Erst als sie einen Fernseher zum Schnäppchenpreis an sich gebracht hatte, merkte die 57jährige Dame, daß ihr zwei Fingerkuppen fehlten. Die Fingerspitzen waren ihr Sekunden zuvor in einer Tür abgeklemmt worden, als ein Kaufhaus in Sydney die Pforten zum Schlußverkauf öffnete. "Sie wollte noch rasch den Fernseher bezahlen, bevor sie in den Krankenwagen stieg", berichtete der Wachmann Craig Webber, der ihr zu Hilfe kam. Szenen dieser Art sind alle Jahre wieder gang und gäbe, wenn in Australien zum Jahresschlußverkauf geblasen wird. Kurz nach Weihnachten geht es in den Städten des fünften Kontinents handfest zur Sache.
Ein Beinbruch brachte für eine Frau in Adelaide das Ende der Schnäppchenjagd. In Sydney gingen die Glastüren des Hauptportals von Grace Brothers unter dem Ansturm der Kaufwütigen zu Bruch. Gebrochene Nasen, Ohnmachtsanfälle, Streit und Handgreiflichkeiten sowie Beißattacken gehören zu den Standard-Begleiterscheinungen australischer Schlußverkäufe. Diese nähern sich nach dem Urteil des Ministerpräsidenten des Staates Victoria, Jeff Kennett, "der Wahnsinnsgrenze und gefährden Menschenleben".
In dem 18 Millionen Einwohner zählenden Land stürzen sich ein bis zwei Millionen Menschen in den Kampf um die Preishits, der in den einzelnen Staaten an unterschiedlichen Tagen beginnt. Angehörige des Wachpersonals öffnen die Pforten der großen Geschäfte und rennen dann um ihr Leben.
"Ich habe die ganze Welt bereist, ich bin in vielen Fußballstadien gewesen, aber was ich heute morgen erlebt habe, das machte mir Angst", sagte Patrick McCaffrey, der beim Durchbruch zu den Kühlschränken im vierten Stock von Myer in Perth eine geplatzte Lippe und eine klaffende Beinwunde davontrug.
Das alljährliche Blutvergießen hat nicht nur die Behörden, sondern auch den Handel nachdenklich werden lassen, dem die "Kampftage" regelmäßig den Spitzenumsatz des Jahres bescheren. Das Ministerium für Verbraucherangelegenheiten des Staates Neusüdwales will künftig Sicherheitsvorkehrungen und Anzeigengestaltung der Geschäfte unter die Lupe nehmen.
Der Vorstandschef der einer Unternehmensgruppe, Mike Howell, gestand ein, daß die Bemühungen, den Kunden ein sicheres und angenehmes Einkaufen zu ermöglichen, fehlgeschlagen seien. Er gab bekannt, seine Firma werde eine neue Schlußverkaufsstrategie entwickeln. PAUL ALEXANDER (AP)
KARLSRUHE, 1. Januar (AP). Im Südwesten Deutschlands und der Schweiz hat am späten Mittwoch abend die Erde gebebt. Die Bewohner des Bebengebietes, dessen Zentrum im Raum Wutöschingen im Südschwarzwald lag, kamen aber mit dem Schrecken davon. Auch nennenswerte Sachschäden wurden nicht gemeldet. Das Beben hatte die Stärke vier auf der Richter-Skala.
Polizei und Feuerwehr registrierten viele besorgte Anrufe nach dem Erdstoß von 22.34 Uhr. Nach Angaben des Lagezentrums im baden-württembergischen Innenministeriums wurde lediglich in einem Wohnhaus in Badenweiler bei Freiburg ein Mauerriß verzeichnet, im Kurhaus von Grafenhausen-Rothaus im Kreis Waldshut fiel Porzellan im Wert von 5000 Mark aus einem Regal und ging zu Bruch.
Das Beben war aber auch in der größten Schweizer Stadt Zürich spürbar.
MOSKAU, 1. Januar (AP). Die Präsidenten der USA und Rußlands werden bei ihrem Gipfeltreffen an diesem Wochenende in Moskau auch über den Konflikt im früheren Jugoslawien sprechen, ehe sie den Abrüstungsvertrag START-II unterzeichnen. Dies verlautete zum Jahreswechsel in Moskau, nachdem wegen schlechten Wetters entschieden worden war, die Begegnung von George Bush und Boris Jelzin nicht in dem Schwarzmeerort Sotschi, sondern in der russischen Hauptstadt stattfinden zu lassen. Wie die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf das russische Außenministerium meldete, werden die Präsidenten am heutigen Samstag zunächst die Beziehungen zwischen beiden Staaten und internationale Probleme erörtern. Unter anderem geht es um weitere westliche Hilfe für Rußland, das auch technische Unterstützung bei der Vernichtung atomarer Sprengköpfe benötigt. Als wichtigstes Thema im internationalen Bereich gilt Jugoslawien. Jelzin wird von konservativen Kräften gedrängt, seine Politik zugunsten Serbiens zu ändern.
Am Sonntag soll dann der Vertrag Start-II unterzeichnet werden, dessen Grundzüge erst am Dienstag von den beiden Außenministern Lawrence Eagleburger und Andrej Kosyrew in Genf vereinbart worden waren. Das Abkommen sieht bis zum Jahr 2003 die Abschaffung aller landgestützten Atomwaffen mit Mehrfachsprengköpfen und die Begrenzung der Atomsprengköpfe auf jeweils 3000 bis 3500 vor. Verglichen mit dem jetzigen Arsenal von jeweils etwa 12 000 Atomsprengköpfen entspricht dies einem Abbau um gut zwei Drittel.
Sowohl Moskau als auch Washington haben die Bemühungen verstärkt, die Ukraine zu einer baldigen Ratifizierung des START-I-Vertrages zu veranlassen, dessen Inkrafttreten Voraussetzung für die Erfüllung von START-II ist. Der US- Botschafter in Kiew, Roman Popadiuk, überreichte Präsident Leonid Krawtschuk einen Brief Bushs, in dem START-II erläutert wurde. Außerdem sicherte Bush zu, daß sowohl Rußland als auch die USA die Interessen der Ukraine berücksichtigen würden. Wie Interfax am Jahreswechsel weiter berichtete, äußerte Krawtschuk die Erwartung, daß das ukrainische Parlament den ersten Vertrag noch im Januar ratifizieren werde.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass hat die Regierung der Ukraine unterdessen ihre "volle Unterstützung" des START-II-Vertrages zugesagt. Dies habe der ukrainische Außenminister Anatoli Slenko seinem russischen Kollegen Andrej Kosyrew erklärt.
Die Ukraine verfügt über 176 Langstreckenraketen mit 1272 atomaren Sprengköpfen und wurde dadurch zur drittstärksten Nuklearmacht der Erde. Kasachstan, auf dessen Territorium ebenfalls derartige Raketen lagern, hat START-I, ebenso wie Rußland, bereits in Kraft gesetzt. Weißrußland, die vierte Atommacht auf dem Gebiet der einstigen UdSSR, will das Abkommen demnächst ratifizieren. Die Ukraine, Kasachstan und Weißrußland sollen alle strategischen Raketen abgeben. (Kommentar Seite 3)
BONN, 1. Januar (AP/dpa/AFP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), hat zu mehr Solidarität der Menschen untereinander und zu mehr politischem Engagement vor allem der jungen Generationen aufgerufen. In ihrer Neujahrsansprache, die am Freitag abend im Deutschlandfunk ausgestrahlt wurde, bedauerte sie, daß die Menschen sich gegeneinander abschotteten und einander fremder geworden seien. "Wir brauchen einen Umgang miteinander, wo sich der einzelne der persönlichen Zuwendung durch den anderen sicher sein kann: in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit und in der Politik. In einer solchen Gesellschaft hätte wahrscheinlich Gewalt keine oder eine geringe Chance".
Die CDU-Politikerin begrüßte aber auch das wachsende Engagement der Bundesbürger gegen Ausländerhaß und Gewalt. "Zuschauen, schweigen, Gleichgültigkeit - nein, das gilt nicht mehr seit dem Spätherbst 1992." Die Menschen seien für Menschenwürde, für Toleranz und Vernunft, zur Verteidigung und zum Schutz der demokratischen Grundwerte auf die Straße gegangen. Die Bundestagspräsidentin rief zugleich zu mehr Verständnis für die parlamentarische Arbeit auf: "Behutsamkeit und Redlichkeit im Umgang mit den national, europäisch und weltweit nur in einem längeren Prozeß zu lösenden Aufgaben und politisches Engagement statt lähmend aggressiver Politikverdrossenheit". Süssmuth bedauerte das "geschwundene Vertrauen und Zutrauen zu den politisch Handelnden". Politiker seien nicht frei von Fehlern. Oft dränge sich aber der Eindruck auf, "zur Zeit eben auch die 'Sündenböcke' für alle schwierigen und ungelösten Probleme bei uns, in Europa und in der Welt zu sein". Die Parlamentarier, so die Bundestagspräsidentin, seien 1992 besonders gefordert worden. Sie verwies besonders auf die Gesundheitsreform, neue Gesetze in der Innen- und Rechtspolitik sowie für Europa- und Auswärtige Politik. "Die Parlamentarier dieser Wahlperiode sind weder unfähiger noch eigennütziger als ihre Vorgänger. Sie werden sowohl überschätzt wie auch zugleich unterschätzt", sagte Süssmuth. Für 1993 wünschte sie "mehr Akzeptanz und Transparenz unserer Arbeit" sowie "politisches Engagement statt lähmend aggressiver Politikverdrossenheit".Eltern gegen Kaution frei
ST. CHARLES, 1. Januar (AP). Gegen eine Kaution von 5000 Dollar ist am Donnerstag in St. Charles bei Chicago das Ehepaar auf freien Fuß gesetzt worden, das seine beiden kleinen Töchter vor dem Weihnachtsfest allein zu Hause gelassen hatte. Das Ehepaar war am Dienstag festgenommen worden, als es mit dem Flugzeug aus Acapulco in Mexiko in die USA zurückkehrte. Das Strafverfahren gegen die beiden wird auch nach ihrer Freilassung fortgesetzt, ihnen wird vor allem Kindesaussetzung und Kindesmißhandlung vorgeworfen.
Der Fall wurde bekannt, nachdem die neunjährige Nicole und ihre vier Jahre alte Schwester Diana am 21. Dezember zu Nachbarn geflüchtet waren, weil in ihrem Haus irrtümlich Feueralarm ausgelöst wurde. Dabei stellte sich heraus, daß die beiden Mädchen am 20. Dezember einen Zettel vorgefunden hatten, in denen ihre Eltern ihnen mitteilten, was sie essen sollten und wann sie zu Bett zu gehen hätten. Weihnachten werde nach ihrer Rückkehr aus Acapulco nachgefeiert.
BIETIGHEIM-BISSINGEN, 1. Januar (AP/Reuter). Bei einem Brand in einem Asylbewerberheim im baden-württembergischen Bietigheim-Bissingen sind am Freitag abend ein Mann und eine 18jährige Frau aus Bangladesch ums Leben gekommen. Ein Mensch wurde schwer verletzt. Der Brand ist nach Einschätzung der Kriminalpolizei mit "höchster Wahrscheinlichkeit" nicht durch einen Anschlag entstanden. "Ich möchte von uns aus ausschließen, daß das ein Anschlag war", sagte der Leiter der Kriminalpolizei des Landkreises Ludwigsburg, Franz Abele, am Abend. Als mögliche Ursache nannte er Elektrizität oder Zigaretten.
Der getötete Mann konnte zunächst nicht identifiziert werden. Der Schwerverletzte schwebte mit schweren Rauch- und Brandverletzungen noch in Lebensgefahr.
Der Brand war gegen 17 Uhr in einem Anbau des Asylbewerberheims ausgebrochen, in dem etwa 40 Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren aus Rumänien, Pakistan, der Türkei, Jugoslawien und Afrika untergebracht waren. Zur Brandzeit hielten sich nach Angaben Abeles aber nur etwa sechs bis acht Menschen in dem aus Preßspanplatten bestehenden Gebäude auf.
Vereinigungskriminalität
STUTTGART (dpa). Beim Zusammenschluß beider deutschen Staaten haben Gauner offenbar noch kräftiger abgesahnt als befürchtet. Der durch die sogenannte Vereinigungskriminalität entstandene Schaden soll sich auf 18 Milliarden Mark belaufen, wie die Berliner Ermittlungsgruppe in einem Bericht an das Bonner Innenministerium schreibt. Die Treuhand hatte den Schaden bislang auf rund sechs Milliarden geschätzt.
Nach einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten machten Ganoven ihre dunklen Geschäfte vor allem mit der Transferrubel-Verrechnung und bei der Währungsumstellung. Erfolge versprechen sich die Behörden jetzt bei der Überprüfung dubioser Grundstücksgeschäfte wie dem Verkauf von Vermögen der Volksarmee und von Immobilien des früheren Stasi. Der Chef der Ermittlungsgruppe , Manfred Kittlaus, konstatiert "beunruhigend deutliche Züge" einer Zusammenarbeit zwischen organisiert handelnden Wirtschaftskriminellen aus den alten Bundesländern und Führungskadern der ehemaligen DDR.
VILLEPINTE, 1. Januar (dpa). Bei einem Brandanschlag auf die Synagoge von Villepinte bei Paris ist in der Neujahrsnacht leichter Sachschaden entstanden. Nach Angaben der Polizei drangen kurz vor Mitternacht mehrere vermummte Gestalten auf das Gelände vor, schlugen eine Scheibe ein und warfen mehrere Brandsätze in das Gotteshaus.
Die von Zeugen herbeigerufene Feuerwehr konnte den Brand im Keim erstikken. Die Täter entkamen unerkannt.
Nur in Ostdeutschland
HAMBURG (dpa). Die Deutschen haben ihren Ölkonsum im abgelaufenen Jahr kaum gesteigert. Sie verbrauchten nach vorläufigen Berechnungen der Esso 124,5 Millionen Tonnen Mineralöl, wobei auf die alten Bundesländer unverändert 108 Millionen und auf die neuen 16,5 Millionen (plus fünf Prozent) entfielen.
Der Zuwachs jenseits von Elbe und Werra ist vor allem auf ein Plus von 26 Prozent beim leichten Heizöl zurückzuführen. Dahinter verbirgt sich die weiterhin starke Nachfrage nach Ölheizungen, die zu Lasten der Braunkohle geht.
Der Benzinabsatz nahm im Westen noch einmal um ein Prozent auf 26,5 Millionen Tonnen zu. Im Osten sank er hingegen geringfügig. Der Verbrauch von Diesel wuchs aber in beiden Teilen, was auf den noch dichteren Güterverkehr auf der Straße im Zusammenhang mit dem Aufbau in den neuen Ländern zurückzuführen ist.
Vier Fünftel des nach wie vor wichtigsten Energieträgers wurde in Form von Rohöl importiert. Wichtigster Lieferant war die GUS vor Großbritannien.
BERLIN. Die Pianistin Martha Argerich stand im Mittelpunkt des traditionellen Silvesterkonzertes der Berliner Philharmoniker unter Leitung ihres Chefdirigenten Claudio Abbado in der Berliner Philharmonie. Auf dem Programm zum Jahreswechsel standen diesmal ausschließlich Werke von Richard Strauss (1864-1949). Die aus Buenos Aires stammende Pianistin war die umjubelte Solistin bei der Burleske für Klavier und Orchester d-Moll. Kathleen Battle, Renee Fleming und Frederica von Stade sangen das Terzett aus dem "Rosenkavalier". Außerdem dirigierte Abbado in dem vom ZDF live übertragenen Konzert am Silvesterabend die Tondichtung "Don Juan" und "Till Eulenspiegels lustige Streiche".
Ein Johann-Strauß-Konzert stand zum Jahreswechsel in der Komischen Oper auf dem Programm, während die Deutsche Staatsoper Unter den Linden zu einer rauschenden Silvester-Ballnacht unter dem Motto "250 Jahre Staatsoper - mit Pauken und Trompeten ins neue Jahr" einlud. Der Abend begann jedoch klassisch mit Ludwig van Beethovens neunter Sinfonie unter der Leitung von Daniel Barenboim.
Das berühmte Beethoven-Werk wurde außerdem vom Rundfunk-Sinfonieorchester unter der Stabführung von Rafael Frühbeck de Burgos im Haus des Rundfunks gegeben. Im Schinkelschen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt leitete erstmals Michael Schönwandt als neuer Chefdirigent den musikalischen Jahreswechsel des Berliner Sinfonie-Orchesters mit eher beschwingten Werken unter anderem von Johann Strauß, Hector Berlioz, Jacques Offenbach und Franz Lehar.
dpa
Die Fußball-Operette beim sächsischen Bundesligisten 1. FC Dynamo Dresden steuert immer neuen Höhepunkten entgegen. Komik und Tragik halten sich streng die Waage. Am Silvesterabend gab Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg auf. Sein Rücktritt von der Spitze des mit fast 15 Millionen Mark verschuldeten Vereins räumte eine Woche nach dem Rückzug von Schatzmeister Rolf Jürgen Otto den Weg frei für eine allerletzte Chance zur Rettung des einzigen Ost-Bundesligisten.
Ziegenbalg, seit 1990 im Amt, hatte keine Kraft mehr: "Ich habe bis zuletzt mit aller Energie nur für den Verein gekämpft. Ich kann meiner Familie, meinem Unternehmen und mir die Belastungen dieses Amtes mit ehrabschneidenden Angriffen nicht mehr zumuten." Er sei persönlich "deformiert" worden, durch Vorwürfe der "Stasi-IM-Mitarbeit und persönlichen Bereicherung".
Alle Vorwürfe gegen ihn seien "in sich zusammengebrochen und haben sich als völlig haltlos erwiesen". Er selbst müsse sich den Vorwurf machen, die Verträge mit der Saarbrücker Firma SORAD unterschrieben zu haben, der Rechte aus Werbeeinnahmen gehören und die bei einer Kündigung eine Forderung an Dresden von 12,5 Millionen Mark vertraglich erheben kann.
Jetzt soll der türkische Halbmond Licht in die sächsische Finsternis tragen: Ein "Märchenprinz" aus Istanbul will den mit Stand vom 31. Oktober 1992 mit offiziell 13,7 Millionen Mark verschuldeten Verein vor dem Untergang bewahren. "Ich will Präsident von Dynamo Dresden werden und deshalb eine Maschinenfabrik in Dresden kaufen." Das ließ Adnan Polat, Fußball-Abteilungsleiter bei Galatasaray Istanbul, die staunende Presse in der Türkei wissen.
Blätter wie "Hürriyet" und "Milliyet" zitierten den jungen Chef des Keramik- Konzern "Ege Seramik", die Zeit sei noch nicht reif für die Übernahme des Präsidentenamtes von Galatasaray. Deshalb habe er sich den ostdeutschen Klub ausgesucht, von dem er vor einigen Wochen den Stürmer Thorsten Gütschow an den Bosporus holte. Wenn er die Maschinenfabrik kaufe, werde er "automatisch zum Präsidenten von Dynamo", sagte "Märchenprinz" Polat.
Der Handtuchwurf von Ziegenbalg war abzusehen. Ex-Schatzmeister Otto hatte ihn noch am Mittwochabend zum Rücktritt aufgefordert. Otto hatte selbst seine Bereitschaft erklärt, bei der für den 29. Januar im "Hygienemuseum" angesetzten Wiederholung der kürzlich abgebrochenen Jahreshauptversammlung für das Präsidentenamt zu kandidieren. Bis zu dieser Wahl wird der Verein nach Angaben Ziegenbalgs von Dieter Burmester, Georg Schauz und Wolfgang Loos geführt. dpa
FUSSBALL "U 16"-JUNIOREN-TURNIER in Israel: Israel - Griechenland 0:0, Deutschland - Schweden 2:1 (0:1), Zypern - Türkei (Türkei aus politischen Gründen nicht angetreten, Wertung 2:0 für Zypern). Die Tabelle: 1. Griechenland 12:3 Tore/7:1 Punkte, 2. Deutschland 5:2/5:3, 3. Türkei 5:6/4:4, 4. Israel 2:2/4:4, 5. Schweden 4:7/2:6, 6. Zypern 3:11/2:6.
BONN, 1. Januar (dpa). Der Zuzug deutschstämmiger Aussiedler aus Südost- und Osteuropa hielt 1992 unvermindert an. Das Bundesinnenministerium teilte am Freitag in Bonn mit, in den vergangenen zwölf Monaten seien 230 565 Aussiedler gekommen, nach 221 995 im Jahr 1991. 1990 waren es noch 397 073 gewesen. "Das Tor nach Deutschland für deutsche Aussiedler bleibt auch künftig offen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Horst Waffenschmidt.
An der Spitze der Herkunftsländer stand auch 1992 die ehemalige Sowjetunion mit 195 576 Aussiedlern (1991: 147 320, 1990: 147 950). Aus Polen kamen 17 742 Menschen (40 129, 133 872), aus Rumänien 16 146 (32 178, 111 150). Aus anderen Ländern kamen 1101 Aussiedler (2368, 4101).
Laut Ministerium ging die Zahl der Antragsteller für einen Aufnahmebescheid 1992 zurück und erreichte etwa 72 Prozent des Vorjahres. Vor allem der Antragseingang aus Polen und Rumänien sei weiter stark rückläufig. In der ehemaligen UdSSR liege er etwa 20 Prozent unter dem des Vorjahres.
Insgesamt stellten im vergangenen Jahr 402 375 Menschen einen Antrag auf Aufnahme in der Bundesrepublik, 1991 waren es 557 544. Auf die ehemalige Sowjetunion entfielen davon 356 233 (1991: 445 198), auf Polen 26 684 (66 956) und auf Rumänien 15 277 (40 632). Nach Ansicht des Staatssekretärs hat sich das seit Juli 1990 gültige Aufnahmeverfahren bewährt. Danach müssen die Anträge vor Einreise in die Bundesrepublik gestellt werden. Waffenschmidt unterstrich, daß mit dem von Regierung und Opposition erzielten Kompromiß für ein Kriegsfolgenbereinigungsgesetz auch künftig sichergestellt werde, daß so viele Aufnahmebescheide ergehen könnten, wie im Durchschnitt der beiden vergangenen Jahre Aussiedler eintrafen. Die Bundesrepublik werde jährlich mehr als 200 000 Aussiedler aufnehmen können, unterbringen und eingliedern. Gleichzeitig setze die Bundesregierung ihre Hilfe für Deutsche in den Herkunftsgebieten fort. "Wir lassen die Deutschen in den Aussiedlungsgebieten nicht im Stich."
MÜNCHEN. Rund 8000 Besucher in der ausverkauften Münchner Olympiahalle feierten am Silvesterabend die Opernstars Jose Carreras und Agnes Baltsa. Die glanzvolle Gala mit dem spanischen Tenor Jose und der griechischen Mezzosopranistin endete nach zweieinhalb Stunden mit einem halben Dutzend Zugaben und standing ovations der begeisterten Zuschauer. Das Konzert sollte bereits Anfang Oktober stattfinden, war aber wegen einer Grippe des 46jährigen Tenors verschoben worden.
Carreras und Baltsa sangen Arien und Duette, und auch das Mährische Philharmonieorchester unter der Leitung von Enrique Ricci war glänzend aufgelegt. Das Repertoire reichte von Stücken aus Georges Bizets "Carmen" bis zur "Fledermaus" von Johann Strauß. In der für Opernarien alles andere als idealen Olympiahalle war Agnes Baltsa mit ihrem Stimmvolumen dem Startenor mindestens ebenbürtig. Carreras überzeugte vor allem in tieferen Stimmlagen. Bei den Zugaben griff er auf seine Glanzstükke wie "Granada" zurück und begeisterte damit seine Anhänger, die bereits die Bühne umringten. Mit dem Trinklied aus "La Traviata", aber ohne persönlichen Gruß, verabschiedeten sich Carreras und Baltsa von ihrem Publikum, das ihnen stehend noch lange Beifall spendete. dpa
Verbitterung, ja, Haß schlugen UN- Generalsekretär Butros Ghali bei seinem ersten Besuch in Sarajewo entgegen. Gewiß, es waren nur ein paar Dutzend Demonstranten, die dem ägyptischen Diplomaten mit Pfiffen und Sprechchören einen wenig freundlichen Empfang bereiteten. Auch mag stimmen, daß die Aktion "organisiert" war, wie in der Umgebung Ghalis vermutet wird. Dennoch war die Botschaft der Protestierenden klar: Wie lange muß das Leiden in der seit neun Monaten belagerten Stadt noch weitergehen, bevor etwas geschieht?
Bei einer Pressekonferenz schleuderte eine junge Reporterin von Radio Sarajewo dem Generalsekretär die Anklage entgegen: "Auch Sie sind verantwortlich für jeden einzelnen verwundeten Mann, jede vergewaltigte Frau und jedes ermordete Kind." Und ironisch fügte sie hinzu: "Wieviel mehr Opfer braucht es, damit Sie etwas tun? Sind mehr als 12 000 genug, wollen Sie 15 000 oder 30 000, wäre eine Million für Sie genug, um etwas zu tun?" Unverblümte Kritik bekam Ghali auch bei seinem Treffen mit dem Vizepräsidenten Bosnien-Herzegowinas, Ejup Ganic, zu hören. Er sagte, jeder Besuch eines "Würdenträgers" in der umkämpften Stadt habe Hoffnungen geweckt, aber danach sei alles nur noch schlimmer geworden. Die Maßnahmen der UN hätten bisher nur wenig Wirkung gezeigt. Sarajewo sei zu einem großen "Konzentrationslager" geworden, "in dem die Menschen langsam sterben".
Der Generalsekretär seinerseits beschwor in Sarajewo immer wieder den Frieden, den er für 1993 erwartet. Zwar sei die "Frustration" der Bevölkerung begreiflich, aber nur durch Verhandlungen lasse sich in Bosnien-Herzegowina eine Lösung erreichen. Allerdings seien dafür "Geduld und Ausdauer" nötig.
"Es gibt keinen anderen Weg für Sie, als mit Ihrem Feind zu sprechen", sagte der Generalsekretär in der Presse- konferenz. Außerdem sei die Situation in Sarajewo noch besser als "an zehn anderen Plätzen auf der Welt", wo es sehr viel mehr Probleme gebe. Wenigstens seien in der Stadt die UN präsent und ein Friedensprozeß in Gang gesetzt.
Ein Komitee von etwa 100 Einwohnern Sarajewos veröffentlichte am Vorabend des Besuchs von Ghali, der vor allem dem dort stationierten UN-Personal galt, einen offenen Brief. Darin heißt es: "Sie sollten wissen, daß Hunderttausende von Granaten, Hunger und Kälte Kinder und Erwachsene Sarajewos getötet haben und immer noch töten. Aber sie haben es nicht geschafft, uns unserer Würde und unserer Selbstachtung zu berauben. Deshalb brauchen wir Ihren Besuch nicht."
ARNO MAYER (dpa)
JERUSALEM, 1. Januar (dpa). Zehn der 415 Palästinenser, die Israel vor zwei Wochen ins Niemandsland in Südlibanon abgeschoben hat, dürfen am Sonntag zu ihren Familien in den israelisch besetzten Gebieten zurückkehren. Das teilte nach einer Meldung des israelischen Rundfunks vom Freitag ein Rotkreuz- Vertreter den Familien mit. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) will die Rückkehr der zehn organisieren. Israel und Libanon hatten sich bis Freitag aber noch nicht auf die Modalitäten geeinigt. Israel hatte eingeräumt, die Männer aufgrund von Verwechslungen irrtümlich deportiert zu haben.
Die Abgeschobenen, mehrere unter ihnen inzwischen schwer erkrankt, verbrachten die Neujahrsnacht wiederum bei Schnee und klirrender Kälte in ihrem provisorischen Zeltlager. "Unser einziger Wunsch für 1993 ist, zurückzukehren und mit unseren Familien vereinigt zu werden", sagte einer von ihnen.
Israel wie Libanon lehnen es weiter ab, die Abgeschobenen versorgen zu lassen. Einen Rotkreuz-Konvoi von Süden will Israel nur erlauben, wenn anschließend Libanon die Versorgung übernimmt. Beirut sieht die Abgeschobenen als ausschließlich israelisches Problem. "Der Ursprung dieser menschlichen Tragödie ist die Abschiebung, die von Israel ausgelöst wurde", sagte Regierungschef Rafik Hariri. Die harte Haltung der israelischen Regierung wird von der Öffentlichkeit mehrheitlich unterstützt. Nach einer Umfrage, die die Zeitung Jediot Aharonot veröffentlichte, billigen 68 Prozent der Israelis die Entscheidung, die Bitte des IKRK um eine einseitige humanitäre Geste zurückzuweisen. Der Oberste Gerichtshof in Jerusalem will am Sonntag über Anträge entscheiden, ob die Regierung nicht doch gezwungen werden kann, einen Rotkreuz-Konvoi zu gestatten.
Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin sagte im Armeerundfunk, die Deportierten könnten in neun Monaten zurückkehren, wenn die Palästinenser ihren Aufstand Intifada beendeten und "Gewalt und Terror" absagten. Dies müßten auch die führenden Persönlichkeiten der PLO und der fundamentalistischen Bewegung Hamas versprechen. Sprecher der Palästinenser wiesen den Vorschlag zurück.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO steht nach den Worten ihres Vorsitzenden Yassir Arafat trotz der Abschiebung weiterhin zum Nahost-Friedensprozeß. "Wir werden davon nicht abgehen", sagte Arafat dem Pariser Nachrichtenmagazin Express. Allerdings sei es unvorstellbar, die Gespräche fortzusetzen, solange die Ausgewiesenen nicht das Recht zur Heimkehr hätten.
WIEN. Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker rief nicht nur wie alljährlich die Zuschauer in dem mit einem Blumenmeer geschmückten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins zu Beifallstürmen hin, sondern wird in Wien auch als Kulturbotschaft Österreichs verstanden. Viele Millionen Menschen in aller Welt sahen das von mehr als 30 TV-Anstalten ausgestrahlte Konzert. Es schloß diesmal auch die Feiern zum 150. Jahresjubiläum der Gründung des berühmten Orchesters ab. Gleichzeitig wurde es zum 35. Mal im Fernsehen ausgestrahlt. Überdies wurde es zum ersten Mal von Riccardo Muti geleitet, der sich damit in die Nachfolge von Clemens Krauss, Lorin Maazel, Claudio Abbado, Zubin Mehta und Carlos Kleiber begab. Muti stellte kaum bekannte Werke von Johann Strauß Vater und Strauß in den Mittelpunkt des Konzerts, doch fehlten auch populäre Walzer und Polkas nicht. dpa
BIATHLON MIXED-WETTKAMPF "World Team Challenge" in Ruhpolding: 1. Disl/Steinigen (Moosham/ Ruhpolding), 2. Adamickova/Holubec (Tschechei), 3. Schaaf/Fischer (Willingen/Ruhpoldng), 4. Schylander/Löfgren (Schweden).
PRAG/BRATISLAVA, 1. Januar (dpa). In der Neujahrsnacht hat die Tschechoslowakei nach 74 Jahren aufgehört zu existieren. Aus ihr gingen zwei neue Staaten, die Tschechische Republik und die Slowakische Republik, hervor. Die Regierungschefs, der Tscheche Vaclav Klaus und sein slowakischer Amtskollege Vladimir Meciar, kündigten am Freitag eine enge Zusammenarbeit an.
Bundespräsident Richard von Weizsäkker teilte in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an Klaus und Meciar mit, die Bundesrepublik sei bereit, mit beiden Ländern diplomatische Beziehungen aufzunehmen und ihre Bemühungen zum Beitritt in die EG zu unterstützen, teilte. Bundesaußenminister Klaus Kinkel bedauerte die Teilung der CSFR, lobte aber zugleich die friedfertige Art und Weise der Trennung als vorbildlich.
(Kommentar und Bericht Seite 3)
SKI NORDISCH VIER-SCHANZEN-TOURNEE, 2. Springen in Garmisch-Partenkirchen: 1. Kasai (Japan) 220,8 Punkte (108,5/97,5 m); 2. Weissflog (Oberwiesenthal) 219,4 (104,0/98,5); 3. Goldberger (Österreich) 216,5 (100,5/101,0); 4. Lunardi (Italien) 211,1 (105,0/95,5); 5. Rathmayr (Österreich) 210,8 (100,0/98,5); 6. Scherer (Rohrhardsberg) 209,3 (104,0/94,5); 7. Zupan (Slowenien) 207,6 (100,0/98,0); 8. Hakala (Finnland) 207,0 (99,5/97,0); 9. Harada (Japan) 204,7 (95,5/99,0); 10. Haim (Österreich) 203,9 (99,0/96,0); 11. Vettori (Österreich) 201,8 (95,5/98,0); 12. Kuttin (Österreich) 198,7 (96,5/95,5); 13. Sakala (Tschechei) 197,5 (102,0/89,5); 14. Wangler (Breitenau) 196,8 (99,5/94,0); 15. Essin (Rußland) 196,7 (95,0/97,0); ... 19. Siegmund (Oberhof) 195,8 (100,5/90,5); 32. Duffner (Schönwald) 178,8 (97,0/86,5); 33. Thoma (Hinterzarten) 177,7 (97,5/87,0); 34. Noelke 164,9 (101,5/76,0); 35. Meinel (Aschberg-Mühlleiten) 100,7 (97,5); 36. Hannawald (Hinterzarten) 95,9 (95,5); 54. Rene Rosenbaum (Oberwiesenthal) 78,7 (87,5); 59. Briest (Oberstdorf) 70,8 (84,0).
Ski nordisch/Springen Tourneewertung nach dem 2. Springen: 1. Goldberger 453,9 Punkte; 2. Kasai 451,1; 3. Weißflog 437,7; 4. Rathmayr 433,3; 5. Harada 433,0; 6. Zupan 419,6; 7. Duffner 416,5; 8. Sakala 416,2; 9. Haim 412,7; 10. Hakala 411,9; . . . 15. Scherer 394,4; 20. Siegmund 384,3; 23. Thoma 381,5; 31. Wangler 282,6; 39. Noelke 256,5; 42. Meinel 189,9.
Weltcupstand, Einzelwertung: 1, Rathmayr 132 Punkte; 2. Goldberger 67; 3. Duffner und Kasai je 51; 5. Martin Höllwarth (Österreich) 47; 6. Steve Delaup (Frankreich) und Björn Myrbakken (Norwegen) je 43; 8. Lasse Ottesen (Norwegen) 39; 9. Akira Higashi (Japan) 37; 10. Sakala 35; 11. Weißflog 33; . . . 26. Scherer 10; 36. Wangler 2.
Volleyball-Zweitligist Schweriner SC bezwang am Freitag im Halbfinale des DVV-Pokals den Erstliga-Spitzenreiter SV Bayer Wuppertal mit 3:1 (15:8, 13:15, 15:8, 17:16) und steht damit im Finale. Gegner und zugleich Gastgeber der Mecklenburger ist am Sonntag der Deutsche Meister Moerser SC.
NEW YORK, 1. Januar (AFP). Brasilien, Spanien, Neuseeland, Pakistan und Dschibuti sind seit Freitag nichtständige Mitglieder im UN-Sicherheitsrat. Die fünf Staaten lösen Ecuador, Belgien, Österreich, Indien und Simbabwe ab, die die Sitze in den vergangenen zwei Jahren innehatten.Öfter Krebs nach Spätgeburt
LONDON, 1. Januar (AFP). Frauen, die im Alter von über 40 Jahren ihr letztes Kind gebären, gehen nach einer britischen Studie ein doppelt so hohes Brustkrebsrisiko ein wie Mütter, die noch vor dem 30. Lebensjahr zum letzten Mal schwanger werden. Das ist das Forschungsergebnis von Wissenschaftlern an der Hochschule für Hygiene und Tropenmedizin in London, über das am Freitag die britische Medizinerzeitschrift The Lancet berichtete. Grundlage der Studie sind die Fälle von 1018 Brasilianerinnen, von denen die Hälfte an Brustkrebs erkrankt war. Demnach steigt das Brustkrebsrisiko bei Frauen, die ihr letztes Kind im Alter von über 28 Jahren bekommen, mit zunehmendem Alter stetig an. Ältere Studien hatten einen Zusammenhang zwischen der Krebserkrankung und dem Alter der Mutter bei ihrer ersten Schwangerschaft festgestellt.
WASHINGTON, 1. Januar (AFP). Trotz eines schwachen Rückgangs der Mordrate in New York und Washington im vergangenen Jahr ist die Zahl der absichtlichen Tötungen in den USA 1992 insgesamt leicht gestiegen. Das geht aus einer am Donnerstag in der US-Hauptstadt veröffentlichten Statistik hervor, die sich auf die Zahlen aus einem Dutzend US- amerikanischer Großstädte stützt. Erhebliche Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr, als in den USA mit 26 250 registrierten Morden eine traurige Rekordzahl erreicht wurde, gab es nicht.
Während Washington, New York und Miami weniger Morde verzeichneten, stieg die Zahl in Los Angeles mit 1063 bis zum 21. Dezember um 42 im Vergleich zum Vorjahr an, ebenso in Baltimore, wo 333 Menschen ermordet wurden.
PHNOM PENH, 1. Januar (AFP). Nach dem mehrstündigen Beschuß von Mitgliedern der UN-Übergangsverwaltung in Kambodscha (UNTAC) beriet man bei den Vereinten Nationen am Freitag, wie auf die zunehmende Behinderung der UN-Mitarbeiter in dem ehemaligen Bürgerkriegsland reagiert werden könnte. Experten in Phnom Penh warnten davor, daß die Lage für die UNTAC für den Fall, daß Gegenmaßnahmen ergriffen würden, nur noch schwieriger werden könnte. Am Donnerstag abend waren 45 UNTAC-Mitglieder unverletzt von ihrem Stützpunkt im Nordwesten des Landes evakuiert worden, wo sie von den Roten Khmer fast den ganzen Tag über unter Beschuß genommen worden waren.
Nach UN-Angaben setzte der Beschuß des Stützpunktes Svay Leu, rund 50 Kilometer nördlich von Siem Reap, nach der Evakuierung aus, was ein Beweis dafür sei, daß der Angriff gezielt auf die UN- Mitarbeiter gerichtet gewesen sei. In dem Dorf Svay Leu hielten sich zu dem Zeitpunkt 27 bangladeschische Soldaten, neun Wahlbeobachter, vier Polizisten, zwei Militärbeobachter, ein Übersetzer und ein Melder der UN auf. UN-Sprecher Eric Falt sprach von einer "bedeutsamen Entwicklung", da es sich um den ersten direkten Angriff auf UN-Vertreter handele.
Am Donnerstag waren Sanktionen der UN gegen die Roten Khmer in Kraft getreten, da sie sich weigern, im Rahmen des Friedensprozesses in Kambodscha ihre Waffen abzugeben. Falt wollte nicht zu einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Angriff und den Sanktionen Stellung nehmen. Ein UN-Beobachter aus den USA erklärte jedoch, die Verbindung zwischen den Strafmaßnahmen und der Attacke seien offensichtlich. Mit dem Verbot, Edelhölzer zu exportieren, seien die Roten Khmer in eine Ecke gedrängt worden: "Da ist es nicht überraschend für mich, wenn sie jetzt kämpfen."
Seit ihrer Stationierung wurden UN- Hubschrauber schon 23mal unter Beschuß genommen. Die Verantwortung dafür wird mehreren Gruppierungen zugeschoben, darunter auch den Roten Khmer. Im Dezember hatten die Roten Khmer UN-Beobachter entführt.
PANAMA, 1. Januar (AFP). Wegen der Ermordung eines niederländischen Priesters ist ein panamaischer Soldat am Donnerstag zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht in Chiriqui befand den Soldaten für schuldig, den Priester Nicolas van Kleef am Tag der Parlamentswahlen vom 7. Mai 1989 in den Kopf geschossen zu haben.
Die Umstände des Vorfalls konnten nicht vollständig geklärt werden. Augenzeugen sagten aus, der Soldat eines vom damaligen Militärmachthaber General Manuel Antonio Noriega geschaffenen Elitebataillons habe den im Rollstuhl sitzenden Priester festgenommen und einen Schuß auf ihn abgefeuert. Wegen der Verschleppung des kolumbianischen Priesters Hector Gallego im Juni 1971 sollen in den kommenden Tagen mehrere Militärs, unter ihnen ein Oberst, vor Gericht gestellt werden.
MEDELLIN, 1. Januar (AFP). In Kolumbien ist ein führendes Mitglied des Rauschgiftkartells von Medellin gefaßt worden. Die Polizei nahm John Jairo Posada nach eigenen Angaben am Donnerstag in einem vornehmen Viertel der nordwestkolumbianischen Stadt Medellin fest. Dem Rauschgiftboß wird unter anderem vorgeworfen, die Attentate mit Autobomben organisiert zu haben, bei denen seit Ende Oktober in Medellin 68 Polizisten getötet wurden. Bei Posada, der bei seiner Festnahme keinen Widerstand leistete, wurden zahlreiche Waffen und Munition sichergestellt.
Der Chef des Medellin-Drogenkartells, Pablo Escobar, ist nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis im Juli des vergangenen Jahres nach wie vor flüchtig.
KAISERSLAUTERN, 1. Januar (AFP). Bei einer Massenschlägerei zwischen Rockern und Skinheads in Kaiserslautern sind in der Nacht zum Freitag zehn Menschen verletzt worden, einige schwer. Wie die Polizei mitteilte, war eine mit Schreckschußpistolen bewaffnete Gruppe von Rockern in ein von Skinheads bevorzugtes Lokal eingedrungen. Sie zerstörten die Eingangstür und Fensterscheiben und verprügelten mehrere Personen. Daraus entwickelte sich eine Straßenschlacht zwischen etwa 50 Skinheads und Rockern. Die Skinheads verwüsteten anschließend ein benachbartes Lokal, das als Treffpunkt der Rocker gilt. Polizisten mit Hunden konnten die Schlägerei nach etwa zwei Stunden beenden. AFP
MOGADISCHU, 1. Januar (AFP/Reuter/AP). Schwere Gefechte im Norden Mogadischus haben US-Präsident George Bush nicht davon abgehalten, seinen Besuch zum Jahreswechsel im vom Bürgerkrieg zerstörten Somalia fortzusetzen. Nach einer Nacht auf dem Hubschrauberträger "Tripoli" reiste Bush am Freitag nach Baidoa, der "Stadt des Todes", 230 Kilometer westlich der Hauptstadt, wo er ein Waisenhaus besuchte. Anschließend nahm er das Neujahrsessen mit US-Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Bali Dogle ein, 100 Kilometer nordwestlich von Mogadischu.
Während seines 35minütigen Besuchs im Waisenhaus von Baidoa versprach Bush, die USA würden die Somalier nicht "im Stich lassen": "Wir werden unsere Aufgabe erfüllen und es wird eine Folge- Stationierung mit friedenserhaltenden Truppen geben. Wir sind jetzt die Friedensstifter", sagte der Präsident, der eine Tarnjacke der Armee und eine Baseballmütze trug. Auf die Frage, wie lange die Truppen in Somalia bleiben würden, antwortete er nicht. Sein Sprecher Marlin Fitzwater sagte, daß einige Soldaten bereits vor Ablauf von Bushs Amtszeit am 20. Januar abgezogen würden.
Auf dem Höhepunkt der Hungerkatastrophe waren in dem Waisenhaus in Baidoa, in dem 800 Kinder untergebracht sind, zehn bis 15 Kinder täglich verhungert. Nach Angaben der Mitarbeiter humanitärer Organisationen stirbt jetzt nur noch alle paar Tage ein Kind an den Folgen der Unterernährung. Von den Erwachsenen stürben in der Stadt jetzt "nur" noch 50 Menschen, vor Ankunft der US-Truppen seien es über 300 gewesen.
Mehrere hundert Menschen hatten die vom Krieg verwüsteteStraße vom Flugplatz zu dem Waisenhaus in Baidoa gesäumt. Sie riefen "Willkommen, Bush!" und schwenkten farbenprächtige Bougainvillea-Zweige.
Die Kinder des Waisenhauses begrüßten dann den Besucher mit Händeklatschen und Gesang. Bush lächelte, winkte, schnitt Grimassen, posierte für die Kameras, hob Kinder in die Höhe, umarmte eines und schüttelte Hände. Er besichtigte auch die Intensivabteilung, wo halbverhungerte Kinder gepflegt werden.
In der US-Botschaft in Mogadischu hatte Bush am Donnerstag vor Hunderten US-Soldaten die "bedeutsame neue Rolle" der US-Armee gewürdigt. Er sei "sehr stolz" auf die "humanitäre Anstrengung", die die USA in Somalia unternähmen, erklärte der Präsident und dankte den Truppen für den "Sachverstand" und das "Engagement", mit dem sie ihre Aufgabe in Somalia erfüllten. Zugleich verwies er darauf, daß zum ersten Mal US- Verbände in solch hoher Zahl für eine rein humanitären Aufgabe entsandt worden seien. Im Rahmen der von den UN beschlossenen Operation "Neue Hoffnung" sind mittlerweile über 20 000 US- Soldaten im Einsatz. Die übrigen 3000 Soldaten und Experten der UN-Operation haben unter anderem Frankreich und Großbritannien bereitgestellt.
Nach der Rede in der US-Botschaft besuchte Bush am Donnerstag das Versorgungszentrum des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Afgoya, 40 Kilometer westlich von Mogadischu. Ein Treffen mit somalischen Politikern stand nicht auf dem Programm, da der Präsident ein Land "ohne Staat" besuche, in dem es keine "legitimen Gesprächspartner" gebe. Es war das erste Mal, daß ein US-Präsident ein anderes Land besucht, ohne mit Vertretern der Regierung oder lokaler Behörden zusammenzukommen. Die beiden Rebellenführer Mohammed Aidid und Ali Mahdi, die sich am Montag versöhnt hatten, hatten auf ein Händeschütteln mit dem Präsidenten gehofft.
Dennoch schlug Bush auch eine Welle der Dankbarkeit von Politikern entgegen. "Wir sind sehr glücklich, einen solch großen Staatsmann hier willkommenheißen zu können", sagte der amtierende Regionalgouverneur Mohamed Aden Ali. "Wir werden niemals vergessen, was die Amerikaner hier getan haben - niemals".
JERUSALEM, 1. Januar (AFP). Seit Beginn der jüngsten Einwanderungswelle im Dezember 1989 sind 400 455 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion in Israel eingetroffen. Wie die Jüdische Agentur am Freitag meldete, kamen im vergangenen Jahr 76 000 Immigranten in Israel an, davon fast 64 000 aus den Nachfolgestaaten der UdSSR. 1991 waren 170 000 Juden nach Israel ausgewandert, davon 145 000 aus der Ex-Sowjetunion. Den größten Ansturm von jüdischen Einwanderern aus der UdSSR gab es im Dezember 1990, als innerhalb eines Monats 36 625 Menschen eintrafen. Die wenigsten Einwanderungswilligen gab es im Mai 1992, als sich nur 3361 Juden bei den Behörden meldeten. Für 1993 werden 110 000 Immigranten erwartet, davon 100 000 aus der Ex-UdSSR.
FRANKFURT A. M. Während der Landwirt von heute die Meteorologen befragen kann, wenn er mehr als nur eine kurzfristige Wettervorhersage braucht, war sein bäuerlicher Vorfahr auf oft einander widersprechende Regeln, Sprüche und die Gunst der Kalenderheiligen angewiesen. Zu den wichtigsten Lostagen, die über das künftige Wetter und den zu erwartenden Ernteerfolg entscheiden sollten, zählten für die Bauern von einst im Januar neben dem Neujahrstag und Dreikönig am 6. Januar die Tage vom 20. bis zum 22. Januar und der Gedenktag "Pauli Bekehr" am 25. des Monats.
Wenn nach den Weihnachtsfeiertagen wieder an die Arbeit gegangen werden konnte, wurde der heilige Erhard (8. Januar) bemüht: "Sankt Erhard mit der Hack' steckt die Feiertage in den Sack." Und später zum Wetter der heilige Antonius: Wenn am 17. Januar "die Luft ist klar, so gibt es ein trockenes Jahr" oder "Sankt Antonius mit dem weißen Bart, wenn er nicht regnet, er doch mit Schnee nicht spart". Doch läßt der fromme Mann durchaus auch hoffen: "Große Kälte am Antonitag nicht lange dauern mag."
Hoffnung ebenso, wenn dem ersten Tag des neuen Jahres das Morgenrot fehlte. Denn dann bleiben "Unwetter und große Plag'" fern. Andererseits kann ein schöner 1. Januar ein fruchtbares Jahr bedeuten. Ist die Neujahrsnacht unruhig, wird das Jahr stürmisch, bleibt sie mild und windstill, kommt ein mildes Jahr. Ist es zu Neujahr windig, reift reichlich Obst. Kommt die Tageshelle am Neujahrsmorgen schnell, ist ein gutes Jahr zu erwarten. Schneit's, dann gibt es viele Bienenschwärme.
Für den Verlauf des Winters gilt Dreikönig, der 6. Januar, als wichtigster Lostag: "Ist bis Dreikönig kein Winter - folgt keiner mehr dahinter." Ist dagegen "Heilig Drei König sonnig und still, der Winter vor Ostern nicht weichen will."
In der vierten Januarwoche mit den Heiligen Agnes und Vinzentius (21. und 22. Januar) wurden, so wollten die Bauernregeln wissen, bereits die Weichen für die künftige Ernte gestellt. Während reichlich Schnee zu Sankt Vinzentius viel Heu und Klee verheißt, deutet Sonnenschein auf reichlich Korn und Wein. Die heilige Agnes ist indes für die Frucht zuständig: "Scheint Sonne am Sankt- Agnes-Tag, die Frucht wurmstichig werden mag. Ziehen Wolken über den Grund, bleibt die Ernte stets gesund."
Zu Pauli Bekehr (25. Januar) soll der Winter endlich "halb hin und halb her" sein. Ungeduld der Menschen verrät der Spruch: "Pauli bekehr dich, Winter scher dich!" Dazu die erste Prognose für das kommende Frühjahr: "Ist zu Pauli Bekehr das Wetter schön, wird man ein gutes Frühjahr seh'n. Ist's an diesem Tage schlecht, dann kommt es spät als fauler Knecht." HEIKE MICHEL (dpa)
EISHOCKEY OBERLIGA-ENDRUNDE: ESC Wedemark - ESC Wolfsburg 8:3, Herforder EG - Schalker Haie 6:1.
FRANKFURT A. M. Friedlich haben die Hessen bei klirrender Kälte den Start in das Jahr 1993 gefeiert. Leuchtraketen und Knaller richteten allerdings auch in diesem Jahr Schaden an - mindestens 15 Menschen wurden in verschiedenen Städten verletzt. Die Feuerwehren hatten alle Hände voll zu tun.
In Südhessen entstand bei 15 Bränden ein Sachschaden von insgesamt rund zwei Millionen Mark. Ursachen der Feuer waren nach Angaben des Regierungspräsidiums in Darmstadt Feuerwerkskörper und übermäßiger Alkoholgenuß.
In Wiesbaden-Delkenheim wurde beim Brand des Dachgeschosses eines Mehrfamilienhauses mit 16 Wohnungen ein Schaden von 750 000 Mark angerichtet. Alle Bewohner des Hauses mußten evakuiert werden, verletzt wurde niemand.
In Gründau-Breitenborn (Main-Kinzig- Kreis) entstand Schaden in Höhe von 150 000 Mark, als ein Asylbewerberheim brannte. Nach Ermittlungen der Polizei hatte vermutlich ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst. Die 40 Flüchtlinge blieben unverletzt und wurden in anderen Heimen untergebracht. In Maintal- Dörnigheim brannte ein Firmengebäude teilweise ab. Die Polizei schätzte den Sachschaden auf 100 000 Mark. lhe
ELTVILLE. Zum Jahresausklang sind in Hessen zwei Eisweine gelesen worden. Bei minus zehn Grad Celsius seien am Silvestermorgen bei Rauenthal (Rheingau-Taunus-Kreis) rund 300 Liter der Lage Baiken mit einem Mostgewicht von 170 Grad Öchsle gelesen worden, berichtete der Direktor der hessischen Staatsweingüter, Rowald Hepp, am Freitag. Bei Hochheim (Main-Taunus-Kreis) wurden rund 300 Liter der Lage Domdechaney mit 140 Grad Öchsle bei minus acht Grad gelesen. Hepp bezifferte die Kosten des Eisweins auf mindestens 250 Mark pro Flasche. lhe
WIEBELSBACH. Ein mit einer Pistole bewaffneter Räuber hat am Silvestertag bei einem Überfall auf die Poststelle in Wiebelsbach, einem Ortsteil von Groß- Umstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg), rund 30 000 Mark erbeutet. Als die 21jährige Postbedienstete morgens ihr Büro öffnete, zwang der mit einem schwarzen Schal und einer Sonnenbrille maskierte Täter durch Waffengewalt, den Panzerschrank aufzuschließen.
Wie die Polizei in Darmstadt am Freitag berichtete, hatte der 25 bis 30 Jahre alte Mann das Geld in seine Manteltaschen gestopft und war anschließend zu Fuß geflüchtet. Die sofort eingeleitete Fahndung war ohne Erfolg. lhe
OBER-RAMSTADT. Mit einem Fleischermesser hat sich ein 29jähriger in Ober-Ramstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) gegen die Kündigung seines Wohnheimplatzes zur Wehr gesetzt. Als ihm der Leiter des Heims am Silvesterabend seine Kündigung aushändigte, habe er die Waffe gezückt und den 39jährigen in den Rücken zu stechen versucht, berichtete die Darmstädter Polizei am Freitag.
Der Heimleiter habe dem Stich noch ausweichen können und sei nur an der linken Schulter leicht verletzt worden. Andere Bewohner kamen ihm zu Hilfe, so die Polizei. Der 29jährige wurde von der Kripo vernommen und ist wieder auf freiem Fuß. lhe
OFFENBACH. Einen bewußtlosen 28jährigen Pakistani aus Offenbach hat die Polizei am Neujahrsmorgen im Graben an der Autobahn Frankfurt-Darmstadt in seinem Auto gefunden. Seine schweren Kopfverletzungen seien offenbar nicht von einem Verkehrsunfall, sondern von Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand verursacht worden, teilte das Polizeipräsidium Darmstadt am Freitag mit.
Der Mann sei inzwischen außer Lebensgefahr, habe jedoch noch nicht vernommen werden können. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen einer möglichen Straftat. lhe
HANAU. Hessen verfügt seit dem Neujahrstag über ein flächendeckendes Netz von Rettungsleitstellen. Als letzter von 21 Landkreisen nahm zum Jahreswechsel der Main-Kinzig-Kreis eine neue zentrale Rettungsleitstelle mit Sitz in Hanau in Betrieb. Gleichzeitig wurden die Leitstellen des Deutschen Roten Kreuzes in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern sowie bei der Feuerwehr Hanau geschlossen.
Über Gleichwellenfunk koordinieren jetzt 13 Sachbearbeiter rund um die Uhr alle Einsätze der Hilfsorganisationen sowie der 150 Feuerwehren in dem bevölkerungsreichsten Landkreis.
Eine solche Zusammenlegung sieht das hessische Rettungsdienstgesetze vor, das vor zwei Jahren neugefaßt worden war. In der Neujahrsnacht bestand die neue Leitstelle bereits ihre erste "Feuerprobe", als zwei Großbrände und rund fünfzig Notfalleinsätze kurz hintereinander gemeldet wurden. "Wir waren völlig ausgelastet", berichtete ein Sachbearbeiter auf Anfrage. lhe
FRANKFURT A. M. Leichtsinniger Umgang mit Knallern und Feuerwerksraketen hat in der Silvesternacht viele Feuerwehren in Atem gehalten. Bei Bränden, die größtenteils auf das Konto von Feuerwerkskörpern gingen, wurden nach Angaben der Polizei mindestens 19 Menschen verletzt. In Südhessen beläuft sich der Schaden auf mehr als 2,3 Millionen Mark.
In Wiesbaden-Delkenheim entstand beim Brand des Dachgeschosses eines Mehrfamilienhauses mit 16 Wohnungen ein Schaden von 750 000 Mark. Alle Bewohner mußten evakuiert werden. In Gründau-Breitenborn (Main-Kinzig- Kreis) entstand 150 000 Mark Schaden beim Brand eines Asylbewerberheims. Nach Angaben der Polizei hatte vermutlich ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst. Die 40 Flüchtlinge blieben unverletzt und wurden in anderen Heimen untergebracht. In Maintal-Dörnigheim brannte ein Firmengebäude teilweise ab.
Im Kreis Offenbach wurden bei Wohnungsbränden insgesamt vier Menschen verletzt. Bei den Feuern in Langen sowie in Offenbach entstand ein Sachschaden von 190 000 Mark. Bei dem Brand in Langen hatten Einbrecher das Feuer gelegt.
Bei einem Feuer in Offenbach wurden eine 35jährige sowie ihre beiden sieben und zwei Jahre alten Kinder schwer verletzt: Sie erlitten Rauchvergiftungen. lhe
FREETOWN, 1. Januar (Reuter). Bis zu 26 angebliche Putschisten sind im westafrikanischen Sierra Leone offenbar hingerichtet worden. Diplomaten gingen davon aus, daß die Urteile durch Erschießung vollstreckt wurden. Der staatliche Rundfunk hatte nur die Todesurteile gemeldet, darunter gegen den ehemaligen Polizeichef des Landes und einen der ranghöchsten Offiziere der Armee.
MOGADISCHU, 1. Januar (Reuter). Die Kämpfe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu gingen auch am Freitag weiter. Augenzeugen zufolge wurde in den nordwestlichen Außenbezirken aus Maschinengewehren und halbautomatischen Waffen geschossen. Rund 100 Somalier mit Gewehren und Granatwerfern hätten gegen Mittag eine Straßenkreuzung gestürmt. Bei stundenlangen Gefechten in der Nacht mit Artillerie und Mörsern waren nach Angaben eines Vertrauten von Clan-Chef Mohamed Farah Aidid mindestens 17 Somalier getötet und 25 verletzte worden. Die alliierten Truppen hätten nicht eingegriffen, weil sie nicht in die Gefechte verwickelt gewesen seien, teilte der Sprecher der US-Truppen, Oberst Michael Hagee, mit. US-Präsident George Bush, der sich zum Jahreswechsel in Somalia aufhielt, hatte die Nacht auf einem US-Kriegsschiff verbracht.
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) erstreckten sich die nächtlichen Kämpfe auch auf die Umgebung des Haupthafens von Mogadischu. Besonders im Norden der Stadt habe sich die Sicherheitslage verschlechtert, sagte UN- Sprecher Faruk Mawlawi. Nach Angaben von Einwohnern griffen Anhänger des lose mit Aidid verbündeten Suleiman-Clans Mitglieder des Murasde-Clans an, der mit Ali Mahdi verbündet ist.
US-Oberst Hagee teilte in Mogadischu mit, die US-Truppen würden Ende Januar mit dem Rückzug aus Somalia beginnen. Dagegen warnte der Kommandeur der französischen Truppen in Somalia, General René Delhome, vor einem vorschnellen Abzug. Im französischen Rundfunk sagte er, die Gewalt könne wieder aufflammen, wenn man die Ergebnisse der jetzigen Hilfsaktion nicht konsolidiere.
Die 2000 französischen Soldaten im Gebiet von Hoddur nahe der äthiopischen Grenze konzentrierten sich vorerst darauf, "den Personen- und Warenverkehr wiederherzustellen" und die Gegend von Minen und Munition zu säubern, sagte Delhome. Allein am Mittwoch seien 900 Kilogramm Granaten, Kleinraketen und Minen gesprengt worden.
(Weiterer Bericht Seite 2)
FRANKFURT A. M., 1. Januar (AP). Bunt wie nie zuvor ist in Deutschland das Jahr 1993 begrüßt worden. Sternenklarer Himmel und klirrende Kälte sorgten an Silvester dafür, daß ein farbenfrohes Feuerwerk das Firmament erhellte. Mindestens 140 Millionen Mark kostete das Spektakel in der Neujahrsnacht. Die Vorliebe galt diesmal mehr märchenhaft sprühenden Raketen und bengalischen Feuern als den lauten Böllern und Krachern. Mit einem großen Fest begrüßten knapp 20 000 Menschen an der deutsch- französischen Grenze bei Saarbrücken das am 1. Januar beginnende neue Europa ohne Grenzen.
Bei Bränden und Unfällen im Zusammenhang mit unsachgemäßem Hantieren mit dem Feuerwerk kam mindestens eine Frau ums Leben, zahlreiche Personen wurden verletzt. Insgesamt meldeten Polizeistationen jedoch eine im Vergleich zu den Vorjahren ruhige Neujahrsnacht. Hunderttausende von Urlaubern verbrachten den Jahreswechsel in den Bergen. Am Neujahrstag fanden sie jedoch gute Wintersportbedingungen meist erst oberhalb 1500 Meter. Die Temperaturen waren in der Nacht gebietsweise auf Werte bis zu minus 15 Grad gesunken.
Von Europaverdrossenheit war trotz eisiger Kälte am saarländischen Grenzübergang "Goldene Bremm" nichts zu spüren. Das glanzvolle Spektakel aus Feuerwerk, Lasershow und Wasserfontänen wurde live vom französischen Fernsehen übertragen, die ARD schaltete sich kurz nach Mitternacht dazu. Bereits am frühen Abend hatten Bürgermeister aus beiden Ländern die alten Grenzbefestigungen an der Bundesstraße 41 mit Pflanzen begrünt.
Am Dreiländereck weiter nördlich fand ebenfalls eine symbolträchtige Zeremonie statt: In der überfüllten Kirche der Gemeinde Perl feierte der Luxemburger Erzbischof Fernand Franck zusammen mit dem Bischof von Trier, Hermann Josef Spital, und dem Metzer Bischof Pierre Raffin ein Pontifikalamt. Franck rief zu einem offenen Europa und zur Solidarität mit anderen Völkern auf. Neben der Wirtschaft und Politik dürfe nicht die soziale, kulturelle und geistige Dimension des neuen Europa vernachlässigt werden, mahnte der Bischof.
Die friedlichen Feiern wurden von einigen randalierenden Gruppen überschattet, die sich unter anderem in Berlin- Kreuzberg, Rostock, Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) und Mekkenheim bei Bonn Schlägereien lieferten.
Der Versuch von zwölf Studenten aus allen Ländern der Europäischen Gemeinschaft, in der Neujahrsnacht auf dem höchsten Berg Europas, dem Montblanc, die Eröffnung des Europäischen Binnenmarktes zu feiern, scheiterte. Sie mußten 500 Meter unter dem 4807 Meter hohen Gipfel kehrtmachen, weil Sturmböen die Lawinengefahr zu stark erhöhten. Rund 300 000 Menschen feierten auf der Pariser Prachtstraße Champs-Elysees in das neue Jahr hinein. Franzosen und Zehntausende von Touristen aus allen Ländern Europas umarmten sich und stießen mit Champagner auf 1993 an.
Wegen des alljährlich wiederkehrenden Verkehrschaos hatte die Polizei erstmals die breiteste Avenue der Seine-Metropole gesperrt. Weil viele jedoch mit dem Auto die Champs-Elysees erreichen wollten, um Neujahr mit einem Hupkonzert anzukündigen, brach der Verkehr großräumig in den umliegenden Stadtvierteln zusammen. Tragödie in Hongkong
Tragisch endeten die Silvesterfeiern in einem Vergnügungsviertel Hongkongs. Nach Polizeiangaben wurden kurz nach Mitternacht 20 Menschen von einer feiernden Menge zu Tode getrampelt. Drei der fast 80 Verletzten befanden sich am Freitag in einem kritischen Zustand. Zu der Katastrophe kam es, als Tausende aus Bars und Restaurants strömten und viele Gäste auf den von verschüttetem Alkohol nassen Straßen im Viertel Lan Kwai Fong ausrutschten. Gouverneur Chris Patten ordnete eine umgehende Untersuchung an. Unter den Toten befinden sich nach Polizeiangaben 17 Hongkong-Chinesen, ein Japaner sowie zwei Männer aus westlichen Ländern.
NAIROBI, 1. Januar (Reuter/dpa). Drei Tage nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Kenia zeichnete sich am Freitag ein Sieg des bisherigen Staatschefs Daniel arap Moi ab. Seiner regierenden KANU-Partei droht jedoch der Verlust der absoluten Mehrheit im Parlament. Moi hatte den vorliegenden Teilergebnissen zufolge mehr als 500 000 Stimmen Vorsprung vor seinem schärfsten Konkurrenten um die Präsidentschaft, Kenneth Matiba. Die KANU gewann allerdings weniger als die Hälfte der Parlamentssitze, über die bis Freitag schon entschieden war. Mit den Endergebnissen wird in der kommenden Woche gerechnet.
Wie die Wahlkommission mitteilte, wurden 1,7 Millionen Stimmen für Moi ausgezählt. Matiba liege mit 1,2 Millionen Stimmen deutlich zurück. Über die Parlamentssitze sei in 161 der 188 Wahlkreise entschieden. Danach komme Mois KANU auf 77. Auch zahlreiche Minister seiner Regierung verloren ihr Parlamentsmandat. Matiba erklärte, Moi könne das Land nicht ohne Parlamentsmehrheit regieren. Er kündigte zudem ein Mißtrauensvotum an, falls Moi die Wahlen durch Manipulation gewinnen sollte.
Die Opposition und ausländische Beobachter hatten über zahlreiche Unregelmäßigkeiten bei den ersten Mehrparteienwahlen in dem ostafrikanischen Land seit 26 Jahren berichtet. Gegner Mois sprachen von gezieltem Wahlbetrug. Die Opposition warf der Regierung vor, dafür gesorgt zu haben, daß fast alle Wahllokale mit mehrstündiger Verspätung geöffnet hätten. Dadurch sei in Hochburgen der Opposition die Wahlbeteiligung gedrückt worden. Ausländische Wahlbeobachter wollten sich nicht festlegen, ob die Abstimmung wirklich frei und fair war. Es habe eine Reihe von Unregelmäßigkeiten und Manipulationen gegeben, erklärten die zwei größten Beobachterteams von der Organisation des Commonwealth und vom Internationalen Republikanischen Institut (Washington). Es lasse sich aber nicht sagen, ob eine gezielte Wahlfälschung vorgelegen habe, meinten die Beobachter.
Die Regierungspartei KANU erklärte, auch ihre Kandidaten hätten unter Pannen bei der Wahl zu leiden gehabt. Zugleich bot sie Matiba an, künftig mit ihm zusammenzuarbeiten. Dies ist das erste Kooperationsangebot der KANU an die Opposition.
Zum neuen Präsidenten ist nach der Verfassung gewählt, wer insgesamt die meisten Stimmen erhält sowie in zumindest fünf der acht Provinzen auf mehr als 25 Prozent kommt. Diese Regelung benachteiligt die Kandidaten der Opposition, die sich stärker als Moi auf einzelne Hochburgen stützen. Der seit 14 Jahren herrschende Moi hatte den Wahlen erst zugestimmt, nachdem das Ausland Hilfsleistungen von der Demokratisierung abhängig gemacht hatte.
ESSEN, 1. Januar (Reuter). Rund 300 000 Menschen haben nach Angaben der Polizei am Freitag abend in Essen mit einer Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus demonstriert. Die Aktion stand unter dem Motto: "Das Ruhrgebiet sagt Nein!" Aus vielen Städten des Ruhrgebiets strömten die Teilnehmer am Neujahrsabend in die Essener Innenstadt und bildeten mit Kerzen oder Taschenlampen einen symbolischen Ring um Ausländerzentren und einen Behinderten-Treffpunkt. Die Kette führte auch an der alten Synagoge vorbei. Als sich die Kette schloß, läuteten die Glocken zahlreicher Kirchen.
Die Essener Innenstadt mußte zeitweise für den Autoverkehr gesperrt werden. An vielen Bahnhöfen anderer Revierstädte standen Menschen, die in überfüllten S-Bahnen und Zügen nach Essen keinen Platz gefunden hatten.
Initiiert und organisiert worden war die Aktion von sechs jungen Leuten. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau, Weihbischof Franz Grave, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Peter Beier, der DGB-Landesvorsitzende Dieter Mahlberg sowie fast alle Oberbürgermeister der Revier-Städte hatten die Bürger zur Teilnahme aufgerufen.Bei Brand in Heim für Asylbewerber zwei Tote
STUTTGART, 1. Januar (Reuter). Bei einem Brand in einem Asylbewerberheim im baden-württembergischen Bietigheim-Bissingen sind am Freitag zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein weiterer wurde nach Angaben der Polizei schwer verletzt. Der Brand wurde den Angaben zufolge am frühen Abend entdeckt. Die Ursache war zunächst unbekannt. Auch die Toten waren bei Redaktionsschluß noch nicht identifiziert.
Die Berliner Bürger sollen nach dem Willen von Bündnis 90/Grüne über die weitere Bewerbung der Stadt für Olympia 2000 entscheiden. Einen entsprechenden Antrag wird die Fraktion für die erste Sitzung des Abgeordnetenhauses am 11. Januar einbringen. "Ein Projekt von solcher Tragweite darf nicht über die Köpfe der Bevölkerung hinweg geplant und durchgeführt werden", heißt es in der Begründung.
LEICHTATHLETIK SILVESTERLAUF in Sao Paulo über 15 km: Männer: 1. Chimwoyo (Kenia) 44:08 Minuten, 2. Barrios (Mexiko) 44:17, 3. Pazin (Brasilien) 44:55, 4. de Lima (Brasilien) 45:02, 5. Freitas (Brasilien) 45:14, 6. dos Santos (Brasilien) 45:30.
Frauen: 1. del Carmen Diaz (Mexiko) 54:00, 2. Furtado de Oliveira (Brasilien) 54:19, 3. Tenorio (Ekuador) 54:39, 4. Corderiro de Souza (Brasilien) 54:50, 5. Luiza Servin Ortiz (Mexiko) 55:20, 6. Schmidt (USA) 55:30.
RADSPORT KÖLNER SECHSTAGERENNEN der Profis, Stand nach der dritten Nacht: 1. Bincoletto/ Günther (Italien/Lippstadt) 57 Punkte, 2. Freuler/Stumpf (Schweiz/Dittelbrunn) 52, 3. Veggerby/Görgen (Dänemark/Bergheim) 50, 4. Risi/ Betschart (Schweiz) 26, 5. Kappes/de Wilde (Köln/Belgien) 21, eine Runde zurück: 6. Klaus/ Woods (Berlin/Australien) 33, 4 Rd. zur.: 7. Hess/Dörich (Tübingen/Sindelfingen) 25, 7 Rd. zur.: 8. Haase/Chrabtschow (Ruhpolding/Rußland) 43, 9 Rd. zur.: 9. Carrara/Bastianelli (Dänemark/Frankreich) 39, 11 Rd. zur.: 10. Wolff/ Bolten (Berlin/Köln) 27, 13 Rd. zur.: 11. Nepp/ Dauwe (Krefeld/Belgien); - Stand bei den Amateuren nach drei Abschnitten: 1. Schmidt/Beikirch (Dortmund/Büttgen) 36 Punkte, 2. Röhrig/Dittberner (Köln/Hamburg) 33, 3. Bos/Kaes (Holland/Belgien) 27 Punkte.
Die deutschen Skispringer sind weiter im Aufwind. Zwei Tage, nachdem Christof Duffner den Oberstdorfer Auftakt der 41. Internationalen Vierschanzen- Tournee sensationell gewonnen hatte, belegte Jens Weißflog auf "seiner" Schanze bei der Tournee-Fortsetzung am Neujahrstag bei der Windlotterie auf dem Olympiabakken von Garmisch-Partenkirchen den hervorragenden zweiten Platz.
Vor 20 000 Zuschauern, die bei diesigem, naßkaltem Wetter eine Klasse-Veranstaltung erlebten, siegte Japans Skiflug-Weltmeister Noriaki Kasai mit 1,4 Punkten Vorsprung vor Weißflog. Rang drei ging an den Österreicher Andreas Goldberger (216,5 Punkte).
"Ich hatte Schwierigkeiten mit den widrigen Windverhältnissen und gleichzeitig auch ein wenig Angst", gestand Weißflog, der als erfolgreichster Springer in Garmisch bereits viermal gewonnen hat und nach einem 98,5-m-Satz im zweiten Versuch den 20jährigen Kasai beinahe noch abgefangen hatte. Dieser sprach nach seinem Triumph von einem "großen Sieg für Japan".
Beeindruckend am Neujahrstag war vor allem die Team-Leistung der Springer des Deutschen Ski-Verbandes (DSV): Gleich acht DSV-Athleten qualifizierten sich für das Finale der besten 35. Als Sechster kam Andreas Scherer aus Rohrhardsberg erstmals in dieser Saison zu Weltcup-Punkten. "Das ist der Duffner- Effekt, bei uns ist plötzlich eine Superstimmung", meinte Scherer. Der derart gelobte indes stand bedröppelt abseits und haderte mit der eigenen Leistung. "Es hat nicht am Wind gelegen, sondern allein an mir. Beim ersten Sprung war ich zu spät, der zweite war völlig verkorkst", erklärte Christof Duffner (Schönwald), dessen Oberstdorf-Triumph zur Initial-Zündung für die Schützlinge von Tusch geworden war. Diesmal allerdings reichte es für den Schönwalder nur zum 32. Platz (178,8/97 m+86,5 m).
"Das ist ein phantastisches Ergebnis. Ich bin irrsinnig glücklich, daß es so gut läuft", meinte Bundestrainer Rudi Tusch. Während es nach dem offiziellen Silvester-Training nicht so ausgesehen hatte, als ob die deutschen V-Flieger an ihre Oberstdorf-Weiten anknüpfen könnten, segelte Dieter Thoma im Probedurchgang auf 108 m und blieb damit nur einen Meter unter dem Schanzen-Rekord. Auch Weißflog, in Oberstdorf Siebter, unterstrich seine ansteigende Form durch einen 107,5-m-Satz.
Daß der weitenträchtige V-Stil eine andere Schanzen-Architektur erfordert, wurde in Garmisch deutlich. Im Probedurchgang waren die Springer bereits von der untersten Luke in die eisige Anlaufspur gegangen, da jedoch Thoma und Weißflog über den K-Punkt flogen, mußte weiter verkürzt werden.
Mit den neuen Bedingungen kam Thoma im ersten Durchgang nicht zurecht und vergab seine Chancen durch einen mittelmäßigen 97,5-m-Sprung. "Da war keine Ruhe drin, er war viel zu verkrampft", analysierte Bundestrainer Rudi Tusch via Funksprech-Gerät. Thoma selbst stapfte ohne Kommentar verärgert zurück zum Sprungturm.
Dagegen kompensierte Weißflog seinen Fehler am Absprung durch eine tadellose Flughaltung und landete bei 104 m. "Er hat das Optimum daraus gemacht", lobte Tusch, dem ausgerechnet Duffner Grund zum Grübeln gab. Ebenso wie Thoma landete der 21jährige aus Schönwald noch vor der 100-m-Marke. Allerdings zwang Rückenwind die letzten Springer des ersten Durchgangs zur verfrühten Landung. "Gegen den Wind kannst du nichts machen, da kannst du nur beten", meinte der Oberstdorf-Zweite Goldberger.
In der Tournee-Gesamtwertung hält der Erzgebirgler Weißflog als Dritter mit 437,7 Punkten Tuchfühlung auf den in Garmisch Drittplazierten Österreicher Andreas Goldberger (453,9 Punkte) und Skiflug-Weltmeister Kasai (451,1). Als zweitbester deutscher Springer belegt Duffner in diesem Klassement den siebten Platz (416,5). sid
Auch nach dem vierten Tag des Sechstagerennens in Köln behaupteten Pierangelo Bincoletto/Roland Günther (Italien/ Lippstadt) die Spitze. Sie führen mit 77 Punkten und einer Runde auf Urs Freuler/Remig Stumpf (Schweiz/Dittelbrunn).
Zum Artikel "Für Volksverhetzung gab es nur die Mindeststrafe", FR vom 11. 12.:
Ausländerfeindlichkeit und rassistische Tendenzen können sich auf vielfache Weise bemerkbar machen. Wenn der Vertreter der Staatsanwaltschaft in verallgemeinernder Weise behauptet, philippinische Frauen seien als Haushälterinnen willkommen und würden häufig "nur gekauft"; diskriminiert er damit praktisch die Gesamtheit der deutsch-asiatischen Ehen, denn nachdem in letzter Zeit die Feierabendkrimis im Fernsehen kaum noch ohne die exotische Würze einer Thai-Nutte auszukommen scheinen, dürften auch Ehen zwischen Thailänderinnen und Deutschen nur schwer entsprechenden Verdächtigungen entgehen.
Selbst wenn man unterstellt, daß Frauen aus diesen Ländern die Ehe mit einem Deutschen einzig ökonomischer Gründe wegen anstreben und letzterer nur auf ein preiswertes Hausmütterchen spekuliert, ist eine solche Verbindung, wenn sie dauerhaft und harmonisch verläuft, sicher nicht minderwertiger als etwa die einer emanzipierten Deutschen, die einen zahlungskräftigen deutschen Partner heiratet, um sich nach Ablauf der Mindestfrist per Ehebruch und Zerrüttung scheiden zu lassen.
Gerd Antweiler, Frankfurt Schulreform Zum Artikel "Kultusminister stimmt Neuorganisation an Frankfurts Schulen zu", FR vom 22. 12.:
Nicht nur für Gymnasien sind die angestrebten Veränderungen unannehmbar, sondern auch die systematische Auflösung aller Hauptschulen kommt einem Armutszeugnis in der Schulpolitik gleich.
Die hessische Schulreform (teilweise auch der Schulentwicklungsplan der Stadt Frankfurt) sieht folgende Regelungen vor: die Einführung des (Hauptschul-)Faches Arbeitslehre auch an Gymnasien und den fächerübergreifenden Unterricht, wonach ein fachspezifisch ausgebildeter Lehrer fachfremd eingesetzt werden könnte; des weiteren noch schulformübergreifende Stundentafeln.
Dies sind Instrumentarien, die zur Nivellierung des gesamten Schulwesens, zur landesweiten Umorganisation aller allgemeinbildenden Schulen in Gesamtschulen führen werden. Ich sehe für die Zeit nach den beiden angesprochenen Reformen eine Verarmung des Schulwesens und ein deutliches Absinken des Bildungsniveaus an hessischen Schulen kommen.
Alexander Gerber, Ziehengymnasium, Frankfurt Schulschwänzen Zum Artikel "Die Pauker sollten froh sein", FR vom 23. 12.
Eine der umstrittenen Äußerungen des früheren Kultusministers von Friedeburg war seine Forderung nach Erziehung zum konstruktiven Ungehorsam. Er wollte damit wohl engagierte und couragierte Demokraten erziehen. Aber wo bleibt der Ungehorsam, wenn die Schuldezernentin ihr Placet gibt? Und was ist konstruktiv an einem nicht vorhandenen Ungehorsam, wenn die Schülerinnen und Schüler dabei gar nichts riskieren?
Als wir Pauker vor knapp vier Jahren streikten, waren wir uns der Konsequenzen unserer Gewissensentscheidung voll bewußt und bereit, die Folgen zu tragen. Das war konstruktiver Ungehorsam.
Schule schwänzen ist nun einmal ein Rechtsbruch, wenn auch ein kleiner. Will Frau Ebeling den Schülern vermitteln, auf Rechtsbrüche komme es nicht an, wenn es nur für einen "guten" Zweck geschehe? Will sie die Schüler dazu erziehen, das Recht sei nicht unteilbar?
Hans Georg von Freyberg, Frankfurt Ja, wo leben wir denn? In der FR wird unter der Überschrift "Trotz großer Brutalität Bewährung für den Raub" von einem unglaublichen Vorgang berichtet: "13 schwere Raubüberfälle, gefährliche Körperverletzung . . ", und dafür gibt's von der Richterin Sigrid Christ "ein echtes Weihnachtsgeschenk", wie es von der FR ganz richtig beurteilt wird: Bewährung mit Auflagen!
Einer dieser Überfälle betraf einen langjährigen Bekannten von uns. Dieser alte Herr wurde geplant niedergestochen, damit er den Täter nicht verfolgen konnte. Der Messerstecher hatte hier den möglichen Tod seines Opfers billigend in Kauf genommen. Und dafür gibt's dann: Bewährung. - Ja, wo leben wir denn?
Wolfgang Thaetner, Frankfurt
Verhetzung ohne Volk Zum Artikel "Für Volksverhetzung gab es die Mindeststrafe", FR vom 12. 12.
Der Verurteilte, ein mit einer Ausländerin verheirateter Arbeitsloser, hat eine amtliche Zahlungsaufforderung erhalten, sie als ungerecht empfunden, sie an die absendende Stelle zurückgereicht und seine Ablehnung begründet. Die Begründung ist ungewöhnlich, nicht geschickt oder auch nicht genügend sachgerecht.
Der Inhalt, seine politische Anschauung, ist nach Art. 3 III Grundgesetz zulässig!
Die freie Meinungsäußerung ist nach Art. 5 GG grundgesetzlich garantiert, und auch sein Beschwerderecht ist grundgesetzlich nach Art. 17 GG nicht zu beanstanden. Ich stelle fest: Die oder seine Erklärung gegenüber der Behörde ist und kann keine Volksverhetzung sein! Eine Behörde ist nicht das Volk. Die Angehörigen können nicht verhetzt werden, denn sie haben sich eidlich verpflichtet, Recht und Gesetz zu achten, und sind auch wegen ihrer Sachkunde gegenüber Verhetzungsversuchen unempflindlich.
Heinz Schumacher, Krummhörn Präsident a.D.
Es war nicht der Prinz Zum Beitrag "Frankfurter Kirchen - Tempel und Kaufhaus zugleich", FR vom 24. 12.:
Ihr im übrigen gut geschriebener Artikel enthält einen kleinen Fehler: Nicht der preußische Kronprinz Wilhelm besuchte Frankfurt einen Tag nach dem Dombrand 1867, sondern der preußische König Wilhelm I. Soviel ich weiß, trug er nie den Titel "Kronprinz": Er war Prinz von Preußen, seit 7. 10. 1858 Regent für seinen erkrankten Bruder König Friedrich Wilhelm IV. und nach dessen Tod seit 2. 1. 1861 König von Preußen (ab 18. 1. 1871 auch deutscher Kaiser). 1867 war sein Sohn Friedrich Wilhelm preußischer Kronprinz (später König und Kaiser Friedrich III.).
Karlheinz Prozelt, Frankfurt ART AID Es hat ja offensichtlich Tradition, im Kontext von ART AID (FR vom 21. 12.) die Beteiligten zu diffamieren.
Zum Angriff auf das Konzept der Ausstellungsmacherin, das als Auswahl "privilegierter Edelkünstler", die die "Anerkennung der Frankfurter Kunst-Häuptlinge" gefunden haben, abqualifiziert wird, wollen wir uns auf folgendes beschränken: Wir als AIDS-Hilfe Frankfurt freuen uns sehr, daß nach der sehr gelungenen ART AID 1991 dieses Jahr durch Frau Adler eine Ausstellung von außerordentlich hohem Niveau organisiert wurde, die von Kennern als herausragender Querschnitt Frankfurter Kunstschaffens der vergangenen Jahre bezeichnet wird.
Und das Werk, das Ottmar Hörl im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt hat, ist keineswegs verschollen: Es schmückt als gespendetes, aber nicht verkauftes oder zurückgefordertes Werk unsere Geschäftsräume - jederzeit zu verkaufen. Schließlich ist die polemische Frage, warum ausgerechnet Künstler AIDS- Kranken unter die Arme greifen sollten, schlichte Infamie: Erstens sind Künstler mündig genug, selbst zu entscheiden, wie solidarisch sie sein wollen.
Stefan Majer, AIDS-Hilfe Frankfurt Schlachthof Zum Artikel "Weniger Vieh ist weniger Lärm", FR vom 17. 12.:
Jürgen Göpfert, der sich vor einiger Zeit noch mächtig für die Schlachthofverlegung ins Zeug legte, stellt nun doch die richtigen Fragen - wenn auch nur rhetorisch. Aber auch dafür ist J. G. zu danken. Seine Frage ist mit einem klaren Ja zu beantworten. Ein Verantwortlicher hat sich zu Springer abgesetzt, der andere ist leider noch da.
Göpfert hat aber eine wichtige Frage nicht gestellt (Wollte er sie nicht stellen?). Wer wird die "besonders strengen Auflagen" des RP bezahlen? Sicher nicht die Leute, die, wie Göpfert fragt "eine kalkulierte ,Investitionsruine&rquote;" bauen wollen. Diese Leute wollen nur Staatsknete abzocken (in den Verträgen stehen 50 Millionen). Die Schlachthofverlegungsgegner in der SPD-Römerfraktion und im Magistrat sollten sich schnellstens um die Frage der Bezahlung der Auflagen kümmern, sonst gibt es ein weiteres Loch im Haushalt und noch ein böses Erwachen.
Bernd Steinmann, Frankfurt
Peter Nádas, 50, ist hierzulande durch seinen epochalen Roman "Buch der Erinnerungen" (1991, Rowohlt Berlin) bekannt geworden. In seiner Heimat Ungarn hatte Nádas zwischen 1969 und 1977 Publikationsverbot.
FR: Ungarn hat seit dem Jahr 1989 für die Deutschen eine besondere Bedeutung bekommen. Wie sehen Sie Deutschland, die Deutschen heute?
PETER NÁDAS: Das ist ein zwiespältiger, ein mehrschichtiger Eindruck. Alle rechtsextremistischen Ausschreitungen, die in Deutschland stattfinden, haben auf uns eine sehr negative Ausstrahlung. Die Tatsache, daß gegen Neonazis in Deutschland nicht allzu viel unternommen worden ist, hat auch unsere Faschisten ermuntert. Die Deutschen müssen damit rechnen, daß diese Ausschreitungen eine Kettenreaktion auslösen können. Dann werden die Deutschen, die in diesen mitteleuropäischen Ländern eine sehr große Verantwortung tragen, mit diesem Steppenbrand nicht mehr fertig werden. Sie gefährden, wenn sie diese Entwicklung nicht ganz ernst nehmen, sich selber.
Wie hat sich die Situation in Ungarn seit 1989 verändert?
Es hat zwar eine sehr große Veränderung gegeben, aber sie ist nicht so massiv wie etwa in der alten DRR. Die Erwartungen waren nicht so groß bei uns, also sind auch die Enttäuschungen nicht so groß. Schon in den letzten 15, 20 Jahren des Kadarismus hat man in Ungarn gelernt, ein Doppelleben zu führen, fast jeder hat dies getan. Auch die demokratische Opposition in Ungarn war keine Ausnahme in dieser Hinsicht. Man hat es einfach hingenommen, daß so ein System über uns geherrscht hat, und daß wir uns darunter fügen müssen, haben wir auf sehr blutige Weise gelernt. Aber weil die Russen vor den Ungarn eine enorme Angst gehabt haben, haben sie uns von Zeit zu Zeit auch etwas erlaubt. Durch diese kleinen Schritte ist Ungarn sehr weit gekommen und hat sich in seinen ganzen Strukturen und in seinem Habitus verändert. Jetzt ernten wir die Früchte dieser Entwicklung. Die Wirtschaft hat zwar enorme Schwierigkeiten, aber es gibt, was für mich wichtig ist, ein enormes kulturelles Leben.
Was hat der Kommunismus für Sie bedeutet?Es war mein Leben. Ich war damit beschenkt und geplagt. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die zum einen aus bürgerlichen Menschen bestand, zum anderen aus Kommunisten, die aus dem Bürgertum ausgestiegen waren. Sie waren schon in den dreißiger Jahren Kommunisten geworden. In diesem Geist bin ich aufgewachsen. Als ich dann aber selbst das Jahr 1956 miterlebt habe, habe ich meine Meinung geändert und mich verhalten wie meine Eltern gegenüber ihren Eltern. Das heißt: Ich habe revoltiert. Gott sei Dank sind meine Eltern früh verstorben. Meine Mutter hat 1956 nicht mehr erlebt, und mein Vater ist wegen dieser Ereignisse psychisch schwer beschädigt worden.
Sie haben in den siebziger Jahren ein Buch geschrieben, das mit Verspätung hier in Deutschland übersetzt wurde, "Ende eines Familienromans". In diesem Buch spielt bereits der Großvater eine wichtige Rolle, und der Figur des Großvaters begegnet man auch in Ihrem "Buch der Erinnerung". Ist das Zufall?
Ich habe später einen kleinen Essay über dieses Thema geschrieben. Die Erklärung ist ganz einfach: Um das überhaupt behaupten zu können, mußten wir mit unseren Eltern, egal, welche Überzeugung sie hatten, auch in besonderer Weise umgehen. Traditionen konnten nur dadurch bewahrt werden, daß wir zu unseren Großeltern oder Urgroßeltern im Familiensinn, aber auch im kulturellen Sinn zurückfanden. Denn sie waren weder vom Kommunismus noch vom Faschismus beeinflußt und hatten sich mit diesen Extremen nicht eingelassen. Sie waren also gewissermaßen noch "heil" geblieben. Dafür gibt es gerade in den sechziger und siebziger Jahren in der ungarischen Literatur viele Beispiele. Die Eltern sind nicht mehr die Erzieher, sondern sind entweder nervenkrank oder verschollen; statt dessen kommen Großväter und Großmütter zum Vorschein, und das hat auch bei mir in der Familie eine große Rolle gespielt. Mein Großvater war für mich im Unterschied zu meinem Vater eine geistige und moralische Autorität.Politische Fragen beschäftigen mich nur zweitrangig. Ich habe eigentlich seit der Niederlage des Prager Frühlings 1968 versucht, die Politik zu umgehen. So wie meine Landsleute das in der Wirtschaft gemacht haben, also ganz instinktiv. Ich wollte die Politik umgehen, und das ist natürlich in einem gewissen Sinn wieder politisch. So bin ich in ein Niemandsland geraten, wo die Politik - unter anderem - eine große Rolle spielt, und ich versuche eher die Bezugspunkte aufzudekken als mich auf etwas zu beziehen, das nur ein Teil des Ganzen ist.
Es heißt bei Ihnen: "Wenn ich anfange zu schreiben, so kann ich die Stimmungen meiner Phantasie anvertrauen" - ist die Phantasie dann der eigentliche Fundus, aus dem Sie schöpfen?
In jeder Hinsicht bin ich ein Mensch, der Zwischendinge liebt. Das ist meine Manie: Ich habe Erfahrungen, und ich habe Phantasien, Vorstellungen. Und das eine ist fähig, das andere zu überprüfen. Ich überprüfe meine Erlebnisse mit Phantasie - und umgekehrt. Also pendele ich zwischen den beiden Polen, die einander nur dann ausschließen, wenn man sich auf einem Gebiet festsetzt. Ich habe mich niemals dazu entschlossen, ich weiß nicht, was ich bin. Man sagt, daß ich ein Schriftsteller sei, aber wenn ich das wirklich so von mir behaupten würde, müßte ich Selbstmord begehen. Ich beschäftige mich eben mit dem, was mich interessiert.Ist das spezifisch für Ihren Hintergrund, daß Sie sich - etwa im Gegensatz zur Forderung von Jean-Paul Sartre - als Schriftsteller nicht festlegen, nicht eindeutig politisch engagieren wollen?
Ja, gewiß. Ich habe diese ganze Diskussion als junger Mann verfolgt und mir gesagt: Ich begreife es noch nicht. Als ich es dann begriffen habe, habe ich erst verstanden, was ich damals nicht begreifen wollte: Das war Dummheit, eine ganz einfache Dummheit. Kunst kann sich nicht engagieren in diesem Sinn, wozu soll ich mich engagieren? Wenn ich mich für mich selber engagiere, so ist das schon schlecht genug, das ist nicht vertretbar. Dann bin ich kein Künstler mehr. Das war damals bei Sartre eine ganze andere Fragestellung in einer anderen Region des geteilten Europas. Das war nicht meine Frage.
Gilt das für den Autor wie für die Privatperson?Die beiden sind sicherlich nicht voneinander zu trennen, aber ich behaupte auch nicht, daß ich ein Schriftsteller bin. Ich beziehe mich immer nur auf einen Menschen, der diesen Namen trägt. Jetzt, wenn ich etwas unterschreibe, schreibe ich meinen Namen schon fast automatisch, aber lange Zeit habe ich damit nicht viel anfangen können.
Soll denn der Schriftsteller intervenieren?Ja, wenn es nicht lächerlich wirkt. Es ist sehr leicht lächerlich, denn der Schriftsteller wird meistens von denen angehört, die seine Meinung ohnehin teilen. Wenn er dieser Rolle ganz verfällt, wird er schnell lächerlich. Aber wenn er nicht spricht, wird er vielleicht Mittäter. Das haben wir unter den verschiedenen Diktaturen erlebt.
Haben Sie das Gefühl, daß Sie sich bei Ihrem Tun beobachten? In dem "Buch der Erinnerung" spielt ja das Problem der Dopplung eine große Rolle.
Verdoppelt ja, vervielfacht, vertausendfacht - ich weiß nicht. Aber das bedeutet keineswegs Verschwommenheit, sondern eher, daß ich darauf beharre: Der größte Besitz eines Menschen liegt in seinem Selbst, aber dieses Selbst ist nicht allein. Es ist nur da, wenn auch andere da sind, und zwischen diesen Menschen gibt es verschiedenartige Kontakte, eine Wechselseitigkeit, das ist Liebe und eine Gegenseitigkeit, das ist Gesellschaft oder der Tod. Mich interesssieren eher diese Formationen: Was kommt in einem Augenblick zustande - mit oder ohne Absicht. Ich beobachte mich nicht absichtlich. Ich versuche, mit Vernunft zu handeln, aber ohne auf meine Instinkte zu verzichten. Es ist also ein Zwischending, ein Sitzen zwischen den Stühlen.
Das erinnert an den Begriff des Möglichkeitsmenschen bei Robert Musil. Sehen Sie sich in dieser Nachbarschaft?
Ja, in gewisser Weise. Aber das ist eine Nachbarschaft. Als ich Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" gelesen habe, hatte ich dieses Verbrüderungsgefühl. Andererseits: Musil hat seine Charaktere, ich habe meine.
Wenn Sie sich Deutschland heute ansehen, die Ausbrüche von Gewalt - bedrückt Sie das auch im Blick auf Ihre jüdische Herkunft?
Nein, das hat damit nichts zu tun. Es hat moralische Ursachen. Nach einem ganz normalen christlichen Verständnis sind Fremdenhaß und Judenhaß mich mit christlicher Moral nicht zu vereinbaren. Ich muß mich nicht auf mein Judentum beziehen. Das gehört zum Barbarismus, das gehört zum Tierischen in der menschlichen Natur. Ich habe dazu nichts zu sagen, ich habe nur mit meinen Mitteln dagegen zu kämpfen.
(Das Gespräch führte Wolf Scheller)
FR: Fühlen Sie sich als Rechtsbre- cher, also so, wie Sie von einigen Parteien und dem Magistrat hingestellt werden?
Achim: Als wir in den Usa-Bau gingen, war uns klar, daß dies nicht erlaubt ist. Weil die Stadt in den vergangenen Jahren praktisch nichts für die Jugendlichen getan hat, sahen wir keine andere Möglichkeit mehr, um auf unsere berechtigten Forderungen nach einem Jugendzentrum aufmerksam zu machen.
FR: Wer ist wir?
Achim: Das sind alle Jugendlichen, die nicht in Vereinen oder Institutionen organisiert sind und die sich schon lange darum bemühen, eigene Räume zu bekommen, um ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten.
FR: Wurde die Hausbesetzung von reisenden Leuten organisiert, die nur Randale und Chaos wollen?
Achim: Nein, das sind alles junge Leute aus Friedberg und Umgebung, die die Hausbesetzung vorbereitet und durchgeführt haben.
Miriam: Ursprünglich entstand die Idee in der Juz-Arbeitsgemeinschaft, nachdem Gespräche nichts Konkretes gebracht haben?
FR: Der Bürgermeister und sein Jugenddezernent handeln formaljuristisch . . .
Berit: . . . ja, weil sie glauben, durch eine Kriminalisierung der Hausbesetzer von ihrer Untätigkeit für die unorganisierten Jugendlichen ablenken zu können, und weil sie glauben, sich so unserer Hauptforderung entziehen zu können.
FR: Wenn Sie das Gefühl haben, daß der Bürgermeister und der Jugenddezernent Mosbach Ihre Vorstellungen nicht verstehen wollen oder können, warum suchen Sie immer wieder das Gespräch mit ihnen und nicht mit den Stadtverordneten? Achim: Fuhr und Mosbach haben großen Einfluß auf den Magistrat.
Christian: Hinzu kommt, daß der vom Stadtjugendring über Jahre hinweg verfolgte Weg von Gesprächen mit den Parlamentariern und den Fraktionen erfolglos geblieben ist.
FR: Der Weg über den Magistrat und das Parlament ist gescheitert, welche Möglichkeiten sehen Sie denn überhaupt noch?
Michael: Die Bevölkerung zu mobilisieren und für unsere Forderung zu gewinnen. Das ist in Ansätzen schon gelungen. Beispielsweise haben die Nachbarn des besetzten Usa-Baues nicht nur moralisch unsere Absichten unterstützt, sie haben uns auch mit Essen versorgt. Viel Zuspruch haben wir in den vergangenen Tagen auch bei der Verteilung von Flugblättern in der Stadt gehört.
FR: Macht es für den Stadtjugendring überhaupt noch einen Sinn, weiter mit Politikern zu sprechen, deren Interesse an einem Juz offenkundig gering ist?
Christian: Wir müssen weiter die Gespräche mit den Politikern führen. Der Eindruck, daß diese vergeblich waren, täuscht etwas. Wenn auch der große Durchbruch bislang nicht gelungen ist, so muß doch festgestellt werden, daß wir klitzekleine Fortschritte gemacht haben. Unser gemeinsames Ziel können wir erreichen, wenn die Bevölkerung uns unterstützt. FR: Für ein Juz werden Sie doch nur Leute gewinnen können, die ein ureigenes Interesse daran haben, also junge Leute?
Christian: In den zahlreichen Gesprächen, die ich in den vergangenen Tagen geführt habe, ist mir deutlich geworden, daß viele Erwachsene Schwierigkeiten mit der Hausbesetzung haben, dennoch Verständnis für die Haltung der Jugend wegen der jahrelangen Vertröstungen aufbringen.
FR: Sehen Sie die Gefahr, daß Sie diese Menschen unnötig verärgern, wenn sich bewahrheiten sollte, daß durch die Hausbesetzer im Usa-Bau Türrahmen und Heizkörper aus ihrer Verankerung gerissen, eine Küche demoliert, der Schornsteinschacht aufgeschlagen und mit Neonröhren gefüllt oder die Hausmeisterwohnung gewaltsam aufgebrochen wurde?
Michael: Wir wollten das Haus als Jugendzentrum nutzen, deshalb hatten wir kein Interesse an Zerstörungen, die die Einrichtung eines Juz unnötig verteuern würden. Deshalb haben wir der Stadt auch angeboten, mit unserer eigenen Kraft die Räume selbst auszubauen, damit die Stadt nicht zu tief in die Tasche greifen muß. Für die von Ihnen beschriebenen Beschädigungen übernehmen wir keine Verantwortung. Wir erfahren davon zum ersten Mal.
FR: Sie als Hausbesetzer haben an dem Haus also nichts vorsätzlich beschädigt? Michael: Um eine möglichst große Öffentlichkeit herzustellen, wollten wir möglichst lange in dem Haus bleiben. Deshalb haben wir es so verbarrikadiert, daß uns nicht die erste Polizeistreife aus dem Haus hat werfen können. Dabei wurden auch Türen ausgehängt.
FR: Gab es Nato-Stacheldraht auf der Treppe, der sogar unter Strom gesetzt war?
Achim: Den Stacheldraht haben die Hausbesetzer dort hineingelegt. Das mit dem Strom ist jedoch vollkommener Unsinn. FR: Was wäre passiert, wenn der Magistrat Ihnen bis zur einer endgültigen Entscheidung das Haus zur Verfügung gestellt hätte? Haben Sie damit gerechnet?
Achim: Nein, aber insgeheim gehofft. Zunächst hätten wir Veranstaltungen gemacht, um den Leuten das Juz zu zeigen. Daraus sollten dann Aktivitäten zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung entwikkelt werden, beispielsweise eine Töpfer- AG. Wir wollten so zeigen, daß die Jugendlichen nur Räume brauchen, wo sie in Ruhe gelassen werden, ihre Kreativität zu entfalten.
FR: Das Juz als Ort der Glückseligkeit? Teilen Sie nicht eher die Einschätzung, daß den Jugendzentren heute die Funktion einer wichtigen Anlaufstation zukommt, wo die Jugendlichen ihre Probleme auch besprechen können?
Achim: Ja, das sehen wir auch so. Die Situation heute ist doch die: Weil häufig beide Eltern arbeiten, bleibt wenig Zeit für den Nachwuchs. Auch die Schule und die Vereine haben in vielen Fällen keine Zeit und keinen Willen, außerhalb ihres Programmes auf die Probleme der Jugendlichen einzugehen. Deshalb brauchen die unorganisierten Jugendlichen Räume, wo sie sich zurückziehen können. Wichtig ist für uns auch, daß die Jugendlichen nicht nur betreut werden, sondern dort selbst Verantwortung übernehmen. FR: Sollte das Juz von den Jugendlichen selbst organisiert und geführt werden, oder sollte die Stadt alles regeln?
Christian: Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile. Ich stelle mir eine partnerschaftliche Verwaltung vor, die den Jugendlichen einen möglichst großen Freiraum gewährt, aber auch ihr Engagement und ihre Verantwortung fordert. Ein Hauptamtlicher sollte für die Kontinuität einer solchen Einrichtung sorgen. Es sollte jedoch nicht so sein, daß ein perfektes Angebot zu einer neuerlichen Konsumhaltung führt. Wichtig ist für mich, daß die Jugendlichen in einem Juz ihre Konflikte untereinander lösen können.
Hanna: Wir denken vor allem daran, in wirklicher Selbstverwaltung unsere Freizeit gestalten zu können.
FR: Die permanente Konfliktbewältigung in der gesellschaftlichen Realität muß nach Ihrer Definition zu einem Jugendzentrum gehören, das sich selber reguliert. Das ist aber genau das, was die Politiker nicht mögen. Sie empfinden dies offensichtlich als Dissonanz, als permanente Störung der bürgerlichen Ruhe und Ordnung.
Achim: Die Rede ist immer von mündigen Bürgern. Wo soll man die Spielregeln der Konfliktbewältigung kennenlernen, wenn man kein Vertrauen von den Älteren entgegengebracht kriegt? Der mündige Bürger hat kaum eine Chance, wenn man ihn immer am Gängelband führt. Wir sehen, wohin dies führt - beispielsweise zu dem ansteigenden Rechtsradikalismus. Wir führen diese Probleme auch darauf zurück, daß die Leute keinen Raum haben, um sich selbst um ihre Anliegen zu kümmern und selbst was auf die Reihe zu kriegen. Man darf die Jugendlichen, vor allem die unorganisierten, mit ihren Problemen nicht alleine auf der Straße stehenlassen.
FR: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an die Friedberger SPD denken?
Jan: Abbruchpartei, Staubwedel. Da gibt es auch Vernünftige, die sind jedoch in der Minderheit.
FR: Und bei der CDU?
Berit: Ob CDU, SPD oder UWG, die haben bislang zum Thema Juz die gleichen Nichtigkeiten verbreitet. Der Vorschlag der CDU, die ausgemusterte Kantine der Bundesbahn am Friedberger Bahnhof als Juz zu nutzen, ist ein Witz, weil es uns durch seine Lage getthoisieren würde.
FR: Die Grünen . . .
Hanna: Die suchen den Kontakt zu uns und fungieren als Transmissionsriemen zum Parlament . . .
FR: Und zu den Reps und der NPD?
Michael: Mit denen sollte man nicht reden.
FR: Habt Ihr Befürchtungen, daß die öffentliche Meinung dadurch umkippen und die Idee eines Juz ganz unter sich begraben könnte, wenn am Samstag Leute kommen, die die Demo nur dazu benutzen, um Randale zu machen. Vor allem, wenn Flugblätter verteilt werden, die mißverstanden werden können. In einem solchen heißt es: Drum werden wir Mauern niederreißen, bevor sie uns erschlagen.
Michael: Dieses Flugblatt ist bei uns in der Gruppe nicht besprochen worden. Wir sind aber eine inhomogene Gruppe, wo jeder selbst was tut. In dem Flugblatt geht es darum, die Mauern in den Köpfen von Fuhr und Mosbach einzureißen.
Achim: Wir glauben nicht, daß Probleme bei der Demo auftauchen, da auch am Sonntag die Spontan-Demo zum Haus des Bürgermeisters friedlich verlief. Die Frage ist, was passiert, wenn die Politiker sich weiterhin hinter formaljuristischen Barrikaden verschanzen und es weiterhin ablehnen, mit engagierten und hoffenden Jugendlichen zu sprechen.
FR: Wie wird die Demo ablaufen?
Christian: Vorgesehen ist am Samstag, 2. Januar, ab 13 Uhr ab Burg ein Marsch durch die Kaiserstraße, eine Kundgebung, bei der ich für den Stadtjugendring und ein Hausbesetzer reden werden. Außerdem werden wir Flugblätter verteilen. Möglicherweise wird der Stadtjugendring dann noch die Parteien zu einer Podiumsdiskussion in den nächsten Wochen bitten.
FR: Wäre es nicht bald an der Zeit, daß der Stadtjugendring den Magistrat auffordert, seine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch zurückzuziehen? Christian: Dafür werde ich mich einsetzen.Anna Maria darf "Onkel Richard" sagen Bundespräsident übernahm eine Ehrenpatenschaft
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wer als siebtes Kind einer Familie geboren wird, hat neben sechs Geschwistern auch einen ganz berühmten Patenonkel. In diesem Fall übernimmt - so ist es hierzulande Brauch - der Bundespräsident die Patenschaft. So auch im Fall der kleinen Anna Maria Laura Pilar Schmelz aus Mörfelden. Das kleine Mädchen, das am 19. Januar seinen ersten Geburtstag feiert, gehört zu jenen, die sich eines Patenonkels namens Richard von Weizsäcker rühmen dürfen. Am Mittwoch, als Bürgermeister Bernhard Brehl stellvertretend für den ersten Mann im Staat die Ehrenurkunde und das obligate Sparbuch überreichte, war die Hauptperson allerdings nicht dabei: Die kleine Anna Maria lag krank im Bett und ließ sich von ihrem Vater Heinrich Georg, zusammen mit den Brüdern Michael, Karl-Georg und Roberto, vertreten, der von dem Geschenk des Bundespräsidenten, 500 Mark, "ehrlich überrascht" war. Was mit der Summe geschieht, werde er jetzt mit seiner Frau absprechen, denn "bei uns geht es demokratisch zu". Ehefrau Pilar, eine gebürtige Kolumbianerin, war ebenfalls nicht zugegen, kümmerte sich zu Hause um das Nesthäkchen und die ebenfalls kranke Tochter Sylvia, die am Mittwoch sieben Jahre alt wurde, und den vierjährigen Leonardo. Margarita, mit fast 16 Jahren die Zweitälteste, ist zur Zeit beim Großvater in Bogotá, will ihr Spanisch perfektionieren.
Spanisch beherrschen alle Kinder der Familie. Auch Englisch - die Sprache, derer sich die Eltern bedienten, als sie sich seinerzeit in Hamburg kennenlernten und er noch nicht Spanisch und sie noch nicht Deutsch konnte. "Ich kann's heute bei der Arbeit brauchen", sagt Michael, mit 18 Jahren der Älteste, der bei einer Fluggesellschaft arbeitet. Tochter Margarita beherrscht darüber hinaus auch noch Serbokroatisch, wie Vater Schmelz stolz anmerkt. Gelernt habe sie das dank ihrer vielen jugoslawischen Freunde und der Erlaubnis, an deren Muttersprachen-Unterricht teilzunehmen, erzählt Schmelz.
Wenn eine Familie viele Kinder hat, bringt das nicht nur Freude und Sonnenschein mit sich. Auch Heinrich Georg Schmelz, der mit Frau und Kindern seit fünfzehn Jahren in Mörfelden-Walldorf zu Hause ist, kann ein Lied davon singen. "Meine Frau und ich, wir wollten immer eine große Familie mit vielen Kindern", sagt er. Daß es jetzt sieben geworden seien, nennt er eher zufallsbedingt, aber "ich bin stolz und glücklich über jedes unserer Kinder", sagt er. Aber "man wird deswegen schon schief angesehen und stößt auf Unverständnis. Manchmal bekommen wir auch glatt unter die Nase gehalten, daß wir Asoziale sind", berichtet er mit bitterem Unterton. "Aber das sind wir nicht", sagt Schmelz bestimmt, meint aber auch, daß Großfamilien geradezu in den sozialen Abstieg getrieben würden.
Beispiel Wohnungssuche: Als der Familie ihre Vierzimmerwohnung gekündigt wurde, ging Vater Schmelz auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Ziemlich aussichtslos. Passende und vor allem bezahlbare Wohnungen erwiesen sich als Mangelware. "Ich hätte auch gerne ein Haus gemietet und auch eine höhere Miete in Kauf genommen, aber es gab nichts", berichtet er. Ein Makler aus Mörfelden- Walldorf habe ihm sogar ganz klar gesagt, daß Kunden wie er gar nicht erst angenommen würden, da die Vermittlungschancen gleich Null seien.
Noch schwieriger wurde die Lage, als Schmelz, bis dahin bei einer saudiarabischen Fluggesellschaft als Flugbetriebsassistent angestellt, vor einem guten Jahr seinen Job verlor, weil die Gesellschaft im Zuge des Golf-Kriegs Personal abbaute. Schmelz, seit 25 Jahren in der Fliegerei, ist 56 Jahre alt - kein gutes Alter, noch mal einen Job in seinem alten Metier zu finden. Doch er ist optimistisch: "Ich kann ja verschiedenes, und wahrscheinlich werde ich jetzt doch noch was ganz anderes machen", sagt er. Es gebe zwar noch nichts Konkretes, doch irgendwas werde sich finden.
Schließlich habe sich auch die Wohnraumsuche positiv entwickelt, meint Schmelz, der keinen Hehl aus seiner Dankbarkeit gegenüber der Stadt und dem Wohnungsamt machte: "Die haben sich sehr dafür engagiert." Mit Erfolg. Erst vor kurzem ist die Familie nämlich in ein von der Stadt angemietes Einfamilienhaus in der Hochstraße umgezogen. "Ein schönes, altes, solides Haus, wo auch die Kinder viel Freiraum haben", sagt Schmelz. wal
KELKHEIM. Kaputte Fernsehgeräte und Monitore holt der Kelkheimer Kübeldienst am Dienstag, 5. Januar, ab. Voraussetzung allerdings: Die Geräte müssen am Montag, 4. Januar, bis 12 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 50 31 angemeldet werden und am Abfuhrtag bis 7 Uhr am Straßenrand bereitstehen.
Tastaturen, Rechner oder Computerlaufwerke werden nach Mitteilung der Stadt vom Abfuhrdienst jedoch nicht mitgenommen.
Ausrangierte Kühlschränke und Gefriergeräte werden die Kelkheimer am Donnerstag, 7. Januar, los. Sie müssen bis Mittwoch, 6. Januar, 12 Uhr, unter oben genannter Telefonnummer angemeldet werden und ebenfalls am Abfuhrtag spätestens um 7 Uhr am Straßenrand stehen. ana
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TV LANGEN, BASKEBALL, MÄNNER
Sektor4
Wenn die männlichen Basketballer des TV Langen von eins bis vier zählen, dann würden sie momentan gerne die zwei und die drei auslassen. Denn während die 1. Basketballmannschaft ebenso wie die 4. mit ihrer Bilanz zum Jahreswechsel durchaus zufrieden sein durften, belegen die 2. und die 3. Mannschaft des TVL derzeit die letzten Plätze ihrer Spielklassen. Die "großen Giraffen" dürfen mit dem 2. Platz in der 2. Basketball-Bundesliga durchaus zufrieden sein. Trainer Joe Whitney rief die Bundesligaspieler bereits am 28. Dezember wieder ins Training, um den "Weihnachtsspeck" erst gar nicht ansetzen zu lassen. Er scheint mit dem Zweitligateam auf dem rechten Weg zu sein.
Eng verknüpft mit dem Namen Joe Whitney sind auch Wohl und Wehe der 2. Mannschaft, die in der Regionalliga ohne Sieg das Tabellenende ziehrt. Nur wenn er nicht im Dienst der Bundesligamannschaft unterwegs ist, kann der Amerikaner nämlich für die "Zweite" auf Körbejagd gehen, und wenn er das tut, dann steigen die Erfolgsaussichten erheblich. Die letztjährigen Top-Scorer der 2. Mannschaft sind in dieser Saison in der Bundesliga im Einsatz und fehlen Trainer Tomasc Kumascinski an allen Ecken und Enden. "Diese Mannschaft ist einfach viel zu jung und unerfahren", klagt der Trainer, der seine Aufstellung immer wieder ändern mußte. Die beiden Leistungsträger Whitney und Ulf Graichen bestritten bislang nicht mehr als die Hälfte der Regionalligaspiele. Mit ihren Durchschnittswerten von 24,9 (Whitney) beziehungsweise 19,5 (Graichen) Korbpunkten pro Spiel wären die beiden die idealen Leitfiguren für das junge Team, doch meist müssen die "Youngsters" ohne dieses Duo auskommen.
Mit Günther Mahler, Boris Beck, Axel Hottinger, Markus Hartmann, Cvijan Tomasevic, Lars Dittmann und Damian Rinke wurde so eine Schar von 19-jährigen ins das kalte Regionalliga-Wasser geworfen und droht sich mächtige Erfrierungen einzuhandeln. Obwohl all diese Spieler im Jahr 1992 mit der A-Jugend des TVL den deutschen Vizemeistertitel erspielen konnten, kommt die dritthöchste deutsche Spielklasse für sie zu früh, wenn sie nicht zumindest von einigen Routiniers angeleitet werden. Für die Rückrunde hoffen die "kleinen Giraffen" nun darauf, daß Ulf Graichen und Joe Whitney des öfteren zur Verfügung stehen werden. Daß sie mit diesen beiden durchaus in der Lage sind, auf Regionalliganiveau zu spielen, bewiesen sie, als sie Tabellenführer Eintracht Frankfurt in die Verlängerung zwangen. Definitiv müssen aber in der zweiten Saisonhälfte Punkte her, sonst ist der Abstieg nicht mehr zu vermeiden. Auch daß Felix Arndt aus der 1. Mannschaft zum Kader stieß, dürfte sich positiv auswirken. Noch haben die Langener den Kampf um den Klassenerhalt nicht aufgegeben.
Die dritte Mannschaft des TV rangiert mit 4:18 Punkten ebenfalls am Tabellenende der Landesliga-. Das Team von Spielertrainer Werner Barth verfügt zwar über einen Kader von 19 Spielern, dennoch kann der Coach selten die Bestbesetzung ins Rennen schicken. Da das "unverbindlich-breitensportliche" Motiv hier bereits überwiegt, nehmen es die Akteure nicht mehr so genau mit dem Training und den Spielen. Möglicherweise ändert sich dies in der Rückrunde angesichts der massiven Abstiegsgefahr. Mit etwas gutem Willen sollten die zweitkleinsten Giraffen den Klassenerhalt schaffen. Eine Frau, nämlich Sonja Rosenkranz trainiert die allerkleinsten Giraffen, die allerdings in dieser Saison gewaltig die Hälse recken. Die harmonische Mannschaft liegt mit 18:4 Punkten in der Kreisliga B auf dem zweiten Rang und darf sich berechtigte Aufstiegshoffnungen machen. Die kleinsten und die großen Giraffen sorgen also beim TVG für Zufriedenheit zum Jahresbeginn 1993. Bezüglich der 2. und 3. Mannschaft bleiben für das neue Jahr noch einige Wünsche offen, aber Silvester ist ja immer die Zeit der guten Vorsätze. ina
Von Eberhardt an Baden-Württemberg/ Magister
Geist sucht Wege in Richtung Markt.
Heidelberger Projekt "Magister in den Beruf" findet Anklang bei Studenten und Betrieben.
joe. HEIDELBERG. Am Anfang war die Heidelberger Sinologie-Studentenin "etwas schockiert" von der Arbeitsatmosphäre im Großraumbüro der Firma Bosch in Karlsruhe. Deutsch sprach da keiner. Nur auf Englisch, Französisch und Spanisch wurde telefoniert, wenn ihre Kolleginnen und Kollegen auf Zeit dort KFZ-Zubehör in alle Welt verkauften. Doch nach dem ersten Staunen setzte auch die Studentin ihre Sprachkenntnisse ein und telefonierte chinesisch: mit Hongkong vor allem. Nach einem elfwöchigen Praktikum konnte die junge Geisteswissenschaftlerin zufrieden sein; als Praktikantin hatte sie innerhalb eines Projekts ihrer Abteilung am Computer selbständig Marketingpläne aktualisiert, Daten recheriert, Investitionsmöglichkeiten im Ausland untersucht, bei einer Fachmesse hatte sie eine chinesische Delgation betreut, hatte an interessanten Geschäftsbesprächungen teilgenommen. Dazu hatte sie Kontakt bekommen zu anderen Praktikanten, die wie sie, einen Einstieg ins Berufsleben suchten und am Ende hatte man ihr sogar angeboten, ihre Magisterarbeit bei der Firma zu schreiben. 25 Heidelberger Studentinnen und Studenten aus geisteswissenschaftlichen Fächern absolvierten im letzten Jahr ähnliche Praktika bei großen Firmen, Banken, Versicherungen zwischen Stuttgart und Frankfurt. Entscheidende Vermittlerdienst dafür lieferte eine neue Initiative der Universität mit dem prgrammatischen Titel "Magister in den Beruf". Ihr Ziel es ist, Studierenden der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer schon während des Studiums eine berufliche Orientierung zu ermöglichen und zwar eben nicht nur innerhalb ihrer Studiengebiete, auf denen sich schon länger nicht mehr leicht eine Arbeit finden läßt, sondern auch auf eher geistersfernem Terrain.
Zudem soll "MIB", so steht es schon ganz PR-gerecht in einer kleinen Broschüre, "den Arbeitsmarkt für das intellektuelle und kreative Potential interessieren, das die Studierenden der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern darstellen." Studenten für Latein und Griechisch, Geschichte und Politik wollen also ihr Licht nicht mehr länger unter den Scheffel stellen, sondern sich informieren und umtun. Dafür will MIB eine Brücke bauen.
Der entscheidende Antstoß für das Projekt kam von einem Geisteswissenschaftler, dem Romanistik-Professor Anrold Rothe. Wie viele seiner Kollegen fand der sich in den letzten Jahren in seinen Sprechstunden statt in der Rolle des Wissenschaftlers immer häufiger in der des Berufsberaters wieder. Was, so fragten die erfolgreichen Examenskandidaten, die im einst anviesieren Beruf in Schule, Verlag oder Funkhaus keine Stelle fanden, soll ich nun machen? So reifte in ihm der Gedanke, daß man eine besondere Stelle brächte für diese Studenten, eine Stelle, die den Arbeitsmarkt beobachtet, die nötigen Kontakte herstellt, Zugänge zur Arbeitswelt sondiert und Praktika einwirbt zum Beispiel. "Was unter allen Umständen verhinderte werden muß," meinte Rothe, "ist, daß es als Alternative zum Verlagslektor nur den Taxifahrer gibt."
Inzwischen ist das Magister-in-den Beruf-Projekt erfolgreich gestartet und hat angefangen, das breite Spektrum zwischen den beiden Extremen Taxifahrer und Philosoph auszuloten. Angesiedelt bei der Zentralen Studentenberatung der Uni und geleitet von einer jungen Wissenschaftlerin, die sich mit Spaß und Einsatzfreude auf Neuland begeben hat, bietet die Stelle bereits einiges für interessierte Geisteswissenschaftler: von schlichten Firmenbesichtigungen und Vorträgen bis zu Bewerbertraining und Arbeitskreisen, in denen MIB-Mitarbeiterinnen gemeinsam mit Studenten und Studentinnen die Programme und Öffentlichkeitsarbeit konzipieren. Man hat schon eine eigene Zeitung und einen Freundekreis, eigene Aktivitäten sind gefragt, hilft Initiative doch erfahrungsgemäß auch, wenn man neue Märkte erobern will - und sei es der eigene Arbeitsmarkt. Die ersten Praktikanten haben den Schritt in die "Welt der Wirtschaft" gewagt und jüngst bei einer gut besuchten Veranstaltung in der Uni vom Leben in der anderen Welt berichtet. Fast alle, sind dankbar für die Erfahrung, haben Selbstbewußtsein gewonnen und die beruhigende Erkenntnis, daß sie nicht nur mithalten können, können, sonderen bei kommunizieren, analysieren und überzeugen ihre im Studium erlanten Fähigkeiten gut einsetzen können, auch wenn ihnen die speziellen Fachkenntnisse fehlen. Die Dolmetscher-Studentinnen fanden sich in der Öffentlichkeitsbeteilung der Pharma- Firma ebenso gut zurecht wie der Lateinstudent beim Automobilkonzern. Auch wenn sie dabei nicht im ersten Anlauf ihren Traumjob oder ihr künftiges Metier fanden, so öffneten die Praktika für die Beteiligten doch durchweg den eigenen Blickwinkel für die Perspektiven außerhalb ihres Fachs. Und viele berichteten auch, daß ihnen die Arbeit Schwung und Zuversicht gegeben hat, die Magisterprüfung in Angriff zu nehmen, an deren Sinn die einen schon gezweifelt, und vor der die anderen Angst hatten - wegen der unklaren Situation danach.
Sehr zufrieden ist Barbara Maurer, die Leiterin von MIB mit der Ressonanz der Betriebe. Die Qualität der Plätze sei gut gewesen - eine wichtige Voraussetzung für das Projekt - viele, auch neue, Firmen wollten im nächsten Jahr Praktika anbieten, so daß sie zumindest mit einer Verdopplung rechne.
Für ein Fünftel der Erstabsolventen zeichnen sich bereits konkrete berufliche Perspektiven ab, teilweise wurde ihn eine weitere innebetriebliche Ausbildung als Trainee nach Studienabschluß angeboten, teils können sie als Studenten für die Firma freiberuflich weiter arbeiten.-E
WIESBADEN. In Handschellen wurden ein 23- und ein 25jähriger in der Nacht zu Silvester abgeführt, nachdem sie versucht hatten, einen 31jährigen auszurauben und sich anschließend eine Rangelei mit der Polizei lieferten. Der Passant erlitt Prellungen und einen Nasenbeinbruch, verletzt wurde auch ein Polizist.
Zeugenaussagen zufolge sollen die Täter den Mann niedergeschlagen, ins Gesicht und in den Bauch getreten haben. Dann nahmen sie ihm die Geldbörse ab, warfen sie jedoch weg, weil kein Geld darin war. Die von Zeugen alarmierte Polizei machte die Männer nahe des Tatortes dingfest. Der 23jährige leistete Widerstand, so daß die Beamten Verstärkung rufen mußten.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Nachdem aus der geplanten Busverbindung von Hofheim in Richtung Flughafen vorerst nichts wird, hat sich der Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) überlegt, wie die Querverbindung zwischen Hofheim und Hattersheim und somit auch zwischen der S 1 und S 2 schon jetzt verbessert werden könnte. Dies ist nach Meinung von VCD-Chef Norbert Müller überfällig, denn der Fahrplan der Linie 813 sei zu dünn, um eine regelmäßige Verbindung zu gewährleisten.
"Außerdem ist das Gewerbegebiet Kriftel nicht in die Linie einbezogen." Dies hält der VCD-Mann ohnehin für unmöglich, weil ausschließlich große Gelenkbusse auf der 813er-Linie verkehren. Er schlägt deshalb vor, eine zusätzliche Linie einzurichten, die zwei Haltestellen im Gewerbegebiet ansteuert - eine nahe dem Massa-Baumarkt, die andere bei Kakteen-May. Im Ortskern sollten eine Haltestelle in der Nähe des Bahnhofes und eventuell zwei in der Lindenstraße eingerichtet werden. Die Linie sollte mindestens halbstündlich - auch am Wochenende - bis in die Abendstunden in beiden Fahrtrichtungen bedient werden. Ab 20 Uhr, so Müller, könnte ein Anrufsammeltaxi einspringen. Statt großer Linienbusse schlägt der VCD-Vertreter Kleinbusse nach dem Vorbild der neuen Hofheimer Stadtbusse vor. ana
BAD SODEN. Sie hat genug davon, dem politischen Treiben im Parlament nur vom Magistratsposten aus zuzusehen: Waltraud Krebsbach-Hess wird sich als Spitzenkandidatin der Grünen im Frühjahr zur Kommunalwahl stellen und will wieder im Parlament mitarbeiten. Platz zwei der Kandidatenliste nimmt der amtierende Fraktionschef Bernhard Köcher ein. Gemäß grüner Gepflogenheit wechseln sich Bewerberinnen und Bewerber in der Rangfolge ab. Ein Grundsatz, bemerkt Köcher nicht ohne Stolz, der angesichts "grüner" Kandidatennot immerhin bis Platz sieben durchgehalten wurde. Und: Der Umweltpartei ist es gelungen, eine Reihe neuer Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen.
Auf Platz drei tritt mit Cornelia Henne eine neue Kraft an. Die Architektin soll sich später im Parlament besonders um Bauangelegenheiten der Stadt kümmern. Mit Wolfgang Koch sitzt ein bewährtes Mitglied auf Platz vier, ihm folgt mit der Studentin Hannah Hess wiederum eine "Neue". Als Mitinitiatorin der Bad Sodener Krabbelstubeninitiative hat sie sich bereits einen Namen gemacht und wird sich bei den Grünen vornehmlich um soziale Themen kümmern. Ein weiteres neues Gesicht präsentieren die Grünen mit Lothar Schmidt, dem Chef der Nassauischen Sparkasse in Bad Soden. Er soll die Grünen in der kommenden Legislaturperiode im Magistrat vertreten.
Marianne Schmidt auf Platz sieben der Liste ist zwar kein Neuling bei den Kurstädter Grünen, doch kandidiert sie im Frühjahr erstmals fürs Parlament. Dazu hat sich zum ersten Mal auch der Hausmeister Gerd Mowinski entschlossen, den die Grünen als neues Mitglied auf Platz acht der Liste nominierten. Ihm folgt der amtierende Stadtverordnete Peter Fischer, der sich aus Zeitmangel nur für den Nachrückerplatz neun aufstellen ließ. Auf Ehrenplatz zehn folgt mit dem Werbefilmer Erich Bauer ein Neuling.
