ferner sei mit dem Kulturdezernenten Richard Weilmünster ein Gespräch geführt worden. Auch Weilmünster, Stadtrat der ehemaligen Unabhängigen Kommunisten, war einverstanden.
Burbach: "Es bestand überhaupt kein Risiko für die Stadt." Doch nun habe die SPD um Hoch und Junkert dazwischen gefunkt. "Ich bedauere, daß maßgebliche SPD-Leute in Fraktion und Verwaltung nicht in der Lage sind, vernünftige Entscheidungen zu treffen."
Niemann, der als Heyers Vertreter am Montag die Magistratssitzung leitete, sagt, "daß der Schaden nicht abzusehen ist". Die SPD sei verantwortlich dafür, "daß wir nun keinen im Bürgerhaus haben, der sich darum kümmert". Niemann kritisiert besonders SPD-Fraktionschef Hoch, der sich immer mehr in die Rathausgeschäfte des Bürgermeisters einmische. Heyer habe schließlich auch mit seinen SPD-Magistratskollegen abgestimmt, die Burbach-Vorlage im Magistrat zu behandeln. Anscheinend auf Druck der SPD habe Heyer vor seinem Urlaub den Magistrat angewiesen, zunächst keine Entscheidung zu treffen.
"Wir waren sauer", erklärt Werner Hoch, "als wir in der Frankfurter Rundschau lesen mußten, daß Weilmünster ankündigte, daß der Magistrat mit Burbach einen Vertrag abschließen wolle". Gerade die Tatsache, daß Burbach SPD-Mitglied sei, würde der Opposition genügend Zündstoff bieten, der SPD Mauschelei und Filz vorzuwerfen. Daher habe sich die Partei kurzfristig entschlossen, eine Entscheidung zu vertagen. Hoch bekräftigt, daß der Fall Burbach zwar im Koalitionsdreieck abgesprochen worden sei, doch die Art und Weise, wie die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangt sei, könne er, Hoch, nicht gutheißen.
Der Fraktionschef weist den Vorwurf zurück, daß Bürgermeister Heyer von der SPD gemaßregelt werde. Vielmehr treffe man in Einvernehmen Absprachen. Hinsichtlich des Bürgerhauses gebe es keine Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm, Heyer und dem Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Gunther Junkert.
"Es gibt kein Machtgerangel innerhalb der SPD", sagt auch Junkert. Und die SPD regiere auch nicht ins Rathaus hinein. Doch: "Jürgen Heyer muß sich mit der SPD absprechen." Im übrigen "geht es nicht um den Herrn Burbach, sondern um den sensible Angelegenheit ,Bürgerhaus'", fährt Junkert fort. "Wir sind für eine selbständige Leitung des Bürgerhauses, vielleicht mit einer GmbH." Darüber solle aber erst nach der Wahl am 7. März entschieden werden, "wenn die Karten neu gemischt werden". Aus Kostengründen müsse überlegt werden, das Kulturamt, dem das Bürgerhaus noch unterstellt sei, in der bisherigen Form aufzulösen. Junkert: "Wenn ein Bürgerhaus selbständig ist, ist es dann noch gerechtfertigt, daß ein Kulturamt selbständig ist?" Für den Amtsleiter Christoph Zens-Petzinger könne ja verwaltungsintern eine andere Aufgabe gefunden werden. Die SPD, die laut Junkert auch die ehrenamtlichen Dezernenten abschaffen möchte und statt dessen eher einen dritten Hauptamtlichen für sinnvoll hält, will über Ämterstrukturen und Personalfragen erst nach der Wahl entscheiden.
Der Parteilinke und Vorsitzende des Kulturgesellschaft, Jens Becker, berichtet hingegen von Kompetenzgerangel in der "Troika von Hoch, Junkert und Heyer". Und: "Das führt dazu, daß sich das Verhältnis zwischen Hoch und Heyer verschlechtert." Becker mag solche Blößen der SPD nicht, "die für die Partei gefährlich sein können". Bestimmte Führungsleute der SPD versuchten leider auch, Dinge in der Kulturpolitik festzuklopfen, die von einigen anderen Sozialdemokraten auf keinen Fall mitgetragen würden.
Medienpolitik ist Machtpolitik. Diese simple Erkenntnis steht hinter dem Vorstoß der Union. Wenn die Propagandisten des Kommerzfunks eine neue Medienethik verlangen, nach "instrumentalen und ethischen Kriterien im Umgang mit Massenmedien" rufen, fordern sie, ohne es zu sagen, inhaltliche Kriterien. Nach dem Motto: Eine neue öffentliche Moral muß her, was dazu nicht paßt, kommt nicht mehr vor. Für manch' einen unter der Bonner Käseglocke eine attraktive Vorstellung. Also müssen "professionelle Kontrollinstanzen" her - gar eine modernisierte Reichsschrifttumskammer?
Auf den Samtpfoten der Nächstenliebe kommt die Forderung der Unionspolitiker nach der (Bildschirm-)Würde des Menschen daher. So setzt man sich an die Spitze der Bewegung der Unzufriedenen, wenn schon bayerische Bäuerinnen gegen die Niveaulosigkeit und die gewal(tä)tige Bilderflut mobil machen.
Ein zweites Motiv ist von noch größerer Schlichtheit: Den Parteipolitikern entgleitet in der öffentlichen Diskussion zu viel, sie bestimmen die Themen nicht. Da hilft, so klingt es seit Elisabeth Noelle- Neumanns abstruser Schweigenspiralen- Theorie in den Ohren, die Fernseher zu besetzen. Das war der Antrieb für die Union vor mehr als einer Dekade, als sie dem Privatfunk eine Schneise hieb, um sich selber weitere Bühnen zur Selbstdarstellung zu schaffen. Die Heuchelei dieser medienpolitischen Bankrotterklärung entlarvt sich mit der "Erkenntnis", daß man sich nicht auf Personalpolitik bei der Besetzung von Redaktionsposten und Aufsichtsgremien reduzieren dürfe. Der Größenwahn läßt grüßen. is
BAD HOMBURG. Bei einem Konzert am 2. Weihnachtstag, 26. Dezember, in der Erlöserkirche stehen Werke von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Unter der Leitung von Hayko Siemens musizieren Solisten, der Kammerchor der Erlöserkirche und auf historischen Instrumenten das "Florilegium Musicum" aus Den Haag.
Das Konzert beginnt um 17 Uhr in der Kirche. Karten gibt es im Vorverkauf beim Verkehrsamt und an der Abendkasse.Schwerer Schlag gegen Drogenmafia auf Frankfurter Flughafen Über drei Tonnen der sogenannten Designerdroge MDA beschlagnahmt / Festnahmen in Deutschland, Lettland und der CSFR Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk
FRANKFURT A. M., 21. Dezember. Mit der Sicherstellung von über drei Tonnen der vollsynthetisch hergestellten Designerdroge MDA auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen, der Beschlagnahme von weiteren 300 Kilogramm des Rauschmittels im lettischen Riga sowie der Festnahme von Herstellern, Helfern und Kurieren in Deutschland, Lettland und der CSFR ist dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden (BKA) ein wichtiger Erfolg bei der Bekämpfung des Rauschgifthandels gelungen.
Bereits seit Monaten lagen dem BKA nach den Worten eines ihrer Sprecher konkrete Hinweise vor, daß eine international agierende Tätergruppe in Lettland in großen Mengen hergestelltes Methylendioxyamphetamin (MDA) vertreibt. Hergestellt wurde das Amphetamin in Riga und sollte über den Frankfurter Flughafen "von einer seriösen Spedition" nach Belgien und den Niederlanden verfrachtet werden.
Zwischen dem 25. November und dem 5. Dezember dieses Jahres stellten Beamte der Staatsanwaltschaft Frankfurt sowie des BKA und des Zolls 63 per Luftfracht aus Riga eingeflogene Transportkisten im Frachthof des Flughafens mit insgesamt rund zehn Millionen Tabletten sicher. Die Drahtzieher des Drogenhandels hatten laut BKA diese Tabletten dem Zoll gegenüber als das Grippemittel "Remantandine" deklariert.
Bei MDA hingegen handelt es sich um ein Rauschgift mit stark aufputschender Wirkung, das in höheren Dosen genommen zu Halluzinationen und zu Kreislaufproblemen bis hin zum Kollaps führen kann. Andauernder Konsum kann zu Hirnschädigungen führen. Der Stoff ist mit dem sogenannten MDMA verwandt, das in der Techno- und Acid-House-Szene als "Ecstasy" bekannt ist. Am 9. Dezember vereitelten die Ermittlungsbehörden zunächst den Versuch, das MDA in die Niederlande und nach Belgien zu bringen. Die Beamten nahmen den 28 Jahre alten Fahrer sowie den 51 Jahre alten Beifahrer, einen Nepalesen mit Wohnsitz in Belgien, fest.
Ferner wurden drei Männer im Alter von 31, 36 und 37 Jahren dingsfest gemacht, die zu der "Betreuung der Geschäftsabwicklung aus dem tschechischen Bratislava angereist waren.
Diese Festnahmen waren nur der Auftakt für weitere, wesentliche Ermittlungen. In Kontakt mit der lettischen Polizei nahmen BKA-Leute am vergangenen Samstag in Riga die mutmaßlichen Hersteller der Drogen fest. Festgenommen wurde der Generaldirektor des Pharmaunternehmens, dessen Stellvertreter sowie der Leiter des Zentrallabors der Firma. Nach Angaben des BKA haben alle drei Männer gestanden.
Sichergestellt wurden weiterhin 300 Kilogramm bereits versandfertig verpackte MDA-Tabletten sowie 500 Kilogramm Chemikalien, die zur Herstellung von MDA benötigt werden. In Riga wurden von der dortigen Polizei ferner vermutliche Drogengelder in Höhe von rund 500 000 Mark gefunden.
Die tschechischen Behörden nahmen ebenfalls am Wochenende in Bratislava weitere mutmaßliche Organisatoren und Chemiker fest, die an dem international angelegten Drogendeal beteiligt gewesen sein sollen.
Gegen Verteiler und Abnehmer der Drogen in den Beneluxländern laufen noch die Ermittlungen. Einen Überblick über die genaue Zahl der erfolgten Festnahmen wurden noch keine Angaben gemacht.Die Ungeduld des Bassisten Jazz im Amerika-Haus
Niemand kann Hans Koller ersetzen - nicht einmal Emil Mangelsdorff. Und es funktioniert auch nicht, in ein Trio aus Saxophon, Baß und Schlagzeug einen Pianisten hereinzunehmen und so ein Quartett daraus zu machen. Schade.
Andererseits: Was tun, wenn Hans Koller erkrankt ist, das Konzert im Amerika- Haus aber nicht platzen darf? Da spricht, auf den ersten Blick, manches für Emil Mangelsdorff: Er ist nur ein paar Jahre jünger als Koller, spielt die gleichen Instrumente und ist als Persönlichkeit des europäischen Jazz genauso bedeutend. Niemand, der gekommen ist, um Koller zu hören, kann sich beschweren, wenn statt dessen Mangelsdorff auftritt.
Nur hatten die Veranstalter - das Amerika-Haus und die Frankfurter Jazzinitiative - das Konzert anders ausbalanciert. Mit dem Trio "The Point of Presence" war eine Gruppe geladen, die auf handwerklich eindrucksvollem Niveau einen kristallklaren, von der Form her stockkonservativen Kammer-Jazz spielte.
Peter Weniger intonierte am Sopransaxophon überaus intensiv, nuanciert und stets maßvoll expressiv und artikuliert lupenrein. Der amerikanische Posaunist Conrad Herwig bevorzugt ein Instrument mit enger Mensur und trieb sich damit meist in den höchsten noch präzise zu intonierenden Registern herum. Das tat er mit flüssiger Phrasierung und enorm schnellen, stets legato aneinandergehängten Tonfolgen über schwierige Intervalle - ein in diesen Belangen perfekter Techniker. Eine Komposition aus seiner Feder zeigte auch, wer zu seinen großen Vorbildern gehören muß: Albert Mangelsdorff, Herwigs Mehrklänge, die weiche, volle Tonbildung, die tänzerische Rhythmisierung sprachen eine deutliche Sprache.
Pianist Hubert Nuß spielte im Trio die meiste Zeit bescheiden und souverän die Rolle des "sideman" und zeigte in seinen Soli eine Affinität zur Klaviermusik des Impressionismus. Das war, vor allem aufgrund der handwerklichen Qualitäten der Band, sehr hörenswert und klanglich überaus angenehm. Denn "The Point of Presence" bespielte den kleinen Saal ohne Verstärker und sorgte so für Intimität und eine konzentrierte Atmosphäre. So dauerte es eine ganze Zeit, bis man an der geringen Variationsbreite des Formschemas (Grundform: Thema - begleitetes Saxophonsolo - begleitetes Posaunensolo - Klaviersolo - Thema) Anstoß nehmen konnte. Die Band aber beendete das Konzert, bevor Langeweile eine Chance gehabt hätte, gähnend über die Wahrnehmungsschwelle zu kriechen. Es wäre ohnehin eine gepflegte, hochkultivierte Langeweile gewesen.
Jürgen Wuchner und Janusz Stefanski gehören eigentlich zu Kollers Trio. Emil Mangelsdorff hatte als Verstärkung des Pianisten Thilo Wagner mitgebracht und ein Programm aus Standards zusammengestellt. Aber im Material lag nicht das Problem. Es war nur so, daß Wagner und Stefanski ihre rhythmischen Koordinationsprobleme hatten; daß Jürgen Wuchner mit dem Walking Bass unterfordert war und eine gewisse Ungeduld aufbaute; daß Stefanski versuchte, die kleinen Reibungen mit swingendem Gedengel auf den Becken abzufangen und dabei zu laut und klanglich unbeweglich wurde; und daß Mangelsdorff auch kein Rezept hatte, diese Widersprüche integrierend einzubauen und seine solistische Entfaltung darunter etwas litt.
So wurde die für wenig geprobte Konzerte typische Zugabe, der Zwölftakter- Blues, das aufschlußreichste Stück dieses Sets. Da durfte jeder, auf der Basis der einfachsten aller Formen und Harmoniefolgen, machen, was er wollte. Emil Mangelsdorff spielte sein schönstes Solo, Stefanski wurde leiser und klang interessanter, weil alles von allein lief, Wagner tupfte seine Harmonien freundlich in den Raum, und Wuchner gestattete sich eine lange, formsprengende Fermate und ein die Choruslänge überschreitendes, kunstvolles Baß-Solo, das einer der Höhepunkte dieses Kammermusikabends war.
HANS-JÜRGEN LINKE
Das Wetter
Wetterlage Am Südrand eines Hochs mit Schwerpunkt über Südskandinavien sickert hochreichende Kaltluft vor allem in den Norden. Sie gestaltet das Wetter wechselhaft. Im Süden ist noch mildere Meeresluft wetterwirksam.
Vorhersage bis Mittwoch früh Im Süden meist bedeckt und gelegentlich Sprühregen. Im Norden wechselnde, vielfach starke Bewölkung und gebietsweise meist leichte Niederschläge, zum Teil bis in tiefe Lagen als Schnee mit Glättebildung.
Tageshöchsttemperaturen im Norden um 0, im Süden um 5 Grad. Tiefsttemperaturen im Süden um 2, im Norden um minus 1 Grad, bei längerem Aufklaren bis minus 4 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus Ost bis Südost. Wochenvoraussage Am Donnerstag Temperaturen allgemein nur noch um den Gefrierpunkt.
Freitag bis Montag: Verbreitet neblig- trüb, gebietsweise sonnig, weitgehend niederschlagsfrei. Am Tage wenig Temperaturänderung, nachts bei Aufklaren leichter bis mäßiger Frost. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 20 Amsterdam
bedeckt 3 Athen
wolkenlos 13 Barcelona
stark bewölkt 13 Brüssel
Sprühregen 2 Budapest
Sprühregen -1 Dublin
bedeckt 6 Helsinki
leicht bewölkt -1 Istanbul
wolkenlos 7 Kairo
stark bewölkt 14 Las Palmas
leicht bewölkt 19 Lissabon
Regen 13 London
leicht bewölkt 5 Madrid
bedeckt 8 Mallorca
wolkig 17 Moskau
Schneefall -4 Paris
bedeckt 7 Rom
leicht bewölkt 15 Stockholm
leicht bewölkt -4 Warschau
wolkig 1 Wien
Gefr. Sprühregen 0 Zürich
Regen 4
Deutschland
Berlin
stark bewölkt 2 Dresden
Schneefall 1 Feldberg/Ts.
in Wolken 2 Feldberg/Schw.
Regen 2 Frankfurt/M.
bedeckt 5 Freiburg
bedeckt 11 Garmisch
stark bewölkt 3 Hamburg
leicht bewölkt 4 Helgoland
leicht bewölkt 4 Köln
bedeckt 3 Leipzig
Schneefall 0 München
Regen 5 Rostock
stark bewölkt 3 Sylt
leicht bewölkt 2 Zugspitze
stark bewölkt -6 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.14 Uhr Sonnenuntergang 17.04 Uhr Mondaufgang 12.44 Uhr Monduntergang 21.38 Uhr
Auf einen Blick
Seite II Frauen-Notruf in Nidda erhält zu wenig Unterstützung. Seite III Nach dem Gottesdienst: Niddataler wollen deutsch-ausländischen Freundeskreis gründen. Seite IV Lokalsport: Für EC Bad Nauheim scheint wieder Land in Sicht zu sein.
Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion
"Einfache Bürgerpflicht nicht erfüllt" Falschaussagen, die die Stimmung gegen Ausländer und Asylbewerber bewußt oder unbewußt anheizen, wirft ein FR-Leser dem CDU-Stadtverordneten Claus Oßwald, Bruchköbel, vor. Oßwald hatte sich entsprechend in einem Leserbrief des Hanauer Anzeigers geäußert und war dafür in der jüngsten Parlamentssitzung von der Opposition als "Volksverhetzer" bezeichnet worden. Dazu schreibt der FR-Leser:
",Zum Wohle des deutschen Volkes&rquote; . . ., so beginnt Herr Oßwald sein Klagelied über pflichtvergessene Politiker, über die lasche Polizei, über die ,softige&rquote; Rechtsprechung, über steigende Steuern und Krankenkassenbeiträge, über Asylbewerber und freie Bürger dieses Landes, die sich erlauben, gegen Ausländerfeindlichkeit und für Menschenrechte zu demonstrieren. Als Zugabe folgt dann noch eine hanebüchene Kritik an Herrn Richard von Weizsäcker, dem Bundespräsidenten und damit an dem ersten Mann in unserem Staat.
,Zum Wohle des deutschen Volkes&rquote; dient dieser Beitrag nicht.
Natürlich hat jeder Bürger dieses Landes das Recht, an bestehenden Mißständen Kritik zu üben, aber jeder Bürger hat auch die Pflicht, dies auf der Grundlage von Wahrheit, Lauterkeit und Fairneß zu tun. Diese einfache Bürgerpflicht erfüllt Herr Oßwald nicht. Der Zuschrift ,Der Eid der Politiker&rquote; muß daher die Lektion ,Die Pflicht des Bürgers&rquote; gegenübergestellt werden.
Ende Oktober 1992 waren 550 000 Menschen in Deutschland, die einen Antrag auf Asyl gestellt haben, und nicht 1 400 000 ,Asylanten&rquote;, wie es in der Zuschrift von Herrn Oßwald heißt. Die Zahlen der Antragsteller werden monatlich addiert, die bereits ausgereisten jedoch nicht abgezogen. Von den insgesamt erwarteten Antragstellern im Jahr 1992 haben etwa zwei Drittel ein Bleiberecht aufgrund der Genfer Konvention wegen Krieg oder Bedrohung ihres Lebens in ihrer Heimat.
Herr Oßwald muß sich fragen lassen, ob er es wünscht, daß diese Flüchtlinge, Frauen, Kinder und alte Menschen, zurückgeschickt werden in Not, Elend und Kälte mit Gefahr für Leib und Leben, und das um seiner Bequemlichkeit willen.
Die Leichtfertigkeit des Umganges mit Zahlen und Worten wird auch deutlich, wenn er von 1 400 000 ,Asylanten&rquote; schreibt und gleichzeitig davon ausgeht, daß nur 5 Prozent aller Asylbewerber anerkannt werden. Das würde bedeuten, daß 28 Millionen Asylanträge gestellt worden sind! Eine absurde Aussage.
Es folgt, wie könnte es anders sein, das fadenscheinige Argument der höheren Kriminalitätsrate der Ausländer mit der unzulässigen Verallgemeinerung ,alle Ausländer sind kriminell und treiben die Versicherungsprämien hoch&rquote;. Natürlich sind Straftäter mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu verfolgen und ausländische Straftäter unterliegen den gleichen Gesetzen und Strafandrohungen wie deutsche Straftäter.
Gerade in diesen Tagen hat die Polizei mehr als 100 Straftaten, vorwiegend Autodiebstähle, aufgeklärt, die (deutschen) Bewohnern des Main-Kinzig-Kreises zur Last gelegt werden. Nach der krausen Logik von Herrn Oßwald würde das bedeuten, daß ,alle Bewohner des Main- Kinzig-Kreises&rquote; kriminell sind.
Im Jahr 1991 sind in Deutschland 87 000 Pkw als entwendet gemeldet worden. Zum Vergleich einige Zahlen (Quelle: BKA): In Italien 350 000, in Frankreich 300 000 und Großbritannien ist trotz der Insellage mit fast 500 000 Einheiten dabei. Schließlich beklagt Herr Oßwald die Laschheit der Polizei und wünscht sich und uns ,Polizeibeamte, die einmal etwas härter als üblich eingreifen&rquote;. Was immer Sie darunter verstehen mögen, Herr Oßwald, ich und die überwiegende Mehrzahl der Bürger dieses Landes sind froh, in einem Rechtsstaat zu leben mit einer Polizei, die nach rechtsstaatlichen Prinzipien handelt und mit einer freien Presse, die Mißstände aufdeckt und anprangert.
Nehmen Sie bitte meine Zusicherung entgegen, daß ich alle Kraft und alle meine Bürgerrechte dafür einsetzen werde, daß dieser Zustand in diesem Land erhalten bleibt.
Wer rechte politische Gruppierungen wählt, gleichgültig aus welchen Motiven heraus, legt damit den Grundstein zu einem anderen Staat und ist dafür verantwortlich. Nach den Anschlägen gegen Asylbewerber und den feigen Morden an Frauen und Kindern, die hilflos wie auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden sind, hat niemand mehr das Recht, zu sagen, nichts davon gewußt zu haben, und faschistische Parolen sind der Nährboden (vulgo das Mistbeet), in dem Gewalttaten, Rassismus, Ausländerfeinlichkeit und Verbrechen gedeihen."
Karl Josef Groebel, 6450 Hanau
"Von Bedenken nichts geschrieben" Als "Ärgernis" empfindet die Autorin folgenden Leserbriefes den Bericht der FR über die Informationsveranstaltung der Stadt Langenselbold zum geplanten Gewerbegebiet an der Gelnhäuser Straße. Ihrer Ansicht nach kamen die Gegenargumente der betroffenen Bürger zu kurz:
"Von den zahlreichen Bedenken, die geäußert wurden, von Fragen, die gestellt, aber nicht oder nur unzureichend beantwortet wurden - nichts! Dafür die Position des Bürgermeisters und der SPD- DKP-Koalition pur! Hat der Autor des Berichtes die Alternativ-Vorschläge zum geplanten Gewerbegebiet nicht zur Kenntnis genommen? Oder die Frage nach dem (zulässigen) Eingriff in das an dieser Stelle äußerst wichtige Kaltluftentsteheungsgebiet? Oder die Stellungnahme des BUND-Vertreters zum Eingriff in ein Wasserschutzgebiet? Oder die Stellungnahme zu einer noch schärferen Trennung zweier Schutzgebiete, wo doch gerade Hessen sich daran macht, solche Gebiete miteinander zu vernetzen? Oder die Frage nach einer zukünftigen Erweiterung des Gewerbegebietes noch weiter in den Hang hinein? Oder die Frage nach dem Schicksal eines gerne und und von zahlreichen Bürgern angenommenen Naherholungsraumes? Oder die Frage nach dem ,Gesicht&rquote; der Ortseinfahrten von Langenselbold? Die Problematik der zusätzlichen Belastung der Anwohner - zur autobahn (Lärm, Abgase) auch noch ein Gewerbegebiet - kann man doch nicht einfach damit abtun, daß Bonn (und nicht die Stadt) daran schuld sei, daß die Lärmschutzwand (noch) nicht gebaut wird. Sie wird eben in absehbarer Zeit nicht gebaut. und damit werden die Bewohner dieser doppelten Belastung ausgesetzt sein. Außerdem weiß jeder, daß Lärmschutzwände die Belastung nicht beseitigen, sondern nur verringern.
Kein vernünftiger Mensch - also auch kein Einwender gegen das Projekt - wird sich gegen Gewerbeansiedlung und die damit verbundene Arbeitsplatzbeschaffung und das erhöhte Steueraufkommen aussprechen. Darum geht es auch überhaupt nicht. Es geht darum, daß es unproblematischere Alternativen gibt (am Bahnhof, an der B 45). Im übrigen erhofft sich der Bürger, was zukünftige Arbeitsplätze und Steuereinnahmen angeht, halbwegs konkrete Vorstellungen und keine allgemeinen Hoffnungen. Herrn Grebes ,Überraschung&rquote; darüber, daß auf den "öffentlich ausgelegten" Vorentwurf hin kein einziger Einwand erfolgt sei, kann ich leucht abhelfen: Davon weiß der Bürger nur, wenn er entsprechend informiert wird. Alle diese Punkte hätten in eine ordentliche Berichterstattung genauso gehört wie die Position der Verantwortlichen.
Eines Kommentares wert wäre allerdings der Umgang des Bürgermeisters mit einem Teil der Einwender gewesen, die, bevor sie überhaupt ein Wort gesagt hatten, angeblafft und abgehalftert wurden. Woher nimmt Herr Ebner eigentlich das Recht zu solchem Verhalten? Er steht doch mündigen Bürgern gegenüber, die sich in einzelnen Fragen als mindestens so sachkundig erwiesen haben wie er selber. Das ist keine politische Kultur, spiegelt nicht dasjenige bürgermeisterliche Verständnis wider, das einem demokratischen Staatswesen angemessen ist. nicht umsonst ist dieses Verhalten von einem (Neu?-)Selbolder mit Erschrecken registriert und moniert werden.
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
WESTKREIS OFFENBACH. Die geplante Lichterkette gegen Fremdenhaß wirft ihre Schatten voraus: Die Polizei appelliert an alle Autofahrer/innen, heute, Dienstag, 22. Dezember, am späten Nachmittag die Bundesstraße 3 zu meiden und den Heimweg über die Autobahn 661 zu nehmen. An der B 3 wollen die evangelischen Kirchengemeinden im Westkreis Offenbach - unterstützt von Schulen, Parteien und Vereinen - von 17.30 Uhr bis 17.40 Uhr den Straßenrand mit Lichtern säumen. Die Kette soll von Neu-Isenburg bis Egelsbach reichen.
Der Veranstalter, das evangelische Dekanat Dreieich, hofft auf 5000 Teilnehmer. Dennoch soll die Lichterkette den Verkehr nicht behindern. Auch an den Kreuzungen sollen die Fahrbahnen frei bleiben. Die Polizei bittet die Autofahrer dennoch, "übervorsichtig zu sein und sehr langsam zu fahren". Es sei nie auszuschließen, daß Kinder auf die Straße laufen. dac
LINSENGERICHT. Zum traditionellen Weihnachtstanz lädt der Musikverein Lützelhausen am zweiten Weihnachtsfeiertag ein. Das Tanzvergnügen am Samstag, 26. Dezember, beginnt um 20 Uhr im Altenhaßlauer Bürgersaal, es spielt unter anderem die Kapelle "Santiago".
Karten gibt es in der Metzgerei Krebs, Telefon 6 80 87. tja
Ein bißchen wie der Weihnachtsmann mochte sich der Direktor des Frankfurter Arbeitsamtes, Hans-Peter Griesheimer, dieser Tage gefühlt haben - konnte er doch der "Werkstatt Frankfurt" gleich zwei "Geschenke" im Wert von knapp drei Millionen Mark überreichen: die Bewilligungsbescheide von zwei Projekten für Langzeitarbeitslose im Amtsbezirk Frankfurt.
Zum einen geht es um die Wiederverwendung (Recycling) von Elektronikschrott in Griesheim. Im anderen Fall sollen Frauen im Nordend zur Bürohelferin weitergebildet werden.
Zusammen mit dem Sozialdezernenten Martin Berg (SPD) übte Griesheimer Kritik an den Bonner Sparplänen. Der Arbeitsamtsdirektor erinnerte daran, daß der Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Arbeit erstmals den Haushalt wegen der rigorosen Sparmaßnahmen abgelehnt habe.
Deshalb, so Berg, sei auch der Etat des Frankfurter Arbeitsamtes noch ungewiß. "Die superspannende Frage ist, welche Möglichkeiten haben wir 1993, neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu bewilligen?" Er versprach, die "Werkstatt" weiterhin mit Vorrang zu bedienen: "Wenn es diese Einrichtung nicht gäbe, müßte sie erfunden werden."
Zu den Absichten der Bundesregierung, die Sozialhilfe und die Arbeitslosenhilfe zu kürzen, sagte der Frankfurter Sozialdezernent Martin Berg: "Die betroffenen Menschen geraten immer mehr in eine hoffnungslose Lage. Das arbeitsmarktpolitische Gegensteuern werde immer schwieriger."
Der SPD-Politiker kritisierte erneut die bereits von der Bonner Regierung beschlossene 10. Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG). Danach sollen in der Fortbildung und bei der Umschulung sechs Milliarden eingespart werden. Das nachträgliche Absolvieren des Hauptschulabschlusses wird nicht mehr gefördert: "Wer heute auf diese Art und Weise spart, hat die Arbeitslosen von morgen zu verantworten."
Der Sozialdezernent betonte, in welch kurzer Zeit das Projekt "Büroqualifikation" auf die Beine gestellt worden sei. Da trotz Konjunkturabschwächung die Nachfrage an "Schreibkräften aller Art" als unvermindert hoch gilt, wolle man die Frauen, die über ein Jahr und länger arbeitslos seien, für die immer anspruchsvoller werdende Arbeit im Büro qualifizieren. Dazu gehöre es vor allem, sie mit den neuen Bürotechniken - angefangen von der modernen Telefonanlage bis zum Personal-Computer - vertraut zu machen.
Über das Projekt "Recycling von Elektronikschrott" wurden keine Einzelheiten bekannt. ft
WIESBADEN. Die Bauarbeiter staunten nicht schlecht, als sie beim Aushub für die neue Kindertagesstätte in Erbenheim die Skelette zweier Kinder und eines Erwachsenen fanden. Der archäologische Fund kam allerdings doch nicht ganz so überraschend. Bereits auf einem Nachbargrundstück war man fündig geworden: ein altes fränkisches Gräberfeld war beim Bau von Tennisplätzen zutage getreten. Diesmal waren es allerdings nicht die alten Franken, die für Aufregung sorgten. Experten datierten die Überreste auf 6000 v. Chr., sie stammen daher aus der frühen Eisenzeit.
Nachdem alles archiviert war - das dauerte vier bis fünf Wochen -, konnte Planungsdezernent Thomas Dilger (FDP) nun mit Familienministerin Iris Blaul zum ersten Spatenstich einladen.
Das 4,5 Millionen Mark teure Haus ist eines von vier derzeit laufenden Kita- Projekten und für hundert Kinder ausgelegt. "Für Erbenheim war der Bau sehr wichtig. In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen in den Stadtteil gezogen", erklärt Dilger, der hofft, daß im Juni 1994 die Kita ihrer Bestimmung übergeben werden kann.
Ursprünglich hatten die Planer für das vom Land Hessen mit 1,5 Millionen Mark bezuschußte Objekt sechs Millionen Mark veranschlagt. Die angespannte Finanzlage zwang jedoch zu Kürzungen. hu
CHEMNITZ. Der Opern-Bau ist eine Oase im öden Plattenmeer sozialistischer Bauweise von ehedem. Um die Ecken steht noch der aufgequollene Marx-Kopf mit Spruchwidmung vor dem ragenden Kongreßzentrum. Bildersturm hat Weile. 1909 wurde das Opernhaus in Chemnitz gegründet: ein historischer Theaterbau mit Jugendstil- und Art-Deco-Elementen, der Kunstreligion eines vom äußeren Umfeld sich abschließenden hierarchisierenden Inneren folgend. Schon beim Neuausbau nach der Kriegszerstörung 1951 setzte man auf ein offeneres Konzept mit Annäherung vom Rangans Arenenprinzip, Vereinheitlichung von kolonnadenartiger Wandelhalle und Foyers.
Spiegelglasflächen, lichtdurchflutete weiße Wände, Carrara-Marmor auf Treppen und Fußböden - so empfängt das Haus die Besucher jetzt. Lichtpunktketten an den Türen verstärken das Moment des Illusionären, auch Durchlässigen. Funktionell gestaltet ist der eigentliche Theaterturm. Anthrazitgebeizte Täfelungen an den scheibenartig überlappten Wänden, rotviolett gepolsterte Sitze - der Gesamt-Eindruck täuscht über die tatsächliche Raumgeometrie. Ein Lichtpunktemeer von 720 Lämpchen in der geschwungenen Stuckdecke grüßt im Saal die jeweils erhofften 720 Zuschauer-Seelen. Noch einmal reduziert zugunsten möglichsten Sitz- und Sichtkomforts wurde damit die Plätzezahl von erst 1287, dann 1067 im Theater.
Bespielbar gemacht wurde die Vorderbühne, auf Hauptbühnenmaß erweitert die Hinterbühne. Über die Drehbühne kann auf der halben Seitenbühne eine zusätzliche Palette bereitgestellt werden. An die Hinterbühne schließt sich an ein Palettenmagazin für circa 60 Aufbauten. Den ursprünglichen Plan, ein komplettes neues Funktionsgebäude zur Bebündelung aller Werkstätten zu errichten, mußte man aus Kostengründen fallen lassen. Nach wie vor bleiben die Werkstätten verteilt über vierzehn Orte in der Stadt.
120 Millionen hat der Neuausbau des Theaters, noch in DDR-Zeiten begonnen, gekostet. 40 Millionen kamen nach der Wende vom Bund. Notwendig geworden war der Neuausbau, nachdem der alte Kern, nach dem Krieg nicht grunderneuert, sondern nur zurechtgeflickt, zu zerbröseln drohte. Stolz ist man in Chemnitz, daß trotz der Widrigkeit aber auch Chancen nach der Wende - vor allem die Technik modern durchzudigitalisieren -, der Terminrahmen eingehalten werden konnte. Gedacht war die Vollendung des Baus, wie der Bürgermeister der Stadt betonte, auch als Investitionsanreiz für die Wirtschaftsregion.
Noch ist nicht alles fertig. Der mit seiner leicht fliehenden Seitenbebauung zum Verweilen einladende Vorplatz soll einen Zugang erhalten über ein Theatron gegenüber dem Theater, als Stufenausgleich auch zum höheren Straßenniveau. Eine leicht radial angelegte Bepflasterung soll den Eindruck eines durchlässigen Ruhe- und Ausstrahlungspunktes in der Stadt verstärken.
Verzichten mußten die Architekten Günter Hauptmann, Jochen Krüger, Karl-Heinz Barth auf ein Gestaltungselement, das den Besucher vom Betreten des Vorplatzes bis ins Innere des Theaters geleiten sollte. Eine stilisierte Wellenbewegung - als Skulptur auf dem Vorplatz, als Deckenrelief im Eingangsfoyer und als vielfarbiges Fußbodenmosaik im Rang-Foyer - hätte als Signet auf einem Schmuckvorhang wiedererscheinen sollen. Übrig geblieben sind nun nur Deckenrelief und schwarz-rötliches Fußbodenmosaik.
Platz gefunden hat dafür im Eingangsfoyer eine in der Stadt vielfach malträtierte Don Quijote-Plastik mit einem düstrig nach vorn gereckten Tierhals; die Windmühlen darf man sich denken in Gestalt der Finanzierungsgewaltigen über die städtischen Theater. 20 Millionen muß die Stadt zuschießen für ihre Bühnen, 15 Millionen braucht man darüber hinaus von Land und Bund. Zehn Prozent des Gesamtpersonals sollen im kommenden Jahr abgebaut werden. Die Kosten für die Theater schlucken dreiviertel des Kulturhaushalts der Stadt.
Versöhnlich, der Jahreszeit entsprechend vorweihnachtlich gestimmt das Schlußbild des eröffnenden Bühnenweihfestspiels. Erzgebirgisch wie fast zum Krippenspiel öffnen sich die Türen in Opernspielleiter Michael Heinickes "Parsifal"-Inszenierung am Ende, wenn der neue Gralskönig seinen Vorgänger entsühnt. Kinder strömen an der Hand ihrer Eltern ein in die Gralsburg. Einige der Gralsritter legen ihre knittrig weißen Mäntel ab.
Auch Stefan Wiels Ausstattung nimmt Motive aus dem lokalen Umfeld auf ins Bühnenbild: wie versteinerte Baumstümpfe die Landschaft um die Gralsburg im ersten Akt (eine Gruppe versteinerter Bäume findet sich tatsächlich am Eingang des Theaterplatzes als museal vorzeitlicher Rest). Eine schneckenartig sich verengende Treppe führt in die Gralsburg. An deren geriffelter Verglasung bricht sich als Lichtsymbol das Zeichen, das die Gemeinschaft der Brüder einst verband: der Speer.
Das Gralsinnere ist dominiert durch eine Art gotisches Sakristalhäuschen, nicht unähnlich auch einem Baumstumpf, in dem der alte Gralskönig Titurel wie ein Türmer Ausguck hält. Bei der Gralsausgießung formen die Brüder sich zu einem hohlgassigen Kreuz. Klingsor scheint dagegen wie der livrierte Einlaßportier eines Variétes, seine Blumenmädchen wie das Trachtenballett beim Kostümball der Grünen Woche: frisch auf den Tisch; besonders prominent die Dame mit den bayerischen Rauten im Schlitzohr. Gemeint ist das als sachte Inbezugsetzung von Wende und Wende: Zweifel, ob der als vor der Versteinerung rettender Ritter Verheißene der Aufgabe sich gewachsen erweisen wird oder doch nicht. Immerhin: man hat Hoffnung.
Mit James O'Neal hatte man einen Jeans-Hosen-Parsifal von metallischer Kraft, der nur leider am Anfang etwas zu freigiebig sein Material verströmte. Einen gutmütigen Gurnemanz gab Manfred Schenk. Ruthild Engert versuchte, als Kundry ihre Präsenz unnötig zu forcieren. Am Pult der Robert-Schumann- Philharmonie Chemnitz, des Theaterorchesters der Stadt, versuchte Heinz Frikke einen kammermusikalischen Wagner- Ton, der manchmal den großen Atem dieser Musik etwas vermissen ließ; dabei ist die Akustik des bis zu 17 Meter hohen und 24 Meter tiefen Hauses von solcher Transparenz, daß die Stimmen nie übertönt, erdrückt werden. Und obwohl jüngst Zweifel aufgetaucht sind an Frickes Loyalität in der Vergangenheit an der Berliner Staatsoper, beließ man es mit ihm als Dirigenten.
Insgesamt darf die Stadt zu ihrem neuen Theater sich beglückwünschen. Neben den bereits vorbereiteten Neuproduktionen von "Zauberflöte", "Salome", "Anatevka", "Lustige Witwe", wartet das Haus zu Spielzeitende auch auf mit einer Rarität. Peter Ustinov wird als Koproduktion mit den Dresdner Musikfestspielen einen Doppelabend mit Rachmaninows "Francesca da Rimini" und Tschaikowskis "Jolanthe" einstudieren.
In der Vergangenheit war Chemnitz unter Carl Riha bekannt für ein eher orthodoxes Felsenstein-Epigonentum. Lockerungen deuten sich an und wären weiter zu wünschen, auch wenn man festhalten will am Prinzip des Ensemble- und Stadttheaters mit Repertoirebetrieb. GEORG-FRIEDRICH KÜHN
Nach zweijährigem Rechtsstreit um ein bundesweites Supermarkt-Hausverbot wegen einer verweigerten Taschenkontrolle stehen die beiden Kontrahenten nun genau wieder am Anfang. Mit einem Vergleich beendete der 4. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Frankfurts am Montag nämlich vorläufig den Streit einer 56 Jahre alten Kundin mit dem REWE-Konzern: Der Konzern soll das Hausverbot wieder aufheben und die Kundin soll in Zukunft ihre Tasche beim Einkauf in dafür vorgesehene Fächer legen oder sich an der Kasse kontrollieren lassen.
Im Herbst 1990 war die Frau mit einem Beutel, der Schlüssel und Portemonnaie enthielt, in eine Filiale der Supermarkt- Kette in der Nordweststadt gegangen, um einzukaufen. Als sie sich weigerte, den Beutel am Eingang abzugeben, wie mit allen größeren Taschen dort üblich, sollte er kontrolliert werden. Als sie sich damit nicht einverstanden zeigte, erhielt sie Hausverbot.
Das wurde später zwar wieder aufgehoben, doch kaum betrat die Kundin erneut den Supermarkt, gab es wieder Streit um die Taschen-Kontrolle. Diesmal jedoch heftiger und lautstärker als beim ersten Mal, am Ende gar mit Handgreiflichkeiten, bei denen die Frau leicht verletzt wurde. Folge: erneutes Hausverbot, nun gleich bundesweit.
Jetzt schaltete die erboste, kampfbereite Kundin gegen diese "reine Willkür gegenüber ehrlichen Kunden" das Gericht ein und behielt Recht. Das Frankfurter Landgericht erklärte im September 1991 das bundesweite Hausverbot für "völlig unverhältnismäßig". Zwar müßten sich Kunden mit großen Taschen tatsächlich kontrollieren lassen, hieß es in dem Urteil, doch bei kleineren Taschen wie zum Beispiel Damenhandtaschen mit einem Portemonnaie sei dies "äußerst bedenklich". Zudem habe die Geschäftsleitung das Hausverbot nicht ausreichend begründet.
Nun war jedoch der Supermarkt-Konzern seinerseits kampflustig geworden. Nicht bereit dieses Urteil zu akzeptieren, legte man Berufung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt ein. - Um nun wieder am Anfang zu stehen. Sie müsse sich behandeln lassen wie alle anderen, legte der Richter der Kundin nahe: "Der Supermarkt kann für Sie keine Ausnahme machen, wenn er von allen anderen Kunden eine Taschenkontrolle verlangt." "Auf der anderen Seite", so das Gericht, "hat ein Kunde auch das Recht, höflich behandelt zu werden." Und dies sei in diesem Fall wohl "etwas unglücklich" gelaufen.
Ob es mit diesem Vergleich nun sein Bewenden hat, ist noch nicht sicher. Denn, so teilte die Anwältin des Konzerns mit, "die Geschäftsleitung ist sehr ärgerlich". Wird der Vergleich nicht bis zum 18. Januar angenommen, so kommt es im März zu einem Urteil. sol
"Streit um Linden, Lügen und Leserbriefe" war der Titel ausführlicher Berichterstattung über die Behandlung von Leserbriefschreibern durch Ersten Stadtrat Klaus Minkel in der Ausgabe von Samstag, 19. Dezember (Seite V der Lokal-Rundschau). Dazu schreibt Klaus
"Kritik? Nein Danke! Auch nach zweimaliger Lektüre der FR-Sonderseite vom 19. Dezember muß ich mir ungläubig die Augen reiben, ich kann es nicht fassen. Ich muß gestehen, daß es mir schwerfällt, nicht in die ,Verleumdungskampagne&rquote; einzufallen, die Herr Minkel scharfsichtig (und in der vielen Herrschern eigenen Unfähigkeit zur Selbstkritik nur konsequent) ausgemacht hat.
In juristischer Spitzfindigkeit setzt er dem erstaunten Leser auseinander, daß er keine Ahnung hat: Der Wall wurde nicht etwa ohne Genehmigung aufgeschüttet, sondern ohne Anzeige. Verbale Kraftakte Minkels sind durch ,Retursion&rquote; juristisch gedeckt (wie schön für ihn, daß es sowas gibt), die seiner Kritiker, als ,Schlechtschwätzer&rquote; tituliert, selbstverständlich nicht. ,Fromme Lügen&rquote; sind selbstverständlich keine ,Lügen&rquote;. Minkel darf - gedeckt von wem oder was auch immer - Stadtverordnete der Verleumdung zeihen, tun diese dann Ähnliches, springt sofort Jurist Nummer 2 für ihn ein und droht seinerseits, daß ,es ein Straftatbestand sein kann&rquote;.
Aber auch das kann man sicherlich anders auslegen: Der gütige Bürgermeister Biwer wollte den Stadtverordneten Teichmann lediglich vor einer unbedachten Äußerung warnen. Und wie dessen Zurückzucken zeigt, hat es geklappt! Ruhe also auch an dieser Front?
Eine letzte Bemerkung noch zu unserem 1. Stadtrat: Dem Bericht der FR entnehme ich mehrmals, daß Herr Minkel davon gesprochen hat, es sei schwer, respektive ,fast unmöglich&rquote;, ihm bestimmte Dinge nachzuweisen. Ich traue mich kaum, laut darüber nachzudenken, ob das nun das bedeutet, was mir sofort in den Sinn kommt, oder ob es schlicht bedeutet, daß Herr Minkel sich - entgegen seiner Aussage in der Stadtverordnetensitzung (,Ich weiß ganz genau, was ich sage&rquote;) - doch ab und an mal unüberlegt äußert.
Wenn es nur die hauptamtliche Führungstroika unserer Stadt wäre, die zu öffentlichem Widerspruch reizt, man könnte fast beruhigt zur Tagesordnung übergehen. Der schlimmere Skandal ist aber vielmehr, daß es die gewählte Mehrheit der Volksvertreter explizit ablehnt, einem Antrag zuzustimmen, der dazu auffordert, ,Kritik . . . konstruktiv aufzunehmen&rquote;. Offenbar wurde hierbei ein Demokratieverständnis, vor dem ich persönlich mich nur fürchten kann und das mich nur tief traurig und doch mit heiligem Zorn erfüllt ratlos zurückläßt.
Und bei der nächsten Wahl? Wir werden umworben sein (wegen der Wahlkampfkostenerstattung?) wie nie, wir werden unsere Stimmzettel in die (Wahl-) Urne werfen, und dort wird die Politikbeteiligung der Bürgerinnen und Bürger wieder für die Amtsperiode der gewählten Volksvertreter begraben sein! Es ist schon erschütternd, wie hier Stadtregierung und Mehrheitsfraktion - ganz im Stile Ludwigs des XIV.: ,Die Stadt sind wir&rquote; - mit den ach so lästigen Kritikern aus der Bürgerschaft umgehen.
Ursachen der Politikverdrossenheit? - Denkt mal drüber nach." Klaus Stahler 6868 Bad Vilbel
"Gewerbering-Kunden nicht nur Autofahrer" Um einen Abbau von Stellflächen auf dem Zentralparkplatz hatte sich der Bad Vilbeler Gewerbering gesorgt (siehe FR vom 21. Dezember: "Zentrale Parkplätze in der Vilbeler Innenstadt bleiben erhalten"). Dazu schreibt FR-Leserin Ute Schneider aus Bad Vilbel:
"Meiner Meinung nach ist es sehr bedauerlich, daß der Gewerbering Bad Vilbel alle seine Kunden für Autofahrer hält. Auch wenn die aktuelle Umweltdiskussion um den steigenden Autoverkehr noch nicht bis zu ihm vorgedrungen ist, sollte er doch bitte zur Kenntnis nehmen, daß auch Radfahrer/-innen und Benutzer/-innen öffentlicher Verkehrsmittel zu seinen Kunden/-innen zählen.
Außerdem könnte er sich auch darüber Gedanken machen, ob die Umsatzeinbußen dieses Jahres auf den Baustellenbetrieb und den ungebremsten Autoverkehr zurückzuführen sind."
Ute Schneider Über dem Weiher 2 6368 Bad Vilbel
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
STEINAU. Überall wird die Müllabfuhr teurer - nur in Steinau nicht. Mit einer zehnprozentigen Senkung der Müllgebühren für das Jahr 1993 präsentiert der Magistrat trotz drastisch gestiegener Deponiegebühren den Bürgern ein "schönes Weihnachtsgeschenk". Die 35-Liter-Tonne kostet künftig zehn Mark weniger, die 50- Liter-Tonne statt 160,80 nur noch 145,20 Mark und die Gebühr für die 120-Liter- Tonne sinkt von 318,60 Mark auf 286,80 Mark. Für 240-Liter-Behälter müssen die Steinauer ab Januar 478,80 Mark berappen, für 770- und 1100-Liter-Tonnen einheitlich 1488 Mark. Mit dieser "bundesweit wohl einmaligen Aktion", der das Steinauer Parlament einstimmig seinen Segen gab, will die Stadt laut Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch (SPD) die Bevölkerung motivieren, "den erfolgreich eingeschlagenen Weg des Müllvermeidens konsequent fortzusetzen". Das rechtzeitige Umsetzen eines vernünftigen Müllkonzeptes mit Getrenntsammlung habe größere Einsparungen im Restmüllaufkommen ermöglicht. "So hat die Bevölkerung allein 1991 weit mehr als 700 Tonnen Restmüll weniger als beispielsweise noch 1990 angeliefert", sagt Knobeloch. Außerdem erinnert der Bürgermeister noch einmal daran, daß ab sofort alle mit dem "grünen Punkt" versehenen Verpackungen und Wertstoffe über den "gelben Sack" zu "entsorgen" sind. "Jeder Grüne-Punkt-Abfall, gelangt er in die Restmülltonne, wird ein zweites Mal bezahlt", sagt er mit Blick auf den Aufschlag, den die Käufer von Grüne- Punkt-Produkten bereits beim Einkauf berappen müssen. Noch eine weitere gute Nachricht präsentiert die Stadt zu Weihnachten: Eltern neugeborener Kinder bekommen künftig kostenlos 24 Müllsäcke für Windeln. Damit will die Stadt das "Überquellen der Mülltonnen verhindern". Erstmals, erläutert der Bürgermeister, werden in diese Entsorgung auch Haushalte einbezogen, die Pflegebedürftige zu versorgen haben. Falls sich Eltern von Kleinkindern für Baumwollwindeln entscheiden, belohnt die Stadt auch diesen Beitrag zum Umweltschutz. Statt der kostenlosen Müllsäcke bekommen sie 50 Mark ausbezahlt. Die können sie in einen Windel- Expreß investieren, der einmal pro Woche gebrauchte gegen gereinigte Windeln austauscht. tja
WETTERAUKREIS. Mit 20 000 Mark unterstützt der Wetteraukreis ein Selbstvermarktungsprojekt in Boe, der südöstlichsten Region von Guinea-Bissau in Westafrika. Das Gartenbauvorhaben wird vom Weltfriedensdienst Berlin organisiert. Der Gemüsenanbau wird in Guinea- Bissau fast ausschließlich von Frauen betrieben. Sie erzielen zwar keine großen Gewinne, aber die Erlöse sind wichtig für die Versorgung der Familie. Neben Zwiebeln und scharfem Paprika werden vor allem Tomaten und Amarant angebaut. Der Weltfriedensdiest berät die Frauen und liefert ihnen Saatgut für traditionelle und neue Gemüsearten sowie Handwerkszeug. Er initiierte den Bau eines Lagerhauses. Die Initiative sei von den Frauen begeistert aufgegriffen worden. In drei Tagen hätten sie etwa 1000 Lehmziegel gebrannt. Die Unterstützung der Männer habe sich dabei in "bescheidenen Grenzen" gehalten, berichtet der Weltfriedensdienst. Zudem unterrichtete der Weltfriedensdienst im vergangenen Jahr 49 Bäuerinnen in vier Dörfen in Seminaren unter anderem in der Konservierung von Gemüse und Früchten.
Der Wetteraukreis hat bereits in den vergangenen drei Jahren Zuschüsse von jeweils 20 000 Mark gewährt. Trotz des erheblichen Defizites in der Kreiskasse sei dieses Geld entbehrlich, meint Gila Gertz, weil es für die Menschen in Boe eine wichtige Unterstützung darstelle. Es handele sich nicht um Almosen, sondern um den Ausdruck der Erkenntnis, "daß der eigene Wohlstand eine Verpflichtung gegenüber jenen mit sich bringt, die aus verschiedenen Gründen nicht oder noch nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft Not und Elend in ihren Ländern zu überwinden".
Gertz: "Der Wohlstand des Nordens wie auch die Armut des Südens sind Produkte des Kolonialismus, vor dessen Konsequenzen wir heute nicht die Augen verschließen dürfen." ieb
GELNHAUSEN. Der Kartenvorverkauf für die Fremdensitzungen der Gelnhäuser "Schelme" am 6. und 13. Februar 1993 beginnt am Montag, 4. Januar. Beide Veranstaltungen beginnen jeweils um 20.11 Uhr in der Stadthalle.
Karten gibt im Reisebüro Martin Hempel am Untermarkt 9. tja
Kulturelles Leben
Irish Rock in Idstein Am Samstag, 26. Dezember, 21 Uhr, tritt die irische Band "Paddy goes to Holyhead" im Nassauer Hof in Idstein- Wörsdorf auf. Anschließend Party. Telefon: 0 61 26-5 67 67. Automuseum geöffnet Eines der führenden deutschen Automuseen, die Rosso Bianco Collection in Aschaffenburg (zwischen Frankfurt und Würzburg an der A 3), zeigt seine sportlichen Fahrzeuge und 600 Autokunstobjekte am zweiten Feiertag sowie am Sonntag, jeweils von 10-18 Uhr. Silvester bleibt das Museum geschlossen; Besuchsmöglichkeit besteht dafür vom 1.-3. Januar zu den gleichen Öffnungszeiten. Als Sonderausstellung ist eine Sammlung interessanter Rennmotorräder zu sehen. Telefon: 0 60 21-2 13 58. Weihnachtsgeschenke-Tausch Am zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es erstmals einen Weihnachtsgeschenke- Tauschservice bei Radio RPR. Von 9 bis 12 Uhr können alle Hörer überflüssige oder doppelte Geschenke tauschen. Auf dem Parkplatz des Massa-Marktes in Mainz-Bretzenheim erwartet RPR-Moderator Nicolai Piechota die Tauschwilligen. Gegen die erwartete Kälte gibt es Glühwein, der zugunsten der Kinderkrebsstation der Mainzer Uniklinik verkauft wird. Radio RPR wird diese Aktion live übertragen.Frist für Ost-Kleingärtner
KARLSRUHE, 21. Dezember (Reuter). Die Kleingartenbenutzer in der Ex-DDR brauchen ihre Grundstücke vorläufig nicht herauszugeben. Diese Entscheidung veröffentlichte am Montag der Bundesgerichtshof in Karlsruhe (AZ: V ZR 254/91). Die Kleingärtner bleiben bis längstens zum 31. Dezember 1994 Grundstücksbesitzer, falls sie im Oktober 1990 gebilligte Nutzungsrechte hatten. Kleingärten fallen demnach nicht unter die Ausnahmeregelung für Datschengrundstücke, die sofort herausgegeben werden müssen.
HERRMANN BRETTHAUER, RICHARD MEUB und HELMUT BELL wurde jetzt in der Florstädter Gemeindevertretung jeweils die Ehrenbezeichnung "Gemeindeältester" verliehen. Die Parlamentarier, zu denen die drei Kommunalpolitiker bis vor kurzem selbst noch zählten, würdigten damit die langjährigen und besonderen Verdienste der überwiegend aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Gemeindevertretung kandidierenden Florstädter. Alle drei haben sich seit vielen Jahren für die Gemeinde engagiert, waren in zahlreichen Vereinen aktiv und wirkten auch in den jeweiligen Kirchengemeinden mit. - Hermann Bretthauer gehörte von 1952 bis 1972 der damals noch selbständigen Gemeinde Nieder- Mockstadt als ehrenmatlicher Beigeordneter an. Anschließend war er bis 1992 Florstädter Gemeindevertreter. - Richard Meub war von 1960 bis 1972 Gemeindevertreter in Nieder- Mockstadt, daran anschließend bis 1985 in Florstadt. Seit 1985 ist er Ortsvorsteher in Nieder-Mockstadt. - Helmut Bell war zwölf Jahre lang Gemeindevertreter und vier Jahre lang Ortsvorsteher in Leidhecken, wo er sich federführend für die Aktion "Unser Dorf soll schöner werden" sowie weitere Begrünungsaktionen engagierte. Alle drei Ortspolitiker wurden für ihre Verdienste bereits mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Bürgermeister Heinz Trupp sprach den drei Gemeindeältesten seinen Respekt aus und bezeichnete sie als "väterliche Freunde". Die Ehefrauen bekamen vom Vorsitzenden der Gemeindevertreter, Hans-Wilhelm Stürtz, Blumensträuße überreicht. Der Nieder-Mockstädter Pfarrer Beck bedankte sich im Namen der Kirchengemeinde bei Hermann Bretthauer und Richard Meub für deren großes Engagement beim Kirchbau mit einem Buchpräsent.
Die Aldi-Batzen-Bibel
Bibeljahr/Aldi/Korr
Gottes Wort zu Dumping-Preisen
Einzelhandelskette vertreibt Bibel
BONN (KNA-Korr.). Der Beweis ist erbracht: Bibeln sind nicht schlecht für ein gutes Geschäft. Neben Lebkuchen und Dominosteinen plazierten Aldi-Manager auch Bibeln in das vorweihnachtliche Sortiment ihrer Nord-Filialen. Das "sehr gute" Ergebnis: Mehr als 100 000 Exemplare mit Altem und Neuem Testament passierten bereits die Kassen der Einzelhandelskette - für 19,98 Mark das Stück. "Ein absolut günstiger Preis", lobt Jürgen Simon von der evangelischen Deutschen Bibelgesellschaft die Verkaufsaktion. Er schätzt: Im Buchhandel hätte der Bibelfreund für die Ausgabe - Kunstleder- Einband und 70 Farbfotos - mindestens das Dreifache zahlen müssen. Aber diesmal kommt der Verbraucher auch beim Buch der Bücher in den Genuß von Dumping-Preisen. (. . .)
Über die "durchweg positive" Reaktion auf den Schlußspurt zum auslaufenden "Bibeljahr 92" freuen sich die Marketing- Experten der Einzelhandelskette. Der größte Batzen Bibeln ist bei Aldi verkauft. Ob sie noch einmal mit solch einem gewagten Produkt antreten, wollen sie heute noch nicht entscheiden. Die Bibelgesellschaft schließt aber nicht aus, daß besagte Handelskette auch ihre Filialen im Süden der Republik zum Einkaufsparadies für geistliche Waren macht. Neben den Regalen für die Oster- Schoko-Hasen läßt sich sicher noch ein Plätzchen schaffen.
ANDREAS OTTO (Katholische Nachrichten-Agentur)
HOCHTAUNUSKREIS. Hunderte von Postkarten mit alten Ansichten aus dem Hochtaunuskreis hat der "Förderkreis Kreisarchiv des Hochtaunuskreises" erworben. Von der gemeinnützigen Stiftung der Taunus-Sparkasse erhielt der Förderkreis als Unterstützung für das Projekt 13 000 Mark. Die historischen Stücke sollen 1993 ausgestellt werden. Angelika Baeumerth, die Kreisheimatpflegerin, hat die Postkarten in einem Antiquariat in Weil am Rhein entdeckt und erworben. Dieses Antiquariat hatte erst kurz zuvor die Bestände eines in Konkurs gegangenen Postkartenverlages aufgekauft.
Daß die Unterlagen des Verlages so vollständig sind, hat bei den Heimatpflegern helles Entzücken hervorgerufen: Musterbücher und Vertretermuster enthalten Daten über Auflagenhöhe und Käufer der Karten und haben damit einen besonderen historischen Wert.
Zu der Sammlung gehören 500 Ansichtskarten, 330 Vertretermuster und ein Musterbuch mit Motiven vom Feldberg und aus allen Städten und Gemeinden des Kreises. Die Exemplare stammen aus der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und dem Jahr 1989. Allein 79 Karten zeigen den Feldberg; auf 56 ist Reifenberg abgebildet. Durch Absprachen mit den Archiven der Städte und Gemeinden war es möglich, fast die komplette Sammlung in den Kreis zu holen. Die Sammelstücke wurden auf die Städte und Gemeinden verteilt. Für die Ausstellung im nächsten Jahr werden jedoch alle Stücke wieder zusammengeführt. ca
BONN, 21. Dezember (AP/AFP/rds). Auch die Arbeitgeber halten Kürzungen allein beim Arbeitslosengeld und anderen Sozialleistungen für den falschen Weg zu einem Solidarpakt. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann, es sei falsch, die Struktur der Sozialhaushalte "umzukrempeln". Er fürchte, daß die Gewerkschaften den Solidarpakt nicht mittragen würden, "wenn überwiegend in der Sozialgesetzgebung gestrichen wird und die andere Seite weitgehend verschont bleibt".
Nach Ansicht Murmanns ist eine allgemeine Kürzung bei Arbeitslosenbezügen "nicht der richtige Weg". Das treffe auch jene Arbeitslosen, die arbeitswillig seien. Statt dessen sollten gezielt vorhandene Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Die Regierung müsse mit differenzierten Kürzungen in Sozialleistungen eingreifen. Dagegen begrüßte er eine eventuelle Begrenzung der Einkommenserhöhungen im öffentlichen Dienst auf drei Prozent und den Abschlag bei Beamten von einem Prozent.
Murmann kritisierte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), weil er sich mit den Gewerkschaften weitgehend auf die Erhaltung der industriellen Kerne in Ostdeutschland geeinigt habe, "ohne auch nur ansatzweise eine verbindliche Gegenleistung der Gewerkschaften einzufordern". Es müsse im Osten wie im Westen eine Tarifpolitik verabredet werden, die sich an den wirtschaftlichen Notwendigkeiten orientiere.
Das Präsidium der SPD forderte am Montag den Bundeskanzler auf, die Streichlisten unverzüglich zurückzuziehen und neue, sozial ausgewogene Konzepte anzubieten. "Nur so machen die Bemühungen um einen Solidarpakt noch Sinn", zitierte Vorstandssprecherin Cornelie Sonntag aus dem Präsidiumsbeschluß. Eine Chance für Gespräche bestehe nur noch, wenn Kohl endlich sozial gerechte und konjunkturpolitisch vernünftige Finanzierungsüberlegungen für den "Aufbau Ost" präsentiere.
Demgegenüber verteidigte der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Michael Glos die geplanten Einschnitte in gesetzliche Leistungen, um die notwendige wirtschaftliche Basis für die Finanzierbarkeit des sozialen Netzes zu schaffen. Wer wie Finanzminister Waigel diesen "steinigen Weg" beschreiten wolle, verdiene Anerkennung und Unterstützung, nicht aber Kriegsgeschrei und Vorwürfe sozialer Demontage, meinte er.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze rechnet nicht mit einem Scheitern des Solidarpakts wegen der umstrittenen Kürzungen bei den Sozialleistungen. Im Deutschlandfunk sagte Hintze, die soziale Ausgewogenheit solle auf jeden Fall gewahrt werden. Es sei nie daran gedacht worden, die gesamte Palette der Kürzungen auszunutzen. Dies würde zu unerträglichen Härten führen. Für den Solidarpakt sollten auch Steuervergünstigungen und Subventionen gestrichen werden. (Leitartikel auf Seite 3)
Im Blickpunkt: Südafrikas Militär Attacken gegen de Klerk
Nach der überraschenden Entlassung von sechs Generälen und zehn weiteren Offizieren hat die Regierung in Pretoria am Montag die sofortige Umstrukturierung der südafrikanischen Streitkräfte (SADF) angekündigt. Besonders der militärische Nachrichtendienst müsse umorganisiert werden, um seine Verläßlichkeit zu gewährleisten, sagte Verteidigungsminister Gene Louw. Die Säuberungswelle durch Staatspräsident Frederik Willem de Klerk hatte den bereits seit Jahren in Oppositionskreisen geäußerten Verdacht bestätigt, wonach SADF-Mitglieder durch geheime Propagandakampagnen und Schüren der Gewalttätigkeiten den Demokratisierungsprozeß sabotierten. Daß das Militär in den 80er Jahren an der vom damaligen Präsidenten Pieter Willem Botha ausgerufenen "totalen Strategie" der Bekämpfung der "Staatsfeinde" maßgeblich beteiligt war, war noch nie ein Geheimnis. Umstritten blieb jedoch, ob die Agenten der weißen Minderheitsregierung mit Beginn des Reformprozesses im Februar 1990 tatsächlich ihre Gift- und Munitionsschränke geschlossen hielten.
Der Stein war bereits vor de Klerks historischer Parlamentseröffnung ins Rollen geraten. Ein abtrünniger Polizist namens Dirk Coetzee hatte gegenüber einer Wochenzeitung die Existenz von Todesschwadronen der Sicherheitskräfte enthüllt. Ins Rampenlicht geriet eine geheime SADF- Abteilung, das "Zivile Büro für Zusammenarbeit" (CCB), dem mindestens 193 hauptamtliche Mitarbeiter angehörten und das 1989 in weltweit 160 "Projekte" verwickelt war. Eine von de Klerk eingesetzte Untersuchungskommission fand heraus, daß das CCB im Inland Oppositionelle wie Erzbischof Desmond Tutu belästigte oder sogar ermordete, beispielsweise den Rechtsanwalt Griffith Mxenge. Derzeit kommt vor einem Johannesburger Gericht zum Vorschein, daß die CCB-Mitglieder vor der Kommission noch nicht einmal die halbe Wahrheit erzählt hatten. Und - was noch schwerer wiegt - sie wurden auch nicht, wie versichert worden war, entlassen. CCB-Agent Ferdi Barnard war beispielsweise im Dezember 1990 vom Militärischen Geheimdienst (MI) beauftragt worden, unzufriedene Kämpfer der Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) in Verbrechen zu verwickeln, um auf diese Weise die Opposition in Verruf zu bringen.
Im April dieses Jahres folgte dann eine neue Kampagne. Diesmal sollte der Ruf des ANC mit einem "Projekt Echo" ruiniert werden, das geheime Verbindungen der Oppositionsbewegung zur Irisch-Republikanischen Armee "aufdecken" sollte. Autorisiert hatte das Projekt Armee-Chef Georg Meiring, dessen Name nicht einmal auf der Liste der von de Klerk in den Ruhestand geschickten Offiziere auftaucht. Ob das Militär auch direkt in Überfälle - etwa in jene berüchtigten Terror-Anschläge auf Züge in der Region Johannesburg - verwickelt ist, steht noch nicht fest. Angebliche Angehörige von SADF-Spezialeinheiten hatten das allerdings immer wieder behauptet. De Klerks Bemerkung, daß die jetzt aufgedeckten "illegalen Aktivitäten" des MI auch Menschenleben gekostet hätten, deutet allerdings darauf hin, daß es nicht beim bloßen Propagandakrieg geblieben ist.
Allerdings muß es innerhalb der Sicherheitskräfte auch Freunde des Reformprozesses geben. Denn sonst wäre der "ernste und nicht akzeptable Zustand" (de Klerk) einiger SADF-Abteilungen gar nicht ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Auch innerhalb des Militärs gibt es energische Verfechter der Reformen. Die Untersuchung, die zu der Säuberungswelle führte, wurde von Generalstabschef Pierre Steyn durchgeführt. Der auch von ANC-Politikern gepriesene Luftwaffen-Befehlshaber gilt als de Klerks Kandidat für die Nachfolge des derzeitigen SADF-Chefs und Falken Kat Liebenberg. Er und seine Freunde haben allerdings nichts ernsthaft zu befürchten. Selbst wenn sie für ihre Überzeugung gelogen und gemordet haben sollten, wartet auf sie eine Generalamnestie, die Präsident de Klerk durchs Parlament gepeitscht hat.
JOH. DIETERICH (Johannesburg)
Voraussichtlich werden Wiesbadener Stadtrundfahrten bald einen weiteren Punkt ansteuern: die Lutherkirche hinter dem Landeshaus unweit des Hauptbahnhofs. Bisher war sie als Zentrum der Kirchenmusik schon ein Ort für den Ohrenschmaus. Nach originalgetreuer Wiederherstellung ihrer äußeren und inneren Ausschmückung gereicht das Jugendstilbauwerk auch zum Augenschmaus. Im Verein mit dem hier verkündeten Wort soll das Gotteshaus als Gesamtkunstwerk die inneren Saiten des Menschen zum Schwingen bringen.
Der mit Groß- und Kirchenbauten vielbeschäftigte Architekt Professor Friedrich Pützer, der auch den Darmstädter Hauptbahnhof entwarf, hat mit dieser als einer seiner letzten von 14 Kirchen dem damals sogenannten "neuen Stil" eine ganz eigene Ausprägung verliehen. Im Gegensatz zu der Vielzahl der in aufgelösten Stilformen schwelgenden Künstler seiner Zeit war er Verfechter kraftvollerer, klarerer Linien. So gleichen seine Matthäuskirche an der Friedrich-Ebert-Anlage in Frankfurt, seine Lutherkirche an der Waldstraße in Offenbach und eben die Lutherkirche an der Mosbacher Straße in Wiesbaden eher Trutzburgen des Glaubens.
Schon der tonnengewölbte Treppenaufgang zu dieser Kirche nimmt den Eintretenden unter "goldgestirnten" Mosaikhimmel unter seinen Schutz. Zunächst durch eine Vorhalle wie durch eine Schleuse kommt gewissermaßen kein Ungläubiger vorbei an deren seitlich etwas erhöhter Taufkapelle unter "himmlischer" Halbkuppel. Gegenüber tut sich das Kircheninnere als Beinahe- Oval auf, als wollte es Arme um jeden breiten. Darüber pfeilergetragene, über und über mit stilisierten christlichen Symbolen bemalte Kreuzrippengewölbe - halb gotischer Kirchenhimmel, halb Zirkuszelt.
Seit den 50er Jahren kannten die Wiesbadener ihre 1200 Personen fassende Kirche nicht so. Das Geld war damals knapp, der Geschmack üppiger Vielfalt des Jugendstils abhold. Alles wurde weiß übertüncht, ein harter Kontrast zu dunkler Holztäfelung an unteren Wänden, Emporebrüstungen, Chorraum, wo nach "Wiesbadener Programm" Altar, Kanzel, Sängerbühne, Orgel sinnbildlich übereinander stehen.
In acht Monaten hat die Mannschaft von Meisterrestaurateur Vitus Wurmdobler den ursprünglichen Wandschmuck samt künstlerischen Glasfenstern wiederhergestellt. Die Frankfurter Brüder Rudolf und Otto Linnemann, die auch an der Nikolaikirche in Stralsund und am Meißener Dom gearbeitet haben, waren ihre Schöpfer. Wieder ist wie bei der Kircheneinweihung 1911 alles bedeckt mit bräunlich-rötlichen, grün-in-grün strengen, gebrochenen Linien, geometrischen Formen mit floralen Zeichen des Glaubens von der Weintraube bis zur "Lutherrose". Es ist eine eigene, evangelische Bilderwelt mit stark orientalischen und - wie der Restaurator entdeckte - peruanischen Anklängen.
Die protestantische Kirche ist ja keine der bildhaften Personen- und Heiligendarstellung, aber durchaus eine der ausgiebiger Farbigkeit.
Die Lutherkirche ist vorerst nur bei Gottesdiensten zugänglich: An Heiligabend um 16, 18 und 23 Uhr. Am 25., 26., 27. Dezember, Neujahr und jeden Sonntag um 10 Uhr. Silvester um 18 Uhr. Am ersten Weihnachtsfeiertag, 17 Uhr, zum Weihnachtsoratorium von Bach mit dem Bachchor. Ab Januar außerdem jeweils sonntags nach dem Gottesdienst um 11.15 Uhr zu den Matineen, wenn die zwei Orgeln der Kirche bei Kirchenmusiken den von Pützer genial geplanten hervorragenden Klangraum erleben lassen. er
BAD SODEN. Seinen Führerschein vorläufig los ist ein 26jähriger Autofahrer. Wie die Polizei gestern berichtete, war der Mann am Samstag abend auf der Königsteiner Straße unterwegs. In Höhe des Hauses Nummer 120 verlor er die Kontrolle über seinen Wagen, kam nach rechts ab und rammte ein geparktes Auto, schob dieses Fahrzeug auf einen dritten Wagen.
Die Polizei ordnete eine Blutprobe an und kassierte den Führerschein. Der Schaden wird auf 13 000 Mark beziffert.
Das war er also, der "kürzeste Tag des Jahres". Acht Stunden graue Trübnis, die das Startsignal gaben für den kalendarischen Winter und unsere Vorfahren bewogen haben, sich mit einem Lichterfest Mut zu machen. Dabei gibt es "den" kürzesten Tag gar nicht. Das sagen zumindest die Daten des Wetteramtes Offenbach. Danach liegt die kürzeste Woche des Jahres zwischen 17. und 25. Dezember. An allen diesen Tagen steht die Sonne exakt für acht Stunden und vier Minuten am Himmel. Erst am 26. Dezember dehnt sich der Tag auf acht Stunden und fünf Minuten aus.
Trotzdem hat es, wie der Meteorologe Horst Oeckel erklärt, bereits einen Umschwung gegeben: Zwar geht die Sonne noch bis zum 1. Januar täglich etwas später auf, dafür sinkt sie aber später unter den Horizont. Am 12. Dezember, so Oeckel, hatte sie den frühesten Gute-Nacht-Termin, um 16.23 Uhr. Seitdem schiebt sich die gesamte Helligkeitsphase leicht nach "hinten".
Im Augenblick erreicht die Sonne in Frankfurt um 12.25 Uhr ihren Mittagspunkt. Was soll's. Wir kriegen sie momentan ohnehin kaum zu Gesicht. abi
BERLIN. Beim Entrée in den Zuschauerraum der Deutschen Oper blickt man auf einen mit Backsteinen bemalten Vorhang, rechts seitlich ein Schiffsteg: Le Havre, amerikanischer Kai. Von links treten die Figuren des Stückes auf. Der alte Peter Tschaikowsky sticht in See. Ziel wird Disneyland in den USA sein. So startet die Ballettpremiere "Der Nußknacker", hundert Jahre nach der Uraufführung. Es wird später sehr bunt. Schloß Konfitürenburg und etliche Typen scheinen einem Zeichentrickfilm entsprungen. Peter Sykora verantwortet die überladene Dekoration.
Dieser Paradiesvogel "Nußknacker" eröffnet eine Trilogie mit Tanzmeisterwerken von Peter Tschaikowsky als von hinten aufgezäumt letzter Teil, deren zweiter (Dornröschen) im Juni und erster (Schwanensee) im November 1993 folgen werden. Alles kreist um des Komponisten Persönlichkeit. Das Programmheft bietet ein rätselhaftes Puzzle darüber, wer nun welche Figur aus dem Tschaikowsky- Davidov-Familienclan und der jeweiligen Ballettstory tanzt. Dem Choreographen und Direktor Peter Schaufuß gelingt es jedenfalls nur unzureichend, jenes Gewirr dramaturgisch zu entflechten.
Einen sonoren Komponisten und zugleich geheimnisvollen Magier Drosselmeier gibt Johnny Eliasen, den Diener- Nußknackerprinz gestaltet Xavier Ferla hinreißend, als fragile Marie (Tatyana Davidova) imponiert Marguerite Donlon. Massenhaft Kinder und der betont komische Zeremonienmeister (V. A. Davidov) von Kris Kinoo taumeln als Animateure durch die Szenen. Die Eltern Davidov (Schwester und Schwager von Tschaikowsky) gestalten zum Schlußhöhepunkt das berühmte Grand Pas de deux. Dabei glänzt Martin James mit eleganter Technik in Cabriolen, Drehungen oder Sprüngen; Partnerin Christine Camillo bleibt dagegen statuarisch-spröde.
Bei allen klugen Ansätzen und Programmschriften dümpelt das Ballett kitschig-oberflächlich dahin. Von "Märchenballetten" als "allgemeingültige entscheidende Charakteristika der menschlichen Entwicklung" (Mitkonzeptionär Ole Nørlyng) keine Spur, wenn man nicht glaubt, unsere Welt degeneriere zu einem gewaltigen Comic. Wo bleibt die tiefenpsychologische Deutung vom Knacken der Nuß als Deflorationssymbol? Es weihnachtet, also Herzen erfreuen und nicht nach Problemen suchen.
Besonders ärgert, daß Schaufuß als Choreograph wenig tanzen läßt. Er hat bei Ausstattungsmassen plus billigen Effekten mit Nebeldunst, Blitzen, Schnee- und Goldregen auch kaum Raum dafür. So entfalten fast alle Bewegungsarrangements statuarische Schwere, reichlich Klamauk sowie sinnentleerte Gestik und nur selten jenen magischen Zauber klassischen Balletts. Auch blöde Vorurteile breiten sich aus: Drei Russen müssen beim wirbelnden Gopak Wodka saufen, im Arabischen Tanz thront ein feister Scheich opiumrauchend auf seinem Diwan und verlustiert sich am Hüftwackeln seiner Diener(innen). Immerhin hübsch sausen roboterartige russische Folklorepuppen verschiedener Größe scheinbar antriebslos über das Bühnentableau.
Musikalisch entwickelt sich der Premierenabend ordentlich, Peter Ernst Lassen dirigiert tanzgerecht langsam - so fordert es die temperamentlos dahin plätschernde Choreographie von Peter Schaufuß. Er hat viel nachdenken lassen, kann das ambitionierte Projekt aber nur selten in feinen Spitzentanz umsetzen. Ein veritables Ballett sollte sich unmittelbar und nicht erst beim Lesen des Beihefts erschließen. ROLAND LANGER
(Weitere Vorstellungen: 25. Dezember sowie 1., 2., 9., 16. Januar und 1. Februar 1993.)
WETTERAUKREIS. "Aufstehen und Leben", "Auf dem Weg zum ganzen Mann", "Europa, was nun" sind nur drei Titel von Veranstaltungen, die das Katholische Bildungswerk Oberhessen im kommenden Jahr unter anderem in Bad Nauheim, Ilbenstadt oder Bad Vilbel anbietet. So wird in einem Seminar unter dem Motto ". . . umsonst aus der Quelle trinken" vom 18. bis 20. Juni nachgeforscht, was Bilder erzählen. Es richtet sich an Familien mit Kindern, die gemeinsam die Bedeutung von Bildern und Symbolen herausfinden wollen. Als Medien werden Märchen, Sprichwörter, Abbildungen und die Bibel eingesetzt. Der Wochenendkurs wird im Haus "St. Gottfried" in Ilbenstadt durchgeführt und kostet für Erwachsene 50 Mark und für Kinder bis 11 Jahre 10 Mark. Pfarrer Michael Kunze und Diplom-Pädagoge Andreas Boller bieten vom 10. bis 14. Mai einen Bildungsurlaub zum Thema "Auf dem Weg zum ganzen Mann" im Kolpingferiendorf Herbstein im Vogelsberg an. Ziel des Seminars ist die Reflexion eigener Entwicklung als/ zum Mann - "und somit die Einsicht in die Bedingtheit, aber auch Veränderungsmöglichkeiten des eigenen Verhaltens als Mann".
"Mensch, lerne tanzen" fordert das Katholische Bildungswerk für den 17. November auf. Der sich regen Zuspruchs erfreuende meditative Tanztag im Weißen Saal der Pfarrgemeinde "Maria, St. Petrus und Paulus" in Ilbenstadt gründet auf uralte Tanzformen, deren häufig wiederholte Bewegungsabläufe den eigenen Lebensweg bewußt werden lassen.
Das Veranstaltungsprogramm des katholischen Bildungswerkes Oberhessen kann ab sofort in 6300 Gießen, Liebigstraße 20, Tel. 06 41 / 7 34 71, angefordert werden. Auch Menschen, die das Programm gerne mitgestalten möchten, können sich an obige Adresse wenden.
SCHWALBACH. Eine Polizeikontrolle in Kronberg war Endstation für einen flüchtigen Unfallfahrer.
Wie die Polizei gestern berichtete, war der 27jährige auf der Schnellstraße zwischen Eschborn und Kronberg unterwegs. In Schwalbach erkannte er offenbar zu spät ein Auto, das vor ihm an einer Ampel hielt. Der Mann fuhr auf und verletzte dabei die 39jährige Fahrerin leicht. Ohne sich um den Schaden zu kümmern, fuhr der 27jährige dann fort.
Einige Ecken weiter begegnete er einem Polizisten auf dem Weg zum Dienst. Dem Beamten fiel auf, daß der Mann in Schlangenlinien fuhr; er entschied sich jedoch dafür, den offenbar Betrunkenen nicht zu verfolgen, sondern von der Wache aus die Kollegen im Hochtaunuskreis zu informieren.
Als der Polizist kurz darauf an der Unfallstelle vorbeikam, zählte er eins und eins zusammen. Vom Revier aus alarmierte er die Kollegen, die den 27jährigen in Kronberg in Empfang nahmen.
Nach einer Blutprobe mußte der Mann seinen Führerschein abgeben. Den Schaden des Unfalls beziffert die Polizei auf knapp 20 000 Mark. kkü
NIDDERAU. Auch wenn kalendarisch der Winter gerade erst Einzug gehalten hat, müssen sich einige Zeitgenossen schon wieder mit kühlem und erfrischendem Naß befassen: Am Mittwoch, 23. Dezember, findet um 15 Uhr im Rathaus Nidderau (Magistratsraum im Obergeschoß) die öffentliche Verbandsversammlung des Zweckverbandes Mittelpunktschwimmbad Nidderau / Main-Kinzig- Kreis statt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Beschlüsse über die Erhöhung der Eintrittspreise für das Hallen- und Freibad sowie Haushalts- und Investitionsberatungen. are
ric FRANKFURT A. M., 21. Dezember. Die Hard-Rock-Gruppe Böhse Onkelz darf bundesweit nicht auftreten, obwohl sie sich von Gewalt gegen Ausländer und Rassismus distanziert. Die Behörden begründen das Verbot mit Gefahren für die öffentliche Sicherheit. Der Frankfurter Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit, sucht mit dem Kabarettisten Matthias Beltz den Dialog mit den Onkelz. (Seite 15)
RÄTSELSEITE Seite M 18 · Frankfurter Rundschau D / R / S · Weihnachten 1992
FERNSEHEN Weihnachten 1992 · S / R / D Frankfurter Rundschau · Seite M 17
Die Rollstuhl-Basketballer des RSC Frankfurt kamen in der 1. Bundesliga beim RSG Koblenz zu einem ungefährdeten 74:59 (39:29)-Sieg. In dem sehenswerten Spiel gelang es den Gastgebern zwar immer wieder, sich durch gelungene Blocks von den Gegnern zu lösen, am Ende waren die Frankfurter aber insgesamt treffsicherer. Erfolgreichster Punktesammler für die Koblenzer war der 307fache Nationalspieler Kühnreich (31). Für die Gäste sammelten Hollhorst (20) und Karaman (13) am fleißigsten Punkte. jah
"Strategien des Scheins": Diesen schlauen Titel wählte sich ein Symposion der Städelschule vor zwei Jahren. Das Phänomen der Simulation sollte diskutiert werden, und wie man es am Computer doch viel besser hinkriegte als mit den übrigen Medien. Die Kunst des schönen Scheins ist freilich längst Allgemeingut geworden. Die "Virtuelle Realität" der Computerkünstler funktioniert so eher als Modell für all die Simulationen, die uns im Alltagsleben vorgespiegelt werden - von der Fassaden-Architektur der urbanen Erlebniszonen bis zur Kitschproduktion cleverer Kunststrategen. Ging es den akademischen Künstlern vergangener Jahrhunderte um das Nachempfinden der Natur, streben ihre Nachfahren heute eher nach der Simulation von Kunst. Diese Prozesse praktisch am lebenden Modell vorzuführen, ist der Anspruch einer neuen Installation des Frankfurter Künstlers Manfred Stumpf im Museum für Moderne Kunst: "Die Attrappe". Eine Sinnestäuschung stellt bereits das zentrale Objekt der Installation dar. Ein Metallcontainer der Industrienorm - aus Holz nachgebildet, mit grauem Glanzlack getarnt. Eine Simulation des realen Containers, mit dem Stumpf seit drei Jahren um die Welt reist.
Im Innern seines "Contemplers" arbeitet Stumpf an einem einzigen Bild: seine "Ikone". In ihr verdichtet sich die private Weltdeutung des Künstlers. Stilisierte Motive aus der Passionsgeschichte sind hier zu neuem Sinn gefügt: der Esel, sein Reiter, der Palmzweig und das Stadttor (von Jerusalem) stehen in Stumpfs Ikonografie für Aspekte menschlichen Daseins - für das Animalische und das Geistige, für Ekstase und Askese.
Doch all das ist im MMK nur die Begleitmusik zum Thema "Attrappe". Die endgültige Ikone und der echte Container sind erst im März zu sehen, vor dem Portikus. Die Simulation im MMK, die wahre Kunst im spartanischen Kunst-Container des Städels: Diese Aufteilung scheint doch einigen Symbolwert zu besitzen.
Denn so, wie Stumpfs "Attrappe" den Museumsbesuchern ein echtes Kunst-Erlebnis vorgaukelt, funktioniert letztlich auch die schöne (und eben deshalb vielgerühmte) Museums-Architektur von Hans Hollein. Der "Modell"-Charakter von Stumpfs Installation fügt sich da ganz nahtlos in die umliegende Modellbausatz-Architektur. Holleins Spiel mit den verschachtelten Ebenen, Treppchen und versteckten Räumen, mit überraschenden Raumfolgen und reizvollen Ausblicken: All das erinnert nicht von ungefähr an die Konstruktionen der Adventure-Games aus dem Computer.
Wie stark eine solche, auf optimale Reiz-Frequenz gebaute Architektur auch auf die ausgestellten Kunststücke abstrahlt - diese Diskussion aus der Bauphase des MMK scheint seit der Eröffnung und dem anhaltenden Besucher-Andrang abgehakt zu sein. Stumpfs "Attrappe" wirft die Frage wieder auf, und zu Recht. Denn es mutet schon phantastisch an, mit welcher Leichtigkeit im MMK ganz unterschiedliche Kunst-Strategien im zwanglosen Nebeneinander präsentiert und konsumiert werden können: die hübschen Schein-Objekte von Martin Honert neben den hölzernen Pinguinen Stephan Balkenhols und den Video-Welten von Bill Viola.
Und Stumpfs eigenes Kunststück? Alles Tarnung? Die hölzerne "Attrappe", die ringsum montierten Monitore mit Pornofilmchen, die Selbstinszenierung als mönchischer Künstler im Container-Gehäuse? Auch dieses Risiko gehört allem Anschein nach zum Spiel mit der Simulation: Daß zwischen den wahren Intentionen und den falschen Versprechungen sich kaum noch unterscheiden läßt.
THOMAS A. WOLFF
SCHWALBACH. Der Schwalbacher Bürgermeister Horst Faeser (SPD) ruft alle Einwohner seiner Stadt auf, sich an der Lichterkette gegen Fremdenhaß zu beteiligen, die heute abend in Frankfurt entzündet wird. Treffpunkt ist um 18.30 Uhr an der Hauptwache.
Faeser ist überzeugt: "Ausländerfeindlichkeit bereits im Keim zu ersticken, ist ein Gebot der Stunde." Daher bittet er alle Schwalbacher, die Frankfurter Lichterkette zu unterstützen.
Die gesamte Frankfurter Innenstadt wird für diese Aktion abgesperrt sein. Zwischen 19 und 19.30 Uhr soll eine Kette aus Lichtern die Stadt erleuchten und ein deutlich sichtbares Zeichen gegen jedwede menschenverachtende Haltungen setzen. she
Auch in Indien gibt es in diesen Tagen Lichterketten gegen den Fanatismus und öffentliche Gebete für den Frieden, an denen prominente Persönlichkeiten aller Religionen teilnehmen. Nach den blutigen Unruhen, die der Zerstörung der Moschee in Ayodhya durch Hindu-Fanatiker am 6. Dezember folgten, versucht das Land, wieder auf die Beine zu kommen. Doch die Fronten sind verhärtet und unerbittlich. Weder die Radikalen noch die Politiker haben offensichtlich etwas dazugelernt.
Wichtiger als alles andere ist es jetzt, Stabilität zu schaffen und das Vertrauen in die indische Demokratie wieder herzustellen, für die Sicherheit der Menschen im Lande und zur Beruhigung der skeptisch gewordenen Außenwelt. Dazu bedarf es einer entschlossen handelnden Führung, die klarmacht, wo es nun langgehen soll.
Doch davon kann keine Rede sein. Premierminister P.V. Narasimha Rao, dem zu Recht vorgeworfen wird, durch Zögern und Unentschlossenheit die Krise geradezu heraufbeschworen zu haben, und der erleben mußte, daß eine überstrapazierte Politik des Konsenses katastrophale Folgen haben kann, erweist sich abermals als der große Zauderer. Während sich die Muslime Indiens von ihrer Regierung geradezu verraten fühlen, und die Wirtschaft um die für das Land überlebenswichtigen Reformen fürchtet, weil ausländische Investoren sich nun wohl stabilere Staaten suchen könnten, kündigt die schweigende, nicht gewalttätige Mehrheit im Lande ihrem Regierungschef und den Politikern das Vertrauen auf.
Auch wenn es keine fertigen Patentrezepte zur Lösung des "Alptraums Indien" gibt, so glaubt doch niemand, daß es mit der Verhaftung von rund 5000 Hindu-Extremisten getan ist. Gewiß, einen Mißtrauensantrag der rechtschauvinistischen Indischen Volkspartei (BJP), den diese am Montag im Parlament vorgelegt hat, hat Narasimha Rao überstanden. Denn die BJP, die auf der Hindu-Erneuerungswelle bei den Wahlen im vergangenen Jahr quasi aus dem Stand zur größten Oppositionspartei aufgestiegen ist, hat nur 119 Sitze im 511köpfigen Parlament, und der Regierungschef konnte sich, obwohl seine Congress-Partei keine Mehrheit hat, diesmal der Unterstützung der anderen Oppositionsparteien sicher sein. Aber: Narasimha Rao, der vor Ayodhya vielfach als ein Glücksfall für Indien bezeichnet wurde, ist nun so angeschlagen, daß er womöglich nur noch ein Premier auf Zeit ist. In der eigenen Partei stehen bereits die Rivalen zur Machtübernahme bereit.
Die BJP, deren radikale Frontorganisationen für die Zerstörung der Moschee in Ayodhya verantwortlich sind, hat trotz des über sie verhängten öffentlichen Versammlungsverbots am Sonntag Tausende von gewaltbereiten Anhängern in Delhi mobilisiert, die sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Indiens Intellektuelle machen sich etwas vor, wenn sie behaupten, die BJP würde nach dem Blutbad an Attraktivität verlieren. Längst haben sich die Extremisten und Fanatiker der Hindu-Rechten bemächtigt. Eine neue Führungsgeneration ist in den Untergrund abgetaucht und verhöhnt den ohnmächtigen Staat. "Uns verbieten zu wollen ist so, als wolle man die Luft, die wir alle atmen, verbieten", sagt einer ihrer Funktionäre. "Die Geschichte hat gelehrt, daß wir nach jedem Bannstrahl nur um so stärker an die Oberfläche zurückgekehrt sind."
Es ist wohl richtig, daß Indiens Demokratie schon häufig totgesagt wurde, und daß das Land dennoch jede seiner Krisen bisher durchgestanden hat: das Trauma der Teilung, in deren Verlauf rund eine Million Menschen abgeschlachtet wurden, die Ermordung des Mahatma Gandhi, den Tod Nehrus und die Ermordung Indira Gandhis und ihres Sohnes Rajiv. Aber diesmal könnte es anders ausgehen, wenn die Regierung nicht endlich Flagge zeigt. Wiewohl nach Ayodhya verboten, bereiten die Frontorganisationen der BJP wie die Weltorganisation der Hindus (VHP), die Bajrang Dal (Brigade des Affengotts Hanuman) und vor allem das Nationale Freiwilligenkorps Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS), das über 50 Millionen organisierte militante Mitglieder verfügt, bereits den nächsten Schlag vor: auf die umstrittenen Moscheen in Varanasi (Benares) und Mathura. Dort soll sich die Geburtsstätte des Hindu-Gottes Krischna befinden. BJP-Präsident Murli Manohar Joshi bei seiner Verhaftung: "Nun gibt es Krieg".
GABRIELE VENZKY (Neu-Delhi)
BONN, 21. Dezember. Die CDU will Presse, Rundfunk und Fernsehen stärker unter politische und öffentliche Kontrolle bringen. Das neue Grundsatzprogramm der Partei, das zur Zeit erarbeitet wird, fordert unter anderem, "professionelle Kontrollinstanzen" mit "Aufsichtsrechten" über die Medien zu schaffen.
Reinhard Göhner, der Vorsitzende der CDU-Grundsatzprogramm-Kommission, begründete dies am Montag mit einer Informationsflut, die zu "Verunsicherung und Orientierungslosigkeit" führe.
Medienpolitik, meinte Göhner, müsse "gestaltende Züge" bekommen. So dürften sich die Parteien weder auf die "Besetzung von Redaktionsposten und Aufsichtsgremien" noch auf die "Rolle der Mahner und Warner" beschränken.
Göhner schwebt eine mehr "gestaltende" Funktion der Parteien vor, vor allem bei den elektronischen Medien. Nachdrücklich wandte sich Göhner gegen einen Rückzug der Parteien aus den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Allerdings sei das seine "persönliche" Auffassung, sagte er. Gerade dies aber hatte vor nicht langer Zeit der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Rüttgers, angeregt.
Inhaltliche Grundlage der von Göhner geforderten "freiwilligen Selbstkontrolle" und "professionellen Kontrollinstanzen" soll eine "Medienethik" sein, auf die sich "Medienschaffende" und "Mediennutzende" einigen sollen.
Als Beispiele für diese Ethik führte Göhner die Unantastbarkeit der Würde des Menschen und die Ablehnung entwürdigender Darstellungen von Sexualität und Gewalt an. Die professionellen Kontrollinstanzen sollen nach Göhners Aussagen so ähnlich wie der "Jugendschutz" funktionieren und "unparteilich und unabhängig" sein.
Um auch die Journalisten an die "Medienethik" zu binden, schlägt die CDU eine einheitliche Ausbildung auf Bundesebene vor. Die soll, wie es in Göhners Erklärung heißt, "der politischen, gesellschaftlichen und ethischen Bedeutung der Medien für unsere Gesellschaft gerecht werden".
Indirekt räumte Göhner ein Scheitern der CDU-Politik bei den elektronischen Medien ein. Man habe private Anbieter gefördert, das habe jedoch "nicht zur Verbesserung der Qualität" beigetragen.
(Kommentar Seite 3)
Nachts wird es empfindlich kalt in den Bergen des Südlibanon, jenseits der von Israel beanspruchten Sicherheitszone. Auch im Nebel des Tages frieren jene 415 Palästinenser, die vor wenigen Tagen in israelischen Bussen aus ihren Häusern im Westjordanland oder im Gazastreifen hierher deportiert wurden. Eingehüllt in Decken, die ihnen die Israelis auf ihrem Weg in dieses karge Niemandsland mitgaben, zeigen sie trotzig das V-Zeichen: Victory, Sieg. Einer der Ausgewiesenen sagt, er werde an der Seite der Hisbollah gegen Israel kämpfen. Ein anderer, Abu Mustafa, schnitt sich mit der Rasierklinge in den Finger und schrieb mit Blut auf sein Zelt, das ihm das Internationale Rote Kreuz gebracht hat: "Hamas, Hamas. Unser Blut gehört Hamas."
Die meisten jedoch wirken müde, niedergeschlagen, krank. Stundenlang sitzen sie wortlos auf den Steinen und versuchen sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß sie eventuell eine lange Zeit im Übergangslager verbringen müssen. "Unser Ziel ist klar", sagt Asis Duke, Dozent der An-Najah-Universität in Nablus, "wir werden hier bleiben, bis wir zu unseren Familien in unserer Heimat zurückkehren können."
Vor drei Tagen brachte ein Lastwagenkonvoi der Vereinten Nationen aus Beirut Nahrungsmittel, Gaskocher, Töpfe. "Wir brauchen noch eine Menge mehr Herde, Heizkörper und Medizin", sagt Abdul-Asis Rantisi. Die sanitären Bedingungen seien katastrophal, und viele hätten inzwischen Diarrhöe, erklärt der 46jährige Arzt aus Gaza: "Aber wir sind dankbar für die Hilfe. Damit können wir hier so lange überleben, bis Israel dem Druck nachgibt und uns zurückläßt." Als die letzten Hilfsgüter entladen wurden, lief Ali Abu Ajwi, ein Dozent der Islamischen Universität von Gaza, plötzlich Amok. Seit zwei Monaten, als er verhaftet wurde, so berichtet der Arzt Abdul-Monem Labbad, leide er an einem Nervenzusammenbruch. In jedem Zelt leben sieben Männer, ein mächtiger Fortschritt gegenüber der ersten Nacht, als sich die 400 Deportierten in 25 Zelten auf 66 Matratzen drängten. Auf einem Zelt klebt ein Blatt Papier: "Klinik". Die 15 Ärzte unter den Lagerinsassen haben bereits einen Dienstplan aufgestellt. Andere richteten Komitees ein, die für die korrekte Verteilung der Nahrungsmittel, der Decken und Kleidung zuständig sind, die die Hilfsorganisationen schicken. Wieder andere sammeln in der Umgebung Brennholz, um sich am Feuer erwärmen zu können.
Israel indes fühlt sich aus jeder Verantwortung entlassen. "Sie sind jetzt in Libanon, und somit sind wir nicht mehr zuständig", betonte Ministerpräsident Yitzhak Rabin, "wir betrachten die libanesische Regierung als verantwortlich dafür, daß ihnen nichts geschieht." Doch auch die Libanesen wollen die 400 im Niemandsland Gestrandeten nicht. Am Montag erschien ein Major der libanesischen Armee bei den Deportierten und forderte sie auf, "schnell" zusammenzupacken: "Geht in die Sicherheitszone." Berichte, wonach die mit Israel verbündete Miliz Südlibanesische Armee (SLA) das Palästinensercamp mit Maschinengewehren und Mörsern beschossen haben soll, dementierten israelische Militärsprecher: Zur Zeit sei dort "wenig Bewegung. Wir werden aber auf keinen Fall zulassen, daß die Libanesen sie wieder zurücktreiben." Das Drama könnte der internationalen Öffentlichkeit noch über die Weihnachtsfeiertage beschäftigen.
Inzwischen versuchen die bislang verfeindete Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) und die radikale Moslemorganisation Hamas ihre internen Konflikte - zumindest vorläufig - beiseite zu legen und erklärten auf Flugblättern, gemeinsam "den heiligen Krieg zu verstärken". In Ostjerusalem blieben am Montag beinahe alle Läden geschlossen. Am heutigen Dienstag soll mit einem Generalstreik der "Tag der Rückkehr" gefordert werden.
Ministerpräsident Yitzhak Rabin scheint den Friedensprozeß aufgegeben zu haben. Seit Tagen verhandelt er mit der ultrarechten Tsomet-Partei, die für die Ausweisung aller Araber aus Israel eintritt, über einen möglichen Beitritt zur Regierungskoalition. Gerüchte wollen von einem Plan zur Wiederaufnahme der Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten wissen, den Rabin gemeinsam mit Tsomet und der bislang ebenfalls oppositionellen Nationalreligiösen Partei entworfen haben soll. Mag die internationale Öffentlichkeit auch die Deportationen verurteilen, die Israelis stehen fast geschlossen hinter Rabin: 91 Prozent unterstützen sein Vorgehen.
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
Die Zahl der Telefonanschlüsse in Hessen ist 1991 "überdurchschnittlich um 3,8 Prozent auf 2,9 Millionen angestiegen". Im Funktelefonnetz C der Telekom wurden 26 000 neue Kunden registriert. "Das entspricht einer Zuwachsrate von 81 Prozent", sagte der Präsident der Oberpostdirektion Frankfurt, Albert Albensöder, bei der Vorstellung des Jahresberichtes 1991 vor der Presse.
Im gleichen Geschäftsjahr hat die Telekom Hessen mit ihren 22 000 Mitarbeitern Erlöse von 4,3 Milliarden Mark erwirtschaftet. Das sind über neun Prozent des bundesweiten Umsatzes. Albensöder: "Mit dem Investitionsvolumen von 1,96 Milliarden Mark hat Telekom Hessen damit ganz wesentlich zur Stabilität und zum Wachstum in diesem Bundesland beigetragen." Die Zahlen machten die Bedeutung der Telekom "als Arbeit- und Auftraggeber" deutlich.
Die Oberpostdirektion Frankfurt sei unter den insgesamt 23 "Mittelbehörden" der Telekom "die mit Abstand größte". Sie betreibe aufgrund ihrer zentralen geographischen Lage und der wirtschaftlichen Bedeutung des Ballungsraumes Rhein-Main "das bedeutendste Telekommunikationszentrum Deutschlands".
Solche Erfolge seien nur mit qualifizierten Mitarbeitern möglich. Sie würden in eigenen Bildungseinrichtungen mit hohem Standard fortgebildet, Nachwuchskräfte in allen Laufbahnen praxisnah geschult. Für Ausbildung standen 1991 über 1000 Ausbildungsplätze bereit - "und allen fertigen Auszubildenden konnte im gleichen Jahr auch ein Arbeitsplatz geboten werden", schloß Albensöder. -vau
In seinem graphischen Kabinett im Westend bietet Wolfgang Rothe ein Kontrastprogramm zur galeristischen Aktivität seiner Frau, kümmert sich um Randerscheinungen des Kunstbetriebs. A. R. Penck steht zwar nach wie vor in dessen Zentrum, ködert seine Sammler aber vornehmlich mit großen Bildern und Parabeln vom Leben in Ost und West.
Rothes jetzige Kabinett-Ausstellung zeigt eine Auswahl kleinerer Druckgraphiken, die Penck zwischen 1983 und 1991 schuf. Besonders schön sind die Holzschnitte. Neben Baselitz kommt Penck das Verdienst zu, die von manchem Kollegen belächelte Technik wiederbelebt zu haben. Rothe spricht von Pencks "furor graphicus". Den hat er gewiß.
Neben Holzschnitten finden sich Lithos und Linolschnitte, es dominiert das Thema des Jägers, ein Sujet, das auch Baselitz eine Weile sehr interessierte. Die früheste Arbeit der Schau stammt von 1961. Sie fasziniert, weil sie - im Gegensatz zu vielem aus der aktuellen Produktion - so wenig kalkuliert wirkt. Penck schielt hier noch nicht auf den Markt, gestaltet, fast möchte man sagen: mit innerer Notwendigkeit. Der Rückgriff auf das Strichmännchen, der Hang zu Wesen, die wie Präfigurationen erscheinen, ist ein Kunstgriff, der noch nicht überstrapaziert ist. (bis 23. Dezember, Barckhausstraße 6, Frankfurt) bab
FRIEDBERG. In nichtöffentlicher Sitzung sollen am heutigen Dienstag, 22. Dezember, die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses von Friedberg über den Verkauf von Gelände im Gewerbegebiet West und die Verwertung des Geländes zwischen Grünem Weg und der B 455 beraten: Am 17.15 Uhr im Sitzungszimmer des Stadthauses in der Bismarckstraße 2.
Bürgerblock geht mit Mühlhaus ins Rennen
HEUSENSTAMM. Die freie Wählergemeinschaft Bürgerblock Heusenstamm hat den 44jährigen Kaufmann Hans Mühlhaus erneut zum Spitzenkandidaten gekürt. Dem Fraktionsvorsitzenden folgen auf der 40 Namen umfassenden Liste zur Kommunalwahl die Hausfrau und Stadtverordnete Gudrun Barz und der Staatsanwalt Karl Kern, der für den Bürgerblock im Magistrat sitzt. Auf Platz vier steht Diplom-Kaufmann Otfried Hagen, gefolgt von dem Theologen Günther Kruck. Keine aussichtsreichen Listenplätze haben die derzeitigen Bürgerblock- Stadtverordneten Bernhard Kern und Joachim Oppermann. Der ehemalige Bürgermeister Hans Hemberger steht auf Platz elf. Derzeit hat die 1960 gegründete Wählergemeinschaft vier Sitze im Stadtparlament. pmü
KRONBERG. Zu der Kritik an ihr und der Rücktritts-Aufforderung von Gerd Beier (SPD) wollte sich Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz (CDU) gestern noch nicht äußern: "Bei so massiven Vorwürfen kann ich nicht mit einem Schnellschuß reagieren." Sie werde ihre Antwort sorgfältig überlegen. Eine "Selbstverständlichkeit" ist für sie allerdings, daß die Stadtparlamentarier sich noch vor Weihnachten zu einer Sondersitzung treffen müssen, um die übriggebliebenen Tagesordnungspunkte zu erledigen: "Dazu wäre ein besonderer Antrag aus den Reihen der Stadtverordneten nicht nötig gewesen." Die Einladungen sind rausgeschickt: Am Mittwoch, 23. Dezember, 19.30 Uhr, muß sich das Parlament zu seiner dritten Dezembersitzung treffen.
Ihr sei schon klar gewesen, daß der Vertrag mit der DSD (Duales System Deutschland) über die Abfallentsorgung sowie die Bauleitplanung für die Gartenhütten im Außenbereich noch vor dem 31. Dezember abgesegnet werden müßten, genauso wie die Grundstücksgeschäfte (in nicht öffentlicher Sitzung), meinte Bretz. Aber sie habe beim Beginn der Freitagsssitzung auch deutlich gesagt, daß sie die Sitzung "streng nach der Geschäftsordnung leiten" werde. Danach sei sie nicht verpflichtet, die Stadtverordneten auf die Dringlichkeit noch ausstehender Beschlüsse hinzuweisen. In der Vergangenheit hätte sie sich schon des öfteren die Kritik ihrer eigenen Parteikollegen anhören müssen, "wenn ich die Geschäftsordnung etwas locker handhabe".
Gisela Bretz gibt zu, daß sie die Bemerkung über die Krankheit des UBG-Stadtverordneten Erich Geisel "heute nicht mehr machen würde", aber die Worte seien "vor Eintritt in die Tagesordnung" gefallen: "Ich hatte mich geärgert, und ich bin schließlich auch nur ein Mensch." Bretz hatte - wie berichtet - sich verwundert darüber geäußert, daß Geisel, der sich am Donnerstagabend krank gemeldet hatte, am Freitag wieder anwesend war.
Die Anschuldigungen von Gerd Beier, der Gisela Bretz unter anderem Verstöße gegen die Geschäftsordnung, Parteilichkeit und "zögerndes Taktieren" vorwirft (siehe FR vom 21. Dezember) weist die CDU-Fraktion "mit aller Deutlichkeit" zurück, wie Fraktionsvorsitzer Stephan Ruegg erklärt: "Wer wie Herr Dr. Beier in den Sitzungen am Donnerstag und Freitag, wie auch bei anderen Gelegenheiten, mehr durch rüpelhaftes Benehmen als durch Sachbeiträge aufgefallen ist, hat kein Recht zu derartigen Attacken gegen die Stadtverordnetenvorsteherin." Frau Bretz habe sich korrekt und in absoluter Übereinstimmung mit der Geschäftsordnung verhalten. Beier sollte sich fragen, ob er angesichts seines Benehmens noch für das Stadtparlament tragbar sei. nau
BAD NAUHEIM. Der Kampf um den Erhalt der Krabbelstube der evangelischen Familienbildungsstätte in Bad Nauheim geht weiter. Die betroffenen Eltern haben jetzt in einem Schreiben an die Stadtverordnetenversammlung appelliert, mehr Geld für die Familienbildungsstätte zur Verfügung zu stellen, da sie sonst 1993 geschlossen werden müsse.
Nach Angaben der Leiterin der Familienbildungsstätte, Barbara Uhdris, hat die Stadt Bad Nauheim 1992 von den Gesamtkosten für die Krabbelstube, die 105 000 Mark betragen haben, 80 000 Mark gezahlt. Trotz des Eigenanteils der Eltern und des Kreises habe die Bildungsstätte in diesem Jahr ein Defizit von 25 000 Mark verkraften müssen. Durch höhere Mieten und höhere Lohnkosten würde sich bei einem gleichbleibenden Zuschuß im nächsten Jahr das Defizit auf 47 000 Mark erhöhen. Dies könne die Bildungsstätte nicht mehr verkraften.
Die Stadt meint demgegenüber, daß der Eigenanteil der Eltern mit derzeit 200 Mark pro Monat zu niedrig ist, in vergleichbaren Einrichtungen müßten 450 Mark gezahlt werden. Würden die Beiträge verdoppelt, würde sich das Minus auf 30 000 Mark reduzieren, rechnet Uhdris vor. Uhdris lehnt jedoch die üppige Erhöhung ab, da sie von einkommensschwachen Eltern nicht verkraftet werden könnte.
Trotz dieser Bedenken hat die Bildungsstätte die von der Stadt geforderte Verdoppelung der Beiträ- ge akzeptiert, die nun in zwei Schritten 1993 erfolgen soll. Trotzdem bleibe die Frage ungeklärt, wie das restliche Defizit finanziert werden kann. str
Steine sollen gegen den Krieg sprechen
NEU-ISENBURG. Zu einer Aktion gegen den Krieg und die Gewalt in Bosnien und Herzegowina ruft die Galerie Sinntrotz alle Bürger und Bürgerinnen auf. Wer seine Trauer und das Entsetzen über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien ausdrücken möchte, soll am Mittwoch, 23. Dezember, ab 11 Uhr einen Stein auf dem Platz vor der Frankfurter Paulskirche ablegen. Auf den etwa handgroßen Steinen sollte die Unterschrift und eine kurze Botschaft geschrieben stehen. Die Aktion soll erst beendet werden, wenn der Krieg zu Ende ist. An der Steinesammlung haben sich bereits so bekannte Künstler und Künstlerinnen wie Georg Baselitz, Jörg Immendorf, A.R. Penck, Milan Knizak, Bernhard Schulze, Marina Abramovic und Klaus Staeck beteiligt. pgh
BAD SODEN. Der Verwaltungsrat der städtischen Kurgesellschaft hat am Freitag morgen Abrechnungen und Originalbelege aus den Jahren '91 und '92 ihres Geschäftsführers Peter Huppert eingezogen. Wie die FR gestern erfuhr, soll geprüft werden, ob die hohen Spesenabrechnungen des Geschäftsführers tatsächlich ausschließlich bei notwendigen Geschäftsreisen und Treffen für den Kurbetrieb zustande gekommen sind oder ob Huppert möglicherweise auch Privatreisen und -einladungen teilweise über die Kurgesellschaft abgerechnet haben könnte. Darüber hinaus bestehe der Verdacht, daß der gelernte Luftverkehrskaufmann Mitgliedsbeiträge für zwei Automobilclubs aus der Kurkasse bezahlt habe.
Der Verwaltungsrat sei von Kurangestellten zum Handeln aufgefordert worden, die ansonsten den Staatsanwalt einschalten wollten. Bürgermeister Kurt Bender (CDU) als Verwaltungsratsvorsitzender bestätigte ebenso wie die übrigen Ratsmitglieder zwar, Belege eingezogen zu haben, zu den Vorwürfen wollten sie sich jedoch nicht äußern. Ebenso wortkarg gab sich Huppert: "Ich wurde nicht informiert und kenne keine Vorwürfe gegen mich." Auch mit den Verdachtsmomenten konfrontiert, ließ er sich zu keiner Stellungnahme bewegen: "Dazu sage ich nichts."
Am kommenden Dienstag, 29. Dezember, will der Verwaltungsrat die Akten sichten und Kurgeschäftsführer Huppert in einer Sondersitzung am 9. Januar zu eventuell offenen Fragen hören. SPD- Verwaltungsratsmitglied Karl Thumser: "Bevor die Akten nicht geprüft sind, wird der Verwaltungsrat nichts sagen, und so lange gilt auch die Unschuldsvermutung. Niemand will Huppert vorverurteilen."
Der hat jedoch in Stadtverwaltung und Parlament wiederholt für Unmut gesorgt, weil er Jahresabrechnungen und Wirtschaftspläne verspätet oder mit teilweise unklaren Angaben vorlegte. Schienen mit der Umstellung im EDV-Bereich und der Kündigung eines Buchhalters triftige Gründe für die Verzögerungen gegeben, stehe eine schlüssige Erklärung zu jetzt bekannt gewordenen Leasing-Back-Verträgen noch aus, die Huppert ohne Rücksprache mit dem Verwaltungsrat oder dem zweiten ehrenamtlichen Geschäftsführer, dem Hauptamtsleiter Bimmel, abgeschlossen habe. Huppert habe 1991 Büromöbel und Therapieeinrichtungen verkauft und im Leasingverfahren umgehend zurückgekauft. Der Geschäftsführer habe durch den "Deal" eigenen Worten zufolge eine "kurzfristige Liquiditätskrise" behoben.
In die Kurgeschäftsführung scheint keine Ruhe zu kommen: Bürgermeister Benders Vorgänger Volker Hodann und Berthold Gall (beide CDU) hatten denn auch immer wieder gerügt, daß ein weitgehend autonomer Geschäftsführer ohne effektive Kontrollmöglichkeiten seitens der Stadt agieren könne, während die Kommune als Gesellschafterin finanziell haften müsse. Einzige Verbindung zwischen Geschäftsführung und Stadt ist ein zweiter ehrenamtlicher Geschäftsführer aus dem Rathaus: "Ich bin nur Koordinator. Überprüfen kann ich die Geschäftsführung nicht", so Hauptamtsleiter Bimmel zu seiner Aufgabe.
Nachdem Hupperts Vorgänger 1989 entlassen worden war, weil er 2 000 Mark abgerechnet aber nur 80 Mark für den Kurbetrieb ausgegeben hatte, regte der damalige Bürgermeister Gall an, die Kurgeschäfte einem zweiten hauptamtlichen Stadtrat zu übertragen, um die Kontrolle durch die politischen Gremien zu gewährleisten. Der Vorschlag wurde abgelehnt. ANITA STRECKER
In einen See hat sich das Gelände des Kleingartenvereins Nordost verwandelt. Nach dem Bruch eines Leitungsrohrs überschwemmten jetzt schätzungsweise an die 10 000 Kubikmeter Wasser die in einer Senke liegenden Schrebergärten zwischen Mergenthaler- und Flinschstraße. Die Feuerwehr mußte bis zum Nachmittag sechs Pumpen laufen lassen, ehe das Areal nach acht Stunden "trockengelegt" war.
Die drei Meter tief liegende Wasserleitung - mit einem Durchmesser von 53 Zentimetern - barst um 7.15 Uhr. Die Stadtwerke vermuten einen Materialfehler als Ursache. Bevor sie die Zufuhr unterbinden konnten, sprudelte derart viel Wasser an die Oberfläche, daß schließlich eine Fläche von 2500 Quadratmetern überflutet war. Betroffen wurden 40 Parzellen, die östlich des Eintrachtgeländes am Riederwald teilweise bis zu einer Höhe von anderthalb Metern überschwemmt worden sind.
Der Wasserrettungszug der Feuerwehr suchte mit Schlauchbooten die 30 Gartenhütten ab. Befürchtungen, Obdachlose könnten auf ihrem Nachtlager von der Flut überrascht worden sein, erwiesen sich jedoch als unbegründet.
Als die Feuerwehr gegen 15.30 Uhr den Wassereinsatz beendet hatte, war der Schaden, der den Kleingärtnern entstanden ist, noch nicht absehbar. Die Stadtwerke sind gegen solche Schadensfälle versichert. Die Wasserversorgung der Bevölkerung wurde durch das Leck in der Leitung nicht beinflußt. habe
GEDERN. Unbekannte scheitertern zwischen Montag und Samstag der vergangenen Woche bei ihrem Versuch, in das Clubheim des Gederner Tennisclubs einzubrechen. Schaden laut Polizei: 500 Mark.
Kleine FR
170 000 Mark für Dorferneuerung WEHRHEIM. Die Zuschüsse von knapp 170 000 Mark für alle sieben kommunalen Dorferneuerungsmaßnahmen in Alt Pfaffenwiesbach sind fristgerecht zum Ende dieses Jahres mit dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Usingen abgerechnet worden. Das teilte Bürgermeister Helmut Michel (CDU) in der jüngsten Gemeindevertretersitzung mit. Fünf Kleingärten noch frei WEHRHEIM. In der neuen Kleingartenanlage an der "Anspacher Straße", die zum Ende des Jahres mit der Pflanzung einer Vogelschutzhecke fertiggestellt wurde, sind noch fünf Parzellen frei. Die Anlage besteht aus insgesamt 13 Parzellen. Die Gemeinde will im kommenden Frühjahr nochmals Interessenten dafür suchen. Sitzpolster für "Wiesbachtalhalle" WEHRHEIM. Besucher der Wiesbachtalhalle werden künftig bequemer sitzen: Die Gemeinde kam dem mehrfachen Wunsch des Ortsbeirates Pfaffenwiesbach nach und bestellte 100 Sitzpolster für die Stühle der Mehrzweckhalle. Die Kosten belaufen sich auf rund 4000 Mark.
Freundeskreis organisiert wieder Winterfreizeit
SULZBACH. Eine zweite Winterfreizeit im Riesengebirge veranstaltet der Freundeskreis Jablonec vom 6. bis zum 13. März. Die Sulzbacher werden mit dem Bus fahren und im Berghotel Wachstein- Straz in der Partnergemeinde Jablonec an der Iser unterkommen. Das Haus liegt auf 750 Metern, ein Skilift beginnt direkt davor, und die Langlaufloipe führt auch am Hotel vorbei. In der Sauna kann der Muskelkater erfolgreich bekämpft werden. Der Preis inklusive Fahrtkosten beträgt für Erwachsene mit Vollpension 280 Mark. Kinder zahlen weniger. Der Freundeskreis bittet um Anmeldung bis zum 15. Januar. Weitere Informationen unter den Telefonnummern 8 22 39 und 7 21 47. she
NIDDERAU. Noch steht Weihnachten vor der Tür, und schon gibt es Ausblicke auf die närrische Jahreszeit: Die Faschingsfeier im nächsten Jahr für Nidderauer Seniorinnen und Senioren, die das 70. Lebensjahr vollendet haben, findet am 31. Januar in der Schloßberghalle in Nidderau statt.
Die Stadt bittet diejenigen Senioren, die mit eigenen Beiträgen in das Programm der Veranstaltung aufgenommen werden oder im Elferrat mitarbeiten wolle, sich mit dem Sozialamt unter der Rufnummer 06187 / 2011-51 oder 2011-52 in Verbindung zu setzen. are
WÖLFERSHEIM. Unter der Leitung von Thomas Bailly gestalten am Sonntag, 27. Dezember, der Jugendchor Langsdorf sowie Beate Doliwa (Sopran) und Peter Fiolka (Tenor) ab 17 Uhr in der Christkönigskirche ein Weihnachtskonzert.
Heinz Niedenthal im Amt bestätigt HANAU. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Volksbühnen hat auf ihrer jüngsten Mitgliederversammlung den 1. Vorsitzenden Heinz Niedenthal aus Hanau in seinem Amt bestätigt. Die Versammlung beschloß, ein gemeinsames Werbeprospekt für alle Volksbühnen zu entwickeln.
SCHWALBACH. "Schwalbach mit Ekken und Kanten - Liebenswertes Schwalbach" unter diesem Motto will die Unabhängige Liste (UL) mit vielen Eulen (UL) ausgerüstet, in den Wahlkampf ziehen. Dabei schwebt den Unabhängigen, die sich vor acht Jahren gründeten, keine Kampagne gegen andere Parteien, sondern eine sachbezogene Debatte vor. Das Wahlprogramm will die Liste in Veranstaltungen zu verschiedenen Themen mit den Bürgern besprechen.
Die Liste führen die drei Männer an, die für die UL zur Zeit im Parlament sitzen: Fraktionsvorsitzender Günter Pabst (48), Verwaltungsleiter im Frankfurter Institut für Sozialforschung, Herbert Swoboda (53), Diplompsychologe und Professor an der Fachhochschule für Sozialarbeit, und Harald Schuster (28), Sozialarbeiter in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Platz vier hat die Leiterin der Georg-Kerschensteiner-Schule, Gudula Farwig.
Unter den 21 Frauen und 21 Männern auf der Liste sind auch drei ausländische Bürger. Die UL will damit nicht nur ihre Solidarität deutlich machen, sondern auch klarstellen, "daß die hier lebenden Menschen unterschiedlicher Nationalität an der politischen Gestaltung der Stadt beteiligt werden müssen." she
Frankfurt hat mehr als 660 000 Einwohner. Bereits am 30. September 1992, so teilte das städtische Amt für Statistik jetzt mit, zählte die Mainstadt 659 103 offiziell gemeldete Bürgerinnen und Bürger. Damit wuchs die Kommune innerhalb von einem Jahr um 17 334 Menschen.
Diesen Zuwachs verdankt sie den ausländischen Mitbürgern: Während ihre Zahl in einem Jahr um 21 264 auf 181 611 kletterte, sank die Zahl der Deutschen um 3930 auf 477 492. Genau 18 725 Deutsche kehrten in den vergangenen zwölf Monaten der Stadt den Rücken, nur 17 805 zogen im gleichen Zeitraum zu.
Bei den Deutschen übertrafen die Sterbefälle in dieser Zeit die Geburten um 920. Die Ausländer verzeichneten dagegen einen Geburtenüberschuß von 1814. jg
"Unentschieden" trennten sich bei den Doppelbegegnungen am Wochenende in der 2. Squash-Bundesliga Süd die Squash Insel Frankfurt und der SC Linden/Gießen. Das erste Spiel gewannen die Frankfurter im eigenen Court mit 3:2. Am Sonntag ging das Aufeinandertreffen mit dem gleichen Ergebnis an die Gastgeber. In Gießen lieferten sich der Frankfurter Michael Gäde und der Gießener Peter Fischer einen hitzigen Kampf. Nach Auskunft der "Insulaner" reizte Fischer seinen Gegenüber mit unschönen Sprüchen. Der EFSC hat gegen die Niederlage Gädes Einspruch eingelegt. jah
BAD VILBEL. "Ist das Leben nicht schön?" fragt Regisseur Frank Capra in seinem 1947 in den USA entstandenen Film mit James Steward und Donna Reed in den Hauptrollen. Zu sehen ist der "einzig wahre Weihnachtsfilm", in dem ein verzweifelter Mann am Heiligabend 1947 seinem Leben ein Ende setzen will, dann aber von einem pausbäckigen Engel von seinem selbstmörderischen Plan abgebracht wird, am 26. Dezember um 20.15 Uhr, am 27. Dezember um 17.45 Uhr sowie am 29. Dezember um 20.15 Uhr im Kino Alte Mühle.
An die Hollywoodstreifen der 30er und 40er Jahre knüpft Garry Marshalls Werk "Freundinnen" aus dem Jahre 1988 an. Bette Middler und Barbara Hershey spielen zwei Frauen von gänzlich unterschiedlichem Charakter, die dennoch zu Freundinnen werden. Zu sehen im Kino Alte Mühle am Samstag, 26. Dezember, um 15.15 Uhr, am Montag, 28. Dezember, um 20.15 Uhr und am Mittwoch, 30. Dezember, um 20.15 Uhr.
Wer ihn schon immer mal sehen wollte oder nach dem x-ten Mal einfach noch einmal sehen will, der hat am 27. Dezember Gelegenheit dazu: Humphrey Bogarth tritt in "Cassablanca" auf. 50 Jahre ist die Story aus "Ricks Café Americain", dem Flüchtlingstreffpunkt in Marokko, alt. Doch, was macht das einem Kult schon, der Bogarth und mit ihm den Satz "Ich schau Dir in die Augen, Kleines" berühmt machte. "Casablanca" läuft am Sonntag, 27. Dezember, um 20.15 Uhr, am 28. Dezember um 17.45 Uhr und am Mittwoch, 30. Dezember, um 22.45 Uhr.
Einen weiteren Film im Weihnachtsprogramm des Kinos Alte Mühle hat vor allem die Musik berühmt gemacht: "Tschitti, Tschitti, bäng, bäng". 1968 unter der Regie von Ken Hughes gedreht, findet Karaktakus Pott bei einem Schrotthändler einen klapprigen Rennwagen. Er verliebt sich in die Kiste und rettet sie vor dem Feuertod, und bricht mit eben jenem Tschitti, tschitti, bäng, bäng zu einer vergnüglichen Reise auf, begleitet von der Musik der Brüder Sherman. Zu sehen am 26. Dezember um 17.45 Uhr, am 28. Dezember um 15.15 Uhr sowie am 30. Dezember um 17.45 Uhr. Zwar noch nicht so alt wie "Cassablanca", aber auch schon eine Filmlegende ist "E. T.- der Außerirdische", jenes Phantasiewerk von Steven Spielberg um das Wesen von einem anderen Stern, das nichts sehnlicher will als nach Hause. Wer den erfolgreichsten Film aller Zeiten noch nicht gesehen hat, sollte sich seine Spielzeiten vormerken: Sonntag, 27. Dezember, 15.15 Uhr, und Dienstag, 29. Dezember, 17.45 Uhr. cor
HOFHEIM. Woran es liegt, daß es rund ums Krankenhaus so oft kracht, kann Engelbert Post nur vermuten. Fest steht: Seit dort im Februar die Tempo-30-Zone eingeführt wurde und die Rechts-vor-links-Regelung gilt, scheppert es regelmäßig. Polizeibeamter Post: "Die Verkehrszeichen wurden beseitigt, es ist Vorsicht geboten."
Post glaubt, daß es häufig krache, weil viele Fahrer das Gebiet "als Umfahrung der stets verstopften Innenstadt" benutzen. Hauptweg durch die Kreisstadt ist die Elisabethenstraße. Da die Bewohner des Gebietes unterhalb des Kapellenbergs nicht mehr rechts in den Schmelzweg einbiegen können, um den Innenstadt-Stau zu umfahren - das ist nur über Tankstellen-Gelände möglich -, wählen immer mehr Fahrer die Straßen der Tempo-30-Zone am Krankenhaus als "Schleichweg". Das habe fatale Folgen, so der Polizist.
"Unfall-Renner" ist die Kreuzung Staufen-/Feldbergstraße: Dort hat es seit Februar siebenmal gekracht. Ein Mensch wurde schwer verletzt. Gesamtschaden: 60 000 Mark. Wer die "erste markante Ecke" unbeschadet hinter sich habe, sagt Post, gerate oft an der Staufen-/Altkönigstraße in gefährliche Situationen. Dreimal hat es dort gekracht. Traurige Bilanz: zwei Leichtverletzte und 22 000 Mark Schaden.
Post resümiert, daß die Fahrer nach einem Dreivierteljahr zwar von der neuen Regelung wissen müßten, "aber vielleicht müssen doch noch mehr Schilder aufgestellt werden". pms
GELNHAUSEN. Der neugegründete Verein Partnerschaft Main-Kinzig möchte in der Coleman-Kaserne ein Büro mit einer kleinen Bibliothek fremdsprachlicher Literatur für die Flüchtlinge einrichten.
Bücher, Zeitungen und Zeitschriften sollen den Asylsuchenden die Möglichkeit bieten, sich über ihr Herkunftsland und die dortigen Probleme genauer zu informieren.
Der gemeinnützige Verein setzt bei seiner Arbeit auf Spenden aus der Bevölkerung. Ein Konto gibt es bei der Kreissparkasse Gelnhausen, Stichwort "Partnerschaftsbibliothek", Bankleitzahl 507 500 94, Konto-Nummer 1 021 590. jan
MAIN-KINZIG-KREIS. Wenn kleine Probleme zu unüberwindlichen Barrieren werden, längst fällige Verwandtenbesuche nicht erledigt werde können. Das Verlassen des Hauses unmöglich wird, weil dies nur über Treppen geht, der Spaziergang im Wald ausfällt, weil die Beine nicht mehr wollen oder der Einkauf in der Stadt wegen einer Gehbehinderung unmöglich wird, bietet der Malteser Hilfsdienst seine Hilfe an. Ausführliche Informationen sind beim Malteser Hilfsdienst, Kreisgeschäftsstelle Main-Kinzig, Altenhaßlauer Straße 7, 6460 Gelnhausen, Rufnummer 0 60 51 / 1 50 16, erhältlich. are
SCHWALBACH. Reichlich mit Duftstoffen eingedeckt haben sich Diebe bei einem Einbruch in Schwalbach.
Wie die Polizei gestern berichtete, drangen die Unbekannten Täter in der Nacht von Freitag auf Samstag in eine Parfümerie am Markplatz ein. Dazu schlugen sie die Glasscheibe der Eingangstür ein.
Drinnen durchsuchten sie Regale und Schränke, sackten Parfüm, Deos und auch etwas Modeschmuck im Wert von 15 000 Mark ein und verdufteten. kkü
WIESBADEN. Die Meßstelle des Elternvereins Restrisiko bleibt während der Weihnachtsferien geschlossen. Die regelmäßige Sprechstunde am Mittwoch beginnt erst wieder am 13. Januar, von 9 bis 11.30 Uhr. hu
Überraschend konnte die erste Mannschaft des TSV Heusenstamm das Finale der Landesliga I der Kunstturnerinnen in Dillenburg für sich entscheiden. Erheblichen Anteil an dem mit 122,55 Punkten erreichten Sieg hatte neben den sportlichen Leistungen von Eva Dedecke, Melanie Dries, Nadine Engels, Sabine Lauer und Stefanie Schaub nicht zuletzt das Fehlen der Deutschland-Cup-Gewinnerin Martina Böhm beim Team des Titelverteidigers KTV Wetzlar (119,20 Punkte).
Die dreifache Mutter sah sich, geplagt von einer fiebrigen Erkältung, das Geschehen in der Wettkampfhalle von der Tribüne aus an.
Auch für die zweite Heusenstammer Mannschaft gab es einen Grund zum Feiern, denn Judith Alexander, Sandra Dietz, Claudia Fladrich, Eleonora Krist und Katrin Silber schoben sich mit 105,70 Punkten auf Rang drei. Diesen Platz belegten sie mit dem Punktverhältnis von 32:12 und 203,40 geturnten Punkten auch im Endklassement.
Dagegen mußte die erste Mannschaft (40:4) nach ihrem dritten Platz am ersten Wettkampftag in der Gesamtwertung erwartungsgemäß den Wetzlarer Turnerinnen (42:2) den Vortritt lassen.
In der Einzelwertung schaffte Sabine Lauer mit 32,90 Punkten den Sprung auf den zweiten Rang, gemeinsam mit ihrer langjährigen Rivalin Katja Sturm (TV Neu-Isenburg), die in der Landesliga für die TGS Vorwärts Frankfurt startet. bes
Tiptop
KARLSRUHE, 21. Dezember. Der Prozeß über den Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, der 1938 an den Folgen der Gestapo-Haft gestorben ist, wird nicht wieder neu aufgerollt, hat der Bundesgerichtshof (BGH) am Montag entschieden. Damit bleibt es bei dem Urteil des Reichsgerichts, das ihn 1931 wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt hatte. Der 3. Strafsenat des BGH lehnte jetzt den Antrag der in Schweden lebenden Tochter, Rosalinde von Ossietzky- Palm, auf Wiederaufnahme des Verfahrens rechtskräftig ab. Der BGH bestätigte damit die Entscheidung des Kammergerichts Berlin (Aktenzeichen: Bundesgerichtshof StB 6/92).
Ossietzky war verantwortlicher Redakteur der pazifistischen Zeitschrift Weltbühne, in der 1929 der Artikel "Windiges aus der deutschen Luftfahrt" erschienen war. Darin hatte ein Mitarbeiter Einzelheiten bekanntgegeben, die die Wiederaufrüstung der deutschen Luftwaffe belegten. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg war es Deutschland im Versailler Vertrag untersagt worden, Luftstreitkräfte zu unterhalten. Wegen dieser Veröffentlichung wurde Ossietzky 1931 vom Reichsgericht Berlin als Landesverräter verurteilt. Die Tatsachen seien geheim gewesen, begründete das Gericht damals seine Entscheidung. Daß der Artikel die Verletzung völkerrechtlicher Verträge aufgedeckt hatte, hinderte die Juristen nicht an der Verurteilung.
Neben anderen hatte damals Thomas Mann das Urteil öffentlich kritisiert. Nachdem Ossietzky einen Teil seiner Strafe abgesessen hatte, sperrten ihn die inzwischen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Esterwegen. Als ihm demonstrativ der Friedensnobelpreis zuerkannt wurde, verwehrte ihm das Hitler-Regime die Annahme. Ossietzky starb im Alter von 48 Jahren an den Folgen der Haft.
Ossietzkys Tochter hatte nach der Wiedervereinigung Deutschlands eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt, um einen Freispruch zu erreichen. Das Kammergericht Berlin verwarf den Antrag 1991 als unzulässig. Auch die hiergegen gerichtete Beschwerde vor dem BGH blieb nun erfolglos.
Der schriftliche Beschluß des 3. BGH- Strafsenats lag am Montag noch nicht vor, jedoch eine ausführliche Presseerklärung des Gerichts. Darin wird darauf hingewiesen, daß der BGH nur darüber zu entscheiden hatte, ob die strafprozessualen Vorschriften für die Wiederaufnahme eines abgeschlossenen Verfahrens vorliegen. Über die Landesverrats- Rechtsprechung des Reichsgerichts habe der BGH "nicht zu befinden". Nach geltendem Recht seien weder eine fehlerhafte Rechtsanwendung noch eine Änderung der Rechtsprechung "für sich allein ein Wiederaufnahmegrund".
Die für eine Wiederaufnahme vorgeschriebenen Gründe lägen im Fall Ossietzky nicht vor, befand der BGH. Die von der Tochter beigebrachten Gutachten belegten nicht, daß die in der Weltbühne veröffentlichten Tatsachen bereits im Ausland bekannt und deshalb gerade nicht geheim gewesen seien. Vielmehr habe ein Gutachter selbst ausgeführt, daß durch die Veröffentlichung der Kenntnisstand der Alliierten "um Details bereichert worden sei".
Der Sachverhalt müsse nach der Rechtsauffassung des damals erkennenden Gerichts beurteilt werden. Ob die Sicherheit des Reiches gefährdet worden sei, könne nicht nach der weiteren historischen Entwicklung beurteilt werden. Ein anderer möglicher Grund für die Wiederaufnahme eines Verfahrens, daß nämlich die Richter des Reichsgerichts sich der Rechtsbeugung schuldig gemacht hätten, weil sie die Aufdeckung eines Verfassungsbruchs als Geheimnisverrat verurteilten, wurde vom BGH ebenfalls als unzulässig verworfen. Es ergebe sich kein konkreter Tatverdacht "wegen direkt vorsätzlicher falscher Rechtsanwendung".
wüp BERLIN. Die Treuhandanstalt läßt für die Sanierung von rund 500 ihrer noch knapp 3000 Betriebe kurzfristig zusätzlich sieben Milliarden Mark springen. Wie aus gut informierten Kreisen in Bonn zu hören ist, soll das Geld vor allem durch den beschleunigten Verkauf nicht betriebsnotwendiger Grundstücke der Firmen aufgebracht werden. Allein im kommenden Jahr sollen dadurch rund fünf Milliarden zusätzlich eingenommen werden. Die bisher größte Veräußerung, die Privatisierung des ehemaligen Robotron-Sitzes in der Dresdener Innenstadt, hat die Breuel-Behörde gerade über die Bühne gebracht. Heute will die TLG, die Liegenschaftsgesellschaft der Treuhand, den Erwerber in Dresden vorstellen.
Auslöser der neuen Milliardenspritze für sanierungswürdige Treuhandbetriebe ist eine Befragung vom Herbst. Die Staatsholding wollte damals den notwendigen kurz- und mittelfristigen Investitionsbedarf ihrer Firmen ermitteln. Die nun beschlossene Hilfe werten Beobachter als Beleg dafür, daß die Treuhand in vielen Fällen aus finanziellen Gründen mit der aktiven Sanierung überlebensfähiger Gesellschaften gezögert hat und nötige Investitionen zum Beispiel für die Entwicklung neuer Produkte kaum bewilligte, zumal, wenn sie den Interessen eines möglichen Käufers entgegenstanden. Die Freigabe der Mittel, so heißt es, sei nun möglich, da Kanzler Helmut Kohl die Direktive ausgegeben habe, die industriellen Kerne im Osten um jeden Preis zu erhalten.
Als Beispiele für den neuen Kurs wird die Sanierung des sächsischen Textilmaschinenbaus genannt (siehe Meldung auf Seite 12). Beim Maschinenbauer Sket in Magdeburg seien 160 Millionen Mark freigegeben worden, die ursprünglich an ein scharfes Personalabbauprogramm geknüpft waren, das nun wegen Protests der Belegschaft und der Landesregierung nicht durchgezogen wird.
Da die Neuverschuldung der Treuhand laut Gesetz auf 30 Milliarden Mark jährlich begrenzt und dieses Geld längst verplant ist, unternimmt die Anstalt derzeit verstärkt den Versuch, die zur Sanierung nötigen Mittel durch Privatisierungen hereinzubekommen. Da der Verkauf der restlichen Unternehmen jedoch zumeist mehr kostet als er bringt, werden die Grundstücksgeschäfte immer wichtiger. Erst kürzlich brachte die Treuhand den bisher größten Immobilienverkauf unter Dach und Fach, als sie das Filetstück der Elektro-Apparate-Werke Berlin (EAW) im Stadtteil Treptow für 285 Millionen Mark an den Immobilienhändler Roland Ernst losschlug, der auch bei anderen Projekten mitmischt und sich wertvolle Objekte gesichert hat. Der separate Verkauf des EAW-Areals stieß auf heftigen Protest, da die 1300 Beschäftigten weiterhin auf einen Investor warten und die Treuhand bisher immer zugesichert hatte, Gelände und Produktion nur gemeinsam zu veräußern.Noch wahrt die Mission Geheimnisse Sowjets zogen sehr eilig ab
Als die Sowjets am 24. Juni 1948 die Verkehrsverbindungen zu den Westsektoren Berlins zu blockieren begannen, hatte das auch für ihren Vorposten im Feindesland Auswirkungen. Der sowjetischen Militärmission in Niederrad wurden kurzerhand Wasser und Strom abgestellt. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Prag 1968 versammelten sich Demonstranten vor dem Gebäudekomplex in der Goldammerstraße und riefen "Dubcek, Dubcek!" Und wie in einem Agententhriller folgte jahrzehntelang ein Fahrzeug der US-Armee den Offizieren mit dem roten Stern am Revers, wenn sie in ihren Opel-Limousinen das abgeschirmte Gelände in der Goldammerstraße verließen. Die Amerikaner hatten die Kommunisten stets wegen Spionage im Visier.
Viel mehr ist über die Militärmission nicht bekannt. Was die Sowjets hinter Zaun und Stacheldraht eigentlich machten, drang nie an die Öffentlichkeit. Rund zwei Jahre nach der Heimkehr der 15 bis 20 Offiziersfamilien lassen sich jetzt bei einem Streifzug durch die Gebäude noch einige Relikte finden. Der Aufbruch erfolgte offenbar in aller Eile, nicht alle Spuren wurden verwischt.
Im zweiten Stock des Hauses Nummer 32 scheinen sich die geheimsten Räume befunden zu haben. Die Fensterscheiben sind mit grüner Farbe bemalt, Verblendungen und Gitter wurden vor wenigen Tagen erst entfernt, alle Lampen sind abgeklemmt. Kein Lichtstrahl sollte in die Zimmer dringen.
Jürgen Sievert von der Wohnrauminitiative Frankfurt, die Wohnungen und Appartements auf dem Gelände gerade vermietet hat, berichtet von elektronischen Vorrichtungen, die die Räume im zweiten Stock offenbar abhörsicher machen sollten. Ein Blick in den Außenspiegel vor dem Fenster offenbart, daß Wachmänner den Hauseingang beobachten konnten. Nichts und niemand sollte eindringen in diese Räume der zweite Etage, entkommen sollte ihr aber auch niemand. An den Fenstern wie an der Balkontür fehlen die Griffe. Eine nachträglich eingezogene Wand mit einer Eisentür trennte eine kleine Kammer ab, und da, versichert Sievert, fanden sich Blutspritzer, die im Zuge der Renovierung gerade erst entfernt wurden. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, daß in der abgeschirmten Etage womöglich "Verhöre" stattfanden.
Ins Bild passen auch Erfahrungen von Anwohnern, die, wie sie erzählen, bedroht worden seien, wenn sie sich allzu sehr für das Gelände interessierten. Manche hatten gar den Eindruck, ihre Telefone seien abgehört worden.
Der Sende- und Empfangsraum war im Haus Nummer 34 untergebracht. Wurden hier auch Lauschangriffe gestartet? Die Frage läßt sich nicht beantworten. Sicher ist dagegen, daß in diesem Haus gefeiert wurde. Davon zeugen eine Großküche und ein Kasino. An den Wänden hängen ausgeschnittene Papierblumen, das einzige Überbleibsel, das in dem gespenstisch wirkenden Szenario ein bißchen Wärme vermittelt. Genau wie der sowjetische Spielzeugjeep mit kyrillischer Aufschrift, der sich im Sand des Spielplatzes findet. Er wurde in der Eile des Aufbruchs von einem Kind vergessen. vo
OFFENBACH. Die Vereine können aufatmen: Das Büsing-Palais steht den Offenbachern weiterhin wie bisher bis zum 31. März 1994 für ihre Feste, Ausstellungen und Konzerte zur Verfügung. Das hat Oberbürgermeister Wolfgang Reuter mit dem neuen Pächter von Offenbachs Guter Stubb, der zur Münchener Schörghuber-Gruppe gehörenden Bayerischen Industrie- und Gewerbebau GmbH & Co, vereinbart.
Vereine, die bereits vor Monaten bei der sich nun in Liquidation befindlichen Büsing-Palais-Betriebsgesellschaft Termine für 1993 gebucht haben, können davon ausgehen, daß sie im kommenden Jahr ihre Veranstaltungen wie geplant durchziehen können, betonte Reuter gestern im Rathaus. Bis auf weiteres nimmt die Stadthallen-Verwaltung die Vermietung des Büsing-Palais und das Kulturamt seine Haushaltsführung wahr. Um die Vermietung des Büsing-Palais kümmert sich vornehmlich die bisherige Mitarbeiterin der Betriebsgesellschaft, Brigitte Laufer. Damit sei für die Vereine und Verbände die Kontinuität der Zusammenarbeit gewahrt, betonte Reuter. Die Schörghuber-Gruppe baut im Herrnstraßen-Areal und unter Einbezihung von Parkbad und Büsing-Palais für rund 130 Millionen Mark ein Hotel- und Kongreßzentrum. Deshalb und auch um den Millionen-Zuschuß zu Betrieb und Unterhalt des Palais zu minimieren, verpachtete die Stadt den Kopfbau des Büsing-Palais an die Investoren. Im Pachtvertrag wurde vereinbart, daß die Stadt an mindestens 30 Tagen im Jahr das Recht hat, das Büsing-Palais zu nutzen oder an Vereine und Verbände für Veranstaltungen weiter zu geben. Zu allgemeiner Irritation führte dann allerdings die Ankündigung der Bauherren, das Palais von Januar 1993 an als Baubüro nutzen zu wollen und deshalb das Palais während der gesamten Bauzeit vorübergehend zu schließen.
Oberbürgermeister Reuter berichtet nun, daß es ihm gelungen ist, mit den Investoren eine neue Nutzungsregelung auszuhandeln: "Die Investoren kamen uns sehr entgegen." Demnach bleibt das Restaurant im Souterrain des Palais geschlossen, die Vereine und Verbände können den Großen Saal und das Foyer weiter benutzen. Auch der Senioren-Bildungstreff kann uneingeschränkt bis zum April 1994 benutzt werden.
Erst danach wird das Büsing-Palais für etwa ein Jahr geschlossen, damit seine bauliche und organisatorische Anbindung an das Hotel- und Kongreß-Zentrum erfolgen kann. Für die Zeit nach April 1994 gibt es noch keine Lösung. Reuter sagte: "Wir überlegen noch, beispielsweise, ob die Stadthalle als Ausweichquartier in Frage kommen kann."
Reuter betonte, daß die Vereine, die bereits im Laufe dieses Jahres für 1993 einen Termin gebucht haben, wie bisher eine Miete von 600 Mark plus Nebenkosten zahlen müssen. Für neue Veranstalter kostet die Vermietung des großen Saales 800 Mark plus 150 Mark Betriebsnebenkosten pro Veranstaltungsstunde. Reuter geht davon aus, daß das Büsing- Palais für 1993 noch nicht ganz ausgebucht ist und auch über die dreißig garantierten Veranstaltungen hinaus noch Platz für Vereine und Verbände ist. lz
Schüler aus 20 Nationen beklebten Streichholzschachteln als Werbung für das Miteinander 38 Lichter
gegen
Rassismus
Die Friedrich-Stoltze-Schule allein ist schon so ein Symbol. Wie im alltäglichen Miteinander von Menschen aus 20 Nationen Schranken fallen und Gräben schwinden. Wie aus Schülern aller Erdteile eine kleine, aber grenzenlose Welt entstehen kann. Wie das Fremdartige zum Normalen wird.
Seit einigen Tagen setzt diese Schule an der Seilerstraße Tag für Tag ein paar mehr Zeichen dafür, "daß wir hier gemeinsam, miteinander und voneinander lernen". Erst waren in den Klassen nach dem Bericht von Schulleiter Weilbächer "lauter kleine Streichholz-Manufakturen" entstanden.
Dann haben Feti, Yakup, Fabio und all die anderen Schachtel für Schachtel mit ihrer eigenen (Weihnachts-)Botschaft beklebt: "38 Lichter gegen Rassismus und Fremdenhaß lassen sich durchschnittlich mit dem Inhalt einer einzigen Streichholzschachtel anzünden. Zünden Sie eines an und geben Sie die beigelegte Schachtel an einen guten Freund oder eine gute Freundin weiter, damit wir alle gemeinsam ein unübersehbares Zeichen setzen." Letztlich steht da: "Die Friedrich- Stoltze-Schule wünscht friedliche Weihnachten und ein neues Jahr, in dem wir wieder aufatmen können."
Die Stoltze-Schule wünscht friedliche Weihnachten: Nun haben die Kinder am Rand der Auto-Kolonnen um ihre Schule Zündhölzer plus Botschaft an gehetzte Fußgänger verteilt. "Menschen sind doch Menschen", hatte Feti vorher festgestellt, "die haben ein Herz wie alle." Und Yakup, der auch aus der Türkei stammt, war auf seinem Stuhl hin- und hergerutscht und hatte erklärt: "Ich find's gut, daß die Schule so was macht, da fühl' ich mich besser."
Wie das alles gekommen ist? "Nach Mölln", sagte der Lehrer Reinhold Vensel in Erinnerung an die drei bei jenem Brandanschlag zu Tode gekommenen Türkinnen, "wollten sie einfach was tun."
Und haben damit genau das Klima getroffen: "Ja, ich weiß schon", äußerte ein Mann auf der Straße, als er eine der Schachteln in die Hände bekam, "morgen ist Lichterkette." clau
Solidarpakt mit List und Listen
Nun will es natürlich niemand gewesen sein. Wie die ertappten Schulbuben weisen die geistigen Urheber der Bonner Grusel-Liste die Verantwortung für die bevorstehende soziale Demontage zurück. Für den CSU-Vorsitzenden handelt es sich bei dem Rundumschlag aus dem Hinterhalt gegen die kleinen Leute weder um eine "Waigel-Liste" noch um eine "Kohl-Liste". Das "eine oder andere Element" habe bei den Vorgesprächen aber eine Rolle gespielt, räumt er ein. Der noch amtierende FDP-Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann will so "die von der SPD lancierte Horrorliste komplett und einseitig" nicht umgesetzt wissen, "wenn auch Lohn-Ersatzleistungen spürbar niedriger sein müssen als Arbeitseinkommen". Der eigentlich zuständige Sozialminister Norbert Blüm hüllt sich zu diesem Thema in Schweigen, obwohl er sonst sonst nicht auf den Mund gefallen ist. Für den verantwortlichen Bundeskanzler Kohl gibt es wohl nur noch ungerade Kalendertage, an denen er - laut eigenem Bekenntnis - alles aussitzt.
Die Bonner Musterschüler als Drückeberger. Mit ihrer Methode: "Gestern, Herr Lehrer, habe ich das Gedicht noch gekonnt" sind sie bisher immer noch ganz gut über die Runden gekommen. Jetzt aber fühlen sie sich von den Bösewichtern auf der letzten Bank verpetzt, auf deren "große gemeinsame Kraftanstrengung" sie doch angewiesen sind, um noch einmal das Versetzungsziel zu erreichen. Ohne einen solchen "Solidarpakt" wären die Streber mit Klassenprimus Kohl rettungslos verloren, weil ihre Fehler und Versäumnisse offen zutage träten. Nur durch eine raffinierte Verwischung der Verantwortlichkeiten lassen sich diese Dinge noch unter den Kabinettstisch kehren. Steuerlüge hin, Sozialabbau her - "Wir sind ein Volk" und sitzen schließlich "alle in einem Boot".
Das stimmt, nur daß die einen sich hinter dem Steuer sammeln und die anderen rudern müssen. Deshalb hat Pfarrer Hintze in seiner Eigenschaft als Generalsekretär der CDU zum Beginn der Weihnachtswoche noch einmal sieben Elemente des Solidarpakts aufgezählt, die sich wie die sieben Sakramente zum Segen dieser von Kohl gewollten natürlichen Ordnung lesen. Als erstes nennt er "vernünftige" Löhne, dann die Beamten, die "besonders maßvoll" sein müssen, die Steuersubventionen, die geprüft, und die Sozialleistungen, die zurückgenommen werden müssen. Die Wirtschaft soll mehr im Osten kaufen, die SPD ihre Ländermehrheit auf Sparkurs bringen und schlußendlich soll die Wachstumsbedingung vergoldet werden. "Wer hat, dem wird gegeben", lautet Hintzes frommer Geleitspruch für die "nationale Kraftanstrengung". Das Wort "Gerechtigkeit" scheut er wie der Teufel das Weihwasser.
Dabei hat sogar der sozialistischer Umverteilungsgelüste unverdächtige Sachverständigenrat der "Fünf Weisen" in seinem jüngsten Gutachten dem "Gesichtspunkt der Verteilungsgerechtigkeit" besondere Aufmerksamkeit gewidmet. "Verteilungsaspekte dürfen in ihrer Bedeutung für die Akzeptanz eines wirtschaftspolitischen Kurses nicht unterschätzt werden", mahnt der Rat. "Soweit in diesem Punkt Fehler gemacht worden sind, etwa durch ungerechtfertigte Abwälzung von Lasten auf die Arbeitslosenversicherung, bedürfen sie der Korrektur." Deshalb plädieren die sonst von der Regierung gerne beim Wort genommenen Wissenschaftler für einen Abbau der Arbeitslosenbeiträge und ihren Ausgleich durch eine Ergänzungsabgabe zur Einkommen- und Körperschaftsteuer. Sogar Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann ist bereit, seine Klientel für den Aufbau Ost stärker in die Pflicht der sozialen Symmetrie nehmen zu lassen. Nur die Regierung schaltet auf stur und tut ganz so, als lege sie auf einen Solidarpakt in des Wortes Bedeutung keinen Wert.
So, wie Kohl ein solches freiwilliges Bündnis aller gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen zu verstehen scheint, stiftet er allerdings auch mehr Schaden als Nutzen. Der Kanzler ist drauf und dran, nicht nur im Westen nach alter Klassenkampfmanier oben und unten zu spalten, sondern auch auseinanderzutreiben, was seit der Einheit zusammenwachsen soll. Denn seine Absicht, die Kosten für den Aufbau Ost überwiegend den sozial Benachteiligten und abhängig Beschäftigten aufzuhalsen und mit dem Einheitsgewinn die Bilanzen zu vergolden, läuft auf die Fortsetzung der geteilten Nation mit anderen Mitteln hinaus. Für den aufkommenden Überdruß am "Glücksfall der Geschichte" und die damit einhergehende Politikverdrossenheit darf Kohl dann niemand anderen als sich selbst verantwortlich machen. Am Ende könnte der selbsternannte "Einheitskanzler" sogar mit dem historischen Spruch in die Geschichte eingehen: "Macht mir den rechten Flügel stark" - jenseits seiner konservativen Volkspartei.
WETTERAUKREIS. Die Informationsfahrt von Landrat Rolf Gnadl (SPD) mit stattlicher Gefolgschaft (seine Ehefrau, Vizelandrätin Gila Gertz mit ihrem Lebensgefährten, Kreispressesprecher Michael Esaß sowie Delegationen von Sparkasse Wetterau und IHK) anfang Oktober in den tschechischen Kreis Bruntal "ist aufsichtsbehördlich nicht zu beanstanden", befand der Regierungspräsident in Darmstadt.
Die Fahrt habe der Anbahnung partnerschaftlicher Beziehungen zwischen kommunalen Institutionen und dem Kreis Bruntal sowie der Aufnahme privater und wirtschaftlicher Kontakte gedient. Es handle sich um eine Angelegenheit der kommunalen Selbstverwaltung. Ihr stehe "ein weiter Ermessensspielraum zu, der von der Kommunalaufsicht zu respektieren" sei, so der RP. Darüber hinaus hätten die Prüfungen keine Anhaltspunkte für Dienstpflichtverletzungen des Landrates oder von anderen Beamten des Landkreises ergeben.
Zu der Informationsreise war die CDU nicht eingeladen worden. Der Vorsitzende der Kreistagsfraktion der Union, Rainer Schwarz, hatte daraufhin Gnadl "Geheimdiplomatie nach Gutsherrenart" vorgeworfen. Der über diese Kritik empörte Landrat erhob daraufhin selbst Dienstaufsichtsbeschwerde beim Regierungspräsidenten gegen sich, um auch auf diesem Weg die Vorwürfe zu entkräften. ieb
Ergebnisse aus Tierversuchen sowie arbeitsmedizinische Untersuchungen sind für sich genommen kein Beweis für die Unschädlichkeit von Holzschutzmitteln. Mit dieser Ansicht hat der Bochumer Professor Friedrich Selenka jetzt im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß namhaften Toxikologen widersprochen, die aufgrund ihrer Versuchsergebnisse davon überzeugt sind, daß Holzschutzmittel keine Krankheiten verursachen können.
Wie der als Hauptgutachter berufene Mediziner auf Fragen des Gerichts erklärte, ist der Wert von Tierversuchen grundsätzlich nicht abzustreiten. Das Problem dabei sei jedoch, inwieweit Ergebnisse aus Tierversuchen auf Menschen übertragen werden könnten. Mechanismen, die bei Tieren festgestellt werden, müßten im Einzelfall bei Menschen nachgewiesen werden. In diesem Zusammenhang erinnerte Selenka an Versuche mit Dioxin, die gezeigt hätten, wie unterschiedlich die Sensibilität bereits unter Tieren sei.
Folgt man dem Bochumer Professor, können auch die Ergebnisse aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen nicht ohne weiteres auf die allgemeine Bevölkerung übertragen werden. Arbeiter, die gesund sind und auf PCP-haltige Holzschutzmittel im Betrieb nicht mit Beschwerden reagieren, seien nicht mit Kranken, Säuglingen und alten Menschen gleichzusetzen, die zu Hause einer ganztägigen PCP-Exposition ausgesetzt sind. Wenn es im berufsgenossenschaftlichen Verfahren etwa um die Anerkennung einer Bleivergiftung gehe, orientiere man sich auch nicht nur an den Blutwerten, sondern betrachte das gesamte Krankheitsbild.
Am Beispiel des von ihm begutachteten Falls einer vierköpfigen Familie, die nach der Anwendung von Holzschutzmitteln im Innenbereich ihrer Wohnung zum Teil schwer erkrankt war, machte der Gutachter deutlich, daß übergreifende Symptome aufgetreten seien, die plausibel nur mit dem Holzschutzmittel erklärt werden könnten. Dazu zählt eine erhöhte Infekt-Anfälligkeit auf der Basis einer reduzierten Immunabwehr, wobei der Bau des Immunsystems genetisch bedingt durchaus unterschiedlich sein kann. Selenka zufolge müssen auch die in der Familie aufgetretenen Depressionen und Hauterkrankungen auf den Einfluß der Holzschutzmittel zurückgeführt werden.
Vor diesem Hintergrund fand es der Gutachter einleuchtend, daß die Beschwerden innerhalb der Familie in dem Maße nachließen, wie die Sanierung ihrer Innenräume voranschritt. Wenngleich nicht verkannt werden sollte, daß hier auch die psychische Komponente eine ganz erhebliche Rolle spielte, sei damit doch offenkundig geworden, daß die Erkrankungen mit dem PCP-belasteten Umfeld in Verbindung standen. Nach Selenka soll als letzter Hauptgutachter der Heidelberger Professor Huber zu Wort kommen. Er hat die Fälle von insgesamt sechs Familien untersucht und wird dazu im Termin am 14. Januar Stellung nehmen. Lepp
WIESBADEN. Die Vollsperrung im Brückenbereich "An der Hofwiese" wird am morgigen Mittwoch, 23. Dezember, wieder aufgehoben.
Die über den Rambach führende Brücke im Stadtbezirk Sonnenberg ist damit wieder für den Verkehr freigegeben. hu
HOCHHEIM. Ihrer Handtasche beraubt wurde eine 49jährige Hochheimerin am Freitag abend.
Wie die Polizei gestern berichtete, lief die Frau vom Friedhof zum Bahnhof, als plötzlich zwei Unbekannte auf sie zusprangen und ihr Tränengas ins Gesicht sprühten. Zwar setzte sie sich energisch zur Wehr, den beiden Ganoven gelang es dennoch, ihr die Handtasche abzunehmen und unerkannt zu flüchten.
Die Frau mußte mit Augenverletzungen vom Arzt behandelt werden. kkü
SCHWALBACH. Wasserratten sollten an Heiligabend nochmal kräftig schwimmen gehen, denn während der Feiertage bleibt das Taunusbad geschlossen. Dasselbe gilt für Silvester: Am 31. Dezember ist das Bad offen, am Neujahrstag haben die Bademeister frei. Vollständig zu ist die Schwimmhalle dann vom 4. bis zum 24. Januar, weil sie von Grund auf gereinigt und repariert wird.
Wer eine Dauerkarte besitzt, kann damit kostenlos im Eschborner Wiesenbad schwimmen. she
BELFAST, 21. Dezember (AP). Vor den Augen seiner Familie ist am Sonntag in der nordirischen Hauptstadt Belfast ein Katholik von zwei Männern erschossen worden. In einem Schreiben an Zeitungen erklärte sich die protestantische Untergrundbewegung Ulster Volunteer Force (UVF) verantwortlich für die Tat. Die UVF erklärte, der Mann sei Mitglied der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) gewesen. Die Familie sagte, der Ermordete habe keine Beziehung zur IRA gehabt.
Wie die Polizei mitteilte, drangen die Täter durch eine Hintertür in das Haus ein und schossen auf den 40jährigen Vater von vier Kindern. Der Mann sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Die fünfjährige Tochter, die auf dem Knie ihres Vaters gesessen habe, sei von den Kugeln nur knapp verfehlt worden.
In der Innenstadt von Belfast detonierte am Sonntag vor einem Bankgebäude ein Sprengsatz, wobei nach Polizeiangaben niemand verletzt wurde. Nach Polizeiangaben hatte zuvor ein Anrufer im Namen der IRA erklärt, vor drei Bankgebäuden seien Bomben deponiert.
Scheibe eingeschlagen HANAU. Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zum Sonntag die Schaufensterscheibe eines Schreibwarengeschäftes in der Hanauer Innenstadt in der Krämerstraße eingeschlagen. Nach Angaben der Polizei wurden dabei aus der Auslage diverse Schreibutensilien gestohlen.Flexible Schließzeiten für Kindertagesstätten
MAINTAL. Magistrat und Stadtelternbeirat haben sich über die Schließungszeiten der städtischen Kindertagesstätten im kommenden Jahr geeinigt. Es wurde beschlossen, in der Zeit vom 26. Juli bis 3. September die Einrichtungen jeweils nur "bis durchschnittlich zur Hälfte der Kapazitäten" zu schließen, wie Stadträtin Priska Hinz (Grüne) mitteilte. Für die Eltern heißt das, sie können auswählen zwischen zwei reduzierten Betriebsperioden: vom 26. Juli bis 13. August oder vom 16. August bis 3. September.
Die gemeinsame Fortbildungswoche für die Erziehungskräfte ist in die Herbstferien gelegt worden. Folglich werden alle Kindertagesstätten vom 25. bis 29. Oktober geschlossen bleiben. Die Weihnachtsschließung 1993 ist für die Zeit vom 23. bis 31. Dezember vorgesehen.
Hinz erinnerte, daß schon in diesem Sommer "aufgrund der Bedürfnislage der Eltern" mit flexiblen Teilschließungen begonnen wurde. pom
HOCHHEIM. In einem Acker endete die Rutschpartie eines 54jährigen Autofahrers aus Hochheim.
Laut Polizeibericht von gestern war der Mann auf der reifglatten Straße von der Fahrbahn ab- und ins schleudern gekommen. Das Auto überschlug sich und blieb auf dem Dach in einem Acker liegen. Passanten eilten dem Mann zur Hilfe und befreiten ihn aus dem Wrack. Er kam mit leichten Verletzungen davon. Das Auto allerdings hat nur noch Schrottwert. kkü
119 Stadtbedienstete arbeiten am 24. HANAU. In der Hanauer Stadtverwaltung sind an Heiligabend 119 Menschen im Dienst: 103 im Krankenhaus, sechs bei der Feuerwehr, zehn in Kläranlage und Bedürfnisanstalten. Ihnen und den 21 diensthabenden Polizisten überreicht OB Hans Martin ein Geschenk und will namens der Bürgerschaft danken.
BAD NAUHEIM. Mit dem Griff eines schweren Revolvers ist am Sonntag abend in seiner Wisselsheimer Wohnung der Hotelier Norbert Restel so schwer zusammengeschlagen worden, daß er im Krankenhaus mit einer großen Platzwunde am Kopf und einer schweren Schädelprellung behandelt werden mußte.
Nach Angaben der Polizei hatte kurz nach 20 Uhr am Sonntag ein junger Mann an der Wohnungstür von Restel in Wisselsheim unter einem Vorwand geklingelt. Unmittelbar nachdem Restel die Tür geöffnet hatte, schlug dann ein etwa 25 bis 30 Jahre alter, 1,80 bis 1,90 Meter großer und sehr schlanker Mann mit einem Revolver auf Restel ein. Anschließend flüchtete der ungepflegt aussehende und mit einem grauen Anorak und einer beigen Wollmütze bekleidete Schläger mit einem beige-metallicfarbenen BMW mit kleinem Kennzeichen. Gegen 21.30 Uhr meldete sich bei Restel ein anonymer Anrufer, der ihm "Schöne Grüße von den Autonomen" übermittelte.
Für Hinweise auf den Täter hat Restel eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt. Die Tat könnte nach Ansicht der Polizei ein Racheakt gewesen sein, da Restel öfters Leserbriefe schreibt. str
STUTTGART, 22. Dezember (epd). Nach dem Rücktritt des Präsidenten Christopher Dannenmann (53) wird das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands künftig von einer siebenköpfigen Geschäftsführung geleitet. Die Präsidialstruktur werde aufgegeben, teilte Vizepräsident Norbert Kloten in Stuttgart mit. Ein ehrenamtlich tätiger Nachfolger Dannenmanns als Repräsentant des größten sozialen Ausbildungswerks in Europa sei noch nicht gefunden worden.
Zum Sprecher der regional gegliederten neuen Geschäftsführung wurde der 51jährige Jurist Dieter Oppermann berufen. Der seit 1985 amtierende Dannenmann sagte, er werde dem Werk verbunden bleiben. Das Jugenddorfwerk war von Arnold Dannenmann gegründet worden und umfaßt heute 162 Jugenddorfwerke mit fast 100 000 jungen Menschen und 6500 hauptamtlichen pädagogischen Fachkräften. Der Gesamtjahresumsatz liegt bei etwa 600 Millionen Mark. Eine "Durchleuchtung" des Werkes durch Unternehmensberater habe ergeben, daß es nicht "modernen Grundsätzen des Managements" entspreche, hieß es.
SULZBACH. 25 000 Mark stellt die Gemeinde aus ihrem Hilfsfonds für in Not geratene Menschen zur Verfügung. 10 000 Mark gehen an eine Hilfsorganisation, die in Bosnien-Herzegowina versucht, die Not zu lindern. Für die Hungerhilfe an Somalia will die Gemeinde dieselbe Summe zur Verfügung stellen, aber abwarten, bis sich die Verhältnisse dort so stabilisiert haben, daß die Hilfsmittel auch bei den Betroffenen ankommen.
Für Opfer des indonesischen Erdbebens gibt die Kommune 5000 Mark. she
FRIEDBERG. Dieter Konrad, Künstler aus Maintal, stellt noch bis 15. Januar eine Auswahl seiner Werke im Kreishaus am Europaplatz aus. Ob in seinen Tuschezeichnungen oder in seinen Ölbildern: im Zentrum der Werke des 42jährigen steht der Mensch und sein Umgang mit der Welt. Ein Umgang, den Konrad kritisch betrachtet: "Wenn man reflektiert, was der Mensch mit der Welt gemacht hat, kann man positive Bilder eigentlich gar nicht mehr malen." Seine Bilder sind während der Öffnungszeiten
BÜDINGEN. Eine Alternative zum Weihnachtstag vor dem Fernseher bietet die Ausstellung "Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe" im Büdinger Heuson Museum, die an den Feiertagen von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr zu sehen ist. Gezeigt wird historisches "Drunter und Drüber" aus drei Jahrhunderten: vom Ballkleid bis zur Motze. Als Models für Reifrock und Krinoline, Frack und Korsett dienen dabei auch Puppen, die gewiß nicht nur bei Erwachsenen Anklang und Interesse finden. Unter der Woche ist dieses spezielle Stück Alltagsgeschichte dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, mittwochs und samstags von 15 bis 17 Uhr zu sehen, und das bis Ende März.
ESPA. Auf Leinwand und Papier haben acht Künstlerinnen und Künstler ihre Assoziationen zu Landgängerei und "Hurdy-Gurdy-Girls" in Espa dargestellt. Die gleichnamige Ausstellung in der Galerie Holde Stubenrauch ist noch bis Ende des Jahres montags, mittwochs und samstags von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Weitere Termine können unter Telefon 0 60 33 / 31 92 vereinbart werden.
Es gibt immer mehr Kneipen und Lokale, die auch am Heiligabend offen haben. Vor allem junge Leute entfliehen spätestens nach der Bescherung den heimischen vier Wänden, um sich bei flotter Musik noch ein frischgezapftes Pils zu genehmigen. Und das längst nicht nur im Nordend oder in Sachsenhausen.
Lautmalerisch und doppeldeutig gibt es beispielsweise an Heiligabend um 22 Uhr in Raunheim, Robert-Koch-Straße 4, eine "Why-Nachts-Fire" mit Gitarrenmusik von den "Flying Tequillas". "Des weiteren tritt Anette von den Hexen mit ihrem Side-Projekt Babysey auf", heißt es in der Ankündigung.
Live-Musik und "Weihnacht auf spanisch" bietet auch das "Al Andulas" (Affentorplatz 1). Und das "Café Cult" in der Schillerpassage hat Heiligabend ab 23 Uhr Gabriel Maglo am Piano bis 4 Uhr früh zu Gast.
Im Café Exzess (Leipziger Straße 91) trifft ab 18 Uhr "Punk" die "Avantgarde". Der "Dreikönigskeller" (Färberstraße 67) ist ab 21 Uhr mit "The Dead Adair" vertreten, im Künstlerkeller im Karmeliterkloster werden ab 22 Uhr "Ernies last order, Hound dogs and friends" (Rhythm and Blues) angeboten. Der "Sinkkasten" (Brönnerstraße 5) öffnet ab 21 Uhr seine Pforte und das "Spritzehaus" (gleich vorn, in der Großen Rittergasse) bietet ab 19 Uhr sein "Christmas Special".
"Nightlife" auch in der "Batschkapp", Maybachstraße 24, (22 Uhr: Idiot Ballroom Weihnachtsdisco). Die "Brotfabrik", Bachmannstraße, (20 Uhr "Zig Zag X-Mas Party"), "Cooky's" (Am Salzhaus 4), "Café Eckstein" (An der Staufenmauer 7), "Funkadelic" (Brönnerstraße 11), "In der Au 14-16", der "Jazzkeller" (Kleine Bokkenheimer Straße 18 a), das "Negativ" (Walther-Kolb-Straße 1-7) und viele andere sind ebenfalls "Zufluchtsorte" für alle, die es daheim "wegen der allgemeinen Rührung" auf Dauer nicht aushalten. Oft geht der abendliche Bummel nahtlos in den Morgen über. Irgendwo wird gemeinsam gefrühstückt oder "gebruncht". Denn am ersten Feiertag kehrt wieder "normales Leben" auch in die Restaurants und übrigen Gaststätten ein, wird der Weihnachtsbraten vom Ober aufgetragen.
Doch bald geht es weiter mit der Hektik: Silvester naht. Dann trifft man sich entweder in diversen Hotels zur "Langen Nacht", oder auf einem der "Kreuzfahrtschiffe" des Käpt'n Nauheimer, der eine schwimmende Silvesterparty veranstaltet. Und wer den "Guten Rutsch" wörtlich nimmt, geht zum Opernplatz: Dort ist auf 600 Meter künstlicher Eisfläche High- Life. Mit Pavarotti, der aus dem teuren Haus grüßt und auf Großleinwand zu sehen und zu hören ist. Mit Knallerei und Völlerei in den umliegenden Restaurants und im Opernhaus-Keller. -vau
OBERLIGA HESSEN, Männer, 9. Spieltag: VC Dornheim - TG Wehlheiden 2:3, VC Dornheim - FTG Frankfurt 2:3, TSV Trebur - TGV Schotten 3:0, TSV Trebur - Orplid Darmstadt II 0:3, Eintracht Frankfurt II - SG Rodheim 0:3, Eintracht Frankfurt II - VC Ober-Roden 1:3, TSG Elgershausen - TV Babenhausen 3:2, TSG Elgershausen - DSW Darmstadt 0:3.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TSV Ballersbach - TuS Griesheim 0:3.
OBERLIGA HESSEN, Frauen, 9. Spieltag: TSG Wilhelmshöhe - TS Bischofsheim 3:0, VC Wiesbaden II - TV Oberstedten 0:3, VC Wiesbaden II - TV Wächtersbach 3:0, TV Wetzlar - TV Königstädten 3:0, TV Wetzlar - Eintracht Frankfurt 3:0.
LANDESLIGA MITTE, Männer, 9. Spieltag: VBC Büdingen - TV Oberrodenbach 1:3, VBC Büdingen - TV Bommersheim 3:0, DJK Großenlüder - TG Hanau 1:3, DJK Großenlüder - BSC Offenbach 3:2, TSG Erlensee - SG Rodheim II 3:1, TSG Erlensee - TV Salmünster 3:2, DJK Neuses - SC Friedberg 3:1, DJK Neuses - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:1.
LANDESLIGA MITTE, Frauen, 9. Spieltag: TG Römerstadt - PSV Blau-Gelb Frankfurt 2:3, TG Römerstadt - TSV Hanau 3:0, Wacker Offenbach - TV Kesselstadt 3:1, Wacker Offenbach - TV Salmünster 3:0, TSV Sachsenhausen - FTG Frankfurt 0:3, TSV Sachsenhausen - TG Hanau 3:0, TV Sindlingen - Eintracht Frankfurt II 0:3, TV Sindlingen - TV Dipperz 1:3.
LANDESLIGA SÜD, Männer, 9. Spieltag: TG Naurod - TuS Griesheim 2:3, TG Naurod - DSW Darmstadt II 3:1, VC Hofheim - TV Lampertheim 3:0, VC Hofheim - TG Bad Soden 1:3, SVC Gernsheim - TSV Bleidenstadt II 3:1, SVC Gernsheim - VC Wiesbaden 1:3, SSV Brensbach - Rot-Weiß Auerbach 0:3, SSV Brensbach - TV Groß-Rohrheim 1:3.
LANDESLIGA SÜD, Frauen, 9. Spieltag: Orplid Darmstadt II - TG Bad Soden 2:3, Orplid Darmstadt II - TG Rüsselsheim II 2:3, TV Nauheim - TV Groß-Umstadt 0:3, TV Nauheim - TV Königstädten II 3:0, VC Ober-Roden - TV Dreieichenhain 0:3, VC Ober-Roden - TV Lampertheim 1:3, VC Hofheim II - Rot-Weiß Auerbach 1:3, VC Hofheim II - TG 75 Darmstadt 0:3.
Die Sache mit dem Küchendienst ist vom Tisch. Die Verantwortlichen haben sich in aller Form entschuldigt und zugegeben: Die Werbetexter sind weit übers Ziel hinausgeschossen. Für alle, die kein Exemplar jenes zehnmillionenfach gedruckten Prospektes eines führenden Töpfe- und Pfannen-Herstellers gelesen haben: Zwischen eben jenen Produkten hatte es "Freue Dich, 's Christkind kocht bald" geheißen und "bratenbringende Weihnachtszeit".
Ob schlechte Werbung sich selbst richtet, sei dahingestellt. Denn in diesem Fall hatten direkte Proteste potentieller Kunden, die ihnen heiliges Liedgut geschändet sahen, den oben genannten Erfolg.
Welch ein Glück. Wenn das Christkind nicht kochen muß, kann es sich doch noch um das eigentliche Fest kümmern. Schöne Bescherung, also. Ihr Bastian
USINGEN. In diesem Jahr erzielten die Schüler und Schülerinnen einen Rekord: Die Sammlung der Christian-Wirth-Schule (CWS) für das Blindenhilfswerk Hessen hat über 5800 Mark erbracht. Seit die Schule zugunsten des Hilfswerkes sammelt, wurde damit das beste Ergebnis erzielt. Viele Schüler der achten Klassen hatten sich ehrenamtlich dazu bereit erklärt, von Haus zu Haus zu gehen und um Spenden für die gute Sache zu bitten. Besonders eifrig sammelten dabei Simone Koßmann und Jennifer Kroh.
Das Hessische Blindenhilfswerk ist eine Selbsthilfe-Organisation, die 8000 Blinde in Hessen betreut. Zu seinen Aufgaben gehören die Einrichtung und Unterhaltung von Wohnheimen, Erholungs- und Altersheimen für Blinde, aber auch die Förderung des Blindensports, Mobilitätstraining sowie die Förderung blinder Kinder. Als größeres Projekt steht demnächst der Bau einer zentralen Werkstatt mit einem Wohnheim für junge Schwerstbehinderte (das heißt mehrfach behinderte Blinde) für ganz Hessen auf dem Programm.
Obwohl gerade in der Vorweihnachtszeit ein erheblicher Schulstreß wegen vieler Klassenarbeiten herrscht, stellten die Schüler sich gerne in den Dienst dieser guten Sache. Die Schulleitung der CWS gratulierte zu dem Erfolg der Sammelaktion und sagte allen Sammlern und Spendern ein herzliches "Dankeschön". jd
HÖCHST. Die Schranke auf der Bolongarostraße ist "gefallen", noch bevor der Magistrat sie aufstellen konnte. Zu Verkehrsberuhigung wird es auf Höhe der Königsteiner Straße keine Barriere geben. Darauf verständigten sich Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD), Vertreter der Bürgerinitiative Bolongarostraße (BI), des Ortsbeirates, des BUND, Straßenbauamtsleiterin Gabriele Dehmer und Jürgen Häußler vom Planungsdezernat.
Der Magistrat wollte den Individualverkehr aus der Bolongarostraße raushaben und über den Mainberg und Amtsgasse umleiten. Doch der unbequeme Ausweichkurs durch enge Gassen stieß bei Anwohnern auf wenig Gegenliebe.
Bernd Schmude von der BI zufolge einigte sich die Runde mit Stadtrat Protzmann darauf, die Bolongarostraße zu beruhigen. Dabei sollen wesentliche Forderungen der Bürgervereinigung Höchster Altstadt verwirklicht werden. Danach wird die Zufahrt von der Brüningstraße zu den Parkplätzen am Main erhalten bleiben. Die Strecke von der Einmündung Leverkuserstraße bis zum Dalberger Haus soll mit rauhem Kopfstein gepflastert werden. Als optisches Signal will das Straßenbauamt am Beginn der Zone "Haifischzähne" und "Tempo 30" auf die Fahrbahn pinseln lassen. "Zähne" soll der Belag auch auf Höhe der Einmündung Wed, der Albanusstraße und der Storchgasse zeigen. Dort sind auch Fußgängerüberwege geplant.
Was nur aufgemalt werden muß, soll Ortsbeirat Norbert Wildhirt (SPD) zufolge gleich zu Jahresbeginn in Angriff genommen werden. Rauhe Pflastersteine will die Stadt allerdings erst nach einer einjährigen Probephase mit Stellvertretern setzen lassen.
Auch die Ampel am Bismarck-Denkmal kann nicht von heute auf morgen als Pförtnerampel geschaltet werden. Der Vorschlag des BUND soll aber ins "Ampelprogramm" aufgenommen werden.
Ob zu viele Busse mit zu wenig Fahrgästen durch die Bolongarostraße rauschen, soll ein Gutachten klären, das laut Bernd Häußler im Februar vorliegen wird. Die Busse sollen dann "gerechter" auf die Bolongaro- und die Emmerich- Josef-Straße verteilt werden, fordert die Bürgervereinigung. tos
ende
EGELSBACH. Die evangelische Kirchengemeinde in der Ludwigstraße 56 bereitet ab 11. Januar werdende Mütter und Väter auf die Geburt ihrer Kinder vor. Der Vorbereitungskurs unter der Leitung von Christiane Nixdorff beginnt um 20.30 Uhr.
Ebenfalls am 11. Januar beginnt ein Babypflegekurs, den Christa Schirmeister leitet. Informationen zu beiden Lehrgängen gibt es bei Christiane Nixdorff, Tel. 0 61 51 / 37 11 21. Dort kann man sich auch anmelden. pgh
ha BRÜSSEL. Die Europäische Gemeinschaft droht vom 1. Januar an weitgehend gegen Importe aus der ehemaligen Sowjetunion, aus China und einigen osteuropäischen Staaten abgeschottet zu sein. Dies ist die Konsequenz aus dem gestrigen Abstimmungspatt im Außenministerrat. Die Zwölferrunde konnte sich nicht auf ein neues Verfahren für die Abwehr unerwünschter Einfuhren einigen. Nicht unter den möglichen Bann fallen allerdings dem Vernehmen nach Erzeugnisse aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei wegen der EG-Assoziierung dieser Länder.
Das letzte Wort ist freilich noch nicht gesprochen. Die Kommission bereite eine "Übergangslösung" vor, die am heutigen Dienstag im Botschafterausschuß beraten werden solle, sagte der Sprecher des Außenhandelkommissars, Nico Wegter. Die bisher unterschiedlichen Einfuhrkontingente in den EG-Mitgliedsstaten für bestimmte "sensible" Waren aus den ehemaligen Staatshandelsländern Osteuropas träten jedoch am 1. Januar außer Kraft, weil ohne die bisherigen Kontrollen an den Binnengrenzen der Gemeinschaft die "nationale" Wirkung der Beschränkungen automatisch hinfällig sei.
Zuvor hatten im Ministerrat Deutschland, Großbritannien, Dänemark, die Niederlande und Luxemburg einen Vorschlag der Kommission abgelehnt, wonach künftig Brüssel als Ersatz der nationalen Einfuhrkontingente EG-weite Importhöchstmengen für sensible Erzeugnisse aus den früheren Staatshandelsländern festgesetzt hätte und dem Ministerrat nur ein Einspruchsrecht mit qualifizierter Mehrheit zugestanden worden wäre. Diese Regelung empfinden die fünf genannten Länder als "protektionistisch", weshalb sie dagegen stimmten. Ihrer Ansicht nach sollten sämtliche Importbeschränkungen nur auf Vorschlag der Kommmission vom EG-Ministerrat mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden können, verlautete aus Kreisen der Delegationen. Frankreich und andere Partnerländer befürchten hingegen, daß auf diese Weise ihre industriellen Schutzbedürfnisse zu leicht übergangen werden könnten.
Der mit dem Patt belegte Kommissionsvorschlag umfaßte auch die künftige Regelung für Anti-Dumping-Zölle. Bisher muß derartige Sanktionen ein Ausschuß der zwölf Regierungen mit qualifizierter Mehrheit bestätigen. Betroffene Staaten können dagegen beim Europäischen Gerichtshof Klage erheben. Die fünf freihändlerisch orientierten EG-Mitglieder wollen diese Praxis beibehalten, während die sieben übrigen die Regelung als zu "langwierig" bezeichnen. Streit gab es ferner über die Weiterführung der Gatt- Verhandlungen im Rahmen der Uruguay- Runde, weil Frankreich der EG das "agrarpolitische Mandat" entziehen will.
MAINTAL. Das Blasorchester Wachenbuchen wird wieder - langgepflegter Tradition entsprechend - weihnachtliche Klänge am Heiligen Abend im Dorf und "flotte Weisen" am Silvester-Nachmittag im Hanauer Stadtteil Hohe Tanne erklingen lassen, wie Vorsitzender Horst Werner mitteilt.
Am Heiligen Abend treffen sich Blasorchester und Jugendblasorchester ab 13 Uhr und ziehen auf getrennten Wegen durch den kleinsten Maintaler Stadtteil. Gegen 15 Uhr musizieren beide Ensembles vor dem Historischen Rathaus.
Zum Silvester-Konzert trifft sich das Orchester um 13 Uhr "Am Milchhäuschen" in der Hohen Tanne. Daß die Wachenbucher ihr letztes Konzert des Jahres in diesem Hanauer Stadtteil bieten, resultiert aus der ehemals gemeinsamen Geschichte: Früher gehörten die evangelischen Christen von Hohe Tanne zur Kirchengemeinde Wachenbuchen. Inzwischen längst zur Hanauer Johannesgemeinde gehörend, freuen sie sich dennoch über diese Geste der Verbundenheit. pom
BUKAREST, 21. Dezember (Reuter). In Rumänien ist am Montag der Revolution gegen das Regime des Diktators Nikolae Ceausescu vor drei Jahren gedacht worden, durch die die langjährige kommunistische Herrschaft in dem ehemaligen Ostblockland beendet wurde. In der Hauptstadt Bukarest versammelten sich mehrere hundert Menschen auf dem Platz vor der Universität, um für die Opfer des Umsturzes im Dezember 1989 zu beten. Bei Kämpfen zwischen Oppositionellen und Anhängern Ceausescus waren damals allein in Bukarest rund 560 Menschen getötet worden. Im ganzen Land kamen nach offiziellen Angaben mehr als 1000 um.
WESTKREIS OFFENBACH. Alleinstehende ältere Menschen sind eingeladen, am Heiligabend in Dreieich im Seniorenclub Zeppelinstraße 15 gemeinsam Weihnachten zu feiern.
Das Fest beginnt um 15 Uhr mit einer Kaffeetafel.
Ein Fahrdienst ist eingerichtet. Informationen: Tel. 60 13 31.
In Neu-Isenburg besteht das Angebot zum Feiern am Heiligen Abend ab 14 Uhr im Alten- und Pflegeheim "An den Platanen", Lessingstraße 4.
Informationen gibt es unter der Telefonnummer 24 15 37 oder Tel. 24 15 38.
dac / pgh
Ein junger Mann ohne Fahrerlaubnis ist jetzt in der Bahnstraße schwer verunglückt. Der 18jährige war gegen 2 Uhr nachts mit einem gestohlenen VW Golf unterwegs, als er auf dem Weg zum Flughafen aus einer Linkskurve flog. Der Fahrer mußte von der Feuerwehr befreit werden. Ein Notarztwagen brachte ihn ins Krankenhaus. habe
Durch couragiertes Handeln hat eine 19 Jahre alte Frau einen etwa 40 Jahre alten Mann vertrieben, der sie im Unteren Kalbacher Weg sexuell belästigte.
Wie die Polizei mitteilte, war die 19jährige gegen 15 Uhr mit einem Zug der Linie U 2 aus der Innenstadt gekommen und wollte zu ihrem nicht weit entfernt geparkten Auto. Nahe der U-Bahn-Haltestelle drückte sie der Mann an eine Hauswand und versuchte sie gleichzeitig zu entkleiden.
Mit einem kräftigen Tritt in die Genitalien des Mannes wehrte sie sich. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen und die 19jährige konnte flüchten. Von dem Täter fehlt bislang jede Spur. enk
Das Klima in Kronberger Parlament ist nachhaltig vergiftet. Koalition und Opposition geraten sich wegen Kleinigkeiten massiv in die Haare. Der Wahlkampf läßt grüßen, und die Beteiligten vergessen darüber, daß sachliche und faire Auseinandersetzungen einem Stadtparlament besser anstehen als Gezänk. Hier den Frieden herzustellen, wäre eine vornehme Aufgabe der Parlamentschefin Gisela Bretz. Doch sie verzettelt sich Gezänk in kleinlichen Geschäftsordnungsdetails, wo diplomatische Gelassenheit am Platz wäre.
Sicherlich ist es nicht leicht, sich als CDU-Frau gegen die Mehrheit von SPD, UBG und Grünen immer im neutralen Griff zu haben. Doch das darf nicht bedeuten, daß Provokationen oder Abstimmungen, die ihr nicht passen, im nachhinein immer wieder aufgerührt werden. Das schürt nur Streit, und die sachliche Diskussion landet erneut im Abseits.
HEITKEN SCHWARZENAU
FLÖRSHEIM. Die Türen sind bereits verschlossen. Und daran ändert sich in der Kinder- und Jugendbücherei auch bis zum 4. Januar nichts mehr. Erster Öffnungstag nach der Weihnachtspause ist Dienstag, 5. Januar. Dann kann man von 11 bis 17 Uhr Bücher ausleihen.
"Mittlerweile sind wohl 15 bis 20 Planvarianten von verschiedenen Büros erarbeiten worden", sagt Erster Beigeordneter Achim Rolka. Diese Mühe machte sich die Gemeinde, um den Verkehr "in neuralgischen Bereichen anders zu legen." Dazu zählt nicht nur der Schnittpunkt zwischen Landesstraße 3266, neuer B 8 und Einfädelspur aus dem Main-Taunus-Zentrum, wo auf dem kurzen Stück zur A 66 immer wieder Autos zusammenprallen.
Es gehört auch die Kreuzung von Landesstraße 3266, Bahnstraße und Autokino-Zufahrt dazu. Fachleute fanden heraus, daß dieser Knotenpunkt die Verkehrsströme nicht mehr aufnehmen kann, wenn das Main-Taunus-Zentrum seine Pläne wahr macht und auf der Fläche des heutigen Autokinos weitere Märkte baut. Außerdem überlegt der Sulzbacher Kaufmann Joachim Müller auch nachdem er seine Pläne für ein Riesenspaßbad ad acta legte, wie er sein Areal nordwestlich des Holiday Inns gewinnbringend nutzen kann.
Die Planungsgruppe P 4 aus Berlin und das Ingenieurbüro Burgholzer-Trieb aus Kronberg machten sich daher Gedanken, wie der Verkehr anders geleitet werden kann. Achim Rolka erläutert die beiden Varianten folgendermaßen: Im ersten Konzept, das der Gemeindevorstand wegen verschiedener Schwachpunkte nicht favorisiert, soll die Landesstraße 3266 zwischen B 8 und Bahnstraße vollständig zurückgebaut und durch eine neue Trasse ersetzt werden. Der aus Sulzbach herausfließende Verkehr würde dann in Verlängerung der Bahnstraße über eine Brücke zur B 8 neu geführt. Problematisch dabei ist, so Rolka, daß teilweise sechs Fahrbahnen gebaut werden müßten, was mit erheblichem Flächenverbrauch und Kosten verbunden ist. Von der Autobahn kommender Verkehr soll direkt auf die B 8 gelenkt werden. Auch die interne Erschließung des Einkaufszentrums und seine Anbindung würden nach diesem Konzept umgestaltet.
Die vom Gemeindevorstand bevorzugte Variante sieht demgegenüber vor, die Landesstraße und damit auch die gerade im Bau befindliche Fuß- und Radwegebrücke zum MTZ zu erhalten. Aber: nur als Einbahnstraße von Höchst kommend. Der Verkehr aus Richtung Soden würde wiederum in Höhe der Bahnstraße über eine Brücke auf die B 8 geleitet. Zur diskutierten Südanbindung würde eine Ampel führen. Die Südanbindung wäre nach der anderen Variante nur über Umwege zu erreichen. Eine Bedarfsampel würde Landwirten und Fußgängern den Weg in die dann verkehrsberuhigte Bahnstraße erleichtern. Rolka betont, beide Planungsvarianten seien mit dem Straßenbauamt Frankfurt besprochen und grundsätzlich akzeptiert worden. Nun ist es Sache der Gemeindevertreter, sich mit den Plänen auseinanderzusetzen und ein Votum abzugeben, das dann in den Aufstellungsbeschluß für einen Bebauungsplan einfließt, der das MTZ, das Autokino, Hotel und die Fläche des Investors Müller umfaßt.
Die SPD wird Mitte Januar eigens eine Fraktionssitzung zu dem Thema haben und sich vom Verkehrsplaner aus erster Hand über die Pläne unterrichten lassen. CDU-Fraktionschef Dieter Geiß sieht die Straßenbaupläne im Zusammenhang mit der diskutierten Süderweiterung Sulzbachs. Geiß: "Die Süderweiterung, der Bebauungsplan für Main-Taunus-Zentrum und Autokino - das hängt alles zusammen und ist ohne geänderte Verkehrsführung nicht machbar." Geiß ist überzeugt, aus der diskutierten südlichen Anbindung der Wiesenstraße durch die Äcker zur Landesstraße 3266 resultiere auch eine Erweiterung Sulzbachs mit Wohn- und Geschäftshäusern nach Süden. Ob das politisch gewollt sei, müsse aber noch zwischen den Fraktionen besprochen werden. Geiß: "Es muß einen breiten parlamentarischen Konsens dafür geben, mit knapper Mehrheit werden wir das Thema nicht angehen."
Auch FDP-Fraktionschef Friedhelm Fromme sieht noch "Beratungsbedarf". Für Fromme ist klar: "Beide Varianten bedingen im Westen Sulzbachs ein enormes Verkehrsaufkommen." In die Überlegungen müßte nicht nur das "immense Planungspotential des Main-Taunus-Zentrums", sondern auch die bereits erfolgte Erweiterung des Gewerbegebietes Haindel einfließen. Auch Sodener Baupläne bei Uhde und auf dem ehemaligen Rosenthal-Gelände sowie auf einem Grundstück der Main-Kraftwerke und die Frankfurter Absicht, in Liederbach ein Gewerbegebiet einzurichten, müßten bedacht werden.
Die Grün-Alternative-Liste lehnt nach Auskunft von Horst Günther die Planungen ab. Günther: "Das schafft schlicht und einfach nur mehr Stauraum für die Autos." Die Kosten seien nicht zu verachten. Die Priorität der GAL liege eindeutig beim Öffentlichen Nahverkehr. Auch den vierspurigen Ausbau der Landesstraße 3266 lehnt die GAL ab. Anstelle dessen möchte sie die Sodener gleich oben an der Limesspange auf die neue B 8 weisen. Die Fraktion spricht sich auch gegen weiteres Gewerbe in Sulzbach aus. Anstelle dessen sollten Wohnungen errichtet werden. SUSANNE HOERTTRICH
ha BRÜSSEL, 21. Dezember. Die EG will den Vertrag über den "Europäischen Wirtschaftsraum" (EWR) mit den EFTA- Staaten ohne die Schweiz "so schnell wie möglich" erneut abschließen und dann in Kraft setzen. Darauf einigten sich die EG-Außenminister am Montag. Im Ministerrat befürwortete die Bonner Staatsministerin Ursula Seiler-Albring das kürzlich schon zwischen Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen und Island verabredete Ziel, nur die Schweiz durch ein Zusatzprotokoll aus dem Vertrag "auszuklammern". Einige andere Mitglieder der EG sprachen sich jedoch nach Auskunft unterrichteter Kreise für eine "Anpassung" des Vertragstextes aus.
Mit der "Suspendierung" der die Eidgenossenschaft betreffenden Vertragsbestimmungen werde ein späterer Eintritt in den Wirtschaftsraum erleichtert, meinten diplomatische Kreise in Brüssel. In der Schweiz beginnt sich nach dem kürzlich in einer Volksabstimmung ausgesprochenen mehrheitlichen "Nein" zum EWR-Vertrag ein Stimmungswandel abzuzeichnen.Kein Wunder in Serbien
Das "Wendewunder" hat sich vermutlich nicht ereignet. Die Serben haben sich - sollte das Ergebnis nicht durch Wahlbetrug verfälscht sein - für das alte neosozialistische Regime Slobodan Milosevics entschieden. Schlimmer noch: sie haben die Sozialisten indirekt gezwungen, zum Machterhalt eine Koalition mit der äußersten Rechten, den Seselj-Radikalen, einzugehen.
Die Folgen dieser fatalen Allianz können erst nach Bekanntwerden der genauen Kräfteverteilung im Parlament analysiert werden, man kann aber bereits über die Gründe für dieses Votum nachdenken. Es wäre eine unzulässige Vereinfachung zu behaupten, die Mehrheit der Serben habe mit Milosevic bewußt die Fortsetzung des Krieges gewählt. Manche Wähler hatten offenbar das Gefühl, daß die von den Herrschenden ins Zentrum gerückte Frage serbischer Selbstbehauptung bei Milosevic besser aufgehoben ist als bei Panic. Da Milosevic die Medien beherrschte, konnte der aus USA kommende Panic leicht als national unzuverlässig verunglimpft werden.
Den "Wählern der Kontinuität" gilt der im ehemaligen Vielvölkerstaat geführte Krieg ohnehin nicht als Angriffs- und Eroberungskrieg, sondern als "ein Verteidigungskrieg". Sie lassen sich durch die von Intellektuellen geführte Friedensbewegung ebensowenig vom Gegenteil überzeugen wie durch die Warnungen und Drohungen des Auslands. Eher hat sich der Druck der Welt auf Serbien und die massive Einmischung in den Wahlkampf zugunsten Milan Panics kontraproduktiv ausgewirkt. yr (Belgrad)
Am 24. Dezember gilt für Busse und Bahnen im FVV ein Sonderfahrplan. Der Verbund stellt sich am Heiligen Abend auf die geringere Nachfrage ein und läßt die S-Bahnen und die Königsteiner Kleinbahn generell wie an Samstagen fahren. Der gleiche Fahrplan gilt für alle Straßenbahnen, Busse und U-Bahnen der Frankfurter Stadtwerke, allerdings nur bis 17 Uhr.
Danach gilt ein Sonder-Fahrplan, der ab sofort an allen FVV-Verkaufsstellen sowie in den jeweiligen Verkehrsmitteln ausliegt. habe
DREIEICH. "Ein neues Haus ist schnell gericht, hier hieß es mühsam flikken." Wie wahr, mochten einige Gäste bei diesen Worten der Zimmerleute gedacht haben, die beim Richtfest der Winkelsmühle in Dreieichenhain gesprochen wurden. Hier wird derzeit das alte Fachwerkhaus saniert und zur Verwaltungsstelle des Diakonischen Werks ausgebaut. In den Stallungen, die sich daran anschließen, soll eine Cafeteria untergebracht werden.
Die Seniorenbegegnungsstätte muß sich derzeit mit den Räumen in der alten Scheune nebst Anbau begnügen. Dieser erste Bauabschnitt war 1983 abgeschlossen. Seither treffen sich die Seniorinnen und Senioren in den hellen Clubräumen, für die die Scheune umgebaut wurde - der Platz reichte schon bald nicht mehr.
Vor vier Jahren beschloß die Stadtverordnetenversammlung, auch den zweiten Bauabschnitt in Angriff zu nehmen. Mit den Plänen, das alte Stallgebäude abzureißen, war jedoch das Denkmalamt des Kreises Offenbach nicht einverstanden. Darüber hinaus drohte das Projekt an den Kosten zu scheitern. Dieses Problem löste eine Spende der Firma Betrix und Klaus Begner von zwei Millionen Mark.
Das neue Konzept, das derzeit verwirklicht wird, ist mit dem Denkmalamt abgestimmt und verbindet alte Substanz mit moderner Architektur. Da die Decken in dem Stallgebäude nicht hoch genug waren für eine Cafeteria, wurde das Bodenniveau abgesenkt. Das Fachwerk war zum Teil stark verwittert, nur ein Teil der alten Balken konnte erhalten werden.
Im Juli 1993 sollen das Fachwerkhaus und das Stallgebäude soweit hergerichtet sein, das sie vom Diakonischen Werk genutzt werden können. Bei Gesamtkosten von 2,8 Millionen Mark muß die Stadt noch 800 000 Mark drauflegen. Sie hält das Geld für gut angelegt. Laut Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) wird ein "einmaliges Denkmal Dreieichenhainer und Dreieicher Geschichte erhalten" und zudem ein interessantes Angebot für die Senioren gemacht. dac
Den Ladeninhabern an der Friedberger Landstraße mag es wie Hohn vorkommen: "Wir machen den Weg frei", steht auf dem Plakat am Friedberger Platz. Ein paar Meter nördlich wird der Slogan wahr. Die Bäckerei in Hausnummer 80 steht leer, das Schuhgeschäft nebenan schließt zu Weihnachten, ebenso der Zeitungsladen in Nummer 90. Die Inhaber machen den Weg nicht freiwillig frei - sie können die steigenden Mieten nicht bezahlen. Ähnlich geht es vielen Händlern und Kneipiers im Nordend, zum Bedauern der Anwohner. Der Stadt sind die Hände gebunden: "Wir können nichts dagegen tun", bedauert die Verwaltung.
Der Teddy von der "Räuberbande" guckt traurig aus der blau-weißen Wäsche. Er sitzt im Schaufenster von Dietlinde Stepaneks Zeitschriften- und Schreibwarengeschäft. Nach Heiligabend muß er raus, und mit ihm alle Waren, die vom Ausverkauf übrig sind. "Schöne Bescherung", denkt Frau Stepanek. Zum Jahreswechsel, wenn der Mietvertrag ausläuft, verlange der Hausbesitzer statt bisher 23 Mark nun 40 Mark pro Quadratmeter für die Räume. Da kann die Inhaberin nicht mithalten. Im neuen Jahr wird dort eine Bäckereikette ihre Filiale eröffnen.
Im Schuhgeschäft einige Schritte weiter verkauft Ute Hill jetzt alles zum halben Preis. Auch für sie ist an Weihnachten Schluß. Die erste Mieterhöhung vor ein paar Jahren hat sie noch verkraftet, den Aufschlag für 1993 nicht mehr. "Die Kunden sind sehr traurig", sagt Frau Hill, seit 100 Jahren würden in diesem Haus Schuhe verkauft. Wer nun einziehe, stehe noch nicht fest. Einige Interessenten hätten sich schon umgesehen.
Zu kämpfen haben die meisten Händler in der Ladenzeile an der "Friedberger". Der Raumausstatter mußte sein Personal im Lauf der Jahre von 15 auf vier Leute reduzieren. Eine Boutique verhandelt gerade über die Miete. "Mal sehen, was draus wird", sagt die Chefin. Franz Bechold, Inhaber der Metzgerei Müller, schüttelt den Kopf, wenn er von den Mieterhöhungen der Nachbarn hört: "Das kann ja keiner mehr bezahlen."
Seit der Fertigstellung des Bürocenters am Nibelungenplatz würden sie kräftig zur Kasse gebeten, beklagen einige Geschäftsleute. Gleichzeitig sei der Umsatz zurückgegangen: "Die Kauffreudigkeit hat nachgelassen", konstatieren Metzger Bechold und Schuhhändlerin Hill.
"Die Entwicklung erfüllt uns mit Sorge", sagt Ortsvorsteher Werner Schäfer (SPD). Überall im Quartier müßten Läden und Lokale schließen, wie jüngst der Kiosk in der Koselstraße. Der Ortsbeirat plant deshalb eine Anhörung zum Thema "Strukturwandel durch Mieterhöhung".
Viele Nordendler seien mit der Situation unzufrieden, berichtet Anwohner Ulrich Schädler. Er schrieb an den Oberbürgermeister, die Vielfalt des Stadtteils bleibe auf der Strecke. "Wir wollen kein Westend oder Sachsenhausen werden", so Schädler. Die Bürger erwarteten, daß die Politik etwas gegen "die schleichende Zerstörung" der Struktur tue.
Dafür sieht Ortsvorsteher Schäfer kaum Chancen. "Gegen Mieterhöhung sind wir nicht gefeit", sagt er. Allenfalls könne "moralischer Druck" ausgeübt werden.
Auch Michael Kummer, Referent des Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD), betont, die Stadt habe keine Möglichkeit, die Geschäfte zu halten. Um etwa eine Bäckerei per Gesetz zu schützen, müßte im Umfeld eine bestimmte Einwohnerzahl mit Brot zu versorgen sein. "Diese Zahl wird nirgends erreicht, auch nicht im Nordend", sagt Kummer.
Der Grund sei der gestiegene Wohnraumverbrauch pro Kopf. Dadurch gehe die Bevölkerungszahl im Quartier zurück, folglich hätten die Geschäfte weniger Kunden zu versorgen. "Das fällt bei niedrigen Mieten nicht so ins Gewicht", sagt Kummer, "aber wenn sie steigen, gibt es Probleme."
Die Stadt achte deshalb darauf, dicht besiedelte Wohngebiete zu erhalten, in denen auch kleinere Geschäfte eine Existenzgrundlage haben. ill
WEILROD. Die Gemeindevertretung von Weilrod hat auf ihrer jüngsten Sitzung eine Resolution für "Verständigung und Toleranz, gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit" verabschiedet. Der Beschluß wurde einstimmig getroffen.
In der Resolution appelliert das Weilroder Parlament eindringlich an alle Menschen, "mitzuhelfen, diese Gewalt zu stoppen". Weiter fordern die Gemeindevertreter auf, jeder solle sich "Verständigung und Toleranz stets zum Maßstab des Handelns machen" und "sich für die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen".
Die Gemeindevertretung erinnerte außerdem an Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. "Dieses grundlegendste aller Menschenrechte gilt ohne Einschränkung für alle Menschen, die sich in unserem Land aufhalten", heißt es im Text der Resolution. cn
Für den Fall, daß Frau Holle ihre Betten schütteln sollte, empfiehlt sich die Rhön als "ein Wintermärchen" für Ski- und Schlittenfahrer, Eisläufer, Anhänger des Eisstockschießens oder einfach Besucher, die gemächlich im Pferdeschlitten kutschieren oder hoch zu Roß durch den Schnee reiten wollen. Hessens höchste Erhebungen und die Rhönberge im angrenzenden Bayern und Thüringen sind mit Langlaufloipen, Abfahrten bis eineinhalb Kilometern, Rodelbahnen, Schlepp- und Sesselliften teils unter Flutlicht auf Wintersportler eingerichtet.
In Gersfeld und Hilders gibt es Skischulen, in Ehrenberg-Wüstensachsen Langlaufkurse. Außerdem bestehen günstige Arrangements für Skitouren und Skiwanderwochen.
Auskunft: Fremdenverkehrsverband Rhön, Wörthstraße 15, 6400 Fulda, Telefon 06 61-606-305 oder 318. er
spi MÜLHEIM. Die Konsumfreude der Bundesbürger ist trotz trüber wirtschaftlicher Perspektiven ungebrochen. Allerdings zeigen sich die Verbraucher in den Läden inzwischen sparsamer. Dies hat Erivan Haub, Chef und Eigentümer der Tengelmann-Gruppe, beobachtet. Sein Einzelhandelsunternehmen stimmte er deshalb auf zwei schwere Jahre ein. Denn die Rezession hierzulande werde kaum vor Ende 1994 überwunden sein.
Haubs Antwort auf die neue Lage: Das Sortiment wird wo irgend möglich der Sparwelle angepaßt. Parallel dazu kündigt er mit seiner aus Österreich importierten Filialkette Ledi den Aufbau eines neuen Discount-Typs an. Als "Vertriebsform der härtesten Linie" soll diese insbesonders vergleichbaren Läden wie Penny von Rewe oder den Märkten von Lidl & Schwarz Paroli bieten. Nicht im Visier hat Haub dagegen Aldi. Diesem Mitbewerber beugt sich der selbstsichere Mülheimer Manager neidlos: "Mit Aldi sollte sich niemand messen. Dieser Konkurrent ist unschlagbar tüchtig." Bis Ende 1993 soll es 150 Ledi-Läden geben.
Zu einem Großteil handelt es sich bei Ledi um umgestaltete frühere Plus-Geschäfte der Tengelmann-Gruppe. Deren jetzt knapp 2300 Filialen mit 8,5 Milliarden Mark Umsatz sind unverändert die renditeträchtigsten Objekte des Unternehmens. Dessen wirtschaftliche Lage bleibt weiterhin im dunkeln. Die Inhaber- Familie Haub hält unverändert an der bisherigen Praxis fest, keine betriebswirtschaftlich aussagefähigen Daten zu veröffentlichen.
Haub räumt nur ein, das Ergebnis im Inland sei im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende Juni) von früher etwa 300 Millionen auf unter 100 Millionen Mark gesunken. Das aber sei angesichts der um gut 70 auf 835 Millionen Mark gestiegenen Investitionen verständlich.
Aus den wenigen publizierten Zahlen ist allerdings herauszulesen, daß der Umsatzzuwachs der Inlandsgruppe von fast neun Prozent auf 22,5 Milliarden ausschließlich den im Berichtsjahr per saldo neu hinzugekommenen 240 Geschäften zu verdanken ist. Die Verkaufsfläche stieg um fast zehn Prozent auf gut drei Millionen Quadratmeter. Die Zahl der Beschäftigten hierzulande wuchs um 5700 auf 83 500.
Arg erwischt hat es Tengelmann derweil in Nordamerika. Die dortige Mehrheitsbeteiligung A + P bescherte einen Verlust von umgerechnet etwa 230 Millionen Mark.
Ihren Auslandsumsatz gibt die Mülheimer Gruppe mit 26,5 Milliarden Mark (plus zwei Prozent) an. Weltweit steht sie also für rund 49 Milliarden, womit zuletzt eine Steigerung von fünf Prozent heraussprang.Ministerium will erst untersuchen Zu Möllemanns Briefbogen-Affäre keine Detail-Auskünfte
ptz BONN, 21. Dezember. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) fühlt sich in der Briefbogen-Affäre um seine Unterschrift nicht verantwortlich. Sein Ministerium verweigerte am Montag vor der Bundespressekonferenz detaillierte Auskünfte, obgleich der Fall seit Tagen bekannt ist. Der Vorgang werde untersucht, sagte Ministeriumssprecher Claus Hommer. Bei den Vorständen mehrerer Supermarktketten war ein von Möllemann unterzeichneter Brief eingegangen, in dem für ein Produkt einer Firma geworben wird, zu deren Eigentümern der Vetter seiner Ehefrau Carola gehört.
Hommer sagte, die Schreiben mit Datum vom 17. März seien in Abwesenheit des Ministers ohne dessen Billigung versandt worden. Ein Mitarbeiter des Hauses habe dazu von Möllemann "blanko unterschriebene" Briefbogen benutzt. Fragen, ob Möllemann über ein Hilfe-Ersuchen seines angeheirateten Verwandten informiert war oder ob er das Abfassen eines Briefes veranlaßt habe, beantwortete Hommer nicht. Dies gehöre zu den Interna, die jetzt untersucht würden.