"Wir werden uns auch in Zukunft verstärkt um neue Leute bemühen, die aktiv mitarbeiten wollen", steckt Fraktionschef Köcher als Ziel fürs neue Jahr. Politisch wollen sich die Grünen in der Kurstadt vorrangig um soziale Themen kümmern: Wohnungsbau, Kinderbetreuung - angefangen von Krabbelstubenplätzen bis zum Hort - zählt Köcher auf. Darüber hinaus wollen sie ebenso wie die SPD darauf dringen, daß der Verkehrsrahmenplan zügiger umgesetzt wird.
Prominente Wahlkampf-Unterstützung erhalten die Kurstadt-Grünen dann auch am Sonntag 17. Januar: Hessens Umweltminister Joschka Fischer hat sein Kommen versprochen. Er wird ab 20 Uhr im Neuenhainer Bürgerhaus sprechen und mit den Bürgern diskutieren - übrigens sein einziger Wahlkampftermin im Kreis. ana
SULZBACH. Langeweile und monotones Erdnußknabbern vor der Mattscheibe haben beim Sulzbacher Kulturkreis keine Chance. Er geht dagegen mit insgesamt 35 Freizeitkursen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an, die ab sofort auf einen Blick im neuen Programmheft fürs Frühjahr aufgelistet sind.
Das Spektrum der Kinder- und Jugendkurse reicht von Basteln, Judo, Ballett über kreatives Arbeiten bis hin zum Klavierunterricht.
Erwachsene haben die Wahl zwischen Fotografieren, Video, Batik, Goldschmiedearbeiten, kreativem Arbeiten, Aquarellmalen, Nähen und Zuschneiden, Kochen, Backen, Bridgespielen, Gartenpflege, Rhetorik, Tanz, Sport, Gymnastik, Meditation und Klavierunterricht. Doch das ist längst nicht alles: Die Kulturgemeinde bietet außerdem Infoveranstaltungen zur Frage "Was tun gegen Rückenschmerzen?", organisiert eine Pflanzentauschbörse, lädt zur Besichtigungstour bei der Hoechst AG, bittet zum regelmäßigen Arbeitskreis Kunst oder zum German-English Friendship-Club und organisiert am 17. Juli wieder Jazz im Park.
Wer Genaueres wissen will, kann das Programm während der Geschäftszeiten anfordern, Tel. 0 61 96 / 7 44 57, oder gleich vorbeikommen in der Hauptstraße 30. Und zwar montags und dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstag von 16 bis 18 Uhr. ana
DIETZENBACH. Informationsaustausch sowie gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen sind Ziele eines Gesprächskreises "für alle Frauen, die sich für das Leben der Frauen in anderen Ländern interessieren". Veranstalter ist der Kreisverband Offenbach-Land der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Kursusbeginn am Mittwoch, 20. Januar, von 20 bis 22.15 Uhr in der Wiesenstraße 9 in Dietzenbach. Die Gesprächsleitung hat Aneta Wojewodka, an Gebühren sind für acht Abende 72 Mark zu entrichten. ttt
BAD HOMBURG. Der frühere Landrat Klaus-Peter Jürgens (CDU) ist aus dem Bau- und Finanzmanagement für das geplante Seniorenzentrum in der Gymnasiumstraße überraschend ausgestiegen. An Silvester teilte Jürgens per Brief aus Oberstdorf im Allgäu mit, er habe seinen Vertrag mit dem Rindschen Bürgerstift zum 31. Dezember 1992 gekündigt.
Als Grund nennt der frühere Landrat und Stadtkämmerer, der inzwischen Geschäftsführer der Mengler-Kommunal- und Gewerbebau KG in Darmstadt ist, "öffentliche Diffamierungen" in einer Lokalzeitung. Deren Darstellung, er sei mit seinem Konzept für die Finanzierung des neuen Seniorenzentrums "abgestürzt" und habe keinen Finanzier auftreiben können, sei falsch.
Das Rindsche Bürgerstift beabsichtigt seit längerem, sein derzeitiges Altenheim in der Elisabethenstraße zu schließen und ein neues an der Gymnasiumstraße zu eröffnen. Jürgens war seinen Worten zufolge 1991 per Vertrag beauftragt worden, "eine auf die wirtschaftlichen Verhältnisse des Stifts abgestellte realisierbare Finanzierung zu erarbeiten".
Er habe zunächst geraten, einen Fonds für private Geldanleger einzurichten, um den Bau zu finanzieren, berichtet Jürgens jetzt. Sinkende Zinsen hätten der Stiftung später die - inzwischen beschlossene - Möglichkeit (FR vom 23. 12.) eröffnet, den Bau selbst durchzuführen und mit Darlehen zu finanzieren. Dies habe er dem Kuratorium der Stiftung, dessen Vorsitzender sein Nachfolger als Landrat, Jürgen Banzer (CDU) ist, so empfohlen. Dabei, schreibt Jürgens, habe er aber auch bekräftigt, daß von ursprünglich drei privaten Investoren - bis heute - noch immer zwei zum Bau des Seniorenzentrums bereitstünden.
In seiner Mitteilung über die Kündigung des Vertrags mit dem Rindschen Stift weist Jürgens Spekulationen zurück, er habe aus seiner politischen Tätigkeit einen gut dotierten Beratervertrag hinübergerettet. Erstens gehe es nicht um Beratung; vielmehr habe die Stiftung ihn beauftragt, "das gesamte Finanz- und Baumanagement" einschließlich der Baukontrolle zu übernehmen. Zweitens solle er dafür nicht das branchenübliche Honorar von 500 000 bis 750 000 Mark allein für das Baumanagement erhalten, sondern ein Gesamthonorar von etwa 150 000 Mark. Davon müsse er vier Jahre lang alle Kosten für Büro, Schreibdienst, Buchhaltung, Reisen, Rechts-, Steuer- und baufachliche Beratung bezahlen. Jürgens wörtlich: "Das Honorar wurde so kalkuliert, daß dadurch die mir entstehenden Kosten abgedeckt, meine persönliche Arbeit und das bei einem solchen Projekt nicht geringe Risiko nicht honoriert werden."
Ob die Kündigung jetzt zu einem Rechtsstreit zwischen der Stiftung und dem Manager führt und welche Folgen die Vertragskündigung auf das gesamte Bauvorhaben hat, war gestern nicht abzusehen. Mit dem Bau des Seniorenzentrums mit 220 Plätzen, Therapieräumen und Personalwohnungen und einem Kostenvolumen von 40 bis 50 Millionen Mark soll nach den bisherigen Planungen im Herbst dieses Jahres begonnen werden. che
Knapp daneben wäre bequemer gewesen, aber nein - mitten drauf mußte es sein. Wie kommt das Klo aufs Garagendach, fragten sich die Leute am Ende der Seulberger Römerstraße. Und meinten - genau genommen - wohl eher, warum ein unbekannter Zeitgenosse das ausrangierte Porzellanbecken in ebenso luftiger wie auffälliger Höhe abgestellt hat.
Ein Müll-Happening, das, ganz wie es sich für Kunst gehört, alle Fragen offenläßt: Soll etwa der Brauchwasser- Spülung ein Denkmal gesetzt werden, auf daß sie schneller zum allgemeinen Standard werde? Kaum denk- Das Klo auf dem Dach? bar, wiegen doch die Standortnachteile den einen -vorteil mehr als auf.
Ging es vielleicht darum, Garagendächer ("vom grünen Punkt zum Kieselrot") als Endlager für Haus- und Sondermüll anzuraten? Nein, ein ministerielles Empfehlungsschreiben ist bisher nicht aufgetaucht. Aber möglicherweise hat der Künstler seinen Bonner Autoritäten auch so vertraut - und das Wort des Kanzlers nur ein bißchen mißverstanden: "Entscheidend ist, was (nicht: wo's) hinten rauskommt." Oder hatte am Ende gar einfach nur einer einen Sprung in der Schüssel? che
HATTERSHEIM. Unter den Schlußackorden der Orgel öffneten sich die schweren Kirchentüren von St. Martinus, und als "spuckten" sie gleich einem überdimensionalen Schlund Lichter hinaus in die Welt, strömten die rund 300 Gottesdienstbesucher mit Neujahrswünschen auf den Lippen und mit brennenden Kerzen in den Händen hinaus, das Licht in den Fenstern ihrer Wohnungen aufzustellen. Lichter für den Frieden und für ein friedliches Zusammenleben von Menschen aller Nationen.
So hatte es sich Pfarrer Hans Hauk gedacht - und so wünschte es sich auch die 15jährige Ramona Nauber. Denn die Idee, nach dem Gottesdienst eine Lichterkette für den Frieden mit in die Silvesternacht zu nehmen, stammte keineswegs vom Seelsorger der St.-Martinus-Gemeinde: "Ramona und ihre beiden Geschwister kamen mit der Idee zu mir", sagt Hauk. Die Jugendlichen wollten ein Zeichen setzen gegen den mörderischen Krieg im ehemaligen Jugoslawien und gegen den zunehmenden Ausländerhaß im eigenen Land und vor der heimischen Tür.
Der Pfarrer war sofort dabei, zumal seine Vorgesetzten in Rom den Neujahrstag seit Jahren zum Tag des Friedens auf der Welt erklären, und, wie Hauk meint, die Leute zum Jahresende offen dafür sind, sich mal grundsätzliche Gedanken zu machen.
"Ich finde es einfach schlimm, was im Moment passiert", begründet die 15jährige Ramona ihr Engagement. "Ausländer sind keine anderen Menschen, sie sind genauso gut oder schlecht wie die Deutschen auch. Ich kann gut mit ihnen zusammenleben, warum sollen das andere nicht können." Eine Frage, die Ramona schon seit langem beschäftigt - aber auch ihre Angst vor dem, was geschieht, zum Ausdruck bringt: Erst vor kurzem hat sie mitangesehen, wie Jugendliche einen ausländischen Freund von ihr zusammenschlugen. "Ohne Grund, einfach so auf offener Straße." Gewalt, die die Firmantin ebensowenig verstehen kann wie die Gewalt zwischen Serben, Kroaten und Moslems im ehemaligen Jugoslawien. Auch die erlebt sie intensiv mit. Ihre Mutter ist gebürtige Kroatin, ihr Onkel lebt noch dort zwischen den Trümmern einer zerbombten Stadt. Ramonas Vater drehte vor kurzem einen Videofilm vom Elend der Bevölkerung dort. "Er hat jetzt Flugblätter verteilt mit Spendenaufrufen und will den Film in Hattersheim zeigen."
Doch auch die Tochter wollte etwas tun: "Sonst macht hier ja doch niemand was." Auf die Idee mit den Kerzen kam sie, als sie die Lichterkette für den Frieden in Frankfurt erlebt hat. So was wollte sie auch in Hattersheim: Bürgermeister und Pfarrer sollten reden und "einfach jeder mitmachen". Weihnachten schien ihr dafür der geeignete Zeitpunkt. Sie beriet sich mit ihren Eltern, ging schließlich zu Pfarrer Hauk. Doch war die Zeit zu knapp, die Aktion wurde auf den Silvesterabend verlegt.
Daß das "Zeichen für den Frieden" etwas bewirkt, davon sind Ramona und ihre beiden Geschwister Michaela (16) und Daniel (14) überzeugt: "Wenn die Leute mitmachen oder die Lichter sehen, denken sie vielleicht darüber nach, was da passiert. Und das kann schon was verändern." Der Meinung ist auch Pfarrer Hauk: "Die Lichter sind zwar nur ein stilles Zeichen, aber es ist schon eine kleine Tat, wenn man ausdrückt, ein Mensch des Friedens zu sein, der die Gewalt gegen Ausländer ablehnt." Ramona will es bei dem Zeichen jedoch nicht belassen. In ihrer Schule wird ein Projekt gegen Ausländerfeindlichkeit geplant, bei dem sie mitarbeiten wird. Auch Pfarrer Hauk ist guten Mutes, daß von den Kirchengemeinden im neuen Jahr wieder Hilfsaktionen zustande kommen - ähnlich der großen Sammelaktion für die Menschen im ehemaligen Jugoslawien im vorigen Herbst. ANITA STRECKER
So, jetzt ist es also da, das neue Jahr. Im Grunde erst heute, galt es doch gestern noch mit einem Cocktail aus Haferschleimsuppe, Kaffee und Zitronensaft Schadensbegrenzung in puncto Katzenjammer zu leisten. Und: mühsam all die guten Vorsätze ins Gedächtnis zu rufen, die noch in der Silvesternacht gefaßt wurden.
Was es wohl bringen mag, das 1993? Da wurde Blei befragt, im Kaffeesatz gelesen; wurden Horoskope gewälzt und in Ermangelung verbindlicher Antworten schließlich eben jene guten Vorsätze gefaßt. Wie war das noch? Kein Nikotin mehr zum Frühstück, netter sein zur Ehefrau, die Hausaufgaben pünktlich erledigen, nicht mehr so viele Überstunden. . .!?
Natürlich wurde das alte Jahr gründlich hinausgetrieben, hinweggetanzt auf Kosten mancher Ledersohle. Auf daß der Start ins neue im Besten Sinne gelänge, Hektik schon am Vormittag: Statt der Autos auf den Straßen stauten sich die Einkaufswagen vor den Kassen im Supermarkt - gefüllt mit Zutaten fürs abendliche Raclette, Fondue oder große Büfett. Und dann wurden sie verscheucht, die bösen Geister, des alten Jahres, die schon auf der Lauer lagen, mit ins neue hinüberzuhechten. Bedienten sich unsere Vorfahren dazu noch der Rasseln, Glocken und des eigenen Organs, knallten in Hofheim wie überall im Kreis Kracher, Feuerwerksböller und Funkenregen schon tagsüber durch die Straßen, daß sich böse Geister eigentlich inzwischen mit Trommelfellschaden für längere Zeit zur Reha-Kur verzogen haben müßten.
Es galt aber auch genügend böse Geister zu vertreiben. Denn es war kein gutes Jahr, das mit der Nummer 1992. Was wünschten doch die Grünen? "Einen guten Rutsch, aber bitte nicht nach rechts." Neue Runde, neues Glück. Bloß, wird 1993 besser werden? Immerhin nehmen wir uns so, wie wir sind, mit ins neue Jahr. Und so, wie wir waren, haben wir das alte "Spielfeld" nicht besonders ruhmreich zurückgelassen. Katzenjammer und Aufbruchstimmung. Nie liegen sie so nah beieinander wie zur Jahreswende: Gib mir eine Salzgurke und misch' die Karten neu. Jedes Jahr das gleiche. Aber bis zum nächsten Silvester haben wir die Nieten eh vergessen. . .
Ach ja. Da wär noch 'was: Ein frohes neues Jahr wünscht. . .
ANITA STRECKER
pid GÖTTINGEN, 1. Januar. Obwohl Roma in Rumänien als "ungeliebte Volksgruppe" einer "Menge von Vorurteilen und bewußten Benachteiligungen" ausgesetzt sind, sind sie nicht von asylrechtlich relevanter Gruppenverfolgung betroffen. Sie können daher in Deutschland nicht grundsätzlich als Asylberechtigte anerkannt werden. Mit dieser Begründung bestätigte das Verwaltungsgericht Braunschweig in einer am Donnerstag bekanntgewordenen Entscheidung die Abschiebungsverfügungen des Landkreises Göttingen gegen eine Roma-Familie, deren Fall Anfang 1992 Aufsehen erregt hatte. (Aktenzeichen: 8 A 8644/91)
Die evangelische Christophorus-Gemeinde Göttingen hatte der fünfköpfigen Familie länger als drei Monate "Kirchen- Asyl" gewährt und sie vor der Abschiebung bewahrt.
Eine Gruppenverfolgung müsse sich "in flächendeckenden Massenausschreitungen äußern", meinten die Verwaltungsrichter. Derartiges habe es in Rumänien jedoch nicht gegeben. Gestützt auf ein Gutachten der Heinrich-Böll-Stiftung, offizielle Auskünfte des Auswärtigen Amtes und ein Dossier der Wochenzeitung Die Zeit stellten sie zwar eine größere Anzahl einzelner Übergriffe gegen Roma fest. Dies lasse jedoch "nicht den Schluß zu, daß im Zeitpunkt der Ausreise der Kläger für jeden Angehörigen der Volksgruppe der Roma ohne weiteres die aktuelle Gefahr eigener Betroffenheit bestand".
Ein "feindliches Klima einschließlich möglicher Diskriminierungen oder Benachteiligungen der Bevölkerungsminderheit durch die Bevölkerungsmehrheit ist noch nicht automatisch mittelbar staatliche Gruppenverfolgung und daher für sich genommen noch nicht asylrechtlich relevant". Der rumänische Staat sei für die Verfolgung weder verantwortlich noch habe er sie tatenlos hingenommen. Da die Familie keinen "individuellen, asylrechtlich relevanten Verfolgungsmaßnahmen" ausgesetzt gewesen sei, bestehe kein Asylgrund, meinte das Gericht.
Die in Göttingen ansässige "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) hatte gefordert, Roma-Flüchtlinge dürften nicht abgeschoben werden, weil auch nach dem seit 1. November 1992 gültigen Rücknahmeabkommen zwischen beiden Staaten die Roma in ihrer Heimat "Übergriffen schutzlos ausgeliefert" seien. Selbst bei freiwillig zurückgekehrten Roma sei es zu Verhaftungen und Drangsalierungen gekommen. Das Gericht aber meinte, es sei nicht zu erwarten, "daß die Kläger bei einer Rückkehr nach Rumänien einem solchen kollektiven Verfolgungsschicksal ausgesetzt sein werden".
Die Familie war im Mai 1991 nach Deutschland gekommen, nachdem der Vater nach eigenen Angaben zweimal inhaftiert und im Gefängnis geschlagen worden war. Auch die Mutter und der älteste Sohn seien eingesperrt und verprügelt worden. Menschen und Polizisten aus ihrem Heimatort hätten sie angegriffen und gedroht, ihr Haus anzuzünden, berichtete die Familie. Diese Darstellung ist nach Auffassung des Gerichts zumindest teilweise "nicht glaubhaft".
ATHEN, 1. Januar. Der Versuch elf junger Albaner, über das Ionische Meer nach Italien zu flüchten, endete in der Nacht zum Silvestertag in einer Katastrophe. Zehn der Flüchtlinge und der griechische Kapitän des Fischerbootes, mit dem sie nach Italien übersetzen wollten, ertranken in der stürmischen See.
Wie durch ein Wunder überlebte einer der jungen Albaner, Stefan Kolonia, den Schiffsuntergang. Der 24jährige konnte sich zwei Stunden lang in der kalten sturmgepeitschten See über Wasser halten und erreichte etwa zehn Kilometer südlich der kleinen Hafenstadt Otranto, die fast am unteren Ende des Absatzes des italienischen Stiefels liegt, die Küste. Es gelang dem völlig erschöpften Schiffbrüchigen, sich zu einem Haus zu schleppen und sich in gebrochenem Italienisch verständlich zu machen. Mehrere Hubschrauber der italienischen Küstenwache und ein Seeaufklärungsflugzeug der Marine nahmen sofort die Suche nach den Schiffbrüchigen auf, konnten aber bis Freitag abend nur eine Leiche aus der See bergen. Nach Einschätzung der Retter ist es ausgeschlossen, daß es weitere Überlebende gibt. Nach Angaben Kolonias hatten sich die elf jungen Männer einem griechischen Fischer anvertraut, der anbot, sie für einen "Fahrpreis" von einer Million Lek überzusetzen. Dieser Betrag entspricht umgerechnet etwa 1600 Mark und mehr als dem Hundertfachen eines durchschnittlichen Monatslohns in Albanien. Die Arbeitslosenquote in Albanien liegt bei nahezu siebzig Prozent.
Nach Angaben der italienischen Küstenwache herrschte zum Zeitpunkt des Untergangs im Ionischen Meer ein Sturm der Windstärke 8.
FRIEDRICHSDORF. Seit gestern erst gibt es die "Dillinger Freunde", und doch kann der Verein schon auf eine beachtliche Tradition zurückblicken: die alljährliche Kerb, wohltätige Basare, Ausflüge und Fastnachtssitzungen. Des Rätsels Lösung: Hinter den "Freunden" verbirgt sich die gestern umbenannte Vereinigung der Dillinger Kerbeburschen.
Es geht nicht nur um einen neuen Namen, der Wechsel dokumentiert die geänderte Ausrichtung des Vereins. Waren bei der Gründung noch ausschließlich Männer zugelassen, sind inzwischen längst auch Frauen darin aktiv - im Vereinsnamen finden sich die "Dillinger Freundinnen" allerdings noch nicht.
Statt einst 28 Männern zählt der Vereinsvorsitzende Michael Felsmann jetzt 39 Erwachsene und 16 Kinder als Mitglieder. Wobei der Verein bei aller Tradition jung ist: Das älteste Mitglied ist nicht einmal 40 Jahre alt.
Und während sich die Kerbeburschen früher vor allem um die Dillinger Neuzeitkerb bemühten, ist längst auch soziales Engagement ein Charakteristikum des Vereins in Friedrichsdorfs sogenanntem fünftem Stadtteil. Drei Basare Jahr für Jahr haben seit 1989 schon fast 9000 Mark für soziale Einrichtungen wie die "Deutsche Kinderkrebshilfe" in Gießen gebracht.
Ingrid Felsmann und die anderen Ehefrauen der einstigen Kerbeburschen sind es vor allem, die sich solcherart engagieren. Aber auch die Männer sind im Lauf der Jahre bei aller Liebe zum Brauchtum dem (Selbst-) Bild vom wacker ständig Neuer Name feiernden Kerbeburschen längst entwachsen.
So gab sich der Verein Ende November eine neue Satzung, wählte im Dezember einen neuen Vorstand und wechselte mit dem Jahr den Namen. Die Vereinsmacher vollzogen damit ihre Ankündigung von der Dillinger Kerb '92.
Zum ersten Vorsitzenden des neuen Vereins kürten die Mitglieder Michael Felsmann, zu seinem Stellvertreter Frank Knoblich. Zuständig für den sozialen Bereich wurde im achtköpfigen Vorstand Ingrid Felsmann.
Geblieben sind die Schwerpunkte des Vereins: Soziales Engagement, Brauchtumspflege und gesellschaftliches Miteinander haben sich die "Dillinger Freunde" als Ziele gesetzt.
Erreichen wollen die Freunde sie dieses Jahr unter anderem mit zwei Kleider- und einem Spielzeugbasar. Deren Erlös soll wieder vollständig an die Kinderkrebshilfe fließen. Die Dillinger Kerb ist auch unter neuem Namen ein unumstößlicher Programmpunkt, dazu kommen Ausflüge und der Vatertag - eine Erinnerung an die vergangene Männerherrlichkeit des Vereins.
Bei einem anderen Programm-Fixpunkt haben die "Dillinger Freunde", die einst 18jährig die Kerbeburschenvereinigung gründeten, dem Alter Tribut gezollt: Eine Disco gibt es nicht mehr. Dafür feiern der Verein und die Dillinger Fastnacht in diesem Jahr gleich mit zwei Sitzungen am Freitag und Samstag, 12. und 13. Februar. stk
KRONBERG. Ein Anwalt unterstützt jetzt die BISS-Mitglieder bei ihrem Widerspruch gegen die probeweise Umlenkung des Verkehrs in Kronberg. Er wurde diese Woche vom Vorstand der "Bürgerinitiative Schillerstraße" (BISS) gemäß einem Mitgliederbeschluß beauftragt. Die Mitgliederversammlung hat zugleich beschlossen, keine Beschwerde gegen den Beschluß des Frankfurter Verwaltungsgerichts einzulegen, das Ende November eine Klage gegen den Umlenkungs-Test abgewiesen hatte.
Die Bürgerinitiative hält die Rechtsbeschwerde "in Anbetracht des Zeitablaufs" nicht für sinnvoll. Schließlich sei es in dem Eilverfahren lediglich um die probeweise Verkehrsumlenkung gegangen. Diese läuft spätestens Anfang August aus. Viel früher erwarten die Umlenkungsgegner auch eine Entscheidung des Kasseler Verwaltungsgerichtshof über eine Beschwerde nicht.
Ein Hauptsache-Verfahren gegen die probeweise Verkehrsumlenkung nach dem jetzt gescheiterten Eilverfahren behält sich die Bürgerinitiative dennoch vor. Das Widerspruchsverfahren im Kreis soll dazu dienen, diesen Weg offenzuhalten. Denn von dem Widerspruch selbst erwarten die Umlenkungsgegner keinen Erfolg: Es sei "politisch kaum zu erwarten", daß Landrat Jürgen Banzer (CDU) die probeweise Verkehrsumlenkung aufhebe.
Die Stadt Kronberg testet mit der zunächst auf ein Jahr befristeten Verkehrsumlenkung seit August eine gerechtere Verteilung des Durchgangsverkehrs. In der BISS haben sich Anwohner der Schillerstraße organisiert, die darin eine unzumutbare Mehrbelastung für ihre Straße sehen. stk
USINGEN. Ihre Liste von 22 Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl des Stadtparlamentes im März hat die Initiative "Bürger für Ehrliches Usingen" (BEU) verabschiedet. Den Spitzenplatz nimmt Monika Mann (Wernborn), Sprecherin der Bürgerinitiative ,Ehrliche Gebühren&rquote;, ein. Ihr folgen auf den Positionen zwei bis fünf: Claudia Neumann- Hahn (Merzhausen), Bernhard Keth, Horst Zimmermann und Heinz-Günter Troeger (alle Usingen).
Die BEU kandidiert auch für fünf Ortsbeiräte. Auf den ersten Listenplätzen bewerben sich: Ingeborg Hubert (Eschbach), Elke Wolf (Kransberg), Wolf-Dieter Bail (Michelbach), Marion Kmitta-Petry (Usingen) und Ferdinand Bauch (Wernborn).
In Merzhausen und Wilhelmsdorf gibt es keine Kandidaten oder Kandidatinnen. off
KELSTERBACH. Weil sich hilfsbereite Polizisten einfanden, besitzt ein Brummi- Fahrer nun keinen Führerschein mehr. Der Laster des Mannes war auf der Okrifteler Straße liegengeblieben, als ein Streifenwagen anhielt und die Polizisten ihre Hilfe anboten. Als sie jedoch Alkoholgeruch witterten, war eine Blutentnahme fällig, der Führerschein des Brummi-Fahrers wurde einbehalten. wal
BAD HOMBURG. Die Lichter des Restaurants auf der Saalburg strahlen warm, hinter den Fenstern sitzen die Gäste und genießen den Silvesterabend beim festlichen Essen. Nein, diesmal nicht, haben sich neun Leute vorgenommen, nicht die übliche Tour am letzten Tag des Jahres. Keine heiße Schlacht im Glitzerkleid am kalten Buffet.
Bei minus sieben Grad Außentemperatur haben wir die wärmsten Pullover und feste Schuhe angezogen und starten eine andere Tour, durch den Wald hinauf zum Herzberg. Der Furcht vor der Dunkelheit und unebenen Wanderwegen haben wir vorgebeugt, Taschenlampen gehören zum Marschgepäck.
"Es ist nur Halbmond", hatte Renate uns gewarnt, "da ist es nicht sehr hell." Schweigend gehen wir los; schnell, die Kälte soll durch Bewegung vertrieben werden. Mit gesenkten Köpfen beobachten wir die eigenen Schritte, versuchen, jede Unebenheit auf dem Weg zu erahnen. "Vorsicht Glatteis", ruft Monika und weicht einem hellen Fleck aus. Und der Weg ist auf einmal voll von hellen Flecken. Der kleine Wandertrupp stoppt, um das merkwürdige Phänomen zu untersuchen. Die Taschenlampe ist nicht notwendig, um die Diagnose zu stellen: Mondlicht tanzt auf dem Weg. Wir lösen unsere Blicke von der Erde und heben die Köpfe. Über den dunklen Baumwipfeln strahlt der (halbe) Mond mit Sternen um die Wette, die so groß wie Schneebälle leuchten und ganz nah zu sein scheinen. Den Großen Wagen und den Orion entdecken wir, zur Identifizierung der anderen Sternbilder reichen die astronomischen Kenntnisse nicht aus. Die Kälte verflüchtigt sich, so, als strahlten Mond und Sterne außer Helligkeit auch Wärme aus - die Schönheit der kalten Silvesternacht ist wie ein aufregendes, erwärmendes Prickeln auf der Haut, die Schatten der Bäume verlieren ihre Bedrohlichkeit.
Nur eine Stunde dauert der Marsch - doch als die Lichter der Herzberg- Gaststätte auftauchen, haben wir das Gefühl, ein Stück durchs Universum gelaufen zu sein.
Die Hütte ist warm und voller Leute. Sie schnallen die Rucksäcke ab, pellen sich aus ihren dicken Jacken und ordern heiße Getränke. Nach der Sternenstille draußen empfängt uns fröhlicher Lärm und ein Kellner, der auch im dicksten Trubel nie die Freundlichkeit verliert und, wenn's zu hektisch wird, mit entwaffnender Ehrlichkeit zugibt, daß er "momentan überfordert ist".
Gegen Mitternacht werden aus den Rucksäcken die Feuerwerkskörper geholt. Vom Bad Homburger Hausgipfel zischen die Leuchtraketen, von "Prosit Neujahr"-Rufen begleitet, in den Nachthimmel. Hoch droben auf dem Aussichtsturm wird der Blick frei nach unten auf die Kurstadt. Deren Silvester- Raketen erscheinen wie winzige Punkte - und über ihnen die Sterne, die sich in dieser Nacht von keinem Feuerwerk übertrumpfen lassen.
Es ist tiefe Nacht, als wir vom Berg herabsteigen, der Mond hat sich verzogen, keine tanzenden Lichter mehr auf dem Weg. Ein friedlicher Neujahrstag beginnt. HEITKEN SCHWARZENAU
BAD VILBEL. Mit Leuchtspur-Munition hat ein Heranwachsender nach Beobachtung der Freiwilligen Fewerwehr Bad Vilbel einen Tannenbaum auf einem Grundstück in der Kurt-Moosdorf-Straße in Brand gesetzt. Die Helfer mußten in der Neujahrsnacht ausrücken, um das Feuer in der Wohnstraße zu löschen.
Außerdem ging eine Scheibe in einem Einkaufsmarkt in der Alten Frankfurter Straße zu Bruch. Die Feuerwehr veranlaßte eine Notverglasung. de
STADT UND KREIS OFFENBACH. Die heimischen Arbeitgeber sehen in eine tiefschwarze Zukunft: "Anhaltende Beschäftigungsprobleme, verbunden mit Kurzarbeit vor allem im ersten Quartal des kommenden Jahres" erwartet der Gesamtverband der Arbeitgeber Osthessen in einem Jahresrückblick und -ausblick. Mit dieser Prophezeiung von noch mehr Arbeitslosigkeit in den Regionen Offenbach und Hanau appellieren die Arbeitgeber an die Gewerkschaften, bei den anstehenden Tarifverhandlungen auf weitere Lohnerhöhungen zu verzichten.
Speziell von der IG Metall verlangen sie, entsprechend der Revisisonsklausel "bei Verschlechterung der Konjunkturlage auf die vorvereinbarten Arbeitszeitverkürzung zum 1. April 1993 zu verzichten". Besonders schwer werde das Jahr weiterhin für den Maschinenbau, die Metall-, Elektro- und Chemie-Industrie, für die Automobil-Zulieferer. Sogar die bislang noch gut beschäftigte Bau-Industrie spürt einen deutlichen Auftragseingang, bericht der Arbeitgeberverband.
Die Unternehmer argumentieren aber nicht nur in Richtung Gewerkschaften, sondern auch in Richtung Bundesregierung. Sie verlangen bessere wirtschafts- und sozialpolitische Rahmenbedingungen, weil die Lohn- und Beschäftigungspolitik endlich den "außerordentlich verschärften internationalen Wettbewerbsdruck berücksichtigen" müsse.
Im Gegensatz zum Gutachten des wirtschaftswissenschaftlichen Sachverständigenrates ("Fünf Weise") befürchtet der Arbeitgeberverband nicht nur schlechtere Geschäfte im ersten Halbjahr, sondern das ganze Jahr über. Der bereits spürbar gewordene Konjunktureinbruch sei nicht nur auf die stark gesunkenen Exportchancen vornehmlich in den westlichen Ländern und den damit verbundenen Beschäftigungsrückgang zurückzuführen: Er sei auch "hausgemacht".
Der versprochene Aufschwung Ost werden wohl noch lange auf sich warten lassen: "Die Steuer- und Abgabenerhöhungen und die zu hohen Lohnabschlüsse weit über den Produktionszuwachs hinaus führen zu einer Verschlechterung der Ertragslage der Unternehmen und damit verbunden zum Rückgang der bisher konjunkturtragenden Investitionstätigkeit."
Schuld geben die Arbeitgeber auch der Bundesbank, die aus Inflationsangst die Zinsen hoch hält, sowie der öffentlchen Hand. Bund, Land und Kommunen müßten angesichts ihrer hohen Verschuldung eigentlich sparen, nehmen aber weiterhin verstärkt Kredite auf.
In deutschen Unternehmen sind die Lohnstückkosten, die das Verhältnis zwischen Arbeitskosten je Stunde und Arbeitsproduktivität messen, durchschnitlich um 25 Prozent höher als bei der internationalen Konkurrenz, machen die Arbeitgeber Stimmung. So verliere der Standort Deutschland sogar bei ausländischen Investoren zunehmend an Attraktivität. Mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze in der heimischen Region sei deshalb nicht zu rechnen. Im Gegenteil, noch mehr heimische Unternehmen würden dazu übergehen, ihre Produktionen zu verlagern.
Vornehm formulieren die Arbeitgeber diese Warnung so: "Die fortschreitende Industrialisierung in bisher weniger entwickelten Ländern in Westeuropa, aber auch in Teilen Osteuropas und im Fernen Osten führt zu einer Angleichung der Arbeitsproduktivität der alten Industrieländer." lz
MÖRFELDEN-WALLDORF. Im nächsten halben Jahr kommt - parallel zum Ausbau des Walldorfer Feuerwehrgerätehauses - die von der Wehr herbeigesehnte Schlauchpflegeanlage, sofern Haupt- und Finanz- sowie Bauausschuß zur Anschaffung ja sagen. 218 300 Mark kostet die Anlage, die von den Wehren beider Stadtteile benutzt wird. Lieferung und Montage besorgt eine Firma aus Baden-Württemberg. Bezahlen muß die Stadt allein, das Land gibt keinen Zuschuß.
Die Anlage besteht aus einer Waschmaschine, einer Edelstahlwanne und einer Schlauchdruckprüfanlage. Sie bringt der Wehr Erleichterung. Denn die vorhandenen Einrichtungen sind nicht nur technisch veraltet. Auch die momentane Praxis - die Mörfelder trocknen ihre Schläuche im Wasserturm, die Walldorfer in der vorhandenen Anlage - ist aus Sicherheitsgründen nicht mehr vertretbar. Zumal die derzeitige Kapazität von 40 Schläuchen längst nicht mehr ausreicht.
Ursprünglich, erinnerte Bürgermeister Bernhard Brehl, sei auch mal im Gespräch gewesen, die Schläuche zentral im Hauptstützpunkt der Feuerwehr in Groß- Gerau zu waschen, zu reinigen und zu prüfen, aber "das funktioniert in der Praxis nicht", sagt er und verweist darauf, daß schon die Kennzeichnung der Schläuche schwierig sei, von möglichen Problemen bei Einsätzen und den Transportwegen ganz abgesehen. Ein weiteres wichtiges Argument: "Das hätte uns auch Geld gekostet", sagt der Verwaltungschef. Auf die Dauer rechne es sich also schon, selbst eine solche Anlage anzuschaffen.
Das fand auch die städtische Brandschutzkommission, die das schon im November 1991 dem Magistrat empfohlen hatte. Ein Expertentrupp hat sich zwischenzeitlich bei anderen Kommunen umgesehen, Informationen eingeholt und Angebote verglichen. Zwei Anbieter kamen in die Endauswahl, denn nur sie offerierten Anlagen auf dem neuesten technischen Stand. Daß die Fellbacher Firma den Zuschlag erhielt, hängt damit zusammen, daß deren Kieler Konkurrentin nicht bereit war, die von der Feuerwehr gewünschte Ausstattung zum Preis von 250 000 Mark zu liefern und zudem weitere Bedingungen stellte. Die Fellbacher Anbieter hingegen kamen durch die Verwendung von Komponenten aus Musteranlagen auf einen Preis von 218 300 Mark einschließlich Mehrwertsteuer. Weitere Vorteile: Die Anlage ist platzsparend konstruiert und in der Lage, 90 bis 150 Schläuche zu trocknen, verfügt über Brauchwasserrückhalteanlagen zur Wasserwiederverwendung - und sie kann von einer Person bedient werden. wal
Liebe UMBI-Kollegen,
die Bad Homburger/Oberurseler Redaktion wünscht Euch ein friedliches und gesundes neues Jahr - und dankt dafür, daß Ihr 1992 so manchen unserer Fehler ausgebügelt habt - von den vierspaltigen Überschriften über die Fünfspalter bis zu den drei Zeilen "Kleine FR", die vierspaltig im Layout stehen.
Alles Gute
und die aus Friedberg und Bad Vilbel schließen sich diesen guten Wünschen an, sogar besonders herzlich!
Mit gemischten Gefühlen haben viele Tschechen und Slowaken die feierliche Proklamation ihrer beiden nun selbständigen Staaten erlebt. Die Tschechoslowakei wurde 74 Jahre nach ihrer Gründung auf friedlichem Wege aufgelöst, um eine mehr als zweijährige Pattsituation zu überwinden. Der Preis, der dafür zu bezahlen ist, steht noch nicht fest. So mancher registriert erschreckt, daß Päckchen an die Verwandtschaft in der anderen Republik künftig den Zoll passieren und Reisende an der Grenze zwischen den CSFR-Nachfolgestaaten Kontrollen über sich ergehen lassen müssen.
Unter den Tschechen herrscht die Auffassung vor, man werde sich ohne den "slowakischen Ballast" leichter tun. Tatsächlich ist die Slowakei mit ökonomischen Strukturproblemen und einem schwierigen Verhältnis zum ungarischen Nachbarn belastet. Es scheint, als wolle Bratislava deshalb alte Verbindungen in die Ukraine, nach Rußland oder Rumänien wiederbeleben. Aber auch die Tschechische Republik, deren führende Politiker die slowakischen Autonomisten zuletzt im Teilungsprozeß an Dynamik noch überboten, ist ohne den angeblichen Hemmschuh auf sich allein gestellt.
Hufeisenförmig von ökonomisch überlegenen deutschsprachigen Ländern umgeben, werden Böhmen, Mährer und Schlesier noch beweisen müssen, ob sie den schwierigen europäischen Integrationsprozeß ohne allzu große wirtschaftliche Einbrüche und in sozialem Frieden bestehen können. ug (Prag)
Kein Modell Schlaraffenland
Hat der deutsche Michel es schon bemerkt? Wir leben in einer "neuen Epoche europäischer Geschichte". So zumindest hat es Chef-Europäer Jacques Delors verkündet. Der neue Supermarkt für 345 Millionen Bürger auf diesem Kontinent, im EG-Deutsch Binnenmarkt genannt, ist da. Die mit diffusen Ängsten wie Hoffnungen befrachtete Etappe für eine konkrete Euro-Innenpolitik, vorerst im Ressort Wirtschaft angesiedelt, ist erreicht. Handel soll Wandel schaffen, wieder einmal. Aber statt Begeisterung herrschte in der Stunde X eher Ernüchterung beim EG-Normalverbraucher.
Der angebliche Silvesterknaller Binnenmarkt hat den Bürger kaum noch aufgeschreckt. Die Neuerungen, die er lautstark ankündigte, sind teils schon schleichend, teils noch gar nicht Wirklichkeit. So ist das Europa der vielen Zollhäuschen - höchstens zum Leidwesen von Touristen aus Übersee - bereits einen stillen Tod gestorben. Einige der angekündigten Freiheiten prallen dagegen auch 1993 auf diverse Schranken. So muß der Europäer weiter mit Paß an der Grenze erscheinen, die Unternehmen kämpfen mit mehr Bürokratie und dem ungelösten Steuerproblem, und wer hoffte, im Nachbarland billiger an sein Traumauto zu kommen, wird sich von mancher Regierung ausgetrickst sehen. Ein Angebot an den "kleinen Europäer" ist das Ganze in den Augen vieler Bürger ohnehin nicht. Sie halten die Euro-Konzerne für vorrangige Nutznießer. Auch galt der kritische Blick des EG-Verbrauchers zuletzt weniger den Vorzügen als den Nachteilen des Euro-Markts. Als solche gelten das potentielle Verkehrschaos dank ungebremster Warenströme auf deutschen Straßen ebenso wie die mögliche Einfuhr von Lebensmitteln, die hiesigen Hygiene-Standards nicht genügen.
Aber erklärt all dies das Desinteresse am Binnenmarkt, der "Europäern der ersten Stunde" zumindest als Einstieg in den Traum von der Union erscheinen muß? Es sindeben diese Träume, die sich verflüchtigt haben, seit Europa hart auf dem Boden der Realitäten in der Nach- Block-Welt gelandet ist. Das Lebensgefühl der Bewohner des alten Kontinents hat sich drastisch verändert, seit die EG- Regierungen 1985 darangingen, die Grenzen im Interesse der Wirtschaft zu schleifen. Der Fall der Mauer, der Zusammenbruch des Ostblocks hat Orientierungslosigkeit erzeugt, nicht wenige gar die Flucht in neue Egoismen und Nationalismen antreten lassen.
Der Europäer von 1993 hat wenig Lust darauf, Neuland zu erobern. Er hat reichlich damit zu tun, die Trümmer wegzuräumen, die sich unerwartet vor ihm auftürmen. Das gilt für die wiedervereinigten Deutschen in besonderem Maße. In Deutschland, aber keineswegs nur hier, starrt man mehr auf die eigenen Probleme, den nationalen Nabel. Die Angst vor dem Verlust der Mark bei einer Währungsunion ist dafür nur ein Symptom.
Ist der Binnenmarkt wenigstens geeignet, das Gespenst der Rezession zu vertreiben, das derzeit umgeht? Wenn seine Propheten und Propagandisten nicht zuviel versprochen haben, müßte er dem müde gewordenen und konkurrenzlos vor sich hindümpelnden Modell der freien Marktwirtschaft neue Schubkraft verleihen. Doch die Prognosen von einer atemberaubenden Steigerung des Bruttosozialprodukts, einem gewaltigen ökonomischen Kick in den neunziger Jahren mit der Aussicht auf Millionen neuer Arbeitsplätze werden von den Wirtschafts-Gurus mittlerweile nüchtern nach unten korrigiert. Auch hier ist die Luft raus, obwohl selbst Pessimisten dem Binnenmarkt allemal mehr als Null-Wachstum zubilligen.
Dabeisein ist dennoch alles. Nicht nur für die noch sechs EFTA-Länder, die Anschluß an das große Warenhaus suchen. Auch der Osten schielt sehnsüchtig nach der EG. Schließlich war es gerade das sich abzeichnende Maxi-Konsumland Binnenmarkt, das den Druck im Kessel Ostblock erhöhte und Angst vor endgültiger Abkoppelung von den Segnungen des (west-)europäischen Kapitalismus erzeugte. Nun stehen die Osteuropäer zwar vor den Toren der EG, aber selbst für die A- Klasse dieser Staaten - Ungarn, Polen, Tschechische und Slowakische Republik - hat die Gemeinschaft den Zugang zum EG-Spielfeld mit so hohen Hürden versehen, daß derzeit niemand weiß, wann, wie (und ob überhaupt) er mitspielen soll.
Als die EG 1985 den Binnenmarkt anpeilte, dachte sie freilich nicht daran, den Niedergang im Osten zu beschleunigen, sondern wollte den USA und Japan, den Gegnern im neuen Blocksystem der Triade, Paroli bieten. Washington hat zum Gegenschlag gerüstet. Seine Waffe ist eine Handelszone mit Kanada und Mexiko. Japan stärkt sein ökonomisches Kreuz im asiatischen Umfeld. Die Euro- Wirtschaft, die vorerst mit einem Rumpf- Binnenmarkt leben muß, gerät so mehrfach unter Druck. Europa aber wird mit der Abschaffung der Schlagbäume und einer bloß ökonomischen Vision die Probleme kaum meistern, die sich vor seiner Tür und im eigenen Haus stapeln. Auch die der Werbung entsprungene Perspektive vom reichen isolierten Schlaraffenland taugt nicht für die Zukunft. Damit der alte Kontinent doch noch gut ins 21. Jahrhundert kommt, ist ein Ende der Trägheit und mehr als erfolgreiche Ökonomie nötig: eine gemeinsame Politik - mit den Bürgern, nicht ohne sie.
jk FRANKFURT A. M. Die acht deutschen Wertpapierbörsen stellten im vergangenen Jahr einen Umsatzrekord auf und lösten damit den bisherigen von 1990 ab. Insgesamt wechselten Papiere im Wert von fast 4,6 Billionen Mark den Besitzer, wobei freilich ein Geschäft jeweils als Kauf und Verkauf zweimal gezählt ist. Für den stattlichen Zuwachs von knapp einem Drittel binnen Jahresfrist und von 26 Prozent gegenüber 1990 sorgte der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren. Während die Aktien im Konjunkturschatten lagen und unter dem Strich ihren Eigentümern mehr Enttäuschung als Freude bescherten - der Deutsche Aktienindex verlor vom ersten bis zum letzten Börsentag rund 3,6 Prozent -, schnellte das Geschäft am Rentenmarkt um nahezu 52 Prozent auf knapp 3,2 Billionen Mark in die Höhe. Für die Dividendenwerte errechnet sich nur ein Plus von gut vier Prozent auf 1,4 Billionen.
Favoriten in der Gunst der Anleger waren die Anleihen von Bund, Bahn und Post, die mit über 2,4 Billionen sowohl mehr als die Hälfte aller Geschäfte auf dem blanken Börsenparkett auf sich vereinigen als auch den Handel mit Festverzinslichen dominieren. Ihr Anteil unter den Festverzinslichen beläuft sich auf 77 Prozent.
Dominant bleibt auch die Stellung der Frankfurter Wertpapierbörse im Wettbewerb mit den anderen sieben Standorten, wenngleich diese etwas aufholen konnten. Mit 3,2 Billionen Mark entfielen im vergangenen Jahr 69 Prozent aller Transaktionen auf die Mainmetropole. Dabei kletterte der tagesdurchschnittliche Umsatz auf 12,5 Milliarden und überschritt erstmals die Zehn-Milliarden-Schwelle.
An der New Yorker Aktienbörse erlitten die Standardwerte zum Jahresausklang noch einmal Verluste, was in einem Rückgang des Dow-Jones-Index um 19,99 auf 3301,11 Zähler zum Ausdruck kommt. Im Jahresvergleich stieg das Kursbarometer aber um 132,73 Punkte.
"Einiges lief noch ziemlich chaotisch" / Kritische Stimmen vor allem aus dem Ostkreis / Finanzierung unklar Hektischer Auftakt für neue Rettungsleitstelle Künftig laufen alle Notrufe bei Hanauer Feuerwehr ein Von Astrid Ludwig und Katja Schoßer HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. Für die Rettungssanitäter und Feuerwehrleute der neuen Rettungsleitstelle in Hanau wurde die Silvesternacht hektisch: Rund 60 Notrufe gingen im neuen Jahr unter der erst seit drei Tagen gültigen Rufnummer 1 92 22 ein. Darunter waren 19 Einsätze für die Feuerwehr und über 40 für den Rettungsdienst. Erst einen Tag vor dem Neujahrsabend hatte die zentrale Rettungsleitstelle des Main-Kinzig-Kreises ihren Betrieb aufgenommen. Während andere schon in Sektlaune schwelgten, schoben drei Rettungssanitäter und Feuerwehrmänner des Main- Kinzig-Kreises am Donnerstagabend von sieben Uhr abends bis sieben Uhr am Freitagmorgen Bereitschaftsdienst. Sie erwartete viel Arbeit am letzten Tag im alten Jahr. "Es war mehr los als bisher", so einer der Mitarbeiter der zentralen Leitstelle am nächsten Morgen.
Was bisher von vier Leitstellen auf den gesamten Kreis verteilt einging, lief am Silvesterabend in der Zentrale der Hanauer Feuerwehr zusammen. 60 Einsätze allein nach Mitternacht. Zumeist Hilferufe, weil der heimische Weihnachtsbaum in Flammen stand, Tischfeuerwerke leichte Schwelbrände auslösten oder Silvesterraketen Papiercontainer entzündet hatten. Die Helfer hatten jedoch gleich auch zwei größere Einsätze zu koordinieren: einen Brand in einem Asylbewerberheim in Gründau und in der Wertkauf-Filiale in Maintal.
"Es war zwar viel Arbeit, einiges lief noch ein wenig chaotisch, aber es hat geklappt", so der Bericht eines Mitarbeiters. Die 13 Rettungssanitäter und Feuerwehrleute, die in der neuen Zentrale Dienst tun, haben sich zuvor mit der neuen Technik vertraut gemacht.
Seit dem 30. Dezember, 19 Uhr, wurde aus der Vorbereitung Arbeitsalltag. Im Schichtdienst rund um die Uhr werden hier jetzt alle Notrufe aus dem gesamten Kreisgebiet entgegengenommen und die Einsätze für Brandfälle, den Rettungsdienst oder den Katastrophenschutz koordiniert. Die Mitarbeiter/innen der zentralen Leitstelle alarmieren die Hilfskräfte und steuern deren Einsatz über Funk. Rettungswachen sind in Hanau, Maintal, Großkrotzenburg, Langenselbold, Gelnhausen, Birstein und Schlüchtern eingerichtet. Von Hanau aus wird die Wache alarmiert, die dem Unfallort am nächsten ist. Nach der Novellierung des hessischen Rettungsdienstgesetzes müssen Notarzt und Rettungswagen innerhalb von zehn Minuten zur Stelle sein.
Die neue Gesetzeslage hat den Aufbau der neuen zentralen Leitstelle erforderlich gemacht. Bisher gab es vier Stützpunkte, darunter drei des DRK in Hanau, Gelnhausen und Schlüchern und eine der Stadt Hanau bei der Feuerwehr. Als Standort für die neue zentrale Leitstelle hatte sich auch das Deutsche Rote Kreuz beworben. Der Kreis als jetziger Betreiber der Leitstelle entschied sich jedoch für die Hanauer Feuerwehr. Unter anderem, weil die Stadt Hanau eine Kostenbeteiligung in Betracht gezogen hatte. "Wir waren etwas enttäuscht", so DRK-Geschäftsführer Joachim Ehlert. Fünf Rot- Kreuzler wurden jedoch in den Mitarbeiterstab übernommen. Angestellt sind die Mitarbeiter beim Kreis.
Von der Zusammenfassung zu einer Zentrale erhofft sich das Land Einsparungen, eine bessere Auslastung und eine Verkürzung der Hilfsfristen. Koordiniert werden soll der Notrufdienst mit Hilfe eines neuen Rechnersystems, mit dem der Kreis jedoch erst im Lauf des Jahres 93 ausgerüstet wird. Bis dahin arbeiten die Helfer über Gleichwellenfunknetz, dessen Installierung jedoch länger als erwartet dauerte. Mit einem Jahr Verzögerung ging die Leitstelle am Feuerwehrhauptstütztpunkt am Donnerstag erst in Betrieb. Eigentlich hätte sie schon Anfang 1992 eingerichtet werden müssen.
Schwierigkeiten gibt es auch immer noch bei der Finanzierung der neuen Leitstelle, deren Betrieb den Main- Kinzig-Kreis jährlich 1,5 Millionen Mark kosten wird. Noch ist unklar, so Kreispressesprecher Lewitzki, wer zahlt. Bisher sieht es so aus, als müßten die Hilfsdienste Gebühren entrichten, die dann über die Krankenkasse erstattet werden.
Das neue Verfahren hat auch seine Skeptiker in den eigenen Reihen. DRK- Chef Ehlert: "Es bedeutet eine Umstellung für die Rettungseinsätze, da eine viel größere Fläche jetzt zu bewältigen ist." Eine Prognose will er vorab jedoch nicht wagen. "Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie das Ganze anläuft".
Offenbar "ganz schön chaotisch", wie so mancher Rettungsdienstler berichtet, die in der Silvesternacht unterwegs waren. Trotz mehrerer Proben sei das neue System "ständig" zusammengebrochen. Schon vor der Umstellung war die Kritik an dem neuen Verfahren nicht verstummt. Aktive Wehrleute zweifelten von Anfang an an der angeblich zu erzielenden Verkürzung der Hilfsfristen. Im Gegenteil: Zumindest am Anfang werde es einige Monate dauern, bis sich alle an die zentrale Bündelung gewöhnt hätten und mit ihr umgehen könnten. Verzögerung statt Beschleunigung sei die Folge. Und generell "wird alles wesentlich bürokratischer und rückt mehr in die Ferne".
Zudem, betonen die Kritiker, seien Aktive und Bürger vor Ort nicht ausreichend über die neue Leitstelle informiert worden. So flössen die Informationen zu "langsam und dürftig", womit sich das ganze System verlangsame. Beim Brand der Breitenborner Flüchtlingsunterkunft zum Beispiel habe es allein zehn Minuten gedauert, bis der Alarm in der Leitstelle eingetroffen sei, schildern Helfer.
Auch das spontane Reagieren auf die Situation vor Ort sei nun erschwert, kritisieren Wehrmitglieder. "Bisher konnte jeder jeden direkt anfunken, das ist jetzt nur noch bedingt möglich." Erst müsse man über die Leitstelle gehen. "Und wenn mehrere gleichzeitig funken, hört die Zentrale nur noch ein Durcheinander." Das wiederum erschwere die Koordination. "Bis sich das einigermaßen einspielt, vergehen mindestens zwei oder drei Monate."
Irgend etwas Gemütliches hat er schon an sich, einer der ältesten Silvesterläufe Hessens, der Jahresabschluß des TV Oberrodenbach. Und auch wenn die Jahreszeit kalte Füße beschert, die Warmherzigkeit der großen TVO-Familie, die nunmehr zum 19. Mal allesamt als Helfer oder Mitläufer den Oberrodenbacher Wald in Beschlag nahm, lockt die, die einmal dabei waren, immer wieder hierher. Selbst Iris Biba aus Freigericht, bislang Stammgast des TVO, hätte nur allzu gerne die Laufschuhe geschnürt, würde da nicht immer noch die Entscheidung nach der Suspendierung durch den Deutschen Leichtathletik-Verband aufgrund einer positiven Doping-Probe ausstehen. "Sie hätte außer Konkurrenz mitlaufen können", sagte Rita Glock, eine der Hauptorganisatoren des Silvesterlaufs.
Wiedergekommen ist neben insgesamt 250 Aktiven auch Rico Hohenberger vom Chemnitzer CSC. Vor drei Jahren hatte der nun 19jährige über 5000 Meter in Oberrodenbach bereits für Furore gesorgt. Damals hatte er allerdings eher zufällig während eines Verwandtenbesuchs den Lauf in der lokalen Presse aufgestöbert und sich kurzfristig zur Teilnehme entschieden. Diesmal war er wegen des Laufs gekommen - und gewann erneut, in 17:09,67 Minuten vor Thorsten Zahn (LAZ Bruchköbel/17:43,99) und dem erst 15jährigen Roman Sebulke vom TV Gelnhausen (18:18,76 Minuten). Schnellste Frau war Annette Schneider vom Offenbacher LC in 22:05,15 Minuten.
Einer, der in den vergangenen Jahren immer wieder in der heimischen Laufszene ganz weit vorne zu finden war, setzte sich an die Spitze des 10 000-Meter- Rennens. Oliver Schäfer vom SSC Hanau-Rodenbach verschaffte seinem erfolgreichen Laufjahr 1992 in 34:18,00 Minten einen krönenden Abschluß. "Nur die Kälte machte mir zu schaffen", sagte der 22jährige. Kein Wunder, war er doch gerade erst aus Hawaii zurückgekehrt. Und was macht ein Laufwütiger wie Oliver Schäfer dort? Er absolvierte einen Marathon. Und kaum zu Hause, lockte schon wieder der Oberrodenbacher Wald. "Eine harte Strecke", bestätigte der SSC Läufer den Veranstaltern, "ein richtiger Berglauf". Oliver Schäfer muß es wissen, er kennt fast alle Läufe der Region. Im Schlepptau hatte der 22jährige Architekturstudent lange seinen Vereinskameraden Haydar Takak (34:50,56) sowie Elmar Ballnus vom TV Gelnhausen (35:31 Minuten). Nur drei Frauen nahmen es zum Jahresende mit den 10 000 Metern auf, schnellste war Bettina Waid von der Spielvereinigung Seligenstadt in 43:57,11 Minuten. IRIS HILBERTH
FRANKFURT A. M., 1. Januar (KNA/ dpa). Deutschland in tiefer Krise und Gottlosigkeit - das war ein zentrales Thema der katholischen Bischöfe zum Jahreswechsel. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke äußerte sich über die Befindlichkeit der Ostdeutschen und sagte, die "Jagd nach dem schnellen Geld und den so heiß begehrten Konsumgütern" könne manche "auf Abwege bringen". Er kritisierte das "Jammern über mögliche negative Folgen der Freiheit für unser religiös-kirchliches Leben" und fügte hinzu: "Was nicht auch in der Freiheit gedeihen kann, gedeiht überhaupt nicht."
Der Bischof bezeichnete es im Deutschlandsender - Kultur weiter als wichtig für das religiöse Leben des einzelnen, "sich nicht von Gefühlen abhängig zu machen". Viele Christen verwechselten "Religiös-Sein" mit "Gefühle- Haben". Gefühle wie Hochgestimmtheit, innerer Trost oder gläubige Zuversicht hingen jedoch im Normalfall "mehr von äußeren Umständen als vom Grad unserer Frömmigkeit ab". Das dauernde Fragen "Wie fühle ich mich?" fixiere auf das eigene Ich und lenke vom Tun des Guten ab. Die Menschen würden am Ende nicht danach gefragt werden, "wie wir uns gefühlt haben, sondern wie wir uns unterschieden haben", betonte er. "Unser Wille, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, ist entscheidend, nicht die Gefühle, die wir möglicherweise dabei haben."
Der Bischof sagte auch: "Mir kommt es vor, als ob Gott mit uns so etwas wie eine Qualitätskontrolle vorhat. Unsere katholischen Gemeinden im Osten unseres Vaterlandes werden gleichsam auf ihre religiöse Substanz hin abgeklopft."
Der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, sieht Deutschland als eine gottvergessene, unfruchtbare Wüste, in der die Menschlichkeit geschwunden ist. "Unsere Gesellschaft ist voller Todeskeime", sagte der aus Breslau stammende frühere Bischof von Berlin im Kölner Dom. "Die Politik kommt vor der Moral, der Nutzen vor dem Recht, der Erfolg vor der Ehrfurcht."
"Die deutsche Gottvergessenheit zeigt sich heute in der geschwundenen Menschlichkeit in unserem Lande", klagte der 59 Jahre alte Erzbischof. "Wem Gott nicht mehr heilig ist, dem ist nichts mehr heilig." Er kritisierte auch scharf die Medien: "Wenn in deutschen Medien permanent Kirche, Christentum und Gott demontiert werden, dann sägt man schlicht den Ast ab, auf dem wir alle als abendländische Wertegemeinschaft sitzen. Hier wird doch zum Beispiel deutlich, wo die Verantwortlichen für die gegenwärtige Ausländerfeindlichkeit wirklich sitzen. Wer dagegen Gott kennt, kennt grundsätzlich keine Ausländer, weil wir alle vor Gott grundsätzlich Brüder und Schwestern sind."
Der Trierer Bischof Hermann Josef Spital kündigte überraschend eine dritte "Heilig-Rock-Wallfahrt" nach Trier in diesem Jahrhundert an. Sie solle die Christen zur "Mitverantwortung in bisher nie dagewesenem Maß" ermutigen, um "einer anschwellenden Welle von Haß, Brutalität und Gewalt entgegenzutreten", solange "das Feuer noch klein ist".
(Siehe auch "Im Hintergrund", Seite 4) Spital forderte eindringlich einen "Abschied" vom bisherigen Lebensstandard. Es werde keinen Frieden in der Welt geben, wenn die Menschen in Deutschland nicht "in ganz neuem Maßstab bereit sind zu teilen". Die Christen sollten die aus Lateinamerika stammende "Option für die Armen" übernehmen. "Überlebenskämpfe" in der Welt nähmen unablässig zu. "Es wird nicht einfach sein, einfach zu leben, aber dies wird eine Frage des Überlebens sein", betonte er.
Der Speyerer Bischof Anton Schlembach sagte, rechtsextremistische Gewalttäter profitierten von einer "intellektuellen Bejahung linker Gewalt" in der Vergangenheit. Gewalt werde begünstigt von "Verständnisbereitschaft gegenüber dem zivilen Ungehorsam" und einer "emanzipatorischen Pädagogik". Er kritisierte eine "Unfähigkeit" von Regierung, Parlament und Parteien, die Asylfrage zu lösen. Tieferer Grund für diese Krise sei eine "Erosion des Rechtsbewußtseins", die wesentlich vom "moralischen Problem" eines "Mangels an Wertüberzeugung" verursacht werde. Er könne "letztlich nur durch Erstarken des religiösen Bewußtseins im Volk behoben werden". Die Deutschen, die "kein gewaltbereites, rassistisches Volk" seien, erlebten zur Zeit "Versagen und Ausfälle" in den Bereichen Familie, Schule und Kirche.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Für Polizei und Feuerwehr fing das neue Jahr mit viel Arbeit an: jede Menge große und kleine Katastrophen. Bei zwei schweren Verkehrsunfällen in Mühlheim und Hainburg verlor ein Jugoslawe sein Leben, fünf Personen wurden sehr schwer und drei leicht verletzt. Schwerverletzte gab es auch bei Bränden in Offenbach, in der Gabelsbergerstraße und in der Bürgeler Schönbornstraße. In der Jügesheimer Altstadt hausten bisher unbekannte Vandalen. Die Freiwillige Feuerwehr Langen spricht sogar von der heißesten Nacht des Jahres.
MÜHLHEIM. Auf der Bundesstraße 43 zwischen Steinheim und Mühlheim prallte am Neujahrsmorgen gegen 6.35 Uhr ein 39jähriger Jugoslawe gegen einen Baum. Er sei ohne ersichtlichen Grund von der Fahrbahn abgekommen, wahrscheinlich war er übermüdet, meint die Polizei. Der Fahrer starb noch an der Unfallstelle. Seine drei Mitfahrer, die von der Feuerwehr mit der Rettungsschere aus dem Wagen befreit werden mußten, kamen schwer verletzt ins Krankenhaus.
HAINBURG. Zwei Schwerverletzte und drei Leichtverletzte forderte der Zusammenstoß zweier Autos am Mittwoch abend im Klein-Krotzenburger Kreuzungsbereich der Landesstraße 3065 und des Ostringes. Glück im Unglück: Die Feuerwehr war blitzschnell zu Stelle, denn sie hatte ganz in der Nähe eine Ölspur beseitigen müssen. Eine schwerverletzte Frau wurde von der Feuerwehr mit der Rettungsschere aus dem Wrack geborgen.
OFFENBACH. Schaden von weit über 80 000 Mark entstand am Neujahrsmorgen gegen neun Uhr bei einem Feuer in einer Wohnung im ersten Stock eines Zehnfamilienhauses in der Gabelsbergerstraße. Das Treppenhaus war völlig verqualmt. Die 35jährige Mieterin und ihre beiden Kinder im Alter von sieben und zwei Jahren wurden mit schweren Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht. Mehreren Hausbewohnern konnte vor Ort ambulant geholfen werden. Über die Brandursache ermitteln Feuerwehr und Polizei noch.
Ebenfalls Schaden von über 80 000 Mark entstand bei einem Feuer in der Bürgeler Schönbornstraße. In der Silvesternacht gegen 23.10 Uhr brannte plötzlich eine vier Meter hohe Tuja lichterloh. Das Feuer griff auf den Dachstuhl des zweigeschossigen Wohnhauses über. Die Feuerwehr konnte nur die Hälfte des Dachstuhles retten.
RODGAU.Schweren Schaden richteten Unbekannte in der Neujahrsnacht zwischen 1.20 und zwei Uhr in der Jügesheimer Altstadt an. Wie die Polizei berichtet, demolierten die Täter am Rathaus die Weihnachtsbeleuchtung, den Briefkasten, die Telefonzelle und 14 Sandsteinplatten. Offensichtlich die gleichen Vandalen verwüsteten die Kapelle, die an der Einmündung Eisenbahnstraße/Theodor-Heuss-Straße
Langen. Die letzte Nacht des Jahres 1992 war auch die heißeste, berichtet Einsatzleiter Peter Darmstädter von der Langener Feuerwehr.
Gegen 20 Uhr hatte heißes Öl eine Küche in einer Wohnung Am Bergfried in Brand gesetzt. Die Feuerwehr, mit 23 Leuten im Einsatz, hatte den Brand (Schaden über 35 000 Mark) gerade unter Kontrolle, da kam die nächste Alarmmeldung: Wahrscheinlich hatte ein Einbrecher Feuer in einer Vierzimmerwohnung in einem Achtfamilienhaus in der Lutherstraße gelegt. Der Wohnungsinhaber war nicht zu Hause. Den Schaden schätzen Feuerwehr und Polizei auf rund 30 000 Mark.
Fast gleichzeitig brannte in der Nähe des Dreieich-Krankenhauses eine Feldscheune nieder. Mit Unterstützung der Feuerwehren aus Dreieich, Neu-Isenburg und Dietzenbach konnte das Großfeuer bis Mitternacht gelöscht werden. Der Schaden wird auf 50 000 Mark geschätzt.
Zum Silvesterfeiern hatten die Feuerwehrleute keine Zeit: In der Südlichen Ringstraße brannte eine Wohnung. Vermutliche Brandursache: ein auf den Balkon geschossener Feuerwerkskörper. Um kurz vor ein Uhr brannte ein Müllcontainer in der Südlichen Ringstraße. Kurz vor zwei Uhr mußten die Langener nach Egelsbach ausrücken, um ihren Kollegen dort auf dem Büchenhöfen beim Löschen von über 200 großen Strohballen zu helfen.
Nicht nur in der letzten Nacht, sondern schon den ganzen letzten Tag des Jahres hatten die Langener Feuerwehrleute viel zu tun: Immer wieder wurden sie zu qualmenden und brennenden Müllcontainern gerufen. Gegen 15 Uhr mußten sie sich zudem noch um einen Wasserrohrbruch im Industriegebiet kümmern. lz
MÖRFELDEN-WALLDORF. 15 000 Mark Schaden ist die Bilanz eines Brandes, der am späten Silvestermorgen über dem HL-Markt in der Langgasse ausbrach. Die Wohnungsinhaberin hatte laut Polizei in einem Topf Kerzenwachs auf dem Herd erhitzt. Als sie kurz die Küche verließ, fing das Wachs Feuer. Die Flammen griffen auf die Küche über. Verletzt wurde bei dem Brand niemand. wal
Im Hintergrund: Heilig-Rock-Wallfahrten Stets ein Großereignis
Überraschend hat der Trierer Bischof Hermann Josef Spital zu Silvester angekündigt, daß das Bistum seine 1512 begonnene Tradition der Wallfahrten zum "Heiligen Rock" 1996 weiterführen wird. Die Wallfahrt solle "äußere Gestalt" eines "Neuanfangs" der Christen in einer außergewöhnlichen Situation unserer Welt" sein. In diesem Jahrhundert gab es 1933 und 1959 zwei solcher Wallfahrten, bei der die als Gewand Christi verehrte Tuchreliquie im Trierer Dom für die Pilger ausgestellt wird. Insgesamt gab es seit 1512 solche Wallfahrten 19mal. Die offiziellen Wallfahrten zum "Heiligen Rock", der auch als "Tunica Christi" bezeichnet wird, waren stets Großereignisse für die katholische Kirche: 1,7 Millionen Pilger 1959, 2,2 Millionen 1933. Zudem fanden sie häufig in zeitlichem Zusammenhang mit "großen Ereignissen" statt, wie Papst Johannes XXIII. 1959 schrieb. Damals begann im selben Jahr das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirche veränderte. 1933 fiel die Wallfahrt in das erste Jahr des "Dritten Reiches". Die Pilgerfahrt 1655 stand im Zusammenhang mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die ersten Wallfahrten im 16. Jahrhundert standen am Beginn der Reformation. Zur Wallfahrt wurde die Tuchreliquie an der Ostwand des Trierer Domes aufgehängt. 1996 wird sie aus konservatorischen Gründen voraussichtlich nur in ihrem Schrein in der barocken "Heiltumskapelle" des Domes liegend gezeigt.
Die Wallfahrt und die dreijährige Vorbereitungszeit soll die Katholiken für einen "Neuanfang der Besinnung" auf eine "Mitverantwortung in einem bisher nie dagewesenen Maß" für den Frieden in Deutschland und in der Welt einstimmen. Einer in der Gesellschaft "anschwellenden Welle von Haß, Brutalität und Gewalt" solle entgegengetreten werden, "wenn sie uns nicht überschwemmen soll".
Die Tuchreliquie, deren Herkunft von der Wissenschaft bislang nicht geklärt wurde, wird traditionsgemäß mit dem Gewand Christi in Verbindung gebracht, von dem im Johannesevangelium ausgesagt ist, daß römische Soldaten unter dem Kreuz Jesu um das in einem Stück gewebte Textil würfelten. Theologisch wurde das "ungenähte Gewand Christi" seit dem dritten Jahrhundert als Symbol der Einheit der Kirche gedeutet, auf die sich die Pilger 1996 besinnen sollen.
Die Reliquie ist 1,47 Meter lang und mit Ärmeln 1,58 Meter breit. Das Textil besteht aus vier verbackenen Stofflagen, die nach Untersuchungen aus dem ersten Jahrtausend stammen. Das eigentliche Gewand besteht aus Wolle. "Die bisherigen Untersuchungen weisen das Textil immerhin in das erste Jahrhundert", erklärt Diözesankonservator Franz Ronig.
Die Kirche war sparsam in der Ausstellung des "Heiligen Rockes". Seit Mitte des 16. Jahrhunderts ist er nur sieben Mal öffentlich gezeigt worden. Zwölf Wallfahrten gab es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die erste war 1512, als Kaiser Maximilian, der auf einem Reichstag in Trier erschienen war, die Reliquie sehen wollte. Ein Holzschnitt Dürers zeigt diese Szene. Der Kaiser hatte verlangt, daß der Hochaltar im Ostchor des Trierer Domes aufgebrochen würde. Dort hatte die Reliquie seit 1196 eingemauert gelegen, ohne daß sie, so Historiker, ausdrücklich verehrt worden wäre.
Die Historiker sind um Erklärungen dafür verlegen, warum im Hochmittelalter ausgerechnet der "Heilige Rock" fast unbeachtet blieb. Angeführt wird eine Überlieferung, nach der ein Trierer Bischof im 11. Jahrhundert einen Schrein öffnen ließ, um sich Gewißheit über die darin vermuteten Reliquien zu verschaffen. Ein damit beauftragter besonders frommer Kleriker sei bei diesem Versuch erblindet, woraus man den Willen Gottes abgelesen habe, die Tuchreliquie nicht zu zeigen. Die Quellen schweigen auch für die Zeit vor dem 11. Jahrhundert. Die Überlieferung schreibt die Auffindung und Überbringung der Reliquie Helena, der Mutter des im Trier des vierten Jahrhunderts residierenden römischen Kaisers Konstantin, zu. JOHANNES WERRES (KNA)
KRONBERG. "Die Angst im Lager war weg, als sie gesehen haben, wie viele Leute bereit sind, sich da hinzustellen", sagt Marianne Huf. Die deprimierte Stimmung im Kronberger Flüchtlings-Containerlager wich zum Jahreswechsel einem fröhlichen Fest: Der befürchtete Anschlag blieb aus; 280 Frauen und Männer hatten sich gegen Mitternacht schützend in einer Lichterkette vor die Container gestellt - so feierten sie mit den rund 150 Asylsuchenden das neue Jahr.
Die Angst soll auch in Zukunft nicht mehr umgehen: Per Unterschriftenaktion fordern die Flüchtlingsschützer von Kreissozialdezernent Peter Barkey (FDP) einen ständigen Wachdienst.
"Es sollen unsere Kerzen brennen und nicht die Container!" hatte der Arbeitskreis Asyl Kronberg zu der Schutz-Aktion aufgerufen. Er hatte "begründete Hinweise" erhalten, "daß die Menschen im Kronberger Containerlager für Asylbewerber zum Jahreswechsel besonders gefährdet sind".
Das befürchtete Fanal blieb aus, statt dessen setzten Hunderte Kerzen "ein Zeichen der Ausländerfreundlichkeit unserer Stadt, das in das neue Jahr hineinleuchtet".
Mit 100 Leuten hatte Marianne Huf, Mitarbeiterin im Arbeitskreis, "optimistisch" gerechnet. Statt dessen ergab eine Zählung um Mitternacht 280 Teilnehmer vor allem aus Kronberg und Steinbach - die Verstärkung, die eine Steinbacher Gruppe telefonisch offeriert hatte, war nicht nötig. Ebensowenig die Notquartiere, die Nachbarn des Lagers anboten.
Seit Mittwoch abend wußten die Flüchtlinge von der befürchteten Gefahr. Etliche verbrachten Silvester daher bei Freunden, die übrigen erwarteten das neue Jahr hinter den vorsorglich heruntergelassenen Rolläden ihrer Wohncontainer - um es nach ausgestandener Angst mit ihren Beschützern um so gelöster zu feiern. Die Rolläden wurden hochgezogen, aus einem Fenster Tee ausgeschenkt, der Blick auf das Feuerwerk über Frankfurt genossen.
Die Lichterkette vereinte Frauen und Männer jeden Alters und aller Parteien - auch Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz (CDU) und den SPD-Stadtverordneten Gerd Beier, die sich zuletzt heftig mit gegenseitigen Rücktrittsforderungen attackiert hatten.
Zwei Vertreter des Asyl-Arbeitskreises und die von der Stadt angeheuerten Wachmänner harrten nach dem Fest bis in den frühen Morgen aus: "Es ist ruhig geblieben." stk
HANAU. Vermutlich durch einen technischen Defekt ist am Silvestertag in den Morgenstunden ein Brand im Obergeschoß eines Hinterhauses in der Siedlungsstraße in Hanau-Mittelbuchen entstanden.
Nach Angaben der Polizei konnte der 25jährige Bewohner der Zweizimmerwohnung, der bei Entstehen des Feuers gegen 8 Uhr durch das Bellen seines Dackels geweckt wurde, selbst die Feuerwehr alarmieren, die mit rund zwei Dutzend Wehrleuten aus der Kernstadt und Mittelbuchen den Brand schnell unter Kontrolle hatte. Der entstandene Schaden wird auf mehrere zehntausend Mark geschätzt. are
SCHLÜCHTERN. In letzter Sekunde hat die Polizei am Mittwoch abend eine bewaffnete Auseinandersetzung in einer Schlüchterner Videothek verhindert. Nur durch das rasche und konsequente Eingreifen zweier Streifenbesatzungen samt Diensthund sei eine Eskalation der bedrohlichen Lage gerade noch vermieden worden, berichtete ein Behördensprecher am Freitag. Anschließend stellten die Beamten bei den sieben Streithähnen mehrere Schreckschuß- und Stichwaffen, Feuerwerkskörper und einen Baseballschläger sicher.
Hintergrund des Streits sind nach den bisherigen Ermittlungen vermutlich "seit langen schwelende Streitigkeiten zwischen zwei rivalisierenden Personengruppen". Als die Polizei kurz vor 21 Uhr alarmiert wurde, hatten sich vor einer Gaststätte in der Krämerstraße mehrere Menschen versammelt, darunter auch ein Gastwirt mit seinen beiden Söhnen. Nach verbalen Beschimpfungen bahnte sich eine tätliche Auseinandersetzung mit einer Gruppe junger Männer im Vorraum der benachbarten Videothek an. Die Polizei und Diensthund Wilhelm drängten die rivalisierenden Parteien erst einmal auf Distanz und verhinderten so eine Eskalation. Sieben junge Männer aus dem Raum Steinau und Bad Soden-Salmünster hatten Waffen und andere gefährliche Gegenstände bei sich. Sie müssen nun mit einem Ermittlungsverfahren rechnen. tja
Die Streckenrekorde purzelten während der 14. Auflage des Ilbenstädter Silvesterlaufs. Gleich sechs neue Bestmarken bescherten die den frostigen Temperaturen trotzenden Athleten und Athletinnen den Veranstaltern des ortsansässigen Tischtennisclubs. So spulte Thomas Burkardt aus Friedrichsdorf im Hauptlauf der Männer die 10 000 Meter durch Wald und Feld in 31:15 Minuten herunter und verwies Volker Isigkeit von der LG Frankfurt (31:59 Minuten) auf Rang zwei. Dritter wurde Jochen Rolle vom TSV Friedberg-Fauerbach in 32:17 Minuten. Über die höchste Belohnung für seinen Rekord konnte sich im Ilbenstädter "Jahr der Oldies" allerdings Willi Wagner vom LC Bad Dürkheim freuen. 333 Mark hatten die Veranstalter für eine neue Bestmarke der über 50jährigen im 6000-Meter-Rennen ausgesetzt. Wagner konnte sich seine Prämie nach 19:02 Minuten abholen.
Neue Maßstäbe setzten auch Herbert Moos (LG Reihnwied) über 7500 Meter der 40- bis 49jährigen in 24:21 Minuten, die A-Jugendliche Martina Jäger (Offenbacher LC) in 5:35 Minuten über 1500 Meter, Wibke Tönjes von der SG Weiterstadt in 6:26 Minuten über 1500 Meter bei den Zehnjährigen sowie die 4x1500-Meter- Staffel des TSV Friedberg-Fauerbach in 19:10 Minuten. Nur knapp über dem bisherigen Rekord blieb die Siegerin des Frauen-Hauptlaufs über 7500 Meter, Agnes Wiesner vom TSV Friedberg- Fauerbach (27:51 Minuten). ih
MAIN-KINZIG-KREIS. Jede Menge zu tun hatten Feuerwehr und Rettungsdienste in der Nacht zum neuen Jahr. Gefordert waren kreisweit vor allem die Brandschützer, die allein in den ersten Stunden des neuen Jahres 19mal ausrükke mußten. Von schweren Unfällen blieb die Region am Silvester- sowie am Neujahrstag glücklicherweise verschont. Bis gestern war der Polizei auch kein nennenswerter Unfall mit Feuerwerkskörpern bekanntgeworden.
Der Schaden, der allein durch die vielen Brände entstanden ist, ist allerdings beträchtlich. So beziffert die Polizei die Schadenssumme beim Brand eines Wohnhauses in Gründau, in dem Asylbewerber untergebracht sind (siehe nebenstehenden Kasten), einem Feuer im Wertkauf-Markt in Maintal sowie bei mehreren kleineren Bränden mit rund 300 000 Mark.
Wenige Minuten nach 3 Uhr rückten rund 50 Feuerwehrleute aus, um einen Brand in einem Einkaufsmarkt in Dörnigheim zu bekämpfen. Das Feuer war aus bisher unbekannter Ursache in dem an das Hauptgebäude angrenzenden Marktbereich für Gartenbedarf ausgebrochen und hatte sich schnell auf den Innenbereich ausgebreitet. Die Feuerwehren hatten den Brand schnell unter Kontrolle. Der Schaden: rund 100 000 Mark.
Vermutlich durch einen Feuerwerkskörper ist kurz nach Mitternacht das Kunststoffdach eines an ein Wohnhaus grenzenden Wintergartens in der Krämerstraße in Schlüchtern in Brand geraten. Das Feuer, das schnell gelöscht werden konnte, zog dabei auch einen kleineren Vorbau des Hauses in Mitleidenschaft.
Ebenfalls vermutlich durch einen Feuerwerkskörper verursacht wurde gegen 0.30 Uhr der Brand mehrerer Holzpaletten in einer nicht überdachten Lagerhalle bei einem Lebensmittelmarkt in der Schönfelderstraße in Klein-Auheim, und in den frühen Morgenstunden des neuen Jahres ging eine Gartenhütte bei Steinheim nahe der Pfaffenbrunnenstraße in Flammen auf.
Schließlich verursachte kurz nach 5 Uhr ein Feuer an der Deckenverkleidung eines Vorbaues in Schöneck-Kilianstädten, Am Kirchplatz, Sachschaden. Durch die Hitze zerbarst auch die Schaufensterscheibe eines Friseursalons. are
Rom geht gegen Etatloch
ROM (dpa). Die italienische Regierung hat auf ihrer letzten Kabinettssitzung im alten Jahr eine Serie von Steuererhöhungen beschlossen, die den Etat in den nächsten drei Jahren um insgesamt sieben Billionen Lire (umgerechnet 7,6 Milliarden Mark) entlasten soll. Mit dem 1. Januar ist der Preis für das Päckchen Zigaretten um 300 Lire gestiegen. Teurer wurden auch Bier, Wein, Kaffee und Zucker sowie verbleites Benzin. Bleifreier Sprit ist hingegen billiger zu haben. Ein Teil der Beschlüsse war wegen der erforderlichen Steuerharmonisierung durch den EG-Binnenmarkt notwendig geworden.
Ferner verabschiedete die Regierung unter Ministerpäsident Giuliano Amato Ausgaben für die nächsten drei Jahre in Höhe von umgerechnet 2,7 Milliarden Mark zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die offiziell bei 11,1 Prozent liegt. Außerdem wurden Einzelheiten zur Privatisierung von Staatsfirmen bekanntgegeben. Unter anderem sollen die öffentliche Anteile am Credito Italiano und der Maschinenbaufabrik Nuovo Pignone versteigert werden.
Termine
OBERLIGA NORD, Endrunde: u. a. Frankfurter ESC - Herforder EG (So., 19 Uhr, Eissporthalle am Ratsweg). HANDBALL
BUNDESLIGA: u. a. SG Wallau/Massenheim - TuRU Düsseldorf (Sa., 15 Uhr, Ballsporthalle Höchst).
HOFHEIM. Über das neue Gesundheitsstrukturgesetz informiert der Leiter der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Höchst beim Info-Abend der Rheuma-Liga am Montag, 4. Januar, um 19.30 Uhr bei der AOK in Hofheim, Wilhelmstraße 16.
Das Werk von Edward Hopper in der Frankfurter Schirn
Auch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt hielten die Sportler nicht von einem Start beim Silvesterlauf von Spiridon Frankfurt ab. Rund 2000 Läufer kamen bei winterlichem Sonnenschein ins Waldstadion, um auf der zehn Kilometer langen Strecke im Stadtwald ihre Form zu testen. Eine Läuferin fühlte sich trotz der niedrigen Temperaturen besonders wohl: Garifa Kuku aus Kasachstan nutzte einen Besuch bei ihrer Schwester im niedersächsischen Northeim zu einem Start in Frankfurt. Nach 35:55 Mnuten kam sie als erste Frau ins Ziel und sichrete sich den Pokal des Landes Hessen und die Siegprämie von 500 Mark.
Die Minusgrade waren für die sowjetische Meisterin von 1987 über 30 km kein Problem. In ihrer Heimat herrschen zur Zeit Temperaturen um minus 20 Grad: Kuku, deren Marathon-Bestzeit bei 2:39 liegt, konnte im vergangenen Jahr wegen einer Krankheit nur wenig trainieren. Ihre Spezialität sind auch eher die langen Strecken. Zehn Kilometer ist für sie fast ein Sprint.
Spiridon hatte den Silvesterlauf ausgezeichnet vorbereitet. Ein Wagen fuhr dem Feld voraus und unterrichtete die Zuschauer im Stadion über den aktuellen Stand an der Spitze. Bei den Startzeiten hatte auch die Bundesbahn ihre Finger im Spiel. Kurz nach dem Start am Parkplatz Gleisdreieck war der Bahnübergang an der Strecke zu passieren. Ehe es losging, mußte erst einmal der Intercity abgewartet werden. Über die alte Flughafenstraße ging es dann auf asphaltierten Wegen an der Bahn entlang bis zur Unterschweinstiegschneise. Und weiter zum Waldfriedhof Goldstein. Bei Kilometer sieben machte eine kleine Steigung den Läufern zu schaffen, ehe es am Golfplatz vorbei wieder ins Stadion ging. Am Marathontor lagen Meik Beuter vom ASC Darmstadt und Steffen Mathes vom SC Charlottenburg noch fast gleichauf. Beuters Schlußspurt auf den letzten 300 Metern hatte der Berliner aber nichts mehr entgegenzusetzen. Auf dem dritten Platz kam Vorjahressieger Ulrich Wolf vom TV Wetter.
Die Veranstalter hatten sich entschlossen, erstmals zwei getrennte Läufe für Frauen und Jugendliche und für Männer auszurichten. Schnellster im Lauf der Jugendlichen war Björn Stiehler von der TSG Kelkheim-Münster, der den lange führenden Thomas Keil (SG Egelsbach) auf den letzten Kilometern noch einholte. Zum Sieg langte es aber nicht, denn auch im Lauf der Männer gingen Jugendliche an den Start und erzielten ausgezeichnete Zeiten. Vincenz Leanza vom SSC Hanau-Rodenbach kam in 32:14 Minuten auf den ersten Platz. Die meisten Läufer hatten sich mit Mütze, Stirnband und Gymnastikhose auf den Weg gemacht, beim Laufen merkten die Sportler von den niedrigen Temperaturen nur wenig. Ein Teilnehmer gestand aber, daß er während des gesamten Rennens nicht richtig warm wurde. Andere hatten damit wohl weniger Probleme. Einige gingen sogar in kurzen Hosen an den Start. Auch Frankfurts Sportdezernentin Sylvia Schenk war beim Silvesterlauf aktiv. Nach 49 Minuten war sie im Ziel. KC
Frauen: 1. Garifa Kuku, 35:55; 2. Petra Wassiluk, ASC Darmstadt, 36:04; 3. Uschi Wolf, ASC Darmstadt, 36:34.- Männer: 1. Meik Beuter, ASC Darmstadt, 31:23, 2. Steffen Mathes, SC Charlottenburg, 31:32, 4. Ulrich Wolf, TV Wetter. - A-Jugend, männlich: 1. Vincenz Leanza, SSC Hanau-Rodenbach, 32:14; männliche Jugend B: 1. Christopher Sessar, TuS Walmerod, 33:37.- A-Jugend weiblich: 1. Eva Schupp, LG Hanau- Algesheim, 52:41; weibliche Jugend B: 1. Elsa Schupp, Gau-Algesheim, 39:27. - Schülerinnen: Daniela Krah, TV Weiskirchen, 49:39. - Schüler: Markus Kremer, TSG Bürgel, 38:23.
WIESBADEN. Ohne Gepäck, völlig ausgehungert und lediglich in den dünnen Kleidern, die sie am Leibe trugen, standen am Mittwoch morgen plötzlich 83 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien- Herzegowina vor dem Rathaus. Wie die Stadt erst gestern mitteilte, rotierten die Mitarbeiter des Sozialamtes, von der Situation überrumpelt, um die Menschen, die über Zagreb in die Landeshauptstadt gekommen waren, zu versorgen und ein Notquartier für sie zu finden.
Unter den 83 Ankömmlingen waren etliche Kleinkinder und auch Kranke, die sofort ärztlich versorgt wurden. Den ersten Hunger konnten die erschöpften Menschen schließlich in der Kantine des Sozialamtes stillen.
Innerhalb weniger Stunden war auch eine Unterkunft gefunden: In der Mehrzweckhalle in Auringen werden die Flüchtlinge vorerst leben und von der Johanniter-Unfall-Hilfe betreut. Die Halle sei jedoch nur ein Provisorium, schreibt Stadtrat Hessenauer in einer Pressemitteilung. "Die Bemühungen um eine Anschlußlösung laufen in der Sozialverwaltung auf vollen Touren."
Hessenauer dankte dabei ausdrücklich der Auringer Bevölkerung, ohne deren Engagement den Leuten nicht so schnell hätte geholfen werden können. Solidarität hätten die Auringer bereits vor mehreren Wochen bewiesen, als sie kurzfristig 38 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina aufnahmen. ana
An einem Stammtisch - das ist der soziale Ort, zu dem deutsche Mannen ihren inneren Schweinehund Gassi führen - war folgender Wortwechsel zu hören.
"Bist du auch für Asylbewerber? Dann nimm doch einen bei dir auf."
"Das ist ein komplexes Thema", erwiderte friedfertig der Provozierte.
Und wieder der erste: "Früher hat ma in zehntausend Meter Höhe a Klappn aufgmacht und fertig."
Das ist eine wahre Geschichte aus einem Dorf in Schwaben, Freistaat Bayern.
"Früher" . . . Gemeint ist ohne Zweifel jene Zeit, als bei uns die Staatsmacht so gehandhabt wurde, wie tapfere Stammtischbesatzungen es für geboten halten. Von Rechtswegegarantien war keine Rede, dafür um so mehr von kurzen Prozessen.
Die Prügelstrafe war eingeführt; bereits 1937 ließ Reinhard Heydrich gemeinsame Richtlinien des Reichs- und Preußischen Justizministeriums und des Reichs- und Preußischen Innenministeriums erarbeiten, nach denen erst einmal Hoch- und Landesverräter "verschärft vernommen werden" durften. Die Verschärfung sollte aus 25 Hieben mit dem "Einheitsstock" bestehen und vom zehntem Hieb an nicht ohne Anwesenheit eines Arztes erfolgen. 1942 - nach Heydrichs Tod in Prag - ist der Prügelerlaß neu gefaßt und erweitert worden; federführend war der Chef des Geheimen Staatspolizeiamtes, Gestapa, Gruppenführer SS Heinrich Müller.
Die Verschärfung der Vernehmungen konnte nun auch bestehen in einfachster Verpflegung (Wasser und Brot), hartem Lager, Dunkelzelle, Schlafentzug, Ermüdungsübungen . . . "aber auch in der Verabreichung von Stockhieben (bei mehr als 20 Stockhieben muß ein Arzt hinzugezogen werden)".
Geht man nach dem Wortlaut des Erlasses, so galt er nicht für Straftäter, durfte also von der Kriminalpolizei nicht angewandt werden. Doch ging es auch dort zackig und streng zu: ". . . So wollen wir Männer des Reichskriminalpolizeiamtes im Geiste nationalsozialistischen Denkens unser großdeutsches Volk schützen, wo immer seinem Blutstrom aus schlechten Eigenschaften und minderwertigem Erbgut Gefahren drohen . . .", schrieb der Reichskriminalpolizeidirektor Arthur Nebe zur Einweihung des Reichskriminalpolizeiamtes am Werderschen Markt in Berlin am Vorabend des Krieges, dem 31. August 1939.
Nebe selbst kann mit diesem Grundsätzen keine guten Erfahrungen gemacht haben, denn er schloß sich dem Widerstand gegen Hitler an und wurde noch kurz vor Kriegsende in Plötzensee gehenkt.
Zunächst wurde weniger erhängt als enthauptet. Es gab in Deutschland drei Scharfrichter, in München, Magdeburg, Berlin. "Der Scharfrichter wirkt bei der Ausübung desjenigen Hoheitsaktes des Staates hervorrragend mit, der nach außen hin den nachhaltigsten Eindruck macht", heißt es in einem Landgerichtsbeschluß von 1933. Sein Werkzeug war ein Handbeil mit besonders breiter Schneide.
Hitler erkannte früh, daß der Handbetrieb für die bevorstehenden, großen "Säuberungen" nicht ausreichen würde. Ende 1933 bestellte er zwanzig Guillotinen, und von Ende 1934 an wurden die Exekutionen maschinell betrieben.
Der verstorbene Fernsehmoderator Hoimar von Ditfurth erinnert sich, bei seinem Medizinstudium in Berlin nie unter dem sonst in aller Welt beklagten Mangel an Leichen gelitten zu haben. Alles junge Männer in gutem Zustand. Ihr auffallendstes Merkmal war es, daß der Kopf sauber vom Rumpf getrennt und die Todesursache nicht zweifelhaft war.
Die Lieblingsstrafe aller Stammtischrunden, das Aufknüpfen, hat Hitler ebenfalls nicht vernachlässigt. Schon sechs Tage nach der Annahme des Ermächtigungsgesetzes durch den Deutschen Reichstag in Berlin wurde - Ende März 1933 - gesetzlich verfügt, daß von nun an die Todesstrafe auch durch Erhängen vollstreckt werden könne.
Die in Plötzensee dafür geschaffene Einrichtung ist weltbekannt geworden. Das Justizministerium hatte Mitte Dezember 1942 - kurz vor Weihnachten - den Auftrag gegeben, in dem Berliner Zuchthaus eine "gleichzeitige Erhängungsmöglichkeit für acht Personen" zu schaffen. Die Laufschiene mit den acht verschiebbaren Haken war das Resultat und hat sich der Nachwelt eingeprägt.
Die Behauptung ist nicht übertrieben, daß damals alles so organisiert war, wie Stammtische es ich sich wünschen. Glück hat es den Deutschen nicht gebracht.
Aber zurück zur (wahren) Geschichte aus Bayerisch-Schwaben, wo in einer Dorfschenke, wie man sie kennt und liebt - niedrige Holzkassettendecke - jener Disput stattfand. Der Provozierte behielt das letzte Wort; er antwortete nämlich scharf: "Die größten Klappen gehen bekanntlich am Stammtisch auf, besonders nach der dritten Maß Bier!"
Damit waren die Lacher auf der Seite des Angegriffenen - das Konfliktpotential freilich nicht aus der Welt geschafft.
Der Wortwechsel hat vor fast zehn Jahren stattgefunden. In dem Dorf lebte nicht ein einziger Asylbewohner, auch heute kann man hier keinen entdecken.
Viel Realität braucht es nicht, um jene inneren Schweinehunde kennenzulernen, die meist erst nach Einbruch der Dunkelheit Gassi gehen dürfen. MICHAEL MOLSNER
Möllemann will nicht aufgeben "Kampfeslustig" / Aber Verzicht auf Bewerbung um FDP-Vorsitz Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel BONN, 1. Januar. Über die politische Zukunft des Vizekanzlers und Bundeswirtschaftsministers Jürgen Möllemann (FDP) wird an diesem Wochenende entschieden. Der durch Werbebriefe für einen Vetter seiner Frau belastete Politiker sieht in der Affäre nach wie vor keinen Grund zum Rücktritt als Minister. Auf eine Kandidatur für das Amt des FDP-Vorsitzenden soll Möllemann, wie am Freitag in Bonn zu erfahren war, intern verzichtet haben. Möllemann war am Donnerstag aus dem Urlaub zurückgekehrt. Unmittelbar nach seiner vorzeitigen Rückkehr aus dem Urlaub telefonierte Möllemann mit dem Vorsitzenden der FDP, Otto Graf Lambsdorff. Dabei sind, so war anschließend zu hören, die Vorentscheidungen gefallen. Möllemann habe einen "kampfeslustigen" Eindruck gemacht und sich "verteidigungsbereit" gezeigt. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wurde informiert.
Nach seinem Telefongespräch mit Möllemann gab Lambsdorff im Privatsender n-tv seinen Eindruck wieder, Möllemann wolle um sein Amt kämpfen. Der Wirtschaftsminister "meint, er wird in der Lage sein, dem FDP-Präsidium und anschließend auf einer Pressekonferenz am Sonntag eine umfassende Sachverhalts- Darstellung zu geben", sagte Lambsdorff. Möllemann habe durchaus eine Alternative zum Rücktritt: "Wenn der Sachverhalt befriedigend aufgeklärt ist, dann bleibt er im Amt." Als "außerordentlich ungehörig" bezeichnete er Nachfolge-Spekulationen von Unions-Abgeordneten für den Fall eines Sturzes Möllemanns. Kritik übte Lambsdorff am Bundeskanzler, der eine vollständige Aufklärung der Vorwürfe verlangt hatte. Er, Lambsdorff, sei verwundert, daß Kohl seinen Vizekanzler über die Medien aufgefordert habe, Klarheit in die Sache zu bringen.
Am Sonntag tagt zunächst das elfköpfige Präsidium der FDP, anschließend will Möllemann in seinem Ministerium eine Pressekonferenz geben. Im Vorfeld der Entscheidungen verlor Möllemann einerseits an Rückhalt, ohne daß er offen zum Rücktritt gedrängt worden wäre, andererseits mehrten sich auch wieder Stimmen, die ihm nahelegten, der öffentlichen Stimmung nicht nachzugeben.
Achim Rohde, der Vorsitzende der FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, sagte, eine solche "Lappalie" verdiene nicht die Aufregung und rechtfertige erst recht nicht, "einem Wirtschaftsminister deswegen einen Strick zu drehen". Es gehöre zu seinen Pflichten, "Werbebriefe" zugunsten deutscher Unternehmen zu unterstützen. Zu den Vorwürfen in der Briefbogen-Affäre müsse Möllemann zunächst angehört werden, sagte Rhode.
Die Vertreter des nordrhein-westfälischen Landesverbandes, dessen Vorsitzender Möllemann ist, würden ihn nicht fallenlassen. Rohde warf Lambsdorff vor, durch "zweideutige Erklärungen, die enttäuschend sind", Möllemann nicht genügend unterstützt zu haben. Er erinnerte den FDP-Chef an die Solidarität der Partei während der Parteispenden-Affäre. Der Westdeutschen Zeitung sagte Rohde, er sehe in der Affäre einen "moralischen Vernichtungsfeldzug gegen Möllemann, ausgelöst durch eine Lappalie".
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete über Versuche, die Briefbogen- Affäre zu vertuschen. Tatsächlich gab es Anrufe aus dem Bundeswirtschaftsministerium bei den angeschriebenen Firmen, die Werbebriefe als gegenstandslos zu betrachten. (Kommentar auf Seite 3)
GRÜNDAU. Kurz nach Mitternacht brach in der Silvesternacht ein Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft in Breitenborn aus, das sich rasch auf das gesamte Gebäude ausbreitete. Wie die Feuerwehr berichtet, schlugen bei ihrem Eintreffen gegen 1 Uhr bereits die Flammen aus dem Dachstuhl des Mehrfamilienhauses. Die Bewohner, rund 40 Asylbewerber, hatten sich jedoch vorher unverletzt ins Freie retten können. Ursache des Brandes, so die Polizei, sei wahrscheinlich ein technischer Defekt. Brandstiftung oder eine politisch motivierte Tat könne nach dem derzeitigen Ermittlungsstand ausgeschlossen werden.
Eine Stunde nach Mitternacht schrillten die Alarmglocken bei Polizei und Feuerwehr. In einer Wohnung der Unterkunft hatte sich der Brand rasch ausgebreitet. Trotz des Eingreifens der Feuerwehren aus Gründau und Gelnhausen griffen die Flammen auf das gesamte Mehrfamilienhaus über. "Kein Wunder, wenn unsere neue Leitstelle nur mit zeitraubenden Hindernissen zu erreichen war", ärgerten sich etliche Helfer.
Scharf kritisiert wurde in dieser Nacht auch die mangelnde Hilfsbereit- schaft der örtlichen Bevölkerung. "Da hat sich bis auf wenige Ausnahmen kei- ner drum geschert, die haben einfach weiter Silvester gefeiert. Sogar Knallkörper flogen noch durch die Gegend."
Die Hausbewohner selbst kamen bei dem Brand nicht zu Schaden. Die Flüchtlinge, zum Teil Familien mit Kleinkindern, konnten zwar nur wenige Habseligkeiten retten, wurden aber nicht verletzt. "Die hatten kein Spielzeug, keine Pampers - nur ihre Kleider, sonst nichts mehr", erinnern sich die Rettungsdienstler. Während einige Flüchtlinge noch in der gleichen Nacht auf andere Unterkünfte verteilt wurden, kamen andere notdürftig im örtlichen Dorfgemeinschaftshaus unter. Gestern sollten sie in anderen Asylbewerberheimen untergebracht werden. tja
Wie war das früher alles doch so einfach gewesen für den Sportkonsumenten, als er sein Denken noch am Vierjahres- Rhythmus ausrichten konnte. Es im Jahr nach Olympischen Spielen mit den Sportlern halten konnte, die sich eine Atempause vom Wettkampfstreß gönnten. Sich nach Monaten des internationalen Kürzertretens in der Mitte der sportlichen Zeiteinheit Olympiade auf die Fußball-Weltmeisterschaft freuen durfte und den Blick wieder verstärkt aufs nationale Geschehen richtete.
Längst vorbei diese Zeiten. Passé nicht erst seit dem Beschluß des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Winter- und Sommerspiele alternierend alle zwei Jahre durchzuführen. Daß die Wintersportler nach 1992 schon 1994 wieder um olympisches Metall antreten, ist dabei nur die Folge, nicht Ausgangspunkt einer Entwicklung hin zu immer häufigeren sportlichen Großereignissen, die ihre Ursache in der totalen Kommerzialisierung hat.
Weil eben nicht nur die Herren der Ringe ihren olympischen Hain immer luxuriöser auszustatten trachten, sondern auch die sich göttergleich fühlenden Väter der internationalen Verbände von einem Funktionärsleben in Saus und Braus träumen, stehen uns auch im Jahr 1993 wieder reihenweise Superdinger ins deutsche Haus - und das buchstäblich. Denn in diesem Jahr werden die Deutschen ihrem Ruf als die selbsternannten Weltmeister im Ausrichten sportlicher Großereignisse noch einmal (angesichts der konjunkturellen Flaute wohl ein letztes Mal) gerecht.
Höhepunkt eines wiederum ereignisreichen Sportjahres wird zweifellos die Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August in Stuttgart sein. Unter anderen ermitteln zudem auch die Eishockeyspieler und die Fechter ihre globalen Titelträger auf deutschem Boden. Auch im Basketball geht es bei den Europameisterschaften um Gold und Geld. Von den 15 bedeutenden Tennisturnieren zwischen München und Hamburg ganz zu schweigen. Da bleibt zum Luftholen kaum Zeit, und nicht nur die Stadtväter Stuttgarts geraten - angesichts leerer Kassen - außer Atem.
Nun handelt es sich bei all diesen Veranstaltungen um jene Art von Kräftemessen, das Kritiker wie der Philosoph Hans Lenk als "Zirkus" brandmarken und wo der Sport im Sinne von freudvoller Betätigung zur Erbauung von Körper und Geist nur noch in Rudimenten vorhanden ist. Solche circensischen Aufführungen bedürfen eines Spielplans. Dagegen braucht der eigentliche Sport keinen Kalender. Er ist zeitlos. REINHARD SOGL
Samstag / Sonntag, 2. / 3. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod"; So., 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt"; So., 19.30 Uhr, "Festung".
Fritz-Rémond-Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Talfahrt".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Die Kaktusblüte". Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?"; So., 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "The Boy Friend".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., 20 und 22 Uhr, So., 20 Uhr, "Römische Hunde".
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 2 99 86 10: Sa., 20 Uhr, Theater Grüne Soße - "Emigranten".
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61 23: Sa./So., 20 Uhr, Peter Paul & Silke Hayen - "Hand und Fuß"; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, "Die Fledermaus"; So., 18 Uhr, "Der Rosenkavalier". Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Grosser Saal: Sa./So., 16 & 20 Uhr, "42nd Street"; Mozart Saal: Sa., 20 Uhr (Premiere), So., 16 und 20 Uhr, "Mama, I want To Sing".
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, Stateside Band; So., 19.30 Uhr, Dirty White Boys.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzales; So., 15.30 Uhr, Secret Life.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Liz it up meets Thin Lizzy; So., 15 und 21 Uhr, Larry Summers.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Wheap - Rock 'n' Roll Oldies.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Happy Oldtime Swingers; So., 20 Uhr, Musiker Treff.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, So., 17 Uhr, Kindales.
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, John Oslawski Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, All mixed up with D.J. Frank.
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Artrium: So., 11 Uhr, One O'Clock Jump Orchestra. Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: Sa., 20 Uhr, Iranischer Abend mit Live-Musik. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Der Betrachter als Produzent: ausgewählte Stücke".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Porträtbüsten der Barockzeit". Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung durch die Mittelalter- Abtlg. "Alte Kunst neu betrachtet".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 11 Uhr, Führung durch die Tony-Sender-Ausstellung "Frankfurt - Berlin - Dresden: Stationen einer Kämpferin bis 1933".
Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Eins, zwei, drei".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 10 im Anzeigenteil. Sonstiges Verkehrsamt Frankfurt, Römerberg: So., 10 Uhr, Stadtrundfahrt mit Römerberg & Goethehaus; So., 14 Uhr, Stadtrundfahrt mit Europaturm & Römerberg (dt./engl.).
Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen.
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff, Saalburgstr. 17.
Café Kränzchen, Senioren-Cafeteria, Praunheimer Weg 169: So., 14.30 bis 17 Uhr, Musik und Tanz zum neuen Jahr.
Märkte Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Bock-Apotheke, Leipziger Straße 71, Bockenheim, Tel. 77 94 13; Dornbusch- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 240, Tel. 5 60 14 33; Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnégraben 18, Tel. 39 46 19; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Greif-Apotheke, Waldschmidtstraße 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 6, Tel. 57 02 14; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstraße 50, Tel. 25 23 43. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig- Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)
Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Ffm. Bornheim, Tel. 43 21 11; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Telefonberatungen Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
FRANKFURT A. M., 1. Januar (FR). Überwiegend sonnig und trocken, vereinzelt geringer Schneefall östlich der Weser sagt das Wetteramt vorher. Höchstwerte minus sechs bis minus ein Grad, Tiefstwerte nachts minus sieben bis minus zwölf Grad. Weitere Aussichten: kälter.
(Siehe auch Lokalteil)
Strauß, Strauß, Strauss & Co.
Mehrere Personen wurden an Silvester durch Feuerwerkskörper zum Teil schwer verletzt. Außerdem entstand ein beträchtlicher Schaden, weil Knaller und Raketen vielfach unsachgemäß abgebrannt wurden.
Der schwerste Unfall ereignete sich am 31. Dezember gegen 13 Uhr Am Heiligenstock in Seckbach. Ein 25 Jahre alter Schlosser aus Bonames erlitt lebensgefährliche Verletzungen, als er einen selbstgebauten Sprengkörper zündete. Der Mann hatte nach Angaben der Polizei einen Metallbehälter zusammengeschweißt und ihn mit Metallteilen und Explosionsstoffen gefüllt. Mit einem Freund ging er ins Seckbacher Feld, um seinen Eigenbau in die Luft zu jagen. Nachdem der Schlosser die Zündschnur angesteckt hatte, detonierte der Sprengkörper, ehe sich die beiden Freunde in Sicherheit bringen konnten. Ein Metallteil drang dem Schlosser in den Oberkörper und verletzte ihn im Lungen- und Herzbereich. Er wurde sofort im Krankenhaus operiert und schwebt zur Zeit noch in Lebensgefahr.
Mehrere Zehen wurden in der Silvesternacht einer Person im Großen Hasenpfad in Sachsenhausen abgerissen, als ein Knallkörper explodierte. Brandverletzungen trug ein Mann davon, in dessen Hosentasche ein Feuerwerkskörper detonierte. Außerdem wurden drei Personen in Niederrad und Griesheim am Bauch und am Kopf verletzt.
Außerdem entstand durch das Feuerwerk an mehreren Orten im Stadtgebiet erheblicher Sachschaden. Ein Mercedes in der Eysseneckstraße / Ecke Stettenstraße fing gegen 0.10 Uhr Feuer, als Jugendliche im Bereich des linken Vorderrades einen Knaller anzündeten. Der Wagen brannte völlig aus, wobei ein Schaden von 30 000 Mark entstand.
Ein Feuerwerkskörper, der auf einen Balkon in der Carl-Sonnenschein-Straße in Sossenheim geworfen wurde, löste etwa zur selben Zeit gleichfalls einen Brand aus. Schaden: 5000 Mark. Ein Sofa und Kleidungsstücke auf einem Balkon gingen gegen 0.50 Uhr im Cheruskerweg in Flammen auf. Zeugen gaben an, daß mehrere Jugendliche gezielt Feuerwerkskörper auf die Balkone des Wohnhauses geworfen hätten. vo
WIESBADEN. Keine Stunde war das neue Jahr alt, als die Feuerwehr bereits zum ersten Einsatz nach Delkenheim gerufen wurde: In einem vierstöckigen Mehrfamilienhaus mit 16 Wohnungen in der Düsseldorfer Straße schlugen Flammen aus dem Dach. Ein Anwohner hatte das Feuer bemerkt und Polizei und Feuerwehr verständigt. Bis die Wehrleute eintrafen, brannte das Obergeschoß bereits lichterloh.
Die Wehrleute stürmten sofort ins Obergeschoß, wo sie zwei Wohnungstüren eintraten, da dort noch Mieter vermutet wurden. Die Befürchtung erwies sich jedoch als unbegründet, beide Wohnungen waren bereits verlassen. Die übrigen Hausbewohner konnten ebenfalls alle rechtzeitig das Haus verlassen und wurden während der Löscharbeiten in bereitgestellten Bussen der Wiesbadener Stadtwerke (ESWE) und des Arbeiter-Samariter- Bundes versorgt. Verletzt wurde niemand.
Gut anderthalb Stunden brauchten die Einsatzkräfte der Wehr jedoch, um das Feuerunter ihre Kontrolle zu bekommen. Mehrere Löschfahrzeuge waren gerufen und die L 30 28 vorsorglich gesperrt worden. Wegen des ablaufenden Löschwassers, das sofortgefror und die Straße in eine spiegelglatte Rutschbahn verwandelte, muß- Löschwasser verwandelte Straße in Rutschbahn ten auch Mitarbeiter der Straßenmeisterei aus den Federn, um die Fahrbahn zu streuen.
Nach Auskunft der Polizei hat bereits der erste Rundgang gezeigt, daß alle Wohnungen im Obergeschoß des Hauses nicht mehr bewohnbar sind, alle Mieter hätten jedoch bereits bei Bekannten und Verwandten Unterschlupf gefunden.
Ersten Schätzungen zufolge entstand ein Schaden von rund einer dreiviertel Million Mark, die Ursache für den Brand ist bislang unklar, die Polizei ermittelt. ana
HOCHTAUNUSKREIS. Zwei Autos, die Unbekannte auf dem Autobahnparkplatz bei Burgholzhausen abgestellt hatten, gingen gestern nachmittag in Flammen auf. Die Feuerwehren Bad Homburg und Ober-Eschbach rückten aus. Die Polizei forscht inzwischen nach den Tätern.
Ein unruhige Silvesternacht meldeten die Oberurseler Feuerwehren. Drei ihrer sechs Einsätze waren Fehlalarme. So rief eine Brandmeldeanlage die Wehrleute dreimal vergebens in ein Bistro in der Holzwegpassage - dann stellte Wehrführer Holger Himmelhuber die Anlage ab.
Die Wehren in Oberstedten und Bommersheim mußten kurz nach Mitternacht zwei brennende Altpapier-Container löschen. In der Bommerheimer Steingasse brannte eine drei Meter hohe Hecke.
Der Bad Homburger Wehr machte dagegen die Kälte zu schaffen: Diese ließ Wasserrohre in zwei Häusern platzen.
Im Wortlaut "Republikanern zugearbeitet . . ."
In angemessener Eile hat sich die Frankfurter CDU zu dem "Fernseh-Streitgespräch" zwischen Oberbürgermeister von Schoeler und seiner Herausforderin Petra Roth bei den anstehenden Kommunalwahlen im März, abgedruckt in der Silvesterausgabe der FR, zu Wort gemeldet. Wir veröffentlichen hier das Schreiben des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dr. Wolfgang Stammler, das am Neujahrstag auf den Redaktionstisch kam, im Wortlaut. "Als ausgesprochen blöden Silversterscherz eines Misanthropen hat die CDU-Fraktion den Abdruck einer erfundenen Podiumsdiskussion zwischen Petra Roth und dem derzeitigen SPD-Oberbürgermeister in einer Frankfurter Tageszeitung bezeichnet. Erträglich war eigentlich nur die Bildmontage der beiden Kontrahenten an einem Tisch, schier unerträglich waren dagegen die angedichteten Diskussionsbeiträge, die kaum etwas mit Humor und noch weniger mit Fairneß zu tun hatten. Daß besagter Misanthrop der Spitzenkandidatin der CDU keinen vernünftigen Satz in den Mund legte, mochte noch mit einer im Wahlkampf überdeutlich werdenden Tendenz erklärt werden, daß aber auch der amtierende Oberbürgermeister nur als eitler Trottel gezeichnet wurde, stimmt denn doch nachdenklich - soll so unterschweillig und wirkungsvoll den Radikalen zugearbeitet werden? Absicht könnte auch gewesen sein, die in der breiten Öffentlichkeit immer wieder geforderte öffentliche Diskussion der beiden Spitzenkandidaten schon im vornherein abzuwerten, als überflüssig und inhaltsleer darzustellen. Dabei wird verkannt, daß die ab 1993 vorgesehene Direktwahl des Oberbürgermeisters durch die Frankfurter Bürger ohne vielfältige Vorstellungen der Kandidaten, ohne streitige Sachdiskussionen in der Öffentlichkeit zur Farce werden muß.
Wer eine bessere Politik fordert, sollte nicht die Möglichkeit verbauen, daß sich die besseren Leute darstellen, durchsetzen und gewählt werden. Wer eine bessere Politik will, sollte auch seine Macho-Vorstellungen überprüfen, wonach Frauen immer nur die Ideen haben können, die ihnen von Männern ("Herr Dr. Wallmann und Herr Dr. Schwarz-Schilling haben sich das vorbehalten") vorgedacht wurden. Gerade weil mit diesen Vorurteilen aufgeräumt und auch insoweit der große Unterschied zwischen Herausforderin und Amtsinhaber deutlich gemacht werden muß, braucht Frankfurt die Diskussion der Spitzenkandidaten zu Sachthemen vor einer breiten Öffentlichkeit." Dr. Wolfgang Stammler, stellv. Fraktionsvorsitzender)
PARIS, 1. Januar. Der französische Premierminister Pierre Bérégovoy hat am Donnerstag den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke für den "TGV-Est", der zwischen Paris und Straßburg fahren soll, bekanntgegeben. Ein genauer Zeitplan für die Realisierung des 20-Milliarden-Francs-Projekts (umgerechnet knapp sechs Milliarden Mark) soll bis zum 31. Januar 1993 vorgelegt werden. Allerdings ist derzeit noch unklar, wie die finanziellen Lasten des Projekts zwischen dem Staat, der französischen Bahngesellschaft SNCF und den Regionen genau verteilt werden sollen.
Die Konstruktion des "TGV-Est" war lange Zeit umstritten gewesen, weil die Verbindung nach Berechnungen der SNCF nur wenig rentabel sein wird. Erst vor zwei Monaten hatten deshalb die "TGV-Est"-Befürworter um die Straßburger Bürgermeisterin Catherine Trautmann eine billigere und langsamere Variante des Superschnellzuges in die Diskussion eingebracht. Statt die Strecke für bis zu 400 Stundenkilometer schnelle Züge auszubauen, soll die Verbindung jetzt für "nur" noch 320 Stundenkilometer schnelle Züge konstruiert werden. Die Fahrzeit zwischen Paris und Straßburg soll sich dann von jetzt knapp vier Stunden auf etwa zwei Stunden verkürzen. Durch die technische Abspeckung des Projektes konnten die Kosten um etwa zehn Prozent auf 20 Milliarden Francs gesenkt werden.
Nach einem Anschluß an das deutsche ICE-Netz werden sich mit der Inbetriebnahme des Hochgeschwindigkeitszugs auch die Reisezeiten von Stuttgart, Frankfurt am Main oder München nach Paris deutlich verkürzen.
KRONBERG. Fast dreihundert Bürger aus den beiden Taunus-Städtchen Kronberg und Steinbach haben in der Nacht zum Neujahrstag eine Lichterkette um ein Container-Lager für Asylbewerber in der 18 000-Einwohner-Stadt Kronberg (Hochtaunuskreis) gebildet. Gerüchte über einen drohenden Anschlag auf die dort untergebrachten Flüchtlinge hatten sie veranlaßt, dies zu tun.
Zu der Aktion hatte ein überparteilicher "Arbeitskreis Asyl" unter dem Motto "Es sollen unsere Kerzen brennen und nicht die Container" aufgerufen. Viele der rund 150 im Lager lebenden Flüchtlinge hatten sich zuvor - im Wissen um die drohende Gefahr - hinter verschlossenen Rolläden verschanzt. Als sie die Lichterkette bemerkten, öffneten sie die Fenster, reichten ihren Beschützern heißen Tee und genossen mit ihnen gemeinsam den Blick auf das Silvester-Feuerwerk über der nahegelegenen Main-Metropole Frankfurt. Der befürchtete Anschlag blieb aus. che/stk
FRIEDBERG. Vor der Burg in Friedberg beginnt heute um 13 Uhr eine Demonstration für ein neues Jugendzentrum. Mit der Kundgebung will der Stadtjugendring die Notwendigkeit für ein Juz bekräftigen und gegen die "Hinhaltetaktik" des Magistrates und der Friedberger Parlamentsmehrheit protestieren, die beim Abriß des alten Jugendzentrums in der Bismarckstraße vor acht Jahren ein neues Jugenddomizil versprochen hatten - ein Versprechen, das bis heute nicht eingelöst wurde. Die Demo soll auch deutlich machen, daß die von einigen jungen Leuten durchgeführte Besetzung des Usa-Baues bei den Friedberger Eisenbahnbrücken ein demonstrativer Akt war, der auch den Willen der Jugendlichen zeigen sollte, ein Jugendzentrum selbst aufzubauen. Zum Abschluß des Protestzuges durch die Kaiserstraße und die Altstadt wird der Vorsitzende des Stadtjugendringes, Christian Trippel, und ein "Hausbesetzer" sprechen. Nachfolgend lesen Sie ein Gespräch, daß die FR-Redakteure Peter Gwiasda und Reiner Strack am Mittwoch mit einigen Hausbesetzern in der FR-Redaktion in Friedberg führten. In dem Interview kündigt der Vorsitzende des Stadtjugenringes an, sich für eine Entkriminalisierung der Hausbesetzer einzusetzen.
Feuerwehr über Neujahr pausenlos im Einsatz Bilanz von 150 Krankentransporten und 66 Bränden Von unserem Mitarbeiter Volker Mazassek Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen waren in der Silvesternacht pausenlos im Einsatz, um Brände zu löschen, Unfälle aufzunehmen und Verletzte zu versorgen. Allein die Feuerwehr rückte von Silvester bis zum Nachmittag des Neujahrstages 66 Mal aus, um Brände zu löschen. Bei vier größeren Bränden entstand ein Schaden von rund 900 000 Mark. Außerdem wurden rund 150 Krankentransporte verzeichnet, die im Zusammenhang mit den Silvesterereignissen standen. Der größte Schaden in Höhe von 500 000 Mark wurde bei einem Brand am 1. Januar in der Schellingstraße 9 verzeichnet. Das Feuer im zweiten Stock eines Hinterhauses brach gegen acht Uhr aus und wurde vermutlich durch ein Bügeleisen entfacht. Während sich zwei Frauen und ein Mann, die sich in der Wohnung aufhielten, über das Treppenhaus in Sicherheit bringen konnten, mußten Mieter aus den höher gelegenen Stockwerken von der Feuerwehr über eine Drehleiter geborgen werden. Die Wohnung, in der das Feuer ausgebrochen war, brannte völlig aus.
Um 1.39 Uhr eilte die Feuerwehr zu einem leerstehenden Haus in der Eichenstraße 73 in Griesheim. Aus bislang unbekannter Ursache war der Dachstuhl des Wohnhauses in Brand geraten, wobei es beim Eintreffen der Wehrmänner noch einmal zu einem plötzlichen "Durchzünden" kam, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Mit dem Einsatz von neun Wasserrohren verhinderten die Wehrmänner, daß die Flammen auf die Nachbarhäuser übergriffen. Auch die Ausbreitung des Feuers auf die unteren Geschosse wurde verhindert, was notwendig war, weil sich im Erdgeschoß ein Heizöltank befand. Da das ausfließende Löschwasser sofort gefror, war die Straße binnen Minuten spiegelglatt. Das Stadtreinigungsamt streute die Straße mit Salz ab. Ein Feuerwehrmann wurde bei den Löscharbeiten leicht verletzt. Schaden: rund 200 000 Mark.
Eine elektrische Weihnachtsbeleuchtung war die Ursache für einen Zimmerbrand am Silvesterabend gegen 22 Uhr in der Mörfelder Landstraße 122. Vermutlich sorgte ein Kurzschluß für das Feuer, das sich ungehindert ausbreiten konnte, da niemand zu Hause war. Erst als die Flammen durch die Wohnungstür schlugen, bemerkten Nachbarn den Brand. Die Feuerwehr konnte nichtsdestoweniger den Brand schnell löschen. Der Schaden beläuft sich auf rund 80 000 Mark.
Der vorerst letzte Einsatz der Feuerwehr am Neujahrstag wurde gegen 12.20 Uhr durch spielende Kinder ausgelöst. Sie haben vermutlich mit Feuerwerkskörpern hantiert und damit ein zweistökkiges Gebäude in der Berger Straße 157 in Brand gesetzt, in dem Kartonagen gelagert waren. Die Feuerwehr war bis 13.53 Uhr im Einsatz. Die Schadenshöhe wird mit rund 100 000 Mark angegeben. vo
SOSSENHEIMER. Mit 40 wird das Leben erst schön, und wenn gar die "Spritzer" feiern, können sich - nicht nur - die Sossenheimer auf einiges gefaßt machen. Die Jubiläums-Prunksitzungen ihrer Karnevalisten sind zwar erst für Freitag und Samstag, 12. / 13. Februar, geplant, doch Karten muß sich die Fangemeinde schon jetzt sichern. Los geht's am Montag, 4. Januar, zu haben sind die Karten in den bekannten Sossenheimer Vorverkaufsstellen und zusätzlich bei Toto- Lotto Beck in der Höchster Bolongarostraße.
Letzteres hat seinen Grund: Ausgerechnet ihr Jubiläum müssen die Spritzer auswärts - im Höchster BIKUZ - feiern. Denn der Karnevalsverein hat im heimischen Sossenheim arge Raumprobleme und muß sogar schon bei anderen Vereinen um Asyl bitten oder mit privaten Hobbykellern fürs Gardetanz-Training vorlieb nehmen.
Damit die Sossenheimer dennoch nicht auf das spritzige Vergnügen ihrer Narren verzichten müssen, organisiert der Verein kostenlose Pendelbusse zu den Prunksitzungen. ana
Es lief alles reibungslos. Das Taxi kam, entgegen der telefonischen Warnung, schon nach zwei Minuten. Der Sekt war kalt, das Ossobuco zart, die geladenen Gäste hübsch und nett. Küßchen um Mitternacht. Eine Vieille Prune zum Espresso. Und dann in den Mantel. Der Kumpel hatte nur Bier getrunken ("aber immer öfter") und nahm mich im Auto mit bis vor die Haustür. Der Rutsch war geglückt.
Als ich in die Taschen griff, wurde mir anders zumute: Ich hatte meinen Schlüssel steckenlassen. Hausmeister wachklingeln. Schlüssel steckte, aber von innen. Haustür abgeschlossen. Hausmeister mußte nochmal raus. Schlüsseldienst anrufen. Telefonzelle: nur mit Kärtchen. Ich hatte keins.
Marsch zum Postamt Bornheim. Sechs Telefonzellen. Aber alle ohne Licht. Telefonbuch unleserlich. Licht in der nahegelegenen Kneipe, die eigentlich zuhaben sollte. Private Fête. Ja, kommen Sie rein. Anruf beim Schlüsseldienst. Alles o. k., der Monteur kommt sofort. Wegstrecke fünf Minuten (zu Fuß).
Ich wartete vor der Haustür. Acht Grad minus. Eine viertel Stunde, eine halbe, eine dreiviertel Stunde. Ich war ein Eiszapfen mit zwei Beinen. Was war mit dem Monteur? Sicher hatte er erst noch ein Bad genommen. Zurück zu der Kneipe. Klopf, klopf. Kommen Sie rein. Anruf beim Schlüsseldienst. Großes Fragezeichen: Der Mann müßte jeden Augenblick da sein.
Der Mann war da. Während ich telefonierte. Ich wartete. Neunzehn Grad unter Null, mindestens. Zehn Minuten später kam der Mann, ein netter, ein freundlicher Mensch. Prost Neujahr, wie geht's? Treppe hoch. Stopp vor der Tür: Nach zwei Sekunden Gefummel ging ganz still und leise die Tür auf. Das Ausschreiben der Rechnung dauerte vierunddreißigmal so lange. Ich bezahlte mit Scheck: etwas mehr als 250 Mark und ein Schnupfen. wp
Wer behauptet denn, daß man den Silvesterabend nur im warmen Wohnzimmer oder bei heißen Groß-Feten begehen kann? Rund 20 000 Frankfurterinnen und Frankfurter fanden sich zwischen 19 und 24 Uhr auf dem Opernplatz ein bei Schlittschuhlauf und Glühwein, um die Stimme des Star-Tenors Placido Domingo zu hören oder, im Anschluß daran, die Fete und das Silvester-Feuerwerk des Senders Radio FFH mitzuerleben.
Gegen 19 Uhr begann auf dem Platz der Schichtwechsel. Die Mütter mit ihren schlittschuhbehangenen Kindern gingen Heim, dafür trudelten die Opernfans ein. Im Skianzug, in Hut und Mantel oder im Nerz, die Ohren warmgehalten von Plüsch-Ohrenschützern. Pünktlich um 19.30 Uhr begann die Video-Übertragung des Silvester-Konzerts im Inneren der Alten Oper auf die Großleinwand.
Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt verhinderten, daß die Damen hinwegschmolzen beim Auftritt des großen Tenors, dessen Stimme es immerhin fertigbrachte, mit Arien aus Opern von Mozart, Verdi, Rossini und Bizet und, in der zweiten Halbzeit, mit Zarzuelas unter der Winterschale eine Gänsehaut hervorzurufen. Auch seine Überraschungsgäste, der Bariton Carlos Alvarez und die chilenische Sopranistin Veronica Villarroel, begeisterten. "Ei, des is ja eine zweite Callas!" Bei "Dein ist mein ganzes Herz" entflammte eine einsame Wunderkerze, während im Hintergrund verstohlen manche Träne weggewischt wurde. Mitfühlendes Lachen, als Domingo sein Notenpult zu Boden kippte, und ein Damen- Quartett sog in den folgenden eineinhalb Stunden jedesmal spannungsgeladen die Luft durch die Zähne, wenn sich der Sänger wieder einmal am Notenständer zu schaffen machte. Vom Applaus draußen bekam der Star mit dem Hang zur Clownerie nichts mit, nicht nur wegen der dikken Mauern. Der prasselnde Applaus verkam zu einem dumpfen Pochen - in Handschuhen läßt sich's schlecht klatschen.
In der Masse der Zaungäste gab es kleine Gruppe von etwa 300, die sich als echte Domingo-Fans entpuppten: Sie wankten und wichen nicht und hatten, als die eher jugendlichen Gäste gegen 22.30 Uhr in dichten Scharen zur Disco- Fete strömten, drei Stunden auf ihren Stehplätzen ausgeharrt.
Kalt an den Beinen, aber mit leuchtenden Augen überließen sie den Platz den Anhängern der lauteren Töne, die um Mitternacht in einem Riesen-Feuerwerk gipfelten. Für die Standfesten begann das neue Jahr mit einem ganz bescheidenen Wunsch: nach einem heißen Fußbad. abi
eh WARSCHAU, 1. Januar. Die Bergarbeiterstreiks in Schlesien sind vermutlich beigelegt. Nach mehr als 15stündigen Verhandlungen unterschrieben Gewerkschafts- und Regierungsvertreter am Silvestermorgen eine Übereinkunft. Sie sieht unter anderem vor, umgerechnet 60 Millionen Mark in die Modernisierung der Gruben zu investieren, weitere 170 Millionen Mark für die sozialen Bedürfnisse der Bergarbeiter auszugeben und die Altschulden der Bergwerke teilweise zu reduzieren. Außerdem verpflichtet sich die polnische Regierung, bei internationalen Institutionen um Mittel zur Restrukturisierung der insgesamt mehr als 60 polnischen Steinkohlebergwerke nachzusuchen. Lohnerhöhungen für die Kumpels sind nach den bisherigen Verlautbarungen jedoch nicht vorgesehen.
Die Übereinkunft muß am Montag von den Bergleuten in einer Urabstimmung akzeptiert werden. Erst dann wird die Regierung das für die Dauer des Streiks verhängte Kohleexportverbot aufheben. In Briefen an Ministerpräsidentin Hanna Suchocka und den Solidarnosc-Vorsitzenden Marian Krzaklewski schrieb Präsident Lech Walesa, daß dieses Verhandlungsergebnis von "Vernunft, Verantwortungsbewußtsein und Realismus geprägt" sei und erlaube, mit Optimismus auf 1993 zu schauen. In seiner Neujahrsansprache stellte Walesa außerdem fest, daß die polnische Wirtschaft sich dem "Zustand der Normalität" nähere, und rief dazu auf, sich vermehrt um die Schwächeren zu kümmern, die persönlich noch keine Verbesserung ihrer Lage erfahren haben.
Umfrageergebnissen zufolge blickt allerdings nur ein Fünftel der Polen mit Optimismus auf das neue Jahr. Trotzdem wurde das neue Jahr in Polen erstmals mit großen Feuerwerken begrüßt. In Warschau zerplatzten nicht nur über den Villenvierteln der Reichen, sondern auch von den Balkonen und Dächern der Hochhaussiedlungen Zehntausende von Knallern und Raketen.
LONDON. An Howard Carter (1874 bis 1939) und die Auffindung des Tutanchamun-Grabes vor gerade siebzig Jahren erinnert das Britische Museum in London, das 1972 erste Station der Welttournee einiger der schönsten Fundstücke daraus gewesen ist, diesmal mit einer Dokumentation des Lebens des Ausgräbers und besonders seiner wenig bekannten drei Jahrzehnte in Ägypten vor der Entdeckung, die ihm Weltruhm gebracht hat wie keinem Ägyptologen vor oder nach ihm.
Dabei war er von Hause aus gar kein Ägyptologe, vielmehr Zeichner wie sein Vater, und als solcher wurde er mit siebzehn Jahren einem Archäologen in Ägypten empfohlen. Die Ausstellung zeigt viele seiner hervorragenden Aquarelle von Wandmalereien nebst hieroglyphischen Inschriften, die ihre lebendige Frische seiner Methode verdanken, die Vorlagen nicht in der üblichen Weise durchzupausen, sondern sich ins Wesen der ägyptischen Kunst einzufühlen und sie aus freier Hand akkurat nachzuzeichnen. Aber seine Teilnahme an Ausgrabungen in Amarna, Deir el-Bahri und anderswo machte ihn bald mit der archäologischen Praxis, wie sie damals geübt wurde, so vertraut, daß der erst 26jährige Engländer als Chefinspekteur der Altertümer in ganz Oberägypten eingesetzt wurde. In diesem Amt entdeckte er im Tal der Könige bei Theben die - freilich schon im Altertum ausgeplünderten - Gräber des Pharaos Thutmosis IV. und der Pharaonin Hatschepsut. Später wurde er nach Kairo versetzt, aber dann wegen eines unglückseligen Zwischenfalls mit Touristen entlassen.
Nach ein paar Jahren jedoch fand er in Lord Carnarvon einen Gönner und Freund, der eine Grabungslizenz hatte und seine weiteren Forschungsarbeiten finanzierte, insbesondere die langjährige Suche nach dem unentdeckten Grab des unbedeutenden Königs Tutanchamun. Als sie das Unterfangen schon aufgeben wollten, gelang Ende 1922 doch noch der sensationelle und heute legendäre Fund. Auf zeitgenössischen Filmaufnahmen im Britischen Museum ist zu sehen, wie Honoratioren und Archäologen in geschniegelten Anzügen mit Krawatte trotz der Hitze in dem baumlosen Felsental den Abtransport der Grabschätze überwachen.
Die Ausstellung erzählt Carters erstaunliche Lebensgeschichte als Ausgräber, Künstler, Photograph und schließlich Antiquitätenhändler anhand von ägyptischen Altertümern, Bildern, Briefen, Büchern und auch Gebrauchsartikeln wie Trinkflasche und Farbkasten. In dem reichillustrierten Begleitband "Howard Carter before Tutankhamun" lassen Nicholas Reeves und John H. Taylor vor allem ihn selber und seine Zeitgenossen in Zitaten aus Briefen und anderen Aufzeichnungen sprechen. JULIAN EXNER
("Howard Carter before Tutankhamun" im Britischen Museum bis 31. Mai 1993. Begleitband gleichen Titels - British Museum Press - im Museum &dm; 9,95, im Buchhandel &dm; 12,95.)
LIEDERBACH. Der Straßename "An der Pech" entpuppte sich für die Bewohner eines Mehrfamilienhauses als böses Omen: Denn der donnernde Böllerschlag im allgemeinen Glückwunschjubel zum neuen Jahr, der genau neun Minuten nach Mitternacht auf den Balkon ihrer Wohnung krachte, zog ein schwelendes Debakel nach sich: Gartenmöbel zerschmolzen zu einer undefinierbaren Masse, ebenso der Rolladen des Fensters. Und damit nicht genug, fraßen sich die Funken auch noch durch den Teppichboden im angrenzenden Zimmer.
Nach Auskunft der Polizei muß der Feuerwerkskörper unglücklicherweise genau auf dem Balkon gelandet und dort explodiert sein. Die Beamten schätzen den Schaden auf rund 10 000 Mark. Wer das unglückselige Feuergeschoß gezündet hat, ist bisher nicht geklärt. ana
Bleibt er? Geht er? Das peinliche, über Weihnachten und Neujahr in die Länge gezogene Hin und Her um Jürgen Möllemann entspricht dem Stil, den er selbst verkörpert. Möllemann ist eben kein Mann der Eindeutigkeit. Er ist eine schillernde Figur und hat sich immer wieder selbst ins Zwielicht gebracht, auch wenn er diese Wirkung seiner Umtriebe gern den Medien anlastet, die er ansonsten geschickt für seine Zwecke einzuspannen versteht. Er ist der Prototyp jener bedenkenlosen Aufsteiger, denen die Politik ihren schlechten Ruf zu verdanken hat - unberechenbar, rücksichtslos und überheblich.
So wäre es kein Wunder, wenn - entgegen fast allen Vorhersagen - Möllemann sich treu bleibt und am Sonntag erklärt, er sehe keinen Grund für einen Rücktritt als Bundeswirtschaftsminister. Die Affäre um amtliche Briefbögen mit Blanko-Unterschriften, die zur Werbung für Produkte der Firma eines angeheirateten Verwandten mißbraucht wurden - eine "Lappalie", von der Möllemann nichts wußte? Kaum zu glauben.
Freilich ist Möllemann auch ein Produkt der Umgebung, in der er politisch groß geworden ist. An der Seite von Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff hat er sich hochgehangelt. Beide sind am Ende ihrer Karrieren und haben die Kraft nicht mehr, dem dreisten Nachkommen seine Grenzen zu zeigen.
hll (Bonn)
Zur Person:
JENS REICH, früherer DDR-Bürgerrechtler, hat vor neuer Nischenmentalität und Politikverdrossenheit
in Ostdeutschland gewarnt. "Was in der Öffentlichkeit unseres Gemeinwesens geschieht, ist den meisten von uns so widerlich und macht uns so hilflos, daß wir am liebsten wieder ins Schneckenhaus unserer Privatheit zurückkriechen und mit all dem nichts mehr zu tun haben möchten", schreibt Reich (unser Günther-Bild) in der Berliner evangelischen Wochenzeitung "die kirche". Für DDR-Bürger sei Politikverdrossenheit nichts Neues, fügt Reich hinzu, der zu den Gründern des Neuen Forums gehört und 1990 Mitglied der letzten Volkskammer war. "Wir wissen gut, daß man Jahrzehnte unzufrieden, aber leidlich abgeschirmt in der privaten Sphäre überwintern kann." Die meisten der ostdeutschen Probleme heute wären "weniger gravierend, wenn der energische Protest der Bevölkerung eher eingesetzt hätte". Das gelte auch für die "Eiterbeule der brutalen Gewalttätigkeit, die jetzt geplatzt ist". Sie sei in dem "fiebrigen DDR-Klima der achtziger Jahre langsam gewachsen". Vor gut fünf Jahren seien Punks in der Ost-Berliner Zionskirche verdroschen worden, heute seien es "Zigeuner" und Türken. "Bald werden es Behinderte, Kranke, Alte, Frauen, Kinder, wir selbst sein", so Reich. (epd)
Das nennt man Selbstbewußtsein. Als nach dem verschossenen fünften Penalty für Dynamo Moskau von Igor Dorofeew feststand, daß Malmö IF erstmals den Eishockey-Europapokal gewonnen hat, landete ein großer Karton auf der Eisfläche an der Düsseldorfer Brehmstraße. Der Inhalt: massenhaft T-Shirts mit dem Aufdruck "Malmö IF - European Champion '92". Nach einem 3:3 nach Verlängerung hatte nur Malmös Peter Sundström einen von neun Anläufen mit Erfolg gegen den russischen Torwart Ilda Muhametow beenden können.
Die Schweden, die damit auf Vereinsebene auch den Vergleich zwischen dem Weltmeister und Olympiasieger Rußland für sich entschieden, feierten nach ihrem Eishockey-Feuerwerk noch vorzeitig Silvester. Die Vorstandschaft zündete vor der Kabine zahlreiche Raketen in den sternklaren Abendhimmel. "Heute machen wir richtig einen drauf", sagte Co- Trainer Mats Hallin.
Die große Sause des schwedischen Meisters, der damit auch in Europa die Nachfolge von Ligarivale Djurgarden Stockholm (Europacupsieger 1990 und 1991) angetreten hat, fand im Flieger statt. Denn nur eine Stunde nach dem Ende dieses einzigartig spannenden und hochklassigen sowie erstmals nach Penaltyschießen entschiedenen Europacup-Finales startete die Maschine der Schweden in Richtung Heimat.
Unter den immerhin 5000 begeisterten Zuschauern an der Brehmstraße weilte auch das fast komplette Team des Deutschen Meisters Düsseldorfer EG, der in der Vorrunde ausgeschieden war. Die Rheinländer wollen - vorausgesetzt sie verteidigen den nationalen Titel - trotz eines Minus von schätzungsweise 50 000 Mark auch zum nächsten Jahresende zum vierten Mal in Folge die Endrunde ausrichten. sid
KELKHEIM. Alles andere als gut begann das neue Jahr für einen 20jährigen Kelkheimer: Seine Heimfahrt von der Silvesterfete endete bei Ruppertshain an einem Baumstamm, er kam jedoch mit leichten Verletzungen davon.
Nach Auskunft der Polizei hatte der Heimkehrer wohl etwas zuviel Alkohol im Blut und verlor wegen überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug. ana
ERWIN WÖLL hat sich nach 35 Dienstjahren zum Jahresende von den Main-Kraftwerken (MKW) in Höchst verabschiedet. Sein Nachfolger als Leiter des Steinkohlekraftwerkes wird HANS-JOACHIM STILLER, der als erfahrener "Kraftwerksmann" gilt. Der studierte Maschinenbauer Wöll begann 1957 als Betriebsassistent bei den MKW. 1978 übernahm er die Leitung des Steinkohlekraftwerkes.
Eine Insel voll . . .
(Fortsetzung von Seite 13)
Kormorane, 40 an der Zahl und zur V- Formation gruppiert, patrouillieren am Main entlang. Mittlerweile an der Griesheimer Staustufe heimisch, verbringen sie den Tag im Flug, auf der Suche nach Fisch. Mit dem Fernglas, welches die Distanz zum Vogelreservat Maininsel verkürzt, geht der Ornithologe unterdessen der Frage nach, "wer mit wem"? Es ist kein voyeuristisches, sondern ein wissenschaftliches Interesse, das den Mann bei seiner Aufklärungsarbeit leitet. "Verrückte Viecher" nennt Eidam die Wasservögel, die kein Bestimmungsbuch kennt und die das Ergebnis sind einer praktisch gewordenen Bestanderhaltung, die gelegentlich auch artübergreifend verwirklicht wird. So dürfte das soeben vorübergleitende Exemplar der Mesalliance zwischen einer chinesischen Hausgans und einer Graugans entschlüpft sein. Dort schwimmt ein Vogel, der mit seinem schwarzen Hals und dem weißen Kinnband einer Kanadagans gleicht, ansonsten der Graugans nicht unähnlich ist.
Ausgerechnet mitten im klirrenden Winter ist Balzzeit auf dem Main, wo sich dem geübten Beobachter zuweilen erheiternde Naturschauspiele bieten. Die Erpel haben die Sinnlichkeit im Kopf, tragen das grüne Hochzeitornat und das Renommiergehabe, das männlichen Vertretern unterschiedlicher Gattungen gemein ist. Wie alle Brautwerber zeigen sie sich von der besten Seite, spreizen, unter dem Vorwand, sich putzen zu wollen, die Armschwinge mit dem buntgefärbten Spiegel. Zur gefälligen Ansicht der Umworbenen.
Die interessante Sportnotiz
Goschnik lief Short-Track-Rekord Rene Goschnik aus Mainz hat beim Silvester-Cup der Kurzbahn-Eisschnelläufer im belgischen Leuven seinen eigenen deutschen Rekord über 500 Meter auf 45,19 Sekunden verbessert. Goschnik belegte mit dieser Leistung Rang fünf in dem hochkarätig besetzten Feld.
Ihnacak vom MERC nach Zug Stürmer Miroslav Ihnacak vom Eishokkey-Bundesligisten Mannheimer ERC wechselt zum Schweizer Erstligisten Zug.
Eishockey-Junioren Dritte Die Junioren "Unter 16 Jahren" des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) haben den Sieg beim Fünf-Nationen-Turnier in Füssen verpaßt. Die Mannschaft verlor das entscheidende Spiel gegen die Schweiz mit 4:6 (1:0, 1:1, 2:5) und mußte sich am Ende mit 4:4 Punkten und Rang drei hinter der Schweiz (6:2) und Norwegen (4:4) begnügen. "Lebenslänglich" für Feldkamp Fußball-Trainer Karlheinz Feldkamp soll nach Meldungen von türkischen Zeitungen von seinem Arbeitgeber Galatasaray Istanbul einen Vertrag bekommen, der ihn bis ans Ende seiner Laufbahn an den Klub bindet. Ziegenbalg tritt nicht mehr den Dynamo Der als Präsident des Fußball-Bundesligisten Dynamo Dresden seit langem umstrittene Wolf-Rüdiger Ziegenbalg ist am Silvestertag von seinem Amt zurückgetreten. Ziegenbalg, der mehrere Sturzversuche durch die vereinsinterne Opposition überstanden hatte, begründete seinen Rücktritt damit, daß er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht mehr verkraften und seiner Familie nicht weiter zumuten könne. Kassels Präsident zurückgetreten Der hessische Fußball-Oberligist KSV Hessen Kassel geht ohne Präsidenten ins neue Jahr. Karlheinz Schwabe, der seit zweieinhalb Jahren dem Verein vorstand, ist an Silvester mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Als vorrangigen Grund seiner Demission gab Schwabe an, daß er die nach seiner Wiederwahl im Juli 1992 erwartete Unterstützung namentlich von der Fußball-Abteilung nicht erhalten habe. Brasilianer Rai zu Paris St. Germain Südamerikas Fußballer des Jahres, der Brasilianer Rai, wechselt in der kommenden Saison für 3,5 Millionen Dollar von Sao Paulo in die französische Liga zu Paris St. Germain. Der 28 Jahre alte zwanzigfache Nationalspieler und Bruder von Ex-Star Socrates unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Zweiter Sieg für "U-16"-Fußballer Beim internationalen Fußball-Turnier für "U-16"-Mannschaften in Israel kam die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Donnerstag zu ihrem zweiten Sieg. Das von DFB-Trainer Fritz Bischof betreute Team besiegte Schweden mit 2:1 (0:1). Im zweiten Treffen trennten sich Israel und Griechenland 0:0. Die Mannschaft der Türkei trat aus politischen Gründen gegen Zypern nicht an, weshalb die Begegnung mit 2:0 für die Zyprioten gewertet wurde. Mayr und Stefan bleiben "Haie" Eishockey-Bundesligist Kölner EC hat die Verträge mit seinen beiden Nationalspielern Jörg Mayr (22) und Leo Stefan (22) um jeweils zwei Jahre bis 1995 verlängert.Führungswechsel bei Kölner Sixdays In der dritten Nacht des Kölner Sechstagerennens haben Pierangelo Bincolotto/Roland Günther (Italien/Lippstadt) die Spitze übernommen vor Urs Freuler/Remig Stumpf (Schweiz/Dittelbrunn), die bis dahin die Führung gehalten hatten. Willi Greite gestorben Willi Greite, Ehrenpräsident des Deutschen Turnerbundes (DTB), ist am vergangenen Dienstag im Alter von 81 Jahren in seinem Wohnort Hänigsen einem Herzversagen erlegen. Greite war maßgeblich am Wiederaufbau des deutschen Sports nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt und stand von 1974 bis 1986 an der Spitze des DTB.
Eine Insel voll "verrückter Viecher" Winterliche Balzzeit auf dem Main - Messalliancen nicht ausgeschlossen Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel
Leben am Fluß vor Winterkulisse: Wie es den Menschen in der kalten Jahreszeit näher zu seinem Artgenossen drängt, drängen sich auch die Tiere der Gattung Wasservögel auf engem Raum, auf der wie eine schmale Ellipse zu beiden Seiten der Alten Brücke liegenden Maininsel. Was die Tiere vertreibt aus ihrem gewohnten Lebensraum, sind die Kälte, das Eis auf den Weihern, das verknappte Nahrungsangebot. Was sie lockt, ist das zuträglichere Winterklima der Stadt, der Fluß, der in Bewegung bleibt, und der Mensch mit seiner gutgefüllten Brottüte.
Dieser artenreichen Vogelwelt nähert sich gern der vogelkundlich interessierte Großstadtmensch, die rotverfärbte Nasenspitze von einer Intensität, die nur von den kralligen Füßen des Purpurhuhns übertroffen wird. Ulrich Eidam gehört zu diesen Passanten, ein Biologe und Hobbyornithologe, der den Vorsitz führt in der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain. Sein Schlüsselerlebnis hatte der Vogelkundler im Alter von 12 Jahren, als er mit detektivisch wachem Sinn der vom Biologielehrer gestellten Frage nachging: Was tut sich da am Futterhaus? Seitdem konnte Eidam den wissenschaftlich geschärften Blick nicht wenden von Wasserhühnern, von Stand- und Zugvögeln. Die Herzlichkeit des Vogelkundlers ist eine hierarchische. An der unteren Stufe dieser abgestuften Herzlichkeit tippeln die rotfüßigen Tauben im schillernden Federkleid. "Es sind nicht meine Freunde", sagt Eidam in leichtem, durch Sachlichkeit gemilderten Unmut.
Die Vogelwelt am Main teilt sich in heimische Wasservögel, in Zugvögel und in Ausreißer. Letzterer ist ein unwissenschaftlicher Begriff, aber tauglich, die zahlenmäßig starke Anwesenheit von Vögeln zu erklären, die nach der Literatur hier gar nicht anwesend sein dürften. Da sind die Hausgänse im makellos weißen Federkleid, die der Freiheitswille oder auch der Überlebenswille aus den Privatgehegen an den Fluß getragen hat. Größere Aufmerksamkeit erregt ein Paar schwarze Schwäne, die mit ihrem kirschrot leuchtenden Schnabel in fast devoter Haltung in Ufernähe dümpeln, auf Gaben wartend. "Die kommen eigentlich aus Australien", sagt Eidam.
Für sie gilt, was für die Streifengans ebenso gilt wie für die Nilgans und das Paar Mandarinenenten mit ihren Schmuckfedern und der angedeuteten Haube. Auch die Anwesenheit des ost- asiatischen Parkvogels darf nicht zu der irrigen Annahme führen, ein ausdauerndes Zugvogel-Temperament habe die Tiere, ähnlich wie die zahlreichen Lachmöwen oder die Tafelente, an den Main getragen. "Ausgebüchst" sind sie, die Freiheit wildlebender Tiere zu suchen, wobei die flugfähigen Arten eindeutig im Vorteil sind. Insbesondere wenn es darum geht, trennende Umzäunungen von Parkanlagen zu überwinden, in denen nach (Fortsetzung auf Seite 14)
In angemessener Eile hat sich die Frankfurter CDU zu dem fiktiven "Streitgespräch" zwischen Oberbürgermeister von Schoeler und seiner Herausforderin Petra Roth bei den anstehenden Kommunalwahlen im März - abgedruckt in der Silvesterausgabe der FR - zu Wort gemeldet. Wir veröffentlichen hier das Schreiben des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dr. Wolfgang Stammler, das am Neujahrstag auf den Redaktionstisch kam, im Wortlaut.
"Als ausgesprochen blöden Silversterscherz eines Misanthropen hat die CDU-Fraktion den Abdruck einer erfundenen Podiumsdiskussion zwischen Petra Roth und dem derzeitigen SPD-Oberbürgermeister in einer Frankfurter Tageszeitung bezeichnet. Erträglich war eigentlich nur die Bildmontage der beiden Kontrahenten an einem Tisch, schier unerträglich waren dagegen die angedichteten Diskussionsbeiträge, die kaum etwas mit Humor und noch weniger mit Fairneß zu tun hatten. Daß besagter Misanthrop der Spitzenkandidatin der CDU keinen vernünftigen Satz in den Mund legte, mochte noch mit einer im Wahlkampf überdeutlich werdenden Tendenz erklärt werden, daß aber auch der amtierende Oberbürgermeister nur als eitler Trottel gezeichnet wurde, stimmt denn doch nachdenklich - soll so unterschweillig und wirkungsvoll den Radikalen zugearbeitet werden?
Absicht könnte auch gewesen sein, die in der breiten Öffentlichkeit immer wieder geforderte öffentliche Diskussion der beiden Spitzenkandidaten schon im vornherein abzuwerten, als überflüssig und inhaltsleer darzustellen. Dabei wird verkannt, daß die ab 1993 vorgesehene Direktwahl des Oberbürgermeisters durch die Frankfurter Bürger ohne vielfältige Vorstellungen der Kandidaten, ohne streitige Sachdiskussionen in der Öffentlichkeit zur Farce werden muß.
Wer eine bessere Politik fordert, sollte nicht die Möglichkeit verbauen, daß sich die besseren Leute darstellen, durchsetzen und gewählt werden. Wer eine bessere Politik will, sollte auch seine Matscho-Vorstellungen überprüfen, wonach Frauen immer nur die Ideen haben können, die ihnen von Männern (,Herr Dr. Wallmann und Herr Dr. Schwarz-Schilling haben sich das vorbehalten&rquote;) vorgedacht wurden. Gerade weil mit diesen Vorurteilen aufgeräumt und auch insoweit der große Unterschied zwischen Herausforderin und Amtsinhaber deutlich gemacht werden muß, braucht Frankfurt die Diskussion der Spitzenkandidaten zu Sachthemen vor einer breiten Öffentlichkeit."
Dr. Wolfgang Stammler, stellv. Fraktionsvorsitzender) (Siehe auch den heutigen "Bastian")
Das Wetter
Wetterlage Das wetterbestimmende Hoch über Rußland verändert seine Lage nur wenig und führt von Osten her kalte Festlandluft nach Deutschland.
Vorhersage, gültig bis Sonntag früh
Höchstwerte -6 bis -1 Grad. Tiefstwerte nachts -7 bis -12, im Osten örtlich um -15 Grad.
Schwacher Wind um Ost. Weitere Aussichten für Sonntag und Montag
Noch etwas kälter, sonst keine wesentliche Änderung. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 14 Amsterdam
wolkenlos -1 Athen
bedeckt 9 Barcelona
leicht bewölkt 7 Bordeaux
wolkenlos 7 Brüssel
gefr. Nebel -4 Budapest
leicht bewölkt -5 Dublin
wolkig 10 Helsinki
Schneefall -1 Innsbruck
bedeckt -6 Istanbul
Regen 4 Kopenhagen
leicht bewölkt 1 Larnaka
wolkig 14 Las Palmas
wolkig 19 Lissabon
wolkenlos 8 Locarno
wolkenlos 3 London
stark bewölkt 5 Madrid
wolkenlos 3 Malaga
stark bewölkt 13 Mallorca
leicht bewölkt 13 Moskau
wolkig -20 Nizza
leicht bewölkt 11 Paris
bedeckt -4 Rom
wolkenlos 11 St. Petersburg
wolkenlos -9 Stockholm
stark bewölkt 1 Tunis
wolkig 15 Varna
Schneefall -3 Venedig
wolkenlos 3 Warschau
wolkenlos -7 Wien
wolkig -5 Zürich
bedeckt -5
Deutschland
Berlin
wolkenlos -4 Dresden
wolkenlos -3 Feldberg/Ts.
wolkenlos -4 Feldberg/Schw.
wolkenlos -4 Frankfurt/M.
leicht bewölkt -1 Freiburg
bedeckt -6 Garmisch
Schneesterne -6 Hamburg
leicht bewölkt -3 Helgoland
wolkig 0 Köln/Bonn
wolkenlos 1 Leipzig
wolkig -2 München
wolkenlos -3 Norderney
wolkenlos -5 Oberstdorf
bedeckt -8 Rostock
leicht bewölkt -2 Sylt
bedeckt -2 Zugspitze
leicht bewölkt -12
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.24 Uhr Sonnenuntergang 16.35 Uhr
Die Streithähne - genauer: Huhn und Hahn - stehen wohl zu ihren Worten. Jedenfalls ist am Neujahrstag kein Dementi auf den Tisch der FR- Redaktion gekommen. Dennoch hat das "Streitgespräch" zwischen Petra Roth und Andreas von Schoeler, abgedruckt in der FR am 31. Dezember 1992 auf Seite 22, zu beträchtlicher Irritation bei vielen Lesern geführt: Hat dieser "Fight" denn nun wirklich stattgefunden?
Er hat. Freilich nur im Kopf des für Kommunalpolitik verantwortlichen Redakteurs Claus Gellersen. Alles andere ist fiktiv: "Tatort" und "Tatzeit" sind frei erfunden, frei erfunden auch die Dialoge - wenn man derlei denn erfinden muß . . . Schreibt nicht die Erfahrung im politischen Alltag die Szenarien für eine solche satirische Betrachtung vor?
Offenbar mangelt es einigen Politikern an Fähigkeit, das nachzuvollziehen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Römerschrieb prompt einen Brief, in dem er solchen Umgang mit Politik und Politikern in Wahlkampfzeiten als abgrundtiefen Verrat an der Demokratie schilt. Wir drucken den Wortlaut dieses Briefes auf der folgenden Seite ab.
Satire ist in Deutschland wohl immer noch ein schwierig Ding. Ihr Bastian
Scharfe Kritik hat die CDU-Kreisvorsitzende Petra Roth am Neujahrsgrußwort von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch geübt. Roth, die Kandidatin ihrer Partei für das Amt des Oberbürgermeisters ist, warf den beiden SPD-Politikern vor, "ein geschöntes Bild rot-grüner Kommunalpolitik" zu vermitteln. Die Bevölkerung sehe deutlich den "getrübten Blick" der Römer-Koalition auf die Probleme der Stadt Frankfurt. Die CDU-Politikerin hätte sich gewünscht, daß von Schoeler und Busch "den Mut gehabt hätten, auch auf ihre Fehler und Versäumnisse hinzuweisen".
Im einzelnen kritisiert Roth, daß die Sperrgebietsverordnung für das Bahnhofsviertel aufgehoben worden sei. Dies gehe zu Lasten der Bevölkerung und habe zur Folge, daß der Drogenhandel nicht zerschlagen werden könne. Überhaupt habe die Koalition erst mit Blick auf die Kommunalwahlen in puncto innerer Sicherheit "manchmal recht hektisch anmutende Aktivitäten" entwickelt. Die Drogenszene, so Roth weiter, sei nicht aufgelöst, sondern lediglich in andere Stadtbereiche vertrieben worden.
Die CDU-Politikerin verlangte ferner, "in der Wohnungspolitik mit vernebelnden Zahlenspielereien aufzuhören". Die versprochenen 4000 Wohnungen stehen nach Auffassung Roths "in den Sternen". Es sei bis heute keine einzige Wohnung bezugsfertig, die der rot-grüne Magistrat geplant habe.
Auch die Haushaltslage bereitet Roth "große Sorgen". Die finanzielle Lage der Stadt werde von der SPD "geschönt", sei aber in Wirklichkeit "katastrophal". Ein Sparkommissar des Landes sei nur deshalb nicht in Erscheinung getreten, weil die rot-grüne Landesregierung den Frankfurter Parteifreunden vor der Kommunalwahl keinen Schaden zufügen wolle, mutmaßt Roth. Sie forderte von Schoeler überdies erneut auf, sich mit ihr in einem Fernsehduell den Bürgern zu stellen. vo
"Es gibt nichts zu feiern, und weinen ist überflüssig", hatte der Kommentator Jiri Hanak in der Silvesterausgabe der Prager Tageszeitung Lidove noviny zur CSFR-Teilung und Gründung zweier unabhängiger Nachfolgestaaten geschrieben. Die Stimmung zumindest seiner tschechischen Landsleute scheint er damit getroffen zu haben. Zwar sind zur historischen Stunde, als um Mitternacht mit dem Beginn des Jahres 1993 die Selbständigkeit der Tschechischen Republik zur Realität wurde, Tausende auf den Prager Wenzelsplatz geströmt. Aber gegenüber den ausländischen Touristen scheinen die Einheimischen eher in der Minderheit zu sein. Nichts mehr von der ausgelassenen Stimmung der Jahreswende 1989/90 ist zu spüren, als die Wahl Vaclav Havels zum tschechoslowakischen Präsidenten die Hoffnungen der Prager auf eine bessere Zukunft beflügelte. Auch für Trauer über das Verschwinden der 74jährigen Tschechoslowakei ist im ohrenbetäubenden Lärm der Raketen und Böller kein Platz. The same procedure as every year, alles wie gehabt, steht als Motto über dieser gar nicht so außergewöhnlichen Silvesternacht in Prag.
Auf dem Sockel des Denkmals für den böhmischen Nationalheiligen Wenzel immerhin drängt sich ein Grüppchen Jugendlicher, einer von ihnen schwenkt wie wild die CSFR-Flagge, die nun die Fahne der Tschechischen Republik ist. Die aktuellere Symbolik ist heute wohl gemeint. "Havel auf die Burg", "Die Tschechen sollen leben", lauten die Sprechchöre des weinseligen Häufleins, aber der Funke springt nicht auf die Umstehenden über. "Und wenn ich jetzt die Slowakei hochleben lasse . . .", raunt ein junger Mann seinem Freund zu. "Laß das lieber!" ist die Antwort. Eine halbe Stunde nach Mitternacht lichten sich die Reihen bereits wieder. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen zersplitterter Sektflaschen. "Hoffentlich bringen Scherben Glück", meint eine Frau skeptisch.
Da wird die Stunde der slowakischen Selbständigkeit in Bratislava (Preßburg) doch etwas anders begangen. 25 Millionen Kronen (rund 1,5 Millionen Mark) hat die slowakische Regierung zur Feier spendiert. Zwar sind kurz vor Mitternacht die meisten Straßen der slowakischen Hauptstadt wie ausgestorben, nichts deutet auf spontane Freudenbekundungen der Bevölkerung über die nun errungene Unabhängigkeit von der "pragozentristischen" Föderation hin. Zur zentralen Festveranstaltung versammeln sich jedoch mehrere tausend Menschen vor dem in der Nationalfarbe Blau gehaltenen Podium auf dem "Platz des Slowakischen Nationalaufstands". Sekt und Würstchen gibt es umsonst.
Kurz vor Mitternacht beginnen die Glocken zu läuten. "Es ist ein so glücklicher Moment für mich. Endlich können wir selbst über uns bestimmen. Wir haben die Chance, die Schweiz Mitteleuropas zu werden", begeistert sich eine Lehrerin, die mit der ganzen Familie aus einem Provinzstädtchen angereist ist. Eine Ehreneinheit der neu entstandenen slowakischen Armee holt um Mitternacht die CSFR-Fahne ein, und statt dessen steigt die slowakische Flagge empor. Artilleriesalven mischen sich mit dem Krachen des Feuerwerks.
Der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar begrüßt die Einwohner von Bratislava als der "jüngsten Hauptstadt der Welt", die sich nun "unter die europäischen Metropolen einreiht". Parlamentspräsident Ivan Gasparovic bemüht sich in der ersten Stunde der slowakischen Unabhängigkeit um versöhnliche Töne in Richtung Prag, schließlich handelt es sich um eine friedliche Scheidung: "Ich möchte das Allerbeste auch der Tschechischen Republik wünschen. Vergessen wir nicht all das Gute, das uns verbindet." Nicht alle haben die Botschaft verstanden. Die Feierstunde geht mit den Klängen der Melodie "An der schönen blauen Donau" zu Ende, die Kundgebungsteilnehmer tanzen Walzer. Danach findet die Mitarbeiterin einer Rundfunkanstalt ihren Wagen, der ein Prager Kennzeichen hat, mit einem zerstochenen Reifen vor. Die Frau ist übrigens gebürtige Slowakin.
Bereits einige Minuten vor Mitternacht haben sich die führenden Repräsentanten der aufgelösten Föderation im tschechoslowakischen Fernsehkanal von den Zuschauern verabschiedet. Auch hier dominiert der Aufruf zur Zusammenarbeit zwischen den beiden CSFR-Nachfolgestaaten. Aus den an ihn gerichteten Briefen wisse er, daß viele Bürger nicht mit der Auflösung des gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken einverstanden seien, räumt CSFR-Premier Jan Strasky ein. Die Föderation habe jedoch ihre historische Aufgabe erfüllt. Die friedliche Teilung sei ein würdiger Schlußpunkt. "Aber die Tschechoslowakei verschwindet nicht ganz, wenn beide neuen Staaten auf ihre Traditionen aufbauen und auf den demokratischen Prinzipien beharren. Für unsere beide Völker wäre es schwer, wenn es - aus welchen Gründen auch immer - anders käme."
Optimistisch äußert sich wenig später CSFR-Parlamentspräsident Michal Kovac: "Die tschecho-slowakische Gemeinsamkeit lebt, sie wird sich weiterhin vertiefen und entwickeln, weil sie einen neuen Rahmen und neue Impulse bekommen hat." Dann erklingt zum letzten Mal die tschechoslowakische Nationalhymne. Um punkt null Uhr stellt der zweisprachige Fernsehsender, in dem streng darauf geachtet wurde, daß selbst Übertragungen von Fußballspielen genau zur Hälfte in tschechischer und zur Hälfte in slowakischer Sprache kommentiert wurden, ebenso wie der föderale Rundfunksender seinen Betrieb ein.
Am Neujahrstag melden sich dann die beiden Regierungschefs der neuen Republiken zu Wort. Beide scheinen zu wissen, daß die Teilung im auf Integration bedachten europäischen Ausland nicht auf viel Verständnis stößt und ernsthafter Schaden für das internationale Renommee der Nachfolgestaaten nur vermieden werden konnte, weil mit der geregelten Aufspaltung "jugoslawische Verhältnisse" verhindert wurden.
Vor allem der slowakische Premier Meciar läßt es sich in seiner Fernsehansprache angelegen sein, mögliche Vorbehalte und Vorurteile gegen die nun unabhängige Slowakei zu entkräften. Einzeln zählt er gleich in der Anrede sämtliche Minderheiten der Republik auf, die sich im neuen Staat mit seinen fünf Millionen Einwohnern repräsentiert sehen sollen. Er betont den festen Willen seiner Regierung zur pluralistischen Demokratie, würdigt allerdings auch die Leistungen, die während der kommunistischen Phase in der Slowakei vollbracht worden seien. Meciar läßt keinen Zweifel daran, daß die Slowakei die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft anstrebt, unterstreicht allerdings im gleichen Atemzug die Bedeutung, die enge wirtschaftliche Beziehungen zum Nachbarland Ukraine und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion für sein Land haben.
Auch der tschechische Ministerpräsident Vaclav Klaus widmet am Nachmittag weite Strecken seiner Rede während der Feierstunde im gotischen Vladislav- Saal der Prager Burg den Beziehungen zu den Nachbarstaaten - allen voran der Slowakei. "Ich will nicht behaupten, daß unsere Beziehungen zur Slowakei völlig konfliktlos sein werden. Aber unser erstes politisches Interesse ist es, daß die Slowakische Republik ökonomisch prosperiert und daß dort die politische Pluralität erhalten bleibt", verspricht Klaus Partnerschaft, ohne zu beschönigen. Auch er unterstreicht, daß die Teilung auf keinen Fall den Prozeß der europäischen Integration der beiden neuen Staaten stören darf.
Der Anfang ist für die beiden jüngsten Staaten Mitteleuropas bereits gemacht. Eine ganze Reihe von europäischen Staaten hat mit beiden CSFR-Nachfolgerepubliken bereits diplomatische Beziehungen aufgenommen, darunter die Bundesrepublik Deutschland, die ihr bisheriges Generalkonsulat in Bratislava zur Botschaft aufwertet. "Wir strecken beiden neuen Staaten die Hand entgegen, um ihnen beim gemeinsamen Eintritt in die Europäische Gemeinschaft zu helfen", sicherte Bundesaußenminister Klaus Kinkel zu. Bedeutsamer als solche Willenserklärung ist für die beiden Reformländer vielleicht, daß auch für ihre Mitgliedschaft im internationalen Währungsfond schon eine Regelung gefunden werden konnte.
In der Festrede des tschechischen Parlamentspräsidenten Milan Uhde, von der Schriftstellerei zur Politik gelangt, klingt dann noch einmal so etwas wie Vergangenheitsbewältigung auf. Er spricht diejenigen seiner Mitbürger an, die in der aufgelösten Tschechoslowakei als Ganzem und nicht in einer der Nachfolgerepubliken ihre Heimat sehen. Man habe sich in dieser Stunde vor den Gründern des gemeinsamen Staates zu verantworten, meint Uhde, und dabei müsse man sich eingestehen, daß in dem Auseinanderbrechen der Föderation auch ein Scheitern liege. Aus diesem Grund sei der 1. Januar 1993 kein Tag der Freude, stellt der Parlamentsvorsitzende vor der Festversammlung im Vladislav-Saal fest. Wie gesagt: Grund zum Feiern gibt es nicht, und weinen ändert nun auch nichts mehr.
Infarkt beim Eislaufen
KRONBERG. Beim Eislaufen auf dem Kronberger Schillerweiher hat ein Mann gestern gegen 15 Uhr einen Herzinfarkt erlitten. Er wurde an Ort und Stelle von mehreren Notärzten behandelt und anschließend ins Bad Homburger Kreiskrankenhaus gebracht.
USINGEN. Mehrere Unfälle auf reifglatter Fahrbahn registrierte die Polizei gestern nachmittag auf der B 275 zwischen Usingen und Merzhausen. Verletzt wurde niemand. che/stk
Nach Auffassung der Frankfurter CDU darf die Stadt Offenbach "nicht aus der Pflicht zum FVV-Beitritt entlassen werden". Die Christdemokraten appellieren deshalb an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, der zugleich FVV-Ratsvorsitzender ist, sich persönlich für den Beitritt der Stadt Offenbach zum Verkehrsverbund einzusetzen. Nur so könne das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs im Südosten Frankfurts verbessert werden.
Die Offenbacher Stadtwerke hatten, wie berichtet, den Beitritt vor wenigen Tagen schroff abgelehnt. Der Geschäftsführer der Stadtwerke hält die Mitgliedschaft für einen "Umweg, der uns keine Vorteile, sondern nur Nachteile, höhere Fahrpreise und höhere Kosten bringt". Es sei nicht einzusehen, "daß wir die Defizite und Altlasten des FVV mittragen sollen", hieß es weiter. Man strebe statt dessen eine Integration in den Rhein- Main-Verkehrsverbund (RMV) an, der 1994 oder 1995 seine Arbeit aufnehme.
Der stellvertretende Frankfurter CDU- Fraktionschef Wolfgang Stammler wies dagegen darauf hin, daß zahlreiche Pendler täglich aus der Stadt und dem Kreis Offenbach mit dem Auto nach Frankfurt kämen. Außerdem habe sich Offenbach im 1986 abgeschlossenen Finanzierungsvertrag für die S-Bahn verpflichtet, dem FVV beizutreten. Nach wie vor finanziere die Stadt den Nahverkehr im Süden Frankfurts mit. Die Probleme für Offenbach würden überdies im RMV kaum geringer sein als im FVV. "Die hoffnungsvolle Erwartung, dort weniger bezahlen zu müssen, ist wenig realistisch", urteilt Stammler. Auch im RMV müßten alle Kommunen die von der S-Bahn profitieren, die Kosten gemeinsam decken.
Dem Frankfurter OB wirft die CDU vor, daß er in Fragen des regionalen Nahverkehrs "kaum mit eigenen Vorstellungen präsent ist" und "in kritischen Situationen wegtaucht". Der OB müsse seine Parteifreunde in Offenbach und im Umland zum gemeinsamen Handeln beim öffentlichen Nahverkehr bewegen. vo
Kenia-Resultate, Opletal, 1.1.93
Wahlsieg für Kenias Präsidenten Daniel Moi mit weniger als 40 Prozent Auch im Parlament könnte regierende KANU knappe Mehrheit erreichen =========== Von Helmut Opletal, Nairobi, 1. Januar 1993.
Kenias Präsident Daniel arap Moi hat die Wahlen vom Dienstag mit etwa 37 Prozent der Stimmen gewonnen. Der stärkste Oppositionskandidat Kenneth Matiba kam nur auf rund 27 Prozent. Nach dem kenianischen Wahlrecht reicht die relative Mehrheit. Auch im Parlament dürfte die frühere Einheitspartei KANU eine knappe Mehrheit der 188 Sitze erreichen. Ein offizielles Endergebnis lag am Freitag abend noch nicht vor, da in einigen Stimmbezirken noch gewählt wurde.
Die unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Kenneth Matiba (Ford-Asili), Mwai Kibaki (Democratic Party) und Oginga Odinga (FORD-Kenya) haben in einer gemeinsamen Erklärung die Regierung der umfassenden Wahlfälschung beschuldigt. So seinen neben zahlreichen Unregelmäßigkeiten im Vorfeld der Wahl Stimmzettel und Auszählungsergebnisse in großem Umfang manipuliert worden. Die drei Gruppen, die durch ihre Rivalität im Wahlkampf den Sieg Mois mit ermöglichten, wollen die Ergebnisse nicht anerkennen und gemeinsam eine neue Amtsperiode des Staatschefs verhindern, heißt es in der in Nairobi veröffentlichten Erklärung.
Auch die beiden größten ausländischen Beobachtergruppen des Commonwealth und des US-amerikanischen "International Republican Institute" (IRI) sprachen von verbreiteten Unregelmäßigkeiten und organisatorischen Schwächen während des Wahlvorgangs. Die Beobachter kritisierten die enge Verbindung zwischen Regierung und KANU bei den Vorbereitungen, Versuche des Stimmenkaufs durch KANU, und die späte Öffnung der Wahllokale am Dienstag, die die Wahlbeteiligung vor allem in Hochburgen der Opposition gedrückt haben dürfte. Ein endgültiges Urteil, ob die Wahlen "frei und fair" gewesen seien, haben sich beide Beobachterteams aber für später vorbehalten. Nur etwa sechzig Prozent der 8 Millionen registrierten Kenianer sind zur Wahl gegangen. Insgesamt hat Kenia 25 Millionen Einwohner. Präsident Moi schnitt vor allem an der Küste und in der Ostprovinz besser ab als erwartet. Im dünnbesiedelten Norden, in der Region seines eigenen Kalenjin-Stammes und im südlichen Masai-Gebiet erreichte er fast durchwegs 99-Prozent-Ergebnisse. In vielen dieser Wahlkreise waren Kandidaten anderer Parteien am Antreten gehindert worden. In der Hauptstadt Nairobi kam Moi hingegen nur auf knapp zehn Prozent, in vielen Bezirken der umliegenden Zentralprovinz sogar auf weniger als 3 Prozent der Stimmen.
Insgesamt 15 Regierungsmitglieder hatten bis Freitag abend ihre Parlamentssitze verloren, darunter auch Außenminister Ndolo Ayah und KANU-Generalsekretär Joseph Kamotho. Bei der Opposition wurden hingegen mehrere ehemalige politische Gefangene in die Volksvertretung gewählt, neben Kenneth Matiba auch Raila Odinga (ein Sohn des Präsidentschaftskandidaten Oginga Odinga) und George Anyona. Mindestens fünf Frauen (alle aus den Reihen der Opposition) werden im neuen Parlament vertreten sein. Der einzige weiße Abgeordnete, Umweltminister Philip Leakey (ein Sohn des berühmten Archeologenpaars), verlor hingenen seinen Sitz.
Die kenianische Bevölkerung reagierte auf den Wahlausgang zunächst ruhig. Bei den KANU-Anhängern wurde nur gedämpfter Enthusiasmus registriert, als die Ergebnisse über Radio und Fernsehen bekannt wurden. Spontane Siegesfeiern gab es kaum. Sympathisanten der Opposition wirkten eher resignierend als militant. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte haben in Nairobi allerdings in Erwartung von Protestkundgebungen öffentliche Gebäude und das KANU-Hauptquartier umstellt.
(Ende)
opl NAIROBI, 1. Januar. Kenias Präsident Daniel arap Moi hat die Wahlen vom Dienstag mit etwa 37 Prozent der Stimmen gewonnen. Der stärkste Oppositionskandidat Kenneth Matiba kam nur auf rund 27 Prozent. Nach dem kenianischen Wahlrecht reicht die relative Mehrheit. Auch im Parlament könnte die frühere Einheitspartei KANU eine knappe Mehrheit der 188 Sitze erreichen: Bei noch 33 offenen Wahlbezirken hatte sie bis Freitag 85 der 188 zu vergebenden Sitze gewonnen.
Die unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Kenneth Matiba (Ford-Asili), Mwai Kibaki (Democratic Party) und Oginga Odinga (FORD-Kenya) beschuldigten in einer gemeinsamen Erklärung die Regierung der umfassenden Wahlfälschung. Stimmzettel und Auszählungsergebnisse seien in großem Umfang manipuliert worden. Die drei Gruppen, die durch ihre Rivalität den Sieg Mois mit ermöglichten, wollen die Ergebnisse nicht anerkennen und eine neue Amtsperiode Mois verhindern. Der Präsident wiederum warf der Opposition vor, sie treibe das Land in einen Bürgerkrieg.
Auch die beiden größten ausländischen Beobachtergruppen des Commonwealth und des US-amerikanischen "International Republican Institute" (IRI) sprachen von verbreiteten Unregelmäßigkeiten und organisatorischen Schwächen während des Wahlvorgangs. Die Beobachter kritisierten die enge Verbindung zwischen Regierung und KANU bei den Vorbereitungen, Versuche des Stimmenkaufs durch KANU und die späte Öffnung der Wahllokale am Dienstag, die die Wahlbeteiligung vor allem in Hochburgen der Opposition gedrückt haben dürfte. Ein endgültiges Urteil, ob die Wahlen "frei und fair" waren, haben sich beide Beobachterteams für später vorbehalten.
Nur etwa sechzig Prozent der 8 Millionen registrierten Kenianer gingen zur Wahl. Kenia hat 25 Millionen Einwohner. Moi schnitt vor allem an der Küste und in der Ostprovinz besser ab als erwartet. In der Hauptstadt Nairobi kam er aber nur auf knapp zehn Prozent, in vielen Bezirken der umliegenden Zentralprovinz auf weniger als 3 Prozent der Stimmen.
Insgesamt 15 Regierungsmitglieder hatten bis Freitag abend ihre Mandateverloren, darunter Außenminister Ndolo Ayah und KANU-Generalsekretär Joseph Kamotho. Bei der Opposition wurden hingegen mehrere ehemalige politische Gefangene in die Volksvertretung gewählt, darunter Matiba. Mindestens fünf Frauen, alle aus den Oppositionsreihen, werden im Parlament vertreten sein. Der einzige weiße Abgeordnete, Umweltminister Philip Leakey, verlor seinen Sitz.
Anhänger der Opposition wirkten nach Bekanntwerden der Ergebnisse eher resigniert als militant. Sicherheitskräfte umstellten aber in Nairobi in Erwartung von Protestkundgebungen öffentliche Gebäude und das KANU-Hauptquartier.
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Leitartikel Der Europäer 1993 Seite 3
Wirtschaft Spenden-Mark sitzt locker Seite 7
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Sonnenaufgang 8.24 Uhr Sonnenuntergang 16.35 Uhr
Die Magistratsgruppe der Grünen hat den Magistrat in einem Antrag aufgefordert, die Rechtsbeschwerde gegen drei Entscheidungen des Amtsgerichts zur Ehe gleichgeschlechtlicher Partner zurückzuziehen. Außerdem soll der Magistrat nach Ansicht der Grünen auch künftig in vergleichbaren Fällen keine Rechtsmittel einlegen.
Das Frankfurter Amtsgericht hatte in drei Fällen entschieden, daß Schwule und Lesben standesamtlich getraut werden dürfen (die FR berichtete). Die Richter hatten ihren Beschluß damit begründet, daß in keinem Gesetzestext definiert sei, was unter einer Ehe zu verstehen ist. Es ließen sich keine rechtlichen Grundlagen für die ungleiche Behandlung homo- und heterosexueller Paare finden.
Eine solche Ungleichbehandlung, so das Gericht weiter, verstoße gegen die Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und der Entschließungsfreiheit.
Rechtsdezernentin Sylvia Schenk, die persönlich "keine Probleme mit diesen Entscheidungen" hatte, kündigte nach den Beschlüssen Beschwerde beim Landgericht an. Ihrer Meinung nach müßte die Angelegenheit in einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe geklärt werden.
Die Magistratsgruppe der Grünen sieht dagegen in ihrem Antrag "keine Veranlassung, hiergegen weitere rechtliche Schritte zu ergreifen". Die grünen Staträtinnen und Stadträte begrüßen die Beschlüsse des Amtsgerichtes, weil damit gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht mehr diskriminiert würden.
"Der Magistrat (. . .) sieht es nicht als seine Aufgabe an, durch Einlegung von Rechtsmitteln die bestehenden Ungleichheiten weiter aufrecht zu erhalten", heißt es in dem Antragstext. Durch eine solche Strategie wird nach Auffassung der Grünen schließlich auch der Bundesgesetzgeber veranlaßt, die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften grundsätzlich zu regeln. vo
Wilhelm Bender hat zum 1. Januar den Vorstandsvorsitz der Flughafen Frankfurt AG (FAG) übernommen. Er trat die Nachfolge von Horstmar Stauber an, der von September 1988 bis Dezember 1992 die FAG leitete. Bender ist 1944 in Kirberg bei Limburg geboren und studierte Jura. Nach seiner Promotion arbeitete er von 1974 bis 1985 in verschiedenen Geschäftsbereichen der Deutschen Bundesbahn, ehe er Geschäftsführer des Verkehrsforums Bahn in Bonn wurde. 1990 übernahm Bender den Vorsitz der Geschäftsführung bei der Firma Schenker in Frankfurt und wurde zugleich Vorstandsmitglied der Schenker- Rhenus AG, eines Unternehmens der Veba/Stinnes-Gruppe.
Sein Vorgänger Horstmar Stauber gab seinen Posten nach internen Querelen auf und ist jetzt für die Besitzer des Messeturms im Management tätig. vo
Die türkische Theater- und Folkloreunion, die ihren Sitz in der Heddernheimer Landstraße 155 hat, wurde nach eigenen Angaben in der Nacht vom 26. zum 27. Dezember überfallen. Wie der Verein erst jetzt mitteilte, hätten die vier Täter einen 19 Jahre alten Mann verletzt, der sich als einziger in dem Versammlungsraum aufgehalten hatte. Außerdem hätten sie Bilder von der Wand gerissen, Büros durchsucht und eine Tür beschädigt.
Nach Angaben des Vereins versuchten die Angreifer, die offenbar selbst Türken waren, den 19jährigen über die Theater- und Folklortunion auszufragen. Als dieser sich weigerte, die auf türkisch gestellten Fragen zu beantworten, schlugen die Eindringlinge auf ihn ein, wobei der 19jährige eine Platzwunde und eine Prellung erlitt. Nachdem die Täter ihr Opfer zusamengeschlagen hatten, durchwühlten sie die Büros und verschwanden.
Der Verein hat den Vorfall erst am 27. Dezember der Polizei gemeldet und äußerte sich enttäuscht über die Ermittlungen. Die Polizei sah sich gestern wegen des Feiertags außerstande, eine Stellungnahme zu den Ermittlungen abzugeben.
Der türkische Verein arbeitet nach eigenen Angaben seit fünf Jahren in Frankfurt. Sein Ziel sei es, Vorurteile zwischen Deutschen und Türken abzubauen und zur Völkerverständigung beizutragen. vo
Kalt, klar und schneefrei war es auch am ersten Tag des neuen Jahres. Damit bestätigt sich einmal mehr die Wetterregel: "Das neue Jahr fängt so an, wie das alte Jahr aufgehört hat." Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach prognostizierte grimmige Kälte bis minus 11 Grad, in Thüringen und Bayern sogar bis minus 15 Grad.
Bis auf weiteres, mindestens aber bis Mitte nächster Woche gebe es bestes Eislaufwetter, sagte der Meteorologe vom Dienst. In den Mittelgebirgen könnten die Temperaturen in der Sonne allerdings auch mal bis sechs Grad steigen. "Schnee kann man aber vergessen", hieß es von dem Wetterexperten. lhe (Den Wetterbericht lesen Sie heute auf S. 16.)
Der Bundesgrenzschutz hat zum 1. Januar die Aufgaben der Luftsicherheit auf dem Frankfurter Flughafen offiziell übernommen. Dies hat das Bundesinnenministerium verfügt, das damit einem Antrag des hessischen Verkehrsministeriums folgte.
Der Lagedienst des Landesministeriums und die hessische Polizei stellen damit ihren Dienst im Rahmen der Luftsicherheit auf Rhein-Main ein. BGS-Beamte waren schon seit Mitte des vergangenen Jahres auf dem Frankfurter Flughafen mit Sicherheitsaufgaben betraut. Die Beamten gehören dem Grenzschutzamt Frankfurt an. vo
Ein 16 Jahre alter Schüler, der an Heiligabend bei einem Verkehrsunfall in Eschersheim schwer verletzt worden war, ist am 30. Dezember in der Uni-Klinik gestorben. Dies teilte die Polizei am Freitag mit.
Ein Taxifahrer hatte den 16jährigen angefahren, als er kurz vor ein Uhr die Hügelstraße zu Fuß überqueren wollte (die FR berichtete). Der Schüler soll nach Zeugenaussagen einen Fußgängerüberweg benutzt haben, als die Fußgängerampel Rot anzeigte.
Nach dem Zusammenstoß mit dem Taxi wurde er auf die Gegenfahrbahn geschleudert. Der 16jährige erlitt schwere Kopfverletzungen, denen er jetzt erlegen ist. vo
Drei Goldketten erbeutete ein unbekannter Täter am Mittwoch kurz vor 18.30 Uhr in einem Juweliergeschäft in der Straße Alt-Zeilsheim. Der maskierte Mann hatte nach Angaben der Polizei kurz vor Ladenschluß das Geschäft betreten und den 64jährigen Geschäftsinhaber mit einer Schußwaffe bedroht. Er verlangte Bargeld, was der Geschäftsinhaber jedoch hartnäckig verweigerte.
Daraufhin spannte der Täter den Hahn seiner Waffe und schlug damit dem 64jährigen gegen die Stirn. Anschließend zertrümmerte er eine Glasvitrine, riß drei Goldketten an sich und flüchtete aus dem Geschäft.
Der Täter konnte unerkannt entkommen. Hinweise nimmt das Raubkommissariat unter der Telefonnummer 7 55-40 40 oder -44 00 entgegen. vo
25 bis 30 Jugendliche haben in der Nacht zum Freitag eine Funkstreife der Polizei in Griesheim mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Beamten waren in die Straße In der Schildwacht gerufen worden, weil dort auf der Fahrbahn ein Auto brannte.
Als die Polizisten eintrafen und das umgestürzte Autowrack in Augenschein nahmen, bemerkten sie auf einem angrenzenden Parkplatz in der Ahornstraße die Gruppe Jugendlicher, die ihnen "lauthals entgegengröhlte", wie die Polizei am Freitag mitteilte. Die Jugendlichen griffen einen Beamten mit diversen Wurfgeschossen an, als er auf den Parkplatz zuging. Ein faustgroßer Stein flog dabei nur wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbei und traf die Radkappe des Einsatzwagens. Die Beamten zogen sich daraufhin zurück und forderten Unterstützung an. Dies war auch deshalb erforderlich, weil die inzwischen eingetroffene Feuerwehr sich von den Jugendlichen bedroht fühlte und die Löscharbeiten behindert wurden.
Nachdem die Verstärkung eingetroffen war, gingen die Beamten erneut auf die Jugendlichen zu, die daraufhin die Flucht ergriffen. Die gesamte Gruppe konnte unerkannt entkommen. vo
An Singles im Alter zwischen 25 und 50 Jahren wendet sich die Arbeitsstelle "Alleinstehende" im Evangelischen Regionalverband Frankfurt. Sie bietet jeweils einmal monatlich einen offenen Treff (jeden ersten Dienstag im Monat, 19.30 Uhr, im Haus am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 565), Gruppenabende, Wochenend-Seminare und Kurse in sozialem Training.
In dem eben herausgegebenen Programm für das erste Halbjahr 1993 finden sich Angebote wie "Ich möchte mein Alleinsein verändern und weiß noch nicht wie", Reflexionen zum Thema Liebe, ein "Wegweiser zum Psychomarkt", in dem Orientierung über gängige Methoden geboten wird, Umgang mit Gefühlen, Kontakt- und Kommunikationstraining oder ein Wegweiser durchs innere Chaos.
Manche Kurse, etwa der über die gewünschte Veränderung des Alleinseins, bestehen seit zehn Jahren und wurden bisher von 400 Menschen besucht, zwei Drittel davon waren Frauen. In dieser Zeit hat sich nach Mitteilung der Veranstalter die Zahl der Singles in Frankfurt weiter drastisch erhöht, aber die psychische Situation habe sich kaum verändert.
Das Programm ist erhältlich bei der Arbeitsstelle "Alleinstehende" mit Sitz im Haus am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 565. Es wird zugeschickt auf telefonische Anforderung unter der Rufnummer 53 02 - 236, werktags von 9 bis 12 Uhr. abi
Drei Personen wurden am Donnerstag bei einem Unfall im Ratsweg verletzt, an dem ein Bundesbahnbus und zwei Autos beteiligt waren. Beim Wagen eines 40jährigen Frankfurters setzte plötzlich der Motor aus. Während eine Frau hinter dem liegengebliebenen Fahrzeug ihren Wagen noch rechtzeitig anhalten konnte, gelang dies dem Fahrer des Bundesbahnbusses nicht mehr.
Der Bus streifte den Wagen der Frau, deren Fahrzeug noch gegen den vor ihr stehenden Wagen prallte. Erst auf der Gegenfahrbahn kam der Bus zum Stehen. Der Sachschaden: 42 000 Mark. vo
Oberligist Spvgg. 05 Bad Homburg gewann das Hallenturnier des Lokalrivalen SGK Bad Homburg. Im Finale setzte sich der ohne Trainer und mit einer gemischten Mannschaft angetretene Verein von der Sandelmühle klar mit 4:1 gegen den Türkischen SV Vatan Spor Bad Homburg durch. Kranz (2), Traband und Dzihic trafen für den Sieger, der seine leeren Kassen mit 800 Mark auffüllen konnte. Kikkers Offenbach II wurde nach einem 3:1 gegen den Gastgeber Dritter.
Ergebnis-Telegramm
JUNIOREN-WM in Schweden Deutschland - USA 3:4 (0:2, 1:2, 2:0); Kanada - Finnland 3:2 (2:0, 0:1, 1:1); Schweden - Japan 20:1 (3:1, 9:0, 8:0), CSFR - Rußland 1:1 (1:0, 0:1, 0:0), Kanada - Deutschland 5:2 (2:1, 2:1, 1:0), Japan - CSFR 2:14 (0:3, 1:4, 1:7), Rußland - Finnland 1:1 (1:0, 0:0, 0:1), Schweden - USA 4:2 (3:2, 0:0, 1:0).
SPENGLER-CUP in Davos, Finale: Team Canada - Färjestads BK 6:5 (1:1, 2:2, 2:2, 1:0) n.V. FUSSBALL
"U 16"-JUNIOREN-TURNIER in Israel: Israel - Griechenland 0:0, Deutschland - Schweden 2:1 (0:1), Zypern - Türkei (Türkei aus politischen Gründen nicht angetreten, Wertung 2:0 für Zypern). Die Tabelle: 1. Griechenland 12:3 Tore/7:1 Punkte, 2. Deutschland 5:2/5:3, 3. Türkei 5:6/4:4, 4. Israel 2:2/4:4, 5. Schweden 4:7/2:6, 6. Zypern 3:11/2:6.
PORTUGAL, Nachholpartie vom 17. Spieltag: Pacos Feirreira - Sportimg Lissabon 0:3. LEICHTATHLETIK SILVESTERLAUF in Sao Paulo über 15 km: Männer: 1. Chimwoyo (Kenia) 44:08 Minuten, 2. Barrios (Mexiko) 44:17, 3. Pazin (Brasilien) 44:55, 4. de Lima (Brasilien) 45:02, 5. Freitas (Brasilien) 45:14, 6. dos Santos (Brasilien) 45:30.
Frauen: 1. del Carmen Diaz (Mexiko) 54:00, 2. Furtado de Oliveira (Brasilien) 54:19, 3. Tenorio (Ekuador) 54:39, 4. Corderiro de Souza (Brasilien) 54:50, 5. Luiza Servin Ortiz (Mexiko) 55:20, 6. Schmidt (USA) 55:30. RADSPORT KÖLNER SECHSTAGERENNEN der Profis, Stand nach dem vierten Tag: 1. Bincoletto/Günther (Italien/Lippstadt) 77 Punkte, eine Runde zurück: 2. Freuler/Stumpf (Schweiz/Dittelbrunn) 77, 3. Veggerby/Görgen (Dänemark/ Bergheim) 64, 4. Risi/Betschart (Schweiz) 40, 5. Kappes/de Wilde (Köln/Belgien) 28, zwei Runden zurück: 6. Klaus/Stutz (Berlin/Schweiz) 46.
Stand bei den Amateuren nach vier Rennen: 1. Schmidt/Beikirch (Dortmund/Büttgen) 48 Punkte, 2. Röhrig/Dittberner (Köln/Hamburg) 44. SKI NORDISCH VIER-SCHANZEN-TOURNEE, 2. Springen in Garmisch-Partenkirchen: 1. Kasai (Japan) 220,8 Punkte (108,5/97,5 m); 2. Weissflog (Oberwiesenthal) 219,4 (104,0/98,5); 3. Goldberger (Österreich) 216,5 (100,5/101,0); 4. Lunardi (Italien) 211,1 (105,0/95,5); 5. Rathmayr (Österreich) 210,8 (100,0/98,5); 6. Scherer (Rohrhardsberg) 209,3 (104,0/94,5); 7. Zupan (Slowenien) 207,6 (100,0/98,0); 8. Hakala (Finnland) 207,0 (99,5/97,0); 9. Harada (Japan) 204,7 (95,5/99,0); 10. Haim (Österreich) 203,9 (99,0/96,0); 11. Vettori (Österreich) 201,8 (95,5/98,0); 12. Kuttin (Österreich) 198,7 (96,5/95,5); 13. Sakala (Tschechei) 197,5 (102,0/89,5); 14. Wangler (Breitenau) 196,8 (99,5/94,0); 15. Essin (Rußland) 196,7 (95,0/97,0); ... 19. Siegmund (Oberhof) 195,8 (100,5/90,5); 32. Duffner (Schönwald) 178,8 (97,0/86,5); 33. Thoma (Hinterzarten) 177,7 (97,5/87,0); 34. Noelke 164,9 (101,5/76,0); 35. Meinel (Aschberg-Mühlleiten) 100,7 (97,5); 36. Hannawald (Hinterzarten) 95,9 (95,5); 54. Rene Rosenbaum (Oberwiesenthal) 78,7 (87,5); 59. Briest (Oberstdorf) 70,8 (84,0).
Stand in der Tournee-Wertung nach zwei Sprungläufen: 1. Goldberger 453,9 Punkte, 2. Kasai 451,1, 3. Weißflog 437,7, 4. Rathmayr 433,3, 5. Harada 433,0, 6. Zupan 419,6, 7. Duffner 416,5, 8. Sakala 416,2, 9. Haim 412,7, 10. Hakala 411,9.
Stand im Gesamt-Weltcup nach sieben Wettbewerben: 1. Rathmayr 132 Punkte, 2. Goldberger 67, 3. Duffner und Kasai beide 51, 5. Höllwarth (Österreich) 47, 6. Myrbakken (Norwegen) und Delaup (Frankreich) beide 43, 8. Ottesen (Norwegen) 39, 9. Higashi (Japan) 37, 10. Sakala 35, 11. Weißflog 33. VOLLEYBALL DVV-POKAL, Halbfinale, Männer: ASV Dachau - Moerser SC 1:3 (16:14, 5:15, 6:15, 13:15), Schweriner SC - SV Bayer Wuppertal 3:1 (15:8, 13:15, 15:8, 17:16). Damit trifft der Moerser SC im Finale in Moers auf den Schweriner SC.
Der Umlandverband Frankfurt (UVF) ist vom Informationsbüro des Landes Hessen eingeladen worden, in Brüssel sein Konzept zum Abfallmanagement vorzustellen, da es interessant für andere Ballungsräume sei. Dem Ruf folgten Verbandsdirektor Rembert Behrend und der für die Abfallwirtschaft zuständige Beigeordnete Thomas Rautenberg. Dieser wies darauf hin, daß im UVF-Bereich die Entsorgung für die nächsten drei Jahrzehnte gesichert sei, weil alle, die in der Region verantwortlich sind, "integrierte Abfallwirtschaftskonzepte auf hohem Niveau" verfolgten. Rautenberg: "Die Region Rhein Main ist im Vergleich zu anderen deutschen und europäischen Ballungsräumen bestens darauf vorbereitet, auch bei weiterem wirtschaftlichem Wachstum die in ihrem Gebiet anfallenden Abfälle in ihren Grenzen zu entsorgen."
Vor den Abfall- und Umweltexperten der zuständigen Generaldirektion der EG-Kommission stellte Rautenberg heraus, daß der UVF in erster Linie auf Abfallvermeidung setze - obgleich es dafür an den wesentlichen gesetzlichen Grundlagen mangele. Er schilderte, wie der Verband mit Hilfe seiner Kommunikations- Kampagne "Abfall ist kein Müll" auf kommunaler Ebene Verständnis wecke, mit welchem Konzept er seine flächendeckende getrennte Einsammlung von Bioabfall, Papier, Glas und Kunststoffen umsetze und welche Anlagen er für Aufbereitung und Verwertung von Bauschutt und gewerblichen Abfällen vorsehe.
Rembert Behrendt kritisierte den fehlenden Einfluß der Regionen im künftig vereinten Europa. abi
Knapp eine Stunde lang waren am Donnerstag mittag einige Bereiche von Eschersheim und Ginnheim ohne Strom. Ein defektes Kabel in einer Umspannanlage sorgte dafür, daß ab elf Uhr kein Strom mehr floß, teilten die Stadtwerke mit.
Kurz vor zwölf Uhr konnten die Stadtwerke den Defekt beheben. Von dem Stromausfall waren 8100 Bürger in den beiden Stadtteilen betroffen. vo
Als die Hundefanfare erklang, konnten einige kurz- und langhaarige Vierbeiner kaum an sich halten und zerrten an der Leine. Laut bellend gaben sie ihrer Genugtuung darüber Ausdruck, daß sie nun Rehe und Füchse aufspüren konnten. Allein, es war ein falscher Alarm: Das Bläserkorps des Sachsenhäuser Jagdklubs begrüßte am Freitag vormittag nur das neue Jahr.
Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit Jagdhörnern, die vom Goetheturm am Wendelsweg in Sachsenhausen weithin schallten. Um die 200 Frühaufsteher, meist grün gewandet, hatten sich am Neujahrsmorgen aufgemacht, um das Turmblasen zu verfolgen. Mit von der Partie war eine Hundemeute, die mit zitternden Beinen schon im Jagdfieber zu sein schien.
Strahlender Sonnenschein und Eiseskälte ließen jeden Rest von Schläfrigkeit rasch verschwinden. Acht sogenannte Signale ließ das Bläserkorps hören, dem mittlerweile auch einige Frauen angehören. Hans Rubbert vom Sachsenhäuser Jagdklub erläuterte, was es mit den einzelnen Jagdhornklängen auf sich hat. "In jedem Signal", so erläuterte der Weidmann, "fühlt sich der Jäger melodisch irgendwie angesprochen".
Beim Signal "Flugwild tot" beispielsweise lasse sich hören, "wie die Vögel fliegen". Das mochte zwar nicht jeder glauben, aber schön anzuhören war's dennoch. Der Applaus kam prompt, auch wenn er sich etwas dumpf anhörte - niemand wollte die wärmenden Handschuhe ausziehen. Der eigentliche Neujahrsgruß trug den Titel "Auf Wiedersehen". Eigentlich ist es ein Abschiedsgruß für die Jäger, aber aus gegebenen Anlaß galt es diesmal dem alten Jahr.
Damit hatte das Bläserkorps, das auf der zweiten Plattform des Goetheturms thronte, sein Pulver aber noch nicht verschossen. Das "schönste Signal", so Rubbert, heißt "Zum Essen". Und als die Bläser dazu ansetzten, machten sich einige Weidmänner und Weidfrauen, die die Gepflogenheiten beim Turmblasen kennen, schon zum Vereinshaus der Jäger auf. Dort war der Küchenchef dabei, Rippchen mit Kraut zu erwärmen. Das Platzangebot war begrenzt, der Andrang groß. Wer keinen Stuhl und kein Rippchen mehr bekam, konnte sich im Stehen mit einem Glas Glühweim trösten. vo
WIESBADEN IV
AUS ALLER WELT 22
KULTUR-TESTSEITE VI
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IMPRESSUM
Kinder / Jugendliche / Eltern Kinder-Jugend-Eltern-Beratung der Stadt Frankfurt, Beratung u. Therapie bei Erziehungsproblemen, Familienkonflikten u. Schulschwierigkeiten: Stadtmitte (u. nördliche und östliche Stadtteile): Kurt-Schumacher-Str. 41, Tel. 212 - 3 47 58; Bornheim (u. Nordend-Ost u. Seckbach): Böttgerstraße 22, Tel. 2 12 - 3 49 80; Gallus (u. Bahnhofsviertel, Griesheim, Nied): Kostheimer Str. 11, Tel. 2 12 - 3 59 93; Goldstein (u. Niederrad u. Schwanheim): Straßburger Straße 31, Tel. 66 41 01 60; Höchst (u. westl. Stadtteile): Kurmainzer Straße 1, Tel. 31 06 54 59; Sachsenhausen (u. Oberrad): Metzlerstr. 34, Tel. 2 12 - 3 51 26.
Beratungsstelle Rödelheim für Eltern, Kinder und Jugendliche, Alexanderstraße 29, Telefon 789 20 19.
Jugend- u. Drogenberatungsstellen i. d. Stadtteilen: Höchst, Gersthofer Str. 4, Tel. 30 20 03/4; Bornheim/Nordend, Musikantenweg 39, Tel. 49 50 999; Sachsenhausen, Wallstraße 25, Tel. 62 30 31; Westend/Bockenheim, Corneliusstraße 15, Tel. 74 60 55.
Internationale Jugendberatung, Wiesenhüttenplatz 33, Tel. 23 22 54.
Beratungsstelle Jugendwerk AWO - Stadtteilarbeit Gallus: Ackermannstr. 2, Tel. 7 39 22 79.
Arbeiterwohlfahrt-Beratungsstelle für arbeitslose Jugendliche, Schüler, Lehrlinge, Baseler Platz 6, Tel. 23 15 27.
Frühförderstelle Gallus, Kriegkstr. 45, Tel. 73 20 28 / 29: Diagnostik, Therapie und Beratung für entwicklungsauffällige Kinder.
Sozialpädagogische Schülerhilfe für Kinder, Arbeiterwohlfahrt, Baseler Platz 6, Tel. 23 75 08.
Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt, Alt-Rödelheim 13, Tel. 7 89 13 71; Treff, Beratung, Hilfe.
Deutscher Kinderschutzbund, Wielandstr. 31: Geschäftsstelle, 59 81 89; Beratungsstelle: Tel. 59 81 87 / 8.
Kinder- u. Jugendtelefon: Mo. bis Fr., 14 bis 19 Uhr, Tel. 55 08 09.
Sorgentelefon für Kinder u. Jugendliche: Tel. 1 11 03.
Jugendladen Bornheim, Mainkurstr. 44, Tel. 49 06 75: Treff, Beratung, Hilfe.
Eltern- u. Jugendberatung des Caritas-Verbandes, Ernst-Kahn-Str. 49a, Tel. 57 40 91: Beratung bei Erziehungs- u. Lebensproblemen; Stadtmitte: Mainkai 40, Tel. 2 98 21 87, Beratung bei Familien-, Erziehungs- u. Lebensproblemen in dt., ital., span. und port. Sprache.
Verband alleinstehender Mütter u. Väter, Martin-Luther-Straße 20, Tel. 49 12 14: Beratung; Do., 16 bis 19 Uhr, "Teestube", offener Treff.
Staatliches Schulamt Frankfurt: Schulpsychologischer Dienst, Tel. 60 91 02 - 68 oder - 70.
Lichtblick, Jugendcafé, Jugendberatung, Arbeitslosenprojekt, Am Weingarten 26; Internationales Familienzentrum, Tel. 77 79 16.
Internationales Jugendzentrum, Bleichstraße 8-10, Tel. 21 23 - 53 49 u. - 17 71: Beratung für arbeitslose Jugendliche.
Jugendsprechstunde (Pro Familia), Auf der Körnerwiese 5: Di., 14 bis 16 Uhr.
Sozialpädagogischer Verein zur familienergänzenden Erziehung, Bornheimer Landstraße 48H, Tel. 49 13 21: Informationen über Krabbelstuben u. Kinderläden.
Pädagogische Frühförderung der Ev. Blindenarbeit für sehgeschädigte Kinder, Eschersheimer Landstraße 565, Tel. 53 02 - 2 11 / 2 55.
Nachbarschaftshilfe Bornheim, Petterweilstr. 44, Tel. 46 81 46: Kindergruppe, Mutter-Kind- Gruppe.
Mütterzentrum MU-KI-VA: Treffpunkt f. Frau u. Familie; i. d. Räumen der Nachbarschaftshilfe Ostend, Uhlandstr. 50; Info Tel. 72 70 30 oder 33 12 92.
Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67, Tel. 212 - 3 90 02: Gesprächsrunde u. Treffen f. Eltern mit Babys u. Kleinkindern.
Fachstelle Prävention im VAE, Karlsruher Str. 9, Tel. 27 30 02-58/64: Info u. Beratung "Sucht, Drogen, Suchtprävention".
Babysittervermittlung: Nesenstr. 4, Tel. 55 94 05.
Väteraufbruch für Kinder e. V., Herbert Gerhold, Wittelsbacherallee 25, Tel. 43 18 39: Offener Gesprächskreis für Väter, die von ihren Kindern getrennt leben müssen. Familienberatungen Ev. Beratungszentrum: Familien-, Erziehungs-, Jugend-, Ehe- und Lebensberatung; Psychologische Beratungsstellen: Haus am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 567, Tel. 53 02 -2 20 / 2 21; Nordweststadt, Thomas- Mann-Str. 10, Tel. 57 67 00; Höchst, Hospitalstr. 48, Tel. 31 56 01.
Pro Familia, Dt. Gesellschaft für Sexualberatung u. Familienplanung; Innenstadt: Auf der Körnerwiese 5, Tel. 59 92 86; Bornheim, Fechenheimer Str. 14, Tel. 44 50 89; Höchst, Hostatostr. 16, Tel. 30 20 17; Griesheim, Ahornstr. 108, Tel. 39 17 87; Goldstein, Im Heisenrath 14, Tel. 6 66 12 64; Preungesheim, Wegscheidestr. 58, Tel. 5 40 01 46.
Caritasverband Frankfurt e. V., Alte Mainzer Gasse 10, Tel. 29 82 - 131: Familienpflege bei Erkrankung der Mutter, zur zeitweil. Entlastung pflegender Angehöriger u. älterer Menschen; Off. Treffen f. Alleinerziehende m. Kinderbetreuung (Tel. 29 82 - 1 30).
Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfe, Eschersheimer Landstr. 599, Tel. 53 30 53: Beratungsstelle für Mutter-Kind-Kuren u. sozialtherapeutische Kuren, Selbsterfahrungsgruppe für Alleinerziehende (Vorgespräch erforderl.).
Notmütterdienst e. V., Sophienstraße 28, Tel. 77 66 11 und 70 20 28: Vermittlung v. Notmüttern in Familien u. Betreuung alter Menschen.
Ehe- u. Sexualberatung im Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21, Tel. 1 50 11 40; Ehe- u. Lebensberatung: Nordweststadt, Ernst- Kahn-Straße 49a, Tel. 57 10 11; Sozialbüro Höchst, Justinuskirchstraße 5, Tel. 30 10 66.
Arbeitskreis Partnerschaftskrise, Trennung, Scheidung: Einzel- u. Paarberatung, Scheidungsmediation, Gruppengespräche; Tel. 51 95 73 (Di. bis Do. 11 bis 13 Uhr), Tel. 0 60 83 / 25 63 (Di., Mi, Fr. 9 bis 11 Uhr).
Ehe-Familien-Lebensberatung der Arbeiterwohlfahrt, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86.
Arbeiterwohlfahrt, Stadtteilzentrum Eckenheimer Landstr. 93, Einzel-, Paar-, Familienberatung u. -therapie (Anmeldung Mo. bis Di. 11 bis 12 Uhr, Telefon: 0 61 71 / 6 30 40).
Kath. Familienbildungsstätte Nordweststadt, Tituscorso 1, Tel. 57 09 19.
Internationales Familienzentrum, Falkstr. 54 a, Tel. 77 20 31: Erziehungs- und Familienberatung in deutscher, türkischer, italienischer, spanischer, griechischer & serbo-kroatischer Sprache.
Frauenberatungen Feministisches Frauengesundheitszentrum, Kasseler Str. 1 a, Tel. 70 12 18: Gesundheits- u. Verhütungsberatung.
Wildwasser e. V. im Fem. Frauengesundheitszentrum, Tel. 70 12 18: Beratung für Frauen, die als Kinder sexuell mißbraucht wurden sowie Mütter, deren Kinder v. sexuellem Mißbrauch betroffen sind.
Notruf für vergewaltigte Frauen, im Frauengesundheitszentrum, Kasseler Str. 1 a, Tel. 70 94 94: Selbsthilfegruppe tel. erfragen.
Frauengesundheitszentrum Neuhofstraße, Neuhofstr. 32, Tel. 59 17 00: Geburtsvorbereitung, Nachbetreuung.
Caritasverband Frankfurt e. V., Alte Mainzer Gasse 10, Tel. 29 82 - 1 38 oder - 1 32: Beratungsstelle f. schwangere Frauen in Not- u. Konfliktsituationen (§ 218 b StGB), allg. Lebensberatung f. Mütter mit Kleinkindern.
Tamara - Kontaktstelle für Prostituierte, Alfred-Brehm-Platz 17 (am Zoo), Tel. 49 04 50 und 49 03 74; Karlsruher Straße 5 (Nähe Hbf.), Tel. 25 27 42.
Verein zur beruflichen Förderung von Frauen, Varrentrappstr. 47, Tel. 70 20 99 u. 70 36 16: berufsorient. Beratung u. Lehrgänge.
Frauenbetriebe - Qualifikation f. d. berufliche Selbständigkeit v. Frauen e.V.: Kurse und Seminare Tel. 70 07 76, Beratung z. Existenzgründung Tel. 70 03 63.
Werkstatt Frankfurt e. V., Berliner Str. 27, Tel. 29 03 70: Berufl. Hilfen für alleinerz. Frauen; Frauenberatungsstelle: Obermainstr. 30, Tel. 43 95 21: Beratung f. Frauen m. Abhängigkeitsproblematik, berufl. Hilfe, Wohnen.
Verein Frauen helfen Frauen (Autonomes Frauenhaus), Tel. 43 95 41 u. 49 00 54: Tag u. Nacht.
Frauenhaus die kanne, Postfach 700 306, Tel. 6 31 26 14: Aufnahme u. Beratung, 9 bis 20 Uhr.
Beratungsstelle für Frauen des ev. Regionalverbandes, Alfred-Brehm-Platz 17, Tel. 43 96 50: Beratung u. Unterstützung in schwier. Lebenssituationen, Indiv. Hilfen, Beratung nach § 218.
Sozialdienst katholischer Frauen e. V., Beratungsstelle f. Frauen, Kostheimer Str. 15, Tel. 7 39 10 03 / 4: allgem. Lebensberatung, Straffälligenhilfe, Betreuungen nach dem neuen Betreuungsgesetz, Schwangeren- u. Mütterberatung, § 218 b StGB.
Selbsthilfegruppe "Schwangerschaft": Tel. 77 59 17 (Rosita) oder 0 61 87 / 9 12 64 (Karin).
Ev. Familienbildung, Haus der Familie, Darmstädter Landstr. 81, Tel. 61 03 08: Treffs für Frauen mit u. ohne Kinder, Telefonische Beratung f. stillende Mütter, Tel. 61 64 05.
Telefonische Stillberatung, Kontaktadresse für Stillgruppen, Gabriele Nostadt, Gutzkowstr. 1, Tel. 61 64 05.
Frauenzukunftswerkstatt, Egenolffstraße 5 a, Tel. 4 94 01 30: Sozialberatung; Psychologische Beratung, Treffs, Gesprächsgruppen, körperorient. Selbsterfahrung, versch. Kreativgruppen. Feministische Mädchenarbeit, Mädchenhaus, Hinter den Ulmen 19, Tel. 51 91 71: Mädchencafé/Treff; allg./psychol. Beratung u. Hilfe.
IB-Mädchentreff, Hufnagelstraße 14, Tel. 7 38 18 88: Mädchentreff/Café; Hausaufgabenhilfe; Beratung u. Hilfe f. Mädchen u. jg. Frauen.
ERGO e. V. Information, Training u. Karriereberatung f. Frauen, Steinweg 1, Tel. 28 70 46.
Amnesty for women: Kontakt Tel. 46 34 21; Treffen jeden 1. und 3. Mo. im Monat, 20 Uhr, Bürgertreff Bornheim, Saalburgstr. 17, Raum 6.
LIBS, Lesben-Informations- und Beratungsstelle , Rotlintstr. 13, 17-19.30 Uhr,Tel. 4 94 90 08: Beratung, Selbsthilfegruppen u. off. Gruppen z. Kennenlernen.
Fraueninformationszentrale, Verein z. Beratung u. ökonom. Förderung v. Frauen e. V., Glauburgstr. 82, Tel. 5 97 32 32: Vermittlung v. Geschäftsadressen, Schlafplätzen u. Miteßplätzen; Kinderbetreuungstelefon; tel. Veranstaltungskalender für Frauenveranstaltungen.
Interkulturelle Frauenarbeit, Berger Str. 211, Tel. 45 11 55: Frauenberatungen bei sozialrechtl. Fragen, Familien- u. Kulturkonflikten; Alphabetisierungskurse, Mädchenberatung (insb. aus d. arabischen u. türkischen Sprachraum.
Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28, Tel. 70 85 28: Kommunikations- u. Beratungszentrum f. Frauen aus versch. Kulturen, Frauencafé, Einzelberatung, Gruppen- u. Kursangebote. Männerberatungen Beratungsdienst für Männer, Weserstr. 3, Tel. 23 30 75 / 76: soziale Beratung f. alleinstehende wohnungslose Männer.
Männerberatungstelefon (Pro Familia): Mi., 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Sterilisationsberatung für Männer (Pro Familia), Tel. 44 50 89.
Informationszentrum für Männerfragen e. V., Neuhofstraße 41 HH, Tel. 5 97 09 59: Männertelefon, Beratung; Off. Gesprächsgruppen u. Treffen zu untersch. Männerproblematikthemen; Beratung f. schlagende und mißbrauchende Männer: Tel. 5 97 09 59.
Beratungstelefon f. Männer der ev. Familien- Bildung, Darmstädter Landstraße 81; jed. Dienstag, 17 bis 19 Uhr, Tel. 62 58 65.
Switchboard, Info- u. Beratungstelefon f. schwule Männer, Tel. 28 35 35.
Rosa Hilfe, anonyme Beratung f. schwule Männer, Tel. 28 80 80: So., 18 bis 22 Uhr; schriftl. erreichbar c/o Verein f. sozialpäd. Betreuung im Nordend e. V., Postfach 11 19 03, Ffm.
Schwule Jugendclique Ffm. e. V., Alte Gasse 36, Tel. 46 84 34.
Off. Treffen Mi., 20 Uhr, Café Opus 111, Palmengartenstr. 8. Drogenberatungen Drogennotruf: werktags, 19 bis 1 Uhr, Sa., So. u. feiertags, 11 bis 1 Uhr; für Betroffene, Angehörige, Freunde, Tel. 62 34 51.
Frankfurter Drogennotdienst/Aufsuchende Drogenhilfe, Elbestraße 38, Tel. 23 02 04.
Drop-in Jugend- und Drogenberatungsstelle, Friedberger Anlage 24, 2. OG, Tel. 43 03 23.
Info-Gruppe f. Alkohol- u. Medikamentenabhängige, Freunde u. Angehörige: Mo., 19 bis 20.30 Uhr, Caritas-Haus, Mainkai 40, Telefon 2982/183.
Notruf-Zentrale/Kontakt- u. Beratungsstelle f. Alkoholkranke u. Medikamentenabhängige e. V.: Tel. 36 38 47, Postf. 800 852, 6230 Ffm. 80.
Dt. Guttempler-Orden (IOGT), Metzlerstr. 34, Frankfurt 70: Beratung für Alkoholgefährdete u./od. deren Angehörige; Tel. 61 44 64.
Blaues Kreuz, Ffm.-Mitte, Gluckstraße 41: Lebenshilfe f. Alkoholgefährdete, Begegnungsgruppe; Kontakt Emilie Hieronymus, Tel. 51 10 20; Blaues Kreuz Ffm.-Höchst, Franz-Simon-Straße 37, Tel. 39 62 32: Alkohol-, Medikamenten- u. Drogenberatung.
Beratungsstelle Drogen & Aids, An der Staufenmauer 4, Tel. 2 09 95: Beratung, therapeutische Begleitung & Hilfe f. HIV-infizierte u. aidskranke Drogenabhängige und Angehörige; HIV-Test und Testberatung. Methadongestütze Drogenhilfe.
Externe Drogenberatung u. Weiterbetreuung, Berger Straße 211, Tel. 45 90 45: Beratung v. haftentlassenen Frauen, deren Angehörigen sowie Hilfe bei Wohnungs- u. Arbeitssuche.
Ev. Suchtkrankenberatung, Wolfsgangstr. 109, Tel. 5 97 01 75 / 6; Höchst: Hospitalstr. 42, Tel. 30 65 08.
Elternkreis drogenabhängiger u. drogengefährdeter Jugendlicher, Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21, Tel. 1 50 10.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Alkoholfreies Begegnungszentrum "Alte Backstube", Dominikanergasse 7, Tel. 29 54 56 ab 17 Uhr.
Staatliches Schulamt, Seehofstr. 41, Tel. 60 91 02-79: Fachberatung f. Suchtprävention u. Drogenfragen für Eltern, Schüler u. Jugendliche.
Selbsthilfe-Kontaktstelle f. Alkohol-, Medikamenten- u. Drogenabhängige Ffm. e. V., Hölderlinstr. 6, Tel. 49 96 28: Beratung u. Hilfe f. Betroffene u. Angehörige. Frauengruppe Tel. 49 60 301. Selbsthilfegruppen Beratungsstelle Selbsthilfegruppen, Kontakt- u. Informationsst., Sandhofstr. 74, Tel. 6301-7480.
Narcotics Anonymous (NA), Selbsthilfegruppe f. Drogen- u. Medikamentenabhängige: Mo., 20 Uhr, Int. Familienzentrum, Wiesenhüttenplatz 35 (Seiteneingang); Di., 20 Uhr, Versöhnungsgemeinde Gallus, Sondershausenstr. 51; Mi., 20 Uhr, Männermeeting, Paulsgemeinde, Am Römerberg 9; Mi., 20 Uhr, Frauenmeeting, Jugend- u. Drogenberatung am Marienplatz, Musikantenweg 39; Do., 19 Uhr, Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21; Fr., 20.15 Uhr, Gutleutgemeinde, Gutleutstr. 121; Sa., 20.30 Uhr, Weißfrauengemeinde, Gutleutstr. 20.
Muskelkranken-Selbsthilfe (DGBM): Information Tel. 5 60 29 46 u. 57 04 92 (auch f. Myasthenie) 55 81 77, pers. Beratung nach Vereinb.; ; Treffpunkt Rhein-Main: jed. 3. Mo. im Monat ab 19 Uhr im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.
EA (Anonyme Selbsthilfegruppe f. seel. Gesundheit): Sa., 18 Uhr, Gutleut-Gemeinde, Gutleutstr. 131; Mo., 20 Uhr, St.-Jakob-Gemeinde, Grempstr. 47; Mi., 19.30 Uhr, Wingertstraße 15 (Ev. Nordostgem.).
Overeaters Anonymous (Selbsthilfegruppe f. Eßsüchtige): Di., 19.30 Uhr, Leerbachstr. 37; Do., 19.45 Uhr, Fürstenbergerstraße 21; Sa., 19.30 Uhr, Haus der Familie, Darmstädter Landstr. 81; So., 19.30 Uhr, Thüringer Str. 35.
Gamblers Anonymous GA - Anonyme Spieler, Selbsthilfegruppe f. zwanghafte Spieler: Di. u. Do., 20 Uhr, Meeting, Caritas-Suchtberatung, Mainkai 40 pt, Tel. 0 61 73 - 6 15 75.
Angehörige Anonymer Spieler, Mainkai 40, Gruppenraum 1 u. 2: Do., 20 bis 22 Uhr, Caritas- Beratungsstelle, Tel. 2 98 21 83.
Borderline anonymus, Selbsthilfegruppe für Menschen mit frühen Störungen, Di. 20 Uhr, Fürstenbergerstraße 21.
Anonyme Alkoholiker: 18 bis 21 Uhr, Kontaktst. u. Info über Gruppen-Meetings im Großraum Ffm., Humboldtstr. 71, Tel. 5974274 tägl. 18-21 Uhr (auch an Wochenenden u. Feiertagen).
Al-Anon Familiengruppen, Humboldtstraße 71, Tel. 5 97 54 48: Mo. bis Sa., 18 bis 21 Uhr, Kontaktstelle u. Information über Gruppen-Meetings f. Verwandte u. Freunde v. Alkoholikern; Erwachsene Kinder v. Alkoholikern: Di. u. Do., 19 Uhr, Ev. Dornbusch-Gemeindezentrum, Karl- Gördeler-Str. 1; So., 18 Uhr, Internationaler Familientreff, Adalbertstraße 10 A; Alateen (Gruppe f. Kinder v. Alkoholikern): Fr., 19.30 Uhr, Gemeindehaus Paulsgemeinde, Römerberg 9.
Selbsthilfekontaktstelle, Uhlandstraße 50, Tel. 44 50 67: Di. u. Do., 10 bis 13, 15 bis 19 Uhr, Kontakte zu Selbsthilfegruppen.
Dreiecksbeziehungen - Selbsthilfegruppe: Information Tel. 61 03 08.
Stotterer-Selbsthilfegruppe: Kontakt E. Hohlfeld, Breubergstr. 41, Ffm. 71, Tel. 6 70 26 51.
Arbeitsgemeinschaft d. Angehörigen, Freunde u. Förderer psych./seelisch kranker Menschen in Ffm. e. V., Uhlandstr. 50 HH, Tel. 44 50 67: Beratung Freitag, 17-19 Uhr; Mitgliedertreff jew. am letzten Freitag im Monat, 18 Uhr.
Angehörigengruppe psychisch Kranker in der Nordweststadt: Gruppentreffen, Information u. Blockseminare auf Anfrage: Psycho-Soziale Beratungsstelle, Tel. 57 50 00.
Familienhilfe Polyposis coli e. V. (vererbbare Dickdarmpolypen): Kontakt: Hans-Jürgen Pfitzner, Florstädter Straße 20a, Tel. 45 93 25.
Allergiker- u. Asthmatikerbund e. V.: Beratung bei Neurodermitis u. Nahrungsmittelallergien, Tel. 678 78 04; Beratung bei Asthma, Informationen zu Gesprächsgruppen Tel. 59 76 478, Mo., Mi., Fr. 8 bis 8.15 Uhr.
Huntington-Gruppe Hessen: Treffen jeden 2. Freitag im Monat, Gaststätte Munderich, Mainkurstraße; Kontakt: Tel. 51 43 05.
Selbsthilfegruppe Alzheimer-Angehörige: jeden 1. Do. im Monat, 20 Uhr, Epiphanias-Gemeinde, Fürstenbergerstr. 21.
Bittersüß - Selbsthilfegruppe für Männer, die in ihrer Kindheit seelisch oder sexuell mißbraucht wurden. Kontakte und Infos: Tel. 84 18 76 oder 069 / 52 74 34.
Selbsthilfegruppe Ängste, Phobien, Panikattacken: Di., 19 Uhr, off. Treffen; Haus Weißer Stein, Eschersheimer Landstr. 565, Infos ab 11 Uhr Tel. 51 58 01, abends Tel. 56 79 65.
Sex Addicts Anonymous: jeden Sa., Selbsthilfegruppe für Menschen mit zwanghaften sexuellen Verhaltensweisen (Info für Männer 0 61 26 / 77 43 u. für Frauen 0 60 62 / 56 09).
Selbsthilfegruppe Morbus Recklinghausen (Neurofibromatose): 14 Uhr, Treff jeden 2. Sa. im Monat, Bürgertreff Bockenheim, Infos Mo. bis Fr., 0 26 64 / 14 43; Sa./So., 0 69 / 70 18 16.
Selbsthilfegruppe für ungewollt kinderlose Frauen: Petra Thorn (Tel. 061 05 - 26 111).
Cochlea-Implantat Selbsthilfegruppe: Kontakt & Info Karin Steffens, Tel. 77 10 57/oder Fax 061 74/68 06.
Selbsthilfegruppe Schmerz (speziell Schmerzen des Bewegungsapparates und Kopfschmerz), Deutsche Schmerzliga e. V., Roßmarkt 23, Tel. 299 88 077.
Selbsthilfegruppe Sklerodermie: Info u. Beratung Tel. 0 60 31 / 24 80. Rat und Hilfe für Behinderte und Senioren Seniorentelefon der Stadt Frankfurt: Information, Rat und Hilfe für ältere Bürger, Tel. 212 - 3 70 70; Hobbybörse für aktive ältere BürgerInnen, Eschersheimer Landstr. 44, Tel. 55 09 15.
Kommobil - Aufsuchende Beratung f. behinderte u. pflegeabhängige Menschen; Kontakt Petra Rieht / Hannes Heiler, Adalbertstr. 12, Bockenheim, Tel. 70 84 63.
Komm - ambulante Dienste e. V., Alt-Ginnheim 7, Tel. 53 10 74: häusliche Pflege, Hilfe, Beratung f. alte Menschen, behinderte Kinder u. Jugendliche, psychisch kranke u. geistig behinderte Menschen.
Behinderten- u. Seniorenfamilie, häusl. Pflege- u. Betreuungsdienst, Weberstr. 82, Tel. 55 59 48.
Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Ffm., Gutleutstr., Tel. 27 10 681, Hanauer Landstr., Tel. 44 20 86: Vermittlung häuslicher Pflege, Beratung in sozialen Fragen, Hilfen im Haushalt, Einkaufs- u. Begleitdienste.
Club Behinderter u. ihrer Freunde (CeBeeF), ambulante Dienste f. Behinderte, Pflege, Haushalt, Begleitung, zu jeder Zeit, Tel. 77 10 03; Fahrdienst Tel. 70 71 399.
Hauspflege-Verein e. V. Ffm., Berliner Str. 64, Tel. 28 41 39: Pflege u. Betreuung v. Kranken, 1x monatl. Gesprächsgr. für pflegende Angehörige.
Sozialdienst Frankfurt, Mendelssohnstraße 78: Hauswirtschaftshilfen für Alte, Kranke u. Behinderte, Tel. 75 20 20; Häusliche Krankenpflege, Tel. 75 18 84.
Verband der Kriegs- u. Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner, Elsheimerstraße 10, Tel. 72 86 87.
Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Kurhessenstr. 95, Tel. 51 15 24: häusliche Kranken- u. Al- tenpflege, Betreuungsdienst, Hilfen zur Führung des Haushaltes (Einkauf- u. Haushalt).
Kontakt e. V., Freie Alten- u. Krankenpflege: Arbeit in den Stadtteilen Bornheim, Nordend, und Ostend: Mobiler Sozialer Hilfsdienst (MSHD), Tel. 43 94 85: Einkaufen, Zubereitung von Mahlzeiten, Begleit- u. Spaziergänge, Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige; Sozialstation, Tel. 43 91 60: Stundeneinsätze nach Bedarf, Beratung.
Melissa - ambulante sozialpflegerische Dienste im Haus Aja Textor-Goethe, Hügelstr. 69, Tel. 53 09 - 31 09: Häusliche Alten- u. Krankenpflege, Beratung, Mithilfe bei Haushaltsführung, Begleit- u. Spaziergänge, Betreuungsdienste, Mahlzeitendienst, Kurzzeitpflege bei Kur- oder Urlaubsaufenthalten pflegender Angehöriger. Institut für Sozialarbeit / Centrale für private Fürsorge, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Senioren-Beratung u. Betreuung in Fragen der finanz. Sicherung, im Umgang mit Behörden u. Ämtern, der häuslichen Pflege sowie Angehörigenberatung; Bockenheimer Anlage 35, Tel. 72 60 51: Gebrechlichkeitspflegschaften u. Betreuung gem. BtG - Einzelberatung u. Seminare für Pfleger, Betreuer, Angehörige.
S-S-B "Graue Panther" e. V., Starkenburger Str. 52, Tel. 41 43 93: Sprechstunden Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr, Do., 15 bis 17 Uhr, Plenum; Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz.
Christophorus-Haus, Menschen helfen Menschen e. V., Roßmarkt 23, Tel. 299 88 088: Senioren helfen Senioren und Kindern.
LAG Gemeinsam leben - gemeinsam lernen, Monika Scholdei-Klie, Ginnheimer Landstraße 8, Tel. 70 91 90: Verein z. Förderung gemeins. Lebens und Lernens Behinderter u. Nichtbehinderter.
Spastikerverein: Förderung und Betreuung spastisch Gelähmter, Tel. 73 84 818.
Lebenshilfe für geistig Behinderte, Hohenstaufenstr. 8, Auskunft 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 74 01 27.
Hufeland-Haus, Hilfezentrum für östliche Stadtteile, Wilhelmshöher Str. 34: Beratung, Hilfen bei der Haushaltsführung, Häusliche Alten- und Krankenpflege, Tel. 47 04 - 271 / 344. Soziale Beratungen Landesversicherungsanstalt Hessen, Versicherungs- und Rentenabteilung, Walter-Kolb- Str. 5-7, Tel. 6 05 20: Auskunft u. Beratung Mo. bis Fr., 8 bis 13 Uhr.
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Auskunfts- u. Beratungsstelle, Theaterplatz 2 (BfG-Hochhaus), Tel. 23 50 11.
Nachbarschaftszentrum Ostend, Uhlandstr. 50, Tel. 43 96 45: Seniorentreff, offene Werkstattangebote für Kinder, Jugendliche u. Erwachsene, Schuldnerberatung, kostenlose Rechtsberatung, Mittagstisch, Räume für Bürgerinitiativen, Vereine, Projekte, Kurse.
Frankfurter Arbeitslosenzentrum, Solmsstr. 1a, Tel. 70 04 25: Sozialberatung, Rechtsberatung, Sozialhilfeberatung.
Erwerbsloseninitiative der Luthergemeinde, Einzelberatung, Gruppengespräche, Kochen; Musikantenweg 58, Tel. 49 05 74
Aktion Soziale Hilfe Frankfurt e. V., Große Spillingsgasse 5, Tel. 45 10 23: Beratung in Wohnraumerhaltung, Familienbetreuung, Schuldenregulierung für Haftentlassene u. Sozialschwache. Verein "Lobby für Wohnsitzlose und Arme", Gutleutstr. 121, Tel. 23 91 03.
Haftentlassenenhilfe e. V., Wiesenstr. 32 a, Tel. 45 20 11: Termine nach Vereinbarung.
Sozialhilfeberatung: Do., 9-11 Uhr, AWO-Pavillon, Eichwaldstr. 71, Ffm. 60, Tel. 49 95 51.
Frankfurter Gefängnisverein 1868 e. V., Bäkkerweg 11, Tel. 43 67 66: Beratung f. Haftentlassene, Gefangene, Gefährdete u. Angehörige.
Verein für soziale Wohn- u. Berufshilfen, Frankenallee 157, Tel. 73 09 70: Sozial- u. Wirtschaftsberatung für obdachlose u. straffällige jg. Erwachsene; Hilfen z. Wohnraumbeschaffung, Schuldenregulierung u. berufl. Eingliederung.
Amt für Wohnungswesen: Mo., Mi., Fr., 8 bis 12 Uhr, Mietersorgentelefon: Frau Peusch "Wohnungsaufsicht" Tel. 2 12 - 3 55 93; Frau Werner "Mietpreisüberhöhung" Tel. 2 12 - 3 04 92; Frau Kreis/Frau Heyn "Mieterberatung" Tel. 2 12 - 3 47 31 / 11; Hr. Müller "Zweckentfremdung" Tel. 2 12 - 3 89 69. Psychologische Beratungen Frankfurter Zentrum für Eßstörungen e. V., Hansaallee 18, Tel. 55 01 76: Beratung, Selbsterfahrungsgruppen, Seminare.
Bulimie-Zentrum e. V., Heddernheimer Landstr. 4, Tel. 72 33 33: Beratung nach tel. Vereinbarung.
Dienst für Lebens- u. Konfliktberatung der alt-kath. Pfarrgemeinde Ffm., Basaltstraße 23, Tel. 70 92 70.
Zuflucht Frankfurt gemeinnützige Bürger- Hilfe, Teplitz-Schönauer Straße 1a, tel. Voranmeldung Tel. 61 63 32.
Sozialdienst Frankfurt, Mendelssohnstr. 78: Psychologische Beratung Tel. 75 17 07.
Sozialpsychiatrischer Dienst der Stadt Frankfurt, Beratung u. Therapievermittlung, Termine u. Gruppen n. Vereinb.: Sozialdienst für Suchtkranke, Berliner Str. 25, Tel. 2 12 - 3 81 73; Sozialdienst für psychisch Kranke, Braubachstr. 24, Tel. 2 12 - 3 55 28; Ärztlicher Dienst, Tel. 2 12 - 3 36 30.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle Ffm.-Süd, Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Ffm. e. V., Mörfelder Landstr. 45a, Tel. 61 21 17: Beratung; Club.
Psychosoziale Beratungsstelle FrankfurtWest, Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e. V., Frankenallee 157, Tel. 7 38 00 16.
Psychosoziale Beratungsstelle Frankfurt- Ost, Frankf. Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24, Tel. 59 08 95 / 6.
Psychosoziale Kontaktstelle Känguruh- Haus, Homburger Landstr. 233, Tel. 54 95 55, Freizeit- u. Bildungsaktivitäten, Hilfe z. Leben.
Psychosoziale Beratungsstelle West-Höchst, Ff. Verein f. soz. Heimstätten e. V., Bolongarostr. 154, Tel. 30 32 14.
Psychosoziale Beratungsstelle Frankfurt- Nord, Sozialwerk Main-Taunus e. V., Heidetränkstr. 4 (Nordweststadt), Tel. 57 50 00.
Beratungs- u. Behandlungsstelle f. Kinder u. Erwachsene mit Entwicklungsstörungen o. psychosozialen Problemen (Beratung, psychologische Entwicklungsförderung, Krankengymnast., Mototherapie), Auguste-Oberwinter-Haus, Burgfriedenstr.7, Tel. 78 00 26.
Beratungsdienst der ev. u. kath. Kirche, Hauptwache, B-Ebene, Tel. 29 27 11: Information, Gespräch, Beratung.
Lebens- u. Krisenberatung im Haus d. Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21, Tel. 1 11 02.
Frühförderstelle der Lebenshilfe, Hohenstaufenstr. 8, Tel. 74 01 28: Entwicklungsförderung u. Beratung bei behinderten u. entwicklungsverzögerten Kindern; off. Treff f. Eltern geistig behind. Kinder jed. letzt. Di. im Mo., 20 Uhr. Gesundheitliche Beratungen Aids-Beratungsstelle des Stadtgesundheitsamtes, Tel. 212 - 432 70: Mo. bis Do., 8.30-11 Uhr, nachm. n. Terminvereinb.; Persönl. Beratungen, Blutentnehmen u. Ergebnisbesprechungen.
Aids-Hilfe Frankfurt, Eschersheimer Landstr. 9, Tel. 59 00 12: Beratungstelefon: 1 94 11; Betreuungszentrum: Tel. 59 13 93.
Aids-Aufklärung e. V., Verein z. Förderung v. Informationen über die HIV-Infektion, Ludwig- Landmann-Straße 7, Telefon 76 29 33.
Christlicher AIDS-Hilfsdienst, Tel. 49 01 39.
Beratungsstelle für Geschlechtskrankheiten des Stadtgesundheitsamtes, Tel. 212 - 4 32 72: Beratungen und Untersuchungen kostenlos und anonym.
St.-Markus-Krankenhaus, Geburtshilfliche Abteilung, Wilhelm-Epstein-Str. 2, Tel. 79 12 - 22 34: jeden 2. Do. im Mo., 20 Uhr, Informationsabende über Schwangerschaft, Geburt u. Wochenbett für werdende Eltern.
Hospital Zum Heiligen Geist, Lange Str. 4-8, Tel. 2 19 64 65: Di., 18 Uhr, Beratung Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett.
Krankenhaus Sachsenhausen, geburtshilfliche Abteilung, Schulstr. 31, Tel. 60 591: Informationsabend über Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, jeden 1. Fr. im Mo., 18 Uhr.
Psychosoziale Krebsberatungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft e. V., Paul-Ehrlich-Str. 41: Beratung, Tel. 63 00 96 - 0 oder 63 00 96 - 29.
Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.: Komturstr. 4, Tel. 67 10 33 - 34; Mo. bis Do. 9 - 15 Uhr, Fr. 9 - 13 Uhr.
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband: Krebsberatungsstelle, Tel. 59 05 69; Selbsthilfevereinigungen: Deutsche Ilco e. V. - Hilfe für Stomaträger (f. Menschen mit künstl. Darmausgang od. künstl. Harnableitung): Tel. 45 94 03; Bundesverband für die Kehlkopflosen e. V.: Tel. 72 25 12; Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.: Tel. 5 48 14 78.
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft e. V., Beratungs- u. Betreuungsstelle Ffm., Wittelsbacherallee 86, Tel. 40 58 98 - 37; Fahrdienst/ mobile Hilfsdienste, Tel. 40 58 98 - 35; Selbsthilfe- u. Kontaktgruppen: Ffm.-Höchst, Tel. 30 24 80, Ffm.-Mitte, Tel. 72 77 26; Ffm.-West, Tel. 37 44 01; Ffm.-Süd, Tel. 77 10 64; Berufstätigengruppe Ffm., Tel. 67 43 49.
Deutsche Gesellschaft Morbus Bechterew: Auskünfte unter Tel. 55 87 73 oder 0 61 96 / 28 227.
Bund Deutscher Hirnbeschädigter, Rükkertstr. 6, Tel. 44 60 21: Mi., 16 bis 18 Uhr, Sprechstunden.
Deutscher Diabetikerbund: nach tel. Vereinb., Beratung für Diabetiker, AOK, Battonnstr. 40, Zim. 501, Tel. 38 32 14 oder 46 33 49; jeden 1. Do. im Monat, 19.30 Uhr, Gesprächskreis, Fürstenbergerstraße 27, Tel. 49 96 62; jeden 3. Fr. im Monat, 19.30 Uhr, Jugendtreff, Turmstraße 21, Johannisgemeinde, Tel. 0 61 07 / 45 79.
Deutsche Rheumaliga: Di. u. Do., 10 bis 12 Uhr, Rheumaberatung, LE-Beratung, Tel. 28 87 98.
Interessengemeinschaft Epilepsie e. V.: jeden Freitag, 18.30 Uhr, Treffen, Diskussion, Aussprache; Haus Weißer Stein, Eschersheimer Landstr. 565, Tel. 36 62 82.
Christophorus Haus, Zentrum für Krebsbetroffene, Roßmarkt 23, Tel. 29 98 80 88: Angehörigen-Gesprächskreise, häusliche Krankenpflege, sozial-psychologische Beratung, Sterbebegleitung, Trauerarbeit.
Spastiker-Verein, Rüsselsheimer Straße 22, Pavillon 5, Tel. 7 38 88 18: Beratung; Di., 18.30 Uhr, Begegnungsabend, Juz Südbahnhof.
Freundeskreis der Wirbelsäulenerkrankten: Jeden 1. Mo. im Monat, 18 Uhr, Treffen im Bürgerhaus Südbahnhof; Kontakt unter Telefon 50 41 18.
Wolfgang Rosenthal Gesellschaft Selbsthilfevereinigung zur Förderung, Behandlung von Lippen-, Kiefer-, Gaumen- u. Segelspaltträger, Tel. 064 03/55 75: Info Ffm Tel. 63 78 34 oder Tel. 44 69 43. Beratung für Ausländer Rechtshilfekomitee für Ausländer: Di., 18-20 Uhr, Beratung, Christuskirche, Beethovenplatz.
Anti-Rassismus-Telefon / Bürger-Initiative "SOS-Rassismus", Tel. 789 48 46: Di., 18 bis 21 Uhr.
Raphaels-Werk, Vilbeler Str. 36, Tel. 28 10 37: Beratungsstelle f. Auswanderer, Auslandstätige, Ehen mit Ausländern u. weiterwandernde Flüchtlinge.
amnesty international, Vogelsbergstr. 36, Tel. 49 61 49: Mi., 18-20 Uhr, Beratung in Asylfragen.
Beratungszentrum für ausländische Familien, Alfred-Brehm-Platz 17, Tel. 44 10 91 und 44 37 05: soziale, psychologische u. pädagogische Beratung, Kurse u. Gruppen.
agisra e. V., Kasseler Str. 1 a (Westbahnhof), Tel. 77 77 55: Beratung für lateinamerikanische Frauen, Deutschkurse.
Ökumenische Asiengruppe e. V., Asian Women Information and Counseling Center, Feuerbachstr. 31, Tel. 72 01 33/34.
Autonome Iranische Frauenbewegung im Ausland e.V., Beratungsstelle "Deutsch-Iranischer Frauenverein", Kasseler Str. 1 A, Tel. 77 20 50/9: Rechtsberatung, Gesundheitsberatung, Behördengänge, Deutschkurse etc.
IAF e.V. - Verband bi-nation. Familien/Part- nerschaften, Kasseler Str. 1 a, Tel. 707 50 89: Beratung n. tel. Anmeld. Mo. bis Fr., 17 bis 19 Uhr.
Lehrerkooperative, Schäfergasse 46, 29 21 11: Sozial- & Bildungsberatung, Alphabetisierungskurse; Deutschkurse, Lese- & Schreibservice; Frauenprojekte: Gallus, Kölner Str. 58, Tel. 7 38 28 63; Niederrad, Schwanheimer Str. 16, Tel. 67 30 18; Nordweststadt, Heinrich-Kromer-Schule, Niederurseler Landstr. 60.
Einwanderer-Treff, Kasseler Str. 13, Tel. 77 21 60. Weitere Beratungen Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung, Uhlandstr. 50: Mo., 15 bis 18 Uhr, Mi., 10bis 13 Uhr, Do., 18 bis 20 Uhr, Unterstützung für Initiativen, Projekte & Selbsthilfe-Organisationen.
Arguk (Arbeitsgemeinschaft Umweltkontrolle), Krebsmühle, Oberursel, Tel. 0 61 71 / 7 18 17: Umweltanalysen u. -beratung.
Umweltberatung des Umweltamtes der Stadt Ffm., Philipp-Reis-Str. 84-86, Tel. 212 - 39 137: Umweltinformat. u. -beratung; Umwelttelefon 212 - 39 100; Bandansage zur Luftqualität 212 -75 30 000.
Verbraucherberatung Frankfurt, Berliner Str. 27 Tel. 28 84 23.
Lese- u. Schreibservice, Elbestr. 41, Tel. 23 99 42: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Beratung in Schriftangelegenheiten aller Art - 10 Sprachen - Alphabetisierung u. Deutschkurse.
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MEINUNG UND BERICHT 3
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KREIS OFFENBACH VIII
MAIN-KINZIG-KREIS V
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MRHEIN-MAIN 11
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
Notdienste
MAIN-TAUNUS-KREIS
Ärzte Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztl. Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 /2 33 50. Tierärzte Sa., So: Dr. S. Bockmeyer-Cuntz, Marbudstraße 25, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 63 04; K. Heine-Steinebach, Kronberger Straße 20, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 6 10 06. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Löwen-Apotheke, Hauptstraße 416, Niederhöchstadt, Tel. 0 61 73 / 6 25 25.
Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.
Hochheim, Flörsheim. Sa.: Atms-Apotheke, Frankfurter Straße 8, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 53 67.
So.: Bahnhof-Apotheke, Bahnhofstraße 39, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 64 90.
Kelkheim, Liederbach. Sa.,So.: Marien- Apotheke, Altkönigstraße 30, Tel. 0 61 95 / 24 50.
Hofheim, Kriftel. Sa.: Rosen-Apotheke, Rheingaustraße 46, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 78 72;
Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Sa.: Sonnen-Apotheke, Austraße 10, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 29 30.
So.: Rathaus-Apotheke, Alte Schulstraße 2, Eppstein-Bremthal, Tel. 0 61 98 / 75 35. WESTLICHE STADTTEILE
Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege, Tel. 31 89 31. Zahnärzte Über Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71. Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, Tel. 1 92 92.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265. Tierärztlicher Notdienst Sa., So.: Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald / Ecke Saalburgallee, Tel. 43 21 11. Apotheken Sa.: Apotheke an der Post, Ffm.-Höchst, Hostatostraße 28, Tel. 39 62 57.
So.: Feldberg-Apotheke, Ffm.-Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30. Wiesbaden
Augenärztlicher Dienst Sa., So.: Dr. J. Elborg, Webergasse 26, Tel. 37 26 45 (Praxis), Tel. 52 01 02 (Wohnung).Apotheken Sa.: Daimler-Apotheke, Daimlerstraße 20, Tel. 42 16 02; Wellritz-Apotheke, Schwalbacher Straße 50, Tel. 40 95 65; Wilhelms- Apotheke, Wilhelmstraße 6, Tel. 30 21 00.
So.: Bismarck-Apotheke am Ring, Bismarckring 15, Tel. 30 12 93; Kur-Apotheke, A.d. Quellen 3, Tel. 30 65 31; Parkfeld-Apotheke, Biebrich, Albert-Schweitzer-Allee 51, Tel. 6 67 30. Tierärzte Sa., So.: Tierarzt Bahr, Ringkirche 10, Tel. 44 22 87. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
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STADT UND KREIS OFFENBACH 2
NSTADT UND KREIS OFFENBACH/KREIS GROSS-GERAU V
HESSEN 20
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU V
WIRTSCHAFT 7
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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
WETTERAUKREIS II
MAIN-TAUNUS-KREIS III
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(Wirtschaft); Horst Wolf (Frankfurt und Rhein-Main); Erwin Krauser (Hessen); Erich Stör (Sport);
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mentation); Wolfram Schütte (Zeit und Bild: Feuilleton/Literatur); Jutta Stössinger (Zeit und Bild:
Reportage/Moderne Zeiten). Reporter: Hans-Helmut Kohl; Dr. Roman Arens. Weitere leitende
Redakteure: Claus Gellersen, Stephan Hebel, Peter Iden, Werner Neumann, Bianka Schreiber-
Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.
Bonner Büro: Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz.
Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold
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HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21
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NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III
SONDERSEITE III
Vor knapp zehn Jahren brachte der Langenscheidt-Verlag in Deutschland das erste elektronische Wörterbuch im Taschenformat auf den Markt. "Alpha 8" konnte rund 8000 deutsch-englische Vokabeln und Redewendungen übersetzen. Zwar freute sich der Münchner Verlag jahrelang über einen "enormen Umsatz", doch erst mit der neuen deutlich leistungsfähigeren Generation der elektronischen Dolmetscher kam allgemein Bewegung in den Markt. Seit 1990 boomt das Geschäft mit den tragbaren Mini- Computern.
David J. Bedfort, der Geschäftsführer des Marktführers Hexaglot, schätzt, daß 1992 in Deutschland mit elektronischen Wörterbüchern rund 100 Millionen Mark umgesetzt werden. 1990 waren es nur zehn Millionen Mark, ein Jahr später bereits 30 Millionen Mark gewesen. Doch trotz des deutlichen Umsatzplus für die elektronischen Übersetzer glauben die Experten nicht, daß ein halbes Jahrtausend nach Gutenberg das Buch vom Kleincomputer verdrängt wird.
Die verschiedenen Anbieter der Sprachcomputer offerieren höchst unterschiedliche Geräteklassen: von einer kleinen "Traveller Card" für rund 40 Mark bis zu 750 Mark teuren Taschen-Computern, die dem Benutzer gleichzeitig als Wörter- und Notizbuch dienen. Leistungsstarke Mini-Computer wie das "Hexaglot EG 4000" (rund 400 Mark) beherrschen jeweils 30 000 Vokabeln in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Mit Synonymen arbeitet der Kleinrechner "EG 4000" mit 100 000 Wörtern pro Sprache. Der Nachfolger des ersten Sprachcomputers, Langenscheidts "Alpha 40" (rund 300 Mark), kann etwa 40 000 Vokabeln in Deutsch, Englisch und Französisch.
Sprachwissenschaftler trauen zumindest den preiswerteren elektronischen Wörterbüchern noch nicht allzuviel zu. Das Düsseldorfer Institut für Internationale Kommunikation bescheinigte in einer Untersuchung für das Verbrauchermagazin "DM" allen elf getesteten Modellen mehr oder weniger große Mängel. Während zumindest die leistungsstärkeren Rechner bei der Vokabelsuche noch glänzten, zeigten die meisten Testkandidaten bei der Übersetzung von Redewendungen Schwächen. Bei sechs von elf Geräten bemängelten die Düsseldorfer Wissenschaftler unzureichende Sprachkompetenz.
Der Kölner Linguistikprofessor Jürgen Rolshoven stellte 16 verschiedene Sprachcomputer für das Wirtschaftsmagazin "Forbes" auf den Prüfstand. Nach seiner Einschätzung eignen sich nur drei Geräte für reisende Geschäftsleute ("EG 2000" und "EG 4000" von Hexaglot sowie "Alpha 40" von Langenscheidt). Die anderen Rechner bieten sich nach dem Urteil von Rolshoven "in erster Linie für den privaten Gebrauch" an.
Bei der Speicherung der Daten verfolgen die Hersteller unterschiedliche technische Konzepte. Das Gros der Sprachcomputer greift auf festverdrahtete Chips zurück, in denen die Vokabeln gespeichert sind. In der höheren Preisklasse finden sich aber auch Taschen-Dolmetscher, die ihre Daten auf kleinen austauschbaren Speicherkarten sogenannten Integrated Curcuit Cards (ICC), verewigt haben. Die Leistungsfähigkeit dieser Rechner kann mit zusätzlichen ICC- Sprachmodulen erweitert werden. Branchenführer Hexaglot möchte für sein neuestes Modell "EG 6000" auch Speicherkarten mit Reise- und Gastronomie- Führern veröffentlichen.
Auf einer Mini-Compact-Disc speichert der "Data-Discman" von Sony seine Daten. Das knapp 1 000 Mark teure Gerät, das deutlich größer als die kleinen Taschen-Dolmetscher ist, wird mit zwei Software-Paketen ausgeliefert: dem einbändigen Bertelsmann-Universal-Lexikon (70 000 Stichwörter) und einer elektronischen Fassung des "Langenscheidts Taschenwörterbuchs Englisch". Mittlerweile sind auch drei Bände des Duden, das "Dictionary Science and Technology" (Englisch/Deutsch/Japanisch), die "Gesetzestexte" (BGB, HGB, ZPO, AkG und GmbHG) sowie neun weitere Nachschlagewerke auf CD zu haben.
Der technische Fortschritt bei den Satzsystemen ermöglicht es den Verlagen häufig, die einmal für die Buchproduktion erfaßten Texte und Grafiken auch für elektronische Datenträger zu nutzen. Die so aufbereiteten Daten können dann auch für Personal-Computer vermarktet und auf Disketten, Mini-CDs oder 12-Zentimeter-CDs angeboten werden. Auf eine 12-Zentimeter-CD passen 540 Megabyte Daten. Um möglichst viel auf der CD unterzubringen, werden die Daten komprimiert. Die häufig vorkommende Buchstabenfolge "sch" wird beispielsweise mit einem einzigen Zeichen gespeichert.
Im Buchhandel werden die elektronischen Dolmetscher nicht als ernsthafte Konkurrenz der gebundenen Wörterbücher angesehen. "Das ist zur Zeit noch ein Zusatzverkauf", meint stellvertretend für viele Meinungen der Leiter der größten Filiale des Hamburger Buchhändlers "Thalia". Die Sprachcomputer hätten vielfach doch einen zu begrenzten Wortschatz und seien im Vergleich zu normalen Wörterbüchern viel teurer, heißt es in der Spezialbuchhandlung Frensche International. "Bei uns werden diese Geräte hauptsächlich von jungen, technikbegeisterten Leuten und Geschäftsleuten gekauft." Michael Reiter vom Langenscheidt-Verlag beschreibt die bislang typische Kundengruppe so: "Vielreisende, Urlauber und Geschäftsleute, aber auch Konsum-Pioniere."
Unterdessen bemühen sich die Hersteller der elektronischen Wörterbücher vehement, den Bekanntheitsgrad und die Beliebtheit ihrer Produkte zu fördern. Allein der Branchenführer "Hexaglot" gab nach Angaben des Fachdienstes "Bücherreport" 1992 für die Werbung zwölf Millionen Mark aus, also rund ein Viertel seines Umsatzes. Bei der Vermarktung setzen die Anbieter nicht nur auf den Buchhandel, sondern verstärkt auf technische Kaufhäuser und Computerläden.
CHRISTOPH DERNBACH
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 13
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
WIESBADEN VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII
LKALSPORT VII
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3
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SPORTRUNDSCHAU 10
"Mit zehn bist du erwachsen, mit zwanzig eine alte Frau und mit dreißig tot." Denn: "Für Mädchen und Jungen, die noch vor der Pubertät in die Prostitution gezwungen werden, wird es nie mehr etwas anderes geben. Für sie gibt es praktisch kein Entkommen mehr." Das nüchterne Fazit eines grauenvollen Berichts, dessen Inhalt ganz dringend und lauthals auch und gerade in die deutsche Öffentlichkeit müßte.
Aber wahrscheinlich lesen Ron O'Gradys Buch "Gebrochene Rosen - Kinderprostitution und Tourismus in Asien" wieder nur die Falschen. Obwohl sich das vom "Europäischen Ökumenischen Netzwerk Dritte Welt Tourismus" herausgegebene Buch eben nicht damit begnügt, auf die zur Bekämpfung von Kinderprostitution vollkommen unzulänglichen Strukturen in den "exotischen" Ferienländern Asiens hinzuweisen. "Gebrochene Rosen" wendet sich vielmehr insbesondere an die Heimatländer der Touristen mit ihren mörderischen Gelüsten. Dabei geht es nicht um einseitige Schuldzuweisung, aber noch einmal stellt O'Grady unmißverständlich klar, wie der Ferntourismus die Nachfrage und den Markt für Kinderprostitution geschaffen hat und weiter nährt. Er belegt noch einmal, wie wegweisend die Nachfrage aus den Industrienationen - allen voran die USA und Deutschland - für das "Angebot" an Kinderprostituierten in Asien ist.
Die Geschichten O'Gradys sowohl über Herkunft und Lebenslauf der Opfer als auch über die offensichtlich exzellenten Verbindungen und Organisationsstrukturen der ausländischen Kinderschänder sind für Eingeweihte nicht neu. Doch in ihrer geballten Zusammenstellung und in der Verknüpfung einzelner Aspekte machen sie die Dimension des Problems deutlich: Kinderprostitution ist schon längst kein skandalträchtiger Einzelfall mehr, sondern das ausweglose Schicksal Hunderttausender Kinder und Jugendlicher in Asien.
Aus O'Gradys Schilderungen geht eindringlich hervor, wie überfällig die Initiative beispielsweise im deutschen Bundestag ist, die Täter künftig auch in ihrem Heimatland gesetzlich verfolgen und hart bestrafen zu können. Das ist womöglich das Beste an diesem Buch: Man braucht nicht in Entsetzen zu verharren, man kann etwas tun. "Wenn ihre Freunde das nächste Mal in höchsten Tönen vom Spaß und der Freude am ungetrübten Sexerleben in Bangkok sprechen, erzählen Sie ihnen von den Opfern. Erzählen Sie ihnen von Em." Das schnelle, kumpelhafte Lachen jedenfalls vergeht bei der Lektüre dieses Buches jedem, der noch bei Sinnen ist. Und: Wenn schon die Täter es nicht lesen, dann hoffentlich ihre Nachbarn. dec
Gebrochene Rosen, Kinderprostitution und Tourismus in Asien, Ron O'Grady, Horlemann Verlag, 165 Seiten, 16,80 Mark.
AUS ALLER WELT 37
Keine deutsche Landschaft bietet bessere Voraussetzungen für den Wassersport wie Mecklenburg-Vorpommern. Das nördlichste der neuen Bundesländer verdankt dies der letzten Eiszeit. Die hat, als sich das Eis zurückzog, nicht nur Endmoränen hinterlassen, ihr ist es auch zu verdanken, daß die am dünnsten besiedelte deutsche Region heute über ein Dutzend großer Seen und unzählige kleine verfügt, die teils kettenähnlich zusammenhängen. Hinzu kommen Wassergräben, Kanäle, Bäche und Flüsse - kurz: eine Landschaft, die für Wasserwanderungen wie geschaffen ist. 36 Touren zwischen Oder und Elbe hat Karlheinz Martin für seinen Führer ausgewählt.
Jede Tour wird mit einem persönlichen Erfahrungsbericht eingeleitet; etliche der Routen hat Martin mit seiner Frau Bärbel und Freunden in den vergangenen 35 Jahren mehrmals abgefahren. Gleich am Anfang finden sich Länge und Dauer der Wasserwanderung. Im Text folgen Angaben über An- und Abreise, Besonderheiten, subjektive Eindrücke.
Mitunter kollidiert das mit dem angefügten Serviceteil. Dort findet der Wasserwanderer noch einmal genaue Informationen zur Beschaffenheit des einzelnen Gewässers, Wasserständen und Wehranlagen, aber auch Hinweise auf Übernachtungsmöglichkeiten. Hinweise auf Sehenswürdigkeiten am Wegesrand, Kartenmaterial und Literatur runden die Serviceteile ab. orb
Kanu-Wandern in Mecklenburg-Vorpommern, 36 ausgewählte Touren zwischen Oder und Elbe, von Karlheinz Martin, BLV Verlagsgesellschaft, München 1992, 172 Seiten, 34 Mark.
Wohl kaum eine Stadt hat im Laufe ihrer Geschichte soviele Kriege und Tragödien, soviel Blutvergießen und Haß erlebt, wie ausgerechnet Jerusalem, die "Stadt des Friedens". Erdbeben, Kriege und Belagerungen zerstörten die Stadt. Allein in den letzten 2000 Jahren wechselte sie die herrschende Religion mindestens elfmal. Hier verehrten ägyptische Vasallenfürsten den Sonnengott Pharao, beteten Kanaaniter zu Baal, war die Müllkippe des Jebusiters Araunah, hier beging Kain den ersten Mord der Menschheitsgeschichte, wollte Abraham seinen Sohn Isaak opfern, huldigten die Hasmonäer ihrem Gott Jahwe, predigte und starb der Religionsstifter Jesus und ritt der Prophet Mohammed auf seinem geflügelten Pferd gen Himmel.
18mal mindestens wurde die Stadt wieder aufgebaut - doch die Spannungen und der Fanatismus, die aus dem Aufeinanderprallen der Religionen, Götter und Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen erwachsen, dominieren bis heute die Stadt, die - auch das einmalig - drei Weltreligionen heilig ist. Wie in einem tragischen Schauspiel, das keine Katharsis beendet, pflanzt sich die Gewalt fort. Kaum ein Tag vergeht, ohne daß in der Stadt ein Jude von fanatischen Moslems erstochen oder ein Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen wird. Es sind dieselben Mauern, die schon die Römer vor 1900 und die Kreuzfahrer vor 900 Jahren eroberten, von denen heute junge Palästinenser mit Steinschleudern vorbeifahrende israelische Polizeifahrzeuge beschießen - wie David, der vor 2500 Jahren den ersten Judenstaat mit der Hauptstadt Jerusalem gründete.
Eine wahre Tour de Force durch die Schönheit, Grausamkeit, Spannung und Traurigkeit, die Geschichte und Archäologie, die Religionen und Menschen dieser Stadt leistet der israelische Essayist und Schriftsteller Amos Elon mit seinem "Jerusalem": ein faszinierendes kaleidoskopartiges Mosaik (daher der Untertitel "Spiegelstadt").
Angesichts des Anekdoten- und Wissensreichtums, die der Autor seinen Lesern vermittelt, fällt es leicht, die wenigen Fehler zu verzeihen, die ihm unterliefen, wenn er unbedacht falsche Vergleiche aus Bereichen heranzog, von denen er offensichtlich keine Ahnung hat - ein Mangel, der auch bei anderen israelischen Autoren, wie etwa den Autobiographen Teddy Kollek oder Golda Meir, auffällt. Sicherlich eine freundliche Leseerleichterung ist die neu eingefügte Zeittafel. Völlig unverständlich bleibt allerdings, warum in der Reinbeker Ausgabe wiederum der Gewohnheit deutscher Verleger gefolgt wurde, auf den mindestens ebenso hilfreichen Index zu verzichten, der in der amerikanischen Originalausgabe natürlich nicht fehlt.
aw
Jerusalem - Innenansichten einer Spiegelstadt, Amos Elon, Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1992, 380 Seiten, 14,90 Mark.
NACHRICHTEN 2
MAIN-KINZIG-KREIS VII
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 14
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 14
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
CD-NEUHEITEN M 7
AUTO · MOTOR · VERKEHR M 11
FREIZEIT UND FAMILIE &blt;&blt;
77 Gemälde aus der Wiesbadener Gemäldegalerie waren zwischen 1941 und 1945 "zu ihrem Schutz" nach Dresden ausgelagert worden. 63 Werke kehrten 1988 nach Wiesbaden zurück - 13 Gemälde gelten weiterhin als verschollen und werden in der ehemaligen Sowjetunion vermutet. 58 der 63 Arbeiten werden nun nach aufwendiger Restaurierung im Museum Wiesbaden gezeigt. Damit sich die Gemälde für den Betrachter zu einem Gang durch fünf Jahrhunderte Malerei fügen, ist die Präsentation der ausgelagerten Werke durch rund 35 selten gezeigte Bilder aus dem Bestand des Museums abgerundet worden.
Einen ersten Schwerpunkt bildet das Mittelalter. Den Übergang von religiösen zu weltlichen Sujets markieren Arbeiten aus dem frühen 17. Jahrhundert, so auch das Stilleben des Niederländers Frans Snyders. Mit einem Schlenker über den Manierismus geht der Rundgang weiter zum Barock mit Francesco Primaticcios "Mit einem Köcher spielende Putten" als typischem Exponat. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Porträtmalerei. Mit mehreren Arbeiten vertreten sind unter anderem der Genremaler Wilhelm von Kobell und der Landschaftsmaler Christian Georg Schütz. Ein Saal ist Wilhelm Trübner und Carl Schuch vorbehalten, die hier neben Lovis Corinth für den Übergang zur reinen Malerei, zur Moderne also, stehen. (Bis 7. Februar). San
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII
MAIN-KINZIG-KREIS VIII
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ROCK-RUNDSCHAU &blt;&blt;&blt;&blt;
JAHRESRÜCKBLICK 1992 II
MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;
REISE UND ERHOLUNG M 4
REISE UND ERHOLUNG M 5
REISE UND ERHOLUNG M 6
NACHRICHTEN 4
FEUILLETON 8
SPORTRUNDSCHAU 11
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MAIN-KINZIG-KREIS VI
Tom ist es gewohnt, über die dröhnende Folkmusik der Zwei-Mann-Kapelle im Touristen-Pub hinwegzuschreien. "Den Golfplatz", brüllt Tom, und sein von jahrzehntelangem Guinness-Genuß gerötetes Gesicht tönt sich etwas dunkler, "den Golfplatz haben sie jetzt gekippt." Tom, der Rentner aus Killarney, dem Touristen-Zentrum im Südwesten Irlands, ist zufrieden. Er liebt die Natur, er ist ein begeisterter Bergwanderer. Sein Bruder dagegen sei ein fanatischer Golfspieler. "Der ärgert sich vielleicht!" Tom freut sich diebisch.
Tom hat nichts gegen Touristen, im Gegenteil. Jeden Abend schaut der dünne alte Mann in den Singing Pub "The Laurels" rein und plaudert mit den Gästen aus England, den USA und vom Kontinent. Aber das ist noch lange kein Grund für ihn, auch das Golfplatz-Projekt zu unterstützen, mit dem die Region noch mehr Besucher anziehen wollte.
Die Entwicklung des Tourismus, auf die viele besonders arme Regionen der ohnehin wirtschaftsschwachen Republik Irland ihre Hoffnungen setzen, wird emotional diskutiert, als ginge es um Abtreibung, schwängernde Priester oder lügende Koalitionspolitiker. Die Debatte findet vielerorts ihren lokalen Bezug - denn es sind zahlreiche Großprojekte der Tourismusbranche geplant. Allein von den sogenannten "Informationszentren" - auf englisch anspruchsvoll "Interpretative Centres" genannt - sind nach offiziellen Angaben auf der irischen Insel zehn in Bau oder Planung, davon vier heftig umstrittene. 20 weitere arbeiten bereits. Ermöglicht werden sie durch üppige Gaben aus dem Regionalfonds der Europäischen Gemeinschaft.
"Wir kennen die Fehler, die andere Länder vor allem an Umweltzerstörung gemacht haben", meint selbstbewußt Pater Ray Murray, der im "National Heritage Council" sitzt, dem Gremium zum Erhalt des nationalen Erbes. "Das in Irland zu vermeiden, ist ein europäisches, kein irisches Thema", fügt der junge Mann in pastoralem Ton hinzu. Den "Informationszentren" komme dabei "eine erhaltende Rolle" zu. "Und in 98 Prozent der Fälle erfüllen sie die sehr gut." Kritik am staatlichen Fremdenverkehrsamt verkneift sich der Pater trotzdem nicht: "Leider gibt es dort viele Leute, die meinen, ein Besucherzentrum müßte nicht mehr haben als einen Kartenverkauf und Toiletten."
"Die Diskussion hat die Gemeinden zerrissen, auch die Familien", erzählt der Künstler Reiner Rolff, der seit vielen Jahren auf der Dingle-Halbinsel nördlich von Killarney wohnt. An der Spitze dieses "Fingers" auf der Landkarte, die Touristen als "westlichster Punkt Europas" schmackhaft gemacht wird, entsteht eines der umstrittenen "Informationszentren". Eigentlich sollte es schon fertig sein. Doch die Auseinandersetzungen über den ausladenden Gebäudekomplex direkt am Meer, inmitten sprichwörtlich grüner Hügel, war so heftig, daß der Bau für ein Jahr unterbrochen wurde. Nun werkeln die Arbeiter wieder an der Attraktion in der Einsamkeit. Der großflächige Parkplatz ist schon über die Weiden planiert, die brachgelegen hatten.
"Die Einheimischen verkaufen ihre Großmutter für einen Arbeitsplatz", hat der kauzige Wahl-Ire Rolff beobachtet: "Die Eingeheirateten und Eingewanderten dürfen nichts sagen." Arbeitsplätze - das bedeutet für die Menschen, in der Heimat bleiben zu können, in der - im Fall der Dingle-Halbinsel - gälisch und nicht englisch gesprochen wird. Obwohl die Zahl der Ausgewanderten enorm ist, reichen die Beschäftigungsmöglichkeiten für die Zurückgebliebenen nicht aus. 25 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote auf der Dingle-Halbinsel, wie uns Anton O'Shay berichtet.
Der weißhaarige Ire mit den leuchtend blauen Augen ist zuständig für das "Leader"-Programm, das seit Juni von der Organisation "Udarás na Gaeltachta" - ebenfalls mit EG-Unterstützung - in Gang gesetzt wurde. Die staatliche "Udarás" hat die Aufgabe, Regionen wirtschaftlich aufzupäppeln, in denen gälisch gesprochen wird. Worauf dabei der Schwerpunkt liegt, ist klar: "Heute ist der Tourismus unser größter Beschäftigungszweig", erzählt O'Shay: "Bis vor fünf, sechs Jahren war das noch die Landwirtschaft." Noch immer sind die Hänge der Dingle-Halbinsel dicht bestanden von Schafen, die als Erkennungszeichen rot und blau markiert sind. Doch an ökonomischer Bedeutung werden sie mittlerweile übertroffen von den Zweibeinern mit den Kameras um den Hals, die busweise durch das Idyll transportiert werden auf Straßen, die für die großen Busse eigentlich viel zu schmal sind. Das "Leader"-Programm von O'Shay hat zum Ziel, daß diese wertvollen Besucher nicht nur für einen Tag von Killarney kommen, sondern auf der Halbinsel bleiben. Es gehe beispielsweise darum, "im Bed & Breakfast-Gewerbe" ein "hochklassiges Produkt" anzubieten, sagt er. Und natürlich Sehenswürdigkeiten. Das Informationszentrum gehört dazu. Es soll vor allem über die Geschichte der gegenüberliegenden Blasket Inseln berichten. Dort, inmitten des tosenden Ozeans, quasi auf dem letzten Vorposten vor Amerika, lebten noch bis 1953 Menschen unter abenteuerlichen Bedingungen.
Reiner Rolff könnte sich ein solches Zentrum durchaus als wichtige Institution vorstellen, wenn es nicht nur Besuchern zugute käme, sondern auch den Einheimischen. "Die gälische Kultur könnte hier konzentriert werden", meint er - und denkt etwa an das Treffen gälischer Lehrer, die heute ausgerechnet im fernab gelegenen Dublin zusammenkämen, an Wettbewerbe von Volkstanzgruppen, an Dichterlesungen. Doch nach diesem träumerischen Ausflug winkt er ab: "Ich fürchte, die Verlockung ist zu groß, daß das als Touristenzentrum dient und im September zugeschlossen wird."
Beim Streit über diese Einrichtung sei im Grund "nicht mehr zu entscheiden, wer nun recht hat". Doch aus der Perspektive des Landschaftsschützers ist er eher skeptisch: "Müssen das gerade diese Felder sein? Muß es so ausgedehnt sein?", fragt Rolff. Solche Bedenken freilich hält die Mehrheit der Einheimischen für weit weniger bedeutsam als die Hoffnung, durch die Attraktion ein paar Töpferwaren und Schafwoll-Pullover mehr verkaufen, ein paar Guinness und Irish Coffees mehr ausschenken zu können. Man dürfe nicht vergessen, wie wichtig ein paar irische Pfund für die Bevölkerung seien, betont die deutsche Irland-Kennerin Hilde Haaker: "Geld heißt hier plötzlich: eine Wasserleitung, eine Zentralheizung, ein neues Dach." Doch ob ein protziges Informationszentrum wirklich Arbeitsplätze in nennenswerter Zahl mit sich bringt? Niemand weiß es.
Nebenbei spielt auch die "große Politik" in dem Streit eine Rolle. Dem bis zum Frühjahr 1992 amtierenden Regierungschef Charles Haughey gehört nämlich Hilde Haaker zufolge eine der Blasket Inseln namens Inishvickaleane - und mancher meint, der Parkplatz am Ende des Festlandes solle wohl auch als Hubschrauber-Landeplatz für den Honoratioren dienen . . .
"Democracy" schreit es weiß auf schwarz von einem Schild an der gegenüberliegenden Küste der Inselrepublik. Die schlicht anmutende Mahnung hielten auch hier Bewohner wegen eines "Informationszentrums" für angebracht. Und wieder wird die Frage aufgeworfen: Müssen es gerade diese Felder sein? "Setzt das Zentrum um", steht auf einem anderen Transparent zu lesen am Rande jener schmalen Straße, die sich ins Tal der Boyne hinunterschlängelt. Die da protestieren, leben in einer der geschichtsträchtigsten Regionen Europas. Nah beieinander stehen dort zahlreiche gewaltige prähistorische Grabhügel - vermutlich über 5000 Jahre alt, "älter als die Pyramiden", wie jeder Reiseführer mit leuchtenden Augen erzählt, und im übrigen besser erhalten als viele moderne Wohnhäuser im ländlichen Irland.
Zum Beispiel Newgrange, die spektakulärste Grabanlage, in die von den prähistorischen Architekten eine Öffnung eingebaut wurde, die einmal im Jahr - zur Wintersonnenwende - einen Lichtstrahl in die Grabkammer fallen läßt. Den Bau mit dieser merkwürdigen Verbindung der Toten mit der Welt der Lebenden schauen sich jährlich 130 000 Menschen an. In zehn Jahren werden es Schätzungen zufolge doppelt so viele sein: noch lange nicht genug für die Tourismusindustrie, aber zu viele, um die Sehenswürdigkeit noch schonen zu können.
Die Lösung, die der Staat für dieses Dilemma vorbereitet, heißt natürlich wieder "Interpretationszentrum". Noch existiert es lediglich auf Planskizzen, bis 1994 soll es an der Boyne stehen. Das dafür zuständige staatliche Amt für öffentliche Arbeiten wirbt, das angestrebte Zentrum werde "einen spektakulären Blick auf die archäologische Landschaft" ebenso bieten wie "Ausstellungen, Literatur, Toiletten und Parkplätze". Kurz und gut: Besucher sollen, statt selbst ins Grab zu tappen, mit Abbildungen, Filmen und Erklärungen vorliebnehmen.
Dagegen haben die örtlichen Anwohner und Bauern gar nichts einzuwenden - wohl aber dagegen, daß Parkplatz, Straßen, Brücke und Gebäude gerade auf ihre Felder sollen, mit Blick auf Newgrange und den Fluß. Warum, so fragen sie, baut man das Zentrum nicht einfach in der nahegelegenen Kleinstadt Slane, wo nicht so stark in die Landschaft eingegriffen werden müsse? Das Besucherzentrum käme ihm vor wie das Produkt von "prähistorischem Denken und monumentalem Ego", giftet ein Sprecher der Baugegner, Lord Henry Mount Charles.
Die Investoren kommen offenbar schon: Bei einer Versammlung erfuhr er von Plänen, nicht weit von dem neuen Zentrum auch ein Hotel, 90 Ferienhäuser und einen Golfplatz zu bauen. Eine Nachricht, die die Bürgerinitiative nicht freut. Mit Bezug auf die für das Projekt auch gängige Bezeichnung "heritage centre" (Zentrum für das Erbe) steht auf einem Protestplakat zu lesen: "Unser Erbe ist ein Geschenk - nicht zu verkaufen."
PITT VON BEBENBURG
Die Teerstraße flimmert in der Hitze, die Finger kleben am Steuerrad. Nur alle Viertelstunde wird das Dornbuschmeer von ein paar Bretterhütten unterbrochen, Unterkünfte der Bevölkerung. Plötzlich tauchen am Horizont zehn Türme auf. Ihre Giebel, die auf Antilopen-Köpfen ruhen, werden von Elefantenstoßzähnen zusammengehalten. Ihr Fundament, ein erdfarbener Palast, wächst wuchtig aus dem Nichts. Eine Fatamorgana im nördlichen Südafrika.
Unter Palmen bittet ein Portier in afrikanischem Gewand um die Autoschlüssel. Das blecherne Relikt aus neuer Zeit wird eilends endgelagert. Über eine Wassergraben-Brücke hinweg und an einem bronzenen Leoparden-Brunnen vorbei gelangt der erschöpfte Besucher durch ein acht Meter hohes Portal in die Empfangshalle. Statt einer Rezeption ein 25 Meter hoher Kuppelsaal. Ein grelles Dekkengemälde zeigt naiv eine Dschungellandschaft; auf dem Boden ein Mosaik aus Marmorsteinen; dazwischen Gips- Säulen in der Gestalt von Elefantenbeinen; mittendrin ein Tisch auf Löwenköpfen; Wandteppiche mit Zebra-Herden; Leuchter mit Affenköpfen; Stühle mit Geparden-Tatzen. "Willkommen in Lost City", sagt eine Menschenstimme.
Die Fatamorgana ist real. "Lost City", heißt es in einer Selbstdarstellung, "ist eine der beeindruckendsten Touristenattraktionen dieser Welt." Erste Begutachter beschreiben den Hotel-Komplex als "Afrikas Antwort auf Disneyland", während Eigentümer Sol Kerzner sein jüngstes Projekt geschäftsmännisch "die Verwirklichung des Konzepts eines totalen Ressorts" nennt. Anfang Dezember wurde der 425 Millionen Mark-Palast offiziell eingeweiht: mit Laserstrahlen und zu Klängen des französischen Eletronik- Gauklers Michel Jean Jarre.
Die Superlative nehmen kein Ende: Für den 350 Betten-Palast wurden 30 Millionen Backsteine verbaut. Fünftausend Arbeiter aus dem In- und Ausland schufteten zwei Jahre lang an dem endgültigen Touristen-Großprojekt. Zur Verwandlung des an das bereits bestehende Holiday-Ressort "Sun City" angrenzende 25 Hektar-Gebiets wurden fast zwei Millionen Kubikmeter Erde bewegt und rund 1,6 Millionen Pflanzen transplantiert. Dafür kann der verblüffte Gast bald durch einen künstlichen Regenwald mit Grünzeug aus Brasilien, Madagaskar oder Borneo wandeln und sich anschließend an einem künstlichen Sandstrand räkeln oder auf zwei Meter hohen künstlichen Wellen reiten. Begibt er sich über eine Brücke in Richtung Spielcasino, kann ihn ein künstliches Erdbeben heimsuchen, das die Brücke zittern und die Glas-Augen eines Gips-Leoparden rot aufleuchten läßt. Unter seinen Füßen fließt derweil die Kunst-Lava.
Da jedes moderne Kunstgebilde auch eine phantastische Geschichte braucht, in der Steppe des südafrikanischen Homelands "Bophuthatswana" aber keine zu finden war, haben sich Sol Kerzner und sein amerikanischer Star-Architekt Wimberley Allison ihre Legende selbst zurechtphantasiert: Von einem nordafrikanischen Volksstamm ist die Rede, der vor hunderten von Jahren in den Süden gezogen kam, dort im "Tal der Sonne und des Friedens" reich und glücklich in Palästen wohnte, bis ein Erdbeben dem Paradies ein Ende machte. Die Kitsch-Geschichte ist genauso echt wie die Gips-Ruine im künstlich bewässerten Regenwald und die Elfenbein-Attrappen im Hotel-Lift.
Das jedoch wird keinen stören, der zu einem Match auf dem 100 Hektar-Golfparcour (Loch 13 liegt gleich neben einem Krokodil-Pool), einer Sitzung an einem der zahllosen Roulette-Tische, einer Safari durch den Wildpark oder einer Runde Wasserski auf dem Kunstsee eingetroffen ist. Sol Kerzner erwartet fürs nächste Jahr 1,5 Millionen Tages- und Übernachtungsgäste, zusätzlich zu den 1,5 Millionen, die bereits in diesem Jahr ins südliche Freizeit-Mekka gepilgert kamen.
Und da die wirtschaftliche Rezession die heimatliche Bevölkerung eher zuhause hält, hofft der internationale Hotel-Magnat auf die Verwöhnungshungrigen aus Europa und den USA.
Für die ist der dicke Luxus auch erschwinglich: Wer sich mit einem überladenen Doppelzimmer zufrieden gibt, zahlt 400 Mark, wer allerdings die mit 800 Einrichtungsstücken, zwei Badezimmern und einem Butler-Raum ausgestattete "King-Suite" beziehen will, muß schon 5000 Mark pro Nacht locker machen. Angesichts des barocken Wildlife-Rauschs der Innendekorateure ist ein ruhiger Schlaf trotzdem nicht garantiert.
Lucas Mangope, "Präsident" des südafrikanischen Homelands Bophuthatswana, hätte die Eröffnung des Prestige-Objekts übrigens im letzten Augenblick fast noch verpatzt. Der mit Unterstützung aus Pretoria und einer rücksichtslosen Polizeitruppe im Amt gehaltene Satellitenstaatschef hatte für Ende November die Todesstrafe für vier Häftlinge anberaumt. Erst die Intervention Sol Kerzners, der auf das Homeland wegen dessen großzügiger Casino-Gesetze dringend angewiesen ist, hielt Mangope vorerst von den Hinrichtungen ab. Auch der Afrikanische Nationalkongreß hat anläßlich der Miss-World-Wahl, mit der das Touristen-Wunderwerk Mitte Dezember eingeweiht wurde, auf die Menschenrechtsverletzungen in der Bananenrepublik rund ums "Tal der Sonne und des Friedens" aufmerksam gemacht. So ist das Scheinweltwunder doch nicht ganz der schnöden Wirklichkeit entkommen. JOHANNES DIETERICH
KULTURSPIEGEL 17
Abschied vom Leben zwischen zwei Welten
An einem Septembertag im Jahr 1971 legte die "Verdi" im Hafen von Genua an. Auf der Passagierliste fand sich der Name von Juan-Manuel Gamarra Romero, einem Peruaner, der mit zwei Koffern, einem Diplom, das ihn als studierten Kenner der Philosophie auswies, und der Hoffnung seine Reise in ein nördlich gelegenes Land fortsetzt, dort die großen Denker im Original studieren zu können.
An einem Wintertag des Jahres 1992 landet gegen 10.30 Uhr Ortszeit eine aus Rom kommende Maschine auf dem Flughafen von Lima. Auf der Passagierliste der Name eines 46 Jahre alten Mannes, der nach 20 Jahren in einer Stadt namens Frankfurt in das Land zurückkehrt, das Schlagzeilen liefert und das er Heimat nennt.
Rückkehr in eine Zukunft ohne Aussicht auf einen Arbeitsplatz. Zurück bleibt die "zweite Heimat" und eine feste Lehrstelle an der Frankfurter Universität. Kurz vor seinem Abflug hat der Lehrbeauftragte für lateinamerikanische Literatur und Landeskunde, der um die Bedeutung von Gesten weiß, einen Abschiedsbrief im universitätseigenen Publikationsorgan "Uni-Report" veröffentlicht. "In der letzten Zeit ist mir immer klarer geworden", begründet der Peruaner seinen Abschied, "daß ich ein Mensch geworden bin, der zwei Welten angehört."
Erinnerung an Deutschland: Die erste Erfahrung, die der Mann aus der nordperuanischen Stadt Chiclayo bei seiner Ankunft 1971 macht, ist eine, die ihn verwunderlich stimmt: Je weiter man in diesem Land fährt, desto kleiner werden die Züge. Juan-Manuel war von Genua aus mit dem Zug nach Köln gekommen, bestieg dort einen Zug nach Wuppertal, wechselte in einen noch kürzeren Zug nach Hagen, in Hagen nahm er seine zwei Koffer aus dem Gepäcknetz und suchte den leicht zu übersehenden, weil aus wenigen Waggons bestehenden Zug nach Iserlohn. Die Kurzbiographie des jungen Mannes, der sich am Goethe-Institut auf sein Aufbaustudium vorbereitet, welches ihm ein Graduiertenstipendium des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes ermöglicht, ist die Biographie des frühen Erwachsenwerdens.
Juan-Manuel ist neun, als der Tod des Vaters das Kind in die Rolle des Familienoberhauptes drängt. Juan- Manuel studiert Philosophie, unterrichtet an einem Gymnasium. Als auch das jüngste seiner Geschwister die Schule beendet hat, beschließt Juan-Manuel, die Verantwortung für seine Familie wie bei einem Staffellauf dem nächstfolgenden Bruder zu übergeben.
Der Mann, dem das Leben eine Herausforderung an die logistischen Fähigkeiten eines Menschen dünkt, und der von jedem Monatsgehalt ein genaues Drittel in die später einzulösende Freiheit investiert hat, ruft seine Ersparnisse ab, kauft seiner Mutter ein Haus und bewirbt sich erfolgreich bei der Deutschen Botschaft in Lima um ein Stipendium.
20 Jahre in einem Land der kürzer werdenden Züge: Promotion, Arbeit als Übersetzer und Reiseleiter, seit 1984 Dozent an der Frankfurter Universität.
In Chiclayo will der Mittler zwischen zwei Welten ein peruanisch- deutsches Kulturinstitut aufbauen. Vermeintliche Sponsoren wie das Goethe-Institut, das Auswärtige Amt, lobten seine Idee und beschlossen ihre ablehnenden Briefe mit einem guten Rat: "Wegen der Qualität des Gedankens" möge Señor Gamarra Romero diesen weiterverfolgen. sar
"Seit Ende der achtziger Jahre sinken im Westen Deutschlands alle Schadstoff- Emissionen der Pkw; um das Jahr 2000 werden sie trotz weiter steigendem Verkehr nur noch einen Bruchteil der heutigen betragen. Und dies gilt auch für die anderen Länder Europas." Diesen optimistischen Ausblick gab dieser Tage der Direktor des Instituts für Thermodynamik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Prof. Franz Pischinger auf einem Seminar in Berlin. Seit dem Jahre 1970 wurden die Grenzwerte für den Schadstoff-Ausstoß von Pkw in Westeuropa nach seinen Worten etwa beim Stickoxid (NOx) auf 26 Prozent, bei den unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) auf zwölf Prozent und beim Kohlenmonoxid (CO) sogar auf neun Prozent der Ausgangswerte abgesenkt.
Diese vom Gesetzgeber in mehreren Etappen beschlossene Reduzierung der maximal zulässigen Schadstoffe wurde nach den Worten von Prof. Pischinger auch nicht durch die drastische Zunahme des Pkw-Bestandes völlig zunichte gemacht. Vielmehr lasse sich bereits heute eine deutlich absinkende Tendenz bei der absoluten Menge aller gesetzlich geregelten Abgas-Schadstoffe in Europa nachweisen. So sei in den elf westlichen Bundesländern Deutschlands beim CO eine Absenkung der jährlichen Menge von derzeit rund zehn Millionen Tonnen auf etwa drei Millionen Tonnen im Jahre 2000 zu erwarten, beim HC sei eine Verringerung von derzeit 1,1 Millionen Tonnen auf zirka 300 000 Tonnen anzunehmen, und beim NOx werde der vom Pkw verursachte Ausstoß ebenfalls von rund 1,1 Millionen Tonnen auf weniger als 600 000 Tonnen jährlich am Ende dieses Jahrhunderts abgesenkt sein. Diese Entwicklung wird vor allem eine Folge der für 1996 beschlossenen weiteren Verschärfung der Abgas-Grenzwerte für Pkw in der Europäischen Gemeinschaft sein.
Der einzige Schadstoff, der diese Entwicklung zu immer geringeren absoluten Mengen nicht mitmachen wird, ist das seit einiger Zeit kritisch diskutierte Kohlendioxid (CO2). Das dem Pkw in Westdeutschland anzulastende Volumen steigt seit 1970 kontinulierlich an, hat seitdem nach knapp 60 Millionen Jahrestonnen mittlerweile einen jährlichen Ausstoß von etwa 100 Millionen Tonnen erreicht und wird auch bis zum Jahre 2000 auf diesem hohen Niveau verharren.
Der beste Ansatzpunkt, hier eine Wende herbeizuführen, ist für Prof. Pischinger die weitere Verbrauchsreduzierung beim Pkw-Motor. Der Aachener Wissenschaftler, der diese Ausführungen kürzlich auf einem Seminar des Autokomponenten-Herstellers Pierburg in Berlin machte, sieht beim Benzinmotor noch ein Einsparpotential von etwa 30 Prozent, wenn alle technischen Register gezogen werden. Beispielsweise könnte die konsequente Einführung der Vierventiltechnik in Verbindung mit Schaltsaugrohr-Steuerung und Nockenwellenverstellung gegenüber dem heutigen Zweiventilmotor eine 13prozentige Verbrauchseinsparung erbringen. Weiteres Hilfsmittel sei die Umstellung der Motoren auf langen Hub, was mehr Drehmoment im unteren Drehzahlbereich ergibt und mithin längere Getriebeübersetzungen erlaubt. Allein dadurch sei ein weiterer Verbrauchsvorteil in Höhe von vier Prozent erzielbar. Auch eine weitere Steigerung des Verdichtungsverhältnisses bringe noch einmal zwei Prozent Kraftstoffeinsparung. Aber auch beim Kraftstoff selbst sei durch mehr sauerstoffhaltige Komponenten ein Verbrauchsvorteil erreichbar. Auch eine optimierte Abgasrückführungstechnik, die sich den jeweiligen Fahrzuständen anpaßt, ist nach Ansicht von Prof. Pischinger ein Weg zu weiterer Kraftstoffeinsparung.
Allein diese "konventionellen" Methoden bringen nach seinen Worten eine Gesamteinsparung von rund 22 Prozent. Darüber hinaus könnten noch einmal etwa zwölf Prozent Minderverbrauch hereingeholt werden, wenn man zur "Beatmung" des Motors von der klassischen mechanischen Ventilsteuerung Abschied nehme und jeden einzelnen Ein- und Auslaß-Kanal mit Hilfe elektronisch angesteuerter Stell-Elemente optimal an die jeweiligen Bedingungen im Zylinder anpassen könnte. Damit wären die üblichen Drosselverluste im Teillastbetrieb nahezu vollständig vermeidbar.
Dieses enorme Einsparpotential, das der Aachener Wissenschaftler beim Benzinmotor sieht, läßt naturgemäß sofort die Frage aufkommen, ob dann der Dieselmotor mit seinem bisher mindestens 20 Prozent betragenden Verbrauchsvorteil im Pkw noch eine Existenzberechtigung haben kann. Prof. Pischinger sieht jedoch auch bei ihm noch ein großes Reservoir an Möglichkeiten der Verbrauchsreduzierung. Schon der heutige Dieselmotor schneide im Hinbick auf seine Belastung der Umwelt durch Kohlendioxid hervorragend ab. Er habe hier gegenüber dem vergleichbaren Ottomotor einen eindeutig gesicherten CO2-Vorteil "von mindestens 20 Prozent". Gegenüber dem heutigen Wirbelkammer-Diesel im Pkw sieht Prof. Pischinger unter anderem durch die Einführung der Direkteinspritzung, der Abgasrückführung, elektronisch gesteuerter Pumpendüsen, Vierventiltechnik, Hochaufladung , Hochdruckeinspritzung und variablen Drall im Einlaßsystem noch einmal ein Einsparpotential von mindestens 30 Prozent.
Für Prof. Pischinger ist damit klar: "Der Pkw-Diesel wird auch in Zukunft seinen Verbrauchs- und CO2-Vorteil gegenüber dem Otto-Motor halten können." Die heutige Motorentechnik biete noch genügend Potential, um den Anforderungen der Zukunft hinsichtlich Schadstoff- Ausstoß, Kraftstoffverbrauch und CO2- Emission gerecht zu werden. PETER KLINKENBERG
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Wilhelm Genazino Kafkas Scheitel Wir wissen nichts - es fällt uns nur immer etwas ein · Über Autoren und ihre Abbilder
Dabei kennt jeder Leser das Verlangen, sich in der Biografie eines bewunderten Autors auszukennen. Es handelt sich dabei um einen ästhetisch sublimierten Neid, um eine Anerkennung der Paradoxie, daß auch die gescheitertste Dichter-Existenz richtig und notwendig war, weil sie das von uns geliebte Werk hervorgebracht hat. Aber weil die meisten Leser auch als Fachleute gelten wollen, halten sie sich denn auch brav an das Biografie-Tabu. Und dies, obwohl jeder, der gern und viel liest, schon oft die Erfahrung hat machen können, daß Texte uns auf unerklärliche Weise oft näher sind als selbst vertraute Personen. Es sind Texte, nicht Menschen, die so tief in uns eindringen, daß sie unser eigenes Geheimnis anzurühren vermögen. Und zwar folgenlos; wir werden für diese Nähe nicht bestraft.
Das ist eine merkwürdige, geheimnisvolle und beunruhigende Tatsache, auf die wir nicht gefaßt sind. Dabei können wir nicht behaupten, daß sich uns der Text auf ungehörige Weise aufgedrängt hat. Wir, die Leser, sind es, die einem Text, indem wir ihn lesen, eine solche Intimität erlauben. Wer einen Text zu lieben beginnt, liebt immer auch etwas von sich selbst, das nur durch den Text Repräsentanz erlangt - für die Dauer der Lektüre.
Freilich ist der Hinweis auf den narzistischen Transfer noch keine Erklärung dafür, wie der Text die Abspiegelung leistet. Der Text selber verrät erst recht nichts von der Technik seines Eindringens. Die Auskünfte der Literaturwissenschaft stellen uns auch nicht zufrieden, im Gegenteil; die Germanistik beschimpft uns wegen unseren trivialen biografischen Interesses, kann aber selbst nicht aufklären, warum das offiziell Geächtete so oft das heimlich Geliebte ist. Dies ist der Augenblick, in dem sich das Interesse des Lesers vom Text auf seinen Verfasser verschiebt. Die Verfasser selber, so müssen wir annehmen, verwahren die Schlüssel zu den Geheimnissen, die uns bewegen und beunruhigen.
Aber wie können wir über Autoren etwas herausfinden? Autoren sind abwesend. Was Klappentexte, Nachworte oder Rezensionen in Zeitungen und Zeitschriften über sie mitteilen, geht über eine knappe Skizze selten hinaus. Erst nach dem Tod des Autors kann mit weiteren Aufschlüssen gerechnet werden. Aber auch dann dauert es noch Jahre, bis endlich Tagebücher, Briefbände und Erinnerungen von Dritten erscheinen. Solange will ein leidenschaftlicher Leser nicht warten. Was bleibt ihm, was tut er oder sie bis dahin? Er verschiebt sein Interesse - die erste Verschiebung bewegte sich vom Text auf den Autor -, ein weiteres Mal, diesmal vom Autor auf das Bild des Autors.
Denn Autorenfotos können, so spekuliert der Leser, der Aufhellung der Beziehungen zwischen dem Leben des Textes und dem Leben des Lesers dienen. Ein verständiger Leser ahnt ohnehin, daß Autoren immer auch etwas zurückbehalten, Details der eigenen Lebenswelt und Erfahrung, oft winzige, aber wichtige Zwischenstücke, die durch ihre eigene Unscheinbarkeit vor Entdeckung geschützt sind. Aber vielleicht stellen sich diese verborgenen Hinweise sozusagen selber aus, womöglich gegen den Willen der Autoren: nämlich auf deren Abbildern, die wir nur genau genug zu lesen haben.
Was der Text mühsam verbirgt, enthüllt ohne Absicht - vielleicht - das Foto. Es sind vermischte, zuweilen unseriöse Informationen, die der spekulierende, Fotos betrachtende Leser erwartet, auf jeden Fall sind es Informationen, die weit über das hinausgehen, was in der Germanistik die ästhetische Erschließung des Textes heißt. Denn der durch Textnähe beunruhigte Leser will mehr wissen: nämlich, wenn es gut geht, den Grund der Vertrautheit des Textes mit seiner Innenwelt.
Sein Verstehensziel heißt: Wie ist der Autor zur besonderen Tiefe seiner Einsicht und damit meinem eigenen Selbstverstehen so nahe gekommen? Welche biografischen oder leib-seelischen Schaltungen müssen wir in den Blick nehmen, um die Koppelung eines Werks an einen bestimmten Stoff nachempfinden zu können? Und auf welchen Stationen hat sich ein Stoff im Subjekt des Autors so weit nach vorne gearbeitet, bis er zum bestimmenden Impuls des Schreibens wurde? Und können Fotos Hinweise stiften für eine solche, in der Literaturwissenschaft nicht vorhandene und deswegen vielleicht zu entwerfende Theorie der Affinität des Autors zu seinem Werk?
Ein Beispiel für eine solche Theorie der Affinität, die nur aufgrund von Porträt-Fotos möglich ist, können wir mit Hilfe der Abbilder von Franz Kafka fixieren. Die Fotos, die es von diesem Autor gibt, kann man in zwei Sorten unterteilen. Die erste Sorte, die in der Überzahl ist, zeigt Kafka mit strengem Mittelscheitel. Auf der zweiten Sorte von Bildern, von der es nur wenige Beispiele gibt, sehen wir den Autor ohne Mittelscheitel. Die Bilder ohne Mittelscheitel sind die freieren, die menschlicheren, die gelasseneren, die privaten. Es fehlt ihnen das Erschreckte, das Panische, das fledermausartig In-die- Enge-Gedrückte, das wir von den meisten Kafka-Bildnissen kennen. Und wir sehen - auf den wenigen Fotos ohne Mittelscheitel -, Kafkas ungebändigten, dichten Haarwuchs, der der damals vorherrschenden Form des fotografischen Herren-Porträts nicht verpflichtet ist.
Auf den Fotos mit Mittelscheitel ist Kafkas Haar dagegen streng und straff nach links und rechts gekämmt und überdies feucht und glänzend pomadisiert. Wir erkennen das zurechtgestutzte, gelackte und offen unterdrückende Moment des kleinbürgerlichen geduckten Daseins, unter dem Kafka sein kurzes Leben lang gelitten hat. Der Mittelscheitel ist so exakt und makellos ausgeführt, daß die Kopfhaut darunter wie eine weiße Linie erscheint und unserem Assoziationsvermögen die Idee einer Spaltung nahelegt oder eingibt. Mit ein wenig Phantasie können wir die Spaltungslinie des Mittelscheitels nach vorne verlängern und sie in der Verlaufsform der Nase fortgesetzt finden, die - mit scharfem Kamm - das Gesicht genauso teilt wie der Mittelscheitel den Kopf.
Mit diesen Assoziationen ist es plötzlich einleuchtend, sich unter dem Hauptproblem des abgebildeten Mannes eine innere Aufspaltung und die dazugehörige Zerrissenheit vorzustellen, die zu Kafkas Lebzeiten um so besser verborgen bleiben konnte, weil der Mittelscheitel in den zwanziger und dreißiger Jahren ein verbreitetes Zeichen für bürgerliche Wohlsituiertheit war. Wer diese Spur einmal aufgenommen hat, stellt dann auch bald fest, daß die Selbstdarstellungen mit Mittelscheitel sozusagen Kafkas offizielle Erscheinungsweise war. Mit Mittelscheitel ließ er sich aus Anlaß der Promotion abbilden; wir sehen den Mittelscheitel auf Paß- und Bewerbungsfotos; wie sehen ihn auf Bildern, die Kafka als Beamter der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt Prag benötigt hat; wir erkennen ihn auf dem Verlobungsfoto an der Seite von Felice Bauer; wie sehen ihn auf einem Schülerbild zu Anfang seiner Gymnasialzeit; und wir sehen ihn auf einem Bild aus dem Jahre 1914, aus Kafkas ernstester und angespanntester Lebensphase, zur Zeit der Niederschrift des Prozeß.
Es ist das unruhigste und die Unruhe zugleich verbergendste Bild, das es von Kafka gibt: Mit steinernem Ernst blickt er seinem schwierigsten Anliegen, dem Schreiben, in das nicht fixierbare Auge. Im Gegensatz dazu sind die Fotos ohne Mittelscheitel erkennbar Bilder ohne Anlaß und also auch ohne Nötigung zur Repräsentation. Sie zeigen einen gelassenen, träumerisch gestimmten jungen Mann, der aussieht wie andere junge Männer seiner Zeit, ein Mensch ohne Zwanghaftigkeit.
Am 10. Juni 1914 schrieb Kafka an seine Schwester Ottla diese Zeilen: "Ich schreibe anders als ich rede, ich rede anders als ich denke, ich denke anders als ich denken soll und so geht es weiter bis ins tiefste Dunkel."
Beschreibt der Autor in diesen drei Zeilen nicht selbst die tiefe Spaltung, die wir zuvor, freilich nur anhand von Bild- Zeichen, festgestellt haben? Die Spaltung gilt auf drei Ebenen: auf der des Schreibens, des Redens und des Denkens. Es handelt sich dabei nicht um eine Spaltung im klinischen Sinn, also nicht um eine Schizophrenie, die das Subjekt schubweise paralysiert bis hin zur vollkommenen Ich-Auflösung. Sondern um eine geistig empfundene Spaltung zwischen Sein und Sollen, um den Riß, der durch uns alle hindurchgeht und den wir - je nach Temperament - intellektuell verschärfen oder aber vollständig verdrängen können.
Das Zeichen des Risses ist der Mittelscheitel; an ihm können wir wenn nicht erkennen, so doch ahnen, wovon sein Träger bestimmt ist. Unter den Kafka-Fotos gibt es ein besonders eindrucksvolles, ein Kinderbild, das entstand, als Kafka etwa sechs Jahre alt war.
Walter Benjamin hat dieses Foto in seinem 1931 zuerst erschienenen Aufsatz Kleine Geschichte der Fotografie ein Bild von "uferloser Trauer" genannt und es so beschrieben -: "Da steht in einem engen, gleichsam demütigenden, mit Posamenten überladenen Kinderanzug der ungefähr sechsjährige Knabe in einer Art von Wintergartenlandschaft. Palmenwedel starren im Hintergrund. Und als gelte es, diese gepolsterten Tropen noch stickiger und schwüler zu machen, trägt das Modell in der Linken einen unmäßig großen Hut mit breiter Krempe, wie ihn Spanier haben. Gewiß, daß es in diesem Arrangement verschwände, wenn nicht die unermeßlich traurigen Augen diese ihnen vorbestimmte Landschaft beherrschen werden."
Was Walter Benjamin nicht gesehen hat: Dieses Kinderbild ist das erste, auf dem wir Kafkas Bildmale erstmals erkennen können, und zwar beide zugleich. Einerseits zeigt der Knabe den vollen, ungekämmten Haarwuchs; andererseits sehen wir in der Mitte der Stirn das erste Anzeichen des zukünftigen Mittelscheitels, weil sich genau dort das dichte Kinderhaar nach links und nach rechts zu teilen beginnt und weil sich in dieser Teilung eine bildhafte Vorwegnahme der künftigen Konflikterfahrung Kafkas andeutet. Die "unermeßlich traurigen Augen", von denen Walter Benjamin gesprochen hat, sind dann der unbewußte Ausdruck für eine zu erwartende Spaltungsidentität, die der Sechsjährige zwar weder fassen noch ahnen kann, die er aber gleichwohl schon ausdrückt. Das heißt: Wir, Franz Kafkas spätere Leser, die wir sein Leben inzwischen genau so schätzen wie sein Werk, wir als fremde und nachträgliche Betrachter erkennen das mit hoher Wahrscheinlichkeit existenzbestimmende Zeichen nur deswegen, weil es auf einem Kinderfoto Bildmale gibt, die sich mit Bildmalen auf anderen Fotos zu einem Code zusammenschließen lassen, der den Mittelscheitel zur Metapher eines Lebensromans macht.
Das Faszinierende der Bildsprache besteht also in einer paradoxen Verschränkung und spielerischen Selbstaufhebung von Zeit: Wir erkennen nachträglich, was in einer vergangenen Zeit die Zukunft eines Menschen bestimmt hat und wozu der Betroffene selbst, ohne davon wissen zu können, die Fingerzeige liefert: Franz Kafka wächst auf diesem Kinderfoto in seine zukünftige Lebensspannung hinein, weiß von diesem Auftakt selbst nichts und stellt ihn trotzdem, als Zeichen, präzise dar.
Aus diesem Widerspruch erklärt sich der Status von Autorenfotos: Sie bleiben ein außerliterarischer Kommentar zum Werk, der dennoch, sozusagen vor-literarisch, in das Zentrum der Affinität des Autors vordringt. Der Leser dechiffriert diesen Kommentar und erkennt ihn als das Verbindungsstück zwischen dem Unbewußten des Autors und dem Unbewußten des Lesers. Das Bild des Autors wird auf diese Weise zum persönlichen Roman des Lesers. Der Leser ist eine in gewissem Sinne haltlose Instanz. Er folgt dem Text als dem Medium seiner Selbstverständigung, das heißt: er folgt einer Lust, von der er nicht wollen kann, daß sie je zu Ende geht. Deswegen kann er auch nicht wollen, daß ein von ihm geliebter Roman jemals auf seiner letzten Seite ankommt. Rückt dieses Ende dennoch näher, dann muß der Leser beginnen, sich dieses Stück Literatur noch einmal zu erzählen, und zwar von einer Position aus, die um das Wissen der Lebensgeschichte des Autors bereichert ist.
Dazu benutzt er alles Material, was sich auftreiben läßt, und mischt es in den Kammern seiner Einbildungskraft so lange durcheinander, bis ein neuer, der Roman des Lesers entstanden ist.
Kant hat die Einbildungskraft so definiert -: "Einbildungskraft ist die blinde, obgleich unentbehrliche Funktion der Seele, ohne die wir keine Erkenntnisse haben würden."
In diesem Satz kommen die beiden entscheidenden Worte vor, ohne die es keinen Leser-Roman geben kann: Blindheit und Unentbehrlichkeit. Die Blindheit ermächtigt und befähigt uns zu Eingebungen, die wie seriöses Wissen aussehen. Wir beachten dabei nicht die kälteste Wahrheit, die von jedem Foto ausgeht, die Wahrheit nämlich, daß wir immer nur Betrachter sind, weiter nichts. Wir wissen, es fällt uns immer nur etwas ein. Jede weitere Ableitung geht auf das Konto der Einbildungskraft des Leser- Roman-Schreibers. Der Leser möchte die Herrschaft des Scheins beenden - und setzt diese Herrschaft doch nur fort. Oder, anders gesagt: Jede Abbildung lockt unsere Phantasie heraus - zugunsten unserer eindrucksvollen Blindheit, die uns sehend macht. Fotos spekulieren gleichsam mit einem verinnerlichten Erfahrungswissen in uns, das sie nur abrufen müssen, freilich in hochkonzentrierten, verdichteten Zeichen, die wir, um zu ihrer Mitteilung zu gelangen, in möglichst kleine Teile zerlegen müssen.
Das einzig verläßliche Instrument, das uns für solche Zerlegungen von Bildzeichen zur Verfügung steht und das gar kein Instrument ist, sondern eine Naturanlage, ist die schon erwähnte, von Kant so genannte "Einbildungskraft". Sie ist - mit den Worten von Kant - ein "produktives Erkenntnisvermögen", das, noch einmal Kant, "etwas über die Erfahrungsgrenze hinaus Liegendes" fixieren will. Natürlich verwendet Kant nicht das moderne Wort "fixieren"; er gebraucht - im § 49 von Teil I der Kritik der Urteilskraft - das genauere Verb "streben". Das Wort "streben" zeigt zutreffend an, daß unsere Einbildungskraft ein Drang ist, der - deswegen ist er ein solcher - nie an ein Ende kommen kann. Das wiederum bedeutet zweierlei: 1. Wir haben keine Wahl: Wir müssen erkennen, wir müssen zu Ergebnissen kommen. 2. Die nie erlahmende Bewegung des Drangs nötigt uns, das je Erkannte als etwas Vorläufiges anzusehen, das durch etwas neu Erkanntes ersetzt werden wird. Auf die Auslegung von Fotos projeziert können wir den Kantischen Satz so anwenden: Die Fotos schweigen, und zwar immer; sobald sie aber von Menschen angeschaut werden, fangen sie an zu sprechen; oder, genauer: Sie lösen, wenn wir Glück haben, einen das Foto erschließenden Text in uns aus.
Der etwa sechsjährige Franz Kafka
Paßfoto um 1916
Mit Felice Bauer in Budapest 1917
Paßfoto von 1908
Das letzte Bild 1923/24 (Fotos: Archiv Wagenbach)
Die Pauschale ist tot, es lebe die "Individualpauschale". Der Gast von morgen will in der Nebensaison nicht mehr geködert werden durch allerlei zusätzliche Leistungen, die eigentlich selbstverständlich sind oder die er gar nicht wünscht. Nicht jedem, der am Ferienziel angelangt ist, gelüstet es sogleich nach einem "Willkommens-Schnapserl", und nicht jeder will unbedingt "gratis ins Hallenbad". Am Ende fühlt sich der Pauschalurlauber gar noch geprellt, wenn er bemerkt, daß der Eintritt zum Heimatabend ohnehin frei ist.
Wenn schon Vergünstigungen, dann solche, die der Urlauber selbst wählen kann. Diese Möglichkeit bieten jetzt zwei oberbayerische Gemeinden, Oberaudorf im Inntal und Wallgau im Werdenfelser Land, mit Hilfe von Punktekarten versuchsweise an. Die sogenannte "Individual-Pauschale" funktioniert so: Der Gast zahlt einen normalen Preis für Übernachtungen mit Frühstück oder für Halbpension, je nach Beherbergungskategorie und Saison zwischen 293 und 583 Mark. Fällt der Aufenthalt in die Zeit vom 9. Januar bis 5. April, dann bekommt er 50 Punkte, während er vom 17. April bis 29. Mai mit 35 Punkten begünstigt wird.
Diese Punkte kann er einzeln und beliebig verwenden. Innerhalb der Winterpauschale "zahlt" er beispielsweise 29 Punkte für einen kompletten Skikurs, neun für eine Tagesskikarte mit Buszubringer, acht für die Wendelsteinbahn und einen für das Hallenbad im Ort. Die Frühjahrspauschale bietet außerdem einen Busausflug, wobei man zwischen sechs verschiedenen Tagesreisen wählen kann.
Zusätzlich können die Punkte bei beiden Pauschalen für einen "Gesundheitstag" mit allerlei Anwendungen, eine Rükkenmassage, eine kosmetische Behandlung oder eine Tennisstunde verwendet werden. Und der Clou: für fünf Punkte bekommt man ein Gäste-Menue in einem der dafür ausgewiesenen Gastronomiebetriebe; in Oberaudorf und Niederaudorf beteiligen sich bisher acht Gasthöfe im Tal und auf den Höhen an diesem gemeinsamen Tisch, der den Gast von der Bindung an eine einzige Küche erlöst und trotzdem die Nebenkosten im Dorf läßt.
Nach diesem System kann jeder Gast seinen Urlaub nach eigenen Wünschen mit Extras bereichern, ohne extra dafür zahlen und ohne einen bestimmten Leistungskatalog abhaken zu müssen. Unermüdliche Skifahrer zum Beispiel können fünf Tage lang alle 22 Sessel- und Schlepplifte auf dem Sudelfeld benutzen
AUSKUNFT: Fremdenverkehrsverband München-Oberbayern, Sonnenstraße 10, 8 München 2, Tel. 089 / 59 73 47.
Eine andere Alternative zur herkömmlichen Urlaubspauschale, die nach einer Untersuchung des Touristik-Beraters Hannes Boventer immer weniger genützt wird, hat man sich in Rottach-Egern für die stilleren Wochen des Winters ausgedacht: den "Ferien-Sparschein". Im ganzen Tegernseer Tal bekommt der Übernachtungsgast damit freien Eintritt ins Bauerntheater, Freifahrten an zwei Schleppliften, Ermäßigungen an zwei Seilbahnen, bei einer Skischule, bei einer Pferdeschlittenfahrt, in Sauna, Kegelbahn, Tennishalle und anderen Anlagen. Und seine Farbbilder vom Urlaub kann er für nur 50 Pfennig entwickeln lassen.
SEPP FALLENSTELLER
Tunesien wird in der kommenden Saison auch als Reiseland für deutsche Auto-Touristen interessant. Die Voraussetzungen dafür schuf jetzt die Reederei Alimar, die in der Saison 1993 erstmals einen direkten Fährdienst von Livorno/ Italien nach Tunis anbietet. Bisher gab es nur eine Autofähre von Spanien in die tunesische Hauptstadt. Das Fährschiff startet jeweils freitags und sonntags von Livorno. Die Fährpassage ist in Deutschland bei Seetours zu buchen. dpa
In der Kadirga-Bucht, ein paar Kilometer westlich des türkischen Jacht- und Segelparadieses Marmaris an der Ägäisküste, stinkt es buchstäblich zum Himmel. Über 100 freiwillige Helfer, hauptsächlich aus Baden-Württemberg, haben zusammen mit türkischen Umweltschützern Dutzende von prall gefüllten blauen Müllsäcken am Strand aufgeschichtet. Der Stuttgarter Reiseveranstalter ATT hat sich diese einwöchige "Strandsäuberungsaktion" einen sechsstelligen Betrag kosten lassen, um zusammen mit den örtlichen Behörden ein Signal in Sachen Umweltschutz zu setzen. Das ist bitter nötig, denn die Buchten und Strände in den Hochburgen des Tourismus sind in einem schlechten Zustand: reihenweise wilde Müllkippen an den Ufern, angelegt von teilweise illegal betriebenen Strandrestaurants, aber auch Hinterlassenschaften der vielen Segel- und Motorboote, die hier kreuzen.
Auch in den Touristenorten ist eine geregelte Abfall- und Abwasserentsorgung eher die Ausnahme, die ausgewiesenen Deponien wären nach den Standards der Europäischen Gemeinschaft (EG) kaum genehmigungsfähig. Die Natur und auch die örtlichen Entsorgungsbehörden sind dem krassen Zyklus des Massentourismus mit seinem absoluten Sommerhoch nicht gewachsen. Beispiel Marmaris: 25 000 Einwohner zählt das ehemalige Fischerstädtchen inzwischen, im Sommer wohnen hier über 200 000 Menschen. Für Kläranlagen stellt die Situation ein schier unlösbares technisches Problem dar, erklärt der Biologe Peter Nießlbeck von einer Münchner Umweltberatungsfirma. So geht immer noch ein großer Teil der Abwässer ungeklärt in die Buch von Marmaris, die nur durch einen schmalen Durchlaß mit dem offenen Meer verbunden ist. Zwar entspricht die Wasserqualität laut Nießlbeck der EG-Badewasserverordnung, trotzdem steht die Bucht wegen der immensen Faulschlammentwicklung vor dem ökologischen Exitus. Zusätzliches Pech für die Touristenmetropole: Aufgrund der ungünstigen Strömungsverhältnisse wird "der ganze Dreck des westlichen Mittelmeeres hier angetrieben", so Nießlbeck.
Bürgermeister Izmet Karadinc ist sich bereits im klaren darüber, daß die Zukunft des Tourismus von sauberen Stränden und klarem Wasser abhängt. Aber wirklich effektive Maßnahmen wie Kläranlagen sind kostspielig, der öffentlichen Hand fehlen die Mittel. So versucht er, über eine Umweltstiftung und Firmenspenden Geld zusammenzubringen. Das erste große Projekt soll ein 600 000 Mark teures "Müllschiff" sein, das Müll und Abwässer der Schiffe gegen Gebühr entsorgt.
Als Anreiz dafür, es anzulaufen, wird an Bord ein Supermarkt eingerichtet. Damit entfiele für die Boote weitgehend das Versorgungsproblem. Karadinc hofft, so der wilden Entsorgung Einhalt gebieten zu können.
Das größte Problem an Land ist die Bauwut und die Zersiedelung der Küstenlandschaft. Für die Marmarisbuchtkam der Baustopp vor zwei Jahren zu spät. Hier war schon alles dicht, und im Hinterland wird nun munter weitergebaut. Die Regierung hat die irreparablen Schäden längst erkannt. Turan Sölemez, Berater des türkischen Umweltministers mit langer Deutschlanderfahrung, will deshalb auf lange Sicht Masse durch Qualität ersetzen. Rund sieben Millionen Touristen, darunter eine Million Deutsche, haben in diesem Jahr bereits rund vier Milliarden US-Dollar in der Türkei ausgegeben. Die Branche rangiert als Devisenbringer zwar noch hinter dem Export auf Rang zwei, das soll sich jedoch bis zum Jahr 2000 ändern.
Durch staatliche Initiativen im Umweltschutz will das Land einem immer umweltbewußteren Publikum gerecht werden und durch gezielte Förderung des Qualitätstourismus mit weniger Urlaubern mehr Geld verdienen. So wurde nach Angaben von Professor Sölemez 40 Städten der Südküste ein aufwendiges Programm zum Bau von Kläranlagen auferlegt, dessen Finanzierung jedoch mit der Gewährung internationaler Kredite steht und fällt. DIETER BALLE
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Wohl kaum eine Stadt hat im Laufe ihrer Geschichte soviele Kriege und Tragödien, soviel Blutvergießen und Haß erlebt, wie ausgerechnet Jerusalem, die "Stadt des Friedens". Erdbeben, Kriege und Belagerungen zerstörten die Stadt. Allein in den letzten 2000 Jahren wechselte sie die herrschende Religion mindestens elfmal. Hier verehrten ägyptische Vasallenfürsten den Sonnengott Pharao, beteten Kanaaniter zu Baal, war die Müllkippe des Jebusiters Araunah, hier beging Kain den ersten Mord der Menschheitsgeschichte, wollte Abraham seinen Sohn Isaak opfern, huldigten die Hasmonäer ihrem Gott Jahwe, predigte und starb der Religionsstifter Jesus und ritt der Prophet Mohammed auf seinem geflügelten Pferd gen Himmel.
18mal mindestens wurde die Stadt wieder aufgebaut - doch die Spannungen und der Fanatismus, die aus dem Aufeinanderprallen der Religionen, Götter und Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen erwachsen, dominieren bis heute die Stadt, die - auch das einmalig - drei Weltreligionen heilig ist. Wie in einem tragischen Schauspiel, das keine Katharsis beendet, pflanzt sich die Gewalt fort. Kaum ein Tag vergeht, ohne daß in der Stadt ein Jude von fanatischen Moslems erstochen oder ein Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen wird. Es sind dieselben Mauern, die schon die Römer vor 1900 und die Kreuzfahrer vor 900 Jahren eroberten, von denen heute junge Palästinenser mit Steinschleudern vorbeifahrende israelische Polizeifahrzeuge beschießen - wie David, der vor 2500 Jahren den ersten Judenstaat mit der Hauptstadt Jerusalem gründete.
Eine wahre Tour de Force durch die Schönheit, Grausamkeit, Spannung und Traurigkeit, die Geschichte und Archäologie, die Religionen und Menschen dieser Stadt leistet der israelische Essayist und Schriftsteller Amos Elon mit seinem "Jerusalem": ein faszinierendes kaleidoskopartiges Mosaik (daher der Untertitel "Spiegelstadt").
Angesichts des Anekdoten- und Wissensreichtums, die der Autor seinen Lesern vermittelt, fällt es leicht, die wenigen Fehler zu verzeihen, die ihm unterliefen, wenn er unbedacht falsche Vergleiche aus Bereichen heranzog, von denen er offensichtlich keine Ahnung hat - ein Mangel, der auch bei anderen israelischen Autoren, wie etwa den Autobiographen Teddy Kollek oder Golda Meir, auffällt. Sicherlich eine freundliche Leseerleichterung ist die neu eingefügte Zeittafel. Völlig unverständlich bleibt allerdings, warum in der Reinbeker Ausgabe wiederum der Gewohnheit deutscher Verleger gefolgt wurde, auf den mindestens ebenso hilfreichen Index zu verzichten, der in der amerikanischen Originalausgabe natürlich nicht fehlt. aw
Jerusalem - Innenansichten einer Spiegelstadt, Amos Elon, Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1992, 380 Seiten, 14,90 Mark.
Die Tschechoslowakei ist entschlafen Versuch eines gleichzeitigen Nekrologs · Ivan Klima
Zerfall, warum?
Die Tschechoslowakische Republik hat noch nicht einmal das Durchschnittsalter einer Frau in unseren Breitengraden überschritten. Weil es für das Leben eines Staates ein Kindesalter ist, kann man sagen, daß die Republik, von vielen Krankheiten gepeinigt, zu früh verstorben ist. Die Krankheiten, an denen sie litt, haben in ihr keine Abwehrkräfte gebildet. Im Gegenteil, sie haben sie entkräftet. Dennoch hat der Zerfall der Republik viele Tschechen und Slowaken überrascht. Nach Umfragen waren bis vor kurzem noch mehr als achtzig Prozent der Bürger in beiden Republiken für einen gemeinsamen Staat. Wahrscheinlich aber waren sich die Überraschten doch in einem Punkt einig, daß nämlich der Anlaß zur Teilung aus der Slowakei kam. Wenn auch die Tschechen dazu etwas beigetragen haben, dann wohl dadurch, daß sie zu lange die slowakischen Separatisten, oder besser gesagt die slowakische Sehnsucht, nicht ernst genommen haben. Bei den letzten Wahlen haben die slowakischen Parteien, die in irgendeiner Form den Separatismus auf ihrem Programm hatten, fast achtzig Prozent der Stimmen bekommen. (In Böhmen existiert eine solche Partei nicht.) So mancher Befürworter des gemeinsamen Staates behauptet, daß die Slowaken Opfer ihrer eigenen Unkenntnis geworden seien, weil sie sich nicht bewußt machten, daß eine Verwandlung des gemeinsamen Staates in eine Konföderation, so wie es die Siegerpartei in der Slowakei in ihrem Programm gefordert hatte, den Willen mindestens zweier Subjekte voraussetzt. Die Idee der Konföderation konnte aber in Böhmen keinerlei Unterstützung finden. Doch eine solche Erklärung reicht nicht aus. Der Wahrheit am nächsten liegt wohl die Beobachtung, daß die slowakischen Wähler sich nach dem Unmöglichen gesehnt haben, nach einem selbständigen Staat, dem gleichzeitig alle Vorteile des größeren Ganzen erhalten bleiben - die Vorteile des gemeinsamen Staates nämlich.
Die Tschechoslowakei ist im Jahr 1918 entstanden. Sie war sowohl als ein neues Staatsgebilde wie auch als ein neues, vorher nie gekanntes und nie geahntes Wort entstanden. Tschechen und Slowaken hatte in der Vergangenheit vor allen Dingen ihre sehr ähnliche Sprache verbunden. (Auf dem von Slawen bewohnten Gebiet existierten vor nicht allzu langer Zeit viele lebendige Dialekte, sie bildeten einen feinen Übergang zwischen den einzelnen Sprachen: das Tschechische ging im Osten ins Slowakische über, dieses wiederum ins Ruthenische, das Ruthenische ins Ukrainische und so weiter.)
Trotzdem waren die Beziehungen zwischen Tschechen und Slowaken während der Jahrhunderte eher dünn; denn ihre Geschichte verlief verschieden. Während das Böhmische Königreich zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle als selbständiger Staat in der mitteleuropäischen Geschichte spielte, kann man von dem "oberungarischen", von Pest aus regierten Volk, nichts ähnliches behaupten. Während der verschiedenen Zeiten kann man die Beziehungen zwischen Prag und Pest als wechselhaft bezeichnen. Besonders eng waren sie in der Regel nicht. In Bewußtsein und Erfahrung beider slawischen Entitäten gab es also wenig, was sie hätte verbinden können. Erst in der Zeit der nationalen Wiedergeburt, im letzten Jahrhundert, haben die slowakischen Erwecker, die sehr entschlossen gegen die Magyarisierung vorgehen wollten, angefangen, sich an jenen zu orientieren, die ihnen sowohl vom historischen Schicksal her wie auch in der Sprache am nächsten standen. (In der gleichen Zeit haben sich die Tschechen bereits gegen die Germanisierung erfolgreich zur Wehr gesetzt.) Damals kam das Bild eines älteren, erfahrenen slawischen Bruders auf, bei dem die Slowaken Rat, Unterstützung und Schutz suchten. Allerdings zielten ihre Vorstellungen nicht auf das Ideal eines gemeinsamen Staates. Vielmehr wurde eine kulturelle und sprachliche Autonomie innerhalb Österreich-Ungarns angestrebt.
Im Land selbst entstand die Idee eines gemeinsamen Staates auch in der Zeit noch nicht, als der Erste Weltkrieg auf seinem Höhepunkt angelangt war. Sie entstand erst - vor allem im amerikanischen Exil - in den letzten Kriegsjahren. Dort ist genauso die unrealistische, eher utilitaristische Idee eines einzigen tschechoslowakischen Volkes erarbeitet worden. Am Kriegsende wurden solche Ideen von den Siegermächten unterstützt, denen daran gelegen war, das besiegte Österreich-Ungarn möglichst zu schwächen. Außer den ungarischen Gebieten am nördlichen Ufer der Donau und der Eipel, wurde der neuentstandenen Tschechoslowakei auch noch das Gebiet der Karpato-Ukraine angegliedert. So war sie sowohl sprachlich als auch kulturell schon sehr weit von Prag entfernt. Durch seine wirtschaftliche Unterentwicklung fiel dieses Gebiet sogar noch hinter die industriell völlig zurückgebliebene Slowakei zurück. Die Vereinigung dieser drei Teile zu einem Staat brachte eine Menge Probleme mit sich. Da wurden Gebiete zusammengefügt, die eine unterschiedliche Kultur und einen unterschiedlichen Wirtschaftsstand hatten. Während die böhmischen Länder eine leistungsfähige und moderne Industrie vom Habsburger-Reich geerbt hatten, trat die Slowakei in die neue Republik als ein veraltetes Agrarland ohne eigene Intelligenz ein. Paradoxerweise kamen in slowakischen Schulen die ersten Lehrer der slowakischen Sprache aus Böhmen, ebenso wie die meisten Ärzte, Fachleute und Beamte der Staatsverwaltung.
Bei ihrer Entstehung wurde aber die Republik begeistert und mit fast zu übertriebenen Hoffnungen gefeiert. Die Menschen weinten vor Freude, sie sangen Volkslieder, sie rissen die Symbole der alten Macht ab, Tschechen und Slowaken schwelgten in brüderlichen Gefühlen. Es schien, als habe der gemeinsame Staat den Menschen eine freie Existenz und geistige Entwicklung ermöglicht, und das Schicksal der Nation (man sprach ja von einer Nation) sei nun den Völkern in die eigenen Hände gelegt. Der neue Staat schien auch unter außerordentlich günstigen Bedingungen entstanden. Die Weltmacht im Westen hatte den Krieg verloren. Die Weltmacht im Osten wand sich im Revolutionschaos, und die neue Republik erfreute sich der Gunst der Siegermächte.
Mancher Traum derer, die sich über den neuen Staat gefreut haben, ist in Erfüllung gegangen. Das Land entwickelte sich kultiviert, es bildete sich ein relativ gut funktionierendes demokratisches System, inspiriert vor allem von der Verfassung der Französischen Republik. Dennoch zeigte sich bald, daß die Hoffnungen auf günstige Entwicklungsbedingungen nicht begründet waren. Beide benachbarten Weltmächte erholten sich unerwartet rasch und begannen, sich in das Innenleben des jungen Staates einzumischen. Noch mehr begünstigt wurde diese Einmischung durch die komplizierte soziale Situation und die Nationalitäten-Politik. Denn die neue Republik war nicht fähig, die wachsenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Landesteilen zufriedenstellend zu überwinden.
Lange überdauerte vor den Augen der Weltöffentlichkeit der Anblick einer einheitlichen Tschechoslowakei - eines Landes, das im Vergleich mit den meisten umliegenden Staaten im Grunde prosperierte. Der Blick von außen konnte aber nicht die inneren Spannungen und Schwierigkeiten des Zusammenlebens wahrnehmen. Tatsächlich finden wir in den 74 Jahren der tschechoslowakischen Existenz nur wenige Zeitabschnitte, die man als ruhig oder gar glücklich bezeichnen könnte.
Vor allem stürzte gleich zu Anfang gerade die Slowakei in eine politische und wirtschaftliche Krise. (Ein Großteil der Slowakei wurde vorübergehend von der ungarischen Roten Armee besetzt). Und nach einer kurzen Zeit des Wohlstands wurde die gesamte Republik von der schweren Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre heimgesucht - wieder waren die Slowakei und die Karpato-Ukraine besonders davon betroffen. Während der zwanzig Jahre einer unabhängigen Tschechoslowakei wuchsen die Nationalitätenprobleme: bei den Tschechen und Slowaken mit ihren zahlreichen Minderheiten (vor allem der deutschen und der ungarischen); und zwischen den Tschechen und Slowaken selbst.
Die Probleme der tschecho-slowakischen Beziehungen untereinander gründeten nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf kulturellem Gebiet. Dank ihrer Geschichte und der geographischen Lage traten die Tschechen dem gemeinsamen Staat als ein wesentlich stärkerer Partner bei. Während sich die Slowaken keiner Persönlichkeiten von Weltrang rühmen konnten, sonnten sich die Tschechen in Hus und Comenius (der ähnlich wie später Masaryk unweit der heutigen slowakischen Grenze auf die Welt gekommen war), in Dvorak, Smetana, Janacek, Hasek oder Capek. Sie konnten auf eine der ältesten europäischen Universitäten verweisen, ebenso wie auf berühmte Könige und Kaiser, die von Prag aus ein großes Reich regierten. Prag selbst war nicht nur Hauptstadt der Republik. Vielmehr wurde die Stadt als ein traditionsreiches und historisches Zentrum der europäischen Bildung angesehen. In Böhmen wurde schon im letzten Jahrhundert der Analphabetismus praktisch beseitigt, auf den Schulen wurden zahlreiche Vordenker von Weltrang ausgebildet. Die Slowaken mußten demgegenüber auf allen Gebieten erst anfangen. Es darf daher nicht verwundern, wenn sie unter Minderwertigkeitsgefühlen gelitten haben. Außerdem sahen auch viele Tschechen in erniedrigender Weise auf sie herab.
Während in der Slowakei die Kenntnis tschechischer Kultur zumindest unter den Gebildeten als selbstverständlich galt, existierte ein ähnliches Interesse - bis auf einige seltene Ausnahmen - auf der anderen Seite nicht. Die tschechische Überheblichkeit trat praktisch in allen Lebensbereichen hervor. Kein Wunder also, daß die Tschechen die Republik als die ihre gesehen haben, während bei vielen Slowaken diese Beziehung wesentlich schwieriger oder gar nicht so eindeutig war. Auch was anfänglich als freundschaftliche Hilfe erschien, verwandelte sich in den Augen vieler Slowaken bald zu einem nicht unbedingt angenehmen Patronat, ja sogar zu einer unfairen Konkurrenz für die neuentstehende slowakische Intelligenz, für Beamten- oder Unternehmertum. Bald nach dem ersten Freiheitsrausch traten in der Slowakei die ersten Zeichen von nationalistischen und separatistischen Tendenzen hervor, die Jahr für Jahr stärker wurden. Sie artikulierten aber nur die natürliche Sehnsucht nach einem Staat, den die Slowaken wirklich für ihren eigenen hätten halten können.
Nach zwanzigjährigem Bestehen endete die erste Etappe der tschechoslowakischen Geschichte tragisch. Einen Tag vor der Besetzung Böhmens durch deutsche Nazi-Truppen wurde unter Hitlers Patronat ein (wenn auch zugunsten von Ungarn gestutzter) Slowakischer Staat ausgerufen. Am 15. März 1939 war die Republik am Ende. Der neue Slowakische Staat, wiewohl er von einer faschistischen Regierung verwaltet wurde (die sogar mit einer Armee-Einheit an der Seite der Deutschen an der Ostfront kämpfte), ermöglichte den meisten Slowaken während des Krieges (nicht aber den slowakischen Juden!) ein Überleben mit ungleich weniger Leiden, als sie die Bürger in den tschechischen Ländern durchleben mußten.
Im Ausland allerdings, wo sich Kräfte gegen Hitler und später auch selbständige tschechoslowakische Armee-Einheiten formierten, kämpften gleichzeitig Tschechen und Slowaken gemeinsam gegen die Achsenkräfte; im Sommer 1944 kam es gerade in der Slowakei zu einem verhältnismäßig breiten Volksaufstand gegen das Regime der Kollaborateure.
Nach dem Krieg wurde die Tschechoslowakei als Republik erneuert. Ihre Wiedergeburt war von ähnlich stürmischer Begeisterung begleitet, wie die Euphorie der beiden Nationen bei der (ersten) Entstehung. Das gegenseitige Mißverhältnis wurde jedoch nicht gelöst. Die Slowaken erhielten von der tschechischen Seite lediglich minimale Zugeständnisse; sie bekamen zwar eine eigene Regierung, die jedoch von der Prager Regierung ernannt worden war. In den folgenden vier Jahrzehnten konnte sich nicht viel ändern, weil die Republik zu einem Vasallen der Sowjetunion verkommen war, die ein eigenes Interesse daran hatte, daß ihr strategisch wichtiges Vorfeld möglichst unverändert blieb.
Erst in der kurzen Ära des Prager Frühlings konnten die Slowaken die Ausrufung der Tschecho-Slowakischen Föderation erreichen. Die Verfassung garantierte ihnen - wenn auch nur theoretisch - eine Reihe von Rechten, sie erlaubte ihnen nicht nur ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Darüber hinaus wurde im Föderalparlament eine zweite Kammer eingerichtet, in der beide Nationen gleichberechtigt vertreten waren und in der ein Majorisierungsverbot galt. Freilich stimmten unter der kommunistischen Regierung die Parlamente nach den Anordnungen, die aus dem Parteizentrum oder gar aus Moskau kamen einheitlich, und nicht im Interesse ihrer Wähler. Nach der sowjetischen Okkupation 1968 benutzte Moskau bewußt die slowakischen Kommunisten, um die aufrührerischen Tschechen zu zähmen. Zum erstenmal in der Geschichte kamen Slowaken an die höchsten oder zumindest einflußreichsten politischen Stellen. Die tschechische Öffentlichkeit hat sie nicht zu Unrecht verdächtigt, ihre Posten zu mißbrauchen, um wesentliche materielle Mittel aus den böhmischen Ländern in die Slowakei zu transferieren, und um vor allem auf Kosten der Vernichtung der tschechischen Umwelt und auf Kosten der langsam verfallenden tschechischen Industrie der Slowakei einen relativen Wohlstand zuzuführen.
So kann man also sagen, daß - auch durch den Einfluß von außen - das Zusammenleben von Tschechen und Slowaken gesellschaftliche und politische Probleme fortdauern und neu entstehen ließ, deren Lösung auf die lange Bank geschoben wurde. Das Positive, was dennoch geschaffen wurde, wurde dabei oft überdeckt. Gerade von slowakischen Politikern wurde die Tatsache geleugnet, daß es während der sieben Jahrzehnte der Tschechoslowakei zu einer wirklichen Annäherung der beiden Nationen gekommen war - und zwar in allen Lebensbereichen.Und die Zukunft?
Trotz allem Negativen besitzt der Zerfall nur wenig Rationalität. In den siebzig Jahren des Zusammenlebens ist es gelungen, viele von den anfänglichen Unterschieden zu überwinden. Die neuen demokratischen Verhältnisse haben zum erstenmal in der modernen Geschichte überhaupt den Slowaken im Rahmen der Föderation eine wirkliche Freiheit geboten. Es scheint gegen jede Logik zu sein, daß sich gerade die Slowakei als der schwächere Partner um eine Abtrennung bemüht. Allein schon die geographische Lage läßt die Befürchtung aufkommen, das übrige Europa werde die Slowakei eher dem Balkan zuordnen. Wenn die Slowaken nüchtern über ihre Zukunft nachdenken, so müssen sie um die Sicherheit ihrer Grenzen fürchten; und heute ist die Arbeitslosigkeit dort schon dreimal so hoch wie in den tschechischen Ländern. Der Zerfall wird zweifellos die politische Position beider Republiken in einem Europa schwächen, das in diesem Augenblick weit von Stabilität entfernt und dessen weitere Entwicklung nicht abzuschätzen ist.
Der Nationalismus ist aber nur selten rational. Oft erscheinen ihm Wünsche als Wirklichkeit, er überschätzt sowohl die eigenen Möglichkeiten als auch negative Einflußmöglichkeiten eines vermeintlichen Feindes. Nachdem bei den Wahlen in Böhmen die rechtsgerichtet-demokratischen Kräfte siegten, in der Slowakei aber eine Koalition aus Nationalisten und linksgerichteten Separatisten, wurde die Trennung unvermeidlich. Die tschechische und die slowakische Seite hatte, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, je eigene Interessen an der nun eingetretenen Trennung. Die tschechische Seite ängstigte sich um das Schicksal der Wirtschaftsreform, die durch die sozialisierenden Tendenzen der slowakischen Seite gefährdet werden könnte. Die slowakischen Separatisten beeilten sich, die Vision einer unabhängigen Slowakei zu verwirklichen.
Obwohl wiederholt gegenseitiges Mißtrauen beseitigt und oft unbegründete Vorwürfe aus dem Weg geräumt werden müssen, bemühten sich beide Seiten um ein zivilisiertes Auseinandergehen. Die Vernunft sagt nämlich beiden, daß eine jugoslawische Entwicklung das Ende der Rückkehr nach Europa bedeuten könnte. Wenn auch die Vernunft in solchen Situationen ein ungern gehörter Berater ist: für ein gewaltloses Auseinandergehen spricht auch die Tatsache, daß es weder bei den Tschechen noch bei den Slowaken eine Tradition der bewaffneten Auseinandersetzung gibt. Das gilt besonders für die Tschechen, denn Probleme mit der Waffe zu lösen, das entspricht nicht ihren Gewohnheiten.
(Übersetzung Eva Glauber)
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CD-NEUHEITEN
Muscheln sind lebende Filter, die Süß- oder Meereswasser von Partikeln und Mikroorganismen säubern. Sie trennen dabei mineralische von organischen Schwebstoffen im Wasser ab und fördern auf diese Weise ihre Ablagerung von Sedimenten. Eine einzige ausgewachsene Flußmuschel kann täglich über hundert Liter Wasser "filtrieren". In Gewässern mit einer hohen Wasserqualität sind immer Muscheln anzutreffen.
Muscheln verfügen über ein empfindliches und äußerst schnell reagierendes Nervensystem: Schon bei geringsten Schadstoffmengen im Wasser reagieren sie mit einem blitzschnellen Schließen ihrer Schalen. Holländische Meeresbiologen vom TNO Laboratory for Applied Marine Research in Den Helder haben sie daher als Biosensoren zur Kontrolle der Wasserqualität eingesetzt. Sie konstruierten eine relativ einfache elektronische Schaltung, die diese Schließbewegungen meldet. Die Schaltung besteht aus zwei kleinen Spulen an beiden Klappen der Muschelschale und einer Empfänger-Sender-Schaltung, die die elektromagnetischen Feldänderungen der Spulen aufnimmt und weitergibt.
Es ist geplant, mit Industrie und Wasserschutzbehörden erste Versuche in ausgewählten Küstenabschnitten und entlang von Flüssen auszuführen. Wenn sich diese lebenden "Überwachungseinheiten" in der Praxis bewähren, können viele muschelbewohnte Gewässer in Holland kontinuierlich überwacht, Veränderungen der Wasserqualitäten und Schadstoff-Einleitungen schneller als bisher aufgedeckt werden. trz
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
Die Namen Appel & Fertsch und Michael Croissant könnten beinahe so etwas wie Synonyme sein, wenn man bedenkt, daß sich die Galerie - früher noch im der Sandstraße gegenüber der Paulskirche, heute im Westend angesiedelt - schon seit 1966, also kaum daß der Bildhauer in Frankfurt als Städellehrer Fuß faßte, um den Pfälzer Künstler gekümmert hatte.
Das war kurz nach der Zeit, in der Croissant Schüler bei Toni Stadler in München war und bevor andere ihn entdeckten, ja, bevor er in Frankfurt im Kunstverein und im Städel ausstellen durfte.
Heute ist Michael Croissant - es ist wohl zum sechsten Mal - wieder in der Galerie Appel & Fertsch, in der Corneliusstraße 30, zu sehen. Es ist immer wieder verblüffend und beglückend zu erleben, wie sich das Werk des Künstlers im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, wie es "wuchs", indem es immer konsequenter reduziert wurde. Croissants Auseinandersetzung mit der Figur ging - weg von der Öffnung nach außen - immer intensiver den Weg der Einsamkeit, der Anonymität und der Zeitlosigkeit.
Früher fand man noch Plastiken, die einen im Anfang glauben machen konnten, Croissant würde rückwärts schreiten, einfach in die Vergangenheit hinein. Urgeschichtliches, Mythologisches drängte sich einem beim Betrachten mancher seiner Köpfe auf, sei erinnerten an vorgeschichtliche behelmte Helden.
Die neuesten Arbeiten aus den Jahren 1991 und 1992 zeigen, daß dieser Eindruck nur zum Teil richtig war, denn seine Figuren von heute haben fast nichts mehr, was an Menschen, zumindest an einen zeitgebundenen, erinnert - trotzdem sind sie belebt und trotz ihrer Statik ist ihnen eine Dynamik zu eigen, der man sich nicht entziehen kann.
Und Croissants Köpfe sind beileibe keine modernen (modischen) Varianten zur Zeit der Trojaner, denn ihre Reduktion hat sie so reduziert von außen und so erfüllt von innen heraus, daß ihre geistige Kraft unter den bronzenen Oberflächen fast körperlich zu spüren ist.
Vor vielen Jahren schon soll Croissants Lehrer, Toni Stadler, der den Frankfurter Marshallbrunnen schuf, gesagt haben: "Ich weiß nicht, wie lange der Michael das noch treiben kann . . .". Gemeint hat er damit Croissants Konsequenz der Verinnerlichung, die er wohl im Stillen bewunderte. Croissant kann's, wie man sieht, immer noch und hoffentlich noch lange . . .
(Die Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstraße in Frankfurt, zeigt die Ausstellung noch bis 16. Januar.) wp
Die Stunde und das genaue Datum der Realisationen seiner Pläne hielt er vor mir geheim, und deshalb war ich zum Zeitpunkt der Explosion nicht bei ihm. Mir scheint aber, daß beim Start jemand anwesend gewesen sein mußte, um ihm zu helfen, den Plastiksack zu verschweißen und den Verschluß der Schleuder freizugeben. Dieser kosmische durchsichtige Plastiksack sollte als Schutz für seinen Körper im Weltraum und ebenso für die Reise durch das "Blütenblatt" dienen. Im Sack befanden sich der Proviant, Sauerstoffgerät, Navigationsinstrumente und anderes Werkzeug.
Erzählung von Frau Starzewa
Ich habe geschlafen, da explodierte plötzlich irgend etwas mit schrecklicher Wucht ganz in der Nähe, als ob das Haus eingestürzt wäre. Ich rannte in den Flur hinaus, so wie ich war; alle Nachbarn hatten sich versammelt, jeder hatte sich schnell etwas übergezogen. Aus seinem Zimmer quoll der Rauch, alles ging in Dampf und Asche auf. Seine Tür war völlig demoliert, hing nur noch in den Angeln. Im Zimmer war alles voller Rauch, irgendein Objekt baumelte an Riemen herunter, die Decke war weggerissen, und im Dach war ein riesiges Loch. Es war windig und es donnerte. Durch das Loch regnete es auf den Boden. Nikolaev ist dann nach oben geklettert, um das Loch etwas abzudecken . . .
Erzählung von Golosov
Der Hausmeister hat die Tür mit Brettern zugenagelt, damit niemand hineinkommt und etwas anfaßt. Aber es kommen immer irgendwelche Fremden, die die Bretter auseinanderschieben und hineinschauen . . . Das Modell auf dem Tisch ist erhalten geblieben und steht unter der Lampe, wie damals, als er noch da war . . .
Der Mensch, der in den Kosmos flog Erzählung von Nikolaev
Wir sind hier zwölf Familien in der Wohnung. Die Wohnung liegt in der obersten Etage eines vierstöckigen Hauses. Einige Monate lang ging er fast jeden Tag auf den Dachboden. Die Nachbarn haben gefragt, was er dort macht, aber er hat sich nie mit jemandem unterhalten; in der Küche war er auch fast nie, obwohl seine Tür direkt gegenüber der Küche war. Er hat immer nur den Wasserkessel auf den Herd gestellt.
Vor einem halben Jahr schaute ich bei ihm vorbei. Ein Haufen technischer Zeichnungen lag im Zimmer herum, einige waren direkt an die Wand geklebt. Ich dachte, daß das die Pläne von seiner Baustelle wären. In der Ecke stand das Modell von unserem Wohnblock, von unserer Straße, und unser Haus war auch zu sehen.
Ich fragte, warum auf diesem Modell ein Metallstreifen befestigt ist, der vom Dach unseres Hauses nach oben zeigte. Und da antwortete er plötzlich, daß dies die Bahn seines zukünftigen Fluges ist . . .
Er lebte sehr ärmlich, ohne jegliches Mobiliar; geschlafen hat er auf einem Klappbett ohne Laken . . .
Er fühlte, so sagte er mir, daß er nicht ganz von hier wäre. Ohne auf den Tod zu warten, müßte er sich deshalb auf den Weg machen, um dorthin zu gelangen, wo sein richtiger Platz ist . . .
Ich werde jetzt etwas über seine "große Theorie" erzählen . . .
In seiner Vorstellung war der Weltraum von riesigen Energieschichten durchdrungen, die weit ins Universum reichen. Die gigantischen, nach oben aufsteigenden Ströme nannte er "Blütenblätter". Die Ebenen, in denen sich die Galaxien, Sterne und Planeten bewegen, stimmen nicht mit der Richtung überein, in die sich die Energieströme dieser "Blütenblätter" bewegen, sondern überqueren sie, gehen periodisch durch sie hindurch. Das gilt auch für die Erde und die Sonne, die wiederum zyklisch in eines solcher riesigen "Blütenblätter" vordringen. Wenn man den Augenblick dieses Aufeinandertreffens genau kennen würde, könnte man von der Erdumlaufbahn auf das "Blütenblatt" abspringen, in den mächtigen Energiefluß hineingehen, eintauchen und sich mit ihm nach oben fortreißen lassen.
Um seinen Plan des Abfluges zu verwirklichen, hat er beschlossen, eine Schleuder bei sich im Zimmer zu bauen, die für die anfängliche Geschwindigkeit im Moment des Abfluges sorgt und ihn - nach seinen Berechnungen - in die Höhe von 40 Metern über die Erdoberfläche bringt, wo er in das energetische Wirkungsfeld des "Blütenblattes" gerät. Vier elastische Stränge der Schleuder aus dikkem Gummi befestigte er an zwei Ecken und zwei Seiten des Zimmers. Er spannte die Schleuder an und hackte sie in eine Vorrichtung ein, die im Boden eingeschraubt war. Ein Verschluß sollte den Schleudersitz freigeben. Beim Aufstieg mußte er jedoch die Zimmerdecke, den Dachboden und das Dach überwinden. Zu diesem Zwecke hatte er an allen vier Seiten der Decke und des Daches die Sprengkörper gelegt, damit die Decke und ein Teil des Daches im Augenblick des Startes von der Explosion weggerissen werden könnten und ihn so in den offenen Raum freiließen.
Die Gasturbine ist wieder da. Ungeachtet aller fehlgeschlagenen Versuche, das Düsentriebwerk als Antriebsquelle für Autos zu nutzen, präsentierte Volvo dieser Tage mit dem ECC (Environmental Concept Car) einen Prototypen mit Turbine. Allerdings hat diese im Volvo-Zukunftsauto bessere Chancen als in den diversen Flop-Entwürfen der Vergangenheit. Die Turbine dient lediglich als Generatorantriebsquelle, um einen Elektro-Antrieb von der Steckdose unabhängig zu machen.
Am Anfang des ECC-Projekts stand eine Untersuchung der Volvo-eigenen "Monitoring + Concept Centre", einer in Los Angeles (USA) angesiedelten Denkfabrik. Als Antwort auf die Frage nach den Zukunftsperspektiven des Automobils und seiner Nutzung in Übereinstimmung mit künftigen gesetzlichen Vorschriften kam aus Kalifornien ein klares Bekenntnis zum Hybrid-Auto. Die Koppelung des derzeit stark propagierten Elektroantriebs mit einem Verbrennungstriebwerk ist aus Volvo-Sicht unabdingbar: Nur so lassen sich, unabhängig von Steckdosen, Batteriekapazitäten und Ladezeiten, ausreichend große Aktionsradien sicherstellen.
Man ist bei Volvo beispielsweise davon überzeugt, daß das reine Elektromobil à la BMW E1 seinen Platz höchstens als Zweitfahrzeug neben einem konventionellen Auto erobern kann. Volvo räumt daher einem Allround-Automobil mit gutem Raumangebot und Knautschzonen in herkömmlicher Größe die besseren Chancen ein, Autofahrer zur Abkehr vom konventionellen Auto mit Otto- oder Dieselmotor zu bringen.
Der Seitenblick auf die Pläne des Volkswagenwerkes zeigt, daß Volvo nicht alleine in diese Richtung denkt, denn auch der - wenngleich kompaktere - VW Chico soll letztlich einmal als Hybrid- Auto angeboten werden. Daß Volvo in diesem Zusammenhang auch auf die Wiederbelebung der Turbine für Autos verfiel, liegt in der Konzernstruktur begründet: Die Schweden beschäftigen sich über zwei Tochtergesellschaften mit der Entwicklung und Produktion solcher Antriebsmaschinen und steuern auch die Triebwerke zur Saab-Flugzeugproduktion bei.
Im Gegensatz zu früheren Experimenten verschiedener Firmen, wo große und träge reagierende Gasturbinen sich im Fahrbetrieb als untauglich erwiesen, ist im Volvo ECC ein relativ kleines Exemplar installiert. Es treibt einen gleichfalls recht kompakten Hochleistungsgenerator an, wobei stattliche Drehzahlen im Spiel sind: 54 000 Touren beträgt die Leerlaufdrehzahl der Turbine, der rote Bereich beginnt bei 90 000. Da das Düsenaggregat nur - via Generator - den Strom für die Nickel-Cadmium-Batterien des Elektromotors liefert, arbeitet es mit relativ konstanten Drehzahlen - das Geheimnis des niedrigen Verbrauches, der derzeit für die erste Prototypen-Version bei sechs Liter im Stadtverkehr und 5,2 Liter/100 km bei konstant 90 km/h liegt. Verwendet wird dabei Diesel-Kraftstoff (andere Treibstoffarten sind möglich), für den auch bereits Abgas-Vergleichsangaben vorliegen.
Nach Volvo-Angaben erfüllt der ECC bereits die künftigen ULEV-Normen (ultra low emission vehicles) für Kalifornien, während er die derzeitigen Standards deutlich unterbietet. Bei den Stickoxiden (NOx) sind es 0,11 g/km gegenüber den in Kalifornien noch erlaubten 0,25 g/km, noch größer fallen die Unterschiede bei Kohlenmonoxid (CO) (0,08 gegenüber 2,6 g/km) und bei den Kohlenwasserstoffen (HO) (0,006 g/km anstatt 0,16 g/km) aus.
Für den Antrieb der Räder ist unter allen Bedingungen ausschließlich der Elektromotor zuständig. Verläßt man sich bei abgeschalteter Turbine ausschließlich auf den Stromvorrat in der Batterie, betreibt den Volvo ECC also ohne lokale Emissionen, hat man einen Aktionsradius von maximal 140 Kilometern. Dabei verleiht der mit einer Zweistufen-Automatik gekoppelte Elektromotor dem Wagen ordentliche Fahrleistungen. 23 Sekunden gibt Volvo als Beschleunigungszeit aus dem Stand auf 100 km/h an; bei einer Testfahrt mit zwei Personen an Bord machte der leer 1580 Kilogramm wiegende ECC trotz einer auf zwei Stufen beschränkten Getriebe-Automatik einen recht agilen Eindruck. Im Stadtverkehr ist man mit Sicherheit kein Verkehrshindernis. Sind die Batterien leer, bleibt entweder der Griff zum Stromkabel für die nächste Steckdose oder der ECC-Fahrer spielt die Vorzüge der Hybrid-Konzeption aus: Auf Knopfdruck meldet sich dezent pfeifend die 41 kW (58 PS) starke Turbine. Nun laden sich nicht nur die Batterien auf, sondern man verfügt zusätzlich über ein Leistungsreserve.
Bei laufender Turbine stellt der Generator genügend Strom für den Elektromotor zur Verfügung, um dessen Leistung von normalerweise 39 kW auf 70 kW zu steigern und die Beschleunigungszeit (0-100 km/h) auf 13 Sekunden zu drükken - reichlich Temperament also, um auf Landstraßen Überholvorgänge auf kurzen Wegen zu absolvieren. Mit den 35 Litern Diesel im Tank kommt man über 600 Kilometer weit, und auch dann benötigt man keine Steckdose, sondern eine Tankstelle mit Diesel-Zapfsäule.
Ergänzend zu dem für Ausstellungen und Testfahrten benutzten Prototypen - er besteht überwiegend aus Aluminium - wird derzeit ein Volvo 850 mit dem Hybridantrieb des ECC ausgerüstet. Mit diesem Wagen soll das Testprogramm auf der Suche nach umfassenden Informationen über Alltagstauglichkeit und Verfeinerungsmöglichkeiten des Konzepts intensiviert werden.
FRIEDBERT WEBER
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 99
Geologen der japanischen Fujita Corporation ist es gelungen, vielversprechende Geothermalquellen in Südjapan in Kyushu an der Grenze zwischen den Provinzen Oita und Kumamoto zu erschließen. Hinweise für Probebohrungen erhielt das Unternehmen durch die Auswertung von Satelliten-Aufnahmen. Schon die ersten fünf Probebohrungen wurden auf Anhieb fündig und erbrachten 300 Grad Celsius heißes Wasser. Es kann nach Schätzungen von Fachleuten jährlich nutzbare Wärmeleistungen zwischen 200 000 bis über 500 000 Kilowatt liefern. Das ist etwa doppelt so viel wie die der heute schon genutzten Geothermalquellen Japans. Gegenwärtig wird eine Pilotanlage für die Nutzung von etwa 3000 Kilowatt errichtet, deren Leistung unschwer auf 50 000 Kilowatt erweitert werden kann. Die gewonnene elektrische Energie wird das örtliche Elektrizitätsversorgungsunternehmen abnehmen.
Nach vorläufigen Schätzungen werden die Betriebskosten noch über den Stromerzeugungskosten von Primärenergie- Kraftwerken liegen. Langfristig, besonders wenn die Korrosions-Probleme bei der Verrohrung der Quelle beherrscht werden, lassen sich günstigere Stromerzeugungskosten erwirtschaften. Im Vergleich zu ähnlichen europäischen Projekten in Cornwall in Großbritannien und die bei Soultz im französischen Elsaß haben die Japaner den Vorteil, daß ihre neue Quelle um rund 100 Grad wärmer ist als bei den europäischen Probebohrungen aufgefundenen Thermalwässer, was zu deutlich höheren Wirkungsgraden führt. trz
Arterien, die mit Hilfe spezieller Katheter "gereinigt" wurden, verstopfen in jedem zweiten Fall wieder recht schnell. Das ergab eine Studie in den USA, die Eric Topol von der Cleveland-Klinik-Stiftung kürzlich auf einer Tagung der Amerikanischen Herz-Gesellschaft in New Orleans vorstellte. Verglichen hatte der Wissenschaftler zwei verschiedene "Reinigungs"-Methoden. Wurden Beläge in den Gefäßen als Vorbeugung gegen einen Herzinfarkt durch einen sogenannten Ballonkatheter zur Seite geräumt, kam es bei 59 Prozent der Patienten nach einem halben Jahr zu einer neuen Verstopfung. Säuberten Mediziner die Arterie durch eine Art "Bohrer", war es nach sechs Monaten bei 49 Prozent der Behandelten zu einem Rückfall gekommen.
Die Ballon-Methode, bei der ein Ballon an der Spitze des Katheters aufgeblasen wird, ist in den USA bereits seit Jahrzehnten etabliert. Im vergangenen Jahr wurde dieser Eingriff rund 300 000mal ausgeführt. Das Verfahren mit dem Bohrer ist wesentlich neuer, 1991 wurden in den USA bei rund 40 000 Patienten verstopfte Arterien so wieder geöffnet. fwt
Die Chancen der Demokratie Drei Frauen zur Lage der Republik/Von Monica Weber-Nau
Vor 60 Jahren kam Adolf Hitler in Deutschland an die Macht. Mit Rassedünkel und Haß wurden Andersdenkende verfolgt, verschleppt, ermordet, Europa in Schutt und Asche gelegt. Im Mai 1945 waren mehr als eine halbe Milliarde Menschen tot. Millionen hatten alles verloren, Deutschland wurde besetzt, die Nation geteilt. Drei Frauen, die schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebten und nach dem Zusammenbruch beim Wiederaufbau - vor allem dem moralischen - halfen, kommen hier zu Wort. Seit Bestehen der Bundesrepublik hat jede auf ihrem Gebiet - dem Strafrecht, der Politik, der Literatur - Aufklärung betrieben, Fortschritt erkämpft. Mit großer Sorge betrachten diese Frauen die Entwicklung in unserem Land und denken über die Zukunft nach.
Die Nachricht von den zigtausend Menschen, die in serbischen Gefangenenlagern darauf warten, irgendwo in Freiheit aufgenommen zu werden, erinnert Helga Einsele an das Jahr 1945. Der Krieg war zu Ende, sie - wie Millionen andere - auf der Suche nach ihrer Familie. Nach wochenlangen Irrfahrten auf Kohlewagen, in Viehwaggons und nach kilometerlangen Fußmärschen durch das zerstörte Deutschland, erreicht sie an einem Sonntagmorgen eine kleine Universitätsstadt. Eine Freundin hat es hierher verschlagen. Helga Einsele hofft, von ihr etwas über den Verbleib ihrer Familie zu erfahren. "Als ich in die Stadt kam, machten die Damen des Ortes im Schneiderkostüm und mit Handschuhen Besuche, so als sei nie Krieg gewesen", weiß sie noch. Zu dem Haus, in dem die Freundin wohnt, gehört ein Garten mit Obstbäumen. Halbverhungert bückt sich Helga Einsele und nimmt zwei Falläpfel auf. Als die Freundin die Früchte sieht, regt sie sich auf, daß Helga sich "am Eigentum des Hausbesitzers" vergriffen hat.
Das Bild der Freundin, die entsetzt ist über das banale Eigentumsdelikt angesichts von Hunger und Not, der Anblick der Damen im Schneiderkostüm auf dem Weg zum Kaffeeklatsch, während die Welt in Schutt liegt, kommt der 82jährigen in letzter Zeit oft in den Sinn. Ihr scheint, "daß Menschen, wenn es ihnen sehr gut geht, moralisch verkommen". Erst wenn das Elend vor der Haustür stehe, rege sich etwas, "aber meist Widerstand gegen die, die Hilfe brauchen".
Sie war vier Jahre alt, als der Erste Weltkrieg ausbrach und 29, als wieder Sirenen heulten. In dieser Zeit wurde ihre Haltung durch die linksliberale Atmosphäre ihres Elternhauses geprägt. Der Vater, Direktor eines Gymnasiums in Norddeutschland, wurde von den Nationalsozialisten entlassen, die Schwester von der Universität relegiert. Helga Einsele, die nach einem Aufenthalt in Amerika zusammen mit ihrem Mann, dem Naturwissenschaftler Wilhelm Einsele, zurückkehrt, wird wegen ihres politischen Engagements von der juristischen Berufslaufbahn ausgeschlossen. Die Einseles leben in Österreich, wo der Mann die Familie mit schlechtbezahlten Forschungsarbeiten über Wasser hält. Wilhelm Einsele bleibt auch nach dem Krieg in Österreich, leitet dort bis zu seinem Tod ein hydrochemisches und biologisches Lehr- und Forschungsinstitut. Helga Einsele aber folgt 1947 dem Rat ihres Professors, dem Rechtsphilosophen und sozialdemokratischen Justizminister der Weimarer Republik, Gustav Radbruch, und bewirbt sich für die Stelle der Gefängnisdirektorin in Frankfurt. Fast drei Jahrzehnte später, 1975, wird sie diesen Posten im Frauengefängis Preungesheim verlassen. In dieser Zeit hat sich Helga Einsele für eine Humanisierung des Strafvollzugs eingesetzt und viel erreicht - auch wenn es in ihren Augen noch lange nicht genug ist. "Nicht ein besseres Strafrecht, sondern etwas Besseres als das Strafrecht", für Menschen, die auf die schiefe Bahn gekommen sind, war die zentrale Forderung ihres Lehrers Radbruch, der sie folgte. Helga Einsele hat aus dem Frauengefängnis Preungesheim ein Mustergefängnis gemacht. Das Mutter-Kind-Haus, in dem inhaftierte Mütter mit ihren Kindern leben können, ist ein wichtiger Erfolg ihres jahrelangen Kampfes für Humanität hinter Gittern. Doch ihr eigentliches Ziel - "etwas Besseres als das Strafrecht" - hat sie nicht erreicht. Nicht einmal der lebenslange Freiheitsentzug - in ihren Augen "die langsame Todesstrafe", gegen die sie vor dem Bundesverfassungsgericht kämpfte - wurde abgeschafft. So mußte sie weiter mitansehen, wie das Leben von Frauen, die zwanzig Jahre und länger inhaftiert waren, sich so reduzierte, "daß man das nicht mehr Leben nennen konnte". Verhüten, daß das Gefängnis noch zusätzlichen Schaden anrichtet, durch Entmündigungen und Demütigungen, war ihr tägliches Ziel.
Sie hat es am längsten ausgehalten auf diesem Posten - ihre Nachfolgerinnen waren nur einen Bruchteil dieser Zeit Gefängnisdirektorinnen, obwohl die äußeren Bedingungen der Gefängnisarbeit günstiger geworden sind. Weder die große Armut, mit der man kurz nach dem Krieg vor allem in den Haftanstalten zu kämpfen hatte, noch die einst rigiden Dienstvorschriften belasten heute die Arbeit so enorm wie damals. Dennoch: "Diese Arbeit kann man nur eine gewisse Zeit machen, weil man sonst seine äußeren Kontakte verliert, die Familien gehen kaputt, vor allem Frauen mit Kindern können die Arbeit fast nicht leisten", sagt sie. Doch, das bestätigt sie: Ihre Generation ist auch aus einem andern Holz geschnitzt. Sie hat den Ersten und Zweiten Weltkrieg erlebt, hat Hunger und Armut durchgestanden, ertrug das Leben in einem Flüchtlingslager. Die Menschen ihres Alters seien geprägt worden durch die äußeren politischen Umstände - "die jetzige Generation muß es von innen heraus schaffen", sagt sie.
Die Chancen der Demokratie 4
Als in Berlin im November Tausende von Menschen gegen Rassismus demonstrieren, ist Hildegard Hamm-Brücher mit Tränen in den Augen dabei. Es sind keine Freudentränen. Sie weint vor Zorn, "angesichts der schrecklichen Atmosphäre auf dem Platz". Plötzlich habe sie sich gefragt: "Waren denn die 40 Jahre, in denen wir Schrittchen für Schrittchen versucht hatten, die Demokratie auf dem harten Boden der deutschen Tradition zu beheimaten, umsonst?" Ein bißchen Resignation komme manchmal bei ihr auf, "aber stärker noch der Zorn". Und solange sie "schnaufen kann" ist sie entschlossen mitzuhelfen, "diese krisenhafte Situation zu überwinden".
Der Lebensweg der "eigenwilligen Demokratin", wie sie einmal genannt wurde, begann in Essen. Drei Jahre nach Einführung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen kommt Hildegard 1921, als erstes von drei Kindern einer großbürgerlichen Familie, zur Welt. Als sie zehn Jahre alt ist, sterben die Eltern. Bei der Großmutter in Dresden finden die verwaisten Kinder Geborgenheit. Lange hält die Großmutter den nationalsozialistischen Wahn von ihren Enkeln fern. Doch dann droht ihr als Jüdin die Verschleppung nach Theresienstadt. Sie sorgt dafür, daß die 16jährige Hildegard und ihre Geschwister im Internat Schloß Salem am Bodensee unterkommen. Dann nimmt sie sich das Leben.
Auch in Salem, einer, wie Hildegard Hamm-Brücher sagt, "sehr demokratischen Schule mit geistig hochstehenden Menschen, die sich durchs Dritte Reich quälen", verlangt man bereits ein Jahr nach Einschulung der Brücher-Kinder die "Entfernung jüdisch versippter Schüler". Die 17jährige Hildegard bringt die Geschwister privat unter, mietet sich ein Zimmer in Konstanz, meldet sich in der Oberprima des dortigen Mädchengymnasiums an und macht ihr Abitur. Dann muß sie zum Reichsarbeitsdienst. Als dort ein Jahr später jene Mädchen vom Dienst befreit werden, die kriegswichtige Studiengänge wie Medizin und Chemie absolvieren wollen, ergreift sie ihre Chance. An der Maximilians-Universität in München unter dem Schutz des Nobelpreisträgers Heinrich Otto Wieland kann sie ein Chemiestudium beenden. Sie gehört in dieser Zeit zum weiteren Kreis der "Weißen Rose" der Geschwister Scholl, und so fällt auch der Verdacht auf sie, Flugblätter gegen das NS-Regime verteilt zu haben. Doch Heinrich Otto Wieland kann dies der Gestapo ausreden. Das Renommee des Nobelpreisträgers und seine kriegswichtigen Forschungen retten der jungen Frau das Leben. 1945 promoviert sie und wird wissenschaftliche Redakteurin bei der "Neuen Zeitung" in München. 1946 begegnet sie Theodor Heuss. Der jungen Hildegard Brücher rät der damalige Kultusminister von Baden-Württemberg und spätere erste Bundespräsident: "Mädle, Sie müssed in d' Politik."
Die demokratische Sozialistin befürchtet, daß vor allem die konservativen Politiker "eine vereinfachte Demokratie" anstreben. Nichts leichter als das, wenn die Demokratie in reines Wahlverhalten "entartet". An oberster Stelle der Politik stehe doch nur noch der Gesichtspunkt, die nächste Wahl zu gewinnen.
Bis zum Anschlag von Mölln war Helga Einsele der Meinung, der Rechtsruck von heute sei nicht zu vergleichen mit den rechten Nationalgefühlen in der Weimarer Republik. Da ist sie inzwischen nicht mehr so sicher. "Die Mordquote heute reicht inzwischen heran an das, was vor der Machtergreifung Hitlers geschah und von den Gerichten damals vertuscht wurde." Die "überraschende Brutalität" der Anschläge heute macht ihr "große Sorgen". Am Anfang glaubte sie noch, "Hoyerswerda zum Beispiel wird die Leute - vor allem die Politiker - lehren, wo man ansetzen muß, und auch die Jugendlichen, die Brandsätze geworfen haben, werden sich das überlegen wenn sie sehen, daß Menschen sterben". Das Gegenteil ist eingetreten. "Der Schoß aus dem das kroch, ist fruchtbar, die Brutalität und Herzenskälte immens groß." Die Menschen, die sich hier austoben, bezeichnet sie als "eine entschlossene faschistische wütend reagierende Gruppe". Die habe zwar noch keine große Gefolgschaft, aber schon viele Zuschauer, die klatschten. Die Gründe seien oft genannt worden - "bei uns ist es der drohende Absturz und drüben die totale Perspektivlosigkeit". Doch als Entschuldigung dürfe das nicht dienen.
Helga Einsele würde gerne noch zwanzig Jahre leben - "weil ich neugierig bin auf die Entwicklung der Gesellschaft", sagt sie. Zur Zeit allerdings überwiegen pessimistische Gefühle. "Wir streben auf eine Halbe-Halbe-Gesellschaft zu", befürchtet sie. In Amerika sei diese Entwicklung, die sich verspätet auch hier zeige, schon länger zu beobachten. "Dort ist augenblicklich die Vernichtung des Mittelstandes im vollen Gange." Auch in Europa, so ihre Prognose, gäbe es irgendwann eine unglaublich große Zahl von verzweifelt Armen und eine kleine Zahl sehr reicher Menschen. Einen Bürgerkrieg gegen die ungerechte Verteilung aber könne es nicht mehr geben. Denn: "Die Waffen werden immer auf der Seite der wenigen Reichen sein." Die Folge: "Es wird eine unglaubliche Steigerung der Kriminalität geben, denn nur auf diese Weise werden sich die Armen wehren können." Schon heute machten sich in Amerika Jugendbanden auf, um in den Wohnvierteln der Reichen zu plündern. "Dann werden die Reichen Mauern um sich bauen und es wird ein unbeschreibliches Leben werden." Das seien die Auswirkungen eines nicht sozialen Kapitalismus. "Und der soziale Kapitalismus bei uns baut sich zusehends ab." Auch Europa versuche eine Mauer um sich herum zu bauen "und glaubt, es könne sich dadurch retten. Es kann sich nicht retten. Spätestens das Ozonloch holt uns ein."
Die Chancen der Demokratie 5
Vierzig Jahre hat die Freie Demokratin für ein Zusammenleben ohne Angst, Erniedrigung und Entmündigung gekämpft, sich gegen Mitläufertum und Anpassermentalität verwahrt, vor allem in der Politik. Sie beklagt falsch verstandene Unterordnung und Disziplinierung in den Parteien und Fraktionen, wo die Zwänge "zwar nicht mit dem großen Knüppel durchgesetzt werden, aber durch viele kleine Disziplinierungsmaßnahmen, die dazu führen, daß die Abgeordneten nicht in der notwendigen Gewissenhaftigkeit ihre Entscheidungen fällen". Sie pocht auf das Grundgesetz, in dem deutlich steht, daß Abgeordnete nicht an Aufträge und Weisungen gebunden, sondern ihrem Gewissen unterworfen sind. "Da höre ich immer wieder, daß man sich rechtfertigt mit: Ich mußte und ich konnte nicht anders." Dahinter aber stecke: "Ich wollte meine Karriere nicht aufs Spiel setzen. Ich wollte keine Unannehmlichkeiten haben, meine Wiederwahl nicht gefährden". Das ist in ihren Augen "Kadavergehorsam in unangenehmster Form".
Neben ihrem Engagement für ein demokratisches Bildungssystem und ihren Bestrebungen als Staatsministerin im Auswärtigen Amt, die Darstellung deutscher Kulturpolitik im Ausland umzuwandeln in die Darstellung deutscher Demokratie, kämpfte sie unermüdlich gegen die "fettfleckartige Ausbreitung der Parteien über die Demokratie". Und sie fragt besorgt: "Wer kontrolliert die Parteien?" Es sei doch gigantisch, daß nur vier Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung in politischen Parteien organisiert seien. "Von denen sind ein Drittel aktiv und von denen wiederum haben auch nur wenige wirklichen Einfluß." An diese "Entartung der Parteiendemokratie" hätten die Väter des Grundgesetzes einst nicht im Traum gedacht. Und daß der harmlose Satz: "Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit", solche extreme Auslegung erfahren würde, wie man sie heute beobachten könne, hätten sie auch nicht gewollt. Staats- und Parteienverdrossenheit kommen hoch, wenn Affären, Skandale, Machtmißbrauch und eine an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbeizielende Politik selbstverständlich werden.
Natürlich könnte man Bürgerschelte üben und die Menschen auffordern, politisch mitzuarbeiten. "Doch ich würde es mir, wenn ich heute jung wäre, ernsthaft überlegen: Wo kann ich wirksam sein - in einer Partei oder in einer Gruppe mit einem bestimmten Ziel." Die Wiedervereinigung bot die Chance zu einer Erneuerung, sagt sie. "Doch ein gemeinsamer neuer Anfang ist auf allen Linien verpaßt worden." Bei dem nur auf wirtschaftliche Änderungen zielenden, völlig überstürzten Prozeß habe man "die total unterschiedliche Befindlichkeit von über 16 Millionen Menschen einfach ignoriert".
Die soziale Utopie wurde zur realexistierenden Katastrophe. Aber für Hildegard Hamm-Brücher bedeutet das noch nicht, daß das kapitalistische System deshalb das bessere ist. "Nicht eine Sekunde habe ich das geglaubt, so wie es sich über 70 Jahre entwickelt hat." Doch eine Bewährungsprobe räumt sie dem System dennoch ein. "Es muß beweisen, daß es imstande ist, vor allem die Teilung der Welt in Arme und Reiche zu überwinden." Bei der Umwandlung der Ex-DDR habe sich nicht gezeigt, "daß der Kapitalismus imstande ist, was anzubieten". Die meisten privaten Unternehmen hätten das Risiko gescheut und nicht investiert. Und wenn in Zukunft, wie bisher, 80 Prozent der Ressourcen von 20 Prozent der Weltbevölkerung verbraucht werden, "wird der Kapitalismus am Ende auf der gesamten Welt das Chaos auslösen". Ihr Blick in die Zukunft ist deprimierend: "Derzeit sehe ich uns abgleiten in eine neue Form der sozialen Kälte, der Rücksichtslosigkeit. Wir sind weit weg von einer idealen Gesellschaft."
Verfolgung und Armut sind für Leonie Ossowski erlebte Begriffe. Die 67jährige Schriftstellerin hat sie 1945 erfahren. Auf der Flucht nach Westdeutschland mußte sich das ehemalige Schloßfräulein von Brandenstein, das inzwischen eine verheiratete Frau war, zum erstenmal bewähren. Hochschwanger landet sie zunächst in Hessen, dann in Oberschwaben. Die Familie hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Leonie Ossowski verkauft auf Jahrmärkten Kurzwaren, hilft einem Landarzt in der Praxis.
Männer und Katzen - eine Geschichte mit vielen Variationen. Auch das größte Rauhbein kann plötzlich zärtlich werden, wenn eine Samtpfötige ihm um die Beine streicht. Katzen reagieren nicht auf Kommandos wie "Sitz!" oder "Bei Fuß!" - wehe dem Schäferhund, der sich so verweigern würde. Doch bei Katzen tolerieren Männer offensichtliches Desinteresse an Befehlen. (Vielleicht sind manche Hunde deshalb so sauer auf die Katzen- Konkurrenz?) Hier erzählen einige Prominente von "ihren" Katzen.
Politiker Norbert Blüm ist ganz sicher: "Eine Katze bringt Ruhe ins Haus. Gelassenheit. Alle werden automatisch ruhiger. Katzen mögen es nun mal nicht, wenn eine Tür laut und unkontrolliert ins Schloß fällt oder das Radio in voller Lautstärke dudelt. Man paßt sich automatisch an. Sie verstehen alles und sind doch anspruchslos. Ich gehe so weit, zu sagen, daß vielen Menschen eine Katze gut täte. Wer nur einigermaßen sensibel ist, weiß ihre Souveränität zu schätzen." Hauskatze "Lea" wurde von Tochter Katrin mitgebracht. Nachbarn vom Freund hatten Katzenzuwachs bekommen. Und als "Lea" sechs Wochen alt war, brachte Katrin sie mit an den Rhein. Marita Blüm kommentiert: "Sie weiß genau, wer fehlt und hat die Zeiten im Kopf, wann wer normalerweise zurückommt."
Kater "Cristal" wohnt bei Radsportler Rudi Altig. Als er als Katzenkind ins Haus kam, war er mager, fast zerbrechlich "und hatte alle Krankheiten, die Katzenkinder haben können", erinnert sich Rudi Altigs Frau Monique. Und sie ergänzt: "Als er das erste Mal voll Heißhunger auf seinen Futternapf stürzte, mußte ich weinen. Vor Rührung. Vor Freude." Heute ist "Cristal" ein kesser, dreijähriger Kater, der Tochter Cindy mit einem zarten und Sohn Steven mit einem kernigen Schnurrlaut zu jedem Frühstück begrüßt. Und intelligent sei der Bursche, freut sich Rudi Altig: "Zu Cindys Geburtstag hat Monique ein Buch über das bisherige Leben von Cristal geschrieben. Auf französisch. Eines Abends, als wir alle zusammensaßen, las sie uns daraus vor. Cristal hockte mitten unter uns. Spitzte die Ohren. Maunzte. Ich möchte schwören, daß er genau begriffen hat, worum es ging."
Von "Snoopy", der Perser-Katze, behauptet Schauspieler Michael Hinz, er sei "ein Prachtkater". Snoopy nimmt solche Huldigungen mit Würde entgegen. Ein bißchen entgegenkommender freilich ist er bei Vivian, der Tochter von Michael Hinz. Sie nämlich hält mit dem Langhaarfelligen endlose Zwiegespräche - mit viel Geschnurre auf Snoopys Seite. Demnächst wird Vivian zu Studienzwekken in die USA gehen, und der 51jährige Schauspieler hat sich vorgenommen, die Lücke, die Tochter Vivian für Snoopy hinterläßt, mit besonderer Zuwendung auszugleichen. Michael Hinz weiß: "Snoopy hat mir beigebracht, wie man das Leben genießt, ohne ständig zwischen Hoffnung und Enttäuschung zu schwanken - einfach da sein. Die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Im Winter den Ofen suchen."
Snoopy ist wirklich ein Philosoph. Und sicherlich auch ein Kavalier. Das etwas tapsige Hundemädchen Josefine Mutzenbacher zum Beispiel läßt er auch schon mal aus seinem Napf fressen. Und straft damit die Geschichten von der "ewigen Feindschaft zwischen Hund und Katz" Lügen.
Gotthilf Fischers Angora-Perser "Merlin" liebt Musik. Und das ist in einem Haus, in dem viel komponiert wird, eine angenehme kätzige Dreingabe. Wenn Gotthilf Fischer am Flügel sitzt, kann der Angora-Perser stundenlang zuhören. Zum Schluß geht er einmal selbst über die Tasten und macht sich seine eigene Musik. Noch mehr als die Musik aber liebt er die Tochter des Hauses, Brigitte. Vater Fischer weiß: "Die beiden verstehen sich ohne Worte. Toben im Garten mit dem Flummi-Ball und abends schnurrt Merlin auf ihrem Schoß. Wenn Brigitte sich mal nicht wohl fühlt und länger im Bett bleibt - schwupp - ist der Kater dabei."
Ein "Katerchen zum Küssen" sei "Spreißl", behauptet der Schauspieler Michael Ande von seiner Katze. Der rabenschwarze "Spreißl" ist ein Individualist. Michael Ande erzählt: "Eine halbe Stunde am Abend mit Spreißl und alle Probleme sind vergessen. Besser als Schach und Jogging. Wenn er um meine Beine streicht und seine Streicheleinheiten fordert, fühle ich nur noch Harmonie. Ein verrückter kleiner Kerl. Stellen Sie sich vor: Auf dem Weg zu seinem Freßnapf will er geführt werden. Wie ein König, der geleitet wird. Alle Türen sind offen, er aber geht nicht allein zum Futternapf. Keine Möglichkeit, ihm das auszutreiben. Und wenn wir nicht da sind, muß das Hausmädchen den Katzenherrn geleiten." FR
Ein halbes Jahrhundert später sind diese Erinnerungen wieder lebendig. Einwanderer aus Ost-Europa, Asylsuchende aus aller Welt bitten um einem Platz im reichen Westen. Was es bedeutet, um Aufnahme zu bitten, wissen am besten jene, die einst wie Leonie Ossowski, selbst vor einer Tür standen. "Ich weiß sehr genau, wie man behandelt wird, wenn man mit einem Köfferchen in ein sattes, funktionierendes, nicht bombengeschädigtes Land kommt", erinnert sie sich. Damals gab es "Flüchtlingswohnungen, Flüchtlingsholz, Flüchtlingskohle - und selbst auf der Terrasse bekam man ein Stück zugewiesen, das war die sogenannte Flüchtlingsterrasse".
In den 50er Jahren beginnt Leonie Ossowski dann zu schreiben. In Kundenblättern veröffentlicht sie erste Kurzgeschichten. Es ist die Hochphase des Kalten Krieges. Leonie Ossowski, neugierig und von dem Wunsch beseelt, den Dingen auf den Grund zu gehen, zieht in den Osten. Ihre in der DDR lebende Schwester verschafft ihr Aufträge der Filmgesellschaft DEFA. Sie schreibt zwei Drehbücher. Das eine, "Stern ohne Himmel", kommt 1956 als Buch heraus. Es ist die Geschichte des Judenjungen Abiram, der 1945 Hitlers KZ-Schergen entkommt und sich in einem Keller versteckt. Dort haben fünf Kinder ein von den Erwachsenen vergessenes Lebensmitteldepot gefunden. Als sie Abiram entdecken, stehen sie vor der Schicksalsfrage, ob sie ihn ausliefern oder verstecken sollen.
1958 verläßt Leonie Ossowski den real existierenden Sozialismus. Heute bezeichnet sie ihre Beziehung zu dem System als "ganz finstere Geschichte", doch damals fand sie es "toll", weil "es Ideale gab". Jahre später sei ihr klar geworden, daß das heimische Gefühl, das sie hatte, ausgelöst worden war durch Erlebnisse, die sie aus der Kindheit kannte: "Aufmärsche, Fahnen, Ideale, jemand, der sagte, was falsch und richtig ist. Alles war überschaubar, man mußte sich nur seine Schublade suchen, dann lief es." Der Nationalsozialismus habe mit dem Sozialismus inhaltlich nichts zu tun, - die Strukturen aber seien sehr ähnlich gewesen.
Drei Jahrzehnte habe sie gepredigt, daß Hitler nur an die Macht kommen konnte, weil "die Generation unserer Eltern damals nicht gefragt hat". Jeder hätte alles wissen können, wenn er gewollt hätte. In der DDR habe sie dann den gleichen Fehler gemacht. "Ich habe nicht gefragt, ich wollte wohl auch nicht." Ihr Wunsch eines funktionierenden Sozialismus "war größer als meine Skepsis und als mein Wahrheitsbedürfnis". Den Dingen nicht auf den Grund gehen zu wollen, so scheint ihr, ist eine Charaktereigenschaft von Menschen. Längst hat sie aufgegeben, zu glauben, daß man mit Büchern die Menschen, vor allem Jugendliche erreichen kann. "Als ich anfing zu schreiben, war ich davon noch überzeugt", doch unter einer Regierung, die Kultur derart wenig schätzte, könne mit Büchern weder Aufklärung betrieben, noch eine politische Auseinandersetzung entfacht werden. Natürlich erreiche man immer die Leute, die Bücher lesen, aber "man erreicht damit keine Veränderung im Land".