Hommer nannte es "üblich", daß in Ministerien für dringende Fälle blanko gezeichnete Vordrucke vorhanden seien. Das bestätigte der Sprecher der Bundesregierung, Dieter Vogel, der früher selbst im Wirtschaftsministerium gearbeitet hatte. Es gebe in vielen Ministerien Blanko-Formulare. Sie würden unter Verschluß gehalten und beispielsweise bei Abwesenheit des Ministers nach "klarer Absprache" benutzt. Zugang zu diesen Bögen hätten nur wenige Personen. Möllemann hielt sich am Montag in Den Haag auf.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Peter Struck, forderte, daß seine Fraktion noch vor Weihnachten über das Untersuchungsergebnis unterrichtet werde. "Wenn sich der Verdacht der Vetternwirtschaft bewahrheitet, ist ein Rücktritt unausweichlich", sagte Struck. (Kommentar auf Seite 3)
Vier "Kreativ-Tage" in der malerischen Residenzstadt Weilburg bieten von Donnerstag, 7., bis Sonntag, 10. Januar, Gelegenheit, einen veränderten Wochenendurlaub der Erlernung oder Vervollkommnung künstlerischer Hobbys zu widmen. Unter Leitung ausgewählter Fachleute werden im Gymnasium Philippinum am Eröffnungstag ab 14 Uhr, Schlußtag bis 14 Uhr, sonst ganztägig, Zeichnen, Linolschnitt und -druck, Bildhauerei, plastisches Gestalten, Tiffany-Glasarbeiten, Aquarellmalerei und Keramik für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten - Preis 150 Mark. Außerdem wird ein Beiprogramm geboten.
Anmeldungen für die Kurse: Fremdenverkehrs-Marketing GmbH, Mauerstraße 27, 6290 Weilburg, Telefon 0 64 71-13 30. Zur Übernachtung: Kur- und Verkehrsverein, Mauerstraße 10 a, 6290 Weilburg, Telefon 0 64 71-76 71. er
GLASHÜTTEN. Am Sonntag, 27. Dezember, spielt das Schloßborner Blasorchester in der Pfarrkirche. Das Repertoire umfaßt festliche Musikstücke aus dem Sammelwerk von Egidius und ist speziell auf die beschauliche Zeit zwischen den Jahren abgestimmt.
Der Eintritt ist frei, Besucher können für die Sozialstation Königstein spenden.
Das Wetter
Wetterlage Am Südrand eines Hochs mit Schwerpunkt über Südskandinavien sickert hochreichende Kaltluft vor allem in den Norden Deutschlands. Sie gestaltet das Wetter wechselhaft. Im Süden ist noch mildere Meeresluft wetterwirksam.Vorhersage bis Mittwoch früh Im Süden meist bedeckt und gelegentlich Sprühregen. Im Norden wechselnde, vielfach starke Bewölkung und gebietsweise meist leichte Niederschläge, zum Teil bis in tiefe Lagen als Schnee mit Glättebildung.
Tageshöchsttemperaturen im Norden um 0, im Süden um 5 Grad. Tiefsttemperaturen im Süden um 2, im Norden um minus 1 Grad, bei längerem Aufklaren bis minus 4 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus Ost bis Südost. Wochenvoraussage Am Donnerstag Temperaturen allgemein nur noch um den Gefrierpunkt.
Freitag bis Montag: Verbreitet neblig- trüb, gebietsweise sonnig, weitgehend niederschlagsfrei.
Am Tage wenig Temperaturänderung, nachts bei Aufklaren leichter bis mäßiger Frost. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 20 Amsterdam
bedeckt 3 Athen
wolkenlos 13 Barcelona
stark bewölkt 13 Brüssel
Sprühregen 2 Budapest
Sprühregen -1 Dublin
bedeckt 6 Helsinki
leicht bewölkt -1 Innsbruck
stark bewölkt 1 Istanbul
wolkenlos 7 Kairo
stark bewölkt 14 Larnaka
leicht bewölkt 13 Las Palmas
leicht bewölkt 19 Lissabon
Regen 13 Locarno
wolkig 6 London
leicht bewölkt 5 Madrid
bedeckt 8 Malaga
stark bewölkt 16 Mallorca
wolkig 17 Moskau
Schneefall -4 Paris
bedeckt 7 Rom
leicht bewölkt 15 St. Petersburg
Schneeschauer -2 Stockholm
leicht bewölkt -4 Varna
wolkig 5 Venedig
bedeckt 2 Warschau
wolkig 1 Wien
Gefr. Sprühregen 0 Zürich
Regen 4
Deutschland
Berlin
stark bewölkt 2 Dresden
Schneefall 1 Feldberg/Ts.
in Wolken 2 Feldberg/Schw.
Regen 2 Frankfurt/M.
bedeckt 5 Freiburg
bedeckt 11 Garmisch
stark bewölkt 3 Hamburg
leicht bewölkt 4 Helgoland
leicht bewölkt 4 Köln
bedeckt 3 Leipzig
Schneefall 0 München
Regen 5 Norderney
stark bewölkt 3 Rostock
stark bewölkt 3 Sylt
leicht bewölkt 2 Zugspitze
stark bewölkt -6
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.22 Uhr Sonnenuntergang 16.26 Uhr Mondaufgang 6.54 Uhr Monduntergang 15.06 Uhr
Touristische Tips
Loipen schnuppern in Sonthofen Ab 7. Januar steht im Kalender von Sonthofen im Allgäu die Pauschale "Schnupper die Loipe". Für das Wochen- Arrangement werden mit Übernachtung, Frühstück, Eintrittskarte für das Hallenbad, Freifahrten an verschiedenen Liften und weiteren Extras ab 184,50 Mark berechnet. Ausführliche Informationen verschickt das Verkehrsamt in 8972 Sonthofen, Telefon 0 83 21-7 62 91.
In einem Schloß residieren und sich verwöhnen lassen - diese Möglichkeit bietet das über dem Naabtal liegende Schloß Guteneck mit seinen stilvollen Ferienwohnungen. Die gräflichen Apartments kosten je nach Größe zwischen 60 und 110 Mark am Tag. Wer ein Schloßhotel vorzieht, kann ab 60 Mark in den Schlössern Trevesenhammer und Ernestgrün nahe der böhmischen Grenze wohnen. Auskunft über den "Schloßherren- Urlaub": Toristikinformation des Landratsamtes, Postfach 1564, 8460 Schwandorf, Telefon 0 94 31-471.
Zu einer dreitägigen Wanderung ohne Gepäck lädt der Luftkurort Stadtkyll im Oberen Kylltal ein. Das Arrangement kann ganzjährig von donnerstags bis sonntags oder sonntags bis mittwochs gebucht werden. Die Rundwanderung führt durch die Vulkaneifel. Der Kurzurlaub kostet mit Übernachtungen im Doppelzimmer, Frühstück, Gepäcktransfer, Wanderkarte und weiteren Extras 130 Mark. Auskunft: Verkehrsverein, Kurallee, 5536 Stadtkyll, Telefon 0 65 97-28 78.
Die Pauschalangebote für '93 hat Rüdesheim am Rhein erstmals in einer handlichen Broschüre zusammengefaßt. Zur Wahl stehen 27 Arrangements für Gruppen bis 20 Personen. Dazu gehört beispielsweise der "Bärenstarke Kurzurlaub" mit zwei Übernachtungen im Doppelzimmer, Halbpension und Schiffstour für 190 Mark. "Fürstlich" geht's zu im Jagdschloß Niederwald beim Programm ab 445 Mark (zwei Übernachtungen), "Musik und Wein" steht im Juni, Juli und August im Kalender, der Wochenendtrip mit zwei Übernachtungen kostet ab 370 Mark. Den neuen Prospekt verschickt: Verkehrsamt, Rheinstraße 16, 6220 Rüdesheim am Rhein, Telefon 0 67 22-29 62.
Flüchtlingshilfe vermißt
NEU-ISENBURG. Die Flüchtlingshilfe fordert die Beteiligung des Magistrats und der Stadtverordneten an Aktionen gegen Rassismus und Gewalt. Zahlreiche Bürger/innen hätten in den vergangenen Wochen an Veranstaltungen gegen Fremdenfeindlichkeit teilgenommen. Mehr als 1500 Neu-Isenburger seien allein am 30. November auf die Straße gegangen, um gegen den wachsenden Ausländerhaß zu protestieren. Auch bei der Lichterkette am Dienstag entlang der B 3 waren viele Neu-Isenburger auf den Beinen.
In einem offenen Brief an Magistrat und Parlament beklagt die Flüchtlingshilfe, daß beide es bisher nicht für nötig gehalten hätten, in gleicher Weise öffentlich ein Zeichen zu setzen und ihre Solidarität mit den in Neu-Isenburg lebenden Ausländern zu bekunden, wie dies bereits in vielen Gemeinden geschehen sei. Neu- Isenburgs Stadtregierung spiele "Vogel Strauß" und ignoriere die Probleme.
Glücklicherweise sei es in Neu-Isenburg noch nicht zu Übergriffen auf Ausländer gekommen. Die Politiker sollten allerdings nicht warten, bis es soweit komme, sondern sofort Stellung beziehen. Zum Beispiel könnten im Rathaus und im Foyer der Hugenottenhalle Plakate aufgehängt werden, auf denen die verschiedenen Nationen der in der Stadt lebenden Menschen aufgelistet würden.
In der Stadt lebten seit vielen Jahren Ausländer aus verschiedensten Nationen. Das sollte nach Ansicht der Flüchtlingshilfe Anlaß genug sein, sich öffentlich und eindeutig gegen den in Deutschland erstarkenden Rassismus und die damit verbundenen Gewalttätigkeiten zu äußern. Der Protest dürfe nicht einzelnen Bürgern und Gruppen überlassen bleiben. pgh
577 Mark haben die Mitglieder des Vereinsrings Bergen-Enkheim gesammelt: Das Geld soll den Familien der drei Menschen zugute kommen, die beim Brandanschlag von Mölln getötet wurden. Während seines Weihnachtsmarkts hatte der Vereinsring den Erlös aus dem Reibekuchen- und Wurstverkauf zur Seite gelegt und einen Spenden-Bembel aufgestellt.
Plutonium im Flugzeug: Reine Routine - wenn nichts passiert Der erste Transport über Rhein-Main ins schottische Atomzentrum Dounraey war nur der Probelauf
Nur der Inhalt dieses einen Transportes ist (noch) nicht Routine gewesen, weshalb es auch einen gewissen Nachrichtenwert hatte, was Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) am Abend danach vor dem Wiesbadener Landtag ganz bewußt ausplauderte: Erstmals sind knapp 3,5 Kilogramm Plutonium - neben allerhand anderen Spaltstoffen, darunter Uran, und unbestrahlte Brennelemente - auf dem Luftweg vom Frankfurter Flughafen in das schottische Atomzentrum gebracht worden. Und selten gingen die Bewertungen eines "Transports ohne Polizeibegleitung" derart weit auseinander. Während Bonn, dessen Bundesamt für Strahlenschutz für Atomtransporte zuständig ist, den Vorgang nicht einmal einer nachträglichen Mitteilung für wert befand, hat der Hessen-Minister im Landtag von der Gefahr gesprochen, daß eine ganze Region wie das Rhein- Main-Gebiet "unbewohnbar" werden könnte - falls es zur unwahrscheinlichen, aber eben "nicht auszuschließenden" (Fischer) Absturz-Katastrophe mit einer Plutonium-Maschine kommt.
Der Transport vom Kernforschungszentrum Karlsruhe nach Dounraey Mitte Dezember hat auch deshalb Aufmerksamkeit gefunden, weil er sich durchaus als "Probelauf" verstehen läßt. Seitdem die bundesdeutschen Stromkonzerne nicht mehr nur mit der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague, sondern für die Zukunft auch mit dem englischen Sellafield ins Plutonium-Geschäft gekommen sind, wurde der Lufttransport als neue Variante ansgetüftelt. Ausgerechnet Sicherheitsargumente werden dafür in Bonn angeführt: deutlich geringere Eintrittswahrscheinlichkeit eines Unfalls, wenn auch im Einzelfall womöglich schlimmere Folgen. "Völlig eindeutig" sei das Ergebnis der sicherheitstechnischen Abwägung. Die Bonner Grundsatzentscheidung ist damit getroffen. In England gibt es Experten, die daneben auch auf gewisse politische Opportunitätsargumente bei Regierung und Industrie hinweisen: Die Verschiffung über den Ärmelkanal könnte von ständigen lästigen Protestaktionen, etwa von Greenpeace, begleitet sein.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat die ersten wirklich großen Plutoniumtransporte über den Frankfurter Flughafen angekündigt, auch wenn es dafür "noch keine Termine" gebe und sie "in Kürze" auch nicht zu erwarten seien: 123 Brennelemente (Plutoniumanteil rund 30 Prozent), die einst für den Kalkar-Brüter gebaut wurden und seit mindestens acht Jahren schon im Hanauer Siemens-Brennelementewerk lagern, sollen ebenfalls nach Dounraey gebracht werden. Dann geht es nicht mehr um Kilogramm, sondern um zusammen 1,2 Tonnen Plutonium.
Schließlich stehen dann auch noch Plutonium-Rücktransporte aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennstäbe in Sellafield an (acht Tonnen Plutonium im kommenden Jahrzehnt) - über Frankfurt nach Hanau, denn dort steht die einzige bundesdeutsche Fabrik zur Verarbeitung von Plutonium in neue (Uran-Plutonium-Mischoxid-)Brennelemente. Ihre "Altanlagen" stehen zwar seit Mitte 1991 still, und Bonn scheut bislang, zumal in den gerade angebrochenen Zeiten der atompolitischer Konsens-Diskussion mit der SPD, die lange angekündigte Anweisung an Hessen, die Produktion wieder zu erlauben. Angedroht aber bleibt sie, und auch die "Neuanlagen" im Hanauer Siemens- Werk - technisch in der Endphase der Fertigstellung, aber juristisch noch längst nicht über alle Hürden - sollen laut offizieller Bonner Plutonium-Politik nach wie vor in Betrieb gehen.
Während die Gegner der Plutonium- Flieger rund um Frankfurt zumindest das Land Hessen auf ihrer Seite wissen, sind sie in Großbritannien bislang politisch sehr viel einsamer. Die Umwelt- Lobby, Greenpeace und die "Freunde der Erde", warnen dort zwar vor den "tödlichen Transporten". Den Durchschnittsbriten aber hat die Nachricht von der neuen Gefahr noch nicht erreicht - und erreichte sie ihn, die Reaktion fiele wahrscheinlich weniger alarmiert aus als in der Bundesrepublik.
Seit vielen Jahren schließlich hat man sich in Britannien damit abgefunden, daß Nuklearmaterial kreuz und quer über die Insel transportiert wird. Der berühmte Nachtzug durch London, der seine kontinentale Strahlenlast auf dem Weg von Dover nach Sellafield regelmäßig mitten durch die Hauptstadt befördert, hat nie sehr vielen Londonern den Schlaf geraubt. Und was die neuen Plutonium-Transporte durch die Luft anbelangt: Sie werden in Britannien nicht in städtischen Regionen wie im dichtbesiedelten Rhein-Main-Raum angelandet, sondern in abgelegeneren Gegenden, wo der Widerstand geringer und begrenzter wäre.
Und doch - die Aufnahme der Luft- Lieferungen kommt gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem die britische Atomindustrie sehr zu ihrem Leidwesen wieder Schlagzeilen macht. Der Grund dafür ist die bevorstehende Inbetriebnahme der größten nuklearen Wiederaufarbeitungs-Anlage der Welt, des neuen Thermaloxid-Werks (THORP) in Sellafield, an der nordwestenglischen Küste.
Das Werk, seit Jahren im Bau und nun für umgerechnet 4,5 Milliarden Mark fertiggestellt, sollte eigentlich diese Woche den nuklearen Betrieb aufnehmen. Es war als Meilenstein der britischen Atomindustrie, als einträgliche Zentrale für die Aufbereitung abgebrannter Brennelemente aus dem In- und Ausland geplant: Deutschland und Japan haben als Vorschuß auf ihre Zehnjahresverträge mit THORP enorme Summen in das Werk investiert.
Doch anders als erwartet, liegt THORP, liegt Sellafield II zu diesem Weihnachtsfest noch immer still. Überraschend haben staatliche Inspektoren einen achtwöchigen Aufschub für die Arbeitsaufnahme bei THORP verordnet, der der Öffentlichkeit Gelegenheit geben soll, die Sicherheit der Grenzwerte und der Mengen künftiger THORP- Strahlung noch einmal zu überprüfen. Bedenken örtlicher Atomgegner, der THORP-Betrieb werde zu einer vervielfachten Belastung der Küstengebiete und der Gewässer um Sellafield führen, fanden bei den Inspektoren ein offenes Ohr. Nun ist nicht einmal sicher, ob das Inspektorat nicht eine neue Anhörung für THORP empfehlen wird, die die Betriebsaufnahme weit über Januar hinaus aufschieben würde.
Schon läuten bei den Sellafield-Betreibern sämtliche Alarmglocken. "Über dieser Verzögerung", klagt der Boß der britischen Atomindustrie, John Guinness, "verlieren wir täglich fünf Millionen Mark." Doch Guinness schwant noch Schlimmeres. Immer stärker mehren sich die Zeichen, daß die britische Regierung, die einst alles auf Atomkraft setzte, das Interesse an der Wiederaufarbeitung generell zu verlieren beginnt.
Das Ende des Kalten Krieges, die ausreichend vorhandenen Plutonium- Bestände, der gesunkene Uran-Preis, das in Land auf Land beschlossene Ende der Schnellen Brüter (in Britannien selbst war erst vorigen Monat das Brüter-Projekt in Dounreay begraben worden) und die zu erwartende restriktive Atompolitik der neuen US-Regierung - all diese Entwicklungen scheinen in Whitehall zunehmend zu Zweifeln am Sinn der THORP-Betriebsaufnahme geführt zu haben. Bezeichnenderweise hat sich die Regierung bisher geweigert, die Verträge zwischen THORP und der britischen Atomindustrie im Wert von 23 Milliarden Mark gegenzuzeichnen.
Wie nervös man in England in dieser Lage schon geworden ist, zeigt der jüngste Aufschrei in der britischen Presse über vertrauliche Dokumente, die Greenpeace Anfang Dezember an die Öffentlichkeit trug und mit denen die Organisation glaubte belegen zu können, daß die deutsche Kundschaft es sich anders überlegt habe, Sellafields künftige Verträge mit THORP aufzukündigen gedächte und selbst schon geschlossene Verträge widerrufen könnte. "Die Deutschen bringen Sellafield in Bedrängnis", lautete die - typische - Schlagzeile des Londoner Guardian. Mit seinem 7,5-Milliarden-Mark-Deal über den Export von 886 Tonnen abgebrannter Brennelemente in den nächsten zehn Jahren und von 1500 Tonnen im darauffolgenden Jahrzehnt ist Deutschland ein THORP-Kunde, den sich Sellafield nicht entgehen lassen kann.
Seit jener "Enthüllung" müht sich die Sellafield-Direktion verzeifelt, entsprechende Spekulationen zu entkräften: Von einem Abspringen der Deutschen, meint man, könne keine Rede sein. Die Zweifel aber sitzen bereits tief und der anhaltende Streit in Deutschland um die Atomexporte nach Britannien und um die entsprechenden Transportwege trägt nicht gerade dazu bei, das britische Vertrauen in THORP zu stärken.
Tatsächlich steht die Wiederaufarbeitung im Ausland, die sich mittlerweile auch finanziell nicht mehr rechnet, inzwischen ganz oben auf der Liste möglicher Zugeständnisse der bundesdeutschen Atomindustrie an die Atomkraftgegner - wenn sie dafür einen "Konsens" mit der SPD über die künftige Atomkraftnutzung erreichen könnte. Die Lufttransporte des Supergiftes Plutonium quer durch Europa zeigen da letztlich auch, wie risikobelastet und hochkompliziert schon jetzt die Strategien sind, die den Glauben an einen "Plutoniumkreislauf" zumindest theoretisch aufrechterhalten sollen.
Praktisch und politisch ist dieser Glaube schon jetzt Wunschdenken. Seit die Hanauer Siemens-Fabrik stilliegt, wird anfallendes Plutonium mit deutscher Rücknahmeverpflichtung in La Hague zwischengelagert. Den Ausstieg, den Britanniens Atomwirtschaft nun fürchtet, ist aus der Sicht deutscher Innenpolitik bestenfalls Einsicht in Realitäten. RICHARD MENG (Wiesbaden)/ PETER NONNENMACHER (London)
jk FRANKFURT A. M. Der Niedergang der ostdeutschen Industrie hat in den neuen Bundesländern abermals zu einer deutlichen Senkung des Energieverbrauchs geführt. Nach einer Hochrechnung der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen werden in diesem Jahr jenseits von Elbe und Werra 72 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) "verkonsumiert". Das entspricht einer Abnahme gegenüber 1991 um 14 Prozent.
In Westdeutschland bleibt der Bedarf hingegen nahezu konstant. Der Zuwachs während der ersten Jahreshälfte ist als Folge der konjunkturellen Flaute praktisch der Stagnation gewichen. Eine weitere Rolle spielt die milde Witterung. Somit schätzt die Arbeitsgemeinschaft den Verbrauch in den alten Bundesländern auf 409 Millionen Tonnen SKE. Das wären 0,3 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Für West und Ost zusammen ergibt sich ein Rückgang um 2,5 Prozent.
Die Entwicklung in der Ex-DDR prägt auch die Anteile der einzelnen Energieträger zur Bedarfsdeckung. So erlitt die Braunkohle mit einem Minus von 13 Prozent auf gesamtdeutsch 73,7 Millionen Tonnen SKE die stärkste Einbuße. Der Einsatz der Steinkohle, ausschließlich in Westdeutschland gefördert und zu einem geringen Teil eingeführt, nahm um 6,6 Prozent auf 74,7 Millionen Tonnen SKE ab. Einen starken Zuwachs erlebte dagegen die Atomkraft um mehr als sieben Prozent auf 50,7 Millionen Tonnen SKE.
HATTERSHEIM. Hat die Diät angeschlagen, ist der Bauch weg? Die Fragen über das neue Aussehen des Weihnachtsmannes will die Stadtbücherei Am Markt in der Vorlesestunde am heutigen Mittwoch, 15 Uhr, beantworten.
Der Weihnachtsmann hat in einer Zeitung gelesen, daß er altmotisch und dick sei, außerdem nur unnütze Geschenke bringe. Den Sommer nutzt er, um sein Aussehen zu ändern. Doch kurz vor Weihnachten stellt ihm sich die Frage: Ob ihn so noch jemand mag? kkü
1992 Rekordjahr auf Rhein-Main
Der Fluggast aus Düsseldorf kam wutschnaubend die Treppe des Airbus herunter und fauchte Wolfgang Schwalm, den Pressesprecher der Flughafen AG, an: "Eine Unverfrorenheit, was sie sich mit den Passagieren erlauben. Das wird eine Beschwerde zur Folge haben."
Der namenlose Mann mit dem Aktenkoffer hatte oben an der Tür des LH-Jets fünf lange Minuten warten müssen, bis unten die Fotografenschar ihre Arbeit halbwegs verrichtet hatte. Der Auftrieb war groß. Die FAG konnte jetzt den 30 000 000sten Passagier auf Rhein-Main begrüßen.
So viel in einem Jahr waren es noch nie. Im vergangenen Jahr flogen wegen des Golf-Kriegs mit 28 Millionen weitaus weniger als prognostiziert, 1990 wurde der Sprung über die 30 Millionen nur knapp verpaßt. Umso mehr wollte die FAG den Rekord gebührend feiern.
Vielleicht hätte es der Herr aus Düsseldorf nicht ganz so eilig gehabt, hätte ihm das Begrüßungskomitee von Lufthansa und FAG die Blumen und die sonstigen großen und kleinen Präsente in die Hand gedrückt.
Denn genauso gut wie Eva Herger hätte auch er der Jubiläums-Passagier sein können: Niemand zählt auf Rhein-Main penibel die Fluggäste und macht bei 29 999 999 einen Strich.
Die Statistiker und ihre Hochrechnung haben den Tag eingegrenzt und die Rekordmarke für "Montag, 21. Dezember, früher Nachmittag" vorausgesagt. Und dann hat die FAG nachgeholfen. Weil die meisten Maschinen, die zu dieser Zeit auf Rhein-Main landenden, einen Kranich am Leitwerk haben und Frankfurt der Heimatflughafen der Lufthansa ist, sollte der 30 000 000ste Fluggast auch in einem LH-Jet einschweben.
Der Zufall bestimmte die Maschine aus Düsseldorf. Es hätte auch eine aus München oder Hamburg sein können. Kein Zufall war, daß die Blumen einer Frau überreicht wurden. Die sollte es schon sein. Der Jubilar hätte aber auch Elke Müller oder Gabi Beck oder sonstwie heißen können.
So war es Eva Heger aus Ratingen. Die Fotografen waren mit ihr zufrieden. Sie hielt eine Viertelstunde aus und die Blumen gerade so, wie es den Kamaraleuten am besten ins Bild paßte. Dann durfte sie mit ihrem Mann weiter in den Weihnachtsurlaub nach Hongkong fliegen.
Wenn sich die Männerwelt bis dahin emanzipiert haben sollte, wird im Jahre 2000 vielleicht einer der ihren der nächste Jubiläumspassagier sein. Dann wird auf Rhein-Main der 40 000 000ste erwartet. gang
Wer am Ende Präsident Serbiens sein wird, ist zwei Tage nach der Wahl noch unübersichtlich. Bei aller Verworrenheit kann als ziemlich sicher angenommen werden, daß der US-Serbe Panic nach der massiven Behinderung seines Wahlkampfs durch gleichgeschaltete Medien nun auch um Wählerstimmen in unbekannter Zahl betrogen worden ist. Die Art, in der Milosevic sein Amt zu behalten versucht hat, ist Beleg genug für das Wissen oder wenigstens die Ahnung der alten Garde, daß die großserbischen Anmaßungen schließlich nicht obsiegen können - genau so, wie die Zeit der Pfründe und Privilegien für die (militärische) Nomenklatura sich zwangsläufig ihrem Ende entgegen neigt.
Dieses und andererseits die Stärke der Opposition - diese Feststellung bleibt, auch wenn jene schließlich nicht den Präsidenten stellen sollte - ist für jeden Freund Serbiens ein Zeichen der Hoffnung. Pseudosozialistische und nationalistische Großmannssucht haben wie die serbische Aggression im Nachbarland Bosnien-Herzegowina lange vergessen gemacht, daß ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung sich nicht durch die Kriegspropaganda hat einwickeln lassen. Daß es in Serbien eine starke Friedensbewegung gibt, ist hierzulande viel- fach übersehen worden. Die Gesprächsfäden sind dünn geworden, und Chancen zur Unterstützung der Opposition sind nicht genutzt worden. Das sollte sich jetzt ändern. Immerhin hat die Opposition so viel demokratische Reife gezeigt, einig aufzutreten - sogar hinter so einem windigen Friedensapostel wie Panic. ens
NORBERT BRAUN, Parteivorsitzender der Usinger SPD, ist in der Weihnachtsmitgliederversammlung der Sozialdemokraten für 25jährige Parteizugehörigkeit geehrt worden. Neben Braun, der sich als 17jähriger der Bremer SPD anschloß, standen noch drei weitere Ehrungen für 25jährige Mitgliedschaft an: MANFRED GEBERS aus Kransberg, HEINZ HAAG und HANS-DIETER STÖRKEL, beide aus Eschbach. Der SPD- Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling überreichte den Jubilaren die Urkunde mit der silbernen SPD-Ehrennadel.
Der Verfasser dieser Replik hat 1991 mit Gary Smith einen Band "Benjaminiana" vorgelegt. fr
Die Frankfurter Polizei hat jetzt in Bockenheim ein 15 Jahre altes Mädchen festgenommen, das gemeinsam mit einer noch unbekannten Komplizin einem 26 Jahre alten Medizinstudenten 200 Mark auf offener Straße gestohlen hatte. Die beiden hatten laut Polizei mit dem "Geldwechseltrick" gearbeitet.
Allein in der vergangenen Woche sind der Polizei in diesem Stadtteil acht Fälle solcher Diebstähle angezeigt worden. Jedesmal hatten Täter im Alter zwischen zehn und 15 Jahren Passanten die Geldbörse entrissen und waren mit ihrer Beute geflüchtet.
Dem Studenten und einem Bekannten war es in diesem Fall gelungen, zumindest eines der beteiligten Mädchen festzuhalten, bis die Polizei eintraf. Allerdings biß das Mädchen dem 26jährigen bei der Festnahme so stark in die Hand, daß sie blutete. Das Geld hatte die 15jährige bereits in ihrem Stiefel versteckt.
Wie ein Polizeisprecher sagte, gehen die Kinder und Jugendlichen immer wieder nach demselben Schema vor. Sie bitten einen Passanten, Geld zu wechseln und legen dann ihre eigene Geldbörse auf die ihrer Opfer, um sie zu verwirren. Aus deren Geldbeutel wird nun das Geld gefingert und die Mädchen verschwinden mit ihrer Beute. enk
DREIEICH. Der Magistrat hat in diesen Tagen erfreuliche Post vom Kreis Offenbach erhalten. Darin wird für das neue Kinderhaus im Horst- Schmidt-Ring ein Zuschuß von 230 000 Mark zugesagt. Für die Erweiterung der Kindertagesstätte Friedhofstraße in Offenthal will der Kreis 20 000 Mark zuschießen.
Nach Angaben des Stadtkämmerers und Sozialdezernenten Werner Müller (SPD) ruhte die finanzielle Bürde für beide Projekte bislang ausschließlich auf der Stadt. Der Kinderhaus-Neubau, der derzeit hochgezogen wird, kostet knapp 3,5 Millionen Mark. Für die Erweiterung Kindertagesstätte (Kita) Friedhofstraße, die mittlerweile abgeschlossen ist, wurden 245 000 Mark ausgegeben.
Die Beteiligung des Kreises ist nach Ansicht des Kämmerers "nicht sehr erheblich, aber besser als nichts". Beide Projekte waren beim Kindergartenprogramm des Landes Hessen nicht zum Zuge gekommen. In Wiesbaden sei der "hervorragende Versorgungsgrad in Dreieich" und die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt berücksichtigt worden, erläuterte Müller. Deshalb seien andere Projekte im Kreis Offenbach in den Genuß der Förderung gekommen.
Zusätzlich zu der Viertelmillion Mark kann Dreieich laut Müller auch bei einer dritten Einrichtung zur Kinderbetreuung mit der Hilfe des Kreises rechnen. Dieser werde sich voraussichtlich auch am Bau des Kinderhauses Borngarten in Offenthal beteiligen und zwar in erheblich höherem Umfang", teilte er mit.
Da das Kinderhaus an dritter Stelle der Kreisprioritätenliste stehe, könne die Stadt darüber hinaus auch Landesmittel erwarten. Müller geht von einer Million Mark aus. Die Kosten für das Kinderhaus werden auf rund vier Millionen Mark veranschlagt.
Für den Kämmerer wäre es nicht akzeptabel, wenn Einrichtungen für Kinder allein aus dem Stadtsäckel finanziert werden müßten. Die Stadt habe schon viel investiert und müsse auch weiter hohe Summen aufwenden. Die Ausgaben für alle drei Projekte belaufen sich auf über sieben Millionen Mark.
Dazu kommen die laufenden Kosten, die im nächsten Jahr laut Müller allein von der Stadt mit 6,75 Millionen Mark bezuschußt werden müssen. Diese Beträge zeigten den hohen Stellenwert der Kitas in der Stadt. dac
Vettern-Wirtschaft
Man stelle sich vor: Der Bundeswirtschaftsminister wirbt auf offiziellem Ministeriumspapier mit seiner Unterschrift für das Unternehmen eines Verwandten, und er weiß von nichts? Klingt unglaublich, soll aber wahr sein. Durch Bonn weht mehr als nur ein Hauch von Vetternwirtschaft. Hier geht es um die Verquickung von geliehener politischer Macht und finanziellen Interessen. Spätestens seit Donnerstag weiß der Politiker, der gerne auch FDP-Vorsitzender würde, daß die Briefbogen-Affäre demnächst auffliegt. Als es am Wochenende soweit war, ging der Minister hinter der Anmerkung in Deckung, die Schreiben seien ohne seine Kenntnis auf Blanko-Briefbögen geschrieben und "versandt" worden. Was wann mit wessen Wissen in der Poststelle passierte, ist uninteressant. Die Bürger wollen wissen, was im Ministerbüro läuft. Im Klartext: Hat Möllemann Mitarbeiter beauftragt, eine Bitte aus der Verwandtschaft zu bearbeiten, dann muß er zurücktreten. Hierzu verweigert das Ministerium jede Auskunft. Bis zum Beweis des Gegenteils ist deshalb davon auszugehen, daß Möllemann über das Begehren seines angeheirateten Vetters wußte, und daß er dieses nicht sofort als unzulässig verwarf.
Was wäre als Alternative vorstellbar? Ein außer Rand und Band geratenes Ministerium, in dem ihre Kompetenzen maßlos überschreitende Beamte auf Blankobriefbögen unerträgliche Ministerbriefe verfassen. Dazu reicht die Phantasie beim von Politikverdrossenheit geschüttelten Wähler kaum noch.
Möllemann steht in der Verantwortung. Die Alternative zum Rücktritt eines Ministers ist seine Entlassung. ptz (Bonn)
OBERURSEL. Auch an Weihnachten bleiben die Türen des Oberurseler Hallenbades nicht verschlossen: An Heiligabend, 24. Dezember, ist es von 7 bis 12 Uhr geöffnet, am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag dann von 8 bis 13 Uhr.
An Silvester, 31. Dezember, können die Schwimmer ihre Runden von 7 bis 13 Uhr drehen, am Neujahrstag von 8 bis 12 Uhr. s
"Wenn die konjunkturelle Situation es zuließe, könnte das Dienstleistungsangebot für den Usinger Bürger zum Jahrtausendwechsel durch eine Altentagesstätte und einen ansprechenden Versammlungsraum . . . erweitert sein." Der parteilose, kommissarische Bürgermeister von Usingen und SPD/CDU-Bürgermeisterkandidat Detlef Ortmann auf der Weihnachtsmitgliederversammlung der Usinger Sozialdemokraten.Oberurseler Info-Blatt wurde neu aufgelegt
OBERURSEL. Das Faltblatt, in dem kurz und knapp über die wichtigsten Daten der Stadt informiert wird, ist neu aufgelegt worden. Die Bürger können es sich im Rathausfoyer besorgen.
Die Kurzinformation enthält, so berichtet Bürgermeister Thomas Schadow, alle wichtigen und interessanten Strukturdaten der Stadt, dazu aber auch alle Öffnungszeiten der öffentlichen Einrichtungen. s
HEUTE LESEN SIE
Somalia Banden wieder aufgetaucht Seite 2
Leitartikel Zum Thema Solidarpakt Seite 3
Mai-Motto des DGB Streit nicht beendet Seite 4
Feuilleton Rainald Goetz' "Festung" Seite 9
Wirtschaft Hilfe für Ost-Betriebe Seite 11
Sport DFB-Elf wagt Neuanfang Seite 14
Dokumentation Zuwanderungsgesetz Seite 16
Aus aller Welt Teilerfolg für Artenschützer Seite 26
Filmspiegel+Roman Seite 7
Fernsehen und Funk Seiten 9+10
Börse Seite 13
Freie Aussprache Seiten 13+25
Die Krisenzentren für Drogenabhängige sind über die Weihnachtsfeiertage geöffnet. Erstmals finden heute auch Weihnachtsfeiern statt: In der Rudolfstraße 19 (16.30 Uhr) und in der Schielestraße 26. In der Moselstraße 47 gibt es im Café Fix von 11 bis 15 Uhr ein kaltes Büffet. Das Krisenzentrum Friedberger Anlage 24 bietet ab heute bis 1. Januar täglich von 9 bis 16 Uhr Essen und Getränke an.
Die Öffnungszeiten der übrigen Krisenzentren über die Weihnachtsfeiertage: Elbestraße 38 heute von 8.30 bis 16.30 Uhr, am 25. und 26. Dezember je von 11 bis 16.30 Uhr; Rudolfstraße 19 bis einschließlich 27. Dezember von 16 bis 21 Uhr; Schielestraße 26 täglich von 8 bis 22 Uhr.
Der Drogennotruf, Telefon 62 34 51, ist bis zum 2. Januar rund um die Uhr erreichbar. pia
Kleine Fluchten aus dem . . .
(Fortsetzung von Seite 19)
Draußen, jenseits des schützenden Glasschirms, wachsen frischgesetzte Stiefmütterchen gegen den Winter an. Die Ausdauer, die sie dabei an den Tag legen, hat ihnen den Ruf verschafft, eine "dankbare Pflanze" zu sein. Unser Paar, ohne Blick für diese Anstrengung, strebt dem Monsunwald zu. Warm wird ihnen ums Herz.
Herr S. ist ein Vertreter der selbstbewußten Väter-Generation und schiebt das schlummernde Kleinkind durch den mäßig beheizten Korridor des Exotariums im Zoo. Links die Antarktis mit den Herren in Frack, rechts die Süßwasserwelt der Tropen. Der aufeinander abgestimmte Wildwuchs von Pflanzen und Schmarotzerpflanzen als einziges Ordnungsprinzip. Eine Gruppe Schüler schwärmt aus, Fischen gleich, Unbekanntes zu entdecken. Der junge Vater steuert unterdessen den australischen Archipel an: Riesenannemonen und Pyjamafische. Es gibt Tage wie diesen, da genieße er den Erziehungsurlaub, sagt der von Alltagserfahrungen geläuterte Idealist und nimmt Kurs auf den Stillen Ozean.
Eine ältere Dame zieht es in die Welt der Reptilien. Die Frau ist ein wenig kurzatmig, aber die Neugierde auf den Nachwuchs der Klapperschlangen gibt Kraft beim Aufstieg in das im ersten Stock gelegene Reservat. Dort tropft in monotoner Folge Wasser von dickfleischigen Blättern auf den Rücken der im Flachwasser dösenden Krokodile. Im Souterrain der Süßwasserwelt haben sich die Schüler vom gelben Doktorfisch und den in ihrer Trägheit enttäuschenden Piranhas gelöst. Nun sitzen sie vor der antarktischen Miniaturlandschaft mit einer Ausdauer wie Nacktschnecken an der Innenseite eines Aquariums.
Herr K. genießt heute ausgiebig das Privileg dessen, der auf eigenes unternehmerisches Risiko arbeitet. Seine erste Unternehmung an diesem nebelverhangenen Morgen war, dem letzten Kunden unter glaubwürdigem Vorwand abzusagen, um das Büro früher zu schließen. Zu Füßen seines Liegestuhls, im Thermalbecken der Homburger Taunus-Thermen, schwimmen Frauen und Männer, fast regungslos wie Treibholz. Die Therme, das ist der Ort des Zu-sich-Findens und der gesunden Bewegung mit sparsamen Mitteln. Herr K. ist ein Mensch der Bewegung, während Frau K. die innere Ruhe auch äußerlich, in der Damen-Sauna, zu erreichen sucht.
Es gibt Meister-Illusionisten, die der wärmenden Wirkung der fernöstlichen Kulisse so sehr erliegen, daß sie sich textillos bewegen, im ausgewiesenen Nudisten-Camp. Herr K. genießt die Atmosphäre, die nicht anders als in einem Ferienclub Nähe und Distanz im ausgewogenen Verhältnis erlaubt, und schaut herab auf die Menschen im warmen Wasser. Ein Stimme aus dem Lautsprecher annonciert den Beginn des Wasserstretchings, zu dem alle eingeladen sind. Ein verliebtes Paar schwebt unzertrennlich wie die zwei Hälften einer Auster durch den tiefgrünen Kachelsee.
Mit so viel Entgegenkommen hatte die Aktionsgruppe "Act Up" nicht gerechnet: Erst durften die etwa zwanzig Männer und Frauen jetzt ihre bunten Weihnachtspäckchen unbehelligt über die Gefängnismauer in Preungesheim werfen, dann wurden sie von den Leitern der Frauenhaftanstalt und der Untersuchungshaftanstalt ohne jegliche Personalkontrolle zum Gespräch gebeten: "Und da saßen wir dann im Knast und klönten", beschrieb Klaus Erbrich von Act Up den Ausklang der Aktion, mit der auf die Situation von Drogenabhängigen und Aidskranken im Strafvollzug hingewiesen werden sollte.
"Aids kriegt man leicht im Knast - Spritzen nicht" lautete der Hauptvorwurf der Act-Up-Leute, die der Deutschen Aidshilfe nahestehen. "Rauschgiftsüchtige, die im Knast weiter spritzen, werden mit Sicherheit infiziert", sagte Erbrich. Der Anteil der HIV-positiven Drogenabhängigen sei im Gefängnis besonders hoch. Da Spritzen Mangelware sind, werde ein und dasselbe Besteck mehrfach benutzt und der Aids-Erreger weitergegeben. Erbrich: "Im Knast werden Drogen konsumiert. Da kommen wir um die saubere Kanüle nicht herum."
Er habe das Anliegen der Gruppe als "sehr ehrlich" empfunden, erklärte der Leiter der Untersuchungshaftanstalt, Hermann Kipper. Etwa die Hälfte der 750 Gefangenen seien "im Zusammenhang mit Drogen" verhaftet worden, viele von ihnen seien drogenabhängig. Wieviele es sind, konnte Kipper aus dem Stegreif nicht sagen. "Aber wir kommen mit denen immer noch klar." Die notwendige körperliche Entgiftung werde unter Aufsicht eines Arztes vorgenommen. In seiner Anstalt, versicherte Kipper, gebe es kaum Drogen. "Wir finden immer wieder mal ein Stückchen Haschisch. Aber außerordentlich selten Heroin."
"Wir stoßen vielleicht vier oder fünf Mal im Jahr auf Spritzen oder kleine Drogenmengen. Man sagt immer, Drogen im Gefängnis seien ein Riesenproblem. Aber das stimmt nicht", erklärte die stellvertretende Leiterin der Frauenhaftanstalt, Gisela Körner. Von den 200 Frauen, die im geschlossenen Vollzug untergebracht seien, werde rund ein Drittel als drogenabhängig eingestuft. "Daß hin und wieder etwas eingeschmuggelt wird, das passiert halt" - trotz der scharfen Kontrollen, von denen die Anstaltsleiterin spricht. So muß die Kleidung, die bei einem Hafturlaub getragen wird, abgelegt werden, bevor der Gefangenentrakt betreten wird. Frauen, bei denen ein "konkreter Verdacht" besteht, werden von einer Ärztin gründlich untersucht. "Noch schärfere Kontrollen wären einfach unmenschlich", meinte Körner.
"Unsere Anstalten sind für drogenkranke Leute eigentlich nicht geeignet", räumte Karl-Heinrich Schäfer, Ministerialrat im Justizministerium, ein. Anhaltspunkte dafür, daß sich jemand im Gefängnis mit Aids infiziert hat, wie das von Act Up behauptet wird, gebe es nicht. Auch sei es "nicht die Regel, daß Drogen verfügbar sind".
Anders als der Drogenbeauftragte des Gesundheitsministeriums, Lothar Dix, der eine Spritzenvergabe im Gefängnis begrüßen würde, wird die Versorgung mit sauberen Spritzbestecken vom Justizministerium abgelehnt. "Seit 1984 haben wir über das Spritzenthema nachgedacht." Gerade im Oktober, so Ministerialrat Schäfer, hätten sich alle Bundesländer darauf geeinigt, keine Spritzen auszugeben. In einem allerdings sind sich Act Up und Justizministerin Christine Hohmann- Dennhardt (SPD) einig. Die Forderung nach einer Entkriminalisierung des Drogengebrauchs wird von der Politikerin und der Aktionsgruppe geteilt. ft
Im Blickpunkt: Israels Ausweisungspolitik Kritik von allen Seiten
Mit der jetzt auf die Spitze getriebenen Praxis, unliebsame Palästinenser an die Grenze zu bringen, nimmt Israel bewußt die Verurteilung durch die Staatengemeinschaft in Kauf. Selbst die USA konnten nicht anders, als der Verurteilung Israels durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) zuzustimmen. Die vierte Genfer Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten ist nämlich eindeutig. Ihr Artikel 49 lautet: "Einzel- oder Massenzwangsverschickungen sowie Verschleppungen von geschützten Personen aus besetztem Gebiet nach dem Gebiet der Besatzungsmacht oder dem irgendeines anderen besetzten oder unbesetzten Staates sind ohne Rücksicht auf deren Beweggrund untersagt." Der UN-Sicherheitsrat hat die Ausweisung der 415 Palästinenser, die von der israelischen Regierung als Angehörige der radikalen Hamas-Bewegung bezeichnet werden, am Samstag einstimmig verurteilt. Das UN- Gremium forderte Israel auf, die "sofortige und sichere" Rückkehr der Deportierten zu ermöglichen.
Wie am Dienstag abend in New York und Jerusalem mitgeteilt wurde, wird UN-Generalsekretär Butros Ghali in den kommenden Tagen einen seiner Stellvertreter, den Senegalesen James Jonah, nach Israel senden. Er soll sich dort um die Klärung des Schicksals der abgeschobenen Palästinenser kümmern. Man habe einer Bitte Ghalis zugestimmt, teilte das Amt von Ministerpräsident Yitzhak Rabin mit. Ob der Gesandte auch den Süden Libanons besuchen wird, war zunächst nicht klar.
In einer Reihe von Resolutionen hatte der Sicherheitsrat die israelische Regierung bisher erfolglos aufgefordert, von Zwangsausweisungen abzusehen. Mahner ist auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), zu dessen Aufgaben es gehört, über die Einhaltung der Genfer Konventionen zu wachen. In einer öffentlichen Erklärung protestierte das IKRK am Wochenende "erneut gegen die Ausweisungspraxis, welche der Staat Israel in der Vergangenheit mehrmals angewendet hat". Solche Deportationen stellten einen "schweren Bruch" des Artikels 49 der vierten Genfer Konvention dar.
Das IKRK betonte, es sei "fest überzeugt, daß die Respektierung des humanitären Völkerrechts, wie schwierig die Umstände auch sein mögen, der beste Weg für die Schaffung eines friedensfördernden Klimas ist".
Der Dauerstreit zwischen Israel und den internationalen Organisationen beruht auf unterschiedlicher Interpretation der Rechtslage. Die israelische Regierung behauptet, die Eroberungen aus dem Sechstagekrieg von 1967 könnten nicht als besetzte Gebiete bezeichnet werden, weil es dort nie international anerkannte Grenzen gab. Jerusalem bezeichnet das Westjordanland und den Gazastreifen als "Gebiete unter israelischer Verwaltung", was deren künftigen Status offenläßt. Die früher zu Syrien gehörenden Golanhöhen wurden von Israel durch Parlamentsbeschluß annektiert. Dennoch werden die arabischen Einwohner der "verwalteten" oder annektierten Gebiete als Ausländer behandelt, die ausgewiesen werden dürfen, wenn sie sich regierungsfeindlich betätigen.
Die Proteste des IKRK gegen völkerrechtlich verbotene kollektive Vergeltungsmaßnahmen sind zu einer Routine geworden, die keinen Eindruck auf die Regierung in Jerusalem macht. Jetzt hat sich auch die in Genf ansässige Internationale Juristenkommission (ICJ), eine angesehene private Vereinigung mit beratendem Status bei den Vereinten Nationen, eingeschaltet. ICJ-Generalsekretär Adama Dieng wandte sich in einem Brief an den Präsidenten des UN-Sicherheitsrats mit der Aufforderung, "passende Maßnahmen gemäß Artikel 39 und 41 der UN-Charta zu ergreifen". Diese beiden Artikel sehen Maßnahmen unter Ausschluß von Waffengewalt vor, um Beschlüssen Wirksamkeit zu verleihen. Nach Ansicht der IJC stellt die Massendeportation von Palästinensern nicht nur eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts, sondern auch eine Bedrohung des Friedens und der internationalen Sicherheit dar.
PIERRE SIMONITSCH (Genf)
Fernsehduell: Noch feilschen die Sekundanten
Noch ist nicht sicher, ob es zum kommunalpolitischen Frankfurter "Duell" zwischen CDU-Herausforderin Petra Roth und Titelverteidiger Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) überhaupt kommen wird: die Sekundanten feilschen noch um die Bedingungen und die Stätte der Begegnung. Während OB-Referent Ulrich Geissler weiterhin den Frankfurter Presseclub am Römerberg als stilvolle Teppichbodenarena mit kleinem Fachpublikum empfiehlt, will Heinz Daum, Geschäftsführer der Frankfurter CDU, die Kandidatin unbedingt auf der Mattscheibe vor das Wahlvolk bringen. Auch auf die Gefahr hin, daß der eloquente und gewiefte Taktiker von Schoeler mit seinem gesammelten Herrschaftswissen die fotogene, aber noch nicht so gewitzte Wahlkämpferin publikumswirksam an die Wand redet.
Daum hat den Sender RTL plus im Auge, wo auch die konservative Frankfurter Allgemeine regelmäßig Beiträge zur politischen Erbauung und Information produziert. Den OB hat es offensichtlich verdrossen, daß der CDU-Vorschlag zum TV-Streitgespräch erst in diesem Blatt bekanntgemacht wurde, ehe er selbst den Brief mit der Einladung erhielt.
Der robuste Heinz Daum findet solche Empfindsamkeit pingelig. Er würde in Kauf nehmen, daß ihn die Antwort auf die Herausforderung ebenfalls über die Medien erreiche. Wenn er sich nur endlich erklärte, der Herr von Schoeler. Und zur Not, versichert der Geschäftsführer, dürfe es auch beim Hessischen Rundfunk geschehen, den die Christdemokraten sonst gern "Rotfunk" nennen.
Der Herr von Schoeler würde natürlich am liebsten absagen. Hatte nicht auch Walter Wallmann stets ziemlich deutlich wissen lassen, er denke gar nicht daran, einen politischen Konkurrenten im öffentlichen Disput aufzuwerten und als gleichrangig auf die Ebene eines Stadtoberhauptes zu hieven? Stellt sich von Schoeler aber der Frau Roth nicht, wird Heinz Daum wochenlang triumphierend vom ängstlich kneifenden Oberbürgermeister reden, der die Wahl schon verloren gebe. Egal, wie mies die Umfrage-Ergebnisse für die Union aussehen.
Noch ist alles offen. Morgen vielleicht schon mehr darüber. cg
Kleine FR
Bei Weihnachtsfeier versichert OBERURSEL. Bei Arbeitnehmern, die bei der Weihnachtsfeier im Betrieb oder auf dem Heimweg von dort verunglükken, trägt die gesetzliche Unfallversicherung die Behandlungs- und möglichen Folgekosten. Dieser Grundsatz, so informiert die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Oberursel, gilt für alle von Unternehmen veranstalteten Betriebsfeiern.Seniorentreff und Jugendhaus zu KÖNIGSTEIN. Der Seniorentreff in der Kugelherrnstraße ist ab 24. Dezember bis einschließlich 3. Januar geschlossen. Auch das Jugendhaus ist ab 4. Januar wieder geöffnet. Sprechzeiten erweitert KÖNIGSTEIN. Mit der Einstellung neuer Mitarbeiter im Baudezernat hat die Stadtverwaltung den personellen Engpaß beseitigt, der seit April eingeschränkte Sprechzeiten nötig gemacht hatte. Ab 1. Januar gelten für die gesamte Verwaltung wieder folgende Bürgersprechzeiten: montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8.30 bis 12 Uhr, montags außerdem von 15.30 bis 17.45 Uhr. Stereoanlage gestohlen KRONBERG. 20 000 Mark Schaden entstand am Montag bei einem Einbruch in eine Wohnung an der Schönberger Straße in Oberhöchstadt. Die Diebe nahmen eine Stereoanlage, einen CD-Player, einen Plattenspieler und eine Videokamera mit, außerdem 150 Langspielplatten und 350 CDs. Kein Frauentreff bis Februar KRONBERG. Der nächste Termin für den "offenen Frauentreff" ist erst wieder im Februar 1993, von diesem Monat an allerdings nicht mehr dienstags, sondern am 1. Mittwoch im Monat, erstmals am 3. Februar, Gasthaus zum Grünen Wald, Ebertstraße, 20 Uhr.
DIETZENBACH. Seit Jahren spielt die Dietzenbacherin Ilse Wassermann mit in der ARD-Fernsehlotterie "Die Goldene 1", bei der jüngsten Wochenziehung gehörte sie endlich zu den Gewinner(inne)n. Für 14 Tage kann sie auf die Malediven fliegen. "Na, wenn diese Rechnung nicht aufgegangen ist", freute sie sich, als sie am Montag von ihrem Gewinn erfuhr.
Sie muß es wissen, wie sich das rechnet, die 47jährige ist Bilanzbuchhalterin bei einer EDV-Firma. buc
Nadine war allein zu Hause. Seitdem sich Nadines Eltern getrennt haben, lebt das elfjährige Mädchen bei seinem Vater und dessen Freundin. Da beide berufstätig sind, war das Mädchen, wenn es mittags aus der Schule kam, sich selbst überlassen. Seit einem halben Jahr ist das anders. Nadine gehört zu einer Gruppe von 15 Jungen und Mädchen, die nach Schulschluß nicht den Heimweg ansteuern, sondern das Internationale Jugendzentrum in der Bleichstraße. Hier finden im "Café Sonne" Kinder Aufmerksamkeit und Betreuung, die in doppelter Hinsicht als "Lückenkinder" gelten: Kinder von Alleinerziehenden oder Paaren, die wegen ihrer Berufstätigkeit erst am Abend für die Heranwachsenden Zeit haben.
Zwischen elf und 13 Jahren alt sind die Jungen und Mädchen - dem Kinderhort entwachsen, für die Jugendhäuser aber oft noch zu jung. Um Abhilfe zu schaffen, eröffnete das Internationale Jugendzentrum im März sein Café Sonne. Am gestrigen Montag wurde es in Anwesenheit von Sozial- und Jugenddezernent Martin Berg der Öffentlichkeit vorgestellt.
Hier, im Haus an der Bleichstraße, finden derzeit acht Mädchen und sieben Jungen nach Schulschluß einen gedeckten Mittagstisch vor. Nach den Hausaufgaben wird unter Anleitung zweier Sozialarbeiterinnen gespielt, gebastelt oder in der hauseigenen Holzwerkstatt gearbeitet. Daneben stehen Sport und gelegentlich auch mehrtägige Exkursionen auf dem Programm. Zusätzliche Kosten sind dem Jugendzentrum nach eigenen Angaben durch das neue Angebot nicht entstanden. Das verwendete Geld war ursprünglich für ein Ausbildungsprojekt vorgesehen, das sich nach Streichung von Bundesmitteln nicht realisieren ließ. sar
Tip-Vorschau
1. Blackburn Rovers - Leeds United 1 2. Norwich City - Tottenham Hotspur 2 3. FC Everton - FC Middlesbrough 1 4. Manchester City - Sheffield United 1 5. Nottingh. Forest - Queen's Park Rangers 1 6. Oldham Athletic - FC Liverpool 2 7. Celtic Glasgow - Dundee United 1 8. FC Dundee - Glasgow Rangers 2 9. FC Falkirk - Hibernian Edinburgh 0 10. Heart of Midlothian - Partick Thistle 0 11. FC Motherwell - FC Aberdeen 1 Tips für 6 aus 45 17 - 23 - 32 - 36 - 41 - 42
Torwart Mathias Jäger und Stürmer Uli Moissl vom Hockey-Bundesligisten SC 1880 Frankfurt stehen im vorläufigen Junioren-WM- Kader. Junioren-Bundestrainer Bernhard Peters berief insgesamt 28 Spieler, die im September nächsten Jahres die Weltmeisterschaft in Barcelona bestreiten sollen. kil
HOFHEIM. Die Entscheidung fiel gestern mittag, um 17 Uhr lud Jochen Riebel (CDU) zur Pressekonferenz: Der Landrat hat Hans-Werner Börs (CDU) vorläufig von seinem Dienst als Bürgermeister der Gemeinde Kriftel enthoben und ein förmliches Disziplinarverfahren gegen den 64jährigen eingeleitet. Börs sitzt seit acht Wochen in Untersuchungshaft. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft verdächtigt den Schwarzbachverbands-Vorsteher der Bestechlichkeit und des Betrugs.
Die disziplinarrechtlichen Vorermittlungen gegen Börs hatte Verwaltungsoberrat Horst Gottschalk geleitet. Seit Freitag, sagte Riebel, liege ihm Gottschalks Bericht vor. Er habe das Wochenende genutzt, um die Akte zu studieren und "so zügig wie möglich" seine Entscheidung gefällt. Als Untersuchungsführer des Disziplinarverfahrens habe er den Leiter der Hauptabteilung Allgemeine Landesverwaltung im Kreishaus, Regierungsdirektor Harald Beye, bestellt. Da der Untersuchungsführer eine "richterähnliche Funktion" habe, mußte Riebel einen Mann auswählen, der zum Richteramt qualifiziert ist.
"In meiner Entscheidung", betonte Riebel, "ist nicht die Spur einer Vorverurteilung zu sehen." Die vorläufige Dienstenthebung sei eine "Folge formalen Disziplinarrechts" und keineswegs als Schuldspruch zu bewerten - wenn es auch vom "öffentlichen Betrachter" anders bewertet werden könnte: "Nach dem Motto: Wenn schon der Landrat Börs vorläufig suspendiert, muß was 'dran sein." Falls Tatsachen dafür sprächen, daß dienstliche Verstöße vorliegen könnten, müsse das Verfahren eingeleitet werden. Börs sei so belastet, daß er sein Amt nur weiter führen könne, wenn die Vorwürfe geklärt seien. Monika Banzer, Anwältin des Rathauschefs, bekommt Riebels "Einleitungsverfügung" heute per Bote in ihre Oberurseler Kanzlei zugestellt. Nach Riebels Auskunft gibt es drei Möglichkeiten, den Beschluß rückgängig zu machen: er selbst könne ihn wieder aufheben, die Staatsanwaltschaft könne es empfehlen - oder Monika Banzer lege bei der Disziplinarkammer des Landgerichts, die sich aus drei Richtern und zwei Beisitzern zusammensetzt, Beschwerde ein.
Anders als der Hochtaunus-Landrat Jürgen Banzer (CDU) in vergleichbaren Fällen entschieden hat, wird Riebel keinen Staatsbeauftragten bestellen, der die Amtsgeschäfte in Kriftel übernimmt. Erster Beigeordneter Paul Dünte (CDU) leite die Verwaltung als Vize-Bürgermeister so gut, "daß da nichts zu geschehen hat".
Wie Untersuchungsführer Beye weiter vorgeht, kann Riebel nicht sagen. Seine Vermutung: die Ermittlungen werden so lange ruhen, "bis das staatsanwaltschaftliche Verfahren beendet ist". Dadurch, daß Börs in U-Haft sitze, bestehe kein Anlaß zur Eile. Börs bekomme zudem trotz der vorläufigen Suspendierung unverändert seine Bezüge. PETRA MIES
Die in die Zweite Bundesliga abgestiegene Turnriege von Eintracht Frankfurt hat - außer Konkurrenz startend - bei der Relegationsrunde für die Erste Bundesliga am Wochenende in Monheim mit 217,60 Punkten hinter den wieder im Oberhaus turnenden Teams von SC Berlin und Bayern München den dritten Platz belegt. Diese Plazierung ist möglicherweise dann von Bedeutung, wenn, wie allerorten angekündigt, der Modus der Turn-Bundesliga geändert werden sollte. Unter anderem ist vorgesehen, die Zahl der Riegen in der ersten Liga aufzustocken - derzeit gehen acht Vereine an die Geräte. Wenn dieser Vorschlag in die Realität umgesetzt wird, könnte durchaus die Plazierung dieser Relegationsrunde als Kriterium für die Zugehörigkeit zur Bundesliga herangezogen werden. kil
FELSBERG. Nordhessen ist nicht gerade eine sonnenverwöhnte Region. Die Felsberger indes wissen die seltenen Strahlen zu nutzen: So gedeihen im Stadtteil Böddiger selbst Weinreben. Und Mitarbeiter des "Energiezentrums Felsberg" (Schwalm-Eder-Kreis) machen Interessierten seit zwei Jahren vor, wie man Wärme und Strom aus Solarenergie gewinnen kann. Schon bald werden einige von ihnen dieses Wissen gar ins Sonnenland Spanien tragen: Sie werden dort zwölf junge Elektrotechniker betreuen. Die Südeuropäer nehmen an einem zweijährigen Berufsbildungsprojekt teil, das von der Europäischen Gemeinschaft (EG) gefördert wird.
Neun Wochen verbrachten sie bereits in Felsberg. Hier lernten sie theoretisch und praktisch, wie Sonnenkollektoren (zur Brauchwassererwärmung) und Photovoltaikanlagen (zur Stromerzeugung) funktionieren: Sie löteten und konstruierten einzelne Bausteine hierfür, sie deckten das Übungsdach des Energiezentrums ab und montierten darauf fachgerecht Solarzellen.
Außerdem erhielten sie eine Einführung in "Kraft-Wärme-Kopplung"; und auch Exkursionen standen auf dem Stundenplan: Die Gruppe besuchte beispielsweise das erste energie-autarke Haus in Freiburg, das erst vor wenigen Wochen fertiggestellt wurde. Und ab Januar werden die jungen Spanier im Alter von 18 bis 25 Jahren in ihrer Heimatregion Murcia (im Südosten des Landes) die ersten eigenen Projekte planen.
Die Motivation der Zwölf ist klar: Sie erhoffen sich bessere berufliche Chancen mit dieser Zusatzausbildung. Denn die Solartechnik ist - zumal in Spanien - eine "Technologie der Zukunft", wie Juan sagt. Er bedauert, daß sie bisher so wenig genutzt wurde. Inzwischen aber gibt es eine Reihe von Unternehmen, die auf die Sonne setzen. Und die brauchen Spezialisten: Ein sechs- bis achtwöchiges Praktikum der Kursteilnehmer könnte da erste Kontakte herstellen.
Der Kurs im Rahmen des Bildungsprogramms "Euroform" wird in Spanien zu 65 Prozent, in Deutschland zu 45 Prozent aus dem europäischen Sozialfonds finanziert. Den Rest zahlt hier das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit.
Gefördert wird das Projekt von der EG vor allem deshalb, weil Murcia zu den benachteiligten Regionen innerhalb Europas gehört. Die geballte Energie der Sonne soll den "Gemüsegarten Spaniens" noch üppiger gedeihen lassen - unter anderem durch solarbeheizte Gewächshäuser. "Zitrusfrüchte beispielsweise", so erläutert der Umweltbeauftragte der Region, "brauchen eine konstante Temperatur, auch im Winter."
Zudem gibt es gerade in Murcia etliche, weit auseinanderliegende Höfe, die noch nicht elektrifiziert sind: Photovoltaikanlagen würden den Strom hier nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch billiger liefern als ein Kraftwerk mit kilometerlangen Leitungsnetzen.
Nun ist die Ausnutzung von Solarenergie in Spanien längst kein Buch mit sieben Siegeln mehr. "Von großen Forschungsprojekten wie beispielsweise in Almeria, der Stadt mit den meisten Sonnentagen in Europa, profitieren bislang aber nur die beteiligten Firmen", wie die Felsberger Projektkoordinatorin Stefanie Röder erläutert, "nicht die kleinen Leute."
Der Bürgermeister der rund 10 000 Einwohner zählenden Stadt Bullas träumt deshalb von einem Modellhaus wie dem in Felsberg: Ein Informationszentrum will seine Gemeinde bauen, mitten in einem Naturschutzgebiet. Hier sollen dann Beratung und Kurse, auch zu anderen ökologischen Themen wie dem Landschaftsschutz, angeboten werden.
Bei den ersten Schritten auf diesem Gebiet werden nun die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Felsberger Energiezentrums helfen. Das Know-how aus Nordhessen auf spanische Verhältnisse zu übertragen, bereitet ihnen keine Schwierigkeiten: "Man muß bei der Berechnung eben andere Daten, beispielsweise den dortigen Einfallwinkel der Sonne, zugrunde legen", erklären sie selbstbewußt.
Kein Wunder - sie sind keine Neulinge auf dem Gebiet: Immerhin bauten sie das Gebäude in der Sälzerstraße vor drei Jahren in ein Niedrigenergiehaus mit Solarzellen und -kollektoren auf dem Dach, einem Blockheizkraftwerk im Keller, einem Niederspannungsnetz und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung um. Dort, wo der Trägerverein "Jugendwerkstatt" seit 1984 bereits Energieanlagenelektroniker ausbildete, wurde im Oktober 1990 das "Energiezentrum" eröffnet: Mit viel mehr Platz und deutlich größerem Angebot.
So können hier benachteiligte Jugendliche auch weiterhin eine Ausbildung im Elektrobereich absolvieren, berät der Verein zudem private Investoren, die auf umweltfreundliche Technologie umsteigen wollen. Ein bis zweimal pro Woche werden Führungen durch das Haus angeboten, und regelmäßig finden Seminare und Volkshochschulkurse - unter anderem zum Thema regenerative Energie oder Altbausanierung - statt. Auch Bildungsurlaube bietet der Verein an: Ausflüge zum Windkraftwerk im Knüll oder Reisen nach Dänemark, mit Informationen über die dortige fortschrittliche Energiepolitik, sind auf dem Programm.
Vielleicht kommen bald schon Studienreisen nach Spanien hinzu: Gemeinsam mit den zwölf Projektteilnehmern und dem Bürgermeister von Bullas planen die Felsberger, eine alte Wassermühle im Ort in ein touristisches Zentrum mit Campingplatz umzubauen. Der Strom für den Fön - das versteht sich von selbst - wird hier nicht aus dem Kraftwerk, sondern vom Dach kommen. Und das Wasser zum Duschen mit Hilfe von Sonnenkollektoren erwärmt. ELKE BOCKHORST
Die städtische Müllabfuhr kommt wegen der Weihnachtsfeiertage zu geänderten Zeiten.
Wie das Stadtreinigungsamt mitteilt, verschieben sich die Termine um jeweils einen Tag. Die Freitagsleerung findet aus diesem Grund bereits an Heiligabend (Donnerstag) statt. vo
JERUSALEM/BEIRUT, 21. Dezember (Reuter/dpa/AFP). Mit Gewalt hat Israel am Montag eine Rückkehr der 415 ausgewiesenen Palästinenser verhindert. Milizionäre der von Israel bezahlten Südlibanesischen Armee (SLA) eröffneten das Feuer, als die Palästinenser zweimal versuchten, bei Semraja in die von Israel beanspruchte "Sicherheitszone" zu gelangen. Dabei wurden zwei Palästinenser verletzt. Die 415 Ausgewiesenen waren zuvor von Libanons Armee aufgefordert worden, zurückzukehren. Der Oberste Gerichtshof Israels hat seine Entscheidung über die Ausweisung erneut verschoben.
Beim ersten Rückkehrversuch hielt die SLA die Palästinenser mit Schüssen über die Köpfe und Feuer aus Granatwerfern auf. Dabei wurde einer der Ausgewiesenen durch einen Schuß schwer verletzt. Beim zweiten Versuch beobachteten Journalisten, daß auch aus Panzerkanonen gefeuert wurde. Fünf Granaten schlugen etwa 100 Meter entfernt von den Palästinensern ein. Aus Luftabwehrgeschützen wurde über die Köpfe geschossen. Ein Palästinenser wurde durch Splitter an der Hand verletzt. Ein israelischer Regierungssprecher dementierte, daß scharf geschossen worden sei. Die Soldaten hätten lediglich Rauchbomben und Tränengas benutzt, sagte er.
Ministerpräsident Yitzhak Rabin rechtfertigte die Ausweisung vor dem Parlament erneut, da die Betroffenen Terroristen seien, die auch den Friedensprozeß bekämpften. Außenminister Schimon Peres ließ jedoch Distanz dazu erkennen. Er wolle die Entscheidung vom vergangenen Mittwoch nicht kommentieren, sagte er.
Erstmals schlossen sich die arabischen Bürger Israels den Solidaritätsbekundungen für die Abgeschobenen an. Für den heutigen Dienstag wurde ein Streik aller israelischen Palästinenser ausgerufen.
Der Oberste Gerichtshof Israels hat auch am Montag nicht über die Einsprüche entschieden, die gegen die Ausweisung erhoben worden waren. Nach Angaben des Justizministeriums will das Gericht am heutigen Vormittag wieder zusammentreten. Die Palästinenser waren nach der Ermordung von fünf israelischen Soldaten ausgewiesen worden.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
HOFHEIM. Was gibt es da schon zu begründen, wenn man auf die Straße geht? "Wir wollten halt ein Zeichen setzen", sagt Andreas Köhler, Schulsprecher der Main-Taunus-Schule, "in Hofheim hat es bis jetzt noch keine Demo gegeben." So haben die Schülerinnen und Schüler Transparente gemalt wie "Der Weihnachtsmann war auch kein Deutscher" oder "Kein Viertes Reich". Etwa 300 Jugendliche machten sich gestern abend mit Fackeln und Kerzen auf den Weg von der Main-Taunus-Schule zur Gesamtschule am Rosenberg.
"Was tun" wollten die Hofheimer Schülerinnen und Schüler, und "zeigen, daß die Ausländerfreunde in der Mehrheit sind", wie Anke Wörner von der Gesamtschule am Rosenberg sagte. Deswegen gab es keine großen Reden, und am Ziel wartete keine Abschlußkundgebung, sondern ein Rock-Konzert in der Mehrzweckhalle. "Fishermans Friends" und die "Giga-Götter" aus Hofheim sowie die Hard-Rock-Kapelle "Feedback" aus Hattersheim-Okriftel spielten Selbstgemachtes oder die Hits erfolgreicher Bands. "So können wir gleichzeitig was Gutes tun und unsere Bands bekannter machen", sagte Josef Greif, Vertrauenslehrer an der Gesamtschule am Rosenberg.
Der Eintritt kostete drei Mark - oder ein Spiel für die Flüchtlingskinder in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft Schwalbach oder für diejenigen, die in den nächsten Tagen auf das Hochfeld neben das Kreishaus kommen sollen. Der Erlös des Konzertes geht an Amnesty International.
Für manchen Schüler ist damit das Engagement nicht zu Ende. Sie wollen über Weihnachten und über Sylvester Wache an den neuen Asylbewerber-Unterkünften auf dem Hochfeld halten - "da geht mal 'ne Fete drauf, aber das ist jetzt einfach nötig", sagt Andreas Köhler. md
HANS-WERNER BÖRS (CDU), Bürgermeister von Kriftel und seit acht Wochen wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und des Betrugs in Untersuchungshaft, ist gestern vorläufig von seinem Amt suspendiert worden. Landrat Jochen Riebel (CDU) hat gegen den Verwaltungschef ein förmliches Disziplinarverfahren eingeleitet. Riebel betonte, daß die Dienstenthebung keine Vorverurteilung sei. Bis die Vorwürfe gegen den 64jährigen Bürgermeister der Main-Taunus-Kommune geklärt seien, müsse dieser jedoch von seinem Amt entbunden werden. Über eine Haftbeschwerde, mit der die Anwältin von Börs versuchte, ihren Mandanten vor Weihnachten freizubekommen, hat das Gericht noch nicht entschieden.
Kleine FR
Notdienste und Pausen MAIN-TAUNUS-KREIS. Beim Kreisgesundheitsamt in Hofheim ist morgen und Silvester nur ein Notdienst eingerichtet. Der Sprechtag entfällt. Pause auch bei Kreisbücherei und Bücherbus: Sie sind vom 24. bis 31. Dezember geschlossen. Der Bücherbus rollt wieder ab 4. Januar. Bus 814 ändert Fahrtzeiten SULZBACH. An Heiligabend und Silvester fährt die Linie 814 wie gewohnt bis 9.40 Uhr, dann stündlich bis 14.40 Uhr von der Haltestelle "Eichwaldhallen". Danach stellt sie den Betrieb ein.
Zahlreiche Ämter und öffentliche Einrichtungen haben an Heiligabend geänderte Dienstzeiten oder sind geschlossen. Innerhalb der Stadtverwaltung können die Angestellten vorarbeiten, so daß Anrufern am 24. Dezember möglicherweise kein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Geschlossen sind das Gesundheitsamt inklusive der Aids-Beratungsstelle, das Amt für Wohnungswesen, das Ordnungsamt einschließlich der Kfz-Zulassungsstelle, die Stadtkasse sowie die Meldebehörde mit allen Melde- und Verwaltungsstellen in den Stadtteilen. Im Stadtplanungsamt fallen die Sprechstunden aus. Die Sozialstationen sind ebenfalls geschlossen; die regulären Sprechzeiten finden nicht statt. In dringenden Fällen können Bürger am heutigen Mittwoch vorsprechen. Dies gilt auch für die Bürgerberatung, Römerberg 32, die erst am 4. Januar wieder öffnet.
Der Palmengarten ist frei zugänglich, allerdings bleiben die Schauhäuser geschlossen. Der Besuch ist an Heiligabend kostenlos. Ebenfalls geschlossen sind die Stadt- und Universitätsbibliothek sowie die Senckenbergische und die Deutsche Bibliothek. Die Stadtbücherei mit allen Dependancen in den Stadtteilen macht vom 24. Dezember bis 4. Januar Ferien.
Die Höchster Mainfähre geht morgen um 13 Uhr zum vorerst letzten Mal auf große Fahrt. Der Fährbetrieb wird bis einschließlich 27. Dezember eingestellt. Die Fähre am Eisernen Steg verkehrt bis 18 Uhr; am 25. und 26. Dezember ist um 9 Uhr Betriebsbeginn.
Bäder: Der Besuch des Stadtbad Mitte sowie die Nutzung der Wannen- und Brauseabteilungen im Merian- und Hallgartenbad ist Heiligabend nicht möglich.
Das Standesamt schließt zwar seine Pforten, für die Entgegennahme von Sterbefallanzeigen wird jedoch von 8 bis 12 Uhr ein Bereitschaftsdienst eingerichtet: Bethmannstraße 3, Zimmer 458.
Das Kundenzentrum der Stadtwerke in der Kurt-Schumacher-Straße 10 ist von 7 bis 12 Uhr geöffnet. Dagegen bleibt das Beratungszentrum in der B-Ebene der Hauptwache geschlossen. FVV-Tickets können an der Hauptwache und an der Konstablerwache von 7 bis 12 Uhr, in Bockenheim von 9 bis 12 Uhr sowie in Bornheim und Höchst von 7 bis 10 Uhr erstanden werden. Die Schalter in Heddernheim und Sachsenhausen sind nicht besetzt.
Der Notdienst Strom und Wärme ist unter der Nummer 213 - 262 92 rund um die Uhr zu erreichen; ebenso die Abteilung Stadtbeleuchtung, Tel. 213 -268 50. Bei Problemen mit der Wasserversorgung steht der Notdienst unter der Nummer 213 - 263 48 zur Verfügung. Verkehrsstörungen können der Betriebsleitstelle Verkehr, Tel. 213-222 21, gemeldet werden.
Am 24. und 31. Dezember entfallen die Sprechstunden im Ortsgericht 8 (Heddernheim, Niederursel). Auskunft in dringenden Fällen unter Telefon 58 22 51.
Der Ebbelwei-Expreß bleibt morgen im Depot und verkehrt vom 25. bis 27. Dezember wieder nach Fahrplan. Das Stadtwerke-Verkehrsmuseum in Schwanheim kann nicht an Heiligabend, dafür aber an den beiden Weihnachtsfeiertagen von 10 bis 18 Uhr besucht werden.
Das Postamt auf der Zeil ist morgen geöffnet; der Spätschalter ist bis 14 Uhr besetzt. Im Postamt im Hauptbahnhof gelten die regulären Öffnungszeiten bis 13 Uhr. Anschließend steht nur noch ein Bereitschaftsdienst zur Verfügung. An den beiden Feiertagen sind die Postschalter im Hauptbahnhof geöffnet. Die Briefkästen werden an Heiligabend nur einmal in der Zeit von 8 bis 10.30 Uhr geleert. Am 25. und 26. Dezember findet keine Leerung statt. vo
WLADIMIR SEMJONOW, ehemaliger Botschafter der Sowjetunion in Bonn, ist im Alter von 81 Jahren in Köln gestorben. Wie die russische Botschaft in Bonn mitteilte, starb Semjonow an den Folgen einer Lungenentzündung in Köln. Er war von 1978 bis 1986 Botschafter der UdSSR in der Bundesrepublik und stand seit 1939 im Dienst des sowjetischen Außenministeriums. Von 1953 bis 1954 war er Hoher Kommissar der Sowjetunion in Deutschland, später stellvertretender Außenminister und Leiter der sowjetischen Delegation bei den SALT-I- Verhandlungen in Genf. Nach Angaben der Botschaft wird Semjonow in Moskau beigesetzt. (dpa)
,K=WER Armin Wertz
Jerusalem, 21.12.92
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anliegend noch 60 Zeilen Nachrichten, die der Tages-Anzeiger wünschte.
ochmals beste Grüsse, Armin
Zwar hatten die mittlerweile knapp 430 Palästinenser, die Israel seit Donnerstag vergangener Woche nach Libanon deportierte, am Sonntag in ihrem Lager im Niemandsland nördlich der von Israel kontrollierten sogenannten Sicherheitszone angekündigt, noch vier Tage warten zu wollen. Sollte ihnen auch bis dahin die Rückkehr verwehrt bleiben, "dann werden wir unser Leben riskieren und die Sicherheitszone stürmen", so der 33jährige Mohammed Tmeis.
Von Offizieren der libanesischen Armee aufgefordert zu "packen" und zu "verschwinden" unternahmen sie gestern Vormittag schon einen ersten Versuch und zogen die fünf Kilometer nach Süden. Als daraufhin Soldaten der von Israel finanzierten und unterstützten südlibanesische Armee mit Maschinengewehren und Mörsern feuerten, um sie am weiteren Rückmarsch zu hindern, gaben die Palästinenser auf und zogen sich betend langsam zurück. Während das israelische Fernsehen von "Warnschüssen" sprach, dementierten israelische Militärsprecher kategorisch, dass überhaupt geschossen worden sei.
Ministerpräsident Yitzhak Rabin wiederholte seine Drohung, es wäre "ein grosser Fehler", wenn die libanesische Regierung versuchen sollte, die Deportierten wieder "zurückzutreiben" und versprach, "auf jeden Fall an dem Kabinettsbeschluss festzuhalten, sie zeitweilig des Landes zu verweisen". Derweil berät Israels Oberster Gerichtshof immer noch über der Klage, die Menschenrechtsvertreter eingereicht haben. Entgegen der Ankündigung, am Montag bekanntzugeben, ob die Deportationen legal waren, verschoben die Richter ihre Entscheidung auf den heutigen Dienstag.
Abdel-Aziz Rantisi, ein Arzt aus Gaza und Sprecher der Deportierten, beteuerte gestern, sie seien keine Terroristen, sondern "gebildete Leute". 108 von ihnen seien religiöse Führer oder Imame in Moscheen, 15 seien Ärzte, 18 Ingenieure, 25 Universitätsdozenten, und auch die restlichen 250 hätten Hochschulabschlüsse. "Israel versucht, der palästinensischen Gemeinschaft das Hirn zu nehmen", sagte er.
Im Westjordanland und Gazastreifen soll der Generalstreik heute alle Wirtschaftstätigkeit auch am vierten Tag in Folge lahmlegen. Bei Auseinandersetzungen mit revoltierenden Palästinensern erschossen israelische Soldaten gestern einen 17jährigen. Er ist der achte Palästinenser, der seit Samstag bei den anhaltenden Unruhen umkam.
Armin Wertz
Konjunkturbeobachter der Schweizerischen Nationalbank, Fachleute der bekannten Kreditinstitute in Zürich, Verbände und Gewerkschaften sind sich mit geringfügigen Unterschieden einig, wenn sie den Blick in die nahe Zukunft richten: "Die Schweiz steht vor einem schwierigen Wirtschaftsjahr." So faßt beispielsweise der Handels- und Industrieverein (SHIV) seine Einschätzung zusammen und liefert dazu folgende Stichworte: "Die gesamtwirtschaftliche Produktion stagniert, die Kapazitätsauslastung . . . ist weiter gesunken, die Auftragsbestände haben in wichtigen Branchen wie Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie nochmals abgenommen, weil der Bestellungseingang zurückgegangen ist, und der Personalbestand wird von vielen Unternehmen als zu hoch beurteilt."
Nach Beobachtungen der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) steckt die eidgenössische Wirtschaft "seit Mitte 1991 in einer hartnäckigen Rezession", und auch für 1993 zeichne sich mit einem realen Wachstum des Bruttoinlandprodukts von bloß 0,5 Prozent "nur ein schwacher Hoffnungsschimmer am Konjunkturhorizont" ab. Einzig der Chemie und den wieder erfolgreichen Uhrenherstellern trauen die Konjunkturpropheten zu, daß diese wie 1992 nochmals überdurchschnittliche Exporterfolge erringen könnten. Seit nunmehr eineinhalb Jahren schlägt die Flaute voll auf die Investitionen und auf die Beschäftigungslage durch. Von rund 2300 Unternehmen, die von der SGB nach ihren Vorhaben befragt wurden, kündigte die Mehrheit an, sie werde 1993 noch zurückhaltender Gelder in die Betriebe stecken. Am schwersten betroffen davon ist die Bauwirtschaft. Traditionelle Dienstleistungszentren wie Zürich, Genf oder Basel sitzen bereits auf einem hohen Bestand an unvermieteten Gewerbe- und Büroräumen.
Ein korrigierendes, antizyklisches Verhalten ist von der öffentlichen Hand nicht zu erwarten, weil die Etatansätze des Bundes mit einem Ausgabenüberschuß 1993 von rund drei Milliarden Franken und der 26 Kantone samt etwa 3000 Gemeinden mit weiteren neun Milliarden Fehlbetrag trotz angekündigter Steuererhöhungen keinen Spielraum mehr für konjunkturankurbelnde Beschlüsse lassen. Selbst Staatsdiener in Bern müssen jetzt gehen, vor allem im Verteidigungsministerium, aber auch bei Bahn und Post. Gegenwärtig sind rund 120 000 Arbeitslose gemeldet, knapp vier Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Das ist ein Nachkriegsrekord. "Diese düsteren Beschäftigungsaussichten drücken weiterhin auf die Konsumentenstimmung", konstatiert die SBG und meint mit Blick auf die Zukunft: "1990 betrug die Arbeitslosenquote noch 0,6 Prozent, und für 1993 rechnen wir mit 4,8 Prozent im Jahresdurchschnitt, möglicherweise mit deutlich über fünf Prozent." Nachdem sich verschiedene Arbeitgeberorganisationen mit den Gewerkschaften einigen konnten, die volle Jahresteuerung von 3,5 Prozent nicht mehr ganz auszugleichen und Reallohnerhöhungen ohnehin zu unterlassen - auch der Bund verhielt sich so, und viele Kantone zogen nach -, halten die Verbraucher die Taschen zu. Auch hier sei "keine Trendwende zu erwarten", befürchtet der SHIV, "der private Konsum als größte Komponente der Binnennachfrage stagniert." Für die Schweiz werde die Konjunkturschwäche weit in das nächste Jahr hineinwirken. Einziger Lichtblick: Die Teuerung geht etwas zurück. Die Nationalbank weckt Hoffnungen auf eine Inflationsrate von 2,5 Prozent, möglicherweise gar zwei Prozent per Ende 1993 , während die SBG forsch und präzis auf 2,8 Prozent tippt. Mittelfristig dürften auch die Bankzinsen wieder auf ein im europäischen Vergleich markant tiefes Niveau sinken, sagen Geldexperten voraus, womit dann ein Aufschwungimpuls immerhin erkennbar würde. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des "Nein" zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) meint SHIV-Sekretär Rudolf Walser: "Auch mit einer Teilnahme am EWR hätte sich die Schweiz die gegenwärtigen konjunkturellen Schwierigkeiten nicht einfach vom Hals schaffen können."
PETER AMSTUTZ
Warum hat es Kohl mit dem bewaffneten Einsatz in Somalia eigentlich so eilig (FR vom 18. 12. 1992 "SPD will bewaffneten Einsatz nicht dulden")? Weil er offensichtlich glaubt, er komme aus seinem innenpolitischen Tief am schnellsten heraus, wenn er wieder einmal die nationale Karte zückt und damit die SPD erneut ins Abseits drängen kann. Verfassungsrechtliche Bedenken wischt er in gewohnter Manier mit dem schlichten Hinweis vom Tisch, den Schutz der deutschen Soldaten, die humanitäre Hilfe leisteten, könne man schließlich nicht ausländischen Truppen überlassen.
Er tut damit so, als sei hiervon unser aller Würde betroffen und kooperierte nicht die Bundeswehr schon seit Jahrzehnten arbeitsteilig in supranationalen Verbänden. Und daß wir bei der Änderung unserer Verfassung, die militärische Selbstbescheidung aus historischen Gründen vorsieht, behutsam vorgehen, werden uns Staaten, die uns sonst sehr schnell an unsere Vergangenheit erinnern, wohl kaum übelnehmen können, zumal wir doch wie beim Golfkrieg ersatzweise eher überzahlen.
Dr. Conrad Listemann, Moers
Mit Bestürzung habe ich im Fernsehen die Übergabe des Automatischen Fingerabdruck-Identifizierungs-Systems (AFIS) durch den BMI-Chef Seiters gesehen; beschämt las ich in der FR vom 4. Dezember 1992 den diesbezüglichen Bericht "BKA wird künftig Fingerabdrücke aller Asyl-Bewerber erfassen".
Daß diese hochmoderne Einrichtung wiederum zunächst die Schwächsten trifft, veranlaßt mich zu den nachfolgenden Zeilen:
Das BKA hat in Wiesbaden das AFIS in Betrieb genommen. Kosten: insgesamt rund einhundert Millionen Mark. Wer aber geglaubt hatte, daß AFIS sofort "in der Tatortarbeit bei der Kriminalitätsbekämpfung" (Ziegler, BKA) eingesetzt würde, sieht sich leider getäuscht, denn nicht die europaweiten, transatlantischen oder internationalen kriminellen Vereinigungen sind die ersten "Kunden", sondern "alle Asylanten". Also die Menschen, die vor Diskriminierung und Verfolgung, vor Folter und Krieg geflohen sind oder kamen, um Arbeit & Brot und ein Leben in "Menschenwürde" zu finden.
Die Reihenfolge ist auffällig: nicht zuerst die "Verbrechensbekämpfung" wird avisiert, sondern die "krassen Mißbrauchfälle" (Seiters) wie Angaben falscher Personalien oder Mißbrauch von Sozialhilfe durch Asylbewerber.
Dann die Kostenfrage: Um eine "ungerechtfertigte Inanspruchnahme" von Sozialhilfe ("Prognose" 5 bis 7 Prozent bundesweit) auszuschließen, wird dieses 100- Mio-Gerät zunächst eingesetzt - das natürlich auch unter dem "Aspekt der Rechtssicherheit" . . . den für AFIS betriebenen Aufwand rechtfertige . . .
AFIS ist zunächst für die "Erfassung" von 400 000 Asylbewerbern angelegt ("... die Kapazität kann aber erweitert werden", FR). Diese Zahl macht mich stutzig. Denn warten zur Zeit etwa 420 000 Asyl- Anträge beim Bundesamt . . . in Zirndorf auf Bearbeitung und Bescheid? Und das seit Monaten. Für die dringend gebrauchte "Aufstockung" des BA-Personals (= Entscheider, Sachbearbeiter, Schreibkräfte . . .) fehlte seit Jahren das Geld, aber für AFIS ist es vorhanden. Über 420 000 Asyl-Antragsteller, diskriminierend als "Altfälle" bezeichnet, müssen unter zum Teil verheerenden Bedingungen weiter warten. Aber Menschenschicksale scheinen nicht zu zählen. Nicht nur in DM an Steuergeldern sind diese Warte-Kosten enorm hoch.
Statt das millionenschwere organisierte Verbrechen vordringlich und mit Nachdruck zu bekämpfen, soll AFIS zunächst einmal die Asylbewerber erfassen und stellt sie damit pauschal auf die gleiche Ebene mit nationalen und internationalen Kriminellen. Wo bleibt da die "Verhältnismäßigkeit der Mittel"? Wo die derzeit vielbeschworene "Menschenwürde" (GG Artikel 1)? Die totale Überwachung macht Fortschritte. Trevi und Schengen lassen grüßen - leider jeden Tag mehr.
Karl G. Gutberlet, Pfarrer Frankfurt am Main
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer: Brandt Hagen - BG Stuttgart/Ludwigsburg 74:67 (37:36), TVG Trier - TTL Bamberg 92:81 (45:48), BG Bramsche-Osnabrück - MTV Gießen 90:70 (40:29). FUSSBALL ENGLAND, Premiere League, Nachholspiel: Norwich City - Ipswich Town 0:2 (0:0).
EM-QUALIFIKATION "U 21" in Bielefeld: Deutschland - Albanien 4:1 (0:0). RODELN DM in Oberhof, Männer-Einsitzer, Endstand nach zwei Läufen: 1. Müller (Oberhof) 1:24,351 Minuten (41,802+42,549), 2. Friedl (Winterberg) 1:24,569 (41,886+42,683), 3. Krauße (Oberhof) 1:24,629 (42,015+42,614). - Frauen, Stand nach dem ersten Lauf: 1. Kohlisch 44,814 Sekunden, 2. Otto (beide Oberwiesenthal) 44,978, 3. Kraushaar (Oberhof) 45,008. SKI ALPIN Super-G der Männer in Bad Kleinkirchheim (Österreich): 1. Assinger 1:45,60 Minuten, 2. Stock (beide Österreich) 1:45,81, 3. Aamodt 1:46,22, 4. Thorsen (beide Norwegen) 1:46,23, 5. Hangl (Schweiz) 1:46,33, 6. Seniggaliesi (Italien) 1:46,57, 7. Jaerbyn (Schweden) 1:46,74, 8. Wasmeier (Schliersee) 1:46,80, 9. Ble 1:46,82, 10. Alphand (beide Frankreich) 1:46,86, 11. Skaardal (Norwegen) 1:47,08, 12. Gentina (Frankreich) 1:47,09, 13. Girardelli (Luxemburg) 1:47,27, 14. Tauscher (Oberstdorf) 1:47,36, . . . 31. Krauss (Berchtesgaden) 1:48,55.
Es muß ein Mangel an Differenzierungsvermögen vorliegen oder gravierende Borniertheit, schlimmstenfalls gar die simple (und weit verbreitete) Dummheit, wenn Herr Rubart (und nicht nur er) immer wieder jede Äußerung einer Frau, die zur Stärkung der Rolle und Bedeutung von Frauen in Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft auffordert, als "radikalfeministisch" geißelt (FR/FRA vom 16. 12. 1992 "Auch nicht mit radikalfeministischen Plattheiten").
Männern wie ihm (den "Radikalmachist" zu nennen denn wohl doch eine zu hohe Ehre wäre) sollte einmal der Unterschied erklärt werden zwischen jenen Frauen (und mehr und mehr Männern!) einerseits, die eine Abschaffung von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern ebenso fordern wie die Beseitigung von Ignoranz in den Köpfen (!) und solchen Frauen andererseits, denen die Freiheit der Frau erst mit der Abschaffung des Mannes zu beginnen scheint.
Martina Spirgatis, Hamburg
Der Zynismus der Bonner Parteien ist wohl kaum noch zu überbieten. Erst wurde jahrlang die politische und soziale Problematik in Somalia bewußt übersehen, humanitäre Hilfe sogar explizit abgelehnt. Nun müssen die Verhungernden herhalten, den lange herbeigesehnten internationalen Einsatz der Bundeswehr - merke: Militär bringt Frieden und Nahrung - zu realisieren (FR vom 17. 12. 1992 "Deutsche Infanterie soll nach Somalia").
Auf diese neue Aufgabe für die nach dem Ende des kalten Krieges in eine Sinnkrise geratene Bundeswehr haben die Außen- und Wehrpolitiker von CDU/ CSU und FDP schon lange gewartet. Und auch die SPD stimmt inhaltlich zu, sie macht nur noch anstandshalber ein paar formale Bedenken geltend. Am Ende wird wie bei der Abschaffung des Asylrechts die neue übergroße Koalition zusammenstehen. Zum Wohle der neuen Rolle des gewachsenen Deutschlands in der Welt.
In den Kontext paßt auch die neue milliardenschwere Umrüstung der Bundeswehr. Pervers genug: Hunger und Elend als Begründung für die Fortführung von Waffenproduktion und Rüstungsverschwendung.Arnd Crewer, Bonn
Der sogenannte Wissenschaftsrat, besetzt mit Vertretern der Bundes- und Landesregierungen, setzt sich nur einseitig aus Privilegierten unserer Gesellschaft zusammen. Anders ist die Forderung dieses Rates auf Zahlung von zusätzlich 1000 DM pro Semester für einen Studienplatz nicht zu erklären (FR vom 16. 12. 92 "Studenten sollen kräftig zahlen").
Ich unterstelle, daß diese Ratgeber genau wissen, daß ein großer Teil der nichtprivilegierten Bevölkerung unseres Landes schon immer für ihre Söhne und Töchter auf einen Studienplatz verzichtet hat, oder verzichten mußte. Nicht, weil diese Kinder dümmer sind.
Das ist auch dem sog. Wissenschaftsrat klar und offenbar ein Dorn im Auge. Deshalb will der clevere Rat dafür sorgen, daß das Studium für den großen Teil der Bevölkerung noch unbezahlbarer wird, und die letzten Spezies dieser ungeliebten Studentengattung von den Unis verschwindet. Damit festigt diese Klasse den eigenen Machtmonopolanspruch auf Bildung in dieser Gesellschaft erneut. Und sie erheben für sich und ihre Nachkommenschaft alleine Anspruch auf die Schlüsselstellungen in unserer aller Staat für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.
Das ist eine weitere Kampfansage an die Struktur einer demokratischen Gesellschaft. Man kann durchaus der Meinung sein, daß dies Wollen des sog. Wissenschaftsrates eine verfassungsfeindliche Tendenz hat.
Norbert Schneider, Darmstadt
Bei der Übersetzung und Übernahme von Agenturmeldungen passieren vielleicht manchmal kleine Schnitzer, die durchaus verzeihlich sind. Was jedoch die Begrifflichkeit des Artikels "Ureinwohner in aller Welt sorgen für intakte Öko- Systeme" (FR vom 14. 12. 1992) angeht, so sollte, gerade in Zeiten offen zu Tage tretender Ausländerfeindlichkeit und ethnisch motivierter Konflikte in aller Welt, eine größere Sorgfalt gezeigt werden.
Einerseits beeinflußt durch das Rousseausche Bild vom "Guten Wilden", andererseits aber auch eine große kulturelle Distanz geradezu untermauernd, haben sie in der Berichterstattung einer Zeitung wie der FR nichts zu suchen. Denn wer z. B. sind denn die "Ureinwohner" Frankreichs, welche "Stämme" besiedeln etwa die Alpen und wer sind die "Eingeborenen" Italiens?
Allerdings ist auch der Inhalt des Artikels in einigen Aussagen eher zweifelhaft, z. B. in der Formulierung: "Überall in der Welt findet man dort, wo es noch Ureinwohner gibt, in der Regel intakte Öko-Systeme." Auch umgekehrt ergäbe dieser Satz platten Nonsens.
Darüber hinaus führt die romantische Vorstellung vom "Ureinwohner" doch in eine heikle Dimension. Die Geschichte kann nämlich, außer als Abfolge von Klassenkämpfen etwa, ebenso als Abfolge von Kulturkämpfen gesehen werden, in denen einzelne Kulturen oder Gesellschaften unterliegen und andere dominieren.
Der von rechter Seite so oft beschworene Untergang des Abendlandes im Gefolge globaler Migrationsbewegungen ist doch nichts anderes, und dann gelte es wohl, die europäische oder sogar deutsche Kultur um jeden Preis zu bewahren. So leistet man dem Gedanken einer Welt kleiner und kleinster Regionen Vorschub, die noch weniger als das bisherige schlechte System in der Lage wären, Probleme globalen Ausmaßes zu lösen.
Daneben ist es vermutlich nicht zum Besten bedrohter Völker, sie vor allem hinsichtlich ihrer Instrumentalisierbarkeit für die High-Tech-Kultur der weltweit vorherrschenden Gesellschaften zu taxieren. Historische Entwicklungen im sogenannten Zeitalter der Post-Historie auf ewig festzurren zu wollen, ist zumindest fragwürdig.
Jürgen Römer, Lichtenfels-Sachsenberg
Dienstag, 22. Dezember
Vorträge/Diskussionen Diskussionszirkel Frankfurter Kulturpolitik: 20 Uhr, Vorträge Toyo Ito & Bernard Tschumi - "Many Dreams of Many Gardens"; Oper am Theaterplatz, Holzfoyer. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km & 8 km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Wingertstraße 29-31: 18 Uhr, Klubcafé "Es weihnachtet sehr". Märkte Römerberg / Paulsplatz: 10 bis 21 Uhr, Weihnachtsmarkt - letzter Tag.
Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Apotheke im Hessen-Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Hirsch-Apotheke, Zeil 111, Tel. 28 15 65; Höhen-Apotheke, Berger Straße 97, Tel. 44 68 21; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 46, Tel. 77 63 64; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstraße 164, Tel. 52 23 63; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
19 bis 23 Uhr
Dr. Katzmann, Beethovenstr. 2, Telefon 74 57 72; danach bei den tierärztlichen Kli- niken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
.5
BRÜSSEL, 21. Dezember. Die EG-Verkehrsminister haben sich über die Einführung von Autobahngebühren am Montag erneut nicht geeinigt. Für das deutsche Straßentransportgewerbe droht jedoch auch ab 1. Januar nicht der befürchtete totale Konkurrenzkampf mit den Spediteuren anderer Gemeinschaftsländer, sagte Bundesverkehrsminister Günther Krause nach der Sitzung in Brüssel. Eine "weitere Liberalisierung zu Lasten des deutschen Straßenverkehrs" sei verhindert worden. Deutschland werde weiterhin das Ziel verfolgen, möglichst schon ab 1994 auf deutschen Autobahnen LKW und PKW mit Vignetten zur Kasse zu bitten, sagte der Minister.
EG-Verkehrskommissar Karel van Miert bestätigte, daß für die Betätigung der "Brummi-Unternehmer" bei Transporten innerhalb anderer Mitgliedsstaaten auf die einzelnen Länder für 1993 wieder eine beschränkte Anzahl von "Lizenzen" im bisherigen Umfang verteilt werden sollen. Die Kommission werde diese Lizenzen rechtzeitig ausstellen.
Nach Ansicht von Krause ist nicht zu erwarten, daß die Niederlande oder eventuell ein anderer Mitgliedsstaat die eigentlich zum Binnenmarkt gehörende "Kabotage-Freiheit" beim Europäischen Gerichtshof einklagen. Kabotage ist das Recht für Spediteure, innerhalb eines anderen Mitgliedstaates Fuhren übernehmen zu können.
Die niederländische Verkehrsministerin Hanja Maij-Weggen brachte erstmals die Einführung von "Euro-Vignetten" ins Gespräch, wobei die Einnahmen aber unter den EG-Staaten dann aufgeteilt werden müßten. Krause bewertet das als deutliche "Kursänderung", doch werde Bonn einem damit verbundenen EG-Finanzausgleich nicht zustimmen. Juristisch bleibe Bonn frei, eine nationale Autobahngebühr einzuführen, falls im nächsten Halbjahr unter dänischer EG- Präsidentschaft keine Einigung zustandekommen sollte, meinte Krause.
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 2 695 467,70 DM; Kl. 2: 808 640,30 DM; Kl. 3: 39 254,30 DM; Kl. 4: 5227,80 DM; Kl. 5: 96,30 DM; Kl. 6: 42,20 DM; Kl. 7: 7,60 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 7643,60 DM; Kl. 2: 262,70 DM; Kl. 3: 27,40 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 1 001 419,95 DM; Kl. 2: unbesetzt/Jackpot: 67 840,25 DM; Kl. 3: 2576,20 DM; Kl. 4: 95,- DM; Kl. 5: 9,50 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 1 926 636,- DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 28,50 DM; Kl. 2: 2,30 DM; Rennen B: Kl. 1: 112,- DM; Kl. 2: 50,70 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 7058,40 DM.
(Ohne Gewähr)
PARIS. Im Ausland wird man stets vom Louvre sprechen, auch wenn bald das gesamte ehemalige Königsschloß ausnahmslos ein Hort der Kunst sein und damit die heutige Pariser Bezeichnung "Le grand Louvre" sich den Augen aufdrängen wird. Zu den Architekturprojekten, zu denen François Mitterrand Anstoß gegeben hatte, gehörte zuvörderst der Ausbau des Louvre. Nun konnte er die Vollendung eines wichtigen Bauabschnitts besichtigen; die Bildergalerie, die im Osten des Gebäudes den Viereck-Hof, die "Cour carrée", umgibt. Dort weihte er im zweiten Obergeschoß 39 neue Säle ein, die der französischen Malerei gewidmet sind. Zur bestehenden Ausstellungsfläche kamen 3900 Quadratmeter hinzu: aus den Kellern konnten 700 Bilder ans Tageslicht treten.
Ist dieser räumliche Zuschuß schon beträchtlich, wird im November 1993 ein noch viel bedeutender Zuwachs zu vermelden sein: die beiden nun überdachten Innenhöfe des Nordflügels werden dann der Öffentlichkeit übergeben. Dort wird die Großplastik Aufstellung nehmen. Gleich um 25 000 Quadratmeter wird dann die Museumsfläche wachsen. Im sogenannten Richelieu-Durchgang kann man heute den Umbauarbeiten zusehen. Über diesen Nordflügel mit drei großen Rolltreppen wird dann der Zugang zum kompletten Rundgang der französischen Malerei erfolgen. Es ist knapp drei Jahre her, seit das Finanzministerium, das ein Jahrhundert lang mehr als die Hälfte dieses Palastteils mit Beschlag belegte, in den Osten der Stadt, nach Bercy, in einen modernen Bau umzog und der Neugestaltung des Louvre freie Bahn gab.
Es ist nicht Art der Museen, ihre räumliche Aufteilung, vorab die Hängung der Bilder, häufig zu wechseln. Daß die Exponate am Platz bleiben, kennzeichnet sie vielmehr. So schließen sie die Zeit in ihren Mauern ein, bringen sie zu einem Stillstand, der nur unwillig auf Geschmacksveränderung oder Bewertungswechsel reagiert. Der Louvre stellt mit seiner Jahre überspannenden Neugestaltung dem Besucher heute eine provisorische Bilderabfolge in Aussicht. Die Säle um die "Cour carrée" werden allerdings umwandelbar der französischen Malerei zugesprochen bleiben. Heute kann man also ihre Entwicklung vom frühen 14. Jahrhundert bis zu Corot abschreiten. Ein ebenso imponierender wie erdrükkender Überblick kommt auf diese Weise zustande, dessen Unterstützung durch eine sorgsam durchdachte Museographie sich dabei aufdrängt.
Daß dieses Museum bis 1678 Königsschloß war und eine Repräsentationsaufgabe erfüllte, kann niemand übersehen. Allein die Ausmaße der Säle dünken uns heute schwindelerregend und sind dazu angetan, das Museum als pompöse Riesenmuschel vorzuführen, die der Besucher liliputanergleich durchmißt. Die jetzt geschaffenen Säle suchen diese selbstherrliche Größe durch Betonung der Museumsfunktion abzubauen.
Architekt Italo Rota assistierte Gae Aulenti seinerzeit bei der Gestaltung des Musée d'Orsay, wo Kunst und Kunsthandwerk von 1840 bis 1920 aufgenommen sind. Nun legte er fast in jedem zweiten Saal Durchblicke in den Hof oder auf die Seinequais an. Bauwerk wie Stadtarchitektur zieht er damit in den Blick. Die Monotonie der langen Durchgänge zu unterdrücken, streben die variablen Dimensionen der Kabinette an, deren Wandtönung (grau, blaßgrün, karamelfarben sowie Naturholz) sich je nach Epoche verändert.
Daß der Besucher selbst nicht der Steifheit des Palastcharakters erliegt, dazu trägt auch das ausgetüftelte Oberlicht bei. Wie ein lockeres Gewand hüllt es die Säle ein. Zielgerichtete Beleuchtung ist im Louvre in der Tat verpönt. Demgegenüber lautet die Devise des Lichtbringers Rota vielmehr: gleichmäßig verteilte Lichtausgießung von oben und zusätzliche Lichteinströmung von der Seite. Und schon entbrennt der Streit unter den Kritikern: erscheinen die Bilder nicht in einer optischen Stumpfheit, die zumal an sonnenarmen Tagen nach Intensivierung und Akzentuierung verlangt; oder verhilft diese natürliche Helligkeit, ungerichtet, zwanglos, wie sie nun in den Sälen zirkuliert, nicht zu einem Ambiente, in dem sich der Blick weich ergeht, unangestrengt sein Objekt sich vornimmt und beim Ausblick in die Außenarchitektur sich nicht umstellen, adaptieren muß?
In den neuen Räumen lassen sich die Formate leichter vermengen. Die Konservatoren sind deshalb froh, die Großformate aus ihrem Kellerdasein zu befreien. Zu entdecken sind Maler wie Jean Restout oder Pierre Soubleyras, in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts geboren, die in die Geschichtsmalerei persönlichem Lebenskreis verpflichtete Genreszenen einführen. Ihre Bilder sind vor der Eröffnung der Galerie restauriert und gereinigt worden. Historische "Schwarten" wird man sie trotz ihrer Ausdehnung bis zu zehn Meter angesichts dieser Auffrischung nicht nennen wollen, mag auch unser Sinn von dieser indirekten Rede, die sich Gattungsvorschriften unterwirft, kehrtmachen.
Zu der angestrebten Abwechslung trägt auch die zeitweise Untermischung von graphischen Blättern bei. Zum Handschlag von Kunst und Kunsthandwerk wie im Musée d'Orsay wird es im Louvre jedoch nicht kommen; er bleibt in jedem Fall ein Kunstmuseum, selbst wenn er über eine eigene Abteilung "Objets d'Art" verfügt, die autonom bleiben wird.
Die Zukunftsperspektiven des Museums sind eindrücklich. Kaum ist im Dezember 1993 der Nordflügel mit seinen zwei Stockwerken eingeräumt und eröffnet, beginnt die Renovation des alten Schloßteils, des Südarms, der parallel zur Seine verläuft und dem Besucher bislang allein den Louvre vorstellte. Drei Jahre währt die Umgestaltung. Dann verfügt der Louvre in seinen beiden je über einen Kilometer sich erstreckenden Flügeln über 60 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche mit 30 000 Exponaten. Da wird kein Besucher mehr die Absicht hegen, diese Enzyklopädie der Weltkunst zur Gänze auf einmal durchzusehen.
GEORGES SCHLOCKER
KRONBERG. Kultur ist nicht alles - aber ohne Kultur ist alles nichts: Dies Motto hat die Kulturgesellschaft über das Programm gesetzt, das die Kronberger in den nächsten sechs Monaten erwartet. Eine Mischung aus "intelligenter Unterhaltung, unkonventioneller Inszenierung, tradierter Aufführung und projektbezogener Ausstellung" sagt Geschäftsführerin Anne Nasse über die ersten 10 Monate Kulturarbeit in der neuen Stadthalle, "hat ein aufgeschlossenes, interessiertes Publikum gefunden." Das hat die Mitarbeiter angespornt, wieder ein intelligentes Programm zusammenzustellen.
Auftakt ist am Samstag, 23. Januar, 20 Uhr im Hellhof ein literarischer Abend mit Texten von Hölderlin an Diotima, die von Günther Amberger gelesen werden: "Wenn in der Ferne, da wir geschieden sind, ich Dir noch erkennbar bin."
Es folgt am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr in der Stadthalle ein Theaterstück über eine Aufführung, die abgesagt worden ist: "Heute weder Hamlet" ist der Titel des witzigen Kapitels von Reiner Lewandowski. Die einzige Rolle darin spielt Hans Clarin. Es wird ein Abend voller Witz und Humor, voller komischer Spielsituationen, voller Lachen, aber auch gleichzeitig voller Tragik und Besinnlichkeit versprochen.
"Wir passen noch nicht . . ." hat das Leipziger Kabarett "Die Pfeffermühle" sein neues Programm getitelt, mit dem die Truppe am Mittwoch, 10. Februar, gastiert. Die Kabarettisten haben sich der Situation in den neuen Bundesländern angenommen. "Wir passen noch nicht . . in die altbundesdeutsche Schablone von Parteiinteressen und in das gewucherte Beziehungsgeflecht". Oder vielleicht doch?
Eine suggestive Sinfonie aus Farbe, Form und Klang sind die "Bilder einer Ausstellung" - eine abstrakte Bühnenkomposition von Wassily Kandinsky nach der Musik von Modest Mussorgski. Die geometrischen Figuren tanzen vor schwarzem Bühnenhintergrund am Freitag, 19. März, über die Bühne der Stadthalle. Die Volkshochschule wird ein Begleitseminar veranstalten.
". . . aus dem Schatten der Männer" treten im April (Mittwoch, 28. 4.) bemerkenswerte Musikerinnen. Monika Ries (Sopran) und Elisabeth Süßer (Klavier) singen und spielen Musik von Clara Schumann und Fanny Mendelssohn.
Im Mai (25. 5.) können die Kronberger Max Frischs Stück "Andorra" sehen, gespielt von der Volksbühne Bad Homburg. Und im Juni schließlich (9. 6.) wird das Blechbläserquintett "The Frankfurt Brass" Musik von Bach bis Bernstein spielen. nau
Alptraum Auto im Raum Feldberg
KRONBERG. Eine "hundertjährige Erfindung und ihre Folgen" werden ab Dienstag, 5. Januar, im Raum "Feldberg" in der Stadthalle dokumentiert: Eine Fotoausstellung mit dem Titel "Alptraum Auto" zeigt, welche Entwicklung die Motorisierung genommen hat. Für die Besucher wird die Ausstellung bis zum 19. Januar werktags von 11 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr zu sehen sein. Die Kronberger Gruppen des Allgemeinen deutschen Fahrradclubs, des Bundes für Umwelt und Naturschutz und des Verkehrsclubs planen Begleitaktionen. Interessierte Bürger können sich außerdem über ein Computerprogramm des Prognoseinstitutes Heidelberg über das Thema "Mobil mit und ohne Auto" informieren. s
OBERURSEL. "Europa - grenzenlos" heißt eine Veranstaltungsreihe in der Stadthalle, die am Samstag, 2. Januar, 20 Uhr mit einem deutsch-französischen Chansonabend beginnt. Star des Abends ist die Schauspielerin und Sängerin Barbara Kramer. Sie kommt mit einer großen Show à la Marlene Dietrich auf die Oberurseler Bühne und singt ein Medley aus den bekanntesten franzsösischen Chansons. Barbara Kramer ist gebürtige Bad Homburgerin und wechselte vor acht Jahren zur Musik. Sie wurde in Paris ausgebildet und inzwischen schreiben bekannte Komponisten wie Philippe Gérard Lieder für sie. Am Klavier wird die Sängerin von Bernhard Glassner begleitet.
Karten für das Konzert gibt es beim OK-Service (Kumeliusstraße 8). s
LITTLE ROCK, 22. Dezember (AP). Der künftige amerikanische Präsident Bill Clinton hat zwei weitere Mitglieder seines Kabinetts ernannt und dabei eine weitere Frau berufen. Als Bildungsminister benannte er am Montag in Little Rock den früheren Gouverneur Richard Riley, Energieministerin wurde Hazel O'Leary.
Die 55jährige ist die zweite Frau und das dritte schwarze Mitglied des Kabinetts, in dem noch sechs Posten, darunter zwei der wichtigsten Ministerien, zu besetzen sind. Bis Weihnachten soll das Kabinett Clinton komplett sein, das möglicherweise insgesamt drei Frauen umfaßt und noch erweitert werden soll.
Clinton ist von Feministinnen aufgefordert worden, mehr Frauen in sein Kabinett zu berufen und gab nun die Ernennung der ausgewiesenen Energieexpertin Hazel O'Leary bekannt, die bisher in leitender Funktion bei Northern States Power tätig ist, einem Unternehmen, das rund 1,6 Millionen Menschen in Minnesota, Wisconsin, North und South Dakota sowie Teilen von Michigan mit Energie versorgt. Sie war schon von den Präsidenten Gerald Ford und Jimmy Carter als Bundesbeamtin für Aufgaben im Energiebereich berufen worden und gilt als Expertin auf dem Gebiet der Entsorgung atomaren Abfalls.
Zuvor hatte Clinton schon drei Frauen mit hohen Regierungsämtern betraut, von denen allerdings nur eine Kabinettsrang hat: die Gesundheitsministerin Donna Shalala. Wie aus der Umgebung des neuen Präsidenten verlautete, wird eine Frau voraussichtlich auch an die Spitze des Justizministeriums berufen. Dazu komme wohl noch Madeleine Albright als UN-Botschafterin, deren Amt Kabinettsrang erhalten solle. Vor der Berufung von Hazel O'Leary hatte Clinton auch schon zwei schwarze Minister ernannt: Ronald Brown für das Handelsressort und Jesse Brown für das Ministerium für Kriegsveteranen. Der ehemalige Bürgermeister von San Antonio, Henry Cisnernos, gilt als Vertreter der Bürger lateinamerikanischer Abstammung im Kabinett, er ist Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung.
Wann die nächsten Ernennungen bekanntgegeben werden, war noch ungewiß. Eine für heute angesetzte Pressekonferenz Clintons wurde abgesagt. Der künftige Präsident konferierte in Little Rock aber weiter mit Persönlichkeiten, die als Kandidaten für hohe Regierungsämter gelten. Zu berufen sind noch die Minister für Verteidigung, Inneres, Verkehr, Landwirtschaft und Justiz sowie der Außenminister. Als aussichtsreichster Kandidat für das Außenministerium gilt Warren Christopher, der das Übergangsteam Clintons leitet und der unter Präsident Carter stellvertretender Minister für Auswärtige Angelegenheiten war. Als Verteidigungsminister ist vor allem der Abgeordnete Les Aspin im Gespräch.
Clinton verhandelte auch mit James Woolsey, der früher stellvertretender Außenminister war und nun dem Vernehmen nach Chef des Geheimdienstes CIA werden soll. Außerdem empfing der neue Präsident den bisherigen Botschafter Thomas Pickering, der als künftiger stellvertretender Außenminister gilt.
BELGRAD / SARAJEWO, 22. Dezember (AP/Reuter/dpa). Bei der Präsidentenwahl in Serbien liegt der Amtsinhaber Slobodan Milosevic klar in Führung, wie die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Dienstag berichtete.
Nach Auszählung von 23,38 Prozent der Stimmen führe er mit 55,93 Prozent. Damit zeichne sich ab, daß er schon im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit erringe. Milan Panic, der jugoslawische Ministerpräsident und aussichtsreichste Gegenkandidat, habe bis dahin 34,36 Prozent der Stimmen verbuchen können.
Ausländische Beobachter erklärten, bei der Abstimmung vom Sonntag habe es zahlreiche Unregelmäßigkeiten gegeben. Panic forderte bereits eine Annullierung der Präsidentenwahl. Panics Berater Teodor Olic sagte, Panic wolle Neuwahlen erzwingen. Wie Olic mitteilte, will Panic die Wahlen wegen massiver Manipulationen für ungültig erklären lassen und die Wahlkommission auffordern, innerhalb von drei Monaten Neuwahlen anzusetzen. Die Beobachter der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) bestätigten, daß es viele Unkorrektheiten gegeben habe. Die Sozialistische Partei von Milosevic bestritt dagegen die Vorwürfe.
Bosnische Regierungstruppen haben in der Nacht zum Dienstag nach eigenen Angaben bei Gegenangriffen in Sarajewo mehrere verlorengegangene Gebiete zurückerobert. Wie der bosnische Rundfunk meldete, gelang der überraschende Vorstoß der Verteidiger Sarajewos vor allem im Westen der Hauptstadt. Auch aus dem Norden Sarajewos wurde ein weiteres Vordringen der moslemisch-kroatischen Einheiten in serbisch besetztes Gebiet gemeldet. Die serbische Seite antwortete auf diese Angriffe mit heftigem Artilleriebeschuß der Innenstadt. Über mögliche Opfer dieser Kämpfe lagen keine Angaben vor.
Erbitterte Kämpfe wurden auch aus dem Norden Bosniens gemeldet. Dort verstärkten serbische Truppen ihre Angriffe gegen die Stadt Gradacac, die nach Berichten des bosnischen Rundfunks unter schwerem Artilleriebeschuß lag. Auch die ostbosnische Stadt Srebrenica sei von Serben beschossen worden. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner ist nach Informationen der Berliner Boulevardzeitung B.Z. entschlossen, dem serbischen Morden in Bosnien durch ein militärisches Eingreifen ein Ende zu machen. Der deutsche Generalsekretär sei sicher, durch "chirurgische Schnitte" könne die serbische Kriegsmaschinerie "innerhalb von 24 Stunden" lahmgelegt werden. Die dadurch erzwungene Feuerpause könne dann endlich für sinnvolle Verhandlungen genutzt werden.
Nach Angaben der Zeitung verfügt das NATO-Hauptquartier über sehr viel bessere Informationen als bisher bekannt. Durch Satellitenaufnahmen habe die NATO ein präzises Bild über Anzahl und Umfang der Panzerverbände, Art und Feuerkraft der Waffen, Truppenbewegungen, Stellungen, Nachschub und Logistik. Zudem könnten über moderne Waffentechnik die Radarabwehrsysteme der serbischen Bundesarmee zumindest für einige Zeit ausgeschaltet werden.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Hans Stercken (CDU), forderte ein Ultimatum der Vereinten Nationen (UN) zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina. Den Serben, die die bosnische Hauptstadt Sarajewo beschießen und das UN-Flugverbot verletzen, müßten Sanktionen angedroht werden, sagte Stercken am Dienstag im Deutschlandfunk. Beschwichtigungspolitik führe nicht zur Beendigung des Krieges. Gegenwärtig gebe es einen dramatischen Autoritätsverlust der UN, sagte Stercken, der in der vergangenen Woche Sarajewo besucht hatte.
"Die Tschetniks lachen sich tot über die Vereinten Nationen", sagte Stercken. Deshalb müsse ihnen beispielsweise bei Verstößen gegen das Flugverbot der Abschuß ihrer Flugzeuge angedroht werden. "Man kann nicht ständig den Mund spitzen, aber nicht pfeifen", so Stercken. Das UN-Waffenembargo sei völlig unwirksam. Die Serben hätten für Jahre alles an Waffen, was sie bräuchten. Wenn die Sanktionen nicht zum Erfolg führten, müsse auch über weitere Maßnahmen nachgedacht werden. Über den "äußerst schwierigen Komplex" eines militärischen Eingreifens mit Bodentruppen wolle er aber noch nicht diskutieren.
POTSDAM, 22. Dezember (AP). Beim Absturz eines zweimotorigen Kleinflugzeuges nahe dem Berliner Flughafen Schönefeld sind in der Nacht zum Dienstag vier Insassen teilweise schwer verletzt worden. Nach Angaben der Potsdamer Polizei verunglückte das Flugzeug vom Typ Cessna C 310 II kurz nach Mitternacht bei Glasow in der Nähe einer Bungalowsiedlung und der Eisenbahnstrecke Berlin-Potsdam. Der Pilot erlitt schwere Verletzungen, drei weitere Personen wurden leicht verletzt. Zwei von ihnen konnten das Krankenhaus heute morgen verlassen. Die Ursache und der genaue Hergang des Absturzes seien noch nicht geklärt, sagte der Sprecher der Potsdamer Polizei.
Im Blickpunkt: Die Postleitzahlen ab Juli 1993 Die ersten zwei Ziffern werden schon verraten
Der Postdienst hat am Dienstag in Bonn die ersten beiden Ziffern der neuen fünfstelligen Postleitzahlen bekanntgegeben, die ab 1. Juli 1993 gelten werden. Entsprechend der Zahl der Briefzentren, über die die Verteilung der Sendungen künftig läuft, wird Deutschland in 83 Regionen aufgeteilt. Berlin erhält die Ziffernpaare 10, 12, 13 und 14, München die 80 und 81, Dresden die 01 und Erfurt die 99. Die restlichen drei Ziffern der fünfstelligen Postleitzahl befinden sich noch in der Feinplanung, wie der Postdienst mitteilte. Ende Januar soll jeder Bürger seine neue Postleitzahl erfahren. Im Mai wird das neue Postleitzahlenbuch kostenlos an alle Haushalte verteilt. Die Neueinteilung war durch die Wiedervereinigung nötig geworden. Zwischen den vierstelligen Postleitzahlen der Bundesrepublik und der DDR gibt es Überschneidungen. So haben Bonn und Weimar die Postleitzahl 5300. Bisher dient als Behelf zur Unterscheidung ein vorangestelltes "W" oder "O". Wer das vergißt, dem kann es zumal bei weniger bekannten Orten passieren, daß sein Brief länger unterwegs ist. Das neue fünfstellige System umgeht diese Schwierigkeiten und bezieht zugleich das Zustellpostamt (zum Beispiel Berlin 42) in die Postleitzahl ein. Zudem erhalten Großkunden eigene Postleitzahlen. Der Postdienst werde dadurch schneller und zuverlässiger, erklärte das Unternehmen, weil das aufwendige Verteilsystem drastisch vereinfacht werden könne. An der Leitzahl werde künftig ablesbar sein, welches Ziel eine Postsendung erreichen solle. 8200 Postleitzahlen stehen für die Zustellung durch den Briefträger, 16 500 für Postfächer und 1700 werden an Großkunden vergeben. Zudem hat das neue System Reserven für die Zukunft: von 99 999 möglichen Postleitzahlen werden nur etwa 26 400 vergeben. Für die neuen Briefregionen, jeweils benannt mit einigen wichtigen Städten, gelten folgende erst zwei Ziffern der Postleitzahl: Allgäu mit Memmingen und Oberstdorf: 87
Bayerischer Wald Ost mit Deggendorf und Passau: 94
Bayerischer Wald West mit Regensburg und Cham: 93
Bergisches Land Nord mit Wuppertal und Solingen: 42
Berlin-Nord mit Oranienburg, Neuruppin und mehreren Berliner Stadtbezirken: 13/16
Berlin-Südost mit Frankfurt/Oder und mehreren Berliner Stadtbezirken: 12/15
Berlin-Südwest mit Potsdam, Brandenburg und mehreren Berliner Bezirken: 14
Berlin-Zentrum: 10
Bodensee mit Überlingen, Biberach, Ravensburg, Lindau: 88
Bonn mit Siegburg, Euskirchen: 53
Breisgau mit Freiburg, Mühlheim, Lörrach: 79
Bremen mit Cuxhaven, Delmenhorst: 27/28
Donau-Lech mit Donauwörth, Augsburg, Schongau: 86
Dortmund mit Bochum, Herne: 44
Dresden mit Meißen, Riesa: 01
Düsseldorf mit Mettmann, Ratingen: 40
Eder-Habichtswald mit Kassel, Schwalmstadt: 34
Eifel mit Trier, Bitburg: 54
Emsland mit Lingen, Osnabrück, Cloppenburg: 49
Erzgebirge mit Chemnitz, Oberwiesenthal, Zschopau: 09
Frankfurt mit Bad Nauheim, Bad Homburg: 60/61
Friesland mit Brake, Oldenburg, Wilhelmshaven, Papenburg: 26
Fichtelgebirge mit Bayreuth, Kulmbach, Hof: 95
Hamburg-Nord mit Ahrensburg: 20/22
Hamburg-Süd mit Lüneburg, Buxtehude: 21
Hannover mit Wunstorf, Peine, Hildesheim, Hameln: 30/31
Harz mit Klötze, Wolfsburg, Braunschweig, Goslar: 38
Karlsruhe mit Landau/Pfalz, Bruchsal, Baden-Baden: 76
Köln-Ost mit Leverkusen, Gummersbach: 51
Köln-West mit Bergheim, Brühl: 50
Lahn mit Marburg, Gießen, Wetzlar: 35
Leipzig mit Grimma, Torgau, Bad Liebenwerda: 04
Lippetal mit Hamm, Unna, Brilon: 59
Lübecker Bucht mit Wismar, Mölln: 23
Lüneburger Heide mit Salzwedel, Celle: 29
Mainfranken mit Würzburg, Schweinfurt, Bad Mergentheim: 97
Main-Spessart mit Offenbach, Hanau, Aschaffenburg: 63
Mecklenburger Bucht mit Stralsund, Rostock, Güstrow: 18
Mecklenburgische Seenplatte mit Schwerin-Land, Wittenberge: 19
München-Nord mit Freising, Dachau, Ingolstadt: 85
München Stadt: 80/81
München-Süd mit Fürstenfeldbruck, Garmisch-Partenkirchen: 82 Münsterland mit Münster, Rheine: 48
Niederbayern mit Dorfen, Landshut: 84
Niederlausitz mit Cottbus, Guben, Finsterwalde: 03
Niederrhein mit Duisburg, Oberhausen, Wesel, Bocholt: 46/47
Nördliches Ruhrgebiet mit Essen, Gelsenkirchen: 45
Nordfranken mit Sonneberg, Bamberg, Coburg, Kronach: 96
Nordschwarzwald mit Calw, Pforzheim: 75
Nordthüringen mit Erfurt, Gotha, Eisenach: 99
Nordwürttemberg mit Sinsheim, Heilbronn, Crailsheim: 74
Nürnberg mit Erlangen, Forchheim, Ansbach: 90/91
Oberbayern mit Bad Tölz, Rosenheim, Berchtesgaden: 83
Obere Donau mit Tuttlingen, Singen, Konstanz: 78
Oberer Neckar mit Freudenstadt, Tübingen, Sigmaringen: 72
Oberlausitz mit Hoyerswerda, Bautzen, Zittau, Görlitz: 02
Oberpfalz mit Neumarkt, Amberg, Weiden: 92
Odenwald mit Darmstadt, Erbach: 64
Ortenau mit Offenburg: 77
Ostthüringen mit Gera, Jena: 07
Ostwestfalen mit Paderborn, Gütersloh, Detmold: 32/33
Pfalz mit Worms, Speyer, Kaiserslautern: 67
Rheingau mit Rüsselsheim, Wiesbaden: 65
Rhein-Nahe mit Mainz, Bad Kreuznach: 55
Rhein-Neckar mit Mannheim, Heidelberg: 68/69
Rhön mit Bad Salzungen, Fulda, Bebra: 36
Rurtal mit Aachen, Düren, Eschweiler: 52
Saarland mit Saarbrücken, Neunkirchen, Pirmasens: 66
Sachsen-Anhalt Nord mit Magdeburg, Genthin: 39
Sachsen-Anhalt Süd mit Halle, Leuna, Dessau, Zeitz: 06
Sauerland mit Hagen, Lüdenscheid: 58
Stuttgart mit Böblingen, Ludwigsburg, Leonberg: 70/71
Schleswig-Holstein Nordost mit Kiel, Flensburg: 24
Schleswig-Holstein West mit Pinneberg, Itzehoe, Westerland: 25
Schwäbische Alb Nord mit Aalen, Esslingen, Göppingen: 73
Schwäbische Alb Ost mit Ulm, Heidenheim, Günzburg: 89
Schwalm-Nette mit Neuss, Mönchengladbach: 41
Siegerland mit Altenkirchen, Siegen, Olpe: 57
Südliches Leinetal mit Heiligenstadt, Göttingen, Eschwege: 37
Thüringer Wald mit Suhl, Ilmenau: 98
Vogtland mit Zwickau, Auerbach, Plauen: 08
Vorpommern mit Neubrandenburg, Templin, Strasburg, Usedom: 17
Westerwald mit Koblenz, Mayen, Cochem: 56 (AP)
DÜSSELDORF, 22. Dezember (AP). Ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk ist jetzt dem Finanzamt Essen-Süd ins Haus geflattert. Wie die Oberfinanzdirektion am Dienstag in Düsseldorf mitteilte, sandte ein reuiger Steuersünder der Behörde 4000 Mark in großen Scheinen per Brief zu. Auf einem Zettel vermerkte der anonyme Steuersünder nur: "Diese 4000 Mark sollen ein Ausgleich für nicht gezahlte Steuern sein."
Wie die Behörde mitteilte, häufen sich in der Vorweihnachtszeit anonyme Steuerzahlungen. "Offenbar plagt manchen Steuerbürger in dieser Zeit das schlechte Gewissen", hieß es. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Düsseldorfer 6000 Mark beim Finanzamt eingezahlt.
FARO/FRANKFURT A. M. (AP). Einen Tag nach der Flugzeugkatastrophe an der Algarve sind die vier noch vermißten Passagiere aufgetaucht. Sie hatten laut Behörden den Absturz überlebt und in dem allgemeinen Chaos danach den Flughafen mit wartenden Verwandten verlassen. Experten setzten am Dienstag die Untersuchung der Unglücksursache fort. Nach Auskunft eines Sprechers der Chartergesellschaft Martinair wurden die drei stark beschädigten Flugschreiber zur Analyse nach Großbritannien geschickt.
Laut Behördenangaben überlebten 286 der 340 Insassen den Absturz, 54 wurden getötet. Schon in der Nacht zum Dienstag trafen Angehörige der Opfer in Faro ein. Die meisten der Passagiere der niederländischen Unglücksmaschine wollten an der portugiesischen Algarve den Weihnachtsurlaub verbringen, die ersten wurden aber schon am Dienstag in die Niederlande zurückgebracht.
Die DC-10 der Martinair war beim Landeversuch in einem Gewitter abgestürzt. Experten des Triebwerkherstellers General Electric überprüften die drei Düsentriebwerke der Maschine nach möglichen Ausfällen. Martinair zufolge mußten die drei Flugschreiber nach Großbritannien geschickt werden, weil sie zu stark beschädigt waren, um am Unglücksort selbst ausgewertet zu werden. Nach Einschätzung von Piloten überlebten viele der Passagiere, weil sie durch Löcher aus dem Wrack entkommen konnten und Löschzüge schnell an der brennenden Maschine waren.
Das Flugzeugunglück ist möglicherweise auf heftige Abwinde zurückzuführen, die die DC-10 bei der Landung unbeherrschbar gemacht haben. Der Sprecher der Bundesanstalt für Flugsicherung in Frankfurt, Hans-Ulrich Ohl, sagte am Dienstag im AP-Gespräch: "Mit allem Vorbehalt ist zu vermuten, daß es ein Microburst war", ein Fallwind im Zentrum eines Gewitters. Bedingt durch den Ausfall von Hagel und Regen in diesem Wettergebiet, wirke das Innere der Kumuluswolken, in denen das Gewitter tobt, "wie ein Kamin". Wenn dieser Abwind auf den Boden trifft, verteilt er sich nach allen Seiten. Piloten, die in geringer Höhe ein Gewitter unterfliegen, stehen Ohl zufolge vor folgender Situation: "Erst kommt eine Windwelle von vorn. Das ergibt für das Flugzeug einen Hebungseffekt. Dann kommt plötzlich ein Downdraft (Abwind). Die Luft von oben drückt ihn runter. Dann kommt ein Bereich, wo aus dem Wind von vorne Rückenwind wird", beschrieb Ohl die Situation.
"Wenn jetzt ein Flugzeug, das sich im Anflug befindet und langsam, nahe der Abreißgeschwindigkeit fliegt, in solche unterschiedlichen Strömungen kommt, kann es relativ zur Luft so langsam werden, daß es nicht nicht mehr steuerbar wird", sagte Ohl. Vergleichbare Unfälle habe es bereits gegeben. In der Regel führe die Situation dazu, daß die Maschine "zu kurz kommt", also vor der Landebahn aufsetzt oder aufschlägt.
Daß sich das Unglück am Montag im Bereich des Flughafens ereignete, führte Ohl darauf zurück, daß dem Piloten möglicherweise die Überwindung des ersten Windwechsels geglückt sei, die Windrichtung dann aber während der Landung noch einmal gewechselt habe. Das habe dann den Strömungsabriß an einer der beiden Tragflächen zur Folge gehabt, worauf das Flugzeug über diese gekippt sei und den Boden berührt habe. "Was es genau war", schränkte er ein, "läßt sich erst analysieren, wenn Flugschreiber, Cockpit-Tonband und Windaufzeichnungen am Flughafen ausgewertet sind."
Ohl sagte, Microburst und Scherwindtheorien seien "eigentlich weitgehend bekannt und werden auch intensiv im Simulator trainiert". Die instinktive - falsche - Reaktion der Piloten sei, im Moment des Drucks nach oben das Gas wegzunehmen, um zum Gleitweg zurückzukehren. "Dann trifft ihn auf einmal der Schlag von oben." Richtig sei: "Gas rein und Fahrt aufbauen, um den folgenden Downdraft voll auszugleichen."
Ohl nannte das Landen bei Gewitter prinzipiell "ein großes Risiko wegen der hohen und böigen Windgeschwindigkeiten". Zum Zeitpunkt des Unglücks seien in Faro 35 bis 40 Knoten (bis etwa 72 Kilometer pro Stunde) gemessen worden.
MADRID, 22. Dezember (AP). In der spanischen Weihnachtslotterie, die Fußball und Stierkampf im Publikumsinteresse weit übertrifft, sind am Dienstag die Gewinnzahlen gezogen worden: Auf 95 Lose mit der Nummer 31466 entfiel ein Hauptgewinn von jeweils 300 Millionen Peseten (4,2 Millionen Mark). Das Geld ging an Lotterieteilnehmer in Barcelona, Cantalejo, Sevilla und Calatayud. Da jedes dieser Lose umgerechnet fast 430 Mark kostete, wird angenommen, daß sie jeweils von Gruppen gekauft worden waren - von Familien, Freunden, Arbeitskollegen oder Vereinsmitgliedern.
Insgesamt wurde ein Betrag von 2,8 Milliarden Mark ausgeschüttet. Das spanische Lotteriesystem wurde bereits 1763 gegründet, die "El Gordo" genannte Weihnachtslotterie besteht seit 1818.
DÜSSELDORF (AP/FR). Beschäftigten in der Textilindustrie, die zu Fremdenhaß aufrufen oder gewalttätig gegen Ausländer werden, droht der Rausschmiß. In einer gemeinsam vom Bundesverband Bekleidungsindustrie, dem Arbeitgeberverband Gesamttextil und der Gewerkschaft Textil-Bekleidung veröffentlichten Stellungnahme heißt es, seit vielen Jahren arbeiteten zahlreiche Ausländer in den Betrieben. Wer Fremdenhaß säe, störe den Betriebsfrieden. "Von solchen Beschäftigten müssen wir uns trennen."
Die Erklärung soll in allen Firmen ausgehängt werden. In ihr betonen die Tarifparteien, die ausländischen Arbeitnehmer trügen mit ihrer Leistung, ihren Steuern, Abgaben und ihrer Kaufkraft wesentlich zur sozialen Sicherheit und dem Wohlstand in Deutschland bei. An die Belegschaften wird appelliert: "Wir alle tragen Verantwortung und dürfen nicht tatenlos zusehen, wie sich Haß und Gewalt gegen unsere ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Land ausbreiten."
Grundlage für eine mögliche Entlassung bietet das Betriebsverfassungsgesetz in den Paragraphen 75 und 104, in denen der Umgang mit Firmenangehörigen und die "Entfernung betriebsstörender Arbeitnehmer" geregelt sind. Ein Rausschmiß oder eine Versetzung ist möglich, wenn Betriebrat und Unternehmensleitung dem zustimmen und das Arbeitsgericht letztlich mitzieht.
MOGADISCHU, 22. Dezember (AP/ dpa/AFP). Die Vereinten Nationen (UN) haben die Lebensmittelversorgung entlegener Regionen Somalias aus der Luft wiederaufgenommen. Wie eine Sprecherin der UN-Ernährungsbehörde in Nairobi am Dienstag mitteilte, warf ein Flugzeug sieben Tonnen Weizen über einem Gebiet mit 1500 Menschen ab, 20 weitere sollen in den nächsten Tagen folgen. Allerdings fehlt es nach UN-Angaben an Treibstoff, so daß eine Fortsetzung der Aktion in Frage gestellt ist.
In Mogadischu begannen die Kämpfer General Mohamed Farrah Aidids am Montag damit, ihr schweres Kriegsgerät abzuziehen. Wie US-Beamte in der Hauptstadt mitteilten, brachten die Soldaten Aidids 30 bis 40 mit Kriegsmaterial beladene Lastwagen sowie sechs Panzer älterer Bauart und Lkw, auf die Maschinengewehre oder Flugabwehrgeschütze montiert waren, aus der Stadt. Die Kämpfer von Aidids Widersacher Ali Mahdi Mohamed folgten diesem Beispiel am Dienstag. Beide Milizenführer zogen außerdem ihre Kämpfer ab.
UN-Generalsekretär Butros Ghali bekräftigte erneut die Notwendigkeit, die marodierenden Banden in Somalia zu entwaffnen. Andernfalls wäre die "Operation Hoffnung" zur Rettung der hungernden Bevölkerung vergeblich, schrieb Ghali an den UN-Sicherheitsrat. Ghali legte sich nicht auf einen Zeitplan für den Abzug der US-Truppen aus Somalia und die Übertragung der Aufgaben an eine UN- Streitmacht fest. Nach Auffassung der USA sollten die Vereinten Nationen soll schnell wie möglich die Kontrolle des Einsatzes in Somalia übernehmen.
US-Militärsprecher Fred Peck teilte in Mogadischu mit, die USA würden weniger als die geplanten 28 000 Soldaten nach Somalia schicken. Das Verteidigungsministerium in Washington habe die Truppenentsendung gestoppt. Die Durchsetzung der humanitären Hilfen verlaufe schneller als erwartet. Wie viele US-Soldaten nun in Somalia stationiert werden sollen, teilte Peck nicht mit.
HAMBURG, 23. Dezember (AP). Vermutlich wegen der Ausländerfeindlichkeit in Deutschland ist ein für 1996 in Hamburg geplanter internationaler Kongreß für Tropenmedizin abgesagt worden. Wie ein Sprecher der Messeleitung jetzt mitteilte, wird die Veranstaltung nun in vier Jahren in Nagasaki in Japan stattfinden. Die Entscheidung der Tropenmediziner fiel nach den Worten des Sprechers vor einigen Wochen auf dem Weltkongreß in Bangkok.
PEKING, 22. Dezember (AP). Ein mit einer chinesischen Trägerrakete ins All beförderter australischer Fernmeldesatellit ist im Weltraum spurlos verschwunden. Dem in Sydney ansässigen Unternehmen Optus Communications gelang es nicht, wie geplant 14 Stunden nach dem Start Signale aufzufangen. Die Firma hat den künstlichen Himmelskörper inzwischen als Verlust abgeschrieben, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte.
Der Satellit war am Montag abend vom Raumfahrtzentrum in der südchinesischen Provinz Sichuan aus ins All getragen worden: Eine chinesische Rakete vom Typ "Langer Marsch" beförderte ihn in den Weltraum, wo er einen alten Satelliten für die Übertragung von Telefongesprächen, Computerdaten und Fernsehprogrammen ablösen sollte. In den Medien Chinas wurde der Start als großer Erfolg gefeiert.
TAIPEH, 22. Dezember (AP). Bei der Parlamentswahl in Taiwan, die am vergangenen Samstag erneut eine Mehrheit für die national-konservative Regierungspartei ergab, ist es nach offiziellen Angaben zu einer Reihe von Manipulationen gekommen. Wie der staatliche Rundfunk am Dienstag berichtete, ergaben Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, daß zum Beispiel im Südosten der Insel mehr Stimmen ausgezählt wurden als Wähler in der Liste eingetragen waren.
ROM, 22. Dezember (AP/Reuter). Beim Absturz eines Passagierflugzeugs in Libyen sind am Dienstag alle 158 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ Boeing 727 befand sich auf einem Inlandsflug.
Einen Tag nach der Flugzeugkatastrophe im portugiesischen Faro sind die vier noch vermißten Passagiere aufgetaucht. Sie hatten nach Behördenangaben im Chaos nach dem Absturz den Flughafen mit Verwandten verlassen. 286 der 340 Passagiere überlebten das Unglück.
(Bericht "Aus aller Welt", Seite 28)
JERUSALEM, 22. Dezember (AFP/Reuter/AP). Das Oberste Gericht Israels hat am Dienstag einstimmig die Ausweisung von 415 Palästinensern aus Israel gebilligt. Das teilte der Präsident des Gerichts, Meir Schamgar, mit. Die Palästinenser, die nach der Entführung und Tötung eines israelischen Grenzpolizisten durch die fundamentalistische Untergrundorganisation Hamas ausgewiesen worden waren, sitzen derzeit in einem Streifen zwischen der israelisch besetzten "Sicherheitszone" in Südlibanon und libanesisch kontrolliertem Gebiet fest. Libanon weigert sich, sie aufzunehmen.
Das Oberste Gericht wies Einsprüche zweier israelischer Anwälte und eines Abgeordneten gegen die Ausweisungen vom Donnerstag zurück. Diese waren damit begründet worden, daß das Leben der Verbannten in Gefahr sei. Schamgar begründete die Entscheidung damit, daß sich die Palästinenser "auf libanesischem Territorium aufhalten". Die Tatsache, daß sie von der libanesischen Armee daran gehindert würden, ihren Weg nach Norden fortzusetzen, bedeute nicht, daß sie sich in einem "Niemandsland" aufhielten.
Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin gab nach Angaben eines Regierungsvertreters persönlich die Anweisung, Granaten in Richtung auf die ausgewiesenen Palästinenser zu feuern. Augenzeugen zufolge waren am Montag zwei der Deportierten verletzt worden, als die mit Israel verbündete Südlibanesische Armee (SLA) auf sie schoß. Zwei weitere Palästinenser erlitten in der Nacht zum Dienstag durch SLA-Feuer Verletzungen.
Die Mehrheit der 900 000 in Israel lebenden Araber schloß sich am Dienstag dem Streik der 1,8 Millionen Palästinenser im Gazastreifen und Westjordanland an. Die arabische Hadasch-Partei, die Rabin im Parlament unterstützt hatte, entzog der Regierung ihre Unterstützung. Kritik kam auch aus den Reihen des Koalitionspartners Meretz und der regierenden Arbeitspartei. Die Arabische Liga forderte UN-Sanktionen gegen Israel.
(Weiterer Bericht Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
STUTTGART, 22. Dezember (AP). Die "Republikaner" dürfen laut Beschluß des Landgerichts Stuttgart als "faktische Sympathisanten" von Gewalttaten gegen Ausländer bezeichnet werden, nicht aber als Helfershelfer. Diese Entscheidung traf die 17. Zivilkammer am Dienstag zum Antrag der baden-württembergischen "Republikaner", eine einstweilige Verfügung gegen den Landwirtschaftsminister und CDU-Bezirksvorsitzenden Gerhard Weiser zu erlassen.
Weiser hatte die Partei im Zusammenhang mit Gewalt gegen Ausländer angegriffen und das "demaskierende Schweigen" aller rechtsextremistischen Gruppen beanstandet. Das Landgericht stufte die Bezeichnung "faktische Sympathisanten" als politische Meinungsäußerung ein. Diese sei "nicht aus der Luft gegriffen" und könne vom Gericht nicht untersagt werden. Dagegen bescheinigte die Kammer den "Republikanern", daß sie nicht als mögliche Helfershelfer bezeichnet werden dürften, da sie die Morde von Mölln verurteilt hätten.
BELGRAD/BRÜSSEL, 22. Dezember (AFP/AP/dpa). In Serbien haben am Dienstag sowohl die Anhänger des amtierenden Präsidenten Slobodan Milosevic als auch die Oppositionsbewegung Depos den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen für sich reklamiert. Die serbische Wahlkommission gab an, nach Auszählung von knapp einem Viertel der Wahlzettel habe Milosevic 56 Prozent der Stimmen erreicht, sein Rivale, Ministerpräsident Milan Panic annähernd 35 Prozent. Dagegen verkündete der Vorsitzende des serbischen Wahlbündnisses Depos, Vuk Draskovic, den Sieg Panics. Die Opposition habe die Parlaments- und Präsidentschaftswahl gewonnen.
Depos sprach, wie auch internationale Wahlbeobachter, erneut von massiven Wahlfälschungen. Der Wahlkampf in Serbien war nach Berichten von US-Beobachtern der Helsinki-Kommission weder frei noch fair. Die staatlichen Rundfunk- und Fersehsender hätten starke Wahlpropaganda für Milosevic betrieben, während gleichzeitig unabhängige Medien gestört worden seien. Viele Bürger hätten in den Wählerlisten gefehlt, Mitgliedern oppositioneller Parteien sei die Kontrolle der Wahlvorbereitungen verweigert worden, an den Wahlstätten seien Polizisten bemerkt worden. In einem Wahlbezirk "verschwanden" dem US-Bericht zufolge 4000 der 60 000 Wähler von der Wählerliste, darunter der Oppositionskandidat.
Das Europäische Parlament in Straßburg wird sich nach den Worten des SPD- Europaabgeordneten Gerhard Schmid im Januar mit den Wahlen in Rest-Jugoslawien befassen. Die Wahlfälschungen seien "offenkundig" und von unabhängigen Quellen bezeugt, sagte Schmid in Bonn.
In Montenegro findet am 3. Januar voraussichtlich eine Stichwahl statt. Der montenegrinische Präsident, Momir Bulatovic, verfehlte nach unvollständigen Auszählungen mit 42 Prozent die absolute Mehrheit.
Im serbischen Parlament erzielte die Radikale Partei des Mitanführers der Tschetnik-Bewegung, Vojislav Seselj, starke Zugewinne. Sie rechnet im neuen Republikparlament mit 50 der 250 Sitze. Bisher hatte sie zwei Mandate.
Bundesaußenminister Klaus Kinkel bedauerte den sich abzeichnenden Ausgang der serbischen Präsidentschaftswahlen. Im Sender Rias Berlin sagte Kinkel, wenn sich der Trend zur Wiederwahl Milosevics bestätige, sei das für die Aussichten auf dem Balkan wenig schön.
HANS ZAUSINGER, ehemaliger Senator und Präsident des bayerischen Handwerkstages, ist vom Landgericht in München wegen Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der 57jährige muß außerdem 750 000 Mark an die Staatskasse entrichten. Nach Überzeugung des Gerichts hatte er zur Beschaffung von Millionenaufträgen für seine Elektrofirma hohe Schmiergelder an die Auftraggeber gezahlt. Der mitangeklagte Geschäftsführer Erwin Schmid erhielt wegen dreier Bestechungsfälle und Geheimnisverrats 19 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung. Er muß 150 000 Mark an die Staatskasse zahlen. (AP)
SOFIA, 23. Dezember (AP). Der parteilose Wirtschaftsprofessor Ljuben Berow soll den letzten Versuch zu einer Regierungsbildung in Bulgarien machen. Der 67jährige erhielt jetzt von Präsident Schelju Schelew den Auftrag, ein Kabinett zusammenzustellen. Sollte Berow nicht die Zustimmung der Mehrheit des Parlaments finden, muß Schelew Neuwahlen ansetzen.
Berow, seit zwei Jahren Wirtschaftsberater des Präsidenten, wurde von der überwiegend aus Angehörigen der türkischen Minderheit bestehenden Bewegung für Rechte und Freiheiten für das Amt des Ministerpräsidenten vorgeschlagen. Die Partei stellt zwar nur 24 Abgeordnete im Parlament, fungiert aber häufig als Zünglein an der Waage zwischen den beiden größten Parteien, der antikommunistischen UDF und den Sozialisten. Der von der UDF gestellte bisherige Premier Filip Dimitrow war vor drei Monaten durch ein Mißtrauensvotum gestürzt worden. Alle Versuche Schelews, einen neuen Regierungschef zu installieren, waren seither gescheitert.
Eigentlich hatte er sich nur ein bißchen in der Türkei umschauen wollen. Doch der Kurzurlaub am Bosporus endete für den in Deutschland stationierten US-Soldaten am Kühlergrill eines entgegenkommenden Autos. Problem für den Mann: Er wollte so schnell wie möglich in eine Spezialklinik in seiner Heimat gebracht werden. Solche Wünsche gehören für Peter Meier bei der Reservierungszentrale der Deutschen Lufthansa in Frankfurt zum Alltag.
Meier organisiert mit seinen drei Kolleginnen rund um die Uhr den Transport von Verletzten, Kranken, Behinderten in Verkehrsmaschinen seiner Gesellschaft rund um den Erdball. Über Arbeitsmangel kann das Team nicht klagen. Täglich muß der Transport von zwei bis drei Verletzten oder Kranken gemanagt werden; und ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr. Allein 1991 sind 707 sogenannte Liegendkranke in ihre Heimat oder zu Operationen in Spezialkliniken geflogen worden. Bis Ende Oktober dieses Jahres waren es bereits 731.
Während Patienten, die noch aufrecht sitzen können, vergleichsweise problemlos zu befördern sind, ist für Bettlägrige ein relativ großer Aufwand erforderlich. Lufthansa hat beispielsweise eigene Krankentransport-Liegen entwickeln und bauen lassen. Die Liegen - 34 000 Mark pro Stück - lassen sich nach Abmontieren der Rückenlehne auf die Flugzeugsitze schnallen.
Drei Plätze in der Touristenklasse werden dafür in der Regel benötigt und mindestens sechs blockiert. Verglichen mit den normalen Flugtarifen ist der Krankentransport im Jet-Tempo deshalb nicht billig. Für jeden Liegend-Patienten berechnet die Lufthansa den vierfachen Preis eines Touristenklasse-Tickets. Wer sich also beim Joggen im New Yorker Central Park das Bein bricht und lieber in Deutschland kuriert werden möchte, zahlt zwischen 8200 und 9600 Mark. Hinzu kommt das Ticket für eine Begleitperson, auf der Lufthansa besteht.
Für viele Verletzte ist die Passage im Linien-Jet dennoch die billigere Alternative. Ein Transport mit der Rettungsflugwacht koste in der Regel das Drei- bis Vierfache und scheide daher für viele aus, gibt Meier zu bedenken. Auch Reiseversicherungen wählten - wo immer es der Krankheitszustand und der Flugplan erlauben - eine Linienmaschine für den Heimtransport.
Doch bevor der Verletzte von Sanitätern ins Flugzeug gebracht werden kann, hat er mit der Bürokratie zu kämpfen. "Das ist leider unvermeidbar. Wir müssen vorher genau klären, ob der Fluggast überhaupt reise- und flugfähig ist", erläutert Meier. Wegen des geringen Luftdrucks in großen Höhen kann der Flug für Herzinfarkt-Patienten unter Umständen den Tod bedeuten. Den Patienten mit engen Gipsverbänden blühen bei der Ausdehnung ihres Gewebes wahnsinnige Schmerzen - vom Tromboserisiko ganz abgesehen.
Vor dem "grünen Licht" von Meier steht deshalb die Diagnose eines Lufthansa-Arztes. Weltweit verfügt die Gesellschaft über ein Netz von Vertragsmedizinern, die - wenn es sein muß mitten in der Nacht - ins Krankenhaus eilen, um die Flugtauglichkeit des Pechvogels zu prüfen.
Meist sind es Auto- oder Sportunfälle, die Reisende fern der Heimat aufs Krankenbett zwingen. Aber auch die zunehmende Reisefreudigkeit der älteren Generation macht Meier und seinem Team in Frankfurt immer mehr Arbeit. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Herzpatienten, die sich zu Spezialkliniken fliegen lassen. KLAUS TSCHARNKE (dpa)
"Ich hab' gehört, die Nazis kommen", sagt die 14jährige Simone. Was dem dunkelhaarigen Mädchen leicht über die Lippen geht, versetzt die Jugendschützer der Hamburger Polizei in nervöse Spannung. Die Kids, die in die Disko des Bergedorfer Jugendzentrums strömen, werden am Eingang auf Waffen untersucht. Gerüchte machen die Runde, angeblich wollen Skinheads den Jugend-Schwoof überfallen. Seit der Ermordung dreier Türkinnen durch Rechtsradikale in Mölln und seit einem Racheakt türkischer Jugendlicher gegen das "Happy Billard"-Cafe in Bergedorf muß die Polizei immer mehr mit Gewalt und Gegengewalt rechnen.
In Bergedorf-Lohbrügge im Süden Hamburgs ist die Situation brisanter als anderswo in der Stadt. Hier macht seit 1989 die "Nationale Liste" (NL) mobil, die von Christian Worch und Thomas Wulff, Anhängern des gestorbenen Neonazi Michael Kühnen, gegründet wurde. Die Partei hat hier ihre größte Anhängerschaft. Schon seit Anfang der achtziger Jahre machte der Stadtteil immer mal wieder Schlagzeilen durch Neonazi-Auftritte, Auseinandersetzungen zwischen Skinheads und Ausländern. 1985 prügelten Lohbrügger Skins einen jungen Türken zu Tode.
Warum sich gerade Bergedorf-Lohbrügge zur Hochburg der Hamburger Neonazi-Szene entwickelt hat, kann kaum jemand erklären. Das Viertel ist weder verwahrlost noch besonders problembeladen, die soziale Struktur gemischt, die Arbeitslosigkeit nicht über dem Durchschnitt. Von den 100 000 Einwohnern Bergedorfs sind 6,6 Prozent Ausländer - das ist der geringste Ausländeranteil in allen Hamburger Bezirken. Bei der Bürgerschaftswahl 1991 bekamen die "Republikaner" mit 1,3 und die Hamburger-Liste-Ausländerstopp mit 0,6 Prozent nicht mehr Stimmen als in anderen Stadtbereichen. Die NL wählten 0,2 Prozent.
"Es ist der Geist von Michael Kühnen, der in Lohbrügge feste rechtsextremistische Strukturen hinterlassen hat", vermutet die Jugend- und Sozialdezernentin im Bezirksamt, Pia Trinker. "Wenn man diese Strukturen zerschlagen würde, hätte man auch kein Jungvolk, keinen Nachwuchs für die Nationale Liste mehr."
Doch diese Erklärung scheint nicht auszureichen. "Lohbrügge kann überall passieren", zeigt sich der Pfarrer der Gnadenkirche, Michael Schreiner, überzeugt. Der Geistliche kümmert sich um rechtsextrem orientierte und gewaltbereite Jugendliche, trifft sich auch mit harten Skins, hilft denen, die aus der Szene aussteigen wollen. Die Jugendlichen, hat er festgestellt, suchten nach glaubwürdigen Autoritäten, "die ihnen auch mal Stopp sagen" und Antworten auf ihre Fragen wissen. Eltern ahnten häufig nicht, was ihre Sprößlinge machten und fragten auch nicht danach. "Auto, Karriere, Wochenendfahrten, Skifahren ist vielen wichtiger."
Autoritäre Strukturen finden die Jugendlichen bei den Rechtsradikalen. Gefährdet seien besonders diejenigen, meint die Sozialpädagogin der Lohbrügger Gesamtschule, Christina Großmann, die alleine gelassen werden und "freischwebend durch den Stadtteil irren". Gerade sie werden von "Rekrutierungsbeauftragten" der NL in Jugendtreffs oder Einkaufszentren angesprochen. Auch an Schulen wurden - unabhängig vom Schultyp - mitunter massive Anwerbungsversuche unternommen. Gelockt wird mit Abenteuerromantik - "von der Baumhöhle bis zum Mann-zu- Mann-Kampf". Politische Schulungen kommen erst später. "Für viele ist faszinierend, daß sie da Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen", sagt die Sozialpädagogin.
Daß soziale Herkunft oder Bildungsgrad eine besondere Rolle bei der Anfälligkeit für rechte Orientierung spielen, konnten die Jugendbetreuer bisher kaum feststellen. "Von der Professorenfamilie bis zum Sozialhilfeempfänger" seien alle betroffen, meint Frau Großmann. Die meisten sind Schüler oder Lehrling, kaum einer arbeitslos. Ausländerfeindlichkeit scheint häufig irrational zu sein: Die Frage nach schlechten Erfahrungen mit Ausländern werde oft mit "nein" beantwortet, sagt ein Sozialarbeiter des Bezirksamts. Bestätigt fühlen sich die Heranwachsenden durch Politikerworte von der "Verrassung" oder der "Ausländerflut". Sozialpädagogin Großmann macht auch "Rassismus in unseren Schulbüchern" für die Entwicklung verantwortlich.
GUDRUN DOMETEIT (dpa)
EDINBURGH (dpa/vwd). Jeder dritte Personalcomputer (PC), der in Europa benutzt wird, kommt aus Schottland. Das Industriegebiet zwischen Glasgow und Edinburgh nennt sich Silicon Glen, in Anlehnung an die kalifornische Computer- Wiege Silicon Valley. Die Elektronikindustrie macht bereits 40 Prozent der schottischen Ausfuhr aus. Sie erwirtschaftet umgerechnet rund 7,5 Milliarden Mark pro anno und hat damit den Whisky längst als den Exportschlager verdrängt.
Sieben der zehn führenden Hersteller lassen im Norden Großbritanniens bauen, zehn Prozent der weltweiten PC-Produktion wird hier gefertigt. Von dort kommen IBM-Laptops für Europa, Nahost und Afrika ebenso wie die Apricot-Rechner von Mitsubishi Electric. Laut Scottish Enterprise, einer Agentur zur Förderung der Region als Industriestandort, sind 65 Prozent der etwa 350 Elektronikfirmen in ausländischer Hand. Die Industrie beschäftigt 45 000 Leute, weitere 4000 basteln an Software.
Auch die deutsche Computer-Handelsfirma Escom gründete im Mai eine Tochter für den Bau von Farbmonitoren, nachdem sie sich auch in den neuen Ländern und Osteuropa umgesehen hatte. "Hier gibt es exzellente Verkehrsverbindungen per Flugzeug und Schiff, gute und billige Arbeitskräfte, sowie staatliche Ausbildungsunterstützung", rühmt Geschäftsführer Brian Rand Silicon Glen. Die Firma stellt mit rund 150 Leuten 20 000 Geräte im Monat her.
Die Grundsteine für die heutige Stellung wurden in Schottland in den vierziger Jahren gelegt. Damals kam als erster der englische Rüstungselektronikkonzern Ferranti, dem in den Fünfzigern US-Größen wie IBM und NCR folgten. Als die Schwermetallindustrie zu schrumpfen begann, besann man sich auf die inzwischen gewonnenen Erfahrungen.
Aufgabe der 1981 gegründeten Scottish Enterprise ist es, den Teil des Vereinigten Königreiches im Ausland als attraktiv für Investitionen zu vermarkten. Die Agentur tummelt sich auf Messen, verhandelt mit Interessenten und versucht, Unternehmen jenseits der Grenezn den Weg in ihr Land so einfach und so schmackhaft wie möglich zu machen.
Als Stärke führt sie vor allem qualifiziertes Personal an. Schottland hat bei fünf Millionen Einwohnern 13 Universitäten. Die Lehranstalten in Glasgow und Edinburgh gehören auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz zu den führenden der Welt. Doch auch in der Produktion steht ein Pool gut ausgebildeter Arbeitskräfte zur Verfügung. Dazu werben die Schotten mit einer und auf die Elektronikbranche zugeschnittenen Zulieferindustrie, unendlich viel Platz zur Expansion und einem wunderschönen Umland.
HALLE, 22. Dezember (dpa). Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse hat sich dafür ausgesprochen, Erich Honecker von dem Gefängnis zu verschonen, den Prozeß aber fortzusetzen. Im Mitteldeutschen Express meinte Thierse am Dienstag: "Wenn es nach mir ginge, würde ich eine eher salomonische Entscheidung im Fall Erich Honecker fällen. In Haft sollte dieser Mann nicht bleiben, da er alt und krank ist. Allerdings würde es niemand im Osten Deutschlands verstehen, wenn ihm der Prozeß erlassen würde und er sich in einen Flieger nach Chile schwingen könnte."
BRASILIA, 22. Dezember (dpa/AFP). Brasiliens vorläufig abgesetzter Präsident Fernando Collor hat mit einem überraschenden juristischen Manöver die Entscheidung über seine endgültige Amtsenthebung um eine Woche hinausgezögert. Rund 15 Stunden vor dem Beginn der entscheidenden Sitzung des Senats entließ der 43jährige Collor am Montag seine beiden Verteidiger. Der Präsident des Obersten Bundesgerichts und Leiter des Senatsverfahrens der Amtsenthebung, Sydney Sanches, setzte daraufhin eine neue Sitzung für den 29. Dezember fest, um den Pflichtverteidigern die Möglichkeit zu geben, sich in das Verfahren einzuarbeiten.
Collor erschien am Dienstag nicht vor dem Senat, was ihm eine Rüge wegen Mißachtung des Gerichts einbrachte.
QUITO, 22. Dezember (dpa). Beim Absturz einer zweimotorigen Cessna Seneca in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito sind am Montag Informations- und Tourismusminister Pedro Zambrano und vier seiner Mitarbeiter ums Leben gekommen. Sieben Anwohner wurden teilweise schwer verletzt. Die Maschine des Ministers war bei dichtem Nebel am noch unbewohnten Hochhaus zerschellt, das in den nächsten Tagen bezogen werden sollte. Bereits am 10. Dezember war in 100 Meter Entfernung eine Maschine der Streitkräfte auf ein Wohnhaus gestürzt. Unter den zwölf Opfern waren damals der Oberbefehlshaber des Heeres und fünf Offiziere. Aufgebrachte Bürger forderten eine Änderung der Anflugroute auf den in einem engen Tal auf 2700 Meter Höhe gelegenen internationalen Flughafen von Quito.
OTTAWA (dpa/FR). Der seit Jahren währende Fischereistreit zwischen Kanada und der Europäischen Gemeinschaft über die Kabeljaugründe vor Neufundland hat ein zumindest vorläufiges Ende gefunden. Nach einem von Kanadas Fischereiminister John Crosbie veröffentlichten Übereinkommen mit Brüssel werden sich die EG-Fischer künftig an Fangbeschränkungen außerhalb der 200-Seemeilen-Zone halten.
Ottawa hatte den Europäern, vornehmlich Spaniern und Portugiesen, aber auch den Deutschen, seit Jahren ein Überfischen der Kabeljaubestände an den Grand Banks vorgeworfen. Dies bedeute eine schwere Belastung für die beiderseitigen Beziehungen. Die Atlantikprovinzen Kanadas stecken in einer tiefen Strukturkrise, weil die traditionelle Fischerei wegen der immer dünner werdenden Schwärme bis zum totalen Stopp eingeschränkt worden ist. Um so stärker kochte der Ärger gegen die Europäer hoch. Crosbie zufolge hat "die Vereinbarung das Potential, einen langen Weg in Richtung auf ein Ende der Kalamität ausländischen Überfischens außerhalb der 200-Seemeilen-Zone zu gehen". Das Wort "Potential" habe er mit Absicht gewählt. Neufundlands Regierung, dessen Fischer zu Tausenden von der Sozialhilfe leben müssen, äußerte sich noch skeptischer. Die Vereinbarung stehe nur auf dem Papier, und ihr Einhalten vor Ort könne nicht überprüft werden.
DESSAU, 22. Dezember (dpa). Einer der fünf am Sonntag aus der Dessauer Justizvollzugsanstalt geflohenen Häftlinge ist wieder hinter Gittern. Wie die Dessauer Polizei mitteilte, konnte der 22jährige Untersuchungshäftling am Montag abend in seinem Wohnort Roßlau gefaßt werden. Nach Angaben des Justizministeriums ist der Mann wegen Mordverdachtes in Untersuchungshaft. Von den anderen vier geflohenen Untersuchungshäftlingen fehlt noch jede Spur.
ERFURT, 22. Dezember (dpa). 750 000 Fahrgäste von Bundesbahn und Reichsbahn reisen bereits mit der Bahncard. Die Jubiläumskarte drei Monate nach Beginn der Aktion wurde am Dienstag in der Reichsbahndirektion Erfurt einem 25jährigen Erfurter überreicht. Er kann nun ein Jahr lang für die Hälfte des normalen Fahrpreises in der zweiten Klasse quer durch Deutschland fahren. Seit dem 1. Dezember gibt es auch Bahncards für die erste Klasse. Für sie muß der Reisende jedoch 440 Mark statt 220 Mark zahlen.
Zwischen dem Eishockey-Weltverband (IIHF) und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bahnt sich eine Machtprobe an. IIHF-Präsident Günther Sabetzki (Düsseldorf) hat sich erneut gegen die von IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch befürwortete Teilnahme eines sogenannten "Dream-Teams" bei den Winterspielen 1994 in Lillehammer ausgesprochen. "Wenn das IOC von diesem Plan nicht abrückt, dann wird überhaupt keine Mannschaft aus Übersee bei Olympia an den Start gehen", sagte Sabetzki in Moskau.
Mit Unterstützung von Samaranch will Gil Stein, der neue Präsident der nordamerikanischen Profiliga (NHL) in Lillehammer ein aus US-amerikanischen und kanadischen Spielern gebildetes Team aufbieten. "Ich würde den Plan nur unterstützen, wenn die NHL ihre Pausen auch für die WM macht", sagte Sabetzki. dpa
WIESBADEN, 22. Dezember (dpa/FR). In den alten Bundesländern sind in den ersten neun Monaten 1992 erneut mehr Wohnungen fertiggestellt und mehr Baugenehmigungen erteilt worden als im Vorjahr. Die Zahl der bezugsfertigen Wohnungen stieg um 19 Prozent auf 116 000, die der Baugenehmigungen um 13 Prozent auf 338 800, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mit. 89 Prozent waren Neubauten. Dabei nahm die Zahl der Mehrfamilienhäuser um 36 Prozent, die der Mietwohnungen um 35 Prozent zu. Fast fünf Prozent mehr Zweifamilienhäuser, aber vier Prozent weniger Einfamilienhäuser wurden fertiggestellt. Ungeachtet dieser Entwicklung zeichnet sich vor allem in den Ballungsräumen keine Entspannung am Wohnungsmarkt ab, vielmehr herrscht nach wie vor ein großer Bedarf vor allem an erschwinglichen Mietwohnungen.
DÜSSELDORF, 22. Dezember (dpa). Ausländerfeindliche Aktivitäten sind in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie künftig ein Kündigungsgrund. "Wir sind uns einig, daß Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu Fremdenhaß aufrufen oder gewalttätig handeln, den Betriebsfrieden unerträglich stören. Von solchen Beschäftigten müssen wir uns trennen", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung der Unternehmerverbände von Gesamttextil- und Bekleidungsindustrie sowie der DGB-Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB). Auch in anderen Branchen wächst die Bereitschaft, bei fremdenfeindlichen Aktivitäten Kündigungen auszusprechen. In Berlin mußten mehrere Arbeitnehmer wegen antisemitischer und ausländerfeindlicher Äußerungen gehen, bei Porsche in Stuttgart wurden Kündigungen für solche Fälle angekündigt.
LOS ANGELES. Die amerikanische Schauspiellehrerin Stella Adler, die unter anderem Marlon Brando, Geraldine Page, Montgomery Clift, Robert De Niro und James Dean betreut hat, ist im Alter von 91 Jahren in Los Angeles gestorben. Als Anhängerin von Stanislawski, dem Urheber des "Method Acting", beeinflußte sie Generationen zumal amerikanischer Film- und Theaterdarstellern. dpa
Die Radikalkur hat weh getan. Das deutsche Eishockey hat beim Iswestija- Turnier einer stark verjüngten Mannschaft zu internationalem Anschauungs- Unterricht verholfen, aber den bei Olympia und Weltmeisterschaft erworbenen Kredit verspielt. "Die jungen Spieler haben neue Erfahrungen gemacht, und wir haben neue Erkenntnisse im Hinblick auf die WM sammeln können", zog Bundestrainer Ludek Bukac nüchtern Bilanz. Der Düsseldorfer Günther Sabetzki, Präsident des Weltverbandes (IIHF), dagegen war schwer getroffen: "Ich habe mich für die deutsche Mannschaft geschämt."
Vier Niederlagen, 5:24 Tore und letzter Platz nach dem 1:6 zum Abschluß gegen Kanada lautete die schmerzliche Quittung für die große Experimentierfreudigkeit von Bukac und Assistenten Franz Reindl, die zu dem hochwertig besetzten Turnier eine Mannschaft geschickt hatten, in der nur der Düsseldorfer Ernst Köpf und Thomas Brandl (Köln) über größere Erfahrung verfügten. "Sicherlich haben wir jungen Spieler bei der Auseinandersetzung mit starken Gegnern gelernt", gestand Tobias Abstreiter. Der Landshuter Stürmer übte aber auch Kritik: "Es fehlten erfahrene Spieler, die uns führen. Vor allem im Abwehrbereich waren wir total überfordert."
Die radikale Verjüngungskur mit gleich 21 Spielern ohne große Erfahrung war des Guten zuviel. "Damit hat sich Bukac keinen Gefallen getan. Das deutsche Eishockey hat ein wenig seinen guten Ruf verspielt", sagte Igor Dimitriew, Assistenz-Trainer der russischen Olympia-Auswahl, die mit dem 2:1-Endspielsieg über die CSFR Turniersieger geworden war. Bukac spielte die Niederlagen- Serie herunter. "Wir haben unser Ziel erreicht. Auch Spieler aus dem dritten und vierten Glied haben ihre Verantwortlichkeit für das Nationalteam gezeigt. Die Mannschaft hat Charakter", sagte der Trainer. Auch beim Iswestija-Turnier 1993 wird eine zweite Garnitur nach Moskau und St. Petersburg reisen. Zum einen sollen die schon in der Bundesliga gestreßten besseren Spieler nicht zusätzlich belastet werden. Zum anderen muß Bukac auch auf die Vereine Rücksicht nehmen. So steht bei der Düsseldorfer EG am Wochenende die Europacup-Endrunde an, und Hedos München startet beim Spengler-Cup in Davos. dpa
BERLIN, 22. Dezember (dpa). Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat den sich abzeichnenden Ausgang der serbischen Präsidentschaftswahlen bedauert. Im Sender Rias Berlin sagte Kinkel am Dienstag, wenn sich der Trend zur Wiederwahl von Präsident Slobodan Milosevic bestätigte, sei das für die Aussichten auf dem Balkan wenig schön. Zur Einflußnahme der internationalen Gemeinschaft auf Serbien meinte Kinkel, der nächste Schritt könnte eine totale Isolierung des Landes sein. Dies sei jedoch nicht so einfach, weil es zu Lasten der Zivilbevölkerung gehen würde, was man nicht wolle, aber vielleicht nicht verhindern könne. (Weiterer Bericht auf Seite 2)
OLOUMUC, 22. Dezember (dpa). Ein tragisches Ende nahm eine Hochzeitsfeier in Oloumuc (Olmütz) für den Bräutigam und zwei Trauzeugen. Presseberichten vom Dienstag zufolge entführten Freunde des Hochzeitspaares nach mährischem Brauch die Braut. Bei der wilden Verfolgungsjagd nach der Angetrauten verlor der Bräutigam die Gewalt über den dabei benutzten Wagen und stieß frontal mit einer Straßenbahn zusammen. Der Mann und die ihn bei der "Braut-Jagd" begleitenden zwei Trauzeugen waren auf der Stelle tot.
WASHINGTON (dpa/VWD). Der Internationale Währungsfonds (IWF) empfiehlt der Bundesbank eine Zinssenkung als geeignetes Konjunktursignal. Die Währungshüter würden mit einer baldigen, maßvollen Rücknahme ihrer Sätze das Vertrauen in Europa und in der Welt stärken und einen globalen Wirtschaftsaufschwung unterstützen, schreibt das Institut in seiner jüngsten Wachstumsprognose, die im Vergleich zur vorherigen deutlich nach unten korrigiert wurde.
Die Washingtoner Experten sehen angesichts des nachlassenden Lohn- und Nachfragedrucks in Deutschland Anzeichen dafür, daß die Bedingungen für eine "progressive Lockerung" der Geldpolitik "möglicherweise bald gegeben sind". Gleichzeitig mahnen sie die Bonner Regierung, die Defizite in den öffentlichen Kassen wirksamer zu bekämpfen, damit "bedeutsamere und dauerhaftere Zinssenkungen" möglich werden.
Die durch die Aufblähung des Etats nach der deutschen Wiedervereinigung hervorgerufenen hohen Zinsen in Europa sind laut IWF ein Grund dafür, daß in Deutschland und Japan das Wirtschaftswachstum 1993 deutlich geringer ausfallen dürfte. Für Deutschland nennt der Bericht nur noch ein Plus von 0,6 Prozent verglichen mit 2,6 Prozent in der September-Schätzung.
Als weitere Faktoren, die den Fonds zu einer Revision seiner Prognose veranlaßten, werden genannt: die Folgen des Verfalls von Aktienkursen, die Anstrengungen der privaten Haushalte und Unternehmen, Schulden abzubauen, die Zurückhaltung der Banken mit Krediten - vor allem in Japan und Großbritannien - und "erhöhte Ungewißheit durch Turbulenzen an den europäischen Devisenmärkten". "Aus diesen Gründen ist die zuvor erwartete Wirtschaftserholung in Großbritannien und Kanada bis jetzt nicht eingetreten und die Verlangsamung im kontinentalen Europa und Japan schärfer als erwartet."
Die Konjunkturschwäche wichtiger Industrieländer hat auch negative Folgen für Osteuropa und die Ex-UdSSR. Der Produktionsrückgang in der früheren Sowjetunion dürfte 1993 laut IWF nun 7,6 Prozent statt zunächst angenommenen 6,5 Prozent betragen. In den USA sehen die Washingtoner Fachleute die Gefahr, daß die neue Regierung unter Druck kommen könnte, die Konjunktur stärker als gewollt anzukurbeln. Der Spielraum sei dafür angesichts der Verschuldung aber sehr begrenzt. Wegen der hohen Etatdefizite seien rasch wirkende Beschlüsse für eine spürbare mittelfristige Etatkonsolidierung die "alles überragende Priorität". Japan sollte seine kurzfristigen Zinsen senken, wenn die erwartete Konjunkturerholung nicht eintrete.
5000 m-Olympiasieger Dieter Baumann fordert einen Neuanfang bei den Leichtathletik-Rekordlisten, um mögliche Verzerrungen durch dopingunterstützte Bestleistungen zu korrigieren. "Es ist doch ein Unding, daß eine Sprinterin heute einem deutschen Rekord von 10,89 Sekunden hinterherlaufen muß. Diese Rekorde gehören alle annulliert", erklärte er in einem Interview mit dem Magazin "Sports". Klare Worte sagt der 27jährige Leverkusener auch zur Weiterbeschäftigung des ehemaligen DDR-Cheftrainers Bernd Schubert beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV): "Völlig unverständlich, daß ein Fachdoper - dieser Name kommt nicht von mir - als Cheftrainer etabliert wurde und nun wiederkommen könnte."
Daß die Funktionäre weiterhin auf die trainingswissenschaftlichen Erkenntnisse der Ex-DDR schwören, kann Baumann auch nicht verstehen. Ansehen genießt bei Baumann jedoch ein Sportfunktionär, der nach seiner Ansicht 1993 die Nachfolge von DLV-Präsident Helmut Meyer antreten soll. "Theo Rous (Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein) wäre der richtige Präsident für den DLV. Er hat von vielen Athleten die Rückendeckung. Auch von mir." dpa
MOSKAU, 22. Dezember (dpa). Die vom Bürgerkrieg erschütterte GUS-Republik Tadschikistan gründet eine eigene Armee. Ihr sollen nach Angaben der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass vom Dienstag die bewaffneten Gruppen angehören, die für die neue kommunistisch orientierte Führung kämpfen.
Diese Milizen kämpften nach Angaben des russischen Militärs am Dienstag an der Grenze zu Afghanistan erneut gegen die Einheiten der gestürzten, gemäßigt islamischen Führung. Aus Angst vor den Gefechten überwanden viele der etwa 60 000 in dem Gebiet versammelten Flüchtlinge die Grenzanlagen und setzten über den Grenzfluß Pjandsch nach Afganistan über, meldete die Agentur Interfax. In der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe dagegen beruhigte sich die Lage nach Angaben der Regierung.
JOHANNESBURG, 22. Dezember (dpa). Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC), Südafrikas größte Befreiungsbewegung, hat die Regierung in Pretoria aufgefordert, ihr Atomprogramm offenzulegen. In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung beruft sich der ANC auf nicht näher bezeichnete Berichte, wonach die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) festgestellt haben soll, daß Südafrika "heimlich mehrere hundert Kilogramm hochangereichertes Uran produziert hat". Dies reiche für "etwa 25 Atomwaffen".
Die südafrikanische Regierung, die im Juli 1991 dem Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen beigetreten war, hat Fragen nach dem Besitz von Atomwaffen bisher weder bestätigt noch dementiert. Sie wies aber Behauptungen zurück, Südafrika habe Atomwaffentests durchgeführt.
KARLSRUHE, 22. Dezember (dpa/ AFP). Demonstranten, die eine von der Polizei aufgelöste Versammlung nicht verlassen haben, können nicht in jedem Fall zu Geldbußen verurteilt werden. Vor einer Verurteilung müsse die Rechtmäßigkeit der Auflösungs-Anordnung geprüft werden, entschied das Karlsruher Bundesverfassungsgericht in einem am Dienstag veröffentlichten Beschluß.
Nach Ansicht des Ersten Senats in Karlsruhe verletzen die Strafgerichte das Grundrecht der Versammlungsfreiheit (Artikel 8 Grundgesetz), wenn sie die Weigerung von Demonstranten, sich unverzüglich von einer behördlich aufgelösten Versammlung zu entfernen, als Ordnungswidrigkeit ahnden, ohne zuvor die Rechtmäßigkeit der Anordnung überprüft zu haben. Das Grundgesetz gebiete es, "die Ahndung auf die Mißachtung einer rechtmäßigen Auflösungsverfügung zu beschränken" (Aktenzeichen: 1 BvR 88/91 und 1 BvR 576/92).
Die Entscheidung erging auf Klage zweier Beschwerdeführer, die im Mai 1989 an einer Sitzblockade vor der Eberhard-Finckh-Kaserne im württembergischen Engstingen teilgenommen hatten. Weil sie dem Aufruf der Polizei, die Versammlung aufzulösen, nicht gefolgt waren und sich von den Kasernentoren wegtragen ließen, waren sie vom Amtsgericht Münsingen zu Geldbußen von 80 beziehungsweise 60 Mark verurteilt worden. Die Amtsrichter hatten auf eine Prüfung, ob die Auflösungsanordnung der Polizei rechtmäßig war, verzichtet.
Die Verfassungsrichter hoben in ihrer Begründung zwar hervor, daß Versammlungsteilnehmer auch eine rechtswidrige Anordnung zunächst hinnehmen müssen, da anderenfalls Versammlungsauflösungen nicht mehr durchsetzbar wären und der Staat die von einer Demonstration bedrohten Rechtsgüter nicht schützen könne. Den Demonstranten bleibe aber die Möglichkeit, die Rechtswidrigkeit der Auflösung nachträglich gerichtlich feststellen zu lassen.
DIYARBAKIR, 22. Dezember (dpa). Bei Kämpfen im Südosten der Türkei sind am Montag offiziellen Angaben zufolge mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Präfektur in der südostanatolischen Provinzhauptstadt Diyarbakir teilte am Dienstag mit, nahe Karliova in der Provinz Bingöl seien 13 Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bei einem Großangriff getötet worden. In dem Bergdorf Tandirli in der Provinz Kahramanmaras wurden nach weiteren offiziellen Angaben zwei Zivilisten von der PKK getötet.
Am Montag abend hatten die Rebellen nach Behördenangaben die Gemeinschaftsräume der staatlichen Wasserwerke nahe dem Batman-Staudamm mit Raketenwerfern angegriffen und dabei zwei Arbeiter getötet. Vor dieser Aktion hätten die PKK-Kämpfer einen nahegelegenen Armeeposten überfallen und drei Soldaten getötet, hieß es. UN-Soldaten schützen Hilfskonvois
BAGDAD (Reuter). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, hat UN-Soldaten zum Schutz von Hilfslieferungen an die Kurden in Nordirak abkommandiert. Die Truppe soll an irakischen Grenzposten zur Türkei in Stellung gehen, um weitere Bombenanschläge auf die Konvois zu verhindern, gaben die UN am Montag abend in New York bekannt. Die leichtbewaffneten Soldaten stammen aus der bereits in Irak stationierten 300 Mann umfassenden UN- Truppe.
Aus der britischen Regierung verlautete am Montag, Großbritannien und andere Mitglieder des UN-Sicherheitsrates hätten Irak mit "Maßnahmen" für den Fall gedroht, daß es die Sicherheit der UN-Lieferungen nicht garantiere. Irak bot den UN gemeinsame Kontrollen von Lastwagen mit Hilfsgütern für die Kurden an.
Ende vergangener Woche hatten die Vereinten Nationen ihre Hilfsaktionen für die Kurden ausgesetzt, nachdem auf mehreren Lastwagen Bomben explodiert waren.
HEIDENHEIM, 22. Dezember (dpa). Eine 16jährige Schülerin in Heidenheim (Baden-Württemberg) ist nach Überzeugung ihrer Mitschüler und Lehrer von mutmaßlich Rechtsradikalen nur deshalb zusammengeschlagen worden, weil ihr Vater DKP-Mitglied ist. Bei einer Demonstration durch die Heidenheimer Innenstadt, an der sich rund 650 Schüler, Eltern und Lehrer beteiligten, wurde am Dienstag ein "offener Brief" verteilt, in dem die Polizei aufgefordert wird, die Suche nach den Tätern "mit aller Entschlossenheit zu betreiben".
In dem von 656 Schülerinnen und Schülern sowie 56 Lehrerinnen und Lehrern des Heidenheimer Werkgymnasiums unterzeichneten Schreiben heißt es, die Schülerin sei zusammengeschlagen worden, "weil ihr Vater eine politische Anschauung vertritt, die ihren rechtsradikalen Peinigern nicht paßt". Das Mädchen war vergangenen Freitag auf dem Schulweg von drei Unbekannten niedergeschlagen und schwer verletzt worden. Bereits im September war sie überfallen und niedergeschlagen worden. Der damalige Täter wurde bislang nicht gefaßt.
LEIPZIG, 22. Dezember (dpa). Eine Sonderkommission der Leipziger Kriminalpolizei hat am Montag abend eine Jugendbande festgenommen. Die vier Jugendlichen hatten Anfang Dezember mit großer Brutalität Passanten in einem Park überfallen, berichtete Bernd Baberske, Leiter der Dezernatsgruppe Kapitalverbrechen in der Polizeidirektion Leipzig, am Dienstag. "Es ist die Spitze der Brutalität, die ich von Jugendlichen und Heranwachsenden bislang in unserer Stadt erlebt habe."
Zwei 15jährige, ein 16- und ein 19jähriger Leipziger gestanden bislang fünf Raubüberfälle, darunter eine Tat, bei der ein 39jähriger Leipziger durch Tritte ins Gesicht lebensgefährlich verletzt worden war. Der 19jährige setzte dem schwerverletzten Mann außerdem eine Schreckschußpistole an die Schläfe, um ihn zu zwingen "Sieg heil!" zu rufen. Bei der Festnahme stellte die Polizei Gummiknüppel, Messer und Tarnbekleidung sicher. Zumindest einer der Festgenommenen könne der rechtsradikalen Szene zugeordnet werden.
WIEN, 22. Dezember (dpa). Die Slowakei hat die Bauarbeiten im Bereich des umstrittenen Donaukraftwerkes Gabcikovo wieder aufgenommen. Für den Bau einer Bewässerungsanlage "rollen wieder die Bagger in den Donau-Auen", berichtete am Dienstag die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF). Entgegen dem am 21. November zwischen der Slowakei, Ungarn und der EG vereinbarten "Londoner Protokoll" würden in dem slowakischen Ort Dobrohost wertvolle Auwälder gerodet und intakte Altarme der Donau untergraben.
WWF-Sprecher Alexander Zinke berichtete außerdem von neuen Kraftwerksplänen. So sollen am Stauwehr bei Cunovo, das Donauwasser in den neuen Kraftwerkskanal umleitet, Turbinen zur Stromproduktion errichtet werden. Überraschend sei, "daß als Finanziers mit Hydro Quebec International (Kanada) und der Bayern Werke AG erstmals westliche Energiemultis genannt wurden".
HAMBURG, 22. Dezember (dpa). Im Verlauf des Jahres 1992 sind weltweit 52 Kriege gezählt worden. Mit dieser Bilanz zeigten die beginnenden 90er Jahre ein seit 1945 nie dagewesenes Maß kriegerischer Gewalt, erklärte das Institut für Politische Wissenschaft der Universität Hamburg am Dienstag. Bei anderen Konflikten sei derzeit nicht absehbar, ob sie zum Krieg eskalierten oder vereinbarte Friedensabkommen eingehalten werden.
Wie die von Professor Klaus Jürgen Gantzel geleitete Arbeitsgruppe Kriegsursachenforschung weiter berichtete, wurden in den 50er Jahren jährlich durchschnittlich "nur" zwölf Kriege gezählt. In den 60er Jahren stieg die Zahl auf 22, in den 70er Jahren auf 32 und in den 80er Jahren auf über 40 Kriege an.
Weder das Ende des Ost-West-Konfliktes noch der verstärkte Einsatz von UN- Blauhelmen etwa in Jugoslawien, Somalia, Kambodscha oder Angola haben nach Darstellung des Instituts der kriegerischen Gewalt Einhalt gebieten können.
BRÜSSEL, 22. Dezember (dpa). Der Zustand der Wälder in Europa hat sich weiter verschlechtert. Fast jeder vierte Baum (22,2 Prozent) weist mit einem Nadel- und Blattverlust von mehr als 25 Prozent deutliche Schäden auf. Dies geht aus dem am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Waldschadensbericht der EG- Kommission für 1991 hervor, der auf einer Untersuchung in 19 Ländern mit 83 000 Probebäumen und knapp 4000 Beobachtungsflächen beruht.
Mehr als 14 Prozent der Bäume weisen außerdem eine "nennenswerte Verfärbung" (über zehn Prozent) auf. In einigen Mittelgebirgsregionen Zentral- und Osteuropas haben die Waldschäden "besorgniserregende Ausmaße angenommen", stellt die Studie fest. Eine der wichtigsten Ursachen des Vitalitätsverlustes der Wälder sei die "grenzüberschreitende Luftverunreinigung", die zu einer Versauerung und Verarmung der Waldböden führe."Rififi"-Bankraub in Athen
ATHEN, 22. Dezember (dpa). In "Rififi"- Manier haben sich Bankräuber in Athen vom Ufer eines Flüßchens über 250 Meter bis direkt in den Tresorraum einer Bankfiliale durchgegraben und ihre reiche Beute mit einer Lore herausgeschafft. Die Bankräuber hätten am Wochenende einen mustergültigen Tunnel angelegt, durch den sie in die "Ergobank" eingedrungen seien, gaben Polizei und Bankdirektion am Dienstag bekannt. In dem Tresorraum hätten sie über 300 Panzerfächer mit Gold, Juwelen, Aktien und anderen Wertgegenständen geleert. Der Raub sei erst Montag entdeckt worden.
Über die Höhe des Schadens gab es noch keine Angaben. Wie es den Bankräubern gelungen ist, die Verpanzerung des Tressorraums zu durchbrechen, ist bislang noch unklar. In der 2,5 Zentimeter dicken Stahlplatte, die in eine 60 Zentimeter dicke Betonwand eingelassen war, klaffe ein 50 mal 50 Zentimeter großes Loch, hieß es.
Auf den Monitor-Aufzeichnungen hätte es keine Hinweise auf einen Bankraub gegeben. Die Alarmanlagen hätten stundenlang geklingelt. Bei wiederholten gründlichen Kontrollgängen durch die Bank hätten die Sicherheitsbeamten jedoch nichts Verdächtiges gefunden.
MÜNCHEN, 22. Dezember (dpa). Sachschaden in Millionenhöhe hat am Dienstag ein Großbrand in der Münchner Papierfabrik Technocell angerichtet. Als Ursache des Feuers gilt nach den bisherigen Ermittlungen ein technischer Defekt in einer Papierherstellungsmaschine. Personen wurden nicht verletzt.
Die Flammen breiteten sich rasch auf die etwa 100 Meter lange Produktionshalle aus. Durch Papierstaub ereignete sich beim Eintreffen der ersten Löschzüge zudem eine Explosion. Nach zwei Stunden hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Die Geschäftsführung von Technocell teilte mit, nach bisherigen Erkenntnissen sei ein heißgelaufenes Zylinderlager Auslöser des Feuers gewesen.
KIEL, 22. Dezember (dpa). Wegen "unbedachter und pietätloser Äußerungen" über den Mordanschlag von Mölln sowie einer Anspielung auf Konzentrationslager ist ein 35jähriger Korvettenkapitän von seiner Position als Staffelleiter beim Marinefliegergeschwader 5 in Kiel enthoben worden. Er wurde ins Marineamt nach Wilhelmshaven verstetzt. "Es ist ein schlimmer Ausrutscher eines Offiziers", kommentierte ein Marinesprecher am Dienstag in Kiel den Vorgang.
Der Beschuldigte hatte am 26. November an einer Feier teilgenommen. Als Kameraden die aufgetragenen Schweinshaxen lobten, sagte der Korvettenkapitän: "Ah, Möllner Haxen." Vier Tage später quittierte er die Klagen eines Vorgesetzten über Konzentrationsschwächen eines Soldaten mit der Bemerkung: "Konzentrationsschwächen? Dafür hatten wir früher Lager."
Bei einer Anhörung leugnete der Offizier die Äußerungen nicht, doch habe es ihm "sehr leid getan", sagte der Sprecher.
WARSCHAU, 22. Dezember (dpa). Der seit einer Woche dauernde Streik der etwa 300 000 Arbeiter des polnischen Steinkohlebergbaus geht weiter. Staatspräsident Lech Walesa äußerte sich am Dienstag "besorgt und beunruhigt" über die Entwicklung. "Die Ausstände in Schlesien, zu denen es wegen der dramatischen Situation im Bergbau gekommen ist, bedrohen die Stabilität des Staates", schrieb er an das Parlament. In Oberschlesien ist außer der Förderung in den 65 Kohlegruben auch der Gütervekehr durch einen Eisenbahnerstreik lahmgelegt.Arzt muß Unterhalt zahlen
DÜSSELDORF, 22. Dezember (dpa). Eine Frau, die nach einer mißlungenen Sterilisation schwanger wird, kann vom Arzt Unterhalt für den unerwünschten Nachwuchs verlangen. Zudem hat sie Anspruch auf ein Schmerzensgeld, wie aus einem jetzt bekanntgewordenen Urteil des Oberlandesgerichtes Düsseldorf hervorgeht (Az.: 8 U 196/90).
In dem vorliegenden Fall hatte sich eine Mutter von drei Kindern für die Sterilisation entschieden. Knapp drei Monate nach dem Eingriff wurde die Frau aber schwanger. Daraufhin verlangte sie Schadensersatz für die durch die Geburt der Tochter entstandene finanzielle Mehrbelastung. Zudem forderte sie ein Schmerzensgeld für die ungewollte Schwangerschaft und die Geburt. Dem stimmten die Richter zu und werteten die Schwangerschaft als Körperverletzung.
BRÜSSEL, 22. Dezember (dpa). Die NATO hat am Dienstag in Brüssel die neuen Vereinbarungen akzeptiert, nach denen das deutsch-französische Eurokorps unter dem Oberbefehl der westlichen Allianz eingesetzt werden soll. Dies teilte die Pressestelle des Bündnisses am Dienstag in Brüssel mit. Weitere Einzelheiten über die Abmachung wurden nicht veröffentlicht.
Rot-weiß-roter Triumph beim Jahresfinale: Ausgerechnet im ersten Weltcup- Rennen dieser Saison in Österreich feierte die Alpenrepublik in Bad Kleinkirchheim durch den Überraschungsmann Armin Assinger und den "Oldie" Leonhard Stock den ersten Doppelsieg im 47. Super-G der Weltcup-Geschichte. Riesenfreude auch für den Schlierseer Markus Wasmeier: Nur gut einen Monat nach seinem Fußbruch meldete sich der 29 Jahre alte Olympia-Vierte beim letzten Weltcup vor Weihnachten mit einem achten Platz in die Weltspitze der alpinen Skirennläufer zurück.
Sensationssieger Assinger, der mit der hohen Startnummer 33 völlig unerwartet nach vorne fuhr und seinen ersten Weltcup-Erfolg feierte, erinnerte aber unmittelbar nach seiner furiosen Fahrt mit bewegenden Worten an Trauriges. "Alles, was heute passiert ist, ist zweitrangig nach dem Tod von Peter Wirnsberger. Ich widme meinen Sieg ihm und Gernot Reinstadler", sagte der 26jährige. Wirnsberger war vor zwei Tagen im Alter von 24 Jahren verunglückt, Reinstadler vor zwei Jahren in Wengen.
Der 26 Jahre alte Assinger siegte auf der "Strohsack"-Piste in 1:45,60 Minuten vor Weltcup-Senior Stock (1:45,60), mit 34 Jahren der älteste im Skizirkus, und dem Norweger Kjetil-Andre Aamodt (1:46,22). Wasmeier hatte nur 1,20 Sekunden Rückstand auf den Sieger - eine erstaunliche Leistung angesichts der Pause. "Ich hätte sogar unter die ersten drei fahren können, hätte ich nicht einen Fehler nach einer Minute gemacht", sagte er.
Am 20. November hatte er sich bei einem Trainingsunfall das Wadenbein oberhalb des Knöchels gebrochen. "Vor einer Woche habe ich die Skischuhe angezogen. Und auf einmal ist es gegangen", erzählte er. Zweibester Läufer des Deutschen Skiverbandes (DSV) war der Oberstdorfer Hansjörg Tauscher (1:47,36) als 13., Stefan Krauss (Berchtesgaden/1:48,55) wurde 31.
Lange hatte es in dem verrückten Rennen nach einem norwegischen Doppelsieg ausgesehen. Die Norweger sind das aufstrebendste Team im Weltcup und landeten in dieser Saison schon fünfmal auf dem Podest der besten drei. Doch dann überraschte Altmeister Stock, in seinem 15. Weltcup-Jahr Gewinner der zweiten Abfahrt in Gröden, mit Startnummer 19 als Schnellster. Schließlich sorgte Assinger für die Überraschung. Mit seinem ersten Sieg feierte der Pechvogel, der seine Karriere vor zwei Jahren wegen schwerer Verletzungen beenden wollte, ein tolles Comeback. dpa
Zur Person:
PETER CAESAR, rheinland-pfälzischer Justizminister (FDP), ist der Ansicht, daß Baseballschläger als Waffen im Sinne des Waffengesetzes eingestuft werden können. Diese Qualifizierung würde bedeuten, daß das sichtbar zweckentfremdete Tragen von Baseballschlägern in der Öffentlichkeit mit Strafe bedroht wäre, sagte Caesar am Dienstag in Mainz. Die Sicherheitsbehörden könnten dann eingreifen, bevor es zum "Einsatz" der Baseballschläger mit regelmäßig sehr schweren, zum Teil tödlichen Verletzungen komme. Baseballschläger werden häufig von rechtsextremistischen Skinheads und Mitgliedern der linksmilitanten Antifa- Szene benutzt. (dpa)
DUBI, 22. Dezember (dpa). Befremden haben in der nordböhmischen Grenzgemeinde Dubi (Eichwald) zahlreiche Briefe von Sudetendeutschen ausgelöst, die ihr nach 1945 vom tschechoslowakischen Staat konfisziertes Eigentum zurückverlangen. Wie die amtliche Prager Nachrichtenagentur CTK am Dienstag berichtete, wandte sich der Bürgermeister von Dubi, Ladislav Fidler, an den tschechischen Außenminister Josef Zieleniec, um ihn über die "Aktivitäten" der Sudetendeutschen zu unterrichten.
Prag hatte die Mitte November 1992 erhobene Forderung der Sudetendeutschen Landsmannschaft nach einem sogenannten "Runden Tisch" mit Politikern der Tschechischen Republik zu den im deutsch-tschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrag nicht angesprochenen Problemen abgelehnt. Nur die Bundesregierung sei für die tschechische Regierung Verhandlungspartner, hieß es. Aus dem Vertrag war die Vermögensfrage ausgeklammert worden.
DRESDEN (dpa/VWD/FR). Die Treuhandanstalt hat die größte und teuerste Immobilie aus ihrem Besitz, 115 000 teilweise bebaute Quadratmeter in der Dresdner Innenstadt (AP-Foto), an einen mittelständischen Unternehmer aus Baden-Württemberg verkauft. Der Erwerber heißt Werner Moll und kommt aus Gruibingen bei Stuttgart. Er will in den kommenden zehn Jahren rund 960 Millionen Mark in ein Ensemble mit einem Büro-, Kongreß- und Kulturzentrum sowie Hotel und Kaufhaus investieren und damit rund 7300 Arbeitsplätze schaffen. Dies berichtet der Vorsitzende der Geschäftsführung der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft, Günter Himstedt. Moll ist alleiniger Gesellschafter von insgesamt sechs Unternehmen der Baubranche mit rund 700 Beschäftigten.
Der Baubeginn ist für 1995 nach einem internationalen Architekten-Wettbewerb geplant. Die Finanzierung des größten Bauvorhabens der sächsischen Landeshauptstadt durch ein deutsches Konsortium unter Federführung einer großen Hypothekenbank sei gesichert, sagt Himstedt. Auf Wunsch des Investors sowie der Finanziers würden keine Angaben über den Kaufpreis und die beteiligten Banken gemacht, weicht der Treuhänder aus. Die Grundstückspreise für eine vergleichbare Immobilie, den Dresdner Altmarkt, belaufen sich nach Angaben der Stadt auf 16 000 bis 18 000 Mark pro Quadratmeter. Das liefe auf einen Preis für die jetzt verkaufte Immobilie des ehemaligen DDR-Computerherstellers Robotron in der Größenordnung von zwei Milliarden Mark hinaus.
Moll gründete für sein neues Projekt die GSB Gesellschaft für Stadtentwicklung, Bauplanung und Stadterneuerung Dresden. Der Stadt und den Banken hat er die Option auf eine Beteiligung eingeräumt. Mit Hilfe der Vorrangregelung soll die Investition gegen zahlreiche Altansprüche durchgesetzt werden.
ERIWAN, 22. Dezember (dpa). Zahlreiche Tote und Verletzte haben am Dienstag Kämpfe an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze gefordert. Nach Angaben des armenischen Innenministeriums in Eriwan wurden 38 Aserbaidschaner und sieben Armenier getötet. Den Angaben zufolge wurde ein aserbaidschanischer Angriff auf den armenischen Grenzbezirk Krasnoselsk zurückgeschlagen. Zuvor hätten Raketen- und Artillerieangriffe große Zerstörungen in grenznahen Dörfern angerichtet.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium protestierte gegen den Beschuß eines Verletztentransportes durch armenische Kampfeinheiten. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur ITAR- TASS aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku am Dienstag berichtete, wurde der Krankenwagen auf aserbaidschanischem Territorium angegriffen. Die Wageninsassen wurden den Angaben zufolge nicht verletzt.
HOF, 22. Dezember (dpa). Mindestens 15 Lkw mit über 150 Millionen Zigaretten hat eine deutsch-polnische Bande in den vergangenen Monaten über die polnisch- deutsche Grenze geschmuggelt. Der Steuerschaden liegt laut Staatsanwaltschaft Hof/Saale bei über 20 Millionen Mark. Die Behörden ermitteln gegen 15 Personen, von denen fünf in Haft sind.
Der Leiter der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, Bernhard Wabnitz (Hof), sagte am Dienstag, den Ermittlern sei es gelungen, die Strukturen des organisierten Zigarettenschmuggels aufzudecken. Wabnitz zufolge werden die unversteuerten Zigaretten Lkw-weise in Polen bestellt. Statt wie auf den Papieren ausgewiesen in die GUS wird das Schmuggelgut über die Grenze nach Deutschland gebracht. Dabei würden auch Zöllner bestochen.
DÜSSELDORF. Der Filmschauspielerin Hildegard Knef ist der Düsseldorfer Helmut-Käutner-Preis zuerkannt worden. Die mit 15 000 Mark verbundene Auszeichnung wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten vergeben, die die "deutsche Filmkultur nachdrücklich unterstützt und beeinflußt haben". Die prominente Schauspielerin, deren Anfänge mit dem Namen Käutners verbunden waren, werde unter anderem dafür geehrt, daß sie "mit ihrer eindringlichen Darstellung" in Wolfgang Staudtes Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns" ein Zeugnis für den demokratischen Neubeginn in Deutschland abgelegt habe. dpa
Der beständigste Rodler im deutschen Team der neuen Saison hat sich auch im eigenen Lande durchgesetzt. Der Oberhofer Jens Müller holte sich am Dienstag zum ersten Mal den gesamtdeutschen Meistertitel. Mit zweimal Bestzeit (41,802 Sekunden/42,549) wurde der Olympiasieger von 1980 mit einer Gesamtfahrzeit von 1:24,351 Minuten seiner Favoritenrolle gerecht. Bei den Frauen, die ihren Meister mit zwei Durchgängen an zwei Tagen ermitteln, hat sich Titelverteidigerin Gabriele Kohlisch (Oberwiesenthal) mit 44,814 Sekunden die beste Ausgangsposition verschafft. Sie führt vor ihrer Klubkameradin Sylke Otto (44,978) und Silke Kraushaar (45,008).
"Alles andere als ein Sieg wäre für mich schon eine Enttäuschung gewesen", sagte Jens Müller. Der Feldwebel der Bundeswehr, der 1987 und 1988 bereits DDR-Meister war, kam bereits im Training bestens mit der Oberhofer Eisschlange zurecht. Ihn störte es auch wenig, daß der Männer-Wettbewerb vom Startplatz der Frauen aus begonnen wurde. "Ich wäre wohl auch von ganz oben der Favorit gewesen, weil der Heimvorteil doch eine Rolle mitspielt", erklärte Müller, der seinen Auswahlkollegen Rene Friedl (Winterberg) klar auf Platz zwei verwies. Friedl sicherte sich den zweiten Platz mit Zeiten von 41,886 und 42,683 Sekunden (1:24,569).
Einen überraschenden Ausgang nahm der Kampf um die Bronzemedaille. Der Olympiasieger im Doppel, Stefan Krauße (Oberhof) hatte schließlich das bessere Ende für sich. Mit einer Zeit von 1:24,629 verwies er den Titelverteidiger Karsten Albert (Friedrichroda) nur um sieben Tausendstel Sekunden auf Platz vier (1:24,635).
Am Rande der Meisterschaft nahm Co- Bundestrainer Thomas Schwab (Berchtesgaden) zum Nichterscheinen von Olympiasieger Georg Hackl und Bundestrainer Sepp Lenz (beide Berchtesgaden) Stellung. "Es ist nicht so, daß Schorsch die Meisterschaft als zweitrangigen Wettkampf bezeichnet hat. Er meinte, daß die verkürzten Strecken bei Deutschen Meisterschaften nicht ganz seinem Niveau entsprechen", erklärte Schwab. Außerdem habe er eine Knöchelverletzung. Die Abwesenheit von Sepp Lenz begründete Schwab mit wichtigen Aufgaben in der DBSV-Geschäftsstelle. sid/dpa
PARIS, 23. Dezember (dpa). Mit einem symbolischen Durchstich 30 Meter tief im Untergrund von Paris ist jetzt der Baubeginn für den ersten großen Abschnitt einer neuen S-Bahnlinie ("Eole") in Ost- West-Richtung eingeleitet worden. Mit den eigentlichen Tunnelarbeiten vom künftigen S-Bahnhof Nord-Est, wo der Festakt stattfand, zum vier Kilometer entfernten Bahnhof Saint-Lazare soll Ende 1993 begonnen werden. Die neue Linie soll ab 1998 befahrbar sein.
SCHWERIN. Die Theater und Orchester in Mecklenburg-Vorpommern sollen bis Mitte 1994 umstrukturiert sein. Das Land beteiligt sich an den jährlichen Gesamtkosten der Spielstätten in Höhe von 130 Millionen Mark mit 44,8 Millionen. Weitere zur Umstrukturierung notwendige Gelder kämen vom Bund, sagte Kultusministerin Steffie Schnoor bei der Vorstellung der Eckdaten zur Theaterstruktur, die das Kabinett billigte. Von 2000 Stellen in diesem Bereich sollen 281 abgebaut, alle bestehenden Bühnen jedoch weiter bespielt werden.
Das Konzept sieht vor, das Mecklenburgische Staatstheater in Schwerin und das Rostocker Volkstheater als städtische Theater mit Mehrspartenbetrieb zu erhalten. Die Theater in Stralsund und Greifswald sollen nach den Plänen des Kultusministeriums zu einem Vorpommerschen Landestheater fusionieren. Greifswald habe der Lösung zugestimmt, Stralsund sich bislang dagegen gewehrt. Auf Widerstand stößt auch die geplante Fusion der Neubrandenburger Philharmonie mit dem Orchester des Landestheaters Mecklenburg-Neustrelitz. dpa
LITTLE ROCK, 22. Dezember (dpa/ Reuter/AP). Der künftige US-Präsident Bill Clinton hat seinen Übergangsdirektor Warren Christopher (67) zum Außenminister und den Militärexperten der Demokraten im Repräsentantenhaus, Les Aspin (54), als Verteidigungsminister benannt. In Little Rock berief Clinton am Dienstag den Chefberater für außenpolitische Fragen während seines Wahlkampfes, Anthony Lake (53), zum Nationalen Sicherheitsberater.
UN-Botschafterin wird die Professorin für Internationale Politik aus Washington, Madeleine Albright (55). Als Bildungsminister benannte Clinton den früheren Gouverneur Richard Riley, Energieministerin wird Hazel O'Leary. Die 55jährige ist die zweite Frau und das dritte schwarze Mitglied des Kabinetts. Sie kündigte an, die USA von Ölimporten unabhängiger machen zu wollen. Dazu solle Energie wirksamer und mehr Erdgas eingesetzt werden. Die künftige Ministerin ist im Vorstand eines Energieunternehmens, das auch im Atombereich tätig ist. Der frühere Marine-Staatssekretär James Woolsey soll CIA-Direktor werden.
"U 21" wahrte Chance auf EM-Teilnahme Minimalziel auf der Alm erreicht
Deutschlands Nachwuchs-Fußballer "U 21" haben ihre Chance auf die EM- Teilnahme gewahrt. Eine Woche nach dem 1:2-Rückschlag gegen Spanien bekleckerte sich das Team von Hannes Löhr am Dienstag gegen Fußball-Zwerg Albanien zwar erneut nicht mit Ruhm, erreichte aber auf der Bielfelder Alm mit einem 4:1(0:0)-Erfolg wenigstens das Minimalziel. Münch (48.), Haber (89.) und zweimal Herrlich (75./90.) erzielten die Tore zum glanzlosen Sieg, der nach Palis Ausgleichstreffer in der 56. Minute vorübergehend gar in Gefahr war. Im Dreikampf um das EM-Ticket hat die "U 21" mit 4:2 Punkten gegenüber Spanien (5:1) und Dänemark (2:0) zwar nicht die besten Karten, aber noch alle Chancen.
Vor nur 1500 Zuschauern war der deutsche "Talentschuppen", der das Hinspiel in Albanien ebenfalls nur knapp mit 1:0 gewonnen hatte, erwartungsgemäß von Beginn an die dominierende Mannschaft. Allerdings betätigten sich die Gastgeber vor der Halbzeit auch als wahre Meister im Auslassen hochkarätigster Torchancen. Der Hamburger Bäron und Herrlich von Bayer Leverkusen zeichneten sich besonders aus. Pech hatten Haber und Ziege, deren Kopfbälle jeweils nur gegen den Pfosten prallten. dpa
Deutschland: Klos - Münch - Baschetti, Schneider, Kramny - Haber, Unger, Babbel, Ziege, Lottner, - Bäron (63.), Rydlewicz, Herrlich.
Albanien: Kasmi - Dashi - Zere, Pali - Zalla, Tufina, Dalipi (85. Zela), Quendro, Sokuli - Lamce, Fortuli.
Schiedsrichter: Micallef (Malta).
Tore: 1:0 Münch (48.), 1:1 Pali (56.), 2:1 Herrlich (74.), 3:1 Haber (89.), Herrlich (90.)
Zuschauer: 3000.