Stern ohne Himmel" kam in einer Zeit heraus, als Bücher noch einen größeren Stellenwert hatten als das Fernsehen. Die Geschichte des Judenjungen Abiram gab vielen Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit dem Nationalsozialismus in einer verständlichen Weise auseinanderzusetzen. Im Gespräch mit jungen Menschen, hauptsächlich in Schulen, hat die Mutter von sieben Kindern und Großmutter von neun Enkelkindern "immer wieder erlebt", daß die Jugendlichen sie fragten, wie der Nationalsozialismus auf sie als Kind gewirkt habe, wo sie mitgemacht habe? Das hatten ihnen weder ihre Eltern noch die Lehrer erzählt. Die gemeinsame Wahrheitssuche der verschiedenen Generationen ist in Leonie Ossowskis Augen die einzige Chance, Probleme zu lösen.
1974, rund dreißig Jahre nach ihrer Flucht aus dem heutigen Westpolen, besuchte die Schriftstellerin zum erstenmal ihre frühere Heimat. In "Weichselkirschen" erzählt sie von dieser Rückkehr in die Vergangenheit. Leonie, die Schriftstellerin, wird zu Anna, der Journalistin. Das ehemalige Zuhause im heutigen Polen, inzwischen die Heimat der anderen, löst in Anna/Leonie widersprüchliche Gefühle aus. "Niemka", die Deutsche, wie sie genannt wird, lernt unter anderem: "Heimat hat nichts mit Besitz zu tun. Man kann sie lieben, aber nicht besitzen." Der Verlust von Heimat und Besitz ist in den Romanen von Leonie Ossowski immer wieder ein zentrales Thema. "Ich habe einmal in meinem Leben alles verloren." Dieses "Einmal-alles-verloren-Haben" hat ihr Verhältnis zu Besitz verändert. "Ich bin heute viel dankbarer, weil nichts von dem, was ich jetzt wieder besitze, selbstverständlich ist." Wenn sie noch einmal alles aufgeben müßte, könnte sie das besser als viele andere, "weil ich es schon einmal gelernt habe". Dennoch - freiwillig würde sie heute nichts mehr hergeben. "Das hat die Erziehung der letzten 40 Jahre bewirkt, eine Erziehung zum Besitz." Sie hat sich diesem Wertmaßstab unterworfen, wenn auch mit großem Zweifel. "Wir leben in einer Welt, in der der Mensch nicht geachtet wird, sondern nur noch seine Leistung. Macht, Geld und Besitz ist das Wichtigste, wonach wir streben und das ist eine furchtbare Kombination", kommentiert sie. Die "unglaubliche Arroganz" der Politiker, der Parteien, der Polizei und der Öffentlichkeit gegenüber der Entwicklung des Neofaschismus macht sie wütend. Den Politikern sei nur noch die Macht und deshalb die Stimmen der Wähler wichtig. "Deshalb schielen sie immer mehr nach den rechten Stimmen, nehmen den Rechtsruck in Kauf." Noch ein weiteres komme hinzu, "was immer alles in eine Grauzone schiebt": die Schuldzuweisung. "Kein einziges Streitgespräch läuft ohne Schuldzuweisung ab." Doch das habe nichts mit Demokratie zu tun und beginne, gefährlich zu werden. "Wir müssen Schuldzuweisung weglassen, uns zusammensetzen und uns gegenseitig das eigene Unrechtsverhalten mitteilen". Das ist in ihren Augen die einzige Chance, an die negative Situation heranzukommen.
Vor einigen Monaten ist sie aus der SPD ausgetreten. Die Flügelkämpfe nach Mompers Abgang wurden ihr unerträglich. Die derzeitige Lage der Demokratie kann "einen Menschen meiner Generation, der ein ganzes Leben gebraucht hat, um Demokratie zu lernen, sehr erschrekken", sagt sie. Weil wir die Probleme - gleichgültig, welche es sind - nicht sehen wollen, nicht diskutieren, nicht anpacken und human lösen, ist der Untergang der Welt in ihren Augen quasi vorprogrammiert. "Wir wissen vom Ozonloch und stellen immer noch Dinge her, um es zu vergrößern. Die Wälder sterben und dennoch werden weiter Autos produziert. Wir werden unsere Welt vermutlich schneller vernichtet haben, als unsere christliche Moral", sagt sie. Und das klingt nicht mal mehr zynisch. Die 67jährige ist froh, daß sie so alt ist, wie sie ist. Aber um ihrer Enkelkinder willen kämpft sie immer wieder gegen die Resignation an.
Obwohl schon steinalt, wird sie sprachlich immer jünger: die Heiratsanzeige. 200 Jahre ist es her, daß zum ersten Mal ein Mensch in Deutschland per Anzeige auf Brautschau ging. Seither verdanken zahllose Paare ihr Liebes- und Lebensglück einer solchen Anzeige, haben Töchter für ihre verwitweten Mütter per Zeitungsinserat Partner aufgegabelt, hat so mancher Mann mit der vielzitierten Nelke im Knopfloch in einem Café auf die Dame aus dem Inserat gewartet: Ist sie denn wirklich groß, blond und langbeinig, wie's auf dem Papier stand?
Die Heiratsanzeige boomt mehr denn je. Psychologen sehen in der immer anonymer werdenden Gesellschaft einen der Gründe für den florierenden modernen "Balzmarkt". Welche Zeitung der Leser am Wochenende auch aufschlägt, immer kann er teilhaben an der sehnsüchtigen Partnersuche einsamer Herzen. Was sich dann so abspielt, das Treffen im Café, die erste gemeinsame Reise oder gar die Hochzeit, das bleibt geheimnisvoll. Denn: Die meisten Inserenten reden nicht gerne öffentlich über die Brautschau per Anzeige. Es sei denn, sie bleiben anonym.
So geht es auch Eva. Dabei wurde die schlagfertige Berlinerin, die immerhin neben langjährigen Freundschaften auch eine Kurz-Ehe hinter sich hatte, durch eine einzige Anzeige schließlich sehr glücklich. Von acht Zuschriften, die sie auf eine Annonce hin bekam, sortierte die Akademikerin sieben aus, da ihr schon das Schriftbild signalisierte: Die Männer passen nicht zu mir. Der achte Schreiber entpuppte sich beim ersten Treffen als langweilig. Die Berlinerin erinnert sich: "Ich war dann ziemlich enttäuscht von der ganzen Sache." Zwei Tage nach dem Treffen mit dem einen Mann fand sie noch eine Zuschrift im Briefkasten, deren Inhalt ihr nicht sonderlich gefiel. "Er schrieb mich mit Signora dottore an, woraus ich schloß, daß es sich wahrscheinlich um einen Süditaliener handelt." Auch fand sie den Schriftstil recht eigenartig. "Er schrieb, er hätte Wohnraumreserven und zwei Kinder, eines davon sei pflegeleicht."
Ihre Mutter indes, der sie den Brief zeigte, fand den Text doch "eigentlich riesig nett" und meinte, sie solle den Mann anrufen - ihr zuliebe. "Und das habe ich dann getan. Am Telefon klang er schon viel netter. Wir haben uns dann verabredet. Na ja, und heute sind wir verheiratet."
Ihr Glück verdankt die Berlinerin letztendlich einem Deutschen aus dem kühlen Norden, der es vor 200 Jahren wagte, "in der vollen Blüte des männlichen Alters, bürgerlichen Standes" per Anzeige eine Person des schönen Geschlechts zu suchen, "die Lust haben möchte, das süße Band der Ehe mit mir zu knüpfen". So die Formulierung der ersten Heiratsanzeige vor 200 Jahren. Vier Seiten lang erklärte der junge Mann in der Zeitung "Hamburgischer Correspondent", daß er aus Mangel an geeigneten Eheaspirantinnen diesen Weg der Brautschau gewählt habe. In England, so der Ehewillige weiter, habe man mit derartigen Anzeigen beste Erfahrungen gemacht. Und schließlich sei die Ehe ein so wichtiges Unternehmen, daß die Auswahl so groß wie möglich sein müsse.
Genau so dachte auch Evas Interessent. Obwohl dem Witwer Freunde geraten hatten, er möge doch von einer Anzeige absehen - schließlich gebe es genug andere Möglichkeiten, eine Frau zu finden -, war der Berliner Akademiker fest davon überzeugt, daß "dieses die beste Möglichkeit ist und die effektivste, auf sachlichem Wege eine Auswahl zu treffen".
Bei der Partnerinnensuche ging er systematisch vor. "Ich habe meinen Steckbrief als Antwort kopiert und siebenfach verschickt, und das wurde mir von einigen Frauen etwas übel genommen, diese etwas sachliche Art des Steckbriefverbreitens . . ." Heute weiß der Mann: Die Anzeige war der richtige Weg. Denn seine Ehe, just zwei Jahre alt, erweist sich als ausgesprochen innige, ja sogar romantische Verbindung.
Den 200jährigen Geburtstag der Heiratsanzeige nahmen die beiden Germanisten Peter-Paul König und Catrin van Lengen von der Uni Münster zum Anlaß, die Sprache der Annoncen damals und heute wissenschaftlich zu untersuchen. Sie entdeckten: Immer noch präsentieren sich Heiratswillige auf dem Markt der Möglichkeiten nach ganz bestimmtem Textmuster. Da geht es um die Begründung der Verfahrenswahl, um eine Selbstdarstellung, die Partnerbeschreibung und natürlich die Aufforderung zu einem ersten Kontakttreffen. Allerdings gibt es einen großen Unterschied: Die erste Anzeige war ellenlang, klang fast wie eine Entschuldigung - heute sind Anzeigen meist knapp formuliert, kommen sofort zur Sache.
Obwohl die Heirats-Annonce schon im 19. Jahrhundert völlig eingebürgert war, suchen in der heutigen Single-Gesellschaft immer mehr Menschen per Anzeige den Partner oder die Partnerin fürs Leben. Auch Psychologen raten häufig den Einsamen, es doch einmal mit einer Anzeige zu versuchen. Aus gutem Grund. "Man muß sich doch nur mal Hochhäuser anschauen, in denen die Menschen ohne jeden Bezug zueinander leben", so Dr. Peter Schulz, Leiter der evangelischen Ehe- und Erziehungsberatung in Bonn. Wie sollen sie sich da kennenlernen?
Da war beispielsweise ein Beamter, Vater von zwei schulpflichtigen Kindern. "In den Gesprächen wurde klar, daß der Mann keine Zeit hat, sich nach einer geeigneten Partnerin und einer Mutter für seine Kinder umzusehen." Kam er nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause, hatte er nur noch Lust, die Beine hochzulegen. Auch die Auflösung der festen Rollenmuster könnte nach Schulzes Meinung den Heiratsanzeigemarkt positiv beleben. Denn welcher Mann habe heute die Garantie, daß eine Frau die Aufgabe in einer Partnerschaft übernehmen will, die er von ihr erwartet. In einer Heiratsanzeige hingegen könne er seine Vorstellungen von einer Partnerin klar formulieren. Dem Diplompsychologen signalisieren die Anzeigen aber auch: Das Bedürfnis nach einer tragfähigen Beziehung von Dauer ist nach wie vor groß. Und das in allen Schichten. Ob Akademiker, Arbeiter, Yuppie oder Angestellter - sie alle scheuen sich nicht, sich den Ehewunsch über eine Zeitungsanzeige zu erfüllen.
Der deutliche Aufforderungscharakter, von dem alle Heirats- und Partnerschaftsanzeigen leben, treibt die üppigsten sprachlichen Formulierungen. Da sucht ein "Salmiakpastillensüchtiger eine einfühlsame Therapeutin" oder aber ein "Oldtimer, Baujahr 45, Sportmodell, solide gelaufen, jedoch einige kleine Kratzer im Lack zweifelsfrei Liebhaberstück für humorvollen Fahrer", so nachzulesen in einer Hamburger Wochenzeitung. In der Alternativszene hört sich das dann so an: "Alter Waschlappen sucht schnuckelige Badeseife zum gemeinsamen Schaumbad." Die Varianten des einmal gefundenen Textmusters sind notwendig, will der Partnersuchende in der Masse der Anzeigen auffallen.
Die Germanisten haben über tausend Kontaktanzeigen untersucht und dabei herausgefunden, daß besonders originelle Formulierungen einen ganz bestimmten Leserkreis anziehen. Und: Nur wer ein klares Bild von sich und seinem Wunschpartner liefert, wird nicht enttäuscht. So verfuhr auch die Berlinerin Eva. Ein Bekannter hatte ihr geraten, in der Anzeige möglichst viel zu erwähnen, das sie darstellt, so daß der Leser sich vorstellen kann, um was für eine Art Frau es sich handelt. So hatte sie in der Zeitung klar formuliert, daß sie einen akademischen Titel hat, bestimmte Lebensformen schätzt und ein alkoholfreies Leben führen möchte.
Die Wissenschaftler haben aber auch noch entdeckt: Frauen prahlen weit weniger mit ihren Vorzügen als Männer.
BARBARA FRANDSEN
"Ich sage Ihnen, meine liebe Frau Riesenberger-Schnarrenhuber: Karl Gitters streng formale Visualisierung seiner sozio-kritischen Visionen transformiert die Erbärmlichkeit unseres Alltags in eine sublime Strenge, die das Chaos zur Struktur, ja zu Ansätzen einer neuen Ordnung, einer besseren Epoche erhebt - wenn Sie verstehen, was ich meine. In aller Bescheidenheit muß ich natürlich darauf hinweisen, daß ich es war, der Gitter entdeckt und gefördert hat. Selbstredend habe ich ein Vorkaufsrecht auf seine Werke."
"Aber ich bitte Sie, meine Teuerste; Sie liegen da so falsch, daß noch nicht einmal das Gegenteil Ihrer Ansicht richtig wäre. Die Entwicklung geht ganz eindeutig zu einer Renaissance des Pointilismus, der sich sinnbildhaft in den zart-melancholischen Portraits der Christin P. manifestiert. Denken Sie doch nur an diesen unvergleichlich unvermischten mosaikartigen Farbauftrag!"
"Oh Mann, ist das uncool! Gitter ist doch nicht nur out, der ist längst Mega- out! Und die Tüpfelkleckserei von der P. ist Giga-out. Die ist so out, outer geht's gar nicht mehr. Die letzten Bilder von der hingen doch schon in der Arche Noah an der Klotüre. Lite Metal bringt zur Zeit die harte Kohle. Ein paar Hunnis oder Tausis investieren, drei Jahre liegenlassen und weghauen: So macht man das."
Kein Zweifel, wir haben soeben Fachleute belauscht. Leute, die nicht nur über Kunst reden, sondern Kunst kaufen und verkaufen, um damit einen Gewinn von ein paar mageren Tausend Prozent zu erwirtschaften. Und weil im Bereich der MODERN ART fast alle etwas tun, wovon sie nichts verstehen, können wir uns getrost unter die Sachverständigen mischen und ein wenig mitverdienen.
Jeder der drei bis fünf Spieler wird mit Startkapital ausgestattet, das er hinter einem Sichtschirm vor den anderen verbirgt. Außerdem bekommt er ein paar Bilder, mit denen er in den Kunsthandel einsteigt.
Reihum bringen die Spieler ein Bild zum Verkauf. Ein Symbol in der Ecke der jeweiligen Karte definiert die Art der Versteigerung. Entweder überbietet man sich reihum, bis eine Höchstofferte erreicht ist. Oder jeder Spieler nimmt einen Geldbetrag in die Faust; der größte Betrag gewinnt. Oder der Versteigerer sagt einen festen Preis an. Wer ihn als erster akzeptiert, bekommt das Bild. Hat der Versteigerer zu hoch gepokert, so bleibt er auf dem Kunstwerk sitzen und muß den geforderten Preis selbst an die Kasse zahlen.
Gespielt werden vier Runden. Eine Runde ist dann zu Ende, wenn das fünfte Bild von einem Künstler der Öffentlichkeit zugänglich geworden ist. Dann erfolgt eine Zwischenabrechnung, bei der sich erweist, ob der Sammler richtig investiert hat. Der Künstler, von dem am meisten Bilder verkauft wurden, wird mit den höchsten Preisen bewertet. Es ist fast wie im richtigen Leben: Eine hohe Nachfrage definiert einen hohen Preis. Doch nur drei der fünf Künstler bringen Geld. Wer auf das falsche Pferd gesetzt hatte, kann sein Investment in den Kamin schreiben.
In der zweiten Runde können die Preise sprunghaft ansteigen, wenn die Sammler auf die gleichen Künstler setzen und diese damit wieder hoch bewertet werden. Diese Form der manipulierten Wertsteigerung zieht sich bis zum Spielende fort. Bei MODERN ART ist ein großer Teil der Information weitgehend offen. Jeder sieht, was die anderen Sammler horten und welche Preise sie hochzutreiben versuchen, weil alle erworbenen Bilder offen auf dem Tisch ausgelegt werden. Wieviel Geld die Mitspieler in etwa in der Kasse haben, läßt sich auch ganz gut einschätzen. Unsicher bleibt nur, was die Konkurrenten an Karten in der Hand haben und in welcher Reihenfolge sie ihre Bilder zur Auktion bringen. Das Auktionsverhalten der Mitspieler ist anfangs oft ziemlich chaotisch, weil zunächst keiner ein rechtes Gefühl dafür hat, mit welchen Preisdimensionen man einsteigen - und auch aufhören - sollte. Doch das gibt sich schnell mit der Routine. MODERN ART ist ein spannungsreiches Spiel.
Weniger spannend ist die Spielregel. Die braucht Zeit und Geduld. Ein Spieler sollte sich vorab ungestört in ein Eckchen setzen, die Regeln studieren und die Beispiele mit dem Spielmaterial nachstellen und durchprobieren. Sonst ist dem Spiel kaum beizukommen. Doch diese Vor-Arbeit lohnt sich!
Wie üblich läßt sich über Geschmack trefflich streiten. Die Schachtelhülle ist vor lauter moderner Kunst so geraten, daß man zunächst kaum realisiert, daß sich ein Spiel darin verbirgt. Und selbst wenn, mag man die Schachtel immer noch nicht gerne in die Hand nehmen. MODERN ART ist kein gefälliger Selbstgänger, wie ihn ein im Marketing versierter großer Spieleverlag zurechtpolieren würde. Hier mischt sich wieder einmal der unternehmerische Mut mit der Unerfahrenheit des Kleinverlegers. Eine Mixtur, die sehr erfolgreich sein kann.
Auch der Autor ist kein Unbekannter: Reiner Knizia gewinnt mehr und mehr Profil, mausert sich und plaziert sich bei den deutschen Spieleautoren in den vorderen Plätzen. Sein Diplomatie- und Verhandlungsspiel QUO VADIS etwa stand 1992 bei der Wahl zum "Spiel des Jahres" auf der Nominierungsliste.
TOM WERNECK
Modern Art von Dr. Reiner Knizia, 3 bis 5 Spieler (besser: 4 oder 5!), DM 67,40 inkl. Porto und Verpackung.
Quo Vadis von Dr. Reiner Knizia, 3 bis 5 Spieler (besser: 4 oder 5!), DM 62,40 inkl. Porto und Verpackung.
Alle: Hans-im-Glück-Verlag, Birnauerstraße 4, 8000 München 40, Vertrieb durch FUN-CONNECTION, Postfach 20 02 16, 1000 Berlin 20, Telefon 0 30 / 3 71 01 - 0, Fax 0 30 / 3 75 40 42.
Eine Gefäßoperation an den Halsschlagadern empfinden wohl die meisten Patienten als lebensbedrohlich. Ein derartiger Eingriff ist aber dann nötig, wenn ein solches Gefäß so verengt ist (Stenose), daß die Durchblutung des Kopfs und des Gehirns nicht mehr ausreicht. Nicht nur ältere Menschen mit Arteriosklerose, sondern auch Patienten im mittleren Lebensabschnitt werden von solchen Engpässen betroffen. Dann heißt es nicht lange abzuwarten, sondern sich rasch auf eine Operation vorzubereiten, da sonst recht bald mit einem Schlaganfall zu rechnen ist.
Neuerdings bietet sich jedoch zur Gefäßchirurgie eine Alternative an, die für Arzt und Patient einen Fortschritt bedeutet. In manchen Fällen brauchen nämlich die großen Arterien (A. subclavia, A. vertebralis und Carotiden) nicht mehr durch einen chirurgischen Eingriff wieder durchgängig gemacht zu werden, bei dem oft anstelle des verengten Gefäßabschnitts ein künstlicher Ersatz eingesetzt wird. Als Alternative schlagen jetzt Gefäßspezialisten (Angiologen) immer häufiger vor, die verengte Arterie mit Hilfe eines Ballon-Katheters behutsam zu erweitern. Allerdings wurde weltweit die Methode erst bei rund 900 Patienten angewandt.
Damit aus der Ballon-Erweiterung (Dilatation) dieser Arterien ein ähnlicher Erfolg wird wie die Dilatation zur Erweiterung verengter Herzgefäße, müssen sich international noch mehr Klinikärzte damit befassen.
Zwei deutsche Mediziner machten sich auf diesem Gebiet bereits einen Namen: Mit der vorsichtigen Dehnung zu enger Wände der Halsschlagader beschäftigen sich als erste in Deutschland der Erfurter Neuroradiologe Dr. Reiner Kachel und der Dortmunder Professor Dr. Klaus Mathias. Sie stellten die Methode jetzt auf einem Ärztekongreß in Weimar vor.
Zunächst ermitteln die Mediziner durch Ultraschall und eine Gefäßdarstellung (Angiographie), ob ein derartiger Eingriff überhaupt in Frage kommt. Voraussetzung dafür ist, daß es sich lediglich um einen Engpaß handelt. Es dürfen sich weder geschwürige Veränderungen noch Blutgerinsel (Thromben) an und in diesem Abschnitt befinden. Die Gefäßwände sollen überdies nicht allzu stark von Verhärtungen (Arteriosklerose) betroffen sein. Ist dies der Fall, so bleibt dem Patienten eine größere Operation nicht erspart. Sind dagegen die Verhältnisse für eine Gefäßdehnung günstig, dann hat der Patient insofern Glück, als er keine Vollnarkose braucht. Seine Belastung während des Eingriffs ist also denkbar gering. Außerdem verliert er kein Blut wie bei einem chirurgischen Eingriff, und die Durchblutung des Schädels ist auch während des Ballon-Dehnungsmanövers ununterbrochen gewährleistet. Komplikationen während der Prozedur sind selten. Die Patienten spüren außerdem schon sehr bald Erleichterungen, denn Lähmungen bilden sich häufig wieder zurück. Die unblutige Gefäßerweiterung mit dem Ballon-Katheter läßt sich überdies jederzeit wiederholen. Im Gegensatz zu Erweiterungen der Bein-Arterien, nach denen sich die Gefäße bald wieder verengen, erweist sich die gleiche Taktik an den Halsschlagadern als erstaunlich erfolgreich. In fünf Jahren erlebten von 50 Patienten, deren hirnversorgende Adern mittels Ballon-Dilatation erweitert wurden, nur drei einen Rückfall. Sorgen bereitet den Gefäßspezialisten hingegen die Tatsache, daß viele Menschen von ihrer Gefährdung, einen akuten Verschluß der Halsschlagadern und einen Schlaganfall zu erleiden, überhaupt nichts ahnen. Selbst Warnzeichen wie Sehstörungen, Taubheitsgefühl in Armen und Beinen, vorübergehender Sprachverlust und ähnliche Beschwerden werden oft nicht ernstgenommen, obwohl sie Anzeichen eines bevorstehenden Schlaganfalls sein können. Jedenfalls ist es immer dann höchste Zeit, zum Gefäßspezialisten oder zum Neurologen zu gehen und die Halsschlagadern auf beiden Seiten mit Hilfe der schmerzlosen, völlig ungefährlichen Doppler- Sonographie (Ultraschall) untersuchen zu lassen. Insbesondere sollten Mitglieder von Familien, in denen schon einmal ein Schlaganfall vorkam, frühzeitig an diese Gesundheitsvorsorge denken.
Dr. med. HANNS H. WENK
An der Tür jedes zufriedenen Menschen sollte jemand mit einem kleinen Hämmerchen stehen. Und mit lautem Klopfen und Pochen daran erinnern, daß anderswo Leid, Krankheit und Armut herrschen. "Jedoch, es gibt keinen Mensch mit einem solchen Hämmerchen", schrieb der russische Dramatiker Anton Tschechow schon vor rund hundert Jahren. "Der Glückliche lebt für sich dahin . . ."
Nicht mit dem Hämmerchen, vielmehr mit rappelnder Sammelbüchse in der Fußgängerzone, Kollekten an Sonn- und Feiertagen und Aufrufen werben mehr als 20 000 mildtätige Organisationen in Deutschland für den guten Zweck. Rund 2000 Hilfswerke sind überregional tätig. An die 85 Prozent des gesamten Spendenaufkommens fließt in die Kassen der 200 bis 250 Größten.
Griffige Slogans sollen die Mark rollen lassen: "Auch das schönste Feuerwerk kann die bösen Geister dieser Welt nicht vertreiben", heißt es auf einem Plakat der Welthungerhilfe zum Jahreswechsel. "Brot statt Böller" lautet die Botschaft. Daß ihr nur eine begrenzte Zahl folgten, zeichnete sich in bunten Farben zu Mitternacht am Silvesterhimmel ab. Und doch - es ist populär geworden, einen guten Zweck als Alternative zu nennen. In Todesanzeigen bitten Angehörige darum, auf Ausgaben für Kränze und Blumen zu verzichten. Das Geld soll statt dessen einer gemeinnützigen Organi- sation zugute kommen. Immer mehr Unternehmen verzichten vor Weihnachten darauf, Kunden überflüssige Werbegeschenke zu versenden. Sie lassen lieber eine runde Summe für Bedürftige springen und teilen dies in einem Gruß gerne mit.
Obwohl das Spendenaufkommen vereinzelt zunimmt - auch die FR-Altenhilfe brach mit Einnahmen über zwei Millionen Mark 1992 alle Rekorde - spricht der Experte Lutz Worch von einem allgemeinen Rückgang. Der Leiter des Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin, das den "Markt" beobachtet und ein Gütesiegel vergibt, beziffert den Spendenerlös 1992 auf rund 4,1 Milliarden Mark, etwas mehr als im Vorjahr. Doch de facto komme weniger bei den Addressaten an, weil der Aufwand für das Einsammeln steige.
Im Rückblick auf das vergangene Jahr konstatiert Worch vor allem einen Einbruch zu Lasten der Entwicklungshilfe. Zwar spricht auch Birgit Dederichs-Bain, Beiratsmitglied im Bensheimer Kreis, einem Zusammenschluß von 33 Nichtregierungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit (NRO), davon, daß die Bilanz bei einigen "gar nicht gut" aussieht. Doch sie meint: "Die Hungerhilfe liegt außerhalb des Trends." Es gebe immer noch eine große Bereitschaft, für Afrika, Asien und Lateinamerika zu spenden.
"Von einem Jahr der Stagnation" spricht - ebenso wie Misereor - Brot für die Welt. 1991 hatte das Hilfswerk noch zehn Prozent Plus erzielen können. Dieser Zuwachs konnte damals trotz konkurrierender Kampagnen für Rußland verbucht werden. "Wenn durch die Massenmedien ein Spendenklima erzeugt wird, profitieren alle davon", sagt Sprecher Herbert Hassold. Seiner Darstellung nach gibt es sogenannte "attraktive Katastrophen", wie beispielsweise in Armenien oder Rußland, die mit hoher Sympathie rechnen können. Andere, die "unattraktiven", kitzelten weniger Hilfsbereitschaft wach. So sei es anfangs schwierig gewesen, Geld für die Opfer des jugoslawischen Bürgerkrieges zu bekommen. Konfliktherde wie Libanon oder Mosambik gerieten in Vergessenheit. Auch die Kurden in Irak und in der Türkei stünden eher abseits.
Während das Rote Kreuz für 1992 von einer rund zwanzigprozentigen Einbuße auf nur noch 90,3 Millionen Mark berichtet, spricht die Welthungerhilfe, die im vergangenen Jahr ihren dreißigsten Geburtstag feierte, von einem steigenden Trend. Für eine Überraschung sorgte die Sonderkollekte "Menschen in Not" der Caritas am 13. September. Sie brachte in den Pfarreien an nur diesem einen Sonntag 28 Millionen Mark für Somalia und Jugoslawien ein. 1991 hatte der gesamte Spendenerlös der Auslandshilfe gerade etwas mehr als das Doppelte, rund 58 Millionen Mark, betragen.
Klagen hingegen bei Greenpeace: "Der Spendenrückgang hat alle Umweltorganisationen erwischt", sagt Sprecher Fouad Hamdan. Zwar nahmen die Umweltaktivisten in Deutschland wie schon 1991 auch im vergangenen Jahr rund 57 Millionen Mark ein. Doch wird nun "wegen der wirtschaftlichen Lage im Lande" deutlich weniger erwartet. Die Öko-Leute wollen 2,4 Millionen Mark einsparen und 17 Stellen streichen. "Wir sind zu groß geworden, müssen schlanker werden und effektiver arbeiten", meint Hamdan. Auch bei Robin Wood steht es schlechter als im Vorjahr. Wenn Menschen bedroht seien, dann werde eher für sie, als für die Umwelt gespendet, versucht die Aktionsgemeinschaft die schwächere Resonanz zu erklären. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) spricht von einer "Sättigung". Während alte Spender treu blieben, werde es immer mühseliger, neue zu gewinnen.
Völlig anders sieht bei der deutschen Umweltstiftung des World Wide Fund for Nature (WWF) aus. Sie konnte mit 9,2 Millionen Mark in den ersten zehn Monaten ein Plus von zehn Prozent binnen Jahresfrist verzeichnen. "Spenden und Beiträge sind sprunghaft gestiegen", freut sich Christoph Müllerleile, Leiter der Abteilung Private Förderer. Ein Viertel der Leute habe schon bei der Überweisung festgelegt, ob ihr Geld für Naturschutzparks in Ostdeutschland, den Schutz des Wattenmeers oder für andere Zwecke verwendet werden solle.
Überrascht wurde auch die Aidshilfe von einem Zugewinn von mehr als 20 Prozent. Allerdings kann sich nur die Berliner Zentrale über diesen Erfolg freuen. Die regionalen Gruppen hingegen stehen schlechter da. Fast ein Fünftel der Spender seien Verwandte und Freunde von HIV-Positiven, die an Aids starben. Unbekanntes Wesen
Für die Wissenschaft ist der Spender noch immer ein unbekanntes Wesen, erläutert Horst Brand. Der Mitarbeiter am Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Universität Köln beschreibt die Probleme seiner Arbeit so: "Es ist leichter, von den Leuten Auskunft über ihre sexuellen Neigungen oder religiösen Gefühlen zu bekommen als über ihre finanziellen Angelegenheiten." Das Thema Spenden sei fast ein Tabu. Erst einmal ist es ihm gelungen, bei einem Hilfswerk anonyme Stichproben zu erheben. Einen Gemeindepfarrer zur Mithilfe zu bewegen, um die Spendenbereitschaft bei Kollekten zu untersuchen, sei kaum möglich.
Zugeknöpft zeigen sich auch zufällig angesprochene Passanten in der Frankfurter Fußgängerzone. Auf die Frage "Haben Sie schon gespendet?" reagieren die meisten peinlich berührt. "Das geht sie gar nichts an", ist zu hören oder "Lassen Sie mich doch in Ruhe". Andere stammeln verlegen, daß sie gerade so über die Runden kommen. Zum Spenden bleibe nichts übrig. Die Devise "Tue Gutes und rede darüber" scheint nicht populär zu sein.
Ein Beamter berichtet von seiner regelmäßigen Hundert-Mark-Spende für Adveniat und ausnahmsweise 50 Mark im vergangenen Jahr für ein Uganda-Projekt seiner Kirchengemeinde. "Das entscheidende ist, daß mein Geld auch gut ankommt." Für die Rußlandhilfe habe er nie etwas übrig gehabt. Da nehme das Geld seltsame Wege. Sein Verdacht: Manche Organisationen ließen zuviel in der Verwaltung versickern. Trotzdem, "ich möchte die Not lindern".
Zu Weihnachten scheint der Gedanke an bedürftige Menschen häufiger aufzutauchen. Nirgendwo in Europa geht es in der Adventszeit so besinnlich und beschaulich zu wie in Deutschland. Die Erinnerung an Christi Geburt fördert die Spendenbereitschaft: Nicht nur die Gottesdienste sind besser besucht als an anderen Tagen. Die Weihnachtskollekten erreichen Spitzenwerte. Einige Hilfswerke, wie CARE-Deutschland oder die Welthungerhilfe, kassieren 50 Prozent ihrer Spendengelder im Dezember.
Aber mehr als Mitleid oder schlechtes Gewissen scheint die psychologische Wirkung des 13. Monatsgehalts eine Rolle zu spielen: Es vermittle das Gefühl, um die Feiertage mehr als sonst in der Tasche zu haben, meint der Wissenschaftler Brand, und er nennt einen weiteren profanen Grund für die Spendenfreude zum Jahreswechsel: Die gute Tat ist steuerlich absetzbar.
Doch Mißtrauen offenbart sich selbst zur Weihnachtszeit. Skandale um fehlgeleitete Gelder, übertriebene Verwaltungskosten oder unseriöse Praktiken einzelner Organisationen, halten viele davon ab, einen kleinen Betrag zu überweisen. Daß dieses Mißtrauen gewachsen ist, behauptet jedenfalls das Spendeninstitut in Berlin. Während nach DZI-Angaben vor zehn Jahren nur rund zehn Prozent der Leute Zweifel hegten, daß ihr Geld den angegebenen Ort erreicht, sind es inzwischen vier von fünf. "Die Spender sind kritischer geworden", glaubt DZI-Leiter Worch. Um sicherzugehen, daß die Gelder in die richtigen Hände gerieten, werde immer zielgerichteter überwiesen.
Um die Orientierung zwischen den vielen Hilfswerken zu erleichtern, hat das DZI ein Gütesiegel entwickelt. Wer Ziele, Finanzgebaren, Werbeetat und Verwaltungsaufwand auf einem Fragebogen offenlegt, über dessen Antrag wird beschieden. Bisher haben erst 42 Organisationen das Unbedenklichkeitsprädikat erhalten. Damit sind 27 Prozent aller Einkünfte abgedeckt. In zwei bis drei Jahren will das DZI das gesamte Spendenaufkommen in Deutschland im Griff haben.
Zu den "TÜV-Geprüften" gehören viele angesehene Organisationen noch nicht. "Wir befinden uns in guter Gesellschaft", heißt es beispielsweise bei amnesty international. Die Menschenrechtsorganisation überlegt, ob sie überhaupt einen Antrag stellen soll. "Für uns ist das eine Kostenfrage, ob wir 5000 Mark für das Gütesiegel zahlen oder unseren Spendern erklären müssen, warum wir da nicht drin sind", sagt Sprecherin Anne Mulder.
Ohne die begehrte Plakette bleiben bislang auch alle Umweltorganisationen, da der "Spenden-TÜV" sich nur für "human- karitative Organisationen" zuständig fühlt. Daß dies nicht so bleiben kann, weiß auch der Leiter: "Wir sind bemüht, das Siegel auch auf den Umweltbereich auszuweiten."
Neue Probleme bringt in diesem Jahr der europäische Binnenmarkt mit sich. Nach Einschätzung des DZI werden zahlreiche Organisationen aus dem Ausland, vor allem Frankreich, England und den USA nach Deutschland drängen. Deshalb sagt Worch für die heimischen Geld- Sammler eine harte Zukunft voraus: "Da wird sich mancher noch umsehen, angesichts der professionellen Konkurrenz aus dem Ausland." Völlig unklar sei darüber hinaus, wie mit Spendenquittungen in Europa demnächst verfahren wird. Eine Frage, auf die selbst Experten keine Antwort haben: Was wird ein deutsches Finanzamt mit einem portugiesischen Beleg tun oder umgekehrt?
GEMMA PÖRZGEN
Vor der Tür des Saals liegt ein Schuhabstreifer, schon reichlich abgewetzt. "Don't worry, be happy" steht darauf. Die jungen Leute, die sich im Saal vor den hohen Spiegeln dehnen, die ihre Muskeln wärmen, haben freilich keine Augen für die Aufforderung. Mit ernstem Gesicht trotzen sie ihrem Körper Geschmeidigkeit ab. Wie beim Leichtathletik-Wettkampf heften Nummern am Trikot. Nummer 6 hat den Oberkörper auf die gestreckten Beine gelegt, Nummer 34 ein Bein auf die Ballettstange. Vorbereitungen für eine Prüfung.
Montag, 13 Uhr. Vor der gläsernen Eingangstür zur Ballettabteilung der Frankfurter Hochschule für Musik und Bildende Kunst hat sich eine Schlange gebildet. "Please, don't enter before one o'clock", steht auf einem Zettel. Die jungen Leute, die da anstehen, überwiegend sind es Frauen, kommen zur Tänzerbörse der ZBF, der Zentralen Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung, einer Abteilung der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in der Frankfurter Feuerbachstraße. Viermal im Jahr, zwischen November und März, lädt die ZBF Tänzerinnen und Tänzer, die eine Stelle suchen, zur "Tänzerbörse". Die Ballettabteilung der Musikhochschule stellt die Räume zur Verfügung.
Kurz nach 13 Uhr. "Es ist offen", sagt Rainer Köchermann, die jungen Leute greifen nach ihren Sporttaschen, strömen nach vorne. Köchermann, geboren 1930, hat lange Jahre als Tänzer und Ballettmeister gearbeitet, in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Osnabrück und Saarbrücken. Seit neun Jahren ist er Arbeitsvermittler beim ZBF, betreut arbeitslose Tänzerinnen und Tänzer. Da kommt es ihm zugute, daß er die Ballettcompagnien kennt, und sie ihn. Choreographen rufen schon mal an und sagen: Ich hab' da zwei Stellen zu vergeben.
Jetzt steht Rainer Köchermann mit einer langen Liste an der Tür - rund 80 Tänzer wurden diesmal eingeladen - und hilft bei der Nummernvergabe, auch mal beim Dolmetschen. Man hört Italienisch und Französisch, Englisch natürlich, auch manche osteuropäische Sprache. Einer nach dem andern verschwindet in den Umkleideräumen, die "Startnummer" mit den Sicherheitsnadeln in der Hand, die Tasche geschultert.
"Zu unseren Tänzerbörsen kommen sehr viele Ausländer, die eine Stelle in Deutschland suchen", erzählt Köchermann. Denn nirgendwo sonst gibt es so viele feste Ballettcompagnien. Trotzdem: Das Angebot übersteigt die Nachfrage bei weitem. Und so reisen auch Tänzer nach Frankfurt, denen gekündigt wurde und die nun eine neue Stelle suchen, oder Mädchen und Jungen, die eine der großen Ballettschulen, in München oder Stuttgart etwa, besuchen, kurz vor dem Abschluß stehen und sich nun Sorgen machen wegen ihres ersten Engagements. Und es kommen, leider, junge Frauen und Männer, die den Traum vom Tänzerberuf träumen, die aber keine Chance haben, daß er sich jemals erfüllt. Manchmal fehlt es an Talent, manchmal schlicht an den körperlichen Voraussetzungen.
An diesem Montag - die Tänzerbörsen sind meist montags, weil das der "Ruhetag" vieler Theater ist und die Ballettchefs also Zeit haben - wird es beim Vortanzen zwei etwa zwanzigköpfige Gruppen geben: Nur rund die Hälfte der Eingeladenen ist angereist. Das hat, auch, erfreuliche Gründe. Aus den neuen Bundesländern zum Beispiel waren fünfzehn angemeldet, drei tanzen jetzt vor. "Die Einladungen gehen ja vier Wochen vorher raus, zehn haben inzwischen ein Engagement", sagt Enno Markwart, der seit acht Monaten für die ZBF in Leipzig tätig ist und als ehemaliger Tänzer und Choreograph auch vom Fach.
Kurz vor 14 Uhr. Die meisten sind schon im großen Ballettsaal, haben sich einen Platz an der Stange gesucht. Nummer 10 verschwindet noch mal schnell auf dem Örtchen. Nummer 8 nestelt an den Schuhen. Eine kleine Dunkelhaarige sieht aus, als wolle sie gleich weinen, eine blonde Kollegin strahlt Selbstvertrauen aus. Die Minuten scheinen endlos, bis endlich das Exercice an der Stange beginnt, der Pianist die ersten Takte spielt.
Die Übungen sind klassisch. "Tanztheatergruppen holen sich ihren Nachwuchs nicht bei uns", sagt Rainer Köchermann. Und die großen Ballettchefs kommen auch nicht: Jemandem wie William Forsythe rennen die Tänzer ohnehin die Türen ein. Nach Frankfurt reisen höchstens die Chefs kleiner und mittlerer Theater - und auch die haben es, strenggenommen, nicht nötig, könnten genausogut verlangen, daß man zu ihnen kommt.
An diesem Montag sitzt unter anderem Pierre Wyss im Ballettsaal der Hochschule. Er war Choreograph in Wiesbaden, hat nun nach Braunschweig gewechselt, sucht für sein Ballett zwölf neue Tänzer und will "keine Chance auslassen". Geduldig sieht er sich zweimal anderthalb Stunden Exercice an, doch seine Miene ist eher düster, manchmal schüttelt er den Kopf. Die eine oder andere Tänzerin wird er ansprechen. "Ich sage dann, kommen Sie nach Braunschweig, nehmen Sie sich eine Woche Zeit." Vom Fleck weg engagieren wird er niemanden.
Sowas kommt selten vor. Die Tänzerbörse dient vor allem dazu, daß Rainer Köchermann und Enno Markwart die Bewerber kennenlernen können, denn nur so ist qualifizierte Hilfe und Beratung möglich. "Wir kennen die Leute ja nicht", so Köchermann, "sie schreiben und schicken ihre Unterlagen - und die Überraschung ist dann immer recht groß. Manchmal sind sogar Solisten da, doch das Niveau ist ganz verschieden." Und an diesem Montag ist es, leider, nicht so gut.
Der eine, das sehen die Spezialisten schnell, eignet sich besser fürs Musical, der Füße wegen. Einige Tänzerinnen sind modern ausgerichtet, "es wäre ja Quatsch, die nach Berlin zu schicken", sagt Köchermann. Nummer 12, einer jungen Frau, rät er: "You can try in Essen. Or in Oldenburg." Wer von ihm angesprochen und zum anschließenden Gespräch geladen wird, strahlt.
Während der Exercices hat er sich Notizen gemacht. "Positiv" steht auf der Rückseite seines Blattes, und darunter fünf Nummern - von 21 im ersten Durchgang. Ungefähr ein Viertel der Vortanzenden sind überhaupt vermittelbar, meint Enno Markwart, "großzügig geschätzt". Bei den anderen müsse er sich überlegen: "Wie sag ich's meinem Kinde." Vorsichtig versuche er im persönlichen Gespräch nachzufragen, ob vielleicht nicht auch Interesse für einen anderen Beruf besteht. "Wir können diese Leute natürlich nicht davon abhalten, es selbst an den Theatern zu versuchen", sagt Köchermann. "Aber wir können nichts für sie tun."
"Die Ansprüche sind sehr hoch", fügt er dann hinzu. Und Enno Markwart meint, schon die großen Ballettschulen müßten eigentlich straffere Maßstäbe ansetzen. "Das Stellenangebot im Osten ist geringer geworden, viele Theater haben Einstellungsstopp." Gleichzeitig kommen Scharen guter Tänzer aus dem Ausland - da sieht es für viele Ballettschüler düster aus.
17.40 Uhr. Der zweite Durchgang ist vorbei, erschöpfte, verschwitzte Tänzerinnen und Tänzer gehen unter die Dusche. Einige Kollegen aus der ersten Gruppe sitzen indessen noch, etwas verloren, in der großen Eingangshalle der Musikhochschule, wissen irgendwie, daß ihr Können nicht ausreicht für den ersehnten Beruf. Und hoffen doch, gegen alle Hoffnung. SYLVIA STAUDE
"Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden. Da spricht Seele zu Seele." Dieses Zitat wird dem Schriftsteller und Kulturpolitiker Berthold Auerbach (1812-1882) zugesprochen. Recht hat er, der liberale Schwabe. Nur leider wird die Chance, andere, fremde Kulturen über ihre Musik kennenzulernen, viel zu selten genutzt. Und wenn, dann meist auch nur recht oberflächlich.
Da wäre die ein bißchen auf Touristen zugeschnittene Folklore in den Hotelclubs der Fernreiseziele zu nennen. Da fallen einem die mit westlichen Grooves unterlegten Hongkong-Schlager zum Essen beim Asiaten ein oder auch der orientalische Soundtrack in der Bauchtanzgruppe. Mal eine Single von Ofra Haza oder Mory Kante zu Chart-Ehren verhelfen - mehr scheint beim sogenannten breiten Publikum in Deutschland noch immer nicht zu gehen.
Aber die Szenen, die sich regelmäßig zum Salsa-Schwof verabreden, den Clubs bei Reggae-Konzerten ausverkaufte Läden bescheren oder bei den inzwischen regelmäßigen Auftritten afrikanischer Gruppen große Parties feiern, schwören auf ihre Art des Freizeitvernügens. Wer einmal dabei war, wird sicherlich auch zum Wiederholungstäter.
Schließlich erwies sich beispielsweise der Auftritt des belgisch-zairischen Frauenchores Zap Mama im Frankfurter Bürgerhaus Bornheim als Konzert des Jahres. Und auch an die Gigs von Mambo-König Mario Bauza oder des Senegalesen Youssou N'Dour erinnert man sich mit Leuchten in den Augen.
Alle Plattenhörer, ob Klassik-, Jazz- oder Rockfans, die schon fasziniert der fremden Klänge bei Francis Poulenc (balinesische Gamelanmusik in seinem "Konzert d-Moll für 2 Klaviere und Orchester") oder John McLaughlin (indische Raga-Strukturen in westlichem Jazz) oder Peter Gabriel (afrikanische und asiatische Elemente auf seinen Hitalben "So" und "US") lauschten, wollen die Quellen dieser Inspirationen aufspüren. Das ist längst kein Problem mehr, gibt es selbst so Spezielles wie Gesänge der Pygmäen oder Inuit (so heißen die Eskimos wirklich) schon auf Platte. Die Welt hören ist möglich geworden.
Drei ambitionierte Plattenserien stehen für das mittlerweile große Angebot: Die Frankfurter Network Medien GmbH hat mit Zweitausendeins (Versand und Läden) die zu Standardwerken avancierten Hörfunkreihen "Die Welt ist Klang" und "Vom Hören der Welt" von Joachim- Ernst Berendt als jeweils 4 CDs aufgelegt. Die Welt-Network-Reihe umfaßt 14 Titel, mit persischer Klassik, Lyra-Musik aus Kreta, koreanischen Zitherklängen, kolumbianischen Regenwald-Atmosphären und georgischen Chören. Das Jazzlabel CMP Records gibt unter der Bezeichnung "Reihe 3000" (ein Sampler präsentiert einen Querschnitt daraus) traditionelle Klänge aus Gambia, Java, Bali, dem mittleren Osten und der Türkei heraus. Wunderschön sind die Flötentöne des Sufi-Musikers Kudsi Erguner.
Nicht zu vergessen Peter Gabriels Realworld-Label mit mittlerweile annähernd 30 Titeln (die Rockrundschau hat das Terem Quartet und Sheila Chandra bereits porträtiert). Mit The Musicians Of The Nile geht die Reise nach Ägypten, die Guo Brothers laden musikalisch ins Reich der Mitte ein, Rossy beschreibt die Geisterwelt Madagaskars, The Drummers Of Burundi trommeln ihr Publikum in Trance.
"Wo Musik ist, da kann nichts Böses sein!" ließ Miguel de Cervantes, der Schöpfer von "Don Quichotte", einst verlauten. Zumindest nutzt sie zu mehr Verständnis untereinander und zur Verständigung. In diesem Sinne - ein friedliches 1993 der Annäherung und Kommunikation. DETLEF KINSLER
Ostautos mit Mängeln
Jedes dritte Fahrzeug, das in Ostdeutschland zur Hauptuntersuchung kommt, weist erhebliche Mängel auf. Im Westen Deutschlands trifft des nach Angaben von Dekra nur auf jedes fünfte Fahrzeug zu. Zwar gehe in den neuen Bundesländern der Anteil beanstandeter Fahrzeuge kontinuierlich zurück, doch könne von "Entwarnung" noch keine Rede sein. Keine nennenswerte Unterschiede zeigt die Mängelstatistik der einzelnen Baugruppen in Ost und West. Die meisten Beanstandungen gab es im Bereich Fahrgestell/Antrieb, gefolgt von der Bremsanlage und den lichttechnischen Einrichtungen. Ein Drittel der kontrollierten Fahrzeuge hatte keine erkennbaren Mängel, ein weiteres Drittel war mit geringen Mängeln behaftet. Das heißt, zwei Drittel der Fahrzeuge erhielten die Prüfplakette im ersten Anlauf. Lediglich 0,2 Prozent der überprüften Kraftfahrzeuge waren verkehrsunsicher. WM
Der Peugeot-Konzern und die "Compagnie Française des Ferrailles (CFF)" haben mit der Sachsenring-Automobilwerke Zwickau GmbH einen Kooperationsvertrag über Automobil-Recycling geschlossen. Das Abkommen sieht die Gründung eines Automobil-Recyclingzentrums in Sachsen vor.
"Sachsenring" als ehemaliger Trabant- Hersteller und heutiger Fahrzeugzulieferer erhält von den Partnern das notwendige Know-how und Technologien im Bereich Automobilrecycling. Dieses Know- how basiert auf den gewonnenen Erfahrungen aus dem Pilotprojekt von Saint- Pierre de Chandieu bei Lyon, bei dem ein 100prozentiges Recycling angestrebt wird. Die neue Automobil-Recycling-Anlage wird am Standort gebaut. Sie wird allen Fabrikaten offenstehen. WM
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Redaktion: Ric Folz
Das Angebot an Spielzeug für Kinder ist nahezu unüberschaubar. Die Technik hat mit Computer und Elektronik in die Kinderzimmer Einzug gehalten - doch nun zeigt sich auch in Kindergärten, daß auf Holzspielzeug nicht verzichtet werden soll. Viele Kinder spielen beispielsweise gerne mit handgeschliffenen Bauklötzen und mit den selbstgebastelten Holztieren aus der Werkstatt der Großeltern.
Holzspielzeug zu fertigen ist ein Hobby, das Spaß macht. Dies zeigt sich auch darin, daß die Holzschnitzkurse in einigen Urlaubsorten guten Zuspruch haben. Ein Karussell mit bemalten Karusselltieren, eine Eisenbahn, eine Kullerbahn, ein Bauernhof mit vielen Tieren aus Holz oder Puppenmöbel - Erwachsene haben selbst viel Freude daran, Spielzeug aus Holz herzustellen. Auch die Kinder können dabei mithelfen und sagen, welche Tiere sich im Bauernhof tummeln sollen.
Holz ist ein beliebter Werkstoff für Bastelarbeiten. Es läßt sich gut bearbeiten und ist billig - vor allem, wenn man in Schreinereien nach Abfällen fragt. Die meisten einfachen Arbeiten können mit wenigen Werkzeugen ausgeführt werden. Für den Anfang genügen zunächst etwa acht Schnitzeisen - und zwar kleinere und mittlere Größen -, ein handlicher Fuchsschwanz, ein Bildhauerknüppel und als Arbeitsplatte ein stabiler Tisch oder eine alte Hobelbank. Auch zwei Schraubzwingen und ein Winkelmaß zum Anzeichnen von Führungslinien für das Sägen oder Stemmen sollte man sich besorgen.
Die Kunst des Holzschnitzens wird in unserem technischen Zeitalter immer beliebter. Viele Hobbyschnitzer machen einen Anfang mit Spielzeug und fertigen dann, nachdem sie einige Geschicklichkeit erlangt haben, auch schöne Holzmasken, Figuren oder Schalen an.
GUSTL MÜLLER-DECHENT
Ein Buch zu diesem Thema: "Holzspielzeug" (Vorlagen und Anleitungen) von Maicke Wicke, Englisch Verlag, Wiesbaden, DM 24,80. - "Holzspielzeug Lkw- Modelle" (Original-Vorlagen) von Karlaugust Wicke, Englisch Verlag, Wiesbaden, DM 16,80.
Manch ein CD-Player kostet nicht mehr als ein gutes Restaurantessen - aber man findet auch Geräte zum Preis von Mittelklasseautos. Gibt es bei diesem Produkt überhaupt ein nachvollziehbares Preis-Leistungs-Verhältnis? Die Stiftung Warentest hat Markenplayer zwischen 350 und 1000 Mark getestet und - innerhalb dieses Preisrahmens - die Modellreihen der größten Anbieter auf ihre Stimmigkeit abgeklopft.
Auf den ersten Blick liegen Welten zwischen einem 350-Mark- und einem 1000- Mark-Player. Während die Luxusfabrikate mit vergoldeten Anschluß- oder Kopfhörerbuchsen und schweren stabilen Gehäusen protzen, merkt man ihren billigen Verwandten oft genug an, wo gespart werden mußte: Zum Beispiel sind wacklige Schubladen in der unteren Preisklasse keine Seltenheit. Äußere Stabilität macht natürlich einiges her, aber die häufigsten Reparaturursachen bei CD-Playern sind nicht etwa defekte Schubladen oder ausgerissene Buchsen, sondern Fehler an der Laserführung - und deren Qualität kann man von außen nicht erkennen.
Wer sich von einem teuren CD-Player eine spektakuläre Klangverbesserung verspricht, wird vom Testergebnis womöglich enttäuscht sein: Die Klangunterschiede sind so gering, daß eine nachvollziehbare und reproduzierbare Einstufung kaum möglich ist. Zwar lassen sich beim intensiven Direktvergleich zweier Geräte selbst Nuancen "herauslauschen", aber die Stiftung Warentest hält eine darauf fußende Bewertung für wenig hilfreich und hat deshalb auf Klangnoten verzichtet.
In der Fehlerkorrektur wären Vorteile für teure Modelle eigentlich am ehesten zu erwarten, denn hier könnte sich der Einsatz neuester Technik und hochwertiger Bauteile direkt bezahlt machen. Der einzig offensichtliche Vorzug ist freilich banal: Teure CD-Player lassen sich nicht so leicht durch Erschütterungen beeindrucken - bei ihrem relativ hohen Gewicht, kein Wunder. Erstaunlich dagegen, wie sehr sich die Ergebnisse für die Fehlerkorrektur innerhalb der Produktlinien ähneln. Die Stiftung Warentest prüft die Fähigkeit der Geräte, fehlerhafte CDs wiederzugeben, auf zwei Arten: zum einen mit genormten Fehlerplatten, wobei sich kaum gerätebezogene Unterschiede zeigen. Aussagekräftiger und weitaus anspruchsvoller ist die Prüfung anhand fehlerhafter Musik-CDs aus dem Handel. Mit dem Technics SL-PG 420 A kam ausgerechnet ein Produkt aus der unteren Preisklasse prima mit diesen Platten zurecht.
Oft steht der Preis eines Gerätes in direktem Verhältnis zum Ausstattungsumfang. Nicht so eindeutig bei CD-Playern: In die billigen Modelle wird gerade soviel hineingepackt, wie Kundschaft und Konkurrenz erzwingen, im mittleren Preisbereich zeigt man dann alles, was es an Ausstattungs- und Bedienungsmöglichkeiten so gibt, während die "Oberklasse" eher sparsam, aber sehr gezielt ausgerüstet wird. Letzteres ist nach Auffassung der Tester ein Schritt in die richtige Richtung: In der Bedienungsprüfung lagen zwei der teuersten Geräte klar vorn, während in der unteren Preisklasse manche Wünsche offen blieben.
Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test- Ausgabe 12/92).
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Perry Silverbird Perry Silverbird, halb Navajo, halb Apache, lernte als Kind wie die drei Generationen vor ihm in der Familie die indianische Trommel zu schlagen. Der ist er treu geblieben, wie den überlieferten Gesängen. Doch seine wahre Leidenschaft ist die Flöte. Die spielt er so schön, so zart, daß man ihn nur noch "The Gentle Flute Poet" nennt. Auf seinem aktuellen Album "The Blessing Way" (Celestial Harmonies/ARIS) entwirft er ruhige meditative Klänge - schlicht, einfach, ergreifend. Die Bilder, die er musikalisch illustriert, heißen "Child At Play", "Happy Shepherd", "Boy In Love", oder schlichter, universeller "Peace, "Singing Birds", "I Love You". Daß als Untermalung zu den Flöten, Trommeln und Gesängen immer Naturgeräusche zu hören sind, paßt ins Bild. Denn im indianischen Verständnis ist die Welt, die wir gerne nur zweckgebunden als Lebensraum bewerten, nach wie vor Mother Earth. Und der hat man mit Respekt und Liebe zu begegnen. dk
The Very Best Of Blues Mit Pete Haycock, dem Gitarristen der Climax Blues Band, haben die Macher des Eurostar-Labels in Bad Homburg einen kompetenten Musiker gefunden, der für sie die Künstler- und Song-Auswahl für die Doppel-CD "The Very Best Of Blues" traf. Haycock, ganz unbescheiden selbst mit drei eigenen Nummern vertreten, mischte Klassiker wie Lightnin' Hopkins' "Big Car Blues", Howlin' Wolfs "Spoonful" und Muddy Waters' "I Just Want To Make Love With You" aus den Jahren '54 bis '61 mit aktuellen Produktionen wie Georgie Fames "I Almost Lost My Mind" oder "On The Road Again". Dabei sind Namen, wie erwartet: Elmore James, Sonny Boy Williamson, Albert Collins, John Lee Hooker. Und solche, die überraschen mögen: Ex-Focus-Gitarrist Jan Akkerman und Jazz-Diseuse Billie Holiday. Seine unorthodoxen Auswahlkriterien fernab gängiger Klischees formulierte Pete so: "Ich wollte nicht die zu Wort kommen lassen, die sich strikt an die Blues-Formeln halten, sondern jene, die ihre eigene Interpretation, ihren eigenen Akzent gefunden haben." dk Marie Fredriksson Mit ihrem Partner Per Gessle und Pop- Rock von internationalem Zuschnitt, ist Marie Fredriksson als Roxette ein Weltstar. Als Solistin überrascht sie nun auf "Den Ständiga Resan" (Electrola) mit einer selbst komponierten und getexteten Songsammlung, gesungen in ihrer schwedischen Muttersprache. Schöne melancholische und atmosphärische Balladen im Wechselspiel mit kraftvollen Tempostücken portraitieren eine reife Frau zwischen Nachdenklichkeit und Lebensfreude. Das CD-Booklet mit traumhaft schönen Fotos von Marie stützen diesen Eindruck von Licht und Schatten, Sonne und Regen, Lachen und Weinen. Marie setzt entsprechende Akzente auf der Klaviatur des Lebens. Mal auf dem schweren, schwarzen, klassischen Flügel, dann wieder auf dem knallroten Kinder-Spielzeugklavier. dk Perry Silverbird Perry Silverbird, halb Navajo, halb Apache, lernte als Kind wie die drei Generationen vor ihm in der Familie die indianische Trommel zu schlagen. Der ist er treu geblieben, wie den überlieferten Gesängen. Doch seine wahre Leidenschaft ist die Flöte. Die spielt er so schön, so zart, daß man ihn nur noch "The Gentle Flute Poet" nennt. Auf seinem aktuellen Album "The Blessing Way" (Celestial Harmonies/ARIS) entwirft er ruhige meditative Klänge - schlicht, einfach, ergreifend. Die Bilder, die er musikalisch illustriert, heißen "Child At Play", "Happy Shepherd", "Boy In Love", oder schlichter, universeller "Peace, "Singing Birds", "I Love You". Daß als Untermalung zu den Flöten, Trommeln und Gesängen immer Naturgeräusche zu hören sind, paßt ins Bild. Denn im indianischen Verständnis ist die Welt, die wir gerne nur zweckgebunden als Lebensraum bewerten, nach wie vor Mother Earth. Und der hat man mit Respekt und Liebe zu begegnen. dk
Marie Fredriksson Mit ihrem Partner Per Gessle und Pop- Rock von internationalem Zuschnitt, ist Marie Fredriksson als Roxette ein Weltstar. Als Solistin überrascht sie nun auf "Den Ständiga Resan" (Electrola) mit einer selbst komponierten und getexteten Songsammlung, gesungen in ihrer schwedischen Muttersprache. Schöne melancholische und atmosphärische Balladen im Wechselspiel mit kraftvollen Tempostücken portraitieren eine reife Frau zwischen Nachdenklichkeit und Lebensfreude. Das CD-Booklet mit traumhaft schönen Fotos von Marie stützen diesen Eindruck von Licht und Schatten, Sonne und Regen, Lachen und Weinen. Marie setzt entsprechende Akzente auf der Klaviatur des Lebens. Mal auf dem schweren, schwarzen, klassischen Flügel, dann wieder auf dem knallroten Kinder-Spielzeugklavier. dk
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Der Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 1991, Professor Erwin Neher vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, fürchtet um die Zukunft der deutschen Grundlagenforschung. Wenn die Mittel weiter gekürzt würden, werde dies schwerwiegende Konsequenzen für das gesamte Forschungsland Deutschland haben, sagte der Wissenschaftler in einem Interview.
Bereits im vergangenen Jahr, kurz nach Erhalt des Nobelpreises, hatte Neher öffentlich bemängelt, daß die derzeitigen Erfolge deutscher Spitzenforschung auf Investitionen aus den 70er Jahren beruhten. Seither habe sich die Lage weiter verschlechtert, erklärte der Wissenschaftler. Ein Großteil der Mittel werde für den Aufbau der Forschung in den neuen Ländern benötigt. Die Konsequenz sei jedoch, daß in den alten Ländern aus Geldmangel neue Forschungsvorhaben jetzt so gut wie überhaupt nicht mehr möglich seien, sagte Neher. Besonders hart betroffen von den Sparmaßnahmen sei der wissenschaftliche Nachwuchs.
Dabei sei ohne qualifizierte Grundlagenforschung kaum ein nennenswerter wissenschaftlicher Fortschritt möglich, sagte Neher. "Die Erfahrung zeigt, daß aus der Grundlagenforschung immer wieder die wichtigen Impulse für wirkliche Neuerungen kommen".
Daß die deutsche Grundlagenforschung schweren Zeiten entgegengeht, liege aber nicht nur an der mangelnden Forschungsförderung. Problematisch sei auch die neue Tierschutzgesetzgebung. Um die Genehmigungen für die in der bio-medizinische Forschung erforderlichen Tierversuche zu bekommen, müsse ein großer bürokratischer Aufwand betrieben werden. Dadurch werde es zu großen Zeitverzögerungen bei den geplanten Versuchen kommen. "Und in dieser Zeit hat die amerikanische Konkurrenz das Experiment dann schon gemacht", meinte Prof. Neher. pid
Januar
3.-9. Bob: DM Zweier- und Viererbob in Winterberg.
4.-10. Tennis: Männerturniere in Adelaide, Kuala Lumpur und Doha/ Katar; Frauenturnier in Brisbane.5./6. Ski alpin: Weltcup Frauen, Slalom und Riesenslalom in Maribor/Slowenien.Ski nordisch: Nord. Kombination, Sprint, in Reit im Winkl. Eisschnellaufen: Dreibahnen- Tournee in Inzell.
6. Skispringen: Weltcup: Vierschanzentournee in Bischofshofen/Österreich.Rad: Querfeldeinrennen in Magstadt bei Stuttgart.
7.-10. Rennrodeln: Nationencup in Berchtesgaden/Königssee. Reiten: Hallenturnier in Verden/Aller.8.-10. Hallenhockey: EM der Frauen in London. Handball: Europacup der Frauen und Männer.
8.-13. Rad: Sechstagerennen in Stuttgart.9./10. Eisschnellaufen: DM Kurzbahnen in Mannheim. Ski nordisch: Weltcup Nord. Kombination in Schonach/ Schwarzwald; Weltcup Langlauf der Männer und Frauen in Le Brassus/Schweiz. Ski alpin: Weltcup Männer, Abfahrt und Slalom in Garmisch; Weltcup Frauen, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Cortina/ Italien. Fechten: Weltcup Männerflorett in Havanna/Kuba.
10. Rad: DM Querfeldeinrennen in Lohne-Vechta.
11.-17. Tennis: Turniere der Männer in Sydney und Auckland; Turniere der Frauen in Sydney und Melbourne.12. Ski alpin: Weltcup Männer, Super-Riesenslalom in St. Anton/ Österreich. Tischtennis: Super-Europaliga, Halbfinal-Rückspiel Schweden - Deutschland in Schweden.
12.-17. Eiskunstlaufen: EM in Helsinki.
13.-17. Rennrodeln: Nationencup in Imst/Österreich.
14.-17. Biathlon: Weltcup in Oberhof.
14.-19. Rad: Sechstagerennen in Bremen.15.-17. Tischtennis: European Nations- Cup in Karlsruhe. Ski nordisch: Weltcup Langläufe der Frauen in Klingenthal. Ski alpin: Weltcup Frauen, Abfahrt, Slalom und Super-Riesenslalom in Garmisch.
16. Fechten: Weltcup Säbel in Moskau, Degen Männer in Tallinn/ Estland. Ringen: DM: 1. Finale.
16./17. Ski alpin: Weltcup der Männer, Abfahrt und Slalom in Kitzbühel/Österreich.Ski nordisch: Weltcup Nord. Kombination in Kandersteg/ Schweiz. Handball: Europacup Achtelfinale der Frauen, Viertelfinale der Männer. Fechten: DM Säbel in Bonn; DM Degen Frauen in Köln. Eisschnellaufen: Weltcup der Frauen in Davos/Schweiz; Weltcup der Männer in Innsbruck/ Österreich. Eisspeedway: WM Vorrunde in Frankfurt/Main. Bob: EM Zweierbob in St. Moritz/Schweiz.17. Fechten: Weltcup Frauenflorett in Budapest/Ungarn.
17.-20. Skeleton: Weltcuprennen in Oberhof.
18.-21. Tischtennis: Meisterschaften in der CSFR.
18.-31. Tennis: Grand Slam-Turnier "Australian Open" in Melbourne.19. Ski alpin: Weltcup der Männer, Riesenslalom in Adelboden/ Schweiz.
20.-24. Reiten: Hallenturnier in Münster.Squash: DM in Hamburg. Biathlon: Weltcup in Antholz/ Italien.
21.-24. Rennrodeln: Weltcup in Berchtesgaden/Königssee.22./23. Bob: EM Viererbob in St. Moritz/Schweiz.22.-24. Ski alpin: Weltcup der Frauen, zwei Abfahrten und Super-Riesenslalom in Haus/Österreich. Skeleton: Weltcup in Igls/Österreich.Eisschnellaufen: EM Vierkampf der Männer und Frauen in Heerenveen/Niederlande.22.-28. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Monte Carlo".
23. Leichtathletik: Hochsprung- Meeting in Arnstadt/Thüringen. Ringen: DM, 2. Finale.
23./24. Ski alpin: Weltcup der Männer, Abfahrt und Slalom in Wengen/ Schweiz; Rennen in Oberstdorf. Ski nordisch: Weltcup Nord. Kombination in Saalfelden/ Österreich. Skispringen: Weltcup der Mannschaften in Predazzo/Italien.Fechten: Weltcup Männer, Degen, in Budapest; DM Frauenflorett in Tauberbischofsheim.
25.-31. Bob: Weltcup in Cortina/Italien.
27.-31. Rennrodeln: Weltcup in Winterberg.29. Leichtathletik: Hochsprung- Meeting in Simmerath/Eifel.
29./30. Skifliegen: Weltcup in Bad Mitterndorf-Kulm/Österrreich.30./31. Rad: WM Querfeldeinrennen in Corva di Azzano Decimo/Italien.Fußball: DFB-Hallen-Masters, Finale in München. Skeleton: WM in La Plagne/ Frankreich. Eisspeedway: WM-Halbfinale in Inzell.
31. Trabrennen: Prix d'Amerique in Paris. Football: US-Finale "Super- Bowl" in Pasadena.
Februar
1.-7. Tennis: Männerturniere in San Francisco, Marseille und Dubai; Frauenturniere in Tokio und Auckland.
2.-7. Skeleton: Weltcup in Cortina/ Italien.
3.-7. Eishockey: Länderturnier in der Schweiz. Ski nordisch: DM in Oberwiesenthal.Rennrodeln: Weltcup in Lillehammer/Norwegen.3.-14. Ski alpin: WM in Morioka/Japan.4.-7. Billard: WM Dreiband für Nationalteams in Viersen.
5. Leichtathletik: "Olympische Nacht" in Berlin.
5.-7. Trick-Ski: Weltcup in Oberjoch/ Hindelang. Handball: Vier-Länderturnier in Cegled/Ungarn. Eisschnellaufen: WM-Vierkampf der Frauen in Berlin-Hohenschönhausen.6. Fußball: Beginn Rückrunde der 2. Bundesliga.
6./7. Badminton: DM Einzel in Mülheim.Bob: WM Zweierbob in Igls. Eisspeedway: WM Halbfinale der Mannschaften in Berlin- Wilmersdorf. Fechten: Weltcup Frauenflorett in Göppingen, Degen Frauen in St. Maur/Frankreich, Europacup Säbel in Budapest. Eisschnellaufen: Weltcup der Männer in Baselga di Pine/Italien.Schwimmen: Weltcup-Meeting in Paris. Ski alpin: Europacup der Frauen, Slalom in Berchtesgaden, Riesenslalom in Bischofswiesen.Behindertensport: DM Alpin in Todtnau, Nordisch in Isny.
7. Leichtathletik: IAAF-Hallensportfest in Stuttgart. Skispringen: DM Großschanze in Oberhof.
7.-14 Wintersport: Universiade in Zakopane/Polen.8./9. Wasserball: Europacup-Finale, Hinspiele. Ski alpin: Europacup der Männer, zwei Riesenslaloms in Oberwiesenthal.
8.-14. Tennis: Männerturniere in Mailand und Memphis; Frauenturniere in Chicago, Osaka und Wellington.
9./10. Schwimmen: Weltcup-Meeting in Malmö/Schweden.
9.-14. Biathlon: WM in Borowetz/Bulgarien.Skeleton: Weltcup in Altenberg. Rad: Mittelmeer-Rundfahrt der Profis.
10. Fußball: Europa-Supercup: Werder Bremen - FC Barcelona, Hinspiel in Bremen.
10.-14. Reiten: Hallenturnier in Bremen.Wasserball: Europacup Endrunde der Frauen.
11.-13. Motorsport: DM-Lauf "Rallye Bayerischer Wald". Trick-Ski: Weltcup in La Clusaz/Frankreich.11.-15. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Schweden".
12. Leichtathletik: Hallensportfeste in München und Dortmund.
12.-14. Tischtennis: Europa-Ranglisten- Turnier "Top 12" in Kopenhagen.13./14. Volleyball: Europacup der Männer, Finale CEV-Pokal. Bob: WM Viererbob in Igls. Eisschnellaufen: WM-Vierkampf der Männer in Hamar/ Norwegen; DM Sprint Männer und Frauen in München. Schwimmen: Weltcup-Meeting in Gelsenkirchen. Fechten: Sieben-Nationen-Turnier Frauenflorett in St. Ingbert.Hallenhockey: DM-Halbfinale und Finale der Männer.
14. Leichtathletik: Hallensportfest in Sindelfingen.
14.-21. Biathlon: Junioren-WM in Ruhpolding.15.-21. Tennis: Männerturniere in Stuttgart und Philadelphia; Frauenturniere in Paris und Oklahoma. Rennrodeln: WM in Calgary/ Kanada.
18./19. Ski alpin: DM Männer und Frauen, Slalom und Riesenslalom in Garmisch.
18.-21. Reiten: Hallenturnier in Neumünster.18.-28. Ski nordisch: WM in Falun/ Schweden.
19.-21. Fechten: Weltcup Frauenflorett in Turin. Hallenhockey: Europacup der Landesmeister (Frauen) in Berlin, Männer in Wien. Eiskunstlaufen: Heiko-Fischer- Pokal in Stuttgart. Eisschnellaufen: Junioren-WM in Baselga di Pine/Italien. Handball: Europacup Frauen, Viertelfinale, Hinspiele. Biathlon: DM in Neuastenberg- Langenwiese.
19./20. Fußball: Rückrundenstart der 1. Bundesliga. Leichtathletik: Hallenmehrkämpfe Männer und Frauen in Berlin.
20. Leichtathletik: Hallen-Länderkampf in Paris.
20./21. Ski alpin: DM, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Balderschwang.Wasserball: Europacup-Finale, Rückspiele. Volleyball: Europacup-Finale der Frauen, Cupsieger und CEV-Pokal. Eisschnellaufen: Weltcup der Männer in Göteborg; DM Einzel in Inzell.
22.-28. Tennis: Männerturniere in Scottsdale/USA, Rotterdam und Mexiko-City; Frauenturniere in Indian Wells/USA und Linz.
23. Tischtennis: Europa-Super-Liga: 1. Finale.
24.-28. Rennrodeln: Weltcup in Lake Placid.
24.-4.3. Bob: Weltcup-Finale in Lillehammer.25.-28. Curling: DM in Hamburg.
26.-28. Reiten: Dressurturnier in Essen, Springreiter in Darmstadt und Düsseldorf. Skispringen: Europacup in Neustadt/Schönwald.Schwimmen: Schwimmfest in Karlsruhe. Wasserspringen: Hallen-DM der Männer und Frauen.
26.-1.3. Judo: Weltturnier der Männer und Frauen in München.
27. Leichtathletik: USA-Hallenmeisterschaften in New York. Tanzen: Europacup der Profis, Standard, in München.
27./28. Volleyball: Europacup der Frauen, Finale der Landesmeister.Eisschnellaufen: Sprint-WM in Ikaho/Japan; WM-Veteranen- Rennen in Frankfurt/Main. Ski nordisch: Europacup Nord. Kombination in Oberhof. Ski alpin: Weltcup der Frauen, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Brigls/Schweiz; Weltcup der Männer, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Whistler/ Kanada. Leichtathletik: DM in der Halle, zugleich WM-Qualifikation, in Sindelfingen. Handball: Europacup der Frauen, Viertelfinale, Rückspiele.Bob: Weltcup Zweierbob in Lillehammer.Fechten: Weltcup Säbel in Bonn und Männerflorett-Turnier in Bad Dürkheim. Hallenhockey: DM Halbfinale und Finale der Frauen in Salzgitter.Eishockey: DM Endrunde der Frauen. Bogenschießen: Hallen-DM in München.
28.-7.3. Ski alpin: WM der Junioren und Juniorinnen in Colerei Monte Pora/Italien.
März
1.-7. Tennis: Männerturniere in Indian Wells und Kopenhagen; Frauenturnier in Delray Beach/ USA.
1.-8. Behindertensport: Ski nordisch, EM in Baiersbronn.
2. Tischtennis: Europa-Super-Liga: 2. Finale.
2./3. Bob: Weltcup Viererbob in Lillehammer.2.-7. Ski nordisch: Junioren-WM in Harrachov/TCH. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Portugal".
3. Fußball: Europacup Viertelfinale und Gruppenspiele der Landesmeister.Judo: Länderkampf in Ingolstadt.4.-7. Bogenschießen: Hallen-WM in Perpignan/Frankreich. Reiten: Weltcup-Turnier in Antwerpen.Biathlon: Weltcup in Lillehammer.5. Leichtathletik: Hallen-Springermeeting in Berlin.
5.-7. Eisschnellaufen: Weltcup der Frauen und Männer, "Goldener Schlittschuh" in Inzell. Tischtennis: DM in Münster. Ski nordisch: Weltcup Langlauf, Nord. Kombination und Skispringen in Lahti. Ringen: DM Freistil in Berlin.
6. Leichtathletik: Int. Hallensportfest in Karlsruhe. Fechten: Weltcup Degen Männer in London, Frauen in Göteborg.Leichtathletik: DM Crosslaufen in Rhede. Turnen: Länderkampf Schweiz- Deutschland-Italien in Chiasso/ Schweiz. Tanzen: German Masters Standard, Profis, in Troisdorf.
6./7. Wasserball: Europacup-Finale, Supercup. Squash: DM-Mannschafts-Finale.Faustball: Hallen-DM in Geislingen.Volleyball: Europacup der Männer, Finale der Pokalsieger. Eisspeedway: WM-Mannschafts- Finale in Assen/Niederlande. Fechten: Sieben-Nationenturnier, Säbel, in Dirmstein. Ski alpin: Weltcup der Männer, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Aspen/USA; Weltcup der Frauen, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Morzine/Frankreich.
6.-21. Fußball: Junioren-WM, "U 20", in Australien.
6.-14. Trick-Ski: Freestyle-WM in Altenmarkt/Österreich.7. Ski nordisch: VASA-Lauf in Mora/Schweden.
7.-14. Rad: Paris-Nizza.
9. Tischtennis: Europaliga der Frauen: 1. Finale. Fußball: EM-Qualifikation, "U 21": Irland - Deutschland.
9.-14. Eiskunstlaufen: WM in Prag.
9./10. Ski nordisch: Weltcup Langlauf, Skispringen und Nord. Kombination in Lillehammer.
9.-20. Handball: WM der Männer in Schweden.10. Fußball: Europa-Supercup: FC Barcelona - Werder Bremen, Rückspiel.
10.-17. Rad: Tirreno - Adriatico.
11.-14. Reiten: Weltcupturnier in Dortmund.Ski nordisch: Holmenkollen- Spiele in Oslo, Weltcup Langlauf, Nord. Kombination und Skispringen. Biathlon: Weltcup in Östersund/Schweden.12.-14. Billard: DM Dreiband. Leichtathletik: Hallen-WM in Toronto. Ringen: DM griechisch-römisch in Mülheim.
12.-21. Tennis: Grand-Prix-Turnier in Key Biscane/USA. Eishockey: WM der Gruppe C in Slowenien.
13. Tanzen: EM der Amateure, Standard, in Stavanger/Norwegen; Deutschland-Trophy, Latein, in Friedrichshafen.
13./14. Ski alpin: Weltcup der Männer, Abfahrt und Slalom in Sierra Nevada/Spanien. Eisschnellaufen: Weltcup Finale in Heerenveen. Fechten: Männer Degen "Weißer Bär" in Berlin, Weltcup Frauenflorett in Moskau, Degen Frauen in Kattowitz; Weltcup Männerflorett in Venedig, Säbel in Washington. Volleyball: Europacup der Männer, Finale der Landesmeister. Rhythmische Sportgymnastik: Wettkämpfe in Schmiden.
14. Rad: Köln-Schuld-Frechen, Amateure. Motorsport: WM-Lauf, Formel 1, in Kyalami/Südafrika. Wasserball: Europacup, Finale Supercup, Rückspiele.
14.-21. Biathlon: WM der Junioren in Ruhpolding.
16. Tischtennis: Europaliga, 2. Finale der Frauen.
16.-21. Squash: DM in Köln.
17. Fußball: Europacup, Viertelfinal-Rückspiele und Gruppenspiele der Meister.
18.-21. Biathlon: Weltcup-Finale in Kontiolahti/Finnland. Reiten: Weltcup-Turnier in Paris.19. Tischtennis: Europacup-Finale der Meistervereine, 5. Runde ETTU-Cup.
19.-21. Judo: Einzel-DM in Hamm. Schwimmen: Schwimmfest in Bonn. Turnen: Wettkämpfe in Cottbus, 2. WM-Qualifikation. Ski nordisch: Weltcup-Finale Langlauf und Nord. Kombination in Strbske Pleso/TCH. Billard: EM Einband in Wychen/Niederlande.19.-13. Basketball: Beginn der DM- Play-Offs der Männer.
19.-28. Eishockey: DM-Endspiele.
20. Tanzen: EM der Profis, Latein, in Bielefeld; Großer Preis von Deutschland, Profis, Standard, in Nürnberg. Rad: Weltcup-Rennen Mailand - San Remo. Eisschnellaufen: WM Kurzbahn, Mannschaften, in Budapest.20./21. Skifliegen: Weltcup in Vikersund/Norwegen.Ski alpin: Weltcup der Männer, Abfahrt und Super-Riesenslalom in Lillehammer; Weltcup der Frauen, Slalom und Riesenslalom in Klövsjo/Vemdalen/ Schweden. Fechten: Weltcup Frauen, Degen, in Tauberbischofsheim; Weltcup Männer, Degen, in Paris.20.-27. Para/Ski: WM in Flachau/ Österreich.
21. Leichtathletik: DM im Halbmarathon in Chemnitz.
23. Ski alpin: Weltcup der Männer, Riesenslalom in Oppdal/Norwegen.Fußball: EM-Qualifikation "U 21": Deutschland - Irland.
24. Fußball: Länderspiel Schottland - Deutschland in Glasgow.
25. Eishockey: Länderspiel Deutschland - Schweiz in Füssen.25.-28. Reiten: Hallenturnier in Zürich; Weltcup-Finale der Dressurreiter in s'Hertogenbosch/Niederlande.Ski alpin: Weltcup-Finale, Männer und Frauen, Abfahrt, Slalom, Riesenslalom und Super- Riesenslalom in Are/Schweden. Kunstschwimmen: "German Open" in Bonn.
25.-4.4 Eishockey: WM der Gruppe B in Eindhoven/Niederlande.
26. Boxen: Europa - Nordamerika in Berlin. Tischtennis: Europacup-Finale der Meister, Männer und Frauen, Rückspiele. Turnen: Messecup in Hannover. Eishockey: Länderspiel Deutschland - Schweiz in Füssen.26./27. Fechten: Sieben-Nationen-Turnier der Frauen, Degen, in Tauberbischofsheim, Weltcup der Frauen, Degen, in Luxemburg.
27. Tanzen: WM der Amateure, Standard, in Provo/USA.
26.-28. Trick-Ski: Weltcup-Finale in Lillehammer. Eisschnellaufen: Kurzbahnen- WM, Einzel, in Peking. Tennis: Davis-Cup, u.a. Rußland - Deutschland in Moskau; Frauenturnier in Houston und Saddlebrook/USA.
27./28. Skispringen: Weltcup-Finale, auch Mannschaften, in Planica/ Slowenien. Ski nordisch: DM 50 km der Männer, 30 km der Frauen und Vereinsstaffeln in Mahlstetten. Rudern: Weltcup-Rennen in Mexiko-City.28. Motorsport: Motorrad WM-Lauf in Eastern Creek/Australien.
27.-4.4. Curling: WM in Genf.
28. Leichtathletik: WM Crosslauf in Amorebieta/Spanien. Motorsport: WM Lauf, Formel 1, in Sao Paulo.
29.-4.4. Tennis: Männerturniere in Johannesburg, Estoril/Portugal und Kobe/Japan; Frauenturnierin Hilton Head/USA.
April
1.-4. Moderner Fünfkampf: Weltcup in Paris. Wasserspringen: Europacup-Finale in Jönköping/Schweden.
2.-4. Motorsport: DM-Lauf Tourenwagen und Formel 3 in Zolder/ Belgien.
3. Reiten: Galopprennen "Grand National" in Liverpool. Tanzen: WM, Formation, Standard, in München.
3./4. Handball: Europacup der Frauen, Halbfinal-Hinspiele. Fechten: Weltcup Degen in Bern, Frauenflorett in Leipzig, Säbel in Warschau, Degen Frauen in Havanna, Männerflorett in Budapest. Rudern: Weltcup-Rennen in San Diego/USA.
4. Rad: Weltcup-Rennen "Flandern-Rundfahrt", Belgien; Amateur-Straßenrennen in Wiesbaden.Motorsport: Motorrad WM-Läufe in Shah Alam/Malaysia.
5.-11. Tennis: Männerturniere in Barcelona und Tokio; Frauenturniere in Amelia Island/USA und Tokio. Fußball: Länderturnier der Frauen in Varna/Bulgarien.
7. Tanzen: DM Kür der Profis, Latein, in Mainz. Fußball: Europacup Halbfinale und Gruppenspiele der Meistervereine.7.-11. Wasserball: Acht-Nationen-Turnier in Frankreich.
7.-12. Reiten: Weltcup-Finale der Springreiter in Göteborg.
8. Eishockey: Länderspiel Schweiz - Deutschland in Herisau/ Schweiz.
8.-11. Golf: Mastersturnier in Augusta/USA.8.-12. Volleyball: DM Endspiel der Männer.
8.-13. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Safari" in Kenia.
9.-11. Hockey: Europacup der Pokalsieger, Männer und Frauen.
10. Eishockey: Länderspiel Deutschland - Rußland in Kaufbeuren. Leichtathletik: 25-km-Osterlauf in Paderborn.
10./11. Handball: Europacup der Frauen, Halbfinal-Rückspiele.
10.-18. Volleyball: DM-Endspiele der Frauen.
10.-12. Trick-Ski: DM in Oberstdorf.
11. Eishockey: Länderspiel Deutschland - Rußland in München. Motorsport: WM-Lauf, Formel 1, in Donington Park/GBR. Rad: Weltcup-Rennen Paris- Roubaix.
11.-18. Eishockey: WM der Frauen in Kopenhagen.
12.-18. Tennis: Männerturniere in Nizza, Hongkong und Charlotte/ USA; Frauenturnier in Pattaya/ Thailand.
13. Fußball: EM-Qualifikation "U 21", Dänemark - Deutschland.13.-15. Basketball: Finale der Landesmeister in Athen.
13.-18. Turnen: Kunstturn-WM, Einzel, in Birmingham/GBR.
13.-22. Rad: Niedersachsen-Rundfahrt der Amateure.
14. Eishockey: Länderspiel Deutschland - USA in Krefeld. Fußball: Länderspiel Deutschland - Ghana in Bochum.
BERLIN, Alexanderplatz: mitten in der Weltstadtlage, gibt es immer noch das Polnische Kulturinstitut. Breit und repräsentativ dahingelagert, eine große Fensterfront der Karl-Liebknecht-Straße - der große Saal im Erdgeschoß steht leer, und eine Treppe höher grüßt das alte realsozialistische Deckendesign: inmitten kubisch zulaufender grauer Ornamente erstreckt sich eine bizarre Glühbirnenlandschaft, deren Ersatzteile gezählt sind. Und der Weißwein, der gereicht wird, glänzt in diesen eigenartig geschliffenen Gläsern, die schräge eingravierte Linien haben.
Nirgends ist man der Zukunft Berlins so nah wie hier - eine Schnittstelle mit Osteuropa, eine Einflugschneise für das slawische Gefühl. Ein langer schmaler Konferenztisch mit Zierdeckchen, auf dem in geometrischen Formen milchige Mineralwasserflaschen stehen.
Am Kopf des Tisches sitzen Janusz Anderman, einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller Polens, und Roswitha Matwin-Buschmann, seine Übersetzerin. Sie stellen die erste deutsche Übersetzung eines Buches von Anderman vor, der zuvor schon in zehn Sprachen übersetzt wurde.
Andermans Buch ist das neunte in der Reihe "Text und Porträt", mit der sich das Literarische Colloquium Berlin in letzter Zeit wieder profilieren konnte: hier sind Entdeckungen zu machen, und neben deutschen Erstausgaben ausländischer Autoren gibt es auch Bücher von Schriftstellern mit bekannten Namen, die sich in das ambitionierte Konzept der nicht in erster Linie kommerziell orientierten Reihe fügen.
"Noch ist Polen", heißt der kurze Text, den er in diesem verstaubten Plexiglas-Ambiente vorliest - eine Anspielung auf die polnische Nationalhymne, eine kurze, schlaglichthafte Sprache: etwas von bekannten Modernismen, wie man sie aber aus dem Osten selten gehört hat, blitzt da auf; stakkatohaftes Konstatieren mit lyrischen Einsprengseln.
Langsam verdichtet sich die Szene: eine Demonstration ist es, die vor einer Kirche stattfindet, eine Demonstration der Solidarnosc, erschließen wir endlich, zu Zeiten des Kriegsrechts, und das immer wiederkehrende Leitmotiv, ironisch abgewandelt, ist die leise Frage: "Noch ist Polen?", also: "Singen wir jetzt die polnische Nationalhymne?" Und die Antwort darauf lautet "noch nicht" - eines von vielen Beispielen für das Spiel mit Wortwiederholungen und Wortklängen.
Es ist eine Mischung verschiedener Sprachen: die ländliche Sprache Polens, die auch die Städte durchdringt und die von Aberglauben und Volksweisheiten durchsetzt ist; die Sprache der Massenmedien, die politisch-doktrinär und hölzern durch die Parolen durchlugt. Eine eigene Sprachmelodie entsteht, die Demonstration von Solidarnosc wird nicht realistisch von außen beschrieben; das Stimmengewirr spricht selbst.
Janusz Anderman ist im Moment in Polen einer der wenigen, die vom Schreiben leben. Und doch sitzt er zwischen allen Stühlen. Er hat keinerlei ideologische Haltung und paßt deshalb nicht in die polnische Tradition, in deren "kämpfende Kultur", die sich von der "spielenden Kultur" etwa der Tschechen schon immer unterschieden hat.
Schon in den frühen achtziger Jahren hat Anderman, der während des Kriegsrechts interniert war und Mitbegründer des polnischen PEN wie des unabhängigen Schriftstellerverbands ist, oppositionskritische Texte in Exilzeitschriften veröffentlicht - er ironisierte etwa die "verrückte Expansion der Kirche", die "in alle Sparten des öffentlichen Lebens eindrang". Den Kulturpreis der Solidarnosc hat er nie bekommen, weil er den im Selbstverständnis heroischen Kampf der Opposition lächerlich gemacht habe.
Als es gar nicht mehr anders gegangen wäre und jeder den Preis bereits bekommen hatte, so erzählt Anderman, habe ihn ein Künstler für die "plastische Gestaltung des Begräbnisses von Popieluszko", dem Märtyrerpriester, bekommen. Durch die matten Gardinen dringt immer diffuseres Laternenlicht aus Ost-Berlin in das Polnische Kulturinstitut. Die wichtigsten Tschechen hat Anderman übersetzt, Havel und Kundera unter anderem, und er machte einige Filme.
Einmal, erzählt er, mußte er für einen Film das Denkmal des Geheimdienstchefs Feliks Dzierszinski rekonstruieren. Spät in der Nacht kam ein Betrunkener aus einer Kneipe auf den Platz und erkannte plötzlich das Denkmal wieder. Er schaute entsetzt auf die Uhr und fragte den dabeistehenden Anderman: "Welches Jahr haben wir?" - er wußte nicht mehr sicher, ob er drei Jahre durchgesoffen hatte oder nur einen Tag.
Und bei hellichtem Tag sei einmal eine Gruppe am Denkmal vorbeigelaufen, und nur eine Frau in dieser Gruppe habe das Denkmal bemerkt. Sie dachte augenscheinlich, sie sei verrückt geworden und tat so, als ob sie es nicht gesehen hätte.
Dies ist der Stoff, aus dem die polnische Literatur von heute ist: in einem Land in Auflösung, gelebtes absurdes Theater. Regen auf dem Alexanderplatz, ein peitschender Wind. Und dabei das seltene Gefühl, daß Literatur doch von Bedeutung sein könnte.
HELMUT BÖTTIGER
Das Konzert-Dorado Deutschland Invasion der Mega-Stars 1993 trotz Rezession
International schlägt die Rezession durch, nur in Deutschland boomt der Konzert-Markt weiter. Im neuen Jahr zieht's Top-Bands wie Sting, U 2, Metallica, Bon Jovi, Peter Gabriel oder Paul McCartney wieder in die Open-air-Arenen und Hallen. In den USA hat die wirtschaftliche Misere der Branche schon längst rote Zahlen beschert. Seitdem touren britische und US-Bands öfter denn je durch Deutschland. Der Veranstalter-Konkurrenzkampf wird dabei härter. Man hat sich fast schon daran gewöhnt: Jeden Sommer setzt sie ein, die Invasion der Rock-Stars im Konzert- Dorado Deutschland. Erst füllen sie die Stadien und später im Herbst sahnen sie nochmal ab, mit Zusatzkonzerten in den Hallen. In den USA, wo mit Mammut- Tourneen bislang der größte Reibach zu machen war, hat sich das gewaltig geändert. Wegen der Wirtschaftsmisere im Land der einstmals unbegrenzten Möglichkeiten schreiben viele Konzertpromoter nur noch rote Zahlen.
Selbst Großverdiener wie Metallica und Guns N' Roses mußten sich dort im vergangenen Sommer zusammenraufen, um in einigermaßen gefüllten Häusern zu spielen. Michael Jackson verzichtete gar auf eine Tour durch seine Heimat - und spielte dafür öfter in Deutschland, allerdings nur teilweise ausverkauft.
Doch während nun auch hierzulande die Rezession greift, hat die Zahl der Konzerte in der kommenden Saison keineswegs abgenommen. Nachdem im vergangenen Jahr Stars wie Genesis, Dire Straits, Guns N' Roses, U 2, Elton John, Springsteen, Jackson und Clapton um die Gunst der Fans buhlten, haben sich nun schon allein für den April in der Frankfurter Festhalle Mike Oldfield (am 2.), Sting (6.) und Bon Jovi (26.) angesagt.
Bob Dylan spielt am 20. Februar in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle, Joan Baez zwei Tage später in der Hoechster Jahrhunderthalle. Suzanne Vega macht einen Bogen um Frankfurt, sie singt am 28. April in Aschaffenburg. U 2 und Metallica geben nach den 91er Hallen-Konzerten Open-airs: Bono und Co. am 2. Juni im Waldstadion, die Metaller am 22. Mai auf dem Mannheimer Maimarkt.
Elton John, Guns N' Roses und Bruce Springsteen kommen '93 zum zweiten Mal. Paul McCartney und Peter Gabriel werden erwartet, auch Def Leppard, Van Halen, die Kinks, Jeff Beck und Brian May. Volles Programm also, trotz allgemeiner Wirtschaftsflaute im Lande.
"Es steht fest, daß die Leute weniger Geld haben, sie können sich nicht mehr alles leisten. Aber für Konzertkarten muß man noch keinen Kredit aufnehmen", meint der Frankfurter Konzert-Veranstalter Marek Lieberberg, der neben MAMA Concerts & Rau aus München zu den Branchenführern zählt. Lieberberg schickt in diesem Jahr U 2, Sting und viele andere auf Tour.
Jean Baptiste Doerr von MAMA Concerts, 1992 für Michael Jackson zuständig, ist eher skeptisch: "Du kannst nicht dauernd eins draufsetzen. Im Moment ist eher Zurückhaltung angesagt. Die Produktionen der Shows sind irrsinnig teuer, das schlägt sich auch auf die Eintrittspreise nieder. Ich frage mich, wer das noch bezahlen soll."
Michael Bisping von der kleineren Hamburger Agentur A. S. S. (Rory Gallagher, Fischer-Z) will dagegen von einer Flaute (noch) nichts wissen. "Davon ist auf dem Markt im Moment noch gar nichts zu spüren, das wird nur herbeigeredet", meint er, "daß im Herbst '92 einige Tourneen schlecht liefen, lag alleine an dem Überangebot des Sommers. Wenn du in drei Monaten einen Super-Star nach dem anderen in die Stadien zerrst, haben die Leute irgendwann genug."
Doch nachdem im Herbst und Winter wenig bis gar nichts los war in den Hallen, läuft der Vorverkauf für die Groß- Konzerte im Frühjahr und Sommer nun wieder auf vollen Touren. Ticketpreise um die 50 Mark nehmen die Fans von Sting und Bon Jovi knurrend hin.
"Die Mega-Stars werden trotz teurer Karten immer vor vollem Haus spielen. Auch die kleinen Club-Acts haben ihr Nischenpublikum. Schwierig wird es für die im Mittelfeld", meint Adi Kiescher, bisher bei Shooter Promotions und seit kurzem Geschäftsführer des örtlichen Veranstalters Frankfurt Events, "für Bands wie Southside Johnny, John Lurie, Motörhead und auch James Brown wollen nur noch wenige 40 Mark ausgeben".
Das geballte, vor allem kostspielige Angebot von April bis August zwingt die Konzertbesucher zum Sparen und auch zur langfristigen Planung - denn eine Vielzahl der großen Tourneen geht schon sechs bis sieben Monate vor den Terminen in den Vorverkauf. Für die Groß-Veranstalter gehört dieses Ritual längst zum Alltag, doch allmählich haben sich auch die kleineren Agenturen darauf eingestellt. So ist A. S. S. mit den Tickets für Fury In The Slaughterhouse (12. Mai in der Frankfurter Music-Hall) schon fünf Monate vorher an die Kassen gegangen. Zwangsläufig, wie Bisping betont. "Je mehr die großen Kollegen das vorexerzieren, desto mehr sind wir gezwungen, nachzuziehen, sonst bleiben wir auf der Strecke." Der Wettkampf in der Branche wird mit härteren Bandagen ausgetragen. Auch wenn viele von Rezession noch nichts wissen wollen. MARTIN SCHOLZ
International schlägt die Rezession durch, nur in Deutschland boomt der Konzert-Markt weiter. Im neuen Jahr zieht's Top-Bands wie Sting, U 2, Metallica, Bon Jovi, Peter Gabriel oder Paul McCartney wieder in die Open-air-Arenen und Hallen. In den USA hat die wirtschaftliche Misere der Branche schon längst rote Zahlen beschert. Seitdem touren britische und US-Bands öfter denn je durch Deutschland. Der Veranstalter-Konkurrenzkampf wird dabei härter.
Die vier Ehepaare waren unentschlossen: "Nehmen wir ein Taxi oder warten wir auf den Bus?" Die "Minigruppe", die in Sachsenhausen einen fröhlichen Abend verbracht und das Auto zu Hause hatte stehenlassen, entschied sich schließlich für das - wenn auch teure - Taxi. Das Argument einer der vier Frauen überzeugte: "Und wenn der Bus erst in 30 oder in 40 Minuten kommt? So lange warte ich hier nicht mehr. Ich will nach Hause."
Schließlich sprang der Zeiger der großen Bahnhofsuhr in Höchst gerade auf 23.02 Uhr. Ein Blick auf den Fahrplan hätte die Situation klären können. Doch einen Fahrplan für den 53er Bus in Richtung Hattersheim gab es nicht. Die gelbe Fahrplantafel war leer, der Zettel mit den ausgedruckten Abfahrtzeiten weg.
Was die vier Gelegenheitskunden des FVV nicht wußten: Der Fahrplan für den 53er fehlte schon seit mindestens einer Woche. Unterwegs, zwischen Hattersheim und Höchst, müssen Fahrgäste an den beiden Haltestellen Pfingstbornstraße und Allessinastraße schon seit einigen Wochen "ohne" auskommen.
Für Stadtwerke-Sprecher Frank Döbert ist "das Problem allgemein bekannt", über die konkreten Fälle war das Verkehrsunternehmen bislang allerdings nicht informiert. Der Vandalismus macht auch an den Haltestellen nicht halt. "Pro Monat", sagt Frank Döbert, "müssen wir 100 bis 150 Ersatzfahrpläne aufhängen", weil die alten herausgerissen, mit Farbe übersprüht oder ganze Fahrplantafeln abgeschraubt wurden.
Intern führen die Stadtwerke sogar eine "Hitliste" der "Vandalismus- Linien". Ganz oben rangiert dabei die Omnibuslinie 66 zwischen Nieder- Eschbach und Kalbach. Alleine zwischen dem 1. Oktober und dem 17. Dezember mußten auf der Strecke 23mal die Fahrpläne erneuert werden. In der Schadensliste folgen die Linien 55, 54, 58 und 39.
Bei rund 4000 verschiedenen Aushängen an den 1500 Haltestellen im Stadtgebiet können die Stadtwerke schon mal den Überblick verlieren - zumal die Schadensmeldungen meist dem Zufall oder dem Telefonat eines Fahrgastes zu verdanken sind. Die Stadtwerke selbst nämlich schicken niemanden auf Tour, um speziell die Haltestellen zu inspizieren. "Wenn die Fahrer beim Anfahren der Haltestellen sehen, daß ein Fahrplan fehlt, melden sie das natürlich", sagt Döbert. Auch die Verkehrsmeister, die bei Unfällen rausfahren oder vor Ort mal die Pünktlichkeit der Busse überprüfen, würden "dabei auch einen Blick auf die Haltestelleneinrichtung werfen". "Ansonsten", sagt Pressesprecher Frank Döbert, "sind wir auch ein gut Stück auf die Mithilfe unserer Fahrgäste angewiesen." Unter der Telefonnummer 21 32 23 61 werden entsprechende Hinweise notiert. gang
Sie alle verraten nur den Standort des Sprechers, statt die Sache zu deuten, den gemeinsamen Grundboden unserer Fundamentalismen zu ermessen. Utopische Nationen des utopischen Nationalstaats in Mittel-Osteuropa und noch östlicher könnten bald wettmachen, was sich uns als Chance bot. Dies gilt auch für Deutschland, das als Nationalstaat wieder seine Identität sucht und an ganz spezifischen Scylas und Charibdis vorbei muß.
An den Auffassungsresiduen: der Staat sei die Brutstätte ethischer Größe, oder durch Dialektiker beherrsche er die Evolution oder er wäre durch heroisch-tragische Ästheten der Macht zum Motor der Weltwende . . . Oder auch - im Rennanschen Sinne: er sei der Ort, wo sich die Gemeinschaft der Ahnen und Ahnens Taten offenbart, die über uns unaufhör- lich zu den Nachkommens Taten hinmöchten . . . wie ich das eben an demselben Tag vernommen hatte, an dem der Satz fiel, den ich hier aufzuarbeiten suche.
Das Zitat von Rennan ist gegenwärtig beliebter denn je, weil er so untadelig - aus Frankreich kommt. Aus dem Revier des Rationalen. Doch es ist der alte "Mystische Körper Christi" - die Kirche samt ihren Gläubigen - nur halbwegs entchristianisiert, eine Sakralisierung der Politik - per Hintertür. Die Tatsache einzustecken, daß der Staat von heute, um eine Einheit zu sein, keine Einheit so wörtlich braucht, ist schwer. Noch schwerer jedoch ist zu glauben, daß seine wahre Zukunft von dem möglichst größten Zufluß der Uneinheitlichkeiten abhängen könnte. Kurzum: alternativ, heterogen im Angebot von Chancen heißt jene frostig frohe Botschaft! Und wer nach 1989 noch nicht begriffen hat, daß die Politik die Zähmung des Zufalls ist, oder positiver: die Wahrung und Wartung des Wunders, sollte sie leise verlassen. Das Ende des zweiten nationalen - des russischen Sozialismus fand doch nicht statt, weil seine Führer die Vorteile der Demokratie eingesehen hätten. Oder die Westeuropäer so schrecklich prinzipiell auf die Veränderung der bipolaren Welt gepocht hätten. Man war doch froh, daß das Pendel der Newtonschen Weltuhr so schön hin und her schwang - den Gleichungen treu, die uns belieben. Etwas Drittes kam dazwischen! Ein Kichern oder Niesen - wer weiß es schon! Man hat es für so winzig, unwichtig gehalten, man hat es übersehen oder es war dem Wesen nach - unsichtbar und somit nicht zu verhaften. Der Spuk verschwand, weil seine Betreiber das verloren haben, was sie dazu machte, wozu sie geworden sind: ihre Handhabung der Macht.
Sie, die Einseher in die Notwendigkeit aller Arten, haben das Labyrinthische verkannt, die Wirklichkeit. Der Zugang zu diesem wahrlich minoischen Palast war plötzlich nicht mehr durch Parteitage zu verschaffen. Es halfen keine Vorbeimärsche mehr, durch die Palastgänge kamen zwar Unzählige durch - aber individuell. Simultan und individuell! Das dialektische Kamel versagte vor diesem Nadelöhr. Man muß befürchten, daß es, durchaus verbittert, sich nach einer Wüste sehnt, denn sie ist sein wahres Milieu.
Wer jahrelang in der Gesellschaft gesunder Illusionen gelebt hat, weiß genau über die Leichtigkeit Bescheid, mit der man sich die lebensbedrohlichen besorgt. Mit der Demokratie schwebte uns die Freiheit vor den Augen. Irgendwie haben wir auch die Marktwirtschaft anerkannt. Nun, die Schnelligkeit, mit der das Vokabular diejenigen ergriffen haben, die noch gestern an den Tribünen vorbeistolzierten, läßt unsere Hauptschwierigkeit ahnen.
In der Alltagsnot verstanden diese Scharen unter Markt und Bürgertum die Hülle der Läden und Fülle des Lebens als sofort lieferbare Ware, diesmal aus einem anderen Lager als aus dem des Friedens. Wir könnten bald einen neuen Ethnos haben, den Ethnos der enttäuschten Marktverehrer. Den Populus der Populisten, die Masse, die zu ihrem Häuptling schaut und brüllt: Wir sind dein Volk! Daß das wirklich Neue einer Verwaltung bedarf, die die Norm schätzt, wird man im Reiche der Sprünge von Qualität zu Quantität nicht so schnell wissen.
Ohne Rechtspflege nichts Privates. Ohne Privates keine Produkte. Nur Bezirkssekretäre von einst als Geschäftsführer von heute, Genossen unter sich, anonyme Alkoholiker des Marktes. Die Reform glich bereits unter Gorbatschow der Dressur einer Amöbe. Da kann man formen, was man will. Mit viel, viel Glück kommt dabei statt der bisherigen Mist- eine noch unbekannte Mischwirtschaft heraus. Seit geraumer Zeit kreist im Westen der Slogan "Hilfe zur Selbsthilfe". Vor vier, fünf Jahren war er nur im Zusammenhang mit der dritten Welt zu hören. Die zweite Welt scheint somit zu der dritten deklassiert zu sein. In aller Stille, aber eindrucksvoll. Mit einem Projekt "Mitteleuropa der Heimatfilme" könnte selbst Deutschland noch in die zweite Liga absteigen. Auf die freien Plätze. Soll das also heißen, daß ich die Nation oder ihren Staat ablehne? Nun, das wäre im Angesicht der Tüchtigkeit von beiden ganz naiv. Ich sage nur: man findet nur das Findbare, wenn man nach hinten schaut. Und wir alle schauen nach hinten.
Das Zufindende zu finden, darum geht es heute. Die Nationen, die sich bloß als Brutstätte des Selbst verstehen, verpassen das Hineinwachsen in die Zeitlücke - bei all dem Gerede über die Geschichte. Kurz und gut: ihr Tun wird keine Taten bringen, es bleibt umkehrbar. Nationalstaaten, die sich nur als Ausgrenzung verstehen, werden ausgegrenzt. Unser Wandel ist nämlich noch drastischer, als daß ein Riesenreich zusammenbrach und somit ein Feind uns genommen wurde, an dem man sich reiben konnte. National zu bestehen, bedeutet, übernational zu handeln. Jede Position im Wettbewerb der Denk- und Gestaltungseliten zwischen Atlantik und Pazifik wird davon abhängen, wieviel unabdingbare Bande wir in der sonst limitierten Welt schaffen. Für Deutschland gilt dies besonders. Es liegt vor ihm die ganze Ruine des Ein-Parteien-Imperiums. So wie vor uns allen die Gesamtrechnung für die Jahre 1914 bis 1989 liegt.
Das Areal von der Elbe . . . bis ja, bis wohin? Die bewegliche Ostgrenze Europas, das Memento und Monstrum tauchte wieder empor. Sie war kein Glück für Deutschland, kein Glück für alle Einheiten, die keine Stütze in der Geographie haben. Auf diesem Feld von Enttäuschungen und Entbehrungen ist tatsächlich ein "vergrößerter Balkan" zu holen.
Effektiv scheint mit ein Konzept, das das ostmitteleuropäische Substrat geschichtlich und soziologisch erkennt, anerkennt und erschließt. Und jemand in Bälde ein klares Machtwort spricht. Ein klares Nein zu unseren Ethnokraten, die daran glauben möchten, sie fänden in Deutschland Ahnen und Fahnen.
Denn nichts ist für den Erhalt der europäischen Nationen wichtiger als Politik, die eine kräftige Kandare für unsere Klassen-, Rassen- und Ethnosäuberer parat hat, wenn wir uns kein Freilichtmuseum Europa wünschen, voller knipsender Japaner und Texaner. Ich sage Politik mit Absicht. Denn nachdem ich die Einsicht in das Nicht-Notwendige dieses Metiers gewonnen habe, möchte ich nicht, daß meine Worte zu der klassischen Moralpredigt eines Literaten verkommen. Ich will die Politik verteidigen. (. . .)
Wenn das Neue tatsächlich in den Sprüngen geschieht, so sind dies keine dialektischen, die das Höhere mit uns verbindet. Keine Einheit ist sakral, weil das Unum kein Totum ist.
Diejenigen, die meinen, es wäre dem so, streben keine Einheit, sondern eine Ganzheit an. Nicht Unionen, Totalitäten. Auch keine Selbstbestimmung ist heilig. Denn das Selbst ist kein Ego. Und diejenigen, die meinen, es wäre dem so, die praktizieren nur Ich-Bestimmungen, tribalistische Egoismen. And last but not least: Die Nation ist kein Volk. Auch hier muß endlich mal der romantische Unfug weg. Denn bevor die Romantiker das Volk heilig gesprochen haben, war man sich bewußt, daß es mehr Masse ist. Militante Masse. Und dort, wo man das Wörtchen allzuoft im Munde dreht, bekommt man sie wieder.
Wenn Begriffe wie Wahrheit, Freiheit, Einheit - und ihre politischen Abbilder wie Identität, Selbstbestimmung und Nation ihre Grausamkeit verlieren sollen . . . , die sie ja seit eh und je besitzen . . . , müssen wir fähig sein, sie als freie, wahrhaftige und einheitliche Menschen zu denken. Es ist Zeit im Osten, aus dem Dissens den Konsens zu machen. Und es ist Zeit, bei Ihnen im Westen, Dissens zu suchen, dort wo man im Namen des Konsens eben nur Ganzheit sucht. Falls Deutschland nicht wieder wie eine Wanderniere Europas herumirren will, muß es seine Einheit verkraften.
Denn sie ist kein Bauen, sondern ein Backen. Ein Vorgang, keine Unternehmen. Die Elemente, die Ingredienzen, die hier in Verbindung treten sollen, können es, müssen es aber nicht tun. Hitze, Zeit und Zutaten sind einzuhalten, nicht herbeizutrotzen. Mit anderen Worten, die bei den Deutschen so ungeliebte Tugend des Maßes - Temperantia - wird gefragt. Es kommen die Zeiten der Maß-Regelungen überall und allerorts. Bald werden wir sehen: Diejenigen, die kein Selbst haben, werden keins finden. Die Prediger der unerschöpflichen Originalität eines jeweiligen Stammes entdecken sie in der Uniform der Milizen.
Die Selbstbestimmler werden fremdbestimmt und werden sich darüber nicht einmal sehr wundern. Die Schaffer der Ministaaten werden sich einmal dafür verantworten müssen, ihre Völker aus dem Wettbewerb moderner Nationen hinausgeworfen zu haben. Um das Aufkommende zu meistern, brauchen wir Deutschland. Oder besser: Wir brauchen eine Bundesrepublik, die ihre DDR verdaut hat. Der Friede Deutschlands mit seiner Geschichte ist auch unser Friede.
Der Deutsche pur, der Romantiker hat gesprochen Die Nationen, die sich bloß als Brutstätte des Selbst verstehen, verpassen das Hineinwachsen in die Zeitlücke / Jiri Grusa über Deutschland
Meine Damen und Herren,
als ich unlängst einer der typischen Debatten unserer Tage beiwohnte, die sich, wie üblich, mit dem Selbstbildnis der Deutschen beschäftigte, rief ein kluger Journalist, der sonst gar nicht durch emotionelle Sprüche bekannt ist, aus: Wann endlich begreift ihr? Wie leben im Jahre zwei der deutschen Einheit! Weil niemand das Faktum vorher bezweifelt hatte und nachher auf diesen Ruf reagierte, wurde ich nachdenklich und habe mich beinahe zu Wort gemeldet.
Aus meiner, leider, Pflicht: nicht immer das sagen zu dürfen, was mir beliebt, vermochte ich nur einen Treppenwitz in die Bonner Abendluft zu senden. Ein l'esprit d'escalier, wie es schön ursprünglich heißt, obwohl dahinter eine sehr tschechische Erfahrung steckt. L'escalier du Prague - möchte man sagen. Zumindest was das Selbstempfinden betrifft. In unserem Saeculum der Identitätssuche europäischer Völker haben wir Tschechen Treppenwitz-Wahrheiten auf Vorrat gesammelt - ungeachtet dessen, daß wir im Tschechischen kein solches Wortbild anbieten können.
Jetzt aber, wenn ich mich selber auf der beweglich geschichtlichen Escalier befinde, das tschechoslowakische Haus verlassend, um das böhmische zu be- und vertreten, darf ich in die patriotische Schatzkammer der Wegwerfwarnungen meines Landes greifen und die Antwort wagen, die damals verstummte. Warum, mein lieber Freund, hast du nicht gesagt: "Vergeßt nicht, wir leben im Jahre zwei . . . und. . . vierzig der deutschen Demokratie"? Ich wäre wesentlich ruhiger nach Hause gegangen. Der Satz wäre nämlich der wahrlich revolutionäre Markstein einer neuen Ära, wenngleich er so spießig, ja numerisch nüchtern klingt.
Denn etwas schon Einiges, braucht wohl kaum seine Einigkeit zu zählen, braucht keine Nulljahre kurzatmiger Zeitrechnungen. Man gibt sich bescheiden - vor Stolz, daß man hat, was man hat. Vielleicht ist dies die wichtigste Übung von heute. Zahlreiche Europäer suchen schon wieder ihre Identität - in der Annahme, sie fänden etwas anderes als das Findbare. Ein Fundament für ferne Firmamente. Als ob nichts so direkt disponabel wäre, wie eben das, was wir in der Tat sind! Als ob jede Fliege, jede Maus nicht ihre Identität zu ermessen wüßte! Die Gleichheit mit sich selbst! Warum also der sakrale Ton bei so einem Mini-Wort? Die menschliche - und somit keine Fliegen- oder Mäusefrage - scheint darin zu ankern, daß wir ungern sind, was wir sind.
Und es ist wirklich schwer, damit zufrieden zu sein, was uns zwar immer zur Verfügung steht - aber als Flamme. Nicht haftbar also, stets unidentisch mit demjenigen, der sich nur wärmen möchte, nicht bereit, sie zu füttern - mit eigenem Talg.
Nicht Identität erstreben wir, es geht uns um Idenfikationen. Etwas Festeres soll her! Ein Fundament, das jenem Boden gleicht, der Fundamentalismen nährt. Und diese wiederum versprechen uns, Werte zu erneuern, Kräfte zu entfesseln, aber hinter deren Naturkulisse verbirgt sich die alte Fratze unseres Jahrhunderts: das europäische Gewaltpotential, die Utopie.
Im Gleichschritt jeweiliger Scharen heiliger Sprachen und Schriften bemühen sich die sich selbst erwählenden Völker Europas, einen Exklusivvertrag mit Jahwe abzuschließen für den Fall, daß dieser für tot erklärte Gott doch noch leben sollte. Heißt er nicht Ich-bin-der- ich-bin, derselbe, der Identische? Und ist das nicht vermessen, ihm gleichen zu wollen? Das alte Angebot der Schlange: "Ihr werdet sein wie Gott"? Als wäre ein Gott dadurch zu korrumpieren, wie man ihn anredet? Und weniger exaltiert, als wäre die gewünschte Zukunft dadurch zu erzielen, daß man sie will! An den Utopien ist doch nicht so sehr das Gewollte kläglich, sondern die Art des Wollens.
Die Art der Zeitauffassung, diese Schnurstracks-Masche aller Kleinpropheten. Sie reden herbei, was ihnen bekannt, und so bewegen sie in dem Zeitgewebe nicht das Neue, sondern das Bekannte: die Zukunft der Vergangenheit. Nach dem Desaster der Kommunisten, die das Fundament ins Firmament verpflanzten und somit Entwurzelungen betrieben hatten, kommen jetzt die Fundamentalisten der Wurzeln, und das ganze Europa bebt unter ihren Paukenschlägen. Ich meine keine deutschen Paukisten spezifisch. Ich weiß, es gibt sie überall - und sie sind nicht weniger laut. Doch anderswo hat man nur selten diese Gewohnheit, die Gegenwart der Gegenwart zu kürzen, wie das der Mann tat, der nach dem Zeitalter der deutschen Einheit rief. Keine Tradition, die das betonte Leben in der Zeitlichkeit unterschätzt und das Heute nur für die Schaltstube des Morgens hält. Zugegeben, es hat mich überrascht, daß der ewig Werdende, der Deutsche pur, der Romantiker wieder gesprochen hat.
Denn die Gegenwart der Gegenwart ist die Sache selbst! Und sollte sich das Mißachten noch steigern, könnten noch die Paukenschläge das Immer-Leise übertönen: die Gegenwart der Zukunft. Die alte Krankheit Deutschlands könnte herausgepaukt werden, die Zwitterhaftigkeit der deutschen Vorzüge. Jene Hybridität, die zur Hybris wurde . . . die die Götter, wie bekannt, stafen. Man war in Deutschland griechisch gut belesen, hielt sich für ein neues Hellas, baute im Norden dorch wie ionisch. Die Hauptsünden des Menschen - so haben die Alten Hybris eingestuft - herauszulesen, tat man nicht.
Wie kam es, daß sich Deutschland aus seiner Trampelei im Porzellan Europas zwischen 1870 und 1914 eigentlich erst heute eine Erholung erhofft? Schon damals war der deutsche Nationalstaat zwar der jüngste und vielleicht auch der strahlendste unter den Kraftprotzen des Kontinents - aber irgendwie ohne Abitur. Er hatte schwer daran zu kauen, per Zufall zustande gekommen so zu sein. So suchte er nach gewagten Gründen. Das Entlegenste sollte für das hinhalten, was das Naheliegende nicht ergab.
Hohenzollern im Barbarossa-Look. Bismarck als Hermann der Cherusker. Zweckgeschichte sollte darüber hinwegtäuschen, daß die deutsche Einheit eingentlich noch hinkt. Daß die Anläufe zu ihr bereits die Glaubenskriege dahingerafft haben. Daß der Fall der Bastille die halbwegs aus den Blessen dieser Kriegen genesenen Deutschen auf dem linken Fuß erwischte und ihnen nicht nur das Vorbild für das Wir-Gefühl stiftete, sondern auch den Erbfeind. Dieses Frankreich, dem die Deutschen nicht unwesentlich ihre Kleinstaaterei unter so vielen Fürsten zu verdanken hatten, war wieder einmal vorne. Ausgerechnet es empfahl jetzt eine Kur gegen die Willkür der Fürsten! "La Nation" hieß die Formel, die auf den Gebieten so vieler Teilungen mehr als konträr wirkte. Sie weckte den Wunsch deutsch zu sein und nahm zugleich das alte Reich weg, in dem er wertfrei gewesen wäre. Sie bedrohte Fürsten, aber sie brachte sie zurück. Und hatten sie vorher lieber französisch parliert, sprachen sie nun deutsch als Hauptgestalter der Nation, in der die Philologie gefragt wurde, der Code civile aber nicht. So entstand etwas, was lieber "ethnos" genannt werden sollte als "Nation". Ein Stammvolk. Eine Bevölkerung und ihre Herren. Sie schätzten die militärische Mobilität des Neuen, dafür aber haßten sie dessen Legalismus. Die Fürsten des "ethnos" kamen, zum Guten bereit, solange sich die Deutschen höchstens als Kulturbürger verstehen wollten, nicht aber als demos, Bürger der Polis. Doch ohne "demos" keine Demokratie. Statt Bürger - Beamte.
Man lobte den staatlichen Willen, der die Interessengruppen sprengt, die Parteien in die Schranken weist, um sie an den Ursprung zu erinnern - im Wertvollsten, im Reinen, in der Sprache, dem Blut . . . in der Volksgemeinschaft. Philosophisch perfekt geschult, kreierte man in Deutschland jener Jahre eine Theorie, die das Gefühl der Zwitterhaftigkeit thematisierte. Etwas Dennoch-Unvereinbares zu besitzen, frustriert. Man ahnt doch: der Heftstich meiner Turnhose, läßt noch keine Sprünge zu. Und dabei verlangt die Zeit nach ihnen - macht selber ungeahnte Sätze.
Etwas Dennoch-Uneiniges zusammenzuhalten, macht nervös. Man möchte es beseitigen und - behalten. Das Hybride an dem Politischen wurde zur Dialektik. Sie sollte nicht mehr eine rhetorische Überzeugungskunst bleiben. Von nun an sollte sie gleichsam wie eine theologische Triade jeden Gegensatz schöpferisch verneinen, ihn aufheben, ihm zu einer Einheit verhelfen. So würden die Vorteile des Nachteils anerkannt und geehrt zugleich. Man dachte dies den geschichtlichen Sprüngen entlockt zu haben - nicht ganz falsch abgeguckt. Das Wort Geschichte meint doch selbst schon Sprünge. Tschechisch kann man seine Ethymologie noch recht gut heraushören. Skok bedeutet Hopser, kein Schichten also nach irgendeinem Bauplan. Auch keinen Sprung in abgeklärte Gegenden, kein Bespringen von ausgewählten Wesen . . . Bloß ein Ereignis, zu dem eventuell auch wir noch werden könnten, wenn wir mutig und willig aus der Gegenwart der Gegenwart die Gegenwart der Zukunft wählen! Die Dialektik meint, das Ziel zu wissen. Wie erhaben zum Werkzeug des Sinns zu werden! Die Meinung des Seins zu sein, das mich meint! Und meinen Stamm zum Stammbaum jedes Werdens macht!
Und Mitteleuropa zur Weltmitte!
Die schnellen Siege bei Sadowa und vor Paris haben selbst die nüchterneren Deutschen zu ähnlichen Schlüssen verleitet. Die flache Sachlichkeit der Anglosachsen hat man entdeckt. Auf einmal schien sie der Oberflächlichkeit und Dekadenz der geschlagenen Franzosen zu gleichen. Ein tieferes Gemüt kann sich an solcher Seinsvergessenheit nie ergötzen. Es hat seine Heimat in der Ursprünglichkeit, die dem Anprall der Versachlichung trotzt.
Es bleibe übrig, verkündete man, nach der äußeren Einheit die innere zu schaffen . . .
Richtig, so klang es dazumal. Von Zeit zu Zeit kommt es mir vor, als hätten die heutigen Mahner des schnellen "Wir- sind-wieder-da" Abschreibekurse in den Zeitungen der Bismarckära absolviert. Als möchte man wieder diese Einheit, die aus so vielen Uneinheitlichkeiten erwachsen soll, mit einer Rapidität herbeifinanzieren, die nicht wissen will, daß es Wachstumsarten gibt, die sich verselbständigen. Die die geplanten Schwingungskurven des Gedeihens verlassen, um in die unbeeinflußbaren Landschaften des Kippens zu entgleisen. Der Chaos-Theoretiker würde sagen - die von der Zahl Phi zu der Zahl Delta wechseln. Friedrich Naumann, der liberale Preuße, dachte bei seinem Projekt Mittel- Europa an behutsamere Geschwindigkeiten. Statt einer utopischen Nation schwebte ihm am Anfang des Jahrhunderts das real kooperierende Wirtschaftsvolk der europäischen Mitte vor. Er sah sogar den Grund des ersten Krieges ganz modern darin, daß Deutschland zu rapid gedieh.
Ob es so war?
Vielleicht.
Ich glaube an keine Pädagogik der Geschichte, ich soll sie demnach nicht betreiben. Sicher ist, daß der Wilhelminismus, als er sich ebenfalls für eine schöpferische Negation des Gegebenen entschlossen hatte, ein anderes Mitteleuropa schuf. Ein Mitteleuropa als Omen der Mittellage und die Mittellage als Signum der Niederlage. So sprach 1918 der sogenannte Weltgeist. Ein "vergrößerter Balkon" - bemerkte Naumann dazu - "wohin man nur schaut".
Die Epochentänze allerdings fingen nun erst recht an. Das Proletariat der ethnos der Arbeit, hat in den Stabreimen der Dialektik seine Diktatur über die Diskussion gestellt. Kommunismus hob Kapitalismus auf. Komischerweise in einem Lande, wo man kein Proletariat hatte, aber was ist das schon für die Dialektik, in der das Nichts ein Nicht-Nichts setzt. Dies im Unterschied zu den numerischen Künsten der nivellisierenden Sachlichkeit der Anglosachsen oder Amis - für die zwei Nullen keine Eins ergeben. "Während im Westen die indirekten Mächte der Sachlichkeit den Staat zum Betrieb erstarren lassen, konstituiert sich im Osten das Proletariat als neues Subjekt des Politischen. Hegel ist über Marx zu Lenin nach Moskau gewandert" - meinte kein Kommunist, sondern ein Willensverehrer . . . dem Jahre 1921 zeitgeistgemäß. Gutgesehen die Wanderung der thesis. In dem plombierten Waggon des deutschen Generalstabs fuhr sie ostwärts, durchquerte - feindlich befreundet oder freundlich verfeindet - die Fronten, wurde zur amtithesis, machte aus Petersburg Sankt Leningrad . . .
. . . per Hitler neidisch negiert, brachte sie als das Höhere Ulbricht zurück in einer unplombierten Staatskarosse, den Dialektiker des sächsischen Dialekts und somit gleich den zweiten Mitteleuropäer für Berlin. Mitteleuropa ist zu Osteuropa geworden und alle die wegnegierten, wegselektierten und weggesäuberten Leute begriffen langsam seine Dialektik als das, was sie praktisch war: als rabiate Rhetorik der Willenspolitik, der Tötungsdispens der Machthaber. Es kamen also 1945 nüchterne numerische Nivellierer in das Land der Innerlichkeit, die beim Namen Marx nicht allzu viel verinnerlichen konnten - außer vielleicht Marx Brothers oder Marx & Spencer. Paradoxie hat Dialektik besiegt. Nicht der zu vernichtende Gegen-Satz, sondern der zu duldende Wider-Spruch, eine nicht immer nur mich meinende Meinung, das Leben selbst, hat widersprochen. Das Naumannsche Wirtschaftsvolk hat sich gebildet, westlich der europäischen Mitte.
Das Wesen sei ortlos, hört man. Seine unerwarteten Niederlassungen sollen uns nicht überraschen. Überall tastet es das Seine ab, wählt blindlings und schreitet fort - nicht nach der Vorschrift des Fortschritts. Es hat keine - so möchte man es sagen - "Gerichtetheit" und kein Gericht, obwohl es in dem Sinne ur-teilt, daß es mehr und mehr Teile verschlüsselt und verwebt. Im Geiste der Paradoxie, nicht also als ethnos des Weltgeistes oder der Träger der Vorsehung - als "Wirtschaftsvolk" gewann Deutschland erneut seine Größe.
Im Geiste der Paradoxie, als Nation, als Land der Bürger, konnten die Deutschen auch diejenigen aufnehmen, die begeistert riefen: Wir sind das Volk. In der Tat. Man hat sich nicht geirrt. Man war nicht wesentlich mehr: in Dresden, in Prag, in Bukarest . . . Auch ich habe geklatscht. Mit Recht. Und erst als so viele dann vom Ende Osteuropas sprachen, von dem Neuanfang des Zentrums, ja, von einer dritten Revolution, die nach 1918 und 1945, jeweils nach einem heißen Krieg, jetzt nach dem kalten, stattfindet, hielt ich inne und wurde stutzig.
Noch eine dialektische Triade, die nach zwei Niederlagen die ursprüngliche Setzung reifer setzt? "Man sagt geläufig", las ich bei einem Amerikaner, "die Länder Mitteleuropas wären bemüht, zu Westeuropa zu werden, ja, sogar zu so etwas wie zu den Vereinigten Staaten, d. h. nicht nur zu einer bürgerlichen Gesellschaft, sondern auch zu liberalen Demokratien mit Kapitalismus . . . Doch es ist vielleicht nur die Frage der Zeit, wann diese Völker, genauso überzeugend, wie sie das Extem des staatlichen Sozialismus abge- lehnt haben, auch den liberalen Kapitalismus ablehnen werden, der ihnen ebenfalls extrem vorkommt, um sich dann auf die Suche nach einem dritten Weg zu begeben. Würde dem so sein, könnte das neue Mitteleuropa wie einst das alte aussehen." Mein Gott, man lernt nie aus! Ich habe versucht anzudeuten, worin die Gefahr ähnlicher Gedankenspiele steckt: in der
Von den Sparmaßnahmen der Lufthansa sind jetzt auch Kinder betroffen. Für unbegleitet reisende Kinder verlangt die Gesellschaft ab sofort 50 Mark für jede Flugstrecke. Demnach kostet zum Beispiel die Route München-Frankfurt- London-Frankfurt-München 200 Mark zusätzlich. Mit der Lufthansa fliegen jedes Jahr rund 40 000 "Unaccompanied Minors", wie alleinfliegende Kinder unter zwölf Jahren international genannt werden. Für sie und alle anderen hilfsbedürftigen Personen hat die Fluggesellschaft alleine auf dem Frankfurter Rhein-Main Airport 150 Mitarbeiter im Einsatz. faf
Der Königssee, eines der beliebtesten Sommerausflugsziele in den bayerischen Alpen, soll wieder per Bahn erreichbar sein. Nach Auskunft der Bundesbahn plant der Berchtesgadener Gemeinderat die Wiederbelebung der alten "Tramway" zwischen Salzburg - Berchtesgaden - Königssee. Die Ortsverwaltung will damit auf die wachsende Autoflut reagieren. Die Strecke Salzburg - Berchtesgaden war bereits 1938, das restliche Teilstück zum Königssee schließlich 1965 stillgelegt worden. dpa
Wie wird sich der Automobilmarkt in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten entwickeln ? Keiner weiß etwas Genaues. Die Branche hofft, daß die "mageren Jahre" nicht ganz so mager werden. Die Automobilhersteller und -importeure geben sich wie so oft optimistisch: rund 3,15 Millionen Neuzulassungen - nach rund vier Millionen im Jahre 1992 - sollen schon zusammenkommen. An Kaufanreizen fehlt es nicht, denn für 1993 sind rund 50 wesentliche Neuheiten angesagt, dazu Modell- und Motor-Varianten. Vor allem in den auflagenstarken unteren Fahrzeugklassen ist einiges zu erwarten.
Bei den Kleinwagen macht Nissan noch im Januar den Anfang mit dem gefällig rundlichen Micra. Die Neuauflage des erstmals in Großbritannien produzierten Zwei- oder Viertürers kommt zunächst in zwei Motor- und drei Ausstattungsvarianten ab 17 595 Mark. Im gleichen Monat beginnt Peugeot mit der Auslieferung des 106 mit vier Türen sowie mit einem 1,4-Liter-Dieselmotor (37 kW/50 PS). Ab Februar kann Fiat wieder mit einem Nachfolger des legendären 500er dienen. Dieser neue Stadtwagen mit den Namen Cinquecento ist geräumig, vergleichsweise konventionell gestrickt und soll in der Basisversion mit 29 kW (40 PS) nur rund 13 000 Mark kosten (siehe FR vom 5. Dezember). Im Laufe des Jahres wird der in Polen gebaute Italo-Mini um ein paar Varianten reicher: um den zweisitzigen Elettra mit Elektroantrieb, eine Abarth-Version mit 40 kW (50 PS), den Einliter-Fire-Motor und das stufenlose Automatikgetriebe Selecta. Bei Lancia geht im März der technisch und optisch überarbeitete Y10 in den Markt.
Der wesentlichste deutsche Beitrag ist in diesem Segment der gänzlich neue Opel Corsa, der ab Ende März bei den Händlern steht. Er ist innen größer geworden, hat zwei oder vier Türen und ist mit den bekannten Benzin- und zwei 1,5- Liter-Dieselmotoren (Sauger und Turbo) erhältlich. Serienmäßig bekommt er Gurthöhenverstellung und Seitenaufprallschutz mit; Klimaanlage, ABS und ab Herbst auch einen Fahrer-Airbag gibt's gegen Aufpreis. Die Lieferwagen- Version Combo folgt im September.
Der derzeit unbestrittene kommende Kleinwagen-Star betritt die Szene im Juni: der Renault Twingo, ein unkonventioneller, mit 3,43 Meter extrem kurzer "Mini-Van". Es gibt ihn - vorerst - nur mit einem Motor (1235 ccm/40 kW/55 PS), einer Karosserie (Zweitürer mit Heckklappe) und einer Ausstattung für rund 16 000 Mark. Der noch ein paar Zentimeter kürzere Alto von Suzuki wird im Herbst erneuert. Auch wer in der kleinen Klasse offen fahren will, kommt ab Frühjahr auf seine Kosten. Dafür sorgen zwei britische Autos: das Rover-100-Cabrio und der Mini mit "Stoffmütze". Beide für jeweils um 25 000 Mark.
In der Klasse der kleinen Kompakten geht es 1993 ebenfalls richtig rund. Lada bringt mit dem Tavria ein völlig neues russisches Modell nach Deutschland, Suzuki präsentiert auf der IAA den Nachfolger des Swift, Daihatsu einen neuen, innen gewachsenen Charade und Seat die Neuauflage des Ibiza, diesmal mit VW- Technik. Ebenfalls im Herbst auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main hat der Uno- Nachfolger Premiere, der werksintern noch als "Tipo B" geführt wird. Die Markteinführung des neuen Turiners, der außen kaum größer, innen aber deutlich geräumiger als der Uno sein wird, ist für November 1993 geplant. Ob in Frankfurt am Main auch schon das Tipo-B-Cabrio stehen wird, ist noch ungewiß; es kommt aber auf alle Fälle - wie auch eine Spyder-Version - im Jahre 1994 nach Deutschland.
Um gleich bei Fiat zu bleiben: im Frühjahr geht ein tiefgreifend überarbeiteter Tipo/Tempra in die nächste Runde, mit Flankenschutz, Gurtstrammern, Airbag und insgesamt stärkerer Basisstruktur. Vom zweitürigen Tipo wird es auch eine Sportversion geben. Auf der Basis Tipo/ Tempra steht auf der IAA im September ein Coupé, das ab Jahresende 1993 in Deutschland angeboten wird. Der Neuheitenreigen beginnt in der unteren Mittelklasse aber schon im Januar mit der Mitsubishi-Lancer-Limousine, der im März ein Kombi mit Automatik-, Allrad- und Dieselversion folgt. Ebenfalls im März stellt Subaru mit dem Impreza eine völlig neue Baureihe zwischen Justy und Legacy vor. Die wahlweise mit Stufen- oder Fließheck lieferbare Limousine hat serienmäßig permanenten Vierradantrieb und Motoren mit 1,5 und 1,8 Liter Hubraum. Im gleichen Monat kommt aus Frankreich der Nachfolger des in Deutsch- land nur mäßig erfolgreichen Peugeot 309, der 306 heißt. Ihn gibt es zunächst mit vier, später auch mit zwei Türen und als Cabriolet. Voraussichtlich auf der IAA stellt dann noch Mazda den neuen 323 vor, der erstmalig - wie sein Wolfsburger Konkurrent - mit einem kleinen Sechszylinder-Motor ausstaffiert wird.
Vom VW Golf III, dem nach wie vor meistverkauften Auto auf dem deutschen Markt, sind für 1993 zusätzliche Versionen angekündigt: ein Cabrio (wiederum mit Überrollbügel) im April/Mai, ebenso die 66 kW (90 PS) starke Allradausführung syncro, der Öko-Golf mit Dieselmotor und Schwungnutzautomatik sowie im Herbst erstmalig in dieser Reihe ein Variant (Kombi). Mit einem neuen Cabrio - allerdings ohne Sicherheitsbügel - will ab Frühjahr auch Opel Frischluft-Fans ködern: mit dem 85 kW (115 PS) starken offenen Astra, der zumindest im Jahre 1993 das Kadett-Cabrio noch nicht aus dem Opel-Programm verdrängt.
In der Mittelklasse stehen drei wichtige Premieren an: Im März löst bei Ford der Mondeo mit Stufen- oder Fließheck, Frontantrieb und Vierventilmotoren den Sierra ab (Kombi ab Frühsommer). Das Leistungsspektrum der Limousine mit beachtlichen 2,70 Meter Radstand reicht zunächst von 66 bis 96 kW (90 bis 130 PS), später kommt ein 2,5-Liter-V 6 hinzu. In der gleichen Raum- und Preisklasse rangiert der neue Mittelklasse-Citroën Xantia, der vor allem durch ungemein großzügige Innenraum-Maße besticht. Er wird allerdings erst ab September in Deutschland zu haben sein zu Preisen von knapp 30 000 DM aufwärts.
Schon im Juni geht demgegenüber der Nachfolger der 190er-Baureihe (künftig C-Reihe genannt) von Mercedes-Benz an den Start. Für die viertürige Limousine mit mehr Raumangebot, Komfort und Sicherheit stehen vier Benzinmotoren (C 180 bis C 280) und drei Dieseltriebwerke (2,0, 2,2 und 2,5 Liter Hubraum) zur Wahl. Der Einstiegspreis soll nun doch unter 40 000 Mark gedrückt werden (Fahrer- Airbag im Basismodell inklusive).
Außerdem bieten in diesem Preis- und Leistungsbereich ab Februar Honda den neuen Accord und Mitsubishi den neuen Galant an - den Galant in zwei Karosserieversionen, mit Vier- und Sechszylinder-Motor, mit Front- oder Allradantrieb. Ende März geht der Opel Vectra mit dem 2,5-Liter-Sechszylinder (125 kW/170 PS) in Serie. Ebenfalls für das Frühjahr angekündigt: die Kombiversion des Volvo 850, der Toyota Carina Kombi und ein neues Einstiegsmodell in die Alfa-155-Baureihe mit 1,7-Liter-Motor für rund 30 000 Mark. Ab Herbst wird der VW Passat wieder ein "offenes Gesicht" haben; im Zuge der Modellpflege wird nicht nur die Karosserie facegeliftet, sondern auch das Motorenprogramm um den sparsamen 1,9- Liter-Turbodiesel-Direkteinspritzer aus dem Audi-Baukasten erweitert.
Auf der IAA wird auch ein neuer Sonata von Hyundai mit Vier- und Sechszylindermotoren stehen. Renault dürfte dort den R-21-Nachfolger präsentieren, Mercedes-Benz die facegeliftete mittlere Baureihe mit zusätzlich Vierventil-Dieselmotoren und Rover die 600-Baureihe, eine eigenständige Limousine auf der Basis des Honda Accord. Bei BMW werden im Laufe des Jahres zusätzliche Motorversionen in der Fünfer-Reihe erscheinen, darunter das neue Basismodell 518i.
Die interessanteste Cabrio-Neuerscheinung in der Mittelklasse ist der offene BMW-Dreier, zunächst als 325i. Im Vorgriff darauf hat Audi sein Cabrio mit dem 2,8-Liter-Sechzylinder ausgestattet (lieferbar ab sofort), außerdem ist fürs Frühjahr eine Version mit dem 85 kW (115 PS) starken Vierzylinder in Vorbereitung, die "nur" rund 50 000 Mark kosten soll. Nicht geplant ist in Ingolstadt ein S2-Cabrio als Antwort auf das M3-Cabrio von BMW, das erstmalig auf der IAA zu sehen ist.
In die gehobene Mittelklasse plaziert Renault ab 6. März den Safrane, eine üppig dimensionierte Heckklappen-Limousine mit Motoren von 101 bis 123 kW (140 bis 170 PS) und luxuriöser Ausstattung. In dieses Segment drängt auch Toyota mit dem kleinen Lexus GL 300, der einen Sechszylinder unter der Haube hat. Auch Mazda will mit dem Xedos 9 (ebenfalls ab Herbst) in die Renommier-Klasse einsteigen; die Limousine kann mit einem Sechs- oder Achtzylinder bestückt werden. Saab hat gleich zwei Pfeile im Köcher: im ersten Quartal bringen die Schweden den 9000 Aero mit leistungsgesteigertem Turbomotor und zur IAA den Nachfolger des Saab 900. Alfa stellt Anfang des Jahres die gründlich überarbeitete 164-Baureihe mit einer deutlich veränderten sportlichen Version vor. Im gehobenen Kombi-Segment plaziert Mitsubishi eine luxuriöse "Transport-Version" der Sechszylinder-Baureihe Sigma. Und Chrysler wartet im Herbst mit einer noblen US-Limousine, dem Eagle Vision mit V6- und V8-Motoren, auf.
Wer Gefallen an sportlichen Fahrzeugen findet, kann unter anderem wählen zwischen dem neuen BMW M 3 (ab Januar), dem Audi S4-Avant mit dem 4,2- Liter-V8 oder dem S2-Avant mit 230 Turbo-PS (169 kW), die beide ab sofort lieferbar sind (die entsprechenden Limousinen ab Jahresmitte) sowie zwischen neu motorisierten Mercedes-SL- und BMW-8er- Versionen. Auch im reinen Sportwagenbereich stehen Neuheiten an. So ersetzt Porsche im Herbst den Carrera 2/4 durch den 933 mit noch stärker gerundeter Karosserie und 928-ähnlicher Scheinwerferpartie. Toyota stellt den neuen, voraussichtlich 300 PS starken Supra an die Startlinie (Spätsommer). Aus den USA kommt zur IAA der Dodge Viper, ein 400- PS-Bolide für 131 000 Mark. Bei Ferrari stehen sowohl die Ablösung des F-40 an als auch eine Spiderversion des 348.
Bei den Geländewagen schließlich macht Chrysler mit dem Grand Cherokee im Januar den Anfang; der lange Edel- Offroader ist wahlweise mit einem V6- oder einem V8-Motor zu haben (ab 67 200 Mark). Es folgt etwa zu gleichen Zeit Ford mit dem US-Import Explorer, einem ebenfalls luxuriös ausgestatteten und mit einem Vierliter-V6 üppig motorisierten "Allround-Talent". Gegen Jahresmitte tritt in der 40 000-Mark-Klasse ein Allradler an, der bei Nissan in Spanien gebaut und von Nissan und Ford ("Maverick") mit gleicher Technik, aber geringfügig veränderten Karosserien vertrieben wird. Modellpflege ist zu erwarten bei den kleinen Suzuki-Geländewagen.
Neben den vielen Neuheiten und Neuerungen ergaben sich für das Modelljahr 1993 erfreuliche Trends: noch sicherer (kaum ein Hersteller, der nicht Airbags in seine Fahrzeuge bringt), noch komfortabler - und relativ nicht viel teurer. Eine ganze Reihe von Herstellern nützt sogar die Möglichkeit des Modellwechsels oder zusätzlicher Varianten zu indirekten Preissenkungen. BENNO PIDOL
Vorsicht bei Totalschaden
Pkw-Besitzer, deren Fahrzeug bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall so schwer beschädigt wird, daß es sich um einen sogenannten Totalschaden handelt, dürfen das Wrack nicht sofort an einen Interessenten verkaufen, zumindest so lange nicht, bis die gegnerische Versicherung die Möglichkeit hatte, das zertrümmerte Fahrzeug zu überprüfen. Wie der Deutsche Touring Automobil Club meldete, gilt diese Verpflichtung sogar auch dann, wenn ein vom Geschädigten beauftragter Sachverständiger bereits den Wagen untersucht und ein Gutachten gefertigt hat, in dem er den Totalschaden attestiert und einen Restwert festgelegt hat. Nach einem jetzt bekanntgewordenen Urteil des OLG Hamm (Aktenzeichen: 13 U 228/91) muß der Kfz-Haftpflichtversicherung des schuldigen Autofahrers immer Gelegenheit gegeben werden, unabhängig von einem eventuellen Privat-Gutachten festzustellen, wie hoch der Restwert des beschädigten Pkw tatsächlich ist. WM
Nun kommen sie wieder ins Haus geflattert, die fröhlichen, zuversichtlichen, verheißungsvollen Informationen aus den winterlichen Bergen zwischen Hinter- stoder und Isola 2000, Bayrischzell und Monte Bondone. Leider ist ihr Informationsgehalt auch wieder sehr dürftig. Was mir nach der Durchsicht in Erinnerung bleibt, sind - außer dem tausendfachen Versprechen von Begrüßungscocktail und Nachtfackellauf - in verblüffender Übereinstimmung drei Thesen, die den Schluß nahelegen, daß es bei den Absendern mit dem logischen Denken nicht sehr weit her sein kann. Die Thesen lauten:
1. Wir sind ein Schneeloch. Bei uns liegt auch Schnee, wenn man bei den Nachbarn über grüne Wiesen wandern muß.
2. Wir haben eine tolle Beschneiungsanlage installiert. Denn für unsere Gäste ist uns nichts teuer genug.
3. Als Anhänger eines sinnvollen Umweltschutzes bekennen wir uns zum sanften Tourismus.
Wie wird er weitergehen, der Kampf der Schneekanonen gegen die säumige Frau Holle? Selbst wenn der Winter wiederum weißer ausfallen sollte, werden wir weiter mit einer unzuverlässigen Natur leben müssen, die keine Rücksicht auf unsere Freizeitwünsche nimmt, ja nicht einmal auf die Brüsseler EG-Bestimmungen, die in den Alpen das Skifahren nur bei einer Mindesthöhe von 20 Zentimetern für zulässig erklären!
Wir brauchen unbedingt eine Beschneiungsanlage, wird es wieder heißen, weil unser Ort dummerweise nur 600 Meter hoch liegt, weil wir vor allem südseitige Abfahrten haben, weil das angekündigte Weltcuprennen unbedingt durchgezogen werden muß, weil unsere Gäste Topqualität erwarten. Und als Gipfel der argumentativen Dummheit: Weil eine "beschneite" Piste die Grasnarbe besser schont. Als gäbe es nicht auch die Möglichkeit, das Skifahren sein zu lassen und die Pisten zu sperren!
Savognin in Graubünden ist der Skiort, der in den Alpen mit dem Schneemachen angefangen hat. Fährt man nach einer längeren winterlichen Wärmeperiode durch das Dorf, zeigt sich das Skigebiet in einem bemerkenswerten Zustand: Kein Schnee weit und breit. Doch durch die grau-grüne Landschaft im Winterschlaf zieht sich eine schmutzig-weiße häßliche Schlange - die etwa 30 bis 40 Meter breit beschneite Kunstpiste! Könnte man das nicht auch hübscher arrangieren? Die Japaner haben uns doch längst vorgemacht, wie man Hallen baut, in denen man skifahren kann, wenn auch zunächst nur für Slalomkonkurrenzen. Doch die Technik macht ja Fortschritte, und eines Tages wird es möglich sein, auch längere Pisten witterungsunabhängig zu betreiben. Man stelle sich vor: Das Kitzbüheler Hahnenkammrennen in den Saal verlegt - da würden die Japaner Augen machen! HANS ECKART RÜBESAMEN
In die nasse, eisige Falle tappt Fred Jordan in einer sternenklaren, frostigen Nacht, in der die Gestirne wie erfrorene Eisfeuer wirken. Auf minus 30 Grad ist das Thermometer gefallen. In einer menschenleeren Schneewüste zwischen Dawson City und Eagle in Alaska hecheln die zwölf Schlittenhunde von Fred Jordan in der ausgewiesenen Spur auf dem Eis des Fortymile River durch die helle Dunkelheit. In dieser Nacht ist Fred Jordan nicht alleine unterwegs. Weit vor und hinter ihm ziehen andere Schlittengespanne ihre einsame Spur.
Fred Jordan und 30 weitere Mushers, wie die Gespannführer der Hundeschlitten genannt werden, kämpfen um den Sieg beim "Yukon Quest". Das ist das härteste Hundeschlittenrennen der Welt, meinen die Fans, ein Rennen, das über 1500 Kilometer abwechselnd von Fairbanks in Alaska nach Whitehorse im kanadischen Yukon Territory oder von dort nach Fairbanks führt und in jedem Jahr in der letzten Februarwoche gestartet wird. Andere behaupten, das Iditarod Trail Sled Dog Race zwischen Anchorage und Nome in der ersten Märzhälfte sei noch härter und brutaler. Beide Rennen aber können die Hölle sein.
Es ist kurz vor Mitternacht, als Fred Jordan das Eis unter den Kufen seines Schlitten knistern hört, die Hunde instinktsicher abrupt ihren Lauf unterbrechen und die Pfoten in das Eis stemmen. Zu spät. Das dünne Eis bricht: Schlitten, Hunde und Fred Jordan tauchen in das eiskalte Wasser des Fortymile River. Raus aus dem Wasser und ans Ufer - schnell, bevor die tödliche Unterkühlung einsetzt und das Wasser am Körper zu Eis gefriert. Fred Jordan schafft es. Mit Streichhölzern aus dem wasserdichten Überlebensset entzündet er ein Feuer. Dann denkt er an die nachfolgenden Gespanne, auf die die gefährliche Falle im Fortymile River wartet. Er sichert das Loch im Eis mit Schneewällen und zieht eine neue Spur, die weit entfernt vom offenen Wasser sicher über den Fluß führt. Die verlorene Zeit wird Fred Jordan nicht wieder aufholen. Am Ende wird er 13. Aber seine Kameraden wählen ihn zum Sportsmann des Jahres. Fred Jordan ist ein selbstloser Held.
Stürze in eisiges Wasser, Erfrierungen, Hautabschürfungen, Schwächeanfälle - das ist der Rennalltag beim "Yukon Quest". Er gebiert auch die neuen Heldensagen unter dem Polarkreis in Amerikas Norden. Hier liegt "The last frontier", die letzte Grenze der Zivilisation im "Großen Land", wie die Einheimischen Alaska nennen. Hier lebt der Pioniergeist der Trapper und Goldgräber, der Abenteurer und Glücksritter ungebrochen weiter. Am Ende des 19. Jahrhunderts zogen sie zu Zehntausenden über die Pässe Alaskas, hinunter zum Yukon und Klondike River. Dort lag das Gold, das in Alaska einen kollektiven Wahnsinn erzeugt hatte. Gold, das war wie eine Droge, der man auch, schlecht ausgerüstet, sein Leben opferte. Zu Hunderten krepierten sie auf den verschneiten Pässen, wo die Schneestürme die Gräber schaufelten. Jack London hat darüber geschrieben, über den "Lockruf des Goldes" in der Wildnis Alaskas.
Alaska im Winter ist auch heute noch eine kälteklirrende Herausforderung - und eine der größten ist der "Yukon Quest", der für viele Männer und Frauen ebenfalls wie eine Droge wirkt. Der Trapper aus den Nord-Wäldern ist ihr verfallen, der Fischer aus dem Süden Alaskas, der Zahnarzt, der bei Fairbanks in einer Waldwildnis Schlittenhunde züchtet, die Angestellte einer Fischfarm und der Psychologe, der beim "Yukon Quest" die imaginären Grenzen seiner Seele und die Belastbarkeit seines Körpers ausloten will. Er wird am Ende scheitern, wie ein Dutzend seiner Mitbewerber auch - im Kampf gegen Eis, Schnee, Kälte und Sturm. Und gegen die Einsamkeit. Die ist oft schlimmer als die Kälte, sagt der Musher Darwin McLeod. Vor allem in den langen Nächten, wenn die Polarlichter eisgrün über den Himmel wehen.
Beim "Mushers-Bankett" am Vorabend sitzt Darwin, der Fischer aus Ninilchik in Alaska, still am Tisch und rollt gedankenverloren eine Bierdose in seinen Händen. Eine Country-Band singt Heldenlieder auf die Gespannführer, auf das große Land Alaska, auf Amerika und auf die Hunde, die Treuesten der Treuen. Viel Sentimentalität ist im Spiel der bärtigen Musiker. Eine Strophe auf die Hunde: "For we give our all to our master's call/ if need be till we fall/ True to our breed, our master's need / is our destiny, pride and law." Das heißt verkürzt: Süß und ehrenvoll ist es für den Hund, sein Leben für den Gespannführer zu opfern. Doch europäische Ironie ist nicht immer angebracht. In einer unbarmherzigen Natur hängt das Überleben des Gespannführers oft von den Hunden ab. Von ihrer Zähigkeit und von ihrem Instinkt.
McLeod könnte davon erzählen. Aber er schweigt. Wohl fühlt er sich an dem großen runden Tisch nicht, an dem acht Laien vom Rennfieber reden, das Fairbanks überfallen hat und das in jedem Winter ganz Alaska überfällt, wenn die Vorbereitungen für die beiden bedeutendsten Hundeschlittenrennen in ihre Endphase gehen. Was wissen die Greenhorns am Tisch schon von Schlittenhunden und Alaska?
Darwin Mcleods Gedanken spuren bereits im Schnee zwischen den endlosen Wäldern und über die Pässe, die es zu überwinden gilt, fliegen jetzt schon zum Yukon River und nach Dawson City. Hier ist der einzige Ort auf der 1000-Meilen- Strecke, wo bei einem 36stündigen Aufenthalt Hilfe für Mensch und Tier gewährt werden darf. Aber vor Dawson liegt der gefürchtete, 280 Kilometer lange Höllentrail von Circle City nach Eagle. Dichte Bodennebel, Eis- und Schneestürme, trügerisches Eis auf den Flüssen und Temperaturstürze bis auf 60 Grad Minus machen diese Teilstrecke zum riskantesten Abschnitt des "Yukon Quest" - und keine Menschenseele weit und breit. Es ist ein ödes, einsames Land zwischen Circle City und Eagle, wo selbst die Außenposten der Zivilisation den Rückzug angetreten haben. Aber Darwin McLeod wird durchkommen.
In der Nacht vor dem großen Rennen scheint das Land um Fairbanks förmlich zu erstarren. Das Thermometer ist auf minus 40 Grad gefallen, und der frühe Sonntagmorgen zeigt eine vom klirrenden Frost gelähmte Stadt. Die eisige Luft, klar wie Glas, schneidet bei jedem Atemzug schmerzhaft in die Lungen. Ohne Kraft wirft die Sonne ihre kalten Strahlen in einen blaßroten Himmel, in dem die Rauchfahnen aus den Kaminen wie Säulen stehen. Solche brachiale Kälte erlebe ich zum erstenmal. In Minutenschnelle frißt sie sich durch die falsch gewählte Kleidung. Zwei baumwollene Unter- und Oberhemden, zwei Kaschmirpullover, ein Daunenanorak, Aprés-Ski- Stiefel - das alles mag gut für Europa sein. Für Alaska ist es nichts. Stiefel aus Filz, Flannellhemden und mit Fuchs- oder Wolfsfell gefütterte Parkas wären das Richtige gewesen oder die Anoraks und Hosen europäischer Hersteller, die für Antarktis- oder Himalaya-Expeditionen die Ausrüstungen schneidern. Aber mittags, wenn der Start zum "Yukon Quest" erfolgt, wird es wärmer sein. Darwin McLeods zwölf Hunde zerren am Startplatz am Chena River wie verrückt in den Geschirren. Gewinsle, Gejaule. Fast 500 Huskies, Wolfsblut in den Adern, fiebern dem Rennen entgegen. Darwin sagt: Die Hunde wollen laufen, laufen und nochmals laufen. Das liegt ihnen im Blut. Tausende von Menschen säumen die Startstrecke. Volksfest in Fairbanks. Die Leithunde, wertvoll wie Gold in Alaska, fixieren wie gebannt ihren Gespannführer. Noch zehn Sekunden bis zum Start. Drei, zwei, eins . . . und das erste Rudel von 39 jagt aufheulend, mit langestreckten Körpern in die Spur. Acht Stunden später, gegen neun Uhr in der Nacht, werden die ersten Gespanne an der Lodge am Angel Creek eintreffen. Dort liegt der erste Checkpoint, 120 Kilometer von Fairbanks entfernt.
Ein unruhiges Licht tanzt durch die Nacht, dort, wo die Spur aus den erstarrten Wäldern kommt. Es ist die am Kopf des Mushers festgeschnallte Lampe, die über die jagenden Körper der Hunde hinweg den Trail ausleuchtet. Fast gespenstisch still nähert sich der Schlitten. Nur ganz leise hecheln die Hunde, deren Augen im Licht der Lampe wie irisierende Punkte aufleuchten. Das Thermometer ist wieder auf 30 Grad unter Null gefallen. Der Checkpoint an der Angel-Creek- Lodge gleicht einem Heerlager. Jetzt treffen die Gespanne in Minutenabständen ein. Strohballen werden verteilt für das Lager im Schnee. Freiwillige Helfer notieren die Zeiten und scheuchen die Neugierigen zurück. Die Mushers reißen den Hunden ihre zerfetzten "Booties" von den Pfoten, bonbonfarbige Babyschuhe, die die Hunde vor den scharfen Eis- und Schneekristallen schützen sollen. Bluten die Pfoten? Nein, thank God. Zwei Stunden Aufenthalt in Angel Creek.
In der Lodge bullert wohlig-warmes Feuer in zwei aus Teertonnen gefertigten Öfen. Präparierte Elch- und Bärenköpfe hängen an den Blockhauswänden, von denen auch die Pin-Up-Girls aus den Kalendern der Coke-Produzenten lächeln. Das sind halbnackte kurvige Mädchen, die sich unter Palmen räkeln und mit sonnigen Karibikträumen locken. An den roh gezimmerten Holztischen in der Angel-Creek-Lodge sitzen andere Frauen. Die erzählen von den einsamen Häusern in den Wäldern, von den unendlich langen TV-Abenden und von ihren Männern, die im Süden Alaskas, in Kalifornien oder in Texas arbeiten, weil es keine Jobs im Norden gibt. Die Kinder der fernen Väter legen derweil am Angel Creek ihre müden Köpfe auf die rohen Holztische, auf denen Bierpfützen dunkle Flecken hinterlassen haben. Eines Tages wird Dad für immer daheim bleiben.
Ein paar Indianer stehen an der Bar. Die letzten ihres Stammes sind sie nicht, aber eine Zukunft scheint es für sie auch nicht zu geben. In Fairbanks weigerten sich die einheimischen Reiseführer, mich in die Bars zu begleiten, wo die Indianer ihre Stütze versaufen und den Weißen gelegentlich an die Gurgel gehen. Indianer haben einst den Transport mit Schlitten und Hunden erfunden. Aber der Yukon Quest ist heute eine Domäne der Weißen. Ein Gespann könnten sich die Indianer nicht leisten.
Vor der Lodge stampft der Dieselgenerator, blubbern die Motoren der Autos. Stundenlang. Der Frost würde sonst die Kühler sprengen. Bald werden die ersten Besucher zurück in ihre Häuser abseits der großen Straßen fahren, an der fast 1000 Kilometer langen Pipeline, in der Öl aus der Prudhoe Bay nach Valdez im Süden Alaskas fließt, dorthin, wo der große Tanker auf ein Riff lief und den Prinz Williams Sund verseuchte. In Valdez sind Alaskas Winter milder.
Dort unten ist auch Darwin McLeod zu Hause, der nach der zweistündigen Pause am Angel Creek seine Hunde in die Spur nach Central lenkt. Danach kommen die warmen Quellen von Arctic Circle, Hot Springs, Circle City, Eagle, Dawson, Carmacks und schließlich Whitehorse im kanadischen Yukon Territory. Das sind die Checkpoints, die von Touristen bei gutem Wetter entweder mit dem Flugzeug oder vierradangetriebenen Autos angesteuert werden können. Aber was verraten schon diese im Zeitraffer genannten Checkpoints über die Strapazen der Mushers und ihrer Hunde auf dem einsamen Trail zwischen den in der Wildnis verlorenen Orten?
Doch in jedem Jahr kommen die Mushers wieder. Schließlich winken dem Sieger 20 000 Dollar Prämie. Aber die Dollars sind nicht der entscheidende Grund für fast zwölf Tage Schinderei und Einsamkeit in der weißen Wüste Alaskas. Der Trail durch das große Land, das ist es, wirkt wie eine Droge. Sie macht süchtig. Aber sie heilt die zivilisationsmüde Seele. So ähnlich hat es Darwin McLeod gesagt.
Ilya Kabakov: "Der Mensch, der in den Kosmos flog".
Vor allem Europäer meiden die Bundesrepublik derzeit als Reiseland. "Während bis Mai aus den wichtigsten Herkunftsländern noch eine positive Nachfrage kam", so ein Sprecher des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden, "machen sich nach neun Monaten des laufenden Jahres bei den Übernachtungszahlen aus vielen europäischen Staaten starke Rückgänge bemerkbar." Aus Dänemark ging der Reisestrom zwischen Januar und September 1992 - gemessen am entsprechenden Vorjahreszeitraum - mit minus 16,5 Prozent am deutlichsten zurück, aber auch Finnen (minus 13,7 Prozent), Schweden (minus 11,8 Prozent), Niederländer (minus 10,7 Prozent) und Spanier (minus 7,1 Prozent) zeigten Deutschland - wahrscheinlich wegen des rechtsradikalen Terrors gegen Ausländer - verstärkt die kalte Schulter.
In der Statistik sind rund 47 000 Beherbergungsbetriebe mit neun und mehr Betten aus den alten Bundesländern erfaßt, die in dem genannten Zeitraum 26 Millionen Übernachtungen aus dem Ausland zählten, insgesamt drei Prozent weniger als nach den ersten neun Monaten 1991. Für die 3357 Hotels, Gasthöfe und Pensionen aus den neuen Bundesländern liegen verwertbare Vergleichszahlen erst Anfang 1993 vor. tdt
Fortsetzung
16.-18. Billard: EM Dreiband in Paris; DM Frauen, Freie Partie in Neustadt/Rbg. Rugby: WM in Edinburgh/ Schottland. Fechten: Degen Männer, Europacup in Heidenheim, Int. Säbelturnier in Koblenz. Motorsport: Rennsport-Festival mit DM-Läufen Tourenwagen und Formel 3 in Hockenheim.
17./18. Duathlon: Deutschland-Cup in St. Wendel. Fechten: Weltcup Frauenflorett in Buenos Aires/Argentinien. Motorsport: WM-Lauf im Motocross, 250 ccm, in Payerne/ Schweiz.
17.-24. Segeln: Olympische Woche in Hyères/Frankreich.
17.-3.5. Billard: Snooker-WM in Sheffield/GBR.18. Leichtathletik: DM Marathon (Ort noch nicht bestimmt); Marathonläufe in Rotterdam, Wien und London. Rugby: EM-Spiel Marokko - Deutschland. Pferdesport: Trabrennen: Großer Preis von Bayern in München-Daglfing; Galopprennen: Großer Preis der Steigenberger Hotels in Frankfurt/Main. Rad: Weltcuprennen Lüttich- Bastogne-Lüttich. Motorsport: WM-Läufe in Suzuka/Japan.18.-25. Tischtennis: DM-Endspiele der Männer und Frauen.
18.-2.5 Eishockey: WM in Dortmund und München. Die Spiele der deutschen Mannschaft in der Vorrunde: gegen Norwegen (18.), gegen CSFR (20.), gegen Frankreich (21.), gegen Finnland (23.), gegen USA (25.) - alle Spiele in Dortmund. End- und Abstiegsrunde beginnen ab 27., Endspiel am 2. Mai in München.19.-24. Gewichtheben: EM in Sofia.
19.-25. Tennis: Männerturniere in Monte Carlo und Seoul; Frauenturniere in Barcelona und Kuala Lumpur/Malaysia.
20.-21. Fußball: Europacup, Halbfinal- Rückspiele und letzte Gruppenspiele der Landesmeister.
21.-25. Volleyball: Deutschland-Cup, Sechs-Nationenturnier.
23./24. Handball: Europacup der Männer, Halbfinal-Hinspiele.
23.-25. Moderner Fünfkampf: DM der Frauen in Kirchlinden.
24. Rad: Weltcuprennen Amstel- Gold-Race in den Niederlanden. Tanzen: Europacup der Amateure, Latein, in Linz.
24./25. Breitensport: Tag "Trimm- Trab" ins Grüne, an 3000 Orten in Deutschland. Duathlon: Deutschland-Cup in Solingen. Leichtathletik: Weltcup im Gehen in Monterrey/Mexiko. Badminton: 1. Finale Bundesliga.Rhythmische Sportgymnastik: DTB-Pokal in Karlsruhe.
24. Tanzen: DM der Profis, Latein, in Köln. Fechten: Weltcup der Frauen, Degen, in Ipswich/GBR; Turnier Frauenflorett in Moers.
24.-28. Rad: Thüringen-Rundfahrt der Amateure.
25. Motorsport: WM-Lauf Formel 1, "Großer Preis von San Marino" in Imola. Speedway: WM-Vorrunde in Ludwigslust. Pferdesport: Trabrennen Recklinghäuser-Criterium; Galopprennen: Gerling-Preis in Köln.
26.-2.5. Tennis: Bayerische Meisterschaften der Männer in München; Männerturniere in Atlanta und Madrid; Frauenturniere in Hamburg und Djakarta/Indonesien.26.-16.5 Rad: Spanien-Rundfahrt.
28.-2.5. Segeln: DM Soling auf dem Chiemsee.
28.-3.5. Judo: EM in Athen.
29.-2.5. Moderner Fünfkampf: Weltcup in Bonn.
30. Tanzen: Profis Super-World- Cup, Latein, in Kiel.
30.-2.5. Motorsport: 53. Eifelrennen mit DM-Läufen Tourenwagen und Formel 3 auf dem Nürburgring.
Mai
1. Rad: Straßenrennen "Rund um den Henninger-Turm" in Frankfurt/Main.Gewichtheben: Bundesliga-Finale.Tanzen: Europacup, Standard, in Graz.
1./2. Motorsport: EM-Lauf, Motocross, in Schnaitheim. Fechten: Weltcup Männerflorett in Bonn, Weltcup Frauenflorett in Como/Italien, Weltcup Frauen Degen in Szekesfehervar/Ungarn.Handball: Europacup der Männer, Halbfinal-Rückspiele. Leichtathletik: 24-Stunden Marathon-Lauf in Basel. Duathlon: Deutschland-Cup in Koblenz.
1.-4. Pferdesport: Turnier in Mannheim.1.-5. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Korsika".
2. Motorsport: DM-Lauf Tourenwagen auf dem Nürburgring; Motorrad-WM-Läufe in Jerez/ Spanien. Leichtathletik: Geher-Meeting in Naumburg.
3.-9. Leichtathletik: "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin. Wasserball: Weltcup in Athen. Tennis: DM der Männer in Hamburg, Turnier in Tampa/ USA; Italienische Meisterschaften der Frauen in Rom, Turnier in Waregem/Belgien.
5. Fußball: Europacup, 1. Finale im UEFA-Pokal.
5.-9. Rad: Oder-Rundfahrt der Amateure.5.-15. Boxen: WM der Amateure in Tampere/Finnland.
7.-9. Ringen: EM griechisch-römisch in Istanbul. Billard: DM Freie Partie in Bottrop, Cadre 35/2 in Essen, Einband in Mülheim. Karate: EM in Prag.
8. Tanzen: Weltcup 10 Tänze der Profis in Offenburg; DM der Amateure, Kombination, in Darmstadt. Taekwondo: DM, Einzel, in München. Speedway: WM-Vorrunde, Mannschaft, in Neustadt/Donau.8./9. Duathlon: DM in Cottbus. Badminton: Bundesliga-Finale, Rückkampf. Motorsport: "Tourenwagen-Trophy" auf der Avus in Berlin; WM-Lauf im Motocross, 500 ccm, in Schwanenstadt/Österreich; WM-Lauf Superbike in Hockenheim. Fechten: Sieben-Nationenkampf Männerflorett in Potsdam, Weltcup Säbel in Abano Terme/Italien. Handball: 1. Finale Europacup der Frauen. Rudern: Regatten in Köln und Gent/Belgien.
9. Leichtathletik: Marathonlauf in München. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Barcelona.
10.-15. Surfen: EM Olympia-Klasse in Mondello/Italien. Tennis: Italienische Meisterschaften in Rom, Turniere in Dresden und Pembroke Pines/ USA; DM der Frauen in Berlin.
11.-23. Tischtennis: WM in Göteborg/ Schweden.
12. Fußball: Europacup-Finale der Pokalsieger.
13.-16. Golf: Nationale Offene DM in Frankfurt/Main. Pferdesport: Turnier in Walldorf.14.-16. Ringen: Freistil-EM in Istanbul. Fechten: Weltcup Männerflorett in Paris.
15. Tanzen: "Großer Preis von Deutschland" der Profis, Latein, in Aschaffenburg. Rad: Straßenrennen "Rund um Köln". Leichtathletik: Sportfest in Bensheim.
15.-23. Pferdesport: Galopprennen: Frühjahrswoche in Baden-Baden.15./16. Motorsport: DM-Läufe Tourenwagen und Formel 3 in Wunstorf.Handball: Europacup der Frauen, Final-Rückspiel.
16. Rad: DM der Amateure, 50-km- Einzelzeitfahren in Oldenburg. Motorsport: EM-Läufe der Formel 3000 auf dem Nürburgring. Fechten: Weltcup Degen Männer in Legano/Italien, Weltcup Degen Frauen in Zürich. Duathlon: "Powerman" in Zofingen.17.-20. Moderner Fünfkampf: Weltcup der Frauen in Berlin.
17.-23. Tennis: World-Team-Cup in Düsseldorf, Turnier in Bologna, Frauenturnier in Straßburg.
19. Fußball: Europacup, 2. Finale im UEFA-Pokal. Handball: Letzter Spieltag der Bundesliga.
20.-23. Rad: Vier-Etappen-Fahrt der Amateure in Berlin. Pferdesport: Turniere in München und Eindhoven.
20.-25. Billard: EM Freie Partie der Männer in Deutschland; EM Freie Partie der Frauen in Berkel/Niederlande.20.-13.6. Fußball: Sechs Spieltage zum Aufstieg in die Zweite Liga.
21./22. Rad: Bahnfahren, Großer Sprintpreis von Hannover.
21.-23. Volleyball: Weltliga: Deutschland - Brasilien, zwei Spiele in Deutschland.
22. Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting in New York; Bundesliga- Finale in Dortmund. Kanu: DM Marathon Rennsport in Essen.
22./23. Fechten: Weltcup Frauenflorett in Marseille, Weltcup Frauen Degen in Legano und Säbel in Madrid. Handball: Europacup-Finale der Männer, Hinspiele. Motorsport: WM-Läufe, Motocross, 250 ccm, in Laubus-Eschbach.Rudern: Weltcup-Regatta in Duisburg.
23. Pferdesport: A&M-Pokal der Traber in Gelsenkirchen. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Monaco. Leichtathletik: Sportfest in Bad Homburg; DM Gehen in Kerpen-Horrem; Hanse-Marathonlauf in Hamburg.
23.-13.6. Rad: Giro d'Italia.
23. Speedway: WM-Zwischenrunde in Landshut.
24.-6.6 Tennis: Grand-Slam-Turnier "French Open" in Paris. Badminton: WM in Birmingham/GBR.26. Breitensport: "Challenge Day" des DSB, u.a. in Frankfurt. Fußball: Europacup-Finale der Landesmeister.
26./27. Tanzen: Festival Standard und Latein der Profis in Dresden.
28.-30. Volleyball: Weltliga: Rußland - Deutschland, zwei Spiele.
28.-31. Hockey: Europacup der Landesmeister, Männer und Frauen.
28.-4.6. Tanzen: Dance-Festival der Profis in Blackpool.
28.-31. Pferdesport: Turniere in Wiesbaden, Leipzig und Cannes.
29./30. Fechten: Weltcup Degen der Männer in Poitiers.
29.-31. Segeln: Regatta in Kiel.
29. Leichtathletik: Hochsprung- Meeting der Frauen in Wörrstadt.29./30. Leichtathletik: Europacup der Vereine, Männer, in Budapest; Mehrkämpfe der Männer und Frauen in Götzis/Österreich. Motorsport: Motorboot: "Großer Preis von Europa" auf dem Neckar bei Heilbronn. Handball: Europacup der Männer, Final-Rückspiele. Tischtennis: Deutschland-Cup in Trier.
29.-3.6. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Akropolis" in Athen.
30. Rad: DM Straße der Frauen in Karbach. Motorsport: WM-Läufe in Spa/ Belgien.
31. Pferdesport: Amateur-DM der Traber in Hamburg; Galopprennen: Preis der Diana in Mülheim.Leichtathletik: Pfingstsportfest in Trier.
Juni
2.-6. Moderner Fünfkampf: EM der Männer in Sofia; EM der Frauen in Györ/Ungarn.
3.-6. Schwimmen: 105. DM, zugleich EM-Qualifikation in Potsdam (oder Warendorf).
4.-6. Volleyball: Weltliga: USA - Deutschland, zwei Spiele in USA. Rad: Sachs-Tournee der Amateure in Schweinfurt. Hockey: Nationen-Turnier in Dublin.
5. Leichtathletik: Sportfeste in Potsdam und Caserta/Italien; Europacup der Vereine in Limasol/Zypern.Tanzen: EM der Amateure, Kombination, in Münster. Fußball: Letzter Bundesliga- Spieltag.
5./6. Leichtathletik: Hochschulen- DM in Heidelberg; Westeuropäische Spiele in Sittard/Niederlande.6. Speedaway: WM-Vorrunde, Langbahnen, in Pfarrkirchen. Fußball: Letzter Spieltag der Zweiten Liga.
6.-11. Motorsport: Rennen Isle of Man/GBR.
7.-13. Tennis: Männerturniere in London, Rosmalen/Niederlande und Florenz; Frauenturniere in Birmingham und Luzern.
8.-13. Basketball: EM der Frauen in Perugia/Italien.
9. Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting "Golden Gala" in Rom.
9./10. Motorsport: DM-Läufe Tourenwagen auf dem Nürburgring.
10.-13. Motorsport: Hessen-Rallye. Surfen: DM auf dem Bodensee. Reiten: Turnier in St. Gallen; DM Springreiten und Dressur in Verden. Volleyball: Weltliga Deutschland - USA, zwei Spiele in Deutschland.
10.-20. Fußball: Nationen-Turnier in den USA.
11.-13. Schwimmen: Kunstschwimm- DM in St. Ingbert. Radball: Europacup-Finale in Höchst.
12. Fußball: DFB-Pokal-Endspiele in Berlin. Leichtathletik: Länderkampf im Gehen in Eschborn; Marathonlauf in Leipzig und Stabhochsprung-Meeting in Bernhausen. Turnen: Kunstturn-DM, Mannschaft, Frauen.
12./13. Leichtathletik: Europacup der Nationen, Gruppe B, Finals in Brüssel; Gruppe C in Villach, Kopenhagen, Rotterdam. Motorsport: WM-Läufe Motocross, 125 ccm, in Gerstetten.
12.-26. Segelfliegen: WM in den 3 FAI- Klassen in Borlänge/Schweden.
13. Leichtathletik: "Olympischer Tag" in Jena. Triathlon: Deutschland-Cup in Nürnberg. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Montreal. Pferdesport: Galopprennen in Köln. Fußball: Amateur-DM, Endspiel.13.-18. Pferdesport: Trab-WM, Rennen in Frankreich, Belgien und Deutschland.
14.-19. Segeln: Tornado-DM auf dem Forggensee/Füssen. Tennis: "Deutsche Wimbledon- Woche", Rasenturnier in Halle/ Westfalen; Männerturniere in Manchester und Genua; Frauenturnier in Eastbourne/GBR. Fußball: EM der Frauen, Halbfinals: Deutschland - Italien, Norwegen - Dänemark. Finale in Italien (noch nicht genau terminiert).15.-24. Rad: Tour de Suisse.
16.-20. Moderner Fünfkampf: DM der Männer in Berlin.
17.-20. Rad: Bahnrad-DM der Männer und Frauen in Cottbus. Golf: DM der Amateure, Frauen, in Neuburg. Billard: Billard-Messe und World-Team-Championship, WM-Dreikampf in Essen. Volleyball: Finalturnier Weltcup in Hongkong.
18. Handball: EM-Qualifikation Niederlande - Deutschland.
18.-20. Weltliga: Deutschland - Rußland, zwei Spiele in Deutschland.18.-23. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Elfenbeinküste".
19. Tanzen: EM Formation, Latein, in Köln.
19./20. Motorsport: 24-Stundenrennen von Le Mans. Rhythmische Sportgymnastik: Deutsche Meisterschaften (Ort steht noch nicht fest). Leichtathletik: DM Mehrkämpfe, zugleich WM-Qualifikation in Vaterstetten.
20. Pferdesport: Galopprennen in Dortmund, Trabrennen in Hamburg und Dinslaken. Motorsport: WM-Läufe, Motorrad, in Hockenheim. Fußball: DM-Endspiel der Frauen. Triathlon: Deutschland-Cup.
21.-4.7. Tennis: Grand-Slam-Turnier in Wimbledon.
22. Handball: EM-Qualifikation Deutschland - Niederlande.
23.-26. Rhythmische Sportgymnastik: Finale Europacup in Malaga.
23.-4.7. Basketball: EM der Männer in Deutschland (Karlsruhe, Berlin und München).
25./26. Kegeln: DM der Behinderten in Berlin. Kanu: Rennsport-Wettkämpfe in Duisburg.
25.-27. Volleyball: Weltliga: Deutschland - Japan, zwei Spiele in Deutschland.
25.-30. Wasserball: DM, drei Finalspiele.26. Karate: DM der Mannschaften in Coburg.
26./27. Motorsport: DM-Läufe Tourenwagen auf dem Norisring/Nürnberg.Leichtathletik: Finale Europacup der Nationen, Männer und Frauen in Rom.
26.-4.7. Pferdesport: Derby-Woche in Hamburg-Horn.
27. Triathlon: Deutschland-Cup in Leipzig. Motorsport: Motorrad-WM-Läufe in Barcelona. Rad: Straßen-DM der Amateure in Denzlingen. Handball: EM-Qualifikation: Deutschland - Israel.
29.-4.7. Pferdesport: CSIO-Turnier der Springreiter, Dressur und Fahrer in Aachen.
Der Mann und seine ablehnende Einstellung gegenüber dem Kind sind ausschlaggebend, wenn eine Frau sich für eine Abtreibung als Ausweg aus einer ungewollten Schwangerschaft entscheidet. Andererseits: steht der Mann zum Kind, ist die Frau bereit, die Schwangerschaft trotz zahlreicher Probleme fortzusetzen. Dieses Ergebnis einer dreijährigen Studie des Instituts für Psychosomatische Medizin der Technischen Universität München überrascht insofern nicht, als schon immer vermutet worden ist, daß die Entscheidung der Frau im Schwangerschaftskonflikt - für oder gegen das Kind - nicht unwesentlich durch den Mann im Hintergrund gesteuert wird. Von den an der TU München untersuchten 132 Paaren befanden sich 74 akut im Schwangerschaftskonflikt, 27 Paare hatten gerade einen Abbruch hinter sich, und 31 Paare dienten als Kontrollgruppe. Das waren werdende Väter und Mütter, die der Geburt ihres Kindes konfliktfrei und voll bejahend entgegensehen konnten.
Motive, Gefühle und Überlegungen der Männer im Konflikt, der sie mit einem fahrlässig gezeugten Kind konfrontiert, sind mit der Ausführlichkeit wie in dieser Studie wissenschaftlich zum ersten Mal beleuchtet worden. Wissenschaftlich korrekt weist die Leiterin und Psychologin der Studie, Helgard Roeder, darauf hin, daß die Zahlen zu klein seien, um auf die ganze Gesellschaft hochrechnen zu können. Während Paare der Kontrollgruppe das bevorstehende freudige Ereignis ausnahmslos begeistert, ja erleichtert, auch tief gerührt aufnahmen, löste die Nachricht von dem gezeugten Kind bei den Konfliktpaaren einen Schock, zumindest jedoch starke Beunruhigung aus. Männer wie Frauen, beide reagierten zwiespältig, und besonders Männern fiel es schwer, die "frohe Botschaft" überhaupt aufnehmen zu können. Einige hörten einfach weg.
Das Thema "Fahrlässig gezeugtes Kind" wird von den meisten geheimgehalten. Und die Studie hat gezeigt, daß Männer in dieser Situation versuchen, nach außen Stärke zu demonstrieren, ihre Gefühle zu verbergen, und daß sie sich "verpflichtet fühlen, realistisch und nüchtern die Lage zu überblicken". Die meisten Männer rechnen ihren eigenen Angaben zufolge gar nicht damit, daß ein anderer Mensch sie mit ihren Problemen verstehen könnte. Das Gespräch mit einer Vertrauensperson wird also erst gar nicht gesucht.
Dementsprechend schwer war es, Männer für die Untersuchung zu gewinnen. Hierzu muß man auch wissen, daß nur 20 Prozent der Männer freiwillig ihre fahrlässig geschwängerten Frauen zur Pflichtberatung oder zum Arzt begleiten, wenn es um Abbruch geht. Eine Zahl, die zumindest für Bayern gesichert ist.
Der Weg zu den Männern führte also über die schwangeren Frauen, die in den beiden Münchner Universitäts-Frauenkliniken und den Staatlichen Beratungsstellen in Bayern vorstellig geworden sind. Auf diese Weise wurden 103 Paare gefunden. Weitere 29 Paare für die Untersuchung wurden durch Frauenärzte, private Kontakte, Ambulanzen und Medien vermittelt. Die Organisation Pro Familia hatte die Mitarbeit verweigert.
Das Alter der befragten Männer lag zwischen 17 und 52, das der Frauen zwischen 17 und 42 Jahren. Rund 40 Prozent der Paare lebten in München, die übrigen 60 Prozent lebten in ganz Bayern verteilt in Gemeinden von unter 500 bis über 500 000 Einwohnern. Die Interviews wurden immer getrennt geführt. Auf diese Weise konnte ein sehr heterogenes Meinungsspektrum erfaßt werden, das auch die Vielfalt der männlichen Verhaltensweisen bei einem fahrlässig gezeugten Kind widerspiegelt. Dem Statistischen Bundesamt werden im Jahr 80 000 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Die vermutete Dunkelziffer liegt bei 300 000.
Wie groß der Einfluß des Mannes auf den Ausgang der Konfliktschwangerschaft ist und wie er im einzelnen auf die Frau einwirkt, war der Forschungsschwerpunkt in München. Zunächst: Der Einfluß des Mannes ist sehr groß, letztlich gibt er den Ausschlag für die Entscheidungsrichtung der Frau. Wiederum entscheidend ist, wie er sich verhält, und weniger wichtig sind die Worte, die er spricht. Fazit der Forscher: Selten drängen Männer die Frauen massiv in Richtung Abtreibung. Die meisten Männer gehen vielmehr auf Distanz zur Schwangeren, verhalten sich betont neutral, gleichgültig und nur wenige zeigen offen Ablehnung. Viele Männer gaben an, sich "zu einer neutralen Haltung geradezu verpflichtet gefühlt zu haben". Denn, so ihre Begründung, sie wollten der Frau die Entscheidung überlassen, da "diese die Lasten ja in jedem Fall zu tragen hätte".
Zur Schau gestellte Gleichgültigkeit und besonders Aussagen des Partners, es sei ihm egal, ob sie ihr Kind kriege oder nicht, erlebten Frauen als tief verletzend. Und die Frauen fühlten sich in ihrer Weiblichkeit entwertet. Den Rückzug der Männer erlebten die Frauen als Ablehnung und deutliches Signal dafür, daß sie die Verantwortung für das Kind allein zu trägen hätten. Ohne Vater für das Kind oder mit einem unsicheren Kandidaten an der Seite fühlten sich dann die meisten Frauen in ihren Kräften überfordert und entschieden für den Abbruch.
Es genügt ein Signal von ihm, es kommt meist gleich am Anfang, daß er die Verantwortung für das gezeugte Kind nicht übernimmmt, und die Frau entscheidet gegen das Kind. Die Frau macht also in der Regel ihre Entscheidung abhängig vom Verhalten des Partners, auch dann, wenn sie sich anfangs gefreut hatte auf das Kind. Vier Männer in der Studie hatten ihre Frauen, die das Kind wollten, bis zum Abbruch regelrecht bearbeitet. Nur sehr unabhängige, psychisch starke Frauen setzen sich gegen den Mann durch. In der Untersuchung gab es zwei Frauen, die sich über den Mann hinweg für das Kind entschieden haben. Wie sehr das Verhalten des Mannes, das je nach seinen Interessen sehr gegensätzlich sein kann, die Entscheidung der Frau steuert, wird durch den umgekehrten Fall wiederum belegt. Ist dem Mann nämlich sehr viel an der Partnerschaft mit der (zwar schwangeren) Frau gelegen oder hat der Mann selber einen starken Kinderwunsch, dann entwickelt der Mann ungeahnte Fähigkeiten. Diese Männer, das hat die Studie auch gezeigt, suchen das Gespräch mit der schwangeren Frau, gehen auf sie ein, werden zärtlicher und vermitteln rundum Zuverlässigkeit. Eine so überzeugende Darbietung von der zukünftigen Vaterrolle, daß bei unsicheren Frauen Ängste vor der Mutterschaft ausgeräumt werden konnten.
In den meisten Fällen lehnt am Anfang nur einer der Partner die Schwangerschaft ab. Der Mann häufiger als die Frau. Von den Paaren, die bereits einen Abbruch hinter sich hatten, wollte bei 48 Prozent der Paare nur der Mann die Abtreibung, bei 39 Prozent der Paare wollte es nur die Frau und bei 13 Prozent wollten beide den Abbruch. Interessant ist, daß die Hälfte der Frauen jetzt nach dem Abbruch angeben, daß sie damals in der Phase des akuten Zwiespalts vor allem die Solidarität des Mannes mit sich und dem Kind schmerzlich vermißt hätten. Die Autoren schließen daraus, daß diese Frauen nicht abgetrieben hätten, hätte der Mann zu ihnen gestanden.
Entgegen der öffentlichen Meinung macht die Studie deutlich, daß Männer wie Frauen im akuten Schwangerschaftskonflikt hin- und hergerissen sind und nur sehr schwer eine Entscheidung finden. Keiner in dieser Untersuchung hat Kinder grundsätzlich abgelehnt. Männer haben überraschend viel von Gefühlen gesprochen, von Gefühlen als werdender Vater, zum Kind und zur Partnerin. Männer sind ebenso wie Frauen von ambivalenten Gefühlen regelrecht überflutet worden, litten unter Schlaflosigkeit, Unruhe und Ängsten, auch nach dem Abbruch noch.
Die Männer nannten im wesentlichen zwei (rationale) Gründe für die Ablehnung des fahrlässig gezeugten Kindes: Das Kind paßt nicht in die aktuelle Lebenssituation ("Mache gerade Examen"/"Von der Firma ins Ausland versetzt"). Und zweitens, der Mann will mit der Schwangeren keine dauerhafte Bindung eingehen. Da der Mann nicht leiblich mit der Schwangerschaft verbunden ist, kann er sich leichter auf der rationalen Ebene davon absetzen.
Ganz deutlich wurde, daß dem Schwangerschaftskonflikt in der Regel ein Partnerschaftsproblem vorgeschaltet war. Im Kern kristallisierten sich folgende Grundmuster für das Fehlen einer tragfähigen Beziehung heraus: Es handelte sich um unverbindliche sexuelle Kontakte, um Beziehungen im Anfangsstadium, Beziehungen in latenter oder akuter Trennung oder um erstarrte und ungleiche Beziehungen (großer Alters- und Bildungsunterschied).
Viele Männer gaben an, daß sie erst jenseits des 30. Lebensjahres eine Familie gründen wollten. An Hand der Studie ist aber eine große Diskrepanz zwischen den nach fester Lebensplanung klingenden Vorstellungen dieser Männer und ihrem tatsächlichen Handeln in der Realität auffällig geworden. Merkwürdigerweise lassen die Männer die Taten vermissen, damit ihr Lebensplan Gestalt annehmen kann. Denn sie verhindern nicht, daß sie sich unkontrolliert fortpflanzen. Listigerweise hat die Natur die Lust ja an die Fortpflanzung angekoppelt. 80 Prozent der Männer hatten vor dem Verkehr die Verhütung zwar angesprochen, aber dann nichts dafür getan. Und 20 Prozent fühlten sich für das Thema überhaupt nicht zuständig und sind, ohne ein Wort über Verhütung zu verlieren, zur Sache gegangen. Diese Männer setzten sogar voraus, daß "die Frau dies im eigenen Interesse regelt". RENATE SCHIROW
Der Deutsche Alpenverein warnte anläßlich der UN-Konferenz von Rio eindringlich: "Die Fläche der Alpengletscher ist seit 1850 um 30 Prozent, das Volumen sogar um 50 Prozent zurückgegangen. Die Gletscher haben einen Eisstand wie vor 5000 Jahren erreicht, und noch nie in der Gletschergeschichte sind sie dabei so rasch abgeschmolzen wie in den vergangenen Jahren." Prof. Hartmut Graßl, Leiter des Hamburger Max-Planck-Institutes für Meteorologie, bestätigte unlängst diese Beobachtung und warnte: "Steigt die Grenzlinie zwischen Nähr- und Zehrgebiet der Gletscher bei einem weiteren Temperaturanstieg von 0,6 Grad Celsius um nochmalig 100 Meter an, gehören die Ostalpengletscher bald der Vergangenheit an." Graßl machte auf der Tagung unmißverständlich klar, daß die "Fieberkurve unseres Planeten" bei Klimatologen nicht mehr strittig sei. Seit dem Jahr 1860 ist die Lufttemperatur um 0,45 °r; 0,15 Grad gestiegen, und die "letzten zehn Jahre enthielten die sieben wärmsten, seit gemessen wird", so Prof. Graßl. Schuld daran sei der durch Luftschadstoffe verursachte Treibhauseffekt: die Eigenschaft von Gasen, kurzwellige Sonnenstrahlung zwar passieren zu lassen, langwellige Wärmestrahlung von der Erde aber zu speichern.
Das Hauptaugenmerk der Klimaforscher richtet sich seit längerem auf Kohlendioxid. Es gilt als das wichtigste in der Reihe von rund 40 Gasen, zu denen auch das bodennahe Ozon (O3), die Fluor- Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), Distickstoffoxid (N2O) und Methan (CH4) gehören. Kohlendioxid (CO2) und der ebenfalls natürliche Wasserdampf sorgen allerdings für die lebenswerten Klimaverhältnisse, die wir im Augenblick haben. Dank der beiden Gase hat die Erde durchschnittlich keine Temperatur von minus 18 Grad, sondern plus 15 Grad Celsius.
Gemessen wird CO2 seit 1958 auf dem Hawaii-Vulkan Mauna Loa. Hier ist die mittlere troposhärische CO2-Konzentrationvon (vorindustriellen) 280 auf nunmehr 354 ppm (parts per million = 1 Teil von einer Million) angestiegen. Diese Konzentration unterliegt deutlichen Jahreszeitschwankungen, die durch die Biosphäre verursacht wird: Im Sommer wird der Atmosphäre durch Photosynthese CO2 entzogen, und im Herbst und Winter überwiegt die mikrobielle Zersetzung der abgestorbenen Biomasse und ihre CO2-Freisetzung.
Die jahreszeitliche Schwankung beträgt auf der Südhalbkugel 1,2 ppm, auf der Nordhalbkugel liegt sie bei 15 ppm. Daneben gibt es weitere periodische Einflüsse durch das sogenannte El-Niño-Phänomen, einem rhythmisch auftauchenden Meeresstrom vor der Westküste Südamerikas, der Einfluß auf das gesamte Strömungssystem in Atmosphäre und Ozean und damit auch auf den Kohlenstoff- Kreislauf der Südhalbkugel nimmt.
Bei diesem permanenten Kreislauf zwischen Ozean und Atmosphäre ist noch immer nicht ganz klar, welche Speicherkapazitäten tätsächlich noch in den Ozeanen stecken. Die Erdatmosphäre besitzt schätzungsweise ein "Inventar" von 750 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, überwiegend als CO2. In den Ozeanen sollen fünfzigmal mehr, also rund 40 000 Milliarden Tonnen ruhen, meist in Form von Karbonaten. Allein in der obersten Mischungsschicht ist soviel CO2 gespeichert wie in der gesamten Atmosphäre. Auf dem Land sind 1000 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in der lebenden Biomasse, 1750 Milliarden Tonnen in der abgestorbenen Biomasse (Humus und Torf) vorhanden. Zwischen allen Kohlenstoff-Reservoirs erfolgt ein reger Austausch: Photosynthese einerseits und Veratmung/ Verrottung andererseits halten sich mit etwa 110 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr etwa die Waage.
Eine ausgeglichene Bilanz besteht auch für die biologischen und chemischen Vorgänge in den Weltmeeren: Etwa 105 Milliarden Tonnen Kohlenstoff lagern Algen jährlich in Form von Biomasse ein: Diese sogenannte "biologische Pumpe" entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und läßt ihn als abgestorbene Biomasse zum Meeresgrund "rieseln". Auch im Wasser selbst werden riesige Mengen Kohlendioxid gelöst oder wieder freigesetzt. Menschliche Aktivitäten tauchen in der Bilanz erst ganz unten auf: 1,6 Milliarden Tonnen jährlich muß die Atmosphäre durch die fortschreitende Entwaldung verkraften, und etwa sechs Milliarden Tonnen Kohlenstoff jährlich steuert der Mensch durch das Verheizen kohlenstoffhaltiger Energieträger bei. Somit sind eigentlich nur vier Prozent des jährlich in die Atmosphäre geschickten Kohlendioxids direkt vom Menschen zu verantworten. Auf das erhöhte CO2- Angebot scheinen die Ozeane durch eine verstärkte Aufnahme von rund zwei Milliarden Tonnen pro Jahr zu reagieren, und die Atmosphäre schluckt jährlich nochmals 3,4 Milliarden Tonnen - der zusätzliche Treibhauseffekt. Was fehlt, sind weitere 2,2 Milliarden Tonnen, über deren Verbleib die Wissenschaft bislang noch rätselt.
Der Mensch selbst spielt, wie oben erwähnt, rein rechnerisch offenbar nur eine sehr geringe Rolle, und dennoch genügt es anscheinend, wenn das kleine Rädchen der fossilen Verbrennung den CO2- Kreislauf und damit die Klima-Maschine aus dem Takt bringt. Zumindest stellt sich, wie nachgewiesen, auf der Erde ein neues Strahlungs- und Temperatur- Gleichgewicht ein. Die rund sechs Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die die Menschen jährlich in die Atmosphäre transportieren, entsprechen einer Menge von 22 Milliarden Tonnen CO2. Dafür tragen die Industrienationen die Hauptverantwortung: Jeder Nordamerikaner bläst pro Jahr 22 Tonnen CO2 in die Atmosphäre, ein Deutscher "nur" 13 Tonnen, ein Inder gerade einmal 0,7 Tonnen.
In Deutschland, so ermittelte die Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" des Deutschen Bundestages, belief sich die energiebedingte CO2-Emission im Jahre 1990 auf 706 Millionen Tonnen in den alten und 300 Millionen Tonnen in den neuen Bundesländern. Wie das Berliner Umweltbundesamt ergänzt, sind die einzelnen Sektoren dabei sehr unterschiedlich beteiligt: 36 Prozent entfallen auf Kraft- und Fernheizwerke, 20 Prozent auf Industriefeuerungen. Kleinverbraucher und private Haushalte sind zu 19,9 Prozent beteiligt.
Der gesamte Verkehr in Deutschland schließlich war im Jahre 1990 für etwa 23,7 Prozent der deutschen CO2-Emission verantwortlich zu machen - eine im Vergleich zum globalen Kohlenstoffkreislauf verschwindend geringe Menge, und selbst auf jeden Fall weniger als ein Prozent der weltweiten anthropogenen Gesamt-Emission an Kohlendioxid. Dennoch steht der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) zu seiner Zusage aus dem Jahre 1990, "bis zum Jahr 2005 ungeachtet der Zunahme des Fahrzeugbestandes die CO2-Emission des Straßenverkehrs um mindestens ein Viertel zu verringern". MARTIN BOECKH
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr, Haus zum Löwen.
Dreieich. Johann-Strauß-Orchester: Mit 3/4-Takt ins neue Jahr, So., 16 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Rüsselsheim. Operette: Die Csárdásfürstin, Sa., 20 Uhr; New York, New York - The Magic Broadway, So., 20 Uhr, Stadttheater. Beef-Dance-Disco, Sa., 22 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Kelsterbach. Neujahrskonzert mit den Frankfurter Sinfonikern, So., 20 Uhr, Bürgerhaus.Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Sister Act (Sa., So., 16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Kevin allein in New York (Sa., So., 16 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., So., 18, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Der Tod steht ihr gut + Sister Act (Sa., 22.45 Uhr).
Langen. Hollywood: Kevin allein in New York (Sa., So., 14.45, 17.30, 20.15 Uhr); Preview: Bodyguard (Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.45, 17.30 Uhr); Sister Act (Sa., So., 20.15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., 23 Uhr).
Neues UT-Kino: Der Tod steht ihr gut (Sa., So., 20 Uhr).
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Das kleine Gespenst (Sa., So., 14.30 Uhr); Kevin allein in New York (Sa., So., 17, 20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Boomerang (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Boomerang + Kevin allein in New York (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Kevin allein in New York (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Der Tod steht ihr gut (Sa., 15, 17.30, 20, 22.45 Uhr; So., 11, 13.10, 15.20, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Kevin allein in New York (Sa., 15, 17.30, 20, 22.45 Uhr; So., 11, 13.10, 15.20, 17.30, 20 Uhr). - Cinema: Die Schöne und das Biest (Sa., 15, 17, 19, 20.30 Uhr; So., 11, 13.30, 15, 17, 19, 20.30 Uhr); Rapid Fire (Sa., 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Kevin allein in New York (Sa., 17.30 Uhr; So., 15, 17.30 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So., 19.30 Uhr); Night on Earth (Sa., So., 21.45 Uhr). Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Zieglgänsberger, Dietzenbach, Babenhäuser Str. 31 A, Tel. 0 60 74 / 2 60 91.
Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Norbert Hamm, Weiterstadt 1, Darmstädter Str. 42, Tel. 0 61 50 / 41 59.
Südlicher Bereich: Christine Allert, Bischofsheim, Platanenstr. 26, Tel. 0 61 44 / 4 11 02; priv. 0 61 42 / 8 24 25.
Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Ehrhard, Seeheim 1, Heidelberger Str. 35, Tel. 0 62 57 / 8 33 44; priv. 0 62 58 / 8 44 69. Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Neue-Apotheke, Bahnhofstr. 21, Tel. 2 24 28; So.: Hugenotten-Apotheke, Frankfurter Straße 132, Tel. 3 33 51.
Dreieich. Sa.: Dreieich-Apotheke, Buchschlag, Buchschlager Allee 13, Tel. 6 60 98; So.: Hirsch-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 8, Tel. 6 73 46.
Langen / Egelsbach. Sa.: Apotheke am Bahnhof, Langen, Liebigstr. 1, Tel. 0 61 03 / 2 57 23; So.: Egelsbach-Apotheke, Egelsbach, Ernst-Ludwig-Str. 48, Tel. 0 61 03 / 4 33 09.
Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Apotheke am Bahnhof, Mörfelden, Bahnhofstr. 30, Tel. 0 61 05 / 2 22 80.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.
Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Bereitschaftsdienst: Sa. und So., Tel. 40 39. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
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Theater / Musik / Literatur Rödermark. Salon d'Esprit: Wir wollen niemals auseinandergehen. . . , So., 15 Uhr, Haus Rolfs, Waldacker, Ulmenstraße 3. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kevin allein in New York (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr).
Lux: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (Sa., So., 15.30 Uhr); Mein Bruder Kain (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr).
Rex: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr); Vorpremiere: Candymans Fluch (Sa., 22.30 Uhr).
Broadway: Sister Act (Sa., So., 15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Kevin allein in New York (Sa., So., 15.15, 17.30, 20.15 Uhr).
Zeitlos: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 15, 16.30, 18, 19.45 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Kevin allein in New York (Sa., So., 14, 16.15, 20 Uhr); The Doors (Sa., 22.30 Uhr).
Studio: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14, 16 Uhr); Sister Act (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.30, 17 Uhr); Boomerang (Sa., So., 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Tom und Jerry - der Film (Sa., So., 14.30 Uhr); Sister Act (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Vereine / Organisationen Rodgau. Naturschutzbund: Glühweintreff an der Gänsbrüh, So., 10 bis 16 Uhr. Verschiedenes Offenbach. Computermarkt, So., 11 bis 17 Uhr, Kolpinghaus, Luisenstraße 53. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.
Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Ott, Schaafheim, Frankenweg 12, Tel. 0 60 73 / 92 24.
Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Dr. Ruppel- Reinfelder, Offenbach, Aschaffenburger Str. 69, Tel. 89 67 07.
Im östlichen Kreisgebiet, Sa. und So.: Ingo Pfaller, Seligenstadt, Kortenbacher Weg 2-10, Tel. 0 61 82 / 2 92 91; priv. 0 61 82 / 2 96 95. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Tierärztin Röhnicke, Frankfurt-60, Am Buchwald/Ecke Saalburgallee, Tel. 42 21 11.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02 und Dr. Fuhrig, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 36 64. Apotheken Offenbach. Sa.: Hirsch-Apotheke, Waldstr. 32, Tel. 81 37 96 und Westend- Apotheke, Ludwigstr. 112, Tel. 81 14 92; So.: St.-Georg-Apotheke, Frankfurter Str. 95, Tel. 88 38 50 und Liebig-Apotheke, Senefelderstr. 45, Tel. 83 38 81.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Linden-Apotheke, Heusenstamm, Hegelstr. 2, Tel. 6 11 30.
Mühlheim. Sa. u. So.: Main-Apotheke, Dietesheim, Hanauer Str. 15, Tel. 7 39 14.
Dietzenbach. Sa.: Martins-Apotheke, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 4 15 23; So.: Paracelsus-Apotheke, Rathenaustr. 35, Tel. 3 12 15.
Rodgau. Sa.: Gartenstadt-Apotheke, Nieder-Roden, Hamburger Str. 1, Tel. 7 20 40; So.: Nikolaus-Apotheke, Jügesheim, Hintergasse 11, Tel. 36 66.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Bahnhof-Apotheke, Seligenstadt, Bahnhofstr. 19, Tel. 35 02; So.: Greifen- Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen-Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00.
Babenhausen. Sa. und So.: Löwen-Apo- theke, Babenhausen, Fahrstr. 59, Tel. 0 60 73 / 25 34.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48; So.: Apotheke am Markt, Dieburg, Zuckerstr. 1-3, Tel. 2 59 59. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112).
Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst Sa. 6 Uhr bis darauffolgenden Samstag 6 Uhr: Elektro- Harf, Offenbach, Gustav-Adolf-Str. 30, Tel. 069 / 83 22 89. Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Doris Kliem, Tel. 36 16, priv. 2 43 36. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips für Alaska
EINREISE: Kein Visum bei Einreise in die USA für deutsche Staatsbürger. Nach dem jetzigen Stand ist auch kein Visum nötig, wenn aus Kanada in die USA eingereist wird.
ANREISE: Keine Direkt- oder Nonstop- Verbindungen nach Anchorage von Deutschland aus (Condor startet allerdings ab Mai bis September einen wöchentlichen Charterflug von Frankfurt nach Anchorage).
UNTERKUNFT: Motels und B&B ab 30 bis 50 Dollar pro Zimmer (Motel ohne Frühstück); gute Hotels 80 bis 150 Dollar pro Zimmer (ohne Frühstück).
ESSEN UND TRINKEN: amerikanisches Frühstück sechs bis acht Dollar; Lunch/Dinner je nach Restaurant zehn bis 25 Dollar, ein Bier zwei bis drei Dollar.
VERANSTALTER: Zum Yukon Quest organisiert nur der Oberurseler Veranstalter Pfeifer Touristik spezielle Reisen ex Deutschland. So kostet die Alaskareise vom 9. 2. - 22. 2. 1993 beispielsweise 6490 Mark (pro Person im Doppelzimmer, inkl. Flug, amerik. Frühstück, Rundfahrten, Flughafensteuer, deutsche Reiseleitung).
GELD: Am besten Reiseschecks auf US-Dollar-Basis mitnehmen. Kreditkarten werden fast in jeder Würstchenbude akzeptiert. Euroschecks dagegen nicht.
SOUVENIRS: Outdoor-Kleidung und Outdoor-Ausrüstung; Survival-Bücher; Kunsthandwerk von den Aleuten, zum Beispiel Bastkörbe; Schnitzereien von Indianern und Eskimos; geräucherter Lachs; Marmelade aus Wildfrüchten; Rentierwurst.
KLEIDUNG: Temperaturen können im Winter auf 20 Grad minus und mehr sinken. Dementsprechend ist die Kleidung auszuwählen.
LITERATUR: "Milepost" (umfangreiches Kartenmaterial, Straßenverzeichnis und alle notwendigen Informationen für Reisen in Alaska). Zu bestellen bei Alaska Northwest Books, 22026 20th Avenue SE, Po.Box 3007, Bothell, WA 98041 - 9912 USA.
AUSKUNFT: State of Alaska - Division of Tourism, Pfingstweidstraße 4, 6000 Frankfurt/Main 1, Tel. 069 - 44 00 13, Fax 069 - 44 00 14. rrs
Zahlreiche Hilfswerke klagen über den Service der Kreditinstitute beim Umgang mit Spendengeldern. Immer häufiger komme es vor, daß Kunden, die Geld für einen guten Zweck einzahlen wollen, in der Filiale die Auskunft erhalten, die Kontonummer sei unbekannt. Seit Jahren vergibt der Zentrale Kreditausschuß der Banken- und Sparkassenverbände bundesweit kurze, leicht zu merkende Kontonummern. So soll das Spendengeschäft reibungloser abgewickelt werden. Deshalb heißt es bei Aufrufen beispielsweise, Einzahlungen für das Rote Kreuz seien unter 222 bei allen Banken und Sparkassen möglich, obwohl die Organisation in Wirklichkeit viel längere Nummern bei den Geldhäusern hat. Eine Liste sowohl mit den "fiktiven" wie wirklichen Nummern soll den Schalter-Angestellten den Weg weisen, damit das Geld von jeder Filiale aus den richtigen Empfänger erreicht.
Daß das nicht immer klappt, ist dem Bankenverband bekannt. Die Zahl der Spendenorganisationen sei so stark gewachsen, daß es für die Beschäftigten schwierig werde, den Überblick zu behalten. Oft merkten sich Kunden zwar das Spendenziel, aber weder Name noch Nummer der Hilfsorganisation. Es empfiehlt sich, die Vordrucke der wohltätigen Organisationen zu benutzen und sich alle Angaben über den Adressaten zu notieren.
Ärger gibt es auch mit dem weiteren Zahlungsverkehr. Bei der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF), dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Caritas und anderen Organisationen kommen die Überweisungen oft nur mit unvollständigen Informationen an. Da wird vom Postgiroamt München oder der Stadtsparkasse Saarbrücken nur noch elektronisch übermittelt: Spende, Müller, 60 Mark, obwohl der Kunde auch seine Adresse sowie den genauen Spendenzweck angegeben hat. Eine Quittung oder weiteres Informationsmaterial dem Absender zu schicken, ist, wenn überhaupt, nur nach aufwendigen Recherchen möglich, klagt Christoph Müllerleile, Leiter der Abteilung Private Förderer bei WWF.
In den Postgiroämtern, wo dieses Problem besonders häufig aufzutreten scheint, hat es nach Auskunft von Sprecherin Claudia Schmitz bisher keine Beschwerden gegeben. Sie bestreitet, daß Überweisungsauträge nicht mehr vollständig weitergeleitet würden, räumt die Umstellung von Papier auf Elektronik im Zahlungsverkehr auch bei der Postbank ein. Laut Bankenverband muß alles, was der Kunde auf dem Schein einträgt, weitergeleitet werden.
Bei mehr als 100 Mark braucht der Spender eine Quittung für das Finanzamt. Oft reicht der Kontoauszug nicht aus. So manch böse Überraschung kann es geben, wenn der Fiskus auf Belege pocht, die Banken häufig nicht mehr erbringen. Auch werden Einzahlungsscheine nicht überall abgestempelt, die den Steuerbeamten bei Spenden unter 100 Mark an Spitzenverbände ausreichen. Daß die Quittungen in die Automatisierung des Zahlungsverkehrs bei den Banken "nicht mehr recht reinpassen", räumt die Oberfinanzdirektion Frankfurt ein.
Als "zweischneidig" beurteilt Lutz Worch die Schwierigkeiten der Spendenempfänger. Er ist Leiter des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das die Geldsammler beaufsichtigt. Einerseits sei zwar das "Feedback" an den Absender wichtig, da dieser erfahren wolle, was mit seinen Penunzen geschieht. Andererseits begrüßt er, daß es für die Hilfswerke schwieriger wird, auf diesem Weg "heiße Adressen" zu sammeln. Schon jetzt ließen sich die Organisationen die Anschriften potentieller Gönner viel kosten. Deshalb sei die unvollständige Daten-Übermittlung auch "ein Stück Spenderschutz". gem
Günter Hirt und Sascha Wonders - hinter den Pseudonymen verbergen sich zwei Bochumer Slavisten - haben sich seit Jahren um die Erforschung und sorgfältige Edition russischer Untergrundliteratur verdient gemacht. Nun legen sie in der auf gesprochene avantgardistische Literatur spezialisierten Edition S-Press eine Tonbandkassette zusammen mit einem Buch vor, das Gedichten und Bildern der sogenannten Lianosowo-Gruppe gewidmet ist, Malern und Dichtern, die sich in den fünfziger und sechziger Jahren am Moskauer Stadtrand trafen. Die Gedichte, die im Buch zweisprachig abgedruckt sind, und jene, die die Autoren auf den Amateuraufnahmen der Kassette sprechen, mittlerweile bereits historisch, orientieren sich teils an der Lautdichtung der russischen Avantgarde der zehner und zwanziger Jahre, teils an volkstümlichen Formen, bei denen der Reim, der in der russischen Literatur ohnedies länger weiterlebte als etwa in der deutschen, eine prominente Rolle spielt. Es finden sich auch Erzählgedichte, deren Opposition zum offiziellen Dogma eher im Inhaltlichen als in experimentellen Verfahren liegt. Ein kenntnisreiches Vorwort und eine Bibliographie ergänzen die gedruckte Auswahl, die Kassette vermittelt auch jenen, die des Russischen nicht kundig sind, den Klang einer Poesie, bei der das Phonetische, durch einen oft pathetisch anmutenden Vortrag verstärkt, eine zentrale Rolle spielt. Das Paket, nur über die Herausgeber und Übersetzer beziehbar, kann zum Preis von 58 DM beim Bochumer Seminar für Slavistik bestellt werden.
Sprache als visuelles oder phonetisches Material jenseits der Semantik hat in Österreich, mehr als in Deutschland, in der Folge der Wiener Gruppe immer wieder auch jüngere Schriftsteller beschäftigt und angeregt. So auch Christian Ide Hintze, ein Enfant terrible der österreichischen Literaturszene, das gerne mit Aktionen provoziert. Auf Extraplatte hat Hintze nun dreißig meist sehr kurze Sprechtexte vorgelegt, die er technisch minimal verfremdet, mit Zuspielungen von weiteren Vokalstimmen, Computer- oder Geigenklängen, der Musik annähert. Der Titel "30 Rufe" verweist auf eine andere Verwandtschaft: die afrikanische Folklore. Man könnte, vereinfachend, von Hintzens "Rufen" als einem akustischen Pendant zu Paul Klees Bildern und Plastiken sprechen.
Zumindest erwähnt seien in diesem Zusammenhang Ernst Gaida-Hartmann und Dieter Bonnen, die sich, musikalisch anspruchsvoller, mit ihrer löslichen Mischung in Bereiche der Nonsens-Poesie vorwagen.
Die Deutsche Grammophon Gesellschaft setzt ihre Hörbuch-Reihe auf Kassetten fort. Für die "Penelope" mußte sie nur auf Barbara Nüsse zurückgreifen, die mit Bühnenvorträgen dieses Textes seit längerem Erfolge feiert. Das letzte Kapitel aus James Joyces "Ulysses", das - trotz mancher Vorläufer - als erster großer Bewußtseinsstrom der Weltliteratur gilt, hat schon viele Schauspielerinnen zur Rezitation gereizt. Mit der renommierten Barbara Nüsse hat man gewiß eine der besten erwischt. Für diesen Text vorteilhaft: daß Mikrophon und Kassette eine intimere, leisere Sprechweise erlauben als die Bühne. Denkt man an deutsche Schauspieler, deren Stimme sich unauslöslich einprägen, gehört Rolf Boysen gewiß dazu. Es war eine gute Wahl, mit ihm Kleists "Michael Kohlhaas" aufzunehmen und der berühmten Erzählung so eine Gegenwärtigkeit zu verleihen, die sie beim stillen Lesen vielleicht nicht ohne weiteres hat. Boysen verfügt über eine heute selten gewordene kultivierte Sprechtechnik, die sich jedoch nicht auf Kosten des Textes in den Vordergrund drängt. Ich zögere nicht, seine Interpretation vorbildlich zu nennen. Der ersten von drei Kassetten, die ein Hörbuch ausmachen, liegt jeweils ein ausführlicher Text (von Wolfgang Hildesheimer bzw. von Thomas Mann) bei. Darf sich der Kritiker weitere Hörbücher wünschen? Da wäre Ignaz Kirchner mit seiner überragenden Interpretation von Wilhelm Reichs "Rede an den kleinen Mann". Und die seit langem vergriffenen und unauffindbaren Auszüge aus Arthur Schnitzlers "Professor Bernhardi", gesprochen von Ernst Deutsch (aber bitte nicht "Fräulein Else", mit der sich jede Menge Schauspielerinnen, dem Sinn des Textes zuwider, auf diversen Bühnen spreizen).
Der Erfolg der vom WDR begründeten Serie "Allo Chefe" liefert den Beleg, daß es in diesem Land, in dem mittlerweile Häuser, in denen Türken wohnen, angezündet werden, offenbar viele Menschen komisch finden, wenn ein Deutscher mit türkischem Akzent spricht, zumal wenn er mit dieser Sprachparodie eine Figur entwirft, die immer alles falsch macht. Ich finde diese Szenen, mit denen nun bereits die zweite CD erscheint, schließlich rassistisch. Und wenn das humorlos ist, dann bekenne ich mich zur Humorlosigkeit. Humor auf Kosten anderer: den kann sich allenfalls leisten, wer den Nachweis erbracht hat, daß er über sich selbst zu lachen versteht. Die Reaktionen auf bessere Kabarettisten als Helmut F. Albrecht haben nicht den Verdacht aufkommen lassen, daß eben dies in Deutschland besonders entwickelt wäre.
Um den musikalischen Humor, der in Deutschland ja nicht gerade beheimatet ist, macht sich seit Jahren das Bosart Trio verdient. Die acht Nummern auf seiner neuen CD "Scherzo wie Watsche", eigentlich kleine Kaberattszenen mit musikalischem Finale, sind größtenteils einfach gut geblödelt. Manchmal verraten sie auch einen intelligenten Witz, der prätentiöse Verstiegenheiten des Musikbetriebs aufs Korn nimmt.
Professor Peter Schickele setzt seine Bemühungen um den fast vergessenen Sohn P. D. Q. Bach fort, diesmal mit Kompositionen für Bläser und Schlaginstrumente. Wie man freilich die Lautstärke einstellen soll, ohne die Nachbarn mit den Bläser-Fortissimi oder den Schlägen auf die Baßtrommel zu verärgern, dennoch aber auch die leisen Stellen gehörig wahrzunehmen, bleibt ein Geheimnis der "pur digitalen" CD-Produzenten. Vom Gebrauch von Kopfhörern ist dem Trommelfell (jenem im Ohr!) zuliebe abzuraten.
Gäbe es nicht hundert andere Gründe, man müßte Bob Dylan allein dafür lieben, wie er sich den Mechanismen des Kulturbetriebes entzieht, wie er jenseits aller öffentlicher Erwartungen auf Integrität besteht. Was viele als Arroganz oder mangelnden Respekt vor Publikum und Kollegen werten, ist in Wahrheit die konsequente Weigerung, sich den blöden Entertainmentsritualen unterzuordnen, die eine unverrückbare Maske der Wohlgelauntheit und aufgeräumter Stimmungsmache verlangen. Bob Dylan ist ein Künstler, kein Entertainer. Wenn er unterhält, so tut er es mit bewundernswerter Ernsthaftigkeit. Es tut seiner Bedeutung als politischer Poet, als der er sich einst einen Namen machte, keinen Abbruch, wenn man sagt, daß er stets auch ein begnadeter Sänger war und blieb. Die Folgen, die er für eine Antiästhetik zum damals herrschenden Schönheitsideal hatte, sind noch nicht gebührend gewürdigt worden. So spartanisch wie "Good As I Ben To You" ist allerdings schon lange keine CD mehr dahergekommen. Bob Dylan erweist darauf solistisch der amerikanischen Folklore, aus der er seine Inspirationen bezog - Balladen, dem Blues, dem Volks- und Kinderlied -, Reverenz. Musik mit der Aura eines Kaminfeuers in der Jugendherberge: was braucht's mehr, wenn Dylan zur Gitarre greift, auf seiner Mundharmonika bläst.
Vergleichbares läßt sich über Leonard Cohen nicht sagen, der sich mit seiner Zukunftsvision zurückgemeldet hat. Er setzt seine Gratwanderung von einst zwischen Kitsch und Atmosphäre fort. Während die Texte faszinierende Momente haben - der halb sarkastische, halb sentimentale Texte von der geheimnisvollen Ankunft der Demokratie in den USA gehört zum Besten, was in diesem Genre in jüngster Zeit geschrieben wurde -, kippen die Arrangements der äußerst simplen Kompositionen ins Süßlich-Verlogene. Cohens Erfolg basierte ja auf seiner Stimme, die viele (Frauen in erster Linie) als erotisch empfanden. Sie ist mittlerweile noch etwas rauher geworden, den Trick der vorgetäuschten Intimität beherrscht der Kanadier nach wie vor. (Ludwig Hirsch hat das kopiert und zugleich mit Bösartigkeit konterkariert. THOMAS ROTHSCHILD
Lianosowo, Gedichte aus Moskau, Edition S-Presse (zu beziehen über Seminar für Slavistik, Postfach 10 21 48, 4630 Bochum 1).
Christian Ide Hintze: 30 Rufe, Extraplatte EX 162 CD (Postfach 2, A-1094 Wien).
Gaida-Hartmann/Bonnen: mixtura solvens, Obst P 330.2 (Michael Lerner, Piccoloministr. 330, 5000 Köln 80).
Barbara Nüsse: James Joye: Penelope, Deutsche Grammaphon 437 493-4.
Rolf Boysen: Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas, Deutsche Grammophon 437 497-4.
Helmut F. Albrecht: Neue Katastrophen mit Ali & Co., Merkton/ARIS 883 999-907.
Bosart Trio: Scherzo wie Watsche, Merkton/ARIS 875 132-907.
P.D.Q. Bach: Music for an Awful Lot of Winds & Percussion, Telarc CD-80307.
Bob Dylan: Good As I Been To You, Columbia 472710 2.
Leonard Cohen: The Future, Columbia 472498 2.
Augenblick bitte! Vicky Leandros aktuell
Einen Augenblick bitte - kennen Sie schon Vicky Leandros' neueste CD?! "Nur einen Augenblick" ist sie betitelt, doch sind es derer viele - genaugenommen 10, die zusammen knapp 40 Minuten andauern und das Hinhören nicht nur lohnen, sondern auch das gedächtnismäßig auffrischen, was Vicky Leandros im Laufe der CD-"Halbzeit" selbst sagt bzw. singt: "Ich hab' Dich nie so ganz vergessen." In der Tat ist die "alte", hitparadenstürmende Vicky von der "neuen" stimmlich inzwischen wieder kaum zu unterscheiden; was sich geändert hat (wohl auch aus dem beruhigenden Gefühl heraus, nicht mehr um "Tageserfolg" ringen zu müssen), sind ein bißchen mehr Träumerei, Stille, Gelassenheit, eine Portion Lebensweisheit sowie eine achtenswerte stimmliche wie thematische Ausdrucksbreite. Geschickte Instrumentals und Backgrounds tun ein übriges, diese CD nicht nur alten Vicky-Fans, die sie ohnehin schon haben werden oder müssen, anzuempfehlen, sondern eben auch den inzwischen "Nachgewachsenen", die Vickys Lodzer Zeiten mit ihrem Theo möglicherweise nicht mehr so richtig "mitbekommen" haben.
Steigen Sie ein, greifen Sie zu! Die Künstlerin Vicky Leandros wird man zweifellos "nie so ganz vergessen" können. pfp. Vicky Leandros: "Nur einen Augenblick"; Intercord INT 860.244 (CD); MC: INT 460.244, LP: INT 160.244.
Dennoch hat der Zerfall der Republik viele Tschechen und Slowaken überrascht. Nach Umfragen waren bis vor kurzem noch mehr als achtzig Prozent der Bürger in beiden Republiken für einen gemeinsamen Staat. Wahrscheinlich aber waren sich die Überraschten doch in einem Punkt einig, daß nämlich der Anlaß zur Teilung aus der Slowakei kam. Wenn auch die Tschechen dazu etwas beigetragen haben, dann wohl dadurch, daß sie zu lange die slowakischen Separatisten, oder besser gesagt die slowakische Sehnsucht, nicht ernst genommen haben. Bei den letzten Wahlen haben die slowakischen Parteien, die in irgendeiner Form den Separatismus auf ihrem Programm hatten, fast achtzig Prozent der Stimmen bekommen. (In Böhmen existiert eine solche Partei nicht.) So mancher Befürworter des gemeinsamen Staates behauptet, daß die Slowaken Opfer ihrer eigenen Unkenntnis geworden seien, weil sie sich nicht bewußt machten, daß eine Verwandlung des gemeinsamen Staates in eine Konföderation, so wie es die Siegerpartei in der Slowakei in ihrem Programm gefordert hatte, den Willen mindestens zweier Subjekte voraussetzt. Die Idee der Konföderation konnte aber in Böhmen keinerlei Unterstützung finden.
Der Nationalismus ist aber nur selten rational. Oft erscheinen ihm Wünsche als Wirklichkeit, er überschätzt sowohl die eigenen Möglichkeiten als auch negative Einflußmöglichkeiten eines vermeintlichen Feindes. Nachdem bei den Wahlen in Böhmen die rechtsgerichtet-demokratischen Kräfte siegten, in der Slowakei aber eine Koalition aus Nationalisten und linksgerichteten Separatisten, wurde die Trennung unvermeidlich. Die tschechische und die slowakische Seite hatte, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, je eigene Interessen an der nun eingetretenen Trennung. Die tschechische Seite ängstigte sich um das Schicksal der Wirtschaftsreform, die durch die sozialisierenden Tendenzen der slowakischen Seite gefährdet werden könnte. Die slowakischen Separatisten beeilten sich, die Vision einer unabhängigen Slowakei zu verwirklichen.
Nach dem Gemälde von Caspar David Friedrich "Eichbaum im Schnee"
Samstag, 2. Januar: Die Alte Oper hat das Broadway-Musical 42nd Street und das Gospel-Musical "Mama, I want to sing" auch weiterhin im laufenden Programm. Im Sachsenhäuser Al Andalus gibt's Flamenco der Kindales aus Conil/ Cadiz mit Gesang und Gitarre (auch Sonntag). In der Music-Hall geht die Technomania-Party über die Bühne. Im Jazzkeller ist das Flip Gehring Trio angesagt. Die Stateside Band spielt im Jazzlife. In der Krone Darmstadt gibt's modernen melodischen Heavy-Rock der Frankfurter Band Accident Prone.
Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof auch im neuen Jahr und zwar mit den Rock 'n' Roll-Oldies der Gruppe Wheap. Im Jazzlife spielen die Dirty White Boys und im Kulturzentrum Mainz das Rova Saxophon Quartet. Mainstream-Rock aus Dreieich bringen die Line Out in der Krone Darmstadt zu Gehör.
Montag: Die Swingstars tingeln im Jazzlife. In der Darmstädter Krone gastiert (bis Donnerstag) das Heinz Gödelmann Duo, in der Besetzung bestückt mit Saxophon und Klavier.
Dienstag: Die Dirty White Boys entern die Bühne im Jazzlife, die des Aschaffenburger Colos-Saals der Münchener Blues- Barde Willy Michl (auch am Mittwoch).
Mittwoch: Die Formation All about the Blues macht (auch am Donnerstag) im Jazzlife Station.
Donnerstag: "Hammering On The Gates of Nothingness" ist das Motto der Budapester Gruppe Die rasenden Leichenbeschauer, die im Stil der Einstürzenden Neubauten infernalischen Lärm über die Rampe schieben. Im Frankfurter Hof Mainz gibt's Chansons von Tom Fischer & Band. Ein Bierabend mit Live- Jazz läuft im Darmstädter Schloßkeller.
Freitag: In der Music-Hall verkürzt die Taucherkoma-Technoparty mit DJ Paul van Dyke die Nacht. Im Sinkkasten stellt sich die Szene Rhein-Main vor mit Third Man Lost und Inside Out. In der Brotfabrik ist iranische Folklore mit Gesang der Gruppe Azari-Bakhtiari zu hören, Eastside Ronny im Jazzlife und im Al Andalus heißt es "Flamenco on Stage" mit Jorge Palomo (Gesang), Pedro Palowo (Gitarre) und Marcus Genizano (Perkussion). In Darmstadt: Talking Hands mit Gitarrenjazz im Schloßkeller, Swing und Blues von Claudia Schiel und dem Detlef Willaschek Quartett im Jagdhofkeller; in der Krone tritt das Kabarett Die Zeitgeister aus Seligenstadt auf. ric
LANGEN. Wiedersehen mit der Künstlerin Sabine S. Rehberger, die früher in Langen wohnte und arbeitete: Nach einer längeren Pause präsentiert sie erstmals wieder ihre Bilder und Objekte. Die gebürtige Berlinerin lernte und arbeitete im Rhein-Main-Gebiet und eröffnete 1969 in Langen, später in Frankfurt eigene Werkstätten. Ihre Werke tragen Namen wie "Steinkissen zum Kuscheln für Intellektuelle", "Rosen für die Seele" oder "Die Zeit heilt keine Wunden".
Die Vernissage "Strukturen" wird mit einem Vortrag der Kunsthistorikerin Anja Holle am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr im Museum der Stadt Langen, Wilhelm-Leuschner-Platz 3, eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 20. Februar zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags und mittwochs von 17 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. sus
Im Hintergrund: SPD-Personalsorgen Lücken aufgerissen
Ein gutes Jahr nach der Wahl von Hans-Ulrich Klose zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion und der von ihm betriebenen Einführung einer neuen Fraktionsstruktur ist seine Stellung unangefochten, wenn auch nicht ganz unumstritten. Schwierige Personalentscheidungen und ungelöste Strukturprobleme stehen vor ihm. Am 12. November 1991 hatte sich Klose überraschend gegen Herta Däubler-Gmelin und Rudolf Dreßler durchgesetzt. In den Wochen danach leistete er sich einige Schnitzer, sodaß zeitweise sogar ein Rücktritt möglich schien. Inzwischen habe "der Fraktionsvorsitzende eine gefestigte Stellung", berichtete Peter Struck, sein loyaler Erster Parlamentarischer Geschäftsführer. Auch die Strukturreform sei "erfolgreich", die Arbeitsgruppen könnten "eigenständiger" als früher arbeiten.
Obwohl hin und wieder fraktionsintern an Klose herumgemäkelt wird, ist er derzeit tatsächlich konkurrenzlos. Niemand sonst könnte sich bei einer Wahl ernsthaft Chancen ausrechnen. Kritisiert wird, Klose kapsele sich in der SPD ab, neige zu stark zum Konsens mit den Regierungsparteien und lasse keine oppositionelle Strategie erkennen. Auch über die unübersichtliche Fraktionsstruktur (es gibt zwei Querschnittsgruppen, 27 Arbeitsgruppen und 39 Unterkommissionen) ist gelegentlich Unmut zu hören; demnächst soll über Beschwerden einer Gruppe von Abgeordneten erneut diskutiert werden. Klagen gibt es auch über die Eigendarstellung in den Medien.
Zwei Abgeordnete mit Schlüsselfunktionen müssen demnächst ersetzt werden: Der wirtschaftspolitische Sprecher Wolfgang Roth und der Parlamentarische Geschäftsführer Franz Müntefering. Roth wird im Frühjahr Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg, Müntefering wurde nordrhein-westfälischer Sozialminister.
Notorische Probleme hat die SPD bei der Außendarstellung ihrer Wirtschaftspolitik. Roth war immerhin jahrelang erster Fachmann, Aushängeschild und Ansprechpartner. Für seinen Posten kommen die Abgeordneten Sigrid Skarpelis-Sperk und Uwe Jens in Frage. In der Fraktion werden auch Norbert Wieczorek und Siegmar Mosdorf genannt.
Eine Lücke hinterließ Müntefering, der als Mitglied der Fraktionsführung und des Parteivorstands für die politische Verzahnung der häufig auseinanderstrebenden Gremien im Bundeshaus und in der SPD-Zentrale zuständig war. Für die Nachfolge werden die Abgeordneten Ulla Burchardt, Wolf- Michael Catenhusen, Lothar Ibrügger und Rudolf Purps genannt. Interesse wird Gerd Andres und Ingomar Hauchler nachgesagt. Vielleicht wird Münteferings Stelle aber auch nicht neu besetzt, was einen von manchen Fraktionsmitgliedern befürchteten Machtzuwachs für Struck bedeuten könnte, der ohnehin die meisten Vorentscheidungen prägt.
Eine weitere Personalie wird in der SPD-Zentrale vorbereitet. Die seit über einem Jahr verwaiste Stelle des stellvertretenden Bundesgeschäftsführers (früher: Erik Bettermann) soll 1993 wieder besetzt werden, und zwar mit dem schleswig-holsteinischen SPD-Landesgeschäftsführer Werner Kindsmüller. Er gilt als Profi der Wahlkampforganisation und als erfahrener Parteipraktiker.
Das Gerücht, Kindsmüller und der im Hintergrund aktive schleswig-holsteinische Bundesratsminister Gerd Walter sollten Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing "ausschalten", der in Bonn nicht Fuß gefaßt habe und die Erwartungen des Parteichefs nicht erfülle, ist nicht schlüssig. Björn Engholm vertraut auf Blessing. Eher soll ein neues "Gespann" gebildet werden. Blessing strebt außerdem nach einem Bundestagsmandat, das ihm in seinem heimischen Wahlkreis Göppingen angeboten wurde und ihn reizen dürfte, zumal auch die Generalsekretäre von CDU und FDP im Parlament sitzen und damit in ihren Fraktionen verankert sind. Geraunt wird nach wie vor, Parteisprecherin Cornelie Sonntag-Wolgast, zugleich Bundestagsabgeordnete, werde bald abgelöst, weil ihre Öffentlichkeitsarbeit nicht erfolgreich sei.
HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)
14. bis 15. Januar 1993: Industrieller EUREKA-Kongreß zum Thema "Die Fabrik der Zukunft" in Toulouse (Frankreich). Auskunft: Présidence Française d'Eurêka, Frau Marie-Laure Etcheverry, 13, rue Auber, F-75009 Paris, Tel. 0033-1-40 17 62 11.
19. bis 23. Januar 1993: "Re '93" - Internationaler Recycling-Kongreß mit Fachmesse in Genf. Auskunft: Orgexpo, P. O. Box 112, CH-1218 Grand-Saxonnex / Genf, Tel. 0041-22-798 11 11.
13. Februar 1993: Erster Kongreß für Mineralstoffe und Spurenelemente in Gütersloh. Auskunft: Bertelsmann-Stiftung, Postfach 55 55, W-4830 Gütersloh 100, Tel. (05241) 74 06 71.
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Kalender, elender. Täglicher Verlustanzeiger. Steckbrief der Zeit. Gesucht wird: Tempus. Fugit - momentan auf der Flucht. Und das schon ein Leben lang. Jeden Tag, der vorbeigeht. Passiert zuviel. 1992 gab es 52 Kriege, mehr als je zuvor. Jede Woche frisches Blut: KrieGewalTerroRauBombeNoTod.
Kalender, elender. Hält alles fest, stempelt es zum Datum: historisch. Jeder Tag, jeder Monat. Sind nun alles Katastrophen-Namen. Golfkriegs-Januar. Februar-Fasnacht. Iden des März. Tschernobyl- April. Am 30. Mai ist der Weltuntergang. Im Juni himmlischer Friede. Juli-Revolutionen. Prager Frühling im August. Krieg im September, immer im September. Deutscher Herbst im Oktober. November-Pogrome.
Kalender, elender. 500 Jahre Eroberung Amerikas 50 Jahre Wansee-Konferenz 15 Jahre Mogadischu. Alle Jahre wieder: Geschichte. Und wir mittendrin, im Zentrum des Karussells. Alles dreht sich, jeder hält sich fest und was er hat.
Hält aber keiner aus, das alles. Will keiner mehr mitansehen, was er täglich fernsehen muß. Wollen alle nur noch abschalten. Will keiner mehr wissen, was er gewußt haben wird, wenn welche später fragen. Aber Dezember: Weihnachten. Mit viel Kohle und paar Kerzen Licht und Glanz. Schein von Frieden. Drinnen ist es warm, nur draußen ist es kalt: Wo die anderen sind, Gradacac, Baidoa und Gaza.
Kalender und keine Ende. Kaum alt, schon wieder neu. Blick zurück. Was bleibt, ist Vergessen. Was zählt: 365 Tage geschafft. Und der Trost: Was kommt, das geht auch vorüber.
Wie das Leben.
DALAND SEGLER
BAD HOMBURG. Auch während des Kommunalwahlkampfes für ein friedvolles Miteinander von Deutschen und Ausländern einzustehen, ist das Anliegen der Grünen. Die Stadtverordnete Daniela Kraft regt deswegen ein Wahlkampfabkommen zwischen allen demokratischen Parteien an. Die sollen sich darin verpflichten, auf ausländer- und flüchtlingsfeindliche Aussagen im Wahlkampf zu verzichten.
Im Januar wollen die Grünen das Gespräch mit den Parteien suchen. Es soll verhindert werden, daß ausländische Flüchtlinge als Sündenböcke mißbraucht werden und von "Scheinasylanten" oder in Parolen wie "Das Boot ist voll" gesprochen wird.
Der Ausländerbeirat hat schon vor Wochen an die Parteien appelliert, vor allem auf das Thema Asyl während des kommunalen Wahlkampfes zu verzichten. Weggewischt wurde dieses Begehren bereits vom CDU-Vorsitzenden Bernd Hamer in einer Mitgliederversammlung Mitte November. off
DREIEICH. Frauen, die mit der Technik im Haushalt Probleme haben, können jetzt lernen, kleine Reparaturen im Haushalt selbst zu machen. Der Kursus der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt umfaßt kleine Installationen und eine Unterweisung im Gebrauch von Haushaltsmaschinen. Kursbeginn ist Montag, 11. Januar, von 19.30 bis 22 Uhr im Haus der Arbeiterwohlfahrt, Eisenbahnstraße 9, Sprendlingen; Gebühr für drei Abende: 30 Mark.
Wer sich über Haushaltsorganisation, Zeiteinteilung, Umgang mit Geld, Umwelt- und Unfallschutz sowie zweckmäßige Einrichtung einer Wohnung informieren möchte, kann an dem Kursus "Arbeitsplatz Haushalt" der Arbeiterwohlfahrt teilnehmen. Der Kursus beginnt am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr ebenfalls in der Eisenbahnstraße 9. sus
Sachsen. Kunst- und Reiseführer von Roland Kanz. Artemis & Winkler Verlag, München 1992, 360 Seiten, 44 Mark.
Thüringen. Kunst- und Reiseführer von Erhard Gorys. Artemis & Winkler Verlag, München 1992, 372 Seiten, 44 Mark.
Das Chiemgauer Radelbuch. Schmankerltouren zwischen Inn und Traum von Alma-Maria und Robert Schätzl. Stöppel Verlag, Weilheim/Obb. 1992, 140 Seiten, 19,80 Mark.
Madagaskar mit Seychellen, Mauritius, Reunion und Komoren. Reisehandbch für die Trauminseln im westlichen Indischen Ozean von Maisie und Wolfgang Därr. Verlagsgruppe Reise Know-How, München 1992, 441 Seiten, 36,80 Mark.
Reise Literatur
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Der Bankräuber hat sich einen Nylonstrumpf über den Kopf gezogen. Meint der Kassierer vorwurfsvoll zu ihm: "Ich verstehe kein Wort, Sie nuscheln so!"
DUBLIN, 1. Januar (dpa). Zwillingsbrüder in der irischen Grafschaft Tipperary sind in unterschiedlichen Jahren zur Welt gekommen. Der eine schaffte es noch in der letzten Minute des Jahres 1992, der zweite wurde bereits Jahrgang 1993. Der Mutter und den Babys von knapp 2500 und 3000 Gramm Gewicht ging es am Freitag gut, wie ein Sprecher des St.-Josefs-Krankenhauses in Conmel mitteilte.
D 2972 A
DIETZENBACH. Zurückgewiesen hat der Erste Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) die Behauptung der "Interessengemeinschaft Naturschutz", daß "der Naturschutz auf dem Wingertsberg verloren hat". Die Initiative hatte den Beschluß des Parlaments kritisiert, mit einem Bebauungsplan das Ausmaß der Häuschen auf dem Wingertsberg einzudämmen. Für die Initiative ist das eine Farce.
Niemann muß dem widersprechen: "Die Eigentümer der Grundstücke erhalten die Möglichkeit, in begrenztem Rahmen eine Gartenlaube und eine Einfriedung zu belassen. Im Gegenzug müssen betroffene Eigentümer Gärten, die jetzt der Freizeitnutzung dienen, in Obstwiesen oder Obstgärten umwandeln." Und: "Gleichzeitig können mit dem vom Stadtparlament gefaßten Beschluß jetzt ,sofort&rquote; alle störenden Bauten und Fehlnutzungen wie Zelte, Wohnwagen, Lagerplätze und dergleichen mehr mit Abrißverfügungen belegt werden." Auch der BUND begrüße die Marschrichtung der Stadt.
"Demgegenüber", so Niemann, "hatte die Interessengemeinschaft ,Naturschutz&rquote; keinen Weg aufgezeigt, wie realistischerweise dem Natur- und Landschaftsschutz wieder auf die Beine geholfen werden kann." fin
Wilhelm Genazino Kafkas Scheitel Wir wissen nichts
Der etwa sechsjährige Franz Kafka
Paßfoto um 1916
Mit Felice Bauer in Budapest 1917
Paßfoto von 1908
Das letzte Bild 1923/24 (Fotos: Archiv Wagenbach)
Nebenbei bemerkt
Kurz notiert
Das Jahr 1993: Auch ohne Olympische Spiele und Fußball-Großereignisse kein sanftes Ruhekissen für die Sportinteressierten Höhepunkte in Deutschland sind die Eishockey- und die Leichtathletik-Weltmeisterschaften Auch die Fechter kämpfen hierzulande um Lorbeeren / Mehr als 60 Welt-Titelkämpfe auf dem Programm / Berlin wartet mit Spannung auf die Olympia-Entscheidung am 23. September
Französisch für den Urlaub" HANAU. Das Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt bietet einen Kursus "Französisch für den Urlaub" an, der am Donnerstag, 28. Januar, von 9.30 bis 11 Uhr oder am Montag, 1. Februar, von 19 bis 20.30 Uhr beginnt. Frauen mit geringen Vorkenntnissen treffen sich am Dienstag, 26. Januar, von 9.30 bis 11 Uhr. Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81 / 25 44 28.
Der öffentlich geförderte Wohnungsbau kommt in Gang - wenn man die Baugenehmigungen betrachtet. Wie das hessische Bauministerium mitteilte, wird die 1992 zur Verfügung stehende Rekordsumme von 862,8 Millionen Mark Landesmitteln für den Bau sozial gebundener Wohnungen weitgehend abfließen. Bis auf 70 Millionen waren die Landesgelder in der letzten Woche des Jahres für konkrete Projekte fest zugesagt. Weil über diese Bewilligungen hinaus rund tausend Wohnungen mehr beantragt waren, rechnet Bauminister Jörg Jordan (SPD) damit, daß das Ziel der Förderung von 10 200 Sozialwohnungen mit Geldern aus 1992 erreicht werden wird. Dennoch fallen in den kommenden Jahren in Hessen mehr Wohnungen aus der Sozialbindung, als neu gebaut werden.
Schwerpunkt der Bewilligungen von 1992 sind nach den Zahlen aus dem Ministerium bislang 4621 "klassische" Sozialwohnungen mit langer Bindungsfrist, niedriger Einkommensgrenze für Anspruchsberechtigte (knapp 42 000 Mark Jahreseinkommen "vor Steuer" bei einer Drei-Personen-Familie) und durchschnittlichen Zuschüssen von 120 000 Mark pro Wohnung.
Von diesem Wohnungstyp sind 1992 allein für Frankfurt 1037 bewilligt worden - mit weitem Abstand folgten die Stadt Kassel (389), die Landkreise Groß-Gerau (331) und Darmstadt-Dieburg (231) sowie die Stadt Wiesbaden (211). Kaum verbreitet ist diese Art des Mietwohnungsbaus zur Zeit im Rheingau-Taunus-Kreis (65 bewilligte Wohnungen), im Vogelsbergkreis (73) und im Landkreis Kassel (81).
Mit der Fertigstellung dieser Maßnahmen, bei denen es fast ausschließlich um größere Wohnanlagen geht, wird in anderthalb Jahren gerechnet - wobei erfahrungsgemäß etwa zehn Prozent der bewilligten Projekte scheitern. Mit dem so freiwerdenden Geld sollen dann die 300 bisher noch unberücksichtigten Anträge genehmigt werden. Daß dieser Antragsüberhang "nur" 300 beträgt, zeigt zugleich, daß deutlich mehr Bewilligungen in Hessen zu den gegebenen Finanzierungsbedingungen derzeit gar nicht möglich wären.
Ähnlich "ausgereizt" ist die Staatsförderung auch bei anderen Finanzierungsmodellen, die sich in der Regel an etwas zahlungskräftigere Mieter oder Eigentümer richten. Von "Anlaufschwierigkeiten" wegen schleppendem Antragseingang ist im Bauministerium beim neu eingeführten Sozialwohnungsbau für "Durchschnittsverdiener" die Rede (Einkommensgrenze für Anspruchsberechtigte: 76 480 Mark jährlich bei einem Vier-Personen-Haushalt).
Auch hier aber sind inzwischen alle Landesgelder per Bewilligung zugesagt (was aus technischen Gründen noch nicht "ausgezahlt" heißt). Rund 3300 Wohnungen dieser Kategorie sind mittels 165 Millionen Mark in Hessen im vergangenen Jahr "auf den Weg" gebracht worden.
Das Statistische Landesamt hat bei Veröffentlichung seiner Statistik für das dritte Quartal 1992 zuletzt von einem "beachtlich hohen Niveau bei den Wohnungsbaugenehmigungen" in Hessen gesprochen, das vor allem durch die massiv gestiegene Staatsförderung bedingt ist.
Binnen drei Monaten waren einschließlich der privaten Häuslebauer landesweit sieben Prozent mehr Wohnungen als im Vorjahr bewilligt worden. Das Land freilich wird seinen hohen Finanzierungssockel 1993 schon wieder um rund 200 Millionen Mark abbauen; nur noch Geld für 8400 Sozialwohnungen soll im nächsten Jahr in Hessen bewilligt werden (fast 2000 weniger als 1992).
Die rot-grüne Landtagskoalition begründet diesen Rückgang damit, daß man für die gesamte Legislaturperiode 40 000 öffentlich geförderte Wohnungen versprochen hat - und diese Zahl nach den "fetten" Bewilligungszahlen von 1992 trotz des Rückgangs im Folgejahr erreicht werde. Über die Frage, wie die Zahl 40 000 berechnet wird, zeichnet sich schon jetzt eine parteipolitische Kontroverse ab, weil SPD und Grüne offenbar versuchen wollen, die Legislaturperiode als Zeitraum von mehr als vier Haushaltsjahren zu definieren.
In jedem Fall will Bauminister Jordan sich dagegen wehren, daß die 1993er Zahl von 8400 Bewilligungen aus Finanzgründen ab 1994 weiter zurückgenommen wird. Er bezeichnet den Sozialwohnungsbau in öffentlichen Reden immer als "Generationenvertrag", bei dem wegen der jahrzehntelangen Mietpreisbindungen langfristig gedacht werden müsse und die Politik jetzt in der Pflicht sei, die Versäumnisse der späten 80er Jahre auszugleichen.
Jordans Zahlen zeigen, daß in den kommenden Jahren mit 8400 Neu-Bewilligungen nicht einmal der Bestand an sozial gebundenen Wohnungen gehalten werden kann, was eigentlich das große politische Ziel des Ministers ist. 1994 und 1995 fallen extrem viele Sozialwohnungen mit Baujahr in den späten 60er und frühen 70er Jahren aus der Sozialbindung heraus; die Mieten werden sich Marktpreisen annähern.
1991 sind in Hessen "nur" 3500 Wohnungen von der Sozialbindung in den Markt übergegangen, 1992 waren es schon 9900. im neuen Jahr aber werden es 12 800 sein, im Jahr 1994 sogar 18 100 - und erst 1995 sinkt die Zahl wieder auf 7600. Wenn die jetzt in Rekordzahl bewilligten Sozialwohnungen 1994 bezugsfertig sein werden, können sie nicht einmal die bis dahin gerissenen Lücken stopfen. me
Notdienste
Wochenende
Ärzte Hanau. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Telefon 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Telefon 1 06 11.
Steinheim / Klein-Auheim. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Zugang Doorner Straße, Steinheim, Sa., 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28.
Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Langenselbold. Dr. Kanakia, Steinweg 13, Telefon 49 67.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
Biebergemünd. Dr. Hütten, Telefon 0 60 50 / 15 16.
Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Langhoff, Telefon 0 60 59 / 12 14.
Bad Orb. Sa.: Dr. Dehmer, Telefon 0 60 52 / 17 55; So.: Dr. Stock, Telefon 0 60 52 / 22 75.
Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.
Gelnhausen. Über DRK Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken Hanau. Sa.: Engel-Apotheke, Am Markt 12, Telefon 2 15 87. So.: Family-Apotheke, Kurt-Blaum-Platz 8, Telefon 25 43 43; Fasanen-Apotheke, Klein-Auheim, Rathausstraße 44, Telefon 6 05 58.
Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Falken-Apotheke, Fichtenstraße 29a, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 66 50; So.: Ritter-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Ronneburg-Hüttengesäß, Telefon 0 61 84 / 33 05.
Maintal. Sa.: Eichwald-Apotheke, Bischofsheim, Waldstraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 14 34; So.: Schiller-Apotheke, Dörnigheim, Mozartstraße 16, Telefon 0 61 81 / 49 13 00.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Linden-Apotheke, Wingertstraße 1, Kilianstädten, Telefon 0 61 87 / 54 49; So.: Rathaus-Apotheke, Hanauer Straße 19a, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 73 30.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Taubengarten-Apotheke, Zum Taubengarten 54, Haitz, Telefon 0 60 51 / 1 53 13; So.: Wildhaus-Apotheke, Gelnhäuser Straße / Ecke Odenwaldstraße, Linsengericht- Altenhaßlau, Telefon 0 60 51 / 6 64 06.
Bad Orb. Sa.: Kurpark-Apotheke, Ludwig-Schmank-Straße 5, Telefon 0 60 52 / 39 93; So.: Brunnen-Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87.
Freigericht. Marien-Apotheke, Bahnhofstraße 18, Somborn, Telefon 0 60 55 / 22 91.
Wächtersbach. Hof-Apotheke, Obertor 1, Telefon 0 60 53 / 16 03.
Gemeindeschwestern Langenselbold. Ursula Ungermann, Wächtersbacher Straße 12, Telefon 13 80. Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 25 19 69.
Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.
Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.
Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.
Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61 / 1 21.
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Für Jugendliche hat der English Conversation Club, in Zusammenarbeit mit dem Cambridge College, Sprachreisen nach England organisiert. Bei Familien in Milton Keynes sollen die jungen Leute aus verschiedenen Ländern untergebracht werden. Die ungezwungene Anwendung der Sprache steht dabei im Vordergrund. Theoretisches soll von qualifizierten Lehrern an vier Unterrichtsstunden pro Wochentag vermittelt werden und der Spaß in der Freizeit ist auch organisiert: Schwimmen, Badminton oder Baseball stehen beispielsweise auf dem Programm; außerdem Ausflüge nach London, Oxford oder auch Windsor.
Einmal in der Woche darf in der "alkoholfreien Jugenddisko" getanzt und gefeiert werden. Eine Betreuung der Jungen und Mädchen während des Aufenthaltes und auch bei Hin- und Rückfahrt ist gewährleistet. Informations-Broschüre kostenlos bei Sabine Neppach unter Telefon 0 61 08 / 6 75 99. nik
Verleger Wilfried Nold ist ein Mann der Praxis. Als studierter Kunsterzieher hatte Nold in den siebziger Jahren am Liebieghaus Puppenspiel-Kurse für Kinder veranstaltet. Dabei war er auf eine Marktlücke gestoßen. "Literatur über randständige Theaterarbeit war nicht verfügbar", sagt Nold. Die wenigen Publikationen, die es damals gab, waren über viele Verlage verstreut. Also gründete Nold 1976 selbst einen Verlag. Der Name war zugleich Programm: "Puppen & Masken" ist ein Fachverlag für Bücher, die sich mit Themen an den "Rändern" des "großen" Theaters befassen - Puppentheater, Schattenspiele, Maskentheater, Schwarzes Theater.
Das erste Buch, das der heute 48jährige Büchermacher verlegte, hatte er noch selbst geschrieben. Er hat darin seine Erfahrungen mit den Kinderkursen verarbeitet. Bis heute sind die meisten Titel, die bei "Puppen & Masken" erscheinen, praktisch ausgerichtet, also auch pädagogisch einsetzbar. In dem Verlagsprogramm finden sich daneben aber auch Kuriositäten, ein kleines Steckenpferd des Verlegers. Denn immer wenn Nold "etwas entdeckt", gibt es einen Reprint - zum Beispiel von der Abhandlung von Carl Wilhelm Chemnitz "über den nachteiligen Einfluß der jetzt gewöhnlichen Marionettenspiele auf den religiösen und sittlichen Zustand der unteren Volksklassen" aus dem Jahr 1805.
Rund vierzig Titel umfaßt das aktuelle Programm, sieben davon - "soviel wie noch nie" - sind allein 1992 erschienen. Büchermachen ist für Nold, der sich inzwischen auch als Autor ganz der Theorie zugewandt hat, eine Leidenschaft. Dank eines Brotberufes, den er vor drei Jahren angenommen hat, kann er dieser Leidenschaft nun ganz "locker", ohne finanziellen Druck frönen - um die (Markt)Gesetze des Buchhandels hat Nold sich aber noch nie so richtig gekümmert. Er gehört vielmehr zur Puppentheaterszene, wird mit seinem Spezialprogamm unter einer kleinen Gruppe von Fachleuten "herumgereicht".
Da Theaterbücher, so Nold, noch immer schwer zu finden sind, und es nach wie vor in Deutschland keine Theaterbuchhandlung gibt, führt er neben seinem Verlag im Westend noch eine Versandbuchhandlung - nicht nur für Randständiges, sondern für allgemeine Theaterthemen.
Sie ist das Überbleibsel einer "richtigen" Theaterbuchhandlung, die Nold Mitte der achtziger Jahre betrieben hatte, die sich aber letztlich nicht rentierte. Im Gegensatz zu seinem Verlag. Der wirft zwar keine Gewinne ab, aber er wächst und gedeiht, ganz so wie sein Metier. Denn innerhalb des Puppentheaters entstehen immer wieder neue Richtungen, wie jüngst die wiederaufgelebte Form des Papiertheaters, die Bedarf nach entsprechender Fachliteratur erzeugen.
Solange die Szene in Bewegung ist, will Nold dem "Kitzel des Büchermachens" weiter nachspüren. Schließlich ist eine Antriebsfeder seines verlegerischen Handelns, der Reiz "Themen zu entdecken, zu denen noch nichts veröffentlicht wurde".
SUSANNE BROOS
DREIEICH. Die Götzenhainer Karnevalisten der SG kommen demnächst aus dem Feiern nicht raus. Am Samstag, 30. Januar, beginnen sie die närrische Kampagne mit der ersten Fremdensitzung; die zweite folgt am 6. Februar, eine dritte am 20. Februar. Für Jugendliche bietet die SGG am 7. Februar "Jugend in der Bütt", und für die Kleinen wird am 14. Februar ein Kindermaskenball veranstaltet.