Beste Spieler: Lottner, Herrlich, Ziege - Kasmi. Gelbe Karten: Haber, Ziege - Tufina,
BONN, 22. Dezember (dpa). Die SPD hat Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) aufgefordert, spätestens Anfang Januar ein "sozial ausgewogenes Konzept" für den Solidarpakt auf den Tisch zu legen. Dazu verlangte die Finanzsprecherin der SPD, Ingrid Matthäus-Maier, am Dienstag, Kohl und Waigel sollten ihre "Blockadepolitik" aufgeben und die "Streichliste" mit umfangreichen Sozialeinschnitten zurückziehen. Diese Liste sei kein Beitrag zum Solidarpakt, sondern eine Provokation, die den Solidarpakt verhindere, sagte sie. Mit der Bereitschaft der Bürger zur Solidarität mit dem Osten könne man auch als Regierung nicht nach Belieben verfahren. Seit Monaten spiele der Bundeskanzler mit den Bürgern "Katz und Maus". Statt dessen sei ein Bonner Kassensturz nötig.
BONN, 22. Dezember (dpa). Mit "den erschütterndsten Eindrücken" sind vier SPD-Bundestagsabgeordnete von einem einwöchigen Besuch in Rußland und in der Ukraine zurückgekehrt, wo sie sich über den Zustand der Atomwirtschaft informiert hatten. Tief besorgt hätten sie festgestellt, daß weiter die alten "Energie- Stalinisten" herrschten und offensichtlich fest entschlossen seien, ihre Atommeiler weiter zu betreiben und neue, eventuell unterirdische Atomkraftwerke zu bauen, berichtete der SDP-Abgeordnete Klaus Kübler am Dienstag in Bonn.
Die Abgeordneten forderten die Bundesregierung auf, sich intensiv für die schnellstmögliche Stillegung der unsicheren Reaktoren einzusetzen und Initiativen für den Einsatz anderer Energien zu ergreifen. Alle Hilfszusagen an die GUS oder Litauen sollten an die Erwartung gekoppelt werden, daß diese Atommeiler dauerhaft stillgelegt werden. Die große Mehrzahl der Atomkraftwerke sei in einem "katastrophalen, für Mensch und Umwelt lebensbedrohlichen Zustand". Auch gebe es in Rußland wie in der Ukraine eine "unglaubliche Energieverschwendung", aber keinerlei Willen zur Einsparung. Dabei seien die Energiesparpotentiale wesentlich höher als der Anteil der Atomenergie von 15 Prozent, so daß allein durch Sparen die Atommeiler überflüssig werden könnten. Deshalb müßten jetzt, forderte Kübler, unterstützt vom Westen, die GUS-Staaten den Ausstieg aus der Atomenergie beginnnen. In zehn bis 15 Jahren, wenn schon viele Milliarden in die Nachrüstung gesteckt worden seien, sei dies nicht mehr möglich.
Kübler sowie Friedhelm Beucher, Sigrun Klemmer und Dietmar Schütz befürchten nach ihren Gesprächen mit Regierungsvertretern und Wissenschaftlern auch, daß der Beschluß der Ukraine, die Reaktoren von Tschernobyl bis Ende 1993 dauerhaft stillzulegen, nicht aufrechterhalten wird.
BONN, 22. Dezember (dpa). Verkehrsminister Günther Krause (CDU) setzt bei seinen Bemühungen, eine Straßenbenutzungsgebühr für Lkw und möglichst auch Pkw einzuführen, jetzt auf die am 1. Januar beginnende dänische EG-Präsidentschaft. Ein Ministeriumssprecher sagte am Dienstag, die EG-Richtlinie für Straßenbenutzungsgebühren liege weiter auf dem Verhandlungstisch. Die EG-Verkehrsminister hatten sich am Montag nicht auf die Einführung von Gebühren einigen können. Vor allem die Niederlande blieben bei ihrem Nein.
Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Klaus Daubertshäuser, forderte, daß dieses Thema "endlich überzeugend in ein größeres politisches Verhandlungspaket eingebunden werden" müsse. Ekkehard Gries (FDP) sprach von einem schlechten Omen für den Beginn des EG- Binnenmarktes am 1. Januar. Seine Fraktion unterstütze aber den Kurs von Krause, jetzt keine "zügellose Freigabe" der Kabotage zuzulassen. Dabei geht es um die Zulassung ausländischer Spediteure für Fuhren in einem anderen Mitgliedsland der EG. Bonn macht dies von einer Regelung für Lkw-Gebühren abhängig.
Somalia UN gegen Abzug der GIs
NEW YORK, 22. Dezember (AFP/Reuter/dpa). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat die Vereinigten Staaten vor einer "übereilten Entscheidung" im Hinblick auf einen Abzug der US-Truppen aus Somalia gewarnt. Es wäre eine Tragödie, wenn ein vorzeitiger Abzug oder eine Umstrukturierung der internationalen Truppen Somalia wieder in Anarchie und Hungersnöte stoßen würde, schrieb Ghali in einem Bericht. Er räumte ein, daß es zwischen den UN und den USA, die das Kommando bei der UN-Aktion "Neue Hoffnung" am Horn von Afrika führen, Meinungsverschiedenheiten über die Aufgaben des internationalen Militäreinsatzes gebe.
Nach Auffassung der USA sollten die Vereinten Nationen so schnell wie möglich die Kontrolle des Einsatzes in Somalia übernehmen und damit die US-Truppen ablösen. Dazu schrieb Ghali, die Ablösung der derzeit in der Region stationierten Truppen sollte von politischen Fortschritten in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land abhängig gemacht werden. Dem Treffen der Konfliktparteien am 4. Januar in Addis Abeba komme dabei "entscheidende Bedeutung" zu.
Tausend amerikanische und französische Soldaten der multinationalen Truppe sind am Dienstag morgen von Mogadischu nach Baidoa aufgebrochen, von wo aus sie weiter ins Landesinnere vordringen wollen. Die Einheiten sollen bis Freitag Hoddur und Bardere erreichen.
Die zwei wichtigsten Bürgerkriegsparteien in Mogadischu haben damit begonnen, ihre Milizen aus der Hauptstadt abzuziehen. Dies war zwischen den rivalisierenden Milizenchefs General Mohammed Farah Aidid und Ali Mahdi Mohammed unter Vermittlung der USA vereinbart worden. Der Abzug galt als Test dafür, ob die Milizenführer ihre bewaffneten Anhänger unter Kontrolle haben.
MOSKAU, 22. Dezember (AFP). Der Absturz eines russischen Militärhubschraubers, bei dem Mitte Dezember 38 Menschen getötet worden waren, ist nach Angaben des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse nicht auf einen Raketenbeschuß, sondern auf Überladung der Maschine zurückzuführen. Schewardnadse berief sich am Montag auf einen vorläufigen Untersuchungsbericht der georgischen Behörden, die an der Absturzstelle ermittelt hatten. Das russische Verteidigungsministerium hatte georgische Truppen beschuldigt, den Hubschrauber, der Frauen und Kinder transportierte, abgeschossen zu haben.
LIMA, 22. Dezember (AFP). In Peru hat sich erneut ein früherer Regierungspolitiker in eine ausländische Botschaft geflüchtet. Wie aus diplomatischen Kreisen verlautete, bat der ehemalige Senator Abel Salinas in der argentinischen Botschaft um politisches Asyl. Gegen Salinas, der der oppositionellen Apra-Partei angehört, laufen Ermittlungen wegen seiner angeblichen Verwicklung in den versuchten Putsch gegen Staatspräsident Alberto Fujimori vom 13. November.
Salinas, der unter dem ehemaligen sozialdemokratischen Präsidenten Alan García Innen- und Wirtschaftsminister gewesen war, ist der sechste prominente Peruaner, der sich vor einer Strafverfolgung in eine ausländische Vertretung flüchtete.
BOGOTÁ, 22. Dezember (AFP). Der mutmaßliche Chef des kolumbianischen Rauschgiftkartells von Kali, Ivan Urdinola, ist am Montag zu einer Haftstrafe von 17 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Wie der Anwalt Silvio Tamayo mitteilte, wurde der Angeklagte wegen Geldwäsche und Drogenhandels verurteilt. Nicht nachgewiesen worden sei der Vorwurf, daß Urdinola Kopf einer Todesschwadron gewesen sei. Neben der Haftstrafe müsse er 600 Millionen Peso (rund 1,3 Millionen Mark) Buße bezahlen und vier Luxuslimousinen an den Staat abgeben. Bei guter Führung kann der Rauschgiftboß nach Ansicht seines Verteidigers in fünf Jahren entlassen werden. Urdinola, der von den Behörden als "König" des Drogenanbaus im Süden des Landes bezeichnet wird, war im April festgenommen worden.
BONN, 22. Dezember (AFP). SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck hat Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) wegen der Brief-Affäre zum Rücktritt aufgefordert. Möllemann müsse auch seinen Hut nehmen, wenn er nicht gewußt habe, daß ein Brief mit seiner Unterschrift für ein Produkt seines Verwandten geworben hat, sagte Struck am Dienstag vor Journalisten in Bonn. Es könne nicht angehen, daß Blanko-Unterschriften des Ministers jedermann zugänglich seien. Dadurch wäre theoretisch auch möglich, daß ohne Wissen des Ressortchefs Ausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen oder Fusionsgenehmigungen für Unternehmen ausgestellt würden. (Siehe auch Kommentar auf Seite 3)
PEKING, 22. Dezember (AFP). Ein chinesischer Lehrer ist wegen Vergewaltigung seiner Schülerinnen von einem Gericht in Chongqing zum Tode verurteilt worden. Der 28jährige Mann soll alle Schülerinnen seiner Klasse im Alter zwischen elf und zwölf vergewaltigt haben, berichtete das Amtsblatt am Dienstag. Der verheiratete Mann und Vater eines Kindes soll seine Schülerinnen zwischen März und Juni mißbraucht haben. Um wie viele Opfer es sich handelt, ist nicht bekannt. In China sind durchschnittlich 20 Kinder in einer Klasse.
LONDON / ZAGREB, 22. Dezember (AFP/AP/dpa/Reuter). Der britische Premierminister John Major ist am Dienstag zu einem überraschenden Kurzbesuch im ehemaligen Jugoslawien in der kroatischen Hafenstadt Split eingetroffen. Major flog in die 50 Kilometer östlich gelegene bosnische Stadt Tomislavgrad weiter. Am Sitz des britischen Premierministers in London wurde mitgeteilt, Major wolle vor allem die britischen Soldaten der UN- Schutztruppen im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR) besuchen und ihnen Weihnachtsgeschenke überbringen.
Die 16 NATO-Staaten einigten sich in Brüssel vorläufig darauf, Pläne zur militärischen Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina an die UN weiterzuleiten. Gegen die Bedenken der Bundesrepublik, die eine weitere Erörterung der Pläne für einen möglichen Militäreinsatz gegen Serbien wünschte, beschlossen die Botschafter des Bündnisses ein Paket von Vorschlägen für ein abgestuftes Handeln. Zu den von der NATO beschlossenen möglichen Maßnahmen gehören der Abschuß serbischer Jagdflugzeuge und die Bombardierung serbischer Flugplätze, verlautete aus NATO- Kreisen. Die Außenminister Polens, Ungarns, Österreichs und Sloweniens sprachen sich in Washington gegenüber US- Präsident George Bush für eine strenge Durchsetzung des Flugverbots aus.
Die drei Kriegsparteien in Bosnien- Herzegowina trafen sich in Sarajewo, um unter Schirmherrschaft der UN über eine Entmilitarisierung des Flughafens zu verhandeln. Am Montag hatte der Jugoslawien-Beauftragte der EG, Lord Owen, berichtet, die Grundlagen für ein Abkommen seien bereits ausgehandelt worden.
Bosnische Regierungstruppen eroberten in der Nacht zum Dienstag nach eigenen Angaben in Sarajewo mehrere verlorengegangene Gebiete zurück. Wie der bosnische Rundfunk meldete, gelang der Vorstoß im Westen und Norden der Hauptstadt. Die serbische Seite reagierte auf diese Angriffe mit heftigem Artilleriebeschuß der Innenstadt. Erbitterte Kämpfe wurden auch aus dem Norden Bosniens gemeldet. Dort verstärkten serbische Truppen ihre Angriffe gegen die Stadt Gradacac. Auch die ostbosnische Stadt Srebrenica wurde beschossen.
Trotz internationaler Proteste gegen die "ethnische Säuberung" siedeln die Serben nach kroatischen Angaben weiterhin Moslems und Kroaten aus den serbisch besetzten Gebieten Bosniens aus.
KÖLN, 22. Dezember (AFP/vs). Mindestens 150 Familien in Deutschland werden zu Weihnachten muslimische Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina aufnehmen. Das teilte die Aktion "Den Winter überleben" am Dienstag in Köln mit. Die ersten Flüchtlinge sollen am Mittwoch abend mit einem Bus aus Köln in Ivanic Grad bei Zagreb abgeholt werden. Die Flüchtlinge des ersten Transports würden unter anderem in Bonn, Köln, Göttingen und Wiesbaden, aber auch im schleswig-holsteinischen Gettorf untergebracht.
Anstelle von "militärischen Sandkastenspielen" im ehemaligen Jugoslawien hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) in Düsseldorf von den Deutschen "tatkräftige Beweise praktischer Solidarität mit den hungernden und verhungernden, den verfolgten und geschändeten Menschen" verlangt. Rau bezifferte den Aufwand seines Landes bei der von ihm geforderten "massiven humanitären Einmischung" allein in diesem Jahr mit 17 Millionen Mark.
FULDA. Der Fuldaer Bundestagsabgeordneten Barbara Weiler (SPD) ist der Kragen geplatzt: "Männliche Ignoranz gegenüber Frauen" hält sie der Deutschen Lufthansa vor, die sie seit Jahren mit Werbesendungen an "Herrn Barbara Weiler" überhäufe. Trotz mehrfacher Proteste werde sie in den Briefen dann immer noch als "sehr geehrter Geschäftsfreund" angeredet.
Schon 1989 habe ihr die Lufthansa- Regionaldirektion in Frankfurt versprochen, den "Fehler im Textverarbeitungssystem" abzustellen. Doch geändert habe sich seitdem nichts. Gleichgültig, ob die Briefe von Regionalbüros oder vom Vorstand kämen - immer noch hätten die Werbestrategen der Kranich-Linie allein die männliche Kundschaft im Auge, darunter auch "Herrn Barbara".
Mit ihrem jüngsten Protestbrief an das Flugunternehmen ging die Politikerin deshalb an die Öffentlichkeit. Dankbar zeigt sie sich in dem Schreiben immerhin, "daß die Lufthansa-Regionalleitung Düsseldorf mich mittlerweile als ,Frau&rquote; (!) angeredet hat". Und ganz im Stil einer Abgeordneten bittet Weiler, "zu prüfen, ob die korrekte Praxis eventuell lufthansaweit durchzusetzen ist".
Kaum als Fortschritt empfindet die Osthessin dagegen die jüngste Anrede durch das Lufthansa-Büro in Bonn. Nach einer Beschwerde sind die Briefe von dort nun an "Herrn und Frau Barbara Weiler" adressiert. AFP
MOSKAU, 22. Dezember (AFP). Die Abgeordneten des russischen Parlaments haben ihren 140 nicht aus Moskau stammenden Kollegen in geheimer Abstimmung das Recht zugestanden, daß sie ihre Moskauer Mietwohnungen zu einem "symbolischen" Preis von 35 000 bis 50 000 Rubel kaufen können. Die Wohnungen werden auf dem freien Markt derzeit für mindestens zehn Millionen Rubel gehandelt. Parlamentspräsident Chasbulatow kann die von ihm vor einigen Monaten bezogene 500-Quadratmeter-Wohnung des früheren KP-Generalsekretärs Leonid Breschnew für 450 000 Rubel (etwa 3000 Mark) erwerben, berichteten Zeitungen weiter.
MOSKAU, 22. Dezember (AFP/Reuter). Noch vor Abschluß der Regierungsbildung ist am Dienstag in Moskau ein bekannter Reformer zurückgetreten. Außenhandelsminister Pjotr Awen bat Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin schriftlich um seine Entlassung. Awen war der Chefunterhändler bei den Verhandlungen über die Auslandsschulden der Russischen Föderation. Der 38jährige ist der erste bekannte Reformpolitiker der Regierung des abgesetzten Ministerpräsidenten Jegor Gajdar, der seinen Rücktritt einreichte.
Ministerpräsident Tschernomyrdin hat sich eigenen Angaben zufolge am Dienstag mit Präsident Boris Jelzin in Grundzügen auf ein neues Kabinett geeinigt. Es gebe keine "großen Meinungsverschiedenheiten", sagte er. Die neue Mannschaft werde "keine radikalen Änderungen" gegenüber dem Kabinett Gajdars aufweisen. Jelzin, der krank ist, gab keine Stellungnahme ab.
Der für Industriepolitik zuständige stellvertretende Ministerpräsident Georgi Chischa wird nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass auch dem neuen Kabinett angehören. Auch der zweite Vizepremier Alexander Schochin dementierte Meldungen der Agentur Interfax er werde ausscheiden. Wirtschaftsminister Andrej Netschajew soll ebenfalls bleiben.
Das Parlament nahm am Dienstag die Gesetzesänderung über die Kompetenzen von Regierung und Parlament an. Der Volkskongreß hatte bereits vor zwei Wochen auf Vorschlag Jelzins die Änderung akzeptiert, die vorsieht, daß das Parlament die Ernennung der Minister für Verteidigung, Sicherheit, Außenpolitik und den Innenminister bestätigen muß.
LONDON, 22. Dezember (AFP). In der U-Bahn-Station Hampstead im Norden Londons ist am Dienstag ein Sprengsatz explodiert. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt. Ein Teil der Fahrgäste konnte aufgrund einer Bombenwarnung zuvor evakuiert werden.
JERUSALEM, 23. Dezember (Reuter/ AFP). Nach der Entscheidung des Obersten Gerichts in Israel zur Rechtmäßigkeit der Massenausweisung von über 400 Palästinensern haben führende palästinensische Vertreter vor negativen Folgen für die Nahost-Verhandlungen in Washington gewarnt.
Mit seiner Entscheidung habe das Gericht den Friedensprozeß zu Grabe getragen, sagte der Chefberater der palästinensischen Delegation, Faisal Husseini, im israelischen Fernsehen. Palästinenser-Sprecherin Hanan Aschrawi merkte an, wie könne man mit jemandem verhandeln, der alles tue, um die Ziele des Friedensprozesses zu verletzen.
Die Obersten Richter hatten am Dienstag befunden, daß die 415 Deportierten im Süden Libanons nicht nach Israel zurückkehren dürfen. Libanon und nicht mehr Israel sei für die Ausgewiesenen verantwortlich. Die Palästinenser harren seit Tagen im Niemandsland zwischen der israelischen Pufferzone und den libanesischen Kontrollposten aus. Angesichts der weltweiten Kritik an der Massenausweisung stimmte die israelische Regierung unterdessen dem Besuch des stellvertretenden UN-Generalsekretärs James Jonah zu.
Der libanesische Ministerpräsident Rafic Hariri sagte, Libanon sei nicht für das Schicksal der Deportierten zuständig. Die Angelegenheit sei Israels Problem und das der Palästinenser. "Für uns ist die Sache beendet", erklärte Hariri. Auch der libanesische Verteidigungsminister Mohsen Dallul betonte, Libanon werde die Palästinenser nicht aufnehmen. Mit der Abschiebung der 415 Männer habe Israel die Souveränität Libanons verletzt.
Wie aus Regierungskreisen in Washing- ton verlautete, ist auch die US-Regierung besorgt über das Urteil des israelischen Obersten Gerichts. Es bestehe die Gefahr, daß dieses Urteil die fundamentalistische Hamas stärke und die Spannungen in Israel eskalierten, hieß es weiter.
Die bei Schnee im Freien ausharrenden Palästinenser nahmen das Urteil des israelischen Gerichts, das sie aus dem Radio erfuhren, ohne Erstaunen auf. Der Sprecher der Deportierten sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Palästinenser seien es gewohnt, daß das Oberste Gericht politische Entscheidungen treffe.
LONDON, 22. Dezember (AFP). Der britische Industrieminister Michael Heseltine hat am Montag abend eingestanden, daß sich die Regierung in London bei der Entscheidung zur Schließung von 31 staatlichen Zechen "geirrt" habe.
In einem Interview mit dem Fernsehsender "Channel Four" lehnte Heseltine allerdings den von Opposition und Gewerkschaften geforderten Rücktritt ab. Die Schuld für den "Irrtum" trug nach Worten des Ministers nicht die Regierung, sondern die staatliche Kohlegesellschaft British Coal.
Der Oberste Gerichtshof in London hatte am Montag das Programm der britischen Regierung zur Schließung von Kohlegruben als "illegal" verworfen. Zur Begründung führte das Gericht an, die Regierung habe die Rechte der Bergleute mißachtet und die betroffenen Gewerkschaften vor der Entscheidung nicht angehört. Im Oktober hatte Premierminister John Major angekündigt, daß 31 der 50 staatlichen Zechen im Land vor dem März 1993 geschlossen und 30 000 Bergleute entlassen werden sollten. Die britische Öffentlichkeit reagierte auf die Ankündigung mit Massenprotesten. Mehrere britische Gewerkschaften, darunter die Nationale Gewerkschaft der Bergleute (NUM), hatten daraufhin Klage beim Obersten Gerichtshof eingereicht.
In einer ersten Reaktion auf die Entscheidung des Londoner Gerichtshofes beglückwünschte NUM-Jurist Mark Stephens die Bergleute zu diesem "erstaunlichen Weihnachtsgeschenk". Das Urteil bedeute, daß die Arbeit in den zehn bereits stillgelegten Gruben wieder aufgenommen werden müßte, sagte er. NUM- Präsident Arthur Scargill bestätigte diese Entscheidung, daß die Regierung in London und British Coal gesetzwidrig gehandelt hätten, indem sie die Schließung der Gruben ankündigten.
WIESBADEN. Mit der Festnahme eines Tankstellenräubers am 12. November in Bad Homburg ist der Polizei ein dickerer Fisch ins Netz gegangen, als die Beamten zunächst annehmen konnten.
Der 22jährige Mann aus Mainz hat inzwischen 14 Raubüberfälle auf Tankstellen in Hessen und in Rheinland-Pfalz gestanden, bei denen er insgesamt 30 000 Mark Beute machte. Das berichtete das Hessische Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden am Dienstag.
Als Motiv für die Überfälle habe der junge Mann seine Spielleidenschaft angegeben, die ihn in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten gebracht habe. Von einer Fernsehsendung sei er angeregt worden, seine Situation mit Raubüberfällen zu verbessern.
Bei dem Überfall am späten Abend des 12. November in Bad Homburg war der 22jährige von mehreren Zeugen verfolgt und gestellt worden. Die Polizei hatte den Täter nur noch in Empfang nehmen müssen. lhe
Gesuchter Beamter stellte sich Im Bestechungsskandal von Bensheim (Kreis Bergstraße) ist am Dienstag ein Sachbearbeiter des Hochbauamtes festgenommen worden. Der Mann habe sich den Behörden gestellt, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt mit. Nach dem Beamten war seit Montag gesucht worden.
JERUSALEM, 22. Dezember (AFP/Reuter). Rund 750 000 arabische Israeli sind am Dienstag aus Protest gegen die Ausweisung von 415 Palästinensern aus den von Israel besetzten Gebieten in einen Generalstreik getreten. Ein Sprecher des Komitees der arabischen Gemeinden in Israel sagte am Morgen, durch den eintägigen Streik würden vor allem Ämter, das Erziehungs- und das Transportwesen getroffen. Das Komitee hatte den Streik am Sonntag auf einer Sondersitzung beschlossen. Wie der Sprecher weiter berichtete, wollte eine Delegation israelischer Araber am Dienstag im von Israel besetzten Gaza-Streifen mit den Familien der Ausgewiesenen zusammentreffen.
Die Palästinenser, die nach der Ermordung von fünf israelischen Soldaten durch die fundamentalistische Organisation Hamas ausgewiesen worden waren, verbrachten im "Niemandsland" zwischen der von Israel beanspruchten "Sicherheitszone" und dem übrigen Libanon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die vierte Nacht im Freien. Libanon hatte sich geweigert, die ausgewiesenen Palästinenser aufzunehmen.
Der Oberste Gerichtshof Israels wollte am heutigen Dienstag die Beratungen über die Rücknahme der Ausweisungen fortsetzen. Seit Sonntag berät das höchste Gericht des Landes über die Einsprüche zweier israelischer Anwälte und eines Abgeordneten gegen die Ausweisungen vom Donnerstag. Der Einspruch wurde damit begründet, daß das Leben der verbannten Palästinenser in Gefahr sei. Gestützt wurde die Klage auf ein Gerichtsurteil von 1971, nach dem die israelischen Behörden Personen nur in Länder ausweisen dürfen, die sich zu ihrer Aufnahme bereit erklärt haben.
Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin wurde nach einer Rundfunkmeldung von seinem wichtigsten Koalitionspartner aufgefordert, den abgeschobenen Palästinensern den Zutritt zur israelischen Sicherheitszone in Südlibanon zu gestatten. Die Parlamentsfraktion des linken Parteienbündnisses Meretz habe dies am Montag abend beschlossen. Von der Partei gab es dazu keine Stellungnahme.
Meretz ist der größte Partner der regierenden sozialdemokratischen Arbeitspartei und hatte empört darauf reagiert, daß ihre drei Minister im Kabinett der Ausweisung zugestimmt hatten.
Die USA forderten Israel auf, die Palästinenser wieder aufzunehmen. Zumindest solle eine Lösung gefunden werden, wie sie aus dem Niemandsland in Südlibanon geholt werden könnten, sagte US- Außenminister Lawrence Eagleburger. Bei aller Sympathie für Israel glaube er nicht, "daß dies der Weg ist, die Probleme zu lösen", sagte der Minister.
Die Armee teilte mit, ab Dienstag morgen solle den Palästinensern aus einigen Regionen der besetzten Gebiete wieder der Zutritt nach Israel gestattet werden. Die Behörden hatten nach der Tötung der Soldaten die Gebiete vor 15 Tagen abgeriegelt. Zehntausenden Menschen wurde die Erwerbsmöglichkeit genommen.
Flugzeugunglück
Überlebende
in Amsterdam
AMSTERDAM, 22. Dezember (Reuter/ dpa). Die ersten neun Überlebenden des Flugzeugunglücks im portugiesischen Faro sind am Dienstag früh nach Amsterdam zurückgekehrt.
Am Flughafen Schiphol wurden die zwei Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder von Angehörigen begrüßt. Im Verlauf des Tages werden weitere Überlebende erwartet.
Bei der Bruchlandung der DC 10 der niederländischen Gesellschaft Martinair waren am Montag in Faro 54 der 340 Menschen an Bord getötet worden. Die meisten Flugzeuginsassen wollten in Portugal die Weihnachtstage verbringen.
Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Einem Arzt zufolge sagte der Pilot, er habe beim Anflug auf Faro in einer starken Windbö die Kontrolle über die Maschine verloren. Etwa 100 der 283 Verletzten sind aus den Krankenhäusern entlassen und in Hotels untergebracht worden. Einige der Verletzten schweben noch in Lebensgefahr.
(Siehe auch letzte Seite)
BONN, 22. Dezember (Reuter). Die neuen Postleitzahlen sollen nach den Plänen der Bundespost bis weit in das nächste Jahrtausend Bestand haben. Dafür seien umfangreiche Reserven eingeplant, teilte das Staatsunternehmen Deutsche Bundespost Postdienst heute in Bonn mit. Von insgesamt 99 999 möglichen Postleitzahlen im künftig fünfstelligen System würden zunächst nur rund 26 400 vergeben, der Rest diene als Reserve. Inzwischen hat der Postdienst die ersten beiden Ziffern vergeben. Über das Ergebnis der "Feinabstimmung" für die letzten drei Ziffern sollen alle Bundesbürger im Januar informiert werden.
BONN (rtr/dpa/VWD/FR). Im Streit über Aufbau und Betrieb kommunaler Stromversorgungsbetriebe in den neuen Bundesländern ist auf den letzten Drükker eine Einigung erzielt worden. Danach können die ostdeutschen Städte vorbehaltlich der Zustimmung aller Beteiligten schon im Laufe des nächsten Jahres mit der Gründung beginnen, erläutert der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), Felix Zimmermann. Der gefundene Kompromiß sichere etwa 30 000 bis 35 000 Arbeitsplätze in Ostdeutschland auf Dauer und mache den Weg frei für jährliche Investitionen von schätzungsweise sechs Milliarden Mark.
Das Bundesverfassungsgericht (BVG) wurde noch gestern vom Bonner Wirtschaftsministerium über die Vereinbarung informiert. In der Nacht zum Dienstag war die Äußerungsfrist zum Vergleichsvorschlag der Karlsruher Richter ausgelaufen, auf dem auch die neue Regelung basiert. Die 164 klageführenden Kommunen müssen bis Ende Januar zustimmen. Es ist damit zu rechnen, daß 120 bis 130 aus dieser Gruppe eigene Stadtwerke gründen werden.
Zimmermann sprach von einem "kleinen Jahrhundertvertrag", der für die nächsten zwanzig Jahre auch die Abnahme der ostdeutschen Braunkohle sichere. Die Einigung sieht vor, daß Kommunen, die ihre Stromversorgung zum Teil in eigene Hände nehmen möchten, die örtlichen Netze, Anlagen und Grundstücke im Wege der Einzelfallübertragung erhalten. Dafür verzichten sie im Gegenzug auf die ihnen nach dem Einigungs- und dem Stromvertrag von 1990 zustehenden bis zu 49 Prozent an den regionalen ostdeutschen Energieversorgern. Allerdings müssen die Kommunen auch die Altlasten übernehmen. Die Bundesregierung hat Zimmermann zufolge den Kommunen allerdings durch eine verbindliche Erklärung durch Staatssekretär Dieter von Würzen für die Altlasten eine Sonderregelung zugestanden. Demnach können die Kosten für die Sanierung gegen künftige Gewinne der Stadtwerke steuerlich geltend gemacht werden. Allein für die Stadt Leipzig bedeutet dies laut Zimmermann Ausfälle bei der Körperschaftsteuer von etwa 150 Millionen Mark. Die Städte müssen die Sanierung jedoch zunächst selbst finanzieren.
Zimmermann zeigt sich mit dem erzielten Kompromiß zufrieden, auch wenn nicht alle Forderungen der kommunalen Seite durchgesetzt worden seien. Zwar müßten noch einige spezielle Detailpunkte geklärt werden, er rechne aber mit einem positiven Votum aller Beteiligten. Nach seinen Äußerungen haben vor allem die westdeutschen Stromkonzerne die Einigung möglich gemacht, indem sie auf einen Bewertungsausgleich bei der Eigentumsübertragung in Höhe von etwa zwei Milliarden Mark verzichteten.
Einverständnis besteht laut Zimmermann nun darüber, daß die ostdeutschen kommunalen Stadtwerke im Durchschnitt eines Jahres und auf alle neuen Bundesländer bezogen 30 Prozent des Stroms in den kommenden zwanzig Jahren selbst erzeugen dürfen und 70 Prozent von den Regionalversorgern abnehmen müssen. Bei der eigenen Elektrizitätserzeugung müssen sie sich aber auf Kraft-Wärme-Koppelung (Fernwärme), erneuerbare Energien und Müllkraftwerke stützen, dürfen also beispielsweise keine großen Kohlekraftwerke errichten. Die Regionalversorger werden ihren Strom allein vom ostdeutschen Verbundunternehmen Vereinigte Energiewerke (Veag) beziehen, das noch der Treuhand gehört, nach Beilegung des Zwistes nun aber in die Hände des Trios RWE, Bayernwerk und Preussenelektra übergeht. Zimmermann bezeichnete die Verhandlungen als schwierig, weil es in den neun Gesprächsrunden seit Ende Oktober, die zusammen 80 Stunden gedauert hätten, bis Montag abend "ständig ums Geld" gegangen sei. Das Ziel der Kommunen, leistungs- und wettbewerbsfähige Stadtwerke zu bekommen, sei erreicht worden, ohne gesamtwirtschaftliche Erfordernisse zu vernachlässigen.
METTLACH (rtr). Der saarländische Keramikhersteller Villeroy & Boch nennt einen deutlichen Verlust in der Sparte Fliesen sowie einen empfindlichen Ergebnisrückgang im Geschäftsfeld Tischkultur als Hauptgründe für den Gewinn- einbruch in den ersten zehn Monaten der laufenden Periode. Für das Stammhaus weisen die Mettlacher vor Steuern 40,3 Millionen und danach noch 17,3 Millionen Mark aus. Damit fiel der Profit von Januar bis Oktober im Vorjahresvergleich um 35 beziehungsweise 44 Prozent. Für den Konzern veröffentlichte das Unternehmen, das bereits im September Familiengesellschafter und freie Aktionäre auf eine Kürzung der Dividende für 1992 vorbereitet hatte, keine Gewinnzahlen.
Das Arbeitsgebiet Sanitär habe sein "zufriedenstellendes Ertragsniveau" annähernd gehalten, heißt es weiter. Die sinkende Nachfrage, mit der fast alle europäischen Geschirrhersteller zu kämpfen hätten, bekamen auch die Saarländer zu spüren. Als eine weitere Ursache für den drastisch gesunkenen Profit führen sie den geringeren Zinsertrag an. Hier machten sich die jetzt auslaufenden hohen Investitionen in Sach- und Finanzanlagen bemerkbar.
In die Kassen des Konzerns flossen im Berichtszeitraum mit gut 1,4 Milliarden Mark knapp fünf Prozent mehr als in der Vorperiode. Die Erlöse mit "Tischkultur" schrumpften allerdings um rund zwei Prozent auf 411 Millionen Mark.
Kurz gemeldet: Irische Regierung erst nach Neujahr
DUBLIN, 22. Dezember (Reuter). Die Koalitionsgespräche in Irland können nach Darstellung der Regierungspartei Fianna Fail nicht mehr vor Jahresende abgeschlossen werden. So gibt es noch keine Einigung darüber, wie das Regierungsprogramm finanziert werden soll. GUS-Gipfel auf 22. Januar verschoben MOSKAU, 22. Dezember (AFP). Das für den 25. Dezember in Minsk geplante 8. Gipfeltreffen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist auf den 22. Januar verschoben worden. Die Präsidenten die erneute Verschiebung des Gipfels beantragt, da sie sich überlastet fühlen. Türkisch Amtssprache in Aserbaidschan MOSKAU, 22. Dezember (AFP). Das aserbaidschanische Parlament hat beschlossen, Türkisch als Amtssprache der Kaukasus-Republik einzuführen. Das aserbaidschanische Gebiet gehörte lange zum Osmanischen Reich. Vietnam und Südkorea wieder einig HANOI, 22. Dezember (Reuter). Südkorea und Vietnam haben nach 17jähriger Unterbrechung wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Nach dem Sieg der Kommunisten im Vietnamkrieg hatte Südkorea die Beziehungen abgebrochen.
LONDON, 22. Dezember (Reuter/AFP). Die britische Regierung will die zehn geschlossenen Kohlegruben trotz des Urteils des Obersten Gerichtshof, daß dieser Beschluß im Oktober ungesetzlich war, nicht wieder öffnen. Industrie- und Handelsminister Michael Heseltine sagte am Dienstag in London, das Gericht habe die Wiedereröffnung der bereits geschlossenen zehn Zechen nicht angeordnet. Was das Gericht beanstandet habe, nämlich das Ausbleiben von Konsultationen, sei bereits im Gange. Die Bergarbeiter, die am Dienstag bei den betroffenen Zechen zur Arbeit erschienen waren, wurden wieder nach Hause geschickt.
Heseltine hatte allerdings am Montag abend in einem Rundfunkinterview bei der Entscheidung zur Schließung von zwei Dritteln der britischen Kohlegruben Fehler eingeräumt: "Wir haben Fehler gemacht, weil wir bei der Entscheidung zur notwendigen Reduzierung der Kapazitäten der British Coal die . . . notwendigen Konsultationen nicht gemacht haben, die jetzt vom Gericht beanstandet wurden", hatte er gesagt. Heseltine lehnte seinen von Opposition und Gewerkschaften geforderten Rücktritt ab. Die Schuld für den "Irrtum" trage nicht die Regierung, sondern die staatliche Kohlegesellschaft British Coal.
Richter Lord Glidewell hatte zuvor am Montag in seinem Urteil der Regierung und British Coal vorgeworfen, bei der beabsichtigten Schließung von 31 Kohlegruben den betroffenen Bergarbeitern und ihren Gewerkschaften das Anhörungsrecht verweigert zu haben. Auch der revidierte Beschluß, zehn unrentabel arbeitende Zechen sofort stillzulegen und die übrigen 21 Gruben zu überprüfen, sei ohne eine solche Anhörung rechtswidrig, hatte er gesagt.
Premierminister John Major hatte im Oktober die Schließung von 31 der 50 Kohlegruben angekündigt und mußte nach landesweiten Protestaktionen diese Entscheidung auf die sofortige Schließung von zehn Zechen und die Prüfung der Schließung von anderen 21 Kohlegruben ändern. (Kommentar auf Seite 3)
Nachrichten-Börse
Geldmenge wächst langsamer Geldabflüsse ins Ausland haben die Expansion der umfassenden deutschen Geldmenge (M-3) im November gebremst. Die Größe, die sich aus Bargeldumlauf, Sichteinlagen, Termingeldern unter vier Jahren und Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist zusammensetzt, wuchs mit einer Jahresrate von 9,3 (Oktober 10,3) Prozent. Sparkassen an Silvester geöffnet Anders als die privaten Banken werden die Sparkassen ihrem Verband in Bonn zufolge an Silvester bis gegen Mittag geöffnet bleiben. Der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen paßt dies nicht. Sie fordert, daß auch die Sparinstitute ihre Filialen am 31. Dezember geschlossen halten und den 250 000 Beschäftigten arbeitsfrei geben. Die Hoffnung der Kassen auf Konkurrenzvorteile wertet die HBV als "Irrglauben". Italien senkt Leitzinsen Die Zentralbank in Rom nimmt ihre Leitzinsen um jeweils einen vollen Prozentpunkt zurück. Von heute an beträgt der Diskontsatz damit zwölf Prozent und der Lombardsatz 13 Prozent. Dollar steigt spürbar Die US-Währung hat gestern an der Frankfurter Devisenbörse um gut 1,5 Pfennig zugelegt. Die amtliche Notiz stieg von 1,5675 am Montag auf 1,5840 Mark.
Im Westen mehr Wohnungen gebaut In den alten Bundesländern sind in den ersten drei Quartalen 1992 mehr Wohnungen fertiggestellt und genehmigt worden als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der bezugsfertigen Bleiben nahm um 19 Prozent auf knapp 116 000 zu, die der Baugenehmigungen erhöhte sich um 13 Prozent auf fast 339 000. Nach weiteren Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden wurden 89 Prozent der Wohnungen neu gebaut, der Rest entstand in bereits bestehenden Gebäuden. Reformstaaten gründen Freihandelszone Die ehemaligen Ostblockstaaten Polen und Ungarn sowie die künftig unabhängigen Länder Tschechische Republik und Slowakei haben die Schaffung einer Freihandelszone vereinbart. Die ersten Erleichterungen im Warenverkehr sollen Anfang März in Kraft treten. Zunächst sollen Zölle und Einfuhrbeschränkungen für die Waren aufgehoben werden, die für die Eigenproduktion der anderen Partner keine Gefahr darstellen. IWF korrigiert Prognose nach unten Hauptsächlich wegen der Flaute in Deutschland erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) für 1993 nur noch ein Wirtschaftswachstum der Industrieländer von zwei Prozent. Er berichtigt damit laut New York Times eine frühere Prognose von knapp drei Prozent.
DRESDEN, 22. Dezember (Reuter). Sachsen hat den Abschiebestopp für die zu DDR-Zeiten angeheuerten Vertragsarbeiter aus Angola, Vietnam und Mosambik bis Ende März 1993 verlängert. Die Notwendigkeit ergebe sich, da über den Entschließungsantrag Brandenburgs für ein Bleiberecht in der Bundesratssitzung am Freitag voriger Woche noch nicht beraten worden sei, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag.
Zur Person:
FRANZ SCHÖNHUBER, Chef der rechtsextremen "Republikaner", will durch eine Klage beim Verfassungsgericht die Beobachtung seiner Partei durch den Verfassungsschutz verhindern. Er bezeichnete die von Bundesinnenminister Rudolf Seiters angeordnete Observierung als "wahltaktische Maßnahme der Altparteien". Der Verfassungsschutz werde für diesen Zweck mißbraucht. Außerdem will Schönhuber gegen den EG-Vertrag von Maastricht und gegen den Innenminister Nordrhein-Westfalens, Herbert Schnoor (SPD), klagen. Dessen Äußerung, die "Republikaner" seien als "geistige Brandstifter" mitverantwortlich für ausländerfeindliche Ausschreitungen, hält Schönhuber für eine Beleidigung und "Volksverhetzung". (Reuter/dpa)
BRÜSSEL (rtr). Die Europäische Gemeinschaft (EG) will trotz US-Drohungen die Vergabe öffentlicher Aufträge von Januar 1993 an wie geplant gesetzlich regeln. Brüssel werde seine Pläne nicht ändern, solange Washington in den laufenden Gatt-Verhandlungen die Öffnung seines öffentlichen Auftragswesens verweigere, sagt ein Vertreter der Kommission. Nach den vorgesehenen Brüsseler Regelungen werden Anbieter aus der Gemeinschaft bei öffentlichen Aufträgen bevorzugt. Zwei US-Senatoren hatten am Freitag für diesen Fall die Einführung bereits angedrohter US-Sanktionen gefordert.
Die Vereinigten Staaten protestieren gegen eine EG-Direktive, die von öffentlichen Auftraggebern für Telekommunikation, Energie, Verkehr und Wasserwirtschaft das Einholen grenzüberschreitender Angebote fordert. Dabei müssen in der EG hergestellte Produkte dann bevorzugt genommen werden, wenn sie nicht mehr als drei Prozent teurer sind als Angebote von Nicht-EG-Mitgliedern. Außerdem können Offerten zurückgewiesen werden, wenn mehr als 50 Prozent ihres Wertes außerhalb des Zwölferclubs hergestellt werden. Brüssel werde die Beschränkungen für fremde Anbieter nur zurückziehen, wenn die USA ihrerseits bereit seien, ihre Versorgungs-Märkte und alle lokalen, regionalen und Regierungsaufträge zu öffnen, betont der Kommissions-Vertreter weiter.
FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Börsen sind die Kurse gestern leicht gestiegen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) kletterte um 7,99 auf 1523,57 Punkte. Vorübergehend war er bis auf 1529,83 Zähler geklettert beziehungsweise auf 1518,33 Einheiten gesunken. Händler berichteten von geringen Umsätzen. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Daten mit einer hohen Inflationsrate und einer weit über das Ziel hinausschießenden Geldmenge auch im November wurde die Marktentwicklung aber als unangemessen gewertet. In der ersten Januarhälfte, meinten Experten, werde Ernüchterung einkehren.
Von den Autotiteln machten Daimler drei und BMW vier Mark gut. VW hingegen gaben um 7,10 Mark nach. Händler begründeten diesen Abrutsch mit weiter nach unten revidierten Gewinnerwartungen.
In der Gruppe der Konsumwerte kletterten Karstadt um vier und Horten um drei Mark.
Von den Bautiteln fielen Heidelberger Zement auf, die 35 Mark höher schlossen.
Zu den Verlierern gehörten Schering, die um vier Mark sanken. BASF stiegen um zwei und Bayer um 2,80 Mark.
Der Rentenmarkt präsentierte sich in fester Verfassung. Die Kurse der öffentlichen Anleihen wurden um bis zu 0,70 Mark heraufgesetzt. Die Durchschnittsrendite sank auf 7,15 (7,23) Prozent und damit auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 689,4 Millionen Mark. Mark-Auslandsanleihen tendierten freundlich.
REGENSBURG, 22. Dezember (Reuter). Nach fast drei Jahren hat die Polizei in der Oberpfalz zwei gegen die Bundesbahn und den Lebensmittelkonzern Nestle gerichtete Erpressungsfälle aufgeklärt. Wie das Polizeipräsidium Regensburg am Dienstag mitteilte, wurden zwei 24 und 25 Jahre alte arbeitslose Männer aus Deggendorf festgenommen, die in den Jahren 1989 und 1990 Millionenbeträge gefordert hatten. Die beiden Niederbayern hätten damit gedroht, Züge entgleisen zu lassen und Lebensmittel zu vergiften. Teilgeständnis eines Erpressers
HAMBURG (AFP). Die Hamburger Polizei hat einen 44jährigen Mann festgenommen, der nach Überzeugung der Behörde in den vergangenen Monaten Bürgermeister Henning Voscherau und die Deutsche Bank erpreßt hat. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag mitteilte, hat der Mann ein Teilgeständnis abgelegt.
KARLSHÖFEN, 22. Dezember (Reuter/ FR/dpa). Auf einem Flugplatz zwischen Hamburg und Bremen haben mehrere Organisationen am Dienstag gegen den Bonner Asylkompromiß protestiert. Herbert Leuninger von der Arbeitsgemeinschaft "Pro Asyl" sagte in Karlshöfen bei Bremervörde: "Wir geben den Kampf um den vollen Erhalt des Asylrechts noch nicht auf." Seine Organisation werde vor dem Bundesverfassungsgericht die Klage eines abgewiesenen Asylbewerbers unterstützen.
Drei Fallschirmspringer stapften in Karlshöfen über ein Feld und begehrten bei zwei Schauspielern Asyl, die Beamte des Bundesamtes zur Anerkennung ausländischer Flüchtlinge darstellten. Sie wurden abgewiesen. Ursprünglich hatten die drei "Flüchtlinge" mit dem Fallschirm abspringen sollen. Dies wurde jedoch durch Nebel verhindert.
In dem Kompromiß ist vorgesehen, daß Bewerber, die über "sichere Drittstaaten" einreisen, direkt abgeschoben werden können. Die Organisationen befürchten, daß nur noch jene Asyl beantragen können, die über den Luftweg kommen. Leuninger hatte die Einigung von CDU, CSU, SPD und FDP mit den Worten kommentiert: "Mit der neuen Regelung haben praktisch nur noch die Flüchtlinge eine Chance auf ein Asylverfahren in der Bundesrepublik Deutschland, die entweder mit dem Fallschirm in der Lüneburger Heide oder mit einem Hängegleiter im Allgäu landen."
Tillman Zülch von der Gesellschaft für bedrohte Völker sagte, bisher sei es schon schwierig genug gewesen, nach Deutschland zu kommen, jetzt werde es praktisch unmöglich.
Renate Backhaus vom Bundesvorstand der Grünen sagte, der Asylkompromiß sei eine Scheinlösung. "Er verwandelt den Schutz der Flüchtlinge in einen Schutz vor Flüchtlingen." Die Zustimmung der SPD zu dem Asylkompromiß werde eine rot-grüne Koalition auf Bundesebene nach 1994 unmöglich machen. Frau Backhaus, die stellvertretende Landrätin in Lüneburg ist, rechnet auch mit Belastungen für die rot-grünen Koalitionen in Niedersachsen, Hessen und Bremen. Das Land Niedersachsen werde dem Asylkompromiß im Bundesrat nicht zustimmen, sagte sie.
Der Stuttgarter Historiker Eberhard Jäckel befürchtet, daß die Spannungen in Deutschland nach einer Änderung des Asylartikels 16 im Grundgesetz noch wachsen könnten. Jäckel nannte die Diskussion um die Grundgesetzänderung im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur eine "Gespensterdebatte", die an den tatsächlichen Problemen vorbeigehe: "Wir sind ein Einwanderungsland, und wir brauchen ein Einwanderungsgesetz." Es sei für die Bundesrepublik angesichts der Bevölkerungsentwicklung wichtig, junge Zuwanderer aufzunehmen, "die zu unserem Sozialsystem mehr beitragen als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung".
Nach Ansicht Jäckels haben die Politiker der demokratischen Parteien keine Schuld an der Zunahme von Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Die rechtsradikale Presse und zum Teil auch die "Republikaner" müßten sich dagegen den Vorwurf gefallen lassen, Stichwortgeber für die jugendlichen Täter zu sein.
Er habe den Eindruck, sagte der Historiker, daß die Täter häufig unpolitisch seien. Viele wollten nur Randale machen. "Ich bin ziemlich sicher, daß diejenigen, die die Hand zum Hitlergruß erheben, über Hitler und seine Taten fast nichts wissen." Stoiber will Grenzen dichter machen
BADEN-BADEN (AFP). Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, den Bundesgrenzschutz (BGS) vor allem an der deutsch-polnischen Grenze erheblich zu verstärken. Dort würden bis zu 5000 Mitarbeiter zusätzlich gebraucht, um illegale Grenzübertritte zu verhindern, sagte Stoiber am Dienstag im Südwestfunk. An der Grenze zur Tschechoslowakei sei die bayerische Grenzpolizei, die fast 250 Millionen Mark im Jahr koste, erfolgreich. "Wir haben einen hohen Prozentsatz der Aufklärung und liegen, auch was den Schleuserbereich anbelangt, an der Spitze der Festnahmen." Großes Einfallstor sei der deutsch-polnische Grenzbereich, wo der BGS mit seinen Aufgaben derzeit "nicht ganz fertig" werde, so Stoiber. Er halte den Einsatz von Bundeswehrsoldaten "im Prinzip für die einzige Möglichkeit, jetzt schnell zu einer Verbesserung zu kommen". Darüber müßten Innen- und Verteidigungsminister verhandeln.
(Weiterer Bericht auf Seite 4)
MÜNCHEN (rtr). Der mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen kämpfende Hersteller von Schachcomputern, Hegener + Glaser, will mit einem Kapitalschnitt und neuem Mehrheitsaktionär aus den roten Zahlen kommen. Vorstandssprecher Manfred Hegener kündigte auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Firma in München eine Kapitalherabsetzung mit anschließender Wiederaufstockung an. Dadurch sollen dem Unternehmen fünf Millionen Mark zufließen. Die im Schweizer Zug ansässige Curam Holding werde die Gesellschaft mehrheitlich übernehmen.
Der neue Hauptaktionär sagte die Zeichnung der jungen Anteile aus der Kapitalerhöhung zu. Die Konditionen der Aktion, die auf einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung abgesegnet werden muß, stünden noch nicht fest, erklärte Hegener.
Für das zu Ende gehende Geschäftsjahr erwartet Hegener + Glaser einen Umsatzrückgang von 15 Prozent auf 56,3 Millionen Mark im Stammhaus, der AG. Finanziell in die Bredouille geriet das Unternehmen vor allem durch Unregelmäßigkeiten bei der US-Tochter Fidelity Electronics International. Nicht zuletzt deshalb wird die Firma für 1992 einen Verlust ausweisen müssen. Eine Dividende steht natürlich nicht zur Debatte.
Mit der Stillegung von Fidelity soll dem Vorstand zufolge gewährleistet sein, daß im kommenden Jahr aus den Beteiligungen keine weiteren Belastungen auf das Unternehmen zukämen. Der Computerhersteller werde "in absehbarer Zeit auch wieder attraktive Dividenden-Zahlungen" aufnehmen.
Hegener + Glaser will sich von den Aktionären auch den Verkauf der Sparte "Display Systems" genehmigen lassen. Die Verhandlungen darüber seien aber noch nicht abgeschlossen, berichtete Hegener.
LONDON (rtr/dpa/VWD/FR). Die Fluggesellschaft British Airways (BA) hat ihr Angebot zurückgezogen, bei der amerikanischen Linie US Air einzusteigen. Die Briten begründeten ihren Ausstieg aus einer vorläufigen Vereinbarung über eine Beteiligung jetzt damit, daß sie von der Regierung in Washington kein klares Signal für eine Genehmigung der Transaktion erhalten hätten. Ein BA-Sprecher fügte jedoch hinzu, die beiden Unternehmen wollten weiter über Alternativen einer Zusammenarbeit sprechen.
Der Carrier aus London hatte im Juli dieses Jahres eine Grundsatzvereinbarung über den Kauf von 44 Prozent des US Air-Kapitals und von 21 Prozent der Stimmrechte erzielt. Dafür wollte er rund 750 Millionen Dollar berappen. Die Abmachung vom Sommer macht es den Angaben zufolge zur Bedingung, daß die amerikanische Regierung dem Deal bis zum 24. Dezember zustimmt. Nach Darstellung von BA hätte ein Okay Washingtons aber ungerechtfertigte und einseitige Konzessionen der Regierung in London im Rahmen des bilateralen Luftverkehrsabkommens erfordert.
US Air-Chef Seth Schofield bekräftigte nun, er habe schon in der Vergangenheit wiederholt deutlich gemacht, daß sein Unternehmen auch ohne die Investition von British Airways überleben werde. Das US-Verkehrsministerium wollte den BA-Einstieg nach Angaben der viertgrößten US-Fluggesellschaft nicht genehmigen, weil sich die Regierungen diesseits und jenseits des Atlantiks nicht auf eine Änderung des Luftverkehrsabkommens hätten einigen können. US Air sagte die für den 24. Dezember einberufene außerordentliche Hauptversammlung ab.
Die geplante britisch-amerikanische Allianz war bei den anderen großen US- Fluggesellschaften American, United und Delta auf heftigen Widerstand gestoßen. Sie hatten argumentiert, daß die Europäer damit unrechtmäßig die effektive Kontrolle über US Air erlangen und Zugang zum amerikanischen Inlandsmarkt erhalten würden. Sie forderten eine Ablehnung, sollten sie nicht ebenso freien Zutritt zum britischen Inlandsmarkt bekommen. Ein Angebot Londons, US-Linien unbegrenzten Zugang zu britischen Regionalflughäfen zu gewähren, wurde mit dem Scheitern des BA-Einstiegs bei US Air zurückgezogen, wie ein Regierungssprecher an der Themse erklärte.
Im November hatte das Verkehrsministerium in Washington grünes Licht für eine enge Allianz der KLM Royal Dutch Airlines mit der US-Linie Northwest gegeben, nachdem die Niederlande und die USA ein Abkommen geschlossen hatten. Es erlaubt den beiden Gesellschaften, jedes beliebige Ziel in den zwei Ländern unbegrenzt anzufliegen.
FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt startete gestern gut behauptet. Der Dow-Jones-Index legte in der ersten Stunde der Handelszeit 8,10 Zähler zu. Tags zuvor hatte der "DJ" mit 3312,46 (plus 0,81) Punkten kaum verändert geschlossen.
In Tokio ging es bergauf. Der Nikkei- Index der 225 Top-Titel stieg um 45,23 auf 17 690,67 Einheiten.
BONN, 22. Dezember (Reuter/dpa). Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hat am Dienstag mit sofortiger Wirkung die neonazistische Vereinigung "Nationale Offensive" (NO) verboten. Die NO sei am 3. Juli 1990 in Augsburg gegründet worden und habe etwa 140 Mitglieder, hieß es in einer Mitteilung des Bundesinnenministeriums. Die NO agitiere gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung und Ausländer und betreibe antisemitische Hetze, die sich sowohl gegen jüdische Mitbürger als auch gegen den Staat Israel richte. Die NO vertrete ihre neonazistische Weltanschauung in aggressiv kämpferischer Weise, hieß es.
Seiters teilte mit, in sieben Bundesländern mit Schwerpunkt in Bayern und Sachsen seien Wohnungen durchsucht, Beweismittel sichergestellt und Konten beschlagnahmt worden. Gegen Funktionäre und Mitglieder der Gruppe werde wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Bei einer Durchsuchung am 11. Dezember seien Schußwaffen, Schwarzpulver und Sprengsätze gefunden worden.Die NO ist diedie dritte rechtsextremistische Vereinigung, die innerhalb von vier Wochen verboten wurde.
PARIS, 23. Dezember (Reuter). In Frankreich hat die Polizei einen Ring von Kinderhändlern gesprengt. Nach Angaben von Flughafen-Bediensteten war der Flughafen Roissy-Charles de Gaulle das "Arbeitsfeld" der Bande, darunter drei Frauen. Die Einwanderer aus Zaire hätten sich darauf spezialisiert, Kinder aus dem afrikanischen Land für 10 000 Francs (rund 2800 Mark) an afrikanische Flüchtlingsfamilien in Frankreich und Großbritannien weiterzuverkaufen. Von ihren neuen Familien seien die Kinder dazu benutzt worden, in den Genuß höherer staatlicher Hilfen zu kommen.
Vom Flughafen aus seien die Kinder nach London und ins nordostfranzösische Rouen verfrachtet worden. Die Kontrollen seien mit Hilfe gestohlener europäischer Ausweispapiere getäuscht worden. In eineinhalb Jahren habe die Bande etwa 40 Kinder auf diese Weise nach Frankreich geschafft, hieß es.
Der Betzenberg in Kaiserslautern wird erneut zur Baustelle, pünktlich zur Rückrunde der laufenden Saison werden sich in der Heimstatt des pfälzischen Fußball- Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern wieder die Baukräne und Betonmischer einfinden. Ende Februar soll die dritte Stufe des Millionenprojekts "Modernisierung Fritz-Walter-Stadion" beginnen. "Die Entscheidung wird im Januar fallen. Wir sind sehr zuversichtlich, daß es klappt", sagte Geschäftsführer Klaus Fuchs.
Eigentlich sollte der Ausbau des Stadions in diesem Sommer fertig sein, als Baubeginn war Anfang 1991 vorgesehen, doch immer wieder gab es Einwände der Anwohner gegen das Projekt. Zuletzt hatte aber die zweite Kammer des Verwaltungsgerichts Neustadt aufgrund ergänzender Stellungnahmen des Technischen Überwachungsvereins Pfalz zum Lärmgutachten den Sofortvollzug beschlossen.
Der Einspruch der lärmgeplagten Anwohner jedoch zeigte Wirkung. Durch die Verzögerung haben die veranschlagten Kosten mittlerweile die 40 Millionen- Mark-Grenze erreicht, davon trägt der Verein einen Eigenanteil von zehn Millionen Mark. Rund fünf Millionen haben die Pfälzer schon investiert, außerdem fließen die Einnahmen aus dem UEFA-Pokal direkt in das Bauprojekt.
Insgesamt dürfte der Verein nach vorsichtigen Kalkulationen von Geschäftsführer Klaus Fuchs etwa vier Millionen Mark verlieren. Durch entgangene Eintrittsgelder und geringere Einnahmen aus VIP-Bereich.
Die neu konstruierte Nordtribüne soll die Zuschauerkapazität von bisher 38 000 auf 42 000 Besucher erhöhen. Zusätzlich sind eine Aufenthaltshalle für 4000 Personen, ein Pressezentrum für 250 Journalisten, eine Erweiterung der Gästeräume von 150 auf 1000 Personen, vier Interviewräume, der Ausbau der Geschäftsstelle, eine Ladengalerie mit zwölf Kiosken sowie eine Gastronomie-Ebene geplant. Die Bauzeit wird voraussichtlich 15 Monate betragen. Der Ausbau des vereinseigenen Stadions soll neue Einnahmequellen bringen. "Kaiserslautern verfügt über eine schlechte Infrastruktur", meinte Fuchs. Der Geschäftsführer weiter: "Während der Woche stünde das Stadion für größere Tagungen zur Verfügung, die zur Zeit in Kaiserslautern nicht durchzuführen sind." sid
In der Welt "nur" noch die Nummer fünf, in Europa jedoch weiter Erster: Europameister Jörg Roßkopf vom deutschen Tischtennis-Rekordmeister Borussia Düsseldorf führt unverändert die Rangliste auf dem Alten Kontinent an. Dahinter folgen Olympiasieger Jan-Ove Walder aus Schweden, der Olympia-Zweite Jean- Philippe Gatien aus Frankreich und Schwedens Weltmeister Jörgen Persson, die in der Weltrangliste ebenfalls in dieser Reihenfolge die Plätze eins bis drei belegen.
Zweitbester Deutscher in Europa ist Jörg Roßkopfs Vereinskollege und Doppel-Partner Steffen Fetzner, der sich um einen Platz auf Rang 14 verbesserte. Der Grenzauer Georg-Szolt Böhm ist nach wie vor 24., der Lübecker Peter Franz 33. Unter den "Top 50" befindet sich ferner der Grenzauer Richard Prause (46.).
Die Rangliste der Frauen führt weiter Europameisterin Bettine Vriesekoop aus den Niederlanden vor der Ungarin Csilla Batorfi und der Rumänin Otilia Badescu an. Beste Vertreterin des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ist Olga Nemes aus Dülmen auf Rang zwölf.
Weitere Deutsche unter den "Top 40" sind Nicole Struse (19.), Jie Schöpp (beide Steinhagen/29.), Meisterin Christiane Praedel (Glane/36.) und Elke Schall (Dülmen/40.). sid
"Ich bin ein Rätsel, und ich werde ewig ein Rätsel bleiben." Einer der Sätze, die der 16malige Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg während der Südamerika- Reise der Nationalmannschaft von sich gab. Wohl ein wahrer Satz. Meinte der 24jährige bei der Rückreise von Montevideo nach Frankfurt noch während des Zwischenaufenthaltes in Rio, erst in einigen Wochen zu entscheiden, ob er nach seiner Ausbootung gegen Uruguay der Nationalmannschaft den Rücken kehrt oder weiter zur Verfügung steht, so erklärte er wenige Stunden später im Flieger: "Ich mache weiter."
Die Gründe? Effenberg hatte am Sonntag vor dem Spiel in Montevideo mit seiner Frau Martina in Florenz telefoniert. "Ein Stefan Effenberg tritt so nicht ab", meinte diese. Effenberg später: "Ich kann nicht immer davonlaufen wie bei den Bayern. Ich muß mich schwierigen Situationen stellen. Ich kann nicht hinnehmen, daß ich der Verlierer dieser Reise sein soll. Ich hole mir meinen Platz wieder."
Weiterer Hintergrund: Der AC Florenz hat Effenberg angeboten, den bis 1996 laufenden Vertrag schon jetzt vorzeitig für vier Jahre bis zum Jahr 2000 zu verlängern. Verhandelt wird im Frühjahr. Effenberg: "Klar, daß die lieber einen Nationalspieler Effenberg im Verein haben."
Die Rückkehr in die erste Elf von Berti Vogts dürfte allerdings schwierig werden. Verwunden hat der Ex-Bayer die Verbannung auf die Bank noch nicht, geschweige denn die Gründe dafür akzeptiert: "Ich kann damit nur schwer umgehen. Da fehlen mir die Worte, aber ich muß die Entscheidung hinnehmen. Jedenfalls hätten sie mit mir auch gegen Uruguay gewonnen", meinte Effenberg auf dem Rückflug und fügte hinzu: "Ich bin und war unzufrieden, daß ich nicht aufgestellt wurde. Den Vorfall kann ich nicht so einfach abhaken. Wichtigstes Kriterium für eine Nominierung in die Nationalelf sollte die Leistung bleiben, und die habe ich im letzten halben Jahr bis auf das Brasilien- Spiel gebracht."
Effenberg erläuterte auch, weshalb er, der doch auf jede Frage eine Antwort weiß, nach Bekanntwerden seiner Nichtnominierung der Pressekonferenz fernblieb. "Da hatte ich die Nachricht 30 Minuten zuvor erfahren. Ich wollte erst über die neue Situation nachdenken. Wer mich kennt, weiß, daß es nicht gut gewesen wäre, wenn ich in dem Moment spontane Äußerungen gemacht hätte." sid
Olympiasiegerin Dagmar Hase hat ihre Kritik am Deutschen Schwimm-Verband (DSV) und Frauen-Bundestrainer Achim Jedamsky in Magdeburg bekräftigt. "Es kann doch nicht sein, daß ein Nationalmannschaftstrainer wie Achim Jedamsky, der für den gesamten Damen-Bereich Verantwortung trägt, noch nicht ein einziges Mal in der Magdeburger Schwimmhalle war", sagte die Schwimmerin.
Seit einem Monat wieder im Training, macht der Magdeburgerin die langwierige Schulterverletzung immer noch zu schaffen. "Im Februar hoffe ich wieder dabeizusein", sagte Hase. Bereut hat sie ihre Auftritte auf dem Siegerpodest mit der Glückwunsch-Verweigerung des damaligen DSV-Dopingbeauftragten Harm Beyer und nachfolgenden Fernsehinterviews, die die Welle der Funktionärs- Schelte auslöste, keinesfalls: "Ich würde alles noch einmal genauso machen." sid
Zwei Tage vor Weihnachten hatte Rolf Rüssmann endlich Zeit, sich um die Geschenke für Ehefrau Eva und die Töchter Nina und Laure zu kümmern. Seine Zukunft als Manager des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach ist gesichert. Mit einem großen Glas Cognac begossen Rüssmann und die Mitglieder des Vereins-Präsidiums den Zwei-Jahres- Vertrag bis zum 30. Juni 1995, den Rüssmann am Montag nach drei vorangegangenen Verhandlungsrunden unterschrieb.
Obwohl das Präsidium immer wieder sein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit betont hatte, war die Unterschrift zweimal vertagt worden. Nun fanden beide Seiten den Weg zum Kompromiß: Der 41 Jahre alte Ex-Nationalspieler wollte einen neuerlichen Drei-Jahres-Vertrag, der Vorstand bot zunächst nur einen Kontrakt über ein Jahr. Zudem wird der geplante Organisationsausschuß, der dem Manager ein Dorn im Auge war, lediglich die finanziellen Abläufe in der Geschäftsstelle kontrollieren.
Präsident Karl-Heinz Drygalsky: "Wir haben gemeinsam mit dem Manager eine Regelung gefunden. Sie beinhaltet eine gewisse Kontrolle, die aber zu seiner Entlastung gedacht ist." Und Rüssmann betonte: "Jetzt muß endlich Ruhe in den Verein zurückkehren." Eine Woche nach der Berufung des Assistenten Bernd Krauss zum Teamchef ist nun auch in der Managerfrage eine Lösung gefunden worden. Nach der Niederlage im Pokalfinale hatte das alte Präsidium Rolf Rüssmann am 8. Juli wegen "Unfähigkeit" entlassen.
Darüber stolperte zunächst Helmut Beyer nach 30 Jahren an der Spitze des Klubs und dann auch seine Mitstreiter Hans-Peter Moll und Dieter Frantzen. Das neue Präsidium mit dem ehemaligen Konditionstrainer Karl-Heinz Drygalsky an der Spitze holte Rüssmann mit einer "Ehrenerklärung" zurück und sprach ihm das "uneingeschränkte Vertrauen" aus. Denn das neue Trio hatte die auch von Ex-Manager Helmut Grashoff vorgewordene finanzielle Mißwirtschaft, wobei von Schulden bis zu sieben Millionen Mark die Rede war, schnell als Windei entlarvt.
Die Nachfolge für den zurückgetretenen Trainer Jürgen Gelsdorf entschied der Vorstand zwar gegen den Manager, der sich lange gegen eine Verpflichtung von Bernd Krauss gesträubt hatte. Dennoch war das Führungstrio bestrebt, den Vertrag mit Rüssmann zu verlängern. sid
Die Berliner Olympia-GmbH hat sich mit dem Weltruder-Verband FISA geeinigt, den Templiner See pro forma als Austragungsstätte der olympischen Ruderregatten im Rahmen des Bewerbungsprojektes Olympia 2000 in Berlin anzumelden. Dies erklärte der amtierende Pressesprecher der Olympia-GmbH, Reinhard Heitzmann. "Bekommen wir den Zuschlag für die Spiele, werden wir die Anregungen und Wünsche des Weltverbandes berücksichtigen und eine neue Regattastrecke vorschlagen", erklärte Heitzmann.
Der Sender Freies Berlin (SFB) hatte am Montag abend gemeldet, die FISA habe sich in einem Schreiben vom 15. Oktober gegen das Gewässer im Bundesland Brandenburg ausgesprochen. Gründe für die Ablehnung seien ungünstige Strömungen, schlechte Wasserqualität sowie ungünstig einfallende Winde. In der gleichen Hörfunk-Sendung hatte Carlheinz Grosse, Vorstandsmitglied des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV), erklärt, es wäre töricht, wenn die Berliner Olympia- GmbH weiter am Templiner See festhalten würde. Heitzmann am Dienstag: "Es ist keine Mogelei. In unserer offiziellen Bewerbungsschrift schlagen wir den Templiner See für die Ruder- und Kanuregatten vor." sid
Mit Anabolika an der Grenze erwischt
Doping-Fund beschäftigt
Der "Fall Lydia Fedotowa" sorgt weiter für Aufregung. Bei der russischen Leichtathletik-Trainerin waren vor zwei Wochen auf dem Weg zu einem Trainingslager an der schwedischen Grenze im Reisegepäck Anabolika-Tabletten und weitere verbotene Substanzen entdeckt worden. Der Präsident des schwedischen Leichtathletik-Verbandes, Professor Arne Ljungquist, in Personalunion Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Weltverbandes, kündigte inzwischen an, den Fall auf die Tagesordnung des IAAF- Councils im Januar zu setzen.
Die Offiziellen in Malmö, Gastgeber des russischen Trainingslagers, hatten prompt reagiert und den ehemaligen Stabhochsprung-Europameister Rodion Gataullin, Hürden-Weltmeisterin Ludmilla Naroshilenko, Hürdensprinterin Tatjana Reschnetikowa und 400-m-Hürdenläuferin Margarita Ponomarjowa wegen Doping-Verdachts nach Hause geschickt.
Zuvor mußten sie sich aber noch einer Doping-Kontrolle unterziehen, deren Ergebnisse bis Anfang Januar vorliegen sollen. Der russische Verband will erst nach den Testergebnissen Maßnahmen ergreifen, sagte Präsident Walentin Balatschnischkow in Moskau. Er habe den Verdacht, daß es sich um einen von "langer Hand provozierten Vorfall" handle.
Brandt Hagen - BG Stuttgart/Ludwigsburg 74:67 (37:36). - Beste Werfer: Dinkins (19 Punkte), Suhr (15), Davis (12), Fiedler (10) für Hagen - Baker (17), Kujawa (16), Jochum (13) für Stuttgart/Ludwigsburg. - Zuschauer: 1900.
Brandt Hagen - BG Stuttgart/Ludwigsburg 74:67 (37:36). - Beste Werfer: Dinkins (19 Punkte), Suhr (15), Davis (12), Fiedler (10) für Hagen - Baker (17), Kujawa (16), Jochum (13) für Stuttgart/Ludwigsburg. - Zuschauer: 1900.
TVG Trier - TTL Bamberg 92:81 (45:48). - Beste Werfer: Johnson (24), Marsh (16), Reinhardt (14), Devone (13), Belostenni (12) für Trier - Svaerengen (19), Nürnberger (16), Jackel (15) für Bamberg. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).
BG Bramsche/Osnabrück - MTV Gießen 90:70 (40:29). - Beste Werfer: Shields (26), Perwas (18), Behnke (14) für Bramsche/Osnabrück - A. Andres (22), McDonald (16) für Gießen. - Zuschauer: 1900.
DIETZENBACH. Die Stadt Dietzenbach wird sich voraussichtlich doch noch an das Duale System Deutschland (DSD) anschließen. Allerdings erst im Februar und damit einen Monat später als die anderen Kommunen im Kreis Offenbach.
Nachdem in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung kein Beschluß darüber zustande gekommen war, die DSD- Entsorgung von Januar an einzuführen, trafen sich in dieser Woche Vertreter von DSD, einem regionalen Vertragsunternehmen und dem städtischen Umweltamt, um eine Lösung speziell für Dietzenbach zu finden.
Im Parlament hatte die SPD den Änderungsantrag der Grünen abgelehnt, den Vertrag mit DSD nur unter Vorbehalt abzuschließen. Das Entsorgungsunternehmen sollte nach Ansicht der Grünen erst nachweisen, daß es die mit dem "Grünen Punkt" gekennzeichneten Verpackungen auch vernünftig recycelt. Weil die SPD sich dem Vorstoß des Koalitionspartners nicht angeschlossen hatte, lehnten die Grünen anschließend die von der SPD sowie die von der CDU und der FDP favorisierte DSD-Variante ab.
Nun war guter Rat teuer. Der Leiter des städtischen Umweltamtes, Jens Dörrie, sprach zunächst von einem "rechtlich schwer definierbaren Raum". Und: "Das Fachamt hat diese Beschlußlage noch nicht verdaut."
So hat die Stadtverwaltung jetzt mit dem bisherigen Dietzenbacher Entsorgungsunternehmen vereinbart, auch im Januar weiterhin Verpackungen mit dem "Grünen Punkt" zu beseitigen. Sie nimmt in Kauf, daß die Dietzenbacher Bevölkerung vorübergehend zweimal zur Kasse gebeten wird - zum einen mit dem Aufpreis für den "Grünen Punkt", zum anderen über die Müllgebühren.
Nach Angaben des Ersten Stadtrats Lothar Niemann (Grüne) fand im Magistrat diese Woche eine geplante Korrektur im Entwurf der Abstimmungserklärung und des Leistungsvertrages einen Konsens. Danach soll bei denkbaren Änderungen der Bundesverpackungsverordnung, die auf eine thermische Verwertung oder Deponierung von "Grüne- Punkt"-Verpackungen abzielen, eine Vertragskündigung möglich sein. Niemann rechnet damit, daß SPD und Grüne in der Januar-Sitzung des Stadtparlaments dieser Abmachung zustimmen werden.
Ungeachtet dessen wird das Umweltministerium des Landes voraussichtlich im Januar eine sogenannte Freistellungserklärung für den Einzelhandel abgeben, damit er die Verpackungen - wie eigentlich gesetzlich vorgesehen - nicht selbst zurücknehmen muß. Diese Sonderregelung soll zunächst bis zum 1. März gelten. Dann muß das Duale System Deutschland nachweisen, daß sein Entsorgungssystem flächendeckend ist.
Wenn dies nicht möglich sein werde, "ist es noch offen, wie es weitergeht", sagt Niemann. fin
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Schöne und das Biest (17 und 19 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Sister Act (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Die Schöne und das Biest (15, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Columbus 1492 - Die Eroberung des Paradieses (15, 17 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Kevin allein in New York (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Galerie Scheffel, Ferdinandstr. 19: "Auras del Silencio" von Ricardo Calero, 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr.
Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: Kinder- und Jugendbuch-Ausstellung, 14 bis 17.30 Uhr.
Kurtheater: "40 Jahre Kurtheater", Fotoausstellung, 15 bis 19 Uhr.
Friedrichsdorf. Heimatmuseum Alt Seulberg: "Geschichte der Kalender", 8.30 bis 12 Uhr.
Oberursel. Galerie Streitenfeld, Lange Str. 75: "Bühnenbild, Plakat, Buchillustration" von Volker Pfüller, 15 bis 20 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Königsteiner Volksbank: Arbeiten von Gertrud Schloßmacher, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr.
Luxemburger Schloß: Ausstellung des Schweizer Malers Jan-Peter Fluck im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Grävenwiesbach. Beratung der Landesversicherungsanstalt Hessen, Rathaus, Zimmer 6, 9 bis 11 Uhr.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.
Usingen. Sprechstunde des Kreisgesundheitsamtes: 8 bis 11 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.
Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.
Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Gymnastik im Ferdinand- Balzer-Haus, Schulstr. 25, 9 Uhr, 10 Uhr und 14 Uhr.
Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde 14.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: letzter Treff vor dem neuen Jahr, 14 bis 17 Uhr.
Bad Homburg. Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22, 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen der Jugendgruppe des BDP, Alte Schule, 17 bis 19 Uhr.
Oberursel. Stadtbücherei am Markt: Basteln und Vorlesen für Kinder ab 6 Jahre, 15 bis 18 Uhr. Sonstiges
Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1, 13.20 Uhr.
Grävenwiesbach. Ortstermin zur Festlegung des Standortes für den neuen Laufbrunnen in Mönstadt, Mönstadter Straße/Ecke Bachstraße, 13.30 Uhr.
Wehrheim. Verkauf von Weihnachtsbäumen zum Selbstschlagen, Reitplatz Pfaffenwiesbach, 14 bis 16 Uhr.
Schmitten. Blutspendetermin des DRK, Dorfgemeinschaftshaus Arnoldshain, 18.30 bis 20.30 Uhr.
BUTZBACH. Die Planung für eine Bioabfall-Kompostierungsanlage in Hoch- Weisel wird ein Hanauer Ingenieurbüro für 300 000 Mark erarbeiten. Das hat jetzt der Kreisausschuß entschieden. Im Herbst 1993 sollen die Planungen beendet sein, so daß im Sommer 1994 mit dem Bau begonnen und die Anlage dann im ersten Halbjahr 1995 in Betrieb genommen werden kann, wie die Wetterauer Umweltdezernentin Gila Gertz hofft.
In Hoch-Weisel sollen dann die kompostierbaren Abfälle der Butzbacher, Münzenberger, Rockenberger, Ober-Mörler, Steinfurther und Nieder-Mörler Haushalte kompostiert werden. Umweltdezernentin Gila Gertz geht davon aus, daß in Hoch-Weisel jährlich rund 6000 Tonnen Kompost antransportiert und zu Humus weiterverarbeitet werden.
Gila Gertz: "Der Kompost ist ein wertvolles Material, das auf der Mülldeponie durch die Entwicklung von Gasen nur Schaden anrichten würde". str
Waldhütte abgebrannt ALTENSTADT. Ausgebrannt ist am Sonntagabend ein Jagdhaus in Altenstadt-Lindheim. Die Feuerwehr konnte nichts mehr retten, da sie mit ihren Löschfahrzeugen nicht bis zu dem hölzernen Jagdhaus fahren konnte und sie einige Zeit benötigte, bis sie über eine längere Strecke die Wasserschläuche gelegt hatte.
Es ist reiner Zufall, daß just zu diesem Zeitpunkt, an dem die Tage wieder länger werden, auch bei den Oberliga-Kickern der SG Egelsbach ein Lichtlein aufgeht. Flutlicht nennt sich derlei technische Errungenschaft, unter dem Sportler auch bei kräftiger Dunkelheit ihrer Lust am Spiel frönen können.
Grund zum Strahlen hatte der Verein in der Vergangenheit ohnehin genug; den sportlichen Meriten folgt nun auch ein adäquateres Umfeld. Denn die in der Oberliga strapazierten Knochen müssen in Zukunft nicht auch noch auf Hartplatz oder Kunstrasen zu Trainingszwecken geschunden werden. Statt Läufen in stockdunkler Nacht steht nun der beleuchtete Blick aufs Spielgerät an. Zwar kann der kleine Nachbar dadurch noch nicht aus dem Schatten des großen Kontrahenten Kickers Offenbach treten, aber zumindest die Bedingungen für derlei ehrgeiziges Vorhaben sind geschaffen. "Wir haben in der Oberliga einen beachtlichen Leistungsstand erreicht", weiß Egelsbachs Spielausschuß-Vorsitzender Klaus Leonhardt zu berichten, "da ist es wichtig, die Bedingungen zu schaffen."
Am Dienstag wurde nun also ein langgehegter Wunsch offiziell erfüllt. Bürgermeister Heinz Eysen knipste die 80 000 Mark teure Anlage an, indem er sie dem Vorsitzenden der SG Egelsbach, Dieter Heller, übergab und damit für ein Ende langwieriger Entscheidungsprozesse sorgte. Denn die Begierde nach mehr Licht im winterlich fußballerischen Alltag der Egelsbacher Kicker besteht seit geraumer Zeit. "Unter Lothar Buchmann konnten wir das noch kompensieren, indem das Training vorverlegt wurde", blickt Leonhardt auf vergangene Improvisationskünste zurück. Doch mittlerweile schwingt der Fußballehrer am schon lange beleuchteten Bieberer Berg in Offenbach das Zepter, und aufgrund beruflicher Verpflichtungen mußte der jetzige Coach, Herbert Schäty, auf die Nebenplätze ausweichen.
Die Kosten für die Anlage bezuschußten die Gemeinde und der Gesamtverein. Eigenleistungen der Fußball-Abteilung stellten darüber hinaus sicher, daß mit Beginn der Vorbereitung auf die Rückrunde in Egelsbach weicher Rasen und durch das nun ungestörte Training bedingte fußballerische Fortschritte im Rampenlicht stehen. Und weil der helle Schein, der künftig über dem Gelände liegt, auch ausreicht, einen fußballerischen Wettkampf zu illuminieren, wartet die SG Egelsbach auch noch auf den Zuschuß des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV). fro
WETTERAUKREIS. Schüler und Eltern aufgepaßt: Fahrtkosten zur Schule erstattet der Wetteraukreis nur dann, wenn diese bis zum 31. Dezember beim Kreis beantragt werden.
Nach den gesetzlichen Bestimmungen werden nur die Fahrtkosten von Schülern erstattet, die allgemeinbildende Schulen bis zur Jahrgangsstufe 10, Berufsschulen, ein Berufsvorbereitungsjahr oder ein Berufsgrundbildungsjahr besuchen.
Übernommen werden jedoch nur die Fahrkosten für öffentliche Verkehrsmittel. Als Belege gelten die gelösten Fahrscheine. Wer mit dem Auto, Mofa oder Motorrad zur Schule fährt, muß die dabei entstandenen Kosten selbst bezahlen.
Weitere Auskünfte erteilt das Schulverwaltungsamt des Wetteraukreises, Telefon 0 60 31 / 8 35 28. str
HÖCHST. Seit Tagen verteilt Gisela Breuer in der Fußgängerzone Einladungen - an Obdachlose. Die sollen an Heilig Abend in der Christophorus-Gemeinde wieder eine Herberge finden. Im Gemeindesaal wollen Christen mit Wohnsitzlosen Weihnachten feiern.
Damit's auch richtig festlich wird, soll ein kaltes Buffet aufgetischt werden. Gisela Breuer: "Wurst, Käse, Salat, Gebäck, Obst, der kleinste Beitrag ist willkommen." Wer etwas zur Feier beitragen möchte, kann die Spende noch heute von 9 bis 12 Uhr im Gemeindebüro, Hospitalstraße 42, abgeben. Morgen werden die Gaben von 14 Uhr an im Gemeindesaal (Eingang vom Bahndamm aus) angenommen. Sekt, Bier und andere Alkoholika sind bei der Feier tabu. Aufs Fest werden die Gäste mit Saft anstoßen. Nach dem Mahl will Kirchenvorständlerin Gisela Breuer eine Weihnachtsgeschichte erzählen. Damit die obdachlosen Gäste am Heiligen Abend nicht unter sich bleiben, ist jeder willkommen, sich mal ein Stündchen mit ihnen an einen Tisch zu setzen. Die Feier beginnt um 19 Uhr. Gegen 23 Uhr werden die Kerzchen am Christbaum gelöscht. tos
MÜHLHEIM. "Für uns bleibt die SPD unsere politische Heimat." Deshalb wollen Susan und Albert Roloff sich nicht an der Gründung einer Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" beteiligen. Die beiden gehören zu den sechs ehemaligen SPD-Fraktionsmitgliedern, die als "Freie Sozialdemokraten" eine eigene Fraktion gebildet haben. Die anderen vier haben einen Aufruf zur Gründung der "Bürger für Mühlheim" unterschrieben.
Während Susan und Albert Roloff die neue Fraktion als "parlamentarische Notwehr" bezeichnen, weil die SPD durch Aberkennung parlamentarischer Rechte "unsere Handlungsfähigkeit als Stadtverordnete einzuschränken versucht hat", distanzieren sie sich von den "Bürgern für Mühlheim". Die Chance einer Wählerinitiative, in das nächste Stadtparlament einzuziehen, halten sie "aufgrund der von wenigen Führungsgenossen der SPD allein zu verantwortenden Mühlheimer Verhältnisse leider für realistisch". pmü
Die Fremden gehören inzwischen dazu Asylbewerber-Unterkunft: Widerstand hat sich gelegt, Hilfsbereitschaft ist groß Von unserem Mitarbeiter Peter Hanack NEU-ISENBURG. Fröhliche Weihnachten überall, die Bäume sind geschmückt, Geschenke gekauft und verpackt. Den Menschen, die sich am Heiligabend in der Asylbewerber-Unterkunft in Zeppelinheim rings um dem Christbaum versammeln werden, ist es nicht so festlich zumute. Sie sind aus ihrer Heimat geflohen, weil dort Krieg oder Hunger herrschen, Elend und Not den Menschen keine Zukunft lassen. Daß sie die Weihnachtstage dennoch friedlich verbringen können, verdanken sie auch all jenen freiwilligen Helfern, die in ihrer Freizeit versuchen, den Fremden das Leben in der Fremde ein wenig leichter zu machen. "Mit der Bevölkerung im Ort gibt es keine Reibereien", erzählt Hans-Günter Kessler, der das privat betriebene Wohnheim leitet. "Im Sommer kamen sogar ab und zu Leute vorbei und spendierten den Kindern Geld für ein Eis oder Süßigkeiten." Männer und Frauen aus der Gemeinde sammeln Kleiderspenden für die Neuangekommenen, leiten einen Sing- und Spielkreis oder unterrichten die Asylbewerber in der deutschen Sprache.
Als es im November 1989 hieß, daß im Airotel Asylbewerber untergebracht werden sollen, war es um den Frieden erst einmal geschehen. Die Einwohner fürchteten, zu Fremden im eigenen Ort zu werden. Von drohenden Gewaltverbrechen war die Rede: Drogen, Vergewaltigungen, Einbrüche und Diebstähle.
Doch diese Welle von Kriminalität blieb aus. Schon einige Wochen, nachdem im Dezember die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Konferenzhotel in der Nachbarschaft von Büros, Lagerhallen und Autowerkstätten eingezogen waren, beruhigten sich die Gemüter. Langsam gewöhnten sich Fremde und Einheimische aneinander, allmählich kehrte wieder der Alltag ein.
Noch vor Ankunft der ersten Fremden hatten die evangelische und die katholische Kirche einen Arbeitskreis ins Leben gerufen, um gemeinsam zu überlegen, wie das Zusammenleben mit den Neuankömmlingen friedlich gestaltet werden könne. Daß die befürchteten Konflikte ausgeblieben sind, liegt nach Ansicht von Pfarrer Christoph Deuchert von der evangelischen Gemeinde auch daran, daß nicht wie angekündigt 280 Flüchtlinge in die 1500-Einwohner-Gemeinde gekommen sind, sondern lediglich 200. Wichtiger aber sei es gewesen, daß sich sehr bald Leute gefunden hätten, die bereit Pantomime im Unterricht waren, den Fremden regelmäßig zu helfen. Eine von diesen Leuten ist Margret Schmidt. Früher hat sie in einer Bank gearbeitet, dann kamen die zwei Töchter, die Hausarbeit. "Als ich dann irgendwann nur noch in der Küche gestanden habe, kam mir der Arbeitskreis für das Heim gerade recht", erzählt sie. Heute leitet sie an zwei Vormittagen in der Woche den Kindergarten, betreut bis zu 30 Kinder auf einmal und versucht, mit Händen und Füßen zwischen den vielen Nationen zu vermitteln.
Viele der Heimbewohner sprechen kein Deutsch, kaum ein paar Brocken Englisch oder Französisch. Die Kirchen haben deshalb einen Sprachunterricht organisiert, den die Stadt bezahlt. Einmal die Woche werden die Kinder in die Selma- Lagerlöf gefahren, bekommen dort zwei Stunden Deutschunterricht.
Die Erwachsenen treffen sich im Keller des Airotels, der ehemaligen "Zeppelinbar", zum Sprachkurs. "Bei knapp 40 Teilnehmern, die kaum ein Wort Deutsch sprechen, läßt sich natürlich nicht allzu viel machen", berichtet Klaus Jerschkewitz. Zusammen mit Sabine Martin leitet er den Kurs. Das Lehrmaterial hat er sich bei befreundeten Lehrern besorgt.
Wenn Englisch und Französisch beim Erklären nicht weiterhelfen, spielt der Student auch schon mal Pantomime oder bringt als Anschauungsmaterial einen Korb mit Obst und Gemüse mit. "Wenn auch sprachlich nicht allzu viel rüberkommt, macht der Unterricht den Leuten wenigstens Spaß und bringt ein bißchen Abwechslung in den Heimalltag."
Abwechslung bringen auch die Besuche auf dem Sportplatz, Spielfeste oder ein Nähkurs. Nachbarn haben Spielzeug gespendet, jetzt fehlen vor allem noch ein paar Großgeräte wie Schaukel, Tisch-tennisplatte oder ein Basketballkorb.
Die meisten der Asylbewerber bleiben zwischen drei Wochen und einem halben Jahr im Heim. Dann werden sie in andere Unterkünfte verlegt. Ohne die Unterstützung von außen bliebe den meisten nichts als das Warten auf den "Transfer". Bei 80 Mark Taschengeld im Monat sind Kinobesuche oder der Eintritt für das Hallenbad schon zu teuer. Daß es auch innerhalb der Unterkunft kaum ernsthafte Streitigkeiten gebe, obwohl die Menschen oft zu sechst in einem Zimmer leben müßten, führt Betriebsleiter Kessler auch auf die Unterstützung durch die freiwilligen Helfer zurück. "Schon bald haben die Leute in Zeppelinheim gemerkt, daß die Fremden auf ihren Straßen meist verschüchterte und gutmütige Menschen sind", berichtet Pfarrer Deuchert. "Beim Einkauf oder an der Bushaltestelle erregen die exotischen Gesichter kaum mehr Aufsehen." Doch die Gewöhnung hat auch ihre negativen Seiten. Als die Auseinandersetzung am Toben war, hätten sich viel mehr Einheimische für die Fremden interessiert. Nach drei Jahren des friedlichen Nebeneinanders wünscht sich Pfarrer Deuchert nun, daß wieder mehr Leute in den Arbeitskreis kommen und sich Gedanken machen wür- den, wie die Kontakte zu den Asylbewerbern weiter verbessert werden könnten.
Autos aufgebrochen oder gleich komplett gestohlen
WETTERAUKREIS. In der Nacht zum Sonntag sind in Friedberg, Bad Nauheim und in Wölfersheim insgesamt drei Autos gestohlen und ein weiteres in Friedberg aufgebrochen worden. Außerdem drangen in der gleichen Nacht Einbrecher in eine Gaststätte in Friedberg ein. Entsprechende Versuche in zwei weiteren Wirtschaften in der Kreisstadt scheiterten jedoch. Aus dem offenen Hof eines Anwesens in der Kaiserstraße wurde ein schwarzer Opel Kadett E (Baujahr 1989, amtliches Kennzeichen FB-RM 129) im Wert von 13 500 Mark gestohlen. Ein kupfermetallicfarbener Opel Rekord E (Baujahr 1983, FB-KJ 417) im Wert von rund 3000 Mark war es in der Luisenstraße in Bad Nauheim, und ein hellblauer Opel Omega-Kombi (Baujahr 89, FB-AZ 657) im Wert von etwa 17 500 Mark wurde in der Nähe der Wölfersheimer Kirchgasse gestohlen. Ebenfalls in der Nacht zum Sonntag wurde ein in der Friedberger Saarstraße abgestelltes Auto aufgebrochen, und daraus wurden vier Hochtöner-Lautsprecher im Wert von rund 250 Mark entwendet.
In einer Gaststätte in der Usagasse stahlen Einbrecher aus einem Dart-Automaten und der in einem Nebenraum abgestellten Thekenkasse insgesamt 2000 Mark.
Ebenfalls in der Nacht zum Montag versuchten Einbrecher in eine weitere Gastwirtschaft in der Nähe des "Fünffingerplatzes" und in ein Lebensmittelgeschäft einzudringen. Die Einbrecher scheiterten jedoch an den Türen. str
SCHWALBACH. Zum FR-Artikel vom 22. Dezember "Schwalbacher Haushalt verabschiedet" stellt der Stadtverordnete der Unabhängigen Liste, Günter Pabst, richtig, er habe nicht davon gesprochen, daß die Vordertaunusstadt den geringten Schuldenstand aller Kommunen im Kreis aufweise. Pabst verglich lediglich die Pro- Kopf-Verschuldung Schwalbachs mit der von Eppstein, Hochheim und Kriftel, die ähnliche Einwohnerzahlen aufweisen.
Im Vergleich mit diesen Kommunen schneide Schwalbach am besten ab. she
FRIEDBERG. "Buon natale" grüßte die kleine Rosa italienisch zur Weihnachtsfeier an der Musterschuler ihre rund 170 Mitschüler/-innen. Der kleine Arthur aus Polen steuerte "Wesolych Swiat" bei. Wie die beiden sprachen einige Buben und Mädchen an der Friedberger Grundschule mit 43 ausländischen von 173 Kindern den Weihnachtsgruß in ihrer Landessprache: Spanisch, Russisch, Portugiesisch, Malayisch, Serbokroatisch.
Mit der "internationalen Weihnachtsfeier" zu Beginn der Weihnachtsferien und zum Jahresende wollten Schulleitung und Kollegium nach den Worten der Leiterin Monika Schäfer ein Zeichen setzen: "Wir betreiben hier jeden Tag Friedenserziehung." Das war auch zur Feier im Turnsaal zu beobachten. In der quirligen Kinderschar hüpften, plauderten und rangelten Mädchen und Buben aus Deutschland, der Türkei, Hongkong und Italien ganz selbstverständlich miteinander. Der Satz "Werdet wie die Kinder" von dem Mann, dessen Geburt morgen gefeiert wird, kam unweigerlich in den Sinn.
Lauter Jubel erscholl, als Frau Schäfer die Anlässe der Feier zusammenfaßte: Letzter Schultag vor den Weihnachtsferien, bald heiliger Abend, und in einer Woche geht das alte Jahr zu Ende. Bevor verschiedene Gruppen der kleinen Grundschüler einstudierte Gesänge, Gedichte oder Tänze vorführten, schilderte die Schulleiterin, daß Christen in der ganzen Welt an Weihnachten die Geburt Jesu feiern. "Auch andere Religionen kennen solche Tage, die vor allem von den Kindern mit großer Freude erwartet werden, weil sie Geschenke erhalten, wie das jüdische Chanukka-Fest oder der türkische Ramadan." Weihnachten sei auch ein Fest des Friedens, erinnerte Frau Schäfer. Daran sollten vor allem jene Menschen in unserem Land erinnert werden, die noch immer nicht begriffen hätten, daß in Deutschland Männer, Frauen und Kinder Zuflucht und Schutz suchen, weil in ihren Heimatländern Hunger und Not herrsche. "Ich wünsche mir und Euch für 1993 Frieden, von dem die Weihnachtsbotschaft spricht; daß das Verständnis der Menschen füreinander wächst; daß wir alle lernen, die Eigenheiten und Besonderheiten unseres Nächsten verständisvoll zu lieben und freundlich miteinander umzugehen. Haß und Gewalt dürfen in unserem Land keinen Platz mehr haben." Die womöglich einzige Ausländerbeirätin an einer Friedberger Schule, Belgüzer Taspinar, wünschte allen ein frohes Weihnachtsfest und "daß ihr weiter so zusammenhaltet wie bisher". Sie ist vor einem Monat an der Schule von den Eltern gewählt worden und kümmert sich um kleine und größere Probleme ausländischer Kinder. Mit einem türkischen Lichtertanz, bei dem die Kinder in jeder Hand eine Kerze hielten, wurde erkennbar, daß die Symbolik und Hoffnung auf das Licht auch in anderen Kulturen eine Rolle spielt. de
OFFENBACH. Zwischen Fayencen aus der Offenbacher Manufaktur, altem Mobiliar und Lithographien von Alois Senefelder leuchtet es seit einigen Wochen knallbunt aus den Vitrinen im ersten Stock des Offenbacher Stadtmuseums. Der Frankfurter Sammler Carlernst Baecker zeigt dort bis April die schönsten seiner wertvollen Objekte als "Spielzeug im Wandel der Zeit", das sich durchaus mit anderen musealen Kulturzeugnissen wie Keramik, Schmuck oder Bildern messen kann.
Einen Besuch während der Feiertage ist die Ausstellung allemal wert: Die Älteren genießen das Nostalgische des alten Spielzeugs, die Kinder das originelle Design und die fröhlichen Farben.
Carlernst Baecker gilt inzwischen als Experte für altes Blechspielzeug und hat im Laufe von Jahrzehnten 27 Bücher über seine große Leidenschaft herausgegeben oder verfaßt. Darin läßt sich nachlesen, wie aus den mechanischen Raritäten des 18. Jahrhunderts (den musizierenden Automaten, quakenden Kunstenten und sprechenden Puppen) die Massenproduktionen der Neuzeit entstanden. Was einst Könige und andere gekrönte Häupter entzückte, ließ sich hundert Jahre später (wenn auch nicht mehr ganz so kunstvoll) für ein paar Groschen in jedem Krämerladen erwerben.
Am Anfang aller Blechspielsachen stand der Wunsch des Menschen, die Natur durch Mechanik zu imitieren. Die künstliche Bewegung faszinierte alt und jung. Zunächst trieb ein Uhrwerk das Spielzeug an, dann eine kleine Dampfmaschine, später waren es Batterien und der elektrische Strom.
Dank dieser "Motoren" ist die Beschäftigung mit altem Spielzeug manchmal gar nicht ungefährlich, wie Carlernst Baecker erzählt: Beim Probelauf einer Eisenbahn löste sich einmal unvermittelt das Uhrwerk und durchschlug eine Holztür, ein andermal setzte eine unbeaufsichtigte Dampfmaschine die ganze Anlage in Brand.
Der Frankfurter Sammler, der in den fünfziger Jahren seine ersten Exponate zusammentrug, spezialisierte sich in jüngster Vergangenheit zunehmend auf die "Urzeit" des Blechspielzeugs - die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals entstanden die allerersten Industrieprodukte in den Prägepressen der Fabriken.
In jenen Frühzeiten verwendeten die Arbeiter und Arbeiterinnen viel handwerkliches Geschick auf die Fabrikation der kleinen Kunstwerke. Die Spielsachen wurden mit der Hand bemalt - erst später ersetzten farbige Lithographien das Hantieren mit dem Pinsel.
Innerhalb weniger Jahrzehnte hatten damals deutsche Fabrikanten die Nase vorn im internationalen Wettbewerb. Namen wie Märklin, Bing oder Günthermann signalisieren noch heute dem Sammler exquisite Qualität - und natürlich inzwischen auch hohe Preise.
Einen richtigen Boom erlebten die zappelnden Clowns, die drolligen Tanzbären und Hüpffrösche aus Blech am Ende des 19. Jahrhunderts - einen weiteren Aufschwung dank Automobil, Eisenbahn, Flugzeug und Dampfschiff in den zwanziger und dreißiger Jahren. Nun war das absolut naturgetreue Modell Trumpf, die exakte Nachbildung des "Orient-Expresses" oder des Rennwagens "Bluebird III", mit dem 1932 ein Geschwindigkeitsweltrekord gelang.
Schade nur, daß die wertvollen bunten Spielsachen unbeweglich in die Museumsvitrinen eingesperrt sein müssen - denn natürlich wirken die Figürchen, die Tiere, Autos und Züge am faszinierendsten in der Bewegung. Lediglich eine einzige Eisenbahn rollt im Museum über die Schienen, durch ein ganzes Spielzeugwunderland mit Häusern und Menschen.
• Die Öffnungszeiten des Stadtmuseums, Parkstraße 60, in dem es neben den Blechspielsachen auch Vitrinen voller alter Puppen und ein zauberhaftes Puppenhaus zu sehen gibt: geschlossen an Heiligabend und am ersten Feiertag, geöffnet am 26. und 27. Dezember zwischen 10 und 17 Uhr. Wie an jedem Montag ist das Museum am 28. Dezember geschlossen, offen dagegen am 29. Dezember (von 10 bis 17 Uhr) und 30. Dezember von 14 bis 20 Uhr. Feiertagesruhe wiederum am 31. Dezember und an Neujahr, besucht werden kann die Ausstellung dagegen am Wochenende, 2. und 3. Januar, jeweils von 10 bis 17 Uhr.
OFFENBACH. Kürzere Wartezeiten und schnelleren und freundlicheren Service im Einwohnermeldeamt und bei der Ausländerbehörde versprechen sich Oberbürgermeister Wolfgang Reuter und der Magistrat durch die Umstrukturierung und die Zusammenlegung der beiden Ämter.
Die Einwohnermeldestelle im Rathausfoyer ist das Amt im Rathaus, das am meisten von Bürgern direkt frequentiert wird. Fast jeder der rund 116 000 Offenbacher spricht hier mindestens einmal im Jahr vor, um sich umzumelden, seine Steuerkarte zu holen oder seinen Paß verlängern zu lassen.
Klar, daß es dabei viel Gedrängel gibt, und die Öffnungs- und Sprechzeiten des Amtes nicht immer ausreichen. "Die Öffnungszeiten sind ein Problem", gibt Oberbürgermeister Reuter zu und verspricht: "Weil die Verwaltung für den Bürger da ist, wollen wir aus einer Hoheitsbehörde einen echten Bürgerservice machen."
Daß jemand jedoch deshalb seinen neuen Paß schneller als bisher bekommt, bezweifelt Reuter: "Das hängt weiterhin von der Bundesdruckerei ab, und die braucht bislang noch vier bis sechs Wochen."
Um die gewünschten besseren Sprechzeiten zu erreichen, wird das Einwohnermeldeamt im Laufe des Jahres 1993 aus dem Ordnungsamt ausgegliedert und mit der Ausländerbehörde zusammengelegt. Das neue Amt wird dann 55 Mitarbeiter haben. Sie werden durch Schulung höher qualifiziert. Die Arbeitsplätze werden so umorganisiert, daß mehr Zeit für die Beratung bleibt. Amtsleiter wird Thomas Gey, der bisherige Leiter der Ausländerbehörde. Das Ordnungsamt und das Rechtsamt werden dann zu einem neuen Amt verbunden. Die Zusammmenlegung von Einwohnermeldeamt und Ausländerbehörde, so erklärt Gey, soll vor allem die bisherige Doppelbearbeitung von Vorgängen verhindern. Deutsche und ausländische Mitbürger werden deshalb in einem Register zusammengefaßt.
Die Umstrukturierung von Einwohnermeldeamt und Ausländerbehörde ist ein Teil des Haushaltssanierungskonzeptes von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung und soll bis spätestens 1996 abgeschlossen sein. Dabei sollen nicht nur Bürokratie und Verwaltungskosten gesenkt, sondern auch Personal eingespart werden.
Auf konkrete Zahlen will sich Amtsleiter Thomas Gey aber noch nicht festlegen. lz
In der Nacht vom 21. zum 22. Dezember gab es in der Turnhalle des Burggymnasiums Friedberg eine Lesenacht unter dem Motto "Deutsche lesen Ausländer". Die Veranstaltung wurde organisiert und durchgeführt vom Deutsch-Grundkurs der 13. Klasse unter der Leitung des Deutschlehrers Ralf Voss.
Gedacht war die Nacht als Kommunikationsbrücke zum besseren Verständnis ausländischer Kulturen. Um 22 Uhr begann das Ereignis, in der längsten Nacht des Jahres, was Herr Voss symbolisch mit der Hoffnung verband, die Dunkelheit in Deutschland möge ab dem nächsten Morgen vielleicht abnehmen.
Auf einem kleinen provisorischen Podium mit einem Stuhl, einer Leselampe und einem Mikrophon, umgeben von einem Kerzenhalbkreis fing der Schüler Marcus Radermacher mit einem Text von Ho Chi Minh an. Die Zuhörerinnen und Zuhörer, etwa einhundert Schüler, die auf Turnmatten und Decken saßen, hörten gespannt zu.
Die Texte kamen aus verschiedenen Ländern, aus Vietnam, China, Tunesien, Irak, Rußland, der Türkei. Sie befaßten sich mit Themen wie Armut, Verfolgung, Diskriminierung, aber auch Liebe. Auf Liebe untereinander, egal welcher Herkunft die Menschen sind, sollte auch dieses Projekt hinweisen, aber "die Liebe ist ein großes Geheimnis", wie einer der Autoren schreibt, und Zeichen wie dieses sollten ein Beispiel für alle sein. "Der Weg zur Verständigung ist unendlich lang." Für manche scheint er beschwerlich zu sein.
Zwei ausländische Schüler trugen Originaltexte in ihrer Heimatsprache vor, einen in Türkisch, einen in der Sprache der Roma.
Das Publikum blieb während des Vorlesens andächtig ruhig und nutzte die viertelstündigen Pausen zur Diskussion. Ab drei Uhr früh wurde es schwierig zwischen noch Zuhörenden und bereits von der Müdigkeit Übermannten zu unterscheiden, was jedoch nicht mit fehlendem Interesse, sondern mit der späten Stunde zu erklären war.
Schade eigentlich, daß so wenige Lehrer der Lesung beiwohnten. Fraglich, ob sie ihrer Funktion als Vorbilder gerecht werden, wenn selbst bei schulinternen Veranstaltungen das Interesse fehlt.
MANUEL WINTER
KELKHEIM. Wer Weihnachten im Kreis der Familie nur in kleineren Dosen genießen mag, kann auch ein wenig im Jazzclub in der Hornauer Alten Schule feiern: Am Donnerstag, 24. Dezember, gibt's ab 20.30 Uhr Musik aus der Konserve.
Die "5. Advent-Feier" ist am Sonntag, 27. Dezember, ab 20 Uhr mit der legendären "Transuse-Horror-Band" angesagt. Zu gewinnen ist ein "Sauerkraut-Preis". Bedingung: Man muß mit möglichst eigenen Kompositionen und - wenn's geht - deutschen Texten oder einem originellen Vortrag ans Mikrophon. ana
FRANKFURT A. M. Nach dem polyphonen Stimmenwirrwarr ein Monolog; nach der großen Anstrengung, sich mit Getöse in der Welt zu behaupten, der Rückzug in Stille und Selbstbefragung; nach der Verweigerung von Geschichte oder ihrem rituellen Mißbrauch zur Bewältigungsfeier oder (Selbst-)Anklage ein Zurückhorchen in das, was war, was hätte werden können, was noch kommen könnte.
Im Bockenheimer Depot von Schauspiel Frankfurt nach der Uraufführung von Rainald Goetz' tumultuösem Text "Festung" tags darauf ein Monodrama; nach dem Exorzismus die innere Einkehr. Wer immer nach vier Stunden "Festung" nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand und sich fragte, ob der des Autors fest säße oder nicht eher schlakkernd rotiere: der sah sich 24 Stunden später für diese ziemliche Zumutung köstlich belohnt von einem Text, einer Inszenierung, einem Schauspieler, und das - leider: nur - anderthalb Stunden kurz.
Hans Hollmann, wiederum bei dieser zweiten Uraufführung für Regie und Raum zeichnend (Mitarbeiterinnen: Jessica Steinke und Henrike Engel) läßt zahlreiche kleine Tische im Spielraum verteilen mit je einem Stuhl davor. Auftritt ein Mann, "Alter" genannt, und seine ersten Worte richtet er an das Publikum - das in "Festung" gleich überfallartig angelärmt wird -; sie gelten der Stille. "Hören Sie das? Moment, jetzt haben Sie das gehört?" Was der Alte zu hören glaubt und wofür er gerne Mithörer hätte? Das Öffnen und Schließen der Augenlider.
Jürgen Holtz steht da, leicht eingebukkelt, glatzköpfig, gedrungen, fleischig- muskulös; er bewegt sich leicht schlurfend, so, als halte ihn ein inneres Laufwerk langsam aber beständig in Bewegung. Auch im schweren Hocken fällt er nicht in sich zusammen, ruht eher tief aus. Der Mann spricht mit sich selbst, doch auf eine so wundersam kommunikative Art, daß, wer ihm zuhört, sich einfach angesprochen fühlen muß. Worüber er spricht? Über nichts, über manches, über alles. Darüber vor allem, was der Mensch wohl braucht, um wirklich Mensch sein zu können, auch anderen. Er braucht ein Einverständnis mit sich selbst, muß sich selbst akzeptieren, mögen, und er sollte Bedürfnis nach anderen haben, im nahen wie im weiteren Sinn, Verlangen nach Berührung und Haut, nach menschlichem Austausch.
Der Alte ist neugierig sogar noch auf sich selbst, zugleich ist er illusionslos und wohl nicht eben ein zäher Typ gewesen. "Na ja", und "hm", das sind seine Abspannkommentare zu den kleinen Denkausflügen, bei denen die Horizontlinie nicht weit sich verschiebt, aber immer wieder neu vermessen wird. Hier artikuliert sich jemand keineswegs selbstsicher, doch bemerkenswert autonom und mit dem ausgestattet, was einmal ohne Beigeschmack "gesunder Menschenverstand" hieß.
Ein Mensch, der innerhalb seiner Möglichkeiten keine Denkverbote kennt. Nicht weniger und nicht mehr. Und keiner, der so tut als ob, der mit seinen wirklichen Beweggründen taktierend und berechnend hinterm Berg hält. Einfach - wieder so eine unzeitgemäße Bezeichnung - eine "ehrliche Haut". Man hört ihm erst leicht amüsiert, dann aufmerksam, dann immer stärker angerührt zu. Denn natürlich "stimmt etwas nicht" mit diesem Mann. Mit ihm muß etwas passiert sein.
Anders als in "Festung", wo die Leute oft reden, als ob ihre Sätze und Hirne perforiert worden seien, wo die Falschen das Richtige sagen und umgekehrt -: anders als in dieser Jam-Session des laufenden Schwachsinns spricht in "Katarakt" nur einer mit einer Stimme, doch nicht immer scheint sie ihm zu gehören. Es ist manchmal, als höre er Stimmen und als sprächen sie aus ihm. Und was ist das überhaupt für ein Ort?
Der Alte geht langsam zwischen den Tischen umher, Scheinwerfer schneiden ihn aus der Dunkelheit, läßt sich auf einem Stuhl nieder, steigt auf eine Tischplatte, als begebe er sich immer auch zu den Schränken und in die Schubladen seines Lebens, wo er, so sieht es aus, all die Zeit mit sich allein war. Die Ziffern der einzelnen Text-Kapitel werden ihm per Lautsprecher zugerufen, einmal serviert ihm ein livrierter Diener ein Glas Rotwein. Läuft irgendwo ein Tonband zur Anamnese? Der Autor ist ausgebildeter Psychiater. Was er gehört hat und weiß, davon teilt er seinem Theatertext mit und dem Alten, ohne daraus einen Fall aus der Psychiatrie zu machen. Freilich wird schon jeder, gerade weil er sich "klar im Kopf" glaubt, sich gefragt haben, ob er nicht selbst "ein Fall für die Psychiatrie" sei.
Daß dieser latent klinische Aspekt bei "Katarakt" im Hintergrund bleibt, ist ganz wesentlich Jürgen Holtz zu danken. Er, der Monologisierende, das Soloinstrument für einsame Hausmusik, erweitert seinen Text zur Kammermusik, ja zum Orchesterklang. Unüberhörbar berlinerisch grundiert, aber angenehm, tastet sich seine Stimme in nachdenklichem Frageton vom vertrauten, oft begangenen ins unbekannte, verwucherte Gelände, den manchmal wie widerstrebenden Leib hinter sich herziehend, der wiederum einen massiven Stützpunkt bildet für alsbald abgebrochene Höhenflüge.
Stimme, Antlitz, Körper, Bewegung: bei Jürgen Holtz verschmelzen sie zu einer Einheit, in der noch das Befremdliche sich als eigen, also vertraut, oder doch mindest: vertrauenheischend darstellt. Mehr ist im Moment in dieser Welt wohl nicht drin. Hans Hollmann gibt der famosen Leistung des Schauspielers den notwendigen Rückhalt und Freiraum. Bei ihm und besonders Jürgen Holtz bedankte sich Rainald Goetz, mit ihnen nahm er den - anders als am Vorabend nun prasselnden - Premierenbeifall entgegen. Die "Festung" wurde im Frankfurter Schauspiel-Depot halbwegs geschleift; der "Katarakt" famos schiffbar gemacht.
HELMUT SCHMITZ
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Gruppe "Flapp" (unser Bild) zählt zu den festen Programmpunkten im alljährlichen Mitmach-Konzert in der katholischen Christ-König-Kirche Walldorf. Diesmal war sie zu hören mit dem vorweihnachtlichen Lied "Wir sagen Euch an den lieben Advent". Geboten wurde ein kleines Programm vom Bossa Nova bis zur Mondscheinsonate, vom "Yesterday" der Beatles bis zu "Neuer Morgen". Solisten waren ebenso dabei wie Gruppen, darunter eine "Weihnachtscombo". Die Vielfalt von Klassik bis zu Modernen macht den Reiz dieses Konzertes aus.
Es begann einst damit, daß junge Leute der katholischen Kirchengemeinde Walldorf sich in der Vorweihnachtszeit nicht von der Musik anderer berieseln lassen, sondern selbst welche machen wollten, erinnert sich einer der Initiatoren des nunmehr achten Konzertes "Musik zum Mitmachen".
Auch diesmal fand das von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg veranstaltete Konzert lebhaften Anklang.
(cas / FR-Bild: Keber)
KREIS GROSS-GERAU. Der Wachwechsel an der Spitze der Feuerwehren des Kreises ist vollzogen. Der bisherige Kreisbrandinspektor Hans Flauaus wurde nach 22 Jahren bei einer Feierstunde im Landratsamt in den Ruhestand verabschiedet und zugleich Markus Staubach als sein Nachfolger ins Amt eingeführt.
Flauaus war einst als erster in Hessen in solch eine hauptamtliche Position berufen worden. Er prägte entscheidend die Entwicklung der Wehren über die zwei Jahrzehten hinweg, erlebte den großen Wandel und die Erweiterung des angestammten Aufgabenkatalogs vom herkömmlichen Brandlöschen in den Bereich des Katastrophenschutzes.
Hierzu führte nicht zuletzt die besondere geographische Lage des Kreises, der von großen Verkehrsstraßen durchzogen ist, in der Nähe des Flughafens und im Einzugsbereich des Atomkraftwerkes Biblis liegt, beispielsweise aber auch von Munitionstransporten bei Auflösung US- amerikanischer Waffendepots in der Pfalz durchfahren wurde. Für viele war der auch bei hektischen Einsätzen immer ruhig und besonnen wirkende Hans Flauaus so etwas wie "Mr. Feuerwehr".
Seine Verdienste wurden bei der Feierstunde von zahlreichen Rednern gewürdigt, die Flauaus für sein Engagement "Danke schön" sagten. Landrat Enno Siehr lobte: "Er hat seinen Beruf im wahrsten Sinn des Wortes gelebt."
Dem neuen Kreisbrandinspektor Markus Staubach attestierte der Landrat: "Die Uniform, sie wird passen. Wir sind sicher, mit ihm einen Feuerwehr- und Verwaltungsexperten zu haben, der fähig ist, die Arbeit seines Vorgängers reibungslos fortzusetzen." Der gelernte Schornsteinfeger und aktive Feuerwehrmann Staubach begann 1974 als Brandverhütungsbeauftragter beim Groß-Gerauer Kreisausschuß und gilt als profunder Kenner des Feuerwehr- und Katastrophenwesens. Zuletzt war Staubach der Stellvertreter von Flauaus gewesen.
Zum neuen stellvertretenden Kreisbrandinspektor wurde der Biebesheimer Ortsbrandmeister und zweite Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Friedrich Müller, ernannt. (cas / FR-Bilder: Keber)
HANAU. Norbert Kress (CDU) ist 1989 zum Hanauer Dezernenten für Finanzen, Stadtkrankenhaus und Abfallwirtschaft gewählt worden. Dazu waren Stimmen der SPD-Mehrheitsfraktion notwendig, das Gros der SPD enthielt sich. In seiner Etatrede warf der SPD-Fraktionsvorsitzende Carl Edward Günther Kress jetzt vor, nichts Konstruktives zu bieten, was insbesondere die Etatkonsolidierung anbelange, aber auch die wirtschaftliche Gesundung des Stadtkrankenhauses und das Aufarbeiten von Müllrabatten für große Firmen. FR-Redakteur Joachim Haas-Feldmann nahm das zum Anlaß, Kress nach seiner Sicht zu befragen.
FR: Alle Parteien außer ihrer eigenen werfen Ihnen vor, konzeptionslos dem Schuldenberg gegenüberzustehen. Sind Sie der Sündenbock?
Kress: Ich bin als Stadtkämmerer in einer schwierigen Situation. Ich stehe zwischen den Mühlsteinen von Etatausgaben und -einnahmen. Und wenn ich jetzt noch zwischen die Mühlsteine der Parteipolitik gerate, dann kann ich meine Aufgaben nicht erfüllen. Ich habe mich bemüht, mein Amt parteipolitisch neutral zu führen - sehr zum Leidwesen meiner eigenen Fraktion. Wenn ich etwas bewegen will in meinen Ressorts, muß ich als erstes den Magistrat überzeugen und dann die Fraktionen, um zu Mehrheiten zu kommen. Die Etatpläne 1992 und 1993 waren eng mit Oberbürgermeister Hans Martin (SPD) abgestimmt und wurden von ihm nachhaltig unterstützt. Ich wäre gerne zu den SPD-Etatberatungen gegangen, war aber nicht eingeladen. Umgekehrt hatte die CDU-Fraktion mal Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) zu Gast.
FR: Was ist denn gegen den Schuldenberg zu tun?
Kress: Im Etatjahr 1991 hatten wir durch weniger Gewerbesteuer und ungedeckte Personalkosten eine Lücke von 15 Millionen Mark, die wir im Nachtrag durch massive Kürzungen praktisch auf Null gebracht haben. 1992 haben wir im Verwaltungsteil sieben Millionen Mark gegenüber den Ämteranmeldungen gekürzt - im Etat 1993 sind es 6,8 Millionen Mark weniger. Durch Grundstücksverkäufe wurde die Kreditaufgabe im nicht durch Gebühren gedeckten Bereich um 10 auf 15 Millionen Mark begrenzt. Und es ist mir als CDU-Mann nicht leicht gefallen, öffentlich zu vertreten, daß die Gewerbesteuer angehoben werden muß. Ich habe als erster den Mund aufgemacht und dafür von Industrie und Gewerbe einiges zu hören bekommen. Im Nachtrag 1992 wurde die Kreditaufnahme um 15 Prozent reduziert. Der Zinssatz bröckelt weiter, so daß Finanzierungen künftig günstiger sind. Das bringt im Haushalt 1993 jetzt schon eine Einsparung von mehr als einer Million Mark.
FR: Trotz der Kürzungen baut sich der Schuldenberg aber nicht ab.
Kress: Das liegt an Stadtverordnetenbeschlüssen, die wir so nicht eingeplant hatten. Das sind für Schulen, Kindergärten, Wohnungsbau und die Sanierung des Olof-Palme-Hauses mehr als 14 Millionen Mark. Diese Beschlüsse sind nötig als Daseinsfürsoge und -vorsorge einer Industriestadt. Ein Schuldenabbau aus laufenden Etatmitteln ist derzeit nicht möglich.
FR: Wie ist Schuldenabbau möglich?
Kress: Ich lasse die Stadtverordnetenversammlung nicht aus der Pflicht, daß wir 1993 eine zeitnahe Anpassung bei den Gebührenhaushalten brauchen. Das gilt für Abwasser, Abfall, Friedhof und Kitas. Im Sozialbereich können wir wegen unserer Verpflichtungen nicht auf Investitionen verzichten. Größere städtische Vermögenswerte könnten wir theoretisch nur zwei verkaufen: Baugesellschaft und Stadtwerke. Aber in einer Zeit mit 1800 Wohnungssuchenden brauchen wie eine städtische Wohnungsbaugesellschaft dringend. Und die Stadtwerke decken zehn Millionen Mark Verluste der Hanauer Straßenbahn ab. Wir müssen eine Infrastruktur zum Wohnen und Arbeiten schaffen, die aber kritisch überprüft werden muß. Ich weiß beispielsweise nicht, wie lange wir es uns noch leisten können, daß die Hälfte unserer Gymnasialschüler aus dem Umland kommt, während in dortigen Gesamtschulen Räume leerstehen.
FR: Gilt das Gesagte auch für die Schulden des Stadtkrankenhauses?
Kress: So ist es, denn aus laufenden Etatmitteln lassen sich die Schulden von 26,7 Millionen Mark nicht ausgleichen. Was mich aber persönlich stark betroffen macht, ist die Tatsache, daß Herr Günther seit zwölf Jahren Verantwortung in der Krankenhausbetriebskommission trägt, während ich die Wirtschaftsjahre 1990 und folgende zu verantworten habe. Von 1978 bis 1987 betrugen die Verluste rund 42 Millionen Mark, der Ausgleich erfolgte aber nur mit elf Millionen. 1987 betrug die städtische Rücklage 39 Millionen Mark. Wenn davon damals ein Großteil zum Ausgleich verwandt worden wäre, ständen wir heute besser da. 1991 erwirtschafteten wir 2,7 Millionen Mark bei zwei Millionen Mark Zinslasten und ebenso hoher Unterdeckung der Ambulanzen, das ist doch respektabel. Zum Vergleich: Der Verlustausgleich der Stadthallen GmbH hat 1992 mit 1,4 Millionen Mark etwa die Höhe des Hospitalverlustes. FR: Sie haben die Müllabfuhrrabatte für Großfirmen aufgedeckt. Jetzt wirft Günther Ihnen vor, danach nichts weiter unternomen zu haben.
Kress: Bestechung hat es laut Staatsanwaltschaft im Stadtreinigungs- und Fuhramt nicht gegeben. Gebührennachforderungen sind an die Firmen ergangen. Der OB und ich haben die Fraktionen vom Stand der Dinge unterrichtet. Dabei wurde auch deutlich, daß ein gerichtliches Durchsetzen der Nachforderungen riskant ist, weil das Verwaltungsgericht in der Satzung womöglich formale Fehler findet und wir dann schlecht dastehen. Mit zwei bis drei von fünf Betrieben sind wir so gut wie einig, die stellen sich nicht juristisch quer und wollen nachzahlen. Gemäß Absprache mit den Fraktionen werden die Ausschüsse im Januar von dann einwandfreien Lösungen unterrichtet.
FR: Also macht sich Günther künstlich dumm?
Kress: Ich habe - besonders in Wahlkampfzeiten - Verständnis dafür, daß es in der SPD-Fraktion Druck gab, auch mal was gegen den CDU-Dezernenten zu sagen, nachdem die Opposition öffentlich dauernd die SPD-Dezernenten angeschossen hatte. Kein Verständnis habe ich dafür, daß Günther Dinge aufgreift, die wie im Müllskandal so nicht gelaufen sind. Und was die Finanzen anbelangt: Ich lasse mich nicht für die Verluste der Vergangenheit verantwortlich machen, während die Erfolge der Gegenwart ignoriert werden.
Das geschichtsträchtige Ostberliner Krankenhaus Charité war die Vorzeigeklinik der DDR. Aber erst nachdem der Arbeiter- und Bauernstaat untergegangen war, wurden die Risse in der nach außen prächtigen Fassade allmählich deutlich. Rosemarie Stein hat sich in ihrem Buch "Die Charité 1945-1992 - Ein Mythos von innen" vor allem mit der Klinik als Zielobjekt des Staatssicherheitsdienstes befaßt. Aus dem im Argon Verlag (Berlin) erschienenen Buch dokumentieren wir zwei kontrastierende Arzt-Biografien und Auszüge aus dem Schlußkapitel der Autorin. Rosemarie Stein arbeitet als freie Journalistin und lebt in Berlin.
BAD VILBEL. In einer von der Personalversammlung verabschiedeten Resolution hat jetzt das Kollegium der Ernst- Reuter-Schule die "neofaschistischen Mord- und Brandanschläge gegen ausländische und jüdische Mitbürger sowie Asylsuchende" verurteilt.
Das Kollegium erwartet von den verantwortlichen Politikern, "daß die kriminellen Täter umgehend zur Rechenschaft gezogen werden". Ebenso sollten "sämtliche volksverhetzenden Propagandaschriften sowie diskriminierenden Darstellungen von ethnischen Minderheiten rechtlich konsequent unterbunden werden", fordern die Lehrerinnen und Lehrer der Heilsberger Schule.
Begrüßt werden die "friedensstiftenden gewaltfreien Aktionen und Großveranstaltungen vor allem junger Menschen in den letzten Wochen gegen Ausländerhaß und Fremdenfeindlichkeit". Wie die Lehrerinnen und Lehrer der Ernst-Reuter- Schule abschließend erklären, wollen sie das Thema Ausländerfeindlichkeit mit den Schülerinnen und Schülern "intensiv im Unterricht behandeln". mu
rgg FRANKFURT A. M., 23. Dezember. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) befürchtet, daß in Ostdeutschland alte Menschen, die in Wohnungen mit Ofenheizung leben, vom Tod durch Erfrieren bedroht sind, weil ambulante Hilfsdienste fehlen. Durch die von der Bundesregierung beschlossenen Kürzungen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) der Arbeitsämter stehen einer jetzt veröffentlichten AWO-Umfrage zufolge 50 Prozent der Haus- und Wirtschaftspflegedienste in den Sozialstationen Ostdeutschlands "vor dem Aus".
Die AWO hatte ihre 125 Sozialstationen in Ostdeutschland befragt. Demnach ist sogar die Minimalversorgung alter Menschen in den neuen Ländern gefährdet. Weil dort viele Senioren "vereinzelt und getrennt von ihren Familien und Verwandten" leben, viele Wohnungen mit Kohleöfen beheizt werden und Altbauwohnungen nicht ausreichend mit Bädern ausgestattet sind, komme den ambulanten Hilfs- und Pflegediensten besondere Bedeutung zu, beispielsweise beim Kohlentragen oder der Körperpflege. Bereits im Winter 1991/92 seien alte Menschen wegen Versorgungsengpässen bei den Hilfsdiensten "ohne Vorliegen akuter Erkrankungen" in Krankenhauspflege eingewiesen worden. Diese Situation verschärfe sich jetzt.
Die Umfrage verdeutlicht nach den Worten des AWO-Vorsitzenden Manfred Ragati, "welche Konsequenzen Sparwut im Sozialbereich hat. Hier Förderung von Arbeitslosigkeit, da Strangulierung der Versorgung hilfebedürftiger Menschen. Wenn der erste ältere Mensch in seiner Wohnung einsam erfroren ist, weil ihm keiner die Kohlen aus dem Keller holen konnte, beginnt die Suche nach dem Schuldigen."
Als Beispiel führt die AWO die Stadt Gera an. Dort seien 70 Prozent der von Hilfsdiensten betreuten Haushalte mit Ofenheizung ausgestattet. 70 Prozent der Betreuten lebten in "Altbauwohnungen, die überwiegend in einem desolaten Zustand sind." Knapp 80 Prozent der rund 1000 Haus- und Wirtschaftspflegekräfte in den befragten Sozialstationen sind demnach auf ABM-Basis beschäftigt. 600 von ihnen werden laut AWO zum Jahresende in die Arbeitslosigkeit entlassen.
Zwei Beamte der Kripo haben bereits am vergangenen Samstag auf Zypern gemeinsam mit Vertretern der dortigen Sicherheitsbehörden einen 32 Jahre alten Mann festgenommen, der von der Frankfurter Commerzbank-Zentrale neun Millionen Mark erpressen wollte. Der 32jährige Wittenberger (Sachsen-Anhalt) hatte der Polizei zufolge von seinem Heimatort und später von seinem Ferienhotel auf der Mittelmeerinsel der Bank sieben Mal brieflich oder per Telefax mit Brand- und Sprengstoffanschlägen gedroht, falls seine Forderung nicht erfüllt werde.
Wie ein Polizeisprecher am Dienstag mitteilte, waren die Frankfurter Kripo- Leute am Freitag in den griechischen Teil Zyperns gereist. Die Ermittler hatten aufgrund der bei der Commerzbank eingegangenen Schreiben und Faxe die Absendeorte ermittelt.
Der 32jährige - nach eigenen Angaben von Beruf Werbekaufmann - legte nach seiner Festnahme vor dem dortigen Haftrichter ein umfassendes Geständnis ab. Er wurde in Untersuchungshaft geschickt und soll bereits in Kürze in die Bundesrepublik abgeschoben werden.
Als Motiv für seine Tat nannte er seine hohe Verschuldung. Der 32jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, ist der Mann bereits wegen anderer Betrügereien vorbestraft. Nähere Einzelheiten konnte der Pressesprecher der Frankfurter Polizei dazu am Dienstag nicht geben.
Im Laufe des Montags hatten Kriminalbeamte auch die Wohnung des 32jährigen in Wittenberg durchsucht. Die Ermittlungen dauern noch an. Über weitere Ergebnisse dieser Durchsuchungsaktion in Sachsen-Anhalt konnte die Polizei noch nichts sagen. enk
MARBURG/MÜNCHEN. Die Marburger Behring-Werke müssen ausgerechnet bei ihrem zentralen gentechnischen Projekt EPO mit einer millionenschweren Fehlinvestition rechnen: Die Hoechst- Tochter unterlag jetzt bei einem Rechtsstreit vor dem Europäischen Patentamt in München in erster Instanz und darf EPO, das gentechnische Aushängeschild des Marburger Unternehmens, künftig weder herstellen noch vertreiben.
Das Patentamt hatte kürzlich die vor eineinhalb Jahren erfolgte Patentanmeldung für das EPO-Verfahren durch das US-Unternehmen Amgen bestätigt und den Widerspruch der Behringwerke sowie fünf weiterer Pharmaproduzenten (darunter Boehringer und Merkle) zurückgewiesen.
Die sechs an der EPO-Produktion interessierten Unternehmen (das gentechnisch hergestellte Medikament Erythropoietin soll an Blutarmut leidenden Dialysepatienten helfen) hatten demgegenüber vor dem Patentamt behauptet, das durch das Amgen-Patent geschützte Verfahren sei nicht neu, lasse keine wirkliche Erfindung erkennen und sei in der Patentschrift nicht ausreichend beschrieben. Die Firmen hatten damit die drei wichtigsten Patent-Kriterien in Frage gestellt.
Doch die mit Naturwissenschaftlern besetzte Einspruchsabteilung des Europäischen Patentamtes, das für 17 europäische Staaten zuständig ist, folgte dem Einspruch nicht und bestätigte das Patent in seinem bisherigen Umfang. Es gilt weiter in elf Staaten Europas. Gegen den Willen der Biotechnik-Firma Amgen können die Behring-Werke und die anderen Pharmahersteller EPO nicht auf den Markt bringen.
Die Behring-Werke wollten EPO in Lizenz der nordamerikanischen Firma Integrated Genetics produzieren. Das Unternehmen war Mitte der 80er Jahre, als es sich für die Produktion von EPO entschied, noch davon ausgegangen, daß aufgrund der bestehenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen EPO nicht patentfähig sei.
Die Entscheidung des Patenamtes (eine schriftliche Begründung steht noch aus) hat kein aufschiebende Wirkung, so daß, bestätigte ein Sprecher der Patent- Abteilung der Behring-Werke auf Anfrage, "jede weitere Benutzung" des Verfahrens untersagt sei. "Ich gehe davon aus, daß derzeit bei uns nichts läuft." Offen sei jedoch, ob dieses Verbot auch für die Herstellung der Prüfware gelte, die Behring für die arzneimittelrechtliche Zulassung von EPO benötigt.
Gegen den Spruch können die Behring- Werke innerhalb von vier Monaten Beschwerde einlegen. -ke
HOFHEIM. Am 8. Mai wurde er unter dem Vorwurf "grober Verstöße gegen dienstrechtliche Vorschriften" als technischer Betriebsleiter der Hofheimer Stadtwerke entlassen, gestern morgen hat das Arbeitsgericht Frankfurt entschieden, daß Waldemar Haasis "mit sofortiger Wirkung" weiterhin zu beschäftigen sei - und die Stadt Hofheim als Beklagte die Gerichtskosten zu tragen hat. Einen Vergleichsvorschlag, nach dem die Verwaltung die Vorwürfe gegen Haasis in einer Ehrenerklärung widerrufen, ihm rund 76 000 Mark auszahlen und das Arbeitsverhältnis auflösen sollte, hatte sie abgelehnt. Nun mußte das Gericht entscheiden.
Die Kündigungsgründe, hieß es in der Urteilsbegründung, seien bei der Verhandlung am 30. November weder ausreichend dargelegt noch bewiesen worden. Die Stadt hatte dem Flörsheimer Haasis unter anderem vorgeworfen, Aufträge ohne korrekte Ausschreibung vergeben zu haben. Zudem soll er Leistungen höher abgerechnet haben, als im Auftrag stand. Er habe eklatant gegen Dienstbestimmungen verstoßen.
Unabhängig von der Auseinandersetzung beim Arbeitsgericht ermittelt auch die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des "Verdachts auf Untreue" gegen den Ingenieur. Hofheims Bürgermeister Rolf Felix (CDU) sah sich bereits im Mai aufgrund der "merkwürdigen Vergabepraxis des technischen Betriebsleiters" veranlaßt, Strafanzeige gegen ihn zu erstatten. Wie Staatsanwalt Claus Hildner gestern sagte, ergeben sich die Verdachtsmomente aus dieser Anzeige.
Trotz seines gestrigen "Etappensiegs" ist das Thema für den 54 Jahre alten Ingenieur, der sich zwischenzeitlich "eher schlecht als recht" freiberuflich durchgeschlagen hat, auch vor dem Arbeitsgericht keineswegs ausgestanden - und auch nicht für die Stadtverwaltung. Felix: "Eine Wiedereinstellung von Herrn Haasis steht für uns in keinster Weise zur Diskussion. Unmöglich."
Die Stadt hat überdies bereits am 10. Dezember eine zweite Kündigung gegen den Betriebsleiter ausgesprochen - fristlos "und diesmal auch ordentlich", sagt Roland Gross, Verteidiger des Ingenieurs. "Die wollen einen unliebsamen Mann auf alle Fälle loswerden und haben aus formalen Fehlern bei der ersten Kündigung gelernt."
Loswerden, meinte Haasis nach der Urteilsverkündung, wolle die Kreisstadt-Verwaltung ihn, weil er einen "handfesten Skandal entdeckt" habe. Bei der Stadt arbeitete er seit 1987; bevor die Stadtwerke Anfang 1989 zum Eigenbetrieb umgestaltet wurden und er technischer Betriebsleiter wurde, war er Amtsleiter. Die Stadtwerke sind für die Trinkwasser-Gewinnung und das Hallenbad zuständig. Haasis' Vorwürfe: Die Stadt soll illegal Grundwasser aus Brunnen in Diedenbergen, Wallau und Langenhain entnommen haben; außerdem sei verschmutztes Reinigungswasser aus veralteten Anlagen in Hofheim- Nord, Hofheim-Süd, Diedenbergen und Wildsachsen wie aus Hochbehältern in Langenhain und Lorsbach statt in die Kanalisation direkt ins Grundwasser geleitet worden. Das alles verstoße gegen das Hessische Wassergesetz.
Diese "gesetzeswidrigen Zustände" würden seit 15 Jahren in der Kreisstadt praktiziert, sagt Haasis. Er habe bei Felix und der Stadtwerke-Betriebskomission wiederholt darauf hingewiesen. Darauf habe der Bürgermeister, zugleich Wasserdezernent, die Mängel ungehalten mit "Personalüberlastung" begründet und wollte sich - so unterstellt Haasis - des "unbequemen Mitarbeiters" entledigen. Unabhängig davon ist der Flörsheimer festen Willens, "wieder dahin zu kommen, wo ich gesessen habe. Kein Argument der Stadt, die mir ganz bewußt was ans Bein binden will, hat vor Gericht gezogen."
Daß er "gelegentlich" keine Auftragsformulare verwendet hatte, sagt Hassis, sei damit zu begründen, daß Aufträge "kurzfristig" zu vergeben waren. "Unzutreffend" hingegen sei, daß er bei Aufträgen über mehr als 60 000 Mark nicht um Genehmigung ersucht habe. Im übrigen, und das bekräftigt auch sein Anwalt Roland Gross, "war und ist ja der kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Kämmerereileiter Hermann Hanel, verantwortlich". Haasis sei für die Wasserqualität zuständig gewesen, während die Vorwürfe kaufmännischer Natur seien. Überdies habe Felix die Abrechnungen unterschrieben und "damit alles jahrelang mitgetragen".
Bei seinem Rundumschlag vergißt Haasis auch den Personalrat der Stadt nicht: Der habe der Kündigung "binnen zwei Stunden ohne ausreichende Informationen zugestimmt". Kurzum: der 54jährige glaubt, daß er "auf Dauer" ausgeschaltet werden solle. Und die Rechnungen, über die Felix im Mai "gestolpert ist", seien von einer Langenhainer Firma ausgestellt worden. Deren Mitarbeiter "sind bei der Stadt jahrelang ein- und ausgegangen". Der Geschäftsführer der Tiefbaufirma wurde im August aufgrund des Verdachts festgenommen, fortgesetzt Amtsleiter bestochen zu haben.
Angesichts der "ungeheuerlichen Vorwürfe" von gestern ist für den Hofheimer Rathauschef klar: "Wir gehen nicht nur in der arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzung durch alle Instanzen, sondern prüfen außerdem, ob wir Herrn Haasis darüber hinaus wegen der Anschuldigungen gegen die Verwaltung noch auf andere Weise belangen". Was die dienstlichen Vergehen des Betriebsleiters betreffe, "können wir nachweisen, daß er vorsätzlich gegen Vorschriften verstoßen hat. Wir gehen gut gewappnet in die nächste Runde."
Der Ingenieur, behauptete der Rathauschef erneut, habe bewußt Aufträge gesplittet, um die Betriebskommission der Stadtwerke "zu umgehen" - so sei ein Auftrag über rund 98 000 Mark auf zwei Rechnungen verteilt worden, unterm Strich ergebe sich aber auf Heller und Pfennig der Gesamtbetrag. Außerdem habe Haasis Aufträge "ohne jeden Wettbewerb und auch ohne Ausschreibung" vergeben: "Das ist unzumutbar."
Haasis rede sich nach Ansicht des Rathauschefs "um Kopf und Kragen". Die Kritik am kaufmännischen Betriebsleiter sei lächerlich. "Nur der Techniker kann beurteilen, welche Maschine gekauft werden muß." Und mit dem "Skandal", den Haasis entdeckt haben wolle, beschuldige er sich selbst. Felix: "Es war seine ureigenste Aufgabe, für eine einwandfreie Wassergewinnung zu sorgen." PETRA MIES
KRIFTEL. Morgens war die Stellungnahme fertig getippt, anschließend fuhr Rechtsanwältin Monika Banzer in die Höchster Justizvollzugsanstalt, um den Text mit ihrem Mandanten Hans-Werner Börs (CDU) durchzugehen - nachmittags gab sie das Schriftstück beim Landgericht Frankfurt ab. Möglicherweise, sagte dessen Sprecher Klaus Wiens gestern, könnte die Erste Strafkammer heute über die Haftbeschwerde entscheiden, die vor zwei Wochen eingereicht wurde.
Falls die drei Richter den Haftgrund Verdunkelungsgefahr nach Lektüre der Beschwerde wie der Stellungnahmen von Staatsanwaltschaft und Verteidigerin als nicht mehr gegeben sehen, könnte der 64 Jahre alte Börs Heiligabend doch zu Hause verbringen. Er sitzt seit acht Wochen unter dem Verdacht der Bestechlichkeit und des Betrugs in U-Haft.
Mehr als winzige Hoffnungen bestehen laut Wiens nicht. Er rechne allerdings damit, daß die Entscheidung bis Silvester falle. Abgesehen von dieser Ungewißheit mußte Börs am Montag einen weiteren Schlag verdauen: Landrat Jochen Riebel (CDU) hat ein förmliches Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet und Kriftels Bürgermeister nach 22jähriger Amtszeit vorläufig vom Dienst suspendiert. Die Nachricht habe Börs "tief getroffen", sagte seine Anwältin.
Im Rat- und Bürgerhaus hat die Kunde von der Suspendierung nach Auskunft von Ersten Beigeordnetem Paul Dünte (CDU) "durchwachsene Stimmung" verursacht. Der seit der Unterschlagungsaffäre M. selbst angeschlagene Dünte, der Börs vertritt, sagt: "Wir müssen ja schon seit zwei Monaten ohne Bürgermeister auskommen. Ich übergebe den Abteilungsleitern mehr Verantwortung." Und für die CDU, die Börs vor einer Woche zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl engagiert hat, ändert die Amtsenthebung nichts. Fraktionschef Ferdinand Dillmann: "Wir bleiben dabei." pms
Deutsche und Ausländer. Ist ein Zusammenleben unmöglich? Es ist unverständlich, daß viele meiner Mitmenschen immer noch und immer wieder mit Scheuklappen durch diese Welt laufen. Eine Welt, die voll ist von buntgemischten Völkern mit verschiedenen Kulturen, Bräuchen und Sitten, die dasselbe Recht haben, auf dieser Erde zu leben wie alle anderen auch.
"Alle Menschen sind gleich", habe ich früher gelernt, doch wenn ich mir meine Welt betrachte, in der Haß und Rassismus überschäumen, dann sind wohl manche Menschen "gleicher" als andere. Sie nehmen sich das Recht heraus, besser zu sein als andere.
Die Lesenacht, organisiert in Zusammenarbeit des Grundkurses Deutsch der 13. Klasse des Burggymnasiums und Herrn Voss, ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem multikulturellen Verständnis. Mit Texten aus China, Rußland, der Türkei, Polen und vielen anderen Ländern gewährten die verschiedenen Schüler den Zuhörern einen Einblick in die unterschiedlichen Lebens- und Denkweisen. Die Texte handelten von Liebe, Krieg, Heimatgefühl, den Sitten und Gebräuchen der unterschiedlichen Völker. Besonderen Beifall erntete der Türke "James", der unter anderem von Oral Yilmaz "Die zweisprachige Welt" und von Sabri Cakit "Ich habe zwei Heimatländer" las. In diesen Büchern ging es um die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und um die Heimatfrage. Türken, die in Deutschland arbeiten, sind in Deutschland "bloß" Gastarbeiter, in der Türkei gelten sie dann als "Deutschländer". Sie sind in keinem der beiden Länder mehr zu Hause. "Wie ein Baum mit Ästen und Blättern, aber ohne Wurzeln."
Alle Beiträge wurden mit viel Applaus honoriert, auch wenn man sie teilweise nur im Schlaf mitbekommen hatte, was aber nur an der Uhrzeit lag, denn alle Texte waren interessant und aussagekräftig. Und trotz der Schlafpausen im Intervall bekam man doch immer erzählt, worum es ging. In den Pausen kamen viele kleine Gruppen zusammen, die über ihre Eindrücke und Gefühle redeten. Ich glaube, daß alle von dieser Nacht sehr viel mitgenommen haben. Die Probleme des Rassenhasses wurden kaum erwähnt, doch lag der Schwerpunkt des Kennenlernens genau richtig, denn um Ausländer verstehen zu können, muß man erst einiges über ihr Land erfahren.
Alle fühlten sich wohl, kuschelten sich bei Kerzenlicht in ihre Decken, lauschten, schliefen, ließen sich erzählen. Und trotz der grausamen Weckattacke um 6.45 Uhr nahmen alle nur positive Gedanken mit nach Hause.
Deutsche und Ausländer. Ist ein Zusammenleben unmöglich? Schwarz und Weiß, Gegensätze, Unterschiede. Für manchen unüberwindbar. Äußerlichkeiten. Für manche die einzige Realität. Ein Wust von Vorurteilen, bunt zusammengewürfelt in einer starr denkenden Gehirnmasse. Vergraben in der deutschen Einsamkeit. NICOLE FRIEDRICH
KELSTERBACH. "Keine negativen Auswirkungen" für Kelsterbach seien durch die geplante Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage Frankfurt- Sindlingen am anderen Mainufer zu befürchten. Vielmehr werde eine Verbesserung der Situation erwartet. Nicht zuletzt diese Auskunft der Verwaltung bewog den Magistrat, gegen das Projekt keine Einwendungen zu erheben. Dazu liegt auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor mit dem entscheidenden Satz: "Die Gesamteinwirkung der Umweltbeeinträchtigungen sind im Hinblick auf die durch die Erweiterungsmaßnahmen erzielten Verbesserungen vertretbar."
Notwendig werden die Maßnahmen in Sindlingen vor allem wegen der verschärften Auflagen für Abwasserreinigungsanlagen, etwa wegen erhöhter Mindestanforderungen für Phosphor und Stickstoff, teilte die Stadtverwaltung mit. Für Kelsterbach besonders interessant sind jene Teile der Planung, die die Geruchsimmissionen der Anlage reduzieren sollen. Besonders geruchsintensive Anlagenteile sollen künftig an eine Abluftreinigungsanlage angeschlossen werden.
Seit Jahren beobachten viele Kelsterbacher die Großanlage aufmerksam. Dorthin entsorgt zwar Kelsterbach relativ kostengünstig und ohne Ärger mit einer eigenen Einrichtung seine Abwässer, manchmal aber kam es wegen aus der Sindlinger Anlage stammender Gerüche zu erheblichem Naserümpfen in der Stadt. Weil das vielen Kelsterbachern ziemlich stank, meldeten sie zunehmend Protest an, die Kommunalpolitiker schalteten sich ein, schließlich wurden zwischen Frankfurt und Kelsterbach Verbesserungen ausgehandelt.
Dies soll bei den jetzt anstehenden Modernisierungen und Erweiterungen in die Tat umgesetzt werden. Darauf verwies Oberamtsrat Erhard Dreyer gegenüber dem Magistrat. Zugrunde liege dabei das vom TÜV Hessen gefertigte Gutachten über die Geruchsbelästigung der Anlage.
Durch die Erneuerung soll für die Kelsterbacher das Landschaftsbild über das vorhandene Maß hinaus nicht beeinträchtigt werden, erklärte die Verwaltung weiter. Die Neubauten würden die vorhandenen Gebäude nicht überragen. cas
Eine schöne Bescherung für das Städel, in der Tat: Die Stiftung Buchkunst hat als schönstes Kinder- und Jugendbuch 1992 für den Kunstbereich den "Städel- Kinderkatalog", Band 1, ausgezeichnet. Das Spiel-, Mal- und Aktionsbuch, von der Museumspädagogin Susanne Kujer als Autorin und den beiden Grafikerinnen Ragna Mulka und Angela von Roehl vom Hamburger Graphik Kontor gestaltet, will Kinder zwischen 8 und 12 Jahren kindgerecht zum (Sehen-)Lernen anleiten.
In Lückentexten beschreibt das Buch Bildbeispiele aus der Gemäldegalerie, die sich für die Betrachtung mit Kindern besonders gut eignen. Mit Spielaktionen werden Bildinhalte verdeutlicht und durch bestimmte Malaufgaben die Kreativität gefördert.
Ein Maltableau mit integrierten Stiften in Form eines Malkoffers erleichtert den Kindern das Arbeiten in der Galerie, aber auch zu Hause. Der Kinderkatalog ist am Katalogtisch des Städels zum Preis von 38 Mark erhältlich.
Sicher eine schöne Bescherung auch für manches interessierte Kind. wp
MAINTAL. Dafür zu sorgen, daß öffentliche Räume künftig nicht mehr zu "Angst-Räumen" werden, ist eine dringliche Gemeinschaftsaufgabe für Stadtplanerinnen und Stadtplaner. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse einer Diskussionsrunde, die von der Maintaler Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer und politisch unabhängiger Frauen unter dem Thema "Frauen planen mit für ihre Sicherheit" veranstaltet wurde. Als beispielhafter "Angst-Raum" stand dabei die Bundesbahn-Haltestelle - von einem Bahnhof kann ja wohl kaum die Rede sein - Bischofsheim/Rumpenheimer zur Debatte.
Die Situation wurde als "prekär" beurteilt, unter anderem aufgrund einer bereits zuvor veranstalteten Befragung "von Frauen zu Frau". Fazit: Alle befragten Frauen haben Angst, in der Dunkelheit alleine speziell von diesem Bahnhof nach Hause zu gehen.
Das gelte übrigens auch für den Maintaler Bundesbahnhof Dörnigheim/Hochstadt, wie Maintals Frauenbeauftragte Anne Denecke feststellte und dazu die Lage beider Orte skizzierte: "Sie sind geprägt durch die Nähe von Industriegebieten, dunklen Ecken und Wegen und mangelnde Verkehrsanbindung."
Diese lokalen "Gegebenheiten" sind mit ein Grund dafür, daß Frauen abends lieber andere Verkehrsmittel benutzen und den Zug möglichst meiden. Das wird laut Denecke durch neueste Untersuchungen bestätigt: Danach verzichten 53 Prozent aller Frauen darauf, im Dunkeln allein aus dem Haus zu gehen. 87 Prozent aller Frauen machen lieber Umwege und nutzen andere Verkehrsmittel, als nachts allein durch Gegenden zu gehen, die ihnen bedrohlich erscheinen.
"Das sind Tatsachen, die nicht einfach hingenommen werden dürfen, sondern Stadtplanerinnen und Stadtplaner herausfordern, öffentliche Räume so zu gestalten, daß sie nicht zu Angst-Räumen werden", faßte die Frauenbeauftragte zusammen. Absolute Sicherheit indes sei nicht zu haben und bleibe schlußendlich Illusion.
Die Architektin Karin Gebhardt bot zur Diskussionsgrundlage Beispiele städtebaulicher Gestaltungen, die im Gegensatz zu den beschriebenen Negativ-Situationen als frauenfreundlich und damit menschlich bezeichnet werden könnten.
Dabei ging Gebhardt auf die verschiedenen Bereiche ein, von Wohnsituationen über öffentliche Grünanlagen und Einkaufsstraßen bis zu diversen Verkehrsräumen. Dazu gehören beispielsweise die Wege zum und vom Bahnhof, die Gestaltung des Bahnhofes selbst und seiner Anlagen zum Abstellen von Automobilen, etwa Park-and-ride-Anlagen.
Die sind an beiden Maintaler Bahnhaltestellen vorhanden. Im Bischofsheim wird aktuell ein dritter geplant, rund 250 Meter in östlicher Richtung von den Bahnsteigen entfernt im Anschluß an die Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik. Auf diesem neuen Park-and-ride-Platz sollten Autostellplätze speziell für Frauen ausgewiesen werden, lautete eine der von Karin Gebhardt erhobenen Forderungen: "Die Stellplätze sollen von allen Seiten gut einsehbar, hell erleuchtet sein und möglichst nahe bei den Bahnsteigen liegen." Erster Stadtrat Karl-Heinz Schreiber, der in seiner Funktion als Baudezernent zur Teilnahme an der Diskussion eingeladen war, stellte nicht nur die Berücksichtigung dieser Forderung in Aussicht, sondern sagte auch zu, künftig allen interessierten Frauen Gelegenheit zu bieten, "Planungen zu begleiten, von denen Frauen betroffen sind".
Weitere Folgerungen der Diskussionsrunde für eine künftig frauenfreundliche Sadtplanung lassen sich nach Darstellung der Architektin Karin Gebhardt wie folgt zusammenfassen: "Beleuchtung, Bepflanzung, Verzicht auf unübersichtliche Bauten mit dunklen Ecken und Belebung der Umgebung durch Geschäfte und Lokale sind Gestaltungsmöglichkeiten, die die Verringerung von Angst zum Ziel haben." Daß die Veranstaltung nicht zufällig sondern durchaus gezielt in Zeiten des heißer werdenden Wahlkampfes stattfand, machte die Sprecherin des Arbeitskreises, Christine Mayer deutlich: "Frauen, die fast 51 Prozent der Maintaler Bevölkerung stellen, kommen bei den Konservativen nur im Zusammenhang mit Familie vor. Darüber hinaus spielen sie offensichtlich in den programmatischen Vorstellungen keine Rolle."
Die Prämisse sozialdemokratischer Politik für Frauen in Maintal sei indes "die Forderung nach einer Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleich, frei und solidarisch miteinander leben".
Daraus wiederum ergebe sich, so Mayer weiter, "die selbstverständliche Forderung, daß alle Politik- und Gesellschaftsfelder auch aus Frauensicht betrachtet werden müssen, und daß die Lebenszusammenhänge von Frauen gleichberechtigt das poltitische Handeln bestimmen müssen". - Ob "die Männer" das je begreifen? pom
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: bis 3. 1. 93 geschlossen, keine Veranstaltungen.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 871 34.
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Notdienst für Alkohol- u. Medikamentenabhängige, deren Angehörige; Tel.: 0 60 08 /315; 457; 7209; 0 60 36 / 22 22; 0 60 45 / 66 78.
Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Das Büro ist bis 4. 1. 93 geschlossen, in Krisensituationen: Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter). Kulturmix Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.
Jugendfeuerwehr: Unterricht, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 12.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum: Die Trotzköpfchen, Treff f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J., 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 47 / 27 16.
Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche.Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).
Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).
Rosbach. Leonid Jacoubouk - moderne St. Petersburger Malerei, Di.-Sa. 9.30- 12 Uhr, Di.-Fr. 15-18.30 Uhr, Galerie Unterm Nußbaum, Chemnitzer Str. 9a, Rodheim (bis 23. 12.).
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Grafik, Plastiken des 20. Jh., tägl. außer Mo., 14-18.30 Uhr, Kunstgalerie Rodheim, An der Mergel 16, Rodheim (bis 30. 12.).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Der mit dem Wolf tanzt (20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Kevin - allein in New York (20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Sister Act (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15, 20.15, 22.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: John F. Kennedy (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Kevin - allein in New York (20 Uhr) - Bambi: Universal Soldier (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Reihe Krimis für Kids: Tommy, der Träumer (16 Uhr); Reihe Deutsche Geschichten: Stilles Land (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Kevin - allein in New York (20 Uhr) - Princess: Die schöne und das Biest (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (19.45 Uhr); Die Cannes-Rolle '92 (22 Uhr).
Lich. Kino Traumstern: Halfaouine - Zeit der Träume (19.30 Uhr); Das Leben der Bohème (21.45 Uhr); Karniggels (24 Uhr). (Ohne Gewähr)
BAD NAUHEIM. Schmuck, Münzen und Bargeld im Wert von 30 000 Mark ließen Einbrecher aus einer Wohnung in der Stresemannstraße in Bad Nauheim mitgehen.
Die Täter waren nach Angaben der Polizei bereits im Laufe des vergangenen Freitags in die Wohnung eingedrungen. str
Briefe
Was uns Weihnachten heute noch sagen kann Einen "Nachtrag zu Weihnachten" - aus doppelt aktuellem Anlaß - hat uns ein Leser aus Friedrichsdorf geschickt. Das Besondere dabei: Es ist nicht in Pro Eines sollten wir uns fragen, kann Weihnachten uns heute noch was sagen? Das Kind in Armut geboren, hat es für uns den Sinn verloren?
Fremde suchen eine Bleibe überall und erhalten als Unterkunft 'nen Stall.
Die armen Hirten auf dem Feld erfahren die Botschaft als erste auf der Welt.
In Armut geboren, verfolgt ohne Ziel, erhält die Familie in Ägypten Asyl.
Zu uns kommen Fremde in großer Zahl, geben auch wir ihnen Asyl in 'nem Stall?
Sind wir wie die reichen abweisenden Wirte, oder verstehen wir die Botschaft wie der Hirte?
Schaun wir nur noch auf Konsum und Geld, oder seh'n wir in diesem Kind eine Hoffnung für die Welt?
Volkmar Baulig Veilchenweg 17
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
KELKHEIM. Das übliche "jetzt wartet noch ein bißchen. . . " konnte nie beruhigen. Zu laut klopfte das Herz vor Aufregung; zu groß war die Vorfreude auf das Wiedersehen, Befühlen und Bestaunen - bis sie endlich im Wohnzimmer stand, die Kiste mit den Krippenfiguren, die eine befreundete Bildhauerin vor Jahren aus groben Holzklötzen geschnitzt hatte. Ungeduldige Kinderfingerchen schälten die Schätze aus dem Seidenpapier - und als läge eine Zauberkraft in ihnen, übten die altvertrauten Figuren mit den ausdrucksstarken Mienen und Gesten nach einjähriger Abwesenheit stets eine neue, unbekannte Anziehungskraft aus.
Franziskanerpater Paul Limper, der seit Februar auf dem Kelkheimer Klosterberg residiert, kennt die Faszination, die Krippen ausüben. Ihn hat sie nicht losgelassen, bis er sich über das jährliche Abschiednehmen hinweggesetzt hat. Das ist nun über 30 Jahre her, sagt er. So lange schon sammelt der Pater die greifbar gemachte Botschaft von Christi Geburt, wo immer er sie auftreiben kann.
Wer mit dem gebürtigen Sauerländer durch die Flure und Zimmer des Klosters spaziert, kann den unerschöpflichen Fundus an Krippen und Figuren nur erahnen. Dichtgedrängt stehen sie in Vitrinen, Schränken, zwischen Büchern in der Bibliothek, liegen in Kisten verpackt im Keller, quellen aus jeder Schublade, die Pater Paul zur Präsentation seiner Schätze nach und nach aufzieht: Die heilige Familie als Tonpfeifen - von Indianern aus Südamerika gefertigt; in buntbemalter Keramik aus Osteuropa; israelische Josef- und Marien-Figuren aus stark gemasertem Olivenholz geschnitzt, die thüringische Version im Stil spielzeughafter Weihnachtspyramiden; als oberbayerische Holzschnitzkunst aus knorrigem Wurzelholz; in flandrischer Tracht aus Frankreich und Belgien oder als hochaufgeschossene, schmale Stelen von afrikanischen Schnitzern aus dunklem Tropenholz gearbeitet . . . , die Vielfalt klerikaler Sammelleidenschaft ist beim ersten Rundgang allenfalls in Raten zu erfassen.
Sogar die Mohnkapsel im Trockengesteck entpuppt sich beim zweiten Hinsehen als Stall, die einer winzigen heiligen Familie aus Kornhülsen Herberge bietet. "Christus ist eben überall zu Hause", schmunzelt der Franziskaner, der längst den Überblick über seine Sammlung verloren hat. Hundert? Zweihundert? Er zuckt mit den Schultern: "Ich verschenke mal welche, dann bekomme ich wieder neue dazu." Platz haben sie überall: In Nußschalen, Kürbissen, auf Wandbehängen, Kerzen - selbst en miniature auf einen Nagelkopf gemalt, den Limper "als Spielerei" mit Lupe präsentiert.
Seine Vorliebe ist jedoch mehr als nur typisch deutsche Sammelleidenschaft. Für den Geistlichen ist sie die täglich greifbare Erinnerung an die Aufgabe, die sich der Geistliche auferlegt hat: "In der Geburtsszene erscheint Gott als schwächstes Glied der Gesellschaft. Er steht für Armut und soziale Not." Wer davor die Augen verschließt, sagt er, verschließt sie auch vor Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Ein Bild, das Pater Paul deshalb nicht nur zu Weihnachten präsent haben will und: "das gerade heute durch die zunehmende soziale Verelendung überall in der Welt aktuell ist".
Viele seiner Krippen, die von zeitgenössischen Künstlern stammen, zeigen denn auch Szenen aus dem Alltag: Obdachlose in New York und Hungernde in Afrika oder präsentieren die heilige Familie vor Bildern fliehender Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen oder der eingerissenen Mauer in Berlin. Pater Paul setzt dabei auf die Kraft der Darstellung: "Wir sind viel zu sehr vom Kopf gesteuert und brauchen immer etwas Figürliches, um uns emotional ansprechen zu lassen." Eine Erfahrung, die der Franziskaner vor allem während seiner Missionsarbeit zu Beginn der 60er Jahre in Brasilien gemacht hat, wo er auch mit der Sammelei anfing: "Die Menschen dort sind emotionaler, handeln mehr aus dem Bauch heraus, weil sie noch viel stärker mit der Natur verbunden sind und sich als Teil der Schöpfung verstehen." Eine Lebensauffassung, von der sich die Westeuropäer mit ihrem Hang zum Materiellen eine Scheibe abschneiden sollten. "Die Leute können oft nicht lesen, aber sie haben den philosophischen Sinn der Geburt im Stall von Bethlehem begriffen und stellen ihn mit einfachen Symbolen dar."
Seine multikulturelle Krippensammlung hat für Paul Limper aber noch eine "völkerverbindende" Dimension: "In jeder Krippe offenbaren sich die Menschen, die sie gemacht haben, und der Kulturkreis, aus dem sie stammen." So wecke die Kunst Verständnis, lasse Verhaltensweisen - auch soziale Probleme - anderer Völker besser verstehen. Anstoß auch für Pater Pauls missionarischen Eifer in Sachen Krippen: Er organisiert Ausstellungen, gründete neue Gruppen der Krippenfreunde-Organisation, rief sogar eine Krippengemeinde ins Leben, veröffentlicht Texte und Rundbriefe zum Thema und hat eine beachtliche Bibliothek aufgebaut. Über Krippen ließen sich Doktorarbeiten verfassen, schmunzelt er. Doch auch die praktische Arbeit gehört für ihn dazu: Er unterweist im Do-it-yourself- Krippenbau, entwarf mit dem Limper'schen Spezial-Sägemehlbrei eine multifunktionale Modelliermasse - und - stellt en passant mit seinen Krippen auch das Leben verschiedener Kulturen vor. Anregungen und Gedanken, von denen sich nun auch die Kelkheimer - nicht mehr nur zur Weihnachtszeit - mitreißen lassen können. Denn neben der großen Weihnachtskrippe mit den Wachsfiguren unter den Christbäumen in der St.- Franziskus-Kirche stehen auch im Gemeinschaftsraum zu den üblichen Gesprächs- und Bibelkreisen Krippen aus aller Welt . . . ANITA STRECKER
WETTERAUKREIS. Für 25jährige Mitgliedschaft hat der gewerkschaftseigene Auto Club Europa (ACE) jetzt insgesamt 42 Mitglieder aus dem Wetteraukreis geehrt.
Während der Versammlung wurde deutlich, daß der ACE auch weiterhin Abgas- und Beleuchtungstests durchführen und weitere Serviceleistungen für alle Bürger anbieten wird.
Der ACE gibt allen, die jetzt Schneeketten leihen oder kaufen wollen, den Tip, diese vor Fahrtantritt auszuprobieren. Denn bei einem umfassenden System- und Montagevergleichstest des ACE hatte sich herausgestellt, daß nicht allen Ketten gute oder brauchbare Montageanleitungen beigefügt sind. Deshalb sei es wichtig, vor Reiseantritt die Schneeketten probeweise zu montieren und ein paar Meter zu fahren.
In dem Test, der in der Dezember-Ausgabe des Mitglieder-Magazines "Lenkrad" erschienen ist, wurden auch zwei mit Spikes besetzte Sonderlösungen geprüft. Diese werden vom ACE nicht als Ersatz für Schneeketten, allenfalls als Alternative für sehr kurze Strecken empfohlen.
Der Schneeketten-Test ist in allen ACE-Geschäftsstellen und in der Geschäftsstelle des DGB in der Kettelerstraße 19 in Friedberg kostenlos erhältlich. str
So wie die SPD in Mühlheim jahrzehntelang mit ihrer absoluten Mehrheit die Ideen und Vorschläge der Opposition "abgebügelt" hat, so besorgte es ihr jetzt umgekehrt eine Oppositions-Koalition aus CDU, Grünen und den "Freien Sozialdemokraten". Mitleidslos ließ es diese neue Mehrheit die SPD spüren: "Heute zeigen wir es euch!" Es tat den frustrierten Seelen und unterdrückten Gemütern sichtlich gut, die der Gedanke, der SPD eins auszuwischen, zusammenschweißte.
Ob dieses Bündnis über den Tag der Abrechnung hinaus hält, ist zu bezweifeln. Mußte doch die CDU schon 24 Stunden später erkennen, daß die "Bürger für Mühlheim" - eine Idee der SPD-Abweichler - nicht nur am Wählerpotential der SPD, sondern auch an dem der CDU knabbern will. Es fällt zudem schwer, sich eine dauerhafte schwarz-grüne Zusammenarbeit vorzustellen.
Die SPD mußte sich in der Etat-Beratung wie ein Sandsack vorkommen, auf den unermüdlich eingeprügelt wurde. Doch wer glaubt, diese Rolle rufe blankes Entsetzen oder Wehleidigkeit hervor, sah sich getäuscht. Die Sozialdemokraten offenbarten, daß sie auch einstecken können, sonst hätten sie den Etat letzten Endes nicht mit verabschiedet.
Sie haben natürlich einen Hintergedanken. Ihr unerschütterlicher Glaube besagt nämlich: Wir haben zwar augenblicklich wegen der Abweichler keine Mehrheit mehr in der Stadtverordnetenversammlung, wir wissen aber die Mehrheit der Mühlheimer Bürger auf unserer Seite.
Und wenn diese Mühlheimer die Die Stunde der Abrechnung SPD am 7. März wieder mit der absoluten Mehrheit ausstatten, dann wird so manches, was die Oppositionskoalition in den Etatberatungen auf den Tisch gestellt hat, von den Sozialdemokraten als ungenießbar wieder abgeräumt.
Doch das ist Spekulation. So wie die Mühlheimer Kommunalpolitik in Bewegung geraten ist, läßt sich eher vermuten, daß es eine absolute Mehrheit für die SPD nicht mehr geben wird. Sie sollte sich also nach Bündnispartnern umsehen, sonst bleibt sie möglicherweise der Prügelknabe.
PETER MÜLLER
has FRANKFURT A. M. Der Bochumer Unternehmer Norman Faber, der für seine gewerbliche Lotto-Spielgemeinschaft aggressiv wirbt, gerät immer stärker in die Schußlinie der Länder. Der Anlaß: Diese fürchten um ihre Einnahmen aus dem Glücksspiel, weil Faber die Tippscheine dem Vernehmen nach nur in Nordrhein-Westfalen abgibt, die Gelder aus anderen Ländern also dorthin lenkt.
Front gegen Faber, dessen Werbe- und Sponsor-Ausgaben in diesem Jahr von Reklame-Fachleuten auf mindestens 40 bis 50 Millionen Mark geschätzt werden, machten bisher vor allem Bayern, Hessen, Niedersachsen und Schleswig- Holstein. Zu diesem Quartett gesellen sich nun das Saarland, Bremen und Baden-Würtemberg. Daß diese ihre Deckung verlassen, dürfte an einem Fall beim Landgericht München liegen. In dem Freistaat hatte die Staatliche Lotterieverwaltung München (Bayern-Lotto) ein Faltblatt mit dem Titel "Warnung vor gewerblichen Spielgemeinschaften" in Annahmestellen verteilt. Den Vertrieb dieser Schrift wollte Faber durch eine einstweilige Verfügung stoppen. In den Verhandlungen vor dem Kadi ging es ausgiebig um die undurchsichtigen Teilnahmebedingungen bei Faber-Lotto. Dies sei vor Gericht "stark abgeklopft" worden, berichtet Hans-Wilhelm Forstner, Justitiar der Staatlichen Lotterieverwaltung München. Zu seiner Überraschung kam es aber nicht zu einem Richterspruch. Denn Faber zog jetzt kurz vor der entscheidenden Sitzung des Gerichts seinen Antrag auf einstweilige Verfügung zurück. "Vielleicht hat er Angst gehabt", mutmaßt Forstner über die Gründe für den Rückzieher des Glücksspiel-Organisators.
Am liebsten möchten die Bayern dem "unkontrollierten Spiel des Herrn Faber" endgültig einen Riegel vorschieben. Laut Justitiar Forstner wird in München derzeit geprüft, "ob wir Strafanzeige erstatten". Begründen ließe sich diese mit Paragraph 286 Strafgesetzbuch. Dieser Passus geht auf die "Unerlaubte Veranstaltung einer Lotterie und einer Ausspielung" ein. Wer demnach ohne behördliche Erlaubnis öffentliche Lotterien veranstaltet, "wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft". Forstner verweist zudem auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1977. Ob all diese Vorgaben auf Faber zutreffen, ist umstritten. Bayern-Lotto- Mann Forstner spricht daher nur von "an der Grenze der Legalität arbeitenden gewerblichen Spielgemeinschaften".
In Hessen hat unterdessen das Finanzministerium die Lotterie-Treuhandgesellschaft beauftragt, einen Bericht "über Faber und die Schäden für das Land zu erstellen", sagt Susanne Wünsche-Reitter, Sprecherin des Hauses von Annette Fugmann-Heesing. "Daß uns derzeit Einnahmen entgehen", könne sie aber nicht bestätigen. Ähnlich sieht es in Bayern aus. Forstner sagt dazu: "Wir kennen natürlich den Umsatz nicht, den wir hätten, wenn es Faber nicht gäbe."
mat FRANKFURT A. M., 22. Dezember. Insgesamt 15 Raubüberfälle auf Tankstellen hat jetzt ein 22jähriger aus Mainz gestanden. Nach Angaben des Landeskriminalamtes in Wiesbaden hat er bei seinen Raubzügen vor allem im Rhein-Main-Gebiet etwa 30 000 Mark erbeutet. Der Mann war am 12. November festgenommen und in Untersuchungshaft genommen worden, nachdem er versucht hatte, eine Tankstelle in Bad Homburg auszurauben. Damals hatten ihn nach dem Überfall mehrere Tatzeugen verfolgt und noch in der Nähe der Tankstelle stellen können. Als Motiv für die Überfälle gab der strafrechtlich noch nicht vorbelastete Beschuldigte seine Spielleidenschaft und hohe Schulden an. Durch eine Fernsehsendung sei er angeregt worden, seine Finanzmisere durch Raubüberfälle zu beheben.
OFFENBACH. "Die rund 300 Bewohner werden keinerlei Nachteile haben. Im Gegenteil: Wir wollen die Pflege nicht nur verbessern, sondern kostengünstiger gestalten", interpretiert Sozialdezernent Stefan Grüttner den Grundsatzbeschluß des Magistrats, das Städtische Alten- und Pflegeheim im Hessenring bis spätestens Mitte 1993 in einen kommunalen Eigenbetrieb umzuwandeln und von kammeralistischer auf kaufmännische Buchführung umzustellen.
Das Pflegeheim mit seinen rund 200 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 22 Millionen Mark bekommt zwei Leiter. Heimleiter Erwin Stock bleibt für den Pflegebereich zuständig. Manfred Sopp, bislang Geschäftsführer der sich in Liquidation befindlichen Büsing-Palais BetriebsgmbH, wird kaufmännischer Leiter des neuen kommunalen Eigenbetriebes. Grüttner schließt nicht aus, daß in einem späteren Schritt und im Zuge des Haushalts-Sanierungskonzeptes der kommunale Eigenbetrieb Alten- und Pflegeheim in eine BetriebsgmbH umgewandelt wird.
Mit der Umwandlung reagiere der Magistrat, so betont Grüttner, flexibel auf die sich abzeichnende Veränderung der Kostenabrechnung bei der Altenpflege. Der Landeswohlfahrtsverband will die Trägerschaft und die Finanzierung der Altenpflege wieder ganz an die Kommunen übertragen.
Mit der Einführung der kaufmännischen Buchführung soll deshalb die Kosten-Kalkulation übersichtlicher werden. Grüttner hat die Hoffnung, daß so die Pflegesätze stabil gehalten werden können. Mit der Umgründung will der Magistrat aber auch die Finanzierung der Renovierung und Modernisierung des Pflegeheimes erleichtern.
Eine neue Küche wurde bereits mit Millionen-Aufwand gebaut. Jetzt will der Magistrat die aus den sechziger Jahren stammenden und inzwischen ziemlich marode gewordenen Betten-Pavillons abreißen und Ersatz schaffen. Auch die Vierbett-Zimmer im um die Jahrhundertwende entstandenen Haus sollen abgeschafft werden. lz
"Schwer ist zu ertragen die Nacht, doch der Mensch hat seine Zeichen errichtet, die brüderlichen." (Pablo Neruda)
"Mein Leben wäre sicher anders verlaufen, wenn es den unsinnigen Krieg nicht gegeben hätte. So viele von unserem kleinen Volk, der Roma, hatte man aus verschiedenen Ländern in die Konzentrationslager gebracht, und so viele von uns hat man vernichtet." (Lenja Stojka, Roma-Zigeunerin)
sch FRANKFURT A. M. Der Marktführer für Netzwerk-Software, die US-Firma Novell, will sich den AT&T-Ableger Unix System Laboratories (USL) fischen. Die 350-Millionen-Dollar-Übernahme des Unternehmens, das das Computer-Betriebssystem Unix entwickelt und vertreibt, soll über einen Aktientausch abgewickelt werden. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde jetzt in den Vereinigten Staaten unterzeichnet.
Die Unix-Firma steht für einen Jahresumsatz von mehr als 80 Millionen Dollar und gehört bisher zu 77 Prozent dem Telekommunikationskonzern AT&T. Novell ist bereits mit rund fünf Prozent an ihr beteiligt. Der Rest verteilt sich auf elf andere Aktionäre, darunter Amdahl, Fujitsu, ICL, Motorola, NEC, Oki Electric, Olivetti, Sun Microsystems und Toshiba. Diese müssen dem Deal noch zustimmen.
Mit dem Erwerb dürfte der Wettbewerb am Weltmarkt für Betriebssysteme noch zunehmen. Ohne diese läuft bei einem Rechner nichts. Sie steuern die Grundfunktionen eines Computers. Nach Ansicht von Branchenexperten rüstet sich Novell mit dem Kauf für einen Kampf gegen den Software-Goliath Microsoft, der demnächst ein neues, auch auf "Unix- Fans" abzielendes Betriebs- und Netzwerksystem (Windows NT) anbieten will. Unix gilt als Standard für "offene Systeme", in denen Produkte verschiedener Hersteller zusammenarbeiten, und wird vor allem in Technik, Wissenschaft und Verwaltungen für den Einsatz auf leistungsstarken Kleincomputern (Workstations) geschätzt. Unter Novell könnte es, so die Fachleute, auch in der Geschäftswelt an Bedeutung gewinnen.
China wählte eine Unix-Version von USL kürzlich als Kern eines offenen Betriebssystems für die Volksrepublik.
Der Oberbürgermeister kam jetzt als Weihnachtsmann zur Polizei. In diesem Jahr hatte er sich für die Bescherung die Sonderinspektion S 500 in der Rossittener Straße ausgesucht. Andreas von Schoeler drückte 30 Männern und Frauen je eine Flasche aus dem städtischen Weingut und ein Bethmännchen in die Hände. Wolfram Ritter, Polizeioberrat und Chef der Dienstelle am Industriehof: "Das ist sehr gut angekommen."
Mehr noch als die Geschenke hat es die Uniformierten gefreut, daß der OB trotz des vorweihnachtlichen Terminstresses beinahe anderthalb Stunden Zeit mitbrachte. Im Aufenthaltsraum entwikkelte sich denn auch eine rege Diskussion, die sich vor allem um die Bekämpfung der Straßenkriminalität und des Drogenhandels drehte. Denn für diese Deliktbereiche ist S 500 zuständig.
Der Oberbürgermeister wurde auch mit den Wohnungsproblemen der Polizisten konfrontiert. Viele pendeln zwischen Nordhessen und ihrem Frankfurter Arbeitsplatz. Von Schoeler hatte auch auf diesem Sektor etwas zu bieten: Die Stadt baut im nächsten Jahr 170 Wohnungen - ausschließlich für Polizisten. habe
MÜNCHEN, 22. Dezember. Der CSU- Vorsitzende Theo Waigel hat angesichts negativer Umfrageergebnisse seiner Partei und Spekulationen über Vorsitz-Ambitionen seines Stellvertreters Edmund Stoiber seinen Führungsanspruch in der CSU bekräftigt. Er werde auf dem nächsten Parteitag wieder kandidieren und sei sich "ziemlich sicher, daß ich die Abstimmung gegen wen auch immer gewinne", sagte Waigel vor Journalisten am Montag abend in München. Wer einen anderen Vorsitzenden wolle, müsse einen anderen Kandidaten vorschlagen und der andere müsse dann dazu auch bereit sein. Der CSU-Chef reagierte damit auf Berichte, wonach CSU-Vize Stoiber ihn als Parteichef ablösen wolle.
In ungewöhnlich deutlichen Worten warnte Waigel seine Partei vor einem Rechtsruck. Die CSU sei eine "Partei der Mitte" und werde nur Erfolg haben, wenn sie "weit nach links und nach rechts offen sei". Der CSU-Chef griff seine eigene Formulierung auf, wonach die nächsten Wahlen rechts von der Mitte entschieden würden und fügte hinzu: "Ich habe rechts von der Mitte gesagt, nicht rechts." Die CSU, so Waigel, werde in der Mitte und links von der Mitte verlieren, "wenn wir uns nur als demokratische Rechts-Partei profilieren". Auf die Frage, ob das Spektrum der CSU besser von ihm selbst oder von Stoiber abgedeckt werde, antwortete Waigel: "Das Gesamtspektrum wird am besten von mir abgedeckt."
Zu den katastrophalen Umfrageergebnissen für die CSU, die nach einer Erhebung des Forsa-Institutes in Bayern gegenwärtig nur noch auf 45 Prozent käme, sagte Waigel, die CSU nehme diese Zahlen zwar zur Kenntnis, "aber beeindrukken tut uns das nicht". Auch vor den Wahlen 1990 habe die CSU in Umfragen deutlich unter 50 Prozent gelegen, dann aber sowohl bei der Landtagswahl wie bei der Bundestagswahl ihre absolute Mehrheit verteidigt.
Gefragt nach möglichen Konsequenzen aus seiner Doppelbelastung in Bonn und München ließ Waigel erkennen, daß er eher bereit wäre, auf den Posten als Finanzminister zu verzichten. Er sei nicht darauf fixiert, "immer dieses Ministerium haben zu müssen", oder überhaupt der Regierung anzugehören. Er sehe aber auch "keinen Anlaß, jetzt auszusteigen".
Weniger deutlich als sonst fiel Waigels Absage an eine mögliche große Koalition in Bonn aus. Die CSU werde zwar alles tun, um eine große Koalition zu vermeiden. Wenn das Wahlergebnis 1994 aber keine andere Möglichkeit zulasse, "dann soll man es tun", sagte der CSU-Chef.
Ganz eindeutig bekräftigte Waigel hingegen seine Absage an jegliche Zusammenarbeit mit den "Republikanern": "Mit mir gibt es keine Koalition mit den ,Republikanern&rquote;, auf keiner Ebene", sagte Waigel. Dies sei "glasklar" auch die Meinung des gesamten CSU-Vorstandes.
(Kommentar auf Seite 3)
HÖCHST. Eine wirklich schöne Bescherung für die Bewohner des Übergangswohnheimes in der Adelonstraße. Rechtzeitig zu Weihnachten haben sich das Land Hessen und das Deutsche Rote Kreuz geeinigt und den Vertrag für das Aussiedler-Wohnheim um drei Jahre verlängert.
Fast eineinhalb Jahre zogen sich die Verhandlungen hin. Wie berichtet, sollten die Bewohner des Übergangswohnheimes im September schon die Koffer packen. Die Kündigung hatten sie schon auf dem Tisch. Doch die wurde nach engagiertem Protest der Hausgemeinschaft wieder zurückgezogen.Pädagogen und Psychologen: Probleme werden oft gewaltsam auf Knopfdruck und nicht konstruktiv gelöst "Da macht es nur buff, dann sind die Opfer weg" Game Boy-Spiele sind Favoriten auf dem Gabentisch Von Tobias Schwab
WESTLICHE STADTTEILE. Der Weg in die Video-Welt führt vorbei an Carrera- Bahnen, Turbo-Climbern und Kuscheltieren. Sascha läßt sie wie viele seiner Freunde einfach links liegen. In Herties Spielzeugabteilung auf der Königsteiner Straße interessiert den Achtjährigen nur die Nintendo-Nische. Was der Junge sich auf den Gabentisch wünscht, läßt sich hier an den "Game Boys" und der "16-Bit- Power-Station" schon mal durchspielen: Street Fighter II, F-Zero, Castle Vania II, Belmont's Revenge oder Zelda. Der Verkaufshit aber ist Super Mario Land II. "Da sind die ganz scharf drauf", weiß Pascal Salieti, Nintendo-Propagandist bei Hertie in Höchst. "Da kannst Du ein halbes Jahr spielen, bis Du Dich durch alle Schon durch 56 Welten geschlagen 96 Ebenen gekämpft hast", schwärmt der 20jährige, der sich mit "Mario" bereits durch 56 Welten geschlagen hat. Um den Kosmos vor außerirdischen Angreifern zu retten und Prinzessin Daisy den Klauen des heimtückischen Tatanga zu entreißen, schreckt Mario vor nichts zurück. Auf dem "Game Boy" im Jackentaschenformat werden die Gegner über den Haufen geschossen, Peitschen geschwungen, zischen tödliche Morgensterne und Bumerange durch die Lüfte.
Das Weihnachtsgeschäft mit den martialischen Spielen blüht. "Die Tagesumsätze sind in Ordnung", schmunzelt Pascal Salieti vielsagend. Daß Eltern schon ihren Vierjährigen den "Game Boy" samt Programme-Pack unter den Christbaum legen, findet der Nintendo-Verkäufer okay. "Denn mit Mord und Totschlag haben unsere Spiel nichts zu tun." Der Morgenstern treffe doch keine lebenden, sondern nur Sciene-fiction-Figuren. "Da sehen die Kinder kein Blut, da macht's nur buff, und dann sind die Opfer weg." Harmlos findet's auch Bettina Welsch von der Werbeabteilung der Nintendo-Europazentrale in Großostheim: "Schalten die Kinder das Ding neu an, sind doch alle Figuren wieder da." Und wenn die kleinen Spieler bei F-Zero "jedes Tempolimit" vergessen sollen, um den "absoluten Over-Drive" zu erleben, dann macht das für Bettina Welsch "einfach nur Spaß". Was auf der Straße eingehalten werden müsse, könne am Monitor ruhig mal vergessen werden. Ob es die richtige Form von Verkehrserziehung für die Mädchen und Jungen ist, kümmert die Nintendo-Frau nicht.
Für Marianne Rao von der Höchster Erziehungsberatungsstelle ist klar, warum die Kids auf die Video-Spiele abfahren. "Da können die ihre Aggressionen ohne Sanktionen ausleben." Destruktiv und automatisiert seien die Spiele, eben "schlechtes Spielzeug". Gutes rege zur Kreativität an und dazu, Konflikte konstruktiv zu lösen, sagt die Diplom-Psychologin, die viel mit verhaltensauffälligen Kindern arbeitet. Wenn Kinder im Garten mit Schwertern kämpften, dann sei da auch Aggression im Spiel. "Die spüren aber, wenn ihr Freund weint, weil sie ihm wehgetan haben, und müssen damit klarkommen." Ganz anders beim "Game Boy": "Wird da einer umgelegt wird, gibt's zur Belohnung Punkte."
Der Spaß an "Game Boys" ist den Zeilsheimer Adolf-Reichwein-Schülern mittlerweile vergangen. Auf dem Pausenhof und in den Klassenräumen zumindest ist der schokoladentafelgroße Computer mit dem Mini-Bildschirm tabu. Wer den batteriebetriebenen Spielkameraden dennoch mitbringt, bekommt ihn beschlagnahmt. Mama oder Papa können das Spielzeug dann im Lehrerzimmer abholen. Ihnen wird nahegelegt, sich einmal genau anzuschauen, welche Spiele auf den Geräten laufen. "Auch den Kindern haben wir im Unterricht erklärt, warum wir da so streng sind", sagt Rektorin Renate Kummetat. Weil "Game Boy"-Programme nur eindimensionale Erlebnisse vermitteln und Probleme per Knopfdruck gelöst werden, hätten die Videospiele in der Schule nichts zu suchen. "Statt allein mit den Dingern in der Ecke zu stehen, sollen die Mädchen und Jungen gemeinsam miteinander spielen und arbeiten lernen." Die Erfahrung, daß der "Game Boy" das eher verhindert als fördert, hat auch R. Balke im Nieder Kinderhaus gemacht. Oft gebe es Streit um die Computer-Spiele. Weil alle so scharf darauf seien, "sind das auch begehrte Klauobjekte".
"Jetzt nach Weihnachten geht das wieder los", vermutet Kinderhaus-Pädagoge Manfred Gerth. Dann brächten selbst die Sechsjährigen ihre neuen "Freunde" und mit ihnen die "tragbare Action-Welt" (Nintendo) ins Kinderhaus.
MAINTAL. In Bischofsheim sind am Montag an mehreren Stellen Plakate einer unbekannten Organisation aufgetaucht, die in Form eines "Steckbriefes" Fotos, Namen und Anschriften von Personen aufführen, die angeblich zum rechten Spektrum zu zählen sind. Ein Bischofsheimer Bürger hat Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt. az
FREIGERICHT. Selamet Yakas ist ein ernstes Kind. Das wundert nicht, wenn man ihre Geschichte kennt. Die dreieinhalbjährige Kurdin hat Leukämie und ist vor acht Monaten mit Eltern und Geschwistern nach Deutschland geflohen. Doch damit nicht genug: Während ihre Familie in einer Flüchtlingsunterkunft in Altenmittlau wohnt, lebt das Mädchen seit knapp drei Monaten in der "Station Dr. Peiper", der Kinderkrebsabteilung der Gießener Uniklinik. Nach Hause darf Selamet erst, wenn ihre Familie eine Wohnung mit eigenem Bad findet. Denn in der derzeitigen Therapiephase könnte jede Infektion fatale Folgen haben. "Selbst an sich harmlose Krankheiten bringen das Leben des Kindes in Gefahr", warnt ihre Ärztin Renate Blütters.
Doch sämtliche Bemühungen, der Familie zu einer ordentlichen Zwei- bis Dreizimmerwohnung zu verhelfen, in der sich das Kind während der Behandlungspausen von der anstrengenden Therapie erholen kann, sind bisher gescheitert. "Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft", berichtet Dr. Blütters, "leider ohne Erfolg." Auch die öffentlichen Aufrufe von Gemeinde und Kirchen in Freigericht verschollen ungehört, wie Bürgermeister Manfred W. Franz bedauert.
Nun hat sich der Kölner Verein "wünschdirwas" eingeschaltet, der bundesweit lebensbedrohlich erkrankten Kindern Herzenswünsche erfüllt. Im Fall Selamet ist das eindeutig eine Wohnung für sich, ihre Eltern und ihre beiden Geschwister - "ganz gleich, ob im Main-Kinzig-Kreis oder in Gießen", wie Alice Potz von "wünschdirwas" betont, die nun bei der Suche helfen will.
An sich stehen die Heilungschancen für Selamet gut: "Leukämie ist heute durchaus heilbar", erläutert ihre Ärztin. Allerdings ist die Behandlung sehr anstrengend und schmerzhaft. Nach der hochdosierten Chemotherapie in der Klinik muß das Mädchen noch etwa anderthalb Jahre ambulant weiterbehandelt werden. Gibt es keine Komplikationen, darf Selamet anfangs tage- und später wochenweise nach Hause. Allerdings nur, wenn die Umgebung stimmt. Da die aggressive Chemotherapie das Immunsystem des Kindes erheblich schwächt, müssen an sich harmlose, aber für Selamet möglicherweise tödliche Infektionen weitgehend vermieden werden. "Das funktioniert nur, wenn die Familie über eine größere, gut heizbare Wohnung mit eigenem Sanitärbereich verfügt", sagt die Ärztin.
In der Wohnung, in der die Yakas mit ihren beiden anderen Kleinkindern zur Zeit leben, ist das Anstekkungsrisiko für das krebskranke Mädchen zu groß. Die Altenmittlauer Bleibe ist nicht nur feucht und kühl, auch muß sich die Familie Bad und Küche mit anderen Asylbewerbern teilen. "Allein die Pilze an der Wand sind für Selamet lebensbedrohlich", meint die Ärztin. "Deutsche Eltern solcher Kinder müssen wegen der Pilzgefahr sogar die Topfpflanzen weggeben."
Finden die Yakas keine neue Behausung, muß Selamet theoretisch die gesamte Behandlung in der Gießener Kinderkrebsklinik verbringen. "Das wäre äußerst fatal", ist sich Oberärztin Blütters sicher. Denn dort "stürzen nicht nur die bösen Erlebnisse der Flucht auf das Mädchen ein", durch das lange Alleinsein ohne Familie in einer ungewohnten Umgebung drohten psychische Schäden. Das wiederum könne sich negativ auf die gesamte Therapie auswirken.
"Und genau das wollen wir verhindern", fügt Alice Potz hinzu. "Die Erfüllung eines Herzenswunsches kann für schwerkranke Kinder einen ungeheueren Motivationsschub bedeuten." Jede Stärkung des Lebensmutes sei ein "Meilenstein auf dem Weg zur Genesung". Diese Erfahrung haben der vor drei Jahren gegründete Verein aus Köln und seine ehrenamtlichen Helfer aus dem ganzen Bundesgebiet schon oft gemacht. Die Aussicht auf ein Treffen mit dem Lieblingsstar, auf einen ein Ausflug oder auf einen Besuch der im Ausland lebenden Großeltern stärke das Selbstvertrauen der kleinen Patienten und setze Energien frei, die für eine erfolgreiche Behandlung unentbehrlich seien.
"Irgendwann haben alle ihren Durchhänger", bestätigt die Renate Blütters. Bei Selamet ließe sich mit einer geeigneten Wohnung "womöglich die halbe Therapiedauer in der Klinik sparen". Das wäre nicht nur für das Kind von Vorteil. Denn ein Tag auf Station kostet zwischen 700 und 900, manchmal sogar 1200 Mark. "Da wäre selbst eine etwas höhere Miete billiger."
Um die Finanzierung der neuen Bleibe müssen sich die Yakas keine Sorgen machen. Auch die Gemeinde Freigericht will laut Franz notfalls in dieser Hinsicht Wege ebnen helfen. Sollte sich idealerweise eine geeignete Unterkunft in der Nähe von Gießen finden, sei die Kommune bereit, dafür andere Flüchtlinge aufzunehmen.
Wer eine gut heizbare Zwei- bis Dreizimmerwohnung für die Yakas weiß, vermietet oder zum Tausch anbietet, sollte sich im Freigerichter Rathaus unter der Rufnummer 0 60 55 / 888-17 im Sozialamt melden.
KATJA SCHOSSER
HANAU. Schwere Verletzungen erlitt am Montag vormittag ein 13jähriges Mädchen, als es mit seinem Fahrrad die Eugen-Kaiser-Straße in Höhe der Kinzigstraße überqueren wollte. Dabei wurde es von einem stadtauswärts fahrenden Auto erfaßt.
Der Notarztwagen brachte das Mädchen ins Krankenhaus.
Mit leichten Verletzungen kam einige Stunden zuvor ein 30 Jahre alter Radfahrer davon, der an der Ecke Lothringer Straße/Glockenstraße mit einem Auto kollidierte. Dessen Fahrer - so die Polizei - hatte die Vorfahrt mißachtet. az
HÖCHST. Für Weihnachtstage mit Überlänge bietet das Filmforum Höchst einen Film mit Überlänge: 222 Minuten dauerte "Lawrence von Arabien" bei der Premiere 1962. Leider gingen durch verschiedene Umschnitte acht Minuten verloren, und so geht die Geschichte des britischen Spionage-Offiziers aus dem Ersten Weltkrieg nur noch über 214 Minuten (26. - 30. 12., 20 Uhr).
Lawrence soll arabische Stämme gegen die Türken aufwiegeln. Doch bald verschwimmen die Grenzen zwischen Befehlsgehorsam und Handeln auf eigene Faust; der geniale Offizier wird größenwahnsinnig, der Wüstenkrieg zur grenzenlosen Selbstzerstörung.
Dagegen handelt "Ein Engel an meiner Tafel" von Jane Campion von den erfolgreichen Lehr- und Wanderjahren der neuseeländischen Schriftstellerin Janet Fromme: Der dicke Rotschopf wird von den anderen Kindern gehänselt.
Ihre Schwester ertrinkt im Meer. Während des Studiums wird sie in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Ein erfolgreicher Gedichtband bringt ihr die Entlassung; Janet Fromme geht nach Europa, um sich dort von den Schriftsteller-Zirkeln in London und Ibiza anöden zu lassen. Erst in der Psychiatrie erfährt Janet: Sie ist gar nicht schizophren, wie sie immer dachte. "Der Film erscheint wie eine Folge von Katastrophen. Doch die Stimmung ist gar nicht deprimierend", werben die Filmforum- Veranstalter. (2. - 6. Januar, 20 Uhr.)
Seltsam: Ein Delikatessen-Geschäft mit leeren Regalen - und erst, wenn einer der Nachbarn spurlos verschwindet, gibt es am nächsten Morgen Fleisch. Nur der arbeitslose Clown Louison verliebt sich in die Tochter des Metzgers und überlebt länger als vorgesehen - den vergnüglichen Horrorfilm gibt es am 2. 1. um 22.45 Uhr zu sehen. Die Kinderfilme im Neuen Theater sind ganz auf die Weihnachtszeit abgestimmt. Am 27. Dezember um 15 Uhr kommt "Jessica und das Rentier": Jessica findet ein verletztes Rentier - es gehört dem Weihnachtsmann, glaubt sie. Am 3. Januar um 15 Uhr läuft das Märchen vom König Drosselbart: Hochmütige Prinzessin wird mit Bettler zwangsverheiratet - doch stellt sich heraus, daß der Bettler gar keiner ist. . . md
TREBUR/FRANKFURT A. M. Die kleinen Bäumchen, meist Eichen oder Ulmen aus dem Europareservat Kühkopf-Knoblochsaue, sind durch ein Gatter geschützt: Rehe sollen nicht gleich wieder abfressen, was dort am Rhein westlich von Trebur-Astheim einmal zu einem naturnahen Auewald heranwachsen kann. Schließlich handelt es sich um keine gewöhnliche Aufforstung der Waldarbeiter auf den ehemaligen Feldern und Wiesen des früheren 95,6 Hektar großen Hofgutes Hohenau: Hier, fast 25 Kilometer Luftlinie vom Frankfurter Flughafen entfernt, kaufte die FAG für drei Millionen Mark Land, um den gesetzlich geforderten Ausgleich für gerodete Bäume auf ihrem Gelände zu schaffen.
Zum Teil, und auch das ist ungewöhnlich, verschaffte sich die Frankfurter Flughafen AG damit gleich vorsorglich Ausgleichsflächen für weitere Abholzungen - etwa für das geplante südliche Frachtzentrum auf dem Flughafen, wo 80 Hektar Gelände benötigt werden. Dort soll, wenn - zur Zeit noch vage - Baupläne verwirklicht werden (deren Umfang hängt von den Wünschen der Fluggesellschaften ab), ein 140 Meter breiter Waldstreifen fallen, der sich innerhalb des bereits abgezäunten Flughafen-Areals befindet. Hinkte die FAG bislang mit der Umsetzung des vorgeschriebenen Ausgleichs hinterher, so betreibt sie mit dem Gut Hohenau jetzt eine Politik der Vorratshaltung.
So geht es denn auch in Trebur im Kreis Groß-Gerau nicht mehr um den Ausgleich für die Startbahn-West. Diese 205 Hektar Wald, die für die vor elf Jahren umkämpfte Betonpiste gefällt wurden, sind inzwischen (fast vollständig) an anderen Orten rundum Frankfurt wieder angelegt worden, und zwar im Verhältnis eins zu eins, obwohl nach dem Forstgesetz auch eine weit größere Waldfläche als Ausgleich festgelegt werden kann.
Der Startbahn-Ersatz wurde fast im gesamten Rhein-Main-Gebiet untergebracht, überall dort, wo sich gerade noch ein Acker mit Bäumen bepflanzen ließ: Mal ließ die FAG in unmittelbarer Nähe des Flughafens neuen Wald entstehen, meistens jedoch ein gutes Stück weg von der Startbahn. Den größten Brocken brachte die FAG auf dem Bundesgartenschaugelände an der Nidda mit 45,9 Hektar Auewald unter, knapp 17 Hektar sind es bei Egelsbach, 1,9 Hektar nördlich von Hanau bei Niederdorfelden, 17,5 Hektar bei Wiesbaden, 2,5 Hektar bei Biebesheim, das Hofgut Schönau bei Groß-Gerau mit mehr als 30 Hektar.
Die Gesamtbilanz, die sich auf genau 205,1167 Hektar beläuft, ist allerdings noch negativ, da ein großer Aufforstungsbrocken bei Flörsheim nicht realisiert werden konnte.
20 Orte nennt die offizielle FAG-Liste, die differenzierten Angaben der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium in Darmstadt gehen demgegenüber allein von 25 Flächen aus, bei denen die FAG, Parzelle für Parzelle, kleinere Geländestücke von selten mehr als einem Hektar Größe aufforsten ließ, und zwar egal, ob auf FAG-eigenem, auf kommunalem oder privatem Grund.
In Trebur erwarb die FAG nun ein altes Hofgut, an dem zuvor bereits das Land Hessen Interesse bekundet hatte. Daß schließlich die Flughafen-Käufer den Zuschlag erhielten, stieß vor allem beim Bund für Umwelt und Naturschutz auf Kritik. Denn solch großer Landbesitz in der Hand eines potenten Unternehmens, so die Organisation in einem Schreiben an Naturschutzminister Jörg Jordan (SPD), berge stets die Gefahr eines "Spekulationsobjektes".
Statt dessen hätten sich Land und FAG, so Naturschutzreferent Thomas Norgall, vertraglich auf eine Ausgleichsfläche des Hofguts einigen können, die von der FAG aufgeforstet würde, deren Eigentümer dann aber das Land Hessen gewesen wäre.
Der Sinn einer solchen Regelung ergibt sich schon aus dem Naturschutzrecht: So haben die Behörden das Gebiet des Gut Hohenau als Regenerationsgebiet für ein späteres Naturschutzgebiet sichergestellt und dafür einen Entwicklungsplan erarbeitet. Wollen die Behörden nun im Naturschutzgebiet Änderungen vornehmen, müssen sie stets mit dem Eigentümer verhandeln. Bei einem Staatsbesitz, den die Naturschutzverbände gerade in den sensiblen Rheinauen als wichtig erachten, wäre dies nicht nötig.
Ungewöhnlich für ein Regenerationsgebiet ist auch, daß nach bisherigem Stand zwar die üblichen Naturschutzauflagen (etwa: Tiere dürfen nicht beunruhigt werden) gelten, die Jagd aber weiterhin uneingeschränkt möglich ist. Die FAG schaffte sich für drei Millionen also einen Eigenjagdbezirk am Rhein an, in dem nicht nur die Jagd auf den Baumschädling Reh, sondern voraussichtlich auch auf Enten, Fasane oder Hasen möglich ist. Allerdings, heißt es im Naturschutzministerium, solle die Frage der Jagd nochmals geprüft werden.
Unklar ist, ob das Land sämtliche 95,6 Hektar als Ausgleichsfläche bestätigen will, da derzeit erst 30 Hektar für Einschläge zwischen 1985 und 1989 akut benötigt werden und überhaupt nur zwei Drittel des Hofgutes aufgeforstet werden sollen. Waldentwicklungsplaner Thomas Drees bestätigte dazu auf Anfrage, daß die gesamte Fläche, also 95,6 Hektar, als "annerkennungsfähig" anzusehen, darüber aber noch keine Entscheidung gefallen sei. STEPHAN BÖRNECKE
Rindsches Bürgerstift ist nun selbst der Investor Neues Seniorenzentrum in der Gymnasiumstraße für 40 Millionen Mark / Auch Kreisaltenheim integriert
Finanziert werden soll der Neubau durch Kredite und Immobilienverkäufe. Die Stadt, so sagte Assmann für das Kuratorium und die Stadt, ist am alten Bürgerstift in der Elisabethenstraße interessiert; Preisvorstellungen gibt es angeblich noch nicht. Die Stadtbibliothek soll dort unterkommen. Die christlich-liberale Mehrheit in den Kreisgremien will auf jeden Fall das Altenheim in der Waisenhausstraße verkaufen, wiederholte Banzer. Die SPD im Kreistag und der Stadtverordnetenversammlung möchte das heutige Kreisaltenheim als Sozialeinrichtung erhalten wissen. Am Verkauf interessiert ist der städtische Baudezernent Wolfgang Weber (CDU). Er stellt sich ein Büro- und Geschäftszentrum dort vor.
Den Erlös - es war einmal von 7,5 Millionen Mark die Rede -, wird der Hochtaunuskreis allerdings nicht in den Bürgerstift-Neubau einbringen. "Unser investiver Beitrag steckt in den Pflegesätzen", die der Kreis für die Alten übernehmen muß, die den Pflegesatz nicht selbst bezahlen können.
Wieviel höher der Pflegesatz im Neubau sein wird, dazu gibt es angeblich ebenfalls keine detaillierteren Berechnungen; "höher als heute wird er auf jeden Fall". Banzer räumte ein: "Bei der Finanzierung ist noch vieles offen."
Als sicher gilt: Wird das neue Zentrum gebaut, brauchen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Kreisaltenheims und des Bürgerstifts keine Sorge um die Unterbringung zu machen. Als Stadt und Kreis der Stiftung die Grundstücke verkauften, wurde per Vertrag die "Übernahme von Personal und Bewohnern ebenfalls verankert".
Gemanagt hat die Vorbereitungsphase seit März 1991 der frühere Landrat Klaus-Peter Jürgens (CDU) per Privatvertrag mit der Stiftung. Jürgens ist hauptberuflich Geschäftsführer bei dem Darmstädter Unternehmen Mengler Kommunal- und Gewerbebau KG. Er hatte nach Unterzeichnung des Beratervertrages mit der Stiftung erklärt, Mengler sei an dem geplanten Altenzentrum "in keiner Weise beteiligt". Welcher Generalunternehmer mit der Ausführung des Bauwerks beauftragt wird, steht nach Auskunft Assmanns wiederum noch nicht fest.
Mit größeren Problemen während der Planungszeit rechnen im Moment weder Assmann noch Banzer. Auch das planende Architekturbüro Gallwitz, Hoffmann & Partner will schon diverse Vorleistungen geknüpft haben, um das Projekt in dem "hochsensiblen Gebiet" nicht zu gefährden. Problemzone: die beiden denkmalgeschützen Häuser, das von Holler erbaute Gymnasium (1869-1870) und das ehemalige Lyzeum an der Ecke Ottilienstraße (Baujahr 1902) und der Neubau, der eingeklinkt werden mußte. "Das ist alles schon mit dem Landesamt für Denkmalspflege vorbesprochen", heißt es aus dem Architekturbüro.
Das Konzept für die Verwertung des etwa 8500 Quadratmeter großen Geländes sieht vor: 126 Einzel- und 24 Doppelzimmer, 42 Appartements für Männer und Frauen, die vielleicht nur gelegentlich Leistungen und Hilfen des Hauses in Anspruch nehmen möchten, Gästezimmer, Arztpraxis, Therapieräume, Cafeteria und ein neues Wohnhaus mit 13 Wohnungen für Beschäftigte. off
KREIS GROSS-GERAU. Schwere Verletzungen erlitt ein Motorrad-Fahrer, der in Groß-Gerau im Kreuzungsbereich von L 3482 und Gernsheimer Straße mit einem Auto zusammenstieß. Dessen Fahrer wollte nach Angaben der Polizei links einbiegen und übersah dabei den entgegenkommenden Zweiradfahrer.
Zwei Leichtverletzte gab es bei einem Unfall in Mörfelden-Walldorf an der Kreuzung Gerauer Straße / Dieselstraße. Ein Autofahrer wollte nach links in die Dieselstraße einbiegen und achtete dabei nicht auf ein entgegenkommendes Auto. Es kam zum Zusammenstoß, bei dem beide Autofahrer leicht verletzt wurden. wal
Daher, so nahmen die Zuhörer im Friedberger Amtsgericht mit ungläubigem Staunen auf, seien auch die vom Regen ausgeschwemmten und danach exakt gemessenen Schwermetalle oder auch Öllachen Teile dieses Wirtschaftsgutes und kein Abfall.
So versuchte die Anwältin dem Plädoyer nebst Strafforderung von Staatsanwalt Gernod Pedain (150 Tagessätze zu 400 Mark) die juristische Basis zu entziehen. Der Staatsanwalt hatte zuvor schon auf einige Punkte der Anklage verzichtet, da die Strafe dafür gering im Vergleich zum "Hauptvergehen" sei. Das Betreiben der Anlage über Jahre hinweg unter umweltgefährdenden Umständen nannte Pedain bedingt fahrlässig. Jedem Laien sei sofort beim Betreten des Betriebsgeländes klar gewesen, daß man so nicht mit umweltgefährlichen Materialien umgehen dürfe.
Weil nicht zuletzt die Anwältin auf die Einmaligkeit des Falles und der Entscheidung auf dieser (Gesetzes-)Basis hinwies, ließ sich das Gericht unter Richterin Gertraud Brühl sowie den Schöffen Horst Ilge und Heinrich Weitzel nicht unter Zeitdruck setzen. Die Entscheidung über die knifflige juristische Frage wurde auf den kommenden Montag um 10 Uhr vertagt.
Unsichtbar mit auf der Anklagebank saßen die Vertreter etlicher beteiligter Behörden, denen man auch nach den Zeugenaussagen am zweiten Prozeßtag tiefen Schlaf bescheinigen mußte. So verwies Wolf auf die Frage der FR nach dem heutigen Stand der Genehmigungen für den Betrieb darauf, daß er gemäß den Auflagen der Behörden eine Planung für eine neue Abwasserentsorgung habe erstellen lassen. Außerdem sei beantragt, die Verschwelungsanlage durch eine Schredderanlage zu ersetzen, um so die Metalle aus den alten Kabeln zu gewinnen. Die Pläne "ruhten" aber seit Februar vergangenen Jahres bei den Genehmigungsbehörden.
Auch stellte Richterin Brühl bei der Zeugenbefragung einen "weißen Fleck" in den Bauakten der ehemals selbständigen Gemeinde Ebersgöns fest. Die entscheidenden Papiere, die Aufschluß über mögliche Genehmigungen hätten geben können, fehlen in den Unterlagen der heute zuständigen Stadt Butzbach.
Gerade von seiten des Gewerbeaufsichtsamtes Gießen vermißte die örtliche Bürgerinitiative ein konsequentes Vorgehen: Das Amt habe weniger Aufsicht, als Nachsicht geübt, kritisierten deren Sprecher in einer Erklärung die fehlende Rauchkontroll-Auflagen.
Aber auch Staatsanwalt Pedain und die Anwältin mußten darauf verweisen, daß es den zuständigen Behörden in den Sinn hätte kommen können, etwa zu fragen, warum seit drei Jahren die Fäkalgrube nicht geleert wurde. Außerdem wußten viele Behörden schon lange, daß von dem Betriebsgelände alle möglichen gefährlichen Stoffe mit dem Regen weggeschwemmt wurden und werden. Es verließ sich offenbar die eine Amtsstube auf die andere, oder: weil der eine nichts unternahm, hielt auch der andere ruhig.
Das Urteil in diesem Fall dürfte Präzedenzbedeutung haben, wie ein Beispiel der Anwältin zu erkennen gab.
Diese sagte: Wenn von einer Fläche, auf der die Firma VW viele Autos lagert, Öl oder Metalle abgeschwemmt werden, so seien das auch, wie die Autos von denen sie stammten, Wirtschaftsgüter und keine umweltgefährdenden Abfälle . . . GEORG LINDE
NEU-ANSPACH. Sigrid Mikutta ist verzweifelt. Die Anspacherin will auf ihrem Grundstück bauen, und bisher standen die Zeichen dafür gut. Das Bauamt Bad Homburg und der Anhörungsausschuß des Landrates sehen das Baugesuch grundsätzlich positiv: "Das Bauvorhaben kann grundsätzlich genehmigt werden. Die Erschließung ist zwar noch nicht gesichert, aber machbar", heißt es in dem von Regierungsdirektor Karsten Trebst unterzeichneten Sitzungsprotokoll des Anhörungsausschusses. Auch der Umlandverband Frankfurt (UVF) erachtet das Grundstück als Wohnbaufläche - aber die SPD-Mehrheit im Bauausschuß der Gemeinde sperrt sich.
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses schmetterte die SPD-Mehrheit das Baugesuch ab. "Wir sprechen immer von der Wohnungsnot. Aber Mißgunst und die dazugehörige Macht sprechen offenbar eine andere Sprache", erklärt Sigrid Makutta dazu.
Besonders empört ist sie darüber, daß die SPD-Bauauschußmitglieder ihr schon eine Woche vor der Sitzung die Absage erteilten. "Falls wir uns im Recht fühlen, sollten wir halt klagen", hätten ihr die Mitglieder übereinstimmend erklärt, "also wird hier offenbar ungeachtet der Sachlage entschieden." Der Fraktionsvorsitzende der Neu-Anspacher CDU, Uwe Kraft, nennt dieses Verhalten "selbstgeschaffenes SPD-Landrecht, das von Willkür und Sozialneid zeugt."
Dabei war Sigrid Mikutta ursprünglich überzeugt, daß ihr Baugesuch ohne Schwierigkeiten bewilligt werden würde. Die Bauvoranfrage betrifft ein Grundstück an der Bebauungsgrenze. In der Verlängerung der Karlsbader Straße mit der Gemarkungsbezeichnung "In der Hölle" will sie dort ein Einfamilienhaus auf eine ihr gehörende Wiese stellen. Dieses Haus würde in zweiter Reihe stehen; unmittelbar vor der Straße steht bereits ein Wohngebäude. Das dazugehörende Grundstück hatte ihre Familie 1988 verkauft.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD und Angehörige des Bauausschusses, Klaus Dornbusch, verweist hingegen auf den Bebauungsplan, der an dieser Stelle keine Wohnfläche vorsehe. Die Erschließung des Grundstückes sei nicht gesichert: Das Grundstück liege nach hinten hinaus und sei damit nicht unmittelbar an Kanal und Wasser anzuschließen.
Die positive Einschätzung des Kreisbauamtes sei "kein Kriterium" für die Gemeinde. Man habe sich schon oft gegen dessen Votum entschieden, zum Beispiel bei einem 30-Familien-Bauprojekt mitten in Hausen-Arnsbach. "Das lehnten wir zusammen mit der CDU ab - denn wozu sonst haben wir in der Gemeinde die Planungshoheit", erklärt Dornbusch.
Und daß der Flächennutzungsplan (der der Beurteilung des UVF zugrunde lag) hier eine Wohnbaufläche vorsehe, sei völlig unmaßgeblich. "Dieser Plan ist dem entscheidenden Bebauungsplan ja nur vorgeschaltet."
Sigrid Mikutta jedoch vermutet andere Gründe für die ablehnende Haltung des Bauausschusses. In der Sitzung hielt man ihr vor, sie "habe ihre Chance verspielt", als die Familie das vordere Grundstück kurz nach Erteilung der Baugenehmigung verkaufte. "Man glaubt wohl, daß wir spekulieren wollten. Wir mußten aber verkaufen, weil mein an der Finanzierung beteiligter Schwiegervater verstarb und wir das Geld dringend anderweitig brauchten."
Auch das Argument der ungesicherten Erschließung läßt sie nicht gelten: Notfalls schließe sie mit der Gemeinde einen Vertrag, wonach sie als Bauherrin die Kosten der Erschließung tragen wird. "Daran soll es nicht scheitern. Vielleicht ist ja doch nicht alles zu spät", hofft Sigrid Mikutta.
Solche Erschließungsverträge kann die Gemeinde abschließen - muß es aber nicht. Sollte der Bauausschuß seine Meinung also nicht ändern, wird wohl auch der allein entscheidungsbefugte Gemeindevorstand sein Veto einlegen. Und dann bleibt Sigrid Mikutta nur noch die Klage vor dem Verwaltungsgericht.
JÜRGEN DICKHAUS
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Kreisausschuß hat den Auftrag für die Sanierung der kieselrotbelasteten Sportanlagen der Bad Sodener Theodor-Heuss-Grundschule und der Geschwister-Scholl-Schule in Schwalbach vergeben. Von 24 interessierten Firmen hätten schließlich zehn ihre Angebote eingereicht, teilte Landrat Jochen Riebel (CDU) mit.
Saniert werden soll in Schwalbach ebenso der mit der dioxinhaltigen Kupferschlacke belastete Schulhof-Spielplatz, der im Moment noch mit Folie und einer Asphaltschicht abgedeckt ist. Wie der Landrat weiter mitteilt, sollen die Arbeiten im Februar 1993 abgewickelt werden. Die Kosten von rund 600 000 Mark stünden bereits im Nachtragshaushalt 1992 bereit; ebenso Geld für den Transport und die Deponiegebühren für die Untertagedeponie Herfa-Neurode. Dorthin sollen die rund 1700 Tonnen dioxinbelastetes Material gebracht werden. Laut Riebel kostet die Sanierung alles in allem 2,5 Millionen Mark.
Wie berichtet wird der belastete Boden etwa 15 bis 20 Zentimeter tief abgetragen und in gesicherten Containern ins Endlager nach Herfa-Neurode transportiert. Das Kreisbauamt sei ebenfalls beauftragt, die Sport- und Spielflächen wiederherzustellen. ana
MÖRFELDEN-WALLDORF. 22 Personen haben einen offenen Brief unterschrieben, mit dem sie Stadtrat Dirk Treber ihre Solidarität versichern. Der Grüne steht seit Monaten in der Schußlinie, sein Rücktritt und seine Abwahl sind gefordert worden. Die Unterzeichner/innen wollen ihren Brief als ein Anliegen aus menschlichem Impuls heraus und nicht als Parteinahme im internen Grünen- Krach verstanden wissen. Die Formen der Auseinandersetzung seien "in einem Maße an die Substanz einer Persönlichkeit gegangen, die uns unerträglich sind".
Unterschrieben haben: Walter Bohris, Jutta Brandes-Kessel, Manfred Cupok, Herbert Debus, Hiltrud Funk, Ingo Funk, Hildegard Kehm, Manfred Kehm, Berti Kessel, Martin Kessel, Hans-Jürgen Kleinlein, Reinhild Kleinlein, Hansjoachim Lebuser, Richard Lehner, Claire Linke, Judith Mohl, Manfred Mohl, Anette Pflügner, Klaus Pflügner, Brigitte Rahe, Dina Scherber und Monika Severon.
Die Gruppe schreibt: Auch wenn die grünen Kommunalwahlkandidaten gekürt seien, lasse sich nicht einfach zum Alltagsgeschäft zurückkehren, müsse noch einiges klargestellt werden. Zum Beispiel der Vorwurf der Postenjagerei an die Adresse Trebers. Das, so die Unterzeichner, sei gelogen oder zeuge von Vergeßlichkeit. Der Ortsverband habe seinerzeit landauf, landab nach Kanidaten gesucht, sei froh gewesen, als sich Treber trotz gesundheitlicher Probleme zur Amtsübernahme bereit erklärt habe.
Auch hätten alle gewußt, daß Trebers Stärke "nicht in charismatischer Rhetorik und geschickt gemanagter Public-Relations-Reklametaktik" liege. Er sei aufgestellt worden, weil er ein "hartnäckiger Schaffer" sei, fleißig, gründlich und sachkundig und zudem "politisch strukturell" denken könne. Vorwürfe, daß Treber sich "mehr ums Gassenkehren als um wegweisende grüne Politik" kümmere, beweise sehr deutlich die "Flachheit" solcher Kritik. Die Forderung nach Abwahl Trebers "unter anderem an dieser Frage festzumachen, stellt ein Armutszeugnis für die Betreiber dieses Ansinnens dar".
Die Unterzeichner fühlen sich keinem der grünen Lager zugehörig, aber es geht ihnen auch um grüne Politik. "Wenn sie Dich, Dirk, als Sündenbock opfern, werden sie nichts von den anstehenden Problemen grüner Kommunalpolitik gelöst haben." wal
WEHRHEIM. Kann der nächste Wassernotstand verhindert werden? Um während der Sommermonate künftige Engpässe in der Wasserversorgung im Usinger Land zu decken, sollen erstmals Reserven von gutversorgten Kommunen in die wasserarmen Gebiete im Hintertaunus vermittelt werden. Der Umlandverband Frankfurt (UVF) will hier die Koordination übernehmen. Dies ist das Ergebnis eines jüngsten Treffens der Kommunen des Verbandsgebietes mit dem UVF.
Nach Auskunft des Ersten Beigeordneten Edwin Seng (SPD), der Wehrheim vertrat, war man sich über die künftige Aufgabenstellung einig. So müsse Trinkwasser durch verbesserte technische Einrichtungen, die Instandhaltung der Versorgungsleitungen und Brauchwassernutzung eingespart werden. Städte und Gemeinden seien daher gehalten, wenn möglich, ehemals genutzte Wasservorkommen wieder neu zu erfassen. cn
Nach Tumult fordern Grüne Winters Rücktritt ,Entgleisungen nicht hinnehmen&rquote; / Heller dankt Polizei Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. Nach den Tumulten in der jüngsten Erlenseer Parlamentssitzung am Wochenende haben die Grünen den Rücktritt des neuen CDU- Fraktionsvorsitzenden Heinz-Dieter Winter gefordert. Die "Entgleisungen" des Unions-Mannes können nach Ansicht der Ökofraktion nicht hingenommen werden. In einer Presseerklärung kritisiert sie außerdem die zwiespältige Haltung der SPD. Einerseits habe der Ortsverein zur Teilnahme an der Kundgebung gegen Ausländerhaß und Rassismus am vergangenen Samstag aufgerufen. Die Fraktion aber habe einer entsprechenden Resolution des Parlaments eine Absage erteilt. Hintergrund der Auseinandersetzungen war das geplante Skin-Konzert in Conny's Hard 'n' Heavy Palace und die damit in Zusammenhang stehende Gegendemonstration. Der CDU-Chef Winter hatte die geplante Kundgebung in einem offenen Brief verurteilt und einen der etwa 20 Aufrufer, den evangelischen Pfarrer von Langendiebach, Lothar Grigat, für mögliche Gewalttaten im Gefolge der Veranstaltung verantwortlich gemacht. In der Gemeindevertretersitzung am Freitag abend wiederholte er seine Anschuldigungen und griff den Jugendarbeiter der Kirchengemeinde, Hubert Heck, in gleicher Weise an. Mitglieder des Arbeitskreises Asyl auf den Zuschauerrängen hatten die Rede Winters, der außerdem die sofortige Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern aus Erlensee gefordert hatte - der Antrag wurde übrigens mit großer Mehrheit abgelehnt -, mit einem Pfeifkonzert begleitet.
Die Grünen werfen Winter nun insbesondere vor, die genannten Personen zu diffamieren: "Einen engagierten Sozialarbeiter, der seit Jahren Hervorragendes leistet, als Kinderverführer zu bezeichnen, ist einfach skandalös. Wer mit Begriffen wie ,Rädelsführer&rquote; und ,abartig&rquote; Menschen verunglimpft und damit deren persönliche Integrität in Frage stellt, verläßt den demokratischen Konsens und gehört nicht ins Parlament. Er bereitet damit den politischen Nährboden für die Rechtsradikalen, die sich durch solche Redebeiträge zu Anschlägen gegen die diffamierten Mitbürger ermutigt fühlen, ob Pfarrer oder Ausländer."
Die CDU insgesamt hat sich nach Auffassung der Grünen aus der Parlamentsarbeit verabschiedet. Das habe bereits die Haushaltsdebatte gezeigt. Die Union hatte weder an den Beratungen teilgenommen noch Anträge zum Etat eingebracht. Statt dessen, so die Ökofraktion, seien die Christdemokraten im Stil der rechtsextremen "Republikaner" dabei, das Thema Asyl für den Wahlkampf auszuschlachten. Bedauerlich sei, daß Parlamentspräsidentin Hedi Haude (SPD) "diese Entgleisungen unwidersprochen hinnahm".
Zur Rolle der Sozialdemokraten meinen die Grünen, sie seien offenbar innerlich gespalten: "So vollführte die SPD einen kaum zu überbietenden politischen Spagat, indem der Ortsverband zur Kundgebung aufrief, die Parlamentsfraktion aber dann dagegen stimmte."
Bürgermeister Manfred Heller hat der Polizei für ihren Einsatz am vergangenen Samstag gedankt. Durch kluges taktisches Vorgehen der Ordnungskräfte seien Ausschreitungen verhindert worden: "Einerseits konnten durch die hermetische Kontrolle aller Eingangsstraßen zum Teil bewaffnete Skinheads erst gar nicht nach Erlensee hinein, andererseits konnte es durch die polizeiliche Begleitung des nicht genehmigten Demonstrationszuges erst gar nicht zu Personen- oder Sachschäden kommen." Wegen der "guten polizeilichen Kontrolle unterließen es zum Teil vermummte autonome Gruppen, in diesem Bereich irgendwelche Angriffe zu starten".
ski FRANKFURT A. M. Gerhard Eberstadt ist neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Terminbörse (DTB) und rückt zugleich an die Spitze des Aufsichtsrates der Trägergesellschaft DTB GmbH. Das Vorstandsmitglied der Dresdner Bank übernimmt beide Ämter von seinem Kollegen Rolf-Ernst Breuer von der Deutschen Bank. Letzterer soll, wie berichtet, Präsident des Frankfurter Wertpapiermarktes und Chefkontrolleur der neuen Deutsche Börse AG werden. In den DTB- Aufsichtsrat wurden als zusätzliche Mitglieder Friedrich von Metzler vom Bankhaus Metzler und Peter Coym von Salomon Brothers gewählt. Durch die Berufung Coyms soll dem zunehmenden Gewicht der Auslandsbanken in Deutschland Rechnung getragen werden.
Während ihres nun fast dreijährigen Bestehens ist es der DTB nach Ansicht Breuers mit ihrem Konzept als vollcomputerisierter Markt gelungen, "am heimischen Finanzplatz eine börsenpolitische Revolution einzuleiten". Nach Einschätzung seines Nachfolgers Eberstadt (Foto: von Brauchitsch) ist der hiesige Terminhandel "beispielhaft für die Börse der Zukunft". Der neue Vorstandsvorsitzende setzt sich vor allem das Ziel, die Terminbörse international stärker zu etablieren.
In diesem Jahr hat die DTB ihre Position weiter deutlich ausgebaut. Nach Angaben von Geschäftsführer Jörg Franke wurden im Tagesdurchschnitt über 140 000 Kontrakte gehandelt, weit mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor (knapp 62 000). Der Aufsichtsrat segnete die Übertragung der DTB-Anteile der bisherigen Gesellschafter (17 Banken) auf die Deutsche Börse AG ab.
BIEBERGEMÜND. Reiche Beute haben Unbekannte bei einem Einbruch in Wirtheim am Sonntag abend gemacht. Nach Angaben der Kriminalpolizei hebelten sie zwischen 16.30 und 19.30 in der Triebstraße das Fenster eines Wohnhauses auf. Dabei fielen ihnen eine Münzsammlung, Schmuck im Wert von 10 000 Mark sowie etwas Geld und ein Sparkassenbrief in die Hände.
Vergeblich versuchten sich die Diebe hingegen an einem Tresor im Erdgeschoß. jan
Frau Marie Wawra, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Herrn Herrmann Nowack, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Hildegard Jakob, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Wilhelmine Krause, Okarben, zum 84. Geburtstag.
Herrn Gerhard Näder, Bönstadt, zum 76. Geburtstag.
Ein fleißiges Stockheimer Liesche
NIDDERAU. Die Niddertalbahn - besser bekannt unter "Stockheimer Liesche" - rollt frohgemut ins neue Jahr. Zumindest spricht der Arbeitskreis Nahverkehr in Nidderau im Rückblick auf 1992 von positiven Entwicklungen, die sich fortsetzen dürften. Jede Strecke im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) - Bus oder Bahn - lebt und überlebt von der Fahrgastzahl. Auf der Verbindung Bad Vilbel-Stockheim ist diese Zahl in den abgelaufenen zwölf Monaten gestiegen, der Arbeitskreis führt das auf häufiger verkehrende Züge zurück. Täglich sind es nunmehr 20, von denen fünf während der Hauptverkehrszeiten im Halbstundentakt unterwegs sind.
Das verbesserte Fahrplanangebot habe sich somit bewährt. In Zukunft wird diese Tendenz anhalten, hofft der Arbeitskreis, da immer mehr Menschen in die Orte entlang der Strecke ziehen. Weitere Verbesserungen seien daher für den Fahrplan 1993/94 (gültig ab 1. Juni) vorgesehen.
Dazu gehört unter anderem, die Züge zu beschleunigen. Verbunden damit ist allerdings die Beiseitigung weiterer Bahnübergänge auf gleicher Ebene - ebenso kosten- wie zeitaufwendig. Im abgelaufenen Jahr, erinnert der Arbeitskreis, wurde außerdem der Bahnhof Niederdorfelden vollständig renoviert und die Eingangshalle des Bahnhofes Heldenbergen/Windecken von Bundesbahn und Stadt gemeinsam überholt.
Gut entwickelt habe sich auch die Buslinie 5909 Hanau-Nidderau, die zusätzlich eine Stadtbusfunktion habe - wobei sich grundsätzliche Forderungen der Verfechter eines verbesserten ÖPNV bestätigt haben: Der Verkehr an Wochenenden und abends bewährte sich. So stieg die Zahl der Passagiere bis Ende 1991 um 37 Prozent. Auch bei der Linie 5909 erwartet der Arbeitskreis eine weiterhin positive Entwicklung. az
BAD VILBEL. Das Büro der "Bürgeraktive" in der Frankfurter Straße 15 ist ab Freitag, 25. Dezember (erster Weihnachtsfeiertag), nicht mehr besetzt und erst wieder ab Montag, 11. Januar, geöffnet. Ungeachtet dieser Öffnungspause findet am Samstag, 6. Januar, der "Männertreff" in den Räumen der "Bürgeraktive" statt. mu
KARBEN. Sandra, Manuela, Silke und die beiden Claudias, die im Berufsbildungswerk die Berufe Textilreinigung und Bekleidungsfertigung erlernen, hatten einen sehr konkreten Anlaß, als sie am gestrigen Dienstag abend nach Frankfurt fuhren, um mit etwa 40 anderen Schülerinnen und Schülern des BBW an der Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit im Anlagenring teilzunehmen. Dieser Anlaß sind nach ihren Angaben Reibereien und teils alles andere als harmlose Schlägereien zwischen Mitschülern, darunter auch einigen Mädchen, und türkischen Jugendlichen.
Wie die jungen Frauen am Dienstag im Gespräch mit der FR sagten, gebe es unter Mitschüler/-innen welche, die im Bahnhof Groß-Karben ausländerfeindliche Parolen gesprüht hätten. Es gebe nun türkische Jugendliche, die bestimmte BBW-Schüler im Auge hätten, diese bedrohten und die Schwächeren unter den Mitschülern verprügelt hätten.
Die fünf jungen Frauen, die im Internat des BBW wohnen, wissen von heftigen Diskussionen über Ausländer zu berichten. Sie haben den Eindruck, daß sich heftiger als noch vor einem Jahr Intoleranz bemerkbar mache, und dagegen, so meinten sie schon vor einigen Wochen, müsse etwas getan werden.
Die Idee, türkische Jugendliche ins BBW einzuladen, um ein Gespräch mit Mitschüler/-innen zustande zu bringen, wurde von ihnen wieder verworfen, weil sie fürchteten, daß eine solche Konfrontation möglicherweise nicht friedlich endet.
Die nächste Idee der fünf jungen Frauen schien aussichtsreicher. Sie wollten in Karben eine Lichterkette veranstalten oder einen Marsch von der Ausbildungsstätte nach Kloppenheim zum Bahnhof und durch andere Straßen der Stadt. Als Termin bot sich die Weihnachtsfeier am Montag mittag an. Man hätte im Anschluß daran losgehen können.
Die Berufsschule innerhalb des BBW hatten die Frauen auf ihrer Seite. Wie ihr Vertrauenslehrer Wilfried Schönenberger zur FR sagte, waren buchstäblich die Wege geebnet worden. Vom Regierungspräsidenten habe man die Genehmigung erhalten, daß die ganze Schule demonstrieren dürfe, und zwar während der Unterrichtszeit und auch dann, wenn es zu Behinderungen auf der B 3 kommen würde.
Dieser Marsch war nicht nur organisatorisch vorbereitet. Auch die fünf Auszubildenden waren aktiv geworden. Sie hatten im Jugendkulturzentrum Flugzettel ausgelegt und zur Teilnahme an der Lichterkette aufgerufen. Dazu waren ausdrücklich auch türkische Jugendliche eingeladen. Aus der Veranstaltung wurde schließlich nichts. Es war inzwischen der Demonstrationstermin vom gestrigen Dienstag in Frankfurt bekanntgeworden. Die Sprecher der Werkstätten, also demokratisch gewählte Schüler/-innenvertreter, hatten vor einer Woche zugunsten der Demoteilnahme in Frankfurt und gegen die eigene Veranstaltung in Karben entschieden. Diese Entscheidung hat heftige Diskussionen vor allem zwischen den Lehrern der Berufsschule und der Ausbildung hervorgerufen. Gegenüber der FR wurde gar - allerdings nur unter vorgehaltener Hand - der Verdacht kolportiert, die Entscheidung der Werkstätten- Sprecher sei manipuliert worden. Das Dementi von BBW-Geschäftsführer Karl- Heinz Schindler dürfte niemanden überraschen. Die fünf jungen Frauen , die über einhundert Unterschriften bei Mitschüler/- innen, Lehrern und Ausbildern für die Lichterkette gesammelt hatten und zunächst ziemlich "geknickt" waren, haben neuen Mut gefaßt. Sie bereiteten die Demoteilnahme für Dienstag gründlich vor. Es wurden im Unterricht von Wilfried Schönenberger Plakate angefertigt.
Ein Problem, das mit der Fahrt nach Frankfurt verbunden war, hat das Leitungsteam des BBW am Montag mittag in weiser Form geregelt. Die Kosten für das FVV-Ticket werden von der Ausbildungsstätte übernommen. Die Schüler/- innen haben aber einen Eigenanteil von fünf Mark zu tragen. "Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen", kommentierte Manuela Pfeiffer dieser Entscheidung. hm
GELNHAUSEN. Teuer bezahlen mußte ein Kaufmann aus Bad Soden-Salmünster einen kurzen Abstecher auf den Gelnhäuser Friedhof. Den Angaben der Polizei zufolge hatte dieser seinen Wa- gen gerade zehn Minuten in der Leipziger Straße abgestellt. Bei seiner Rückkehr entdeckte er eine eingeschlagene Scheibe.
Aus dem Auto wurde eine Tasche mit einer Schmuckkollektion entwendet, die einen Wert von ungefähr 15 000 Mark hat. jan
HÖCHST. "Alle Kinder sind gleich", verkündet das Transparent, und neben den Spruch haben die Schülerinnen und Schüler aus der Adolf-Reichwein-Schule ihre in Farbe getauchten Hände gedrückt - niemand kann sehen, ob dies nun ein deutscher oder ausländischer Händedruck war.
Alle Klassen der Grund- und Hauptschule in Zeilsheim machten gestern die erste Stunde frei und zogen mit Lichtern zur Pfaffenwiese - auch viele Eltern sowie einige Klassen der Käthe-Kollwitz-Schule gingen mit. Mehr als 300 Menschen bildeten 20 Minuten lang eine Lichterkette gegen Haß und Ausländerfeindlichkeit.
"Gerade für unsere Schule mit einem hohen Ausländeranteil ist ein solches Zeichen wichtig", begründete Schulleiterin Renate Kummetat die Aktion. Angesichts der Morde von Mölln und der Brandnächte in Rostock müsse die Schule ihre Neutralität aufgeben. "Daß wir Schüler, Lehrer und Eltern gleichermaßen von dieser Notwendigkeit überzeugen konnten, war ein großer Erfolg".
Bewußt habe man sich nicht der großen Lichterkette in Frankfurt angeschlossen: "Die Kinder und Jugendlichen werden hier in Zeilsheim mit Vorurteilen und Ausländerfeindlichkeit konfrontiert und müssen deshalb auch dagegen demonstrieren." md
Für die Händlerschürze bitte
"Nahost"
verwenden...gz
BIEBERGEMÜND. Mit mehreren Brüchen und Prellungen mußte am Montag eine 85jährige Frau ins Krankenhaus gebracht werden. Die Rentnerin hatte in Wirtheim die Frankfurter Straße in Höhe des Schloßhofs überqueren wollen und war dabei von einem Renault erfaßt worden.
Laut Polizeibericht hatte der Fahrer die dunkel gekleidete Frau an der kaum beleuchteten Stelle zu spät erkannt. jan
Frankfurt: Bank-Erpresser wurde auf Zypern gefaßt
JOSSGRUND. Familiäre Probleme und Eifersucht haben einen 53 Jahre alten Mann aus dem Jossgrund dazu getrieben, mit Nägeln präparierte Kronenkorken und Holzstücke auf die Fahrbahn zu streuen. Nach Angaben der Kriminalpolizei hatte der Jossgrunder seine Falle in den vergangenen Woche dreimal auf der Landstraße zwischen der Wegscheide und Burgjoß ausgelegt. Dadurch platzte einem Autofahrer an seinem Wagen ein Reifen - mehr passierte zum Glück nicht.
Der 53jährige, der zunächst alles abstritt, gab nun zu, es auf den Freund seiner Frau abgesehen zu haben. Das belastende Beweismaterial fand sich im Auto. jan
HOCHTAUNUSKREIS. Die Kandidatenliste der "Unabhängigen Bürger im Taunus" (UBiT) soll am Dreikönigstag, dem Mittwoch, 6. Januar, aufgestellt werden. Dieser Termin wurde bei einem Treffen am Montag abend in Oberursel ins Auge gefaßt. Daran nahmen auch etliche neue Interessenten teil, die sich auf den Gründungsaufruf der UBiT-Initiatoren gemeldet hatten. Ein Teil von ihnen werde auch auf die Kandidatenliste rükken, kündigt UBiT-Sprecher Robert Rohr an.
Definitiv nicht dabei sein wird Klaus Bernhard aus Friedrichsdorf. Der UBiT- Mitbegründer hat nun offiziell erklärt, "daß er sich nicht um ein Kreistagsmandat bewirbt", so Rohr. Zuvor hatte Bernhard bereits auf eine erneute Stadtparlaments-Kandidatur für die Friedrichsdorfer Union verzichtet, die sich von der CDU abgespalten hatte.
Eventuellen UBiT-Ambitionen standen enge Geschäftsbeziehungen Bernhards zum Geschäftsführer der Friedrichsdorfer Baufirma BBH entgegen, den Bernhard von seinem Büro aus alte BBH-Aufträge abarbeiten läßt. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Geschäftsführer der Bestechung; er saß deshalb mehrere Wochen in Untersuchungshaft.
Außer der Kandidatenaufstellung beschäftigt derzeit vor allem das Sammeln von Unterstützungsunterschriften die Aktiven der Wählergemeinschaft. Die per Gesetz vor den Wahlvorschlag gesetzte Hürde liegt mit 162 Unterschriften allerdings nicht allzu hoch. stk
LAUTERBACH. Die Aufklärung einer Serie von Brandstiftungen in Lauterbach (Vogelsbergkreis) ist für die Polizei "in greifbare Nähe" gerückt. Der Großbrand in der historischen Innenstadt, bei dem in der Nacht zum 1. November Schaden in Millionenhöhe entstand, ist geklärt. Das bestätigte am Dienstag der Leiter der Polizeidirektion Vogelsberg, Erwin Maisch. Nach langwierigen Ermittlungen hat ein 30jähriger arbeitsloser Mann aus Lauterbach - der bereits unter Verdacht stand und bisher stets die Tat leugnete - ein Geständnis abgelegt.
Der Mann war bereits Anfang November als Verdächtiger überprüft, vernommen und wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sein Alibi für die Tatzeit zunächst nicht widerlegt werden konnte.
Trotzdem wurde er in der Lauterbacher Bevölkerung "hinter vorgehaltener Hand" immer als "Brandstifter" bezeichnet. Aufgrund eines richterlichen Beschlusses wurde am Montag seine Wohnung durchsucht und er selbst festgenommen. Er gab nicht nur zu, denGroßbrand am 1. November gelegt zu haben, sondern auch "kleinere Brände".
Er habe "Spaß am Feuer", hieß es auf die Frage nach dem Motiv. Weil nach Überzeugung von Polizei und Haftrichter die Gefahr besteht, daß der 30jährige mit "pyromanischen Zügen" wieder Feuer legen könnte, bleibt er in Haft.
Der Großbrand vor sieben Wochen in der eng bebauten Innenstadt richtete einen Schaden von über einer Million Mark an. Der 30jährige hatte nach eigenen Angaben Papier angezündet und durch eine zerbrochene Fensterscheibe in ein unbewohntes Fachwerkhaus am Marktplatz (Nr. 7) geworfen. Das Feuer griff damals innerhalb weniger Minuten auf die zwei angrenzenden Häuser über.
Polizeibeamte und Feuerwehrleute weckten die Anwohner durch Klopfen und Klingeln und evakuierten mehrere Menschen aus den brennenden und gefährdeten Häusern.
Nach Angaben der Vogelsberger Kripo ist der Mann "dringend verdächtig", in den zurückliegenden Jahren für weitere Großbrände mit Millionenschaden verantwortlich zu sein. Dazu gehören unter anderem im Jahre 1985 ein Feuer in einer Blechwarenfabrik und ein Brand, bei dem die aus dem 15. Jahrhundert stammende historische "Steinmühle", das zweitälteste Gebäude der Stadt, am 29. Dezember 1984 völlig vernichtet wurde und eine Bewohnerin lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Weiterhin vermutet die Polizei, daß der 30jährige auch einen Wohnhausbrand in der Neujahrsnacht 1990/91 legte, bei dem eine Mutter mit zwei Kindern "im letzten Moment" gerettet werden konnten.
In diesem Zusammenhang appellierte die Kripo an Personen, die bisher aus verständlichen Gründen keine Angaben machten wollten, aber zu diesen Bränden neue Informationen haben, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. ma
BAD ORB. Lebendige und mitreißende Kirchenmusik verspricht die Kurverwaltung beim Auftritt der "Golden Gospel Singers" am Montag, 28. Dezember, in der Orber Konzerthalle. Sänger, Texter und Produzent Bob Singelton stammt aus Harlem, einem Zentrum der Gospel-Musik. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr.
Eintrittskarten zum Preis von 16 bis 28 Mark gibt es im Verkehrsbüro, Telefon 0 60 52 / 1015, Restkarten ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. jan
Eine Literaturnacht zum Zeichen der Hoffnung Schülerinnen und Schüler des Burggymnasiums lasen Texte von Autoren aus 15 Nationen
BAD HOMBURG. Bei einem Auffahrunfall in einer Autoschlange wurde am Montag nachmittag eine Frau leicht verletzt. Wie die Polizei mitteilte, bewegte sich eine Fahrzeugkolonne auf der Promenade in Richtung Gonzenheim.
Als der Verkehr stockte, fuhr ein Autofahrer auf. Dabei wurde die Frau, die in diesem Auto saß, leicht verletzt. Der Schaden wird von der Polizei mit 1500 Mark angegeben. ca
OBERURSEL. Fünf Oberurseler Jungsozialisten haben, zutiefst enttäuscht, der SPD den Rücken gekehrt. In einem Brief an den Parteivorsitzenden Björn Engholm erklärten Liane Acs, Thomas Knepel, Thomas Korbun, Andreas Mackensen und Antje Runge ihren Austritt. Angeschlossen haben sich mit Berthold Haas und Fabian Stanzick auch zwei Friedrichsdorfer Jusos. Sie begründen ihre Entscheidung in erster Linie mit dem "skandalösen Parteienkompromiß zur de- facto-Abschaffung des Rechts auf Asyl". Antje Runge war bisher auch im Unterbezirksvorstand der SPD und als Kreisgeschäftsführerin der Jusos aktiv.
Der Oberurseler SPD-Ortsvereinsvorsitzende Heinz Köhler hat den Schritt der jungen Genossen "sehr bedauert". In der Sache sei der Vorstand ganz der Meinung der Jusos, auch er lehne den Asylkompromiß ab und habe dies der Parteispitze mitgeteilt, doch sei ein Austritt der falsche Weg. Köhler: "Da ist ja auch die Frage der Solidarität miteinander, aber das muß jeder für sich entscheiden."
Die sieben Jungsozialisten haben sich "nach langwieriger und teils emotionaler Debatte" für ihren Schritt entschieden. Das sei "bei aller Verbitterung über den neuen Irrkurs der altehrwürdigen Partei" nicht einfach gewesen, versichern sie in ihrem Brief an Engholm. Nach ihrer Überzeugung verrate die Neuregelung des Artikels 16 sozialdemokratische Geschichte und Grundwerte. Wörtlich: "Unsere Bewegung hat leidvoll erfahren müssen, was es bedeutet, verfolgt zu werden und auf das lebensrettende Asyl in anderen Ländern angewiesen zu sein. Prominentestes Beispiel ist - neben unzähligen Unbekannten - Willy Brandt, der nach Eurer Regelung in Norwegen mit Sicherheit keine Zuflucht mehr hätte finden können." Frontalangriff gegen Engholm: "Es muß Dir klar sein, daß Du Dich mit dieser zynischen Politik mitschuldig machst an der Ermordung Tausender Unschuldiger, die in ihren Heimatländern politisch verfolgt werden und der Folter ausgesetzt sind. Der Artikel 16 neu wirkt todsicher!"
Der "Asylkompromiß" war für die fünf Oberurseler und die beiden Friedrichsdorfer wohl der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Sie beklagen einen "unverantwortlichen Populismus zur Erlangung vermeintlichen bundespolitischen Einflusses" und nennen eine ganze Reihe von Punkten, die nach ihrer Ansicht den "unaufhaltsamen Marsch der SPD ins konservative Lager" kennzeichnen: die "beinahe blinde Unterstützung von Kohls Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Einheit", Befürwortung von Atomkraft und "Großem Lauschangriff", Angriffe gegen die Tarifautonomie in den neuen Ländern, Sympathie für internationale Bundeswehreinsätze "zur Zementierung der ,neuen&rquote; kapitalistischen Weltordnung".
Schlußsatz im Brief an den Vorsitzenden: "Uns bleibt nur noch, Dich und Hans-Ulrich Klose zum sofortigen Rücktritt aufzufordern, Ihr habt die deutsche Sozialdemokratie schon jetzt in ein vorerst irreparables Dilemma gestürzt. Bitte geht und verhindert so, noch mehr Unheil anzurichten."
Der Austritt der Jusos hat im 470 Mitglieder starken Oberurseler SPD-Ortsverein Betroffenheit, aber auch "viel Verständnis" ausgelöst. Markus Diel und Marcus Schmidt, beide als Jusos Mitglieder der SPD-Fraktion im Stadtparlament, wollen "trotz erheblicher Bauchschmerzen" in der Partei bleiben. Diels Argument: "Man entgibt sich sonst jeglicher Einflußmöglichkeit." Marcus Schmidts "Bauchschmerzen" sind NOCH etwas stärker: Er spielt mit dem Gedanken, sein Stadtverordnetenmandat niederzulegen und sein Amt im SPD-Vorstand aufzugeben. HANS KONANZ
GELNHAUSEN. Das Feuer, das am vergangenen Freitag in der Gelnhäuser Innenstadt ein Geschäftshaus vernichtete und dabei einen Millionenschaden anrichtete - die FR berichtete -, hat nach den nun vorliegenden Erkenntnissen eine technische Ursache. Es gibt keinerlei Hinweise auf Brandstiftung, teilte die Kriminalpolizei jetzt mit, die den Fall zusammen mit dem Landeskriminalamt bearbeitet.
Das Feuer sei mit hoher Wahrscheinlichkeit im Mittelbereich der Geschäftsräume entstanden, heißt es. Dort hätten sich auch elektrische Vorrichtungen befunden. Ein Defekt an der Anlage sei nicht auszuschließen, teilte die Kripo weiter mit. jan
Nach einem hitzigen Open-Air-Sommer im Rhein-Main-Gebiet (mit Westernhagen, Dire Straits, Michael Jackson, Genesis, Guns'n Roses) folgte im Herbst der Blues: In fast leeren Hallen oder Sälen spielten Gary Moore, Long John Baldry, Willy de Ville und sogar James Brown. Leer war es auch bei Ostbahn-Kurti, bei Warren Zevon, bei Phil Manzanera, beim Blues Brothers Tribute, bei Joe Zawinul, bei Six Was Nine, bei Ed Mann und bei vielen anderen mehr - kein Wunder, an manchen Tagen hätte man sich dreiteilen müssen, um dem Geschehen zu folgen.
Welchen Frust leere Säle bei Musikern bewirken, wissen vielleicht die Verfasser von Nachrufen. Die Konzertveranstalter in und um Frankfurt wissen es offenbar nicht: Sie überfüttern den Markt, sie produzieren unter dem Diktat der eigenen kaufmännischen Logik nicht nur künstlerische Entsorgungsfälle, sondern auch ganz simpel kommerzielle Flops, die Wirkungen zeitigen werden.
Macht sich die Frankfurter Rockkultur selber kaputt? Impresario Fritz Rau läßt kaum eine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, daß Rockmusik ohne Subventionen auskommt, ja sogar viel Geld in quasi-öffentliche Kassen spült. Veranstalter Udo Schaar - Pionier des FVV-Kombitickets und des Becher-Recyclings - rauft sich die Haare, wenn er an die ihm aufgebürdeten Vor- und Nachbereitungskosten eines Konzertes im Waldstadion denkt.
Alle, die damit zu tun haben, klagen über Kostendruck: Stars verlangen heute Traumpauschalen (im Fall Jackson: 1,5 fast Millionen Mark pro Auftritt); die Stadion GmbH verlangt bei Rockkonzerten neben einer Miet-Garantie eine Erfolgsbeteiligung an den Bruttoeinnahmen. Und für den frühen Erwerb einer Eintrittskarte wird der Fan mit "Vorverkaufsgebühren" im Ticketshop bestraft. "Demnächst", witzelt der Frankfurter Veranstalter Adi Kischer, "werden Karten nur noch im Abonnement versteigert, mit ausgewiesenem Aufschlag für die Druckkosten der Plakate, das Catering hinter der Bühne und die Abendgarderobe der Pressesekretärin. Das hat doch mit Unternehmertum nichts mehr zu tun!"
Kischer hat recht: Die Fans sind die Dummen. Selbst beim massenhaften Verzehr von Bier und Würstchen, der jede Imbißbude zur Goldgrube machen würde, bittet man sie extra zur Kasse; ein Sweat-Shirt mit Werbeaufdruck im Kaufhaus-Wert von 20 Mark kostet bei Konzerten nicht selten 50 Mark.
Welcher Postbote, welche Friseuse, welcher Streifenpolizist, welche Verkäuferin, welcher Krankenpfleger kann da mithalten? Sie verdienen im Gute-Laune- und Wuchermieten-Frankfurt kaum 2000 Mark netto, da wird schon ein einziger Konzertbesuch in der Alten Oper oder im Waldstadion zum Luxus: Tickets, Pausen- Limos, Parkgebühren, An- und Abfahrt summieren sich für ein Pärchen leicht auf 200 Mark. Ganz zu schweigen von Azubis, Schülern und Studenten: Die sorgen bestenfalls dafür, daß ein mit 150 000 Besuchern gefülltes Free Concert wie "Heute Du, morgen die" die Illusion eines massenhaften Polit-Kaffeekränzchens verbreitet.
Und während die Umsatzmultimillionäre im Rhein-Main-Rockgeschäft nicht müde werden, ihre Not zu beklagen (und sie den Fans aufzubürden), stöhnen diejenigen, die ihre Bühnen für weit weniger Geld guter, außergewöhnlicher, spannender Musik öffnen, unter Besucherschwund.
Zwischen 50 und 300 zahlende Gäste waren in diesem Herbst selbst bei internationalen "Zugpferden" keine Seltenheit. Die Flaute trifft die Batschkapp, den Sinkkasten, die Music-Hall und andere hochwohllöbliche Clubs der Stadt. Klar: Auch bei Club-Besitzern gehört Klappern zum Handwerk - wie der begehrte Sportwagen gelegentlich zur Firmenausstattung.
Aber in einer Zeit, in der sich Konzerne wie Pepsi, VW oder American Express mit Millionenzuschüssen als "Sponsoren" ebenso erfolgreicher wie langweiliger Konzert-Konserven engagieren, haben Fans Macht: Für ihr schmales Salär könnten sie statt einmal zwei- bis dreimal pro Monat Konzerte besuchen. Sie könnten dazu beitragen, daß in dieser Stadt demnächst nicht allein die Top Ten des internationalen Rockbiz profitablen Pauschaltourismus betreibt. Zwischen hilflos verbrämtem Straßenraub und Kunst gibt es einen Unterschied; Rockmusik ist, wenngleich Ware, noch etwas anderes als Pampers, Pepsi oder Persil. Also ins Buch der guten Vorsätze für 1993: Qualität unterstützen. Mal wieder in die Clubs!
WOLFGANG SPINDLER
Novemberviolette Faszination im sakralen Hall der Heiliggeistkirche im Dominikanerkloster: Angehörige des Ensembles "Recherche" vertiefen Cello- und Violindialoge in spröd herabgedimmter Intimität eines dreifachen Pianos. Mathias Spahlingers "adieu m'amour" scheint im musikalischen Niemandsland zu verharren, als wolle es immer neu in sich verstummen, sich aufgeben, ausklinken, versanden in bewußt zelebriertem Stillstand. Eine Musik, die sich beständig selbst aufzugeben scheint.
Die Arbeit des Ensembles "Recherche" ist programmatisch zu verstehen: "Auf der Suche". Die Gruppe entstand um den Frankfurter Dirigenten Joachim Martini ("Junge Kantorei"), der sich, neben seinem Engagement für stilgetreu aufgeführte historische Musik, auch für Neue Musik einsetzt.
Bei Itor Kahns "Streichtrio": Atonal und dabei musikantisch gelöst bekannten sich die Spieler zu beherzt, ja manchmal witzig vorangetriebenen Einfällen, die urgründig sich auswuchsen und dann und wann gar vehement auf den Plan traten; wohl das vitalste Stück des Abends, witzig besonders im Finale mit seiner Perpetuum-mobile-Einstellung.
Kein Vergleich jedenfalls zu Morton Feldmanns "The King of Denmark", für Schlagzeug solo. Dies, noch einmal, ein Stück aus müder Welt. Und doch nutzte Schlagzeuger Christian Dierstein die betont mild in Bewegung gehaltene rhythmische Aktion zu permanenter, wenn auch in sich gekehrter Rotation durch alle Register seiner Instrumente, in deren gewollter Schwebe von Klang und Geräusch ein Minimum musikantischer Gespanntheit keimte. Eine Charakteristik, die den ganzen Abend recht nachhaltig geprägt hat. A.U.
RÜSSELSHEIM. Dem am 22. Dezember 1942 von den Nazis hingerichteten Opel-Arbeiter Walter Rietig gedachten gestern bei einer gemeinsamen Aktion im Foyer des Rüsselsheimer Rathauses Oberbürgermeister Norbert Winterstein und der Opel-Betriebsratsvorsitzende Rudi Müller. Beide legte Kränze vor der Mahntafel für die Opfer des Faschismus nieder.
Die Stadt kündigte darüber hinaus an, sie werde die falschen Angaben über den Todestag des aus Langen stammenden Walter Rietig auf öffentlichen Tafeln korrigieren. Dort war von einem Todestag im November ausgegangen worden. cas
Norman Faber, Glücksspiel-Guru aus Bochum, hat mit seiner gewerblichen Spielgemeinschaft die Finanzminister zahlreicher Bundesländer aufgeschreckt. Wohl zu Recht bangen die Kassenwarte um Millionen-Einnahmen aus den Lotterien. Ob Faber allerdings mit den existierenden Gesetzen - wie beispielsweise von Bayern beabsichtigt -, das Handwerk gelegt werden kann, erscheint fraglich. Der Statistik-Fan befindet sich in einer komfortablen Situation. Als Lotto- Veranstalter tritt er nämlich nicht auf, er hängt sich vielmehr "nur" an das vorhandene Glücksspiel dran und landet auf diese Art und Weise für sich ganz persönlich einen Volltreffer nach dem anderen. Denn Faber kassiert kräftig auch dann, wenn die Mitspieler bei seinem "Lotto mit System" leer ausgehen. Wie sonst ließe sich erklären, daß er Millionen in die Werbung für sein dubioses Unterfangen buttern kann?.
Das Geldverdienen à la Faber hat also in der Tat System. Zurücklehnen kann sich der Manager aber nicht nur, weil die Lottoreferenten momentan kaum eine rechtliche Handhabe gegen ihn haben. Ihm ist zudem gelungen, einen Keil zwischen die einzelnen Bundesländer in Sachen Lottospiel zu treiben. Wo gewerbliche Spielgemeinschaften angesiedelt sind, also in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hamburg, reiben sich die Finanzminister die Hände. Ihnen winkt ein zusätzlicher Geldsegen aus dem Lotteriegeschäft, weil in ihren Gefilden mehr Tippscheine abgegeben werden. Klar, da läßt sich manches Auge zudrücken, wenn mangelnde Kontrolle der Spielgemeinschaften und undurchsichtige Teilnahmebedingungen kritisiert werden.
Zähneknirschend verfolgen dies die Finanzminister in den anderen Regionen. Ihnen drohen eingeplante Einnahmen durch die Lappen zu gehen. Und diese Art der Umverteilung ist bedenklich. Mit Ausnahme von Bayern - dort wandern die Lottogelder ohne Zweckbindung in den Haushalt - nutzen die Länder die Glücksspieleinnahmen für kulturelle, soziale oder sportliche Belange. Macht Hessen etwa Geld für Frauenhäuser lokker oder überweist 100 000 Mark als Hilfe für verfolgte Kurden im Nordirak, so stammen diese Mittel in der Regel - so paradox es klingt - aus dem Geschäft mit dem Glück. Daß Wiesbaden nicht hilflos zusehen will, wie Teile der für "gute Zwecke" vorgesehenen Finanzen wegen Faber nach Düsseldorf umgeleitet werden, erscheint verständlich.
Wie ein Spaltpilz wirken die gewerblichen Spielgemeinschaften auch im deutschen Lottoblock mit seinen über 4000 Annahmestellen. In dieser Organisation ist die Rede frank und frei von "einer Vertrauenskrise".
Die Zeit dürfte endgültig reif sein, um Faber & Co unter eine umfassende staatliche Kontrolle zu stellen oder einfach zu verbieten. has
Die Ladenmieten in den Zentren deutscher Großstädte werden in den kommenden Monaten zwar weiter steigen, aber "angesichts der sich abzeichnenden Konjunkturabschwächung" längst nicht mehr so stark wie bislang. Die Prognose des Rings Deutscher Makler ist für viele Geschäftsleute nur ein schwacher Trost. Denn in den zurückliegenden Jahren mußten sie gewaltig zuzahlen. So manchem wuchsen die Kosten über den Kopf, so daß er aufgeben mußte. Seit 1975 haben sich die Mieten für Verkaufsflächen in Top-Lagen verdreifacht - von 95 auf im Schnitt rund 280 Mark pro Quadratmeter. Da könnte auch die berühmte Loriot-Figur Erwin Lindemann mit der Tochter keine Boutique mehr aufmachen.
Der größte Schub fällt in die vergangenen sieben Jahre mit einem Anstieg um etwa 70 Prozent. Begründet liegt dies zum einen im wirtschaftlichen Aufschwung nach 1982, zum anderen in der Öffnung der DDR und Osteuropas.
Beispiel Hannover: Die Stadt führte - abgesehen von den großen Computer- und Industriemessen - vor der Öffnung des Honecker-Staates, am östlichen Rande der damals kleineren Bundesrepublik gelegen, eher ein Schattendasein. Ein Geschäft inmitten der niedersächsischen Metropole war 1975 schon für 80 Mark pro Quadratmeter zu mieten. Inzwischen müssen 275 Prozent mehr hingelegt werden - also 300 Mark. Ähnlich sieht es in Bremen aus. Der Aufschwung, den der Norden mit der veränderten politischen Landschaft in Europa erfahren hat, birgt den Nachteil gewaltig gestiegener Mieten. In der Heimat der tierischen Musikanten sind für den Quadratmeter Ia- Verkaufsfläche nun ebenfalls 300 Mark zu berappen - 400 Prozent mehr als Mitte der siebziger Dekade.
Zu einer wahren Explosion kam es nach der Einheit vor allem in Berlin, wo mittlerweile 400 Mark und mehr für ein Konsumfleckchen verlangt werden, das nur je einen Meter in der Länge und der Breite mißt. Die Spreemetropole führt damit in Deutschland und hat München mit allerdings auch stattlichen 355 Mark im Schnitt abgehängt.
Die Folge der Preisexplosion sind für jeden sichtbar: Ein Geschäft nach dem anderen macht pleite. Selbst alteingesessene Läden, in denen Generationen lang Familienmitglieder hinter dem Verkaufstisch standen, verschwinden von der Bildfläche und weichen finanzstarken Ketten. Die Vielfalt ist der Monotonie gewichen, die Zentren gleichen sich mit Tchibo, Benetton und Eduscho von der Elbe bis zum Bodensee.
Ein Manager, der selbst persönlich haftender Gesellschafter eines an vielen Orten hierzulande vertretenen großen Bekleidungshauses ist, hat vor dem Hintergrund einer solchen Entwicklung kürzlich mahnend den Zeigefinger gehoben: Hartmut Krämer von Peek & Cloppenburg. Politik und Immobilienspekulanten täten derzeit alles, um "kräftig an dem Ast zu sägen, auf dem wir alle, sie selber auch, sitzen". Die Innenstädte, so mahnte er, "werden tatsächlich veröden, wenn sie nicht mehr mit dem Auto erreichbar sind und der Einzelhandel sie nicht mehr bezahlen kann".
CHRISTINE SKOWRONOWSKI
BAD VILBEL. Endlich. Mit dem Gongschlag nach der dritten Unterrichtsstunde begannen gestern, gegen 10.30 Uhr, die langersehnten Weihnachtsferien. Anstatt nach Hause stürmten die meisten Schülerinnen und Schüler des Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasiums jedoch in die städtische Sporthalle - zum traditionellen Weihnachts-Volleyballtunier. Und blieben so freiwillig noch ein paar Stunden mit und Kameraden zusammen.
Etwa 80 Mädchen und Jungen aus den Jahrgangsstufen 10 bis 13 baggerten und pritschten auf den drei Spielfeldern um die Wette. 200 Jugendliche, darunter auch Freunde aus anderen Schulen, feuerten lautstark ihre Favoriten an.
"Es ist unser Erziehungsauftrag, daß Schule Spaß macht", registrierte Sportlehrer Manfred Voigt zufrieden die gute Stimmung. Neben der Wissensvermittlung sei es das Anliegen des Kollegiums, ein "Zusammengehörigkeitsgefühl in der Schulgemeinde" herzustellen. Das beste Mittel: der Sport. Als Ausgleich zum Schulbankdrücken, so Voigt, könne sportliche Betätigung Jugendliche "von der Straße holen und von Gewalt abbringen." Als Ergänzung der Jugendarbeit Bad Vilbeler Vereine hatten Sportlehrer des Gymnasiums Jahr den Schulsportclub (SSC) gegründet. Dort, so Schulsportleiter Peter Troitzsch, spielten ebenfalls die meisten der 150 Mitglieder Volleyball.
Die Klasse 10 c hatte sich sogar dem bevorstehenden Fest gemäß gekleidet. Auf dem Spielfeld trugen die zwei Mädchen und sieben Jungen aus der Mittelstufe rote Zipfelmützen. Klassenkameradin Silke (16) und ihre Freundinnen Michaela und Heike (beide 17 Jahre alt) aus der benachbarten John-F.-Kennedy-Schule feuerten die hopsenden Weihnachtsmänner vom Spielfeldrand aus kräftig an.
Neben "Spaß haben" und "Freunde treffen" nannte Heike noch einen weiteren Grund fürs Zuschauen: "Hier kann man ja auch was gewinnen." Jeder Zuschauer konnte an der Tombola teilnehmen. Die Gewinne, darunter ein Radiorekorder, eine Schreibtischuhr und ein Walkman, hatten Bad Vibeler Geschäftsleute und Unternehmen gestiftet. Die Mannschaften bekamen ebenfalls Preise: Sporttaschen, Benzingutscheine, Bücher, Stempel mit der eigenen Adresse. Doch den Spielern kam es weniger aufs Siegen an. Alexander (15): "Dabeisein ist alles."
Das hatten sich wohl auch Valerie (19), Wiebke (18) und Daniela (18) aus der Jahrgangsstufe 13 gedacht, die im Foyer Würstchen verkauften. Augenzwinkernd behauptete Valerie allerdings, ihre Freizeit aus ganz anderen Gründen geopfert zu haben: "Natürlich hoffen wir auf bessere Noten, wenn wir hier helfen." kop
Der Handball-Pokal ist selbst auf Verbandsebene nicht jedermanns Geschmack. Weite Fahrten, oftmals geringe Einnahmen, wenig akzeptable Termine und ein (zu) weiter Weg bis in den lukrativen DHB-Wettbewerb "blockieren" Spieler und Trainer. Zumindest im mentalen Bereich. Wie anders ist ein 10:18-Debakel der TG Nieder-Roden beim Oberligakonkurrenten SG Anspach zu erklären, der Ausrutscher der Walldorfer TGS-Frauen bei der SG Arheilgen (12:13) oder die Blamage der Heusenstammer Frauen in Reichelsheim (14:17)? Und in der zweiten Runde auf Verbandsebene (16./17.Januar) muß bei den Männern - gespielt wird weiterhin in den Gruppen Hessen-Süd und -Nord - ein weiterer Favorit straucheln, denn das Los führte die TSG Bürgel und den TV Büttelborn zusammen.
Als zweiter Offenbacher Vertreter hat der OFC Kickers eine Chance, dieser muß jedoch noch das auf 9. Januar verlegte Spiel der ersten Runde gegen die Oberliga-Spitzenmannschaft aus Dotzheim überstehen. Dann stünde der Trip zum Außenseiter SKV Mörfelden bevor. Mit der TG Ober-Roden (2. Bezirksliga Darmstadt-Ost) wird ein weiterer Pokalschreck belohnt: Er trifft nach dem 20:19 (nach Verlängerung) gegen die TG Rüsselsheim in eigener Halle auf den TV Wicker (Oberliga). Bei den Frauen muß die Sport-Union Mühlheim (lockerer 17:6- Derbysieger bei der SG Rosenhöhe Offenbach) zum Oberligarivalen TSG Oberursel, auch die TSG Bürgel wurde für ihren 17:15-Sieg beim Klassenrivalen TuS Kriftel nicht beschenkt, jetzt steht der nächste Oberligavergleich beim TV Niedermittlau auf dem Spielplan. Im Spiel der Oberligatitelanwärter bezwang die SSG Bensheim die Frauen des TV Groß- Umstadt 18:17 nach Verlängerung. Die SG Arheilgen erhielt nach ihrem Triumph über Walldorf kein weiteres Traumlos (Heimspiel gegen einen Oberligisten), sondern muß zur DJK Schwarz- Weiß Griesheim (Frankfurt).
Der Oberliga-Geheimtip TV Büttelborn nutzte den kräftemäßigen Einbruch beim TV Breckenheim, der noch am Freitag im Spitzenspiel der Oberliga Süd in Dotzheim (13:14) antreten mußte, nach dem Wechsel konsequent aus. Der Gast baute den knappen 12:11-Vorsprung auf 21:14 aus. Spielertrainer Wolfgang Heiligenthal, Michael Janz (je 5), Dag Senßfelder und Volker Seybel (je 4) setzten den Namensvetter im "TVB-Vergleich" schachmatt. Die TG Nieder-Roden unternahm eine "Kaffeefahrt in den Taunus", wie Trainer Walter Fischer die Vorstellung seiner Mannschaft charakterisierte, und brach beim Ligavorletzten kräftig ein. "Der Pokal ist nicht sehr beliebt, aber das gibt niemandem das Recht, ihn überhaupt nicht ernstzunehmen", haderte Fischer mit der fehlenden Einstellung seiner Formation. Torwart Michael Pfänder (ab 20.Minute für Thomas Betzel im Tor), der als einziger der Rodgauer keine monotone Leistung zeigte, wollte später verständlicherweise von seinen Mitspielern "Flaschenpfand" kassieren. Die TG Ober- Roden war gegen den Oberligisten TG Rüsselsheim hoch motiviert, Rüsselsheims Coach Ulli Theis nach dem 19:20 (17:17, 9:7) nach Verlängerung aber nur leicht verärgert: "Wir waren ersatzgeschwächt, deshalb stellt es keinen Beinbruch dar". Alois Blos (R) mußte den harten Einsatz mit einer aufgeplatzten Lippe, die im Krankenhaus genäht werden mußte, relativ teuer bezahlen. Der Gast sprach von einer ruppigen Partie, hielt ohne Axel Porz, Tauchert und Haft nur zum Teil dagegen. Frank Beckmann (8/5) war der Fallensteller beim Team aus dem Rödermarker Stadtteil, Jochen Schmid (5/2) erfolgreichster Rüsselsheimer.
Die TSG Bürgel mußte im Frauenwettbewerb harten Widerstand brechen, um mit 17:15 (9:7) in Kriftel die Oberhand zu behalten. Petra Benders Siebenmeter- Qualitäten (6/5) und die gute Form der ehemaligen Frankfurter Bundesligaspielerin Petra Bröckling (4) halfen dem Team von Trainerin Hanne Koch weiter. Nach dem 15:16 durch Carola Grübel vergab die sechsfache Torschützin Corinna Striepen den Krifteler Ausgleich und damit eine mögliche Verlängerung. Bürgel führte bereits 14:9, vergaß jedoch gegen den ersatzgeschwächten Gastgeber den Sack zuzuschnüren. Nach einer mäßigen Vorstellung kam für die TGS Walldorf bei der SG Arheilgen das überraschende Pokal-Aus. Trainer Marcus Pons hatte zwar Anja Sander und Claudia Müller nicht dabei, das war jedoch keine Entschuldigung für diese unerwartete Schlappe. Beim 13:10 wehrte Uschi Raiss zwei Siebenmeter der SGA ab, dann verkürzten Esther Kurth und Dorle Häuber (57.) auf 13:12, traf Jenny Pons den Pfosten. Zu allem Unvermögen und Pech kam noch eine rote Karte gegen Dorle Häuber (59.).
Im Nachbarschaftstreffen siegte Oberliga-Spitzenreiter Sport-Union Mühlheim "mit der linken Hand" 16:7 bei der SG Rosenhöhe Offenbach. Als die SGR beim 7:11 Morgenluft witterte, zog die Mannschaft von Reinhard Klose die Zügel sofort wieder an. Torfrau Annette Carlsen und Cornelia Grill gefielen beim Außenseiter, bei Mühlheims "Trainingseinheit" innerhalb des Verbandspokal waren Ingrid Banszerus (4), Anja Gronostay und Susanne Emmert (je 3) die erfolgreichsten Werferinnen. Der Oberliga-Vierte PSV Heusenstamm leistete sich beim 14:17 (8:7) in Reichelsheim einen klassischen 1:6-Fehlstart. Dieser konnte allerdings bis zum Wechsel kompensiert werden. Eine erneut zu lasche Einstellung führte später zum HSG-Sieg. Beim 11:11 konnten die "Postlerinnen" letztmals ausgleichen, später riskierte Heusenstamm alles und verlor alles. Michaela Rhein (5), Ute Köhl (4/3) und Andrea Legel (3) konnten nicht verhindern, daß der Favorit "die Bach runterging". MAX KÖBEL
Die Länder des Ex-Ostblocks zählen zu den Hoffnungsmärkten der Waffenindustrie. "Bei einer stabilen demokratischen Entwicklung werden sie uns bald offenstehen", glaubt Björck.
NEU-ISENBURG. Mit reicher Beute zogen Einbrecher ab, die am Montag zwischen 16.30 und 20.45 Uhr in ein Wohnhaus in der Wilhelm-Leuschner-Straße eingedrungen waren. Die Täter nahmen nach Darstellung der Polizei wertvolle Teppiche, Bilder, ein Silberbesteck und einige Stücke Meißner Porzellan mit. Aus dem Tresor stahlen sie Schmuck, eine Uhrensammlung, Münzen und mehrere tausend Mark Bargeld. pgh
NEU-ISENBURG. Mit schweren Verletzungen mußte ein 53 Jahre alter Mann ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem ihn in der Nacht auf Dienstag in Gravenbruch ein Auto überfahren und zu Boden geworfen hatte. Der Fahrer des Wagens flüchtete.
Nach Angaben der Polizei hatte ein stark betrunkener Mann gegen 1.30 Uhr mit ausgebreiteten Armen versucht, im Bereich Am Forsthaus / Nachtigallenstraße einen Personenwagen zu stoppen. Der Fahrer des Wagens soll auch angehalten haben, sei dann aber weitergefahren, wobei er den Fußgänger rammte.
Bei dem Unfallfahrzeug soll es sich um einen VW Golf, älteres Modell, handeln. Hinweise von Zeugen erbittet die Polizeidienststelle Neu-Isenburg unter der Rufnummer 1 70 71. pgh
Zwei Männer-Bezirksligisten sorgen im Verbandspokal auf Landesebene für Furore: Die SG Bruchköbel (kanzelte den Oberliga-Siebten TuS Holzheim mit 28:17 ab) und die SG Schlüchtern, die den SVH Kassel mit 18:16 aus dem Rennen warf. Auch in der zweiten Runde haben diese beiden ambitionierten Klubs aus dem Main-Kinzig-Kreis ein Heimlos gezogen: Bruchköbel erwartet mit dem jetzigen Oberliga-Vertreter SG Anspach (16.1., 19.15 Uhr, Gesamtschule Nord) seinen Erzrivalen aus der letztjährigen Bezirksliga-Runde, Schlüchtern spielt "in den sauren Wiesen" gegen den HC Landwehrhagen und kann damit in die dritte Runde vorpreschen. Für den Zweit-Bezirksligisten FT Dörnigheim (16:25 gegen den TV Flörsheim) kam das Ende aller Pokalhoffnungen. Bei den Frauen erging es dem Kreisklassisten TGS Niederrodenbach (11:21 gegen den TV Hattersheim) nicht besser, ferner mußte Nord- Oberligist TSV Klein-Linden beim Außenseiter HSG Lohfelden/Vollmarshausen (15:18) seine Hoffnungen begraben. In der zweiten Runde sind jedoch noch drei Frauen-Teams aus dieser Region präsent: Der TV 1892 Niedermittlau (Gruppe Süd) sowie der TV Gedern und der TV Ortenberg (Gruppe Nord) waren durch ein Freilos in die zweite Runde eingezogen. Von diesem Trio zog lediglich der Süd-Vertreter aus dem Hasselrother Ortsteil ein Heimlos: Der TV Niedermittlau (Bezirksliga) trifft am 16. Januar (19.30 Uhr, Gesamtschule Somborn) auf seinen langjährigen Oberligarivalen TSG Bürgel, der mit der populären Hanne Koch (bisher Grünweiß Frankfurt/zirka 100 Länderspiele) am Regiepult aufkreuzen wird. Der TV Ortenberg muß zum Außenseiter TV Hüttenberg (17.1., 15.15 Uhr), der TV Gedern sogar bis nach Kassel reisen. Die Silberling-Schützlinge spielen dort gegen den KSV Hessen (17.1., 16 Uhr). Damit dürfte bei den Frauen feststehen, daß es auf Verbandsebene keinen finanziellen Gewinn geben wird.
Beim Spiel Lohfelden/Vollmarshausen gegen den TSV Klein-Linden gab es allerdings mit etwa 150 Zuschauern eine respektable Kulisse, blieb einiger Gewinn für den Gast übrig. Dieser ging jedoch für die Buskosten restlos drauf. "Wir hatten am Freitag Weihnachtsfeier und haben den Pokal nicht allzu hoch angesiedelt", resümierte Klein-Lindens Coach Dirk Ortmann. Eine Halbzeit lang zeigte der Oberligist eine gute Leistung, dann fielen die Ausfälle von Torfrau Sabine Engel, Christien Volk (beide erkrankt), Ulrike Valentin (ging wegen einer Zerrung lediglich bei der Ausführung zweier Strafwürfe auf das Feld) und Torjägerin Heike Breithaupt (Urlaub) massiv ins Gewicht. Schwesterherz Antje Breithaupt (5) vertrat sie nach Kräften, aber außer ihr brachte nur Michaela John (3) mehr als einen Treffer zustande. Vor allem die ansonsten bärenstarke Barbara Gruber kam nicht wie gewohnt zum Zuge. Bis zum 11:11 (40. Minute) war die Moral intakt, beim 12:16 (50.) der "Käse gegessen", wie Ortmann bestätigte.
Rekordbesuch dieser Runde vermeldete in der Süd-Gruppe die SG Bruchköbel (250 Handballfreunde verfolgten den Spielrausch gegen Holzheim), die trotz ihres 22:23 -Ausrutschers in Ober-Eschbach weiterhin als erster Titelanwärter in der Bezirksliga Frankfurt gilt. Gegen Holzheim zeigte das Team um den Ex- Gelnhäuser Norbert Wess bereits Oberligareife. Trainer Wess traf selbst fünfmal, der 167fache polnische Nationalspieler (und ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig) Jerzy Garpiel erzielte ein halbes Dutzend Tore, dennoch gab es einen noch erfolgreicheren Werfer: Stefan Otto (7). Auch Czwik (5) trat in Galaform auf. Nach dem 5:1 (10. Minute) dominierte Bruchköbel nach Belieben, zur Pause (14:8) stand das Weiterkommen längst fest. Christoph Ohl (7) war bester Holzheimer Schütze. Auch die SG Schlüchtern konnte rund 250 Fans beim Nord- Gruppenspiel gegen den Oberligaverein SVH Kassel begrüßen. Eine weitere Parallele zu Bruchköbel: Auch bei der SG 1910 lief der "Otto-Motor" wieder auf Hochtouren. Er war noch besser eingestellt als beim Kreisvertreter, denn 75 Prozent der 18 SG-Treffer gingen auf das Konto des erneut überragenden Bernd Otto (12/6).
Lediglich beim 3:4 und 5:6 lag der Gastgeber im Hintertreffen. Nach der Pausenführung gaben Otto und Co. kräftig Gas und setzten sich auf 15:10 ab. Dann geriet das Gefährt ins Stottern, pfiffen die Schiedsrichter oftmals gegen den Außenseiter, beim 16:16 drohte die Partie zu kippen. Trotz Unterzahl markierte Bernd Otto mit knallhartem Wurf das 17:16, Torwart Herrmann wehrte danach einen Kasseler Wurf ab, und wiederum Otto "hämmerte" das Leder zum 18:16-Endstand in die Maschen. Weise, Orth (je 2) sowie Rathschlag und Dittmar (beide 1) steuerten den Rest bei.
Noch vor dem nächsten Verbandspokalspiel gegen Landwehrhagen (17. Januar, 19 Uhr) sowie dem nächsten Punktspiel gegen den TV Neuhof (24.1., 17 Uhr) soll in der Großsporthalle Schlüchtern eine weitere Handball-Gala steigen: Am 7. Januar 93 (20 Uhr) erwartet der verlustpunktfreie Bezirksliga-Spitzenreiter die Nationalmannschaft von China.
MAX KÖBEL
Die Auslosung der zweiten Runde im Handball-Verbandspokal - nach den drei Runden auf Landesebene greifen die Regionalligavereine auf Südwest-Ebene (mit dem Main-Taunus-Verein TSG Münster/Kelkheim) ein - bescherte bei den Männern gleich zwei Wiesbadener Bezirksderbys: Beim Oberliga-Vergleich TV Idstein gegen TV Flörsheim bleibt automatisch ein Team aus der dritten Klasse auf der Strecke, während der Pokalschreck TG Hochheim selbst gegen den ranghöheren Oberliga-Vertreter TSG Sulzbach kein Außenseiter ist. Vor hohen Hürden stehen allerdings auch der TV Wicker - Zweit-Bezirksligist TG Ober- Roden warf in der ersten Runde bereits überraschend den Oberligisten TG Rüsselsheim aus dem Rennen - und die SG Anspach, die zur SG Bruchköbel (Erste Bezirksliga) muß.
Während die zweite Runde am Wochenende 16./17. 1. 93 ausgespielt werden soll, muß zuvor noch das Nachholtreffen zwischen den Offenbacher Kickers und TuS Dotzheim (9. 1., 20 Uhr) absolivert werden. Der Gewinner dieser Partie muß schließlich zur SKV Mörfelden. Der Männer-Pokal wird frühestens auf dem Regionalliga-Terrain interessant, aber auch auf dieser Schiene bedarf es drei weiterer Erfolge, bevor endlich Eintracht Wiesbaden (Zweite Bundesliga) oder sogar der Deutsche Meister SG Wallau/Massenheim aus dem Lostopf gezogen werden können.
Bei den Frauen gelten der TV Hattersheim (gegen den TSV Habitzheim) sowie der TV Wicker (im Main-Taunus-Kreis- Derby gegen die TG Bad Soden) als Pokal-Hoffungsträger in dieser Region, die vom Bundesligisten DJK Schwarz- Weiß Wiesbaden eindeutig dominiert wird. Auf der Südwest-Ebene (wird nach der dritten Verbands-Pokalrunde eingeläutet) stoßen darüber hinaus noch Eintracht Wiesbaden, TV 1860 Hofheim, TV 1861 Flörsheim sowie die TSG Ober-Eschbach dazu.
Aus dem Oberligapool ist in der 2. Verbandsrunde ferner noch die TSG Oberursel vertreten. Nach dem Freilos in der ersten Runde dürfte es zugleich der letzte Auftritt des Regionalliga-Absteigers und erneuten Schlußlichtes sein, denn Oberliga-Spitzenreiter Sport-Union Mühlheim gilt in der Großsporthalle an der Bleibiskopfstraße als hoher Favorit. jbp
HANDBALL-VERBANDSPOKAL, 2.Runde, Frauen: TV Sulzbach - SV Crumstadt (16.Januar, 16 Uhr) , SKV Büttelborn - SSG Bensheim (17.1., 16.30 Uhr), TSG Oberursel - Sport- Union Mühlheim (16.1., 19 Uhr), TV 1892 Niedermittlau - TSG Bürgel (16.1., 19.30 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Griesheim - SG Arheilgen Darmstadt (17.1., 13.30 Uhr), TV Hattersheim - TSV Habitzheim (17.1., 15.45 Uhr), TV Wicker - TG Bad Soden (17.1., 17 Uhr), HSG Reichelsheim/Beerfurth - SVC Gernsheim (16.1., 17.30 Uhr).
HANDBALL-VERBANDSPOKAL, 2. Runde, Männer: TG Ober-Roden - TV Wicker (14.1., 20 Uhr), TV Idstein - TV 1861 Flörsheim (16.1., 17 Uhr), SG Bruchköbel - SG 1862 Anspach (16.1., 19.15 Uhr), TSG Bürgel - TV Büttelborn (16.1., 19.30 Uhr), TG Hochheim - TSG Sulzbach (17.1., 18 Uhr), SKV Mörfelden - Sieger aus Kickers Offenbach/TuS Dotzheim (17.1., 18 Uhr).
Pro Familia öffnet am 4. Januar HANAU. An den Weihnachtsfeiertagen und zwischen den Jahren bleibt die Hanauer Beratungsstelle der Pro Familia, vor dem Kanaltor 3, geschlossen. Die erste Sprechstunde ist erst wieder am Montag, 4. Januar, von 9 bis 12 Uhr. Voranmeldungen unter 0 61 81 / 2 18 54. Ohne Voranmeldung können sich Jugendliche zur Beratung von 17 bis 19 Uhr einfinden.
Die Weihnachtspause beim Fußball- Oberligisten war kurz. Bereits am zweiten Weihnachtsfeiertag beginnt das 19. Hallenturnier, das mit einem Zwölfer- Feld die Zuschauer in die Großsporthalle an der Okrifteler Straße locken soll. Das von acht auf zwölf Mannschaften aufgeblähte Teilnehmerfeld weist allein drei Rot-Weiß-Formationen auf, denn der Oberligist schickt zwei Teams aus dem Oberliga-Aufgebot sowie auch eine AH- Mannschaft auf das Parkett. Trotz des im Regelfall lokalen Charakters erfährt das Indoor-Spektakel in Walldorf stets einen internationalen Anstrich: Park Avenja Pula (Kroatien) gastiert bereits zum 10. Mal im Kreis Groß-Gerau.
Eine Mannschaft, die vergleichsweise der Landesliga angehört, technisch jedoch absolutes Oberligaformat vorweist. In der Gruppe A spielen der SV Rot-Weiß Walldorf I, VfB Unterliederbach, Susgo Offenthal, SKG Walldorf und der FC Kikkers Mörfelden, in der Staffel B buhlen Park Avenja Pula, FC Italia Frankfurt, SKV 1879 Mörfelden, EFC 1910 Kronberg, Rot-Weiß Walldorf II und die "Alten Herren" des Ausrichters um 2700 Mark Preisgelder respektive 1000 Mark für den Turniersieger. Der Finalpartner erhält 700 Mark, für die nächstplazierten Klubs winken noch 400/300/200/100 Mark.
Die erste Mannschaft des Gastgebers ist auch Cupverteidiger, sie besiegte im Vorjahr im Finale das Überraschungs- Team aus Kronberg. Die Walldorfer freuen sich auf den letztjährigen Portas- Cupsieger FC Italia Frankfurt, aber auch auf den VfB Unterliederbach, (beide Landesliga), der beim Offensiv-Cup in Kriftel (einer besonders populären Veranstaltung im Main-Taunus-Kreis) stets Hallenqualitäten verriet. Spielausschußvorsitzender Adam Fiederer rechnet aufgrund der guten Mischung sowie des dennoch lokalen Veranstaltungscharakters mit insgesamt 2000 Zuschauern.
Drei Tage lang steht dieses Hallenturnier im Blickpunkt. Am 26. 12. soll es mit dem Lokalderby zwischen Rot-Weiß Walldorf I und der SKG Walldorf (16 Uhr) zur Kaffeezeit eröffnet werden. Kaffee und Kuchen sowie andere Schmankerl sollen selbstverständlich auch in der Halle serviert werden. Die Spielzeit beträgt 2 x 10 Minuten. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag (27. 12.) sind ab 16 Uhr jeweils zwölf Gruppenspiele terminiert, am Finalspieltag (ab 17 Uhr) folgen zunächst die restlichen sechs Gruppenspiele, die gegen 19.10 Uhr abgeschlossen sein sollen. Die Endspiele sind ab 19.40 Uhr (Spiel um Platz 7), 20.10 Uhr (Platz 5), 20.40 Uhr (Platz 3) sowie 21.15 Uhr (Finale) vorgesehen. Während bei den Plazierungsspielen nach einem Remis sofort ein Penalty-Schießen folgt, wird das Endspiel gegebenenfalls 2 x 3 Minuten verlängert und dann erst durch ein 7m- Schießen entschieden. Aufgrund des größeren Teilnehmerfelds werden nach den Gruppenspielen keine Überkreuzspiele, sondern Plazierungsspiele ausgetragen.
In Walldorf zahlen die Fans für eine Dauerkarte 15 Mark, die Tageskarte kostet sechs Mark. Die Eintrittspreise sind deutlich unter dem üblichen Oberliga- Tarif angesiedelt. "Diese Veranstaltung ist sehr beliebt, daher rechnen wir wieder an allen drei Turniertagen mit vollbesetzten Rängen", sagt Fiederer. MAX KÖBEL
Mittwoch, 23. Dezember
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Märkte Innenstadt, Konstabler Wache: 8 bis 14 Uhr, Erzeugermarkt.
Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 73 80 186; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Metzger, Vogelsbergstr. 32, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51. Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
WEILROD. Ein 48jähriger Mann ist gestern vormittag gegen acht Uhr bei einem Unfall ums Leben gekommen. Nach Angaben der Usinger Polizei fuhr ein 34jähriger Autofahrer vom Weilroder Ortsteil Winden in Richtung Emmershausen und erfaßte am Ortsausgang von Winden den Fußgänger, der bereits tot war, als Notarzt und Polizei eintrafen. Der Autofahrer erlitt einen Schock, wurde aber gestern wieder aus dem Krankenhaus entlassen.
Wie die Polizei mitteilte, muß noch geklärt werden, wie es zu dem Unfall kam. Bisher ist nicht klar, auf welcher Seite der Landstraße der Mann lief und ob das Auto von der Fahrbahn abkam. ca
RODENBACH. Mit einem Neujahrkonzert begrüßt die Rodenbacher Kultur-Initiative am Sonntag, 3. Januar, das neue Jahr. Das Ensemble "Rosa Klassik" wird um 17 Uhr im Bürgertreff in Oberrodenbach Kompositionen von Stolz, Winkler und Börschel spielen. Das Ensemble setzt sich aus professionellen Musikern aus dem Raum Frankfurt zusammen. Als Gastsopranistin tritt Katja Beer auf.
Der Kartenvorverkauf hat begonnen. Karten gibt es bei der Bücherstube Keese, in der Gaststätte "Dorfschänke" sowie an der Nachmittagskasse. alu
KRONBERG. Die Einbrecher, die am Sonntagabend in ein Haus am Minnolzweg eingestiegen sind, müssen sich ausgekannt haben, meint die Kriminalpolizei: Während die Familie vor dem Fernseher saß, gingen die Diebe zwischen 20 und 21.45 Uhr zielstrebig ins Schlafzimmer und nahmen Schmuck und Bargeld mit.
Keiner der Familienmitglieder bemerkte sie, die Diebe entkamen unerkannt. s
LANGENSELBOLD. Sperrmüll wird im neuen Jahr in Langenselbold zwischen dem 11. und dem 14. Januar abgeholt. Bürger, die ausgediente Möbel oder Sperrmüllgut an die Straße stellen wollen, sollten sich bis zum 7. Januar bei der Stadtverwaltung (Tel: 80 20) melden. Die abzuholenden Gegenstände sollten angegeben werden.
Aus Platzgründen wird die Stadtverwaltung im neuen Jahr Container für Altglas von einigen Standorten abziehen. Darunter am Spielplatz am Feldbergring, und am Spielplatz an der Spessartstraße sowie an der Birkenweiher Straße und an der Tankstelle am Industriegebiet. Neue Standorte für Glascontainer befinden sich dann in der Sackgasse am Feldbergring sowie an der Schule in der Wetteraustraße. Ein zusätzlicher Standort sollauf dem Parkplatz in der Schulgasse errichtet werden.
Im Januar nächsten Jahres werden beim städtischen Bauhof in der Ringstraße keine Dosen mehr angenommen, da der Großcontainer ebenfalls abgezogen wird. Leere Dosen sollen künftig über den gelben Sack entsorgt werden. Die wurden inzwischen an alle Langenselbolder Haushalte verteilt. Ein zusätzliches kleines Kontigent steht nach den Feiertagen am Informationspunkt des Rathauses noch zur Verfügung. In diese Säcke sollten alle Verpackungsabfälle aus Weißblech, Aluminium, Kunststoff oder Verbundmaterial (Safttüten) geworfen werden. Glas, Papier und Karton wird wie bisher gesammelt. alu
Das kommende Jahr wird dem Vatikan einen fragwürdigen Rekord bescheren: Im Haushalt des Heiligen Stuhles klafft das bislang größte Finanzierungsloch. Fast 92 Millionen Dollar dürften der Kurie in der Kasse fehlen. Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Für einen offenbar falsch geplanten Pensionsfonds muß künftig noch mehr Geld aufgebracht werden. Daß dem Papst gleichwohl nicht der Konkurs droht, hat er vor allem der Freigiebigkeit der Katholiken in den USA, in Italien und in Deutschland zu verdanken. Seit Jahren nämlich gleicht die römische Kirchenzentrale ihre roten Zahlen durch Einkünfte aus dem "Peterspfennig" aus, der ursprünglich einmal für karitative Zwecke bestimmt war. Der Vatikan wird nun noch nachdrücklicher zum Spenden aufrufen. Bislang aber sträubt er sich, seinen millionenschweren Goldschatz anzutasten, der in den USA schlummert. Vom Autor des folgenden Beitrags erscheint nächstes Jahr auch ein Buch zum gleichen Thema.
OFFENBACH. Ein Mitfahrer wurde leicht verletzt, als ein 22jähriger Autofahrer in der Nacht zum Dienstag gegen 3 Uhr nach Angaben der Polizei bei Rotlicht von der Sprendlinger Landstraße in den Odenwaldring einbog, mit seinem Wagen aus der Kurve flog und gegen zwei parkende Fahrzeuge prallte. Der Fahrer machte sich aus dem Staub. Ein Passant verfolgte ihn und stellte ihn in der Schumannstraße. Die Polizei veranlaßte bei dem Fahrer eine Blutprobe und behielt den Führerschein ein. Es entstand ein Schaden von 10 000 Mark. lz
Zukunft des Museums bleibt ungewiß Nur wenige Initiativen zum Erhalt der Erinnerungsstätte an jüdisches Leben in Vilbel Von Jörg Muthorst BAD VILBEL. Die Zukunft des Jüdischen Diaspora Museums in Bad Vilbel ist auch zum Jahreswechsel weiterhin ungewiß. Wie berichtet, sieht sich der Gründer und Geldgeber des Museums, Michael Messmer, nicht mehr in der Lage, die Einrichtung in der Frankfurter Straße 70 weiterzufinanzieren. Die Berichterstattung der Frankfurter Rundschau vom 4. Dezember über die drohende Schließung des Museums fand ein großes Echo in der Öffentlichkeit. Von vielen Seiten wurde geäußert, das Museum sei zu erhalten, seine Schließung wäre äußerst bedauerlich. Zur Rettung der Einrichtung gab es jedoch nur wenige Initiativen. Der Magistrat der Stadt Bad Vilbel, zum Monatsbeginn laut Bürgermeister Günther Biwer noch um eine Lösung bemüht, teilte jetzt mit, die Kommune sei finanziell nicht in der Lage, sich "am vorhandenen Museum" zu beteiligen. In seiner Stellungnahme auf eine schriftliche Anfrage der Frankfurter Rundschau vom 9. Dezember antwortete der Bürgermeister am 22. Dezember, über die "tatsächliche Situation des Museums" besitze der Magistrat "keine aktuellen Informationen" - "ausgenommen die Information über die FR vom 4. Dezember". Auf die Frage, ob der Magistrat gewillt sei, die drohende Schließung durch eigene Aktivitäten zu verhindern, mochte Günther Biwer keine Stellungnahme abgeben. Ebenfalls auf die Frage der FR, ob aufgrund noch ausstehender Honorarzahlungen, die die von der Stadt und Messmer beauftragte Historikerin Dr. Berta Ritscher geltend macht, die Fertigstellung einer Dokumentation über jüdisches Leben in Vilbel gefährdet sei, blieb der Bürgermeister eine Antwort schuldig. (Lesen Sie hierzu auch den untenstehenden Kasten "Im Wortlaut".)
Entschuldigt hat sich Bürgermeister Günther Biwer inzwischen bei Michael Messmer für seine Äußerung (in der FR vom 4. Dezember), die Kommune werde keinen Versuch fördern, "persönliche Dinge ins Reine zu bringen". Messmer selbst stellte in diesem Zusammenhang nochmals klar, daß die Versteigerung von Exponaten des Museums, die sich in seinem Privatbesitz befunden hätten, allein der Finanzierung der Museumsarbeit gedient hätten. Dies sei vor zwei Jahren die einzige Möglichkeit gewesen, die Einrichtung aufrechtzuerhalten, da er bis dahin keine öffentlichen Gelder habe in Anspruch nehmen wollen.
Bürgerinnen und Bürger aus Bad Vilbel, aber auch aus dem benachbarten Karben, haben nicht nur gegenüber der FR, sondern auch gegenüber Bürgermeister Biwer und den Parlamentsfraktionen ihre Sorge um den Erhalt des Museums ausgedrückt. "Bad Vilbel kann stolz sein", schreibt etwa Lilli Grunwald aus Karben, "ein solches Museum zu seinen kulturellen Einrichtungen zu zählen." Als einziges seiner Art in der Wetterau müsse es "den Menschen jetzt und später erhalten bleiben".
Rosemarie Großmann, einstige ehrenamtliche Mitarbeiterin des Museums, ist nach vierjährigen Erfahrungen und Gesprächen mit den Besuchern der Ansicht, "daß das Interesse groß war und der Nachholfbedarf an Wissen ebenfalls". Das "kleine Museum mit der intimen Atmosphäre" sei eine "Bereicherung und Ergänzung zu dem hier bestehenden Kulturprogramm". Ein Vergleich mit dem Jüdischen Museum in Frankfurt könne nicht angestellt werden. Das Vilbeler Heimatmuseum vergleiche auch niemand mit dem Frankfurter Museum für Völkerkunde. Frau Großmann sicherte gegenüber der FR zu, sie wolle sich unter der Voraussetzung einer kommunalen Trägerschaft weiterhin für das Museum engagieren. Ebenfalls Judith Schwarzenberg, Vorsitzende der Bad Nauheimer Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit, spricht sich für den Erhalt der Einrichtung aus, die vor allem für die Schulen in der Region von großer Bedeutung sei.
Auch Verständnis für die angespannte finanzielle Situation der Stadt, wie sie Bürgermeister Biwer trotz millionenschweren Kulturetats anführt, wurde in Zuschriften und Telefonaten geäußert. Vielleicht, so ein Vorschlag, könnten sich andere Kommunen an den von Michael Messmer auf etwa 60 000 Mark veranschlagten Unterhaltungskosten im Jahr beteiligen. Darüber ließe sich zusammen mit dem Land Hessen und dem Wetteraukreis reden, so der Karbener Bürgermeister Detlev Engel. Gerade in dieser Zeit eines wiedererstarkenden Antisemitismus sei es nicht ratsam, ein solches Museum aufzugeben. Die Stadt Bad Vilbel bliebe allerdings gefordert, die Initiative zu ergreifen.
Auch seitens des Wetteraukreises wird das Diaspora Museum als "prinzipiell erhaltenswert" (Landrat Rolf Gnadl) eingeschätzt. Der Kreis habe zwar alle Not, sein Haushaltsdefizit nicht weiter anwachsen zu lassen, doch stehe er für Gespräche mit Michael Messmer, der Stadt Bad Vilbel sowie anderen Kommunen bereit, so Kreisbeigeordneter Joachim Pollmar. Denkbar wäre eventuell eine Projektförderung. Über eine solche Zuschußmöglichkeit wird zur Zeit auch im Hessischen Kultusministerium nachgedacht, das vom Bundespräsidialamt auf die Bad Vilbeler Problematik aufmerksam gemacht wurde, nachdem sich Michael Messmer unter anderem auch an den Bundespräsidenten mit der Bitte um Hilfe gewandt hatte.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis, mochte bislang keine Stellungnahme zu den Vorgängen in Bad Vilbel geben. Michel Friedmann von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt hielt es im Gespräch mit der FR für "bedauerlich, wenn eine solche Stätte der Erinnerung und Auseinandersetzung verschwinden müßte".
Bis Ende Januar will Michael Messmer, der erneut die Zerstörung eines seiner Firmenschilder (diesmal auf einer Frankfurter Baustelle) beklagt, das Museum in Vilbel noch offenhalten. Mehrere Besuchergruppen, durch die Nachricht von der drohenden Schließung aufgeschreckt, haben sich noch angekündigt. Am 13. Januar, um 20 Uhr, soll im Museum der Eröffnungsabend einer vierteiligen Vortragsreihe über "Jüdisches Brauchtum und jüdische Feste" mit der Frankfurter Autorin Petra Kunik stattfinden - eine Gemeinschaftsveranstaltung der Kreisvolkshochschule, der Christuskirchengemeinde und der Stadt Vilbel.
HM. Herrn Dr. Engel
Betrifft: Graphische Um- bzw. Neugestaltung der FR
Unter Berücksichtigung der Situation im technischen Bereich, was den Bereich Belichtung angeht, sowie der eingeschränkten Verfügbarkeit des Ersatzes oder der Anschaffung neuer Schriften und auch des ökonomisache Aufwandes, wird auf der Grundlage der bisher erarbeiteten Vorschläge der Grafik mindestens bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme neuer Belichtungseinheiten als einheitliche Titelschrift die Times in ihren verfügbaren Schnitten und Größen verwendet. Das gilt auch für den Bereich der Meinungsartikel. Falls erforderlich, werden danach die dann verfügbaren Postscript-Schriften unter dem Aspekt geprüft, ob eine bessere Meinungs-Titelschrift zur Verfügung steht.
Ich bitte Sie, den Bereich EDV anzuweisen, auf der Grundlage der von der Grafik erarbeiteten Typisierungsvorschläge die entsprechenden Arbeiten an der Software in Angriff zu nehmen. Es liegen bereits etwa neunzig Prozent der entsprechenden Vorschläge dort vor, der Rest wird bis spätestens Ende Januar, Mitte Februar 1993 seitens der Grafik zur Verfügung gestellt. Des weiteren bitten wir, den Bereich EDV anzuweisen, der Redaktionsleitung möglichst bald eine Zeitprognose zu stellen, wann die Arbeiten dort beendet sein werden.
MÜHLHEIM. Ohne Gegenstimme verabschiedeten die Stadtverordneten nach insgesamt zwölfstündiger Beratung den Etat 1993. Nachdem CDU, Grüne und die von sechs SPD-Abweichlern neugebildete Fraktion der "Freien Sozialdemokraten" zahlreiche Anträge gegen die SPD durchgesetzt hatten, enthielten sich die Grünen in der Endabstimmung. Überraschend stimmte neben CDU und "Freien Sozialdemokraten" auch die SPD zu, um den Bau von Sozialwohnungen und Kita-Plätzen zu sichern, wie SPD-Fraktionschef Reinhold Latzke sagte.
Die hauptsächlich von der "neuen Mehrheit" aus CDU, Grünen und Freien Sozialdemokraten beschlossenen Anträge stocken nach ersten Berechnungen Schelzkes den Verwaltungsetat um 272 500 Mark auf rund 60 Millionen und den Vermögensetat um 1,7 auf rund 26 Millionen Mark auf. Um dies zu finanzieren müsse die Stadt Kredite von 3,8 Millionen Mark aufnehmen, sagte Schelzke. Ursprünglich lag die Neuverschuldung bei knapp 2,2 Millionen Mark.
Die Debatte, die am Donnerstag begonnen hatte, blieb bis zum Ende spannend, weil die SPD erstmals seit Jahrzehnten keine absolute Mehrheit mehr hat. Durch den "Austritt" der Abweichler war die Fraktion von 20 auf 14 Sitze zusammengeschrumpft und konnte von CDU (13 Sitze), den Abweichlern (sechs Sitze) und den Grünen (vier Sitze) überstimmt werden, was diese auch überwiegend gemeinsam taten. In vielen Fällen signalisierte die SPD Kompromißbereitschaft, bot an, Dinge erst zu prüfen, bevor sie beschlossen werden. Doch darauf ließ sich die "neue Mehrheit" nicht ein.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Niklaus verstieg sich angesichts der neuen Machtverhältnisse zu der Äußerung, erstmals nach dem Kriege seien jetzt demokratische Spielregeln auch in Mühlheim gültig.
Sein Kollege Hans-Georg Klauer (Grüne) warnte die SPD und ihren Bürgermeister, es werde ihnen gegenüber keinen Schmusekurs der Grünen geben, und forderte Schelzke auf, Führungsstärke zu zeigen.
Helmut Weigert von den "Freien Sozialdemokraten" redete einem antizyklischen Konjunkturprogramm das Wort, deshalb müsse die Kommune jetzt investieren, gehe es mit der Wirtschaft doch nach unten. Vor allem der Antrag der Abweichler, die 127 städtischen Wohnungen an die Gemeinnützige Baugenossenschaft - eine hundertprozentige Tochter der Stadt - zu veräußern, lehnte die SPD heftig ab. Ihre Sprecher erklärten, die Baugenossenschaft finde sich dazu nicht bereit.
Mit dem Verkauf werde keine einzige neue Wohnung gebaut, die Baugenossenschaft möglicherweise aber daran gehindert, gerade dies zu tun, weil sie ihr Geld für den Kauf der städtischen Wohnungen hergeben müsse. Außerdem würden die Mieter verunsichert.
CDU, Grüne und Freie Sozialdemokraten bestanden aber auf dem Millionengeschäft, bauten noch Klauseln für den Mieterschutz in ihr Antragspaket ein und verabschiedeten es gegen die Stimmen der SPD. Im Juni soll das Geld fließen.
Schmerzlich für die SPD waren auch andere Entscheidungen, gegen die sie sich zum Teil seit Jahren gewehrt hatte. So soll der Magistrat auf Antrag der CDU jetzt verbindliche Vereinsförderrichtlinien für die 120 Mühlheimer Vereine ausarbeiten. Auf Antrag der Freien Sozialdemokraten muß der Magistrat zudem ein Umweltamt einrichten. Außerdem hat die neue Mehrheit den Magistrat dazu verdonnert, eine Wirtschaftlichkeitsstudie für das Bürgerhaus in Auftrag zu geben. Es wird Jahr für Jahr mit gut einer halben Million Mark bezuschußt. Die Idee, das Bürgerhaus "wirtschaftlicher" zu machen, hatte Bürgermeister Schelzke bei der Einbringung des Etats geäußert. Keine Mehrheit gab es für den Grünen-Antrag, die Grundsteuer B zu erhöhen.
Andererseits stimmte die SPD aber auch einigen Vorschlägen der neuen Mehrheit zu. Beispielsweise dem CDU- Antrag ein Alten- und Pflegeheim in Mühlheim zu errichten oder dem Grünen-Antrag eine Stadtbuslinie von Rumpenheim durch Mühlheim nach Lämmerspiel einzurichten. pmü
Firmen-Telegramm
Zumtobel leuchtet mit Staff Der österreichische Lichttechnikanbieter Zumtobel, der auch mit einem Werk in Usingen (Taunus) vertreten ist, übernimmt Anfang 1993 die Mehrheit am Leuchtenhersteller Staff in Lemgo (Nordrhein-Westfalen) vom bisherigen Inhaber Werner Staff-Starke. Staff setzt mit mehr als 600 Beschäftigten knapp 200 Millionen Mark um, Zumtobel bringt es mit über 2900 Arbeitnehmern weltweit auf Erlöse von reichlich 520 Millionen Mark. Die Marke Staff soll erhalten bleiben. Krauss-Maffei kauft Billion Das zum Mannesmann-Konzern gehörende Maschinenbau- und Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei übernahm mehrheitlich den französischen Hersteller von Kunststoff-Spritzgußmaschinen, Billion in Oyonnax. Billion setzt mit 370 Leuten umgerechnet etwa 100 Millionen Mark um. Die selbst stark in der Kunststoffmaschinensparte engagierten Münchener bauen mit der Neuerwerbung ihren zivilen Produktionsanteil weiter aus.
Rössler-Bank geht in Konkurs In Österreich hat das Finanzministerium die Einleitung eines Konkursverfahrens gegen das Bankhaus Rössler angeordnet. Dieses soll deutlich überschuldet sein. Zahlen werden nicht genannt. Rössler war zunächst die Weiterführung des Betriebs bis 20. Januar untersagt worden. Barum rollt auf Conti zu Der Hannoveraner Reifenkonzern Continental gründet über seine österreichische Tochter Semperit mit mehrheitlicher Beteiligung ein Gemeinschaftsunternehmen mit der tschechischen Barum. Der Durchbruch in langwierigen Gesprächen gelang, nachdem die tschechische Regierung die neue Firma von Umwelt- Altlasten freistellte. Barum bringt das Reifenwerk Otrokovice (3950 Beschäftigte, 300 Millionen Mark Umsatz) und die Vertriebsorganisation Zlin mit 40 Filialen in das Joint-venture ein. Die Produktion soll binnen fünf Jahren auf vier Millionen "Schlappen" pro anno verdoppelt werden.
Bei Alenia fliegt mehr Personal Italiens größter Flugzeugbauer, die staatliche Alenia, will von 1993 an weitere 3500 bis 3800 von derzeit 29 000 Beschäftigten entlassen. Erst im Sommer waren 3000 Jobs gekippt worden. Hess möbliert neuntes Haus Die Nürnberger Möbel Hess hat im oberpfälzischen Neumarkt ihr neuntes Haus mit 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche eröffnet. Die in Süd- und Südwestdeutschland tätige Filialkette, die zum 1. Februar von Quelle-Schickedanz an den Unternehmer Alois Lederle verkauft wird, erwartet im laufenden Jahr erneut eine deutliche Umsatzsteigerung, nachdem zuletzt mit 112 Millionen Mark fast ein Viertel mehr in den Kassen klingelte. Rud legt mehr Umsatz an die Kette Rud im schwäbischen Aalen, nach eigenen Angaben Europas führender Schneekettenproduzent, hat 1991/92 (30. Juni) den Umsatz um ein Zehntel auf 150 Millionen Mark hochgefahren.
"Nouvel Economiste" wird verkauft Die angeschlagene französische Mediengruppe Hachette will ihren 65pro- zentigen Anteil an der führenden Wirtschaftszeitung Nouvel Economiste für 18 Millionen Mark an den Unternehmer Henri Nijdam verkaufen. Das Blatt leidet unter einem drastischen Auflagen- und Anzeigenrückgang. Zuletzt wurden 93 000 Exemplare verkauft. Braas steigt Österreichern aufs Dach Der Dachpfannenhersteller Braas aus der Taunusstadt Oberursel baut seine Position in Österreich aus. Zum 1. Januar übernimmt die zur Gruppe gehörende Beteiligungsgesellschaft Ziegelwerk Gleinstätten die beiden Dachziegelfabriken der Eternit-Werke Ludwig Hatschek in Pinkafeld und Unterpremstätten. Die Fertigungsstätten verfügen über eine Jahreskapazität von rund 1,3 Millionen Quadratmeter. Durch den Erwerb und eine Neustrukturierung in Österreich will Braas auch Wachstumschancen in Südosteuropa besser nutzen.
OFFENBACH. Die Polizei, Tel. 8090259, sucht zwei 15- bis 16jährige Burschen, die einen 13jährigen Zeitungsausträger überfallen und ausgeraubt haben sollen. Die Täter sind etwa 1,60 Meter groß. Einer trug eine Jeansjacke und eine Jeans mit Löchern, der andere einen dunklen lilafarbenen Pullover. Wie die Polizei sagt, wurde der Junge am Sonntag gegen 16 Uhr in der Friedrichstraße überfallen. Die zwei Jugendlichen rissen ihm den blauen Nylonrucksack "Marke Joker" von der Schulter; im Rucksack waren 150 Mark Bargeld. lz
GELNHAUSEN. Gegen Ausländerfeindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus wendet sich die bundesweite Aktion "Eine Nacht in Deutschland - Dichter in Asylbewerberheimen" der Wuppertaler Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft. Die "Sympathieaktion für Verfolgte in Deutschland" startete am 9. November in allen Bundesländern und wird nun auch in der Gelnhäuser Flüchtlingsunterkunft fortgesetzt: Franz Hodjak liest dort am Samstag, 26. Dezember, um 20 Uhr aus seinem Prosaband "Zahltag". Anschließend ist eine Diskussion geplant.
An diesen Lesungen in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber beteiligen sich mehr als 50 deutsche Schriftsteller, darunter Wolf Biermann, Rolf Hochhuth, Sarah Kirsch, Siegfried Lenz und Monika Maron. Termin ist jeweils Samstag nacht - "solange samstags in Deutschland Heime überfallen werden". Denn zu den schändlichen Übergriffen sei es überwiegend an den Wochenenden gekommen. Unterstützt wird die Aktion unter anderem vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der Konrad-Adenauer- und der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Kulturforum der Sozialdemokratie und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Der mit zwei Literaturpreisen ausgezeichnete rumäniendeutsche Autor und Übersetzer Frank Hokjak veröffentlicht seit den 70er Jahren Lyrik und Prosa. Sein westdeutsches Debüt gab er mit dem Gedichtband "Siebenbürgische Sprechübungen". tja
Die Tische sind vom ehemaligen Strandcafé, die Räume von der benachbarten Commerzbank und die Bedienungen hat man auch schon mal im Café Albatros in Bockenheim oder im Café Ypsilon in Bornheim gesehen. "Kathedrale" nennt sich das Projekt, versprochen wird "Kraft durch Fremdes". Durch wigwamähnliches Gestänge geht es hinein, drinnen gibt es Frühstück ab halb elf, und bleiben kann man bis spät in die Nacht.
Vom 20. bis zum 24. Dezember, vier kurze Tage also, haben sich Jan Japaan und Viet Namé, so will es das Pseudonym, einen Aktions-, Kunst- und Caféraum besorgt. "Wie lange wollen Sie bleiben?", habe "der Typ" von der Commerzbank gefragt, berichten die Veranstalter. "Vier Tage, kein Problem!", sei seine Antwort gewesen, während sich "der vom Museum für Moderne Kunst" unheimlich angestellt habe, obwohl er nur vermitteln sollte zwischen den Eignern des zum Abbruch bestimmten, noch sehr intakten Hauses gegenüber dem "Frankfurter Hof" und den Eignern der Idee: Vier Tage Café, Happening-Raum, Galerie, Disco, Konzertraum, Kino, algerisches, asiatisches, sengalisches Restaurant - Bühne für kreative junge Leute aller Nationen (ältere einheimische Herren mit Schlips sollen auch schon gesichtet worden sein).
Zu sehen gibt es noch bis zum Donnerstag: Plastiken von IBAX, Lichtobjekte von Eisenherz, Fotos von Sergio Molas, Objekte von Statt Mann, eine Installation von Rui Filipe, Bilder von Diyanto, Grafiken und Plastiken von Namé Vaughn und Monika Frank-Auth, des weiteren Filme wie "Getriebe. Ein Zirkusfilm" (täglich 18 Uhr und 24 Uhr), und "Live Act", wie das Happening mit Jim Avignon (Mittwoch, 22 Uhr). Zu hören sind "live Klänge von Synthetik bis Ethno" (täglich von 19 Uhr an), oder Märchen, erzählt von Femi (15 Uhr). Und an Heiligabend ("Weichnachten") wird für 24 Uhr die "Intimate Performance 3" von W. Hastert versprochen.
Ist Ihnen dies alles "Nicht häßlich genug? Nicht laut genug? Na gut, wir haben sowieso nur wenig Platz!", meinen die Veranstalter ("Kathedrale", Kirchstraße 3, noch heute und morgen von 10.30 Uhr bis nach Mitternacht). abu)
ALTENSTADT. Mit den Arbeiten für den Bau des Kindergartens in Oberau- Süd ist am Dienstag offiziell begonnen worden. Rund 90 Kindergarten-Plätze werden dort entstehen. Behinderte Kinder sollen in zwei der vier Gruppen aufgenommen werden. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf insgeamt 2,5 Millionen Mark. Davon zahlt das Land 850 000 Mark. Weitere 110 000 Mark steuert der Landeswohlfahrtsverband für die Einrichtung bei. Den Rest muß die Gemeinde Altenstadt finanzieren. str
LANGENSELBOLD. Einen Fahrdienst zum Friedhof "am Rödelberg" bietet die Stadt Langenselbold für Donnerstag, 24., und 31. Dezember, um 14.30 Uhr an. Der Bus hält an den Haltestellen am Haus Gründautal in der Uferstraße, an der Ringstraße, an der Schloßmauer sowie an der Kreissparkasse, der Tank-Stelle an der Gelnhäuserstraße und an der Vogelsbergstraße, dem Marktplatz und dem Lindenplatz. Auf dem Friedhof ist ein Aufenthalt von einer halben Stunde möglich. alu
FRIEDBERG. Die Resonanz auf den Aufruf zur "Lichterdemonstration" vergangenen Samstag in Friedberg fanden Christa und Bruno Eckert aus Friedberg erfreulich. Wie sie in einem Brief an die FR jedoch schreiben, sei ein "Wermutstropfen" in diese Freude über das Bürgerengagement gefallen. "Ausgerechnet Banken und Sparkassen verweigerten zumeist eine Plakatierung mit der Begründung, sie dürften keine politischen Plakate aufhängen." Christa und Bruno Eckert bedauern es in ihrem Brief außerordentlich, daß ein Aufruf gegen Fremdenhaß und Gewalt, in dem sich der Einsatz für die freiheitlich-demokratische Grundordnung ausdrücke, mit parteipolitischer Werbung verwechselt werde.
Die FR ging der Frage nach, warum Banken und Sparkassen das Ankündigungsplakat zur "Lichterkette" abgelehnt hätten. In allen Fällen ergab sich jedoch das gleiche Bild: Es konnte nicht konkret geklärt werden, wer das Aufhängen der Plakate bei der Sparkasse Wetterau oder der Wetterauer Volksbank abgelehnt haben könnte. Übereinstimmend äußerten zugleich Marketingleiter Wolfgang Steiper für die Sparkasse und Reiner Vogt für die Volksbank, daß ein solcher überparteilicher Aufruf in ihren Häusern unterstützt worden wäre.
Just in dem Augenblick brachte eine Mitarbeiterin der Sparkasse dem Marketingleiter ein Flugblatt der örtlichen SPD mit einer Einladung zur Lichterdemo. Vielleicht hat dieses oder ein ähnliches Flugblatt Sparkassenmitarbeiter vergangene Woche vor parteipolitischer Festlegung zurückschrecken lassen . . . de
OFFENBACH. Eine Fußstreife der Polizei hörte am Montag gegen 23 Uhr lautes Geschrei im Hauptbahnhof: Dort riß ein Mann Abfallbehälter aus den Verankerungen und warf sie durch die Gegend. Bei seiner Festnahme leistete der Mann erheblichen Widerstand. Weil er im Handgemenge am Arm verletzt wurde, brachten ihn die Polizisten zunächst ins Krankenhaus, dann in Polizeigewahrsam. Dort sitzt er noch, denn er weigerte sich bislang, seine Identität zu offenbaren. Möglicherweise stammt der Mann aus Algerien, meint die Polizei. lz
BAD HOMBURG. Zur traditionellen Wanderung zum Herzberg lädt der CDU- Ortsverband Dornholzhausen alle Bad Homburger CDU-Mitglieder ein. Treffpunkt dazu ist am Montag, 28. Dezember, um 10 Uhr am Landgraf-Friedrich-Platz (Buswendeplatz) in Dornholzhausen.
Für das leibliche Wohl sorgen die Veranstalter. Aus organisatorischen Gründen bitten sie Interessenten um Anmeldung im CDU-Büro, Tel. 23161, oder beim Vorsitzenden Peter Langer, Tel. 32989. tom
WEHRHEIM. Weihnachten 1914. Kriegsweihnachten. Während mehr als anderthalb Millionen Deutsche gegen eine Million Franzosen über die bestellten Felder, die künftigen "Felder der Ehre", vorrücken, sitzen in Deutschland wie in Frankreich die Familien zusammen unterm Christbaum. Doch die Plätze der Ehemänner, Väter und Söhne sind leer. Wie jener von Ludwig aus Wehrheim. 34 Jahre alt, Bauer bis zum Kriegsausbruch, seitdem Infanterist im 88. Preußischen Infanterieregiment Frankfurt. Er ist ein "Gezogener", gehört nicht zu den unzähligen freiwilligen "Vaterlandsverteidigern", die überall begeistert mit der Blume am Gewehr in den Krieg ziehen.
Die Feiertage verbringt der Wehrheimer in einem Schützengraben bei Verdun. Seine Feldpost von der Front und die Karten und Briefe seiner Familie, fast vollzählig erhalten, sind ein wertvolles geschichtliches Dokument - nicht nur im Hinblick auf Kriegsweihnachten 1914. Die Familie überließ der FR die Korrespondenz und die Bilder unter der Bedingung, ihren Namen nicht zu veröffentlichen. Die Vornamen sind beibehalten.
"Es gibt genug Leute, die sagen, wir machen keinen Baum und gar nichts die Weihnachten; wo mir gewiß auch der Kopf nicht nach steht. So will ich Dich mal fragen, ob wir unserem kleinen Albert die Freude damit verderben sollen . . . Es werden doch Bäume und Sachen ins Feld geschickt, daß Ihr Euch auch einen Baum machen sollt, so kann man es doch den Kindern nicht verwehren und Ihnen das Herz schon schwermachen. Es wird ja eine traurige Zeit geben für uns wie auch für Euch . . . Wir wollen zufrieden sein und uns trösten auf die Weihnachten, wo wir uns, so Gott will, wieder doppelt freuen können."
Diese Zeilen schreibt Elise am 2. Dezember an ihren Mann Ludwig. Seine direkte Antwort ist nicht erhalten, doch von der Front kommt ein Päckchen mit Schokolade für den fünfjährigen Sohn. Die Soldaten des 88. Infanterieregimentes stellen ihren Baum im Quartier in Bouconville nahe Verdun auf. "Wir liegen hier seit 17. bis 23. zur nochmaligen Impfung und Erholung. Hier feiern wir auch ein bißchen Weihnachten", berichtet Ludwig knapp. Dort erhält er auch seine Weihnachtspäckchen, insgesamt zwölf Stück. Erfreut zählt er seine Geschenke auf: Zigarren, Schwartenmagen, Kuchen, Butter, Tee-Extrakt, Zuckerzeug, Schnaps und ein schönes Etui, das er sogleich nach Hause schickt. An Heiligabend, als er wieder im Schützengraben ist, bleibt ihm nur ein Wunsch: "Wenn ich nur bei Euch wäre, und wir könnten das schöne Fest in unserem Familienkreis wie immer feiern."
Wann dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird, dazu wagt er allerdings keine Prognose mehr. Die Hoffnung, daß der Krieg ein schnelles Ende findet, ist bis Dezember sowohl an der Front als auch zu Hause verflogen. Ludwig und Elise hatten zuvor in ihren Berichten über Geburtstage, die Kerb' oder die Ernte nie vergessen, hinzuzufügen, schon im nächsten Jahr werde man wieder alles zusammen erleben. Mitte Dezember plagen Ludwigs Vater die ersten Zweifel: "Die ganze Sache ist ja durch so viele Völker hindurchgetragen, daß man vom Ende des Krieges noch gar nicht genau urteilen kann."
Die Hoffnungen des Sohnes schwinden hingegen durch die "schweren Tage", die er erlebt. Nach Hause berichtet er darüber aber nur selten, statt dessen beruhigt er die Familie lieber mit den kargen Worten: "Ich bin gesund und zufrieden." Ende Oktober wird er erstmals deutlicher, aber nicht beredter: "Es sind der Feinde zuviel." Zur gleichen Zeit erreichen die ersten Meldungen über Gefallene und Vermißte das Dorf. Erst Ende November, als er zusammen mit zwei weiteren "Gemeinen" aus Mammolshain und Merzhausen das Eiserne Kreuz erhält, gibt er einen Einblick in die Gefahr:
"Liegen wir schon ungefähr neun Wochen in einer befestigten Stellung im Schützengraben, 500 bis 600 Meter dem Feind gegenüber. Tag und Nacht gehen die Kugeln über uns weg und auch dem Artilleriefeuer sind wir ausgesetzt sowie auch den Fliegern. Wir müssen uns, so gut wie es geht in Deckung halten."
Von zu Hause erreichen ihn die Lageberichte über die Feldarbeit: Die Grummeternte (der zweite Schnitt) und das Dreschen müssen ohne ihn bewältigt werden. "Bei uns ist es ein Hasten und Treiben mit wenig brauchbaren Arbeitskräften", klagt die Schwägerin Sophie. Mit Hilfe ihres starken Glaubens erträgt die Familie das Leid, das dieser Krieg mit sich bringt. Keine Karte, kein Brief wechselt zwischen den Getrennten ohne den Dank an Gott, bis hierher ihre Wege geführt zu haben. Und die Bitte, die "auferlegte Prüfung" zu bestehen - auch dann, wenn das "schwerste Los" sie treffen sollte.
Ludwig spricht es seltsamerweise in seinem letzten Brief, der vom 1. Februar 1915 aus Bouconville datiert ist, aus: "Wenn aber das schwerste Los mich treffen sollte, so verzaget nicht, gebt Euch zufrieden . . ." Und er kommt wie nie zuvor ins Erzählen: Über das Dorf Bouconville, das etwas größer ist als Obernhain, und in dem die Deutschen selbst die Scheunen, Keller und Ställe in Beschlag nehmen. "Was habt Ihr Lieben zu Hause nur für ein Glück, daß der Krieg nicht in unser Land hereingerückt ist. Wie manche Ortschaft habe ich schon in Flammen gesehen und so manche arme Familie mit dem Nötigsten davonrennen sehen." Seine Gedanken verweilen in Obernhain: "Was habt Ihr denn jetzt für ein Pferd? ein junges oder altes?" Abrupt kommt er daraufhin zum Schluß: "Heute abend rükken wir wieder in unsere alte Stellung . . ."
Ludwig gilt als vermißt. Das Ehrenmal am Ortsrand von Bouconville gedenkt rund 6500 gefallener Soldaten. Davon sind 3600 unbekannt. Das Wehrheimer Kriegerdenkmal erinnert an 47 Gefallene - fast die Hälfte der 105 Wehrheimer, die am Ersten Weltkrieg teilnahmen.
CLAUDIA NENNINGER
BAD VILBEL. "Ich helfe gern" - Oskar Völker untertreibt, sein Engagement als Blutspender nämlich ist nicht nur eine nette Geste, wie man seinem Ausspruch entnehmen würde, sondern außerordentlich. Der 55jährige erscheint Jahr für Jahr drei bis viermal im Heim des Deutschen Roten Kreuzes in der Friedrich-Ebert-Straße um sich die Vene anzapfen zu lassen, und das schon seit 30 Jahren. 75 Blutspenden sind daraus inzwischen geworden. Für Bad Vilbel ist Oskar Völker damit Rekordhalter. "Os", wie er beim DRK inzwischen heißt, wurde beim Spendetermin am Montag mit einem großen Präsentkorb geehrt.
Daß sich der gebürtige Vilbeler - darauf, daß er nicht "Bad Vilbler" genannt wird, legt er Wert - so für das Blutspenden engagiert, ist kein Zufall. Sein Sohn nämlich mußte schon im Alter von zweieinhalb Jahren und dann 20 Jahre lang mit der künstlichen Niere versorgt werden. Für Oskar Völker keine Frage, sich als Blutspender zur Verfügung zu stellen, und zwar auch noch nach dem frühen Tod des Sohnes.
Zur gleichen Zeit spendete auch Ehefrau Karin Blut. Sie war am Montag auf insgesamt 70 Spenden gekommen. 130 Spenderinnen und Spender hatte das DRK am Montag insgesamt "abgezapft", mehr als im Durchschnitt, der nach Angaben der DRK-Vorsitzenden Magdalene Klug bei etwa 110 Personen liegt. Rekordverdächtig beim DRK ist übrigens auch der inzwischen 83jährige Karl Hinkel. Er ist DRK-Mitglied seit dem Jahr 1928. Er fehlt bei keinem Spendetermin.
Sein ehrenamtliches Engagement gilt für Magda Klug, die vor zehn Jahren erstmals zur Vorsitzenden gewählt wurde und eine Periode schnell wechselnder Vorstände beendet hatte, als vorbildlich. Mit dem selbstlosen Engagement für das DRK nämlich hapert es. Mehr als 2000 Mitglieder zählt das Vilbeler DRK, das damit der größte Ortsverein innerhalb des Wetterauer DRK ist. Der Mitgliederbestand ist nach Angaben von Klug und Bereitschaftsführer Frank Steffan überaltert. Vor allem an Personen im Alter von 30 bis 60 Jahren fehlt es, und nur 33 Frauen und Männer stehen für die aktive Arbeit zur Verfügung. Das bleibt nicht ohne Folgen. So mußte die Sozialarbeit, obwohl ein wesentlicher Teil der Rot- Kreuz-Aufgaben, eingestellt werden.
Klug und Steffan rufen deshalb die Bevölkerung auf, sich für das DRK tatkräftig zu engagieren.
Eingeladen wird zu den regelmäßigen Treffs der Bereitschaft jeweils am zweiten und vierten Freitag im Monat, immer um 19.30 Uhr in der Friedrich-Ebert-Straße 34. Das Jugend-DRK, dessen Treffs 20 Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren besuchen, kommt jeden Samstagnachmittag von 14 bis 16 Uhr im DRK-Heim zusammen. hm
STADT UND KREIS OFFENBACH. Studenten und ältere Schüler, die kurzfristig einen befristeten Job suchen, sollen sich im neuen "Job-Büro" des Arbeitsamtes in der Offenbacher Großen Markstraße 5 melden. Das Arbeitsamt vermittelt sie an Betriebe als Inventur-Aushilfen.
Zeitarbeitssuchende können sich zudem in einer Aushilfskräfte-Bewerberkartei als Fahrer, Lagerarbeiter oder Packer vormerken lassen. Auch büroerfahrene Kräfte mit EDV-Kenntnissen sollen sich in die Kartei aufnehmen lassen.
Das Arbeitsamt bittet Arbeitgeber, die Personallücken durch Zeitarbeiter schließen möchten, ihren Bedarf unter Telefon 8055-226 mitzuteilen. lz
KRONBERG. Die Tiefgarage am Berliner Platz in Kronberg ist am Heiligabend und an Silvester ab 14 Uhr, am 1. Weihnachtstag und an Neujahr ganztägig geschlossen.
Autofahrer, die keine Dauerparkerlaubnis haben, sollen "während der genannten Schließungszeiten nicht versuchen, über die Rampe zur Tiefgarage einzufahren", empfiehlt Bürgermeister Wilhelm Kreß. FR
KARL FÖRSTER aus Niedergründau wurde vor kurzem für "seine besonderen Verdienste um das Vereinsleben" mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Der "überaus engagierte Vereinsmann", so die Gemeinde, war bereits 1945 als Kassenwart beim Niedergründauer Fußballverein tätig, der ihn dreimal zum Vorsitzenden kürte. Besondere Verdienste erwarb er sich auch im örtlichen Kleintierzuchtverein, ehe er 1986 den Vorsitz des Rassegeflügelzüchter- Kreisverbands übernahm. Außerdem führte Förster zehn Jahre lang die Kasse der Vereinigung zur Förderung der Partnerschaft Niedergründau und saß von 1952 bis 1956 im Gemeindeparlament.Stadt schließt Vertrag über Lieferung von Fernwärme ab Mit PreussenElektra langjährige Zusammenarbeit vereinbart / Wohngebiete im Osten Hanaus werden von Staudinger versorgt
HANAU. Die Stadt Hanau und die PreussenElektra haben einen Vertrag über die Lieferung von Fernwärme abgeschlossen. Mit ihrer Unterschrift vereinbarten die Stadtwerke und der Vorstand des Energiekonzerns die langfristige Zusammenarbeit beim Ausbau des Fernwärmenetzes in Hanau. Vorrangig sollen in Zukunft vor allem Wohngebiete im Osten der Stadt mit der umweltfreundlichen Wärme aus dem Kohlekraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg versorgt werden, aber auch Schulen, Wohnungen und das Großauheimer Lindenaubad.
Als erste Einrichtung erhalten bis 1994 das Stadtkrankenhaus und die neue Psychiatrie Fernwärme. Ohne ein so großes Projekt würde sich das Leitungsverlegen nicht rentieren, sagte Oberbürgermeister Hans Martin. Da die Heizung im Hospital dringend zu erneuern ist, kommt der Fernwärmeanschluß recht.
Schon seit Anfang dieses Jahres liefert Staudinger Fernwärme an die im Hanauer Stadtteil Wolfgang gelegenen Kasernen der US-Armee. Die Grundlage hierfür ist ein Vertrag, den die Stadt im November 1991 mit den Streitkräften abgeschlossen hatte.
Bislang hat der Hannoversche Energieriese PreussenElektra rund 47 Millionen Mark in den Bau der Fernwärmeleitungen für Hanau investiert. Weitere Ausgaben sind vorgesehen. Die Kosten für die Leitungen trägt der Konzern allein. Wie das Energieunternehmen betont, stehe die Ausweitung des Fernwärmekontingents im Einklang mit den energiepolitischen Zielen der Bundes- und auch Landesregierung. Ressourcen würden geschont und die Umwelt entlastet. Fernwärme sei die zukunftssichere Alternative zu herkömmlichen Wärmeversorgung etwa durch Ölheizung. 1993 sollen aus dem Kraftwerk Staudinger 172 000 Megawattstunden Fernwärme ausgekoppelt werden, während es 1987 noch 82 000 Megawattstunden waren.
Wer im Hanauer Osten Fernwärme beziehen will, muß als Privatier laut Martin rund 6000 Mark investieren. Die Anschlußleitungen verlegten die Stadtwerke, und im Haus ist ein Wärmetauscher nötig. Dafür fielen Brenner, Öltanks und offene Flamme im Heizungskeller weg.
Noch weiter in die Innenstadt sollen die Fernwärmeleitungen vorerst nicht verlegt werden. Denn die Stadtwerke fürchten, sich so selbst Konkurrenz zu machen zum Erdgas.
Bisher werden in Hanau rund 10 000 Menschen in der Weststadt schon mit Fernwärme versorgt. Die aber stammt nicht von Staudinger, sondern muß im Blockheizkraftwerk erst erzeugt werden, während die Fernwärme im Kraftwerk als bisher ungenutzter "Abfall" anfällt.
alu / him
Heimatverein läßt alte Bilder sprechen Historische Kostbarkeiten im neuen Dotzheim-Band Von Jörg Hanau Wiesbaden. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Eine Weisheit, die der "Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim" in seinem neuen Buch beherzigt. Etwa 165 Abbildungen schmücken den Band, der das Leben zu Beginn dieses Jahrhunderts bis zur Eingemeindung nach Wiesbaden 1928 reflektiert. In einen ockerfarbenen Umschlag gehüllt, erinnert das Werk auf 156 querformatigen Seiten an "Das alte Dotzheim". Der Band ist der 15. einer Schriftenreihe, die der 1977 gegründete Verein in unregelmäßigen Abständen herausgibt. Mit viel Liebe zum Detail gingen die Macher dabei ans Werk und trugen zusammen, was sie an Material finden konnten. Das Dotzheimer Museum erwies sich dabei als besondere Fundgrube. Eine Reihe von historischen Aufnahmen aus den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts fielen den Buch- Machern bei ihren Recherchen in die Hände und ergänzten das Material aus der 1913 erschienenen Ortschronik "Dotzheim in Wort und Bild" von Philipp Dembach.
Einen geschichtlichen Überblick über den Wiesbadener Stadtteil gibt die Einleitung des Bandes, dessen Bildteil übersichtlich gegliedert ist. In einzelnen Kapiteln wird das Leben in Dotzheim beleuchtet: Der Landschaft und Gemarkung ist ebenso ein Bereich gewidmet, wie dem Ortsbild. Bauern und Winzern, Handwerkern und Händlern, Arbeitern und Gastwirten sind eigene Kapitel zugedacht. Ohne Politik, Kirche und Schule geht's freilich auch hier nicht. Aber auch das ausgeprägte Dotzheimer Vereinsleben spiegelt sich in dem Werk wider.
Ehrfurchtsvoll und dennoch stolz blicken die Turner in das Objektiv. Die Arme verschränkt, demonstrieren die "Freien Turner" 1919 Stärke. Aber auch die kickende Zunft ließ sich für die Ewigkeit ablichten. Etwas legerer zwar, aber nicht minder überzeugt von sich und ihrer Fußballkunst.
Auch alte Häuser erzählen Geschichten, überdauerten so manche Generation. Und viele der Abbildungen von Wohnungen und Geschäften erinnern an das Leben in den zwanziger Jahren. Firmen- und Namensschilder erzählen Familiengeschichten. Illustriert mit eindrucksvollen Fotos wecken sie Erinnerungen, die aber nicht immer Freude bereiten. Geschäftsaufgaben gehören dazu, aber auch Neugründungen, die auf alten Zeitungsausschnitten angekündigt wurden. Annoncen erinnern an Jubiläen, Sanges-Wettstreite oder den Abschied von Rekruten.
Die Idee zu diesem Buch reifte vor wenigen Jahren, als eine Neuauflage der 1913 erschienenen Ortschronik in Windeseile vergriffen war. Und auch das neue Buch kommt an. Keine Frage. Von den tausend Exemplaren sind nach zwei Wochen bereits 500 vergriffen, erzählt Rolf Auer, Zweiter Vorsitzender des Heimatvereins. Finanziert hat der 240 Mitglieder starke Klub das Buch mit den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und einem Zuschuß der Stadt. "Wenn wir alle verkaufen, dann machen wir sicherlich ein kleines Plus, das wir für weitere Veröffentlichungen zurücklegen werden", sagt Auer. Band Nummer 16 ist bereits in Arbeit: den Dotzheimer Mühlen gehört dabei die ganze Aufmerksamkeit des Vereins.
Das Buch "Das alte Dotzheim - Erinnerungen in Bildern" ist im Buchhandel erhältlich oder direkt vom Heimatverein über Rolf Auer, Wilhelm-Leuschner-Straße 4 a, 6200 Wiesbaden, zu beziehen. Es kostet 38 Mark.
BAD HOMBURG. "Wir warten erst einmal ab." Die Bad Homburger CDU hat laut Fraktionschefin Gudrun Hofmann bisher nicht über die Vorwürfe gegen den Stadtverordneten Peter Münch senior beraten. Noch nicht: "Es wird darüber zu reden sein." Münch ist in mehrere Rechtsstreitigkeiten mit Mitaktionären und Aktiengesellschaften verstrickt. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Urkundenfälschung. Der CDU-Politiker selbst sieht darin allerdings keinen Anlaß zu handeln.
"Ich werde selbstverständlich meinerseits keinerlei Konsequenzen ziehen", sagte Peter Münch gestern. Er sieht weder Auswirkungen auf sein jetziges Stadtverordnetenmandat noch auf seine Kandidatur für die nächste Wahl: "Ich gehe davon aus, daß ich auch nach dem 7. März noch Stadtverordneter bin."
CDU-Stadtchef Bernd Hamer will sich wie Gudrun Hofmann erst nach einem "eingehenden Gespräch" auf eine Aussage einlassen. Münch selbst sieht allenfalls "Verdächtigungen": "Das muß juristisch aufgearbeitet werden, das ist der richtige Weg." "Ein Ende ist nicht abzusehen", sagt jedoch der Pressesprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, über seit Monaten laufende Ermittlungen gegen Münch wegen des "Verdachts der Urkundenfälschung". Sie drehen sich um gefälschte Aktien.
Unechte Urkunden waren Münch auch im Vorstandsbericht der Spaltgesellschaft "Spinnstoffwerk Glauchau AG" vorgeworfen worden; zudem hatte dieser das Verschwinden von mindestens 60 000 Mark Gesellschaftskapital während Münchs früherer Vorstandsarbeit beklagt. Im Frühjahr wird vor dem Landgericht eine Klage des CDU-Politikers und eine Gegenklage der Glauchau-AG verhandelt.
Gegner hat Münch nicht nur dort, sondern auch bei anderen der zehn bis 20 Spaltgesellschaften, bei denen er als Vorstand wirkte oder wirken wollte. "Der will abzocken", urteilt ein Großaktionär, ohne jedoch illegale Methoden nachweisen zu können. Der Stuttgarter Rechtsanwalt Wolfgang Dreiss hingegen glaubt, nicht nur Münch, sondern auch seinen Sohn Peter junior (Kreisvorsitzender der "Republikaner") haftbar machen zu können: Münch senior soll für den "Republikaner"-Kreischef überhöhtes Fahrtgeld abgerechnet haben. Dieser hat Dreiss deshalb bereits eine Klage angekündigt.
Das Modell, das - nichtöffentlich - eine stattliche Reihe von Münch-Kritikern unterstellen, funktioniert folgendermaßen: Man suche sich eine sogenannte Spaltgesellschaft, einen Westableger von in der DDR beschlagnahmten Unternehmen, deren Tätigkeit seit Jahren ruht. Per Gericht lasse man einen Notvorstand einsetzen, dann das meist geringe West- Kapital als Vorstandsvergütung oder Büromiete in die eigene Tasche fließen. Alles streng legal - wenn die Aktien, die als Ausgangspunkt dienten, echt waren.
Münch wird allerdings vorgeworfen, entgegen dem Aktienrecht keine Hauptversammlungen einberufen und keine Unterlagen über die Gesellschaften und ihr Vermögen vorgelegt zu haben. Deshalb sei vor Jahren auch das Bundesausgleichsamt eingeschritten. Die Staatsanwälte wurden aktiv, als bei mindestens zwei Gesellschaften mehr als 100 Prozent der Aktien aufgetaucht waren.
In der Affäre wurde ein weiteres Mal ein - laut Münch später zurückgezogener - "Capital"-Bericht von 1965 lanciert. "Peter Münch verplemperte nicht nur die Millionen seiner feinen Familie", heißt es dort, "sondern auch die seiner Aktionäre - mit unfeinen Methoden". stk
OBERURSEL. Die Mädchen haben hübsche Kleider an und betreten ein bißchen schüchtern den Saal, die Jungen zucken unruhig mit den Schultern - auch sie fühlen sich im ungewohnten Anzug nicht so recht wohl. Aber alle haben sich darauf eingelassen, den Nachmittag in feinem Outfit zu verbringen, und marschieren an Mutters oder Vaters Hand erwartungsvoll in den Zuschauerraum.
"Da spielen sie richtig lebendig auf der Bühne", sagt Markus auf die Frage, was denn eigentlich los sei. "Ein richtiges Märchen", fügt seine Schwester hinzu, "sowas habe ich noch nie gesehen." Fünf und sechs Jahre sind die beiden alt, und ihre Schüchternheit verliert sich schnell: Erwartungsvolles Gemurmel erfüllt den Saal, alle Plätze sind besetzt und einige Kinder stellen sich gleich auf den Stuhl: "Sonst kann ich ja doch nichts sehen."
Ein Mitspieler vom "Theater Verein Oberursel" drängt sich durchs Gewühl: "Meine Güte, da geht ja wieder die Post ab, das gibt es doch nicht." Die Theaterspieler haben ein dankbares Publikum an diesem Nachmittag, als der lustige Schelm "Klingklang" vor den Vorhang kommt und ein bißchen von "Schneeweißchen und Rosenrot" berichtet, dem Märchen der Brüder Grimm, das die Laienspieler für die Bühne bearbeitet haben.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf und die jungen Theaterfans schreien, trampeln, feuern den Jäger an und warnen vor dem bösen Zwerg. Bis zur Pause haben sie hochrote Köpfe und rennen zum Getränkeshop, durstig und aufgeregt.
"Ich finde das unheimlich spannend, erzählt Peter, "und am besten ist, daß man denen auf der Bühne was hinrufen kann und die hören das auch. Beim Fernsehen geht das nicht." Die Unterschiede zwischen "guten" und "bösen" Gestalten auf der Bühne sind eindeutig und die Kinder finden das in Ordnung: "Ich mag Schneeweißchen, aber nicht den Zwerg", sagt Christine, und beim Bär weiß sie es noch nicht genau: "Ich glaube, der ist gar kein richtiger Bär, nur verzaubert." Hedwig (7) und Kerstin (4) kennen das Märchen und wissen, daß es gut ausgeht, das finden sie beruhigend, und überhaupt: "Es macht Spaß hier."
Die erwachsenen Zuschauer sind verblüfft vom Temperament der Kinder, die Leute von der Theatergruppe wundern sich nicht mehr: "Es ist das dritte Märchen, das wir aufführen und immer sind wir ausverkauft." Die Kinder verlangen kein perfektes Bühnenbild, aber Action: "Sie müssen mitmachen können, und darauf richten wir uns ein." Märchen sind keine friedlichen Geschichten, und bei "Schneeweißchen und Rosenrot" muß am Ende der böse Zwerg verschwinden. "Ist doch klar", sagt Markus, "der wird kaputtgemacht." Nein, das kann er sich nicht vorstellen, daß der Zwerg "gut" wird. Seine Mutter kann das verstehen: "Für die Kinder ist es eine Beruhigung, wenn das Böse verschwindet." Auf der Bühne in der Stadthalle wird der Zwerg gefesselt und ist einfach nicht mehr da. Max meint zufrieden: "Was mit dem passiert ist, weiß ich nicht, jedenfalls ist er weg." HEITKEN SCHWARZENAU
Den nach eigener Etikettierung "letzten italienischen Artikel" Giorgio Strehlers hat der Mailänder "Corriere della Sera" mit einem Rollenfoto illustriert: Es zeigt den Schauspieler (in einem nicht näher identifizierten Auftritt) mit erhobener Faust. Die Drohgebärde bekräftigt den wütenden Gestus des Textes, der eine Anklage ist. Daß er von einer Untersuchungsbehörde der Veruntreuung eines Teils der ihm zur Ausbildung junger Theaterleute anvertrauten Mittel der EG verdächtigt wird, hat Strehler in Zorn versetzt. Er fühlt sich verleumdet, beleidigt, tief verletzt.
Und er gibt der Gesellschaft zurück, was sie ihm, nach seiner Bewertung, mit der Verdächtigung antut: Italien werde "in der Art des Lebens und im Denken immer faschistischer", das Land werde beherrscht von einem "immer gewalttätigeren Klima der Hexenjagd", es sei wie im "Prozeß" von Kafka, viele Menschen glaubten inzwischen "an nichts mehr, wissen nicht mehr, was gut und was schlecht ist, wer wirklich unehrenhaft ist und wer nicht".
Der ganze Text, Strehlers "Abschied von Italien", enthält viele richtige Beobachtungen. Zugleich bezeugt er abgründige Verbitterung. Sie ist, mehr als durch die öffentliche Beschuldigung selbst, veranlaßt durch die Distanz, die viele aus dem weiteren Umkreis des von Strehler einst gegründeten und über Jahrzehnte geleiteten "Piccolo Teatro" plötzlich ihm gegenüber an den Tag legen. Sein Theater, schreibt er, habe er als ein Gut angesehen, "von dem wir dachten, daß es öffentlich, human und geliebt sein sollte". Aber geliebt, das spürt Strehler jetzt, werden er und seine Mailänder Bühne, die einzig ernstzunehmende Italiens, offenbar nur von sehr wenigen.
Die Enttäuschung und die Bitterkeit des Theatermannes, der mit dem Dramatiker Pirandello die für das italienische Theater bedeutendste Figur in diesem Jahrhundert ist, lassen sich gut nachempfinden: Soviel er bewirkt hat und so viele ihm applaudiert und ihn hofiert haben - jetzt, da seine Lebensleistung geltend zu machen wäre gegen eine, jedenfalls in Hinsicht auf die Möglichkeit der persönlichen Korrumpierbarkeit grundlose Verdächtigung (wer Strehler kennt, muß zweifellos ausschließen, daß er sich an den EG-Geldern selber bereichert hat), in diesem Moment der Anfechtung, desertieren viele von denen, die früher nur zu gerne an seinem und dem Ruhm des "Piccolo" partizipieren wollten.
Undankbarkeit ist darum Strehlers bitterster Vorwurf. Indes, es ist keine neue Erfahrung, die er da macht. So können seine Überraschung und sein Zorn auch ein bißchen verwundern. Oft hat er doch mit den Stücken, die er inszenierte, davon gehandelt: Daß es nicht nach Verdienst geht, vielmehr, wie der Volksmund weiß, Undank der Welt Lohn ist; daß es Liebe nicht gibt auf Verlangen; daß noch die glänzendsten Taten bedroht sind von alsbaldigem Vergessen. Wie es dem greisen König mit seinen grausamen Töchtern im "King Lear" ergeht, der Tragödie, die Anlaß war für eine der vielen unvergeßlichen Aufführungen Strehlers, und wie Shakespeares Timon aus Athen (an den jetzt die wütende Gebärde des Fotos im "Corriere" sehr erinnert), als er die Freunde braucht, sich verlassen findet von allen, die einst bei ihm gepraßt hatten - es geht so in jedem Leben. Hat Strehler denn glauben wollen, er sei ausgenommen von dem, was allgemeines Schicksal ist?
Aber natürlich, das glaubt doch jeder; Lear, Timon, alle. Bis wir belehrt werden darüber wie es wirklich zugeht. Nicht nur auf der Bühne; nicht nur in Mailand. P.I.
KRONBERG. Das Haus in der Mauerstraße 4 ist um 1700 mit den Materialien gebaut worden, die rund um die Stadt zu haben waren. So ist das Holz des Fachwerks aus Edelkastanien - "Kästeholz", wie die Kronberger sagen - das nach Aussage von Altstadtberater Roland Fromme "das beste Bauholz überhaupt ist, besser noch als Eiche". Es hat die Jahrhunderte überstanden, auch wenn die Zeit häßliche Schleier über das alte Gebäude gezogen hat.
Jetzt strahlt es wieder im (fast) ursprünglichen Glanz und bekommt einen Preis: Die Stadt zeichnet es als am besten renoviertes Altstadthaus im Jahr 1992 aus. Dotiert ist der Preis mit 1000 Mark; die Anerkennung soll Ansporn für andere Hausbesitzer sein, auch ihre alten Häuser wieder zu Schmuckstücken der Altstadt zu machen. Dazu gibt es von der Stadt und aus dem Topf der "einfachen Stadterneuerung" vom Land auch Zuschüsse. Das Haus in der Mauerstraße ist, so sagt Erster Stadtrat Karsten Stahlberg, "ein einfaches Handwerkerhaus, wie es viele in der Stadt gibt." Und gerade deshalb ist seine Renovierung preiswürdig. Stahlberg: "Nicht nur die historisch bedeutsamen Bauwerke sollen ausgezeichnet werden, sondern auch die Häuser, in denen die ,normalen' Bürger gewohnt haben." Architektin Christel Sowaidnig hat die Familie Stölting aus Bad Vilbel, der das Haus in Kronberg gehört, beraten und die Renovierung mit Hilfe von Altstadtberater Fromme nach der geltenden Satzung geleitet.
Im Innern ist das Fachwerk fast überall freigelegt worden, der Dachboden wurde ausgebaut sowie Heizung und sanitäre Anlagen eingebaut. Die Fachwerkbalken außen sind mit rötlicher Farbe gestrichen, die neuen Sprossenfenster und die Tür sind grau. Die Gefache zwischen den Holzbalken sind in "gebrochenem Weiß" gestrichen, der "Begleitstrich" entlang der Balken ist blau. "Wir haben Glück gehabt bei der Renovierung", sagt Sowaidnig, "im Innern mußte nur die Kellerdecke zusätzlich gestützt werden."
Die Bereitschaft der Altstadtbewohner, ihre Häuser zu renovieren, sei gestiegen, seit es die Altstadtsatzung gibt, sagt Berater Roland Fromme. Zehn Häuser befinden sich zur Zeit im Programm. Fromme macht alle, die vorhaben, die Zuschußmittel in Anspruch zu nehmen, darauf aufmerksam, daß das Geld vor Beginn der Bauarbeiten beantragt werden muß und daß die Bestimmungen der Satzung auch für die gelten, die ohne Zuschüsse bauen.
Ohne Beratung, weiß er, wird vieles falsch gemacht: "Aus Unkenntnis, nicht mit Absicht." Und alles, was an den Altstadthäusern erneuert wird und nicht den Vorschriften entspricht, muß wieder entfernt werden.
Die Sanierung der Kronberger Altstadt ist erst in den letzten Jahren in Schwung gekommen: Seit 1987 gibt es erst die Satzung, die eine historische Renovierung ermöglicht, und die Finanzierungsprogramme. Davor gab es nur spärliche Zuschüsse von der Stadt für Außenrenovierungen, die von den Bürgern selten genutzt wurden, weil eine fachliche Altstadtberatung fehlte. Inzwischen haben die Mitarbeiter im Altstadtbüro engen Kontakt zu Renovierungswilligen und werden oft zu Rate gezogen. nau
"Jauchzet, frohlocket!" - Es ist der Abend des vierten Advent, den sie in der Mark Brandenburg den "goldenen Sonntag" nennen. Auf der Terrasse von Schloß Wiepersdorf, 70 Kilometer südlich von Berlin, intonieren die "Potsdamer Turmbläser" Weihnachtslieder. Nach einem der Choräle tritt der Stabführer vor und kündigt den gut 700 Menschen, die im illuminierten Park dem Konzert zuhören, einen Überraschungsgast an: Aus dem fernen Frankfurt am Main sei die Baronin Clara von Arnim gekommen, um das Gut zu besuchen, in dem sie 14 Jahre lang - bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs - Herrin war.
Als die rüstige alte Dame aus einem der Salons ins Freie tritt, sich zeigt und dem Publikum kurz zuwinkt, sind die Reaktionen der Leute aus dem Städtchen Jüterbog und umliegenden Dörfern des "Ländekens Bärwalde" unterschiedlich. Einige applaudieren, andere feixen. "Die will sich doch bloß das Schloß und die Äcker wiederholen", sagt ein jüngerer Mann aus dem Ort, und eine ältere Frau, die neben ihm steht, sekundiert: "Die soll deswegen ja auch ihren Sohn, den Peter Anton, dabei haben."
Stimmt. Peter Anton von Arnim, Ur-Urenkel des Dichterpaares Bettine von Arnim und Achim von Arnim, ist ebenfalls aus Frankfurt angereist. Im Gepäck hatten Mutter und Sohn jedoch keine Urkunden, Dokumente oder Katasterauszüge, um alte Ansprüche auf Herrensitz und Latifundien der Ahnen zu begründen und einen Prozeß um die Rückgabe anzuzetteln. Der junge Herr Baron brachte lediglich den Text eines Referats mit, das er auf dem am vierten Adventswochenende im Schloß seiner Väter stattfindenden Kolloquium "Arnim, Bettine, Wiepersdorf" verlesen wollte.
Seine Mutter hatte ebenfalls nur Bücher und Rede-Skizzen in den Koffer gepackt. "Ich will weder das Haus noch die Äcker oder den Wald wiederhaben", sagt Clara von Arnim, "mir geht es nur um die Literatur und das Gedenken." Im Oktober 1991 hat sie deshalb in Frankfurt den "Freundeskreis Schloß Wiepersdorf - Erinnerungsstätte Achim und Bettine von Arnim" gegründet - mit elf Personen und einer von Juristen ausgeknobelten Satzung, die dekretiert, daß sich diese "gemeinnützige Institution" ausschließlich um "die literarische Tradition" des Arnimschen Gutes kümmert. An die Liegenschaft selbst käme ohnehin keiner heran. Sie ist und bleibt in öffentlichem Besitz, wird als "Künstlerhaus" - sprich: Stipendiatenheim ähnlich der "Villa Massimo" - genutzt und vom Ex-Frankfurter Peter Hahn (TAT) geleitet. Bislang gehörte sie zu den Objekten, die aus dem "Kulturfonds der DDR" auf Brandenburg überkommen waren, im neuen Jahr soll eine Betreibergesellschaft Regie führen. Das Sagen darin haben Bund, kommunale Institutionen und mit einem Gesellschafteranteil von zehn Prozent auch der "Freundeskreis".
Mit dieser Quote werden auch die "Freundeskreis"-Aktivitäten der beiden zurückliegenden Jahre honoriert. "Wir haben sehr, sehr bald sehr viel Zuspruch gehabt", bilanziert die Ex-Schloßherrin Clara von Arnim. 260 Mitglieder, zumeist mit Adressen im Rhein-Main-Gebiet, zahlen jeweils 30 Mark Jahresbeitrag - "Elternpaare, die ihre Töchter Bettine nennen" und auch Leser von "Der grüne Baum des Lebens". Das ist ein Memoirenband der Clara von Arnim ("Erinnerungen einer märkischen Gutsfrau" lautet der Untertitel), der im Regal der "Kartoffel mit Stippe"-Erinnerungsbücher steht und sich "prima verkauft".
Hingegen werden Erzählungen ("Isabella von Ägypten"), Romane ("Die Kronenwächter") und Lyrik ("Des Knaben Wunderhorn") des hochberühmten und von Germanisten hochgeschätzten romantischen Poeten Achim von Arnim (1781 - 1831) wenig gekauft. Das Oeuvre seiner Frau Bettine ist zwar populärer ("Goethes Briefwechsel mit einem Kinde", "Die Günderrode"), aber auch nicht gerade ein Kassenschlager in den Buchhandlungen.
Auch das möchte Clara, Witwe des Urenkels des Dichterpaares, mit der "literarischen Gesellschaft" ändern - mit Publikationen, Tagungen, Veranstaltungen. Für dies Programm tritt auch der Beirat des "Freundeskreises" ein, dem Prominente angehören: die Autoren Sarah Kirsch, Peter Härtling, Christian Graf Krockow, der brandenburgische Justizminister Hans Otto Bräutigam, Alexander Gauland, ehemals Chef der hessischen Staatskanzlei, und Hilmar Kopper, Vorstandssprecher der Deutschen Bank.
Das kapitalkräftige Frankfurter Kreditinstitut ist der größte Sponsor des "Freundeskreises". Mit den Spenden dieses Mäzens schaffte der Zirkel in der Rekordzeit eines Vierteljahres, wovon andere Organisationen nur träumen können und jahrelang Klinken putzen gehen müssen: Drei Räume von Schloß Wiepersdorf sind zum "Bettine und Achim"- Museum eingerichtet und im Sommer eröffnet worden. Clara von Arnim: "Wir haben das Tor nach außen geöffnet."
In den ersten sechs Monaten sind da schon 4000 Menschen hindurchgeschritten, um die Sammlungen zu besichtigen. Das Freie Deutsche Hochstift (FDH) zu Frankfurt - es verwaltet im Goethehaus große Teile des Lyrik-Nachlasses von Achim - hat hier mit vielen Dauerleihgaben ausgeholfen: Professor Hartwig Schultz, FDH-Mitarbeiter und dort verantwortlich für die Clemens-Brentano- Gesamtausgabe, ist zweiter Vorsitzender des "Freundeskreises". Er hat dafür gesorgt, daß die Wiepersdorfer Vitrinen gut bestückt wurden: Erstdrucke, Bilder, Büsten, aber auch Liebes- und Ehebriefe, die Achim und Bettine in großen Mengen wechselten.
Das war schon ein Paar, das Frankfurter Mädchen und Millionärskind Bettine Brentano, und der verarmte märkische Landedelmann, studierte Naturwissenschaftler und romantische Dichter Achim von Arnim. Bettine war das dreizehnte Kind ihres Vaters, das siebte der Mutter und das zehnte, das am Leben geblieben war im "Goldenen Kopf", dem Haupthaus der Kaufmannsfamilie Brentano in der Frankfurter Sandgasse.
Von den zahlreichen Geschwistern hatte das als lebhaft und exaltiert geschilderte Mädchen den Bruder Clemens am meisten lieb. Der galt bei den streng an Soll und Haben orientierten Männern des Brentano-Clans als "durchgeknallt" - so Brentano-Experte Hartwig Schultz vom Frankfurter Hochstift.
Clemens mied das Kontor, hatte Frauengeschichten, reiste viel herum, und er dichtete. Dabei tat er sich in den ersten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts mit Achim von Arnim zusammen: Die beiden bildeten den harten Kern der "Heidelberger Romantik" und machten in der deutschen Literaturszene mit einer Gemeinschaftsarbeit Furore, der Lieder- Sammlung "Des Knaben Wunderhorn". 1802 brachte Clemens den Busenfreund Achim erstmals mit der Schwester Bettine zusammen. Es scheint keine Liebe auf den ersten Blick gewesen zu sein.
Indes: Man trifft sich häufig, schreibt sich viel, umkreist einander, gilt als versprochen und bekundet auch Eifersucht. Erst 1810 - Bettine ist bei Goethe trotz heftigen Ansturms ihrerseits mehrfach abgeblitzt, auch Achim zahlte Beziehungs-Lehrgeld - hält der märkische Junker um die Hand des Frankfurter Fräuleins an. Geheiratet wird heimlich am 11. März 1811 in Berlin.
Die Gründe waren auch und gerade materieller Natur. Achim hatte kurz zuvor Land, Güter und Gerichtsbarkeit des "Ländekens Bärwalde" geerbt, war dabei jedoch mit einem vertrackten Testament gestraft worden: Er durfte das Erbe in und um Wiepersdorf nur als verheirateter Mann antreten, denn die Erblasser machten Kindersegen zur Bedingung. Und er durfte zu Lebzeiten nichts vom Familienbesitz verkaufen, mußte - so die Auflage - die Baronie für seine Kinder zusammenhalten.
Die kamen dann auch. In den zwanzig Jahren ihrer Ehe mit Achim von Arnim gebar Bettine sieben Kinder. Sie war 42, als das letzte, die Tochter "Gisel", das Licht der Welt erblickte. Manchmal war Bettine schwanger, während sie noch das vorherige Baby stillte.
Die Kinder sind alle groß geworden und erhielten gute Schulbildung. Möglich machte das die doppelte Haushaltsführung der Arnims. Achim blieb als armer Krautjunker auf seinen Gütern, kümmerte sich um Saat und Ernte, modernisierte die Landwirtschaft, baute Scheunen, ließ Wassergräben anlegen und führte als erster in Brandenburg die Intensiv-Schweinehaltung in Ställen ein; Bettine lebte mit den Kindern in Berlin, nahm am kulturellen Leben der Hauptstadt teil und machte sich rar in Wiepersdorf. Sie wurde dort jedoch auf dem Guts-Kirchhof beerdigt - neben Achim, den sie um 28 Jahre überlebt hatte. Auf der Grabplatte findet sich heute meist ein frisches Blumengebinde. Touristen oder Literaturwissenschaftler legen es dort ab.
Am vierten Advent brachten auch einige der Teilnehmer am Kolloquium in Wiepersdorf Zweige zum Bettine-Grab. Die Gesprächsrunde, in der "die" Experten aus dem In- und Ausland versammelt waren, suchte in Referaten und Diskussionen nicht nur "Neues über Achim" zu erörtern, sondern stritt auch über solch spannende Fragen wie "Warum begann Bettine eigentlich erst nach Achims Tod mit dem Bücherschreiben?", "Warum mied sie Wiepersdorf während ihrer Ehe?" Geklärt wurde das natürlich nicht auf der Tagung, aber vielleicht gibt ja demnächst ein Nachwuchsforscher Antworten.
Der Frankfurter Freundeskreis vergibt nämlich von 1993 an Stipendien "Zur Literatur der deutschen Romantik" an Examenskandidaten der Germanistik, die über Leben und / oder Werk von Achim und / oder Bettine arbeiten. Die, die genommen werden, wohnen fünf Monate lang bei freier Kost und Logis im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf und bekommen auch noch 1000 Mark Taschengeld pro Monat. Bewerben kann man sich bei Hartwig Schultz im Freien Deutschen Hochstift, finanzieren wird das Stipendiaten-Projekt die Deutsche Bank in Frankfurt. PETER HOLLE
WIESBADEN. Für "Panik in der Bevölkerung" hat aus Sicht von Chefarzt Gerald Hoffmann ein Beitrag in der ARD-Fernsehsendung "Report" am Montag, 14. Dezember, gesorgt. Die darin vorgestellte britische Studie über ein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern, die als Neugeborene Vitamin-K-Spritzen bekamen, hat viele Wiesbadener aufgeschreckt. "Die Telefone standen nicht mehr still", sagt der Mediziner aus dem St.-Josefs- Hospital. Kurzfristig organisierte Hoffmann darum eine Informationsveranstaltung für besorgte Eltern. Und die beruhigte der Ordinarius der Universitäts- Kinderklinik Mainz, Professor Jürgen Spranger, mit den Worten: "Es besteht kein Anlaß zu ernster Besorgnis."
Die Grundlagen, auf denen die Studie beruhe, sind nach Meinung von Spranger fragwürdig. Die Studie beschreibe einen statistischen Zusammenhang zwischen der Injektion von Vitamin K nach der Geburt und Krebs bei Kindern. Die Behauptung der Forscher: Kinder mit Krebs hätten als Neugeborene öfter Vitamin K als Spritze erhalten als Kinder ohne Krebs. "Die Wissenschaftler wußten gar nicht, welche der untersuchten Kinder Vitamin K als Spritze bekommen haben", meint Spranger. Dies gehe aus den alten Krankengeschichten nicht hervor. "Die Statistiker gründen ihre Behauptungen auf Wahrscheinlichkeiten und Vermutungen", so Spranger, der den Bericht als "unverantwortlich" empfand, da er einzig auf Emotionen aufgebaut gewesen sei und nicht wirklich sachlich über die Studie berichtet habe. "Nur schlechte Nachrichten verkaufen sich eben gut", ärgert sich Spranger.
Vorbeugend hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde allen Kinderärzten empfohlen, auf Spritzen zu verzichten und auf Tropfen umzustellen, "um der geringsten Möglichkeit einer Krebserzeugung vorzubeugen", sagt Hoffmann. Die Tropfen seien selbst nach Meinung der englischen Forscher harmlos. Das Problem sei nur, daß nicht gewährleistet werden könne, daß auch wirklich alle Kinder die Tropfen aufnehmen. "Ein gewisser Prozentsatz schluckt sie nicht, sondern spuckt sie wieder aus. Damit nehmen wir jetzt ein großes Risiko in Kauf", erklärt Spranger.
Die Notwendigkeit einer prophylaktischen Injektion liegt für Spranger auf der Hand: ohne die Vitamin-K-Behandlung erleide jährlich eines von 10 000 Kindern Hirnblutungen. Im Gegensatz dazu erkranke in Deutschland jährlich ein Kind von 10 000 an Leukämie. "Hätten die Engländer trotz der Unsicherheit ihrer Daten recht, so würde sich diese Zahl durch die Vitamin-K-Spritze bei der Geburt verdoppeln", rechnet Spranger vor. In England sei tatsächlich ein Anstieg von Krebs-Fällen zu beobachten gewesen, jedoch bemerkenswerterweise bereits vor der Einführung der Vitamin-K- Prophylaxe 1974.
Diese Untersuchung habe einzig in Deutschland für derartige Aufregung gesorgt, so der Fach-Mediziner. In England und beispielsweise den USA, wo bereits seit 1960 Vitamin K gespritzt werde, habe man nicht umgestellt.
"Wir werden jetzt darüber nachdenken müssen, wie wir weiter verfahren", so Spranger, der sich vorstellen kann, daß die Injektionsmenge reduziert wird. Normalerweise wird ein Milligram Vitamin K gespritzt oder in Tropfenform gereicht. JÖRG HANAU
Unter dem Stichwort "AHF-Weihnachtsaktion '92" bittet die Aidshilfe Frankfurt um Spenden. Die Aidshilfe könne ihre Versorgungsaufgaben ohne Spenden nicht mehr erfüllen, heißt es in dem Aufruf. Das Sonderkonto "Pflege und Betreuung" bei der Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl 500 50 20) hat die Nummer 37 80 03. ft
STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Polizei will 1993 ihre Sicherheitsoffensive fortsetzen und bei der Bevölkerung um noch mehr Vertrauen werben. Polizeipräsident Kurt Löwer fordert deshalb die Bevölkerung zur Unterstützung und zur Mitarbeit bei der Aufklärung von Verbrechen auf.
Nicht nur wegen der Zunahme rechtsextremistischer Gewalt soll sich die Bevölkerung nach dem Motto der hessischen Landesregierung engagieren: "Nicht wegsehen, sondern aufpassen und helfen". So wird es auch 1993 am Offenbacher Wilhelmsplatz im Polizeiladen, der immer mehr zum Kommunikationszentrum zwischen Polizei und Bürger geworden sei, jede Menge Informationsveranstaltungen geben.
Zur Vorbeugung und Aufklärung von Gewalttaten und Verbrechen braucht die Polizei den Bürger als Zeugen, betont Löwer: "Gerade bei den serienweise verübten Delikten rund um das Auto ist die Aufmerksamkeit der Bevölkerung von unschätzbarem Wert." Deshalb bedankte sich der Polizeichef jetzt auch bei 68 Bürgern in Stadt und Kreis schriftlich, weil sie durch ihre Hinweise zur Klärung von Straftaten wesentlich beigetragen haben.
Löwer betont: "Gezielte Hinweise sind eine unverzichtbare Hilfe. Ganz besonders, wenn sie dazu führen, daß nicht nur die Diebstähle am Auto verhütet oder aufgeklärt werden können, sondern darüber hinaus die auf solche Diebstahlarten folgenden Verkäufe des Diebesgutes aufgedeckt werden." lz
SCHWALBACH. Der Kreisausschuß hat jetzt den Auftrag für die Asbest- Sanierung der Friedrich-Ebert-Schule vergeben. Der Kreis wählte nach Auskunft von Landrat Jochen Riebel (CDU) aus 43 Firmen den günstigsten Bieter. Die Sanierung des Spritzasbestes und der Bauteile, die mit krebserregenden Asbestfasern kontaminiert sind, wird mehr als eine halbe Million Mark kosten.
Riebel sagte, eine akute Gefahr für Schüler und Lehrer habe nicht bestanden und bestehe nicht. Die Arbeiten sollen Ende Februar oder Anfang März beginnen. she
Auf einen Blick
Seite II Prozeß gegen Kabelverbrenner von Ebersgöns offenbart die Hilflosigkeit der amtlichen Kontrolleure. Seite III Die Zukunft des Jüdischen Museums in Bad Vilbel bleibt ungewiß.Seite IV Kulturspiegel Wetterau: Unter dem Motto "Deutsche lesen Ausländer" trugen Schüler des Friedberger Burggymnasiums eine Nacht lang Texte ausländischer Autoren vor.
RÖDERMARK. Einen ersten Schritt vorangekommen ist die Kriminalpolizei bei der Fahndung nach den Tätern, die die beiden vorsätzlichen Brandstiftungen in der Nacht zum 5. Dezember in zwei überwiegend von Ausländern bewohnten Häusern im Mühlengrund und in der Schillerstraße im Rödermärker Stadtteil Urberach zu verantworten haben. In beiden Fällen hatten die mit Hilfe von Zeitungspapier gelegten Feuer gelöscht werden können, bevor Menschen zu Schaden kamen.
Inzwischen weiß man, daß eine Gruppe von vier bis fünf schätzungsweise 17 bis 20 Jahre alten Jugendlichen gegen 4 Uhr gegen Garagentore in der Schillerstraße getreten hat. Das war wenige Minuten, bevor die ersten Flammen in einem der Häuser emporzüngelten.
Einer von ihnen soll eine dunkle "Bomberjacke" links herum, mit dem orangefarbenen Innenfutter nach außen getragen haben.
Ein zweiter war mit einer vermutlich grünen, gesteppten Jeansjacke mit einer Aufschrift oder einem Emblem auf dem Rücken bekleidet.
Ein dritter schließlich trug eine dunkle Baseballmütze, die vorn einen weißen Fleck oder einen Schriftzug hatte.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 10 000 Mark ausgesetzt. Hinweise, die auch vertraulich behandelt werden, nehmen die Staatsanwaltschaft in Darmstadt, Telefon 0 61 51 / 70 70, die Kripo Offenbach, Telefon 0 69 / 8 09 02 59, oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. ttt
HANAU. Ein 29 Jahre alter ehemaliger Polizeibeamter der Hanauer Ermittlungsgruppe ist vom Hanauer Landgericht wegen sexueller Delikte im Dienst zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden.
Das Revisionsverfahren unter Vorsitz von Richter Dr. Klaus Frech war nötig geworden, nachdem der Bundesge- richtshof in Karlsruhe ein früheres Urteil gegen den Ex-Polizisten von Ende Januar dieses Jahres nach Hanau zurückverwiesen hatte. Vor knapp einem Jahr war der 29jährige, wie damals berichtet, zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Bundesrichter in Karlsruhe hielten eines der dem 29jährigen vorge- worfenen Delikte, das mit einer Einzelstrafe von sechs Monaten geahndet worden war, für ungerechtfertigt.
Der ehemalige Polizeibeamte, der heute als Ermittler bei einer Privatfirma tätig ist, hatte große Hoffnungen in den Revisionsprozeß gesetzt. Doch seine Rechnung, er könnte diesmal mit einer Bewährungsstrafe davonkommen, ging nicht auf, obwohl er im Gegensatz zum früheren Verfahren diesmal ein umfassendes Geständnis ablegte. Auch sein Hinweis, sein neuer Arbeitgeber werde ihn entlassen, falls er ins Gefängnis müsse, half ihm nicht weiter. Das Schreiben der Firma, das er durch seinen neuen Anwalt vorlegen ließ, bewertete die Staatsanwaltschaft sogar als einen "Nötigungsversuch". Der Polizeibeamte, der aufgrund seiner Leistungen relativ frühzeitig zur Ermittlungsgruppe, in die versetzt zu werden als berufliche Auszeichnung galt, kam, war in den Jahren 1989 und 1990 unter anderem für Ladendiebstähle zuständig. Diese Zuständigkeit war es, die ihn mit dem Gesetz in Konflikt brachte. Der 29jährige bestellte auf frischer Tat ertappte junge Ladendiebinnen zu sich in sein Dienstzimmer und versprach ihnen, die Ermittlungen gegen sie einzustellen, wenn sie ihm sexuelle Dienste leisteten. Verhandelt wurden drei Fälle, in denen die jungen Frauen von dem Polizisten sexuell belästigt wurden. In einem Fall überklebte er beisspielsweise später eine Eintragung im Polizeidiensttagebuch, in einem anderen Fall ließ er eine Akte im Schreibtisch verschwinden.
Richter Frech sagte in seiner mündlichen Urteilsbegründung, es gehe in diesem Verfahren um das Ansehen der Polizei, und zwar um deren Integrität. Dem 29jährigen könne das Urteil nicht erspart werden. are
Deine Kolleginnen und Kollegen aus den FR-Bezirksredaktionen für den Wetteraukreis grüßen Dich sehr herzlich. Wir hoffen, daß Du sehr bald aus dem Krankenhaus entlassen wirst. Wir wünschen Dir und uns, daß Du bald wieder als einer der bekanntesten Lokal-Reporter der Region mit Kamera, Block und Bleistift in der Wetterau unterwegs sein kannst. Wir versprechen Dir an dieser Stelle öffentlich, daß wir Dich nie mehr bei Glatteis oder sengender Sommerhitze in die weite Wetterau losschicken werden. Das soll Sache der jüngeren Kollegen sein.
Also, lieber Horst, wir erwarten Dich bald wieder an Deck.
ROM, 22. Dezember. Im Kampf gegen den gesetzlich geregelten Schwangerschaftsabbruch hat der Vatikan ein neues Zeichen gesetzt: Kommenden Mai, wahrscheinlich am Muttertag, wird eine junge Italienerin seliggesprochen, die vor mehr als 30 Jahren starb, weil sie eine Abtreibung verweigerte, die ihr Leben hätte retten können.
Die damals 39jährige Kinderärztin Gianna Beretta aus Magenta bei Mailand, Mutter von drei Kindern, erfuhr während ihrer vierten Schwangerschaft von einem Fibrom (Geschwulst) in der Gebärmutter. Obwohl in einem solchen Fall auch die Kirche ihre Zustimmung zu einem Abbruch der Schwangerschaft erteilt, verzichtete die streng religiöse Frau auf den für sie lebensrettenden Eingriff. Vor der Geburt erklärte sie den Ärzten ausdrücklich, im Fall von Komplikationen habe das Leben des Kindes Vorrang vor ihrem eigenen. Wenige Tage nachdem ihre Tochter Emanuela gesund zur Welt gekommen war, starb Gianna Beretta an einer Blutvergiftung.
Papst Johannes Paul II. schloß jetzt den Seligsprechungsprozeß für die "Dienerin Gottes" ab, indem er die ihr zugeschriebene Wundertat als rechtens anerkannte. Der mit diesem "Wunder" verbundene Vorgang spielte sich im Oktober 1977 in Brasilien ab, wo eine junge Protestantin nach einer verunglückten ärztlichen Operation in Lebensgefahr schwebte. Nachdem die Schwestern des Krankenhauses die ganze Nacht lang die ihnen bekannte Mailänderin im Fürbittgebet angerufen hatten, trat eine "sofortige, vollständige und dauerhafte Heilung" der Sterbenden ein, so wie das Kirchenrecht sie für die Seligsprechung verlangt.
Zum Abschluß des Seligsprechungsprozesses äußern die lombardischen Bischöfe den Wunsch, die "mütterliche Märtyrerin, Beispiel für alle Ehefrauen und Mütter," möge der ganzen Kirche Vorbild sein.
Schlachthof kommt unter die Abrißbirne: Stadtwerke stellen Neubaukonzept vor Die Baracke hat bald ausgedient
Von Jörg Andersson GELNHAUSEN. Die Abrißbagger stehen bereit. Noch im nächsten Monat sollen sie anrollen, um im Zentrum der Stadt auf rund 3000 Quadratmetern die Bebauung niederzureißen. Der Schlachthof, vor einem Jahr aus hygienischen Gründen geschlossen, verschwindet von der Bildfläche. Auf dem Gelände entsteht für rund 15 Millionen Mark ein neuer Verwaltungskomplex der Stadtwerke. Am Montag nachmittag hat das Unternehmen, eine 100prozentige Tochter des Energiekonzerns EAM, seine Neubaukonzeption vorgestellt, die es in den vergangenen Monaten mit der Stadt, dem Kreis und der Landesdenkmalpflege abgestimmt hat. Läuft alles nach Plan, dann werden die Bauarbeiten im Sommer nächsten Jahres beginnen. Das drei- bis vierstöckige Verwaltungsgebäude an der Ecke Philipp-Reis-Straße/Uferweg, Kernstück der Neugestaltung, könnte zwei Jahre später fertig sein, schätzt Architekt Werner Hessberger.
Für die Stadtwerke wäre dann ein zwei Jahrzehnte währendes Provisorium beendet. Seit mittlerweile 17 Jahren residiert das Unternehmen, das zuletzt 30 Millionen Mark Umsatz erwirtschaftete, in einem Holzpavillon, wie der technische Geschäftsleiter Wolfgang Hoffmann erläuterte: "Nur zweimal wurde die Barakke erweitert".
Die Expansionsmöglichkeiten in der Innenstadt, "in unmittelbarer Nähe der Kunden" (Hoffmann), eröffnete sich für das Versorgungsunternehmen Anfang des Jahres. Nachdem der Schlachthof von Amts wegen geschlossen worden war, setzten sich Stadt und Stadtwerke an einen Tisch und verhandelten über die Zukunft des Areals. Ergebnis: Die rund 3000 Quadrameter wechselten für 1,15 Millionen Mark den Besitzer.
Der Energie- und Wasserlieferant legte seine Neubaupläne im Gewerbegebiet Hailer-Ost ad acta und machte sich eifrig daran, das Schlachthofgelände für den eigenen Zweck umzukrempeln. Auf dem Gesamtgrundstück von nun 6300 Quadrametern, von denen ein Viertel bebaut werden, entsteht neben dem L-förmigen Verwaltungsgebäude für die insgesamt 50 Angestellten eine Werkstatthalle sowie Lager- und Personalgebäude. Eckpfeiler der Umgestaltung sind das Schifftor und das historische Elektriztätswerk, in dem bereits 1901 die ersten Generatoren Gleichstrom erzeugten. Während das Industriedenkmal im Zuge des Neubaus äußerlich saniert wird, kommt das angrenzende Wohnhaus im selben Baustil unter die Abrißbirne.
Ein "sachlicher moderner Bürobau" wird laut Hessberger die Stadtwerke in Gelnhausen repräsentieren. Planer und Landesdenkmalpfleger seien sich einig gewesen, daß zwischen zwei Baudenkmälern unterschiedlicher Epoche historisierende Architektur keinen Platz habe. Große Glaselemente und gestaltete Mauerwerksflächen im Wechsel charakterisieren das künftige dreigeschossige Gebäude, das nur im Eckbereich ein viertes Stockwerk erhält. Zink- und Ziegeldach sind weitere gestalterische Elemente. In der Außenanlage, wo 61 Parkplätze vorgesehen sind, sollen Fahr- und Gehwege gepflastert sowie zahlreiche Bäume und Sträucher gepflanzt werden.
Auch die Stadt ist mit der Planung auf dem innerstädtischen Gelände offensichtlich zufrieden. Wie Hubert Müller erklärte, wird der Platz um das Schifftor künftig Fußgängerbereich, der Autoverkehr nicht mehr durch, sondern nur noch westlich vom Tor verlaufen.
Dazu hofft der Erste Stadtrat auf Neuansiedlungen im Gewerbegebiet Hailer- Ost, wo nun 30 000 Quardratmeter aus dem Besitz der Stadtwerke zur Disposition stehen.
rgg FRANKFURT A. M., 23. Dezember. Bessere Hilfen für ausländische Drogenabhängige in der Bundesrepublik, die in der Öffentlichkeit häufig pauschal als "Dealer" diffamiert würden, hat der Fachverband Drogen und Rauschmittel (FDR) gefordert. Ausländer, die hier abhängig werden, haben nach Ansicht des FDR "kaum eine Chance, von ihrer Sucht loszukommen". Im FDR sind die gemeinnützigen Träger von Einrichtungen der Drogenhilfe zusammengeschlossen.
Da der Besitz illegaler Drogen strafbar sei und zur Ausweisung führe, versuchten drogenabhängige Ausländer ihre Sucht so lange wie möglich geheimzuhalten - "häufig mit der Konsequenz, daß sie Abhängigkeit nicht überleben". So hätten etwa zehn Prozent der Drogentoten des Jahres 1991 nicht die deutsche Staatsangehörigkeit gehabt, und diese Zahl vergrößere sich. Sprachbarrieren und Angst vor deutschen Behörden verhindern nach den Erkenntnissen des FDR, daß ausländische Abhängige überhaupt Kontakt zu Drogenberatungsstellen aufnehmen. Drogenberater müßten speziell für die Beratung ausländischer Klienten weitergebildet werden.
Heike und Dietmar sind sehr nett,
mit Jasmina und Marlena sind sie komplett.
Ein frohes Fest, das ist doch klar,
wünschen wir für dieses Jahr.
Opa Werner und Oma Edeltraud
schicken den Gruß von Bad Vilbel aus.
Po hoch, Bauch rein,
Händchen schwingt und beugt und beugt
Fitness-Qualen müssen sein
Gell, Ingrid vom TV in Massenheim.
Schönes Fest, Eure Christel.
To all children of "our" school in Eldoret: We wish you a Merry Christmas and a Happy New Year. We'll work for you in 1993 together with all the citizens of Bad Vilbel an Huizen like we did the past Years.
The Partnership Organisation, Rudolf Henrich (chairman).
Das Hundi wedelt mit dem Schwanz: das nächste Jahr bleibt ohne "Tanz". In 92 war's genug: verkohlt, maastrich und Faden wird's jetzt teuer, mit neuem Namen alte Steuer. Trotzdem laßt uns fröhlich sein, schließ' ich die Berliner-"Bande" ein: Gerti, Evelyn, Jan, Kerstin und die beiden Kids.
Buschbockstarke Weihnachtsgrüße von Hanna, Conny, Dany, Jasmin, Jenny (meld' Dich mal!), Tina, Nina, Yve, Anke, Saxophon-DH, großer Dirk, kleiner Dirk, Mr. von und zu, Marcus, den mit der Brille, den ohne Brille, Matthias und "das Tier"! Und an alle anderen ASJler in der Wetterau, See you later!
Achim
Bad Vilbels Erstem Stadtrat, der verzweifelt darum bemüht ist, daß man ihm nichts nachweisen kann, wünsche ich zu Weihnachten, daß er den Überfluß der Liebe Gottes erfährt, daß er geliebt wird, ob er mit vielen Millionen hantiert oder nicht, daß alles gut ist.
Ein Christ aus der Kernstadt.
Allen Freundinnen und Freunden danke ich für ihre Gastfreundschaft und Fürsorge:
Demola in Lagos (Nigeria),
Lydia in Smolensk (Rußland),
Marcel in St. Priest (Frankreich),
Ioannis in Tiros (Griechenland),
Lillemor in Sundvall (Schweden),
Kasimir in Auschwitz (Polen),
Candan in Istanbul (Türkei),
Don in Sumter (South Carolina),
und vielen anderen.
Meinen ausländischen Freunden und Freundinnen in Deutschland verspreche ich, noch mehr gegen Fremdenfeindlichkeit zu tun. Ich wünsche uns allen eine friedliche und solidarische Welt!
Hans C. Schneider, Mainzer-Toranlage
Friedberg.
Die Maso-Mietzen haben zwischen den Jahren noch Termine frei und laden alle Gestreßten in Friedberg ein, sich zu entspannen. Kater Charly, der aus Altenstadt an die Nordsee gezogen ist, vermißt zum Fest seine samtpfötigen Gespiel/-innen aus der Wetterau und wünscht ihnen guten Fang.
Liebe Jutta, Frohe Weihnacht und 1000 Dank für die Zustellung der Lokal-Rundschau. Christel und Wolfgang.
To all our friends in High Peak District and Glossop a merry X-mas and a Happy New Year.
Partnerschaftsverein Glossop-Bad Vilbel, der Vorstand.
Hallo Heinz Briegel, Du bist wieder gut drauf, wie man hört, und kehrst hoffentlich bald wieder zurück, wo sie Dir doch einen so schönen neuen Bauhof gebaut haben.
Ein dankbarer Bad Vilbeler, dem Du jahrelang eine (Müll-)Abfuhr erteilt hast.
Allen Mitgliedern wünschen wir ein geruhsames Weihnachtsfest und alles Gute für 1993.
Der Vorstand des Tennisclub Rotlipp e. V. in Ortenberg.
Die Asylbewerber und Flüchtlinge in Bad Vilbel wünschen den Geschäftsleuten des Bad Vilbeler Gewerberings ein Frohes Weihnachtsfest und ein friedliches neues Jahr. Wir bedanken uns herzlich - das ist auch so gemeint - für die vielen schönen Geschenke, die wir zum Weihnachtsfest für uns und unsere Kinder erhalten haben.
In Brotterode seit viel hundert Jahren
sind gute Heinzelmännchen am Werke
und 1992 haben wir wieder erfahren
viel gute Leute unterstützen uns mit Mut und Stärke
Emsig schaffen sie für die Eisenbahn,
damit sie wieder bis nach Brotterode fahren kann.
Nur nicht die eifrigen Helfer vertreiben
wie es die Heinzelmännchen mußten erleiden
Mögen sie tätig wirken im neuen Jahr
vielleicht im Waldschlößchen sogar
Nun sagen wir es frei und frank
Herzliche Grüße an sie und vielen Dank.
Frohe Weihnacht und alles Gute im neuen Jahr wünscht Ulrike Kassner als Mitinitiatorin der AG für umweltfreundlichen Tourismus.
Die Schreiberlinge und Zeilenschinder der FR grüßen die Kollegen in den anderen Redaktionen in Bad Vilbel, Friedberg und der gesamten Wetterau und wünschen, daß wir alle im neuen Jahr (ausnahmsweise) viel Erfreuliches zu berichten haben.
Johnny l'uomo grüßt Django, Tomato und Don Manfredo!!!
Die Stadtverordneten der SPD-Fraktion in Karben wünschen allen Bürgerinnen und Bürgern zum Weihnachtsfest frohe und beinnliche Stunden sowie ein friedliches und gesundes neues Jahr.
Die allerliebsten Weihnachtsgrüße an Oma Margit und Opa Günter, Oma Gertrud und Opa Walter, die immer für uns da sind (Wohl dem, der soviel Omas und Opas hat, der Erfasser).
In Liebe Dominik und Marie-Christin Puth aus Karben.
Die SPD-Fraktion im Bad Vilbeler Stadtparlament wünscht dem Ersten Stadtrat unserer Stadt mehr Besinnlichkeit und weniger teutonisch rumpelndes Verhalten kritischen Bürgern gegenüber. Allen ausländischen Mitbürgern ein friedliches Leben in unserer Stadt; allen Menschen Mut zur Friedfertigkeit und Toleranz: Helfen Sie mit, aus Fremden Nachbarn zu machen
Herzlichst, Johannes Frank, Franktionsvorsitzender. Frohe Weihnacht und ein gutes neues Jahr allen Bad Vilbeler Handballern. Das wünschen Thomas und Andrea aus Berlin.
Oh, Claire, Du warst ein nachtaktives Wesen und wachst heute noch pünktlich um 3 Uhr morgens auf. Auf Dich war absolut Verlaß, nur am Rosenmontag, manchmal, soll die Zeitung nicht ganz so pünktlich wie sonst im Briefkasten gewesen sein. Wenn nun Schluß mit der Plakkerei sein muß, dann laß Dich's nicht verdrießen. Das Leben geht weiter, und die weite Welt wartet auf Dich. Alles Gute, die FR-Redaktion Bad Vilbel.
Weihnachten ist das "Fest der Liebe", heißt es. Wenn sich wirklich jeder daran hält, so wünschen wir uns für 1993 ein ganzes Jahr Weihnachten. Ein ganzes Jahr Liebe zu unseren ausländischen Mitmenschen, zu Minderheiten und Gruppen, die leichtfertig in soziale Abseits abgedrängt werden. Liebe auch zu unserer Natur und Umwelt, für den Erhalt natürlicher und naturnaher Landschaften, für saubere Luft und hohe Lebensqualität. Wir wünschen allen Anhängern des "Festes der Liebe" ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins "Weihnachtsjahr" 1993.
Silke Reifschneider und Frank Uwe Pfuhl.
Erholsame Weihnachtsfeiertage wünscht die Naturschutzjugend Wetterau allen, die sich im zurückliegenden Jahr für den Erhalt unserer Umwelt eingesetzt haben. Sei es durch aktives Handeln oder durch die Sensibilisierung anderer für die Belange der Natur. Wir dürfen nicht müde werden, gegen die ständige Umweltzerstörung anzukämpfen. Auch die Ausländerfeindlichkeit in unserem Lande hat sich im vergangenen Jahr dramatisch zugespitzt. Durch gemeinsames Handeln müssen wir für die Rechte aller Menschen eintreten. Wir hoffen, daß das Engagement aller Aktiven auch 1993 so bleibt und sind begeistert über jeden, der mit an unserem Strang ziehen, seine Ideen einbringen will.
Naturschutzjugend Wetterau
Chers amis à Moulins et à Bad Vilbel!
Tous nos voeux les meilleurs pour un Joyeux Noël et une très bonne année 1993.
Que la Nouvelle Année 1993 Vous apporte santé, paix, joie et réussite pour tous vos projets.
Votre Comité de Jumelage de Bad Vilbel. Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünscht Ihr Kleintierzuchtverein H 259 Ilbenstadt 1962 e. V.
Euch allen: Mausekarstenlenaomaselb
Walterjanomaundopaberlin
und allen Mitbürgern aus Albanien bis Zaire frohe Weihnacht.
Werner Hauer
Lieber Opa Alois,
da Du so gerne Zeitung liest, so sei auf diesem Weg gegrüßt! Ist unser Haus auch nur ein Ersatz, so haben wir doch für Dich Platz - uns sehen Dich auch gerne hier, und außerdem - das wissen wir - fliegt Oma doch nicht nur aus Pflicht, sie hat auch Spaß, vergiß das nicht! Drum mach' aus allem doch das Beste, und fei're mit uns schöne Feste. Vor allem sei Dir froh zumute, dies wünschen Jürgen, Jonas, Fabian und Ute.
Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein friedvolles und gesundes neues Jahr wünscht die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Vilbel.
Es geht ein Klagen durch die Zeiten:
Wann endlich wird die Botschaft wahr?
Angst, Mord und Schrecken uns begleiten und keine Hoffnung Jahr für Jahr!
Das Kind im Stalle ist erschienen,
daß es die Welt vom Fluch befreit,
es wollte allen Menschen dienen,
der Erde, die nach Frieden schreit.
Welt ohne Gott find't kein Frieden,
die alles Heilige verhöhnt,
doch wird er dem ins Herz beschieden
der sich mit seinem Gott versöhnt.
Er stiftet Frieden, lindert Sorgen
und fürchtet sich vor Menschen nicht,
der ist in Gottes Hand geborgen,
bis dessen Friedensreich anbricht.
Frieden auf Erden!
Reinhold Medebach
Bürgermeister Rosbach v. d. Höhe
Wieder ein Jahr vorbei!
Ein neues beginnt. Was wird es bringen? Daß es ein gutes Jahr wird, mit guter Gesundheit, mit Frieden und Freude, mit viel schönem Erleben wünscht Euch herzlich TAG für TAG
Euer Funk-Club Bad Vilbel
Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3, 16)
Meine liebe Dodo!
Schön, daß es Dich gibt. Ich liebe Dich und wünsche Dir gesegnete Weihnachten mit mir.
Dein Ehe-Mann-i.
An alle Mitbürgerinnen und Mitbürger in Karben und in unseren Partnergemeinden Luisenthal, Ramonville und St. Egrève Es gibt immer irgendwo einen Menschen der im Dunkel geht und ein Licht sucht.
Trag also ein Licht in deinen Händen,
auch wenn du dich vielleicht verzehrst dabei.
Es ist besser, als eine Kerze zu sein, die niemals gebrannt hat.
Trude Attwenger
Il y a toujours un homme, n'importe où,
qui vient dans les ténèbres et cherche une lumière.
Alors, porte une lumière dans les mains,
même si tu te brûle peut-être.
C&rquote;est mieux qu&rquote;être une bougie
qui n&rquote;a brûlé jamais.
(Freie Übersetzung).
Ich wünsche Ihnen allen ein friedvolles und frohes Weihnachtsfest und für das Jahr 1993 alles erdenklich Gute.
Je Vous souhaite tous une joyeuse Fête de Noël dans l'esprit de paix et pour l'année 1993 tous les bonnes choses Vous vous desirez.
Detlev Engel
Bürgermeister
Zum Weihnachtsfeste grüßen über den Berg die ausgewanderten HALLINGS samt Zwerg.
Hinunter ins Weihertal wünschen wir zum Feste den verbliebenen SEIPPS nur das Beste.
Ein Mensch, dem nicht an jedem Tag eine Stunde gehört, ist kein Mensch.
(Mosche Löb von Sasow)
Damit grüße ich Euch, meine lieben Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a der Pestalozzi-Schule Groß-Karben.
Eure Lehrerin Ingrid Engel
Die SPD Karben wünscht allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein frohes Weihnachtsfest und ein friedliches Neues Jahr.
Es begab sich zur Weihnachten 1992, daß - fast - alle Menschen verstärkt zur Kasse gebeten worden sind . . .:
Sozialabbau statt Solidarpakt?
Seehofers Sparstempel
Karenztage
Gesundheitsreform
tarifliche Öffnungsklauseln
. . . das Jammern und Wehklagen nützte ihnen nichts, obwohl Umweltschutz aus dem christlichen Bewußtsein heraus bitter notwendig ist.
Auch egoistisch und oft nicht solidarisch dachten viele Menschen, und die zu uns kamen fanden keinen Platz in unserer komfortablen Herberge.
Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen, bleibt vorerst in einer kriegerischen Zeit wohl ein frommer Wunsch.
Karin Vieth, Lilo Schlamp, Zita Summerfield, Klaus Eskuche, Jozo Steko - Kolleginnen und Kollegen der IG Bau- Steine-Erden.
Allen, die mit mir arbeiten in Eberstadt, tanzen in Echzell, kegeln bei der Einigkeit, Sport treiben in Melbach, politisieren in Reichelsheim, besonders aber Barbara, Björn und Steffen, Inge und Werner, Brigitte, Dieter, Ulla und Uli wünsche ich friedvolle Weihnachten und für das neue Jahr viel Kraft zum gemeinsamen Handeln.
Erich Kleespiess Reichelsheim
Rückblende
Es gibt ein Blümchen in Bad Vilbel, dies hatte einen Ableger. Da in Bad Vilbel alle Blumentöpfe belegt waren, hat das Blümchen mit seinen Ableger nachgedacht und kam zu dem Entschluß, daß das etwas veralterte Gewächshaus in Brotterode das Richtige wäre, zumal Platz vorhanden war.
Zu dieser Meinung in Bad Vilbel kam auch unser Bürgermeister Herr Biwer. Unser Obergärtner wollte spontan unseren Ableger mit nach Brotterode nehmen. Persönlich aber hat Blümchen gemeint, daß der Obergärtner besser in Bad Vilbel bleibt, um die Geschäfte unserer Stadt zu leiten.
Nach unserer Ankunft in Brotterode, wir waren ja angemeldet von unserem Obergärtner, wurden wir sehr freundlich empfangen.
Von der Gärtnerin zu Brotterode nach 10 Minuten, hat uns der Gärtner (Lachmund) empfangen. Er hat uns aber wiederum auf weitere 10 Minuten vertröstet. Danach kam nur noch die Gärtnerin, so daß wir weitere ca. 10 x 10 Minuten unseren Ableger ohne Feuchtigkeit vertrösten mußten.
Wir haben deshalb diese Gärtnerei in Richtung Heimat verlassen. Leider ist dann unser Ableger bei der Fahrt verdurstet, wie schade.
Inzwischen hat sich Blümchen wieder erholt. Aber seine Ableger zeigen nur noch nach anderen Richtungen. (Wieso?)
Wir bedauern diese Entwicklung, aber Blümchen will und muß blühen, zu unserer aller Erfolg.
Blümchen.
Das Jahr 1992 geht zur Neige. Weihnachten steht vor der Tür. Für uns ist das Anlaß, innezuhalten und sich an die Ereignisse des auslaufenden Jahres zu erinnern. Sicher gab es auch 1992 Positives, an das wir uns dankbar erinnern. 1992 zeigte sich aber auch eine Entwicklung, die Sorge bereiten muß. Der Faschismus erhebt sein Haupt. Gewalt und Haß gegen Ausländer und andere Minderheiten sind an der Tagesordnung.
Wir müssen dieser Entwicklung gemeinsam entgegentreten und dürfen nicht zulassen, daß sich das wiederholt, was wir schon überwunden glaubten. Gemeinsam müssen wir unser demokratisches Staatswesen gegen die Feinde der Demokratie verteidigen.
Das ist meine Bitte am Ende dieses Jahres.
Hoffen lassen die vielen Menschen, die überall in unserem Land öffentlich gegen Rassismus, Haß und Gewalt eintreten. Dies gibt mir die Hoffnung, daß der Faschismus uns nicht überwinden wird.
In dieser Hoffnung wünsche ich besinnliche Weihnachtstage und ein gutes neues Jahr 1993, ein Jahr in Frieden und sozialer Sicherheit.
Herbert Rüfer
Landrat a. D.
Wir sind eine kleine Gruppe von Leuten, die sich zum Ziel gesetzt hat, Anregungen zur Müllvermeidung, zum Umweltschutz, zum Wassersparen usw. zu geben.
Alle unsere Aktionen müssen möglichst viele "Mitmacher" und "Nachmacher" finden, um Wirkung zu haben.
Deshalb möchten wir ganz herzlich alle Wölfersheimer/innen grüßen, die sich bisher an den von uns angeregten und selbst durchgeführten Aktionen beteiligt haben.
Ihnen, den "Mitmachern", "Nachmachern", ist zu verdanken, daß die Interessengemeinschaft Wohnbach noch besteht und sich bereits neue Ziele gesetzt hat.
Wir grüßen auch die Verantwortlichen der Gemeinde Wölfersheim ganz herzlich; sie können sicher sein, daß wir auch in 1993 wieder neue Vorschläge zu Umweltthemen einbringen werden. Bitte fassen Sie das nicht als Drohung auf - wir wollen auch in 1993 friedlich unsere Ziele erreichen. Doch eine Bitte haben wir an alle, nicht nur die Angesprochenen: Machen Sie mit beim Umweltschutz, beginnen Sie langsam, aber stetig Ihre Lebensgewohnheiten umweltgerecht zu gestalten - sie werden sehen, es lohnt sich!
Allen wünschen wir frohe Weihnachten und alles Gute 1993!
Interessengemeinschaft Wohnbach
Ich wünsche dem Vorsitzenden der Schelmenredaktion unter dem Friedberger Dach aus den Vilbeler Untiefen weiter Humor und Ausdauer fürs neue Jahr.
In der wegen der Weihnachsfeiertage schon morgen erscheinenden Beilage Zeit und Bild veröffentlichen wir im Feuilleton einen Aufsatz von Johann Baptist Metz über die Perspektiven eines multikulturellen Christentums, ein Gespräch mit Claudio Magris über Aufklärung und Pessimismus und Barbara von Beckers Porträt der englischen Journalistin und Schriftstellerin Rebecca West. Auf der Buchseite werden rezensiert: Jewgeni Popows Die Wunderschönheit des Lebens (Wolfram Schütte); Boris Pilnjaks Maschinen und Wölfe (Thomas Rothschild); John Kenneth Galbraith&rquote; Bilanz Die Herrschaft der Bankrotteure - Der wirtschaftliche Niedergang Amerikas (Christine Skowronowski) und Norman Lebrechts Studie Der Mythos vom Maestro (Hans-Klaus Jungheinrich). fr
BONN, 22. Dezember. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) will nach dem Jahreswechsel unverzüglich größeres Tempo in die Bund-Länder-Verhandlungen über die Neuregelung der Finanzbeziehungen bringen. Nach seinen Worten muß in den nächsten drei Monaten Klarheit über die haushalts- und steuerpolitischen Entscheidungen auch über 1995 hinaus geschaffen werden. Nach den bisherigen Treffen der Arbeitsgruppe "Föderales Konsolidierungskonzept" mit den Finanzministern von Schleswig-Holstein (Heide Simonis, SPD), Nordrhein-Westfalen (Heinz Schleußer, SPD), Baden-Württemberg (Gerhard Mayer-Vorfelder, CDU) und Sachsen (Georg Milbradt, CDU) waren sich die Länderkollegen mit Waigel nur in dem einen Punkt einig, daß sie sich nicht einig sind. Einvernehmen herrscht nur über die Notwendigkeit, die neuen Länder ab 1995 in ein einheitliches bundesstaatliches System des Finanzausgleichs einzubeziehen, wofür Ausgleichsleistungen von rund 30 Milliarden Mark jährlich, wie sie bisher genannt sind, aber nicht ausreichten. Dies geht aus einem vertraulichen Verhandlungsprotokoll hervor, das der FR vorliegt.
In allen anderen Punkten sind sich Bund und Länder ferner denn je. Annäherungen gibt es weder über den Finanzausgleich noch über die Entwicklung der Etats von Bund, alten und neuen Ländern (und ihrer Gemeinden), weder über die Höhe der Finanztransfers in die neuen Länder und die Lastenverteilung zwischen Bund und West-Ländern noch über die Behandlung der "DDR-Erblastschulden" aus Treuhandanstalt, Kreditabwicklungsfonds und Wohnungswirtschaft (zusammen über 400 Milliarden Mark). Laut Protokoll hält der Bund ab 1995 50 Milliarden Mark jährlich an die neuen Länder für ausreichend. Damit könnten diese, gemessen an westlichen Maßstäben, ein Ausgabevolumen von 105 Prozent je Einwohner sichern und sich zusätzliche Investitionsausgaben von 18,5 Milliarden Mark erlauben (80 Prozent über West-Niveau). "Nicht darstellbar" seien die Erwartungen der neuen Länder über 78 Milliarden Mark Transferhilfe, aus denen jährlich 28 Milliarden Mark für Investitionen zur Angleichung der Lebensverhältnisse abgezweigt werden sollen, heißt es im Protokoll. Die Mehrheit der West-Länder hält gut 43 Milliarden Mark für ausreichend, das reiche Baden- Württemberg lediglich 40 Milliarden.
Werden die zusätzlichen Verpflichtungen aus den DDR-Schulden in die Etats ab 1995 hinzugenommen, rechnet der Bund mit einem Umverteilungsvolumen von insgesamt 100 Milliarden Mark jährlich zu Lasten des Westens (einschließlich der vom Verfassungsgericht auferlegten Haushaltssanierung in Bremen und dem Saarland). Davon sollen laut Bonner Empfehlung 53 Prozent der Bund und 47 Prozent die West-Länder übernehmen. Diese verweisen aber auf die Rechtslage, nach der die Treuhandschulden (250 Milliarden Mark) allein Sache des Bundes seien und die Schulden aus dem Kreditabwicklungsfonds (140 Milliarden Mark) auf Bund und neue Länder aufgeteilt werden müßten. Sie sehen 91 Prozent Mehrbelastung für den Bund und neun Prozent für die West-Länder vor.
Bei der Entwicklung ihrer Etats halten die Länder eine Begrenzung der Ausgaben auf drei Prozent mehr jährlich, wie sie Waigel den West-Ländern und West- Gemeinden vorschreiben will, für "nicht darstellbar". Schon wegen ihres hohen Personalanteils brauchten sie jährlich mindestens 3,7 Prozent mehr, heißt es.
Am weitesten auseinander liegen Bund und Länder beim Finanzausgleich. Hier will Bonn eine Verteilung der Lasten im Verhältnis von eins zu drei zu seinen Gunsten, während die West-Länder einen Schlüssel von eins zu zwei der noch offenen Gesamtlasten zu ihren Gunsten vorgelegt haben. Laut Augsburger Allgemeine sind die Ministerpräsidenten für eine Abschaffung des Pfingstmontags als Feiertag. Dies wäre ein Ausgleich für die Beteiligung der Arbeitgeber an der geplanten Pflegeversicherung.
BUTZBACH. Der "Arbeitskreis Asyl" in Butzbach (Wetteraukreis) kritisiert die Auflösung der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Schloßkaserne. Entsprechend der Zusage der Landesregierung wird die Unterkunft zum Ende des Jahres geräumt, 500 Asylbewerber ziehen in eine Kaserne nach Wetzlar um. Der Vertrag mit dem Land Hessen hätte wenigstens über den Winter hinaus verlängert werden sollen, so Wolfgang Keeß vom Arbeitskreis in einer Stellungnahme.
Es sei unverantwortlich, sich wie die Butzbacher Kommunalpolitiker auf einen "formalen Rechtsstandpunkt" zurückzuziehen, anstatt aus humanitären Gründen einen Kompromiß zu suchen. Die Haltung der Butzbacher Parteien sei um so fragwürdiger, als die jetzt leerstehenden Räume der Kaserne auch über den Winter geheizt werden müßten, um Bauschäden zu vermeiden. ms
Daß Rudi Seidel seinen Jahresurlaub 1993 in Atlanta (USA) und 1994 wahrscheinlich in Australien verbringen wird, liegt nicht allein daran, daß dieser Mann ein ausgesprochener Globetrotter ist. In diesen fernen Ländern werden die Weltmeisterschaften der Gewichtheber-Senioren stattfinden und hierbei gilt es für den Heber des KSV Langen, seinen Titel als Weltmeister zu verteidigen. Da er für seine Reisen zu den Weltmeisterschaftsturnieren im Seniorenbereich noch keinen Sponsor gefunden hat, liegt es nahe, die Titelverteidigung stets mit einem Familienurlaub zu verbinden.
Gewichtheben in Langen hat Tradition, der Kraftsportverein 1959 Langen kann auf einen deutschen Meistertitel verweisen und ist derzeit in der 2. Bundesliga West angesiedelt. Nicht erst seit gestern werden beim KSV die Gewichte gestemmt und so ergibt es sich, daß nicht nur "junge Hüpfer" das Kraftsportzentrum frequentieren. Rudi Seidel ist einer der "älteren Garde" und er tritt regelmäßig den Beweis an, daß ein Gewichtheber jenseits der 50 noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Der Langener Routinier ist amtierender Weltmeister der Senioren und steht mit beiden muskulösen Beinen noch voll im Wettkampfgeschehen der Oberligamannschaft des KSV. In diesem Jahr sicherte sich Rudi Seidel nach 1986, 87 und 89 in Österreich zum vierten Male den Weltmeistertitel und der 54jährige Modellathlet denkt noch lange nicht ans aufhören.
Der gebürtige Stuttgarter siedelte aus beruflichen Gründen 1960 nach Frankfurt um und schloß sich zunächst dem Stadtteilverein SG Bornheim an. Nach der Auflösung der SG wechselte er 1973 zur Frankfurter TG, wo er im Jahr 1973 deutscher Meister wurde. An den deutschen Einzelmeisterschaften nahm er 1974 ein letztes Mal teil, trat daraufhin etwas kürzer. Seit 1977 ist Rudi Seidel für den KSV Langen aktiv und errang 1985 den Titel des deutschen Mannschaftsmeisters. Bis vor drei Jahren ging er noch in der ersten "Garnitur", also im Bundesligateam des KSV, an die Hantel. Mittlerweile hat er das Training auf einen Umfang reduziert, der manch anderem bereits beim Zuhören den Schweiß auf die Stirn treibt. Dreimal in der Woche verbringt der Senioren-Weltmeister jeweils drei bis dreieinhalb Stunden im Kraftsportzentrum und absolviert sein Krafttraining.
Zu aktiven Zeiten standen fünf Trainingseinheiten wöchentlich auf dem Plan. Wer nun vermutet, daß Rudi Seidel vorzeitig in Ruhestand getreten ist, um dieses Pensum zu bewältigen, der irrt. Auf die Frage, wie er sich denn fit halte, entgegnet der Sportler: "Ich arbeite 50 bis 60 Stunden in der Woche." Als Montageleiter einer in Stuttgart ansässigen Firma ist Seidel viel unterwegs und kann über einen Mangel an Beschäftigung beileibe nicht klagen. Um seine Gesundheit fürchtet der symphatische Wahl-Hesse trotz dieser Belastungen nicht. "Fußball ist gefährlicher als Gewichtheben und ich kenne viele Leute, die haben mehr Rückenbeschwerden als ich", weist er den Vorwurf zurück, Gewichtheben sei ein gesundheitsschädigender Sport. Bis auf gelegentliche Muskelverletzungen hatte Seidel bislang keine Probleme mit seinem durchtrainierten Körper.
In vielen anderen Bereichen des Sports haben es Bundesligasportler oder Weltmeister schon lange nicht mehr nötig, so "nebenbei" noch 60 Stunden die Woche zu arbeiten. Für einen Gewichtheber hingegen ist eine Profi-Karriere kein Thema: "Ich habe mit dem Gewichtheben noch nie Geld verdient, am Anfang haben wir sogar draufgelegt", erklärt Seidel ohne Verbitterung. Auch als Seniorensportler muß der Weltmeister in die eigene Tasche greifen, um seine Titel erringen zu können. Bis auf geringfügige Zuschüsse vom Verein trägt er alle Kosten selbst, denn der Verband hat für die älteren "Semester" nichts übrig, investiert eher in die Jugend. Daher ist es selbstverständlich, daß Rudi Seidel seine Frau Karin mit nach Atlanta nehmen wird. In der familiären Atmosphäre, die unter den Senioren-Gewichthebern herrscht, lassen sich die Ferien durchaus genießen.
INA SCHNEIDER
MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein Wahlkampfabkommen der Parteien zur Behandlung der Flüchtlings- und Ausländerthematik forderten mehrere Organisationen am Mittwoch während eines Gespräches mit Vertretern der Kreistagsparteien und dem Ersten Kreisbeigeordneten Gerd Mehler (SPD). Auf Einladung der Initiative "Viele Kulturen - eine Zukunft" waren 45 Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen, Ortsverbänden der Parteien und anderen Organisationen zu dem Gespräch gekommen.
Die anwesenden Parteienvertreter reagierten positiv auf den Appell und versicherten, von sich aus das Thema nicht "plakativ" in den Wahlkampf einbringen zu wollen, sondern sachlich und konstruktiv auf Fragen der Bürger zu antworten. Außerdem forderten Vertreter der Initiative, die Parteien sollten positive Konzepte zur Integration von Ausländern vorlegen: das kommunale Wahlrecht einführen und die Einrichtung von Ausländerbeiräten und eine Doppelstaatsbürgerschaft fördern. Die Flüchtlingsinitiativen forderten auch geeignete Räume, um Asylsuchende in den neuen größeren Einrichtungen des Kreises, zum Beispiel auf dem Hochfeld in Hofheim, betreuen zu können.
Scharfe Kritik übten Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Organisationen an der Ausländerbehörde des Kreises, die Gesetze und Erlasse extrem auslege.
Am 13. Januar soll der Dialog zwischen der Initiative und den Politikern fortgesetzt werden. she
has FRANKFURT A. M. Die Geschäfte in der wegen Personalabbau und Kurzarbeit für Schlagzeilen sorgenden deutschen Autoindustrie laufen spürbar schlechter. Dies macht sich jetzt auch in den offiziellen Statistiken bemerkbar. Hatte die Krise in der PS-Branche zuletzt in die Zahlenwerke über die Neuzulassungen noch keinen Eingang gefunden, so zeigt nun der jüngste Produktionsbericht erstmals scharfe Bremsspuren. Gleichwohl dürften in diesem Jahr so viele Vehikel von den Bändern laufen wie noch nie zuvor.
Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) fertigten die Unternehmen im November insgesamt 440 600 Kraftwagen aller Art und damit acht Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Dabei fiel die Herstellung von Personenwagen und Kombi um sieben Prozent auf 415 200. Deutliche Rückgänge von 35 und 19 Prozent gab es des weiteren bei Lastwagen bis sechs Tonnen Gesamtgewicht und schweren Nutzfahrzeugen.
Alles andere als rosig sehen die Perspektiven für die schon in den Weihnachtsferien befindlichen Autobauer aus. Laut VDA sind die Auftragseingänge im Berichtsmonat "auf breiter Front" geschrumpft. In ungewöhnlich eindeutiger Art und Weise heißt es weiter, daß sich bei stagnierender Nachfrage im Inland der Rückgang der Bestellungen von jenseits der Grenzen beschleunige. Der Verband fügt hinzu: "Diese Feststellungen treffen sowohl auf Pkw/Kombi als auch auf Nutzfahrzeuge zu."
Bemerkenswert erscheint der Hinweis auf das lahmende Exportgeschäft. War bisher eine expandierende Auslandsnachfrage angesagt, so hat sich dies im November abrupt geändert. Die Kraftwagen-Ausfuhr knickte um sieben Prozent auf 235 200 Einheiten ein. Rund 222 500 Pkw/Kombi gingen nach draußen, sechs Prozent weniger als vor Jahresfrist. Der November dürfte angesichts der schleppenden Auftragseingänge kaum ein negativer Ausreißer im Autoexport gewesen sein. Nach elf Monaten steht allerdings noch ein Plus von 18 Prozent auf knapp 2,4 Millionen Pkw/Kombi in der entsprechenden Rubrik der Statistik.
Von Januar bis Ende November rollten hierzulande gut 4,8 Millionen Kraftwagen, darunter etwas mehr als 4,5 Millionen Personenwagen und Kombi, von den Montagebändern. Dies bedeutet jeweils eine Steigerung um vier Prozent im Vergleich zum 91er Zeitraum. Eine Produktion von etwa 5,2 Millionen Vehikeln aller Art zeichnet sich damit für 1992 insgesamt ab.
Auf den Straßen Deutschlands ist von der Krise im Autogeschäft noch wenig zu sehen. Im Gegenteil: Nach Darstellung des Kraftfahrt-Bundesamtes wird die Blechlawine immer größer. Die Flensburger Behörde zählt zum Ende dieses Jahres immerhin 51,7 Millionen Fahrzeuge. Das sind rund eine Million mehr als vor zwölf Monaten.
Durch die Gegend rollen in der Bundesrepublik etwa 42,7 Millionen Personenwagen. Damit kommt auf weniger als zwei Bürger ein Pkw.
An fabrikneuen Kraftfahrzeugen registrierten die Flensburger in diesem Jahr 4,6 Millionen Einheiten. Davon waren 3,7 Millionen Personenwagen. Jeweils entspricht dies einem Rückgang um 400 000 Fahrzeuge im Vergleich zu 1991. An den Neuzulassungen hatten die neuen Bundesländer einen Anteil von knapp einem Fünftel.
Die Sünderkartei der Behörde wurde in diesem Jahr erneut dicker. Im Verkehrszentralregister tauchen nun über 5,2 Millionen Namen auf, 5,3 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Insgesamt wurden dem Amt diesmal gut drei Millionen Vergehen (plus 5,6 Prozent) zur Eintragung in das Register zugeleitet.
Viel stärker als zuvor zapften Polizei, Führerscheinstellen, Bundeskriminalamt und Grenzschutz das seit sechs Jahren in Flensburg installierte Zentrale Verkehrs- Informationssystem an. Fast 11,6 Millionen Auskünfte wurden eingeholt, eine Steigerung um 26,4 Prozent im Vergleich zur Vorperiode.
KREIS OFFENBACH. Zum Fürsprecher der Bürger/innen von Mainhausen und dem ganzen Ostkreis macht sich der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Lortz (Seligenstadt) in einer kleinen Anfrage an die Landesregierung. Thema: die Auswirkungen der Hausmülldeponie in Stockstadt, wo seit November Abfälle abgelagert werden. Die Anwohner/innen der Kommunen direkt an der bayrischen Grenze haben heftige Bedenken wegen eventueller Umweltschäden formuliert.
Der Christdemokrat möchte nun von der hessischen Landesregierung wissen, welche konkreten Informationen über das Projekt und seine Auswirkungen in Wiesbaden vorliegen. hf
RODGAU. Nun wird doch nichts mehr daraus, die vier Wohn- plus einem Sanitärcontainer für Obdachlose hinter dem sogenannten Doktorhaus in Dudenhofen aufzustellen, um die gegenwärtig von einem halben Dutzend Wohnungslosen bevölkerte Alte Schule in Jügesheim in einen Jugendtreff umwandeln zu können. Weil die Stadt verpflichtet ist, vergleichende Angebote einzuholen und die angesprochenen Firmen sich damit viel Zeit ließen, kann das selbst gesteckte Ziel nicht erreicht werden, erklärte als zuständiger Dezernent der Erste Stadtrat Thomas Przibilla.
Obwohl der entsprechende Beschluß der Stadtverordnetenversammlung erst wenige Wochen zurückliegt, wäre das Vorhaben ansonsten durchaus zu realisieren gewesen. Das Kreisbauamt hatte Zustimmung zur Baugenehmigung signalisiert, auch Strom- und Wasseranschlüsse wären zeitlich machbar gewesen.
Derweil haben sich zwei Sozialarbeiterinnen aus dem Jugendhaus Dudenhofen spontan bereit erklärt, eine Jügesheimer Jugendgruppe mitaufbauen zu helfen. Zumal das Jugendhaus inzwischen zu einer Art "geschlossener Gesellschaft" geworden ist, die ihre Stammkundschaft, aber kaum neue Gesichter kennt, reizt die beiden wieder einmal offene Jugendarbeit.
Im Rathaus sieht man die Fluktuation in der personellen Besetzung des Hauses nicht ungern, zumal neue Kräfte auch neue Ideen mitbringen. Die beiden Stellen sind schon ausgeschrieben.
Die beiden nach Jügesheim wechselnden Sozialarbeiterinnen haben erste Gespräche mit Sprechern der Jugendlichen und deren Eltern geführt und dabei zur Kenntnis nehmen können, daß diese an der Renovierung des für den Jugendtreff auserkorenen Traktes in der alten Schule mitwirken wollen. Außerdem wollen sie in nächster Zeit Kontakte zu den Nachbarn knüpfen, um gleich von vornherein Bedenken hinsichtlich Lärm, Alkohol- oder Drogenmißbrauch auszuloten und - wenn möglich - zu zerstreuen. ttt
ha BRÜSSEL, 22. Dezember. Überraschend schnell haben sich die 17 Mitglieder der ab 6. Januar amtierenden neuen EG-Kommission - der dritten unter Führung des Franzosen Jacques Delors seit 1985 - am Dienstag auf die Verteilung der Ressortzuständigkeiten geeinigt. Die EG-Industriepolitik wurde dem bisherigen deutschen Kommissionsvizepräsidenten Martin Bangemann (FDP) anvertraut, der bisher für den Binnenmarkt zuständig war. Peter Schmidhuber (CSU) behält seine Zuständigkeit für den Gemeinschaftshaushalt und verwaltet künftig auch den neu geschaffenen "Kohäsionsfonds" zugunsten der vier ärmsten EG-Staaten. Dies gab Kommissionssprecher Bruno de Thomas bekannt.
Die einzige Frau im Gremium - bisher waren es zwei - ist die weiterhin für Steuerangleichung zuständige Französin Christiane Scrivener. Der bisherige niederländische Außenminister Hans van den Broek wird für die EG-Erweiterungsverhandlungen und die außen- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit der zwölf Regierungen zuständig sein. Die wirtschaftlichen Außenbeziehungen gehen an den bisherigen Wettbewerbskommissar, den Briten Leon Brittan. Für die Wettbewerbspolitik ist künftig der Belgier Karel van Miert verantwortlich. Die von ihm bisher geleitete EG-Verkehrspolitik übernimmt ab Januar der Spanier Abel Matutes, der die Energiepolitik zusätzlich erhält. Sein Landsmann Manuel Marin ist für Entwicklungspolitik zuständig. Der Däne Henning Christophersen bleibt für Wirtschafts- und Finanzpolitik, und der zweite Brite Bruce Millan weiterhin für Regionalpolitik.