Die Weiberfasnacht fehlt ebenfalls nicht im Programm. Die Frauen können am 18. Februar so richtig feiern. Als Abschluß für alle wird auch dieses Mal ein Festumzug durch Götzenhain (21. Februar) gestartet.
Die Karten können schon jetzt bei Heidi Siebenborn (Tel. 0 61 03 / 8 21 97) bestellt und an den Samstagen, 9. und 16. Januar, zwischen 15 und 17 Uhr in der SG-Turnhalle, Frühlingsstraße, in Götzenhain abgeholt werden. Die Eintrittspreise betragen: Fremdensitzung 18,50 Mark, Jugend in der Bütt 10 Mark (für Erwachsene), 5 Mark (für Jugendliche) und für die Weiberfasnacht 9,99 Mark. sus
NEU-ANSPACH. Eine positive Bilanz des Wanderjahrs 1992 des Taunusklubs hat Wanderwart Erich Buhlmann in der Weihnachtsfeier des Zweigvereins Neu- Anspach gezogen. Knapp 100 Wanderabzeichen und 35 Sonderzeichen wurden den Tauniden für die Teilnahme an Wanderungen überreicht. Die Gründe für die Auszeichnungen reichten von der 10. bis 400. Tour. Bereits seine 400. Planwanderung - das ist der Rekord - absolvierte Wanderführer Edmund Stamm.
Zu den Geehrten zählten auch viele Familien. "Die Tauniden freuen sich immer, wenn Jugend und Familie zu ihnen stoßen", sagte der Wanderwart.
Bei der Feier wurde auch der neue Wanderplan ausgeteilt: 1993 sind die Erwachsenen 28mal und die Jugendlichen zwölfmal zu einer Wanderroute im Taunus eingeladen. Neulinge sind stets willkommen. "Jeder kann sich auch als Gast gerne mal bei den Tauniden sehen lassen", betonte Erich Buhlmann.
Die erste Tour im neuen Jahr findet gleich am ersten Wochenende statt. Am morgigen Sonntag brechen die Neu-Anspacher Tauniden zu ihrer Traditionswanderung zum Feldberg mit abschließendem "Heringsessen" im Wanderheim auf. Treffpunkt ist um 10 Uhr in der Breitestraße. Die Tour wird etwa fünf Stunden dauern und zählt für den Erwerb der Neu-Anspacher Wandernadel. Eberhard Porsil und Franz Hofbauer sind die Wanderführer. Wer eine kürzere Strecke zum "Heringsessen" bevorzugt, dem bieten nachmittags Helmut und Egon Schöffner eine etwa anderthalbstündige Route "auf Umwegen ins Wanderheim" an. Abmarsch ist um 13.30 Uhr.
Zum übrigen Programm: Am Sonntag, 17. Januar, sind die Jugendlichen an der Reihe. Ein Bus fährt um 9 Uhr zum Schlittschuhlaufen nach Bad Nauheim. Eine Woche später, am 24. Januar, heißt das Motto "Wandern durch den Anspacher Wald". Die Tour wird rund zwei Stunden dauern, um 13.30 Uhr geht's los. Einkehr ist im Wanderheim. cn
OFFENBACH. Unterhaltung während der Weihnachtsferien bietet die Jugendbücherei. Am Mittwoch, 6. Januar, beginnt um 15 Uhr die erste Vorlesestunde des neuen Jahres. Eingeladen in die Bücherei an der Herrnstraße sind Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren. Für Drei- bis Achtjährige ist das Angebot der Jugendbibliothek am 20. Januar; vorgelesen wird nach 15 Uhr. Billige Bücher können die Kinder am 23. Januar in ihrer Bibliothek kaufen: Beim Flohmarkt zwischen 10 und 13 Uhr werden alle Bände für 50 Pfennig verkauft. hf
Es muß nicht gerade Dallas sein. Aber bis zu drei Jahre können deutsche Lehrer in den US-Bundesstaaten Texas und Missouri zur Schule gehen. Im Rahmen eines Kulturaustauschprogramms mit den beiden US-Staaten vermittelt die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt deutsche Lehrkräfte an öffentliche Schulen dieser Bundesstaaten. Dort können die Pädagogen das amerikanische Schulsystem kennenlernen und Berufserfahrungen sammeln. Im Austausch kommen US-Lehrer nach Deutschland.
Interessenten lassen sich von der ZAV Informationen über das Programm und das Bewerbungsverfahren zusenden. Die Bewerbung für das im August 1993 beginnende Schuljahr müssen bis zum 31. Januar bei der ZAV eingehen. Information bei der ZAV-Auslandsabteilung, Feuerbachstraße 42, Telefon 71 11-518. luf
Als am 26. Mai 1990 zum ersten Mal eine S-Bahn an der Haltestelle Stresemannallee in Sachsenhausen stoppte, feierten Tausende von Anwohnern die schnelle Verbindung vom Süden Frankfurts in die Innenstadt. Die Straßenbauarbeiten unter der Haltestelle, die sich direkt auf einer Brücke über der Stresemannallee befindet, sollten wenige Monate später abgeschlossen sein. Jetzt, gut zweieinhalb Jahre später, sind Fahrbahn und Gehwege noch immer ein Torso. Autos und Busse schlängeln sich auf einer behelfsmäßigen Fahrbahn unter der Brücke entlang, der Fußweg ist weiterhin provisorisch mit Holzgeländern markiert.
Und in nächster Zeit wird die Stresemannallee an dieser Stelle gesperrt werden müssen. Die Bundesbahn hat nämlich festgestellt, "daß es tropft". Durch die neue S-Bahn-Brücke sickert Wasser auf die Straße und die Gehwege. Die Ursache: "Eine Dichtung, die nicht fehlerfrei eingebaut wurde", sagt Bundesbahnsprecher Kurt Stadler.
Der Fehler, so Stadler weiter, sei "vermutlich der Baufirma anzulasten". Der Schaden müsse auf jeden Fall behoben werden, weil das Sickerwasser nicht auf den Asphalt tropfen dürfe. Ob im Zuge der Reparaturarbeiten auch die S-Bahn- Gleise noch einmal entfernt werden müssen und der Zugverkehr behindert wird, konnte Stadler noch nicht sagen.
Unklar ist auch, welche Kosten durch die mangelhafte Bauausführung entstehen. Anwohner der Heimatsiedlung nahe der Haltestelle Stresemannallee wollen erfahren haben, daß über eine Million Mark für die Reparatur fällig seien. Diese Zahl konnte der Bundesbahnsprecher weder bestätigen noch dementieren. Sicher ist jedenfalls, daß die Bauarbeiter erneut anrücken, sobald die Witterung es zuläßt. vo
Von der Kommunalen Ausländervertretung liegt der Vorschlag auf den Römer- Tischen, gegen Ausländerhaß und "die zunehmende Gefahr des Rechtsextremismus, der uns und unsere Familien bedroht", eine parlamentarische Kommission zu gründen. Diese sollte aus KAV- Mitgliedern und Stadtverordneten zusammengesetzt sein und innerhalb von vier Wochen nach dem Beschluß gebildet werden.
"In dieser schwierigen Zeit", so heißt es in der Begründung der Ausländervertreter, "ist es besonders wichtig, daß wir mit den Stadtverordneten in ständigem Kontakt bleiben und gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, wachsendem Rassismus mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten entgegenzutreten". clau
Insgesamt 125 000 Bäume haben die Mitarbeiter des Forstamtes im Herbst im Stadtwald gepflanzt. Ein Teil davon ersetzt die jungen Bäume, die 1991 gepflanzt worden waren und dem trockenen Sommer dieses Jahres zum Opfer fielen. Langfristig soll damit auch der Laubholzanteil im Wald erhöht werden.
1992 baute das Forstamt zudem fünf Kilometer Asphaltwege zurück. Die Wege wurden "entsiegelt", Teerdecken durch Sandbeläge ersetzt. Nun kann bei Regen wieder mehr Wasser in den Boden eindringen. Besonders im Sommer hatten die asphaltierten Wege Probleme gemacht, weil sie sich bei Sonneneinstrahlung zu stark erhitzten. ill
"Aufkeimenden Nationalismus" und wachsende Aggressionen hat der Einwanderer-Treff bei ausländischen Jugendlichen festgestellt. Der Treff fordert die Jugendlichen auf, sich weiterhin friedlich an Protesten gegen Rassismus und Antisemitismus zu beteiligen.
Bei Demonstrationen würden immer häufiger türkische Fahnen gesehen. Viele Jugendliche aus der Türkei kämen sich wie "orientalische Europäer" vor, die sich in Deutschland mit ihren Sorgen und Problemen alleingelassen sehen. "Die Gewaltbereitschaft steigt, man bildet Gruppen und denkt an Selbstverteidigung", schreibt der Einwanderer-Treff. Von den Politikern erwartet der Treff ein Einwanderungs- und ein Antidiskriminierungsgesetz. ft
BERLIN, 1. Januar (dpa). Seit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagengesetzes im Januar dieses Jahres sind bei der Gauck- Behörde über 1,6 Millionen Anträge auf Einsicht in Stasi-Akten oder Auskünfte darüber gestellt worden. Täglich gingen Tausende neuer Anträge ein, teilte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, zum Jahresende in Berlin mit. Von den Anträgen seien 360 000 abschließend bearbeitet worden. In rund 12 000 Fällen seien Akten an Staatsanwaltschaften zur Strafverfolgung herausgegeben worden.
Das Gesetz regelt den Zugang des einzelnen zu den vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) über ihn gespeicherten Daten. Zurückhaltend äußerte sich Gauck zu Forderungen, Akten über Personen, die von der Stasi als rechtsradikal eingestuft worden waren, dem Verfassungsschutz zugänglich zu machen. "Wer hier eine Tür öffnet, läuft Gefahr, daß die in 40 Jahren illegal und menschenrechtswidrig zusammengespitzelten Daten der Stasi möglicherweise bald auch für eine Vielzahl anderer Zwecke abgefordert werden", sagte Gauck.
LONDON, 1. Januar (AFP). Zehn seit mehreren Monaten inhaftierte Tibeter sind wegen der Beteiligung an Demonstrationen in Lhasa im Februar und Mai jetzt zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das gab das Tibet Information Network (TIN) mit Sitz im Londoner Exil bekannt. Die Angeklagten im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, unter ihnen Mönche und Nonnen, erhielten demnach Gefängnisstrafen zwischen fünf und neun Jahren.
Bei den kleinen, friedlichen Kundgebungen in der tibetischen Hauptstadt am 3. Februar und am 16. Mai sollen sie für die Unabhängigkeit Tibets eingetreten sein. Damit machten sie sich nach den Bestimmungen chinesischer Gesetze der "konterrevolutionären Propaganda" schuldig. Sie waren noch während der Demonstrationen festgenommen worden.
Das wird der rheinland-pfälzischen Landesregierung und der zuständigen Ministerin Frau Götte sicher viel Zustimmung in unserer Ellenbogengesellschaft bringen: eine Erhöhung der Zahl der zu erteilenden Wochenstunden. Lehrerfahrten (was immer das sein mag) und Fortbildung nicht mehr in der Schulzeit, sondern in den Ferien. Wegfall von Anrechnungsstunden, also keinen Ausgleich für nachgewiesene Mehrbelastung. Das genannte Beispiel "Vertrauenslehrer" zeigt, wie das "Mehr Demokratie wagen" gemeint ist (FR vom 23. 12. 1992 "Lehrer sollen länger arbeiten").
Frau Götte und die sozialliberale Landesregierung erbringen eine erstaunliche Verdrängungsleistung.
Mehrere arbeitsmedizinische Untersuchungen haben nachgewiesen, wie unmäßig hoch die psychosomatische Belastung der LehrerInnen ist, und ein vorurteilsfreier Blick auf die - bedauernswerten - heutigen Jugendlichen erklärt, warum. Na und?
Die trotz zurückliegender Jahre guter Konjunktur stark überalterten Kollegien klagen, daß immer weniger LehrerInnen ihr Pensionsalter bei erträglichem Gesundheitszustand erreichen, oder daß die Frühpensionierungen aus Gesundheitsgründen signifikant zugenommen haben. Wenn schon.
Seit Jahren existiert ein struktureller - also ministeriell geplanter - Unterrichtsausfall. Der daneben bestehende Unterrichtsausfall aus Krankheitsgründen dürfte sich erhöhen, weil die Noch- Gesunden nun noch mehr Ausfall abdekken (müssen) - ein sich selbst verstärkender Prozeß. Macht nichts.
Hinter der schlüssig klingenden Formel "Lehrerzuweisung nach Anzahl der Klassen UND der Schüler" verbirgt sich nichts anderes als Vergrößerung der Lerngruppen oder Kürzung des Unterrichtsangebots bei Beibehaltung der Gruppengröße. Warum nicht beides?
Mehrere Rechnungshofberichte haben nachgewiesen, daß die "dienstliche Inanspruchnahme" (Rechungshofdeutsch) der LehrerInnen bis zu über 30 Prozent über der für LehrerInnen gültigen Wochenarbeitszeit von 45 Stunden (Ferienvorteil) liegt. Frau Götte hat seit Monaten einen solchen Bericht vorliegen, den sie wohlweislich der Öffentlichkeit vorenthält. Muß die alles wissen?
All das wird von der Landesregierung, deren Wirtschaftsminister sich - als Sparbeitrag sozusagen - zwei Staatssekretäre leistet, verdrängt. Zwar rechnet Hoffnungsträger Scharping "mit erheblichem Widerstand der Lehrerverbände". Bei richtiger Einschätzung der Lage müßte er auch mit Elternwiderstand rechnen. Nicht allein wegen der Rückführung der Lernmittelfreiheit auf CDU- Niveau, sondern vor allem wegen der anderen Maßnahmen.
Wie der Ministerpräsident sein vollmundig angekündigtes "hochwertiges Unterrichtsangebot weiter aufrechterhalten" will mit gebeutelten und demotivierten LehrerInnen, bleibt sein Geheimnis. Welcher Lehrer, der ohnehin an den Grenzen seiner Belastbarkeit (s. o.) angekommen ist, wird die geplante Leistungsverdichtung (die gesetzliche Arbeitszeit bleibt ja gleich) in noch längere Arbeitszeit umsetzen wollen oder können? Es gehört nicht viel Phantasie, aber doch mehr als Scharping und Götte haben, dazu, sich die Folgen für die Schulen und Schüler auszumalen.
Es bleibt die Frage, weshalb eine der reichsten und produktivsten Gesellschaften der Menschheitsgeschichte es nicht fertigbringt, die Ausbildung ihrer Jugend - ihrer Zukunft - aus der Elendszone herauszuholen. Die Antwort liegt in der grenzenlosen Inkompetenz ihrer Regierenden, die ihren Amtseid offensichtlich für eine rituelle Leerformel halten.
Herbert Wolf, Ludwigshafen
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MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Vereine / Organisationen Hattersheim. "Treffpunkt": Spielkreis für Alleinerziehende, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 15 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 45 / 3 41 61.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Eppstein. Freiwillige Feuerwehr: Entsorgung von Altreifen, Bauhof des Rathauses I, 14 bis 16 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Kelkheim. Weihnachtliche (Nach)klänge in St. Martin, Trompete und Orgel Chor a cappella, Martinskirche Kelkheim-Hornau, 17 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. VdH: Neujahrsfrühschoppen, kath. Pfarrheim St. Barbara, 10 Uhr.
Filmspiegel
Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kevin - Allein in New York (Sa. 17.30, 20 Uhr, So. 15, 17.30, 20 Uhr).
Hattersheim. Reineke Fuchs (Sa., So. 15 Uhr; Schatten des Wolfes (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 15, 17.30 20.15 Uhr); Bodyguard (Sa. 22.30 Uhr).
Kino 2: Sister Act (Sa., So. 15. 17.30, 20.15 Uhr); Blues Brothers (Sa. 22.30 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr); Wyne's World (Sa. 22.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, Sa. 9.30 bis 13 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Eschenplatz: Werke des Bildhauers Manfred Robertz, Sa. 15 bis 18 Uhr (bis 10. 1.).
Hofheim. Ehemaliges Rathaus von Diedenbergen (Ortsmittelpunkt): "Küche und Haushalt im ländlichen Diedenbergen vor 60 Jahren", 15 bis 17 Uhr.
Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).
Rathaus-Foyer: Suhler Künstler stellen aus "Mal seh'n, was draus wird", Sa. 14 bis 18 Uhr, So. 11 bis 18 Uhr (bis 3. 1.).
Rohbau Stadtmuseum, Burgstraße 11: "Zwischenräume", Sa. 14 bis 17 Uhr, So. 11 bis 17 Uhr (bis 3. 1.).
Hochheim. Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13. WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.
Höchster Orgelszene: Werke von Vivaldi, Bach, Gigout und Vierne, St.-Josef-Kirche, 17 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm König Drosselbart (So. 15 Uhr); An Angel at my table - Ein Engel an meiner Tafel, Original mit Untertiteln (Sa., So. 20 Uhr); Delicatessen (Sa. 22.45 Uhr). Ausstellungen Höchst. Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloß: Kunst im Schloß von Zaneta Vangeli, Sa., So. 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Wiener Blut", 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Das weite Land", 19.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr).
Kurhaus: Konzert "Nationaloper Brünn", 20 Uhr. Vereine / Organisationen Wiesbadener Volkssport-Club: Internationaler Silvestermarsch mit Fackelmarsch, Start und Ziel: Bürgerhaus Delkenheim, Münchener Straße, Startzeit 8 bis 16 Uhr, 15 Uhr Fackelmarsch. Sonntag
Theater / Konzerte Theater, Gr. Haus: "La Traviata", 18 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Loriots dramatische Werke", 19.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: "Hier sind Sie richtig", 15.30 Uhr. Vereine / Organisationen Wiesbadener Volkssport-Club: Internationaler Silvestermarsch mit Fackelmarsch, Start und Ziel: Bürgerhaus Delkenheim, Münchener Straße, Startzeiten: 8 bis 16 Uhr, Fackelmarsch 15 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Filmspiegel
Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 13, 15.15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (Sa., So. 13, 15.30, 18, 20.30, Sa. 23.15 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 13.30, 16.30, 19.30, Sa. 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (Sa., So.13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Candyman's Fluch (Sa., So.13, 15.30, 18, 20.30, Sa. 23 Uhr).
Alpha: Grüne Tomaten (Sa., So. 14.30, 17.30, 20.30, Sa. 23.30 Uhr).
Beta: Mein Bruder Kain (Sa., So. 14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).
Gamma: Die Commitments (Sa., So. 14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: IP 5 (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 22.45 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Waterdance (Sa., So. 17.15, 19.45 Uhr). Gas Food Lodging (Sa., So. 22.15 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Serengeti darf nicht sterben (Sa., So. 13.15, 15.15 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Kellergalerie der Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Bücher/Mappen/ Unikate", Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 7. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", Sa. 9 bis 12.30 Uhr (bis 5. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, Sa., So. 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: Sa., So. 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Dokumenten zur Geschichte Dotzheims; Sonderschau "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), So.: 10 bis 12 Uhr.
- ohne Gewähr -
Jedes Jahr wandert eine Fülle von Meldungen über den Schreibtisch, die es aus verschiedenen Gründen wert sind, festgehalten und nach einer gewissen Zeit wieder hervorgekramt zu werden. Aus dem Wust von 1992 legten wir in skeptischer Vorahnung folgende Nachricht auf die Seite, die von der Agentur AP am 19. Januar - also vor fast genau einem vollen Jahr - gesendet wurde:
Die Kfz-Steuer wird nach Angaben von Bundesumweltminister Klaus Töpfer vom nächsten Jahr an nach dem Dreck und Lärm bemessen, den die Fahrzeuge verursachen: "Stinker und Krachmacher zahlen drauf", sagte er in einem Interview der Münchner Illustrierten Bunte . . . "Die einzelnen Tarife werden ab Januar 1993 vom Schadstoffausstoß und vom Lärm pegel abhängen . . . Je geringer der Kohlendioxid-, Stickoxid-, Kohlenmonoxid-, Kohlenwasserstoff- und Partikelausstoß, je niedriger die Dezibelwerte, desto günstiger der Steuersatz", erklärte der Umweltminister. Die Hersteller würden dann umweltfreundlichere Autos bauen.
Töpfer kündigte außerdem einen Verordnungsentwurf der Bundesregierung an, nach dem künftig in Innenstädten ein Fahrverbot erlassen werden kann. "Danach kann in Ballungsgebieten der Verkehr umgeleitet, vermindert oder stillgelegt werden, wenn bestimmte Schadstoffwerte in der Luft überschritten werden - zum Beispiel die Werte für Stickoxid und Benzol.
Soweit der Wortlaut der nahezu zwölf Monate alten Meldung. Sollten wir etwas nicht richtig mitbekommen oder der geplagte CDU-Minister sich vielleicht in der Jahreszahl vertan haben? jk
In der FR vom 22. Dezember 1992 schreibt Professor Dirk Hoerder, abgesehen von den Akkulturationsproblemen der Deutschstämmigen, in seinem hervorragenden Beitrag "Einzellösungen kommen zu spät und helfen nicht weiter" folgenden Satz:
"Die im Zuge des Kriegsfolgerechtes geschaffene Möglichkeit für sog. Deutschstämmige aus den osteuropäischen Staaten nach Deutschland zurückzukehren, ist international einmalig. Es hält an der Fiktion der Staatsangehörigkeit durch Abstammung (Blutlinie) fest."
In anderen Worten ausgedrückt heißt es, daß es sich um eine völkische Definition des Staatsangehörigkeitsgesetzes handelt, in dem die Menschen nichtdeutscher Abstammung (sprich Gastarbeiter) in Deutschland keine Teilhabe an der Gesellschaft haben können, egal wieviel sie zum Wohlstand dieser Republik seit 35 Jahren beigetragen haben.
Ich frage mich, was ist der Unterschied zwischen Deutschland und Südafrika? Ist das nicht eine Schande für eine Demokratie? Für mich steht fest: Die ausländerfeindlichen Skinheads sind nicht die Hauptschuldigen, sondern es ist vielmehr die deutsche Gesetzgebung.
Tanweer Hussain, Bickenbach
Für viele Steuerzahler in Frankfurt brachte der Jahreswechsel Erleichterung - aus der Sicht von Kämmerer Martin Grüber (SPD) war es eher ein schwarzer Tag. Denn die Veränderungen auf dem Feld der Steuern zum 1. Januar 1993 machen unter dem Strich für die gebeutelte Stadtkasse eine zusätzliche Belastung von 42 Millionen Mark aus. Tausende von Ladenbesitzern und Einzelhändlern, ebenso die 2800 Wirte und Restauranteigentümer sowie die Eigner aller Kommanditgesellschaften in Frankfurt, dürfen sich freuen: Ihre Steuerfreibeträge erhöhen sich, sie müssen damit weniger an den Stadtsäckel abführen.
Alle Bürger betrifft eine zweite, wichtige Änderung: Die Mehrwertsteuer hat sich von 14 auf 15 Prozent erhöht.
Der Kämmerer verliert durch die höheren Steuerfreibeträge etwa 30 Millionen Mark im Jahr an erwarteten Einnahmen aus der Gewerbesteuer nach Ertrag und Kapital. Dieses Steuerpaket hatte schon am 14. Februar 1992 mit einer knappen Mehrheit die letzte politische Hürde im Bonner Bundesrat genommen. Im Stadtsteueramt rechnen die Fachleute derzeit zusammen, wie viele Einzelpersonen und Kommanditgesellschaften in Zukunft Steuern sparen.
Wichtig: Für alle Kapitalgesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung ändert sich nichts.
Im Geldbeutel aller Bürger wird sich die höhere Mehrwertsteuer von 15 Prozent bemerkbar machen - die Preise steigen. Tatsächlich aber gibt es zahlreiche Produkte, die schon jetzt nicht mit der Mehrwertsteuer in voller Höhe belastet sind. Das gilt etwa für alle Lebensmittel und für Tierfutter: Hier muß immer nur der halbe Steuersatz entrichtet werden, künftig also siebeneinhalb Prozent. Eine Befreiung von 50 Prozent genießen auch Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Ebenso zur Hälfte befreit sind der öffentliche Nahverkehr als Dienstleistung, aber auch der Handel mit Kunstwerken. Für die Stadt und Kämmerer Grüber hat die höhere Mehrwertsteuer in diesem Jahr 1993 eine Ausgabensteigerung von zwölf Millionen Mark zur Folge. Denn bei (fast) allen ihren Anschaffungen ist die Kommune gezwungen, höhere Preise zu zahlen.
Wie kann die neue Belastung von insgesamt 42 Millionen Mark für die städtischen Finanzen im neuen Haushaltsjahr ausgeglichen werden? Darüber denken die Fachleute in der Kämmerei gegenwärtig intensiv nach. Am Ende wird auch dieses Problem wie andere offene Fragen der finanziellen Entwicklung im bereits angekündigten Nachtragshaushalt 1993 bewältigt werden müssen.
In den nächsten Wochen stehen noch Beratungsrunden der Koalitionspartner von SPD und Grünen an. Eine Magistratsvorlage möchte der Kämmerer erst nach der Kommunalwahl vom 7. März präsentieren - vorher, so sein Argument, gebe es keine endgültige Klarheit über die Ergebnisse des jetzt zu Ende gegangenen Haushaltsjahres 1992. Spätestens im Mai, so ist die derzeitige Terminplanung der rot-grünen Koalition, soll der Nachtragsetat dann im Stadtparlament verabschiedet werden - es steht den Bürgern ein neues Sparpaket ins Haus. jg (Siehe auch: Prost . . . auf Seite 15)
Juli
1. Leichtathletik: Grand -Prix- Meeting in Helsinki.
1.-4. Kanu: DM Rennsport in München; Wildwasser-WM, Abfahrten in Val di Sole/Mezzana/Italien.1.-11. Fechten: WM der Männer und Frauen in Essen.
2.-4. Volleyball: Weltliga: Deutschland - Griechenland, zwei Spiele in Deutschland.
3. Leichtathletik: Hochsprung- Meeting in Eberstadt; Grand- Prix-Meeting in Oslo.
4. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Magny Cours/Frankreich.
3.-25. Rad: Tour de France.
4. Speedway: WM-Halbfinale, Langbahnen, in Herxheim und Scheeßel. Pferdesport: Traberrennen in Berlin-Mariendorf, Galopprennen "Deutsches Derby" in Hamburg-Horn.Triathlon: EM Kurzstrecken in Echternach/Luxemburg.
5.-11. Tennis: Männerturniere in Newport/USA, Bastad/Schweden, Gstaad/Schweiz, Frauenturnier in Palermo/Italien. Segeln: Segelwoche vor Warnemünde.6.-16. Rad: Rheinland-Pfalz-Rundfahrt der Amateure.
8.-11. Schwimmen: Jugend-EM in Istanbul. Kanu: WM-Slalom in Val di Sole/Mezzana.8.-19. Universiade: Studenten-Weltspiele in Buffalo/USA.
9.-11. Volleyball: Weltliga: Japan - Deutschland, zwei Spiele in Japan.Leichtathletik: DM, zugleich WM-Qualifikation der Männer und Frauen in Duisburg. Rudern: Rotsee-Regatta in Luzern/Schweiz.Pferdesport: Military-DM in Luhmühlen.
9.-19. Segeln: WM Finn in Bangor/Irland.10. Triathlon: "Iron Man Europa" in Roth bei Nürnberg.
10./11. Faustball: DM der Männer und Frauen in Heinsberg. Leichtathletik: Finale Europacup, Mehrkämpfe, in Oulu/ Finnland.
11. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Silverstone/GBR.
12.-17. Tennis: Frauenturniere in Kitzbühel/Österreich und Prag.
13.-24. Segeln: WM der 470er-Klasse in Crozon Morgat/Frankreich.
14.-20. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Argentinien".
Mini-Golf: Deutsche Meisterschaften (12- m-Bahnen).
15.-18. Golf: "British Open" in St. Andrews/Schottland.16.-18. Tennis: Davis-Cup, zweite Runde. Behindertensport: Leichtathletik-DM in Wunstorf. Volleyball: Weltliga: Brasilien - Deutschland, zwei Spiele in Brasilien. Motorsport: EM-Lauf "Rallye Deutschland"; DM-Lauf Tourenwagen.17./18. Motorsport: Motorboot WM- und EM-Läufe in Berlin-Grünau.
18. Pferdesport: Trabrennen in Recklinghausen, Galopprennen "Frankfurter Pokal" in Frankfurt/Main.Motorsport: Motorrad-WM-Läufe in Le Castellet/Frankreich.
19.-25. Tennis: Männerturniere in Washington und Stuttgart-Weißenhof; Frauen-Federation-Cup in Frankfurt/Main.
20.-31. Hockey: WM-Qualifikations- Turnier der Frauen in Philadelphia/USA.21. Leichtathletik: Sportfest in Ingolstadt.23. Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting in London.
23.-25. Schießen: DM Vorderlader in Pforzheim. Volleyball: Weltliga: Griechenland - Deutschland, zwei Spiele in Griechenland. Pferdesport: EM der Junioren Springreiten und Dressur in Spangenberg.
23.-31. Segeln: Travemünder Woche.
24. Triathlon: DM Mittelstrecke in Waldeck.
24./25. Motorsport: Motorboot WM- und EM-Läufe auf der Norderelbe/ Hamburg. Rudern: DM der Vereine in Duisburg.
24.-1.8. Pferdesport: EM der Springreiter in Gijon/Spanien.
25. Pferdesport: Trabrennen in Berlin-Mariendorf, Galopprennen in Düsseldorf. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 "Großer Preis von Deutschland" in Hockenheim.
26.-1.8. Tennis: Männerturniere in Montreal und Hilversum/Niederlande, Frauenturniere in Stratton Mountain/USA und San Marino; DM der Männer und Frauen in Braunschweig.
29.-1.8. Leichtathletik: Junioren-EM in San Sebastian/Spanien. Motorsport: DM- und EM-Lauf "Rallye Hunsrück". Volleyball: Finalrunde der Weltliga, Männer.
29.-7.8. Segeln: Admirals-Cup vor Cowes/Südengland.30.-8.8. Schwimmen: EM der Männer und Frauen, Wasserball, Kunstschwimmen, Wasserspringen, in Sheffield/GBR.
31.-8.8. Moderner Fünfkampf: WM der Männer und Frauen in Darmstadt.31.-12.8 Schießen: EM in Brünn/TCH.
August
1. Triathlon: EM, Langstrecke, in Embrun/Frankreich; Deutschland-Cup.Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting in Köln. Speedway: WM-Finale, Paar, in Vojens/Dänemark; EM-Halbfinale, Grasbahn, in Celle. Pferdesport: Trabrennen in Berlin-Mariendorf, Galopprennen in Berlin, München und Köln. Fußball: DFB-Super-Cup. Motorsport: WM-Läufe in Donington/GBR.1.-7. Segeln: WM Flying Dutchman und WM Drachen in Travemünde.1.-8. Segeln: WM der Frauen, Europaklasse, in Kalovig Badelaug/ Dänemark.
2.-8. Rad: Hessen-Rundfahrt der Amateure. Tennis: Männerturniere in Kitzbühel, Los Angeles und San Marino; Frauenturnier in San Diego/USA.
4. Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting in Zürich.
4.-8. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Neuseeland". Rudern: Junioren-WM in Oslo- Aarungen/Norwegen.
6./7. Fußball: Saisonbeginn Erste Bundesliga.
6.-8. Schießen: DM im Bogenschießen in Münster.
7. Rad: Weltcup-Rennen in San Sebastian. Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting in Monte Carlo.
7./8. Motorsport: DM-Läufe Tourenwagen und Formel 3 in Diepholz.7.-15. Wassersport: WM Kanu-Segeln in Point Richmond/USA.
8. Triathlon: WM Kurzstrecke in Nürnberg. Pferdesport: Galopprennen in Berlin-Hoppegarten und Neuss. Leichtathletik: Sportfest in Lindau.9.-15. Tennis: Männerturniere in Cincinnati/USA und Prag, Frauenturnier in Manhattan Beach/ USA.
11.-15. Rad: Thüringen-Rundfahrt der Frauen.
12.-15. Pferdesport: Deutsches Spring-, Dressur- und Fahrderby in Hamburg.
12.-28. Segelfliegen: WM Kunstfliegen in Venlo/Niederlande.
13.-22. Leichtathletik: WM in Stuttgart.
15. Rad: Weltcup-Rennen in Leeds/ GBR. Tanzen: WM der Amateure, Kombination, in Sydney. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Budapest. Pferdesport: Trabrennen in München-Daglfing, Galopprennen in Gelsenkirchen und Berlin-Hoppegarten.15.-22. Schießen: DM in München. Segeln: DM 470er-Klasse auf dem Müritz-See.
16.-18. Taekwondo: WM in New York.
16.-22. Tennis: Männerturniere in New Haven/USA und Indianapolis/ USA; Frauenturnier in Toronto.
17.-22. Rad: Bahnen-WM der Profis und Amateure in Hamar/Norwegen.19.-21. Mini-Golf: WM in Göteborg-Askim/Schweden.19.-26. Segeln: WM Tempestklasse in Warnemünde.
20.-5.9. Fußball: WM "U 17" in Japan.
21. Tanzen: Profi-DM, Kür, Standard, in Bad Kissingen.
21./22. Triathlon: DM Kurzstrecke in Mengen.
21.-29. Hockey: Weltturnier, Frauen, in Amstelveen/Niederlande.
22. Motorsport: EM-Lauf Formel 3000 und DM-Lauf Formel 3 auf dem Nürburgring; Speedway-EM-Finale, Seitenwagen, in Harsewinkel. Pferdesport: Trabrennen in Recklinghausen. Rad: Weltcup-Rennen in Zürich.
23.-29. Tennis: Männerturniere in Hamlet/USA und Schenectady/ USA, Frauenturniere in Schenectady und San Juan/Puerto Rico.
25.-28. Ringen: Freistil-WM in Toronto.
25.-29. Golf: "German Open" in Düsseldorf-Hubbelrath.Motorsport: WM-Lauf "1000- Seen-Rallye" in Finnland. Kanu: WM Rennsport Männer und Frauen in Kopenhagen. Rad: Straßen-WM der Amateure und Profis in Oslo.
25.-30. Schießen: Weltcup-Finale in München.
27. Leichtathletik: Grand-Prix-Meeting in Berlin.
27.-29. Schwimmen: Junioren-WM in England. Pferdesport: Turnier der Sieger in Münster.
27.-5.9. Pferdesport: Rennwoche Baden-Baden in Iffezheim.
29. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 und EM-Lauf Formel 3000 in Spa/Belgien; Speedway-WM-Finale in Pocking.
29.-3.9. Segeln: EM Starboote in Skodstrup/Dänemark.30.-5.9. Rudern: WM der Männer und Frauen in Roudnice/TCH.
30.-12.9 Tennis: Grand-Slam-Turnier "US-Open" in Flushing Meadow/New York.
31.-3.9. Eiskunstlaufen: "Nebelhorn- Trophy" in Oberstdorf.
31.-5.9. Tanzen: "German Open" in Mannheim.
September
1. Leichtathletik: Sportfest in Koblenz und Rovereto/Italien.
2.-4. Motorsport: "Franken-Rallye".
2.-5. Golf: "European Masters" in Crans sur Sierre/Schweiz. Segeln: DM der Frauen, Europaklasse, in Warnemünde.
2.-12. Boxen: EM der Amateure in Bursa/Türkei.
4./5. Leichtathletik: Junioren-DM in Berlin. Motorsport: DM-Lauf Tourenwagen und Formel 3 auf der Avus in Berlin. Judo: DM, Einzel, in Rüsselsheim.Rhythmische Sportgymnastik: Masters in Stuttgart.
4.-11. Segeln: WM Soling in Phalaeron/Griechenland.4.-12. Volleyball: EM der Männer in Turku und Oulu/Finnland.
5. Pferdesport: Trabrennen in Berlin-Mariendorf, Galopprennen in Iffezheim. Rad: Weltcup-Rennen in Kanada.Triathlon: DM, Mannschaften, in Köln. Motorsport: Motorrad-WM-Läufe in Misano/Italien.
6.-12. Schießen: WM im Bogenschießen in Antalya/Türkei.
9.-12. Golf: DM in Köln-Refrath; "European Open" in Eastbourne/ GBR. Pferdesport: Military-EM in Achselschwang.
10. Leichtathletik: Finale Grand- Prix-Meeting in London.
10.-12. Tischtennis: European Masters in Hannover.
11. Rhythmische Sportgymnastik: WM-Qualifikation.
11./12. Wassersport: Wasserski-WM in Singapur. Rad: Bahnen-DM, Amateure Derny, in Singen. Duathlon: Deutschland-Cup in Jümme. Motorsport: Mannschafts-WM "Cross der Nationen" in Schwanenstadt/Österreich.12. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Monza/Italien. Pferdesport: Trabrennen in Hamburg, Galopprennen in Hannover.
12.-17. Segeln: WM Starboote in Kiel.
13.-19. Tennis: Männerturniere in Köln, Bordeaux und Brasilia; Frauenturniere in Paris und Hiroshima/Japan.
16.-19. Pferdesport: Dressur-EM in Lipica/Slowenien.Tennis: Mixed-EM in Saarbrükken.17. Tennis: 1. Bundesliga-Finale.
17.-19. Ringen: WM griechisch-römisch in Stockholm.
17.-20. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Australien".
18. Tanzen: "Großer Preis von Deutschland" der Profis, Latein, in Norderstedt. Handball: Saisonbeginn Erste Bundesliga.
18./19. Rhythmische Sportgymnastik: Deutschland-Cup. Motorsport: DM-Lauf Tourenwagen und Formel 3 in Hockenheim; Motocross WM-Lauf, Seitenwagen, in Straßbessenbach. Kanu: DM Slalom in Augsburg.
19. Motorsport: WM-Läufe in Montreal; Speedway-WM-Finale, Mannschaften, in Bradford/ GBR. Pferdesport: Trabrennen in Gelsenkirchen, Galopprennen in Frankfurt/Main. Tennis: 2. Bundesliga-Finale. Leichtathletik: Berlin-Marathon (event. am 26.9.). Rad: DM Vierer-Mannschaft in Forst.
20.-26. Segeln: WM Match Race in Perth/Australien. Tennis: Frauenturnier in Tokio.
21.-26. Leichtathletik: Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin.
22. Fußball: Länderspiel: Tunesien - Deutschland in Tunis.
23.-27. Segeln: WM Tornado in Long Beach/USA.
24.-26. Rad: DM Hallen-Radsport in Moers. Tennis: Davis-Cup, Halbfinals.
24.-3.10. Volleyball: EM der Frauen in Brünn/Zlin/TCH.
25. Duathlon: EM in Königslutter. Pferdesport: Galopprennen in Köln. Karate: DM in Konstanz oder Köln. Segeln: Start zur 6. Weltumseglung in Southampton/GBR.
25./26. Leichtathletik: "Kleine Deutsche Meisterschaft" (Ort noch nicht bestimmt).
25.-3.10. Surfen: Weltcup der Männer und Frauen vor Sylt.
26. Pferdesport: Trabrennen in München-Daglfing, Galopprennen in Köln. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Estoril/Portugal; Speedway- WM-Finale, Langbahnen, in Mühldorf. Rad: Profirennen in Baden-Baden; DM Straßen-Vierer der Frauen in Forst.
26.-4.10. Rad: Junioren-WM Bahn und Straße in Perth.
27.-3.10. Tennis: Männerturniere in Basel, Palermo und Brisbane/Australien; Frauenturniere in Leipzig, Bayonne/Frankreich und Taipeh.
30.-3.10. Judo: WM der Männer und Frauen in Hamilton/Kanada. Pferdesport: "Bremen Classic".
Oktober
1./2. Gewichtheben: DM Männer und Frauen. Pferdesport: Trabrennen in Pfaffenhofen.
3. Leichtathletik: WM Halbmarathon in Brüssel. Pferdesport: Trabrennen in München-Daglfing, Galopprennen in Dortmund und Berlin- Hoppegarten, "Prix de L'Arc de Triomphe" in Paris. Duathlon: WM in Frankreich. Rad: Profi-Straßenrennen in Paris-Tours; Amateur-Straßenrennen in Frankfurt/Main. Motorsport: Motorrad-WM-Läufe in Kyalami/Südafrika.
4.-10. Tennis: Männerturniere in Sydney, Toulouse und Athen; Frauenturniere in Zürich und St. Petersburg.5. Fußball: Benefiz-Spiel: Deutsche Nationalmannschaft - "Bundesliga-Ausländer".
6. Handball: EM-Qualifikation: Deutschland - Griechenland.
8.-10. Badminton: "German Open" in Oberhausen.
9. Tanzen: Deutschland-Cup der Profis, 10 Tänze, in Hameln. Rad: Weltcup-Rennen "Lombardei-Rundfahrt"/Italien.Pferdesport: Trabrennen in Hamburg. Handball: EM-Qualifikation: Griechenland - Deutschland.
9./10. Motorsport: Tourenwagen-Trophäe, letzter Lauf in Hockenheim.Rhönrad: DM in Stolberg.
10. Pferdesport: Trabrennen in Hamburg, Galopprennen in Düsseldorf.
10.-14. Motorsport: WM-Lauf "Rallye San Remo"/Italien.
11.-17. Tennis: Männerturniere in Tokio, Tel Aviv und Bozen/Italien; Frauenturniere in Stuttgart-Filderstadt und Montpellier/ Frankreich.
12. Fußball: EM-Qualifikation "U 21": Deutschland - Dänemark.13. Fußball: Länderspiel: Deutschland - Uruguay in Karlsruhe.
16. Rad: Weltcup-Finale, "Preis der Nationen" in Frankreich.
16./17. Fechten: Weltcup der Männer, Degen, in Melbourne. Hockey: DM-Finale der Frauen.
17. Pferdesport: Trabrennen in Gelsenkirchen.18.-24. Tennis: Männerturniere in Lyon, Wien und Peking; Frauenturniere in Brighton/GBR und Budapest.
21.-24. Golf: World Match Play Championships in Wentworth/GBR. Pferdesport: Turnier in Düsseldorf.22.-4.11 Schach: Mannschafts-WM der Männer in Luzern.
23. Tanzen: WM der Amateure, Latein, in Zürich; DM Formation in Bremerhaven; Deutschland- Cup der Profis, Latein, in Singen.23./24. Judo: Mannschafts-EM der Männer und Frauen in Frankfurt/Main.24. Motorsport: WM-Lauf Formel 1 in Suzuka/Japan. Pferdesport: Trabrennen in München-Daglfing; Galopprennen in Düsseldorf.
24.-31. Rollkunstlaufen: WM in Bordeaux.25.-31. Tennis: Männerturniere in Stockholm und Guaruja; Frauenturnier in Essen.
26.-31. Surfen: WM in Punta del Este/ Uruguay. Volleyball: Weltcup der Vereine in Treviso/Italien.
27.-30. Boxen: DM der Amateure in Bochum.
28.-31. Pferdesport: Hallenturnier in Stuttgart.
28.-2.11. Rad: Sechstage-Rennen in Dortmund und Grenoble.
29.-2.11. Golf: PGA-Finale in San Francisco.29.-31. Taekwondo: DM in Essen.
30. Tanzen: DM der Profis, Standard, in Nürnberg; DM der Amateure, Latein, in Calw; Weltcup der Amateure, Standard, in Wien.
30./31. Hockey: DM-Finale der Männer.31. Leichtathletik: Weltcup-Marathon in San Sebastian. Pferdesport: Trabrennen in Recklinghausen.
31.-7.11 Squash: "European Open" in Kiel.
November
1.-4. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Catalunya"/Spanien.
1.-7. Tennis: Männerturniere in Paris und Buzios; Frauenturniere in Oakland/USA und Quebec/ Kanada.
4.-7. Rhythmische Sportgymnastik: WM in Alicante/Spanien.
4.-9. Rad: Sechstage-Rennen in München.
5.-7. Eishockey: Deutschland-Cup in Stuttgart.
6. Karate: DM, Einzel, in Koblenz. Tanzen: EM der Amateure, Latein, in Antwerpen/Belgien.
6./7. Judo: Europacup-Finale. Fechten: Weltcup, Degen, Männer, in Arnheim/Niederlande. Schwimmen: Sprint-DM.
7. Leichtathletik: Marathonstaffel Potsdam-Berlin. Motorsport: Letzter WM-Lauf in Formel 1 in Adelaide/Australien.Pferdesport: Trabrennen in Gelsenkirchen.8.-14. Tennis: Männerturniere in Antwerpen, Moskau und Sao Paulo; Frauenturniere in Philadelphia und Columbus/USA.
10.-14. Pferdesport: Hallenturnier in Hannover. Handball: Frauen-Länderturnier "Karpaten" in Rumänien.
12.-21. Gewichtheben: WM der Männer und Frauen in Melbourne.
13. Badminton: Weltcup-Finale in Frankfurt/Main. Pferdesport: Trabrennen in Pfaffenhofen.
13./14. Rhythmische Sportgymnastik: Mannschafts-DM in Stadtallendorf.Billard: Weltcup in Berlin. Fechten: Weltcup, Säbel, in Sofia.Schwimmen: Sprint-EM in Gateshead/GBR.15.-21. Tennis: ATP-WM-Finale, Masters der Männer, in Frankfurt/ Main; Frauen-Masters in New York.
17. Fußball: Länderspiel: Deutschland - Brasilien in Köln. Pferdesport: Trabrennen "Deutschland-Pokal" in Hamburg.17.-21 Pferdesport: Weltcup-Hallenturnier in Berlin.
18.-20. Eiskunstlaufen: Nations-Cup in Gelsenkirchen.
18.-23. Squash: World Open in Islamabad/Pakistan.19.-24. Volleyball: Weltcup der Vereine, Frauen, in Ancona/Italien.
20. Fechten: Deutschland-Pokal in Dirmstein; Weltcup Frauenflorett in Athen.
21. Fechten: Säbelturnier in München; Weltcup, Säbel, in Athen.
21.-26. Motorsport: WM-Lauf "Rallye Großbritannien".
22.-28. Tennis: ATP-WM-Finale, Doppel, in Johannesburg.
23.-28. Handball: Nationen-Supercup in Deutschland.
24.-28. Squash: Mannschafts-WM in Karatschi/Pakistan.
24.-5.12. Handball: WM der Frauen in Norwegen.
26.-28. Rad: WM im Kunstradfahren und Radball in Honkong. Eisschnellaufen: Weltcup der Männer und Frauen in Berlin. Pferdesport: Hallenturnier in Kiel. Ski alpin: 1. Weltcup-Wettbewerb.27. Tanzen: DM im Jazztanz und Moderne Dance in Wolfenbüttel; DM Formation, Standard, in Berlin.
30.-5.12. Eiskunstlaufen: WM der Junioren in Colorado Springs/USA.
2.-5. Schwimmen: Kurzbahnen-WM in Palma de Mallorca.
2.-6. Pferdesport: Hallenturnier in Frankfurt/Main.
3.-5. Tennis: Davis-Cup-Finale. Tanzen: Weltcup Rock'n'Roll in Köln. Eisschnellaufen: Weltcup in Hamar/Norwegen.Turnen: DTB-Pokal in Stuttgart.Wintersport: Weltcup-Wettbewerbe: Ski alpin, nordisch, Skispringen, Bob und Rennrodeln.
4./5. Fechten: Weltcup Degen, Männer, in Budapest. Schwimmen: Mannschafts-DM im Kunstschwimmen in Karlsruhe.7.-12. Tennis: Grand-Slam-Cup in München.
10.-12. Turnen: DM der Frauen in Berlin.11. Tanzen: Formations-WM, Latein in Maastricht/Niederlande (event. am 18.12.).
11./12. Fechten: Weltcup Säbel in Nancy, Degen der Männer in Barcelona; DM Männerflorett, Einzel und Mannschaft. Wintersport: Weltcup-Wettbewerbe: Ski alpin, nordisch, Skispringen, Bob und Rennrodeln.
12. Fußball: Super-Weltcup-Finale in Tokio.
12.-19. Handball: Karpaten-Cup der Männer in Rumänien.
14. Fußball: EM-Qualifikation "U 21": Spanien - Deutschland, Rückspiel.
16.-19. Tanzen: WM der Profis in Montego Bay/Jamaika. Eiskunstlaufen: DM in Herne.
17.-19. Volleyball: Vier-Nationenturnier in Deutschland.
18. Fußball: Länderspiel: USA - Deutschland in San Francisco.
18./19. Handball: EM-Qualifikation: Deutschland - Frankreich. Fußball: Auslosung WM-Endrunde in Las Vegas. Wintersport: Weltcup-Wettbewerbe.22. Fußball: Länderspiel: Mexiko - Deutschland in Mexiko City.
27.-30. Eishockey: Finalrunde Europacup der Vereine.
29./30. Bob: Nationencup in Berchtesgaden/Königssee.30. Skispringen: Weltcup, Auftakt der Vierschanzen-Tournee in Oberstdorf.
BIEBESHEIM / RIEDSTADT. Ganz anders als etwa der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lothar Klemm, werten drei Umweltschutzgruppen aus dem Ried den angeblich "nachgebesserten" Vertrag zwischen dem Land und der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) zur HIM-Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim. Darin seien lediglich "Absichtserklärungen" aufgeführt, die im Falle eines Vertragsbruches mit Sicherheit folgenlos blieben, so die Einschätzung der Gegner der Verbrennungsöfen.
Darüber hinaus: "Der wichtigere Vertragstext zwischen KAG und HIM wurde an keiner einzigen Stelle nachgebessert". Dies erklärten die Aktionsgemeinschaft Umweltschutz (AGU) Biebesheim, "Crumschter gegen SVA Biebesheim" sowie der Ortsverband Riedstadt / Stockstadt und der Kreisverband Groß-Gerau des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Außerdem sei es keineswegs so, daß alle hessischen KAG-Mitglieder - mit Ausnahme Riedstadts - ihre Zustimmung zu den vorliegenden Vertragsentwürfen mit dem Land und der Hessischen Industriemüll GmbH bekundet hätten, erklären die Umweltgruppen weiter. Denn es müsse sehr genau zwischen dem Abstimmungsverhalten einzelner Kommunalvertreter während der KAG-Sitzungen und den letztlich entscheidenden Beschlüssen der Parlamente in den Mitgliedskommunen der Gemeinschaft unterschieden werden. Ohnehin habe nur die Hälfte der KAG-Vertreter bei der letzter Zusammenkunft dem Vertragswerk Hintertürchen offen? mit der HIM zugestimmt. Offensichtlich gebe es aber trotz aller Dementis politischen Druck von seiten übergeordneter SPD-Stellen auf die Parteifreunde vor Ort, den Verträgen zuzustimmen, so die Vermutung der Gegner.
Bei alledem werde nach wie vor außer acht gelassen, daß bis heute nicht der tatsächliche Verbrennungsbedarf an Sondermüll für die Anlage in Biebesheim nachgewiesen sei, betonten die Umweltschützer.
Die HIM-Gegner haben zudem die Befürchtung, daß es weiterhin Hintertürchen dafür gibt, auch außerhalb des Landes Hessen anfallenden Sonderabfall in der Biebesheimer Verbrennungsanlage zu entsorgen. cas
Jiri Grusa, der Literat und Politiker, Schriftsteller und Botschafter der untergegangenen CSFR in Bonn, hat über Deutschland gesprochen, über Kultur und Politik, ihre Verbindungslinien und Überschneidungen. Es ist ein Bild voller Sympathie und tiefer Besorgnis geworden, das Grusa am 22. November in München bei den vom Bertelsmann Verlag organisierten "Reden über Deutschland" entworfen hat. Jiri Grusa sprach dabei auch über die Zeitenwende in Europa, als die Mauer und die Diktaturen des Ostblocks fielen und über die Rolle des größergewordenen Deutschland. Wir dokumentieren seine Gedanken und Ausführungen in Auszügen.
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Der kleene Punker (15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Central: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
C'est la vie: Der Tod steht ihr gut (15.30, 18, 20.30 Uhr), Sa. Vorpremiere: Bodyguard (22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).
Kino III: Little Nemo (15), Mo' money (17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23 Uhr).
Palette: Eine Familie zum Knutschen in Manhattan (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Sister Act (19.45 Uhr), Gas Food Lodging (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Kevin allein in New York (15.15, 17.30 und 20.15 Uhr).
Zeitlos: Die Schöne und das Biest (15, 16.30, 18 und 19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Die Schöne und das Biest (15.30 Uhr), Weiblich, ledig, jung sucht . . . (20.30 Uhr, So.: 18 und 20.30 Uhr).
Casino: Kevin allein in New York (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr). Samstag
Kulturmix Hanau. Neujahrskonzert mit dem Johann-Strauß-Orchester, Budapest, 19 Uhr, Stadthalle. Verschiedenes Erlensee. Winterlauftreff, 15 Uhr Parkplatz am Vogelschutzgebiet, Bärensee.
Nidderau. Rassegeflügel-Schau, 10 bis 18 Uhr, Bürgerhaus Ostheim.
Sonntag
Kulturmix Hanau. Neujahrskonzert mit dem Collegium Instrumentale Alois Kott- mann, 16.30 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad. Aida, Oper, 19 Uhr, Stadthalle.
Bad Soden-Salmünster. Frühkonzert mit dem Musikverein Mernes, 10 Uhr, Konzerthalle.
Rodenbach. Neujahrskonzert mit dem Ensemble "Rosa Klassik", 17 Uhr, Bürgertreff Oberrodenbach. Verschiedenes Hanau. Puppenmuseum: 10.30 Uhr, Wechsel der Jahreszeiten im Puppenhaus.Anleitung zur Aufmerksamkeit Installationen von Lutz Fritsch
Zwei leuchtend lackierte Holzplatten, eine rot, die zweite gelb: Raumgestaltung à la Lutz Fritsch. Der Frankfurter Kunstverein stellt zur Zeit den 1955 geborenen Kölner Bildhauer und seine reduzierten, aber Erlebnisfülle vorsehenden Kreationen in den Räumen des Deutschen Werkbundes vor; am 13. Januar findet um 19 Uhr ein Werkstattgespräch statt.
Fritsch, der in Münster studierte und bereits eine lange Reihe von Außenraum- Skulpturen realisieren konnte, geht es um die Veränderung der Raumwahrnehmung durch streng geometrische Kunst. Sind im vorderen Saal des Werkbundes die an Pfeiler gelehnten gelb-roten Raumteiler als ortsbezogene Installation gedacht, so blättert der Künstler im Obergeschoß eine Art Musterbuch auf. Kleine verschiedenfarbige, auf Sockeln stehende Metallröhrchen sind zu Miniatur-Installationen arrangiert. Man könnte sie allesamt vergrößern und den verschiedensten Landschaften applizieren - als Seh- und Leitlinien.
Die Linie ist Fritschs Hauptelement, untrennbar aber von starken Farben, die sie erst ansprechend machen fürs Gefühl. "Architektur für Emotionen" nennt der Künstler daher seine Zeichnungen. Seinen konstruktiv erscheinenden skulpturalen Gestalten unterliegt der Wille zum immateriellen Erlebniswert. Die linearen Strukturen sollen wie ein Transformator vorhandene Kräfte bündeln und bildlich Energie an einem Ort zusammenfassen.
Was Fritsch meint, wird nicht fühl-, aber wenigstens ablesbar und sehr gut verständlich vor den ebenfalls ausgestellten Wandarbeiten. Aus der Magazin-Beilage einer Tageszeitung hat er ausgewählte Fotoseiten entnommen und neu interpretiert. Fritsch postiert seine Linien/Stäbe, die er dieses Mal ins Bild malt, zwischen zwei Wachsoldaten oder vor einen Schachspieler, konfrontiert damit einen Komödienschreiber und ein Mannequin. Die Porträtierten können nicht mehr darauf reagieren; der Betrachter indes nimmt den dargestellten Raum unter völlig verändertem Blickwinkel wahr. Dabei werden nicht nur raumimmanente Spannungen erkundet, sondern auch zwischenmenschliche oder Person-Raum-Konstellationen. Erst in diesem Sinn läßt sich die isolierte Linie auch zu den "zips" von Barnett Newman in Beziehung setzen. Treibt jener aber eine Schnittstelle in einen homogenen Farbraum, so pfählt Lutz Fritsch seine Koordinate in ein mehr oder minder heterogenes, sich zufällig anbietendes Umfeld. Hier kann die Natur dominieren oder eine beliebige Architektur.
Die Qualität der Arbeiten des Künstlers liegt wohl vor allem in ihrer gebieterischen Optik, der Anleitung zur Aufmerksamkeit. (Bis 24. Januar, Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Frankfurt.)
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
Jiri Grusa: Die alte Krankheit Deutschlands, könnte herausgepaukt werden, die Zwitterhaftigkeit der deutschen Vorzüge.
Frau Marie Bär aus Nidderau-Erbstadt zum 80. Geburtstag am Samstag, 2. Januar.
Frau Anna Gutsche aus Niederrodenbach zum 85. Geburtstag am Samstag, 2. Januar.
Herrn Rudolf Vogl aus Nidderau-Ostheim zum 80. Geburtstag am Sonntag, 3. Januar.
Trotz höherer Abgaben und Steuern sitzt dem Bundesbürger das Geld für einen guten Zweck noch immer locker in der Tasche. Rund vier Milliarden Mark kassierten die Spendenorganisationen 1992 und damit in etwa ebensoviel wie zuvor. Doch dahinter verbirgt sich alles andere als eine gleichmäßige Entwicklung. Während zum Beispiel die Welthungerhilfe von einer Steigerung berichtet, verzeichnet das Rote Kreuz 20 Millionen Mark weniger Einnahmen. Und der Wettbewerb dürfte künftig noch härter werden. Neue professionelle Konkurrenz kündigt sich mit dem europäischen Binnenmarkt aus dem Ausland an. Da kann der Leitfaden des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) dem offenherzigen Bürger ein wertvoller Anhaltspunkt sein. Der "Spenden-TÜV" hat ein Gütesiegel für seriöse Hilfswerke entwickelt.
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte:Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Marien-Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Str. 67, und Landgrafen-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 100.
So.: Taunus-Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstr. 51.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.
So.: Birken-Apotheke, Oberursel-Weißkirchen, Kurmainzer Str. 85.
Usinger Land. Sa. und So.: Saalburg- Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6; und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Königstein/Kronberg. Sa.: Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.
So.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
DOKUMENTATION 12
BAD VILBEL. "Wer tanzt, hat mehr vom Leben" ist das Motto von Eva Maria Peetz, die Mitte Januar neue Tanzkurse im katholischen Pfarrsaal Dortelweil, Walter-Ender-Platz, an- bietet.
Fortgeschrittene Paare und Singles, die ihre Kenntnisse aus einem früheren Tanzkursus auffrischen möchten, treffen sich am Dienstag, 12. Januar, von 20.30 bis 22 Uhr.
Am Mittwoch, 13. Januar, findet von 19 bis 20.30 Uhr ein Grundkursus für Paare und Singles bis 35 Jahre und von 20.30 bis 22 Uhr ein Grundkursus für Paare über 35 Jahre statt.
Die Rock-'n'-Roll-Gruppe trifft sich am Mittwoch, 13. Januar, von 18 bis 19 Uhr.
In den Kursen wird das gesamte Welttanzprogramm gelehrt, Walzer und Jive ebenso wie Chacha und Rumba.
Ein Kursus erstreckt sich über zehn Abende und kostet pro Person 180 Mark. Weitere Informationen ab Montag, 11. Januar, unter der Telefonnummer 44117. hm
JAHRESRÜCKBLICK 1992 III
WIESBADEN. Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) sieht weiteren gesetzlichen Regelungsbedarf bei der "künstlichen Befruchtung", die inzwischen auch in einigen hessischen Kliniken zur Routinepraxis geworden ist. In einem "Fortpflanzungsmedizingesetz" müsse - möglichst ländereinheitlich - festgelegt werden, wie beispielsweise mit anonymen oder kommerziellen Samenspenden umgegangen werden soll. Auch die künstliche Befruchtung in "auf Dauer angelegten Lebensgemeinschaften" außerhalb der Ehe gelte es zu regeln, schreibt Blaul in ihrer Antwort auf eine große Landtagsanfrage der SPD zum Thema "Künstliche Befruchtung in Hessen".
Ministeriumssprecherin Gisela Wülffing sagte auf Anfrage, es werde "angestrebt", im Lauf des Jahres 1993 einen hessischen Gesetzentwurf auszuarbeiten, der sich an einem Musterentwurf der Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern orientieren solle. Anfang des neuen Jahres wollten sich die Fachleute des Ministeriums dazu mit den Fachgruppen der Landtagsfraktionen zusammensetzen: auch um zu beraten, ob die Kriterien eines sehr restriktiven einstimmigen Landtagsbeschlusses von 1988 in einigen Punkten (zum Beispiel: künstliche Befruchtung in "nichtehelichen Lebensgemeinschaften") erweitert werden könnten.
Nach Angaben der Gesundheitsministerin sind die seit 1990 geltenden bundesweiten Richtlinien von den hessischen Ärzten bisher eingehalten worden. In den fünf Kliniken, die "künstliche Befruchtung" (vorwiegend die Methode der "In- vitro-Fertilisation") anwenden, seien so bisher weder Ei- oder Samenzellen Dritter (außerhalb einer Ehegemeinschaft) verwendet worden, noch habe es Versuche mit Qualitätskontrollen der Keimzellen durch Genom-Analyse nach den ersten Phasen der Zellteilung gegeben. Auch die Entstehung "überzähliger Embryonen" (die nicht in den Mutterleib eingepflanzt worden sind) sei durch das Bonner Embryonenschutzgesetz "in der Praxis nahezu ausgeschlossen". In Übereinstimmung mit diesen Regelungen werde in hessischen Instituten "keine Forschung an Embryonen betrieben".
Landesweit wurde In-vitro-Fertilisation (IVF) bislang in den Uni-Kliniken Frankfurt, Gießen und Marburg sowie in der städtischen Frauenklinik Darmstadt und im Frankfurter Nordwest-Krankenhaus praktiziert. Die Erfolgsquoten liegen laut Blaul im Bundesdurchschnitt - und sind damit nach wie vor recht niedrig: Die Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer (Einsetzen befruchteter Eizellen) liege zwischen 20 und 30 Prozent, und anschließend gebe es noch einmal die "normale" Fehlgeburtsrate von 20 bis 25 Prozent.
Dennoch wird die Behandlung (Kosten je Fall: 7000 bis 8000 Mark) inzwischen auch in Hessen bei mehreren hundert Frauen pro Jahr vorgenommen, die auf natürlichem Weg nicht schwanger werden können. Die Darmstädter Klinik behandelt jährlich 200 bis 300 Frauen, die Gießener Uni-Klinik rund 300 Frauen. In Darmstadt sind in einem Zeitraum von vier Jahren (die veröffentlichte Statistik endet mit dem Jahr 1990) 112 Kinder auf diesem Weg geboren worden, in Gießen waren es bis Mitte 1991 102 Kinder. "Seelische Folgeschäden" gebe es vor allem bei Frauen, wo IVF-Versuche mißlungen sind. Bleibende Gesundheitsschäden von Müttern gebe es nicht; jedoch wird bei rund fünf Prozent der Frauen über vorübergehende Zystenbildung, vergrößerte Eierstöcke, Wasserbildung in der Bauchhöhle oder Komplikationen wegen Verletzungen durch den Eingriff berichtet. me
HANAU. "Da ist was schiefgegangen", mußte Kurt Stadler, Sprecher der Bundesbahn- Direktion Frankfurt, zugestehen, "wir werden uns entschuldigen." Bauend auf eine Meldung der FR, hatte eine Großauheimerin am 24. Dezember am Fahrkartenschalter des Hanauer Hauptbahnhofes eine Monatskarte für Januar nach Gelnhausen kaufen wollen. Die FR hatte darauf hingewiesen, daß die Bahn Karten bis einschließlich 27. Dezember noch zum alten Preis verkaufen muß und die Fahrpreiserhöhung zum 1. Januar erst ab 28. Dezember berechnen darf.
Die DB-Mitarbeiterin hinter dem Fahrkartenschalter weigerte sich jedoch, warum auch immer, die Monatskarte zum alten Preis herauszurücken - allerdings auch nicht zum neuen, denn den kannte sie an jenem Tag noch nicht. Die Großauheimerin wandte sich hilfesuchend an den Kreisverband Main-Kinzig des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), dessen Vorstandsmitglied Horst Gunkel wiederum die Bundesbahn-Direktion Frankfurt einschaltete. Reaktion: siehe oben. Das VCD-Mitglied erhält nachträglich seine Monatskarte - zum 92er Preis. az
Am Samstag Vorverkauf
FLORSTADT. Der Vorverkauf für die Fremdensitzungen des Landfrauen-Faschings in Nieder-Mockstadt wird für Samstag, 2. Januar, von 10 bis 12 Uhr im Kolleg der Goldbachhalle angekündigt. Die Sitzungen sind am 22., 23. und 30. Januar sowie am 6. Februar in der Goldbachhalle.
Weitere Auskünfte gibt Elfriede Rösch, Telefon 0 60 41 / 84 43. de
Mehr als 30 Stunden standen die Schüler und Schülerinnen des Gagern-Gymnasiums mit Violinen, Celli und Flöten in der B-Ebene der Hauptwache, an fast einem Dutzend vorweihnachtlicher Nachmittage spielten sie Weihnachtslieder - und zwar für einen guten Zweck, zur Hilfe für die krebskranken Kinder in der Uniklinik. Die Passanten freute das, und sie gaben eifrig. Silbermünzen und auch Scheine landeten imn Geigenkasten. Und als die musizierenden Gymnasiasten das viele Geld am Schluß zusammenzählten, waren sie selbst erstaunt. Mehr als 40 000 Mark haben die zehn bis 19 Jahre alten Gagern-Gymnasiasten in den Vorweihnachtstagen erspielt.
Das Geld übergaben sie jetzt der Vorsitzenden des Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder" und dem Chef der Kinderkrebsabteilung in der Uniklinik, Professor Kornhuber.
Weil das Musizieren für den guten Zweck am "Gagern" schon Tradition hat, und Schüler seit acht Jahren vor Weihnachten für die krebskranken Kinder spielen, ist inzwischen ein bedeutender Betrag zusammengekommen. Auf insgesamt 167 350 Mark addiert der Vorsitzende des Elternbeirats die seit 1985 von Gagern-Gymnasiasten erspielten Spenden. luf
Die von Martin Lücker 1984 gegründete Reihe "Musik in St. Katharinen" wird auch 1993 an jedem zweiten Freitag Kirchenmusik präsentieren. Dabei wird es eine deutliche Akzentverschiebung zugunsten von Chorkonzerten geben.
So ist für Karfreitag eine "Musikalische Vesper" mit a-capella-Werken angesagt. Im Zentrum wird dabei Johann Sebastian Bachs Motette "Jesu, meine Freude" erklingen. Solch schwierigem Genre wird sich die Kantorei der Frankfurter Hauptkirche stellen. Dirigieren wird der Kantor des Hauses an der Hauptwache, Martin Lücker. Bereits vierzehn Tage darauf ist Besonderes zu erwarten: Die renommierte "Berliner Domkantorei" wird im Rahmen einer Deutschland- Tournee unter ihrem ständigen Dirigenten Herbert Hildebrandt mit einem vergleichsweise ausgedehnten Repertoire bewußt vielfältig gemischter Einzelstücke zu hören sein. Von Interesse dürfte es gleichzeitig sein, daß am selben Abend der Frankfurter Organist Frank Hoffmann mit Stücken Bachs und Regers Orgelintermezzi zu hören sein wird.
Ein bedeutender Akzent in der Gesamtreihe verspricht das Gastspiel der Frankfurter Kantorei zu werden. Unter dem Dirigat des Frankfurter Hochschulprofessors Wolfgang Schäfer will sich das Ensemble mit Ausgefallenem (Bach, Brahms, Trojahn und Sandström) darstellen. Die Frankfurter Kantorei, einer der großen Chöre der Stadt, gehört dem "Arbeitskreis Frankfurter Chöre" an. So auch der "Figuralchor des Hessischen Rundfunks", der unter seinem Chefdirigenten Alois Ickstadt ebenfalls a capella auftreten wird. Auch dieses ein Laienensemble, das auf gehobener Ebene agiert.
Bedeutendstes Chorkonzert der Reihe und zugleich das einzige, das nicht a capella sein wird, wird wahrscheinlich die Aufführung von Bachs "Missa" h-Moll werden, wiederum ein Beitrag der Katharinenkantorei. Konzerttermin ist der Totensonntag.
Neben derlei größer angelegten Abenden wird es - wie in den Jahren zuvor - eine Anzahl von Orgelabenden geben. Martin Lücker selbst wird zwanzigmal auftreten und dabei instruktive Programme und Anthologien verwirklichen. Daneben wird es - auch dies eine Tradition - Organistengastspiele internationaler Prägung und in beachtlicher Anzahl geben, bedenkt man das vergleichsweise knappe Budget der Reihe. Erwähnenswert ist hier, daß Marie-Claire Alain, Schwester des legendären Orgelkomponisten Jehan Alain, zu hören sein wird. Die Frankfurter Orgelszene wird repräsentiert von Herbert Manfred Hoffmann, der romantische Orgelmusik spielt.
Traditionsgemäß enthält die Reihe auch einen Gesangsabend. Sarah Velden kündigt "Mythische Klagen" an. (Auskunft über die Reihe sowie detaillierte Programme sind im Gemeindebüro von St. Katharinen zu erhalten.) A.U.
Kleine FR
Weihnachtsbäume werden abgeholt BRUCHKÖBEL. Die Stadt teilt die Termine für die Abfuhr von Weihnachtsbäumen mit: Montag, 11. Januar, Kernstadt südlich der Hauptstraße, Dienstag Kernstadt nördlich der Hauptstraße, Mittwoch Roßdorf, Donnerstag Niederissigheim, Oberissigheim und Butterstadt. Leben in den Alpen BRUCHKÖBEL. Einen Diavortrag mit dem Titel "Flora und Fauna der Alpen" veranstalten die Vogelschützer am 8. Januar um 20 Uhr im Alten Rathaus. Romméspielen für Profis BRUCHKÖBEL. Ein Rommé-Turnier plant der Club "Die Joker" für Samstag, 9. Januar, um 18 Uhr im Seniorentreff-Mitte in der Kernstadt. Handball-Turnier BRUCHKÖBEL. Die Handballer geben ihr Turnier für 9./10. Januar, bekannt. Neujahrs-Konzert BRUCHKÖBEL. Das Johann-Strauß- Orchester ist am 10. 1. im Bürgerhaus. Sport für Abgehärtete BRUCHKÖBEL. Der Schwimmclub veranstaltet am Sonntag, 10. Januar, einen Winter-Triathlon ab 13 Uhr.
DARMSTADT. Man merkt Nikolaus Heiss an, wie sehr ihm das Zentralbad ans Herz gewachsen ist. Begeistert zeigt der Leiter der Darmstädter Denkmalschutzbehörde das geruhsame Innenleben des vernachlässigten Schatzes. Seine liebevollen Erklärungen wirken anstekkend - man schwärmt schnell für die 1909 eröffnete, damals 900 000 Goldmark teure Schwimmhalle, die den Hauch von Luxus und die frühere Pracht noch erahnen läßt, so daß einem der Gedanke durch den Kopf schießt: Hier, ja hier könnte man, ohne aufwendige Papp-Kulissen, historische Filme drehen.
Das denkmalgeschützte Gebäude, eine Mischung aus Jugendstil und traditionalistischer Architektur, wurde errichtet auf dem einstigen Fabrikgelände von Merck unweit des altehrwürdigen und baugeschichtlich nicht minder interessanten Woogteiches. Heute führt es ein Mauerblümchendasein. "Es hat als Baudenkmal eben nicht die Bedeutung wie die Mathildenhöhe", sagt Hochbauamtsleiter Klaus Kaffenberger achselzuckend. Ein rentabler Betrieb könne das von der Stammkundschaft des Viertels genutzte "Freizeitbad mit Liebhaberwert" wohl kaum werden. Das wegen seiner Maße für Sportveranstaltungen ungeeignete Bekken, die Massageräume, das Solarium und das irisch-römische Dampfbad - das alles ist von anderem Reiz als ein Spaßbad für erlebnishungrige Konsumenten, die Fitneßcenter, Bodybuilding- und Aerobic-Studio suchen.
Als der Stadt 1989 die Kosten einer geplanten Generalsanierung - 15,85 Millionen Mark - genannt wurden, schreckten die Kommunalpolitiker zurück. Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, so lautet nun das Versprechen: 1995, so die vage Absichtserklärung im mittelfristigen Finanzplan, ist die erste Sanierungsrate von 800 000 Mark vermerkt, bis zur Jahrtausendwende sind dann größere Batzen fällig. Insgesamt schlagen knapp 20 Millionen Mark zu Buche.
Bisher blieb es bei Reparaturen in Flickschuster-Manier, was auch der zuständige Dezernent Wolfgang Rösch (CDU) bedauert. Im vorigen Sommer war das Zentralbad für einige Wochen geschlossen, weil das Becken technisch überholt, ein Schwallwasserbehälter eingebaut und im Dampfbad Fliesen ersetzt werden mußten.
Wo soll man anfangen, um Glanz und Elend der Badeanstalt zu beschreiben, die 1914 durch Abdecken des Bassins mit Holzplanken flugs in eine Werkstatt zum Nähen von Soldatenuniformen umfunktioniert wurde, nach 1918 ein Sole-Kurbad für bedürftige Schulkinder und 1923 eine Chlorgas-Reinigungsanlage für keimfreies Wasser erhielt? Soll man anfangen bei der ungepflegten schmutzig- grauen Außenfassade, bei den zerbrochenen Milchglasscheiben der von Albin Müller gestalteten Jugendstilleuchten vor dem Zentralbad-Eingang? Oder bei der ohne ästhetisches Gefühl montierten Metallrampe für Rollstuhlfahrer?
Zugegeben: Das Zentralbad hat durch den Krieg arg gelitten: Ein Bombentreffer zerstörte das ehemalige Damenbad, ein Neubau aus den sechziger Jahren dient nun als Lehrschwimmbecken. Die kupferne Turmhaube, einst Wasserreservoir, fehlt ebenso wie das ursprüngliche schiefergedeckte Mansarddach. An der Frontseite standen Pavillons, gab es Arkadengänge.
Im Erdgeschoß, da hat Kosten-Nutzen- Denken doch den Ausschlag gegeben, sind ein Frisör und neuerdings ein Bistro untergebracht, dafür wurde ein Teil der alten Badekabinen aufgegeben. Auf diesen Umbau wurde Denkmalpfleger Heiss, und diese Episode wirft ein Licht auf den Stellenwert seiner Arbeit in der Stadt, nur zufällig aufmerksam, weil er im Vorbeifahren Maschinenlärm hörte. Er konnte nach diesem Akt der "Überrumpelung" noch "bremsend einwirken", aber der architektonische Kompromiß, sagt er, "entspricht eigentlich überhaupt nicht den Vorstellungen der Denkmalpflege".
Doch wer durch das Portal und die messingbeschlagenen Originaltüren eintritt, der taucht ein in eine andere Welt. Man kann sich vorstellen, daß unter den Farbschichten Deckenmalereien verborgen sind, wie es historische Fotos belegen. Die mit Ornamenten reich verzierten Terrazzo-Fußböden haben noch keinen PVC-Belag ertragen müssen. In den Nischen der Vorhalle fehlt der ursprüngliche Fliesenschmuck, aber es stehen dort noch die alten weißen Holzbänke zum Ausruhen.
Beschriftungen in Zierschrift wie anno dazumal: "Wasser-Gymnastik ab 10 Uhr, dienstags und mittwochs". Das halbrunde Kassenhäuschen aus den fünfziger Jahren ist für sich ein kleines Denkmal. "So etwas würden wir heute nicht mehr entfernen", sagt Heiss. Rechter Hand liegt der Warteraum für die Benutzer von Wannenbädern. Die zugleich gediegenen und schicken Sitzmöbel, auf alten Fotografien zu sehen, sind verschwunden; im ehemaligen Warmluftraum steht einsam noch ein Waschbecken, reich ausgelegt mit Gold-Mosaiksteinchen.
Und schon wieder trifft einen optisch der Schlag: Neben dem Sicherungskasten mit lindgrünen Jugendstilmotiven aus Metall steht ein plumper Schließfachschrank aus grauem Blech. Schnell weiter die Treppe mit den reizvollen Geländern hinauf: Oben ist der lange, an ein Spital erinnernde Gang, wo eine kleine Zelle neben der anderen liegt. Darin befanden sich einst die meisten der insgesamt 53 Wannenbäder (damals teilweise mit Vorhängen in Pünktchen-Dessin ausgestattet) sowie 13 Brausezellen. 1909 war hier oben zusätzlich noch eine Abteilung für Heil- und Sonnenbäder sowie ein "Hundebad" untergebracht.
Den Krankenkassen sind diese Errungenschaften zu verdanken. Sie setzten sich um die Jahrhundertwende - das häusliche Badezimmer galt noch als Luxus und war darum selten - für den Bau von Hallenbädern und öffentliche Waschkabinen ein. Heute müssen die Bademeister nur noch selten an den Türen außen die Uhren für die Badezeit einstellen, die Wassertemperatur in der Wanne messen und Badezusatz besorgen.
Der Blick von der Empore auf die Schwimmhalle mit großzügig geschwungener Decke entschädigt für so manchen kleinen Baufrevel: An den Seiten sind die Umkleidekabinen mit Original-Türen und -Vorhängen, mit "Stiefelgang" (als Zutritt von der Wandseite) und "Barfußgang" auf der Bassin-Seite. Freilich: "Das war früher großzügiger und stimmiger", sagt Heiss. Bademeister früherer Generationen griffen eben beim Ausbessern, wer wollte es ihnen verdenken, eigenmächtig zum Farbtopf.
Wo jetzt an der Stirnseite Glasbausteine das Ensemble verschandeln, hatte man früher freien Durchblick. An den Erkern fehlen die einst fein ziselierten Reliefs; die für genügend Licht sorgenden Fensterscheiben wirken längst nicht so passend wie die auf historischen Fotos.
Am Beckenrand steht noch ein Brunnen, einst der Wasserzulauf und seit langem einer Jünglingsfigur beraubt. Ein Eisennachguß der Statue wurde, so erzählt Denkmalpfleger Heiss, vor ein paar Jahren zufällig wiedergefunden - im Vorgarten des Wohnhauses von August Buxbaum, dem Hallenbad-Architekten. Wohl ein Geschenk der Stadt zu einem runden Geburtstag des Bauherrn. Der Jüngling, sagt Heiss, wird wieder seinen alten Platz im herausgeputzten Bad bekommen, der Noch-Eigentümer sich mit einer Nachbildung zufriedengeben.
JÖRG FEUCK
&blt; Der Betrachter als Produzent
Das Museum für Moderne Kunst (Domstraße 10) veranstaltet am Sonntag, 3. Januar, eine Führung zum Thema "Der Betrachter als Produzent: ausgewählte Werke". Es führt Jens Kindling. Beginn ist um 11 Uhr. &blt; Stationen einer Kämpferin Das Historische Museum (Saalgasse 19) in Frankfurt bietet am 3. Januar um 11 Uhr eine Führung Robert Brandts an durch die Tony-Sender-Ausstellung "Frankfurt - Berlin - Dresden: Stationen einer Kämpferin bis 1933". &blt; Alte Kunst neu betrachtet Ab 12 Uhr führt am Sonntag, 3. Januar, Birgit Zoike im Museum für Kunsthandwerk (Schaumainkai 17) durch die Mittelalter-Abteilung. Motto der Führung: "Alte Kunst neu betrachtet". &blt; Mythos Maske Am Sonntag, 3. Januar, bietet das Museum für Völkerkunde in Frankfurt (Schaumainkai 29) eine Führung an durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder". Es führt ab 11 Uhr Andrea Roh. &blt; Porträtbüsten der Barockzeit Eine Führung des Liebieghauses, Museum alter Plastik am Schaumainkai 71 am Sonntag, 3. Januar, um 11 Uhr trägt den Titel "Porträtbüsten der Barockzeit". &blt; Spielzeug-Ausstellung Noch bis zum 11. April ist im Stadtmuseum in Offenbach (Parkstraße 60) "Spielzeug im Wandel der Zeit" zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung Dienstag und Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von 14 bis 20 Uhr. &blt; Plätze frei bei Acrylmalerei Die Frankfurter "Winterakademie für Bildende Künste" hat noch Plätze frei. Anmeldungen sind noch möglich für "Acrylmalerei" (4. bis 8. Januar) und "Porträtzeichnen" (18. bis 22. Januar). Den Unterricht erteilt Michael Siegel. Weitere Infos unter 069 / 55 24 81. &blt; "Mama, I want to sing" Das Gospel-Musical "Mama, I want to sing" ist zur Zeit in der Alten Oper Frankfurt zu sehen und hören. Vorstellungen sind am 2. Januar um 20 Uhr (Premiere) und am 3. um 16 und 20 Uhr. Weitere Vorstellungen geplant bis zum 10. Januar, am 9. und 10. auch um 16 Uhr. &blt; Drei Führungen im Städel Michael-Rene Ursprung führt am heutigen Samstag um 11 Uhr in der Gemäldegalerie zum Thema "Hans Thoma in Frankfurt". Am Sonntag, 3. Januar, um 11 Uhr gibt es Führungen durch die Sonderausstellung "Honoré Daumier - Zeichnungen" und "Emil Schumacher - Retrospektive". &blt; Neujahrskonzert in Bad Camberg Im Saal des Kurhauses in Bad Camberg gibt es am heutigen Samstag ein Neujahrskonzert mit dem Wiesbadener Johann-Strauß-Orchester unter der Leitung von Herbert Siebert. Beginn um 19.30 Uhr. &blt; Die Csardasfüstin und New York Im Stadttheater Rüsselshein ist am heutigen Samstag die Operette "Die Csardasfürstin" zu sehen, am Sonntag dann "New York, New York", eine Broadway- Show. Beginn jeweils um 20 Uhr. &blt; Doppelte Liebe in Darmstadt Ray Cooneys Komödie "Wer doppelt liebt . . . lebt besser" ist in Darmstadt im TAP, Theater am Platanenhain zu sehen. Vorstellungen sind geplant für den 2. und 3. Januar, dann wieder vom 7. bis 10. und 12. bis 17. Januar. Beginn 20.15 Uhr, Samstag um 20 Uhr. Die Komödie läuft in Darmstadt am TAB noch bis in den März. &blt; Bilder von Uwe Groß Das Café Cult in der Schillerpassage in Frankfurt zeigt monatlich wechselnde Ausstellungen. Im Januar sind dort dreizehn Werke von Uwe Groß zu sehen, der an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach Industriedesign studierte, dann an der Städelschule bei Jörg Immendorff. Thema der Arbeiten: "Schalen - Schutz - Sprengung". &blt; Hideyo Okuya bei Durhammer Die Durhammer Galerie in der Klingerstraße 8 in Frankfurt zeigt noch bis zum 13. Januar Arbeiten aus Karton von Hideyo Okuya. Die Galerie ist, nach der Weihnachtspause, ab 5. Januar wieder geöffnet: Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr.
Eine Insel voll "verrückter Viecher" Winterliche Balzzeit auf dem Main - Messalliancen nicht ausgeschlossen Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel
Leben am Fluß vor Winterkulisse: Wie es den Menschen in der kalten Jahreszeit näher zu seinem Artgenossen drängt, drängen sich auch die Tiere der Gattung Wasservögel auf engem Raum, auf der wie eine schmale Ellipse zu beiden Seiten der Alten Brücke liegenden Maininsel. Was die Tiere vertreibt aus ihrem gewohnten Lebensraum, sind die Kälte, das Eis auf den Weihern, das verknappte Nahrungsangebot. Was sie lockt, ist das zuträglichere Winterklima der Stadt, der Fluß, der in Bewegung bleibt, und der Mensch mit seiner gutgefüllten Brottüte.
Dieser artenreichen Vogelwelt nähert sich gern der vogelkundlich interessierte Großstadtmensch, die rotverfärbte Nasenspitze von einer Intensität, die nur von den kralligen Füßen des Purpurhuhns übertroffen wird. Ulrich Eidam gehört zu diesen Passanten, ein Biologe und Hobbyornithologe, der den Vorsitz führt in der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain. Sein Schlüsselerlebnis hatte der Vogelkundler im Alter von 12 Jahren, als er mit detektivisch wachem Sinn der vom Biologielehrer gestellten Frage nachging: Was tut sich da am Futterhaus? Seitdem konnte Eidam den wissenschaftlich geschärften Blick nicht wenden von Wasserhühnern, von Stand- und Zugvögeln. Die Herzlichkeit des Vogelkundlers ist eine hierarchische. An der unteren Stufe dieser abgestuften Herzlichkeit tippeln die rotfüßigen Tauben im schillernden Federkleid. "Es sind nicht meine Freunde", sagt Eidam in leichtem, durch Sachlichkeit gemilderten Unmut.
Die Vogelwelt am Main teilt sich in heimische Wasservögel, in Zugvögel und in Ausreißer. Letzterer ist ein unwissenschaftlicher Begriff, aber tauglich, die zahlenmäßig starke Anwesenheit von Vögeln zu erklären, die nach der Literatur hier gar nicht anwesend sein dürften. Aufmerksamkeit erregt ein Paar schwarze Schwäne, die mit ihrem kirschrot leuchtenden Schnabel in fast devoter Haltung in Ufernähe dümpeln, auf Gaben wartend. "Die kommen eigentlich aus Australien", sagt Eidam.
Für sie gilt, was für die Streifengans ebenso gilt wie für die Nilgans und das Paar Mandarinenenten mit ihren Schmuckfedern und der angedeuteten Haube. Auch die Anwesenheit des ost- asiatischen Parkvogels darf nicht zu der irrigen Annahme führen, ein ausdauerndes Zugvogel-Temperament habe die Tiere, ähnlich wie die zahlreichen Lachmöwen oder die Tafelente, an den Main getragen. "Ausgebüchst" sind sie, die Freiheit wildlebender Tiere zu suchen, wobei die flugfähigen Arten eindeutig im Vorteil sind. Insbesondere wenn es darum geht, trennende Umzäunungen von Parkanlagen zu überwinden, in denen nach Beobachtung Eidams heutzutage "so ziemlich alles" gehalten wird. Bei der Klärung der Herkunft dieser Tiere bewegt sich der Wissenschaftler im Bereich der Mutmaßung. Kormorane, 40 an der Zahl und zur V-Formation gruppiert, patrouillieren am Main entlang. Mittlerweile an der Griesheimer Staustufe heimisch, verbringen sie den Tag im Flug, auf der Suche nach Fisch. Mit dem Fernglas, welches die Distanz zum Vogelreservat Maininsel verkürzt, geht der Ornithologe unterdessen der Frage nach, "wer mit wem"?
Es ist kein voyeuristisches, sondern ein wissenschaftliches Interesse, das den Mann bei seiner Aufklärungsarbeit leitet. "Verrückte Viecher" nennt Eidam die Wasservögel, die kein Bestimmungsbuch kennt und die das Ergebnis sind einer praktisch gewordenen Bestanderhaltung, die gelegentlich auch artübergreifend verwirklicht wird. So dürfte das soeben vorübergleitende Exemplar der Mesalliance zwischen einer chinesischen Hausgans und einer Graugans entschlüpft sein.
Ausgerechnet mitten im klirrenden Winter ist Balzzeit auf dem Main, wo sich dem geübten Beobachter zuweilen erheiternde Naturschauspiele bieten. Die Erpel haben die Sinnlichkeit im Kopf, tragen das grüne Hochzeitornat und das Renommiergehabe, das männlichen Vertretern unterschiedlicher Gattungen gemein ist. Wie alle Brautwerber zeigen sie sich von der besten Seite, spreizen, unter dem Vorwand, sich putzen zu wollen, die Armschwinge mit dem buntgefärbten Spiegel. Zur gefälligen Ansicht der Umworbenen.
Munawar Hussain war fünf Jahre alt, als ihn seine Eltern nach Abu Dhabi schickten, damit er dort Geld verdiente. Er war acht, als er nach Pakistan zurückkehrte - in einer Holzkiste, tot. Iqbal Rahim weiß nicht genau, ob er mehr Glück hatte als Munawar. Auch er war von seinen Eltern zum Geldverdienen in die Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf geschickt worden. Fünf Jahre blieb er. Nun ist er zurück, elf Jahre alt und ein Krüppel, von der Hüfte abwärts gelähmt.
Munawar und Iqbal hatten als Kinderjockeys Kamelrennen für ihre arabischen Dienstherren geritten, wie etwa 19 000 andere Kinder, die allein in den vergangenen drei Jahren aus Pakistan, Bangladesch und Indien, aber auch aus Somalia und dem Sudan an den Golf geschafft wurden. Munawar wurde bei einem Sturz unter seinem Kamel zerquetscht, Iqbal stürzte und wurde, da die Kinder auf den Kamelen festgebunden werden, Hunderte von Metern mitgeschleift. "Jede Woche gibt es Verletzte", sagt Iqbal gleichmütig, "häufig auch Tote."
Der tote Munawar und der verkrüppelte Iqbal stammen aus einer der ärmsten und rückständigsten Gegenden Pakistans, dem Bezirk Rahimyar Khan, wo die Dörfer so elend sind, daß sie nicht einmal einen eigenen Namen haben. Chak heißen sie einfach, und dahinter eine Zahl, Abschnitt sieben, zwölf oder neunundneunzig. Das einzig außergewöhnliche an Rahimyar Khan ist die zwanzig Kilometer lange Abu Dhabi Road, die Straße, die hinaus zum Besitz des arabischen Scheichs Zayed führt. Wahrscheinlich begann hier einst der Handel mit den Kindern, der inzwischen länderübergreifend ist, betrieben von organisierten Banden, die dabei das große Geld machen.
An der Lieferung eines einzigen Kindes verdient ein Agent rund 80 000 Rupien. Für pakistanische Verhältnisse sind diese 5000 Mark ein mehr als fürstlicher Lohn. 30 000 bis 40 000 Rupien zahlen die sich hoch verschuldenden Eltern in der Hoffnung auf künftige satte Gehälter der Kinder, 40 000 bis 50 000 läßt noch einmal der Scheich springen, der die Kinder für seinen Rennstall braucht. "Aber was bleibt uns anderes übrig", sagt die Witwe Basheera Bibi, deren Sohn Shezad alle drei Monate 4000 Rupien nach Hause schickt, also rund 250 Mark. "Von diesem Geld leben ich und seine fünf Geschwister, und zwei Kinder kann ich jetzt in die Schule schicken."
Doch viele Familien bekommen nur einen Bruchteil des versprochenen Geldes oder überhaupt keins, weil der Agent es einsteckt und niemals haftbar gemacht werden kann. Der seit Anfang der achtziger Jahre florierende Handel mit den gekauften und sehr häufig auch gekidnappten Kindern nämlich ist illegal. Seit 1986 wissen die pakistanischen Behörden darüber Bescheid. Aber mehr als ein Gesetz zu erlassen, das Kindern unter zwölf Jahren verbietet, ohne Begleitung ihrer Eltern ins Ausland zu reisen (was sich mit falschen Pässen und falschen Eltern leicht umgehen läßt), traute man sich denn doch nicht zu unternehmen. Die Abhängigkeit von arabischem Wohlwollen, arabischem Geld und arabischem Öl ist groß, und genauso geht es den anderen bitterarmen Ländern, aus denen die Kamel-Kinder kommen.
Manche Kinder beginnen ihre Jockey- Karriere schon, wenn sie nicht einmal fünf Jahre alt sind. Dann haben sie das sogenannte Idealgewicht; denn je leichter der Reiter, so heißt es, desto schneller das Kamel. Aber nicht nur das: Auch die Angstschreie der auf den Rücken festgebundenen Kinder feuern die Tiere an. Nicht selten werden Scheichs beobachtet, die mit ihren Jeeps die Rennstrecke entlangfahren und den Kindern per Walkie- talkie Anweisungen geben. Wer elf ist und bis dahin überlebt hat, gilt als Veteran und verbraucht; denn wer zwanzig Kilo oder mehr auf die Waage bringt, ist für das Vergnügen zu schwer.
Natürlich haben die Agenten den Kindern und ihren Eltern versprochen, die Kleinen würden wie die Prinzen und in Palästen leben. Die Wirklichkeit freilich sieht anders aus. In Zeltlagern und Wüstenställen hausen die Kinder, häufig werden sie zusammengeschlagen, wenn sie keinen Sieg einreiten, und das Essen ist sparsam bemessen. "Zu ihren Tieren waren sie besser als zu uns", sagt Iqbal. "Das einzig Gute war, daß wir Hindi-Filme sehen konnten, soviel wir wollten."
Kamele sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht nur ein Symbol für alte Beduinen-Traditionen, sie sind auch ein Multimillionengeschäft. Am begehrtesten sind die heimischen reinrassigen Einhöcker, aber auch die schnelleren und helleren Sorten aus dem Sudan sind sehr gefragt. Die besten aus jeder Zucht werden für die Rennen reserviert, die in der sogenannten Saison von September bis April stattfinden. Das sind große gesellschaftliche Ereignisse, bei denen viel Geld den Besitzer wechselt. Da zählt dann nur eins: gewinnen, egal ob die kleinen Jockeys dabei draufgehen oder nicht. Hauptsache, die Kasse stimmt.
Mehrere Menschenrechtsorganisationen haben gegen den Mißbrauch der kleinen Jockeys protestiert, und der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate hat befohlen, künftig nur Jungen über zwölf Jahren zu verwenden. Doch daran hält sich niemand. Auch in der Heimat der Kinder, in Pakistan, Indien, Bangladesch, Somalia und Sudan, beginnt man sich Gedanken zu machen, seitdem immer mehr Kinder in Kisten zu ihren Eltern zurückgeschickt werden, seit viele mit gebrochenen Gliedmaßen heimkehren oder schlicht verschwinden. Doch Konsequenzen mögen die Angehörigen nicht ziehen. Wie können sie auch? "Die Armut", sagt jemand in Chak 95, "zwingt uns, unsere Kinder zu verkaufen."
Unter dem Motto "Gemeinsam leben, arbeiten, feiern" steigt von 18. Juni bis 12. Juli das Höchster Schloßfest 1993. Außergewöhnlich wie das Motto sind auch die Festpartner: "Wir und unsere Nachbarn".
Geplant ist ein internationales Fest, in das vor allem die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit folkloristischen Beiträgen einbezogen werden sollen, erklärte der Höchster Vereinsring- Chef Klaus-Dieter Kilp. "Wir wollen damit in dieser Zeit auch bewußt ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen."
Das dreiwöchige Mammut-Program mit Altstadtfest, Umzug und musikalischen Frühschoppen soll im kommenden Jahr abgespeckt werden. Bei den Hauptsponsoren Hoechst AG und der Stadt sitzt das Geld nicht mehr so locker. Kilp: "Wir haben bislang immer noch eins draufgesetzt, aber das Schloßfest muß auch künftig finanzierbar bleiben." tos
Die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG / VK) sucht nach wie vor Unterkünfte für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawien. Die Organisation ist bei der Vermittlung von Unterkünften und Arbeitsstellen behilflich.
Um wirklich helfen zu können, so die DFG / VK, brauche sie Adressen. Wer bereit ist, Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren Unterkunft zu gewähren, kann sich an die DFG / VK Hessen, Feldbergstraße 17, Telefon 43 14 40 wenden. abi
SAARBRÜCKEN, 1. Januar (AP). Die Umweltminister wollen an den Verhandlungen über einen Energiekonsens beteiligt werden, sagte der saarländische SPD- Politiker Jo Leinen, der am 1. Januar den Vorsitz in der Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern übernommen hat, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Zugleich forderte Leinen, den angestrebten Solidarpakt mit einer ökologischen Steuerreform zu verbinden. "Mit einem ökologischen Zukunftsprogramm, das Investitionen in Milliardenhöhe auslöst, könnte man eine Klammer herstellen für Aufschwung Ost und Fortschritt West".
"Der Umweltschutz ist keine Schön- Wetter-Angelegenheit, sondern eine epochale Herausforderung", mahnte Leinen. Impulse erhofft er sich von der neuen US-Regierung. Dagegen sei in der deutschen Umweltpolitik ein Stillstand eingetreten. "Wir laufen Gefahr, hinter den USA und Japan herzulaufen und Zukunftsmärkte zu verlieren." Als Hauptschuldigen hat der 44jährige Rechtsanwalt, den Ministerpräsident Oskar Lafontaine 1985 als jüngsten Ressortchef in sein Kabinett geholt hatte, Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) ausgemacht.
So verhindere Möllemann bisher durch "katastrophale Untätigkeit" eine Neuorientierung der Energiepolitik. Als Beispiele nennt Leinen das weiterhin gültige Energie-Gesetz von 1935, die überfällige Wärmeschutzverordnung zur Energie- Einsparung bei Gebäudeheizungen sowie das Fehlen eines Programms zur Markteinführung der Sonnenergie. Anreize zur Energie-Einsparung und zur verstärkten Nutzung neuer Energien gehöre aber für Umweltpolitiker unverzichtbar zu einem neuen Energiekonsens, der nach Auffassung aller Umweltminister unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes gesucht werden müsse.
"Wir können nicht mitmachen, nur eine Sorte Groß-Kraftwerke durch andere auszuwechseln", kommentierte Leinen die Diskussion um den Stellenwert der Energieträger Atomkraft, Kohle, Öl und Gas. Statt dessen macht sich Leinen, der vor seiner Berufung zum Minister als langjähriger Vorsitzender des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz zu Großdemonstrationen gegen Atomkraftwerke angeführt hatte, für den "Einstieg in das Solar-Zeitalter" stark.
Weichenstellungen fordert Leinen auch in der Verkehrspolitik. Die Bahnreform müsse auf den Weg gebracht werden und die Rahmenbedingungen für die Schiene seien zu verbessern. Deshalb werde man längerfristig um eine Erhöhung der Mineralölsteuer nicht herumkommen. Die von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) ins Auge gefaßte Vignetten-Lösung für Autobahnen hält er dagegen für ein untaugliches Mittel, die Autofahrer zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen: "Wer bezahlt hat, will sein Geld dann auch abfahren", befürchtet er. Nötig sei schließlich das Energie-Spar-Auto. Durch Verordnung solle der durchschnittliche Verbrauch auf fünf Liter pro 100 Kilometer halbiert werden. Im Bereich der Abfallwirtschaft, die zu einer Kreislaufwirtschaft umgestaltet werden müsse, erwartet Leinen im kommenden Jahr einen Durchbruch. Er rechnet mit Rücknahmeverpflichtungen für Altautos, Altpapier und Elekronikschrott, die derzeit ebenfalls noch von Möllemann behindert würden. Durch die Einrechnung der Entsorgungskosten in die Verkaufspreise könnten bei der fortschreitenden Pflicht zum Recycling einzelne Waren für den Verbraucher teurer werden, räumt Leinen ein. Dennoch halte er es für richtig, wenn die Produkte "ökologisch wahrhaftige Preise" bekämen.
ABUJA, 1. Januar (AP). Der nigerianische Übergangsrat hat Ernest Shonekan zum Ministerpräsidenten ernannt, der die Regierungsgeschäfte bis zum Amtsantritt eines aus Zivilisten bestehenden gewählten Kabinetts Ende August nächsten Jahres leiten soll.
COLOMBO, 1. Januar (dpa). Mindestens 3600 Tote und über 1500 Invaliden sind die traurige Bilanz des andauernden Guerillakrieges in Sri Lanka im Jahr 1992. Diese Zahlen wurden jetztvom Militär in Colombo veröffentlicht. Danach wurden 2 049 tamilische Rebellen und 1 040 Soldaten getötet. Die Zahl der getöteten Zivilisten wurde mit 557 angegeben. Die meisten Opfer kamen bei Gefechten im Norden und Osten ums Leben, wo die "Befreiungstiger von Tamil Eelam" für einen eigenen Staat kämpfen.
PHNOM PENH, 30. Dezember (dpa). Die Vereinten Nationen (UN) verstärken nach dem blutigen Überfall auf eine überwiegend von Vietnamesen bewohnte Siedlung den Druck auf die Roten Khmer in Kambodscha. Nach Angaben eines UN- Sprechers vom Mittwoch gilt ab dem heutigen Donnerstag ein Moratorium, durch das die Ausfuhr von Holz, Mineralien und Edelsteinen gestoppt wird.
Damit sollen die Rebellen zu einer Zulassung freier Wahlen in den von ihnen besetzten Gebieten und zur Einhaltung der militärischen Entwaffnungsauflagen in Rahmen des Pariser Abkommens veranlaßt werden. Die Beschränkung werde von UN-Friedenstruppen und Zivilpolizisten des Landes überwacht, die bereits an den Grenzstationen Aufstellung genommen hätten.
IG Metall nimmt
ERFURT (dpa/vwd). Die IG Metall hat gegen die drei Geschäftsführer des ehemaligen Treuhandbetriebes Presatex (Apolda) Strafanzeige gestellt. Die Verdachtsmomente wegen Nötigung und versuchten Betrugs zum Nachteil der Treuhand seien ein Fall für den Staatsanwalt, betont die Gewerkschaft, die den Managern außerdem falsche Angaben gegenüber Behörden vorwirft.
Der Bügelmaschinen- und Wäschepressenhersteller war Ende 1991 verkauft worden. Nach einer längeren Betriebsbesetzung hatte die Geschäftsführung vorige Woche Konkurs angemeldet.
Die IG Metall wirft dem Management vor, der Treuhand vorgespielt zu haben, daß nur durch nachträgliche Zugeständnisse beim Kaufvertrag 30 bis 35 der zuletzt 69 Arbeitsplätze zu erhalten seien. Der teilweise Verzicht auf Arbeitsplatz- und Investitionszusagen sei aber nur den Gesellschaftern zugute gekommen. Überdies sei die Belegschaft zur Billigung eines Sanierungskonzepts genötigt worden. Laut IG Metall soll die Treuhand den Betrieb zurücknehmen.
ADDIS ABEBA, 1. Januar (dpa). Das Jahr 1992 war nach Ansicht der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) für den Kontinent ein Jahr der Katastrophen. "1992 wird wegen der verhängnisvollen Kombination von Bürgerkrieg und Hungersnot für immer in Erinnerung bleiben", sagte OAU-Generalsekretär Ahmed Salim in einer Neujahrsbotschaft, die in Addis Abeba veröffentlicht wurde.
Das Jahr 1992 sei durch Schrecken und Massensterben gekennzeichnet gewesen, wie es Afrika in diesen Ausmaßen noch nie erlebt habe. Der OAU-Generalsekretär erinnerte an die Bilder wandelnder Skelette und hungernder Säuglinge. Er räumte ein, daß die OAU in der Somalia- Krise die Erwartungen nicht erfüllt habe, führte aber die Schwäche darauf zurück, daß die OAU über keinen Apparat zur Konfliktvermeidung verfüge.
Die hohe Auslandsverschuldung Afrikas in Höhe von insgesamt 480 Milliarden Mark nehme dem Kontinent immer mehr alle Entwicklungschancen.
PASADENA, 1. Januar (dpa). Verschiedene Versuche, die feststeckende Antenne der Raumsonde Galileo durch Hämmern freizubekommen, sind bislang fehlgeschlagen. Techniker der US-Raumfahrtbehörde NASA wollen nächste Woche erneut versuchen, die regenschirmartige Schüssel aufzuklappen, berichtete ein Sprecher des Jet Propulsion Laboratory in Pasadena in Kalifornien. Die Hochleistungsantenne wird zur Übertragung wichtiger Daten der Raumsonde benötigt, die 1995 den Jupiter erforschen soll.
20 Stunden lang hatten die Techniker ergebnislos versucht, mit zwei Motoren immer wieder rasch hintereinander und ruckartig den Schirm zu öffnen, der sich an zwei Stellen verhakt hat. Ohne die bei voller Ausbreitung mehr als vier Meter große Antenne können künftig weniger Daten zur Erde gefunkt werden. Galileo war am 18. Oktober 1989 von der Raumfähre "Atlantis" zu seiner sechsjährigen Mission ausgesetzt worden.
WASHINGTON, 1. Januar (dpa). Der jahrelange Streit, ob ein französischer oder ein US-Forscher das Aidsvirus zuerst entdeckte und wem damit auch besondere Rechte bei der finanziellen Verwertung von Aids-Tests zustehen, ist neu aufgeflammt. Das Aufsichtsbüro der staatlichen Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) der USA in Bethesda bei Washington wirft in einem Untersuchungsbericht dem prominenten US-amerikanischen Aids-Forscher Robert Gallo und einem Kollegen wissenschaftliches Fehlverhalten vor. Sie hätten falsche und irreführende Angaben über ihre bahnbrechende Arbeit gemacht. Frankreich forderte daraufhin, das französisch-amerikanische Abkommen von 1987 über die Aufteilung der Gewinne aus dem Verkauf der Aids-Tests neu zu verhandeln.
Das Forschungsministerium in Paris erklärte am Silvesterabend, Frankreich erwarte jetzt, daß die US-Regierung offiziell die Urheberschaft französischer Wissenschaftler für die Entwicklung eines Aids-Diagnosetestes anerkenne. Der Forscher Luc Montagnier des Pariser Instituts Pasteur streitet seit Jahren mit Gallo, wem die nobelpreisverdächtige Entdeckung des Aids-Virus zusteht. Montagnier macht geltend, daß Gallo, der 1984 mit der Verkündung seiner "Entdekkung" schlagartig Weltruhm erlangte, tatsächlich von Montagnier isolierte Virusstämme benutzte.
Die US-Gesundheitsbehörde kam zu dem Schluß, es sei "nicht zu klären", ob Gallo absichtlich Virusstämme aus Frankreich benutzt habe. Sie empfiehlt, die Arbeit von Gallo und seinem Kollegen Mikulas Popovic über drei Jahre zu überwachen, um deren Genauigkeit sicherzustellen. Gallo bestritt die Ergebnisse der seiner Meinung nach "unzulänglichen" Regierungsuntersuchung als "völlig unberechtigt". Er werde sie anfechten.
LIMA, 1. Januar (AFP). In Peru sind 1992 knapp 3000 Menschen bei Anschlägen der maoistischen Guerillaorganisation Leuchtender Pfad getötet worden, teilte jetzt das private Institut für Verfassung und Gesellschaft in Lima mit. Die Zahl der Toten lag etwas niedriger als in den vergangenen vier Jahren. 1990 waren 3452 Menschen durch Gewalttaten der Guerilla getötet worden. Der Leiter des Instituts, Ex-Senator Enrique Bernales, wies darauf hin, daß die Gewalttaten trotz der Festnahme des Anführers des Leuchtenden Pfads, Abimael Guzman, nicht wesentlich abgenommen haben.
Zur Person:
KLAUS TÖPFER, Bundesumweltminister, wird vom 3. bis 11. Januar Pakistan und Indien besuchen. Er will unter anderem die weitere Zusammenarbeit zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern nach der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro erörtern. Weiteres Thema sei die Frage, wie die Kooperation beim Waldschutz und in der Energiewirtschaft verbessert werden könne. (AFP)
Der frühere französische Premierminister Antoine Pinay ist am Mittwoch 101 Jahre alt geworden. Der große alte Mann, der zu Frankreichs beliebtesten Politikern dieses Jahrhunderts gehört, feierte seinen Geburtstag mit seinen beiden Töchtern, sieben Enkeln und zwanzig Urenkeln in dem Loire-Städtchen Saint-Chamond bei Saint-Etienne, in dem er 38 Jahre lang Bürgermeister war. Pinay, der auch als Wirtschafts- und Finanzminister sowie Außenminister fungierte, wurde vor über 30 Jahren durch die Einführung des harten Franc berühmt.
Noch heute wird "Monsieur Toine" von Mitbürgern und gelegentlich auch von Politikern um Rat gebeten. Zwar lehnt er inzwischen Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen wegen Gehschwierigkeiten in der Regel ab, doch überrascht er immer noch mit lebhaften Stellungnahmen zum Tagesgeschehen, etwa seinem leidenschaftlichen Eintreten für den Maastricht- Vertrag. AFP
STRASSBURG, 1. Januar (AFP). Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist zum Jahresende im Elsaß ein jüdischer Friedhof geschändet worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden etwa 25 der rund hundert Grabsteine des im Straßburger Vorort Schiltigheim gelegenen Friedhofs umgekippt. Etwa ein Dutzend der Steine wurden dabei beschädigt. Antisemitische Inschriften wurden nicht entdeckt.
Der kleine Friedhof, der insgesamt rund hundert Gräber beherbergt, ist von einer Mauer und einem Gitter umgeben und verschlossen. Erst am Vortag waren auf dem jüdischen Friedhof des Straßburger Vororts Cronenbourg antisemitische Schmierereien entdeckt worden. Unter anderem hatten die Täter Hakenkreuze und die Zahl 415 auf die Grabsteine gesprüht - offenbar eine Anspielung auf die 415 von Israel nach Südlibanon abgeschobenen Palästinenser.
Im Elsaß, wo eine mit über 15 000 Mitgliedern relativ große jüdische Gemeinde lebt, häufen sich seit einigen Monaten Angriffe auf jüdische Einrichtungen.
WIESBADEN. Die soziale Spaltung der Gesellschaft ist im abgelaufenen Jahr nach Ansicht von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) tiefer geworden. In seiner Neujahrsansprache in Wiesbaden wies der Regierungschef darauf hin, daß zwar viele Menschen ihren Wohlstand hätten mehren können, viele andere aber zunehmend unter Arbeitslosigkeit, Armut und Wohnungsnot litten. Wohl sei Hessen eines der wirtschaftsstärksten deutschen Länder, doch mache die konjunkturelle Schwäche nicht an seinen Grenzen halt. "Machen wir uns nichts vor: 1993 wird ein schweres Jahr", so Eichel.
1992 sei ein Jahr gewesen, das allen Anlaß zum Nachdenken über das Miteinander gegeben habe. Immer mehr Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt würden oder keine ausreichende Existenzgrundlage fänden, suchten Zuflucht - unter anderem in Deutschland. Zwar könnten nicht alle aufgenommen werden, "aber anständig müssen wir sie alle behandeln", sagte Eichel.
Wer als Ausländer in Hessen lebe, dessen Würde müsse so geachtet werden, wie es das Grundgesetz allen zusage. Schließlich habe Hessen eine "große demokratische Tradition". Die "Brandstiftung der rechtsextremen Parteien und ihrer terroristischen Banden" werde keinen Erfolg haben.
Der Aufbau der sozialen und wirtschaftlichen Einheit in Deutschland verlange von allen die Bereitschaft, abzugeben. Dabei gelte es, die Lasten sozial gerecht zu verteilen. Eichel sagte, Hessen sei entschlossen, seinen Beitrag zu leisten, um "die Herausforderungen der Zukunft zu meistern". lhe
TOKIO, 1. Januar (Reuter). Japan soll den Bau einer Versuchsanlage für Triebwerke von Kampfflugzeugen planen. Nach einem Bericht der Zeitung Mainichi Shimbun soll dies die erste Stufe auf dem Weg zur Eigenproduktion von Militär- und Zivilflugzeugen sein. Vertreter des Verteidigungsministeriums wollten keine Einzelheiten bekanntgeben, da derzeit im US-Kongreß Sorgen über den Transfer von Triebwerkstechnik nach Japan geäußert werden. Die USA und Japan hatten erst kürzlich vereinbart, die neue Generation japanischer Kampfflugzeuge gemeinsam zu entwickeln.
MOSKAU, 1. Januar (Reuter). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat der Bevölkerung ein großes Lob für ihren Durchhaltewillen ausgesprochen. In seiner Neujahrsansprache sagte er , er sei "zutiefst dankbar" dafür, daß sie die Schwierigkeiten des letzten Jahres ertragen hätten, ohne aufzubegehren und zur Gewalt zu greifen. Er selbst könne nicht umhin zu sagen, daß 1992 das schwerste Jahr seines Lebens gewesen sei.
Jelzin machte den Russen aber zugleich auch Mut. Es gebe erste Anzeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung im Jahr 1993. Das Wichtigste sei nun, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten.
"Ich weiß, daß Ihr mir nicht glauben würdet, wenn ich ein rosiges Bild von 1993 malen würde", sagte Jelzin in der vom Fernsehen übertragenen Ansprache. "Wir wissen alle sehr gut, daß es ein schwieriges Jahr werden wird." Er versprach, hart gegen Korruption, Bestechung und Verbrechen vorzugehen, damit sich alle Russen wieder in ihren Häusern und auf den Straßen sicher fühlen könnten. Dazu würden die Sicherheitskräfte und die Gerichtsbarkeit ausgebaut.
Jelzin wich von seinem vorbereiteten Text ab, um seinem Chefreformer und Vertrauten Jegor Gaidar für seine Arbeit zu danken. Auch die Bevölkerung schulde Gaidar Dank dafür, daß er in schwierigen Zeiten gewagt habe, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Erst vor wenigen Wochen hatten Altkommunisten und nationalistische Kräfte im Volksdeputiertenkongreß die Ablösung Gaidars vom Amt des Ministerpräsidenten erzwungen. Jelzin äußerte sich aber zuversichtlich, daß Gaidar in Zukunft wieder einen hohen Posten in Rußland bekleiden werde. Rußland sei als große Macht ins 20. Jahrhundert eingetreten und sei eine treibende Kraft bei der Entwicklung der Welt gewesen, sagte Jelzin. Es sei nicht die Schuld Rußlands, daß es als "Testgelände für den Kommunismus" habe herhalten müssen. Die Russen hätten sich nun von dieser "Besessenheit" befreit.
Als ein "Jahr der Enttäuschung" hat der russische Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow 1992 bezeichnet. Er sagte im Fernsehen, inRußland habe sich eine "Lateinamerikanisierung" entwikkelt, nach dem "Modell Kolumbien", wo sich staatliche und administrative Strukturen mit Einflüssen der Mafia vermischten. Chasbulatow gilt als einer der schärfsten Gegner und Kritiker Jelzins.
Enttäuscht äußerte sich Chasbulatow über die Ergebnisse der Reformbemühungen unter Jegor Gaidar. "Die Wirtschaft ist praktisch außer Kontrolle,die Regierung hat ihren Job verfehlt." Gaidar habe den "Kopf verloren" und am Ende nicht mehr gewußt, was er tue.
Auch den Nachfolger Gaidars, Viktor Tschernomyrdin, sparte Chasbulatow von scharfer Kritik nicht aus. Es sei das "gleiche Blatt Karten im Spiel", die autokratischen Tendenzen bestünden fort, noch immer konzentriere man sich mehr auf Personen, anstatt auf die Verfassung.
Gleichwohl sagte Chasbulatow Unterstützung des Parlaments für die Reformbemühungen zu und rief die Bürger zur Geduld auf. "Wartet und seid geduldig. Ich weiß, daß es schwierig ist, aber wir versuchen, unser Bestes zu tun. Eine Menge Fehler wurden gemacht, aber wir kämpfen darum, es besser zu machen."
sp/Eishockey/Erg TESTSPIEL: Berliner SC Preussen - EHC Wjatitsch Rjasan 6:4 (2:1, 2:0, 2:3).
Zum Thema Umweltbelastung in der Antarktis (Beitrag von Jutta Nachtigäller in der FR vom 8. 12. 1992 "Die letzten Geheimnisse der Welt zertrampelt" und Leserbrief von Wolfgang Fischer FR/FRA vom 21. 12. 1992 "Damit Pinguine nicht das Fliegen lernen") möchte ich, nach mehr als zwei Jahren Antarktis Aufenthalt seit 1988, folgendes beitragen:
Jede Aktivität in der Antarktis, ob forschende, touristische oder die von Umweltschützern, ist schädlich für die dortige Umwelt, wenn große Menschenmengen beteiligt sind, wenn sie ein logistisches Großunternehmen ist, wenn Teilnehmer ungenügend informiert oder unwillig sind, sich Beschränkungen zu unterwerfen, oder wenn besonders sensible Gebiete besucht werden.
Ich selbst schätze mich sehr glücklich, daß ich zweimal auf der Ross Insel überwintern konnte. Deshalb könnte ich es nicht rechtfertigen, jemandem verbieten zu wollen, die Antarktis, auch als Tourist, besuchen zu wollen. Ich habe während meiner Antarktis-Jahre Besuche von Touristen erlebt. Diese waren umweltbewußt durchgeführt von seiten der Touristenunternehmen und die Teilnehmer der Kreuzfahrten, mit denen ich redete, schienen sehr informiert und besorgt über den Erhalt der Antarktis.
Natürlich gibt es andere Unternehmungen, wie Touristenhotels auf der Antarktischen Halbinsel, die eine wirkliche Gefahr für die antarktische Umwelt darstellen. Diese entspringen nationalistischen und wirtschaftlichen Interessen, denselben, die auch für die Belastung der Antarktis durch Forschungsprogramme verantwortlich sind, die weder eine sinnvolle Ergänzung der wissenschaftlichen Arbeit anderer Länder sind noch qualifiziert, effizient und logistisch umweltschonend durchgeführt werden.
Wolfgang Fischer beschreibt eine Folge genau dieses Problems. "Daß Forscher ganze Inseln verwüsten" liegt in erster Linie an fehlender Koordination zwischen den Antarktisprogrammen der Vertragsstaaten. Es ist meiner Meinung nach falsch, Forscher und Touristen gegeneinander auszuspielen. Sowohl Frau Nachtigällers Verurteilung des Antarktis- Tourismus als auch Wolfgang Fischers Aussage über die verheerenden Folgen von Forschung sind meiner Meinung nach falsch. Wissenschaftliche und touristische Aktivitäten müssen Regeln unterworfen werden, Forscher und Touristen müssen verantwortlich handeln.
Wolfgang Fischer's Bemerkung, daß "Umweltschützer (Greenpeace) die Antarktis verschandeln mußten", weise ich zurück. Auf Kap Evans, wo 1986/87 die Greenpeace Antarktis-Station erbaut wurde, steht seit 1910/11 Scott's Hütte, überwinterten zwischen 1910/11 und 1914 und 1985/86 mehrere Expeditionen, wurden seit den fünfziger Jahren Sommerforschungsprogramme durchgeführt, und es landen jährlich zahlreiche Touristen per Hubschrauber oder Schiff. Kap Evans war 1986 keineswegs unberührt, ein wichtiger Grund für Greenpeace, diesen Standort zu wählen.
Zwischen 1987 und 1989 wurde Ausrüstung früherer Expeditionen, im Einvernehmen mit deren Organisatoren, auf Greenpeace-Schiffen von Kap Evans abtransportiert. Ich habe 28 Monate auf Kap Evans als Wissenschaftlerin des Greenpeace-Teams gelebt, und es war eine unserer Hauptaufgaben, unseren eigenen Einfluß auf die Umwelt zu minimalisieren.
Im Februar 1992, nach der Unterzeichnung des Umweltabkommens für die Antarktis im Oktober 1991 in Madrid, wurde die Greenpeace-Station abgebaut, die Umgebung auf Kap Evans peinlichst gesäubert und verschiedene Studien durchgeführt, um Effekte unserer mehrjährigen Gegenwart auf Boden und Wasser zu untersuchen, wenn sie überhaupt feststellbar sind. Nach Beendigung der Abbau- und Aufräumungsarbeiten war die Umgebung sicher sauberer als jemals während der vergangenen Jahrzehnte.
Als ich bei der Abfahrt vom beidrehenden Schiff aus im spätsommerlichen Schneetreiben auf Kap Evans zurückblickte, konnte ich, nach mehr als zwei Jahren Leben und Arbeit dort, schon nicht mehr ausmachen, wo die Gebäude fünf Jahre lang standen.
Dr. Sabine Schmidt, Bremen
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Wochenende
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45.
Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach. Samstag: Löwen-Apotheke, Bad Nauheim, Friedrichstraße 1, Telefon 0 60 32 / 23 58 und Germania-Apotheke, Friedberg, Wetteraustraße 39, Telefon 0 60 31 /54 57 - Sonntag: Mohren-Apotheke, Friedberg, Kaiserstraße 104, Telefon 0 60 31 / 56 85.
Bad Vilbel. Sa.: Nidda-Apotheke, Frankfurter Str. 28, Tel. 0 61 01 / 8 38 52 - So. Park-Apotheke, Frankfurter Str. 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79.
Butzbach. Sa.: Alte Apotheke, Wetzlarer Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 55 85 - So.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42.
Karben/Niddatal. Sa.: Apotheke Assenheim, Assenheim, Nieder-Wöllstädter-Str. 2, Tel. 0 60 34 / 22 06 - So.: Römer-Apotheke, Okarben, Saalburgstr. 2, Tel. 0 60 39 / 34 45.
Büdingen. Sa. + So.: Stadt-Apotheke, Bahnhofstr. 30, Tel. 0 60 42 / 45 30 + 45 65.
Krankentransporte
Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00.
Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
DREIEICH. Die Dreieicher können ihre Christbäume wieder umweltfreundlich loswerden. Die Stadt läßt sie abholen, und die Stadtgärtnerei macht die Bäume in der Häckselmaschine klein; die Überbleibsel werden kompostiert und als Dünger verwendet. Mitarbeiter des Betriebshofes sammeln die Bäume ein: in Dreieichenhain am Dienstag, 12. Januar; in Götzenhain am Donnerstag, 14. Januar; in Buchschlag und Offenthal am Freitag, 15. Januar. Im Stadtteil Sprendlingen wird zwischen dem 11. und 15. Januar abgeholt. Der Baumschmuck (Lametta) sollte entfernt sein. Die Bäume sind an den angegebenen Tagen bis 7 Uhr an den Straßenrand zu stellen.
Die Müllgroßbehälter mit einem Volumen von 1100 Litern werden am Mittwoch, 13. Januar, und Donnerstag, 14. Januar, abgeholt. sus
KELSTERBACH. Die Sauberkeit auf den Straßen in der Stadt Kelsterbach läßt zu wünschen übrig. Das soll sich besser. Und weil jetzt die Zeit der guten Vorsätze herrscht, gibt die Stadtverwaltung den Bürgerinnen und Bürgern am Main gleich am Anfang des neuen Jahres in einem Aufruf ein paar Tips mit auf den Weg. Freilich, ganz unverbindlich wie mit privaten Vorsätzen ist das alles nicht. Immerhin gibt es eine kommunale Satzung zur Straßenreinigung, und da sind Rechte und Pflichten der Anwohner klar geregelt.
So heißt es wörtlich in der Satzung: "Die Reinigungspflicht erstreckt sich auf die Straße vom Grundstück aus bis zur Mitte der Fahrbahn und an Straßenkreuzungen bis zum Schnittpunkt der Straßenmitte."
Grenzen Grundstücke an öffentliche Plätze, so müssen nach Auskunft der Stadt die Grundstücksbesitzer oder von ihnen Beauftragte die Plätze bis zu einer Entfernung von fünf Metern von den Grundstücken reinigen. "Soweit die Umstände eine öftere Reinigung nicht erfordern", müßten Straßen am Tage vor einem Sonn- oder einem gesetzlichen Feiertag in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März bis spätestens 16 Uhr gereinigt sein, heißt es an anderer Stelle in der Satzung. cas
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Telefon- Notdienst für Alkohol- und Medika- mentenabhängige und deren Angehörige unter Telefon 0 60 08 / 315; / 457; / 72 09; 0 60 36 / 22 22; 0 64 05 / 66 78 (bis einschl. Sonntag).
Nidda. Frauen-Notruf Borsdorf: In Krisensituationen Telefon-Notdienst unter 0 60 43 / 44 71, Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter (bis Mo.). Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Sa. 10.30 u. 15.30, So. 10.30 Uhr.
Gruppen / Vereine Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Silvester-Pokalschießen, Sa. 14 Uhr, Schützenhaus.
Bad Vilbel. Kath. Pfarrgemeinde St. Nikolaus: Hochamt mit Aussendung der Sternsinger, So. 10 Uhr, Nikolauskirche.
Karben. Sportschützenverein Burg- Gräfenrode: Neujahrsschießen für Mannschaften und jedermann, Sa. 10 Uhr, ehem. Schule Burg-Gräfenrode. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Kurs für Führerscheinbewerber, Samstag 8 Uhr, Rettungswache Hauptstraße 54.
Bad Vilbel. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Friedrich- Ebert-Str. 34.
Butzbach. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Gr. Wendelstr. 12. Verschiedenes Friedberg. Führung durch die Altstadt, Sa. 14 Uhr, Wetterau-Museum.
Bad Nauheim. Tanzabend, Sa. 19 Uhr; Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.
Nidda. Tanzabend, Sa. 19 Uhr; Tanztee So., 15 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Abfallsammlung Altenstadt. Spermüllannahme: 8.30-9 Uhr Enzheim Trafostation, 9.15-10 Uhr Lindheim, Feuerwehrgerätehaus; 10.15-11 Uhr Höchst, Feuerwehrgerätehaus; 11.15-12 Uhr Altenstadt, Bauhof Obergasse. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Dienstag bis Donnerstag und Sonntag 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).
Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).
Echzell. Heimat- und Geschichts- verein: "Was du ererbt von deinen Vätern", Sonntag 10 bis 2 und 14 bis 16 Uhr, Lindenstraße 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Dienstag bis Freitag 10-12 Uhr, Mittwoch und Samstag 15-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar 1993).
Friedberg. Roxy: Kevin - allein in New York (Samstag 15, 17, 20.15, Sonntag 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr); Bodyguard (22.30 Uhr)
Blende: Die Schöne und das Biest (Samstag 15, 17; So. 13.45, 16, 18 Uhr); Friedhof der Kuscheltiere (Sa. 20.15, 22.30; So. 20.30 Uhr)
Studio: Das Kleine Gespenst (Sa. 15, So. 13.45 Uhr); Sister Act (Sa. 17, 20.15, 22.30, So. 16, 18, 20.30 Uhr)
Keller: Der Tod steht ihr gut (Sa. 15, 17, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Sister Act (Sa. u. So. 15.30, 19, 21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Sister Act (Samstag und Sonntag 15, 20 Uhr)
Bambi: Kevin - allein in New York (Sa. u. So. 15, 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Die Schöne und das Biest (So. 15 Uhr); Sister Act (20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr)
Princess: Kevin - allein in New York (Samstag 20, 22.30 Uhr, Sonntag 15, 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Gas Food Lodging (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Sebastian Superbär (15.30 Uhr); Sister Act (17.15 Uhr); Hush- a-bye Baby (19.30 Uhr); Erbarmungslos (21.45 Uhr); Monty Python&rquote;s Der Sinn des Lebens (24 Uhr).