Die sechs übrigen neuen Kommissionsmitglieder neben van den Broek sind: der Ire Padraig Flynn (Sozialpolitik und Einwanderung); der Grieche Joannis Paleokrasas (Umweltpolitik und Fischerei); der Portugiese Joao de Deus Pinheiro (Beziehungen zum Europa-Parlament und Kultur); der Luxemburger René Steichen (Landwirtschaft); die Italiener Antonio Ruberti (Forschung und Berufsbildung) und Raniero Vanni D'Archirafi (Binnenmarkt und Handwerk).
(Weiterer Bericht Seite 3)
Die Auflösung der Vergewaltigungslager und Zwangsbordelle in Bosnien müssen vorrangiges Ziel aller deutschen und internationalen Friedensbemühungen im ehemaligen Jugoslawien sein. Das hat jetzt in einer Resolution das "Frankfurter Frauenbündnis gegen Kriegsverbrechen an Frauen" gefordert; ihm gehören Frauen aus SPD, CDU und Grünen an, Gewerkschafterinnen, Vertreterinnen der Kirchen.
"Angesichts der Tatsache, daß im ehemaligen Jugoslawien Vergewaltigung in besonders extremer Weise als Mittel der Kriegsführung eingesetzt wird, fordern wir die Aburteilung dieser Kriegsverbrechen vor einem internationalen Gerichtshof", heißt es in der Resolution. Den Frauen, die durch sexuelle Gewalt schwanger geworden sind, müsse die Möglichkeit eines Abbruchs eingeräumt werden.
Das Frauenreferat hat bei der Frankfurter Sparkasse ein Spendenkonto eingerichtet, die Nummer lautet 48 413 (BLZ 500 50 102), Stichwort: Bosnien. ft
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Neuregelung der Zinsbesteuerung bringt für Sportvereine keine Veränderungen mit sich. Nach Auskunft des CDU-Kreisvorsitzenden und Hanauer Landtagsabgeordneten Aloys Lenz werden künftig bei Kapitaleinkünften der Sportvereine im Kreis keine Steuern aus Zinsen einbehalten. "Damit berücksichtigt das neue Gesetz, daß Vereine vorübergehend Zinseinnahmen erzielen und diese Mittel zu einem anderen Zeitpunkt für ihre Mitglieder einsetzen", so der CDU-Politiker.
Bei seinen Erläuterungen bezieht sich Lenz auf eine Erklärung des Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium, Joachim Grünewald.
Danach sei ein Zinsabschlag bei einem solchen gemeinnützigen Verein nicht einzubehalten. Es bedürfe jedoch einiger formaler Voraussetzungen. So müsse das Konto auf den Namen des Vereins lauten. Ferner müsse durch Bescheinigung des zuständigen Finanzamtes nachgewiesen werden, daß es sich bei dem Verband um eine von der Körperschaftsteuer befreite Einrichtung handele. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, würden ohne Höchstgrenze keine Steuern auf Zinzen erhoben.
In den Genuß dieser Sportförderung können Lenz zufolge auch freie Sportgruppen kommen, die nicht die Voraussetzungen eines eingetragenen Vereins erfüllen. Ein solcher Verband kann seinem Kreditinstitut einen Freistellungsauftrag von 6100 Mark erteilen. Diese Möglichkeit besteht allerdings nur dann, wenn das Konto auf den Namen des Vereins als Gläubiger der Kapitalveträge lautet.
Grundsätzlich gilt in beiden Fällen, daß die Erträge nicht im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb eines Sportvereins anfallen. "Wenn ein Verein kommerziell, also mit dem Ziel der Gewinnerwirtschaftung tätig ist, kann er diese Vorteile nicht beanspruchen, denn sie sind für gemeinnützige Organisationen vorgesehen", erläutert Lenz. are
Im Jahre vier nach dem Mauerfall läßt zwar der Aufschwung Ost weiter auf sich warten. Schwindler, Schieber und Absahner aber haben Hochkonjunktur. Für Wirtschaftskriminelle, zwielichtige Geschäftemacher und halbseidene Gestalten jeder Art ist Ostdeutschland zum Eldorado geworden. Der Reibach der Einheitsprofiteure geht in die Milliarden, ihr Risiko, erwischt zu werden, ist gering, den entstandenen Schaden zahlt zumeist der Steuerzahler. Trotzdem tut der Staat viel zuwenig gegen die Betrüger mit weißem Kragen, aber schmutziger Weste. Die Strafverfolgungsbehörden in den neuen Ländern, gerade aufgebaut, sind unterbesetzt und überfordert, erfahrene Ermittler in Wirtschaftsdelikten noch rarer als im Westen. Ernsthafte Versuche, dies zu ändern, sind nicht erkennbar. Man muß es so hart sagen: Viele Politiker, vor allem in Bonn, scheinen die Vereinigungskriminalität hinzunehmen - als unliebsame, aber unvermeidbare Begleiterscheinung eines historisch beispiellosen Übergangs einer Volkswirtschaft vom Plan zum Markt.
Der Streit über die Wiederbesetzung des obersten Kontrollpostens der Treuhandanstalt ist da geradezu symptomatisch. Monatelang war unklar, ob die Stabstelle Recht des zum Jahresende nach Stuttgart zurückkehrenden Wirtschaftsstaatsanwalts Hans Richter überhaupt wiederbesetzt wird. Erst als die Berliner Staatsanwaltschaft Alarm schlug, wachte man in der Staatsholding und in Bonn auf und begann, die Brisanz des Themas zu erkennen. Inzwischen ist zwar mit Daniel Noa von der Bundesstaatsanwaltschaft ein Nachfolger für Richter gefunden. Voraus aber gingen monatelange Querelen. Die Länder waren nicht bereit, einen ihrer knappen Ermittler nach Berlin abzustellen. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger suchte erst zögernd und dann lange vergeblich in den eigenen Reihen. Und Treuhand-Chefin Birgit Breuel brauchte viel Zeit, um den Verdacht zu entkräften, der Weggang des unbequemen "V-Manns der Staatsanwaltschaft" (ein Treuhänder) in den eigenen Reihen käme ihr nicht so ungelegen. Wie ernst nehmen Justiz und Politiker die Bekämpfung der Vereinigungskriminalität eigentlich, wenn ein so wichtiges Kontrollamt erst droht ganz wegzufallen und dann nur mit Mühe ein neuer Mann gefunden wird?
Mehr als 1000 Hinweisen auf mögliche Straftaten ist Richter bei der Treuhand nachgegangen, und seine Truppe hat oft Schlimmeres verhindert. Trotzdem: Die Anstalt war auch 1992 ein treuer Skandal- und Schlagzeilenlieferant. Erst jüngst konnte ein 500-Millionen-Betrug bei einem Firmenverkauf im letzten Moment verhindert werden, ein Privatisierungsdirektor, der unter Untreue- und Korruptionsverdacht steht, wird seit Monaten per Haftbefehl gesucht, und sogar Mitglieder dubioser Sekten wollten sich bei der Treuhand einkaufen. In 270 Fällen ermitteln die Staatsanwälte noch, erst 18 Verfahren sind abgeschlossen. Urteile gab es bisher nur sechs, eins davon ist rechtskräftig. Auch das ein Indiz dafür, wie schwerfällig die Justiz beim Kampf gegen die Einheitsbetrüger vorankommt.
Die einmalige, gewaltige Aufgabe, binnen kurzer Zeit eine Volkswirtschaft zu privatisieren, Zehntausende von Firmen und Grundstücken zu verkaufen, aus dem Nichts eine funktionierende 4000-Leute- Behörde zu schaffen - das alles hat auch Betrügern Tür und Tor geöffnet. Aber nicht nur bei und mit der Treuhand versuchen schwarze Schafe krumme Geschäfte zu machen. Allein der ermittelte Schaden durch illegale Transferrubelgeschäfte und andere Betrügereien bei der Währungsunion macht drei Milliarden Mark aus. Noch Dutzende von Verfahren sind offen. Während die Behörden mit der Verfolgung der alten Straftaten kaum nachkommen, tun sich längst neue Felder der Wirtschaftskriminalität auf. Subventionsbetrüger, meist ausgekochte Leute aus dem Westen, gründen zweifelhafte ABM- und Qualifizierungsbetriebe, verleihen oder beschäftigen illegal Kurzarbeiter und Arbeitslose. Die Bundesanstalt für Arbeit zahlt brav und oft ahnungslos, ihre Kontrollen sind lax, ihr Ermittlungsrecht ist begrenzt. THOMAS WÜPPER
BABENHAUSEN. Gegen eine ihrer Ansicht nach von "Rassismus" geprägte politische Entscheidung der Stadt Babenhausen im Kreis Darmstadt-Dieburg haben 264 Studierende und Lehrende des Fachbereiches Raumplanung an der Universität Dortmund protestiert.
Sie richteten, aufmerksam geworden durch einen Artikel in der FR, einen offenen Brief an den Magistrat der 15 000 Einwohner zählenden Kommune, nachdem innerhalb von vier Tagen die Unterschriften gesammelt worden waren.
Die FR hatte mehrmals über die Ausgrenzung besonders der rund 800 türkischen Einwohner bei der Vergabe kommunaler Baugrundstücke an Babenhausener Bürger berichtet. Die städtische Satzung läßt als Kaufinteressenten für insgesamt 27 zu günstigen Konditionen angebotene Bauplätze außer deutschen Familien nur solche Bewerber zu, die aus EG-Staaten stammen.
"Zu derartigem Rassismus können und wollen wir nicht schweigen", meinten die Dortmunder Uni-Angehörigen. Sie zogen bei der Bewertung dieses "Einheimischenmodells" Vergleiche zu den Anfängen der Menschen-Verfolgung in der NS- Zeit: "Um so unscheinbarer die Anfänge" der Vernichtung des Judentums waren, desto grausamer war dessen Ende, schreiben die Hochschul-Raumplaner. "Und so muß jede heutige Ausgrenzung ein großes Alarmsignal sein."
In dem Brief heißt es weiter: "Dem ,Kauft nicht bei Juden&rquote; scheint heute ein ,Verkauft nicht an Türken&rquote; zu folgen", beschlossen "in der ruhigen Atmosphäre eines Sitzungssaals". feu
Beim Frankfurter Kiwanis-Club kam jetzt eine Spende im Rahmen seiner Initiative "Kiwanis - Hilfe für bedürftige Kinder" zusammen. Eine erste Rate von 5000 Mark konnte der Verein der Hermann-Herzog-Schule für sehbehinderte Kinder in Frankfurt übergeben werden. Die Summe wurde durch den Verkauf von Weihnachtskarten aufgebracht.
Fast 40 sehbehinderte Kinder hatten sich zu dem Zweck an einem Preisausschreiben beteiligt. Das Bild des Siegers war für den Druck der Karten auserwählt worden. nik
OFFENBACH. Das Abendgymnasium für Berufstätige beginnt am 1. Februar 1993 wieder einen Vorkurs zur Vorbereitung auf das Abitur. Aufgenommen werden Berufstätige, die mindestes 19 Jahre alt sind, einen Hauptschulabschluß, einen Lehrabschluß oder eine dreijährige Berufstätigkeit haben.
Detail-Information gibt das Abendgymnasium. Es ist untergebracht in der Offenbacher Brandsbornstraße 11 bis 15 (Gebäude der Leibnizschule, Raum C009), Telefon 069 / 83 70 661. Sprechzeiten sind werktäglich von 18 bis 20 Uhr. lz
"Ich will gesund nach Haus" steht auf der Mütze, die sich Erich als Schutz gegen den Nieselregen aufgesetzt hat. Der Satz, mit dem eine Krankenkasse für ihre Dienste wirbt, mutet wie ein makaberer Scherz an. Denn Erich ist Alkoholiker, haust in einem Bretterverschlag zwischen Main und Oskar-von-Miller-Straße und hat am Wochenende erfahren, wie schnell das Leben auf der Straße in den Tod führt. Keine 100 Meter von Erichs Domizil entfernt verbrannte ein Obdachloser in einem Kran, in dem er sich häuslich eingerichtet hatte.
"Den haben wir nicht gekannt", beteuern Erich und sein Kumpan Bernd. Auf die Frage, ob sie nicht befürchten, auf dieselbe Weise zu sterben, zucken die beiden nur teilnahmslos die Achseln. "Wenn man Alkoholiker ist. . .", setzt Erich an und führt den Satz nicht zu Ende, als sei damit schon alles gesagt.
Eine Entziehungskur, die die 42 und 43 Jahre alten Männer in Osnabrück begannen, "hat nichts geändert". "Jetzt machen wir halt Sitzung", sagt Bernd und hält die Hand auf, um zu erklären, daß Betteln gemeint ist. Geld und eine Bleibe vom Sozialamt wollen er und sein Kumpel nicht. "Das Geld wollen die doch zurück", behauptet Bernd, als hätte er noch nie etwas von Sozialhilfe gehört. Außerdem, fügt er vorsichtig an, habe er keine Papiere.
Wer keine Wohnung hat, bekommt auch keine Arbeit, klagen die beiden. Dabei wollen sie gar nicht weg von ihrem Platz an der Flößerbrücke. Unterschwellig verteidigen sie ihr Leben unter freiem Himmel, fernab von Behördenvorschriften und Fürsorge. Zehn Männer haben sich am Platz hinter der Oskar-von-Miller-Straße in fünf Haus- und vier Igluzelten sowie zwei Bretterverschlägen niedergelassen. Es gibt keine Heizmöglichkeit und keine sanitären Anlagen. Nur der Müll wird regelmäßig abgeholt.
Seine Mitarbeiter, so Sozialamtsleiter Ingo Staymann, hätten das Obdachlosendomizil Mitte Dezember zum letzten Mal besucht. Allerdings ohne Erfolg. "Die Männer befürchten, daß man sie anhält, ihr Leben zu ändern", meinte Staymann.
Ein Mitverschulden der Stadt am Tod des Obdachlosen verneinte gestern auch Sozialdezernent Martin Berg. Die Notübernachtungsplätze würden diesen Winter erstmals ausreichen. "Solche Unfälle ließen sich vermeiden", meinte Berg, der den Todesfall gleichwohl bedauerte. vo
Katholik, Nichtraucher, Wochenendheimfahrer, Leisetreter und Einzelgänger - so scheint der ideale Mieter für manchen Eigentümer auszusehen. Tatsächlich treibt die Wohnungsnot hierzulande seltsame Blüten: Um eine der wenigen freien Bleiben in den Großstädten zu ergattern, sind manche Quartiersucher sogar bereit, auf solche Konditionen einzugehen. Die Gerichte aber haben ein Einsehen mit Gelegenheitsrauchern: Auch wer sich beim Einzug als "Nichtraucher" ausgegeben hat, muß nach dem Urteil der Juristen nicht beim ersten heimlichen Lungenzug unter der Bettdecke mit dem Hinauswurf rechnen.
In dem konkreten Fall hatte ein passionierter Nikotin-Gegner seine Einliegerwohnung mit dem Vermerk "Nichtraucher gesucht" in der Tageszeitung angeboten. Als sich eine Interessentin bei ihm meldete und auf persönliche Nachfrage hin versicherte, sie habe den Glimmstengeln schon lange abgeschworen, erhielt sie den Zuschlag. Der Vermieter aber qualmte schon bald vor Wut, weil er bemerkte, daß die angeblich vom blauen Dunst Bekehrte ab und zu doch rückfällig wurde. Auch wollte die Dame ihren Gästen partout das Inhalieren nicht untersagen.
Derartige Renitenz ließ den Tabakfeind wie ein "HB-Männchen" in die Luft gehen: Er zog alle Register des Mietrechts, focht den Vertrag wegen Irrtums und arglistiger Täuschung an und erklärte sicherheitshalber auch noch eine fristlose Kündigung wegen "schwerwiegender Vertragsverletzung". Vor dem Stuttgarter Landgericht hatte er damit freilich keinen Erfolg.
Die Juristen wiesen die Räumungsklage mit der Begründung ab, der Eigentümer habe den Wunsch eines "absoluten Rauchverbotes" nicht eindeutig genug im Kontrakt geregelt (Aktenzeichen: 16 S 137/92). Allein aus dem Anzeigentext könne nicht hergeleitet werden, daß auch Gäste der Mieterin auf den blauen Dunst verzichten müßten. Ein strikter Rauchverzicht ergebe sich auch nicht aus den mündlichen Erklärungen der damaligen Wohnungsinteressentin. Dieese habe nämlich lediglich erklärt, daß sie das Zigarettenqualmen aufgegeben habe.
Eine solche Auslassung berechtige nicht zu der Annahme, die Dame werde auch in Zukunft nie wieder einen Glimmstengel anrühren. uw
OFFENBACH. Die Weihnachtsfeier der Klasse 6 f der Lauterborner Edith-Stein- Schule stand unter dem Motto: "Beim Feiern auch an andere denken." Deshalb sammelten die Schüler und Schülerinnen 361 Mark durch den Verkauf und die Versteigerung von selbstgebackenen Plätzchen, selbstgebastelten Duftorangen, Weihnachtssträußen und Pflanzen an ihre Eltern und Lehrer.
Die Klasse entschied nach kurzer Überlegung, den Betrag für die von Hungersnot bedrohten Kinder in Somalia zu spenden. lz
KREIS OFFENBACH. Zu einer Tagung über Ausländerfeindlichkeit und Gewalt gegen Ausländer hatte das Kreisjugendamt aus Anlaß der aktuellen rechtsextremistischen Ereignisse eingeladen, und dem Ruf folgten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Egelsbach, Rödermark, Seligenstadt, Heusenstamm, Dreieich, Hainburg, Rodgau, Neu-Isenburg, der Kreisjugendpflege und des Kreisjugendbildungswerks.
Aus den Schilderungen wurde deutlich, wie vielfältig die Diskriminierungen gegen junge und erwachsene Ausländerinnen und Ausländer sind. Einschneidend war auch die Erkenntnis über die Desinformation und Unsicherheit bei vielen Jugendlichen. Über die Angst vor rechtsextremistischen Übergriffen bei ausländischen Gruppen wurde ebenso berichtet wie von guten Erfahrungen mit Integrationsprojekten.
In Veranstaltungen, Fortbildungen und Schulungen zur politischen Jugendbildung will man sich mit den jungen Menschen auseinandersetzen, um so zu einer antirassistischen Erziehung und Einstellung beizutragen.
Bei der nächsten Tagung am 12. Januar werden sich die hauptamtlich in der Jugendarbeit Beschäftigten intensiver mit Ursachen und Hintergründen rechtsextremistischer Orientierungen bei Jugendlichen befassen. ttt
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen hat Landrat Karl Eyerkaufer in diesen Tagen die Verdienste seines obersten Brandschützers, des Kreisbrandinspektors Karl Noll, ausgezeichnet. Noll ist seit vierzig Jahren aktiver Feuerwehrmann.
Im Rahmen der jüngsten Ortsbrandmeister-Dienstversammlung
Beeindruckend liest sich die Aufzählung von Nolls Aufgaben im Rahmen seiner Tätigkeiten bei der Feuerwehr. 1951 trat er dem Löschverband Romsthal / Eckardroth / Wahlert bei. Von 1960 bis 1972 war er Ortsbrandmeister im Huttengrund und gründete dort 1964 die Jugendfeuerwehr. Vier Jahre lang war er Jugendfeuerwehrwart des Kreisfeuerwehrverbandes Schlüchtern, danach Vorsitzender und Kreisbrandinspektor. 1975 übernahm er das Amt des Stadtbrandinspektors von Bad Soden-Salmünster.
Im Main-Kinzig-Kreis hatte er zunächst das Amt des Kreisbrandmeisters und des stellvertretenden Kreisbrandinspektors inne. Seit 1991 ist Noll Kreisbrandinspektor und Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes.
Im Rahmen dieser Aufgabe fungiert er darüber hinaus als Kreisausbilder, Schiedsrichter im Kreis, Pressewart und seit 1976 als Kassenwart des Landesverbandes. are
BÜDINGEN. Mehrere Dutzend Bäume und Sträucher auf einer Länge von über 100 Metern sind im Park des Büdinger Fürsten erdgleich abgeholzt worden. Die Fällaktion des Fürstenhauses ist sehr wahrscheinlich widerrechtlich erfolgt. Der Wetteraukreis wird wegen des möglichen Verstoßes gegen das Hessische Naturschutzgesetz ein Ordnungswidrigkeitverfahren gegen das Fürstenhaus einleiten, wie gestern auf Anfrage der FR die Wetterauer Vizielandrätin und Umweltdezernentin Gila Gertz mitteilte.
Der Kahlschlag ereignete sich zwischen dem 10. und 12. Dezember. Laut Gila Gertz lag dem Fürstenhaus zu Beginn der Aktion eine von einem Sachbearbeiter der Unteren Naturschutzbehörde mündlich erteilte Genehmigung vor.
Nachdem Bürger sich vehement über den erheblichen Umfang der Arbeiten beim Kreis beschwert hatten, wurde von der Unteren Naturschutzbehörde der Mitarbeiter, der zuvor bereits die mündliche Genehmigung erteilt hatte, vor Ort geschickt. Er wollte aber keine genehmigungspflichtige Fällaktion erkennen - obwohl die umgelegten Bäume bis zu 40 Zentimeter Durchmesser stark sind. Als die Arbeiten also ungehindert fortgesetzt wurden, beschwerten sich abermals Bürger beim Kreis, der diesmal den Sachbearbeiter und einen weiteren Kollegen in den Büdinger Forst schickte. Vor Ort wurde dann mündlich jeder weitere Eingriff untersagt.
Gegenüber der FR sagte Gila Gertz, daß der Sachbearbeiter bereits bei der ersten Besichtigung ein "Sägeverbot" hätte aussprechen müssen, da zu diesem Zeitpunkt bereits klar gewesen sei, daß der Eingriff weit über die zuvor telefonisch von der fürstlichen Verwaltung hinaus angekündigte "Durchforstungs- und Säuberungsaktion" hinausgegangen sei. Eine Stellungnahme von dem Mitarbeiter selbst konnte die FR gestern nicht einholen, weil sich dieser im Außendienst befand.
Die für die Natur folgenreiche Fehleinschätzung des Sachbearbeiters ist kein Einzelfall. Im Januar 1992 hatte dieser eine erdgleiche Abholzung von Sträuchern und Büschen inmitten eines geschützten Landschaftsteiles bei Wöllstadt veranlaßt, die erst während der Arbeiten durch Beschwerden von Vogelschützern von der Umweltdezernentin selbst hatte gestoppt werden können.
Für die Vogelschützer war die Fällaktion in Wöllstadt ein herber Rückschlag, weil vielen Tieren ein Überwinterungsraum genommen wurde. Das Peinliche an dem Wöllstädter Fall: Der übereifrige Behördenmitarbeiter hatte die Aktion in einem Gebiet angeordnet, das als erstes im Wetteraukreis als geschützter Landschaftsteil ausgewiesen worden ist.
Auf Konsequenzen im Kreishaus wird die Öffentlichkeit wohl warten müssen. Der Kreis war schon einmal durch ein Arbeitsgericht gezwungen worden, eine gegen den Mitarbeiter wegen ähnlicher Vorkommnisse ausgesprochene Kündigung zurückzunehmen. str
Nach Angaben der Deutschen Postgewerkschaft in Frankfurt plant das Unternehmen Deutsche Bundespost Telekom, seine Ausbildungsplätze im nächsten Jahr stark zu verringern. Bundesweit sollen 1993 nur noch 2130 Jungen und Mädchen als Kommunikationselektroniker ausgebildet werden, in diesem Jahr seien es noch 5000 gewesen.
Allein beim Fernmeldeamt 1 in Frankfurt würden fast 100 Lehrstellen gestrichen.
Der Abbau der Lehrstellen werde sich auch auf die Serviceleistungen der Telekom auswirken, prophezeite die Gewerkschaft und kündigte zugleich ihre Widerstand gegen "diese Vorgehensweise" an. ft
WIESBADEN. Wer in Hessen zur Polizei gehen will, soll künftig die Fachhochschulreife (12 Schuljahre) vorweisen: Das sehen die Vorschläge einer Arbeitsgruppe "Polizei Hessen 2000" vor, die Innen- Staatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD) am Dienstag in einer Pressekonferenz vorstellte.
Die Arbeitsgruppe des Innenministers aus Polizeipraktikern und -ausbildern hat mehrheitlich empfohlen, Polizisten in Zukunft generell nur noch unmittelbar in den "gehobenen Dienst" einzustellen und die Ausbildung damit an die Verwaltungsfachhochschule zu verlagern, die für diesen "gehobenen Dienst" zuständig ist.
Die Umorganisation ist eine Konsequenz aus dem umfangreichen hessischen Beförderungsprogramm für Polizisten, mit dem der schlechter bezahlte "mittlere Dienst" nach und nach abgebaut werden soll - geht in ihrer Konsequenz noch weit über bisherige Pläne der rot-grünen Landesregierung hinaus.
Hessen hat als erstes Bundesland seit 1991 mit einer Reduzierung des mittleren Dienstes zugunsten "gehobener" und "höherer" Laufbahnen begonnen. Bislang werden laut Innenministerium aber auch in Hessen immer noch 70 Prozent aller Polizisten nach den "mittleren" Gehaltsgruppen bezahlt. Das rot-grüne Beförderungsprogramm soll dafür sorgen, daß im Jahr 2000 bereits zwei Drittel der Schutzpolizisten und alle Kripo-Beamten den "gehobenen Dienst" erreicht haben. Die jetzt veröffentlichten Vorschläge der Arbeitsgruppe laufen darauf hinaus, nach der Jahrtausendwende die Polizei komplett in die besser bezahlten Gehaltsgruppen umzustellen.
Bis 1997 müßten dann über 2000 Studienplätze im Fachbereich Polizei der Verwaltungsfachhochschule zur Verfügung stehen, um das neue Konzept zu verwirklichen. Neueinstellungen sollen - so die Arbeitsgruppe - danach generell nur noch in der Schutzpolizei erfolgen, die Kriminalpolizei soll sich "aus der Schutzpolizei ergänzen". Die bisherige Ausbildung für den mittleren Dienst, in dem traditionell die Schutzpolizisten angesiedelt waren, soll entfallen. Die bisherige "Polizeischule" soll sich auf Fortbildungsaufgaben konzentrieren.
Das Berufsbild der Polizei würde sich binnen eines Jahrzehnts "grundlegend ändern" (Kulenkampff), weil der Polizeiberuf mit der finanziellen Besserstellung dann auch auf einer höheren Qualifikationsstufe angesiedelt werde.
Der Staatssekretär ließ offen, ob die Regierung den Vorschlägen folgen wird. Zunächst sollen in den kommenden drei Monaten Verbände und Fachleute dazu angehört werden. Die FDP-Opposition begrüßte die neue Konzeption als "überfällig". Wenn es zu einer Realisierung kommt, müßten die Beamten künftig aber von "polizeifremden Aufgaben" stärker entlastet werden, meinte der FDP- Abgeordnete Jörg-Uwe Hahn. me
Heute kommt der Briefträger zum letzten Mal für fünf Tage und bringt die noch ausstehenden Grüße oder Päckchen zum Fest - wenn alles gut gegangen ist. Aber daran muß in diesem Jahr nicht allzusehr gezweifelt werden: Anders als in den beiden vergangenen Jahren, als die Vereinigung alle Pläne umwarf, hatte die Post diesmal die Festtagsflut im Griff. Auch in Europas größtem Verteilzentrum in der Hafenstraße 5, wo von Ende November bis Heiligabend absolute Urlaubssperre gilt für alle Postangestellten. Aus Nordhessen holt man sich Hilfe von anderen Postämtern; zusätzlich springen 600 Aushilfen ein - zur Unterstützung der 5500köpfigen Stamm-Belegschaft. Die Sortiermaschinen laufen auf Hochtouren.
Millionen von Briefen, Päckchen und Paketen sollten bis heute die Adressaten erreichen. Die durchschnittliche Zahl der Briefe, die in der Hafenstraße eingehen und zugestellt werden - etwa 800 000 Sendungen pro Tag -, verdoppelt sich in den Tagen vor Weihnachten. Dazu kommen noch die Briefe, die "von Frankfurt weg und durch Frankfurt durch" müssen: Von 2,4 Millionen steigt da die Zahl zur Weihnacht auf etwa 3,5 Millionen. Nicht ganz so rapide "vermehren sich" Päckchen und Pakete: aus rund 100 000 Paketen werden 120 000, aus 70 000 Päckchen werden 90 000 Stück. nik
Aufgespießt
Bürgermeister Walter Ungers Kommentar zu den amtlichen Ermahnungen des Maintaler Stadtbrandinspektors Rolf Schmidt.
HANAU. Solange die Bundesregierung keine rechtlichen Vorbeugungen gegen Salmonellen-Infektionen getroffen hat, rät die Hanauer Verbraucherzentrale (Wilhelmstraße 11-13), beim Kauf von Eiern darauf zu achten, daß das Legedatum angegeben ist. Die Ware müsse möglichst frisch sein, ansonsten müßten die Eier zum Verzehr durch und durch erhitzt werden.
Eier seien getrennt von anderen Lebensmitteln im Kühlschrank zu lagern. Bei der Verarbeitung sei die notwendige Hygiene unabdingbar.
Für Tiramisu oder Mousse au Chocolat als Nachspeise sollten nach Meinung der Verbraucherschützer nur Eier verwandt werden, die höchstens fünf Tage alt sind. him
RODGAU. Bis zum 15. Januar sollen sich alle Vereine, die im Juli erstmals bei einer "Rodgauer Kulturwoche" mitmachen möchten, im Jügesheimer Rathaus beim Sport- und Kulturamt melden. Geplant ist eine Veranstaltungsreihe, in die alle Stadtteile mit einbezogen werden sollen.
Bürgermeister Paul Scherer nennt als Möglichkeiten Ausstellungen, Theater, Konzerte, Liederabende oder Kinonacht, Workshops und Kulturcafé. Die Vereinsvorschläge werden in der nächsten Sitzung des Sport- und Kulturausschusses diskutiert. Im Frühjahr ist dann eine erste Info-Veranstaltung mit den Vereinen vorgesehen. hf
Kleine FR
Jugendzentren geschlossen MAINTAL. Auch Sozialarbeiter und Pädagogen müssen einmal ausspannen: Die städtischen Jugendzentren bleiben ab sofort bis einschließlich Sonntag, 10. Januar 1993 geschlossen, teilt Stadtjugendpflegerin Brigitte Vollprecht mit: "Anschließend wird der Normalbetrieb wieder aufgenommen."
Wingertstraße gesperrt Maintal. Da ist erst einmal Umdenken notwendig: Wegen Bauarbeiten wird die Wingertstraße im Stadtteil Dörnigheim vom 4. Januar 1993 bis einschließlich 14. Januar 1993 für den Durchgangsverkehr gesperrt, teilt Ordnungsamtsleiter Dieter Iffland mit. Die entsprechenden Umleitungen werden ausgeschildert.
&blt; Wissenschaftliche Führungen
Bis zum 28. Februar ist im Deutschen Filmmuseum die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" zu sehen. Hierzu bietet das Museum jeden Mittwoch um 18 Uhr eine wissenschaftliche Führung an. &blt; Jo van Nelsen - "Lauter Lügen" Am 23. Dezember um 20 Uhr und an Heiligabend um 22 Uhr präsentiert Jo van Nelsen zum letzten Mal sein Chansonprogramm im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4. Auf dem Programm stehen Texte von Erich Kästner und Friedrich Hollaender sowie klassische Chansons und Schnulzen. Karten können unter Tel. 069 / 40 58 95 20 vorbestellt werden. &blt; Rock-Musical "Linie 1" In der Neu-Isenburger Hugenottenhalle gastiert am heutigen Mittwoch um 20 Uhr die Kampnagel Kulturfabrik aus Hamburg mit dem Rock-Musical "Linie 1" von Volker Ludwig. &blt; Kunst in der Kathedrale Unter dem Motto "Kraft durch Fremdes" findet im Veranstaltungsort ,Kathedrale&rquote;, Kirchnerstraße 3, bis zum 24. Dezember täglich ein buntes Programm mit Kunst, Musik, Performances, Videos, Filmen und Lesungen statt. &blt; Wiederaufnahme von "Artifact" Am 14. Januar wird in der Oper am Theaterplatz das Ballett "Artifact" von William Forsythe wiederaufgenommen. Die Musik zur Choreographie stammt von Johann Sebastian Bach und der amerikanischen Komponistin Eva Crossmann-Hecht. Weitere Vorstellungen sind geplant für den 16., 18. und 20. Januar. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. &blt; Abo-Büro der Oper geschlossen In der Zeit vom 23. Dezember bis zum 3. Januar bleibt das Abo-Büro der Oper Frankfurt geschlossen. Ab dem 4. Januar, 10 Uhr, ist es dann wieder zu den üblichen Zeiten geöffnet. &blt; Kunstwerke in der Galerie ak Bis zum 6. Februar stellen Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild und Sabine Zimmermann im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung ihre Arbeiten in der Galerie ak, Gartenstraße 47, aus. Geöffnet ist die Schau dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 12 bis 14 Uhr. &blt; "Les Parents Terrible" Im Werkstattkino ,Mal Seh'n&rquote;, Adlerflychtstraße 6, ist heute um 17.45 Uhr und um 19.45 Uhr der Film "Die schrecklichen Eltern" von Jean Cocteau in der Originalfassung zu sehen.
KREIS OFFENBACH. Für die Beteiligung Privater am öffentlichen Personennahverkehr hat sich der FDP-Kreisvorsitzende Axel Kaiser ausgesprochen und ein attraktiveres Verkehrsangebot im Kreis Offenbach gefordert. Den ersten Schritt dazu müsse allerdings die hessische Landesregierung über ein Personennahverkehrsgesetz tun, damit endlich die Finanzierung geklärt werde.
Als Befürworter privater Aktivitäten hält Axel Kaiser ein Modell für möglich, nach dem Kreise und Kommunen Fahrleistungen bei Privatunternehmern bestellen können. Gezahlt wird nur dort, wo es im Nahverkehr keine Kostendeckung gibt. hf
EGELSBACH. Der Deutsche Gewerkschaftbund (DGB), Ortskartell Egelsbach, fordert die Hessische Flugplatz GmbH (HFG) auf, Planungen für eine Verlängerung der Start- und Landebahnen auf dem Egelsbacher Flugplatz aufzugeben. Die Umweltbelastung durch Lärm und Schadstoffe dürfe nicht erhöht, sondern solle abgebaut werden. Außerdem müsse das Nachtflugverbot bestehen bleiben.
Die Gewerkschafter sind der Ansicht, daß die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens durch diese Forderungen nicht gefährdet werde. Den Einwohnern Egelsbachs, die bereits stark unter dem Verkehrsaufkommen im Rhein-Main-Gebiet zu leiden hätten, dürfe aber keine weitere Belastung zugemutet werden.
Die Mitglieder des Ortskartells fordern alle Egelsbacher Bürger und Bürgerinnen auf, sich aktiv gegen den geplanten Flugplatzausbau einzusetzen. Am Mittwoch, 13. Januar, soll ab 19 Uhr im Kolleg des Bürgerhauses über Maßnahmen gegen den Ausbau diskutiert werden. pgh
HATTERSHEIM. Mit zwei neuen Projekten im Baugebiet "In den Wiesen" und auf dem Anwesen Rotenhofstraße 5 will die Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft neue Wege auf dem Gebiet des Wohnungsbaues weisen: Während an der Rotenhofstraße zwei Gebäude mit subventionierten Eigentumswohnungen für 14 Familien entstehen sollen, plant die stadteigene Gesellschaft im neuen Baugebiet den Bau eines zweigeschossigen Energiesparhauses. Durch die Verwendung wärmedämmender Stoffe und anderen Einrichtungen zur Verringerung des Wasser- und Stromverbrauches erwarten die Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft, Wilfried Hamann und Gerhard Krietsch, Energieeinsparungen in Höhe von 50 Prozent. Die Kosten für das neue Gebäude, für das drei Architekturbüros Entwürfe vorgelegt haben, beziffern die Geschäftsführer mit etwa 2,5 Millionen Mark. Obgleich die Stadt noch keine Werbung für das neue Haus gemacht hat, haben sich bei der Gesellschaft inzwischen schon 30 Interessenten gemeldet.
Für die beiden Häuser, die an der Rotenhofstraße errichtet werden sollen, hat der Bauträger am Dienstag die Pläne vorgelegt: Im Unterschied zu herkömmlichen Gebäuden vergleichbarer Größe können die künftigen Eigentümer noch vor dem Einzug Einfluß auf die Raumeinteilung in der Wohnung nehmen. Nichttragende Wände werden als Ständerkonstruktion eingebaut und erlauben so, die eigenen vier Wände - etwa nach dem Auszug der Kinder - den veränderten Bedingungen anzupassen. Darüber hinaus haben die Architekten in einem Haus Gruppenräume eingeplant, die von den Wohnungseigentümern teilfinanziert und nach Belieben genutzt werden können. Die Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft und Bürgermeister Alfred Schubert denken beispielsweise an eine gemeinsam organisierte Kinderbetreuung oder an kleine Feste, die in den Räumen veranstaltet werden können. Wie die Bewohner der Häuser letztlich das Angebot nutzen, steht den neuen Eigentümern frei.
Um vor allen jungen Familien den Erwerb der Eigentumswohnungen zu ermöglichen, "hilft die Stadt, den Schuldendienst zu vermindern", erläutert Schubert das im Kreis bislang einmalige Modell. Für jedes Kind erhalten die Eltern pro Monat einen Aufwendungszuschuß in Höhe von 300 Mark. Damit kann sich die Kreditaufnahme für den Kauf der Wohnungen bis zu 40 000 Mark verringern. Bei zwei Kindern verdoppelt sich die Summe auf immerhin 80 000 Mark.
Unterm Strich kalkuliert die Wohnungsbaugesellschaft für eine Familie mit zwei Kindern einen Kaufpreis von 320 000 Mark. Im Vergleich zu marktüblichen Angeboten können die Käufer damit bis zu 80 000 Mark sparen.
Für das Energiesparhaus im neuen Baugebiet "In den Wiesen" liegt bislang keine Kalkulation vor. Die Baugesellschaft erwartet jedoch Gesamtkosten, die durch den höheren Aufwand und die Verwendung qualitativ hochwertiger Materialien um etwa zehn Prozent über der Bausumme für ein normales Haus liegen. Angesichts steigender Energiekosten rechnen die Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft mit einer Amortisation der Kosten innerhalb von zehn Jahren. Das Energiesparhaus wird außerdem mit Sonnenkollektoren und einer Brauchwasseranlage ausgerüstet, um wertvolle Ressourcen zu schonen. schu
BAD HOMBURG. Die Fahrt für einen Autofahrer endete am Montag mittag im Graben. Wie die Polizei berichtete, war der Mann auf der Bundesstraße zwischen Oberursel und Bad Homburg unterwegs, als er in einer Linkskurve wegen zu hohen Tempos nach rechts von der Fahrbahn abkam. Das Auto kippte auf die Seite und landete im Graben. Schaden 6500 Mark. ca
In Fußball-Italien, einem Fleckchen dieser Erde, wo prominente ausländische Kicker, denen zu Hause Millionen zujubeln, zuweilen Millionen-Beträge dafür kassieren, nicht gegen den Ball treten zu müssen, in jenem Fußball-Italien also gibt es einen Klub, der beschreitet neue Wege. AC Florenz heißt er; ja, genau jener Klub, der als einziger Stefan Effenberg noch spielen läßt. Und dieser AC Florenz hat, sicherlich nach nächtelangem Debattieren, einen aufsehenerregenden Beschluß gefaßt, wonach die Kicker auf einen Teil ihrer Prämien verzichten müssen, falls der Verein, derzeit Zweiter hinter dem AC Mailand, am Ende der italienischen Meisterschaft einen UEFA-Cup- Platz erringt. Verheiratete Spieler, so lesen wir in der sid-Notiz verwirrt weiter, "müssen zehn Prozent der dann fällig werdenden Prämie an ihre Frau, unverheiratete Spieler an ihre Mutter abgeben".
Offensichtlich bestand Handlungsbedarf. Dem AC Florenz sei dank. Endlich wurde uns das bestätigt, was wir lange allenfalls vermuten konnten. Endlich ist es raus: Der italienische Mann, noch dazu der fußballspielende, taugt doch bestenfalls als den Frauen hinterherpfeifende "Latin-Lover", der ansonsten die im Schweiße seiner Fußball-Socken verdiente Lira leichter Hand durchbringt. Capucchino, Vino und Ferrari sind ihm ohnehin wichtiger als (Ehe)-Frau oder Mamma, die zu Hause, in Sack und Asche darbend, nicht wissen, wie die plärrende Kinderschar satt zu kriegen ist. Derweil vergnügt sich der Macho in kurzen Hosen auf dem Fußball-Feld, streicht dicke Kohle ein und freut sich seines Lebens.
Oder ist's doch ganz anders? Aber warum nur, fragt sich der gemeine Fußball-Fan, sollen die Kicker einen Teil ihrer Prämien ausgerichtet an die Gattin/Mutter abgeben? Ist's womöglich eine besonders perfide Art der Motivation von übersättigten Stars, wenn die Holde im Sofa sitzt und schon mal ihre Provision ausrechnet? "Stefan", rüffelt sanft Frau Effenberg, "daß du mir ja ordentlich Fußball spielst." Wehe, der Gatte kommt dann ohne einen UEFA-Cup-Platz nach Hause. Oder will der AC Florenz gar nicht erst am internationalen Wettbewerb teilnehmen und traut sich das nur nicht offen auszusprechen?
Bislang ist noch nicht übermittelt, ob's schon zu ersten Trennungen, ernsten Krisen oder Vereins-Austritten gekommen ist. Möglich ist alles. Und möglich ist auch, daß der AC so kurz vor dem Feste einfach nur dem Nächsten gedachte. Wenngleich es vielleicht auch andere Adressaten hätte geben können - notleidende Tennis-Profis etwa. Frohe Weihnacht. THOMAS KILCHENSTEIN
FRIEDRICHSDORF. Am Montag abend wurde in der Zeit zwischen 19 und 20 Uhr in Friedrichsdorf ein Auto gestohlen. Der Wagen mit kupferfarbenem Lack wurde in der Dr.-Fuchs-Straße geknackt und weggefahren. Das Kennzeichen des Wagens lautet: F-ET 604. ca
MÜNZENBERG. Die Lagergemeinschaft Auschwitz wirft Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) eine Mitschuld an der Gewalt gegen Ausländer in Deutschland vor. Kohls Politik, so die Lagergemeinschaft in einem offenen Brief an den Regierungschef, habe erst "das politische Klima für die Unruhen dieser Zeit geschaffen" und damit "der Gewalt die Tür aufgestoßen".
Die Reaktion des Bundeskanzlers auf die Ausschreitungen in Rostock sei praktisch eine "Ermunterung zur Gewalt gegen Menschen" gewesen. Damit habe sich, zum ersten Mal wieder, die "Gewalt als erfolgreiches Mittel der Innenpolitik präsentiert".
Die Vereinigung der Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz wirft der Bundesregierung außerdem vor, sie stelle mit der geplanten Grundgesetzänderung parteipolitische Wünsche über den Verfassungsgrundsatz von der Würde des Menschen. Asylbewerber würden damit zu Blitzableitern für Kohls politische Probleme. ms
NIEDERDORFELDEN/MEUSCHEN. Ein Beispiel west-ost-deutscher Hilfeleistung hat die Arbeiterwohlfahrt (AW) Niederdorfelden geboten. Eine junge Erzieherin aus Meuschen (bei Lützen, Sachsen-Anhalt), die im Niederdorfelder Kindergarten praktiziert hat, erzählte beiläufig von der dürftigen Ausstattung ihres heimischen Kindergartens .
Auf offenbar gezielten Umwegen kam die Nachricht AW-Vorsitzendem Ernst Lepeschka zu Ohren, der daraufhin eine Sammelaktion im Dorf organisierte. Dabei sind soviele gebrauchte Spielsachen zusammengekommen, daß ein VW-Bus damit gefüllt werden konnte - bis auf vier Sitzplätze. Die nahmen Lepeschka, Bürgermeister Wilfried Schneider und die Niederdorfelder Gastgeber der jungen Erzieherin ein, fuhren gen Osten und überbrachten die Gaben.
"Übergroß war die Freude in der kleien Stadt", läßt der mittlerweile wieder heimgekehrte AW-Vorsitzende wissen und gibt auch preis, was er nebenbei gelernt hat: Daß die kleine Stadt "vor allem durch die Schlacht im dreißigjährigen Krieg bekannt wurde, bei der der Schwedenkönig Gustav Adolf tödlich verwundet wurde". pom
Die Kündigung einer Personalrätin des Schauspiels sehen Gewerkschafts- und Personalvertreter der Bühnen als "Machtmißbrauch" des Intendanten an. "So nicht, Herr Eschberg!" ist das Flugblatt der IG Medien überschrieben, das zuerst bei der jüngsten Premiere, Rainald Goetz' "Festung", im Bockenheimer Depot auslag und inzwischen in Schauspiel- und Opernhaus verteilt wird.
Die Gekündigte ist eine seit rund fünf Jahren im Schauspiel beschäftigte Souffleuse, gegen deren Arbeit, so die Bühnen-Personalräte am Dienstag bei einer Pressekonferenz, im Ensemble ausschließlich Eschberg-Ehefrau Carmen- Renate Köper Einwände geltend gemacht habe. Wie alle künstlerisch Beschäftigten hat auch die Souffleuse nur einen Zeitvertrag, der sich dann verlängert, wenn keine "Nichtverlängerung" ausgesprochen wird. Seit Mai ist die Betroffene einzige Personalvertreterin des Schauspiels in dem 13köpfigen Gremium.
Mitte Oktober hatte ihr Intendant Peter Eschberg angekündigt, daß ihr Vertrag über das Spielzeitende hinaus nicht aufrechterhalten werde. Die Betroffene hatte darauf die Mitwirkung des Personalrats gefordert, die der Intendant aber nicht herstellte. Am 31. Oktober wurde die Kündigung ("Nichtverlängerung") ausgesprochen.
So wird die Gewerkschaft IG Medien anhand des Falles vor dem Arbeitsgericht ausfechten, daß auch im Theater mit seinen Zeitverträgen "Personalvertreter nicht gekündigt werden dürfen". Andererseits klagt der Personalrat vor dem Verwaltungsgericht sein Recht auf Beteiligung ein: "Der Intendant muß die Nichtverlängerungserklärung zurück- oder seinen Hut nehmen". Denn: Nach dem Hessischen Personalvertretungsgesetz dürften "Personalräte keine Nachteile haben", nur "aus wichtigem Grund" sei beispielsweise ihre Abordnung oder Versetzung möglich. Wie denn, fragte Personalratsvorsitzender Heinz Hagenau, "sollen Künstler ihre Interessen vertreten, wenn sie immer die Faust im Nacken haben?" Es gelte "eine rechtliche Lücke zu füllen: Auch Künstler müssen als Personalräte unkündbar sein".
"Wir haben nun mal", sagte hingegen Schauspiel-Personalchef Klaus Steppat am Nachmittag auf Anfrage, "für den künstlerischen Personenkreis die Zeitverträge." Hier sei "die Mitwirkung des Personalrats nicht vorgesehen". Einem Theaterleiter müsse es möglich sein, ein Ensemble zu bilden". clau
Nach seiner Verurteilung zu einem Jahr Freiheitsstrafe wegen Kindesmißhandlung muß ein 34 Jahre alter Afrikaner damit rechnen, daß er aufgrund neuer Vorschriften kein Asyl in der Bundesrepublik erhält. Der aus Somalia stammende Bankangestellte hatte seine neunjährige Tochter wiederholt verprügelt, weil sie zur Schule kein Kopftuch tragen und samstags nicht im Koran lesen wollte.
Wie der Angeklagte jetzt vor dem Amtsgericht in Frankfurt zu verstehen gab, tun ihm die Vorfälle heute leid. Er habe eingesehen, daß Kinder in Deutschland nicht geschlagen werden dürfen. Nach Auskunft der Verteidigung ist unterdessen das Psychosoziale Zentrum für ausländische Flüchtlinge eingeschaltet worden, um den Mann und seine Familie therapeutisch zu unterstützen.
Als Angehöriger eines in Somalia verfolgten Clans war der Angestellte mit Frau und insgesamt sieben Kindern im Sommer 1991 in die Bundesrepublik gekommen. Die Familie wurde in Oberursel untergebracht, in einem Wohncontainer, der vorübergehend noch weitere drei Nichten und Neffen beherbergte. Der Mann bekam zwar die Genehmigung zu arbeiten, hat als Schwarzer, der nicht Deutsch spricht, nach eigenen Angaben aber keinen Job gefunden.
Die Ermittlungen waren in Gang gekommen, nachdem Lehrern in der Schule aufgefallen war, daß Hals und Gesicht der ältesten Tochter von etlichen Verletzungsmalen gezeichnet waren. Die Behörden reagierten sofort, und der Vater kam in Untersuchungshaft. Da das Mädchen anschließend auch von seiner Mutter geschlagen wurde, nahm man es vergangenes Frühjahr aus der Familie und gab es zu Pflegeeltern. Zwar bekam auch die Mutter ein Strafverfahren, doch wurde es wegen nur geringer Schuld eingestellt.
Unterdessen soll sich die Situation der Familie so weit beruhigt haben, daß die Neunjährige wieder bei ihren Eltern und Geschwistern leben kann. Aus Verzweiflung über die Trennung hatte das Kind die Pflegeeltern mit einem Messer bedroht. Vor diesem Hintergrund plädierte die Verteidigung für ein Urteil, das für den Angeklagten "nicht das gesellschaftliche Aus bedeutet". Statt Strafe zu verhängen, sollte es das Gericht bei einer Verwarnung mit Strafvorbehalt belassen. Dazu sahen Staatsanwaltschaft und Richter jedoch keine Möglichkeit. Da das Kind teilweise mit Gegenständen wie Gürtel oder Kabel geschlagen worden war, konnte auch die Mindeststrafe - drei Monate - nicht mehr in Betracht kommen. Übereinstimmend mit Staatsanwältin Gisela Höhn verhängt das Gericht ein Jahr Freiheitsstrafe. Davon sind ein Monat durch U-Haft verbüßt, der Rest wurde zur Bewährung ausgesetzt. Zugleich wurde angeordnet, daß dem Afrikaner ein Bewährungshelfer beigeordnet wird.
In der Urteilsbegründung betonte Richter Klaus Dirschoweit, Kinder von Asylbewerbern hätten es besonders schwer und müßten nachhaltig vor Übergriffen geschützt werden.
Angaben des Somaliers zufolge will er in sein Heimatland zurück, sobald sein Clan dort nicht mehr verfolgt wird. Aufgrund neuer Asylbestimmungen kann die verhängte Freiheitsstrafe ein Grund zur Ausweisung sein. Lepp
BAD HOMBURG. Die Räume einer Sparkasse und einer Arztpraxis in der Louisenstraße verwüsteten Räuber am Wochenende. Erst am Montag morgen wurde der Einbruch bemerkt, bei dem die Räuber insgesamt nur 550 Mark Bargeld fanden.
Dafür brachen sie aber, wie die Polizei berichtet, zahlreiche Schreibtische und Türen auf, nahmen außerdem die Portokasse und Kugelschreiber mit. ca
ESCHBORN. Mit der Einführung des Dualen Systems Deutschland (DSD) in Eschborn ändert sich nach Auskunft von Kämmereileiter Klaus Hach zunächst nur wenig. Das Wichtigste: Von Januar an kommen Kunststoffe, Verbundstoffe und Metalle in den gelben Sack. Das bestehende Containernetz in der Stadt für wiederverwertbare Materialien wie Glas und Papier solle nach und nach ausgeweitet werden.
Irmtraud Bottoms von der Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) kritisiert, der gelbe Sack helfe nicht, die Müllmenge zu reduzieren. Vielmehr zahle der Verbraucher bereits beim Einkauf für die Entsorgung der sinnlosen Verpackungsmaterialien mit.
Die Stadtverordnete monierte außerdem, daß die Stadt Eschborn die 60-Liter- Tonne, die viele Bürger wünschten, nicht zulasse. Die BGE fordere seit Jahren, die kleineren Tonnen zu niedrigeren Gebühren einzuführen. Die Gebühren für die größeren Tonnen würden dann vermutlich steigen, meint Bottoms. Aber nur über das eigene Portemonnaie könnten die Bürger wirklich von der Notwendigkeit der Müllvermeidung überzeugt werden. she
Der Magistrat wird aller Voraussicht nach Beschwerde beim Landgericht Frankfurt einlegen gegen drei Entscheidungen des Frankfurter Amtsgerichts vom Montag, wonach das hiesige Standesamt verpflichtet wurde, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen (die FR berichtete). Diese Beschlüsse der Amtsrichterinnen und Amtsrichter brechen mit der bislang geltenden Haltung deutscher Gerichte, wonach Schwule und Lesben nicht vor deutschen Standesämtern getraut werden dürfen.
Wie die Rechtsdezernentin der Stadt, Sylvia Schenk, am Dienstag gegenüber der FR sagte, habe sie persönlich "vom Ergebnis her keine Probleme mit diesen Entscheidungen". Eine Absprache im Magistrat über das weitere Vorgehen habe allerdings in der Kürze der Zeit noch nicht erfolgen können. Dringend erforderlich sei aber in dieser Angelegenheit die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.
Wie aus Frankfurter Justizkreisen zu erfahren war, sind inzwischen zwei weitere gleichlautende Beschlüsse Frankfurter Amtsrichter auf dem Postweg zum Rechtsamt und zu den gleichgeschlechtlichen Partnern, die im Römer den Bund fürs Leben schließen wollen und sich das auch gerichtlich in erster Instanz erzwungen haben.
Die Richter hatten in den jeweiligen Fällen entschieden, daß "eine Definition dessen, was unter einer Ehe zu verstehen ist, sich weder im Grundgesetz noch im Bürgerlichen Gesetzbuch noch im Ehegesetz" finde. "Auch die von dem Standesbeamten geforderte Geschlechtsverschiedenheit ist im Rahmen der gesetzlichen Regelungen nicht als materielle Ehevoraussetzung aufgeführt."
Die Richter erklären die traditionelle Auslegung des Begriffs "Ehe" für "nicht haltbar", da sie gegen die Grundrechte auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit sowie der Entschließungsfreiheit verstoße (Artikel 3, Absatz 3 sowie Artikel 6, Absatz 1 Grundgesetz). Und kategorisch heißt es, es ließen sich keine Gründe für die Ungleichbehandlung von homo- und heterosexuellen Paaren finden.
Der Sprecher des "Schwulenverbands in Deutschland", Volker Beck, wertete diese Entscheidungen für viele Schwule und Lesben als "großen Sieg". Allerdings wird sich seine Hoffnung, "daß nun zu Weihnachten für die Schwulen die Hochzeitsglocken läuten", nicht erfüllen, da die Frankfurter Beschlüsse noch nicht rechtskräftig sind und der Magistrat binnen der gesetzlichen Frist von zwei Wochen nach Zustellung Rechtsmittel einlegen wird.
Der Mainzer Moraltheologe Johannes Reiter kritisierte am Dienstag die Frankfurter Richterentscheidungen. Es sagte laut dpa: "Die unterschiedliche physische und psychische Verfaßtheit von Mann und Frau, die der Schöpfungsordnung entspricht, hat sich trotz vielfacher kultureller Prägung nicht geändert." Eine gleichgeschlechtliche Verbindung "befähigt nicht zur Familienbildung, die für die Gesellschaft unersetzlich ist". Ein Sprecher des Bistums Mainz äußerte sich gleichlautend. Die Beschlüsse des Frankfurter Amtsgerichts widersprächen dem christlichen Verständnis von Ehe und Familie sowie der Festlegung im Grundgesetz. enk
LANGEN. Auf dem Spendenkonto für eine neue Grundschule in Langens türkischer Partnerstadt Tarsus haben sich mittlerweile 90 000 Mark angesammelt. "Das ist ein voller Erfolg", sagte Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD). Andere Hilfsprojekte der Stadt seien bei 60 000 Mark "steckengeblieben".
Initiiert wurde die Spendenaktion von einer Gruppe unter der Leitung des Stadtverordnetenvorstehers Karl Weber (SPD). Vereine, Kirchen, Geschäftsleute und viele Einzelpersonen schlossen sich an. Bei einer Nikolausfeier unter dem Motto "Mehr Mut zu Toleranz" in der Gaststätte "Zum Bahnhof" kamen 600 Mark zusammen. Die Grundschule wird voraussichtlich im nächsten Frühjahr fertig sein. dac
BAD VILBEL. Nur zum Teil hat Bürgermeister Günther Biwer jetzt auf eine schriftliche Anfrage der Frankfurter Rundschau vom 9. Dezember geantwortet, in der die FR um Auskunft bat, wie der Magistrat die Existenz des Jüdischen Diaspora Museums bewertet und ob er sich für dessen Erhalt engagieren wird. Die FR veröffentlicht die Fragen und die Antworten im Wortlaut.
1. FR: Wie bewerten Sie die Existenz des Jüdischen Diaspora Museums in Bad Vilbel? Halten Sie diese bislang überwiegend privat finanzierte Einrichtung für erhaltenswert?
Biwer: Die jüdische war immer auch Bestandteil der deutschen Kultur, bis sie gewaltsam und brutal von den Nazis und ihren Schergen vernichtet wurde. Unsere heutige Gesellschaft ist durch dieses Verbrechen um vieles ärmer und um viele alltägliche Facetten beraubt worden.
Einrichtungen, die uns sowohl an diesen Völkermord erinnern als auch die damit einhergehende Vernichtung eines Teiles unserer eigenen Kultur vergegenwärtigen und damit die Erinnerung wachhalten, sind notwendig und haben somit auch ihre Existenzberechtigung. Über die tatsächliche Situation des Museums liegen aktuelle Informationen dem Magistrat nicht vor (ausgenommen die Information über die Frankfurter Rundschau vom 4. Dezember 1992).
2. FR: Wie Sie wissen, droht dem Museum die Schließung. Ist der Magistrat der Stadt Bad Vilbel gewillt, diese Schließung durch eigene Aktivitäten wie etwa die Übernahme der Trägerschaft zu verhindern, oder ist beabsichtigt, anderweitige Hilfestellung zu leisten wie etwa die Initiierung eines Fördervereins oder auch "Kultur-Sponsoring"?
Biwer: Da die finanzielle Lage der Stadt Bad Vilbel zur Zeit sehr angespannt ist, ist eine Beteiligung am vorhandenen Museum nicht möglich. Darüber hinaus möchte ich zu dieser Frage keine Stellungnahme abgeben, da mir konkrete Vorstellungen und Zukunftspläne des Trägers, Herrn Messmer, nicht vorliegen. Ich glaube, daß es doch ein wenig vermessen wäre, von unserer Seite konkrete Vorstellungen zu entwickeln, ohne über eventuelle Planungen detailliert informiert zu sein.
3. FR: Falls der Magistrat nicht gewillt ist oder sich nicht in der Lage sieht, etwas für den Erhalt des Museums zu unternehmen: Welche Gründe sehen Sie hierfür?
Biwer: siehe 1 und 2
4. FR: Welche Vereinbarungen wurden zwischen der Stadt Bad Vilbel, Herrn Michael Messmer (Museumsleiter) und Dr. Berta Ritscher (Historikerin) zur Erstellung einer Dokumentation über Juden in Vilbel getroffen? Frau Dr. Ritscher beklagt, seit Oktober 1991 kein Honorar mehr erhalten zu haben. Herr Messmer gibt an, sein Anteil an der Finanzierung sei durch die Zahlung von 4500 Mark sowie durch die Übernahme von "Nebenkosten" wie Unterkunft und Verpflegung beglichen. Laut Dr. Ritscher bestehen aber noch Außenstände von rund 6000 Mark. Wie erklärt sich dieser Widerspruch? Ist die Fertigstellung der Dokumentation gefährdet? Biwer: Einzelheiten des Vertragsverhältnisses zwischen Herrn Messmer und der Stadt Bad Vilbel sowie zwischen Frau Dr. Ritscher und Herrn Messmer an die Öffentlichkeit zu geben, ist aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich. Ich kann Ihnen nur bestätigen, daß wir unsere Verpflichtungen erfüllt haben. In der nächsten Stadtverordnetenversammlung wird darüber genauer berichtet.
Ganz im Zeichen des Weihnachtsfestessteht derzeit das Klubhaus des FC Teutonia Hausen, das fast rund um die Uhr für Jahresabschlußfeierlichkeiten der Fußballabteilung genutzt wird. Die Verantwortlichen der Teutonia um Spielausschußvorsitzenden Günther Schwartz lassen keine Abteilung aus, alle Teutonia- Fußballer von vier bis sechzig Jahren werden mit Geschenken bedacht.
Zu den Jugend-Feiern kamen die jungen Kicker mitsamt ihren Eltern in stattlicher Zahl. Weihnachtstüten und Trainingsanzüge waren der Dank des Vereins an die Nachwuchskräfte, die ihrerseits ihre Trainer mit Regenjacken bedachten. Allerdings sollten die Betreuer angesichts eines solchen Engagements so bald nicht "im Regen stehen". Die A-Jugendlichen erhielten modische T-Shirts und Pullover als Weihnachtsgeschenk, damit sie auch am Samstagabend in der Disko "ihren" FC Teutonia repräsentieren können. Für die B- und C-Jugend spendierte Friedel Jäger neue Trikots, und vom Verein wurden die Jungs mit einheitlichen Trainingsanzügen bedacht.
Natürlich gingen auch die Spieler der Soma, des Reserveteams und vom Aushängeschild in der Bezirksoberliga nicht leer aus. Bis auf den letzten Platz war die Gaststätte gefüllt, was belegt, daß Kameradschaft bei der Teutonia kein leeres Wort ist. Auch die Integration von Ausländern bereitet keine Probleme. So wurden die drei kroatischen Spieler Damir und Dalibor Bognar sowie Nickola Zirdum für ihre vorbildliche Kameradschaft mit Wimpeln bedacht. ina
FRIEDBERG. Eine Weihnachtsüberraschung kündigt die OVAG, Oberhessische Versorgungsbetriebe AG, an: Ab 1. Januar 1993 gibt es nur noch verbrauchsabhängige lineare Stromtarife. Der Grundpreis entfällt. Das sieht das neue Tarifmodell für Haushalt, Landwirtschaft und Gewerbe vor, das vom hessischen Wirtschaftsministerium genehmigt wurde, kündigt die OVAG an.
Damit wird erstmals der reine Stromverbrauch berechnet. Wer künftig rationell und sparsam mit Energie umgehe, spüre das ab Janaur im Portemonaie - gleichzeitig ist vor allem für Großverbraucher ein Anreiz zum Stromsparen gegeben.
Strom kostet künftig im Haushalt und in der Landwirtschaft pro Kilowattstunde durchgehend 23,3 Pfennige, im gewerblichen Bereich 30,3 Pfennige. Dazu kommen die Verrechnungspreise für den Zähler sowie die gesetzlichen Aufschläge wie Kohlepfennig und Mehrwertsteuer.
Obendrein empfiehlt die OVAG den preisgünstigen Nachtstrom vor allem für Waschmaschinen, Trockner oder Spülmaschinen. Dazu muß ein Zähler mit zwei getrennten Zählwerken eingebaut werden. Zwischen 22 und 6 Uhr kostet der Strom nur 12 Pfennige pro Kilowattstunden, weil dann Kapazitäten frei sind. Parallel erhöht sich dann der Strompreis zur Tageszeit von 23,3 auf 25,1 Pfennige (33,1 auf 33,9 für Gewerbe).
Auf die Frage nach einemn Beispiel schilderte Hans Christian Merlet, technischer Vorstand der OVAG, der Grenzwert liege bei 2100 Kilowattstunden. Wer mehr verbraucht, zahlt künftig mehr als bisher. Ein Durchschnittshaushalt von zwei Eltern mit zwei Kindern verbrauche in der Regel 3300 Kilowattstunden, wird also künftig mehr zahlen müssen. Ähnlich dürfte es sich mit den Rechnungen für gewerbliche Stromrechnungen verhalten.
Merlet betonte, daß die streng verbrauchsabhängige Tarifregelung politisch so gewollt sei und bundesweit Schritt für Schritt eingeführt werde.
Er sah auch, daß zum Beispiel kinderreiche Familien dadurch im Nachteil sind, weil die kaum Chancen haben, Verbrauch in die Nachtzeit zu verlagern. Dagegen seien etwa zwei Singles, die beide berufstätig sind, im Vorteil.
Ein regulärer Stromzähler kostet 60 Mark Gebühr im Jahr, der Zweierzähler 102 Mark. Bei der Verlagerung von Maschinenkapazitäten in die Nacht sind Eigenheimbesitzer im Vorteil. Denn im Mietshäusern dürften sich die Nachbarn über nachts laufende Maschinen beschweren.
Bei einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowatt würde sich durch Nachtverlagerung von 726 KW eine Ersparnis von rund 16 Pfennigen pro Kilowattstunde ergeben. Auf Wunsch errechnet die OVAG den Grenzwert den Verbrauchs, ab dem sich diese Regelung lohnt. de
OBERURSEL. 25 Jahre ist es her, daß aus dem Oberurseler Wasserwerk eine GmbH wurde: die Stadtwerke entstanden. Die damalige Entscheidung des Stadtparlaments, überwiegend steuerlicher Vorteile wegen getroffen, hat sich als richtig erwiesen, wie in einer kleinen Jubiläumsfeier mehrfach versichert wurde. Was sich in 25 Jahren alles änderte, lassen Zahlen erkennen, wie sie vom kaufmännischen Leiter der Stadtwerke GmbH, Jürgen Funke, genannt wurden. Beispiel Wasserversorgung. 1967 lieferte das Wasserwerk 1,4 Millionen Kubikmeter, 1991 waren es annähernd 3 Millionen. Hausanschlüsse gab es seinerzeit (bei 26 000 Einwohnern) 3400, heute sind es (bei 45 000 Einwohnern) 7800. 1,2 Millionen Mark wurden vor 25 Jahren an Wassererlös kassiert, 6,3 Millionen sind es jetzt. Der Wasserverbrauch ging von 156 Litern pro Kopf auf 132 Liter zurück.
Die Wasserversorgung ist nur ein Teil der Aufgaben, sicher aber der wichtigste. So wichtig, daß Funke dem Thema "Wasser" einen ganzen Aufsatz widmete, in dem er selbst soziokulturelle, mythologische und theologische Aspekte nicht vernachlässigte, Goethe zitierte, die Sintflut erwähnte und es als entscheidend für die kommenden Jahre bezeichnete, daß es gelinge, die Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt zu minimieren.
Mit der Gründung der GmbH wurde den Stadtwerken die Betriebsführung des Freibades übertragen. Damals deckte die Stadt den Verlust mit 40 000 Mark ab, mittlerweile sind es 300 000 Mark im Jahr. Bald darauf begann die Planung des Hallenbades, das 1973 eröffnet wurde und 3,5 Millionen Mark kostete. Eine gute Entscheidung aus heutiger Sicht sei es gewesen, so Funke, daß auf den Bau einer Eisbahn nebenan verzichtet wurde. Trotz teurer Investitionen zur Verbesserung der Attraktivität des Frei- und Hallenbades habe sich die Besucherzahl in den vergangenen Jahren nicht erhöht.
Dritter Geschäftsbereich ist der Stadtbusverkehr. Ebenfalls ein Defizitgeschäft: 1,4 Millionen Mark beträgt der städtische Zuschuß. Funke mit Blick in die Zukunft: "Die Entwicklung des Individualverkehrs zwingt uns alle, gemeinsam über weitergehende und überörtliche Lösungen und Konzeptionen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs nachzudenken. Auch wenn das viel Geld kostet, ist es für die Region lebensnotwenig, über Gemeindegrenzen hinweg zu denken, zum Schutze der Bürger und der Umwelt."
Nur geringfügig gewachsen ist in den letzten Jahren die Zahl der Mitarbeiter: von 19 Angestellten und 16 Arbeitern im Jahre 1978 auf 22 Angestellte und 21 Arbeiter. Viele sind von Anfang an dabei und mit den Stadtwerken älter geworden. Zum Beispiel Richard Dreefs, der technische Geschäftsführer der GmbH, der die Oberurseler Wasserqualität für so gut hält, daß er daran denkt, das Wasser in Flaschen zu füllen und als Mineralwasser zu verkaufen. Oder Fritz Simon, der dienstälteste Wasserwerker, der das Oberurseler Rohrnetz im Kopf hat und jeden Hausanschluß kennt. Renate Lötz (zuständig für die Verbrauchsabrechnung) und Schwimmeister Eberhard Neumann gehören den Stadtwerken ebenfalls seit ihrer Gründung an. hko
HANAU. Ganz spezielle Festtags-Präsente für Kinder im Vor- und Einschulalter gibt es derzeit - und noch bis in das neue Jahr hinein - bei der AOK in Hanau.
So können sich Kinder bei der AOK in der Hanauer Mühlstraße an der Information in der Eingangshalle kleine reflektierende "Glitzer-Bären" abholen.
Diese Reflektoren in Bärenform werden ohne großen Aufwand an der Kleidung oder auch an der Schultasche befestigt.
Sie sollen helfen, gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit die Kinder im Straßenverkehr besser zu erkennen. are
DÜSSELDORF, 22. Dezember (dpa). Ausländerfeindliche Aktivitäten sind in der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie künftig ein Kündigungsgrund. "Wir sind uns einig, daß Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu Fremdenhaß aufrufen oder gewalttätig handeln, den Betriebsfrieden unerträglich stören. Von solchen Beschäftigten müssen wir uns trennen", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung der Unternehmerverbände von Gesamttextil- und Bekleidungsindustrie sowie der DGB-Gewerkschaft Textil-Bekleidung.
Auch in anderen Branchen wächst die Bereitschaft, bei fremdenfeindlichen Aktivitäten Kündigungen auszusprechen. In Berlin mußten mehrere Arbeitnehmer wegen antisemitischer und ausländerfeindlicher Äußerungen gehen, bei Porsche in Stuttgart wurden Kündigungen für solche Fälle angekündigt. In der Chemiebranche wandten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in einer gemeinsamen Erklärung gegen Ausländerfeindlichkeit.
BOGOTA, 22. Dezember (AFP). Der mutmaßliche Chef des kolumbianischen Rauschgiftkartells von Cali, Ivan Urdinola, ist am Montag zu einer Haftstrafe von 17 Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Wie der Anwalt Silvio Tamayo mitteilte, wurde der Angeklagte wegen Geldwäsche und Drogenhandels verurteilt. Nicht nachgewiesen worden sei der Vorwurf, daß Urdinola Kopf einer Todesschwadron gewesen sei. Neben der Haftstrafe müsse er umgerechnet 1,3 Millionen Mark Buße bezahlen und vier Luxus- Limousinen an den Staat abgeben.
FRANKFURT A. M., 22. Dezember (FR). Zeitweise noch leichter Regen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und sieben Grad, die Tiefstwerte zwischen fünf und minus sechs Grad. Weitere Aussichten: Keine Änderung.
(Siehe auch Lokalteil)
BAD HOMBURG. Über 30 000 Mark aus Bad Homburg kann sich die Kinderhilfestiftung Frankfurt freuen.
Die Stiftung, eine Initiative von Bürgern und Firmen aus dem Rhein-Main- Gebiet, erhielt einen Scheck mit diesem Betrag von der Deutschen Leasing AG, die sich in diesem Jahr "als ein Zeichen gegen die Flut von Weihnachtspräsenten und als einen Schritt, den Blick mehr auf das Umfeld zu lenken" zu einer Spende entschlossen hat. Mit dem Geld soll die Situation schwerkranker Kinder erleichtert werden. ca
Wenn Wolfgang Steubing einen Wunsch fürs neue Jahr haben sollte, kann dieser sich nur um Fußball drehen. Ebenso ergeht es Walter Mandausch, dem Gönner des FSV Frankfurt. Beide unterstützten aber nicht nur aktive Fußballer, sondern auch Schlappekickers Weihnachtssammlung für die alten, kranken und einsamen Sportler. Bei Stepanovic's Weihnachtsfeier mit den Sportjournalisten ließen sie je einen Tausender springen, und Rainer Falkenhain von der Eintracht-Geschäftsstelle und unser Kollege Rainer Franzke griffen beim gleichen Anlaß ebenfalls in die Taschen. Bei den Fußballehrern aus dem Frankfurter Raum sammelte "Teddy" Debus wie in alten Zeiten und konnte wieder ein stolzes Ergebnis melden. Den vierten Zehntausender dürfte Schlappekicker damit noch vor den Festtagen überschreiten. Vielen Dank im Namen unserer Sorgenkinder.
Liste 15 DM
Becker 10,- Wolfgang Steubing 1000,- Walter Mandausch 1000,- Bund Dt. Fußballehrer, Gruppe Südwest 656,- Rainer Franzke 200,- Rainer Falkenhain, Eintracht Ffm. 100,- Ralf Storch 20,- Erika Meye 50,- Werner Wiesenecker 50,-
DM 39 605,55
Spenden werden erbeten auf das Postscheckkonto 7013-606 Frankfurt, Schlappekicker- Aktion der Frankfurter Rundschau e. V. Einzahlungen können auch in der Schalterhalle im Rundschauhaus, Große Eschenheimer Straße 16-18, vorgenommen werden.
FRANKFURT A. M., 22. Dezember (FR). Zu einem Internationalen Frauen-Tribunal gegen die Massenvergewaltigungen und Ermordung von Frauen im früheren Jugoslawien haben zahlreiche Politikerinnen für den 6. und 7. Februar aufgerufen. Das Tribunal soll in der kroatischen Hauptstadt Zagreb stattfinden und die Freilassung der gefangenen Frauen "erzwingen" sowie Hilfen für sie organisieren.
Den Aufruf zum Tribunal haben unter anderen die niedersächsischen Ministerinnen Heidi Alm-Merk, Waltraud Schoppe und Helga Schuchardt, die Berliner Sozialsenatorin Ingrid Stahmer, die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen sowie die Politikerin Herta Däubler-Gmelin unterschrieben. Die Aktion wird von der Bürgerinitiative Perspektive Berlin (Tempelhofer Ufer 22, 1 Berlin 62) koordiniert. Spenden für Frauen-Hilfsprojekte werden auf das Konto der Initiative Nr. 307 1701, Bank für Sozialwirtschaft Berlin, BLZ 100 205 00, Aktion "Vergewaltigte Frauen", erbeten.
HANAU. An Sachlichkeit ist Manfred Blum, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Bürger für Hanau (BfH), nach eigenem Bekunden gelegen in der Diskussion um die BfH-Inspektion der Schweinehalle und die Krebsgefahr durch die in der dortigen Dämmung verwandten Steinwolle (die FR berichtete). In einem Brief an den Trägerverein Kulturzentrum Pumpstation als Hallenmieter und die Hanauer Jungsozialisten droht er aber mit einer Anzeige wegen übler Nachrede, wenn beide Organisationen weiter "Falschaussagen" über die BfH- Halleninspektion verbreiteten und "Diffamierungskampagnen" betrieben.
Wer im Glashaus sitze und wie der Trägerverein in seinem Gefolge Hanauer Hausbesetzer und damit Gesetzesbrecher dulde, dürfe nicht mit Steinen auf die Bürgerliste werfen und ihr Unrechtsbewußtsein vorwerfen wegen des unbefugten Hallenbesuchs. Blum schreibt im Brief an den Trägerverein, dessen Bürodiensthabender habe ihn und den BfH- Vorsitzenden Hanns Jäger nicht der Halle verwiesen, sondern ihnen "sogar erlaubt, in der Halle herumzuspazieren".
Dabei habe er festgestellt, so Blum zur FR, daß die bauaufsichtlich zugelassenen Dämmplatten nicht richtig verarbeitet worden seien. Daher seien Krebsgefahren nicht auszuschließen, wenn Mineralfasern in die Lunge gelangten. Als Architekt biete er seine Hilfe für eine alternative Dämmkonstruktion an.
Daß er selbst durch seinen unerlaubten Zutritt zur Schweinehalle Hausfriedensbruch begangenen haben solle, so Blum, könne er sich nicht vorstellen. Wer dies behaupte wie Trägerverein und Jusos, wolle offenbar Einfluß auf die Untersuchung des Staatsanwalts nehmen.
"Im Namen aller Eltern, deren Kinder die Schweinehalle besuchen oder noch besuchen möchten", dankte ein Vater dem BfH-Vorstand für sein "Handeln in dieser Angelegenheit". Der Trägerverein sei haftbar zu machen für Gesundheitsschäden durch die Dämmfasern. him
Mittwoch, 23. Dezember
Theater
Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz,
Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 20 Uhr,
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Die Kaktusblüte".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Joe van Nelsen - "Lauter Lügen".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor, Tel. 59 83 43: 10 Uhr, "Ikarus" (ab 4 J.).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel., 30 30 90: 10 & 15 Uhr, Offenbacher Figurentheater.
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste - "Wir warten auf das Christkind".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 18 Uhr, "Der Rosenkavalier" (Premiere).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Sinkkasten, Brönnerstr. 9: 21 Uhr, Disco. Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Salsa-Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Mark Young.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Bogie Band.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Runners.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, D. Stephan.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, W.D.R. - Balladen.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, New York Harlem Dancers/Uno Dance Company. - "Best of Broadway - Musical Show". Weihnachten, 24./25./26./27. Dezember
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Fr., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Sa./So., "Der Kaufmann von Venedig"; Kammerspiel: Fr., 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod"; Sa., 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orléans"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Fr., 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Fr./Sa./So., 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: Fr./Sa., 16 & 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 15.30 Uhr, "Der Wunschpunsch"; Sa., 15.30 & So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?"; So., 20.30 Uhr, "Schmiere- Spezial".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa./So., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: So., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: So., 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 22 Uhr, Joe van Nelsen - "Lauter Lügen" (Weihnachtsshow). Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Fr./Sa./So., 16 & 20 Uhr, Varieté an den Feiertagen.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Fr./Sa., 20 Uhr, Weihnachtsparty mit Lower-Eastside-Gruppe - "Ein Mann, ein Fisch, ein Bett" & Die Schwindler.
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nur Kinder Küche Kirche".
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: So., 10 Uhr, "Cinderella".
Zeilgalerie les facettes: Do., 10 & 14 Uhr, Puppentheater für Kinder; So., 11 & 13 Uhr, Kinderprogramm.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Fr./ Sa., 19.30 Uhr, "Die Fledermaus"; Sa., 19.30 Uhr, "La Traviata".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Fr./Sa./So., 16 & 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Batschkapp, Maybachstr. 24: Do., 22 Uhr, Weihnachtsdisco; Fr., 22 Uhr, Wunschdisco; Sa., 19 Uhr, Megalomaniax/ Epydemyc/Freeze Bee; So., 20 Uhr, The Busters.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Do., 21 Uhr, Hands On The Wheel & Disco; Sa., 21 Uhr, Al Martin & The Big Bambou & Disco. Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Do., 23 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Chrismas-Disco; Sa., 22 Uhr, Johannes Goldbach Quartett.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Fr., 19.30 Uhr, Milan mit Sixpack; Sa., 19.30 Uhr, Sixpack; So., 19.30 Uhr, Forty Tons.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Do., 21 Uhr, Zig Zag X-Mas Party; Sa., 21 Uhr, Weihnachtssalsa.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Do., 21 Uhr, Chrismas Eve Party; Fr., 21 Uhr, Chrismas Day Party; Sa., 21 Uhr, Randy & Coleen; So., 15.30 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Fr./Sa., 19 Uhr, All Colours; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: Do., 21 Uhr, Christmas Special; Fr./Sa., 19 Uhr, The Gypsys; So., 14.30 Uhr, Time Bandits & 21 Uhr, Murphy & The Magic Tones.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36-42: So., 11.30 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Do., 19 Uhr, Navidades Flamencas; Fr., 19 Uhr, Spanische Gypsies; Sa., 19 Uhr, Gypsy- Show; So., 19 Uhr, Live Guitarra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Fr., The Cinthia Uterbach Groupe; Sa., Jazz- Trio; So., Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Josef Letmany Trio.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Fr., 21 Uhr, The Dead Adair; Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, Sinbeats & Musicians Don't Dance.
Café Cult, Restaurant-Theater, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Do./Fr./Sa./So., 19 Uhr, Dieter Bartetzko, Gutelli (Magier) & Joan Faulkner - "White Christmas"; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch; Artrium: So., 11 Uhr, Blues Connection Frankfurt.
Krebsmühle Niederursel: 21 Uhr, Slime & Beck Session Group.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Fr., 16 Uhr, Weihnachtsoratorium; Sa., 15.30 Uhr, Festliches Weihnachtskonzert.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, Weihnachtsball. Nikolauskirche, Bergen-Enkheim, Nordring 71-73: So., 17 Uhr, Weihnachtskonzert. Katharinenkirche, An der Hauptwache: Do., 23 Uhr, Christmette mit Unisono.
Markuskirche, Nied: Sa., 17 Uhr, Weihnachtskonzert. Pfarrkirche Niederrad, Bruchfeldstr. 51: So., 17 Uhr, Weihnachtskonzert.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 16: Sa., 10 Uhr, Romantische Orgelmusik.
Weihnachten,
24./25./26./27. Dezember
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Fr., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Sa./So., "Der Kaufmann von Venedig"; Kammerspiel: Fr., 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod"; Sa., 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orléans"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Fr., 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Fr./Sa./So., 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: Fr./Sa., 16 & 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 15.30 Uhr, "Der Wunschpunsch"; Sa., 15.30 & So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?"; So., 20.30 Uhr, "Schmiere- Spezial".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa./So., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: So., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: So., 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 22 Uhr, Joe van Nelsen - "Lauter Lügen" (Weihnachtsshow). Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Fr./Sa./So., 16 & 20 Uhr, Varieté an den Feiertagen.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Fr./Sa., 20 Uhr, Weihnachtsparty mit Lower-Eastside-Gruppe - "Ein Mann, ein Fisch, ein Bett" & Die Schwindler.
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nur Kinder Küche Kirche".
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: So., 10 Uhr, "Cinderella".
Zeilgalerie les facettes: Do., 10 & 14 Uhr, Puppentheater für Kinder; So., 11 & 13 Uhr, Kinderprogramm.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Fr./ Sa., 19.30 Uhr, "Die Fledermaus"; Sa., 19.30 Uhr, "La Traviata".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Fr./Sa./So., 16 & 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Batschkapp, Maybachstr. 24: Do., 22 Uhr, Weihnachtsdisco; Fr., 22 Uhr, Wunschdisco; Sa., 19 Uhr, Megalomaniax/ Epydemyc/Freeze Bee; So., 20 Uhr, The Busters.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Do., 21 Uhr, Hands On The Wheel & Disco; Sa., 21 Uhr, Al Martin & The Big Bambou & Disco. Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Do., 23 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Chrismas-Disco; Sa., 22 Uhr, Johannes Goldbach Quartett.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Fr., 19.30 Uhr, Milan mit Sixpack; Sa., 19.30 Uhr, Sixpack; So., 19.30 Uhr, Forty Tons.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Do., 21 Uhr, Zig Zag X-Mas Party; Sa., 21 Uhr, Weihnachtssalsa.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Do., 21 Uhr, Chrismas Eve Party; Fr., 21 Uhr, Chrismas Day Party; Sa., 21 Uhr, Randy & Coleen; So., 15.30 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Fr./Sa., 19 Uhr, All Colours; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: Do., 21 Uhr, Christmas Special; Fr./Sa., 19 Uhr, The Gypsys; So., 14.30 Uhr, Time Bandits & 21 Uhr, Murphy & The Magic Tones.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36-42: So., 11.30 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Do., 19 Uhr, Navidades Flamencas; Fr., 19 Uhr, Spanische Gypsies; Sa., 19 Uhr, Gypsy- Show; So., 19 Uhr, Live Guitarra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Fr., The Cinthia Uterbach Groupe; Sa., Jazz- Trio; So., Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Josef Letmany Trio.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Fr., 21 Uhr, The Dead Adair; Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, Sinbeats & Musicians Don't Dance.
Café Cult, Restaurant-Theater, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Do./Fr./Sa./So., 19 Uhr, Dieter Bartetzko, Gutelli (Magier) & Joan Faulkner - "White Christmas"; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch; Artrium: So., 11 Uhr, Blues Connection Frankfurt.
Krebsmühle Niederursel: 21 Uhr, Slime & Beck Session Group.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Fr., 16 Uhr, Weihnachtsoratorium; Sa., 15.30 Uhr, Festliches Weihnachtskonzert.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, Weihnachtsball. Nikolauskirche, Bergen-Enkheim, Nordring 71-73: So., 17 Uhr, Weihnachtskonzert. Katharinenkirche, An der Hauptwache: Do., 23 Uhr, Christmette mit Unisono.
Markuskirche, Nied: Sa., 17 Uhr, Weihnachtskonzert. Pfarrkirche Niederrad, Bruchfeldstr. 51: So., 17 Uhr, Weihnachtskonzert.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 16: Sa., 10 Uhr, Romantische Orgelmusik.
RONNEBURG. Nichts geht offenbar über das direkte Gespräch. Dafür hat Ronneburgs Bürgermeister Friedhelm Kleine (wieder) einen Beweis geliefert mit einem nur scheinbar kleinen Erfolg, der indes viele Einwohner der kleinen Gemeinde freuen dürfte.
Der ehemalige Autobus-Wendeplatz am Fuße des Burgberges - rechts im Eck zwischen Umgehungsstraße und Zufahrt zum Kreis-Jugendzentrum - liegt öde und unansehnlich da, seit ihn die Deutsche Bundespost nicht mehr benutzt.
Nun wird die Gemeinde den Platz von der Post anmieten und als Parkplatz für Besucher der Ronneburg anbieten, die bereit sind, auch noch ein paar Schritte zu Fuß bergauf zu gehen.
Als Pacht sind lediglich 120 Mark per anno zu zahlen, wie der Bürgermeister in der letzten Gemeindevertretersitzung des Jahres mitteilte. Selbstverständlich werde die Gemeinde den Platz nun auch sauber halten. .
Die Gunst der Stunde hatte Kleine bei der Übergabe der neuen Poststelle im Ortsteil Altwiedermus wahrgenommen und mit Hanaus Hauptpost-Chefin Immken Rüterjans "das durchbrechende Gespräch angeknüpft". pom
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "14. 7. 1792: Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik" (bis 3.1.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen - Drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900" (bis 10. 1.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Museen / Führungen
Städel, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in den Sonderausstellungen "Honoré Daumier - Zeichnungen" & "Emil Schumacher - Retrospektive".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Wissenschaftliche Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: Führung um 18 Uhr zu "Joseph Beuys - Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Zur Theorie der Schönen im Mittelalter: Die mittelrheinische Kunstlandschaft".
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Isa Genzken - "Jeder braucht ein Fenster" (bis 3. 1.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. O: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr, Grey - Aquarelle (bis 28. 12.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Farangis Yegane und Robert Mondani - "Kathedralen-Kommunikation" (bis 30. 12.).
Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 10.30 bis 14 Uhr, Lenka Vilhelmova - "Köpfe im Kopf" (bis 31. 12.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 09 12: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr, Ouka Lele - Werkübersicht (bis 31. 12.).
Galerie-Bistro "Trödelstübchen", Leipziger Str. 20, Tel. 70 71 856: tägl., außer So., 18 bis 1 Uhr; Japanische Impressionen - Aquarelle (bis 31. 12.).
Galerie der Dresdner Bank, Schillerstr. 19: geöffnet zu den Schalterzeiten, Ami Blumenthal - "Zwischen den Steinen" (bis 14. 1.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).
Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16. 1.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventern der Prager Akademie (bis 16. 1.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vnadermoere - Malerei (bis 22. 1.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 27. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordendstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.). Galerie Raphael, Grünebergweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.). Ausstellungen Stadt- & Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.).
Erzählcafé, Bürgertreff Rothschildpark, Oberlindau 20: Mo. bis Fr., 9 bis 12 Uhr, Mi., ab 15 Uhr; Werke Frankfurter Senioren (bis Ende 1992).
Café Cult, Schillerpassage: 10 bis 24 Uhr, D.C. Kimmel - Drucke & Orginale (bis 31. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: Mi., 12 bis 18 Uhr, Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 12 bis 23 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr, Fotoausstellung "Frauen erobern sich Bokkenheim" (bis Jan. 93).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93).
Ausstellungen Stadt- & Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.).
Erzählcafé, Bürgertreff Rothschildpark, Oberlindau 20: Mo. bis Fr., 9 bis 12 Uhr, Mi., ab 15 Uhr; Werke Frankfurter Senioren (bis Ende 1992).
Café Cult, Schillerpassage: 10 bis 24 Uhr, D.C. Kimmel - Drucke & Orginale (bis 31. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: Mi., 12 bis 18 Uhr, Do., 9 bis 18 Uhr, Fr., 12 bis 23 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr, Fotoausstellung "Frauen erobern sich Bokkenheim" (bis Jan. 93).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93).
WESTKREIS OFFENBACH. "Wie sieht's denn weiter vorne aus? Steht die Kette?" Diese Frage bekamen viele Radfahrer und Fußgänger immer wieder gestellt, die am späten Dienstag nachmittag entlang der Bundesstraße 3 unterwegs waren. Zwischen Neu-Isenburg und Egelsbach sollte eine geschlossene Lichterkette die Straße säumen - als Protest gegen den Fremdenhaß. Die Zahl der Teilnehmer, grob geschätzt etwa 8 000 Menschen, hätte rein rechnerisch genügt, um die zwölf Kilometer lange Strecke zu füllen. Doch außerhalb der Orte gab es einige wenige Lücken und "dünne Stellen". Dafür standen in den Innenstädten große Gruppen beieinander.
"Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Land, den sollt ihr nicht bedrücken." Bereits im September hatte die Synode des evangelischen Dekanats Dreieich in einem offenen Brief an alle 19 Gemeinden im Westkreis mit diesem Vers des Propheten Moses für mehr Engagement zugunsten von Flüchtlingen geworben: "Menschen, die in unser Land fliehen, brauchen unseren Schutz."
Die Lichterkette sollte nun ein sichtbares Zeichen für ein "Miteinander" setzen. Der Aufruf des Dekanats, von 17.30 Uhr an zehn Minuten zu demonstrieren, war außer von den Gemeinden auch von Friedensgruppen, Gewerkschaftern, Ortsverbänden der Parteien und in vielen Vereinen verbreitet worden. Viele Lehrer hatten in den Schulen geworben.
Dennoch: Um 17.30 Uhr klafften noch einige Lücken, sogar in der Frankfurter Straße in Neu-Isenburg. "Alle kommen auf den letzten Drücker", monierten Teilnehmer, die zum Teil schon seit einer halben Stunde ihre Kerzen und Fackeln vor dem Nieselregen schützten. "Die Leute sind einfach zu lasch." Die Flüchtlingshilfe hatte bis dahin aus ihrem Vorrat nur einzelne Lichter verkauft.
Von Minute zu Minute wurde die Kette dann jedoch dichter. Etwa zehn Amateurfunker vom Club "F 29" unterstützten die Gemeindemitglieder, die von ihren fest vereinbarten Standorten aus die Menschen verteilten. Immer neue Meldungen machten die Runde. "In Langen soll besonders viel los sein", hieß es gegen 17.40 Uhr. Gläser mit Teelichtern wurden weitergereicht. Einige Grüppchen setzten sich in Bewegung, um an den Stadträndern die Lücken zu füllen.
Daß die Straßenabschnitte zwischen den Städten "Schwachpunkte" werden würden, hatte der Veranstalter, der auf 5 000 Teilnehmer hoffte, richtig eingeschätzt. Deshalb hatten sich einige Gruppen gezielt an solchen Abschnitten eingefunden. Nach Angaben der Polizei war die Kette zwischen Langen und Egelsbach "etwas ausgedünnt", auch nördlich von Langen Richtung Dreieich-Krankenhaus wurden die Lichter spärlich. Der Verkehr rollte unbehindert. Alle Straßenkreuzungen blieben frei.
Vor allem in den Innenstädten standen große Gruppen beieinander. Allein in Egelsbach und Langen sollen sich nach Schätzungen der Polizei etwa 5 000 Menschen an der Lichterkette beteiligt haben. "Die Logistik hat trotz sorgfältiger Vorbereitung nicht ganz geklappt", meinte einer der Helfer am Straßenrand.
Die Stimmung unter den Demonstranten vor allem in den Innenstädten wurde davon nicht getrübt. Nur dort, wo die Kette nicht ganz geschlossen war, hieß es: "Es hätten vielleicht noch ein paar mehr Leute sein können." Ansonsten wurde die Aktion als "voller Erfolg" gewertet.
Streckenweise waren die Straßenlaternen gedämpft und die Reklameschilder ausgeschaltet, damit die Lichter der Kerzen in der Dunkelheit kräftig leuchten konnten. Stellenweise erinnerte die Aktion auch an einen Lichterumzug zum St. Martinstag. Viele Eltern hatten ihre Kinder mitgebracht, die andächtig ihre Laternen hielten.
Unter die deutschen Teilnehmer mischten sich auch viele Ausländer. Nach Angaben von Dekan Christoph Deuchert hatten sich beispielsweise Asylbewerber aus dem Airotel in Zeppelinheim, einem Flüchtlingswohnheim des Landes Hessen, in die Kette eingereiht. "Wir haben weniger Angst, und unsere Kinder können wieder ruhig schlafen, wenn wir wissen, daß wir nicht allein sind", sagte ein kurdischer Flüchtling aus Irak.
Gegen kurz vor Sechs löste sich die Kette allmählich auf. An den Straßenrändern blieben viele Lichter stehen, flackerten noch eine Weile vor sich hin. In der Stadtkirche Langen und in der Christuskirche Sprendlingen wurden um 18 Uhr Gottesdienste gefeiert. (KARIN DALKA
Mit Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit haben sich viele Frankfurter Schüler in die Weihnachtsferien verabschiedet. Die Gymnasiasten der Ziehenschule trugen am Morgen eine Lichterkette durch Eschersheim. "Friedlich miteinander" und "Nein zum Rassismus" stand auf ihren Plakaten. Die Schülervertretung (SV) hatte aufgerufen, mit der etwa 20minütigen Demonstration ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
Ebenfalls auf Initiative ihrer SV starteten die Anna-Schmidt-Schüler nach Schulschluß zu einem "Friedenslauf" durch Nieder-Erlenbach. Gemeinsam mit Eltern und Lehrern trugen sie Plakate und sangen Lieder. In einer Rede verurteilte Schülersprecherin Maike Rößler Gewalt gegen Ausländer.
Ein zufriedenes Fazit zog das Hessenkolleg Frankfurt nach seinem Aktionstag zum Thema Asyl. Unter anderem hatte die Oberstufenschule, in der Erwachsene ab 19 Jahren das Abitur nachholen, auf eine Plakatwand die Frage gesprüht: "Was würden Sie tun, wenn in Ihrer Nähe ein Asylantenheim geplant wäre?" 95 Prozent der Befragten antworteten dem Hessenkolleg, sie hätten "keine Probleme mit dem Asylantenheim und würden nichts dagegen tun". ill
HAMMERSBACH. Auf Einladung des Kultur- und Heimatgeschichtsvereins gastiert das Bad Orber "Collegium Musicum" am Mittwoch, 30. Dezember, um 20 Uhr im historischen Rathaus. Angekündigt werden leichte und beschwingte Werke für Streicher, Klarinette und Klavier. Der musikalische Bogen spannt sich von Josef Strauß' "Feuerfest Polka" bis zu Bechets Klarinetten-Slow Fox "Petitefleur".
Eintrittskarten sind im Vorverkauf an den bekannten Stellen, außerdem bei Marie Schröder, Telefon 2579, und Wilhelm Dietzel, Telefon 1244, Restkarten an der Abendkasse zum Preis von 12 Mark erhältlich. hein
Das annus horribilis, das von Königin Elizabeth II. unlängst beklagte schreckliche Jahr 1992, ist auch für die Regierung Major noch nicht ganz zu Ende. Nun hat Richter Lord Glidewell vom höchsten britischen Gericht entschieden, daß die vom Parlament beschlossenen und von British Coal vorgenommenen Zechenstillegungen gesetzwidrig waren, weil die Betroffenen - Bergarbeiter und ihre Gewerkschaft - nicht vorher gehört worden sind.
Das Urteil bestätigt im Nachhinein den landesweiten Protest, der sich bei der Ankündigung der Zechenschließung erhoben und die Regierung gezwungen hatte, statt der geplanten 31 zunächst nur zehn Gruben stillzulegen. Es wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die Kompetenz des zuständigen Minister Michael Heseltine, der sich offensichtlich vor seiner Entscheidung nicht einmal ausreichenden juristischen Rat eingeholt hatte.
Doch trotz des höchstrichterlichen Spruches sollen die zehn stillgelegten Gruben geschlossen bleiben, weil das Gericht die Schließung zwar als illegal bezeichnet, aber nicht die Wiedereröffnung angeordnet habe. Die von Lord Glidewell angemahnten Konsultationen würden ja jetzt stattfinden, meint kaltschnäuzig "Tarzan" Heseltine, getreu dem Motto, erst Tatsachen schaffen und hinterher mit den Betroffenen darüber reden.
Für die Bergarbeiter und Gewerkschaftsführer Arthur Scargill ist das Urteil ein Erfolg, der ihre Verhandlungsposition bei den Gesprächen über die Schließung weiterer Zechen stärkt. Für die Regierung Major ist es eine weitere Schlappe in einem schrecklichen Jahr. df
BRUCHKÖBEL. Der Seniorenrat der Stadt Bruchköbel hat angesichts zunehmender Ausschreitungen von Rechtsradikalen zur Abkehr von der Gewalt gegen ausländische Bürger aufgerufen: "Wir, die Generation der Alten, die die Gewalt gegen Andersdenkende, Behinderte, Randgruppen, Minderheiten im ,Dritten Reich&rquote; und die Konsequenzen bis hin zur Ermordung von Millionen von Menschen im Zweiten Weltkrieg erlebten, sehen mit Abscheu, daß die im gemeinsamen Miteinander für den Aufbau der Bundesrepublik geleistete Arbeit und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Erfolge sowie entstandene gute Kontakte von zahlreichen Chaoten und Sympathisanten nicht gesehen und verstanden werden", heißt es in der Resolution.
Der engagierte Seniorenrat fordert aus den gemachten Erfahrungen heraus "jung und alt auf, Abstand zu nehmen von verbalen und tätlichen Äußerungen gegenüber ausländischen Bürgerinnen und Bürgern. Wir erwarten, bei allem Respekt für das Recht auf freie Meinungsäußerung, eine strenge Bestrafung aller Täter. Wir wollen ein zukünftiges friedliches Europa und sind nicht daran interessiert, Fehler der Geschichte zu wiederholen." hein
Ein wenig resigniert und zugleich ein wenig zynisch zuckt der Kollege die Schultern. "Der und stürzen? Darüber doch nicht!" Hinge das Schicksal des Jürgen W. Möllemann von der Einschätzung vieler Bonner Journalisten ab, dann könnte er die Briefaffäre in Ruhe über Weihnachten und Neujahr aussitzen. Gut 50 von ihnen stehen an diesem Montagabend im Bonner Presseclub zusammen. Bei Wein, Bier und Cocktailwürstchen verabschieden sie Claudia Conrad, die CDU-Sprecherin, die zu dem Schluß gekommen ist, daß es noch etwas anderes im Leben geben muß als deutsche Politik.
Aber natürlich dreht sich auch an diesem Abend der Bonner Brummkreisel. Wer mit wem in Regierung und Opposition? Schafft Kohl eine machtvolle Regierungsumbildung? Nutzt Waigel nun eigentlich mehr der CSU oder der CDU? Fragen über Fragen. Und daß der Lafontaine die Streichliste rausgelassen hat, das war zwar nicht nett, aber verdammt- Von Martin Winter und Peter Ziller (Bonn) clever. Ach ja, und dann die Sache mit Möllemann. Am Rande wird auch darüber geredet.
Einer, der sich noch nicht ganz im Bonner Getriebe abgewetzt hat und den Rücktritt des Ministers für unausweichlich hält, prallt an der skeptischen Front alteingesessener Korrespondenten ab. Ja, ja, in der Sache habe er ja recht, aber er glaube doch wohl selber nicht, daß Möllemann wegen solcher Kleinigkeiten gehen müsse. Von dem Mann sei man schließlich schon manches gewohnt. Und außerdem: "Warum soll Möllemann gehen, wo doch nicht einmal Manfred Wörner über seine Generalsaffäre gestürzt ist?" Die ganz Abgebrühten unter den Berichterstattern erinnern daran, daß Helmut Kohl beschädigte Minister liebt. Die hat er besser in der Hand.
Doch Bonner Routine, Vernebeln, Aussitzen mißlingen nicht immer, aber immer öfter. Nach der Lektüre der Kommentarspalten am Dienstag ist Möllemann wohl gedämmert, daß er ohne eigene öffentliche Erklärung nicht über die Feiertage kommt. Am Vormittag trudelt in den Bonner Redaktionen eine persönliche Erklärung Möllemanns ein. Nun hat der dubiose Fall, über den sein Sprecher Claus Hommer am Vortag nichts Substanzielles mitteilen konnte, als "hausintern aufgeklärt" zu gelten. Die angekündigte mehrtägige Auszeit zur Aufhellung der Interna schnurrt unter dem Feuer der Rücktrittsforderungen auf ein paar Stunden zusammen. Der gestern noch unbekannte "Täter" ist plötzlich bekannt, bereits einvernommen und unschuldig. "Der Verfasser des Werbebriefes hat in gutem Glauben gehandelt, daß er meine Einwilligung für den Gebrauch der persönlichen Blanko-Unterschriften hatte", lautet Möllemanns Freispruch, der zugleich formal die alleinige Verantwortung übernimmt.
Den Namen des Vertrauten in seinem Führungsstab gibt der Minister freilich nicht preis. Die unangenehmen Fragen an den geheimnisvollen Autoren können somit bloß in den Raum gestellt werden. Was ermutigt einen Referenten, ohne Wissen seines Ministers auf dessen Blanko-Bögen Bittbriefe zu verfassen, die der lieben Verwandtschaft des Chefs das Portemonnaie füllen sollen? Welche Arbeitsatmosphäre muß vorhanden sein, damit ein enger Vertrauter dem Minister guten Glaubens unterstellen darf, die Förderung materieller Interessen eines angeheiraten Cousins sei Möllemanns Anliegen? Unterstellt hier nicht jemand gutgläubig, sein Boß habe einen schlechten Charakter? Noch drängender ist aber die Frage: Warum benutzte der Mitarbeiter für einen seiner Meinung nach nicht anrüchigen Routine-Job Blanko-Briefbögen? Termindruck bestand doch keiner. Schließlich war es völlig egal, ob Möllemanns Sesam-öffne-dich-Brief einen Tag früher oder später bei den Vorständen von Aldi, Spar oder co op eintraf.
Für Hommer ist mit der internen Klärung die Affäre ausgestanden. Nein, personelle Konsequenzen halte Möllemann für nicht angebracht. Wohl aber organisatorische. "Blanko-Unterschriften dürfen nur noch durch ausdrückliche auf den Einzelfall bezogene Genehmigung des Bundesministers verwandt werden." Damit kehrt Möllemann zu den Gepflogenheiten zurück, die vor seinem Amtsantritt wohl auch im Wirtschaftsministerium galten. Ein Bonner Minister zum üblichen Umgang mit solch heißer Ware: "Die Zahl der freigezeichneten Bögen ist streng limitiert und numeriert. Diese sind bei einer absoluten Vertrauensperson, etwa dem Leiter des Ministerbüros, verwahrt. Herausgabe nur nach telefonischer Freigabe." Völlig absurd nennt er den nun verbreiteten Eindruck, in einem Ministerium lägen ständig an die 50 auf Vorrat unterschriebene Ministerbriefbögen herum. Aber selbst solche Zustände könnten eine Panne im Haus Möllemann nicht entschuldigen, stellt der Politiker fest. Es sei nämlich selbstverständlich, dem Minister in seiner Abwesenheit versandte Schreiben nach dessen Rückkehr umgehend zur Kontrolle vorzulegen. Für die Opposition ist trotz "hausinterner" Klärung und Möllemanns großmütigem Bekenntnis ("Ich allein trage die Verantwortung.") die Affäre nicht ausgestanden. Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck bekräftigt: "Wenn Möllemann davon nichts gewußt hat, muß er zurücktreten. Wenn er was gewußt hat, erst recht." Struck beschreibt den unkontrollierten Zugang überforderter Untergebener zu autorisiertem Ministerbriefpapier als Sicherheitsrisiko. "Man stelle sich einmal vor, mit solchen Bögen würden Ausfuhrgenehmigungen für Waffen erteilt." Für diesen sensiblen Bereich zeichnet Möllemann tatsächlich verantwortlich.
Parteiintern deutet sich nach dem Flop mit Werbebrief für den Vetter von Möllemanns Gattin Carola ein Karriereknick für den Freidemokraten aus Münster an. Dessen Aussichten, im Juni in seiner Heimatstadt zum Nachfolger von FDP- Chef Otto Graf Lambsdorff gewählt zu werden, sind stark eingetrübt. Gegen Justizminister Klaus Kinkel habe "der jetzt erst recht keine Chance mehr", sagt einer der Möllemann-Skeptiker in der FDP- Führung. Ob Möllemann Chancen hat, im Ministeramt zu bleiben, ist seit Dienstag fraglicher denn je. Die Luft, die er sich mit seiner Presseerklärung verschaffen wollte reichte nicht lange vor.
Kaum war sein selbst fabrizierter Persilschein auf den Schreibtischen der Bonner Journalisten gelandet, da plauderte der Geschäftsführer der Firma des Möllemann-Vetters, Viktor Körfgen, aus, ein Möllemann-Mitarbeiter habe die "Sache" nach dessen Aussage mit dem Minister persönlich besprochen. Nun warten alle auf die nächste ministerielle Erklärung.
SCHÖNECK. Eine Kindervesper für Eltern mit ihren Kindern steht am Heiligen Abend um 16 Uhr auf dem Programm der Oberdorfeldener Kirchengemeinde.
Kinder werden die Vesper mitgestalten, als Solistin wirkt Sandra Dietz mit. Um 18 Uhr tritt in der Vesper für Erwachsene die Solistin Mechthild Grabiec auf. are
FRIEDBERG. Die längste Nacht des Jahres - rund einhundert Schülerinnen und Schüler des Friedberger Burggymnasiums haben sie ohne Schlaf verbracht. Sieben Stunden hörten sie eingekuschelt in Decken auf dem Boden der Turnhalle ihrer Schule die Texte von Autoren aus 15 Nationen, von Ho Chi Minh über Pablo Neruda bis Tolstoi. Unter dem Motto "Deutsche lesen Ausländer" hatte die Klasse 13 d6 mit ihrem Lehrer Ralf Voss die Literaturnacht organisiert. Die FR hatte zwei Schüler gebeten, aus ihrer Perspektive dieses Ereignis zu schildern. Nicole Friedrich und Manuel Winter harrten von zehn Uhr abends bis fünf Uhr morgens aus und notierten für den Kulturspiegel Wetterau, was sie bei den Gedichten, den Textpassagen und in den Pausen empfanden. Dafür möchte sich die FR bei ihnen bedanken.
WETTERAUKREIS. Als eine sozialpolitische Horrorliste hat die Industriegewerkschaft Metall (IGM) die von der Bundesregierung vorgelegte Streichliste für ein "föderales Konsolidierungskonzept" bezeichnet. "Diese Liste liest sich in weiten Teilen wie eine Kriegserklärung an die sozial Schächsten in unserer Gesellschaft," sagte der Gießener IG Metall- Bevollmächtigte vor Betriebsratsvorsitzenden und deren Stellvertretern aus 43 Metallbetrieben des Kreises Gießen, des Vogelsberg- und des Wetteraukreises.
Durch Kürzungen bei der Sozialhilfe, der Arbeitslosenunterstützung, den Bafög-Leistungen, dem Wohn-, Kinder- und Erziehungsgeld, der Abschaffung der Arbeitnehmersparzulage und weiterer Maßnahmen des Sozialabbaus werde die ohnehin vorhandene soziale Schieflage bei der deutschen Einheit verstärkt.
Pairan forderte eine aktive Wirtschafts-, Industrie- und Sozialpolitik in Ostdeutschland, die die wirtschaftliche und soziale Talfahrt in den neuen Bundesländern beende und die Voraussetzungen für einen Aufschwung schaffe. Pairan plädierte für eine Arbeitsmarktabgabe, die auch Beamte, Selbständige und Freiberufler einbezieht, eine Einkommensergänzungsabgabe und eine Investitionshilfeabgabe der westdeutschen Industrie. Die Finanzierungsprobleme der deutschen Einheit dürften nicht weiterhin als Begründung für eine Demontage des Sozialstaates herhalten, meint Pairan. str
Als Friedensapostel ist Israels Premier Rabin angetreten. Doch ganz im Stil seines oft bis zur Sturheit unnachgiebigen Vorgängers Schamir hat er mit der Deportation der mehr als 400 Palästinenser ins Niemandsland zu Libanon eher zu Rache denn zu Recht gegriffen. Daß nun das Oberste Gericht diese Haltung absegnet, wird die internationale Kritik kaum verstummen lassen, sondern lediglich den Eindruck erzeugen, daß Isreals Justiz mit den Herrschenden ist.
Zwar trägt dem Premier der Fußtritt für Völker- und Menschenrechtsregeln, mit dem er die Gefolgsleute der radikalen "Hamas" ins faktische Nichts beförderte, bei 90 Prozent der Israelis Applaus ein. Aber politisch führt der populistische Gewaltakt eben dorthin, wo sich jetzt die Opfer des regierungsamtlichen Zorns aufhalten: ins Nirgendwo.
Die von Rabin nicht bedachten Nebenwirkungen sind fatal: Er hat den Schulterschluß zwischen PLO und "Hamas" provoziert, die sich durchaus nicht herzlich nahestehen, und zwingt verhandlungsbereite Palästinenser, sich jedem Dialog mit Tel Aviv zu versagen. Die Menschen aber, die zur bloßen Verschiebemasse in einem politischen und juristischen Machtspiel wurden und deren Aufenthaltsrecht nun Gewalt und Gewehr bestimmen, verehrt die Westbank-Bevölkerung erst recht als Märtyrer. Neuer Haß macht sich in den besetzten Gebieten (vorerst nur) mit einem Generalstreik Luft.
Die Abschiebung löst keines der Probleme Israels, sondern schafft nur neue. Nachdem ihm das Oberste Gericht nicht aus der Klemme geholfen hat, kann Rabin sich und die von ihm verbannten Menschen nur noch selbst aus der Sackgasse heraus zu manövrieren: Er muß das politische Niemandsland, in das er sich begeben hat, sofort räumen. bk
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Der Weg vom Wald in die Röhre ist kurz: Der weihnachtliche Rehbraten kommt direkt vom Förster. Seite III OBERURSEL/FRIEDRICHSDORF. Sieben Jusos reagieren auf den "Asyl- Kompromiß" mit Austritt aus der SPD. Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Der Friedenschor Cantaré engagiert sich mit politischen Liedern.
REGINA MAIBACH aus Bad Homburg erhält heute die Schlüssel für einen neuen Seat Marbella. Sie errang den Hauptpreis bei der Weihnachtsaktion "Herzen schenken & gewinnen" der Aktionsgemeinschaft Handel, Handwerk, Gastronomie. Weitere Hauptgewinne gehen an Klaus Nitsche, Margarete Treibert, Monika Quell, Barbara Möderle, Klaus Eicke, Heinrich Jestädt und Gretel Müller (Bad Homburg), Barbara Höhn und Dietmar Baldus (Oberursel).
TREBUR. Ersatzwald für Abholzungen auf dem Gelände des Frankfurter Airports hat die Flughafen AG (FAG) jetzt westlich von Trebur geschaffen. Die FAG kaufte dort für drei Millionen Mark ein knapp 100 Hektar großes bisher landwirtschaftlich genutztes Gelände.
Die FAG will zwei Drittel des Gebietes mit naturnahem Auewald aufforsten. Der Großteil des Geländes, das sich nahe eines geplanten Naturschutzgebietes am Altrhein befindet, wurde von der FAG rein vorsorglich gekauft - um Reservewald für weitere Rodungen auf dem Flughafengelände zu haben. ke (Bericht auf der Seite Hessen)
Zu jeweils zwei Jahren Freiheitsstrafe hat die 27. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts jetzt zwei 24 und 31 Jahre alte Männer verurteilt, die die Bundesbahndirektion in Frankfurt erpressen wollten. Das Gericht setzte die Strafen wegen der günstigen Sozialprognosen der Angeklagten zur Bewährung aus, legte ihnen aber auf, jeweils 4000 Mark an die Staatskasse zu zahlen, da, so Vorsitzende Richterin Mechthild Horstkotte, ihr Erpressungsversuch zu einem riesigen Aufwand im Polizeiapparat geführt habe.
Wie die beiden Angeklagten "in allen Nuancen" gestanden, hatten sie am 5. Mai vergangenen Jahres um 12 Uhr von Hannover aus in Frankfurt bei einer Sekretärin der Bundesbahndirektion angerufen und eine halbe Million Mark gefordert. Andernfalls würden sie einen Bahnhof oder einen Zug mit einer Fünf- Kilo-Bombe in die Luft jagen.
Die Idee war dem Älteren der beiden erst am Morgen desselben Tages gekommen, um sich von seinen Schulden zu befreien. Beide Angeklagte kannten sich seit Anfang 1990, als sie bei einem Bewachungsunternehmen am Hauptbahnhof in Hannover arbeiteten. Nachdem sie arbeitslos geworden waren, waren beide in finanzielle Schwierigkeiten, "wenn auch keine Notlage", geraten. Ohne irgendwelche Planungen oder Vorbereitungen setzten sie die Idee sofort in die Tat um. Dabei erhöhten sie auf Wunsch des Jüngeren die ursprünglich gedachte Summe von 250 000 auf 500 000 Mark.
Wie der Initiator vor Gericht sagte, habe er bei seinen mehrmaligen Anrufen in Frankfurt nicht einmal seine Stimme verstellt, so aufgeregt sei er gewesen. So wurde denn auch seine auf Band aufgenommene Stimme in einem Gutachten zweifelsfrei als die seine erkannt. Nicht nur daß die Möchtegern-Erpresser keinerlei Plan hatten, sie hatten auch keinerlei Vorstellung von der Übergabe, geschweige denn vom Übergabeort. Nach längerem Hin und Her mit der Bundesbahndirektion forderten die Angeklagten dann einen Wagen mit Funktelefon, den sie in einer richtigen Schnitzeljagd schließlich nach Helmstedt orderten. Dort sollten die Geldkoffer hinter Mülltonnen abgelegt werden.
Während der Ältere von einer Telefonzelle aus die Übergabe dirigieren wollte, sollte der andere versteckt in der Nähe das Ganze überwachen. Dem wurde es jedoch inzwischen mulmig, er fuhr nach Hause. Da sein Freund dies jedoch nicht mitbekam, er sich aber allein nicht traute zu den Geldkoffern zu gehen, wartete er bis 2 Uhr morgens in seiner Telefonzelle, bis ihn die Polizei festnahm.
Um beiden die Zukunft nicht zu verbauen - sie haben sich inzwischen wieder Arbeit gesucht und leben in gesicherten Verhältnissen - setzte das Gericht die Strafen zur Bewährung aus. sol
Ein Schauspielertriumph: Javier Tomeos "Mütter und Söhne" am Basler Theater
Möllemann will nicht zurücktreten Zweifel an seiner Erklärung der Briefaffäre Von unserem Korrespondenten Peter Ziller BONN, 22. Dezember. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) hat am Dienstag persönlich die Verantwortung für die Affäre um einen Werbebrief mit seiner Unterschrift übernommen, die Rücktrittsforderung der SPD aber zurückgewiesen. Die SPD forderte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf, Möllemann zu entlassen. Die Affäre um ein werbendes Schreiben mit seiner Unterschrift an führende Einzelhandelskonzerne zugunsten seines Verwandten Hubert Appelhoff "ist hausintern aufgeklärt", ließ Möllemann am Dienstag mitteilen. "Der Verfasser des ,Werbebriefes&rquote; hat in gutem Glauben gehandelt, daß er meine Einwilligung für den Gebrauch der persönlichen Blanco- Unterschriften hatte", heißt es in einer Erklärung des Ministers, und: "Ich allein trage die Verantwortung."
Das Ministerium schließt personelle Konsequenzen aus. Möllemann bekräftigte erneut, er habe "von Brief und Produkt erst durch die Anfrage" der Hamburger Illustrierten stern erfahren. Das Blatt hatte einen Brief mit der Unterschrift des Ministers veröffentlicht, in dem dieser sich für ein "pfiffiges Produkt" starkmacht, das von der Firma Pro-Invention, die einem angeheirateten Vetter Möllemanns gehört, vertrieben wird.
Angaben von Pro-Invention-Geschäftsführer Viktor Körfgen wecken Zweifel an Möllemanns Darstellung. Ein Mitarbeiter des Ministers habe ihm gegenüber mehrfach erklärt, er habe die Sache mit Möllemann besprochen, sagte Körfgen der Nachrichtenagentur Reuters. Später habe es geheißen, "es geht in Ordnung". Körfgen bestritt aber eine Vorabmeldung von Bild, er habe behauptet, Möllemann habe den Brief persönlich unterschrieben.
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck forderte Bundeskanzler Helmut Kohl auf, Möllemann zu entlassen, falls dieser einen Rücktritt verweigere. Möllemann müsse selbst dann seinen Hut nehmen, wenn er nichts von dem Schreiben gewußt habe. Es könne nicht angehen, daß Blanko-Unterschriften des Ministers jedermann zugänglich seien. Ansonsten könnten ohne Zutun des Ressortchefs auch Ausfuhrgenehmigungen für Waffen ausgestellt werden.
(Weiterer Bericht Seite 3)
Aktion Tannenbaum HANAU. Am Samstag, 9. Januar, startet im Hanauer Stadtteil Großauheim und in Großkrotzenburg wieder die alljährliche Aktion "Tannenbaum" des evangelischen Jugendclubs FAN &rquote;70. Die Aktion beginnt nach Mitteilung der Veranstalter um 9 Uhr.
SCHMITTEN. Spitzenkandidatin der Schmittener Grünen für die Kommunalwahl im März ist die Bauzeichnerin Cornelia Erlewein. Auf den folgenden Plätzen rangieren einige Mitglieder der ehemaligen Bürgergemeinschaft Schmitten (BGS). Die als Reaktion auf den Korruptionsskandal entstandene BGS hatte sich aufgelöst, weil es ihr nach den Worten des Mitbegründers Johannes Deitmann aus Arnoldshain "an aktiven Mitgliedern" mangelte. Johannes Deitmann kandidiert nun auf Platz zwei der Grünen-Liste.
"Zwischen der ehemaligen BGS und den Grünen besteht weitgehende Übereinstimmung, vor allem in der Bau- und Planungspolitik. Mit der neuen Mannschaft streben wir ein zweistelliges Ergebnis an", erklärt Johannes Deitmann - bei der letzten Wahl vor vier Jahren hatte die Partei 8,8 Prozent und damit drei von insgesamt 31 Sitzen im Parlament erhalten.
Auf Platz drei folgt der Datenverarbeitungsspezialist Michael Weil aus Treisberg, aktives Mitglied im BUND und mit 33 Jahren der jüngste auf den vorderen Listenplätzen. Auf Platz vier bis zehn kandidieren Maria Weber, Sabine Häuser-Eltgen, Georg Goik, Frieda Maria Follert, Ulrich Simon, Petra Trost und Regine Stoltz. Johannes Deitmann und Georg Goik sind als Vertreter im Gemeindevorstand vorgesehen.
Schwerpunkte der Grünen-Politik sind Deitmann zufolge die Kontrolle der Arbeit aller Gemeindegremien, größere Beteiligung der Bürger an den Planungen zum Beispiel durch Bürgerversammlungen sowie "mehr Weitblick" in der Baupolitik ("beim Bau der Grundschule hat man die Situation erst eskalieren lassen und betreibt nun Krisenmanagement"). Außerdem gelte es, das Hunoldstaler Gewerbegebiet "Nesselberg" zu verhindern und Geld für ein Jugendhaus zur Verfügung zu stellen. jd
BONN, 22. Dezember. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) will mit dem Koalitionspartner FDP die Möglichkeiten für Bundeswehr-Einsätze außerhalb des NATO-Gebiets ohne Verfassungsänderung ausloten. Kohl werde unmittelbar vor der Sondersitzung des Auswärtigen Ausschusses zum Somalia-Einsatz in einem Koalitionsgespräch am heutigen Mittwoch versuchen, den "Knoten zu durchschlagen", hieß es am Dienstag in Bonner Regierungskreisen. Der "Knoten" sei durch die Position der FDP entstanden, nur humanitären Einsätzen zuzustimmen, solange eine Einigung mit der SPD über eine Grundgesetzänderung fehle.
Mit ihrer Zustimmung zum Somalia- Einsatz, an dem sich Infanterie-Soldaten mit Kampfauftrag beteiligen sollen, habe sich die FDP bereits "sehr weit" bewegt, hieß es. Darüber hinaus werde die Koalition zu einer gemeinsamen Linie finden müssen, wie sie die Verfassungsklage der SPD gegen den Adria-Einsatz der Bundeswehr beantwortet. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) hatte einen Entwurf verworfen, der seines Erachtens zu wenig am konkreten Streitfall orientiert war.
SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Struck bekräftigte in Bonn, die SPD werde ihre Adria-Klage erweitern oder eine einstweilige Verfügung erwirken, sollte die Bundesregierung wie angekündigt im Februar 1500 Soldaten nach Somalia schicken. Struck forderte die Koalition auf, zusammen über den SPD-Entwurf zur Verfassungsänderung zu beraten, die den Somalia-Einsatz ermöglichen würde.
Die FDP strebt nach Angaben der Parteiführung weiterhin eine Grundgesetzänderung als "sauberste Lösung" an. Der Somalia-Beschluß, der nur noch "mit viel Wohlwollen" als humanitärer Einsatz definiert werden könne, sei bereits ein Grenzfall.
Nicht mittragen würden die Freien Demokraten nach eigenem Bekunden eine Beteiligung der Luftwaffe an einer gewaltsamen Durchsetzung des UN-Flugverbots in der Adria. Dort operieren Awacs-Aufklärer, die zu einem Drittel mit deutschen Soldaten besetzt sind. Die Deutschen müßten nach FDP-Auffassung sofort abgezogen werden, sollten die UN die gewaltsame Durchsetzung des Flugverbots beschließen. Hingegen findet es Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) "absolut notwendig", daß die Bundeswehrsoldaten an Bord bleiben. Die Deutschen dürften den UN "nicht in den Arm fallen", sagte Rühe am Montag bei einem Truppenbesuch auf dem Zerstörer "Hamburg" im italienischen Bari.
Militärs dringen ferner darauf, daß sich die "Hamburg" an der Durchsuchung von verdächtigen Frachtschiffen in der Adria beteiligen kann und sich nicht länger aufs Beobachten beschränken muß.
FRIEDRICHSDORF. Ein Arbeitsunfall kostete gestern morgen im Baugebiet Römerhof einen Bauarbeiter (45) das Leben. Laut Polizei wollte er eine rund eine Tonne schwere Platte lösen, versäumte jedoch, sie richtig abzustützen. So kippte die zwei mal vier Meter große Platte von der Mauer und begrub den Mann unter sich. Er erlitt schwere innere Kopfverletzungen und starb an der Unfallstelle. ca
SULZBACH. Ulla Heitmüller-Klaus ist Spitzenkandidatin der Grün-Alternativen-Liste (GAL) für die Kommunalwahl. Horst Günther steht auf Platz 2, Gerd Schöffel, der die GAL im Gemeindevorstand vertritt, folgt ihm mit Aldo Palmieri.
Nach kurzer Pause möchte Palmieri wieder ins Parlament zurückkehren. Wolfgang Müller, der vor zwei Jahren als Nachrücker für ihn in die Gemeindevertretung einzog, kandidiert nicht mehr. Müller begründet dies damit, daß er zwei Kinder erziehen muß und ein Geschäft betreibt. Die Parlamentsarbeit sei zeitlich nicht mehr zu schaffen.
Neu steht Roswitha Pfeiffer auf einem aussichtsreichen Platz der Liste. Bisher stellt die GAL vier Gemeindevertreter. Bei der vorigen Kommunalwahl erreichte sie laut Müller 11,7 Prozent der Stimmen.
Die GAL will ihren Wahlkampf vor allem über originelle Plakate führen, die Müller entwarf. "Kein neues Rathaus am Frankfurter Hof", "Keine neuen Gewerbegebiete in Sulzbach", "Bezahlbarer Wohnraum" und "Kein weiterer Straßenbau" sind die zentralen Aussagen der Grün-Alternativen.
Sie machen sich statt dessen in ihrem Wahlprogramm für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und kommunales Wahlrecht für alle stark. she
MAINZ, 22. Dezember. Lehrer in Rheinland-Pfalz sollen ab dem nächsten Schuljahr mehr Unterricht geben. Das Kultusministerium wird die Pflichtstundenzahl für Gymnasiallehrer um eine Wochenstunde und die Stundenzahl für Sonderschullehrer, Realschullehrer und Hauptschullehrer in den zehnten Klassen um jeweils 0,5 Wochenstunden anheben. Diese Regelung, die am Dienstag im Kabinett in Mainz beschlossen wurde, soll auf zehn Jahre befristet sein. Die Anhebung der Arbeitszeit, von der Grundschullehrer und teilweise Hauptschullehrer ausgenommen sind, ist Bestandteil eines langfristigen Konzeptes zur "Sicherung der Unterrichtsversorgung".
Die für die nächsten Jahre erwarteten jährlich rund 10 000 zusätzlichen Schüler lassen sich nach Ansicht der Bildungspolitiker von SPD und FDP nicht durch Neueinstellungen ausgleichen. Kultusministerin Rose Götte (SPD) sagte, die Regierung wolle eine gleichmäßige Verteilung der Lasten auf Staat, Eltern, Schüler und Lehrer vornehmen.
Nach Angaben von Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) stehen alle Bundesländer vor dem Dilemma, in der Zeit knapper öffentlicher Mittel bei "steigenden Schülerzahlen ein hochwertiges Bildungsangebot aufrecht zu erhalten". Dabei sei es für Rheinland-Pfalz unmöglich, die rechnerisch in den nächsten zehn Jahren erforderlichen 6000 zusätzlichen Lehrerstellen zu schaffen. Er bezifferte die Kosten für den Mehraufwand im Bildungsbereich auf eine Milliarde Mark.
Bis 1996 will das Land 400 zusätzliche Lehrer einstellen. Außerdem garantiert das Konzept eine sofortige Wiederbesetzung freiwerdender Lehrerstellen. Es soll eine neue Form von Lehrerzuweisungen geben, die nicht mehr von der Klassenzahl, sondern von der Klassenstärke ausgeht. Die elfte Klasse soll nicht mehr im lehrerintensiven Kurssystem, sondern wieder im Klassenverband geführt werden. Einschränkungen gibt es auch bei der Lernmittelfreiheit, die an Einkommensgrenzen (36 000 Mark jährlich plus 6000 Mark pro Kind) gebunden wird.
Ein weiteres Sparpotential sieht Götte bei den Freistunden für Schulleiter und den Anrechnungspauschalen zum Beispiel für Vertrauenslehrer. Ferner sollen Lehrerfahrten nur noch in der unterrichtsfreien Zeit stattfinden. Ebenso soll die Weiterbildung für die Pädagogen außerhalb der Unterrichtszeiten erfolgen. Scharping rechnet mit erheblichem Widerstand der Lehrerverbände.
BONN, 22. Dezember. Bei den Sozialdemokraten ist der Streit um Abhöroperationen in Wohnungen zum Kampf gegen Kriminelle wieder aufgeflammt. Parteichef Björn Engholm sprach sich für die Zulassung des "großen Lauschangriffs" durch eine Grundgesetzänderung aus. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Bachmaier widersprach energisch und warnte davor, "immerzu an der Verfassung herumzuschnipseln".
Engholm sagte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, die Sicherheitsbehörden müßten in die Lage versetzt werden, in verdächtigen Wohnungen abzuhören. Voraussetzungen müßten konkreter Tatverdacht und eine richterliche Genehmigung sein.
Nach Ansicht des SPD-Vorsitzenden sollte die SPD ihre alte Skepsis gegen jede Form der staatlichen Kontrolle im Bereich der inneren Sicherheit ablegen. Sozialdemokraten müßten heute "für einen starken Staat eintreten, der immer ein liberaler Staat sein und die Bürgerrechte achten muß".
Bachmaier sagte dagegen im Gespräch mit der FR, er "bleibe dabei, daß jeder Eingriff in die Unverletzlichkeit der Wohnung auch ein Eingriff in den Kernbestand unserer freiheitlichen Rechtskultur ist". Er warne davor, sich "auf den Weg in den Schnüffelstaat zu begeben". Bei der Diskussion über eine sinnvolle Kriminalpolitik dürfe die SPD "nicht den Konservativen auf den Leim gehen, die dabei immer tiefer in die Privatsphäre eindringen wollen".
Außerdem kritisierte Bachmaier, Engholm setze sich mit seiner Forderung "in klaren Widerspruch zu dem erst im November gefaßten Parteitagsbeschluß", dieses Problem beim nächsten Parteitag zu beraten. "Das ist ein schlimmer Umgang mit der Partei", sagte der Abgeordnete, "Engholm wäre gut beraten, wenn er dafür sorgt, daß Parteitagsbeschlüsse eingehalten werden".
Der Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, verlangte "sehr eingeschränkte Bedingungen" für Lauschoperationen. Es habe aber "keinen Sinn, sie technisch zu ermöglichen und bestimmte Räume einer Wohnung auszunehmen". Im Frühjahr müsse entschieden werden, "wir können uns vor einer Entscheidung nicht drücken".
Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) begrüßte das "Einlenken" Engholms beim Großen Lauschangriff, wie die Deutsche Presseagentur meldet. Jetzt sei zu hoffen, daß Engholm nicht wie im Sommer "leere Sprechblasen" verbreite, sondern sich endlich auch in seiner Partei durchsetze, sagte Stoiber am Dienstag.
Das Wetter
Wetterlage An der Westflanke eines Hochs mit Schwerpunkt über Polen fließt Kaltluft vor allem in den Norden und Osten Deutschlands. Im übrigen Deutschland dagegen ist milde Luft wetterbestimmend.Vorhersage bis Donnerstag früh Im Nordosten geringe Bewölkung, sonst bedeckt und trübe und zeitweise noch leichter Regen.
Höchsttemperaturen zwischen Werten um 0 Grad im Nordosten und um 7 Grad im Südwesten. Tiefstwerte hier um 5, im Nordosten um minus 6 Grad. Überwiegend schwachwindig. Weitere Aussichten für Donnerstag und Freitag Keine durchgreifende Änderung.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 17 Amsterdam
bedeckt 3 Athen
leicht bewölkt 14 Barcelona
stark bewölkt 12 Bordeaux
stark bewölkt 11 Bozen
wolkenlos 5 Brüssel
leicht bewölkt 3 Dublin
bedeckt 5 Helsinki
leicht bewölkt -2 Innsbruck
leicht bewölkt -2 Istanbul
bedeckt 4 Kairo
stark bewölkt 15 Larnaka
wolkig 14 Las Palmas
stark bewölkt 19 Lissabon
bedeckt 12 Locarno
stark bewölkt 5 London
leicht bewölkt 5 Madrid
wolkig 10 Malaga
stark bewölkt 16 Mallorca
stark bewölkt 17 Moskau
wolkenlos -9 Neapel
stark bewölkt 13 Nizza
wolkig 14 Paris
bedeckt 5 Rom
stark bewölkt 16 St. Petersburg
wolkenlos -5 Stockholm
wolkenlos -4 Tunis
wolkig 15 Varna
leicht bewölkt 3 Venedig
stark bewölkt 8 Warschau
wolkig -4 Wien
bedeckt 1 Zürich
wolkig 4
Deutschland
Berlin
wolkig -1 Dresden
wolkig 3 Feldberg/Ts.
Sprühregen 5 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 3 Frankfurt/M.
Regen 6 Freiburg
leicht bewölkt 9 Garmisch
leicht bewölkt 3 Hamburg
bedeckt 0 Köln/Bonn
Regen 6 Leipzig
bedeckt 1 München
stark bewölkt 4 Norderney
bedeckt 2 Rostock
wolkig -1 Sylt
Schneefall 2 Zugspitze
leicht bewölkt -3
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.23 Uhr
Sonnenuntergang 16.27 Uhr
Mondaufgang 7.50 Uhr
Monduntergang 16.02 Uhr
Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) sieht bislang kein "irgendwie geartetes Fehlverhalten" im Zusammenhang mit der Zunahme tödlicher Pilz-Infektionen im Frankfurter Uni-Klinikum. Mayer sagte jetzt in einer Sondersitzung der zuständigen Landtagsausschüsse für Wissenschaft und Gesundheit in Wiesbaden, "soweit bisher feststellbar" hätten der Ärztliche Direktor, der Krankenhaus- Hygieniker und die Hygiene-Kommission des Klinikums "rasch und angemessen" reagiert.
Noch keine Entscheidung gibt es über die Weiterführung der Ende November eingestellten Bauarbeiten (Asbest-Sanierung des Hauptgebäudes), die als eine mögliche Ursache für den Anstieg der Todesfälle durch den Pilz "Aspergillus-fumigatus" von fünf im vergangenen Jahr auf zwölf in diesem Jahr gelten. Die Ministerin bestätigte, daß diese Maßnahmen "soweit bisher feststellbar unter Beachtung der anerkannten Regeln der Bautechnik" durchgeführt worden seien. Auch in Mayers Bericht werden sie aber als einer von "vier möglichen Infektionsherden" genannt.
Die Ministerin kündigte an, sich vor einer Entscheidung über die Weiterführung der Baumaßnahmen mit der ermittelnden Staatsanwaltschaft, dem Frankfurter Gesundheitsamt und dem Darmstädter Regierungspräsidenten rückzukoppeln. Klinikdirektor Werner Groß legte den Landtagsabgeordneten einen neuen Bericht der Pathologie vor, der eine Zunahme der Infektionen mit dem Pilz "Aspergillus-fumigatus" vor allem in den Jahren seit 1989 ausweist - auch in anderen Bereichen des Uni-Klinikums, wie zum Beispiel eine "erhebliche Zunahme" in den Stationen für Aids-Fälle. Falls bei der Zunahme der Todesfälle in diesem Jahren die aktuellen Asbest-Sanierungen wirklich die Ursache sein sollten, werde sich das anhand der Todes-Statistiken erst später ablesen lassen, meinte Groß. Sicher sei nur, daß Anfang November in der Raumluft und an einigen Papp-Verpackungen in der Chirurgie Pilzspuren festgestellt worden sind. "Denkbar" sei, daß der Pilz bei Belieferungen "eingeschleppt" worden ist.
Gesundheits-Staatssekretär Alexander Müller (Grüne) teilte mit, hessenweit seien derzeit sieben Asbest-Sanierungen an Kliniken geplant. Außer in Frankfurt seien dabei Probleme mit möglichen Pilzinfektionen nicht bekannt geworden. me
Eigentlich hätte er nach Oberbayern gehen wollen: "Da hänge ich mir dann das Rechtsanwaltsschild vor die Tür." Aber für den Rückzug aus der Top- Etage der deutschen Assekuranz fühlt sich Wolf-Dieter Baumgartl offenbar doch noch etwas zu jung. So wird der italophile Kettenraucher im Frühjahr umziehen - in eine andere Richtung als erwartet: Zum 1. April rückt Baumgartl an die Spitze des Haftpflichtverbands der Deutschen Industrie (HDI) in Hannover.
Erst im Juli war der 49jährige mit einer größeren Abfindung aus seinem Job als Boß der Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB) ausgeschieden. Allzu verwegen waren seine Schachzüge im Abwehrkampf gegen den ungeliebten französischen Großaktionär AGF geworden. Der machtbewußte AMB-Aufsichtsratschef Helmut Gies witterte die Gefahr, verhandelte hinter den Kulissen und ließ Baumgartl eiskalt fallen. Der jüngste Überraschungscoup aber beweist: "Tricky" ist noch der alte. doe
Im Blickpunkt: Ministerin Heidi Alm-Merk Konsequent für das Asylrecht
Die niedersächsische Justizministerin Heidi Alm-Merk (SPD) bekommt seit einigen Tagen viel Post, die an sie persönlich adressiert ist. Die Briefschreiber wollen alle dasselbe: Ihr zustimmen, den Rücken stärken, Glück wünschen. In ihrem Arbeitszimmer am hannoverschen Waterlooplatz kann sich die Ministerin auch an vielen Blumensträußen erfreuen, die für sie abgegeben wurden, seit sich herumgesprochen hat, daß sie nicht bereit ist, die in Bonn unter Beteiligung des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) ausgehandelten Asylrechts-Änderungen mitzutragen. Die in langjähriger Arbeit bei amnesty international zur Politikerin gewordene Juristin (Bild: Brauchitsch) verhehlt nicht, daß ihr die Solidaritätsbekundungen wohltun. Denn in der Landtagsfraktion ihrer Partei hat sie ganz andere Reaktionen zu spüren bekommen, vor allem vom Fraktionsvorsitzenden Johann Bruns, der zugleich Vorsitzender des SPD-Landesverbands Niedersachsen ist. Wie sie in Gesprächen unter vier Augen zunächst von Regierungschef Schröder und dann von Bruns angeraunzt wurde, mag die Ministerin im einzelnen nicht publik machen. Aber was Bruns dann gegenüber Journalisten äußerte, war deutlich genug. Nach einer Sondersitzung der Fraktion teilte er mit, es sei darum gegangen, wer was sagen dürfe, wenn es um Grundsatzfragen wie die Asylfrage gehe. "Auf der Kommandobrücke", sagte Bruns, könne nur "einer allein" stehen.
Und dabei blieb es nicht: Bruns ließ die Ministerin öffentlich ganz unmißverständlich wissen, daß sie nicht mehr ins Kabinett gehöre, wenn sie in der Asylpolitik nicht das vertrete, was Spitzenpolitiker der Bonner Regierungsparteien und der SPD miteinander vereinbart haben. Wie Bruns befand auch Schröder, die Ministerin habe die Kabinettsdisziplin verletzt - obwohl das niedersächsische Kabinett bisher keinen Beschluß über das Bonner Asyl-Papier gefaßt hat.
Alm-Merk sieht tragende Prinzipien des Verfassungsrechts gefährdet: Wer legal über ein Nachbarland nach Deutschland einreise, habe künftig, falls dieses Papier Gesetz würde, kaum Chancen, hier als politischer Flüchtling anerkannt zu werden. Diejenigen aber, die illegal kämen, ihren Paß wegwürfen, ihren Reiseweg verschwiegen, keine ehrlichen Angaben machten, könnten eher hoffen, Schutz zu finden. "Das kann doch nicht sein", meint die Ministerin.
Eine gründliche richterliche Überprüfung der drohenden künftigen Abweisung politischer Flüchtlinge erscheint ihr, wenn sich der Rechtsweg auf Eilverfahren verkürzt, nicht gewährleistet. Mit diesen Argumenten ist die Justizministerin nicht das einzige Fraktionsmitglied, das den Bonner Konsens ablehnt. So erklärt sich die Hildesheimer Abgeordnete Lore Auerbach unter Hinweis auf ihr eigenes Verfolgtenschicksal in der Nazi- Zeit außerstande, einer faktischen Abschaffung des Asylrechts zuzustimmen. Zu den entschiedenen Verteidigern dieses Grundrechts gehört in der Fraktion auch der hannoversche Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg - was Bruns und Innenminister Gerhard Glogowski, dem forschesten Wortführer der Partei-Rechten, vor allem deshalb mißfällt, weil sie sich bei ihrem Werben für Eingriffe ins Asylrecht seit jeher gerade auf SPD-Kommunalpolitiker berufen, die mit der Zuwanderung von Flüchtlingen nicht mehr fertig werden könnten.
Das Ergebnis der Bonner Vier-Parteien-Gespräche war noch kaum bekannt, als Glogowski schon tönte: "Niedersachsen muß an der Spitze der Länder stehen, die den Asylkompromiß umsetzen." Die niedersächsischen Oppositionsparteien, CDU und FDP, stimmten sofort mit ein. Die Christdemokraten formulierten in diesem Sinne auch bereits einen Antrag für die nächste Landtagssitzung und äußerten die Erwartung, daß die Justizministerin abgelöst wird. Das ist allerdings nicht die einzige Stoßrichtung des Antrags. Es geht um den Bestand der rot-grünen Koalition. Die Koalitionsvereinbarung sieht vor, daß Sozialdemokraten und Grüne gemeinsam abstimmen. Denn die Grünen denken nicht daran, von der asylpolitischen Position abzuweichen, die bis vor wenigen Wochen auch noch die Position des Regierungschefs war.
Heidi Alm-Merk gibt den Kampf um das Asylrecht nocht nicht verloren. Wer das Verfassungsrecht ändern wolle, müsse nun erst einmal Gesetzentwürfe formulieren, sagt sie. Über diese werde dann zu diskutieren sein. Und daran gedenke sie, sich intensiv zu beteiligen, kündigt sie an.
ECKART SPOO (Hannover)
gra SAARBRÜCKEN, 22. Dezember. Die saarländischen Jungsozialisten fordern die Ablösung von Oskar Lafontaine als Vorsitzender der Saar-SPD. "Oskar Lafontaine repräsentiert nicht mehr die Landespartei", begründete der stellvertretende saarländische Juso-Landesvorsitzende Uli Ackermann im Gespräch mit der FR eine nach Weihnachten beginnende Kampagne der Jusos gegen den Regierungschef. Der Juso-Unterbezirk Saarbrücken-Stadt hat die Aktion, bei der auch Plakate und Aufkleber mit der Forderung eingesetzt werden sollen, initiiert.
Begründet wird dies mit dem "abweichlerischen Verhalten" Lafontaines von Beschlüssen der Landesparteitage an der Saar, dem "generellen Rechtsruck" der Partei und der Notwendigkeit, Parteivorsitz und Regierungsamt zu trennen, um die Handlungsfähigkeit der Partei zu erhalten. Allein im Unterbezirk Saarbrükken sind nach Informationen der FR über 30 Jusos "austrittsbereit", um gegen die Asylpolitik der SPD zu protestieren.
HALLE, 22. Dezember (dpa/AFP). Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse hat sich dafür ausgesprochen, Erich Honecker von der Haft zu verschonen, den Prozeß aber fortzusetzen. Dem Mitteldeutschen Express sagte Thierse: "Wenn es nach mir ginge, würde ich eine eher salomonische Entscheidung im Fall Erich Honecker fällen. In Haft sollte dieser Mann nicht bleiben, da er alt und krank ist. Allerdings würde es niemand im Osten Deutschlands verstehen, wenn ihm der Prozeß erlassen würde und er sich in einen Flieger nach Chile schwingen könnte."
Weiter meinte Thierse, die Ostdeutschen hätten gesehen, daß Honecker sehr wohl verhandlungsfähig sei. Sonst hätte er nicht vor zwei Wochen eine einstündige Erklärung vor Gericht abgeben können, meinte Thierse. Auch der Bündnis 90-Politiker Konrad Weiß setzte sich für eine Haftverschonung Honeckers ein.
(Weiterer Bericht auf Seite 3)
SCHWALBACH. Bei einem Überfall auf die "Nassauische Sparkasse" an der Pfingstbrunnenstraße erbeuteten zwei Männer gestern um 11 Uhr 18 000 Mark. Die Täter bedrohten erst einen Kunden mit der Pistole und zwangen ihn, sich auf den Boden zu legen. Anschließend verlangten sie von der Kassiererin, die mit dem Kunden alleine in der Filiale war, Geld. Nachdem sie rund 18 000 Mark erhalten hatten, flohen die Männer zu Fuß Richtung Feld. Die Scheine hatten sie in ihrer Kleidung verstaut.
Laut Polizei wurden sie folgendermaßen beschrieben: Beide sollen etwa 20 Jahre alt und schlank sein. Der eine ist etwa 1,80 Meter groß. Er trug einen dunklen Trainingsanzug aus glänzendem Stoff, darunter einen Kapuzenpulli. Er hatte schwarze Handschuhe und eine schwarze Stoffmaske mit Augenschlitzen an.
Der zweite Räuber soll zwischen 1,70 und 1,75 Metern groß sein. Er trug die gleiche Maske wie sein Komplize, einen schwarzen Blouson mit hellen Knöpfen, eine schwarze Hose und helle Stoffhandschuhe. Die Kripo erbittet Hinweise unter 069 / 755 41 12.
Die "Nassauische Sparkasse" setzte für die Wiederbeschaffung des Geldes zehn Prozent des zurückgegebenen Betrages als Belohnung aus. 2000 Mark bietet sie für Hinweise, die zur Festnahme der Räuber führen, auch wenn das Geld nicht wieder auftaucht. she
Hessen beobachtet "Republikaner" Auch der Verfassungsschutz in Hessen beteiligt sich jetzt an der verstärkten Beobachtung der rechtsextremen "Republikaner". Das teilte Innenminister Herbert Günther (SPD) mit. Nachdem der Bonner Innenminister nun "tatsächliche Anhaltspunkte für rechtsextremistische Bestrebungen" bei der Partei sehe, könne auch das Landesamt für Verfassungsschutz über die bisherige Auswertung öffentlich zugänglicher Informationen hinausgehen, und die "Republikaner" als ein nachrichtendienstliches "Beobachtungsobjekt" einstufen, sagte Günther.
TUNIS, 22. Dezember (Reuter). In Libyen sind am Dienstag bei einem Flugzeugabsturz nach offiziellen Angaben alle 158 Insassen getötet worden. Die amtliche libysche Nachrichtenagentur JANA meldete, die Maschine vom Typ Boeing 727 habe sich auf einem Inlandsflug von Bengasi nach Tripolis befunden. Unter Berufung auf die libysche Luftfahrtbehörde berichtete die Agentur weiter, das dreistrahlige Flugzeug sei um 10.07 Uhr Ortszeit abgestürzt. An Bord der Maschine der libyschen Fluggesellschaft LAA seien auch Ausländer gewesen. Angaben über den genauen Ort des Unglücks und über die Ursache waren in der Meldung nicht enthalten. Zunächst war die Zahl der Todesopfer mit 157 Toten angegeben worden.
Möglicherweise ist das Unglück auf einen Zusammenstoß mit einem libyschen Kampfflugzeug zurückzuführen. Augenzeugen berichteten weiter, die Besatzung der Militärmaschine habe sich mit dem Schleudersitz retten können. Die Behörden erklärten, sie würden den Berichten nachgehen.
Der stellvertretende Staatschef Libyens, Abdel Salam Dschallud, hatte vor einigen Wochen beklagt, daß der Mangel an Ersatzteilen, der durch die Sanktionen gegen Libyen verursacht sei, den Flugverkehr gefährde. Dies sei Massenmord. Die Sanktionen waren im April vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhängt worden, weil Libyen die Auslieferung von zwei mutmaßlichen Attentätern ablehnt. Ihnen wird ein Bombenanschlag auf ein Verkehrsflugzeug der US-Gesellschaft PanAm vorgeworfen. Bei dem Absturz des Passagierflugzeugs am 21. Dezember 1988 über dem schottischen Ort Lockerbie waren 270 Personen getötet worden.
BAD VILBEL/KARBEN. Vier Autos wurden am Sonntag und Montag in Bad Vilbel und Karben aufgebrochen. Nach Polizeiangaben entstand Schaden von 5500 Mark.
Vitamin K ist eine natürliche Substanz, die durch Bakterien im Darm des Menschen gebildet wird. Das Vitamin K ist zur Produktion von Gerinnungsfaktoren notwenig. Ein Mangel kann zu lebensbedrohlichen Blutungen im Darm und in den Nieren führen. Besonders gefürchtet sind lebensbedrohliche Hirnblutungen, die vor allem bei gestillten Babys auftreten können.
Da Neugeborene und junge Säuglinge einen sterilen Darm haben, also keine Bakterien, die das Vitamin K produzieren könnten, fehlt ihnen dieser Schutz. Daher bekommen Neugeborene in Deutschland seit 1986 nach ihrer Geburt prophylaktisch Vitamin- K-Spritzen vom Arzt. hu
Redaktion: Corinna Willführ
Das Ordnungsamt hat - wie erst jetzt bekannt wurde - am vergangenen Wochenende die Diskothek "Down Stairs" in Sachsenhausen geschlossen. Stadtrat Achim Vandreike teilte dazu jetzt mit, das Lokal in der Klappergasse 9 werde erst dann wieder geöffnet, wenn die Brandschutzauflagen erfüllt seien.
Der Dezernent kündigte weitere Gaststättenkontrollen in dem Vergnügungsviertel an. habe
Zwei Beamte der Kripo haben bereits am vergangenen Samstag auf Zypern gemeinsam mit Vertretern der dortigen Sicherheitsbehörden einen 32 Jahre alten Mann festgenommen, der von der Frankfurter Commerzbank-Zentrale neun Millionen Mark erpressen wollte.
Der 32jährige aus Wittenberg in Sachsen-Anhalt hatte nach Angaben der Frankfurter Polizei seit 1. Dezember von seinem Heimatort und dann wenig später von seinem Ferienhotel auf der Mittelmeerinsel der Bank insgesamt sieben Mal brieflich oder per Telefax mit Brand- und Sprengstoffanschlägen auf Filialen des Kreditinstitutes gedroht, falls seine Forderung nicht erfüllt würde.
Wie Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt am Dienstag mitteilte, waren die beiden Frankfurter Kripo-Leute bereits am vergangenen Freitag in den griechischen Teil Zyperns gereist.
Die Ermittler hatten aufgrund der bei der Commerzbank eingegangenen Schreiben und Telefaxe ohne große Mühe die Absendeorte ausdeuten können.
Am Samstag nachmittag nahmen die beiden Beamten des Frankfurter Raubkommissariats (K 12) - gemeinsam mit zypriotischen Kollegen - den Mann fest.
Der 32jährige - nach eigenen Angaben von Beruf Werbekaufmann - legte nach seiner Festnahme vor dem dortigen Haftrichter ein umfassendes Geständnis ab.
Als Motiv für seine Tat nannte er seine hohe Verschuldung. Der 32jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wie Reinstädt am Dienstag sagte, sei der Mann wegen Betrügereien vorbestraft.
Im Laufe des Montags hatten Kriminalbeamte auch die Wohnung des 32jährigen in Wittenberg durchsucht. Über weitere Ergebnisse dieser Durchsuchungsaktion in Sachsen-Anhalt konnte Reinstädt noch nichts sagen. enk
MAIN-TAUNUS-KREIS. Kriftels Erster Beigeordneter Paul Dünte (CDU) strahlt. Kein Wunder, am 11. Januar sollen die Bauarbeiten für das kombinierte Schul- und Kinderhortprojekt an der Lindenschule beginnen. Wie berichtet, schießt das Land 1 056 000 Mark aus dem Nachtragsetat zum 3,6 Millionen Mark teueren Hortkomplex zu. Zwei Millionen muß der Kreis parallel dazu in die Schulerweiterung investieren. Nach ein- bis anderthalb Jahren, so Dünte, können dann 80 Hortkinder betreut werden: "Mit der Kombination von Hort und Schule stehen uns in Zukunft alle möglichen Betreuungsformen auch von Schülern offen." Eine Idee, ergänzt Erster Kreisbeigeordne- ter Gerd Mehler (SPD), die auch in Hochheim an der geplanten Grundschule Nord und in Eppstein realisiert werden soll.
Grund zum Strahlen hat auch der Kreispolitiker. Ist er seinem qua Gesetz auferlegten Ziel in diesem Jahr doch ein Stückchen näher gekommen, den Versorgungsgrad mit Betreuungsangeboten im Kreis in Richtung 100 Prozent-Marke zu erhöhen: Für 366 Plätze in Kindergarten, Tagesstätten und Horten, resümiert Mehler, hat das Land Zuschüsse bewilligt. Nutznießer sind neben Kriftel unter anderen die Gemeinde Liederbach, der das Land 750 000 Mark für einen neuen Kindergarten mit 100 Plätzen zuschießt; Hochheim-Massenheim, das knapp 480 000 Mark für das geplante Kindergartenprojekt bekommt; ebenso die St. Dionysius- Kirchengemeinde in Kelkheim, die mit dem Zuschuß von 635 000 Mark im kommenden Jahr 20 neue Ganztagskindergarten-Plätze einrichten wird. Nicht zuletzt unterstützt das Land mit weiteren 285 000 Mark zusätzliche Gruppen in den städtischen Kindergärten von Münster und Ruppertshain. "Auch wenn's beträchtlich mehr Arbeit bedeutet", habe sich das neue Bewilligungssystem des Landes bewährt habe, findet Mehler. Danach verteilen die Kreise Landesmittel in Eigenregie an die Kommunen und freien Träger: Priorität genießt, wer die größten Lücken im Betreuungsangebot hat. Der Förderhöchstsatz für freie Träger und Kommunen beträgt 50 Prozent der Kosten, einkommensstärkere Gemeinden erhalten weniger, mindestens aber 35 Prozent. Zwei Millionen Mark aus dem Landestopf kann der Kreis 1993 vergeben, das Anmeldeverfahren läuft, 15 Projekte hat die zuständige Planerin im Jugendamt, Ulrike Schmidt, bereits auf dem Schreibtisch.
Wären alle Projekte verwirklicht, könnten nahezu alle Kinder in ihrem Wohnort einen Kindergartenplatz erhalten, rechnet Mehler vor. Im Moment liege der "Deckungsgrad" mit Kindergärten und Kindertagesstätten im Kreisdurchschnitt erst bei knapp über 80 Prozent. Wobei Eschborn mit 109,3 Prozent vor Hochheim (95,9 Prozent) und Bad Soden (88,1 Prozent) weit an der Spitze liege. Schlußlicht sei Liederbach, wo die Nachfrage nach Betreuungsangeboten gerade zu 66,5 Prozent gedeckt ist. Ein Defizit, das der neue Kindergarten jedoch in gut einem Jahr decken soll. Sorge bereiten dem Kreisdezernenten allerdings die mangelnden Angebote an Hort- und Krabbelstubenplätzen. Von letzteren gibt es im Kreis genau 16 Plätze beim Hofheimer Projekt des VdJJ. Horte existieren lediglich in Eschborn (Deckungsgrad 35,7 Prozent), Hattersheim (16,8 Prozent) und Sulzbach (14,1 Prozent). Ist der Hort in Kriftel fertig, bietet er etwa 30 Prozent der Kinder Platz. ana
jk FRANKFURT A. M. Der VW-Konzern hat über seine hundertprozentige Tochter Volkswagen Audi Nippon einen Anteil von 49,9 Prozent an der japanischen Jax erworben und will diese Quote schon bald auf die Mehrheit aufstocken. Die Wolfsburger kommen damit an ein Netz von 21 Händlern im Großraum Tokio heran. Der Schritt ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß sich VW und der japanische Großimporteur und bisherige Vertriebspartner Jiro Yanase nach langer Zusammenarbeit unter nicht ganz friedvollen Umständen trennen.
Heute verfügt der deutsche Konzern in Japan einschließlich der VW- und Audi- Händler von Toyota über 70 Verkaufsbetriebe. Bis Ende 1993 soll diese Zahl, einschließlich Jax, verdoppelt werden. VW und Audi werden im laufenden Jahr 42 000 Autos im Land der aufgehenden Sonne verkaufen und damit vier Prozent weniger als 1991, während die Importmarken insgesamt mit einem knapp neun- prozentigen Rückgang rechnen müssen.
HEUSENSTAMM. Etwa 100 Postler haben gestern in der Mittagspause vor dem Fernmeldezeugamt an der Philipp-Reis- Straße gegen die im Mai von der Telekom-Generaldirektion beschlossene Schließung der Einrichtung protestiert. Wie es aus Gewerkschaftskreisen hieß, zeigten sich jetzt erste Auswirkungen dieses Beschlusses.
So sollen im nächsten Jahr keine neuen Kommunikationselektroniker in Heusenstamm mehr ausgebildet werden. Außerdem soll es eine sogenannte "Personalfestschreibung" geben, das heißt, freiwerdende Arbeitsplätze werden nicht mehr besetzt.
Derzeit arbeiten im Fernmeldezeugamt etwa 600 Beschäftigte, bis 1995 soll das Amt aufgelöst sein, lautet der Beschluß des Telekom-Vorstandes, der dafür finanzielle Gründe nennt. Ob es nach der gestrigen Protestkundgebung auch zu Arbeitsniederlegungen kommen wird, sollen die Beschäftigten am 4. Januar bei einer Abstimmung entscheiden.
In der Vergangenheit hatte die Gewerkschaft Vorschläge gemacht, alternative Arbeit nach Heusenstamm zu holen, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Der Telekom-Vorstand spielt aber nicht mit. pmü
ski FRANKFURT A. M. Die westdeutschen Exportperspektiven werden sich im nächsten Jahr nur leicht aufhellen. Zwar dürften sich mit der konjunkturellen Belebung im Ausland allmählich wieder Auftriebskräfte durchsetzen, schreibt das HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung in Hamburg. Doch werde das Expansionstempo sehr verhalten sein. Im Jahresdurchschnitt rechnen die Fachleute allenfalls mit einem geringen Zuwachs der Ausfuhr nach einem Plus von 2,5 Prozent 1992. Noch ungünstiger seien die Aussichten für die ostdeutschen Exporte. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit komme in den neuen Bundesländern nur langsam voran, und die Höherbewertung der Mark sowie die schleppende Entwicklung der Auslandskonjunktur erschwerten die notwendige Erschließung neuer Märkte. Weitere Absatzverluste in Osteuropa dürften daher erst nach und nach durch steigende Westexporte wettgemacht werden.
Die veränderten Wechselkurse sind auch ein Hauptbelastungsfaktor für die Ausfuhr Westdeutschlands. Allein im September und Oktober, so das HWWA, hat sich die Mark gegenüber dem Durchschnitt der EG-Währungen real um rund sechs Prozent aufgewertet. Dies werde durch die Festigung des Dollar und auch des Yen nur zum Teil aufgewogen. Die Höherbewertung der Mark schwäche die Wettbewerbsposition deutscher Anbieter und damit die Exportaussichten.
Eine schlimmere Bescherung hätte Theo Waigel zu Weihnachten kaum passieren können. Eine Umfrage des Dortmunder Forsa-Institutes sieht die CSU in Bayern weit unter der 50-Prozent-Marke. Gleichzeitig wird Waigel ein Etikett angeklebt, gegen das er sich schon seit Jahren immer wieder wehren muß: daß er ein treuer Gefolgsmann des Kanzlers und ja eigentlich im Grunde ein CDU-Mann sei.
Auch im heimischen Bayern herrscht alles andere als vorweihnachtliche Idylle. Der überforderte Ministerpräsident Max Streibl stolpert von Panne zu Panne und bringt sein Land fortwährend in Mißkredit. Der rastlose Innenminister Edmund Stoiber kann, gestützt auf starke Bataillone in der CSU, seinen Ehrgeiz nur noch mit großer Mühe zügeln. Jetzt hat Waigel spektakulär die Notbremse gezogen, aber ob er damit den CSU-Zug noch zum Stehen bringen kann, scheint zweifelhaft.
Bedrängt von den "Republikanern" schielen Teile der Partei unverhohlen zum rechten Rand und wünschen sich ein ausgeprägt rechtes Profil der CSU. Mit seiner Warnung vor einem Rechtsruck der CSU ist Waigel diesen Kräften entgegengetreten. Es war vor allem ein Schuß vor den Bug seines Stellvertreters Edmund Stoiber, der gewissermaßen alle Law-and-Order-Themen in der CSU monopolisiert hat. Daß Waigel seinen Anspruch, die CSU auch nach dem nächsten Parteitag zu führen, derart deutlich betonen muß, zeigt aber, wie sehr er - nur ein Jahr nach seiner deutlichen Wiederwahl - intern unter Druck steht. Bei der CSU ist Feuer auf dem Dach, aber keiner da, der es löschen könnte. fa (München)
DOROTHEA SCHNEIDER, Hausaufgabenhelferin und Religionslehrerin, wurde von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter mit der silbernen Bürgermedaille, der höchsten Auszeichnung, die die Stadt neben der Ehrenbürgerschaft vergibt, ausgezeichnet. Dorothea Schneider ist im Lauterborn seit 23 Jahren geduldige Zuhörerin und Helferin für Kinder mit schulischen Schwierigkeiten. Seit 1969 ist sie in der Hausaufgabenbetreuung der evangelischen Kirchengemeinde tätig. Bisweilen betreut Dorothea Schneider Kinder aus mehr als 15 Ländern gleichzeitig. Seit 13 Jahren ist sie auch Vertreterin ihrer Kirchengemeinde in der Dekanatssynode. Von 1977 bis vor wenigen Wochen gab sie auch an der Eichendorff-Schule Religionsunterricht. lz
Erbitterte Wortgefechte, die zuweilen fast in einen Tumult ausarteten, gab es am Dienstag nachmittag bei einer Debatte darüber, ob das bundesweite Auftrittsverbot für die Hardrock-Band Böhse Onkelz aufgehoben werden sollte. Stadtrat Daniel Cohn-Bendit mußte die als "Pressekonferenz" angekündigte öffentliche Diskussion im engen Fraktionszimmer der Grünen moderieren, nachdem ihm Oberbürgermeister von Schoeler untersagt hatte, zu dem Treffen ins Amt für multikulturelle Angelegenheiten einzuladen: "Das würde auf die Stadt vor allem zum Zeitpunkt der Lichterkette ein falsches Licht werfen", schrieb der OB.
"Fassadenschwindel" nannte eine Demonstranten-Gruppe das geläuterte Auftreten der Onkelz, die sich von früheren rechtslastigen Texten distanzieren. Der Protest richtete sich "gegen die Absicht Cohn-Bendits, auch Rechte und Faschisten in die multikulturelle Gesellschaft zu integrieren". Doch von kleineren Handgemengen und Parolen wie "Haut den Nazis auf die Fresse" abgesehen verlief das Treffen friedlich.
Es wurde mehr über die als mit der Band geredet, deren Texter und Bassist Stephan Weidner und Gitarrist Mathias "Gonzo" Röhr sich der Diskussion stellten. Die Musiker wurden hart kritisiert. Da nutzte auch ihr Hinweis nichts, daß sie gerne bei einem Anti-Rassismus-Konzert auftreten wollen. Auch ihre Absage an Ausländerfeindlichkeit konnte eine starke Gruppe von Skeptikern nicht umstimmen, die den Musikern ihre Wandlung nicht abkauft.
Impresario Fritz Rau forderte: "Zuerst einmal müssten die Onkelz ihren Namen ändern, das hat auch Saulus getan, bevor er zum Paulus wurde". Rau verwahrte sich gegen die Annahme, er wolle den Onkelz den Rückweg auf die Bühne öffnen: "Als ich ein Video von ihrem Live- Auftritt in Wien ansah ist es mir schlecht geworden". Haß, Arroganz und Zynismus prägen seiner Meinung nach die Texte und Aussagen der Band.
Im übrigen, so betonten David Lieberberg von der Alten Oper und der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Michel Friedman, seien auch die Texte auf der neuen Onkelz-CD mit dem Titel "Heilige Lieder" streckenweise menschenverachtend und von einer Blut-und- Boden-Ideologie geprägt.
Der Kabarettist Matthias Beltz ("Es gibt eine antifaschistische Betroffenheit, die so tut, als könnte man mit Lichterketten alles lösen") argumentierte für die Freiheit der Kunst. Das Beispiel der Links-Rockband Ton-Steine Scherben ("Macht kaputt, was euch kaputt macht") zeige, daß auch die Linke nicht immer zimperlich gewesen sei: "Ausschlaggebend ist, ob die Onkelz es ernst meinen." Er schlug ihnen vor, über ein Konzert gegen Rassismus hinaus auf gefährdete Jugendliche einzuwirken. Mit Cohn-Bendit habe er einst dem Ex-Terroristen Hans-Joachim Klein aus der RAF geholfen. Solche Unterstützung solle auch "rechten Aussteigern" zuteil werden. Eine Teilnehmerin appellierte an die Kritiker von Cohn-Bendits Plan, die Band nicht zu verteufeln: "Sie sollten die Hand, die ausgestreckt wird, nicht zurückzuschlagen".
Ralf Scheffler von der Batschkapp hatte es abgelehnt, mit den Onkelz an einem Tisch zu sitzen und forderte sie schriftlich dazu auf, dem Beispiel der britischen Band Shame 69 zu folgen, die sich auflöste, weil sie ihre rechtsradikalen Skinhead-Fans nicht loswerden konnte. ric
KARBEN. Mit einem Krippenspiel gestaltet die evangelische Kirchengemeinde Petterweil am Heiligen Abend die Christvesper um 16 Uhr. Ein Weihnachtsbild bereichert den Gottesdienst um 18 Uhr. Zur Christmette um 22 Uhr sind der Posaunen- und Kirchenchor zu hören.
WESTLICHE STADTTEILE. "Bis auf wenige Ausnahmen negativ" - so urteilt Alfons Gerling, Vorsitzender der CDU-Arbeitsgemeinschaft West, über den Jahresrückblick von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD). Der hatte, wie berichtet, im Bolongaropalast eine detaillierte "Erfolgsbilanz" für Höchst und die westlichen Stadtteile vorgetragen.
Besonders die Aussagen des OB zur Verkehrspolitik erregen Gerlings Mißfallen. Zur längst fälligen Westumgehung Unterliederbachs habe von Schoeler nur zu sagen, daß darüber nach der Kommunalwahl wieder mal politisch entschieden werden müsse. Gerling: "Der rot-grüne Magistrat selbst aber hat die Umgehung nach der Wahl 1989 auf Eis gelegt."
Auch die Planung für die Straßenanbindung der Leunabrücke an die Schwanheimer Brücke habe von Schoeler "in den Sand gesetzt".
Statt auf die kürzeste und umweltschonendste Trasse zurückzugreifen, favorisiere der Magistrat die Anbindung an die B 40 a. Eine Alternative, die Gerling "ökologisch bedenklich" nennt, weil die Straße dann das Naturschutzgebiet Schwanheimer Dünen streife und Wald geopfert werden müsse.
Kritik übt Gerling außerdem daran, daß sich der OB nicht klar zum Bau der Tiefgarage unter dem Höchster Marktplatz geäußert habe. Die sei nämlich für die Zukunft des "zentralen Einkaufsstandort" sehr wichtig. tos
Man darf Gabriele Münter gewiß nicht zu einer Hauptdarstellerin im Kunstgeschehen dieses Jahrhunderts stilisieren. Auch die opulente Schau in der Frankfurter Schirn Kunsthalle kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Zeit des Austauschs mit Kandinsky Münters fruchtbarste war. Ihre Welt ist ein Leben lang an die Farbe und nicht die Geistigkeit der neuen Kunst gebunden. Durch die Intensität des Kolorits sucht sie elementare Empfindungsgeschichten anzusprechen und bleibt ganz "Blauer Reiter", den sie 1911 mitbegründet.
Sie ist eine Liebhaberin volksnaher verständlicher Darstellung. Kunstgewerbe und volkstümliche Hinterglasmalerei vermochten sie zu faszinieren. In den zwanziger Jahren sind ihre Gemälde besonders schön und brav.
Die Veranstalter sind dennoch stolz auf diese Belege. Sie können dokumentieren, daß die künstlerische Produktion dieser Periode sich nicht auf die bekannten umrißsicheren und lakonischen Bleistiftporträts beschränkt. Die Gehversuche in der Abstraktion bleiben stets unsicher. Münter ist eine Pionierin der Klassischen Moderne, aber ohne langen Atem. bab
Letzte Führung FRIEDBERG. Die letzte Führung durch die Kreisstadt unter sachkundiger Leitung wird in diesem Jahr am Sonntag, 27. Dezember, ab 14 Uhr am Treffpunkt Wetterau-Museum beginnen. Hermann Mangels ist der Stadtführer.
Frankfurts Polizeibeamte, die Mitarbeiter des hessischen Straßenbauamtes in der Kaiserstraße, die Justizbehörden, der Lehrkörper und die Verwaltung der Universität, die "Staatsdiener" in den fünf Frankfurter Finanzämtern oder die Mitarbeiter aus den Landratsämter in Hofheim (Main-Taunus-Kreis), Bad Homburg (Hochtaunuskreis) oder Friedberg (Wetterauskreis) werden noch auf unabsehbare Zeit die Fahrt zum Arbeitsplatz aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Während die Stadt Frankfurt aus verkehrspolitischen Gründen ihren 26 000 Mitarbeitern die FVV-Monatskarte zum Null-Tarif spendiert, tut sich das Land mit dem Job-Ticket schwer. Wiesbaden plant lediglich einen Modellversuch, in den nur jene 9000 Mitarbeiter einbezogen sind, die im Einzugsbereich der Wiesbadener Verkehrsbetriebe (ESWE) wohnen. Sie sollen zudem 50 Prozent der Kosten einer ESWE-Monatskarte selbst tragen.
Nach mehr als einjähriger Beratung einer ministeriumsübergreifenden Arbeitsgruppe hat nun das federführende Wirtschaftsministerium den Entwurf für eine Kabinettsvorlage erstellt - und ist sofort auf entschiedenen Widerstand der Personalvertretung sowie der Gewerkschaft ÖTV gestoßen. Die Arbeitnehmervertreter störte weniger, daß sich die Landesbediensteten im Gegensatz zu den Kollegen aus Frankfurt am Job-Ticket anteilsmäßig beteiligen sollen. Ihre Hauptkritik richtet sich gegen die vorgesehene Verknüpfung zwischen dem Fahrschein und der Parkplatzfrage. Denn in Zukunft sollen die Ministeriumsangestellten für die rund 3500 landeseigenen Parkplätze in Wiesbaden 60 Mark pro Monat bezahlen. Bislang wurden sie nach Kriterien, die jedes Ministerium selbst festlegte, kostenlos vergeben.
Das soll nach dem Willen von Gewerkschaft und Personalräten auch so bleiben. Schließlich kommen von den etwa 16 500 Landesbediensteten mit Arbeitsplatz in Wiesbaden - hessenweit sind es 168 000 - schätzungsweise 80 Prozent mit dem Wagen. Die Landesregierung, so hat die ÖTV ihren Widerstand bereits schriftlich angekündigt, "muß sich darüber im Klaren sein, daß die Realisierung ihrer umwelt- und verkehrspolitischen Vorstellungen aus der Koalitionsvereinbarung nicht zum Nulltarif zu haben sind".
Das Wirtschaftsministerium will jedoch hart bleiben: "Es war von vornherein unser verkehrspolitischer Ansatz, die Parkplätze nicht mehr kostenlos anzubieten". Denn: "Schließlich wollen wir die Mitarbeiter zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel veranlassen".
Im Ministerium wird beteuert, der vorgesehene Modellversuch in Wiesbaden sei als "Einstieg in eine landesweite Regelung" zu verstehen. In einer zweiten Stufe, "die schnell nachgezogen" werde, sei dann geplant, allen Mitarbeitern mit Dienststellen im Bereich des FVV ein Job-Ticket anzubieten.
Doch in Frankfurt haben viele Landesbedienstete wenig Hoffnung auf den FVV-Fahrschein für die Fahrt zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. "Wenn das schon in Wiesbaden so problematisch ist, wird es noch schwieriger, mit dem FVV zu einer Lösung zu kommen", sagt einer stellvertretend für viele, "schließlich wird es dann auch richtig teuer". Für den Versuch in Wiesbaden hat das Land 600 000 Mark bereitgestellt.
In Frankfurt überweist der Magistrat für die 26 000 Bediensteten gut elf Millionen Mark pro Jahr an den FVV und ist damit der mit Abstand größte Job-Ticket- Partner des Verkehrsverbundes. Insgesamt hat der FVV bislang mit 31 Unternehmen entsprechende Vereinbarungen getroffen. Darunter sind die Frankfurter Sparkasse mit 3000 Mitarbeitern, der Hessische Rundfunk (2200), die Main-Gas (1100) und der Kaufhof mit 600 Tickets.
Selbst die Industrie- und Handelskammer hat vor geraumer Zeit für ihre Mitarbeiter die Weichen in Richtung öffentlicher Nahverkehr gestellt. gang
FRIEDRICHSDORF. Heute will die Stadt Abhilfe schaffen: Im Neubaugebiet "Römerhof" sollen am heutigen Mittwoch Mitarbeiter des Bauhofs die Obere Römerhofstraße, den Frankenweg und den Alemannenweg gründlich reinigen. Auch die Innenhöfe der Gruppen sechs und sieben sollen vom Dreck der Baustellen befreit werden.
Wie Bürgermeister Gerd Schmidt am späten Dienstag nachmittag mitteilte, können die Bauhofleute aber nur ans Werk gehen, wenn ab 7.30 Uhr die Straßen und Innenhöfe frei von Autos sind. Auch alle Baufahrzeuge sollten dann weggefahren sein. Zudem wird die Stadt die Baustraße im sechsten Abschnitt noch einmal schottern lassen.
In der letzten Zeit waren in dem Neubaugebiet Klagen laut geworden, da Baufahrzeuge durch zu enge Straßen des Wohngebiets fahren und diese so verschmutzt sind, daß zum Teil die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet sei. Darauf hatte die Stadt gestern mit einem Besuchstermin vor Ort reagiert. In Absprache mit denen, die am Römerhof ihr Häuschen bauen, plant die Verwaltung auch, an der Zufahrt zum fünften Bauabschnitt einen Wegweiser zu errichten, damit Baufahrzeuge sofort die richtige Baustelle anfahren und Suchverkehr vermieden wird.
An der Einmündung des Frankenweges in die Obere Römerhofstraße wird außerdem ein weiteres Sackgassenschild aufgestellt. Dort sollen die Lastwagenfahrer darauf hingewiesen werden, daß an dieser Stelle die einzige Wendemöglichkeit besteht. ca
sp HANNOVER, 22. Dezember. Die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) will keinerlei Auskünfte mehr über den Termin genehmigter Atommüll-Transporte nach Gorleben geben. Ein Sprecher der Staatskanzlei in Hannover nannte es jedoch am Dienstag fraglich, ob noch in diesem Jahr die auf dem Gelände des Atomkraftwerks Unterweser bei Esenshamm abgestellten Behälter mit Abfällen aus dem belgischen Nuklearzentrum Mol nach Gorleben transportiert werden. Zwischen Weihnachten und Neujahr ruhe im Gorlebener Zwischenlager der Betrieb, sagte der Regierungssprecher.
Am Montag war der Transport wieder abgeblasen worden, nachdem sich in Gorleben Mitglieder der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg auf Blockadeaktionen eingestellt hatten.
Der Mann aus Solingen, der dreimal im Jahr mit seinem Sortiment der Nützlichkeiten Frankfurt ansteuert, ist sein eigener Kunde. Eine hölzerne Bratwurst-Zange, die der Anbieter von Haushaltswaren in der Hand führt, verkürzt den Weg zum Kunden. Schon schnappt die Zange nach dem gewünschten Haushaltsrequisit, einem Brotmesser . . .
Praktische Artikel laufen immer, und so ist auch das Geschäft vor dem Fest des Gebens und Nehmens für den Mann aus Solingen "zufriedenstellend" gelaufen.
Nach vier Wochen voller Zuckerwatte und Lebkuchen gehören Römerberg und Paulsplatz von heute an wieder den Tauben und den Passanten. Am letzten Tag des Weihnachtsmarktes zeigten sich die Standbetreiber weitgehend "zufrieden" über den vorweihnachtlichen Absatz: kein Umsatzplus, aber zugleich auch eine weitgehend von der Rezession ungetrübte Bilanz.
Einen anhaltenden Trend zu kunstgewerblichen Artikeln, welche das Funktionale mit dem Extravaganten verbinden, hat die Produzentin aus Wächtersbach beobachtet. Zur Illustration: eine Tasse, dessen Henkel wie ein Hahnenkamm Zacken wirft.
Signore Muzio aus Torino, der Ausstatter für gefühlsbetonte Wohnkultur, tut sich in dieser Saison schwer. Die Leute rechnen, sagt der Mann, der im norditalienischen Veneto bunte Vasen, in Taiwan Wandbilder mit Perlmutt- Besatz ordert.
Der Kunde, der kühle Rechner, verzichtet heute auf den Miniaturspringbrunnen für das Wohnzimmer, und selbst die alkoholisch Animierten greifen nicht mehr, wie einst, zur dickbäuchigen Gottheit aus Porzellan. 500 Mark Strom, Standmiete bei 700 Mark Tagesumsatz - Signore Muzio spricht von "Rezession".
Der Händler der Herzen dagegen ist zufrieden. Der Anbieter aus Rosbach, der im Wechsel der Jahreszeiten mal als Eispulverfabrikant, mal als Lebkuchenhändler firmiert, kennt keine Absatzkrise.
Herzen, zumindest die aus Lebkuchen, haben ein sehr spätes Verfallsdatum. sar
Honecker-Prozeß:
Den vierten Adventssonntag hatten zwei miteinander zugebracht, die in ihren Berufssparten als ganz besondere Spezies gelten und außerdem den Hang zu Boulevardblättern gemein haben: der Berliner Anwalt und Nebenklagevertreter im Honecker-Prozeß, Hanns-Eckehard Plöger, und der Münchner Chirurg Julius Hackethal. Bei der fleißigen Feiertagsarbeit wurde ein Pseudowerk erzeugt, das am nächsten Morgen, dem 11. Verhandlungstag im Prozeß gegen den todkranken ehemaligen DDR-Staatsratsvorsit- Von Inge Günther (Berlin) zenden, für einen makabren Höhepunkt sorgte - Plöger rezitierte Hackethal.
Die gerichtlich bestellten Sachverständigen, die Honeckers Krebserkrankung begutachteten, hätten in "Wahrheit" ihre Diagnose eines bösartigen Primärtumors- in der Leber des Angeklagten ja gar nicht nachweisen können. Ohne das Zutun Hackethals wüßte folglich keiner, was Plöger weitergab: "Für Honecker sieht es sehr günstig aus." Doch der Anwalt beließ es in seinem Antrag, das Gesuch auf Einstellung des Verfahrens gegen Erich Honecker wegen dessen Verhandlungsuntauglichkeit abzulehnen, nicht nur bei Allgemeinplätzen. Plöger "hackethalte" in seinem Exkurs über die menschliche Leber medizinisches Fachlatein wieder, um dann triumphierend populär Verständliches von sich zu geben: "Honecker sieht nicht schwer krank aus."
Den Prozeßbeobachtern erschien solche Darlegung eher zynisch. Diente sie doch dazu, das Bemühen des Vorsitzenden Richters Hans-Georg Bräutigam zu vereiteln, der vergangene Woche die Erörterung der Gutachten unter Ausschluß von Öffentlichkeit und Angeklagten angeordnet hatte, um die damit verbundenen "beklemmenden Fragen und Beurteilungen" dem Betroffenen zu ersparen. Nein, Plöger - "jeder Tag, den Herr Honecker in Haft sitzt, ist ein Gewinn für den Rechtsstaat" - mochte weder ihm noch den Zuhörern etwas ersparen. Und das feiert er seit Montagabend, als das Gericht entschied, daß Honeckers Erkrankung "zur Zeit" kein Verfahrenshindernis bedeute, als "seinen" Erfolg. Nun ist der 27. Großen Strafkammer kaum der Vorwurf zu machen, sie lasse sich von den Gedanken Marke Plöger in ihrer Entscheidungsfindung über das gesetzlich notwendige Maß hinaus leiten. Für wenig gutes Einvernehmen dieser beiden Prozeßbeteiligten spricht schon, daß Anwalt Plöger nunmehr in dritter Variante einen Befangenheitsantrag gegen Richter Bräutigam stellte, der allerdings wie erwartet per Gerichtsbeschluß abgebürstet wurde. Doch der vorläufig letzte der Plögerschen Ablehnungsgesuche hat Bräutigam an so empfindlicher Stelle treffen können, daß die Kammer die wahrscheinlich Volkes Wut auslösende Entscheidung über Honeckers Haftentlassung zum jetzigen Zeitpunkt vermeiden wollte. Denn der als nicht uneitle geltende Richter hatte es sich vor wenigen Tagen nicht verkneifen können, in der Berliner Abendschau zu besagten Sachverständigenexpertisen eine Meinung abzugeben, wenn auch recht neutraler Art. "Ich wüßte nicht, warum die Gutachten in Zweifel zu ziehen sind, es kommt darauf an, wie man sie bewertet", hatte er dort in die Kamera gesprochen. Ein überflüssiger Satz, den Honecker-Verteidiger Nicolas Becker bissig mit den Worten kommentierte, Herr Bräutigam möchte doch bitte dem kranken Angeklagten die gleiche Aufmerksamkeit schenken wie den eigenen TV-Auftritten.
So aber ist der Beschluß, den Prozeß gegen Honecker fortzusetzen, vor allem als Versuch der Kammer zu verstehen, auf keinen Fall relativ befestigtes rechtliches Gelände zu verlassen. Die Vorgabe dazu lieferte ein Berliner Kammergericht, das vor geraumer Zeit die Frage der Verhandlungsfähigkeit mit der Frage nach der Schwere des Tatvorwurfs verband. Hierauf bezog sich sowohl die Staatsanwaltschaft - "der Tumor sitzt an einer Ecke, wo er noch nichts tut" - als auch Richter Bräutigam: Die von den Sachverständigen abgegebene Prognose (wonach Honecker wahrscheinlich noch drei bis sechs Monate zu leben hat) sei "im Verhältnis zur Schwere des Tatvorwurfs immer noch zu ungewiß".
Gleichwohl, die Bösartigkeit des attestierten Krebsgeschwürs wird von Anklage und Gericht nicht angezweifelt. Nur besteht ebenso der Eindruck, daß beide vor allem das wahrnehmen, was sie sehen wollen: "Der Angeklagte zeigt keine Ermüdungserscheinungen", meint Oberstaatsanwalt Bernhard Jahntz im bisherigen Prozeßverlauf beobachtet zu haben. Der nur faustgroße Krebs wachse dagegen "in atypischer Weise". Das kann besonders aggressiv bedeuten, aber eben auch unberechenbar. Diese letzte Unsicherheit hat das Gericht vor der unbeliebten Entscheidung bewahrt, die nun im nächsten Jahr zu treffen ist.
Währenddessen darf an einer Rechenaufgabe herumgerätselt werden, die Verteidiger Becker auf die Frage zuspitzte, "wieviel Prozeßstunden wir denn unterbringen können während der zweieinhalb Zentimeter, die der Tumor noch bis zur Leberpforte braucht". Solche Überlegungen bezeichnete der Anwalt als "gräßlich und für mich völlig unanständig". Die in einer Prozeßfortdauer steckende Unerbittlichkeit verglich Becker nicht ohne Polemik mit der "deutschen Gründlichkeit", griff dabei auch "die extreme Fraktion des Berliner Kleinbürgertums" an, die den Atheisten Honecker zur Weihnachtszeit auf keinen Fall bei seiner Familie in Chile dulden wolle.
Doch auf die Frage nach der Moral - "es kann doch nicht sein, daß dieser Gerichtssaal zu einem Sterbezimmer wird" (Verteidiger Ziegler) - gab es keine Auskunft in Berlin-Moabit. Vielleicht hat gerade dieses Manko dazu geführt, daß sich am folgenden Tag besonnene Stimmen mehrten, die an die Menschenwürde eines Sterbenden erinnerten und an den Verzicht auf Rache. SPD-Präsidiumsmitglied Wolfgang Thierse gehörte ebenso dazu wie Konrad Weiß vom Bündnis 90. In der Mehrheit sind sie wahrscheinlich nicht in diesem Land, dessen Gesetzesvorschriften bisweilen wenig bekannt sind. Beispielsweise jenes, wonach Untersuchungshaft kein Ersatz für Strafe ist.
Drei Frankfurter Polizeibeamte, allesamt Angehörige des 3. Reviers in der Hynspergstraße (Nordend), sollen sich während ihres Dienstes strafbar gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 35jährigen Hauptmeister sowie gegen zwei 27jährige Obermeister wegen Diebstahls und Hehlerei. Das Verfahren ist bei der Außenstelle der Limburger Strafverfolgungsbehörde in Wetzlar anhängig, dem Wohnort eines 29jährigen Österreichers, der in diesem Verfahren Hauptbeschuldigter ist.
Die Pressestelle der Polizei teilte mit, der Hauptmeister sei bereits am 25. November in Untersuchungshaft genommen worden. Der Beamte wurde bei Kürzung seines Gehaltes um 50 Prozent vom Dienst suspendiert. Einer der beiden Obermeister wurde ebenfalls beurlaubt, der andere versieht weiterhin Dienst auf dem Revier. Auch gegen ihn wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
Einer der beiden Obermeister hat ein Geständnis abgelegt. Zehn Straftaten habe man dabei gemeinsam begangen. Der Polizist berichtete von Diebstählen an Einbruchstatorten; aus Wohnungen habe man Geld, Uhren und Unterhaltungselektronik mitgehen lassen. Aus aufgebrochenen Autos seien Radios und andere Wertgegenstände gestohlen worden. habe
spi DUISBURG. Die Klöckner-Werke sind wieder flüssig. Sie wollen alle Rechnungen ihrer Lieferanten bezahlen, die nach dem Vergleichsantrag vom 11. Dezember anfallen. Wie der vorläufige Vergleichsverwalter Jobst Wellensiek bekanntgab, wird ein Großaktionär - das Handelshaus Klöckner & Co. - 160 Millionen Mark Soforthilfe leisten. Es handelt sich dabei um einen Vorschuß auf Stahllieferungen.
Traditionell verkauft das Handelshaus praktisch exklusiv die bei den Klöckner- Hütten in Bremen und Georgsmarienhütte produzierten Stähle. Ursprünglich ein Schwester-Unternehmen der Klöckner- Werke, gehört es inzwischen je zur Hälfte den Konzernen Viag in Bonn und Bayernwerk in München. Außerdem besitzt es rund ein Fünftel des Kapitals der Werke und ist damit größter Einzelanteilseigner.
Wellensiek sagte, durch diese Liquiditätsspritze könnte das Vergleichsverfahren in Ruhe vorangetrieben werden. Es bestünden gute Aussichten, die beiden Stahlwerke zu retten. Wie berichtet, sollen die nicht bevorrechtigten Gläubiger der Werke sowie die ihr unterstellten Gesellschaften Klöckner Stahl und Edelstahl auf 60 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Unter dem Strich ist das eine Einbuße von gut einer Milliarde Mark. Die bevorrechtigten Gläubiger sollen mit 40 Prozent Verlust wegkommen. Konkret entspricht dies rund 300 Millionen.
Die danach noch verbleibenden Schulden von etwa 1,4 Milliarden Mark sollen nach jetzigem Plan dem Unternehmen fünf Jahre lang gestundet werden, davon 18 Monate zinslos. Auf diese Weise mit Hilfe der Gläubiger massiv entlastet, wird es den Klöckner-Werken in den kommenden Monaten vermutlich sogar möglich sein, ihre Stähle trotz akuter Branchenkrise und noch andauerndem Preisverfall im Gegensatz zur Konkurrenz kostendeckend zu verkaufen. In der Stahlbranche wird daher der Vorgang mit recht gemischten Gefühlen beobachtet.
Hauptgläubiger sind neben 26 Banken vor allem der Kölner Pensions-Sicherungsverein. Dessen Mitglieder müssen für etwa 600 Millionen Rückstellungen gutstehen. Das ist nach AEG die zweitgrößte Summe, die diese Feuerwehr für in Not geratene Betriebsrenten zu mobilisieren hat. Nach jetziger Rechnung sind vom Vergleich Pensionszusagen in Höhe von etwa 460 Millionen unmittelbar betroffen. Nach der voraussichtlichen Quote sind somit 280 Millionen Mark dahin. Sie müssen durch höhere Beiträge der einzelnen Mitgliedsfirmen aufgebracht werden. Die Sätze werden sich daher wahrscheinlich im nächsten Jahr verdoppeln.
Auch die öffentliche Hand bleibt vom Vergleich nicht verschont, war gestern zu hören. Sie muß unter Umständen 370 Millionen Mark für bedingt rückzahlbare Subventionen endgültig ausbuchen. Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft fordert rund 200 Millionen Mark in Duisburg ein.
Eine Zitterpartie steht ferner der ohnedies arg gebeutelten Ruhrkohle in Essen ins Haus. Sie muß künftig um jährliche Lieferungen von etwa einer Million Tonnen bangen und damit um Einnahmen von rund 250 Millionen Mark. Der Vorstand der Klöckner-Werke deutete gestern nämlich an, die bisherigen Lieferverträge für Koks eventuell zu kündigen. Der Vergleich gäbe dazu die Möglichkeit. In den vergangenen Monaten waren die Duisburger nicht müde geworden, darauf hinzuweisen, die Bindung zur Ruhrkohle bedeute jährlich zusätzliche Kosten von 90 Millionen Mark - verglichen mit den Preisen auf dem Weltmarkt.
Nur noch 2:1 für "Hibbdebach". Beim dritten Schulschachturnier der Schülerinnen und Schüler nördlich des Mains gegen die Kollegen aus dem südlichen Stadtbereich konnten die "Dribbdebächer" ihren ersten Sieg landen. 358 Schüler nahmen diesmal am Wettstreit teil: "Neuer Rekord", meldeten die Veranstalter, der Förderkreis für Jugend- und Schulschach und die Frankfurter Sparkasse. 69,5 zu 109,5 lautete das Endergebnis nach 179 Partien. Großen Anteil am Erfolg des Südens hatte die Sachsenhäuser Schillerschule, die mit zehn Mannschaften die größte Teilnehmerzahl stellte und auch das beste Einzelergebnis aller Schulen schaffte. Verdienter Lohn: Zum dritten Mal hintereinander gewannen die "Schillers" für die Schulen-Einzelwertung den Wanderpokal des Oberbürgermeisters und dürfen ihn nun behalten. Weitere fünf Trophäen spendete die Frankfurter Sparkasse. ill
Hoffen auf Serbiens Opposition
Keine oppositionelle Partei könne auf dem Balkan Wahlen gewinnen. Politologen haben diese Erkenntnis bereits in der Zeit zwischen den Kriegen, als dieser Teil Europas noch monarchistisch war, als gesellschaftspolitische Gesetzmäßigkeit beschrieben. In Serbien, so könnte man nach dem Ergebnis der "Schicksalswahlen" vom Sonntag meinen, wirkt dieses Gesetz bis heute fort. Verfestigte Neigungen beim traditionell denkenden Bevölkerungsteil, den Mächtigen zu gefallen, sowie die von den Herrschenden vorgegebenen Rahmenbedingungen summieren sich dann unter dem Strich zu Siegen, die nicht nur der Opposition unerträglich, sondern auch unerklärlich erscheinen.
Mit diesem Phänomen sehen sich in Belgrad Akteure und Beobachter der Wahlen zum serbischen und montenegrinischen Parlament und besonders der serbischen Präsidentenkür konfrontiert. Kann ein Volk aus freien Stücken gegen den als Friedens- und Wendebringer auftretenden Milan Panic und für den von der Welt fast unisono als Kriegstreiber und Despot verurteilten Amtsträger Slobodan Milosevic entscheiden? Es liegt nahe, daß der serbo- amerikanische Geschäftsmann Panic, der sich im Verlauf des Wahlkampfes in die Euphorie des Nichtverlieren-Könnens hineingesteigert hatte, die Gründe für seine Wahlniederlage jetzt primär im Wahlbetrug sieht. Mit demselben Argument bemühen sich viele der ausländischen Wahlbeobachter, den in seiner Höhe noch immer nicht endgültig ausgewiesenen Sieg Milosevics und seiner "Sozialistischen Partei Serbiens" (SPS) vielleicht doch noch zu kippen.
Die zahlreichen Wahlunregelmäßigkeiten ausschließlich als bewußt konzipierten Wahlbetrug und nicht auch als Folge von Schlamperei zu begreifen, die jede Seite benachteiligen kann, heißt, einem Selbstbetrug den Weg zu ebnen. Sollte der Urnengang wegen der ungleichen Startchancen von vornherein irregulär gewesen sein, hätte die Opposition die von ihr geforderten vorgezogenen Neuwahlen besser gleich boykottiert. Aber selbst die Begleitung der Wahl in den Medien war - trotz des die Milosevic-Partei einseitig begünstigenden staatlichen Fernsehens - weit vielschichtiger, als es im Westen gemeinhin beschrieben wird.
Eigentlich beweist das Wahlergebnis, daß die Medien den Ausgang dieser Wahl nur bedingt beeinflußt haben dürften. Nicht allein die demokratische Opposition, sondern leider auch die faschistoide "Serbische Radikale Partei" (SRS) Vojislav Seseljs, die sich kaum der Unterstützung durch Zeitungen oder Fernsehen erfreute, erzielten beachtliche Erfolge. Sowohl das rest-jugoslawische als auch serbische Parlament werden künftig im westlichen Sinne pluralistisch strukturiert sein. Dem sozialistisch-radikalen Block, der voraussichtlich eine formale Regierungskoalition bilden dürfte - vorausgesetzt, man erreicht die sich abzeichnende knappe absolute Mehrheit -, wird nicht mehr eine schwachbrüstige, sondern eine massive Opposition gegenüberstehen. Das Wahlbündnis DEPOS und die "Demokratische Partei" (DS) werden rund 40 Prozent der Abgeordneten stellen. Sie werden eine seriöse Kontrollfunktion ausüben. Nicht nur deswegen bleibt abzuwarten, ob auch die oppositionellen Parteien - wie Panic - die Wahlen anfechten werden. Spe- kulationen, die sogar die DS als möglichen Koalitionspartner der Sozialisten ins Spiel bringen, sind sicher verfrüht. Sie deuten aber an, daß es mehr Optionen als nur die von Panic für die Lösung der anstehenden Probleme gibt - allen voran die der "nationalen serbischen Frage", mit der Milosevic die Wahlen gewonnen hat. Damit ist aufs engste die Entscheidung über Fortsetzung oder Beendigung des Bürgerkrieges mit all ihren außenpolitischen Implikationen verknüpft.
Panic hat sich zwar als einziger Garant für die Friedenslösung aufgebaut, ohne auch nur ansatzweise anzudeuten, wie er diese verwirklichen will. Sollte irgendwann aber Milosevic, sei es wegen der Serbien angedrohten vollkommenen Isolation oder der drohenden militärischen Intervention zur Einsicht gelangen, daß er den Krieg zu einem Ende bringen muß, um seinem Volk eine Tragödie zu ersparen, hätte er sicherlich institutionell weit bessere Voraussetzungen. Da ihn die Opposition dabei voll unterstützen würde, brauchte man nicht mit der Gefahr eines innerserbischen Bürgerkrieges rechnen. So - aber wohl nur so - gesehen, könnte das fatal anmutende serbische Wahlergebnis auch einen winzigen positiven Ansatz für die Zukunft in sich bergen.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Holding des Versicherungsriesen Allianz beteiligt sich nach Angaben des Informationsdienstes Czerwensky intern mit "nicht weniger als zehn Prozent" am Kapital des Mischkonzerns Veba. Damit sei die "größte finanzielle Transaktion in diesem Jahr" perfekt. Ein Zehntel der Veba- Aktien repräsentierten auf Basis der jüngsten Börsenkurse einen Wert von rund 1,6 Milliarden Mark. Das Paket wird angeblich von der Dresdner Bank übernommen, die schon seit etwa einem halben Jahr Veba-Aktien "gesammelt" habe, und stelle für die Allianz eine reine Investmentanlage, also ohne damit verbundene strategische Absichten dar.
Von der Allianz war bis Redaktionsschluß auf Anfrage keine Stellungnahme zu dem Czerwensky-Bericht zu erhalten. Ein Sprecher des Versicherungskonzerns vermochte zunächst nicht einmal zu sagen, wie hoch die bisherige Allianz-Beteiligung an Veba war. Daß nicht unwesentliche Anteile auch an diesem Unternehmen längst zum Portefeuille der Münchener gehörten, kann als sicher unterstellt werden.
Der Informationsdienst spekuliert, daß "gewisse institutionelle Anleger" in den vergangenen Tagen von der Großtransaktion Wind bekommen hätten. So sei ein kräftiger Anstieg des Allianz-Aktienkurses zu erklären, und auch die Veba- Papiere hätten sich an der Börse besser als andere gehalten.
enk FRANKFURT A. M., 22. Dezember. Erstmals hat ein deutsches Gericht die Eheschließung von Schwulen und Lesben befürwortet. Frankfurter Amtsrichterinnen und Amtsrichter hatten am Montag in drei Fällen das Standesamt angewiesen, auch Eheschließungen von gleichgeschlechtlichen Paaren zu genehmigen. Sie sehen das Heiratsverbot als Verstoß gegen das Grundrecht der Eheschließungsfreiheit, das Grundrecht der freien Entfaltung der Persönlichkeit sowie gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes an. Die Standesbeamten hätten die Aufgebotsanträge nicht ablehnen dürfen, da die Rechtspraxis längst "über die christlich-abendländische Ehevorstellung hinausgegangen" sei.
Die Rechtsdezernentin der Stadt Frankfurt, Sylvia Schenk, kündigte am Dienstag Beschwerden gegen die Entscheidungen an, die noch nicht rechtskräftig sind. Sie akzeptiere inhaltlich diese Entscheidungen, nun sei aber das Bundesverfassungsgericht gefragt.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sprach von einer "mutigen Entscheidung". (Weiterer Bericht im Lokalteil)
Der Magistrat wird aller Voraussicht nach gegen drei Entscheidungen des Frankfurter Amtsgerichts vom Montag, wonach das hiesige Standesamt verpflichtet wurde, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen (die FR berichtete), Beschwerde beim Landgericht Frankfurt einlegen. Die Beschlüsse der Amtsrichterinnen und Amtsrichter brechen mit der bislang geltenden Haltung deutscher Gerichte, wonach Schwule und Lesben nicht vor deutschen Standesämtern getraut werden dürfen.
Wie die Rechtsdezernentin der Stadt, Sylvia Schenk, am Dienstag gegenüber der FR sagte, habe sie persönlich "vom Ergebnis her keine Probleme mit diesen Entscheidungen". Eine Absprache im Magistrat über das weitere Vorgehen habe allerdings in der Kürze der Zeit noch nicht erfolgen können. Dringend erforderlich sei aber in dieser Angelegenheit die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.
Wie aus Frankfurter Justizkreisen zu er- fahren war, sind inzwischen zwei gleichlautende Beschlüsse Frankfurter Amtsrichter auf dem Postweg zum Rechtsamt - von gleichgeschlechtlichen Partnern, die im Römer den Bund fürs Leben schließen wollen und sich das gerichtlich in erster In- stanz erstritten haben. Die Richter hatten in beiden Fällen entschieden, daß "eine Definition dessen, was unter einer Ehe zu verstehen ist, sich weder im Grundgesetz noch im Bürgerlichen Gesetzbuch noch im Ehegesetz" finde. "Auch die von dem Standesbeamten geforderte Geschlechtsverschiedenheit ist im Rahmen der gesetzlichen Regelungen nicht als materielle Ehevoraussetzung aufgeführt."
Die Richter erklären die traditionelle Auslegung des Begriffs "Ehe" für "nicht haltbar". Sie verstoße gegen die Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit sowie der Entschließungsfreiheit (Artikel 3, Absatz 3 sowie Artikel 6, Absatz 1 Grundgesetz). Und kategorisch heißt es: Es ließen sich keine Gründe für die Ungleichbehandlung von homo- und heterosexuellen Paaren finden.
Der Sprecher des "Schwulenverbands in Deutschland e.V.", Volker Beck, wertete diese Entscheidungen als "großen Sieg" für viele Lesben und Schwule. Seine Hoffnung, "daß nun zu Weihnachten für Schwule die Hochzeitsglocken läuten", wird sich allerdings nicht erfüllen. Die Frankfurter Beschlüsse sind noch nicht rechtskräftig und der Magistrat wird innerhalb der gesetzlichen Frist von zwei Wochen nach Zustellung Rechtsmittel einlegen. enk
HÖCHST. Das "Varieté an den Feiertagen" im Neuen Theater in der Emmerich- Josef-Straße spielt - wie der Name sagt - auch zu Weihnachten und Silvester.
Am 24., 25., 26. und 31. Dezember bieten unter anderem das Artisten-Duo Las Piranhas, Clown Mister Buick, die Band Ladies Choice, das Akrobatik-Duo Hartmann und Dialekt-Babbler Rainer Bange die kurzweilige Alternative zum öden Feiertagstrott. Jeweils um 16 Uhr und 20 Uhr hebt sich der Vorhang. An der Abendkasse sind noch Karten zu haben. Telefonisch können die Billetts von 14 bis 19 Uhr unter der Rufnummer 30 30 90 reserviert werden. md
BUTZBACH/FRIEDBERG. Der Umstand, daß Schwermetalle wie Blei und Kupfer in hoher Konzentration im Abwasser von der Betriebsfläche der Kabelverschwelungsanlage (KVG) Ebersgöns flossen, ist nicht strafwürdig. Denn, so begründete Anwältin Regina Michalke für den angeklagten ehemaligen Geschäftsführer der KVG, Heinz-Dieter Wolf, die fragliche Gesetzesnorm 326 über die umweltschädigende Lagerung von Abfall setze eben voraus, daß es sich bei dem Material um Abfall handele. Sie aber hatte per Angebotsschreiben belegt, daß es sich bei den inkriminierten Kabelbergen, Asche- und Schrotthaufen um Wirtschaftsgut handele, das verkauft werde.
HÖCHST. Sossenheim ist überall. Wenn sich in der Gaststätte "Zum Goldenen Löwen" der Stammtisch fachkundig über den Krieg im Irak unterhält: "Wennde die Bomb pfeife herst, biste weitgehend aussem Schneider. Volltreffer pfeife net"; wenn vor dem "Sozialwohnungskomplex namens Tatzelwurm" die Mutter ihren Sprößling anherrscht: "Du kletterst jezz auf druff un spielst fröhlich, werds bald!" oder wenn in der Westerbachstraße sich zwei Jugendliche unterhalten: "E Ninjastern nutzt dich im Nahkampf en Scheiß. Ich steh uf mei Handkant. Sssit - und schon knackt dei Nackewirbel."
"Last exit Sossenheim" nennt der Karikaturist Chlodwig Poth seine Bilder-Kolumne im Satire-Magazin Titanic - analog zum Kinofilm über den zwischen Autobahnen eingeklemmten New-Yorker- Kleine-Leute-Stadtteil Brooklyn. 33 dieser Karikaturen sind im neuen Sossenheimer Bürgerhaus zu sehen. Für Poth steht Sossenheim für viele Dörfer, die zu Vorstädten wurden: "Ich finde das Leben und die rasanten Veränderungen hier faszinierend und erschreckend: diese Mischung aus Dorf und Großstadt, aus kaputter und heiler Welt."
Mit dem Fotoapparat zieht der Künstler seit zweieinhalb Jahren durch den Stadtteil; aus den Fotos werden Feder- und Buntstiftzeichnungen. Naiv wirken sie mit ihren grellen Farben, den alltäglichen Straßenszenen, der Detailtreue bis hin zum richtigen Verkehrsschild.
Doch alle Bilder sagen: Sossenheim ist nicht mehr heil. Die lieblose Hochhaussiedlung, die engen Straßen, auf denen übermächtige Lastwagen die Menschen an den Rand drängen; die Kirche St. Michael, auf deren Betondach Gott mit dem Teufel rechtet: "Wirf mir doch nicht dauernd diese abscheuliche Architektur vor!" Und vor allem die Tragikkomik der Menschen, die tapfer-verzweifelt versuchen, trotz aller Verunsicherungen und Sorgen ihr Sossenheimer Weltbild aufrechtzuerhalten: "Das Wasser ist knapp aufer Erde, da könn wir Äppelweitrinker doch nur müde lächeln", konstatiert die Runde beim "Ebbelweiwirt". "Rund um den Henninger Turm" kommt durch Sossenheim, eine bärtige Rollkragenpullovergestalt philosophiert über die strampelnden Radler: "Ein ungeheuer sinnloser Vorgang angesichts der Tatsache, daß zwei Drittel der Menschheit hungern."
Und zwei Frauen rätschen von Fensterbank zu Bürgersteig: "Der Genscher hat kaa Herz mehr, nur e Schrittmacher, aaner, wo Beipass heiße dut." Die andere: "Mach Sache, kaa Wunner, daß es mit de Wiedervereinischung e Flop wore is". Sossenheim ist überall.
Bis 28. 01. Geöffnet: Mo-Fr. 15-19 Uhr; Sa. 11-14 und So. 10-13 Uhr. 24.-26. 12. und 31. 12. / 01. 01. geschlossen. md
HÖCHST. Wegen eines "Knollens" von zehn Mark vors Gericht? Möglicherweise - wenn das Ordnungsamt der Stadt Frankfurt und der Sindlinger Claus Jürgen Lünzer hart bleiben.
Es geht um ein Auto, daß dort gestanden haben soll, wo es sein Besitzer nie abgestellt haben will, um die Frage "können Politessen irren?" und - natürlich - ums Prinzip. Ende Oktober erhielt Claus Jürgen Lünzer einen Bußgeldbescheid über zehn Mark zugestellt: Am 14. 10. habe sein Volvo an einer abgelaufenen Parkuhr in der Brüningstraße in Höchst gestanden.
"Ich hätte ja anstandslos bezahlt", beteuert Lünzner, "nur: Ich habe nicht dort geparkt, dafür gibt es Zeugen!" Das Auto stehe nur in der Nähe seines Büros in der Bolongarostraße, vielleicht auch mal an einer abgelaufenen Parkuhr, aber nie dort, wo die Politessen den Volvo gesehen haben wollen: "Das muß ein Irrtum sein."
Der 48jährige setzte einen Brief ans Ordnungsamt auf und hielt damit die Sache für erledigt. Doch als Antwort kam ein amtliches Schreiben: Er habe die zehn Mark zu berappen, zuzüglich 29 Mark "Gebühr" und "Auslagen". Seitdem geht es Linzner "ums Prinzip: Hier erklärt eine Verwaltung: Wir haben immer Recht. Argumente helfen nichts, der Bürger ist ausgeliefert."
Ein Vorwurf, den Joachim Seidel, Leiter der Frankfurter Bußgeldbehörde, nicht auf sich sitzen lassen möchte: "Wir nehmen jedes Jahr zwischen 500 und 600 Bußgeldbescheide zurück." In diesem Fall aber halte er Irrtum für ausgeschlossen: "Alle Merkmale treffen auf Herrn Lünzers Wagen zu". Nun werden noch einmal die Politessen gefragt; bleiben die bei ihrer Darstellung, dann landet die Angelegenheit vor dem Verwaltungsgericht. Den Verlierer kostet die Sache rund 500 Mark. Seidel: "Das ist das Recht jedes Bürgers - egal, ob es um zehn oder 10 000 Mark geht." md
MOSKAU, 22. Dezember (AFP). Der Absturz eines russischen Militärhubschraubers, bei dem Mitte Dezember 38 Menschen getötet worden waren, ist nach Angaben des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse, nicht auf einen Raketenbeschuß, sondern auf die Überladung der Maschine zurückzuführen. Schewardnadse berief sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Iswestija vom Montag auf einen vorläufigen Untersuchungsbericht der georgischen Behörden, die an der Absturzstelle ermittelt hatten.
Das russische Verteidigungsministerium hatte georgische Truppen beschuldigt, den Hubschrauber, der Frauen und Kinder transportierte, mit einer Rakete abgeschossen zu haben. Dagegen sagte Schewardnadse, am Wrack der Maschine seien keine Hinweise auf den Einschlag eines Geschosses gefunden worden. Vielmehr hätten sich 60 Passagiere an Bord der Maschine befunden, die nur für 24 Personen ausgelegt gewesen sei.
Mit einem verschlossenen Gesichtsausdruck verließ der Chefeuropäer Jacques Delors - im EG-Jargon inzwischen "der Sonnenkönig" genannt - umschwärmt von seinem Gefolge am Montag abend die letzte Ministerratssitzung der Zwölf in diesem Jahr. Daß er zu dieser Stunde längst beschlossen hatte, wie in der dritten 17köpfigen EG-Kommission die Einflußwünsche der zwölf Regierungen und die Ambitionen der ihm zugewiesenen Personen austariert werden müßten, erwies sich am Tag darauf. Früher hatte es die "Nächte der langen Messer" gegeben, wenn die Mitglieder jeder "neuen" Kommission um die Ressortverteilung stritten. Delors hatte das schon 1985 durch Von Erich Hauser (Brüssel) geschickte Vorverhandlungen abgestellt. Diesmal brauchte er am Dienstag nur noch knapp drei Stunden, um sich durchzusetzen.
Erfolg Nummer eins: Der größte Ehrgeizling unter den sieben neuen Kommissionsmitgliedern, der etwas exzentrische bisherige niederländische Außenminister Hans van den Broek, erbte nicht das Ressort seines eher bescheiden und verhalten auftretenden Vorgängers Frans Andriessen: die EG-Außenbeziehungen. Statt Macht erhielt der neue Holländer Arbeit, nämlich die Zuständigkeit für die EG-Erweiterungsverhandlungen mit Österreich, Schweden, Finnland und später Norwegen. Daneben gab Delors ihm die Kommissionsvertretung bei den EG- Außenministerberatungen über gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ab. Gerade weil da die Zuständigkeit bei den zwölf Regierungen auch nach dem Maastrichtvertrag bleibt, wird van den Broek beweisen müssen, was er wirklich kann.
Der tüchtigste und einflußreichste unter den bisherigen Kommissaren, der Brite Sir Leon Brittan, bekam die wirtschaftlichen Außenbeziehungen der EG in allen wichtigen Feldern wie Nordamerika, Japan, internationale Gatt-Verhandlungen sowie Mittel- und Osteuropa. Der Brite war in der bisherigen EG-Kommission der Wettbewerbskommissar, aber der 51jährige will dem Vernehmen nach als Konservativer eines Tages in London Außenminister werden. Da er bei allen Reden zu Hause "EG-treu" auftrat, verdiente Sir Leon Belohnung.
Während vor vier Jahren ausgerechnet Londons damalige Regierungschefin Margaret Thatcher bei Delors massiv telefonisch interveniert hatte, um ihrem Schützling damals die EG-Wettbewerbspolitik zu sichern, soll es diesmal dem Vernehmen nach erheblich mehr "Regierungseinmischungen" gegeben haben. Bonn war dabei offensichtlich nicht aktiv. Denn daß dem liberalen, aber wirtschaftlich ausgesprochen pragmatischen Martin Bangemann die in London und Bonn höchst verpönte "EG-Industriepolitik" von Delors und anderen Mitgliedern des Gremiums aufoktroiert wurde, läßt nur auf die bekannte deutsche Gleichgültigkeit bei Personalkämpfen in multinationalen Gremien schließen.
Mit Anspielung auf Japans Zentralministerium für den internationalen Wirtschaftswettkampf wird der schwergewichtig-träge Deutsche jetzt in Brüssel als der "MITI-Kommissar" der EG bewitzelt, der Industriebeihilfen aller Art - ganz nach französischen und EG-südländischen Vorstellungen - gegen die marktwirtschaftliche Doktrin in Bonn und London durchsetzen soll. Als willfährig hat sich Bangemann schon erwiesen, als er mit Japan die Beschränkung fernöstlicher Automobilexporte in die EG ab 1993 aushandelte und danach mit Rücksicht auf Frankreichs und Italiens Vierrad-Branche EG-Programme zur Umschulung von Automobilarbeitern vertrat.
Weil "Kompromisse nach belgischer Art" in Brüssel sprichwörtlich sind, wird auch die Betrauung des Flamen Karel van Miert mit der EG-Wettbewerbspolitik als ein taktischer Sieg von Delors gewertet. Ganz neutral war freilich auch der Brite Brittan nicht, denn bei EG-Entscheidungen stieß beispielsweise die Teilübernahme der dänischen Dan-Air durch British Airways den Franzosen als Ausreißer in einer vorher klaren Politik auf. Nachdem die EG-Energiepolitik bisher unter dem Portugiesen Cardoso e Cunha sowohl hinsichtlich der Verbreitung französischen "billigen" Atomstroms wie mit der Beschneidung von Kohlesubventionen in doppelter Richtung gegen die Interessen Deutschlands gelaufen war, ist die künftige Zuständigkeit des spanischen Kommissars Abel Matutes (bisher Mittelmeerpolitik) ein weiterer Schlag des Sonnenkönigs gegen Bonn. Zumindest indirekt zeigt sich auch hier: Die Bundesregierung hat bei den Brüsseler "Verteilungskämpfen" nicht aufgepaßt und wird somit weitere Zwistigkeiten in Kauf zu nehmen haben.
Obgleich noch unklar ist, ob die neue EG-Kommission mit der jetzt beschlossenen Ressortverteilung vier Jahre lang amtieren wird oder nach der Ratifizierung des Maastrichtvertrages nur für die Jahre 1993 und 1994, sind vor allem durch Delors Einfluß vorerst alle Weichen eher gegen Bonn gestellt. Zur Philosophie von Bundeskanzler Helmut Kohl gehört es, wie er jüngst anläßlich des Zwölfergipfels in Edinburgh vor Journalisten wieder anklingen ließ, die "Schwerpunktrolle" Deutschlands nicht zu deutlich auszuspielen. Aus Kohls Sicht ist es zweitrangig, wer in der EG-Kommission wofür die Vorlagen macht. Die Bundesregierung verläßt sich offenbar auf ihre Macht im EG-Ministerrat, wobei sie aber jüngst nicht nur beim Thema Bananeneinfuhr überstimmt wurde, sondern auch in anderen wichtigen Bereichen.
Ob die EG-Umweltpolitik - bis zur Jahresmitte in Brüssel durch den schillernden italienischen Adligen Carlo Ripa di Meana und dann durch den handfesten Belgier van Miert vertreten - künftig mit dem politisch unerfahrenen Griechen Ionannis Paleokrasas überhaupt noch Chancen hat, bleibt abzuwarten. Das gleiche gilt für die EG-Entwicklungspolitik, die dem als arbeitsunlustig bekannten Spanier Manuel Marin übertragen wird.
Eher könnte der Luxemburger Ex- Landwirtschaftsminister Rene Steichen bei der Vollendung der EG-Agrarreform Lorbeeren erwerben, dessen Vorgänger bei der EG-Kulturpolitik völlig überfordert war.
Der als "EG-Präsident" im ersten Halbjahr 1992 durchaus geschickte portugiesische Außenminister Joao de Deus Pinheiro hat sich bei der Ämterverteilung durch Delors sichtbar am knappsten abgefunden mit den Beziehungen der Kommission zum Europa-Parlament und der Kulturpolitik, während die erheblich weniger renommierten beiden neuen italienischen Kommissare besser wegkamen: Der Berufsdiplomat Raniero Vanni D'Archivair soll den noch längst nicht fertigen EG- Binnenmarkt vollenden, der frühere römische Forschungsminister Antonio Ruberti die EG-Forschungspolitik verwalten, für deren Unzulänglichkeiten bisher sein Landsmann Giovanni Pandolfi in Brüsseler Journalistenkreisen den Ruf des äußersten Langweilers innehatte.
Für Beobachter besteht kein Zweifel, daß der Sonnenkönig wußte, was "wichtig" war. Zum Unwichtigeren gehört offenbar, daß die künftig einzige Frau unter den 17, die von Staatschef Mitterrand nur widerwillig für Brüssel bestätigte Oppositionspolitikerin Christiane Scrivener, die von ihr relativ erfolgreich für den Binnenmarkt ab 1993 durchgeboxte vorläufige Steuerharmonisierung weiterverfolgen soll, wie der Labour-Brite Bruce Millan auch für die EG-Regionalpolitik und der zweite Deutsche, Peter Schmidhuber, für die EG-Haushalte zuständig bleiben sollen. Falls der Maastrichtvertrag 1993 in Kraft tritt, darf sich Millan auch mit dem schon vertragsgemäß einflußarmen Ausschuß der Regionen abgeben.
Weil relativ gut bewährt, bleibt der linksliberale Däne Henning Christophersen zuständig für die Wirtschafts- und Finnzpolitik der zwölf Regierungen. Christophersen hat das Glück, daß die Kopenhagener Regierung ab Januar für das erste Halbjahr 1993 die EG-Präsidentschaft innehat. Denn das von ihm entwickelte "Konjunktur-Anstoßprogramm" könnte ein Renner werden.
Das Wetter
Wetterlage An der Westflanke eines Hochs über Polen fließt Kaltluft vor allem in den Norden und Osten Deutschlands. Im übrigen Deutschland dagegen ist milde Luft wetterbestimmend. Vorhersage bis Donnerstag früh Im Nordosten geringe Bewölkung, sonst bedeckt und trübe und zeitweise noch leichter Regen. Höchsttemperaturen zwischen Werten um 0 Grad im Nordosten und um 7 Grad im Südwesten. Tiefstwerte hier um 5, im Nordosten - 6 Grad. Meist Schwachwindig.
Weitere Aussichten Donnerstag und Freitag keine durchgreifende Änderung. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 17 Amsterdam
bedeckt 3 Athen
leicht bewölkt 14 Barcelona
stark bewölkt 12 Bordeaux
stark bewölkt 11 Brüssel
leicht bewölkt 3 Dublin
bedeckt 5 Helsinki
leicht bewölkt -2 Istanbul
bedeckt 4 Kairo
stark bewölkt 15 Larnaka
wolkig 14 Las Palmas
stark bewölkt 19 Lissabon
bedeckt 12 London
leicht bewölkt 5 Madrid
wolkig 10 Mallorca
stark bewölkt 17 Moskau
wolkenlos -9 Neapel
stark bewölkt 13 Nizza
wolkig 14 Paris
bedeckt 5 Rom
stark bewölkt 16 St. Petersburg
wolkenlos -5 Stockholm
wolkenlos -4 Tunis
wolkig 15 Varna
leicht bewölkt 3 Venedig
stark bewölkt 8 Warschau
wolkig -4 Wien
bedeckt 1 Zürich
wolkig 4
Deutschland
Berlin
wolkig -1 Dresden
wolkig 3 Feldberg/Ts.
Sprühregen 5 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 3 Frankfurt/M.
Regen 6 Freiburg
leicht bewölkt 9 Garmisch
leicht bewölkt 3 Hamburg
bedeckt 0 Köln/Bonn
Regen 6 Leipzig
bedeckt 1 München
stark bewölkt 4 Norderney
bedeckt 2 Rostock
wolkig -1 Sylt
Schneefall 2 Zugspitze
leicht bewölkt -3
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.23 Uhr Sonnenuntergang 16.27 Uhr Mondaufgang 7.50 Uhr Monduntergang 16.02 Uhr
HEUTE LESEN SIE
Bosnien Major auf Truppenbesuch Seite 2
Leitartikel Serbien nach der Wahl Seite 3
SPD Neuer Streit über Lauschangriff Seite 4
Dokumentation Stasi in der Charité Seite 18
Frankfurt Kleine Fluchten aus dem Winter Seite 19
Kulturspiegel Gespräch mit Erich Wonder Seite 23
Hessen Die Flughafen-AG pflanzt Seite 24
Aus aller Welt Neue Postleitzahlen Seite 28
Fernsehen und Funk Seiten 9+10
Börse Seite 13
Roman Seite 14
Filmspiegel Seite 16
Freie Aussprache Seite 25
Kleine FR
Müllabfuhr geändert KRONBERG. Die Müllabfuhr kommt wegen des Neujahrstages in Schönberg erst am Samstag, 2. Januar. "Yoga für Ungeübte" OBERURSEL. Ältere und ungeübte Menschen spricht das Deutsche Rote Kreuz Oberursel mit einem Yoga-Kurs an, der jeweils dienstags vom 12. Januar bis 2. März (9.30 bis 11 oder 20 bis 21.30 Uhr) im DRK-Haus in der Marxstraße 28 stattfindet. Anmeldung ist möglich bei der Kursleiterin Emmy Lojewski, Telefon 0 61 71 / 5 21 92, oder im DRK-Büro (2 61 12). SPD-Kalender OBERURSEL. Der vom SPD-Ortsverein hergestellte Kalender "Oberursel 1993" ist für sechs Mark in allen Stadtteilen erhältlich. Er kann bei folgenden Adressen bezogen werden: Renate Lütgert (Rosengärtchen 50), Inge Laeuen (Usastraße 55), Gerda Hofmann (Zelterstraße 2), Heinz Köhler (Feldbergstraße 11), Erna Ströhmann (Bommersheimer Straße 33), Sylvia Schreiner (Fichtenstraße 31, Oberstedten), Albert Mohr (Birkenstraße 7, Stierstadt) und Ursula Hladjik (An der Untermühle 28 a, Weißkirchen). Jugendzentrum macht Ferien KRONBERG. Das Jugendzentrum Oberhöchstadt, Am Sportfeld 1 ist bis zum Freitag, 8. Januar, geschlossen. 8000 Mark Schaden OBERURSEL. Ein Schaden von 8000 Mark entstand am Dienstag abend bei einem Unfall auf der Feldbergstraße. Ein Autofahrer wollte rechts ein Auto überholen, das gerade in eine Einfahrt einbiegen wollte, und rammte es dabei.
WIESBADEN. Das Arbeitsamt empfiehlt Schülern, die vor der Berufswahl stehen, die bevorstehenden Weihnachtsferien zu nutzen, um sich zu informieren. Das Bürgerinformationszentrum (BIZ) im Arbeitsamt kann ohne Anmeldung besucht werden. Spezielle Computerprogramme, Informationsmappen zu Berufen, Kurzfilme, Dia-Serien und Hörprogramme geben Auskunft über die vielfältigen Möglichkeiten.
Das BIZ ist montags bis freitags zwischen 8 und 12.30 Uhr, montags bis mittwochs zwischen 14 und 16 Uhr sowie donnerstags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. An Heiligabend und Silvester ist das BIZ geschlossen. hu
BUNDESLIGA: u.a. SG Wallau/Massenheim - TSV Milbertshofen (20 Uhr, Walter-Köbel- Halle, Rüsselsheim).
WIESBADEN. Schwimmfreunden und Eisflitzern stehen bittere Tage bevor: Die städtischen Hallenbäder Kleinfeldchen und Kostheim sind an Heiligabend zwar von 8 bis 12 Uhr geöffnet, bleiben aber an den beiden Weihnachtsfeiertagen geschlossen. An Silvester sind die Bäder ebenfalls zwischen 8 und 12 Uhr geöffnet. An Neujahr bleiben die Türen allerdings geschlossen.
Die Henkell-Kunsteisbahn kann an Heiligabend und an Silvester lediglich von 9 bis 11 Uhr genutzt werden. Die Laufzeiten an den beiden Weihnachtsfeiertagen und am Neujahrstag sind von 9 bis 12 Uhr, 12.30 bis 14.30 Uhr und 15 bis 17 Uhr. hu
Bei einem Überfall auf den Leiter eines Lebensmittelmarktes in der Mainzer Landstraße, direkt gegenüber dem Polizeipräsidium, haben jetzt zwei Jugendliche schätzungsweise 5000 Mark erbeutet. Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Täter dem Marktleiter an einem Nebenausgang aufgelauert, ihn mit Tränengas besprüht und ihm dann die Tasche mit dem Geld geraubt.
Die Täter flüchteten mit ihrer Beute. Von ihnen gibt es bis jetzt noch keine Spur. Eine Personenbeschreibung liegt noch nicht vor. enk
1
1
BAD SODEN. Horst Schmitt, der Ur-Bad Sodener und alteingessene Kommunalpolitiker der CDU, ist am Samstag im Alter von 61 Jahren gestorben. Der Rechtsanwalt, den Politiker aller Fraktionen wegen seines bedächtigen, sachverständigen Auftretens schätzten, saß seit 1964 nahezu ohne Unterbrechnung für die CDU im Stadtparlament. Lediglich von 1985 bis '89 legte er ein kurzes Intermezzo als Magistratsmitglied ein. 1976 erhielt der Vater zweier Töchter die Ehrenspange der Stadt und des Ehrenbrief des Landes Hessen. Schmitt gehörte außerdem seit Gründung der Kur GmbH 1967 ohne Unterbrechung deren Verwaltungsrat an.
Der EG-Stern am Ausgang der Gepäckausgabe und ein weißer Anhänger mit grünen Randstreifen für die Koffer und Reisetaschen werden vom 1. Januar an auf Rhein-Main den Start in den EG-Binnenmarkt signalisieren: Die Zollkontrollen im Reiseverkehr zwischen den Staaten der Europäischen Gemeinschaft fallen an diesem Tag weg. Künftig kann die zweite oder dritte Stange Zigaretten aus Spanien, die große Pulle Parfüm aus Frankreich oder die Riesenflasche Grappa aus Italien ohne Herzklopfen an den Zollbeamten vorbeigeschleppt werden.
Mit der Verwirklichung des EG-Binnenmarktes entfallen auch am Frankfurter Flughafen die sogenannten "mengen- und wertmäßigen Beschränkungen" für Waren, die zum persönlichen Bedarf bestimmt sind. Was der "persönliche Bedarf ist", ist allerdings nicht definiert. Auch gegen die Mitnahme von zehn Stangen Zigaretten oder fünf Kilo Kaffe wird der Zoll keinen Einwand erheben können. Auf die neuen Bestimmungen hat jetzt die Flughafen AG hingewiesen.
Da das auf Inlands-, EG- und Flügen aus Drittländern aufgegebene Gepäck vorerst an den selben Gepäckbändern verteilt wird, bleiben die Zollkontrollen trotz des EG-Binnenmarktes bestehen. Für den Fluggast, so die FAG, "wird sich im Ablauf der Gepäckausgabe nicht viel ändern". Die roten und grünen Ausgänge wird es weiterhin geben. Der grüne (zollfreie) Ausgang wird zusätzlich mit einem EG-Stern-Signet gekennzeichnet. Ihn können Reisende aus einem EG-Land nutzen.
Fluggäste aus Drittländern dürfen den grünen Ausgang nur dann wählen, wenn sie keine oder anmeldefreie Waren mit sich führen. Ansonsten muß der rote Ausgang genutzt werden. Auch für Waren aus Duty-Free-Läden gelten die Bestimmungen wie bisher.
Unberührt von den Zollerleichterungen im EG-Reiseverkehr bleiben zunächst die Paßkontrollen. Sie werden erst nach der für 1993 vorgesehenen Unterzeichnung des sogenannten "Schengener Abkommens" wegfallen. Diese Vereinbarung zwischen neun der zwölf EG-Staaten regelt unter anderem den Umfang der Paßkontrollen an den Außengrenzen. gang
Für den Neubau, Aus- und Umbau von Kindertagesstätten in Frankfurt stellt das Land Hessen 5,06 Millionen Mark bereit. Bezuschußt wird der Bau von vier Kindertagesstätten (mit 350 Plätzen) sowie der Um- und Ausbau einer städtischen und zweier kirchlicher Einrichtungen (Erhalt von 188 Plätzen). Die Gesamtausgaben liegen bei 28,2 Millionen Mark, wobei die Stadt mit 22,7 Millionen, die Kirchen mit 430 000 Mark beteiligt sind.
Bei den geförderten städtischen Neubauprojekten handelt es sich um Kindertagesstätten in Kalbach (100 Plätze), Bokkenheim (30), Sindlingen (100) und Hausen (100). Der Um- und Ausbau der Kindertagesstätte Fechenheim sichert 57 Plätze. Unterstützt werden auch Gemeinden in Sossenheim und Zeilsheim. pia
SULZBACH. Zahlreiche Pläne, in Sulzbach weiter zu bauen, machen nach Auffassung des Gemeindevorstandes und der Straßenbaubehörden eine neue Verkehrsführung im Bereich zwischen Landesstraße 3266, Main-Taunus-Zentrum und neuer B 8 notwendig. Im Gespräch mit der FR erläuterte Baudezernent Achim Rolka zwei Planvarianten, die der Gemeindevorstand näher ins Auge gefaßt hat. Während die Grün-Alternative-Liste die Planungen ablehnt, wollen sich die übrigen Fraktionen ihre Meinung noch bilden.
Studie warnt Kirchen vor augenzwinkernder Kumpanei mit dem Staat
EKD-Analyse zur Vereinigung der Christen in Ost- und Westdeutschland / Zusammengehen "verkrampft und zu wenig gelassen"
BERLIN, 23. Dezember. Die evangelischen Christen in ganz Deutschland haben die "gemeinsame Aufgabe", den von den Kirchen in der DDR beschrittenen "mitunter schmalen Weg zwischen Anpassung und Verweigerung, zwischen Opposition und Opportunismus" zu gehen. Zu diesem Schluß gelangt der Leiter der Berliner Außenstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland, Helmut Zeddies, in einer Studie über die Vereinigung der Kirchen in Ost und West.
Auch künftig werde es darum gehen, in "mündiger Mitverantwortung kritische Solidarität" zu üben. Nur so könne Kirche entsprechend ihrem Auftrag "unabhängig und unverwechselbar Kirche bleiben." Zeddies warnt: Einer notwendigen Partnerschaft von Kirche, Staat und Gesellschaft sei "mit augenzwinkernder Kumpanei nicht gedient", ein deutlicher Seitenhieb an die eigene wie an die westdeutsche Kirchenadresse.
Die Kirchen in Ostdeutschland sieht Zeddies drei Jahre nach dem Fall der Mauer in der Gefahr, die Macht, die sie zu Zeiten der DDR als Bedrohung erfuhren, jetzt als "Verlockung" zu nehmen. Hatten sie sich einst gegen "Ausgrenzung aus der Gesellschaft" zur Wehr zu setzen, müßten sie jetzt darauf achten, "nicht für gesellschaftliche Interessen vereinnahmt, mit politischen Strömungen verrechnet oder als staatstragende Institutionen verkannt zu werden, derer man sich zur Vermittlung von Grundwerten" bediene.
Den kirchlichen Einigungsprozeß zwischen Ost und West bezeichnet Zeddies, lange Jahre Leiter des Lutherischen Kirchenamtes für die DDR, als zu wenig gelassen und als verkrampft. Unterschiedlichen Erfahrungen der Christen in Ost und West hätten nicht nur mit Überzeugungen zu tun, sondern auch eine ganze Menge mit gesellschaftlichen Bedingungen. Noch versuche jeder, für sich selbst Recht zu behalten oder den anderen zu überreden. Vorrangig müsse es aber darum gehen, gemeinsam nach Stärken und Schwächen jeweils eigener Einsichten zu fragen. Solche Grunderfahrungen würden nicht einfach zu "Mustern ohne Wert", nur weil sich Umstände, unter denen sie entstanden, verändert hätten. Für den Umgang mit der deutschen Vergangenheit nach 1945 fordert Zeddies, sie als "ein Stück gemeinsamer Geschichte zu begreifen", an unterschiedlichen Orten erlebt, aber "gerade in den Kirchen trotz Trennung und Systemdifferenz immer aufeinander bezogen". Die Aufarbeitung der Geschichte müsse gemeinsame Aufgabe werden, auch wenn es nicht an Angeboten aus den Westkirchen fehle: "Wir bewältigen euch auch eure Vergangenheit." Da sei er versucht, zu fragen: "Wißt ihr denn, wie das geht? Habt ihr denn Erfahrung darin?" Als Erfahrung der Ostkirchen, die in die Zukunft wirken könne, nennt Zeddies den Umgang mit der Minderheitensituation. Heute zähle im Osten wohl nur noch ein Fünftel der Bevölkerung zur Evangelischen Kirche. Dort fehle die Gewißheit, daß es mit der Kirche wieder so werde, wie es im Westen jetzt (noch?) sei. Der überwiegende Teil der Bevölkerung habe zum christlichen Glauben oder gar zur Kirche keine persönliche Beziehung mehr, manchmal schon nicht mehr seit Generationen. Es sei auch nicht anzunehmen, das vereinigte Deutschland werde die bisherige Entwicklung schnell und auffällig umkehren.
Wenn es stimme, daß sich die Menschen im Westen zwar langsamer, aber ebenso beständig von der Kirche verabschiedeten wie im Osten, sei das Ausmaß der "Entkirchlichung" allenfalls "graduell verschieden". Dann aber müsse man gemeinsam prüfen, wie eine solche Kirche auszusehen habe, wie sie sich verändern müßte, wenn sie sich von der christlichen Grunderfahrung bestimmen lasse: "Zum Leben eines Christen gehört, sich als Christ zu erkennen zu geben und sich sein Christsein etwas kosten zu lassen."
NEU-ANSPACH. Das Frauen- und Müttercafé "Schnaufpause" geht am 24. Dezember in die Weihnachtspause, die erst mit den Schulferien endet.
Ab Montag, 11. Januar, ist es dann wieder geöffnet.
BAD HOMBURG. Das Kuratorium des gemeinnützigen Rindschen Bürgerstifts, dessen Vorsitzender derzeit Landrat Jürgen Banzer ist, wird das neue Altenheim in der Gymnasiumstraße selbst finanzieren und nicht einem Investor überlassen. 40 Millionen Mark soll der derzeitigen Beschlußlage zufolge der 220 Plätze, Therapieräume und Personalwohnungen umfassende Komplex kosten. Das Rindsche Bürgerstift in der Elisabethenstraße und das Kreisaltenheim in der Waisenhausstraße mit zusammen 145 Plätzen werden mit Eröffnung des Neubaus (möglicherweise im Herbst 1995 oder Frühjahr 1996) geschlossen. Die Gebäude und Grundstücke sollen verkauft werden - vorausgesetzt, es bleibt bei den momentanen politischen Mehrheiten. Für das neue "Seniorenzentrum" soll mit den Bauarbeiten im Herbst nächsten Jahres begonnen werden.
KRONBERG. Die Stadt vergibt in diesem Jahr erstmals einen Kulturpreis. Kulturbeflissene, Künstler, Organisationen, Vereine und Bürger sollen bis zum 15. Januar 1993 Vorschläge bei der Verwaltung im Rathaus einreichen, wem der Preis für das Jahr 1992 zuerkannt werden könnte. Über die Preisverleihung entscheidet später der Magistrat der Stadt. s
Etwa 8 000 Menschen beteiligten sich am Dienstag abend im Westkreis Offenbach an einer Lichterkette entlang der Bundesstraße 3 von Neu-Isenburg über Dreieich und Langen bis Egelsbach. Unter dem Motto "Ja zum Miteinander" wollten sie ein Zeichen gegen Fremdenhaß und Gewalt setzen.
Die Kette war außerhalb der Ortschaften nicht überall geschlossen. Rein rechnerisch hätten nach Schätzungen des Veranstalters, des evangelischen Dekanats Dreieich, 5000 Menschen gereicht, um die zwölf Kilometer lange Strecke zu füllen. Doch verteilten sich die Teilnehmer nicht gleichmäßig. dac
Herr Hans-Georg Hofmann-Strauch irrt (FR/FRA vom 15. 12. 1992 "Junia, Frau und Apostolin"), wenn er meint, er könne mit seiner Auslegung vom Römerbrief, Kapitel 16, Vers 7, meine Argumentation im Leserbrief vom 5. 12. 1992 "Auch Frauen sind zur Jüngerschaft berufen" aus den Angeln heben. Ich erlaube mir zunächst einige philologische Bemerkungen:
Unter keinen Umständen kann der Akkusativ ,Jounian&rquote; mit dem Zirkumflex auf der letzten Silbe eine Frau meinen. Hätte Paulus an dieser Stelle eine Apostolin Jounia grüßen wollen, dann hätte er statt des Zirkumflex als Akzent einen Akut setzen müssen und zwar auf die vorletzte Silbe. Als Beleg dazu dient z. B. im griechischen Text des Römerbriefes Kapitel 16,15, wo von einer Joulia die Rede ist, einem weiblichen Namen mit Akut auf der vorletzten Silbe (vgl. dazu Blass-Debrunner, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, 14. Auflage 1976, Seite 101, Anm. 6).
So kommt es auch, daß die meisten Ausleger die Kurzform-Hypothese vertreten, wonach Jounian in Nominativ Jounias lauten muß und von Jounianos abzuleiten ist. Dazu noch einmal Blaß-Debrunner: Die "Kurznamen (sind) . . . im Griechischen von jeher mit großer Mannigfaltigkeit in den Suffixen verbreitet gewesen". Und: Das NT wie der Hellenismus "kennt fast nur das Suffix - as, und zwar nicht nur da, wo der Vollname das Alpha enthielt." (a.a.O. Seite 100)
Der Name Jounias für einen Mann ist also doch bezeugt, und zwar eben in dieser Kurzform für Jounianos, wenn er auch - bisher - ein sogenanntes Hapaxlegomenon ist, d. h. sonst nicht vorkommend. Aber Hapaxlegomena gibt es auch sonst.
Interessant scheint mir daher, daß auch das Wörterbuch der griechischen Eigennamen von W. Pape, 3. Auflage, 1863-1870 den Namen bringt.
Es geht mir um den Urtext bei Paulus. Was irgendwelche Kirchenväter dazu später geäußert haben, interessiert mich höchstens sekundär. Der Urtext der Bibel ist entscheidend, nicht spätere Tradition. Letztere vor allem dann nicht, wenn sie dem Urtext widerspricht.
Aber ganz abgesehen von der Tradition: es wäre doch geradezu schizophren, wenn derselbe Paulus, der 1.Kor 14,34 und 1.Tim 2,12ff geschrieben hat, in Röm. 16 plötzlich eine Apostolin anerkennen würde.
Reinhard Küspert, Großostheim
Abgesehen davon, daß die Schulen in Hessen bisher weder einen Erlaß noch eine Verordnung zum Schutz und zur Förderung mathematikschwacher Kinder hat, geschieht wenig, nahezu nichts, grundlegende Methoden auf ihre Zweckmäßigkeit zu überprüfen und zu verbessern (FR vom 16. 12. 1992 "Wenig Hilfe für mathematikschwache Kinder").
Hier ist nicht der Platz, eine biologisch und psychologisch begründete Methode der Einführung mathematischer Schritte darzustellen, doch sollen Eltern und Lehrer wenigstens dies wissen und beachten lernen, daß zählendes Rechnen, und eben vor allem unsystematisch an Fingern zählendes Rechnen Kinder oft in die Irre führt. Grundlage der Mathematik ist Ordnung, Struktur, System. Gerechnet wird mit Mengen, strukturierten, gegliederten Mengen; das Kind überprüft die erste Zeit die Menge zählend. Es löst die Aufgabe nicht zählend, sondern mit dem Bild der jeweiligen Menge. Die Menge 3 und die Menge 5 ergeben zusammen die Menge 8.
Das ist so einfach, wenn Lehrer und Eltern es wissen. Warum wird dieses wichtige Verhalten nicht genügend beachtet. Erst wenn das Kind die Mengenbegriffe beherrscht, sollte Mathematik beginnen, sonst rennt das Kind in ein Chaos der Unsicherheit.
Schulgemacht sind auch jene Rechenfehler, die darauf beruhen, daß die Kinder Zahlen nach Gehör schreiben dürfen, und überhaupt, daß ihre ersten Schritte des Ziffernschreibens zu wenig individuell begleitet werden. Da finde ich in den 3. und 4. Klassen Kinder, die 1 von unten mit dem Fuß beginnen, ebenso die 9, auch die 5 und die 4 werden völlig unzweckmäßig zu Papier gebracht. Ein schlechter Schreibfluß stört den Gedankenfluß und umgekehrt; weiß man das? Die Zahlen 36, 98, 659, 763 werden nach Gehör geschrieben, von rechts nach links die zweistelligen, links - rechts - mitten die dreistelligen Zahlen.
Diese Unart schafft Schwierigkeiten, bewirkt Fehler bei sehr vielen Kindern und vor allem bei solchen, die Raum und Lage in ihrer Vorstellung noch nicht zu fixieren vermögen. Die Kinder müssen von Anfang an lernen, sich die Zahlen visuell vorzustellen und von links nach rechts zu schreiben, wie sie Wörter schreiben. Schauen Sie nach, trainieren Sie um, jeden Tag 10 Zahlen, das reicht.
Die Not mathematikschwacher Kinder und ihrer Eltern ist groß, und tatsächlich gibt es bisher wenig Helfer, die die unterschiedlichen Ursachen erkennen und Förderung anzubieten wissen.
Um auf den eingangs erwähnten Beitrag in der Frankfurter Rundschau zurückzukommen: Eine drohende Rechenschwäche kann bereits in den ersten Monaten nach Einschulung, oft schon vor der Einschulung, erkannt werden. Für viele gefährdete Kinder kann die richtige, individualisierende, begleitende Methode die Gefahr bannen. Selbstverständlich gibt es dann auch noch Kinder, die zusätzlicher Förderung bedürfen. Für sie sollte die Verordnung für Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Lernen, Schreiben und Rechtschreiben vom 22. Oktober 1985 analog gehandhabt werden.
Hans-Georg Müller-Ahlheim, Seeheim-Jugenheim
Liest sich die Reihe der zur Kürzung vorgesehenen Leistungen (FR vom 18. 12. 1992 "Bonn plant beispiellosen Sozialabbau") allgemein bereits wie eine Horror- Liste, so fallen doch einige Punkte deutlich heraus:
Die vorgesehene Streichung des Anspruchs auf einen Kindergartenplatz aus dem neuen Abtreibungsrecht belegt eindeutig, wieviel soziale Hilfen für werdende Mütter der Bundesregierung wert sind.
Ebenso werden Kürzungen bei Wohngeld, Erziehungsgeld und Mutterschaftspauschale keiner Frau die Entscheidung für ein ungewolltes Kind erleichtern. Alle sogenannten sozialen Hilfen bleiben Kosmetik, solange sie stets wohlfeil zur Disposition stehen.
Hier wird deutlich, daß auch im neuen Abtreibungsrecht die Bevormundung der Frauen längst nicht überwunden ist.
Carlo Menzel, Jever
Was sich diese Regierung in Sachen Wiedervereinigung unter Führung des Kanzlers Kohl alles erlaubt oder erlauben zu können glaubt, geht nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut. Zuerst wurde wider besseres Wissen behauptet, die Wiedervereinigung würde nichts kosten, dann stellt man fest, daß man sich verrechnet hat, und nun sollen die Ärmsten der Armen diesen politischen Skandal bezahlen (FR vom 18. 12. 1992 "Bonn plant beispiellosen Sozialabbau").
Die Umverteilung von unten nach oben schreitet seit nunmehr zehn Jahren munter fort. Fragt sich nur, wie lange diese Regierung von Sozialkürzern und Steuerlügnern das noch ohne soziale Unruhen im Lande durchhalten will? Daß mit derartigen Maßnahmen die Rechtsradikalen gestärkt werden, scheint einigen Leuten immer noch nicht klar zu sein.
Ich hoffe nur, daß die SPD sich endlich einmal als Opposition versteht, nicht wieder umfällt und diesen antisozialen Akt nicht mitmacht. Sonst kann man für unseren Staat allmählich wirklich schwarz sehen. Auch unsere Gewerkschaften sind gegen diese Regierung gefordert.
In zwei Gruppen, an der Konrad-Adenauer- und der Großen Friedberger Straße, warteten die Lichterläufer an der Konstabler Wache auf den Start zum Anlagenring. Ordner führten sie zusammen, bevor sich der Zug durch die Alte Gasse und die Petersstraße in Bewegung setzte.
"Ich bin dabei, um ein Zeichen zu setzen", war immer wieder von Teilnehmern zu hören. Viele in der Eschenheimer Anlage und am Scheffeleck hatten auch ihre ganz persönliche Begründung: "Ich habe großes Interesse daran", sagte ein Mann, "weil ich zwar inzwischen Papierdeutscher bin, aber aus Kroatien stamme." Eine US-Amerikanerin erklärte ihrer Tochter in der Landessprache: "Wir sind hier, damit die Leute friedlich sind." Eine Türkin sagte, mit den Tränen kämpfend: "Ich bin seit 32 Jahren in Deutschland. Wir haben so lange hier gearbeitet - und jetzt werden wir dafür verbrannt."
Ein Junge schrieb mit dem Wachs seiner Kerze "Nazis raus" auf den Asphalt. Die Polizei ließ immer wieder Kinder ans Mikrophon des Einsatzwagens. "Hallo, ich bin Natalie", schallte es, und die Menschen mit den Kerzen, Laternen und batteriebetriebenen Leuchtröhren schmunzelten. Sie wurden zwar von der Polizei aufgefordert, nur die Bürgersteige und die Wiese zu benutzen, aber bald nach dem Glockenläuten gingen sie dennoch auf die Straße.
"Ich mache mit, weil in meinem Betrieb viele Ausländer arbeiten", sagte ein älterer Mann. "Das ist ein humaner Anfang", meinte ein anderer: "Wenn man hier schon nicht dabei ist, wie soll es dann später werden?" Einer fand am Scheffeleck auch kritische Worte: Die Lichterketten hätten mittlerweile "Wettbewerbscharakter", bemängelte er, jedes kleine Dorf hätte seine Kette. Außerdem: "Ich wäre mit mehr Enthusiasmus dabei, wenn das Motto hieße: Hände weg vom Asyl-Artikel 16."
Mittwoch, 23. Dezember
Theater
Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel.
212 37 444: Schauspielhaus: 20 Uhr, Neues Ballett
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Die Kaktusblüte".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Joe van Nelsen - "Lauter Lügen".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor, Tel. 59 83 43: 10 Uhr, "Ikarus" (ab 4 J.).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel., 30 30 90: 10 & 15 Uhr, Offenbacher Figurentheater. Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste - "Wir warten auf das Christkind".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 289691: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.
Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 18 Uhr, "Der Rosenkavalier" (Premiere).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Sinkkasten, Brönnerstr. 9: 21 Uhr, Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Salsa- Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Mark Young.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Bogie Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Runners.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, D. Stephan. Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, W.D.R. - Balladen.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, New York Harlem Dancers/Uno Dance Company. - "Best of Broadway - Musical Show". Museen / Führungen Städel, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in den Sonderausstellungen "Honoré Daumier - Zeichnungen" & "Emil Schumacher - Retrospektive". Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Wissenschaftliche Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung um 18 Uhr zu "Joseph Beuys - Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Zur Theorie der Schönen im Mittelalter: Die mittelrheinische Kunstlandschaft".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Innenstadt, Konstabler Wache: 8 bis 14 Uhr, Erzeugermarkt.
Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 73 80 186; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
Dr. Metzger, Vogelsbergstr. 32, Tel. 44 20 16; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.
Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.
- ohne Gewähr -
clau FRANKFURT A. M., 22. Dezember. 120 000 Menschen haben am Dienstagabend in Frankfurt am Main nach Schätzungen der Polizei in einer Lichterkette gegen die rassistischen Anschläge der vergangenen Monate demonstriert.
Die Veranstaltung im Ring der Grünanlagen um die Innenstadt unter dem Motto "Brücken zueinander - gegen Ausländerfeindlichkeit" hatte eine Kommunikationsagentur organisiert. Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Ausländer- und Behindertenorganisationen wie zahlreiche Firmen und Betriebe hatten sich dem Aufruf angeschlossen.
Unter dem Geläut von fünf Innenstadtkirchen hatten sich die Menschen ab 19 Uhr in Zweier- bis Sechserreihen so dicht zusammengeschlossen, daß die Polizei den die Anlage umschließenden Straßenring sofort vom Autoverkehr freihielt. An mehreren Sammelpunkten ließ der Verband der Kerzenhersteller Kerzen gratis ausgeben.
Auch zwanzig Minuten nach Ende des Läutens liefen noch Demonstranten durch die Stadt. Polizei und Veranstalter äußerten sich am Abend ebenso zufrieden wie der Frankfurter Oberbürgermeister von Schoeler, der unter den Demonstranten stand. Auch in Koblenz, Ulm, Heidenheim und im Kreis Offenbach gingen Zehntausende auf die Straßen.
"Wir haben uns auf die neue Dimension eines jederzeitigen Einsatzes - ich betone, eines jederzeitigen Einsatzes - von einzelnen Soldaten oder von Streitkräften in größeren Zusammenhängen außerhalb deutschen Territoriums einzustellen", verkündet der Generalinspekteur der Bundeswehr, General K. Naumann, in der FR vom 9. 12. 1992, "Wie Landesverteidigung zu Bundesverteidigung wird".
Alles klar? Nicht ganz, denn der "Einsatz in friedenserhaltenden und langfristig auch in friedensschaffenden Maßnahmen . . . bedarf . . . noch der verfassungspolitischen Klarstellung", und "wo es noch Defizite gibt, das ist der Konsens in Politik und Volk zum Einsatz der Bundeswehr".
Aber es wäre doch gelacht, wenn "Problem erkannt" für einen neudeutschen Möchtegern-Politiker-General nicht auch "Problem gelöst" hieße. Und siehe da, kaum acht Tage später kommt ihm Verteidigungsminister Volker Rühe zumindest bezüglich Problem Nr. 1 mit der Kraft des Faktischen zu Hilfe: "Deutsche Infanterie soll nach Somalia" - ". . . ab Anfang nächsten Jahres ein Bataillon mit Pionieren, Sanitätern, Fernmeldern, Feldjägern und Infanteristen . . ." (FR vom 17. 12. 1992 "Deutsche Infanterie soll nach Somalia").
Wenn das mal keine effiziente "zivilmilitärische Zusammenarbeit" ist. Oder haben wir vielleicht schon eine Militärregierung?
Worin könnte sie sich eigentlich noch unterscheiden von dem Haufen Verfassungsmarodeure, der z. Z. in Bonn den Ton angibt?
Der Theaterplatz ist der Treffpunkt der Auswärtigen. 16 Jungen und Mädchen von der Jugendfeuerwehr in Bickenbach an der Bergstraße entzünden ihre Fakkeln. Ein grauhaariger Lehrer aus Großgerau schützt seine Kerze behutsam vor dem Nieselregen. "Ich gehöre zu der Generation, die ihre Eltern gefragt haben, wie konnte das mit Hitler passieren." Die Anschläge auf die Flüchtlingsheime haben ihn tief erschreckt. Seit immer mehr Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit auf die Straße gehen, hat er wieder Mut gefaßt, "daß die vier Jahrzehnte Demokratie nicht vergebens waren".
Ein Gewerkschaftsfunktionär läuft mit einer ganzen Palette Kerzen um das Schauspielhaus: "Willste 'ne Kerze." Er weiß, daß bei einer Massenveranstaltung die Logistik stimmen muß. Und die stimmt: Viele haben mehr Kerzen in den Taschen, als sie selber brauchen - für den Nachbarn oder den Kollegen, "man weiß ja nie".
Als um 18.40 Uhr die Anweisung der Polizei kommt, sich über die Gallusanlage und zum Main hinunter auszubreiten, setzen sich die meisten zunächst in Richtung Norden in Bewegung. "Das soll doch auch bis zum Main runtergehen", ruft eine junge Frau ihren Begleitern zu und winkt sie energisch in die Gegenrichtung. Plötzlich leuchten an allen Ecken Kerzen, hüpfen Windlichter und Laternen den Main entlang. Kurz vor dem Eisernen Steg endet das Lichterspiel. Doch wie von einem unsichtbaren Magnetismus angezogen, füllen bald auch hier die Menschen mit ihren Kerzen die Lücke.
Vor der Leonhardskirche treffen dann die vom Theaterplatz auf die von der Hauptwache. "Der Ring wird voll hier. Das ist gut", seufzt einer erleichtert, der in der rechten Hand eine dicke Aktentasche und in der linken die Kerze trägt. Auch die Polizei ist inzwischen mit Kerzen ausgerüstet worden. Als sie um 19.20 Uhr "die lieben Versammlungsteilnehmer" bittet, die Straßen zu räumen, läuft die Menge nur langsam auseinander. Viele behalten ihre Kerzen in der Hand, andere Lichter brennen auf einem Treppenabsatz des Schauspielhauses weiter.
"Was heißt das schon - ,Ausländer&rquote;. Es leben hier Leute, die keinen deutschen Paß haben. Na und?" Die Dame im Pelz gehört zu einer Gruppe gutgekleideter Paare, die eher in der Oper zu vermuten gewesen wären als im Matsch des Anlagenringes. Sie alle wollten ein Zeichen setzen: "Als Privatleute können wir ja sonst so wenig tun."
Mit mehreren tausend anderen war die Gruppe an der Hauptwache zur Lichterkette aufgebrochen. Brennende Fackeln und Kinderlampions, Teelichte im Marmeladenglas, Grablaternen und Kerzen jeglicher Größe beleuchteten den Zug aus Familien mit Kindern ("Unsere Zehnjährige soll möglichst früh begreifen, was Rassismus bedeutet"), ostermarsch-gestählten Ehepaaren, Schulklassen und Berufstätigen, die schnell noch ihre Einkäufe erledigt hatten und mit Tüten, Taschen, Schirm und Kerze jonglierten.
So friedlich, wie sie gekommen waren und beieinandergestanden hatten im Abschnitt zwischen Eschenheimer Turm und Scheffeleck, so freundlich gingen sie wieder auseinander und hinterließen auf Mäuerchen, in Blumenbeeten und auf Pollern ihre Lichter.
Nur wenige Teilnehmende allerdings fanden nach dem Abschluß-Geläut den Weg in die Kirchen. Die Katharinenkirche beispielsweise war nur halb besetzt, als Pröpstin Helga Trösken daran erinnerte, wo Ausländer in unserer Gesellschaft überall Arbeiten verrichten, die kein Deutscher anrührt. "Man sagt uns, daß es Asylsuchende gibt. Aber kein Mensch sagt uns, daß zehn Prozent Ausländer im Land keine Überflutung sind."
Vor dem Zoo, am Alfred-Brehm-Platz, halten Annika, Julia und Elisa das Ergebnis einer Anstrengung hoch, die einen ganzen Nachmittag lang gewährt hat. Die handgemalten Transparente, die sie tragen, zeigen ein brennendes Haus, zweimal durchgestrichen. "Nie wieder Mölln", haben die achtjährigen Mädchen in ungelenker Schrift daruntergesetzt. "Mölln", sagt der Vater, "das sagt den Kindern schon etwas." Die Glocken der Allerheiligen-Kirche geben das Zeichen zum Aufbruch: auch für die 14 Jahre alte Özlem, die zusammen mit ihren deutschen Freundinnen aus der Klasse 8 e der Helmholtzschule ohne große Überlegung beschlossen hat, an der Kundgebung teilzunehmen. Am Uhrtürmchen kommt über Megaphon die Regieanweisung: "Bitte seien Sie einsichtig und verteilen Sie sich zu beiden Seiten der Friedberger Anlage." "Die Stimmung ist gut", sagt Franco Succi. Succi lebt seit 1965 mit seiner Frau Caterina in Frankfurt und gehört der Kommunalen Ausländervertretung an. Es ist der Ort, alte Forderungen neu zu nennen. "Wir brauchen", sagt der Mann mit dem italienischen Paß, "die demokratischen Waffen, uns selber zu verteidigen: doppelte Staatsangehörigkeit, kommunales Ausländerwahlrecht".
Vor dem Uhrtürmchen ist inzwischen ein Disput darüber ausgebrochen, ob die improvisierte Straßensperrung durch einige Teilnehmer dem Zweck dienlich ist. Passanten stellen sich demonstrativ auf die Straße und versperren den von der Obermain-Anlage kommenden Fahrzeugen die Weiterfahrt in den Sandweg. "Sie haben versäumt, das hier zu regeln", rechtfertigt einer die Blockade gegenüber einem Polizeibeamten.
19.25 Uhr. Das Glockengeläut ist verhallt. "Liebe Kinder, liebe Erwachsene", kommt die Anweisung über Megaphon, "bitte geben Sie die Straßen wieder frei." Nicht zu vergessen, die "lieben Weihnachtsmänner. Auch alle Weihnachtsmänner verlassen jetzt bitte die Straße."
WESTKREIS OFFENBACH. "Wie sieht's denn weiter vorne aus? Steht die Kette?" Diese Frage bekamen viele Radfahrer und Fußgänger immer wieder gestellt, die am späten Dienstag nachmittag entlang der Bundesstraße 3 unterwegs waren. Zwischen Neu-Isenburg und Egelsbach sollte eine geschlossene Lichterkette die Straße säumen - als Protest gegen den Fremdenhaß. Die Zahl der Teilnehmer, grob geschätzt etwa 8 000 Menschen, hätte rein rechnerisch genügt, um die zwölf Kilometer lange Strecke zu füllen. Doch außerhalb der Orte gab es einige wenige Lücken und "dünne Stellen". Dafür standen in den Innenstädten große Gruppen beieinander.
"Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Land, den sollt ihr nicht bedrücken." Bereits im September hatte die Synode des evangelischen Dekanats Dreieich in einem offenen Brief an alle 19 Gemeinden im Westkreis mit diesem Vers des Propheten Moses für mehr Engagement zugunsten von Flüchtlingen geworben: "Menschen, die in unser Land fliehen, brauchen unseren Schutz."
Die Lichterkette sollte nun ein sichtbares Zeichen für ein "Miteinander" setzen. Der Aufruf des Dekanats, von 17.30 Uhr an zehn Minuten zu demonstrieren, war außer von den Gemeinden auch von Friedensgruppen, Gewerkschaftern, Ortsverbänden der Parteien und in vielen Vereinen verbreitet worden. Viele Lehrer hatten in den Schulen geworben.
Dennoch: Um 17.30 Uhr klafften noch einige Lücken, sogar in der Frankfurter Straße in Neu-Isenburg. "Alle kommen auf den letzten Drücker", monierten Teilnehmer, die zum Teil schon seit einer halben Stunde ihre Kerzen und Fackeln vor dem Nieselregen schützten. "Die Leute sind einfach zu lasch." Die Flüchtlingshilfe hatte bis dahin aus ihrem Vorrat nur einzelne Lichter verkauft. Von Minute zu Minute wurde die Kette dann jedoch dichter. Etwa zehn Amateurfunker vom Club "F 29" unterstützten die Gemeindemitglieder, die von ihren fest vereinbarten Standorten aus die Menschen verteilten. Immer neue Meldungen machten die Runde. "In Langen soll besonders viel los sein", hieß es gegen 17.40 Uhr. Gläser mit Teelichtern wurden weitergereicht. Einige Grüppchen setzten sich in Bewegung, um an den Stadträndern die Lücken zu füllen.
Daß die Straßenabschnitte zwischen den Städten "Schwachpunkte" werden würden, hatte der Veranstalter, der auf 5 000 Teilnehmer hoffte, richtig eingeschätzt. Deshalb hatten sich einige Gruppen gezielt an solchen Abschnitten eingefunden. Nach Angaben der Polizei war die Kette zwischen Langen und Egelsbach "etwas ausgedünnt", auch nördlich von Langen Richtung Dreieich-Krankenhaus wurden die Lichter spärlich. Der Verkehr rollte unbehindert. Alle Straßenkreuzugen blieben frei.
Vor allem in den Innenstädten standen große Gruppen beieinander. Allein in Egelsbach und Langen sollen sich nach Schätzungen der Polizei etwa 5 000 Menschen an der Lichterkette beteiligt haben. "Die Logistik hat trotz sorgfältiger Vorbereitung nicht ganz geklappt", meinte einer der Helfer am Straßenrand.
Die Stimmung unter den Demonstranten vor allem in den Innenstädten wurde davon nicht getrübt. Nur dort, wo die Kette nicht ganz geschlossen war, hieß es: "Es hätten vielleicht noch ein paar mehr Leute sein können." Ansonsten wurde die Aktion als "voller Erfolg" gewertet.
Streckenweise waren die Straßenlaternen gedämpft und die Reklameschilder ausgeschaltet, damit die Lichter der Kerzen in der Dunkelheit kräftig leuchten konnten. Unter die deutschen Teilnehmer mischten sich auch viele Ausländer. "Wir haben weniger Angst, und unsere Kinder können wieder ruhig schlafen, wenn wir wissen, daß wir nicht allein sind", sagte ein kurdischer Flüchtling aus Irak.
Gegen kurz vor Sechs löste sich die Kette allmählich auf. An den Straßenrändern blieben viele Lichter stehen, flackerten noch eine Weile vor sich hin.
(KARIN DALKA
Ja, da war es wieder einmal, das offenbar nicht auszurottende Bekenntnis: ". . . schäme mich, Deutscher zu sein" (FR vom 19. 12. 1992 "Arroganz einer sogenannten neuen Großmacht"). Was ist das nur für eine komische Seuche, von der Zeitgenossen aller Schichten befallen zu sein scheinen. Da wird sich geschämt, ob es um Tierversuche, Somalia, Kernkraft, Bosnien oder die Umwelt geht.
Was anderes bringt diese Floskel zum Ausdruck als: Mein moralisches Niveau halte ich für so überragend, daß ich mich auch offiziell von allen anderen sichtbar absetze. Darin aber liegt zugleich die Arroganz eines derartigen Bekenntnisses.
Die von Einsendern reklamierte prominente Moral veranlaßt sie natürlich keinesfalls zu irgendeiner Konsequenz. So werden sie weder auf die Lebensumstände verzichten, an denen sie hierzulande partizipieren, noch werden sie nach Hinterindien oder Mittelamerika emigrieren.
Wie dümmlich derartige Bekundungen sind, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß Tausende, z. T. unter hohem finanziellen Aufwand und gesundheitlichem Risiko, versuchen, in eben dieses Land einzureisen, dessen Angehöriger zu sein sich dieser Leserbriefschreiber schämt.
Ernst Gelbart, Frankfurt am Main
Die in der FR vom 18. 12. 1992 veröffentlichte Leserzuschrift von Manfred Gessat "Leise Zweifel an Oppositionstönen" muß leider noch durch eine aktuelle andere Variante der Entwicklung sich seinerzeit als "links" darstellender Juso-Spitzenfunktionäre ergänzt werden.
Im besagten Falle scheint jedoch nicht Karriere, sondern vielmehr die Frustration über das Ausbleiben einer solchen, gepaart mit einer gehörigen Portion Geltungssucht, zu einem tiefgreifenden Rechtsruck der Akteure geführt zu haben.
In Rheinland-Pfalz, wo ich selbst rund zehn Jahre (1974-1984) als stellvertretender Juso-Landesvorsitzender und Mitglied des Juso-Bundesausschusses aktiv war, schickt sich jetzt ein ehemaliger Juso-Bezirksvorsitzender sowie einige seiner Getreuen mit gehöriger Beachtung durch die regionale Presse an, eine sogenannte "Arbeitsgemeinschaft junger Sozialdemokraten" ins Leben zu rufen.
Er war 1984 einer derjenigen, der sowohl mich als auch andere Genossinnen und Genossen wegen unserer kritischen Haltung zu den auf der Basis der Theorie des Staatsmonopolistischen Kapitalismus (Stamokap) im Verband ihre Politik betreibenden Jusos mit fernab jedes solidarischen und fairen Verhaltens liegenden Methoden bekämpft hat, was damals auch zu meinem Rücktritt von allen Juso- Ämtern führte.
Heute gehören Aussagen wie "Scheiß demokratischer Sozialismus" zum Vokabular dieser Leute, die mit der Unterstützung bestimmter besonders profilierter Parteirechter die Jugendorganisation der SPD offensichtlich wieder zu der unkritischen und parteifrommen Plakatklebe- und Zettelverteilerkolonne der fünfziger und sechziger Jahre, also sozusagen zum "biologischen Zubringerservice" für den SPD-Parteinachwuchs machen wollen.
Wenn ich mir die Riege ehemaliger Juso-Spitzenfunktionäre und ihre heutige politische Praxis auch an der Basis ansehe, so komme ich nach nunmehr zweiundzwanzigjähriger SPD-Mitgliedschaft nicht umhin, mich manchmal um viele Jahre meines Lebens betrogen zu fühlen.
Nur eine Minderheit jener einst als "linke Systemveränderer" eingestuften Jusos ist ihren Idealen und Zielvorstellungen in einer Weise treu geblieben, welche man als aufrecht bezeichnen könnte.
Das Schlagwort, wonach die Jusos der späten sechziger und siebziger Jahre auch von ihren Inhalten her die SPD der achtziger Jahre seien, hat sich als Illusion erwiesen.
Manfred Kirsch, Neuwied
Lichter gegen Fremdenhaß leuchteten in Frankfurt 100 000 Bürger bildeten "Brücke zueinander" Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Michels FRANKFURT A. M., 22. Dezember. 100 000 Menschen haben am Dienstag abend in Frankfurt am Main nach Schätzungen der Polizei in einer Lichterkette gegen die rassistischen Anschläge der vergangenen Monate demonstriert. Auch in Koblenz, Ulm, Heidenheim und im Kreis Offenbach gingen Zehntausende auf die Straßen. Die Frankfurter Demonstration im Ring der Grünanlagen um die Innenstadt unter dem Motto "Brücken zueinander - gegen Ausländerfeindlichkeit" hatte eine Kommunikationsagentur organisiert. Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Ausländer- und Behindertenorganisationen, die Spitzensportverbände wie zahlreiche Firmen und Betriebe hatten sich dem Aufruf angeschlossen.
Der Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) sorgte "in der Hoffnung, daß die Aktion ein voller Erfolg wird", für ein mehr als verdoppeltes Platzangebot in den U- und S-Bahnen. Auf den Andrang bei der Rückfahrt zeigte sich der FVV dann nicht überall vorbereitet.
Unter dem Geläut von fünf Innenstadtkirchen hatten sich die Menschen ab 19 Uhr in dichten Zweier- bis Sechserreihen zusammengefunden. Die Polizei sperrte den inneren Straßenring sofort für Autos. Beamte übernahmen per Megaphon die Feinverteilung der überwiegend jungen Menschen von den fünf Sammelpunkten.
An mehreren Plätzen ließ der Verband der Kerzenhersteller Kerzen gratis ausgeben. Schon beim offiziellen Anzünden war die Kette der hunderttausend Lichter rund um die Innenstadt geschlossen.
Polizei und Veranstalter äußerten sich am Abend ebenso zufrieden wie der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), der unter den Demonstranten gestanden hatte.
(Weiterer Bericht im Lokalteil)
Die Lichterkette gegen Rassismus am Dienstag abend ist - wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet - zu einer großen, fast feierlichen Darbietung eines neuen Gemeinschaftsgefühls geworden. Das ging durch alle Schichten und Altersgruppen: Überall Familien mit Tausenden von Kindern, dazwischen Ostermarsch-gestählte Ehepaare, Schulklassen, Jugend-Gangs oder ergraute Einzelgänger - und die ewig Eiligen, die nach der Arbeit oder dem Einkauf mit Tüten, Taschen, Schirm und Kerze jonglierten. Und es geschah, was Frankfurt noch nicht erlebt hat: Polizeibeamte ("Wir machen das gern") schickten die 100 000 Demonstranten per Megaphon von den Plätzen auf die Strecke rund um die Stadt.
Schon um 19 Uhr war die Kette der 100 000 Lichter entlang des Anlagenrings geschlossen. Die Menschen waren in solchen Strömen gekommen, daß Polizeibeamte überall die Empfehlung ausgaben: "Sie können die Straße benutzen."
Alle waren in dem einen gemeinsamen Gedanken gekommen, den die achtjährigen Mädchen Annika, Julia und Elisa vor dem Zoo auf einem handgemalten Transparent in nur drei Worten hochhielten: "Nie wieder Mölln". Am Scheffeleck kämpfte eine junge Türkin mit den Tränen: "Ich bin seit 32 Jahren in Deutschland, wir haben so lange hier gearbeitet - und jetzt werden wir dafür verbrannt."
Hunderttausend in einem gemeinsamen Gedanken: Nicht nur der Verband der Kerzenhersteller, der überall "Kerzen gratis" verteilen ließ - Hunderte anderer Teilnehmer hatten nicht nur für sich, auch für andere, Lichter eingesteckt, "man weiß ja nie". Gegen Regen und Wind waren zu Hause die denkwürdigsten Erfindungen ausgetüftelt worden: Kerzen im Joghurtbecher-Mantel, unter einer Aluminium-Haube, auf Pappendekkeln oder in Zellstoff gehalten.
Kurz vor 19 Uhr, als das Signal zum Lichterzünden von den Glockentürmen vieler Innenstadt-Kirchen zu erwarten stand, begannen sich viele Menschen auf den Sammelplätzen fragend umzudrehen: Nicht überall tauchten Ordner auf, die den Weg in die Anlagen wiesen. Die Polizeibeamten an den Stationen registrierten die Verwirrung und übernahmen die Verteilung der Kette ("Wenn Sie nach links gehen, ist es näher zum nächsten Kettenende, nach rechts ist es weiter"), beispielsweise vom Opernplatz per Megaphon. "Es ist gut, daß die Deutschen wach geworden sind", kommentierte ein Mann mit Baskenmütze auf der Opern-Zufahrt die Einmütigkeit, "es war Zeit."
"Die Stimmung ist gut", sagte am Treffpunkt Zoo Franco Succi anerkennend. Succi lebt seit 28 Jahren in Frankfurt, eines davon hat er auch bei der Mitarbeit in der Kommunalen Ausländervertretung verbracht. Für ihn war es Zeit, alte Forderungen zu benennen: "Wir brauchen demokratische Waffen, uns selbst zu verteidigen: doppelte Staatsangehörigkeit und das kommunale Wahlrecht."
"Was heißt das schon: ,Ausländer&rquote;, sagte am Rand einer ausladenden Pfütze im Anlagenring die Dame im Pelz verächtlich. "Es leben hier Leute, die keinen deutschen Paß haben - na und?" Warum sie da steht, im dicken Matsch? "Als Privatleute können wir ja sonst so wenig tun." "Hier kommen viele zusammen. Sonst fühlt man sich immer so vereinzelt", findet auch die Frankfurterin mit Hut und Schirm am Opernplatz.
Gemeinsam gegen Fremdenfeindlichkeit: Seite an Seite ist man schnell beim Du: "Schenkst du mir 'ne Wunderkerze?" hieß es hinter dem Stadtbad Mitte, "Willste &rquote;ne Kerze?" am Theaterplatz. An der Konstablerwache tröpfelte ein Junge mit seiner Kerze "Nazis raus" auf den Asphalt. "Das hier ist ein humaner Anfang", sagte ein Älterer ein paar Menschenpulks weiter, "wenn man hier schon nicht dabei ist, wie soll es dann später werden?" Da war es schon fast halb acht. Keiner aber mochte sein Licht ausblasen: Aus dem Anlagen-Gürtel kletterten die Leute auf die autofreien Kreuzungen, füllten das Straßengewirr rund um den Eschenheimer Turm - und während die Glocken der Peterskirche die der Katharinenkirche ablösten, zogen sie auf die Hauptwache zu.
"Es ist ganz phantastisch abgelaufen", kommentierte Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt am Abend. "Beeindruckend, wie friedlich die Leute dastanden", sagte man in der veranstaltenden Kommunikations-Agentur von Burson-Marsteller.
Ärger hatten manche FVV-Fahrgäste, die in großen Pulks auf den Bahnhöfen standen, während Leer-Züge an ihnen vorbei ins Depot fuhren. Verdruß auch bei der Feuerwehr: Viele hatten ihre Kerzen in der Stadt als sichtbare Zeichen stehengelassen, und dort brannten sie auch noch stundenlang trotz Nieselregens unverdrossen. clau / abi / sar / ft / ill
DARMSTADT. Ihn als Vermittler und Wanderer zwischen Kulturen zu bezeichnen, mag Mohamed Scharabi zwar schmeicheln, aber er weist solche Beschreibungen höflich und bescheiden zurück. Trotzdem ist der charmante 54jährige jemand, der uns Fremdartiges, Geheimnisvolles aus dem Nahen Osten näherbringt. Ist er dazu nicht auch bestens geeignet, als gebürtiger Ägypter, der 1957 mehr aus Zufall nach Berlin zum Studium kam (lieber hätte er in England oder Frankreich studiert), der seit über 20 Jahren den deutschen Paß besitzt und als Professor am Fachbereich Architektur der Technischen Hochschule Darmstadt wirkt? Eine der jüngsten Leistungen Scharabis: Unter seiner Regie ist der durch Bürgerkrieg zerstörte alte Schneidermarkt Khan al-Khayyatin in Tripoli, der zweitgrößten Stadt Libanons, restauriert worden. Vielleicht ist der Bauhistoriker es also doch: eine Art Kulturattaché, ohne Besserwisser-Allüren eines "Nur"- Europäers, mit kritischer Sympathie für zwei Welten zugleich.
Im Jahre 1985 wurde das Auswärtige Amt auf den bereits zwischen Karlsruhe und Mekka durch Bauten einschlägig bekannten Scharabi aufmerksam - auf der Suche nach Beratern für Projekte, die aus dem Bonner Vier-Millionen-Jahresetat zur "Bewahrung des kulturellen Erbes in Ländern der Dritten Welt" finanziert werden.
Der Mann, der 1967/68 als Planer in Kuwait an der Sanierung des alten Stadtkerns arbeitete, inzwischen über 50 Bazare zwischen Tunesien und Jemen bereist und wissenschaftlich-akribisch beschrieben hat, bekam seinerzeit den ministeriellen Auftrag, ein historisches Denkmal in Libanon auszuwählen, Vorschläge zur Rekonstruktion auszuarbeiten und die Leitung des Vorhabens zu übernehmen.
Eine zwiespältige wie reizvolle Aufgabe: Denn "Kriege zerstören, radikal". Sie könnten an traditionellen Werten alles niedermachen, "was nicht durch die Hand eines Architekten geplant wurde". So hat Scharabi Stellung gegen den alliierten Feldzug am Golf vor nicht einmal zwei Jahren bezogen. Kriege könnten eben auch so komplexe Gefüge wie die über Jahrhunderte gewachsenen Bazare zerstören. "Und was übrigbleibt, könnte durch irgendwelche Wiederaufbaumaßnahmen verenden", meinte Scharabi seinerzeit.
"Kriege zerstören, radikal" Der seit 1968 an der TH lehrende Ägypter hat also gewußt, worauf es im Libanon ankommt: auf viel Fingerspitzengefühl, damit das turbulente Eigenleben einer in Mitleidenschaft gezogenen Ladenstraße, in der Waren feilgeboten, tägliche Geschäfte besprochen, Nachrichten gehandelt und religiöse Rituale gepflegt werden, nicht durch Eingriffe der "Modernisierung" verfälscht oder gar erstickt wird. Nach mehreren Inspektionsreisen wählte er das im 14. Jahrhundert entstandene Handelszentrum al-Khayyatin aus.
Die Bedeutung der Altstadt von Tripoli, in deren Herzen der Schneidermarkt liegt, vergleicht Scharabi mit Aleppo, Damaskus oder Istanbul - "gut erhaltene Beispiele jahrtausendealter Stadtkultur im Vorderen Orient". Die traditionelle Bauweise und Formenvielfalt aus kleinen Steinblöcken sorgt im Bazar nicht nur für Kühle, sondern hat auch den Vorteil, daß der Granatenhagel die Gebäude nicht völlig in Schutt und Asche legte.
So ging das Leben in Tripoli unbeeindruckt von Luftangriffen bald weiter - auch in der überdachten, fast 60 Meter langen und 14 Meter breiten Suq-Straße, in der zweigeschossige Bauten aus Sandstein stehen; wo unten die alteingesessenen Tuchhändler und Schneider residieren, oben teils Lager, teils Wohnungen untergebracht sind. Ein Markttreiben, "als ob die zerbombten Teile nie existiert hätten".
1986 wurde der ursprünglich mit Arkadengängen ausgeschmückte Khan von einheimischen Fachleuten vermessen, ein Jahr später plante ein libanesischer Architekt mit Scharabi den originalgetreuen Neuaufbau des Schneidermarktes, wo die Mieten noch niedrig sind, weil die Läden einer uralten Stiftung, dem Waqf, gehören, und der Mietzins, so bestimmen es Stiftungsurkunden, gemeinnützigen Zwecken wie dem Unterhalt einer Moschee oder Stipendien zugute kommt.
Der wieder stärker aufflammende Krieg machte Scharabis Team einen Strich durch die Rechnung. Bis Anfang 1992 mußten die Arbeiten aufgeschoben werden. Dann räumten qualifizierte syrische und libanesische Arbeiter etwa 400 Kubikmeter Schutt von Hand weg, um die Bausubstanz nicht weiter zu beschädigen und wiederverwendbares Baumaterial zu retten.
Das nördliche Seitenschiff des von zwei Eingangstoren begrenzten Khan wurde wiedererrichtet, Sandstein gleicher Qualität mußte aus dem Grenzgebiet zu Syrien herbeigeschafft werden. Acht Dachbögen im Hauptschiff des Bazars - jeder Bogen neun Meter hoch und fünf Meter breit - wurden neu hochgezogen, die restlichen restauriert. Auch die seitliche Holzüberdachung bauten die Arbeiter wieder auf.
Alte Handwerkstechniken sollten bei der Sanierung zum Tragen kommen: etwa ein aus gemahlenem Sandstein, Kalk und Ziegenhaar angerührter Mörtel. Doch die Handwerker, so erzählt Schara- Zement statt Ziegenhaare bi, "sträubten" sich gegen den wie Widerhaken wirkenden tierischen Zusatz, weil sie "keine Erfahrung mehr damit haben, das Wissen verschüttet ist. Die wollten die Verantwortung nicht übernehmen". So ging man den Kompromiß ein, eine "kleine Menge" Zement zur Festigkeit beizumischen. "Das ist fast das einzige Verbrechen, das wir begangen haben", sagt der sowohl Industriebauten des 19. und 20. Jahrhunderts erforschende wie für Nietzsche und Kant als Wegbereiter der Architektur schwärmende Professor grinsend.
"Meine Wenigkeit", also das Know-how des Experten, der außerhalb seiner Lehrverpflichtungen an der TH etliche Male nach Tripoli flog, plus 180 000 Mark Kapital für libanesische Selbsthilfe vor Ort kostete das Projekt aus deutscher Sicht. Hierzulande, rechnet Scharabi vor, hätte ein vergleichbares Vorhaben das Fünffache verschlungen.
Für das Land der Zedern also ein Beitrag zur "Identitätsfindung" und "Förderung des Nationalbewußtseins", wie Wolfgang Ernst vom Auswärtigen Amt wesentliche Aufgaben des Programms beschreibt, das anfangs (1981) noch den unglücklich gewählten Namen "Kulturhilfe" trug. Gebäuderestaurierungen, Sicherung alter Textilfunde durch Archäologen, Museumsgründungen, Präsentation arabischer Handschriften, Sammlung überlieferter Sprichwörter und Märchen mit Hilfe von Ethnologen, Konservierung vergessen geglaubter Musik und Bräuche auf Videofilmen - all das unterstützt das Außenministerium, wenn sich denn das jeweilige Land stark mitbeteiligt.
Über 130 Projekte sind es pro Jahr, eines wird mit durchschnittlich 50 000 Mark unterstützt. "Natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Ernst. Der mit zwei Millionen Mark bisher größte Förderbrocken: die Bergung von Koranfragmenten beim Umbau einer Moschee in Jemen. Scharabi hat als Experte auch noch ein Eisen im Feuer - in Fes in Marokko soll ein ehemaliger Palast der Jahrhundertwende restauriert werden.
Vielleicht ist Khan al-Khayyatin Symbol der Hoffnung: daß sich der seit so vielen Jahrhunderten existierende Bazar, wie Scharabi meint, auch künftig als anpassungsfähig erweist, "wenn er nicht durch leichtsinnige und kenntnislose Stadtplanung oder durch kriegerischen Wahnsinn zerstört wird". JÖRG FEUCK
Kette mit Kerzen, Fackeln, Lampions in den Händen schuf ein neues Gemeinschaftsgefühl Ein Ring aus 100 000 Lichtern Polizei half tatkräftig Von unseren Mitarbeitern und Redaktionsmitgliedern
SAN FRANCISCO, 23. Dezember (dpa). Ein Schiff mit 170 zum großen Teil kranken Flüchtlingen aus Taiwan liegt seit Dienstag in der Bucht von San Francisco (Kalifornien). Die Besatzung hatte in der Nacht zuvor SOS gefunkt, weil die Menschen an Bord nach einer siebenwöchigen Seereise seit acht Tagen ohne Trinkwasser waren und auch die Nahrung bereits seit längerem rationiert werden mußte.
Die Küstenwache, die den unter honduranischer Flagge fahrenden Frachter Manyoshi Maru in die Bucht lotste, sprach von unvorstellbar katastrophalen Zuständen: Die Menschen seien ausgehungert und lägen an Deck in ihren eigenen Exkrementen, da die Toiletten offenbar seit Wochen nicht mehr funktioniert hätten. "Der Schmutz und Gestank sind unerträglich", sagte Gary Openshaw, Offizier der Küstenwache, der mit medizinischem Personal erste Hilfe leistete.
Wegen Seuchengefahr wurde das Schiff, das Taiwan am 4. November verlassen hatte, sofort unter Quarantäne gestellt. Ziel war offenbar ein Hafen in Kanada, wo die Flüchtlinge um Asyl bitten wollten.
MOSKAU, 23. Dezember (dpa). Die Massenflucht von tadschikischen Bürgerkriegsflüchtlingen nach Afghanistan dauert an. Etwa 3000 Menschen überquerten nach Angaben der russischen Grenzposten am Mittwoch den Grenzfluß Pjandsch. Weitere 70 000 drängten sich auf dem Streifen zwischen den Grenzzäunen und dem Fluß, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Afghanische Mudschaheddin versuchten, bei dem Ort Chorog nach Tadschikistan einzudringen. Russische Grenzer wehrten den Angriff jedoch ab.
Einheiten der neuen, kommunistisch orientierten Führung Tadschikistans setzten östlich der Stadt Kofarnichon die Verfolgung der geschlagenen moslemischen Kämpfer fort. Die Anhänger der gestürzten, gemäßigt moslemischen Übergangsführung hatten diesen Stützpunkt am vergangenen Wochenende nach harten Kämpfen räumen müssen. Der tadschikische Generalstaatsanwalt drohte der Opposition strafrechtliche Konsequenzen an, falls sie nicht die Waffen strecke.
CAPE CANAVERAL, 23. Dezember (AP). Der erste US-Raumfährenstart im neuen Jahr soll am 13. Januar erfolgen. Den Termin nannte die US-Raumfahrtbehörde NASA jetzt in Cape Canaveral. Geplant ist eine sechstägige Mission mit der Fähre "Endeavour". Den Angaben zufolge soll die fünfköpfige Besatzung als Vorbereitung auf den Bau der Raumstation "Freedom" das Arbeiten außerhalb der Fähre üben.
WASHINGTON, 23. Dezember (AP). Die US-Regierung hat die nach der blutigen Niederwerfung der Demokratiebewegung in Peking vor dreieinhalb Jahren verhängten Sanktionen gegen China gelockert. Wie das Außenministerium in einer Erklärung mitteilte, machte Präsident George Bush den Weg frei für die Fortsetzung von vier Rüstungsgeschäften mit Peking, die im Sommer 1989 nach dem Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens gestoppt worden waren. Unter anderem handelt es sich um die Rückgabe chinesischer F-8-Kampfflugzeuge, die vor in den USA mit moderner Elektronik ausgerüstet werden sollten. Wie es in der Erklärung heißt, sind jedoch keine Waffenlieferungen an China beabsichtigt.
Clinton nominiert außenpolitische Mannschaft
LITTLE ROCK, 23. Dezember (AP). Mit der Nominierung seiner außenpolitischen Mannschaft hat der künftige US- Präsident Bill Clinton am Dienstag die Regierungsbildung nahezu abgeschlossen. Erwartungsgemäß stellte er den Rechtsanwalt Warren Christopher als neuen Außenminister vor. Das Amt des Verteidigungsministers wird der Abgeordnete und Wehrexperte Les Aspin übernehmen. UN-Botschafterin wird die Rechtsprofessorin Madeleine Albright, deren Amt Kabinettsrang erhält. Mit diesen Ernennungen, die Clinton auf einer Pressekonferenz in Little Rock bekanntgab, bleiben nur noch vier Ministerposten zu besetzen: das Innen-, Justiz-, Landwirtschafts- und das Verkehrsministerium. Clinton hat sich für die Regierungsbildung selbst eine Frist bis Weihnachten gesetzt. Weitere Entscheidungen werden heute erwartet. Die Ministerriege muß allerdings noch vom Senat bestätigt werden. Clinton wird am 20. Januar die Nachfolge von Präsident George Bush antreten.
Ein Großteil der am Dienstag berufenen Regierungsmitglieder hatte schon unter dem letzten demokratischen Präsidenten Jimmy Carter (1977 bis 1981) Regierungsämter inne. So war Christopher stellvertretender Außenminister. Damals verhandelte er mit Iran über die Freilassung der 52 amerikanischen Geiseln in der Teheraner Botschaft. Er stand auch Clintons Übergangsmannschaft zur Ausarbeitung des Regierungsprogramms und zur Zusammenstellung des Kabinetts vor. Bei seiner Nominierung sagte der 67jährige, für ihn sei ein Traum wahr geworden. "Wir stehen in einer Welt, in der Grenzen immer weniger zählen. Das erfordert, daß wir mit anderen Staaten zusammenarbeiten, um die Herausforderungen von der Überbevölkerung über Aids bis hin zur Zerstörung des Ökosystems der Erde zu bewältigen", erklärte der künftige Außenminister.
Der Rüstungsexperte Aspin, der den Verteidigungsausschuß des Repräsentantenhauses leitet, gehört dem Kongreß seit 22 Jahren an. Sein Stellvertreter wird Clifton Wharton, der frühere Kanzler der Universität New York. Mit der Berufung von Albright zur neuen UN-Botschafterin kam Clinton auch der Forderung nach einer Erhöhung der Frauenquote in der Regierungsmannschaft nach. Die jetzt 55jährige hatte bereits in mehreren Wahlkämpfen demokratischen Kandidaten zur Seite gestanden.
Als Direktor des Geheimdienstes CIA benannte der künftige US-Präsident den Atomexperten James Woolsey, der in den siebziger und achtziger Jahren an den SALT- und START-Verhandlungen zur Begrenzung der Atomrüstung beteiligt war. Unter Carter war Woolsey Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates. Neuer Chef dieses Gremiums wird der Professor für internationale Beziehungen Anthony Lake. Den Posten des Vorsitzenden im Beraterstab für Auslandsaufklärung übernimmt der ehemalige Admiral William Crowe, der unter anderem fünf Jahre lang Chef des Generalstabs war.
Auf der vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz sagte Clinton im Hinblick auf den Krieg in Bosnien und andere Krisenherde: "Die Welt ist kein einfacher Ort mit klaren Fronten mehr." In der Ära nach dem Kalten Krieg erfordere die Politik Mut, Stärke und die Kühnheit, amerikanischen Wertvorstellungen breitere Geltung zu verschaffen.
PEKING/PARIS, 23. Dezember (AP). Als Reaktion auf ein von Frankreich geplantes Rüstungsgeschäft mit Taiwan hat China am Mittwoch die Schließung des französischen Konsulats in Kanton angeordnet. Der chinesische Vizeaußenminister Jiang Enzhu sagte, Frankreich habe dem chinesisch-französischen Verhältnis schweren Schaden zugefügt. Wenige Stunden zuvor war in Paris ein Kreditabkommen unterzeichnet worden, mit dem Frankreich China ein Darlehen von 190 Millionen Mark gewährt. Zwischen beiden Ländern war es zu Spannungen gekommen, nachdem bekanntgeworden war, daß Taiwan 60 französische Mirage-Jagdflugzeuge erhalten soll. Die chinesische Botschaft hatte nach der Unterzeichnung des Kreditabkommens gesagt, das Darlehen ändere nichts daran, daß China gegen den Verkauf der Flugzeuge an Taiwan sei.
ANCHORAGE, 23. Dezember (AP). Die Regierung von Alaska hat ihren Plan aufgegeben, mehr als 300 Wölfe abschießen zu lassen. Carl Rosier vom Amt für Fischerei und Wild gab am Dienstag in Anchorage zu verstehen, daß diese Entscheidung mit Rücksicht auf den Fremdenverkehr getroffen worden sei, denn Tierfreunde hatten bereits zu einem Boykott Alaskas im Tourismus aufgerufen. Rosier sagte, Tausende von Menschen hätten in Briefen an die Behörden gegen den Abschußplan protestiert. Er sagte aber auch, sein Amt sei weiterhin besorgt wegen der starken Zunahme der Zahl der Wölfe, die Elche und andere Tiere gefährdeten. Deshalb werde ein Abschuß zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen.
CHANDLER, 23. Dezember (AP). Ein Mann, der in Chandler im US- Staat Arizona bei einem Streit im Straßenverkehr in den Kopf geschossen worden war, ist die Kugel recht einfach wieder losgeworden: Sie fiel aus seiner Nase, als er sich in der Notaufnahme des Krankenhauses in ein Taschentuch schneuzte. Wie die örtliche Polizei mitteilte, steckte das Geschoß in der Nasennebenhöhle. Der 25jährige sei im Auto unterwegs gewesen, als ein anderer Autofahrer Streit mit ihm angefangen habe, weil er ihn nicht habe überholen lassen. Im Laufe des Streits schoß der andere Autofahrer dem 25jährigen in die Schläfe. Der Täter sei ermittelt worden, hieß es.
F R A N K F U R T A. M., 23. Dezember (AP). Bundeswirtschaftsminister
Jürgen Möllemann (FDP) ist aus den Reihen der Koalition zum Rücktritt aufgefordert worden. Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Johannes Nitsch nannte die Affäre um ein von Möllemann unterzeichnetes Werbeschreiben skandalös und sagte in einem Zeitungsinterview: "Wenn Herr Möllemann nicht schleunigst eine bessere Erklärung zu bieten hat, muß er seinen Hut nehmen." Dies forderte auch die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher. Sie sagte, Möllemanns Chancen auf den FDP-Vorsitz seien praktisch auf Null gesunken.
Sowohl Nitsch als auch Hamm-Brücher sagten, der politische Anstand gebiete es, Konsequenzen aus der Affäre zu ziehen.
Hamm-Brücher sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, die Affäre zeige, daß der Minister immer noch nicht gelernt habe, zwischen politischem Amt und persönlichen Interessen zu trennen. Sie nannte Möllemanns Äußerungen in der Affäre nicht glaubhaft. Er habe sich hoffnungslos in Widersprüche verwickelt. So sei es undenkbar, daß ein Ressortchef nicht zumindest im nachhinein die Kopien von Schreiben erhalte, die mit seiner Unterschrift versehen worden seien. Möllemann müsse deshalb Kenntnis von dem Vorgang gehabt haben.
Nitsch sagte, der Vorgang verstoße gegen die guten Sitten. "Wir brauchen in dieser für Deutschland wirtschaftlich so schwierigen Zeit einen Minister, der zumindest seine engsten Mitarbeiter im Griff hat." Deutschland brauche einen unbeschädigten Minister, der seine ganze Kraft in den Aufbau Ostdeutschlands stecken könne. Die "windigen Erklärungen" reichten einfach nicht aus, meinte Nitsch, "da fühle ich mich als Abgeordneter dieser Koalition verkohlt; wo kommen wir denn hin, wenn irgendein Mitarbeiter sich so einfach eines blanko unterschriebenen Briefbogens bedienen kann"? (Weiterer Bericht auf Seite 3)
POTSDAM, 23. Dezember (AP). Eine erste Festnahme nach dem Waffenraub in der Bundeswehrkaserne Geltow bei Potsdam hat sich als Fehlschlag erwiesen. Wie die ermittelnde Potsdamer Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, wurde ein verdächtigter Bundeswehrsoldat, der kurz vor der Entlassung aus dem Armeedienst steht, knapp einen Tag nach seiner Festnahme wieder auf freien Fuß gesetzt. Eine heiße Spur gebe es weiterhin nicht.
Der junge Mann hatte den Angaben zufolge in Gaststätten Mittäter für einen Einbruch in die Bundeswehrkaserne Dahmsdorf südöstlich von Berlin sowie Abnehmer für geraubte Waffen gesucht. Seinen Plan habe er aber nicht durchgeführt, sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschft, Gerd Schnittcher. Mit dem Überfall in Geltow habe er auch nichts zu tun. Der Soldat gehöre keiner extremistischen Szene an. Bisher gingen Schnittcher zufolge rund 20 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Bei dem Überfall auf das Hauptquartier des Territorialkommandos Ost der Bundeswehr in Geltow hatten drei Täter mehr als 40 Waffen erbeutet.
TAIPEH, 23. Dezember (AP). Berichte über Manipulationen bei der Parlamentswahl in Taiwan haben am Mittwoch schwere Unruhen ausgelöst, bei denen mindestens 18 Polizisten verletzt wurden. In der Ortschaft Chiayi lieferten sich etwa 600 Anhänger eines unabhängigen Oppositionskandidaten eine Straßenschlacht mit der Polizei und erzwangen die Zusicherung der Behörden, daß die Stimmen neu ausgezählt werden sollen.
Auch in anderen Städten kam es zu Demonstrationen von Anhängern der Opposition. Eine Zweitauszählung der Stimmen in Hualien, 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Taipeh, hatte am Dienstag ergeben, daß allein in zwölf von 54 Wahllokalen die Zahl der abgegebenen Stimmen höher lag als die der eingetragenen Wähler. Bei der Wahl vom Samstag hatte die regierende national-konservative Kuomintang-Partei nach offiziellen Angaben ihre Mehrheit behauptet.
KAISERSLAUTERN, 23. Dezember (AP). Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ermittelt nach einer Anzeige der Grünen seit 20. November gegen eine Entsorgungsfirma wegen des Verdachts, 240 Tonnen Kunststoffmüll, unter anderem mit dem Grünen Punkt des Dualen Systems, über Rotterdam nach Singapur verschifft zu haben. Oberstaatsanwalt Helmut Bleh sagte am Mittwoch, die Firma Jakob Becker aus Mehlingen bei Kaiserslautern habe angegeben, daß sie im Frühjahr "Wertstoffe", und nicht anmeldungspflichtige Abfälle nach Holland exportiert habe, die dort zu Eimern, Flaschen, Wasserleitungsrohren und Videokassetten verarbeitet worden seien. Über einen Weitertransport nach Singapur sei ihr nichts bekannt. Erste Ermittlungsergebnisse seien Mitte Januar zu erwarten.
Der Sprecher des Mainzer Umweltministeriums, Hans-Hartmann Munk, erklärte, die Firma gehöre zu den größten Müllentsorgern des Landes und habe einen Vertrag mit dem Dualen System. Er widersprach dem Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel, wonach die Ressortchefin Klaudia Martini die Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen angewiesen habe. Allerdings beobachte sein Haus die Entwicklungen sehr aufmerksam.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer dementierte Berichte, nach denen 425 Tonnen illegal nach Rumänien exportierter Sondermüll Anfang nächsten Jahres nach Deutschland zurückgeholt werden. Wie Töpfer am Mittwoch abend in Bonn mitteilte, sind die Länder Bayern, Saarland und Schleswig-Holstein bislang nicht bereit, sich an den auf 2,7 Millionen Mark geschätzten Kosten für den Rücktransport zu beteiligen.
BERLIN, 23. Dezember (AP). Im Prozeß gegen den früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker wegen der Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze hat die Verteidigung erneut einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Hansgeorg Bräutigam gestellt.
Grund sei ein Ereignis vom Montag. Während einer Sitzungspause habe der Richter mit den Anwälten Honeckers gesprochen. Dabei habe Bräutigam ihnen den Berliner Stadtführer eines Schöffen übergeben, der um ein Autogramm Honeckers in diesem Führer gebeten habe. Von einem Nebenkläger über den Sinn des Gespräches befragt, soll Bräutigam nach einem vorab veröffentlichten Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel gesagt haben: "Ich habe der Verteidigung eine Postsache übergeben. Etwas ganz Routinemäßiges". Der Richter habe nicht nur dem Nebenkläger eine unwahre Antwort gegeben, sondern auch den unbedachten Handlungen des Schöffen Hilfestellung geleistet, bemängelt jetzt die Verteidigung. Sie nennt Bräutigam in diesem Zusammenhang ein "Vorbild an Instinktlosigkeit".
LUSAKA, 23. Dezember (AP). Der Süden Afrikas wird derzeit von einer heftigen Cholera-Epidemie heimgesucht. Wie die Gesundheitsbehörden in Sambia am Mittwoch mitteilten, erlagen allein in der Hauptstadt Lusaka 60 Bewohner in den vergangenen zwei Wochen der Seuche. Mehr als 800 benötigten dringend medizinische Behandlung, berichtete die Leiterin des städtischen Gesundheitsamts, Matilda Ruwe. Ursache der Epidemie sei verseuchtes Wasser. Im nördlichen Kupfergürtel Sambias waren in den vergangenen Monaten bereits mehr als 500 Menschen an Cholera gestorben. Im benachbarten Simbabwe meldeten die Behörden am Mittwoch die Ausbreitung der Seuche in den Flüchtlingslagern an der Grenze zu Mosambik. 37 Menschen seien bislang gestorben und mehr als 1000 infiziert worden. Die ersten Cholera-Fälle seit 1982 wurden aus Swaziland gemeldet, das zwischen Mosambik und Südafrika liegt.
BONN, 23. Dezember (AP/dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat dazu aufgerufen, gegen Ausländerhaß und Rechtsextremismus mehr als bisher aktiv zu werden. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache, die am heutigen Donnerstag in Fernsehen und Rundfunk ausgestrahlt wird, sprach sich Weizsäkker auch dafür aus, lange in der Bundesrepublik lebenden Ausländern den Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit zu erleichtern, möglicherweise sogar in Form der doppelten Staatsbürgerschaft.
Damit würde die Lebenslage der Ausländer verbessert und das Zusammenleben mit ihnen gefördert, meinte Weizsäkker. Mit Blick auf die Neuregelung des Asylrechts sagte er, die Deutschen dürften sich nicht "zu einer Kampagne gegen entwurzelte Menschen hinreißen lassen."
Weizsäcker sprach von einem "Herbst voller Unruhe", der vielen Menschen Furcht und Angst gebracht habe. "Es brodelt in unserer Gesellschaft, die nach Orientierung sucht".
Weizsäcker hob hervor, daß bei vielen Menschen eine Neubesinnung eingesetzt habe. Es breite sich die Erkenntnis aus, daß der einzelne nicht alles den staatlichen Organen überlassen könne.
Respekt für die Serie der Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit zollte der israelische Botschafter in Bonn. Der Augsburger Allgemeinen sagte Botschafter Benjamin Navon, diese Demonstrationen hätten ihm Gewißheit gegeben, daß "1992 nicht 1933 ist".
Diese Art des friedlichen Protests gegen Ausländerfeindlichkeit habe ihn in der Überzeugung bestärkt, "daß die große Mehrheit der Deutschen fest auf dem Boden der freiheitlichen demokratischen Werte ihrer Verfassung steht", sagte Botschagfter Navon. Er wisse jetzt auch, "daß die Bundesrepublik nicht Weimar ist". Es gebe keinen Keil zwischen den Völkern Israels und Deutschlands. Dies gelte, obwohl "wir in Israel eine Zeitlang große Sorge hatten, daß Deutschland mit der begrenzten Anzahl von hohlen Glatzköpfen fertig wird, die hier gewalttätig gegen Ausländer vorgingen".
Der auf Zypern festgenommene Deutsche, der Polizeiangaben zufolge von der Commerzbank Frankfurt neun Millionen Mark erpressen wollte, hat die Insel wieder verlassen, um sich in Deutschland der Justiz zu stellen. Wie Polizeisprecher Savvas Antoniades am Mittwoch in Nikosia mitteilte, wurde der 32 Jahre alter Werbekaufmann vor die Wahl gestellt, abgeschoben zu werden oder freiwillig nach Deutschland zu fliegen. AP
HAMBURG, 23. Dezember (AP). Der Bundesgrenzschutz hat einen 25jährigen Polizeimeister wegen Kontakten zu Rechtsradikalen vom Dienst beurlaubt. Das Bundesinnenministerium bestätigte Berichte, wonach der Mann am Sonntag in eine Polizeikontrolle geraten sei, als er auf dem Weg zu einer Sonnenwendfeier von 250 Rechtsradikalen gewesen sei.
Nach einem Fluchtversuch sei seine Wohnung durchsucht worden, die Polizei habe Waffen und rechtsradikales Propagandamaterial gefunden, hieß es in dem Bericht. Innenminister Rudolf Seiters kündigte laut Ministerium "striktes Durchgreifen" an. Der Beamte solle aus dem Dienst entlassen werden. Ein Ministeriumssprecher erinnerte dran, daß vor wenigen Jahren bereits ein BGS-Angehöriger entlassen worden war, der für die "Republikaner" kandidieren wollte.
JERUSALEM, 23. Dezember (AP/AFP/ Reuter). Im Kabinett Israels ist am Mittwoch der Vorstoß des linken Koalitionspartners Meretz gescheitert, künftig direkt mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) zu verhandeln. Erziehungsministerin Schulamit Aloni und Energieminister Amnon Rubinstein hatten ihren Vorschlag damit begründet, daß man nach der weltweit kritisierten Ausweisung von 415 Mitgliedern der radikal-islamischen Organisationen Hamas und Dschihad Islami die verhandlungsbereiten Palästinenser stärken müsse.
Ministerpräsident Yitzhak Rabin sagte, er sehe derzeit keine Veranlassung, seine Politik gegenüber der PLO zu ändern. Dies wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt das falsche Signal. Doch ließen selbst Parteifreunde Rabins durchblicken, daß sie direkte Gespräche mit der PLO zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschlössen. Als Befürworter direkter Kontakte mit der PLO hatte sich überraschend auch Außenminister Schimon Peres bekannt. Der Tageszeitung Jedioth Ahronot sagte Peres, der PLO solle eine Rolle bei den Friedensverhandlungen zugestanden werden. "Israel muß mit allen Palästinensern und allen palästinensischen Organisationen sprechen, die den Willen bekunden, mit uns zu einem Friedensabkommen zu gelangen", wurde Peres von der Zeitung zitiert.
Im von Israel besetzten Gazastreifen wurden am Mittwoch zwei Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen. Ein dritter Palästinenser sei bei dem Zwischenfall verletzt worden. Mindestens 35 weitere wurden von Sicherheitskräften in der Stadt Gaza angeschossen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) will die von Israel abgeschobenen 415 Palästinenser mit Hilfsgütern versorgen. Bei einem Besuch des Zeltlagers der Palästinenser im Niemandsland zwischen Israel und Libanon sagte IKRK-Vertreter Bernard Pfefferle am Mittwoch, die Lage der Deportierten sei schrecklich. Die Palästinenser haben kein sauberes Wasser mehr. Vorräte an Nahrung und Medizin werden knapp.
Immer wieder erlebte die Jugendamtsleiterin herbe Rückschläge. Oft überforderte die Arbeit mit rechtsradikalen Jugendlichen und Skinheads sie und ihre Mitarbeiter von der evangelischen Kirche im Rheinland: Alkohol, Schlägereien, rüde Beschimpfungen, Nazisymbole und Störungen von Jugendfeten ließen die 57jährige Frau, die aus Angst vor Reaktionen aus der Öffentlichkeit nicht genannt werden will, fast resignieren.
Dieses Terrain ist zu einer schwierigen Aufgabe in der offenen Jugendarbeit der Kirchen geworden. Nur wenige können mit den nach rechts abgedrifteten Jugendlichen umgehen und stoßen bei der Arbeit mit ihnen an ihre Grenzen.
Die Jugendlichen hätten "Haß auf die Gesellschaft", weil sie sich nicht als zugehörig erlebten, sie litten wegen schlechter schulischer Abschlüsse und abgebrochener Lehren an Minderwertigkeitsgefühlen, fühlten sich von Politikern nicht verstanden, schreibt die in einer Stadt am Rande des Ruhrgebiets tätige Jugendamtsleiterin in einem Erfahrungsbericht.
Sie wünschten eine Gesellschaft, "die sie nicht verachtet, sondern ernst nimmt", sie wollten Perspektiven für die Zukunft und Gespräche in Gruppen, um Probleme bereden und die "Familiensituation aushalten zu können". Sehnsucht nach Geborgenheit offenbare sich. Sie fühlten sich angesprochen durch "rechte" Parteien, die Machtgefühle über andere befriedigten und dem Wunsch nach "Ordnung" entsprächen.
Zum psychischen Diagramm einer kleinen Gruppe, die sich kahlköpfig, mit Springerstiefeln und schwarzer Lederkleidung präsentierte, erarbeitete sich die Kirchenfrau passende Verhaltensweisen. So wollte sie keine Angst zeigen, beharrlich konsequente Grenzen setzen, offen und ehrlich diskutieren, Zeit haben, die Jugendlichen begleiten und sie "vor allem vermissen, wenn sie nicht da sind".
In den vergangenen Jahren gab es Gespräche über Themen wie "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein", es wurde Skat gespielt, die Frau und ihre Mitarbeiter gingen mit zu Gerichtsverhandlungen der Jugendlichen und suchten ihnen eigene Räume. Weil es so oft enttäuschend war, gab die Jugendamtsleiterin beinahe auf. Die rechten Kids baten sie jedoch weiterzumachen.
Die beiden Mitarbeiter im Stadtjugendpfarramt der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Michael Frenzel und Thomas Koch, kennen die Defizite sozialdiakonischer Arbeit in diesem Gefährdungsmilieu. "Wir schicken sie nicht weg", sagt Koch, aber die Jugendarbeit sei hier noch "am Experimentieren". Zwar liege das gesellschaftliche Problem auf der Hand, aber für rechte oder sogar neofaschistische Jugendliche gebe es keine besonderen Konzepte.
Neben Regeln wie "keine Bewaffnung, keine Gewalt, keine NS-Symbole in Räumen der Kirche" müßten die Mitarbeiter "Grenzen buchstabieren lernen", meint Frenzel. Nicht jeder schätzt solche Mühe. Der Diakon Michael Heinisch wurde von Autonomen zusammengeschlagen, weil er Rechte in der Lichtenberger Pfarrstraße betreute.
Gewalt der Jugendlichen, die in keinem Fall verharmlost werden dürfe, ist nach Frenzels Ansicht eine massive Gefühlsäußerung. Nur wer "intensiv Annahme erlebt" und nicht ausgegrenzt werde, habe die Chance zur Veränderung. Jugendliche zu kriminalisieren bedeute, bestehende Gesinnungen nur zu verfestigen. Daß kirchliche Jugendarbeit darum eine Kehrtwende brauche, meint Ralf-Erik Posselt, Leiter der "Arbeitsgemeinschaft SOS-Rassismus" in Schwerte und Mitarbeiter im Jugendamt der evangelischen Kirche von Westfalen.
"Wir erleben keine Sperrmöbelatmosphäre mehr, sondern eine Ellbogengesellschaft im Jugendbereich", sagt Posselt. Die "harten Brüder" müßten wie alle sich bildenden Cliquen als Menschen mit eigener Identität gesehen werden, denn wer die Jugendichen aus der Isolation, Einsamkeit und Ohnmacht heraushole und ihren Selbstwert stärke, entziehe damit dem Rechtsextremismus die Grundlagen. ELISABETH WEYMANN (dpa)
Deutsche überaltern Ausländer müssen ran
NÜRNBERG, 23. Dezember (dpa). Die Überalterung der Bevölkerung wird dazu führen, daß die Deutschen verstärkt auf Ausländer angewiesen sein werden, betonte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, Heinrich Franke. Nach dem Jahr 2000 würden immer mehr Arbeitskräfte fehlen, wobei eine Verlängerung der Arbeitszeit allein keinen Ausgleich schaffen könne, sagte Franke der Mainzer Allgemeinen Zeitung und forderte eine "vollere Integration" der ausländischen Mitbürger.
Vor allem die jüngere Generation müsse die Chance für eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Leider seien junge Ausländer bei der betrieblichen Ausbildung immer noch deutlich unterrepräsentiert.
Franke erinnerte daran, daß ohne ausländische Mitbürger viele Räder in der Industrie stillstehen würden, "ohne sie würde weniger gebaut und manche Städte erstickten im Müll". Jeder vierte Beschäftigte in der Gießereibranche oder im Gastgewerbe der alten Bundesländer, jeder fünfte Gebäudereiniger oder Textilarbeiter hat keinen deutschen Paß. Vor allem das Handwerk ist auf ausländischen Nachwuchs angewiesen.
Mit derzeit rund zwei Millionen ausländischen Beschäftigten - 8,4 Prozent der Gesamtbeschäftigung im Westen, fast null im Osten - ist es jedoch nicht getan. "Ohne weitere Zuwanderung würde es bald zu deutlichen Anspannungen auf dem Arbeitsmarkt kommen", erklärt Elmar Hönekopp vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit.
Bei fast drei Millionen Arbeitslosen wirkt diese Aussage zunächst absurd - und findet doch bei allen Arbeitsmarktforschern Zustimmung. Zwei Drittel der West-Arbeitslosen sind für die Firmen als Mitarbeiter nicht akzeptabel, fast jeder zweite hat keine Berufsausbildung.
Die Überalterung der Bevölkerung wird nach Aussage des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, dazu führen, daß die Deutschen noch mehr als heute auf Ausländer angewiesen sein werden. Der Mainzer Allgemeinen Zeitung sagte Franke, nach dem Jahr 2000 würden immer mehr Arbeitskräfte fehlen. Er forderte eine "vollere Integration" der ausländischen Mitbürger. Vor allem die jüngere Generation müsse die Chance für eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Franke erinnerte daran, daß ohne ausländische Mitbürger viele Räder in der Industrie stillstehen würden. "Ohne sie würde weniger gebaut, und manche Städte erstickten im Müll."
Ein türkisches Geschwisterpaar ist am Dienstag abend in Köln leicht verletzt worden, als es ein mit einem Zünder und einem Brandsatz gefülltes "Geschenkpaket" eines anonymen Absenders öffnete. Glücklicherweise war nur der Zünder explodiert. "Wenn sich der im Paket befindliche Brandsatz entzündet hätte, hätte es Tote gegeben", sagte ein Polizeisprecher.
Im Prozeß um einen Brandanschlag auf ein Heim für Asylbewerber verhängte das Landgericht Hagen gegen die beiden Hauptangeklagten mehrjährige Haftstrafen. Die Jugendstrafkammer verurteilte sie wegen versuchter schwerer Brandstiftung und Verstoßes gegen das Waffengesetz zu drei Jahren und neun Monaten und zu drei Jahren Jugendstrafe. Ein dritter Angeklagter erhielt wegen Beihilfe eine Gefängnisstrafe von 14 Monaten mit Bewährung. Zwei weitere angeklagte Heranwachsende wurden freigesprochen.
Die Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten hat im Dezember deutlich abgenommen. Wie der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Eckart Werthebach, den in Münster erscheinenden Westfälischen Nachrichten sagte, wurden bis zum 20. Dezember noch 75 solcher Gewalttaten erfaßt. Im November seien es 250, im Oktober 308 gewesen. "Aber damit ist keineswegs ein Grund zur Entwarnung gegeben", sagte Werthebach. Eine Ursache für den Rückgang sah er darin, daß die staatlichen Maßnahmen zu greifen begännen und die Gerichte zunehmend den möglichen Strafrahmen ausschöpften.
Nach dem Verbot der rechtsextremistischen "Nationalen Offensive" (NO) wurde bei 40 Polizeiaktionen in sieben Bundesländern Propagandamaterial sichergestellt. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, waren die Schwerpunkte der Einsätze in Bayern, Sachsen und Brandenburg, daneben in Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. (Siehe auch Wirtschaftsteil)
NEW YORK, 23. Dezember (dpa). Bittere Anklagen gegen deutsche Politiker, vor allem gegen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), aber eine im Gesamturteil kühle Beurteilung der Situation haben am Dienstag in New York die Diskussion des Jüdischen Weltkongresses über Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Deutschland gekennzeichnet. "Es hat hier keine Panik gegeben", sagte Edgar Bronfman, der Präsident der Vereinigung, in seiner Bilanz. Er versicherte auch, daß trotz beträchtlicher Spekulationen in den US-Medien von einem Boykott-Aufruf gegen Deutschland keine Rede sein könne.
Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, war gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Jean Kahn nach New York gekommen, um ein Urteil über die Situation abzugeben. Bubis wehrte unberechtigte Verdächtigungen gegen die deutsche Politik ab, unterstrich mehrfach, daß die gegenwärtige Situation nichts mit den 20er und 30er Jahren zu tun habe. Die Demokratie in Deutschland sei nach wie vor intakt, und die großen Demonstrationen für die Toleranz und gegen die Fremdenfeindlichkeit stimmten ihn hoffnungsvoll, sagte Bubis.
Er äußerte sich aber auch kritisch über die langsame und zögernde Reaktion der Politiker in Bund und Ländern auf die gewalttätigen Aktionen, für die er "keine Erklärung" habe. Bundeskanzler Kohl war der am häufigsten attackierte Deutsche: Mehrere Sprecher unterstrichen, daß die offizielle Politik erhebliche Mitverantwortung an der Entwicklung trage und daß es nicht angehen könne, die immer wieder genannten 6400 rechtsradikalen Gewalttäter allein zu beschuldigen. Kohl habe, als er gemeinsam mit US-Präsident Ronald Reagan auf dem Friedhof von Bitburg auch Tote der Waffen-SS ehrte, die Schleusen geöffnet.
Jean Kahn rechnete dem Kanzler weitere Sünden vor: Er erhalte mit seiner Aussiedler-Politik das "ethnische Prinzip" im deutschen Staatsbürgerschaftsrecht, das verhindert habe, daß Juden in der deutschen Öffentlichkeit jemals als "wirkliche Deutsche" anerkannt worden seien.
HAMBURG, 23. Dezember (dpa). Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, beim angestrebten Solidarpakt zum Aufbau der Wirtschaft in Ostdeutschland auch über die beabsichtigte Pflegeversicherung zu verhandeln.
Er setze sich für die Einführung der Pflegeversicherung ein, "auch um den Preis, daß sie im wesentlichen durch die Beiträge der Arbeitnehmer finanziert wird", sagte Scharping der Neuen Presse in Hannover.
Die Vize-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ursula Engelen- Kefer, sagte ein Scheitern der Gespräche über den Solidarpakt voraus, wenn die Bundesregierung an einer gesetzlichen Öffnungsklausel für Tarifverträge festhalten sollte. Mit eine solchen Klausel ließen sich festgelegte Mindestlöhne und -gehälter senken. Tariffragen seien keine Angelegenheit des Staates, sagte sie dem Kölner Express am Mittwoch.
Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Werner Hagedorn, wandte sich gegen Überlegungen in der sogenannten Streichliste des Bundesfinanzministeriums, die Besoldung der Beamten nur um zwei Prozent zu erhöhen und für Lehrer die Arbeitszeit um eine Wochenstunde anzuheben. Allein 146 Milliarden Mark im Jahr könne der Staat mehr einnehmen, wenn er alle Steuerhinterziehungen durch Schwarzarbeit ausmerze, sagte Hagedorn der Rheinpfalz in Ludwigshafen am Mittwoch.
NEW YORK, 23. Dezember (dpa). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat dringend an die Parteien in Angola appelliert, ihre Verpflichtungen nach dem Friedensplan einzuhalten. In einer Erklärung forderte das höchste UN-Gremium vor allem die UNITA-Truppen auf, sich aus eroberten Positionen zurückzuziehen und sicherzustellen, daß alle Minister und hochrangigen Beamten ihre Posten antreten können.
Der Chef der lange vom Westen unterstützten Guerillabewegung UNITA, Jonas Savimbi, hat nach seiner Wahlniederlage Ende September die Kämpfe gegen die Regierungstruppen fortgesetzt.
SAN FRANCISCO, 23. Dezember (dpa). Ein Schiff mit 170 zum großen Teil kranken Flüchtlingen aus Taiwan liegt seit Dienstag in der Bucht von San Francisco (Kalifornien). Die Besatzung hatte in der Nacht zuvor SOS gefunkt, weil die Menschen an Bord nach einer siebenwöchigen Seereise seit acht Tagen ohne Trinkwasser waren und auch die Nahrung bereits seit längerem rationiert werden mußte. Die Küstenwache, die den unter honduranischer Flagge fahrenden Frachter Manyoshi Maru in die Bucht lotste, sprach von unvorstellbar katastrophalen Zuständen: Die Menschen seien aushungert und lägen an Deck in ihren eigenen Exkrementen, da die Toiletten seit Wochen nicht funktionierten. Wegen Seuchengefahr wurde das Schiff, das Taiwan am 4. November verlassen hatte, unter Quarantäne gestellt.
SAN FRANCISCO, 23. Dezember (dpa). Der Versuch eines chinesischen Menschenhändlerringes, 170 Flüchtlinge an Bord eines Frachters in die USA zu schmuggeln, ist am Dienstag gescheitert.
Die Besatzung des Schiffes mußte nach siebenwöchiger Fahrt in der Nähe der Golden-Gate-Brücke SOS funken und die Bucht von San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien ansteuern. Die Flüchtlinge und die neun Mitglieder starke Mannschaft hatten seit einer Woche kein Trinkwasser mehr, die Lebensmittel an Bord wurden knapp, und die sanitären Anlagen waren seit längerem ausgefallen.
Angehörige der US-Küstenwache, die den unter der Flagge von Honduras fahrenden Frachter "Manyoshi Maru" in die Bucht lotsten, und medizinisches Personal berichteten von entsetzlichen Zuständen an Bord: Die Flüchtlinge, darunter 16 Frauen, hätten auf den Decks in ihren eigenen Exkrementen und in Erbrochenem gelegen. Der Gestank sei so unerträglich gewesen, daß man zunächst Frischluft in das Innere des Schiffes gepumpt und den Schmutz von den Decks gesaugt habe.
Befürchtungen, an Bord könne eine Seuche ausgebrochen sein, bestätigten sich jedoch offenbar nicht: Nach einer mehrstündigen Quarantäne wurden die völlig verschreckten und ausgehungerten Flüchtlinge in mehrere Sammellager gebracht. Wie die Behörden mitteilten, stammen sie überwiegend aus der nationalchinesischen Provinz Fukijeng und zahlten nach bisherigen Erkenntnissen pro Person 35 000 Dollar an eine Menschenhändler-Organisation, die sie nach New York bringen sollte. Dort hat sich bereits eine Gemeinde von Immigranten aus Fukijeng gebildet.
Wie am späten Dienstag abend mitgeteilt wurde, war der Frachter am 4. November in Taiwan gestartet und hatte die Flüchtlinge von verschiedenen kleinen Booten "aufgesammelt". Nach dem gleichen Prinzip sollten sie offenbar auch vor der Küste von San Francisco an Land geschleust werden. Die Behörden sprechen vom größten Menschenhandel, der jemals an der US-Westküste aufgedeckt wurde.
Drei Monate Surflehrer an Portugals Küste, dann an die griechische Ägäis, und zum Abschluß noch ein Engagement als Skilehrer in den französischen Alpen: Mit einem fünfstufigen System für die gegenseitige Anerkennung von nationalen Trainerdiplomen soll dieser Traum der EG-Freizügigkeit im Sport innerhalb des zum 1. Januar 1993 in Kraft tretenden EG-Binnenmarktes Realität werden. Der von den zuständigen Behörden oder Verbänden ausgehandelte Vorschlag, der vom einfachen Übungsleiter bis zum Universitätsabschluß alles unter einen Hut bekommen will, wurde vom neu geschaffenen "Europäischen Sportforum" bei dessen zweiter Tagung in Brüssel im November weitgehend positiv begrüßt und liegt nun zu letzten Beratungen in der EG-Kommission.
"Das System ist ein Versuch. Ob es der Weisheit letzter Schluß ist, muß die Zukunft zeigen", ist sich Walter Tokarski von der Deutschen Sporthochschule in Köln bei der Bewertung noch nicht ganz schlüssig. Kriterien für die Einstufung der Lizenz sind zeitliche Länge des theoretischen und praktischen Unterrichts sowie die Lehrinhalte der Ausbildung. dpa
MAILAND. Entlastung für Giorgio Strehler: Der ehemalige Chef-Buchhalter des renommierten Mailänder Piccolo Teatro, Achille Peirano, hat die Verantwortung für den Mißbrauch von EG-Geldern übernommen, der bisher dem Regisseur und Theaterchef Strehler vorgeworfen wurde (siehe gestrige Glosse). Der italienische Theatermacher, gegen den wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ermittelt wird, sei unschuldig, betonte der Buchhalter in einem Brief an die Staatsanwaltschaft. Am 7. Januar wird er aussagen müssen.
Bisher standen vor allem Strehler und die Generalsekretärin des Piccolo Teatro, Nina Vicchi, im Mittelpunkt der Ermittlungen wegen des Mißbrauchs von 718 Millionen Lire (etwa 900 000 Mark) aus EG-Subventionen. Der inzwischen pensionierte Verwaltungsangestellte bestätigte, daß für Lehrveranstaltungen und Ausbildungszwecke bestimmte Gelder aus Brüssel für anderes, beispielsweise für Strehlers aufsehenerregende "Faust"-Aufführung, verwendet worden seien. Verantwortlich für die Unregelmäßigkeiten sei jedoch allein er, schrieb Peirano. Niemand habe sich persönlich bereichert, alles Geld sei dem Theater zugute gekommen.
Die Staatsanwaltschaft will ihre Ermittlungen auch nach dem Geständnis fortsetzen. Zweifel an der Darstellung Peiranos gebe es vor allem, da Strehler bekanntermaßen das Piccolo Teatro "wie eine absolute Monarchie" regiert habe. dpa
MOSKAU, 23. Dezember (dpa). Die Massenflucht von tadschikischen Bürgerkriegsflüchtlingen nach Afghanistan dauert an. Etwa 3000 Menschen überquerten nach Angaben der russischen Grenzposten am Mittwoch den Grenzfluß Pjandsch. Weitere 70 000 drängten sich auf dem Streifen zwischen den Grenzzäunen und dem Fluß, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Afghanische Mudschaheddin versuchten, bei dem Ort Chorog nach Tadschikistan einzudringen. Russische Grenzer wehrten den Angriff jedoch ab.
Hagen
Haftstrafen
für Anschlag
HAGEN, 23. Dezember (dpa). Zu Freiheitsstrafen von drei Jahren und neun Monaten sowie drei Jahren hat die Jugendkammer des Hagener Landgerichts zwei 19 und 20 Jahre alte Männer im Prozeß um den Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylbewerber in Hagen verurteilt.
Das Gericht befand die beiden Angeklagten der versuchten schweren Brandstiftung für schuldig. Den Vorwurf des versuchten Mordes hielt die Kammer für nicht bewiesen. Beim Strafmaß ging das Gericht jeweils drei Monate über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus.
Die beiden jungen Männer hatten im Herbst 1991 drei Brandflaschen gegen eine Wohnbaracke geschleudert, in der damals 54 Asylbewerber lebten. Bei dem Anschlag wurde niemand verletzt. Ein 19 Jahre alter dritter Jugendlicher wurde wegen Beihilfe zur Brandstiftung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt.
ISTANBUL. Der "Fliegende Holländer" hat zum ersten Mal am Bosporus seinen Anker geworfen. Die Oper von Richard Wagner feierte am Dienstag in der Istanbuler Staatsoper ihre Premiere in türkischer Sprache. In der Inszenierung des Bonner Opernintendanten Gian-Carlo del Monaco zeigten sich über 1500 Zuschauer beeindruckt. Dutzende von ihnen hatten keine Sitzplätze mehr gefunden. Die Istanbuler Opernintendantin Yekta Kara freute sich über die guten Kritiken und erklärte, "Der fliegende Holländer" habe für das Opernhaus "die Tür zu einem zeitgemäßen Repertoire geöffnet".
Experten aus dem In- und Ausland bezeichneten die von Michel Sasson dirigierte türkischsprachige Version des Wagner-Werkes im Bühnenbild von Michael Scott (ebenfalls Bonn) als "gut gelungen". Intendantin Yekta Kara, die erste Opernregisseurin und -intendantin in der Türkei, kündigte an, jetzt Werke von Richard Strauss und Alban Berg nach Istanbul zu holen. dpa
BREMEN, 23. Dezember (dpa). Eine Bierhefe-Kultur fliegt im nächsten Jahr im Rahmen der D2-Mission mit dem Weltraumlabor Spacelab in die Erdumlaufbahn. In dem von der Bremer Brauerei Beck und Co. getragenen Experiment soll getestet werden, ob die Hefe unter Schwerelosigkeit und kosmischer Strahlung eine höhere Gärleistung sowie eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Kohlendioxid und niedrigen Temperaturen entwickelt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Derartige Veränderungen der Eigenschaften von Bierhefe seien bisher nur durch eine aufwendige gentechnische Kreuzung der Hefestämme machbar. Wenn es gelänge, die Gärgeschwindigkeit der Hefe zu steigern, ohne die sonstigen Eigenschaften nachteilig zu verändern, hätte dies eine "enorme wirtschaftliche Bedeutung", glauben die Brauerei- Experten. Sollte bei dem Experiment im All tatsächlich eine neue und qualitativ bessere Hefe gefunden werden, könnte diese als "Mutter" eines neuen Hefestammes dienen.
Die Terminhatz der letzten Wochen und Monate ist vergessen, auch Weihnachten und zum Jahresende gönnt sich der deutsche Eishockey-Meister Düsseldorfer EG keine Pause. Nach zwei vergeblichen Anläufen in den Vorjahren greift der überlegene Bundesliga-Spitzenreiter zum dritten Mal nach dem Traumziel Europapokal. Von Samstag bis zum 30. Dezember sind Düsseldorf und Duisburg Austragungsorte des erstmals auf acht Vereine aufgestockten Final-Turniers, dessen Besetzung DEG-Trainer Hans Zach einer "kleinen Weltmeisterschaft" gleichsetzt.
Dynamo Moskau, Jokerit Helsinki und HC Rouen sind die Stolpersteine für den Vorjahrs-Finalisten Düsseldorf auf dem erneuten Weg ins Finale. Malmö IF als Nachfolger des Cupverteidigers Djurgarden Stockholm, Lion Mailand, SC Bern und Unia Auschwitz heißt die Konkurrenz in der anderen Gruppe. Für Hans Zach bietet diese Besetzung mit Dynamo Moskau den Favoriten, sechs völlig ausgeglichene Mannschaften und einen etwas schwächeren Vertreter aus Polen. Seine Prognose: "Wenn wir erneut ins Finale kommen wollen, müssen wir ausnahmslos Top-Spiele machen. Der gerade beendete Iswestija-Cup hat bewiesen, wie groß das Potential an guten Spielern in Rußland noch immer ist. Auch gegen die übrigen Mannschaften mußten wir im Vorjahr und in der Zwischenrunde alle Kräfte mobilisieren. Doch vielleicht gelingt uns ja ein kleines Wunder."
Bislang gewannen ausschließlich Vereine aus der ehemaligen Sowjetunion, der CSFR und Schweden diesen Wettbewerb, der erst in den letzten Jahren aus seinem Schattendasein herausrückte. Allein ZSKA Moskau war zwischen 1969 und 1990 20mal erfolgreich und sorgte für sportliche Eintönigkeit.
Finanziell wird die Endrunde für den Düsseldorfer Ausrichter mit Sicherheit kein großes Geschäft. 600 000 Mark müssen ausschließlich durch Eintrittsgelder eingespielt werden. Alle Vermarktungsrechte und Fernseheinnahmen (Premiere überträgt alle DEG-Spiele live) fließen an die Schweizer Agentur CWL als Vertragspartner des Internationalen Verbandes IIHF. 30 000 Zuschauer (Vorjahr 35 000) sind Voraussetzung zur Deckung des Turnier-Etats. dpa
MANILA, 23. Dezember (dpa). Einen vorläufigen Frieden mit der Regierung von Staatspräsident Fidel Ramos hat am Mittwoch in Manila der von den philippinischen Sicherheitskräften meistgesuchte Putschführer, Gregorio "Gringo" Honasan, geschlossen. Der seit Jahren flüchtige Ex-Oberst nahm nach seinem Auftauchen aus dem Untergrund das Angebot der Regierung zu offiziellen Friedensverhandlungen im Januar an.
Diese Bereitschaft Honasans wurde in politischen Kreisen Manilas allgemein als ein wichtiger Durchbruch der Bemühungen von Präsident Ramos gesehen, gleich mehrere Rebellionen auf den Philippinen am Verhandlungstisch zu beenden. "Wir setzen einem unnötigen Krieg zwischen Brüdern ein Ende", erklärte Ramos in seiner ersten Reaktion auf den Schritt Honasans.
Honasan vereinbarte am Mittwoch mit Verteidigungsminister Renato de Villa schriftlich die Einstellung aller Feindseligkeiten zwischen seiner ultrarechten Untergrundgruppe und dem Militär.
Dem Ex-Obersten und mehreren anderen mit ihm aus dem Versteck gekommenen Rebellenoffizieren, die das Militär seit Jahren mit hohen Belohnungen zu fassen versucht hatte, sicherte die Regierung bis auf weiteres freies Geleit zu.
Honasan hatte mit seinen bewaffneten Anhängern 1987 und 1989 die blutigsten Putschversuche gegen die Regierung der damaligen Präsidentin Corazon Aquino unternommen. Nach Schätzungen des Militärs waren dabei in Manila etwa 200 Soldaten, Rebellen und Zivilisten getötet worden.
Präsident Ramos hofft, mit einem Friedensdialog auch den 23 Jahre langen blutigen Kampf der kommunistischen Untergrundtruppe Neue Volksarmee und die vor 20 Jahren ausgebrochene Rebellion moslemischer Separatisten zu beenden.
NAIROBI, 23. Dezember (dpa). Der US- Botschafter in Kenia, Smith Hempstone, hat der Opposition in dem ostafrikanischen Land abgeraten, die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am kommenden Dienstag zu boykottieren. Die Oppositionsparteien seien zwar im Wahlkampf von der Regierung systematisch benachteiligt worden, sie würden sich mit einem Fernbleiben aber selbst schaden, sagte der Diplomat der Zeitung Daily Nation.
Mehrere Parteien hatten erwogen, die ersten freien Präsidentschaftswahlen in der Geschichte Kenias zu boykottieren, weil die Regierungspartei KANU nach ihrer Ansicht den Wahlausgang manipuliert. Dagegen sagte der US-Botschafter: "Ich meine, die Opposition sollte selbst unter unfairen Bedingungen teilnehmen, damit sie wenigstens eine Stimme im Parlament erhält." Hempstone warf der kenianischen Regierung vor, oppositionelle Kandidaten mit Gewalt daran gehindert zu haben, ihre Nominierungspapiere einzureichen.
Kenias Staatspräsident Daniel arap Moi warf Wahlbeobachtern vor, sie seien voreingenommen und stünden auf seiten der Opposition.
MÜNSTER, 23. Dezember (dpa). Die Bezüge der Bundestagsabgeordneten sollen künftig der Maßstab für Sozialleistungen sein. Mit Hinweis auf die diskutierten Sparpläne bei Sozialhilfe, Wohngeld und Arbeitslosenhilfe meinte Walter Dierse, Landesvorsitzender der Spitzenorganisation der Freien Wohlfahrtsverbände in Nordrhein-Westfalen, wenn die Abgeordneten 2,5 Prozent mehr bei ihren Diäten für "angemessen" hielten, so müßte dies doch mindestens ebenso für die sozial Schwächsten gelten.
Gabriele Kohlisch hat für ein Novum in der deutschen Rodel-Geschichte gesorgt. Die Oberwiesenthalerin sicherte sich mit ihrem Sieg am Mittwoch den zweiten deutschen Meistertitel innerhalb eines Jahres. Im Januar war sie Meisterin des Jahres 1992 geworden, ihr Erfolg in Oberhof bedeutete bereits den 93er-Titel. Für eine faustdicke Überraschung sorgte das Winterberger Doppel Steffen Skel/Steffen Wöller, die sich vor den Olympiasiegern Stefan Krauße/Jan Behrendt den Titel holten. Bereits am Dienstag hatte sich der Oberhofer Jens Müller den Titel bei den Männern gesichert.
"Es war ein versöhnlicher Abschluß unter ein Jahr, das mit der Meisterschaft begann, dann jedoch einige Tiefen bereithielt", erklärte die 29 Jahre alte Gabriele Kohlisch, von Beruf Sporttherapeutin am Institut für Sportmedizin und Förderung des Sports der Bavaria-Klinik Kreischa. Besonders der sechste Platz bei den Olympischen Spielen in Albertville wurmte die Seniorin im deutschen Team. "Ich hoffe, daß durch diesen neuerlichen Sieg im eigenen Lande der Knoten geplatzt ist. International wären jetzt auch ein paar Erfolge wichtig für mein Selbstvertrauen", sagte die Titelträgerin.
Glücklich über ihre Medaillenplätze waren auch Sylke Otto (Oberwiesenthal), die im zweiten Durchgang die beste Zeit erreichte, und Silke Kraushaar. Die Oberhoferin hatte die Weltcup-Nominierung nur um einen Punkt verpaßt. Völlig unzufrieden mit dem Jahresabschluß war Europa- und Weltmeisterin Susi Erdmann. Die Oberhoferin, Olympia-Dritte in La Plagne, plagte sich mit einer Blockierung am Halswirbel. "Ich will meine schlechte Plazierung nicht darauf schieben, aber behindert hat es mich schon. Trotzdem ist mein völlig undiskutabler erster Lauf mit nichts zu rechtfertigen", erklärte Susi Erdmann, die Siebte wurde.
Überglücklich lagen sich nach dem zweiten Lauf die Winterberger Steffen Skel/Steffen Wöller in den Armen. Die beiden 20jährigen hatten das Husarenstück vollbracht, die Olympiasieger Stefan Krauße/Jan Behrendt auf deren Hausbahn zu schlagen. "Wir waren gut drauf, haben zweimal fast die Ideallinie gefunden", erklärte Steffen Wöller. Für die Olympia-Zweiten Yves Mankel/ Thomas Rudolph endete das Jahr mit einer Pleite. Nach einem völlig verkorksten ersten Lauf warfen sie entnervt das Handtuch und traten zum zweiten Durchgang nicht mehr an. dpa
DÜSSELDORF, 23. Dezember (dpa/ AP). Urlauber waren am Mittwoch das ungewöhnliche Ziel einer Aktion gegen Fremdenhaß. Rund 20 Mitglieder der nordrhein-westfälischen Jugend der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) verteilten am Düsseldorfer Rhein-Ruhr-Flughafen Flugblätter, Buttons und Aufkleber. "Deutsche genießen im Ausland Gastfreundschaft", sagte ÖTV-Jugendsekretärin Andrea Becker, "in Deutschland begegnen sie Ausländern aber mit Feindseligkeit und Gewalt." Die Buttons trugen die Aufschrift "Germans against Racism" ("Deutsche gegen Rassismus").
Im westfälischen Münster werden seit Mittwoch 50 000 Bierdeckel gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß ausgelegt. Wie der Hotel- und Gaststättenverband Westfalen mitteilte, sollen die Dekkel mit dem Aufdruck "Fremdenhaß? Nicht mit mir" Gespräche über das Thema in Kneipen anregen. "Eine Demonstration des guten Willens, eine Solidaritätsaktion mit der Initiative Münster gegen Fremdenhaß", sagte Verbandsvorsitzender Wolfgang Deckenbroich.
In Wuppertal protestierten am Mittwoch abend rund 100 000 Menschen mit einer acht Kilometer langen Lichterkette gegen Ausländerhaß. In Wiesbaden beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 18 000 Menschen an einer Lichterkette.
Am Neujahrstag wollen Menschen aus dem ganzen Ruhrgebiet in Essen eine Lichterkette bilden. Mit einem Autokorso durch die Stuttgarter Innenstadt wollen das Taxigewerbe, der Industriekonzern Daimler-Benz und seine Tochter Mercedes-Benz am 4. Januar Zeichen setzen. Baden-Württembergs Grüne begannen eine Kampagne für den Aktionstag des Landtags am 21. Januar. "Ausländer brauchen nicht nur Freunde, sondern auch Rechte" lautet das grüne Motto.
HAMBURG, 23. Dezember (dpa). Isolde Oechsle-Misfeld, die ehemalige Anwältin des "St-Pauli-Killers" Werner Pinzner, muß am 4. Januar ihre Haft antreten. Das bestätigte der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Rüdiger Bagger, am Mittwoch auf Anfrage. Die Rechtsanwältin war 1991 wegen Beihilfe zum Mord und zur Geiselnahme zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Eine Große Strafkammer des Hamburger Landgerichts sah in ihr eine Mitwisserin der Pläne ihres Mandanten. Pinzner hatte 1986 im Hamburger Polizeipräsidium den Staatsanwalt Wolfgang Bistry, seine Ehefrau und anschließend sich selbst getötet. Die Ladung zum Haftantritt war "aus humanitären Gründen" verschoben worden.
LONDON (dpa/vwd/FR). Die Umsätze der beiden weltbekannten Auktionshäuser Sotheby's und Christie's, die den Kunstmarkt rund um den Globus dominieren, sind nach den Rückgängen des vergangenen Jahres 1992 wieder leicht gestiegen, und zwar um jeweils rund zwei Prozent. Während die Sotheby's Holding (New York) ein Geschäft von etwas über 1,1 Milliarden Dollar meldet, gibt Christie's in London bekannt, daß man geringfügig unter dieser Zahl geblieben sei.
Bei den Verkäufen allein während der Herbstsaison (August bis Dezember) sind nach Darstellung von Christie's positive Anzeichen für eine Erholung erkennbar gewesen: Zu dem starken traditionellen Geschäft hätten sich bei den Gemälden nach 1870 "Hinweise auf erneutes Vertrauen in den Markt" gesellt. Die Herbstumsätze von Christie's stiegen auf 312 Millionen Pfund. Sie lagen damit in Pfund-Berechnung um 17 Prozent und in Dollar-Kalkulation um vier Prozent über dem gleichen Vorjahresergebnis.
Sotheby's hatte dagegen für den gleichen Fünf-Monats-Zeitraum von einem Rückgang der Verkäufe um drei Prozent auf 495,4 Millionen Dollar berechnet. Auf Pfund-Basis ergab sich jedoch wegen der Wechselkursveränderungen ein Plus von zehn Prozent.
Mit den anhaltenden Problemen auf dem Kunstmarkt begründet Christie's, weshalb man ebenso wie Sotheby's die Prozentsätze der Kommissionen erhöht, die von den Erwerbern gezahlt werden müssen. Vom 1. März an sind die Käufer an den meisten Auktionsplätzen von Christie's bei Zuschlagpreisen bis 30 000 Pfund mit 15 statt wie bisher mit zehn Prozent obendrauf dabei. Bei Zuschlägen über diese Grenze gelten allerdings unverändert zehn Prozent.
Eine entsprechende Anhebung tritt bei Sotheby's bereits mit Beginn des neuen Jahres in Kraft.
Schon acht Tage nach seinem Amtsantritt stellt der Schatzmeister des Fußball- Bundesligisten Dynamo Dresden sein Amt wieder zur Verfügung. Rolf-Jürgen Otto, von Dynamo-Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg kurz vor der Jahreshauptversammlung auf diese Position gehievt, erklärte am Mittwoch seinen Rücktritt.
Otto hatte am Dienstag abend den unabhängigen Revisionsbericht des Wirtschaftsprüfers Peter Knief zur Situation des 1. FC Dynamo eingesehen. "Nach Prüfung dieses Berichts kann ich der Vereinsführung in der gegenwärtigen Form nicht mehr folgen", begründete Otto seinen Schritt. Der Stand der Dinge sei laut Bericht von Knief leider der, daß der 1. FC Dynamo "zum Faß ohne Boden wird". Otto und der ehemalige Ziegenbalg-Kontrahent Walter Hoff hatten den hochverschuldeten Verein zuletzt auch finanziell mit gestützt.
"Die Fahrlässigkeiten und die Unkenntnis sind nach unseren Einschätzungen so nicht mehr mitzutragen", sagte Otto. Präsident Ziegenbalg sei sowohl überlastet wie auch ob der Fülle an Aufgaben überfordert. Am vergangenen Donnerstag war die Mitgliederversammlung durch eine einstweilige Verfügung des Kreisgerichts Dresden verhindert worden. Als neuer Termin steht der 29. Januar 1993 fest. dpa
WARSCHAU, 23. Dezember (dpa). Zwölf der 65 Kohlebergwerke in Oberschlesien haben am Mittwoch die Kohleförderung wieder aufgenommen, um die laufende Arbeit der Hütten und Kokereien sicherzustellen. Dies hatten Vertreter der Gewerkschaft Solidarität und der Regierung am Dienstag abend vereinbart. Alle anderen Bergwerke streikten weiter.
Die Führung der Solidarität will die Protestaktionen auf das ganze Land ausdehnen, falls die Regierung nicht bis zum 6. Januar ihre Wirtschafts- und Einkommenspolitik ändert. Auf einer Sondersitzung der Landeskommission, des Führungsgremiums der Gewerkschaft, hatte sich der gemäßigte Flügel durchgesetzt und einen Antrag der Warschauer Region auf sofortige Verkündung von Streikbereitschaft zur Vorbereitung eines Generalstreiks abgelehnt.
LÜBECK, 23. Dezember (dpa). Ein Ermittlungsverfahren wegen eines Anfangsverdachts auf Betrug hat die Staatsanwaltschaft Lübeck gegen die Firma BTG Diagnostig GmbH in Trittau in Schleswig-Holstein eingeleitet. Laut Staatsanwaltschaft vom Mittwoch soll das Trittauer Unternehmen, einer der größten Röntgenfilm-Importeure in Deutschland, minderwertige Röntgenfilme als hochwertiges Material vertrieben haben. In einigen Fällen sei das Verfallsdatum verstrichen gewesen. Das Unternehmen vertreibt das Filmmaterial an Arztpraxen im Bundesgebiet. Sollte sich der Verdacht bestätigen, daß in zahlreichen deutschen Arztpraxen bei der Erstellung von Röntgenaufnahmen mit fehlerhaftem Filmmaterial gearbeitet worden sei, wären Fehldiagnosen nicht auszuschließen.Plutonium auf dem Balkon
ESSEN, 23. Dezember (dpa). Der Haftbefehl gegen einen 44jährigen Aussiedler aus Polen, auf dessen Balkon radioaktives Plutonium sichergestellt worden war, ist am Mittwoch wieder aufgehoben worden. Wie der Essener Oberstaatsanwalt Hermann-Jürgen Kerl mitteilte, wurde der mit seiner Familie bereits seit einiger Zeit im westfälischen Sprockhövel lebende Mann aus der Haft entlassen.
Bei dem Material handelt es sich nach den Untersuchungsergebnissen um 33 Milligramm schwach radioaktiven Plutoniums. Von einer derartig geringen Menge des Stoffes, der im zivilen Bereich bei Auto-Lackierungen verwendet wird, sei keine akute Gefährdung für die Umwelt zu erwarten, sagte Kerl. Die Herkunft des Plutoniums ist noch ungeklärt.
BERLIN, 23. Dezember (dpa). Das Archiv der ehemaligen DDR-Jugendorganisation FDJ in Berlin-Pankow soll nach Angaben der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR künftig vom Bundesarchiv verwaltet werden. Dazu sei am vergangenen Montag im Einvernehmen mit der Treuhandanstalt ein entsprechender Einbringungsvertrag mit der FDJ-Nachfolgerin "fdj" unterzeichnet worden, teilte am Mittwoch ein Sprecher der Kommission mit. Die Unterlagen waren bereits teilweise vorübergehend vom Bundesarchiv verwaltet worden.
Bei einer Bestandsaufnahme am Dienstag sei ein geringer Teil der rund 3000 Akten des FDJ-Archivs in andere Räume des Pankower Gebäudekomplexes umgelagert worden.
FRANKFURT A. M., 23. Dezember (dpa/AP). Die meisten der 157 Opfer der Flugzeugkatastrophe von Libyen sind Araber. Ferner wurden nach den bisherigen Ermittlungen mindestens sieben Menschen anderer Nationalität, darunter ein in Libyen arbeitender Brite, getötet. Weitere westliche Ausländer befanden sich nach Angaben diplomatischer Kreise in Tripolis vom Mittwoch mit größter Wahrscheinlichkeit nicht an Bord der Boing 727, die am Vortag beim Landeanflug auf dem Flughafen Tripolis abstürzte. Unterdessen begann in Libyen eine dreitägige Staatstrauer. Die Opfer des drittschwersten Flugzeugunglücks in diesem Jahr sollten noch am Abend auf einem Friedhof in Tripolis beigesetzt werden. Der Rundfunk strahlte seit Mittwoch abend nur noch religiöse Sendungen und Koranverse aus.
Die Unglücksursache blieb unklar. Augenzeugen berichteten, die Maschine der Libyan Arab Airlines, die mit 150 Passagieren und sieben Besatzungsmitgliedern aus dem 1100 Kilometer entfernten Bengasi gekommen war, sei in etwa 200 Meter Höhe mit einem startenden Flugzeug zusammengestoßen. Berichte über eine Kollision mit einem Militärflugzeug oder einem Hubschrauber würden noch geprüft, hieß es in Tripolis.
Nach Angaben der Libyan Arab Airlines sollten außer allen getöteten Arabern auch die Toten aus dem Ausland in Tripolis beigesetzt werden. Martinair streicht die Lektüre
AMSTERDAM (AP). Die Passagiere der niederländischen Charterfluggesellschaft Martinair müssen derzeit auf den gewohnten Zeitungsservice an Bord verzichten. Nach dem Absturz der Martinair- Maschine an der portugiesischen Algarve sei es "im Moment nicht angebracht", Zeitungen mit Berichten über das Unglück auszulegen, erklärte am Mittwoch eine Sprecherin des Unternehmens in Amsterdam. Die niederländischen Zeitungen haben nach der Katastrophe ausführlich in Text und Bild über den Absturz berichtet.
BRÜSSEL/SARAJEWO, 23. Dezember (dpa/Reuter/AP). Die NATO hat am Mittwoch dem Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, ihre militärische Planung zur Absicherung der Flugverbotszone in Bosnien-Herzegowina übermittelt. Dies teilte die Pressestelle der westlichen Allianz mit. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner habe am Mittwoch einen Brief an Butros Ghali geschickt, in dem die entsprechenden Pläne dargelegt seien.
Der UN-Generalsekretär hatte das westliche Bündnis um Planungshilfe gebeten. Neben der Flugverbotszone bat er die NATO auch um militärischen Ratschlag, wie ein Übergreifen des Krieges verhindert werden könne. Auch zur Einrichtung von Schutzzonen für die Bevölkerung sollte die Allianz Stellung nehmen. Der Sprecher wollte keinerlei Einzelheiten über den Inhalt des Briefes mitteilen. Die westliche Allianz hat den Abschuß serbischer Flugzeuge in der Verbotszone sowie die Bombardierung von Flugplätzen in Erwägung gezogen. Auch die Entsendung von bis zu 300 000 Soldaten war in der Diskussion. Ein US-Luftwaffenstützpunkt im Nordosten Italiens nahe der Grenze zu Slowenien ist einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge in Alarmbereitschaft versetzt worden. Dort werde in den nächsten Tagen ein Staffel Jagdbomber vom Typ F-16 erwartet. Die Luftwaffenbasis Aviano habe zudem Vorkehrungen zur Aufnahme von bis zu 3000 US- Soldaten getroffen.
Die erwarteten US-Kampfflugzeuge sollen laut ANSA gemeinsamen mit Luftstreitkräften der westlichen Verbündeten im früheren Jugoslawien operieren. Im vergangen Monat seien auf dem Stützpunkt elektronische Aufklärungsflugzeuge stationiert gewesen, die sich an der Überwachung des Luftraums über den Krisenregionen des ehemaligen Jugoslawien beteiligt hätten. Ein US-Militärsprecher in Aviano wollte zu den Informationen nicht Stellung nehmen.
Rechtzeitig zu Weihnachten brachten die UN eine Rekordmenge an Versorgungsgütern in das belagerte Sarajewo. Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks, Peter Kessler, teilte am Mittwoch mit, 52 Lastwagen mit 600 Tonnen Ladung seien eingetroffen. Über die Luftbrücke wurden weitere 40 Tonnen Hilfsgüter eingeflogen. Ein Konvoi, der aus der Stadt rollen wollte, wurde unter Feuer genommen und mußte umkehren.
Zu den Verhandlungen über die Evakuierung von jeweils 500 notleidenden Menschen jeder Volksgruppe kamen nach UN-Angaben bisher nur serbische und kroatische Militärs, nicht jedoch Vertreter der bosnischen Regierungstruppen. Die bosnische Regierung wollte mit ihrem Fernbleiben gegen neue serbische Hindernisse auf der Straße zum Flughafen protestieren. Schwere Kämpfe gab es nach Angaben des bosnischen Rundfunks in der Tiefebene der Save im Norden Bosniens in der Umgebung der Städte Gradacac und Brkko vor.
1040 Kinder aus Bosnien-Herzegowina trafen per Schiff in Tripolis ein, wo sie Zuflucht vor dem Krieg in ihrem Heimatland finden sollen. Libyens Staatschef Moammar el-Ghaddafi hatte Anfang Dezember diese Hilfsaktion angekündigt.
HAMBURG, 23. Dezember (dpa). Die Ministerpräsidenten der Bundesländer haben zur Finanzierung der Pflegeversicherung nach Angaben des rheinland- pfälzischen Ministerpräsidenten Rudolf Scharping (SPD) keine Streichung des Pfingstmontag vereinbart. "An diesen Berichten ist überhaupt nichts dran", sagte Scharping dem Handelsblatt.
Die Augsburger Allgemeine hatte am Mittwoch berichtet, die Ministerpräsidenten hätten Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) die Aufhebung des Pfingstmontags als Feiertag zugebilligt.
BERLIN. Das Deutsche PEN-Zentrum (Ost) hat seine Jahrestagung vom 7. bis 9. Januar nach Berlin einberufen. Sie wird unter dem Motto "Erfahrung veränderter Welt - Wo leben wir?" stehen. Wie das PEN-Zentrum mitteilte, sind diesem Thema auch eine Lyriklesung und ein öffentliches Forum zugeordnet.
Die rund 120 Autorinnen und Autoren im ostdeutschen PEN-Zentrum haben - anders als der frühere DDR-Schriftstellerverband - nach der Vereinigung ihre Eigenständigkeit behalten und sich besonders der Bewältigung der eigenen Geschichte gewidmet. Die Existenz von zwei PEN-Clubs in Ost- und Westdeutschland soll jedoch nicht auf Dauer gelten. dpa
MÜNSTER, 23. Dezember (dpa). Um rund 1,5 Millionen Mark hat ein Buchhalter nach eigenem Geständnis eine große Skateboard-Firma in Münster erleichtert. Der als "unscheinbar" geltende Angestellte hatte sich seit 1988 ein jährliches Zubrot von rund 300 000 Mark verschafft, indem er Schecks von Kunden und seiner Firma auf sein Privatkonto umleitete, wie die Staatsanwaltschaft Münster am Mittwoch berichtete. Der inzwischen festgenommene Mann ist nach Angaben eines Justizsprechers "voll geständig".
NÜRNBERG, 23. Dezember (dpa). In den neuen Asylentscheidungszentren des Bundesinnenministeriums ist die Arbeit nur schleppend angelaufen. Statt der geplanten Zahl von monatlich 80 000 Alt- Fällen konnten im ersten Monat nur 2000 entschieden werden. Dies verlautete jetzt aus dem Nürnberger Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge.
Der Personalrat der zentralen Asyl-Behörde hält die "Schnell-Verfahren" unter Einsatz ehemaliger Soldaten und anderem fachfremden Personal in diesen Zentren für rechtsstaatlich problematisch. "Es ist zu befürchten, daß diese Entscheidungen vor den Gerichten keinen Bestand haben werden", sagte Personalratsvorsitzender Sigurd Ilek.
Seit Mitte November führen 73 Soldaten und Beamte in den vier Asylentscheidungszentren Fulda, Lübeck, Coburg und Berlin Anhörungen nach einem standardisierten Verfahren durch. Dabei sei "keine wirkliche Prüfung der Einzelfälle gesichert", sagte der Personalrat. Deshalb könne es bei der gerichtlichen Prüfung Schwierigkeiten geben.
Zur Person:
GÜNTER GRASS, Schriftsteller und (noch) SPD-Mitglied, will aus der Partei austreten, wenn der mit der Koalition vereinbarte Asylkompromiß in der jetzigen Form Gesetz wird. Grass sagte dem Flensburger Tageblatt, das von Fraktionschef Hans-Ulrich Klose ausgehandelte Ergebnis habe nichts mehr mit den Beschlüssen des Bonner SPD-Sonderparteitages zu tun. Mit der beabsichtigten Neuregelung sei "die erste Baustufe der Festung Europa" geschaffen worden. Sie sei unmenschlich gegenüber der Dritten Welt. (dpa)
KURT BIEDENKOPF und WERNER MÜNCH, Regierungschefs von Sachsen und Sachsen-Anhalt, haben Streit miteinander. Wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, hat Münch (CDU) seinen Kollegen und Parteifreund mit den Worten angegriffen, er lasse sich nicht mehr "wie einen Schuljungen behandeln". In dem Streit geht es um die Verhandlungen mit der Bundesregierung über den Aufbau im Osten. Münch hat dem Zeitungsbericht zufolge außerdem in einem Brief an Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) geschrieben, "daß ich über die Angriffe gegen Sie aus den eigenen Reihen äußerst bestürzt bin und mich von derartigen Äußerungen entschieden distanziere". Münch habe "in kleiner Runde" nicht verschwiegen, daß ihn besonders ein Beschwerdebrief von Biedenkopf über Finanzminister Waigel geärgert habe. Biedenkopf habe sich bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) schriftlich darüber beschwert, daß Waigel Minister- und Parteiinteressen vermische. (AP)
ANDRÉ BRIE, wegen seiner Stasi-Mitarbeit zurückgetretener ehemaliger stellvertretender PDS-Chef, wird den Bundestagswahlkampf 1994 seiner Partei leiten. Wie PDS-Sprecher Hanno Harnisch bestätigte, soll das 17köpfige Wahlkampfbüro am 1. Januar 1993 in Berlin eingerichtet werden. (dpa)
ERWIN HORN, SPD-Bundestagsabgeordneter, hat angeregt, 70 000 Bundeswehrsoldaten kurzfristig umzuschulen und zum Bundesgrenzschutz oder zur Bereitschaftspolizei zu versetzen. Der Wehrexperte hält, wie er in einem Interview sagte, eine Sollstärke der Bundeswehr von 240 000 Soldaten "wegen der drastisch gesunkenen äußeren Bedrohung für vollkommen ausreichend". Wenn 70 000 Mann umgesetzt würden, "könnten wir die schlimmsten rechtsradikalen Auswüchse innerhalb kürzester Zeit sehr viel effektiver bekämpfen", begründete Horn seine Doppel-Idee zur Verkleinerung des Militärs und zur Personalaufstockung der Polizei. Eine Nachrichtenagentur hatte den SPD-Politiker falsch zitiert. Horn hat nicht gefordert, wie auch in der FR zu lesen war, Soldaten für den Kampf gegen Rechtsterroristen "abzuordnen". (hll)
KLAUS KINKEL, Bundesaußenminister, wurde mit dem "Schwarzen Schaf" ausgezeichnet. Vergeben wurde dieser Preis von mehreren Anti-Rüstungsexportbüros der Friedens- und Menschenrechtsbewegung. Die "schwarzen Schafe" der Waffenxporteure "sitzen am Kabinettstisch in Bonn", heißt es zur Begründung, Kinkel habe "Waffentransfers an menschenverachtende Regime oder in Bürgerkriegsländer ermöglicht". (hll)
LUDWIG STIEGLER, Vorsitzender der bayerischen Landesgruppe der SPD im Bundestag, will für diesen Posten nicht mehr kandidieren. Bei der Klausurtagung der bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten im schwäbischen Irsee am 10. Januar soll ein "Wachwechsel" eingeleitet werden. Als Kandidaten für die Nachfolge sind GÜNTER VERHEUGEN aus Kulmbach und Stieglers bisherige Stellvertreterin SUSANNE KASTNER vorgesehen. (AP)
MOSKAU, 23. Dezember (dpa/AFP). Präsident Boris Jelzin und Regierungschef Viktor Tschernomyrdin haben am Mittwoch ihre Verhandlungen über das neue russische Kabinett fortgesetzt. Jelzin traf sich in seiner Residenz mit zahlreichen Ministerkandidaten und wollte noch am Abend Tschernomyrdin treffen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax nahm Tschernomyrdin den Rücktritt des bisherigen Außenwirtschaftsministers Pjotr Awen an.
Nach den Worten von Präsidentensprecher Wjatscheslaw Kostikow bestand Jelzin bei den Gesprächen weiter darauf, daß der Kern der Regierungsmannschaft von Chefreformer Jegor Gaidar weiter im Kabinett bleibe. Die Agentur Interfax meldete, Jelzin habe den Rücktritt der Sozialministerin Ella Pamfilowa nicht angenommen. Die bisherigen stellvertretenden Ministerpräsidenten Georgi Chischa und Alexander Schochin werden der neuen Regierung offenbar doch angehören. Entgegen einer Meldung vonInterfax berichtete die Moskauer Agentur Itar- Tass, Chischa und Schochin würden ihre Ämter beibehalten.
ROSTOCK, 23. Dezember (dpa). Die Rostocker Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) wegen unterlassener Hilfeleistung im Zusammenhang mit den Rostocker Krawallen eingestellt. Auch gegen Rostocker Spitzenpolitiker und Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) werde nicht weiter ermittelt, teilte Oberstaatsanwalt Martin Slotty am Mittwoch mit.
NEW YORK, 23. Dezember (dpa/Reuter/AP). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat am Mittwoch schwerwiegende Bedenken gegen eine militärische Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien erhoben. Im US-Fernsehsender NBC sagte Ghali, die Friedenssicherungstruppen auf dem Boden und die geforderten Bombenangriffe auf strategische Ziele der Serben schlössen einander aus. Wenn die Militäreinsätze beschlossen würden, "müssen wir die Truppen zurückziehen, die dort zur Friedenssicherung sind, wir müssen die Hilfsleistungen abbrechen, wir müssen die Repräsentanten des Hochkommissars für Flüchtlinge zurückziehen, also all jene Organisationen, die auf dem Boden arbeiten mit Zustimmung der beiden Protagonisten", sagte Ghali. Er stellte aber klar, daß er jede Entscheidung des Sicherheitsrates in dieser Frage akzeptieren und durchführen werde.
Die USA dementierten Berichte, wonach ein US-Luftwaffenstützpunkt im Nordosten Italiens nahe der Grenze zu Slowenien in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington sagte, dies treffe ebensowenig zu wie die Meldung der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, US-Truppen seien zu der Lufwaffenbasis Aviano entsandt worden. In US- Luftwaffenkreisen wurde zudem die ANSA-Meldung zurückgewiesen, eine Staffel Jagdbomber vom Typ F-16 werde in den nächsten Tage in Aviano erwartet.
Unzutreffend sei ferner, daß die erwarteten US-Kampfflugzeuge gemeinsam mit Luftstreitkräften der westlichen Verbündeten im früheren Jugoslawien operieren sollten, hieß es in den Kreisen weiter. ANSA berichtete, in Aviano würden auch Vorkehrungen zur Aufnahme von bis zu 3000 US-Soldaten getroffen.
Die NATO übermittelte dem UN-Generalsekretär am Mittwoch ihre Einsatzpläne zur militärischen Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien, teilte die Pressestelle der Allianz in Brüssel mit. Ghali hatte die NATO im Auftrag des Sicherheitsrats um eine entsprechende Planungshilfe gebeten, wobei auch die Errichtung von Schutzzonen für die Bevölkerung erörtert werden sollte.
Der Chef der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, forderte die NATO-Länder auf, ihre im Namen der UN stationierten Soldaten aus Bosnien abzuziehen. Andernfalls drohten für den Fall einer ausländischen Intervention Angriffe, zitierte Karadzic am Mittwoch aus einem Brief an Ghali. Die NATO-Soldaten müßten durch Truppen in dem Konflikt unparteiischer Länder ersetzt werden.
Rechtzeitig zu Weihnachten brachten die UN eine Rekordmenge an Versorgungsgütern in das belagerte Sarajewo. Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks, Peter Kessler, teilte am Mittwoch mit, 52 Lastwagen mit 600 Tonnen Ladung seien eingetroffen. Über die Luftbrücke wurden weitere 40 Tonnen Hilfsgüter eingeflogen. Ein Konvoi, der aus der Stadt rollen wollte, wurde unter Feuer genommen und mußte umkehren.
Im Norden Bosniens wurde weiter gekämpft. Die Stadt Gradacac und umliegende Dörfer wurden nach bosnischen Rundfunkberichten von Artilleriefeuer aus Serben-Stellungen erschüttert, während serbische Bodentruppen angriffen.
MOSKAU, 23. Dezember (dpa/AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Mittwoch abend das neue Kabinett unter Regierungschef Viktor Tschernomyrdin vorgestellt. Jelzin unterzeichnete ein Dekret, wonach die wichtigsten bisherigen Reformminister wie die Vizepremiers Anatoli Tschubais, Alexander Schochin und Sergej Schachraj auch der neuen Regierung angehören. Auch Außenminister Andrej Kosyrew, der von den Konservativen als zu "prowestlich" kritisiert wird, bleibt auf seinem Posten.
Jelzin beauftragte Tschernomyrdin, in den nächsten Tagen die Kompetenzen unter seinen Stellvertretern aufzuteilen. Erster stellvertretender Ministerpräsident ist Wladimir Schumeiko, der dieses Amt auch unter Tschernomyrdins Vorgänger Jegor Gaidar ausgeübt hatte. Ihre Posten als stellvertretende Regierungschefs behielten neben Tschubais, Schochin und Schachraj auch Boris Saltykow und Georgi Chischa. Der bisherige stellvertretende Parlamentsvorsitzende Juri Jarow und der neue Finanzminister Boris Fjodorow wurden zu neuen Vizepremiers ernannt.
Umbesetzungen gab es auch auf einigen Ministerposten. Nachfolger des zurückgetretenen Außenwirtschaftsministers Pjotr Awen wird sein bisheriger Stellvertreter Sergej Glasjew. Neuer Bildungsminister wurde Jewgeni Tkatschenko. Informationsminister wird der Jurist Michail Fedotow, der Präsident Jelzin unlängst im Verfahren um die KPdSU vor dem Verfassungsgericht vertreten hatte. Die bisherige Sozialministerin Ella Pamfilowa behält ihr Amt. Der neue Gesundheitsminister heißt Eduard Netschajew.
Alle anderen Minister und Vorsitzenden der Staatskomitees der Gaidar-Regierung bleiben ohne Änderungen im Amt. Dazu gehören neben Außenminister Kosyrew auch Verteidigungsminister Pawel Gratschow, Innenminister Viktor Jerin und Sicherheitsminister Viktor Barannikow. Die Kandidaten für die Ämter des Außen-, Innen-, Verteidigungs- und Sicherheitsministers müssen noch vom Parlament bestätigt werden.
BONN, 23. Dezember (dpa). Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat Vorwürfe zurückgewiesen, daß er Telefongespräche innerhalb Deutschlands abhört. Ein Sprecher bezeichnete am Mittwoch diese Behauptungen als falsch. Er reagierte damit auf die RTL-Sendung "Explosiv", in der am Dienstag behauptet worden war, der BND höre in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und befreundeten Diensten Inlandsgespräche von Wirtschaftsunternehmen, Botschaften und Privatpersonen mit dem Ziel ab, Informationen für die deutsche Industrie zu gewinnen sowie Informanten anzuwerben.
Der Sprecher sagte, der BND sei ein Auslandsnachrichtendienst der Bundesrepublik Deutschland. Er sammle ausschließlich Informationen über das Ausland, die von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für die Bundesregierung seien. Seine Tätigkeit erfolge im Rahmen des gesetzlichen Auftrags und unterliege den rechtlichen Bestimmungen des "Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses" (G 10) sowie allen anderen in Frage kommenden Gesetzen. Der BND werde durch die zuständigen Gremien des Bundestages kontrolliert.
BONN, 23. Dezember (dpa). In der SPD ist das Plädoyer von Parteichef Björn Engholm für gezielte Abhörmaßnahmen gegen Kriminelle auf ein geteiltes Echo gestoßen. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Hans-Gottfried Bernrath, sagte, innerhalb der SPD wachse die Zahl derjenigen, die für "vernünftig begrenzte Regelungen" seien. Es müsse jedoch die Unverletzlichkeit der Wohnung "im Grunde" erhalten bleiben.
Von der Parteilinken kam dagegen scharfe Kritik. Der Bundestagsabgeordnete Detlev von Larcher wies darauf hin, daß der SPD-Sonderparteitag im November ausdrücklich den "großen Lauschangriff" nicht in seine Beschlüsse aufgenommen habe. Es sei unverständlich, warum den SPD-Mitgliedern vom Parteichef eine neue Diskussion darüber beschert werde. Der kommissarische SPD- Vorsitzende von Bremen, Harald Stelljes, meinte, auch eine richterliche Genehmigung für Abhörmaßnahmen sei keine Garantie für verfassungsmäßiges Handeln.
(Kommentar auf Seite 3)
BONN, 23. Dezember (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker ruft zuWeihnachten dazu auf, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt zu ächten. Er würdigte zugleich die Arbeit, die die ausländischen Mitbürger seit Jahrzehnten leisteten. In seiner Ansprache über Funk und Fernsehen sagt er, die brutalen Gewalttaten und Brandstiftungen gegen Ausländer hätten "unser aller Menschenwürde" aufs Spiel gesetzt. Aus Bürgerkriegen und Elend flüchteten viele nach Deutschland in eine erhoffte bessere Zukunft. "Wer wollte ihnen denn daraus einen persönlichen Vorwurf machen?"Ebenso verständlich sei, "daß wir unmöglich alle aufnehmen können." Deshalb müßten vernünftige und humane Regelungen gefunden werden. "Wir dürfen uns nicht zu einer Kampagne gegen entwurzelte Menschen in Not hinreißen lassen". Fremdenfeindlichkeit zeuge von eigener Schwäche.
(Weitere Berichte S. 4)
BRASILIA, 23. Dezember (AFP). Der vom Amt suspendierte brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello wehrt sich weiter gegen die drohende Amtsenthebung. Am Dienstag lehnte er den für ihn vom Obersten Gerichtshof bestellten Pflichtverteidiger ab. Collor begründete das mit angeblicher "Unfähigkeit" des Anwalts und erklärte, dessen Ernennung zu seinem Pflichtverteidiger zeige die Parteilichkeit des Gerichtes. Collor hatte vor der entscheidenden Sitzung des Senats am Montag, der über seine endgültige Amtsenthebung befinden sollte, seine Verteidiger entlassen und damit das Verfahren verschleppt. Collor erschien auch am Dienstag nicht vor dem Senat.
GUATEMALA, 23. Dezember (AFP). Die guatemaltekische Indianerführerin und Friedensnobelpreisträgerin von 1991, Rigoberta Menchú, hat eine "Wache für den Frieden in Guatemala" angekündigt, an der sich zahlreiche Nobelpreisträger beteiligen sollen. Wie Menchú am Montag auf einem Friedensforum in Guatemala bekanntgab, habe sie bereits von mehreren Friedensnobelpreisträgern positive Antworten erhalten.
Mit der Wache sollen nach den Worten Menchús die blockierten Friedensgespräche zwischen der Regierung und der guatemaltekischen Guerillabewegung URNG wieder in Gang gebracht werden. Der Vertreter des guatemaltekischen Komitees für die Verteidigung der Pressefreiheit, Osar Granados, warf unterdessen der Regierung von Präsident Jorge Serrano vor, eine "Kampagne der Drohungen und Gewalt" gegen die Medien zu führen.
BELFAST, 23. Dezember (AFP). Ein britischer Soldat ist am späten Dienstag abend in der nordirischen Stadt Cookstown nur knapp einem Sprengstoffattentat entgangen. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Soldat an einem Kontrollposten einen Autofahrer gestoppt. Dieser bot ihm als "Weihnachtsgeschenk" eine Dose mit Schokolade an. Als der Brite später in seine Kaserne zurückkehrte, entdeckte er, daß unter der Schokolade ein Kilo des Plastiksprengstoffs Semtex versteckt war. Der Sprengsatz konnte entschärft werden.
CONCORD, 23. Dezember (AFP). China soll während des Koreakrieges mehrere hundert US-Soldaten als Kriegsgefangene gehalten haben. Das berichtete am Dienstag der republikanische US-Senator Bob Smith. Das Schicksal der Gefangenen sei bis heute ungeklärt, sagte Smith, der stellvertretender Vorsitzender eines Sonderausschusses des Senates für Kriegsgefangene ist.
Der Senator hatte zuvor erstmals Nordkorea besucht. Dabei wurden ihm nach eigenen Angaben Dokumente vorgelegt, die bewiesen, daß China in Nordkorea und in der Mandschurei Gefangenenlager für US-Militärs unterhalten habe. Peking hat das bis heute bestritten.
LOS ANGELES, 23. Dezember (AFP). Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Los Angeles zur Feststellung, ob der schwarze Autofahrer Rodney King sich rechtswidrig verhalten hatte, bevor er im März 1991 von weißen Polizisten brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt wurde, sind am Dienstag eingestellt worden. Der Freispruch der fünf an der Tat beteiligten Polizisten hatte im Frühjahr die mit 53 Toten folgenschwersten Unruhen in der Geschichte der Vereinigten Staaten ausgelöst. King hätte je nach Ausgang der Ermittlungen wegen Fahrens unter Alkohol- oder Drogeneinfluß und versuchter Fahrerflucht angeklagt werden können.
Staatsanwalt Richard Hecht entschied nun: "Der sogenannte Fall Rodney King hat eine tiefe Wunde in der Gesellschaft verursacht. Ihn jetzt strafrechtlich zu belangen, hieße, diese Wunde wieder aufzureißen."US-Zivilist in Somalia durch Mine getötet
NAIROBI, 23. Dezember (AFP). Nahe der südsomalischen Stadt Bardera ist am Mittwoch morgen ein US-Bürger durch eine Mine getötet worden. Wie die französische Hilfsorganisation AICF in Nairobi mitteilte, saß der Mann gemeinsam mit anderen amerikanischen Zivilisten in einem Fahrzeug, das auf die Mine fuhr. Soldaten seien in den Vorfall nicht verwickelt. Bei der Explosion seien zwei weitere Menschen schwer und einer leicht verletzt worden, berichtete AICF weiter. Über die Identität der Amerikaner wurde zunächst nichts bekannt.
PEKING/PARIS, 23. Dezember (AFP/ AP). Als Vergeltungsmaßnahme für den Verkauf von sechzig französischen Mirage-Kampfflugzeugen an Taiwan hat China die Schließung des französischen Konsulats in Kanton angeordnet. Die Entscheidung wurde am Mittwoch vom Außenministerium in Peking bekanntgegeben, wenige Stunden nach der offiziellen Bestätigung der Lieferungen durch Paris.
Am Dienstag hatte Paris die Unterzeichnung eines Finanzabkommens über 640 Millionen Franc (etwa 192 Mio Mark) mit Peking bekanntgegeben und dies als Ausdruck des französischen Willens bezeichnet, die "Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China fortzusetzen".
Frankreichs Botschafter Claude Martin wurde ins Pekinger Außenministerium bestellt, wo ihn der stellvertretende Außenminister Jiang Enzhu anwies, das Konsulat innerhalb eines Monats zu schließen. Jiang sagte, die Flugzeuglieferungen hätten die bilateralen Beziehungen "schwer beeinträchtigt" und stellten eine "Verletzung der Souveränität Chinas und eine Einmischung in innerchinesische Angelegenheiten" dar. Das französische Außenministerium bedauerte die Entscheidung Pekings.
COLMAR, 23. Dezember (AFP). Im französischen Atomkraftwerk Fessenheim am Oberrhein hat am Sonntag ein Techniker durch heißen Wasserdampf Verbrennungen erlitten, der aus einer geplatzten Dichtung austrat. Wie die Leitung des Kraftwerks erst am Mittwoch mitteilte, erlitt der Mann "leichte Verbrennungen" im Gesicht, an den Beinen und Armen. Der Dampf sei aus dem Sekundärkreislauf in der Nähe des Generators ausgetreten und nicht radioaktiv gewesen.
In ihrer Mitteilung an die Presse erwähnte die Leitung von Fessenheim außerdem eine Anomalie, die bereits im Juni bei Wartungsarbeiten an Block zwei des Kraftwerks entdeckt und bisher nicht bekanntgegeben worden war. Beim Motor eines Hilfskreislaufs sei ein außergewöhnlich starkes Vibrieren festgestellt worden. Die Pumpe, die im Notfall Kühlwasser in das Herz des Reaktors pumpen soll, sei vor dem Wiederanstellen des Blocks in der vergangenen Woche repariert worden.
SAARBRÜCKEN/BONN, 23. Dezember (AFP). Nach dem jüngsten Vorstoß von SPD-Chef Björn Engholm für den sogenannten Großen Lauschangriff ist in der SPD der Streit um das Abhören von Privatwohnungen wieder aufgeflammt. Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Hans Gottfried Bernrath (SPD), sagte im Saarländischen Rundfunk, in der SPD wachse die Zahl derjenigen, "die für vernünftig begrenzte Regelungen sind". Dagegen verwies der SPD-Bundestagsabgeordnete Detlev von Larcher auf die Entscheidung des Sonderparteitags, eine Aussage der Petersberger Empfehlungen zum Großen Lauschangriff nicht zu übernehmen. Dies könne nur heißen, daß der Parteitag "bewußt bei der bisherigen Haltung der SPD bleiben wollte, die grundgesetzlich geschützte Unverletztlichkeit der Wohnung zu verteidigen".
PEKING, 23. Dezember (AFP). Ein Pharmakonzern in China hat mit der Produktion eines Abtreibungsmedikamentes begonnen, das in dem Programm zur Geburtenkontrolle eingesetzt werden soll. Das Medikament Mifepristone soll Schwangerschaften in den ersten 49 Tagen beenden, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch. Frauen unter 35 Jahren können das Medikament, das keine Schmerzen verursachen soll, einnehmen. Ob das Medikament in Form einer Spritze oder Pille zugeführt wird, ist nicht bekannt.
Kurz gemeldet: Student gesteht Anschlag auf KP-Chef
PRAG, 23. Dezember (Reuter). Ein 19jähriger Student hat nach Polizeiangaben den Mordanschlag auf den tschechischen Kommunisten-Chef Jiri Svoboda gestanden. Svoboda war am 5. Dezember in Prag überfallen und durch Messerstiche schwer verletzt worden. Ägypten und Ukraine kooperieren KAIRO, 23. Dezember (dpa). Ägypten und die Ukraine haben in Kairo eine enge wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit vereinbart.Turkmenistan will GUS-Beobachterstatus MOSKAU, 23. Dezember (AFP). Der Präsident der zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gehörenden Republik Turkmenistan, Sapamurad Njasow, hat einen Beobachterstatus seines Landes bei der GUS gefordert. Golf-Staaten richten Fonds ein ABU DHABI, 23. Dezember (AP). Die Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) haben den Plan für die Schaffung eines mit 6,5 Milliarden Dollar ausgestatteten Fonds zur Unterstützung der Wirtschaft Ägyptens und Syriens bekräftigt. Salomonen gegen Plutonium-Transport HONIARA, 23. Dezember (dpa). Der südpazifische Inselstaat Salomonen hat Japan aufgefordert, den mit Plutonium beladenen japanischen Frachter Akatsuki-Maru nicht durch die 200-Meilen-Zone der Salomonen fahren zu lassen.
SCHWERIN, 23. Dezember (AFP). Über Weihnachten und Neujahr sollen keine ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter aus Mecklenburg-Vorpommern abgeschoben werden. Das ordnete Innenminister Lothar Kupfer (CDU) am Mittwoch an, wie sein Ministerium mitteilte. Auf Anregung Kupfers prüfe das Bundesinnenministerium derzeit, ob "weitere humanitäre Gründe, insbesondere Art und Umfang der bereits erreichten Integration" für ein weiteres Bleiberecht der Werkvertragsarbeiter sprechen könnten, teilte das Ministerium mit. Unabhängig davon werde weiterhin in jedem Einzelfall geprüft, ob ein Vertragsarbeitnehmer bleiben darf.
Nach dem deutsch-deutschen Einigungsvertrag müssen die ehemaligen Vertragsarbeitnehmer nach Ablauf ihrer mit der DDR vereinbarten Vertragszeit in ihre Heimat zurückkehren. Während sich Brandenburg auf Bundesebene für ein generelles Bleiberecht für diese Gruppe ausländischer Arbeitnehmer einsetzt, hält Mecklenburg-Vorpommern bisher an der Abschiebung fest.
NAUHEIM, 23. Dezember (lhe). Ein 35jähriger Mann ist am Dienstag abend in Nauheim (Kreis Groß-Gerau) von einem Lastwagen angefahren und getötet worden. Das Opfer sei offenbar betrunken zu Fuß auf einer Landstraße zwischen Nauheim und Trebur unterwegs gewesen, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt heute mit. Der 35jährige war bei dem Zusammenstoß durch die Luft geschleudert worden und schwerverletzt am Straßenrand liegengeblieben. Wenig später starb der Mann im Krankenhaus.
KORBACH. Eine 21jährige Frau und ihre einjährige Tochter sind in der Nacht zum Mittwoch auf der Bundesstraße 252 zwischen Frankenberg und Korbach im Kreis Waldeck-Frankenberg tödlich verunglückt.
Vermutlich sei die junge Frau auf regennasser Straße zu schnell gefahren, erklärte die Polizei zur Unfallursache. Das Auto der Frau kam ins Schleudern und prallte quer gegen einen Kleinlaster. Mutter und Tochter starben im Krankenhaus. lhe
FRANKFURT A. M. Gute Nachricht für Hausbesitzer und Mieter: Die Gebühren für Schornsteinfeger werden im kommenden Jahr in Hessen nicht erhöht. Das hessische Wirtschaftsministerium habe den Schornsteinfegern keine Erhöhung für 1993 zugestanden, berichtete der Landesverband der Hessischen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer am Mittwoch in Frankfurt. Anfang dieses Jahres wurden die Gebühren nach Auskunft des Verbandes um fünf Prozent erhöht. lhe
DARMSTADT. Für die Klärung zweier Brandanschläge auf Ausländer ist der 44jährige Darmstädter Polizeihauptmeister Eduard Mundanjohl ausgezeichnet worden.
Der Beamte erhalte die Ehrenplakette der Darmstädter Polizei für sein besonderes Engagement in seinem Beruf, hieß es bei der Verleihung am Mittwoch. Mundanjohl hatte einen Zusammenhang zwischen drei festgenommenen jungen Männern und einem Brandanschlag auf einen polnischen Reisebus sowie eine Asylbewerber-Unterkunft nahe Darmstadt im September herausgefunden.
Die Männer im Alter von 19, 20 und 21 Jahren waren wegen eines Überfalls auf einen Jugendlichen festgenommen worden. Dabei stellte die Polizei Baseballschläger mit Farbresten und Glassplittern sicher. Der Polizeihauptmeister kombinierte daraus eine Verbindung der drei zu den beiden Anschlägen.
Die Männer hatten Ende September mehrere Molotowcocktails in Wohncontainer für Asylbewerber geworfen. Da das Feuer schnell erlosch, wurde niemand verletzt. Nach dem Anschlag zogen die Männer durch benachbarte Straßen und schlugen die Scheiben mehrerer Autos ein.
Später fuhren sie in einen Nachbarort und setzten mit einer Benzinflasche einen polnischen Bus in Brand. Kurz darauf explodierte das Fahrzeug, das vor einem Wohnheim für Polen geparkt war.
Die drei Männer sagten bei ihrer Vernehmung aus, vor den Anschlägen mehrere Flaschen Bier getrunken zu haben und sich im Gespräch über Asylanten gegenseitig "hochgeschaukelt" zu haben. Sie gehören nach Polizeiangaben keiner rechtsradikalen Organisation an und warten derzeit auf ihren Prozeß. lhe
KASSEL. Mit Hilfe von rot-weißen "Blechbüchsen", im Volksmund als "Lollis" verspottet, hat die nordhessische Großstadt Kassel als erste ihrer Größenordnung flächendeckend Tempo 30 eingeführt. Die leicht demontierbaren Poller werden zur Verengung der Straßen eingesetzt und sollen die Geschwindigkeit der Autos drosseln. Das letzte Wohngebiet, die Eichwald-Siedlung, wurde in dieser Woche in das Tempo-30-Programm einbezogen. Von der Verkehrsberuhigung profitieren damit jetzt etwa 160 000 der knapp 200 000 Einwohner Kassels.
Nur ganze 2,9 Millionen Mark habe die Stadt investieren müssen, berichtete Oberbürgermeister Wolfram Bremeier (SPD). Ursprüngliche Pläne zur Eindämmung der Blechlawine, etwa mit Betonkübeln, Bodenschwellen und anderen dauerhaften Baumaßnahmen, hätten rund 40 Millionen Mark verschlungen, berichtete die Verwaltung.
An 100 Stellen im Stadtgebiet von Kassel wurden 1700 dieser Blech-Poller aufgestellt. Sie machen die Ein- und Ausfahrten der Wohnstraßen, Plätze und Kreuzungen schmal und zwingen zum Langsamfahren.
Der Stückpreis für die "Lollis" liegt nach Angaben der Stadt wegen der Großbestellung bei unter 300 Mark. Autofahrer, die künftig ein solches Hindernis beschädigen, müssen allerdings den "Einzelpreis" bezahlen - rund 800 Mark. Diese Drohung des für den Verkehr zuständigen Bürgermeisters Ludolf Wurbs hat einen konkreten Hintergrund: Rund 300 der rot-weißen "Blechdosen" sind nämlich schon ramponiert. Die meisten davon offensichtlich vorsätzlich - die "Täter" seien unbekannt, bestätigte die Stadt.
In Kassel haben die "keineswegs sehr ästhetischen Lollis", wie Oberbürgermeister Bremeier selbst zugibt, für hitzige Diskussionen gesorgt. Vor allem, als mitten auf der Überholspur der vielbefahrenen einstigen Prachtstraße Wilhelmshöher Allee ein solches Hindernis installiert wurde, seien Emotionen hochgegangen.
Mit ihrem Konzept, 20 Prozent der Autos aus der Stadt zu verbannen, liege die Stadt Kassel "abgesehen von einigen Fehlern insgesamt richtig", betont der Oberbürgermeister. Dazu gehöre auch die Verkehrsberuhigung: Seit 1984 sei die Zahl der Verkehrstoten von 20 auf sieben im Jahr 1991 zurückgegangen. lhe
Ein 25jähriger Bundesgrenzschützer aus Frankfurt ist wegen Teilnahme an einer von Rechtsradikalen inszenierten Sonnenwendfeier vorläufig vom Dienst beurlaubt worden. Gegen den Mann sei ein Disziplinarverfahren "mit dem Ziel seiner Entfernung aus dem Dienst" eingeleitet worden, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch mit. Die Vorwürfe gegen den BGS-Mann wertete der Sprecher als "sehr gravierend".
Der Beamte war am Samstag in Mainz auf dem Weg zu einer Sonnenwendfeier angesichts einer Polizeikontrolle geflüchtet. Als er nach einer Verfolgung gestellt wurde, lieferte er sich nach Auskunft der Mainzer Staatsanwaltschaft eine Schlägerei mit den Polizisten. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb ein Ermittlungsverfahren wegen Widerstands eingeleitet. Bei der Durchsuchung seines Wagens fand die Polizei ein hektografiertes Flugblatt der verbotenen Nationalen Front.
Trotz dieses Vorfalls habe der Bundesgrenzschützer an der Feier teilgenommen, die von rund 250 Rechtsradikalen besucht wurde. lhe
Mit der Abstiegsangst im Nacken hat Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 für die Winterpause ein Programm mit hochkarätigen Gegnern zusammengestellt. Die Testspielserie der Südhessen beginnt am 12. Januar im heimischen Stadion am Böllenfalltor gegen den CSFR-Erstligisten Banik Ostrau (19.30 Uhr). Zwei Tage später erwarten die Südhessen dort den Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern (14. Januar/19.30 Uhr).
Nach dem Trainingslager, das die Darmstädter vom 17. bis 24. Januar an der Algarve in Portugal beziehen, folgen drei weitere Begegnungen: am 25. Januar gegen den hessischen Amateur-Oberligisten Rot-Weiss Frankfurt (19.30 Uhr/Bürgerpark), am 27. Januar gegen Eintracht Frankfurt (19.30 Uhr/Böllenfalltor) und am 29. Januar (19.30 Uhr/Bürgerpark) gegen Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach.
Als Neuzugang bei dem Zweitligisten ist noch der Tschechoslowake Zbynek Ollender (Banik Ostrau) im Gespräch. Der kopfballstarke Stürmer soll bereits ab Januar bei den Südhessen mittrainieren und in den Vorbereitungsspielen eingesetzt werden. lhe
MOSKAU, 23. Dezember (Reuter). Rußland will am Meeresboden abgelagerten Atommüll bergen. Dies sieht ein von Präsident Boris Jelzin unterzeichnetes Dekret zur Gründung eines entsprechenden Ausschusses vor, das der Nachrichtenagentur Reuter vorliegt. Der Ausschuß solle Vorbereitungen zur Bergung von Militärausrüstung, verunreinigter Munition sowie von Containern mit nuklearem Abfall treffen, heißt es in dem Dekret. Der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge hat die frühere Sowjetunion in der Barents- und der Kara-See 17 000 Container mit Atommüll und 15 Reaktoren aus Atom-U-Booten versenkt.
MOSKAU, 23. Dezember (Reuter). Weißrußland will der Nachrichtenagentur ITAR-TASS zufolge ein Atomkraftwerk bauen. Die Vorbereitungen seien bereits angelaufen, meldete die Agentur am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Ziel sei die Selbstversorgung im Energiebereich. Zwei mögliche Baustätten seien im Gespräch. Bisher hängt Weißrußland von russischen Energielieferungen ab. Die Regierung in Moskau hat angekündigt, Öl und Gas künftig nicht mehr zu künstlich niedrigen Preisen an die Ex-Sowjetrepubliken zu liefern.
LONDON, 23. Dezember (Reuter). Großbritanniens Verteidigungsminister Malcolm Rifkind hat die terroristische Irisch-Republikanische Armee (IRA) zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Bei einem Truppenbesuch in Nordirland sagte Rifkind am Dienstag, Großbritannien wünsche sich ein dauerhaftes Ende der Anschläge, nicht nur einen vorübergehenden Stopp über die Weihnachtstage. Am Dienstag nachmittag war in einer U- Bahn-Station im Londoner Stadtbezirk Hampstead erneut eine IRA-Bombe hochgegangen. Verletzte gab es nicht. Nach einer vorher eingegangenen Warnung hatte die Polizei das Gebiet rechtzeitig evakuieren können. In britischen Sicherheitskreisen wird es für möglich gehalten, daß die IRA ihre Anschläge über Weihnachten für drei Tage einstellt.
AUGSBURG, 23. Dezember (Reuter). Der Botschafter Israels in Bonn, Benjamin Navon, hat die Demonstrationen in Deutschland gegen Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikale Gewalt begrüßt. Der Ausburger Allgemeinen sagte er, die Lichterketten hätten ihn überzeugt, daß die große Mehrheit der Deutschen zu den demokratischen Werten ihrer Verfassung stünden. Er wisse jetzt, daß 1992 nicht 1933 sei. Am Dienstag abend hatten in Frankfurt mehr als 100 000 Menschen mit Kerzen, Laternen und Fackeln eine etwa sechs Kilometer lange Lichterkette gebildet und damit gegen Ausländerhaß protestiert.Raucher sollen Krankenkassen stützen
BONN, 23. Dezember (Reuter). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat sich für eine Abgabe auf Zigaretten und Alkohol ausgesprochen, die den Krankenkassen zufließen soll. Der Bild-Zeitung sagte Seehofer am Mittwoch, es müsse nach Wegen gesucht werden, wie gesundheitsbewußtes Verhalten gefördert und gesundheitsschädigendes bestraft werden könne. Dies könne im Rahmen einer dritten Gesundheitsreform geschehen, die der Minister für das nächste Jahrzehnt anvisierte.
SEOUL, 23. Dezember (Reuter). In der Stadt Kwangju in Südkorea ist die Polizei am Mittwoch mit Tränengas gegen rund 400 Studenten vorgegangen, die nach Angaben von Augenzeugen ein Büro der Regierungspartei DLP mit Brandsätzen beworfen hatten. Berichte über Verletzte oder Festnahmen lagen nicht vor. Die Studenten werfen der Demokratisch- Liberalen Partei (DLP) Manipulationen bei der Präsidentenwahl am vergangenen Freitag vor.
BANGKOK, 23. Dezember (Reuter/ AFP). Im Nordwesten Kambodschas haben sich Regierungstruppen und die kommunistischen Roten Khmer nach UN-Angaben die schwersten Artilleriegefechte seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im vergangenen Jahr geliefert. Ein Vertreter der UN-Friedenstruppe in Kambodscha teilte am Mittwoch mit, die Kämpfe hätten sich am Vortag in Phum Bavel in der Provinz Battambang ereignet. Von Roten Khmer abgefeuerte Granaten hätten ein Krankenhaus nur knapp verfehlt. Dort gibt es seit einem Monat Artilleriegefechte. Rund 10 000 Zivilisten sind vor den Kämpfen geflüchtet.
Die Kämpfe kommen zu einem Zeitpunkt, da die von den UN eingesetzte Übergangsverwaltung UNTAC intensiv den Übergang des Landes zur Demokratie mit freien Wahlen im Mai vorbereitet. Die UN hatten nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens im Oktober 1991 nach 13 Jahren Bürgerkrieg 22 000 Soldaten und Zivilisten in das südostasiatische Land geschickt.
Der Friedensprozeß wurde dadurch gestört, daß die Rebellen der Roten Khmer sich weigerten, ihre Waffen abzugeben. Viele der Menschen, die jetzt vor den Kämpfen flüchteten, waren gerade aus Flüchtlingslagern in Thailand in ihre Heimat zurückgekehrt.
Die Regierung Thailands ordnete die Schließung der Grenzübergänge zu den von den kambodschanischen Rebellen der Roten Khmer kontrollierten Gebieten an. Ein Regierungssprecher sagte in Bangkok, Thailand entspreche damit den vom UN-Sicherheitsrat gegen die Roten Khmer verhängten Sanktionen.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in der Nacht zum Mittwoch die wiederholten Entführungen von UN-Mitarbeitern durch die Roten Khmer.
SARAJEWO, 23. Dezember (Reuter/ dpa). Für die Bevölkerung im belagerten Sarajewo zeichnet sich ein Weihnachten ohne Brot, Wasser und Strom ab. Größere Kämpfe aus der bosnischen Hauptstadt meldete der bosnische Rundfunk am Mittwoch morgen nicht. Nur vereinzelt wurde in der Nacht geschossen. Techniker wollten am Mittwoch erneut versuchen, zerstörte Stromleitungen zu reparieren. Kämpfe hatten dies verhindert. Die Versorgungslage ist weiter katastrophal. Wegen Nebels konnten am Dienstag nur drei Flugzeuge mit Hilfsgütern in der Stadt landen. Die Stadtbäckerei versorgte lediglich Krankenhäuser und das Rote Kreuz mit Brot, das ohnehin das einzige verbliebene Nahrungsmittel ist.
Vertreter der Serben und Kroaten waren am Dienstag zu einem weiteren Treffen der militärischen Arbeitsgruppe unter Vorsitz von UN-General Philippe Morillon zusammengekommen. Die Moslems entsandten keinen Vertreter, da sie noch Vorschläge des EG-Vermittlers Lord Owen prüfen wollten. Die bosnische Regierung wollte nach Angaben Morillons am Mittwoch zu dem Vorhaben Stellung nehmen, 1500 Menschen die Flucht aus Sarajewo zu gestatten. Serben und Kroaten hätten sich grundsätzlich darauf geeinigt, berichteten Medien beider Seiten.
Schwere Kämpfe gab es wieder in der Tiefebene der Save im Norden Bosniens. Serbische Truppen stießen in der Nacht zum Mittwoch wiederholt mit Panzer- und Artillerieunterstützung gegen den Frontbogen in der Umgebung der Städte Gradacac und Brcko vor. Die Gefechte forderten "erhebliche Verluste" in den Reihen der serbischen Einheiten, berichtete der bosnische Rundfunk.
NEW YORK, 23. Dezember (Reuter). Der Jüdische Weltkongreß (WJC) hat die Bundesregierung am Dienstag aufgefordert, weiterhin energisch gegen den Rechtsextremismus vorzugehen. Gleichzeitig wurde der millionenfache Protest in Deutschland gegen Ausländerfeindlichkeit hervorgehoben. Nach einer Sondersitzung des Weltkongresses zur Lage in Deutschland sagte der Präsident der Vereinigung, Edgar Bronfman, ein Boykottaufruf gegen die Bundesrepublik sei nicht geplant. Entsprechende Vorschläge einiger jüdischer Gruppen bezeichneten Bronfman und der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, als "Unsinn". In Deutschland gebe es manches, was nicht gut sei, man könne aber nicht von einer Krise sprechen.
Bubis sagte, er mache sich weniger Sorgen um die 6400 Skinheads oder die Mitglieder rechtsextremer Parteien, sondern über Millionen indifferenter Deutscher. Positiv äußerten sich die Vertreter des Weltkongresses über die Demonstrationen der letzten Wochen gegen Ausländerfeindlichkeit. Bronfman sagte, angesichts von Millionen Demonstranten gegen Rassismus seien die Befürchtungen einiger Juden übetrieben, die sich von den Neo-Nazis an die Hitlerzeit erinnert fühlten.
FRANKFURT A. M. (rtr/dpa/vwd/FR). Beim Düsseldorfer Mischkonzern Veba haben institutionelle Anleger eine sogenannte Schachtelbeteiligung von gut zehn Prozent aufgebaut. An der Gruppe ist die Dresdner Bank und nach deren Angaben auch die Allianz Holding beteiligt. Ein entsprechender Bericht (siehe gestrige FR) wird damit weitgehend bestätigt. Ein Anteil von mindestens zehn Prozent ist für die Anleger mit erheblichen steuerlichen Vorteilen verbunden ("Schachtelprivileg").
Wie hoch die Veba-Engagements des Versicherungsriesen und der anderen Investoren im einzelnen sind, dazu verweigern die Firmen jegliche Auskunft, was sie nach deutschem Recht dürfen. So meint die Allianz, "Gerüchte" und Einzelanlagepositionen kommentiere sie nicht. Veba erinnert daran, daß Aktionäre mit Anteilen unter 25 Prozent nicht verpflichtet sind, darüber zu informieren. Am Zusammenbasteln der Schachtel hat die Dresdner, an der die Allianz maßgeblich beteiligt ist, federführend mitgewirkt.
HAMBURG, 23. Dezember (Reuter). Die Stinnes Baumarkt AG steigt nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace aus dem Handel mit Tropenholz aus. Wie Greenpeace am Mittwoch in Hamburg mitteilte, werden die "Auslistungstermine" der einzelnen Tropenholzartikel Ende Januar zwischen den Umweltschützern und Stinnes vereinbart. "Es ist schon lange überfällig. Andere Baumärkte sollten ganz schnell folgen", sagte ein Greenpeace-Sprecher.
Nach Schätzungen der Weltbank würden jährlich 50 000 Quadratkilometer Regenwald als direkte Folge des Holzeinschlages vernichtet, hieß es.
ALGIER, 23. Dezember (Reuter). Algerien will Gebetsräume abschaffen, die von Moslem-Fundamentalisten zur Anwerbung von Anhängern benutzt worden sein sollen. Der Minister für Religiöse Angelegenheiten, Sassi Lamouri, sagte am Dienstag abend, diese Räumlichkeiten seien "echte Nester der Extremisten" und würden zerstört.
Nach amtlichen Angaben gibt es fast 1800 solcher Räume in Algerien. Fundamentalisten haben sie in Betrieben, Behörden und Schulen eingerichtet, damit die Gläubigen dort ihre fünf Gebete am Tag aufsagen können.
DRESDEN, 23. Dezember (Reuter). Im Zusammenhang mit der Bespitzelung des damaligen Pfarrers und heutigen sächsischen Innenministers Heinz Eggert (CDU) durch die DDR-Staatsicherheit hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen zwei Ärzte eingestellt. Die Staatsanwaltschaft teilte am Mittwoch in Dresden mit, die beschuldigten Ärzte der psychiatrischen Klinik Großschweidnitz hätten zwar entgegen ihrer Schweigepflicht der Stasi Berichte geliefert. Doch eine bewußte und zielgerichtete Fehlbehandlung zur Zerrüttung der körperlichen und geistigen Gesundheit Eggerts sei ihnen nicht nachzuweisen.
Eggert hatte sich 1984 zunächst auf eigenen Wunsch in psychiatrischer Behandlung befunden. Im Auftrag der Stasi sollte er seinen Angaben zufolge aber mit Medikamenten als politischer Gegner "geistig zersetzt" werden.
FRANKFURT A. M. (FR). Die bundesdeutschen Aktienmärkte haben am Mittwoch überwiegend freundlich geschlossen. Nachdem die Kurse zu Beginn des Handels abgebröckelt waren, erholten sie sich im Laufe der Sitzung. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß bei 1526,95 Punkten und damit 3,38 Zähler höher als am Dienstag. Vorübergehend war er bis auf 1517,63 Einheiten gefallen beziehungsweise bis auf 1527,16 Zähler gestiegen. Laut Händlern haben die meisten Profis die Bücher schon geschlossen. Angesichts der bevorstehenden Feiertage wolle sich niemand mehr "aus dem Fenster" lehnen, erklärten Händler die Zurückhaltung. Für die Zeit zwischen den Jahren halten die Profis 1520 Dax-Punkte für eine stabile Basis. Unter günstigen Bedingungen seien auch bis zu 1550 Zähler möglich, hieß es in Frankfurt.
Die Banken gehörten zu den gesuchten Werten. Deutsche kletterten um 6,70, Dresdner um 3,20 und Commerzbank um 2,20 Mark. Von den übrigen Finanzwerten machten Allianz fünf Mark gut.
In der Gruppe der Autotitel büßten BMW 0,50 und Daimler 0,20 Mark ein. VW stiegen leicht um 0,80 Mark.
Von den Konsumaktien stiegen Horten um vier und Karstadt sanken um 3,50 Mark.
Am Rentenmarkt konnten sich die Kurse auf ihrem kräftig erhöhten Vortagsniveau gut behaupten. Die Kurse der öffentlichen Anleihen stiegen um bis zu 0,45 Mark. Die Durchschnittsrendite sank um eine Stelle auf 7,14 Prozent. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 260,2 Millionen Mark.
WIESBADEN (rtr/FR). Der Preisauftrieb hat sich im Dezember in Westdeutschland wieder leicht beschleunigt. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes auf Basis der Daten aus vier Bundesländern liegen die Verbraucherpreise um 0,2 Prozent über dem November-Stand.
Die Jahresteuerungsrate erhöht sich damit von jeweils 3,7 Prozent in den beiden vorangegangenen Monaten auf 3,8 Prozent. Die endgültigen Ergebnisse will die Wiesbadener Behörde etwa Mitte Januar vorlegen.
Nach den in den vergangenen Tagen veröffentlichten Statistiken der einzelnen Länder kletterten zuletzt erneut die Wohnungsmieten besonders stark. In Hessen stiegen diese im Jahresvergleich um 8,1 Prozent, in Baden-Württemberg und Bayern um fünf beziehungsweise 6,2 Prozent. Dagegen wirkte sich die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln und Energie bundesweit dämpfend auf die Inflationsrate aus.
BAGDAD, 23. Dezember (Reuter). Irak hat eine Forderung der Vereinten Nationen abgelehnt, Hilfslieferungen für die Kurden im Norden des Landes von UN- Mitarbeitern eskortieren zu lassen. Für die von ihr kontrollierten Gebiete lehne die Regierung jeglichen Geleitschutz der Konvois ab, teilte ein UN-Vertreter am Mittwoch in Bagdad mit. Das irakische Außenministerium habe jedoch erklärt, man sei bereit, zusammen mit den UN Konvois an zwei Kontrollposten an der Grenze zur Kurden-Schutzzone im Norden zu inspizieren. Die Weltorganisation hatte am vergangenen Samstag die Hilfslieferungen wegen einer Serie von Anschlägen ausgesetzt.
Der UN-Vertreter sagte weiter, UN-Generalsekretär Butros Ghali sei tief besorgt über die Bombenanschläge, die innerhalb der vergangenen 18 Tage auf drei Konvois verübt worden waren. Zuletzt waren vorige Woche zehn Sprengsätze auf Lastwagen mit UN-Hilfsgütern explodiert.
Auf der Bielefelder Alm gab es für Christian Ziege nichts zu meckern. Der Jungstar von Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München war beim 4:1 (0:0) der deutschen Fußball-Junioren "Unter 21 Jahre" gegen Albanien überragender Spieler. Durch den zweiten Sieg im dritten Qualifikationsspiel wahrte das Team von Trainer Hannes Löhr bei jetzt 4:2 Punkten und Platz zwei hinter Spanien (5:1) seine Chance auf die EM-Teilnahme.
Mit herrlichen Pässen setzte der 20jährige Ziege vor 3000 Zuschauern seine Mitspieler gekonnt in Szene und wurde seiner Rolle als "Leithammel" endlich gerecht. Ziege: "Ich habe im Training mit Marco Haber und Heiko Herrlich gesprochen. Als erfahrenere Spieler müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und die Mannschaft führen."
Ihm blieb trotz einiger guter Möglichkeiten - in der 44. Minute traf er mit einem Kopfball den Pfosten - ein Torerfolg versagt. Dafür trafen die beiden anderen "Routiniers", der Lauterer Haber (89.) und Herrlich von Bayer Leverkusen, der gleich zweimal (74. und 89.) erfolgreich war. Den vierten Treffer steuerte Zieges Vereinskamerad Markus Münch (48.) bei. Pali nutzte die einzige Chance der Gäste zum 1:1 (56.).
"In der ersten Halbzeit hätten wir das Spiel nicht klarer diktieren können. Nach der Pause haben wir dann die Tore gemacht, die wir am Anfang verpaßt haben. Unser Sieg geht auch in dieser Höhe völlig in Ordnung", meinte Ziege.
Mit großem kämpferischen Einsatz rehabilitierte sich der deutsche Nachwuchs für die schwache Vorstellung beim 1:2 gegen Spanien vor einer Woche in Osnabrück. Phasenweise wurde glänzend kombiniert. Einige spielerische Mängel waren allerdings gegen die harmlosen Albaner nicht zu übersehen.
"Wir können nicht aufspielen wie Brasilianer oder Spanier, unsere Stärke ist der Kampf. Auch gegen die Albaner wollten wir aggressiv spielen, denn wenn man ihnen den kleinen Finger reicht, sind sie aufgrund ihrer Technik brandge
Deutschland: Klos - Münch - Baschetti, Schneider, Kramny - Haber, Unger, Babbel, Ziege, Lottner, - Bäron (63.), Rydlewicz, Herrlich.
Albanien: Kasmi - Dashi - Zere, Pali - Zalla, Tufina, Dalipi (85. Zela), Quendro, Sokuli - Lamce, Fortuli.
Schiedsrichter: Micallef (Malta).
Tore: 1:0 Münch (48.), 1:1 Pali (56.), 2:1 Herrlich (74.), 3:1 Haber (89.), Herrlich (90.)
Zuschauer: 3000.
Gelbe Karten: Haber, Ziege - Tufina.
Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg muß weiter auf eine Entscheidung in den "Fällen" Zarate und Schwabl warten. Eine mögliche Zustimmung zum Transfer von Manfred Schwabl vom FC Bayern München zum "Club" hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vertagt.
Bei einem Treffen von "Club"-Präsident Gerhard Voack und DFB-Finanz-Chef Wilfried Straub mit Vertretern des italienischen Erstligisten Ancona Calcio in Frankfurt wurde keine Einigung über die noch zu zahlende Ablösesumme von vier Millionen Mark für den Argentinier Sergio Zarate erzielt. Die Nürnberger sollen einen Lösungsvorschlag unterbreiten.
Nach Meldungen italienischer Zeitungen hat Ancona dem 1. FC Nürnberg drei Alternativen angeboten: Die erste und von Ancona bevorzugte Lösung sieht vor, den Spieler für die laufende Saison gegen eine Leihgebühr von 1,2 Millionen Mark zu behalten und damit gleichzeitig ein Vorkaufsrecht zu erwerben. Die zweite Lösung wäre die Auflösung des Vertrages bei Zahlung einer Strafe. Die dritte Version: Ancona leiht Zarate bis zum kommenden Juni aus und tritt ihn dann wieder an den 1. FC Nürnberg ab. sid
Als "Nestbeschmutzung ersten Ranges" bezeichnete Hans Zach, Trainer des Deutschen Eishockey-Meisters Düsseldorfer EG, die Kritik des Weltverband- Präsidenten Günther Sabetzki (Düsseldorf) am Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft beim Iswestija-Cup in Rußland. Nachdem das DEB-Team nur den letzten Platz belegt hatte, erklärte Sabetzki, er habe sich für die deutsche Mannschaft geschämt.
Trotz des schwachen Abschneidens lobte Zach die Entscheidung von Bundestrainer Ludek Bukac, mit einem stark verjüngten Team bei dem erstklassig besetzten Turnier anzutreten. "Endlich hat man nach 30 Jahren Eishockey beim DEB den Mut, junge Spieler international auf breiter Basis vorzubereiten. Für mich ist es der absolut richtige Weg, den die Nationalmannschaft geht. Die junge Truppe hat sich tapfer geschlagen", meinte Zach. "Meiner Meinung nach sollte sogar eine Handvoll Spieler bei der WM 1993 im A-Team stehen, denn eine schlagkräftige WM-Mannschaft zeichnet sich durch eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern aus."
Eine positive Bilanz zogen Bukac und sein Assistent Franz Reindl: "Wir wollten jungen Spielern Gelegenheit geben, internationale Erfahrungen zu sammeln, um somit schrittweise die Spitze im deutschen Eishockey zu verbreitern. Denn in der Vergangenheit machte man den Fehler, mit einem zu kleinen Kader durch alle Turniere zu gehen." sid
Zum dritten Mal hintereinander erreichte der TV Großwallstadt in eigener Halle nur ein Unentschieden. Dem 28:28 gegen Milbertshofen und 24:24 gegen Niederwürzbach folgte am Mittwoch abend in Aschaffenburg das 17:17 (7:7) gegen Bayer Dormagen. Vizemeister SG Leutershausen beschenkte sich einen Tag vor Heiligabend mit einem 24:21(9:8)- Heimerfolg gegen TuRU Düsseldorf selbst.
SG Leutershausen - TURU Düsseldorf 24:21 (9:8). - Tore: Croy (6), Roth (5), Voinea (5/1), Löhr (3), Kunze (2), Löffler (2), Schuppler (1) für Leutershausen - Ratka (6/1), Gilsson (4/2), Rothenpieler (4), Tam (3), Strauch (1), Zenker (1), Sonnefeld (1), Schulz (1) für Düsseldorf - Zuschauer: 2000.
TV Großwallstadt - Bayer Dormagen 17:17 (7:7). - Tore: Bjarnason (5), Hochhaus (5), Roos (5/4), Karrer (1), Liesegang (1) für Großwallstadt - Sproß (5), Scheuermann (3), Kohlhaas (3) Andersson (3/1), Fitzek (1), Klemm (1), Schmidt (1) für Bayer Dormagen - Zuschauer: 2200.
SG Wallau-Massenheim - TSV Milbertshofen 23:21 (13:9). - Tore: Kaellman (12/3), Schwalb (4/2), Schoene (3), Beuchler (3), Heckmann (1) für Wallau-Massenheim - Rastner (6), Neitzel (4/2), Ochel (3), Kofler (2), F. Löhr (2), Greulich (2), Michaeler (1), Walter (1) für Milbertshofen - Zuschauer: 3200 (ausverkauft).
Ein Brief aus Mexiko
"sollten Sie eines Tages das dringende Bedürfnis nach gaumenzarten Ameiseneier verspüren, dann machen Sie sich einfach auf zu Don Chon." So oder ähnlich lautete der Ratschlag eines mexikanischen Geschäftsmanns, während er über die ewiggleichen Häppchen bei Cocktail-Parties lamentierte. Okay, dachte ich, und stellte mir eine Schicki-Micki-Kneipe mit einer verwöhnten Klientele vor. Doch weit gefehlt. "Ameiseneier? Don Chon?" Der Portier eines besseren Hotels in Mexiko-Stadt zog die Stirn kraus und erkundigte sich besorgt auf Englisch, ob ich nicht das japanische Restaurant um die Ecke versuchen wolle. Auch der Taxifahrer, der noch eine Sekunde zuvor behauptet hatte, das historische Zentrum wie seine Westentasche zu kennen, schüttelte bedenklich den Kopf. Don Chon's Restaurant in der geschäftigen Einkaufsstraße Regina entpuppte sich als Geheimtip in der mexikanischen Gastronomie. Nicht nur weil das einfache Lokal mit Plastikgestühl und unprätentiösem Eingang gern übersehen wird. Wer in "La Fonda Don Chon" in die dampfenden Töpfe schaut, macht entweder auf dem Absatz kehrt oder fühlt sich am Ziel seiner geheimsten Ameiseneier und Heuschrecken gefällig? Wünsche angelangt. Da ragt aus grüner Soße ein Iguana-Kopf. Da strekken geröstete Heuschrecken ihre dünnen Beinchen in die Höh. Da wickelt die Küchenhilfe Ameiseneier in heiße Tortillas oder häuft bräunliche Würmer, die sonst vorzugsweise Maguey- Kakteen bewohnen, auf die Teller.
"Don Chon" - die "Kathedrale prähispanischer Küche" - ist ein Paradies für die Leute, die schon immer mal wissen wollten, wie stecknadelkopfgroße Fliegeneier schmecken und die selbst vor Käfern nicht zurückschrecken. Für letztere, rund fünf Zentimeter große Exemplare, so bedauerte Alonso Reyes, sei es "leider" nicht die Zeit, aber dafür tischte uns der Eigentümer das ganze Repertoire seines einmaligen Menüs auf - samt dem "sauberen", rund daumenlangen Wurm, der vor allem aus weicher Hülle besteht und nach Kuddeln schmeckt.
Der 35jährige Mexikaner übernahm das Lokal von seinem Vater Don Jose Encarnacion Garcia. Der Kartoffelhändler aus Tutitlan, bereiste die mexikanische Republik und sammelte nebenbei prähispanische Rezepte. 1954, zu einer Zeit als die Metropole noch nicht am Smog und Verkehr erstickte und noch nicht zu den größten Städten der Welt zählte, eröffnete Don Chon schließlich ein kleines Restaurant im Zentrum von Mexiko-Stadt.
Sohn Alonso erbte nicht nur das Lokal, mit ihm kam auch der Koch Don Fortino Rojas. Ein fülliger Küchenmeister, der nicht nur bruzelt und brät sondern auch noch in einer Schürze, auf der das gesamte Menü Spuren hinterlassen hat, die Köstlichkeiten frisch aus der Küche serviert. Was der Gast fast auch selbst tun könnte. Denn wie in griechischen Tavernen kann er den Kopf ins Reich der Küche Montezumas strecken, wo in zwei Dutzend Aluminium-Töpfen das Unsägliche köchelt.
Die Zutaten besorgt sich Reyes wie sein Vater im mexikanische Hinterland. Nur sind sie heute etwas teurer. So kostet ein Kilogramm der Maguey- Würmer rund 150 Mark. Heuschrekken sind billiger. Den Preis bestimmt die steigende Nachfrage wie auch die Tatsache, daß beispielsweise Würmer nur zweimal im Jahr "geerntet" werden können. Kein Wunder, daß ein Teller der nicht gerade mit Schönheit beschlagenen Viecher, auf stolze 45 Mark kommt.
Iguanas, die seit Jahrhunderten von den Bauern wegen ihres Proteinreichtums geschätzt werden und wegen ihres Geschmacks als "prähispanische Hühner" gelten, steigen ebenfalls im Preis. Denn der Kahlschlag der tropischen Urwälder zerstört ihren Lebensraum und dezimiert den Bestand der Echsen.
Obwohl ein Geheimtip, so speisten bei "Don Chon" Gäste mit verwöhnten Zungen, wie Perus Ex-Präsident Alan Garcia, der Revolutionär und ehemalige Präsident von Nicaragua, Daniel Ortega, und natürlich Mexikos Regierungschefs. Der jetzige Amtsinhaber, Carlos Salinas de Gortari, griff zu Iguana in grüner Soße, erinnert sich Rojas.
Aber sonst lebt Don Alonso von "normalen Mexikanern" und Touristen, die sich in das Lokal verirren. Vorneweg Deutsche, die dem alten Glauben zuwiderhandeln, daß "der Bauer nichts ißt, was er nicht kennt." "Gefragt sind vor allem Insekten", sagt Reyes und schüttelt energisch den Kopf, ob manchem Gast solch ein Menü nicht auf den Magen schlage. "Im Gegenteil", behauptet er, "Ameiseneier sind so reich an Proteinen, daß sie als Aphrodisiakum wahre Wunder wirken."
Mit freundlichem Gruß
RITA NEUBAUER
Der Bericht in der FR vom 18. Dezember "Drei junge Männer bargen hilfloses Brandopfer" über einen Brand in Bad Nauheim hat eine Leserin angeregt, ihre eigenen Beobachtungen am Rande des
"Wie ich der Lokal-Rundschau entnehme, wurde bei dem Brand in der Hauptstraße von Bad Nauheim das bereits bewußtlose Brandopfer aus Sri Lanka von drei jungen Männer türkischer Herkunft gerettet. Diesem Faktum möchte ich folgenden Kommentar deutscher Zuschauerinnen gegenüberstellen, den ich auf meinem Einkaufsgang durch die Hauptstraße mitbekam:
(Der Brand ist inzwischen gelöscht, das Opfer - wie ich vom Polizeibamten auf Funkgerät höre - wegen Rauchvergifttung im Konitzkystif.)
Drei ,gutbürgerliche&rquote; Frauen stehen bei der Gruppe der Beobachtenden, als eine ihnen bekannte vierte Frau dazukommt.
Ruft die einer ihr zu: ,Ei, wo bleibste dann? Jetz haste was verpaßt!&rquote;.
Ergänzt die andere lachend: ,Die hammer ausgeräuchert! Werd aach Zeit, daß da owwe amal renoviert werd!&rquote; (Gelächter).
Angesichts dieser offenen Pogromstimmung wäre es dringend nötig, daß diese Damen sich fragen, was sie denn in ihrem Leben eigentlich ,verpaßt&rquote; haben, was sie in sich selbst ,ausräuchern&rquote; möchten, dann könnten sie vielleicht ,da owwe&rquote;, also in ihrem eigenen Kopf, mit einer Renovierung beginnen. Dazu wäre es allerdings höchste Zeit!"
Dipl.-Psych. Elvira Selow
Karlstraße 46
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Notdienste · Notdienste
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 /23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Do.: Wetterau-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 128, Tel. 0 60 33 / 99 44 -
Fr.: Taunus-Apotheke, Bad Nauheim, Kurstr. 9, Tel. 0 60 32 / 3 20 88 + Brunnen-Apotheke, Ober-Rosbach, Bahnhofstr. 14, Tel. 0 60 03 / 435 - Sa.: Engel-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 48, Tel. 0 60 31 / 55 90 u. 22 90 + Rosen-Apotheke, Nieder-Mörlen, Frankfurter Str. 116, Tel. 0 60 32 / 8 13 16 - So.: Usa-Apotheke, Bad Nauheim, Frankfurter Str. 55, Tel. 0 60 32 / 8 48 48.
Bad Vilbel. Do.: Süd-Apotheke, Frankfurter Str. 122, Tel. 0 61 01 / 8 53 34 -
Fr.: Heilsberg-Apotheke, Alte Frankfurter Str. 28a, Tel. 0 61 01 / 8 50 17 -
Sa.: Kur-Apotheke, Frankfurter Str. 119, Tel. 0 61 01 / 8 52 66 - So.: Nidda- Apotheke, Frankfurter Str. 28, Tel. 0 61 01 / 8 38 52.
Butzbach. Do.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42 - Fr.: Bahnhof- Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88 - Sa.: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Tel. 0 60 33 / 6 56 62 u. 7 18 73 - So.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41.