(ohne Gewähr)
RODGAU. Wetten mag Rodgaus Bürgermeister Paul Scherer nicht, hoffen um so mehr: Daß die Rodgau-Ringstraße zwischen dem Jügesheimer Alten Weg und der Landesstraße 3405 zwischen Hainhausen und Rembrücken bis zum Frühjahr, spätestens bis zum Beginn des Sommers für den Autoverkehr freigegeben werden darf, damit die Hainhäuser von ihren täglich 14 000 durchrollenden Autos entlastet werden. Sowohl seinen "Vize" Thomas Przibilla als auch die beiden für Rodgau zuständigen Landtagsabgeordneten Judith Pauly-Bender (SPD) und Frank Lortz (CDU) hat Scherer "angespitzt", beim hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Ernst Welteke in Wiesbaden ihren Einfluß geltend zu machen, damit der das in Gang gesetzte Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Bundesstraße 45 neu zwischen Jügesheimer Wasserturm und Weiskircher Kreisel nicht in der Schublade verschwinden, sondern beschleunigt bearbeiten läßt.
Denn allein das ist die Voraussetzung dafür, daß die Nachbarstadt Heusenstamm - gemäß einer gerichtlich vereinbarten Abmachung - der Freigabe der Rodgau-Ringstraße zustimmt. Immerhin, und das ist das einzig tröstliche für die Bürger von Hainhausen, hat der Durchgangs-Verkehr in der jüngsten Vergangenheit nicht zugenommen. Auch wenn die Zahl der zugelassenen Autos in den zurückliegenden Jahren mit einiger Konstanz um jährlich sechs Prozent - in fünf Jahren mithin um knapp ein Drittel - zugenommen hat, ist Hainhausen von einem Anschwellen der Blechlawine verschont geblieben. Scherer führt das einzig und allein auf die neue Autobahn-Anschlußstelle Seligenstadt zurück, die gleichermaßen von Rodgauern wie von Pendlern aus dem östlichen Kreis Offenbach angenommen wird und die Ortsdurchfahrt von Hainhausen entlastet.
Um auf die vom Bürgermeister der größten Stadt des Kreises nicht angenommene Wette zurückzukommen: Den Ausbau des Weiskircher Kreisels zum sogenannten "Schlangennest" glaubt er in seiner in vier Jahren zu Ende gehenden Amtszeit nicht mehr zu erleben. Das 100 Millionen Mark-Projekt dürfte bestenfalls zur Jahrtausendwende Realität werden. Bis dahin wird die Bundesstraße 45 neu auf einem zusätzlichen Brückenbauwerk die Autobahn Frankfurt - Würzburg überqueren, werden die Arbeiten an einem Netz von "Ohren" und Schleifen von und zur Autobahn in vollem Gange sein.
Was aber den innerörtlichen Verkehr zwischen Rodgau, Heusenstamm und Obertshausen bis dahin und nach der Inbetriebnahme der S-Bahn im gegenwärtig noch genannten Jahr 1997 viel mehr entlasten soll, ist der Autobahn-Anschluß zwischen Obertshausen und Heusenstamm im Zuge der verlängerten Udenhoutstraße von Weiskirchen aus. Niemand wird aus Richtung Heusenstamm dann noch die Auffahrt Weiskirchen ansteuern, wenn er sowohl in Richtung Frankfurt wie nach Würzburg eher die A 3 erreichen kann. Die Rembrücker können über die wiedereröffnete Autobahnbrücke in Richtung Obertshausen steuern und nördlich der Autobahn auf der dann dort verlaufenden Parallelstraße die Südumgehung von Obertshausen erreichen und ebenfalls Hainhausen/Weiskirchen meiden, wenn sie denn auf die Autobahn wollen.
Bleiben die Heusenstammer Schwertransporter eines Dachziegelwerks, die jetzt noch durch Hainhausen brummen, wenn sie das Kieswerk am Nieder-Röder Badesee zum Ziel haben. Sie werden mit der Freigabe der Rodgau-Ringstraße auf alle Fälle vor Hainhausen in Richtung Nieder-Roden abbiegen, um auf kürzerem und schnellerem Weg ihren Auftrag zu erledigen.
Fazit: Hainhausen dürfte in einem halben Jahr nur noch halb soviel Durchgangsverkehr haben wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt. ttt
Vorsicht mit Kindern in einem fremden Auto. Das kann teure Folgen haben. Dies mußte sich eine Frau nun vom Frankfurter Amtsgericht sagen lassen: so muß sie nach einem jüngst veröffentlichten Urteil nicht nur die Kosten für die von ihrem Sohn eingetretene Autoscheibe ersetzen, sondern auch für den künftigen Rückstufungsschaden in der Versicherung des Wagenbesitzers gerade stehen. "Denn", so das Urteil des Gerichts, "sie hat ihrer Aufsichtspflicht nicht genügt". (Aktenzeichen: 32 C 1379/92-19)
Die Frau, eine Umsiedlerin aus Polen, die damals in einem Übergangsheim in Kelkheim wohnte, hatte vor zwei Jahren einen Bekannten gebeten, sie und ihren vier Jahre alten Sohn gegen Benzinkostenbeteiligung zu ihrem Deutsch- Sprachkurs nach Nürnberg zu fahren. Nach etwa 30 Kilometern auf der Autobahn Richtung Nürnberg barst plötzlich die rechte hintere Seitenscheibe des Wagens. Die Scherben fielen auf einen nachfolgenden Wagen, wodurch ein Schaden von 1500 Mark entstand, den später die Haftpflichtversicherung des Klägers bezahlte. Danach stufte sie allerdings den Schadensfreiheitsrabatt des Klägers von 40 Prozent auf 55 Prozent zurück. Bis zum Jahr 2000, so errechnete die Versicherung, mache das eine Summe von rund 900 Mark aus.
Nachdem die Frau die Zahlung dieser Gesamtsumme verweigert hatte, klagte der Wagenbesitzer nun auf Ersatz seines Schadens für die Jahre 1991 und 1992 in Höhe von 324 Mark. Außerdem forderte er, daß sie ihm alle künftigen Schäden aus dem Verlust seines günstigen Versicherungsrabatts ersetze. Denn, so der Kläger vor Gericht, "der Sohn der Beklagten habe sich auf dem Rücksitz unruhig verhalten und trotz erfolgloser Beruhigungsversuche mit beschuhten Füßen gegen die Seitenscheibe seines Wagens getreten". Dabei sei die Scheibe zerborsten und herausgefallen.
Die Frau dagegen bestritt, daß ihr Sohn die Scheibe kaputt gemacht habe. Er habe zur fraglichen Zeit schon müde mit dem Kopf auf ihrem Schoß und mit den Beinen, ohne Schuhe an den Füßen, auf der Rückbank gelegen. Dabei habe sie ihn fest an sich gedrückt. Abgesehen davon sei ein Kind in dem Alter "gar nicht in der Lage eine intakte Scheibe einzutreten", hierzu sei diese "zu stabil und bruchsicher", erklärte die Frau. Außerdem hafte sie allein deshalb schon nicht für die zerbrochene Scheibe und die Folgen, weil sie ihre Aufsichtspflicht nicht verletzt habe.
Dieser Argumentation folgte das Gericht jedoch nicht und gab der Klage auf Schadensersatz auch für künftige Schäden aus der Rückstufung statt. Allerdings kann der Kläger diesen Ersatz jetzt noch nicht verlangen, sondern erst, wenn er selbst zur Kasse gebeten worden ist. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er wieder seine alte Rabattmarke erreicht, ist die geplagte Mutter nun aber Jahr für Jahr verpflichtet, den Schaden wiedergutzumachen. sol
Tips und Termine · Tips und Termine
Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (Sa. und So.: 15, 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Kevin allein in New York (Sa. und So.: 15 Uhr); Sister Act (Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (Sa. und So.: 15 und 17 Uhr); Grüne Tomaten (Sa.: 20 Uhr); Camille Claudel (So.: 19 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Kevin allein in New York (Sa. und So.: 16 und 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Kevin allein in New York (Sa.: 15.30 Uhr; So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Die Schöne und das Biest (Sa.: 18 Uhr; So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa. und So.: 15, 17.30 und 20.15 Uhr).
Ausstellungen Bad Homburg. Kurtheater: Fotoausstellung "40 Jahre Kurtheater" (Sa. und So. 11 bis 17 Uhr).
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch (Sa. 10 bis 13 Uhr). Samstag
Theater/Musik Oberursel. Stadthalle: Chansons mit Barbara Kramer, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Oberursel. Info-Stand der SPD Rosengärtchen-Kunstmühle, Einkaufszentrum, 9 bis 12 Uhr. Sonstiges Königstein. Parkplatz am Friedhof Falkenstein: Lauftreff für jedermann, 15 Uhr.
Sonntag
Vereine/Organisationen Neu-Anspach. Wanderung des Taunusclubs zum Feldberg, Treffpunkt: Breite Straße, 10 Uhr.
Bevor sich Olaf H. abends in sein Bett kuschelt, muß er immer noch mal in den Keller. Der Vater einer sechsköpfigen Großfamilie sortiert in der Waschküche Bunt- und Kochwäsche und wirft eine Waschmaschine an. Dann setzt er noch die Spülmaschine in der Küche in Gang, bevor er endlich ins Bett darf. Während Familie H. in tiefen Schlaf versinkt, waschen und spülen die Haushaltsgeräte in Nachtarbeit. Am nächsten Morgen sind die Hemden und die Teller wieder sauber - und Familie hat wieder ein paar Groschen gespart.
Olaf H. gehört mit seiner Familie zu den mehr als 3000 Frankfurtern, die 1992 mit dem Nachttarif ein neues Angebot der Stadtwerke genutzt haben. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens kostet sie der Strom nur etwas mehr als die Hälfte des Normalpreises. Vom Waschen in der Nacht wird man "nicht gerade reich", meint H., aber ein wenig könne er schon sparen. Weil bei den H.s ein Drittel der bis zu 300 Kilowattstunden im Monat in den Nachtstunden fließen, summieren sich die Einsparungen durch den neuen Tarif auf bis zu zehn Mark im Monat.
Was bei der allnächtlich waschenden und spülenden Großfamilie H. so gut funktioniert, hat nicht überall in Frankfurt so eingeschlagen wie eigentlich von den Stadtwerken geplant. Als die Stadtwerke vor einem Jahr für ihren neuen Tarif warben, hofften sie noch bis zu 90 000 Stromkunden für den Nachttarif zu begeistern. Bisher haben sich aber erst 3200 der 354 000 Stromkunden für den neuen Tarif entschieden.
Dabei würde es sich vor allem für die Stadtwerke lohnen, wenn sie mit mehr Nachtkunden die Verbrauchsspitzen am Tag kappen könnten. Denn der Stromverbrauch ist rund um die Uhr sehr ungleich verteilt. Stadtwerker flachsen über die "Kochspitzen", wenn mittags gegen 12 Uhr mehr als 700 Megawatt ihre Abnehmer suchen. Im "Nachmittagstal" fällt der Verbrauch nochmals leicht ab, bevor am frühen Abend die Lichter und Fernsehgeräte angehen. Eher flau wird es dann ab 20 Uhr, wenn der Verbrauch zusehends geringer wird. Weil der Strom, den die Stadtwerke rund um die Uhr zu ihrer eigenen Produktion dazukaufen müssen, tags teurer als nachts ist, möchten sie einen Teil des Verbrauchs in magere Stunden verlagern.
Für die Stromkunden rechnet sich das, wenn sie im Monat mindestens 28 Kilowattstunden in der Nacht verbrauchen. So viel muß schon sein, denn für einen "Doppeltarifzähler" müssen sie 2,90 Mark zusätzlich im Monat zahlen.
Gleichwohl war das Interesse in den vergangenen Monaten "ziemlich schleppend", räumt Stadtwerkesprecher Frank Döbert ein. Darum wollen die Stadtwerke im März noch einmal eine Werbeoffensive starten. Alle Stromkunden erhalten dann einen Vergleich, der ihnen vorrechnet wieviel Geld sie mit Nachttarif gespart hätten. Auch ohne den Nachttarif wird der Strom im neuen Jahr etwas billiger. Weil sich die Konzessionsabgabe an die Versorgungsunternehmen ermäßigt, zahlen die Stromkunden nun 0,13 Pfennig weniger für jede Kilowattstunde. Im Normaltarif kostet die dann 24,87 Pfennig, zum Nachttarif 13,57 Pfennig. luf
"Die Gastwirte in Frankfurt werden in diesem neuen Jahr in eine dramatische Strukturkrise geraten": Das prophezeit zumindest Willi Berger, Vorsitzender der Hotel- und Gaststättenvereinigung in Frankfurt. Eines steht fest: Was durch die Kehle rinnt, wird teurer - von gestern an kalkulieren der Wirt Berger und viele seiner 2600 Kollegen in Frankfurt das 0,3- Liter-Glas Pils nicht mehr mit 3,95 Mark, sondern mit 4,25 Mark.
Da wirken sich, sagt Hermann Jäger, Geschäftsführer des Verbandes, nicht nur die städtische Getränkesteuer, sondern auch die um bis 7,5 Prozent höheren Brauereipreise aus. Und die Europäische Gemeinschaft, vom 1. Januar an angeblich grenzenlos, trägt ihr Scherflein bei - mit einer Biersteuer von drei Pfennig pro Liter.
In Wiesbaden, raunt Berger, sind 1991 etwa 500 Gaststätten aufgegeben worden. Und in Frankfurt? Rolf Menzer, Leiter des Ordnungsamtes, vermittelt für 1991 doch ein etwas anderes Bild: Genau 15 Kneipen schlossen endgültig, 30 eröffneten neu. Fluktuation ist im Geschäft, gewiß. 1991 gab es 350 sogenannter "Übernahmen" - eine Gaststätte oder ein Restaurant wechselt dabei den Besitzer oder Pächter. 1992 registrierte die Behörde bisher 340 "Übernahmen".
Das alles bei insgesamt 3500 Konzessionen - inklusive der "Wasserhäuschen". Zeichen einer Krise?
Willi Berger weiß von den stark gestiegenen Strompreisen zu berichten. Früher, sagt er, lag der Arbeitspreis für die Energie, ohne die nichts geht, bei 14,5 Pfennig pro Kilowattstunde. Jetzt, nach der Strukturreform der Stadtwerke, muß mit 34,8 Pfennig kalkuliert werden. Im Januar wollen die Vertreter des gastronomischen Gewerbes noch einmal mit den Stadtwerken verhandeln - vielleicht geht es doch billiger.
Auch der Einstieg ins Gewerbe ist nicht leichter geworden. Vor einem Jahr führte die Stadt, die jeden Pfennig braucht, die "Gaststättenerlaubnis-Steuer" ein. Wer ein Lokal eröffnet, muß zwei Prozent des ersten Brutto-Jahresumsatzes an die Kommune überweisen. Bis heute, so Jäger, sei das "bedauerlicherweise vielen neuen Wirten nicht bekannt". Na, denn: Prost. jg
Die rechtliche Sicherung von 47 Kleingarten-Flächen in Frankfurt noch kurz vor Jahresende bedeutet nicht, daß damit alle illegalen Gartenhäuser abgesegnet sind. Ganz im Gegenteil: Jetzt kann überprüft werden, ob einzelne Gebäude und Anlagen mit dem Bundeskleingarten-Gesetz in Einklang stehen - auch bei den zehn Arealen, die im Grüngürtel liegen. Das hat Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) beteuert. Wie Wentz sagte, sei es auch in Zukunft keineswegs ausgeschlossen, daß Gebäude im Grün "abgeräumt" würden. Freilich lasse der von SPD und Grünen seit 1989 definierte Grüngürtel rund um Frankfurt "Sport- und Freizeitanlagen" zu.
Der Sozialdemokrat wies zugleich Vorwürfe von Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) als "absurd" zurück, er greife den Grüngürtel an und decke private Interessen einzelner Kleingarten-Pächter. Wentz versicherte, "daß ich von keinem der mir bekannten Menschen jemals gehört habe, sie besäßen einen Kleingarten in den zehn umstrittenen Anlagen".
Koenigs hatte Wentz gar als "Schwindler" bezeichnet. Dazu der Planungsdezernent: "Die verbalen Entgleisungen des Herrn Koenigs mir gegenüber bedaure ich - dem Koalitionsklima entsprechen sie nicht."
Nach Darstellung von Wentz ist ihm nichts anderes übrig geblieben, als einen Beschluß der früheren CDU-Mehrheit im Stadtparlament aus dem Jahre 1987 zu vollstrecken und alle 47 Kleingartenflächen planungsrechtlich zu legalisieren. Die zehn Areale, die im Grüngürtel liegen, hätten nicht ausgeklammert werden können - "das wäre reine Willkür gewesen". Wenn die Stadtverordneten es wollten, könnten sie aber mit "einem einfachen Beschluß" einzelne Kleingarten-Anlagen auflösen. Auf die Frage, warum die rot-grüne Koalition nicht schon längst das alte CDU-Konzept durch ein eigenes ersetzt hat, sagte Wentz: "Der Umweltdezernent hat schlicht gepennt!"
Dagegen sagte eine Sprecherin des Gründezernenten, mit der SPD sei ein neuer Beschluß über die Zukunft der Kleingärten bisher politisch nicht zu machen gewesen. Nach den Akten des Umweltdezernates haben Fachleute von Unterer Naturschutzbehörde (zuständig: Koenigs) und Planungsamt (zuständig: Wentz) am 19. Juni zum ersten Mal in Sachen Kleingärten Kontakt aufgenommen. Nach "mehreren Besprechungen" sei bei einem Treffen am 3. November eine "Abstimmung" aller beteiligten Ämter vorgenommen worden. Am 1. Dezember habe es eine Unterredung zwischen Vertretern des Umweltamtes und des Umlandverbandes gegeben.
Der Vorsitzende der Stadtgruppe der Kleingärtner, Dieter Steinhauer, begrüßte jetzt das Vorgehen des Planungsdezernenten. Nach seinen Worten liegen auf den nun planungsrechtlich gesicherten 47 Flächen etwa 7000 Kleingärten: "Die kann man schließlich nicht einfach abräumen!" Die zehn umstrittenen Areale im Grüngürtel bergen, wie Steinhauer sagte, etwa 800 Gärten. Die Bauten auf allen Grundstücken dürften nach seiner Einschätzung "zum überwiegenden Teil ungenehmigt sein". In früheren Jahrzehnten habe sich niemand darum gekümmert, was auf den Flächen geschah.
Steinhauer nannte Kriterien, die heute nach dem Bundeskleingarten-Gesetz erfüllt sein müßten. Keine Hütte dürfe eine Fläche von 24 Quadratmeter überschreiten. Die Grenze für den Garten insgesamt liege bei 400 Quadratmeter. Sanitäre Anlagen seien nur in Gemeinschaftshäusern zulässig. jg (Siehe dazu den Kommentar)
Dänemarks EG-Vorsitz Der zwölfte Wikinger
Dänemarks Außenminister Uffe Ellemann-Jensen bekannte sich gleich zu einer "Fälschung", als er kürzlich, nach der letzten EG-Ministerratssitzung unter britischem Vorsitz, vor das Brüsseler Pressekorps trat. Über dem Minister prangte bereits das Logo für die dänische Präsidentschaftsperiode im ersten Halbjahr 1993: ein mit zwölf Ruderern besetztes Wikingerschiff auf blauem Grund im Kreis der zwölf Europa-Sterne. In Wirklichkeit, so Ellemann-Jensen, seien auf der prähistorischen Originalzeichnung nur elf Ruderer zu erkennen. "Aber um ja keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, daß wir alle im Boot bleiben wollen, haben wir den zwölften Ruderer eben hinzugefügt", sagte der Däne schmunzelnd.
Die Kopenhagener Regierung hat gut gemeinte Anregungen und Ratschläge verschiedener Seiten abgewiesen, ob es wegen der zwiespältigen Haltung ihres Volkes zur EG-Integration nicht klüger wäre, diesmal auf ihre turnusmäßige Präsidentschaft zu verzichten. Seit dem jüngst in Edinburgh von den zwölf Regierungschefs erzielten Kompromiß für dänische Ausnahmeklauseln zum Maastrichter Vertrag fühlt sie sich sicher, daß es in einer zweiten Volksabstimmung im Frühjahr 1993 ein deutliches "Ja" geben werde. Und Ellemann-Jensen versicherte in Brüssel, es sei gute dänische Tradition, in EG-Ministerratssitzungen nicht die nationalen Anliegen mit der Vorsitzführung zu vermengen.
Als Glücksfall betrachtet Kopenhagen, daß nun gemäß den Beschlüssen von Edinburgh die EG-Beitrittsverhandlungen mit Schweden, Finnland und Österreich eröffnet werden können. Das soll am 1. und 2. Februar in "zeremonieller Form" geschehen. Als weiterer Schritt fällt in die dänische Präsidentschaftsperiode die diplomatische Vorbereitung engerer Beziehungen zu Polen, Ungarn sowie den inzwischen gespaltenen Tschechen und Slowaken, die auf die spätere EG- Mitgliedschaft dieser Länder gerichtet sein sollen. (Mit der EG assoziiert sind sie bereits.) Konkretes soll dann auf dem nächsten EG-Gipfel im Juni in Kopenhagen entschieden werden. Etwas mehr Offenheit
Mehr Transparenz und Offenheit gegenüber den EG-Bürgern, ebenfalls in Edinburgh beschlossen, will Kopenhagen in Brüssel zu praktizieren beginnen. Mit der "Öffentlichkeit" von EG-Ministerratsdebatten soll experimentiert werden - soweit die Thematik nur Meinungsnuancen, aber keinen Streit erwarten läßt. Live am Bildschirm dürfen die EG-Journalisten und eventuell auch Zuschauer europäischer Fernsehkanäle am 1. Februar als Premiere eine Ratsdebatte über die EG-Erweiterung erleben, kündigte Ellemann-Jensen an. Der Minister verriet nicht, ob er - selber ein ehemaliger Fernsehreporter - sich wenigstens einige Unterhaltungsgags einfallen lassen wird.
Zweitens werde Dänemark streng darauf achten, daß im Ministerrat nur noch "notwendige" Regelungen beschlossen werden. Außerdem wolle man die Eliminierung überflüssiger älterer Regelungen aktiv zusammen mit der EG-Kommission und dem Europa-Parlament betreiben. Aber "es wird mit uns keine Re-Nationalisierung im Umweltschutz geben", sagte Ellemann-Jensen. Für Brüsseler Kenner war das ein deutlicher Seitenhieb gegen Bestrebungen der bisherigen britischen EG-Präsidentschaft. Auch gemeinschaftliche Sozialrichtlinien-Entwürfe sollen unter dänischem Vorsitz wieder vom Eis geholt werden.
Die Weiterarbeit am noch längst nicht fertigen Binnenmarkt, die Verwirklichung der in Edinburgh grundsätzlich beschlossenen "Wachstumsinitiative" gegen die Arbeitslosigkeit, ein schneller Abschluß der GATT-Welthandelsverhandlungen sind weitere Punkte des Halbjahresprogramms. Relativ vage scheinen hingegen Kopenhagens Vorstellungen, wie die zwölf in Ex-Jugoslawien einen Frieden herbeiführen können.
Trotz der bekannten "Schwierigkeiten" Dänemarks atmet man in Brüssel auf, daß die von manchen als katastrophal beurteilte britische Präsidentschaftsperiode vorüber ist. Premierminister John Majors großes Wort, Großbritanniens Platz sei "im Herzen Europas", erwies sich als Wunschdenken. Die Pfundkrise brachte London so ins Schleudern, daß britische Politiker zu wüsten Vorwürfen gegen die Frankfurter Bundesbank und gegen die deutsch-französische Freundschaft griffen und auch das EG-Währungssystem kaputtzureden versuchten. Ein zweideutiger britischer Löwe Nach diesem Debakel versuchte Major eine Kampagne anzuleiern, mit der die Brüsseler EG-Kommission ihrer vertragsgemäßen Rechte beraubt werden sollte, und er machte dann urplötzlich die Ratifizierung des Maastrichter Vertrages im Unterhaus davon abhängig, wie die Dänen in ihrer geplanten zweiten Volksabstimmung votieren würden. Getreu der Thatcher-Philosophie gab es im ganzen Halbjahr nur eine einzige Sitzung des EG-Sozialministerrates, auf der dann auch kein einziger Beschluß gefaßt wurde. Zu einem Erfolg wurde dann gerade noch der EG-Gipfel in Edinburgh, aber viel mehr durch das Zusammenspiel von Bundeskanzler Helmut Kohl, Staatspräsident François Mitterrand und des Spaniers Felipe Gonzalez als durch die Verhandlungsleitung des britischen Premiers. Zweideutige Betrachtungen stellten in der schottischen Hauptstadt Journalisten über das britische Präsidentschafts-Logo an - einen weißen Löwen auf blauem Grund im Kreis der zwölf Sterne. Spötter mutmaßten, die erhobene Tatze des Löwen lasse die Interpretation zu, daß er rückwärts aus dem Kreis ausbrechen und einen Stern mitnehmen wolle, mit seinem erhobenen Schweif vielleicht sogar noch einen zweiten Stern (Dänemark) wegzuschlagen versuche. Kopenhagen dagegen hat mit dem "gefälschten" zwölften Wikinger fürs erste zumindest schmunzelnde Sympathie gewonnen.lieber cms, aus der Bretagne grüßen bk und hhk, der gleich mal ausprobiert, ob die kommunikation auch richtig klappt. einen guten tusch äh rutsch wünschen die kokos.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat seine Mitglieder aufgerufen, "sichtbar und eindeutig" gegen Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung von Schwachen einzutreten.
Der Verband fordert die Pflegenden dazu auf, Gesprächskreise gemeinsam mit Asylbewerbern und Ausländern zu bilden und für ausländische Kollegen und Kolleginnen Patenschaften zu übernehmen. Außerdem wird die Teilnahme an friedlichen Demonstrationen und Mahnwachen gegen Rassismus und Diskriminierung empfohlen.
Der DBfK weist auf eine ethische Grundregel der Pflege hin. Sie werde "ohne Bewertung von Nationalität, Rasse, Glauben, politischer Einstellung, Hautfarbe, Alter, Geschlecht oder dem sozialen Rang" ausgeübt. ft
BRUCHKÖBEL. Am Wochenende vom 16. bis 18. Januar feiern die Roßdorfer wieder ihren Antonius-Tag und die damit verbundene Kirchweih, deren Höhepunkt auch dieses Mal das Schubkarrenrennen am Montag, 18. Januar, um 13.30 Uhr sein wird. Die Veranstaltung findet 1993 zum 66. Mal statt. Auf einem Rundkurs, der knapp einen Kilometer lang ist, treten Matadoren aus dem Dorf, aber auch aus der Umgebung gegeneinander und gegen die Tücke des Objektes, einen alten hölzernen, mit Eisen beschlagenen Schubkarrens, an.
Aus den Schubkarrenfreunden ist inzwischen ein regelrechter Verein mit 80 Mitgliedern geworden, die die Tradition fortleben lassen wollen. Wer sich am Rennen beteiligen möchte, kann sich in die Meldeliste, die ab Montag, 4. Januar, in der Gaststätte "Zum Löwen" ausliegt, eintragen. hein
OFFENBACH. Zu einer Vortragsreihe "Designerinnen berichten über ihre Arbeit" lädt für die kommenden Wochen die Offenbacher Hochschule für Gestaltung ein. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 14 Uhr in der Aula im ersten Stock des Gebäudes.
Eröffnet wird die Serie am Mittwoch, 6. Januar. Die Stuttgarterin Dorothee Hiller, Geschäftsführerin eines eigenen Design-Unternehmens, spricht über ihren beruflichen Werdegang. Fortgesetzt wird die Reihe am Mittwoch, 13. Januar, mit der Hannoveranerin Hedda Beese. hf
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Zahlreiche Bürger haben bei der FR angefragt, wo denn das städtische Amtsblatt zu erhalten ist, in dem jetzt Aufstellungsbeschlüsse für 47 Kleingarten-Flächen in Frankfurt veröffentlicht wurden. Im städtischen Presse- und Informationsamt, das das Amtsblatt herausgibt, herrscht derzeit noch die Ruhe zwischen den Jahren.
Vom Montag, 4. Januar, an ist das Amtsblatt dann wieder in der städtischen Bürgerberatung, Römerberg 32, oder unter der gleichen Adresse im Presse- und Informationsamt, 3. Stock, zu erhalten.
Es gelten die üblichen Öffnungszeiten von 8.30 Uhr bis 16 Uhr. Das Amtsblatt kostet 80 Pfennig. jg
August
September
Oktober
November
Dezember
Ausgerechnet Bernd S., ein Mann mit ausgeprägtem Unrechtsbewußtsein, fuhr schwarz. Wider Willen. Nach einem Besuch bei einem Freund in Mainz, mit dem der FR-Leser die zu Anekdoten gereiften gemeinsamen Erlebnisse austauschte, strebte Bernd S. heimwärts, nach Frankfurt. Und da er außerdem ein Mann ist, der sich seiner Verantwortung für die Umwelt bewußt ist, eilte er zum S-Bahnhof der Bischofsstadt. Alsbald fuhr auch ein Zug der nach Frankfurt führenden S-Bahn-Linie ein. Zuvor jedoch hatten sich alle Versuche von Bernd S. als vergeblich erwiesen, die Beförderung sich nicht zu "erschleichen", wie es im Amtsdeutsch heißt, sondern pflichtgemäß eine Fahrkarte an einem der aufgestellten Automaten zu lösen. Vergeblich. Bei einem Automaten blieb das Geldstück irgendwo im Organismus des Geräts hängen, worauf dieses gänzlich seinen Dienst einstellte. Der nächste Automat war nicht bereit, auch nur eines der eingeworfenen Geldstücke zu akzeptieren und ließ sie mit schöner Regelmäßigkeit wieder in das Ausgabefach fallen. Bernd S. also stieg ein, setzte die Fahrt bis Frankfurt fort, stets mit dem doppelt unguten Gefühl, als Schwarzfahrer mißverstanden zu werden und möglicherweise als solcher das erhöhte Beförderungsgeld entrichten zu müssen.
Das wird er nicht müssen, auch nicht im Wiederholungsfall, der nicht ausgeschlossen werden kann, denn die Automaten des FVV, in die Jahre gekommen, sind anfällig geworden und verweigern mit zunehmenden Dienstjahren immer häufiger die Funktion - weshalb sämtliche Automaten, wie bereits gemeldet, vom kommenden Frühjahr an nach und nach ausgetauscht werden.
Bis dahin räumt der FVV Fahrgästen wie Bernd S. mildernde Umstände ein, weshalb FVV-Geschäftsführer Ulrich Bischoping auch nicht von schwarzfahren, sondern von "graufahren" spricht. Die Gefahr, daß Passagiere mit redlicher Absicht, aber ohne Fahrschein künftig bei einer Kontrolle zur Kasse gebeten werden könnten, schließt der Geschäftsführer aus.
Ratsam sei es auf jeden Fall, die Nummer des funktionsuntüchtigen Automaten zu notieren und diese gegebenenfalls den Kontrolleuren zu nennen. Entsprechendes Prüfpersonal werde dann den Sachverhalt klären und den Entstörer alarmieren.
Die Möglichkeit, an der nächsten Haltestation auszusteigen, eine Fahrkarte an einem dort befindlichen Automaten nachzulösen, um dann mit dem nächsten Zug die Fahrt fortzusetzen, ist nach Ansicht Bischopings keine zwingende. "Das übersteigt", sagt der FVV- Vertreter, "das Zumutbare." sar
Zwei Männer haben bei einem Überfall auf einen 40jährigen, der auf dem Weg zu einer Bankfiliale im Terminal des Flughafens war, 14 600 Mark erbeutet.
Das Opfer, das in der Nähe eine Tankstelle hat, wollte dort sein Geld einzahlen. Kurz vor der Ankunftsebene kamen die Täter auf ihn zu und forderten mit der Drohung sein Geld: "Ansonsten bist du ein toter Mann."
Der 40jährige gab den Männern, die keinerlei Waffen gezückt hatten, das Geld. Sie flüchteten mit der Beute. enk
HANNOVER, 1. Januar (epd). Zu mehr Toleranz gegenüber Flüchtlingen und Ausländern hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der badische Landesbischof Klaus Engelhardt, aufgerufen. In einer in Hannover veröffentlichten Neujahrsbotschaft heißt es, die Christen in Europa müßten den nationalistischen Tendenzen eine entschiedene Absage erteilen. Mehr denn je helfe hier die Begegnung mit Menschen und Christen aus anderen Ländern. Weiter forderte er größere Aufmerksamkeit für die in unserer Gesellschaft Beiseitegeschobenen". Dazu gehören Arbeitslose, alleinstehende Mütter oder Väter mit ihren Kindern, die oft verzweifelt nach einer Wohnung suchten, und alte Menschen, die sich überflüssig vorkämen. Kraft und Vertrauen seien gefragt, damit Skepsis und Resignation sich nicht durchsetzten.
OFFENBACH. Wer künftig das Klingspor-Museum oder das Stadtmuseum besuchen möchte, muß ins Portemonnaie greifen und zahlen: zwischen zwei und fünf Mark seit dem 1. Januar. Unentgeltlich dürfen nur Kinder bis zu sechs Jahren in die Ausstellungsräume.
Die Stadtverordneten haben aufgrund des Offenbacher Millionendefizits die Einführung eines Eintrittsgeldes für städtische Museen beschlossen. Damit der Museumsbesuch jedoch nicht am fehlenden Geld scheitert, haben die Stadtverordneten eine Ausnahme von der Regel gemacht: Montags kostet es nichts, wenn man die moderne Buch- und Schriftkunst bei Klingspors oder die historischen Zeugnisse aus der Stadtgeschichte an der Parkstraße sehen möchte.
Für Sparsame wird es eine Familienkarte für zehn oder eine Jahreskarte für 40 Mark geben. hf
Jelzin streicht Privilegien
MOSKAU, 1. Januar (Reuter). Rußlands Minister haben eine Reihe von Privilegien verloren, darunter das Recht auf eine Staats-Datscha. Die Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, Präsident Boris Jelzin habe die automatische Zuteilung der Landhäuser an ehemalige oder amtierende Regierungsvertreter für illegal erklärt. Jelzins Büro und die staatliche Eigentums-Kommission würden untersuchen lassen, wie die staatlichen Residenzen genutzt werden sollen. Seit seiner Wahl im Juni 1991 bemüht sich Jelzin, Privilegien abzuschaffen. (Weiterer Bericht Seite 2)
Viele Frankfurterinnen und Frankfurter, die ihrer gesetzlichen Krankenversicherung als freiwillig Versicherte ein Berufsleben lang die Treue gehalten haben, werden durch das neue Gesundheitsstrukturgesetz von der kostengünstigen Rentenkrankenversicherung ausgeschlossen. Das bedeutet vor allem für diejenigen schmerzhaft höhere Beiträge, die durch zusätzliche Alterssicherungen einen sorgenfreien Lebensabend genießen wollten. "Wer über hohe Einkünfte verfügt, soll einen entsprechend großen Beitrag für die Solidargemeinschaft leisten. Das kann im Alter nicht aufhören", begründete eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums, Annelies-Ilona Klug, die neue Regelung, die den Krankenkassen jährlich 150 Millionen Mark an Mehreinnahmen bringen soll.
Bei der Barmer Ersatzkasse werden Zweifel gehegt, "ob das überhaupt verfasungsmäßig ist". Die betroffenen Mitglieder hätten über viele Jahre die höchsten Beiträge bezahlt, und "jetzt werden sie bestraft". Die günstige Beitragsregelung im Alter sei sicher ein Beweggrund gewesen, warum sie nach Erreichen der Einkommensgrenze von jetzt 5400 Mark im Monat in der "Gesetzlichen" geblieben und nicht zu einer "Privaten" gewechselt seien, erklärte Abteilungsleiter Ludwig Stimmler. Die Kassen selbst hätten jedoch "keine Chance", etwas gegen die Neuregelung zu tun. "Wir müssen dem Gesetzgeber folgen".
Wer als freiwillig Versicherter seinen Rentenantrag nach dem 31. Dezember 1992 gestellt hat, wird künftig als Ruheständler ebenso wie jeder Arbeitnehmer 13,5 Prozent seiner monatlichen Bezüge als Beitrag an die Barmer zahlen. Während beim Berufstätigen der Arbeitgeber die Hälfte dieses Betrages übernimmt - der Höchstsatz liegt inzwischen bei 729 Mark - erhält der Pensionär von seinem Rentenversicherungsträger einen Beitragszuschuß von 6,25 Prozent der Bruttorente.
An einem Beispiel, dem allerdings noch der überholte Beitragssatz von 12,7 Prozent zugrunde liegt, erläuterte Stimmler den Unterschied: Jemand bekommt eine Rente von 2500 Mark und eine Betriebsrente von 1500 Mark. Hinzu kommen 300 Mark aus einer Lebensversicherung, macht zusammen 4300 Mark. Das bedeutet bei 12,7 Prozent einen Beitrag von 546,10 Mark. Der Zuschuß des Rentenversicherungsträger beläuft sich auf 156,25 Mark, so daß das Mitglied 389,85 aus eigener Tasche zahlen muß.
Freiwillig Versicherte, die ihren Rentenantrag vor Inkrafttreten der Gesundheitsstrukturreform stellten und über die gleichen Einkünfte verfügen, müssen dagegen nur 248,50 Mark im Monat zahlen. Sie brauchen nur 6,25 Prozent ihrer Rente an die Barmer abzuführen, also 156,25 Mark. Auch für die Betriebsrente gilt ein ähnlich günstiger Prozentsatz von 6,15 Prozent, macht 92,25 Mark. Die Lebensversicherung wird ebensowenig berücksichtigt wie Einkünfte aus Vermietungen und Kapital.
Das ist nach dem neuen Gesetz anders, da werden alle Einkünfte zusammengezählt, um den Beitrag zu berechnen - bis zur Bemessungsgrenze von 5400 Mark. "Wir werden unter den freiwillig versicherten Rentnern künftig zwei Klassen haben", erklärte Werner Schmidt von der Allgemeinen Ortskrankenkasse: "Die Neu- und die Altrentner." Wer in der AOK freiwillig versichert ist und demnächst in Rente gehen will, wird 11,1 Prozent seiner Bezüge an die Kasse abführen müssen. "Das ist unser Beitragssatz ohne Anspruch auf Krankengeld."
Für die Pflichtversicherten ändert sich dagegen nach Angaben der Barmer Ersatzkasse nichts. Bei der Barmer, zum Beispiel, werden sie auch in Zukunft 6,25 Prozent ihrer Rente und 6,15 Prozent der anderen Versorgungsbezüge als Beitrag zahlen müssen. Das gleiche gilt auch für eine Minderheit unter den freiwillig Versicherten: Wer über die Hälfte seines Berufslebens oder aber neun Zehntel der 2. Hälfte des Berufslebens pflichtversichert war, darf nach wie vor die Vorzüge der günstigen Renten-Krankenversicherung genießen. "Der Großteil", so Ludwig Stimmler, "wird diese Voraussetzungen nicht erfüllen." ft
Zwei Monate vor der Kommunalwahl nutzten Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler das traditionelle Neujahrsgrußwort an die Frankfurter Bürger zu einer ausführlichen Bilanz. Auf sieben Seiten listen die beiden SPD-Politiker vor allem die Erfolge bei der Bekämpfung der Drogenszene und der damit verbundenen Kriminalität auf. Weitere Schwerpunkte des Textes sind Verkehrsberuhigung und Wohnungsbau.
Parlamentschef und OB erwähnen zudem das "großartige Beispiel von Toleranz", das mit dem Rockkonzert gegen Ausländerfeindlichkeit vor 150 000 Menschen in Frankfurt über die Bühne gegangen sei. Sie weisen darauf hin, daß es in der Stadt mit einem Ausländeranteil von 25 Prozent noch nicht zu organisierten Übergriffen gekommen ist.
"Wir werden nicht achselzuckend hinnehmen, daß ältere Menschen nach Einbruch der Dunkelheit auf Veranstaltungen oder Besuche bei Freunden verzichten, daß Frauen sich nachts nicht mehr trauen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, und daß Kinder auf dem Weg zur Schule Umwege gehen, um bedrohlich wirkende Ecken zu meiden", heißt es in der Passage zur Sicherheit. Von Schoeler und Busch erinnern daran, daß 130 Polizisten vom Flughafen zum Dienst in der Innenstadt versetzt wurden, daß die Stadtwerke ihren Sicherheitsdienst auf 53 Mitarbeiter aufgestockt hat, daß der Einsatz weiterer 52 Mitarbeiter eines privaten Bewachungsunternehmens zu deutlich mehr Präsenz des Sicherheitspersonals in den unterirdischen Sicherheitsanlagen geführt habe.
Neben der Errichtung von sozialen Angeboten für Drogenabhängige sei die Rauschgiftszene schrittweise aufgelöst worden. Beim Straßenraub sei eine Trendwende eingeleitet worden: Diese Delikte seien im Stadtgebiet um 20, in der City um 35 und in den B-Ebenen gar um 65 Prozent zurückgegangen.
Erfolge meldet die Grußbotschaft auch beim Wohnungsbau. Allein 1992 seien Baugenehmigungen für 5000 Wohnungen erteilt worden. "Eine noch nie erreichte Zahl." In der Bekämpfung von Wohnraumzweckentfremdung und Mietpreisüberhöhung habe Frankfurt eine bundesweit anerkannte Vorreiterrolle.
Ehe OB und Stadtverordnetenvorsteher den Frankfurtern ein gutes neues Jahr wünschen, künden sie angesichts der "veränderten Finanzsituation" die Fortsetzung des Konsolidierungskurses an. Es müsse aber darauf geachtet werden, daß auf dem eingeschlagenen Weg niemand zurückbleibe. cg
Mit einem Tag der offenen Tür will sich die private Hochschule für Bankwirtschaft am Samstag, 16. Januar, den Interessenten vorstellen. In "Schnupper- Lehrveranstaltungen", bei einer Info-Börse und in Gesprächen mit Dozenten und Studenten sollen die Besucher einen eigenen Eindruck vom Innenleben der Bankakademie bekommen.
Die private Fachhochschule bildet seit fast zwei Jahren junge Bankkaufleute als hochqualifizierten Führungsnachwuchs aus. Die Ausbildung ist berufsintegriert: drei Tage in der Woche arbeiten die Studenten in ihrer Bank, drei Tage pauken sie Betriebswirtschaft, Personalführung, Fremdsprachen oder internationale Finanzspezialitäten.
Ein Auslandssemester an einer europäischen oder amerikanischen Partnerhochschule gehört obligatorisch dazu.
Der Tag der offenen Tür findet am Samstag, 16. Januar, von 10 bis 16 Uhr in der Bankakademie in der Sternstraße 8 statt. luf
FR-Leserin Beate L. bekam ein Paket. Genaugenommen, sie sollte eines bekommen. Da der zustellende Paketbote die Empfängerin nicht antraf, informierte er sie schriftlich, sie möge das Paket beim Postamt 502 gegen Vorlage eines gültigen Personalausweises abholen. Nun wohnt Beate L. in Preungesheim, das Postamt mit der amtlichen Nummer 502 befindet sich im Berkersheimer Weg, was für die Empfängerin, wie sie selbst ausrechnete, einen Fußweg von nicht weniger als etwa zwei Kilometern bedeutete. Der lange Weg zum Paket erzürnte die Postkundin um so mehr, als sich in der Nähe ihrer Wohnung, nur wenige hundert Meter entfernt, ein Postamt befindet.
Entgegen dem Augenschein: Die Post kommt ihren Kunden entgegen. Nach Angabe von Postdienst-Sprecher Dieter Heinbuch gibt es in Frankfurt derzeit sieben Postämter, welche über eine ausreichende Lagerkapazität für nicht zugestellte Pakete verfügen. Es handelt sich dabei neben dem zentralen Postamt in der Rudolfstraße um die Ämter mit den amtlichen Nummern 502, 90, 60, 61, 64, 70 und 71. Weitere Ämter sollen im Zuge der geplanten Dezentralisierung folgen.
Der Adressat kann nun in dem Fall, daß er von dem Paketboten nicht angetroffen wird, auf dem Benachrichtigungszettel eines der genannten Postämter ankreuzen, von dem er später das Paket abzuholen wünscht. Beispiel: Der Frankfurter, der in Preungesheim lebt, tagsüber aber in der Bürostadt Niederrad tätig ist, kann sein Paket im Postamt 71, in der Lyoner Straße, deponieren lassen, um dann während der Mittagspause dieses in Empfang zu nehmen. Zudem hat der Postkunde die Möglichkeit, auf der Benachrichtungskarte seinem Wunsch nach erneuter Zustellung mit einem Kreuzchen Ausdruck zu geben. Unter Angabe des gewünschten Zustelltages.
Für den obengenannten Fall aber kann Dieter Heinbuch nur auf menschliches Versagen tippen. sar
Das Treffen in Moskau dürfte das letzte Tête-à-tête zweier glückloser Präsidenten sein. Beide haben den Erfolg, der da gefeiert werden soll, freilich bitter nötig. George Bush möchte, wenn er schon seine Präsidentschaft nicht retten konnte, doch wenigstens den Ruf noch einmal kräftigen, ein bedeutender Abrüster zu sein. Boris Jelzin, dem seine (spät- sowjetischen) Volksdeputierten die Zähne gezogen haben, will wenigstens in der Außenpolitik reüssieren.
Daß es ihn besonders drängt, hatte er schon bei seinem überstürzt abgebrochenen China-Besuch erkennen lassen, als er vorauseilend den START-II-Vertrag schon als fix und fertig bewertete. Er ist in die Klemme geraten, in der sich, aus ganz anderen Gründen, ein gewisser Michail Gorbatschow vor ihm befunden hat: Daheim kaum mehr durchsetzungsfähig, ist er zur Weltpolitik kraft des Gewichts seines Landes noch immer imstande.
Das Abkommen ist einen Gipfel wert. Das steht außer Frage. Es hat überdies eine gewollte Fernwirkung. Die Ukraine und möglicherweise Kasachstan, Rußlands nukleare Miterben, können sich dem Schritt in Richtung Abrüstung nur anschließen. Die rasche Unterzeichnung, noch dazu auf russischem Boden, läßt der rechtsgewirkten russischen Offiziersvereinigung keinen Raum mehr zu Gegenmanövern. Deren Murren und Zähneknirschen ist weithin zu hören. Politische Bedeutung hat es nach dem letzten Rendezvous der derzeitigen Supermacht-Chefs wohl nicht mehr. gro
Die Italienische Handelskammer für Deutschland mit Sitz in Frankfurt hat jetzt ihren Präsidenten Mario Gasperi verabschiedet. Der 85jährige Gasperi gehörte dem Vorstand der Kammer seit 25 Jahren an. 1974 wurde er zum Präsidenten gewählt. Der Maschinenbauingenieur war unter anderem von 1937 bis 1943 Luftwaffenattaché der italienischen Botschaft in Berlin und nach dem Krieg als Unternehmer und Berater in der Wirtschaft tätig, ehe er 1958 nach Frankfurt wechselte.
Sein Nachfolger ist Giovanni de Zotti, der seit 1971 dem Vorstand der Handelskammer angehört und Vorstandsmitglied eines Chemieunternehmens ist.
Die Italienische Handelskammer hat 1300 Mitglieder, wies 1991 eine Bilanzsumme von 1,7 Millionen Mark aus. vo
Formulierungen wie "christlich-germanische Kameradschaft" usw. könnten in die Kategorie "Herzensergüsse von Dorfdeppen" eingereiht werden. Da aber der dazugehörende Kontext nicht zu ersehen ist, müssen derartige Formulierungen nicht unbedingt als kennzeichnend für den Autor gelten (Helmut Lölhöffels Artikel in der FR vom 29. Dezember 1992 "Markige Sprüche vom rechten Rambo aus der Altmark / Der CDU-Bundestagsabgeordnete Krause-Bonese erregte mit extremen Thesen Anstoß").
Was Krause über Asylbewerber und -heime äußert, soll nicht Gegenstand dieses Leserbriefes sein, weil zu diesem Thema inzwischen Meinungen und Urteile lediglich aufgegriffen werden, um das jeweilige Vorurteil - pro oder contra Asylrechtspolitik in der BRD - zu rechtfertigen.
Eines jedoch ist offensichtlich: Die Gesinnung, die hinter den zitierten Worten des Herrn Krause steht, ist gefährlich. Gefährlich, weil diese Art von völkisch- verschwommenen Rede-Mixturen schon einmal in Deutschland den Totengräbern der Demokratie half, die Massen zu übertölpeln und den Nazis dazu diente, die eigene, die Nazi-Mörderbanden-Gesinnung, zu vernebeln.
Wolfgang Lauschmann, Tann
Der Verein "Väteraufbruch für Kinder" hat seine nächsten Treffen am 8. Januar, 12. Februar, 12. März und 16. April im Gemeindehaus der Markusgemeinde in der Falkstraße 57. Beginn der Treffen ist jeweils um 19.30 Uhr.
Der Verein wendet sich an Väter, die getrennt von ihren Kindern leben müssen, und Männer, die sich über die Probleme der Vaterschaft informieren wollen. Bei den nächsten Gesprächsrunden geht es um die Frage, wie sich Väter im Alltag unterstützen können.
Außerdem sollen Gespräche mit hessischen Bundestagsabgeordneten vorbereitet werden. vo
Als Reaktion auf die rechtsradikalen Anschläge der jüngsten Zeit hat sich im Nordend die Initiative "Zivilcourage gegen Rassismus" gegründet, die rassistischen Entwicklungen im Stadtteil entgegenwirken will. Dabei soll auch mit anderen Organisationen zusammengearbeitet werden. Die Initiative ist parteiunabhängig und offen für alle, "die ihre Wut und Trauer über die rechtsradikalen Gewaltakte in konkrete Handlungen umsetzen wollen", wie es in einer Mitteilung heißt.
Nähere Informationen sind unter der Telefonnummer 52 63 63 erhältlich. vo
Seit zehn Jahren gibt es das "Junge Literaturforum Hessen", seit drei Jahren steht dieser Wettbewerb auch Autorinnen und Autoren aus Thüringen offen.
Wer mindestens 16 und höchstens 25 Jahre alt ist, seinen Wohnsitz in Hessen oder Thüringen hat und gerne schreibt, kann beim "Jungen Literaturforum mitmachen. Diesjähriger Einsendeschluß ist der 28. Februar 1993. Eine unabhängige Jury bewertet die Texte. Es werden eine Reihe von Förderpreisen vergeben, ausgewählte Texte außerdem in einem Jahrbuch abgedruckt.
Eingesandt werden können entweder bis zu drei Gedichte oder eine Kurzgeschichte, die bis zu drei Schreibmaschinenseiten lang sein darf. Die Texte, auf denen Name, Adresse und Geburtsdatum stehen müssen, sollen in doppelter Ausfertigung geschickt werden an: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Kennwort "Literaturforum", Rheinstraße 23-25, Postfach 32 60, 6200 Wiesbaden. fr
Da Herrn MdB Rudolf Karl Krause offensichtlich jegliches differenzierendes Denken fremd bzw. unmöglich ist, will ich auch meine Erschütterung über seine Auslassungen (FR vom 29. 12. 1992 "Marki- ge Sprüche vom rechten Rambo aus der Alt- mark") in einer angemessenen Sprache zum Ausdruck bringen, einer Sprache, die selbst Krause verstehen kann. So sage ich mit den Worten des jüdischen Malers Max Liebermann: "Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte!"
Peter Remy, Pfarrer, Alsfeld
Rund 600 obdachlose Frauen sind den Frankfurter Behörden bekannt, weil sie Sozialhilfe beziehen oder von Sozialdiensten betreut werden. In einem jetzt vorgelegten Magistratsbericht wird jedoch davon ausgegangen, daß weit mehr Frauen auf der Straße leben. Durch "Ausweitung und Differenzierung" der Hilfsangebote will die Stadt versuchen, auch diesen Personenkreis anzusprechen. In den vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten und Wohngruppen seien "in der Regel keine freien Plätze vorhanden."
Der Anteil der jungen Frauen zwischen 18 und 25 Jahren sei in den letzten Jahren immer mehr angestiegen und habe jetzt 40 Prozent erreicht, heißt es in dem Bericht weiter. Als ein "frauenspezifischer Grund" für Wohnungslosigkeit wird sexueller Mißbrauch angeführt. Die Phase vor der Wohnungslosigkeit sei oft von "Schwierigkeiten im sozialen Umfeld" geprägt. Dazu gehören Probleme mit der Familie oder in der Partnerschaft und am Arbeitsplatz. Weit verbeitet seien finanzielle Probleme aufgrund von Arbeitslosigkeit, Mietpreiserhöhungen oder Kreditverpflichtungen.
Bei den Frauen, die zur Zeit in Billig- Hotels und Pensionen untergebracht sind, hatten 25 Prozent die eigene Wohnung verloren - sei es durch Eigenbedarf des Vermieters, Krankenhausaufenthalt, "störendes Verhalten" oder Mietrückstände. 25 Prozent seien aus der Wohnung der Eltern oder von Freunden herausgeworfen worden, 25 Prozent seien aus dem Ausland abgeschoben worden oder freiwillig zurückgekehrt.
Unter den restlichen 25 Prozent befinden sich nach Angaben aus dem Bericht viele Frauen, die nach Frankfurt gekommen sind, um hier zu arbeiten, aber weder einen Arbeitsplatz noch eine Wohnung fanden.
Obwohl es bereits ein "differenziertes Hilfsangebot" für obdachlose Frauen gebe, werde es im Einzelfall weiterhin "unvermeidlich" sein, Frauen vorübergehend in Billig-Hotels und Pensionen unterzubringen. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt lasse eine schnelle Versorgung mit Wohnraum nicht zu.
Die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt setze auch der vorbeugenden Sozialarbeit, die sich bemüht, Obdachlosigkeit zu verhindern, enge Grenzen. Es sei außerordentlich schwierig, für alleinstehende Frauen mit und ohne Kinder Wohnungen zu finden. ft
Vom 1. Januar an wird die Stadt nicht mehr die Abscheideanlagen von Tankstellen, Kfz-Werkstätten und Großküchen entsorgen. Wie Restaurant- oder Gaststättenbesitzer ihr Fett wegbekommen, ist dann ihre Sache. "Die Betreiber von Abscheideanlagen im Stadtgebiet", heißt es in einer Mitteilung des Stadtentwässerungsamtes, "sind künftig für die rechtzeitige Entleerung durch eine geeignete Entsorgungsfirma selbst verantwortlich." Die Anlagen sorgen dafür, daß Öl-, Benzin- und Fettrückstände nicht ins städtische Kanalnetz gelangen, sondern abgepumpt und entsorgt werden können. Von der Umstellung sind mehr als 1000 Betriebe betroffen.
Weil die Entsorgung keine Pflichtaufgabe der Kommunen ist und überdies die städtische Vorbehandlungsanlage für Öl- und Benzinrückstände im Klärwerk Niederrad nur mit hohem Aufwand saniert werden könnte, hat das Umweltdezernat entschieden, diese Dienstleistung zu privatisieren. Das habe auch "indirekt" mit dem aktuellen Sparzwang in der Stadtverwaltung zu tun, sagte der Leiter des Stadtentwässerungsamtes, Volkmar Holzhausen. Die Entscheidung sei zwar schon 1991 gefallen, doch sie "paßt jetzt gut ins Konzept". Zehn Mitarbeiter waren bislang mit den Abscheideanlagen befaßt und werden jetzt anderweitig eingesetzt. Die Entsorgungsfahrzeuge werden umgerüstet oder ausgemustert.
Zwar sind nach Angaben des Entwässerungsamtes die Industrie- und Handelskammer sowie die Hotel- und Gaststättenvereinigung rechtzeitig informiert worden, doch scheint die Botschaft noch nicht überall angekommen zu sein. Willy Berger etwa, der Chef vom "Dippegucker" in der Eschenheimer Anlage, beklagt die "kurzfristige Entscheidung" der Stadt. "Im Moment liegt mir nicht ein einziges Angebot möglicher Privatunternehmen vor", sagte Berger. Er hofft, daß seine Entsorgungskosten von 3000 Mark im Monat nicht weiter steigen. vo
Polizei und Staatsanwalt gehen gegen Skinheads vor
Tramüberfall: Belohnung ausgesetzt / 23jähriger verletzt Ehepaar Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Die Frankfurter Staatsanwaltschaft will sich nicht länger den Vorwurf gefallen lassen, sie sei bei der Verfolgung rechtsradikaler Straftäter nachlässiger als bei Linksextremisten. So setzte sie die ungewöhnlich hohe Belohnung von 10 000 Mark für die Ergreifung der beiden Skinheads aus, die am vergangenen Sonntag einen 28 Jahre alten Straßenbahnfahrer in Niederrad krankenhausreif schlugen, weil er zwei türkischen Fahrgästen Auskunft gegeben hatte. Inzwischen meldete die Polizei eine weitere Straftat, die ein Skinhead in Nieder-Eschbach beging. Der 23jährige hatte versucht, ein Ehepaar in der Wohnung zu berauben, und es dabei erheblich verletzt. Reaktionsschnelle Nachbarn überwältigten den Täter, fesselten ihn mit einer Wäscheleine und übergaben ihn der Polizei.
Der 23jährige, der bereits 1990 in Frankfurt einen Passanten mit einer Fahrradkette zusammengeprügelt hatte und deshalb zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden war, hatte am Dienstag gegen 11.25 Uhr an der Wohnungstür des Ehepaares in der Albert-Schweitzer-Straße geklingelt. Als der 61jährige Mieter öffnete, bedrohte ihn der 23jährige mit einer Gaspistole und stieß ihn in den Flur.
Der Hausherr und seine drei Jahre jüngere Frau versuchten, den Täter aus der Wohnung zu drängen. Bei dem Gerangel löste sich ein Schuß aus der Gaspistole des Täters, der Ehemann wurde an einer Hand verletzt. Es entwickelte sich eine Schlägerei, in deren Verlauf beide Eheleute zum Teil erhebliche Verletzungen erlitten. Der 61jährige, der laut Polizei schwer herzkrank ist, zog sich Verletzungen am linken Unterarm, Platzwunden und Prellungen am ganzen Körper und eine Zerrung am rechten Fuß zu. Seine Frau trug Platzwunden sowie einen Bluterguß am Hinterkopf davon.
Alarmiert durch laute Hilferufe der Opfer, eilten zwei Nachbarn im Alter von 44 und 57 Jahren in die Wohnung, streckten den Skinhead mit einigen gezielten Schlägen nieder und fesselten ihn mit einer Wäscheleine. Anschließend riefen sie die Polizei an. Polizeisprecher Manfred Feist: "Den Beamten der Soko Nord wurde der 23jährige als verschnürtes Paket übergeben."
Bei der Polizei erklärte der Skinhead, er sei derzeit knapp bei Geld ("klamm") und hätte deshalb "an der nächstbesten Tür geklingelt". Er soll dem Haftrichter vorgeführt werden.
Wie der Leiter der Pressestelle der Frankfurter Polizei, Karlheinz Reinstädt, jetzt auf Anfrage sagte, sei sich seine Behörde sehr wohl des Gefahrenpotentials durch Skinheads bewußt. "Wir nutzen jede Möglichkeit, Treffen solcher Gruppen zu beobachten, und unsere Schwelle einzugreifen, ist niedrig." Inzwischen sei jeder Frankfurter Polizist gegenüber dem Auftreten von Skinheads "sensibilisiert". Reinstädt warnte jedoch davor, "alle diese Leute in den rechtsradikalen Topf zu werfen". Es gebe auch dort Gruppen, die dem linken Spektrum zuzuordnen oder ganz unpolitisch seien.
Nach Informationen der FR bemüht sich sowohl das Landesamt für Verfassungsschutz in Wiesbaden sowie das Staatsschutzkommissariat der Frankfurter Polizei derzeit verstärkt darum, Skinhead-Gruppen mehr als in der Vergangenheit zu beobachten.
Spielend Englisch lernen können Theaterbegeisterte jetzt in einem neuen Kurs der Lehrerkooperative. Ab Februar sollen Interessenten die Möglichkeit bekommen, ihre englischen Sprachkenntnisse durch Theaterspiel zu verbessern.
Wer am Wochenende mal schnell sein Englisch auffrischen will, wer seinen Bildungsurlaub zum Spanischlernen nutzen möchte oder auf russisch Konversation pflegen kann - der wird ebenfalls im neuen Programmheft der Lehrerkooperative fündig werden. Auf 30 Seiten breitet der Verein seine Angebote für das Jahr 1993 aus.
Sieben Fremdsprachen hat die Lehrerkooperative im Angebot, und eine reiche Palette für diejenigen, die vor allem Deutsch lernen müssen. Manche Kurse richten sich besonders an Frauen, andere wollen gleich auch helfen, lesen und schreiben zu lernen. Firmen könnten für ihre ausländischen Mitarbeiter an einem Bildungurlaub "Wirtschaftsdeutsch" Gefallen finden.
Wer immer schon mal einen Tango über das Parkett schieben wollte, wird bei der Lehrerkooperative ebenfalls fündig. In einem Anfängerkurs und vier Aufbaustufen lassen sich auch komplizierte Schrittfolgen lernen. Wer es ganz schnell lernen will, kann sich zu Wochenendkursen anmelden.
Information und Anmeldung bei der Lehrerkooperative, Kasseler Straße 1 a (Ökohaus), Telefon 77 80 55. luf
Kleingärtner sind Wähler. Mit Familien bringen es die 16000 organisierten Garten-Freunde in Frankfurt auf ein beträchtliches Stimmen-Potential. Politiker gehen deshalb mit Kleingärtnern oft ganz vorsichtig um. In den 80er Jahren scheute die CDU-Mehrheit im Römer davor zurück, das Hessische Naturschutz-Gesetz zu vollstrecken. Ungenehmigte Bauten imGrün, so war und ist der Gesetzes-Tenor, haben dort eigentlich nichts zu suchen. Nachdem die Landesregierung das leidige Problem mit einer Frist 1987 gleich um fünf Jahre verschoben hatte, ist es jetzt dummerweise wieder da - ungelöst. Was tun?
Kleingärtner sind von Haus aus keine Feinde der Natur - ganz im Gegenteil. Und vielen von ihnen ist ihr kleines Fleckchen Grün mitten in der Großstadt ans Herz gewachsen - auch wenn es heute oft im Schatten vielbefahrener Straßen oder Bahnlinien liegt. Kein Zweifel andererseits: Über Jahrzehnte sind neben Beeten auch Bauten entstanden, die eindeutig Kleingarten-Dimension sprengen. Nach Genehmigung fragten oft weder Gärtner noch Behörde - es waren Zeiten anderen Umweltbewußtseins.
Es verbietet sich, diese gewachsenen Strukturen flächendeckend zu zerschlagen - darüber sind sich SPD und Grüne im Römer einig. Die Koali tion sollte sicherstellen, daß in dem Grüngürtel, den sie um Frankfurt definierte, keine neuen Anlagen entstehen. Und sie sollte genau prüfen, was Hütten statt Paläste sich auf den 47 jetzt gesicherten Flächen findet.
Wo Häuser eindeutig mit dem Kleingarten-Gesetz nicht im Einklang stehen, dürfen Rückbau-Auflagen und Bußgelder, wo dies sozial verträglich ist, kein Tabu sein.
Also: Hütten statt Paläste.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
DIETZENBACH. Der Schnellbus, der seit September von montags bis freitags auf der Strecke zwischen Dietzenbach und Frankfurt fährt, ist oft proppenvoll. Das stellten die Dietzenbacher Grünen fest, die hintereinander in sieben Bussen mitfuhren und dabei unter den Fahrgästen eine Umfrage machten. Der Bus dieselt 14mal täglich hin und zurück. Die Stadt Dietzenbach unterstützt diese Linie des Frankfurter Verkehrsverbundes mit einem jährlichen Zuschuß von 500 000 Mark. Wenn Rush-hour ist, "wird für eine einfache Fahrt bis Frankfurt 7,80 Mark verlangt", sagt Ursula Ulbrich (Grüne). "Das ist einfach noch zu teuer."
Die Grünen, die mit Genehmigung der Stadt Dietzenbach und des Verkehrsverbundes zwischen 6.53 und 10.53 Uhr auf Achse waren, zählten insgesamt 175 Fahrgäste in Richtung Frankfurt. "Die ersten drei Busse waren in der Hauptverkehrszeit voll besetzt", stellte Ulbrich fest. Im Bus, der um 7.23 Uhr in Dietzenbach gestartet sei, "mußte man sogar stehen". Die Grünen befragten nun die Dietzenbacher mit dem Ziel Frankfurt und erfuhren, daß 51 von 175 Fahrgästen vor dem Bus das Auto benutzt hatten. Ulbrich: "Die meisten Fahrgäste wünschen sich mehr Fahrten vor allem auch nachts und an Samstagen und an Sonntagen." Dann würden, so meint die Grüne, bestimmt noch mehr Leute von dem Auto auf den Bus umsteigen.
Die Grünen schlußfolgern, daß ihr Haushaltsantrag sinnvoll gewesen sei, im städtischen Etat Mittel für etwa 20 weitere Busfahrten in beiden Richtungen einzuplanen. Mit dem Verkehrsverbund müssen noch die Konditionen ausgehandelt werden. Die Grünen rechnen damit, daß der Schnellbus von Anfang März an zwischen Dietzenbach und Frankfurt im Takt fahren kann. Wenn es soweit ist, wollen die Parteimitglieder eine neue Umfrage starten - dann aber unter den Autofahrerinnen und den Autofahrern. Sie wollen nachhaken: "Warum sind Sie noch immer nicht auf den Bus umgestiegen und verpesten weiterhin die Umwelt?"
Übrigens: Der Bus wird jetzt auch schon morgens von Frankfurt viel genutzt. Die Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule besetzen alle Plätze. fin
Kleine FR
Wandern auf den Feldberg OBERURSEL. Der Taunusklub bietet am Sonntag, 3. Januar, zwei Traditionswanderungen zum Großen Feldberg an. Der längere Fußmarsch über 23 Kilometer führt durch die Oberurseler Altstadt, vorbei an der Kurklinik Hohemark zur Emminghaus-Hütte und über die weiße Mauer zum Wanderheim am Feldberg.
Die kürzere Marschroute (18 Kilometer) führt über das Falkensteiner Ehrenmal, den Kleinen Feldberg, Richtung Windeck bis zum Großen Feldberg. Beide Wandergruppen treffen sich um 8.45 Uhr am Oberurseler Bahnhof. Liberté, Fraternité, Beaujolais BAD HOMBURG. Die Uraufführung des Films "Liberté, Fraternité, Beaujolais" eröffnet den "Filmabend Frankreich" des Bad Homburger Filmclubs Taunus am Montag, 4. Januar, um 20 Uhr im Forum des Stadthauses. Der Reisebericht stellt Burgund und die Auvergne vor. Ihm folgt der Reisefilm "Die Farben der Provence". Beide Filme stammen von Elfriede und Hans-Joachim Urban. FDP lädt zum Frühschoppen BAD HOMBURG. Zu einem Frühschoppen lädt der FDP-Ortsverband für Sonntag, 3. Januar, 11 Uhr, ins Restaurant "Johannisberg", Thomasstraße.
LKALSPORT VIII
Am Samstag (15.00 Uhr) empfängt die in der Handball-Bundesliga mit nur noch zwei Punkten führende SG Wallau-Massenheim in der Höchster Ballsporthalle TuRU Düsseldorf. "Düsseldorf befindet sich im Aufwind, wir hatten bereits bei unserem knappen Auftaktsieg am Rhein enorme Schwierigkeiten mit der Mannschaft meines Kollegen Vukoje", sagt SG- Coach Heiner Brand respektvoll über den Gast, der sich von einem der letzten drei Abstiegsränge rechtzeitig vor dem offiziellen Rückrundenstart auf Platz 15 vorgearbeitet hat.
Ausgerechnet gegen seine Ex-Kameraden wird SG-Rückraumspieler Stephan Schoene (fiebrige Grippe) wahrscheinlich fehlen. Dagegen kristallisierte sich die Knieverletzung von Rechtsaußen Olaf Oster in Gummersbach als nicht so schwer heraus.
"Oster kann auflaufen, wir müssen gegen Düsseldorf unbedingt erfolgreich ins neue Jahr starten. Denn danach warten hintereinander die ganz schweren Auswärtsspiele in Leutershausen am kommenden Mittwoch, eine Woche darauf in Großwallstadt und dann in Lemgo auf uns", warnt Brand vor einem Ausrutscher in der Höchster Ballsporthalle, wohin die Partie verlegt wurde.
Dazu gesellen sich für die SG noch die beiden inzwischen fest terminierten Europacupaufgaben gegen den isländischen Meister. Am 10. Januar (15.30 Uhr) in Höchst sowie am 17. Januar (20.30 Uhr) in Hafnafjördur stehen die Viertelfinalpaarungen an. jo.
LKALSPORT VIII
Ein 41 Jahre alter Bankräuber ist vor Silvester während seiner Flucht per Anhalter auf der Adickesallee festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei hatte der Mann die Filiale der Frankfurter Sparkasse in der Eschersheimer Landstraße betreten und die Kassiererin mit einer Pistole bedroht: "Geld her. Nur große Scheine!"
Die Kasserierin legte ein Bündel Geldscheine in die Durchreiche der Kassenbox, das dem Täter aber nicht reichte. Er legte den Lauf seiner Pistole einem 60jährigen Bankkunden drohend auf die Schulter und verlangte mehr Geld. Die Kasserierin schob ihm daraufhin weitere Geldscheine zu. Der Bankräuber stopfte seine Beute - insgesamt 31 000 Mark - in eine Plastiktüte und floh zu Fuß zur Hansaallee. Ein Bankangestellter und ein Passant verfolgten den Räuber und konnten sehen, wie er in der Wolfsgangstraße den Fahrer eines Renaults ansprach, in den Wagen stieg und wegfuhr.
An der Kreuzung Adickesallee / Eckenheimer Landstraße konnte der Renault von der alarmierten Polizei gestoppt werden. Die Beamten nahmen den Bankräuber fest und stellten auch die Beute und die Gaspistole sicher. vo
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 2, 6, 10, 12, 16, 35 - 44); Kl. 1: 327 174,10 DM; Kl. 2: 163 587,00 DM; Kl. 3: 2425,50 DM; Kl. 4: 42,50 DM; Kl. 5: 3,90 DM.
ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 15, 16, 23, 25, 43, 48 - 46); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 2 009 460,90 DM; Kl. 2: 98 152,20 DM; Kl. 3: 6543,40 DM; Kl. 4: 87,10 DM; Kl. 5: 5,60 DM.
SPIEL 77: (Gewinnzahl: 1 0 4 3 4 1 1); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 3 716 297,90 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: (Gewinnzahl: 6 6 6 1 7 8); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)
BERLIN. Rückblende: Die Mauer steht, die deutsche Teilung scheint endgültig, als Suhrkamp (Frankfurt-West) und der Aufbau-Verlag (Berlin-Ost) ein gemeinsames Projekt aushandeln. Von Bertolt Brecht, dem deutsch-deutschen Klassiker, soll eine große kommentierte Werkausgabe entstehen. Ein Unternehmen wahrhaft friedlicher Koexistenz wird verabredet: Zwei DDR-Wissenschaftler (Werner Hecht und Werner Mittenzwei) und zwei des Westens (Jan Knopf und Klaus Detlef Müller) sollen jeweils die Hälfte der insgesamt dreißig Bände herausgeben. Jedes Buch geht erst dann in Druck, wenn die übrigen drei Herausgeber die Arbeit des federführenden Kollegen begutachtet haben.
Zehn Bände der "Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe" sind erschienen, als die DDR vom Volk liquidiert wird. So konkret kann Geschichte sein. Als Brigitte Bergheim (Wissenschaftliche Mitarbeiterin aus Karlsruhe) und Jan Knopf (Professor für Neuere Literaturwissenschaft in Karlsruhe) sich gerade im Ost-Berliner Brecht-Archiv befinden, ruft es im November 1989 hunderttausendfach von der Straße: "Wir sind das Volk." Beim nächsten Arbeitsaufenthalt der beiden heißt die Parole bereits "Wir sind ein Volk". Anders als es - auch von Brecht - gedacht war, ging das Rad der Geschichte nicht über den Kapitalismus, sondern über den real existierenden Sozialismus hinweg.
Womit wir bei der Gegenwart wären.
Die Wiedervereinigung hatte und hat nicht zuletzt für die Brecht-Ausgabe Folgen. Da sind zunächst einmal die sichtbaren zu nennen: Das Brecht-Archiv und das Brecht-Zentrum in Ost-Berlin sind "abgewickelt". Das Archiv betreibt keine Forschung mehr, verwaltet aber weiterhin das Material und stellt es Benutzern zur Verfügung. Das Brecht-Zentrum fungiert inzwischen als Literaturhaus, das von Tai-Tschi bis zu Dichterlesungen so ziemlich alles anbietet.
Inhaltlich, so berichtet Jan Knopf, ist die Zusammenarbeit wesentlich leichter geworden. "Der Zugang zu den Archiven ist heute viel einfacher, insbesondere wenn es um Material aus der Zeit der fünfziger Jahre geht, aber eine institutionalisierte Brecht-Forschung gibt es im Osten nicht mehr."
Werner Hecht (66), ehemals Direktor des Brecht-Zentrums der DDR, und Werner Mittenzwei (65), früher Institutsleiter in der Akademie der Wissenschaften, kommen ihren Herausgeber-Pflichten inzwischen als Privatgelehrte nach. Der Berliner Aufbau-Verlag wurde von dem Frankfurter Makler und Kulturmäzen Bernd Lunkewitz aufgekauft, der jetzt nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten haushalten muß. Die Auflage der Brecht-Ausgabe wurde von ursprünglich 11 000 auf nunmehr 3000 gesenkt, der Preis der zu DDR-Zeiten wesentlich billigeren Aufbau-Bände wurde sofort mit der Einführung der DM erhöht. Statt 29 Ost-Mark kostet die kommentierte Brecht-Ausgabe jetzt - wie bei Suhrkamp - durchschnittlich 70 Mark pro Band.
Die Preisangleichung lag natürlich auch im vitalen Interesse des West-Verlags, denn Suhrkamp wäre mit seiner 5000er Auflage kaum mehr konkurrenzfähig gewesen; dabei muß das Haus Unseld sowieso mehr Geld in das Brecht- Projekt stecken, als vor der Wiedervereinigung kalkuliert war. Da Brecht die Herausgeber-Rechte bereits zu Lebzeiten an Suhrkamp verkauft hatte, muß der Aufbau-Verlag Lizenzgebühren nach Frankfurt am Main überweisen, und mit dem Einschrumpfen der Ost-Auflage fließen auch weniger Gelder an Suhrkamp.
Die Wende war ein, aber sicher nicht der wesentliche Grund, daß der Zeitplan für die große Brecht-Ausgabe nicht eingehalten wurde. Statt das Projekt in diesem Jahr abzuschließen, kann gerade erst Halbzeit gefeiert werden: Fünfzehn Bände sind auf dem Markt, in diesen Tagen erschien - in nicht numerischer Folge - Band 8, der erstmals die Brecht-Bearbeitung von Gerhart Hauptmanns "Biberpelz" und "Rotem Hahn" präsentiert.
In Karlsruhe wurden inzwischen die drei letzten Lyrik-Bände fertiggestellt, die laut Verlags-Ankündigung ab 25. Mai 1993 im Buchhandel erhältlich sind. Zu oft hat Brecht seine Werke umgeschrieben, zu unsicher war die Material-Lage, als daß ein schnelleres Arbeiten möglich gewesen wäre. Allein in der Abteilung Lyrik wird der Leser etwa sechzig bisher unbekannte Gedichte finden, sicher geglaubte werden dagegen nur noch im Anhang oder in den Schriften-Bänden erscheinen. So stellte sich heraus, daß es sich bei "Tod meiner Mutter" nicht um ein Gedicht, sondern um einen Tagebucheintrag Brechts handelte, ebenso haben die sogenannten "Stalin-Gedichte" reinen Notizcharakter. Das Gedicht "Als der Klassiker am Montag, dem siebenten Oktober 1935 / es verließ, weinte Dänemark" wurde dagegen fälschlicherweise Bertolt Brecht zugeschrieben, es stammt ausschließlich von Margarete Steffin. Der Titel "Zum Einzug des 'Berliner Ensemble' in das Theater am Schiffbauerdamm" täuschte bislang die Editoren, sie datierten das Gedicht auf 1954. Tatsächlich wurde es aber zur Wiedereröffnung des Frankfurter Schauspielhauses im Dezember 1951 verfaßt. "Baal" gibt es nunmehr in zwei Fassungen, die gespielte Theaterfassung, mit der der junge Brecht bekannt wurde, war bisher in der Werkausgabe nicht abgedruckt; "Fatzer" - in 600 Blättern überliefert - wurde neu ediert.
Ohne Zweifel bietet die große Brecht- Ausgabe interessierten Lesern, Forschung und Lehre, aber auch Theaterschaffenden viel Neues. Da die Bücher anders als die bisherige Werkausgabe einzeln gekauft werden können, haben auch Studenten die Chance, zumindest Teile der Berliner und Frankfurter Ausgabe zu erwerben.
Wie ist es aber nach der Wende um den "Gebrauchswert" dieser Literatur bestellt, auf den der Dichter selbst so viel Wert legte? Wenn in jüngster Zeit von Brecht die Rede ist, dann handelt sie von seinem Mutterkomplex oder, noch beliebter, von des Dichters Verhältnis zu den Frauen. Kein Zweifel, wer die Geschichte der Brecht-Freundin Ruth Berlau liest, wird ihn einen üblen Chauvinisten schelten. Anderes weist darauf hin, daß er zu allem Überdruß auch noch ein schlechter Liebhaber war.
Das alles allerdings sagt rein gar nichts über Brechts Literatur, jedoch viel über den alten Fehler der Kritiker aus, Künstler aufgrund ihrer Werke auch persönlich bewundern zu wollen. Ein Unterfangen, das von Picasso bis Klaus Kinsky scheiterte. Leider gilt auch umgekehrt, daß ein anständiger Charakter noch keine gute Kunst garantiert. Man wird deshalb nicht darum herumkommen, Person und Werk getrennt zu verhandeln.
Dies vorausgesetzt: Was bleibt von B. B. nach dem Scheitern des Sozialismus? Wäre Brecht ein linker Bekenntnis- Dichter gewesen, man könnte ihn wohl für erledigt erklären, so sieht es auch Jan Knopf. Daß Brecht das nicht war, ist in der Wissenschaft anerkannt und von der Realität bewiesen. Das epische Theater, Montagetechnik und Verfremdungseffekte sind von Samuel Becket bis Heiner Müller Grundlagen des Dramas, und wann immer Germanisten den Begriff der literarischen Moderne zu definieren versuchen, sind Brechts Romane und seine Lyrik Gegenstand der Untersuchung. Wer jedoch allein die Ästhetik Brechts bestehen lassen, den politischen Schriftsteller dagegen verwerfen will, sollte zuvor noch einmal nachdenken. "Militäraktionen, die dem 'historischen Fortschritt' dienen, (sind) durchaus gerechtfertigt", heißt es in "Pauken und Trompeten". Ein Standpunkt, der angesichts des Einsatzes von UNO-Truppen in den Bürgerkriegsherden dieser Welt hochaktuell klingt. Man sollte das Stück noch einmal lesen.
URSULA KNAPP
doe AACHEN. Der Pariser Versicherungskonzern Assurances Générales de France (AGF) ist bei der Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB) am Ziel seiner Wünsche. Unmittelbar nach der turbulenten, achtstündigen Hauptversammlung (siehe FR vom 31. Dezember) hat der Aachener Vorstand die 18 Prozent vinkulierte Namensaktien der Franzosen übertragen. Die AGF verfügt damit über Stimmrechte für 25 Prozent plus eine Aktie und ist einflußreichster Anteilseigner. Entsprechend den neuen Machtverhältnissen wurde auf einer erneuten Aufsichtsratssitzung auch das Management radikal umgestaltet: Vier bisherige Vorstandsmitglieder müssen ihren Hut nehmen. Die Geschicke der Holding werden nun von Vorstandschef Wolfgang Kaske sowie je einem Vertreter von Dresdner Bank und AGF geleitet.
Am Mittwochabend hatte die AMB- Hauptversammlung mit großer Mehrheit den Verkauf von 50 Prozent plus einer Aktie der BfG Bank an das staatliche französische Geldhaus Crédit Lyonnais (CL) gebilligt. Nach Angaben von AMB- Chef Kaske steht der Deal "lediglich noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der EG-Kartellbehörde". Die Genehmigung durch die Aktionärstreffen von AGF und CL am 2. Februar sei "nur noch ein technisch vollziehbarer Vorgang".
Mögliches Ungemach droht allerdings noch von einem unzufriedenen AMB-Einzelaktionär, der beim Aachener Landgericht die Untersagung des Vollzugs der Beschlüsse beantragt hat. Für den 12. Januar ist die mündliche Verhandlung angesetzt. Bereits am Silvester-Morgen war eine Klage der italienischen La Fondiaria, die ein Fünftel des AMB-Kapitals hält, sich aber zur Hauptversammlung zu spät angemeldet hatte, in erster Instanz vom Kadi zurückgewiesen worden.
Der Verkauf der BfG-Mehrheit und die Anerkennung der AGF-Aktien, die knapp 93 Prozent der Anwesenden billigten, waren bereits in der Einladung zur Hauptversammlung als unmittelbar miteinander verknüpft bezeichnet worden. Daß trotz der äußerst kontroversen Diskussion beide Transaktionen eine hohe Zustimmung fanden, verwundert nur auf den ersten Blick. Da die Fondiaria bei der Mammut-Veranstaltung außen vor blieb, waren lediglich rund 47 Prozent des Kapitals vertreten. Die Unterstützung der Anteilseigner Dresdner Bank (zwölf Prozent), Münchener Rück (sechs Prozent) und AGF (bislang acht Prozent) für die Pläne des AMB-Managements schien von vorneherein sicher.
Nur eine halbe Stunde brauchte der Aufsichtsrat, um den AMB-Vorstand neu zu besetzen. Das Revirement war schon im November erwartet, dann aber vertagt worden. Wilfried Boysen, Norbert Salentin, Elmo von Schorlemer und Norbert Winter verlassen die Holdingspitze. Ihnen wird die Verwicklung in die monatelange Abwehrschlacht gegen die AGF zur Last gelegt. Für sie kommen der AGF- Direktor Claude Tagger und Günther Radtke von der Dresdner Bank.
LONDON, 1. Januar (AP). Die britische Königin Elizabeth II. hat am Donnerstag die wahrscheinlich letzte Ehrenliste mit der Verleihung von Ritter- und Damenwürden nach alter Tradition vorgelegt. Es wird erwartet, daß Premierminister John Major im neuen Jahr neue Richtlinien für Ehrungen ausarbeiten läßt, die, wie es in London heißt, mehr dem Leistungsprinzip verpflichtet sein sollen. Unter den fast 1000 ausgezeichneten Persönlichkeiten befinden sich der Oscar-Preisträger Anthony Hopkins, der Fernsehmoderator David Frost und die Schriftstellerin Catherine Cookson. Hopkins, der den Mörder in dem Psychothriller "Das Schweigen der Lämmer" spielte, kann sich künftig "Sir Anthony" nennen lassen.
Dieses Jahr wurde nur eine Pairswürde vergeben, und zwar an die Mitbegründerin der britischen Sozialdemokratischen Partei, Shirley Williams.
FRANKFURT A. M, 1. Januar (AP). Die Pläne von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) zur Kürzung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe sind auch in der CDU auf Widerspruch gestoßen. Der Hauptgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse, Franz Dormann, sprach von einem "schweren Affront" gegen Bundeskanzler Helmut Kohl. Auch der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Heiner Geißler, wandte sich gegen die von Waigel angekündigten Kürzungen im sozialen Bereich.
Waigel hatte am Mittwoch im Gespräch mit der Zeitung Augsburger Allgemeine angekündigt, er wolle die Sozialhilfe, das Arbeitslosengeld und die Arbeitslosenhilfe um je drei Prozent kürzen. An der Kürzung führe angesichts der staatlichen Finanznot kein Weg vorbei. Es sei kein "Anschlag auf den Sozialstaat", wenn versucht werde, die richtigen Proportionen zwischen Sozialhilfe und Arbeitslosengeld einerseits sowie dem Lohn für Arbeit andererseits wiederherzustellen.
Dormann wies darauf hin, Kohl habe betont, daß über die Streichliste noch nicht das letzte Wort gesprochen sei, und ausdrücklich eine sozial ausgewogene Einsparung versprochen. Waigel verstoße dagegen in krasser Weise, zumal er gleichzeitig eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte, Freiberufler und Selbständige ebenso ablehne wie eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende, sagte Dormann weiter der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Wenn diese Absichten verwirklicht werden, gibt es keine Gerechtigkeitslükke, dann wird ein tiefer Gerechtigkeitsgraben aufgerissen", betonte er.
Es sei unverantwortlich, wenn der Eindruck entstehe, bei den Schwächsten solle um drei Prozent gekürzt werden, während die Abgeordnetendiäten um 2,5 Prozent anstiegen. "Das kann niemand verstehen, und ich frage mich, wie Waigel als CSU-Chef das seiner Volkspartei erklären und damit mehrheitsfähig bleiben will", sagte Dormann. Auch das zentrale Argument, daß bei der Sozialhilfe gekürzt werden müsse, um das Lohnabstandsgebot zu wahren, treffe nicht zu. Nur bei acht Prozent der Sozialhilfeempfänger, Ehepaaren mit zwei oder mehr Kindern, sei dieser Abstand nicht gewahrt.
Der CDU-Politiker Geißler kommentierte: "Man kann nicht denen noch Geld wegnehmen, die ohnehin schon zuwenig haben." Es gebe Empfänger von Arbeitslosengeld, die weniger als die Sozialhilfe bekämen. Statt bei den "kleinen und kleinsten" Einkommen zu sparen, müsse über Einkommensgrenzen für Spitzenverdiener nachgedacht werden. "Es ist nicht einzusehen, warum Minister und Ministerpräsidenten, Intendanten und Direktoren auch noch Kindergeld bekommen müssen", meinte er weiter im Saarländischen Rundfunk. Wer 240 000 Mark im Jahr verdiene, dürfe für den Bau eines Eigenheims keine Steuervergünstigungen mehr erhalten. "Das ist zum Fenster hinausgeschmissenes Geld."
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler sagte, wer die Ärmsten der Armen auf diese Weise bestrafen wolle, habe das Gefühl für sozialen Anstand verloren, zumal gleichzeitig eine Senkung der Vermögenssteuern bei Unternehmen in Höhe von 4,5 Milliarden Mark in Kraft trete. Er forderte Waigel auf, seine Pläne aufzugeben. Er werde ohnehin dafür im Bundestag und Bundesrat keine Mehrheit finden. "Mit solchen Vorstößen wird nur das soziale Klima vergiftet und zugleich der angestrebte Solidarpakt torpediert", sagte Dreßler der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Der hessische CDU-Vorsitzenden Manfred Kanther sagte am Freitag in Wiesbaden: "Es ist geradezu geboten, das Verhältnis von Arbeitslohn, Lohnersatzleistungen und Sozialhilfe auf seine Gerechtigkeit hin zu überprüfen". Es sei "reiner Wunderglaube", die aktuelle Situation ohne den ungetrübten Blick in alle Nischen der Gesellschaft zu bewältigen. Daher sei es verdienstvoll, daß Waigel die Aufmerksamkeit auch auf den Sozialsektor gelenkt habe. Die deutschen Sozialleistungen seien einmalig in der Welt und deshalb auch unter Konkurrenzgesichtspunkten der Wirtschaftsstandorte zu überprüfen.
Aufgespießt
"Wir Bayern sind zwar national,
Im Herzen eher noch royal.
Doch weiß der Kopf: Das Kapital
Liegt in Europa: föderal." Aus einem elfstrophigen Gedicht "Ein Prosit auf den Binnenmarkt" des bayerischen Europaministers Thomas Goppel, das als Presseinformation am Silvestertag in München verbreitet wurde.
MOSKAU, 1. Januar (AP). Im russischen Atomkraftwerk Kursk ist es zu einem Störfall gekommen. Nach einer Meldung der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax vom Donnerstag wurde der dritte Reaktorblock der Anlage abgeschaltet, nachdem aus einer Turbine Dampf ausgetreten war. Es sei keine Radioaktivität entwichen, hieß es.
WASHINGTON, 1. Januar (dpa). Der weibliche Riesenpanda Ling-Ling, der über zwei Jahrzehnte die Besucher im Washintoner Nationalzoo erfreute, ist tot im Freigehege aufgefunden worden. Wie Zoodirektor Benjamin Beck mitteilte, war Ling-Ling mit 23 Jahren der älteste Panda, der außerhalb Chinas in einem Zoo lebte. "Das Personal des Zoos hat sich über zwei Jahrzehnte um die Gesundheit und das Wohlergehen von Ling- Ling bemüht, ihr Verlust trifft uns tief", sagte Beck. Ling-Ling war ein Geschenk der chinesischen Regierung aus Anlaß des historischen Besuchs von US-Präsident Richard Nixon in Peking im Jahre 1972. Nixon war es damals gelungen, den Prozeß zur Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zwischen Washington und Peking einzuleiten.
JERUSALEM, 1. Januar (dpa). Ultra-orthodoxe Juden haben am Jahresende in Jerusalem den Wagen von Oberbürgermeister Teddy Kollek in Brand gesetzt, um so gegen den Bau einer Straße zu protestieren, die über einen alten jüdischen Friedhof in Jerusalem führen soll.
Nach Angaben der Jerusalemer Polizei hatten sich rund 20 000 Demonstranten versammelt. In Sprechchören beschimpften sie das Stadtoberhaupt und drohten mit der Zerstörung aller archäologischen Ausgrabungen, sollte die Staße fortgeführt werden.
In Hamburg hatte es erst in diesem Jahr heftigen Streit um die Bebauung eines vor Jahrzehnten verkauften ehemaligen jüdischen Friedhofes im Stadtteil Ottensen gegeben. In diesem Fall hatte das Jerusalemer Oberrabbinat nach langwierigen Vermittlungen einen Kompromiß zwischen dem Bauunternehmen und orthodoxen Juden herbeiführen können.
SAN JOSÉ, 1. Januar (dpa). Einen großen Umweg hat unfreiwillig eine deutsche Touristin gemacht, die zu Silvester ihre Tochter in Costa Rica besuchen wollte. Wie am Donnerstag bekannt wurde, landete sie zwar wie gewünscht auf dem Flughafen von San José, aber nicht in Mittelamerika, sondern im US-Bundesstaat Kalifornien. Daß ein heimisches Reisebüro bei der Ausstellung der Flugtickets die namensgleichen Städte verwechselt hatte, fand die Frau erst nach der Übernachtung in einem Hotel heraus.
Nach Angaben von Hotelmanager Tom Chandler war die Maschine am Sonntag wegen schlechten Wetters mit mehrstündiger Verspätung in San José (Kalifornien) gelandet. In strömendem Regen und völliger Dunkelheit bat die Urlauberin, die nur Deutsch spricht, einen Taxifahrer, sie ins Hotel "Ritz-Carlton" zu bringen. Wegen der Verständigungsschwierigkeiten und verwirrt darüber, daß die Frau ihn mit costaricanischer Währung bezahlen wollte, setzte der Fahrer die Touristin schließlich in einem anderen Hotel ab, wo sich Chandler ihrer annahm. Klug wurde er aus ihr aber auch nicht: Er beherrscht zwar mehrere Sprachen, nicht jedoch die deutsche. Immerhin im Besitz eines Traveller-Schecks über 100 Dollar konnte die ahnungslose Frau wenigstens ein Hotelzimmer beziehen. Der Manager bat am nächsten Morgen in dem sicheren Gefühl, "daß hier etwas nicht stimmt", eine Angestellte deutscher Abstammung um Vermittlung. Als die Urlauberin sie nach der Busverbindung in eine Stadt fragte, die allerdings in Costa Rica liegt, klärte sich der Irrtum auf; die Deutsche fiel aus allen Wolken.
Nach einem Telefongespräch mit dem "Ritz-Carlton" im richtigen San José, wo die Tochter bereits seit Stunden voller Sorge auf ihre Mutter wartete, wurde ein neuer Flug gebucht. Inzwischen haben Mutter und Tochter ein Wiedersehen gefeiert.Eishockey
JUNIOREN-WM in Schweden Deutschland - USA 3:4 (0:2, 1:2, 2:0); Kanada - Finnland 3:2 (2:0, 0:1, 1:1); Schweden - Japan 20:1 (3:1, 9:0, 8:0), CSFR - Rußland 1:1 (1:0, 0:1, 0:0).
LONDON, 1. Januar (dpa). Zum ersten Mal seit dem Falkland-Krieg im Jahr 1982 wird in der kommenden Woche wieder ein britischer Minister Argentinien besuchen. Außenminister Douglas Hurd wird mit Präsident Carlos Menem und anderen Regierungsmitgliedern über das beiderseitige Verhältnis seit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen vor drei Jahren beraten.
LINDAU, 1. Januar (dpa). Der mit Haftbefehl gesuchte mutmaßliche Waffenhändler Gerd Kaden aus Dresden ist bei der Einreise nach Bayern am Lindauer Autobahnübergang gefaßt worden. Ein Sprecher der Grenzpolizei bestätigte am Donnerstag, Beamte hätten Kaden bei der Kontrolle erkannt. Der seit einer "Monitor"-Sendung vom Montag in die Schlagzeilen geratene ehemalige Hauptkommissar der DDR-Volkspolizei kam aus Zürich und war in Begleitung von Familienangehörigen sowie Bekannten.
Kaden wurde erst nach Kempten gebracht, wo ihm der Ermittlungsrichter den Haftbefehl eröffnete, dann nach Dresden überstellt. Auch Interpol Warschau hatte sich eingeschaltet.
Kaden hatte Journalisten des ARD-Magazins "Monitor", die sich als Kaufinteressenten ausgaben, in einem Dresdner Hotel die Lieferung von 15 Jagdflugzeugen vom Typ MiG 29 aus Beständen der ukrainischen Armee und von 15 Schnellbooten aus Polen sowie von Kriegsschiffen, Uran und Plutonium angeboten. Das Gespräch war mit einer versteckten Kamera aufgenommen worden.
NÜRNBERG, 1. Januar (dpa). Teuer kommt einen 22jährigen Nürnberger Studenten die Entsorgung seines Adventskranzes zu stehen. Der junge Mann verbrannte den Kranz in der Dachrinne vor seinem Fenster und setzte damit die Fassade des gesamten Hauses in Brand. Nach Polizeiangaben vom Donnerstag beläuft sich der Schaden auf 50 000 Mark.
PRAG, 1. Janur (dpa). Einem 20jährigen Deutschen, der nach tschechischer Darstellung einen schweren Grenzzwischenfall provoziert hat, ist es freigestellt worden, nach Deutschland auszureisen. Das erklärte am Donnerstag ein Polizeisprecher in Prag. Der Deutsche müsse aber mit einem Verfahren wegen Angriffs auf Amtspersonen rechnen. Bei dem Zwischenfall war in der Nacht zum Mittwoch seine 19jährige Begleiterin im Zollgrenzbezirk Varnsdorf - 24 Kilometer vom eigentlichen Grenzübergang zu Deutschland entfernt - von tschechischen Zollbeamten erschossen worden.
Der 20jährige habe trotz Aufforderung nicht angehalten und versucht, einen der Beamten zu überfahren, berichtete die Prager Nachrichtenagentur CTK. Daraufhin sei nach Warnschüssen das Feuer eröffnet worden. Die Beifahrerin sei sofort an ihren Schußverletzungen gestorben. Der Fahrer hat nach eigenen Angaben an einen Überfall geglaubt. Dagegen berichtete CTK, daß die uniformierten Beamten als Zöllner erkennbar gewesen seien.
Die für den Bezirk zuständige Polizei in Ceska Lipa (Böhmisch Leipa) sagte, es werde untersucht, ob der Waffeneinsatz gerechtfertigt gewesen sei.
Eishockey SPENGLER-CUP in Davos, Finale: Team Canada - Färjestads BK 6:5 (1:1, 2:2, 2:2, 1:0) n.V.
SCHWERIN, 1. Januar (dpa). Bei einem schweren Zugunglück in der Nähe von Schwerin ist am Donnerstag der 53jährige Lokführer des D-Zuges Rostock- Leipzig ums Leben gekommen. Neun Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, als der mit 34 Personen besetzte D- Zug im Bahnhof Holthusen in eine Rangierlok raste. Ursache des Unglücks war nach Angaben der Reichsbahn menschliches Versagen des Fahrdienstleiters.
Wie ein Sprecher der Reichsbahn mitteilte, hatte der Fahrdienstleiter die um diese Zeit täglich von dem D-Zug befahrene Strecke für die Rangierlock freigegeben. Der Fahrer der Rangierlok sowie der Rangierleiter konnten kurz vor dem Aufprall abspringen. Die Lokomotive des D-Zuges hatte sich mit einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern in die Rangierlok gebohrt und diese rund 300 Meter weitergeschoben. Beide Loks wurden völlig zerstört, ebenfalls die Gleisanlage im Unfallbereich. Fünf Waggons entgleisten. Der Schaden beträgt nach Angaben des Bahnsprechers mehrere Millionen Mark. Die Aufräumungsarbeiten, bei der Oberleitungen abgebaut und Waggons auseinandergeschweißt werden müssen, dauern voraussichtlich bis zum heutigen Samstag.
Die Fahrgäste des verunglückten Schnellzuges wurden größtenteils mit Personenwagen nach Ludwigslust gebracht, um dort den wartenden D-Zug von Hamburg nach Leipzig zu erreichen. Die für Stunden gesperrte Bahnlinie Schwerin-Ludwigslust in Richtung Berlin und Leipzig konnte am Donnerstag Mittag wieder freigegeben werden. Gesperrt blieb wegen der Aufräumungsarbeiten die Nahverkehrsstrecke Schwerin-Hagenow. Schnellzüge in Richtung Hamburg-Kiel wurden noch umgeleitet.
Hauke Fuhlbrügge und Torsten Trampeli (beide ESC Erfurt) heißen die Sieger der Wertungsläufe über fünf beziehungsweise zehn Kilometer beim 19. Erfurter Silvesterlauf. Fuhlbrügge gewann auf der kurzen Strecke in 14:27 Minuten vor Uwe Emmerling (USV Halle). Über zehn Kilometer erwies sich der einstige Geher Trampeli (gemeinsam mit Fuhlbrügge wechselte er vor kurzem vom TSV Erfurt zum ESC) in 28:51 als der Schnellste. Platz zwei belegte Leo Sobanski (29:03, VSK Strahov/CSFR).
Die Wettbewerbe der Frauen gewannen über fünf Kilometer Nancy Brozia (TSV Erfurt/17:25) und über zehn Kilometer Grazyna Kowina (Strzelcow/Polen/32:02). Insgesamt waren mehr als 600 Läufer am Start. dpa
ALGIER, 1. Januar (dpa/Reuter). Ein zum Islam übergetretener Franzose ist von einem algerischen Gericht wegen Verschwörung zum Tode verurteilt worden. Das Pariser Außenministerium lehnte eine Erklärung mit dem Hinweis ab, es handele sich um eine "Sache der algerischen Justiz", die noch eine zweite Instanz zulasse. Roger-Didier Guyan war im Juni 1991 bei Streikaktionen der Muslim-Fundamentalisten verhaftet worden. Der 43jährige führte Waffen, Sprengstoff und Handbücher für den Partisanenkrieg mit sich. In Algerien hat Guyan den Namen Abdelkarim angenommen. Ein Gericht in Tiaret südwestlich von Algier verurteilte ihn wegen Verschwörung und Vorbereitung eines Blutbades zum Tode. Vier Mitangeklagte erhielten Haftstrafen von fünf beziehungsweise acht Jahren.
Guyan ist in einer Sozialbausiedlung in Houilles bei Paris aufgewachsen. In seiner Jugend kam er mehrfach mit der Justiz in Berührung. Später heiratete er eine in Frankreich lebende Algerierin, trat zum Islam über und zog nach Algerien, um den Muslim-Fundamentalisten zu helfen. Staatschef Ali Kafi bekräftigte am Donnerstag die Entschlossenheit der Streitkräfte, "alle Terrorismusherde in Algerien zu zerstören". Er unterstrich den "republikanischen Charakter" der Streitkräfte, die seit den Unruhen von 1988 dreimal "gemäß der Verfassung unter Achtung der Rechtsformen und der geltenden Gesetze" in das öffentliche Leben eingegriffen hätten. Seit der vom Militär erzwungenen Absetzung von Staatschef Chadli Bendjedid vor einem Jahr wurden sein Nachfolger Mohamed Boudiaf sowie mehr als 250 Polizisten und Soldaten bei Attentaten getötet. Am 9. Februar wurde der Ausnahmezustand verhängt. In Algier kursieren Gerüchte, denen zufolge der Ausnahmezustand nach Ablaufen der Einjahresfrist nicht verlängert werden soll und die Regierung eine Verfassungsreform vorbereitet.
Die algerische Polizei hat zahlreiche Mitarbeiter staatlicher Unternehmen unter dem Verdacht festgenommen, Sprengstoff an moslemische Untergrundkämpfer weitergegeben zu haben.
BRASILIA, 1. Januar (AFP). Der wegen Korruption als Präsident Brasiliens verurteilte Politiker Fernando Collor de Mello darf das Land nur mit Genehmigung des Obersten Bundesgerichtes verlassen. Das entschied der Richter des Obersten Gerichts, Sepulveda Pertence, zum Jahresende. Collors Verteidiger hatte am Dienstag nach dem Rücktritt des Staatschefs angekündigt, der 43jährige werde das Land verlassen. Dies war jedoch wenig später von Collors Sprecher dementiert worden.
Das Oberste Gericht lehnte einen Antrag der Staatsanwaltschaft ab, die drei Hauptverdächtigen in dem Korruptionsskandal in Untersuchungshaft zu nehmen. Der Richter warnte jedoch, der mutmaßliche Drahtzieher Paulo Cesar Farias, der Privatsekretär des Ex-Präsidenten, Claudio Vieira, sowie der Kraftfahrer Roberto Carlos Maciel und Collor de Mello selbst könnten in Untersuchungshaft genommen werden, wenn sich neue Indizien ergäben oder Fluchtgefahr bestünde.
OSNABRÜCK (AFP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat gefordert, die Gleichberechtigung der Frauen im Grundgesetz "umfassender und eindeutiger" zu regeln. Die Verfassungskommission müsse sich für entsprechende Korrekturen einsetzen, sagte die CDU-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung. Es sei unerträglich, daß bei nahezu jeder frauenfördernden Maßnahme gleich die Gerichte eingeschaltet würden. Die jetzt bestehenden Unsicherheiten bei der Rechtsauslegung müßten dringend beseitigt werden. Die CDU-Politikerin kritisierte auch, daß Kindererziehung und Pflegeleistung in der Familie noch nicht mit der Erwerbsarbeit gleichgestellt seien. Sie beklagte ferner, daß im Prozeß der deutschen Einigung Regelungen der DDR, wie die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, auf der Strecke geblieben seien. Es müßten neue Strategien entwickelt werden, um Frauen vor Arbeitslosigkeit zu bewahren und sie schnell wieder ins Berufsleben einzubinden.
PARIS, 1. Januar (AFP). Der Fund der sogenannten "Judenkartei" vor einem Jahr im französischen Ministerium für ehemalige Kriegsteilnehmer war ein Irrtum. Mit dieser überraschenden Erklärung stellte Bildungs- und Kulturminister Jack Lang jetzt in Paris klar, daß es sich entgegen früheren Informationen nicht um das verschollene Verzeichnis der jüdischen Bevölkerung des Pariser Raums handelt, das die französische Polizei auf Befehl der deutschen Besatzungsbehörden vom September 1940 an zusammengestellt hatte, sondern um die Kartei mit Namen von Opfern der Judenverfolgung.
Ein Historikerausschuß habe inzwischen Beweise dafür, daß die verlorene "Judenkartei" am 15. und 16. November 1948 und zwischen dem 20. und 27. Dezember 1949 vernichtet worden sei, sagte Lang. Die Entdeckung des Verzeichnisses, das die französische Beihilfe bei der Verschleppung Zehntausender Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager des Zweiten Weltkriegs dokumentiert, war im November 1991 von dem als "Nazijäger" bekannten französischen Rechtsanwalt Serge Klarsfeld bekanntgegeben worden. Der Staatssekretär für ehemalige Kriegsteilnehmer, Louis Mexandeau, hatte die Entdeckung in den Archiven seines Ministeriums bestätigt.
Der Präsident des "Conseil Superieur des Archives de France", René Remond, versichert in einem Schreiben an Lang, daß die gefundene Kartei "nie versteckt" gewesen sei. Sie habe stets zur Zahlung von Entschädigungen an seinerzeit festgenommene und deportierte Juden gedient. Das Pariser Nachrichtenmagazin L'Express schrieb in seiner Silvester-Ausgabe, Präsident François Mitterrand, Lang, Mexandeau sowie Klarsfeld seien bereits im Juli von dem Irrtum in Kenntnis gesetzt worden. Die Information sei jedoch geheimgehalten worden, um wenige Tage vor dem 50. Jahrestag der großen Pariser Judenrazzia das Klima nicht anzuspannen und um der rechtsextremistischen Presse keine Argumente zu liefern.
SOFIA, 1. Januar (AFP/AP). Der kommunistische Ex-Ministerpräsident Bulgariens, Andrej Lukanow, ist zum Jahresende aus Krankheitsgründen aus der Vorbeugehaft entlassen worden. Das meldete die Nachrichtenagentur BTA. Lukanow, der 1990 zwei reformkommunistische Regierungen geleitet hatte, leidet an Blutkrebs. Ihm wird vorgeworfen, unrechtmäßig Gelder an "terroristische" Staaten oder an kommunistische Parteien in Entwicklungsländern umgeleitet zu haben.
Gleichzeitig wurde mit der Wahl des 67jährigen Wirtschaftswissenschaftlers Ljuben Berow die Regierungskrise beendet. Er war von der kleinen Bewegung für Rechte und Freiheit vorgeschlagen worden, da die Kandidaten der großen Parteien jeweils durchgefallen waren. Anschließend konnte Berow im Parlament seine Ministerliste vollständig durchsetzen. Alle Minister treten im Kabinett als Parteilose auf.
FAIZABAD, 1. Januar (AFP). Zu heftigen Zusammenstößen zwischen jungen Moslems und Hindus ist es am Jahresende in der nordindischen Stadt Faizabad gekommen, als rund 400 islamische Gläubige versuchten, zu der von radikalen Hindus zerstörten Moschee von Ayodhya zu marschieren. Dabei wurden Augenzeugen zufolge zahlreiche Menschen zum Teil schwer verletzt.
Begonnen hatten die Auseinandersetzungen, nachdem die Moslems eine Straßensperre der Polizei durchbrochen und parkende Autos beschädigt hatten. Ortsansässige Hindus versuchten, sie zu stoppen, woraufhin sich beide Gruppen eine Stunde lang mit Steinen und anderen Geschossen bewarfen. Die Polizei verhängte eine eintägige Ausgangssperre über die Stadt. Die Situation sei inzwischen unter Kontrolle, sagte ein Polizeisprecher.
Ein indisches Gericht hat am Freitag den Hindus erlaubt, sich in der Nähe ihres auf der Ruine der zerstörten Moschee von Ayodhya errichteten provisorischen Tempels zu Gebeten zu versammeln. Mit dieser Entscheidung hob das Gericht des nordindischen Bundesstaates Uttar Pradesh eine Entscheidung der Bundesregierung in Neu Delhi auf. Diese hatte am Montag zwar zunächst entschieden, daß Hindus neben der zerstörten Moschee beten dürften, nach heftigen Protesten der Moslems und verschiedener Parteien am folgenden Tag aber ein Verbot für Gebete auf dem Gelände verhängt.
NEW YORK. Der Architekt Leonard Jacobson, der maßgeblich am Umbau des Louvre und der Konstruktion der Pyramide in Paris beteiligt war, ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Er war seit 1953 einer der engsten Mitarbeiter von I. M. Pei und beteiligte sich am Bau des Ostflügels der National Gallery in Washington und des Westflügels des Kunstmuseums in Boston. Jacobson wurde 1921 in Philadelphia geboren und studierte Architektur an der Universität von Pennsylsvania. afp
PARIS, 1. Januar (AFP). Der französische Präsident François Mitterrand hat sich für eine militärische Intervention in Bosnien-Herzegowina ausgesprochen, sollte die Jugoslawien-Konferenz am heutigen Samstag in Genf scheitern.
Mit der Intervention unter UN-Führung sollten der Luftraum über Bosnien freigehalten und Wege zu den Flüchtlingslagern und "Märtyrerstädten wie Sarajewo" freigekämpft werden, sagte Mitterrand in seiner Neujahrsansprache im Fernsehen. Frankreich werde aber nur zustimmen, wenn die UN die Verantwortung übernähmen und wenn die USA und Europa sich an der Aktion beteiligten. Frankreich habe bereits mehr als 5000 Blauhelme in Ex-Jugoslawien stationiert.
Die Befürwortung eines militärischen Eingreifens durch französische Politiker des linken wie des rechten Lagers hat in der Bevölkerung ein breites Echo gefunden. Wie eine am Donnerstag in der Zeitung Le Parisien veröffentlichte Umfrage ergab, befürworten 76 Prozent der Franzosen eine Intervention zum Schutz von Hilfstransporten, 70 Prozent zur Durchsetzung einer Waffenruhe und 61 Prozent zur Trennung der Kriegsgegner. Türkei drängt auf Eingreifen
öhl ATHEN. Der türkische Außenminister Hikmet Cetin hat in Ankara gefordert, die Völkergemeinschaft müsse ihren klaren Willen zeigen, gegen die Serben militärische Gewalt anzuwenden. Die Verantwortlichen in Belgrad verstünden "keine andere Sprache als die der Gewalt". Das Zögern des Auslands, militärisch einzugreifen, habe bereits 130 000 Bosnier das Leben gekostet. Die Türkei hat während der vergangenen Monate mehrfach eine Militäraktion und die Aufhebung des gegen Bosnien-Herzegowina verhängten Waffenembargos gefordert.
Unterdessen warnte UN-Generalsekretär Butros Ghali wieder vor einer übereilten Militäraktion. In einem Brief an den UN-Sicherheitsrat äußerte er "große Besorgnis über das zunehmende Drängen auf ein militärisches Eingreifen". Ghali appellierte an den Sicherheitsrat, zunächst den Ausgang der Friedensbemühungen in Genf abzuwarten.
(Weitere Berichte auf Seite 2)
LANGEN. Zwei Jugendliche haben am Mittwoch abend in der Stadt Langen einen Taxifahrer überfallen, dem Mann 370 Mark geraubt und sind nach Auskunft der Polizei anschließend mit dem Taxi geflohen.
Wie die Polizei in Offenbach mitteilte, hatten sie sich zuvor durch die Stadt fahren lassen. Am genannten Ziel angekommen, hätten die beiden den Fahrer mit einer Pistole bedroht, das Geld gefordert, den Fahrer zum Aussteigen gezwungen und seien mit der Taxe weggefahren. Der Wagen wurde laut Polizei später leer auf einem Feldweg gefunden. Nach den 17 und 19 Jahre alten Jugendlichen fahndet die Polizei. lhe
BONN, 1. Januar (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) will eine Grundsatzdebatte über die elektronischen Medien in Gang setzen. Dem privaten Rundfunksender "Hundert, 6" sagte Kohl nach Angaben des Senders, eine Diskussion über die Medienordnung sei "überfällig". Der Einfluß der Bürger und Beitragszahler auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sei "nahezu Null", die Kontrolle der Sender durch die zuständigen Gremien sei "immer weiter zurückgegangen". Es gehe ihm nicht um einen "Anschlag auf die Meinungsfreiheit", sondern um die Frage, ob das bisherige System das richtig sei.
Eine Debatte darüber werde aber totgemacht, "weil einige Leute sich hier eine Macht anmaßen, die in der Verfassung nicht vorgesehen ist", so Kohl.
WARSCHAU, 1. Januar (Reuter). Die polnische Regierung hat sich mit Vertretern der streikenden Kohlebergleute auf ein Abkommen verständigt, mit dem der Ausstand nach mehr als zwei Wochen beendet werden könnte. Wie die Nachrichtenagentur PAP zum Jahresende in Warschau meldete, unterzeichneten beide Seiten ein Protokoll, in dem alle 23 Forderungen der Kumpel behandelt seien. Nähere Einzelheiten der Einigung wurden nicht mitgeteilt.
An den Streiks in 65 oberschlesischen Bergwerken hatten sich seit dem 14. Dezember rund 300 000 Kumpel beteiligt.
BELFAST, 1. Januar (Reuter). Mitglieder der irischen Untergrundorganisation IRA haben Donnerstag früh in Belfast einen 23jährigen Soldaten auf Heimaturlaub erschossen. Seine Mutter und seine Frau waren Zeuge.
MÜNCHEN, 1. Januar (dpa). Zwei schwere Explosionen in einem Heizkraft im Münchner Süden haben am Donnerstag nachmittag Schaden in Millionenhöhe angerichtet. Als Ursache ermittelte die Polizei einen technischen Defekt. Von den acht Arbeitern, die Dienst hatten, wurde keiner verletzt. Über zwei Stunden bestand akute Explosionsgefahr, da das Heizkraftwerk mit Erdgas befeuert wird.
Die erste Explosion hatte sich um 13.45 Uhr im obersten Geschoß der Anlage in rund 60 Metern Höhe ereignet. Durch die Detonation wurde ein Teil der Fassade nach außen gedrückt. Gebäudeteile lagen in weitem Umkreis zerstreut am Boden. Beim Eintreffen der ersten Löschzüge gab es eine zweite Explosion im Kesselhaus des Kraftwerks. Es brach ein Feuer aus, das weit über 100 Feuerwehrleute bekämpften. Aus Sicherheitsgründen evakuierte die Polizei mehrere umliegende Gebäude. Ursache der Explosionen ist nach den bisherigen polizeilichen Ermittlungen ein technischer Defekt in einer sogenannten Vorwärmepumpe, die im Keller zu glühen anfing und in die oberen Geschosse "glühende Luft", so ein Polizeisprecher, transportierte. Der Sprecher betonte, die Wärmeversorgung für den Münchner Süden sei durch das Unglück nicht beeinträchtigt. Rumänische Stadt ohne Heizung
BUKAREST (Reuter). Die mehr als 100 000 Einwohner der nordrumänischen Stadt Suceava haben nach der Explosion in einem Heizkraftwerk den Jahreswechsel in der Kälte verbringen müssen. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, ereignete sich die Explosion aus noch unbekannter Ursache am Mittwoch abend. Es gebe wenig Hoffung, daß das Heizsystem vor dem 2. Januar wieder arbeite, hieß es.
ACCRA, 1. Januar (Reuter). Die von der Opposition boykottierte Parlamentswahl in Ghana haben die Anhänger von Präsident Jerry Rawlings klar gewonnen. Wie die Wahlkommission in Accra am Jahresende mitteilte, entfielen von den 178 ausgezählten Wahlkreisen 171 auf Rawlings Partei Nationaldemokratischer Kongreß. Insgesamt hat das Parlament 200 Sitze.
KIEW (rtr/dpa). Die Ukraine hat das mit Rußland vereinbarte Schuldenabkommen wieder gekündigt. Kiew werde Moskau nicht wie geplant seinen Anteil an den ausländischen Verbindlichkeiten und Vermögenswerten der ehemaligen Sowjetunion zur Verwaltung übertragen, heißt es in einer Note an das russische Außenministerium. Rußland habe entgegen der Absprache keine umfassenden Informationen über Schulden und Vermögen zur Verfügung gestellt, sagte Vize- Finanzminister Sergej Terjochin.
In der Note erklärt die Ukraine allerdings die Bereitschaft zu erneuten Gesprächen. Ihr Anteil an den rund 70 Milliarden Dollar Auslandsschulden der ehemaligen Sowjetunion liegt bei 16,4 Prozent. Die Alleinvertretung durch Rußland ist eine wesentliche Forderung der westlichen Gläubiger für ein durchgreifendes Umschuldungsabkommen. Unmittelbar vor dem Jahreswechsel stellten die westlichen Banken einen solchen Pakt noch für den Januar in Aussicht, nachdem die Gläubigerstaaten Moskau bereits ein Angebot unterbreitet hatten.
WASHINGTON, 1. Januar (Reuter). Die US-Regierung hat libysche Bargeldguthaben in Höhe von 260 Millionen Dollar bei Banken eingefroren. Wie aus Regierungskreisen in Washington zum Jahresende verlautete, soll Libyen damit für seine Unterstützung des internationalen Terrorismus' bestraft werden. Die Maßnahme sei ergriffen worden, nachdem über die New Yorker Filiale der Arab Banking Corp mehrfach Bargeld nach Libyen transferiert worden sei.
Die US-Regierung hat nach dem Bombenanschlag auf eine von US-Soldaten besuchte Diskothek in Berlin 1986 umfangreiche Sanktionen gegen Libyen verhängt, das Drahtzieher des Anschlags sein soll. Seitdem sind in den USA bereits Bargeld- und Immobilienguthaben im Wert von rund 950 Millionen Dollar eingefroren worden. Die Arab Banking Corp hat den Angaben zufolge mit den Behörden zusammengearbeitet und steht nicht im Verdacht illegaler Handlungen.
Libyens Staatschef Moammar El-Gaddhafi hat dem Westen die Schuld an dem Absturz eines Verkehrsflugzeugs gegeben, der vor wenigen Tagen 150 Menschen das Leben gekostet hat.
BELGRAD, 1. Januar (Reuter). Die Serben werden sich nach den Worten ihres Präsidenten Slobodan Milosevic verteidigen, falls sie angegriffen werden. "Ich hoffe, Europa stoppt die Operation, die sich zu einer neuen Tragödie entwickeln könnte, die noch immer zu vermeiden ist", sagte Milosevic der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. Er reagierte damit offensichtlich auf Überlegungen der USA und in einigen Hauptstädten Europas, wo eine Militärintervention zur Eindämmung des Bosnien-Konflikts nicht mehr ausgeschlossen wird.
In dem Konflikt gebe es keine einseitige Schuld, sagte der Präsident, der als treibende Kraft hinter den Vorstellungen von einem Großreich Serbien gilt. In Bosnien könnten die Menschen friedlich miteinander leben. Aber es sei keinem Serben zumutbar, unter islamischem Recht zu leben. Die Schaffung eines Moslem- Staates mitten in Europa und im Zentrum von Jugoslawien wäre ein großer politischer Fehler, sagte Milosevic.
Die jugoslawische Volksarmee ist nach den Worten von Generalstabschef General Zivota Panic bereit, jede mögliche militärische Intervention des Westens zurückzuschlagen. Panic räumte im Gespräch mit Journalisten ein, daß die Gefahr eines solchen militärischen Eingreifens gewachsen sei. Man müsse der Welt aber sagen, daß dies ein "neuer Genozid" (Völkermord) werden würde. "Dem werden und können wir nicht zustimmen." Auch habe der Westen offenbar vergessen, daß die Serben bereit seien, ihr Vaterland zu verteidigen. Man werde auch nicht zulassen, daß die Serben in Kroatien oder Bosnien Opfer eines "Genozids" würden. Die USA haben bereits Angriffe gegen serbische Flughäfen zur Erzwingung des von den UN über Bosnien verhängten Flugverbots als Möglichkeit ins Gespräch gebracht.
Der Chef der Serben Bosniens, Radovan Karadzic, hat nach eigenen Angaben ein sofortiges Flugverbot für alle serbisch-bosnischen Kampfflugzeuge angeordnet. In einem Schreiben, das am Donnerstag per Fax an den britischen Premier John Major verschickt wurde, heißt es weiter, die Anordnung gelte nicht für den Einsatz von Hubschraubern, die für humanitäre Rettungsaktionen benötigt würden.
Unterdessen bemühte sich der vom Belgrader Bundesparlament abgesetzte jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic in den USA um die Verhinderung einer internationalen Militärintervention in Bosnien.
Auch in der Silvesternacht haben in einigen Teilen Bosniens die Kämpfe angedauert. Nach Angaben des kroatischen Rundfunks gab es heftige serbische Angriffe auf die nordbosnische Stadt Gradacac, die von Moslems und Kroaten gehalten wird. Südlich und östlich von Gradacac kamen auch die Städte Teslic und Tuzla unter serbischen Artilleriebeschuß. Die Nacht in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo verlief dagegen ruhiger. Erst am Neujahrstag wurde die Stadt wieder heftiger beschossen. Bosnische Gefangene in Bayern
NÜRNBERG (AP/dpa). Insgesamt 89 ehemalige bosnische Gefangene sind am Donnerstag vormittag auf dem früheren US-Flugplatz in Feucht bei Nürnberg eingetroffen. Der Transport von 6000 weiteren Flüchtlingen soll noch in diesem Monat beginnen, wie das bayerische Sozialministerium mitteilte.
Die Flüchtlinge werden auf verschiedene Bundesländer verteilt. Als Kriterien für die Zuweisungen galten ausschließlich familiäre Bindungen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Viele von den jetzt eingetroffenen Bosniern hätten Angehörige, die in Deutschland leben.
Die jetzt eingetroffenen 89 Flüchtlinge sind Teil eines Ende November vereinbarten Kontingents von 1000 Bosniern, die in Deutschland bereits aufgenommen worden sind oder noch erwartet werden.
"Den Kriegstreibern und Banditen muß das Handwerk gelegt werden." Mit diesen Worten hat der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, die Völkergemeinschaft zu einer "humanitären Einmischung" im ehemaligen Jugoslawien in seiner Silvesterpredigt aufgefordert.Rostock droht Hallensperre Schiedsrichter von Zuschauerin geschlagen
Für den Handball-Bundesligisten HEC Rostock wird die 22:27-Niederlage am Mittwoch in eigener Halle gegen TuRU Düsseldorf noch ein Nachspiel haben. Nach Tumulten mußte das Schiedsrichter-Gespann Lienhop/Meuler unter Polizeischutz abgeführt werden, dem Tabellenletzten droht nun sogar eine Hallensperre. Referee Meuler meinte anschließend: "Soviel Angst habe ich noch nie gehabt. Und ich pfeife schon 20 Jahre."
Negative Höhepunkte waren die Ohrfeige einer unzufriedenenen Zuschauerin für Schiedsrichter Lienhop sowie die verbale Entgleisung von Rostocks Spieler Holger Langhoff. Der ehemalige DDR- Auswahlspieler nannte Schiedsrichter Meuler einen "Scheißkerl" und muß nun mit einer Spielsperre rechnen.
Die negativen Vorfälle wurden von den beiden Unparteiischen in den Spielbericht aufgenommen. Deshalb muß sich der Deutsche Handball-Bund (DHB) mit der Angelegenheit beschäftigen. Während sich die Rostocker noch lange Zeit nach dem Spiel nicht beruhigen konnten, war der Jubel im Düsseldorfer Lager groß. sid
Das Team Canada hat zum viertenmal nach 1984, 1986 und 1987 das traditionelle Eishockey-Turnier um den Spengler-Cup gewonnen. Die Nordamerikaner bezwangen im spannenden Finale der 66. Austragung Schwedens Vertreter Färjestads BK nach "sudden death" 6:5 (1:1, 2:2, 2:2, 1:0). Das Siegtor erzielte nach 3:47 Minuten der Verlängerung Fabian Joseph. Das Team Canada erhielt für seinen Erfolg eine Prämie von umgerechnet 45 000 Mark.
Der deutsche Bundesligist EC Hedos München hatte sich am Mittwoch mit einer Glanzleistung verabschiedet. Die Mannschaft von Trainer Hardy Nilsson rang Pokalverteidiger ZSKA Moskau 4:3 (1:2, 1:1, 2:0) nieder, der damit als Tabellendritter (4:4 Punkte) vor München (4:4) das Finale verpaßte. sid
Als erster Afrikaner gewann Simon Chimwoyo aus Kenia den zum 68. Mal ausgetragenen Silvester-Lauf in den Straßen von Sao Paulo. Der 24jährige Chimwoyo siegte über die 15 km lange Distanz im Feld von insgesamt 11 000 Läufern aus zehn Ländern im Spurt in 44:08 Minuten vor dem Mexikaner Arturo Barrios, der neun Sekunden zurücklag.
Hinter Barrios, der diesen Wettbewerb bereits zweimal gewann und den Weltrekord über 10 000 m hält, lagen die Brasilianer Johnny Pazin (44:55) und Cordero de Lima (45:02). Barrios sah bei einem Vorsprung von 400 m schon wie der Sieger aus. Aber Simon Chemwoya kämpfte sich wieder an Barrios heran.
Bei den Frauen gewann zum dritten Mal die Mexikanerin Maria del Carmen Diaz. Sie wurde mit genau 54 Minuten gestoppt, die Brasilianerin Carmen Furtado de Oliveira als Zweite hatte einen Rückstand von 19 Sekunden.
Hans-Peter Tiedje und Katharina Janicke vom LCO Wiesbaden haben den 16. Silvestercross in Bad Kreuznach unter 300 Athleten aus mehreren Nationen gewonnen.
In der neuen Rekordzeit von 32:56 Minuten für die 11,2 km lange Strecke gewann der Argentinier Marcello Cascabello den Silvesterlauf im schwäbischen Bietigheim vor den Deutschen Johann Schondelmayer (Ludwigshafen/33:33) und Carsten Arndt (Hanau/33:36), der im Vorjahr erfolgreich war.
Mit dem ersten Sieg von Jens Wilky und dem fünften Erfolg von Sigrid Wulsch endete der Silvesterlauf von Verl über 15 km nach Soest. Bei der größten derartigen Veranstaltung in Europa siegte der 22 Jahre alte Dortmunder Jens Wilky in 45:26 Minuten.
Bei den Frauen wiederholte Sigrid Wulsch aus Menden ihren Sieg von 1991 und verwies in 54:01 Minuten ihre Klubkameradin Andrea Wever (55:52) auf Platz zwei.
Mit 4100 Teilnehmern, die der Kinderkrebshilfe rund 75 000 Mark bescherten, verzeichneten die Organisatoren einen Rekord. sid/dpa
SILVESTERLAUF von Verl nach Soest (15 km): Männer: 1. Wilky (Dortmund) 45:26 Minuten, 2. Langfeld (Wipperfürth) 46:24, 3. Weyts (Menden) 46:50.
Frauen: 1. Wulsch 54:01 Minuten, 2. Wever (beide Menden) 55:52, 3. Drescher (Hagen) 56:14.