Karben/Niddatal. Do.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06 - Fr.: Römer-Apotheke, Okarben, Saalburgstr. 2, Tel. 0 60 39 /34 45 - Sa.: Apotheke Assenheim, Assenheim, Nieder-Wöllstädter-Str. 2, Tel. 0 60 34 / 22 06 - So.: Neue Apotheke, Klein-Karben, Wernher-von-Braun-Str. 29a, Tel. 0 60 39 / 35 91. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 5 28 01, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof Tel. 0 61 01 / 528 02.
Karben. Tel. 0 60 39 / 422 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
Wir gratulieren
Donnerstag Eheleuten Mathilde und Johann Brindl, Klein-Karben, zum Fest der Goldenen Hochzeit.
Frau Dorothea Schneider, Bad Vilbel, zum 91. Geburtstag.
Frau Elsa Guddat, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.
Herrn Josef Friedrich Metzler, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Herrn Fritz Welzel, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Heinrich Nem, Bad Vilbel, zum 93. Geburtstag.
Frau Elisabeth Stanzel, Klein-Karben, zum 71. Geburtstag.
Herrn August Rahner, Klein-Karben, zum 76. Geburtstag.
Herrn Adolf Meisinger, Okarben, zum 70. Geburtstag.
Frau Anna Liebmann, Assenheim, zum 91. Geburtstag.
Frau Magdalena Sprengel, Assenheim, zum 70. Geburtstag. Freitag Frau Anna Stahl, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Käthe Purwins, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Marie Hinniger, Klein-Karben, zum 90. Geburtstag.
Frau Maria Brunner, Kloppenheim, zum 89. Geburtstag.
Frau Luise Schnierle, Rendel, zum 84. Geburtstag. Samstag Frau Hildegard Ochwat, Bad Vilbel, zum 91. Geburtstag.
Frau Eliese Schmidt, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.
Frau L. Wolf, Bad Vilbel, z. 88. Geburtstag.
Frau Anna Janich, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Auguste Berg, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Lina Walter, Okarben, zum 88. Geburtstag. Herrn Anton Heller, Okarben, zum 89. Geburtstag.
Herrn Walter Schmidt, Ilbenstadt, zum 73. Geburtstag.
Herrn Rudolf Martin, Kaichen, zum 87. Geburtstag. Sonntag Herrn Wilhelm Eckert, Okarben, zum 78. Geburtstag.
Frau Katharina Adler, Petterweil, zum 77. Geburtstag.
Herrn Karl Finkernagel, Bönstadt, zum 75. Geburtstag.
Frau Elisabetha Werner, Ilbenstadt, zum 88. Geburtstag.
Ruf nach Möllemanns Rücktritt wird lauter
HANAU. Das Hanauer Franziskus- Haus besteht seit Anfang 1991, und seither wächst auch das Selbstvertrauen der Bewohner dieser Herberge, der Nichtseßhaften. Seien es die 26 Menschen im Übergangswohnheim, wo sie wieder seßhaft werden wollen, oder die Durchreisenden mit zwölf Übernachtungsplätzen, sie wehren sich immer häufiger gegen von ihnen so empfundene Behördenwillkür. Ulrich Gremm, Sozialpädagoge im Franziskus-Haus, führt dieses wachsende Selbstvertrauen darauf zurück, "daß sie bei uns Ansprechpartner haben, die ihnen den Rücken stärken und sie über ihre Rechte aufklären".
Nichtseßhafte fühlen sich oft als "Sozialhilfeempfänger dritter Klasse", wie es einer aus dem Franziskus-Haus formuliert. Dafür gibt es drei aktuelle Beispiele.
Heute zahlen die Sozialämter, meist nur binnen einer Stunde, die Weihnachtsbeihilfen aus. Während einem herkömmlichen Sozialhilfeempfänger 124 Mark und einem Wohnheimbewohner die Hälfte davon zusteht, muß sich ein Berber mit 20 Mark begnügen. Klaus Pichl, Leiter des Kreissozialamts, beruft sich dabei auf eine "Empfehlung" des zuständigen Landesministeriums mit der Begründung, erfahrungsgemäß kassierten die Nichtseßhaften die Beihilfe in mehreren umliegenden Kommunen und Kreisen. Gegen diese Regelung will ein Nichtseßhafter aus dem Franziskus-Haus Widerspruch einlegen. Die Amtsbegründung sei fadenscheinig, findet er, weil nur eine Stunde ausgezahlt werde. In dieser Zeit könne schlecht in mehreren Rathäusern abkassiert werden. Weil der Main-Kinzig-Kreis als Sozialhilfeträger einen Widerspruch ablehnte, beschreitet mit Peter K. jetzt ein anderer Nichtseßhafter aus dem Franziskus-Haus den Klageweg. Peter K. will sich vorm Verwaltungsgericht dagegen wehren, daß er seine Bekleidungsbeihilfe nicht bar erhält. Die vom Hanauer Sozialamt ausgegebenen Gutscheine hält er für diskriminierend und dem Bundessozialhilfegesetz widersprechend, weil er sich damit als Penner und Alkoholiker abgestempelt fühlt, Adressenvermerke gegen das Sozialgeheimnis verstießen und 70 Mark für Hose und Schuhe zu wenig seien, um damit längere Zeit auf der Straße leben zu können. Gegen die Gutschein-Praxis zu klagen, das ist unter deutschen Berbern bisher einmalig.
Das Kreissozialamt lehnt die Barzahlung ab, weil bei Peter K. nicht auszuschließen sei, "daß er auch bei anderen Sozialhilfeträgern die gleichen Beihilfen beantragt". Gegen das Argument mangelnder Kontrolle bringt Peter K. vor, diese Organisationsprobleme seien Sache der Verwaltung. Er wäre bereit, Quittungen für die Barzahlungen vorzulegen.
Daß es im Franziskus-Haus ein Übergangswohnheim mit Sozialbetreuung gibt, hatte sich bis zu Dr. Michael Schmitt-Hurm vom Kreisgesundheitsamt noch nicht rumgesprochen, bis die FR ihn mit der Beschwerde von Dieter L. konfrontierte. Dieter L., an der Bauchspeicheldrüse erkrankt, hatte über die 510 Mark monatliche Sozialhilfe hinaus im vergangenen September 45 Mark Diätgeldzuschuß beantragt. Schmitt-Hurms Unkenntnis führte aber zunächst zur Annahme, L. hätte ein Alkoholproblem und würde auf der Straße leben, so daß er die 45 Mark statt für Diät-Lebensmittel in Alkohol investieren könnte. Deshalb verlangte er von L., sich bei den Anonymen Alkoholikern zu melden und Essen auf Rädern zu sich zu nehmen. L. empfand das als "diskriminierend und bevormundend" und wandte sich an die FR. Daraufhin entschuldigte Schmitt-Hurm sich, er habe im Gegensatz zum sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes keinen Dauerkontakt zum Franziskus- Haus und habe L.s Fall daher falsch eingeschätzt. Daß L. sich die Diätkost wie bisher selbst zubereitet, will er nicht akzeptieren, sondern schlägt vor, daß die Küche des Franziskus-Hauses das übernimmt und sich dabei an einen speziellen Speiseplan des Gesundheitsamts hält. Daß L. nicht weiter trinke, davon sei auszugehen, weil er sonst das Franziskus- Haus verlassen müsse.
Schmitt-Hurm will den Zuschlag aber nur für höchstens drei Monate zugestehen. Das sei üblich, zudem sei dann eine neue ärztliche Untersuchung L.s erforderlich. L. selbst hofft jetzt, vom Kreissozialamt den Diätzuschlag rückwirkend bis zum September zu erhalten, als er den Antrag stellte. Andernfalls dürfte der nächste Widerspruch eines Nichtseßhaften aus dem Franziskus-Haus fällig sein. JOACHIM HAAS-FELDMANN
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Echzell. Freundeskreis Wetterau: Telefonnotdienst für Alkohol- und Medikamentenabhängige und deren Angehörige: Tel.: 0 60 08 / 315; / 457 ; / 72 09; 0 60 36 / 22 22; 0 60 45 / 66 78.
Nidda. Frauen-Notruf Borsdorf: In Krisensituationen Telefonnotdienst unter 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter). Kulturmix Bad Nauheim. GV Eintracht Ockstadt - Traditionelles Weihnachtskonzert, Fr. 19.30 Uhr, Kurhaus.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Weihnachtsmärchen, Sa. 15 Uhr, Kurhaus.
Wölfersheim. Jugendchor Langsdorf - Festliches Weihnachtskonzert, So. 17 Uhr, Christkönigskirche.
Nidda. Musikverein 1890 Schotten: Traditionelles Weihnachtskonzert, Sa. 15 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Vilbel. Bürgeraktive: Gemeinsam Weihnachten erleben, offene Feier, Do. 18-22 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Ev. Christuskirchengemeinde: Krabbelgottesdienst, Do. 15 Uhr, Grüner Weg 2.
Kath. Pfarrgemeinde Herz Jesu Massenheim: Weihnachtsvesper Fr. 17 Uhr; Hochamt Sa. 8.30 Uhr; Krippenfeier für Kinder Sa. 17 Uhr.
Rosbach. Ev. Stadtkirchengemeinde: Christvesper für Kinder und Erwachsene, Do. 16 Uhr; Vesper für Erwachsene, Do. 18 Uhr; Christnachtsfeier, 22.30 Uhr, Ev. Kirche Ober-Rosbach.
Butzbach. Kath. Kirchengemeinde St. Gottfried: Kinderchristmette mit Kinderschola, Do. 15 Uhr; Christmette Do. 17 u. 23 Uhr.
TV Frisch Auf Pohl-Göns: Weihnachtstanz, Fr.
Florstadt. Arbeitskreis Flüchtlingshilfe: Übergabe der Geschenke an Asylbewerber und Flüchtlinge, So. 14 Uhr, BH Nieder-Mockstadt. Niddatal. SV Assenheim: Weihnachtsball, Sa. 20 Uhr, Bürgerhaus.
Pik Sieben Assenheim: Skat-Turnier, So. 14 Uhr, BkS.
Karben. GV Eintracht Petterweil: Weihnachtsball, Fr. 20 Uhr, Albert-Schäfer-Haus. FSG Burg-Gräfenrode: Weihnachtsball, Sa. 20 Uhr, MZH Burg-Gräfenrode.
Ev. Kirchengemeinde Petterweil: Christvesper mit Krippenspiel, Do. 16 Uhr, Vesper mit einem Weihnachtsbild Do. 18 Uhr; Christmette, Do. 22 Uhr; Gottesdienst Fr. u. Sa. 10 Uhr, So. 19 Uhr.
Nidda. FFw Eichelsdorf: Weihnachtstanz, Fr. 20 Uhr, BH Eichelsdorf.
GV Ulfa: Weihnachtstanz, Sa. 20 Uhr, BH Ulfa.
Sporttreibende Vereine: Sportlerball, Sa. 20 Uhr, Bürgerhaus.
Büdingen. Vereinsgemeinschaft Wolferborn: Weihnachtstanz, Sa., Wolferborn. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanztee, Sa. 15 Uhr, Kurhaus.
Nidda. Weihnachtstanztee, Fr. 15 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Geänderte Öffnungszeiten Friedberg. Adolfsturm bleibt bis 15. 01. geschlossen.
Wetterau-Museum; Judenbad: Do. 9-12 Uhr; Fr. u. Sa. geschlossen.
Bibliothekszentrum Klosterbau: Do.- Sa. geschlossen.
Kfz-Prüfanlagen der TÜH: am Do. zu.
Das Finanzamt ist am Do. geschlossen.
Bad Nauheim. Rosen-Museum Steinfurth: Do. geschlossen, Fr. u. Sa. 14-17 Uhr, So. 10-17 Uhr.
Eisstadion: Do. u. Fr. geschlossen; Sa. u. So. 9.45-11.45 u. 14.45-16.45 Uhr.
Nidda. Sole-Bewegungsbad: Do. 7-12 Uhr; Fr. geschlossen; Sa. 8-16 Uhr; So. 9-18 Uhr. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).
Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).
Rosbach. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Grafik, Plastiken des 20. Jh., tägl. außer Mo., 14-18.30 Uhr, Kunstgalerie Rodheim, An der Mergel 16, Rodheim (bis 30. 12.).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Am Donnerstag keine Vorstellungen. Roxy: Kevin - allein in New York (Fr. u. Sa. 15, 17, 20.15, 22.30; So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (Fr. u. Sa. 15, 17; So. 13.45, 16, 18 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Fr. u. Sa. 20.15, 22.30; So. 20.30 Uhr) - Studio: Das Kleine Gespenst (Fr. u. Sa. 15; So. 13.45, 16 Uhr); Sister Act (Fr. u. Sa. 17, 20.15, 22.30; So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (Fr. u. Sa. 15, 17; So. 13.45, 16, 18 Uhr); Die Schöne und das Biest (Fr. u. Sa. 20.15, 22.30; So. 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Tom & Jerry (Do. 14; Fr.-So. 15.30 Uhr); Grüne Tomaten (Fr.-So. 19 Uhr); Cyrano de Bergerac (Fr.-So. 21.15 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Freundinnen (Sa. 15.15 Uhr); Tschitti Tschitti Bäng Bäng (Sa. 17.45 Uhr); Ist das Leben nicht schön? (Sa. 20.15; So. 17.45 Uhr); E.T. - Der Außerirdische (So. 15.15 Uhr); Casablanca (So. 20.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Kevin - allein in New York (Do. 14 Uhr; Fr.-So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Tom & Jerry (Do. 14 Uhr; Fr.-So. 15 Uhr); Universal Soldier (Fr.- So. 20 Uhr).
Altenstadt. Am Donnerstag keine Vorstellungen. Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (Fr.-So. 16 Uhr); Strictly Ballroom (Fr.-So. 18 Uhr); Chanson der Liebe (Fr.-So. 20.30 Uhr).
Büdingen. Am Donnerstag keine Vorstellungen. Royal: Kevin - allein in New York (Fr. 20, 22.30; Sa. u. So. 15, 17.17, 20 Uhr) - Princess: Die Schöne und das Biest (Fr. 20, 22.30; Sa. u. So. 15, 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Am Donnerstag keine Vorstellungen. Sternpalast: Die Schöne und das Biest (Fr.-So. 16, 19.45 Uhr); Monty Python's Das Leben des Brian (Fr.-So. 22 Uhr).
Lich. Am Do. keine Vorstellungen.
Traumstern: Das Kleine Gespenst (Fr.-So. 15.30 Uhr); Strictly Ballroom (Fr.-So. 17.15 Uhr); Children of Nature (Fr.-So. 19.30 Uhr); IP 5 (Fr.-So. 21.45 Uhr); Delicatessen (Fr.-So. 24 Uhr). (ohne Gewähr)
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "14. 7. 1792: Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik" (bis 3. 1.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstükke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen - Drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900" (bis 10. 1.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Stadt- & Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Ausstellung "Gustav Landauer - Leben & Werk" (bis 30. 12.); Vitrinenvorraum B-Ebene: Archiv-Ausstellung "Spielhölle - Ästhetik & Gewalt" (bis 23. 12.).
Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis Fr., 17 bis 21 Uhr, Sa., 13 bis 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr, Art-Aid 1992 (bis 1. 1.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West: Weihnachtsschau (bis 3. 1.).
Café Eckstein, An der Staufenmauer 7: Hermann Oehling - Fotografien (9. 1.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F. K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Isa Genzken - "Jeder braucht ein Fenster" (bis 3. 1.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.Lange Arbeitspausen bei Volkswagen in Baunatal
KASSEL (dpa). Im Getriebewerk von Volkswagen im nordhessischen Baunatal bei Kassel müssen vom 21. Januar bis 26. Februar nächsten Jahres rund 5000 Beschäftigte eine Zwangspause einlegen. Darauf haben sich jetzt Geschäftsleitung und Betriebsrat verständigt. Für die Arbeitnehmervertretung hat nach eigener Darstellung "Kurzarbeit Vorrang vor allen anderen Maßnahmen". Bereits vor längerer Zeit war beschlossen worden, daß zwischen Weihnachten und Neujahr die Bänder in der Fabrik komplett stillstehen und daß in der ersten Januarwoche 3900 Leute nicht zur Arbeit antreten müssen.
Wegen der schrumpfenden Auto-Nachfrage ist aus heutiger Sicht im nächsten Jahr in Baunatal eine Drosselung der Getriebeproduktion um zehn Prozent auf 10 000 Stück monatlich vorgesehen. Aus der Fertigung des Werkes werden auch Fahrzeug-Modelle der Wolfsburger Töchter Audi (Ingolstadt) und Seat (Spanien) beliefert.
NAUHEIM. Tödlich verunglückte am Dienstag abend ein 35jähriger Rüsselsheimer, der auf der L 3040 nahe Nauheim von einem Kleinlaster erfaßt und durch die Luft geschleudert worden war. Der Mann war laut Polizeiangaben trotz des separaten Rad- und Fußwegs auf der Straße in Richtung Trebur gelaufen, als er von dem in gleicher Richtung fahrenden Kleinlaster erfaßt und so schwer verletzt wurde, daß er wenig später im Krankenhaus starb. Der Rüsselsheimer stand dem Polizeibericht zufolge "offenbar unter Alkoholeinfluß". wal
Aufgespießt
"Das hat in der deutschen Öffentlichkeit überhaupt keine Rolle gespielt. Der Papst, mit allem Respekt, wird dort politisch nicht ernst genommen, und Österreich wird einfach als Operettenstaat betrachtet." Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, vor dem Jüdischen Weltkongreß in New York zur Begegnung zwischen Papst Johannes Paul II. und dem damaligen österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim.
FR-Leserinnen und -Leser grüßen ihre Verwandten, Freunde . . .
. . . und Bekannten zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr 1993
Für die Händlerschürze bitte
"Jugos"
verwenden..gz
Pro Familia warnt vor Anrufer
HANAU. Die Hanauer Pro Familia warnt vor einem Anrufer, der Frauen am Telefon angeblich im Auftrag der Beratungsstelle ausfragt. Der Mann, der sich als Herr Schneider ausgibt und vortäuscht, eine Umfrage für die Pro Fa zu machen, stellt den Frauen intime Fragen. Die Beratungsstelle bittet Frauen, die belästigt wurden, sich bei der Beratungsstelle (Tel: 2 18 54) zu melden. Die Pro Familia will zudem die Kriminalpolizei einschalten. alu
KELSTERBACH. Auch diesmal hat die Stadt zum Christfest an ihre älteren und hilfsbedürftigen Mitbürger gedacht und sie mit Päckchen oder Gutscheinen beschenkt. 66 075 Mark aus dem Stadtsäkkel kostet diese Bescherung, die nunmehr im 20. Jahr durchgeführt wird, organisiert über das Sozialamt und die städtische Sozialhilfekommission mit Anna Rigoni und Hans Draisbach an der Spitze. Bürger/innen ab dem 70. Lebensjahr sowie Sozialhilfempfänger und andere Hilfsbedürftige erhielten diesmal insgesamt 1300 Päckchen. Jedes vierzig Mark wert, insgesamt 52 000 Mark. Zudem verteilten die städtischen Gremien 43 Gutscheine á 75 Mark an die Kinder von Sozialhilfeempfängern (insgesamt 3225 Mark) und 19 Mal je 100 Mark an körperlich und geistig behinderte Kinder. Den gleichen Betrag erhielten zwei Halbwaisen und acht Heimkinder sowie 67 Kelsterbacher, die in einem auswärtigen Alten- und Pflegeheim untergebracht sind. Hans Draisbach von der Sozialhilfekommission besuchte selbst 36 dieser ehemaligen Mitbürger. Zu einer offiziellen vorweihnachtlichen Bescherung gab es im Tagesraum des Altenwohnheimes, wo neben städtischen Vertretern auch die der örtlichen Bankinstitute Geschenke überreichten.
Im Kelsterbacher Bürgerhaus feierte die lokale Gemeinschaft der Rollstuhlfahrer und Gehbehinderten Weihnachten. "Keine Gruppe der Gesellschaft darf auf irgendeine Weise ausgegrenzt werden", mahnte Monik Fuchsberger, Sozialarbeiterin und auch Betreuerin der "Rolli- Gruppe". cas
RÜSSELSHEIM. Die Rüsselsheimer sollen im Hallen- und Freibad an der Lache nicht in einer Bauruine auf dem Trockenen sitzen bleiben. Es wird weitergebaut, auch wenn die Kosten gegenüber den ursprünglichen Ansätzen erheblich in die Höhe geklettert sind. Darüber gab es im Stadtparlament Krach, bis entschieden war: Dafür votierte die Mehrheit von SPD und CDU, dagegen zehn Stadtverordnete (acht Grüne und zwei Sozialdemokraten). Fünf Stadtverordnete enthielten sich (vier FDP, einer CDU).
Die Kommunalpolitiker nahmen somit die Erhöhung der Sanierungskosten von 9,040 auf 9,625 Millionen Mark zur Kenntnis. Die notwendigen 585 000 Mark zusätzlich werden im Etat 1993 bereitgestellt. Doch schon jetzt ist klar, daß die Stadtkasse noch mehr gefordert werden wird: Weitere Mehrkosten von rund zwei Millionen Mark kündigte der Magistrat vorsorglich zur Sanierung der Anlage von asbesthaltigen Materialien an.
Für die SPD sprach Peter Layer von deutlichem Unmut wegen der Mehrkosten. Die Fraktion stimme jedoch zu, damit die Anlagen im Interesse der Bürger bald wieder in Betrieb genommen werden könnten. Das wüßten auch die kleineren Fraktionen, die sich deswegen anders verhalten könnten.
Mit Empörung und Bedauern, um am Ende doch zuzustimmen, sei es nicht getan, monierte Folkmar Schirmer (Grüne). Es gebe inzwischen eine "unendliche Geschichte" der Kostenüberschreitungen in Rüsselsheim. Seine Fraktion mache da nicht mit. Das Übel müsse an der Wurzel gepackt, Abhilfe geschaffen werden.
Verantwortlich sei letztlich der Magistrat, betonte Ragnar Otto (FDP). Er riet, nur noch so viel auf dem Bausektor zu machen, wie die Stadt als Bauherr auch übersehen könne. Bei der CDU waren die Meinungen geteilt, am deutlichsten formulierte Erich Nitschke seine Kritik.
Von Unterstellungen und Platitüten Schirmers sowie simplem Wahlkampf sprach Hans-Karl Gerbig (SPD). Schließlich könne man die Bäder nicht als Ruinen stehen lassen.
Es gebe nichts zu beschönigen, gestand Oberbürgermeister Norbert Winterstein daraufhin, daß erst während des Baues einige zusätzliche Aufgaben wie Asbestsanierung entdeckt und weitere Wünsche angemeldet worden seien. cas
In den gelben Büchern der Post zu blättern kann mitunter eine spannende Lektüre sein, kann belustigen und erheitern, oder Assoziationen wachrufen an fremde Länder, fremde Menschen, Urlaubserinnerungen, lukullische Köstlichkeiten und dergleichen mehr.
An Weihnachten liegt es nahe, einmal nach jenen Leuten Ausschau zu halten, deren Name im Zusammenhang mit dem "Fest aller Feste" steht. Und siehe da: Im Höchster Telefonbuch ist die ganze Geschichte der "seligen" und "fröhlichen" Zeit nachzulesen.
Die Namen "Selig" und "Fröhlich" sind ebenso vertreten wie der "Heilig(e) Abend" und das "Christ-Kind" höchstpersönlich. Im "Winter", wenn der "Schnee" leise rieselt, schweben dreißig Höchster "Engel" auf die Erde nieder, ein "Licht" funkelt im "Finsterbusch", "Knecht" "Ruprecht" stapft durch den dunklen "Tann", und auch der "Nicolaus" ist nicht allzu weit.
Vom "Himmelreich" leuchtet der "Stern", ein "Schäfer" mit seiner "Herde" rastet auf dem "Felde", und nicht drei, sondern gleich 28 "König(e)" pilgern zum "Kind", das aber nicht in der Krippe, sondern in einem "Krippendorf" liegt und auch "Heiland" genannt wird.
Als Geschenke bringen die Könige "Weihrauch" mit, und der "Ochs" und das "Kalb" im Stall und der "Herr" im "Himmel" freuen sich darüber. Auf der Erde freuen sich die Menschen über einen geruhsamen "Feierabend" mit dem geschmückten "Baum" und der duftenden "Gans(s) im Bratofen.
Nun kann wirklich "Weihnacht" kommen. Letzterer Name allerdings findet sich nur im Bad Sodener Telefonbuch. CHRISTA ROSENBERGER
LINSENGERICHT. Der Seniorenbeirat ist noch nicht gegründet, da tauchen schon die ersten Irritationen auf: Obwohl die Gemeindevertreter einem entsprechenden Vorstoß der SPD einmütig grünes Licht gaben, geht in Linsengericht das Gerücht um, kein Volksvertreter wolle sich in dem Gremium engagieren. "Das ist schlichtweg falsch", ärgern sich nun die Genossen und bitten für Montag, 28. Dezember, 19 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung in die Alte Schule von Großenhausen.
Grund für den Knatsch: Nach Angaben des SPD-Vorsitzenden Hans Gaß hatte Bürgermeister Theo Ratzka zum ersten Gespräch über den Seniorenbeirat "nur einen kleinen Kreis" aus Vertretern der Kirchengemeinden und Seniorenverbände gebeten, nicht aber die Kommunalpolitiker. "Warum er die politischen Parteien nicht ansprach, ist unklar", fragt sich nun die SPD.
Dieses Versäumnis wollen nun die Genossen wiedergutmachen: Sie laden "alle an Senioren-Arbeit Interessierten" zu dem Treffen ein, um gemeinsam über eine Zusammenarbeit zwischen Beirat und bereits vorhandenen Gruppen sowie neue Wege zu diskutieren. Dabei betont Gaß, daß "wir allergrößten Wert auf Unabhängigkeit und Selbständigkeit dieser Gruppierungen legen". tja
OBERTSHAUSEN. Im Oktober des nächsten Jahres soll das um- und ausgebaute Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Obertshausen fertig sein. Das Richtfest für den Erweiterungsbau Ecke Quer- und Waldstraße wurde bereits gefeiert. Ende Juli war mit dem Bau begonnen worden. Ihm mußten die beiden Gebäude in der Querstraße 6 und 8 weichen, wodurch sich die Grundstücksfläche um etwa 800 Quadratmeter erweiterte.
In dem neuen Gebäude wird die Freiwillige Feuerwehr in Zukunft über eine 490 Quadratmeter größere Nutzfläche verfügen können. Vor allem werden sich die Feuerwehrleute dann nicht mehr zwischen den Wagen umziehen müssen, wo bislang aus Raummangel die Spinde standen. "Das war auch der Hauptgrund für den Umbau", sagt Stadtbrandinspektor Horst Nagel.
Wenn das Haus fertig ist, wird es auch eine Kleiderkammer geben, bislang mußten die Mitglieder der Jugendfeuerwehr ihre Uniformen immer mit nach Hause nehmen. Außerdem wird es Schulungsräume, Platz für die Verwaltung und für die Funkzentrale geben, Lagerräume und eine Werkstatt sowie Sanitärräume.
Auf 2,5 Millionen Mark werden die Kosten für den Um- und Ausbau geschätzt, 277 000 Mark hat das hessische Innenministerium zugeschossen.
Die Freiwillige Feuerwehr Obertshausen, die in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden ist, zählt laut Auskunft von Horst Nagel derzeit 58 Aktive und zusätzlich 36 Jugendliche. Auch drei Mädchen machen mit. pmü
FRIEDRICHSDORF. Die Zufahrt vom Alemannenweg im Neubaugebiet "Römerhof" zur Umgehungsstraße Seulberg bleibt gesperrt. Das ist das Ergebnis eines Termins, bei dem Bürgermeister Gerd Schmidt, das Straßenbauamt Königstein und diejenigen, die am Römerhof ihr Häuschen bauen, am Dienstag zusammenkamen. Das Straßenbauamt Königstein - zuständig für die Seulberger Umgehungsstraße - hätte der Öffnung des Alemannenweges nur zugestimmt, wenn gewährleistet worden sei, daß "alle Autos mit sauberen Reifen" auf die Umgehungsstraße auffahren. Dies sei für die Verkehrssicherheit unabdingbar.
Danach sieht es aber derzeit nicht aus: So lange am Römerhof, wo insgesamt 150 Eigenheime entstehen, noch gebaut wird, wird es dort auch dreckig sein. Deshalb wurde nun darauf verzichtet, die Durchfahrt vom Alemannenweg über den Schleidweg für die Autos zu schaffen, die statt dessen den Weg über die Obere Römerhofstraße nehmen.
Sicherheit soll auch eine weitere Regelung bringen: Vom Innenhof der siebten Baugruppe aus wird ein Fußweg zum Kinderspielplatz angelegt: Der befindet sich zwischen dem Lilienweg und dem vierten Bauabschnitt.
Der Bürgermeister weist aber auch darauf hin, daß alle Pläne nur ihre Wirkung zeigen, wenn auch die Bauherren selbst ihren Anteil beitragen. Dort, wo sich der Platz auf dem Grundstück schon schottern lasse, könnten die Eigentümer bereits Stellplätze für ihre Autos anlegen, so daß die Straße frei bleibt. Das erleichtere die Bauarbeiten. Auch die Baufahrzeuge sollten, wenn möglich, auf den Grundstücken abgestellt werden, damit "ausreichend Straßenraum frei" bleibe. ca
Ich persönlich neige zu der Position, daß es sinnvoll ist, sich an dem Ort, an dem man lebt, einzumischen und ich denke auch, daß es da etwas gibt, wofür es sich lohnt, sagt Kurt Grünberg
Tips und Termine · Tips und Termine
Heiliger Abend / Weihnachten / Sonntag
Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (Fr., Sa. und So.: : 15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Kevin allein in New York (Fr., Sa. und So.: 15 Uhr); Sister Act (Fr., Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Schöne und das Biest (Do.: 14 Uhr; Fr., Sa.: 17 Uhr; So.: 15 und 17 Uhr); Grüne Tomaten (Sa. und So.: 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Sister Act (Sa. und So.: 16 und 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Tom und Jerry - Der Film (Sa. und So.: 14.30); Sister Act (Fr.: 20.15 Uhr; Sa. und So.: 17 und 20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Die Schöne und das Biest (Fr., Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Mein Bruder Kain (Fr., Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Do.: 14.30 Uhr; Kevin allein in New York (Fr.: 20.15 Uhr; Sa. und So.: 15, 17.30 und 20.15 Uhr).
Oberursel. Galerie Streitenfeld, Lange Straße 75: "Bühnenbild, Plakat, Buchillustration" von Volker Pfüller (am 1. Weihnachtsfeiertag von 11.00 bis 14.00 Uhr).
Heiliger Abend
Bad Homburg. Bereitschaftsdienst des Amtsgerichtes für eilige Rechtssachen: 7.30 bis 12 Uhr.
Kronberg. Weihnachtsfeier im Ernst- Winterberg-Haus, 16.30; wer abgeholt werden möchte, rufe bitte umgehend nachstehende Nummer an: Tel. 0 61 73 /6 83 64.
2. Weihnachtsfeiertag
Bad Homburg. Weihnachtsball der SGK, im Bürgerhaus Kirdorf, Beginn: 20 Uhr.
Bad Homburg. Weihnachtskonzert in der Erlöserkirche, 17 Uhr.
Glashütten. Konzert in der Schloßborner Pfarrkirche, 17 Uhr. Vereine/Organisationen
Oberursel. Jahresabschlußwanderung "Naturfreunde", Treff: BMW-Wiese, 9 Uhr.
Mir hat mal jemand vor kurzem gesagt, daß ich mich anhöre wie ein Jude Anfang der 30er Jahre, als viele Juden meinten, die Zeit zu gehen, sei noch nicht gekommen und dann sei es zu spät gewesen.
Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, in denen Mannschaften wie der SV Steinfurth, die SG Rodheim, Germania Ockstadt oder der SV Nieder-Weisel den Konkurrenten schon nach Abschluß der Vorrunde um Längen enteilt waren, dürfen sich die Wetterauer Fußball-Freunde diesmal auf ein ausgesprochen spannendes Rennen im Kampf um die Friedberger Bezirksliga-Krone gefaßt machen. Ab der Rückrundenfortsetzung Ende Februar nächsten Jahres gelten nämlich nicht weniger als neun Vereine als aussichtsreiche Kandidaten für den Bezirksoberliga-Aufstieg, zumal das mit jeweils 23:13 Zählern punktgleich an der Spitze liegende Führungstrio KSV Klein-Karben Reserve, VfR Butzbach und SV Hoch- Weisel vom Tabellenneunten TuS Rokkenberg nach Minuszählern gerade mal ein Pünktchen trennt.
Interessant dabei, daß vermeintliche Außenseiter wie Butzbach, Hoch-Weisel oder Aufsteiger SV Nieder-Wöllstadt den hochgehandelten Titelfavoriten VfB Friedberg und VfR Ilbenstadt des öfteren die Schau stehlen konnten, während der letztjährige Vizemeister FC Nieder-Florstadt andererseits aufpassen muß, nicht in die fünf Klubs umfassende Abstiegszobe abzurutschen. Für die Friedberger Fußballfans mag die vor allem an der Spitze herrschende Leistungsdichte ihren Reiz haben - das Team, das letztlich die Nase vorn hat, steht jedoch vor einer höchst ungewissen sportlichen Zukunft. Dies ist jedenfalls die Meinung von Herbert Kollosche, Erster Vorsitzender und langjähriger Trainer des Bezirksoberliga- Absteigers FC Kaichen: "Egal, welche Mannschaft den Sprung in überregionale Gefilde schafft, die Freude darüber wird sich, sollten keine erheblichen personellen Verstärkungen getätigt werden, schnell ins Gegenteil umkehren. Nach der momentanen Leistungsstärke zu urteilen, wäre keiner der Aufstiegsaspiranten auch nur annähernd in der Lage, den Bezirksoberliga-Klassenerhalt zu pakken."
Apropos FC Kaichen: Die Niddataler sind der eine von lediglich zwei Vereinen, in denen sich die Wege von Trainer und Mannschaft vorzeitig trennten. Edgar Hoffmann, zum Rundenstart verpflichteter Kallosche-Nachfolger, warf am 13. Dezember - unmittelbar nach der 0:3- Heimpleite gegen Schlußlicht Kloppenheim - enttäuscht das Handtuch. Bereits einen Woche vorher zog Bingenheims Spielertrainer Siggi Freienstein die Konsequenzen aus der rasanten KSV-Talfahrt - Interimscoach Peter Weinberger wird bis zum Saisonende alle Hände voll zu tun haben, um noch größere Schäden abzuwenden. "Bis Ende Mai, aber keinen Tag länger", will hingegen Wolfgang Nebel, Coach des unter permanenter Personalknappheit leidenden FC Ober-Rosbach, seinen Trainerpflichten nachkommen. Danach erwartet ihn eine weit reizvollere Aufgabe, denn schon jetzt sicherte sich der Bezirksoberligist SV Nieder-Weisel Nebels Dienste für die Saison 1993/94.
Im übrigen läßt sich in allen Lagern der insgesamt 16 Friedberger Bezirksligisten das Prinzip "Leistung vor Alter" nicht mehr wegdiskutieren, denn, so der einhelligen Tenor, was den hochbezahlten Profi-Strategen inklusive "Bundes- Berti" Hans-Hubert Vogts recht sei, könne der Amateurkicker-Gilde zur billig sein. Nicht anders ist es zu erklären, daß Fußballer wie beispielsweise Wolfgang Nebel (FC Ober-Rosbach), Thomas Weiß (SV Nieder-Wöllstadt) oder Lothar Ebert (FC Kaichen), die der "schönsten Nebensache der Welt" eigentlich nur noch in der Soma nachzugehen beabsichtigten, plötzlich wieder auf den Spielbögen der betroffenen Klubs erscheinen. "Da weiß man eben, was man hat", verteidigt Kaichens Vorsitzender Herbert Kollosche das Comeback des FC-Routiniers, stellvertretend für ähnliche Maßnahmen in anderen Vereinen. Auch ein Indiz dafür, daß man vielerorts in punkto Leistungsvermögen mit dem vorhandenen Spielerstamm keinen Schritt weitergekommen ist. UWE BORN
MAIN-KINZIG-KREIS. Energisch zurückgewiesen hat Landrat Karl Eyerkaufer die Kritik des CDU-Kreistagsabgeordneten Hans-Jörg Vogler im Zusammenhang mit der Gründung des Nahverkehrs-Zweckverbandes im Main-Kinzig- Kreis, weil die Stadt Hanau nur als beratendes Mitglied in den Verband integriert werden soll.
"Ich nehme mir nicht heraus, der CDU in irgendeiner Weise Tips in personeller Hinsicht zu geben. Aber Herr Vogler ist ganz offenbar mit dem Vorsitz des Ausschusses für Struktur, Wirtschaft, Verkehr und Energie hoffnungslos überfordert", gibt Eyerkaufer dann doch Ratschläge. Er erinnert sowohl an die Sitzung dieses Ausschusses vom 2. Dezember als auch an die Sitzung des Kreistages vom 4. Dezember, in denen die Satzung des Nahverkehrs-Zweckverbandes jeweils einstimmig mit der Formulierung beschlossen worden war: "Die Stadt Hanau ist bis zu einem späteren - jederzeit möglichen - Beitritt beratendes Mitglied." Vogler und die CDU müßten wissen, meint der Landrat weiter, daß die Stadt Hanau selbständiges Mitglied in der Rhein-Main-Verkehrsverbundes-Vorbereitungsgesellschaft mbh ist und daher natürlich keine Notwendigkeit sieht, Mitglied im Nahverkehrszweckverband des Kreises zu werden. Dies ist nach Ansicht Eyerkaufers auch kein entscheidender Nachteil für die Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Kreis. Hanau trage nämlich schon jetzt - im Gegensatz zu den meisten Städten und Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises - die Defizite aus dem Personennahverkehr in vollem Umfang selbst.
Im übrigen sei die Hanauer Straßenbahn AG bisher stets bereit gewesen, gewünschte Verkehrsleistungen zu erbringen, wenn sich dafür ein Kostenträger gefunden habe.
Als Beispiel nennt Eyerkaufer den seinerzeit neu eingerichteten Direktverkehr zwischen dem Hanauer Hauptbahnhof und Voglers Heimatgemeinde Erlensee. Daß diese Strecke nach neunmonatigem Probebetrieb wieder eingestellt wurde, sei darauf zurückzuführen, daß weit weniger Fahrgäste die Verbindung nutzten, als nach einer vorherigen Umfrage zu erwarten gewesen wäre, und daß die Gemeinde Erlensee darüber hinaus nicht mehr bereit gewesen sei, die anfallende Unterdeckung zu übernehmen.
Die Forderung Voglers, für alle Gemeinden im Kreis eine Busverbindung zur künftigen S-Bahn-Station in Hanau oder zu den wichtigen Haltepunkten der Bahn zwischen Hanau und Schlüchtern zu schaffen, zeigt nach Überzeugung Eyerkaufers, daß dieser sich in der Materie nicht allzugut auskennt. Derzeit führten nämlich bereits alle regionalen Buslinien zu den an der Bundesbahnstrecke gelegenen Städten Schlüchtern, Steinau, Bad Soden-Salmünster, Wächtersbach, Gelnhausen und Langenselbold. are
WIESBADEN. Auch mehr als zwei Monate nach Auslaufen des regulären hessischen Abschiebestopps für türkische Kurden ist deren Zukunft weiter unklar. Innenminister Herbert Günther (SPD) will Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) demnächst noch einmal schriftlich um eine "definitive Entscheidung" über die hessische Bitte um Verlängerung des Abschiebeschutzes bitten, wie Günthers Sprecher Gert-Uwe Mende auf Anfrage mitteilte.
Günther macht sein weiteres Vorgehen damit nach wie vor von einem Votum aus Bonn abhängig. Bis dahin gilt in Hessen weiter eine vorläufige Anweisung an die Ausländebehörden, rechtskräftig abgelehnte Asylbewerber kurdischer Herkunft zunächst nicht in die Türkei abzuschieben.
Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Horst Waffenschmidt, hatte vor einer Woche im Bundesrat erklärt, Seiters habe rechtlich "keine Möglichkeit mehr", der Verlängerung von Abschiebestopps zuzustimmen, weil es dafür im November kein einheitliches Votum der Bundesländer gegeben habe.
Der Grünen-Fraktionschef im hessischen Landtag, Rupert von Plottnitz, hatte diese Erklärung als "Täuschung der Öffentlichkeit" bezeichnet. Bonn könne laut Plottnitz "auf Begehren eines Bundeslandes" und "natürlich ohne jede Rücksicht auf die Haltung anderer Bundesländer zustimmen". Nach Rechtsauffassung der hessischen Grünen könnte Seiters der hessischen Bitte um Verlängerung also nach wie vor nachkommen.
Innenminister Günther will mit seinem neuen Brief Bonn nun zu einem ausdrücklichen Votum zum Abschiebeschutz in Hessen bewegen. me
FR-Altenhilfe auf dem Weg zur zweiten Million Auch das Jahr 1992 schließt mit einer Rekordsumme ab Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter Erfreuliche Bilanz in Sachen FR-Altenhilfe: Zu Heiligabend haben wir die Summe von 1 858 000 Mark erreicht. Das sind 150 000 Mark mehr als zum vergleichbaren Zeitpunkt des letzten Jahres. Zusammen mit dem "Schlappekicker", der Sammlung für alte und bedürftige Sportler, die 39 600 Mark eingenommen hat, sind das rund 1,9 Millionen Mark. Rechnet man die erfahrungsgemäß noch zwischen den Jahren eingehenden Gelder hinzu, so dürfte die "Traumgrenze" von zwei Millionen in diesem Jahr überschritten werden. Ein Erfolg, mit dem wir angesichts anderer Spendensammlungen, vor dem Hintergrund der Nöte und Kriegswirren in aller Welt, fast nicht gerechnet hätten. Die abgedruckten Spendenlisten haben den Beweis erbracht, daß der Ruf "Not gemeinsam lindern" gehört wurde: Mehr als 16 000 Spender und FR-Leser aus ganz Deutschland, aus dem europäischen Ausland und sogar aus Übersee wurden bisher registriert. Darunter sind Kinder, die ihr Sparschwein schlachteten und fünf Mark gaben, aber auch viele Schulklassen oder Vereine. Betriebe verzichteten auf ihre Weihnachtsfeier oder Werbegeschenke und schickten das eingesparte Geld an uns. Einige Privatleute gaben zwischen 2000 und 5000 Mark.
Ein Beweis des Vertrauens gegenüber der Institution FR-Altenhilfe, die, nach dem Krieg vom Herausgeber und Chefredakteur Karl Gerold ins Leben gerufen, damals mit einem Schlußbetrag um 6000 Mark angefangen hat.
Mit der heutigen Summe stehen die Leser und Spender der FR-Altenhilfe im übrigen an der Spitze aller deutschen Zeitungen, die ähnliche Aktionen machen. Mittlerweile erreichten uns schon hunderte von teilweise erschütternden Briefen, in denen die Beschenkten sich über 300 Mark und mehr, je nach Notlage, bedanken: "Daß so etwas in einer Zeit, da jeder an sich denkt, noch möglich ist, macht Hoffnung", schreibt beispielweise Richard K. aus Frankfurt. Bei Elfriede E. heißt es: "Ich habe mich so sehr gefreut und konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Für die Beihilfe kaufe ich mir einen warmen Mantel". "Herr und Frau B." aber freuen sich auf "einen guten Weihnachtsbraten, denn sonst gibt es immer Eintopf, Fisch, Salat. Alkohol und Zigaretten gibt er bei uns leider nicht. Trinken Milche und Gesundheitstee!"
Unser Büro Altenhilfe im Haus, geleitet von Geschäftsführer Alfred Heider, hat, zusammen mit den Helfern und Angestellten auch der Hauptkasse, "finanzielle Schwerarbeit" zu leisten. Dieses Büro ist das ganze Jahr über besetzt, denn wir helfen ja auch in den kommenden Monaten.
In einer ersten Bilanz 1992 sei dargestellt, wofür bis jetzt 1 943 329 Mark ausgegeben wurden: Hausbrand 98 363; Ausflüge 39 946; Pflegeheim Meerholz: 11 000; ältere MS-Patienten: 10 000; ältere Obdachlose ("Lichtblick e.V."): 23 000; Altenurlaube: 60 000; Taschengeldzuschüsse: 12 000; Barbeihilfen an einzelne: 61 020; Sachbeihilfen an einzelne: 25 000; pauschale Beihilfen an alle, schon zu Ostern: 783 300 und schließlich noch einmal pauschale Beihilfen im November und Dezember an geprüfte Adressen: 819 700 Mark.
(Siehe auch Seite 16: "Nachbarn . . ." und: "Suppe . . " )
DIETZENBACH. "Der Interessengemeinschaft Naturschutz bleibt die traurige Aufgabe, die weitere Entwicklung zu beobachten und jeweils auf die Versprechen der Vergangenheit hinzuweisen - wodurch allerdings keine einzige Naturzerstörung rückgängig gemacht werden wird." Das ist die pessimistische Erkenntnis der Dietzenbacher Naturschützer, nachdem das Stadtparlament in seiner jüngsten Sitzung einen großen Teil der illegal erbauten Hütten auf dem Wingertsberg durch den Beschluß zur Aufstellung eines Bebauungsplans legalisiert hat. Die Interessengemeinschaft hatte den Abbruch der Gebäude gefordert.
Herbe Kritik übten die IG-Sprecher Dorothee und Erich Neuhauser jetzt an der Entscheidung der Stadtverordnetenmehrheit. Zwar habe der Erste Stadtrat Lothar Niemann erklärt, daß man einen Landschaftsschutz auf dem Wingertsberg mit den Mitteln des Baurechts durchsetzen wolle - davon sei jedoch im vorliegenden Aufstellungsbeschluß nichts zu erkennen. Die Naturschützer glauben beispielsweise nicht, daß es tatsächlich gelingt, weniger als 30 Kubikmeter umbauten Raums pro Grundstück oder eine "parzellenscharfe Bebauung" durchzusetzen.
Fazit der IG: "Insgesamt muß damit das Kapitel ,Landschaftsschutz für den Wingertsberg&rquote; als gescheitert betrachtet werden. Gewonnen haben einige hundert Eigentümer und Grundstücksspekulanten, die sich sicherlich bei den Verantwortlichen herzlich bedanken werden. Verloren haben der Naturschutz und die restlichen 30 000 Dietzenbacher, die vielleicht erst in einigen Jahren feststellen werden, wie wenig Natur ihnen die bereits beschlossenen Pläne im Endergebnis lassen." hf
Manchmal, wenn die Nachrichten aus der Heimat, die er über einen Kurzwellenempfänger hört, wieder einmal besonders schlimm und deprimierend sind, arbeitet es in Irvan. Dann möchte der 21ährige Elektriker zurück in seine Heimat Bosnien, um zu kämpfen und sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, daß er mit Frau und Kind in Sicherheit ist. Doch Irvan wird nicht fahren. Davon würde ihn nicht nur seine energische Frau Jasmina abhalten, sondern auch seine bayerischen Gastgeber Johannes und Irene Wittkowski. "Zum Z'sammschiaßn braucht er net runtergehn'", sagt Irene, "dafür gibt's genügend."
Seit August leben Irvan, Jasmina und ihr Baby jetzt gemeinsam mit den Wittkowskis, die selbst vier kleine Kinder haben, in Weihmichl, einem Dorf in der Nähe von Landshut. Anfangs waren sie zu viert. Jasminas 17jährige Schwester Dina war auch mit dabei. Alle vier wohnten in einem Zimmer, denn viel Platz haben ihre Gastgeber nicht. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Die Schwester wohnt jetzt bei einer Freundin von Irene, nur ein paar Meter entfernt.
Überhaupt hat sich eine ganze Menge getan seit dem Sommer. Damals, als sie im Radio den Aufruf hörten, hatten die Wittkowskis spontan beschlossen, Flüchtlinge aus Bosnien aufzunehmen. Johannes Wittkowski ist selbst nach Nürnberg, in die zentrale Aufnahmestelle für die Flüchtlinge, gefahren und hat Irvan, Jasmina, Dina und das Baby mitgebracht. Verständigt hat man sich am Anfang mit Händen und Füßen, zum Beispiel über die unterschiedlichen Eßgewohnheiten. Moslems essen kein Schweinefleisch, Bayern schon. Aber das ging ganz problemlos. "Mei", erzählt Johannes, "manchmal essen die halt nur die Knödel mit Soß'." Ohnedies wechselt man sich mit dem Kochen ab, so daß die Wittkowkis auch schon manche bosnische Spezialität kennengelernt haben. "A bißl fett alles, aber guat", findet Johannes.
Mittlerweile sind die Wittkowskis aus Weihmichl mit ihren Gästen ein ganzes Stück näher zusammengerückt. "Sehr gut" sei die Situation, seit die Sprachbarriere Stück um Stück weggefallen ist. Irvan und Jasmina besuchen einen Sprachkurs bei der Volkshochschule, den ihre Gastgeber mit Hilfe privater Spenden bezahlt haben. Der Sprachführer liegt jetzt meistens unbenutzt in der Ecke. "Wenn unsere Verwandten hier wohnen würden, wäre es auch nicht anders", sagte Irene Wittkowski. "Alles verstehen, aber noch nix viele Freunde", sagt Irvan, "aber alles gut." Jasmina hat inzwischen bei einer Reinigungsfirma Arbeit gefunden. Das hat weiteren Druck von den Gästen genommen. "Es ist selbstverdientes Geld. Sie brauchen nicht mehr für alles bitte zu sagen", meint Irene Wittkowski.
Daß es soweit gekommen ist, ist, so klar und eindeutig muß man es leider sagen, zu hundert Prozent der unermüdlichen Initiative der Wittkowskis und zu null Prozent irgendeiner staatlichen Unterstützung oder Hilfsbereitschaft zu verdanken. Irene Wittkowski hat ihren dreiwöchigen Urlaub geopfert, sich die Hakken abgelaufen von Amt zu Amt. Weil sie selber nicht auf Rosen gebettet sind, haben sich die Wittkowskis um Sozialhilfe- Unterstützung für ihre Schützlinge bemüht. Zuerst hieß es: es gibt nichts. Dann gab es doch etwas. Dann wurde der Betrag plötzlich gekürzt und keiner erklärte, warum.
Auf den Ämtern wurde Irene Wittkowski, die immerhin einem staatlich unterstützten Appell gefolgt war, "behandelt wie der letzte Dreck, wie ein Asozialer. Dabei wollte ich doch gar nichts für mich selber." Besonders deprimierend muß es vor wenigen Wochen bei der Caritas in Landshut gewesen sein, wo Irene Wittkowski nachgefragt hat, ob es nicht irgend etwas an Unterstützung gibt. Immerhin steht der Winter vor der Tür, die Flüchtlinge sind vor Monaten mit leichter Sommergaderobe gekommen. Die Reaktion des Caritas-Beauftragten schrillt Irene Wittkowski noch heute in den Ohren. "Da gibt's nix, das wußten Sie ja vorher. Wenn's Ihnen nicht paßt, können Sie die Leute ja zurückschicken." "Die Caritas", sagt Johannes Wittkowski, "ist nur beim Sammeln sozial, des hat mich schon bitter enttäuscht." Immerhin war der Pfarrer des Dorfes einmal zu Besuch und ließ am Ende verlegen 100 Mark da.
Wie das ist, wenn man den professionellen Helfern mit zuviel Eigeninitiative ins Gehege kommt, mußten auch Elke und Christoph Pritzl erleben. Das Ehepaar aus der Nähe von Landsberg hat im Frühsommer eine "Kriegskinderhilfe Jugoslawien" ins Leben gerufen und auf eigene Faust Flüchtlinge an private Gastgeber vermittelt. 250 Leute sind auf diese Weise untergekommen. Außerdem haben die Pritzls Hilfskonvois mit Lebensmitteln und Medikamenten nach Kroatien geschickt. Finanziert wurde das aus Spenden. Damit ist es fürs erste vorbei. Das Landratsamt in Landsberg hat der Initiative die Gemeinnützigkeit entzogen. Es kursieren Vorwürfe, die Spenden würden nicht sachgebunden verwendet. Obwohl die bisher geprüften Unterlagen alle in Ordnung waren, bleibt das Spendenkonto gesperrt, bis die Prüfung abgeschlossen ist. Und das kann dauern.
Christoph Pritzl vermutet schlichtes Konkurrenzdenken der Großorganisationen dahinter, vor allem vom "Roten Kreuz", von dem sich die Pritzls nicht vereinnahmen lassen wollten. Er sei "mit einer gewissen Naivität an das Ganze herangegangen", gibt Christoph Pritzl zu. So zwischen die Mühlsteine der staatlichen und professionellen Hilfsorganisationen zu geraten, "das hätte ich mir nicht vorstellen können. Da werde "auf unlautere Art versucht, Mitbewerber madig zu machen". Ein Anwalt, erzählt Christoph Pritzl, habe ihm kürzlich gesagt: "Wenn man Sie fertigmachen will, macht man sie fertig." Vor wenigen Tagen hat das Diakonische Werk in Bonn den Pritzls geschrieben. "Die Vorwürfe aus der Presse und von anderen Organisationen gegen Sie sind uns bekannt, halten uns aber nicht davon ab, gerne mit Ihnen zusammenarbeiten zu wollen", heißt es in dem Brief.
Es ist die private Hilfsbereitschaft, die für die Menschen aus dem Bürgerkriegsinferno eine befristete Perspektive schafft. Die staatlichen Stellen reagieren allem amtlichen Eigenlob zum Trotz passiv und bürokratisch. Die Behördenlogik als Ausfluß der politischen Streitereien um das Asylrecht funktioniert vermutlich ganz schlicht so: Zu gut sollte es den Leuten hier nicht gehen, zu einfach sollte es ihnen nicht gemacht werden, sonst bleiben am Ende noch alle hier.
Genau das freilich ist das Letzte, was die Flüchtlinge aus Bosnien wollen. "Bei keinem ist der Wunsch entstanden, hier bleiben zu können", erzählt Christoph Pritzl. Die vierköpfige Familie, die bis November bei den Pritzls untergebracht war, hat inzwischen Arbeit und eine eigene Wohnung gefunden. Trotzdem wollen die Leute lieber heute als morgen in ihre Heimat. "Wenn Krieg fertig, wir gehen zurück", sagt auch Irvan auf dem Sofa der Wittkowskis. Bis dahin allerdings wäre echte, unbürokratische Hilfe gefragt, Flexibilität und Mitmenschlichkeit statt der simplen Lösung, einfach einen Scheck nach irgendwo zu schicken. So wie das bayerische Sozialministerium eine Million Mark für die Vergewaltigungsopfer in Bosnien zur Verfügung gestellt hat. "Ja, sollen die Frauen sich dafür Kondome kaufen?", erregt sich Johannes Wittkowski. Statt dessen solle man doch die Opfer lieber großzügiger in Deutschland aufnehmen.
Für die meisten Deutschen findet der Krieg im ehemaligen Jugoslawien nur in den Schlagzeilen der Zeitungen und im Fernsehen statt. Es ist irgendwie ein fernes Ereignis, obwohl es doch direkt vor der eigenen Tür stattfindet. Wer, wie die Wittkowskis, mit Flüchtlingen aus Bosnien zusammenlebt, hat dazu einen ganz anderen Bezug. Warum der zivilisierte Westen einem Massenmord an Unschuldigen tatenlos zusieht, kann Johannes Wittkowski ebensowenig begreifen wie seine Gäste aus Bonsanski Novi. Er hat ihnen zwar erklärt, daß "des a bißl schwierig ist mit unserer Verfassung", aber eigentlich, glaubt Johannes Wittkowski, "is des nix anders als a Feigheit".
Die Traumata der Juden, die die Shoah überlebt haben, brechen wieder auf. Und ihre Kinder sind schmerzhaft konfrontiert mit ihren Phantasien, die ihren Ursprung immer in Auschwitz haben. Erklärungen dazu liefert der Frankfurter Psychologe Kurt Grünberg auf Seite 4.
Der Wertewandel bei Deutschlands Vätern ist nicht zu übersehen, die schwer betonierte männliche Rollenfestung zeigt Risse. Doch die Veränderungen, die sich da abzeichnen, sind gesellschaftlich kaum verankert und institutionalisiert, weshalb den Gewerkschaften auf diesem Feld eine besondere Bedeutung zukommt. Mit dem "Vater Morgana" hat sich Dr. Werner Sauerborn beschäftigt. Der Autor ist Soziologe, Gewerkschaftssekretär und Mitglied der "Initiative Väteraufbruch e.V.". Sein Beitrag ist in den Mitteilungen des "Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut" des DGB (11/1992) erschienen. Wir dokumentieren die Thesen gekürzt und ohne Fußnoten.
DIETZENBACH. "Mann, o Mann", klagt Gerlinde Schiebel, "wir haben in Dietzenbach viele Probleme. Wir wohnen hier draußen in der Gemarkung und haben fünf verschiedene Adressen. Die Folge: ein heilloses Durcheinander mit den Behörden. Unsere Oma wartete an ihrem 87. Geburtstag vergeblich auf die Post mit den Glückwünschen. Die Briefe gingen als unzustellbar wieder zurück", erzählt Gerlinde Schiebel. Die Oma hat Angst, daß sie an den Feiertagen ebenfalls leer ausgeht. Ein noch so gewiefter Weihnachtsmann muß bei dieser Anschrift passen.
Doch damit nicht genug: "Offiziell macht sich zur Zeit jeder strafbar, der zu unserem Anwesen will. An der Durchfahrt der gesperrten alten Bundesstraße 459 befindet sich nur noch ein absolutes Durchfahrtsverbotsschild. Unsere Bitte, das Schild ,Anlieger frei&rquote; wieder anzubringen, blieb bisher erfolgslos." Gerlinde Schiebel weist darauf hin, daß drei Familien betroffen seien. "Sie alle wie auch Angehörige, Besucher, Ärzte, das Personal von Krankenwagen und ,Essen auf Rädern&rquote; sowie Lieferanten und so weiter müssen sich täglich strafbar machen, um zu der Liegenschaft zu gelangen", sagt die Dietzenbacherin.
Die Familie Schiebel hat deshalb jetzt dem Magistrat geschrieben: "Wie und was haben Sie sich dabei gedacht?" Und: "Sollen wir einen Hubschrauberlandeplatz einrichten zur täglichen Versorgung, oder werfen Sie uns ,Essen auf Rädern&rquote;, Öl und Versorgungsgüter in Zukunft per Fallschirm ab? Sollen wir unsere Mädchen im Hubschrauber zur Schule fliegen?"
Erster Stadtrat Lothar Niemann sagt, daß ein Schild mit der Aufschrift "Anlieger frei" nach der Sperrung der alten B 459 (Ober-Rodener Straße) an der Ecke Justus-von-Liebig- und Elisabeth-Selbert-Straße angebracht worden sei. Doch offenbar hätten Souvenierjäger das Schild abmontiert. Er habe bereits angeordnet, möglichst schnell wieder ein neues zu installieren. Im übrigen solle zusammen mit den Anliegern ein neuer Name für die Anschrift gefunden werden.
"Das wird auch höchste Zeit", meint Gerlinde Schiebel. Sie weist auf einen Ärger hin, der nach dem Flurbereinigungsverfahren entstanden ist. Erst vor drei Jahren konnten die Schiebels beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel durchsetzen, daß die Hof- und Gebäudeflächen wieder ins Grundbuch eingetragen wurden. Doch am Durcheinander mit den Adressen habe sich seither nichts geändert, sagt Gerline Schiebel. "Wir haben alle unterschiedliche Adressen im Ausweis."
Sie zählt auf: Ober-Rodener Straße, Steinkautenweg, Außerhalb 9, Am Sandhorst und Am Schmittgraben / Mittlere Straße. fin
Weihnachten,
24./25./26./27. Dezember
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Fr., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Sa./So., "Der Kaufmann von Venedig"; Kammerspiel: Fr., 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod"; Sa., 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orléans"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bokkenheimer Depot: Fr., 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: Fr./Sa./So., 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: Fr./Sa., 16 & 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Die Kaktusblüte".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 15.30 Uhr, "Der Wunschpunsch"; Sa., 15.30 & So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?"; So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa./So., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: So., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: So., 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 22 Uhr, Joe van Nelsen - "Lauter Lügen" (Weihnachtsshow).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Fr./Sa./So., 16 & 20 Uhr, Varieté an den Feiertagen.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Fr./Sa., 20 Uhr, Weihnachtsparty mit Lower- Eastside-Gruppe - "Ein Mann, ein Fisch, ein Bett" & Die Schwindler.
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nur Kinder Küche Kirche".
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: So., 10 Uhr, "Cinderella".
Zeilgalerie Les Facettes: Do., 10 & 14 Uhr, Puppentheater für Kinder; So., 11 & 13 Uhr, Kinderprogramm.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Fr./Sa. 19.30 Uhr, "Die Fledermaus"; Sa. 19.30: "La Traviata".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Fr./Sa./ So., 16 & 20 Uhr, "42nd Street" (Musical).
Batschkapp, Maybachstr. 24: Do., 22 Uhr, Weihnachtsdisco; Fr., 22 Uhr, Wunschdisco; Sa., 19 Uhr, Megalomaniax/Epydemyc/Freeze Bee; So., 20 Uhr, The Busters.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Do., 21 Uhr, Hands On The Wheel & Disco; Sa., 21 Uhr, Al Martin & The Big Bambou & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Do., 23 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Chrismas-Disco; Sa., 22 Uhr, Johannes Goldbach Quartett.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Fr., 19.30 Uhr, Milan mit Sixpack; Sa., 19.30 Uhr, Sixpack; So., 19.30 Uhr, Forty Tons.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Do., 21 Uhr, Zig Zag X-Mas Party; Sa., 21 uhr, Weihnachtssalsa.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Do., 21 Uhr, Chrismas Eve Party; Fr., 21 Uhr, Chrismas Day Party; Sa., 21 Uhr, Randy & Coleen; So., 15.30 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Fr./Sa., 19 Uhr, All Colours; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: Do., 21 Uhr, Christmas Special; Fr./Sa., 19 Uhr, The Gypsys; So., 14.30 Uhr, Time Bandits & 21 Uhr, Murphy & The Magic Tones.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36-42: So., 11.30 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Do., 19 Uhr, Navidades Flamencas; Fr., 19 Uhr, Spanische Gypsies; Sa., 19 Uhr, Gypsy-Show; So., 19 Uhr, Live Guitarra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Fr., The Cinthia Uterbach Groupe; Sa., Jazz-Trio; So., Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Josef Letmany Trio.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Fr., 21 Uhr, The Dead Adair; Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, Sinbeats & Musicians Don't Dance.
Café Cult, Restaurant-Theater, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Do./Fr./Sa./So., 19 Uhr, Dieter Bartetzko, Gutelli (Magier) & Joan Faulkner - "White Chrismas"; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch; Artrium: So., 11 Uhr, Blues Connection Frankfurt.
Krebsmühle Niederursel: 21 Uhr, Slime & Beck Session Group.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Fr., 16 Uhr, Weihnachtsoratorium; Sa., 15.30 Uhr, Festliches Weihnachtskonzert.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, Weihnachtsball. Nikolauskirche, Bergen-Enkheim, Nordring 71-73: So., 17 Uhr, Weihnachtskonzert.
Katharinenkirche, An der Hauptwache: Do., 23 Uhr, Christmette mit Unisono.
Markuskirche, Nied: Sa., 17 Uhr, Konzert.
Pfarrkirche Niederrad, Bruchfeldstr. 51: So., 17 Uhr, Weihnachtskonzert.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 16: Sa., 10 Uhr, Romantische Orgelmusik. Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie dem Filmspiegel, Seiten 24/25 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führungen: Fr. zu "Ausgewählte Werke und Räume"; Sa. zu "Kommunikationsmuster in der zeitgenössischen Kunst" & So. zu "Kunst und Öffentlichkeit".
Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2. So., 11 Uhr, Führungen in den Sonderausstellungen "Honoré Daumier - Zeichnungen" & "Emil Schumacher - Retrospektive".
Museum für Vor- & Frühgeschichte, So., Führung zum Thema "Die Kleinplastik in der Antikensammlung".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung "Spannungsfeld 15. Jahrhundert: Kunst und Künstler".
Goethe-Museum, Grosser Hirschgraben 23-25: So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Senckenberg Museum, Senckenberganlage 25: Sa., 10.30 Uhr, Allgemeine Führung.
Historisches Museum, Saalgasse 19: 11 Uhr, Führung zum Thema "Frankfurt am Main als Messeplatz in der frühen Neuzeit".
Sonstiges JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: Sa., 21 Uhr, Nachtcafé.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: Do., 22 Uhr, Kunstverein Freigehege - Fest "(H)eilige (N)acht".
Kommunikationszentrum KOZ, Uni Campus: Do., 22 Uhr, Fest "Aerobic & Reflexion".
Veranstaltungszentrum KA Eins, Kasseler Str. 1 a: Sa., 15 & 20 Uhr, "Laterna Magica Schau" & So., 14 Uhr, "Schaulustcafé" & So., 20 Uhr, "A Christmas Carol". Apotheken
Heiligabend Folgende Apotheken sind von Heiligabend, 14 Uhr, bis Freitag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern- Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35. 1. Weihnachtsfeiertag Folgende Apotheken sind dienstbereit:
Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Malteser-Apotheke, Berger Str. 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstr. 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstr. 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann-Apotheke, Schumannstr. 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61.
2. Weihnachtsfeiertag Folgende Apotheken sind von Samstag, 6 Uhr, bis Sonntag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:
Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 6 Uhr, bis Montag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen- Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Do. & Fr., Dr. Metzger, Vogelsbergstr. 32, Tel. 44 20 16; Sa., Dr. Müller, Alt-Eschersheim 29, Tel. 52 52 01; So., Dr. von Rhein, Jacques-Offenbachstr. 14 b, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon f. Kinder und Jugendl.: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Entgiftungen und Giftinform. 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
DIETZENBACH. Der Magistrat der Stadt appelliert in allerletzter Minute an die Bürgerinnen und Bürger, für die Weihnachtspräsente, die heute noch eingepackt werden, umweltfreundliches Geschenkpapier zu verwenden. "Generell sollten Geschenkverpackungen aus Kunststoffen oder Verbundmaterialien wie Papier mit Kunststoff vermieden werden", heißt es in einer Mitteilung aus dem Amt für Öffentlichkeitsarbeit. Und: "Auch beim Schmücken des Weihnachtsbaumes gilt es, umweltbewußt zu denken." Es sollte nur Baumschmuck verwandt werden, der für das nächste Jahr aufbewahrt werden könne. fin
Wir gratulieren
Frau Anna Spanheimer zum 80. Geburtstag am 24. Dezember.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Landesschiedskommission der Grünen hat am Dienstag das vom Ortsverband angestrengte Parteiordnungsverfahren gegen Matthias Steidl, Oliver Koban, Dirk Treber und Wilma Frühwacht-Treber eingestellt. Entscheidend war, daß das Quartett erklärte, daß es den Ende Juni gefaßten Beschluß, die Nachrückerinnen Andrea Winkler, Ursula Kuppert und Marie Krupp nicht in die Fraktion der inzwischen aufgelösten Grünen Bürgerliste (GBL) aufzunehmen, aus heutiger Sicht für falsch hält.
Der Ortsverband erklärte im Gegenzug die Sache für erledigt. Der Beschluß, der auch vorsieht, daß Interna künftig auch intern geklärt werden, fiel im Bürgerhaus, wo die Landesschiedskommission unter Vorsitz von Roland Kern tagte.
Das jetzt eingestellte Verfahren geht in den Sommer zurück, als sich der schon länger schwelende Zwist zwischen Fraktion und Ortsverband über den politischen Kurs der Fraktion zum offenen Krach ausweitete. Zum Eklat kam es, als die Rest-Fraktion sich nach den Rücktritten von Günter Meinke, Norbert Schwappacher und Harald Weimar weigerte, die Nachrückerinnen aufzunehmen, da deren politische Vorstellungen dem verbliebenen Quartett zu fundamentalistisch erschienen, als daß eine Zusammenarbeit möglich sei. Im Verlauf des Sommers eskalierte der Krach, in dessen Verlauf es kurzfristig auch zwei grüne Fraktionen gab, in dem Versuch, die GBL-Leute aus der Partei zu werfen. Weil rechtlich so nicht machbar, wurde das Parteiordnungsverfahren beantragt, das mit der Einigung jetzt vom Tisch ist. "Wir haben keine Probleme gehabt, die von der Kommission vorgeschlagenen Punkte zu akzeptieren", kommentierte Wilma Frühwacht-Treber. Dem Ortsverband ist das Jawort wohl schwerer gefallen. Vorstandsfrau Christina Müller sprach zwar von einem guten Verlauf und einer Einigung, "an die sich jetzt hoffentlich auch alle halten". Doch räumte sie ein, daß man sich "zum Wohl der Partei schwer zusammengerissen" habe, "um endlich Gras über die Sache wachsen zu lassen". Der Ortsverband werde nichts mehr in Sachen Parteiausschluß unternehmen. Das habe man zwar politisch gewollt, aber "uns war schon klar, daß wir das so nicht durchkriegen." Zumal die Sache auf Landesebene anders gesehen werde als im Ortsverband.
Beide Seiten machen indes klar, daß mit dem Spruch der Schiedskommission zwar ein Streitpunkt vom Tisch ist, nicht aber die Auseinandersetzung als solche. Die dreht sich um die Grundsatzfrage, wie grüne Politik vor Ort aussehen soll.
Hier stehen die ehemaligen GBL-Stadtverordneten nicht allein: Um sie herum hat sich inzwischen eine größere Gruppe aus Parteimitgliedern und Sympathisanten entwickelt, die dem jetzigen Kurs der örtlichen Grünen zwar nicht folgen, der Partei aber auch nicht den Rücken kehren mag. Die Gruppe, die sich als "ökologisch und sozial orientierte ReformpolitikerInnen im Ortsverband" bezeichnet und sich eher dem Kurs der Ex-GBL verbunden fühlt, will jetzt darüber nachdenken, wie sie sich und ihre Vorstellungen politisch einbringen kann. wal
DIETZENBACH. Von Januar an vermietet die Stadt Dietzenbach voraussichtlich 57 ehemalige NATO-Wohnungen. Die Drei- bis Vierzimmerwohnungen - es handelt sich nicht um Sozialwohnungen - befinden sich in den Gebäuden am Starkenburgring 79 bis 89. Der Magistrat kaufte 25 dieser Appartements. Die übrigen werden zum Weitervermieten angemietet. Wohnungsuchende können sich im städtischen Amt für Liegenschaften melden (06074 / 301 355). Die Verwaltung dieser Wohnungen soll die städtische Wohnungsgesellschaft übernehmen, die von der Stadt im neuen Jahr gegründet wird. fin
In ihren "Weihnachtsgrüßen an die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger" hat sich die Kommunale Ausländervertretung (KAV) für die Solidarität bedankt, die in den Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit der letzten Wochen zum Ausdruck gekommen ist. Es sei jedoch "unbegreiflich", so der KAV-Vorsitzende, Grigorios Zarcadas, daß "in dieser Atmosphäre der Solidarität" die großen Parteien ein neues Asylrecht beschlossen haben, daß vielen Flüchtlingen den Weg in die Bundesrepublik versperre. Die ausländischen Jugendlichen werden aufgerufen, sich "trotz verständlicher Wut" nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen.
Die Änderungen im Asylrecht werden von der KAV als "eindeutige Zugeständnisse an Rechtsradikale und an den Mob" bewertet. Statt "restriktiver Ausgrenzung" hätte man von den Politikern eine spürbare Offensive und konstruktive Ausländerpolitik erwartet wie das Wahlrecht, die doppelte Staatsangehörigkeit und ein Einwanderungsgesetz. Auch ein Antidiskriminierungsgesetz wäre in diesem Augenblick wohl eher angebracht als die Sperrung deutscher Grenzen für Flüchtlinge, schreibt die KAV.
"Unsere Waffe ist unsere Zunge. Die Faust ist, langfristig betrachtet, noch nie hilfreich gewesen, sie würde nur zur weiteren Verschärfung der Konflikte führen," heißt es an die Adresse der ausländischen Bürgerinnen und Bürger gerichtet weiter. Der Kampf gegen die Ausländerfeindlichkeit sei ein gemeinsamer Kampf aller Demokraten, deren Ziel eine offene und freie Gesellschaft sei. Der massive und eindrucksvolle Widerstand gegen Rassismus und Rechtsradikalismus habe historische Bedeutung. "Wie man inzwischen wohl weiß, geht es bei der gegenwärtigen Auseinandersetzung nicht nur um uns Ausländer, sondern auch vor allem um die Zukunft Deutschlands."
Die Kommunale Ausländervertretung hofft, daß das demonstrative Bekenntnis zu Menschenrechten und Demokratie "sich nicht in einer plötzlich entflammten Empörung erschöpft und bald wieder abebbt". Die zivile Gesellschaft müsse wachsam bleiben. ft
Bundes- und Reichsbahn bitten ihre Klientel von 1993 an deutlich kräftiger zur Kasse. Schnellentschlossene Kunden können die vom Bonner Verkehrsminister Günther Krause abgesegneten Preiserhöhungen freilich noch umgehen.
Tickets, die erst im nächsten Jahr genutzt werden, gibt es bei den Fahrkarten-Ausgaben zu den bisherigen Tarifen bis einschließlich 27. Dezember. Dies, so ein Bundesbahn-Sprecher, gelte auch für Wochen-, Monats- und Jahreskarten. Vom 28. Dezember an sind dann die höheren neuen Preise zu berappen.
Dieser Stichtag erklärt sich im übrigen aus der Veröffentlichung der künftigen Tarife im sogenannten Tarif- und Verkehrsanzeiger am 21. Dezember. Darin ist die Maßgabe verankert, daß die neuen Preise vom 28. Dezember an rechtsgültig werden und erst dann erhoben werden dürfen.
Ein Schnäppchen machen können Bahn-Kunden aber auch noch nach dem 27. Dezember. Möglich ist dies durch eine geschickte Wahl der Gültigkeitsdauer des Tickets. Wer beispielsweise eine Jahreskarte mit Geltung vom 29. Dezember an erwirbt, zahlt noch den alten Preis, erläutert der Bahn-Sprecher. Gilt sie allerdings erst vom 1. Januar 1993 an, ist mehr Geld fällig. FR
cri FRANKFURT A. M. Heidelberger Zement setzt im kommenden Jahr vor allem auf den Wohnungsbau. Dieser werde im Westen ein "wesentlicher Faktor einer stabilen Bauentwicklung" sein. Aber auch in den neuen Ländern dürfte die Nachfrage in dieser Sparte anziehen, heißt es im jüngsten Zwischenbericht der Baden- Württemberger. Insgesamt will der Konzern 1993 beim Umsatz die Drei-Milliarden-Hürde nehmen. Für die laufende Periode wird der Erlös auf 2,8 Milliarden Mark geschätzt, was einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 17 Prozent entspricht. Das Ergebnis habe sich "erfreulich verbessert". Den Anteilseignern wird eine Dividende mindestens in Vorjahreshöhe in Aussicht gestellt. Zuletzt waren elf Mark gezahlt worden.
Wichtigste Sparte des Unternehmens ist nach wie vor der Zement, der 45 Prozent zu den gesamten Erlösen beisteuert. Wachsende Bedeutung erlangen die Beton- und Baustofftechnik mit einem Zuwachs um fast ein Drittel in den ersten neun Monaten auf 341 Millionen Mark.
Wir gratulieren
Emilie Hoffmeister, Weinbergsweg 21, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag.
Anna Huss, Kapersburgsiedlung 12, Friedrichsdorf-Köppern, zum 80. Geburtstag und
Ruth Kühn, Friedrichstr. 2, Bad Homburg, zum 83. Geburtstag.
1. Weihnachtsfeiertag Margarete Böckel, Jakob-Lengfelder- Str. 70, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag.2. Weihnachtsfeiertag
Hedwig Rudloff, Elisabethenstr. 10, Bad Homburg, zum 95. Geburtstag.
KÖNIGSTEIN. Als Ernst Ludwig Kirchner nach Königstein kam, ging es ihm so schlecht, daß er "infolge Nervenschwäche kaum mehr gehen konnte". Das schreibt der berühmte expressionistische Maler am 4. Januar 1916 an seinen Freund Karl Ernst Osthaus. Zu lesen ist das in einer Dokumentation, die die Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann jetzt im Auftrag der Stadt zusammengestellt hat und in der das Wirken des Malers in Königstein festgehalten ist.
Dokumentiert wird darin auch die Entstehungsgeschichte und Vernichtung der berühmten Wandgemälde Kirchners im Brunnenhaus des Sanatoriums Dr. Oskar Kohnstamm im Ölmühlweg (heute gehört das Gebäude der Post). Kirchner ist in den Jahren 1915 und 1916 mehrfach Patient bei Kohnstamm gewesen. In dem Sanatorium trafen sich viele berühmte Männer und Frauen aus Intellektuellen- und Künstlerkreisen.
Trotz seiner schweren Krankheit hat Kirchners künstlerische Schaffenskraft auch im Sanatorium nie nachgelassen - das Malen war auch Therapie für ihn. In Königstein entstanden Holzschnitte, beispielsweise von dem Pianisten und Dirigenten Otto Klemperer, den der Maler im Sanatorium kennenlernte, oder von der Tochter des Schriftstellers Carl Sternheim. Der Holzschnitt "Nervöse beim Diner" spiegelt die Eindrücke Kirchners im Speisesaal des Sanatoriums wider. Entstanden sind bei den Aufenthalten in der Taunusstadt auch Zeichnungen mit Königsteiner Motiven und ein großes Ölgemälde mit dem Titel "Königstein und die Eisenbahn". Es zeigt in satten Farben, bei denen die Grüntöne dominieren, den Burgberg und die Kleinbahn, die sich an seinem Fuß durch die Landschaft schlängelt.
An die Wänden des Brunnenhauses malte Kirchner sein wohl bekanntestes Wandgemälde mit Szenen aus dem Badeleben der Insel Fehmarn. Die Bilder sind unwiederbringlich zerstört, sie wurden in der Zeit des Nationalsozialismus übermalt - Kirchner galt als "entarteter Künstler". Übriggeblieben sind nur noch einige Schwarzweiß-Fotos der Bilder, die ahnen lasssen, mit wie viel künstlerischer Kraft die Gemälde entstanden sind.
Alle Untersuchungen und Versuche, die Wandgemälde zu rekonstruieren und wieder sichtbar zu machen, erwiesen sich als vergeblich. nau
Außensanierung abgeschlossen Die Außensanierung des Marburger Rathauses ist abgeschlossen, alle Gerüste sind abgebaut. Mit 850 000 Mark schlug die Restaurierung der gefährdeten mittelalterlichen Bausubstanz zu Buche. Im Rathausinneren werden voraussichtlich noch bis Mitte 1993 die Handwerker zugange sein. Die insgesamt acht Millionen Mark teure Instandsetzung des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gebäudes teilen sich Stadt, Land und Bund.
RÖDERMARK. Ein ganzes Jahr basteln ältere Menschen in einem Bastelkreis, der sich im Ober-Rodener Rektorhaus regelmäßig trifft. In der Vorweihnachtszeit werden die Gegenstände dann in der Mehrzweckhalle während eines Basars verkauft.
Diesmal gab es einen Erlös in Höhe von rund 2 000 Mark, der wie in den Vorjahren dem Betreuerkreis für die Behinderten in Rödermark zur Verfügung gestellt wird.
Wer sich an der Bastelrunde beteiligen möchte: Treffpunkt ist immer montags und dienstags von 14 bis 17 Uhr im Rektorhaus in der Trinkbrunnenstraße 20. hf
WETTERAUKREIS. Wenn am Kiosk der Ernst-Ludwig-Schule in Bad Nauheim oder in der Gesamtschule Konradsdorf Vollwertschnitten ausgegeben werden, dann hat das gleich zwei positive Effekte: Die Schüler können sich gesund ernähren und bislang von der Sozialhilfe abhängige Frauen haben einen Arbeitsplatz. Denn die Betreiberinnen der Kioske nehmen an dem Landesprogramm "Arbeit statt Sozialhilfe" ihn Zusammenarbeit mit dem Frauenamt des Wetteraukreises teil. Nach dem Programm werden arbeitslose Sozialhilfeempfängerinnen über sozial stabilisierende und beruflich qualifizierende Projekte so gefördert, daß sie nach zwei Jahren in das Berufsleben integriert werden können. Bisher waren es zehn Frauen, nun sollen vier weitere hinzukommen. Nach den Weihnachtsferien werden an der Berufsschule Büdingen und dem Wolfgang-Ernst-Gymnasium Kioske mit Vollwertnahrung den Betrieb aufnehmen. Und nachdem der Kreisausschuß weitere 20 000 Mark jeweils für 1993 und 1994 genehmigt hat, können auch Schulkioske an der Johann- Philipp-Reis-Schule in Friedberg und am Gymnasium in Nidda eröffnet werden.
"Mit diesem Programm schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe", erklärt Landrat Rolf Gnadl, "denn zum einen bekommen langjährig arbeitslose Frauen die Chance zum Wiedereinstieg in den Beruf, darüber hinaus versorgen wir die Schülerinnen und Schüler mit gesunder Nahrung."
Was sich aus dem Mund des Landrates so positiv anhört, verärgert indes die Betreiberin des Naturkostladens "Mehlwurm" in Nidda, Karin Rogalski vom Apollo-Kino in Altenstadt und den Förderverein an der Berufsschule Butzbach. Sie alle fühlen sich vom Kreis vernachlässigt. Der Grund: Auch sie haben sich für das Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" beworben, aber bislang vom Wetteraukreis keine Nachricht bekommen. "Dieses Verhalten erzürnt deshalb, weil teilweise schon monatelang die Bewilligungsbescheide aus Wiesbaden für die Projekte im Sozialamt des Wetteraukreises liegen", schreiben die Betroffenen in einer Presseerklärung. "Offenkundig" heißt es darin weiter, "haben das Frauenamt, das Sozialamt und Frau Gertz ein schlechtes Gewissen und wollten das Wetterauer Geld ausschließlich für "ihr" Projekt ausgeben." Eine Ansicht, durch die sich die Kritiker dadurch bestätigt sehen, daß die Förderungssumme von 50 000 Mark im Jahr 1992 an den vom Frauenamt initiierten Verein "Frauen - Arbeit - Bildung" gegangen sei. Die Projekte in Nidda und Altenstadt sehen die Einrichtung eines von einer Frau betriebenen Imbisses im Naturkostladen und die Einstellung einer weiblichen Verwaltungskraft für das Apollo-Kino vor. "Besonders pikant" sei die Angelegenheit auch dadurch, daß der Naturkostladen in Nidda die meisten der nach dem "Müsli- Erlaß" eingerichteten Schulkioske eingeführt habe. Diese Kioske hat jetzt der Verein "Frauen - Arbeit - Bildung" übernommen, "wobei Altpersonal entlassen wurde", berichten die Betroffenen.
Auch im Fall des Fördervereins an der Berufsschule Butzbach sei bislang seitens des Kreises nichts geschehen, obwohl der Bewilligungsbescheid aus Wiesbaden vorläge. "Über das Personal der Berufsschule und in der Schule laufende Arbeitsamtsmaßnahmen wäre man dort in der Lage, das Personal des eigenen Kiosks und des Naturkostladens in Nidda qualitativ auf einem solchen Niveau auszubilden, daß die Schule darüber ein Zertifikat ausstellen könnte", heißt es dazu in der Presseerklärung. cor
STEINAU. Einen Seniorenbeirat gibt es in Steinau nicht. Dennoch kommen die älteren Bewohner der Märchenstadt nicht zu kurz - im Gegenteil. "So ein Gremium ist bei uns überflüssig", meinen sie. In Steinau hat sich ein rühriger Verein etabliert, der inzwischen nicht nur die gesamte Altenarbeit leistet, sondern auch noch ein möglicherweise richtungweisendes Modell auf den Weg gebracht hat: die Seniorenhilfe Steinau (SHS), Bauherrin und künftige Betreiberin des Altenwohn- und Dienstleistungszentrums, das derzeit auf dem Viehhof entsteht.
Das vielgelobte "Jahrhundertprojekt" setzt neue Akzente in der Seniorenbetreuung, weil es die Selbstständigkeit seiner Bewohner weitgehend erhält. Zudem zeichnet es sich durch seinen "ganzheitlichen Ansatz" aus: Erstmals in der Region vereint das auf rund 12,3 Millionen Mark veranschlagte Modell Altstadtsanierung, sozialen Wohnungsbau und Altenhilfe unter einem Dach und kann somit aus vielen Töpfen finanziert werden - bislang eher noch eine Ausnahme in der Stadtplanung (die FR berichtete).
Im Zentrum des Viehhof-Konzepts steht laut SHS-Chef Werner Schärf die "Hilfe zur Selbsthilfe". Im Gegensatz zu herkömmlichen Heimen kümmern sich die künftigen Mieter - so weit möglich - um sich selbst. "Eine Betüdel-Bewahranstalt soll&rquote;s keinesfalls werden." Nicht einmal ein halbes Dutzend Kranken- und Altenpfleger sorgen für die Senioren in den 22 preisgünstigen Wohnungen und im Trakt für Tages- und Kurzzeitpflege.
Außerdem, betont Schärf, soll das Altenwohn- und Dienstleistungszentrum mitten in der Stadt "kein Senioren-Getto, sondern für alle Bürger offen sein". So könnten später beispielsweise die Kinder berufstätiger Mütter über die Gemeinschaftsküche mitversorgt werden. Wenig verwunderlich also, daß die SHS und ihr Projekt sogar von Bonner Behörden mit dem Lob "vorbildlich" bedacht wurden.
Die Hilfe zur Selbsthilfe stand schon bei der SHS-Gründung im Februar &rquote;85 im Vordergrund. "Damals sollte der Verein eigentlich nur das gesellschaftliche Leben von Senioren fördern", sagt Schärf. Inzwischen zählt die SHS mit ihrem derzeitigen Domizil in der Taunusstraße mehr als 500 Mitglieder, und Freizeitveranstaltungen sind längst nur noch ein Teil der Altenarbeit.
Heute verfügt die kostendeckend arbeitende SHS über die gut funktionierenden "Ambulanten Dienste", ein Pflege- und Hilfsangebot, das Senioren zu einem "möglichst langen Leben in Selbstständigkeit" verhilft. Dazu gehören unter anderem ein Beförderungsdienst, Hilfen bei Einkaufen und Haushalt und Aufenthalte in der vereinseigenen Tagesstätte.
Auch über ein politisches Mitspracherecht verfügt die Steinauer Seniorenhilfe: Der Verein pflegt mittlerweile einen "ausgesprochen guten Kontakt" zum Rathaus, zudem sitzt sein Vorsitzender im Stadtparlament. Hatte Schärf, damals noch selbst Christdemokrat, während der Amtszeit von Bürgermeister Joachim Renz (CDU) oft die "halbherzige und mißmutige Einstellung" zum Viehhof-Projekt kritisiert, "besteht heute keine Veranlassung mehr, in dieser Hinsicht über mangelnde Unterstützung zu klagen". Die Zusammenarbeit mit dem sozialdemokratischen Rathauschef Hans-Joachim Knobeloch funktioniere "vorbildlich".
Daß Schärf damit nicht hinter dem Berg hält, hätte ihn im Sommer beinahe seinen Parlamentssitz gekostet. Als ihm die CDU in Sachen Listenplatz den Stuhl vor die Tür stellte, trat der erklärte Gegner "einer imperativen Parteilinie" aus der CDU aus. Sein Mandat gab er nicht zurück, "weil ich spürte, daß Senioren auch im Parlament Unterstützung brauchen". Seither ist Schärf parteilos, hat aber das Angebot auf einen SPD-Listenplatz angenommen, "um weiterhin die Interessen der Älteren zu vertreten". tja
SCHLITZ. Beim Abbrennen bengalischer Fackeln haben zwei Kinder in der Innenstadt von Schlitz (Vogelsbergkreis) ein unbewohntes älteres Fachwerkhaus in Brand gesetzt. Wie der Leiter der Kriminalpolizei Alsfeld, Schmidt, gestern berichtete, dauern die Ermittlungen nach den beiden Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren noch an.
An der Brandursache gebe es jedoch keine Zweifel, weil die Kinder beim Spielen mit den bengalischen Fackeln von Zeugen beobachtet worden waren. Den Brand selbst konnte die Feuerwehr bald unter Kontrolle bringen. ma
KREIS OFFENBACH. Das erste Geschäftsjahr der Sparkasse Langen-Seligenstadt, die im Januar aus den Bezirkssparkassen Langen und Seligenstadt hervorgegangen war, ist nach Worten des Vorstandsvorsitzenden Dr. Friedrich Hornbach erfolgreich gewesen. "Es verlief besser, als wir zu Jahresbeginn erwartet hatten." Nach einem vorläufigen Bericht, in dem die Zahlen von Ende November fortgeschrieben werden, wuchs die Bilanzsumme um 10,7 Prozent auf rund vier Milliarden Mark. Das Ergebnis liege über dem Durchschnitt hessischer Sparkassen, sagte Hornbach. "Wir haben von der relativ besseren konjunkturellen Entwicklung und strukturellen Vorteilen im Rhein-Main-Gebiet profitiert."
Die Kundenanlagen bei der Sparkasse erhöhten sich laut Vorstand um 9,4 Prozent auf rund drei Milliarden Mark. Hauptwachstumsträger seien die Sparkassenbriefe, Inhaberschuldverschreibungen und Termingelder gewesen. Auch im Kreditgeschäft gab es laut Geschäftsbericht einen Zuwachs in prozentual etwa gleicher Höhe. Die Kundenkredite stiegen trotz abflachender Konjunktur um 9,5 Prozent auf 2,5 Milliarden Mark.
Mehr als die Hälfte der Kredite zahlte die Sparkasse an private Haushalte, ein gutes Drittel an Unternehmen und Selbständige. Hornbach: "Die gewerblichen Investitionskredite haben sich im zweiten Halbjahr erkennbar abgeschwächt."
Der Zuwachs von 219 Millionen Mark verteilt sich laut Vorstand zu einem Drittel (78 Millionen) auf kurz- und mittelfristige Verbindlichkeiten, zu zwei Dritteln (141 Millionen Mark) auf langfristige Kredite, wobei der Wohnungsbau weiterhin dominant sei. Der Trend gehe wegen steigender Grundstückspreise zu Reihenhäusern und Eigentumswohnungen.
Die Fusion der ehemaligen Bezirkssparkassen ging, so Hornbach, weitgehend ohne Reibungen über die Bühne. Im Gebiet der alten Sparkasse Langen hätten 185 000 Kontonummern umgestellt werden müssen. Insgesamt seien 260 000 Konten geändert worden. Die Sparkasse Langen-Seligenstadt betreut in ihren beiden Hauptstellen und den 43 Niederlassungen im Kreis nach eigenen Angaben 421 000 Konten. In dem größten rechtlich selbständigen Kreditinstitut im Kreis sind 720 Mitarbeiter beschäftigt.
Das von Januar 1993 an geltende Zinsabschlagsgesetz habe der Sparkasse erhebliche Kosten verursacht, sagte Direktor Hubert Fürst. Rund 70 000 Freistellungsaufträge seien mittlerweile zurückgeschickt worden. Mehr als die Hälfte der angeschriebenen Kunden habe das Angebot genutzt - "ein Spitzenwert".
Angesprochen auf eine Fusion mit der Sparkasse Offenbach verwies Hornbach auf eine Klausel im Fusionsvertrag, wonach der Zweckverband in den nächsten fünf Jahren den Verbund mit dem Offenbacher Institut anstrebe. Aktuell gebe es keine Gespräche.
Generell gilt, daß die Kommunen bei der Besetzung der Stellen in Vorstand und Verwaltungsrat ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Deshalb wird in Offenbach das Ergebnis der nächsten Kommunalwahl abgewartet, das über die Mehrheitsverhältnisse in der Stadt entscheidet. dac
Auf einen Blick
Seite II Eine Lehrerin aus London unterrichtet in Altenstadt: Was denkt sie über Deutschland?
Seite III 17 Karbener Kinder führen in der Bonifatiuskirche ein Krippenspiel auf.
Seite IV und V Leser und Leserinnen der FR grüßen ihre Freunde und Verwandte und den Rest der Welt. Dabei geht es ernst und heiter zu. Über allem steht der Wunsch nach mehr Toleranz und Ausländer-Freundlichkeit.Seite VI Lokalsport: Die beste Torschützin des Handball-Oberligisten TV Gedern ist dreifache Mutter.
NEUBERG. Eine bemerkenswerte Initiative hat sich in Neuberg gegründet. Dort gibt es seit Mitte des Monats einen Runden Tisch gegen Fremdenfeindlichkeit, der unter anderem eine Telefonkette zum Schutz der Menschen vor rechtsradikalen Übergriffen organisieren wird. Wer sich an dieser ständigen Einrichtung beteiligen will, kann sich an Bürgermeister Uwe Hofmann wenden. Außerdem plant die Gruppe, zu der Vertreter des öffentlichen Lebens und einige "Normalbürger" gehören, im kommenden Jahr ein Fest, das für die Verständigung unter den Völkern werben soll.
Ein erstes Zeichen nach außen gegen die "zunehmende Gewalt in Deutschland, die sich in Brandanschlägen, Überfällen und Morden gegen die Schwächsten der Gesellschaft richtet, müssen und wollen" die Neuberger mit einer Lichterkette am Mittwoch, 30. Dezember, setzen. Aufeinanderzugehen heißt die Aktion, die um 18 Uhr beginnen soll. Die Teilnehmer treffen sich dann zum einen am Rathaus in Ravolzhausen, zum anderen am "Säuplatz" in Rüdigheim. Die Demonstrationszüge treffen sich schließlich am Parkplatz hinter der Schule. hein
"Schwarze Erde" klingt auf der Zeil
Dreitausend Kilometer weit sind sie gereist, um Frankfurt ihre beschwingte Kunst zu zeigen: die Sängerinnen Tatjana und Ljuba mit den ausgefallenen Kopfbedeckungen, die Männer am Tamburin und am Bajan, dem russischen Akkordeon, und die sechs Tänzerinnen und Tänzer. "Tscherno Sjomotschka", Schwarze Erde, nennt sich die zehnköpfige Gruppe. Das Pflaster auf der Zeil ist zwar nicht schwarz, sondern grau und naß. Ein paar russische Farbtupfer kann es allemal gebrauchen.
"Kalinka" singen Tatjana und Ljuba. Die Tänzerinnen drehen sich dazu mit bunten Röcken, hofiert von ihren schwarzgekleideten Kavalieren. Die zehn aus Woronesch, etwa 500 Kilometer von Moskau, haben vorige Woche in Frankfurt das 28jährige Bestehen ihres Ensembles gefeiert. Auf dem Besuchsprogramm stehen - außer täglich sechs Stunden Tanz in der Fußgängerzone - auch Treffen mit hessischen Folklore-Ensembles.
Mehr als 200 Personen tanzen insgesamt für "Tscherno Sjomotschka". Seit es die Sowjetunion nicht mehr gibt, ist es für sie in der Heimat schwerer geworden. Der russische Staat gibt dem Ensemble kein Geld mehr. So gehen einzelne Gruppen häufiger auf Auslandstournee, "um sich finanziell Luft zu verschaffen", wie Eckhard Kretschmer erklärt, ein Frankfurter Freund der "Schwarzen Erde".
Im September, als zum letztenmal eine Delegation hier war, haben sich Kretschmer und Tänzerin Oxana kennen- und liebengelernt. Sie ist nun wiedergekommen und hat eine der Gruppen aus Woronesch mitgebracht. Die Künstler sind auf eigene Kosten angereist und wollen bis zum 16. Januar bleiben. Sie haben nur ein Problem: Am Mittwoch mußten sie aus der Jugendherberge ausziehen, die über die Feiertage bis nach Silvester schließt, und ihr ganzes Gepäck zum Tanzen auf die Zeil mitnehmen. Zwei Tage lang können sie in der Gethsemane-Gemeinde im Nordend unterkommen. Aber für die Zeit danach bis zum 5. Januar, wenn die Jugendherberge wieder aufmacht, fehlt ihnen ein Quartier. Eine Nacht im Hotel würde sie soviel kosten, wie sie zu Hause in einem halben Jahr verdienen. Deshalb sucht Eckhard Kretschmer nun Leute, die die Tänzer und Musiker privat unterbringen können.
Unter Telefon 25 15 22 kann sich bei ihm melden, wer für ein paar Tage ein Zimmer frei hat. ill
FULDA. Mit "positivem Ergebnis" ist der im Januar 1991 im Stadtgebiet von Fulda gestartete Versuch, über 20 private und kommunale Diesel-Fahrzeuge mit Rapsmethylester (RME), dem sogenannten "Bio-Diesel", zu betreiben, abgeschlossen worden. In einer ersten Bilanz für den im Oktober 92 ausgelaufenen Versuch erklärte Fuldas Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger (CDU), beim Fahrbetrieb habe es weder bei den städtischen Lastwagen des Bauhofs und der Müllabfuhr, den Nahverkehrsbussen, Taxis und Privatwagen Probleme gegeben. Detaillierte Ergebnisse wird in einigen Monaten der Abschlußbericht der TH Darmstadt enthalten.
Der während des Fuldaer Versuchs erstmals eingesetzte "Oxydationskatalysator" trug nach den wissenschaftlichen Zwischenberichten der Technischen Hochschule Darmstadt zu einer deutlichen Reduzierung der Abgas- Emissionen um etwa 80 Prozent bei.
Nach Angaben Hambergers kostete das bisher größte in Hessen geförderte Demonstrationsprojekt für "Bio- Diesel" knapp 800 000 Mark. Die Finanzierung übernahmen Bund und Land, während Fulda 130 000 Mark für Personal- und Sachkosten trug.
Eher skeptisch reagierte Fuldas Oberbürgermeister jedoch auf die Frage, ob der "alternative Treibstoff" überhaupt zu einer "wählbaren Alternative" in Fulda werden könnte. Er will nicht ausschließen, daß "RME" vor allem angesichts der deutlichen CO2-Reduzierung "gute Chancen für den städtischen Fuhrpark" hat. Andererseits räumt Hamberger aber auch ein, daß gerade wegen der begrenzten Anbauflächen von Raps der "Bio-Diesel" wohl auch in Zukunft eher ein "Nischen-Kraftstoff" bleiben wird.
Und die Praxis scheint ihm da recht zu geben: das Mineralöl-Unternehmen in Fulda, das die einzige RME-Tankstelle betrieb, hat inzwischen diese Anlage wieder geschlossen. Ein Firmensprecher erklärte auf FR-Anfrage, der Literpreis habe etwa 60 Pfennig über dem von "Normal"-Diesel gelegen. Privatleute hätten auch deshalb nicht getankt, weil die Motoren-Hersteller für RME keine allgemeine Freigabe erteilten. Mögliche Schäden wären deshalb zu Lasten der Fahrzeugbesitzer gegangen. ma
Während sich Oberliga-Tabellenführer OFC Kickers vornehm heraushielt, gab es bei den übrigen sieben Begegnungen der dritten Runde (Achtelfinale) im Offenbacher Pokalwettbewerb 92/93 nicht nur einige sportliche Highlights, sondern auch einen negativen Anstrich: Das Spiel FV 06 Sprendlingen gegen den TV Hausen mußte beim Stand von 0:3 in der 77. Minute abgebrochen werden. Vorausgegangen war ein "Zusammenstoß" zwischen einem Funktionär der "Nullsechser" und dem Schiedsrichter. Nicht nur dieser Zwischenstand bedeutete eine Überraschung, noch größer waren die Enttäuschungen bei den Bezirksoberligisten SG Nieder-Roden (1:2 gegen den A- Ligisten SKG Rumpenheim) und TSV Lämmerspiel (1:2 gegen den B-Klassisten FC Germania Steinheim). Standesgemäß, wenn auch nicht überzeugend erreichten die Spvgg. 03 Neu-Isenburg (2:0 gegen den FC Dietzenbach) und der FV Germania Bieber (3:2 beim BSC 99 Offenbach) das Viertelfinale. Neben dem Rechtsausschuß-Fall Sprendlingen gegen TV Hausen (wobei es an der Spielwertung zugunsten der Hausener, die nichts mit dem Abbruch zu tun hatten, keinen Zweifel geben dürfte) steht noch die Entscheidung im Nachholspiel des OFC Kickers gegen den Türkischen FV Dreieich aus. Die Offenbacher wollen vermutlich auf ihr Heimrecht verzichten, am Weiterkommen der Buchmann-Schützlinge zweifelt indes niemand. Ein Verein freut sich besonders auf sein Viertelfinalspiel: Der A- Klassen-Tabellenzehnte SKG Rumpenheim. Er empfängt den Sieger des Treffens OFC gegen Dreieich. So darf der Nachbar aus Rumpenheim erstmals seit Jahr und Tag mit einer großen Heimspielkulisse rechnen. Es wäre der verdiente Lohn für einen großen Auftritt in Nieder-Roden, wo der Landesliga-Absteiger zwar optische Vorteile hatte, aber seine Schußschwächen nicht ablegen konnte. Weniger Meriten kann sich der krasse Außenseiter Germania Steinheim (muß nach Hausen) im Viertelfinale verdienen.
Im Lämmerspieler Sportzentrum unterlag der Landesligaanwärter dem Tabellenachten der B-Liga Ost. In Sprendlingen brachte Hausens Jens Anscheits lupenreiner Hattrick vor der Pause die Gastgeber in Harnisch. Eine rote Karte gegen Herbert sorgte für erneuten Hader, bevor ein FV-Betreuer eine weitere Schiedsrichterentscheidung beanstandete und hiernach vom Referee vom Sportgelände geschickt wurde. Dieser weigerte sich, diese Entscheidung hinzunehmen, worauf Schiedsrichter Lekic (Dietesheim) dem Treiben ein vorzeitiges Ende setzte. mk
KREISPOKAL OFFENBACH, Viertelfinale: Spvgg. Neu-Isenburg - SG Götzenhain, Türkischer SV Neu-Isenburg - Germania Bieber, TV Hausen - Germania Steinheim, SKG Rumpenheim gegen Sieger OFC Kickers/Türk.SV Dreieich (Termine stehen noch nicht fest).
MAIN-KINZIG-KREIS. Das "europäische Jahr des älteren Menschen" steht bevor. Auf einer Tingeltour durch die Ortsteile machte Schönecks Seniorenberaterin Gabriele Hantschel Werbung für die in der Gemeinde erstmals anstehende Wahl eines Seniorenbeirats. Andere Kommunen im Kreis haben bereits eine Vertretung für alte Mitbürgerinnen und Mitbürger. Hammersbach beispielsweise wählte kürzlich schon seinen zweiten Beirat. In Bruchköbel schaut der Seniorenrat auf eine ins Jahr 1976 reichende Geschichte zurück. 13 Kommunen im Main-Kinzig-Kreis haben solche Gremien oder planen ihre Bildung.
Die Zeit drängt in diesem Jahr, für Hallenturniere bleibt nicht viel Spielraum. Aufgrund der riesigen Mannschaftsfelder in der Bezirksliga Hochtaunus (21 ) und in der Kreisliga A (22 Teams) soll bereits Mitte Januar die Winterpause im Fußballkreis Hochtaunus beendet sein. Die Usinger TSG geht daher bereits ab diesem Sonntag (27. 12.) voran: Mit der bewährten Dreier-Turnierserie sollen die Fans aus dem Obertaunus und Hochtaunus in die Sporthalle "Auf den Muckenäckern" gelockt und verwöhnt werden.
Die beiden Veranstaltungen am Sonntag und Montag gelten wie immer als Qualifikation für das Endturnier am Dienstag (29. 12.). Am Sonntag streiten ab 11 Uhr sechs Mannschaften, darunter der Doppelsieger der beiden letzten Veranstaltungen, TuS Weilnau, um den Zumtobel-Cup. Tags darauf wird ab 15 Uhr der "Brill-Cup" ausgespielt. Die jeweils drei Ersten qualifizieren sich für den Atari- Super-Cup am Dienstag, der ab 15 Uhr ausgespielt werden soll.
Dazu hat der Vierte mit dem besseren Punkte- oder Torekonto die Möglichkeit, als siebter Klub am Hauptturnier teilzunehmen. Der Vorteil dieses nicht alltäglichen Angebotes: Alle drei Turniere sind gleich hoch dotiert (300/200/100 Mark), die sportlich erfolgreichsten Klubs können sich im dritten Turnier noch einmal profilieren und erneut um Preisgelder in dieser Größenordnung kicken. Bei jedem der drei Turniere wird ferner der beste Torwart sowie der erfolgreichste Torschütze mit 50 Mark Prämie bedacht.
In der Punktrunde visiert der Traditionsklub diese Spielklasse an, zur Weihnachtspause belegt Usingen mit 34:10 Punkten hinter dem souveränen Spitzenreiter Spvgg. Bad Homburg II (42:2) den zweiten Rang. Durch den starken Aderlaß an der Sandelmühle, wodurch die Oberligaformation mit Akteuren aus dem zweiten Glied aufgefüllt werden muß, glaubt keiner darin, daß die "Nullfünfer" ihr Spitzenterrain in der Bezirksliga Hochtaunus verteidigen können.
Nach den Feiertagen steht jedoch das größte Usinger Indoor-Spektakel aller Zeiten ins Haus, wollen viele populäre Kreisvereine (außer der Spvgg. 05 Bad Homburg, Vatan Spor Bad Homburg und der SG Ober-Erlenbach) um Sieg und Preisgeld antreten. Beim Zumtobel-Cup treten die SG 05 Hausen, Usinger TSG II, TuS Weilnau (Super-Cupverteidiger), DJK-SV Helvetia Bad Homburg, TSV 08 Grävenwiesbach, TV 1893 Burgholzhausen und die SG Rodheim an, um den Pokal der Fahrschule Brill streiten sich die SGK 1890 Bad Homburg (Landesliga Süd), SV 1861 Oberoderwitz (Sachsen), Usinger TSG I, TuS Eschbach, FC Laubach, TSV Pfaffenwiesbach und TuS Merzhausen. Der lokale Charakter soll wie immer das Hallenspektakel "zwischen den Jahren" prägen, lediglich der sächsische Verein aus Oberoderwitz sorgt für ein überregionales Flair. Einen Teil der Preisgelder holt der Veranstalter durch ein 70 Mark betragendes Startgeld direkt von den Gastvereinen herein, wodurch nur eine gewisse Umverteilung zu erfolgen hat. Mit einem festen Zuschauerpotential (etwa 300), einem reichhaltigen Speisen- und Getränkeangebot und einem musikalisch untermalten gemütlichen Beisammensein nach den Turnierspielen in der Sporthalle finanziert die UTSG diese Dreifach-Veranstaltung.
Die SG Rodheim (Bezirksoberliga Frankfurt-West), einer der Turnierfavoriten, und der TV Burgholzhausen bestreiten am 27. 12. (11 Uhr) das Eröffnungsspiel. Die Spieldauer beträgt eine Viertelstunde, die Begegnungen sollen (inklusive einer kurzen Pause) im 17-Minuten- Takt durchgeführt werden. Nach 21 Spielen soll der sportliche Reigen am ersten Tag um 16.55 Uhr beendet sein. Dann folgt die in Fußballerkreisen besonders populäre "dritte Halbzeit". Am Montag (28. 12.) eröffnen TuS Merzhausen und die TSG Pfaffenwiesbach (15 Uhr) das zweite Turnier, das um 20.55 Uhr mit dem Gewinn des Zumtobel-Cups sowie der Qualifikation für das Hauptturnier abgeschlossen ist. Am Dienstag ist nach dem gleichen Zeitplan der Super-Cup terminiert. Auch dabei kommt es zum Vergleich "Jeder gegen jeden", hat der Punktbeste am Ende die Nase vorne. MAX KÖBEL
NIEDERDORFELDEN. Die Freiwillige Feuerwehr der kleinen Gemeinde Niederdorfelden hat offenbar keine Nachwuchsprobleme. Das wurde gestern bei einer kleinen Feier deutlich. Bürgermeister Wilfried Schneider ernannte den langjährigen Ortsbrandmeister Wilfried Ohl erneut zum Ehrenbeamten in dieser Funktion. Zum neuen stellvertretenden Ortsbrandmeister wurde der 23jährige Frank Gruner ernannt. Er ist damit Nachfolger von Werner Schott, der dieses Amt seit 15 Jahren ausübte.
Schneider sprach von einem doppelten Generationswechsel, "da 30 Jahre Altersunterschied durchaus bemerkenswert sind". Um so erfreulicher sei, daß es unter den jungen Feuerwehrleuten gleich mehrere qualifizierte und engagierte Nachwuchskräfte gebe, die bereit seien, Führungsaufgaben zu übernehmen, unter anderen die beiden Söhne von Werner Schott.
Der scheidende Vize-Chef ist seit dem 1. Januar 1964 aktiver Feuerwehrmann. In zahlreichen Lehrgängen hat er sich für die Führungsaufgaben qualifiziert und ist bis zum Unterbrandmeister aufgestiegen. Bürgermeister Schneider würdigte in der Laudatio zur Verabschiedung von Werner Schott seine fachlichen und menschlichen Eigenschaften und seine Verdienste, die er sich erworben habe.
Er hoffe, so Schneider weiter, daß Schott trotz seiner beruflichen Belastungen und seiner gesundheitlichen Einschränkungen weiter aktiver Wehrmann bleibe und seine Erfahrungen in den Dienst der Einsatzabteilung stelle.
Schotts gesundheitliche Schwierigkeiten resultieren aus einem Unfall (bei einer Wehrübung im Oktober 1986). pom
WETTERAUKREIS. Nachdem an der Brüder-Grimm-Schule in Dorheim zum Schuljahresbeginn nach einem einstimmigen Kreistagsbeschluß eine Sprachheilschule eingerichtet worden war, soll nunmehr auch eine Vorklasse für sprachbehinderte Kinder der Grundschule angegliedert werden. Dies hat jetzt der Kreisausschuß dem Kreistag empfohlen.
Wie Schuldezernent Joachim Pollmar gestern auf einer Pressekonferenz berichtete, werden bereits 20 Jungen und Mädchen in drei Klassen an der Sprachheilschule unterrichtet. Zwölf von ihnen besuchen die Klasse eins, sechs die Klasse zwei und drei die Klasse drei.
Bevor die Sprachheilschule in Dorheim ihre Arbeit aufgenommen hat, hatten sprachbehinderte Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel Kinder, die stark stottern und deshalb besonders gefördert werden müssen, Schulen in Gießen und Frankfurt besucht.
Wie Pollmar ausführte, gelten Sprachheilschulen als Durchgangsschulen, das heißt, daß der größte Teil der Kinder im Laufe der vier Grundschuljahre wieder an die Regelschule zurückkehrt. Der Schuldezernent betonte, daß es besonders wichtig sei, sprachbehinderte Kinder möglichst früh zu fördern. Er hofft deshalb, daß der Kreistag der Empfehlung des Kreisausschusses, eine Vorklasse an der Sprachheilschule einzurichten, wiederum einstimmig befürworten wird.
Die Kostenfrage könnte wohl kaum als Gegenargument gelten: Für 1993 rechnet der Schulträger mit 15 000 Mark Einrichtungskosten und 1994 mit 5000 Mark. cor
SCHMITTEN. Erneut ist in die Gaststätte der Oberreifenberger Jahrhunderthalle eingebrochen worden. Der oder die Täter stiegen am frühen Dienstag morgen zwischen 1.20 und 11 Uhr dort ein. Sie erbeuteten ein tragbares Fernsehgerät und einen CD-Spieler sowie eine Bohrmaschine. Ein Geldspielautomat wurde aufgebrochen und daraus etwa 1000 Mark in Münzen gestohlen.
Die Polizei berichtete, daß der letzte Einbruch in die Jahrhunderthalle etwa drei Wochen zurückliegt. Hinweise auf den oder die Täter gibt es noch nicht, meldete die Polizei weiter. off
Roulettenburg, im Dezember 1992
JOSSGRUND. Überhöhte Geschwindigkeit ist nach Angaben der Polizei die Ursache für einen Unfall auf der L 3199, bei dem sich gestern morgen ein VW Kombi überschlug und ein Insasse leicht verletzt wurde. Der Fahrer war gegen 4 Uhr von der Wegscheide Richtung Burgjoß unterwegs, als er in Höhe des Parkplatzes Mittelgrund von der Straße abkam und gegen die Böschung prallte.
Der Sachschaden beträgt etwa 30 000 Mark. jan
NÜRNBERG (dpa). Ohne Ausländer läuft in der deutschen Wirtschaft nichts. Jeder vierte Beschäftigte in der Gießereibranche oder im Gastgewerbe der alten Bundesländer, jeder fünfte Gebäudereiniger hat keinen deutschen Paß. Vor allem das Handwerk ist auf ausländischen Nachwuchs angewiesen, der schon jede zehnte Lehrstelle füllt. Mit derzeit rund zwei Millionen ausländischen Beschäftigten ist es aber nicht getan. "Ohne weitere Zuwanderung würde es bald zu deutlichen Anspannungen auf dem Arbeitsmarkt kommen", sagt Elmar Hönekopp vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Bei fast drei Millionen Erwerbslosen mutet diese Aussage zunächst absurd an. Bernd Hof vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat jedoch dafür eine Erklärung parat: Zwei Drittel der Arbeitslosen im Westen seien unter anderem wegen mangelnder Qualifikation für die Firmen nicht akzeptabel. "Vor allem zur Abdeckung des Fachkräftenachwuchses bleibt der Arbeitsmarkt auf Zuwanderung junger ausländischer Arbeitnehmer angewiesen", folgert Hof.
Im übrigen droht die deutsche Gesellschaft zu vergreisen, wie die IAB-Forscher ermittelt haben. Damit schrumpft das Erwerbstätigenpotential drastisch - von derzeit rund 32 Millionen im Westen um zwei Millionen bis zur Jahrtausendwende, fast vier Millionen bis zum Jahr 2010 und rund zehn Millionen bis 2030. Vorausgesetzt wurde dabei, daß keine Zuwanderer mehr kommen und ebenso viel Frauen wie bislang arbeiten. Auch in Ost und West zusammengenommen dürfte durch Überalterung das Erwerbstätigenpotential um zwölf Millionen oder fast ein Drittel bis zum Jahr 2030 zurückgehen. Wenn Ausländer die Bevölkerung um 4,6 Millionen Menschen verstärken, das Rentenalter angehoben wird und mehr Frauen arbeiten, bleibt es nach IAB-Schätzung wenigstens bis zum Jahr 2010 konstant. "Ein Umdenken hinsichtlich einer kontrollierten Einwanderungspolitik wird nicht zu umgehen sein", meint Hönekopp.
IW-Fachmann Hof spricht sich für eine "arbeitsmarktorientierte Zuwanderung" aus, bei der berufliche Qualifikation auch ein Auswahlkriterium sein soll. Unter dieser Voraussetzung ist sich der Forscher sicher: "Die Zuwanderer nehmen dem deutschen Arbeitsmarkt nichts weg, sondern füllen nur die demographischen Lücken."
Wenn Deutschland abgeschottet würde, befürchtet Hof, "daß das Kapital verstärkt dort hingeht, wo zunächst noch ausreichend Nachwuchs zur Verfügung ist, etwa nach Spanien oder Portugal".
jk FRANKFURT A. M. Opel heißt der Bestseller auf dem ostdeutschen Automarkt. Die Rüsselsheimer dürften in diesem Jahr jenseits von Elbe und Werra rund 120 000 neue Fahrzeuge verkaufen und damit die Marke VW um einige tausend Pkw und Kombi übertreffen. Dies läßt sich aus der jetzt für die ersten elf Monate vorgelegten Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes über die Zulassungen fabrikneuer Personenkraftwagen ableiten. Faßt man hingegen die Verkäufe in Ost- und Westdeutschland zusammen, führt Volkswagen mit deutlichem Vorsprung. Um die 800 000 Polo, Golf und sonstige Fabrikate werden 1992 hierzulande erstmals ein Nummernschild erhalten. Die deutsche Tochter des US-Konzerns General Motors kann einschließlich der hohen Zulieferungen aus Spanien (Corsa) und der wenigen Exemplare aus anderen Ländern mit einem Neu-Absatz von 650 000 rechnen.
Der Marktanteil ausländischer Unternehmen liegt in Gesamt-Deutschland bei knapp 38 Prozent und allein in den alten Bundesländern bei ziemlich genau einem Drittel, wobei freilich unter anderem zu berücksichtigen ist, daß die Flensburger Behörde die VW-Tochter Seat unter der Rubrik "ausländischer Hersteller" führt. Die japanischen Konzerne kommen in Ost wie West auf jeweils um die zwölf Prozent. Stärkste einzelne Auslandsmarke in der Ex-DDR ist Renault.
WESTLICHE STADTTEILE. Vor vollem (Gottes-)Haus den Leuten mal so richtig die Leviten lesen. "Die Versuchung kenn' ich", gibt Gemeindereferentin Ingrid Reckziegel zu. "Manchmal würd' ich den Weihnachtskirchgängern schon gern den Marsch blasen und fragen: Was wollt ihr hier eigentlich?"Doch die Anmache im Amtstalar verkneift sich die katholische Seelsorgerin der Sindlinger St.-Kilian-Gemeinde lieber. "Dazu hab' ich ja auch gar kein Recht; und den Glauben der Leute würde das nicht größer machen."
Auch Hans Georg Döring, Pfarrer der evangelischen Christophorus-Gemeinde in Höchst, findet die Predigt-Provokation an Heilig Abend "lieblos". "Wenn Gottesdienstbesucher drängeln sich um Plätze ich die Menschen endgültig loswerden möchte, dann müßte ich das machen."
In der Christvesper sitzen die Menschen bei ihm sogar auf den Heizkörpern und drängen sich an der Wand. Wo Pfarrer Döring sonst gerade mal 50 Menschen andächtig lauschen, werden heute um 17 Uhr wieder rund 200 die Bänke füllen.
Die wundersame Vermehrung von Gottesdienstbesuchern an Heiligabend bringt Ingrid Reckziegel auf ganz profane Gedanken. "Wozu sind die Menschen überhaupt noch offen, wenn sie gut gegessen und getrunken haben?", fragt sich die 51jährige, wenn sie ihre Ansprache vorbereitet. Schwere Predigt- Kost können die meisten dann nicht mehr verdauen. Mit einer Auslegung des abstrakten Johannes-Prologs bei Kerzenschein ließen sich nach 21 Uhr viele in süßen Schlummer predigen.
"Zu keiner Zeit sind die Menschen so offen für Geschichten wie zur Christmette", weiß Ingrid Reckziegel. Auch heute will sie den Katholiken in St. Kilian deshalb etwas "erzählen", allerdings keine Eiapopeia-Geschichte zur ach so selig-fröhlichen Weihnachtszeit. Von Engeln ist darin zwar auch die Rede, aber sie treten nicht als himmlische Heerscharen auf, deren Halleluja-Gesänge und Geflöte die Disharmonien der Welt übertönen.
Am Anfang steht bei Ingrid Reckziegel immer das (Bibel-)Wort, das im Gottesdienst gelesen wird. Bis die Ansprache steht, vergehen meist Tage. Montags nimmt sie sich die Bibelstelle vor, liest die Passage mehrmals. "Der Text geht dann mit mir durch die Woche." An einem Satz oder einem Wort bleiben ihre Gedanken meist hängen. Auf einem Zettel notiert die Gemeindereferentin immer wieder Ideen und Assoziationen. Erst am Tag vor dem Gottesdienst setzt sich die 51jährige dann an den Computer, formuliert und feilt an ihrem Text. Der kann sich am Predigt- Pult dann noch einmal verändern. "Ich versuche, frei zu sprechen, und laß mich auch von der Gemeinde gegenüber noch inspirieren." Computerfreak Hans Georg Döring hämmert seine Predigten nicht in den PC. Er schreibt sie allesamt mit der Hand. "Ich brauch' dazu eine meditative Atmosphäre, jeder technische Aufwand würde mich nur behindern." Um in Stimmung zu kommen, zieht sich der 43jährige zum Wochenbeginn mit dem Bibeltext gern in sein "persönliches Andachtsecklein" zurück. Irgendwann donnerstags oder freitags schreibt er die Ansprache dann zügig runter. "In ein bis zwei Stunden ist die fertig", sagt Döring, der sich zu den "schnellsten Predigtschreibern" in der Landeskirche zählt.
Um sich im Advent Streß vom Hals zu halten, geht Pfarrer Döring seit Jahren schon nach Totensonntag mit Kolle- Die Ansprache ist eine geometrische Aufgabe gen in Klausur, bereitet die Ansprachen für die Weihnachtsfeiertage in Ruhe vor. Predigen, das ist für Döring auch eine geometrische Aufgabe. "Da gibt es zwei Brennpunkte, die ich miteinander in Beziehung setzen muß." Bibelwort und Gemeinde will der Seelsorger in Verbindung bringen, "den Menschen zeigen, wo sie die Schrift trifft".
Mit intellektuell fordernden, rhetorisch ausgefeilten Predigten ist die Gemeinde in der Christvesper auch nach Dörings Erfahrung schnell überfordert. "Jung und alt" will er deshalb mit einer allegorischen Besinnung ansprechen. Eine kleine Meditation, die die Licht- und Kerzen-Symbolik der Feier "auf den Punkt bringt".
Döring freut sich besonders auf den ersten Weihnachtsfeiertag. Gottesdienst feiert er dann im Victor-Gollancz-Haus, "mit alten, kranken und behindertenMenschen, die nicht mehr raus kommen". Gott sei in einer ganz unbedeutenden Stadt geboren, keiner der Mächtigen hat dort hingeschaut, wird Döring den Heimbewohnern dann erzählen. "Warum sollte dieser Gott nicht auch auf den Stationen des Gollancz-Hauses aktiv werden?"
Eines seiner schönsten Predigt-Erlebnisse hatte der Seelsorger vor wenigen Jahren auf der "Geschlossenen" im Gollancz-Haus, wo er mit den bereits verwirrten Menschen feierte. Als Döring die Weihnachtsgeschichte erzählte und davon, daß für Maria und Josef kein Platz in der Herberge war, habe eine Frau spontan gerufen: "Ich rück' in meinem Bett".
Ein Patient nach dem anderen habe dann eingestimmt: "Ich auch." Pfarrer Döring: "In der Station 3 hätte Jesus Asyl gefunden, die hätten ihn nicht abgeschoben."Neue Jobs für 20 Langzeitarbeitslose bahnen Weg ins Berufsleben Selbsthilfe im Taunus startet zwei weitere Projekte / Second-hand-Kaufhaus in Höchst erweitert Angebot um gebrauchte Kleidung
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Selbsthilfe im Taunus hat Zuwachs bekommen: In zwei neuen Projekten sind fortan weitere 20 Langzeitarbeitslose beschäftigt. Damit wächst die Zahl der Arbeitsplätze auf 70. Ausgebaut werden soll im neuen Jahr das Second-hand-Kaufhaus in Höchst. Neben Möbeln kann dort künftig auch Kleidung aus zweiter Hand erstanden werden. Das zweite neue Projekt ist Frauen vorbehalten, die lange Zeit ohne Job waren: Sie werden im neuen Jahr in Krankenhäusern, Altenheimen und ähnlichen Einrichtungen als Pflege- und Hilfskräfte beginnen.
"Wir verstehen uns nicht als dauerhafter Arbeitgeber", skizzierte gestern Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) die Aufgabe der "Selbsthilfe im Taunus". Dabei stehe eine andere Überlegung im Vordergrund: Viele Menschen seien lange Zeit ohne Arbeit, suchten zwar eine Anstellung, fänden aber nichts; umgekehrt gebe es Arbeit, die getan werden müsse, für die sich aber niemand finde. Um das auf einen Nenner zu bringen, sei die Selbsthilfe ins Leben gerufen worden. Neben den Projekten für ehemals Drogenabhängige (beispielsweise das Café Flot in Hofheim) versucht der Verein in Zusammenarbeit mit dem Main-Taunus-Kreis und dem Arbeitsamt Höchst, Langzeitarbeitslosen den Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen. Das begann vor eineinhalb Jahren mit der Möbelwerkstatt und der Gartenkolonne in Hattersheim; hinzugekommen ist unter anderem im Juli diesen Jahres das Kaufhaus in Höchst, in dem gebrauchte Möbel hergerichtet und verkauft werden. Jeder dort Beschäftigte erhalte einen ganz normalen Arbeitsvertrag; umgekehrt gelten die normalen Spielregeln, sagte Mehler. Ziel sei, die Menschen an den Alltag des Erwerbslebens zu gewöhnen.
Für den Kreisbeigeordneten wiegt nicht nur die soziale Komponente der Projekte - sie seien auch finanziell interessant. "Wir sparen Sozialhilfe." Erkannt hat das offenbar auch die Landesregierung. Sie schuf in diesem Jahr einen Etat für derlei Unterfangen. Ausgeschlossen waren allerdings Zuschüsse für bereits laufende Vorhaben. Selbsthilfe und Kreis reagierten: Sie richteten 20 neue Arbeitsplätze ein.
Zehn davon sind Frauen vorbehalten. Nach einem ersten Motivationsprogramm in den vergangenen Wochen beginnt für sie im Januar der Alltag: Im Bad Sodener Krankenhaus, in einem Eppsteiner Altenheim sowie bei den Mobilen Sozialen Hilfsdiensten werden sie zunächst ein Praktikum absolvieren, später sollen sie eigenständig mitarbeiten. Eine stetige Betreuung sei jedoch gewährleistet. "Wir gehen den Leuten stark zur Hand", sagte Arno Büdinger, Leiter des Arbeitsamtes in Höchst. Das Amt unterstützt die Projekte mit Fördermitteln der Bundesanstalt für Arbeit. Bis Ende 1994 sei die Finanzierung sicher, sagt Büdinger.
Arbeitsamt, Land Hessen und Kreis teilen sich auch die Kosten für das zweite neue Projekt. Das Second-hand-Kaufhaus in der Königsteiner Straße in Höchst wird Ende Januar eine neue Abteilung bekommen. Neben aufgemotzten Möbeln soll dort künftig auch Bekleidung aus zweiter Hand zu kaufen sein. Derzeit wird die zweite Etage des etwa 1500 Quadratmeter großen Kaufhauses renoviert, Platz für das neue Sortiment geschaffen. Überlegt wird zudem, Haushaltsgeräte und Elektronikgeräte ins Angebot aufzunehmen.
Mehler sieht darin eine Möglichkeit für sozial Schwache, günstig an solche Produkte zu kommen.
Geld spielt auch eine Rolle in den jetzt insgesamt acht Projekten: "Die Kosten für Miete, Versicherungen und so weiter müssen wir selbst erwirtschaften", sagte Bernhard Fielenbach, Vorsitzender der Selbsthilfe. Löhne und andere Ausgaben teilen sich vorläufig Main-Taunus-Kreis, Arbeitsamt und Land Hessen. Für die beiden neuen Projekte sind das 2,5 Millionen Mark in den nächsten beiden Jahren.
Ziel ist es, sind sich Mehler und Fielenbach einig, auch einen Gewinn zu erwirtschaften. Schließlich handele es sich bei allen Betrieben, ob Möbelwerkstatt, Kaufhaus, Café Flot, Buchbinderei oder Transportfirma, um Unternehmen, deren Mitarbeiter sich künftig auf dem freien Markt behaupten sollen. kkü
FRANKFURT A. M., 23. Dezember. Gastgeber in Deutschland, die Flüchtlinge aus Bosnien bei sich aufgenommen haben, müssen in einigen Bundesländern für die Arzt- und Krankenhauskosten ihrer Schützlinge aufkommen. Dem Deutsche Caritas-Verband liegen Fälle vor, in denen Gastgebern fünfstellige Beträge in Rechnung gestellt worden sind. Der katholische Wohlfahrtsverband appellierte an die Minister in den Ländern, durch eine Versicherung der Flüchtlinge zu gewährleisten, "daß die Hilfsbereitschaft der Gastgeber nicht noch bestraft wird".
Um den Flüchtlingen aus Bosnien Einreisevisa zu verschaffen, müssen die Gastgeber in Deutschland eine "Einladung und Verpflichtungserklärung" unterschreiben. In der Regel verpflichten sie sich darin, nach Paragraph 84 des Ausländergesetzes für den Lebensunterhalt der Flüchtlinge aufzukommen, "einschließlich der Versorgung im Krankheitsfalle und bei Pflegebedürftigkeit". Die Konsequenzen einer solchen Erklärung seien "oft gar nicht abzusehen", sagt Hermann Uihlein, Leiter des Caritas-Referats Flüchtlingshilfe.
In einem Fall im baden-württembergischen Nagold habe ein aus Bosnien stammender Mann eine Krankenhausrechnung in Höhe von 17 000 Mark ins Haus bekommen, nachdem ein von ihm eingeladener Verwandter nach einem Fahrradunfall zweimal am Bein operiert werden mußte. Da der Mann aber durch mehrere Verwandte aus dem Krisengebiet, die derzeit bei ihm wohnten, ohnehin "bis an die Grenze belastet" sei, könne er die Rechnung nicht bezahlen, berichtete ein Caritas-Berater der FR. Das Sozialamt habe sich zwar bereiterklärt, die Kosten vorerst zu übernehmen, behalte sich aber vor, den Betrag später zurückzufordern.
"Sehr häufig werden die Arztrechnungen klaglos bezahlt, und unsere Berater erfahren nur durch eine Bemerkung in Nebensätzen davon", sagt Uihlein. Wenn sich die Gastgeber von sich aus an die Caritas wendeten, seien es oft "dramatische Fälle". So berichtet ein Caritas-Mitarbeiter von einer aus Bosnien geflüchteten Frau in Offenburg, die zu erblinden drohe, aber nicht operiert werden könne, weil der Gastgeber-Familie das Geld fehle. In Hamburg habe ein Zahnarzt einem Flüchtling zuerst "sämtliche Zähne" herausgenommen, dann aber die Behandlung abgebrochen, als sich gezeigt habe, daß die Kosten für ein Gebiß nicht vom Sozialamt übernommen würden.
Weil die Haftung für Krankheitsfälle der Flüchtlinge für die Gastgeber "unzumutbar" sei und viele vor einer Einladung zurückschrecken lasse, verfügte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) bereits im Sommer, daß die Sozialämter des Bundeslandes grundsätzlich für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge aufkommen. In Nordrhein-Westfalen genügt seitdem eine Erklärung der Gastgeber, daß sie lediglich die "Bedürfnisse des täglichen Lebens" der Eingeladenen tragen.
Auf diese Regelung sind seit wenigen Wochen auch Hessen und das Saarland umgeschwenkt. Nach Auskunft des Innenministeriums in Bayern werde auch dort auf die Haftung des Gastgebers im Krankheitsfalle verzichtet. In dem Formular für die "Verpflichtungserklärung" aus Nürnberg, das der FR vorliegt, ist diese Haftungspflicht jedoch noch vorgesehen. In Rheinland-Pfalz und Baden- Württemberg heißt es, eine Übernahme der Haftung durch die öffentliche Hand werde "vorbereitet".
In Hamburg beruft sich ein Sprecher des Innensenators darauf, daß die Haftung zwar "formal" weiterhin beim Gastgeber liege, die Sozialbehörden sich aber bei einer Kostenübernahme "in aller Regel großzügig" zeigten. In Berlin heißt es, die Behörden verlangten den Abschluß einer Krankenversicherung für die Flüchtlinge. Dem Caritas-Verband ist es nach eigenen Angaben jedoch "trotz umfangreicher Recherchen" nicht gelungen, einen Krankenversicherungsträger zu finden, der bereit wäre, die Bürgerkriegsflüchtlinge zu versichern.
Viele Länder, wie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen oder Schleswig-Holstein, lehnen eine Übernahme der Krankheitskosten unter Berufung auf ihre Haushaltslage ab. "Wir bedauern", sagt ein Sprecher des Kieler Innenministeriums, "daß wir die Leute weiterhin mit dem Risiko alleine lassen müssen." 300 bosnische Flüchtlinge eingetroffen
FEUCHT (dpa). Am Mittwoch sind erneut 300 ehemalige Gefangene aus Bosnien in Feucht bei Nürnberg eingetroffen. Die überwiegend moslimischen Flüchtlinge erklärten, sie seien rund sieben Monate in serbischer Gefangenschaft gewesen. Sie sind Teil eines Kontingentes von 1000 Ex-Gefangenen aus Bosnien, zu deren Aufnahme sich die Bundesrepublik bereiterklärt hat.
(Weiterer Bericht auf Seite 3)
Die überforderte Gesellschaft
Wer könnte ernsthaft bestreiten, daß die Bundesrepublik eine von innen und außen angeheizte Großkommune ist, in der sich sowohl die Repräsentanten des Staates als auch viele Bürger auf eine Weise bewegen, die mit manchen Begriffen zu belegen ist, nur nicht mit dem Wort "gelassen". Gelassen sind zur Zeit hierzulande weder Politiker noch Gewerkschaftsfunktionäre, weder professionelle Kirchendiener noch Unternehmer, weder die Menschen in Deutschland Ost noch die in Deutschland West.
Will man das Phänomen an den Schwierigkeiten bei der Vereinigung der mehr als 40 Jahre geteilten Nation festmachen, so ist inzwischen eines unabweisbar: Die Folgen des Zusammenbruchs der DDR lassen sich nicht nach den romantischen Zusagen der vollmundigen Kanzler-Präludien vor euphorisch-hoffnungsvollem Publikum anno 89 bewältigen. Der Teufel steckt, wie mittlerweile wohl der letzte verstanden hat, in den Details der Ökonomie, Ökologie oder Psychologie. Dies zusammen verzögert den Prozeß der Eingewöhnung und Übernahme, der Angleichung, des Aufbaus oder wie man das Zusammenwachsen sonst noch benennen will.
Zwar glaubt alle Welt, daß die Teutonen (wer denn sonst!) am schnellsten ein gigantisches Projekt wie das der Schadensminderung nach einem Staatsbankrott bewältigen können. Aber die wegen ihrer organisatorischen Intelligenz und ihrer Wirtschaftskraft Gepriesenen sind da keineswegs mehr vom gleichen Optimismus beseelt. Und das nicht völlig grundlos. Die Stimmung zwischen Flensburg und München, Saarbrücken und Frankfurt/Oder ist gedämpft, abwartend, stellenweise kleinmütig. Das wird auch eine Weile noch so bleiben. Kein Risiko heißt die Parole vieler, die über Planungs- und Investitionskompetenz verfügen. Diese Einstellung schlägt durch auf private Befindlichkeiten und blockiert die Bereitschaft, die Dinge zu sehen, wie sie sind. Abkoppelungen finden statt. Besitzstandswahrung (Lebensmaxime im Westen und durch Gewohnheit wie mit einem Zertifikat abgesichert) bleibt nach wie vor eine Magna Charta der Industriegesellschaft. Noch immer nämlich reicht die Phantasie nicht aus, um zu begreifen, daß nur Verzicht, spürbar und zeitlich unfixiert, die Einheit Deutschlands wirklich herzustellen vermag.
Auffällig ist dabei, daß sich ritualisiertes, nachvollziehbares Beharren auf dem Ist-Zustand keineswegs aggressiv gegen jene wendet, die von solchem Verzicht profitieren sollen. Die Abwehr verpuppt sich ängstlich und ein wenig trotzig und ist zugleich eine Reaktion auf Gefühle von Überforderung angesichts all der ungelösten Probleme auf dieser Welt. Kleinbürgerlicher Egoismus? Leicht als spießig zu entlarven? Wer dies so dahersagt, macht es sich zu einfach.
Die Republik ist auf dem Fundament von Leistung und Anspruch gebaut, von Anfang an. Jeder von uns, der in etwa die berufliche Mitte erreicht oder schon überschritten hat, kennt den beruhigenden, sich wechselseitig stützenden Mechanismus von Lebensqualität und Garantien für den Erhalt des Wohlstands. Wer hat denn vor wenigen Jahren schon geahnt, daß sich demnächst die Regeln ändern? Und wer war schon damit konfrontiert, daß selbst ein hart erworbener Besitz angesichts des Elends außerhalb der eigenen Grenzen moralisch in Legitimationsnot gerät? Nicht einmal vorsichtig angekündigt war die Perfektion des Fernseh-Transports all der blutigen Tatorte weltweit in die guten Stuben der braven Bürger. Krieg, Vertreibung und Hungertod sind ungewollt auf diese Weise zu jedermanns Sache geworden. Und je näher die Ereignisse vor der eigenen Tür abrollen, desto unausweichlicher werden selbst die Dickfelligen ins Geschehen hineingezogen. Diese Aussage läßt sich an den abscheulichen Verbrechen im zerfallenen und verwüsteten Jugoslawien absichern. Bei Minderheiten reicht das bis zum Ausbruch des schlechten Gewissens angesichts eigener Normalität, die plötzlich wie ein fragwürdiges Privileg aussieht.
Es ist schwierig, Ursache und Wirkung nationaler Befindlichkeiten stets treffsicher zu benennen. Deshalb sind definitive Erklärungen meist mit Vorsicht zu genießen. Aber es gibt Hinweise, Signale, Belege, die anzeigen, was unterschwellig abläuft. Und da fällt auf, daß die Flut der schlechten Nachrichten, der ständige Druck, innere Fronten auf- oder abzubauen und die nicht abreißenden Aufforderungen zum Bekenntnis für oder gegen etwas Ängste und Abwehr auslösen. Das gleiche gilt für die Veränderungen der Alltags-Koordinaten. "Ich kann das nicht mehr hören", "ich will das nicht mehr sehen", "wo bleibt denn das Positive?" (ja, wo bleibt es, hätte Erich Kästner zurückgefragt). Die Stichworte, mit denen sich reflexartige Einwände dieser Art provozieren lassen, heißen Krieg, Rezession, Asyl oder Vereinigungskosten, zum Beispiel.
Nicht alles, was da aus dem Ruder einer scheinbar stabilen Innenwelt läuft, darf der Politik angelastet werden. Lebensinhalte sind komplett über die parlamentarische Demokratie nicht zu beschaffen. Aber völlig unschuldig sind jene an dem erkennbaren Gemisch aus Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Überforderung nicht, die den Auftrag haben, ein Land zu führen. Die Versäumnisse heißen Verstoß gegen die Aufklärungspflicht oder Mißachtung der Wahrheit. Um das Seelenheil muß sich in einer offenen Gesellschaft jeder selbst kümmern. Der Staat hat den Rahmen zu liefern, einen stabilen Rahmen. Der fehlt zur Zeit.
HASSELROTH / GRÜNDAU. Offensichtlich ohne Schwierigkeiten haben Unbekannte in der Nacht zu gestern zwei Personenwagen gestohlen. Mehr Probleme bereitete ihnen das Autofahren.
Wie die Polizei mitteilt, hatten die Diebe zunächst in der Hopfengartenstraße in Niedermittlau einen Opel Corsa gestohlen. Mit dem Auto verunglückten sie kurze Zeit später in Rothenbergen, wo sich der Wagen am Ortseingang aus Richtung Lieblos überschlug.
Daraufhin schlossen die Unbekannten in der Bahnhofstraße einen VW Jetta kurz. Doch auch mit diesen Gefährt kamen sie nicht weit, wie ein Polizeisprecher weiter sagte. Schon nach ein paar Metern fuhren sie ihn auf einem Stein fest. Danach türmten die Täter zu Fuß, heißt es im Polizeibericht. jan
SCHMITTEN. Zu einem Skilanglauf- Wettbewerb laden der Umlandverband Frankfurt, Skiclubs aus dem Taunus und der Naturpark Hochtaunus für Sonntag, 10. Januar, ein. Unter dem Motto "Taunus-Skiwandertag" können die Wintersportler auf der "Sängelberg-Loipe" in Oberreifenberg ihre Kondition testen.
Teilnehmen kann jeder, unabhängig vom Alter. Voraussetzung: Die Verhaltensregeln für Langläufer sind zu beachten. Die Strecke umfaßt drei Kilometer - ob eine, zwei oder drei Runden gedreht werden, kann jeder selbst entscheiden. Alle Läufer erhalten eine Urkunde; Zeiten werden nicht gemessen, damit auch Ungeübte mitmachen können. Skier können gegen Gebühr ausgeliehen werden. Start ist von 10 bis 13 Uhr am Loipenhaus (Parkplatz "Pfarrheckenfeld").
Das Sportereignis findet nur bei ausreichendem Schneefall statt. Sollte dies am 10. Januar nicht der Fall sein, wird die Veranstaltung verschoben. Der neue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben; Informationen sind auch über das Schneetelefon unter der Rufnummer 0 60 82 / 27 27 erhältlich. cn
WÖLLSTADT. Die Frankfurter Lichterkette Dienstagabend hatte Auswirkungen bis nach Wöllstadt. Am Sonntag war einem 41jährigen Nieder-Wöllstädter die Idee gekommen, gleichzeitig mit der Frankfurter Manifestation, auch in seinem Dorf Farbe zu bekennen. Gedacht, getan. Am Dienstag gegen 18 Uhr fuhr der Freiberufler sein Auto aus der Garage und stellte es unbeleuchtet quer über die Frankfurter Straße. Ein Plakat mit der Aufschrift "Schluß mit dem Naziterror" zeigte den Herbeieilenden deutlich, was diese Aktion bedeuten sollte.
Der abendliche Berufsverkehr staute sich bis nach Karben. Nach 20 Minuten machte die Polizei der Blockade ein Ende. Im Polizeibericht heißt es, der Mann sei alkoholisiert gewesen und habe bei der Festnahme "unter Berufung auf das Demonstrationsrecht" Widerstand geleistet und auf einen Beamten eingeschlagen. Daran konnte sich der Mann im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau am Mittwoch nicht erinnern, aber daran, daß er von Polizeibeamten ziemlich hart angefaßt und an die Wand gestellt worden war. Die Stelle, wo die Handschellen zuschnappten, schmerze immer noch.
Er leugnet nicht, daß er sich vor der Aktion Mut angetrunken hatte und bezeichnete dies am Mittwoch gegenüber der Frankfurter Rundschau als einen Fehler. Damit sei die Aktion unglaubwürdig geworden. Er würde wieder gegen Naziterror demonstrieren, aber dann mit anderen gemeinsam. hm
adt HAMM, 23. Dezember. Die Einnahme eines alkoholhaltigen Medikaments entlastet nicht einen angetrunkenen Autofahrer. Vom Gesamtpromillewert dürften auch dann keinerlei Abzüge vorgenommen werden, wenn der Betroffene keine Kenntnis von der Rauschsubstanz in der Arznei hatte. Dies hat das Oberlandesgericht (OLG) in Hamm entschieden und im vorliegenden Fall entgegen der Vorinstanzen eine Verurteilung wegen Trunkenheit im Straßenverkehr zweifelsfrei für notwendig gehalten. Zur Begründung heißt es: Wer die Wirkung eines Medikaments nicht kennt, muß die Gebrauchsanweisung lesen oder sich anderweitig Gewißheit verschaffen.
Für den betroffenen Autofahrer hing viel von den verschiedenen Rechtsstandpunkten ab. Er war bei einer Polizeikontrolle mit 1,15 Promille aufgefallen. Ein Sachverständiger hatte festgestellt, daß davon 1,05 Promille dem Bier- und Schnapskonsum zuzuschreiben, aber auch 0,1 Promille durch Einnahme eines alkoholhaltigen Medikaments zurückzuführen sind. Der Mann hatte wegen einer starken Mandelentzündung ständig das Medikament Kamillosan in den Mund gesprüht. Das Amtsgericht und das Landgericht hatten den Kamillosan-Wert vom Promillegehalt abgezogen, weil unter anderem der Betroffene weder Chemiker noch Arzt sei und die Inhaltsstoffe der Arznei nicht kannte, aber auch die Richter nicht gedacht hätten, daß das Mundspray Alkohol in nennenswerter Menge enthalten könnte. Da dadurch der Wert der absoluten Fahruntüchtigkeit von 1,1 Promille nicht erreicht worden war, wurde gegen den Autofahrer wegen einer Ordnungswidrigkeit nur eine Geldbuße und einmonatiges Fahrverbot verhängt.
Das OLG hob dieses Urteil jetzt auf. Der Alkoholgehalt durch das Medikament darf auf keinen Fall abgerechnet werden. Damit überschreitet der Promillegehalt die magische Grenze von 1,1. Dem Autofahrer droht jetzt in einer neuen Verhandlung eine Geldstrafe und der Entzug des Führerscheins (Aktenzeichen: 4 Ss 1078/92).
RÖDERMARK. "Die SPD wollte den Beweis antreten, daß innerstädtische Nahverkehrsverbindungen auch in Rödermark sinnvoll sind und nachgefragt werden. Das ist uns gelungen." Diese Bilanz zieht der Parteivorsitzende Norbert Schultheis, nachdem die Kampagne "Rödermark fährt Stadtbus" erfolgreich beendet worden ist.
Bürgerinnen und Bürger akzeptierten nach Angaben der SPD auf Anhieb das Angebot auf Probe. Seit September hatte die Partei verschiedene "Einzelbausteine für ein Bussystem" (vom großen Stadtbus über Anruf-Sammel-Taxis bis zu kleinen Busfahrzeugen) vorgestellt und testen lassen.
Die Sozialdemokraten wollen nun im Parlament dafür sorgen, daß die Erfahrungen der vergangenen Monate in die Tat umgesetzt werden und der bestehende Regionalbusverkehr in der Stadt durch zusätzliche Angebote ergänzt wird.
Die SPD formulierte drei Grundanforderungen, die der künftige Stadtbus aus ihrer Sicht erfüllen muß:
• Verknüpfung der Wohn-, Einkaufs- und Gewerbegebiete;
• Verbesserung der innerörtlichen Erschließung und
"Wir werden uns in den parlamentarischen Gremien mit Nachdruck dafür einsetzen, daß der Stadtbus unter einer vernünftigen kommunalen Regie baldigst seinen regulären Fahrbetrieb aufnehmen kann", kündigte SPD-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Oberfranz an. hf
Ein ungeduldiger Blick auf die Uhr. Zehn nach zwölf. Eigentlich hat die Homburger Post um diese Zeit schon geschlossen. Doch noch immer stehen fünf vor dem Paketschalter und warten mit einer Mischung aus Geduld und Bangen darauf, daß das Weihnachtsgeschenk an Onkel Heinz und Tante Martha noch abgeschickt werden kann.
Auch ich hätte gerne noch den Faltkarton der Größe eins für das Päckchen nach Hamburg und die Größe zwei für den Pinguin aus weichem Plüsch, der unbedingt noch bis Weihnachten ankommen soll. Beides bekomme ich auch - als letzte in der Schlange - um zwanzig nach zwölf.
"Aber ich würde es auch noch so gerne gleich abschicken", sage ich bittend in Richtung des Beamten hinter der Glaswand, der eigentlich schon seit 20 Minuten Mittagspause hat. "Machen Sie's fertig", sagt er lachend, nachdem er sich vorher noch erkundigt hat, "welches Geschenk denn in welches Paket" soll.
Nach kurzer Überlegung überläßt er das Packen dann doch mir (was bestimmt noch mal ein paar Sekunden länger dauert als bei einem, der das von Berufs wegen macht), klebt das Pinguin-Päckchen sogar noch sorgsam zu ("damit auch nichts rausfällt") und wünscht mir um halb eins auch noch fröhlich "Schöne Weihnachten". - Das wünschen wir ihm und seinen Kollegen und Kolleginnen auch! ca
RODGAU. Frohe Botschaft für den 27 Jahre alten Vietnamesen Doung in Weiskirchen: Von Abschiebung zum Jahresende bedroht, haben es seine rund 100 Kollegen der Profil-Rollen-Werkzeug GmbH (PWG) geschafft, daß er zunächst einmal bis zum 20. März in Deutschland bleiben darf.
Als ehemaligen Vertragsarbeiter aus der früheren DDR hätte die PWG-Geschäftsleitung den Maschinenarbeiter nicht übers Jahresende hinaus beschäftigen dürfen. Der Betriebsrat mit Rolf Brieslein an der Spitze organisierte eine Unterschriftensammlung, mit der sich 95 Prozent der Mitarbeiter für ihren Kollegen einsetzten.
Die Geschäftsleitung unterstützte die Aktion, beim Ausländeramt des Kreises und bei der IG Metall wurde interveniert. Bezirkssekretär Achim Deher von der Frankfurter Verwaltungsstelle der IG Metall stellte einen Draht zu Innenminister Herbert Günther her, und der gab Anweisung, den Vietnamesen bis zum Frühjahrsbeginn hier zu dulden.
Bis dahin, so hoffen Doungs Kollegen, sind die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, daß er auf Dauer bleiben darf. ttt
BAD NAUHEIM. Ein heftiger Streit zwischen Bauern und Naturschützern ist im Stadtteil Nieder-Mörlen entbrannt. Die Bauern wollen im Zuge der jetzt eingeleiteten Flurbereinigung ein etwa 7000 Quadratmeter großes Grundstück umpflügen, das erst seit wenigen Jahren für den Naturschutz genutzt wird. Die amtlichen Natürschützer lehnen dies jedoch strikt ab, da sie in dem Gelände ein wichtiges Vernetzungsstück sehen, das einer Vielzahl kleinerer Lebewesen in der ausgeräumten Landschaft als Rastplatz und Unterschlupf dient. Nach den ersten Vorgesprächen deutet sich an, daß die Naturschützer die besseren Karten haben. Ob die Bauern den Mut zur Klage aufbringen, ist unklar.
Worum geht es? Durch den Bau der B 3a von Bad Nauheim zu dem neuen Autobahnanschluß bei Nieder-Weisel, dort wo jetzt die Bundesstraße die Autobahn überquert, werden erhebliche Flächen benötigt. Dadurch muß das Gebiet zwischen den Kiesgruben der Lahn-Kies über die sogenannten Römerhöfe bis hin zu der neuen Autobahnauf- und -abfahrt neu aufgeteilt werden.
In den ersten Gesprächen für die Neuaufteilung, die vom Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) in Hanau durchgeführt wird, witterten die Bauern ihre Chance, sich von dem ungeliebten Grundstück zu trennen. Sie forderten, so der Nieder-Mörler Vorsitzende des rund 30 Mitglieder zählenden Ortsbauernverbandes, Heinrich-Peter Reuter, das zwischen der ehemaligen Bad Nauheimer Müllkippe, dem sogenannnten Galgenberg, und den Kiesgruben liegende Grundstück umzupflügen und die Fläche am Galgenberg dem bestehenden Naturschutzfleck hinzufügen zu können.
Heinrich-Peter Reuter: "Dadurch können die Bauern wesentlich effizienter die neu entstehenden Felder bewirtschaften." Denn durch die Neuordnung würden erstmals die Nieder-Mörler Bauern in die Lage versetzt, unter den gleichen Bedingungen zu wirtschaften, wie ihre Kollegen in den neuen Bundesländern. Hinzu komme, daß das Gebiet erst vor "drei oder vier Jahren mit Büschen und Bäumen" bepflanzt worden sei, insofern der Verlust sich durch eine Verlegung in Grenzen halte, meint Reuter.
Das sieht der Geschäftsführer des Naturschutzfonds Wetterau, Dr. Olberts, jedoch anders. Denn in der ausgeräumten Landschaft würden die nach einigen Mühen gerade erst angewachsenen Bäume und Büsche einen wichtigten Beitrag zur biologischen Vernetzung zwischen dem Galgenberg und den Kiesgruben leisten. Es habe sich gezeigt, so Dr. Olberts, daß das Biotop mittlerweile gut als Rast- und Schutzplatz genutzt werde. Ganz abgesehen davon, seien die vor Jahren in das Grundstück investierten Anpflanzungs- und Einzäunungskosten von rund 25 000 Mark und die ebenfalls recht beträchtlichen Umzugskosten dem Steuerzahler nicht zuzumuten.
Diese Meinung vertritt auch das Amt für Landwirtschaft. Dazu der mit der Durchführung der Flurbereinigung zuständige Gruppenleiter Eberhard Pechel: "Was glauben Sie wohl, was dazu das Rechnungsprüfungsamt sagen würden?" Pechel wies auch die Behauptung der Bauern zurück, daß wegen des Erhalts des Grundstückes ein neuer Weg für 150 000 Mark gebaut werden müsse.
Die Bauern hätten auch keinen Grund zum Jammern, da ihnen die Stadt Bad Nauheim und die Naturschützer bereits nach den ersten Gesprächen entgegengekommen seien. So habe das ALL und die amtlichen Naturschützer aufgrund des Vetos der Bauern die Absicht fallengelassen, den Hauptweg zu den Feldern von den Römerhöfen zu den Kiesgruben in regelmäßigen Abständen mit Bäumen zu bepflanzen. Die Bäume werden nach dem jetzigen Stand nur noch an einigen Wege- Einmündungen errichtet. Die Bauern hatten sich gegen die Baumallee ausgesprochen, weil sie durch den Schatten der Bäume geringere Erträge befürchteten, die jedoch erstattet worden wären. Außerdem nannten sie Schwierigkeiten für ihre große Maschinen beim Wenden.
Nach den Vorgesprächen werden vermutlich 1994 die Pläne für das erforderliche Flurbereinigungsverfahren, an dem rund 40 Träger öffentlicher Belange beteiligt sind, präsentiert. Danach beginnt dann in dem 600 Hektar großen Gebiet der Kampf der über 300 Eigentümer um die besten Lagen des sehr ertragreichen Bodens. REINER STRACK
Allmonatlich Rat
HANAU. Hildegard Baier stellt sich im neuen Jahr erstmals am 6. Januar (von 10 bis 17 Uhr) in der Rathaus-Infothek den Fragen und Anregungen älterer Menschen.
Die Beratung bietet die Stadt auch 1993 jeden ersten Mittwoch im Monat an, nachdem der "Arbeitskreis Senioren" dies angeregt und im vergangenen Sommer begonnen hatte. az
FRIEDBERG / BAD NAUHEIM. Das Land Hessen hat am Montag das in der Schwalheimer und Dorheimer Gemarkung liegende Sauerbrunnengelände verkauft. Die beiden öffentlich zugänglichen und gut genutzten Säuerlingsquellen auf dem Schwalheimer Gebiet nebst den dazugehörigen Gebäuden erwarb die Stadt Bad Nauheim zum Nulltarif, da die Wetterauer Getränkeindustrie (WGI) der Stadt den Kaufpreis von 140 000 Mark spendet.
Das Grundstück auf der Dorheimer Seite kaufte die WGI für 1,2 Millionen Mark dem Land Hessen ab. Sowohl das Schwalheimer Gelände als auch Teile des sogenannten Auwäldchen im Dorheimer Teil sollen für den Naturschutz verwendet werden.
Mit dem Kaufvertrag geht eine monatelange öffentliche Auseinandersetzung zu Ende, die sich vor allem an der Frage entzündet hatte, ob durch einen Eigentumswechsel möglicherweise die öffentliche Nutzung der Sauerbrunnen ebenso gefährdet werden könnte, wie die aus Sicht der Naturschützer erhaltenswerten Waldbiotope auf dem Gesamtareal.
Diese Befürchtungen sind nach Ansicht von Friedbergs Bürgermeister Ludwig Fuhr ausgeräumt, da es nun in der Hand der Stadt Bad Nauheim liege, die Quellen und das Zugangsrecht zu sichern. Fuhr wies gestern die vom Naturkundlichen Arbeitskreis Wetterau aufgestellte Behauptung zurück, daß durch den Eigentumswechsel das auf Dorheimer Gebiet befindliche Gelände nicht für den Naturschutz genutzt werden könne. Nachdem Naturschützer Friedberg auf die Problematik hingewiesen hätten, habe sich die Stadt bereits im Oktober an das Land Hessen mit der Bitte gewandt, daß sie den etwa 4000 Hektar großen Auwald an die Stadt Friedberg doch verkaufen möge und nicht an die WGI.
Da das Land nach den monatelangen Verhandlungen keine weiteren Verzögerungen mehr in Kauf nehmen wollte, lehnte es die Friedberger Wünsche ab - die dennoch nicht ungehört blieben. Denn das Land sicherte vertraglich der Stadt Friedberg eine allgemeine Grunddienstbarkeit zu, nach der das Auwäldchen dem Naturschutz zu dienen hat.
Noch weiter kam die WGI der Stadt entgegen, denn in einem gestern mit der Stadt geschlossenen Vertrag schenkt sie der Stadt das 4000 Quadratmeter große Gelände. Einzige Bedingung: Die Stadt muß Bohrungen nach Heilwasser dulden. Denen sieht Dr. Fuhr gelassen entgegen, da das Gelände nach dem Flächennutzungsplan und dem Willen der Unteren Naturschutzbehörde ehedem als Naturschutzgebiet oder zumindest als geschützter Landschaftsteil ausgewiesen werden soll.
Im Falle von Bohrungen müßten nicht nur die dann geltenden Auflagen eingehalten werden, sondern auch die schon derzeit bestehenden wasser-, natur- und forstrechtlichen, meint Dr. Fuhr. str
ALTENSTADT. "Man muß die Herzen der Menschen erreichen, daß der Haß überwunden wird." Die junge Frau, die das sagt, ist Engländerin, seit Oktober diesen Jahres an der Limesschule Altenstadt als Fremdsprachenassistentin tätig. Anela Das ist in einer Zeit nach Deutschland gekommen, in der es immer wieder zu Ausschreitungen gegen Menschen anderer Nationalität kommt. "Ich lebe in einem kleinen Stadtteil von Altenstadt und mir ist selbst bisher nichts passiert", sagt die Engländerin, die seit zwei Jahren an der Londoner Universität Deutsch studiert, "aber am Bahnhof sieht man solche Schriften voller Haß. Da macht man sich doch Sorgen, ob diese Richtung nicht stärker wird."
Ob bei der Familie in Oberau, bei der sie ein Zimmer hat oder im Unterricht , Anela Das fühlt sich wohl. "Ich habe das Gefühl, daß mich die Schüler ganz gut akzeptieren. Es ist ein etwas anderer Unterricht, vielleicht ein bißchen lockerer. Wir machen Spiele mit der englischen Sprache oder Dialoge. Das ist praktisch und besonders wichtig."
Organisiert wurde Anela Das' Aufenthalt an der Altenstädter Limesschule über das Sekretariat der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in Bonn. Ein Projekt, das Vorteile für alle Beteiligten bringt: Die junge Engländerin kann ihre Deutschkenntnisse verbessern, die Jungen und Mädchen aus Altenstadt ihre Englischkenntnisse, beide lernen mehr über die Kultur des jeweils anderen Landes.
Von London aus bekommt Anela Das Briefe, in denen sie nach der Situation in Deutschland gefragt wird: "Ich habe einen Brief von einem Professor erhalten, der mich fragt, ob es wirklich derzeit so schlimm sei. Ich habe noch nicht geantwortet, aber ich werde meine Erlebnisse hier in der Schule und hier auf dem Lande schildern, daß es diese Probleme gibt, daß ich sie in Altenstadt aber noch nicht selbst erlebt habe. Aber es gibt Menschen aus anderen Ländern, die von diesem Haß mehr betroffen sind als ich. Das merkt man."
Auf die Politiker setzt Anela Das nicht, eher auf den Glauben: "Ich habe den Eindruck, die Politiker reden nur. Auch die jetzigen Vereinbarungen zum Asylrecht können ja frühestens im April zur Geltung kommen. Diese rechtlichen Aspekte sind auch nicht entscheidend. Man muß die Herzen der Menschen erreichen, daß der Haß überwunden wird. Sonst wirken auch Gesetze nur wenig.
Ich gehöre zur freien Christengemeinde und bin der Überzeugung, daß Jesus allein uns diese Kraft geben kann. Es ist radikal, Christ zu sein." schi / cor
Im Hintergrund: Asylbeschluß der SPD Nein aus allen Ecken
Auffallend viele Frauen und wenige Ost-Abgeordnete stimmten in der SPD-Bundestagsfraktion gegen die Vier-Parteien-Absprache zur Zuwanderungspoltik. Desgleichen stimmten einige Prominente, nicht nur Linke und mehrere Kommunalpolitiker mit Nein. Dies ergibt sich aus einer internen Analyse der namentlichen Abstimmung, die am 15. Dezember stattfand. Die vollständige Namensliste wird in der Januar-Ausgabe des SPD-Mitgliedermagazins "Vorwärts" veröffentlicht. Wie berichtet, billigten von 170 anwesenden SPD-Abgeordneten 101 den "Asyl-Kompromiß", 64 waren dagegen, fünf enthielten sich. Unter den 64, die den Antrag des Fraktionsvorstands ablehnten, waren 26 Frauen. Dies ist ein hoher Anteil, denn von den 239 Fraktionsmitgliedern sind 65 weiblich. Nur vier Gegenstimmen (Konrad Elmer, Iris Gleicke, Christel Hahnewinkkel, Christoph Matschie) stammten von den 34 SPD-Abgeordneten aus den ostdeutschen Bundesländern.
Die prominentesten Nein-Stimmen kamen von Rudolf Dreßler (stellvertretender Fraktionsvorsitzender und SPD-Präsidiumsmitglied) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Präsidiumsmitglied). Auch Sigrid Skarpelis-Sperk, die dem Parteivorstand angehört, lehnte ab. Bemerkenswert ist, daß sich Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier enthielt, also dem Kompromiß nicht folgte. Außer Dreßler sitzen sieben weitere Abgeordnete, die mit Nein stimmten (Wolf-Michael Catenhusen, Ulrike Mascher, Peter Paterna, Bernd Reuter, Ottmar Schreiner, Ludwig Stiegler, Konstanze Wegner), im 40köpfigen Fraktionsvorstand.
Die überwiegende Zahl der Gegenstimmen kam von der "Parlamentarischen Linken", einer losen Gruppierung in der Fraktion, der sich 50 Abgeordnete zugehörig fühlen. Darunter sind Ulla Burchardt, Gernot Erler, Elke Ferner, Monika Ganseforth, Konrad Gilges, Eckart Kuhlwein, Detlef von Larcher, Ulrike Mehl, Albrecht Müller, Michael Müller, Edith Niehuis, Horst Peter, Werner Schuster, Dietrich Sperling, Barbara Weiler.
Etwa ein Dutzend der Nein-Stimmen kam von Abgeordneten, die keineswegs der "Parlamentarischen Linken" zuzurechnen sind, zum Beispiel Ingrid Becker-Inglau, Hans Büttner, Reinhold Hiller, Elke Leonhard- Schmid, Peter Reuschenbach, Günter Rixe, Margitta Terborg. Auch etliche gestandene sozialdemokratische Kommunalpolitiker, von denen oft pauschal behauptet wird, sie stünden hinter dem neuen Asyl-Kurs der SPD- Führung, lehnten ab. Darunter waren die Fraktionsmitglieder Hans Martin Bury, Ludwig Eich, Horst Kubatschka, Uwe Lambinus, Eckhart Pick, Regina Schmidt-Zadel, Antje-Marie Steen, Margrit Wetzel, Berthold Wittich und Uta Zapf.
Von mehreren Abgeordneten ist bekannt, daß sie auch dagegen sind, sodaß die Zahl der Neinstimmen über 70 steigt. Zu ihnen gehören mit Lilo Blunck, Edelgard Bulmahn und Ernst Waltemathe drei weitere Mitglieder des Fraktionsvorstands sowie mit Katrin Fuchs noch ein Mitglied des Parteivorstands. Außerdem haben Friedhelm Beucher, Ilse Janz, Siegrun Klemmer und Hans Koschnick Ablehnung bekundet. Gudrun Schaich- Walch protestierte schriftlich: "In dem ausgehandelten Kompromiß sind zwar die Buchstaben des Parteitagsbeschlusses zu finden, nicht aber sein Geist und damit auch nicht das, was die Mehrzahl der Delegierten bewegt hat, als der Beschluß gefaßt wurde."
Sieben baden-württembergische Abgeordnete stimmten mit Vorbehalten zu: Robert Antretter, Hermann Bachmaier, Gunter Huonker, Klaus Kirschner, Siegmar Mosdorf, Doris Odendahl und Mathias Weisheit äußerten "ins Gewicht fallende Bedenken" und kündigten an, sie wollten den Verlauf der parlamentarischen Beratungen abwarten. Ähnlich argumentierten Horst Ehmke und Horst Jaunich.
Unbekannt ist, wie sich der frühere Partei- und Fraktionschef Hans-Jochen Vogel verhalten hätte; er konnte an der Abstimmung nicht teilnehmen. Die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin schloß sich ebenso wie Präsidiumsmitglied Christoph Zöpel dem Vorstands-Antrag an. H. LÖLHÖFFEL
WETTERAUKREIS. Mit 10 000 Mark unterstützt der Wetteraukreis die Anpflanzung von 572 hochstämmigen Obstbäumen durch die Natur- und Vogelschutzgruppen Lindheim und Kefenrod. Umweltdezernentin Gila Gertz (Grüne) bezeichnete den Zuschuß auch angesichts der "knappen Haushaltsmittel als außerordentlich notwendig", da es gelte, alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, die Streuobstbestände im Wetteraukreis zu erhalten und zu vermehren. Für einen hochstämmigen Obstbaum müssen etwa 50 Mark bezahlt werden. Kosten, die von den Gemeinden, vom Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung sowie vom Kreis mitgetragen werden, so daß die Käufer pro Baum nur noch etwa zehn Mark aufbringen müssen. cor
BIEBERGEMÜND. Teuer zu stehen kommt einen Autofahrer seine Unachtsamkeit auf der B 276. Der Mann hatte auf dem Weg von Lanzingen Richtung Kassel nicht rechtzeitig bemerkt, daß der Wagen vor ihm in Höhe der Einfahrt "Zum Niederhof" anhielt, um nach links abzubiegen.
Er fuhr auf, verletzte dabei den Fahrer leicht und richtete einen Schaden von 16 000 Mark an. jan
Zur Person:
KLAUS KLINGNER, Justizminister von Schleswig-Holstein, hat sich für die Abschaffung der lebenslangen Freiheitsstrafe ausgesprochen. Für eine erfolgreiche Resozialisierung sei es erforderlich, daß Straftäter eine Lebensplanung entwikkeln könnten, sagte der SPD-Politiker, der früher Richter war. Auch den Opfern von Verbrechen könne durch eine besonders harte Haltung des Staates gegenüber den Straftätern nicht geholfen werden. Klingner verwies auf die außerordentlich niedrige Rückfallquote von aus lebenslanger Haft Entlassenen. Auch die Erfahrungen in europäischen Ländern, in denen keine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werde, sprächen gegen die Annahme, daß es dadurch zu einem Anstieg der Schwerkriminalität käme. (tol)
NEU-ISENBURG. Das Leben in einem Containerdorf kann trostlos sein - gerade dann, wenn in den Wohnungen die Christbäume leuchten und die Bürger der Stadt mit Familien und Freunden beim Festessen zusammensitzen. Jedenfalls haben sich das die Konfirmanden und Konfirmandinnen der evangelischen Johannesgemeinde gedacht und 70 Weihnachtskarten an die Menschen geschrieben, die zur Zeit in der Behelfssiedlung an der Wernher-von-Braun-Straße untergebracht sind.
"Liebe Freunde, weil Maria und Joseph auch Unterkunft suchten, denken wir in der Weihnachtszeit besonders an Sie. Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachtstage und Frieden", schrieben die Jugendlichen auf die Weihnachtskarten. Die Vorderseite zeigt ein Bild des heiligen Paares, wie es einst auf der vergeblichen Suche nach einer Herberge durch das fremde Bethlehem zog.
Etwa 120 Männer, Frauen und Kinder bewohnen als Asylbewerber die Container im östlichen Gewerbegebiet. Die Konfirmandengruppe hatte zusammen mit Pfarrer Jürgen Mattis die Siedlung im November besucht und im Gespräch mit den Menschen dort einiges von deren Schicksal erfahren, die Angst vor Übergriffen gespürt. pgh
Weißer Golf gestohlen GELNHAUSEN / FREIGERICHT. Vom Parkplatz der AOK ist in der Nacht zu gestern ein weißer Golf verschwunden. Das in Hamburg gemeldete Fahrzeug mit dem Kennzeichen "HH-Z 9669" hat einen Wert von 10 000 Mark.
BAD ORB. Elisabeth Küchler ist gefaßt. Jene ältere Dame, die sich in den vergangenen Jahren mit Vorliebe in hessischen Kurstädten aufhielt und dort Gäste und Pensionsbesitzer prellte. Die 70jährige, die erst kürzlich noch in Bad Orb weilte, wurde nun in Schlangenbad im Taunus vom Geschäftsführer eines Beherbergungsbetriebes erkannt und überführt.
Elisabeth Küchler, die im Zuge einer größeren Fahndung zuletzt in etlichen Zeitung abgebildet war, hatte es dem Hotelier leicht gemacht und statt eines Pseudonyms ihren richtigen Namen verwendet.
Die Betrügerin zeigte sich nach mehr als einem Jahrzehnt unsteten Lebenswandels vor dem Haftrichter in Wiesbaden "sichtlich erleichtert", berichtete die Polizei dazu. jan
ORTENBERG. Eine gelungene Einstimmung auf das Weihnachtsfest erlebte das Publikum in der vollbesetzten Ortenberger Marienkirche am vierten Advent mit der Lesung von Ludwig Thomas "Die Heilige Nacht" in bayerischer Mundart. Maria Tedeschi, gebürtige Münchenerin, trug die zum Teil besinnliche, zum Teil heitere Geschichte einfühlsam und differenziert vor und charakterisierte die Figuren treffend. Auch machte sie deutlich, daß die 1916 entstandene Erzählung durchaus aktuelle Bezüge hat, schildert doch Thoma die Herbergssuche der Heiligen Familie, die manchem heutigen Flüchtlingsschicksal vergleichbar scheint.
Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von Liedern des Landfrauenchors Himbach, der mit seinem Vortrag unter der Leitung von Maria Tedeschi seine kontinuierliche Weiterbildung unter Beweis stellen konnte. Einen weiteren Akzent setzte die Büdinger Stubenmusik mit Dr. Christoph Kober und Ehefrau Sabine (Zither, Gitarre und Harfe) sowie dem Ehepaar Petra und Werner Bayer (Kontrabaß, Gitarre).
Das Ensemble, das seit vier Jahren in Büdingen die Tradition musikalischen Volksgutes aus dem alpenländlichen Raum pflegt, begleitete mehrere Lieder des Frauenchors und zeigte auch in Solostücken wie "Der erste Schönauer Landler" seine hohe klangliche Qualität. Wie die Himbacher Landfrauen und Maria Tedeschi hatten sich auch die Büdinger Stubenmusik nicht nur mit ihren Werken auf die "bayerische Weihnacht" eingestellt, sondern auch in ihrer Kleidung: Alle Mitwirkenden traten in bayerischer Tracht auf. cor
FRANKFURT A.M. "Folding in Time" - schon der Titel ist kaum zu übersetzen: "Faltung in der Zeit", eher "In der Zeit falten" oder "In die Zeit falten". Zufall ist die sprachliche Vielschichtigkeit nicht. Und auch nicht, daß kaum jemand in der Lage sein dürfte, sich etwas darunter vorzustellen.
Grund genug für das Deutsche Architektur-Museum, den so betitelten Bebauungsplan des New Yorker Architekten Peter Eisenman für die Siedlung auf dem Frankfurter Rebstockgelände, im Juni 1991 als Sieger aus dem vom Magistrat ausgelobten städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangen, zum Thema einer Ausstellung zu machen. Es ist beileibe kein leichtes Unterfangen, Eisenmans ästhetisches Konzept transparent werden zu lassen.
Wer in sein Gedankengebäude eintritt, konstruiert aus Bausteinen der Psychoanalyse, der Chaostheorie, der poststrukturalistischen Philosophie Lyothards und Derridas und eigenen Beobachtungen zur menschlichen Wahrnehmung im Medienzeitalter, der fühlt sich nicht wie im Studio eines Architekten, eher wie im Bibliothekslabyrinth aus Umberto Ecos "Der Name der Rose" oder, naheliegender, in Eisenmans Frank Residence, vor einer roten Treppe, nicht betretbar und in ein Geschoß führend, das nicht existiert. Wie seine Architektur verunsichern seine Gedanken. Und dies soll so sein.
Seine komplexe Theorie wird sich an einer großen Bauaufgabe bewähren müssen: Über 50 Gebäude umfaßt das Projekt "Rebstockpark". Zwischen Theodor- Heuss-Allee, Messegelände und Rebstockbad werden Wohnungen für ungefähr 6000 Menschen und Bürofläche für etwa 3000 bis 4000 Beschäftigte entstehen. Vorgesehen ist die Bebauung seit 1988. Der Mehrheitswechsel im Magistrat im März 1989 sicherte die gemischte Nutzung.
So stehen für Frankfurts Planungsdezernenten Martin Wentz in seinem Beitrag zum Katalog sehr bodenständige Ziele hinter der Entscheidung zu Eisenmans ästhetisch innovativem Entwurf. Um 30 000 Menschen ist Frankfurts Einwohnerzahl in den letzten zwei Jahren angewachsen. "Verdichtung" heißt das Losungswort, auf das auch Planungen wie der "Rebstockpark" eingeschworen werden. Sie sollen Wohnraum schaffen, ohne daß die Stadt wie eine Krebszelle ins Umland wuchert. Die Mischung von Büronutzung und Wohngebiet soll Verkehrswege verkürzen und die allmorgendlich auf die Stadt zurollende Pendlerflut wenigstens nicht weiter anschwellen lassen.
Geradezu beiläufig erfüllt Eisenman die Forderungen "Verdichtung" und "Funktionsmischung", in seiner Argumentation zu dem Projekt sind diese Schlagworte der städtbaulichen Diskussion überhaupt kein Thema. Getreu seinem Credo, daß Architektur zwar funktionieren soll, doch deswegen nicht danach aussehen muß, ist sein Ansatz primär ästhetisch.
Eisenman verwirft die traditionelle Idee der Siedlung nicht völlig. Die Eintönigkeit von in regelmäßigen Abständen gebauten, gleichen Gebäudetypen und Wohneinheiten der Siedlung setzt er einer anderen Vorstellung von Raum und Zeit aus und löst sie so von innen her auf.
Ausgangspunkt des von einem Realitätenmodell des Chaos-Theoretikers René Thom beeinflußten Entwurfsprogrammes ist das Grundstück Rebstockgelände. Eisenman legt ein vollkommen regelmäßiges, orthogonales Raster darauf, das Grundlage wird für einen Prozeß gedachter geometrischer "Verfaltung". Sichtbares Ergebnis sind geknickte und gebogene Linien, die sich virtuell über das Grundstück ziehen. Als Ereignislinien werden sie Anlage und Ästhetik der Gebäude bestimmen, ohne daß ihre Regelhaftigkeit für den Betrachter erfaßbar wäre.
Auch die Landschaftsgestaltung der aus Philadelphia stammenden Architekten Hanna und Olin wird sich an ihnen orientieren. Die Vorstellung vom Kartesianischen Raum, in dem jeder Körper durch Punkte in einem Raster definiert wird und dem das Bild einer linear verlaufenden Zeit mit genau bestimmbaren, aufeinanderfolgenden Ereignissen entspricht, bleibt bei diesem Verfahren auf der Strecke. Eisenmans Kritik entzündet sich an der Beobachtung, daß elektronische Medien die Einheit der Wahrnehmung von Zeit und Ort in Frage stellen können, einem aus dem Repertoire der Videokunst bekannten Thema. Wenn er die traditionelle Auffassung von Raum und Zeit als Ideologie entlarvt, wählt er einfache Bilder aus dem Fernsehalltag, etwa Sportübertragungen, oder die Allgegenwart der CNN-Nachrichten. Gefilmtes Geschehen wird zur eigenen Realität, beliebig wiederholbar in der Videoaufzeichnung vor- und rückspulbar. Dies sei ein Charakteristikum der "informatorischen Weltsicht", die Wahrnehmung in "einer Welt der Medien".
Wie, fragt nun Eisenman, "betreibt man Städtebau in dieser neuen Medienzeit, einer Gleichzeitigkeit von Narration und Wiederholung?" Die Antwort fand er bei Gilles Deleuze, der als Resultat seiner Beschäftigung mit Leibniz nicht mehr den Punkt, sondern die Falte als kleinstes Element des Raumes benennt. Sie wird zum Zentrum seiner Vorstellung von Raum und Zeit, in der sich Architektur ereignen soll, wie Klänge in der Stille.
Einzigartigkeit von Architekturen besteht nach dieser Theorie nicht in ihren Eigenschaften, sondern in ihrer Zeit. "Faltung" wird so zum Leitmotiv des architektonischen Denkens, seiner Entwurfsmethodik und der Gestaltung von Gebäuden. Die "Ereignislinien" bestimmen den Verlauf von Straßen, Bauten wirken, wie von riesiger Hand geknickte und gefaltete Kuben. Die Beruhigung, die von rechten Winkeln und einer leicht nachvollziehbaren Statik ausgeht, verweigert dieser Bebauungsplan. Man zögert kurz, Eisenmans Projekt mit dem ihm zukommenden Label "De- konstruktivismus" zu versehen. Er bricht die Idee der Sied- lung aus ihrem Zentrum auf - man hat das Vorgehen dekon- struktivistischer Architekten mit der Wirkung der Viren verglichen - doch wird die architektonische Form nicht zersplittert, die Idee des Kubus eines Gebäudes oder des Zusammenhaltens einer Siedlung bleibt auch nach der Verfaltung erhalten.
Die entscheidende Frage zu dem Bebauungsplan "Rebstockgelände" stellen Albert Speer und Michael Denkel, die mit der Aufgabe betraut sind, Eisenmans Entwurf mit deutschem Planungsrecht in Einklang zu bringen. Eisenman ist verantwortlich für den Bebauungsplan. Gestaltung und Realisierung einzelner Bauten werden wahrscheinlich anderen Architekten überlassen bleiben. Doch wer außer ihm soll "gefaltete" Bauten entwerfen, ohne Eisenman zu plagieren, wieviel Eigenständigkeit ist möglich, ohne dem städtebaulichen Grundgedanken zuwiderzulaufen? Für die Realisierung soll sich ein Gremium unter Leitung Eisenmans formieren. Von seiner Überzeugungskraft hängt also viel ab. ANTJE TERRAHE
(Deutsches Architektur-Museum Frankfurt, geöffnet: Di.-So. 10-17, Mi. 10-20 Uhr; bis 31. Januar 1993.)
WIESBADEN. Die Ämter der Stadtverwaltung sind am heutigen Donnerstag und Silvester jeweils bis 12 Uhr geöffnet. Die Sprechstunden in der Wohnungsvermittlungsstelle und in Fragen der Fehlbelegungsabgabe fallen bis zum Donnerstag, 31. Dezember, aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilungen sind jedoch telefonisch zu erreichen.
Das Fundbüro und die Stadtbildstelle bleiben in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen.
Die Sprechstunden der Frauenbeauftragten beginnen erst wieder am Dienstag, 13. Januar, von 10 bis 14 und von 15 bis 17 Uhr. In dieser Zeit ist eine telefonische Kontaktaufnahme unter den Rufnummern 0 611 / 31 - 24 48 und 31 - 24 49 möglich.
Ausflüge in den Tier- und Pflanzenpark Fasanerie sollten am 25., 26., 27. Dezember und 1. Januar nicht vor 9 Uhr beginnen, da er erst zu diesem Zeitpunkt geöffnet wird. hu
"So ein Schauspieler", soll der Arzt gesagt haben, als Johannes Schauer zur Welt kam und sich erst einmal für bange 30 Sekunden stumm stellte, bevor er seinen ersten krähenden Schrei ausstieß. "Ein großartiger Schauspieler", sagten später voller Bewunderung seine Kritiker und Freunde in Frankfurt, Wuppertal, Hannover und am Wiener Burgtheater, denn Schauer - kein jugendlicher oder schwerer Held, kein Bonvivant oder stürmischer Liebhaber, sondern jemand, der mehr der Tragikomik zuneigte - war Schauspieler mit allem was er hatte.
Und heute, da wir hören, daß Johannes Schauer 74jährig am 19. Dezember in Österreich nach mehreren Operationen in einer Rehabilitationsklinik verstarb, heute bleibt uns nichts anderes übrig als zu sagen: "Was für ein Schauspieler!".
In der Frankfurter Spohrstraße geboren. Abitur, Studium, Krieg und Gefangenschaft. Danach bei Fritz Rémond, in Wuppertal, dann in Wien an der Burg, zurück nach Frankfurt, zu Buckwitz diesmal, nach Hannover und wieder nach Wien.
Und überall eine Fülle von Aufgaben. Charakterrollen bei Sartre, Ioneco, Shaw, Walser, Beckett und bei Shakespeare, natürlich. Unübertroffen seine Rolle als der Alte in Michelsens "Lappschies", unvergessen sein Mephisto in Valerys "Mon Faust", den er mit Freund Erwin Scherschel zusammen in Bad Nauheim uraufführte. Die Frankfurter denken an ihn mit Wehmut und Dankbarkeit. wp
liebe Leserinnen und Leser, für die zahlreichen Grüße, die Sie uns geschickt haben und die wir heute veröffentlichen dürfen. Wie in den vergangenen Jahren sind sie lustig oder ernst, originell mit Zeichnungen geschmückt, allgemein oder auf bestimmte Personen bezogen . . . aber lesen Sie bitte selbst auf den Seiten IV und V der heutigen Lokal-Rundschau. Wie immer ist unsere Leserin Dorothea Ender aus Rockenberg dabei, die ihren Gruß stets aktuell skizziert.
Schöne Festtage wünschen Ihnen die Redakteurinnen und Redakteure der Bezirksredaktion für den Wetteraukreis.Arbeitskreis Asyl will Geschenke packen
FLORSTADT. Der Arbeitskreis Asyl trifft sich am Sonntag, 27. Dezember, um 14 Uhr in der Goldbachhalle Nieder-Mockstadt, um Geschenke für das Flüchtlingsheim zu packen, die anschließend überbracht werden.
Wer sich der nachahmenswerten Geschenkaktion anschließen will, ist willkommen, teilte die Initiatorin Roswitha Krum, Telefon 0 60 41 / 63 82, mit. hm
Da stehen Schuhkartons mit allerlei Accessoires darin auf der kleinen Bühne. An die Pappkartons sind kleine Merkzettel geheftet. Sie sorgen für Ordnung. Die Instrumente liegen an den für sie vorbestimmten Orten. Keine Pannen, keine Verzögerungen: Die Performance des Frankfurter Jungkomponisten Franz Klee, Sohn des malenden Enfant terrible Wolfgang F. Klee, roch nach unbedingtem Willen zur Perfektion.
Es gab keinen Platz für Improvisationen oder unvorhergesehene Gefühlsausbrüche auf der Bühne. Das Tonmaterial der Performance ". . . Dein Hackfleisch" war durchgängig strukturiert und auskomponiert. Kein Krähen, kein Krächzen, das nicht auf dem Notenpapier stünde. Keine Schrubberei der Violonsaiten, keine Vibration der Stimmbänder, die nicht genau auf den Taktschlag im kleinen Konzertsaal des Holzhausenschlößchen erklang. Mit höchster Disziplin entwickelten die jungen Künstler (Christoph Kolb, Lukas Ohly, Andreas Reichrath und Christiane Reusch) ihre musikalisch-visuelle Schilderung der Absurdität des Alltags. Das Publikum stand Schlange, verführte die Künstlertruppe zu zwei Auftritten hintereinander. Franz Klee reduziert in seiner einstündigen Performance " . . . Dein Hackfleisch" Charaktere auf ihr Wesentliches. Atmosphärische Miniaturen und knappe Klangpsychogramme müssen dem Zuhörer genügen: Es tropft, bohrt und quiescht in unserem Kopf. Kurzgeschichten, alltägliche Begebenheiten oder poetische Zitate verschmelzen zu einer musikalischen Tinktur, die wir uns auf die Wunden der Zivilisation tupfen können.
Die Geschichten der Imaginationswelt des Vater-und-Sohn-Musikprojekts wirkt nicht aufklärerisch, eher verspielt: Die Welt ist eben voller Geräusche. Franz Klee versucht sie einzufangen, zu systematisieren, in kleine Kartons zu packen und konservieren. Denn jedes Chaos hat noch seine inneren Zusammenhänge und Notwendigkeiten.
CHRISTINE PETERS
MAINTAL. Die Hausmülltonnen (grau/ schwarz) werden in Dörnigheim statt Freitag, 25., bereits heute, Donnerstag, 24. Dezember, geleert, und statt Freitag, 1. Januar, bereits am Donnerstag, 31. Dezember. In Bischofsheim wird heute (statt morgen) Bioabfall (braune Tonne) abgefahren. Zwischen den Jahren erfolgt keine Leerung der Biotonnen, erst wieder ab Montag, 4. Januar, beginnend in Bischofsheim. pom
Zur Person:
THOMAS FELDER, Liedermacher aus Reutlingen, muß eine Geldbuße von 150 Mark wegen unerlaubten Betretens eines militärischen Sperrbezirks zahlen. Einen entsprechenden Bußgeldbescheid der Wehrbereichsverwaltung hat jetzt das Amtsgericht Stuttgart bestätigt. Felder beteiligte sich zwischen dem 10. und 14. September 1992 an einer "antimilitaristischen Platzbesetzung", bei der er mit der Friedensgruppe "Lebenslaute" auf dem Gelände des im Dritten Reich zwangsumgesiedelten Dorfes Gruorn das eigens komponierte Werk "Offener Klangraum" aufführte. Dabei forderte die Gruppe, das Dorf und den Truppenübungsplatz Münsingen an die Bevölkerung zurückzugeben. Trotz Verständnis für die Beweggründe verwarf das Gericht den Einspruch des Liedermachers, weil es an Rechtfertigungsgründen fehle. Felder vertrat vor Gericht die Auffassung, das im Dritten Reich gegenüber dem Dorf begangene Unrecht müsse wieder gut gemacht werden. Insgesamt hatten wegen der Aktion auf dem Militärgelände rund 90 Personen Bußgeldbescheide erhalten. epd
vs DÜSSELDORF, 23. Dezember. Mit Billigung von Bundesinnenminister Rudolf Seiters darf eine Gruppe von an Muskelschwund leidenden Frauen, Kindern und Männern aus Sarajewo nach Nordrhein-Westfalen kommen, wo sie von Hilfsorganisationen und privaten Helfern betreut werden sollen. Muskelschwund ist eine seltene Krankheit, gegen die es noch keine wirksame Behandlung gibt. Krankengymnastik, eine ausgewogene Ernährung und viel Wärme können den Krankheitsverlauf allerdings verlangsamen. Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Muskelkrankheiten hatte vor einigen Wochen einen Hilferuf der bosnischen Schwesterorganisation erhalten, in dem die Not der meist an Rollstühle gefesselten Kranken geschildert worden war, für die Kälte und fehlende Nahrung noch lebensbedrohlicher seien als für die "gesunden" Opfer des Krieges. Die deutschen Empfänger des Hilferufs wandten sich an den nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Schnoor mit der Bitte, diese Kranken und ein paar Betreuer aufzunehmen. Angesichts der ohnehin geringen Widerstandskraft der Kranken drohe ihnen in Sarajewo sonst der Tod.
Eine offizielle Übernahmeerklärung eines Bundeslandes ist die Voraussetzung für deren Einreiseerlaubnis nach Kroatien, von wo es dann weiter nach Deutschland gehen könnte. Mit der Übernahmeerklärung übernimmt das Land auch die Kosten für die Unterbringung und Betreuung der Kranken.
Nachrichten-Börse
Schweiz hält an Zollunion fest Die Schweiz und Liechtenstein wollen auch nach einem Beitritt des Fürstentums zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an der gemeinsamen Zollunion festhalten. Der entsprechendee Vertrag soll ergänzt werden, um der Tatsache Rechnung zu tragen, daß die beiden Länder nach dem "Nein" der Schweiz zum EWR künftig unterschiedlichen Wirtschaftsräumen angehören werden. IWF revidiert Wachstumsprognose Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im kommenden Jahr zum Teil deutlich nach unten revidiert. Der IWF erwartet nun weltweit einen Zuwachs von 2,3 und in den Industriestaaten alleine ein Plus von zwei Prozent. Paris macht Tabak teurer In Frankreich werden die Preise für Tabakerzeugnisse bis Mitte Mai um insgesamt 30 Prozent angehoben. Einer Entscheidung der französischen Regierung zufolge tritt die erste Erhöhung um 15 Prozent im Januar in Kraft. Die zusätzlichen Steuereinnahmen von 4,5 Milliarden Franc (1,5 Milliarden Mark) im kommenden Jahr werden zur Finanzierung des Defizits der staatlichen Kranken- und Sozialversicherung benötigt. Bisher war das Rauchen in Frankreich billiger als im europäischen Durchschnitt.
WENN i wos sooch zu dir,
ebbes Freindlis,
beig i mi noo über di in dein Bettle
und lach zu dir nei.
Gleich fängst zu doodere ou
und strampflst
und ruderst rum mit die Händ.
Viel Schönes is mir begegnt
im Leewe.
Des abber gäeht driwwer
über des alles:
dei erschts zoerts Lache.
Wenn i's beschreibe wöllet,
fäehlete mir
die passende Wörter defür.
W. Staudacher
Das erste Lachen und noch viel mehr möchten wir Dir schenken!
In Liebe Diana mit Max und Moritz
PARIS, 23. Dezember. Ein neuer Plan des französischen Innenministers Paul Quilès zur schärferen Bekämpfung des Drogengebrauchs und -handels hat zu einer offenen Kontroverse in der sozialistischen Pariser Regierung geführt, die nun von Premierminister Pierre Bérégovoy geschlichtet werden soll. Kritik an dem Plan des Innenministers wurde insbesondere von Mitarbeitern von Gesundheitsminister Bernard Kouchner geübt, der für sanfte Maßnahmen wie die Verteilung von Austauschsspritzen oder die Ausgabe von Ersatzdrogen an Fixer eintritt, um die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids im Milieu der Drogenabhängigen einzudämmen.
Gestützt auf einen Bericht des Leiters der Anti-Drogen-Mission der Regierung, des als "Super-Flic" bekannten Polizeipräfekten Robert Broussard, hatte sich Innenminister Quilès am Wochenbeginn gegen die Möglichkeit der Legalisierung des Gebrauchs von Drogen ausgesprochen und als "Priorität" einen "echten Krieg" gegen Drogen jeglicher Art gefordert. Quilès berief sich auf ein Gesetz von 1970, das sowohl den Gebrauch von Drogen als auch den Handel mit ihnen unter Strafe stellt. "Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, daß Drogen in Frankreich legalisiert würden", sagte Quilès zu der Möglichkeit, Drogenabhängigen etwa durch Methadon einen Schutz der Ansteckung mit Aids zu bieten.
Einen "liberalen Ansatz" wie er in einigen anderen Ländern versucht werde, lehnte Quilès ab. Diese Länder hätten die "schmerzliche Erfahrung" gemacht, daß sowohl der Drogenhandel als auch die Zahl der Drogenabhängigen zugenommen habe, erklärte der Innenminister. Die Polizei-Präfekturen sollen angewiesen werden, "Anti-Drogen-Zellen" zu bilden. Diese sollen insbesondere Jagd auf Straßenhändler machen, um die Entstehung von mafiaähnlichen Dealer-Netzen in den Städten zu unterbinden. Drogenabhängige Dealer seien immer erst Delinquenten und dann Konsumenten, erklärte Quilès.
Kritiker des Plans, darunter der Staatssekretär für die Probleme der Stadt, François Loncle, bemängeln, daß die einseitige Betonung polizeilicher Repression die Anstrengungen zur Vorbeugung unterliefen. Der Arzt und Drogenexperte Claude Olievenstein verwies darauf, daß der Quilès-Plan einen "Schritt um 20 Jahre zurück" bedeute. Frankreich habe neben den USA die schärfste Anti-Drogen- Gesetzgebung. Dort aber habe die repressive Handhabung des Drogen-Problems bekanntlich zum Mißerfolg geführt.
"Toute la France" bangte um sie im Februar bei den Olympischen Winterspielen in Albertville. Zehn Monate später sind sie längst aus den Schlagzeilen verschwunden. Die Eistanzstars und Olympia-Zweiten Isabelle und Paul Duchesnay feiern Weihnachten 1992 in ihrer kanadischen Heimat in gedrückter Stimmung. Sportlich, finanziell und vor allem im privaten Bereich gehören die einstigen Publikumslieblinge zu den Verlierern des olympischen Jahres.
"Es ist traurig, zu hören, was sich in den vergangenen Monaten abgespielt hat. Aber ich bin weit weg und kann ihnen nicht helfen", sagt ihr einstiger Trainer Martin Skotnicky bekümmert. Der Erfolgscoach aus Oberstdorf führte das zunächst für Kanada, später für Frankreich startende Geschwisterpaar Schritt für Schritt in die Weltspitze. Höhepunkt ihrer Karriere war der Gewinn der Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften 1991 in der Münchener Olympiahalle.
Im Mai 1991 folgte Isabelles "Traumhochzeit" mit dem Duchesnay- Choreographen Christopher Dean. "270 geladene Gäste, ein Rolls Royce für das Brautpaar, ein von Modezarin Nina Ricci kreiertes Hochzeitskleid im Wert von 15 000 Mark - die Eiskunstlaufwelt lag den Duchesnays zu Füßen. In der St.-Pauls-Kirche im kanadischen Aylmer prügelten sich die Fotografen um die besten Plätze. Der blonde Brite Christopher Dean war mit seiner Partnerin Jayne Torvill und dem legendären "Bolero" von Maurice Ravel 1984 in Sarajevo Eistanz-Olympiasieger geworden.
All dies ist nur noch schöne Vergangenheit, die harte Realität sieht anders aus. Zunächst bis zum Jahreswechsel haben die Duchesnays alle Auftritte abgesagt, die gesundheitliche Konsolidierung von Isabelle steht derzeit im Vordergrund. Die 29jährige, schon in Albertville physisch angeschlagen, erlitt im Spätsommer einen Nervenzusammenbruch und bedurfte intensiver ärztlicher Hilfe. Eheprobleme mit Christopher, so wurde am Rande der Bande getuschelt, seien der Auslöser gewesen.
Sicher ist, daß die Zwangspause die Duchesnays teuer zu stehen kommt. "Ihre Ausstrahlung und ihre Popularität sind Millionen wert", hatte F. A. Skee Goodhart, Präsident der US-Eisrevue "Holiday on Ice", während der olympischen Tage von Albertville geschwärmt. Doch derzeit ruhen alle Verträge. Statt dessen sahnen die Olympiasieger und ewigen Duchesnay-Rivalen Marina Klimowa und Sergej Ponomarenko kräftig ab. Die US-Tournee des Ehepaares aus Moskau war ein Riesenerfolg, weitere Gastspielreisen sind bereits in der Planung. Tout le monde würde die Russen gerne wieder zusammen mit Isabelle und Paul Duchesnay Eislaufen sehen. sid
Die Überlieferung von der Herkunft der Weihnachtskrippe ist fast ebenso geheimnisumwittert wie das Ereignis, das sich vor fast 2000 Jahren in einem Stall zu Bethlehem zugetragen habe: Giovanni Bernadone aus Assisi - später als heiliger Franziskus von Assisi bekanntgeworden - bat anno 1223 seine kleingläubige Gemeinde, die sich eher um ihre soziale Not denn um den Glauben kümmerte, in der heiligen Nacht in den Wald von Rieti, stellte in einem Stall mit echtem Ochs und Esel die Geburtsszene nach und hielt die Andacht unter nachtblauem Sternenhimmel. Ergriffen vom Schauspiel soll einigen Zuhörern gar ein Kind in der Krippe erschienen sein.
Die Version des Historikers Gerhard Bogner im "Krippen-Lexikon" klingt nüchterner: Die älteste Weihnachtsdarstellung mit Christus als Sonnengott sei in der Juliergruft der vatikanischen Katakomben in Rom aus dem Jahr 300 zu sehen. Aus derselben Zeit sind ebenso Sarkophage erhalten, auf denen das Kind in der Krippe mit Ochs, Esel, Hirten und einem Engel zu sehen ist.
Der Wunsch nach etwas Greifbarem von Christi Geburt schien die Gläubigen im 12. und 13. Jahrhundert stark zu bewegen: Mysterienspiele entstanden, die ersten sind aus dem Jahre 1162 vom Augsburger Raum und wenig später von Österreich überliefert. Krippenspiele mit Marionetten wurden in Frankreich, Spanien und Italien aufgeführt. Die älteste Krippe ist laut Bogner aus dem Jahr 1252 im bayerischen Füssen erwähnt, und vom 15. Februar 1384 existiert die älteste Bestellung von Krippenfiguren.
Die Weihnachtskrippe, wie sie heute bekannt ist, konnten Gläubige erstmals 1615 in der Bamberger Kirche Alt-St. Martin bestaunen. Doch die Darstellung der Geburt hatte inzwischen auch in der heimischen Stube Herberge gefunden - die Figuren dazu wurden an kalten Winterabenden am Ofen geschnitzt. Der "Kult" machte in Europa derart Furore, daß Rom 1670 mit dem ersten Verbot dazwischenfuhr. Weitere folgten, zuletzt in Franken 1803. Freilich ohne nachhaltigen "Erfolg": 1860 wurde in Tirol der erste Verein zur Pflege der Weihnachtskrippe gegründet. Die Bewegung breitete sich in Europa aus. Der Krippenbau wurde zur Kunstrichtung, die Krippe zur Wissenschaft. In Berlin existiert eine Akademie für Krippenschnitzkunst, in Innsbruck die einzige Schule, die Krippenbaumeister ausbildet; eine weitere in Bamberg bietet mehrmals im Jahr Kurse an, und alle drei Jahre treffen sich Liebhaber zum internationalen Krippenkongreß. ana
Vom sechsjährigen Knirps bis zum "gestandenen" Mann ist bei den Handballern der SG Nieder-Roden alles vertreten, nur eines gibt es nicht: Frauen. Die Handballer sind ein reiner Männerklub, und Pressesprecher Otto Manus findet das "auch ganz gut so". Ob das auch die etwa 80 (natürlich männlichen) Jugendlichen so gut finden oder ob sie eine etwas positivere Einstellung zum weiblichen Geschlecht haben, das sei dahingestellt. Gut finden die Jugendlichen jedoch ganz bestimmt das alljährlich ausgerichtete Jugendturnier der SG Nieder-Roden.
Auch in diesem Jahr haben sich die Nieder-Rodener ein starkes Teilnehmerfeld eingeladen, nach den A-Jugendlichen sind 1992 die C-Jugendlichen an der Reihe. Am Sonntag ab 10 Uhr gehen die acht Mannschaften in zwei Gruppen ins Rennen, für 17.45 ist das Endspiel terminiert. Die Nieder-Rodener erhoffen sich eine ähnlich gute Resonanz wie im Vorjahr, immerhin ist ihr Turnier mittlerweile bekannt dafür, hochklassigen Jugendhandball zu bieten.
Bester Beweis hierfür ist die A-Jugend der Gastgeber, die als Paradestück der SG-Jugend gilt und in der sechs Auswahlspieler stehen. In Zukunft soll es mit der SG aufwärts, gehen und die gute Jugendarbeit ist sicher der richtige Weg zum Erfolg. Die Vorgabe lautet: In zwei Jahren die Oberliga erreichen. jbp
Weitere 440 Flüchtlinge aus Bosnien nach Hanau Mit Zuteilung entfällt Aufnahmelager für Asylbewerber Von Astrid Ludwig HANAU. Die Stadt Hanau wird erneut Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien aufnehmen. Wie Oberbürgermeister Hans Martin gestern mitteilte, rechnet die Stadt innnerhalb der nächsten Tage mit der Ankunft weiterer 440 Männer, Frauen und Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie sollen in der Hessen-Homburg- und in der François-Kaserne untergebracht werden. Hanau nimmt damit das gesamte Kontingent auf, das Hessen vom Innenministerium in Bonn zugeteilt wurde. In den nächsten Tagen werden bundesweit insgesamt 6000 weitere Kriegsopfer in Bussen die Bundesrepublik erreichen. Das geplante Erstaufnahmelager für Asylbewerber in Hanau entfällt mit der Zuweisung der Bosnier. Die Hanauer Verwaltung wurde erst zwei Tage zuvor über die Ankunft der weiteren Flüchtlinge informiert. Bislang sind weder dem Magistrat noch dem den Einsatz leitenden Deutschen Roten Kreuz Einzelheiten bekannt. DRK-Geschäftsführer Joachim Ehlert: "Wir sind alle im ungewissen." Noch ist unklar, wann die Kriegsopfer eintreffen und um welche Menschen es sich dabei handelt. Sicher ist nur, so Oberbürgermeister Hans Martin und Sozialdezernent Klaus Remer, daß es keine Familien wie bei der ersten Flüchtlingsaufnahme sein werden. Vielmehr geht die Stadt davon aus, daß vor allem alleinstehende Männer aus den Gefangenenlagern und Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden, nach Hanau kommen werden. "Diese Menschen", so Klaus Remer, "brauchen eine stärkere Fürsorge. Sie sind psychisch in einer ganz anderen Verfassung. Die Stadt ist mehr gefordert."
Die Stadt und auch das DRK bereiten sich seit dem Bekanntwerden der Zuweisung auf die Ankunft der 440 Flüchtlinge vor. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen des DRK sind auch über die Weihnachtsfeiertage in Einsatz-Bereitschaft.
150 Flüchtlinge werden in den noch freien Räumen der Hessen-Homburg-Kaserne untergebracht werden, die übrigen sollen in zwei Gebäude der François-Kaserne einziehen. Ein Großteil der Betten und Schränke steht bereits, die noch fehlenden Möbel sind unterwegs nach Hanau. Erst am Dienstag hat die Feuerwehr die Gebäude der François-Kaserne für die Benutzung freigegeben.
In der medizinischen Versorgung hat die Verwaltung eine erneute Zusammenarbeit mit dem Stadtkrankenhaus in die Wege geleitet. Hier sollen vor allem die Opfer von Folter und Vergewaltigungen behandelt werden. Der Arzt des hessischen Gesundheitsministeriums, Dr. Nassauer, der schon bei der Ankunft der ersten Flüchtlinge im Sommer die Betreuung übernommen hatte, wird erneut nach Hanau kommen und die Menschen in der Kaserne aufsuchen. Die Mitarbeiterin des sozialen Dienstes der Stadt, Rita Abel, wird ebenfalls Ansprechpartnerin für die nun insgesamt 850 Flüchtlinge sein. Sie wurde abgeordnet, um die tägliche sozialpädagogische Betreuung zu leisten. Ihre Stelle bei der Stadt soll anderweitig besetzt werden. Zusätzliche Betreuer wird auch das DRK stellen. Die Mannschaft von bisher fünf Betreuern wird um weitere vier aufgestockt werden. Die Finanzierung übernimmt das Land. Laut Sozialdezernent Remer wollen sich ebenso die bereits hier lebenden Bosnier bei der Betreuung der Neuankömmlinge engagieren. Oberbürgermeister Hans Martin und sein Kollege Klaus Remer äußerten sich zufrieden über die Entscheidung des Landes, die bosnischen Flüchtlinge nach Hanau zu schicken. Als Alternativstandort war Wetzlar im Gespräch gewesen. Mit der Zuweisung der Kriegsopfer entfällt nämlich das geplante Erstaufnahmelager für Asylbewerber, das vom Land eigentlich in der François- Kaserne vorgesehen war. 1000 Menschen sollten hier untergebracht werden.
Die Stadt hatte sich in Wiesbaden daher um die Aufnahme der Kriegsopfer bemüht. Remer und Martin sprechen von einer sinnvolleren Integration und besseren Betreuung der Menschen. "Wenn die Stadt schon eine so hohe Zahl an Flüchtlingen aufnimmt, dann sollten sie miteinander harmonisieren und der gleichen Volksgruppe angehören", so Remer. Ein wichtiger Faktor ist für den Dezernenten die Sozialverträglichkeit für den Stadtteil Lamboy. Und die sieht er eher gewahrt durch eine Vielzahl bosnischer Flüchtlinge denn durch Asylbewerber aller Nationen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Kriegsopfer sei groß, so der Dezernent. Insgeheim hofft die Stadt, daß die Aufnahme der Bürgerkriegsflüchtlinge auch bei der Zuweisung der Asylbewerberkontingente angerechnet wird, die Hanau aufzunehmen hat. Oberbürgermeister Hans Martin spricht dabei von einem "moralischen Anspruch".
ERLENSEE. Tödliche Verletzungen hat am frühen Dienstag abend ein sieben Jahre altes Mädchen bei einem Verkehrsunfall in Langendiebach erlitten.
Nach Angaben der Polizei lief das Kind über die Fahrbahn der Friedrich-Ebert-Straße und wurde dabei von einem Auto erfaßt, das eine 19jährige aus Neuberg steuerte.
Die Polizei geht derzeit davon aus, daß die junge Frau kaum eine Chance hatte, ihren Polo rechtzeitig zu bremsen. Der Wagen schleuderte das Mädchen auf die Straße, der Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen. az
Seit dem Rücktritt der FTG aus der Ersten Bundesliga ist die Frauenmannschaft des SV Hofheim das ranghöchste Team in Hessen. Die Hofheimerinnen bestätigten erneut ihre Spielstärke. Im Wettstreit der 5. Runde gegen Schott Mainz gewannen sie nach siebeneinhalb Stunden mit 3,5:2,5 Brettpunkten.
Nach dem 3,5:2;5 gegen Rotation Berlin und dem 3,5:2:5 gegen Elberfeld war dies der dritte Sieg. Gegen SK Hamburg (2,5:3,5) und Turm Krefeld (2:4) fanden die Hofheimerinnen ihre Meisterinnen.
Das Duell stand lange Remis. Ausschlaggebend war das Turmendspiel zwischen Sabine Bouaraba und Annika Boenisch. Die Hofheimerin konnte schließlich einen Bauernvorteil nutzen und den
Brettergebnisse: Ankerst - Trabert 1:0; Bürvenich - Claus remis; Kierzek - Derlich 1:0; Zahn - Gerlach 0:1; Fröhlich-Dill - Sautter 0:1; Bouaraba - Boenisch 1:0.
Ergebnisse: Elberfelder SG - Turm Krefeld 4:2; Post Dresden - SVG Leipzig 4:2; SC Weimar - TSG Gera 4,5:1:5; Uni-SV Potsdam - Buna Halle 2,5:3:5; Hamburger SK - Rotation Berlin 4:2.
Die Tabelle nach der 5. Runde: 1. Elberfeld, 2. Krefeld, 3. Hamburg (alle 8:2 Punkte), 4. Weimar, 5. Dresden (7:3), 6. Hofheim, 7. Halle (6:4), 8. Berlin (5:5), 9. Leipzig (3:7), 10. Potsdam, 11. Mainz (1:9), 12. Gera (0:10).
has FRANKFURT A. M. Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) hat tief in die Trickkiste gegriffen, um Bedenken des Kartellamts gegen ihren Einfluß auf den Reise-Riesen TUI zu begegnen. Der Hintergrund: Mitte Dezember hatten die Berliner Wettbewerbshüter argumentiert, der Warenhauskonzern Horten gehöre mehrheitlich zur WestLB. Horten wiederum habe sich entgegen früheren Zusagen erneut den Zugriff auf die HS-Touristik gesichert, die zu 25 Prozent an TUI beteiligt ist.
Aus diesem Grund beschloß das Kartellamt eine einstweilige Anordnung, um die Horten-Stimmrechte bei der TUI-Gesellschafterversammlung einzufrieren. Der gesamte Vorgang wird am 11. Januar nächsten Jahres das Berliner Kammergericht beschäftigen.
Vor dem Kammergericht will die WestLB, die stark auch bei der Touristik- Gruppe LTU engagiert ist, "natürlich gute Karten haben", verlautet aus informierten Kreisen. Das Institut von Vorstandschef Friedel Neuber ließ sich deshalb etwas einfallen, um die eigene Beteiligung an Horten zu verringern. Der Warenhauskonzern gehört zu 48,9 Prozent der Gesellschaft WestBTL, die zu 49,7 Prozent von der WestLB kontrolliert wird. Die Chartered WestLB wiederum, eine Tochter des Hauses Neuber, hielt bisher direkt 0,4 Prozent an Horten und zudem 5,4 Prozent an der Horten-Aktionärin WestBTL. Darüber hinaus nennt die WestLB noch 1,1 Prozent des Horten- Kapitals ihr eigen. Aus diesem komplizierten Beteiligungsgeflecht filterte das Kartellamt schließlich eine mehrheitliche Position der WestLB bei Horten und damit den Einfluß auf TUI heraus.
"Um den Bedenken des Kartellamts Rechnung zu tragen", so der Insider, habe das Haus Neuber schon vor einer Woche das 5,4prozentige Anteilspaket der Tochter Chartered WestLB an der WestBTL an die Provinzial Feuerversicherung in Münster verkauft. Das Pikante an diesem Vorgang: Die Gewährträger der Provinzial sind identisch mit denen der Westdeutschen Landesbank.
Die Abgabe der WestBTL-Anteile an die Assekuranz in Westfalen könnte das Urteil des Berliner Kammergerichts beeinflussen. Rein formal läßt sich nun nämlich möglicherweise keine Mehrheitsbeteiligung der WestLB an Horten mehr nachweisen. Damit wäre die Landesbank in Sachen TUI aus dem Schneider. Denn: Über den Umweg Horten könnte das Kartellamt kaum noch eine marktbeherrschende Stellung von TUI und LTU unter dem WestLB-Dach unterstellen.
Zugeknöpft geben sich die Berliner Wettbewerbshüter zu dem Provinzial- Deal mit der Westdeutschen Landesbank. Das Amt wolle "keine Stellungnahme" abgeben, heißt es dort.
MAINTAL. Im Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde ist versehentlich für die Christmette am heutigen Heiligen Abend eine falsche Uhrzeit angegeben. Das Pfarramt teilt mit, daß die Christmette um 22.30 Uhr beginnt.
Kleine FR
Radfahrer von Auto erfaßt HANAU. Einen Beinbruch trug ein elf Jahre alter Radfahrer davon, als er am Dienstag abend an der Ecke Ballplatz/ Nürnberger Straße von einem Auto erfaßt wurde. Dessen Fahrer hatte nach rechts abbiegen wollen und dabei den Jungen übersehen, der auf dem Bürgersteig fuhr und die Nürnberger Straße hatte überqueren wollen.
Neuer Gesprächskreis für Trauernde BRUCHKÖBEL. Drei Jahre nach seiner Gründung hat sich der Gesprächskreis für Trauernde in seiner bisherigen Konstellation aufgelöst, da sich die Betroffenen inzwischen zwanglos bei verschiedenen Anlässen treffen. Wer Interesse an einem neuen Gesprächskreis hat, kann sich unter der 0 61 81 / 701-230 bei der Frauenbeauftragten melden.
Auf einen Blick
Seite II WEHRHEIM. Kriegsweihnacht 1914: Briefwechsel zwischen einem Soldaten und seiner Familie in Wehrheim. Seite III OBERURSEL. An den Weihnachtsbäumen in und um Oberursel geben heute abend die Bären den Ton an. Seite IV LOKALSPORT. Talente der SG Anspach sorgten bei Badminton-Ranglistenturnieren für eine tolle Bilanz.
MAINTAL. Lange ist es her, daß im Maintaler Stadtparlament Sozialdemokraten und Liberale zusammengearbeitet haben. Die FDP schwenkte vor rund elf Jahren auch in Maintal auf Gegenkurs. Inzwischen kann "das Verhältnis" wohl nur noch besser werden. So nahm FDP-Fraktionsvorsitzender Peter Geißel beispielsweise seine Haushaltsrede zum Anlaß, die Ankündigung seines Ausscheidens aus dem Hohen Hause mit einem Tiefschlag gegen Bürgermeister Walter Unger (SPD) zu verbinden. Er sei "heilfroh", versicherte Geißel, "denn mit Menschen, denen jeglicher Funke von Menschlichkeit verlorengegangen zu sein scheint", wolle er nichts mehr zu tun haben. Hat er "Unmenschen" wirklich schon kennengelernt?
Nun gibt es wohl auch Leute, die sich darauf freuen, Geißels Reden nicht mehr hören zu müssen. Aber dafür haben andere, weit schlimmere ihr Kommen angekündigt. Die rechtsradikalen "Republikaner" wollen zur Kommunalwahl kandidieren, und es ist schon verwunderlich, daß die CDU meint, sich auch noch offiziell von diesen Hetzern distanzieren zu müssen, was doch wohl selbstverständlich sein dürfte. Oder etwa nicht?
Unger hat der CDU in der letzten Parlamentssitzung vorgeworfen, mit der Warnung vor "Asylmißbrauch" eine alte Parole der NPD übernommen zu haben. Und SPD-Fraktionsvorsitzender Mario Arendt verglich die CDU bildlich mit einem "Brandstifter". Wo bleibt denn nun angesichts der "Gefahr von rechts" der so oft zitierte Konsens der demokratischen Parteien?
Macht der Wahlkampf blind für Realitäten und Traditionen? Der Magistrat hat in einer Gemeinschaftsaktion mit rund 20 Gruppierungen und Parteien einen Aufruf ("Stoppt den Ausländerhaß, gegen rechte Ge&lab;ju>walt . . .") veröffentlicht. Auch FDP und DKP sind dabei, doch die CDU paßte mit dem Argument, sie habe keine Gelegenheit gehabt, den Appell mitzugestalten, und sei zudem unter Zeitdruck gesetzt worden. Daß es der CDU indes ganz konkret um eine Passage im Aufruf ging, die sie nicht mitzutragen bereit war, ist der FR auf Anfrage bei einer Pressekonferenz erklärt worden. "Ausländer / Ausländerinnen sind als erste betroffen von Übergriffen. Andere ,Randgruppen&rquote; folgen, wie Behinderte, Homosexuelle, linke Gewerkschafter, alles was ,fremd&rquote; erscheint", hieß es in der Urfassung. Was denn wohl Homosexuelle und andere Randgruppen mit Behinderten zu tun hätten, fragte blauäugig CDU-Pressesprecher Kurt Romeiser, der das doch - schon aufgrund seines Alters - (noch) wissen müßte.
Fakt ist, daß die Maintaler CDU auch nach den Morden von Mölln weiterhin an ihrem Asyl-Wahlkampfthema festhält. Fakt ist zweitens, daß die Maintaler SPD sich weiterhin vom bundesweiten Schwenk distanziert und fordert, das Grundgesetz dürfe nicht ausgehöhlt werden, rechtsstaatliche Verfahren müßten gesichert bleiben und Menschen dürften nicht pauschal diffamiert werden. Dem Vernehmen nach denken führende Maintaler Sozialdemokraten für den Fall, daß sich ihre Vorstellungen nicht erfüllen, über Parteiaustritt nach.
OBERURSEL. Als sie bei einem Empfang im Historischen Rathaus Sekt servieren sollte, fiel ihr plötzlich das Tablett aus der Hand: "Der ganze Fußboden bebte, Scherben überall, es war ein traumatisches Erlebnis", sagt Claudia Maruska, die spätestens von diesem Tag an wußte, daß sie für eine klassische Vorzimmertätigkeit nicht unbedingt geeignet ist.
Den Beschluß, Bürgermeisterin werden zu wollen, faßte sie allerdings nicht unmittelbar nach dem Malheur. Das war später, im Sommer, als sie der Bundestagsabgeordnete Alexander Warrikoff anrief und fragte, ob sie nicht Lust habe, 1993 gegen den Rathauschef von Groß- Umstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg anzutreten. Drei Nächte lang hat Claudia Maruska allein überlegt, dann mit ihrem Ehemann gesprochen und schließlich den Parteifreunden ihre Entscheidung kundgetan: die CDU-Frau aus dem Oberurseler Rathaus kandidiert am 4. Juli gegen den "Platzhirsch von der SPD", den Groß-Umstädter Bürgermeister Wilfried Köbler.
Bürgermeister Thomas Schadow holte Claudia Maruska gleich nach seiner Wahl 1990 in sein Vorzimmer. Nicht als Sekretärin, sondern als seine persönliche Referentin. Ein Jahr vorher war sie Mitglied der Oberurseler Stadtverordnetenversammlung geworden, nun lernte sie "die andere Seite" kennen, die Verwaltung. Sie lernte sie gründlich kennen. Alles, was den Chef betrifft, läuft über ihren Tisch, sie bereitet Sitzungen und Außentermine vor, führt den Terminkalender, hört sich Beschwerden über defekte Straßenlampen und überquellende Container an, wird an wichtigen Gesprächen beteiligt - "um Verhandlungsführung zu lernen", wie die 42jährige sagt.
Lernen war ihr schon immer wichtig. Drei Jahre lang hat Claudia Maruska Betriebswirtschaft studiert - abends, nach der Arbeit. Ein Triumph der Selbstdisziplin. Im Mai dieses Jahres machte sie ihr Diplom; Thema: Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen. "Ich hab' alle Scheine schön gemacht", schmunzelt sie zufrieden und wird ganz ernst, wenn sie an den Streß der drei Jahre denkt, der gelegentlich bis knapp an den Nervenzusammenbruch ging. Eine "Emanze" sei sie nicht, betont die temperamentvolle Frau mit dem glockenhellen Lachen, "aber ich bin emanzipiert." Manchmal, meint sie nachdenklich, sei sie vielleicht zu spontan. Sie gehe auf die Leute zu, ohne Vorurteile, riskiere dabei halt schon auch mal, auf die Nase zu fallen. Und das Temperament könne in der Politik zum Nachteil werden, damit schieße man leicht übers Ziel hinaus. Aber sie sei ja lernfähig. Vom Chef nebenan lerne sie im übrigen vieles. Der Herr Schadow sei ein ausgeglichener Mensch, habe keine Launen - "das ist keiner, der leicht in die Luft geht oder einen zur Sau macht". Sie schätze an ihm "schnelle Auffassungsgabe und analytischen Verstand".
Und der Bürgermeister, was hält er von seiner rechten Hand? "Sie ist äußerst qualifiziert in Sach- und Politikfragen", bescheinigt er seiner möglichen Kollegin in spe. In Streßsituationen mache sie "spontan das Richtige". Als Sekretärin, witzelt Schadow, sei sie ungeeignet, "deshalb haben wir sie höhergruppiert".
Claudia Maruska weiß, daß es schwierig sein wird, ins Groß-Umstädter Rathaus einzuziehen. Doch sie setzt auf die Direktwahl. Ist jetzt schon jedes Wochenende in dem 20 000-Einwohner-Städtchen, hilft der CDU im Wahlkampf. Kommunalpolitik ist ja kein neues Pflaster für sie. Von 1981 bis 1987 war sie Stadtverordnete in Erbach im Odenwald, vier Jahre davon Vorsitzende der CDU-Fraktion ("die waren ganz stolz, eine Frau als Chefin zu haben"), hauptberuflich war sie Geschäftsführerin der CDU im Odenwaldkreis, bis ihr Mann - Beruf: Chemiker - einen neuen Job in Bad Homburg übernahm; seit 1987 wohnt die Familie Maruska-Rau mit Cockerspaniel "Räuber" in Oberstedten.
Zur CDU kam sie 1976; der Papa war dort schon aktiv. Willy Brandt, erklärt sie, sei ihr Grund für den Parteieintritt gewesen, denn dessen Innenpolitik habe ihr nicht zugesagt. Mit der "falschen Liberalität der 70er Jahre" sei sie nicht einverstanden gewesen. Auch wenn sie sich selbst "rechts von der Mitte" ansiedle, mit der extremen Rechten könne sie sich niemals eine Zusammenarbeit vorstellen: "Die Reps haben keine Lösungen, nur Schlagworte, sie betreiben Bauernfängerei, haben aus der Geschichte nichts gelernt." (HANS KONANZ)
Firmen-Telegramm
Digital beziffert Verlust Der vom Vorstand des Computerherstellers Digital Equipment bereits avisierte Verlust steht konkret fest: Im Geschäftsjahr 1991/92 (30. Juni) machten die deutschen Ableger des amerikanischen Konzerns 145,6 Millionen Mark Verlust nach knapp sechs Millionen Mark Überschuß in der Vorperiode. Der Umsatz nahm leicht um zwei Prozent auf 1,8 Milliarden Mark zu. Treuhand verkauft Telux-Spezialglas Die Treuhandanstalt verkauft den ostdeutschen Spezialglas-Hersteller Telux an die westlichen Firmen Caramant und Straßburger. Der Vertrag sieht vor, daß die Firmen 49 Millionen Mark bis 1995 investieren und langfristig 300 Arbeitsplätze erhalten. Brammann neuer Rothmans-Chef Walter Brammann löst im Januar Wolfgang Hetzel als Chef des Zigarettenherstellers Rothmans ab.
Franzosen erwerben Glashütter Uhren Der französische Chronometer-Hersteller France Ebauches übernimmt den Glashütter Uhrenbetrieb. Garantiert wird zunächst für das kommende Jahr der Erhalt von 190 Arbeitsplätzen sowie 40 Lehrstellen. Derzeit sind dort noch 422 Männer und Frauen beschäftigt. In den kommenden drei Jahren wollen die neuen Eigner in den sächsischen Betrieb 30 Millionen Mark investieren. Die Immobilien sowie ein Museum gehen nicht an die Franzosen über. Zimmermann verläßt Sony Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Sony Deutschland, Klaus Zimmermann, verläßt überraschend zum Jahresende das zum gleichnamigen japanischen Konzern gehörende Unternehmen. Er wolle sich anderen Aufgaben zuwenden, heißt es zur Begründung. Vorübergehend wird Zimmermanns Stellvertreter Helmut Rupsch die Firma führen.
Hunderttausend am Dienstagabend nun auch in Frankfurt, mit Kerzen und Fackeln im Regen, den Solidaritätsring schließend um die innere Stadt. Mit diesen Lichterketten, so nie zuvor gesehen in den westdeutschen Metropolen, ist im Westen etwas übernommen worden aus dem Osten: Mit Feldern brennender Kerzen waren ja in der DDR, ab Ende 1989, zum Beispiel bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig, die Trutzburgen des verhaßten Regimes umgeben worden. Die Zeichen werden jetzt wieder gesetzt, gegen die Gewalt, die nach der Wiedervereinigung ausbrach.
Dieses Kerzenlicht, nicht von ungefähr Weihnachtslicht, macht milde. Es zu halten, damit zu gehen, verändert schon die Körpersprache ins achtsam Freundliche. Keine heftigen Gebärden, sonst verlöscht das Licht. Verlangt ist ruhige, aber entschiedene Aufmerksamkeit. Auch daraus bekommt der Zug, der Bekenntnis sein will zum Lebensrecht der bedrängten Fremden unter uns, bei aller Lockerheit des zufälligen Arrangements der Gruppen, Paare und Einzelgänger, notwendige Nachdrücklichkeit.
Mehr als nur ein Nebeneffekt dabei ist: Diese Bürgerketten bilden Gemeinschaft. Wer mitgeht, kann für sich bleiben - und erlebt doch die anderen Bewohner der Stadt, die Mitbürger, hier einmal nicht, wie sonst zumeist (im Verkehr auf den Straßen, in Bussen und Bahnen, in den Kaufhäusern und Restaurants) vor allem als die eigene Bewegung Behindernde, Störende, das urbane Sozialgebilde als Last. Vielmehr gilt hier das Gegenteil: Die Präsenz der vielen anderen bestärkt in der eigenen Ansicht und Absicht.
Schon bei der Anfahrt in der U-Bahn freundliche Annäherungen (sonst doch eher mit Skepsis behandelt): Sie auch mit Fackel? Ja doch, klar doch. - Man wird sehen, wie das Gemeinsame sich bewährt im täglichen Lebensbetrieb. Keine Sentimentalitäten, die Rückstellung von Einzelinteressen aus einem bestimmten Anlaß, macht noch keine neue, grundsätzlich solidarische Gesellschaft. Aber daß jedenfalls verloren geglaubte Zivilität sich gemeinsam beleben läßt - scheint ganz so zweifelhaft jetzt vielleicht nicht mehr wie mancher vor Wochen noch dachte. P.I.
ECHZELL. Die Mitglieder des SPD- Ortsvereins Echzell treffen sich zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zur Stadt Offenbach". Nach den Berichten des Vorstandes steht die Kommunalwahl '93 im Blickpunkt. Außerdem sollen Perspektiven für die weitere Arbeit besprochen werden. de
Leicht verletzt NIDDA. Leicht verletzt wurde eine Autofahrerin in Nidda, als ein Mann aus Gedern mit seinem Wagen nicht die Vorfahrt beachtete, wie die Polizei berichtet. Bei dem Zusammenstoß entstand außerdem ein Schaden von 18 000 Mark.
MÜHLHEIM. Freitags ist im Hallenbad Warmbadetag, deshalb strömen immer dann die Massen in das Schwimmbad. Weil dem so ist, soll nun auf Vorschlag der SPD vom Parlament einstimmig beschlossen werden, auch den Samstag zum Warmbadetag zu machen. Der Magistrat wird zuvor allerdings prüfen, was das an Energie kosten wird. pmü
DREIEICH. Bei einem Verkehrsunfall am Dienstag abend auf der Steubenstraße kamen nach Angaben der Polizei zwei Menschen zu Schaden. Eine 27 Jahre alte Frau verletzte sich dabei schwer. Ein weiterer Autofahrer zog sich leichte Verletzungen zu.
Die Autofahrerin war auf der Verbindung zwischen der Bundesstraße 486 und der Pittlerstraße unterwegs. An der Einmündung Steubenstraße wollte sie nach links abbiegen. Dabei mißachtete sie laut Polizei die Vorfahrt eines entgegenkommenden Fahrzeugs. Die beiden Autos krachten zusammen. Der Schaden beträgt nach Angaben der Polizei etwa 12 000 Mark. dac
Vor allem Bekannte und Verwandte betrogen Versicherungsvertreter nützte Vertrauen skrupellos aus Von Jörg Andersson GRÜNDAU /FREIGERICHT. Der junge Familienvater hatte um sein Geld, immerhin 50 000 Mark, keine Angst. Schließlich kannte er die Frau seines Geschäftspartners bestens. Sie war im Ort nur ein paar Straßen weiter aufgewachsen, mit ihm zur Schule gegangen. Nun steckte ihr Mann kurzfristig in der Klemme, brauchte das Geld, um einen Wagen aus einem Leasing-Vertrag abzulösen, den er zu einem höheren Preis gleich weiterverkaufen könne, wie er erzählte. Dabei versprach er dem Freigerichter die Summe in spätestens einer Woche zurück, zuzüglich 7000 Mark Gewinnbeteiligung. Der Mann aus Freigericht hat seine Ersparnisse bis heute nicht zurück, ganz zu schweigen von der zugesagten Rendite. Er ist eines der Opfer jenes Betrügers aus Gründau, der seit knapp einem Monat spurlos verschwunden ist und nun von der Staatsanwaltschaft gesucht wird. 14 Fälle dieser Art sind der Hanauer Staatsanwaltschaft mittlerweile bekannt. Dabei geht es nach Angaben von Albert Farwick "um einen Schaden von bisher einer Million Mark". Der Leitende Oberstaatsanwalt steht ganz am Anfang der Arbeit. "Was noch dazukommt, wissen wir nicht, nach oben ist alles offen."
Der jetzt aufgeflogene Millionschwindel (FR vom 22.12.) hat eine besondere Note und unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Fällen dieser Art. Der Täter operierte im Umkreis von Bekanntschaft und Verwandtschaft. "Er wandte sich vertrauensvoll an sie, um ihre Hilfsbereitschaft kaltblütig auszunutzen", kommentiert Kurt Pitz, der als Anwalt die Interessen von sechs Geschädigten vertritt, die Vorkommnisse. Seine Mandanten, die in der Mehrzahl aus Freigericht stammen, haben dem 32jährigen Betrüger alleine rund eine halbe Million Mark anvertraut. Die Masche, mit der der zuletzt in Lieblos Wohnhafte seinen Opfern das Geld aus der Tasche und ihre Ersparnisse von den Konten lockte, war stets die Geschichte von kurzfristigen Finanznöten. Neben der Story vom Luxusauto gab es noch eine zweite Variante, bei der Geld benötigt wurde, um Waren für das Sportartikelgeschäft seiner Frau bezahlen zu können, wie Pitz erzählt. Auch hier versprach der hauptberufliche Versicherungsvertreter die Rückzahlung binnen eines Monats zuzüglich einer ordentlichen Verzinsung. Die Betrogenen, zum Teil auch Freunde aus Sportvereinen, hatten sich gleich nach dem Verschwinden des Gründauers an seine Frau gewandt, die nun verlassen und überschuldet mit ihren Kindern dasteht. Nach den Schilderungen des Anwaltes hat sie von den Geschäften ihres Mannes nichts gewußt, angesichts seines luxuriösen Lebenstils eine böse Vorahnung gehabt.
Wie Oberstaatsanwalt Farwick weiter mitteilt, hat sich der Betrüger oft auch dadurch das Vertrauen seiner Opfer gesichert, daß er anfänglich kleinere Beträge einschließlich Zinsen prompt zurückzahlte. Der 32jährige, der seit Ende November samt dem Geld spurlos verschwunden ist, lebte bisher "völlig unauffällig", erklärte Farwick, habe "nicht einmal einen Parkverstoß begangen".
Weitere Geschädigte sollten sich umgehend bei der Hanauer Staatsanwaltschaft oder der Kriminalpolizei melden.
Antje Kroh aus Friedberg, Mittelstraße 11, wünscht sich auch etwas, nämlich eine FR-Redaktion, die keine (oder weniger) Fehler macht. Zu unserem Bericht vom 21. Dezember ("Mit Lichtern und Rockmusik gegen rechts") schreibt sie uns:
"In dem oben angeführten Artikel schreiben Sie: ,Heute sind es die Ausländer, morgen sind es Behinderte . . .&rquote;, meinte ein Sprecher des Stadtjugendringes.
Nun war es bei der Veranstaltung in Friedberg kein Sprecher, sondern eine Sprecherin, Bettina Hein, die in ihrer klugen und eindringlichen Ansprache vor Gewaltbereitschaft warnte und gleichzeitig zur Eindämmung dieser Gewalt eine bessere Politik für Jugendliche forderte; daß hier in Friedberg einiges im argen liegt, ist bekannt.
Mein Weihnachtswunsch an die FR: Anstatt von der Redaktionsstube aus die LeserInnen aufzufordern, sich gegenseitig Weihnachts-Glückwünsche zu schikken - die doch vielleicht nicht von allzu dringlichem öffentlichen Interesse sein dürften - draußen exakt recherchieren!"
Liebe Frau Kroh, wir geloben Besserung. Die Redaktion
OFFENBACH. "Goldpfeil", das Flaggschiff der deutschen Lederwaren- und Kofferindustrie, will künftig mehr im Ausland produzieren lassen.
Horst Hövels, Vorstand der jetzt zur Leibbrandt-Gruppe gehörenden "Goldpfeil Ludwig Krumm AG" bestätigte, daß das Unternehmen zur Zeit mit der türkischen Firma Desa verhandelt, in Istanbul niederpreisige Lederwaren der sogenannten Einsteigerkollektionen herstellen zu lassen.
"Es ist aber noch alles offen, weil die Türken unsere Qualitätsanforderungen erst zu 80 Prozent erreicht haben", sagte Hövels. Diese teilweise Produktionsverlagerung in ein Billiglohnland werde überhaupt keine Auswirkungen auf die Mitarbeiter im Offenbacher Stammhaus in der Kaiserstraße haben. Hier werde weiterhin das Schwergewicht der Produktion bleiben.
Entlassungen wird es 1993 nicht geben, betonte Hövels ausdrücklich. Das bestätigte auch Betriebsratsvorsitzender Heinz Altmannsberger: "Wir müssen im Ausland produzieren, weil es hier zu wenig Portefeuiller gibt. Niemand will diesen Beruf mehr lernen."
Das Unternehmen setzte in diesem Jahr 70 Millionen Mark um, zehn Millionen weniger als erhofft. Rückläufig sei vor allem der Umsatz von hochpreisigen Lederkoffern und Attaché-Koffern gewesen. Die Zahl der Mitarbeiter ging im Laufe des Jahres um 50 auf 350 zurück - "durch natürliche Fluktuation und durch Vorruhestandsregelung", berichtet Altmannsberger. Hövels sagte: "Wir sind zur Zeit dabei, unser Kosten-Management zu straffen." Dazu gehört auch die Auflösung zweier Produktionsstätten im Hainburger Ortsteil Klein-Krotzenburg und im rheinland- pfälzischen Lampsheim.
Die 36 Krotzenburger Mitarbeiter werden künftig in der Kaiserstraße in Offenbach arbeiten. Den 35 Lampsheimer Mitarbeitern war der Weg nach Offenbach zu weit.
Goldpfeil denkt auch über neue Vertriebsswege nach, berichtet Vorstand Horst Hövels: "Wir werden uns wieder verstärkt dem Einzelhandel als Partner anbieten."
Bislang verkaufte Goldpfeil vornehmlich in eigenen Geschäften und über den Lederwaren-Fachhandel oder bat die Fach-Einkäufer ins Offenbacher Musterzimmer. Künftig werde Goldpfeil auf den Messen auch direkt an den Fach- und Einzelhandel verkaufen. lz
STEINBACH. Die fälschungssicheren Personalausweise kosten für die Bürger zehn Mark Verwaltungsgebühr - die Städte und Gemeinde müssen aber 11,70 Mark für die Ausweise an die Bundesdruckerei bezahlen. Die Stadt Steinbach hatte sich bei Einführung der neuen Dokumente geweigert, die höheren Kosten an die Druckerei zu überweisen.
Mit Überraschung hat Bürgermeister Edgar Parnet jetzt das Urteil eines Musterprozesses vor dem Verwaltungsgericht in Köln zur Kenntnis genommen: Die Stadt Bonn, die ebenfalls damals die Zahlung verweigert hat, wurde verurteilt, mehr als 160 000 Mark an die Bundesdruckerei nachzuzahlen.
Steinbach könnte eine solche Nachzahlungsrechnung aufgrund des Urteils ebenfalls ins Haus flattern, doch Bürgermeister Parnet ist optimistisch: Es hat zu diesem Thema einen zweiten Musterprozeß gegeben, den die Stadt Braunschweig anstrengte. Doch das dortige Verwaltungsgericht hatte anders entschieden als das Kölner und die Klage auf Nachzahlung abgewiesen.
Das Kölner Gericht hat zudem eine Revison zugelassen, so daß eine endgültige Entscheidung noch aussteht. Edgar Parnet meint deshalb: "Die Stadtverwaltung wird wegen dieser Frage Kontakt mit dem hessischen Städte- und Gemeindebund aufnehmen, der unsere Interessen gegenüber der Bundesdruckerei vertritt. Wir hoffen, daß das Revisionsverfahren eine befriedigende Lösung für alle bringt." nau
Sämtliche Verkehrsrichter von Frankfurt und Umgebung sollen als Zeugen im Prozeß um die "Führerschein-Mafia" Rede und Anwort stehen. Erst die Vernehmung kann nach Auffassung der Verteidigung Aufschluß darüber geben, ob rund um die Amtsgerichte eine kriminelle Vereinigung aus Juristen, Strafverfolgern, Ärzten und Behördenmitarbeitern bestand, die unter Umgehung der Gesetze dafür sorgte, daß Alkoholsünder am Steuer vorzeitig ihren Führerschein wiederbekamen.
Von der Verteidigung war bereits vor Beginn des Prozesses vor dem Landgericht wiederholt kritisiert worden, daß die mehr als zwölf Verkehrsrichter aus Frankfurt, Bad Homburg und Königstein von der Staatsanwaltschaft im Ermittlungsverfahren nicht vernommen wurden. Sollte bei der Wiederbeschaffung entzogener Führerscheine tatsächlich manipuliert worden sein, könne dies den Richtern aber nicht entgangen sein, zumal sie am Ende des Verfahrens die Entscheidung zu treffen hatten.
Zu den am Mittwoch gestellten Anträgen auf Vernehmung der Verkehrsrichter hat die Staatsanwaltschaft noch keine Stellungnahme abgegeben. Bisher sind von der Verteidigung namentlich vier Richter benannt worden, die als Zeugen gehört werden sollen. Bleibt ihnen der Weg in den Zeugenstand nicht erspart, haben sie das Recht zu schweigen, sobald sie sich mit ihrer Aussage selber belasten müßten. Da die Angaben der Richter von erheblicher Bedeutung für den weiteren Verlauf der Verhandlung sein können, wird damit gerechnet, daß über deren Zeugenauftritte gleich zu Beginn des neuen Jahres entschieden wird. Nächster Verhandlungstermin ist der 18. Januar.
Zwei Monate nach Verhandlungsbeginn konzentriert sich der Prozeß zunehmend auf die Rolle des beim Frankfurter Amtsgericht als Anklagevertreter beschäftigten Hans L.. Anhand konkreter Fälle, die der mitangeklagte Rechtsanwalt Werner B. gestern schilderte, wurde deutlich, daß L. wiederholt in Prozessen als Anklagevertreter gegen Angeklagte aufgetreten war, die er zuvor als "freier Mitarbeiter" des Anwalts beraten hatte. Der Oberamtsanwalt, der öfter auch Mandanten vermittelte, soll jedoch nicht für jeden einzelnen Fall ein Honorar bekommen haben, sondern pauschal abgefunden worden sein.
In mindestens einem Fall trat er vor Gericht auch zusammen mit dem befreundeten Anwalt auf. Gegenstand der Verhandlung war die Trunkenheitsfahrt eines Bankangestellten, der nach einer nächtlichen Feier morgens noch nicht wieder nüchtern war und in seinem Auto mit einer Straßenbahn zusammenstieß. Dem Strafbefehl zufolge waren eine Geldstrafe von 1575 Mark (35 Tagessätze zu je 45 Mark) sowie eine Führerscheinsperre von acht Monaten fällig. Im Gerichtstermin, der nach dem Einspruch zustandekam, erreichten der auf seinen Führerschein angewiesene Mandant ein günstigeres Ergebnis: Auf Antrag des Oberamtsanwalts bekam er sofort die Fahrerlaubnis zurück, mußte jetzt allerdings eine Geldstrafe von 2400 Mark (40 Tagessätze zu je 60 Mark) zahlen. Lepp
FRANKFURT A. M., 23. Dezember (FR). Im Norden Höchsttemperaturen um den Gefrierpunkt, sonst Höchstwerte von zwei bis sechs Grad, Tiefstwerte nachts plus zwei bis minus drei Grad, im Osten bis minus acht Grad , sagt das Wetteramt vorher. Weitere Aussichten: teils aufgeheitert, zurückgehende Temperaturen.
(Siehe auch Lokalteil)
Liebes Christkind, gerne glauben wir Sportjournalisten noch daran, daß der Sport die schönste Nebensache der Welt ist. Aber daß der Sport spielerische Selbstentfaltung und am Leistungsstreben orientierte Form menschlicher Betätigung ist, die der körperlichen und geistigen Beweglichkeit dienen und sie weiterentwickeln soll (Sport-Brockhaus), daran vermögen wir nicht mehr so recht zu glauben - dabei möchten wir es gerne.
Deshalb wünschen wir uns, daß Herr Juan Antonio Samaranch seine Idee, Olympische Spiele ganz ohne Sportler auszurichten, ganz schnell wieder vergißt, daß Katrin Krabbe nie mehr unter einer schrecklichen Bronchitis leidet, die nur mit Kälbermastmitteln geheilt werden kann.
Gerne würden wir auch wieder zu Gewichthebermeisterschaften fahren, ohne das Apothekerhandbuch im Gepäck. Es klingt hart, aber es wäre dennoch schön, wenn der Kölner Pipi-Experte Professor Manfred Donike von heute auf morgen arbeitslos wäre oder vielleicht mit all seinen Reagenzgläschen nur noch hinter den Inhaltsstoffen von Haferflocken her wäre.
Beinahe paradiesisch ginge es zu, müßte der auch "Leistungs-Meyer" genannte Noch-Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes nur Medaillen zählen, anstatt jammernd zu erklären, daß es im DLV wahrscheinlich nicht nur einen ausgewiesenen Fachdoper gibt.
Schwalben, liebes Christkind, sollten von der Jahreswende an nur noch in Kuhställen herumfliegen, auf Fußballplätzen machen sie keine Freude. Das Herz würde uns hüpfen, täte Stefan Effenberg seine Beine auch nur ansatzweise so flink bewegen wie seine Zunge. Ein bißchen unzufrieden sind wir mit "unserer" Eintracht. Die Frankfurter sind beinahe so erfolgreich wie in der vergangenen Saison, aber nicht annähernd so streitsüchtig. Der Uli Stein hat schon Entzugserscheinungen, legt sich mit Dragoslav Stepanovic an, dem Freund aller Spieler.
Zur rechten Plage sind die vermeintlichen Förderer des Sports geworden. Auf Pressekonferenzen sprudelt es nur so vor Sponsorentum. Die Wirtschaftler haben das Sagen, die Sportler zu schweigen. Aber das Gute im Sport ist einfach nicht auszurotten.
Im Deutschen Fußballbund eifern Größe und Großherzigkeit um die Wette. Im Namen von fünf Millionen Mitgliedern hat die DFB-Delegation auf ihrer Südamerikareise 500 (in Worten fünfhundert) US-Dollar für ein SOS-Kinderdorf gespendet. Mehr Kleingeld hatte man bei der spontanen Aktion nicht dabei. Immerhin das gibt Hoffnung: Im nächsten Jahr wird alles besser. NIK O. LAUS
Kino-Programme
und Theater
im Rhein-Main-Gebiet
auf Seite 24, 25 und 26
WIESBADEN. Wenn heute am späten Nachmittag die ersten Kerzen am bunt geschmückten Tannenbaum angezündet werden, weihnachtlicher Glanz die Wohnstuben erfüllt, dann drücken die Männer der Feuerwehr ganz fest die Daumen. Hoffentlich geht heute alles gut, denkt da manch einer, der die Feiertage auf der Wache verbringt. Alle Jahre wieder müssen die Brandschützer in der Weihnachtszeit ausrücken, um die Folgen unsachgemäßen Umgangs mit den Wachs- und Wunderkerzen zu beseitigen. "Der Baum fackelt in wenigen Sekunden ab, explodiert regelrecht", sagt Wolfgang Simon, Einsatzleiter der Feuerwehr auf der Hauptwache.
Die Zahl der Einsätze ist in den letzten Jahren rapide zurückgegangen, erinnert sich Simon. "Viele haben auf elektronische Kerzen umgestellt." Dennoch komme es immer wieder vor, daß "ein Baum hochgeht". Vor allem nach Weihnachten, wenn sie allmählich austrocknen, kommt es immer wieder zu Bränden. Die Feuerwehr empfiehlt daher:
• Einen mit Wasser gefüllten Ständer benutzen.
• Den Weihnachtsbaum fest und sicher aufstellen. Fern von Öfen, Heizkörpern und leicht brennbaren Einrichtungsgegenständen (Vorhänge, Papierschmuck).
• Auf ausreichenden Abstand der Kerzen zu brennbaren Materialien (Tannenzweige, Stroh- und Papiersterne) achten.
• Die Kerzen an der Spitze des Baumes zuerst anzünden, von unten nach oben löschen. Brennende Kerzen nie ohne Aufsicht lassen.
• Wunderkerzen nicht am Weihnachtsbaum abbrennen.
• Für einen möglichen Brandfall Löschmittel bereitstellen - beispielsweise einen Eimer Wasser. hu
KRIFTEL. Gedacht, sagt seine Anwältin Monika Banzer, habe es sich Hans- Werner Börs (CDU) ja schon, daß es "vielleicht doch nicht mehr klappt". Seit gestern nachmittag, als ihn seine Verteidigerin in der Höchster Justizvollzugsanstalt besuchte, hat der 64 Jahre alte Kommunalpolitiker Gewißheit: Nach acht Wochen in Untersuchungshaft wird er das Weihnachtsfest nicht zu Hause in Kriftel, sondern im Gefängnis verbringen. "Er hat sich moralisch darauf eingerichtet", sagt seine Verteidigerin dazu.
Wie berichtet, hat Monika Banzer ihre Stellungnahme zum Kommentar der Staatsanwälte über ihre Haftbeschwerde am Dienstag nachmittag beim Landgericht Frankfurt abgegeben. Wie Landgerichtssprecher Klaus Wiens gestern sagte, sei das Schriftstück der Anwältin "derart umfangreich, daß den drei Richtern der heutige Tag nicht ausreiche, um eine Entscheidung darüber zu treffen, ob noch Verdunkelungsgefahr besteht oder nicht" - und ob Börs entlassen werden könne.
Sowohl Wiens als auch Monika Banzer, die ebenfalls von den Richtern informiert wurde, sind aber sicher: "Zwischen den Jahren wird die Entscheidung fallen." Die Interpretation der Juristin geht sogar noch etwas weiter: "Da die Richter ihren Entschluß erst fassen, wenn sie meine Stellungnahme gelesen haben, gehe ich doch davon aus, daß sie Herrn Börs ohne sie nicht aus der Haft entlassen würden." Die Qualität ihrer Argumente und Einwände sei also absolut wichtig.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft verdächtigt Börs der Bestechlichkeit und des Betrugs in seiner Funktion als Vorsteher des Schwarzbachverbands Main- Taunus. Eine Freilassung wäre keinesfalls ein Freispruch: Sie würde nur bedeuten, daß der Haftgrund - Verdunkelungsgefahr - aus Sicht der Richter nicht mehr gegeben ist. Seit Montag ist Börs vorläufig von seinem Amt als Bürgermeister suspendiert; Landrat Jochen Riebel (CDU) hat ein förmliches Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. pms
Nicht wie im Programm angekündigt am 24. Dezember, sondern am 25. und 26. Dezember veranstaltet das Theaterhaus, Schützenstraße 12, seine Weihnachtsparties. Zu Gast ist die Lower-Eastside-Gruppe 'KKZ' mit ihrem Programm "Ein Mann, ein Fisch, ein Bett" und "Die Schwindler" mit Swing, Jazz und Chansons. Beginn jeweils um 20 Uhr.
Eine Christmette besonderer Art findet am Heiligabend um 23 Uhr in der Katharinenkirche an der Hauptwache statt. Die Musikgruppe Unisono gestaltet den Gottesdienst mit einer Mischung aus Meditation und Lesungen sowie alten und neuen Weihnachtsliedern.
Am Heiligabend um 21.15 Uhr singen die Domsingknaben Weihnachtslieder im Limburger Dom. Geleitet wird der Chor vom Domkantor Klaus Knubben. Im Rahmen der Gottesdienstfeier am 1. Weihnachtsfeiertag wird um 10.15 Uhr der Limburger Domchor unter der Leitung von Hans Bernhard die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart aufführen. Als Solisten wirken mit: Angela Felger (Sopran), Lily Seebach (Alt), Johannes Kalpers (Tenor) und Hans-Georg Dechange (Baß). Es spielt das Domorchester, die Orgel spielt Heribert Klein.
Ein Programm mit Laterna-Magica- Schauen präsentiert das Veranstaltungszentrum KA Eins, Kasseler Straße 1 a, am 26. und 27. Dezember. Am Samstag, um 15 und 20 Uhr, ist eine Schau über die Welt der Laterna Magica zwischen Wunder und Wissenschaft zu sehen, am Sonntag, um 14 Uhr, findet ein "Schaulustcafé" statt und um 20 Uhr, wird "A Christmas Carol - Ein Weihnachtslied" von Charles Dickens gezeigt. Kartenvorbestellungen unter Tel. 069/ 70 50 58.
Zum Musik-Brunch am Sonntag, 27. Dezember, um 11 Uhr, spielt im Artrium der Schillerpassage die Band Blues Connection Frankfurt. Parallel dazu finden im Restaurant-Theater des Café Cult Bastelaktionen mit Kindern statt statt.
Die Spiel & Theater Werkstatt Frankfurt bietet für 1993 ein vielfältiges Kursprogramm an. Veranstaltet werden Seminare und Werkstätten in den Bereichen Theater, Spiel, Tanz sowie berufbegleitende Fortbildung für Spiel- & Theater pädagogik. Informationen und ein ausführliches Jahresprogramm können unter Tel. 069 / 5 30 22 48 angefodert werden.
Das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, veranstaltet am 25., 26. und 27. Dezember drei Führungen: am Freitag, zu "Ausgewählte Werke und Räume", am Samstag zu "Kommunikationsmuster in der zeitgenössischen Kunst" und am Sonntag zu "Kunst und Öffentlichkeit, Armajani und Gerhard Richter". Beginn jeweils um 11 Uhr.
Im Neuen Theater Höchst, Emmerich- Josef-Straße 46 a, ist am 25., 26. und 27. Dezember ein buntes Varietéprogramm mit Dialekt-Artistik, Slapstick, Tanzmagie, Jonglagen & Akrobatik musikalisch untermalt vom Conny Scheffel Trio, zu sehen. Beginn jeweils um 16 und um 20 Uhr.
Im Künstlerkeller, Seckbächer Gasse 4, sind am 24. Dezember, um 22 Uhr, Rythm and Blues Klänge zu hören, es spielt die Band Ernies Last Order Hound Dogs and Friends.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag tanzt das Rumänische Staatsballett Fantasio in der Neu-Isenburger Hugenotten-Halle das Ballett "Nußknacker" nach der Geschichte von E.T.A. Hoffmann mit der Musik von Tschaikowsky. Kartenvorbestellungen unter Tel. 0 61 02 / 3 32 60.
DREIEICH. Der gegenwärtig für den Betrieb gesperrte Sportplatz der Selma-Lagerlöf-Schule im Stadtteil Buchschlag, der eine Decke aus dem giftigen Marsberger Kieselrot hat, wird im nächsten Jahr saniert. Danach kann er dann wieder von den Grundschülern benutzt werden.
Das teilte jetzt der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann (Grüne) mit; über die Höhe der Sanierungskosten gab es noch keine Angaben. Der Kreis Offenbach ist als Schulträger für die Sanierung des belasteten Sportplatzes zuständig. dac
Mit HEINZ NIEDENTHAL ist der dienstälteste Amtsleiter der Hanauer Stadtverwaltung von Oberbürgermeister HANS MARTIN in den Ruhestand verabschiedet worden. Der 62jährige stand dem Vermessungs- und Liegenschaftsamt 30 Jahre lang vor. Er war 44 Jahre lang im öffentlichen Dienst. In der Freizeit gilt seine Vorliebe dem Theater: Niedenthal ist Vorsitzender der Volksbühne Hanau und der Landesarbeitsgemeinschaft Hessischer Volksbühnen, zudem gehört er dem Vorstand des Hanauer Theater-Fördervereins an. Für sein Volksbühnen-Engagement erhielt er 1983 das Bundesverdienstkreuz. Niedenthals Nachfolger als Amtsleiter ist sein bisheriger Stellvertreter MANFRED GUTBERLET.
LILO WEINSHEIMER, Bremer Korrespondentin der Frankfurter Rundschau, ist nach längerer Krankheit im Alter von 73 Jahren am Dienstag gestorben. Gut 20 Jahre hat die aus einem Wuppertaler Pfarrhaus stammende gelernte Bühnenschauspielerin über die FR das Bild Bremens außerhalb der Landesgrenzen geprägt. Ihr letzter Artikel erschien noch vor wenigen Wochen. Ihre journalistische Laufbahn hatte sie als Parlamentsberichterstatterin für beide Bremer Tageszeitungen begonnen. Sie war journalistische Wegbegleiterin aller Bremer Nachkriegsbürgermeister, von Wilhelm Kaisen über Willy Dehnkamp, Hans Koschnick bis zu Klaus Wedemeier.
Lilo Weinsheimer zeichnete sich durch eine kritische und unabhängige Beurteilung insbesondere der SPD aus, die seit Gründung der Bundesrepublik ununterbrochen im Zwei-Städte-Staat regiert und der sie zugleich innerlich nahestand. Ihre Kompetenz und ihre Unbestechlichkeit machten sie zu einer oft als unbequem empfundenen Mahnerin, was sie auch schmerzhaft zu spüren bekam, brachten ihr aber hohen Respekt ein. Lilo Weinsheimer wurde so quasi zu einer Institution für politische Moral in der Hansestadt. Viele Politiker, über die Parteigrenzen hinweg, suchten deshalb ihre Nähe für persönlich-vertrauliche Gespräche.
Ihr auf radikalem Gerechtigkeitssinn basierendes Engagement galt auch einzelnen Menschen. Ihr soziales Bewußtsein zeigte sich in Geschichten über die Schwierigkeiten von Schwachen und Hilflosen gegenüber bürokratischer Kälte. Und sie stellte auch Menschen vor, die als Vorbild für Zivilcourage gelten können.
Viele Jahre war Lilo Weinsheimer zugleich Korrespondentin der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, und bei Radio Bremen gestaltete sie eine Sendereihe für und über alte Menschen und ihre Lebensprobleme. rüg
PARIS, 23. Dezember. Der französische Unternehmer Bernard Tapie bereitet nach der Einstellung eines gegen ihn geführten Ermittlungsverfahrens wegen Unterschlagung jetzt seine Rückkehr in die Politik vor. Tapie traf am Mittwoch mit Premierminister Pierre Bérégovoy zusammen, auf dessen Betreiben er im April dieses Jahres als Minister für die Probleme der Stadt in die sozialistische Regierung eingetreten war.
Von diesem Posten mußte der parteilose Tapie bereits im Mai zurücktreten, als er in einem Untersuchungsverfahren der Unterschlagung beschuldigt wurde. Das Verfahren betraf eine mehrere Jahre zurückliegende Affäre. Bérégevoy hatte ihm damals zugesichert, daß seine "Rückkehr in die Regierung nicht ausgeschlossen" sei, sobald die Justiz entschieden habe.
Die Anschuldigung der Untersuchungsrichterin stützte sich auf die Klage eines ehemaligen Geschäftspartners Tapies, der sich von diesem um 13 Millionen Franc geprellt fühlte. Tapie, der die Vorwürfe stets abgestritten hatte, erklärte sich jetzt bereit, 15 Millionen Francs an seinen Ex-Partner zu zahlen. Dieser zog seine Klage zurück, womit das Untersuchungsverfahren gegenstandslos wurde und eingestellt werden mußte, ohne daß die Affäre wirklich geklärt werden konnte. "Lediglich die Moral des Geschäftslebens ist verletzt worden", heißt es in dem Einstellungsbeschluß.
Tapie ließ offen, ob er bei der Parlamentswahl im März in Marseille kandidieren werde oder ob er sich um die Nachfolge des derzeitigen Bürgermeisters der Hafenstadt bei den Kommunalwahlen 1995 bemühen wolle. Tapie ist Präsident des Fußballklubs Olympique Marseille. Von seinen Anteilen an der deutschen Firma Adidas, die er 1990 mit Unterstützung französischer Banken übernahm, will er sich laut neuerlicher Ankündigung seiner Unternehmenszentrale jetzt endgültig trennen.
Es ist keine besondere Seltenheit im Bereich des Sports, daß ein bestimmter Familienname auf das engste verknüpft ist mit einem einzelnen Verein. Weniger häufig jedoch passiert es, daß dieser Name republikweit inniglich verbunden ist mit einer Sportart. Und - abgesehen von den bekannten Brüderpaaren des Fußballs - die Ausnahme ist es, wenn es Geschwister sind, die all dies in ihren Personen vereinen. Elf Jahre trennen den älteren Klaus von seinem jüngeren Bruder Heiner Brand (FR-Bild: Günther), ein Leben für den Handball in Gummersbach verbindet die Namen der beiden in den sportlichen Annalen des Deutschen Handballbundes.
Bis zu diesem Jahr stand ihr Engagement allerdings immer unter dem Stichwort "Nacheinander": Klaus hatte seine Karriere als Abwehrchef und Kapitän der Oberbergischen bereits beendet, als Heiner sein Debüt in der ersten Mannschaft gab. Klaus war bereits Trainer des Traditionsvereins, als Heiner sein Co und dann auch Nachfolger wurde. Die elf Jahre Altersunterschied spielten eben eine gewichtige Rolle.
Das über die gemeinsamen Interessen und das Engagement für den Sport im allgemeinen und den VfL im besonderen hinausgehende "Miteinander" blieb beschränkt: "Wir haben nur in der Alt-Herren-Mannschaft zusammen gespielt", meint Heiner. Selbst mit Heiner Brands Engagment als Trainer bei der SG Wallau/Massenheim zu Beginn der laufenden Saison wurde das fast schon traditionelle Ablösespielchen der beiden Brüder in gewissem Sinne fortgesetzt. Denn es dauerte kaum die Hälfte der Hinrunde, bis die Gummersbacher ihren glücklosen Trainer und Heiner-Nachfolger Horje Horvat in die Wüste schickten und - Klaus Brand als Coach verpflichteten.
Damit allerdings hatte das brüderliche Engagement für den Handball eine neue Dimension bekommen. Am Sonntag, 14.30 Uhr wird die SG Wallau/Massenheim zu einem Spiel der Handball-Bundesliga beim VfL Gummersbach antreten; das Ende des "Nacheinander", auch das Ende des "Miteinander" - "noch wenige Stunden zuvor feiern wir gemeinsam bei meinen Eltern den zweiten Weihnachtsfeiertag", sagt Heiner - die Zeit des "Gegeneinander" ist gekommen. Nicht nur für die beiden, auch zum ersten Mal in der Geschichte der Handball-Bundesliga, treffen zwei von Brüdern trainierte Mannschaften aufeinander.
Für diese allerdings spielt das Bruderduell keine Rolle. Während der ältere sich Hoffnungen macht, mit den darbenden Gummersbachern vielleicht einen Erfolg zu feiern, sind des jüngeren Gedanken bei der Rückkehr an die Stätten einstiger Größe eher wehmütig. "Das ist kein Spiel wie jedes andere, da mache ich mir nichts vor. In Gummersbach anzutreten, geht mir schon unter die Haut", gibt Wallaus Trainer offen zu. Der Empfang in der sportlichen Heimat wird von einem Teil des Publikums sicher wenig freundlich ausfallen, wurde dem Weltmeister doch der Wechsel ins "Ländche" von einigen Fans als "Fahnenflucht" ausgelegt. Unbeachtet der unzähligen Titel selbstverständlich, die Heiner als Spieler und Trainer für den VfL sammelte. Und auch ob nun brüderlich nach-, mit- oder gegeneinander ist Heiner dann egal, bei dem Gedanken: "Da sitze ich in Gummersbach erstmals in der Gästekabine, in der VfL-Kabine hatte ich meine eigene Ecke und meine eigene Dusche". fes/jo
VOLKER SULZBACH aus Bad Homburg wurde bereits vor Weihnachten beschert: Mit seinen Eltern konnte er jetzt ein Fahrrad abholen - dank glücklicher Winde: Sie trieben seinen Luftballon am weitesten von allen 115 Ballons, die beim Kinderfest der Gonzenheimer SPD im August gestartet waren. Der Ballonflug nach Hof brachte Volker Sulzbach den ersten Platz des Luftballonwettbewerbs. Der zweite Preis, ein Fußball, ging an MAIKE NISSEN aus Bad Homburg; die dreijährige JACQUELINE ZEUNER aus Friedrichsdorf-Köppern gewann ein Familienspiel.
ESCHBORN. Pater Augustin Dragun fiel ein Stein vom Herzen. Am Mittwochnachmittag rollte endlich der 7,5-Tonner nach Niederhöchstadt, der 1000 Pakete für die Menschen in Bosnien aufladen sollte. Dragun hatte zusammen mit anderen Geistlichen die Hilfsaktion für die Männer und Frauen in der Kriegsregion im November gestartet. Die Resonanz war überwältigend: Rund 30 000 Mark kamen zusammen.
Freiwillige Helfer kauften haltbare Lebensmittel, Hygiene-Artikel, Waschmittel und schnürten die Pakete. Dragun möchte ganz besonders Karl-Heinz Brendel von der katholischen Gemeinde danken. Er habe Räume für die Aktion zur Verfügung gestellt und den Einkauf organisiert.
An der Paket-Aktion hätten sich auch Frankfurter und Offenbacher beteiligt. Pater Dragun, der selbst aus Bosnien stammt und die katholische Gemeinde in Niederhöchstadt leitet, ist "sehr gerührt über die Hilfsbereitschaft der Menschen, die immer wieder zur Kasse gebeten werden."
Ein Laster wird die Pakete in die Kriegsregion zu den Betroffenen bringen. Augustin Dragun wird in wenigen Tagen selbst dorthin aufbrechen: zusammen mit dem Limburger Bischof Franz Kamphaus und dem Arzt Rupert Neudeck von der Notärzte-Komittee "Cap Anamur". Am ersten Januar soll die Reise in das Kriegsgebiet beginnen. Die Männer wollen in Kroatien unter anderem ein Haus besuchen, in dem Frauen unterkamen, die in bosnischen Lagern vergewaltigt wurden - und versuchen, bis nach Sarajevo zu kommen.
Pater Augustin Dragun fährt als Dolmetscher mit. Er hofft, in Bosnien-Herzegowina Menschen zu treffen, die schon Pakete aus Eschborn erhielten. she
rds BONN, 23. Dezember. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) ist am Mittwoch auch aus den Reihen der Regierungskoalition aufgefordert worden, wegen der Briefbogen-Affäre zurückzutreten. Mit seiner Unterschrift hatten Handelsketten Briefe erhalten, Chips für Einkaufswagen einer Firma zu erwerben, an der ein angeheirateter Vetter Möllemanns beteiligt ist.
Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Johannes Nitsch sprach in der Berliner Zeitung B.Z. von "windigen Erklärungen" Möllemanns um einen "skandalösen Vorgang". Er riet ihm, "seinen Hut zu nehmen und zurückzutreten, wenn er nicht schleunigst eine bessere Erklärung zu bieten hat". Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Maria Michalk warf ihm vor, er habe sein Amt mißbraucht oder sein Büro nicht im Griff. Der Vorsitzende der Jungen Union, Hermann Gröhe, forderte den "Vetternwirtschaftsminister" zum Rücktritt auf. Aus der FDP forderte die frühere Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Hildegard Hamm-Brücher, Möllemanns Rücktritt. Sie sieht seine Chancen auf den FDP- Vorsitz "praktisch auf null gesunken". In der Neuen Osnabrücker Zeitung nannte sie seine Rechtfertigungen "nicht glaubhaft" und "voller Widersprüche".
Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wolfgang Roth, sagte, ein Rücktritt Möllemanns "wegen erwiesener Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit wäre angebracht".
Der SPD-Wirtschaftsexperte Uwe Jens warf Möllemann vor, "bewußt die Unwahrheit" gesagt zu haben, wenn er behaupte, erst in der vergangenen Woche von dem Vorgang erfahren zu haben. Der Geschäftsführer der Firma hatte am Dienstag gesagt, ein Mitarbeiter des Ministers habe ihm gesagt, er habe die Sache mit Möllemann besprochen. "Diese Widersprüche sind unerträglich und müssen dringend vollkommen aufgeklärt werden", forderte Jens. Falls die Regierung nicht handele, würden die Sozialdemokraten um Aufklärung nachsuchen. Die öffentlichen Lügereien und die lobbyistischen Praktiken des Ministers bedürften sorgfältiger Überprüfung.
Möllemanns Bittbriefe werfen laut Jens auch ein bezeichnendes Licht auf den Geist im Wirtschaftsministerium. Mit seinen Briefen habe der Minister seinem Vetter möglicherweise geholfen, aber etwaigen Wettbewerbern zugleich geschadet. Wie könne überhaupt ein Beamter, der laut Möllemann die Briefe mit seiner Blankounterschrift verfaßt hat, auf die Idee eines solchen Protektionsbriefes kommen, fragte Jens. "Ist der Führung im Wirtschaftsministerium der Gesamtzusammenhang einer Wettbewerbswirtschaft nicht bekannt?" Bei Möllemann seien entsprechende "Sicherungen" nicht durchgebrannt, sondern gar nicht vorhanden. Auch die Tengelmann-Gruppe, größter europäischer Handelskonzern hat laut Augsburger Allgemeinen einen Werbebrief mit Möllemanns Unterschrift erhalten. Möllemann begann am Mittwoch seinen Weihnachtsurlaub in der Karibik.
Suppe von der Polizei
Es ist nicht nur die große Summe, die unsere Altenhilfe prägt und mit ihren 16 000 Spendenden nach außen hin bekundet, welch innere Hilfbereitschaft vorhanden ist. Es sind auch die vielen Helferinnen und Helfer, die mit Fantasie "hinter den Kulissen" tätig waren oder buchstäblich hinausposaunten, daß etwas getan werden muß.
Nicht nur der Posaunist der "Red Hot Hottentots", auch seine übrigen Musiker, die diesmal in den Römerkeller eingeladen hatten und, zusammen mit dem Erlös aus Suppen- und Bratwurstverkauf des Stadtküchenchefs Dieter Schwestka und seiner Crew 3545,50 Mark einbrachten, sind solch ein Beispiel. Auch die "Bluesbube" aus Hanau lieferten für einen flotten Abend 1201 Mark Reinerlös ab. Der Moskauer Staatszirkus hatte Freikarten geliefert, der Verkauf erbrachte nahezu 3000 Mark.
Toll: Auch die Polizei erwies sich als Freund und Helfer. Nach dem Fest vor dem Holzhausenschlößchen (Anlaß: 125 Jahre Polizeipräsidium) "war noch Suppe da"; also fuhr die "Grüne Minna" in die Freßgass, stellten Uniformierte das Schild "Not gemeinsam lindern" auf und trugen am Ende mit 1650 Mark dazu bei, unsere Kasse zu bereichern. Einer Frau, die murrend vorbeiging und sagte, sie sei für die Polizei, aber gegen die "Rundschau", wurde nachgerufen: "Not ist aber überparteilich." Da kam sie wieder und gab 20 Mark.
Dank auch an eine recht "entfernte" Schulklasse: die 7.2 der Fritz-Steinhoff- Schule in Hagen hat im Unterricht über alte Menschen nachgedacht und einen größeren Betrag geschickt.
Eine originelle Spende: 250 Mark brachte nach telefonischer Versteigerung die Tenniskappe von Jim Courier, der diese mit Widmung beim ATP-Turnier in der Festhalle dem Freund Boris Becker geschenkt hatte.
"Tönende Altenhilfe", nämlich 15 000 Mark, kam auch von "Sony Music" und 10 000 vom Rechenzentrum des Deutschen Reisebüros "DER-Data". Auch "Stammkunde" Tipp-Ex Liederbach schickte wieder 10 000 Mark vorbei. Das "Pasta"-Familien-Festival des Italieners Claudio Bertozzi sei nicht vergessen: Nudeln satt für die Stammkundschaft, gespendet von Zulieferern, dazu freiwilliger Köche-Einsatz an einem langen Samstag: das war 5342 Mark wert.
Im übrigen können wir nur um Verständnis bitte, wenn wir die Dutzende von Firmen, die bis zu 5000 Mark gegeben haben, hier nicht aufzählen können. "Unterm Strich" sorgen auch sie dafür, daß jetzt und in den kommenden Monaten jenen geholfen werden kann, die "nicht im Lichte" stehen, um es mit Bert Brecht zu sagen.
Wir, die Lokalredaktion und alle Beteiligten, danken jedenfalls ganz herzlich für soviel breitgestreutes Engagement auch diesmal wieder! -vau
"Kommt er nun, oder kommt er nicht?" Das war die Frage, die sich die Schüler der Egelsbacher Ernst-Reuter-Schule zwei Tage vor dem Weihnachtsfest stellten. Derjenige, den sie so sehnlich erwarteten, war jedoch nicht der Mann "von draußen vom Walde", sondern einer, der um restlose Begeisterung zu erwecken, Rauschebart und Zipfelmütze gar nicht nötig hat. "Uuuliii" Stein, der auf seine Art ebenfalls "göttliche", weil schier "unbezwingbare Schlußmann" des Fußball- Bundesligisten Eintracht Frankfurt, kam, sah und ließ dem heiligen Weihnachtsmann wahrlich keine Chance. Gerade so, als habe der "Bundesliga-Promi" Schätze zu vergeben, rückten ihm die beglückten Schulkinder "ans Leder".
Schulleiter Friedrich Bürks beobachtete die tumultartige "Uli-Mania" mit Genugtuung. Schließlich wäre die vorweihnachtliche Zusammenkunft ohne ihn nie zustande gekommen. Arrangiert hatte er den Besuch des Torhüters nicht etwa mit langwierigen Bittstellerbriefen an die Geschäftsstelle der Frankfurter Eintracht, sondern sozusagen zwischen Tür und Angel. Der Mann, der Frankfurts Fußball- Fans Woche für Woche zum Aufatmen bringt, ist schließlich sein Nachbar, und unter solch gegebenen Umständen sind kleine Gefälligkeiten nun einmal durchaus üblich.
Der "hohe Besuch" war jedoch nicht nur zum Autogramme-Verteilen und Fragen-Beantworten gekommen. Nein, Uli Stein ward vielmehr die Aufgabe zuteil, zwei Pokale zu überreichen und weitere Ehrungen vorzunehmen. Wie in jedem Jahr kämpften nämlich fünf Mädchen- und sieben Jungen-Teams um sportliche Lorbeeren. Das kombinierte Fuß- und Handball-Turnier für die Klassen sieben bis zehn hat einen Tag vor Beginn der Weihnachtsferien in der integrierten Gesamtschule schon Tradition. Bei der 12. Auflage siegten die 10 R2 bei den Jungen und die 7 R bei den Mädchen im Handball. Beim Tritt nach dem Ball waren die 10 R (Jungen) und 9 H bei den Mädchen erfolgreich. In einer Schule, deren sportliche Situation als besonders gut eingestuft werden kann, ist der Auftritt von einem wie Uli Stein nur ein zusätzliches Bonbon.
"Wo sonst", gibt Friedrich Bürks nicht ohne einen gewissen Stolz zu bedenken, "findet in den fünften und sechsten Klassen die dritte Sportstunde statt?" Auch wenn die Einladung des populären Ex- Nationalspielers sozusagen ein Zufallsprodukt war, verfolgt die Schule durchaus ein Konzept, das die Abläufe im Unterricht auch für Außenstehende greifbarer machen soll. "Auch eine Schule braucht heutzutage Public-Relations. Wir versuchen mit ganz unterschiedlichen Aktionen an die Öffentlichkeit zu treten und wollen uns nach außen stärker darstellen." Wenn sich Friedrich Bürks im Zuge dieser Bestrebungen auch weiterin soviel einfallen läßt, werden ihm seine 280 Schüler sicher dankbar sein. Schon zu Ostern - da wird ein entsprechendes Fußballturnier für die fünften und sechsten Klassen ausgetragen - könnte Uli Stein erneut zu einem bejubelten Einsatz kommen. Falls er und seine rot-schwarz gewandeten Mitstreiter dann nicht selbst gerade auf das Bundesliga-Spielfeld müssen, wäre er, da ist sich der Schulleiter sicher, bestimmt wieder bereit vorbeizukommen. Abgesehen davon würde Friedrich Bürks seinem fanggewaltigen Nachbarn nur zu gern eine Zukunftsperspektive bieten. "Der Uli wäre ein idealer Sportlehrer. Wenn ich könnte, würde ich ihn sofort einstellen." MARGIT REHN
Drei Studenten haben bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Strafantrag gegen Polizeibeamte wegen Körperverletzung und Nötigung gestellt. Wie Rechtsanwalt Thomas Kieseritzky mitteilte, gaben die zwei Männer und eine Frau an, Polizisten hätten ihnen am 15. Dezember bei Auseinandersetzungen in der Universität mit Knüppeln auf die Köpfe geschlagen. Ärztliche Atteste belegten dies, erklärte der Anwalt. Einer der Beamten sei namentlich bekannt.
Das StudentInnenparlament (StuPa) der Universität verurteilte unterdessen in einer Resolution den Polizeieinsatz "aufs schärfste". Die Beamten waren verständigt worden, nachdem eine Gruppe Studenten begonnen hatte, Parolen auf Wände und Eingänge der Uni zu sprühen. Die Hochschüler zeigten damit ihren Unmut über den Sicherheitsdienst, der seit einigen Wochen auf dem Gelände patrouilliert. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die auch Schlagstöcke einsetzte. ill
hll BONN, 23. Dezember. Die CDU soll ihren Bundestagsabgeordneten Rudolf Karl Krause aus der Enquête-Kommission zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte "zurückziehen". Dies forderte der Obmann der SPD in dieser Kommission, Markus Meckel, am Mittwoch in einem Brief an den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble. Meckel sagte der FR, Krause habe sich mit öffentlichen Äußerungen "außerhalb des demokratischen Spektrums gestellt".
Wie berichtet, hatte Krause in einer "Denkschrift" von "deutschen Volksgenossen" geschrieben, eine "kerndeutsche Anständigkeit" verlangt, sich über "staatszersetzenden krankhaften Liberalismus" beklagt und der Presse "Verhöhnung der deutschen Würde" vorgeworfen. Hierfür war er schon von einzelnen CDU- Politikern aus Sachsen-Anhalt gerügt worden, wo Krause herkommt.
Meckel sagte, er sei "erschüttert, was heute öffentlich ausgesprochen werden kann, ohne daß es einen Aufschrei in allen Parteien oder Konsequenzen im Parlament gibt". Was Krause "ohne Sprachbarrieren" von sich gebe, habe "den gleichen gedanklichen Hintergrund wie Gewalt von der Straße" und liefere dafür "den ideologischen Unterbau". Wer einem solchen Wortschatz eines gewählten Palamentariers nicht energisch entgegentrete, nehme weitere innenpolitische Gefahren und außenpolitische Schäden in Kauf.
Von Schäuble erwarte er, daß Krause aus der Bundestags-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur abberufen wird. "Wer sich eines Wortschatzes bedient, der aus einer Diktatur stammt, kann nicht einem Gremium angehören, das seriös Geschichte aufarbeiten will", schrieb Meckel.
Zu prüfen sei außerdem, ob Krauses Äußerungen strafrechtlich unter den Tabestand der Volksverhetzung fallen, empfahl der SPD-Abgeordnete. Er fühle sich an die "unglücklich formulierte" Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Philipp Jenninger (CDU) erinnert, allerdings sehe er "einen Unterschied: Dieser Herr Krause denkt wirklich so."
HANAU. Schüler/innen der Wilhelm- Geibel-Schule haben in diesem Jahr darauf verzichtet, sich gegenseitig mit kleinen Weihnachtsgeschenken zu bedenken. Das Geld dafür verwandten sie diesmal für Lebensmittelpakete, die über die Hanauer Helferkreise für Flüchtlinge und Asylbewerber nach Kroation gelangen, wo bosnische Kriegsopfer unterstützt werden. Der Hilfstransport verläßt Hanau am 28. Dezember. Spendenwillige melden sich bei Willi Hausmann, Telefon 0 61 81 / 8 33 94. Über die Pakete hinaus sammelten die Geibel-Schüler/innen in ihrem Weihnachtsgottesdienst 300 Mark, die den bosnischen Flüchtlingen in Hanau zugute kommen. Für die kamen beim Basar der Erlenseer Grundschule Am Eulenhof 380 Mark zusammen. him
KÖLN. Mit Mühe nur rang sich Jean Genet dazu durch, sein 1949 uraufgeführtes Drama "Unter Aufsicht" (Haute Surveillance) 1968 als Tragödie in die Druckausgabe seiner sämtlichen Werke aufzunehmen. Als Fußnote wollte er das Stück ans Ende von Band IV plaziert haben in der Hoffnung, daß es nie wieder aufgeführt werde.
Über die Gründe dieser Selbstkritik kann man nur mutmaßen. Bei der Lektüre des - gegenüber der Erstübertragung Gerhard Hocks in Simon Werles 1988 für den Verlag der Autoren erarbeiteten Neuübersetzung facettenreicher gewordenen - Werks stellen sich auch im Vergleich mit anderen Dramen Genets durchaus positive Gefühle ein. Der Diskurs kommt ohne die bei diesem Autor häufigen Ausuferungen aus, der weitgehende Verzicht auf eine Außenhandlung verstärkt noch die rituell konzentrischen Sprachverläufe. Und wenn die in einer Inszenierung, wie jetzt durch Werner Schroeter in den Kölner Kammerspielen, darstellerisch vermittelt werden, taugt das Drama zu einem beeindruckenden Theaterabend.
Es geht, wie immer bei Genet, um das Spannungsfeld von Sexualität und Kriminalität. Das Milieu ist eng umrissen: in einer Gefängniszelle sitzen drei Inhaftierte. Die beiden Gelegenheitsganoven Maurice (Ernest-Allan Hausmann) und Lefranc (Nicki von Tempelhoff) versuchen, sich auf verschiedene Weise dem auf seine Hinrichtung wartenden Mörder Grünauge (Bernd Grawert) einzuschmeicheln. Lefranc treibt das Streben nach Anerkennung am weitesten: er bringt Maurice um, um in den Olymp der Gewaltverbrecher aufgenommen zu werden. Doch Grünauge akzeptiert ihn nicht als seinesgleichen, weil er berechnend, um des kriminellen Ruhms willen, gemordet hat: weder interesselos noch aus unbezähmbar innerem Drang. Für ihn ist Lefranc kein zum Verbrechen Auserwählter. Das augurenhafte Lächeln zwischen Grünauge und dem herbeigerufenen Gefängniswärter (Rainer Will) zeigt ein Einverständnis zwischen Obrigkeit und Schwerkriminalität, in das der Mörder
Die Kölner Aufführung vermittelt den ganzen dynamischen Innendruck dieses geschlossenen Kreises, obwohl sie auf offenem Geviert inmitten des Publikums daherschwebt. Ulrich Schulz hat zusammen mit Schroeter als Spielfläche ein viereckiges Trampolin zwischen Decke und Boden gehängt. Genet verlangte von seinen Schauspielern ausdrücklich eine unrealistische Bewegungsart, und der dient das Sprungnetz vorzüglich. Maurice etwa versucht immer wieder, Lefranc mit teilweise akrobatischen Bewegungen zu provozieren und anzumachen, indem er ihn buchstäblich in Schwung bringt. Und Lefranc wider-setzt sich ebenso buchstäblich dieser Anmache, indem er die durch Sprünge erzeugten Schwebungen phasenverschoben abbremst. Als einsamer Tiger geht derweil Grünauge am Rand des Feldes fast unberührt von dessen Schwingungen auf und ab. Um so stärker die Wirkung, wenn er im Kulminationspunkt dieses Springdramas eng umschlungen mit Maurice in eine vertikale Tanzschwingung gerät.
Das sind treffliche Bilder für eine soziale Eigendynamik, an der Rainer Will als außenstehender Gefängniswärter keinen Anteil hat. Außerdem unterstreicht Schroeter das rituelle Moment des Diskurses dadurch, daß er ihm einen fortlaufenden Musikkommentar unterlegt: frühklassisch zunächst mit vielen Wiederholungen, im Augenblick des Mordes - zu dem ein Netz über Täter und Opfer fällt - mikro-intervallisch modern.
Einmontiert in dieses immer auch sexuell mitmotivierte Ritual von Annäherung, Unterwerfung und Abstoßung sind die nicht in Erscheinung tretenden Eckpunkte des sozialen Umfelds. An der Spitze der Hierarchie steht ein Neger mit Massenmorden auf dem Kerbholz, der Grünauge als Zeichen der Anerkennung zwei Zigaretten über den Gefängniswärter schickt - daß Grünauge sie mit Maurice teilen will, bedeutet dessen Todesurteil durch Lefranc: aus hierarchischer Eifersucht. Auf der anderen Seite des Spektrums steht Grünauges Frau, die er sowohl den beiden Mitinhaftierten wie auch dem Gefängniswärter nach seinem zu erwarteten Tod - oder auch schon früher - anbietet. Sie ist, qua Frau, nur Versatzstück im machistischen Denken und Handeln dieser Kriminellen, sie hat noch weniger Chancen als ein männlicher Normalganove, in den elitären Kreis der Auserwählten aufgenommen zu werden. Die Homoerotik schließt den Kreis der anderen Zugehörigkeit. Nietzsches Umwertung aller Werte ist - auch durch die ästhetische Rechtfertigung des Verbrechens - geleistet. Dieser essentielle Genet, in dem die Hauptthemen seiner unverstellten Arroganz der Verachtung aller abendländisch- bürgerlichen Normen zu verwirrender, oft beklemmender Wirkung. Dank der vorzüglichen Schauspieler lief das Stück in der Premiere nicht nur unter strenger Aufsicht, nämlich der eines gebannten Publikums, es versetzte dieses auch in Hochspannung. - Explosionsartig befreiender Schlußbeifall.
ULRICH SCHREIBER
(Weitere Aufführungen am 30. Dezember sowie 9.., 15., 25., 26., Januar)
Im Blickpunkt: Wahlstreit in Serbien Opposition erwägt Boykott
Drei Tage nach den Wahlen zum jugoslawischen, serbischen und montenegrinischen Parlament hat sich in Belgrad der Streit über ihre Rechtmäßigkeit weiter zugespitzt. Die endgültigen Wahlergebnisse stehen allerdings noch immer aus. Die meisten Oppositionsparteien und ausländische Wahlbeobachter berichten über viele Unregelmäßigkeiten, die bis zum Vorwurf geplanten Wahlbetrugs reichen. Es zeichnet sich ab, daß die Wahl angefochten wird. Für den Fall, daß dem nicht stattgegeben wird, überlegt die Opposition bereits, das jugoslawische und serbische Parlament zu boykottieren. "Auf der Grundlage von Ergebnissen, über die wir verfügen und die authentisch sind, haben bei den Wahlen in Serbien DEPOS und bei den Präsidentschaftswahlen Herr Milan Panic gewonnen. Das sind die wirklichen Wahlergebnisse der serbischen Demokratie." Diese Behauptung wagte Vuk Draskovic, Listenführer der in DEPOS vereinten 14 oppositionellen Parteien und Chef der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO), zu einem Zeitpunkt, als nach der Auszählung von etwa 70 Prozent der abgegebenen Stimmen der amtierende serbische Präsident Slobodan Milosevic vor Panic mit 55,9 Prozent zu 34,3 Prozent führte. Neben Unregelmäßigkeiten in den Wahllisten und anderen Ungereimtheiten sah der DEPOS-Führer aber den eigentlichen Wahlbetrug in der Tatsache, daß die Wahlurnen gesetzwidrig von den Wahllokalen zu den Wahlkommissionen der Kreise statt direkt zur Republikszentrale gegangen seien. Dort habe dann, so Draskovic, in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember die "eigentliche Wahl" stattgefunden. Konkrete Beweise für diesen Vorwurf blieb er allerdings schuldig.
Nicht ganz soweit ging der über sein Wahlergebnis tief enttäuschte Milan Panic. Er berief sich auf die Behauptungen einiger Parteien, wonach das Wahlmaterial zugunsten der herrschenden Partei geschönt worden sei. Die wichtigste Verletzung des Wahlgesetzes sah Panic in der vom Gesetz nicht vorgesehenen Zustellung der Wahlurnen an die Kreiswahlkommissionen, wo "das herrschende Regime die ausschließliche Kontrolle" besitze. Panic verlangte Neuwahlen innerhalb von drei Monaten, spätestens aber im Mai nächsten Jahres.
Differenzierter und vorsichtiger im Hinblick auf entsprechende Konsequenzen seiner Partei äußerte sich Zoran Djndjic, Spitzenpolitiker der außerhalb des DEPOS zu den Wahlen angetretenen "Demokratischen Partei" (DP). Er kritisierte, daß infolge der Beschaffenheit der Wahlurnen, die noch dazu teilweise nicht vorschriftsmäßig versiegelt waren, Manipulationen im Umfang von fünf bis 15 Prozent der Wählerstimmen möglich gewesen seien. Die Sozialistische Partei Serbiens (SPS) widersprach all diesen an ihre Adresse gerichteten Vorwürfen. Die Wahllisten seien wochenlang allen Bürgern zur Überprüfung zugänglich gewesen, sagen sie. Daß die Wahlurnen zuerst an die Kreiswahlkommissionen geschickt werden, sei zwar im Wahlgesetz nicht vorgesehen, aber dort auch nicht ausdrücklich verboten. Dies sei aus verkehrstechnischen Erwägungen erfolgt. Aus Stil und Inhalt ihrer Verteidigung läßt sich schließen, daß die siegreiche SPS ebenso wie die überraschend starke rechtsnationalistische Serbische Radikale Partei nach einer Ablehnung der erwarteten Wahlanfechtung auch mit einem von der Opposition boykottierten Rumpfparlament zu regieren bereit wäre.
Eine faire Beurteilung der Vorwürfe und Gegenargumente ist durch ein gewisses opportunistisches Verhalten erschwert. Obwohl DEPOS einige Hinweise auf Wahlunregelmäßigkeiten bereits vor Schließung der Wahllokale vorbrachte, wurden die massiven Anklagen vom Wahlbetrug erst formuliert, nachdem die eigene Wahlniederlage definitiv feststand. Inkonsequenzen waren auch bei ausländischen Wahlbeobachtern festzustellen. So wurde unmittelbar nach Wahlschluß eine KSZE-Gruppe zitiert, die zwar Unregelmäßigkeiten feststellte, insgesamt aber von einer akzeptablen Wahl sprach. Erst später schlug das Pendel zur überwiegenden Ablehnung um. HARRY SCHLEICHER (Belgrad)
SCHWALBACH. Schwere Verletzungen zog sich eine 16jährige Beifahrerin bei einem Unfall am Dienstag abend zu.
Laut Polizei saß die Frau im Wagen eines 18jährigen, der auf der Königsteiner Straße aus Bad Soden kam und auf die Limesspange abbiegen wollte. Dabei übersah der junge Mann offenbar den Wagen einer 31jährigen. Beide Autos stießen mit voller Wucht zusammen.
Während die 16jährige wegen eines Schädel-Hirn-Traumas stationär im Krankenhaus aufgenommen wurde, konnte die 31jährige nach ambulanter Behandlung entlassen werden. Ihr acht Monate altes Kind und der 18jährige blieben unverletzt. kkü
Querfeldein
Ilbenstädter Silvesterlauf Bereits zum 14. Mal startet der TTC Ilbenstadt am 31. Dezember den Silvesterlauf auf der Cross-Strecke hinter dem Nonnenhof. 10 000, 7500, 6000 und 1500 Meter stehen zwischen 8.50 Uhr und 11.20 Uhr auf dem Programm. Zum Abschluß wird um 12.30 Uhr ein 4x1500-Meter-Staffelrennen gestartet. Besondere Attraktion in diesem Jahr: Rekordversuch über 6000 Meter der Oldies (über 50). 333 Mark Prämie liegen für das Unterbieten der alten Bestmarke bereit. Oberrodenbacher Silvesterlauf Er gilt als einer der ältesten hessischen Silvesterläufe und feiert am Ende dieses Jahres seine 19. Auflage: der sportliche Jahresabschluß des TV Oberrodenbach. Ab 12 Uhr begeben sich die Läufer und Läuferinnen (Schüler, Jugend und Erwachsene) am Waldrand oberhalb der Bergstraße am 31. Dezember auf die Runden.Für das Landesfinale qualifiziert Die Schach-Schülermannschaft der Stadtschule Bad Vilbel hat sich für das hessische Landesfinale am 26. Februar in Gießen qualifiziert. Erst seit Sommer dieses Jahres widmen sich die Bad Vilbeler Schüler dem Denksport. Nach dem Regionalentscheid lagen sie mit 4:2 Punkten und 7:5 Brettpunkten hinter Usingen auf Rang zwei. In der Mannschaft spielten: Malte Kleinjung, Shin-U. Kim, Stephan Giersdorf, Denis Arnold und Jens Fiedler.
KÖNIGSTEIN. Eine 75jährige Fußgängerin wurde auf der Straße "Alt Falkenstein" am Dienstag abend von einem Auto angefahren und zu Boden geschleudert.
Die Frau hatte gerade die Straße überqueren wollen, als sie vom Wagen einer Fahrerin, die in Richtung Ortsmitte fuhr, erfaßt wurde. Die Verletzte konnte nach ambulanter Behandlung im Krankenhaus Bad Homburg wieder nach Hause fahren. s
USINGEN. Der Parteivorsitzende der Usinger CDU, Gerhard Liese, führt die Christdemokraten als Spitzenkandidat in den Kommunalwahlkampf. Auf Platz zwei der CDU-Liste steht Günther Drexelius. Es folgen Hartmut Müller, Bernhard Sauer, Werner Jack und die beiden Neulinge Lothar Weinert und Karl Rastädter. Die Kandidaten auf den ersten sieben Rängen vertreten alle Usinger Stadtteile.
Die erste Frau taucht auf Position acht auf: Elfriede Oppelt, die zur Zeit bereits ein Mandat hat. Bis Platz 25 findet sich noch ein zweites weibliches Mitglied: Rita Nietsche. Sie tritt zum ersten Mal an und steht auf dem aussichtsreichen Platz 13. Ebenfalls neu dabei ist Dieter Jaschke auf Position 14. Die CDU verfügt derzeit über 16 der 37 Sitze in der Stadtverordnetenversammlung. Bei den Kommunalwahlen von 1989 errangen die Christdemokraten 41,7 Prozent der Stimmen.
Die weiteren Bewerber für die aussichtsreichen Positionen: Uli Neubert (9), Christoph Holzbach (10), Reinhold Schlicht (11), Otto Schmidt (12), Heinrich Lotz (15), Josef Holzbach (16), Erhard Zwermann (17) und Vikor Schoula (18). cn
BAD NAUHEIM. "Wir müssen Ihnen mitteilen, daß eine Vermietung des Bürgerhauses für die oben angegebene Veranstaltung nicht in Betracht kommt", hat der Bad Nauheimer Magistrat dem Kreisvorsitzenden der "Republikaner", Dietrich Winkelmann (Bad Vilbel) mit Datum 23. Dezember mitgeteilt. Der Stadtverordnete der sogenannten "Republikaner", Hermann Hölzel, hatte sich demnach erkundigt, ob das Bürgerhaus in Rödgen für den 30. Januar zu mieten sei.
Darauf stellt Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) einen Zusammenhang her: Der 30. Januar 1993 sei der 60. Jahrestag der "Machtergreifung" durch Adolf Hitler. "Unabhängig davon, ob Sie diesen Termin für Ihre Versammlung bewußt oder in Unkenntnis dieses Jahrestages gewählt haben, ist davon auszugehen, daß das Zusammenfallen dieser Termine von der Öffentlichkeit als Provokation empfunden wird und es zu Ausschreitungen kommen wird, die die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden."
Nach den Worten Rohdes stehen auch Altenativtermine nicht zur Verfügung; unter anderem wegen Reservierungen für Fastnachtsveranstaltungen. de
BONN, 23. Dezember (epd). Neun Prozent mehr ungediente junge Männer als im Vorjahr haben bis Oktober einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt. Mit 102 341 Anträgen im Vergleich zu 93 173 (1991) bewege sich deren Zahl auf dem erwartet hohen Niveau, sagte der Zivildienstbeauftragte Dieter Hackler dem Evangelischen Pressedienst in Bonn. Dies sei vor allem dadurch bedingt, daß sich in Ostdeutschland die Zahl der Anträge um 5000 auf mehr als 20 000 erhöht hat.
Nach dem bisherigen Rekord bei der Kriegsdienstverweigerung im vergangenen Jahr, als unter dem Eindruck des Golf-Krieges auch viele Soldaten und Reservisten Anträge stellten, verminderte sich laut Hackler die Gesamtzahl der Anträge bis Oktober dieses Jahres auf 110 928 nach 133 961 im Vergleichszeitraum 1991. Als besorgniserregend wertete er in diesem Zusammenhang, daß die Zahl der jungen Männer, die erst nach Ankündigung der Eeinberufung zur Bundeswehr einen Antrag stellen, mit fast 13 000 (1991: 15 000) unverändert hoch liege. Dies lasse die Vermutung zu, daß viele junge Männer von der "Illusion" ausgingen, weder Wehr- noch Zivildienst leisten zu müssen. Wer den Wehrdienst aus Gewissensgründen ablehne, sollte deshalb rechtzeitig den Antrag stellen, empfahl der Beauftragte. Damit lasse sich der Eindruck vermeiden, man wolle sich vor der Wehrpflicht drücken.
Aufgrund der hohen Zahlen kann Hackler zufolge damit gerechnet werden, daß auch 1993 im Jahresdurchschnitt etwa 100 000 junge Männer Zivildienst leisten werden. Die bisherige Rekordzahl wurde in diesem September mit 118 000 erreicht. Von den bestehenden rund 156 000 Zivildienstplätzen befinden sich knapp 30 000 in den neuen Bundesländern. Die überwiegende Mehrheit der "Zivis" pflegt und betreut Kranke, Behinderte und Alte. In Mobilen Sozialen Hilfsdiensten und in der Betreuung von Schwerstbehinderten sind rund 16 000 junge Männer tätig, rund 2500 arbeiten im Umweltschutz.
Unterschiede zwischen West und Ost bestehen laut Hackler noch bei den Trägern von Zivildienstplätzen. So bieten in Westdeutschland die großen Wohlfahrtsverbände vier Fünftel der Plätze an. Auf den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband entfallen 21 Prozent, auf Diakonie 19, Caritas 18, Rotes Kreuz elf und die Arbeiterwohlfahrt sieben Prozent aller Plätze. Dagegen sind in Ostdeutschland erst zwei von fünf Zivildienst-Plätzen bei diesen Verbänden zu finden.
Der Zivildienstbeauftragte der Bundesregierung hob hervor, daß dem Bundesamt für den Zivildienst ab Januar 109 zusätzliche Stellen zur Verfügung stehen. Mit dem bisher höchsten Stellenzuwachs in der seit 1973 bestehenden Bundesbehörde könne eine raschere Bearbeitung der Anträge erreicht werden. Das Zivildienst-Bundesamt mit derzeit 861 Mitarbeitern ist seit 1983 eine nachgeordnete Behörde des Jugendministeriums. Durch die Personalaufstockung könnten Nachteile für die individuelle Lebensplanung der jungen Männer, die den Kriegsdienst verweigern und Zivildienst leisten müssen, weitestgehend vermieden werden, sagte Hackler. Angestrebt werde eine Bearbeitungszeit der Anträge von acht bis zwölf Wochen.
Bestrebungen der SPD, den 15monatigen Zivildienst weiter zu verkürzen und der Wehrdienstzeit von zwölf Monaten anzugleichen, erteilte Hackler eine Absage. Zur Begründung sagte er, die Dienstbelastung von Zivil- und Wehrdienstleistenden sei weitgehend ausgeglichen. Die längere Zivildienstzeit sei darin begründet, daß "Zivis" anders als Soldaten keiner Befehl-Gehorsam-Struktur unterlägen und meist heimatnah untergebracht seien.
ANCHORAGE, 23. Dezember (AP). Die Regierung von Alaska hat ihren Plan aufgegeben, mehr als 300 Wölfe abschießen zu lassen. Carl Rosier vom Amt für Fischerei und Wild gab am Dienstag in Anchorage zu verstehen, daß diese Entscheidung mit Rücksicht auf den Fremdenverkehr getroffen worden sei, denn Tierfreunde hatten bereits zu einem Boykott Alaskas im Tourismus aufgerufen. Rosier sagte, Tausende von Menschen hätten in Briefen an die Behörden gegen den Abschußplan protestiert. Er erklärte aber auch, sein Amt sei weiterhin besorgt wegen der starken Zunahme der Zahl der Wölfe, die Elche und andere Tiere gefährdeten. Deshalb werde ein Abschuß zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen.
In New York sagte Wayne Pacelle vom Fonds für Tiere, seine Organisation wolle angesichts der jüngsten Entwicklung nicht mehr zum Boykott Alaskas aufrufen. Ursprünglich hatte die Regierung von Alaskas vor, im kommenden Jahr in zwei Regionen des Landes 300 bis 400 Wölfe abschießen zu lassen.
CHANDLER, 23. Dezember (AP). Ein Mann, der bei einem Streit im Straßenverkehr in den Kopf geschossen worden war, ist die Kugel recht einfach wieder losgeworden: Sie fiel aus seiner Nase, als er sich in der Notaufnahme des Krankenhauses in ein Taschentuch schneuzte. Wie die Polizei in Chandler im US-Staat Arizona am Dienstag weiter mitteilte, steckte das Geschoß offenbar in der Nasennebenhöhle. Der 25jährige sei mit seiner Freundin im Auto unterwegs gewesen, als ein anderer Autofahrer Streit mit dem Paar angefangen habe, weil es ihn angeblich nicht habe überholen lassen. Im Laufe der Auseinandersetzung sei dem 25jährige in die Schläfe geschossen worden.
LONDON, 23. Dezember (epd/AFP). Am ersten Weihnachtstag soll in Saudi- Arabien ein philippinischer Pfarrer durch den Strang hingerichtet werden, weil er den christlichen Glauben verkündet hat. Pastor Wally Oswaldo Magdangal sei am 15. Oktober verhaftet und nach den Gesetzen des Landes, die die Praktizierung einer anderen als der islamischen Religion verbieten, zum Tode verurteilt worden, teilte das Internationale Institut für das Studium von Islam und Christentum in London am Mittwoch mit. Er habe eine Gemeinde philippinischer Christen geleitet, die sich seit mehreren Jahren in einer Privatvilla in Riad traf und Messen feierte.
Mehrere der philippinischen Christen in Riad seien am 15. Januar 1991 bei einer Razzia der Polizei in der Villa verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, teilte das Londoner Institut weiter mit. Der saudi-arabische König Fahd habe sie später begnadigt. Sie seien nach den vorliegenden Informationen ausgepeitscht und anschließend freigelassen worden.
Die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) protestierte "schärfstens" gegen die beabsichtigte Hinrichtung. Die EKD habe am Mittwoch bei der Botschaft Saudi-Arabiens in Bonn und beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik interveniert, teilte ein Sprecher mit.
Über Geld spricht man nicht - man hat es, angeblich. Dennoch ist es gerade in diesen Tagen nötig, über den Weihnachts-Etat und die Rücklage für die Silvester-Fete hinauszudenken. Am 1. Januar tritt die neue Zinsbesteuerung in Kraft. Von jedem Zinsertrag will das Finanzamt zwischen 25 und 30 Prozent kassieren. Ausgenommen sind Ledige, die mit ihren Ersparniszinsen unter 6100 Mark jährlich liegen, und Ehepaare, deren Zins- Einkünfte 12 200 Mark jährlich nicht übersteigen.
Sie müssen allerdings bei ihren Geldinstituten Formulare ausfüllen, die sogenannten "Freistellungsaufträge". Sonst werden ihnen diese 30 Prozent abgezogen (Zinsabschlag), und sie können ihr Geld erst beim Jahresausgleich wieder zurückholen.
Mit diesen Formularen aber haben die Frankfurterinnen und Frankfurter ihre Schwierigkeiten. Sie warten bis zum letzten Augenblick, weil sie sich nicht betroffen fühlen. Banken-Sprecher berichten von unvollständig ausgefüllten Anträgen und allgemeiner Verwirrung und Verunsicherung bei der Kundschaft.
Am Dienstag, 29. Dezember, stehen in der FR fünf Experten zur Verfügung, die telefonisch Auskunft geben werden zum Thema "Geldanlage und Zinsabschlag". Die Gesprächspartner kommen vom Bundesverband Deutscher Banken in Köln, sind also keinem bestimmten Institut verpflichtet und werden bereitwillig Fragen beantworten, unabhängig, ob es sich um Sparbücher, Investmentzertifikate oder Aktien handelt.
Die Telefonaktion läuft von 17 bis 19 Uhr. Die fünf Experten werden wir Anfang kommender Woche vorstellen und auch die Telefonnummern in der FR-Lokalredaktion bekanntgeben, unter denen sie zu erreichen sind. abi
BRÜSSEL, 23. Dezember. Der sogenannte Jahrhundertvertrag für die Gewinnung von Strom aus deutscher Steinkohle ist von der EG-Kommission am Mittwoch mit Einschränkungen zunächst bis zum Jahresende 1995 genehmigt worden. Der Energiesektor dürfe "kein dem Wettbewerb entzogener Bereich sein", heißt es in der Verlautbarung der EG- Kommission. Die Maßnahmen zur Versorgungssicherheit müßten "auf das zur Sicherung der Grundversorgung erforderliche Maß beschränkt werden".
Deshalb entschied die Kommission, daß der Anteil der Steinkohle für den deutschen Brutto-Elektrizitätsverbrauch bis Ende 1995 nicht über 20 Prozent hinausgehen dürfe und dann bis zum Ende des Jahrhunderts auf 15 Prozent herunterzufahren sei. Für die Gewährung von Beihilfen sei damit noch keine Vorentscheidung getroffen, heißt es in der Verlautbarung weiter. EG-Wettbewerbskommissar Sir Leon Brittan äußerte sich "äußerst erfreut, daß wir eine zufriedenstellende Lösung für diese schwierige und wichtige Frage gefunden haben". Gleichzeitig wurde von der Kommission betont, EG-wettbewerbsrechtlich falle der Jahrhundertvertrag eben nicht ausschließlich unter den Montanunionvertrag mit seinem Beihilfenverbot, sondern auch unter den EWG-Vertrag.
Die Kommission genehmigte gleichzeitig in einer gesonderten Entscheidung folgende Steinkohle-Beihilfen für 1993, die eine zehnprozentige Kürzung gegenüber 1992 darstellen: fünf Millionen Mark als Ausgleichsbetrag nach dem 3. Kohleverstromungsgesetz; 271,5 Millionen Mark für den Revierausgleich und niederflüchtige Kohle; rund 2,9 Milliarden Mark zur Kohle- und Kokslieferung an die EG-Stahlindustrie; 120 Millionen für die sogenannte Bergmannsprämie.
Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) begrüßte die Brüsseler Entscheidung.
Noch keine Spur von Cipcian Polizei sucht Zwölfjährigen / Seit zwei Monaten vermißt
ESCHBORN. Nach zwei Monaten hat die Polizei noch immer keine Spur von Cipcian Dragan. Der zwölfjährige Junge wird seit dem 27. Oktober vermißt. Auf die erfolglose Suche reagierte die Polizei gestern mit einer neuerlichen Vermißtenmeldung. Neu ist dabei auch ein Foto des Jungen. Dem Vater des Zwölfjährigen ist es gelungen, die Aufnahme auf Umwegen aus Rumänien zu beschaffen. Dort hatte die Familie ihr Hab und Gut zurückgelassen. Zuletzt gesehen wurde Cipcian am 27. Oktober auf dem Gelände des "Camp Eschborn". Der Junge war mit seiner Familie in der Dependance der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Schwalbach untergebracht. Zusammen mit anderen Kindern wollte Cipcian an jenem Nachmittag zum Spielen gehen. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.
Der Junge ist geistig behindert und leidet unter epileptischen Anfällen. Er versteht nur die rumänische Sprache und gibt auf Fragen lediglich an, "Cucu" zu heißen.
Cipcian ist etwa 1,55 Meter groß und von kräftiger Statur, hat schwarze Haare und einen abgebrochenen Schneidezahn. Bekleidet war er zuletzt mit einer grünen Jacke, Bluejeans, schwarzem Pullover und Adidas-Schuhen. Hinweise auf seinen Verbleib nehmen die Polizei in Hofheim unter der Telefonnummer 0 61 92 / 2 07 92 15, sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen. kkü
Die interessante Sportnotiz
Stuttgart verlor auf Martinique Mit einer Niederlage wurde der Deutsche Fußball-Meister VfB Stuttgart aus seinem Trainingslager auf der Karibikinsel Martinique verabschiedet. Die Mannschaft von Trainer Christoph Daum, bei der unter anderem Gaudino und Schäfer fehlten, verlor gegen ein Auswahlteam der Insel mit 2:4, obwohl Torjäger Fritz Walter die Schwaben zweimal in Führung geschossen hatte. Albaniens "U 21" setzte sich ab Nach dem Europameisterschafts-Qualifikationsspiel der "U 21"-Fuball-Nationalmannschaften Deutschland gegen Albanien (1:4) am Dienstag in Bielefeld setzte sich das komplette Gäste-Team ab. Dies berichtet die Tageszeitung "Westfalen- Blatt" in der Donnerstags-Ausgabe. Von den 16 albanischen Spielern und sechs Delegationsmitglieder traten nur ein Akteur und fünf Begleiter die Rückreise an. Sporthilfe verabschiedete Pelshenke Nach 25jähriger Tätigkeit für die Stiftung Deutsche Sporthilfe ist Geschäftsführer Günther Pelshenke (61) in den Ruhestand verabschiedet worden. Pelshenke hatte sich besonders der sozialen Komponente der Aktivenförderung gewidmet. Zwei Leichtathleten vier Jahre gesperrt Wegen Dopingvergehens sind die Leichtathleten Jason Livingston aus Großbritannien und Galina Ikonnikowa aus Rußland von ihren nationalen Verbänden jeweils weltweit für vier Jahre gesperrt worden. Bei 60-m-Halleneuropameister Livingston war bei den Olympischen Spielen das anabole Steroid Methandianon nachgewiesen worden. In der Urinprobe von Ikonnikowa, Elfte beim London-Marathon, war nach einem Straßenlauf in der Schweiz das anabole Steroid Methyltestosteron entdeckt worden. Johnson startet Aids-Aufklärungstour Basketball-Star Earvin "Magic" Johnson ist am Dienstag von der philippinischen Regierung zu einer fünftägigen Aufklärungsreise zum Thema Aids eingeladen worden. Johnson, selbst HIV-infiziert, soll die Philippinos über die gefährliche Krankheit informieren. Hoppe läßt St. Moritz sausen Bobpilot Wolfgang Hoppe aus Oberhof hat den Start beim Silvestercup in St. Moritz abgesagt. Bei einem Sturz auf der Hoteltreppe nach dem Vierer-Weltcupsieg in La Plagne hatte sich der 35jährige Prellungen zugezogen. Außerdem war eine alte Rückenverletzung wieder aufgebrochen. Hoppe will sich nun bis zu den Deutschen Meisterschaften (3. bis 9. Januar in Winterberg) schonen. Schaeffter verläßt TV Gelnhausen Knut Schaeffter hat sich mit sofortiger Wirkung beim TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga-Süd) abgemeldet. Der 27 Jahre alte Kreisläufer, der in Rüsselsheim wohnt, will sich einem Oberligaverein anschließen. NOK-Trainer nach Namibia In Abstimmung mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) schickt das NOK für Deutschland den Leichtathletik- Experten Hans-Peter Thumm am 1. Januar für drei Wochen nach Namibia, um dort Trainer weiterzubilden.
LIMESHAIN. Für das Wohngebiet "Am Steinchen" wird es keinen Bebauungsplan geben. Die Gemeindevertretung hob den alten Bebauungsplan in der Dezembersitzung auf. Wie Bürgermeister Klaus Hühn (SPD) erläuterte, stammte der Plan noch aus der ehemals selbständigen Gemeinde Himbach. Nach der Beratung mit dem Städte- und Gemeindebund war die Kommune übereingekommen, den Plan zu "begraben".
Er weise die gleichen Rechtsmängel auf, wie viele der früheren kleinen Gemeinden: Es waren nicht genau Zeitpunkt und Ort der öffentlichen Auslegung angegeben, wie das vom Verwaltungsgericht angefordert worden war.
Inzwischen ist das Gebiet bebaut, sagte Hühn, es bestünden nur noch zwei Baulücken. Die können nach Paragraph 34 Bundesbaugesetz für bebaute Ortsteile geschlossen werden. Den Verwaltungsaufwand und die Kosten für einen neu einzubringenden Plan könne man sich sparen.
Ein neuer Plan brächte womöglich auch inhaltliche Probleme, zeigte der Bürgermeister auf. Die Kommune könne in eine Zwickmühle wegen der ursprünglichen Festlegung kommen, daß 80 Prozent der Grundstücksfläche bebaut werden kann. Wenn nach heutiger Vorstellung auf eine 30prozentige Bebauung eingegrenzt werde, könnten manche Grundstücksbesitzer ihr Einspruchsrecht geltend machen.
"Wir werden nun jeden Einzelfall prüfen", kündigte der Bürgermeister das Vorgehen an. Nach Paragraph 34 müßten sich weitere Bauwerke der umliegenden Bebauung anpassen. So sei zu verhindern, wenn womöglich jemand einen "Klotz" in eine der Baulücken stellen wolle. de
SCHLÜCHTERN. Seit der jüngsten Parlamentssitzung hegt Schlüchterns BISS erhebliche "Zweifel an der Zuverlässigkeit der SPD". Trotz eindeutiger Absprachen sei die SPD in der Haushaltsdebatte von Vereinbarungen abgerückt, auf die man sich im Vorfeld geeinigt habe. Angesichts dessen habe die BISS-Fraktion, die mit dem Vorsatz in die Sitzung gegangen sei, dem Haushalt zuzustimmen, die Vorlage nicht mehr mittragen können (die FR berichtete).
Dieser Vorgang bedarf aus Sicht der Partei, zu der sich Bürgerinitiativen und Grüne vor acht Jahren vereinigt haben, jedoch einer weiteren Klärung: In einem Vorgespräch über den Haushalt &rquote;93, zu dem sich die Fraktion mit Bürgermeister Falko Fritzsch und dem SPD-Vorstand traf, habe man sich darauf geeinigt, daß verschiedene Änderungsanträge der BISS von den Genossen mitgetragen würden. Auch sechs Tage vor der Debatte im Parlament, "bei den entsprechenden Abstimmungen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses gab es noch breite Zustimmung".
Erst während der Stadtverordnetenversammlung wendete sich nach Darstellung von BISS-Sprecher Heino Ackermann das Blatt: "In letzter Sekunde nahm die SPD von zwei dieser Änderungsanträge Abstand." Weder die von BISS geforderten Zuschüsse für die Innenstadt-Begrünung noch die Einrichtung einer Fußgängerzone passierten die parlamentarischen Hürden.
Damit, so BISS, "sagt die SPD kein klares Ja zur Fußgängerzone". Nach dem Abrücken der Genossen von dem gemeinsamen Beschluß, 50 000 Mark im Haushalt &rquote;93 für die Planung und erste Maßnahmen in Sachen autofreier Zone bereitzustellen, "sah sich BISS nicht mehr in der Lage, dem Haushalt zuzustimmen". Nach dieser Erfahrung fragt sich die Fraktion auch, "ob sich mit der Wahl des neuen Bürgermeisters der politische Stil in Schlüchtern wirklich grundlegend geändert hat". tja
Aus Spaß wird Ernst. Unter diesem Motto steht die am kommenden Sonntag beginnende Endrunde der Eishockey- Oberliga Nord. Das gilt für die Mannschaft des Frankfurter ESC mehr noch als für die übrigen sieben Teams, die sich nach Abschluß der Vorrunde für die zweite Saisonetappe qualifiziert haben. "Sollte unsere Mannschaft nach Abschluß der Endrunde nicht auf dem ersten Platz stehen und dann über zwei Entscheidungsspiele gegen den Ersten der Oberliga Süd nicht den Aufstieg in die zweite Bundesliga schaffen, dann wäre das sicher ein großer Rückschlag für das Frankfurter Eishockey", nimmt "Löwen"-Bändiger Toni Forster seine Männer noch einmal unmißverständlich in die Pflicht.
Diese deutliche Erinnerung ist auch nötig. Die Frankfurter Mannschaft hat die Vorrunde zwar erwartungsgemäß als Tabellenerster abgeschlossen, doch diese Aufgabe bei weitem nicht so souverän erledigt, wie sie das aufgrund ihrer Besetzung hätte tun müssen. Drei Niederlagen gab es, darunter am vergangenen Wochenende auch eine beim ESC Wedemark. Damit ist die Zahl der Teams, die den "Löwen" gefährlich werden könnten, auf drei angewachsen. Der ETC Timmendorf und der ESC Wolfsburg, der bisher hinter den Erwartungen zurückblieb, hatten schon von Saisonbeginn als stark genug gegolten, sich den Frankfurtern an einem guten Tag erfolgreich widersetzen zu können.
Gespielt wird diese Endrunde unter den acht Mannschaften in einer sogenannten Doppelrunde, das heißt, jeder spielt gegen jeden noch viermal. Nach ihrem Abschluß am 14. März kommt es zu erwähntem Entscheidungsspiel zwischen Nord- und Süderstem. Der Verlierer dieser Begegnung ist allerdings noch nicht aus dem Rennen. Er kann sich in der Relegation gegen den Vorletzten der zweiten Bundesliga noch einen Platz in der nächsthöheren Klasse sichern. Der dicht Terminplan könnte neben dem qualitativ gut besetzten Kader ein Plus für die "Löwen" sein. Bei insgesamt sieben "englischen Wochen" liegen durchschnittlich nicht einmal drei Tage zwischen den einzelnen Spieltagen. Die Frankfurter, die ihre Spieler im Unterschied zur Konkurrenz als Vollprofis beschäftigen, hoffen, daß den Gegnern bei diesen Strapazen irgendwann die Luft ausgeht.
FESC-Trainer Toni Forster klingt zwar nicht mehr ganz so zuversichtlich wie noch zu Beginn dieser Saison. Doch die größten Probleme, die während der Vorrunde aufgetreten waren, sieht er als gelöst an. "Unser Kader mit 21 Spielern ist komplett. Unruhen durch Personaldiskussionen wird es nicht mehr geben. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, daß jetzt jeder Spieler kapiert hat, worum es in den nächsten Wochen gehen wird. Auch eine nochmalige Unterschätzung unserer Hauptkonkurrenten halte ich nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit für ausgeschlossen."
An Unterstützung wird es der Mannschaft, wie stets seit Gründung des vereins vor knapp zwei Jahren, nicht mangeln. In allen Spielen wird die Eissporthalle am Bornheimer Hang mit 7000 Besuchern wohl ausverkauft sein. Eine speziell für diese Endrunde zum Verkauf angebotene Dauerkarte fand 250 Abnehmer, so daß jetzt rund die Hälfte aller Plätze im Abonnement verkauft ist.
Um auch bei den Gelegenheitsbesuchern die rechte Euphorie zu entfachen, brauchen die "Löwen" allerdings einen guten Start. Und der könnte schwerer nicht sein. Am kommenden Sonntag müssen sie beim ETC Timmendorf, nach Abschluß der Vorrunde Tabellenzweiter, antreten. Wie schwer gerade diese Aufgabe ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Von vier Vergleichen mit der Mannschaft von der Ostseeküste haben die Frankfurter drei verloren. Zum ersten Heimspiel gastiert eine Woche später, am 3. Januar, die Herforder EG in Frankfurt. Dieser Gegner, wie auch der EC Harz-Braunlage, der REV Bremerhaven und die Schalker "Haie", gelten als krasse Außenseiter in der Endrunde.
Die weiteren Heimspiele der "Löwen": Schalke (10. 1.), Wolfsburg (19. 1.), Timmendorf (22. 1.), Harz-Braunlage (26. 1.), Wedemark (29. 1.), Herford (5. 2.), Schalke (9. 2.), Wolfsburg (12. 2.), Bremerhaven (19. 2.), Bremerhaven (23. 2.), Timmendorf (28. 2.), Harz-Braunlage (7. 3.), Wedemark (14. 3.). Sim.
"Nicht Elend ist mein Thema, sondern unsere Armut in Liebesbeziehungen", war Leos Carax' Erwiderung auf jene Kritik, die ihm in Die Liebenden von Pont-Neuf die Verschwendung von mehr als 100 Millionen Francs zur ,Ästhetisierung&rquote; des Pariser Clochard-Elends vorwarf. Recht hat er, der 31jährige Einsiedler, der Ozeanograph oder Astronaut werden wollte und als neues Wunderkind des französischen Films gilt: Allen wohlstandssaturierten Gefühlsleichen hat er in "Die Liebenden von Pont-Neuf" die verrückte Liebe des schlaflosen Feuerschluckers Alex und der erblindenden Malerin Mareille entgegengestellt, die zu Ende des Films (Jean Vigo zitierend) auf einem Seine-Kahn aller Erdenschwere zu entkommen und als Gallionsfiguren dem Glück entgegenzusteuern scheinen. Carax' von Himmel & Hölle trunkenen Bilderrausch, einer der schönsten und umstrittensten Filme des Kino-Jahrs, zeigt das Orfeo als Festtags-Bonbon noch einmal in der Spätvorstellung.
Mit Schmankerln aus den zwanziger Jahren wartet das Kommunale Kino auch zu den Weihnachtstagen auf: Raoul Walsh' The Thief of Bagdad (1924) läuft am Samstag mit Klavierbegleitung, Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin (1925), ergänzend zur Ausstellung im Programm, am Sonntag und Dienstag. Nicht minder ergötzlich ist im ,Mal Seh'n&rquote; auch die Jean Cocteau-Reihe, in der nun Le sang d'un poete (1930), Cocteaus surrealistischster Film, zu sehen ist.
Außerdem zu empfehlen: Housesitter, Wintermärchen, Gestohlene Kinder, The Crying Game, Ein Pfeil in den Himmel und Am Ende eines langen Tages. Wieder zu sehen ist auch Paris is burning (Spätvorstellung Harmonie) und Lawrence von Arabien (Filmforum Höchst). oll
HANAU. Die Stadt Hanau wird weitere 440 Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem umkämpften Bosnien aufnehmen. Die Männer, Frauen und Kinder sollen in der Hessen-Homburg- und der Francois-Kaserne untergebracht werden, wo bereits seit dem Sommer mehr als 400 Flüchtlinge leben. Die Kriegsopfer sollen innerhalb der nächsten Tage in Hanau eintreffen. Der genaue Zeitpunkt ist noch unbekannt. Bei den erwarteten Neuankömmlingen handelt es sich zumeist um Männer aus den Kriegsgefangenenlagern und um Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen und Folter wurden.
Die Stadt Hanau nimmt mit der erneuten Unterbringung von Bosniern das gesamte hessische Kontingent auf, das dem Land vom Innenministerium in Bonn zugewiesen wurde. Rund 6000 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien werden in den nächsten Tagen bundesweit mit Bussen eintreffen. Das eigentlich in der François-Kaserne vom Land vorgesehene Erstaufnahmelager für Asylbewerber entfällt mit dieser Entscheidung. alu
LIMBURG. Die Initiative "Den Winter überleben" der Pax Christi-Bistumsstelle Limburg hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, bosnische Flüchtlinge für einen bestimmten Zeitraum nach Deutschland einzuladen und ihnen Unterhalt und Obdach zu gewähren. Die Pax Christi-Bistumsstelle schlug dazu am Mittwoch vor, die Flüchtlinge vier bis acht Wochen aufzunehmen und zu betreuen.
Wie notwendig solche Initiativen sind, unterstreicht laut Pax Christi eine Mitteilung des UN-Flüchtlingskommissariats im kroatischen Zagreb. Danach würden etwa 500 000 Menschen in Bosnien-Herzegowina den Winter 1992/93 nicht überleben. Mangel herrsche dort vor allem an Lebensmitteln, Medikamenten, Brennstoffen und winterfesten Wohnungen. Die internationalen Hilfslieferungen reichten zur ausreichenden Versorgung bei weitem nicht aus. lhe
WETZLAR. Eine "tolle Resonanz" hat nach Angaben des Vereins Terra Tech ein Aufruf gefunden, Wohnwagen für Bürgerkriegsflüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien zu spenden. Auf dem Gelände der Sixt-von-Arnim-Kaserne in Wetzlar stünden derzeit 45 dieser Anhänger. Sie werden nach den Feiertagen über die frühere Panzer-Verladerampe auf Transportwaggons der Bundesbahn verladen und nach Kroatien gebracht.
Monteure des in Marburg ansässigen Vereins zur Förderung von Hilfsprojekten in der Dritten Welt wollen die Wohnwagen in der Nähe der bosnischen Grenze mit Öfen für Festbrennstoffe ausrüsten. Damit sollen Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf bekommen, die noch immer im Lager Gasinchi in Zelten leben müssen. Bei der Hilfsaktion arbeitet der Verein mit dem Roten Kreuz zusammen.
Terra Tech fördert schwerpunktmäßig medizinische Hilfsprogramme, den Aufbau handwerklicher Kleinbetriebe und kleinere und mittlere Projekte in der Dritten Welt. lhe
Mit einem echten Weihnachtsgeschenk in der Tasche konnten die beiden wegen schweren Raubes angeklagten Jugendlichen gestern aus dem Gerichtssaal gehen: Entgegen dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf jeweils zweieinhalb Jahre Jugendstrafe gewährte Jugendrichterin Sigrid Christ den beiden 17 und 19 Jahre alten Angeklagten eine Bewährungsstrafe von je zwei Jahren und entließ sie gerade rechtzeitig zum Fest aus ihrer sechsmonatigen Untersuchungshaft. Als Auflage erhielten sie jedoch, sich sofort eine Arbeitsstelle zu suchen und bis dahin (spätestens in sechs Monaten) 50 gemeinnützige Arbeitsstunden abzuleisten.
13 schwere Raubüberfälle mit einer Gaspistole und einem Messer, gefährliche Körperverletzung und räuberische Erpressung lauteten die Anklagepunkte. Vom 14. Mai bis zum 23. Juni dieses Jahres hatten die beiden Jugoslawen, die erst seit kurzem in Deutschland leben, Gaststätten, Kioske, Spielsalons und kleinere Geschäfte überfallen, die Kassen ausgeräumt und Anwesenden die Geldbörsen geraubt. Insgesamt hatten sie rund 10 000 Mark erbeutet.
Die Vielzahl der Überfälle und die zunehmende Gewaltbereitschaft dabei war selbst für die Jugendrichterin überraschend. Bei ihren manchmal bis zu drei Raubzügen am Tag setzte der Ältere der beiden den Opfern immer eine Gaspistole an den Kopf, während der Jüngere ihnen sein Messer vor die Brust hielt. Dabei wurden sie zunehmend gewalttätig, sobald nicht alles wie gewünscht klappte oder die Opfer nicht sofort gehorchten.
So schnitten sie zum Beispiel einem Gast in den Daumen, als dieser sich nicht schnell genug auf den Boden legte. Als sich der Wirt einer anderer Gaststätte gegen den Überfall wehrte, feuerte der 19jährige aus nächster Nähe die Gaswaffe auf ihn ab, so daß der Mann eine Platzwunde an der Stirn erlitt. Das Ganze eskalierte bei einem Überfall auf ein Schreibwarengeschäft im Sandweg, als der zur Tatzeit noch 16jährige den über 70jährigen Besitzer in den Bauch stach und lebensgefährlich verletzte. "Das könnte alles auch ein Videofilm sein, was ging denn dabei nur in Ihnen vor?" forschte die Richterin immer wieder nach den Gründen für dies unverständliche Verhalten.
Hilfe bei der Beantwortung dieser Frage erhielt sie jedoch nicht von den vor Gericht sehr wortkargen Angeklagten, sondern von der Jugendgerichtshelferin. Die Eltern beider Angeklagten leben seit über 20 Jahren in Deutschland und sind hier integriert. Wie bei anderen ausländischen Familien sei auch hier das Problem gewesen, daß die Kinder je nach Lage der Dinge zwischen ihrer Heimat und Deutschland hin und hergeschoben wurden, so daß sie am Ende nirgendwo Fuß fassen konnten. Konfrontiert mit ihren ihnen wegen ihrer langen Abwesenheit fremden Eltern und dem "heißen Pflaster Frankfurt" sei es zu großen familiären Konflikten und Eingewöhnungsproblemen gekommen.
Dabei hätten die Eltern ihre Söhne auch ein Stück weit im Stich gelassen. Die Folge: Sie gerieten auf die Straße und kamen dort in Kontakt mit der jugoslawischen Mafia. Wie die Jugendgerichtshelferin betonte, seien bei beiden Angeklagten jedoch keine "schädlichen Neigungen" vorhanden, bei dieser Serie von Straftaten handele es sich vielmehr um ein vorübergehendes, auf diese schwierige Zeit begrenztes Phänomen. Da beide Angeklagte inzwischen von ihren Familien wieder aufgenommen wurden, hielt das Gericht eine Bewährungsstrafe für "gerade noch möglich". sol
hll BONN, 23. Dezember. Einen "Werbefeldzug für die Politik schlechthin" müßten die Politiker und Parteien zustande bringen, empfahl der SPD-Vorsitzende Björn Engholm im sozialdemokratsichen Pressedienst PPP. "Das ist nicht leicht", schrieb er, "aber es beginnt mit Ehrlichkeit und Klarheit - und damit, daß wir Reden und Handeln deckungsgleich machen".
In seinem am Mittwoch veröffentlichten Artikel erinnert Engholm "an die umstößliche Regel aller Demokratien, daß sie ihre Verfassung wie ein Kleinod hüten und achten". Welches Vertrauen sollten die Menschen noch in den Staat haben, "wenn schon die Spitzenpolitiker die Verfassung überdehnen", fragte der SPD- Vorsitzende mit Bezug auf Blauhelm-Einsätze der Bundeswehr.
Im SPD-Mitgliedermagazin Vorwärts sprach der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, "ein Grundsatzproblem" seiner Partei an: "Wir sind manchmal nur schwer imstande, die Wirklichkeit zu erkennen." Es gehe um die unterschiedliche Wahrnehmung von Realitäten. "Bis wir am Ende zur wirklichen Wirklichkeit vorstoßen, dauert es manchmal lange."
Im Blickpunkt: Wahlstreit in Serbien Opposition erwägt Boykott
Drei Tage nach den Wahlen zum jugoslawischen, serbischen und montenegrinischen Parlament hat sich in Belgrad der Streit über ihre Rechtmäßigkeit weiter zugespitzt. Die endgültigen Wahlergebnisse stehen allerdings noch immer aus. Die meisten Oppositionsparteien und ausländische Wahlbeobachter berichten über zahlreiche Unregelmäßigkeiten, die bis zum Vorwurf des geplanten Wahlbetrugs reichen. Eine Anfechtung der Wahl zeichnet sich ab. Für den Fall, daß ihr nicht stattgegeben wird, stellt die Opposition bereits Überlegungen an, das jugoslawische und serbische Parlament zu boykottieren. "Auf der Grundlage von Ergebnissen, über die wir verfügen und die authentisch sind, haben bei den Wahlen in Serbien DEPOS und bei den Präsidentschaftswahlen Herr Milan Panic gewonnen. Das sind die wirklichen Wahlergebnisse der serbischen Demokratie." Diese Behauptung wagte Vuk Draskovic, Listenführer der in DEPOS vereinten 14 oppositionellen Parteien und Chef der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO), zu einem Zeitpunkt, als nach der Auszählung von etwa 70 Prozent der abgegebenen Stimmen der amtierende serbische Präsident Slobodan Milosevic vor Panic mit 55,9 Prozent zu 34,3 Prozent führte. Es sei alles "montiert" gewesen, meinte Draskovic. Neben Unregelmäßigkeiten in den Wahllisten und anderen Ungereimtheiten sah der DEPOS-Führer aber den eigentlichen Wahlbetrug in der Tatsache, daß die Wahlurnen gesetzwidrig vor den Wahllokalen zu den Wahlkommissionen der Kreise statt direkt zur Republikszentrale gegangen seien. Dort habe dann, so Draskovic, in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember die "eigentliche Wahl" stattgefunden. Konkrete Beweise für diesen Vorwurf blieb der DEPOS-Listenführer allerdings schuldig.
Nicht ganz soweit ging der über sein Wahlergebnis tief enttäuschte Milan Panic. Er berief sich auf die Behauptungen einiger Parteien, wonach das Wahlmaterial zugunsten der herrschenden Partei geschönt worden sei. In einer Erklärung kritisierte er seinerseits erneut die Einseitigkeit des staatlichen Fernsehens, Unregelmäßigkeiten der Wahllisten sowie die lange fehlende Angabe über die Wahlbeteiligung, was Raum für nachträgliche Manipulationen schaffe. Die wichtigste Verletzung des Wahlgesetzes sah Panic in der vom Gesetz nicht vorgesehenen Zustellung der Wahlurnen an die Kreiswahlkommissionen, wo "das herrschende Regime die ausschließliche Kontrolle" besitze. Panic verlangte Neuwahlen innerhalb von drei Monaten, spätestens aber im Mai nächsten Jahres.
Differenzierter und vorsichtiger im Hinblick auf entsprechende Konsequenzen seiner Partei äußerte sich Zoran Djndjic, Spitzenpolitiker der außerhalb des DEPOS zu den Wahlen angetretenen "Demokratischen Partei" (DP). Er kritisierte, daß infolge der Beschaffenheit der Wahlurnen, die noch dazu teilweise nicht vorschriftsmäßig versiegelt waren, Manipulationen im Umfang von fünf bis 15 Prozent der Wählerstimmen möglich gewesen seien. Die Demokraten seien aber mit ihrem Ergebnis zufrieden. Alle Vermutungen, die DS könnte zu einer Koalition mit den Sozialisten Milosevics bereit sein, wies Djindjio energisch zurück. Zur Möglichkeit eines Parlamentsboykotts äußerte er sich nicht. Die bislang fast monopolartig die Szene im jugoslawischen und serbischen Parlament beherrschende Sozialistische Partei Serbiens (SPS) widersprach all diesen an ihre Adresse gerichteten Vorwürfen. Die Wahllisten seien wochenlang allen Bürgern zur Überprüfung zugänglich gewesen, sagen sie. Daß die Wahlurnen zuerst an die Kreiswahlkommissionen geschickt werden, sei zwar im Wahlgesetz nicht vorgesehen, aber dort auch nicht ausdrücklich verboten. Dies sei aus verkehrstechnischen Erwägungen erfolgt. Aus Stil und Inhalt ihrer Verteidigung läßt sich schließen, daß die siegreiche SPS ebenso wie die überraschend starke rechtsnationalistische Serbische Radikale Partei nach einer Ablehnung der erwarteten Wahlanfechtung auch mit einem von der Opposition boykottierten Rumpfparlament zu regieren bereit wäre.
Eine faire Beurteilung der Vorwürfe und Gegenargumente ist durch ein gewisses opportunistisches Verhalten erschwert. Obwohl DEPOS einige Hinweise auf Wahlunregelmäßigkeiten bereits vor Schließung der Wahllokale vorbrachte, wurden die massiven Anklagen vom Wahlbetrug erst formuliert, nachdem die eigene Wahlniederlage definitiv feststand. Inkonsequenzen waren auch bei ausländischen Wahlbeobachtern festzustellen. So wurde unmittelbar nach Wahlschluß eine KSZE-Gruppe zitiert, die zwar Unregelmäßigkeiten feststellte, insgesamt aber von einer akzeptablen Wahl sprach. Erst später schlug das Pendel hin zur überwiegenden Ablehnung um. HARRY SCHLEICHER (Belgrad)
Nicht ganz soweit ging der über sein Wahlergebnis tief enttäuschte Milan Panic. Er berief sich auf die Behauptungen einiger Parteien, wonach das Wahlmaterial zugunsten der herrschenden Partei geschönt worden sei. In einer Erklärung kritisierte er seinerseits erneut die Einseitigkeit des staatlichen Fernsehens, Unregelmäßigkeiten der Wahllisten sowie die lange fehlende Angabe über die Wahlbeteiligung, was Raum für nachträgliche Manipulationen schaffe. Die wichtigste Verletzung des Wahlgesetzes sah Panic in der vom Gesetz nicht vorgesehenen Zustellung der Wahlurnen an die Kreiswahlkommissionen, wo "das herrschende Regime die ausschließliche Kontrolle" besitze. Panic verlangte Neuwahlen innerhalb von drei Monaten, spätestens aber im Mai nächsten Jahres.
Differenzierter und vorsichtiger im Hinblick auf entsprechende Konsequenzen seiner Partei äußerte sich Zoran Djndjic, Spitzenpolitiker der außerhalb des DEPOS zu den Wahlen angetretenen "Demokratischen Partei" (DP). Er kritisierte, daß infolge der Beschaffenheit der Wahlurnen, die noch dazu teilweise nicht vorschriftsmäßig versiegelt waren, Manipulationen im Umfang von fünf bis 15 Prozent der Wählerstimmen möglich gewesen seien. Die Demokraten seien aber mit ihrem Ergebnis zufrieden. Alle Vermutungen, die DS könnte zu einer Koalition mit den Sozialisten Milosevics bereit sein, wies Djindjio energisch zurück. Zur Möglichkeit eines Parlamentsboykotts äußerte er sich nicht.
Die bislang fast monopolartig die Szene im jugoslawischen und serbischen Parlament beherrschende Sozialistische Partei Serbiens (SPS) widersprach all diesen an ihre Adresse gerichteten Vorwürfen. Die Wahllisten seien wochenlang allen Bürgern zur Überprüfung zugänglich gewesen, sagen sie. Daß die Wahlurnen zuerst an die Kreiswahlkommissionen geschickt werden, sei zwar im Wahlgesetz nicht vorgesehen, aber dort auch nicht ausdrücklich verboten. Dies sei aus verkehrstechnischen Erwägungen erfolgt. Aus Stil und Inhalt ihrer Verteidigung läßt sich schließen, daß die siegreiche SPS ebenso wie die überraschend starke rechtsnationalistische Serbische Radikale Partei nach einer Ablehnung der erwarteten Wahlanfechtung auch mit einem von der Opposition boykottierten Rumpfparlament zu regieren bereit wäre.
Eine faire Beurteilung der Vorwürfe und Gegenargumente ist durch ein gewisses opportunistisches Verhalten erschwert. Obwohl DEPOS einige Hinweise auf Wahlunregelmäßigkeiten bereits vor Schließung der Wahllokale vorbrachte, wurden die massiven Anklagen vom Wahlbetrug erst formuliert, nachdem die eigene Wahlniederlage definitiv feststand. Inkonsequenzen waren auch bei ausländischen Wahlbeobachtern festzustellen. So wurde unmittelbar nach Wahlschluß eine KSZE-Gruppe zitiert, die zwar Unregelmäßigkeiten feststellte, insgesamt aber von einer akzeptablen Wahl sprach. Erst später schlug das Pendel hin zur überwiegenden Ablehnung um. HARRY SCHLEICHER (Belgrad)
Die bislang fast monopolartig die Szene im jugoslawischen und serbischen Parlament beherrschende Sozialistische Partei Serbiens (SPS) widersprach all diesen an ihre Adresse gerichteten Vorwürfen. Die Wahllisten seien wochenlang allen Bürgern zur Überprüfung zugänglich gewesen, sagen sie. Daß die Wahlurnen zuerst an die Kreiswahlkommissionen geschickt werden, sei zwar im Wahlgesetz nicht vorgesehen, aber dort auch nicht ausdrücklich verboten. Dies sei aus verkehrstechnischen Erwägungen erfolgt. Aus Stil und Inhalt ihrer Verteidigung läßt sich schließen, daß die siegreiche SPS ebenso wie die überraschend starke rechtsnationalistische Serbische Radikale Partei nach einer Ablehnung der erwarteten Wahlanfechtung auch mit einem von der Opposition boykottierten Rumpfparlament zu regieren bereit wäre.
Eine faire Beurteilung der Vorwürfe und Gegenargumente ist durch ein gewisses opportunistisches Verhalten erschwert. Obwohl DEPOS einige Hinweise auf Wahlunregelmäßigkeiten bereits vor Schließung der Wahllokale vorbrachte, wurden die massiven Anklagen vom Wahlbetrug erst formuliert, nachdem die eigene Wahlniederlage definitiv feststand. Inkonsequenzen waren auch bei ausländischen Wahlbeobachtern festzustellen. So wurde unmittelbar nach Wahlschluß eine KSZE-Gruppe zitiert, die zwar Unregelmäßigkeiten feststellte, insgesamt aber von einer akzeptablen Wahl sprach. Erst später schlug das Pendel hin zur überwiegenden Ablehnung um. HARRY SCHLEICHER (Belgrad)
HANNOVER, 23. Dezember. Ein Transport radioaktiver Abfälle zum Zwischenlager Gorleben (Kreis Lüchow-Dannenberg) ist nach Ansicht der niedersächsischen Landesregierung "vorläufig aus Sicherungsgründen nicht möglich". Als Begründung wird genannt, daß sich Mitglieder der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg darauf vorbereitet hätten, die Zufahrten zum Zwischenlager zu blockieren. Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) hat deswegen dem Preußenelektra-Konzern die Genehmigung erteilt, zwei Container mit Abfällen aus dem belgischen Atomzentrum Mol weiterhin, aber längstens bis zum 31. Januar 1993, auf dem Gelände des Atomkraftwerks Unterweser bei Esenshamm aufzubewahren, wo sie seit Donnerstag vergangener Woche stehen. Wegen einer Blockade in Gorleben war der Transport nach Esenshamm umgeleitet worden.
Den Termin für den Transport nach Gorleben werde der Konzern als Eigentümer der Abfälle in Abstimmung mit der Polizei festlegen, teilte das Umweltministerium in Hannover am Mittwoch mit. Das Innenministerium bestätigte, es sehe sich gegenwärtig nicht in der Lage, den Transport sicherzustellen. Die Landesregierung rechnet damit, daß die Umweltschützer nun die bisherige Dauerbewachung möglicher Transportstrecken einstellen. Sozialdemokraten und Grüne hatten in ihrer Koalitionsvereinbarung festgelegt, die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde habe "höchste Anforderungen an die Sicherheit von Atomtransporten zu stellen". Außerdem solle die Bevölkerung informiert werden.
Dazu sagte das Umweltmimisterium, im vorliegenden Fall liege die Zuständigkeit für die Information der Öffentlichkeit nicht bei ihm, weil die Genehmigung für den Transport nach Gorleben schon vorliege und lediglich noch polizeiliche Absprachen mit dem Konzern zu treffen seien.
Das für die Polizei zuständige Innenministerium lehnte es ausdrücklich ab, vor einem Transport die Öffentlichkeit zu informieren. "Wir machen keine Arbeitsbeschaffung für die Polizei," sagte Ministeriumssprecher Volker Benke.
Ergebnis-Telegramm
EISHOCKEY OBERLIGA NORD: Grefrather EC - Herforder EG 5:1. FUSSBALL GRIECHENLAND (15. Spieltag): Apollon Saloniki - Pierikos Katerini 3:1, Aris Saloniki - PAOK Saloniki 1:2, Edessaikos - Korinthos 1:4, Iraklis Saloniki - AEK Athen 1:1, Ionikos - Doxa Drama 1:2, Larissa - OFI Kreta 1:1, Olympiakos Piräus - Apollon Athen 5:2, Panathinaikos Athen - Athinaikos Athen 2:0, AO Xanthi - Panachaiki Patras 2:0. RODELN DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Oberhof, Frauen-Einsitzer, Endstand nach zwei Läufen: 1. Kohlisch 1:29,012 Minuten (44,814 + 44,108 Sekunden), 2. Otto (beide Oberwiesenthal) 1:29,078 (44,978 + 44,100), 3. Kraußhaar (Oberhof) 1:29,253 (45,008 + 44,245), 4. Bode (Winterberg) 1:29,412 (45,154 + 44,258). - Doppelsitzer, Endstand nach zwei Läufen: 1. Skel/Wöller (Winterberg) 1:27,814 Minuten (43,793 + 44,021), 2. Krauße/Behrendt (Oberhof) 1:28,436 (44,153 + 44,283).
Kapkido, Kung-Fu, Kick-Boxen oder auch Karate, Taekwondo und Aikido - für mitteleuropäische Ohren abenteuerlich klingende Kampfsportarten schossen in den vergangenen Jahre wie Pilze aus dem Boden. Dieser oft mit Vollkontakt durchgeführten Art des Wettkampfs kann Oliver Kauer aus Wächtersbach allerdings nichts abgewinnen. Da bleibt der 23jährige Sportstudent seinem guten alten Judo treu. "Der sanfte Weg, das ist eher mein Ding, und nicht sich gegenseitig an den Kopf zu treten", stellt er klar.
Der "sanfte Weg" hat den Wächtersbacher sportlich auch schon weit geführt. Als Elfjähriger einmal beim kleinen Judo-Club Wächtersbach-Leisenwald die erste Gürtelprüfung bestanden, kam Oliver Kauer über Maintal nach Rüsselsheim, wo er seit fünf Jahren für die zweite und mittlerweile Erste-Bundesliga- Mannschaft seine Kampfkünste einsetzt. "Das Faszinierende am Judo ist eben, daß man nie auslernt", erklärt der Wächtersbacher Judoka seinen stetigen Weitermarsch auf diesem "sanften Weg". "Sicher, Aggressionen abbauen kann man dabei auch, aber das sehe ich eher so wie beim Jogging oder beim Squash, daß man sich einfach durch Bewegung austobt." Neben dem Kräftemessen steht für Oliver Kauer die Entwicklung neuer Techniken im Vordergrund bei der Ausübung seines Sports. "Aus dem Wettkampfgeschehen heraus entstehen da oft ganz neue Dinge, und das ist spannend", so der Wächtersbacher. Zwei- bis dreimal pro Woche trainiert der 23jährige derzeit in Rüsselsheim. "Viel zu wenig", gibt er zu. Aber Studium und Nebenjob in einer Sportagentur fordern viel Zeit. Im kommenden Jahr allerdings will er es noch mal wissen. Gutes Abschneiden in der Bundesliga und eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften lauten seine sportlichen Ziele für 1993. Daher plant der Rüsselsheimer Kämpfer ab Januar wieder einen vollen Trainingskalender. Fünfter ist er immerhin trotz des geringeren Pensums bei den nationalen Titelkämpfen ( bis 86 Kilo) geworden - "so wie fast jedes Mal", scheint diese Plazierung schon vor den Wettbewerben für in vorbestimmt. "Aber ich habe sehr aus sechs Monaten vor einem Jahr profitiert, als ich 15 Trainingseinheiten pro Woche absolviert habe", fügte er noch hinzu. Mit Weltmeister Daniel Lascau hat sich Oliver Kauer zu dieser Zeit, als er auch in Rüsselsheim wohnte, vorbereitet, und "sehr große Fortschritte gemacht". Eine Gewichtsklasse unter der jetzigen, also bis 78 Kilo, stand der 23jährige zu dieser Zeit noch im Wettkampfgeschehen, "aber das war stets ein Kampf um jedes Gramm", sieht es der Judoka aus dem Main-Kinzig-Kreis nun nicht mehr ein, vor jedem Wettkampf Hunger zu leiden. "Das hat mich teilweise ziemlich geschlaucht." Die Judoka nennen das dann ,schlecht abnehmen&rquote;. "Meist passiert das dann , wenn man zu spät damit begonnen hat", weiß Oliver Kauer. In der ersten Bundesliga in Rüsselsheim ist er nun in der Klasse bis 86 Kilo eine feste Größe. Und da fühlt er sich auch wohl, hat er sich inzwischen gut eingelebt. "Am Anfang ist es immer schwierig, wenn man von unten in die nächste Klasse aufrückt, aber inzwischen bin ich ja auch hier wieder mal auf dem üblichen Platz", muß der ewige Fünfte schon über sein Schicksal lachen. Bundesliga gehört für die Judokas auch dazu, "aber erst einmal schaut man nach den Einzelerfolgen, es ist eben eine Individualsportart", sagt der Wächtersbacher. In der zweiten Mannschaft hat er den Teamgeist noch zu spüren bekommen, "aber wenn es dann um mehr geht, guckt jeder erst einmal nach sich selbst", machte der Sportstudent die Erfahrung, daß auch der "sanfte Weg" seine harten Gesetze hat. IRIS HILBERTH
HÖCHST. Dieser Hahn hat die Welt gesehen: 67 Jahre stand er, einen Meter hoch und gut einen Zentner schwer, auf der neugotischen katholischen Kirche in Unterliederbach, bis diese 1965 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Dann reiste der schmiedeeiserne Gockel in die Vereinigten Staaten: Fred Wesemeyer, in Höchst geborener Amerikaner, nahm den Wetterhahn mit nach Florida. Jetzt ist das Werk des Unterliederbacher Schlossermeisters Biringer wieder in die Heimat zurückgekehrt und kann - kunstvoll restauriert von Auszubildenden der Hoechst AG - von Mai 1993 im Heimatmuseum Haus Rumpf besichtigt werden.
Ohne das Werk der Lehrlinge wäre der Gockel wohl in kurzer Zeit endgültig hinüber gewesen. Denn die zwanzig Jahre in Florida waren dem Eisen-Tier überhaupt nicht gut bekommen: Grellbunt bemalt mußte es auf Wesmeyers Farm die Windrichtung anzeigen; und unter der Farbschicht sammelte sich der Rost.
Als der Höchst-Amerikaner starb, bemühte sich der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenverwaltungsrates, Heribert Gottschalk, das Erinnerungsstück an die alte Unterliederbacher Kirche wieder nach Deutschland zu holen. So trat der arg lädierte Wetterhahn eine längere Schiffsreise an.
Leo Schneeweis, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, wandte sich dann den Leiter der Aus- und Weiterbildung der Hoechst AG, Ulrich Gruber. Der ermöglichte gemeinsam mit den Industriemechaniker-Lehrlingen, daß der Wetterhahn wieder blank und wetterfest wurde. md
WÖLFERSHEIM. Im nächsten Sommer werden vermutlich viele Blumen in Wölfersheim nicht mehr mit Leitungs-, sondern mit Regenwasser gegossen. Davon geht die "Interessengemeinschaft Wohnbach aus, wie Anke Günther, Burgstraße 4, und Joachim Gutermuth, Kirchgasse 10, berichten.
Die IG hatte die Idee, bei der Niddaer Firma Jungnick gebrauchte Tonnen in allen Größen zum Sammeln von Regenwasser zu ordern. In kurzer Zeit seien 60 Bestellungen eingegangen. Die Preise der 200- bis 800-Liter- Fässer reichten von 5 bis 140 Mark.
Auf "vielfachen Wunsch" kündigt die IG nun die Wiederholung für das kommende Frühjahr an. Die Aktiven haben weitere Einsparungen von Trinkwasser zum Ziel. de
NAMEN+NOTIZEN
ANTON THOMA aus dem Freigerichter Ortsteil Neuses ist vom Deutschen Roten Kreuz für seine 50. Blutspende geehrt worden. Als Dankeschön erhielt er von den Helfern des Roten Kreuzes bei einem Spendetermin am vergangenen Freitag in Somborn eine Ehrennadel und ein Geschenk. In gleicher Form bedankte sich eine Beauftragte des DRK auch bei DORIS MARKOF, INGE SCHMITT und HERBERT SCHÄFER, die allesamt aus Somborn stammen. Die drei wurden aus Anlaß ihrer 40. Blutspende ausgezeichnet.
Man nehme eine Wanze, pflanze sie in die Wohnung eines Mafia-Verdächtigen (oder seines Anwaltes, seines Steuerberaters, seines Chauffeurs, seines Friseurs, seines Mechanikers oder seines Poker- Partners - die Liste ist beliebig, weil niemand weiß, wo die kriminellen Verabredungen laufen), höre zu und verhafte den Übeltäter: fertig ist die Laube.
Edmund Stoiber ist dafür, Björn Engholm auch, und der Chef des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, rührt schon seit Monaten die Trommel für den "Lauschangriff", der zum allein seligmachenden Mittel im Kampf gegen die "organisierte Kriminalität" hochstilisiert wird. Wer gegen die dafür notwendige Verfassungsänderung antritt (immerhin garantiert das Grundgesetz die Unverletztlichkeit der Wohnung), muß sich gegen den Vorwurf verteidigen, ein Handlanger der Mafia zu sein.
Dabei sind Zweifel am Wert des elektronischen Ungeziefers bei just denselben Polizeipraktikern zu finden, auf die sich Engholm, Stoiber und Konsorten berufen. Sie halten Zeugenschutzprogramme für "pentiti" (reuige Mafiosi, die auspacken wollen), für sehr viel sinnvoller - doch so praktisch wird in Deutschland erst gar nicht diskutiert.
Auf dem langen Marsch ins Kanzleramt legt Engholm Ballast ab. Daß dabei rechtsstaatliche Positionen unter die Räder geraten, stört vielleicht erst wieder am Wahltag. hhk
Ein 29 Jahre alter Tourist aus Springfield im US-Bundesstaat Virginia hat am Donnerstag kurz nach 15 Uhr in Höhe der Obermainbrücke eine 80 Jahre Frau aus dem Fluß gerettet. Sie war auf dem Frankfurter Ufer gestolpert und in den Main gestürzt. Ein 45 Jahre alter Frankfurter half dem 29jährigen, die alte Frau zu bergen.
Die 80jährige wurde von einem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht. Nach Angaben der Polizei ist sie inzwischen wieder wohlauf. Der 29jährige, der in Schmitten Urlaub gemacht hatte, ist inzwischen wieder in die USA zurückgekehrt. enk
BERLIN, 23. Dezember (epd). Die rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der evangelischen Kirche von Berlin- Brandenburg sollen ab 1. Januar einen einheitlichen Mantel-Tarifvertrag bekommen. Nach monatelangen Verhandlungen haben sich darauf die Kommissionen der Kirchenleitung sowie des Verbandes kirchlicher Mitarbeiter (VKM) und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) geeinigt, teilte der Verband am Mittwoch mit.
Der VKM wies darauf hin, daß dies der erste Tarifvertrag sei, der auch für eine Landeskirche aus dem ehemaligen bund der evangelischen Kirchen in der DDR gelte. Die evangelische Kirche in Deutschland hat ihre Arbeitsverhältnisse nur noch in der (westdeutschen) nordelbischen Kirche tarifvertraglich geregelt. In allen anderen Landeskirchen seien die Regelungen durch Kirchengesetz oder Verordnung getroffen worden.
SPD will Bundeswehr vor Bosnien stoppen Klage gegen Luftkampf-Einsätze angedroht Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 23. Dezember. Die SPD hat mit Klage gedroht, falls deutsche Soldaten vor einer Verfassungsänderung an Kampfeinsätzen in Bosnien teilnehmen. Dem Auswärtigen Ausschuß des Bundestages verweigerte die Regierung am Mittwoch in Bonn Auskunft darüber, ob die derzeit bei der Luftaufklärung über Jugoslawien eingesetzten Bundeswehroffiziere auch bei einer gewaltsamen Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien helfen sollen. Dies plant die NATO im Auftrag der UN. Vor der Ausschußsitzung hatten die Koalitionsspitzen vergeblich versucht, sich inhaltlich über eine Verfassungsänderung zum Bundeswehreinsatz zu einigen. Zwischen den Koalitionsparteien gibt es offensichtlich Meinungsunterschiede über eine deutsche Beteiligung an Kampfhandlungen in Jugoslawien. Hatte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) es vergangene Woche noch als selbstverständlich bezeichnet, daß die deutschen Soldaten in den AWACS-Luftaufklärern über der Adria auch bei einem Kampfauftrag an Bord bleiben, wich Außenminister Klaus Kinkel (FDP) am Mittwoch Fragen der SPD aus. Die Regierung, sagte er den Abgeordneten, werde erst entscheiden, wenn ein Beschluß des UN-Sicherheitsrates vorliege. Dieser wird schon am heutigen Donnerstag erwartet.
Der außenpolitische Sprecher der SPD, Karsten Voigt, nannte die Auskünfte Kinkels eine "Mißachtung des Parlamentes". Sollte Bonn im Falle eines Kampfes seine Soldaten im Einsatz lassen, sei das ein "weiterer Grund für eine Klage in Karlsruhe". Dort liegt bereits eine Klage der SPD gegen die Beteiligung der Bundesmarine an der Blockade in der Adria. Der außenpolitische Sprecher der Union, Karl Lamers, nannte es dagegen "ungewöhnlich bedenklich", falls die Deutschen zurückgezogen würden.
Die Spitzen von CDU/CSU und FDP hatten sich am Vormittag nur darauf einigen können, durch eine "Verfassungsänderung die notwendige Klarstellung" über Bundeswehreinsätze "erreichen" zu wollen. Eine inhaltliche Klärung fand nicht statt. (Weiterer Bericht Seite 2)
OFFENBACH. Die Polizei sucht Zeugen von zwei Raubüberfällen am Dienstag. Kurz vor sechs Uhr wurde ein 52jähriger Bediensteter auf dem Wege zur Arbeit vor dem Eingang des Kreishauses in der Berliner Straße überfallen. Drei junge Männer entrissen ihm die Umhängetasche und flüchteten dann in Richtung Kaiserstraße.
Im Dreieichpark bedrohten zwei junge Männer gegen 22.40 Uhr einen 35jährigen Mann mit einem Messer und einer Pistole. Sie zwangen ihn, sich auf den Boden zu legen und sich durchsuchen zu lassen. Dabei nahmen sie ihm eine weiße Damengeldbörse mit 420 Mark Inhalt ab.
Die Polizei, Telefon 8090-259, geht davon aus, daß es sich bei den Tätern in beiden Fällen um Marokkaner handelt. Der mit einer Pistole bewaffnete Räuber im Dreieichpark habe schulterlange, dunkle und gelockte Haare. Er trug eine schwarze Stoffjacke. lz
ski FRANKFURT A. M. Ein "Weihnachtsgeschenk" legt die Augsburger Aktienbank ihren Sparern unter den Tannenbaum. Das Institut, bei dem auch Kunden außerhalb der Region ein Konto einfach durch Anruf eröffnen können, geht bei seinem "Sparkonto '93" von der halbjährlichen auf die Quartalsverzinsung über. Die Einleger erhalten dadurch einen Zinsvorteil. Damit wollen die Augsburger nach eigenen Angaben ihren "verbraucherfreundlichen Weg konsequent fortsetzen". Die Bank weist zur Begründung ihrer Innovation darauf hin, daß es in der Geldbranche üblich sei, auch Kreditkonten quartalsweise abzurechnen.
Das genannte Konto ist mit einer überdurchschnittlichen Grundverzinsung von sechs Prozent ausgestattet. Bei Durchschnittsguthaben von 10 000 Mark an gibt es automatisch einen Bonus von 1,5 Prozent. Seit Oktober, als der Grundzins um einen Punkt erhöht wurde, verzeichnete die Augsburger Aktienbank einen Zuwachs der Spareinlagen von 15 Prozent.
sp HANNOVER, 23. Dezember. Das niedersächsische Umweltministerium arbeitet gegenwärtig an einer Entscheidung über den Weiterbau der Endlager- Schächte in Gorleben, die noch kurz vor vor Silvester ergehen soll. Die gültigen Genehmigungen laufen am 31. Dezember aus.
Von Seiten der Atomwirtschaft wird der Weiterbau mit der Begründung gefordert, die beiden Schächte würden sonst einstürzen. Der Berliner Rechtsanwalt Reiner Geulen - er vertritt Andreas Graf von Bernstorff, dem der Wald in der Umgebung der Endlager-Baustelle gehört - hält eine Verlängerung der geltenden Betriebspläne für unzulässig, weil dafür nach heutigem Recht eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich wäre, die bisher nicht stattgefunden habe. In Schreiben an die niedersächsischen Behörden warnte Geulen, sie würden sich strafbar machten, wenn sie weitere Bauarbeiten nach dem 31. Dezember genehmigten oder auch nur duldeten.
wtr BONN, 23. Dezember. Entgegen früheren Planungen wird die Bundeswehr doch nur ein kleineres Vorauskommando nach Somalia schicken. In Bonn war am Mittwoch von rund zehn Mann die Rede. Auf einer Sondersitzung des Auswärtigen Ausschusses legten Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) die Beschlüsse des Kabinetts zur Entsendung von 1500 deutschen Soldaten nach Somalia dar. Auf dieses "Angebot" der Regierung haben die UN nach Auskunft der Minister noch nicht reagiert.
Ob die SPD, die nach den Worten ihres außenpolitischen Sprechers Karsten Voigt den humanitären Aspekt der Regierungentscheidung mitträgt, gegen den Einsatz bewaffneter Schutzeinheiten aber verfassungsrechtliche Bedenken hat, Karlsruhe anruft, soll erst entschieden werden, wenn der Entsendebeschluß verwirklicht wird. Vorher will die Regierung den Bundestag am 14. Januar noch mit dieser Angelegenheit beschäftigen. Vor den Abgeordneten sagten die Minister zu, daß die Einheiten erst dann nach Somalia gehen sollen, wenn die augenblickliche Kampfphase vorbei sei. Erstes US-Opfer durch Mine MOGADISCHU (dpa). Der Truppeneinsatz in Somalia hat am Mittwoch erstmals einem US-Amerikaner das Leben gekostet. Ein Zivilbeamter, der für die Streitkräfte arbeitete, wurde in der Nähe der südsomalischen Stadt Bardera getötet, als ein Fahrzeug mit vier US-Sicherheitsbeamten auf eine Mine fuhr. Die anderen drei wurden schwer verletzt. Ein Sprecher der US-Einheiten teilte am Mittwoch mit, der rasche Erfolg der Militäraktion mache es möglich, daß weniger als die geplanten 28 000 Soldaten nach Somalia geschickt würden.
Im Blickpunkt: Die neue US-Regierung Ein abgestimmtes Team
Der designierte US-Präsident Bill Clinton hat am Dienstag seine außen- und sicherheitspolitische Mannschaft vorgestellt. Außenminister wird der 67jährige Anwalt Warren Christopher, der in der Carter-Administration bereits das Amt des Vize-Außenministers bekleidete. Der neue Verteidigungsminister Les Aspin erwarb sich seine Kompetenzen als Vorsitzender des Streitkräfteausschusses im Repräsentantenhaus. Wie schon bei der Ernennung seiner ökonomischen Berater, hat Clinton auch in Sicherheitsfragen Kabinettsmitglieder gewählt, die als Team aufeinander abgestimmt sind. Dem "Diplomaten" Warren Christopher, der sich bei der Geiselaffäre im Iran oder der Verhandlung des Vertrages über den Panama-Kanal als hervorragender Unterhändler erwiesen hat, wird als Nationaler Sicherheitsberater Anthony Lake zur Seite gestellt. Der 53jährige Lake arbeitete schon in der Nixon-Administration als Ideenspender, ehe er aus Protest gegen Kissingers umstrittene Kambodscha-Politik zurücktrat. Unter Jimmy Carter leitete Lake die Abteilung für Politikplanung im Außenministerium und wechselte danach als Professor für Internationale Beziehungen in die akademische Welt über. Lake wird im Clinton-Kabinett für die konzeptuelle Ausgestaltung der Außenpolitik verantwortlich sein, während Warren Christopher als "Secretary of State" eher die Rolle eines außenpolitischen Krisenmanagers zukommen wird.
Mit der Wahl des von allen Parteien anerkannten Christopher ist Clinton auf Sicherheit gegangen. Ohne eigene ideologische und außenpolitische Konzepte wird Christopher die ihm zugewiesene Politik loyal ausführen.
Als ebenso kompetent und unumstritten gilt der neue Verteidigungsminister Les Aspin. Der 54jährige verdiente sich seine Sporen im Pentagon der 60er Jahre unter Verteidigungsminister Robert McNamara. Seit 22 Jahren sitzt er im Streitkräfteausschuß des Repräsentantenhauses, den er seit 1986 leitet und in dem der "intellektuellen Überflieger" Aspin den pragmatischen Umgang mit der US-Verteidigungspolitik lernte. Ursprünglich aus dem liberalen Lager kommend, stimmte Aspin in der Vergangenheit für die Finanzierung der umstrittenen MX-Rakete und für den Golfkrieg. Auch in Jugoslawien, so heißt es, wird Aspin eher für beschränkte Akionen der US-Luftwaffe zu gewinnen sein als sein Vorgänger Dick Chaney.
In den letzten Jahren hat sich Aspin ganz der Aufgabe gewidmet, die US- Streitkräfte entsprechend der neuen strategischen Erfordernisse ab- und umzurüsten. Kreativ, unkonventionell aber pragmatisch hat Aspin das Kunststück fertiggebracht, mit seiner Expertise sowohl im Pentagon, in der Rüstungsindustrie und auch bei den verschiedenen Abrüstungsgruppen anerkannt zu werden. Als Abgeordneter für Wisconsin und promovierter Wirtschaftswissenschaftler sind ihm auch die regionalen und wirtschaftspolitischen Aspekte der bevorstehenden Umrüstung des Pentagon vertraut.
Mit der Rolle des US-Botschafters bei den Vereinten Nationen hat Clinton die 55jährige Madeleine Albright betraut. Die in der Tschechoslowakei geborene Diplomatentochter war Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats unter Jimmy Carter und leitete in den 80er Jahren einen der außenpolitischen "think tanks" in Washington. Sie gehört wie Clinton zum moderaten Flügel der Demokratischen Partei und dürfte dem Präsidenten kaum Probleme machen. Um die zunehmende Bedeutung des Postens zu betonen, erklärte Clinton am Dienstag, er werde der UN-Botschafterin erstmalig Kabinettsrang gewähren.
Neuer Chef des Geheimdienstes CIA wird der 51jährige Anwalt und ehemalige Unterstaatssekretär der Navy unter Jimmy Carter, James Woolsey. Woolsey hatte zuletzt für Präsident Bush die Wiener Verhandlungen über die konventionelle Abrüstung geleitet. Als von Demokraten wie Republikanern geschätzter "Outsider" soll Woolsey die in der Mammut- Bürokratie der "Central Intelligence Agency" längst überfälligen Reformen und deren Anpassung an die neuen Anforderungen nach dem Ende des Kalten Krieges durchsetzen.
ROLF PAASCH (Washington)
TASSILO TRÖSCHER, von 1967 bis 1970 Hessischer Landwirtschaftsminister, feiert am 25. Dezember seinen 90. Geburtstag. Der seit 1953 in Wiesbaden lebende Sozialdemokrat und Agrarfachmann gründete 1947 die Agrarsoziale Gesellschaft. Er war an der Entwicklung einer umfassenden Sozialgesetzgebung für die in der Landwirtschaft Tätigen beteiligt, die 1972 mit der Krankenversicherungspflicht in Kraft trat.
OFFENBACH. Bei einer Razzia in der Innenstadt als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme kontrollierte die Polizei in der Nacht zum Mittwoch auch zwei Gaststätten in der Bieberer Straße und in der Bismarckstraße. Die sechs Beamten überprüften dabei die Personalien von 39 Gästen. Darunter waren auch 15 ausländische Mitbürger.
38 der Gaststättenbesucher durften weiterzechen. Sie wurden jedenfalls nicht gesucht, weil gegen sie nichts vorlag. Die Beamten entdeckten jedoch einen 40jährigen türkischen Staatsangehörigen, der zur Abschiebung per Haftbefehl gesucht wird. Die Polizisten nahmen den Mann mit. lz
USINGEN. Das Zentrum für Weiterbildung bietet vom 1. Februar bis 24. Juli einen "Berufsorientierungskurs mit EDV" an. Der Lehrgang richtet sich an Frauen, die arbeitslos sind oder sich nach einer "Familienpause" beruflich neu orientieren wollen. Der Kurs, der in der Schulungsstätte, Hattsteiner Allee 17, stattfindet, wird in Teilzeit an vier Tagen in der Woche von 8.30 bis 12.30 Uhr gehalten.
Inhaltlich werden unter anderem Bürowirtschaft, Rhetorik, Bewerbungstraining und EDV unterrichtet. Außerdem ist ein vierwöchiges Betriebspraktikum möglich. Interessentinnen sind zu einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 7. Januar, um 15 Uhr im Schulungszentrum eingeladen. Auskunft ist auch beim Frankfurter Zentrum, Tel. 0 69 / 7 07 42 61, erhältlich. cn
ha BRÜSSEL. Deutsche Eiscreme- Schlecker sollen künftig mehr Auswahl haben. Das ist die (mögliche) Konsequenz aus einer der vielen Entscheidungen, die von der "alten" EG-Kommission unmittelbar vor Weihnachten getroffen wurden. Brüssel zufolge müssen Langnese-Iglo und Schöller ihre Exklusiv-Vertriebsketten auch für den Verkauf der Konkurrenzprodukte von Mars öffnen. Bereits im März hatten die Wettbewerbshüter der Gemeinschaft vorläufig angeordnet, daß die Händler nicht mehr ausschließlich bei ihren Mutterhäusern einkaufen dürfen. Die Kommission meint, daß der Exklusivvertrieb unter normalen Marktbedingungen zwar den Wettbewerb stärke, aber im besonderen deutschen Fall den Zugang anderer Konkurrenten behindere. Gegen den Entscheid, der den beiden Firmen für die Aufhebung der Ausschließlichkeitsverträge eine Frist bis 1997 setzt, kündigte Langnese-Iglo umgehend Klage an.
Aufgrund eines weiteren Beschlusses ist die Treuhandanstalt erstmals in ein EG-Verfahren wegen unerlaubter Beihilfen verwickelt. Die von der Breuel-Behörde an Buna gewährten Darlehen und Bürgschaften hätten dazu geführt, daß die Verkaufspreise für Butylacetat künstlich gedrückt und andere EG-Hersteller geschädigt würden. Bonn habe auf die Brüsseler Aufforderung zur Abstellung der Beschwerdegründe nichts erwidert. Mit der Einleitung des Verfahrens würden jetzt Stellungnahmen aller Beteiligten oder Betroffenen erwartet.
Dagegen billigte die Kommission Subventionen für die Meerestechnik-Werft in Wismar und den Kooperationsvertrag zwischen VW und Ford für den Bau von Großraumlimousinen in einem gemeinsamen Werk in Setubal (Portugal), dessen Kapazität jährlich 190 000 Fahrzeuge betragen soll. "Passieren" ließ Brüssel ferner die Zehn-Millionen-Mark-Anleihe des Freistaats Bayern zugunsten der Neuen Maxhütte. Die Münchner Regierung hält 45 Prozent an dem Unternehmen. Jedoch wird gegen den Plan der Mainzer Landesregierung für Beihilfen zur Weindestillation in Rheinland-Pfalz ein Verfahren eröffnet. Die Subvention verstoße angeblich gegen die Weinmarktordnung.
Das im Maastrichter Vertrag verankerte Subsidiaritätsprinzip (keine Gemeinschaftsvorschrift, wenn auf unteren Ebenen ausreichende Regelungen stattfinden können) wird erstmals angewandt, obgleich der Kontrakt noch nicht in Kraft ist. Für Glücksspiele, so heißt es, seien trotz Binnenmarkt keine einheitlichen Regelungen nötig, wie es Großbritannien gewünscht hatte.
Jens Müllers Diplomarbeit könnte irgendwann zur Pflichtlektüre für Rennrodler werden. "Mentale Wettkampf-Vorbereitung im Rennschlittensport" ist das Thema, mit dem der 27jährige demnächst sein Sportstudium abschließen will. In der laufenden Saison hat Müller auch in der Praxis die Ideallinie zum Erfolg gefunden. Nach einem ersten und einem zweiten Platz im Weltcup wurde er in Oberhof Deutscher Meister.
In jeder Lage still und beherrscht wirkt der Mann, der seinen Zenit schon überschritten zu haben schien, nachdem er 1988 in Calgary Olympiagold gewonnen hatte. Sachlich und emotionslos bewertet er nun die Tatsache, daß er seinen Titel auf der international nicht mehr zugelassenen Eisröhre in Oberhof in Abwesenheit von Olympiasieger Georg Hackl holte: "Ich hätte mich schon gerne mit ihm gemessen, aber der Wettkampf war auch so vollwertig."
Ob Hackl, der bayerische Pfiffikus, nun wirklich verletzt oder krank war, oder ob er nach seinen Mißerfolgen im Weltcup und bei einer Trainingswoche in Lillehammer nur gekniffen hat, darüber wollte Müller nicht spekulieren. Hackl jedenfalls wußte schon vorher: "Müller ist der haushohe Favorit." Und Bundestrainer Sepp Lenz zeigte Verständnis für Hackls Auszeit: "In der Form hätte er keine großen Chancen gehabt. Der Müller ist einfach zu gut drauf."
Während Hackl noch immer nicht sicher ist, ob und wann er nun seinen neuen Schlitten fahren soll und auf der Suche nach seiner Form den Anschluß an die Spitze zu verlieren droht, hat Mülller, den sie ine einem thüringischen Lokalblatt als "staubigen Oldie" bezeichneten, die Material-Probleme gelöst. Gemeinsam mit dem Modellbauer Hanns Rinn, zweimaliger Olympiasieger im Doppelsitzer, hat er seinen Erfolgsschlitten von Calgary weiterentwickelt und die Wanne seinen Körpermaßen besser angepaßt.
Die letzten zwei Jahre waren für den Feldwebel der Bundeswehr, der in der Sportfördergruppe in Oberhof tätig ist, aus sportlicher Sicht von Rückschlägen gezeichnet. "Nach meinem Olympiasieg in Calgary 1988 ging es nur noch bergab." Daran änderte auch der zweite Rang bei den Weltmeisterschaften 1989 und der dritte WM-Rang ein Jahr später nichts.
"Ich war zwar nicht schlecht, doch hatte ich mich in mein Schicksal gefügt, immer Plätze zwischen vier und sechs zu belegen", erinnert sich Jens Müller und sieht seinen Absturz ins Mittelmaß vor allem in der Wende begründet. "Da kamen einige Dinge auf mich zu, die ich einfach mental nicht richtig verarbeitet habe." Zunächst war es die Ungewißheit, wie es bei ihm beruflich weitergehen. Dann machte sich seine Frau selbständig, eröffnete ein Sportgeschäft. "Auch da habe ich viel mitgeholfen. Der Sport war einfach nicht mehr im Vordergrund", sagt der 1,76 m große und 80 Kilogramm schwere Athlet.
Schon bei den Olympischen Spielen in Albertville (Fünfter) ging es für den in Ilmenau wohnhaften Müller aber wieder vorwärts. "Ich habe jetzt einen Vertrag bis Juni 1994. Das gibt mir mehr Sicherheit, auch wenn ich nicht weiß, was ich danach machen werde. Außerdem bin ich zu bestimmten Trainingsmethoden aus alter Zeit zurückgekehrt, lege beim Schlittenbau jetzt auch selber mehr Hand an", erklärt der noch an der Leipziger Hochschule für Körperkultur Sport studierende Thüringer seinen Formanstieg, durch den Deutschlands "Rodel- König" Hackl wieder einen großen Rivalen im eigenen Lager hat. sid/dpa
MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Kleine Anfrage zu der zum Schuljahresbeginn herausgegebenen Broschüre "Hessen macht Schule" haben der CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn und sein Landtagskollege Norbert Kartmann an die Hessische Landesregierung gerichtet.
Es geht dabei um die Höhe der Gesamtkosten, die sich laut Korn auf mehrere hunderttausend Mark belaufen dürften. Während die Gelder für Lernmittel an den beruflichen Schulen in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern fehlten, werde hier das Geld geradezu verschwendet, meint der CDU-Politiker. Mit Recht werde dieses Verhalten jetzt durch die Anfrage ein Nachspiel im Landtag haben. are
ha BRÜSSEL, 23. Dezember. Der Assoziierungsvertrag Bulgariens mit der Europäischen Gemeinschaft ist in Brüssel fertiggestellt und abgezeichnet worden. Ein Termin für die offizielle Unterzeichnung wurde noch nicht bekanntgegeben. Nach Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien ist Bulgarien der fünfte ehemalige Ostblockstaat, mit dem jetzt ein sogenannter "Europa-Vertrag" mit späterer EG-Beitrittsaussicht abgeschlossen wurde. Vorläufig sind keine weiteren Abkommen dieser Art geplant. Allerdings soll nach den Beschlüssen des Edinburgh-Gipfels im ersten Halbjahr 1993 die EG-Beitrittsperspektive für osteuropäische Staaten genauer abgeklärt werden. Die dänische EG-Präsidentschaft deutete die Absicht an, die drei baltischen Staaten in den Kreis möglicher Kandidaten einzubeziehen.
Das jüngst zwischen Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn abgeschlossene Abkommen für zollfreien Handel zwischen den drei Ländern (Freihandelsvertrag) ist von der Brüsseler EG-Kommission begrüßt worden.
GELNHAUSEN/WÄCHTERSBACH/ SCHLÜCHTERN. Einen "europaweiten Proteststurm gegen den Vergewaltigungskrieg in Europa" wollen Landfrauen aus Wächtersbach, Birstein, Gelnhausen, Schlüchtern "und anderswo" entfesseln. Unter dem Motto "Will es Dir nicht in den Kopf, klopf auf den Topf!" rufen sie zu Kurzdemonstrationen am Dienstag, 29. Dezember, um 16.15 Uhr vor den örtlichen Rathäusern gegen das "mörderische Grauen" auf, dem die Frauen im ehemaligen Jugoslawien ausgesetzt sind.
Mit dieser Mahnkette beteiligen sich die Landfrauen an europaweiten Aktionen, um "den Frauen im Jugoslawien Laut-Zeichen zu geben". Dort mache das "Kriegsmittel Massenvergewaltigung" die Frauen zu lebendigen Bomben, die Feinde gebären. tja
Redaktion: Ulrich Cramer
OFFENBACH. Griechische Jugendliche vom Peloponnes besuchen über Silvester die Stadt und ihre Offenbacher Freunde. Seit Jahren organisieren die Griechische Gemeinde und das Jugendamt diesen internationalen Jugendaustausch.
Jugend- und Sozialdezernent Stefan Grüttner begrüßt am Dienstag, 29. Dezember, die Delegation offiziell im Rathaus. Dann gib es eine Stadtrundfahrt und um 16.30 Uhr im Griechischen Zentrum, Frankfurter Straße 63, eine Podiumsdiskussion über Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus. Internationales Fußballturnier ist am 31. Dezember ab 14 Uhr in der Sporthalle der Mathildenschule. lz
Die Diebstähle und Hehlereien, die drei Beamte des 3. Polizeireviers in der Hynspergstraße im Nordend während ihres Dienstes verübt haben sollen (die FR berichtete), schaden laut Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt dem Ruf der Frankfurter Polizei. Reinstädt warnte aber am Mittwoch davor, "das ganz schlimme Verhalten dieser Kollegen auch den über 3000 Beamtinnen und Beamten der Frankfurter Polizei anzulasten". Reinstädt: "Die Polizei ist nicht mehr und nicht weniger als ein Abbild dieser Gesellschaft. Auch bei uns gibt es schwarze Schafe."
Nach Meinung des Polizeisprechers haben die Beamten von einem gewissen Zeitpunkt ab "kein Unrechtsbewußtsein mehr gehabt". Der Dienstgruppenleiter eines Revieres habe grundsätzlich keinen Einfluß auf das tatsächliche Verhalten von Streifenwagenbesatzungen im Einsatz. Obwohl über Funk an das jeweilige Revier angebunden, agierten die Beamten selbständig.
Der Personalratsvorsitzende der Frankfurter Polizei, Karlheinz Koppmann, wertete es am Mittwoch "als Vertrauensbruch der Polizeiführung, daß die ganze Sache am Personalrat vorbeigelaufen ist". Die Personalvertreter wären schon gerne über diese Ermittlungsverfahren informiert worden, um herauszufinden, welche Ursachen ein solch kriminelles Verhalten unter Polizeibeamten habe. enk
Beim Ideenwettbewerb für die Erweiterung des Günthersburgparks machte im Frühjahr diesen Jahres der Züricher Planer Dieter Kienast das Rennen. Das Preisgericht empfahl anschließend, den ausgewählten Entwurf "zügig ab Herbst 1992 zu realisieren". Ein frommer Wunsch - gebaut und gepflanzt wird nämlich in nächster Zeit kaum etwas.
"Geld gibt's gegenwärtig keins", bekannte gestern Gründezernent Tom Koenigs. Deshalb "nimmt der Park nur ganz langsam Gestalt an". Wie klein die Schritte sind, mit denen das Projekt zur Zeit in Angriff genommen wird, ließ sich gestern unweit der Kindertagesstätte 118 an der Weidenbornstraße beobachten. Das Gartenamt pflanzte dort auf der Erweiterungsfläche die ersten neun Apfel- und Birnbäume. Im Frühjahr sollen zwei Bäume im Straßenraum folgen, was, so Koenigs, "sehr viel spektakulärer aussieht". Ein bescheidener Anfang für "eine der ganz wenigen innerstädtischen Parkplanungen in großem Maßstab in einer deutschen Großstadt", wie der Gründezernent vor einiger Zeit hervorhob.
Weil die Kassen leer sind, will Koenigs vorerst nach dem "Beuteprinzip" verfahren. Wann immer Grüngewächse zur Verfügung stehen, sollen sie auf der rund acht Hektar großen Erweiterungsfläche im Günthersburgpark angepflanzt werden. "Jeder Baum ist recht", meinte Koenigs, bevor er zur Schaufel griff.
Völlig unklar ist noch, wann die Gewächshäuser abgerissen werden und die Stadtgärtnerei mit der Baumschule des Garten- und Friedhofsamtes in Maintal- Bischofsheim zusammengelegt wird. Nach dem Abriß kann überhaupt erst mit der Gestaltung der neuen Grünflächen im großen Stil begonnen werden. Auch eine detaillierte Kostenplanung steht noch aus. Eine zweistellige Millionensumme muß aufgebracht werden, um das Grün zu finanzieren.
Trotz aller Unwägbarkeiten geht Koenigs davon aus, daß die Erweiterung des Parks "innerhalb der nächsten Wahlperiode abgeschlossen ist". Vorausgesetzt natürlich, die rot-grüne Koalition hat nach den Wahlen im Frühjahr noch das Sagen. Die CDU ist bekanntlich gegen den Ausbau des Günthersburgparks.
Bis die neue Fläche dicht bewachsen ist, vergehen ohnehin etliche Jahre. Zehn Jahre wird es beispielsweise dauern, bis die gestern gepflanzten Obstbäume die ersten Früchte tragen. vo
SAN FRANCISCO, 23. Dezember (dpa). Der Versuch eines mutmaßlich chinesischen Menschenhändlerringes, 170 Flüchtlinge an Bord eines Frachters in die USA zu schmuggeln, ist am Dienstag gescheitert. Die Besatzung des Schiffes mußte nach siebenwöchiger Fahrt in der Nähe der Golden-Gate-Brücke SOS funken und die Bucht von San Francisco ansteuern. Die Flüchtlinge und die neun Mitglieder starke Mannschaft hatten seit einer Woche kein Trinkwasser mehr, die Lebensmittel an Bord wurden knapp und die sanitären Anlagen waren seit längerem ausgefallen.
Angehörige der US-Küstenwache, die den Frachter "Manyoshi Maru" in die Bucht lotsten, und medizinisches Personal berichteten von entsetzlichen Zuständen an Bord: Die Flüchtlinge, darunter 16 Frauen, hätten auf den Decks in ihren eigenen Exkrementen und in Erbrochenem gelegen. Wie die Behörden mitteilten, stammen die Flüchtlinge überwiegend aus der nationalchinesischen Provinz Fukijeng und zahlten nach bisherigen Erkenntnissen pro Person 35 000 Dollar an eine Menschenhändler-Organisation, die sie nach New York bringen sollte.
Nur kein Risiko, so scheint die Maxime des designierten US-Präsidenten Bill Clinton bei der Zusammenstellung seines Kabinetts zu lauten. Wie für den Posten des Finanzministers, so wählte sich Clinton nun auch für das Amt des Außenministers einen weißen alten Mann des Establishments. Wie der Texaner Lloyd Bentsen, so steht auch der Kalifornier Warren Christopher für alles andere: nur nicht für den von Clinton im Wahlkampf tausendfach versprochenen "Wandel".
Wenn überhaupt, wird der Wandel der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik seiner Administration nur von den Rändern zufließen. Denn im Kabinett der Diplomaten und Denker sitzen erstere am Steuer und letztere nur auf dem Beifahrersitz.
Zum einen hat sich der Präsident in spe entschieden, daß die Durchsetzung moderater Reformprogramme für seine erste Amtszeit wichtiger ist als hehre Revolutionsentwürfe, von denen am Ende nichts übrig bleibt. Und in der Außenpolitik verspricht nur Kontinuität jene Entlastung, die der Präsident sich zur Konzentration auf die wirtschaftlichen Probleme der USA wünscht. Zum anderen hat Clinton die wichtigsten Ämter mit angesehenen, vor allem loyalen Figuren besetzt, um selbst ungestört regieren zu können.
Das Zeug dazu, dies bescheinigen ihm Ökonomen wie außenpolitische Experten aller Parteien, hat er. Ganz im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Wenn er sich nur nicht übernimmt. paa (Washington)
KELKHEIM. Insgesamt zehn Schlingen-Fallen aus Draht wurden in den vergangenen Tagen bei Ruppertshain entdeckt: Aufmerksam geworden war ein Spaziergänger, als er vier Männer bemerkte, die nahe dem Wohnzentrum Rossert durchs Gebüsch streiften.
Auf seine Frage antworteten sie, daß sie etwas suchten. Mißtrauisch geworden sah sich der Mann um und entdeckte drei Drahtschlingen. Er verständigte den Jagdpächter, der weitere sieben Schlingen fand. Die Polizei ermittelt nun. ana
Nun ist Deutschland in eine Lage geraten, vor der die Regierung es hätte bewahren müssen. Nähme sie denn ihren Schwur ernst, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden. Die eilfertige Teilnahme an der NATO-Mission vor der Küste Ex-Jugoslawiens und im bosnischen Luftraum verwickelt - wovor viele gewarnt haben - unser Land in eine kriegerische Auseinandersetzung. Wenn deutsche Offiziere in ihren Awacs-Maschinen die Zielvorgaben für britische, französische oder US-amerikanische Abfangjäger geben, dann ist das keine humanitäre Aktion, wie sie das Grungesetz noch deckt.
Dann ist das auch keine Aktion in einer verfassungsrechtlichen Grauzone. Es ist ein schlichter und klarer Verfassungsbruch. Den Christdemokraten, die sich bei einem Abzug der deutschen Soldaten Sorgen um das Ansehen unseres Landes machen, sei eine andere Sorge empfohlen: Was man in der Welt eigentlich von einem Land hält, das so sorglos und opportunistisch mit seinen verfassungspolitischen Grundsätzen umgeht.
Die UN-Beschlüsse über Bosnien-Herzegowina notfalls mit Gewalt zu verwirklichen, ist der Lage angemessen. Daß sich Deutschland aus verfassungsrechtlichen und politischen Gründen daran nicht beteiligen kann, ist alt. Es ist Schuld der uneinigen Koalition, daß es immer noch keine Gespräche mit der SPD gegeben hat. Mancher in der CDU hofft nun, daß Bosnien zu einer weiteren Scheibe der Salami wird, die weltweiter Einsatz der Bundeswehr heißt. Nun hängt es an der FDP. Ob sie steht oder umfällt - in die Arme der CDU. wtr (Bonn)
HOFHEIM. Bürgermeister Rolf Felix (CDU) bezeichnet die Vorwürfe zwar als "ungeheuerlich und absurd": Aber er will sie nicht auf der Hofheimer Stadtverwaltung sitzen lassen. "Wir haben nichts zu verbergen, die Öffentlichkeit hat Anspruch auf völlige Aufklärung, und dafür werde ich sorgen." Aus diesem Grund habe er unverzüglich bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. Das Thema, um das sich alle Aufregung rankt: "Verdacht des Verstoßes gegen Bestimmungen des Hessischen Wassergesetzes und des Wasserhaushaltsgesetzes."
Wie berichtet, hat der im Mai entlassene technische Betriebsleiter der Hofheimer Stadtwerke, Waldemar Haasis, am Dienstag den "Skandal" aufgedeckt: in Hofheim werde seit Jahren illegal Trinkwasser aus Brunnen in den Stadtteilen Diedenbergen, Wallau und Langenhain entnommen worden, sagte der 54 Jahre alte Ingenieur aus Flörsheim. Damit nicht genug: regelmäßig sei verschmutztes Reinigungswasser aus Hochbehältern in Langenhain und Lorsbach wie aus veralteten Anlagen in Hofheim-Nord, Hofheim-Süd, Diedenbergen und Wildsachsen ins Grundwasser geleitet worden - das damit verunreinigt worden sei. Felix' Reaktion auf die Darstellung des Betriebsleiters: "Das ist ungeheuerlich. Dem Vorwurf, daß ungesetzlich gehandelt worden sei, muß ich nachgehen."
Der Verwaltungschef nahm gestern die "massiven Anschuldigungen" von Haasis zum Anlaß, Ermittler einzuschalten: "Ich bitte um Prüfung und Einleitung und stelle gleichzeitig Strafantrag unter allen rechtlichen Gesichtspunkten", heißt es im Schreiben, das gestern von Hofheim zum Landgericht Frankfurt geschickt wurde.
Außerdem hat Felix den Landrat eingeschaltet. Jochen Riebel (CDU) soll die Untere Wasserbehörde und die anderen Fachbehörden wie Wasserwirtschaftsamt und Regierungspräsident damit beauftragen, die Vorwürfe zu untersuchen. Der Verdacht müsse dringend geklärt werden. Hofheims Bürgermeister glaubt nicht, daß das lange dauern wird: "Ich bin sicher, wir werden bald wissen, was Sache ist." pms
KELKHEIM. Die Geschäftsleitung des Schlecker-Marktes in der Frankfurter Straße sollte sich vielleicht mal überlegen, ob ein Telefonanschluß in der Filiale nicht lohnend wäre. Denn bei zwei vereitelten Einbrüchen war es stets das fehlende Telefon, wegen dem nie rechtzeitig die Polizei alarmiert werden konnte, um die Täter dingfest zu machen: Beim ersten Mal überraschte eine Verkäuferin zwei 17- bis 18jährige im Büro der Filiale. Geistesgegenwärtig sperrte sie die Türe zu und rannte ins Nachbarhaus zum Telefonieren. In der Zwischenzeit waren die beiden jedoch über alle Berge.
Beim zweiten Mal sperrte die couragierte Frau drei junge Einbrecher in den Laden und rannte in Richtung Nachbarschaft. Die drei Eingesperrten zwangen jedoch die Verkäuferin, die im Laden geblieben war, die Tür zu öffnen und flüchteten in einem Auto mit Frankfurter Kennzeichen. Die Frau konnte das Nummernschild erkennen, die Polizei ermittelt noch. ana
sp HANNOVER, 23. Dezember. Ein zwölfjähriger, also nicht strafmündiger Junge aus Polen ist in Hildesheim elf Tage lang in Untersuchungshaft gehalten worden, weil er an Einbruchsdiebstählen beteiligt gewesen sein soll. Haftrichter Christian Stoll zweifelte an den Altersangaben des Jungen. Er wies ihn in die Justizvollzugsanstalt Hildesheim ein, obwohl diese nicht für Jugendliche vorgesehen ist, und schaltete auch nicht die Jugendgerichtshilfe ein. Ein medizinisches Gutachten ergab inzwischen die Richtigkeit der Angaben des Kindes.
In der Vergangenheit machte Stoll vor allem als Landesvorsitzender der Landsmannschaft Oberschlesien von sich reden, indem er die Deutschen als "Volk ohne Raum" darstellte, die Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen als Unrecht bezeichnete und führenden Bonner Politikern vorwarf, sie hätten sich "würdelos" über deutsches Recht hinweggesetzt, um "bereitwillig der Erwartungshaltung fremder Mächte Genüge zu tun". Ein wegen solcher Äußerungen gegen ihn eingeleitetes dienstrechtliches Verfahren liegt seit langem auf Eis.
WIESBADEN. In der Vorweihnachtszeit hatten Taschendiebe Hochkonjunktur. Nach Mitteilung der Polizei wurden die Täter in den vergangenen Tagen noch einmal verstärkt aktiv. Am Dienstag meldeten sich allein fünf Geschädigte, denen in Kaufhäusern, an Verkaufsständen des Weihnachtsmarktes oder im Bus die Geldbörsen gestohlen wurden.
In den meisten Fällen waren die Portemonnaies aus unbeaufsichtigten oder abgestellten Handtaschen und Rucksäcken entwendet worden. Bereits am Samstag hatten sechs Diebstahlopfer den Verlust ihrer Brieftaschen angezeigt. Der Schaden beläuft sich bislang auf etwa 5000 Mark. hu
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse haben sich die Kurse am Mittwoch während der ersten Stunde des Handels kaum bewegt. Der Dow-Jones- Index für 30 Industriewerte sank um 1,35 auf 3319,75 Punkte. Am Vortag war er um 8,64 auf 3321,10 Zähler gestiegen.
In Japan blieb der Aktienmarkt gestern wegen eines Feiertages geschlossen.Festspiele '94? Das wird immer unwahrscheinlicher Geschichts- und Heimatverein vermietet Burg nur, wenn die Stadt und von Specht kooperieren
DREIEICH. Die Chancen für Festspiele im nächsten Jahr stehen schlecht. Zwar hat der Magistrat den Rückzahlungsplan des Konzertdirektors Mirco von Specht für seine Schulden bei der Stadt akzeptiert, doch ansonsten bleibt das Klima zwischen den ehemaligen Partnern eisig. Gespräche über eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit finden nicht statt. Demgegenüber macht der Geschichts- und Heimatverein, dem die Burg gehört, eine Einigung zur Bedingung für einen Mietvertrag.
Nach Auskunft von Detlef Odenwald, Vorsitzender des Vereins, gibt es eine Rahmenvereinbarung mit der Stadt, daß der Burggarten nur an die Stadt vermietet wird. Unabhängig davon seien Mitglieder und Vorstand der Meinung: "Bei einem Kulturereignis dieser Größenordnung ist die Einbindung eines öffentlichen Trägers geboten." Anders ließen sich die defizitären Spiele auf Dauer nicht gewährleisten. Deshalb habe der Verein "erhebliche Probleme", nur an einen privaten Veranstalter zu vermieten.
Dazu erklärte Mirco von Specht auf Anfrage: "Wenn der Verein nicht direkt an mich vermietet, dann gibt es keine Festspiele." Er sei zwar grundsätzlich zu Gesprächen mit der Stadt bereit, habe jedoch nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen keine Lust mehr, mit der Stadt zusammenzuarbeiten.
Mit seinen Überlegungen, die Festspiele eventuell zu "splitten", ist der Konzertdirektor auch nicht weitergekommen. Er räumte ein, daß es ihm nicht gelungen sei, für Opernaufführungen eine zweite Spielstätte zu finden. Künstlern, die bei ihm anfragten, müsse er sagen: "Sie können nicht damit rechnen, daß sie im nächsten Jahr in der Burg spielen."
Odenwald hofft dagegen, daß sich von Specht und die Stadt noch einig werden. Wie alle Beteiligten stellte er allerdings fest, daß die Zeit dafür knapp werde.
KARIN DALKA
Manchesmal schreibt das Leben noch kleine Märchen. Da gibt es im Stadtteil Hausen eine Briefträgerin namens Margot Hohmann. Die liefert seit 34 Jahren nicht nur die Post ab. Sie steigt auch in die Hochhäuser bis obenhin und sieht hinter die Türen. Vor allem bei Alten und Kranken. Und die besucht sie dann in ihrer Freizeit, sorgt sich, sieht nach dem Rechten.
So eine Frau, die von ihr betreut wird und zwei schwere Operationen hinter sich hat, ist die 87 Jahre alte Friedericke Ochs. Sie wohnt an einer großen Straßenbrücke aus Beton, in ärmlichen, kalten vier Wänden. In einem winzigen, zugigen Häuschen, das früher zur "Arbeitslosensiedlung" zählte. Und weil sie, die vier Kinder großgezogen hat, von denen ein Sohn in Stalingrad blieb und der andere mit 61 starb, auch sonst nicht viel Gutes erlebt hat, machte die FR-Altenhilfe jetzt ihre Aufwartung: Das war eine schöne Bescherung!
Es gab ein bißchen Wärme in Form eines Ölradiators, der künftig den Kohleofen entlastet. Dazu den Gutschein für einen neuen Mantel. Und was zum Schnabulieren für die Feiertage im Präsentkorb. Außerdem ein Gedicht von der Leni Hermann. "So bin ich im Leben noch nie beschenkt worden", sagte die alte Dame. Und als die Tränen der Rührung versiegt waren, da lachten alle. Schon, weil's der Fotograf so wollte.
Wer Siebenundachtzig ist, hat was zu erzählen. "Ich war am glücklichsten, als die vier Kinder klein waren", sagt sie. Ihr Mann war in der schweren Zeit vor 1933 arbeitslos. Doch die Münder wollten gestopft sein. "Da hab ich halt bei de reiche Leut gewäsche und geputzt", erinnert sie sich.
Nachdem die schreckliche Nachricht eingegangen war, daß der Sohn, im blühenden Alter von 18 Jahren in Rußland gefallen sei, da sollte es noch schlimmer kommen. "Beim letzten Märzangriff 1945 wurden wir ausgebombt!" Fort die kleine Hütte. Sie wurden nebenan einquartiert. 1947 hat sie dann "mit den Kindern Steine gekopft und alles provisorisch wieder aufgebaut". Der Mann kam erst später aus der Gefangenschaft heim.
Die beiden noch lebenden Töchter sehen heute regelmäßig nach ihr, kaufen auch ein, sind aber, selbst schon 67 und 68 Jahre alt, ebenfalls krank und finanziell eingeschränkt.
Zum engeren Kreis um die brave Briefträgerin Margot Hohmann, die manche auch schon mal den "Engel von Hausen" nennen, gehört auch Erna Wandtke. Sie ist die frühere Gemeindekrankenschwester. Obwohl schon sieben Jahre außer Dienst, hat auch sie die Frau Ochs nach dem Oberschenkelhalsbruch und der letzten, schweren Bauchspeicheldrüsenoperation noch gepflegt: "Eigentlich hatten die Ärzte sie schon aufgegeben." Nur, so wissen die Beteiligten: "Wenn in solch einer Situation jemand da ist, der sich kümmert, geschehen oftmals Wunder!"
Und deutlich sagt die Frau Hohmann aus ihrer beruflichen Sicht: "Was mit der Petra Kelly passiert ist, wär bei mir net gelaufe." Daß die solange unbemerkt in der Wohnung lagen. Wo sie nämlich sehe, daß am nächsten Tag noch die Post im Kasten steckt, "da frag&rquote; ich die Nachbarn, wer die Bewohnerin gesehen hat. Und ich dring&rquote; darauf, daß sich jemand kümmert!"
Daß sie auch Kranke schon mal am Wochenende pflegt, sie wäscht oder ihnen die Fußnägel schneidet oder dann im Rollstuhl ausfährt, "ohne viel Wesens daraus zu machen", das erfuhren wir nur von ihren Vorgesetzten und von Leuten aus der Umgebung. Daß sie jetzt, dank der schweren Brieflasten, an der Wirbelsäule geschädigt ist und den Beruf, den sie so geliebt hat, aufgeben muß, will ihr noch gar nicht nicht so recht in den Kopf.
Hohes Lob zollt ihr deshalb auch die Friedericke Ochs: "Sie ist unsere Postfrau!" Und von sich selbst sagt sie beim Abschied: "Des war zuviel. Jetzt muß ich mich erst mal hinlegen!" Den Heizofen, für den die FR-Altenhilfe - ebenso wie für Licht und Gas - im nächsten Jahr auch die Kosten übernimmt, den rollt sie sich jetzt schon mal an ihren Stuhl und reibt wohlig Hände und Knie.
"Ich bin halt gläubig", sagt sie. "Und ich bet&rquote; jeden Tag, daß mir der Herrgott noch ein bißchen beisteht." Was die Rundschau-Leser da gespendet haben ("Wieviel? Fast zwei Millionen?"), das will ihr gar nicht in den Kopf. Doch dann sagt sie "allen ein Dankeschön, die sowas möglich machen". LOTHAR VETTER
Angst vor einem imperialen Hegemonieanspruch Mitteleuropas Ein Gespräch mit der portugiesischen Schriftstellerin Lidia Jorge
ha BRÜSSEL, 23. Dezember. Ab 1. Januar sind nach Ansicht der EG-Kommission nahezu sämtliche Einfuhren aus den ehemaligen Ostblockstaaten und China mit Ausnahme von Lieferungen Polens, Ungarns und der Tschechoslowakei in die Europäische Gemeinschaft zunächst untersagt. Hingegen hält die Bundesregierung nach Auskunft deutscher diplomatischer Kreise ab Jahresbeginn alle Einfuhren aus den früheren kommunistischen Staatshandelsländern für erlaubt.
Zugegeben wird von beiden Seiten, daß für die ersten Wochen des neuen Jahres eine Lücke im EG-Recht entstanden sei. Eine ursprünglich beabsichtigte Übergangslösung wurde von der EG-Kommission in ihrer letzten Sitzung vor den Feiertagen am Mittwoch nicht vorgeschlagen. Als Grund werden Meinungsverschiedenheiten unter den Mitgliedstaaten vermutet, von denen einige zum Schutz gefährdeter einheimischer Industriezweige Einfuhrbeschränkungen erlassen hatten. Alle nationalen Beschränkungen gelten jedoch ab 1. Januar als hinfällig, weil dann der Warenverkehr innerhalb der EG nicht mehr an den Grenzen kontrolliert werden soll.
Sie haben wirklich alle ihren eigenen Charakter. Ob sie nun buschig sind, gerade und stolz gewachsen, oder sich eher schmächtig geben, die Äste manchmal nur dürftig mit Nadeln gespickt, den Stamm in der Mitte halb nackt lassend - fast alle Weihnachtsbäume finden wahrscheinlich bis morgen mittag noch ihre gute Stube, in der sie festlich glänzen können. Das hoffen jedenfalls die Weihnachtsbaumverkäufer in der Stadt, die da in ihren kleinen "künstlichen" Wäldern auf und ab gehen und die letzten Kunden des Jahres noch mit "ihrem" Baum versorgen: "Was für einen hätten Sie denn gern"?
Die Frage ist gar nicht so einfach. Soll&rquote;s eine Fichte sein oder diese Blaufichte vielleicht? "Die meisten wollen eine Nordmann-Tanne" weiß Petra Sonnenwald, die seit November an einer Ecke der Niederräder Landstraße Bäume verkauft. "Das sind die teuersten aber meistens eben auch die schönsten". Die Zweige dieses Weihnachtsgewächses seien "insgesamt abgeflachter, die Nadeln sind viel dicker und weicher, alles wirkt viel buschiger". Die klassische Fichte kauft wohl keiner mehr so gern? "Naja, es geht". "Viele wollen's gern kugelig-buschig. Anderen macht's nichts aus, wenn da ein paar magere Etagen drin sind".
Maria und Karl Orban haben sich eine Blautanne zugelegt: "Die gefällt uns", bestimmten sie mit sicherem Griff. Warum erst jetzt, ein Tag vor Weihnachten? "Wir haben gedacht, vielleicht kriegen wir sie billiger". Tatsächlich geht Petra Sonnenwald ein bißchen vom Preis herunter. Dabei ist Qualität und Schönheit nicht schlechter als vorher. "Wir haben heute eine ganz frische Lieferung gekriegt - gestern geschlagen" erzählt sie. "Und morgen kommt noch mal eine". Kann man mit Preisermäßigungen auch am Tag vor Heilig Abend rechnen, wenn die Bäume weg müssen? "Naja, in den letzten paar Stunden schon" verrät sie leise.
Was mit den Bäumchen passiert, wenn keiner sie kauft, darüber macht sich Rosa Krug, die mit ihrer Familie ebenfalls solch grüne Weihnachtsware feil hält, am liebsten erst Gedanken, "wenn&rquote;s soweit ist". Denn eigentlich geht die Familie Krug davon aus, daß "alles verkauft wird". Werden die übrig gebliebenen dann "ausgesetzt"? Sozusagen: "Wir müssen die dann eben beseitigen. Vielleicht fahren wir sie in den Wald". Die armen Bäume. Wurzellos und alleingelassen sieht man sie dann dort liegen. Aber vielleicht kommen sie ja doch heute alle noch unter. nik
WIESBADEN. "Mister Zehnprozent" stellt seit 24 Jahren anonym jährlich ein Zehntel seines Kaufmanns-Einkommens für Selbsthilfeprojekte in der "Dritten Welt" zur Verfügung. Er knüpft dies aber an eine Bedingung: mindestens 332 weitere Spender müssen bei der Aktion mitmachen. Bislang sind nach Angaben der Organisationszentrale des Evangelischen Dekanatsverbandes 180 Leute dem Aufruf gefolgt. Bis zum Stichtag 15. März hofft der Verband, die noch fehlenden 152 Spendenpartner zu finden.
Auskünfte gibt der Evangelische Dekanatsverband, Schwalbacher Straße 6, 6200 Wiesbaden, Tel. 14 09 24. Spenden auf das Konto 1 23 00, Wiesbadener Volksbank, Bankleitzahl 510 900 00. hu
Das Wetter
Wetterlage Deutschland verbleibt im Einflußbereich eines kräftigen Hochs mit Schwerpunkt über Rußland. Dabei bestimmen im Norden und Osten trockene und kalte Luftmassen das Wetter, während in den übrigen Gebieten feuchte Luft wetterbestimmend bleibt. Vorhersage bis Freitag früh Im Norden und Osten Deutschlands heiter und niederschlagsfrei mit Höchstwerten um den Gefrierpunkt. Im übrigen Deutschland meist stark bewölkt oder neblig trüb und nur noch vereinzelt etwas Sprühregen. Höchstwerte 2 bis 6 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag plus 2 bis minus 3 Grad C, im Osten bis minus 8 Grad. Wochenvorhersage Freitag: Nach Nachtfrost vielfach sonnig und trocken. Wenig geänderte Tagestemperaturen. Samstag: Im Norden Bewölkungsaufzug und nachfolgend etwas Schneefall, sonst wenig Änderung.
Sonntag: Teils stark, teils aufgelokkerte Bewölkung und im Südosten etwas Schneefall.
Montag bis Mittwoch: Bei auflebendem Wind vielfach stark bewölkt und im Osten einzelne Schneefälle. Übergang zu Dauerfrost. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 19 Amsterdam
bedeckt 3 Athen
stark bewölkt 9 Barcelona
wolkig 14 Brüssel
Sprühregen 3 Budapest
wolkig - 2 Dublin
leicht bewölkt 4 Helsinki
bedeckt - 2 Istanbul
Schneeschauer 1 Kopenhagen
leicht bewölkt 2 Las Palmas
wolkig 19 Lissabon
wolkig 14 London
leicht bewölkt 2 Madrid
bedeckt 9 Mallorca
leicht bewölkt 17 Moskau
leicht bewölkt -13 Paris
leicht bewölkt 3 Rom
stark bewölkt 12 Stockholm
wolkenlos - 5 Warschau
stark bewölkt - 7 Wien
leicht bewölkt - 1 Zürich
bedeckt 1
Deutschland
Berlin
wolkenlos - 2 Dresden
leicht bewölkt 2 Feldberg/Ts.
in Wolken 2 Feldberg/Schw.
wolkig 3 Frankfurt/M.
bedeckt 6 Freiburg
Nebel 4 Garmisch
wolkig 1 Hamburg
bedeckt 0 Helgoland
bedeckt 2 Köln
bedeckt 4 Leipzig
wolkig 3 München
bedeckt 0 Norderney
bedeckt 1 Oberstdorf
wolkig 3 Rostock
leicht bewölkt - 2 Sylt
bedeckt 0 Zugspitze
wolkig - 2
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.23 Uhr
Sonnenuntergang 16.27 Uhr
Mondaufgang 8.36 Uhr
Monduntergang 17.05 Uhr
SINDLINGEN. Mit schweren Verletzungen mußte ein 38jähriger Motorradfahrer am Dienstag ins Krankenhaus gebracht werden. Weil ein Autofahrer beim Abbiegen von der Westenbergerstraße in die Höchster Farbenstraße das Motorrad übersah, kam es gegen 6.15 Uhr zur Kollision. Der 38jährige war auf der Farbenstraße in Richtung Kreisel unterwegs. tos
HEUTE LESEN SIE
Kohlevertrag EG genehmigt Beihilfen Seite 2
Leitartikel Die überforderte Gesellschaft Seite 3
Ausländer Buttons gegen Fremdenhaß Seite 4
Wehrdienst Weiter viele Verweigerer Seite 5
Feuilleton Der Frankfurter Rebstockpark Seite 8
Dokumentation Vater Morgana - der neue Mann Seite 10
Wirtschaft Papst schreibt rote Zahlen Seite 11
Sport Ein Club für die Straßenkids Seite 14
Frankfurt FR-Altenhilfe zieht Bilanz Seite 15
Kulturspiegel Freundeskreis Wiepersdorf Seite 20
Hessen Ein Kenner der Basare Seite 21
Aus aller Welt Mundspray hob Promillewert Seite 28
Börse Seite 12
Freie Aussprache Seite 22
Filmspiegel Seite 24
MAGAZIN Eierkuchen für alle M 1
Spaß · Satire · Humor/CD-Neuheiten M 5
Freizeit und Familie/Roman M 6
Kinderseite M 7
Rockrundschau M 8
Auto-Kritik: Renault Safrane M 9
Fernsehen und Funk M 11-M 16
TV-Wochenübersicht M 17
Rätselseite M 18
ZEIT UND BILD Oh! De Cologne ZB 1
Feuilleton / Literatur ZB 2-ZB 4
Frau und Gesellschaft ZB 5
Von diesen beiden Verwaltungen völlig unabhängig operiert das "Istituto per le Opere di Religione", die Vatikanbank, die Anfang der achtziger Jahre in den Skandal um den Zusammenbruch der Mailänder Banco Ambrosiano verwickelt war. Das mittlerweile gründlich umstrukturierte Institut, das vor allem Einlagen von Orden, Klerikern und anderen kirchlichen Kunden verwaltet, ist persönliches Eigentum des jeweiligen Papstes. Es veröffentlicht keine Bilanz, seine Erträge fließen nicht in den kurialen oder den staatlichen Haushalt ein.
Das Wetter
Wetterlage Deutschland verbleibt im Einflußbereich eines kräftigen Hochs mit Schwerpunkt über Rußland.
Dabei bestimmen im Norden und Osten trockene und kalte Luftmassen das Wetter, während in den übrigen Gebieten feuchte Luft wetterbestimmend bleibt. Vorhersage bis Freitag früh Im Norden und Osten Deutschlands heiter und niederschlagsfrei mit Tageshöchsttemperaturen um den Gefrierpunkt. Im übrigen Deutschland meist stark bewölkt oder neblig trüb und nur noch vereinzelt etwas Sprühregen. Höchstwerte 2 bis 6 Grad.
Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag plus 2 bis minus 3 Grad, im Osten bis minus 8 Grad. Wochenvorhersage Freitag: Nach Nachtfrost vielfach sonnig und trocken. Wenig geänderte Tagestemperaturen. Samstag: Im Norden Deutschlands Aufzug von Bewölkung und nachfolgend etwas Schneefall. Sonst wenig Änderung. Sonntag: Teils stark, teils aufgelokkerte Bewölkung und im Südosten etwas Schneefall.
Montag bis Mittwoch: Bei auflebendem Wind vielfach stark bewölkt und im Osten einzelne Schneefälle. Übergang zu Dauerfrost. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 19 Amsterdam
bedeckt 3 Athen
stark bewölkt 9 Barcelona
wolkig 14 Brüssel
Sprühregen 3 Budapest
wolkig - 2 Dublin
leicht bewölkt 4 Helsinki
bedeckt - 2 Istanbul
Schneeschauer 1 Kopenhagen
leicht bewölkt 2 Las Palmas
wolkig 19 Lissabon
wolkig 14 London
leicht bewölkt 2 Madrid
bedeckt 9 Mallorca
leicht bewölkt 17 Moskau
leicht bewölkt -13 Paris
leicht bewölkt 3 Rom
stark bewölkt 12 St. Petersburg
bedeckt - 3 Stockholm
wolkenlos - 5 Warschau
stark bewölkt - 7 Wien
leicht bewölkt - 1 Zürich
bedeckt 1
Deutschland
Berlin
wolkenlos - 2 Dresden
leicht bewölkt 2 Feldberg/Ts.
in Wolken 2 Feldberg/Schw.
wolkig 3 Frankfurt/M.
bedeckt 6 Freiburg
Nebel 4 Garmisch
wolkig 1 Hamburg
bedeckt 0 Helgoland
bedeckt 2 Köln
bedeckt 4 Leipzig
wolkig 3 München
bedeckt 0 Norderney
bedeckt 1 Oberstdorf
wolkig 3 Rostock
leicht bewölkt - 2 Sylt
bedeckt 0 Zugspitze
wolkig - 2
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.23 Uhr
Sonnenuntergang 16.27 Uhr
Mondaufgang 8.36 Uhr
Monduntergang 17.05 Uhr
Tja, mit weißen Weihnachten wird es ja wieder mal nichts. Ganz ausschließen wollen die Offenbacher Meteorologen zwar nicht, daß sich noch eine Schneeflocke nach Frankfurt verirrt, aber sie sehen dafür "kaum eine Chance". Die Klagen über das miese Wetter werden also auch heute, an Heiligabend, unüberhörbar sein. Viele protestieren mit einer ausgewachsenen Erkältung gegen die unhaltbar grauen Zustände und sehen die Weihnachtsdepression herankriechen.
Dabei hat dieses graue Etwas da draußen unübersehbare Vorzüge. Gar nicht auszudenken, wieviel Streß an den Feiertagen Schneefall und Sonnenschein provozieren würde. Das Familienoberhaupt müßte im Keller nach dem Schneeschieber fahnden, Spaziergänge und Ausfahrten müßten organisiert werden, der Verkehr zum Feldberg würde mal wieder zusammenbrechen.
Nein, da bleiben wir lieber daheim und schauen uns die vielen bunten Bilder im Fernsehen an. Natur in Form des Tannenbaums gibt's im Wohnzimmer schließlich auch. Und wenn dann das Bäumchen sachte zu rieseln beginnt, ist's fast so schön wie draußen im Walde. Ihr Bastian
Im Künstlerkeller, Seckbächer Gasse 4, sind am 24. Dezember, um 22 Uhr, Rhythm & Blues Klänge zu hören, es spielt die Band Ernies Last Order Hound Dogs and Friends.
WIESBADEN. Einen telefonischen Ansagedienst, über den Aktionen verbotener rechtsextremer Gruppen koordiniert wurden, hat die Polizei in Wiesbaden abgestellt: Durch Zeitungsberichte aufmerksam gemacht, entdeckte sie in der Wohnung eines 21jährigen Wiesbadeners einen Anrufbeantworter, über den Mitgliedern der "Deutschen Alternative" und der "NS" Aufrufe zur Teilnahme an Demonstrationen, motivierende Parolen und Spendenaufrufe sowie Kontaktadressen mitgeteilt wurden.
Beide Organisationen sind laut Wiesbadener Polizei vom Bundesinnenministerium verboten worden. Gegen den 21jährigen werde nun wegen einer Straftat nach Paragraph 20 des Vereinsgesetzes ermittelt, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr verbunden sei.
Außerdem werde noch geprüft, ob er auch wegen des Verstoßes gegen ein Vereinigungsverbot belangt werden kann. ubk
Bei einem Brand im Ladenbereich des Hessen-Center ist am späten Mittwochnachmittag ein Sachschaden in Höhe von etwa 10 000 Mark entstanden. Wie die Berufsfeuerwehr mitteilte, hatten bislang unbekannte Täter Feuerwerkskörper in einen Lagerraum geworfen und so dort aufbewahrtes Verpackungsmaterial in Brand gesetzt.
Für die Kunden des zur Brandzeit noch gut besuchten Verkaufscenters bestand jedoch keine Gefahr, erklärte Pressesprecher Hans-Peter Dürr.
Durch das Feuer war die Sprinkleranlage des Lagerraum aktiviert worden. Die um 17 Uhr alarmierte und mit zwei Löschzügen augerückte Feuerwehr setzte zudem ein Hochdruckrohr ein und hatte den Brand um 17.35 Uhr gelöscht. ask
WIESBADEN. Mehr als 5 000 Menschen haben am Mittwochabend in der Wiesbadener Innenstadt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus demonstriert. Im Schein tausender Kerzen, Fakkeln und Lichter wollten Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein weithin sichtbares Zeichen gegen die Auschreitungen der vergangenen Wochen und Monate setzen.
Mehrere Organisationen hatten zu der Solidaritätsbekundung am Vorabend des Weihnachtsfestes aufgerufen. schu
Kurz gemeldet
Vom Himmel hoch . . . Das alte Weihnachtslied habe neue Bedeutung, meint im "Frehlichen Frankfort- Telefon", 212 -350 01, Frank Lehmann: Viele Zeitgenossen seien per Flugzeug in den Weihnachtsurlaub unterwegs und kämen in Lanzarote "vom Himmel hoch" an. Auto-Spende für Behinderte Einen funkelnagelneuen VW Polo kann sich der Club Behinderter und ihrer Freunde in Frankfurt und Umgebung (CeBeeF) zusätzlich in seinen Fuhrpark stellen. Direktor Peichl von der Badischen Beamtenbank, Zweigniederlassung Hessen/Rheinland-Pfalz, übergab das wertvolle Geschenk. Das neue Fahrzeug soll in der häuslichen Krankenbetreuung eingesetzt werden. Gute Wünsche für Patenkind Frank Dem Patenkind der Stadt, Frank Truong, und der Familie Sanh Truong hat Oberbürgermeister von Schoeler zum Weihnachtsfest und für das neue Jahr die besten Wünsche übermittelt. Dem Brief beigelegt ist ein Geschenkgutschein für Frank. Er wurde am 27. Februar 1979 als erstes Kind einer Gruppe von vietnamesischen Flüchtlingen geboren, die in Frankfurt Aufnahme gefunden hatten.
Durch eine noch brennende Kerze an einem Adventskranz entstand am Mittwoch abend in der Schalterhalle der Deutschen Bank auf dem Gelände der Firma Neckermann in Fechenheim ein Feuer. Der Brand war um 20.18 Uhr gemeldet worden; die Feuerwehr mußte sich gewaltsam Zugang zur abgesperrten Bank verschaffen. Der Einsatz war um 21.30 Uhr beendet.
Nach Angaben der Feuerwehr stand der Kranz auf einem Metalltresen. Eine heruntergebrannte Kerze fiel jedoch brennend auf den Teppichboden, der sich entzündete. Die Wärme-Entwicklung war so hoch, daß Leichtmetallteile der abgehängten Decke abschmolzen. Den Sachschaden, hauptsächlich hervorgerufen durch die starke Verrußung, schätzt die Feuerwehr auf 50 000 Mark. b-i
Von wegen "Stille Nacht", 3000 Handballfans hatten am Mittwoch abend den Weg in die Rüsselsheimer Walter-Köbel- Halle gefunden, um das Spiel der SG Wallau/Massenheim gegen den TSV Milbertshofen zu sehen und nach Herzenslust zu lärmen. Schon lange bevor der 23:21(13:9)-Sieg der Gastgeber feststand, glich die völlig überfüllte Halle bisweilen einem ganz und gar nicht weihnachtlich gestimmten Tollhaus.
Das lag an der harten Gangart beider Mannschaften, wobei die Münchner allerdings zumindest auf diesem Gebiete einen leichten Vorsprung verzeichnen konnten. Insbesondere Rüdiger Neitzel wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, nachdem er einige Male sehr unsanft zu Werke geganen war. Mikael Kaellmans dicke Nase und Stephan Schoenes geschwollenes Auge zeugten von Neitzels harter Gangart.
Angeleitet von Trainer Klaus Voik - "auf der Bank habe nur ich das sagen" -, Mannschaftsverantwortlichem Ehrhard Wunderlich und Sportdirektor Anatolie Jewtuschenko begannen die Gäste recht stark und führten zwischenzeitlich sogar mit bis zu drei Toren. Von der zehnten Minute an allerdings drehten die Spieler des Deutschen Meisters den Spieß um. Geführt von dem überragenden Mikael Kaellman (12 Tore/3 Siebenmeter) zeigte der Deutsche Meister den Münchnern recht schnell die Grenzen ihres spielerisch wenig geformten Krafthandballs. Vor allem dank eines nach Anlaufschwierigkeiten glänzend disponierten Peter Hofmann - den Vergleich mit dem Münchner Jan Holpert gewann er deutlich - kamen die großgewachsenen Gästespieler kaum mehr zu Erfolgen.
Mitte der zweiten Hälfte blieben sie sogar volle elf Minuten ohne Torerfolg. In dieser zweiten Halbzeit verlor die nervöse und harte Partie auch dank einiger unverständlicher Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns zusehends an Linie. Da die Spieler der SG Wallau/Massenheim zwischenzeitlich sogar mit acht Toren führten, kehrte auf seiten des Deutschen Meisters sogar noch der Schlendrian ein, und die Gäste konnten das Resultat noch unangemessen freundlich gestalten.
Bester Werfer der Münchner war Kreisläufer Andreas Rastner (6) vor Rüdiger Neitzel (4/2) und Hendrik Ochel (3). An dem gelungenen Auftakt der Weihnachtstage im "Ländche" waren neben Kaellman noch Schwalb (4/2), Stephan Schoene und Dirk Beuchler (je 3) sowie Ralf Heckmann (1) mit erfolgreichen Torwürfen beteiligt. ARND FESTERLING